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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Turm des Zirkels



Rhaego Alcaryen
01.11.2011, 18:57
Turm des Magierzirkels – Gemächer der Magier
Tag drei, 05:12

Lediglich das schwache Licht der Sterne fiel in den Raum und ließ nur schwache Schatten erkennen. Plötzlich wurde der Frieden in dem Zimmer durch eine Bewegung durchbrochen. Der Mann, der bisher friedlich in dem Bett geschlafen hatte, schreckte auf, als ob er von einem Albtraum geplagt worden wäre. Seine blonden Haare schimmerten im Sternenlicht, als er sich langsam aufsetzte. Langsam rieb er sich den Schlaf aus den Augen, schlug die Decken zurück und stand auf. Rhaego ging zum Fenster und setzte sich dort auf das breite steinerne Fensterbrett. Unter ihm erstreckte sich der Calenhad-See in voller Größe. Tagsüber schien das Sonnenlicht immer auf dem tiefblauen Wasser zu tanzen, jetzt erschien es dem Magier, als wäre dort nur ein riesiges, schwarzes Loch.
Am Ufer des Sees konnte er Port Calenhad erkennen, in der Taverne brannte selbst um diese Uhrzeit noch Licht. Hinter ihren Fenstern konnte er einige Schemen sehen, die dort hin und her liefen. Manchmal wünschte er, er wäre dort unten, würde endlich sehen, wie das Gasthaus von innen aussah. Er hatte es schon von nahem betrachten können, einmal, vor vierzehn Jahren. Damals hatte er aber nicht darauf geachtet, sondern war viel mehr mit dem riesigen Turm beschäftigt gewesen, zu dem ihn die Templer gebracht hatten.
Jetzt wünschte er, er hätte sich die Taverne anschauen können. „Die verwöhnte Prinzessin“ hieß sie. Er hatte gehört, wie einige Templer darüber geredet hatten. Viele der Templer entspannten sich nach ihrem Dienst dort, obwohl sie es eigentlich nicht tun sollten.
Er würde auch gern dorthin gehen, in das Gasthaus, oder auch irgendwo anders hin, Hauptsache weg von dem Turm. Weg von den Templern, die immer alles vorschrieben, weg von diesen angepassten Magiern, die stillschweigend ihr Los ertrugen, weg von den dicken, einengenden Mauer – weg.
Aber das war unwahrscheinlich. Wenige Magier verließen den Turm, nachdem sie ihn einmal betreten hatten. Ein paar waren in den Süden gezogen, um sich der Dunklen Brut entgegen zu stellen, nur einer waren zurückgekehrt. Er wusste nicht sicher, wie die Schlacht abgelaufen war, nur dass die Templer beunruhigt waren, aber das lag vor allem an Uldreds Rückkehr. Der Magier war noch nie einer der Templer-Freunde gewesen, aber nun... Die Templer hielten ihn so gut wie möglich unter Verschluss, Gerüchte über eine baldige Besänftigung wurden laut.
Die sowieso angespannte Situation im Turm wurde noch angespannter. Magier trauten sich fast nicht mehr mit Templern zu reden und flüsterten hinter deren Rücken über einen Aufstand.

Viele Meter unter Rhaego ging die Tür der Taverne auf. Ein Betrunkener stolperte aus der Helligkeit und der Wärme des Schankraums, schüttelte sich einmal in der Kälte und machte sich dann auf den Heimweg.
Der Magier am Fenster wandte sich ab und ließ suchend seinen Blick zu dem Kamin streifen. Er konnte nur die Umrisse sehen, doch er wusste, dass noch Feuerholz darin bereit lag. Ein Flüstern, eine kleine Handbewegung, und schon züngelten Flammen an dem trockenen Holz empor und breiteten sich knisternd aus, bis im ganzen Kamin das Feuer hell aufloderte. Rhaegos Mundwinkel zuckten kurz. Feuer war schon immer sein Element gewesen, seit sich damals – vor fast zwanzig Jahren – seine Magie darin gezeigt hatte. Er erinnerte sich noch genau daran, an jeden Moment dieses Ereignisses, von dem er damals nichts verstanden hatte – nicht einmal, dass er es verursacht hatte.

Rhaego war dreizehn und furchtbar wütend auf seinen Vater. Er hatte ihn bestraft für etwas, was er nicht getan hatte, hatte nicht zugehört, nicht verstanden – nicht verstehen wollen! - und einfach zur Rute gegriffen. Um größerer Strafe zu entgehen, hatte er seine Wut zurückgedrängt und war davon gestürmt. Seine Schwester Rhaenys hatte bemerkt, was geschehen war, und folgte ihm.
Erst als sie weit außer Hör- und Sichtweite des Dorfes waren, umgeben von dichtem Wald, drehte Rhaego sich zu seiner Schwester um und ließ seinem Zorn freien Lauf.
„Es ist einfach ungerecht!“, schrie er. „Ich habe nichts getan! Warum glaubt er eigentlich immer, alles zu wissen?“
Rhaenys stand ein paar Schritte entfernt. Sie sah ihn traurig an, als ob es ihr Leid tun würde, dass sie nicht zur Stelle gewesen war, um ihm zu helfen. Der Gedanke, dass sein Vater sie auch noch gezüchtigt hätte, fachte Rhaegos Wut erst richtig an.
„Er hätte sogar...“ Sein Satz wurde von einem lauten Krachen unterbrochen. Erschrocken fuhr er herum. Ein paar Bäume hinter ihm waren eingeknickt, als hätte etwas sie mit enormer Wucht getroffen. Jedes einzelne Blatt war von kleinen Flammen umhüllt, die sich vor Rhaegos Augen zu einer einzigen Feuerbrunst vereinigten. Das Feuer griff rasch um sich, schon entflammten die Bäume, die daneben standen, es verbreitete sich rasend schnell. Da löste sich Rhaenys aus ihrer Starre, sie zog Rhaego am Ärmel zurück, durch die kleine Lücke, die die Flammen noch nicht geschlossen hatten. Als er die Hitze auf seinem Gesicht spürte, erwachte er aus der Trance, in die ihn der Anblick der Flammen versetzt hatte, drehte sich auch um und folgte Rhaenys selbstständig. Hinter ihm loderte das Feuer noch einmal auf, er wagte nicht, sich umzudrehen, erst als die Kühle des Waldes ihn wieder umfing. Er sah kurz über die Schulter und blieb stehen.
„Rhaenys“, flüsterte er heiser. Auch sie drehte sich um, wollte ihn wieder zu Eile antreiben und hielt mit offenem Mund inne.
Sie hätten das Feuer sehen müssen. Die Lohe hätte selbst über die Wipfel der anderen Bäume sichtbar sein sollen. Aber hinter ihnen war nichts außergewöhnliches, kein Licht, keine Flammen, nur die Ruhe und Kälte des Waldes.
„Das ist nicht normal“, flüsterte sie. „Das kann nicht sein. Rhaego, nicht!“
Er hatte sich in Bewegung gesetzt, den Weg zurück, den sie gekommen waren, als ob er von irgendetwas angezogen worden wäre. Sie griff nach seinem Arm, um ihn zu stoppen.
„Bitte, Rhaego, da stimmt was nicht, geh da nicht hin.“
Rhaego sah in die großen flehenden Augen seines Schattens und wäre beinahe wieder umgekehrt. Aber er antwortete: „Ich muss, Rhaenys. Ich muss es sehen.“
Dennoch war er froh, dass seine Schwester ihm folgte, als er zu der Brandstelle zurückkehrte.
Geschwärzte Bäume erwarteten ihn dort, Asche, Asche unter seine Füßen, Asche auf den Ästen, die das Feuer von Laub befreit hatte, Asche, die mit jeder Bewegung der Luft erneut empor gehoben wurde und sanft auf die Zwillinge herabrieselte.
Doch von Feuer keine Spur. Fast hätte er geglaubt, sich alles nur eingebildet zu haben, doch die Spuren des Brandes waren deutlich. Angst kroch in ihm hoch, langte mit langen Fingern nach ihm. Zitternd drehte er sich um und sah sich seiner Schwester gegenüber, die bleich wie die Asche um sie herum war und mit bleichen Augen auf das vor ihr liegende Bild starrte.
„Lass uns gehen“, flüsterte er. Seine Stimme war rau, sie klang viel älter als er eigentlich war. Rhaenys nickte schwach. Gleichzeitig setzten sie sich in Bewegung und flohen von diesem unheimlichen Ort – noch schneller, als sie vor dem Feuer geflohen waren.

Das war schon so lange her. Jetzt war er erwachsen, hatte seine Magie unter Kontrolle und war im Turm des Zirkels eingesperrt. Und wünschte sich, es wäre anders gekommen.
Mit einem letzten Blick über die Schulter aus dem Fenster erhob er sich und ging zu seinem Schreibtisch. Aber die Scheibe spiegelte nun nur noch den erleuchteten Innenraum wider.

Rhaego Alcaryen
25.11.2011, 16:46
Gemächer der Magier
Tag drei, 05:36

Vier Wörter. Vier entscheidende Wörter hinderten Rhaego daran, den Absatz zu verstehen.
Er saß an seinem Schreibtisch, vor ihm einige brennende Kerzen, die ihr flackerndes Licht auf einen Haufen Papiere warfen. In der Mitte lag ein rivainischer Text, daneben die begonnene Übersetzung.
Nur diese vier Wörter weigerten sich, ihren Sinn preiszugeben. Eines davon konnte Rhaego einklammern. Wenn man den Satzstruktur mit dem Antivanischen verglich, war dieses eine Wort eine Konjunktion, deren Bedeutung sich wahrscheinlich durch die anderen drei Wörter erschloss. Nur hatte er leider keinen Anhaltspunkt, was diese Wörter bedeuteten. Leise fluchend durchsuchte er die Stapel auf seinem Tisch nach irgendwelchen Hilfen, überflog andere Texte, ehe er sie achtlos wieder fallen ließ. Dummerweise gab es nicht viele Wörterbücher, die Rivainisch ins Fereldische übersetzten. In der großen Bibliothek im Zirkel gab es eines, aber um dahin zu kommen, müsste er an den Templern vorbei, die vor den Gemächern der Magier Wache standen. Und obwohl die Templer von ihm gewöhnt waren, dass er manchmal zu unmöglichen Zeiten in die Bibliothek wollte, war die Lage jetzt doch zu angespannt. Er hatte keine Lust auf dumme Diskussionen über die Notwendigkeit, jetzt ein rivainisches Wörterbuch zu holen, oder – wenn es ganz dumm lief – über seine eigenen „bösen, verräterischen und gotteslästerlichen Absichten“ zu reden, die ihm die Templer manchmal vorwarfen. Zugegebenermaßen war er nicht der einzige, der sich so etwas anhören musste. Die Templer griffen sich immer einen Magier, den sie kurzzeitig terrorisierten und einschüchterten. Sie glaubten wohl, damit eventuelle Aufstände präventiv verhindern zu können. Rhaego fand es einfach nur lästig. Nach den vierzehn Jahren, die er nun schon im Zirkel lebte, beeindruckte ihn das nicht mehr. Aber solche Übergriff wurden mit der Zeit auch seltener. Die Templer knöpften sich hauptsächlich die Neulinge vor, um ihnen zu demonstrieren, dass sie sich zu ihrem eigenen Wohl besser lieb und brav gegenüber den Templern verhielten. Nur zu gut erinnerte Rhaego sich an seine eigene Anfangszeit im Zirkel, unter der Knute der Templer.

Mit einem schweren, dumpfen Geräusch schlossen sich die Türen des Turms hinter ihm. Ein kalter Raum erwartete sie. Noch immer nicht wieder ganz bei Sinnen, hob Rhaego langsam den Kopf. In kleinen Gruppen standen Templer umher und redeten. Einige wenige standen auch alleine neben der großen Tür, die aus der kalten Halle führten. Bei dem Geräusch wandten sich sämtliche Blicke ihnen zu. Einer der Templer, ein großer Mann, aber nicht mehr der Jüngste, der Autorität wie eine zweite Haut trug, trat einen halben Schritt vor. Der große Templer aus der Gruppe, die ihn hierher gebracht hatte, eilte zu ihm und flüsterte etwas in sein Ohr. Der ältere Templer nickte kurz.
Auf dieses Zeichen hin wurde er vorgestoßen, mit solcher Wucht, dass er dem älteren direkt vor die Füße stolperte. Noch ehe er sich wieder gefasst hatte, waren ihm die Templer gefolgt und drückten ihn brutal auf die Knie.
Rhaego schloss einen Moment lang die Augen und stützte sich auf dem Boden ab. Doch schon bereute er den Moment der Schwäche und versuchte sich aufrecht zu halten. Scheinbar automatisch hatten die Templer einen Kreis um sie gebildet, als jeder ihn betrachten wollte. Er kam sich vor wie ein Tier, eine fremde Kuriosität, die begafft wurde.
Der ältere Templer nickte den neuangekommenen Ordensbrüdern ein Willkommen zu, dann fing er an zu reden.
„Ich bin der Kommandant dieses Magier Zirkels. Mein Name ist Gregoir. Als Neuankömmling solltest du wissen, dass es hier einige Regeln gibt. Halte dich an sie und du wirst hier ein angenehmes Leben verbringen.“
Rhaego spürte, wie Wut in ihm aufkochte. Er war hier, meilenweit von dem Ort entfernt, an dem er sein sollte. Sein Schatten hatte ihn verraten. Und nun kam dieser Mann, dieser TEMPLER, und behandelte ihn so herablassend, ohne sich für ihn zu interessieren. Nicht einmal nach seinem Namen hatte er gefragt. Mit seiner Wut stieg auch sein Gefühl für die Kraft, die in ihm ruhte. Sie war wieder da, hatte sich erneuert, nachdem der Führer des Templer-Trupps sie ihm entzogen hatte. Sie war da, sie brodelte in ihm, sie wollte aus ihm heraus. Einen Augenblick lang konzentrierte er sich und ließ sie dann frei.
Nichts geschah.
Einer der Templer, die um ihn herum standen, lachte. Langsam löste er sich aus dem Kreis und kam auf Rhaego zu. Mit schräg gehaltenem Kopf starrte er ihn an, als wäre er ein besonders interessantes Insekt. Schon jetzt wusste Rhaego, dass er diesen Mann hasste, aus tiefstem Herzen hasste.
„Na sieh mal einer an“, sagte der Templer. „Blondie ist wütend.“
Und mit einem erneuten Lachen ging er zur Tür, als sei die Vorstellung langweilig geworden. Aber in dem Moment, als er an Rhaego vorbeiging, trat er ihn mit voller Wucht in die Seite. Rhaego keuchte auf und krümmte sich vor Schmerz zusammen. Übelkeit kochte in ihm hoch.
Bevor er sich wieder fangen konnte, schlug die Tür schon mit einem leisen, dumpfen Geräusch hinter dem Templer zu.
„Wie gesagt“, fuhr Gregoir mit leicht gelangweilter Stimme fort, „es gibt hier einige Regeln. Die erste ist: Verwende niemals Magie gegen einen Templer. Versuch es gar nicht erst, es würde sowieso nicht funktionieren. Und die Konsequenz davon ist ganz und gar nicht angenehm. Zweitens: Du begegnest sowohl den Magiern, die höhergestellt sind als du, als auch sämtlichen Templern mit angemessenem Respekt. Ansonsten steht es ihnen frei, eine beliebige Strafe für dich festzusetzen. Drittens: Benimm dich einfach. Keine konspirativen Aktionen gegenüber den Templern, keine Fluchtversuche und so weiter. Den Rest kannst du dir ja sicher vorstellen. Hast du das verstanden?“
Rhaego starrt ihn nur wütend an. Der Kommandant seufzte gelangweilt, ehe er sich vorbeugte und ihm ganz nebenbei mit seinem Handrücken ins Gesicht schlug. Der gepanzerte Handschuh verstärkte die Wucht noch. Er schmeckte Blut.
Gelangweilt, als wäre das für ihn das Alltäglichste der Welt, wiederholte er die Frage: „Hast du das verstanden?“
Einen Moment funkelte Rhaego ihn noch an, dann beschloss er doch zu antworten.
„Ja“, sagte er.
„Ja, Sir oder Kommandant“, betonte Gregoir, ehe er fortfuhr: „Das freut mich. Dann bringt ihn jetzt auf sein neues Zimmer!“
Fast schon ehe er ausgeredet hatte, wandte er sich ab. Die zuhörenden Templer fanden sich rasch wieder in ihren Grüppchen zusammen, während zwei von ihnen Rhaego auf die Beine zogen und zur Tür begleiteten. Das Schauspiel war vorbei.

Nun, so viele Jahre später, hatte er sich an die Launen der Templer gewöhnt. Dennoch wusste er noch genau, wie er anfangs das Leben im Zirkel gehasst hatte. Er hasste es noch immer, obwohl er sich mittlerweile damit abgefunden hatte.
Lustlos starrte er auf das Papier. Die vier Wörter schienen ihn zu verhöhnen, lachten ihn aus. Fluchend machte der Magier seinem Ärger Luft. Dann schob er den Stuhl nach hinten, ging hinüber zum Bett und ließ sich hineinfallen. Später. Er würde später weiter machen. Als er die Decke über sich zog und sich zur Wand drehte, erloschen die Kerzen und das Kaminfeuer hinter ihm.

Rhaego Alcaryen
19.01.2012, 18:11
Turm der Magier
Seiteneingang der Bibliothek
08:13

Als Rhaego die Templer vor der Bibliothek sah, hätte er fast wieder umgedreht. Ausgerechnet Dylan stand davor Wache. Hätte Aaron nicht neben ihm gestanden, Rhaego wäre wirklich gegangen.
Er war schon einige Jahre im Zirkel gewesen, aber immer noch ein Schüler, als Dylan seine Ausbildung zum Templer beendete und zusammen mit einigen anderen Templer-Neulingen am Turm ankam. Schon damals hatte er gelernt, dass die neu aus dem Kloster kommenden die Schlimmsten waren. In ihrer Ausbildung wurden sie extrem fanatisiert und hatten nun die Möglichkeit, ihr neu erlerntes Wissen über ihre Überlegenheit gegenüber den Magiern auszuleben. Alle Turmbewohner hielten sich bei ihnen zurück – selbst die Verzauberer. Erst langsam gewöhnten sie sich an das Leben im Zirkel und wurden laxer.
Aber Dylan war anders. Er war den Magiern gegenüber nicht aggressiv, wie viele andere. Aber er hielt sich an jede Regel und verlangte das auch von anderen – selbst unwichtigste Vergehen wurden von ihm bestraft. Als Mentor zur ersten Zeit im Turm wurde ihm der damalige Hauptmann Aaron zur Seite gestellt. Alle Magier hofften, dass der erfahrene Templer, der recht lässig im Umgang mit seinen magiebegabten „Schützlingen“ war, den Neuling bremsen würde. Relativ schnell stieg der junge Templer auf. Schon nach drei Jahren bekam er das Kommando über eine Handvoll Templer. Von da an ging es weiter steil bergauf, bis er seit einigen Jahren seinen früheren Mentor Aaron eingeholt hatte. Momentan wartete die Magiergemeinschaft in Denerim voller böser Vorahnungen auf den Tod des momentanen Unterkommandanten. Schon lange kursierten Spekulationen über dessen Nachfolge – der momentane Favorit war Dylan.
Rhaego war allerdings schon schlecht gelaunt, weil er die vier Wörter nicht herausgefunden hatte. Er hatte keine Lust, erneut einfach so aufzugeben. Also packte er seine Papiere fester und ging geradeaus weiter auf die schmale, hohe Tür zu. Als er die Templer passierte, die davor standen, nickte er ihnen höflich kurz zu und ging weiter.
Ein Arm schoss vor und blockierte den Durchgang. Rhaego musste nicht einmal den Kopf drehen, um zu wissen, dass es Dylan war. Langsam wandte er sich um und sah den Templer ruhig an, das Gefühl ignorierend, das ihm warnend den Rücken hinab lief und ihm befahl, sofort zu verschwinden.
„Hast du nicht etwas vergessen, Rhaego?“, fragte der Templer.
Der blonde Magier glaubte schon zu wissen, worauf dieses Gespräch hinauslief. Nichtsdestotrotz senkte er seinen Blick, sah einmal an sich herab, musterte auch kurz seine Papiere. Dann wandte er sich wieder an Dylan. Wäre er nicht wegen seines Versagens bei der Übersetzung schon so gereizt gewesen und hätte Aaron nicht mit Wache gestanden sondern lediglich der jüngere Templer, das wusste er, er hätte niemals so geantwortet wie er es jetzt tat.
Unschuldig fragte er: „Tut mir leid. Ich wüsste nicht, was.“
Dylans Augen verengten sich minimal. In seine Stimme schlich sich ein Hauch von eisiger Kälte ein, der Rhaego sofort sagte, dass er zu weit gegangen war. Um einiges zu weit. Aber es war ihm egal. Seine Laune war nicht gut und mit jeder Sekunde dieses Gesprächs wurde sie noch schlechter.
„Deinen Respekt, Magier.“
Schon wieder diese herablassende Art! Rhaego verbiss sich gerade noch den naheliegendsten Kommentar, den er lediglich mit Suizid-Gedanken im Hinterkopf geäußert hätte. Noch während er eine Antwort überlegte, sprach der Templer weiter.
„Über dich hab ich schon längere Zeit nachgedacht, Magier. Ich wette, du gehörst zu denen, die am liebsten all das Große und Gute, das Andraste uns in ihrem Tod geschenkt hat, wieder rückgängig machen wollen. Ich wette, dass dir der Gedanke gefällt, dass wieder Magier uns alle knechten.“
All das Große und Gute. Das da wäre?, dachte Rhaego. Und welcher Magier würde nicht lieber herrschen, als in einen Turm gesperrt zu sein, ohne Kontakt zur Außenwelt?
Aber auch das sagte er nicht laut. Nicht einmal Gregoir, der für seine Sanftheit gegenüber Magiern bekannt war und wegen dem die Zustände des Zirkels in Ferelden überhaupt noch erträglich waren, hätte ihn nach einer solchen Aussage nicht bestraft. Aber er wollte nicht einfach so klein beigeben. Also setzte er einen unschuldig-entsetzten Blick auf und sagte, lediglich minimal übertrieben: „So etwas würde ich niemals denken. Jeder einzelne Bewohner des Turms weiß, was er der großen und gnädigen Andraste verdankt. Mein Leben wäre leer, wüsste ich nicht, dass sie an der Seite des Schöpfers sitzt.“
Einen Augenblick lang fühlte er sich besser nachdem er das gesagt hatte. Dann sah er den Ausdruck auf Dylans Gesicht und ihm wurde klar – auf einen Schlag, der ihn all seine schlechte Laune vergessen ließ und ihn ernüchterte – dass er jetzt eine Grenze überschritten hatte, die nicht überschritten werden durfte, zumindest nicht von ihm in dieser Position.
Er wusste nicht, was ohne Aaron geschehen wäre. Eigentlich wollte er es auch nicht wissen. Der ältere Templer streckte rasch den Arm aus und fing Dylan ab, als der unwillkürlich einen Schritt nach vorne trat. Obwohl beide eine so unterschiedliche Auffassung hatten, war Aaron einer der wenigen, die Dylan beeinflussen konnten. Und auch anders herum hatte Dylan extremen Einfluss auf Aaron, da die beiden so eng zusammengearbeitet hatten, als Dylan ein Neuling war. Sie waren keine Freunde – Gerüchten zufolge konnten sie sich nicht einmal besonders gut leiden – aber sie achteten sich gegenseitig.
Aaron flüsterte dem jüngeren Templer etwas ins Ohr. Und obwohl der beinahe mörderische Ausdruck nicht aus Dylans Augen verschwand, hielt er sich zurück und schwieg.
Und Aaron, der normalerweise ein recht umgänglicher Typ war, sagte in einem beinahe freundlichen Tonfall: „Wir wissen alle deine Frömmigkeit zu schätzen, Blondie. Daher freust du dich sicher auf die Möglichkeit den treuen Dienern Andrastes zu helfen. Ab morgen wirst du freundlicherweise den Besänftigten bei ihrer Arbeit in den Lagerhallen helfen. Jetzt wollen wir dich nicht mehr von deiner wichtigen Arbeit abhalten.“
Er wandte sich ab und begann ein leises Gespräch mit Dylan, ohne Rhaego länger zu beachten. Der blonde Magier setzte seinen Weg in die Bibliothek fort, hochaufgerichtet, während ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken lief.
Es hatte einen bestimmten Grund, dass die Besänftigten im Zirkel blieben, obwohl sie für jegliche Art von Arbeit perfekt geeignet waren. Die Templer bestanden auf ihre Anwesenheit, angeblich, weil sie sich so gut im Zirkelleben auskannten. Aber jeder Magier wusste, dass dieser Grund nur vorgeschoben war, spürte die Wahrheit in dem kalten Schauer, der ihn immer überlief, wenn er einen Besänftigten ansah. Das könntet ihr sein. Die bloße Anwesenheit der Besänftigten war eine ständige Warnung an die restlichen Magier. Treibt es nicht zu weit, sonst geschieht euch dasselbe. Wenn ein Magier gegen eine Regel verstieß, ließ ihn das erstmal zu „Freiwild“ für die Templer werden, an dem sie ihr Mütchen kühlen konnten. Aber sobald sie die Lust dazu verloren oder glaubten, der Magier sei immer noch ein Unruhestifter, wurde er einfach zur Arbeit mit den Besänftigten geschickt. Diese fast willenlosen Menschen – falls man sie noch so nennen konnte – jagten jedem Magier genug Angst ein, um ihn für die nächsten Wochen zu einem ehrfürchtigen Diener der Templer zu machen. Die Oberverzauberer meinten zwar, dass sei Unsinn und die Besänftigten seinen lediglich gute Helfer, aber auch sie wurden nervös, wenn einige der „Seelenlosen“, wie sie manchmal genannt wurden, den Raum betrat. Es kursierte ein Gerücht unter den Magiern, dass vor ein paar Jahrzehnten ein Oberverzauberer einen Auifstand gegen die Templer geplant hatte. Der damalige Kommandant hatte ihn in sein Arbeitszimmer zitiert und während dem Gespräch von mehreren Besänftigten Sachen in das Zimmer tragen lassen. Sämtliche Pläne für den Aufstand wurden danach vernichtet und waren niemals ausgeführt worden.
Und nun sollte Rhaego seine Frechheit also durch die Erinnerung an die Besänftigung ausgetrieben werden. Obwohl er den Einschüchterungsversuch erkannte, verfluchte er dennoch jede Sekunde, die er mit den Besänftigten würde arbeiten müssen. Er war schon einmal dazu verdonnert worden, aber damals war er wesentlich weiter gegangen, bevor ein Templer ihn in das Lager geschickt hatte. Es lag wohl an der momentanen Anspannung, das Aaron schon so früh zu dieser Amßnahme gegriffen hatte.
Im Stillen vor sich hinfluchend, warf er seine Sachen auf einen der Tische in der Bibliothek und machte sich dann auf die Suche nach einem rivainischen Wörterbuch. Wenigstens einen kleinen Erfolg brauchte er jetzt, ehe er dann morgen zu diesen verdammten Besänftigten gehen musste.

Leirâ Ven
26.01.2012, 13:26
Turm des Zirkels, am Kai der Fähre

Die Sonne hatte ihren Zenit gerade überschritten, als ein Gebäude der Rosenohren in Sicht kam: eine einzelne Hütte, die sich in den Schatten einiger weiterer alter Ruinen kauerte. Die kleine Gruppe reiste über ein gigantisches Steingebilde welches sich, ähnlich einer Brücke, schnurgerade durch die Landschaft zog und das Alrik Leirâ als 'kaiserlicher Hochweg' beschrieben hatte. Die Dalish hatte nicht schlecht gestaunt, dass diese Landesbrücke alle wichtigen Orte der Shemlen miteinander verband. Wann genau er gebaut worden war wusste zwar der Mensch selbst nicht, aber das schmälerte nicht die Bewunderung der Elfe: Dadurch, dass dieses Ding so hoch gebaut worden war schnitt es nicht einmal in die Jagdreviere der Tiere oder der Dalish. Beeindruckend.
"Aber dieses Bauwerk muss schon sehr alt sein.", die Dalish deutete nach vorn, in knapp zweihundert Schritt klaffte eine breite Lücke in dem Weg, der dort zu einer richtigen Brücke avancierte und über den Calenhad-See bis hin zum Turm des Zirkels führte. Alrik kratzte sich am Kopf.
"Verdammt, wie sollen wir denn jetzt zum Zirkel der Magi kommen?" Juliette beschränkte sich auf einen Blick. Der Kriegerin schien es wirklich nicht gut zu gehen, was Leirâ jedoch mit einem Schulterzucken quittierte.
Sie hätte halt weniger Wein trinken sollen. Ja, auch das Volk kannte Wein und Bier und auch beim Volk wurde schon mal ausladend gefeiert. Aber niemals auf Reisen, das war gefährlich.
Leirâ drehte zögerlich den Kopf. Eigentlich wollte sie nicht wieder in ein so großes Fettnäppchen treten wie am Tag zuvor, als das Gespräch auf das Lesen von Schriftrollen gekommen war, aber ihre Neugier überwog:
"Was soll dieser 'Zirkel der Magi' eigentlich sein? Sitzen dort die klügsten Köpfe der Shemlen?" Alrik stutzte doch gerade als Leirâ sich darauf eingestellt hatte, dass er sie wieder auslachen würde fragte er zurück: "Das hast du zuvor schon erwähnt: Was bedeutet Shem-len?" Sie verzichteten auf das umständliche 'ihr' und 'euer' seit Alrik bemerkt hatte, dass die Dalish jeden mit 'Du' ansprach. Leirâ kicherte.
"Na du bist ein Shemlen. Genau wie sie.", sie deutete auf Juliette.
"Während ich Dalish bin. Ihr seid nun mal nicht vom Volk." Der Bursche kratzte sich nur am Gesichtshaar, Leirâ hatte das Wort 'Bart' aufgeschnappt, und erklärte dann:
"Im Zirkel der Magi unterrichtet die Kirche die Magier, wie sie ihre Kräfte kontrollieren können und außerdem behütet sie sie, damit sie nicht von Dämonen besessen werden. Diese armen Leute müssen vom Erbauer verflucht worden sein..." Leirâ zog eine Augenbraue empor.
"Eure Götter verfluchen die Magie? Jeder Klan des Volkes wird von einem Hüter und dessen Ersten angeführt, die die alten Gaben wiedererlangt haben. Denn einst konnten unsere Ahnen Kraft ihrer Gedanken die Welt formen, heute ist diese Gabe nur noch sehr selten..." Alriks Augen drohten, ihm aus dem Kopf zu fallen.
"Und ihr habt keine Kirche, die über sie wacht?"
"Sie sind alt genug und wurden alle von einem anderen Hüter unterrichtet, die können auf sich selbst aufpassen."
"Ja, aber..."
"Alrik! Ich bitte dich nur einmal, nicht schlecht über die Anführer des Volkes zu reden!", ihr Ton war scharf und machte klar, dass es keine Bitte war, aus ihren Augen funkelte Angriffslust, die ihr Gegenüber dann auch verstummen lies. Alrik schaute betreten zur Seite und meinte: "Dort kann man den Hochweg verlassen. Kommt."

Eine schmale, abgenutzte Treppe führte hinab auf eine Anhöhe, an deren Fuße ein Steg lag. Auf ebendiesem stand ein Mann, gehüllt in eine schwere Eisenrüstung, hinter ihm ein Bootähnliches Gebilde, welches mit einer langen Kette verbunden war, die bis zu dem Turm dieses Zirkels führte, wo diese junge Gottheit der Menschen alle, die über die Gabe des alten Volkes verfügten weggesperrt hatte. Leirâ schnaubte bei dem Gedanken, wie die Rosenohren ihresgleichen behandelten. Mittlerweile wunderte es sie nicht mehr, wie die Elfen behandelt wurden, auch wenn sie es immer noch nicht einfach so akzeptieren konnte.
"Na, mit der Fähre kommen wir doch zum Turm.", meinte Alrik frohen Mutes, dann senkte er die Stimme: "Überlasst aber besser mir das Reden, wer weiß wie die Templer auf eine Dalish reagieren." Die Angesprochene nickte, einen grimmigen Ausdruck im Gesicht und blieb kurz vor dem Pier stehen. Es wurde bald klar, dass der 'Templer' wie Alrik ihn genannt hatte sie NICHT zum Turm lassen würde, da der Verdacht bestünde dass irgendwas... Und außerdem dürfte man nur mit Erlaubnis der Sowieso und Blablabla. Alrik kam mit niedergeschlagenem Gesicht zurück.
"Mist."
Leirâ zuckte mit den Schultern.
"Warum sollte er uns auch hineinlassen, wo Magie doch sooo gefährlich ist? Ich meine, schließlich werden die Leute ja auch nicht darin ausgebildet, darauf hingewiesen wie gefährlich sie ist, sind sich der Gefahr nicht bewusst..." Und dafür kassierte sie einen Kommentar von Juliette...

Juliette de Ludin
27.01.2012, 19:58
-> Das Bannorn (http://www.globalgameport.com/showthread.php?42848-Bannorn)
Der Turm des Zirkels
Tag 3 - Mittags

Die müde Duellantin fühlte sich Elends. Übelkeit, Kopfschmerzen und Müdigkeit quälten sie, ließ sie sich meistens geistig abwesend hinter ihren Begleitern her schleppen. Anfangs schienen sich die Auswirkungen des gestrigen Abends in Grenzen zu halten aber mit der Zeit wurden sie dann doch schlimmer, bis die Duellantin sich fragte was das eigentlich für ein Wein gewesen war, der einen so schlimmen Kater verursachte. Hatte sie in ihrem Rausch in Lothering etwa irgendwie zwergischen Alkohol in die Finger bekommen? Juliette hatte zwar noch nie solchen getrunken aber wenn sie einmal welchen trinken würde, stellte sie sich die Nebenwirkungen genau so vor. Nach solch einem ausgiebigen Alkoholgenus, verdammte man sich immer selbst genauso wie den Alkohol und schwor sich so oft selbigen nie wieder auch nur anzufassen, aber bei Juliette war das schon so oft geschehen. Sie hatte bereits vor Ewigkeiten aufgehört zu zählen und sich selbst irgendwas zu schwören, sie schaffte es ohnehin nie.

Mürrisch und auch mit einem Hauch von Trübsinn richtete die Duellantin ihren Blick auf den Horizont. Die dunklen Umrisse des Turms des Zirkels der Magi ragten wie ein bedrohlicher Schatten hoch in den Himmel und war Grund genug Juliette den Mund vor Unbehagen zu verziehen. Hier waren sie also vor der Welt eingesperrt worden, all diese verfluchten Sünder, die sich Magier nannten, die der Welt allein durch ihre Existenz so viel Ärger bereiteten. Auch wenn sie diesen Ort nie hätte sehen wollen war sie beeindruckt. Eigentlich reichte allein die Erwähnung eines magischen Aspektes an einer Sache, was sie auch sei, um sie in den Augen der Adligen als verwerflich, unrein und abstoßend zu empfinden. Dennoch war sie kurzzeitig erstaunt über die bloße Größe dieses Bauwerkes welches vom Reich von Tevinter vor etlichen Jahrhunderten erbaut wurde. Soweit sie wusste hatte man den Turm nur durch den Einsatz von Magie erbauen können und die Tatsache dass er nun eben Magiern als Gefängnis diente hatte einen kräftigen Hauch von Ironie an sich. Der Erbauer hatte wohl einen grausamen Humor. Es war vermutlich ein trauriges Schicksal als Magiebefähigter sein ganzes Leben dort verbringen zu müssen ohne dieses uralte Gemäuer jemals wieder verlassen zu dürfen und fast hätte der Gedanke an die Eingesperrten, Mitleid in der Orlaisianerin aufwallen lassen aber sogleich setzte sich ihre anerzogene Denkweise durch. Es war besser so. Für die Magier sowohl für den Rest der Welt, wenn sie unter Aufsicht frommer Diener der Kirche standen. Schließlich war nicht zu vergessen dass jeder Magier eine unsägliche Gefahr darstellte die jederzeit ausbrechen könnte. Es waren also nicht die Magier die zu bemitleiden waren. Fast schon zeitgleich mit dem aufkommenden Mitgefühl schienen sich Juliettes peinigenden Kopfschmerzen, die sie schon den ganzen Tag plagten, zu verstärken, wie als ob es an diesem Ort lag und fast schon glaubte die Söldnerin das auch.

Abgelenkt von dem unbehaglichen Anblick, der sich ihnen bot, und natürlich dank ihres Katers und Übelkeit, achtete Juliette nicht wirklich auf das Gespräch, welches Alrik und Leirâ führten bis die Worte „Eure Götter verfluchen die Magie?“ aus den Mund der Elfe drangen. Juliette wurde aufmerksam und lauschte dem restlichen Gerede und war mehr als nur entsetzt wie achtlos die Dalish laut Leirâ mit Magie umgingen. Es gab bei ihrem Volk doch tatsächlich niemanden der auf diese Aussätzigen achtete, sie ihm Zaun hielten, was Juliette mehr als nur verantwortungslos und vor allem gefährlich fand. Alrik sah es wohl vernünftigerweise ähnlich aber bevor er oder Juliette nachfragen konnten, wie, beim Erbauer nochmal, man diese Wölfe im Schafspelz bei den Dalish einfach so bestehen lassen konnte, beendete Leirâ das Gespräch kühl. Man solle die Führung ihres Volkes nicht anzweifeln, meinte sie.
Fassungslos wendete Juliette den Blick ab und schüttelte den Kopf über diese närrische Torheit. Sie konnte es kaum glauben was die Elfe da sagte und damit auch noch mit sich selbst völlig im Reinen war. Während sie den kaiserlichen Hochweg, über eine baufällige Treppe verließen, kam die Orlaisianerin zu dem Schluss das Leirâ sich einfach nicht im Klaren darüber war was Magie anrichten konnte. Bestes und schlimmstes Beispiel war die dunkle Brut. Ohne den Hochmut der Magier wäre sie nie entstanden und unzählige Verderbnise wären der Welt erspart geblieben. Juliette ertappte sich dabei, die Dalish im Stillen allesamt, abwertend einfach nur als unwissende Wilde zu bezeichnen und eigentlich hatte sie, in Anbetracht des Gesagten, gar nicht so Unrecht.

Im Geiste nahm sie sich vor Leirâ, deren Ansehen bei Juliette nun deutlich gelitten hatte, mehr im Auge zu behalten. Den ganzen Vormittag schon hatten die Söldnerin und der Bursche sich gelegentlich leise ausgetauscht ob Leirâ überhaupt noch zu trauen sei. Möglicherweise war sie ja bei ihrem eigenen Volk als irgendetwas verschrien das so schlimm war das sie ins Exil musste. War sie vielleicht eine Mörderin oder gar etwas Schlimmeres? Aber was konnte schlimm genug sein um selbst diese unzivilisierten Ungläubigen so zu erschüttern, das sie eine der ihren verstießen? Weder Alrik noch Juliette wussten es und auch wenn der Fereldaner ihr nun wieder zu trauen schien, blieb die Orlaisianerin wachsam.
Kurz darauf ging Alrik zu der, in eine prunkvolle Rüstung gehüllten Gestalt, die den Pier und das Boot mit welchen sie über den See setzen könnten bewachte und ließ die Elfe etwas abseits stehen. Doch gleich darauf verwehrte ihnen der Wache Stehende den Zugang zum Turm. Einerseits war Juliette natürlich enttäuscht und verärgert über die abweisenden Worte des Templers aber irgendwie fiel ein Teil ihres Unbehagens von ihr ab. Gar nicht mal so tief in ihr drin wollte sie nicht wirklich in den Turm, egal wie gewinnbringend es auch hätte sein können, zu stark war ihre Abneigung gegenüber jeglicher Magie. Auch wenn die Adlige bis jetzt noch nie einen leibhaftigen Magier getroffen oder irgendetwas Magisches jemals gesehen hatte. Das konnte ihrer Meinung nach gerne so bleiben.

„Mist.“, sprach es Alrik niedergeschlagen und durchaus treffend aus.
Während Juliette ratlos die Arme vor der Brust verschränkte zuckte Leirâ mit den Schultern.
"Warum sollte er uns auch hineinlassen, wo Magie doch sooo gefährlich ist? Ich meine, schließlich werden die Leute ja auch nicht darin ausgebildet, darauf hingewiesen wie gefährlich sie ist, sind sich der Gefahr nicht bewusst..."
Auf einmal schienen sie Nachwirkungen des Alkohols für Juliette nur noch in der Ferne existieren, wie als ob sie ängstlich der wachsenden Wut Platz machten, die in Juliette aufkeimte. Was fiel dem Klingenohr eigentlich ein über Dinge zu sprechen über die sie keine Ahnung hatte? Dass bei ihrem Volk Magie lockerer gehandhabt wurde gefiel Juliette zwar nicht im Geringsten aber solange es so weit entfernt war könnte sie damit noch leben. Hier in der Zivilisation hingegen wurde das aber strenger behandelt und das mit guten Grund. Nur zu gerne hätte sie Leirâ für diese frevelhaften Worte eine schallende Ohrfeige verpasst doch sie hielt gerade noch an sich und beschränkte sich auf einen vor Zorn geprägten Gesichtsausdruck.
„Also bitte, Mademoiselle!“, zischte sie mahnend und ging unweigerlich einen Schritt näher auf die Dalish zu. „I´r `abt doch offensischtlisch keine Ahnung davon was Magie alles anrischtet!“
„Ruhig Blut!“, sprach Alrik beruhigend und stellte sich mit zu je einer der Frauen erhobenen Handfläche zwischen sie. „Ruhig Blut.“
Doch Juliette konnte und wollte sich nicht bremsen lassen, jedenfalls nicht völlig. Die Orlaisianerin nahm dieses Thema, in Anbetracht ihrer anerzogenen Ansichten, fast schon persönlich und das Gerede der Elfe grenzte ihrer Meinung bereits an schändliche Blasphemie. Wäre Alrik nicht gewesen, hätte sie wohl durchaus handgreiflich werden können, aber durch seine Gegenwart hielt sie ihre Empörung in Grenzen, auch wenn man sie ihr deutlich ansah.
Etwas ruhiger aber sehr kühl, mindestens genauso bedrohlich wie die Elfe vorher selbst, sprach Juliette, während sie ihren rechten Zeigefinger tadelnd und zackig in Richtung der anderen Frau schwang: „I`r wollt nischt das wir uns über eure Tradisionen lustig machen also tut es nischt bei den unseren!“

Turm des Zirkels, am Kai der Fähre

Leirâ Ven
27.01.2012, 23:45
Als Alrik zwischen sie trat, löste Leirâ den Griff um ihr Dar'Misu, welches sie unbewusst umschlossen hatte. Juliettes Haltung verriet Angriffslust und die Jägerin wollte keinesfalls unvorbereitet sein, sofern sie sich mit der Kriegerin hätte messen müssen. Sie war sich sicher, jeden Vorteil brauchen zu können.
"Wir halten unseresgleichen nicht eingekerkert!", zischte sie halblaut zurück, doch ehe das ausarten konnte nahm Alrik sie bei der Hand und meinte:
"Beim Erbauer, ruhig Blut. Du gehst nun hier rüber, Leirâ, und ihr, Lady Juliette,", er machte einen ehrlich gemeinten Knicks, "geht einmal hier rüber, ja? zumindest, bis sich alle wieder beruhigt haben."
Leirâ schnaubte und atmete dann einmal tief durch, fortan beschränkte sich ihre Kommunikation mit Juliette auf düstere Blicke, als Alrik die beiden wieder näher winkte und von dem seltsam dreinblickenden Templer fortführte, hinüber zu dem Haus, neben dem einige Stallungen standen, in deren Schatten sie sich hockten.
"Verdammt, wie sollen wir denn nun zum Turm kommen?", murmelte Alrik vor sich hin.
"Wir könnten Schwimmen,", meinte Leirâ sarkastisch. Ja, mit Schwert schwimmen, stelle ich mir sehr lustig vor. Doch Alrik schüttelte aus anderem Grund den Kopf:
"Ich kann nicht schwimmen." Dass er ihren Vorschlag für voll genommen hatte, verlangte der Dalish ein Augenrollen ab.

"Ja, es ist eine Schande.", mischte sich ein fülligerer Mann an, der neben ihnen an dem Stalltor lehnte. Leirâ konnte seine Fahne auf fast drei Schritt Entfernung deutlich riechen.
"Erst heu' morgen noch,", es fiel ihr unglaublich schwer, den Mann zu verstehen: Er lallte wie ein besoffener Knabenchor.
"Früher, das' heißt erscht Gesn'n Abnd noch, da hap isch jechen, der überge'tzt werden wollte und n' Wisch von de Kürsche hatte, übergesetzt. Jahwoll, mein Herr. Und die Damen." Er musterte die Dalish mit seinen Schielaugen.
"Huch, ih müss'tn ja n' hohes Tier sein, wenn ihr mit nem klingenohrigen G'folge reist. Und gleich mit drei Drillingen d'von" er lies einen lauten Rülpser hören. Und Leirâ erhob sich –wo mit sie dem Kerl immerhin bis knapp über die Brustwarzen reichte- und fuhr ihn an:
"Ich gehöre nicht zu euren Sklaven, ich bin vom Volk und jetzt belästige gefälligst jemand anderen, du stinkendes, Ekel erregendes..."
"Entschuldigt, Herr!", schritt Alrik schnell ein und nahm die Dalish ein weiteres Mal bei Seite.
"Meine Güte Leirâ, könntet ihr euch nicht mir zu liebe mal ein bisschen zurücknehmen?" Aus ihrem Blick sprach pure Verständnislosigkeit in ihrer reinsten Form.
"Ich bin eine Dalish und Stolz darauf. Wenn du damit ein Problem hast, dann sag es. Hier und jetzt!"
"Ich habe kein Problem damit, aber..."
"Aha! 'Aber'?", sie starrte ihm mit bösem Blick in die Augen. Und sie hatte gedacht, er wäre anders...
Er schaute nur verlegen zur Seite.
"Also... das ist es nicht. Es ist nur, dass..."
"Nun spuck’s schon aus!" Doch ehe der arme, unschuldige Alrik etwas antworten konnte, mischte der BEsoffene sich wieder ein:
"Alscho, ihr hapt ja euer Elfending nüscht wirklisch unter Kontrolle, mein Härr." Seine Augen wanderten Leirâs Körper hinauf und hinab.
"Is' ja ganz hübsch, wenn diese scheußliche Striche im Gesicht nücht wären..."
In Leirâs stark angespanntem Nervensystem riss in jenem Moment etwas und auch wenn sie sonst nicht zu überstürzten Handlungen neigte, das war zuviel.
"Ma nuvenin, Shemlen!", was eigentlich beim Volk als höfliches Annehmen einer Bitte galt, war hier etwa im Sinne von 'du hast es so gewollt' zu verstehen, was dadurch unterstrichen wurde, dass die kleine Elfe dem Mann die Faust ins Gemächt rammte, seinen Arm Griff und ihn in einer schnellen, gleichmäßigen Bewegung über die Hüfte hebelte und dessen Kopf darauf eine unsanfte Begegnung mit dem Erdreich hatte. Mit diesem plötzlichen Angriff überrumpelte sie nicht nur den Säufer, sondern auch Alrik, Juliette und den Templer, der auch prompt angestürmt kam.
"Was in Andrastes Namen geht hier vor?", er stutzte, "Ist das etwa eine Dalish?"
"Ja, das ist sie, aber seien wir mal ehrlich, mein Herr Templer,", eines musste man Alrik lassen: Er schaltete schnell wenn es vonnöten war und brachte sein Charisma gekonnt zum Einsatz. Seine Unschuldsmiene war so gut, dass Leirâ sich beinahe schlecht fühlte. Beinah.
"Aber immerhin hatte dieser Suffkopp ihr auch an die...", er hielt sich beide Hände vor die Brust,", gefasst und da hat sie eben etwas überreagiert. Aber wer hätte das nicht?" Der Templer kratzte sich über sein Kinn. Leirâ fiel auf, dass der 'Bart' dieses Mannes offensichtlich noch im Wachstum war.
"Wer seid ihr überhaupt? Und seid doch so gut, und schafft diesen Säufer wenigstens in den Stall."
"Natürlich Sire, sofort Sire. Und wer wir sind, ich bin Alrik Riverside, oder vom Fluss, ganz wie ihr es lieber mögt, und dies ist..."
"Leirâ Ven, vom Klan der Klingen des langen Weges. Alrik hier ist ein Abgesannter einer eurer Banns", sie hoffte das Wort, welches Alrik ihr gestern beigebracht hatte, richtig ausgesprochen hatte, "der mir eure Gebräuche zeigen soll. Ich wurde als Botschafterin des Volkes auserkoren, auf dass zwischen meinem Klan und diesem Bann frieden herrsche."
Fassungslose Stille machte sich schlagartig breit. Sie hatte alle überrumpelt, sich selbst gar. Sie konnte kaum glauben, wie rasch ihr dieses Märchen eingefallen war, auch wenn sie hoffte sie nicht durch irgendeine falsche Wortwahl in noch größere Schwierigkeiten gebracht zu haben... Alrik schaute sie nur groß an und der Templer kratzte sich weiterhin am Kinn. macht der auch mal den Mund auf? Die Stille wurde ihr allmählich unerträglich.
"Ähem... Genau. Und da die... Hüter?", Leirâ nickte ihm, wie sie hoffte, unauffällig, zu.
"Hüter der Dalish... ehrenwerten Dalish ebenfalls über Magie verfügen war es ein dringendes Anliegen, der ehrenwerten Botschafterin Leirâ Ven zu zeigen, wie wir..."
"Magier?", der Templer hatte die Hand bereits am Griff seines Schwertes, Leirâ hob beschwichtigend die Hände.
"Unsere Hüter, nicht unsere Botschafter."
Der Shemlen kniff die Augen zusammen und beäugte sie auf seltsame Art und Weise, aus diesen flachstirnigen, schweinsäugigen Menschen wurde doch kein Elf schlau!
"Wie ist der Name dieses Banns?"
Alrik und Leirâ schauten sich kurz ratlos an, dann sagte Alrik:
"Bann Fasado von... Baumgreif?" Und wieder kratzte der Templer sich am Kinn.
"Von einem Bann Baumgreif habe ich noch nie gehört?"
"Das gibt es auch erst seit kurzem! Ja, genau. Wisst ihr, im Bannorn gibt es doch Ränkespiel in Hülle und Fülle, und erst neulich haben sich zwei der Banns beinahe ausgelöscht, sodass deren Söhne und Neffen, also der Sohn des einen und der Neffe des anderen nun neue Banns geworden sind, die aber ihre Guts. Gute? Wie auch immer, von Verwandten ganz woanders geerbt haben und...", ihr Gesprächspartner hob die Hand.
"Genug, genug. Mehr will ich über die Politik der Banns gar nicht wissen. Aber ich habe strikte Order, niemanden ohne Anordnung der Kirche über zu setzen und außerdem..."
Leirâ biss sich auf die Unterlippe, es würde nicht funktionieren. Aber sie mussten in den Turm und sie wollte unbedingt erfahren, was es mit dieser Schriftrolle auf sich hatte. Was hätte sie auch sonst tun sollen, war das doch das einzige Ziel das ihr im Leben geblieben war? Da hatte Alrik plötzlich einen Geistesblitz.
"Hier, auf diesem Pergament steht alles!" Und er präsentierte die angebliche Schatzkarte. Der Templer beugte sich tief darüber.
"Ich seh’ da kein Siegel drauf, und..."

So schnell, wie Leirâs Dolchknauf den Nacken des Mannes küsste konnte kein Vogel schreien, noch weniger der Mann, der mit einem kurzen aufstöhnen zusammensackte. Alrik und Juliette starrten die Elfe entsetzt an. Die starrte gleichgültig zurück.
"Was?“

Rhaego Alcaryen
31.01.2012, 18:54
Turm der Magier
Bibliothek
Mittags

Langsam ließ Rhaego die einzelnen Seiten an seinem Daumen vorbeilaufen, dann schlug er mit einem dumpfen Knall den Buchdeckel zu. Vor ihm lagen drei Seiten, mit seiner feinen, regelmäßigen Handschrift eng beschrieben, direkt daneben das große Lexikon, in dem neben dem vollständigen Vokabular auch rivainische Grammatik gesammelt war. Er hatte es nur sehr selten gebraucht, nachdem er die vier Wörter nachgeschlagen hatte. Was das erste betraf, hatte er Recht gehabt; es handelte sich um eine unterordnende Konjunktion, die meist eine causale Bedeutung hatte, in einigen Fällen – wie in diesem – allerdings konsekutiv benutzt wurde.
Langsam stand er auf, streckte seinen Rücken, der vom langen Sitzen schon schmerzte und räumte dann das schwere Wörterbuch wieder auf seinen Platz im Regal.
Auf dem Weg zurück zu dem Tisch kam er an einem der hohen Bibliotheksfenster vorbei. Er lehnte sich einen Moment gegen das Fensterbrett und rieb sich kurz über die Augen. Er genoss das helle Licht, einer der Gründe, warum er sich so gerne in der Bibliothek aufhielt. An keinem anderen Ort im Turm waren die Fenster so breit, nirgends kam so viel Licht auf die düsteren Mauern aus Stein.
Eine Bewegung weit, weit unter ihm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine kleine Gruppe von Reisenden betrat Port Calenhad. Sie unterhielten sich kurz mit dem Templer, ehe sie sich abwandten und anscheinend ihr weiteres Vorgehen berieten. Rhaego glaubte nicht, dass sie zum Zirkel wollten – und selbst wenn, würden sie es nicht schaffen. Es war lange her, seit zum letzten Mal Besucher in den Turm gekommen waren, schon fast einige Jahre. Dennoch erfüllte ihn der Anblick mit einem Gefühl von – er konnte es nicht beschreiben. Neid? Er wünschte, er selbst könnte auf der anderen Seite stehen und sich einfach abwenden und gehen, wenn er das wollte.
Aber das war hoffnungslos. Es gab keinen Grund, warum die Templer ihn gehen lassen sollten. Wer einmal im Turm war, verließ ihn erst wieder zu seinem Begräbnis, lautete ein altes Sprichwort unter den Magiern. Alle Gedanken daran waren verschwendete Zeit. Entschlossen wandte er sich ab und griff nach seinen Sachen auf dem Tisch. Zuerst würde er sie in sein Zimmer bringen, dann würde er sich irgendeine harmlose, nicht anstrengende Beschäftigung suchen. Das war das Gute am Zirkel. Man hatte so viel Freizeit, wie man haben wollte. Vielleicht würde er in eine der fortgeschrittenen Novizen-Klassen gehen. Die Lehrer freuten sich über ein wenig Unterstützung und die jungen Frauen, die noch voller Optimismus auf ihre Läuterung warteten, sprachen gerne mit einem erfahreneren Magier. Vor allem, wenn der noch nicht so alt war, wie es die meisten waren.
Rhaego erfreute sich einer gewissen Eleganz, ein ihm ganz eigener Stil, der sich gebildet hatte, als er seine Haare aus Protest gegen die Templer nicht mehr geschnitten hatte. Und eine der Schülerinnen schien das zu gefallen, eine schwarzhaarige Schönheit.
Mal sehen, dachte er. Vielleicht würde er sie heute besuchen – vielleicht aber auch nicht. Er hatte ja noch genug Zeit. Ein ganzes Leben im Zirkel lag noch vor ihm.

Juliette de Ludin
01.02.2012, 21:34
Nur zu gerne wäre Juliette einen weiteren Schritt näher gekommen, um ihre offensichtliche, körperliche Überlegenheit gegenüber der schmalen Elfe zu untermauern. Nur zu gerne hätte sie eine Ohrfeige, wie früher, elegant aber wirkungsvoll mit dem Handrücken verpasst. Und nur zu gerne hätte sie Leirâ, die ebenfalls gereizt zurückblickte, mit schneidender Kälte in der Stimme, zu Recht gewiesen als unwissende Wilde über Dinge die sie nicht verstand ihre Zunge zu hüten. Doch Alrik hielt die beiden Frauen, die beiden bewaffneten Frauen, die beide ziemlich schlechte Laune hatten, die wohl beide kamperprobt und mit dem Umgang ihrer Waffen mehr als vertraut waren, davon ab sich gegenseitig an die Kehle zu gehen, was sicherlich nicht mehr allzu lange gedauert hätte. Beachtlich für jemanden der wohl jünger und weniger gefährlich wirkte als seine beiden Begleiterinnen.
Zornig blies Juliette eine herabhängende Strähne, die sich rebellisch aus ihrem Haarband befreit hatte, aus ihrem vor kalter Wut verzogenem Gesicht derweil sie sowohl dem Burschen und der Dalish den Rücken zuwandte und ein, zwei zackige Schritte ging. Und auch wenn die meisten ihrer Gedanken darum kreisten, wie es wohl aussehen und sich anfühlen würde eine vorlaute Dalish zu erwürgen war sie auch zum Teil erstaunt darüber wie Alrik die drohende Konfrontation abwenden konnte. Es war zwar eigentlich brüskierend von einem gesellschaftlich weit unter einem Stehenden Befehle zu bekommen aber bis die Adlige zu diesem Schluss gekommen war, das sie eigentlich hätte empört sein können, hatte sie getan was er gesagt hatte. Erneut eine beachtliche Leistung. Dadurch dass die Duellantin früher die Befehle selbst gab anstatt sie zu erhalten, ließ sie sich eigentlich von so gut wie niemanden etwas sagen. Einzig und allein für Personen die ihr übergeordnet waren oder wenn es Juliettes Erziehung von ihr verlangte ging sie solchen Anweisungen nach. Selbstverständlich auch wenn sie keine andere Wahl hatte und die hatte sie als bettelarme Söldnerin selten aber das traf hier alles nicht zu. Der Bursche hatte es allein durch sein richtiges Auftreten geschafft. Wie gesagt: Beachtlich aber das hieß nicht das Juliette das gefiel.

