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  1. #61
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    ---> 21:20, Kathleens Wohnung Teil2

    Sie betrat mit geraden Schritten ihr Schlafzimmer und sah sich um. Entdeckte die Koffer, die irgendwo in der Ecke standen und riss den ersten auf. Begann etwas zu kramen und öffnete dann den zweiten. Vermutlich hatte ihre Sekretärin auf Illium die Dinger gepackt, niemand war so ordentlich und dabei so unstrukturiert wie diese Frau. Kathleen schüttelte den Kopf und fand schließlich einen neuen Satz Unterwäsche, Söckchen und eine hellblaue Sporthose, sowie ein bequemes, weißes Top. "Weib, erinnere mich daran das ich dir nie auch nur noch einen Strauß Blumen schicke." knurrte sie und warf sich die Kleidung über die Schulter um dann ins Bad zu gehen. Auf dem Weg dorthin, nahm sie aus ihrem Rucksack, die kleine Ledertasche mit ihren Toilettenartikeln.

    Im Bad angekommen, warf sie die frischen Klamotten auf einen kleinen Beistellschrank, und stellte die Tasche auf den hinteren Rand des Waschbeckens. Zog sich die Bluse einfach über den Kopf, ohne jeden Knopf erst zu öffnen, was das normale Vorgehen gewesen wäre, zerrte den Reisverschluss mit einer Hand auf, während sie mit der anderen Hand das Wasser in der Dusche anstellte.
    Trat den Rock beim heraus steigen dann, ebenso achtlos in die selbe Ecke in die sie zuvor die Bluse geworfen hatte, und tat selbiges kurz darauf noch mal mit ihrer Unterwäsche. Blieb dann noch einen kurzen Moment vor dem Spiegel stehe und legte die Hände flach auf den Kopf, so das ihre Ellbogen gegen die Wände zeigten. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die sich im Spiegel selbst beobachteten und analysierten. War nicht ihre Art, dafür war sie sich zu selbst sicher. Sie kannte die Stärken und Schwächen ihres Körpers und sie wusste genau wie sie aussah. Was sollte also die Eitelkeit. Aber es tat gut ab und zu in den Spiegel zu sehen und sich zu vergewissern, das man immer noch in der selben Haut steckte. Das mann war, wer mann war. Das ging gerne und schnell verloren in der Welt der Spionage. Kathleen seufzte und reckte sich, griff in die kleine Ledertasche und zog ihre Seife hervor, um sich dann unter die Dusche zu stellen.

    Sie benutzte seit Jahren nur Seife und sonst nichts. Egal ob für Haare oder Haut. Gesicht, Beine, Po. Allerdings ließ sie sich die Seife auch etwas Kosten. Ihre Seife kam aus einem kleinen Ort im oberen Italien - Südtirol um genauer zu sein. Von einer kleinen Imkerei, die seit Jahrhunderten Honig und andere Honigprodukte an Touristen verkauften.
    Neska hatte dort vor langer Zeit einmal Orangen-Honig Seife gekauft. Wie der Name sagt war sie genau das, eine Natur Seife die mit Orangenblüten, aber auch mit Honig gemacht wurde, der von Bienen stammte die hauptsächlich Orangenbäume 'abgeackert' hatten. Zum einen dankte es ihr ihre Haut, die sich immer noch wie die einer Zwanzigjährigen anfühlte und aussah, zum anderen beseitigte die Seife zuverlässig auch den letzten Geruchsteil von Zigaretten. Was Kathleen schätzte, wenn sie mehr Zeit mit ihrer Tochter verbrachte. Schließlich rauchte sie keine einzige Zigarette in dieser Zeit.

    Obwohl Henrietta sicher ungeduldig war, ließ sich Kathleen Zeit. Duschzeit war für die Italo-amerikanerin auch immer Meditationszeit. Es hatte etwas rituelles sich zu reinigen, nicht nur den physischen Schmutz abzuwaschen, sondern auch etwas den geistigen.
    Schlussendlich, trat sie aus der Duschen wieder heraus und schnappte sich eines der Handtücher, die ein Aufmerksamer Mensch auf die Heizung gehängt hatte. Sehr zuvorkommend, fast ein wenig wie in einem guten Hotel. Kathleen lächelte und schlang das weiche, weiße Frotteehandtuch um den nackten Körper um sich vor der deutlich kühleren Luft außerhalb der Dusche zu schützen.
    "Brrr." grummelte sie. Sie konnte das Gefühl von Gänsehaut nach einer heißen Dusche nicht leiden, und auch nicht die kühlen Schauer die einem über den Rücken laufen konnten. Da war sie Mädchen. Aber da half dann nur ein warmes Handtuch und beeilen. Außerdem konnte sie deutlich das Geschirr klappern hören in der Küche. Mit einem Lächeln trocknete sie sich so gründlich es ging ab und schlüpfte dann in Slip und Hose. Die überraschend eng anlag. Das hatte sie so nicht in Erinnerung. Hatte sie zugenommen oder war das Ding eingegangen? "Mist."

    "Mama!"
    "SI!" rief sie zurück und wickelte sich ein kleinere Handtuch um die nassen Haare. Und schlüpfte davor noch in das Oberteil mit den Spaghettiträgern, ohne sich die Mühe zu machen, doch noch in den BH zu schlüpfen. Die Dinger waren bei ihr, eigentlich eh nur raus geworfenes Geld. Aber früher hatte sie sie getragen, um den Hänseleien ihrer Brüder zu entgehen, und später dann um zu vermeiden das sich bestimmte Gemütszustände deutlich unter der Kleidung abzeichneten. Und jetzt, jetzt war es zu spät um alte Gewohnheiten zu ändern.
    "Unterwegs." kommentierte sie, während sie auf dem Weg in die Küche noch die Socken anzog - den letzten erst im Türrahmen der Küche, was sie dazu Zwang auf einem Bein zu hüpfen. "Wow." musste sie kommentieren, da ihre Tochter es tatsächlich zu Wege gebracht hatte, den Tisch vollständig zu decken.

    Teller, Besteck, Gläser, Untersetzer für alles drei. Servietten, sauber gefaltet zu kleinen Schiffchen - wo auch immer sie das nun schon wieder her hatte - sie hatte sogar eine Kerze aufgestellt, die jetzt gerade in er Mitte des Tisches aufragte. "Hübsch, sehr hübsch." Und sie war clever genug gewesen sie nicht selber anzuzünden, das hätte nämlich Ärger gegeben.
    Sie hatte auch ein Bier für Kathleen heraus gestellt. Ein kühles Lager von der Erde um die New Yorker Gegend. "Tada." machte die Kleine und breitete die Arme weit aus. "Gut so?"
    "Ja. Hervorragend."
    "Hm, Mami?"
    "Ja, principessa?" Henrietta verlagerte ihr Gewicht von einem Fuss auf den anderen und sah Kathleen nicht direkt an.
    "Kann ich eine Cola haben?" Neska lächelte und legte ihr eine Hand auf den Kopf und überlegte einen Moment. Sie würde vermutlich einen ordentlichen Schub bekommen, aber der würde nicht lange halten, der Tag war lang gewesen und anstrengend. Es würde sich zeigen wie lange sie wach blieb. Und schließlich hatte Kathleen morgen einen freien Tag. Es schadete also nicht, wenn sie mal eine Cola bekam.
    Auch wenn Kathy es sonst strenger hielt mit solchen Getränken oder anderem Süßkram in flüssiger Form.
    "Ja, natürlich."
    Dann kam der Hacken. "Wir haben aber keine da."
    "Ach, soweit bist du schon, mit deinem Wissen?"
    "Auf dem Flur gibt's aber einen Getränkeautomaten. Da gibt's welche."

    "Verstehe. Na dann, einen Moment bitte." Kathleen drehte auf dem Absatz um und ging durch die Küche und über den Flur zu der Eingangstüre. Aktivierte den Öffnungsmechanismus, der zwei schwere hydraulische Bolzen entriegelte und die Türe frei gab. Vor der Türe stand ein Soldat, der sich gerade herum drehte und sie ansah. "Captain." stellte er nüchtern fest.
    "Corporal." erwiderte sich ähnlich nüchtern und lächelte leicht. Hielt ihm dabei ein paar Credits hin. "Ich weiß ich weiß, nicht die Wohnung verlassen. Könnten sie meiner Tochter dann von dem Automaten da um die Ecke eine Cola holen."
    "Ich fürchte das geht nicht."
    "Ich verspreche auch, ich laufe nicht weg." Der Mann glaubte ihr wohl nicht, denn er hob die Augenbraue und hielt seine martialische Haltung. Kathleen seufzte und deutete mit einer Hand an sich auf und ab. "Sehe ich aus, als wenn ich fliehen würde?" Jetzt setzten sich die Augen des Mannes in Bewegung. Einmal von ihrem Gesicht über ihren Oberkörper bis zu ihrem Schritt. Dort blieb sein Blick lange hängen, und Kathleen konnte sich mehr als gut denken warum. Die Hose war einfach zu eng.
    Dann ging sein Blick wieder hoch zu dem Handtuch unter dem sich die nassen Haare abzeichneten.
    "Bitte? Für meine Tochter?" setzte sie nach und lehnte sich in den Türrahmen.
    "Natürlich. Verzeihung Ma'am." Und auch das tolerierte Kathleen, als der Mann sich um wandte und den Flur entlang ging, um die nächste Ecke zu dem Getränkeautomaten. Und kaum war der Mann um die Ecke, kam um die andere Ecke - hinter der sich die Aufzüge befanden - ein ganz anderer Mann, mit dem Kathleen gar nicht gerechnet hatte.
    Geändert von Kathleen Benedict (21.03.2012 um 23:11 Uhr)

  2. #62
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    1/2
    <--- Präsidium
    21:20 Uhr


    Die Hände tief in seiner Lederjacke vergraben, schritt Konrad die Straße entlang. Hier und da liefen ihm angetrunkene Soldaten der Allianz, die wohl gerade ihren Landgang feierten, oder verliebte Paare über den Weg, doch nur selten war dies der Fall. Der Polizist schien wohl in dieser Gegend einer der wenigen Fußgänger zu sein, die sich noch auf der Straße aufhielten. War ja verständlich, schließlich waren die Botschaften noch nie für ein besonders ausgeprägtes Nachtleben bekannt gewesen. Nein, wer auf der Citadel feiern wollte, der ging in die Bezirke, vielleicht sogar in die Unteren. Dort ging der Punk ab, nicht hier. Konrad blieb stehen, hob den Kopf und atmete tief ein. Nein, hier lag weder Tabak, noch Alkohol in der Luft. Keine Matrosen, die Arm in Arm zum nächsten Taxi torkelten. Keine Gestalten, die dem kritischen Blick eines kroganischen Türstehers nicht gerecht wurden und jetzt darum bettelten, den Club betreten zu dürfen. Nein. Hier war nur Stille. Ab und zu fuhren Wägen der Oberklasse vorbei, aber das war es dann auch schon. Man merkte, dass hier die Welt der Reichen und Mächtigen begann. Diese Gegend war der Schmelztiegel, in dem sämtliche Macht auf einen einzigen Punkt zusammenlief. Konrad wollte sich gar nicht ausmalen, was für Intrigen hier hinter verschlossenen Türen geschmiedet wurden. Wer weiß, vielleicht thronte hier auch der Strippenzieher der Geth-Verschwörung, in dessen Fokus nun auch der junge Polizist von Terra Nova geraten war? Konrad schnaubte, öffnete die Augen und senkte seinen Kopf wieder. Er hatte in ein Wespennest gestochen und jetzt hatte er jede verdammte Drohne am Hals. Es würde schwer werden, die Königin dranzukriegen, aber so leicht würde er nicht aufgeben. Doch Konrad konnte nicht sagen, was schlimmer war: gegen einen weitaus mächtigeren Feind zu kämpfen oder dies auf vollkommen verlorenem Posten zu tun. Denn solange er keine soliden, handfesten Beweise vorlegen konnte, glaubte ihm niemand. Man würde seine Theorien als bloße Hirngespinste eines Frühveteranen abtun. Man würde ihn in eine Schublade mit den Verschwörungstheoretikern stecken, die das Schiffsunglück 2151 über Singapur als Machenschaften der Regierung zu entlarven versuchten. Während er weiterging, zog er die Nase hoch.

