---> Oberer Markt, 12:00
Als Kathy schließlich vor der C-Sec stand, zückte sie als erste Aktion nach dem Transfer eine Zigarette. Zündete sie sich an und inhalierte den ersten Schwung blauen Dunstes in ihre Lungen. Seufzte leise und ließ ihre Augen den Gebäudekomplex erkunden. Gebäude hatte auf sie schon immer eine seltsam beruhigende Wirkung gehabt. Vielleicht war das die New Yorkerin in ihr. Hohe Gebäude waren für sie so normal wie Luft zum Atmen.
Die linke Hand in die Hosentasche gesteckt, fiel ihr Blick auf den Bäcker der sich clever vor der Sec platziert hatte. Vermutlich eine Goldgrube, wenn der Mann auch nur halbwegs gute Qualität ablieferte. Bei jedem Zug klapperte der kleine Rosenkranz an ihrem Handgelenk, etwas das sie schon sehr lange nicht mehr ablenkte. Ihr Blick glitt über das freie Gelände. Suchte systematisch die Umgebung ab. Niemand ließ ihr besondere Aufmerksamkeit zu kommen. Das beruhigt Neska in einem gewissen Maße, aber nicht so wie es hätte es tuen müssen. Also hob sie den linken Fuß an und löschte die Zigarette an der Sohle, steckte die restliche Kippe zurück in die Schachtel und schnalzte mit der Zunge. "Na dann."
Mit selbstbewussten Schritten ging sie auf die Sec zu. Passierte das Eingangstor und grüßte den Beamten der dort Wache tat freundlich. Zeigte ihm den Ausweis der Allianz und lächelte. "Ich würde gern jemand besuchen."
"Bei wem, darf ich Sie eintragen?
"Neylan Trovus, bitte."
"Danke, schönen Tag noch Commander."
"Vielen Dank, Officer." bedankte sie sich artig und trat dann an dem Turianer vorbei hinein in die Haupthalle. Neylan war ein alter Freund aus Zeiten, die offiziell noch nicht sonderlich freundlich zwischen Menschen und Turianern waren. Neylan arbeitete damals noch für das turianische Militär, bei deren Abwehrdienst um genau zu sein. Und wie es schon immer war, wenn sich Regierungen prügelten, unterhielten sich die Geheimdienste schon mal über die Zukunft. Als sich die Wogen dann glätteten gab es dann einige Kleinigkeiten die sie gemeinsam erledigt hatten. Dinge die besser nicht an das Licht der Öffentlichkeit traten.
Kathleen gab sich immer viel Mühe den Kontakt nicht abreissen zu lassen, sondern ihn zu erhalten. Auch wenn das manchmal schwierig war. Neylan hatte nach einiger Zeit hingeschmissen, nachdem seine Worte über die batarianische Entwicklung und die Unterstützung für die menschlichen Verbündeten kein Gehör gefunden hatten. Man warf ihm vor korrumpiert zu sein. Kathy hatte ihm dann geholfen auf der Citadel Fuß zu fassen.
Was nicht unbedingt einfach gewesen war, aber dank einer 'Freundin' wusste sie das der damalige Leiter der Verwaltung lieber seine Zeit bei der Konsortin verbrachte als bei seiner Frau. Ein kleines Gespräch später bekam Neylan ein Angebot von der Sec in der Verwaltung die Leitung der Daten- und Kommunikationsdatenverwaltung zu übernehmen. Es war diese Art der Gefälligkeiten die es für sie immer gegalten hatte Anderen zu gewähren und jeden dann ein Leben lang daran zu erinnern.
Heute würde Neylan sich bei ihr revanchieren.
Sie stieg die letzten Stufen zum Verwaltungsbereich der Sec hoch und blieb dann am Empfang stehen. Neska wusste das die Datenverwaltung mit ihrer Serverfarm gesondert gesichert war und man sich noch mal anmelden musste. Eine Asari begrüßte sie freundlich, aber bestimmt. "Guten Morgen, wie kann ich Ihnen helfen?"