Jedoch riss sie sich am Riemen und ließ ihre Wut so langsam abklingen. Nachdem sich die Gemüter wieder gekühlt hatten, zumindest so sehr das man nicht gleich aufeinander losging, und finstere Blicke zwischen der Dalish und der Orlaisianerin ausgetauscht wurden setze sich die kleine Gruppe in den Schatten des Gasthauses um über ihre weitere Vorgehensweise zu diskutieren. Juliette hielt sich hierbei bewusst raus. Sie hatte nicht die geringste Lust auch nur noch ein Sterbenswörtchen mit dem Klingenohr zu wechseln und es müsste wohl viel geschehen damit sich dies ändern würde. Sie wollte nicht einmal die, durch die primitive Tätowierung verschandelte Visage sehen und sah deshalb einfach weg. Offensichtlich hatte sie sich bei der Elfe doch geirrt, gestand sie sich selbst ein. Leirâ war offensichtlich doch um einiges unausstehlicher als sie bisher dachte. Sie war nun mal einfach eine unzivilisierte Wilde.
Das Bereden über ihre weitere Vorgehensweise drohte ins resignierte Schweigen abzudriften, mangels Vorschlägen da mischte sich plötzlich ein etwas mehr als gut genährter Mann ein. Mal wieder ein Prachtexemplar von einem Fereldaner, dachte sich die Nase krümmende Orlaisianerin verächtlich während besagtes Prachtexemplar besoffen herumlallte und wohl jeden in einen Umkreis von drei Metern mit seinem Alkohol verpesteten Atem beglückte. Jedoch als er Leirâ beleidigte musste die Duellantin beinahe hämisch grinsen, was jedoch ins jähe Gegenteil umschlug als die Beleidigte den Betrunkenen mit ein paar blitzschnell Handgriffen unsanft zu Boden schickte. Entsetzt sprang Juliette auf und auch gleich kam schon der Templer der am Kai Wache gestanden hatte angeschossen. Glücklicherweise aber schaltete Alrik sich im richtigen Moment ein, bevor irgendjemanden etwas Falsches gesagt hätte. Schnell konnte dem Templer eine Lügengeschichte aufgetischt werden welche Leirâs gewalttätige Reaktion rechtfertigte wobei die Adlige aber nicht wenig Lust verspürte das Klingenohr anzuschwärzen, sich aber Alrik zu Liebe zurückhielt. Der Templer verlangte aber kurz darauf den Bewusstlosen fortzuschaffen und da sich keiner der Anwesenden angesprochen fühlte, verdrehte Juliette nur einmal verächtlich die Augen und machte sich daran der Anweisung des Templers, wenn auch widerwillig nachzukommen.
Sie hatte, nicht ohne Ekel, den Bewusstlosen unter den Achseln gepackt und gerade ein kurzes Stückchen in Richtung der Ställe geschleift, was ihr einiges an Überwindung kostete, da verzapften ihre beiden Begleiter die nächste Lüge und die war so dreist das Juliette glaubte sich verhört zu haben. Vor Fassungslosigkeit gelähmt entglitt ihr der bewusstlose Fereldaner aus den Händen und sein Kopf landete ein zweites Mal unsanft auf dem Boden, was seinem Besitzer ein kraftloses Stöhnen entlockte. Jedoch schien das niemand zu bemerken, nicht einmal die Duellantin selbst.

Sie war sich nicht sicher ob man über diesen Humbug den die beiden „Botschafter“ da erzählten lauthals lachen oder vor Scham die dreisten Lügner tatsächlich zu kennen das Gesicht bedecken sollte. Unglaublicherweise kaufte der Templer es ihnen aber tatsächlich ab und fast sah es so aus als ließe er sie zum Turm übersetzen. Doch leider nur fast. Egal wer man war man schien ohne die Erlaubnis der Kirche den Zirkel nie von ihnen sehen zu dürfen. Alrik hatte zwar einen Geistesblitz und präsentierte scheinbar wissendend die Schriftrolle doch auch das überzeugte den Templer nicht.
Er wird uns nie reinlassen., dachte sich Juliette verdrossen aber auch mit einem Hauch von Erleichterung, während sie sich gerade, um die Illusion zu wahren, herunterbeugte um den Trunkenbold zu packen und wieder weiter in Richtung Stall zu zerren.
Plötzlich, genau in dem Moment in dem die Duellantin kurz den Blick abwandte um den Bewusstlosen korrekt zu packen stöhnte der Templer auf und sagte mit einem Scheppern seiner Rüstung zu Boden. Ungläubig riss Juliette den Blick wieder hoch und erblickte die gleichgültig blickende Dalish die mit ihrem Dolch in der Hand über den am Bodenliegenden stand.
„Was?“

Zuerst konnte und wollte die Adlige das gar nicht glauben und musste den Drang sich zu kneifen damit sie aus diesem bösen Traum aufwachte unterdrücken doch als ihr klar wurde das dies die unschöne Realität war weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen.
„Beim Erbauer! Ihr…Ihr…“, stammelte sie fassungslos in ihrer Muttersprache und auch ohne darüber nachdenken zu müssen hastete sie vor und kniete sich sogleich neben die gepanzerte Gestalt um den Puls zu fühlen. Erleichtert atmete sie aus. Der Templer lebte noch. Es hatte also nur so ausgesehen als ob die Wilde ihm etwas Tödliches angetan hätte aber die bloße Tatsache das es so aussah ließ erneute Wut in Juliette auflodern.
„Seid i`r wahnsinnisch, ihr elende Närrin?!?“, zischelte sie in kniender Haltung das ungerührte Klingenohr erbost, nun auf fereldisch, an. „Einen Templer der Kirche anzugreifen! Dafür könnten wir alle in den Kerker geworfen werden!“

Leirâ Ven
02.02.2012, 12:02
Die Jägerin schaute gleichgültig in der Kämpferin Augen herunter -was selten genug vorkam- und steckte den Dolch wieder weg.
"Bevor ich in irgendeinen Kerker gehe, sterbe ich." Ihr Ton war ruhig und bestimmt, auch wenn sie das Wort Kerker falsch betonte. Es klang aus ihrem Munde ein wenig wie 'Ärker'. Auch Alrik schaute sie nur entsetzt an.
"Seid ihr von Sinnen?", brachte er tonlos hervor. Die Elfe zuckte hilflos mit den Schultern und sprach langsam, als müsse sie es einem kleinen Kind erklären:
"Dieser Mann... T'mplär'? Wie auch immer, hätte uns nie zu diesem Gefängnis da drüben gebracht. Nun kann er uns nicht mehr aufhalten, oder?", sie stemmte die Hände in die Hüften, "Wo ist also das Problem?"
"Das Problem? DAS PROBLEM?!", Alriks Gesicht war übersät mit roten Flecken, als er auf sie zukam und ihr den Finger vor die Brust stieß.
"Bisher dachte ich ja, du bist nur ein wenig seltsam, eine Dalish halt. Aber schon heute morgen das Messer, und nun beginnst du auch noch um dich zu schlagen wie ein wildgewordener Oger? Ich meine...", er ruderte hilflos mit den Armen, "Denkst du denn, dass dies hier der einzige Templer ist? Im Turm leben duzende davon! Und denen müssen wir nun erklären, wer wir sind und... Es muss doch mittlerweile selbst dir klar sein, was du da angerichtet hast!"

Diese Schimpftirade traf sie tiefer als sie zugeben wollte. Auf der einen Seite war sie empört über Formulierungen wie '...eine Dalish halt.', auf der anderen Seite verletzte es sie, wie dieser sonst so ruhige und verständnisvolle junge Mann sie plötzlich derart anfuhr. Sie spürte ein Brennen in den Augen und ein Kloß im Hals drückte ihr auf die Stimme, als sie sprach:
"Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich bin kein Mensch! Eure Gesellschaft ist verwirrend, kompliziert, eure Lebensweise so völlig anders...", es bereitete ihr immer mehr Mühen, Tränen zurück zu halten, irgendwie brach gerade alles über ihr Zusammen: Das Exil, die Heimatlosigkeit, dieser Streit, der Ärger mit Juliette, einfach alles.
"Und dennoch ist eure Gesellschaft alles was ich habe! Es ist der einzige Ort, wo ich noch sein kann!", sie unterdrückte ein Glucksen und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, erste Flüssigkeit glitzerte auf der Armschiene.
"Und alles nur aufgrund von Ràsahlas Wahnsinn..." Sie wollte Alriks Blick nicht erwidern, wollte einfach fortlaufen, doch...
"Vir Bor'Asan.", sie hob den Blick und begegnete Alriks undefinierbar dreinschauenden Augen. Der wendete bald den Blick ab und kniete sich ebenfalls zu dem Templer hinunter und während er diesen mit Juliette zusammen zu den Stallungen schaffte. Die Jägerin verharrte an Ort und Stelle und auch wenn die Traurigkeit und erste Verzweiflung noch nicht völlig von ihr abgefallen war, so hatte sie sich doch zumindest wieder ein wenig beruhigt, als die beiden zurückkamen. Alrik sah sie ernst an:
"Warum seid ihr überhaupt hier und nicht länger bei eurem Klan?" Die Elfe schaute fest zurück, während es in ihrem Inneren bereits wieder zu rumoren begann und die Tränen wieder zurück zu kommen drohten.
"Das..." Ich kann das nicht
"Das geht euch nichts an." Es war eine Sache ihres Volkes, ihres Klans. Sogar ihrer Familie und es betraf nur sie. Die beiden würden davon nie irgendeinen Nachteil haben, noch nicht einmal davon erfahren.
"Ich finde, das geht uns mittlerweile sehr wohl etwas an.", erwiderte Alrik, immer noch diese gewisse Härte in der Stimme, Und dann mischte sich auch noch Juliette ein....

Juliette de Ludin
03.02.2012, 19:03
Nachdem die beiden Menschen den bewusstlosen Templer so behutsam wie möglich im trockenen Stroh der Stallungen beteten kehrten sie mit berechtigter Wut in den Minen zurück zu dem verlegenen Klingenohr. Juliette hatte dem Gepanzerten noch eine Entschuldigung zu gehaucht und hoffte dass ihr der Erbauer verzeihen würde, dass einer seiner frömmsten Diener zu Schaden gekommen war und sie es nicht verhindert hatte. Sie empfand tiefen Respekt vor den gottesfürchtigen Templern der Kirche, waren sie es doch die bei allen Gläubigen als tugendhafte Gestalten gepriesen wurden, da sie die Welt vor den unreinen Auswirkungen der Magie beschützen. Die Templer waren bei einem Großteil von Thedas als Streiter für das Gute geschätzt und manche meinten sogar sie seien vom Erbauer selbst gesegnet. Es war eine Schande und eine schwere Sünde besagten Gotteskriegern zu schaden und wiedersprach gegen sämtliche Aspekte von Juliettes spiritueller Erziehung. Das die ungläubige Elfe bereits blasphemische Worte sprach war schlimm genug aber das sie sich der erwähnten schweren Sünde schuldig machte war nicht vertretbar.
Bevor sie den Bewusstlosen im Heu liegen ließen, sagte Juliette mir gesenkter Stimme todernst: „Das ist…einfach untragbar, Alrik.“
Er nickte mit demselben Ausdruck im Gesicht.
„Soll das mit ihr so weiterge`en?“, fragte sie und sah ihm ins jugendliche Antlitz, doch obgleich er ganz ähnlich zu denken schien, meinte sie einen Hauch von Widerwillen im Blick des Burschen zu erkennen, als sie möglicherweise andeutete das Klingenohr zurückzulassen.
Diese Elfe sorgte offensichtlich nur für Ärger und auch wenn der Gedanke, tief in der vor Wut geprägten Gefühlswelt der Duellantin für Aufbegehren ihres Gewissen sorgte, fragte sich die kalt blickende Orlaisianerin ob es nicht besser wäre Leirâ so schnell wie möglich los zu werden. Dieser Gedankengang fühlte sich irgendwie falsch und niederträchtig an aber kam sie nicht darum herum sich zu fragen ob es so nicht besser wäre, auch wenn sie sich dabei in ihrem Inneren schlecht fühlte.
Alrik war eine Antwort schuldig geblieben und war wortlos, kurz darauf gefolgt von der Adligen, zu Leirâ zurückgekehrt aber es war offensichtlich dass er einen Entschluss gefasst hatte. Die Orlaisianerin wusste nur noch nicht welchen.

Angefeuert durch diesen Sündenfall loderte Juliettes Wut dennoch wie ein verzehrendes Feuer das ihre Vorbehalte wie Pergament zu Asche verwandelte, doch als sie durch den Schleier des Zorns glaubte zurückgehaltene Tränen in den großen, hellblauen Augen des Klingenohrs zu erkennen war es als ob dieses Feuer der Wut an Temperatur verlor. Als ob die Tränen es abkühlten, genauso wie die Worte, die Leirâ gesprochen hatte und nun erneut Juliettes Verstand kreuzten, bevor die beiden Menschen den Templer fort getragen hatten.
Ein Teil von ihr, die Wut, drängte sie dazu unerbittlich weiter zu machen, wollte die Tränen fließen sehen, verlangte die Dalish fertig zu machen um sich an ihrem Leid zu laben. Sie sollte sehen was es ihr brachte gotteslästernde Worte zu sprechen. Sie sollte verzweifelt heulen, auf die Knie fallen und eiskalt stehen gelassen werden. Leirâ hätte es mehr als nur verdient. Doch ein anderer Teil von Juliette, der Teil der meist stärker war als ihr Zorn, ihr Mitgefühl gebot ihr Einhalt und ließ plötzlich eine Erinnerung von früher im Verstand der Hochgeborenen aufblitzen. Wie früher eine arme, kleine Elfenmagd, die in den Diensten des Hauses stand, von einer Furie von einer Köchin zusammengeschrien wurde. Die Magd war damit beauftrag gewesen bestimmte Zutaten für das nächste Gericht zu kaufen doch war ihr das Geld von einem dreisten Taschendieb geklaut worden und so war sie mit leeren Händen zurückkehrt. Unter den erbosten Beschimpfungen der Köchin und der Drohung sie für ihre Unfähigkeit vor die Tür zu setzen war sie immer kleiner geworden, Tränen waren ihr in die Augen gestiegen und Juliette hatte fast dieselbe Hilflosigkeit in dem fremdartigen Gesicht erkannt welche sich nun auf Leirâs spiegelte. Damals hatte sie nicht anders gekonnt als dazwischen zu gehen und die hysterische Köchin in ihre Schranken zu verweisen und sie fühlte sich fast dazu verleitet dieses Mal dasselbe zu tun. Doch dieses Mal war es nicht jemand anderes der zu Recht gewiesen werden müsste, sondern sie selbst.
Diese Erkenntnis kam über sie wie ein Schwall kaltes Wasser und ließ sie zumindest im Geiste genauso zusammen fahren. War sie denn nun schon genauso schlimm wie diese überreagierende Ziege von einer Köchin? Dachte sie nicht etwas Besseres zu sein? Dennoch rangen Wut und Mitgefühl über die Kontrolle über ihr nächstes Handeln, derweil Alrik fragte.

„Warum seid ihr überhaupt hier und nicht länger bei eurem Klan?“
Obgleich die Elfe zuerst wieder etwas gefasster wirkte schien diese Frage erneut zu drohen sie aus der Fassung zu bringen und sie wehrte ab. Es ginge ihre Begleiter nichts an, doch Alrik ließ nicht nach.
„Ich finde, das geht uns mittlerweile sehr wohl etwas an.“, beharrte der Bursche hart und dann erhob auch Juliette das Wort und obgleich sie sanfter fragte als es ihr ihre Wut gebot war ihr Tonfall nur minimal weicher als Alriks.
„Wenn ihr uns weiter`in begleiten wollt, müssen wir wissen ob euch über`aupt zu trauen ist, also sagt es.“
Juliette war selbst überrascht, sowohl darüber das ihre Worte eher wie eine etwas bestimmte Bitte wirkten und wie leicht es ihr fiel das „wir“ zu verwenden. Wie als ob sie Alrik schon länger als nur kaum einen Tage kannte, als ob sie schon mehr als bloße Bekannte wären.

Leirâ Ven
03.02.2012, 22:31
Die Dalish versuchte, beinah verzweifelt, die Fassung zu wahren. Auch wenn sie es nie freiwillig zugegeben hätte, hatte sie sich doch an die beiden Shemlen gewöhnt, genauso an den Gedanken, zumindest eine Weile mit diesen zu reisen.
Sie schluckte hart, blickte langsam von dem einen zur anderen. Die Gesichter starrten ihr undeutbar entgegen, sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung wie die beiden Menschen sie sahen. Dass Juliette die Vertrauensfrage löste, war aber im Nachhinein nur berechtigt, hatten die beiden doch bereitwillig ihre Geschichten erzählt, nur Leirâ hatte bisher geschwiegen. Ob vor sich selbst oder vor den Rosenohren war ihr selbst nicht ganz klar. Sie holte tief Luft.
Vir Bor'Asan. Breche nicht, Vir Assan, geh deinen Weg erhobenen Hauptes. Und nun hatte dieser Weg sie zu diesem Moment geführt, wo es an der Zeit war, ihre Geschichte zu enthüllen. Sie zwang sich, den beiden im Wechsel in die Augen zu schauen.

"Ich wurde nicht verbannt. Das ist es doch, was euch Sorgen bereitet, nicht wahr?", sie reckte herausfordernd das Kinn vor, deutete dann auf die Spitzen ihrer Ohren. "Ihr müsstet euch schon mit den Händen unterhalten, wenn ich nicht hören soll, was ihr sagt." Sie schaute einen Augenblick lang in die Leere, ehe sie fort fuhr:
"Ich bin keine Verbrecherin oder Verstoßene. Ich bin....", die Jägerin biss sich auf die Unterlippe, suchte nach den richtigen Worten,
"...Na ja, eine Gesandte, würde man wohl sagen:

Die Klingen des Langen Weges, mein Klan, verfolgen seit einigen Wintern einen Weg, der nur in ihren Untergang führen kann. Ràsahla, unsere Hüterin, zeigte mehr und mehr Anzeichen von Besessenheit, jeden Shemlen anzugreifen dem wir gewahr werden konnten." Langsam glitt ihr Blick ab, Bilder von Tod und Blut flammten auf, schlugen ihr Flammen gleich entgegen.
"Vor drei Wintern geschah es, dass eine Schar gepanzerter Shemlen über uns herfiel. Sie kamen, verdeckt vom Mantel der Nacht. Ich wachte von den Schreien auf. Sie töteten die Alten, die Kinder....", sie schluchzte, als ihr Gesicht vor ihr auftauchte, "meine Mutter.", ein tiefer Atemzug, das Brennen in der Kehle ließ nach, wenn auch eine Träne über ihre Wange floss.
"Seitdem trieb Ràsahla uns immer weiter an, die Dörfer eures Volkes zu suchen, sie anzugreifen. Vor wenigen Wochen erst fasste sie den Entschluss, wieder eure Hauptstadt, Denerim zu ziehen. Sie wollte unsere versklavten Vettern befreien, mit einem Klan, der kaum noch mehr als vierzig Dalish zählte, beinah die Hälfte zu alt oder zu jung um zu kämpfen."
Ihr Blick wurde wieder klarer, nun sah sie die beiden wieder an, auch wenn sie immer noch nicht schlau aus deren Gesichtern wurde. Ihre Stimme gewann wieder etwas an Kraft:
"Nanashi, mein Vater, hatte seit Dyalas Tod mehr und mehr Zweifel an Ràsahlas Entscheidungen und vor zwei Tagen weckte er mich des Nachts. Er sagte mir, dass die Geschichte unseres Klans überleben müsse. Und ich, als Tochter des Bewahrers, bin die Einzige die neben ihm genug über unsere Geschichte weiß um diese zu bewahren.", wieder musste sie Schluchzen. Alrik öffnete gerade den Mund, als sie ihm mit der Hand das Wort abschnitt.
"Er gab mir zum Abschied noch ein Geschenk." Sie zog das Schwert.
"Eine Klinge eures Volkes, zur Erinnerung an ihn und dass...."
...'Dass du dich stets daran erinnerst, dass es auch unter den Rosenohren solche mit Ehre gibt. Bleibe stets offen im Geiste, sonst erkennst du einen Gefährten nicht, wenn er vor dir steht.'

"...Und dass...?", hakte Alrik nach. Auf seinem Gesicht hatte die Strenge ungebändigter Neugierde platz gemacht. Die Dalish sah ihn lange an, dann berührte sie sanft seine Wange.
"Ich habe nur versucht, euch auf eurer Reise weiter zu helfen. Dass es für uns solche Probleme bedeuten würde, dass ich diesen Hornochsen da drüben niederschlage wusste ich nicht." Doch zu einer Entschuldigung konnte sie sich nicht durchringen, dazu fühlte sie sich zu sehr im Recht. Auf Alriks Gesicht stahl sich ein rötlicher Farbton, dann nickte er. Leirâ nickte auch. Es war nicht ihre, zugegebenermaßen überstürzte Tat, die sie so aus der Fassung gebrach hatte, mehr das Misstrauen ihrer Weggefährten. Sie hoffte, dieses nun zumindest fürs Erste aus der Welt geschaffen zu haben. Sie blickte Juliette an, die nur undefinierbar zurückstarrte. Und dann meinte...

Juliette de Ludin
05.02.2012, 11:37
„Unwissen`eit schützt vor Strafe nischt.“, meinte Juliette scheinbar immer noch streng. Die Adlige hatte der Geschichte der Dalish von außen hin unbeirrt blickend gelauscht während sie die Regungen im Gesicht ihres elfischen Gegenübers genauestens musterte. Anfangs fühlte sie sich in ihrem Argwohn gegenüber diesem fremden Elfenvolk bestärkt als Leirâ davon erzählte wie die Anführerin ihres Clans mit Menschen umzuspringen plante. Es war also nicht einfach nur Gerede von Klatschmäulern das Dalish wahllos Menschen, oder wie Leirâ sagte, Shemlen überfielen und töteten. Ein komisches Wort dieses „Shemlen“, fand Juliette. Sie war sich nicht sicher ob es ihr gefiel so genannt zu werden aber sie war sich auch nicht sicher ob das Wort nun grundsätzlich abwertend zu verstehen war. Als die Elfe dann aber darüber sprach wie einige Menschen über ihren Klan herfielen, dem Gesagten nach, ein untragbares Massaker anrichteten und unter anderem ihre Mutter töteten wurde Juliettes Blick, ohne dass sie etwas dagegen tun könnte, wieder etwas weicher, erst recht als der Dalish eine Träne über das fremdartige Gesicht kroch. Die Duellantin hatte noch nie jemanden weinen sehen können. Ohne Zurückhaltung gesprochen, war sie einfach zu weich, sie selbst hingegen dachte sich lieber, sie wäre eine zu gute Seele für diese Welt.
Vielleicht war es nun etwas mehr nachzuvollziehen warum die Dalish so etwas taten. Sicher war es Juliette bewusst gewesen das die Feindschaft zwischen ihren Völkern auf beiden Seiten mindestens gleichermaßen erwidert wurde aber da sie logischerweise auf der Seite der Menschen stand hörte sie nicht oft die Version aus der Sicht der Dalish. Es war leicht jemanden zu verteufeln über den man nichts wusste.

Warum Leirâ dann ihren Clan unbedingt verlassen musste konnte die Duellantin zwar nicht ganz nachvollziehen aber sie beschloss darauf lieber zu schweigen, da es der schmalen Frau doch sehr wichtig zu sein schien. Es klang durchaus aberwitzig mit nur einer Handvoll dieser Wilden diese heruntergekommene Stadt, Denerim, angreifen zu wollen um Elfen zu befreien die dort vielleicht gar nicht erst weg wollten aber so eben fiel der Orlaisianerin auf das sie und das Klingenohr in diesem Punkt etwas gemein hatten. Sie waren beide nicht freiwillig in diesem gottverfluchten Land. Beide hatten sie alles was sie hatten zurück lassen müssen, ihre Heimat, ihre Kultur und ihre Familie. Doch ein Unterschied zwischen ihnen fiel Juliette ein, der bitterer als alles war was die Söldnerin so fernab der Heimat hatte durchmachen müssen: Leirâ war nicht in Schimpf und Schande verstoßen oder als Mörderin verschrien worden. Juliette hingegen schon.
Diese Unangenehme Erkenntnis mit einem deprimierten Schnaufen hinfort jagend fiel der beinahe feindselige Ausdruck aus Juliettes vernarbten Gesicht und wich einer weicheren Mine, der aber immer noch eine Gewisse Ernsthaftigkeit anhing. Es fiel ihr schwer sämtliche Vorwürfe gegenüber der Dalish fallen zu lassen aber war sie selbst denn so anders gewesen als sie sich erst in diesem abstoßenden Land hatte zu Recht finden müssen? Jedenfalls hatte sie keine Templer angegriffen und versucht Ärger aus dem Weg zu gehen, darum vergab sie Leirâ auch nicht vollends.

„Aber wenn niemand dieses kleine Malheur `ier bemerkt `at, kommen wir vielleischt noch einmal mit dem Schrecken davon.“, sie schwieg kurz und nahm ihre Hände die sie vor der Brust verschränkt hatte wieder herunter. Die rechte Hand hakte sie an ihrem Gürtel ein die andere ließ sie herunterhängen als ihr Ton kurzzeitig doch wieder mahnend wurde, wenn auch bei weitem nicht so aggressiv wie vor kurzem. „`altet eusch in Zukunft besser zurück, Leirâ.“
Auch Alrik seufzte einmal während er zustimmend nickte.
Juliettes Mine wurde wieder weitgehend neutral als sie kurz in die Gesichter ihrer beiden Gefährten blickte und fragte: „Was jetzt?“

Leirâ Ven
05.02.2012, 13:26
„Unwissen`eit schützt vor Strafe nischt.“

Die Dalish zuckte nur mit den Schultern. Einen Gefängniswärter anzugreifen war ihrer Meinung nach nicht wirklich schlimm, erst recht wenn in jenem Gefängnis ausschließlich Leute eingesperrt waren, die es sich nicht ausgesucht hatten Magier zu sein und dennoch dafür verurteilt wurden.
Aber sie folgte Juliettes nächstem Ratschlag und hielt sich zurück, was sie sich bei dieser Gelegenheit auch für die weitere Reise mit den Rosenohren vornahm. So wischte sie sich also lediglich noch einmal mit dem Handrücken über die Augen und schaute auf ihre Begleiter, die überlegten was sie nun tun sollten.
Sie wollte etwas sagen, doch ihre Zunge schien am Gaumen zu kleben. Zwar hatte man ihr bei verschiedenen Gelegenheiten beigebracht, dass es helfen würde über sein Leiden zu sprechen, aber nach dem was gerade geschehen war glaubte sie nicht mehr so recht daran, war sie innerlich doch immer noch genauso aufgewühlt wie zuvor. Sie seufzte lang und versuchte, all ihre Sorgen runter zu schlucken, was ihr allerdings nicht so recht gelang.
"Nun ja...", mischte Alrik sich ein, "wir könnten ja mit dem Boot zum Zirkel übersetzen." Leirâ zog eine Augenbraue empor.
"Sogar ich als Dalish weiß, dass es in diesem Turm von diesen T'mplern wimmelt. Wie sollen wir an denen vorbei kommen?"
Darauf wusste der Mann keine Antwort und so beschränkten sich die drei Abenteurer darauf, jeder ratlos vor sich hin zu starren.

"Ich weiß: Wir setzen hinüber und wenn sie uns fragen wer wir sind und woher wir kommen, sagen wir die Wahrheit: Wir wollen lediglich diese alte Schriftrolle übersetzen lassen und sind wieder weg.", Alrik grinste als hätte er soeben das Rad erfunden. Seine beiden Begleiterinnen schauten ihn nur zweifelnd an.
"Glaubt ihr nicht, die werden sich wundern was mit der Bootswache geschehen ist?"
"Ach was, wir sagen einfach der hat uns durch gewunken. Und wir wollen ja nichts schlimmes, nur diese Übersetzung, dürfte für einen Magier ja kein Problem sein, und schon sind wir wieder weg. Keine Sorgen.", er schaute Leirâ seltsam an.
"Zumindest wenn wir uns alle am Riemen reißen." Die Elfe schnaubte.
"Ich verspreche, dass ich mich zurückhalten werde.", knirschte sie. Damit war das Thema aber noch nicht vom Tisch, hatte Juliette auch noch ihre Meinung zu diesem Plan.

Juliette de Ludin
06.02.2012, 21:32
„Das ist doch nischt euer Ernst, oder Alrik?“, fragte Juliette mit skeptischem Blick den grinsenden Burschen. Anfangs schien niemand zu wissen was nun getan werden sollte bis schließlich Alrik diesen entsetzlich naiven Plan vorschlug, strahlend als wäre es die Lösung für ihr Problem.
„Warum denn nicht?“, entgegnete er immer noch heiter wobei er bei den letzen Worten etwas mehr grinste und der Elfe zu zwinkerte. „Notfalls könnten wir ja wieder unseren lieben Freund Bann Fasado von Baumgreif erwähnen.“
Die Orlaisianerin beschränkte sich darauf dem Fereldaner zweiflerisch ins Gesicht zu blicken. Bei jedem anderen hätte sie wohl nun ihre Zweifel unverhohlen geäußert aber irgendwie schien Alriks strahlender Gesichtsausdruck die Zweifel größtenteils verstummen zu lassen als hätte er wirklich eine akzeptable Lösung präsentiert. Dennoch blieb ein Teil der Skepsis in Juliettes Verstand zurück. Die Templer würden sie sicherlich nicht einfach reinspazieren lassen, schließlich hatte der Bewusstlose doch eben noch behauptet man brauche die ausdrückliche Anordnung der Kirche um den Turm des Zirkels betreten zu dürfen. Alrik hingegen schienen solche Bedenken fremd zu sein.

„Habt ihr einen besseren Vorschlag?“, fragte er selbstsicher und als Juliette, die den Blick kurz abwandte, nicht mehr als ein ratloses „Nun ja…nischt wirklisch.“ hervorbrachte sprach er in einem aufmunternden Ton weiter. „Denkt an die Reichtümer die uns erwarten und das Abenteuer das uns noch bevorstehen könnte.“
Auf Abenteuer kann ich verzichten, dachte sich die Duellantin mit langsam erstarkendem Mut, Ich will die Schätze damit ich nie wieder Abenteuer erleben muss.

Mit Abenteuern war das so eine Sache. In den Erzählungen und Balladen der Geschichtenerzähler und Barden klang es immer spannend und heroisch wie Helden besagte Abenteuer bestanden und etlichen Gefahren furchtlos trotzten, tausende Feinde besiegten, gefeiert wurden und letztendlich glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebten. Doch seien wir ehrlich: Im Grunde genommen bestanden Abenteuern die meiste Zeit nur aus schweren Entbehrungen, andauernder Lebensgefahr und das unangenehme Menschen oder Schlimmeres einen mit spitzen Gegenständen aufspießen wollten. Außerdem war es auch alles andere als sicher das man am Ende glücklich bis ans Ende seiner Tage lebte. Was, im Namen des Erbauers, soll daran so toll sein? Zumindest war das Juliettes Sicht der Dinge. Fast all das hatte sie auch so oder so schon jeden Tag. Wenn man so wollte war ihr Lebensstil also sehr „abenteuerlich“ und das absolut negativ gemeint.

„Wer nicht wagt der nicht gewinnt.“, meinte der Bursche zuversichtlich und als Juliette schicksalsergeben seufzte, was er als ihre Zustimmung deutete und auch die Elfe einwilligte machten sie sich daran den Calenhad-See zu überqueren. Beinahe schon als würde sie von einer fremden Macht gesteuert setzte sich die Adlige an eines der Ruder während Alrik das andere nahm.
Der See lag ruhig da. Abgesehen von dem sanften Schwappen der Wellen und dem Plätschern der Paddel, wenn sie in das Wasser getaucht wurden schien es so als schlucke die unheilvolle Präsenz des Turms alle Geräusche. Juliette zog kräftig an ihrem Paddel sodass Alrik seinerseits alle Mühe hatte Schritt zu halten damit sie nicht im Kreis ruderten während Leirâ vorne, Juliette glaubte es hieße Bug, des Bootes saß. Der Bursche bat mehrmals darum das Tempo zu drosseln da er sonst nicht mithalten könnte aber tief in ihre Gedanken versunken bemerkte die Orlaisianerin ihn kaum und reagierte erst nach mehreren vor Anstrengung gepressten Bitten. Bei jedem Meter dem sie dem alten Bauwerk näher kamen schien Juliettes Unterbewusstsein einen Satz zu machen, genauso wie ihr Magen und immer öfter fragte sie sich ob es nicht doch eine andere Möglichkeit gäbe. Doch es gab kein Zurück mehr und das nagte an ihr.
Nach dem er seinen Dank an Juliette keuchte richtete er das Wort an seine beiden Begleiterinnen, wobei aber wohl nur die Elfe ihm tatsächlich zu hörte.
„Überlässt mir das Reden. Ich werd` das schon irgendwie deixeln.“
Schließlich kamen sie am Ufer an und befestigten das Boot an einem Kai bevor sie sich dem alten Gemäuer näherten. Von hier unten, direkt vor ihm sah er noch einmal um einiges größer aus und Alrik gab einen beindruckten Pfiff von sich.
„Beim Erbauer ist der groß.“
Juliette schnaubte, geistig immer noch eher abwesend ehe sie antwortete.
„Isch ´abe i`n zwar noch nie gese`en aber isch bin sischer der Turm in Orlais ist mindestens doppelt so `och.“

Nachdem sie sich in das Innere des riesigen Bauwerks begaben stiegen sie gefühlte tausend Treppenstufen hoch und gefühlte hundert Templer die ihnen hier und da entgegenkamen oder stellenweise Wache hielten blickten sie misstrauisch an. Nicht wenige der gepanzerten Gestalten blickten ihnen aus einer Mischung aus Verwunderung und Argwohn nach aber keiner stellte sich der bunten Gruppe entgegen. Die ersten von ihnen grüßte Alrik höflich aber nachdem auch der fünfte Templer den Gruß nicht erwiderte sondern eisig schwieg stellte der Bursche es ein einen guten Tag zu wünschen. Während Alrik etwas vorrausging und die beiden Frauen ihm folgten kam es Juliette beinahe so vor das niemand sie aufhielt weil niemand mit ihnen gerechnet hatte.

Schließlich kamen sie vor einer massiven, dicken Tür an, an deren Seiten jeweils ein Templer Wache stand und ein weiterer direkt davor. Dieser trug, wie viele seiner Kameraden, einen geschlossenen Helm in dem nur ein dunkler Sehschlitz zwischen einigen Verzierungen vorhanden war. Dieser blickte, genauso wie die Templer zu seinen Seiten, überrascht auf doch er fing sich rasch und erhob abwehrend seine rechte stahlumhüllte Hand.
„Halt, Fremde!“, befahl er. Der Helm ließ seine Stimme in einem metallischen Ton erklingen als die anderen gepanzerten Gestalten, sowohl die beiden anderen an der Tür, als auch einige andere ihr Augenmerk auf die kleine Gruppe richteten. „Was ist euer Begehr?“
Juliette schluckte nervös als sie sich in diesem großen, schmucklosen Raum, der wohl als eine Art Vorhalle fungierte, umblickte. Es gab hier keine Fenster und die einzigen Lichtquellen waren einige Fackeln. Das jedoch war es nicht das, das sie verunsicherte. Es waren eher die mindestens ein Dutzend Templer die sich rings um sie herum versammelten. Schwer gepanzerte, kräftige Recken, allesamt bewaffnet und natürlich nicht nur in der Überzahl, man befand sich hier auf ihrem Gebiet. Die meisten waren behelmt aber manche trugen keinen Kopfschutz sodass man ihre angespannten und misstrauischen Minen sehen konnte.
Alrik räusperte sich kurz und trat einen Schritt vor und ergriff in einem höflichen Ton das Wort.
„Seid gegrüßt, Ser Templer. Mein Name ist Alrik Riverside, auch bekannt als vom Fluss. Ich stehe in den Diensten des Banns Fasado von Baumgreif. Dies ist Botschafterin Leirâ Ven, vom Klang der Klingen des langen Weges, und für unsere Sicherheit beauftragt Ritterin Juliette.“

Die „Ritterin“ war erstaunt wie überzeugend Alrik die Lügengeschichte rüber brachte, konnte ihre Überraschung aber hinter einer angedeuteten Verbeugung und einer respektvollen Mine verschleiern, während Leirâ diese eigentümliche Handbewegung tat, die sie auch schon getan hatte als sie sich den beiden Menschen in diesem Wald vorstellte. Der Bursche sprach in einem gebildet klingenden und genauso höflichen Ton, hatte bei seiner Begrüßung eine korrekte Verbeugung getan und seine Mine zuckte nicht einmal. Hätte sie nicht gewusst das diese Geschichte vollkommen erstunken und erlogen wäre hätte sie ihm wohl selbst geglaubt. Während Alrik erklärte wieso er mit einer Dalish reiste und das sie im Namen ihres Banns eine Schriftrolle übersetzen lassen sollten ging ein teils zweifelndes, teils argwöhnisches Geraune durch die Anwesenden. Unter anderem wunderten sich die Templer sowohl über die Begleitung des „Gesandten“ als auch über den Namen dieses scheinbar unbekannten Aristokraten, aber schienen sie dem davon unbeirrten Alrik diese Lüge dennoch gerade so noch abzukaufen. Er sah nebenbei auch eher aus wie ein Mann der Worte, statt wie ein Mann der Taten, wenn auch etwas jung vielleicht, was sich jedoch gut mit der Unwahrheit deckte. Nachdem der Bursche endete und um Einlass bat, schnaubte der Templer der bereits mit ihnen gesprochen hatte. Er war anscheinend der Ranghöchste der Anwesenden und offensichtlich nicht so leicht zu überzeugen.
„Von einem Bann Baumgreif habe ich noch nie gehört und wir haben strikte Order niemanden in den Turm zu lassen.“

„Außerdem wurden wir nicht über eure baldige Ankunft informiert, Gesandter.“, fügte der Templer noch hinzu. Man hörte den Argwohn in seiner Stimme deutlich und das Misstrauen schien sich mit jedem Wort zu verdichten, bis er das letzte Wort regelrecht ausspie. Zeitgleich verkrampfte Juliette sich immer mehr was sie aber gerade so noch verbergen konnte. Sie ahnte bereits wie das Enden könnte ließe sich der Templer nicht überzeugen. Vermutlich würde man sie einfach aus dem Turm werfen, wenn sie Pech hatten das womöglich wortwörtlich und zwar aus dem nächsten Fenster.
Die Duellantin musste ein weiteres nervöses Schlucken unterdrücken als der Templer abwehrend die Arme vor seinem glänzenden Brustpanzer verschränkte und auch die übrigen Gepanzerten noch misstrauischer wurden. Für einen Moment glaubte Juliette dass es nun vorbei wäre und die Templer die Lügen durschauen und so gleich handgreiflich werden würden. Es schien sowieso eine gewisse Anspannung unter ihnen zu herrschen nur wusste die Orlaisianerin nicht wieso. Doch dann erwiderte Alrik die Worte ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
„Es tut uns Leid wenn ihr nicht informiert wurdet aber wenn wir nicht hier sein dürften hätte euer Kamerad, unten am Pier, uns wohl doch nicht durchgelassen, oder?“, entgegnete Alrik selbstischer als sei es das natürlichste der Welt.
Der Templer zögerte und erwiderte etwas verunsichert: „Eigentlich schon aber…“
Doch Alrik ließ ihn sich gar nicht erst zu einer Antwort durchringen.
„Oder glaubt ihr etwa euer Kamerad ist zu unfähig um seiner Pflicht nachzukommen?“
„Nun ja…“
„Und glaubt ihr unserem Bann wird es gefallen wenn wir abgewiesen werden?“
„Ich…“
„Obwohl er seit langem darauf hoffte diese Schriftrolle übersetzen zu lassen? Und er sich dafür den Segen der Kirche einholte? Und wer glaubt ihr, wird dafür bestraft werden wenn seine Gesandten abgewiesen werden? Vermutlich der Templer der uns nicht passieren ließ und sich den Zorn eines nicht zu unterschätzenden Banns auf sich zog. Den Zorn eines aufstrebenden Adligen mit weitreichenden Beziehungen. Wollt ihr das wirklich?“

Während Alrik dem Templer immer schneller und immer strenger klingend eine Frage nach der Nächsten an den Kopf warf und ein zwei Schritte näher ging schien der Templer gleichzeitig immer kleiner und immer unsicherer zu werden, bis der Bursche schon fast dabei war ihm mit einen Finger geräuschvoll auf den Brustpanzer zu klopfen und kaum mehr als nervöses Gestammel als Antwort kam.
Der Fereldaner stand kurz davor zum krönenden Abschluss seiner Tirade zu kommen da riss der Templer abwehrend die Hände hoch.
„Schon gut, schon gut, Gesandter.“, gab er deutlich angespannt von sich und nun mit keinerlei Argwohn in der Stimme, eher in einem entschuldigen Ton sogar. „Es tut mir Leid euch aufgehalten zu haben aber ich kann euch nicht einfach durchlassen.“
Alriks Gesichtsausdruck blieb unerbittlich und eisig, ebenso sein Ton.
„Der Bann wird davon nicht angetan sein, Ser Templer.“
Zackig drehte sich der jüngere Mann auf den Absatz um und bedeutete seinen Begleiterinnen ihm zu folgen während er noch autoritär über die Schulter rief.
„Wir gehen! Mal sehen wie lange ihr euren Posten noch innehabt.“
Während seine Kameraden vor der kleinen Gruppe respektvoll zur Seite wichen schaute sich der Templer hilflos um ehe er dann doch anfangs stockend die Stimme erhob.
„Wa-wa-wartet!“, rief er dem Gesandten nach und tat einen hektischen Schritt nach vorne. „Ich werde meinen Vorgesetzten zur Rate ziehen. Es dauert nur einen Moment!“
Mit einer herablassenden Mine, die jedem Adligen von Orlais, hätte Konkurrenz machen können drehte sich der Angesprochene langsam um.
„Na gut aber beeilt euch!“

Aufgeregt mit einander tuschelnd stapfte der Templer mir drei seiner Kameraden davon, derweil Alrik, Leirâ und Juliette zurück blieben und die verbliebenen Wächter des Turms einen respektvollen Abstand zu ihnen nahmen. Als er sich außer Hörreichweite wähnte drehte sich der Bursche zu den beiden Frauen um. Ein erleichtertes Grinsen zierte sein Gesicht als er im Flüsterton sprach.
„Mann! Ich hätte mir fast in die Hose gemacht.“
Juliette war sich nicht sicher ob sie sich darüber freuen sollte dass sie es geschafft hatten als Helden verehrte Kämpfer zu belügen, ihr Gewissen hingegen war sich sogar sehr sicher dass es falsch war. Doch irgendwie fiel auch zumindest ein Teil der Anspannung von ihr was ihre Laune auch wieder etwas hob. Dafür loben wollte sie Alrik nicht aber durch Schweigen strafen wollte sie ihn eigentlich auch nicht. Sie entschied sich für einen Mittelweg:
„I´r seid…unglaublisch.“

Vorraum

Leirâ Ven
07.02.2012, 01:07
Juliette war alles andere als angetan davon, sich mittels dieser List Zugang zum Turm zu verschaffen, doch Leirâ hielt sich an ihr Versprechen und sich selbst zurück. Alles, was sie dazu zu sagen hatte war ein fragender Blick, als Alrik ihr zu zwinkerte. SIe war sich nicht ganz sicher, wie diese Geste zu deuten war, aber ehe sie nachfragen konnte schwang der Mensch sich bereits ins Boot. Also tat sie es ihm gleich.
Die Dalish vermutete dass es ihrer zierlichen Statur geschuldet war, war aber auf der anderen Seite alles andere als böse darüber, nicht an eines der Ruder gelassen zu werden. So hockte sie da, an der Spitze des keinen Fährbootes und lies gedankenverloren eine Hand ins Wsser hängen, derweil sie leeren Blickes in die Ferne starrte. Nach Nordwesten.
Irgendwo dort muss es sein, wo wir damals rast machten. Ein Seufzer stahl sich auf ihre Lippen als sie daran dachte, wie sie zusammen mit anderen lange am Ufer gesessen hatte... Velven... Sie war zwar immer ein wenig eine Außenseiterin unter Gleichaltrigen gewesen, aber er war die Ausnahme: Immer freundlich, sein Haar, halb so lang wie das ihre, fiel ihm immer in lustigen Springlocken ins Gesicht und den Nacken. Beinah die ganze Nacht hatten sie dort verbracht, sich Geschichten erzählt und...

Daran, was danach geschehen war wollte sie nun wirklich nicht zurückdenken. Stattdessen schaute sie nun hoch zu dem Turm, der immer größer zu werden schien. Dunkel und bedrohlich thronte dieser vor ihnen, sie kam sich noch winziger vor als sonst. Sie wand das Haupt, als Alrik erklärte dass sie ihm das Reden überlassen sollte, worauf sie nur nickte. Und dann sprang sie als erste an Land, beäugte misstrauisch das von Busch- und Blattwerk überwucherte Mauerwerk, welches sich schier endlos in die Höhe zu schrauben schien, darin ein großes, schweres Tor.

„Beim Erbauer ist der groß.“
„Isch ´abe i`n zwar noch nie gese`en aber isch bin sischer der Turm in Orlais ist mindestens doppelt so `och.“

Leirâ murmelte halblaut: "dann freut euch, denn ihr könnt doppelt soviele UNschuldige wegsperren.", was Juliette aber entweder ignorierte oder schlicht nicht hörte. Überhaupt schien die Kriegerin nicht mehr wirklich mit ihnen zu sein, dohc ehe die Jägeirn weiter darüber nachgrübeln konnte stemmte Alrik bereits das Tor auf. Sie ging zuletzt, brach einen alten, vertrockneten Ast von einem Strauch und murmelte:
"Mögest du deine schützende Hand hier über mich halten, große Mythal, ich fürchte es wird Not tun." Dann warf sie den Zweig in Richtung See, wo dieser langsam über das Wasser trieb. Und die Schatten im Innern der kahlen Mauern verschluckten die schlanke, weißhaarige Gestalt. Sie fühlte sich unwohl in dem Engen Gang, der nur dann und wann in kleinere, mit gerüsteten Männern vollgestopfte Räume mündete. Die meisten dieser Männer schauten ihnen zwar nach, ließen sie aber in Ruhe. Auch wenn der Elfe feines Gehör hie und da Gesprächsfetzen heraushörte, welche sich allesamt darum drehten ob man einem Mann namens 'Dylan' mitteilen sollte, dass Besucher im Turm waren.
Kein Lufthauch war zu spüren, es war kühl und die Luft schmeckte nach dem Rauch der Fackeln. Ein Schauer kroch ihren Rücken hinauf und hinab, ein oder zweimal machte sie einen kleinen Satz rückwärts. Sie hätte jedes Mal schwören können, dass die Wände sich auf sie zu bewegt hatten, aber...
Nein, das musste ihre Einbildung gewesen sein.
Und so fuhr sie fort in ihrem Trott, immer hinter Juliette die Stufen empor. Die Stufen. Schritt um Schritt führten diese in unsauberen Spiralen in die Höhe, Leirâ hörte bei der Hundertsten zu Zählen auf, weiter konnte sie ohnedies nicht, auch wenn sie gewollt hätte.
Dirthamen, bald erreichen wir die Spitze dieses Dings, und das ohne einem einzigen Magier begegnet zu sein..., doch gerade als ihr das durch den Kopf ging durchschritten sie eine Tür und gelangten in einen großen, kahlen und unfreundlichen Raum. Und da trat ihnen dann einer der Templer in den Weg.
Während des sich nun entwickelnden Gesprächs, in dem Alrik beinah das Blau vom Himmel log, wanderte ihre Aufmerksamkeit mehr und mehr vom Gesprochenen zu dem schwindenden Platz im Raume, als immer mehr dieser gepanzerten Gestalten hinzu traten. Sie bekam noch mit, wie Alrik sie einmal mehr als 'Botschafterin' vorstellte. Hektisch und streng genommen auch zu spät entbot sie den Gruß des Volkes.
All diese Gestalten, so viele Menschen und so wenig Platz. Das Bisschen an Abstand, das gewahrt wurde nahm sie nicht wahr. Sie hätte keinen Schritt machen können, ohne wider jemanden zu prallen. Unbewusst nahm sie Kampfhaltung an, nervös spielten ihre Finger mit dem Gehilz des Dar'Misu unter ihrem Umhang, langsam hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Doch sie zwang sich zur Ruhe, sie hatte Alrik versprochen sich zurück zu halten und daran würde sie sich halten. Sie versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf das Gespräch zu richten und bekam nur noch mit, wie Alrik den -einen Kopf größeren- Mann mit Fragen bedrängte, diesen nicht mehr zu Wort kommen lies. Dann drehte Alrik sich um, ein völlig anderes Gesicht hatte er als sonst, und bedeutete Leirâ und Juliette ihm zurück zu folgen. Die Elfe wunderte sich warum sie den Turm nun wieder unverrichteter Dinge verließen, doch ehe sie Fragen konnte gab der Torwächter nach und ging seinen Vorgesetzten holen, was auch viele, wenn auch nicht alle der anderen Templer veranlasste den Raum ebenfalls zu verlassen.
Alrik grinste sie beiden an und da musste die Dalish aufstöhnen.
"Es war also nur ein Trick gewesen, dass wir den Turm wieder verlassen." Alrik warf ihr wieder so einen seltsamen Blick zu, während Juliette nur mit gedämpfter Stimme meinte:
"I´r seid…unglaublisch.“, hiernach auch sie die Jägerin so seltsam anblickte.
"Natürlich war das ein Trick, was dachtet ihr denn?", flüsterte Alrik, während die Elfe nur mit den Schultern zuckte. Dann folgte ein Moment, in dem Niemand wusste was er, beziehungsweise sie tun sollte und Blicke wahllos in den Raum geworden wurde. Was Leirâ wieder ins Gedächtnis brachte, wie hoch sie über der Erde waren. Mit nichts als diesen kalten, abweisenden Mauern um sie herum. Mauern, die eben doch noch einen ganzen Schritt weiter weg...? Es schüttelte sie.
"Und ihr schließt eure Magier für ihr ganzes Leben hier drin ein?" Alrik nickte langsam.
"Ja, ist wie ein Kloster. Immerhin sind sie hier sicher."
Leirâ starrte weiter auf die Wände, sie hatte Gänsehaut am ganzen Körper.
"Warum tötet ihr sie nicht einfach sofort? Diese Tat ist... Folter...", doch noch ehe ein erneuter Streit ausbrechen konnte, Juliette hatte den Mund bereits geöffnet, kam der Torwächter der Templer zurück, in seiner Begleitung ein Mann, ebenfalls in der Rüstung der Verließwächter. Ein Mann mit einem Blick, der kleine Kinder hätte in Tränen ausbrechen lassen. Die Dalish atmete tief ein und versuchte, das Gefühl des Erstickens zu unterdrücken, merkte sie doch instinktiv, dass sie sich bei diesem Kerl keine Fehler erlauben durften, wollten sie dieses vermalledeite Schriftstück endlich übersetzen lassen. Sie wollte keinen Augenblick länger hier drin bleiben als absolut notwendig.
Da erhob der neu Hinzugekommene auch schon die Stimme:

Juliette de Ludin
07.02.2012, 22:30
Mit schweren Schritten, begleitet von dem Schaben seiner Stiefel über den Steinboden und dem Scheppern seiner Plattenrüstung, betrat der Vorgesetzte des Torwächters den großen Raum mit einem finsteren, stechenden Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen. Seine, vermutlich streng nach Vorschrift, kurz geschnittenen Haare hatten eine ähnliche Farbe die allerdings etwas heller war und seine Schläfen waren leicht angegraut. Auch sein Bart, ein Kinnbart der mit dem Oberlippenbart zusammenwuchs, sah äußerst penibel sauber gestutzt aus und war ebenfalls, wenn auch sehr viel bedingter, nicht frei von grauen Haaren. Hinter und neben ihm trabten die vier Templer die ihn geholt hatten während die Übrigen teils Haltung annahmen als er an ihnen vorbei schritt. Autorität und eine gewisse Würde schien an dem Neuankömmling zu haften welche aber durch seinen unheilvollen Blick in den Hintergrund gedrängt wurden. Seine Stimme war ebenso hart und streng wie seine Züge, als er, noch im Gehen, das Wort erhob.
„Ich weiß nicht für wen ihr oder euer Bann euch haltet und es ist mir auch vollkommen egal.“, begann er unfreundlich und baute sich kaum eine Armlänger vor dem kleineren und schmaleren Alrik bedrohlich auf, während der Torwächter und seine Kameraden sich hinter ihm postierten. „Solange wir keine anderen Befehle bekommen wird niemand den Zirkel betreten, egal ob Gesandter, Leibwächterin oder…Ungläubige.“
Bei den letzten Worten ließ er seinen durchdringenden, abweisenden Blick nacheinander über die drei ungleichen Abenteuer vor ihm schweifen, wobei er das letzte Wort mit merkbarer Abscheu in der Stimme hauchte als sein Blick kurzzeitig auf der Dalish lag. Alrik war wieder einen Schritt vorgetreten während die beiden Frauen etwas hinter ihm standen. Ein Stoßgebet im Geiste murmelnd betete die Orlaisianerin das der Bursche wusste was er sagen würde und hoffte inbrünstig.

Juliettes respektvolle Maske geriet durch diesen unangenehm starrenden Blick kurzeitig ins Wanken und ohne das sie etwas dagegen tun konnte schluckte sie den letzten Rest Speichel in ihrem Mund, der nun wie ausgetrocknet schien, herunter. Beim Erbauer hatte der Mann einen verstörenden Blick und er hatte die ganze Zeit nur einmal geblinzelt und das bevor er zu den unerwünschten Gästen sprach. Die Duellantin war sich sicher: Wer sich dadurch nicht zumindest auch nur ein bisschen verunsichert fühlte, war ein Oger.
Während er sprach, hatte die Orlaisianerin ihn genauer gemustert, seine präzisen, knappen Bewegungen, seine kerzengerade Haltung und seine Mimik. Dieser Mann verfügte über ein großes Selbstvertrauen ohne an (allzu viel) Arroganz zu grenzen. Bei ihrer Erfahrung als Duellantin war sich Juliette sicher dass er ein herausragender Kämpfer sein musste und dass er kein Problem damit hätte es ihnen zu demonstrieren.
„Wie bereits erwähnt tut es uns…“, entgegnete Alrik sicher klingend aber auch er hatte kurz seinen Mut sammeln müssen um dem breiteren, gepanzertem Fereldaner zu antworten.
„Ich habe euch nicht das Wort erteilt, Bursche!“, unterbrach der Templer Angesprochenen harsch und plötzlich schienen seine Augen Blitze zu schleudern als er einen Schritt näher trat, derweil seine Kameraden größtenteils unbehaglich von einem Bein auf das andere traten manche aber auch erwartungsvoll die Arme vor der Brust verschränkten, als ob das Verhalten ihres Vorgesetzen nichts neues wäre. „Hier im Zirkel gelten Regeln und wer sich nicht an diese Regeln hält und Respekt vermissen lässt, hat hier ohnehin nichts zu suchen.“
Alrik räusperte sich, vielleicht um über seine eigene Nervosität hinwegzutäuschen, derweil Juliette und auch Leirâ sich kaum merklich verkrampften, erstere hatte ihre Fäuste so fest geballt dass das Leder ihrer Handschuhe leise knirschte.
Diesem Templer schienen Regeln und Vorschriften ziemlich wichtig zu sein und bei diesem gefahrvollen Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen kam Juliette der unangenehme Gedanke dass er sie vielleicht so ernst nahm das er dafür durchaus seine Fäuste sprechen lassen würde.

„Verzeiht meine Unachtsamkeit, Ser…“, entschuldigte sich der Bursche höflich und ging mit der Stimme fragend nach oben.
„Hauptmann Dylan!“, knurrte der Hauptmann streng.
„Hauptmann Dylan.“, wiederholte der Bursche bestätigend und deutete eine erneute Verbeugung an. Nachdem er sich wieder aufrichtete wandelte sich die Höflichkeit in seiner Mine zu einem bittenden Ausdruck, dem scheinbar ein Hauch von Verzweiflung anhing. „Natürlich haben wir Verständnis für eure Lage und ebenso selbstverständlich den größten Respekt vom Orden der Templer und seinen frommen Streitern doch diese Angelegenheit ist unserem Bann sehr wichtig. Vermutlich würde er uns alle drei enthaupten lassen wenn wir mit leeren Händen zurückkehren.“
Doch Dylans Gesicht blieb ungerührt und weiterhin kalt abweisend, als ob es ihn nicht scheren würde was außerhalb dieser kalten Mauern geschah.
„Ich habe meine Befehle.“, beharrte er unnachgiebig.
„Natürlich habt ihr die und ihr habt sie sicherlich aus guten Gründen erhalten.“, meinte Alrik in einem ernsten Ton bevor er seine Stimme etwas senkte. „Doch wir haben eine gewisse…Nervosität unter euren Männern bemerkt, die zweifellos nicht durch unseren Besuch entstanden sein kann.“

Langsam verengten sich die dunklen Augen des Hauptmannes, was Juliette einen Schauer den Rücken herunter laufen ließ, ehe er mehreren seiner Untergebenen harsche Blicke zuwarf. Diese zeigten öfters plötzlich großes Interesse an ihrem Schuhwerk oder an dem Kamerad zu ihrer Seite bis auf einige wenige die seinem Blick trotzten aber auch allesamt Helme trugen, die ihre Gesichter vollkommen verbargen.
„Wir können nicht gehen bevor diese Schriftrolle entziffert wurde. Unsere Loyalität gebietet es uns und um eure und die Seelen eurer Männer nicht mit der Sünde zu belasten, Unschuldige die nur ihre Pflicht gegenüber ihrem Bann taten in den Tod zu schicken, bitte ich euch uns Einlass zu gewähren.“, bat Alrik untertänigst und senkte ergebenst das Haupt.

Der hochrangige Templer schwieg als dachte er über die Worte nach. Während sie warteten und Juliette das Herz bis zum Halse zu klopfen schien, fiel ihr ein das sie mal über Fereldaner gehört hatte das ihnen Loyalität über alles ging, sowohl über Wohlstand, körperliche Unversehrtheit und sogar über Vernunft. Wenn es stimmte und nicht nur eines dieser verdammten Vorurteile wäre, war das ein schlauer Schachzug von Alrik, den Hauptmann so gefügig zu bekommen. Einerseits fühlte sie sich bei dem Gedanken schlecht diese durchaus ehrbare, wenn auch nicht von sonderlicher Intelligenz zeugende Merkmal auszunutzen aber wenn es klappen würde und sie dadurch der Hiebe der Templer entgehen würde…sie würde sich vermutlich nachher selbst Vorwürfe machen aber sich lieber von seinem Gewissen plagen lassen als möglicherweise zusammengeschlagen werden. Eine der Lektionen die sie in diesem sehr gewöhnungsbedürftigen Land gelernt hatte.

Dylans Mine verfinstere sich kurzeitig und Juliettes Herz schlug mit einem so schnell, dass sie sich wunderte dass es nicht der ganze Turm hörte.
„Wagt es nicht mich über Loyalität oder Glauben zu belehren, Bursche!“, mahnte der Templer gereizt mit geballten Fäusten. Alrik wollte gerade eine Entschuldigung herauswürgen da wurde Dylans Blick etwas friedlicher, wenn auch genauso kalt und abweisend wie schon bei Beginn des Gesprächs. „Was ist das für eine Schriftrolle?“

Während die Orlaisianerin erleichtert aber sachte ausatmend die Schultern geringfügig sinken ließ und sich erlaubte sich etwas zu entspannen zeigte Alrik dem Templer-Hauptmann die besagte Schriftrolle. Nachdem dieser sie einige Augenblicke eingehend musterte, bedeutete er dem Burschen und seinen Begleiterinnen sich ein paar Schritte zurück zu ziehen, während er sich mit einigen seiner Untergebenen austauschte. Als sich die kleine Gruppe etwas abseits hinstellte um auf das Urteil zu warten, filterte Juliettes feine Nase einen neuen Geruch aus der von Rauch der Fackeln verpesteten und stickigen Luft, denn sie aber nicht gleich einordnen konnte. Beißend und unangenehm, das erste Wort das ihr einfiel war „Jauche“ aber wo kam das den plötzlich her?
„Riescht i`r das auch?“, fragte die nasekräuselnde Juliette flüsternd.
Während Leirâ die Duellantin etwas verständnislos anblickte wurde der Fereldaner rot.
„Jetzt habe ich mir in die Hose gemacht.“, meinte er verlegen wodurch die Orlaisianerin zuerst angewidert das Gesicht verzog dann aber so taktvoll wie möglich weg sah.

