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  1. #101
    Let's Play-Gucker Avatar von Arkanson Tarex
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    Ziviler Raumhaufen
    21:45

    Es dauerte nicht einmal lange da setzte auch ein Shuttle zur Landung an, man konnte zwar nicht erkennen ob es ein Allianzshuttle war, aber es landete ziemlich genau auf den Koordinaten die Arkanson übermittelt hatte.
    "Wies aussieht ist unser Taxi schon da", meinte Wels plötzlich und musste ich zusammenreißen um nicht wieder zu lachen, die Geschichte mit dem etwas anderen Volus-Händler war zu komisch.
    "Nunja, bin gespannt wie einfache Marines auf uns zwei neuen Passagiere reagieren und was der Captain ihnen aufgetischt hat, warum wir sie begleiten."
    Wels nickte und schulterte seinen Seesack, "Auf sonst fliegen sie ohne uns und das wäre nicht das erste mal."
    Bei den letzen Worten lachte er laut auf und ging auf das Shuttle zu, Arkanson folgte ihm sofort und musste ebenfalls lachen, da Wels eine alte Erinnerung hervorrief mit dieser aussage, sein lauter Bass durchdrang die Nacht.

    Das kann noch was werden , dachte sich Arkanson als er auf die Heckrampe zuging.

    >>> Columbia Shuttle der Midway
    Uhzeit 21:47
    Geändert von Arkanson Tarex (17.01.2009 um 19:40 Uhr)

  2. #102
    Newbie Avatar von Jack Foster
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    <--- Das Ferres

    13:30 Uhr
    Allianzstützpunkt
    Die Raumhäfen

    Sehr zu Jacks Verwunderung verliefen die ganzen zwanzig Minuten des Transports ruhig. Seine mageren Gedanken dachten nur darüber nach, was Rhyn wohl denken mochte. Immerhin würde sie wohl schon in kurzer Zeit ihr Glück finden und Finley wieder sehen. Ganz im Gegenteil zu Jack. Wenn er Recht behalten würde, wäre er zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit schweren Benachteiligungen verurteilt worden. Und wahrscheinlich vorher noch tagelang einer sinnfreien Folter unterzogen worden. Es blieb also nur noch zu hoffen, dass irgendein Wunder geschehen würde. Auch wenn es nicht unbedingt Fosters Art war, einfach nur zu hoffen. Dafür dachte er zu viel über alles nach.

    Plötzlich wurde es still. Noch stiller als zuvor. Das Fahrzeug hielt an. Lediglich schnelle Schritte waren zu vernehmen, bevor sich die blendend helle Sonne wieder meldete, um Jacks Augen zu betäuben. Diesmal ging alles schneller als einige Zeit zuvor. Noch bevor sich die smaragdgrünen Augen von dem gleißenden Licht erholen konnten, wurde er wieder von den kräftigen und brutalen Händen der Männer gepackt, die ihn aus dem Wagen rissen und über einen kleinen Platz zerrten. Zwei weitere der Männer schnappten sich Rhyn und zogen auch diese über den Platz. Begleitet von den letzten Beiden ging Durannin entspannt und zufrieden hinter der Truppe her, bis sie schließlich einen hellen gefliesten Korridor erreichten, der definitiv von menschlicher Architektur zeugte.

    „Bringt sie zu ihm.“

    Sprach Durannin wortkarg und befahl zwei der Männer, Rhyn irgendwo hinzubringen. So trennten sich also ihre Wege. Ohne weitere Worte. Auseinandergegangen in einem verbalen Konflikt, der viele Fragen offen ließ.

    „Ihr wisst ja, was mit dem Kerl zutun ist.“

    Fügte der kleinwüchsige Mensch hinzu bevor er ein paar Meter weiter um die Ecke verschwand.

    Ruckartig wurde Jack weiter durch den Flur gezerrt und schließlich in einen Raum geworfen. Auf den ersten Blick ähnelte dieser definitiv einem Verhörraum. Dunkel, ungemütlich, ein Metalltisch samt Stuhl in er Mitte des Zimmers. Genau so sah ein Raum wie dieser aus.

    „Setzen Sie sich.“

    Sprach eine ruhige Stimme aus der verdunkelten Ecke.

    „Und bitte…widersprechen Sie mir nicht.“

    Wie könnte ich denn nur?

    Dachte Jack angewidert von dem Unbekannten, der ihn im Raum begegnete. Doch er hatte eben keine andere Wahl und leistete der Anweisung des Mannes, der sich kurze Zeit später als Mensch entpuppte, folge.

    „Mr. Foster“

    Sprach der riesige muskulöse Mann mit grauschwarzen Haaren.

    “Auch wenn Sie es mir nicht glauben…wir beide kennen uns – sehr gut sogar… und sehr lange.“

    Eine äußerst unbehagliche Stille folgte. Und nun war Jack sich endlich zu einhundert Prozent sicher. Er wusste genau, wen er da vor sich hatte. Doch Foster ahnte nicht einmal, was aus dem folgenden Gespräch hervorgehen würde…

    13:39 Uhr

  3. #103
    Newbie Avatar von Rhyn'Navras vas Saralesca
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    Das Ferres >>>> Die Raumhäfen, Allianzstützpunkt, Zellentrakt

    Uhrzeit: 13:32 Uhr

    Klirrend hallten Rhyns metallische Schritte zwischen kargen, in trostlos grauen Kunststoff eingekleidete Korridorwänden wider, als sie auf zittrigen Füßen über die silbernen Metallbodenplatten stolperte, die mageren Handgelenke mit scharfen Handschellen auf den Rücken gefesselt, und unter regelmäßigen, schmerzhaften Faustschlägen zwischen ihren knochigen Schulterblättern gehetzt wurde wie tierisches Vieh.

    "Los, beweg dich! Wir sind hier nicht beim alljährlichen Senioren-Walking!", knurrte einer der beiden turianischen Mitglieder des Resort Security Service griesgrämig, offenkundig unzufrieden mit der aktuellen Situation, während sein wortkarger Kollege es bei einem amüsierten Grinsen beließ und ihm beschwichtigend auf die Schulter klopfte.

    'Bastard...', schoss es der geknebelten Quarianerin hasserfüllt durch den Kopf, während sie unter fieberhaften Atemzügen einen raschen, finsteren Blick über ihre Schulter zu werfen wagte, 'soll ich etwa sprinten?', ehe das notgedrungene Trio eine kleine und bescheiden eingerichtete Halle ohne Fenster erreichte, die von sechsköpfigem Allianzpersonal bewacht und von einem sichtbar überforderten Unteroffizier beaufsichtigt wurde.
    Dieser saß gedankenversunken über einem respekteinflößenden Stapel von Datendisks gebeugt an einem rustikalen Metallschreibtisch in der rechten Ecke des Raumes und massierte sich erschöpft die Schläfen, ohne den müden Blick seiner haselnussbraunen Augen von dem leuchtenden Holodisplay seines flachen Monitors abzuwenden oder gar zu blinzeln, ehe sich der mürrische Turianer geräuschvoll räusperte und so die träge Aufmerksamkeit des Allianzmitgliedes abrupt auf sich lenkte.

