Wohnmodule - 22:30Uhr
Brok lehnte sich in seine Beine und guckte streng. Der Inhalt in seinem Glas wurde hin und her geschwenkt. Er sah kurz zu Ziryna und blickte schnell wieder weg. Dann fing er an zu reden:
„Ich war mal freiwilliger Helfer bei einer Polizeistaffel auf einer Kolonie im Ratssektor. So eine typische Nachrichten, Politik, „wie vertragen uns alle im Universum“ Kolonie. Alle Völker wurden weitgehend geduldet und mussten mehr oder minder zusammenarbeiten. Irgendwie gefiel es mir da… denn dieses System klappte irgendwie.
Wie auch immer: Ich bekam eine Benachrichtigung, dass vor etwa fünf Minuten ein Notruf reinkam. Ein Mann meldete sich und wurde wahrscheinlich sofort erschossen. Wir sollten uns alle bereit halten, denn es gab weder Anzeichen noch Beweise, was, wo passiert war?
Nach einer Dreiviertelstunde kam dann endlich das Signal:
Jemand rief bei der Polizei durch… total fertig mit den Nerven. Er sagte seine Firma wurde überfallen. Der Täter hatte sofort alle erschossen die ein Com-Terminal oder etwas ähnliches benutzten… dann jagte er einige Leute weg.
Es war so eine Zweigstelle im Industriegelände… Neubaugebiet… keine Seele weit und breit… die Fahrzeuge lahmgelegt. Da sind die weggejagten losgerannt um Telefone zu finden…
Ich war in der Nähe und fuhr schnell hin, ich sah von weite schon einen Pulk von Leuten vor dem Gebäude stehen, im gemäßen Abstand. Ein Batarianer kam total verzweifelt auf mich zu… er gab mir einen Komunikator, er sollte das Teil dem ersten Polizisten geben… so ein Einweg Teil, Kommunikation nur in eine Richtung.
Die Stimme war verzerrt und die Aussage eindeutig, währenddessen kamen auch andere von der Zentrale:
Der Täter sagte er hätte 78 Geiseln, die Eingänge mit Sprengfallen gesichert und er hat schon sechs Leute getötet!“
Ziryna sprang ein: „Warum hat er das erzählt? War das nicht ein Geständnis?“
Brok nickte anerkennend: „Genau das war es! Er gab zu ein mehrfacher Mörder zu sein. Also konnte man davon ausgehen, dass er alles riskiert und egal was er tut, mehr als die Todesstrafe ging nicht… er würde nicht zögern alle zu töten.
Die Fenster waren eingefärbt… wohl mit Farbbomben. Er wollte sofort mit dem Kolonieleiter sprechen, dem gab er seine Forderungen… Geld!“
„Wie Viel?“, fragte Ziryna zögerlich.
„Unmengen“, hauchte Brok.
„Aber wie viel genau?“, harkte sie nach.
„Sagen wir es so: Würde er Kinder haben, könnten auch die sorglos weiter euch Tänzerinnen fertigmachen!“
Ziryna schluckte und starrte den Kroganer an: „Warum sollte man ihm soviel Geld geben… ich weiß es war eine Geiselnahme…“
Brok fiel ihr ins Wort: „Nicht nur eine Geiselnahme. Das war bis ins Letzte geplant. Eine Vorzeigekolonie. Gefangene aller möglichen Rassen. Das war Politik… nichts weiter!
Es wurde aber noch schlimmer. In der Firma war so eine Art „Tag der offenen Tür“… ein Familientag“.
Die Augen der Asari weiteten sich.