"Ich bin hier um einen alten Freund zu besuchen, wie immer wenn ich auf der Citadel bin, könnten Sie ihn bitte anrufen, damit er mich abholen kommt? Das wäre sehr nett von Ihnen. Danke."
"Wenn Sie mir den Namen sagen, Miss…?"
"Benedict. Kathleen Benedict. Und ich will zu Neylan Trovus, bitte."
"Einen Moment."
Kathleen schenkte der Frau keine weitere Aufmerksamkeit während diese ihr Gespräch führte, sondern öffnete ihren Comanschluss im Omnitool und gab ihr Passwort ein. Öffnete eine Extranetseite für Nachrichtenverkehr und meldete sich dort mit einem fremden Namen an. Akzeptierte das Sicherheitsprotokoll und wählte dann den Download für neue Nachrichten. Eine kleine Datei wurde auf ihr persönliches Com geladen. Jason hatte Wort gehalten. 'Guter Junge.
Zu ihrer Freude musste Kathy nicht so lange warten, wie sie schon befürchtet hatte. Es dauerte nur einige Augenblicke bis sie durch die Glastüre den heran eilenden Turianer entdeckte. Er schien ehrlich erfreut zu sein Besuch von ihr zu bekommen. Der Alien aktivierte die Türöffnung und trat in den Empfangsbereich, die Arme weit geöffnet und freudig strahlend.
"Neska!"
Kathy lächelte und trat ihm entgegen ließ sich von ihm in die Umarmung nehmen, das Küsschen links, Küsschen rechts, das Naylan so gut gefallen hatte, über sich ergehen und klopfte ihm Kumpelhaft auf die Schulter. Zwinkerte ihm zu.
"Neylan. Ich hoffe ich störe nicht deine Kreise."
"Nein. Nein, alles gut so. Es ist so schön dich mal wieder zu sehen. Ich hatte nur gehört das du auf Illium sein sollst."
Sie gab ihm dafür einen leichten Klaps auf den Oberarm. "Du kleiner neugieriger Kerl."
Trovus lachte laut und kräftig. Es war mehr ein tiefes grollendes Bellen, das er sein Lachen nennen konnte. Etwas das ihn sympathisch machte, weil es ungespielt und einnehmend war.
"Du weißt ja…"
"Sicher, Neylan. Es ist schwer los zu lassen." noch während sie sprach, setzte sie ein ruhigeres Gesicht auf. Den Gesichtsausdruck der sagte, ich brauche deine Hilfe. Dringend und du bist der einzige Mensch - Turianer, eigentlich - der mir helfen kann. Neylan griff es pflichtbewusst auf und hakte sich bei ihr unter. Noch etwas das er von ihr übernommen hatte aus ihrer gemeinsamen Zeit. Führte sie aus dem Vorbereich der Datenverwaltung und ging mit ihr ein paar Schritte.
"Kann ich dir helfen, Neska?"
"In der Tat, und ich fürchte du bist der einzige der das kann."
"Du weißt das ich für dich da bin." lächelte er und nickte zum Aufzug. "Wollen wir was Essen gehen?"
Kathleen warf einen Blick auf ihre Uhr am Handgelenk. Schloss einen Moment die Augen und dachte nach ob sie soviel Zeit hatte. Der Turianer neben ihr griff diese Pause auf und blieb stehen.
"Oder du sagst mir wie ich dir helfen kann, und wir sehen wie viel Zeit wir haben. Ist das okay für dich?"
Neska nickte und sah sich kurz um.
"Eine Freundin von mir hat scheinbar ein paar kleine Probleme. Und ich würde gern wissen, wie viel ihr hier davon wisst." Sie beobachtete die Reaktion des C-Sec-Offiziers. Versuchte zu lesen was ihm durch den Kopf ging. Beruhigt stellte sie fest das er nicht einen Moment zu zögern schien. Er nickte leicht und zog sein Omnitool heraus. Gab ein paar Befehle ein und brauchte dafür einige kurze Augenblicke.
