Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 23

Thema: Das Ferres

  1. #1
    emergency induction port Avatar von Aquarius
    Registriert seit
    19.06.2008
    Ort
    NRW
    Beiträge
    3.591

    Standard Das Ferres

    "Das Ferres" ist eine Mischung aus Edelrestaurant, Fitnessstudio, Massagesalon und Bordell, das im Grunde nur für Gäste zugänglich ist deren Einkommen die Grenze von zehntausend Credits übersteigt. Wenn jedoch einer der Stammgäste für einen bürgt, sich anhand der Preise das Geld irgendwie zusammenkratzt oder vorzuweisen hat, dass man mit der Geschäftsleitung oder einem Teil des Personals (Vermittler oder Berater) verabredet ist, erhält man auch als Außenstehender Zutritt, solange man sich zu benehmen weiß und nicht gedenkt, seinen Dreck mit nach drinnen zu tragen. Bildlich gesprochen.

    Der Service ist durchweg gut, das Personal freundlich und die Inneneinrichtung geschmackvoll asarisch angehaucht.

    Die Besitzerin des Ferres, eine Asari mit dem Namen Lianna Ferres, erscheint innerhalb des Restaurants gerne selbst an den Tischen ihrer Gäste, um sich über deren Wohlergehen zu informieren und überlässt ihre Geschäfte außerhalb der offiziellen Geschäftsleitung dem Volus Esrin Verianes, einem Cousin der Familie.

    Lianna und Larenia Verianes sind eng miteinander befreundet, was sich wohl auch darin ausdrückt, dass es ihr gestattet ist, zehn Söldner des Reson Security Service zu beschäftigen.

    (Vielen Dank an Rafael für die ausführliche Beschreibung.)

  2. #2
    Newbie Avatar von Rhyn'Navras vas Saralesca
    Registriert seit
    28.08.2008
    Ort
    Omega
    Beiträge
    39

    Standard

    The Black Hole >>>> Das Ferres, außen

    Uhrzeit: 12:26 Uhr

    Rhyn spürte die milde, aber erfrischend kühle Brise nicht, die sanft durch die abgeschiedene, geisterhaft menschenleere Allee rauschte, doch ihre empfindlichen, wachsamen Ohren vernahmen das angenehme Rascheln der saftig grünen, prächtig gedeihenden Baumkronen der hoch aufragenden Sommerlinden, welche die in einer Kurve verlaufende Straße beidseitig säumten. Dem wolkenlosen, klaren Himmel, der in ein zartes Hellbau gehüllt die elysianische Sonne beherbergte, schenkte die konzentrierte, tief in Gedanken versunkene Quarianerin jedoch keine Beachtung, als sie schweigend den grau gepflasterten Bürgersteig entlang schritt und dem monotonen Klirren ihrer silbernen Metallstiefel lauschte.

    "Wir sind gleich da", kreuzte es ihre trockenen, angespannt aufeinandergepressten Lippen, als sie einen flüchtigen Blick zu Jack warf, der, von der unerträglichen Hitze und der schwülen, stickig-feuchten Luft gebeutelt, mühselig mit ihr Schritt zu halten versuchte; Rhyn aber, durch ihren intelligenten, Temperatur regulierenden Enviro-Schutzanzug hermetisch von der Außenwelt abgeschnitten, machte die Hitze keineswegs zu schaffen. Ein schweres und resigniertes Seufzen wallte in Jacks muskulöser Brust auf und entwich ihm offenkundig unbeabsichtigt, wie ein verunsicherter, rascher Blick auf seine Begleiterin verriet, die sich allerdings wieder von seinem mit klebrigem und salzigem Schweiß übersäten Gesicht abgewandt hatte, doch schon wenige Augenblicke später zierte ein neugieriges und vorfreudiges Lächeln seine Mundwinkel, als konnte er das neue Abenteuer kaum mehr erwarten.

    Uhrzeit: 12:28 Uhr

    Als das skurrile Paar Das Ferres nach wenigen Minuten endlich erreichte, erstreckte sich vor ihnen ein kreisrunder, zweistöckiger Gebäudekomplex, der, von blütenweißem Marmorgestein ummantelt, über einen schmalen Weg aus feinen, geschliffenen Marmorkieselsteinen zugänglich war, die unter Rhyns harten Metallsohlen befremdlich knirschten. Über der aus edlem Magnolienholz gezimmerten Eingangstür lud ein prunkvolles Messingschild in Das Ferres ein, das von zwei ausdruckslos in die Ferne starrenden, stumm ein schussbereites Sturmgewehr in den dreikralligen Pranken haltenden Turianern bewacht wurde.

    "Um auf deine Frage zurückzukommen...", wisperte Rhyn leise, "...die Verianes Entertainment Group betreibt nach Außen hin eine Clubentertainmentkette, die größtenteils die intergalaktische High Society mit Ausschank, Glücksspiel, Wellness, Halluzinogenen und Sex bei Laune hält. In Wahrheit aber bezieht sie ihre Einnahmen über schmutzige Geldwäsche und den Handel von Informationen - Informationen, die auch Finley betreffen könnten."

    Jack, die rauen Lippen noch immer zu einem kecken Grinsen verzogen, nickte ihr schweigend zu.

    "Ich habe der VEG in der Vergangenheit regelmäßig exklusive Informationen verkauft - ich bin Informationshändlerin, musst du wissen - und bin der Geschäftsleiterin bereits bekannt - das ist unser Eintrittsticket."

    Die beiden turianischen Wachen musterten Rhyn sorgfältig, als Jack und sie wenige Fußschritte von ihnen entfernt stehen blieben, überprüften mit rationalem und routiniertem Blick, ob die ruhige und beherrschte Quarianerin irgendwelche Waffen an ihrem schmächtigen Frauenkörper mit sich führte, und forderten sie wortkarg dazu auf, ihnen umgehend die olivfarbene Reisetasche zu übergeben, die offenkundig randvoll mit schweren und potenziell gefährlichen Objekten gefüllt war.

    "Mein Name ist Rhyn'Navras vas Saralesca und das hier ist Jack Foster. Wir bitten um ein Gespräch mit der Geschäftsführerin Lianna Ferres", sagte sie mit nüchterner Stimme, als sich einer der beiden Turianer, die höchstwahrscheinlich dem Reson Security Service angehörten, wie Rhyn vermutete, Jack zuwandte, um ihn ebenfalls zu kontrollieren.