    Er war allein.

    Langsam, wie um sich zu versichern, dass alles in Ordnung war, streichelte er über die Waffe, die im Achselholster verstaut war. Er kämpfte diesen Kampf ohne Verbündete, ohne Mittelsmänner, ohne Geldgeber. Noch.
    Konrad kam an einem Elektrogeschäft vorbei, in dessen Schaufenster Fernsehbildschirme aufgestellt waren. Langsam blieb er davor stehen.
    „…Mannschaft der Menschen hätte laut seiner Analyse sehr gute Chancen, den Titel nächstes Wochenende gegen die Kroganer zu holen. Vor allem in der Offensive läge die Stärke der Emporkömmlinge von der Erde und anderen Kolonien der Allianz. Wie auch immer jedoch das Spiel ausgeht, wir können schon jetzt auf ein Turnier der Kuriositäten zurückblicken.“ Es war ein Turianischer Sportreporter, der gerade die Analyse einer alten Legende im Gravity Rumble zusammenfasste. Die menschliche Mannschaft war laut Konrads Ansicht wirklich eine der vielversprechendsten Kandidaten, die Galaxy Championship zu gewinnen. Er fokussierte jedoch seien Gedanken, denn im Moment gab es wesentlich wichtigere Dinge als den Titel. Dass er das mal meinen würde, hätte der eingefleischte Fan nie gedacht…
    „Danke für diese Analyse, Jorik. Wir warten gespannt“, eine Asari, die Anchorwoman, hatte mittlerweile das Wort übernommen, „kommen wir zu den Kurznachrichten des Tages. Octavian Visconti, Sicherheitschef und möglicher Erbe des Visconti-Konzerns Corefield Design, ist noch immer auf der Citadel. Anlass seines Besuchs ist die Einäscherung seines Vaters und Industriemagnaten Julius Visconti, über dessen Tod wir vor kurzem berichtet hatten. Gerüchten zufolge vermuten die Visconti-Brüder hinter dem Ableben ihres Vaters eine Straftat, manche sprechen von Mord. Die Familie trauerte im Beisein mehrerer quarianischer Demonstranten, die die Medienpräsenz dazu nutzten, auf die schlechten Verhältnisse ihrer Artgenossen innerhalb von Corefield Design hinzuweisen. Zu einer Äußerung seitens der Familie Visconti kam es nicht, jedoch wiederholen wir später an diesem Abend einen Sonderbericht von Vulvia Terasy, der die Zustände innerhalb der Firma genauer ausleuchtet und einen Einblick in die Mechanismen der Terraformer gibt.“ Corefield… der Name war bereits ein paar Mal zu Konrads Ohren gekommen, aber genau kannte er die Firma eigentlich nicht. Wer weiß, vielleicht würde er ja bei dem kleinen Unternehmen als Wachmann anfangen, sobald ihn die C-Sec endgültig rausgeschmissen hatte. Er lachte belustigt auf bei dem Gedanken, am Ende einer so beschwerlichen Reise (und sie sollte noch viel mehr Opfer von ihm verlangen, dessen war er sich sicher) mit der Bewachung eines Lagerhauses abgefertigt zu werden. Nein, das würde seiner Geschichte als Ende wahrlich nicht würdig sein. „Der Tod Mike Harnanns, stellvertretender Behördenleiter des Citadel-Departments of Homeland Security, war ein Unfall, zurückzuführen auf einen technischen Defekt. Dies hat ein Sprecher der Citadel-Sicherheit-Sonderkommission vor zwei Stunden auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Eine Fehlfunktion in einem der Triebwerke, so Techniker der Kommission, habe zur Detonation des Shuttles geführt, wobei alle Insassen ihr Leben verloren. Zwar trauert die Regierung noch immer um ihren treuen Diener, jedoch ließ man von offizieller Seite bereits verlauten, dass ein Nachfolger feststehe. Namen wurden noch nicht genannt, aber man wolle genauere Informationen in den nächsten Tagen durch eine Erklärung der Öffentlichkeit bekannt geben.“ Das andere Extrem: die Homeland. Sollte Konrad es schaffen, nicht aus dem Dienst zu fliegen, dann wäre das Department auf jeden Fall eine Überlegung wert. Soweit er von John gehört hatte, verdiente man dort nicht schlecht und der Job sei abwechslungsreich und spannend. Konrad würde einige Zeit brauchen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, nicht mehr auf der Straße für Ordnung zu sorgen und beinahe schon geheimdienstliche Arbeit zu erledigen, doch im Gegensatz zu Corefield erschien sie ihm für einen angemessenen Epilog als geeignet. Die Terraformer-Firma sollte für andere noch eine wichtige Rolle spielen; Konrad war für andere Pläne vorgesehen. „Noch immer ungeklärt ist jedoch der Hintergrund der Bombenexplosion, die am heutigen Nachmittag den Botschaftsdistrikt in helle Aufregung versetzte.“ Sofort horchte Konrad auf. „Da sich noch immer keine Gruppe zu dieser Tat bekannt hatte, ist viel Raum für Mutmaßungen gegeben. Sirhan Biswati, CDN-Terrorismusexperte, vermutet hinter der Explosion einen Bombenanschlag batarianischer Extremisten, während die Citadel-Sicherheit vorerst von einer „Detonation unbekannten Ursprungs“ spricht. Die Systems Alliance wollte sich zu diesem Vorfall nicht äußern, jedoch behauptete ein anonymer Mitarbeiter CDN gegenüber, dass es sich bei der Explosion sogar um einen gezielten Anschlag durch den Geheimdienst auf einen Kollegen gehandelt haben könnte. Bei der Explosion war bis auf den Fahrer des Wagens niemand ums Leben gekommen, was Vertreter dieser Theorie anführen, um die Mord-in-Diplomatenkreisen-These zu stützen. Ob ein kurzer Schusswechsel, der Augenzeugen zufolge unmittelbar nach der Explosion aus einem der Häuser wahrzunehmen war, mit dem Anschlag in Zusammenhang stehen könnte, bleibt vorerst ungeklärt.“
    „Rebekka“, keuchte Konrad und lehnte sich nach vorne, wobei er sich mit der rechten Hand am Schaufenster abstützte. In all der Aufregung hatte er schon wieder vergessen, was er heute getan hatte. Langsam strich er mit seiner linken Hand über den Verband an seinem Hals, der den Streifschuss verdeckte. Sie hatte scharf geschossen, aber seltsamerweise nahm er ihr das nicht übel. Sie konnte ja schließlich nicht ahnen, dass er es war, der da das Haus stürmte. Und selbst wenn sie das gewusst hatte: hätte sie ihn töten wollen, dann würde er jetzt nicht hier stehen. Bei dem Gedanken, wenige Stunden zuvor noch mit ihr geplaudert, gelacht, sogar ein wenig geflirtet zu haben wurde ihm ganz anders. Er hatte noch nie jemanden umgebracht, zu dem er eine emotionale Beziehung aufgebaut hatte – und wenn es nur diese kurze Interaktion war. Rebekka hatte etwas an sich gehabt, was den Polizisten fasziniert hatte. Man könnte sagen, dass die Chemie zwischen den beiden stimmte. Nein – gestimmt hatte.
    „Verdammte Scheiße!“, stieß er aus und mit einem Ruck riss er sich den Verband vom Hals. Während er den mit Blutflecken bedeckten Stoff desinteressiert zur Seite warf, hob er den Kopf, um sich in der Reflexion des Fensters zu betrachten. Lediglich eine kleine Narbe war am Hals zu sehen. Das war alles, was von seiner Tat übrig geblieben ist, Medigel und modernster Nanotechnologie sei Dank. Nur diese Narbe zeugte davon, dass Konrad am heutigen Tag ein Leben beendet hatte. Wie er jäh und ungestüm wie ein Orkan das Lebenslicht von Rebekka ausgeblasen hatte. Konrad hatte schon oft auf Leute geschossen, auch auf Menschen. Sowohl als Soldat, als auch als Polizist. Doch bisher waren es Verbrecher gewesen, die Konrad zum finalen Rettungsschuss gezwungen hatten, und er hatte er noch nie gesehen, wie er selbst ein klaffendes Loch in einem anderen Leben hinterlassen hatte. Es war der Feind gewesen, den er durch Gebrauch der Dienstwaffe kampfunfähig machen musste; jetzt aber verschwammen die Linien zwischen Freund und Feind. Es würde lange dauern, bis Konrad den Blick von Captain Benedict vergessen würde. Er hatte ihr nicht nur eine Kollegin, Vertraute oder Schülerin genommen, sondern auch eine Tochter. Er hatte ihr ihr eigen Fleisch und Blut entrissen, es ohne Vorwarnung aus ihrem Leben gerissen. Wütend schlug Konrad gegen die Fensterscheibe. Er richtete sich ruckartig wieder auf, streckte die Brust raus, wobei er den anderen Verband spürte, wie er sich straffte. Ausgerechnet jetzt war er auf dem Weg zu Miss Benedict nach Hause, zu genau der Frau, der er ein unsagbares Leid zugefügt hatte.
    Plötzlich klingelte erneut sein Telefon und der Polizist kramte es genervt hervor. Es war dieselbe unbekannte Nummer wie vorhin. Verwundert nahm er den Anruf an.
    „Richter?“, meldete er sich neugierig, doch am anderen Ende war nur weißes Rauschen zu hören, so stark, dass er den Hörer ein paar Zentimeter von seinem Ohr entfernte. Es klang wie ein wildes Durcheinander diverser Funkfeuer auf der Station. „Was zum Teufel“, raunte er, „wer ist da?“ Keine Antwort. Das Rauschen variierte an Intensität und darunter mischte sich ein in die Länge gezogenes, hochfrequentes Sägezahnsignal. Gemeinsam mit anderen Störgeräuschen störte es die Gleichmäßigkeit des White Noise, der den Klangteppich für das Sammelsurium der Audiosignale bildete, das auf sein Trommelfell einprasselte. Seine Frage wiederholte Konrad noch einige Male, ehe er verärgert auflegte. Entweder jemand hatte sich verwählt und versuchte gerade irrtümlicherweise ein Netfax-Dokument an seine Nummer zu schicken oder das Telefon war kaputt. Er musterte es, betrachtete das kleine Gerät, dessen schwarzer Farbton ihm eine gewisse Eleganz verlieh, dabei jedoch die Zweckmäßigkeit des Telefons nicht in den Hintergrund drängte. Es könnte jedoch auch sein, dass jemand versuchte, ihn zu orten; ihn verfolgte; ein Bewegungsmuster erstellte; eine Rasterfahndung leitete. Konrad sah sich kurz um, ließ nur angedeutete Blicke über die Straße und die Gebäudefassaden huschen, ehe er sich wieder dem Gerät widmete, das er jetzt umgedreht und geöffnet hatte. Mit zwei schnellen Handgriffen hatte er den Akku und die Betreiberkarte entfernt, um anschließend alles wieder in seiner Jackentasche zu verstauen. Irgendwie kam ihm diese Maßnahme zwar übertrieben und beinahe schon etwas lächerlich vor, doch im Moment wollte er kein Risiko eingehen. Erst recht nicht dann, wenn er sich gerade auf dem Weg zu seiner vermutlich letzten Verbündeten auf dieser Station befand. Konrad ging weiter, wobei er sich immer wieder umsah, ob ihm nicht doch eine ominöse Gestalt folgte, doch er konnte niemanden ausmachen. Beruhigend war das keinesfalls. Konrad war sich bewusst, dass er nicht im Observieren ausgebildet war. Genauso wenig im verdeckten Ermitteln. Er war noch immer Streifenbeamter, dessen Detective-Laufbahn – und damit auch die Ausbildung, die ebenjene Themengebiete umschloss – noch vor ihm lag.

