---> 21:20, Kathleens Wohnung Teil2
Sie betrat mit geraden Schritten ihr Schlafzimmer und sah sich um. Entdeckte die Koffer, die irgendwo in der Ecke standen und riss den ersten auf. Begann etwas zu kramen und öffnete dann den zweiten. Vermutlich hatte ihre Sekretärin auf Illium die Dinger gepackt, niemand war so ordentlich und dabei so unstrukturiert wie diese Frau. Kathleen schüttelte den Kopf und fand schließlich einen neuen Satz Unterwäsche, Söckchen und eine hellblaue Sporthose, sowie ein bequemes, weißes Top. "Weib, erinnere mich daran das ich dir nie auch nur noch einen Strauß Blumen schicke." knurrte sie und warf sich die Kleidung über die Schulter um dann ins Bad zu gehen. Auf dem Weg dorthin, nahm sie aus ihrem Rucksack, die kleine Ledertasche mit ihren Toilettenartikeln.
Im Bad angekommen, warf sie die frischen Klamotten auf einen kleinen Beistellschrank, und stellte die Tasche auf den hinteren Rand des Waschbeckens. Zog sich die Bluse einfach über den Kopf, ohne jeden Knopf erst zu öffnen, was das normale Vorgehen gewesen wäre, zerrte den Reisverschluss mit einer Hand auf, während sie mit der anderen Hand das Wasser in der Dusche anstellte.
Trat den Rock beim heraus steigen dann, ebenso achtlos in die selbe Ecke in die sie zuvor die Bluse geworfen hatte, und tat selbiges kurz darauf noch mal mit ihrer Unterwäsche. Blieb dann noch einen kurzen Moment vor dem Spiegel stehe und legte die Hände flach auf den Kopf, so das ihre Ellbogen gegen die Wände zeigten. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die sich im Spiegel selbst beobachteten und analysierten. War nicht ihre Art, dafür war sie sich zu selbst sicher. Sie kannte die Stärken und Schwächen ihres Körpers und sie wusste genau wie sie aussah. Was sollte also die Eitelkeit. Aber es tat gut ab und zu in den Spiegel zu sehen und sich zu vergewissern, das man immer noch in der selben Haut steckte. Das mann war, wer mann war. Das ging gerne und schnell verloren in der Welt der Spionage. Kathleen seufzte und reckte sich, griff in die kleine Ledertasche und zog ihre Seife hervor, um sich dann unter die Dusche zu stellen.
Sie benutzte seit Jahren nur Seife und sonst nichts. Egal ob für Haare oder Haut. Gesicht, Beine, Po. Allerdings ließ sie sich die Seife auch etwas Kosten. Ihre Seife kam aus einem kleinen Ort im oberen Italien - Südtirol um genauer zu sein. Von einer kleinen Imkerei, die seit Jahrhunderten Honig und andere Honigprodukte an Touristen verkauften.
Neska hatte dort vor langer Zeit einmal Orangen-Honig Seife gekauft. Wie der Name sagt war sie genau das, eine Natur Seife die mit Orangenblüten, aber auch mit Honig gemacht wurde, der von Bienen stammte die hauptsächlich Orangenbäume 'abgeackert' hatten. Zum einen dankte es ihr ihre Haut, die sich immer noch wie die einer Zwanzigjährigen anfühlte und aussah, zum anderen beseitigte die Seife zuverlässig auch den letzten Geruchsteil von Zigaretten. Was Kathleen schätzte, wenn sie mehr Zeit mit ihrer Tochter verbrachte. Schließlich rauchte sie keine einzige Zigarette in dieser Zeit.
Obwohl Henrietta sicher ungeduldig war, ließ sich Kathleen Zeit. Duschzeit war für die Italo-amerikanerin auch immer Meditationszeit. Es hatte etwas rituelles sich zu reinigen, nicht nur den physischen Schmutz abzuwaschen, sondern auch etwas den geistigen.
Schlussendlich, trat sie aus der Duschen wieder heraus und schnappte sich eines der Handtücher, die ein Aufmerksamer Mensch auf die Heizung gehängt hatte. Sehr zuvorkommend, fast ein wenig wie in einem guten Hotel. Kathleen lächelte und schlang das weiche, weiße Frotteehandtuch um den nackten Körper um sich vor der deutlich kühleren Luft außerhalb der Dusche zu schützen.
"Brrr." grummelte sie. Sie konnte das Gefühl von Gänsehaut nach einer heißen Dusche nicht leiden, und auch nicht die kühlen Schauer die einem über den Rücken laufen konnten. Da war sie Mädchen. Aber da half dann nur ein warmes Handtuch und beeilen. Außerdem konnte sie deutlich das Geschirr klappern hören in der Küche. Mit einem Lächeln trocknete sie sich so gründlich es ging ab und schlüpfte dann in Slip und Hose. Die überraschend eng anlag. Das hatte sie so nicht in Erinnerung. Hatte sie zugenommen oder war das Ding eingegangen? "Mist."