„Draußen standen nur alleinstehende Männer, alte und Witwen… drinnen waren nur Kinder, Babys, Frauen und Schwangere… und es konnte auch keinen Geiselaustausch geben. Alle oder gar niemand!“
„Aber warum?“
„Politik! Was wäre wenn eine Turianerin freigelassen worden wäre? Da hätten alle sagen können: ‚Natürlich! Ein Volk des Rates’, oder eine Quarianerin: ‚Na klasse! Nur damit man gut dasteht vor der Flotte!’…“
Brok schaute in sein Glas: „Er sagte, dass jede Stunde, de das Geld nicht überwiesen wird, der Preis ansteigen wird. Der Rat schaltete sich mit ein. Asari Sondereinheiten kamen, Söldner und so weiter. Es gab keine Verhandlungen nur Entscheidungen. Man versuchte die Sprengsätze zu orten, die Stimme zu erkennen, das Gebäude zu scannen… aber nichts!
Der Täter hatte so unglaublich moderne Technik… selbst spitzen Hacker bekamen nichts auf die Reihe. Sieben Tage dauerte es…“
„Und Essen, Trinken?“, fragte Ziryna, „hat er denn alle hungern lassen?“
„Auch der Standort war geplant! Ein Nahrungsmittelkonzerngebäude! Futterentwicklung… aller Rassen! Niemand sollte rein, egal warum!“
Brok sah die Asari nun an, er guckte bedrückt: „Als die Familien ihr Geld sammelten… nach zahlreichen Spenden und Ratsgeld, war die Summe beisammen und wurde überwiesen. Auf 12 externe Konten… nun mussten wir nur noch 13 Stunden warten!“
„Warum das?“, fragte Sie verwirrt.
„Weißt du was ein Credit-Saver ist?“
„So was wie ein Sicherheitsupgrade für Einzahlungen, damit man sein Geld zurückfordern kann?“
„Genau! So etwas Ähnliches haben Ratsüberweisungen. Sie können das Geld jederzeit zu 100% zurückholen und zurückverfolgen. Aber wenn es auf viele verschiedene Konten überwiesen wird und vom Empfänger weiter und weiter überwiesen wird. Ist es nach 13 Stunden auch für den besten Hacker nicht mehr zurückzuholen!“
„Clever!“
„Leider ja! Das Geld war überwiesen, die 13 Stunden vorbei und… nichts! Kein Kontakt mehr. Keine Forderungen… nichts! Was sollte man nun tun? Den Laden stürmen? Dann würde man fragen, warum dies nicht früher passierte! Publicity! Darum ging es seit Anfang!“
Der Kroganer schaute wieder in die rote Flüssigkeit und dann wieder angestrengt zu Ziryna:
„Der Polizeichef übernahm alle Verantwortung und 12 Stunden später kam der Zugriff! Asari Kommandoeinheiten sollten die Geiseln mit Barrieren Schützen und auch mit Schilden etwaige Explosionen abmindern. Bezahlte Kroganer sollten den groben Teil übernehmen. Ich war bei den Kroganern dabei und ging als zweites Team rein.
Die Türen wurden geöffnet und… nichts. Keine Explosion… keine Bomben gar nichts. Alle Zimmer leer“
Brok nahm nun das Glas und trank es mit einem Schluck leer. Ziryna sah das und griff hart in das Sesselpolster.
„Dann öffneten wir die Kellertüren, ich war der Erste… und da war dieser bestialische Gestank… unerträglich und überall…“
„Was?“, die Asari stotterte, „was war das für ein Geruch?“
Broks Augen wurden leer: „Tod! 78facher Tod!“
Zirynas Kiefer klappte nach unten und ihre Augen waren zum spannen geweitet: „Alle… tot?“
„Kein Überlebender! Der spätere Bericht des Untersuchungsteams war eindeutig… alle standen in dem Keller… und er schoss alle von der Treppe aus nieder… ein Sturmgewehr… 236 Schüsse… bis alle tot waren!“
Die Asari war total schockiert.