"Was suchen wir?"
"Das Übliche." antwortete Neska und sah ihn dabei weiter an. Obwohl der Andere nicht mal den Blick gehoben hatte, sondern direkt an der Abfrage weiter zu arbeiten schien. Und er war gut genug zu wissen was Kathy suchte. Offen Fälle, von denen die Beamten jetzt schon wussten, dass man sie nicht lösen können würde. Fälle die nach Kommandoaktionen aussahen. Überraschende natürliche Todesursachen. Opfer die sich selbst gegenseitig über den Haufen geschossen hatten. Einbrüche die nicht gemeldet worden waren, aber dann auffielen. Anfragen der C-Sec bei den Geheimdiensten oder den Oberkommandos.
Schließlich war Neylan mit seiner Abfrage fertig.
"Das wird jetzt eine Weile dauern. Das sind ziemlich viele Parameter, die das System Checken muss. Noch dazu, da ich die Abfrage aufgespalten habe um zu verhindern das man sie zurück verfolgen kann, da…"
"Danke Neylan." unterbrach sie ihn. Und lächelte. Kathy wusste das er genau wusste was er tat und das sie keinen Grund hatte ihn ihr genau berichten zu lassen was er getan hatte. Ihr reichte es zu wissen das er es selbst machte. Er war ein Profi, trotz allem. "Lass uns was essen gehen."
"Gerne. Reicht dir die Kantine?"
"Sicher."
Die Beiden ging daraufhin die Kantine der C-Sec, in der Neylan die Rechnung für das Essen übernahm. Sie suchten sich mit ihren Tabletts einen ruhigen Tisch etwas abseits und hinter einer der großen grünen Pflanzen, die als optische Unterbrechung zwischen den Tischen immer mal wieder standen. Neylan hatte sich an klassische turianische Kost gehalten, während Bekka eine Minestrone als Vorspeise gewählt hatte, einen asarischen Fisch mit gedünstetem Gemüse von Illium als Hauptgericht und eine salarianische Milchspeise die über und über dekoriert war mit einer Art von kandierten Früchten, als Nachspeise.
Während der Vorspeise brachte sie sich auf den aktuellen Stand des anderen. Wobei Neska hier mehr schwieg, da sich in ihrem Leben nicht sonderlich viel getan hatte und das was sich im Beruf getan hatte und was sie auch offen sagen konnte - zumindest Neylan gegenüber - war schnell erzählt. Der Turianer hatte da schon mehr erlebt. Sein Ältester war inzwischen eingeschult worden und hatte seine erste echte Prügelei nach Hause gebracht. Etwas das Neylan mit stolz erfüllte das sein Junge dem Salarianer Schlingel den Kopf zu recht gerückt hatte.
Seine Frau hatte das etwas anderes gesehen und ihren Sohn zu Hausarrest für eine Woche verdammt. Neylan hatte das aber als stolzer großzügig mehrfach umgangen und dafür einen Nacht auf der Couch verbracht. Und er würde bald das zweite mal Vater werden.
Kathy freute sich aufrichtig für den Freund.
Beim Hauptgericht verfielen sie daraufhin in amüsierte Erzählungen über die 'gute' alte Zeit.
"Erinnerst du dich noch an den Piratenangriff auf die Kolonie in der wir unsere Mission 'Milch und Zucker' vorbereitet hatten?" begann Neylan und Kathy erinnerte sich nur zu gut an 'Milch und Zucker'. Eine Operation die sich ausgeknobelt hatten um einen Gruppe von Batarianer als Piraten für ihre Zwecke zu gewinnen indem man ihnen eine größere Menge an guten Equipment gab. Ziel war gewesen die Piraten unter der Deckung von Geschäftsleuten zu einem Treffen zu bewegen die Jungs mit der Ausrüstung zu versorgen und wieder ziehen zu lassen. Die Ausrüstung war präpariert worden und hinterließ keine elektronische Signatur, in Sinne eines Peilsenders, sondern eine spezifische nukleare Strahlung die nur mit speziellen Sensoren zu orten war.