    "Äh, ja, was? Ach, Sie sind das! Ich habe Sie bereits erwartet", brabbelte er merklich desorientiert und schüttelte kurz verstörend den Kopf, als wollte er sich dadurch selbst wachrütteln, "ich habe den Befehl erhalten, die Quarianerin in Begleitung von Allianzpersonal zu Petersen, Finley in Zellentrakt 47 führen zu lassen. Das ist richtig, ja? Dann dürfen Sie beide gehen."

    Wortlos schnappte der grimmige Turianer mit seinen scharfkralligen Pranken nach Rhyns gefesselten Händen und löste mit brüsken Griffen die kantigen Handschellen, bevor er sich abschätzig schnaubend umwandte und die Halle in Begleitung seines Kollegen wieder schweigend verließ.

    "Äh, auf Wiedersehen...?", nuschelte der Unteroffizier verwirrt, wandte sich aber nach wenigen Sekunden ohne Antwort seitens des Turianerduos wieder Rhyn zu, die sich zähneknirschend die brennenden Handgelenke rieb und innerlich ihren 'Peiniger' verfluchte und verwünschte, "Thompson, Miller, begleiten Sie die Dame zum Gefangenen."

    "Ja, Sir."

    Zwei muskulöse Marines mit kahl geschorenen Köpfen und stoischen Mienen traten mit hölzernen und starren Bewegungen hervor und salutierten flüchtig, bevor sie sich Rhyn zuwandten, "Ma'am" bemerkend auf die offenstehende Fahrstuhlkabine aus massiven Stahl verwiesen und mit der Quarianerin in das erste Untergeschoss fuhren, in dem sich Finleys Zellentrakt befand.

    'Gleich ist es soweit...'

    Eine aufwühlende, zermürbende Unruhe machte sich in ihrem Inneren breit, als sie an das bevorstehende Wiedersehen mit Finley dachte, eine gefräßige, zehrende Leere, die ihre Eingeweide unangenehm zusammenschrumpfen ließ; es war das Gefühl von stressendem, Übelkeit erzeugendem Lampenfieber und wohltuender Aufregung, die sie gleichzeitig in blanke Angst und betäubende Euphorie versetzten.

    Als sich die schweren Stahltüren sanft und lautlos beseite schoben, erblickten Rhyns azurblauen Augen einen adretten, aber blutjungen Soldaten, der mit einem warmherzigen Lächeln auf den Lippen auf die Fahrstuhlkabine zutrat und seinen beiden Kameraden befremdlich höflich zunickte, ehe er sich salopp durch seinen ebenso befremdlich vollen, platinblonden Haarschopf fuhr und verlauten ließ:

    "Ma'am, ich bin Private Rooney. Bitte folgen Sie mir, ich werde Sie zu Petersen begleiten."

    Rhyn bemerke augenblicklich, dass die beiden Marines, Thompson und Miller, den jungen Soldaten zunächst verwirrt anstarrten, da sie offenkundig nichts von einer Übergabe wussten; nach wenigen Sekunden jedoch zuckten sie nur gleichgültig mit den Schultern und vertrauten die Quarianerin, die misstrauisch die Augenbrauen tief das anmutige Gesicht furchte, dem blonden Jüngling an, ehe sie wieder in das Erdgeschoss fuhren, ohne Fragen zu stellen oder sich über eine eventuelle Befehlsänderung zu informieren.

    'Warum ist mir nur so übel...? Dieses flaue Gefühl in meinem Magen...als müsste ich mich gleich übergeben. Ist es die Aufregung, die Nervosität?'

    "Ich werde Ihnen Zugang zu Petersens Zelle gewähren und Sie beide dann alleine lassen, wie mir von meinem Vorgesetzten befohlen wurde. Wenn Sie meine Hilfe benötigen, klopfen Sie bitte an die Zellentür - ich werde draußen warten", erläuterte der freundliche Marine beiläufig, als die beiden einen weiteren tristgrauen Korridor durchschritten, welcher nur spärlich von milchigweißen Lampen an der Korridordecke erhellt wurde und in regelmäßigen Abständen beidseitig von massiven Stahlzellentüren gesäumt wurde, "hier ist es."

    Rhyn brach sofort in eiskalten Schweiß aus.

    'Finley...'

    Rooney wandte sich der scharlachrot leuchtenden Schalttafel zu, welche neben Finleys Zellentür an der kalten Kunstoffwand befestigt war, und tippte diverse Sicherheitscodes ein, welche er anschließend mit seinem Fingerabdruck verifizierte, sodass sich die schwere Stahltür unter angenehmem Zischen öffnete und Einblick auf die klaustrophobisch schmale Zelle offenbarte.

    "Ich wünsche ein freudiges Wiedersehen!"

    Die sanften, nahezu femininen Gesichtszüge des blonden Jünglings verzerrten sich zu einer hässlichen und dämonischen Fratze, als seine schmächtige Hand Rhyns sehnigen Nacken packte und die Quarianerin gewaltsam in die Zelle schubste, und seine grellen, graublauen Augen grinsten sie perfide an, als sie schmerzhaft mit ihrem ausgemergelten Körper auf dem harten und frostigen Metallboden aufprallte und einen stummen Schmerzensschrei ausstieß, während der kalte Stahl die winzige Zelle wieder verriegelte.

    "Was soll das...?"

    Und dann sah sie ihn.

    Finleys toten Körper.

    Uhrzeit: 13:39 Uhr

  4. #104
    Newbie Avatar von Jack Foster
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    13:40 Uhr
    Verhörraum, Allianzstützpunkt
    Elysium

    „Mr. Foster, Jack, entschuldigen Sie bitte meine Verspätung.“

    Setzte der riesige Mensch mit einer bedrohlichen Stimme nach, bei der selbst Jack ein Schauer über den Rücken lief. Doch der 32-jährige hatte keine anderen Möglichkeiten. Er musste sich auf dieses Gespräch einlassen. Egal was dabei rauskommen mochte.

    „Sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin.“

    Flüsterte Foster hasserfüllt. Hass auf diesen Mann – Hass auf sich selbst und wie er jemals dieses dreckige Geschäft annehmen konnte.