    "Ich wünsche Ihnen beiden einen guten Tag und einen angenehmen Aufenthalt. Miss Ferres erwartet Sie beide bereits."

    Rhyn erstarrte.

    'Sie erwartet uns? Uns beide?'

    Uhrzeit: 12:30 Uhr
    Geändert von Rhyn'Navras vas Saralesca (07.12.2008 um 16:41 Uhr)

  3. #3
    Newbie Avatar von Jack Foster
    Registriert seit
    20.10.2008
    Beiträge
    35

    Standard

    12:27 Uhr
    Straßen der Hauptstadt
    Elysium

    Mann hat die ein Tempo schoss es Jack durch den Kopf, der unter der brennenden Hitze mühsam versuchte, die hohe Schrittgeschwindigkeit der Quarianerin zu halten. Auch das monotone, ungewohnte, sich ständig wiederholende Geräusch Rhyns metallischer Stiefel, das er seit Jahren nicht mehr so lange hörte, zerrte stark an seinen Nerven. Doch je mehr Weg zurückgelegt worden war, desto mehr spürte der 32-jährige, dass das Ferres nicht mehr weit entfernt sein konnte. Die Worte "Wir sind gleich da" bestätigten seinen Eindruck. Sofort machte sich ein leichtes aber stummes Grinsen auf seinen trockenen Lippen breit. Es folgte wieder ein andauerndes Schweigen. Jack nutze diese Gelegenheit um die Gegend genauer zu betrachten. Er lebte sein ganzes Leben auf Elysium. Doch nie, so merkte er, war er in diesem Viertel. Dennoch schien es gemütlich, beruhigend - ja fast schon so, als wäre noch nie etwas Schlimmes passiert. Doch der Schein hielt nur so lange an, bis Foster auf seine reflektierende Uhr starrte: 12:28 Uhr...also noch eine halbe Stunde... dann sollte sich sein Auftraggeber wieder melden. Doch lange hielt auch dieser Gedanke nicht, denn sie erreichten in diesem Moment das besagte Ferres. Ein riesiges, rundes, steril gehaltendes Gebäude. Nur das Werbeschild mit dem Namen deses Clubs bildete den Kontrast, des sonst so eintönigen Stiles.
    Jack musterte beeindruckt den Komplex, als die, bedauerlicherweise, elektronisch verzerrte Stimme Rhyns wieder ertönte:

    "Um auf deine Frage zurückzukommen...die Verianes Entertainment Group betreibt nach Außen hin eine Clubentertainmentkette, die größtenteils die intergalaktische High Society mit Ausschank, Glückspiel, Wellness, Halluzinogenen und Sex bei Laune hält. In Wahrheit aber bezieht sie ihre Einnahmen über schmutzige Geldwäsche und den Handel von Informationen - Informationen, die auch Finley betreffen könnten."

    Diese ausführliche Beschreibung brachte den Auftragsmörder ins Grübeln. Wiedermal hatte er es mit etwas zutun, dass sich nach außen in komplett friedlich gab, hinter der glänzenden Fassade aber die finstersten Geschäfte abwickelte. Doch irgendwie schaffte es der 32-jährige all diese Sorgen, diese Bedenken zu vergessen. Er wusste nicht warum. Es gab so viele Erklärungen. War es die gegenwart dieser unbekannten, aber vertrauenswürdigen Quarianerin? War es der Reiz, eine neuen Abschnitt anzufangen? Vielleicht waren all diese Dinge zutreffend. Aber letztlich kümmerte ihn das nicht. Hört sich ja recht reizend an... nachte Jack kurz.

    Nur einen kleinen Augenblick später bemerkte dann aber auch Foster die beiden turianischen Wachposten vor dem Eingang. Ausgeglichen und schussbereit blockierten sie die Tür. Sofort wandte sich einer derbeiden zu Rhyn, forderte sie auf, ihm ihre Tasche zu übergeben. Doch Jack ahnte schon, was gleich danach passieren würde. Rhyn hatte bereits im Black Hole bewiesen, wie blitzschnell sie reagieren konnte. Und jetzt bewies sie ihre Wortgewandtheit.

    "Mein Name ist Rhyn'Navras vas Saralesca und das hier ist Jack Foster. Wir bitten um ein Gespräch mit der Geschäftsführerin Lianna Ferres"

    Lianna Ferres?

    Foster wirkte plötzlich nachdenklich. Irgendwo hatte er diesen Namen schonmal gehört. Irgendwas sagte ihm dieser Name. Doch im Augenblick konnte er ihn einfach nicht einordnen. Er bekam nichtmal die Zeit dazu. Denn wenige Sekunden nach Rhyns Vorstellung trat der zweite Turianer bereits vor Jack, während sein Kollege letztlich doch die Tasche der Quarianerin an sich nahm.

    "Bevor Sie reingehen muss ich Sie durchsuchen."

    Noch wortkager als der Turianer nickte der Mensch nur und hob sogleich dir Arme. Die kräftigen Klauen eben jenes Sicherheitsbeamten tasteten Jacks Körper gründlich ab. Festzustellen war aber nichts. So fügte der Turianer noch hinzu: "Ihre Tasche bitte." Nachdem der 32-jährige beobachtete, wie Rhyn ebenfalls ihre Tasche übergeben hatte, tat er es ihr gleich und schwenkte seine schwere, längliche graue Tasche zum Turianer. Dieser wich einen kleinen Schritt zurück, als er von dem Gewicht überrumpelt wurde. "Einen schönen Aufenthalt wünsche ich" Ein aufgesetztes Lächeln zierte seine Lippen.