Nach einer sich scheinbar unendlich langen Weile drehte sich der Hauptmann von seinen Untergebenen weg zu den Abenteurern, nachdem er irgendwas aus dieser Entfernung unhörbares zu einem verunsicherten Templer gesagt hatte.
„Wie es aussieht…dürft ihr euch nun als Gäste des Zirkels betrachten.“, verkündete er mit einer widerwilligen Mine. Mit diesen Worten kam es Juliette vor als fiele eine gewaltige Last von ihren Schultern und sie konnte sich ein knappes und erleichtertes Lächeln nicht verkneifen, ebenso wie Alrik, doch als Dylan die nächsten Worte mit drohender Schärfe sprach, gefror es. „Seid euch aber unserer ständigen und unerbittlichen Aufmerksamkeit gewiss! Aus unserer Sicht, seid ihr unliebsame Eindringlinge, bis wir unsere Meinung ändern.“
Die Gruppe Templer die sich um ihn versammelten hatten setzten sich eiligst in Bewegung und stellten sich auf verschiedene Positionen als Dylan lautstark befahl: „Öffnet das Tor!“

Leirâ Ven
12.02.2012, 12:12
Dylan. Der Name schmeckte bereits nach der kurzen Zeit, die sie den Mann kante wie eine bittere Medizin und zwar von der Sorte, von der man dachte der Heiler wollte einen damit nur quälen und nicht retten.
Spätestens, als sein Kommentar über Ungläubige an sie gerichtete wurde und das mit einem Blick, der einen Riesen in die Knie gezwungen hätte. Streng den Sitten des Volkes folgend erwiderte Leirâ diesen Blick, doch bemerkte sie ein leichtes Zittern ihrer Beine. Diese Augen... Als würden sie ihr direkt in die Seele blicken und all das finden, was vor diesem Mann als Sünde galt. Als würde er genau danach suchen, einen Grund um sie auf der Stelle nieder zu strecken. Die Dalish zwang sich zur Ruhe, musste sich im Takt ihres Herzschlages an ihr Versprechen erinnern, sich zurück zu halten. Sie bemühte sich wirklich, Alrik das Reden zu überlassen, was ihr immer schwerer fiel, je länger das Gespräch andauerte. An ein oder zwei Stellen hatte sie ihren Mund bereits geöffnet, doch hielt sich rechtzeitig zurück.

Was? Die Anführer der Shemlen, diese 'Banns', würden ihre Untergebenen köpfen, nur weil diese einen Auftrag nicht erfüllt hatten? Talon'Din, und die nennen UNS Wilde?

Derweil wogte das verbale Kräftemessen zwischen Alrik und diesem Dylan hin und her und die Dalish kam nicht umhin, ihren Begleiter zu bewundern. Wie er es schaffte, dem in Zorn aufwallenden, dabei aber unnatürlich ruhig bleibenden Dylan immer wieder den Wind aus den Segeln zu nehmen war erstaunlich. Wie tief er sich dazu vor dem Gerüsteten, sinnbildlich, verbeugen musste fand die Jägerin aber wiederum... würdelos...

Schlussendlich händigte Alrik dem Kerl die Schriftrolle aus und trat zwischen die Frauen, während Dylan zu seinen Templern zurückging. Leirâs Aufmerksamkeit galt nach wie vor diesem Mann, irgendetwas sagte ihr, dass sie früher oder später in große Schwierigkeiten geraten würden und dieser Dylan der Grund dafür sein würde. Also hieß es wachsam bleiben. Die Elfe strengte sich an zu hören, was die Templer besprachen, doch gerade als sie
"...Also, Hauptmann, was tun wir nun?" hörte, lenkte Juliette ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie drei.

„Riescht i`r das auch?“, fragte die nasekräuselnde Juliette flüsternd.
Leirâ schaute nur fragend zurück, abgesehen von der abgestandenen Luft roch er hier doch... Moment, was war...?
„Jetzt habe ich mir in die Hose gemacht.“
Die Elfe rollte mit den Augen und versuchte, in eine andere Richtung zu gucken. Alrik hatte es gerade geschafft, die eigentlich gar nicht so schlechte Meinung die sie von ihm hatte wieder zum negativen zu kippen. So sah sie nur, wie der Dylan zurückkam.

Wie es aussieht…dürft ihr euch nun als Gäste des Zirkels betrachten.“, verkündete er mit einer widerwilligen Mine, ehe er mit einer Stimme fortfuhr, von der Leirâ hätte schwören können dass sie es in dem kleinen Vorraum kälter werden lies: „Seid euch aber unserer ständigen und unerbittlichen Aufmerksamkeit gewiss! Aus unserer Sicht, seid ihr unliebsame Eindringlinge, bis wir unsere Meinung ändern.“
Die Gruppe Templer die sich um ihn versammelten hatten setzten sich eiligst in Bewegung und stellten sich auf verschiedene Positionen als Dylan lautstark befahl: „Öffnet das Tor!“

Kaum dass dies geschah, ging der Mann mit den Augen eines Henkers voraus, die drei Abenteurer starrten sich unschlüssig an, bis Alrik tief Luft holte und als erster folgte. Kaum dass sie einen weiteren, nun aber deutlich größeren Vorraum betreten hatten hieß der Hauptmann der Torwache sie wieder zu warten.
"Ich werde nach Verzauberer Myrddin schicken lassen, der soll sich dann um eure Rolle und deren Übersetzung kümmern.", er sprach von dem Magier wie von einer schlimmen Krankheit. Leirâ schaute nur aus großen, betroffenen Augen zurück. Dies war der wohl unbarmherzigste Gefängniswärter, dem sie je begegnet war. Nun, um der Wahrheit die Ehre zu geben war es der erste Kerkermeister den sie kennen zu lernen das zweifelhafte Vergnügen hatte, aber dennoch war sich sicher, dass er auch der unbarmherzigste war, dem sie je begegnen würde. Ob sich dies bewahrheiten sollte, wusste wohl nur Dirthamen selbst.

So entstand ein weiteres Mal eine kurze Wartepause, in der jedoch keiner der Drei es wagte etwas zu sagen, standen doch überall in Hörweite Templer. Und das Gefühl der Enge kehrte zurück, die Dalish legte, ohne es selbst zu bemerken, die Arme um die Ellenbogen als müsse sie sich selbst Trost spenden und kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum, ihre Augen huschten unruhigen Schatten gleich immer hin und her.
Und blieben an den gnadenlos, ohne einen Wimperschlag unterbrochenen zurückstarrenden Augen Dylans hängen. Die Jägerin lies sofort die Arme wieder hängen und zwang sich, zurück zu starren. Dylans ganze Verachtung für Ungläubige ruhte in diesem Blick, des weiteren spürte sie auch die Blicke der anderen Shemlen auf sich ruhen. Sie würde in der Menschenwelt wohl immer für Aufsehen sorgen.

Da kam Bewegung in die Templer und ein Mann trat ein, was Leirâ veranlasste ein Lachen unterdrücken zu müssen, trug der Mann doch ein Kleid, welches ihm bis auf die Knöchel fiel. Ein Mann in einem Kleid...
Er selbst war knapp einen Kopf größer als sie und hatte einen dichten, langen Bart, der ihm bis auf die Brust fiel und mal blond gewesen sein mochte, nun durchsetzt mit haufenweise grauer Strähnen, das Haupt trug er kahl geschoren.
"Ah, Dylan. Wie kann ich zu Diensten sein?" richtete der neu Hinzugekommene das Wort an den Hauptmann der Templer, der mit einem verachtenden Blick zurückstarrte. Leirâ fröstelte es, dass ein Wesen ein anderes mit so viel Verachtung anblicken konnte. Nicht einer vom Volk würde ein Rosenohr so anstarren. Nun ja, Ràsahla vielleicht, aber die war auch dem Wahnsinn verfallen.
"Diese... Untergebenen eines Arls von Baumgreif hier wollen irgend so einen Wisch übersetzen lassen. Also macht schon, Myrddin!"
Die grauen Augen des Magiers leuchteten auf, als er die Abenteurer musterte. Auch sein Blick blieb an der Elfe hängen.
"Ah ja? Sehr schön, dann kommt doch erst mal mit.", er wies nach einem Treppenaufgang und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung, Leirâ ging zuletzt.
"Ihr seht irgendwie anders aus wie andere Elfen, meine Liebe", richtete Myrddin das Wort an sie, als er neben sie trat, "gehört ihr etwa dem Volk der Dalish an? Ich habe viel darüber gelesen, müsst ihr wissen, aber wir Magier kommen nun mal nicht viel rum, und...", die Dalish hörte ihm nur mit einem Ohr zu, diese schmale Wendeltreppe machte sie schwindlig. Es war eng, direkt vor ihr Juliette, direkt hinter ihr der an einem fort quasselnde alte Mann, die Decke kaum zwei Schritt über ihr... Es schüttelte sie und kostete sie alle Willenskraft, sich aufrecht zu halten.
"Äh, ja. Ich bin vom Volk.", antwortete sie knapp.
"Oh, wie interessant. Wisst ihr, ich habe mich immer gefragt, ob..."
"Verzeiht, gelehrter Herr?", ertönte Alriks Stimme von vorn, "diese Tür?"
"Jawohl, mein Lieber." Sie traten in einen Flur, der immerhin etwas geräumiger war als das schmale Treppenhaus. Und erst jetzt wurde Leirâ des Templers gewahr, der ihnen wohl schon die ganze Zeit gefolgt war:
Ein Bursche, etwa von Alriks Größe und Statur, aber ohne Bart. Auf dem Kopf hatte er eine Lederkappe.
"Immer nur weiter, mein Junge. Meine Kammer ist am Ende des Ganges, rechter Hand.", wies Myrddin sie an und sie setzten sich einmal mehr in Bewegung, den Templer stets im Schlepptau. Zwar richtete der Magier wieder das Wort an sie, doch die AUfmerksamkeit der Jägerin ruhte auf etwas anderem.
Mythal, waren das... Elfen? Hier?, sie blieb stehen und starrte weiter durch die offene Tür und tatsächlich: Eine schlanke, große rothaarige Elfe stand dort und unterhielt sich mti jemandem den Leirâ nicht sehen konnte.
Haben etwa die Flachohren auch die Gabe der Alten? Die Jägerin konnte es nicht fassen, dass die Stadtelfen über die Gabe verfügten -dass die Frau nicht zum vom Volk war erkannte sie daran, dass sie keine Vallasslin trug, obwohl Leirâ sie älter als sie selbst schätzte-, obwohl diese sogar zwischen den Dalish, welche die alten Wege doch am Leben hielten, immer seltener wurde.
"He, geht weiter.", herrschte sie der Templer an. Einen vernichtenden Blick später, denn auch Leirâ konnte sehr unnachgiebig gucken wenn sie wollte, folgte sie den anderen Menschen in das kleine Zimmer, das der Verzauberer Myrddin sein eigen nannte. Er bot ihnen einige Stühle an, setzte sich selbst hinter seinen Schreibtisch und sah sie mit einem aufgeregten Funkeln in den Augen an.
"Dann zeigt doch mal eure Schriftrolle."
Die beiden Frauen blickten zu Alrik, welcher sich auch nicht lange bitten lies und das Pergament entrollte. Myrddin starrte lange darauf. Sehr lange. Die Dalish begann, unruhig auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen, warf einen nervösen Blick zurück. Ihr wurde allmählich übel von der rauschgeschwängerten Luft, denn das Zimmer wurde derweil nur von Kerzen erhellt, das Fenster war mit Holzverschlägen geschlossen. Sie warf einige nervöse Blicke umher, wie hoch mochten sie mittlerweile sein? Nur gehalten von der Shemlen Mauerwerk. Hinter ihnen stand immer noch der Templer.

"Diese Zeichen kommen mir bekannt vor,", erhob Myrddin das Wort und Leirâ sowie Alrik hingen an seinen Lippen.
"Ja, sie erinnern entfernt an die zwergische Runenschrift. Genau."
"Und...", begann Alrik zögerlich, "..könnt ihr lesen was da steht?" Doch der Verzauberer schüttelte den Kopf. Und gerade als Alrik wieder den Kopf hängen lies, lächelte der Magier.
"Aber ich kenne genau den richtigen dafür, einen ehemaligen Schüler von mir." Er schaute zu dem Templer.
"Ser Richard, dürfte ich darum bitten, ob ihr kurz auf den Gang rufen könntet? Bitte? Ich möchte nach Rhaego schicken lassen, er scheint mir der Richtige hierfür zu sein."
Der Templer schaute zunächst empört drein, doch dann rollte er mit den Augen udn öffnete die Tür einen Spalt.
"He! DU da! Ja, du! Geh und hol Rhaego her, der alte Myrddin will ihn sehen."
Die Dalish zog die Augenbrauen zusammen ob der Respektlosigkeit, Myrddin einen 'alten' zu nennen. SO behandelte man doch niemanden, der bereits einige Lebensweisheit erlangt hatte. Doch sie erinnerte sich ihres Schwurs und
hielt
sich
zurück.

Rhaego Alcaryen
12.02.2012, 17:35
In den Gängen des Turms

Rhaego lehnte seinen Kopf an das kühle Glas. Er hatte die letzte Stunde damit verbracht, seinen Hauptfeind neben den Templern zu bekämpfen – Langeweile. Im Zirkel konnte man nach der Läuterung tun, was man wollte – innerhalb gewisser Regeln. Das hatte zur Folge, dass man sich auch wirklich eine Aufgabe suchen musste, um nicht in irgendeiner Ecke des Turms zu versauern. Allgemein achteten die Verzauberer darauf, dass die jungen Magier ein Projekt fanden, mit dem sie sich auseinander setzen konnten. Es waren auch schon beeindruckende Fortschritte in der Magie durch die Forschungen der gelangweilten Magier zustande gekommen. Rhaego widmete sich allgemein, wenn er nicht gerade eine neue Sprache lernte, der Übersetzung – von verschiedenen Sprachen ins Fereldische oder auch andersherum. Allerdings stand ihm im Moment nicht der Sinn danach.
Also hatte er zuerst seine Unterlagen in sein Zimmer gebracht und war kurz danach aufgebrochen, um im Turm irgendeine Beschäftigung zu finden. Das ziellose Umherirren in den Gängen war an sich auch schon anstrengend – man musste den Eindruck vermeiden, beschäftigungslos zu sein oder gar irgendwo mit verräterischen Absichten herumzuschleichen. Also war Rhaego durch den Turm geschlendert, ohne zweimal in kurzer Zeit denselben Gang zu betreten.
Wie so oft hatte sein zielloser Spaziergang rasch bei einem Fenster geendet. Wenn er ganz weit nach links sah, konnte er noch die Anlegestelle der Fähre erkennen. Die Gruppe war nicht mehr zu sehen, wahrscheinlich hatte sie wie so viele vor ihr wieder umgekehrt. Seufzend vergrub der Magier seinen Kopf in den Händen. Es wäre vermutlich besser, nicht mehr so oft an Fenstern herumzuhängen. Es war sowieso sinnlos. Er würde den Turm nicht mehr verlassen und schmerzte nur, die freie Umgebung des Zirkels anzustarren. Er würde sich jetzt umdrehen, jetzt gleich, und dann gehen. Er warf einen letzten Blick auf den See, versuchte sich jede Einzelheit zu merken...
„Blondie!“
Rhaego fuhr herum. Ein Templer stand hinter ihm. Rasch ging Rhaego alles durch, was der Templer von ihm wollen könnte. Wahrscheinlich kam irgendeine Standpauke übers „Herumlungern“.
„Du sollst sofort zu Myrddins Zimmer kommen.“
„Ich habe nicht... Was?!“ So etwas hatte er nicht erwartet. „Was will er denn?“
„Wenn ein Templer etwas von dir will, gehorchst du, Magier!“, erklang eine eiskalte Stimme am anderen Ende des Korridors. Rhaego musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass Dylan dort gerade um die Ecke gebogen war und sich nun sofort einmischen musste. Dennoch wandte er sich um, verbeugte sich – nur eine Spur zu tief – vor dem Templer und antwortete respektvoll: „Jawohl, Ser!“ Er konnte es sich nicht leisten, Dylan noch mehr zu verärgern, als er ohnehin schon war. Rasch setzte er sich in Bewegung und folgte dem ersten Templer. Als er schwere Schritte hinter sich hörte, drehte er sich um. Aus irgendeinem Grund kam Dylan mit – und verpasste dem Magier einen harschen Stoß, damit er weiterlief.
Rasch stolperte Rhaego weiter – sein Gesichtsausdruck ein einziges Fragezeichen. Was zum Teufel wollte Myrddin von ihm? Und warum kam Dylan mit? Und warum wurde überhaupt ein Templer geschickt, wenn ein Verzauberer etwas von ihm wollte? Normalerweise schickten die Magier irgendwelche Novizen, aber doch keine Templer.
Er versuchte seine Gedanken zu ordnen und kam dann auch mit halbwegs ausdrucksloser Miene vor der Tür zu Myrddins Zimmer an.
Der Templer stieß die Tür auf und trat dann zur Seite – weniger aus Respekt vor Rhaego, sondern weil sein Hauptmann hinter dem Magier stand und ihm ins Zimmer folgte.
In Myrddins Zimmer hatte sich die merkwürdigste Gruppe versammelt, die Rhaego jemals gesehen hatte. Vor Myrddins Tisch saß ein Mann, einige Jahre jünger als er selbst. Er war fast gleich groß wie Rhaego, aber recht schmal gebaut. Seine schlaksige Gestalt war in ein merkwürdiges Wams gehüllt. Dennoch sah er noch am normalsten aus. Auf den Stühlen neben ihm saßen zwei Frauen, die ihn anstarrten, noch ehe der schlaksige Mann mitbekommen hatte, dass die Tür aufgegangen war. Die eine war nur etwas kleiner als Rhaego. Sie trug eine einst edle, nun recht abgewetzte Hose und auch ein dazu passendes Oberteil. Er hatte noch nie gesehen, dass eine Frau eine Hose anhatte. Man konnte jede ihrer Rundungen überaus deutlich erkennen, doch sie schien das nicht zu stören. Es sah auch nicht so aus, als würde sie jemals mit unwillkommenen Verehrern Ärger haben, denn an ihrem Gürtel hingen verschiedene Waffen. Auch sie schienen teuer zu sein, soweit Rhaego das beurteilen konnte.
Bei der anderen Frau – einer Elfe – bemerkte er zuerst die feinen Linien in ihrem Gesicht. Sie war über einen Kopf kleiner als er und in eine absolut fremdartige Kleidung gehüllt. Rhaego kannte Elfen – im Zirkel lebten einige von ihnen – aber jemanden wie sie hatte er noch nicht gesehen. Er vermutete, dass sie eine der Dalish waren, von denen er schon einiges gelesen hatte.
Auf den zweiten Blick stellte er fest, dass das die Leute waren, die er vor kurzem am Ufer des Sees gesehen hatte. Sie mussten ein ziemliches Durchsetzungsvermögen haben, wenn sie es doch irgendwie in den Turm geschafft hatten. Jetzt war ihm klar, warum Dylan mitgekommen war. Der Zirkel war stets vorsichtig mit Kontakt zwischen seinen Magiern und Fremden, und nun, nach Uldreds Rückkehr, hatte sich das noch verschärft.
Aber was konnten ein fereldischer Bauer, eine bewaffnete Kriegerin und eine Dalish im Zirkel wollen? Und was genau hatte er damit zu tun?
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er Myrddin an, auf eine Erklärung wartend.
Der Verzauberer setzte sich hinter seinem Schreibtisch zurecht und sagte: „Ah, Rhaego, da bist du ja. Wurdest du informiert, warum ich dich sprechen wollte?“
Stumm schüttelte der blonde Magier den Kopf.
Myrddins Mundwinkel zuckten verärgert, aber jede andere Reaktion verkniff er sich – vermutlich wegen der anwesenden Templer.
„Am besten, sie erklären es dir selbst“, sagte er und deutete auf die Fremden.

Juliette de Ludin
12.02.2012, 21:21
Mit einer herablassenden und kühlen Mine betrachtete Juliette, derweil sie sich auf ihrem Stuhl umdrehte um den Neuankömmling in Augenschein zu nehmen, diesen Mann, diesen Magier, der soeben gefolgt von dem Hauptmann das Zimmer betrat. Scheinbar war das dieser ehemalige Schüler, von dem dieser komische, alte Kauz gesprochen hatte und den er „Rhaego“ nannte. Die Orlaisianerin fühlte sich ohnehin schon unwohl in der Gegenwart einer dieser Sonderlinge verweilen zu müssen, doch als der Neuankömmling eintrat verdoppelte sich logischerweise die Anzahl der Magier im Zimmer und damit auch Juliettes Unbehagen. Seine blonden Haare trug er unsittlich lang und an ihm schien der Geruch von Tinte anzuhaften und wenn sich die Duellantin, die eine für hierzulande viel zu gute Nase besaß, nicht täuschte hing auch ein Hauch von Rauch an ihm. Sie wollte definitiv nicht wissen woher. Im Gegensatz zu dem alten Mann aber kam sie nicht darum herum zu bemerken, dass er eigentlich gar nicht mal so schlecht aussah. Überhaupt hatte sie sich Magier bis jetzt ganz anders vorgestellt.
Man hatte ihr immer, seit ihrer Kindheit schon, gesagt Magier seien böse, wandelnde Bollwerke der Blasphemie und sahen auch genauso aus aber nun da sie zum ersten Mal einen Magier in Fleisch und Blut sah…dieser Myrddin wirkte höchstens etwas wunderlich und zerstreut, nun mal wie ein etwas in die Jahre gekommener Lehrmeister. Dieser Rhaego mit seiner rebellisch wirkenden Frisur und seiner beinahe ausdruckslosen Mine, wie ein überrumpelter, leicht aufmüpfiger Schüler und nicht wie ein grausamer Dämon in Menschengestalt. Juliette war sich nicht sicher ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Der Einzige im Raum der einen wahrhaft nervös machte war ohne Zweifel der finster blickende Dylan, der mit Argusaugen alle Anwesenden mit seinem überaus unangenehmen Blick musterte und sich jedes einzelne Wort das gesprochen wurde einzuprägen schien. Überhaupt wirkten diese Templer hier recht unfreundlich, beinahe schon aggressiv. Man könnte sogar fast meinen nicht die Magier seien es die zu fürchten waren, sondern…

Juliettes mit Zuckerbrot und Peitsche getrimmter Verstand unterbrach den Gedanken ganz schnell. Die Templer taten nur was sie tun mussten um die Welt vor den Auswirkungen der Magie zu bewahren und sich gegenüber Fremden argwöhnisch zu verhalten war dabei nur vernünftig. Außerdem, egal wie harmlos die beiden Magier wirkten, sie mussten es garantiert nicht sein. Vielleicht waren sie ja doch die Wölfe im Schafspelz nur konnten sie ihre Verderbtheit hinter schauspielerischen Fähigkeiten und vielleicht sogar hinter ihrer Magie verstecken. Man wusste nie, weshalb Juliette sich ihr Misstrauen bewahrte.

„Seid gegrüßt, Ser Magier.“, begrüßte Alrik höflich und nickte dem jüngeren Magier freundlich zu. Dem Burschen schien Misstrauen gegenüber Magiebefähigten wohl fremd zu sein, was Juliette zwar nicht gefiel, aber sie hielt den Mund. Sollte er doch reden. Sie hatte nicht die geringste Lust ein Wort mit diesem, in eine dunkelrote Robe gehüllten Mann, zu wechseln. „Das hier sind Leirâ Ven und Juliette. Ich bin Alrik Riverside.“
Der Magier schien ein wenig überrascht über die höflichen Worte die doch tatsächlich an ihn gerichtet waren. Während er seine Begleiterinnen vorgestellt hatte, hatte Alrik auf die genannten zu seinen Seiten knapp gedeutet, während Juliettes Blick nun wieder ganz wie früher am Hofe des Hochadels war. Gelinde gesagt: So eisig herablassend als blickte sie auf ein unwürdiges Insekt. Der Bursche schilderte weshalb sie hier waren, nämlich eine hochgelobte Schriftrolle im Namen des Banns Baumgreif übersetzen zu lassen, der sie hinrichten lassen würde, würden sie ihrem Auftrag nicht zur Genüge erfüllen. Derweil er sprach warf die Adlige einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu Leirâ. Die ganze kurze Zeit die sie bereits im Turm über waren wirkte sie nervös, aber mehr als es für die Söldnerin normal und vernünftig erschien. Sie schien sich in diesem uralten Gemäuer mehr als nur unbehaglich zu fühlen. Juliette kannte sich mit den Emotionen der Elfen, besonders von Dalish-Elfen, viel zu schlecht aus um sich sicher zu sein aber scheinbar schien ihr dieser Ort nicht gut zu tun. Doch auch wenn die unwissenden Worte der Dalish, Juliette mehr als nur einmal, gereizt hatten kam ihr bei der Erkenntnis von Leirâs Unbehagen keine Häme auf. Vielleicht schien diese unheilvolle, von stickiger Luft verhangene Atmosphäre auch auf die Elfe Wirkung zu zeigen.

Doch als der Bursche mit den hoffnungsvollen Worten „Würdet ihr uns also den Gefallen erweisen, besagte Schriftrolle zu übersetzen?“ endete riss die Adlige ihren Blick von der Elfe wieder zu dem Magier. Es gefiel ihr natürlich nicht das so viele Fremde in so kurzer Zeit die Schriftrolle betatschten aber wenn man ihr nun endlich ihre Geheimnisse entlocken würde…

Leirâ Ven
13.02.2012, 13:14
Sie warteten. Und warteten.
Der Templer hatte den Raum verlassen, nachdem die Person die er eigentlich angewiesen hatte, diesen Rhaego zu suchen ihn offensichtlich ignoriert hatte, hatte er sich selbst bequemt den Raum zu verlassen. Leirâ war mittlerweile richtig übel geworden, es kostete sie alle Mühe ruhig zu bleiben. Ihr wurde schwindlig von der Luft und unwohl von dem Gedanken, in unzähligen Schritt Höhe eingesperrt zu sein ohne auch nur eine Chance auf einen vernünftigen Fluchtweg.

"Können... Wir das nicht öffnen?", fragte sie mit schwacher Stimme und deutete auf den Holzverschlag.
Myrddin wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da ging die Tür auf und der Templer von eben trat herein, die drei erhoben sich von ihren Plätzen.
Direkt hinter dem Mann, den Myrddin eben 'Richard' genannt hatte kam ein Magier mit wallender, blonder Mähne, ähnlich der von Leirâ was Länge und Fall betraf. Woher sie wusste dass es einer der Shemmagier war? Nun, er trug ein schwarz- rotes Kleid. Die Dalish musste kurz Grinsen, fing sich aber direkt wieder. Sie wollte sich nicht bei den Magiern ob deren Mode unbeliebt machen.
Ob meine Kleidung auf die Menschen auch so seltsam wirkt? Sie warf einen verstohlenen Blick an sich herab, zwar trug sie wie die meisten Shemlen eine Tunika, diese reichte jedoch nach Dalish- Art an den Seite nur bis zur Hüfte, während sie vor Schritt und Gesäß gut knielang war. Dazu die Lederhose und die Bogenschützen Handschuhe...
Ja, sie musste wohl etwas seltsam auf die Rosenohren wirken.

Nach dieser kurzen Ausführung stellte Alrik nun seine beiden Begleiterinnen vor, Leirâ grüßte Rhaego mit dem elfischen Gruß und sah ihm ins Gesicht. Zwischen den wilden, blonden Locken -ihr Haar lockte sich nicht annähernd so hübsch- spross die erste Ahnung eines Bartes hervor. Wäre das nicht gewesen, hätte sie den Magier wohl als recht ansehnlich empfunden, trotz der eigenartigen Gesichtszüge. Aber diese Haare im Gesicht...
Hinter dem Blonden trat dann noch jemand ein, der ganz bestimmt kein angenehmer Anblick war:
Dylan.
Alrik überreichte just die Schriftrolle und die Jägerin zwang ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch, musste jedoch eine Hand auf die Stuhllehne hinter ihr legen. Ihr wurde wieder schwindlig, das Fenster zu öffnen war wohl wieder vom Tisch.

Rhaego Alcaryen
13.02.2012, 15:27
Leirâ Ven, Juliette und Alrik Riverside. Die Namen legten nahe, dass er Recht gehabt hatte, was ihre Herkunft anging, zumindest bei der Dalish und dem Mann. Der Name der Kriegerin klang, als hätte er orlaisianische Wurzeln. Das würde vermutlich auch ihren eiskalten Blick erklären. Orlaisianer und Magier... Na ja, eigentlich konnte man genauso gut sagen, Fereldener und Magier. Der Bursche schien allerdings von diesen Vorurteilen ausgenommen zu sein, er grüßte freundlich, was Rhaego erfrischend fand. Auch die kleine Dalish grüßte respektvoll. Rhaego wusste nicht, wie die Dalish mit ihren Magiern umgingen – so sie denn überhaupt welche hatten. Aus irgendeinem Grund schwiegen die Aufzeichnungen des Turms darüber. Er nickte dem Mann und der Elfe zu – er hätte sie auch mit dem angemessenen Dalish-Gruß antworten können, aber ein sachtes Prickeln zwischen seinen Schulterblättern erinnerte ihn an Dylan Anwesenheit.
Also spielte er den braven Magier und nahm die Schriftrolle entgegen. Dann bewegte er sich drei Schritt nach vorne, um den traurigen Wisch auf den Schreibtisch Myrddins zu legen. Während er selbst mit geradem Rücken davor stehen blieb, glättete er vorsichtig die vielen Falten, die über das Schriftstück verteilt waren. Das raue Material unter seinen Fingern fühlte sich an wie Pergament. Misshandeltes Pergament. Über die dunklen Schriftzeichen waren schon einige Flüssigkeiten gelaufen. Wasserflecken ließen die Tusche – er vermutete, dass es sich darum handelte – an vielen Stellen leicht verlaufen. Dreck hatte sich in die feinen Poren gelegt und hier und da... Angewidert wandte er sich zu Alrik um.
„Sind das hier Fettreste?“, fragte er. Doch ehe er die Antwort hören konnte, drehte er sich schon wieder zurück. Eigentlich wollte er es gar nicht wissen.
Dann beugte er sich leicht vor und musterte die Form der Runen. Er hatte solche noch nie gesehen. Aber wenn man sich vorstellte, dass die Basis etwas mehr nach links verschoben war und rechts die Striche etwas schiefer waren, dann sahen sie aus wie die Runen, die aus den östlichen Thaigs stammten.
Ohne sich aufzurichten, sagte er: „Die Schrift ist mehrere hundert Jahre alt, also wahrscheinlich eine Kopie. Das Original müsste irgendwo aus dem Osten Orzammars stammen.“
Konzentriert folgte er der ersten Zeile, suchte nach Zeichen, die ihm bekannt vorkamen. Dieses eine Zeichen könnte Erbe bedeuten, oder auch Schwur. Mehr konnte er momentan nicht erkennen. Er überflog den Text. Stein kam öfters vor, allerdings meist mit einer merkwürdigen Zeichenverbindung, die er nicht deuten konnte. Ansonsten konnte er recht wenig lesen. In der Bibliothek gab es sicher einige Nachschlagewerke. Wenn der Zirkel sie nicht hatte, dann niemand.
Da bemerkte er einige Zeichen am Rand. Er drehte die armseligen Überreste der Karte. Es waren neuere Runen, die aber in der selben Pinselführung auf das Pergament gekommen waren. Vermutlich war dieser Zusatz beim Erstellen der Kopie gesetzt worden. Der Magier kniff die Augen leicht zusammen und versuchte, sich in die zwergische Schreibweise und Schriftsprache einzudenken. Die Satzstellung war komplett anders als zum Beispiel bei Menschen oder Elfen. Grob übersetzt – ohne all die Feinheiten des Zwergischen miteinzubeziehen - stand dort: Bei Überresten in den tiefen Wegen gefunden.
Er richtete sich auf und wandte sich Alrik zu. „Es ist eine Schatzkarte.“

Juliette de Ludin
13.02.2012, 20:09
Sobald der Magier die Stimme erhob, wurde Juliette klar, dass sie ihn nicht ausstehen konnte. Vielleicht war es die Erinnerung daran dass er sie mit einer einzigen Handbewegung bei lebendigen Leib Flammen aufgehen, zu Stein werden oder gefrieren lassen könnte, sich ihrer zerschlagenen Leiche bemächtigen und sie als Untote durch die Welt torkeln lassen könnte, ihr die Gedanken vergiftete oder sich selbst in einen Dämon verwandelte um Tod und Verwüstung anzurichten…Vielleicht gefiel ihr aber auch einfach nur der Klang seiner Stimme nicht. Juliette war sich nicht sicher. Beides schienen Tatsachen zu sein.
Dass er sowohl Alrik als auch Leirâ grüßte sie aber nicht ließ der Rest von anerzogenen Anstand in Juliettes Verstand regelrecht auf fauchen. Sie selbst hätte sich nicht dazu herabgelassen, allerhöchsten, kühl und knapp, hätte er den ersten Schritt getan aber das hatte der Blondschopf nicht und nahm sich anstelle gleich die Schriftrolle. Das zeugte nicht gerade von Höflichkeit, genauso das er für die Begrüßung nicht einmal den Mund aufmachte.

Gespannt warteten alle, im Raum, auf die Meinung des Neuankömmlings der die Schriftrolle eingehend musterte, auch Juliette. Wobei der Hauptmann hingegen weniger an dem alten Schriftstück interessiert schien sondern eher den Magier streng anfunkelte. Dieser Rhaego hatte sich zwischen Leirâ zu seiner Rechten, und Alrik, neben dem wiederum die Duellantin saß, zu seiner Linken gestellt und sagte hin und wieder Dinge über das antike Etwas, schwieg aber dennoch die meiste Zeit. Neugierig schauten die Anwesenden auf das aufgerollte Pergament, sahen gelegentlich hoch zu dem jüngeren Magier wenn er sprach, wobei Juliette es aber schaffte etwas distanzierter zu blicken. Obwohl die Erwartung auf die Enthüllung, was dieses Ding nun wert war, das Herz der Orlaisianerin schneller schlagen ließ, wollte sie ihre Emotionen nicht überhand gewinnen lassen. Damals eine wichtige Lektion in Orlais, den anderen in relativen Unklaren über seine Gefühlswelt zu lassen oder ihm etwas vorzuspielen und auch hier wollte sie beinahe schon instinktiv eine neutrale Maske aufsetzen. Dennoch stahl sich ein hoffnungsvolles, vor fiebriger Erwartung zeugendes Glänzen in ihre beinahe schon metallisch wirkenden grauen Augen. Die Hoffnung darauf endlich diesem jämmerlichen Dasein entkommen zu können, und sei es nur das sie nicht mehr hungern oder frieren musste, brannte in ihr.

Schließlich verkündete der Blondschopf, Alrik anblickend, nachdem er sich wieder aufrichtete: „Es ist eine Schatzkarte.“
Beinahe hätte die Duellantin vor erleichterter Freude gejauchzt, doch sie beschränkte es im letzten Moment auf ein äußerst knappes Schmunzeln. Schätze! , hallte es jubelnd in ihren Gedanken wieder. Und nicht nur irgendein Schatz, sondern der Schatz eines Zwergs! Vielleicht war es einfach nur Wunschdenken, das dafür sorgte, dass sich in Juliettes Verstand Berge von Gold abzeichneten, aber zum Teil war es auch berechtigt. Die Zwerge waren hier zu Lande als sehr geschäftstüchtige Händler bekannt und es hieß sie besäßen atemberaubende Reichtümer. Schon ein kleiner Teil davon würde dafür reichen dass die Duellantin nie wieder am Existenzminimum leben musste. Sie würde vermutlich ins sonnige Antiva reisen, sich dort ein Anwesen kaufen und ein Leben führen, das sie früher als normal beschrieb.
Während Juliette sich zurückhielt schien Alrik plötzlich heller als jede Kerze im Zimmer zu strahlen.
„Ich wusste es! Ich wusste es!“, stieß er freudig aus und mit jedem Wort schien er vor Begeisterung schneller zu reden. „Was sind das für Schätze? Wo sind sie? Ist es weit bis dahin? Meint ihr…“
Im Geiste sah sich die Adlige bereits auf einer Terrasse eines geräumigen Anwesends, umringt von gutgebauten Bediensteten umsorgt liegen während sie besten antivanischen Wein schlürfte und einfach nur den wolkenlosen Himmel genoss, fernab von jedem Fereldaner und jeder Sorge die sie hier ununterbrochen plagte. Doch plötzlich verdunkelte sich dieses Traumbild und verschwand spurlos als die Fragen die Alrik vor Begeisterung kaum noch verständlich haspelte, zu ihr durchdrangen.

Wofür war es eine Schatzkarte? Was wäre besagter Schatz?
Juliettes Euphorie erstarb, mit einem Mal.
Wenn es ein Zwergenschatz war, befand er sich in den Tiefen Wegen, von denen Juliette einst gelesen hatte? Jene dunklen Tiefen in denen die grausame Dunkle Brut sich tummelte?

Um Antwort auf diese ernüchternden Fragen zu erhalten musste der Magier mehr rausrücken, doch er kam nicht zu Wort durch das freudige Gehaspel des Fereldaners.
Da niemand gewillt schien den Redeschwall Alriks zu unterbrechen übernahm die Duellantin diese Aufgabe, indem sie dem Burschen einen, wohl etwas zu kräftigen, Ellenbogenstoß in die Seite verpasste. Alrik zuckte zusammen und grunzte aber hielt endlich den Mund, derweil die Orlaisianerin sich auf den Tisch vor lehnte und den Magier kalt anblickte. Jetzt musste sie also doch noch mit diesem magischen Kretin sprechen. Für solche Fälle hatte man eigentlich immer einen Sekundanten bei sich aber Juliettes Sekundantin, eine manchmal etwas schüchterne junge Frau, stand ja nun mal leider nicht mehr in ihren Diensten. Zu schade aber auch.

„Nun macht es nischt so spannend, Magier!“, sagte sie kühl und bemüht auf Neutralität aber bei dem letzten Wort, war ihre Abneigung kaum merklich, aber vorhanden zu hören. „Könnt i`r dieses antike Was-auch-immer nun übersetzen oder nischt?“
Herablassend blickte sie zu dem, wie sie sich nun doch eingestand, wirklich nicht übel aussehendem Gesicht. Aus dieser Entfernung konnte sie seine Bartstoppeln und die dunkelgrauen Augen genau erkennen. Zusammen mit diesem Haarschnitt wirkte das irgendwie rebellisch, etwas das die Adlige früher einmal faszinierend und auch anziehend fand. Aber das war früher, lag Jahre zurück…oder etwa doch nicht?
„Und fasst eusch kurz!“

Leirâ Ven
14.02.2012, 11:59
Der blonde Mann grüßte knapp zurück und drängte sich dann zwischen Leirâ und die anderen beiden, schnappte sich das Pergament und beugte sich darüber. Der Dalish Kopf befand sich knapp unter der Höhe seiner Schultern, während sie ihm neugierig ins Gesicht guckte. Seine Augen huschten hin und her, sein Mund bewegte sich ohne dass er Sprach. Leirâ stützte sich am Schreibtisch ab und hoffte, dass das niemand bemerkte, sie wollte vor dem Templern keine Schwäche zeigen. Ihr Gesicht war blass wie der Mond.
Schließlich richtete Rhaego sich wieder auf.
"Es ist eine Schatzkarte."
Die Jägerin hob eine Augenbraue. Doch ehe sie etwas sagen konnte ergoss sich aus Alriks Mund ein Redeschwall, der jedes andere Geräusch in dem kleinen Zimmer mit sich riss wie ein breiter, schnell fließender Fluss. Vielleicht lag es an der abgestandenen Luft oder Alrik schrie wirklich, aber ein dumpfes Pochen schlich sich in Leirâs Schädel. Sie begann, sich mit einer Hand die Schläfe zu massieren.
Doch dann gab der Fereldener einen seltsamen, erstickten Laut von sich, seine Augen traten hervor und die Jägerin sah gerade noch, wie Juliette ihren Ellenbogen zurück zog und von dem Magier verlangte, das alles genauer zu erklären.
Doch ehe dieser dazu kam hob die Dalish die Stimme:
"Verzeiht, aber können wir um Mythals Willen endlich das Fenster öffnen?"
Innerhalb eines Herzschlages hatte sie die Aufmerksamkeit aller Beteiligten, einige von ihnen schauten sie an als wüssten sie nicht, wo die Elfe auf einmal her kam, bis auf Dylan. Der schaute mehr, als hätte er gerade eine Kakerlake auf seinem Mittagessen gefunden.
"Nun, meine Liebe, wenn cih das Fenster hier öffnen würde, wäre euer seltsames Pergament schneller fort als ihr gucken könnt. Es ist sehr windig in diesen Höhen, wisst ihr?", sagte Myrddin wie ein Großvater der seiner Nichte die Welt erklärt.
"Geht es dir gut, Leirâ?", Alrik schaute sie alarmiert an. Sah man es ihr so deutlich an?
"Verzeiht.", murmelte sie und war schon fast zur Tür hinaus, als der jüngere Templer, Richard sie auf Dylans Anweisung unsanft an der Schulter zurück riss.
"Wo wollt ihr hin?" , sie funkelte ihn an als wäre er das Ziel ihres nächsten Pfeils, der Templer lockerte den Griff.
Irgendwo hin, wo man den Himmel sehen kann. Was auf diesem Fetzen steht, könnt ihr mir ja später noch sagen." Richard schaute unentschlossen zu Dylan, der abwinkte.
"Geh mit ihr und achte darauf, dass sie keine Dummheiten macht." Der Angesprochene nickte, dann waren er und die Dalish auch schon zur Tür hinaus, gingen über den Flur.

Rhaego Alcaryen
15.02.2012, 13:08
Rhaego hatte eine solche Reaktion nicht erwartet. Schatzkarten, schön und gut, aber leider verrieten die nicht so viel über die Kultur, Sprache und Gesellschaft. Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, war ihm auch klar, wieso der fereldische Bauer so darauf reagierte. Er war eben von außerhalb des Turms, wo Geld auch Macht bedeutete. Innerhalb dieser Mauern war das einzige, was zählte, ob man ein Templer war oder nicht. Und wenn man es nicht war, kam es auf Wissen an und auf magische Stärke.
Die Dalish unterbrach seine Gedanken. Sie schien die Enge des Turms nicht sonderlich gut zu vertragen. Rhaego konnte sie gut verstehen, in seinen ersten Jahren im Zirkel hatte er sich auch immer eingeengt gefühlt. Wenn es auch nie so extreme Ausmaße angenommen hatte wie bei der Elfe. Als sie das Zimmer verließ, wünschte er, Dylan wäre statt dem anderen Templer gegangen. Doch er blieb, wo er war, ein schweigender Beobachter. Ein schweigender Beobachter mit einem scharfen Schwert, erinnerte sich Rhaego.

Die Kriegerin stoppte Alriks Geschwafel sehr effektiv durch einen Ellbogenstoß. Erst jetzt, als er sie daraufhin erneut ansah, bemerkte Rhaego, dass sie eigentlich recht hübsch war. Und gut gebaut, mit Rundungen genau an der richtigen Stelle, die durch ihre enge Kleidung deutlich zur Schau gestellt waren. Er hätte sie vielleicht sogar anziehend gefunden, wäre da nicht dieser eiskalte, arrogante Blick. Der Magier konnte es einfach nicht leiden, wenn ihn jemand von oben herab behandelte, obwohl oder gerade weil dies andauernd vorkam. Da gefiel ihm ja sogar die Dalish trotz all ihrer Fremdartigkeit besser. Sie war wenigstens höflich!
Als die Kriegerin den Mund öffnete, bestätigte sich Rhaegos Vermutung über ihre Herkunft. Ihr Akzent war eindeutig Orlaisianisch.
Und auch seine zweite Vermutung bestätigte sich. Arrogant fragte sie: „Könnt i`r dieses antike Was-auch-immer nun übersetzen oder nischt?“
Am liebsten hätte er zurückgefeuert, doch er hegte den starken Verdacht, dass Dylan etwas dagegen einzuwenden hätte. Der Templer müsste sich ja eigentlich gut mit ihr verstehe. Immerhin hatten beide ziemlich ähnlich Ansichten.
Also antwortete er höflich – zumindest so höflich er konnte und wollte. Kalt, wenn auch nicht annähernd so herablassend wie die Orlaisianerin, antwortete er: „Ich weiß ja nicht, was ihr in Orlais von euren Magiern erwartet, aber hier kann niemand tausend Jahre alte zwergische Runen flüssig lesen.“
Er wandte sich Alrik und dem Verzauberer zu. „Ich kann es übersetzen, aber dazu bräuchte ich die Hilfe der Bibliothek. Ich bin nicht sicher, aber ich gehe davon aus, dass hier ein passendes Nachschlagewerk steht. Und wenn der Turm keins haben sollte, hat auf jeden Fall niemand eins.“
Myrddins Blick wanderte mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an Rhaego vorbei. Als er sich umdrehte, sah er Dylan der ihn aus zusammengekniffenen Augen eiskalt musterte. Alles hing nun von dem Templer ab. Ohne dessen Erlaubnis würde die Gruppe den Zirkel unverrichteter Dinge wieder verlassen müssen. Mit starrem Blick überlegte der Hauptmann eine Weile, als schätzte er die Gefahr des kleinen Fetzens Pergament ein und würde sie gegen die möglichen Vorteile abwägen. In diesen wenigen Momenten breitete sich angespanntes Schweigen im Zimmer aus. Der fereldische Bauer, Alrik, wagte nicht einmal zu atmen. Sein Blick klebte förmlich an Dylans Miene, während er langsam rot anlief.
Schließlich schien sich der Templer entschieden zu haben. „Also gut“, sagte er. „Du wirst das Schriftstück übersetzen – aber mach keine Dummheiten. Du wirst dabei immer von einem Templer bewacht werden. Und sobald die Übersetzung fertig ist“ – er wandte sich an Alrik – „werdet ihr den Zirkel sofort wieder verlassen, egal was euer Bann von Baumgreif sonst noch sagt.“
Mit der Karte in der Hand wurde Rhaego von einem Templer aus Myrddins Zimmer Richtung Bibliothek geschoben, während hinter ihm Alriks Freudenschrei die stickige Luft zerriss.

Juliette de Ludin
18.02.2012, 11:11
Während Alrik jubelte, warf Juliette dem Magier, der gerade aus dem Zimmer geschoben wurde, einen verächtlichen Blick nach. Es hatte sie erschreckt wie schnell dieser Blondschopf ihre Herkunft erraten hatte und das obwohl die Adlige kam etwas gesagt hatte. Sie war schon dabei gewesen zu spekulieren ob er durch seine unreinen magischen Talente möglicherweise Gedanke lesen könnte doch dann kam ihr in den Sinn das er als Schriftgelehrter sich mit etlichen Sprachen auskennen musste. Außerdem hatte sie getrieben durch ihre Ungeduld nicht wirklich auf ihren Akzent geachtet, so waren ihr die Worte einfach so herausgesprudelt. Hätte sie langsamer und bedachter gesprochen hätte man ihr die Orlaisianerin wohl nicht so leicht angesehen, nebenbei bemerkt klang sie aber wenn sie so langsam sprach nicht selten wie eine Schwachsinnige. Aber habe er ihre Nationalität nun auf herkömmliche oder auf magische Weise erraten, sie nahm es ihm übel es einfach so heraus zu posaunen. Orlaisianer erfreuten sich hier in Ferelden ja nun mal nicht sonderlicher Beliebtheit.

Der Jubel verstummte als der heitere Bursche wohl das amüsierte Schmunzeln des alten Mannes und den finsteren Blick des Hauptmannes bemerkte und räusperte sich, etwas peinlich berührt.
„Natürlich, Hauptmann!“, bestätigte er halbwegs ernst. „Was immer ihr wünscht.“
Dylan schnaubte verächtlich und verschränkte die gepanzerten Arme vor der Brust. Es war offensichtlich dass die Dinge ganz anders verlaufen wären, wäre alles wie er wünschte.
„Dass ihr euch benehmt gilt selbstverständlich auch für euch und eure Elfe!“, sagte er mit verzogenem Gesicht, ehe er seinen durchdringenden Blick auf Juliette richtete, welche aber nach kaum einem Herzschlag zu Boden sah. Sie hatte seine dunklen, verstörend starrenden Augen nur kaum einen Augenblick gesehen, daher könnte sie sich irren, aber dennoch kam es ihr so vor als sei die Feindseligkeit in ihnen zum Teil gewichen. Konnte es tatsächlich sein, dass ihn ihre Herkunft nicht störte?
Um dies zu testen erhob sie ihren Blick und zwang sich, unter Aufbietung nicht unerheblicher Willenskraft, zurück zu blicken während sie antwortete.
„Qui, `auptmann.“, bestätigte sie mit unverkennbaren Akzent und ein kalter Schauer lief ihr bei diesen Worten den Rücken herab. Eigentlich hatte sie sich angewöhnt in der Gegenwart von Fereldanern nie, aber auch gar nie, mit so deutlich orlaisischer Aussprache oder gar ganzen Worten auf orlaisisch zu sprechen, aber hier war die Katze sowieso bereits aus dem Sack, dank dieses schlecht frisierten Kretins von einem Magier.
Doch der Hauptmann nickte nur stumm, seine Mine etwas heller als vor ein paar Momenten bevor er zu dem alten Mann blickte, als erwartete er etwas zu hören. Myrddin sah kurzeitig verwirrt aus doch dann erhob er sich etwas hektisch.
„Achja…Solange der gute Rhaego an der Übersetzung arbeitet stellen wir euch eines unserer Gästezimmer zur Verfügung.“

-> Gästezimmer

Leirâ Ven
18.02.2012, 12:58
Die Elfe trat auf den Gang und versuchte durch zu atmen, doch alles was sie bekam war ein Brennen im Hals ob der rauchigen Luft. Sie zwang sich zur Ruhe. Hier draußen auf dem Flur war es erträglich, die Decke war hoch und zu beiden Seiten gut zwei Schritt platz, zudem nach vorn und nach hinten. Nicht annähernd so schlimm wie in der kleinen stickigen Kammer Myrddins.
Aber ein unangenehmes Prickeln im Hinterkopf wollte nicht weichen, noch immer war sie eingepfercht, noch immer viel zu weit über der Erde. Der Templer hinter ihr schaute sie nur mit Missgunst an, sagte aber kein Wort. Ein weiterer tiefer Atemzug, ein gemurmeltes Stoßgebet an Mythal. dann hob Leirâ den Kopf und schaute sich um, was aber das Unwohlsein nur wieder zurück brachte. Doch diesmal behielt sie die Kontrolle. Und begann damit, sich ihres Mantels zu entledigen, sie wickelte diesen einfach um ihren Köcher.
"Haltet es ruhig.", zischte Ser Richard hinter ihr. Sie drehte verdutzt den Kopf, der Mann hatte seine rechte bereits auf sein schwert gelegt.
die Dalish wickelte, ganz langsam den Mantel auf und hing sich alles wieder über die Schulter, die Augen des Mannes blickten argwöhnisch und alarmiert. Leirâ hob die leeren Hände.
"Gibt es ein Problem?" Er reckte das Kinn vor.
"Eure Waffen. die... sollten besser da bleiben, wo sie sind." Die Elfe nickte und ein drohender Unterton schlich sich in ihre Stimme, als sie antwortete:
"Ich hatte nichts anderes vor. Ich bin dir und auch keinem anderem von euch feindlich gesinnt." Richard kniff die Augen zusammen und lies von seinem Schwert ab. Der Jägerin fiel es schwer, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. also zuckte sie nur mit den schultern und wandte sich um. Trotz allem war sie einigermaßen neugierig auf die Magier der Shemlen und speziell die der Elfen geworden. Sie ging den Gang hinab, entschied sich kurzerhand für eine Tür und hatte diese auch schon geöffnet.
"Heh!", schallte es ihr laut entgegen und sie schlug die Tür so schnell wieder zu wie es ihr nur möglich war.
nackte, haarige Menschenmänner wollte ich nun wirklich nicht sehen. Richards Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln und zu ihrer Linken bemerkte die Elfe zwei Magierinnen, die, als sie ihren Blick bemerkten schnell die Köpfe senkten und ein Kichern unterdrückten. Leirâ zog eine Augenbraue hoch. sie verstand den Witz nicht ganz, woher hätte sie denn wissen sollen dass sich hinter dieser Tür zwei nackte Männer befanden?
doch ehe sie etwas sagen konnte bog Rhaego um die ecke, gefolgt von einem Templer.
"Was war denn hier los?", richtete Letzterer auch prompt das Wort an Richard. Der grinste höhnisch und trat nah an seinen Kollegen heran, um ihm zu zu flüstern was sich soeben ereignet hatte. Leirâ bemerkte derweil, dass Rhaego die Schriftrolle in der Hand hielt. Sie blickte dem Magier fest in die Augen, dieser starrte zurück. er hatte durch diese seltsamen Haare um den Mund herum fast schon entstellte Gesichtszüge, sodass es der Dalish unmöglich war seine Gefühle am Gesichte zu erkennen. das Grau der seinen spiegelte sich in ihren großen, himmelblauen Augen. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum, wollte nicht schon wieder in ein Fettnäpfchen treten, war aber zu neugierig um nichts zu sagen.
"Und du kennst die Sprache dieser Zeichen?", brachte sie, etwas zu schnell und wohl auch undeutlich, hervor.

Rhaego Alcaryen
20.02.2012, 18:59
Während sie durch die Flure des Turms eilten, ging Rhaego im Kopf die Bücher durch, die er für die Übersetzung brauchen würde. Ein Lexikon auf jeden Fall, aber welches? Das musste er noch überlegen, wenn er in der Bibliothek war. Er wusste auch nicht sicher, welche Werke überhaupt im Besitz des Zirkels waren. Für neuere zwergische Sprache gab es einige Werke, die er im Vorübergehen schon gesehen hatte. Aber diese Jahrhunderte alten Runen... Er war nicht sicher, ob der Turm so etwas hatte.
Der empörte Schrei eines Mannes direkt um die Ecke vor ihnen riss ihn aus seinen Gedanken. Was zur Hölle war da los? Angetrieben von dem Templer eilte er um die Ecke und lief fast in die kleine Dalish. Auch sie war begleitet von einem Templer, der sich anscheinend gerade gut amüsierte. Auf Nachfrage von Rhaegos Begleiter trat er einen Schritt näher und erzählte ihm etwas, zu leise, dass der Magier es verstehen konnte, gefolgt von einem kurzen, dreckigen Lachen.
Während die Templer miteinander flüsterten, starrte die Dalish ihn unverwandt an. Diese seltsamen Linien in ihrem Gesicht – Rhaego hatte zwar von ihnen gelesen, aber nicht wirklich gewusst, wie sie aussahen. Andauernd lenkten sie seinen Blick ab, führten ihn in die Leere. Auch ihre hellen, weißen Haare irritierten ihn. Er versuchte sich, auf ihre Augen zu konzentrieren, bevor er merkte, dass auch das ein Fehler war. Diese unmenschlich großen Augen... Vielleicht hatte er sich vorhin doch geirrt, als er dachte, dass die Elfe trotz ihrer Fremdartigkeit besser war als die arrogante Orlaisianerin. Immerhin war er Hochnäsigkeit gewöhnt, aber diese Andersartigkeit war... einfach anders. Er ertappte sich, wie er in diese großen Augen starrte. Sie sah in fragend an und erst jetzt bemerkte er, dass sie etwas gefragt hatte.
Er versuchte sich zusammenzunehmen und antwortete: „Diese Zeichen... Ihr meint die Runen... Ja. Ich meine, nein, ich kann sie nicht lesen, aber mit den entsprechenden Hilfsmitteln aus der Bibliothek übersetzen.“
Er warf einen Blick über die Schulter zu den beiden Templern, die noch immer höhnisch grinsten. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen und überlegte, was Ser Richard erzählt hatte. Es musste irgendetwas abwertendes sein... aber was? Er schüttelte den Kopf. Irgendwie war es ja auch unwichtig. Templer sahen die Hälfte der Zeit abfällig auf andere herab. Soweit war das nichts neues.
Der Magier wandte sich wieder de Dalish zu und versuchte, ihre Fremdartigkeit zu ignorieren.
„Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mit in die Bibliothek kommen“, lud er sie ein.

Leirâ Ven
22.02.2012, 13:59
"Also... Hat jede Sprache andere... Zeichen?", fragte Leirâ zögerlich zurück, was die beiden Templer nur wieder kichern lies. Diese menschliche Gesellschaft regte sie mehr und mehr auf, konnte sie denn keine zwei Sätze sagen ohne dass irgend jemand darüber lachte? Rhaego sah sie nur merkwürdig an. Und obwohl sie sich nicht sicher war, was eine 'Bibliothek' sein sollte -sie hatte nach den jüngsten Ereignissen auch überhaupt keine Lust nach zu fragen-, nickte sie einfach nur und lies Rhaego vorgehen. Die beiden Templer bleiben hinter ihnen.
So schritt sie an der Seite des Mannes, der ein Kleid trug durch die Gänge und gab es bereits nach kurzer Zeit auf, sich den weg zu merken. Irgendwann meinte sie dann melancholisch:
"Und ihr müsst euer ganzes Leben in diesem trostlosen Bauwerk verbringen?"

Rhaego Alcaryen
23.02.2012, 11:57
Was sie dort tat, war gefährlich. Vielleicht sogar tödlich. Nicht einmal die verzweifeltesten Magier, die gegen die templer rebellieren wollten, wagten es, so direkt zu sprechen. Nicht wenn ihnen ihr Leben lieb war.
Beinahe wäre Rhaego stehen geblieben, konnte sich dann im letzten Moment noch fangen und hoffte, dass die Templer davon nichts mitbekamen. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, er konnte ihre bohrenden Blicke zwischen seinen Schulterblättern spüren. Wenn er jetzt falsch antwortete... aber wie beantwortete man ihre Frage, so dass die Antwort für die Templer akzeptabel war?
Er versuchte, den Kern der Frage zu umgehen. "Der Turm hier ist der Sitz des Zirkels in Ferelden. Er ist die" - wäre das übertrieben, oder würde es die Templer beruhigen? - "stolze Heimat aller Magier. Hier können wir in aller Ruhe ungestört studieren und Meisterschaft über die Magie erlangen."
So weit, so gut. Dagegen konnte nich einmal Dylan etwas einwenden. Aber die Dalish schien nicht zufriedengestellt zu sein. Rasch wechselte Rhaego das Thema und kam auf ihre vorherige Frage zurück.
"Die meisten Sprachen verwenden unterschiedliche Schriften, allerdings nicht alle. Orlaisianisch und fereldisch zum Beispiel nutzt die gleiche Schrift, auch wenn es extreme Unterschiede in der Aussprache gibt. Ihr werdet es allerdings gleich selbst sehen. Nur noch hier, links, den Gang hinunter,, dann sind wir schon da."