    „Sie können Zeichen gut deuten. Genau deswegen habe ich Sie damals ausgewählt.“

    Es fiel dem Auftragsmörder sichtlich schwer, die Fassung zu bewahren. Die Hitze, die den Raum mit unangenehmer Temperatur füllte, tat ihr Übriges dazu bei. Jacks Stirn war erneut mit salzigem Schweiß überdeckt, seine Hände fühlten sich an, als würden sie von Säure zerätzt worden. Doch noch sah die Realität, die Wirklichkeit, das Hier und Jetzt besser aus. Wenn auch nicht weit besser.

    „Warum bin ich hier?“

    „Jack…“

    Entgegnete der Mann theatralisch geschockt bevor er neben Foster trat.

    „Heute, mein Freund, haben Sie die Chance, alles zu beenden.“

    Die smaragdgrünen Augen schlossen sich, Jack hörte sein Herz schlagen; hörte jede noch so kleine Bewegung, die in diesem Raum erklang.

    Soll es das sein? Soll es endlich zu Ende sein?

    Einerseits durchströmte neue Hoffnung den muskulösen Männerkörper. Auf der anderen Seite machte sich aber auch eine dunkle Vorahnung breit, die alles vorangegangene bei weitem übertreffen sollte.

    „Mr. Durannin hatte schon angedeutet, worauf dieses Treffen hinauslaufen wird.“

    Sprach der riesige Mensch weiter, versetzte förmlich einen Stich nach dem nächsten in Jacks Brust, die sich deutlich verkrampfte. Der alt erscheinende Mann trat an die andere Seite des Tisches und nahm auf dem zweiten Stuhl Platz bevor er sich zu Foster herüberlehnte.

    „Nur einer von uns allen wird dieses Gebäude heute lebend verlassen. Und Sie, Mr. Foster, sind der Mann, der entscheiden wird, wer diese Person ist.“

    Der Moment, auf den Jack jahrelang sehnsüchtig wartete, rückte plötzlich in beängstigende Nähe. Eine so große Angst in ihm, die er vorher nie zu kennen vermochte, wendete plötzlich alles. Anstatt sich freuen zu können, es endlich zu beenden, wurde es alles noch schlimmer, als der 32-jährige es sich jemals ausmalen konnte.

    „Sie haben heute die freie Auswahl. Werden Sie mich töten und damit alles zerstören, worauf Sie all die Jahre hingearbeitet haben? Werden Sie sich selbst wählen und allem ein Ende machen? Oder wird es doch diese kleine Quarianerin, die sie so kaltblütig auflaufen ließ, nur um ihren Geliebten wieder zu sehen?“

    Rhyn?!

    Jack war schockiert. Er konnte nicht diese kleine Frau töten – ihr das Leben nehmen, als sie gerade ihr Glück gefunden hatte.

    „Ich vergaß zu erwähnen, dass Sie sich beeilen sollten. Sie haben, sobald ich Ihnen die Waffe gebe, genau fünfzehn Minuten Zeit. Ist dann keine Entscheidung getroffen, wird dieser Laden hier mit allen gesprengt, was sich in ihm befindet.“

    „Sie sind doch krank!“

    Brüllte Jack, entfesselte die ganze angestaute Wut. Die Wut auf sich und seine Taten. Die Wut auf diesen Mann. Die Wut auf alles…

    „Die einen nennen es krank. Die anderen sagen genial. Und entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe mich ja gar nicht vorgestellt. Smith. Kopfgeldabteilung der Alpha Chimera.“

    Alpha Chimera? Das Ferres - die Asari. Rhyn…

    Diese einfachen zwei Wörter ließen auf alles zurückführen, was vorher geschah. Es war keine Aneinanderreihung einfacher Zufälle. Es war alles von vorne bis hinten durchgeplant.
    Doch bevor Jack sich weitere Gedanken darüber machen konnte, streckte Smith schon den Kolben einer Pistole in Fosters Richtung.

    „Zeit zu entscheiden, Jack.“

    Ich kann nicht…

    Gefühlte Ewigkeiten vergingen ohne jegliches Regen.

    „Verdammt Jack! All die Jahre hast du Leute getötet. Und jetzt verweigerst du deinen letzten Auftrag?“

    Flüsterte Smith in einer bedrohlich tiefen Stimme, während er die schwarze Waffe vor Jack auf den Tisch legte.
    Wieder vergingen Augenblicke der Stille…Bis Foster sich entschied. Er griff blitzschnell nach der Waffe und verließ ebenso schnell den Raum. Was mit Smith passierte, war ihm nun vollkommen egal. Dieser Mann würde noch bekommen, was er verdiente.

    13:52 Uhr

  5. #105
    Newbie Avatar von Rhyn'Navras vas Saralesca
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    Die Raumhäfen, Allianzstützpunkt, Zelle 47

    Uhrzeit: 13:39 Uhr


    Das geriffelte, harte Metall unter ihren knochigen Fingerkuppen war eiskalt.

    Rhyn spürte die frostige Kälte nicht, die sich durch das zähe Leder ihrer schwarzen Handschuhe fraß und ihr unter die zwickende, von kühlem Schweiß benetzte Haut kroch.
    Sie schabte mit ihren tauben Fingern über die silberne Bodenplatte, kratzte über die runden Metallnoppen, bis sie ihre Fingerspitzen blutig rieb, und scheuerte die finsteren und verkrusteten Bluttropfen weg, die aus Finleys Stirn gespritzt waren und nun das eisige Metall tränkten.

    Ihre Augen waren trocken; brennende, weit aufgerissene, azurblaue Augen, die leer und geisterhaft auf den leblosen Körper Finleys starrten.

    Der in sich zusammengesackte Leichnam ruhte schlaff in einer Ecke und blickte mit halb geöffneten, trüben Augäpfeln auf seine bleich verfärbten Hände hinab. Zähflüssig hatte sich der blutige Lebenssaft über das aschfahle Gesicht ergossen, wie ein Tropfen pechschwarzer Tinte, welcher langsam über ein blankes Papier perlt. Das dunkelblonde, ungekämmte Haar haftete an der klaffenden Schusswunde, klebte in feuchten Strähnen an seinem Kopf, der resigniert nach vorne hing.

    Finley war tot. Tot. Wie ihr Ehemann. Ihre Tochter. Ihr Herz.

    Das zermürbende Geräusch von scharrendem Metall, das in dumpfem Klirren aneinanderrieb, als sie zu ihm kroch, übertönte die tränenerstickten Schreie, die ihrer trockenen, brennenden Kehle entwichen.

    Sie merkte nicht, dass sie schrie.

    Salzige Tränen tränkten, blendeten ihre Augen, flossen mit jedem einzelnen Lidschlag ihr zerfurchtes Gesicht hinab, bedeckten das schmerzverzerrte Angesicht.

    Sie merkte nicht, dass sie weinte.

