Omega - Die Straßen von Omega >>>>
Omega – Die Wohnmodule[Pärs Appartement]
„Jaja, das ist mir klar, aber..“ Noé öffnete einen Spalt weit die Augen und erkannte auf Anhieb nur die verschwommenen Konturen eines großen Monitors, auf dem irgendwelche bunten Bilder flackerten. „.. ja, jetzt beruhig dich, ich treib´s schon auf..“ Ein leises Murren presste sich über ihre Lippen, als sie sich müde zusammenrollte und ihren Kopf dabei unweigerlich unter der warmen Wolldecke verschwinden ließ. Schlaaaaaafen…. „Ja, ich habe da eine Idee...“ Wieder versankt die 19 jährige in ihrem Halbschlaf und bekam daher große Teile des Telefongesprächs nicht mit, sondern musste sich mit ein paar Fetzen zufrieden geben, die sie allerdings auch nicht wirklich interessierten. Will schlafen.. „.. wirklich ein glücklicher Zufall.. aber kommt mir gelegen..“ - die nächsten paar Worte waren in einer schleimigen und schmeichelnden Art betont, die die Jugendliche sofort erkennen ließ, wer da sprach. – „In zweierlei Hinsicht, verstehst du? Jaja, ich bleib beim Thema, also wie gesagt..“ He.. das ist Pär.. egal! Kuscheldecke.. schlafen… „Was? Nein, sie weiß nichts davon..“ – Ruhe.. schlafen ist toll.. - „Name? Ja, klar hat sie einen, ihr Name ist...“ Mit Vanessa…? Mh.. hä? Was? Schlafen! Mit Vanessa! Was?!
Plötzlich war Noé nicht nur hellwach, sie realisierte auch, wie sich ihr Körper grad aufführte. Von der Krankheit und dem Elend, dass sie heimgesucht hatte, bevor sie ohnmächtig wurde, war keine Spur mehr zu fühlen. Eigentlich fühlte sie sich sogar unerwartet fit, allerdings sorgte etwas anderes dafür, dass sie erschrocken die Augen aufschlug und dann in die Dunkelheit unter ihrer Kuscheldecke starrte. Noé! Ich fühl mich so komisch.. was hab ich da eben gedacht? Mit Vanessa schlafen?! Mit einer Hitze, die ihr langsam in den Kopf stieg, dachte die 19 jährige ein paar Sekunden zurück, als sie genau an die Kombination aus ‚Schlafen’ und ‚mit Vanessa’ dachte und gleichzeitig an die imaginäre Szene der beiden Frauen, die sich dabei automatisch vor ihrem innerem Auge abgespielt hatte.
Wiepeinlichwiepeinlichwiepeinlichwiepeinlichwiepei nlich! Noé rollte sich sofort noch mehr zusammen und zog dabei mit den Händen die Decke weiter und tiefer über ihren Kopf, der vor Scham inzwischen tiefrot angelaufen sein musste. An was für Dinge denk ich da bloß… was soll das?! Geht weg! Schmutzige Dinge! Weg! Weg! Ich hab noch nie schmutzige Dinge gedacht! Zumindest bei so was! Ich töte Menschen und Aliens einfach so und kümmere mich fast nur um mich selbst, das leugne ich auch nie! Aber so was tut eine Noé nicht! Sie denkt nicht mal dran! Ich hab das doch noch nie getan.. oder gedacht.. Nein, weg!
Für den Moment schien diese entschiedene Gegenwehr zu funktionieren, aber kaum schaltete sie in ihrer mentalen Abwehr einen Gang zurück, donnerte ein Aber Vanessa ist so.. durch ihren Verstand, dicht gefolgt von einem Wiepeinlichwiepeinlich.. „Hey Noé! Bist du etwa schon wach?“ Die 19 jährige merkte, wie ein einzelner Finger durch die Decke mehrmals an ihren Körper tippte. Ieks! Nicht anfassen! Empfindlich.. sehr empfindlich! Peinlichpeinlichpeinlich..