"Sicher. Der Blödmann an der Lauftraumüberwachung hatte sich für ein Nümmerchen mit seiner Kollegin entscheiden und die Piraten kamen etwas zu überraschend im Raumhafen an."
"Ich erinnern mich nur noch an sein Gesicht, als du ihn zur Schnecke gemacht hast vor seinen Vorgesetzten." der Turianer lachte und ließ dabei fast die Gabel fallen. "Nicht zu vergessen das sein Vorgesetzter scheiß sauer war das wir seine 'geheimen' Vorräte als.. wie hießen die Dinger?"
Neska grinste. "Molotow Cocktails."
"Genau die. Benützt haben um die Batarianer von unserer Ware fern zu halten."
"Du hättest ihm einfach nicht den billigen Schnaps aus dem Duty Free Laden als Ersatz anbieten sollen." feixte Kathy und nahm einen Schluck Kaffee.
"'Den billigen Fusel können sie selber saufen! Sie Made! Ich verlange Ausgleich! Ich will meine Vorräte wieder!'" imitierte Neylan das Gebrüll des Kommandanten der Kolonieverteidigung. "'Ich lasse sie erschießen! Das ist Insubordination! Verräter! Dazu hat sie doch diese Menschin angestiftet! Sie Irrer!'"
"Ich hab seitdem keine solch lange Schimpftriade mehr gehört." lächelte Neska. Hatte sie tatsächlich nicht.
"Zu schade, das die Piraten die uns überfallen hatten die selben Kerle waren denen wir das Equipment nachher verkaufen wollten." seufzte er und wischte sich den Mund mit der Serviette ab.
"Ja." Kathy wechselte zu ihrem Nachtisch. An diesem Tag hatte sie einen guten Agenten verloren. Die Batarianer hatten die Kisten sofort wieder erkannt und ohne zu zögern sofort wie eine Horde Wilder das ballern angefangen. Evan hatte keine Chance gehabt.
Bevor sie allerdings beim Nachtisch in eine depressive Stimmung verfallen konnten, ob der verlorenen Kameraden und Brüder im Geiste, klinkte sich die Abfrage von Neylan ein. Sie meldete einige Treffer.
Der Turianer überflog die Ergebnisse kurz und legte den Kopf dabei schief. Er schien von den Daten überrascht. Sein Blick glitt zu Neska die ruhig die letzten Reste Nachtisch von ihrem Löffel lutschte.
"Wir sollten das uns in meinem Büro ansehen."
Die Italienerin hob eine Braue und löffelte schnell den Becher mit der süßen Masse leer. "Okay." schloss sie und folgte dann ihrem Freund zurück über den Aufzug zu der Datenverwaltung. Neylan aktivierte die Türöffnung und blickte die Frau am Empfang ruhig an.
"Tragen Sie Miss Benedict als meinen Gast ein."
"Ja, Sir."
Neska folgte Neylan weiter durch die folgenden sterilen Gänge die kühler waren als die der restlichen Sec. Die Kühlung für die Serverfarm tat hier ihre Wirkung. Obwohl sie eher zu er robusten Sorte Frau gehörte, wurde ihr in den dünnen Klamotten nun doch etwas kühl. Fast archetypisch verschränkte sie die Arme vor der Brust und schloss zu Neylan auf. "Wie weit ist es noch?"
"Sind gleich da." erwiderte er und bog dann ganz am Ende rechts ab. Öffnete dort gleich die nächste Türe links und ließ der Menschenfrau den Vortritt. Wie ein echter Gentlemen.
Das Büro war ordentlich für jemanden in seiner Position. Groß genug für mittelgroße Besprechungen. Dominiert von einem gewaltigen Schreibtisch am Raumende auf dem zahlreichen Konsolen und Terminals standen, die sicher der einzige Grund waren warum er so einen Riesen an Schreibtisch sein eigen nennen durfte.