    Ein krampfartiges Schluchzen durchfuhr ihren bebenden Körper, als sie Finleys kaltes, gänzlich erstarrtes Gesicht sanft mit ihren zittrigen Fingern umfasste und in seine milchig-glasigen Augen blickte.

    Der Schmerz in seinen Augen war erloschen.

    Uhrzeit: 13:52 Uhr

    'Ich liebe dich...'

    Rhyn spürte nichts.

    'Ich liebe dich...'

    Ihr Herz war nackt, zefressen von Leere, betäubt und ohmächtig.

    'Deshalb musstest du sterben.'

    Erschöpft kauerte sie mit angewinkelten Knien neben Finleys leblosem Körper, starrte mit geröteten, durstig geweinten Augen durch das verspiegelte Visier ihres Schutzhelmes auf den kalten Metallboden, den Kopf an Finleys schlaffe Schulter gelehnt.

    'Warum müssen die sterben, die ich liebe?'


    Sie hatte genug.

    'Warum nicht ich?!'

  6. #106
    Newbie Avatar von Jack Foster
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    13:53 Uhr
    Korridore, Allianzstützpunkt
    Elysium

    “Zellentrakt 47 – Und Jack: Die Uhr tickt…“

    Das waren sie. Die Worte, die durch Jacks ‚In-Ear-Kommsystem’ übertragen wurden. Der innerlich noch immer erstarrte Mann bahnte sich seinen Weg durch die Korridore, die erstaunlich leer waren. Irgendwas stimmte nicht. Aber was konnte auch stimmen? Jack machte gerade Bekanntschaft mit dem Todesbringer und wohlmöglich war ganz Alpha Chimera in diese Operation verwickelt. Das wäre zumindest eine von vielen logischen Erklärungen, warum der 32-jährige keine Probleme hatte und einfach durch die Korridore schritt.

    Einfach?
    Nein, sein Körper bebte vor Wut und Widerwillen. Seine Lungen arbeiteten ungleichmäßig. Salziger Schweiß drang aus den Poren. Doch am wichtigsten waren seine Gedanken: Er hatte keine und doch unendlich viele. Sie waren verzerrt und doch offensichtlich. Aber sie drehten sich nur um das, was vor ihm lag: Der Zellentrakt 47.

    Wer bin ich eigentlich?

    Fragte Jack sich urplötzlich. Aber wer war er? Und wer hätte er sein können? Wollte er weiterhin der erpresste Auftragsmörder sein? Hätte er nicht ein ganz normales Leben auf Elysium führen können, wenn sein Rachedurst nicht so unersättlich gewesen wäre?
    Nein…noch nicht. Es gab noch diesen einen letzten Auftrag, der all dem ein Ende bereiten konnte…

    Minuten und einige Meter später erspähte Foster plötzlich einen jungen blonden Mann, der mit verschränkten dünnen Armen am Eingang des Korridors stand und Jack emotionslos direkt in die grünen Augen starrte.

    „Ah Mr. Foster. Treten Sie näher.“

    Der 32-jährige Mensch war im ersten deutlich verwirrt. Nach kurzem Überlegen war aber auch ihm klar, dass es sich hierbei um keine einfache Allianzwache handelte.

    „Die dritte Tür rechts.“

    Fügte er hinzu, als Jack vor ihn trat und nichtmal eine Sekunde später an ihm vorbei schlich. Ein ungutes Bauchgefühl machte nahm seinen Körper plötzlich ein. Wieder eine böse Vorahnung?

    Irgendwas läuft hier absolut falsch. --- „Sie können Zeichen gut deuten.“ --- Kranker Bastard!

    Am liebsten hätte der smaragdäugige Mensch nun einfach alles zerstört, was in seiner Nähe war. Doch dafür war sowieso die Bombe zuständig, die sich irgendwo in diesem Gebäude befand.

    Ein tiefes Atmen mit unwohl riechender Luft durchströmte noch mal Jacks Lungen, bevor er seine schweißgebadete Hand langsam nach dem Türgriff ausstreckte und die dazugehörige Tür sich zischend zur Seite öffnete.

    13:57 Uhr

    Ein Anblick des Grauens offenbart sich ihm nur kurze Zeit später:
    Das kalte Metall war mit Blut versehen und in der hinteren Ecke bemerkte Jack schnell zwei Körper. Es dauerte nicht lange, bis er Rhyn identifizierte, die offenkundig zerstört neben einem männlichen Menschen saß, dessen Gesicht mit getrocknetem Blut und einer große Schusswunde bedeckt wurde.

    Finley. – Verdammt, dieser Mistkerl!

    „Scheiße.“

    Jacks erstarrter Körper bebte vor Wut; Hass. Seine Hände umklammerten fest die Waffe, die er zuvor aus dem Halfter am Schienbein zog. Der Moment der Entscheidung war nun endgültig gekommen. Es gab kein Zurück mehr. Für niemanden. Eine einzige Kugel konnte jetzt alles beenden. Es blieb nur noch die Frage, wen sie treffen sollte.
    Der eigentliche Auftrag, und das wusste Jack nur zu gut, war Rhyn. Die gebrochene Quarianerin, die ihn hierherbrachte. Aber auch die gebrochene Quarianerin, die ihm mehrmals das Leben rettete.
    Foster war hin- und hergerissen. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er jede Sekunde platzen, wenn er das nicht schnell beenden würde.
    Doch er konnte nicht. Er konnte Rhyn nicht töten. Egal was es bedeutete. Die Hoffnung, Mel jemals wieder zu sehen, war schon seit einiger Zeit nicht mehr ausreichend, um eine so kaltblütige Tat zu vollbringen.

    Die Waffe noch immer fest mit seinen schwitzenden Händen umklammert, schritt Jack langsam auf die beiden Körper zu.

    „Rhyn…es…“

    Die Worte fehlten. Die Kraft fehlte. Der Wille fehlte.
    Nur ein kleiner Funken Hoffnung, der das Überleben der beiden sichern konnte, veranlasste Foster dazu, weiter zu sprechen:

    „Hör zu…wir müssen hier weg. Im Gebäude tickt eine Bombe und wenn wir hier lebend raus wollen, sollten wir jetzt gehen.“

    Der 32-jährige wusste, dass Rhyn nicht bei der Sache war. Und trotzdem redete er. Fast schon unfreiwillig sprach er weiter:

    „Es tut mir leid…“

    Plötzlich schien Jack ihre Aufmerksamkeit gewonnen zu haben.

    „…Alles. Das mit Finley. Diese Situation.“

    Der Mensch beugte sich zu ihr hinunter:

    „Meine Unfähigkeit.“

    Obwohl das Gesicht seines Gegenübers durch das entspiegelte Visier des Enviroschutzanzugs verdeckt wurde, ahnte er doch, dass sie kein Wort von dem verstand, was er sagte.