Im letzten Moment bemerkte sie, dass Pär die Decke etwas zurückziehen wollte, vermutlich um dem Mädchen ins Gesicht blicken zu können, diese verhinderte dies jedoch, in dem sie ihrerseits die Decke festhielt und so gelassen wie möglich murrte. „Jah.. wach.. lass mich.. will schlafen..“ Du willst doch grad was ganz anderes als schlafen.. na los, sag es! Nein! Doch! Nein! Du – Nein! – willst – Hör auf! – S – Ne - e – i – x - n! - Sex! Die 19 jährige biss sich feste auf die Lippe und hoffte inständig, dass Pär sich keinen Spaß erlaubte, in dem er einfach die Decke wegzog. Zwar glaubte sie, dass äußerlich wohl kaum zu erkennen war, was in ihrem Kopf grad abging - auch wenn sie selbst es an ihrem Körper eindeutig spürte - allerdings würde ihr knallroter Kopf vielleicht auch schon reichen, außerdem war das ganze denken an Vanessa und ‚Mit ihr schlafen’ sowieso schon peinlich genug, wenn nur sie selbst davon wusste.
„Das lässt sich bestimmt einrichten, also eigentlich ist es ja schon eingerichtet, du schläfst ja schon seit geraumer Zeit, aber mach ruhig weiter, ich hab dich ja nicht von der Straße geholt, damit du dich dann trotzdem nicht erholen kannst. Vielleicht solltest du aber mal drüber nachdenken, das ganze mit einem kleinen Dinner wieder gut zu machen, ich bin zwar noch nicht lange hier, aber ein paar kuschelige Restaurants scheint es wohl zu geben.“ Noé schob während Pärs Vorschlag langsam und vorsichtig den Kopf unter der Decke hervor und zwar grade soweit, dass sie ihn ansehen konnte. Ein Dinner mit Pär..? Also eigentlich sieht er ja auch gar nicht schlecht aus.. und hilfsbereit war er ja auch immer.. er ist bestimmt ganz nett… wie oft er wohl schon..? Ob er mit mir wollen würde…? Na klar würde er.. vielleicht… naja, er ist schon hübsch.. Noé! Hör sofort auf weiter in diese Richtung zu denken! … denk ich halt wieder an Vanessa…
Bevor sie sich allerdings unfreiwillig wieder mit dem Thema beschäftigen konnte, beugte sich ihr schwedischer Retter, der am Rand der Couch zu stehen schien, auf welcher sie lag, dicht nach vorne und blickte ihr tief in die Augen. „Na Noé? Wie geht´s dir denn?“ Wenn er wüsste.. „Ehm.. gut.. etwas feucht“ – Oh Gott Noé! –„es! .. Ah, also was zu trinken, meine ich.. wäre voll cool…“ Der Mann lächelte ihr mit dem üblichen schmeichelnden Grinsen entgegen, während sie ihre Antwort durch die Decke nuschelte, dann richtete er sich auf. „Für meine bezaubernde Noé in Not tue ich doch alles!“ Siehst du, wie freundlich er ist? Wie Vanessa.. oh, ich halt das nicht mehr aus!
„Pär!“ Der Schwede hatte sich bereits weggedreht und war aus ihrem direkten Blickfeld verschwunden, als Noé jedoch lautstark seinen Namen rief, dauerte es keine Sekunde, bis er wieder vor ihr stand und sie fragend ansah. „Ja, wünscht meine kleine Söldner-Prinzessin noch etwas?“ der eigentlich billige Spruch war wie üblich in diesem Pär-typischen charismatischen und schmeichelnden Ton gehalten und klang daher auch gar nicht so billig. „Eh.. j.. ja..“ - Tu´s! Die 19 jährige richtete sich bei ihrem Gestammel auf, so dass sie grade auf der Couch saß, achtete jedoch darauf das die Decke sie genauso vor neugierigen Blicken schützte wie zuvor. – „.. ehm.. danke.. für die Hilfe.. also dafür wollte ich mich bedanken.. u..und…“ – Was sag ich jetzt..? Sopeinlich! Schweif einfach die Decke ab – was trag ich überhaupt..? – dann versteht er´s schon! Wie im Film! Nach dem der Held das Mädchen gerettet hat, gibt es Sex! Ist doch immer so! „Ach Noé, kein Problem, als könnte ich eine so süße Blume wie dich an einem so schmutzigem Ort verenden lassen! Wir sollte mal zusammen Urlaub auf einem tropischem Planeten machen, du weißt schon, mit Sonne, Sandstrand, Spaß“ Sex.. Noé! Tu´s!