    Ein paar Minuten und eine weitere Zigarette später war Konrad bei der Adresse, die er von Vic erhalten hatte, angekommen und ein leiser Fluch entwich seinen Lippen. Es handelte sich um das Wohngebäude der Allianzbotschaft. Da wegen des Bombenanschlags des heutigen Tages die Sicherheitsvorkehrungen um sämtliche Allianzgebäude immens verstärkt worden waren, war ein Eindringen lange nicht so leicht zu bewerkstelligen wie im Falle des Finanzministeriums, das lediglich durch einen einzelnen Wachmann abgesichert wurde. Das gesamte Gebäude war nur über eine Zugangstür zu erreichen, neben der sich ein kleines Wachhäuschen befand, in dem ein Corporal der Allianzmarines Schicht schob. Ein Militärshuttle in einheitlicher Allianzfärbung war ebenfalls vor dem Zugang postiert worden, gemeinsam mit zwei weiteren Soldaten. Dass diese Vorkehrungen ihn bei seinem Plan eher weniger behindern würden, war ihm zwar bewusst, aber die Soldaten bedeuteten trotzdem einen Risikofaktor.

    „Also gut“, flüsterte er sich selbst zu und ging geradewegs auf das Wachhaus zu, die Hände schön dort, wo sie die Soldaten sehen konnten. Er legte nicht gerade Wert darauf, beim Versuch, das Gebäude zu betreten, erschossen zu werden und er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie geschärft im Moment die Sinne der Wachen sein mussten – schließlich war noch wenige Stunden zuvor ein Bombenanschlag auf die Botschaft verübt worden. Der Corporal, der hinter der Glasscheibe damit beschäftigt war, etwas in das Terminal vor ihm einzugeben, bemerkte Konrad nicht sofort, weshalb der Polizist leicht gegen die Scheibe klopfte.
    „Guten Abend, ich bin Sergeant Konrad Richter“, stellte er sich vor und griff, natürlich nicht ohne vorher anzudeuten, dass er keinerlei böse Absichten hatte, an seinen Gürtel, wo seine Marke befestigt war. Nachdem er das kleine Stück Metall an die Scheibe gedrückt und der Corporal sich von der Echtheit überzeugt hatte, nickte Konrad und befestigte es wieder an seinem Gürtel. „Ich würde gerne den zuständigen Staff Lieutenant sprechen.“
    „Um was geht es?“, fragte der Corporal in einem routinierten, jedoch nicht gelangweilten Tonfall.
    „Er kennt mich. Er wird wissen, worum es geht, wenn er meinen Namen hört.“
    Der Soldat nickte und griff zu einem Kommunikationsterminal neben ihm, über das er mit ein paar geschickten Tastendrücken direkt mit dem Kompaniechef verbunden war.
    „Sir, Corporal Simmons am Apparat. Hier ist ein Beamter der Citadel Security, der mit Ihnen sprechen möchte“, hörte Konrad auf einem Ohr, während er sich lässig an dem Tresen, der vor ihm in die Wand eingelassen war, anlehnte und die Soldaten neben dem Shuttle musterte. Sie hatten die ansonsten so schicken Paradeuniformen gegen die regulären Kampfanzüge getauscht und auch die Bewaffnung unterschied sich entscheidend von der sonst üblichen Ausrüstung. Statt eines klassischen Karabiners, der sonst nur noch bei antiquierten Jägern Verwendung fand, trugen die Männer reguläre Sturmgewehre bei sich, die mit scharfer Munition geladen waren und genau die gleiche tödliche Wirkung entfalten konnten, wie etwa die Waffen der Männer der Special Task Force der Citadel Security. Man zeigte Präsenz, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass man sich durch den Anschlag hatte einschüchtern lassen. Das gepanzerte Shuttle diente dabei vermutlich sowohl als Exempel, dass man auch – der Umgebung entsprechend – schweres Geschütz auffahren konnte, als auch als Deckung für die Männer, sollte der Ernstfall eintreten. Konrad erinnerte sich an ähnliche Szenen, nachdem eine Bombendrohung bei der Botschaft der Salarianer eingegangen war.
    „Sergeant? Der Staff Lieutenant wird gleich zu Ihnen kommen. Bitte halten Sie solange die Zufahrt frei.“ Verdutzt blickte Konrad den Soldaten an, dessen fester Blick ihm durch die Glasscheibe entgegen kam.
    „Ich dachte eigentlich, ihn drinnen treffen zu können.“
    „Das ist leider im Moment nicht möglich. Die Wohngebäude sind im Moment nur für Angehörige der Allianz zugänglich.“ Konrad brummte etwas verärgert und nickte, ehe er sich schließlich von dem Wachhäuschen entfernte und die Hände wieder in den Jackentaschen vergrub. Soviel zu seinem Plan, unbemerkt in das Gebäude zu kommen… jetzt musste er improvisieren, in der Hoffnung, nicht durch einen Wachsoldaten erschossen zu werden. Fieberhaft musterte er die Gebäudefront, doch er konnte keine Möglichkeit entdecken, einzubrechen, ohne bemerkt zu werden. Nicht mal eine verdammte Feuerleiter gab es.
    „Konrad!“ Die Zugangstür hatte sich geöffnet und der Staff Lieutenant, dessen altbekannte Stimme die Aufmerksamkeit des Polizisten auf sich zog, war herausgekommen.
    „Anders!“, erwiderte Konrad die herzhafte Begrüßung mit einem Lächeln, „schön, dich zu sehen!“
    „Und dich erst!“, die beiden Männer gaben sich einen festen Händedruck, um sich dann mit der freien Hand zu umarmen und auf die Schultern zu klopfen, „wie lang ist es das letzte Mal jetzt her?“
    Konrad winkte ab. „Keine Ahnung, Mann. Da warst du noch Second Lieutenant.“ Die zwei lachten und der Polizist klopfte seinem Gegenüber scherzhaft gegen die rechte Brust, wo das verbandsinterne Abzeichen des Wachbataillons zu sehen war: das Allianzlogo, zu beiden Seiten von Silhouetten von Soldaten in Paradeuniform und Habacht-Stellung mit Karabiner flankiert. Darunter war das Namensschild zu lesen: „Hansen“, in weißer Schrift auf dem dunkelblauen Stoff. „Hast ja mittlerweile ganz schön was aus dir gemacht, Anders.“ Der Norweger hatte nach der Schlacht um Torfan um eine Versetzung gebeten, denn auch an ihm waren die Geschehnisse von damals nicht spurlos vorüber gegangen. Da er ungern die Allianz verlassen wollte, jedoch etwas Ruhe und Erholung von seinen aktiven Zeiten brauchte, beantragte er eine Versetzung zum Wachbataillon, einem Truppenteil, der für protokollarische Dienste und militärische Ehren zuständig war. Dort hatte es ihm dann sehr gefallen und er entschied sich, bei diesem Truppenteil den Collegeabschluss nachzuholen und eine Offizierslaufbahn einzuschlagen.
    „Klar“, erwiderte der Skandinavier mit einem schallenden Lachen, „Kompaniechef beim Wachbataillon der menschlichen Botschaft. Das macht schon was her, hm?“ Konrad lächelte wieder, doch sein Blick blieb wieder an den zwei Wachen neben dem Shuttle hängen.
    „Aber im Moment ist es wohl eher weniger ruhig, hm?“, raunte er und nickte flüchtig in Richtung der Männer. Hansen schüttelte bloß den Kopf, nicht ohne ein Lächeln auf den Lippen und winkte ab.
    „Wir haben ein hohes Tier im Haus, inklusive ihrer eigenen Schoßhündchen“, mit einem Klaps auf den Oberarm und einer leichten Kopfbewegung gab der Nordeuropäer Konrad zu verstehen, mit ihm zu kommen, während er weitersprach, „Gott, die Frau treibt mich noch in den Wahnsinn.“
    „Muss sich ja um eine richtig böse Nervensäge handeln“, gab Konrad scheinheilig zurück, während die zwei sich etwas vom Haupteingang entfernten und die Gebäudefront entlang gingen.
    „Kannst du laut sagen“, seufzte Hansen, „aber was führt dich hierher? Ich schätze, du willst zu dieser Zeit nicht einfach nur quatschen, hm?“
    „Du hast Recht, Anders“, antwortete Konrad in ernstem Tonfall, „aber wollen wir das nicht woanders besprechen?“
    „Ich würde dich zu gerne in mein kleines Büro einladen, aber ich darf dich nicht mal dorthin mitnehmen“, erwiderte der Offizier mit einer entschuldigenden Geste.
    „Was? Kein großräumiges Luxusbüro im obersten Stockwerk für den Kompaniechef?“, fragte Konrad gespielt überrascht und grinste, womit er Anders ansteckte.
    „Nein, das ist für den Herrn Botschafter reserviert. Andererseits finde ich es auch recht nett, sonst hätte ich nämlich die ‚richtig böse Nervensäge‘ direkt unter mir.“ Mit einem Augenzwinkern nahm Anders einen Kaugummi aus einer bereits angebrochenen Verpackung und bot Konrad ebenfalls einen an. Dankend akzeptierte der Polizist, während es in seinem Kopf ratterte. Captain Benedict war also in der vorletzten Etage untergebracht. Jetzt wusste Konrad zumindest, wo er suchen musste. Blieb nur noch das Wie zu klären…
    „Ich befürchte, du musst es mir hier sagen oder einen Level-1-Zugang beantragen. Und die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam… also, worum geht es?“ Hm, gute Frage. Worum ging es hier? Sollte er mit der Wahrheit rausrücken? Sollte er ihn einfach fragen, ob er ihm nicht helfen könnte? Oder sollte er die Wahrheit fürs erste bei sich behalten und den Kreis der Mitwisser möglichst gering halten? Konrad hatte eigentlich vorgehabt, sich unter einem Vorwand Zugang zu Hansens Büro zu verschaffen, aber was sollte er ihm sagen? Irgendeine Ausrede für sein Auftauchen musste er ihm vorlegen können… er überlegte, kaute etwas nervös auf seinem Kaugummi herum, ehe er antwortete.
    „Ich will dich nicht lange aufhalten, also mache ich es kurz“, begann er schließlich, „es geht um den Bombenanschlag von heute“, sofort nahmen die Gesichtszüge des Soldaten eine ernstere Färbung an und er nickte, ehe Konrad fortfuhr, „du weißt sicherlich, dass auch die C-Sec in dem Fall ermittelt. Ich bin ebenfalls auf den Fall angesetzt und du kannst dir denken, dass das ein recht ansehnliches Sprungbrett für meine Karriere sein könnte.“ Wieder verständnisvolles Nicken, während die Lügen wie von selbst über Konrads Lippen kamen. Er fühlte sich miserabel dabei, seinen alten Freund und Kameraden so ins Gesicht zu lügen, doch Konrad sah keine andere Möglichkeit, die Tarnung zu wahren und Anders somit aus dem Schussfeld zu halten. „Naja und ich dachte mir, ich könnte ja mal deine Männer befragen, was die dazu sagen. Vielleicht hat ja jemand etwas gesehen, weißt du?“ Verständnisvolles Nicken. „Könntest du mir vielleicht den Schichtplan geben, damit ich die Personalien der Männer nicht einzeln aufnehmen muss?“
    Anders grinste, begleitet von einem schmatzenden Geräusch durch den Kaugummi. „Dafür hättest du nicht extra vorbeikommen müssen!“ Er kramte einen PDA hervor und tippte etwas darauf herum. „Ich schicke ihn dir so schnell wie möglich an deine Extranet-Adresse, ja? Heute hab ich noch eine Menge um die Ohren, also rechne wohl eher morgen damit.“
    „Danke, Anders“, erwiderte Konrad, „du hast was gut bei mir.“ Oh ja, das hast du in der Tat… irgendwann würde Konrad ihm die Wahrheit erzählen. Die Wahrheit… was war überhaupt noch wahr und was Lüge?
    „Ach, quatsch. Wenn es einer bei der Sec verdient hat, befördert zu werden, dann du! Ich helfe gerne. Und wir zwei gehen einfach die Tage mal wieder einen trinken, ja? Der guten, alten Zeiten willen.“ Ob das wirklich so war, bezweifelte Konrad mittlerweile, jedoch sprach er den Gedanken selbstverständlich nicht laut aus.
    „Auf jeden Fall“, erwiderte Konrad und ließ seinen Blick schweifen, ehe er an einer Möglichkeit hängen blieb, sich Zugang zum Wohngebäude der Allianz zu verschaffen. Ihm fiel dabei auf, dass er gar nicht wusste, in welcher der zahlreichen Dienstwohnungen Captain Benedict untergebracht war. „Um einen letzten Gefallen muss ich dich noch bitten, dann bist du mich los. Eine Captain Benedict hat darum gebeten, in diesem Fall auf dem laufenden gehalten zu werden. Stellt sich heraus, dass diese Frau ihre Akten noch immer auf gutem, alten Papier haben will, also muss ich da einen Postversand engagieren. Habt ihr da eine zentrale Poststelle, bei der ich die Adresse erfragen kann?“
    „Mann, dieser Captain interessiert in letzter Zeit viele Leute, aber wen wundert‘s?“, raunte Hansen und aktivierte sein Omnitool, „die Adresse kann ich dir auch geben. Straße und Hausnummer kennst du ja, dann schreibst du einfach noch drauf ‚ATTN: Kathleen Benedict, Cpt. – App. #21-3‘ und unsere Poststelle kann es schnell und unkompliziert weiterleiten.“ Konrad bedankte sich und die beiden Männer verabschiedeten sich so herzlich voneinander, wie sie sich auch schon begrüßt hatten, worüber Konrad nicht unbedingt froh war. Er hasste sich dafür, Anders angelogen zu haben, war dieser doch stets treu und verständnisvoll gewesen, wenn der Polizist mit ihm gesprochen hatte. Alles, was Konrad im Moment jedoch machen konnte, war auf eine Absolution zu setzen, sobald dieser Fall gelöst war. Wie auch immer diese Lösung aussehen mochte.