    „Rhyn…ich habe den Auftrag…“

    Jack schluckte schwer. Er konnte nicht. Er konnte es nicht sagen. Nicht in dieser Situation.

    Verdammt!

    Schrie er innerlich – wollte den ganzen Schmerz herauslassen und ein normales Leben leben. Ohne all diese Konflikte. Ohne Kriege. Ohne Gewalt. Doch es war ihm nicht vergönnt.
    Er wurde gezwungen zu töten. Aus einem immer blasser werdenden Grund. Und dieser war es nicht mehr wert, weitere Personen zu töten, die es nicht verdienten.
    Aber langsam jetzt musste Jack einsehen, dass er keine Möglichkeit hatte, alles und jeden zu retten. Er musste eine Entscheidung treffen…

    „…ich ... ich soll dich töten.“

    Jack pausierte. Obwohl er Rhyn nicht wirklich kannte, stießen ihm sofort salzige Tränen in die Augen, die die Sicht erschwerten und es noch unmöglicher machten, es zu beenden.

    Aber ich kann nicht.

    13:59 Uhr

  7. #107
    Newbie Avatar von Rhyn'Navras vas Saralesca
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    Die Raumhäfen, Allianzstützpunkt, Zelle 47

    Uhrzeit: 13:58 Uhr

    Ausdruckslose, leere Augen starrten müde auf die kalte und blutleere Hand Finleys hinab, die Rhyn mit ihren knochigen, blutig geschabten Fingern umklammert hielt, während sich Jacks brüchige Stimme dumpf in ihre tauben Ohren fraß. Sie erkannte seine dunkle, angenehme Stimme, doch sie fühlte sich so betäubt, so desillusioniert, dass sie einfach nicht antworten konnte.

    "Es tut mir leid...Alles. Das mit Finley. Diese Situation. Meine Unfähigkeit.“

    Es waren Jacks Worte.

    Ihr ohnmächtiger Verstand aber sprach sie mit Rhyns Stimme.

    'Es tut mit Leid....Alles. Das mit Finley. Diese Situation. Meine Unfähigkeit.'

    Sie hatte vierzig quarianische Männer und Frauen - anständige Söhne und Töchter, fürsorgliche Eltern, tugendreiche Charaktere - in den Tod geschickt, um einen sicheren Heimatplaneten für ihr Volk ausfindig zu machen; um ihr Volk vor weiteren dreihundert Jahren panischer Flucht und brutaler Verfolgung und einer ungewissen Zukunft zu bewahren.

    Sie hatte ihren liebevollen Ehemann und ihre wunderbare Tochter an diese gottverdammte Seuche verloren, war unfähig gewesen, die beiden vor ihrem unverdienten Tod zu bewahren, mit ihnen zu sterben.

    'Mama! Du darfst nicht sterben!'


    'Warum nicht?! Warum nicht, verdammt?!'

    Sie hatte es doch nicht verdient, glücklich zu sein. Leben zu dürfen.

    'Das hat Finleys Tod wieder einmal bewiesen.'

    Warum sollte sie dann noch weiterleben? Sie hatte dieses 'Leben' so satt.

    "Rhyn...ich habe den Auftrag...“, wisperte Jack daraufhin mit trockener und gebrochener Stimme, nachdem er sich auf zittrigen Füßen vor sie gebeugt hatte, und schluckte schwer, spürbar verzweifelt, innerlich aufgewühlt und zerrüttet, die Pistole in seinen schweißnassen Händen fest umklammernd.

    "...Ich...ich soll dich töten.“

    Seine heisere Stimme erstarb und salzige Tränen füllten seine smaragdgründen Augen. Er starrte sie direkt an, trotz des irreführenden verspiegelten Visieres, und gewährte ihr Einblick in seine kämpfende, zerbrochene Seele, die mit ihrem zefressenen Gewissen rang.

    "Wirst du sie danach wiedersehen?", erwiderte die Quarianerin ihm sanft, die trockenen Lippen zu einem warmherzigen, verständnisvollen Lächeln geformt, doch Jack schwieg und wandte seinen schuldbewussten Blick beschämt von ihrem Angesicht ab.

    "Gut. Dann tu es. Töte mich, Jack."

    'Ich will endlich sterben.'

    Jack riss schockiert seine Augen auf, er konnte scheinbar nicht glauben, was sie da gerade von ihm verlangt hatte, er wollte ihr widersprechen, etwas sagen, doch Rhyn fuhr unbehelligt mit zitternder Stimme fort:

    "Sieh mich an, sieh ihn an, verdammt! Ich habe alles verloren, was mir je etwas bedeutet hat. Mein Ehemann ist tot, meine einzige Tochter ist tot, mein eigenes Volk hat mich verbannt. Ich sitze hier neben der Leiche des Mannes, der mich wieder fühlen und lieben gelehrt hat. Glaubst du, mein Leben hat noch irgendeinen Sinn?! Alleine? In dieser gottverdammten Galaxis mit all dem minderwertigen Abschaum darin?!"

    Sie schmeckte ihre eigenen brennend heißen, salzigen Tränen, spürte, wie sich ihre trockene, kochende Kehle zuschnürte, ihr die Luft zum Atmen fehlte, ihre pulsierenden Lungen zu zerbersten drohten.

    'Nika...Finley...'

    "Ich bin eine gebrochene Frau, Jack. Ich will nicht mehr leben. Wenn du mich tötest, kann ich dir wenigstens noch helfen. Los, töte mich."

    Er reagierte nicht.

    "TÖTE MICH!"

    Uhrzeit: 14:00 Uhr

  8. #108
    Newbie Avatar von Jack Foster
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    14:00 Uhr
    Zelle 47, Allianzstützpunkt
    Elysium

    "Wirst du sie danach wiedersehen?"

    Jack ließ seinen Blick schnell in eine andere Richtung wandern. Seine eigene Unsicherheit, seine eigenen Fehler hinderten ihn daran, Rhyn in ihre schönen azurblauen Augen zu sehen.

    Ich weiß es nicht…

    Antwortete er gedanklich auf eine Frage, die er sich schon vor Jahren hätte stellen sollen, damit es nie zu solch einer Situation gekommen wäre. Langsam realisierte er, dass er in den letzten Stunden mit der Quarianerin mehr gelernt hatte als in den ganzen letzten Jahren.

    Er lernte was es heißt, zu beschützen.

    "Haben wir uns schon wieder ein Menschlein geangelt?"

    Er lernte was es heißt, sich mit wahren Problemen auseinanderzusetzen.

    "Ich habe dir im Black Hole meine Geschichte offenbart. Ich denke, jetzt ist der optimale Zeitpunkt, um mir deine zu erzählen."

    Und er lernte was es heißt, von anderen mitgezogen zu werden.

