Kathleen ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. Schenkte dem Mann erst einen Kaffee ein und reichte ihm dann die Tasse. Behielt das Medikament dabei nicht lange in der Hand, sondern stellte es ungelesen auf das Tablett auf dem der Kaffee serviert worden war. Beobachtete ihn einen längeren Moment und stand dann auf. Ging ein mal um den Schreibtisch herum und warf einen Blick hinunter zu den Schreibtischen ihrer Mitarbeiter. Eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere mit dem Kaffee fest umgriffen, vor der Brust um regelmäßig einen Schluck zu trinken. Starrte hinab und verlor sich für einen Moment in ihren Gedanken. Schloss die Augen und schnaubte dann.
"Auch wenn Sie älter sind, John, lasse Sie mich Ihnen einen kleine Geschichte erzählen: Es war mal ein Dorf in dem ein Junge ein Pferd geschenkt bekommen hat, und alle waren ganz aus dem Häuschen und sagten 'Wie toll.' Nur der alte Zen-Meister sagte 'Man wird sehen.'
Dann stürzte der Junge von dem Pferd und brach sich den Arm. Alle waren ganz betrübt und sagten 'Wie furchtbar und tragisch.' Nur der alte Zen-Meister sagte 'Man wird sehen.'
Dann brach der Krieg aus und alle Männer und Jungen mussten in den Kampf ziehen, nur nicht der eine Junge, weil sein Arm gebrochen war. Und alle sagte 'Was für ein Glück, wie toll.' Nur der alte Zen-Meister sagte 'Man wird sehen'." sie rührte keinen Muskeln während sie nach draussen blickte und verharrte noch einen Moment so. Kehrte dann zurück zu dem Schreibtisch und setzte sich wieder auf den Platz neben Sheridan.
"Wenn Sie mir also sagen, Sie wären Einsatzbereit, ist meine Antwort: 'Man wird sehen.'"
Sie überschlug ihre langen, wohlgeformten Beine und lehnte sich weit zurück. Nahm einen Schluck Kaffee, nickte zu den Tabletten. "Ich habe gerade eine ehemalige Mitarbeiterin dabei verloren, wie sie den früheren Leiter dieser Station in die Luft gejagt hatte. Und glauben Sie mir, wenn ich sagen. Sie und Rebekka haben sehr viel gemeinsam. Wenn nicht Bekka sogar noch ein argeres Schicksal zu tragen hatte.
Sie werden also verstehen wenn ich vorsichtig bin, im Moment, mit geschlagenen und leidenden Existenzen wie Ihnen."
Dann lächelte sie matt und etwas müde. "Ich habe viel Verständnis für Sie John. Das habe ich wirklich. Aber mir ist wichtig, das Sie mir versichern können, das solche Aussetzer nicht zu einem Problem werden." Ihre Augen musterte sein Gesicht und suchten nach einen Anzeichen das er verstand was sie von ihm erwartete. Es war im Prinzip einfach. Sie wollte genau das von ihm, was sie gesagt hatte. Ein Versprechen - das mochte Kindisch sein. Aber am Ende war es wirksam - jeder Mensch, der eine Kindheit hatte, kannte das Konzept von Versprechen und Gebundenheit an diese Worte. Niemand brach das so einfach. Es ließ jeden Zögern bei seinen Handlungen, wenn es ein mal gegeben war - psychologisch gesehen, keine echte Sicherheit, aber Kathleen fand es einen guten Anfang.
"Außerdem, werden Sie mir verzeihen, wenn ich Ihnen sage, das ich nicht glaube das Sie umgänglich sind - meine Erfahrung mit den Kollegen von der SOD ist da in der Regel etwas anders lehrend." Sie lächelte freundlich und spielte auf die besonderen Aufgaben der SOD an, welche in der Regel die Aufgaben ausführte, die ein hartes und 'nachdrückliches' Eingreifen erforderte - also selten Leute denen Mann Nachts oder bei schlechter Laune begegnen wollte. Es war der Versuch eines Witzes gepaart mit etwas Anerkennung.
Dann Klopfte es an der Türe und Kathleen drehte den Kopf zu der Türe. Henrietta steckte den Lockenkopf hinein. Sie lächelte und hatte den Hasen dabei fest vor die Brust gepresst. Blickte ihre Mutter direkt an und hob eine Augenbraue. Öffnete dann den Mund und deutete mit ihrem rechten Zeigefinger in die Öffnung. 'Hunger.' Ihre Augen funkelte dabei und es war klar das sie wusste das sie störte. Aber es war auch der dezente Hinweis, das jemand seinen Mutterpflichten nachkommen musste. Kathleen lächelte und stellte ihren Kaffeebecher weg. Stand auf und winkte die kleine mit einer einfachen Handbewegung zu sich. "Tut mir leid John, meine Tochter. Sie ist nach eigener Auskunft sicherlich am Verhungern."
"Japp." kam es von dem Mädchen das die Hand ihrer Mutter packte und daran zerrte, mit ein paar Hüpfern aus den Sprunggelenkten gepaart. "Huuuuuunnnnnnger."
Neska lächelte und nickte dem Mädchen zu das hoch kuckte, kurz zu dem Mann und dann zu ihrer Mutter. "Mr. Chuckles hat auch Hunger."
"Natürlich." lächelte Kathleen und streichelte den Kopf ihrer Tochter. Sie blickte John an und nickte leicht Richtung der Türe.
"Würden Sie uns begleiten John? Damit ich die Chance habe sie besser kennen zu lernen?"