Leirâ Ven
23.02.2012, 15:39
"Willst du damit etwa sagen, dass ihr Magier euch gerne hier drin einsperren lasst?"
Es lag ihr auf der Zunge, es war schon beinahe zum Mund heraus doch ehe sie den verheißungsvollen Satz zu Ende bringen konnte unterbrach der blonde Mann sie und erklärte ihr das mit den Schriftzeichen. Sie hielt sich auch hier mit Fragen zurück. Allmählich gewann sie den Eindruck, dass es das beste gewesen wäre das auch für den Rest ihres Besuches im Zirkel zu tun. Einfach nicken und tun was diese Templer verlangten...
zum Schreckenswolf damit! Zwar hatte sie Alrik versprochen, sich zurück zu halten aber zumindest ihre Neugierde würde sie ja wohl noch befriedigen dürfen?
zumal sich etwas in dem Gesicht des Magiers geregt hatte, ehe er ihre Frage übergangen hatte. Sie war sich nicht sicher was, aber wo sie ihn nun wieder so ansah... das wilde, blonde Haar, diese graublauen Augen und... es war etwas an ihm, wenn er sprach. Wenn er jemanden musterte, aber sie konnte es nicht einordnen. Dennoch kam sie nicht umhin zu bemerken, dass er nicht allzu unattraktiv war. Für einen Shemlen. Aber diese viel zu breite, massige Statur und diese Haare um den Mund herum... Nein.
Just in diesem Augenblick öffnete er die Doppelpforte zu dem größten Zimmer, das die Dalish bisher gesehen hatte. Zu beider Seit wanden sich die wände in einem Bogen, vor diesen riesige aufbauten aus Holz auf denen in Leder gebundene Gebilde ruhten, die einige dieser Schriftrollen zusammen hielten. zwischen den Holzgebilden, in welchen gut tausende von diesen Schriftrollenbündeln platz haben mochten, standen niedrige Tische. Und an diesen Tischen, auf den Gängen wuselten Magier hin und her, bei fünf hörte die Elfe zu zählen auf.
"Ist das diese... Bibiothek?"
"Nein, es ist das Badezimmer. das habt ihr doch gesucht, oder?", die Templer prusteten und kicherten unverhohlen. Die Jägerin warf ihnen einen Scharfen Blick zu, ihre Hand schloss sich, ohne dass sie es recht bemerkte um ihren Dolch. Sofort wurden die Blicke der Männer hart und ihre Hände legten sich ihrerseits auf die Klingen.
"Versucht es nur, Klingenohr!"
langsam löste sie wieder den Griff.
"Dankt Mythal dafür, dass mich ein schwur zurückhält.", knurrte sie halblaut. Immer noch starrten sie und die Männer sich in die Augen. Leirâ schätzte ihre Chancen. zunächst sprach alles gegen sie: In der Unterzahl, ungerüstet, gegen zwei Gegner mit Schild und Schwert bewaffnet. Doch sie war kleiner, gewandter und in diesen engen Gängen, so sehr sie sie auch verabscheute, wohl im Vorteil. Dennoch hatte sie es versprochen. Also wandte sie sich wieder an Rhaego:
"Na dann, zeig mir mal deine Schriftrollen."

Rhaego Alcaryen
23.02.2012, 19:06
Badezimmer? Rhaego verstand nicht, warum die Templer das so lustig fanden. Er hatte Leirâ auf dem Weg zu der Bibliothek zwar in der Nähe dessen getroffen, dennoch war ihm der Witz nicht klar. Die Dalish reagierte gereizt und zog fast ihr merkwürdiges Messer. Einen Sekundenbruchteil lang wünschte er, sie würde damit auf die Templer losgehen. Dann holte sein Verstand ihn wieder ein und er atmete beruhigt aus, als sie sich wieder entspannte. Sie hatte keine Chance gegen zwei Templer, selbst wenn sie größer und kräfiger wäre. Glücklicherweise ließ sie sich aber von der Bibliothek ablenken und fragte nicht weiter nach, ob die Magier gerne im Turm waren oder nicht.
Rasch versuchte Rhaego sie - um seinerselbst willen - noch weiter von dem Thema abzubringen. Zielstrebig ging er los, zu der Abteilung, in der alles über Sprachen gesammelt war.
Währenddessen korrigierte er sie: "Um genau zu sein, gibt es hier recht wenig Schriftrollen. Sie verbrauchen zu viel Platz, daher hat man die meisten in gebundene Bücher umgeschrieben."
Von ihr gefolgt ging er durch die engen Gänge zwischen den Regalen. Am frühen Nachmittag war in der Bibliothek am meisten los, da auch die Langschläfer inzwischen wach geworden waren und ihre Studien weiterbetrieben. Er versuchte, Zusammenstöße mit anderen Magiern zu verhindern, was dadurch extrem erschwert wurde, dass die meisten, denen er begegnete, offenen Mundes an ihm vorbei auf die Dalish starrten. Durch die schweren Tritte der Templer - ein Geräusch, dass jeder Magier im Schlaf erkannte - zogen sie auch noch die restliche Aufmerksamkeit auf sich, bis schließlich die ganze Betriebsamkeit der Bibliothek aufhörte, weil alle Magier die kleine Dalish anstarrten.
Rhaego zog sie weiter und flüsterte ihr zu. "Ihr müsst ihnen verzeihen, wir kriegen nicht oft Besuch". Einer der Templer blieb stehen und schaute demonstrativ in die Runde.
"Habt ihr keine Arbeit zu erledigen?", fragte er mit einem leicht drohenden Unterton. Mit viel Geraschel widmete sich sofort jeder Magier wieder seinen eigenen Dokumenten - allerdings nicht ohne Leirâ mit verstohlenen Blicken zu mustern, wenn sie glaubten die Templer würden nicht hinsehen. Auch Leirâs Blick wichen sie aus, während sie Rhaego geradezu mit Blicken bombardierten, jeder einzelne eine Erklärung fordernd. Die Templer hinter ihm hielten sie allerdings von Fragen ab und so kamen sie endlich bei den Regalen an, die Rhaego suchte. Während er die Regalreihen nach geeigneten Titeln absuchte, erklärte er der Elfe abwesend: "Ihr seht hier das gesammelte Wissen des Zirkels - sicher die größte und umfangreichsten Bibliothek Fereldens."
Entwicklung zwergischer Sprache, das schien doch vielversprechend zu sein. Auch ein Lexikon der Runen zog er aus dem Regal. Gab es auch etwas über ältere Zwergenschriften? Aufzeichnungen des Hjalmar. Er erinnerte sich, dass dieser Magier sich vor einigen Jahrzehnten mit zwergischen Inschriften auseinandergesetzt hatte. Während er mit dem Finger an den Buchreihen entlangstrich, fügte er über die Schulter hinzu: "Ihr könnt Euch hier gerne umschauen, aber seid vorsichtig mit den Büchern. Viele der Schriften sind unbezahlbar."
Mit einem Arm voller Bücher ging er zu einem freien Tisch und legte sie dort vorsichtig ab. Als er merkte, dass die Dalish ihm gefolgt war, meinte er: "Falls ihr noch Fragen habt, hilft Euch sicherlich jeder der Magier weiter." Und sei es auch nur aus Sensationsgier. "Ich habe leider etwas zu tun. Die Templer wünschen und wir führen aus", fügte er mit einer leichten, ironischen Verbeugung vor den anwesenden Rüstungsträgern hinzu. Obwohl einer von ihnen den Magier mit leicht zusammengekniffenen Augen musterte, war er sich scheinbar nicht sicher, ob Rhaego es ernst meinte oder nicht. Um seine Unsicherheit zu überspielen, schnauzte er die Dalish an: "Am besten geht Ihr und lenkt ihn nicht länger ab."

Leirâ Ven
24.02.2012, 14:31
Es war furchtbar. Jeder starrte sie an, jedes verdammte Auge in der Bibliothek schien auf sie gerichtet zu sein. sie spürte sie förmlich auf der Haut, auch wenn sie immer rasch die Köpfe abwandten, so sie zurückblicken wollte. Zwar versuchte Rhaego das Verhalten seiner Artgenossen zu entschuldigen, aber Leirâ wusste dass es nichts damit zu tun hatte dass sie ein besuch war, sondern dass sie anders war. So anders in der Fremde.
sie lauschte dem Magier nur mit einem Ohr zu und war etwas verdutzt, als er sie einfach so abservierte. Bisher war er immer höflich, wenn auch kurz angebunden gewesen und jetzt das. Na ja, Leirâ zuckte mit den Schultern, wandte sich um und zog wahllos eines der 'Bücher' aus einem der Holzgestelle. Zunächst drehte und wendete sie es neugierig in der Hand, dann klappte sie es auf. Und hielt erschrocken all die Pergamentfetzen fest, die herauszufallen drohten. Rasch schaute sie sich um, aber wieder wandten nur alle den Kopf als sie ihren Blick bemerkten. Richard schaute sie teils belustigt und teils herblassend an, der andere Templer war bei Rhaego geblieben. Sie schaute nur herausfordernd zurück, was dem Mann ein müdes, überlegenes Lächeln ab rang.
Sie schaute sich eine der Seiten an, die heraus gefallen war und kam zu dem Schluss, dass diese Schriftzeichen alle irgendwie gleich aussahen. Sie stellte das buch zurück an seinen Platz und ihre Augen blickten in große, grüne Pupillen. Dieser Magier wendete die Augen nicht ab. Augen, welche beinah so groß waren wie ihre eigenen. Augen, die unter einer leicht vorgelagerten Stirnpartie lagen, in einem Gesicht das auf nur schmalen Schultern ruhte. Auch wenn jegliche Zeichen im Gesichte fehlten, so erkannte Leirâ einen Elfen. Sein dunkelbraunes Haar war strikt zurückgekämmt und reichte ihm kaum bis zum Hals. er stand auf der anderen Seite des Holzaufbaus und schaute sie an, seine Augen folgten den Vallaslin in ihrem Antlitz. Ein spöttisches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
"Willst du nur gucken oder sagst du auch mal was?" Die Augen weiteten sich im Schrecken und der Elf verschwand. Die Dalish schaute ihm nach, das Buch verschwand wieder an seinem Platz und sie lief los in die Richtung, in welcher sie den Mann vermutete. Sie lief an einigen Holzgebilden vorbei, bog ab und hörte ein:
"He! Was glaubt ihr, was ihr da tut, Elfe?", hinter sich, als Richard ihr nicht mehr zu folgen vermochte. Sie drehte sich um und wollte gerade eine scharfe Erwiderung vom Stapel lassen, als eine Hand auf ihren Mund gedrückt wurde und sie um eine Ecke gezerrt wurde. der Elf von eben, knapp einen halben Kopf größer als sie schaute ihr in die Augen. Dann schaute er in die Richtung, aus der Richards wütende Stimme kam.
"Kommt am Abend zum Zimmer am Ende des Ganges und versucht, ohne den Templer zu erscheinen.", zischte dieser mit rauer Stimme, dann war er verschwunden. Noch ehe die Jägerin ihm folgen konnte klatschte eine schwere Hand auf ihre Schulter. sie verdrehte die Augen und fuhr den Templer, noch ehe dieser den Mund öffnen konnte an:
"Habe ich irgendetwas unhöfliches oder Misstrauen erregendes getan?"
er schaute verdutzt zurück. Er hatte seit Ende seiner Ausbildung nur mit Magiern zu tun gehabt, und die hatten zu gehorchen, dass jemand so mit ihm redete...
"Ihr seid fortge..."
"Fortgelaufen?", höhnte sie, "Die Treppe war dort hinten, wenn ich dich erinnern darf. Und jetzt nimm deine Hand von mir!" sie wischte die Hand beiseite, der Manns starrte sie nur mit offenem Mund an, ehe er seien Fassung zurückgewann.
"Versucht so etwas nicht noch einmal.", zischte er und lehnte sich wieder gegen einen der Holzbauten und versuchte, einschüchternd zu wirken. Leirâ ignorierte ihn und schaute nachdenklich in die Richtung, in die der andere Elf verschwunden war.
Was sollte das...?

Juliette de Ludin
25.02.2012, 21:21
-> Myrddins Arbeitszimmer
Gästezimmer
Tag 3 - 14:24 Uhr

Nachdenklich betrachtete Juliette ihren unverhüllten Körper in dem großen Spiegel der in dem geräumigen Gästezimmer stand, das ihnen der alte Magier zur Verfügung gestellt hatte. Es war ein großes Zimmer in dem unter anderem drei komfortable Betten aneinander gereiht, mehrere Kommoden und Schränke, ein niedriges Tischchen mit ein paar Sesseln darum herum vorhanden waren und, was Juliette am besten gefiel, auch über eine Badewanne verfügte. Diese befand sich hinter einer mit Wandteppichen verhangenen Wand welche etwas hinter der Mitte des Raumes stand, wodurch ein praktischer Sichtschutz geschaffen war, und der Duft der Seife lag noch immer in der Luft. Anders wie auf den Fluren und in den Hallen des Turmes, oder zumindest in denen die Juliette bisher war, war die Luft nicht vom Rauch der Fackeln verpestet, da hier Laternen für die nötige Beleuchtung sorgten. Eine angenehme Abwechslung wie sie fand.

Nachdem der strohblonde kleine Knabe, den Myrddin herbeigerufen und ihn als einen seiner Novizen vorstellte, die beiden Gäste des Zirkels in ihr Quartier führte fragte er nasekräuselnd ob die Ritterin oder der Gesandte möglicherweise baden wollten. Erst war Juliette kurz davor gewesen empört zu fragen ob sie etwa stinke und hatte dafür schon den Mund geöffnet doch kurz bevor sie den Jungen für diese Unhöflichkeit zu Recht gewiesen hätte stockte sie. Mit einer Mischung aus fassungsloser Vorfreude fragte sie ihn wie entgeistert ob ihnen wirklich eine Badewanne zur Verfügung stand. Der Novize hatte sie verwundert angesehen, als hätte sie gefragt ob der Himmel blau wäre, und unsicher bejaht. Daraufhin war ein Leuchten über Juliettes vernarbtes Gesicht gegangen, die sogleich das Bad gerichtet war Alrik höflich aber bestimmt aus dem Zimmer jagte. Es war nun schon Monate her das die Duellantin einmal gründlichst mit sauberem Wasser und mit Seife baden konnte und das hatte sie sich auf keinen Fall nehmen lassen wollen. Nicht das Alrik ihr mit dem Baden zuvorkommen wollte, er meinte er habe schon letzten Monat gebadet, was Juliette beinahe mit „Das riecht man.“ kommentiert hätte. Aber die Adlige wollte nun mal keine männliche Gesellschaft wenn sie sich in die Fluten stürzte, jedenfalls keine die sie kaum kannte.
Etwas unwohl war ihr schon dabei sich hier im Zirkel zu entkleiden. Sie mahnte sich das sie hier langsam paranoid wurde und das sich nicht alles um sie drehte aber tief in ihrem nervösen Verstand fragte sie sich ob diese Magier möglicherweise durch Wände sehen konnten. Nicht das sie vor Scham im Boden versunken wäre, wäre es diesen Gestalten tatsächlich möglich, sie war selbstbewusst genug, aber der Gedanke gefiel ihr dennoch nicht. Jedoch war das dampfende Wasser dann doch verlockend genug um ihre Bedenken verstummen zu lassen.
So hatte sie gut und gerne mehr als eine Stunde der Körperpflege gewidmet oder einfach nur in der Wanne gelegen und das Gefühl des warmen Wassers das sie umgegeben hatte genossen. Es war natürlich nichts im Vergleich dazu was sie früher in Orlais als baden bezeichnet hätte aber nach so langer Zeit, kam es ihr so vor als schwebte sie im siebten Himmel…jedenfalls bis das Wasser so langsam kalt wurde. Enttäuscht das es schon vorbei war erhob sie sich aus dem kühlen Nass und trocknete sich mit einigen Tüchern ab ehe sie sich, mit noch immer nassen Haar, im besagten Spiegel betrachtete. Davor hatte sie sogar noch ein Rasiermesser vorgefunden und sich des unerwünschten Bewuchses an ihrem Körper entledigt.

Es kam ihr so vor als stünde eine Fremde vor ihr, eine fremde vernarbte Kämpferin, eine Frau über die sie sich früher, im Kreise ihrer Freunde und Speichellecker, wohl durchaus lustig gemacht hätte. Damals noch wäre sie fest davon überzeugt gewesen, dass das was sie nun da sah ein Trugbild wäre, dass das nicht sie war, dass sie sich mit einen bösen Streich oder eines Sinnestäuschung konfrontiert sah. In Anbetracht dessen, dass sie sich hier im Turm der Magier befand erschien ihr der Gedanke wirklich vor einem Trugbild zu stehen gar nicht mehr so unmöglich. Für einen dieser magischen Bastarde dürfte es doch möglicherweise ein leichtes sein Illusionen zu weben und fast schon fühlte sie sich verlockt diesen absonderlichen Gestalten die Schuld zuzuschieben und sich in dem reizvollen Gedanken zu wiegen noch immer auf denselben Luxuskörper wie früher stolz sein zu können. Doch die Duellantin wusste das Wunschdenken die Realität nicht verändern würde. Die sehnige Gestalt im Spiegel war definitiv sie.
Die Fremde im Spiegel tat es Juliette gleich und seufzte trübsinnig während sie langsam an ihrem Gegenüber herabsah. Der Adligen gefiel das was sie sah definitiv nicht. Trainierte Muskeln und etliche Narben, von denen seinerzeit nicht wenige hatten genäht werden müssen, von zahlreichen Kämpfen zogen sich über ihre sportlich aussehende Gestalt. Sie war noch immer schlank und ihre weiblichen Rundungen waren noch immer vorhanden doch im Vergleich zu früher hatte sie deutlich abgenommen. Damals war sie zwar nie mollig oder gar fett gewesen aber sie hatte doch eine Schicht mehr auf den Rippen gehabt als heute, gerade mal so viel damit sie nicht aussah als hole Mann sich blaue Flecken wenn er mit ihr schlafen würde. Vielleicht übertrieb sie, sie neigte dazu ihre eigene körperliche Beschaffenheit in ihren eigenen Augen etwas hochzubauschen, aber aus ihrer Sicht sah sie aus als bestreite sie beruflich Armdrücken gegen breite Kerle. Besonders als sie ihren rechten Arm, ihren Schwertarm, erhob und nach oben angewinkelt anspannte wurde ihr klar dass sie wohl nie wieder als zarte Dame beschrieben sein würde. Dafür sah sie nun einfach zu zäh aus und da ihr der Anblick ihres sichtbar hervortretenden Bizepses fast schon die Tränen in die Augen trieb ließ sie ihren Arm wieder sinken, wobei ihr Blick dann aber auf ihre Schultern fiel. Es erfühlte sie mit Wehmut zu sehen dass sie ihr Lieblingskleid, das sie früher so oft trug, nie wieder anziehen könnte, selbst wenn sie es noch hätte. Für ein Kleid mit so einer Schnittweise und vor allem mit so einem Ausschnitt waren ihre Schultern nun deutlich zu breit und ihre Brüste eine Nummer zu klein.
Erneut versuchte sie sich von diesem deprimierenden Anblick fortzureißen aber ein weiteres Mal blieb ihr Blick an ihr selbst hängen, diesmal an ihrem Bauch. Langsam ließ sie ihre einst zierliche Hand über die sichtbare Bauchmuskulatur gleiten an der nicht ein Gramm Fett zu sehen war. Es war einfach zum verrückt werden. Zum Glück war die unerwünschte Behaarung an ihren Beinen und ihren Armen vor allem entfernt, sonst war sie sich sicher, wie das Klischeebild einer Frau die sich zu anderen Frauen hingezogen fühlte auszusehen. Einerseits waren diese Muskeln für sie überlebenswichtig, da sie fast tagtäglich auf sie angewiesen war aber andererseits war noch viel ihres alten Denkens in ihrem Verstand verblieben, unter anderem der Wunsch schön zu sein. Früher etwas das für sie auch nicht gerade unwichtig gewesen war. Ihr kalter Vater hätte keine Verwendung für eine hässliche Tochter gehabt also war es für sie damals ähnlich überlebenswichtig gut auszusehen.

Sie schnaubte ärgerlich. Wie herzlos musste man eigentlich sein um die eigene Tochter an jemanden zu verheiraten den sie kaum kannte und vor allem verabscheute und in ihr überhaupt nur eine Ressource zu sehen. Die aristokratischen Züge der Fremden im Spiegel verzogen sich gereizt. Es machte sie so wütend wenn sie darüber nachdachte. Gewisser Weise konnte sie es nachvollziehen. Die Ehe mit diesem peinlichen Trottel, Kylian, hätte den angefressenen Ruf der Familie Ludin wieder hergestellt, es hätte der Familie, oder wohl eher ihrem Oberhaupt, viele Gelegenheiten eröffnet zu noch größeren Wohlstand und Einfluss zu kommen aber es am eigenen Leib zu erfahren das der eigene Vater in einem nur ein Mittel zum Zweck sah, war mehr als nur niederschmetternd. Juliette hatte nie einfach so besondere Zuneigung seinerseits erfahren, darum war es auch immer eine erheiternde Belohnung gewesen wenn er einmal doch, wenn auch meist nur knapp, lächelte oder sie anders lobte. Doch mittlerweile hatte sie erkannt dass dies auch nur eine Zweckmäßigkeit gewesen war, um sie bei der Stange zu halten.
Als ihr diese Erkenntnis kam, vor ein paar Jahren, die Flucht aus ihrer Heimat lag noch nicht lange zurück, trieb es den Schmerz tief in Juliettes Seele und zum Teil war er noch immer vorhanden. Tiefste Depressionen hatte sie durchgemacht, hatte angefangen zu trinken und ernsthaft über Selbstmord nachgedacht. Das Leben dass sie bis dahin geführt hatte war fort und bedeutungslos geworden, sie war bettelarm und im Begriff noch ärmer zu werden, sie war kurz davor alle Hoffnung fahren zu lassen. So schleppte sie sich wochenlang durch das Land, von einer Taverne zur nächsten und soff sich beinahe nicht nur um den Verstand und um ihr letztes Geld sondern auch um ihr Leben. Doch irgendwann einmal, Juliette musste zugeben dass sie nicht mehr wusste wann und warum, ließ die schmerzliche Trauer nach. So war diese aber nicht verschwunden, sie existierte noch heute, gar nicht mal so tief in Juliettes Seele, aber sie war so weit zurück gegangen das es ihr wieder möglich war nach vorne zu sehen. Unter anderem half ihr ihr Glaube über die tiefsten Depressionen zu kommen, etwas an dem sie früher doch stark gezweifelt hätte. Es war beruhigend etwas zu haben an das man sich klammern konnte und sei es nur ein goldener Anhänger der Kirche und Hirngespinste, wobei sie selbst das so nie gesagt hätte.

Plötzlich riss sie ein Geräusch aus ihren Gedanken. Jemand war in das Zimmer eingetreten und kam langsam näher.
„Lady Juliette?“, ertönte Alriks Stimme vorsichtig fragend. „Seid ihr fertig?“
Rasch schnappte sie sich einen Bademantel der neben dem Spiegel hing und warf ihn sich um, während sie drohend die Stimme erhob als die Schritte näher kamen.
„Wenn i`r auch nur einen Schritt `inter diesen Sischtschutz macht, seid ihr tot!“
Während die Duellantin den Bademantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, zuschnürte und darauf achtete das er so wenig freie Haut wie möglich zeigte, antwortete Alrik verunsichert: „Äh…Tut mir Leid. Ich wollte euch nicht…“
„Schon gut, isch `abe es nischt ernst gemeint.“, antwortete sie schon freundlicher während sie in ein paar Pantoffeln schlüpfte.
Lediglich mit besagter Aufmachung trat sie mit offenem noch nassem Haar um den Sichtschutz, hinein ins eigentliche Gästezimmer. Alrik, der sein Schwert und seinen Schild zusammen mit seinem Rucksack in einer Ecke verstaut hatte, stand wie angewurzelt mitten im Raum und errötete leicht als er die gelassen Eintretende erblickte.
„Oh verzeiht. Ich…“, haspelte er nervös, aber unbeeindruckt an ihm vorbei gehend in Richtung der Sessel, unterbrach Juliette ihn.
„Wie gesagt: Schon gut. Wollt i`r auch baden?“, fragte Juliette leicht hoffnungsvoll während sie sich auf dem am komfortabelsten aussehenden Sessel setzte und die Beine überschlug, wobei sie aber darauf achtete das der Bademantel genau da blieb wo er sein sollte.
Der Bursche schüttelte kurz den Kopf, aber wohl nicht als Antwort auf ihre Frage.
„Nein, nein. Zu oft Baden ist ungesund.“, entgegnete er wieder etwas gefasster, wobei Juliette in Gedanken seufzte. Schade. „Sonst dringt doch zu viel Wasser durch die winzigen Löcher in der Haut ein.“
Leicht überrascht zog Juliette die Augenbrauen ein Stück hoch, aber bevor sie fragte „Welcher Trottel hat euch denn das erzählt?“ verkniff sie es sich lieber. Fereldische Sitten und Aberglaube. Was war das doch für ein unwissendes Pack aber da sie Alrik eigentlich ganz gut leiden konnte sah sie darüber hinweg und antwortete stattdessen: „Wie i`r meint.“
Der Bursche zog die Nase hoch und setzte sich ihr gegenüber ebenfalls auf einen Sessel.
„Aber euch scheint es gut getan zu haben.“, meinte er freundlich. „Ihr seht gut aus.“
„Ach was.“, antwortete sie verdrießlich nachdem sie sich seufzend eine Strähne aus dem Gesicht schob und den Blick senkte. „Isch se`e doch aus wie eine Schlägerin.“
„So würde ich das nicht sagen.“, sagte Alrik aufmunternd. „Eine Kämpferin, vielleicht oder nein: Eine Kriegerin! Das ist doch etwas Ehrbares.“

Juliette schnaubte. Für sie klang Kriegerin keinen Deut besser, eher deutlich primitiver und barbarischer als Schlägerin und aus ihrer Sicht war weder das eine noch das andere ehrbar. Ihrer Meinung nach sollte es keine Kriegerinnen geben, Krieg war schließlich die Aufgabe der Männer, etwas auf das die Adlige dankend verzichten könnte. Diese Ansicht wurde auch größtenteils in Orlais vertreten aber hier in Ferelden war das anders. Hier hatte man diese ach so tolle Gleichberechtigung, die dafür sorgte das in Kriegszeiten, auch Frauen, sofern sie kräftig genug waren, eingezogen wurden. Die Adlige fand diese gesellschaftliche Einstellung, besonders als sie noch neu in diesem Land war, ziemlich fragwürdig, aber da dieses intolerante Pack immer gleich so giftig wurde wenn sie, besonders als Orlaisianerin, deren Sitten und Gebräuche hinterfragte, selbst im höflichsten Ton, hatte sie sich abgewöhnt zu hinterfragen.

„Isch will aber nischt wie eine Kriegerin ausse`en.“, entgegnete sie halblaut, noch immer den Blick zu Boden gerichtet.
„So wie ihr darüber redet, könnte man glauben das sei etwas Schlechtes.“
Juliette sah wieder auf, in das jugendliche Antlitz ihres Gegenübers und antwortete selbstsicher.
„Kriegerinnen bringen Leute um. Was soll denn daran gut sein?“
„Ja, das tun sie aber in den Geschichten die mir unteranderem mein Großvater erzählte werden Kriegerinnen immer als Heldinnen beschrieben. Edle Gestalten, zu denen man aufsieht.“, antwortete er in einem aufmunternden Ton.
Liegt vermutlich daran das die Geschichten meist aus der Sicht der Sieger erzählt werden. , dachte sich Juliette trotzig. Es gefiel ihr nicht mit Heldinnen verglichen zu werden, schon allein weil die Bezeichnung doch stark vom jeweiligen Standpunkt abhängig war, aber größtenteils weil sie sich alles andere als heldenhaft vorkam. Im Moment kam sie sich eigentlich sogar ziemlich schäbig vor.
„Isch bin nischt edel. Isch war es vielleischt mal, aber `eute…“
„Das ist doch nicht wahr!“, unterbrach er sie entschieden in ihren trübsinnigen Worten. „Ihr habt mich selbstlos vor diesen blutrünstigen Trunkenbolden in Lothering gerettet. Was ist edler als jemanden in der Not beizustehen?“

Irgendwie fühlte sie sich leicht geschmeichelt aber das Gefühl wurde durch eine unangenehme Erkenntnis verwässert, die dafür sorgte dass sie sich sogar noch schäbiger fühlte. Sie hatte nicht aus Nächstenliebe gehandelt, jedenfalls nicht völlig und das der Bursche glaubte sie habe es doch getan bereitete ihr Scham. Hielt er sie für eine tugendhafte Retterin, wo sie doch einfach nur eine heruntergekommene Sünderin fernab der Heimat war. Es hatte ihr noch nie gefallen andere zu belügen oder zu täuschen, obgleich sie sich schon oft dazu gezwungen sah, sowohl in Orlais als auch in Ferelden schon.
„Nun ja, i`r `attet eure immens wertvolle Schriftrolle erwä`nt und isch war bar jeder Münze…“
„Aber dennoch habt ihr mir geholfen und auch nach unserer Flucht habt ihr sie mir nicht entwendet, obwohl ihr dazu sicher in der Lage gewesen wärt.“, meinte er daraufhin erfrischend freundlich. „Was ich sagen will: Warum redet ihr schlecht über euch selbst? Ihr seid edel! Und so schlecht wie ihr anscheinend glaubt, sehr ihr ganz sicher nicht aus.“

Obgleich Juliette schon unterbewusst den Mund geöffnet hatte um zu wiedersprechen, drang kein Wort aus ihrer Kehle. Es war lange her dass sie einmal sprachlos gewesen war, dafür war sie meist viel zu gefasst, dass musste man hier zu Lande in ihrer gesellschaftlichen Position sein, aber Alriks Aussage hatte es geschafft. Er sagte es so überzeugt, ohne einen Hauch von Hochmut, dass ihr einfach nichts einfiel was sie erwidern könnte und sie fühlte sich dazu verleitet ihm tatsächlich Glauben schenken und nicht einmal unbedingt weil sie sich nun tatsächlich geschmeichelt fühlte.
Als sie sich ihres offen stehenden Mundes und der Tatsache bewusst wurde knapp drei Herzschläge fassungslos geschwiegen zu haben, riss sie den Blick schnell von dem Fereldaner weg und starrte auf den Boden, genauer gesagt auf den eher halbherzig gefertigten Teppich unter ihnen. Am Hofe des Hochadels ihrer Heimat ein gefährlicher Fehler, der immense Scherereien mit sich gezogen hätte, etwas das der Adligen früher nie passiert wäre. Früher und auch hier in Ferelden brachte sie so leicht nichts in Verlegenheit, auch nicht Schmeicheleien oder Komplimente, aber dennoch war ihr kurzzeitig eine milde Röte ins Gesicht gestiegen, die sich aber kaum einen Augenblick später wieder löste als sie den Blickkontakt wieder aufnahm.
„Danke, Alrik.“, sagte sie mit einem aufrichtigen Lächeln auf ihren vollen, aber auch zerkratzen Lippen. Er lächelte freundlich zurück und schien taktvoll zu tun als ob er ihre kurzeitige Verlegenheit nicht bemerkt hätte, etwas wofür sie ihm dankbar war.

-> Bibliothek

Rhaego Alcaryen
27.02.2012, 17:03
Rhaego hatte die Dalish schon wieder halb vergessen, als er sich über das vergilbte Pergament beugte. Er ging die Runen erneut durch, ob irgendetwas an ihnen auffällig war. Das Problem war, dass er einfach nicht genug Erfahrung über das Zwergische hatte, um richtig mit den Runen umzugehen. Er schlug eines der Bücher auf, dass er mitgebracht hatte. Soweit er wusste, stand in dessen Vorwort einiges, was ihm bei der Übersetzung helfen würde. Allein die Satzstrukturen hatten sich in der zwergischen Schrift in den letzten hundert Jahren extrem geändert.
Plötzlich gab es in der Nähe Lärm. Entnervt blickte der Magier auf. Das hier war eine Bibliothekk! Manche Leute wollten hier arbeiten! Er sah gerade noch, wie die Dalish, gefolgt von ihrem Templer um ein Regal eilte. Natürlich. Sie war ja ganz nett, aber anscheinend wirklich eine Wilde. Mit einem leichten Seufzer wandte er sich wieder dem Buch zu und las mehr über Prädikatsstellung, verzweigte Runen und mehrdeutige Attribute. Als das Vorwort sich dem Ende zu neigte, wechselte er zu einem Aufsatz über die Veränderung der Zwergenschrift und -Sprache in der letzten Zeit. Erst dann fühlte er sich gerüstet für den ersten Satz. Mühsam quälte er sich mit einem Lexikon durch die Zeichen und schrieb für jedes Wort die verschiedenen Bedeutungen heraus. Er brauchte einen Kontext, um die gemeinte Aussage des Wortes richtig zuzuordnen.
Nachdem er den esten Satz durch hatte, starrte er auf ein halbes Blatt voller möglicher Bedeutungen der einzelnen Runen. Er hatte auch schon mal leichtere Texte vor sich gehabt. Er beschloss, es als Herausforderung zu sehen. Mühsam ordnete er die passenden Bedeutungen einander zu, achtete auf bestimmte Wortstellungen, die es leichter machten, Bedeutungen auszuschließen und strich schließlich die Übersetzungen, die nicht passten.
Bei dem ersten Satzteil, war er sich recht schnell sicher: So höret nun fing der Text an.
Doch schon danach war Rhaego nicht mehr ganz klar, wie es gemeint war. Es ging um etwas, was später kam. Konnte man sagen die, die danach kamen? Aber das traf den Kern nicht ganz. So in der Richtung. Er merkte es sich so gut es ging und wandte sich dann dem weiteren Text zu. sobald der Zusammenhang stand würde auch das klar werden.

Juliette de Ludin
28.02.2012, 20:47
-> Gästezimmer
Mit weitaus besserer Laune als vor ein paar Minuten, schloss Juliette, gekleidet in ihre nun frisch gewaschene Duellkluft und wieder mit Haarband fixierten Haar und ihrem gekonnt selbstgeflochtenen Zopf, die hölzerne Tür zum Gästezimmer hinter sich. Alrik hatte es doch tatsächlich geschafft sie aus ihrem Trübsinn herauszuholen, eine beachtliche Leistung bei ihrem vor Selbstmitleid zerfressenen Gemüt, was dazu führte das sie ihm deutlich wohlgesinnter war. Ob sie ihn nun tatsächlich einen Freund nennen könnte war sie sich nicht sicher. Nach all der von Misstrauen und Ablehnung geprägter Zeit hier in Ferelden, fiel es ihr nicht leicht schon so weit zu denken. Auf jeden Fall war sie sich sicher dass er ein guter Kerl war und was sprach dagegen sich mit ebenso einen gut zu verstehen? Von der Sorte gab es in Ferelden jedenfalls nicht allzu viele.

Nachdem der Bursche der Adligen aus dem erstickenden Wirbel ihrer Trauer geholfen hatte, ging er erst mal mit der Begründung er wolle nach Leirâ und der Schriftrolle sehen. Erstere hatte er aus den Augen verloren, von letzterem wusste er das der Magier gedachte sie in der Bibliothek zu übersetzen. Eigentlich hatte Juliette gehofft der Blondschopf würde das verflixte Ding schnell übersetzen können aber scheinbar wurden ihre Hoffnung durchkreuzt und da er vermutlich noch einige Zeit benötigen könnte entschloss sie sich einen anderen Zeitvertreib zu suchen als in ihrem Gästezimmer zu warten und sich gelangweilt zu kämmen. Nebenbei bemerkt etwas das sie schon lange nicht mehr getan hatte und das merkte sie deutlich als der kleine hölzerne Kamm durch ihr dunkelbraunes, verfilztes Haar glitt. Wehmütig kam ihr in den Sinn das ihr Haar früher viel schöner, seidiger und länger als heute war, damals ging es ihr fast bis zur Hüfte. Ihre Mutter hatte immer gesagt Mit viel Haar, kann man viel anstellen und das hatten sie damals. So viele kunstvolle und ausgefallene Frisuren, es hatte nicht selten Stunden in Anspruch genommen ihre Mähne in die richtige Position zu bringen aber das Ergebnis war immer wieder etwas Neues gewesen. Heutzutage trug sie ihr Haar nur noch gescheitelt mit Zopf, damit sie ihr nicht in die Quere gelangen konnten, wenn sie kämpfen musste. Aber da der Gedanke in ihr wieder Kummer aufrüttelte lenkte sie ihr Augenmerk schnell aus etwas anderes.

Freundlicherweise hatte Myrddins Novize ihre Kleidung reinigen lassen, auch etwas das seit langem einmal überflüssig gewesen war und so genoss sie das Gefühl seit langer Zeit endlich einmal wieder vollkommen sauber zu sein. Wie genau ihre Kleidung nun gewaschen worden war, ob nun mit herkömmlichen oder magischen Mitteln, wollte sie gar nicht wissen.

Kaum hatte sie sich aus dem Gästezimmer bewegt heftete sich auch schon ein Templer an ihre Fersen. Er trug die typische Templermontur, zusammen mit geschlossenem Helm und folgte ihr wachsam auf Schritt und Tritt. Wäre sie nicht darüber informiert dass sie, genauso wie Alrik und Leirâ, ständig unter Aufsicht sein würde wäre sie nun wohl ziemlich beunruhigt, aber sie war sich sicher dass die Templer dies nicht umsonst veranlasst hatten. Sie wussten schließlich was sie taten, da war sich die Duellantin sicher.
Erst nach mehrmaligen Nachfragen, fand sie endlich den Weg in die Bibliothek, was den Gerüsteten hinter ihr bei jedem Fragen schmunzeln ließ. Es behagte ihr nicht sich durch die verwinkelten Korridore des Turmes zu wandeln, zum einen da sie die Anordnung ziemlich verwirrend fand und zum anderen da viele der Magier sie so neugierig ansahen. Aber andererseits hatte Juliette wenig Lust im Gästezimmer zu versauern also hatte sie sich vorgenommen in einem Buch zu schmökern, dafür waren sie schließlich da.
Es war offensichtlich dass diese Robenträger schon lange keine Besucher mehr von außerhalb des Turmes gesehen hatten aber das machte es der Duellantin auch nicht gerade angenehmer. Die meisten beschränkten sich darauf neugierig und gewissermaßen diskret zu schauen aber der eine oder andere, meistens männliche Magier schaute ihr etwas mehr interessiert nach oder lächelte ihr auch zu. Sie hingegen sah dann meist einfach ungerührt, manchmal auch ziemlich eisig weg. Es gefiel ihr nicht so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Normalerweise bedeutete dass für sie das Schwierigkeiten auf sie zukamen und außerdem wollte sie sich mit keinem dieser Sonderlinge unterhalten müssen. Wie es wohl erst Leirâ mit ihrem schneeweißen Haar und ihren abstrakten Linien im Gesicht erging? Jedoch sorgten vermutlich unter anderem der Templer als auch ihr abweisender Blick das Juliette keiner ansprach, genauso wie sie es sich erhofft hatte. Es gab wohl nichts Effektiveres als einen unnahbarer Gesichtsausdruck und einen kräftigen Begleiter um sich unliebsame Gesprächspartner vom Leib zu halten. Eine Vorgehensweise die sie schon in ihrer Jugend anwandte. Schließlich nach einigem Umherirren kam sie in einem großen, langen Raum an, dessen Wände gesäumt von hohen Regalen voller Bücher waren und etliche Magier, sowohl Elfen als auch Menschen, gingen geschäftig umher. Erstaunt ließ die Adlige den Blick über das schiere Ausmaß des gesammelten Wissens gleiten. Sie hatte geahnt dass die Magier viele alte Schriftwerke aufbewahrten, aber dass es gleich so viele sein würden hatte sie sich kaum vorstellen können. Ratlos fragte sie sich was sie nun eigentlich lesen sollte als sie sich wieder des wartenden Templers zu ihrer Seite gewahr wurde. Dieser schien gelangweilt und verschränkte, leise seufzend die Arme hinter dem Rücken.
„Verzei`t, Ser Templer?“, fragte sie ihn höflich als sie sich zu ihm umdrehte. Er blickte zurück, wie konnte die Orlaisianerin nicht sagen aufgrund seines Helmes, doch er schien ihr zuzuhören. „`abt i`r auch zufällisch Büscher auf orlaisisch?“
Juliette war zwar des Fereldischen mächtig und dazu in der Lage flüssig zu sprechen doch beim Lesen tat sie sich öfters etwas schwer. Es mangelte ihr wohl einfach an Übung, da sie als mittelose Söldnerin verständlicherweise nicht oft ein Buch in die Hand bekam.
„Keine Ahnung.“, antwortete der Gepanzerte kurzbündig und sah wohl in der Überzeugung genug gesagt zu haben wieder ziellos in die Gegend.
Auch wenn sie es als fragwürdig betrachtete über einen Vertreter des geehrten Ordens der Templer der Kirche schlecht zu denken kam sie nicht darum herum ihre Mundwinkel missbilligend ein Stückchen nach unten zu ziehen. Offensichtlich waren nicht alle Templer, die tugendhaften Recken wie man sich erzählte. Darüber war sie sich zwar bereits im Klaren gewesen, es gab schließlich überall schwarze Schafe, aber das der Gerüstete gleich so an Manieren mangeln lassen musste, reichte um ihn für die Adlige deutlich unsympathischer zu machen. Er hätte wenigstens etwas entgegenkommender antworten können und irgendwie glaubte sie ihm nicht dass er keine Ahnung hatte. Schließlich musste er sich doch in Ausführung seiner Pflicht ständig im Inneren des Zirkels aufhalten, da könnte er doch durchaus gröbste Kenntnisse über die Bibliothek haben oder zumindest wissen wenn sie fragen könne.
Aber andererseits: Vielleicht konnte er selbst nicht lesen, dank der mehr als mangelnden Bildung dieses Landes, oder er war einer dieser verbohrten Patrioten, die sämtlichen Orlaisianern die Jahrzehnte zurückliegende Besatzung seines Landes vorwarf, und solchen dann prinzipiell in keinster Form helfen wollte. Wenn die Orlaisianerin so darüber nachdachte machte ihr keine der genannten Möglichkeiten den Templer angenehmer.

Lautlos seufzend ging Juliette wieder weiter, vorbei an langen Holztischen an denen hier und da ein Magier saß und über alte Bücher brütete, und vorbei an den vollgestopften Regalen. Um nun doch noch etwas passende Lektüre zu finden, musste sie nun wohl also doch einen dieser Bücherwürmer ansprechen, etwas das ihr wenig gefiel. Zum zweiten Mal an diesem Tag wünschte sie sich das Louanne, ihre ehemalige Sekundantin und unteranderem auch eine Freundin, wieder bei ihr wäre und das sie in Juliettes Namen sprechen könnte. Sie war zwar immer ein bisschen schüchtern gewesen aber man hatte sich auf sie verlassen können und sie hatte ihre Herrin oft mit nützlichem Rat beigestanden. Kurz fragte sie sich was wohl nun aus ihr geworden war. Vermutlich hatte Juliettes Vater sie mitleidslos auf die Straße gesetzt, jetzt wo er keine Verwendung mehr für sie hätte. Grausam aber da sie nicht wieder wütend werden wollte und es ohnehin wie aus einer anderen Epoche schien, verdrängte sie diese Gedanken wieder und überlegte sich lieber welchen dieser Magier wohl nun ansprechen sollte. In ihrem Geiste sprach sie die Bezeichnung dieser Sonderlinge noch immer mit kühler Abscheu aus, als wenn es sich bei den Magiern um eklige Insekten handelte.

Nachdem sie also scheinbar planlos zwischen diesen meterhohen Wänden aus geschriebenem Wissen geschlendert war musterte sie diskret die Magier die dort geschäftig wie Bienen in ihrem Stock umherstreiften. Bei den meisten kam sie zum Schluss mit ihnen kein Wort wechseln zu wollen. Nicht weil sie zu arrogant war oder sich zu fein war mit niederem Volk zu reden, damit hatte sie kein Problem, sondern weil etliche Aspekte ihrer Erziehung dagegen aufbegehrten mit einem Magier überhaupt zu reden. Sie hoffte irgendwann mal einen zu sehen der so wenig Abscheu wie möglich in ihr weckte, der so normal wie möglich wirkte.
Schließlich fiel ihre Wahl auf einen relativ kleinwüchsigen Knaben, der gerade mit dem Rücken zu ihr, Bücher ins Regal stellte. Die in rötlichen Tönen gehaltene Robe schien ihm fast eine Nummer zu groß zu sein und sein ungekämmtes schwarzes Haar hing in wirren Strähnen in alle Richtungen. In einem diskreten Abstand stellte sie sich hinter ihn und räusperte sich hörbar, doch es gab darauf keine sichtbare Reaktion. Er schien etwas in sich gekehrt und murmelte kaum hörbar während er weiterhin seiner Tätigkeit nachging.
Genervt verdrehte die Adlige die Augen bevor sie neutral klingend das Wort erhob.
„Ihr! Magier!“
Plötzlich zuckte Angesprochener erschrocken zusammen und riss beinahe die Bücher die er soeben eingeräumt hatte wieder herunter und konnte dies nur verhindern indem er die kippenden Bücher hektisch wieder zurück auf ihre Plätze schob. Mit gehetztem Blick drehte er sich zackig zu der etwas herablassend blickenden Duellantin um.
„Beim...Ich….Was…“, stotterte er undeutlich bis seine, seltsam groß wirkenden grüne Augen den gelangweilten Templer neben der Adligen bemerkte. „Was es auch ist, ich war es nicht!“
„Verzei`t, isch wollte eusch nischt erschrecken.“, meinte Juliette noch immer diplomatisch, während der Templer belustigt gluckste. Beim Erbauer, was für ein schreckhaftes Exemplar, dachte sie sich halbwegs amüsiert als sie ihn etwas näher musterte. Irgendwie wirkte er seltsam und seine Stimme klang nicht so jung wie man es anhand seiner Größe erwartet hätte. Erst jetzt registrierte Juliette das seine Gesichtspartie stellenweise, für menschliche Verhältnisse unnatürlich war, beispielsweise Nasenrücken oder Stirn. Diese erinnerten irgendwie an einen Elf, genauso seine Ohren, auch wenn sie nicht so lang und die Form einer Klinge hatten, sondern eher lediglich wie ein angespitztes menschliches Ohr wirkten. Als sie all das im Geiste zusammen setzte begriff Juliette, dass sie einen Halbelf vor sich hatte. Sie hatte schon einmal davon gehört das tatsächlich Kinder aus einer unsittlichen Zusammenkunft von Mensch und Elf hervorgehen konnte, etwas das in den meisten gesellschaftlichen Kreisen nicht gerade angesehen war.
„Wa-Was…kann ich für euch tun, H-herrin?“, haspelte er nervös als Antwort nach einem verunsicherten Seitenblick auf den Gepanzerten zu Juliettes Rechten.
Laut ihrer Erziehung hätte Juliette nun eigentlich ohne ein Wort davon gehen sollen. Es gehörte sich nicht für eine Hochadlige mit so jemand zu reden aber so dachte sie schon lange nicht mehr. Sie sah sich schließlich nicht länger von adligen Rivalen, von denen einige vorgaben Freunde zu sein, umringt für die es ein gefundenes Fressen wäre und wer war sie, dass sie den Burschen aufgrund seines Aussehens verurteilen könnte? Früher hätte sie wohl anders gedacht, aber wie erwähnt: So dachte sie schon lange nicht mehr. Irgendwie hatte sie schon immer Mitleid für solche Ausgestoßene übrig gehabt, schließlich hatte dieser Halbelf sich ganz sicher seine Eltern nicht ausgesucht, weshalb ihr Blick etwas sanfter wurde als sie weitegehend emotionslos antwortete.

„Isch suche Werke auf orlaisisch. Wisst i`r zufällisch wo isch solche `ier finden kann?“
Der Halbelf dachte kurz nach und nachdem er unruhig schluckte antwortete er.
„Si-Sicher. Gleich hier um die Ecke. Soll ich euch schschnell dort hinführen?“
Während Juliette nickte und dem nervösen Magier folgte fragte sie sich ohne sich etwas anmerken zu lassen was denn mit ihm los sei. Sah sie denn so einschüchternd aus? Sicher, die Narben in ihrem Gesicht ließen sie nicht gerade ungefährlich wirken aber sie hatte ihre Bewaffnung nach Aufforderung der Templer in ihrem Quartier gelassen. Vielleicht lag es aber auch an diesem Bücherwurm, mutmaßte die Adlige, oder an dem Templer der hinter ihr her trottete. Bevor sie sich aber dessen allzu viele Gedanken machen konnte, waren sie bereits an einigen Regalen vorbei, belgeitet von manch einem neugierigen Blick, und der Halbelf blieb stehen.
„Wir haben nicht viele Bücher in eurer Sprache, Herrin. Aber die, die wir haben, sind hier.“, erklärte er während er sich umdrehte und auf das Regal zu seiner Seite deutete. „Größtenteils handelt es sich um Berichte über den Krieg oft aus der Sicht orlaisischer Kommandanten aber wir haben auch einige…“
„Zu freundlisch, Magier.“, unterbrach sie den Halbelf. Sie rechnete ihm zwar an dass er hilfsbereit war und sie korrekt ansprach aber man musste auch nicht gleich übertreiben. Er hatte ihr gezeigt wo Bücher auf orlaisisch waren und das genügte bereits. Juliette stellte fest das sie sich in Gegenwart von Magiern scheinbar grundsätzlich nicht sonderlich wohl fühlte, darum wollte sie dieses Gespräch so kurz wie möglich halten. „Isch finde misch schon zu Rescht.“
„Ach so…Natürlich. Kann ich wieder an meine Arbeit?“, fragte er noch etwas unsicher mit einem kurzen Blick auf den Templer. Vielleicht hielt er die Adlige für eine Respektsperson, immerhin wurde sie von einem Templer begleitet und überhaupt hatte man sie, trotz der Sperre, in den Turm gelassen, zumindest vermutete Juliette das. Es würde auch erklären warum er auf eine Erlaubnis wartete sich entfernen zu dürfen, doch da Juliette keine Respektsperson war überließ sie es dem Kirchenkrieger zu antworten und ließ ihren Blick über die Bücher schweifen.
„Ist mir egal, Spitzohr.“, antwortete der Templer abwertend und noch immer ziemlich gelangweilt klingend.
„Verstehe…Dann einen…schönen Tag noch.“, murmelte das „Spitzohr“ ehe es sich schlurfend entfernte.

Im Geiste mit den Schultern zuckend ging Juliette die einzelnen Buchtitel durch. Das meiste handelte sich tatsächlich um den letzten Krieg aber daran hatte die Orlaisianerin kein Interesse und nicht mal unbedingt weil ihr Heimatland damals verloren hatte sondern weil sie Krieg prinzipiell schrecklich fand, genauso wie Mord und Totschlag. Unglücklicherweise erlebte sie letztere öfters jeden Tag, da brauchte sie nicht auch noch darüber zu lesen. Ansonsten standen nur einige langweilige oder, für sie, unnütze Themen, wie Kräuterkunde -Gewusst wie-, Orlaisisch für Anfänger oder eine Abhandlung über die frühe Geschichte von Orlais. Schließlich fiel ihr Blick auf in rotbraunen Leder eingebundenes Buch. Es war etwa eineinhalb Handbreit dick und ein, zwei Finger kleiner als die Bücher die es umgaben. Hinten auf dem Einband war eine seltsame Kreatur mit Messing abgebildet, welches Juliettes Interesse geweckt hatte. Neugierig zog sie es heraus.
Es stellte sich als eine Sammlung verschiedener orlaisischer Sagen und Legenden heraus. Zuerst überlegte sich die Adlige es einfach wieder zurück zu stellen aber dann müsste sie sich erst einmal noch ein weiteres suchen und da sie das Gefühl hatte das man sie hier irgendwie anstarrte, wollte sie sich einfach nur irgendwo hinsetzen, damit sie diese neugierigen Bücherwürmer ignorieren könnte.

So nahm sie es unter den Arm und hielt auf den nächsten Tisch zu. Allzu interessante Lektüre würde es vermutlich nicht sein, Juliette fand kaum etwas an irgendwelchen alten Geschichten, aber es schien vorerst keine Alternative zur Verfügung zu stehen.
Seufzend setzte sie sich an einen freien Tisch und schlug das Buch auf, als ihr auffiel, das am selben Tisch wenn auch sehr viel weiter hinten, der Magier der mit der Übersetzung der Schriftrollte betraut war, dieser Rhaego, dort saß und scheinbar konzentriert an der ihm zugewiesenen Aufgabe arbeitete. So in Gedanken, sich irgendwo hinzusetzen, um die restlichen Magier ausblenden zu können hatte sie gar nicht darauf geachtet. Hätte sie es getan, hätte sie sich wohl an einen anderen Tisch gesetzt aber da es wohl komisch wirken würde, würde sie einfach gleich wieder aufspringen, blieb sie hier. Die Adlige beschränkte sich darauf mit einer eisigen Miene weg zu schauen, nämlich in das aufgeschlagene Buch.
Dieser Kretin konnte ihr gestohlen bleiben und wo sie gerade bei Kretins war…obwohl, nein. So schlimm ist sie nicht…jedenfalls im Vergleich zu ihm…wo war Leirâ eigentlich?

Leirâ Ven
29.02.2012, 15:13
Die Dalish stand noch immer in irgendeinem Winkel der Bibliothek und schaute verwirrt dem Elfen hinterher, der ihr gerade bedeutet hatte ihn später zu treffen. Dann hob sie den Blick und schaute den Templer an, der nur giftig zurückstarrte. Dennoch hielt sie ihren Blick auf dessen Augen gerichtet, fest entschlossen nicht zu wanken. Es war ein regelrechtes Wettstarren, denn keiner der beiden wollte dem gegenüber die Genugtuung zusprechen überlegen zu sein. So hätten sie wohl noch Stunden da gestanden, wäre Ser Richard etwas älter oder erfahrener gewesen im Umgang mit Leuten, die ihm nicht schon von Rechtswegen unterstellt waren. also wandte er, sobald er ein Geräusch vernahm das über das übliche, leise Rascheln oder verhaltene Schritte hinausging, den Blick ab. Und handelte sich einen überlegenen Blick von der kleinen Jägerin ein.
Die setzte sich dann wieder in Bewegung, allmählich hatte sie genug von engen Gängen, staubiger Luft und neugierigen Blicken. Vor allem letztere wurden mehr und mehr zu einer Qual, zumal ein jeder augenblicklich den Blick abwendete sobald er oder sie das Gefühl hatte, dass Leirâ den Blick bemerkt hatte.
Sie schnaubte und ging wahllos in eine Richtung und irgendwie kam sie dazu sich zu fragen, was sie eigentlich noch mal hier tat? Warum hatte sie sich Alrik und Julliette überhaupt angeschlossen, auf der Suche nach diesen Reichtümern? Was sollte sie mit Reichtümern? Begleitete die die Beiden etwa nur aus Ermangelung besserer Alternativen? Falls ja, wäre nun der Punkt erreicht, an dem sie weiterziehen sollte. Diese Enge, dieses.... Angestarrtwerden, zu einem Schauobjekt geworden zu sein war ein mehr als nur guter Grund die Sachen zusammen zu packen und weiter zu reisen. Wer würde sie schon vermissen? An dieser Stelle kassierte der Templer wieder einen abschätzenden Blick.
Weder er noch einer seiner Kumpanen, darauf möchte ich wetten. Und Julliette sicher auch nicht. Bleibt noch Alrik. und beim Gedanken an den freundlichen, aufgeschlossenen jungen Mann kam ihr in den Sinn, dass sie nicht nur aus Notwendigkeit mit ihm reiste, da war noch etwas anderes... da war die Neugier auf die Welt der Menschen, oder was es mit den Zwergen und ihrer Schriftrolle auf sich hatte? Die Zwerge... sie hatte noch nie einen vom kleinen Volk getroffen, doch ihr Vater hatte ihr von ihnen erzählt. Klein und breit, keiner von ihnen sollte mehr messen denn anderthalb Schritt, und das auch nur die Größten ihrer Art. Zudem sollten sie sehr behaart sein, gar kein Vergleich zu den Shemlen. So würde sie mit ihren Begleitern wohl nicht nur erstmals das kleine Volk zu Gesicht bekommen, sondern auch noch eines ihrer alten Geheimnisse ergründen...
Dirthamen, welchen Fad auch immer du für mich ausersehen hast, es scheint interessant zu bleiben. stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht.
Also würde sie bleiben, auch, um sich all denen zu beweisen, die sie nur wie ein seltsames Tier sahen, das man nach Gutdünken begaffen konnte. Da geschah es erneut: Ein Tuscheln drang an ihr Ohr, ihr Blick erfasste zwei Magierinnen, eine davon eine Elfe gar, die sie anstarrten und rasch die Augen senkten. Sie starrte nur zurück, hielt entschlossenen Schrittes auf die beiden zu, die sich gerade um eine Ecke drücken wollten.
"Was habt ihr zu sagen? So sagt es mit ins Gesicht!", fuhr sie die beiden an, bekam dafür jedoch nur ein:
"Zügelt euch, das hier ist ein Ort der Ruhe und des Lernens. Wenn ihr Lärmen wollt, so tut das woanders." von Rechts, wo ein Shem in einem der Zaubererkleider hinter einem der Holzkonstrukte hervor trat. Sie schaute diesem fest in die Augen.
"Ich bin bereit eure Bräuche zu akzeptieren, so ihr mich akzeptieren könnt.", noch immer lag diese Schärfe in ihrer Stimme, welche des Magiers Augen groß werden lies. Dieser fuhr sich über den blanken Schädel, nur über den Ohren und am Hinterkopf hatte er noch langes, graues Haar und seine Mundpartie zierte einer dieser Bärte.
"Seht es ihr nach, es war unsere Schuld, Verzauberer Tondar.", mischte sich die andere Elfe ein. sie war größer als Leirâ, schlacksiger. Ihr Magierkleid schien ihr nicht so recht zu passen, lockiges, braunes Haar fiel ihr über die elfischen Züge. Sie schaute den Verzauberer Tondar aus hellbraunen Augen an. Der lupfte eine seiner unglaublich buschigen Augenbrauen, grummelte irgendetwas so leise, dass nicht einmal Leirâ es verstand und stapfte davon.
"Unsere schuld? diese Wilde hat hier rumgeschrien.", mischte sich die Shemzauberin mit scharfem Zischen in das Gespräch ein. Sie trug ihr blondes, langes Haar als Zopf, ähnlich Julliette. Ihre Augen, von derselben Farbe wie die der Dalish, wenn auch deutlich kleiner, blitzten wütend auf. Die Elfenzauberin hob beschwichtigend die Hand.
"Wir haben sie angestarrt."
"Das ist kein Grund für diese Wilde, hier so herumzubrüllen."
Es bereitete Leirâ Mühe, aber sie ermahnte sich ihres Versprechens an Alrik und schwieg, denn hätte sie geredet wäre wie nur wieder laut geworden.
"Sie ist eine Dalish, keine Wilde. Sie ist von meinem Volk.", erwiderte die Elfe scharf. die Shemfrau rollte nur mit den Augen.
"Sie ist nicht von deinem Volk, sie ist eine Wilde. Aber bitte, wenn dir ihre Gesellschaft lieber ist als die meine, nur zu!", und schon war sie verschwunden. Richard hinter Leirâ gluckste nur belustigt. So langsam aber sicher begann er der dalish gehörig auf die Nerven zu fallen.
"Verzeiht mir bitte, ich wollte nicht unhöflich sein. Es ist nur so... Ich habe so viel über unser Volk gelesen, und nun seid ihr hier, da...", richtete die größere Elfe nun das Wort ans sie.
Die Jägerin schaute der Magierin fest in die Augen und führte dann die Linke vom Herzen im Halbkreis vor den Körper.
"Aneth ara.", grüßte sie mit ruhiger Stimme, "Ich bin Leirâ Ven vom Klan der Klingen des Langen Weges."
Zunächst schaute die Zauberin nur verdutzt zurück, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und neigte das Haupt.
"Ich grüße euch, Leirâ Ven. Ich bin Ragana Ogg, Magierin des Zirkesl von Ferelden." sie schauten sich in die Augen.
„Doch was treibt euch um, hier im Zirkel und das ohne euren Klan? Ich dachte, unser Volk wäre nie allein?“
Leirâ lupfte eine Augenbraue. Was du alles nicht ahnst, verirrte Schwester
„Ich reise in Gesellschaft einiger Shemlen, Flachohr. Und du bist nicht vom Volk, du warst es einmal.“, trotz der ausgesprochenen Beleidigung war der Jägerin Stimme ruhig und sanft. Sie fuhr sich mit dem linken Zeigefinger über das Gesicht.
„Du trägst keine Vallalslin, verirrte Schwester, das zeichnet dich als Flachohr aus.“
Raganna schaute sie an, in ihrem Blick lag eine Mischung aus Verärgerung und Belustigung. Dann griff sie sich mit Daumen und Zeigefinger an die Spitze ihres linken Ohres.
„So viel flacher als eure sind sie nicht.“, dann schaute sie der Dalish wieder ernst ins Gesicht, „Das sind also die Vallalsin? Ich habe Zeichnungen davon gesehen, aber die euren sehen so anders aus…“
„Sie sind alle einzigartig, ein Muster für jeden vom Volk.“, Leirâ verschränkte die Arme vor der Brust, während die Magierin weiterhin fasziniert den Linien folgte.
„Und… Werden sie wirklich aus dem Blut der bei der Geburt verstorbenen Kinder gemacht?“
„Was?“, der Jägerin entglitten die Gesichtszüge. Etwas derart abstruses hatte sie nun wahrlich nicht erwartet.
„Aus Blut, ja. Aber doch nicht das Blut der Kinder, das ist… eklig…“
„Tut mir leid, verzeiht, ich wollte euch nicht verärgern und…“
„Ma nuvenin, du hast mich nicht verärgert. Ich bin nur erschüttert, was man sich in der Welt der Shemlen über uns erzählt.“ Raganna sah sie neugierig an.
„Was bedeutet dieses Wort? ‚Shemlen’?“
Leirâ hatte kaum Luft geholt, da erhob Richard die Stimme.
„Nun ist es aber genug. Hast du nichts Besseres zu tun als dich für Dinge zu interessieren, die du eh nie wieder brauchen wirst?“ Raganna blicke verschreckt auf, verneigte sich hastig und ging davon, ohne sich auch nur zu verabschieden. Leriâ schaute derweil Richard wieder an, mit diesem Beute-Blick. Der zeigte ein verächtliches Gesicht.
„Und du hörst auf, hier die Magier aufmüpfig zu machen, Klingenohr.“ Sie schnaubte nur. Die Jägerin hatte gerade schon wieder genug von Zirkel und stapfte wütend um die nächste Biegung, nur um fest zu stellen dass sie im Kreis gelaufen war:
Hier war platz zwischen den Buch-Ruheplätzen und dort stand ein langer Tisch, an dessen oberen, Leirâ gegenüberliegenden Ende Rhaego noch über dem Pergament brütete. Direkt vor ihr saß Juliette und hatte eines dieser ‚Bücher’ aufgeschlagen. Neugierig trat die Elfe hinter die Kämpferin.
„Wenn du das… Wie war das Wort noch mal? Verdammt… Ähem…. Verstehen kannst, wieso brauchen wir dann die Hilfe von Rhaego?“, fragte sie, ihren Kopf direkt neben dem der Orlaisianerin.

