12:13 Uhr
The Black Hole
Elysium

"Nein." entgegnete die Quarianerin neutral, fast schon gleichgültig. Jack merkte sofort, dass sie die Wahrheit sagte. Ihre schwere Atmung hatte sich noch immer nicht beruhigt. Ihr schlanker Brustkorb wölbte sich schnell und unregelmäßig. Auch ihre Hände blieben von der sichtabren Nervosität nicht verschont, was sich am Zittern bemerkbar machte, das die zierliche Quarianerin krampfhaft zu unterdrücken versuchte. Allerdings nicht... fügte Jack gedanklich hinzu.
Plötzlich erhob sich die Dame in dem, für Quarianer lebensnotwenidgen, Enviroschutzanzug, schulterte ihre olivfarbene Tasche und marschierte entschlossen in Richtung Ausgang. Plötzlich schien alles verflogen zu sein. Die Nervosität, die Tatsache, dass sie gerade jemanden getötet hatten. Aber hatten sie eine andere Wahl? Wäre es besser gewesen, wenn sie selbst gestorben wären? Foster wusste, dass dem nicht so war. Ein letzter Blick fiel auf die übel zugerichtete Asarischützin, über die der 32-jährige unbedingt mehr erfahren musste. Und so wie es schien, kannten sich die Quarianerin und eben jene, die sie töten wollte.

"Willst du dort drüben Wurzeln schlagen? Unser erstes Ziel ist das 'Ferres'." ertönte plötzlich die elektronisch leicht verzerrte, aber bekannte, Stimme. Jack warf ihr einen sichtlich verwunderten Blick zu, lehnte den Kopf zur Seite. Doch noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, fügte die Quarianerin noch einige Wörter hinzu. Sie stellte sich als Rhyn'Navras vas Saralesca vor. Viele hätten wohl nichtmal einen Bruchteil des Namens länger als vier Minuten im Gedächtnis behalten - wenn sie nicht das durchgemacht hätten, was gerade im mittlerweile leeren Black Hole vor sich ging. Und schon kam ihm wieder das in den Sinn, was er keine Minute vorher bemerkte. Sie mussten hier weg. Lange konnte es nicht mehr dauern, bevor der Sicherheitsdienst hier eintraf.

Wortlos trat Foster zu seiner einsamen Tasche, die von dem Gewicht der verschmierten Schrotflinte leicht eingedrückt wurde. Nachdenklich griff er nach eben jenem Gegenstand und verstaute es gleichgültig neben den Einzelteilen seines Scharfschützengewehrs. Wer wusste schon, ob es nicht noch nützlich werden konnte? Jack zumindest wusste schon, dass dieser Moment irgendwann kommen musste. Doch noch war er eben nicht gekommen. So verschloss er die längliche, grau-schwarze Tasche und schulterte diese. "Na dann los." Seine strahlenden augen verrieten sofort seinen Willen, seinen Enthusiasmus, den von Rhyn besagten Ort aufzusuchen. Er verbrachte sein ganzes Leben auf Elysium. Doch von diesem Ort hatte er vorher noch nie etwas gehört. Vielleicht war es also die Begeisterung für etwas neues. Oder doch nur eine Ablenkung von dem, was in den letzten Stunden passierte? Foster wusste es nicht sicher. Aber er wusste, dass er es bald herausfinden würde.
Eilig schritt er zu Rhyn. Ein wärmendes Lächeln zierte sein abgehärtetes Gesicht. "Jack Foster. Freut mich Sie kennen zu lernen." Freundlich streckte er ihr die Hand entgegen - unwissend, ob sie dieses Zeichen der Höflichkeit, dass üblicherweise bei Menschen verwendet wurde, überhaupt kannte oder nicht missverstand.

Doch nach kurzem Zögern fühlte Jack bereits den rauen Lederhandschuh, der die knochigen Finger der Quarianerin zierte, auf seiner nackten Hand. Eine nach außen hin unsichtbare Freude machte sich kurz darauf in ihm breit. Er lernte seit langem keine neuen Personen mehr kennen. Und noch länger keine unter solch merkwürdigen Situationen.

12:14 Uhr

Nach diesem kurzen, persönlichem Moment verließen Rhyn und Jack ohne weitere Worte das Black Hole und erreichten wieder die frische Luft Elysiums bei immernoch klarem Himmel. Jack atmete tief durch, seine Augen mussten sich erst wieder an das helle Licht gewöhnen. Doch nach dieser kurzen Sekunde der Eingewöhnungszeit ging er los, der Weg zum Ferres. Doch auf eben jenem Weg, musste Jack noch einmal nachfragen:

"Unser 'erstes' Ziel? Und was genau wollen wir da?" Die zweite Frage hatte er sich selbst schon während des Aussprechens beantwortet. Sie wollte wahrscheinlich erste anhaltspunkte für den verschollenen Finley finden...


----> Das Ferres