    Die Botschaft verfügte praktischerweise über eine Tiefgaragenzufahrt, die sicher auch mit dem Wohngebäude verbunden war und über die Konrad einzusteigen plante. Vorsichtig und möglichst unauffällig pirschte er sich an das große Tor heran, durch das locker drei oder vielleicht sogar vier Shuttles auf einmal zu passen vermochten, um es genauer zu mustern. Der Polizist erkannte eine Erfassungssäule, die dafür konzipiert war, spezielle Mikrochips, die sowohl in den Botschaftsfahrzeugen, als auch in den Ausweisen von zugangsberechtigten Mitarbeitern verbaut waren, zu lesen und zu verifizieren. Ein ähnliches System verwendete man bei der C-Sec, im Besonderen bei der Strafvollzugsabteilung. Verfügte jemand über keinen dieser Chips, so öffnete sich das Tor nicht, ganz einfach, aber effizient. Vor allem jedoch, und das war das wichtigste für Konrad, konnte man sich so Wachen sparen und sie an andere, essentiellere Positionen verlegen. Er hatte selbst bei der Allianz gedient, zwar nicht lange, aber es hatte gereicht, um ihn mit der zentralen Doktrin der Marines vertraut zu machen: „He who tries to defend everything defends nothing.“ Konrad schmunzelte, ein leichtes Zeichen der Überlegenheit, die sich mittlerweile in ihm ausbreitete, ihn jedoch unsicher werden ließ, ob sie wirklich angebracht war. In der Tat war sie das nicht, denn er bemerkte einen Soldaten, der Wache schob und in dessen Sichtfeld sich zweifelsohne die Zufahrt befand. Zwar war es nur ein Soldat und Konrad vermochte es vielleicht sogar, ihn in einem Handgemenge zu überwinden, doch das Risiko eines Alarms war viel zu hoch.
    „Verdammt“, zischte der Polizist, ließ sich jedoch äußerlich nichts anmerken und lehnte sich lässig an einer Laterne an, um sich eine Zigarette anzuzünden. Die wievielte war es mittlerweile an diesem Abend? Konrad hatte keine Ahnung, er hatte aufgehört mitzuzählen. Seine Lungen würden es ihm vergelten, doch das interessierte ihn jetzt herzlich wenig. Er stand im Moment wesentlich schwerwiegenderen Problemen gegenüber, so viele an der Zahl, dass Konrad an der Frage verzweifelte, wie er sie lösen sollte. Ob es überhaupt eine Lösung gab. Oder ob Konrad mittlerweile nicht so tief in diesem Treibsand aus Korruption, Verschwörungen und Machtpolitik feststeckte, dass ein Entkommen zu diesem Zeitpunkt bereits unmöglich war und er mit seinen Problemen leben musste.
    Und ehe er sich versah, löste sich eines dieser Probleme in Luft auf: der junge Soldat warf einen letzten misstrauischen Blick die Straße hinunter, ehe er etwas in ein Funkgerät murmelte und seine Strecke weiterging, um schließlich hinter einer Ecke zu verschwinden. In seinem Erstaunen leicht zögernd, warf der Polizist nach ein paar Momenten die Zigarette zu Boden und überquerte die Straße. Jetzt hieß es, schnell zu handeln, denn jede Sekunde zählte bei diesem Vorhaben. Die Zufahrt zur Tiefgarage war an der Seite durch mehrere Zierbeete flankiert, die dem Polizisten Deckung vor eventuellen Überwachungskameras boten und ihn in Ruhe die Vorbereitungen treffen ließen, die er zum Eindringen in das Gebäude durchführen musste: vier Glasscheiben waren parallel zueinander so angeordnet, dass sie einen verzierenden Effekt bewirkten, aber auch eine gewisse „passive Lüftung“ darstellten, um der Luftzirkulation im Gebäude energiesparend auf die Sprünge zu helfen. Mit vorsichtigen Handgriffen untersuchte er die Halterung, die die Scheiben an Ort und Stelle hielten. Es handelte sich um handelsübliche Schrauben, die mit dem richtigen Werkzeug oder etwas Muskelkraft leicht beseitigt werden konnten. Über ersteres verfügte Konrad im Moment nicht, weshalb er seine Pistole zog und sie am Lauf packte. Kurz schickte er noch ein Stoßgebet zu sämtlichen Gottheiten, die im weiten Universum ihr Unwesen trieben oder nicht trieben, dass doch bitte kein Soldat in Hörweite sein solle, ehe er mit einem kurzen, aber kräftigen Schlag den Griff der Pistole gegen die Halterung der untersten der vier Glasscheiben hieb. Ein kurzes Klirren erklang, das der Polizist jedoch mit einem schnellen Griff unterdrücken konnte, ihm jedoch das Herz bis unter das Kin schlagen ließ. Mit mehreren hastigen Blicken versicherte er sich, dass niemand sein Treiben bemerkt hatte, ehe er sich den restlichen Halterungen widmete, die er so Stück für Stück lösen und die dazugehörigen Glasscheiben vorsichtig beiseitelegen konnte. Der so gebildete Spalt gab ihm genug Platz, hindurchzukriechen und nach einer mehr oder weniger sanften Landung stand er in der Auffahrt zum Ausgang aus der Tiefgarage.

  3. #63
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    2/2
    Die Botschaften, im Inneren des Wohngebäudes
    21:40 Uhr