Juliette de Ludin
29.02.2012, 21:46
Juliette zuckte etwas zusammen als plötzlich Leirâs helle Stimme weniger als eine Armlänge von ihr entfernt ertönte und diese sich ziemlich nahe an Angesprochene stellte. Normalerweise war sie nicht allzu schreckhaft, in der turbulenten Zeit in Ferelden hatte sie sich an böse Überraschungen weitegehend gewöhnt, aber eben hatte sie sich auf eine alte orlaisische Volkssage konzentriert und die Dalish hatte einen leisen Schritt inne, sodass die Adlige sie unmöglich hatte hören können bis sie die Stimme erhob.
Die Orlaisianerin schaute etwas verständnislos in das liniendurchzogene Gesicht zu ihrer Seite und dachte kurz über die Frage nach. War das eine Art Fangfrage oder warum fragte die Dalish etwas derart dummes? Als ob Juliette der Deutung alter zwergischer Runen fähig war. Sie tat sich ja schon bei fereldischen Texten schwer. Wäre sie so schlechter Laune wie gestern, hätte sie genauso abfällig wie eben gestern auch geantwortet, doch eigentlich war die Duellantin gar nicht mal so schlecht drauf. Sie hatte sich gründlichst mit Seife und sauberen Wasser waschen können, ihre Kleider waren ebenfalls gereinigt, wären die ganzen verfluchten Magier nicht hier, wäre ihre Stimmung sogar außergewöhnlich gut. Daher antwortete sie mit einem distanzierten Lächeln und halbwegs freundlich.

„Isch glaube i`r verwechselt da etwas. Isch kann zwar lesen aber doch keine zwergischen Runen, wie auf der Schriftrolle.“
Während sie sprach musterte Juliette das elfische Gesicht, das ihrem im Moment ziemlich nahe war. Auf dieser geringen Entfernung sahen ihre Tätowierungen und ihre Gesichtszüge noch einmal seltsamer und fremder aus, allen voran ihre unmenschlich großen Augen. Die hellblaue Iris schien fast das ganze Auge mit einem himmelblauen, nicht unschönem Muster auszufüllen während diese neugierig, zumindest glaubte Juliette sie sahen neugierig aus, auf das aufgeschlagene Buch und dann zu ihr sahen.
Ungewollt sog die Adlige ziemlich viel Geruch von der Dalish ein, doch zum Glück stank sie nicht so erbärmlich wie das Groß der Fereldaner, auch wenn sie nicht gerade gut roch. Jedenfalls würde Juliette diesen irgendwie holzigen, leicht modrigen Geruch, denn sie spontan „Wald“ taufte nicht als wohlreichend bezeichnen. Vielleicht sollte Leirâ auch einmal baden.
Kurz musste die Adlige den Blick abwenden ehe sie weitersprach. Es bereitete ihr irgendwie ein mulmiges Gefühl sich selbst so deutlich in den Augen ihres Gegenübers spiegeln zu sehen.
„Se`e isch denn etwa schon so schlimm aus das i`r misch für eine Zwergin `altet?“, fragte sie kurzeitig etwas mehr lächelnd um den kleinen Scherz zu verdeutlichen.

Leirâ Ven
29.02.2012, 22:15
Leirâ fiel erst jetzt, wo sie ihres Gegenübers Antlitz so nah sehen konnte all die Unterschiede auf, welche die Shemlen von den Dalish unterschieden, am deutlichsten diese winzigen Augen. Julliettes stahlgraue Augen spiegelten sich im sanften Blau der Ihren und all die kleinen Feinheiten des Gesichtes der Adligen fielen ihr auf. Zugleich steig ihr der angenehme Geruch der Kämpferin in die Nase. So angenehm hatte nur selten eine Person gerochen, und dann auch nur zu Festtagen, wenn die Elfen ihres Klans sich mit Duftkräutern einrieben. Der Duellantin war hübsch, diese kleinen Narben an der Lippe und der Braue rückten es beinahe in die Nähe eines von Vallaslin verziertes Antlitzes. Die Elfe brauchte so etwas länger, ehe sie auf das Gesagte eingehen konnte:
"Ich habe noch nie Zwerge gesehen. Also verzeiht, falls ich da etwas verwechselt habe.", sie lächelte, ihr Körper bewegte sich derweil ihr Kopf unverändert nah an dem der Adligen blieb. Dann machte sie einen plötzlichen Satz und saß auf dem Tisch, nun richtete sich auch ihr Oberkörper auf.
"Aber nachdem, was ich über das kleine Volk weiß, seht ihr einer Zwergin überhaupt nicht ähnlich. Ihr seid zu schlank. Und dabei noch größer als ich, wobei die Bewohner der Berge sogar mir.", sie hob die Rechte auf Höhe ihrer Brüste, "kaum bis zur Brust reichen sollen."
Nun grinste sie breit. Woher diese plötzliche Gelassenheit rührte, mit der sie Julliette begegnete vermochte sie selbst nicht zu sagen. Irgendwie war eine Unterhaltung mit der Kämpferin noch das Angenehmste, seit sie diesen von allen Göttern verfluchten Turm betreten hatten. Desweiteren war dies das erste Mal, dass sie und die Adlige sich beinah mit so etwas wie Respekt begegneten und sich nicht, wie jedes Mal zuvor, drauf und dran waren sich gegenseitig eine Klinge in den Leib zu rammen.
Hinter Juliette spannten Richard und der Templer, der Julliette begleitet hatte sich an, fixierten die kleine Dalish, die als Einzigste der Unterwarteten Gäste des Zirkels nach wie vor ihre Waffen trug, doch war ihre einzige aktive Handlung bisher, ihre Hände auf die Griffe ihrer Schwerter zu legen.
So blickte die Dalish wieder der adligen in die Augen.

Juliette de Ludin
29.02.2012, 23:04
„`ier in Ferelden sie`t man `in und wieder durschaus einen Zwerg. Meistens sind das fa`rende ´ändler oder dergleischen.“, meinte Juliette nun ehrlich lächelnd. „Klein ist finde isch noch untertrieben und `aarig sind sie.“
Auch wenn sie die Elfe nun gar nicht mehr so unangenehm, wie sie vorher dachte, empfand war sie doch etwas erleichtert das Leirâ etwas mehr auf Abstand ging. Das Misstrauen hatte sich schon vor Jahren tief in Juliettes Verstand verankert, weshalb sie solche Nähe nur ernsthaft tolerieren konnte wenn sie betrunken war und dafür brauchte es einiges an Alkohol.
Aber dennoch gefiel es ihr wie ruhig und vernünftig sie sich mit der Dalish unterhalten konnte, wo sie bis jetzt doch mehr schlecht als recht mit einander ausgekommen waren. Vielleicht gefiel es ihr aber auch mit jemand reden zu können der kein Magier war oder sie nicht so misstrauisch wie die Templer beäugte.
Schwer zu sagen, aber Juliette nahm sich vor einfach gar nicht zu genau darüber nachzudenken, sondern es einfach gerade so zu nehmen wie es war:
Einfach nur ein freundliches Gespräch zwischen Weggefährtinnen.
„Isch `abe einmal ge`ört das sie sisch angeblisch vor dem offenem `immel fürschten.“, meinte Juliette grinsend als sie sich leicht vorbeugte. „Sie befürchten in den ´immel zu stürzen. Wie kann man vor so etwas nur Angst `aben, frage isch misch.“

Rhaego Alcaryen
02.03.2012, 16:34
Verwirrt starrte Rhaego das Zeichen an. Scheinbar harmlos lungerte die Rune vor ihm auf dem Pergament. Doch ihn Wirklichkeit war sie extrem ärgerlich. Er hatte mehrmals das wörterbuch durchgeblättert und dennoch kein passendes Äquivalent zu dem Zeichen gefunden. Lediglich einige, die ihr extrem ähnlich waren. Doch die Bedeutung dieser Runen war unterschiedlich, sie stammten auch von verschiedenen Wörtern ab. Er hatte keine Ahnung, was nun die richtige Übersetzung war. Also musste er doch zuerst Basis-Arbeit machen. Konzentriert verglich er die Runen, bei deren Übersetzung er sich sicher war, mit ihrem heutigen Gegenstück und sammelte die Unterschiede. Wie er schon wusste, hatte die Basis verschoben, ebenso hatte die Richtung der begrenzenden Striche sich verändert. Doch das half ihm nicht, um die Rune exakt ihrem modernen Gegenstück zuzuordnen. Mühsam folgte er jeder einzelnen Linie, verglich Krümmung, Ausrichtung ebenso wie Anfangs- und Endpunkt miteinander.
Nun hatte er einen Ansatz der Veränderungen in der zwergischen Schrift. Als er zu der Rune zurücksprang, die ihn vor diesses Problem gestellt hatte, konnte er nun die Feinen Striche in seiner Vorstellung entsprechend anpassen. Rasch schlug er das Lexikon auf und suchte nach einer entsprechenden Eintragung. Als er eine fand, die zu passen schien, atmete er erleichtert aus. Diese Hürde war genommen. Nun kamen die nächsten.
Kurze Zeit später hatte er die Bedeutung der einzelnden Worte des nächsten Teilsatzes herausgeschrieben. Während er versuchte, sie in einen sinnvollen Kontext zu stellen, ließ er abwesend seinen Blick schweifen. Wenn man das mit einem temporalen Sinn übersetzte und dann das causal...
Sein schweifender Blick blieb an der Kriegerin hängen, die auf einmal nicht weit von ihm entfernt am Tisch saß und in ein buch starrte. Seit wann saß sie denn da? Er hatte sie gar nicht bemerkt. Doch er war froh, dass sie sich selbst beschäftigen konnte und nicht ander Magier - oder gar ihn selbst - mit irgendwelchen Fragen oder Kommentaren belästigte. Er war auch so schon genügend beschäftigt, ohne sich mit arrogasnten Orlaisianerinnen herumschlagen zu müssen.
Wo war er grad stehen geblieben? Ach ja. Das hier causal, dann würde der Satz ungefähr...
„Wenn du das… Wie war das Wort noch mal? Verdammt… Ähem…. Verstehen kannst, wieso brauchen wir dann die Hilfe von Rhaego?“ Eine leise Stimme, einige Meter entfernt, so dass er sie gerade noch verstehen konnte, riss ihn erneut aus seinen Gedanken. Er sah auf. Leirâ war aufgetaucht und sprach nun mit Juliette. Rhaegos Mundwinkel zuckten missbilligend. Die Bibliothek war ein Ort des Lernens und des Wissens und nicht des endlosen Geplappers zwischen zwei Frauen. Wahrscheinlich hatte die Dalish keine Ahnung davon, immerhin hatte sie eben durch diese frage bewiesen, wie ungebildet sie war. Dennoch nervte die leisen Stimmen neben ihm. Beinahe wäre er aufgestanden und hätte sich weggesetzt, doch die vielen Bücher, die er mitschleppen müsste, schreckten ihn ab. Also versuchte er, die frauen auszublenden und wandte sich wieder seinem Text zu. Langsam tauchte er seine Feder in die Tinte und schrieb sorgfältig auf das fast leere Pergament, auf dem er seine Übersetzung notierte, die uralten Worte, die nun zum ersten Mal wieder den Lebenden zugänglich gemacht wurden: Mein Tod kam zu früh, denn die Wahrheit darf nicht mit mir sterben.

Leirâ Ven
02.03.2012, 22:26
Leirâ schaute Juliette an.
"Nachdem ich geboren wurde zog mein Klan Zeit meines bisherigen Lebens durch Ferelden. Aber Zwerge...", sie zuckte nur mit den Schultern. Und mit einem unsicheren Blick umher meinte sie:
"wahrscheinlich haben sie soviel Angst vor dem Himmel, wie ich vor diesen Mauern."
Einen Moment lang lag eine unglaubliche Schwere in Leirâs Blick, die man bei der recht jungen Dalish so wohl nicht vermutete hätte. Dann schaute sie aber wieder neugierig in der Kämpferin Antlitz, sie wollte das Gespräch nicht einfach so verkommen lassen.
"Weißt du, dass du mir gar nicht so unähnlich bist? Ich erhielt diese,", sie fuhr die Vallaslin mit dem rechten Daumen nach, "Nach einem Kampf um zu zeigen, dass ich nun erwachsen bin. Und du hast die.", sie deutete auf die Narben der Duellantin.
"Woher eigentlich?"

Doch Juliette kam kaum dazu Antwort zu geben, da ertönte hinter ihr ein:
"Da steckst du, Leirâ, ich habe nun schon den ganzen Zirkel nach dir abgesucht.", richtete Alrik das Wort an sie. Und bekam prompt von allen Seiten Zurechtweisungen, er möge doch bitte still sein oder die Bibliothek verlassen.
Der Bursche entschuldigte sich überschwänglich in alle Richtungen, dann trat er zu den beiden Frauen hin.

Juliette de Ludin
04.03.2012, 14:22
Die Orlaisianerin nickte dem Neuankömmling kurz freundlich zu ehe sie wieder zu Leirâ sah und sprach.
„Ach, wisst i`r, diese Narben…“, meinte Juliette seufzend. Es war nichts worauf sie stolz war. Fleischgewordene Merkmale ihrer Unachtsam- oder Dummheit und es waren weit mehr als nur die beiden in ihrem Gesicht. Erst als sie die beiden fragenden Augenpaare ihrer Begleiter auf sich gerichtet bemerkte, registrierte sie dass sie nach diesen Worten geschwiegen hatte weshalb sie kurz den Kopf schüttelte um die aufkeimende Trübsinn zu vertreiben.
„Die `ier“, sie deutete auf die Schramme neben ihrer linken Augenbraue. „´at mir irgendein fereldischer Bastard in einer Kneipenschlägerei zugefügt. Bekam misch in einem Moment der Unachtsamkeit zu packen und rammte meinen Kopf gegen eine Tischkannte.“
Dass sie besagte Schlägerei selbst im angetrunkenen Zustand ausgelöst hatte wollte sie lieber nicht erwähnen, dass war ihr zu peinlich.
„Nach dieser“, sie stricht mit ihrem lederumhüllten Zeigefinger über den Kratzer der sich von ihrer Oberlippe bis neben ihr rechtes Nasenloch zog. „wurde mir klar das isch misch in diesem verflucht…ähm anderem Land bedeckt `alten sollte. Das `at mir ein verdammter, läscherlisch verbo`rter, fereldischer Patriot mit einem Dolch zugefügt, bloß weil isch aus dem Land stamme gegen das sein Großvater im Krieg fiel.“
Über Juliettes sehnigen Körper zogen sich noch einige andere Narben, doch Juliette wusste ehrlich gesagt nicht mehr von wem oder was sie stammten. Nicht selten hatte der Alkohol mitgewirkt als sie sie bekam und das fand sie entsetzlich erbärmlich, etwas über das sie nicht einmal nachdenken wollte, geschweige denn darüber reden.

„Was war das für ein Kampf, über den i`r spracht, Leirâ? Hoffentlisch nischt gegen einen unschuldigen Wanderer den i`r anschließend euren Göttern geopfert `abt.“, fragte Juliette erst neugierig dann aber grinsend und mit einem deutlich scherzhaften Ton, damit die Dalish es nicht missverstand.

Leirâ Ven
05.03.2012, 12:01
Leirâ und Juliette waren wirklich nicht so verschieden, hatten sie doch beide aufgrund ihrer Herkunft hier in Ferelden mit Vorurteilen zu kämpfen, dennoch erschütterte es Leirâ wie die Shemlen ihresgleichen behandelten. Zwar unterschieden auch die Elfen strikt nach Herkunft, ob Dalish oder Flachohr, würden dem jeweils anderen aber niemals Zuflucht oder Gastfreundschaft verwehren. Nun, zumindest die Dalish nicht. Diese Überlegung brachte die Jägerin dazu sich zu fragen, wie viel sie eigentlich noch über ihre entfremdeten Vettern wusste, sie musste nur an ihre Erlebnisse des Vortages denken, als sie feststellen musste dass diese noch nicht einmal mehr die Sprache des Volkes beherrschten.
So grübelte sie eine Weile in die Leere blickend vor sich hin, ehe sie antwortete:
"Nein, nichts derart einfaches: Ich musste mich in eine Siedlung schleichen und eines eurer Kinder stehlen. Dummerweise erwischte mich eine eurer Wachen und ich war gezwungen, die Waffen sprechen zu lassen."
Sie grinste spöttisch, konnte sie doch nicht an ihrem Fehlerhaften Tonfall festmachen, dass sie das Gesagte nicht ernst meinte.
"Mythal, nein! Ich bin eine Jägerin und musste in Andurils Namen ein Tier erlegen, das einem erwachsenen Jäger als Beute würdig war. Nach drei Tagen hatte ich einen gigantischen Bär erlegt, wobei ich mich zwischendurch mit einem Wolfsrudel messen musste..."
Sie musste wieder lächeln.
"Und dann war da noch der Kampf mit mir selbst, durfte ich doch während der Zeichnung keinen Ton von mir geben, derweil mein Vater mir die Zeichen in die Haut schnitt. Narben zu haben bedeutet, zu wachsen."
Nchdem sie geendet hatte sahen sie sowohl Alrik als auch Juliette eine Weile an ohne ein Wort zu sagen. Irgendwann meinte Leirâ dann:
"Sagt mal, bekommt ihr nicht auch langsam Hunger?"

Juliette de Ludin
07.03.2012, 19:56
Auch wenn Juliette es irgendwie niedlich fand, dass die Elfe meinte sie seien sich gar nicht so unähnlich, und sie nun gar nicht mehr so schlecht über die Dalish dachte, wagte sie diese Aussage doch anzuzweifeln. Es gab Parallelen, ja. Sie wurden beide aus ihrem vertrauten Umfeld gerissen, in ein Land voller intoleranter, stinkender Bastarde die sich für zivilisiert hielten und beide hatten sie mit eben diesem niederen Pack zu kämpfen doch es gab auch Unterschiede. Leirâ war keine Ausgestoßene, keine Schande für die eigene Familie, Mörderin ihres Ehemannes, Witwe in so jungen Jahren schon und nicht kaum mehr als eine herumstreunende Söldnerin, die von der Hand in den Mund leben musste. Diese Erkenntnis zog Trübsinn mit sich welcher sich wie Nebel langsam aber sicher in Juliettes Gedankenwelt ausbreitete und sie verfinsterte, ihr die Gedanken vergiftete.
Doch zugleich fragte sie sich warum sie denn gleich nach Unterschieden suchen musste, wo sie sich doch eigentlich ganz gut verstanden? Was spräche dagegen sie wirklich als Freundin anzusehen? Sie wusste keine Antwort auf diese Frage, doch trotzdem blieben die Unterschiede der Orlaisianerin im Gedächtnis. Zu lange schon glaubte sie niemand vertrauen zu können, immer allein zu sein und das nagte an ihr. So ein denken konnte man nicht einfach so ablegen.
Auch hatte das Sprechen über ihre Vergangenheit Erinnerungen aufgerüttelt, die sie belasteten, ihr vor Augen führten wie jämmerlich sie doch eigentlich war.
Trotz ihrer aufkeimenden Schwermut hatte sie der Elfe noch zugehört. Das Gesagte, dass sich dann aber dem Erbauer sei Dank dann doch als Scherz entpuppte, klang fast so als meinte Leirâ es ernst, weshalb Juliettes Gesichtsausdruck erst etwas verunsichert wurde sich dann aber wieder leicht belustigt aufhellte, als die Elfe erklärte.

Dann trat plötzlich ein kurzes Schweigen ein, und die drei Gefährten saßen und standen einfach nur da bis Leirâ fragte ob sie nicht langsam Hunger bekämen.
Juliette dachte kurz nach, während sie versuchte ihr Trübsinn aus ihren Gedanken zu verbannen, es aber lediglich schaffte die reuigen Gedanken in ihren Hinterkopf zu verfrachten, wo sie lauerten und nur darauf warteten wieder auszubrechen. Eigentlich verspürte sie bereits ein gewisses Hungergefühl, schließlich hatte sie das letzte Mal heute Morgen etwas gegessen, aber da sie es gewohnt war länger als lediglich einen Vormittag lang nichts zu beißen zu haben hatte sie es noch gar nicht wirklich bemerkt. Aber da sie nun darüber nachdachte erschien es ihr gar nicht so abwegig etwas zu sich zu nehmen, am besten noch mit etwas Bier. Unter anderem würde letzteres ihre anbahnende Schwermut vertreiben können, wenn sie genug davon trank, und das schien auf einmal ziemlich verlockend.
„Ein bissschen vielleischt.“, antwortete Juliette nachdenklich ehe sich ein knappes Lächeln auf ihr vernarbtes Gesicht schlich. „Lieber würde isch nun ein Bier trinken.“
„Das klingt doch gut.“, meinte Alrik. „Dem würde ich mich anschließen.“

Leirâ Ven
09.03.2012, 14:12
Die Jägerin runzelte nachdenklich die Stirn und schaute über Juliette hinweg, -was nur möglich war da sie immer noch auf dem Tisch saß- zu den Templern. Die starrten finster zurück und Leirâ meinte nur halblaut:
"Glaubt ihr denn, dass hier Bier ausgeschenkt wird?"
Alrik folgte ihrem Blick, ebenso Juliette, und die Templer begannen zu kichern. Doch kicherten sie nicht wie man es über einen Witz tut, mehr über jemanden und das mit aller Gehässigkeit.
"Natürlich, wenn die Damen und Herr uns folgen würden.", meinte einer der drei spöttisch und verneigte sich übertrieben. Was die anderen beiden dazu veranlasste, ziemlich laut los zu prußten.
"Nun reicht es aber, wer..", erschall eine Stimme und einer der Magier, Leirâ erkannte dies daran dass er wie die anderen ein Kleid trug, kam um die Ecke, die buschigen Augenbrauen zuerst wütend zusammengezogen, dann beim Anblick der Templer weiteten sich die Augen und er stammelte etwas in seinen dichten Bartring, eher er sagte:
"Verehrte Templer, bei allem Respekt: Dies ist ein Ort der Stille und Bedachtheit, ganz der Gelehrsamkeit gewidmet. Ich würde euch, und auch euch, werte Besucher"; Den Blick, den er ihnen zuwarf, fand Leirâ undeutbar, "würde ich bitten diesen Ort zu verlassen. Er ist nicht für Unterhaltungen bestimmt."
Die Dalish zuckte mti den schmalen schultern, machte einen Satz vom Tisch herunter.
"Na, dann sagt uns wo wir etwas Essbares finden und wir sind schon wieder weg."

Rhaego Alcaryen
09.03.2012, 17:08
Warum mussten Frauen eigentlich so viel reden? Das ständige Gemurmel in seinem Ohr lenkte Rhaego so langsam wirklich ab.
Natürlich sprach nichts dagegen, ein zwei Worte zu wechseln, aber immerhin waren sie in einer Bibliothek!
Mit beträchtlichem Aufwand, zwang er sich, seine Konzentration wieder auf das Pergament zu richten. Mittlerweile fiel es ihm leichter, die Satzkonstruktionen zu verstehen, auch wenn er die meisten Runen nicht kannte. Es war so mühsam, immer jedes Zeichen nachzuschlagen.
Die nächste Rune zeigte einen Bezug auf eine andere. "Adern aus Stein?", murmelte er, während er das Wörterbuch wieder zuschlug.
In diesem Moment ertönte ein lautes Gelächter von den Templern, die auf die Reisenden aufpassen sollten. Der blonde Magier konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen. In diesem Moment kam Aescon, der inoffizielle Aufseher über die Bibliothek, um ein Regal geeilt und rief zornig: "Nun reicht es aber, wer.."
Erst dann bemerkte er die Templer. Es war dem Magier deutlich anzusehen, dass ihm die neue Situation nicht behagte. Rhaego konnte ihn voll und ganz verstehen. Einen Templer aus Versehen anzuschnauzen - das war nichts, wovon ein Magier träumte. Außer in seinen Albträumen vielleicht.
Insofern war er froh, dass Aescon eingegriffen hatte und die Templer zum Schweigen gebracht hatte. Er selbst hätte sich das nie getraut. Wenigstens war jetzt vermutlich bald Ruhe und er würde sich ganz dem Text widmen können - ohne sich irgendwelches Gewäsch über Tiere, Narben oder Bier anhören zu müssen.
Wo war er stehen geblieben?
Ach ja.
"Adern aus Stein". Er verstand nicht ganz, was damit gemeint war, allerdings schien das immer noch die sinnvollste Übersetzung zu sein. Dann würde dieser Abschnitt "der Ort, an dem unser Blut durch Adern aus Stein floss" bedeuten. Sehr pathetisch. Rhaego fügte es seiner Übersetzung hinzu.

Juliette de Ludin
11.03.2012, 14:03
-> Speisesaal

Ob nun verehrte Gotteskrieger oder nicht, diese Templer waren unhöfliche Kindsköpfe, entschied Juliette für sich als sie die drei gepanzerten Gestalten mit herablassenden Blicken bedachte. Wie gerne hätte sie nun ihre Autorität von früher wieder dann würde sie es ihnen heimzahlen können doch da dies leider nicht möglich war beschränkte sie sich darauf die Drei von nun an zu ignorieren und sah stattdessen zu diesem Magier der eben herbeigeschossen kam.
Er schien der Aufforderung der Elfe nicht wirklich nachkommen zu wollen. Er schwieg als ob er über eine andere Möglichkeit die ungebetenen Gäste los zu werden nachdachte aber als ihm auch nach ein paar Herzschlägen des Nachdenkens nichts einfiel meinte er resignierend: „In Ordnung. Folgt mir bitte.“
So folgten die drei Abenteurer dem alten Magier begleitet von den amüsierten Templern heraus aus der Bibliothek in die langen Gänge des Zirkels, bis sie schließlich in einen weiteren großen Raum ankamen.
Lange Tische mit Bänken standen geordnet im ganzen Raum der wie fast alle Räumlichkeiten des Turmes mit Fackeln erhellt war. Offensichtlich handelte es sich hierbei um einen Speisesaal, in welchen die Magier ihre Mahlzeiten zu sich nahmen aber da das Mittagessen schon einige Zeit zurück lag war der Saal so gut wie menschenleer.
Ihr schweigsamer Führer, der alte Magier drehte sich zu ihnen um ehe er sprach:
„Sucht euch einen Platz, ich frage solang in der Küche nach ob noch ein paar Reste übrig sind.“
Danach ging er ohne ein weiteres Wort weg und ließ die ungebetenen Gäste und ihre Aufpasser zurück.
Juliette zuckte gedanklich mit den Schultern und setzte sich an den erst besten Tisch gefolgt von Alrik und Leirâ. Doch dann kam ihr ein unangenehmer Gedanke den sie auch gleich, zu ihren Begleitern sehend, aussprach:
„Meint i`r wir müssen für das Essen beza`len?“

Leirâ Ven
13.03.2012, 15:55
Diese Shemlen waren wahrhaft ein seltsames Volk, und das entscheiden öfter auf die unangenehme Art denn die angenehme. Man servierte doch Gästen keine Reste! das war etwas für Gefangene. Aber Leirâ erinnerte sich ihres Versprechens und verkniff sich jeden Kommentar dazu. So gelangten sie in den langen, langen Saal mit der gigantischen Tafel darin und setzten sich, während der Magier verschwand. Und dann fragte Juliette ihre Begleiter etwas, um das zu verstehen die Elfe einige Augenblicke brauchte, ehe sie Antwort zu geben vermochte. Sie schob ihr Gesicht ganz nah an das der Duellantin heran, sie wollte den Templern nicht noch mehr Anlass zur Belustigung geben was sie immer zu tun schien, kaum dass sie den Mund aufmachte.
"Bezahlen?", fragte sie dann auch unsicher. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie überhaupt verstanden hatte was die Kämpferin wissen wollte.
Und das gereichte zumindest Alrik zur Belustigung, der wieder breit grinste.
"Es tut mir leid, wenn ich nicht alle Wörter eurer von Dirthamen verfluchten Sprache beherrsche.", zischte die Jägerin ihm scharf zu. Ein ernster Ausdruck kehrte in des Jungen Augen zurück, der dann aber nur Hilfe suchend zu Juliette blickte.

Rhaego Alcaryen
17.03.2012, 17:26
Bibliothek des Turmes, 19:07

Stöhnend rieb Rhaeo sich den verkrampften Nacken. Endlich war er fertig. Es hatte ja auch lange genug gedauert.
Mittlerweile hatte Dämmerung die Bibliothek erfasst und wurde nur durch die zahllosen Kandelaber, Kerzenhalter und Laternen zurückgehalten.
Der Magier streckte sich und sah dann auf sein Blatt herab. Das einst so sorgfältig sauber beschriebene Pergament war nun dunkel vor Tinte und beinahe unleserlich. Immer wieder hatte er etwas durchgestrichen und ergänzt, ganze Satzstrukturen umgeändert, weil sich der ganze Kontext verschoben hatte.
Daneben lag ein halbes Dutzend weiterer Blätter, die mit unzähligen Notizen vollgekritzelt. Und zwischen, unter und über dem Durcheinander lagen die verschiedenen Bücher und Lexika, die er benötigt hatte, quer über den ganzen Tisch verteilt.
Kopfschüttelnd über das Wirrwarr an Papier raffte er erst seine Notizen zusammen, stapelte dann die Bücher ordentlich auf einer Seite und nahm sich dann ein neues, weißes Blatt Pergament, dass er sorgfältig vor sich legte. Dann begann er, die Übersetzung noch einmal sauber zu aufzuschreiben.

So höret nun, ihr, die ihr meine Erben und Nachfolger seid; mein Tod kam zu früh, denn die Wahrheit darf nicht mit mir sterben. Sehr prosaisch. Irgendwie klang eine Jahrhunderte alte ausdrucksweise immer beeindruckend. Es folgten nun noch einige Erklärungen allgemein, von wegen alte Familie und so. Geschichte, Prahlerei, Hintergrund, alles mögliche. Alles sehr gehoben und ausschweifend.
Der verlorene Thaig war mehr als nur die ewige Heimstatt unserer Familie, mehr als der Ort, an dem unser Blut durch Adern aus Stein floss.
In den steinernen Tiefen gab es eine Halle, gewaltig und wunderschön, von Paragons erbaut und vom Stein selbst geheiligt. In ihrem Zentrum lag die Essenz der Berge -Er hatte zwar keine Ahnung, was die "Essenz der Berge" sein sollte, aber das war ja auch nicht seine Aufgabe. Seine Feder tanzte weiter - durch den Stein geschützt und...
Er hielt inne. Ein Gedanke wälzte sich durch sein Bewusstsein. Diese Gruppe... sie schien ja diesen Schatz wirklich haben zu wollen. Und sie waren die ersten seit einer langen Zeit, die es in den Turm geschafft hatten. Vielleicht... Vielleicht konnten sie auch jemanden aus dem Turm bringen, wenn sie glaubten, ohne die Hilfe eines Magiers niemals ans Ziel zu kommen. Vielleicht... Aber wenn die Templer es herausfanden, dann würde es Ärger geben, extremen Ärger. Und doch - das war die Gelegenheit, auf die er so lange gewartet hatte. Er musste sie nur noch ergreifen. Die Spitze der Schreibfeder zögerte noch einen Moment über dem Pergament, dann schrieb er entschlossen weiter: durch den Stein geschützt und durch unser Wissen - und jetzt fügte er das alles entscheidende ein, - und durch schreckliche Magie - das war alles, nur diese drei Wörter - verteidigt, damit kein Unwürdiger in ihre Nähe kommen kann.
Er lehnte sich zurück und betrachtete sein Werk. Es würde niemandem auffallen, aber wenn er Glück hatte, würden die Gefährten sich fragen, wie sie gegen die Magie ankommen könnten. Und wenn er ihnen und den Templern klar machen konnte, dass diese Suche ohne einen Magier zum Scheitern verurteilt war, dass sie nicht nur seine Magie, sondern auch sein Wissen brauchten... Vielleicht würden sie ihn dann gehen lassen. Seine Mundwinkel zuckten. Wahrscheinlich würde dieser komische Kauz, Alrik, wieder mit seinem Bann Fasado von Baumgreif ankommen, oder wie auch immer der hieß. Er musste es jetzt nur noch richtig anstellen, dann war ihm ein Ausweg aus dem Turm so gut wie sicher.
Aber zuerst musste er seine Reinschrift beenden. Er tauchte die Feder in das nun fast leere Tintenfässchen und schrieb weiter.
Und wir achteten auf sie, wir hüteten sie und verehrten sie, doch wir haben gefehlt. Welch große Sünde müssen wir begangen haben, damit der Berg uns so bestraft. Er jagte Kreaturen aus dem Schatten auf uns, so böse, dass selbst die Mutigsten unter uns alle Kraft verließ. Und doch stellten wir uns und kämpften, vermengten unser Blut mit dem Stein und versuchten zu verteidigen, was unser war. Aber gegen das Böse kann niemand siegen und niemand kann seinen Klauen entreißen, was es einmal für sich beansprucht hat.
Lang und breit erzählte der Zwerg, wie sein Thaig untergegangen war. Einen Moment lang stockte Rhaego. Ganz sicher würden die Gefährten dorthin gehen. Wollte er wirklich sich in eine solche Gefahr stürzen? Doch als er sich an die Templer erinnerte, schwand die Entschlossenheit. Alles war besser als dieses Gefängnis hier, diese steinernen Mauern, die vorsorglich die Außenwelt von den Magiern fernhalten sollte. Und außerdem - er musste ja nicht bei der Gruppe bleiben, wenn der Turm erst hinter ihnen lag. Dann gab es nichts mehr, was ihn daran hiderte, seinen eigenen Weg zu gehen.
Mit einem zufriedenen Lächeln schrieb er rasch noch den letzten Satz auf das neue Pergament.
Dies ist die Wahrheit über unseren Niedergang, wie wir alles verloren, was einst unser war, selbst das, was nicht verloren werden darf.
Dann streckte er sich erneut, stand auf und räumte die Bücher weg, ehe er mit seinen Unterlagen auf dem Arm zu dem gelangweilten Templer marschierte, der dazu verdonnert worden war, ihn zu bewachen.
"Ich bin fertig", erzählte er dem Gerüsteten.
Der schreckte halb hoch. "Wer? Was? Womit?"
Rhaego zog die Augenbrauen hoch und verkniff sich ein Grinsen. "Mit dem Auftrag, den Dylan mir gegeben hat. Ihr erinnert Euch? Die Übersetzung."
Ein leicht verwirrter Ausdruck erschien auf dem Gesciht des Templers, ehe er das Wichtigste erfasst hatte. "Dylan? Ja, dann müssen wir ihm das erzählen... " Er fing sich wieder. "Genau. Auf geht's, Magier, trödelt hier nicht so rum!"
Und mit einem raschen Stoß setzte er Rhaego in Bewegung auf die schweren Türen der Bibliothek zu.
Rhaego verzog das Gesicht. Nein, es war sicher kein Fehler, diesen Ort verlassen zu wollen.

Leirâ Ven
22.03.2012, 13:27
Gegen Abend in den Gängen des Zirkels

Die Dalish bewegte sich unsicher durch die engen Gänge, doch starrte sie stets stolz in die Augen der Leute, die ihr entgegen kamen und das waren nicht eben wenige. Beinah alle senkten den Blick. Hinter ihr lies der Templer, welcher ihr immer noch folgte ein lautes, unverhohlenes Gähnen ertönen.
"Wie lange willst du denn noch hier umherwandern, Klingenohr?", meinte er verächtlich, "ich hätte bereits nach dem Essen Dienstschluss für heute gehabt.", fügte er grummelnd hinzu. Leirâ wandte sich um und starrte ihn finster an.
"Wenn es dir so unangenehm ist, mir zu folgen, dann geh doch einfach. Ich komme schon zu Recht."
"das hättest du wohl gern, was? Lass das mal schön sein, ich könnte dir das als Verschwörungsversuch gegen uns Templer und unsere Ordnung auslegen!" Der Elfe Lippen stürzten sich vor Wut.
"Oh ja, eure innig geliebte Ordnung, euresgleichen wie Sklaven zu behandeln." Richard schnappte nur nach Luft und die Jägerin drehte sich wieder um um dem Flur weiter zu folgen. Dabei versuchte sie verzweifelt sich zu orientieren.
Irgendwie sieht hier alles gleich aus. Andruil, hilf mir.
Sie hatte sich gleich nach dem Essen von den anderen beiden verabschiedet, während Juliette noch immer Bier kippte und Alrik ihr dabei Gesellschaft leistete. Leirâ war sich dabei nicht ganz sicher, ob der Shemlen nicht auf mehr aus war als der Kriegerin bloße Gesellschaft, aber das war nicht ihre Angelegenheit. Dann war sie kurz in der ihnen zugewiesenen Kammer gewesen um ihre Waffen, Mantel und Bogen dort abzulegen, wobei sie das Dar'Misu allerdings behalten hatte. Ob aus Misstrauen, Unsicherheit oder mangelnden Vertrauen gegenüber den Rosenohren vermochte sie selbst nicht zu sagen. Und nun wanderte sie verloren durch diese ewig gleich aussehenden Gänge auf der Suche nach dieser Tür, die ihr der Elfenmagier in der Bibliothek erwähnt hatte. Doch dieser hatte sie auch gebeten, nach Möglichkeit ohne den Templer zu erscheinen, was sie vor gleich zwei große Probleme stellte:
Erstens musste sie diese Tür, von der der Mann gesprochen hatte überhaupt erst einmal finden und
Zweitens Richard loswerden und das nach Möglichkeit auf eine Art, auf die sie weder das Misstrauen noch die Feindschaft der Templer erntete, und gerade zu letzterem wollte ihr wirklich nichts mehr einfallen.
Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen: Gerade als sie meinte, den Gang gefunden zu haben vernahm sie eine laute, herrische Stimme:
„Beim Erbauer, seid ihr noch bei Trost? Ihr kennt die Regel zur Versammlung, und nun seid froh dass ich so nachsichtig bin und euch nur zum Kommandanten bringe!“ Vorsichtig lugte die Jägerin um die Ecke, sie verspürte wahrlich kein Verlangen wieder in einen Streit mit den Shemlen zu geraten. Und erschrak als sie sah, wie zwei Templer drei Magier, darunter die beiden Elfen die sie heute Mittag in der Bibliothek getroffen hatte, vor sich her stieß.
Mythal, dass diese Magier so mit sich umspringen lassen... zwar hatte sie selbst keinerlei Erfahrung in den arkanen Künsten, allerdings wusste sie was Magier zu tun vermochten. Sie hatte die Hüterin ihres Clans und ihren Ersten die Erde erschüttern und über Pflanzen gebieten sehen. Und nun beugten diese sich dem herrischen Worte einiger Shems in Rüstungen? Ein tiefer Seufzer formte sich tief in ihrem Geiste, nahm den weg über ihren Stimmapparat und verließ schließlich ihren Mund. Ihre verirrten Vettern schienen wahrlich allen Stolz verloren zu haben. Zunächst flammte Wut in ihr auf, der Funke entsprang im selben Herd wie der Seufzer, doch beherrschte sie sich. Mit einem Blick auf Richard, der ihr immer noch folgte wurde ihr dann auch schmerzlich bewusst, dass sie den Flachohren nciht zu helfen vermochte, ohne sich, Alrik und Juliette in Schwierigkeiten zu bringen, aus denen selbst der charmante Fereldener sie nicht heraus reden hätte können.
das Leder ihrer Handschuhe knirschte, als die die Fäuste ballte, aber dann schnaubte sie nur.
Zwar behandeln sie mich nicht besser als eine Fremde, doch das ist nicht ihre Schuld. Aber diese Elfen, die sich wie Hunde von den Rosenohren anketten lassen sind es auch nicht wert, meine beiden Begleiter in Schwierigkeiten zu stürzen.
Einen kalten Stich spürte sie im Kopfe, ihrem Herzen. Es war eigentlich nicht ihre Art auf andere herab zu sehen, doch dieser Turm stellte ihre Ansichten auf eine harte Probe, wie auch die gestrigen Erfahrungen mit Flachohren und Menschen. Und so verschloss sie die Augen vor Elend, das sie ihrer Meinung nach besser nciht kümmerte, denn sons würde sie ihre weitere Reise durch diese fremde Welt, die von den Shemlen beherrscht wurde, zerbrechen. Sie ging mit bitterem Gesichte in eine andere Richtung uns sah Juliette samt Alrik ihr entgegen kommen...

Juliette de Ludin
26.03.2012, 23:41
„Un wischt i`r wasch isch dann gesagt ´abe?“, fragte Juliette lallend, den schon wieder lehren Bierkrug in ihrer behandschuhten Hand auf den Tisch hämmernd. „Wischt i`r was isch dann gesascht `abe?!“
„Äh…nein?“
„Genau! Genau, dasch `abe isch gesagt! Nein!“, pflichtete Juliette triumphierend auf Alriks unsichere Gegenfrage bei.
„Wa-Warum habt ihr Nein gesagt? Und zu wem? Ich habe den Anfang nicht verstanden.“, fragte der Bursche verunsichert. „Den Rest übrigens auch nicht.“, fügte er kleinlaut hinzu.
„Ganss einfach! Weil…weil…“, die Duellantin stockte. Das war eine verflixt gute Frage. Zu wem oder was hatte sie…über was hatte sie überhaupt geredet?

Es war jetzt bereits gegen Abend. Zumindest vermutete Juliette gegenüber von Alrik auf der Bank sitzend das. Wie der alte Magier, der sie hergeführt hatte, angekündigt hatte, hatte er ihnen einige Reste des letzten Essens vorgesetzt. Nichts was jemand bereits angefasst hatte, sondern lediglich das was von der dicken Suppe und dem Braten übrig geblieben war, nachdem der Hunger der Magier zur Mittagszeit besänftigt gewesen war. Im Vergleich zu dem was die Adlige von früher kannte waren das Gerichte die man den niedersten Bediensteten gab. Aber tatsächlich war es sogar das beste Mahl das Juliette seit Monaten zu sich genommen hatte und so hatte sie ordentlich zugelangt. Hier in Ferelden als mittelose Söldnerin war es nie verkehrt sich einen Nachschlag zu holen. Zum einen da man nicht häufig dazu kam und daher die Gelegenheit voll ausnutzen sollte und da es zum anderen hier zu Lande nie schlecht war sich eine kleine Reserve anzuessen. Juliette war sowieso der Ansicht dass sie etwas zunehmen sollte. Lustig wenn man bedachte dass sie früher genau gegenteilig dachte. Da war sie quasi ständig der Ansicht gewesen ein oder zwei Pfund weniger wären ratsam.
Nennt man glaube ich Ironie des Schicksals…oder grausamer Humor des Erbauers., hatte sich Juliette gedacht. Während des Essens hatten die Drei wenig geredet und selbst wenn hätte sich die Orlaisianerin nur ziemlich einsilbig beteiligt, wenn überhaupt. Sie wollte sich einfach nicht von dem Gefühl ablenken lassen endlich mal wieder etwas essen zu können ohne dafür ihr weniges sauer verdientes Geld hergeben zu müssen ohne sich für einen Mundraub schuldig fühlen zu müssen. Es war…leider ungewohnt.
Schließlich als Leirâ fertig war erhob sich diese und ging nach einer Verabschiedung in Begleitung eines murrenden Templers davon. Der Gotteskrieger brummte irgendwas von wegen Dienstschluss aber die Duellantin kümmerte sich nicht darum, sie hatte schließlich auch noch Bier bekommen, mit welchen man nicht nur den Durst löschen könnte sondern auch unangenehme Erinnerungen ertränken.

Ach, Bierkrug, dachte sie sich melancholisch. Du bist mein einziger Freund. Du und deine fünf Kumpels.
So saß sie nun mit Alrik da umringt von den Resten ihrer Mahlzeit und Juliettes besten Freunden.
Seufzend führte sie ihren „einzigen Freund“ an ihre zerkratzen Lippen und merkte enttäuscht dass er leer war. Schon wieder.
Ich nehm alles zurück…
Der junge Fereldaner grinste.
„Ich glaube ihr habt langsam genug, meint ihr nicht?“
„Ach was.“, meinte Juliette mir schwerer Stimme als sie den Krug wieder auf den Tisch stellte. „Isch kann noch `albwegs, geradeaus denken. Ein oder zwei mehr könnten nischt schaden.“
Wenn Juliette betrunken war wurde sie meist ruppig und laut und die Tatsache dass sie noch nicht auf den Tischen tanzte und nach mehr Bier grölte zeigte ihr dass sie wirklich noch ein paar Krüge vertragen könnte, jedoch verspürte sie heute kein Bedürfnis danach. Sie war sich nicht ganz sicher warum.
Vielleicht lag es an der Atmosphäre hier im Turm, dem fehlenden fröhlichen Betrieb einer Taverne oder daran das diese Templer ständig so abwertend zu ihnen sahen.
Plötzlich erklangen den Flur, der in den Speisesaal mündete, herab eilige schwere Schritte. Ein vollgerüsteter Templer kam herein getrabt und hielt zielstrebig auf die beiden unerwarteten Gäste zu.

„Botschafter Riverside!“, schnaufte er zur Begrüßung mit einer angedeuteten Verbeugung. „Hauptmann Dylan verlangt nach euch und eurem Gefolge.“
Die Erwähnung des unangenehmen Hauptmannes und vor allem die Erinnerung an seinen noch unangenehmeren Blick vertrieb die Wirkung des Alkohols wie ein lauter Knall einen Schwarm schreckhafter Vögel. Juliette war sich sicher, wenn dieser Hauptmann nach jemanden verlangte dann klang das nach nichts Gutem.
„Worum geht es?“, fragte der „Botschafter“ verunsichert nach dem er schluckte.
Der Templer brauchte erst einen Moment um zu antworten, anscheinend war er es nicht gewöhnt dass wenn er Anweisungen gab diese nicht sofort befolgt wurden aber schließlich antwortete er leicht drängend.
„Der Magier hat eure Schriftrolle übersetzt.“
Die zuerst erleichterten Gesichter beider Abenteurer richteten sich aufeinander als ein Leuchten über sie zu huschen schien. Eilig sprangen die beiden auf und folgten dem Überbringer dieser guten Nachricht. Endlich würden sie aus diesem elenden Turm verschwinden können. Nicht dass Juliette sein Innenleben, das Essen oder ständige Geruch der Fackeln allzu sehr störte, es war viel mehr die Gesellschaft die sie so langsam nicht mehr ertragen konnte. Überall neugierige Magier, die zu ihnen sahen als wären sie eine seltene Attraktion, nun vermutlich waren sie das auch aber das machte es Juliette nun mal auch nicht angenehmer. Und dann noch kindische Templer, die sich über einem lustig machten. Darauf konnte die Orlaisianerin wirklich verzichten. Jedoch zwang sie sich zu einer gewissen Ruhe und Würde. Jedenfalls so würdevoll wie möglich wenn man eine Bierfahne von mehreren Metern hatte.

Sie kamen gerade um eine Ecke da sahen sie Leirâ in Begleitung ihres Templers daher kommen. Sie schien etwas angespannt und ihr Blick wirkte betrüblich, ganz im Gegenteil zu Alrik, der vor begeisterter Vorfreude schier Funken zu sprühen schien.
„Leirâ!“, sprach er sie aufgeregt an. „Die Schriftrolle wurde übersetzt! Wir…“
„Spart euch das für später auf, Botschafter.“, unterbrach der Templer welcher die Nachricht überbracht hatte dringlich. „Der Hauptmann schätzt es nicht wenn man auf sich warten lässt, das könnt ihr mir glauben!“
Die beiden anderen Templer, die mittlerweile das Schlusslicht bildeten murmelten zustimmenden.
„Erinnerst du dich an den Letzen der zu spät bei Dylan aufgekreuzt ist?“, meinte einer der beiden halblaut zu seinem Kamerad.
„Und wie. Das Veilchen trug er noch tagelang.“
Juliette verdrehte sie stahlgrauen Augen. Wollte ihnen diese Kindsköpfe nun auch noch Angst machen?
„Se`r komisch, die `erren Templer.“, sagte Juliette abfällig als sie sich zu ihnen umdrehte. „Eure Witze werden so langsam langweilisch.“
Doch statt beleidigt zu reagieren sahen die beiden Vollgerüsteten die Adlige beinahe verständnislos an bis einer von ihnen die Stille todernst sprechend durchbrach:
„Das war kein Witz.“

Während der Templer vor ihnen die Gruppe ungeduldig antrieb sich endlich in Bewegung zu setzen und diese seiner Forderung dann nachkam, fragte sich Juliette ob das wirklich so eine gute Idee war. Schließlich kamen sie wieder in dem Arbeitszimmer dieses Myrddins an in welchem eben dieser hinter seinem Schreibtisch saß. Vor ihm stand der Blondschopf genauestens fixiert vom finster und stechend wie ehe und je blickendem Hauptmann, welcher neben dem alten Magier hinter dem Tisch stand.
„Ah, Willkommen!“, sprach der alte Magier freundlich als er an seinem jüngeren Mitmagier vorbei sah. „Ihr kommt gerade recht. Rhaego wollte uns gerade über die Schriftrolle aufklären.“
„Fass dich kurz, Magier…“, mahnte Dylan kühl mit vor dem verzierten Burstpanzer verschränkten Armen,

Rhaego Alcaryen
30.03.2012, 16:35
Rhaego hasste es, wie ein kleines Kind vor dem Templerhauptmann stehen zu müssen, während es auf seine Bestrafung wartete. Er versuchte, möglichst gelassen auszusehen und sich seinen Ärger nicht anmerken zulassen. Das brachte nie etwas.
Endlich öffnete sich die Tür und Alrik und die zwei Frauen - gefolgt von einem Templer natürlich - traten ein. Myrddin hieß sie kurz willkommen, ehe er Rhaego aufforderte, die Übersetzung vorzustellen. Gerade als er den Mund öffnete, fiel im Dylan ins Wort.
„Fass dich kurz, Magier…“
Einen Moment lang spannten sich Rhaegos Kiefermuskeln an. Dann nickte er und sagte, mit einem leicht ironischen Lächeln: "Natürlich, Ser." Ehe der Templer auffahren konnte, fuhr er fort: "Die Übersetzung ist vollständig. Es ist ein Bericht über den Untergang eines Thaigs, der von Dunkler Brut überrannt worden ist. Ihr könnt ihn ja selbst einmal lesen."
Er legte die Übersetzung auf Myrddins Tisch. Der Magier griff danach und begann, laut vorzulesen. Als er fertig war, sagte er: "Nunja, es scheint mir doch recht geheimnisvoll gechrieben zu sein. Es gibt da einige Punkte, die ich nicht verstehe..."
Rhaego nickte. "Der Text ist einige hundert Jahre alt. Vieles, was damals jeder Zwerg verstand, ist heute in Vergessenheit geraten oder zumindest uns hier unbekannt. Nicht einmal der Turm hat die Möglichkeit, dieses Alte Wissen zu rekonstruieren."
Er wandte sich an Alrik.
"Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich fürchte, diese Übersetzung bringt eurem Bann nicht viel. Wenn er jemals herausfinden will, worum es wirklich geht, wird er einige Gelehrte nach Orzammar schicken müssen, Männer die sich wirklich mit diesem Thema auskennen. Ansonsten wird die Wahrheit für immer verborgen bleiben."

Leirâ Ven
01.04.2012, 12:15
Alrik begrüßte sie überschwänglich, was die Elfe jedoch nur mit einem bitteren Blick kommentierte. Sie schaute den Shem an, der ganz außer sich war ob der Neuigkeit, dass ihre Schriftrolle übersetzt worden war. Die Templer-Begleiter ihrer Gefährten trieben zur Eile, sodass die Dalish ihnen wortlos folgte. Immer noch mit düsterem Blick, dem Wortwechsel zwischen Juliette und den Templern schenkte sie keinerlei Beachtung. Sie war immer noch zu aufgewühlt, wollte aber gleichzeitig gar nicht daran denken, was sich hier direkt unter ihrer Nase abspielte. Und erst recht nicht, was sie NICHT dagegen unternommen hatte. Auf der andren Seite: Was hätte sie tun können, um den Elfenmagiern zu helfen? Sie allein gegen einen ganzen Turm voller Templer? Wahnsinn. Oder sie vielleicht an der Spitze einer Revolution der elfischen Magier, die die Templer und dann alle Shemlen vom Angesicht Fereldens tilgten? Irrsinn! Sie selbst war ja noch nicht einmal magisch begabt. Es war weniger die Erschütterung über das Erlebte, als vielmehr ihre eigene Ohnmacht die sie vor Wut zittern lies.

Doch da betraten sie schon das Büro Myrddins, wo auch Rhaego auf sie wartete. Der Jägerin Aufmerksamkeit galt nun wieder ganz dem Gespräch um die Schatzkarte.
Und lehnte sich nach nur einem Satz zu Juliette herüber, um dieser zuzuflüstern:
"Was bedeutet dieses Wort? 'Thahik'?" sie vernahm die Antwort und da führte der Übersetzer auch schon an, dass die Notwendigkeit bestand, einen Gelehrten mit zu nehmen. Leirâ zuckte mit den Schultern.
"Du kennst dich doch gut mit diesen schrift... Run-Dingern aus, oder?", alle Gesichter wandten sich ihr zu. Speziell Dylan schaute aus, als hätte gerade keine Dalish, sondern sein Mittagessen vor sich. Und er wirkte dabei sehr hungrig. Die Jägerin leckte sich nervös über die Lippen.
"Wäre es dann nicht logisch, dich mitzunehmen?"

Rhaego Alcaryen
05.04.2012, 15:59
Beinahe hätte Rhaego gelächelt. Die Elfe hatte also - zumindest indirekt - geschnallt, was er von ihr wollte. Nur wäre es ihm lieber gewesen, sie hätte es nicht so direkt ausgesprochen.
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen in dem Raum, während alle Anwesenden darüber nachdachten. Leirâs Gefährten waren auch absolut von dem Vorschlag überrascht. Und nicht unbedingt davon angetan, dachte Rhaego, als er die Miene der Orlaisianerin betrachtete. Alrik dagegen... ein leichtes Schimmern tauchte in seinen Augen auf. Gleichzeitig mit Dylan fing er an zu reden.
"Aber natürlich, das wäre die Lösung..."
"Kommt gar nicht in Frage, dass ein Magier den Turm verlässt!..."
"Wenn Ihr in Orzammar die anderen Schrifften einsehen könntet..."
"Ein Magier außerhalb des Turms ist eine Gefahr für alle!" Und als Alrik noch immer vor sich hinplapperte, donnerte Dylan: "Schluss jetzt!"
Sofort herschte Schweigen im Raum. Noch immer zornig fuhr der Templer fort: "Es hat seine Gründe, dass Magier im Zirkel leben!"
Als er Luft holte, um weiter zu reden, fiel ihm Rhaego ruhig ins Wort. "Tatsächlich gibt es hier im Turm niemanden, der sich besser dafür eignen würde oder mehr Kentnisse von alten Sprachen hat, als ich selbt. Und wenn es hier niemanden gibt, gibt es in Ferelden höchstens eine knappe Handvoll. Abgessehen davon, dass euer Bann laut dem Text vermutlich einen Magier braucht, um diesen Schatz erfolgreich zu finden. Hier steht es: " Während Dylan neben ihm noch röter wurde, fügte er hinzu:"Aber selbstverständlich werde ich den Turm nocht ohne die Erlaubnis der Templer verlassen."
Überraschenderweise meinte Myrddin hinter seinem Schreibtisch gedankenverloren: "Ein Magier in Orzammar - wir würden so viel wissen hinzugewinnen..."
Tiefes Rot machte sich in Dylans Gesicht breit und eine Ader in seiner Stirn fing an zu pochen. Gleich, wusste Rhaego, würde er explodieren...