    Wenige Augenblicke später passierte das Auftragsmörder- Informationshändlerpaar dann den Eingang ins Ferres.
    Jack traute seinen Augen kaum. Die Inneneinrichtung übertraf alles an Luxus, das er bisher gesehen hatte. Ein schwer hörbares "Wow" kreuzte seine Lippen. "Also hier treiben Sie sich immer rum?" scherzte er nun wieder hörbar an Rhyn gewandt, während er das Erdgeschoss musterte. Ein riesiger, einziger Raum, nur durch eine teils geöffnete Trennwand geteilt. Blickte man auf die rechte Hälfte erspähte man ein leicht abgedunkeltes Luxusrestaurant, in dem überwiegend hölzerne, edle Tische mit passenden Stuhlpaaren platziert waren. Vereinzelt tauchten aber auch Gruppentische auf. In der Verarbeitung unterschieden sie sich nicht vom Rest. Nur die Anzahl der Stühle und die Größe der Tische hob sich vom Rest hab. In der rechten Ecke befand sich ein verhältnismäßig kleiner Raum, in dem wohl die Küche platziert war.
    Auf der linken Seite des Erdgeschosses fand man das Casione. Es erinnerte kaum noch an die traditionellen der Erde. Nur die Beleuchtung ähnelte der der Traditionellen sehr. Goldenes Licht strahlte im ganzen Raum, überall fanden leuchtende Konsolen ihre Plätze.
    Genau wie in der rechten Hälfte befand sich jedoch auch hier in der hintersten Ecke ein abgetrennter Raum. Vermutlich befand sich dahinter das Fitnessstudio. Jeweils direkt an die Trennwand grenzen erblickte man noch jeweils zwei Fahrstühle.
    Im Augenblick war das Gebäude aber ziemlich leer. Hier und da liefen einige wenige Angestellte umher, säuberte die Konsolen oder servierten das Essen, das die wenigen Gäste bestellten. Aber das lag wohl an der Uhrzeit. Es war gerademal 12:31 Uhr. Glaubt man Rhyns Aussage befand sich hinter den Fahrstühlen noch ein Bordell. Und genau das war wohl der Grund, warum am Tag nicht viel Nachfrage bestand.

    Jack selbst kümmerte diese Tatsache jedoch nicht weiter. "Also dann. Wollen wir gehen?", fragte er leise in der Hoffnung, dass seine Partnerin den Weg durch dieses Gebäude kannte. Nach ihrer eigenen aussage hätte dies der Fall sein müssen.

    12:32 Uhr

  4. #4
    Newbie Avatar von Rhyn'Navras vas Saralesca
    Registriert seit
    28.08.2008
    Ort
    Omega
    Beiträge
    39

    Standard

    Das Ferres

    Uhrzeit: 12:31 Uhr


    Verstört stolperte Rhyn mit zaghaften, metallisch klappernden Schritten über die hölzerne Schwelle, die zähen, sehnigen Muskeln ganz verkrampft, die dürren, knochigen Gliedmaßen dicht an den gertenschlanken Körper gepresst, und kämpfte in ihrer inneren Aufgewühltheit gegen die zerstreuten, wilden Gedanken an, die sich unheilvoll und hungrig durch ihren mühselig arbeitenden Verstand fraßen.

    'Miss Ferres erwartet sie beide bereits.'


    'Aber warum? Ich habe meinen Besuch doch gar nicht angekündigt...', grübelte sie argwöhnisch und lauschte dem widerlich knarzenden Geräusch ihrer knirschenden Zähne, die sanften, anmutigen Gesichtszüge düster zerfurcht, '...und warum erwartet man uns beide...?'

    Stumm richtete sie ihre azurblauen Augen auf Jack, der staunend mit einer nahezu kindlichen und unschuldigen Begeisterung die prächtige Innenausstattung des Ferres bewunderte, und verfluchte sich innerlich mit den vulgärsten und demütigendsten Schimpfwörtern der quarianischen Sprache, dass sie so naiv, so unbegreiflich dumm gewesen war, sich einem ihr völlig fremden Menschen anzuschließen.

    'Außer seinem Namen weiß ich überhaupt nichts über ihn. Da ich mich aber in der Bar neben ihn gesetzt habe und diejenige war, die Das Ferres als erstes Ziel ausgewählt hat, kann er mich unmöglich gezielt angesprochen, getäuscht und hergelockt haben...'

    "Wow", entfuhr es dem jungen Mann atemlos, als er sich beiläufig mit seinem kräftigen Handrücken den salzigen Schweiß von der Stirn wischte und in stummer Faszination sprachlos den Kopf schüttelte, "also hier treiben Sie sich immer rum?"

    '...es stellt sich also die Frage, wie Lianna in so kurzer Zeit von unserem Zusammenschluss und unserem Ziel erfahren hat und ob sie irgendwelche profitablen Hintergedanken hegt. Ich muss unbedingt wachsam sein, irgendwas an dieser Sache ist faul.'

    "Also dann. Wollen wir gehen?"

    Die gänzlich in tiefgründige, analytische Gedanken vergrabene Quarianerin, die das klappernde Rattern und Scheppern ihres rauchenden Verstandes zu hören glaubte, zuckte erschrocken zusammen und starrte Jack für einen knappen Augenblick verstört an, bis sie seine leise geflüsterte Frage endlich realisierte und ihm schweigend zunickte. Ein faules, verdorbenes und schales Aroma im Mund schmeckend, trat sie auf einen der beiden offen stehenden Fahrstühle zu und ignorierte krampfhaft das gefräßige, ungute Gefühl in ihrem Magen, das sie vor dem bevorstehenden Treffen mit der Geschäftsführerin des Ferres, Lianna Ferres, unter schrillenden Alarmglocken warnte.

    "Ma'am, Sir, darf ich Sie zu Miss Ferres geleiten?", fragte der schlacksige, salarianische Fahrstuhlportier höflich und verbeugte sich, in eine kirschrote, samtweiche Uniform gehüllt, galant, ehe er das skurrile Paar in die enge, aber in scharlachrotes, schmiegsames Wildleder ausgekleidete Kabine hineinbat und, ohne eine bestätigende Antwort abzuwarten, auf der Holo-Tastatur das erste Stockwerk auswählte.

    'Was uns beide wohl erwartet?'

    Uhrzeit: 12:33 Uhr
    Geändert von Rhyn'Navras vas Saralesca (07.12.2008 um 16:42 Uhr)

  5. #5
    Newbie Avatar von Jack Foster
    Registriert seit
    20.10.2008
    Beiträge
    35

