Kathleen passierte mit weiten, ausholenden Schritten die Lobby ihres Hotels und hielt den Kopf gerade ausgerichtet. Ließ ihre Augen dabei aber die Umgebung scannen.
Es war ein weit verbreiteter Irrtum das man sich umsehen musste um zu wissen ob man beobachtet wurde. Jede geschulte Person des Nachrichtendienstes - zumindest die Leute die unter ihr arbeiteten - lernte als erstes das sie nicht mehr im Mittelalter lebten. Die Zeiten in denen die Gebäude und Einrichtungen aus verputztem Stein und Holz waren, waren unweigerlich vorbei. Sie lebten in einer Welt voller spiegelnden und reflektierender Oberflächen. Einer Welt in der alles aus Glas, Metal und poliertem Stein war. Jede Menge Möglichkeiten sich ohne den Kopf drehen zu müssen um sehen zu können.
Noch bevor Neska den Fahrstuhl erreichte hatte sie den Mann ausgemacht der scheinbar entspannt an einer der verspiegelten Säulen des Gebäude lehnte und sich eine Nachrichtensendung im Trid an sah. Seine Körperhaltung war bewusst entspannt. Vorgehalten Ruhe und Aufmerksamkeit die nicht bei dem Nachrichtenprogramm war. Andere Leute um ihn herum starrten in das Gerät in dem die Meldung über die Explosion bereits als Eilmeldung flackerte. Er schien davon vollkommen unberührt.
Kathy grinste in sich hinein und freute sich schon darauf ihm nachher eine kleine Unterrichtsstunde in angewandter Spionagearbeit zu erteilen. "Vollnapf." säuselte sie vor sich hin und blieb vor dem Aufzug stehen. Sie drückte den Knopf und blieb ruhig vor dem Aufzug stehen. Alex hatte ihr also schon Bewacher auf den Hals gehetzt. Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Bewacher? Unwahrscheinlich. Nach der Nummer die gerade ablief würde er sie festsetzen lassen.
'Traue niemandem.'
Es war immer seine Maxime gewesen nach der er handelte.
Gut, es war nicht so das Kathy anders handeln würde. Aber es war die Entschlossenheit zur endgültigen Konsequenz mit der Alex sich auf diesem Weg bewusst begab. Es ging über Leichen. Im aller wahrsten Sinne des Wortes. Kathleen hatte das nicht gut geheißen. Nie. Auch wenn sie durchaus Verständnis dafür hatte. Mann konnte jeden Weg unterschiedlich geben.
Sie würde sich der Festnahme widersetzen. Soviel war ihr klar. Und es blieb zu fürchten das Alex auch davon aus ging. Aber ob seine Gorillas das taten. Das blieb fraglich. Neska öffnete wieder die Augen. Sie konnte fühlen wie der Mann sich näherte.
Der Fahrstuhl öffnete sich und sie trat hinein. Leider war er vollkommen leer. Aber das machte im nichts. Dafür war er von allen Stellen der Lobby gut einsehbar und Videoüberwacht. Dann hörte sie schon die beschleunigten Schritte und noch bevor die Türen sich geschlossen hatten stand der Mann vor dem offenen Fahrstuhl. Kathy streckte die Hand gegen seine Brust aus und lächelte sanft.
Der Typ war von einer mächtigeren Statur als sie gedacht hatte. Er überragte sie um fast einen Kopf und mit absoluter Sicherheit war er locker doppelt so schwer wie sie. Die braunen Haare trug er kurz geschnitten, gerade noch so lange das sie nicht auffällig militärisch kurz wirkten. Dominiert wurde seine Erscheinung aber von den breiten Schultern und den oberschenkeldicken Oberarmen, sowie einem beeindruckenden Stiernacken der unmöglich durch irgend ein Kleidungsstück zu verbergen war.
Sein Gesicht war dafür gedrungen und wirkte irgendwie abgeflacht. Als hätte er einen schweren Unfall gehabt und die Ärzte hätten die Grundstruktur des Gesichtes nicht mehr vollständig herstellen können.
Auf irritierenden Weise erinnerte er sie an eine mit Anabolika aufgezüchtete Bulldogge.