Juliette de Ludin
11.04.2012, 21:15
Der Hauptmann wurde immer röter und röter. Seine vormals blase Hautfarbe wandelte sich in die Farbe einer überreifen Tomate und wie als ob sie vor dem rasch wachsenden Zorn ihres Besitzers warnte pulsierte eine Ader an der Stirn des wütenden Templers. Alle im Raum, so schien es wurden einen Kopf kleiner, Juliette legte ihre Hände automatisch an den goldenen Griff ihres Säbels, obgleich sie hoffte ihn nicht benutzen zu müssen. Doch plötzlich legte der rot angelaufene Templer ein paar seiner stählernen Finger an seine Stirn und schloss die Augen während er leise einige Worte säuselte. Die Orlaisianerin meinte einige Worte aus dem Gesang des Lichts zu vernehmen aber sie waren zu leise um sie zu verstehen. Jedoch taten sie ihre wohl beabsichtigte Wirkung und Dylans Hautfarbe normalisierte sich wieder und sein Ton wurde wieder verständlich. Offensichtlich hatte er sich wieder gefangen was nicht nur Juliette ein erleichtertes Seufzen entlockte.

Ein paar Momente sagte niemand was bis schließlich die Duellantin die Stille brach, wozu sie wohl nur dank ihres angeborenen Selbstvertrauens und vielleicht auch ein bisschen durch den Alkohol fähig war. Vermutlich roch man ihre Fahne quer durch den Raum.
„Er will der einzige sein, der sich der Deutung dieser Runen versteht?“, fragte die den jüngeren Magier kritisch anblickende Orlaisianerin zweifelnd. Irgendwas hatte dieser Rhaego an sich, was ihn aus ihrer Sicht unglaubwürdig erscheinen ließ, nicht vertrauenswürdig. Vielleicht war es nur ihre anerzogene Denkweise die sie veranlasste so zu glauben, doch Juliette wollte verflucht sein diesen langhaarigen Bücherwurm, gerade diesen Magier, mitnehmen zu müssen. „Ein ganzer Turm voller Magier und er ist der Einzige? Sprischt da der `ochmut aus i`m?“
Sie wollte ihm regelrecht nicht glauben und sie wollte ihm auch nicht das geringste Maß an Respekt zollen weshalb sie ihn nicht in der ersten Person ansprach. Eine alte Angewohnheit, Leute nicht direkt anzusprechen die ihr gehörig gegen den Zeiger gingen. Eine Macke die sich schon vor Jahren eingeprägt hatte und hartnäckig hielt und besonders unter dem Einfluss des Alkohols zum Vorschein kam.

Empörung zeichnete sich auf den Zügen des jüngeren Magiers ab doch bevor er etwas sagen konnte meinte der Hauptmann in einem abfälligen aber wieder kühlen Ton: „Zuviel Selbstbewusstsein hatte er schon immer.“
Juliette blickte zuerst etwas überrascht zu dem Hauptmann. Sie hatte nicht erwartet Zustimmung, in welcher Form auch immer, seiner seits zu bekommen aber wenn auch er das bestätigte…vielleicht war dem Übersetzer wirklich nicht zu trauen und seiner Arbeit eventuell auch nicht. Was wäre wenn sie absichtlich fehlerhaft wäre?
Doch bevor die Orlaisianerin ihre Bedenken sprachlichen Ausdruck verleihen konnte ergriff Myrddin in einem großväterlichen Ton, eine Art freundlicher Belehrung, das Wort.
„Rhaego trägt vielleicht den Kopf etwas zu hoch, das streite ich nicht ab.“, meinte der alte Magier schmunzelnd zu Juliette und dem Hauptmann während er auf dem Tisch seine Hände zusammenlegte. „Aber was seine Arbeit angeht hat er nicht geflunkert. Er ist unser bester Übersetzer und wäre für diese Vorgehen sehr gut geeignet.“

Dylan verzog bei diesen Worten missbilligend den Mund und verschränkte trotzig die Arme vor der gepanzerten Brust, während Myrddin seinem ehemaligen Schüler anerkennend zunickte.
„Es liegt nicht an euch darüber zu entscheiden, Verzauberer.“, Der Templer spie das letzte Wort regelrecht aus, wie als ob er Angesprochenen an seinen Platz erinnern wollte. Juliette wusste nicht wieso und es war eigentlich unsinnig, denn schließlich hinge von dem Ausgang dieses Gesprächs ab ob sie alle reich werden würden oder nicht, aber irgendwie verspürte sie fast schon Genugtuung darüber wie der Templer sprach. Ihr gefiel der Gedanke ebenfalls nicht das ein Magier den Turm verließ und noch weniger gefiel es ihr mit so einem Reisen zu müssen. Die Templer sorgten ja nicht ohne Grund dafür dass die Magier den Turm nicht verließen.

Leirâ Ven
17.04.2012, 12:14
Leirâ hatte nicht erwartet, dass dieser Dylan begeistert sein würde. Aber wie er sie anfuhr brachte sie doch kurz aus der Fassung. Der Hauptmann hatte eine Art an sich... Er erinnerte sie ein wenig an Ràsahla, ihre alte Hüterin, wenn sie zornig wurde: Alles, was ihrem Urteil zuwider lief musste verschwinden. Und sie sorgte nur durch ihr Auftreten dafür, dass die betreffende Person sich schuldig fühlte wie ein kleines Kind, dem man auf die Finger klopfen musste.
So zuckte die Dalish zusammen, schaute einen Augenblick gar betroffen. Dich dann drückte sie den Rücken wieder gerade, zwang sich diesem Dylan fest in die Augen zu schauen. Vir Bor'Asan. Doch dieser beachtete sie nicht einmal mehr, war nun damit beschäftigt, Alrik zusammen zu schreien. Als sich dann auch noch Rhaego und Myrddin gegen ihn stellten, lief sein Gesicht an wie eine überreife Tomate und wie bei dieser hegte die Elfe die, nicht unattraktiv erscheinende, Befürchtung dass sein Kopf gleich dieser platzen würde. Doch dann fing er sich wieder, rieb sich über die Nasenwurzel und murmelte:

"Viele Sünder wandern umher
und fürchten, dass sie auf ewig verloren sind,
doch wer glaubt und bereut,
ungerührt von der Finsternis der Welt,
wer weder prahlt noch Häme zeigt
angesichts des Unglücks der Schwachen, sondern sich erfreut
an des Erbauers Gesetz und Schöpfung, dem wird
der Segen des Erbauers Frieden bringen."


Und da bereits Leirâ Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen glaubte sie, dass keiner der anderen überhaupt gehört hatte was er sagte. Und es war ihr schleierhaft, was er damit meinte. Für sie ergab das Gesagte überhaupt keinen Sinn. Und da erhob Juliette die Stimme:
"[...] Sprischt da der `ochmut aus i`m?“ -Damit war natürlich Rhaegos letzter Kommentar gemeint-
"Der Hochmut spricht hier noch aus ganz anderen...", erwiderte die Jägerin und wandte das Gesicht ab. Weniger als Juliettes unweigerlichem, wütenden Blick zu entgehen als vielmehr ihre Nase vor deren Mundgeruch zu schützen, den der Alkohol fest in seinen Klauen hielt. Und das war beeindruckend, bereitete es ihr doch schon Mühe, in dieser rauchgeschwängerten Luft überhaupt etwas zu riechen.
Und schon entfachte ein neuer Streit zwischen dem Templer und dem Verzauberer. Leirâ rollte nur noch mit den Augen.
Dirthamen. Ist alles, was die Shemlen, und speziell diese Templer und deren Magier tun sich unablässig zu streiten?
Tatsächlich erschien ihr die Zeit, die sie nun schon in diesem Zimmer verbrachten unglaublich lang. Auch hatte sie das Gefühl, sich ewig im Kreise zu drehen. Sie wollte hier raus, den Turm hinter sich lassen. Und die Stadt der Zwerge sehen, wenn sie den Gedanken weiter spann. Aber solange Dylan dabei ein Wörtchen mitzureden hatte, würde das wohl nie geschehen. Und dazu kam noch, dass Juliette sich offensichtlich auf dessen Seite geschlagen hatte, wobei doch Myrddin selbst bereits zugegeben hatte, dass Rhaego die perfekte Wahl für ihr Vorhaben wäre. Doch gerade als sie darüber nachdachte, wurden sie unterbrochen. Ein Templer betrat den Raum, ging zielstrebig auf den Hauptmann zu ohne die anderen auch nur eines Blickes zu würdigen und raunte ihm ins Ohr, gerade so laut, dass die Dalish es gerade noch verstehen konnte:
"Hauptmann Dylan, der Kommandant verlangt nach euch. Es geht um diese Elfenmagier..."
Dylans Blick blieb kalt und starr, doch er grummelte zurück: "Ich komme. Denn ich habe selbst noch etwas mit ihm zu bereden." Er wandte sich in zackig- militärischer Art um und Leirâ vernahm noch die Worte "Hoffentlich mischt sich nicht wieder der erste Verzauberer bei allem ein...", dann war er verschwunden. Nun stand nur noch der Templer, der die Nachricht überbracht hatte, in dem Zimmer. alle Anwesenden warfen unruhig Blicke von Einem zum Anderen:
Alrik blickte mit einer Mischung aus Verzückung und Besorgnis zwischen Myrddin, Rhaego und Juliette hin und her.
Letztere wiederum starrte abwechselnd den jungen Zauberer und die Dalish düster an.
Dabei schaute Rhaego immer wieder zu Myrddin oder ihr, seinen Blick zu deuten empfand die Jägerin als... Schwierig. Es war anders als bei Alrik, dem sie trotz seiner seltsamen Menschen- Gesichtszüge alle Stimmung sofort ansehen konnte. Oder bei Juliette, die sie nun schon etwas kannte.
Sie selbst schaute der Reihe nach alle Anwesenden an, ohne eine wirkliche Regung im Gesicht. Da erhob sich Myrddin und ging zu dem Templer herüber.
"Mein lieber Brendan, ", er nickte höflich, "Ich möchte euch da mal etwas fragen...", und schob den angesprochenen sachte zur Tür hinaus. Und Leirâ glaubte ihn in Rhaegos Richtung blinzeln zu sehen. Und mit dem Klicken des Schlosses wandte die Dalish sich an die Orlaisianerin:
"Mythal. Warum ergreifst du nun die Partei des Templers? Ich denke, du bist versessen auf diesen Schatz?"

Juliette de Ludin
18.04.2012, 20:57
Na toll. , dachte sich Juliette verächtlich als der „Verzauberer“ zusammen mit dem Templer aus dem Zimmer verschwand. Allein in einem Zimmer mit einem Magier ohne einen Templer in Sicht.
Sie war sich sicher das diese Szene den einen oder anderen Albtraum aus ihrer Kindheit anmutete, was ihrer ohnehin schon gereizten Laune nicht gerade zuträglich war, jedoch nicht so sehr wie die Bemerkungen des Klingenohrs. Bei der ersten Bemerkung, war sie sich nicht ganz sicher was die Elfe genau gesagt hatte, da die Elfe ihr tätowiertes Gesicht während des Sprechens abwandte und Juliettes Aufmerksamkeit wo anders lag. Jedoch war für die Blaublütige klar dass das die Dalish wohl etwas gegen sie ausgesprochen hatte, andernfalls hätte sie sicher ihr fremdartiges Gesicht nicht abgewandt. Dass das Klingenohr vielleicht nur ihre Fahne nicht ertragen wollte kam Juliette in ihrer Gereiztheit gar nicht in den Sinn. Nachdem der ältere Magier mitsamt dem verbliebenen Templer verschwand und die kleine Gruppe mit dem jüngeren Magier allein ließ gab Leirâ erneut etwas von sich, was die Orlaisianerin nun akustisch allzu gut verstand.

"Mythal. Warum ergreifst du nun die Partei des Templers? Ich denke, du bist versessen auf diesen Schatz?"
„Wer sagt das isch misch auf die Seite der vere`rten Templer gestellt `abe?“, entgegnete die Duellantin verärgert über Leirâs Worte bedachte selbige mit einem zornigen Blick. Obgleich sie eigentlich dachte sich mit ihr einigermaßen gutgestellt zu haben kam sie nicht darum herum sie gedanklich schlicht als unwissende Wilde zu bezeichnen. Natürlich war sie besessen von der Aussicht wieder reich zu werden (auch wenn sie das selbst anders ausgedrückt hätte) und sie hatte auch nicht vor sich gegen ihre neuen Bekannten zu stellen doch sie wollte und wollte diesem Blondschopf nicht glauben und genauso wenig wollte sie ihn mitschleifen müssen.
Juliette war sich sicher, man hätte ihr in ihrer Kindheit nicht so streng anerzogen das Magie und deren Anwender zu verabscheuen waren, wenn es nicht der Wahrheit entsprechen würde. Magier waren unnatürlich, gefährlich und nicht vertrauenswürdig. Sie waren einfach keine Menschen wie Juliette oder Alrik und auch keine Elfen wie Leirâ (wobei diese auch nicht guten Gewissens als normal zu bezeichnen war), normale Menschen und Elfen konnten die Elemente nicht Kraft ihrer Gedanken beherrschen, konnten nicht von Dämonen besessen werden, konnten nicht so ein schreckliches Unheil anrichten. Magier waren nicht vertrauenswürdig und auf diesen Rhaego schien das nach Juliettes Ansicht besonders zuzutreffen.
Sie wusste nicht woran sie an ihm seine mangelnde Vertrauenswürdigkeit erkannte, ob es nun an seinem Blick, seiner Haltung oder der Erinnerung daran das womöglich Feuer aus den Fingern schießen könnte lag, und es handelte sich hierbei so ziemlich erst um den ersten Eindruck der Person des Magiers aber Juliette hatte gelernt auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen. Es hatte sie hier in Ferelden schon vor der einen oder anderen unangenehmen bis gefährlichen Situation bewahrt, warum sollte sie es diesmal trügen? Dass der Alkohol womöglich Einfluss auf ihre Einstellung oder ihr Bauchgefühl hatte hielt sie selbst für unwahrscheinlich.

Dass die Elfe außerdem meinte sie sei versessen auf den möglichen Schatz entfachte noch etwas mehr Wut. Anders wie Leirâ war Juliette zufällig keine Wilde die den ganzen Tag im Wald fernab der Zivilisation herumlungerte und daher nicht auf Geld angewiesen war. Im Gegenteil. Sie war sogar sehr darauf angewiesen.
„Isch wollte nur andeuten dass isch diesen Magier nischt für vertrauenswürdisch `alte.“, sprach sie sie nun mit herablassender Kühle an den Übersetzer gerichtet. Ihre harten stahlgrauen Augen richteten sich mit der Kälte eines Eisblocks auf die seinen. „Außerdem: Macht es Sinn einen potensiellen Klotz am Bein mitzuschleifen, wo es in Orzammar doch sischer fä`igere Übersetzer als ihn gibt?“

Rhaego Alcaryen
23.04.2012, 16:42
Rhaego verfolgte das Gespräch und versuchte, dabei teilnahmslos auszusehen. Als hinge nicht alles davon ab. Als würde er jemals wieder die Möglichkeit erhalten, den Turm zu verlassen.
Es sah schlecht für ihn aus. Aber noch immer hatte er eine kleine Chance. Als Dylan den Raum verließ, wusste er, dass er jetzt die Gruppe überzeugen musste. Wenn sie im Namen dieses Banns Druck machten, stiegen seine Chancen auf Erfolg. Also konzentrierte er sich auf die Gefährten und versuchte, nicht daran zu denken, welcher Elfenmagier gemeint war. Wütende Templer ergaben immer Probleme, bei denen man sich nur ducken konnte und hoffen, dass es vorübergehen würde.
Als Myrddin ihm dann noch die Möglichkeit verschaffte, allein - und vor allem ohne Templer - mit den Gefährten zu reden, hätte er beinahe laut aufgeseufzt. Er brauchte ihre Hilfe, zumindest bis er aus dem Turm draußen war. Was dann geschah - darüber würde er sich dann Gedanken machen.
Die Dalish schien schon auf seiner Seite zu sein, zumindest vermutete er dass aufgrund der Art, wie sie die Orlaisianerin anfauchte. Auf jeden Fall war sie gegen die Templer. Oder sie wollte selbst den Schatz... und Juliettes Misstrauen gegen Rhaego war da ein Hindernis.
Juliette... Die Orlaisianerin schien entweder etwas gegen ihn persönlich zu haben, oder gegen Magier. Rhaego vermutete letzteres. Es gab viele Kleingeistige Menschen, die glaubten, Magie wäre gefährlicher als alles andere.
„Isch wollte nur andeuten dass isch diesen Magier nischt für vertrauenswürdisch `alte. Außerdem: Macht es Sinn einen potensiellen Klotz am Bein mitzuschleifen, wo es in Orzammar doch sischer fä`igere Übersetzer als ihn gibt?“
Ein potenzieller Klotz? Wie konnte man nur so hochgestochene Beleidigungen finden? Hatte die Frau nichts zu tun als überheblich abfällige Bezeichnungen für andere Leute zu finden? Ein leises Pochen trat in Rhaegos Fingerspitzen, wie immer, wenn er begann, wütend zu werden. Negative Emotionen verstärkten die Verbindung zum Nichts, wie er selbst schmerzhaft erfahren hatte, vor so langer Zeit... Eines der ersten Dinge, die ein Magier lernte, war sich zu beherrschen. Aber es kam nun mal nicht alle Tage vor, dass eine völlig fremde Orlaisianerin in den Turm spazierte, auf alle Magier herabsah und sie dann noch beleidigte.
Dennoch war es zu wichtig, die Gruppe auf seine Seite zu ziehen, als dass er seinem aufsteigendem Zorn Raum geben durfte. Und ihre Zweifel waren ja irgendwie auch berechtigt.
Mehr an Leirâ und Alrik gewandt, genervt von der Zeitverschwendung, die diese Frage darstellte - Das war doch nun wirklich offensichtlich. Die Hoch-Zeit der Zwerge war schon lange vorbei, das stand in jedem Geschichtsband. Wusste sie wirklich so wenig oder wollte sie ihn auch mit dieser Frage nur beleidigen? - antwortete er ihr. Unbewusst änderte sich sein Tonfall, als ob sie ein kleines unwissendes Kind oder schwer von Begriff sei: "Es gibt durchaus fähige Zwergengelehrte in Orzammar. Allerdings bezweifle ich, dass sie diese Runen lesen können. Der Untergang vieler ihrer Thaigs traf die Zwerge hart, viel Wissen ging damals verloren. Die Zirkel der Magier sind spätestens seitdem die größten Horte des Wissens in Thedas. Wenn Ihr allerdings" - er wandte sich direkt an Juliette - "es vorzieht, mir nicht zu glauben, könnt ihr gerne nach Orzammar reisen und euer Glück versuchen. Ich warte hier und kann euch auch gerne helfen, wenn ihr wieder von eurem vergeblichen Ausflug zurück seid."
Vermutlich war das nicht so angemessen, um Freunde innerhalb der Gruppe zu gewinnen, aber die Orlaisianerin mochte ihn sowieso nicht. Obwohl er sich zurücknahm, entschlüpfte ihm eine letzte Bemerkung zu Juliette: "Allerdings würde ich Euch raten, den Mund nicht aufzumachen. Wenn Ihr auch nur annähernd so höflich zu den Zwergen seid, wie ihr Euch hier im Turm benommen habt, werdet ihr nicht einmal die Chance haben, Orzammar zu betreten, ehe ihr wieder hinausgeworfen werdet."

Juliette de Ludin
23.04.2012, 20:51
Bei den Worten und vor allem dem Tonfall des Magiers wurde die Flamme die Juliettes Hitzkopf anfeuerte geschürt, so sehr das sie ihre lederumhüllten Fäuste ballte und sie sich die kühle herablassende Mine gerade noch so erhalten konnte. Gerne hätte sie ihren Zorn in Form von einem beeindruckend vielfältigen Aufgebot an Beschimpfungen ausgelassen oder noch besser dem Blondschopf die Nase gebrochen und ein paar Zähne ausgeschlagen, wozu sie dank Jahre der Auseinandersetzungen hier in Ferelden, mehr als fähig war doch plötzlich stach sie ein unangenehmer Gedanke. Sie verhielt sich schon wie eine gewöhnliche, streitsüchtige Fereldanerin wo doch eigentlich mehr blaues Blut, orlaisisches Blut, durch ihre Adern floss als in den gesamten Körpern eines jeden fereldanischen Banns. Hier in Ferelden war es durchaus Gang und Gebe wenn jemand etwas sagte was einem nicht passte ihm einen Hieb ins Gesicht zu verpassen. Einer der Faktoren weshalb man bei gewöhnlichen Fereldanern generell geringe Lebenserwartungen schätze. Das Verhalten von niederen, barbarischen Packs, wie es sich in Ferelden nur so tummelte, war das. Juliette erlebte das jeden verdammten Tag, in jeder verdammten Ortschaft. Färbe dieses jämmerliche Verhalten etwa auf sie ab? Der Gedanke war erschreckend und ernüchternd zu gleich. Sie wollte nicht wie sie sein.

Rasch setzte sie eine Maske auf, ein kühler herablassender Blick mit Andeutung eines überlegenden Lächelns, wie sie es schon früher in ihrer Heimat wenn das Spiel praktiziert wurde getan hatte. Sie war etwas eingerostet, kein Wunder. Es war Jahre her seit sie das letzte Mal, wirklich mit jemand redete der zu halbwegs geistreichen Bemerkungen fähig war oder sich gar mit ihm stritt. Etwas anderes war das hier nicht, das erkannte sie. Ein Streit und Juliette hatte nicht vor nachzugeben.
„Ach wisse er…“, begann die Adlige in einem kultivierten aber dennoch von oben herabsehenden Tonfall als sie den Kopf leicht schief legte um dem Magier auf seine letzte Bemerkung zu antworten. „…isch pflegte schon mit einem oder anderen Zwerg Bekanntschaft.“
Und das stimmte sogar…größtenteils. Es war Jahre her. Juliettes Vater pflegte die eine oder andere Bekanntschaft zu einem reichen zwergischen Händler oder Kaufmann und hin und wieder war es zu Gesprächen gekommen an denen sie sich manchmal sogar beteiligen durfte, vorausgesetzt es passte ihren Vater in seinen ständig vorangetriebenen Plan aber das war nicht gerade oft. Also konnte man von Bekanntschaft nicht wirklich reden und hier in Ferelden hatte sie auch keinen Zwerg getroffen der einer Erwähnung würdig wäre.
„Anders wie manch anderer…“, sie bedachte ihn mit einem Blick der unmissverständlich sagte damit meine ich euch und eures gleichen. „…sind sie keine Ausgeburten des Nischts deren bloße Existens Schande für deren Ange`örige bedeutet und bei denen folglisch gute Manieren keine vermeidbare Verschwendung von Atem darstellt.“

Juliettes Herz hämmerte kräftig gegen ihre Rippen, zum größten Teil vor Erregung und der Genugtuung diese Worte ausgesprochen zu haben aber zum Teil auch vor Anspannung. Ihre Bauchgefühl das sich sonst nie zu täuschen schien, schien zu vermelden das es möglicherweise keine so gute Idee war einen Magier, jemanden der wie bereits erwähnt mit seinen Gedanken umbringen könnte, zu verärgern. Doch sie bedachte es nicht als das angedeutete Lächeln aus ihrem aristokratischen Gesicht verschwand und der eisigen Mine wieder Platz machte.
Aber egal ob das nun klug war oder nicht…irgendwie machte ihr dieses anbahnende Wortgefecht tatsächlich Spaß. Fast so wie früher, dachte sie sich kurz und nahm sich vor genauso wie früher das Verhalten ihres Gegenübers zu analysieren und nach einer Schwäche zu suchen. Egal, was Hauptsache sie hätte etwas in der Hand gegen ihn.

Alrik schluckte unbehaglich, während Juliette in ihrem Geist das Gesagte erneut abwog, als der Bursche etwas unsicher meinte: „Lady Juliette, meint ihr nicht…“
In seinen Augen die auf seine Begleiterin gerichtet war, stand die Bitte es auf sich beruhen zu lassen, aber Juliette ignorierte ihn und sah ihn nur kurz abweisend an. Sie war nun viel zu sehr in Fahrt gekommen um nachzugeben, außerdem kam ihr ein geeignet wirkender nächster Schachzug in den Sinn. Das angedeutet Lächeln kehrte auf ihre vollen, zerkratzen Lippen zurück als sie das Wort wieder an den Magier richtete.
„Er würde wirklisch das tage- wenn nischt wochenlange Warten bis wir aus Orzammar zurückke`ren in Kauf nehmen, um uns zu `elfen nach dem wir gescheitert wären?“, Sie machte eine kurze Kunstpause wie als ob sie selbst über die Worte sann. „Ist das nur eine fereldische Redewendung oder seid i`r wirklisch so selbstlos `ilfsbereit?“

Leirâ Ven
24.04.2012, 11:39
Juliette überging die Elfe vollkommen. und das gerade, als diese meinte dass ihr Verhältnis sich bessern würde. Aber sie wollte sich nicht weiter in den Streit zwischen ihr und dem Magier einmischen, -mal ganz davon abgesehen, dass die Kämpferin ihr dazu nicht viele Möglichkeiten ließ-.
So lehnte sie sich lediglich zu Alrik hinüber, als Rhaego meinte, dass er auch hier auf sie warten würde. Und raunte:
"Denkst du, unser Trick mit eurem Bänn funktioniert dann ein zweites Mal? Ich bezweifle es. Wir sollten diesen Rhaego mitnehmen.“ Der Shemlen meinte lächelnd: "Das spricht man 'Bann' aus, aber ja, du hast Recht."

Leirâ hielt es für klüger, ebendies Alrik zu überlassen. Er verstand mehr von diesen Dingen als sie und außerdem würde Juliette eher auf ihn denn auf die Dalish hören. So sie ihn denn zu Wort kommen lies. Immer und immer wieder, tausende Mal, so kam es der Jägerin vor, setzte der Fereldener an, hatte den Mund schon geöffnet und da fuhr die Kämpferin ungerührt fort. Unmöglich, sie einigermaßen höflich zu unterbrechen.
Als Juliette jedoch alle Magier über einen Kamm scherte, indem sie behauptete den Zwergen gegenüber sei Höflichkeit angemessener als den Zauberern, vermochte Leirâ sich nicht mehr zurück zu halten:
"Fen'Harel, meinst du..", weiter kam sie nicht, denn Juliettes kühler Zorn war dem Anschein nach noch nicht befriedigt und sie setzte noch nach, indem sie die Hilfsbereitschaft des Magiers anzweifelte. Und dann lachte Leirâ so laut auf, dass ihr ein Jeder wieder Aufmerksamkeit schenkte. Und dann sagte sie, noch immer grinsend:
"Talon'Din. Um Höflichkeit braucht man sich hier keine Gedanken zu machen. Bei euch Shemlen, meine ich. Ihr seid untereinander wie hungrige Wölfe, von denen keiner demselben Rudel angehört..."
Diesmal schnitt Alrik ihr das Wort ab.
"Ja, wie auch immer. Verehrte Lady Juliette, ich würde euch nun inständig bitten, euer Temperament eures Standes angemessen zu zügeln. Des Weiteren bitte ich euch, Rhaego, in ihrem Namen um Verzeihung. Und...", er holte tief Luft, "Ich finde, wir sollten euch die Wahrheit sagen. die ist nämlich..." Leirâs Hand schnellte nach vorn und verhinderte gerade noch, dass Alrik sie verriet. Auch wenn sie dessen Aufrichtigkeit sehr schätzte, so hielt sie es dennoch für Unklug hier in diesen verrauchten, trügerischen Mauern laut auszusprechen, dass sie keineswegs einem Bann angehörten. Oder in offiziellem Auftrag reisten. Nicht nur traute sie den Templern durchaus zu, an der Tür zu lauschen, auch machten es diese engen Räume unmöglich, andere unerwünschte Mithörer rechtzeitig zu bemerken. Nun starrten sie sowohl Juliette als auch Rhaego an. Und während sie Juliettes Ausdruck nur deswegen lesen konnte, weil sie diesen ständig sehen lies, Zorn nämlich, war es für sie unmöglich aus des Magiers Gesicht zu lesen.
So lächelte sie Verlegen und überlegte fieberhaft, wie sie hier wieder herauskam...
„Die Wahrheit ist nämlich…“, Dirthamen, was sage ich nur? "...Dass..." Diesen Moment, in dem sie sehr abgelenkt war, nutzte Alrik um sich von ihrer Hand zu befreien und sie auf eine seltsame Art anzugucken. Sie erwiderte fest den Blick und begann, nervös auf der Unterlippe zu kauen, weil ihr einfach keine Ausrede einfallen wollte.
"...Wir zwar im Auftrag eines Banns reisen, aber..." nervös kneteten ihre Finger an ihrer Tunika herum, ihre Blicke glitten unruhig hin und her. Da kam es ihr, als hätte der Bewahrer der Geheimnisse es gerade in ihren Mund gelegt! Sie trat näher an Rhaego heran und senkte verschwörerisch die Stimme: "Unser Auftrag nicht wirklich darin besteht, mir den Zirkel zu zeigen. Und wenn wir schon einmal dabei sind: Ich bin auch keine Botschafterin meines Volkes. aber...", ihre Blicke glitten zur Tür und blieben auf dem Weg dorthin an Alrik hängen, "... Alrik hier ist der Sohn des Banns. Nicht von seiner Frau, wenn ihr versteht. Und so bat er mich, der er mich gefangen genommen hatte, ihn in Sicherheit zu schaffen. Im Gegenzug für meine Freiheit. Und da dachte ich an dieses Land, aus dem Juliette stammt.. Orläes?", sie schaute fragend zu Letztgenannter. Doch die stand noch immer da, in ihrer Maske des Zorns gefangen und sagte kein Wort.
"Und als wir unweit der Grenze auf Juliette trafen, berichtete sie uns von diesem Schatz. Da beschloss Alrik, diesen Schatz zu heben, was mich nur länger an ihn band, denn ich muss ihn ja außerhalb des Landes schaffen."
Was die unbedarfte Dalish nicht wusste war, dass ihre Lügengeschichte wahrscheinlich noch mehr Schwierigkeiten verursachen würde denn die Wahrheit, so sie denn jemand mitgehört hatte. Aber woher hätte sie das wissen sollen?

Rhaego Alcaryen
26.04.2012, 18:27
Die Orlaisianerin legte ein hochmütiges Lächeln auf und wirkte dadurch so wie ein predigender Templer. Diese Ähnlichkeit erhöhte sich mit ihrem nächsten Satz. Zuoft hatte Rhaego - und nicht nur er, alle Magier aus dem Turm - so etwas ähnliches schon gehört. Ausgeburten des Nichts deren bloße Existens Schande für deren Angehörige bedeutet. Das Nichts pulsierte nun stärker in ihm, hallte in ihm wieder. Abwesend erinnerte er sich an den Novizenunterricht, als ein Verzauberer den Neuankömmlingen im Turm eine der wichtigsten Regeln beigebracht hatte: Positive Gefühle verhaften euch stärker in dieser Welt. Negative Gefühle aber festigen die Verbindung ins Nichts. Das hängt mit den Kräften der entfesselten Emotionen zusammen und mit einem unbewussten Wunsch, woanders zu sein. Das ist auch der Grund, weshalb man dort viel eher Dämonen trifft als gutartige Geister. Erst dadurch bekam das Nichts seinen schlechten Ruf. Ihr solltet niemals in tiefere Verbindung mit dem Nichts treten, wenn ihr extrem wütend oder gereizt seid. Doch das war jetzt egal, er hatte ja nicht vor, ins Nichts zu treten, und diese Frau...
Diese Frau brachte es tatsächlich fertig, sämtliche Magier in einem Atemzug zu beleidigen.. Und dann sprach sie noch nicht einmal mit ihm direkt, als wäre das unter ihrer Würde!
„Er würde wirklisch das tage- wenn nischt wochenlange Warten bis wir aus Orzammar zurückke`ren in Kauf nehmen?". fragte sie.
Rhaego spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Als ob ich eine Wahl hätte! Als ob ich irgendwo hingehen könnte, irgendetwas anderes zu tun hätte! Selbstverständlich würde er hier warten, in dem Turm, sich die Zeit vertreiben wie er sie sich vorher schon vertrieben hatte und hoffen, dass er recht behielt und die Gruppe zurückkehrte, obwohl er davon ausging, dass für die Gefährten die Zweitveschwendung zu abschreckend wäre, um es auszuprobieren. Beinahe hätte er die Stimme erhoben und seine Verzweiflung dieser unverschämten Frau ins Gesicht gebrüllt.
Doch er wurde von dem lauten Gelächter der Dalish unterbrochen. Entgeistert und verwirrt starrte er sie an. Er konnte die Pointe wirklich nicht erkennen, wenn alle Magier hochmütig über einen Kamm geschoren wurden.
Doch sie hatte Recht. Es hatte keinen Sinn, mit diesen Leuten zu streiten und er war froh, dass sie ihn unterbrochen hatte. Immerhin war er abhängig von ihnen, da war es äußerst unproduktiv, eine von ihnen anzuschreien.
Auch Alrik versuchte zwischen ihnen zu vermitteln und meinte dann: "Ich finde, wir sollten euch die Wahrheit sagen. Die ist nämlich...", ehe Leirâ ihn unterbrach. Der Magier runzelte die Stirn. Das diese komische Geschichte mit diesem Bann nicht ganz stimmen konnte, wusste er auch. Es erschien ihm einfach... zu unwahrscheinlich, als dass es die Wahrheit sein konnte.
Doch was die Dalish danach von sich gab, schien auch nicht passender zu sein. Ein Bastard, der irgendwie Ferelden verlassen und deshalb nach Orlais, ausgerechnet Orlais, der schlimmste Albtraum des Durchschnitts-Fereldeners, gehen will und dabei irgendwie eine gefangene Dalish als Führerin hat und dann doch lieber einen Schatz heben will... Zugegebenermaßen, er kannte sich nicht mit der Politik Fereldens aus, daher konnte er die ganzen Verwicklungen, die diese Geschichte bedeutete, nicht genau erkennen. Doch was er erkannte - und das war für ihn das wichtigste -anscheinend hatten sie nicht die Unterstützung des Banns. Damit waren sie lediglich unbedeutende Personen, die keinen Einfluss auf die Templer nehmen konnten. Und das wiederum bedeutete, dass seine Chance, den Turm zu verlassen, zu einem winzig kleinen, kaum sichtbaren Punkt zusammenschrumpfte. Was auch immer geschah, die Templer durften das nicht erfahren. Niemals. Hoffentlich konnte der Mann sich in Gegenwart der Templer beherrschen, anstatt sich erneut so zu verplappern. Und die Dalish auch! Sie mussten einfach!! Aber was, wenn die Orlaisianerin die Geschichte weiterverbreitete, einfach um zu verhindern, dass er mitkam? Er würde es ihr fast zutrauen. Wobei - ganz so dumm war sie sicher auch nicht. Er musste es auf jeden Fall verhindern.
"Nunja", sagte er. "Ich danke Euch zwar für Euer Vertrauen, dass Ihr mir das mitteilt, allerdings... Es wäre besser, die Templer erführen davon nichts." Er senkte ein wenig die Stimme und fuhr eindringlich fort: "Glaubt mir, sie mögen es nicht, angelogen zu werden. Sie werden furchtbar wütend und wenn sie wütend sind, werden sie unberechenbar. Das kann Euch jeder Magier erzählen. Ihr habt sicher gemerkt, dass Dylan Euch so schnell wie möglich loswerden will. Wenn er erfährt, dass Ihr die Unwahrheit gesagt habt, und auch nicht im Auftrag Eures Banns hier seid... Nun, wenn Ihr Glück habt, werdet Ihr aus dem Zirkel geworfen, ehe ihr auch nur protestieren könnt. Solltet Ihr allerdings Pech haben... Die Templer sind weder sonderlich zimperlich noch irgendwie von Skrupeln geplagt. Es kann sein, dass sie ein Exempel an Euch statuieren werden, um ähnliches Verhalten ihnen gegenüber für die nächsten Jahre zu verhindern."

Juliette de Ludin
29.04.2012, 17:00
Juliette war entsetzt. War sie die einzige in der kleinen Gruppe die nicht mit weltfremder Naivität gestraft war? Alrik und Leirâ schienen doch tatsächlich an ehrliche Hilfsbereitschaft seitens des Magiers zu glauben und Alrik glaubte sogar ihm die Wahrheit über ihr Hiersein und über Bann Baumgreif enthüllen zu können. Glücklicherweise vereitelte die Dalish dies und tischte eine neue Geschichte auf, eine halbwegs glaubwürdige aber für ihre Situation nicht gerade vorteilhafte. Sie hätten den Magier in dem Glauben lassen sollen, einem einflussreichen Bann zu dienen. Die Stimme des Sonderbeauftragten eines aufstrebenden Adligen wog weit mehr als die Stimmen ihrer nun neuen Rollen. Die neu gewobene Lüge, Alrik sei ein Bastard auf der Flucht der auf keinerlei Beistand eines Aristokraten bauen konnte, ließ sie unbedeutender, schwächer wirken. Leirâ und Alrik hätten eindeutig noch einiges am Täuschen zu lernen. Damals in Orlais wären sie nicht weit gekommen.
Darüber hinaus war sie sich jetzt sicher woher die Hilfsbereitschaft des Blondschopfes stammte. Sie war keinesfalls selbstlos. Die Duellantin hatte die Verzweiflung in seinen Augen gesehen kurz bevor Leirâ störenderweise auflachte. Dieser Rhaego hatte von dem Spiel wohl bestenfalls einmal gehört oder gelesen, ansonsten hätte er sich nicht beinahe zu einem verräterischen Ausbruch der Verzweiflung hinreißen lassen. Er erhoffte sich etwas vom Ausgang dieses Gespräches und das so sehnsüchtig dass es ihn dazu brachte zu verzweifeln, bekäme er es nicht. Nur wusste Juliette nur nicht nach was er sich so sehnte.

Schließlich deutete der Blondschopf an welche Folgen es haben könnte wenn die Templer die Wahrheit oder besser gesagt diese andere Lüge erfuhren. Obgleich der Gedanke an dieses Exempel Unbehagen durch Juliettes Eingeweide kriechen ließ war sie sich nicht ganz sicher ob man den Worten vollends Glauben schenken konnte. Die Templer wurden in allen Ländern in denen der Gesang des Lichts vernommen wurde als tugendhafte Recken angepriesen. Würden sie wirklich Gläubigen wie Alrik und Juliette etwas antun? Das ihr anerzogene Wissen sagte nein aber wenn die Adlige hingegen an diesen Dylan dachte schien es ihr gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Allein schon sein Blick war zum Fürchten und er wirkte ohnedies schon einschüchternd. Vermutlich wäre es keine gute Idee das auf die Probe zu stellen. Aber wenn es stimmte ging der Magier offensichtlich ein ziemliches Risiko ein, was Juliettes Misstrauen nährte. Niemand ging ein solches Risiko für etwas ein, noch dazu für jemanden den man nicht kannte, wenn es nicht einen Vorteil für einen einbringen würde. Dieser Magier wollte etwas.

„Er ge`t dann ja ein großes Risiko ein, wenn er uns `ilft.“, sprach Juliette ihr Misstrauen nun scharf aus. Der herablassende Blick wandelte sich zu einem skeptischen, stechenden. „Und er `at meine Frage nischt beantwortet.“
Sie bedachte Alrik und Leirâ kurz mit einem tadelnden Blick. War sie hier mit der Gegenwart von Naivlingen und Magiern gestraft blieb sie argwöhnisch. Sie würde diesem Magier nicht einfach vertrauen. Sie wandte ihre stahlgrauen Augen, in den der Argwohn deutlich zu sehen war, wieder zu dem Blondschopf.
„Isch ne`me es i`m nischt ab, dass er uns aus reiner Güte `ilft. Was er`offt er sisch davon uns zu begleiten?“

Leirâ Ven
30.04.2012, 13:32
Leirâ rollte nur mit den Augen, ob Juliettes Unverständnisses für die Situation des Magiers. War es denn nicht offensichtlich, was er sich davon erhoffte?
Mit einem nervösen Seitenblick zur Tür trat sie näher an die Kriegerin heran und zischte mit gedämpfter Stimme:
"Ghilan'nain, er bezweckt damit aus diesem Gefängnis herauszukommen. Ist das denn so schwer zu verstehen? Oder srpechen eure Götter euch nicht das Recht der Freiheit von Geburt an zu?"
dabei war ihre Stimme laut genug, dass jeder in dem Zimmer sie mit wenig Mühe verstehen konnte. Sie hoffte nur, dass das VOR der Tür nicht der Fall war...

Rhaego Alcaryen
30.04.2012, 16:15
Einen Moment lang war Rhaego versucht, einfach der Dalish zuzustimmen, endlich die Hoffnung offenbaren zu können, die seit dem Mittag immer stärker in ihm brannte. Die Templer würden es nicht mitkriegen, die Türen im Turm waren massiv, dick genug, damit ihre Unterhaltung außerhalb dieses Raumes nicht gehört werden konnte.
Aber sowohl Leirâ als auch Alrik konnten sich viel zu leicht verplappern - wie man ja an dieser Aussage der Dalish sehen konnte. Sie meinte es wahrscheinlich nicht böse, aber wenn ein Templer eine ähnliche Aussage mitkriegen würden, würden sie jeden Magier, der ansatzweise in Hörweite war, bestrafen, um jeglichen aufrührerischen Gedanken im Keim zu ersticken. Und Juliette - Rhaego war sich nicht sicher, ob sie es nicht vielleicht absichtlich weiterverbreiten würde. Bei ihrer Einstellung zu Magiern...
Nein, das Risiko war zu groß. Also lächelte er nur mild und erklärte: "Selbstverständlich wäre es schön, nach vierzehn Jahren im Turm mal wieder frische Luft zu schnappen. Aber das ist nicht der eigentliche Grund."
Und ob das der eigentliche, wahre und so gut wie einzige Grund war!
Er setzte die Miene eines Magiers auf, der unwissende Novizen für seine Spezialisierung zu begeistern suchte. Es fiel ihm nicht sonderlich schwer, teils weil er das oft genug beobachtet hatte, teils, weil dieses alte Zwergenpergament tatsächlich sein Interesse erweckt hatte. Vielleicht würde er wirklich, auch nachdem sie den Turm verlassen hatten, bei der Gruppe bleiben. Aber das waren im Moment unnötige Gedanken. Zuerst einmal raus hier...
"Ich weiß nicht, ob Ihr das versteht, aber es ist eine einzigartige Chance, an Wissen zu kommen. Der Zirkel versteht seine Aufgabe darin, das Wissen der Welt zu sammeln und weiterzugeben." Zumindest tun das manche von uns, um zu rechtfertigen, dass sie sich wie Schafe den Templern fügen. "Und über die Zwerge wissen wir fast nichts. Unersetzliches Wissen über ihre Kultur und ihre Errungenschaften ist seit dem Untergang der alten Thaigs verloren gegangen und nun bietet sich die Chance, einen Teil davon wiederzuerlangen. Das ist eine einzigartige Möglichkeit und deshalb ist es mir auch wert, ein gewisses Risiko dafür einzugehen."
Er wandte sich an Juliette und fügte mit möglichst neutraler Stimme hinzu, obwohl er die Schärfe in seinem Ton ihr gegenüber nicht ganz ablegen konnte: "Wie Ihr seht, hattet Ihr recht. Mein Interesse ist tatsächlich nicht ganz selbstlos. Die Suche nach altem Wissen entspricht meiner Berufung. In diesem Fall - wie sagt man so schön? - können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ihr helft mir, an das alte Wissen zu gelangen und es zum Turm zurückzubringen" - Das würde er ganz sicher nicht tun, aber es sollte die Orlaisianerin zufrieden stellen, ebenso die Templer, falls sich einer aus der Gruppe verquatschen sollte - "und dafür helfe ich Euch, den Schatz zu finden. Und eins kann ich Euch garantieren" - und ausnahmsweise sogar absolut ehrlich - "ich bin für diese Aufgabe besser gerüstet als alle andern in Ferelden, hier im Zirkel oder außerhalb davon."

Juliette de Ludin
30.04.2012, 21:49
Juliette gefiel es nicht wie sich die Situation entwickelte. Offensichtlich würden sie nicht darum herum kommen den Blondschopf mitnehmen zu müssen und allein bei dem Gedanken sträubte sich die Adlige innerlich, während Leirâ in ihrer nervtötenden Unwissenheit dem nur zu gerne nachkommen würde. Auch Alrik so schien es war diesem Vorschlag nicht abgeneigt. Kurz fragte sich die Duellantin ob sie sich das wirklich antun wollte, aber eigentlich machte es ja Sinn. Schließlich brauchten sie jemand der den Wisch vollständig übersetzte, was sie sich nur widerwillig eingestand, aber dennoch…Diesen elenden Magier die ganze Zeit ertragen zu müssen, wo ihr schon seine bloße Anwesenheit Unbehagen bereitete. Das kann ja heiter werden…
Außerdem: Sie war sich zwar nicht sicher ob sie in Bezug auf den Magier inzwischen vollkommen eingeschnappt war und ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen seine Aussagen oder Motive anzweifelte aber so ganz wollte sie ihm den Wissendurst für den er den Zorn der Templer riskierte nicht abkaufen. Leirâ hatte sie es am Anfang auch nicht geglaubt, aus reiner Neugierde mitzureisen und zum Teil hatte sie damit auch recht gehabt, warum sollte sie sich also dieses Mal irren?

Nur die Aussicht reich zu werden und vielleicht auch ein bisschen die anbahnende freundschaftliche Zuneigung zu Alrik verhinderte das Juliette sich schlichtweg weigerte, die Templer noch mal zu belügen oder sich weiter der Gesellschaft des Blondschopfes auszusetzen, auch wenn ihr Gewissen bei ersterem anfing zu rumoren. Was tat man nicht alles dafür um aus der Gosse und dem jämmerlichen Söldnerdaseins zu entfliehen. Für so etwas musste man Opfer bringen und Juliette hatte in ihrem kurzen, seit Kylans Tod unseligen Leben schon so vieles geopfert, da würde sie, so wahr ihr der Erbauer helfe, ein weiteres Opfer über sich bringen können. Das beschloss sie innerlich in stiller Bitterkeit während keine verräterische Emotion über ihre herablassende, kühle Maske kam.

Als Antwort auf die Worte des Magiers schnaubte Juliette leise und wandte den Blick kurz ab, wie als ob sie den Anblick des Fereldaners Leid wäre, was sie genaugenommen auch war, aber eigentlich eher um kurz zu ihren Begleitern zu sehen. Deren Augen waren gespannt auf sie gerichtet, wie als ob die endgültige Entscheidung an ihr war oder als wäre sie die einzige die der Magier noch nicht einlullen konnte, vermutlich letzteres. Seine Worte, zumindest die letzten, klangen ehrlich und vermutlich hatte er auch Recht doch Juliette ließ sich von diesem Wolf im Schafspelz nicht beirren. Er würde sie vermutlich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit hintergehen, aber wenn Alrik und Leirâ es nicht anders wollten, bitte. Die Hochgeborene würde sich nicht gegen ihrer aller Interesse den Schatz zu finden stellen aber ihr Misstrauen würde sie auch nicht begraben und das wollte sie ihm zeigen und was ihm blühen sollte, würde er den Verrat in Erwägung ziehen.

„Schön!“, antwortete Juliette mit einem absichtlich offensichtlich widerwilligen Lächeln auf dem aristokratischen Gesicht und genauso widerwilligen Ton. „An mir soll es nischt liegen.“
Alrik wirkte gleichermaßen erleichtert wie erfreut als er die Stimme erhob.
„Dann ist es beschlossen!“, meinte er so feierlich wie es mit gesenkter Stimme ging und hob dem Magier freundlich lächelnd, schon fast strahlend, eine Hand zum Handschlag hin. „Schlagt ein und wir werden zusammen den Schatz und das Wissen nachdem ihr strebt finden, so wahr uns der Erbauer helfen möge!“

Nachdem Rhaego der Aufforderung nachkam trat Juliette einen Schritt näher an ihn, sodass sie auf etwa Armlänge waren. Langsam erhob sie ihre lederumhüllte Rechte, weniger damit es nicht wirkte als hole sie zum Schlag aus (was sie nun wirklich lieber tun würde) sondern eher da ihr der Gedanke nun auch nur Körperkontakt mit dem Magier ertragen zu müssen missfiel. Aber für einen Handschlag zum Abschluss eines Geschäftes ging es nun mal nicht anders.
Der Magier blickte misstrauisch auf die ihm dargebotene Hand und zögerte worauf Juliette mit strengen, prüfenden Blick in ihren argwöhnisch funkelnden Augen kühl aber nicht ohne Schärfe meinte: „In Orlais ist es Brauch jedem Geschäftspartner die `and zu geben, Magier.“
Juliette hatte nicht gelogen aber meistens überließ man den unerwünschten Körperkontakt zu einer Person aus einem niederen Stand dem eigenen Sekundanten, doch da Juliette das nicht konnte und in diesem Fall ausnahmsweise nicht wollte, übernahm sie es selbst.
„Schlagt nur ein wenn ihr es e`rlisch meint.“, sagte sie mit nahezu scheidender Kälte in der Stimme doch dann drohend. „Wenn i´r es nischt seid werdet i`r spüren das isch nischt nur gefä`rlisch ause`e.“

Rhaego Alcaryen
06.05.2012, 13:13
„Schlagt nur ein wenn ihr es e`rlisch meint.“, sagte sie mit nahezu scheidender Kälte in der Stimme doch dann drohend. „Wenn i´r es nischt seid werdet i`r spüren das isch nischt nur gefä`rlisch ause`e.“
Für einen Sekundenbruchteil dachte Rhaego über diesen Satz nach. Dann lächelte er leicht und schlug ein. Juliette drückte seine Hand, als wollte sie sie zerquetschen. Nunja. Es war nur logisch, dass eine Kriegerin kräftig war. Dennoch bezweifelte er, dass die Orlaisianerin eine Gefahr für ihn darstellte.
Ihre Drohung wäre beeindruckender gewesen, wenn sie ein Templer oder ich kein Magier wäre. So wie die Dinge momentan standen, glaubte er nicht, dass Juliette eine Gefahr für ihn sein könnte. Denn egal wie schnell sie mit einer Waffe war, Rhaego benötigte lediglich einen Gedanken. Zugegeben, einen komplizierten Gedanken, der viel Konzentration benötigte, aber dennoch war er vermutlich schneller. Immerhin hatte er so etwas seit über 14 Jahren geübt. Allerdings war er, wenn er schlief, völlig wehrlos. Dieser Gedanke bereitete ihm einiges Unbehagen, doch er sagte sich, dass dies immer noch eine besser - und ungefährlicher - sei, als im Turm zu bleiben, in der Gewalt der Templer.

Als ihr Handschlag vorbei war, verkniff er sich den Impuls, sich die Hand zu reiben, und sagte stattdessen: "Da wir uns nun einig sind, müssen lediglich die Templer noch zustimmen. Allerdings können wir in dieser Sache nichts tun, als zu warten, bis Dylan wieder..."
In dem Moment wurde die Tür so schwungvoll geöffnet, dass sie trotz ihres Gewichts beinahe gegen die Wand gekracht wäre. Auf den Gängen waren in einiger Entfernung eilige Schritte zu hören, laute Rufe hallten von den Wänden wider. Ein protestierender Myrddin wurde hereingeschoben. "Aber Brendan, das ist doch nicht nötig..."
Doch er wurde schon von dem Templer unterbrochen. "Ihr werdet genau hier bleiben, bis ein Templer kommt. Und lasst diese Fremden nicht aus den Augen! Schlimm genug, dass sie im Augenblick nicht unter angemessener Aufsicht stehen. Ihr als Verzauberer seid sicher verantwortungsvoll genug, um irgendwelche Dummheiten von ihnen zu verhindern." Bei diesen Worten streifte sein Blick Rhaego, der ihn immer noch verblüfft anstarrte. "Keiner von ihnen verlässt den Raum!" Und nach dem Myrddin zugestimmt hatte, rauschte der Templer schon wieder aus dem Raum, schlug die Tür hinter sich zu und hinterließ ein verblüfftes Schweigen.

Schließlich hatte Rhaego sich wieder weit genug gefasst, um Myrddin fragend anzusehen. Er hatte noch nie gesehen, dass ein Templer einen Verzauberer so behandelte. Immerhin waren sie Autoritätspersonen, auch wenn ihnen das nur mäßigen Respekt von Templerseite entgegenbrachte. Myrddin sah extrem besorgt aus, während er die Stirn runzelte. Er schüttelte geistesabwesend den Kopf und murmelte: "Wenigstens die Verzauberer könnten sie ja aufklären."
Dann endlich antwortete er auf Rhaegos unausgesprochene Frage.
"Ich fürchte, die Anspannungen der letzten Zeit werden sich in Kürze entladen."
Erst jetzt bedachte er die Anwesenheit der Gruppe und warf den Gefährten ein beruhigendes Lächeln zu. "Selbstverständlich seid Ihr sicher. Es ist nur so, dass es einige unzufriedene Stänker im Turm gibt, wie eben überall auch. Solche Leute sorgen immer für Unruhen. Aber seid unbesorgt, Euch wird nichts geschehen. Die Templer versuchen nun, wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Sobald die Umstände klarer sind, werden sie uns auf dem Laufenden halten."

Daran zweifelte Rhaego keinen Moment. Die Templer würden die Magier versammeln, einen Schuldigen für die Unruhen vorführen und bestrafen. Außer der Schuldige war noch nicht gefunden. Dann würde der Druck auf die Magier noch steigen. Und momentan war die Stimmung sowieso schon angespannt. Er hatte keine Ahnung, wie die Magiergemeinschaft darauf reagieren würden. Entweder sie fügten sich dem Druck, oder sie drückten dagegen. Und dann war es am besten, möglichst weit weg zu sein.
"Hoffentlich entscheiden die Templer schnell, ob sie uns ziehen lassen", murmelte er.

Leirâ Ven
12.05.2012, 13:25
Während Rhaego und Juliette sowie Alrik sich die Hand reichten, lehnte Leirâ mit verschränkten Armen wider den Schreibtisch. Und zog zweifelnd eine Augenbraue empor. Dieser Brauch kam ihr seltsam vor, bei den Dalish schloss man eine Verhandlung formell mit einer Verbeugung, häufiger mit einer Umarmung. Das mochte jedoch auch daran liegen, dass es nur noch wenige vom Volk gab und man sich eher wie eine große Familie fühlte. Da fühlte sie einen Stich in ihrem Herzen, denn obwohl die Gesellschaft der Shemlen sie bisher davon abgelenkt hatte, hatte das Heimweh doch nie nachgelassen. Wahrscheinlich war das auch der einzige Grund, warum sie noch mit Alrik und Juliette reiste. Noch Mal versuchen, von Shemlen soweit akzeptiert zu werden? Sie musste nur an diesen fetten Menschen auf dem Waldweg zurückdenken, um sich sicher zu sein dass diese Beiden die bessere Alternative waren. Doch hier spürte sie einmal mehr, dass sie doch eine Fremde war.
Sie überlegte noch, ob sie der Höflichkeit halber auch mit Rhaego einschlagen sollte, als sie unterbrochen wurden. Während der ganzen Szene blieb sie ruhig, beinah teilnahmslos genau dort und genau so stehen wie die ganze Zeit über, bis Myrddin meinte:
"Selbstverständlich seid Ihr sicher. Es ist nur so, dass es einige unzufriedene Stänker im Turm gibt, wie eben überall auch. Solche Leute sorgen immer für Unruhen. Aber seid unbesorgt, Euch wird nichts geschehen. Die Templer versuchen nun, wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Sobald die Umstände klarer sind, werden sie uns auf dem Laufenden halten."

Da presste sie rasch die Lippen aufeinander, ehe sie sagen konnte was ihr durch den Kopf ging: Wenn ihr mit der Gabe gesegneten euch auch so behandeln lasst, kann ich diese 'Stänker' gut verstehen!
nervös kratzte sie sich zwischen den Schulterblättern, sie war immer noch unruhig. Die Anweisung des Templers, dass niemand von ihnen diesen Raum verlassen möge hatte ihr wieder ins Bewusstsein gerufen, wie eng, eingepfercht und ohne Fluchtmöglichkeiten sie doch war. Nicht dass es ihr je nicht bewusst gewesen war, aber nun.. Nun ja, wurde es wieder akut. Doch da hörte sie leise Rhaegos Stimme und wenn man genau hin sah, konnte man ihre Ohrspitzen sogar leicht zittern sehen, so angestrengt musste sie lauschen um ihn zu verstehen:
"Hoffentlich entscheiden die Templer schnell, ob sie uns ziehen lassen"
Also hatte sie doch richtig gelegen: Dieser Magier wollte vor allem hier fort. dass er dabei mehr über die Zwerge erfahren konnte war für ihn, wie auch für sie selbst, nur ein angenehmer Nebeneffekt. Auf der einen Seite machte dass sie beide einander ähnlicher, auf der anderen... Wollte er hier fort -was sie allerdings gut verstehen wollte, vor allem im Hinblick auf die Macht, über die er gebot-, wohingegen sie gezwungen worden war, die Ihren zu verlassen.
"Nun gut,", Alrik klatschte in die Hände, "da wir hier gerade ohnedies nur rumstehen und warten, verehrter Verzauberer Myrddin,", er neigte leicht das Haupt, "wen müssen wir denn nun ersuchen, damit Rhaego uns begleiten kann?"
Der Angesprochene ging wortlos um seinen Schreibtisch herum, holte aus einer Schublade ein seltsames Gebilde hervor und antwortete, während er sich daran zu schaffen machte: "Nun mein Lieber, dass werdet ihr wohl mit Hauptmann Dylan besprechen müssen. Meinen Segen als Verzauberer habt ihr jedenfalls. Rhaego hier mag zwar ein eingebildeter Sturkopf sein,", er zwinkerte diesem verschmitzt zu, "aber er ist der Einzige hier, der euch mit diesen Zwergenrunen weiter zu helfen vermag."
Nun steckte sich das dünne, lange Ende des Holzgebildes zwischen die Lippen, während er einen Finger in die runde, nach oben zeigende Öffnung an der anderen Seite steckte. Diese Öffnung erinnerte die Jägerin entfernt an einen kleinen, hölzernen Kessel. Ein Funke entfachte an seiner Fingerspitze und das Kraut, das er eben hineingestopft hatte, begann zu qualmen. Und so fürchterlich zu stinken, dass Leirâ das Gesicht abwenden musste.
"Sylaine, macht dieses stinkende Ding doch aus.", brachte sie aus rauem Hals hervor. Myrddin sah sie an wie ein kleines Kind, das man belehren müsse:
"Meine Liebe, hast du überhaupt eine Ahnung wie teuer es war den Tabak aus Rivain hierher zu importieren?"
Leirâ wusste nicht, was dieses Wort am Ende seines Satzes bedeuten sollte und auch nicht, was 'RifaIn' sein sollte, aber sie wusste wie ekelerregend dieses Zeug stank! Doch gerade als sie den Mund wieder öffnete, berührte Alrik sie am Arm und bat sie mit einem Blick darum, es gut sein zu lassen. Sie schaute diesen nur giftig an und schlug seine Hand weg. Dann schnaubte sie, sagte aber nichts weiter dazu.
"Und wann können wir mit diesem Dylan reden?", fragte sie stattdessen. Myrddin paffte wortlos weiter.
"Beim Erbauer, ihr Dalish seid nicht die Geduldigsten, oder? Ihr werdet mit ihm reden können, sobald der Tumult sich gelegt hat."
„Nein, sind wir nicht. Vor allem, wenn man uns in kalte, stinkende Gemäuer einsperrt und uns ersticken will.", fauchte sie.
Myrddin schaute sie nur aus überraschten, großen Augen an, dann neigte er sich zu Rhaego hinüber und flüsterte:
"Ich wusste ja, dass sie ein wildes Volk sind, aber dann auch noch so unfreundlich..."
"Und unsere Ohren,", zischte die Jägerin, "sind auch nicht nur zur Zierde so groß. Wenn ihr nicht wollt dass ich höre was ihr sagt, tut es in angemessener Entfernung!"