    Standard

    12:32 Uhr
    Das Ferres
    Elysium

    Es wurde unangenehm still zwischen Rhyn und Jack. Er wusste nicht warum. Habe ich 'was Falsches gesagt? zerbrach er sich besorgt den Kopf. Doch ehe er sich versah, traten die beiden schon vor einen der Aufzüge, die in glänzendem Silber erstrahlten. Zugleich meldete sich auch ein salarianischer Angestellter mit vornehmer, mit unterschiedlichen Rottönen bedeckten Arbeitskleidung zu Wort: "Ma'am, Sir, darf ich Sie zu Miss Ferres geleiten?" Jack dachte sich rein garnichts bei diesem Satz. Seine quarinaische Partnerin hingegen schien besorgt. Seit einigen Minuten sprach sie kein richtiges Wort mehr. Doch seit dem sie das Innenleben des Ferres betreten hatten, wurde das nur noch schlimmer. Trotz seinen eingeschränkten Verhaltenskenntnissen anderer Rassen ahnte er, dass das nicht normal war. So musste Foster die Rolle des Sprechers übernehmen: "Ist das so, ja?" fragte er und warf Rhyn einen ungläubigen Blick zu, nachdem die drei den luxuriösen, roten Innenraum des Aufzugs betraten. Der Salarianer dachte garnicht lange nach. Er antwortete kurz und bündig: "Ja. Miss Ferres wusste, dass Sie hierherkommen würden. Mehr wird Ihnen dann verraten." Bitte was? So wortkarg der wohlhabend gekleidete Salarianer auch war...diese Sätze bewirkten nun auch in Jack eine gewisse Besorgnis, eine Angst. Eine Angst vor der Tatsache, nicht zu wissen, was auf der anderen Seite des Aufzugs auf sie warten würde.

    Nach einer erneuten unwohlen Stille öffnete sich die Aufzugtür, die innen mit rotem Kunstleder verziert war. Jetzt geht's los kaum war dieser Gedanke beendet, war die Tür vollkommen geöffnet und auch der Salarianer meldete sich wieder zu Wort: "Ma'am, Sir, wir sind da. Ich muss Sie ab hier alleine weitergehen lassen. Die Kundschaft wartet. Einen schönen Aufenthalt wünsche ich."

    Und sofort befand sich das skurrile Paar auch schon mitten im Gang des ersten Stockwerks - das nur dem Personal zugänglich war. Auf dieser Ebene befandn sich Waschräume, eine kleine Küche und andere kleine Zimmer. Der Korridor war recht schmal und dunkel gehalten. Er erinnerte stark an den Charme des irdischen Mittelalters. Ungewöhnlich für den Zweck, den dieses Stockwerk erfüllte. An den Wänden hingen zwischen den glänzenden Metalltüren kleine Lampen mit einer ewig gleich verzierten, steinigen Halterung, die den Flur mit einem gewissen Stil beleuchteten. "Sagen Sie mal" fing Jack an, als sich die Aufzugtür rasch mit einem Zischen schloss, "ist hier alles so..." sein Blick wanderte von der einen zur anderen Seite und wieder zurück "...in diesem 'ich bin was besseres und zeigs euch'-Stil?" Dem 32-jährigen war es sehrwohl bewusst, dass dieser Spruch nicht unbedingt schmeichelnd war. Doch diese Architektur vermittelte den von ihm benannten Eindruck - und das kotzt mich verdammt an... fluchte er innerlich.

    Jack bemerkte, dass die zierliche Rhyn antworten wollte, doch da öffnete sich schon rauschend eine der Türen. Ein turianischer Sicherheitsbeamter trat hervor und schritt zielstrebig auf die beiden zu. Schnell offenbarte sich auch sein Aussehen. Eine graue Hautfarbe herrschte deutlich vor. Doch eine große Fläche des sichtbaren Bereichs wurde von etlichen Verzierungen in verschiedenen Blautönen bedeckt. Abgerundet wurde dieser Eindruck von einer dunkelblauen Panzerung mit zwei Pistolenhalftern am rechten und linken Oberschenkel. Ohne sich vorzustellen erklang seine tiefe, für Turianer typische, Stimme: "Bitte folgen Sie mir. Ma'am, Miss Ferres möchte zuerst mit Ihnen alleine sprechen. Sir, ich bitte Sie also, solange zu warten. Nehmen Sie am besten an dem Tisch dahinten Platz." Sofort erblickten Jacks verwunderte Augen den dunklen, edel verarbeiteten Holztisch samt einem Stuhlpaar. Schnell fiel sein Blick wieder auf Rhyn, die auch nicht unbedingt begeistert aussah. Jack atmete tief durch, zögerte, machte dann aber einen gewagten Schritt. Langsam und bedächtig legte er seine kräftige Hand auf Rhyns schmaler Schulter ab und flüsterte leise: "Machen Sie sich keine Sorgen. So wie Ich Sie bisher gesehen habe, dürfte es keine Probleme geben." Es herrschte kurze Stille. Offenbar wusste Rhyn nicht recht, was sie von dieser Aktion halten sollte. "Ma'am, Miss Ferres wartet."

    12:38 Uhr
    Geändert von SpeechBubble (09.12.2008 um 18:48 Uhr)

  6. #6
    Newbie Avatar von Ophet Squamantes
    Registriert seit
    07.12.2008
    Beiträge
    3

    Standard

    12:38 Uhr

    Die Zigarette begann zwischen Mundwinkeln zu glimmen. Kurz darauf ließ er den ersten Zug entweichen.

    Am heutigen Tag hätte er auch in seinem Appartement bleiben können. Sein Kopf dröhnte, sein Innerstes hatte sich bereits zweimal entladen und er wurde den Gedanken nicht los, dass die "Unfälle" dieses Menschengörs keinesfalls so zufällig waren, wie es sein Drachen von Mutter ihn immer weis machen wollte.

    Vielleicht handelte es sich ja bei ihr um eine Symphantisantin der Nebelparder? In den Knast konnte man soweit er wusste nicht dafür kommen, aber am Arbeitsplatz machte sich das selten gut. Man hörte ja so einiges und ein falsches Gerücht am falschen Ort, hatte schon so manche Karriere zerstört.

    Das Ferres kam nun in Sichtweite. Brummelnd ging er weiter.

    Wie ging deren Nationalhymme nochmal?

    Wir sind des Parders Haxen,
    hirnverbrannt und am Arsch verwachsen?

    So in der Art ging es bestimmt.

    Die beiden Turianer standen vor den Toren zum Luxus wie die großen Wächter vor den Pforten des größten aller Geheimnisse. Die Arme verschränkt, musterten sie ihn abschätzig und mit Missfallen, so wie immer. Mit einem Schnippen entsorgte er den kläglichen Rest seiner Zigarette.

    ,,Tach Jungs'', sprach's und steckte seine Hand in das Innere seines Trenchcoats, holt seine Pistole raus und reichte sie dem nächsten Hünen.

    ,,Esno erwartet mich.''

    Er beugte sich runter und zog sein Messer aus den linken Schuh, reichte es ebenfalls weiter.

    ,,Und viel los heute?''