    Sofort lief Konrad in gebückter Haltung hinter einen der Stützpfeiler, um sich dort fürs erste im Schatten zu verstecken und die Lage zu überblicken. Sein Atem ging schnell, er war nervös und schwitzte. Ihm fiel es schwer, sich zu konzentrieren, doch soweit er sich noch auf sein Gehör verlassen konnte, befand sich außer ihm niemand in der Tiefgarage. Dennoch gab er sich noch einige Minuten Zeit, sich zu erholen und Luft zu schnappen. Wenn man ihn hier erwischen würde, dann würde das weit schlimmere Folgen haben als ein Einbruch in das Finanzministerium. Die Allianz würde auf eine Auslieferung bestehen, ihn vielleicht sogar auf irgendeinem dieser „schwarzen Gefängnisschiffe“ verschwinden lassen, wenn sie dumm genug wären, die Sprengstoffanschläge über den Mord an Rebekka mit ihm in Verbindung zu bringen. Notgedrungen wäre das bestimmt auch der Fall, denn ein Sündenbock musste gewiss her. Wie um die Gedanken, mit denen er gerade den Teufel an die Wand malte, zu verscheuchen, schüttelte Konrad etwas den Kopf und atmete ein letztes Mal tief durch. Lange genug ausgeruht, er musste weiter. Vorsichtig warf er einen Blick um die Ecke, um lediglich eine Reihe geparkter Shuttles anzustarren. Kein Soldat, keine Überwachungskamera, nichts. Dennoch vorsichtig kam er schließlich hinter dem Pfeiler hervor, der ihm bis gerade eben noch Deckung verschafft hatte, und schlich weiterhin in geduckter Haltung mit angewinkelten Knien weiter die Garage entlang, jederzeit bereit, hinter einem Shuttle oder einer Säule zu verschwinden. Während er den langen unterirdischen Komplex entlanghuschte, fiel ihm ein Mako auf, der direkt zwischen zwei Shuttles geparkt war. Man hatte also für alle Eventualitäten vorgesorgt. Oder gehörte der hier zur Standardausrüstung? Konrad machte sich nicht weiter Gedanken darüber, sondern pirschte weiter nach vorne, zu den ersten Ausgängen, ehe er das zischende Geräusch einer sich öffnenden Tür hörte. Sofort presste sich der Polizist mit dem Rücken an eine der Säulen und wurde eins mit dem Schatten, noch ehe er die fröhliche Melodie hörte, die ein Mann vor sich hin pfiff.
    „Verdammt, ich kriege diesen Mist vom Captain einfach nicht aus dem Kopf“, raunte die tiefbrummende Raucherstimme des Angestellten und Konrad wagte einen ersten Blick aus seiner Deckung hervor. Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters, Mitte Vierzig, an dem die Auswirkungen seines Schreibtischjobs nicht spurlos vorbeigegangen waren. Das weiße Hemd mit dünnen blauen Streifen darauf, das die kugelartige Bauchwölbung mehr betonte denn kaschierte, war fein säuberlich in die dunkelgraue Anzughose gesteckt. Der Schnauzer begann bereits zu ergrauen, lediglich das stark gelockte, fast schon gekräuselte Haar des Mannes, das er in einem äußerst altmodischen Stil trug, wies noch ein kräftiges, dunkles Schwarz auf, das jedoch erste graue Strähnchen an den Schläfen umso besser hervorstechen ließ. Mit einem einfachen Knopfdruck auf einem kleinen schwarzen Schlüsselanhänger leuchteten für einen kurzen Moment die Warnblinker eines Shuttles gegenüber von Konrad auf und der Mann verstaute einen Aktenkoffer darin, ehe er, weiterhin pfeifend und sich im Gehen die Krawatte zurechtrückend, das Shuttle wieder verriegelte und durch eine andere Tür verschwand. Konrad wartete einige Momente, ehe er sich wieder zeigte und weiterging. Er hatte sich Mitarbeiter des Geheimdienstes immer anders vorgestellt, denn der Mann hätte genauso ein Angestellter in der Verwaltung der Öffentlichen Verkehrsgesellschaft der Citadel sein können. Ein typischer Bürohengst eben, aber sicher kein galaktischer James Bond. Vielleicht war gerade das der Grund, weshalb der Geheimdienst auch diese für ihr Milieu… unüblichen Herrschaften engagierte. Im Moment hatte Konrad jedoch besseres zu tun als sich über einen beleibten Schreibtischhelden zu amüsieren, also ging er weiter. An den Ausgängen waren Schilder befestigt, die zeigten, wo sich welcher Abschnitt der Botschaften befand und erst jetzt fiel dem Polizisten auf, wie groß der Komplex eigentlich war. Seitdem die Menschheit auch im Rat vertreten war, hatte sich die Größe der Allianzbotschaft um einiges vervielfacht. Dennoch kam Konrad schnell zum richtigen Ausgang, der geradewegs zu den Wohngebäuden führte und zu seiner Erleichterung war die Tür nicht mit einem elektronischen Schloss oder ähnlichem gesichert, sondern öffnete sich ohne vorherige Erkennung. Dahinter kamen ein Aufzug und ein Treppenhaus zum Vorschein. Vorsichtshalber entschied sich Konrad für letzteres, denn einem Soldaten in der engen Kanzel über den Weg zu laufen wäre sicherlich nicht vorteilhaft für ihn. Hastig stieg er die Stufen nach oben und er kam schnell zu einer weiteren Tür, die sich ebenfalls ohne Schwierigkeiten öffnete. Dahinter kam nun ein Gang zum Vorschein, der geradewegs in die Lobby führte. Schnell versteckte sich der Polizist im Schatten hinter einer Ecke und er spähte hervor. Um diese Uhrzeit war nichts los in den Wohngebäuden, lediglich zwei Rezeptionisten schoben ruhig ihren Dienst. Konrad schlich sich den Gang weiter entlang, weg von der Rezeption, wobei er dem schlichten, aber doch angenehm dekorierten Interieur wenig Beachtung schenkte. Schließlich kam er zu einem weiteren Aufzug, den er nun gezwungenermaßen benutzen musste. Nervös rief ihn Konrad, in der Hoffnung, auf keinen Soldaten oder einen anderen Mitarbeiter zu treffen. Umso erleichterter stieß er Luft aus, als sich die Türen öffneten und niemand dahinter zu sehen war. Ohne zu zögern betrat er die Kanzel und sah auf die verschiedenen Knöpfe. Anders hatte gesagt, dass der Botschafter im obersten Stockwerk untergebracht war und darunter war Captain Benedict untergebracht, also drückte er den Knopf für die zweithöchste Etage. Leise surrend setzte sich der Lift in Bewegung und Konrad nutzte die kurze Zeit, um sich zu entspannen. Unruhig ging er in der Kanzel auf und ab, fuhr sich durch die Haare und kaute nervös auf dem Kaugummi herum. In was für einen Riesenscheißdreck war er hier hineingeraten? Es war eigentlich zum Lachen, wie dieser ganze Fall von einem billigen Thriller abgekupfert sein konnte: der galaktische Frieden war bedroht und ein Mann kämpft gegen die gesamte Welt, nur um sie vor gnadenlosem Chaos zu retten. Konrad rechnete noch immer damit, jeden Moment aufzuwachen, in seinem Bett, vielleicht direkt neben Nadja, die noch schlief. Wieso dachte er jetzt an sie? Es war doch schon so lange her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten… so lange Zeit. Die Gedanken verschwanden wieder aus seinem Kopf, als sich der Lift verlangsamte und schließlich zum Stillstand kam. Tonlos öffneten sich die Türen und vor Konrad eröffnete sich ein langer Gang mit mehreren Dutzend Türen, an dessen Ende sich der Korridor in zwei Gänge aufspaltete. Es handelte sich um klassische, menschliche Türen, die noch über eine Klinke verfügten und ein normales Zylinderschloss, das mit einem Schlüssel geöffnet wurde. Die Türen selbst waren aus einem Metall, vermutlich ein verstärkter Aluminiumverbund, dessen gebürstete Oberfläche einen leichten Schimmer abgab. Aus den einzelnen Wohnungen war nur wenig zu hören, es lief vereinzelt ein Fernseher oder hier und da war dumpfes Gemurmel zu vernehmen. Konrad wollte gerade in einen der Seitengänge, der zur Wohnung des Captains führte, einbiegen, als er das Zischen einer sich öffnenden Tür vernahm und gerade rechtzeitig abbremsen konnte. Er hörte wie zwei Leute miteinander sprachen, ein Mann und eine Frau, jedoch konnte er nichts verstehen. Mit einem Herz, das ihm bis zum Halse schlug, presste sich Konrad so gut es ging in einen der Türrahmen, um nicht entdeckt zu werden, als das Gespräch schließlich endete und Schritte zu vernehmen waren. Schritte, die sich ihm näherten! Es klang wie der militärisch korrekte Gang eines Soldaten, also dachte Konrad gar nicht erst daran, ihn überwältigen zu wollen. Er wartete lieber und hoffte, nicht entdeckt zu werden. All seinen Mut zusammennehmend lugte er einen Zentimeter aus seinem Versteck hervor, um einen Soldaten dabei zu beobachten, der in den Hauptkorridor einbog und geradewegs auf einen Getränkeautomaten zuhielt. Das war seine Chance! Konrad hüpfte leichtfüßig und leise hinter dem Türrahmen hervor, schlich noch vorsichtiger durch den Gang, wobei er stets den Soldat vor ihm mit seinem Blick fixiert hatte. Der Mann trug den Feldanzug der Allianz, dessen markantes Marineblau stellvertretend für alle Angehörigen der Navy als erstes Erkennungszeichen diente, doch die Dienstwaffe, die in seinem Oberschenkelholster verstaut war, wollte so gar nicht zu den sonst unbewaffneten Soldaten passen, die er sonst mit diesem Anzug in Verbindung brachte. Andererseits war es ein dummer Gedanke, davon auszugehen, dass mit diesem Anzug keine Waffen getragen werden, nur weil man selbst das noch nie gesehen hatte. Als er in den Gang einbog, aus welchem der Soldat gekommen war, beschleunigte Konrad seinen Schritt, achtete jedoch weiter darauf, leise zu sein und keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Dann erblickte er Captain Benedict im Türrahmen stehen und beinahe hätte er auf der Stelle abgebremst. Er riss sich zusammen, kam jedoch nicht umhin, eine Augenbraue zweifelnd zu heben, als er das Handtuch um ihre Haare sah.
    „Guten Abend, Captain“, begrüßte er die Frau leise, jedoch nicht flüsternd, „wären Sie so nett, mich in ihre Wohnung zu lassen, bevor ich einen größeren diplomatischen Vorfall auslöse? Ich brauche Ihre Hilfe.“

    21:55 Uhr

  4. #64
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Kathleens Wohnung, 21:55

    Im ersten Moment traute sie ihren Augen kaum. Sah Konrad nur mit klaren, aufmerksamen Augen entgegen, ohne eine Mine zu verziehen. Auch wenn ihre Augen vielleicht einen kleinen Ausdruck von 'Was machen Sie den hier?' zeigten, Neugier, eigentlich. Kathleen verschränkte die Arme und lehnte sich fester gegen den Türrahmen.
    Na prima. Mit Handtuch auf dem Kopf, nassen Haaren drunter und Freizeitkleidung machte sie gerade ja den besten Eindruck, aber wie immer störte das Kathleen im Kern nicht weiter. Es schwächte vielleicht ihre Position weil man sie so kaum ernst nehmen konnte. Aber das tat nun kaum etwas zur Sache.

    Aber auch Konrad war überrascht, als er sie entdeckte, merkte Kathleen wie sein Fuß vor dem nächsten Schritt eine Millisekunde zögerte, als wollte er stehen bleiben. Tat es aber dann nicht, sondern überwand sich zum weiter gehen.
    Innerlich zog sie eine anerkennende Schnute und war überrascht das sie bei ihm die Grundfähigkeiten eines Menschen fand, der durch aus für ihr Geschäft geeignet war. Vielleicht war an dem grobschlächtigen Polizisten doch mehr dran als sie anfänglich gedacht hatte. Sie sah ihm ruhig entgegen, während sein Blick erst auf das Handtuch und ihre nassen Haare fiel, und dann zu ihrem Gesicht, als er sie ansprach. Er sprach leise, aber nicht flüsternd, ruhig und konstatiert.
    Und noch während er sprach, nickte Kathleen in die Wohnung, dirigierte ihn damit, seinen Wünschen entsprechend hinein. Allerdings ohne ein Wort zu sagen, da sie am anderen Ende des Flurs schon die Schritte des Soldaten hören konnte. Soldaten waren toll. Man hörte sie immer antrampeln, mit ihrem militärischen Schritt. Herrlich.

    Gleichzeitig war sie erstaunt wie flink und leise sich Konrad bewegte für einen Mann seiner Statur. Noch etwas das auf der Liste der positiven Fähigkeiten auftauchte, die Kathleen gebrauchen konnte.
    Konrad verschwand rechts hinter der nächsten Ecke der Wohnung im Flur, und blieb still. Kathleen machte sich keine Sorgen das Henrietta ihn auffliegen lassen würde. Auch wenn sie aus der Küche heraus Konrad nun mit großen Augen anschaute und ihn betrachtete. Den Kopf schief legte als würde sie einen kleinen Moment überlegen müssen, woher sie ihn kannte. Dann schien sie sich zu erinnern und sie legte den Kopf auf die anderen Seite, wie eine Katze die ein neues Spielzeug entdeckt hatte, oder etwas zum fressen. Sah Konrad lange und intensiv an. Nur um sich dann auf der Ferse um zu drehen und in den Schränken der Küche einen dritten Satz Geschirr und Besteck hervor zu kramen. Sie tat das mit bemerkenswerter Selbstständigkeit und Selbstverständlichkeit. Stellte den Teller auf den freien Platz durch den sich ein Dreieck am Tisch bildete an Essensplätzen. Legte Gabel und Messer an die entsprechenden Stellen. Ging dann zum Kühlschrank, öffnete diesen und griff sich aus dem untersten Fach ein Bier, wie sie es ihrer Mutter bereits hin gestellt hatte.

    Währenddessen sah Kathleen dem Soldaten entgegen, der eine Cola in seiner Hand vor sich hertrug als wäre es ein gefährlicher Sprengstoff. Aber er lächelte, als hätte er eine kleine Heldentat vollbracht. Reichte sie der Geheimdienstlerin und nickte, zur Bestätigung. "Bitte sehr."
    "Danke. Einen schönen Abend noch." beendete Kathleen das Gespräch freundlich und schenkte dem Mann ein ehrliches Lächeln, nur um dann die Türe zu schließen. Bei der sich, kaum war sie ins Schloss gefallen, die schweren Hydraulikbolzen wieder zuschoben. Sie fest verriegelten und außer für Sprengstoff oder eine Schneidladung ein unüberwindbares Hindernis darstellten. Kathleen drehte sich um und trat neben Konrad der immer noch an der Wand des Flures stand und ihrer Tochter dabei zu sah wie sie ihm ein Bier öffnete.
    "Sieht so aus, als würden Sie zum Essen bleiben Konrad. Ich hoffe Sie mögen gegrillten Fisch und Tomaten-Pilzrisotto."

    Henrietta kam näher und nahm auf dem Weg das Bier ihrer Mutter mit. Reichte dieser die erste kühle Flasche, an deren Außenseite sich Kondenswasser in kleinen Tropfen gebildet hatte, und dann erst Konrad die zweite. Kathleen lächelte und reichte ihr im Austausch die Cola. Henrietta strahlte und lächelte, sah dann wieder zu Konrad und fixierte ihn mit ihren verschieden farbigen Augen. Vom intensivsten, leuchtenden Giftgrün und dem faszinierendsten azurfarbenen Eisblau. Strecke ihm ihre kleine, zierliche rechte Hand entgegen.
    "Wird sind einander noch nicht vorgestellt worden. Ich bin Henrietta Benedict-Pera." Kathleen hätte innerlich am liebsten Geflucht. Warum musste ihre Tochter ausgerechnet gegenüber dem Polizisten jetzt den zweiten Namen ausspucken. Den Namen der einen ganz speziellen und gewissen Beiklang in der Galaxie, besonders im Citadelraum, hatte. Und quasi für die alte Mafia und ihre typischen Geschäfte stand. Möglicherweise würde es einen Moment dauern, aber es würde sicherlich irgendwas im Kopf des Beamten zünden. Fragte sich nur was.