"Mama!"
"SI!" rief sie zurück und wickelte sich ein kleinere Handtuch um die nassen Haare. Und schlüpfte davor noch in das Oberteil mit den Spaghettiträgern, ohne sich die Mühe zu machen, doch noch in den BH zu schlüpfen. Die Dinger waren bei ihr, eigentlich eh nur raus geworfenes Geld. Aber früher hatte sie sie getragen, um den Hänseleien ihrer Brüder zu entgehen, und später dann um zu vermeiden das sich bestimmte Gemütszustände deutlich unter der Kleidung abzeichneten. Und jetzt, jetzt war es zu spät um alte Gewohnheiten zu ändern.
"Unterwegs." kommentierte sie, während sie auf dem Weg in die Küche noch die Socken anzog - den letzten erst im Türrahmen der Küche, was sie dazu Zwang auf einem Bein zu hüpfen. "Wow." musste sie kommentieren, da ihre Tochter es tatsächlich zu Wege gebracht hatte, den Tisch vollständig zu decken.
Teller, Besteck, Gläser, Untersetzer für alles drei. Servietten, sauber gefaltet zu kleinen Schiffchen - wo auch immer sie das nun schon wieder her hatte - sie hatte sogar eine Kerze aufgestellt, die jetzt gerade in er Mitte des Tisches aufragte. "Hübsch, sehr hübsch." Und sie war clever genug gewesen sie nicht selber anzuzünden, das hätte nämlich Ärger gegeben.
Sie hatte auch ein Bier für Kathleen heraus gestellt. Ein kühles Lager von der Erde um die New Yorker Gegend. "Tada." machte die Kleine und breitete die Arme weit aus. "Gut so?"
"Ja. Hervorragend."
"Hm, Mami?"
"Ja, principessa?" Henrietta verlagerte ihr Gewicht von einem Fuss auf den anderen und sah Kathleen nicht direkt an.
"Kann ich eine Cola haben?" Neska lächelte und legte ihr eine Hand auf den Kopf und überlegte einen Moment. Sie würde vermutlich einen ordentlichen Schub bekommen, aber der würde nicht lange halten, der Tag war lang gewesen und anstrengend. Es würde sich zeigen wie lange sie wach blieb. Und schließlich hatte Kathleen morgen einen freien Tag. Es schadete also nicht, wenn sie mal eine Cola bekam.
Auch wenn Kathy es sonst strenger hielt mit solchen Getränken oder anderem Süßkram in flüssiger Form.
"Ja, natürlich."
Dann kam der Hacken. "Wir haben aber keine da."
"Ach, soweit bist du schon, mit deinem Wissen?"
"Auf dem Flur gibt's aber einen Getränkeautomaten. Da gibt's welche."
"Verstehe. Na dann, einen Moment bitte." Kathleen drehte auf dem Absatz um und ging durch die Küche und über den Flur zu der Eingangstüre. Aktivierte den Öffnungsmechanismus, der zwei schwere hydraulische Bolzen entriegelte und die Türe frei gab. Vor der Türe stand ein Soldat, der sich gerade herum drehte und sie ansah. "Captain." stellte er nüchtern fest.
"Corporal." erwiderte sich ähnlich nüchtern und lächelte leicht. Hielt ihm dabei ein paar Credits hin. "Ich weiß ich weiß, nicht die Wohnung verlassen. Könnten sie meiner Tochter dann von dem Automaten da um die Ecke eine Cola holen."
"Ich fürchte das geht nicht."
"Ich verspreche auch, ich laufe nicht weg." Der Mann glaubte ihr wohl nicht, denn er hob die Augenbraue und hielt seine martialische Haltung. Kathleen seufzte und deutete mit einer Hand an sich auf und ab. "Sehe ich aus, als wenn ich fliehen würde?" Jetzt setzten sich die Augen des Mannes in Bewegung. Einmal von ihrem Gesicht über ihren Oberkörper bis zu ihrem Schritt. Dort blieb sein Blick lange hängen, und Kathleen konnte sich mehr als gut denken warum. Die Hose war einfach zu eng.
Dann ging sein Blick wieder hoch zu dem Handtuch unter dem sich die nassen Haare abzeichneten.
"Bitte? Für meine Tochter?" setzte sie nach und lehnte sich in den Türrahmen.
"Natürlich. Verzeihung Ma'am." Und auch das tolerierte Kathleen, als der Mann sich um wandte und den Flur entlang ging, um die nächste Ecke zu dem Getränkeautomaten. Und kaum war der Mann um die Ecke, kam um die andere Ecke - hinter der sich die Aufzüge befanden - ein ganz anderer Mann, mit dem Kathleen gar nicht gerechnet hatte.