Quartier 4
23:03 Ortszeit
„Sind sie jetzt fertig?“ fragte er und ohne auf eine Antwort zu warten fuhr er mit bemüht ruhiger Stimme fort: „Sehn sie, es tut mir leid für sie, wenn es ihnen nicht passt einen Zimmergenossen zu haben, aber da der Platz auf diesem Schiff begrenzt ist lässt sich so was nicht vermeiden. Da es ihnen aber anscheinend so viel ausmacht werde ich mich bemühen, dass sie ihr Quartier in ihrer dienstfreien Zeit für sich haben.“
Es machte Isabel sichtlich wütend, wie ruhig und gelassen ihr Gegenüber die Sache nahm und mit welchen beschwichtigenden Worten er versuchte, sie zu beruhigen.
Heuchler... verdammter... fauchte sie innerlich.
Mit diesen Worten machte es sich John wieder in dem unteren Bett bequem und aktivierte sein PDA. „Ach ja nicht das es mich besonders interessiert, aber wenn sie etwas zu verbergen haben sollten sie die Leute nicht extra darauf aufmerksam machen. Kleiner Tipp von jemandem, der viel Erfahrung mit so was hat.“ fügte John noch hinzu während er wieder eine Personalakte von einer Operations Chief Myuko Ono aufrief.
Was zu verbergen, ich ? ... schoss es Isabel durch den Kopf, während sie immer noch in gleicher Position stand. Und plötzlich fiel ihr auf, dass Weber ihren in Rage gesprochenen Satz vielleicht gefährlich weit interpretiert hatte. Wenn er ihre Akten über ihren Vater finden würde, wäre das eine private Katastrophe für Isabel, sollte Weber aber über ihre Tablettensucht etwas in erfahrung bringen, hätte das noch ganz andere Folgen.
„Was wissen sie schon?“, zischte Isabel zu Weber, bevor sie ihm den Rücken zu kehrte und aus ihrem Spint eine kleinere Reisetasche hervor zog. Ihre immer noch sichtlich erkennbare Wut, äußerte sich nun in kleinen Schritten, mit denen sie eilig durch den Raum irrte und einige ihrer privaten Hygieneartikel zusammen suchte, ein Handtuch und frische Zivilklamotten. Dann stapfe sie Richtung Tür, öffnete diese mit einem Schlag auf die Konsole und drehte sich noch einmal um:
„Wenn sie auch einen Tipp von jemanden wollen, der viel Erfahrung mit sowas, wie Sie so schön sagten: Verscherzen sie es sich nicht mit dem einzigen Doc auf dem Schiff !“
Mit einer schnellen Drehung ging Isabel durch die Tür. Am liebsten hätte sie diese zu gehauen, was sich allerdings hier als schwierig erwiesen hätte. Immer noch wutenbrannt eilte sie in Richtung Sanitärräume.
Der COB, Weber... Amateure. Natürlich waren Isabels Gedanken von Zorn geprägt und auch die indirekte Drohung, die sie Weber beim verlassen des Raumes an den Kopf warf, war nicht die feine Art, besonders nicht gegenüber dem Sicherheitschef, der die Sache leicht melden konnte. Aber noch bereute Isabel nicht, wenn gleich auch ihre Worte gegen John wenig Hintergrund hatte. Und sollte sie es bereuen, so käme wohl niemand aus ihr den den süßen Geschmack jener Reue.
Sanitärraum
23.09 Uhr
Schnell tätigte Isabel die nötigen Einstellungen an der Anzeige der Tür, um zumindest männlichen Besuch für die Dauer ihres Aufenthalts fern zu halten. Ihre kleine Reisetasche flog mehr oder wenig sanft in eine Ecke, bevor Isabel anfing, den Arztkittel langsam von ihrem zarten Körper zu trennen.
Was ein Tag Isabel... bemerkte sie gedanklich, um sich langsam zu beruhigen, während ein Kleidungsstück nach dem anderen die Kleiderhacken des Raumes zierten und die junge Spanierin schließlich völlig entkleidet ihren leicht sonnengebräunten Körper unter die Duschbrause stelle. Das warme Wasser schoss nach diesem stressigen Tag über die glatt Haut und war nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist eine absolute Genugtuung und für einen Moment gelang es der jungen Spanierin, alles um sie herum zu vergessen. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zunkunft waren für Minuten nicht existent und die Zeit um die junge Ärztin irrrelevant. So bemerkte Isabel auch nicht, dass sie nun gut mehr als 20 Minuten im Rausch des wärmenden Wassers verbracht hatte. Nur ungern drehte sie den Wasserhahn zu, entrieß sich selbst dieser kurzfristig heilen Welt und nahm ihr mitgebrachtes Handtuch.
Auch beim Haare trocknen ließ sich die junge Spanierin genüßlich Zeit und es schien, als hätte die Dusche ihre Rage vorläufig beendet und sie wieder beruhigt. Bis ihre Haare vollständig trocken waren verging zusätzlich einige Zeit, aber wie sähe es aus, wenn der Doc sich auf Grund von nassen Haaren erkältet hätte ?
Vor Quartier 4
23.39 Uhr
Isabel hatte nach einer guten halben Stunde die Sanitätrräume mit nun etwas freudigerer Stimmung verlassen, allerdings war sie etwas verärgert, dem Captain noch am selben Tag Bericht zu erstatten. Kurz bevor sie wieder ihr Quartier betreten wollte, viel ihr Weber ein, der wohl noch immer darin warten würde. Da sie sich nicht erneut die Stimmung trüben lassen wollte, entschied sie sich, die Tür mit einem kurzen Konsolendruck zu öffnen und die Reisetasche ins den Raum zu werfen. Die stählerne Tür schloss sich wieder, wie sie aufging und Isabel verharrte draußen. Die junge Spanierin hatte noch nicht einmal gesehen, ob Weber noch im Raum war.
Besser so... bemerkte sie in Gedanken und entschloss sich, dem Captinnicht mit knurrendem Magen entgegen zu treten.
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