  5. #65
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Geräuschlos atmete Konrad auf, als der Captain ihm kurz und prägnant zu verstehen gab, in die Wohnung zu kommen. Man könnte sich vorstellen, dass der Polizist im Moment wenig Lust darauf hatte, sich vor einem Soldaten und dessen gezückter Waffe zu rechtfertigen. Mit einer fließenden Bewegung war er in die Wohnung geglitten, um sogleich um eine Ecke zu verschwinden. Hau ab, Hau einfach wieder ab, waren seine Gedanken, als der Soldat die Cola überreichte und das erleichterte Seufzen, das ihm entwich, vermischte sich zu einem einheitlichen Klangteppich mit dem Zischen der Hydraulikbolzen, die die Tür wieder verriegelten. Da war jemand ganz schön um seine eigene Sicherheit besorgt, aber wen wunderte das schon, wenn man die Position des Captains kannte?
    „Es tut mir Leid, zu diesem Zeitpunkt aufkreuzen zu müssen“, entschuldigte sich Konrad sogleich, als Captain Benedict das Essen erwähnte, „aber diese Sache ist groß und langsam gehen mir die Verbündeten aus.“ Sein Blick schweifte durch die Wohnung, die – in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um Regierungsappartments handelte – relativ groß und gemütlich, beinahe schon luxuriös wirkte. Er stand wohl in der Wohnküche, von deren Esstisch aus man einen wunderbaren Ausblick durch ein Panoramafenster auf die restlichen Flügel der Citadel hatte, welche gerade den so markant gefärbten Nebel des Widow-Systems durchschnitten. Er selbst hatte zwar auch einen recht netten Ausblick von seiner Wohnung aus, allerdings auf den Präsidiumsring, da seine Wohnung in den Bezirken lag, und eine kleine Note Neid gesellte sich zu der ersten, beeindruckten Impression. Sein Blick glitt weiter, über eine nicht ganz geschlossene Tür, hinter der ein riesiger Plüschhase zu sehen war und ein kurzes Schmunzeln erschein auf Konrads Gesicht, ehe er schließlich zur Küchenzeile sah und dort die Tochter des Captains ausmachen konnte. Das kleine Mädchen holte gerade ein Bier aus dem Kühlschrank und machte deshalb – und aufgrund der Tatsache, dass sie ungefragt für Drei gedeckt hatte, nachdem sie Konrad erkannt hatte – auf ihn eigentlich eher den Eindruck eines Dienstmädchens als den einer Tochter.
    „Wir sind einander noch nicht vorgestellt worden“, begann sie schließlich, nachdem sie Konrad sein Bier gegeben hatte und der Polizist musste die Stirn in Falten legen, schließlich passte die mädchenhafte, kindliche Stimme so gar nicht zu den exzellenten, aber für ihr Alter unnatürlich erwachsenen Manieren, „ich bin Henrietta Benedict-Pera.“ Die Falten verschwanden mit einem Wisch von seinem Gesicht und jetzt war es Konrad, der den Kopf leicht neigte. Nicht so krass wie das kleine Mädchen, war es doch mehr ein kleines, zaghaftes Nicken, aber es war seine Art, auf den Doppelnamen zu reagieren. Er hatte es hier also nicht nur mit einem Schlapphut, sondern auch noch einer Mafiosi zu tun. Das versprach, eine sehr exotische Beziehung zu werden. Konrad hatte einmal in seiner Karriere sehen dürfen, was die Pera-Familie mit ihren… Konkurrenten anstellte, sollten sich jene dazu entschließen, der Familia sauer aufzustoßen. Es stellte sich heraus, dass die Italo-Gangster mit der Zeit gingen und kreativ genug waren, eine Alternative zu den berühmten Betonschuhen zu finden. Welche für das Opfer sogar noch angenehm gewesen wären, fand Konrad.
    „Konrad Richter“, erwiderte er dennoch mit einem Lächeln und ergriff die kleine Hand, die in der seinen beinahe gänzlich verschwand, „freut mich sehr, Henrietta.“ Er sah zu Captain Benedict-Pera und war sich dabei sicher, dass sie es vermochte, die Emotionen und Gedanken jenseits seines Lächelns zu lesen. Er hoffte es sogar, denn wenn sie beide aus dieser Sache lebendig und vor allem siegreich hervorgehen wollten, dann mussten sie mit offenen Karten spielen. Dazu gehörte für Konrad, klarzustellen, was er von der Mafia hielt, auch – oder gerade weil – er mit ihr noch nicht wirklich viel zu tun gehabt hatte, beruflich natürlich. Andererseits war er sich sicher, dass die Frau vom Geheimdienst nicht viel mit Mafiageschäften am Hut haben konnte, denn sonst wäre sie nie in eine solch einflussreiche Position gekommen. Man konnte der Allianz viel vorwerfen, aber wenn es darauf ankam, die Vergangenheit ihrer Mitglieder auf eventuelle Leichen im Keller zu durchleuchten, da liefen ihre Diener zu Höchstleistungen auf. Zu gerne hätte Konrad dem Captain mehr gegeben, als nur diesen Blick; zu gerne hätte er sein Omnitool genommen und ihr alles gezeigt, ihr wie ein Wasserfall alles vorgebetet, aber er verstand, dass die Agentin das vor ihrer Tochter nicht durchziehen wollte.
    „Die Freude ist ganz meinerseits, Konrad“, erwiderte das Mädchen erneut ungewöhnlich erwachsen und ging schließlich zu ihrer Mutter, der sie sanft an dem weißen Top zog, „essen wir jetzt?“ Er lächelte. Wo Kinder sind, da ist ein goldenes Zeitalter – oder so. Er nahm einen Schluck aus der Flasche, als er an das Zitat eines Autors von der Erde dachte, welches er im Deutschkurs gehört hatte (im Fremdsprachenunterricht hatte er sich immer schon leicht getan). Die Kleine konnte sich glücklich schätzen, dass ihre Mutter auch trotz ihres Berufs die Zeit dazu fand, sich um sie zu kümmern. Seine Eltern hatten das mit weitaus weniger aufregenden Jobs nicht fertig gebracht, weshalb es nichts Ungewöhnliches für Konrad gewesen war, zum Abendessen irgendein Fertiggericht in die Mikrowelle zu pfeffern und alleine zu essen. Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Bier, in der Hoffnung dadurch die Gedanken an seine triste Kindheit fortzuspülen.
    „Ihre Jacke können Sie dort aufhängen“, meinte Captain Benedict beiläufig, ehe sie ihrer Tochter irgendetwas auftrug, worauf jedoch der Polizist nicht wirklich geachtet hatte. Er ging zu dem Kleiderständer, auf den die Mutter gedeutet hatte und entledigte sich seiner Lederjacke. Henriettas Blick auf seine Pistole, die in dem Achselholster verstaut war, entging ihm dabei nicht und er beeilte sich, auch diesen auszuziehen und zur Jacke zu hängen. Er würde sich hüten, sich bewaffnet an einen Esstisch zu setzen. Bevor er den ledernen Holster an den Haken hing, warf er noch einen letzten Blick auf Henrietta, die ihrer Mutter gerade dabei half, das Essen zum Tisch zu bringen. Sie erinnerte ihn an Rebekka und das nicht nur wegen der zwei verschiedenen Augen, auch wenn das recht interessant war. Er hatte seinen Schulabschluss unter anderem mit Biologie als Schwerpunkt gemacht und soweit er sich noch erinnern konnte, war dieser besondere Zustand (Heterochromie oder so? Es war ewig her, dass er das letzte Mal über Biologiebüchern gebüffelt hatte) erblich bedingt, was ihn für einen Moment zu dem waghalsigen Schluss kommen ließ, dass Captain Benedict die Mutter von Rebekka sein könnte – oder aber Rebekkas Vater auch Henriettas war. Der Schluss war Konrad allerdings, auch trotz aller Indizien, zu waghalsig und vor allem war das Eisen viel zu heiß, um es gleich beim ersten gemeinsamen Essen aufzubringen. Er zögerte einen Moment, ehe er wieder zum Tisch kam. Diese Ähnlichkeit mit Rebekka stieß ihm übel auf. Es ließ ihn vorsichtiger sein, vor allem da sowohl er, als auch Captain Benedict wussten, wer sie erschossen hatte. Konrad schüttelte kaum merklich den Kopf und nahm schließlich am Tisch Platz.
    „Danke“, meinte er schließlich knapp zu Captain Benedict, wobei er offen ließ, ob er damit die Einladung zum Essen meinte oder die Tatsache, dass sie ihm half beziehungsweise helfen wollte. Das würde die Agentin schon selbst herausfinden können, dessen war sich Konrad sicher. Auch wenn ihr Geschmack bezüglich Bier nicht unbedingt der Beste war…
    Geändert von Konrad_Richter (23.03.2012 um 13:05 Uhr)

  6. #66
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Konrads Reaktion auf den Zweitnamen, war unübersehbar. Auch wenn Kathleen nicht abschätzen konnte, ob er nun davon ausging, ob es auch Ihr Familienname war, oder nur der von Henrietta, der ja durchaus auch der Name ihres Vaters hätte sein können.
    Doch Konrads Gestik und Mimik machten unverständlich klar, das er wohl mit Pera etwas anfangen konnte. Und Kathleen nahm das mit einem Lächeln und ansonsten unkommentiert zur Kenntnis. Sollte er sich ruhig seine Gedanken machen, er wäre nicht der Erste und würde auch nicht der Letzte sein. Vermutlich. Ihr war auch nicht entgangen, das er die Wohnung begutachtet hatte. Sie sich genauer angesehen hatte und den Aussicht, wohl besser fand, als seine. Sofern er denn überhaupt eine hatte. Denn es gab viele Wohnblöcke auf der Citadel wo die Bewohner gar kein Fenster hatten, oder wenn dann eines das auf eine andere Hauswand den Blick nur freigab.

    Sie nickte zu dem Kleiderhacken der im Flur war und legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter, führte sie zurück in die Küche und küsste erneut ihren Haarscheitel.
    "Ah, du hast ja schon gedeckt."
    "Jupp."
    "Fein, magst du das Risotto verteilen, dolcezza?"
    "Bene." erwiderte das kleine Mädchen und zog den Topf von der Herdplatte, nahm den Löffel der daneben lag und drehte sich zu den Tellern um. Kathleen bückte sich und öffnete den Ofen. Griff sich mit einem Handschuh das Grillgitter um es dann auf die Herdplatte zu packen. Schob dann den Fisch mit einer Gabel auf einen breiten Holzlöffel, um dann die Fischstücke auf die Teller hinüber zu balancieren. Arbeitete dabei über den Kopf von Henrietta hinweg, die kurz nach oben sah, fast als hätte sie kein Vertrauen in die Balancekünste ihrer Mutter.
    "Fertig." kommentierte sie dann und stellte den Topf zurück auf den Herd. "Andere Musik?"
    "Gerne." antwortete Kathleen dankbar, dafür das sie die recht grellen Töne des Gravicembalo, auf dem Paradisis Toccata gespielt wurde nicht länger ertragen musste. Vor allem nicht, da Konrad als zusätzliche Komponente sie nun an Rebekka erinnern würde und der Gefahr der die Deutsche jetzt schwebte.
    Kathleen realisierte am Rande, das Henrietta einen Moment die Waffe von Konrad fixierte. Dann aber sich wieder wegdrehte. Sie hatte früh gelernt was eine Handfeuerwaffe war, für was sie da war und für was nicht. Ebenfalls hatte Kathleen ihr erklärt wie sie funktionierte. Und sie war sich sicher das Henrietta mindestens einmal die Bedienungsanleitung von Neskas eigener Dienstwaffe gelesen hatte.