    Kollektives anstarren aus zwei pechschwarzen Augenpaaren.

    ,,Wohl nicht'', er steckte sich die nächste Zigarette in die Mundwinkel.

    ,,Man sieht si...'', die Hand des rechten Wächters hielt ihn auf, während die linke den Lungentorpedo entfernte.

    ,,Rauchverbot.''

    ,,Seit wann?''

    Das Gesicht des Turianers kam näher, seine Augen kündeten von Tod, Verderben oder zumindest einer Menge Gewalt die sich an Schwächeren zu entladen gedachte. Seine folgenden Worte unterstrichen sein Begehr noch zusätzlich.

    ,,Seit heute. Verstanden?''

    Helden hätten in dieser Situation wohl eine passende Erwiderung gefunden, etwas Geistreiches, Mutiges, geradezu denkwürdig Geniales, unübertroffen und festzuhalten für die Ewigkeit. Ophet war kein Held.

    Er unterdrückte es zu schlucken und setzte stattdessen das schleimigste Grinsen auf, zu dem er gerade in der Lage war.

    ,,Klar.''

    Er unterdrückte den Impuls dem Wächter auch noch die Rüstung zu säubern. Sowas konnte als Versuch intim zu sein, aufgefasst werden. Der Wächter, scheinbar enttäuscht, brummte nochmal und entließ ihn mit einem Kopfnicken. Angemessenen Schrittes durchschritt Ophet die Pforte, zählte jeden Schritt den er auf den erhabenen Parkett machte, in stiller Würde und Verehrung und zündete sich ab dreißig die ersehnte Zigarette an. Sich demonstrativ zur geschlossenen Tür wendend und ebenso herausfordernd einen besonders großen Zug entladend, begab er sich ins Restaurant, klapperte dort die hinteren vier Tische ab und bemerkte verdrossen, dass Esno noch nicht da war.

    Heute hatte ihm tatsächlich der Varren ins Essen gekotzt. Fluchend setzte er sich an den nächstbesten Tisch auf dem kein "reserviert" Hologramm zu sehen war und tröpfelte die Asche seiner Zigarette im nahestehenden Aschenbecher ab, worauf sich diese kurz darauf in Wohlgefallen auflöste. Die Bedienung ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten und manifestierte sich in Form eines gelben Salarianers, der ihn freundlich zulächelte.

    ,,Hallo Ophet.''

    ,,Hallo Beeg'', murmelte Ophet nicht unfreundlich zurück und nickte ihn noch weniger unfreundlich zu.

    ,,Was ist mit Esno?''

    ,,Muss sich erneut damit auseiandersetzen, dass er keine Meeresfrüchte verträgt.''

    ,,Ganz toll.''

    ,,Willst Du was trinken?''

    ,,Für's Erste reicht ein Wasser, danke Beeg.''

    Beeg nickte nochmal und entfernte sich. Zurück blieb der trenchcoat tragende Raucher der, auf seine Linke gestützt und die Zigarette über den Aschenbecher aufgebahrt, sehnsüchtig an jenen Ort blickte der ihm Erleuchtung und Brot versprach.

    Ein kleines Häufchen Asche löste sich erneut von der Zigarette, fiel hinab und wurde vom Vergessen willkommen geheißen.

    Oder zumindest genug um seine nächste Miete zu bezahlen.

    12:56 Uhr
    Geändert von Ophet Squamantes (09.12.2008 um 20:04 Uhr)

  7. #7
    Newbie Avatar von Rhyn'Navras vas Saralesca
    Registriert seit
    28.08.2008
    Ort
    Omega
    Beiträge
    39

    Standard

    Das Ferres, 1. Stock

    Uhrzeit: 12:37 Uhr

    Ihr zähes, sehniges Muskelfleisch erstarrte zu einer frostigen Eisschicht, als Jack seine muskulöse, in feuchten und salzigen Schweiß getränkte Hand auf Rhyns magere, knochige Schulter niederlegte und seine nackten Finger sanft um die harte Schulterplatte aus schwarzem Duroplastkunststoff schloss, die Schlüsselbein und Oberarm protektiv ummantelte.

    "Machen Sie sich keine Sorgen", flüsterte er behutsam in die unbehagliche, nahezu erdrückende Stille hinein, die Mundwinkel zu einem aufmunternden Lächeln verzogen, "so, wie ich Sie bisher gesehen habe, dürfte es keine Probleme geben."

    Rhyn antwortete nicht.


    Ihr verwirrter, zerstreuter Blick ruhte zitternd auf seiner braun gebrannten Hand, zeichnete hungrig die wohl definierten, kraftvollen Handmuskeln nach, die sich unter dem sanften Druck seiner langen, schlanken Finger sichtbar unter der dicken und feinporigen Haut abzeichneten, und ließ ihre eisblauen Augen genussreich über die pulsierend aufwallenden Blutadern schweifen, die seine Hautoberfläche merklich durchwanderten.

    'Ich muss zugeben, seine Hände sind verdammt attraktiv...', gestand sie sich widerwillig ein, ihr sonst so wacher, klarer Verstand wie benebelt, die aufgewühlten, wirren Gedanken nicht mehr greifbar, nicht mehr denkbar.

    Sie ertappte sich plötzlich dabei, wie sie in instinktiver Reaktion behutsam die Augen schloss und genussvoll das salzige, männliche Aroma inhalierte, nahezu in sich absorbierte wie frischen, belebenden Sauerstoff.

    Rhyn war bewusst, dass es nicht Jack war, der sie interessierte.

    Sie tat es, um sich damit zu berauschen, um damit die nagende, juckende Sehnsucht nach Finley zu betäuben, um die klaffende, gähnende Leere, die gefräßig in ihr wütete, zu sättigen.

    War das der Grund, warum sie Jack gestattete, sie zu begleiten? Weil er sie an Finley erinnerte, ihr das beruhigende, wohlige Gefühl gab, dass Finley bei ihr war?

    'Vermutlich. Erbärmlich, aber effektiv. Doch damit kann und will ich mich nicht zufrieden geben. Ich muss Finley unbedingt finden und wiedersehen.'


    "Ma'am, Miss Ferres wartet."


    Ihr Innerstes war kalt und hohl, als sie sich abrupt aus Jacks verstörender Berührung fort riss und dem turianischen Sicherheitsbeamten mit raschen, teilnahmslosen Schritten in das Büro der Geschäftsführerin folgte, ohne den ihr ratlos hinterher starrenden Menschen auch nur eines einzigen Blickes mehr zu würdigen.