"Sorry. Der Fahrstuhl ist einfach zu klein für mein Ego und deine Statur." Der Söldner blieb stehen und blinzelte sie an. Zögerte überrascht und gab dem Fahrstuhl so den nötigen Moment um die Türe zu schließen. Kathy wusste das es ihr nur wenig Zeit verschaffen würde, bis der Kampfhund die Treppen hinauf geeilt war oder der nächste Fahrstuhl ihn hoch bringen würde.
Vermutlich würde er den Fahrstuhl nehmen. Die Treppe wäre zu anstrengenden wenn er sie zeitnah zu ihrer Ankunft oben sein wollte.
Während der Metallkasten mit ihr empor schoss in das Stockwerk in das sie musste, überlegte sie sich ihre Taktik. Alex war vorhin schon stinksauer gewesen. Und jetzt würde er es erst recht sein. Und soweit sie sich erinnern konnte kannte sie den Mann nicht der ihr gerade begegnet war. Also war er von einer grauen Einheit.
Graue Einheiten waren inoffizielle Gruppen von Söldnern. Leuten die nur gegen Bargeld und mit sehr zweifelhaften Aufgaben betraut einer Stationsleitung oder Nachrichtendienstoffizieren mit einer großen Kostenstelle "Rechenschaft" ablegten. Ihre vordringlichste Aufgabe war meist genau das was ausserhalb der - von Kathleen in der Vorlesung beschworenen - abgeleiteten Strategie und vor allem außerhalb der legitimierten Mittel lag. Sie taten die Dinge die sonst keiner mit einem Ausweis tuen konnte.
Sie waren die echten Agenten. Leute im Geheimdienst mussten einer Menge Regeln und Vorschriften folgen. Protokolle schreiben und Berichte erstatten. Die 'Grauen' hingegen waren davon befreit. Ein wenig Geld - das recht einfach aufzutreiben war, schließlich hatte man beim Nachrichtendienst immer was zu verkaufen das einem schwarzes Geld einbrachte - und schon hatte man einen moralbefreite Söldnertruppe.
Jeder erfahrenere Offizier des Geheimdienstes hatte sich schon mal eine Gruppe von solchen Männern und Frauen gehalten. Neska inklusive. Das dumme an solchen Leuten war. Niemand vermisste sie. Naja - bis auf den beordernden Offizier.
Der Fahrstuhl hielt an und Kathy stieg aus. Sie trat in den Gang und zog sich eine Zigarette hervor. Zündete sie an und blickte nach oben in den Gang. Starrten den Rauchmelder an. Nahm einen sehr tiefen Zug und blies den Rauch nach oben in den Melder. Dann trat sie einen Schritt zur Seite und schlug mit dem Ellbogen den Feuermelder ein.
Moderne Feuerschutzsysteme hatten eine doppelte Absicherung. Sie überprüften semi-intelligent, alle Sensoren und Systeme bevor sie echten Alarm auslösten. In diesem Fall würde das System das Signal des Feuermelders mit dem Rauchmelder abgleichen.
Sie drückten den kleinen schwarzen Knopf tief in die Konsole. Und sofort ging der Feueralarm los.
Feueralarme waren prima Ablenkungen. Zum einen richteten sie ein heilloses Chaos an. Den trotz aller Mahnungen und Wiederholungen. Die Menschen blieben nie ruhig wenn der Alarm los ging. Auch alle anderen Rassen schob dann ganz dezente Panik. Dazu sprangen die Feuerlöschanlagen an, Sicherheits- und Schutzkräfte kam herbei geeilt. Für jemand der verschwinden wollte war es ein wunderbares Durcheinander.
Außerdem waren Fahrstühle so programmiert das sie bei Feueralarm sofort wieder in die Lobby fuhren oder zu einem Stockwerk in dem es nicht brannte.
Neska warf einen Blick auf die Uhr. Nahm einen weiteren Zug an ihrer Zigarette und lächelte. Das würde ihr ein paar Minuten geben bevor Bulldogge heroben war. Denn jetzt musste er die Treppe nehmen. Eine Treppe die voll sein würde mit Gästen die nur noch aus dem Gebäude wollten.