    "Willst du dort drüben Wurzeln schlagen?“

    Doch eine Lektion lag noch vor ihm. Und sie war es, vor der Jack sich am meisten fürchtete: Er musste Entscheidungen treffen. Aber einige Augenblicke sollten noch vergehen, bevor er sich dieser Lektion stellen musste.

    "Gut. Dann tu es. Töte mich, Jack."

    Jacks Blick fiel geschockt zurück auf Rhyn. Er konnte nicht glauben, was sie gerade sagte, hätte sie am liebsten darum gebeten, es zu wiederholen. Aber er war sprachlos, regungslos – erstarrt.

    Nein.

    Foster schüttelte verweigernd den Kopf. Er konnte nicht. Nicht jetzt. Nicht hier.

    “Glaubst du, mein Leben hat noch irgendeinen Sinn?!“ – Jedes Leben hat einen Sinn. Wir müssen nur danach suchen.

    Argumentierte er stumm vor Verzweiflung.

    "Ich bin eine gebrochene Frau, Jack. Ich will nicht mehr leben. Wenn du mich tötest, kann ich dir wenigstens noch helfen. Los, töte mich."

    Immernoch war Jack fassungslos. Aber seine Stimme kehrte zurück. Immer wieder wisperte er kaum hörbar er diese Wörter.

    „Nein – nein ich kann nicht – nein – nein – ich kann es einfach nicht. Versteh doch…“

    Entsetzen, Verzweiflung, Angst, Ratlosigkeit. Diese vier Worte beschrieben den 32-jährigen perfekt. Er konnte sie nicht töten. Er hatte nicht den Mut, abzudrücken. Er hatte nichtmal mehr den Mut, ihr in die Augen zu schauen. Noch nichtmal der Mut, zusammenzufahren, als Rhyn ihn lautstark aufforderte, sie zu töten, war da. Nichts war mehr da.

    Verdammt nein…tu mir das nicht an!

    Immernoch wehrte Jack sich mit aller Kraft, die er irgendwie aufbringen konnte. Tränen stießen ihm alle paar Sekunden aus den smaragdgrünen Augen. Doch mittlerweile gab es eine Erklärung. Da waren zu viele Parallelen zwischen Mel und Rhyn. Sie beide brachten ihm so unendlich viel bei. Und sie waren nicht sehr verschieden. Fast identisch. Und jetzt sollte er solch eine Frau noch mal verlieren – sollte zu eben jenen verdammten Typen werden wie die, die Mel so eiskalt töteten.

    „NEIN!“

    Brüllte Jack plötzlich lautstark, übertönte förmlich den Knall, der von der hell aufleuchtenden Pistole ausging, deren Griff von der salzigen Flüssigkeit überdeckt war, die sich seit Ewigkeiten dort ansammelte. Die goldene Kugel durchbohrte kreischend den Enviroschutzanzug Rhyns, nur um gleich danach ihr Herz zu zerreißen, um ihr die ersehnte Erlösung zu schenken.

    14:01 Uhr

    Es war wieder dunkel. Das verdammte Klirren der Hülse auf dem Metallboden durchdrang Jacks Kopf immer und immer wieder, bevor er demütig auf die Knie fiel, die fast zeitgleich mit der Waffe den Boden ebenso dumpf berührten, wie Rhyns Hände es taten.
    Das gebräunte Gesicht wurde von lauter salzigen Tränen passiert, die sich am Kinn sammelt und ihren Weg zum Boden suchten, an dem sie sich lautlos trennten. Genau wie Mel und Jack – Genau wie Rhyn und Jack.

    „Es tut mir so leid…vergib mir meine Taten und versprich mir, dass ich dich wiedersehe…bitte.“

    Nun war die kleine Quarianerin, die ihn nur eine so kurze Zeit begleitete, eins mit der besseren – der perfekten Welt - der Nunai'Misha.

    Doch Jack war dazu verdammt, sein Leben noch weiterzuführen. Sich noch ein letztes Mal an denen zu rächen, die das alles hier – Rhyns Tod – zu verantworten hatten, um dann, wenn alles erledigt ist, Mel und Rhyn zu folgen, sie beide und auch Finley in Ehrfurcht wieder zu sehen, um dann dieses eine perfekte Leben zu leben. Und dann hätte er sie bewältigt: Diese eine letzte Lektion, die Rhyn ihm zur Aufgabe machte, nachdem er sich entschied, loszulassen.

    14:02 Uhr

    Der 32-jährige trat langsam vor den regungslosen quarianischen Frauenkörper und führte ihre kleinen fragilen Hände zueinander, um sie auf dem flachen regungslosen Bauch niederzulegen. Sie machte einen zufriedenen Eindruck. Ja – sogar einen glücklichen. Als hätte sie das erreicht, was sie wollte, um ihre Erlösung zu finden.

    Voller Ehrfurcht und Respekt richtete sich Rhyns Schicksalsbringer auf, um dann zitternd vor den beiden Leichen zu salutieren.

    „Lebt wohl.“

    Wisperte er.

    „Und Finley: Pass gut auf sie auf.“

    Fügte er mit zitternder und zerbrechlicher Stimme hinzu. Natürlich war die Chance gleich null, dass seine Worte erhört wurden. Doch es gab auch ihm ein besseres Gefühl. Ein Gefühl das sagte, er hätte doch nicht alles falsch gemacht…

    Eigentlich hätte Jack diesen Raum nie wieder verlassen wollen. Er hätte einfach bleiben können, um mit der Explosion unterzugehen. Doch immer wieder rief er sich die letzte Lektion, mit der Rhyn ihn unwissend beauftragte, in den Sinn. Er hatte diese letzte Mission. Diesen letzten Auftrag. Doch erstmal musste er jetzt sein eigenes Überleben sichern. Es blieben nur noch wenige Minuten, bis hier alles in ein Flammenmeer verwandelt werden würde.
    Und genau dieser Druck verhinderte es, die beiden Leichname mitzunehmen, um sie würdevoll, mit großem Aufwand zu beerdigen – Ganz nach menschlicher und patriotischer Tradition.

    „Tut mir leid.“

    Jacks Stimme erholte sich langsam wieder. Genau wie sein Geist selbst. Er musste sich mit seinen Taten abfinden und sich den Konsequenzen stellen. Und er war sich sicher: Irgendwann würde er das auch tun.

    „Im Gebäude wurde eine Bombe entdeckt. Alle Anwesenden: Verlassen Sie auf dem schnellstmöglichem Wege den Stützpunkt. Dies ist keine Übung.“

    Ertönte es plötzlich aus den Lautsprechern. Nun blieb nicht mehr viel Zeit. Aber ein Mensch – eine Person würde hier nicht mehr lebend rauskommen.