    Und dahin gehend, das sie Konrad nicht die Wahrheit offenbaren konnte. Im Moment würde das sein Fass zum überlaufen bringen, und das war sicher nicht die beste Idee. Gar nicht. Henrietta hüpfte zu der Musikanlage und begann in der Titelbibliothek zu suchen. Kathleen legte den letzten Fisch auf den Teller, der für Konrad bereit stand. Wie immer würde Henrietta am Tischende sitzen, und somit zwischen Konrad und Kathleen, die sich gegenüber sitzen würden. Da Neska ihr Bier an einen der beiden Plätze gestellt hatte, war auch klar welcher Platz Konrad zu gewiesen war.
    "Bitte." Sie deutete auf den Platz und zog sich den eigenen Stuhl dann zu recht. Unterdessen begann im Hintergrund erneut ruhiger Soul zu spielen. "Mögen Sie Soul, Herr Richter?" begann Henrietta, die zurück – nun ja gehüpft – kam, auf Deutsch. Es klang nicht wie ihre Muttersprache, aber es wirkte zumindest in dem kurzen Satz beinahe flüssig von ihrem Sprachgebrauch.
    "Mamas Lieblingsmusikerin." ergänzte sie und nahm zwischen Konrad und ihrer Mutter dann Platz. Griff sich umgehend die Gabel, um sie in das Risotto zustecken. Aber bevor sie dazu kam, legte Kathleen ihr die Hand auf den Unterarm, in deren Hand sie die Gabel hatte.

    "Principessa." ermahnte sie, mit einem freundlichen, aber bestimmten Unterton. Der Henrietta daran erinnerte, das nicht einfach zu essen begonnen wurde. Das Mädchen sah ihre Mutter an und legte den Kopf schief, als würde sie ohne Worte mit ihr kommunizieren.
    'Ehrlich?'
    'Ja. Es gibt keinen Grund es zu lassen.'
    'Okay…' Henrietta schaffte es zumindest nicht mit den Augen zu rollen, auch wenn man ihr ansehen konnte das sie nicht begeistert war. Ungefragt griff sie Konrads rechte Hand, da er mit dem Rücken zum Flur saß und somit Henrietta zu seiner rechten sitzen hatte. Sowie die linke Hand ihrer Mutter.
    "Sprache?" grummelte sie, fast etwas schnodderig, was Kathleen aber nicht beirrte.
    "Französisch."
    Henrietta sah ihre Mutter leidend an und hob die Schultern, um das zu unterstreichen. Drückte dabei Konrads Hand etwas fester, als würde sie ihn auffordern für sie Partei zu ergreifen.
    "Asari."
    "Zu Fisch? Das ist unpassend." kommentierte sie trocken
    "Gut. Arabisch. Letztes Wort."
    "Wegen mir." jetzt zuckte sie mit der Schulter und senkte den Kopf, schloss die Augen und begann leise auf Arabisch mit dem Tischgebet. Kathleen tat es ihr gleich, auch wenn sie für einen kurzen, fast unmerklichen Moment Konrad beobachtete.

    „Allahumma bark lana fi ma razqtana wa kina athaban nari, bismillah." Dann ließ sie schnell die Hände der Erwachsenen los und hatte schneller eine Gabel voll Reis im Mund als Konrad Geth hätte rufen können. Kathleen lächelte und streichelte ihrer Tochter über den Schopf, während sie gleichzeitig mit der freien Hand sich ihr Bier griff und einen Schluck nahm.
    Dann den Mund verzog und das Etikette las. Nur um dann zu seufzen und selber ihre Gabel in die Hand zu nehmen. "Das kommt davon wenn anderen für einen einkaufen." sagte sie zu sich selbst und nahm einen Bissen von dem Risotto, das ausgezeichnet schmeckte.
    Im Gegensatz zu Rebekka war sie eine großartige Köchin, um im Anschluss das erste Mal wieder Konrad anzusehen.
    "Wie geht es Ihnen?" dabei nickte sie auf die Wunde am Hals. "Scheint gut verheilt zu sein."
    Geändert von Kathleen Benedict (23.03.2012 um 16:54 Uhr)

  7. #67
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Konrad kam sich etwas fehl am Platz vor, wie er so am Tisch saß und Captain Benedict dabei beobachtete, wie sie das Essen brachte und Henrietta dabei, wie sie die Musik wechselte, ja er dachte gar, dass es unhöflich war, seine helfende Hand nicht anzubieten, doch andererseits dachte er, dass es vermutlich genauso unhöflich war, in das Privatleben der Agentin noch mehr einzudringen, als er es ohnehin schon tat, und sei es nur dadurch, ihr ins Handwerk pfuschen zu wollen.
    „Mögen Sie Soul, Herr Richter? Mamas Lieblingsmusikerin.“ Einen Moment war er über das quasi flüssige Deutsch des Mädchens erstaunt, aber er schob es darauf, dass die Kleine wohl recht viel mit Rebekka zu tun gehabt hatte – sie musste ja eine enge Familienfreundin gewesen sein. Konrad dachte wieder an die zweifarbigen Augen. Mindestens…
    „Es geht“, erwiderte er ebenfalls auf Deutsch, „ich mag in der Regel lautere Sachen. Und nenn mich Konrad.“ Er hoffte, Henrietta würde ihn jetzt nicht bitten, ihm was davon zu zeigen, denn das war wahrlich keine Musik für Kinderohren… Captain Benedict würde ihn köpfen.
    Was als nächstes folgte, sollte in die Erinnerung des Polizisten als der markanteste und unvergesslichste Moment der Henrietta Benedict-Pera eingehen und er sollte sich noch Jahrzehnte später sicher sein, dass ihm das ohnehin niemand abkaufen würde. Er hatte dabei kein Problem damit, dass es in dieser Familie wohl zum guten Ton gehörte, vor dem Essen zu beten, auch wenn er selbst nicht gerade gläubig war. Religion war Privatsache und solange sie ihm niemand aufzwingen wolle, konnten die Leute von ihm aus daran glauben, Commander Shepard wäre ein göttlicher Zwitter ohne wirkliches Geschlecht oder was den Leuten sonst für ein Unfug einfiel.
    Als aber Henrietta anfing, irgendetwas auf Arabisch zu quatschen und sich dabei anhörte, als würde sie allen anwesenden einen grausamen Tod an den Hals wünschen, glaubte Konrad erst nicht so recht, seinen Ohren trauen zu können. Er starrte ungläubig und mit geweiteten Augen auf das kleine Mädchen, das neben ihm mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen irgendeinen Firlefanz herunterbetete, nur um sofort wieder zur Gabel zu greifen, als wäre das alles das normalste der Welt. Dabei vergaß er völlig, das warme Gefühl, das ihre kleine Kinderhand auf der seinen hinterlassen hatte. Arabisch. Ein kleines Kind, das Arabisch konnte. Arabisch!
    „Ja… genau“, raunte er verwirrt und griff nun seinerseits zum Besteck, „guten Appetit.“ Das sagte er auf Deutsch und mit dem breitesten Terra-Nova-Dialekt, der ihm möglich war, ehe er eine gute Ladung Reis in seinen Mund beförderte. Es schmeckte köstlich. Er hatte keine Ahnung, wann er das letzte Mal richtig gegessen hatte… als er mit Lisa aus war? Es schien alles so eine Ewigkeit her zu sein, als wären es Erinnerungen aus einem Traum, einer fernen Welt, die es so nicht mehr gab. Es hatte sich viel verändert.
    „Wie geht es Ihnen?“, fragte Captain Benedict und nahm damit seine Gedanken von dem wundersamen Mädchen oder irgendwelchen Erinnerungen der Vergangenheit, um sie wieder in die Gegenwart zu geleiten; auf trivialere und kurzfristigere Themen fixiert, „scheint gut verheilt zu sein.“ Sie spielte auf seine Narbe am Hals an, die ohne die Jacke noch besser zu sehen war.
    „Eine Narbe wird bleiben, aber ansonsten wird man von außen nichts weiter sehen können“, erwiderte Konrad neutral, jedoch mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, die Captain Benedict zweifelsohne klarmachen sollte, auf was für ein zweischneidiges Schwert sie sich gerade begeben hatte. „Wunder der Technik, eh?“ Er warf einen kurzen Blick zu Henrietta, die gänzlich mit ihrem Essen beschäftigt war. Wie konnten sie hier so ruhig sitzen, während da draußen ein Krieg geführt wurde? Ein Krieg gegen die Citadel und ihre Bewohner.
    „Das Essen schmeckt vorzüglich“, lobte er und deutete mit seiner Gabel auf den Fisch, ehe wieder dieselbe Stille am Tisch einkehrte, wie schon davor, lediglich durch den Soul im Hintergrund und das Klimpern des Bestecks unterbrochen. „Das nächste Mal bringe ich Ihnen aber mal ein anständiges Bier mit.“ Er lächelte und sah zur Seite, machte dabei Koffer aus, die halb geöffnet in einer Ecke standen.
    „Gerade erst angekommen oder verlassen Sie uns schon wieder?“, fragte er und nickte zu den Koffern, „ich hoffe, ich habe nicht beim Packen gestört.“ Captain Benedict würde die wahre Bedeutung hinter seinen Worten verstehen, dessen war er sich sicher. Er war schließlich nicht für den Small Talk gekommen, sondern weil er herausfinden wollte, wer auf seiner Seite stand und ob er diesen Leuten trauen konnte.

  8. #68
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    Kathleen lächelte und betrachtet mit einem amüsierten Blitzen in den Augen wie überrascht Konrad von Henriettas Sprach gebraucht war. Nicht das sie wirklich schon Arabisch sprechen konnte, ganz im Gegenteil, aber wie immer lernte man eine Sprache am besten über den Sprach gebrauch und es waren Phrasen, wie auch zum Beispiel Gebete die einem die Sprache näher brachte. Das Gefühl für den Sprachrythmus, die Aussprache der Buchstaben und Silben. Sie hatten von Anfang an Henrietta so zum Sprechen heran geführt und nicht nur zum Englischen oder Italienischen. Sondern auch zu anderen.
    Genauso wie es nie in Frage gekommen war das Rietta eine größere Menge an Zeit sich vor die Glotze hätte packen dürfen. Und da sie es nie gedurft hatte und auch nie bei ihrer Mutter oder ihren Onkeln gesehen hatte, und schon gar nicht bei ihren Großeltern oder ihrem 'Vater', so hatte sie es auch nie als interessanter empfunden die Berieselung einem Buch vorzuziehen.

    Noch bevor Kathleen antworten konnte auf Konrads Anspielung auf die moderne Technik oder das diese nur die äußeren Wunden heilen konnte, antwortete Henrietta. "'Eh?' sagt man nicht." kommentierte sie mit vollem Mund, aus dessen Winkel ein einzelnen Reiskorn zurück auf den Teller fiel, und ihre Augen ihn mit großen Pupillen fixiert hielten. Das Mädchen hatte nie den Kontakt mit anderen gescheut, sie wusste von ihrer Mutter das man anhand der Augen am meisten von einem Menschen erfahren konnte, abseits seiner Worte, und so hielt sie ihren Blick immer sehr gerade auf ihren Gesprächspartner gerichtet.
    Kathleen hob eine Augenbraue und stupste ihre Tochter mit dem Zeigefinger an, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. "Genauso wie man nicht mit vollem Mund spricht. È simpatico monello."
    Henrietta schluckte gierig den Reis hinunter und sah ihre Mutter an. "Ich bin kein kleiner Frechdachs."
    "Offensichtlich schon."
    Das Mädchen zog einen Schmollmund, als würde sie es sich am liebsten verbieten lassen, das man sie wie ein kleines Kind behandeltet, aber etwas hielt sie davon ab, sich in einen kindischen Sturheitsanfall zu flüchten. Stattdessen sah sie Konrad wieder an und dann auf ihren Teller und aß ruhig weiter. Ihre Augen, wanderten aber immer wieder zu Konrad. "Ingiusto.." murmelte es noch und blieb ansonsten still.