Männer tendierte ja weitläufig über alle Spezies dazu ihren Rang mit der Größe ihres Schreibtisches und des Dienstwagens ausdrücken zu wollen. Ein sehr technischer Schwanzvergleich, wenn man es so wollte.
Aber das war nicht der eigentlich Zuckerstück des Büros. Das war die großen Scheibe die als Wand gegenüber der Eingangstüre diente. Sie reichte von einem Ende des Büros zum Anderen und gewährte einen Blick auf die grell blau erleuchteten Server auf der die Sec ihre Daten verwaltete. Beeindruckend. Neska schätzte das dort locker hunderte von Speicherkernen standen. Und weiter im Hintergrund konnte man einen extra Energiekern, vermutlich aus einer turianischen Fregatte, sehen der dafür sorgte das die Versorgung unabhängig war vom restlichen Netz.
"Nett." schloss sie und sah zu dem Turianer, der schief grinste und die Augenbrauen zweimal schnell hochzog.
"Was hast du immer gesagt? Nett ist die kleine Schwester von Scheiße."
"Und Schön ist die Cousine von Nett." lachte Kathy und blieb noch einen Moment vor dem Fenster stehen, mehr aus einem Akt der Höflichkeit, damit Neylan mit seinen Passwörtern die Konsole freischalten konnte. Dann erst ging sie hinüber.
"Also." eröffnete der Alien und sah kurz von der Konsole zu ihr während seine linke Hand einen zweiten Stuhl näher zog, so das sich Kathleen setzten konnte.
"Ich hab ein paar Auffälligkeiten. Platz eins auf unserer Liste hat eine Schießerei in den Industriegebieten. Ganz frisch eingetrudelt. Nur ein paar Stunden alt."
Er öffnete den Bericht und klappte die gesammelten Dokumente auf die in der virtuellen Akten dring hingen. "Am besten gehen wir der Reihe nach die Opfer durch. Die Akte ist aufgetaucht mit dem Verweis auf eine Kommandoaktion."
"Okay." sagte Kathy leise die mehr mit lesen beschäftigt war. Während Neylan die ersten Bilder und Fakten aufrief. Er redete noch mit ihr, aber das ging schon im Rauschen der Gedanken unter. Sie hatte ihre Konzentration ganz auf die Analyse der Bilder geschoben.
Das erste Opfer war ein Mann. Er starb durch einen einzelnen gezielten Stich in die Brust. Zwischen der fünften und sechsten Rippe auf der linken Brustseite. Der Wundkanal war aufwärtsgerichtet, das Heft des Messer war schmal und oval - und war beim Stich auf die Haut des Mannes aufgeschlagen. Der Stich war also kräftig und geübt gewesen. Der Mund des Mannes zugehalten, ein Stich ins Herz anstatt wie gerne gemacht den Hals durch geschnitten. Der Täter hatte auch abgewartet bis das Herz endgültig aufgehört hatte zu schlagen, bevor er das Messer zurück gezogen hatte. Hatte dadurch vermieden sehr viel Blut zu vergießen.
Neylan neben ihr hatte inzwischen aufgehört zu reden. Er lächelte nur leicht. Der Turianer kannte den Blick gut, den die Frau neben ihm gerade im Gesicht hatte. Er war jetzt nur noch Beifahrer und das war ihm recht. Sie war in solchen Dingen erheblich besser als er.
"Weiter, bitte."
Er nickte nur und öffnete den nächsten Abschnitt.
Ein weiterer Mann. Schnittwunde auf der Brust. Mehrere Anzeichen für einen Kampf. Aber keinen fremden Spuren an seinem Körper. Angeschwollene Glaskörper beider Augen. Und ein Nasenrücken im Gehirn. Kathy musste nicht raten was die Todesursache war. Sie ließ Neylan kurz blättern. Die Blutspuren in der Wunde waren identisch mit dem Blut des ersten Opfers. Also war es der selbe Täter.