    14:04 Uhr

  9. #109
    Newbie Avatar von Jack Foster
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    14:04 Uhr
    Zelle 47, Allianzstützpunkt
    Elysium

    Jack kniete mit leerem Blick vor Rhyns totem Körper. Wollte sich nicht entfernen. Aber er musste. Und Foster wusste, dass es keinen Weg vorbei gab, um allem folgenden zu entgehen - einfach feige zu fliehen.

    Vor Jacks innerem Auge spielten sich nochmal die Ereignisse der letzten Stunden ab. All jene Situationen, die er mit der Quarianerin durchlebte; wünschte sich, eine friedliche Minute mit ihr gehabt zu haben. Doch die gesamte vorangegangene Zeit war geprägt von Gewalt und Hass. Gleichzeitig aber auch von Vertrauen und Hoffnung, die Rhyn ihm vermittelte - bis zu ihrem Tod. Und vielleicht sogar darüber hinaus.

    Hm?

    Bemerkte Foster plötzlich, als er ein letztes Mal den zierlichen Frauenkörper mit seinen vertränten Augen musterte. Sein demütiger Blick fiel auf Rhyns Arm, aus dem sie im Black Hole den Parierdolch zog, um den beiden das Leben zu retten. Er befand sich noch immer genau dort, wo die Quarianerin ihn nach dem Kampf verstaute.

    Der 32-jährige war ein Traditionsmensch. Das wusste jeder, der ihn kannte. Und so sollte es nicht weiter verwundern, dass Jack vorsichtig nach dem knochigen, kalten Arm griff, um den Dolch langsam zu entfernen. Er sollte Foster erinnern. Erinnern an die kleine Quarianerfrau mit dem großen Mut für den letzten Schritt.
    Kurze Zeit später steckte die scharfe Klinge schon in einer kleinen Befestigung am Oberschenkel, die geschickt von dem hellen Mantel verdeckt wurde.

    Nachdem nun schon das dritte Mal die Bombendurchsage ertönte, musste auch Jack einsehen, dass er sich beeilen musste. Hastig richtete er sich wieder auf und verließ mit schnellen Schritten die Zelle 47 und ließ die toten Körper ihre ersehnte Ruhe finden.

    „Na endlich, Mr Foster“

    Sprach der Blondschopf zufrieden, als er Jack die Zelle verlassen sah.
    Fosters Augen hingegen brauchten keine Worte, um diesem Mann zu verstehen zu geben, was gleich auf ihn zukommen würde.
    Die rechte Hand des Auftragmörders ballte sich zu einer festen Faust; sein ganzer Körper war angespannt.

    „Wo ist er?“

    Sprach Jack mit scharfer und bedrohlicher Stimme, während der blonde Mensch theatralisch nachfragte:

    „Wen mei…“

    Weiter kam er nicht. Foster trat mit einem großen Schritt vor ihn und brüllte sein recht kleines Gegenüber lautstark an. Gleichzeitig befand sich auch schon wieder die schwarze Mordwaffe in Jacks schweißnassen Händen:

    “Sie wissen wen ich meine. Also wo ist er?!“

    „Nehmen Sie die Waffe runter Jack. Sonst geht der Laden mit uns beiden hoch.“

    Der 32-jährige Mensch hingegen zeigte keinerlei Reaktion. Seine Gesichtszüge wurden nur noch aggressiver.

    „Jack, ich zähle bis fünf.“

    Sprach der Blonde und wollte wohlmöglich selbstsicher erscheinen. Foster hingegen reichte es plötzlich. Seine linke Hand umschlang den dünnen Hals des Unbekannten Mannes, die rechte presste ihm die eisige Pistole an die Brust.

    „Gut, ich zähle bis drei.“

    Entgegnete er schließlich bedrohlich flüsternd und verfestigte den luftnehmenden Griff noch mehr, sodass der beeindruckte Blonde nur noch unregelmäßig den lebenswichtigen Sauerstoff bekam und sich seine Brust unruhig wölbte und senkte – ja fast schon panisch. Doch plötzlich regte sich überhaupt nichts mehr. Der Kopf des blonden Mannes wurde mit einem glatten Durchschuss bedient. Der rote Lebenssaft strömte aus den Einschusslöchern. Erschrocken ließ Jack los. Der Körper fiel leblos zu Boden.

    Shit!

    Schrie Foster innerlich. Seine einzige Spur, die ihn zu Smith führen konnte war tot – ist vor seinen Augen erschossen worden. Doch nur einen Augenblick später erklang eine dritte, sehr wohl bekannte Stimme im leeren Korridor:

    „Ich hörte, Sie hätten den Auftrag ausgeführt.“

    Es war die zufriedene Stimme des Mannes, der alles zu verantworten hatte: Smith stand zum zweiten Mal leibhaftig vor Jack. Die erste Begegnung verließen beide lebend – und das war ein Fehler, wie der 32-jährige kurze Zeit später erfahren musste. Aber die zweite, das wusste er schnell, sollte nicht so friedlich verlaufen.
    Eagles smaragdgrüne Auge fokussierten das riesige Monster eines Mannes offensichtlich und sein Gesicht sprach eine eindeutige Sprache der Rachsucht.

    „Feiger Bastard“

    Fauchte der Auftragsmörder.

    „14:06 Uhr – tja Jack. Wir beide haben noch 60 Sekunden.“

    Eagle ließ sich nicht beirren, konterte stattdessen den lächerlichen Versuch:

    „Dann sollte wir keine Zeit verschwenden.“

    Flüsterte Jack entschlossen, bevor er dem stahlharten Riesen mit schnellen und kraftvollen Faustschlägen zusetzten, die allesamt den Bauchbereich des Mannes trafen. Dieser brauchte allerdings nur einen einzigen Treffer zu landen, um Jack gnadenlos zurückstolpern zu lassen.

    „Du hast dich also entschieden.“

    Fragte Smith versichernd nach. Jack wollte aber nicht mehr reden. Er konnte nicht. Er hatte nur noch das eine Ziel vor Augen: Rache.

    Nach einem kurzen Augenblick der Erholung stürmte Jack erneut auf Smith zu, der folgende Tritt in den Bauch setzte dem Riesen wesentlich mehr zu als die kleinen Schläge und war folglich gezwungen, einige Schritte nach hinten zu gehen. Doch Eagle wusste, dass die kleinste Verschnaufpause schon zu viel war. Er musste also nachsetzen. Und genau das wusste er auch.

    Harte Schläge in alle effektiven Trefferzonen folgten – von einem ausbalancierten Schlagabtausch konnte keine Rede mehr sein.
    Und dann – wie aus dem nichts – sackte Smith plötzlich zu Boden. Scharlachrotes Blut floss zwischen seinen spröden Lippen hindurch und benässte den gefliesten Flur.