„Langsam ergab sich ein Bild! Wir fanden überall absolutes High Tech Werkzeug… Störsender, Schallverstärker, Wellenemitter, Farbbomben mit Zeitzünder… alles in allem mindestens 200.000 Credits wert! Es musste einfach für den Täter klappen… er hatte wohl alles in diese Gerätschaften investiert was er hatte!“
Ziryna stammelte gedankenlos: „Was habt ihr dann mit dem Kerl gemacht?“
Brok stellte das Glas weg: „Die Gerichtsmediziner stellten den Todeszeitpunkt der Opfer fest! Dienstag, 13.46Uhr… sieben Minuten nachdem der abgehackte Anruf in der Zentrale einging… Sie waren alle tot noch bevor auch nur ein Polizist am Tatort war!“ Brok presste die Faust zusammen… und der Zeitzünder der Bomben… auf 13.55Uhr gestellt… nach fünf Tagen entschlüsselte man den Wellenemitter… die Gespräche kamen von ganz woanders…
Er war weg… bevor auch nur ein Polizist am Tatort war!“
Zirynas Haut wurde blasser und ihre Lippen bebten.
Brok starrte sie wieder bestimmt an: „53 Familien verloren an diesem Tag alles! Frauen, Kinder… alles Geld, sogar ihre Arbeit… nach dieser Geiselnahme machte der Laden zu. Der Rat verschwieg das… erklärte er lag tot bei den Geiseln, nachdem sie sich selbstständig befreien wollten… eben das kleiner Übel…“
„Die Familien kamen auf mich zu“, erzählte Brok weiter, „Sie wollten, dass der Kerl geschnappt wird… sicherlich auch aus Rache… doch hauptsächlich, damit nie wieder so etwas passiert! Das er nicht so davon kommt und ein unrechtes Leben in Saus und Braus lebt! Denn wer konnte schon ausschließen, dass er so etwas abgeändert wieder tut… wenn das Geld mal alle werden würde… was aber ehr unwahrscheinlich ist!“
„Ich habe ihn gesucht…“
Ziryna schnellte vor: „Aber wie… du hattest keine Anhaltspunkte!“
„Einfache Polizeiarbeit: Phantombilder, Sichtbeweise, Kameraaufnahmen… es gab nur sehr wenig. Der Typ war schlau, die Bänder gelöscht… doch einige Infos bekam ich! Eine Kameraaufnahme von einer neuinstallierten Außenkamera… ein Mitarbeiter, sah den Täter als er den Laden betrat und das Visier von seinem Hel noch nicht ganz geschlossen war…
Es waren ein paar gute Merkmale: Rote Stammesfarbe, eine Narbe…
Ich holte mir für enormes Geld Sonderbesuchsrechte für eine Raumstation Nähe Palavan um Informationen über die Gesichtsbemalungen zu bekommen… dann nur noch mit diesen Leuten in Kontakt treten und nach einem knappen Jahr bekam ich den Namen!“
„Karuus!“, sagte Ziryna mit Ekel in der Stimme.
„Ja… das war der Täter! Und mit einem Namen findet man alles schneller… seit knapp sieben Wochen weiß ich wo er ist… deswegen bin ich hier!“
Erst sagte Ziryna nichts, dann schüttelte sie langsam mit dem Kopf: „So ein Wichser! Und du sollst ihn für sie Familien umbringen?“
„Kann man so sagen… aber ich will auch das Geld!“
Sie guckte kurz verwirrt: „Das hätte ich nicht erwartet… ich dachte du…“
„Nicht für mich“, unterbrach er sie, „für die Familien. Ich habe für viel Geld ein paar enorm sichere Konten eingerichtet. Wenn ich das Geld habe überweise ich es und die Familien haben es!“
„Klar wollen sie das Geld wieder!“
„Das haben sie nicht verlangt, ihnen geht es nur darum, dass Karuus bekommt was er verdient. Die Familien sind so voller Trauer… sie bemerken gar nicht wie schlecht es ihnen geht.
Klar bekamen sie eine ‚Entschädigungssumme’… und eine Art Rente… aber jetzt sind sie arm. Nagen am Hungertuch. Und jeden Tag, an dem ich ihn nicht finde, sind diese Leute einen weiteren Tag dazu verdammt im Dreck zu leben!“
Ziryna nickte.