    "Miss Ferres, Ihr Besuch ist eingetroffen."

    Uhrzeit: 12:39 Uhr
    Geändert von Rhyn'Navras vas Saralesca (13.12.2008 um 20:40 Uhr)

  8. #8
    Newbie Avatar von Jack Foster
    Registriert seit
    20.10.2008
    Beiträge
    35

    Standard

    12:38 Uhr
    Das Ferres, 1. Stock
    Elysium

    Nicht gerade entgegen Jacks Erwartungen blieb Rhyn stumm. Sie hatte, für ihn verständlich, immernoch ein großes Misstrauen, fast schon eine ständige Berührungsangst. Aber was kümmerte das den 32-jährigen? Er war an einem Ort, den er noch nie vorher gesehen hatte, mit einer zitternden Quarianerin, die er seit einer halben Stunde kannte und mit einem Turianer, der nicht unbedingt zuvorkommend wirkte. Letzterer wiederholte seine Worte "Ma'am, Miss Ferres wartet." und forderte Rhyn somit nochmals auf, Ferres zu treffen. Doch Rhyn bliebt weiterhin stumm. Ihr Körper zitterte leicht unter Jacks kräftiger, warmer Hand. Alles wird gut. Wir finden Finley hätte Foster in diesem Moment am liebsten ausgesprochen, aber Rhyn entzog sich plötzlich Jacks Nähe, folgte dem Turianer in Miss Ferres Büro. "Viel Glück" wisperte er leise, kaum hörbar, in Rhyns Richtung, die in diesem Moment aus seinem Blick verschwand, den Turianer hinter sich stehen lassend.

    Der eine Teil des Duos war nun also auf sich alleine gestellt - zumindest faktisch. Aber Jack wusste, dass er eingreifen würde, wenn etwas geschähe. Doch es blieb still. Zu still. Für einige Momente war keine Stimme zu vernehmen. Irgendwas... weder Zeit noch Möglichkeit waren dem 32-jährigen gewährt, dessen Gedankengang von dem turianischen Sicherheitsbeamten zerrissen wurde. "Sir, setzen Sie sich doch. Machen Sie's sich bequem." sprach der Turianer in einem undeutbaren Ton und deutete auf eines der Tischpaare auf der linken Seite des Korridors. Widerwillig tat Jack genau das, was der Turianer von ihm verlangte. Mit großen, schnellen Schritten, die ein leichtes, metallisches Hallen hinterließen, trat er vor den edel verarbeiteten hölzernen Stuhl, der keine Anzeichen von Brüchigkeit unter Jacks Gewicht aufweisen konnte. Wieder kehrte Stille ein. Der Turianer schien jedoch absolut anwesend. Sein Blick wandte sich nie vom 32-jährigen Auftragsmörder ab, beobachtete aber dennoch dessen nähere Umgebung.
    Dieses Mal beschloss Jack, das Schweigen zu brechen. In gewohnt ernster Stimmung fragte er: "Hat Miss Ferres einen Grund genannt, waurm Sie nur die Quarianerin sehen will?" Der Sicherheitsbeamte warf dem Menschen einen provokanten, aggressiven Blick zu. Mit scharfer Stimme zischte er: "Ihre Gründe gehen mich nicht an. Ich bin hier, dami Sie keinen Scheiß bauen."

    Spätestens jetzt hätte auch der größte Idiot gemerkt, dass im Ferres nicht alles so lief, wie es schien. Vorsichtig griff Jack instinktiv nach seiner schallgedämpften Pistole - vergebens. Seine Ausrüstung musste das Duo bereits am Eingang abgeben. Das alleine war nichts Ungewöhnlihes. Besonders Informationshändler achteten verstärkt auf ihre eigene Sicherheit. Doch diese beiden Ereignisse zusammen verursachten ein gewisses Misstrauen im Kopf des Auftragmörders. Pass einfach auf. Dann wird das alles schon. Mit diesem Gedanken schüttelte Foster seine Besorgnis keineswegs ab. Er durfte nur nicht die ganze Zeit darüber nachdenken. Denn nachdenken hämmte seine Fähigkeiten enorm.

    12:42 Uhr

    Einige weitere Minuten waren vergangen, der Turianer verschwand kurz zuvor in einem der weiteren Räume, ließ Jack jedoch keine Möglichkeit etwas zu unternehmen, da er schon nach kurzer Zeit wieder neben ihm stand. "Sir" fing er an. Doch der Mensch vernahm nicht nur die fordernde Stimme des E-Secs, sondern auch merkwürdig viele stampfende Schritte. "Es ist Zeit." Jacks Eindruck bestätigte sich schnell. Sein Misstrauen wurde in diesem Augenblick nur noch weiter verstärkt. Fünf E-Sec stießen zu Jack und seinem persönlichen Aufseher. Beunruhigt rutsche der 32-jährige auf dem glatten Stuhl hin und her. "Zeit wofür" Sein Blick wanderte wie der eines eingeengten, bedrohten Hundes von einem E-Sec zum anderen - beinahe sicher, dass es gleich nicht mehr so still war wie in den vorangegangen Minuten.
    Ein schnelles Handzeichen des turianischen E-Secs verriet dann genau das, was Jack schon seit einiger Zeit plagte: Er wurde gefunden. Die anderen Sicherheitsbeamten zogen unverzüglich ihre, für Elysium, typischen Sturmgewehre. "Nicht nur Sie haben einen Auftraggeber. Nicht nur andere haben ein Kopfgeld. Und ich möchte hier kein Blutbad anrichten. Also verhalten Sie sich ruhig und folgen Sie mir."

    Doch noch bevor Jack irgendwie reagieren konnte, bemerkte sein geschärftes Ohr ein minimales Quitschen der Tür, in die Rhyn vor einigen Minuten verschwand...

    12:44 Uhr

  9. #9
    Newbie Avatar von Rhyn'Navras vas Saralesca
    Registriert seit
    28.08.2008
    Ort
    Omega
    Beiträge
    39

    Standard

    Das Ferres, Lianna Ferres' Büro

    Uhrzeit: 12:39 Uhr


    Der milde Duft von lieblich würziger Vanille, die dezent in aschfahl aufdampfendem Rauch die erfrischend kühl klimatisierte Luft versüßte, schlüpfte unverzüglich durch den akribisch arbeitenden Atmungsfilter des Enviro-Schutzanzuges und alsdann durch Rhyns empfindliche, trocken-kalte Nase, welche das balsamische Aroma genussreich absorbierte. Die Quelle des sanft qualmenden Rauches, fünf dezent glimmende Räucherstäbchen, erspähte die nun innerlich besänftigte Quarianerin auf einem prächtigen Schreibtisch aus edlem, bordeauxrotfarbenem Mahagoniholz, auf dem das exotische Räucherholz in einer mit feinem, cremefarbenen Sand befüllten, schwarzen Räucherschale den süßen Duft absonderte.