„Pär..“ – Zwar war die Erwähnung des Namens nicht so kraftvoll wie beim ersten Mal, dafür war der Ton, in welchem Noé ihn aussprach genug, um den Mann zum Schweigen und gleichzeitig zum Zuhören zu bringen. Tu´s! Nein! Das ist Pär! Nicht Vanessa, der ist nur nett weil er genau das will! – „.. wo ist das Bad..? Ich stinke eklig, ich will duschen!“ Und allein sein..
Der Schwede war noch einen Augenblick irritiert, dann grinste er jedoch – Noé vermutete, dass er sich sie unter der Dusche vorstellte, was dann dazu führte dass sie sich selbst unter der Dusche vorstellte, ein paar Vorstellungen später war sie dort dann nicht mehr allein, sondern zusammen mit Vanessa.
Pär verriet ihr in dieser Zeit, wo sie das Bad finden würde, bevor er seinerseits in der Küche verschwand, um etwas zu Trinken zu suchen, jedoch nicht um vorher ihren hochroten Kopf anzusprechen. „Geht´s dir wirklich wieder gut? Du siehst aus als würdest du brennen..“ – Mhm! – „aber das Fieber müsste weg sein, Mum kauft nur die Besten Medikamente.. die sich mich dann zwingt zur Sicherheit mitzunehmen..“ – Der Schwede kratzte sich bei der Bemerkung offensichtlich verlegen am Hinterkopf und formte seine Lippen zu einem verschmitzten Lächeln um. – „Aber diesmal hat es sich..“ – Wie Vanessa wohl Nackt aussieht..? Bestimmt schön.. – „..ja echt gelohnt, wir sollten..“ – Oder wie oft sie wohl schon..? - „meiner Mum bei Gelegenheit danken..“ – Ob sie schon mal unter der Dusche..? – „..am besten wenn wir ihr von unseren Familienträumen erzählen!“
Noé verbrachte noch ein wenig Zeit in ihren Gedanken und – ungewöhnlicherweise – neugierigen Überlegungen über Vanessas Privat- und Liebesleben, wobei Pär aus dem Zimmer verschwand, ohne auf eine Antwort der Jugendlichen bezüglich der Familienträume zu warten. Nach einer Ewigkeit dann atmete sie tief durch und stand auf, die Decke fest um sich gewickelt und mit beschämten Blick gen Boden. An was für Themen denke ich da nur.. was soll das auf einmal? Wir gehen jetzt einfach eiskalt duschen, Noé! Bei der Aussage ihrer inneren Stimme nickte sie entschlossen und nahm sich dann endlich die Zeit, sich ihre Umgebung und sonstige Verfassung genauer anzusehen.
Sie stand in einem durchaus ordentlichen Appartement, welches sich mit dem, was sie bisher von Omega gesehen hatte, nicht einmal vergleichen ließ. Es war sauber, relativ ordentlich und es schien in einer der ruhigeren Gegend der Raumstation liegen zu müssen, denn man hörte weder panische Schreie, noch Schüsse, noch den dumpfen Bass der vielen billigen Lokale und Etablissements, die es sonst fast an jeder Ecke gab. Pär ist ja auch reich! Erinnerst du dich?! Kein Wunder, dass er sich sowas hier leisten kann.. Moment Noé… er ist reich, hübsch und nett.. vielleicht doch.. neinneineineinnein! Hektisch verbarg die 19 jährige ihr Gesicht in ihren Händen und verzweifelte dabei fast, als ihr erneut bewusst wurde wie peinlich und schmutzig diese ganzen Dinge waren, die sich spontan und ständig in ihren Verstand fraßen. W.. wo sind eigentlich meine Sachen..?