Brok guckte nun zur gegenüberliegenden Wand: „Darum geht’s! Ich muss ich so schnell wie möglich finden… ihm das Geld abnehmen und… ihn langsam sterben lassen“, die letzten Worten drücken ungeahnten Zorn aus.
„Alles klar“, Ziryna wischte sich eine kleine Träne weg, „tut mit Leid, dass du das alles noch mal erzählen musstest! Was soll ich tun?“
„Ich habe da einen Plan: Du gehst morgen in den Club und kontaktierst mich wenn er mit einer Tänzerin das Afterlife verlässt. Hast du hier Leute den du voll vertrauen kannst?“
„Wenige, aber ja!“
„Du sagst mir wer die Tänzerin ist, wo sie wohnt und… kann mich eine die nicht arbeitet in das Zimmer von der ‚gemieteten’ bringen?“
„Ja das geht! Das wäre kein Problem!“
„Gut! Ich würde im bad warten… haben die Zimmer den gleichen Grundriss?“
„Ja… nur eben spiegelverkehrt auf der anderen Gangseite!“
„Gut! Ich wartete dann da… sag dem Mädchen ich warte bis er nackt ist, das heißt sie muss leider alles bis dahin ertragen!“
„Warum nackt?“
„Waffen, Sender… ich will jeden Vorteil ausnutzen. Aber wem du es auch erzählst… sag nichts über das Geld… egal wie sehr du jemanden vertraust…“
„Ist klar… mach dir keine Sorgen!“
„Wenn du es willst… das soll jetzt nicht unverschämt klingen, bezahle ich dich auch dafür… wegen deinem Wegkommen von hier… und so“
Ziryna stand auf und ging zu Brok: „Ich dachte schon es gibt ‚gute Kerle’ gar nicht mehr… ich helfe dir… und keine Angst. Die anderen wollen den Kerl genauso Tod sehen… auch wenn es ums Geld geht… aber er ging zu weit!“
Brok nickte.
Ziryna sprach weiter: „Aber du solltest hier bleiben… wir wissen nicht was passieren kann… wenn die Leute aufmerksam werden. Aber Leibwächter hat er wohl keine, ich habe nie welche gesehen“
„Das heißt dann entweder er ist größenwahnsinnig oder aber er hat die gefährlichsten aller Leibwächter… die die du erst zu spät siehst!“
„Dann solltest du umso mehr hier beleiben!“
„Ich werde die Sache im Keller erledigen und dann ganz schnell verschwinden… ich will euch nicht in Gefahr bringen!“
Brok stand auf und streckte seinen Nacken, das erzählen hatte ich echt geschlaucht. Ziryna berührte seine Schulter: „Danke!“
Brok guckte kurz verwirrt: „Das ist für die Familien, nicht für…“
Brok sah auf ihre Schulter… streifte das Nachthemd etwas zur Seite und sah eine dunkle Beule.
Ziryna bemerkte das: „Ich sagte zwar die Schläge sind nicht das Schlimmste… aber schmerzhaft sind sie alle Male!“
„Ich kassiere den Kerl!“
„Es kommt sicher bald ein neuer Arsch… aber gut zu wissen, dass der König der Mistkerle erst mal weg ist!“
Brok stimmte zu und sah sie an, er wollte es nicht, aber es ging nicht anders. Sie erinnerte ihn an alte Zeiten, glückliche Zeiten… lange war es her. Sie bemerkte seine Blicke und erwiderte sie.
Mit einem leichten Schulterzucken und wenig Handeinsatz, glitt das Nachthemd von ihr auf den Boden. Sie schmiegte sich an ihn und küsste sein Gesicht.
Brok kämpfte nicht dagegen an. Er konnte es nicht und wollte es nicht.
Und seit einer ganzen Weile ging er nicht allein ins Bett.