    "Rhyn, es ist mir eine Freude, Sie nach so langer Zeit wiederzusehen. Bitte, nehmen Sie doch Platz, gesellen Sie sich zu mir", schmiegte sich unvermutet eine charmante, seidenweiche Stimme an die wohltuende Stille und lockte Rhyns nebelhaften, betäubten Blick mit ihrem magnetisch-melodischem Klang zu ihrer mysteriösen Besitzerin.

    'Lianna Ferres.'

    Die delikaten, fragilen Finger sorgfältig zusammengefaltet, thronte die mit sinnlichen, weiblichen Rundungen beschenkte Asari in aufrechter, aber nonchalanter Sitzhaltung hinter dem extravaganten Mahagonischreibtisch und betrachtete ihren frisch eingetroffenen Gast mit wachsamen und kritischen Augen, welche durch ihre kalte, fahle, graue Farbe einen befremdlichen Kontrast zu Liannas angenehm lieblicher Stimme bildeten. Ein geheimnisvolles, maskenhaftes Lächeln, welches Rhyn nicht recht zu interpretieren vermochte, zierte ihre vollen, in burgundroten Lippenstift gehüllten Lippen, doch auch wenn seine wahre Bedeutung der Quarianerin fremd war, so wirkte es durch Liannas harte und markante Gesichtszüge heimtückisch und diabolisch.

    'Lianna führt irgendetwas im Schilde...ich sollte Vorsicht walten lassen und wachsam bleiben.'

    "Warum sparen wir uns die heuchlerische Herzlichkeit nicht einfach und sprechen stattdessen über mein Anliegen?", schlitzte Rhyns scharfe, frostige Stimme durch die unbehagliche Atmosphäre, während ihr beherrscht ruhiger Körper regungslos vor der geschlossenen Bürotür verharrte.

    "Straight to business, das schätze ich so an Ihnen."

    "Ich suche einen Menschen: männlich, zwischen dreißig und vierzig Jahre alt, etwa einen Meter und achtzig groß, muskulöse Statur, kurze, dunkelblonde Haare, blaugrüne Augen, Biotiker und höchstwahrscheinlich flüchtig. Sein Name ist Finley...ähm..."

    Sie stockte abrupt. Sie kannte seinen Nachnamen nicht.

    "...Petersen. Finley Petersen, auch bekannt unter dem Pseudonym 'The Livid'. Ehemaliger Service Chief der Systems Alliance und Mordverdächtiger, der seit dem Citadel Blitzkrieg flüchtig ist. Zur Zeit befindet er sich im Zellentrakt Nummer 47 des hiesigen Allianzstützpunktes, nachdem er von Alpha Chimera für eine erhebliche Kopfgeldsumme an die Allianz ausgeliefert wurde", fügte Lianna nüchtern hinzu.

    Plötzlich fiel das Atmen schwer.

    Die trockene Kehle schnürte sich ihr zu, durch die ein schürfender, brennender Schmerz scharrte, und ihre schmalen Lungen schrumpften stechend, peinigend zusammen, bis die gefräßige, klaffende Leere in ihrem Inneren nur noch das aufwallende Panikgefühl in ihrer verdorrten und verkümmerten Brust zurückgelassen hatte.

    "Woher...?", presste Rhyn erstickt durch ihre wutentbrannt knirschenden Zähne, während sich die unheilvolle Antwort bereits durch ihren fieberhaft arbeitendenen Verstand bohrte, "es hat mit Jack Foster zu tun, habe ich Recht?"

    Ein selbstzufriedenes, triumphierendes Grinsen umspielte Liannas wollüstige Lippen, während sie ihren kahlen, unbehaarten Kopf enttäuscht schüttelte und ein tiefes, schwerfälliges Seufzen in den süßen, klebrigen Vanilledampf hauchte.

    "Bitte missverstehen Sie diese Situation nicht, Rhyn, ich möchte Ihnen nichts Böses. Sie haben mir, wenn auch unbeabsichtigt, Jack Foster ausgeliefert, daher möchte ich mich mit dieser Auskunft lediglich bei Ihnen bedanken. E-Sec wird die Verianes Entertainmet Group großzügig für die Überstellung eines Auftragsmörders entlohnen."

    Eine Lüge. Es musste eine Lüge sein. Jack...ein Auftragsmörder?

    'Warum reagierst du so überrascht? Du kennst ihn nicht. Er ist dir fremd. Menschlicher Abschaum...nein, nützlicher Abschaum. Das perfekte Mittel, um ohne Hindernisse zu Finley zu gelangen.'

    "Keine Ursache. Ich nehme an, er wird draußen gerade verhaftet?"

    "Selbstverständlich."

    "Gut, damit dürfte unser Geschäft abgeschlossen sein. Wenn Sie mich entschuldigen."

    Ein perfider, wahnwitziger, aber konkreter Plan spinnte sich zwischen chaotischen und wüsten Gedanken in Rhyns konzentriertem Verstand zusammen, als sich die resolute Quarianerin schweigend umdrehte, zu der massiven Bürotür aus exquisitem Magnolienholz schritt und diese unter schrillem Quietschen öffnete, nicht ahnend, was sich im finsteren Korridor des ersten Stockwerkes gerade abspielte...