Fast schon schockiert riss sie den Kopf hoch und starrte für einen Moment völlig perplex ins Nichts, beziehungsweise auf den Fernseher, der noch immer bunte Bilder zeigte, jedoch keinen Mucks von sich gab, da er auf Lautlos stand. Ob er etwa.. ja.. muss er ja, wer sonst..? Noé öffnete schüchtern die Decke und blickte dann zaghaft an sich herab, tatsächlich hatte Pär ihr die Weste, das Shirt und die Stiefel, samt Socken, ausgezogen, was bedeutete, dass sie nun ‚nur‘ noch in Hose und BH dastand. Hey, Moment.. das ist halb so wild… da ist nichts besonderes bei.. oder…? Ehm.. äh… keine Ahnung.. ob Van mir die Sachen auch ausgezogen hätte..? Stören würde es mich ja ni.. Noé! Duschen! Eiskalt!
Erneut widersetzte sie sich dieser Anweisung, diesmal jedoch nicht wegen irgendwelcher unartigen Gedanken, sondern weil ihr bewusst klar wurde, dass sie sich überhaupt nicht mehr krank oder schwach fühlte. Er hat ja meinen Arm verbunden.. richtig professionell.. und es tut kaum noch we-auh! Nicht draufdrücken, dumme Noé! Wo ist mein Shirt..?
Das gesuchte, schwarze Top fand sie problemlos, da es zusammen mit der durchlöcherten Schutzweste auf der Lehne eines eleganten Sessels lag. Nach knapper Überlegung entschied sie, die Weste liegen zu lassen und krallte sich daher nur das eigentliche Kleidungsstück, bevor sie schnurstracks in Richtung Bad marschierte.
Hoffentlich kann man das abschließen.. ich fühl mich so beobachtet… was denkst du auch an solche Dinge? Stell dir vor Vanessa würde wissen, dass du mit ihr unter der Dusche… S… na, du weißt schon was! Das fände sie bestimmt komisch oder krank.. ob sie überhaupt mit Frauen..? Ob ich überhaupt mit Frauen?! Offensichtlich ja! Oh nein.. Diesmal zog Noé sich einen Teil der Decke etwas über das Gesicht und verbarg es dann darin. Ich wache nicht nur auf und denke plötzlich an Sex, ich wache auch noch auf und denke plötzlich an Sex mit einer anderen Frau… das ist so schrecklich peinlich.. das ist alles Vans Schuld…
Als Noé endlich das Badezimmer des Appartements betrat, stellte sie erleichternd fest, dass man es tatsächlich von innen verriegeln konnte und tat sich dann auch keinen Zwang an, diese Verriegelung umgehend zu aktivieren. Ist das dieses Gefühl..? Wieso alle es unbedingt ständig wollen..? Ich habe 19 Jahre nie über sowas nachgedacht und jetzt.. was soll das? Wieso..? Ich will das nicht, das ist unheimlich.. Nur beiläufig ließ sie die Decke an sich herabgleiten und befreite sich dann Stück für Stück aus ihren verbleidenden Kleidungsstücken, welche unmittelbar in einem kleinem Reinigungsbehälter landeten.
W.. will ich Vanessa nicht..? .. mh... keine Ahnung.. glaube doch.. a.. aber nicht so… i.. ich mag Vanessa doch… ich will einfach bei ihr sein… aber warum? Das passt so überhaupt gar nicht zu mir.. Schlagartig erinnerte Noé sich an die Situation im Frachter zurück, in welcher schon mal über sich und ‚Vanessa mögen‘ nachgedacht hatte und nun feststellte, dass sie sich dabei irgendwie im Kreis drehte. Es.. es geht ja gar nicht mal um Sex… ich will nur bei ihr sein, das hatten wir eben, Noé.. aber wenn ich ihr das sage, dann dreht sie bestimmt durch, oder ekelt sich vor mir.. oder lacht mich aus… oder? Bisher war sie doch auch nett.. heißt das dann.. ah, ich krieg Kopfschmerzen.. die Gedanken grad waren schöner! Denk sowas nicht! Doch!
Die Jugendliche verschwand in der großen Duschkabine und während sie zum einem daran dachte, dass hier auch noch genug Platz für Vanessa wäre und zum anderem an die vorgestellten Szenen und Bilder, die sie vorhin noch von sich und ihr unter der Dusche hatte, drehte sie den Regler für heißes Wasser fast voll auf.
Uhrzeit: Unbekannt