"Lezione numero uno - incapace." hauchte sie, während sie den Rauch aus ihrer Lunge blies.
Dann ging sie den Flur schneller hinunter und betrachtete die Türe. Sie war geschlossen aber, etwas sagte ihr das sie nicht alleine sein würde in ihrem Zimmer. Gut, damit hatte sie gerechnet.
Just in diesem Moment klickte es auf dem Interface ihres Datenmoduls. Vorsichtig zog sie es aus der Tasche und betrachtete es. Sean hatte endlich die Datenleitung eingerichtet. Laut einer Einsatzdepesche warteten drei Männer auf Kathleen um sie 'einzusammeln'. Da hat sich jemand aber Mühe gegeben es freundlich klingen zu lassen.
Neska wusste es besser. Wenn Alex beschloss das sie gefährlich war würde es halt einen kleinen Unfall geben.
Vor etwa 15 Jahren hatte sie es Live und in Farbe selber gesehen.
Ein ihr bekannte Führungsoffizier hatte - um es vorsichtig auszudrücken - seine Kompetenzen klar überschritten. Er hatte einen zwielichtigen Kontakt auf getan der einen wilden kleinen Schmuggel über eine batarianische Piratengruppe laufen hatte. Alex und Kathy hatten zwei Leute zur Verfügung gestellt die über die Gruppe und den Kontakt hätten illegal in salarianisches Gebiet hätte gebracht werden sollen.
Kathys Mann hatten die Piraten getötet und die Mitarbeiterin von Alex war verkauft worden auf einem Sklavenmarkt. Sie hatten fast ein Jahr gebraucht um der Frau wieder habhaft zu werden. Später hatte sich herausgestellt das ihr Kollege an den Geschäften nicht nur - was alleine noch in Ordnung gewesen wäre - beteiligt war, sondern es sogar alleine betrieb. Und es so nicht sein Interesse gewesen war das sein Handelsgeschäft mit den Batarianern und Salarianern durch eine Störung gefährdet wurde.
Alex und Kathy hatten zusammen ein weiteres halbes Jahr aufgewendet um die Beweise zu fundieren und den Sponsoren des Mannes innerhalb der nachrichtendienstlichen Hierarchie, aus der Schutzfunktion zu pressen. Danach hatten sie einen kleinen Unfall arrangiert.
Ein bisschen zuviel Alkohol. Ein überfahrendes Tier. Ein Auto. Mehr war nicht nötig.
Seit diesem Tag war ihr klar, dass so etwa auch ihr passieren konnte. Ihr Geschäft war ein schmutziges.
Sie trat vor die Türe und öffnete sie. Es war, ihrer Einschätzung nach, viel gefährlicher das Zimmer mit gezogener Waffe zu stürmen. Also entschloss sie sich, da Alex vermutlich erst mit ihr reden wollte, ihr Glück anders zu versuchen. Sie trat ruhig ein und sah sich um. Niemand zu sehen. Noch nicht - so viel war klar. Neska ging in die Mitte des Raumes, dort wo sie den Rucksack zurück gelassen hatte und noch bevor sie in ergreifen konnte. Hörte sie die Schritte hinter sich.
"Commander Benedict." stellte eine weibliche Stimme mit einem schlichten Ton fest.
Kathleen seufzte. So verlässlich waren also die Informationen aus der Station von Alex. Toll. Sie richtete sich auf und drehte sich langsam und ruhig um. Sie wollte niemandem einen Grund geben zum schießen.
Vor ihr stand eine Frau mittleren Alters. Etwa ihre Größe aber von einem gedrungeneren Körperbau. Vielleicht einen hauch pummelig. Es war schwer zu sagen, das sie sehr maskuline Kleidung trug. Die blonde Haaren hatte sie im Nacken zusammen gebunden. Sie hielt eine kleine schallgedämpfte Waffe auf Kathleens Unterkörper gerichtet - vermutlich damit es nicht ganz so bedrohlich wirkte.
Neben ihr stand ein schlaksiger Turianer, sofern dieses Wort je auf einen Turianer zu treffen wollte, dann auf diesen. Er war für einen Turianer außergewöhnlich groß, aber ebenso dürr. Seine Hüfte war spindelförmig und mehr oval als kärftig geformt wie bei allen anderen seiner Spezies. Vermutlich war er ein ziemlich schneller Läufer.
"Super Truppe hast du da Alex." flüsterte sie für sich und hob eine Augenbraue.
"Was haben Sie gesagt?" fragte die Fremde nach.
"Nichts. Was kann ich für Sie tuen?"
"Sie stehen unter Arrest. Wir haben den Auftrag sie in die Botschaft der Allianz auf der Citadel zu bringen."
Sowie die Frau Botschaft aussprach hätte sie genau so gut 'Zum Geheimdienst' sagen können. Dumm Göre. Kathleen hob eine Braue und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Zigarette dabei aber auf Höhe der Lippen gehalten, um einen weiteren Zug zu nehmen. Sie musterte die beiden und lächelte dann.
"Natürlich." entgegnete sie schließlich und hauchte den Rauch aus. "Und wie soll das Ablaufen?"
Die Frau trat näher und deutete dem Turianer an sich den Rucksack zu schnappen. Das Alien passierte sie während die Frau sich vor Kathleen positionierte, die Waffe jetzt auf Brusthöhe.
Der Mann hingegen trat, bevor er sich dem Rucksack zu wandte, noch hinter Neska und zog ihr die Waffe aus dem Halfter am Rücken. Sie konnte seine langen Finger fühlen wie er dabei um ihre Hüfte fuhr und an ihren Seiten aufwärts unter die Achseln. Prüfte ob sie noch eine andere Waffe hatte. Als er schließlich mit der Entwaffnung fertig war drehte er sich um und tat die restlichen Schritte zum Rucksack.
"Dann können wir ja..." säuselte Kathleen und blickte über die Schulter, veränderte dabei nicht ihre Haltung. Den die hatte sie sorgfältig gewählt und eingenommen. Die Frau mit der Waffe folgte ihrem Blick und sah an Kathleen vorbei zu dem Alien.
Eine normale, soziale menschliche Reaktion. Wie alle Primaten sahen auch Menschen in die Richtung in die andere offensichtlich blickten um zu sehen ob es etwas von Interesse gab.
Wenn man das wusste, war es ganz einfach sich das zu Nutzen zu machen. Kathleen nützte diesen Moment und schnippe die Zigarettenkippe der Frau ins Gesicht. Die heiße Glut, die sie schon über eine Weile nicht abgeschlagen hatte verteilte sich und segelte ihr ins Gesicht und in die Augen.
Mit einem Aufschrei riss die Fremde den Kopf zurück. Kniff die Augen zusammen und presste sich die Hände vors Gesicht. Die Waffe war somit nach oben gerichtet.
Sie hörte die Bewegung hinter sich und lehnte sich nach vorne. Macht den ersten Schritt für eine Rennbewegung in Richtung der Türe.
Als sie den Turianer eingeschätzt hatte, hatte sie sich nicht getäuscht. Er war schnell. Noch bevor sie den Rennansatz vollendet hatte hörte sie schon seine rennenden Schritte. Prima.
Sie hatte nicht vor zu Rennen. Wer wegrannte wurde erschossen. Denn niemand rannte schneller als ein Projektil. Statt dessen verlagerte sie ihr Gewicht komplett auf den linken Fuß mit dem sie den Ausfallschritt gemacht hatte. Ging mit ihrem Körper in die Knie und zog den Kopf ein. Winkelte den rechten Ellbogen an und stemmte die linke Handfläche gegen die Faust die sie mit der rechten Hand ballte. Verlagerte ihren Schwerpunkt um mehr als 30 Zentimeter tiefer, drehte dabei ihren Körper seitlich, zu seiner Bewegung auf sie zu, ein.
Dann stieß sie den Ellbogen vorwärts, rammte ihn dem anstürmenden Turianer in die Magengrube. Der Schlag trieb ihm die Luft aus den Lungen und erzeugte ein feuchtes, krächzendes Keuchen. Ihr Körper, durch den tiefen Schwerpunkt, blockierte dabei seinen Unterkörper und ließ ihn über ihren Kopf vorwärts weiter rauschen. Sein Schwung schob dabei seinen Oberkörper weiter vor, so das Neska ihn mit einem Griff ihrer linken Hand nach oben im Nacken über ihrer Schulter packen konnte.
Sie schob sich mit dem rechten Fuß dann ab und verlängerte den Rest seiner Bewegungsenergie über sich hinweg mit einem Judowurf.
Rollte ihn mit ihrem Griff im Nacken über sich hinweg ein und schleuderte ihn so zu Boden. Er prallte zu erst mit Nacken und Schulterblättern auf dem Boden hart auf.
Kathleen drehte sich auf dem Ballen des linken Fußes weiter und wirbelte herum. Wandelte die Energie des Schwunges für den Tritt um, mit dem sie auf die Waffenhand der Frau zielte.
Leider bewegte sich die immer noch, vor Schmerzen brüllen, hin und her. Daher traf Lyn's tritt nicht direkt die Hand sondern streifte die Nase und Wange der Frau bevor sie die Waffenhand hinwegfegte. Die Pistole wurde aber trotzdem hinweg geschleudert.
Anstatt ihren Fuß wieder normal abzusetzen, nutze sie den Rest der Schwungenergie um dem Turianer von Oben mit ihrem ganzen Gewicht auf die Stirn und den Kopf zu treten. Das würde ihn für eine Weile ruhig stellen.
Als Neska schließlich ihren Fuß abgestellt hatte und sich sicher war das der Alien sich nicht mehr einmischen würde. Wechselte sie ihre Aufmerksamkeit zu der Söldnerin die sich bereit machte trotz der Schmerzen und der eingeschränkte Sicht, sich auf Kathleen zu stürzen. Sie versuchte es mit zwei weit ausgeholten Schwingern.
Kathy wich dem ersten Schlag mit einem Schritt rückwärts aus. Die Energie des Schlages trieb die Frau dabei eine wenig weiter vor als sie es hatte beabsichtigt. Und sie verlagerte dabei ihren Schwerpunkt außerhalb des stabilen Bereiches. Genau das war es was Neska wollte. Den zweiten Schlag blockte sie, in dem sie mit den Knöcheln der geballten Faust der Frau auf den Unterarm schlug.
Das war auf den ersten Schlag nicht sonderlich Schmerzhaft, aber es betäubten den Arm in den folgenden Augenblicken. Kathleen packte ihren Arm am Handgelenk bevor sie ihn zurück ziehen konnte und machte einen weiteren Schritt zurück. Zog sie mit dem Oberkörper nach und nahm ihr endgültig ihre Standfestigkeit.
Dann knickte sie die Hand der Söldnerin nach Oben weg und zwang sie durch die schmerzhafte Hebelwirkung mit dem Oberkörper tiefer. Gleichzeitig, trat sie ihr leicht mit dem rechten Fuß gegen eines ihrer Kniete, so das ihr Schritt vorwärts unterbrochen wurde, der sie vor einem Sturz bewart hätte.
Kathleen zog ihren rechten Fuß zurück, um der Frau den Platz zu geben nach vorne über zu stürzen. Als sie mit dem Gesicht etwa auf Hüfthöhe war, riss die Offizierin dann ihr Knie hoch und rammte es der Angreiferin mitten ins Gesicht.
Mit einem feuchten brechenden Geräusch belohnt das von dem Gesicht der fremden Frau ausging, ließ Kathy die Hand der Frau los, die somit vollständig besinnungslos zu Boden klatschte wie ein nasser Sack.
"Congratulazione, ihr Versager." stichelte sie und sah sich um. Dann hörte sie die schnellen, schweren Schritte draußen im Flur.
Mist. Der Hund war doch schneller gewesen als sie gedacht hatte. Blitzschnell wirbelte sie herum und griff sich die Ascheschaufel die als Dekoration vor einem künstlichen Kamin gestanden hatte. Sie rannte in Richtung der noch geöffneten Eingangstüre und eilte hinter die offene Flügeltüre. Achtete darauf das er sie nicht sehen konnte und ging dahinter in Deckung.
Ihre Körper bettelte nach frischer Luft und tiefen Atemzügen. Aber Kathy wusste das sie das jetzt verraten würde. Also riss sie sich zusammen und zwang sich zu kurzen, leisen Atemzügen. Schloss die Augen und lauschte über ihren eigenen Herzschlag hinweg.
'Verdammt, ich bin zu Alt für so nen Scheiß.' ging es ihr durch den Kopf als sie kurz bemerkte sie heftig ihr Herz schlug.
Aber sie hörte auch wie er seinen Laufschritt drosselte und sich dann langsam der Türe näherte. Sie hörte wie eine Waffe gezogen wurde, aus einem Halfter - vermutlich an der Hüfte.
'Stronzo.'
Denn fühlte sie durch die Holzdiehlen wie er den Raum betrat, und somit direkt auf der anderen Seite der Türe stand. Kathleen lehnte sich geräuschlos zurück. Riss den Fuss hoch und trat die Türe mit aller Kraft.
Das schwere Holz schoss vorwärts und knallte mit ziemlicher Wucht seitlich gegen ihn. Sie hörte den Schrei und sah wie die Türe zurück schwang als sie mit ihm kollidiert war. Jetzt war ihre Chance.
Neska ließ sich nach rechts gleiten und holte mit der Schaufel weit aus. Sie entdeckte ihn und schlug zu.
Seine rechte Hand mit der Waffe war nach links weggeschoben, durch den Aufprall der Türe. Er hatte den Kopf zwischen die Schultern gezogen und das rechte Auge aus Reflex geschlossen. Das hatte verhindert das er sie bemerken konnte. Aber jetzt, wo der Schlag schon unterwegs war, öffnete er es und erkannte die Gefahr.
Sie wussten Beide, dass es aber zu spät für ihn war um noch zu reagieren. Die Schaufel traf ihn mitten auf der Stirn. Schickte ihn mit voller Wucht nach hinten überfallend zu Boden. Es gab eine lautes, hallendes, gongartiges Geräusch und die Vibration des Treffers ging durch den langen Griff aus Gusseisen direkt in Kathleens Muskeln.
Sie trat über ihn und blickte auf ihn herab. Die improvisierte Waffe locker in der rechten Hand, neben sich haltend. Er hatte eine gigantische Platzwunde, in der Größe von Manhattan, auf der Stirn und seine Augen waren nach hinten gerollt. Eindeutig ausgeknockt. Neska schnaubte und ließ die Schultern hängen. Ihre Unterarme schmerzen von der Wucht des Schlages.
Dann hob sie die Schaufel und blinzelte überrascht. Blickte von der Schaufel zu dem Mann und dann wieder zurück. Machte diesen Wechsel etwa drei mal und gab dann ein überraschtes Geräusch von sich.
Der Kopf der Ascheschaufel mit der Platte hatte sich um fast neunzig Grad abgebogen. Sie hatte wohl heftiger zugeschlagen als sie gedacht hatte.
"Ups."
War das einzige was ihr dazu einfiel, während sie unabsichtlich eine Grimasse zog, die so was sagte wie 'Entschuldigung, das war nicht beabsichtigt', auch wenn es keiner sehen konnte.
Aber da sie keine Zeit zu verlieren hatte ging sie zurück in das Hotelzimmer, warf die Schaufel achtlos in eine Ecke und griff sich ihren Rucksack. Nahm ihre Bewaffnung wieder an sich und verließ das Zimmer in dem sie über den bewusstlosen Mann stieg der im Türrahmen lag.
"Ciao, ragazzi." sie eilte den Flur hinunter und machte dabei tiefe Atemzüge um das Sauerstoffbedrüfnis ihres Körpers zu stillen. Bei dem Treppenhaus angekommen verlangsamte sie ihre Schritte und öffnete die Türe. Sie blickte sich noch einen Moment um. Warf dabei sogar einen Blick den Flur runter. Keiner der drei folgte ihr.