Ein Dokument weiter kam die Waffe des Mannes eine Schrotflinte. Am Lauf war eine Kerbe von einem Messer. Vermutlich hatte er damit einen Angriff abgewehrt. Kathleen lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und hob die Hände vor die Brust als würde sie ein Gewehr halten. Bewegte die imaginäre Waffe als würde sie einen Stich gegen die Brust abwehren. Dann nickte sie. Der Schaden an der Waffe konnte daher stammen. Ihre Augen glitten weiter.
"Ihr habt Haut am Lauf der Waffe gesichert?"
"Ja. Aber es ist noch nicht beim Labor durch."
"Kannst du den Bildausschnitt vergrößern?"
"Sicher."
Der Turianer zog den Ausschnitt des Bildes von den Spuren am Waffenlauf größer. Kathleen beugte sich etwas weiter vor und ließ ihren Blick um die Waffe laufen. Sie wusste genau wie die Spuren zu Stande kamen.
"Alles klar. Wer war das Hauptopfer?"
"Ein gewisser Morris. Ein Schmuggler, vermuten wir. Import und Export oder so. Moment." er las noch mal nach. "Japp. Er wurde mehr oder weniger hingerichtet. Aber wir haben ziemlich heftige Faustschläge auf seiner Brust gefunden. Der Tresor war mit dem Code geöffnet, also hat man ihn vermutlich gezwungen."
Neska nickte. Passte ins Bild des ganzen Überfalls. Sie musste nicht mehr sehen.
"Hast du noch was?"
Neylan zögerte einen Moment. Und zog eine kleinen Grimasse.
"Darf ich fragen wieso du mit der Akte schon fertig bist?"
Kathleen lächelte und nickte nach einer kurzen Überlegungsphase. Sie hatte keinen Grund es ihm nicht zu erklären. Schließlich tat er ihr einen Gefallen.
"Sicher. Siehst du den Abdruck am Waffenlauf?" Der Turianer nickte und Kathy nahm das als Bestätigung zum weiter reden.
"Wenn jemand mit einem heißen Lauf geschlagen worden wäre, dann wäre die Spur der Verbrennung, länger und etwas breiter. Würde aber nicht zu drei-viertel den Lauf umfassen oder?"
"Nein."
"Wäre mit dem heißen Lauf gestoßen worden, wären die Spuren an der Spitze und vollständig kreisrund."
"Vermutlich."
"Die Verletzung der Augen und der Tod durch die ins Hirn gerammte Nase, deuten darauf hin, das der Kampf sehr schnell sehr eng geworden ist. Jemandem die Nase ins Hirn rammen ist eine sehr körpernahe Kampftaktik. Wenn man wenig Platz zur Bewegung hat. Ebenso das Augendrücken mit Fingern - nicht tödlich aber so schmerzhaft das man etwas mehr Spielraum hat für die Aktion mit der Nase."
"Verstehe."
"Das heißt der Angreifer hat sein Messer im Kampf verloren - die Spur vom Gewehr passt dazu. Die Kerbe da." Kathleen deutete auf die kleine Kerbe am Lauf der Flinte. Und der Turianer nickte.
"Also zurück zu den Spuren am Lauf." sie bedeutete ihm sie anzusehen und reichte ihm einen Kugelschreiber, so das er auf sie zielen würde mit dem Schreibgerät.
"Eine effektive Art, eine auf einen gerichtete Waffe aus dem Gefahrenbereich zu bekommen ist die Hände zu heben als würde man sich ergeben." sie hob die Hände und noch während der Bewegung schoss ihre Linke vor, schob den Schreiber samt Hand aus dem Zielbereich ihres Gesichtes. Neylan starrte fasziniert zu. Nachdem er zusammen gezuckt war vor Überraschung.