Juliette de Ludin
14.05.2012, 19:02
Ohne es wollen zu müssen drückte Juliette die Hand des Magiers kräftig, zu kräftig für einen höflichen Handschlag aber nicht so sehr das es für ihn Schmerzen bereiten würde, jedenfalls nicht allzu viele. Augenblicklich war ihr die eine oder andere Vorgehensweise für einen, für den Magier, höchst unangenehmen Griff in den Sinn gekommen und hätte sie diese mit ihrer ganzen Kraft umgesetzt, beim Erbauer, Rhaego hätte sicherlich tagelang keine Feder mehr in der Hand halten können. Wochenlang hätte das Stechen und Ziehen seiner gebeutelten Hand, jedes Mal wenn er sie um einen Gegenstand schloss oder auch nur die Finger bewegte, an den Händedruck der Söldnerin erinnert. So hatten sich schon einige in deutlich härteren Umgebungen aufgewachsene Männer noch lange an sie erinnert. Doch so verlockend die Vorstellung auch war ihn ähnlich, wie besagte Bauerntrampel, aufjaulen zu sehen und zu hören tat sie es nicht. Juliette wollte nicht gleich wieder einen Streit vom Zaun brechen und außerdem hatte sie diesen Körperkontakt, gleich jeden Brauches, nur über sich ergehen lassen um ihre Drohung zu unterstreichen. Er sollte anhand ihres kräftigen Händedrucks und dem stechenden Blick ihrer harten, stahlgrauen Augen erkennen das mit ihr nicht gut Kirschen essen war.
Scheinbar kam die Drohung aber nicht an, was leicht an diesem falschen Lächeln das er ihr zuwarf zu erkennen war. Genauso falsch wie er selbst. ,dachte sich Juliette verächtlich derweil sie sein Lächeln mit eisiger, bedrohlicher Mine beantwortete. Bei so gut wie jedem anderen den Juliette kannte oder gekannt hatte wäre die Drohung angekommen doch er…Er schien in ihr nur eine geringe Bedrohung zu sehen wenn überhaupt, was Juliette ärgerte und noch mehr ärgerte sie dass er damit möglicherweise Recht hatte.

Juliette hatte schon deutlich breitere Männer getötet, von Bauern über Banditen und Söldner bis hin zu Stadtwachen und Soldaten, Rhaego wäre ihr körperlich sicherlich ebenfalls schnell unterlegen. Jedoch war unter ihren bis jetzigen Gegnern kein Magier gewesen und Juliette wusste bestenfalls durch Ammenmärchen oder hochgebauschte Gerüchte von der Macht der Magie, von der sie sowieso nie hatte hören wollen. Diese verdammte Unbekannte mahnte die Adlige zur Vorsicht und Misstrauen. Sie musste ihn auf jeden Fall im Auge behalten bis sie seine Stärken einschätzen könnte.

Nach dem Händedruck und während der Magier sprach kam Juliette der Wunsch auf ihren Handschuh wegzuwerfen oder noch besser verbrennen zu lassen, musste sie damit doch diesen Magier berühren, doch da sie kein zweites Paar Handschuhe besaß blieb dieser Wunsch unerfüllt. Stattdessen warf sie einen etwas angewidert aussehenden Blick in ihre Lederumhüllte Rechte ehe sie den imaginären Schmutz an der Tischplatte abwischte. Der Magier sollte ruhig wissen das er und vor allem seine Berührung sie anwiderte, sie würden ohnehin schlecht auskommen das war bereits jetzt schon klar.

Plötzlich platze mitten im Satz des Magiers der Verzauberer in das Zimmer oder vielmehr wurde er hinein geschoben. Ein Tumult schien dem Gesagten nach kurz bevorzustehen oder der kleinen Gruppe war es nicht erlaubt das Zimmer zu verlassen.
Großartig! Ein Aufstand der Magier und wir sind mittendrin., dachte sich Juliette ärgerlich. Was bin ich doch für ein Glückspilz!
Auch wenn der alte Mann versicherte man sei hier drin in Sicherheit überkam die Adlige weiteres Unbehagen, zumal Juliette völlig machtlos gegenüber diesem Zwischenfall war. Angst hatte sie keine, sie war lediglich angespannt. Es blieb jedoch nur zu hoffen dass die Templer ihrem Ruf gerecht würden und diese Stänker, wie Myrddin sie nannte, schnell zum Schweigen gebracht würden und das zumindest solange bis sie den Turm verlassen hatten. Das war zwar ein ungewohnt egoistischer Gedankengang für Juliette aber wie bereits erwähnt war sie machtlos und sie schätze es besser ein, einfach zu gehen und den Turm, seine Belegschaft und deren Probleme den Templern zu überlassen. Dafür waren sie schließlich da.

Doch war dieser Raum, der bevorstehende Tumult, der Gedanke erneut vor den Hauptmann treten zu müssen und die beiden Magier nicht schon unangenehm genug fing der ältere der beiden nun auch noch an zu rauchen. Juliette mochte diesen Gestank schon in ihrer Kindheit nicht und obgleich es lang her war das sie Tabakgestank das letzte Mal ertragen musste ging es ihr gehörig gegen den Strich. Ihr Vater und ihre Mutter hatten nie geraucht aber hin und wieder waren blaublütige Gäste zu Besuch bei der reichen Adelsfamilie gewesen welche den blauen Dunst öfters inhalierten. Meist versuchte die damals noch junge Hochgeborene unauffällig aus dem Zimmer zu fliehen aber nicht selten hatte sie sich mit den paffenden Gästen unterhalten müssen. So etwas war immer eine Tortur und das der alte Mann ungefragt los qualmte, noch dazu in adliger Gesellschaft, zeugte nicht gerade von Taktgefühl. Auch wenn Myrddin eine Art Gastgeber war hätte er zumindest der Höflichkeitshalber die Gäste Fragen sollen ob es sie störe wenn er rauchen würde. Auch Leirâ missfiel dies nur äußerte sie ihr Missfallen im Gegensatz zu Juliette, die es vorzog eisig zu schweigen und die Nase zu kräuseln. Man hatte nun schließlich wichtigeres zu tun, da konnte das warten. Jedoch zog man es wohl vor noch mit dem alten Mann zu diskutieren der sein mangelndes Taktgefühl erneut bewies indem er anscheinend irgendwas über Leirâ sagte was sie eigentlich nicht hatte hören sollen. Juliette verdrehte die Augen. Das ging ihr schon viel zu lang.

„Wir können uns später über mangelnde `öflischkeit ärgern.“, meinte Juliette, die mit einer Hand den blauen Dunst vor ihrem aristokratischen Gesicht wegfächelte, ungeduldig nachdem Leirâ den alten Magier angezischt hatte. Sie versuchte weitgehend neutral zu reden, jedoch war gegen Ende ihres Satzes anhand des leicht verärgerten Tons und ihrem Blick zu Myrddin leicht zuerkennen wem sie die mangelnde Höflichkeit zuschrieb. Sie hasste den Gestank des Tabaks aber irgendwie missfiel ihr auch dass sich der alte Mann sich gegenüber der Dalish unhöflich verhielt. Warum konnte sie selbst nicht erklären. Es war einfach so. „Wir sollten uns Wischtigerem widmen.“
„Lady Juliette hat Recht.“, sagte Alrik bestätigend zu dem Verzauberer der leicht verlegen die Pfeife wieder unter dem Tisch verschwinden ließ. „Wann meint ihr können wir nun mit Dylan sprechen? Und glaubt ihr er würde ebenfalls seinen Segen dazu geben?“
Bevor der alte Magier darauf antworten konnte musste Juliette einfach schnauben.
„Nennt misch ru`ig eine Pessimistin.“, kommentierte sie zweifelnd mit einem skeptischen Blick zu Alrik während sie die Arme vor der Brust verschränkte. „Aber Monsieur Dylan würde sisch, so wie isch i`n einschätze, wo`l e`er mit Öl begießen und anzünden als das er dem aus freien Stücken zustimmen würde.“
„Dann lasst es mich anders formulieren.“, erwiderte der Bursche nach einem kurzen Blick zu Juliette. „Was müssen wir tun, dass er es doch tut?“

Rhaego Alcaryen
18.05.2012, 15:46
Die Orlaisianerin schien Dylan schon vollständig durchschaut zu haben. Zumindest war ihre Beschreibung von seiner Bereitwilligkeit, dem Anliegen zuzustimmen, durchaus akurat. Die Denkweise des Templers war etwas, das Alrik anscheinend noch nicht begriffen habt. Rhaego konnte sich Myrddins Antwort darauf gut vorstellen, er zog allerdings vor, der Gruppe die wahren Ausmaße des Problems, vor dem sie standen, klar zu machen.
"Ich fürchte, Ihr könnt gar nichts machen", sagte er. "Es ist allein die Entscheidung der Templer. Dylan würde nur zustimmen, wenn er irgendwie von außen unter Druck gesetzt wird - entweder durch einen anderen Templer oder eben durch den Einfluss des Banns, von dem ihr geschickt worden seid."
Er hielt sich an die offizielle Version der Gefährten, immerhin kannte Myrddin die andere nicht.
"Ihr werdet also warten müssen, bis Dylan sein Gespräch mit dem Kommandanten beendet hat."

Während Rhaego darauf wartete, dass einer der Templer über die erfolgreiche Beruhigung der Lage Bescheid sagte, musterte er die Gruppe, die sich auf einer Seite von Myrddins Zimmer leise unterhielt. Er hatte seine ganze Zukunft auf sie gesetzt, er hoffte so sehr, dass die Templer dem Ansinnen der Gefährten nachgab. Die Unruhen im Turm kamen daher zum denkbar ungünstigstne Zeitpunkt. Aber trotzdem - selbst wenn die Templer zustimmten - wollte er wirklich auf diese drei Leute angewiesen sein?
Alrik schien recht... impulsiv zu sein. Dennoch hatte er es erreicht, in den Turm zu gelangen, und das sagte viel über seine Überredungskunst aus. Aber war er wirklich zuverlässig? Juliette hingegen erschien ihm disziplinierter. Auch wenn ihm das bei ihrer Einstellung zu Magiern im Ernstfall nicht viel brachte. Leirâ war freundlicher, dennoch irgendwie uneinschätzbar. Mehrmals hatte sie etwas gesagt oder getan, was er von ihr nicht erwartet hätte. Er musterte sie genauer. Die Dalish schien irgendein Problem mit den Mauern des Turms zu haben.
Aber warum?, fragte Rhaego sich. Er kannte zwar das beklemmende Gefühl zwischen den Mauern, aber das konnte ja whl schlecht auf sie zutreffen. Sie muss sich ja keine Sorgen machen, immerhin kann sie doch gehen, wann immer sie will.
Auch Myrddin warf der Elfe merkwürdige Blicke zu, während er unruhig hin- und herrutschte. Offensichtlich wäre er gern etwas losgeworden, befürchtete aber, dass die Dalish es belauschen würde. Der alte Magier hatte keine Ahnung, wie er mit Leirâs gutem Gehör umgehen sollte. Abwesend fragte Rhaego sich, was die Dalish so von den normalen Elfen unterschied. Immerhin lebten einige von ihnen im Turm, dennoch war ihm bisher nicht aufgefallen, dass sie überdurchschnittlich gut hörten.

Als die Tür wieder aufsprang, zuckte der Magier zusammen. Einer der unteren Offiziere der Templer stand im Eingang, hinter ihm konnte Rhaego noch weitere Templer sehen.
"Diese Versammlung hier ist jetzt beendet, Ihr werdet nun auf Eure Zimmer gehen und dort warten!"
Alrik musterte den niederen Offizier erstaunt. "Aber Dylan wollte doch noch mit uns reden...", fing er an, ehe der Templer in unterbrach: "Ich habe Befehl, euch alle auf Eure Zimmer zu geleiten, und deshalb werdet Ihr auch dorthin gehen."
"Könnt Ihr uns wenigstens sagen, wo Dylan ist? Ich meine, wir haben wirklich dringend etwas mit ihm zu besprechen! Unser Bann...", fuhr der Bursche fort.
Doch erneut unterbrach der Templer ihn. "Wenn Dylan mit Euch reden will, wird er Euch holen lassen. Bis dahin werdet Ihr auf Eure Zimer gehen!"
Rhaego hatte bisher abgewartet, was passieren würde. Nun richtete der Offizier seinen Blick auf ihn. "Auch du, Blondie!"
Der Magier spürte, wie seine Miene sich anspannte, während er versuchte, seine Gereiztheit über diesen Spitznamen, der sich bei den Templern eingebürgert hatte, zu verbergen. Langsam erhob er sich und verließ den Raum, während auch die Gefährten nun folgten.
Vor der Türe wurde er von einem der Templer in Richtung seines Zimmer geschoben.
"Ich weiß auch so, wie ich zu meinem Zimmer komme", sagte er gereizt. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Gruppe in die andere Richtung geleitet wurde.
"Aber sicher!", stimmte der Templer spöttisch zu. "Und auf dem Weg würdest du noch einige weitere Unruhe stiften. Aber nicht mit mir!"
Und mit einem entschlossenen Ruck schob er ihn weiter.
Diese verachtende und demütigende Haltung würde Rhaego ganz sicher nicht vermissen.

Leirâ Ven
22.05.2012, 12:23
Leirâ staunte nicht schlecht: Hatte Juliette gerade für sie Partei ergriffen?
Mythal, warum das auf einmal? Gleichzeitig überraschte sie sich selbst mit der Gewissheit, trotz all ihrer Meinungsverschiedenheiten ähnlich auch für die Kämpferin zu handeln. Und das, obwohl sie ein Shem war, ein unhöflicher obendrein. Dass die Kriegerin es schaffte, Myrddin dazu zu bewegen dieses stinkende Holzgebilde wieder verschwinden zu lassen überraschte sie dagegen weniger: Der Jägerin war schon zuvor aufgefallen, dass Juliette schnell anders behandelt wurde als sie selbst, sogar als Alrik.
Vielleicht würde sie letzteren bei Gelegenheit einmal danach fragen.
Doch noch während sie darüber nach sann, drehte sich das Gespräch schon wieder um Dylan. Eben erklärte Rhaego, dass sie kaum eine Chance darauf hatten ihr Anliegen erfolgreich vor zu tragen. Oder dass es zumindest nicht in ihrer Hand lag. Und der Dalish wurde wieder schlecht: Sie wünschte sich zum wiederholten Mal zu ihrem Klan zurück. Eingepfercht, das eigene Schicksal nicht in der Hand, in der Gesellschaft von Flachohren und Shemlen...
Aber auf der anderen Seite hätte sie es auch schlechter treffen können. Immerhin akzeptierten Alrik und Juliette ihre Gesellschaft soweit, dass sie sie -mittlerweile- auf diese Schatzsuche mitnahmen. Und Rhaego? Sie schaute zu dem Magier herüber, während Alrik leise zu ihr und Juliette sprach, doch selbst mit ihrem hervorragendem Gehör war es Leirâ immer noch möglich, manche Dinge, bewusst oder unbewusst, auszublenden. So schaute sie, anstatt Alrik zu lauschen, zu dem Magier herüber. Der musterte sie seinerseits.
Hat er dem Alten deswegen von unserem 'Bänn' erzählt, weil er hier heraus möchte oder war da noch was anderes? sie konnte die Magier der Menschen im Allgemeinen und Rhaego im Speziellen nur sehr schwer einschätzen. Was konnten lange Jahre der Gefangenschaft aus Menschen und Elfen machen? Elfen...
Gerade als sie wieder in ihre trübsinnigen Gedanken abzurutschen drohte trafen sich ihre Blicke mit denen des Magiers. Seine Augen spiegelten sich grau in den Ihren, einen ganzen Herzschlag lang währte der Blickkontakt. Wieder einmal fiel ihr auf, wie attraktiv der Mann eigentlich war: Das wilde, golden scheinende Haar, diese interessanten Augen... Wenn da nicht diese ekligen Haare in Gesicht wären, wäre er wohl sehr attraktiv gewesen. Nichts desto trotz...

...Verging dieser Moment, als die Tür aufgeschlagen wurde. Alriks lauten Protest ignorierte Leirâ, die jedoch beim Eintreten des Templers unwillentlich nach ihrem Dolch gegriffen hatte. Nach dem ersten Schreck, oder besser gesagt ihrem ersten Reflex mahnte sie sich selbst ihres Versprechens und hielt sich zurück. Sie hatte für sich und im Namen Gilan'nains entschieden, den unangenehmen Umständen in der Gesellschaft der Shemlen mit Nachgeben zu begegnen und nicht mit offenem Widerspruch. Damit kam man hier offensichtlich weiter. Nachdem der Templer den wortgewandten Alrik tatsächlich zum Schweigen gebracht hatte schloss sich eine Diskussion mit Rhaego an. Die Dalish betrachtete interessiert dessen Gesichtszüge. Die waren ihr zwar größtenteils noch immer ein Rätsel, doch sie veränderten sich drastisch bei der Erwähnung des Wortes "Blondie", wobei sie sich nicht sicher war, was es bedeuten sollte. Vielleicht eine Art Beleidigung oder einfach nur eine Shemlen-Anrede für Leute mit blonden Haaren? Wie auch immer, als nächstes wurden sie von einem Templer auf ihr Zimmer gebracht. Schweigend schritten sie hinter dem breiten Mann her, durch die bedrückenden Gänge des Turms. Ohne Rhaego, der erst beleidigt und dann weggeführt worden war.
Beinah wie ein Verurteilter, dachte Leirâ.
Von Unruhen war auf den Gängen kaum etwas zu spüren, nur hin und wieder eilten einige Templer an ihnen vorbei, Türen öffneten und schlossen sich verstohlen, hie und da sah man ein neugieriges Auge hervorlugen, das war aber auch schon alles. Schließlich erreichten sie das ihnen zugedachte Zimmer, wortlos gingen sie hinein, der Templer blieb vor der Tür stehen. Leirâ stand da wie vergessen und wusste selbst nicht, was sie nun tun sollte. Alrik hingegen warf sich auf eines der Betten.
"Na großartig, So oder so müssen wir auf diesen Hauptmann Dylan warten."
Leirâ ging, während sie antwortete, zu dem letzten freien Bett und legte ihre Habe ab.
"Mythal, ich hatte gehofft hier so schnell wie möglich wieder heraus zu sein." Und setzte sich auf das Bett. Ihre Fußspitzen berührten gerade noch so den Boden.
"Das macht dir wirklich zu schaffen, was?" Alriks Gesichtsausdruck war seltsam. Obwohl der Bursche ein sonst so offenes Gesicht hatte, war es Leirâ diesmal unmöglich zu ergründen, was dieser Blick zu bedeuten hatte.
"naja... Unsere alten Legenden berichten, dass auch wir in hohen Steinbauten lebten, in der größten Stadt, die Thedas je gesehen hatte... aber...", sie schlang sich die Arme um die Schultern, "ich kann nicht glauben, dass das je erstrebenswert war. Wir sind gemacht um den Wind auf dem Gesicht zu spüren, durch das Grün der Wälder zu streifen. Nicht um uns hinter Mauern vor der Sonne zu verbergen."
Wie seltsam, dachte sie, wie vertraut wir nun schon miteinander reden. Dabei kennen wir uns kaum. jedoch war sie an diesem Ort zu dankbar darum, als diesen Umstand weiter ergründen zu wollen.

Juliette de Ludin
22.05.2012, 20:01
Trotz all der Anspannung und dem Unbehagen das Juliette bis jetzt belastete setzte sie sich nicht ohne Vorfreude und einem sachten Schmunzeln in das ihr zugedachte Bett. Auch wenn sie schon in weit besseren Betten geschlafen hatte, kam ihr das schlichte Bett mit seiner weißen Decke und Kissen wie ein gütiges Geschenk des Erbauers persönlich vor. Wirklich müde war sie nicht. Es war zwar schon Abend aber mindestens die Hälfte des Tages war damit vergangen auf die Entscheidungen der Templer zu warten und so hatte sich die Söldnerin, abgesehen von heute Morgen, fast schon außergewöhnlich wenig bewegt. Sie war schon deutlich härtere Strapazen und noch härtere Schlafstätten gewöhnt und gerade durch die Erinnerung an besagte Schlafplätze freute sie sich darauf endlich mal wieder in einem warmen, weichen Bett liegen zu können. Fast schon befürchtete die Adlige diese Schlafstätte wäre für sie nun schon zu komfortabel um dort schlafen zu können. Andererseits würde sie es aber ganz sicher nicht vermissen sich am nächsten Morgen wie gerädert zu fühlen.
Wäre nicht die Sache mit dem Magier den sie von nun an am Rockzipfel hängen haben würden, sofern es die Templer gestatteten, würde ein seliges Lächeln ihr zerkratztes Gesicht zieren. Doch sie dachte alles andere als optimistisch daran.
Juliette bekam so langsam ehrliche Zweifel daran dass die Templer den Blondschopf oder „Blondie“, wie sie ihn albern nannten, gehen lassen würden. Ehrlich gesagt wäre sie darüber alles andere als unglückliche, sie selbst an Stelle der Templer hätte es nicht anders getan, wäre da nicht ihre Schatzkarte die sie ohne einen fähigen Übersetzer bestenfalls eine Handvoll Silbermünzen bei einem Sammler einbringen würde. Nachdem sie diese lausige Bezahlung dann auch noch durch drei geteilt hätten, hätte Juliette auch weiterhin als niedere Söldnerin durch das Land ziehen müssen und sie wäre wieder genau da wo sie angefangen hatte. Um das zu verhindern hatte sie sich mit Alrik und Leirâ kurz bevor sie in ihr Zimmer geführt wurden abgesprochen, sie würden auch weiterhin mitspielen schon allein weil ihnen nichts anderes übrig blieb. Zumindest hatten sich die beiden Menschen geeinigt. Leirâ hingegen schien überhaupt nicht zugehört zu haben. Stattdessen hatte sie den Magier mit ihren übergroßen Augen angeglotzt. Warum, konnte die Adlige dank ihrer mangelnden Kenntnis elfischer Emotionen nur raten. Jedoch war ihr vorerst egal warum die Dalish den Blondschopf nicht aus den Augen ließ, sie würde es auch nicht tun, doch vermutlich aus einem anderen Grund. Magiern, besonders diesem Rhaego, war einfach nicht zu trauen. So einfach war das.

Während Juliette beiläufig zuhörte wie Alrik und die Elfe miteinander redeten, zog sie nach und nach ihre Lederkleidung aus, entwaffnete sich und verstaute ihre Habe auf einem Nachttischen neben ihr. Die Stiefel zog sie zuletzt aus und stellte sie ordentlich neben das Bett. Nur ihren Säbel in dessen Scheide legte sie nicht außer Reichweite sondern gleich neben sich in die Laken. Andere Menschen, meistens sehr junge, hatten Tiere aus Stoff gefüllt mit Daunen oder ähnlichen, wieder andere Partner an welche sie sich des Nachts schmiegten und Juliette hatte nun mal ihre Waffe von der sie sich nun mal nicht trennen konnte. Jedem das seine, dachte sie sich während die Elfe über Elfenstädte redete die angeblich die größten der Welt gewesen waren. Die Adlige konnte sich zwar kaum vorstellen das es etwas größeres als das herrliche Val Royaux mit seinen zahlreichen Prunkbauten oder der gewaltigen Kathedrale oder den edlen Villen in denen die Mächtigsten des Reiches lebten gab aber sie ließ Leirâ in ihrem Glauben. Jedem das seine, dachte sie sich erneut.

„Isch persönlisch finde, man sollte diesen Rhaego“, sie sprach es deutlich angewidert aus.“ `inter Mauern, dicken Mauern verbergen und wegsperren.“, sagte Juliette als sie ihren Zopf löste und mit ihren kräftigen Händen durch ihr dunkelbraunes Haar fuhr. Es war ihr selbst nicht ganz klar was sie veranlasste so zu reden. Ihre Unsympathie mit der Person des Erwähnten, die Tatsache dass sie ihm einfach misstraute oder ihre Erziehung bezüglich der Magie. Vermutlich traf das alles gleichermaßen zu. Jedoch empfand sie es angenehm sich mit ihren Gefährten schon ziemlich vertraut unterhalten zu können. Es war lange her dass sie jemand zumindest ansatzweise anvertrauen konnte. Sie hoffte es würde anhalten.
„Ihr traut ihm nicht, nicht wahr Lady Juliette?“, fragte Alrik während er seine Stiefel ebenfalls auszog und sich dann auf dem Bett rekelte.
„Das solltet i`r auch nischt.“, entgegnete Juliette an ihre beiden Gefährten gerichtet mit einem ernsten Gesichtsausdruck. „Isch `abe in Ferelden und auch in meiner `eimat schon mit vielen vertrauensunwürdigen `alsabschneidern verke`ren müssen. Isch erkenne wenn jemand nischt zu trauen ist.“
Juliette schwieg kurz und rieb im Sitzen ihren linken Finger welcher von ihrem wertvollen goldenen Siegelring geziert wurde. Kurz blickte sie in die beiden Gesichter ihrer Begleiter ehe sie fortfuhr.
„Er wird uns frü`er oder später `interge`en. Da bin isch mir gans sischer!“

Leirâ Ven
24.05.2012, 00:30
Leirâ folgte der Unterhaltung zwischen Juliette und Alrik, während sie sich ihrer Stiefel, des Gürtels und der Handschuhe entledigte. Und dann streckte sie sich auf dem Bett aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
"Falls dein Scharfsinn nicht durch deine Vorurteile geblendet wird, Jullätt!", erwiderte sie mit scharfer Zunge. dabei glitt ihr Blick zu ihren Waffen, die neben ihrer Schlafstatt an der Wand lehnten. Erst dann drehte sie sich wieder auf die andere Seite und schaute zu der angesprochenen Kriegerin hinüber. Diese hielt ihre geschwungene, elegante Waffe eng umschlungen wie ein Kind. Ein leicht spöttisches Lächeln stahl sich auf der Jägerin Gesicht, als sie das sah. Gerade öffnete sie den Mund, um zu erklären, was sie von dieser ganzen Sache mit den weggesperrten Magiern hielt, doch Juliette kam ihr zuvor...

Juliette de Ludin
24.05.2012, 18:23
Juliette schnaubte leicht missbilligend auf Leirâs Bemerkung, während sie unter die Decke kroch, auch wenn es eventuell gar nicht mal so unwahrscheinlich war das sie in Bezug auf Magie bereits eingeschnappt war, was sie selbst aber nicht glaubte. Sie kannte sich aus mit Vorurteilen, wurde sie doch schließlich fast tagtäglich anhand solcher Vorurteile meist abwertend von verschlagen und kalt bis brutal bezeichnet. So dachte man nun mal nicht nur hier zu Lande über Söldner. Über Orlaisianer dachte man in Ferelden sogar noch weit schlechter, doch war der Großteil dieser Vorurteile schlicht und ergreifend falsch. Juliette war keine herzlose, versnobte Tyrannin, nicht einmal früher in ihrer Heimat als sie noch die Mittel dazu gehabt hatte. Sie war viel mehr eine sehr mitfühlende Seele und alles andere als eine Söldnerseele, womit sie ebenfalls tagtäglich in Konflikt kam. Sicherlich waren auch viele Vorurteile gegenüber den Magiern haltlos doch Fakt war und blieb das jeder einzelne Magier eine Gefahr für seine Umwelt darstellte, ob nun bewusst oder nicht. Soweit sie, aus den dicken Büchern die in der Bibliothek ihres Vaters gestanden hatten, wusste brauchte es nicht viel dafür das ein Magier einem Dämon erlag und diese wurden von den Magiern angeblich angezogen wie die Motte vom Licht.
„Magier sind gefährlisch.“, beharrte die Adlige als sie versuchte sich bequemer hinzulegen, was mit einem Säbel im Arm, alles andere als leicht war, aber anders würde sie wohl kaum schlafen können. Sie hatte sich einfach zu sehr daran gewöhnt so zu schlafen, schließlich musste sie sich wenn sie in irgendeiner billigen Absteige die es in Ferelden zuhauf gab einkehrte so gut wie immer darauf einstellen dass sich jemand an ihrem Hab und Gut vergreifen wollte sobald sie schlief und ihre geliebte Waffe war nun mal ihr wertvollster Besitz. „I`r könnt mir nischt ersä`len dass in der Geschischte eures Volkes noch nie, wirklisch nie, ein Magier von einem Dämon in eine Abscheulischkeit verwandelt wurde und das so eine kein fürchterliches Leid verursacht `at.“
Als sie endlich eine halbwegs bequeme Position gefunden hatte, sah sie auf dem Rücken liegend zu ihrer elfischen Begleiterin die sich bereits ebenfalls bequem gemacht hatte.

Leirâ Ven
25.05.2012, 14:18
Wie sie so Juliette lauschte, die von Magiern ohne Kontrolle erzählte, fiel Leirâ eine Geschichte ein, die ihr Vater ihr vor einigen Jahren Mal erzählt hatte. Doch sie zögerte, immerhin war es eine Geschichte ihres Klans und dass die beiden Shemlen schon bereit waren, eine solche zu hören bezweifelte sie. Auf der anderen Seite wussten sie bereits um die Geschichte ihres Exils. warum also nicht?

"Das Wissen um die alte Gabe, welche einst jeder Elf besaß, wird beim Volk stets von Hüter zum Ersten weitergegeben. Denn die Magie wird immer seltener unter den Dalish. Und unsere Hüter lehren ihre Schüler gut, wie sie sich Fen'Harel entziehen können, denn der wittert die alte Gabe und will die Beschenkten eher noch verschlingen denn die einfachen vom Volk. Und dennoch kam es einst vor, dass Der der Ràsahla, die Hüterin der Klingen des langen Weges, ausgebildet hatte, von Fen'Harel gefunden und überwältigt wurde."
Ihr Blick schweifte in weite Ferne, während sie mit melodischer Stimme weiter sprach. Sie schaute durch die Decke über ihr hindurch, lies den Turm und die Enge hinter sich, ebenso die Sorgen um diese Templer. Vor ihrem Inneren Auge flammten Bilder von Dalish auf, die handelten wie sie just erzählte.
"Und so war es an seiner ersten, Ràsahla, den Klan zur Jagd zu rufen. Und sie folgten. Mit ihren Bögen, den Speeren und Dar'Missan jagten sie das, was einst ihr Hüter war. Tagelang verfolgten sie es, sogar untereinander kämpften sie, denn der Dämon, der von ihm Besitz ergriffen hatte verführte auch noch andere vom Volk. Bis schließlich mein eigener Vater sein schwert in der Brust dessen versenkte, was einst ein Dalish gewesen war." Ihr Blick wurde wieder klar und glitt zur Seite.
"Dieses Schwert, das ihm einst von einem Shemlen überreicht wurde."

dann setzte die Jägerin sich in den Schneidersitz und schaute ihre Gefährten an. Alrik schaute mit großen Augen zurück, während sie Juliettes Gesicht, halb verdeckt unter den Laken, nicht genau erkennen konnte.
"Das ist... Grausam... Ihr jagt euresgleichen?", fragte der Bursche stotternd. In der Elfe Augen blitzte etwas auf.
"Und eure Magier wegzusperren ist weniger grausam? Beim Volk übernehmen wir zumindest alle gemeinsam Verantwortung für einander."

Juliette de Ludin
26.05.2012, 22:47
Juliette hatte hin und wieder Probleme der Erzählung der Elfe zu folgen. Nicht selten verlor sie den Überblick wer in dieser Geschichte eigentlich wer war. All diese elfischen Bezeichnungen und Namen, wie „Fen'Harel“, „Hüter“, „Erster“ oder „Ràsahla“. So brauchte sie einen Moment um genannte auseinanderzuhalten und das Gesagte zu verarbeiten. Bei diesem „Fen'Harel“ handelte es sich wohl um eine Dalishbezeichnung für Dämon und der Hüter, dieser dann wohl offensichtlich ein Magier, wurde von so einem Dämon besessen und in eine Abscheulichkeit verwandelt. Und wer hätte es gedacht, diese verbreitete dann Leid und Tod, bis sie unter zahlreichen Verlusten zur Strecke gebracht wurde. Also hatte Juliette Recht behalten. So etwas war auch schon bei den Elfen passiert. Warum Leirâ dann aber davon erzählte war ihr schleierhaft. Dass bestätigte doch nur das von Magiern, die ohne der Kontrolle der Kirche lebten, immense Gefahr ausging und das die Dalish diese Gefahr dann zusammen als Volk ertrugen machte es keinen Deut besser.

„Wisst i`r, wir sperren sie weg, damit so etwas wie i`r erzä`lt `abt gar nischt erst passiert und wegsperren ist eigentlisch auch das falsche Wort dafür.“, entgegnete Juliette, nach einem Seitenblick auf Alrik. Dieser schien immer noch geschockt von der Erzählung zu sein, was Juliette ebenfalls nicht so ganz nachvollziehen konnte, wieso er das nun als so übermäßig schlimm betrachtete, wie die Dalish ihren früheren Angehörigen jagten. Natürlich war es grausam, nichts worüber Juliette länger nachdenken wollte, aber war es nicht allen Gläubigen bekannt dass sie Templer genauso handelten wenn es die Lage erforderte? Ein besessener Magier war im Prinzip schon tot und wie ungewohnt hart und kalt es in Juliettes Gedanken klang war es Barmherzigkeit den Unglücklichen zu erlösen und seine Seele zurück zum Erbauer zu schicken. Grausam aber nun mal leider nicht zu ändern.
„Wäre es nischt besser gewesen, euer `üter wäre erst gar nischt von einem Dämon besessen worden? Dass i`n jemand unter Beobachtung ge`abt `ätte und eingegriffen `ätte bevor so viele für seine Sünden i`r Leben lassen mussten?“, appellierte die Orlaisianerin an Leirâs Vernunft in einem leidenschaftlichen Ton, der sich in manch einer Predigt gut gemacht hätte. „Isch begreife wirklisch nischt gans was i`r uns durch diese Gesischte sagen wollt, Leirâ.“

Leirâ Ven
27.05.2012, 21:25
"Die Götter", sagte Leirâ mit einem bissigen Unterton und vom Zorn verzerrten Gesicht, "schenkten uns das Leben und die Freiheit. Und das Volk will verdammt sein, wenn es eines Tages so handelt wie die Schemlen!"
Bei Juliettes Worten hatte sie sich aufgesetzt und funkelte Juliette wütend an, beherrschte sich aber. Noch.
"Mythal hält ihre schützende Hand über jeden, und ja, man kann das hier,", ihre Arme beschrieben Halbkreise, "als 'wegsperren bezeichnen! Hier bestraft ihr euresgleichen für eine Gabe, die ihnen die Götter gaben. Nur weil ihr zu blind sei...", und plötzlich hatte sie eine Hand auf dem Mund. In ihrer Rage hatte sie Alrik gar nicht bemerkt, der rasch zu ihr herüber gehuscht war.
"Bitte, Leirâ, beriuhige dich!", zischte er, "wer weiß, ob diese Templerwache nicht doch noch vor der Tür steht? DU willst doch nciht jetzt alles aufs Spiel setzen?"
das leuchtete der Dalish ein, dennoch bedachte sie Juliette noch immer mit einem giftigen Blick.

Juliette de Ludin
27.05.2012, 23:35
Wäre Juliette bei weniger klarem Gemütszustand, wie in den letzten Tagen durch die Nachwirkungen von Schlafmangel, Hunger und übermäßigen Alkoholgenuss hätte sie mindestens genauso scharf zurück gefeuert, doch litt sie nicht unter erwähnten Leiden, konnte sie sehr diszipliniert sein. So etwas lernte man schon früh als Angehörige des Hochadels und auch wenn Juliette etwas eingerostet war, so etwas verlernte man nicht, nicht einmal wenn man Jahre lang unter niederem Pack lebte. So blieb die Mine der Adligen deutlich weniger aggressiv als die der Dalish. Vielmehr war Juliettes Mine leicht herablassend und kühl, jedoch zeugte ein Blitzen ihrer stahlgrauen Augen und die Tatsache das ihr Säbel griffbereit war davon das sie sich weder einschüchtern ließ noch dass sie wehrlos wäre.
„I´r solltet nischt so über Dinge spreschen über die i`r offensischtlisch nur oberflächlisch Bescheid wisst.“, antwortete Juliette ruhig. Es wäre vermutlich schlauer eine Fortführung dieser „angeregten“ Diskussion zu vermeiden doch trotz Juliettes Disziplin wollte sie das nun gesagt haben. Mit ihrem unwissenden Geschwätz regte die Elfe die Adlige so auf. Sollte die Dalish jedoch beweisen das die Bezeichnung „Wilde“ einmal mehr auf sie zutraf indem sie nun tatsächlich handgreiflich würde, würde die Söldnerin sich entsprechend wehren. „Weder bestrafen wir sie noch sperren wir sie weg. Wir beschützen sie! Vor einer Welt in der man ihnen mit Argwo`n und Feindselischkeit begegnen würde und nischt zu vergessen: vor sisch selbst! Damit sie sisch nischt in Abscheulischkeiten verwandeln! Wenn i`r ein Problem damit `abt, dann müsst i`r damit leben! I`r werdet es nämlisch nischt ändern können!“
„Und das ist auch gut so.“, fügte sie abschließend hinzu, während sie wachsam auf die Reaktion der Elfe wartete.

Leirâ Ven
28.05.2012, 23:24
Leirâs Blick blieb unverändert scharf und giftig, auch ballte sich ihre Hand unbemerkt zur Faust, doch bewahrte sie eine gewisse Ruhe. Alrik hatte recht, sie durfte dieses Thema hier nicht zu laut anschneiden, zumal diese starrsinnige Shemlen-Kämpferin nicht von ihrer eingeengten, kleingeistigen Haltung abrücken wollte. Also ließ die Jägerin den Sarkasmus sprechen:
"Oh, gut, dass ihre Leute, die ihnen mit Misstrauen begegnen, sie vor den Leuten beschützen, denen sie das Misstrauen eingebleut haben. Dirthamen allein weiß, wozu eure Kirche noch gut ist,", denn alles, was die Dalish bisher davon gehört hatte, drehte sich darum die Magier wegzusperren, damit sie mit ihrem 'Fluch' sicher waren. Auf beiden Seiten des Turmes sicher.
"als Euresgleichen und die Flachohren in ein Verließ zu sperren. Oder dürfen sie es verlassen, Kämpferin?", sie reckte herausfordernd das Kinn vor, verharrte aber dennoch im Schneidersitz. An den sehnigen Muskeln an ihren Oberarme traten Venen hervor, doch das war alles, was von ihrem Ärger zeugte. Das und das Blitzen in ihren Augen.
"Das Einzige, wovor ihr sie beschützt ist Respekt und Anerkannt zu werden.", entrang sie tonlos ihren Lippen. Nun war ihr der Ärger auch auf die Stimme geschlagen, diese klang heiser.

"Meine Damen,", mischte sich Alrik erneut ein, trat gar zwischen sie und hob die Arme.
"es ist spät und wir sind alle erschöpft, noch dazu die ganzen Ereignisse hier im Turm. Ich schlage vor, dass wir uns alle zur Ruhe legen, ehe das hier ausartet,", er senkte die Stimme soweit, dass er gerade noch so zu verstehen war, "Und wir wollen nicht, dass noch andere auf diese... Unterhaltung... Aufmerksam werden, die uns ohnehin bereits nicht allzu wohl gesonnen sind, oder?"
Leirâ schaute dem Rosenohr in das offene, freundliche Gesicht, in dessen Mundwinkeln sich einige merkwürdige Zuckungen abspielten, die sie aber nicht zu deuten wusste. Sie ihrerseits beschränkte sich auf einen abschätzenden Blick zu Juliette, was der narbenträchtige Dickschädel nun tun würde?

Juliette de Ludin
29.05.2012, 22:28
Es gab einiges was Juliette auf Leirâs Sarkasmus antworten könnte. Beispielsweise das sie offensichtlich keine Ahnung von der Gesellschaft der „Schemlen“ hatte oder eher keine Ahnung haben wollte. Zum einen waren Magier nicht als „Euresgleichen“ zu bezeichnen. Magier waren etwas anderes, etwas Fremdes, etwas Unerwünschtes. Sie gehöhrten einfach nicht zur Gesellschaft dazu und das sollte auch so bleiben. Diese Meinung vertrat nicht nur Juliette, sondern auch ein Großteil des Adels in ihrer Heimat sowie das Groß der fereldischen Bevölkerung. Zum anderen war sehr unwahrscheinlich das Magier Respekt und Anerkennung finden würden und das zu recht. Magie konnte schlimmes anrichten, ob nun bewusst oder nicht, und es brauchte nicht viel dafür. Ein weiteres geschichtlich belegtes Beispiel dafür war das Reich von Tevinter mit seinen sündigen Herrschern und seiner Sklaverei. Ein weiterer Beleg für Leirâ Unwissen hingegen war die erneute Behauptung der Misshandlung der Elfen. Als ob die Klingenohren in ihren Vierteln eingesperrt wären. Ihnen stand frei zu gehen wenn sie wollten. Sie waren schließlich keine Sklaven, anders wie in dem von Magiern beherrschten Reich von Tevinter.
Doch wie stichig das auch alles war, es wäre höchstwahrscheinlich sinnlos weiterhin mit dieser Wilden zu diskutieren deren Geschwätz beinahe an Blasphemie grenzte. Sie würde wohl alles abstreiten und ihrer von Halbwissen geprägter Einstellung treu bleiben. Es wäre offensichtlich weitaus sinnvoller zu planen einen Berg nur mit Hilfe der ungeschützten Hände abzutragen als weiterhin mit der Dalish zu diskutieren. Die Adlige hoffte nur den Rest der Reise würden nicht noch weitere ähnliche Diskussionen stattfinden. Ihrer Meinung nach sollte Leirâ zurück zu ihrem geliebten Volk wenn es ihr hier nicht passte und nebenbei gesagt war es ihr egal wenn sie von den Ihrigen verbannt worden war. In fremden Gefilden hatte man sich eben anzupassen und nicht jahrhundertelange Traditionen zu hinterfragen, so wie Juliette es auch hatte tun müssen. So nahm sie Alriks Schlichtungsversuch anerkennend zur Kenntnis.

„Die weisesten Worte die isch `eute ge`ört `abe.“, meinte Juliette neutral zu Alrik. Vermutlich würde diese Diskussion noch die ganze Nacht dauern, ließe man es zu, was unter anderem daran lag das das Geschwätz der Dalish die Blaublütige geradezu anstachelte ihr ihre Unwissenheit zu offenbaren. Aber genau genommen hatte Juliette einfach keine Lust dazu sich sinnlos die Kehle wund zu reden. Einer ihrer ersten Gedanken war das es einfach unter ihrer Würde war. Das klang zwar arrogant und eigentlich wollte sie so ja nicht sein. Man sah ja wohin sie das gebracht hatte aber sie hatte Recht. Es war unter ihrer Würde mit Leirâ zu diskutieren aber nicht einmal direkt unter ihrer Würde als Aristokratin. Es war unter jedermanns Würde mit einer unwissenden, anmaßenden Außenstehenden die jahrhundertelange Tradition, Vernunft und die eigene Religion beleidigte diskutieren zu müssen, fand Juliette, sofern man es nicht anders wollte.

So bedachte sie Leirâ noch mit einem, nicht vor Aggression wie bei der Elfe sondern mit einem vor kühler Herablassung zeugenden Blick. Fast so als wundere sie sich darüber das das Klingenohr immer noch da war, als wäre sie ein unerwünschter Gast, ehe sie Erwähnte fortan keines Blickes mehr würdigte und es sich im Bett bequemer machte und dann die Hände für ein Schlafgebet faltete. Leise säuselnd bat sie in ihrer Muttersprache, einer so viel schöneren und eleganteren Sprache als fereldisch, den Erbauer darum über ihren Schlaf zu wachen und sie vor dem Dunkel zu bewahren. Für den Fall dass die Sache für die Dalish noch nicht begraben war, schloss sie die Bitte, vor denen die vom rechten Weg abgekommen waren und falsche Götter anbeteten ebenfalls beschützt zu werden, mit ein und drückte den Säbel mit einer Hand am Griff unter der Decke an sich. Morgen würde sie sich vermutlich wieder einmal wie gerädert fühlen aber so ganz wohl war ihr bei der Sache nicht neben einer gereizten Ungläubigen schlafen zu müssen.

So vergingen die Stunden. Normalerweise brauchte Juliette nicht lange bis sie einschlief. Was aber meistens auch daran lag, dass sie normalerweise wenn sie sich endlich schlafen legen konnte total ausgelaugt und erschöpft war, meistens auch noch nie richtig satt und von vielerlei Schmerzen geplagt. Nun allerdings, wo das alles nicht zutraf brauchte sie lange bis sie die Augen länger als ein paar Herzschläge geschlossen lassen konnte und wälzte sich unruhig im Bett hin und her. Erst als ihre Begleiter schon seit einiger Zeit schliefen driftete auch sie langsam aber sicher ab.

Die Worte der ehrwürdigen Mutter hallten kraftvoll und klar verständlich durch die immens großen Räumlichkeiten der prachtvollen Katherdale von Val Royeux. Strahlend weiße Marmorsäulen, zwischen denen sich die adligen Hochzeitsgäste auf mit Kissen versehenen Bänken niedergelassen hatten, stützen die dutzende Meter hohe Decke, welche mit atemberaubender Kunstfertigkeit gemalten Abbildern der Prophetin und anderer Heiliger verziert war. Strahlendes Licht fiel durch die nicht minder kunstvollen, vielfarbigen Glasscheiben und flutete diese erlauchten Hallen, in der nun scheinbar die Hälfte des gesamten Hochadels von Val Royeux zusammen mit einer wahren Schar ihrer Bediensteten eingefunden hatte um einer pompösen Hochzeit beizuwohnen. Komisch war nur das Juliette sich einfach nicht erinnern konnte wer hier das glückliche Paar war. Bei einem derart großen Aufgebot an edlen Herrschaften, Glanz und Prunk hätte sie doch ganz sicher nicht vergessen wer sich hier die Ja-Worte gab. Das hätte sich doch wie ein Lauffeuer verbreitet und die Gerüchteküche des Adels zum Brodeln gebracht.
Verständnislos ließ sie den Blick schweifen, während die ehrwürdige Mutter, eine ältere, würdevolle Dame die in eine schwarzrote Robe, von den Symbolen der Kirche geschmückt, gekleidet war, gerade über Treue, Liebe und Glaube predigte. Hier edle Lords und Ladys, gekleidet in teuerste Festtagskleidung, da herausgeputzte Dienerschaft die der Hochzeit stehend beiwohnten und in der ersten Reihe konnte Juliette nun auch ihre Familie ausmachen. Ihr Bruder Jean der mehr gelangweilt denn mitgenommen in seinem teuren Festtaganzug auf der Bank halb lümmelte, daneben ihre Mutter die scheinbar gerührt fast die Tränen kamen und gekleidet mit ihrem in den Familienfarben gehaltenen Kleid und daneben ihr Vater. Seine harten stahlgrauen Augen, welche er auch Juliette vermacht hatte, schienen nur auf sie gerichtet zu sein als erwartete er so langsam ungeduldig etwas. Doch was?
Langsam dämmerte es Juliette wer hier heiratete. Sie heiratete hier und der Schauer der ihren Rücken hinablief verhieß nichts Gutes.
„Ihr dürft die Braut nun küssen.“, verkündete die ehrwürdige Mutter feierlich und Juliettes Blick ruckte schlagartig zu dem Bräutigam. Ihr Herz setzte einen Schlag aus als alles um sie herum vor erwartungsvoller Stille verstummte.
Es war Kylian de Rozier der dort in der Luxusausführung der Kleidung eines Bräutigams widerlich erfreut grinste. Sein hässliches, mit Knollennase, trüben Augen und buschigen zusammengewachsenen Augenbrauen ausgestattetes Gesicht hellte sich auf was es noch mehr verzehrte als er sich der Braut zuwendete und kleinwüchsig wie er war zu ihr hoch sehen musste. Sein von schiefen, verfärbten Zähnen gezeichnetes Grinsen wich als seine dicken Lippen, die er vorher noch mit seiner Zunge befeuchtete und von dem der Speichel nur so troff, anspitzen. Sie kamen näher…

Mit für sie dröhnenden Herzklopf schreckte Juliette verschwitzt und mit weit aufgerissenen Augen auf. Einen schrecklichen Moment lang hatte sie nicht die geringste Ahnung wo sie sich befand. Ein fremdes Zimmer? Ein Verlies? Das Nichts? Die Hölle? Oder noch schlimmer: Kylians Schlafzimmer? Panisch blickte sie sich in diesem dunklen, fremden Zimmer um und hatte im Reflex ihren Säbel schon halb gezogen als ihr klar wurde das sie hier weder auf ihrer schrecklichen Hochzeit noch in der noch schrecklicheren Hochzeitsnacht war. Neben ihr, in ihren Betten, schliefen ihre Begleiter ruhig und friedlich…Naja jedenfalls Leirâ war ruhig. Alrik ließ im Traum einen Schnarcher ertönten der mehr wie das Grunzen eines Keilers klang als das eines normalen Menschen.
Aber irgendwie störte Juliette, die sonst Schnarcher kaum ertragen konnte, das nicht wirklich. Eher beruhigte es sie sogar. Es zeigte ihr dass sie nun wach war und den schrecklichen, widerlichsten Kuss ihres ganzen Lebens nicht erneut durchleiden musste. Irgendwie, sie wusste gar nicht wie das überhaupt möglich war, hatte Kylian dieser Widerling so geschmeckt wie es in den am übelsten stinkenden Hafen- und Fischereivierteln gerochen hatte und sie hatte ihn ausgiebig schmecken müssen da er ihr sogar die Zunge reinsteckte. Es war ein Wunder das Juliette danach keine Phobie vorm Küssen entwickelte aber Fisch konnte sie seit diesem Tag beim besten Willen nicht mehr essen, jedenfalls nicht ohne ihn sofort wieder herauszuwürgen. Das kam ihr in etwa so vor als hätte sie Kylians Zunge abgebissen und allein bei der Vorstellung musste sie würgen. Doch erleichtert darüber diesem traumatischen Ereignisses entgangen zu sein entspannte sie sich stattdessen, seufzte zufrieden und schob den Säbel wieder vollständig zurück in die Scheide.
Die Adlige zog die Decke zu Recht, drückte mit der linken Hand die Waffe an sich und rieb sich mit der anderen Hand das verschlafene Gesicht. Vermutlich sollte sie sich nun Sorgen machen. Sie lag in einem Zimmer mit einer Wilden die nach Juliettes Geschmack zu leicht aggressiv wurde, warteten in Prinzip darauf ob diese unfreundlichen Templer ihnen die Möglichkeit reich zu werden gewährten oder verwehrten und würden sofern es besagte Templer gestatteten von nun mit einem Magier reisen müssen dem sie misstraute und den sie sich nun wohl inzwischen auch zum Feind gemacht hatte…aber im Moment, in diesem kurzen, seligen Moment war ihr das alles einfach egal. Sie wollte nur schlafen und zur durchaus wünschenswerten Abwechslung konnte sie sich glücklich schätzen in einem Bett zu liegen das die Bezeichnung „Bett“ auch verdiente. Es war so herrlich weich und warm. Schon so lange musste sie auf harten Untergrund und mit dünnen Lacken ruhen. Am liebsten wäre sie nie wieder aufgestanden, doch zum einen konnte sie unglücklicherweise kaum noch an etwas anderes als ihren Albtraum denken, an Kylian mit seiner hässlichen Visage, seinem peinlichen Verhalten und nicht zu vergessen dieser vom Erbauer verfluchte Kuss… Ob das was nun gleich kam als gutgemeinte Erlösung des Erbauers gedacht war oder als Strafe, war sich Juliette nicht ganz sicher weder als ihre Augen kurz davor waren wieder zuzufallen und es geschah oder danach.

Jemand klopfte an der Tür, jedoch nicht höflich wie ein wohlgesinnter Besucher oder ein anständiger Bediensteter. Nein, das klang vielmehr als versuche jemand die Tür einzuschlagen. Wie Donner erklangen sechs heftige Schläge an die bemitleidenswerte Tür die unter der Gewalt beinahe hörbar ächzte. Juliette meinte beinahe ein Flehen um Gnade seitens der Tür zu hören, wäre es für eine Tür nicht höchstunüblich um Gnade zu flehen. Sowohl Leirâ, Alrik und Juliette schreckten, im Falle erstgenannter, aus ihren Träumen und, im Falle Letzt genannter, ihrem Halbschlaf auf.
„Beim Erbauer! Was zum…“, brachte Alrik schlaftrunken und daher kaum verständlich während er sich aufrichtete hervor derweil Juliette bereits aufrecht und so gut wie hellwach den Säbel bereits griffbereit hatte.
Die Tür schwang mit einem Knarren auf und das Licht der Fackeln in den Fluren des Turms fiel in das Zimmer durch die offenstehende Türöffnung, was ein kollektives Stöhnen der drei geblendeten im Zimmer zur Folge hatte. Mit an Dunkelheit gewöhnten Augen konnte Juliette nur einen sehr massigen menschenähnlichen Umriss im Türrahmen, welche wie ein Portal in eine andere Welt wirkte, erkennen. Eine Welt in der man früh aufstand und die keine Rücksicht auf die unerwarteten Gäste nahm und in der es natürlich verdammt hell war. Eine schreckliche Welt, entschied die Söldnerin, die schmerzenden Augen zukneifend, für sich. Somit war sie also wieder in ihrer halbwegs normalen Welt…Gedanklich kam sie nicht darumherum deprimiert zu seufzen.

„Zeit zum Aufstehen, Herrschaften! Der Hauptmann verlangt nach euch.“, dröhnte die massige Gestalt metallisch klingend die für Juliette mit jedem Blinzeln mehr als ein Templer in voller Rüstung zu erkennen war. Zuerst hatte sie geglaubt das wäre ein Dämon der sie um den Schlaf bringen und quälen wollte aber ob es nun anstößig war das zu denken oder nicht, für Juliette lief es auf dasselbe hinaus. Sie war nur heilfroh gestern Abend nicht zu viel getrunken zu haben. Bei diesem Lärm den der Gotteskrieger verursachte wäre sie wohl Gefahr gelaufen sich auf ihre eigene Klinge stürzen oder sich eigenhändig die Ohren abzureißen.
„Dürfen wir uns suerst noch anzie`en?“, säuselte Juliette müde und gedehnt. Nachdem sie erkannt hatte dass keine Gefahr drohte war die Müdigkeit beinahe augenblicklich wieder zurückgekehrt. Oder von dem beinahe Herzinfarkt den ihr uns eingejagt habt erholen?, fügte sie in Gedanken noch mürrisch hinzu.
„Hauptmann Dylan will euch jetzt sehen!“, erwiderte der Gepanzerte unbeirrt. Sein Ton machte schnell klar dass dies nicht zur Debatte stand.
Wundert es mich? Nein, ich glaube nicht., fragte und beantwortete Juliette gedanklich während sie mit müden Augen ein Bein langsam nach dem anderen auf den Boden setzte und ihre Lederstiefel überzog. Vermutlich sah sie schrecklich aus. Augenringe, blutunterlaufene Augen, zerzaustes Haar. Vermutlich könnte es schlimmer sein, doch Juliette fiel absolut nichts ein was auch nur im Entferntesten so schlimm sein könnte wie frühes Aufstehen…außer vielleicht ein Antanzen bei Hauptmann Dylan…Moment mal! Das waren sie ja im Begriff auch noch zu tun. Verdammt. Warum hasst du mich so, oh Erbauer?
Alrik und Leirâ taten es ihr gleich und zogen das nötigste an um dem Hauptmann der Templer unter die Augen zu treten.