    „Sie haben mir eine Waffe gegeben, mit der ich Rhyn tötete. Und sie gab mir eine, mit der ich Sie töten werde.“

    Blitzschnell griff Jack nach dem Parierdolch, den er ursprünglich nur als Erinnerungsstück an die Quarianerin mitnehmen wollte. Doch Smith durch die Waffe seines Opfers zu töten, vermittelte dem 32-jährigen das Gefühl, dass er zusammen mit Rhyn diesem Horror das verdiente Ende bereitete.

    Nur ein Bruchteil einer Sekunde später, stieß die hungrige Klinge in den schutzlosen Nacken des geschlagenen Mannes, dem keuchend jegliche Kraft entzogen wurde, bevor Jack mit einem kräftigen Tritt alles beendete und schließlich den blutverschmierten Dolch aus dem erstarrten Körper des riesigen Menschen zu ziehen. Gleichzeitig wurde ihm aber auch klar, dass es nun keine Chance mehr gab, Mel wieder zu sehen. Aber der Mensch hatte gelernt, dass man etwas Geschehenes nicht mehr rückgängig machen kann – und jeder Versuch sollte andere tragische Ereignisse hervorrufen. Und das hatte er verstanden.

    „Rhyn, der war für dich und Finley.“

    Flüsterte Foster und richtete seinen Blick gen Himmel. Doch er hatte keine Zeit, um das Paar weiter zu würdigen. Ein Blick auf seine Uhr verriet, dass nur noch fünf Sekunden verblieben, bis der gesamte Komplex in einem riesigen Flammenmeer untergehen würde.

    „Jetzt zähle ich tatsächlich bis fünf.“

    Spottete Jack lachend über sich selbst und wusste genau, dass es nur noch kleinste Augenblicke dauern sollte, bis auch er dem Nunai’Misha beitreten würde.

    3, 2, 1…

    14:07:00 Uhr
    .
    .
    .
    14:07:01 Uhr

    „Was zur…?“

  10. #110
    Newbie Avatar von Jack Foster
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    Standard

    14:07 Uhr

    Jack riss schockiert seine smaragdgrünen Augen auf. Er hätte tot sein müssen. Aber das war er nicht. Er lebte. Aus eine völlig unerklärlichem Grund hatte sein Herz nicht aufgehört zu schlagen.
    Doch es war still. Von nirgendwo war ein Geräusch zu vernehmen. Nur der sanfte Wind, der seinen verspannten Männerkörper umspielte, vermittelte die Gewissheit, die versicherte, dass Foster noch fühlte, atmete, lebte.
    Plötzlich viel sein beunruhigter Blick auf Smiths blutige Leiche und einen kleines schwarzes Gerät, das leicht aus seiner aschgrauen Echtlederjacke hervorragte. Vorsichtig näherte Jack sich selbigem und zog er hervor. Es war ein PDA. Eines der Neusten, die es zu dieser Zeit überhaupt gab. Aber das interessierte Foster nicht. Er verstand jedoch, dass dieses Gerät wieder zu einer neuen Spur führen könnte, die seinen neugeborenen Rachedurst stillen sollte.
    Mit schnellen Handgriffen gelang der 32-jährige schließlich in das Nachrichtenmenü.

    Also gut. Wonach suche ich?

    Der Posteingang war überfüllt mit allen möglichen Sprach-, Text- und sogar Videonachrichten. Aber die dazugehörigen Namen und der Betreff verrieten schnell, dass sich dahinter nichts Wichtiges verbergen konnte.
    Bis schließlich dieser Name fiel mit Betreff fiel:

    Tracer Supervisor Leif Arcellus – Transport der Quarianerin

    Es konnte sich nur um Rhyn handeln. Das war schnell klar und zugleich öffnete sich die Nachricht auch schon:

    Mir wurde berichtet, dass die Quarianerin Rhyn’Navras vas Saralesca dem Transport zur tr.ac.ely Einsatzzentrale entkommen ist. Allerdings bin ich ebenfalls informiert, dass Sie sie zu Finley Petersen geführt haben sollen und dass sie in Begleitung Ihres Schützlings ist. Ich mache es kurz: Er wird Sie töten. Wie Sie ihn dazu bringen ist mir egal.

    Nun hatte er sie. Die Spur, die zu dem Ursprung seines und Rhyns Leidensweges führen würde. Und er war sich sicher, dass eben dieser Leif Arcellus jener Ursprung war. Und Jack wusste, wo er sich befinden sollte. Jetzt musste er hier nur noch weg.
    Aber auch das sollte keine unlösbare Aufgabe sein. Immerhin war der gesamte Komplex geräumt und vermutlich auf Sicherheitsabstand.


    14:15 Uhr

    Der 32-jährige schloss gerade die letzte Tür hinter sich, bevor er sich auf dem riesigen Betonplatz befand, der sich über hunderte Meter erstreckte. Und er war leer. Komplett. Scheinbar war jeder Anwesende schon ganz wo anders, um nichtmal etwas von der angeblichen Explosion mitzubekommen. Aber was kümmerte es Jack? Er lebte noch, hatte ein neues Ziel und alles, wofür er in den letzten Jahren kämpfe, hatte er selbst innerhalb weniger Minuten restlos zerstört.
    Und trotzdem verformten sich seine spröden Lippen zu einem zufriedenen Lächeln. Denn tief im Herzen wusste auch Foster, dass es gut war, wie es war. Auch wenn er es anfangs nicht verstehen wollte.

    Doch fiel mehr Zeit zum Nachdenken verblieb nicht. Denn der 32-jährige wurde urplötzlich von den Füßen gerissen und der eben noch hellgraue Boden schimmerte plötzlich in rot-orangenen Tönen, die sich von der riesigen Stichflamme abzeichneten, die keine siebzig Meter hinter Jack in den Himmel stiegen und das Hauptgebäude in dem angekündigten Flammenmeer unterging.
    Der Mensch konnte also nur von absolutem Glück reden, dass er nicht doch von dem Feuer ergriffen worden ist.
    Wirklich nur Glück? Jack wusste es nicht. Und eigentlich war es ihm auch egal. Es ist niemand gestorben. Dafür hatten die Lautsprecher im Stützpunkt gesorgt – und das war die Hauptsache.
    Dennoch dauerte es eine Weile, bis er sich wieder aufrichten konnte. Der lautstarke knall bohrte sich noch immer schmerzhaft durch den Kopf und das kräftige Beben hinterließ wackelige Knie.

    Aber letztlich konnte Jack nichts mehr davon abhalten, sein Ziel zu verfolgen und seinen Hunger zu stillen. Er brauchte lediglich etwas, das ihn zu Arcellus führte…


    14:29 Uhr

    ---> Das Ferres
    Geändert von SpeechBubble (21.02.2009 um 08:38 Uhr)

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