    Uhrzeit: 12:44 Uhr
    Geändert von Rhyn'Navras vas Saralesca (22.12.2008 um 13:20 Uhr)

  10. #10
    Newbie Avatar von Jack Foster
    Registriert seit
    20.10.2008
    Beiträge
    35

    Standard

    12:44 Uhr
    Das Ferres, 1. Stock
    Elysium

    Verdammt! Eins, zwei, drei, vier, fünf...es sind einfach zu viele! fluchte Jack gedanklich, wusste nicht, wie er dieser Situation entkommen sollte. Es schien aussichtlos. Eine unüberlegte Bewegung wäre sein sicherer Tod gewesen. Das wusste er. Und genau das brachte ihn zum Verzweifeln. Die schier endlose Ratlosigkeit. Eine große Menge frischer, wohlaromatischer Luft füllte seine Lungen, die wieder ruhiger arbeiteten. Fosters Augenlieder schlossen sich. "Sieht so aus, als wär's das jetzt, hm?" sprach er mit ruhiger, beinahe gleichgültiger Stimme zu dem provokant grinsendem turianischen E-Sec, der mit verschränkten Armen mittig vor dem Rest des Teams stand. Gerade wollte eben jener antworten, sein siegessicheres Grinsen nur noch mehr weiten, da erklang ein unerwartetes, schockierendes Geräusch. Jack Blick fokussierte sofort den Urpsrung: Es war Rhyn, die mit ihre schlanken Fingern die edle, dunkle Holztür öffnete. Der turiansche Sicherheitsbeamte bemerkte sofort das Abweichen Jacks glasiger grüner Augen. "Ohoh...wen haben wir denn da?" finster lächelnd blickte der Turianer zu der kleinen, zierlichen Quarianern, die geschockt stehenblieb.

    Nun war es soweit. Der 32-jährige bekam seine unerwartete Chance, dank Rhyn. Nun war es soweit. Die Gelegenheit war da, sich zu revanchieren, nachdem die quarianische Frau ihm bereits den Hintern rettete. Die komplette Aufmerksamkeit der E-Secs war auf die erstarrte Rhyn gerichtet. Keiner beachtete Jack noch. Na also. Wunder gibt's doch noch! dachte er erfreut, richtete sich so langsam wie möglich auf. Eine zu schnelle Bewegung hätte ihn verraten. Aber gleichzeitig wusste der Mensch, dass er nicht viel Zeit hatte. Blitzschnell sprang er hinter den Turianer, riss ihm die Waffe aus dem Halfter. Mit aller Kraft erreichte sein Fuß die rechte Kniekehle des überraschten E-Secs, der vor Schmerz schreiend sofort in die Knie ging. Der Rest des Teams bekam all das mit. Es hieß also, schnell zu reagieren.
    Foster fing den Turianer. Sein kräftiger, musulöser Arm umschlung die schwach gepanzerte Kehle des Benommenen. Die andere Hand umfasste schwitzend den Pistolengriff, der Zeigefinger wanderte schnell zum Auslöser. Ein ohrenbetäubender Knall folgte, Jacks Hand nur kaum vom Rüchstoß verrissen. Einen der beiden anderen Turianer traf es direkt zwischen die Augen. Sein Blut spritzte in die Höhe, befleckte die dunkle Wand hinter ihm deutlich sichtbar mit der klebrige Flüssigkeit des Schussopfers.

    Eine asarische E-Sec richtete schreiend ihr Sturmgewehr auf den Menschen: "Lassen Sie die Waffe fallen!" Ihr Stimme erstummte unter einem weiterem Knall. Die Kugel zerriss die linke Schulter, die, für die verwendete Panzerung üblich, nur schlecht geschützt war. Ihr Gewehr fiel klappernd zu Boden. Doch zuvor löste sich ein einzelner Schuss, der den Brustkorb des von Jack als Schutz benutzten Turianers traf. Beide wurden einige Schritte zurückgedrängt, doch der Turianer brachte keinen Ton raus. Lediglich ein geschockter Blick war zu enthemen. Die offenbar spezial angefertigte Panzerung fing den Schuss restlos ab. Als Jack sich und den schweren, erdrückenden E-Sec wieder unter Kontrolle brachte, folgten zwei weitere, präzise, schnell aufeinanderfolgende Schüsse, die garkeine Zeit zum reagieren ließen. Die beiden Opfer, ein weiterer Turianer und ein Mensch, fielen augenblicklich zu Boden, hatten keine Chance ihr Leben zu retten. Beide Kugeln durchdrangen kreischend die Köpfe der beiden.

    Was Jack in diesem Moment jedoch nicht ahnen konnte, da das ohrenbetäubende Knallen durch seinen Kopf dröhnte, ihn wie benebelt dastehen ließ, war, dass der Turianer wieder zu sich fand. Und nur einen Bruchteil einer Sekunde später spürte Foster auch schon den schwergepanzerten Ellenbogen in seiner Magengrube. Hustend, nach Luft schnappend stolperte er an die nächstmögliche Wand, hielt seine muskulösen, großen Hände verkrampft an seinen durchtrainierten Bauch. Und plötzlich war er auch schon da. Der Geschmack des eigenen Blutes, der sich in windeseile im kompletten Mund ausbreitete, nur um kurze Zeit später durch die zusammengepressten feuchten Lippen zu entfliehen. Der Schlag traf Jack sichtbar hart, doch Zeit zum Ausruhen blieb keineswegs. Denn zugleich spürte er den stark erhitzten Lauf der Pistole an seiner in Schweiß getränkte Stirn. Sollte es das nun doch gewesen sein? Der ganze Kampf für nichts? Den ganzen Kampf verloren, wegen eines Anfängerfehlers? Nein, das kann's nicht sein. Das darf's nicht sein.

    Ein nach Hilfe rufender Blick traf Rhyn, die sich zögerlich, kaum sichtbar bewegte. Sie war nun die letzte Hoffnung für den in Lebensgefahr befindlichen Jack, der in kürzester Zeit vier Lebewesen tötete.

    "Elender Bastard! Denkst du wirklich, du kannst mich so leicht loswerden?!" brüllte der Turianer, der den Lauf nicht von Jacks Stirn nahm. Stattdessen presste er diesen nur noch weiter, bis er schmerzahft auf die Schädeldecke drückte. Die freie Hand benutzte er, um mit voller Kraft direkt zum Solarplexus zu schlagen. Schmerzhaft zischte Jack, unterdrückte seinen aufwallenden Schrei. Massenhaft Blut füllte seinen Mund, spritzte mit jedem seiner schnellen, unkontrollierten Atemzüge hinaus. Seine Lungen waren wieder gezwungen, in hohem Tempo zu arbeiten. Dem 32-jährigen wurde die Luft knapp. Er war dazu verurteilt, hektisch durch den Mund zu atmen, musste den riesigen, seinen Körper durchbohrenden schmzeren standhalten und hoffen, dass Rhyn ihn aus dieser Situation befreien konnte - oder wollte...

    12:47 Uhr
    Geändert von SpeechBubble (14.12.2008 um 19:54 Uhr)

Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •