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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Community of Hate: Der Wahnsinn der Spielergemeinschaft



Nimaris
19.04.2013, 11:44
Ich denke, wir alle kennen es: Irgendetwas passiert in unserer Spielewelt, etwas, was vielen Spielern sauer aufstößt. Aus einer kleinen Aussage wird ein Skandal, der Skandal entwickelt sich zu einem Shitstorm, für einen Shitstorm braucht es einen Sündenbock. Die traurige Wahrheit dabei ist, dass viele Spieler in dieser Hinsicht komplett den Bezug zur Realität verloren haben. Sie wissen es einfach immer besser, werden beleidigend und im schlimmsten Fall kommt es zu Morddrohungen für den betroffenen Sündenbock.

In einer mehrteiligen Kolumne geht der GIGA-Redakteur Robin Schweiger auf eben diese traurige Tatsache ein und erklärt anhand einiger jüngeren Beispiele, wo das Problem der heutigen Spielegeneration liegt. Er geht dabei explizit auf die Shitstorms gegen einzelne Personen ein, nicht etwa auf Produkte. Soll heißen: Ob nun beispielsweise der Ending-Shitstorm von Mass Effect 3 berechtigt war oder nicht, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Robin beschreibt das wie folgt.


Worüber ich in diesem und dem Folge-Artikel schreibe, sind die Attacken auf eine Einzelpersonen. Eine Person wird aufgrund drei, vier Sätze komplett verurteilt und durchs Dorf getrieben.

Wenn ich ausgiebigst über das Mass Effect 3-Ende lästere, dann kritisiere ich ein Produkt. Ich habe mir diesen Job ausgesucht, weil ich sehr leidenschaftlich beim Thema Videospiele bin und dementsprechend mache ich es deutlich, ob ich Videospiele mag oder nicht.

Mein Punkt ist folgender: Wenn ich das Mass Effect 3-Ende kritisiere, würde ich niemals im gleichen Atemzug beginnen einzelne Entwickler zu beleidigen. Wenn ich der Meinung bin, dass sie keinen guten Job gemacht haben, dann mache ich das deutlich, weil ich ihre Arbeit (das Spiel) ausgiebig gespielt und analysiert habe und deswegen die Möglichkeit habe, ihre Arbeit zu bewerten. Das ist etwas völlig anderes, als wenn ich meinetwegen Mass Effect 3-Schreiberling Mac Walters attackiere, weil er privat gesagt hat, er fände Micro-Transactions supercool.

In dem einen Fall bewerte ich die Arbeit einer Gruppe von Personen, in dem anderen greife ich eine Person aufgrund eigentlich privater Meinungen an. Zudem werde ich in meiner Kritik niemals persönlich oder beleidigend - ich formuliere sie gezielt provokativ, ja, sehe da aber einen sehr großen Unterschied.

Ich finde beide (bisherigen) Artikel äußerst lesenswert und kann sie nur jedem Spieler ans Herz legen. Auch ich habe mich schon das eine oder andere Mal dabei erwischt, wie ich jemanden aufgrund einer simplen Aussage gleich kritisiert habe. Deshalb finde ich es umso beängstigender, wenn ich mir beispielsweise durchlese, was etwa Lauren Wainwright zugestoßen ist. Nicht nur die Spielergemeinschaft sondern auch die Presse hatte sich gegen sie gestellt. Ich will mich jetzt nicht auf eine Seite stellen, sehe aber den Wahrheitsgehalt der Artikel und bin davon überzeugt, dass nicht alles rund läuft in der "Community of Hate".

Hier geht's zu den beiden Artikeln:

Community of Hate: Die Hexenjagd der Hardcore-Gamer (http://www.giga.de/unternehmen/microsoft/news/community-of-hate-die-hexenjagd-der-hardcore-gamer-kolumne/)
Community of Hate Teil 2: „Jemand schrieb mir, wie er mich vergewaltigen und ermorden würde.“ (http://www.giga.de/unternehmen/giga/news/community-of-hate-teil-2-eine-person-schrieb-wie-er-mich-vergewaltigen-und-ermorden-wurde-kolumne-interview/)

Es können durchaus noch weitere Kolumnen diesbezüglich erscheinen, ich kann sie wie gesagt jedem Spieler nur empfehlen. :)

Hinweis: Es geht hier nicht um das Mass Effect 3-Ende. Das wurde oft genug durchgekaut.

alceleniel
19.04.2013, 14:12
Danke für die Links und es tut gut, dass das mal jemand so anspricht. Die sog. Community macht mir seit etwa Release von ME3 gar keinen Spaß mehr und ich vermeide meist Kommentarbereiche oder offizielle Foren. Da werden Entwickler in einer Vehemenz als Stümper oder unfähig bezeichnet oder sie würden sich überhaupt nicht für die Kunden bzw. Spieler interessieren. Keiner hat doch wirklich nur im Entferntesten einen Einblick wie es ist ein Spiel zu entwickeln oder in so einem riesigen Konzern ein kleines Rädchen zu sein. Kritik ist immer erlaubt und auch wichtig, aber sie sollte doch auch sachlich bleiben, ohne beleidigend zu werden oder seine eigene Meinung als die der gesamten Community hinzustellen. Aber durch die Anonymität im Internet meinen halt viele sie könnten sich alles erlauben.

Ketzer
19.04.2013, 15:30
Für mich liegt das zum einem daran das jeder Hansel heute Internet hat, auch Idioten :D Zum anderen haben wir ganz klar eine Überstättigung von allem. Vor 10-15 Jahren sah das nämlich noch alles etwas anders aus, Spiele wurden mit Spannung erwartet und auch begeistert diskutiert. Heute muss man sich in Foren und einschlägigen Seiten erst durch eine ganze Reihe von Hate und Trollposts durchwühlen um an brauchbare Informationen oder Diksussionen zu kommen. Für mich persönlich ist das ziemlich ermüdend geworden und es gibt sogar Foren, die ein "Fan" davor haben (zb. für Guild Wars) in denen ein regelrechter Hate and War tobt und man diese eigentlich gepflegt in die Tonne treten kann.

Es mag zwar etwas polemisch klingen und verallgemeinen aber: uns gehts (noch) zu gut. Irgendwann wird die Spielewelt wie wir sie heute kennen, sich komplett verändern und dann wird man wehmütig an unsere jetzige Zeit zurückdenken. Obwohl das ja immer so mit Nostalgie gehandhabt wird :D Es lässt sich aber teilweise gut beobachten das es oft immer dieselben Leute sind, die sowas lostreten.

Ihero
19.04.2013, 18:01
Interessante Artikel. Bin selbst überhaupt nicht auf Gaming-Presseseiten unterwegs (gehöre wohl in dem Sinne nur bedingt zur Community bei meiner Umschlagszahl an Spielen ;) ), deswegen habe ich von dem ganzen Zeugs überhaupt nichts mitgekriegt.
Dass da einige direkt abwiegeln und darauf verweisen, dass man ja nicht 'die Community' sagen dürfe, zeigt doch schön, wie anscheinend auch gerne der Kopf in den Sand gesteckt wird, weil man selbst ja Ähnliches nie tun würde.

Die Angriffe gegen die beiden Damen fand ich schon ziemlich heftig, auch wenn mich die Konsequenzen absolut nicht wundern (also private Daten online stellen), das ist der eher unrühmliche Fortschritt, den das Netz gebracht hat.
Allerdings, was kann man dagegen tun, wenn offensichtlich jemand soviel seiner Zeit und Energie da reinsteckt, dass er einen mehrseitigen Drohbrief verfasst? (auch wenn diese Gestalt, wie zu hoffen ist, wirklich die Ausnahme darstellt)
Vor allem die Presse sollte sich da wohl an die eigene Nase fassen ...