    Kathleen sah Konrad wieder an, nachdem sie ein Stück Fisch gegessen hatte, mit dem sie ebenso zufrieden war. "Stimmt ja. Wir sind heute in der Lage selbst die schlimmsten Verletzungen zu heilen. Aber leider nicht die Folgen die sich danach ergeben. Kommen Sie zurecht?" ihre Frage hatte einen aufrichtigen, fast mütterlich besorgten Klang, der auch tatsächlich so gemeint war. Es schien ihn sehr getroffen zu haben, das er Derjenigewelche gewesen war, der auf Rebekka geschossen hatte.
    "Und danke für das Kompliment, das geht auch an die junge Dame hier." Henriettas Kopf schoss hoch und sie dachte gerade noch dran runterzuschlucken bevor sie sprach. "Xiaojie."
    Neska schmunzelte und schüttelte sachte den Kopf. "Fast." und deutete auf ihre Lippen. "Xiǎojiě." Henrietta starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die Lippen ihrer Mutter und bewegte sie fast synchron dann dazu. Und tat das tonlos weiter, während sie sich ein Glas Cola einschenkte. Sie benützte dabei beide Hände um den Inhalt aus der Flasche in das Glas zu bugsieren. Was ein Erwachsener locker mit einer gemacht hätte, aber ihre Feinmotorik war dann doch noch nicht so weit, das sie sich das getraut hätte.

    "Dafür wäre ich dankbar." setzte Kathleen dann ihren Satz fort, den Rietta unterbrochen hatte. "Ich hab die Wohnung heute erst bezogen und ein paar der Leute der Botschaft waren wohl einkaufen und einer dachte wohl, der Captain kommt aus New York, da könnte man ihr doch ein Bier von da besorgen." um ihre Unzufriedenheit damit zu unterstreichen, zog sie die rechte Wange hoch und schüttelte den Kopf. Nahm einen Schluck von dem Bier und begann ruhig weiter zu essen.
    "Also ja, gerade erst angekommen. Die Koffer sind noch nicht mal ausgepackt. Die letzten Tage und Stunden waren sehr arbeitsreich. Aber dafür habe ich die nächsten Tage wohl nichts weiter vor." sie sah Henrietta an, die das nicht weiter zur Kenntnis nahm - oder sich geschickt, bedeckt hielt bei dieser Information. Selbst Kathleen konnte das nicht sagen. Als Teenager würde ihre Tochter furchtbar für ihre Nerven werden. Ganz furchtbar. Dann sah sie Konrad an und bemerkte das er versuchte ohne es wirklich zu sagen, herauszufinden, woran er war. Als versuchte er Henrietta aussen vor zu lassen von den verschiedenen Dingen die abliefen.

    "Wie kommen ihre Ermittlungen mit den Geth voran?" entschied sich Kathleen dann einen Schritt nach vorne zu machen.

  9. #69
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    Konrad lächelte milde, nachdem er von Henrietta zurechtgewiesen wurde. Er beobachtete sie dabei, wie sie ihrer Mutter einen Schmollmund zog, schnell merkte, dass diese Tour nicht zog und schließlich weiter aß, um dabei immer wieder einen flüchtigen Blick zu ihm zu werfen. Er bewunderte Captain Benedict dafür, trotz ihres zeitaufwändigen Berufs – und das war er, da man quasi immer im Dienst war – die nötige Zeit für sich und ihre Tochter zu finden. Sicher, es hätte durchaus mehr sein können, dessen war er sich sicher, denn dieser Beruf forderte so oder so seinen Preis vom Privatleben eines jeden, doch den Umständen entsprechend schien Captain Benedict der Spagat zwischen Familie und Beruf wunderbar zu gelingen. Ob er in ein paar Jahren auch so wie jetzt an einem Tisch sitzen und mit seinem Kind zu Abend essen würde? Ob er es schaffen würde, ein besserer Vater zu sein, als es sein eigener gewesen war? Ob er es überhaupt einmal zu einer Familie bringen würde? Er zog leise die Nase hoch, sein Blick hatte sich schon längst irgendwo in Henriettas rotem Haarschopf verloren, und merkte dabei gar nicht, wie sein Lächeln noch immer auf den Lippen blieb, jedoch dort mehr versteinerte, als wirklich ein lebendiges zu sein. Fast so, als hätte es vergessen, aufzuhören, während Konrad in Gedanken versank. Er wusste, dass er eine schwierige Person war; dass er schrecklich laut werden konnte; dass er dazu neigte, sich selbst nicht genug zuzutrauen, wenn es um das andere Geschlecht ging; dass er unausstehlich sein konnte, wenn er sich mal betrank, wirklich betrank; dass er in seinem vergleichsweise kurzen Leben schon so viele Fehler begangen hatte; konnte so jemand überhaupt eine Familie gründen, geschweige denn sie glücklich machen oder für sie sorgen? Captain Benedict holte ihn zurück aus seinen Gedanken, indem sie auf seine Anspielung einging, seelische Wunden könnten durch die beste Hochtechnologie nicht geheilt werden. Er blinzelte ein paar Mal, um wieder in die Realität zurück zu kommen und lächelte wieder – respektive hauchte dem die ganze Zeit über präsent gewesenem, abwesend wirkendem Lächeln neues Leben ein –, ehe er auf ihre Frage, ob er denn zurecht käme, antwortete. Die ehrliche Besorgnis hinter ihren Worten brachte Konrad zu dem Entschluss, ebenfalls ehrlich zu antworten.
    „Ich versuche es, aber… nein“, erwiderte er mit standfester Stimme und sah dabei auf einen Punkt irgendwo in Captain Benedicts Risotto, ehe er aufsah und ihr tief in die Augen blickte, „aber danke der Nachfrage.“
    Es machte sich wieder eine bedrückende, unangenehme Stille zwischen ihnen breit, geschuldet durch seine Worte, aber Konrad hatte keinen Sinn darin gesehen, jetzt zu lügen, um die Farce einer fröhlichen Familie aufrecht zu erhalten.
    „Und danke für das Kompliment, das geht auch an die junge Dame hier“, meinte Captain Benedict schließlich, um das Thema zu wechseln, woraufhin Henriettas Kopf pfeilschnell nach oben schnellte, nur um wieder irgendein Fremdwort auszuspucken, diesmal wohl auf Chinesisch – wovon Konrad gar keine Ahnung hatte.
    „New York?“, fragte er ehrlich neugierig, als die Mutter begann, denjenigen, der das Bier gekauft hatte, zu verunglimpfen, „dort war ich noch nie. Auf der Erde generell.“ Er versuchte sich irgendwie davon abzulenken, dass er Captain Benedict wohl in der nächsten Stunde um diese kostbaren Tage der Freizeit bringen würde; kostbarer Freizeit, die eigentlich eher mit Henrietta verbracht werden sollte.

    „Wie kommen Ihre Ermittlungen mit den Geth voran?“, schoss der Captain dann jedoch ab und verlieh dem Gespräch so eine ganz andere Note. Man entschied sich also dazu, offen zu reden? Sollte ihm nur Recht sein, dieses Versteckspiel war nicht wirklich sein Element.
    „Sie stagnieren“, erwiderte er etwas vorsichtig, gar auf der Hut. So sehr er auch darauf aus war, mit Captain Benedict Klartext reden zu können, so sehr wollte er das mit ihr lieber unter vier Augen machen, „deswegen bin ich bei Ihnen. Ich stoße bei der Sec auf Widerstand und…“ er verstummte, legte das Besteck auf dem Tellerrand ab und sah verschwörerisch zur Seite, ehe er fortfuhr, „sind Sie sich sicher, dass Sie hier drinnen nicht abgehört werden können?“

  10. #70
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    Kathleen lehnte sich zurück und beobachteten Konrad nun genauer. Er hatte etwas sensibles, etwas empfindliches an sich, das Kathleen dazu verleitete ihn am liebsten in den Arm zu nehmen. Er wirkte für einen langen Moment abgelenkt, als würde er einer schönen Vision der Zukunft nach hängen, ein wenig fantasieren und das machte ihn vertraut menschlich. Sie hatte diese Züge bei Rebekka mehr als einmal gesehen. Wenn sie mit ihren Augen, mit Pupillen so groß wie Untertassen, ins leere gestarrt hatte. Es war eigentümlich, auf eine entrückende Art und Weise. Und am Ende, war es etwas vertrauenserweckendes, etwas das ein Mensch nicht unterdrücken konnte.
    Es waren die wenigen wahren Momente der Wahrheit, an denen man den Kern, den Grundcharakter eines Menschen sehen konnte. Wenn er vollkommen Kopflos seinen Gedanken hinterher hing, ohne zu realisieren das die Welt sich weiter drehte und die Uhr tickte.
    "Nichts zu danken." erwiderte Kathleen und schob sich ein Stück Fisch in den Mund, und kaute es nur drei oder vier mal und schluckte dann. "Ich weiß, es klingt abgedroschen. Aber denken Sie nicht zu viel darüber nach. Das bringt die ersten Tage gar nichts, außer einen furchtbar schweren Kopf." Sie lächelte schwach, und überspielte damit, unmerkbar das sie im Prinzip einfach genau wusste das er sich umsonst schlecht fühlte. Und so wechselte sie das Thema.

    "New York würde Ihnen gefallen. Eine der wirklich großen Städte der Menschheit. Schon immer ein Schmelztiegel unserer Kulturen, ist sie jetzt ein Tiegel für alle Spezies der Welt. Und alles ist noch irgendwie vorhanden. Die Skyline gegen die Sonnenaufgänge, gegen die Sonnenuntergänge. Die Aussicht vom Empire State Building immer noch ungetrübt. Neue Gebäude, mit modernen Strukturen, die einfach auf die Fundamente und Grundstockwerke von älteren Bauten gesetzt wurden.
    Sie sollten auf jeden fall die Oyster Bar bei der Central Station besuchen. Der beste Fisch und die besten Muscheln in ganz New York."
    Kathleen lächelte und nahm einen Schluck. "Von den kleinsten Kunstbühnen mit grade mal Platz für ein Dutzend Leute bis hin zu den riesigen Arenen für Konzerte und Sportveranstaltungen." Ihr Blick glitt über seine Oberarme und seine breite Brust. "Sie sind offensichtlich eher der Sporttyp."

    "Sporttyp." wiederholte Henrietta und sah Konrad an, als würde sie sich einprägen wie ein Sporttyp aussah. Und aß dann umgehend weiter. Ließ sich nicht ablenken. Kathleen lächelte und blickte Henrietta kurz an. Schüttelte dann den Kopf, als wollte sie die Unterbrechung abschütteln.
    "Ich bin in New York aufgewachsen. Henrietta ist in der Trinity Church getauft worden." Dabei wurde die kleine kurz wieder munterer und scheinbar hatte sie dazu was zu sagen, denn sie unterbrach sogar die Futterzufuhr. "Hm, Opa und der Pater sind gute Freunde aus ihrer Jugend." kommentierte sie.
    Sah Konrad an, und öffnete den Mund um noch was zu sagen. Zog dann eine Schnute, sah auf ihren halb vollen Teller und entschied sich den lieber leer zu räumen. Kathleen kicherte lautlos und sah Konrad wieder an. Während er von seinen Ermittlungen ein paar Worte verlor. Sie sah ihn länger an und nahm einen Schluck Bier. Überlegte sich die nächsten Worte gut und ließ entsprechend Zeit vergehen, damit es wirken konnte. "Ich bin nicht davon ausgegangen das sie etwas dagegen haben das jemand mit hört." witzelte sie und legte den Kopf dann schief. Nickte dann aber schließlich zu einem kleinen Apparat, dem Hochleistungsstörgerät, das Kathleen, irgendwann zwischen seiner Ankunft, bis zu dem Moment an dem er die Jacke aufgehängt, hatte aufgestellt haben musste.
    "Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich schätze meine Privatsphäre."

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