"Schau dir meinen Griff an. Mein Daumen und der Zeigefinger bilden ein U. Das ist die fast Umrundung der Spur. Der Angreifer hat die Waffe so aus dem für ihn tödlichen Bereich geschoben, wodurch das Opfer vor Schreck abgedrückt hat. Dadurch wurde der Lauf heiß."
"Und deswegen die verbrannte Haut mit dem Latex eines Handschuhes am Lauf."
Kathleen nickte. Sie verschwieg das diese Art des Kampfes nur bei den Menschen vor kam und das sie ihre Wurzeln bei dem israelischen Krav Maga hatte. Einer Art zu kämpfen die sich vor allem bei Militärs und Nachrichtendienstoffizieren hoher Beliebtheit erfreute.
Neylan hatte inzwischen einen andere Akte geöffnet. Drei Tote, sie hatten sich nachdem vorläufigen Ermittlungsergebnis wohl gegenseitig erschossen. Kathleen starrte einen Moment auf das Bild und lächelte.
"Das ist gestellt."
Der Turianer grinste so breit das er seine Zähne zeigte. "Ich weiß, ich kann mich nur zu gut noch an Garvara erinnern. Aber die Spuren lassen hier offiziell keinen anderen Schluss zu."
Kathleen überging die Bemerkung von Neylan. Hier in seinem Büro würde sie nicht über diese Operation sprechen. Eine Operation die es nicht mal in den Akten der beiden Geheimdienste gab. Der Turianer und sie hatten eine ähnliche Situation zwischen einer Asari und zwei Volus hergestellt - um einen Vertragsabschluss zu verhindern der die Interessen der ihrer beiden Regierungen nicht gepasst hätte.
"Was hast du noch?"
"Ich hätte einen geblockte Abfrage von uns an die Allianz."
Neska war sofort hellhörig. Sie nickte ihm zu und starrte gebannt auf den Bildschirm. Es war eine Abfrage in den Personaldaten der Allianz nach einem Fingerabdruck. Inoffiziell. Die Abfrage war geblockt worden. Mit einem Sicherheitscode für das militärische Geheimdienstpersonal. Das mit besonderem Status.
'Porca Puttana.'
"Kannst du mir den Fingerabdruck geben?"
"Sicher." bekam sie von dem Turianer als Antwort der mit ein paar Befehlen die Daten des Abdruckes an ihr Com schickte das sie ihm hochhielt.
"Einen Moment bitte." sie stand auf und aktivierte eine sichere Leitung für Führungsoffiziere, wählte die Nummer ihres Büros auf Illium. Es dauerte nur drei Töne bis jemand ran ging.
"Ma'am."
"Sean, ich brauchte deine Goldhändchen. Ich schicke dir verschlüsselt eine Datei. Einen Fingerabdruck. Ich möchte das du mir den Namen sagst der dazu gehört. Und zwar so, das es diese Abfrage nie gegeben hat."
"Yes, My Lady. Ancora di piú?" Noch mehr?
"ASAP."
"Hau, junger Datenjäger hat den Häuptling verstanden."
Dann war die Leitung tot und Kathleen drehte sich wieder zu Neylan rum. Sie lächelte und ging vor dem Fenster ein paar mal auf und ab. Behielt das Com dabei konsequent in der Hand nachdem sie die Datei speziell verschlüsselt und los geschickt hatte.
"Um was auch immer es geht. Es beschäftigt dich sehr, oder?"
Kathleen lächelte und sah ihn nur einen Moment an. Er wusste das er keine echte Antwort bekommen würde, nichts gesagtes. Aber nach den vielen Jahren reichte der Blick und seine Erfahrung sagen zu können, dass, was auch immer es war, es ihr sehr am Herzen lag. Also hielt sich der Turianer zurück und tippte etwas am Terminal weiter. Es dauerte keinen Moment ehe ihr Com klingelte.
"Goldhändchen?"
"Rebekka von Tannberg."
"Danke."
Sie starrte beim Fenster hinaus und auf die Serverfarm. "Boia mondo."