Dann rannte Kathleen die Treppe hinunter. Nahm teileweise am Ende einer Treppengruppe, mehrere Stufen auf einmal und sprang die letzten Meter. Sie schaffte es vermutlich in Rekordzeit in die Lobby und traf dort auf die letzten Nachzügler der Gäste die aus dem Hotel drängten.
Sie mischte sich geübt unter die Menge und ließ sich aus dem Gebäude hinaus treiben, in das durch eine anderen Türe schon die ersten Rettungskräfte drängten. Die würde sich freuen die drei Idioten oben an zu treffen. Aber das war Gott sei dank nicht ihr Problem. Als sie endlich auf der Straße ankam und einen Weg aus dem dichten Gedränge der Verängstigten Gruppe von Leuten hatte entfernte sie sich langsam, und unaufällig.
Als sie dann endlich eine ruhige Ecke gefunden hatte und ihr Puls sich langsam beruhigt hatte, war das erste was sie tat sich eine Zigarette anzünden. "Puttanata." zischte sie und strafte ihre Haltung. Sie blickte auf ihr Com. Keine Nachrichten. Bekka hatte sich nicht gerührt - obwohl inzwischen genug Zeit vergangen war.
Sie würde sich nicht mehr rühren. Soviel war Kathy klar. Außerdem würde sie sich jetzt von Sarah fern halten.
Aber Kathleen wusste das sie Rebekka finden musste. Sie musste sie finden. Und zwar vor Alex. Nur wie. Dann erinnerte sie sich an die Unterlagen die Neylan sie hatte einsehen lassen. Einer spontanen Eingebung folgend zog sie ihr Com und wählte die Nummer von Neylan.
Es klingelte nicht einmal dann ging er schon ran.
"Neska. Was zum Teufel passiert hier gerade?"
"Ich weiß es nicht."
Es herrschte stille in der Leitung. Sie fühlte das er ausserordentlich überrascht war.
"Das ist dein ernst." stellte er dann ruhig fest.
"Ja. Ich weiß es nicht. Und ich brauche deine Hilfe."
"Wir haben eine Explosion in einem Wohnhaus und ein Feuer in einem Hotel - deinem Hotel um genau zu sein - ich kann dir also nicht versprechen das ich etwas tuen kann."
"Ich weiß. Ich brauche die Comnummer von Konrad Richter."
"Okay. Ich schick sie dir."
"Danke."
Dann war die Leitung tot. Sie würde in der nächsten Zeit mit keiner Hilfe mehr von Neylan rechnen können. Es musste jetzt funkstille wahren. Sie seufzte und setzte ihren Weg weiter fort.
Richter war der letzte Mensch auf der Citadel mit dem Rebekka nachweislich noch Kontakt hatte - ob sich Richter dessen Bewusst war oder auch nicht. Sie hatte ihm etwas zu kommen lassen und er ihr. Und er war vielleicht die letzte Person mit der sie noch mal Kontakt haben würde. Also musste Kathleen Richter finden. So bald wie möglich.
Unruhige Minuten vergingen bis Neylan endlich die Information schickte. Neska schickte sie sofort über eine gesicherte Leitung an Goldhändchen.
"Sean. Ich brauch eine Positionsbestimmung für die Nummer."
"Ehm. Boss, Dir ist klar das ich nicht auf der Citadel bin."
"Mach es einfach!" schnauzte sie ihn das erste mal in ihrem Leben an. Das schien in das erste mal in ihrer gemeinsamen Zeit ernsthaft zu verblüffen.
"Kommt auf Ihr Interface."
Sie legte auf und wusste das sie das wieder gut machen musste. Aber darüber konnte sie sich später gedanken machen. Rebekkas Leben zu retten hatte jetzt die oberste Priorität.
Kathleen war sich zwar sicher das Rebekka die Explosion selber angerichtet hatte, aber sie musste trotzdem hoffen das die Jüngere noch da draussen war und sie sich nicht täuschte mit ihrem Glauben. "Scheiße."
Dann kam die Positionsbestimmung von Richter. Er war auf dem Weg in das Botschaftsviertel.
"Prima. Ganz Prima." sie eilte zum nächsten Transfershuttle und nahm eines zu den Botschaften.
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