Tag 4 - 00:12
Gästezimmer
-> Myrddins Arbeitszimmer

Leirâ Ven
31.05.2012, 00:57
Entgegen Leirâs Erwartungen widersprach Juliette ihr nicht erneut -die Dalish hatte halb erwartet, dass diese Diskussion noch die ganze Nacht weitergehen würde- sondern schaute sie nur sehr, sehr seltsam an. Diesen Blick hatte sie schon zuvor bei der Kämpferin gesehen, was allerdings nicht hieß, dass sie wusste was er zu bedeuten hatte. Auch wenn ihr das Kribbeln in ihrem Nacken verriet, dass er alles Andere als freundlich gemeint war. So blitzten ihre Blicke einige Herzschläge auf wie Klingen, die aufeinander trafen, ehe sie sich gleichzeitig wegdrehten.
Die Dalish verstaute das Dar'Misu unter dem Kopfkissen und versuchte, es sich in dem Bett bequem zu machen. Was ihr schwer fiel. In den Zelten des Volkes lag man auf Grund, gepolstert durch Felle und Decken, zumeist auf Stroh, die Decken ausgestopft mit Gänsefedern. Der Gedanke an die wilden Tiere, ihre sich Schlangen gleich windenden Hälse und die scharfen, blutrot aufblitzenden Schnäbel jagte der Jägerin einen Schauer über den Rücken. Sie drehte sich von einer Seite auf die andere, wollte die Gänsehaut abschütteln... Mythal, sind diese Viecher denn allgegenwärtig?, doch auf diesem hohen Bett lag man wie auf Seilen gespannt mit etwas, -zu wenig- Polster dazwischen.
Und so kam es, dass die Elfe sich noch unzählige Male unruhig hin- und her drehte, ehe sie endlich Schlaf fand. Wie ein alter Freund nahm er sie in die Arme, umfing sie mit beruhigender, sich in alle Richtungen erstreckende Schwärze. Keine Mauern, kein langer Sturz der jenseits davon auf sie wartete. Und dort, im Dunkel, entflammte ein Licht. Schwach und klein, einer Kerze gleich, und

Gehalten wird sie von Velven, meinem Klanbruder. Er ist etwas größer als ich, wie eigentlich jeder. Sein struppiges, blondes Haar fällt ihm ins Gesicht und über die grünen Augen. Diese Augen, in die ich so lange und tief geblickt habe, als wir an den Ufern des Calenhad- Sees saßen und uns im Mondenschein Märchen erzählten, baden waren... Ja, er ist... war mehr als ein Klanbruder oder Mtjäger. Mein Herz schlägt laut in meiner Brust und ich gehe barfuß auf ihn zu, das lange, naturfarbene Gewand das ich trage umstreicht sanft meine Beine, nie zuvor habe ich so leichten, geschmeidigen Stoff getragen. Doch was in Dirthamens Namen? Er hebt den Kopf, doch diese Augen sind nicht die von Velven. Sie sind zu klein, zu.... Menschlich. Und auf den Wangen, am Kinn und unter der Nase wachsen ihm Haare... Er sieht fast aus wie?
Der Name ist mir entfallen, doch ich schüttelte den Kopf und vergesse auch den Rest. Ich will nicht bei diesem versklavten Magier sein, ich möchte einmal noch in Velvens Armen versinken. Doch er wendet sich ab, ich beginne zu laufen. Er springt und fällt, fällt in die Tiefe, so unendlich tief und unter uns der See. Ich schaue ihm hinterher, umklammere die Dornenranken am Rande des Plateaus und spüre plötzlich eine Hand auf der Schulter.
"Du weißt, dass du ihn nie wiedersehen wirst." Ich kenne die Stimme!
"Vater?" Ja, es ist Nanashi, seine weißblonde Mähne, beinah so hell wie die Meine, würde ich überall erkennen. Er nimmt mich in die Arme.
"Es tut mir leid, Da'len, dass ich dich fortschicken musste, aber das hier muss überdauern. Und du bist die Einzige, die es bewahren kann." Er schiebt mich sanft von sich fort und holt etwas aus einer Umhängetasche, es ist so ein Schrifpergadingens der Shemlen. Ich höre das Schaben von Metall, es ist ganz nah! Ich erkenne das Geräusch, eine Klinge wurde gezogen! Meine Blicke verlassen die seltsamen, gekritzelten Zeichen auf dem Pappyding und ich sehe diese Shem- Kämpferin. Sie steht da mit ihrer reich verzierten Waffe und blitzt mich wieder mit diesem eigenartigen Gesichtsausdruck an.
"I'r szeid 'ier nücht willkommen, Wilde!", sie spuckt das letzte Wort aus und Ärger steigt in mir auf, doch ich bleibe ruhig, bin ohnedies unbewaffnet und wehrlos.
"Bitte, Lady Juliette, Leirâ mag eine Dalish sein, aber sie ist auf unserer Seite.", mischt Alrik sich ein. Er legt beschwichtigend die Hand auf das Heft der Klinge und schaut uns abwechselnd an. Ich schaue ihm in die Augen und muss Lächeln, er lächelt zurück.
"Aber nur, solange es nötig iszt.", meint Juliette und lässt die Waffe verschwinden. Als sie den Kopf dreht bin ich mir sicher, dass auch sie lächelt. Und dann kommt Rhaego, steht plötzlich vor mir. Seine Augen spiegeln sich in den Meinen, er nimmt mich in den arm. Ganz warm ist er, ich kann sein Herz hören, spüre seinen Atem im Gesicht. Ich lasse ihn gewähren, seine Lippen kommen näher, sanft sind sie, schmecken wie die Erinnerung an Velven, doch dieses 'Bart'-Zeug kratzt fürchterlich, als würde er mir Dornen ins Gesicht reiben.
Plötzlich entflammt der Horizont, alles wird hell, immer heller, ich werde Blind, alle meine Begleiter verschwimmen zu unklaren Schemen. Ein lautes Schlagen dringt an meine Ohren, macht mich fast taub. Ich werde wie ein Laub im Sturm hin und her geworfen, nur durch diesen unermesslich lauten Klang. Wo sind die Anderen? Wo bin ich? Was...

Es knallte laut, es blitzte grell und Leirâ sah und hörte nichts mehr. Sie lag noch auf dem Rücken, regte sich nicht, nur ihre Finger schlossen sich um den Dolch neben ihrem Kopf. Und ganz allmählich verließ sie das Reich Talon'Dins, wachte langsam auf. Eine Stimme wie Donnergrollen rollte über sie hinweg, es dauerte eine ganze Weile ehe sie genug erkennen und hören konnte, was vor sich ging. Sie war noch immer halbblind von dem plötzlich Licht, welches so unerwartet in ihre elfengroßen Augen gedrungen war, doch vermochte sie anhand dessen, was sie hörte, herauszufinden was los war. Sie sollten zu Dylan kommen. Die Dalish wickelte sich nur ihren Gürtel um und steckte das Dar'Misu in eben jenen. Dann folgte sie langsam, mit der Hand die Augen schützend und barfuß Alrik hinaus auf den Flur, noch immer konnte sie nur Schemen erkennen...

Rhaego Alcaryen
31.05.2012, 14:18
Als die Tür hinter ihm zuschlug, knurrte Rhaego gereizt. Die Behandlung war ihm zwar nicht neu, allerdings, war er bisher noch nie persönlich zu seinem Zimmer geführt worden. Aber vermutlich war es eine Weile her, dass so ein Durcheinander im Turm entstanden war. Der Magier hatte keine Ahnung, welches Problem die Templer so sehr beschäftigte, dass sie noch keine Lösung gefunden hatten. Er bezweifelte, dass es zu offenen Kämpfen zwischen den Magiern und ihren Bewachern kam, dennoch... Wahrscheinlich trennten die Templer gerade die einzelnen Magier und brachten sie in ihre Zimmer. Er hatte zwar nicht gehört, dass der Schlüssel der schweren Tür herumgedreht worden war, aber das wäre auch sinnlos gewesen. Magie ließ sich nicht von einer Tür aufhalten, wie dick sie auch immer war.
Dennoch war es nicht ratsam, das Zimmer zu verlassen, das hätte er auch ohne die eindringlichen und bildhaften Warnungen des Templers gewusst, der ihn in sein Zimmer gestoßen hatte. Vermutlich patrouillierte auf dem Gang einer von ihnen, der gnadenlos seine Fähigkeit gegen jeden einzusetzen bereit war, der seine Zehen auch nur einen Zoll über die Schwelle setzte. Wenigstens hatten sie ihm keinen Wächter ins Zimmer gestellt, das erleichterte ihn ziemlich. Vor einigen Jahren, bei den letzten Unruhen hatten sie das gemacht. Also trauten sie ihm mittlerweile zu, nicht mehr der größte Unruhestifter zu sein. Und das war gut so. Denn wenn er das wäre... dann sanken seine Chancen, den Turm zu verlassen, auf null.
Und deshalb würde er sich auch hüten, die Türe wieder zu öffenen, wie er es vielleicht früher getan hätte. Je friedlicher er war, desto größer die Wahrscheinlichkeit...
Er schnaubte. Als ob sie durch Dylan nicht schon niedrig genug wäre!

Seine Notizen hatte er immer noch bei sich. Sorgsam legte er sie auf den Schreibtisch. Falls er gehen durfte - und sich entschied, der Gruppe weiterhin zu helfen - würde er sie brauchen.
Moment! Warum dachte er denn jetzt daran? Bisher hatte er erst aus dem Zirkel entkommen wollen. Aber irgendwie gefiel ihm der Gedanke, bei der Gruppe zu bleiben. Er hatte keine Ahnug, woran das lag. Bestimmt nicht an der Orlaisianerin, die ihn immer so von oben herab behandelte. Der Dalish gegenüber gestand er sich eine gewisse Neugier ein, aber das war es doch sicher nicht, was ihn dazu brachte, bei der Gruppe bleiben zu wollen. Alrik... Ja, der Bursche hatte etwas faszinierendes... Trotz all seines linkischen, naiven Verhaltens schien irgendetwas in ihm zu stecken. Immerhin schaffte er es, sowohl die Dalish als auch die Orlaisianerin zu zügeln.
Mit einem kurzen Lachen, das sogar in seinen Ohren merkwürdig klang, vertrieb er diese Gedanken. Erst einmal hier rauskommen, sagte er sich wieder, ließ die Notizen dort liegen, wo sie eben gerade waren, und zog rasch sein Nachtgewand an. Mittlerweile war die Sonne schon untergegangen und lediglich das Feuer im Kamin erhellte den Raum. Dennoch wusste er, dass er jetzt keinen Schlaf finden würde. Er war einfach noch zu wach, obwohl er früh aufgestanden war. Nur sehr selten ging er früh ins Bett. Warum auch? Er hatte hier Licht, solange er wollte. Kerzen waren genug vorhanden und für ihn war es nicht sonderlich schwer, sie anzuzünden.
Er ertappte sich dabei, die Notizen abwesend durchzublättern. Erst wollte er sie wieder weglegen, dann überlegte er es sich anders. Warum eigentlich nicht? Früher oder später würde er sie sicher noch brauchen. Hoffentlich früher, das würde nämlich außerhalb des Zirkels bedeuten.
Also setzte er sich an den Tisch, entzündete rasch ein paar Kerzen und begann, all das herauszuschreiben, was er über die alten Runen entdeckt hatte, quasi eine Art Grammatik zu erstellen.
Irgendwann, als er zwischen der Bedeutung verschiedener Verbindungen und dem Gebrauch von Konjunktionen war, merkte er, dass er langsam müde wurde. Er beendete noch seinen Satz, dann verräumte er Feder und Tinte und begab sich ins Bett. Müde schloss er die Augen, doch da tauchten die Gesichter von Alrik, Leirâ und Juliette in seinen Gedanken auf. Knurrend drehte er sich zur Wand und versuchte, sie zu ignorieren und einzuschlafen.

Es kam ihm vor, als sein nur der Bruchteil eines Augenblickes vergangen, als krachend die Tür aufsprang. Fluchend schreckte der Magier hoch und bemerkte den Templer, der dort stand.
"Du sollst sofort zu Dylan kommen!", sagte er knapp. Rhaego fragte sich, wie man soviel Verachtung in einen so kurzen Satz legen konnte. Es war einer der jungen, dem es offensichtlich nicht gefiel, dass er als Bote geschickt wurde. Der Magier ignorierte die drängenden Blicke, versuchte, den Schlaf so gut wie möglich abzuschütteln und schlüpfte rasch in sein Gewand. Er kannte die Templer. Zuerst machten sie Stress, doch wenn er unangemessen gekleidet zu Dylan käme, gäbe es noch mehr Ärger. Innerhalb weniger Augenblicke war er fertig angezogen, strich sich das wirre Haar aus den Augen und folgte dem Templer.

Es ging wieder zu Myrddins Arbeitszimmer. Offensichtlich wollten die Templer nicht, dass die Besucher allzu viel vom Zirkel sahen. Der Templer öffnete die Tür und Rhaego beeilte sich, hindurch zu gehen, ehe der andere hm noch einen Stoß versetzte. Innerlich seufzte er. Die jungen waren immer die Schlimmsten.
Im Zimmer warteten bereits die drei Gefährten und Dylan. Offensichtlich hatte der Templerkommandant einen Entschluss gefällt.

Juliette de Ludin
01.06.2012, 20:58
Die drei Gefährten hatten gerade auf Stühlen vor dem Schreibtisch des alten Magiers, der allerdings nirgends zu sehen war, Platz genommen als Rhaego eilig eintrat, dicht gefolgt von einem vollgerüsteten Templer. Hauptmann Dylan, der rechts neben dem leeren Sessel des Verzauberers, stand begrüßte ihn wie er auch die drei Gäste begrüßt hatte: mit einem Schnauben, das eher klang als nehme er ihre Anwesenheit nur widerwillig zur Kenntnis. Bei Rhaegos Eintreten jedoch nahm es einen eher mürrisch, missbilligenden Ton an als er die Arme verschränkte und ihn mit einem finsteren Blick bedachte. Irgendetwas schien ihm zu missfallen, wohlgemerkt mehr als es die Adlige bisher von ihm kannte, und das ließ eine Art Hoffnung in ihr aufwallen. Dylan schien sich sehr gegen ihre Bitte, den Magier ihnen mitzuschicken, gesträubt zu haben, was Juliette zwar berechtigt fand ihnen aber den erträumten Zwergenschatz in weite Ferne rücken ließ. Doch dass er nun mürrischer als sonst wirkte, bedeutete möglicherweise dass der Bitte doch stattgefunden wurde. Andernfalls wäre er wohl sicher zumindest bei etwas besserer Laune auch wenn die Söldnerin sich den miesgelaunten Hauptmann bei aller Fantasie nicht mal sachte schmunzelnd vorstellen konnte.

Flankiert wurde der Hauptmann von einem anderen gerüsteten aber helmlosen Templer den Juliette zum ersten Mal sah, der sich von Dylan aber deutlich unterschied. Anders wie die Augen des Hauptmannes, welche die nicht die geringste Müdigkeit anzusehen war, wirkten die braungrünen Augen des offensichtlich dienstälteren Templers kraftlos und verbraucht. Sie waren umgeben von tieferen und ausgeprägteren Lachfalten, die sich wie Krähenfüße um seine Augen zogen. Sein volles, ungekämmtes Haar war vollständig ergraut, ebenso wie der Drei-Tage-Bart. Juliette spekulierte dass dies vielleicht ein anderer hochrangiger Templer war, der für die Entscheidung über die Bitte ebenfalls konsultiert werden musste. Doch offensichtlich nahm er die Sache deutlich weniger ernst als Dylan, denn er sah fast schon gelangweilt aus, auch wenn er die Dalish nicht ganz ohne Neugier ansah. Die spürbare Aura der Spannung welche die Luft beinahe schon knisternd ließ, wie Juliette fand, perlte so von ihm ab anders wie bei den drei Gefährten.
Alle drei, Alrik, Juliette und Leirâ, wobei sie bei letzteren lediglich den Eindruck hatte, sie wäre gespannt auf das Urteil, fieberten regelrecht darauf. Mit jedem Schritt den sie durch die finsteren Flure des Turmes in Richtung des Arbeitszimmers getan hatten, war etwas mehr von Juliettes Müdigkeit abgefallen, nur um Anspannung zu weichen, ebenso wie bei Alrik. Der Moment der Wahrheit, war gekommen, was die Söldnerin in ihrer Schlaftrunkenheit erst kaum registriert hatte, doch nun wartete sie gespannt darauf wie das Urteil lauten würde. Es entschied schließlich über ihr weiteres Vorgehen und ob die Reise weitergehen würde, ob sie nun geschlagen von dannen ziehen mussten und, was Juliette am Wichtigsten fand, ob Juliette…pardon…Sie alle reich werden würden oder nicht. Ihren gesamten Aufenthalt im Zirkel hatte sie auf diesen einen Moment gewartet und nun war er endlich da. Die Spannung war beinahe greifbar.

„Ihr wisst warum ihr hier seid.“, begann Dylan schroff und ohne irgendwelche begrüßenden oder sonstigen einleitenden Worte, nachdem er den jungen Magier einen langen Moment wortlos angestarrt hatte ehe er den Blick zu den Gästen des Zirkels wendete. „Die Leitung des Ordens hat sich, mit Beratschlagung einiger ausgewählter Magier, ausgiebig über eure Bitte und ob wir ihre nachgehen sollten ausgetauscht.“
Der andere Templer schnaubte halbwegs belustigt aber mehr genervt.
„Ausgiebig ist noch untertrieben.“, meinte er wohl mehr zu sich selbst nuschelnd.
Dylan warf ihn einen strengen, harschen Blick als Antwort auf die Unterbrechung zu, wodurch der Alte sich räusperte und so tat als hätte er nichts gesagt. Recht so fand Juliette, die ihre mit jedem von Dylans Worten anschwellende Spannung nur mühsam, hinter einer ruhigen Mine verbergen konnte. Alrik versuchte sich ebenfalls nichts anmerken zu lassen jedoch gelang ihm dies bei weitem nicht so gekonnt wie Juliette. Mit einem gereizten Seitenblick auf den älteren Templer fuhr Dylan fort:
„Nach mehr als ausgiebiger Diskussion sind wir zu dem Schluss gekommen eure Bitte…“
Plötzlich schwang die Tür mit dem Quietschen ihrer Scharniere auf. Der Verzauberer Myrddin, die Robe mehr schlecht als recht übergestreift und mit verschlafenen Augen, trat in Begleitung eines weiteren Templers ein.
„Gute Nacht Ser Dylan, Ser Aaron und edle Gäste.“, begrüßte er rasch als er um die Gäste und seinen Schreibtisch humpelte und sich auf seinen Sessel fallen ließ. Anscheinend wollte auch der alte Magier der Verkündung des Urteils beiwohnen nur konnte sich die Adlige nicht ausmalen warum. Vielleicht hatte er bei der Sache auch noch etwas Mitspracherecht. Aber andererseits war es ihr egal. Sie stöhnte geistig genervt in Folge der weiteren Unterbrechung während ihr weitgehend neutraler Blick dem alten Mann folgte. Dylan betrachtete sein Kommen mit unverhohlenen Missfallen, der Templer zu seiner Seite größtenteils ohne Interesse während Alrik, Leirâ und Juliette ungeduldig auf ihren Plätzen herumrutschten.

„Ihr kommt spät, Verzauberer.“, entgegnete der Hauptmann anprangernd. Seinen Blick zu Folge hätte er wohl nicht wenig Lust dem alten Magier, der sitzend noch einmal kleiner und schmaler als der Templer wirkte, ordentlich eine zu verpassen. Myrddin musste zwar erst schluckend den Blick abwenden ehe er antworten konnte, doch konnte er eine höflich entschuldigende Mine bewahren.
„Verzeiht, Hauptmann. Aber in meinem Alter fällt es einem nicht leicht so spät noch rasch auf die Beine zu kommen.“
Dylan knurrte leise und bedachte den Magier mit einem stechenden Blick, wie als ob er ihn allein durch seine Gedanken aufspießen wollte. Er sah auch aus als wolle er noch etwas dazu sagen doch der ältere Templer zu seiner Seite räusperte sich scheinbar zufällig, worauf der Hauptmann wohl daran erinnert wurde nicht hier zu sein um einen alten Mann wegen mangelnder Pünktlichkeit zu maßregeln. Dass er aber so aussah als erwäge er dem Alten etwas anzutun, schockierte Juliette. Sicher, Myrddin war ein Magier und er verzögerte die Verkündung auf die sie alle so gespannt warteten aber nichts destotrotz gebührte ihm als Mann der seinen Lebensabend erreicht hatte, ein gewisses Maß an Respekt und Rücksicht auf sein hohes Alter seitens derer die seinen Lebensabend überdauern würden. Das gehörte doch nach Juliettes Ansicht und Erziehung einfach zum guten Anstand.

Mit einem resignierten Seufzen und nach einem zeitgleichen Rollen seiner dunklen Augen wandte sich der Hauptmann wieder an die Gäste, jedoch nicht ganz ohne Widerwillen. Anscheinend behagte ihm das Thema ganz und gar nicht.
„Vorerst jedoch:“, meinte er dann doch an die gesamte Belegschaft des Raumes, nicht ohne schärfe in der Stimme. „Wer mich als nächstes unterbricht bekommt meinen Schwertknauf zu spüren, so wahr mir der Erbauer helfen möge!“
Beinahe enttäuscht im Angesicht des absoluten Schweigens im Raum fuhr er dann an die drei ungleichen Abenteurer vor ihm gerichtet fort: „Wir haben uns entschieden eurer Bitte nachzukommen.“
Das waren sie. Die Worte von denen Juliette zum Teil zwar schon erahnt hatte dass sie kommen würden aber dadurch nicht minder herbeigesehnt hatte. Sie gestattete sich ein kühles Lächeln während Alrik beinahe voller Freude vom Stuhl gesprungen wäre.

Leirâ Ven
03.06.2012, 14:06
Da sie noch ziemlich desorientiert war, bemerkte Leirâ erst dass sie auf dem Weg zu Myrddins Kammer waren, als sie diese betraten. Unter den Blicken der Templer, die wie geschnitzte Götterbilder in dem Raum standen, setzten sie sich auf die Stühle die bereit standen. Was der kleinen Dalish allerdings einige Mühe bereitete, denn ihre baren Füße reichten nicht bis zum Boden, sodass sie sich im Schneidersitz auf der Sitzfläche niederließ. Und die Hände um die kalten Füße legte, wie hätte sie auch ahnen können wie kalt der Boden hier drin war? Kurz darauf trat auch Rhaego ein, was Dylan, der wie Richter und Henker in einer Person neben Myrddins Sessel stand zu einem weiteren Schnauben veranlasste.
Im folgenden Gespräch hielt die Jägerin sich zurück, zum einen da sie ihre Chance, diesen Turm baldmöglichst wieder zu verlassen nicht gefährden wollte, zum anderen, weil sie einfach noch zu verschlafen war um etwas einigermaßen bedeutsames zu sagen. Dennoch wurde sie mit fortlaufendem Gespräch, wobei Dylan so oft unterbrochen wurde, dass es selbst die Elfe schon nervös machte, immer unruhiger, rutschte hin und her, knackte mit den Zehen.
Kommen die nun endlich zum Ende? Die Enge kam ihr wieder in den Sinn und auch ihre Müdigkeit drückte ihr heftig aufs Gemüt.

Bis Dylan ihnen endlich bestätigte, dass Rhaego sie begleiten würde. Alrik sprang auf und konnte einen Jubelschrei gerade noch unterdrücken, Juliette zeigte lediglich ein Zucken im Mundwinkel, derweil die Dalish nur raten konnte, was in Rhaego vorgehen mochte. Selbst Myrddin zeigte eine Regung, doch diese war aufgrund all der Falten und dem Bart noch deutlich schwerer zu lesen als die des jüngeren Magiers. Und Leirâ konnte einen erleichterten Seufzer nicht unterdrücken, hieß das doch, dass sie am nächsten Morgen bereits diesen von Sylaine verfluchten Ort verlassen würden. Da erhob Myrddin sich:
"Nun, dann gilt es ja für uns,", sein Blick galt seinem ehemaligen Schüler, "noch einige Vorbereitungen zu treffen. da sind noch einige tränke, die für so ein Vorhaben unabdinglich sind. Ebenso benötigst du noch einiges an Ausrüstung und..."
Während der Verzauberer sprach hatte er Rhaego die Hand auf die Schulter gelegt und war stetig gen Tür gestrebt, auch Leirâ erhob sich nun und wollte gehen, derweil Alrik zwischen sie und Juliette drängte: "Hab ich euch nicht gesagt, dass es klappen würde? Wir sind so gut wie reich...", flüsterte er aufgeregt in einem fort. Doch Dylan ließ, zumindest noch nicht zu, dass jemand den Raum verließ...

Rhaego Alcaryen
04.06.2012, 12:47
Sieben Worte. Alles hatte sich geändert.
„Wir haben uns entschieden eurer Bitte nachzukommen.“
Diese sieben Worte befreiten ihn für immer vom Turm. Die ganze Welt lag ihm nun zu Füßen, er konnte gehen, wohin immer er wollte.
Einen Moment schloss er die Augen. Es war einfach zuviel für ihn. Dann hatte er sich wieder gefasst, oder hoffte zumindest, dass er so aussah.
Auch die Gefährten erschienen ihm erleichtert, vor allem Alrik, der sich durch seine kindische Freude finstere Blicke von Dylan zuzog. Und Rhaego war sicher, wenn Aaron nicht anwesend wäre, würde es nicht bei finsteren Blicken bleiben.
Myrddin schob ihn zur Tür, während er anfing, von der Ausrüstung zu schwatzen, die Rhaego brauchen würde. Daran hatte er noch gar nicht gedacht, aber natürlich hatte der Verzauberer recht. Allein die Kleidung, die er trug, war absolut ungeeignet für anstrengende Reisen. Die Schuhe, die sich momentan an seinen Füßen befanden, waren zwar leicht und bequem, doch nur für den gemauerten und teppichbedeckten Steinboden des Turmes geeignet und nicht für die unwegsamen Straßen Fereldens.
Die Dalish folgte ihnen zur Tür, ebenso machten sich Alrik und Juliette, die eher gelangweilt schien, auf.
Als Myrddin den blonden Magier gerade nach draußen schieben wollte, schallte ein scharfer Ruf hinter ihnen durch das Zimmer.
"Rhaego!"
Er drehte sich um. Dylan stand ruhig und aufrecht da, doch in seinen Augen war ein merkwürdiges, gefährliches Funkeln. Langsam kam der Hauptmann auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen.
"Vergesst nicht, Magier", sagte er, "Ihr habt einen Auftrag, für den es Euch freigestellt wurde, den Turm zu verlassen. Solltet Ihr danach nicht direkt wieder hierherkommen, oder sollte es mir zu Ohren kommen - und das wird es, da könnt Ihr sicher sein, falls Ihr es tun solltet - dass ihr irgendwo anders als Euch befohlen irgendwelchen Lastern frönt - dann seid Euch gewiss, wir werden Euch finden und Euch zur Strecke bringen, egal wo Ihr Euch aufhaltet, egal in welchem Loch Ihr Euch versteckt. Verlasst Euch darauf!"
Rhaego sah den Mann an, der so lange über sein Leben bestimmt hatte und war versucht zu antworten: Ihr könnt mir gar nichts mehr tun! Jetzt bin ich außerhalb Eurer Reichweite! Doch noch stimmte das nicht, also senkte er gehorsam den Kopf und nickte.
"Ich werde meinen Auftrag gewissenhaft ausfüllen, Ser, und danach in den Schoß der Kirche zurückkehren."
Außerdem waren ihm Erzählungen eingefallen, über Magier, die aus dem Zirkel entkommen waren - scheinbar. Kurze Zeit später waren sie alle tot... durch das Schwert eines Templers. Lagerten nicht die Phylakterien mit dem Blut eines jeden Neuzugengs in den Tiefen des Turms? Angeblich konnte man damit den Aufenthaltsort des Magiers bestimmen. Dylans Warnung war sicher ernst zu nehmen. Aber dennoch schwebte sie nun nicht mehr so drohend über ihm wie sonst, da er dem verhassten Zirkel endlich den Rücken zukehren konnte.
Mit demütiger Miene wandte er sich ab, als Dylan ihn mit einem Schnauben entließ, und folgte Myrddin in den Korridor. Auch die Gruppe verließ das Zimmer, doch ehe die Orlaisianerin, die als letzte kam, an dem Kommandanten vorbei gehen konnte, streckte er den Arm aus und blockierte ihren Weg.
"Ritterin Juliette, Ihr bleibt!" Sein Ton klang eiskalt skeptisch, als er ihren Titel aussprach - Rhaego wusste nicht einmal, dass sie eine Ritterin war (so es das überhaupt gab). Vermutlich war sie den Templern so vorgestellt worden, ein Teil ihrer merkwürdigen Geschichte, der in seiner Anwesenheit nicht wiederholt worden war.
Alrik wandte sich bereits protestierend um, doch er wurde von Dylan unterbrochen, ehe er einen vernünftigen Satz formulieren konnte.
"Habt keine Sorge. Wer treu zu Andraste und dem Erbauer steht, rein und unbefleckt von Lüge und Täuschung, steht unter dem Schutz der Kirche. Und wir sind die geballte Faust dieser heiligen Instiution und werden ihre Schützlinge verteidigen. Doch wer gegen sie ist, wird unseren Zorn zu spüren bekommen. Und die Kirche fordert Gehorsam von ihren Dienern gegenüber denen, die sie auserwählt hat."
Der harte Ton des Hauptmanns stand in einem starken Kontrast zu den sanften Worten, die er nutzte, und nahm ihnen alles beruhigende. Es war klar, was Dylan damit sagen wollte. Schweigt und verschwindet, tut was ich sage oder es gibt Ärger, wäre die Kurzform gewesen.
Alrik schluckte schwer, zögerte allerdings noch einen Moment, ehe er nickte und demütig den Kopf senkte. Wenige Augenblicke schlug hinter ihnen die Tür zu und verbarg Juliette mit den restlichen Templern vor den Augen der Gefährten.
Rhaego hatte keine Ahnung, was Dylan von der Orlaisianerin wollte. Irgendwie war die ganze Geschichte verwickelter, als er angenommen hatte. Doch ehe er Klarheit bekommen konnte, sagte Myrddin: "Laut Rhaegos Übersetzung führt dieses Pergament Euch in die Tiefen Wege, nicht war?"
Als Alrik zustimmte, fuhr er fort: "Dieser verlorene Thaig, von dem die Rede war, ist vermutlich von Dunkler Brut überrannt. Falls Ihr oder die Männer Eures Banns jemals soweit kommen solltet, gibt es ein paar Komplikationen, von denen Ihr wissen müsst. Es gibt einiges, was Ihr wissen müsst, Alrik Riverside. Am besten ihr kommt mir, während wir nach Rhaegos Ausrüstung schauen." Der Verzauberer wandte sich an die Dalish. "Ihr könnt natürlich auch gerne mitkommen, meine Liebe, außer ihr seid zu beschäftigt. Falls Ihr noch packen müsst oder so."

Leirâ Ven
07.06.2012, 00:15
Leirâ rollte mit den Augen und Dylans Gesichtsausdruck zu Folge hatte er diese Geste gesehen. Allerdings hatte er diesen Gesichtsausdruck bereits, seit er den Raum betreten hatte. Dem kurzen Wortwechsel zwischen Rhaego und dem Templer schenkte die Jägerin kaum Glauben, oder sollte sie sich tatsächlich so sehr in Rhaego getäuscht haben? Es wäre möglich, immerhin kannte sie den Shemlen kaum. Dabei war sie sich sicher gewesen, dass dieser hier weg wollte. Aber auf der einen Seite verstand sie vieles an den Rosenohren noch immer nicht, und andererseits war sie auch zu müde um nun viel darüber nach zu sinnen. also zuckte sie nur mit den Schultern und hob wieder müde den Blick. Eben faselte Myrddin etwas von diesen 'Thaigs', den 'Tiefen Wegen' und 'Dunkler Brut'. In ihrem verschlafenen Zustand wurde die Dalish von den Geschichten an die verderbten, widerwärtigen Kreaturen förmlich überrannt, was ihr kalte Schauer den Rücken hinunter jagte. dennoch war sie neugierig, was diese Ausgeburten Fen'Harels denn überhaupt mit ihrer reise zu tun hatten, und was Myrddin ihnen wohl noch mitgeben würde. also nickte sie und tippelte mit nackten Zehen über den kalten Boden den drei Männern hinterher...

Juliette de Ludin
11.06.2012, 18:18
Mit einem dumpfen Knall schloss Dylan die schwere Tür und trennte Juliette so nun vollkommen von ihren Gefährten. Nun war sie allein mit den vier Templern, ein Umstand der ihr nicht gerade gefiel. Der Hauptmann meinte zwar, vor ihm wäre nichts zu befürchten sofern man reinen Gewissens war aber mal abgesehen davon dass Juliette schon seit Jahren nicht von sich behaupten konnte ein reines Gewissen zu haben, war Erwähntes davon befleckt die Templer belogen zu haben. Also hatte sie etwas vor ihm zu befürchten.
„Setzt euch!“, forderte Dylan entschieden, ehe Juliette dem nach einem kurzen Moment der Unschlüssigkeit nachkam.
Sie kam sich sitzend so klein und hilflos vor, in Gegenwart der hochgewachsenen und durch ihre Panzerungen noch breiter wirkenden Templer, fast so als wäre sie ein unartiges Kind das auf seine Bestrafung wartete. Oder eine Verbrecherin, was sie deutlich beunruhigender fand. Wo vorher noch Erleichterung war, war diese nun der Nervosität gewichen. Was wollten die beiden von ihr? Und warum wollten sie es wenn Juliettes Gefährten außer Reichweite waren? Die Adlige argwöhnte nicht das sündige oder triebhafte Beweggründe die Templer zu ihrem Vorgehen bewegt hatten, schließlich waren das Männer, dazu bestimmt den Richtlinien der Kirche treu zu bleiben. Doch genau das war es was sie beunruhigte. Sahen sie in ihr eine Sünderin die sie in Loyalität zum Glauben oder der Regeln ihres Ordens bestrafen mussten? Juliette war alles andere als eine Heilige, das wusste sie und bereute sie ja tagtäglich, die Templer hingegen könnten das nicht wissen oder doch? Dass der Hauptmann Juliettes erfundenen Titel vorhin unüberhörbar skeptisch ausgesprochen hatte hingegen brachte sie zu der auch nicht angenehmeren Vermutung er habe Zweifel an der Lügengeschichte bekommen oder sie gar durchschaut. Was vermutlich gar nicht mal so abwegig wäre, ich meine Bann Fassado von Baumgreif! Man muss doch komplett bescheuert sein um das zu glauben! Sie gab sich Mühe ihre Anspannung zu verbergen, doch konnte sie eine gewisse Beunruhigung in ihren stahlgrauen Augen nicht unterdrücken während ihr Blick dem Hauptmann folgte der bedächtig von der Tür zurück zum Schreibtisch schritt.

Schritt, Schritt, Schritt. Außer dem Klang des langsamen, schweren Gang des Templers war es in dem kleinen Arbeitszimmer gespenstisch ruhig. Wie als ob er alle Zeit der Welt hätte steuerte Dylan um sie herum, zurück neben den älteren Templer welcher sich mit einem müden Seufzen in den Sessel des Verzauberers fallen ließ. Vor Juliette und neben seinem Kameraden angekommen trat Dylan knurrend gegen den Sessel, was den darauf Sitzenden einen empörten Blick abverlangte.
„Ser Aaron! Euer Pflicht ist für heute noch nicht genüge getan. So erhebt euch!“, forderte er finster blickend.
Dieser Ser Aaron grunzte widerwillig und entgegnete: „Ich kann meine Pflicht auch sitzend erfüllen! Es ist immerhin spät Nacht und eigentlich stünden mir ein paar Stunden Schlaf…“
„Ich sage ihr werdet eure Pflicht nicht sitzend nachkommen. Erhebt euch!“, antwortete der Hauptmann scharf mit einem zornigen Blick, worauf sich Aaron brummend erhob und den Sessel zur Seite schob. Was er brummte klang in etwa wie ein widerwilliges Ja, Hauptmann.
Nachdem er Aaron mit einem weiteren finsteren Blick bedachte, was diesen allerdings zu kaum mehr als einem Schulternzucken bewegte, wandte er sich wieder mit einer halbwegs kühlen Mine an die vor ihm sitzende Orlaisianerin.

„Wie ich bereits sagte: Wenn ihr frei von Sünde seid, habt ihr vor uns nichts zu befürchten. Wir wollen euch nur um etwas bitten.“
Wenn das was er sagte, er sprach es nämlich etwas ruhiger und sanfter (wenn auch nur minimal) aus, beruhigend auf Juliette wirken sollte, so schien es seine Wirkung zu erzielen. Jedenfalls Äußerlich. Die Adlige saß da, nun mit einem überschlagenen Bein und scheinbar die Unschuld in Person, jedenfalls so Unschuldig wie man mit offensichtlich von Kämpfen stammenden Narben im herrschaftlichen Gesicht wirken konnte. Also nicht viel wie sie selbst fand. Innerlich jedoch erzitterte sie bei jedem Wort aus seinem Munde.
„Ihr scheint ein gesundes Misstrauen gegenüber den Magiern zu hegen, ganz im gegen Satz zu eurem Botschafter und dieser Ketzerin, weshalb wir euch etwas mehr Vertrauenswürdigkeit zurechnen. Ihr seid doch hoffentlich gläubig, oder?“
Juliette bejahte und umfasste währenddessen den kleinen Anhänger der um ihren Hals hing.
„Gut.“, entgegnete der Hauptmann immer noch mit derselben Mine aber immerhin zufrieden klingend. „Dann betrachtet es als eine Prüfung eures Glaubens“
Unvermittelt schnellte seine gepanzerte Rechte nach vorne und packte sie an dem Arm der eben noch erhoben war um das kleine Symbol ihres Glaubens zu fassen.
„Was soll das?!?“, stieß sie erschrocken aus als sie sich wandt. Reflexartig wehrte sie sich gegen diese Schlinge aus Stahl welche sich um ihr Handgelenk geschlungen hatte und versuchte selbiges auf den Tisch zu drücken, doch der Hauptmann war stark, stärker als sie und somit zu stark um sich seinem eisernen Griff zu entwinden.
„Nur die Ruhe.“, meinte der ältere Templer bemüht beruhigend zu klingen, was Juliettes Gegenwehr aber nur bedingt minderte. Juliette mochte es nicht einfach so berührt zu werden und dann auch noch so grob. Vielleicht war es noch eines der Überbleibsel ihrer früheren Denkweise, schließlich fasste niemand eine Hochgeborene einfach so an wenn diese es nicht ausdrücklich wünschte, was sie dazu veranlasste sich zu wehren und dem Hauptmann, trotz seiner Autorität, gereizte Blicke zuzuwerfen. So blickte sie nur kurz zu dem von grauem Haar umrahmten Gesicht des älteren Templers. „Wir werden euch nichts tun. Jedenfalls nichts wovon ihr euch nicht erholen werdet.“
„Bitte!?!“, stieß Juliette vom Stuhl aufspringend auf orlaisisch aus. Die beiden Templer an der Tür waren nun ebenfalls herbeigeeilt als der Stuhl polternd zu Boden ging, doch Ser Aaron gab ihnen zu verstehen ruhig zu bleiben.
„Wir brauchen nur etwas von eurem Blut. Wirklich nicht viel!“
„WAS?!? Wieso?!?“
„Zu viele Fragen!“, donnerte Dylan gebieterisch, trotz ihrer Gegenwehr ungerührt und sie finster anfunkelnd. „Glaubt ihr nun oder glaubt ihr nicht, Ritterin?“
„Isch glaube! Aber isch se`e nischt was eusch oder mir das bringen soll!“, antwortete Juliette gereizt darüber das ihre Frömmigkeit in Frage gestellt wurde. Zudem erschloss sich ihr nicht wirklich was der Glaube mit dem Hergeben von Blut auf sich hatte und ihr Blut hatte sie noch nie freiwillig hergeben.
„Das braucht ihr auch nicht! Es sollte euch reichen dass wir es verlangen! Oder seid ihr doch schwach im Glauben?“

Trotzig blickte sie ihm schweigend in die dunklen Augen, eine Entscheidung die sie sobald er zurück starrte bereute. Sie versuchte den Blick nicht abzuwenden, da es sie sonst schwach erscheinen lassen würde, aber das war leichter gedacht als getan. Es lief ihr kalt den Rücken herunter als sie das Gefühl hatte in die beinahe unnatürlich wirkende Schwärze seiner Augen zu stürzen, die scheinbar nicht einmal geblinzelt hatten. Sie waren wie klaffende Löcher ins Nichts, so schwarz und unerbittlich wie der Tod selbst. Trotz ihrer Knie die anfingen zu zittern und der Mühe den Blick nicht abzuwenden, erkannte sie jedoch widerwillig dass ihr wohl keine Wahl blieb, es sei denn sie wolle den Templern noch mehr Grund geben ihnen zu misstrauen. Einerseits war es zwar bereits entschieden, dass der Magier sie begleiten durfte aber andererseits wusste Juliette nicht ob sich das nicht wieder ändern könnte.
Zähneknirschend wandte sie den Blick ab, was der Hauptmann als Einwilligung deutete. Er nickte einem der Wache stehenden Templer zu worauf dieser aus einem Regal ein sauberes Messer, ein gläsernes Behältnis und einen Wundverband holte. Das Behältnis und den Verband legte er auf den Tisch ehe er Juliettes Leinenärmel hoch schob und so ihren sehnigen Unterarm zum Vorschein brachte.

„Keine Sorge. Ist gleich vorbei.“, murmelte er als er nach einer Ader suchte um zuzuschneiden. Juliette jedoch sah gereizt weg. Dieses Duell mit dem Hauptmann und sei es nur mit Blicken und Worten ausgetragen worden, hatte sie verloren. Sie hasste es zu verlieren.
Schmerz raste durch ihren Arm als der Templer schließlich zuschnitt und der edle orlaisische Lebenssaft floss und zugleich in das Behältnis gefüllt wurde. Schmerz und zu Bluten hasste Juliette fast noch mehr als zu verlieren aber mittlerweile war sie es gewohnt, weshalb sich ihr Gesicht nur leicht verzog. Wenigstens kann mir nun den wöchentlichen Aderlass ersparen., dachte sie sich mürrisch. Wie jeder in der Zivilisation aufgewachsene wusste auch sie dass man sich dem schlechten, angestauten Blut und seinen üblen Ausdünstungen regelmäßig entledigen musste. Das hatte der Hausarzt ihrer Familie immer bejaht, aber auch das ließ ihre Laune nicht besser werden.
„Verratet i`r mir wenigstens jetst was das sollte?“, fragte Juliette nachdem man das Fläschchen in die Obhut des Hauptmannes übergab und man ihr den Arm verband.
„Nein.“, antwortete Dylan abweisend als er das Fläschchen kurz begutachtete und dann auf dem Tisch abstellte. Das kleine, kaum mehr als faustgroße Behältnis war fast bis zum Rand mit dem adligen Blut gefüllt. „Aber ihr solltet über das hier gegenüber euren Schutzbefohlenen und vor allem gegenüber dem Magier den Mund halten.“
Die Adlige kam gar nicht dazu zu hinterfragen, da der Hauptmann bereits weiterredete.
„Die Ungläubige wird vermutlich kein Verständnis dafür haben und euer Botschafter erscheint mir zu vertrauensselig: Behaltet Rhaego genau im Auge.“
„I`r verlangt da nischts was isch nischt bereits schon vor`atte, Ser.“, entgegnete Juliette der das Missfallen über den Aderlass deutlich anzusehen und anzuhören war, als diese sich den verbundenen Arm rieb.
„Das ist gut. So wie ich den Magier einschätze, und im Einschätzen von Magiern irre ich mich nur äußerst selten, würde er nur zu gerne –entgegen seiner Behauptung- nicht zurück in den Zirkel, wo er hingehört, zurückkehren. Also dreht ihm nicht den Rücken zu!“
„Wie erwähnt: Das `atte isch nischt vor.“
„Wir werden einen Templer als Geleitschutz und um den Magier angemessen bewachen zu können mitschicken. Doch ich will das auch ihr, als Ritterin eures Banns, Schutzbeauftragte seines Botschafters und nicht zu vergessen als fromme Gläubige, versprecht sollte es nötig sein bereit seid ihn aufzuhalten und wäre es erforderlich ihn zu töten.“

Bei diesen Worten, die er vollkommen ohne Mitleid sprach, stockte Juliette. Ihre ungekünstelt gereizte und abweisende Mine geriet ins Wanken und wich erschrockener Fassungslosigkeit. Verlangte dieser als tugendhafter Held gepriesener Gotteskrieger wirklich von ihr, einer Gläubigen, bereit zu sein ein Leben zu nehmen?
„Das ist…ein großes Versprechen.“, gab sie stockend von sich.
Sie mochte Rhaego nicht, und das nicht nur weil er ein Magier war, aber ihn töten…Das könnte sie doch nicht verantworten. Er war zwar ein Magier, ein Mutant, eine Gefahr aber trotzdem war er doch ein menschliches Wesen.
„Ich will dass ihr schwört! Auf die Kirche, auf eure Ehre und auf den Erbauer!“
Aber wenn der Templer, einer der frömmsten Vertreter ihres Glaubens es verlangte und sie es sogar schwören würde…blieb ihr da überhaupt eine Wahl?
„Solltet ihr diesen Schwur jedoch nicht einhalten werden wir auch euch finden, verlasst euch drauf.“

Rhaego Alcaryen
12.06.2012, 20:31
Myrddin führte Rhaego, Alrik und Leirâ zu dem großen Lager, in dem der Zirkel alles aufbewahrte, von Lebensmitteln für die Küche über alltägliche Kleidung bis hin zu magischer Ausrüstung. Und davon gab es eine Menge. In langen Regalen stapelten sich Tränke aller Art, wenige Meter weiter häuften sich Zauberstäbe und verzauberte Amulette. Auch Rüstungen und Waffen lagen herum - allerdings nur wenige, diese dafür ausnahmslos verzaubert.
Im Lager selbst standen lediglich zwei Templer herum, diese hielten Wache vor der Tür, die zu den wirklich mächtigen Objekten führte. Auch auf dem Weg hierher waren sie einigen Gerüsteten begegnet, doch wegen Myrddin waren sie nicht aufgehalten worden. Wäre Rhaego alleine in das Lager gegangen, hätte er auf jeden Fall schiefe Blicke zugeworfen bekommen, hätte ewig lang begründen müssen, was er eigentlich wollte, und wäre dann vielleicht abgewiesen worden. Das war eben der Vorteil daran, ein Verzauberer zu sein. Außerdem stiegen die meisten nur in diesen Rang auf, weil sie den Templern nicht auf die Füße traten. Dieser Ruf eilte ihnen voraus und ließ die meisten Templer sanfter mit ihnen umspringen.
Abgesehen davon wäre Rhaego sowieso nicht alleine in das Lager gegangen. Die meisten Magier mieden das wie die Pest, wenn es irgendwie möglich war. Der Grund dafür war einfach.
"Owain!", rief Myrddin. Rhaego konnte nicht verhindern, dass ihm ein Schauder über den Rücken lief, als der Besänftigte um eine Regalreihe bog.
Mit ausdrucksloser Stimme und ausdruckslosem Gesicht grüßte der Besänftigte Myrddin und fragte, was sie brauchten. Rhaego hasste die Art der Besänftigten zu sprechen und zu handeln. Mit einem erneuten Schauder erinnerte er sich daran, dass er lediglich haarscharf um einen ganzen Tag hier drin bei den Besänftigten entronnen war. Sie erschienen so... unmenschlich. Sie strebten nach nichts, hatten keine Hoffnungen, keine Träume... Und keine Gefühle, abgesehen von der Zufriedenheit, das zu tun, was immer sie gerade taten. Aber das Schlimmste an ihnen war, dass sie eine mögliche Zukunft Rhaegos darstellten.
Erst als Owain sich umdrehte und sie zu einer bestimmten Stelle führte, bemerkte der blonde Magier, dass Myrddin offensichtlich schon den Zweck ihrer Anwesenheit erklärt hatte, ebenso, was sie benötigen würden.
Mit einem sanften "Hier ist es, Verzauberer", dass dafür sorgte, dass Rhaego sich am liebsten vor Ekel geschüttelt hätte, hielt Owain an. In diesem Regal standen, feinsäuberlich aufgereiht, eine Menge großer und kleiner Fläschchen, alle mit der selben trüben Flüssigkeit gefüllt.
"Ihr müsst wissen", begann der Verzauberer an die Gruppe gewandt, in einem schulmeisterlichen Tonfall, den Rhaego sofort wieder erkannte, nachdem er ihn so oft bei den Unterrichtsstunden des Verzauberers gehört hatte, "dass die Verderbnis der Dunklen Brut sich immer weiter ausbreitet. Das geschieht durch das Blut dieser Kreaturen, welches quasi deren Bösartigkeit enthält. Solltet Ihr also jemals gegen sie kämpfen müssen - wovor Andraste und der Erbauer Euch behüten sollen - müsst Ihr aufpassen, dass das verderbte Blut sich nicht mit Eurem mischt, durch irgendwelche Wunden, die ihr empfangen habt, oder dass Ihr es nicht - auf welche Weise auch immer - verschluckt oder so. Ihr müsst Euch merken, das Blut ist verderbt und darf unter keinen Umständen in Euren Organismus geraten." Er machte ien Kunstpause, währenddessen Alrik ihn mit offenen Augen anstarrte, die Dalish ihn mit einem Ausdruck musterte, den Rhaego nicht deuten konnte, und Owain ihn lediglich gelassen ansah. Dann fuhr er fort: "Es gibt keinerlei Heilmittel gegen die Verderbnis, sollte dieser Fluch jemals den Weg in Euren Körper finden. Allerdings könnt Ihr vorbeugen. Wenn Ihr diesen Trank rechtzeitig - und vor allem vor Eurer Infektion - einnehmt, wird er Euch schützen. Das Dunkle Blut der verfluchten Kreaturen kann dann seine Verderbtheit nicht mehr auf Euch übertragen, auch wenn es kurzzeitig in Euren Organismus eindringen sollte. Owain wird Euch das Rezept kopieren lassen, mit einiger Konzentration solltest du das hinbekommen, Rhaego. Außerdem hat der Zirkel beschlossen, Euch einige Fläschchen dieses Mittels mitzugeben. Auf dem Rezept ist auch nachzulesen, wie lange die Wirkung anhält und wie oft das Mittel eingenommen werden muss. Ist das soweit klar?"
Rhaego nickte. So etwas ähnliches hatte er schon einmal gelesen - als Novize gab es eine Zeit, in der er die Dunkle Brut sehr interessant gefunden hatte, was vor allem an der Verbindung lag, von der die Templer immer redeten, von wegen, die Magier seine an ihrer Entstehung schuld. Allerdings war dieses Interesse nur von kurzer Dauer und er hatte nicht gewusst, dass es ein Mittel zur Verhinderung der Verbreitung des Fluches gab. Und er war nicht so an Zaubertränken interessiert, dass diese Neuigkeit sofort all seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hätte. Viel mehr war er mit einiger Erleichterung damit beschäftigt, Owain weggehen zu sehen - nur um dann mit noch einem weiteren Besänftigten zurückzukehren und einige von den Fläschchen in einen Rucksack zu packen. Alrik dagegen sprudelte sofort mit einer Flut von Fragen los. Allerdings hörte der Magier nur mit einem Ohr zu - Es war zwar vermutlich ziemlich wichtig, doch erstens hatte Myrddin gesagt, alles wäre auf dem Rezept nachzulesen, und zweitens kam nach kurzer Zeit ein weiterer Besänftigter mit einer Kopie von eben jenem an. Es schien nicht sonderlich lang zu sein, wenn es so schnell kopiert werden konnte. Allerdings arbeiteten viele der Besänftigten als Schreiber in der Bibliothek. Andauernd mussten Bücher erneuert werden, weil sie so alt waren, dass die Schrift verblasste oder die Seiten auseinander fielen, daher hatten sie einige Übung im Abschreiben.
Im Grunde genommen war es beeindruckend, was die Besänftigten leisteten - dennoch konnte Rhaego nicht anders, als sie mit einem gewissen Ekel anzustarren.
"Rhaego!"
Die Stimme des Verzauberers brach hart in seine Gedanken. Der Magier schreckte auf und sah Myrddin fragend an. Tadelnd sah der alte Mann ihn an. Offensichtlich wollte er etwas von ihm, doch was genau es war, hatte Rhaego nicht mitbekommen. Erst jetzt bemerkte er, dass Alrik schwieg. Offensichtlich waren dessen Fragen alle beantwortet, und falls die Dalish etwas gesagt hatte, hatte er es nicht mitbekommen.
Myrddins Gesicht wurde weicher, als er den Grund für Rhaegos Abwesenheit bemerkte. Auch wenn er sich ziemlich gut unter Kontrolle hatte und in Anwesenheit anderer keine Abneigung gegen Owain erkennen ließ, war Rhaego sich ziemlich sicher, dass die Besänftigten auch dem alten Magier nicht ganz geheuer waren. Wie konnte es auch anders sein? Doch er schweifte schon wieder mit seinen Gedanken ab. Rasch konzentrierte er sich voll auf Myrddin.
"Der Zirkel hat erlaubt, dass auch du eine gewisse Ausrüstung bekommst. Owain stellt es bereits zusammen. Es sind einige Lyriumtränke darunter - doch geh sparsam damit um! Irgendwann brauchst du sie vielleicht dringend. Außerdem einige Wundumschläge und Verletzungsausrüstungen, falls einer von Euch sich etwas tut - auch wenn ich es Euch nicht raten würde", fügte er mit einem raschen Blick auf Alrik und Leirâ hinzu. "Größere Verletzungen können nur geübte Magier heilen und Rhaego gehört leider nicht zu ihnen" Er bemerkte erst jetzt, wie beleidigend das klang, und versuchte rasch, sich zu entschuldigen. "Das klingt jetzt vielleicht hart, aber..."
Rhaego schüttelte rasch den Kopf. Er war nicht beleidigt. Seine Stärken lagen eindeutig auf einem anderen Gebiet, das wusste er auch.
"Tja dann", fuhr Myrddin fort, froh, dass dieser kleine Fauxpas ihm von seinem früheren Schüler nicht übelgenommen wurde, "das war's hier dann auch schon. Ihr seid nun hofentlich gut gerüstet... Rhaego benötigt lediglich noch geeignetere Kleidung und vielleicht einen magischen Stab - vielleicht auch ein, zwei Amulette? Das werden wir noch schauen. Aber dafür müsst Ihr hier nicht warten", meinte er Alrik und die Dalish, "Ansonsten könntet Ihr auch Eure Sachen packen - oder euch umkleiden", bemerkte er mit einem Blick auf Leirâs bloße Füße. „Außer es würde Euch brennend interessieren, welche Ausrüstung Rhaego mitbekommt.“ Seine Stimme klang zweifelnd, als ob er nicht verstehen würde, wenn ein Nicht-Magier sich für Verzauberungen interessierte. „Außer natürlich, es gibt noch irgendwelche offenen Fragen?“

Leirâ Ven
13.06.2012, 21:46
Leirâ folgte Myrddin, Rhaego und Alrik bis zu einer großen Kammer. Deren Größe wusste die Dalish gar nicht recht zu erfassen, war sie doch vollgestellt mit allerlei Fläschchen, diesen Schriftrollen, Schmuck, Amuletten und vielem mehr. Immer weider blieben die Augen der Elfe an etwas anderem hängen, auch wenn sie nichts erblickte, was der Kunstfertigkeit des Volkes gerecht geworden wäre.
So geschicht die Falchohren und die Shemlen auch sein mögen, June hat seine Gaben an die Dalish verteilt.
Mit einem Ohr lauschte sie, wie Myrddin einigen der Templer den Grund ihres Hierseins erklärte und dann laut einen Mann rief. Und zwar den seltsamsten Mann, den die Jägerin je gesehen hatte. er war rein äußerlich absolut nicht bemerkenswert, ein solches Allerweltserscheinen war ihr noch nicht begegnet, zumal bei einem Shem. Er trug keinen Schmuck, die Haare einfallslos kurz. Seine Augen schauten leer, beinah schläfrig in die Welt und seine Stimme klang derart monoton, dass Leirâ froh war dass er kaum mehr als zwei Worte sprach. Auch zeigte sich in seinem Gesicht keinerlei Regung, einfach gar keine.

Schließlich führte er sie zu einem der Holzgebilde, in denen Tränke lagerten und Myrddin hielt eine Lehrstunde über die Dunkle Brut. Die Dalish hörte kaum zu, sie kannte genug Geschichten über das Verderben. Jedoch musste sie Grinsen ob der Weltfremdheit der Magier: Diese dunklen Missgeburten hatten sich das letzte Mal vor vielen hundert Wintern gezeigt, schwärmten sie doch nur aus wenn Fen'Harel, der Betrüger aller Götter, gut wie böse, einmal unachtsam wurde und die bösen Götter in Gestalt erschienen. Doch hörte man Myrddin zu war dieser augenscheinlich besorgt, dass es außerhalb des Turmes nur so von diesen abscheulichen Kreaturen wimmeln musste.
Als würden die dunklen Götter ausgerechnet nun, wo Rhaego nun zufällig den Turm verließ zum Vorschein kommen. Aber die Jägerin hielt sich auch hier weiterhin zurück. Zum Streiten war sie zu müde. Moment, was hatte Myrddin gerade gesagt? Irgendetwas davon, dass er verhindern könne dass die verderbten Kreaturen sie zu ihresgleichen machen konnten? Auch egal, sie würden schon keinen begegnen.
Nach einigen weiteren Ausführungen schlug der greise Zauberer vor, dass sie und Alrik sich reisefertig machten.
"Schon so bald? Warten wir denn nicht den Morgen ab?", raunte die Dalish dem Burschen zu.
"Ich will hier eher schneller als später fort. Und dachte, dass gerade du am allerliebsten von hier verschwinden möchtest."
"Mythal, doch erst wenn ich ausgeschlafen habe.", murmelte die Jägerin und die beiden gingen zurück in Richtung ihres Zimmers. Dabei kamen sie an einem Fenster vorbei und es war, wie die Elfe sich gedacht hatte:
kaum nach Mitternacht. Aber auf der anderen Seite hatte Alrik nicht unrecht: Sobald sie den Turm verlasen hatten, hatten sie auch diese ganze Kabbelei mit den Templern hinter sich. Noch während sie ihr Zimmer betraten und sich anzuziehen begannen, Juliette war noch nirgends zu sehen, meinte Alrik plötzlich:
"Beim Erbauer, dieser Kerl war mir unheimlich. Den ohne Gefühle, meine ich."
Leirâ schaute ihren Begleiter nur an ohne etwas dazu zu sagen.
"Und das passiert mit allen Magiern, die gefährlich sind? Brrr."
"willst du damit sagen, diese Templer entziehen ihnen ihre Gefühle, bloß weil sie gefährlich sein könnten?" Alrik nickte nur.
"Talon'din, das ist das grausamste, was ich je gehört habe." Wie das wohl sein musste? ganz ohne Gefühle, eingekerkert im eigenen Körper, der nur eine leere Hülle ohne jeglichen Antrieb? Bei dem Gedanken lief es ihr kalt den rücken hinunter. Eingesperrt zu sein war ihr schon immer als das schlimmste Schicksal erschienen, aber dann noch auf solch... sadistische Art und Weise?
Glücklicherweise trat just Juliette ein und lenkte die Jägerin von ihren Gedanken ab. Gerade war sie in die stiefel geschlüpft, dabei war ihr erst aufgefallen, wie kalt ihre Füße waren. Da richtete Alrik auch schon das Wort an die Kämpferin:
"Ah, Lady Juliette. Wir werden in kürze aufbrechen. Ist mit diesem Dylan noch alles im Lot? Er hat doch nicht noch im letzten Moment alles zu Nichte gemacht, oder?"
Leirâ fiel auf, dass Juliette ein stück Stoff auf ihre Armbeuge presste, darunter konnte sie schwach einen rötlichen Schimmer erkennen. Blut? Hatten die Templer sie verletzt? Aber wieso sollten sie das tun? Allerdings war Leuten, die anderer ihrer Gefühle beraubten alles zuzutrauen...

Juliette de Ludin
16.06.2012, 15:33
„Nein, nein.“, antwortete Juliette auf Alriks Frage während sie die Tür hinter sich schloss. „Alles in Ordnung“, behauptete sie doch das stimmte nicht. Es war nicht alles in Ordnung und dass sie es ihren Begleitern, vor allem Alrik verschweigen musste, lies ihr Herz schwerer werden. Die Söldnerin würde lügen müssen und das hasste sie. Lügen machten die Dinge kompliziert, Lügen schufen Misstrauen und Lügen bescherten ihr ein tadelndes Gewissen, besonders wenn sie Leute belügen musste die sie eigentlich ganz gut leiden konnte und nochmal mehr wenn sie damit etwas Übles vertuschen musste. Wie jetzt. Das sie vertuschen musste dass sie eben, vor wenigen Minuten erst, feierlich, auf alles was ihr gut und richtig erschien, geschworen hatte nicht zu zögern wenn es erforderlich wäre das Leben des Magiers, Rhaegos Leben, zu beenden. Es war absolut nichts was sie mit ihrer guten Seele und ihrer Barmherzigkeit vereinen konnte einfach so zu versprechen einen Lebensfaden zu durchtrennen als wäre sie eine göttliche Scharfrichterin. Das war sie nämlich nicht. Sie war weder Göttin noch Engel, sie war einfach nur ein Mensch und solchen war es nicht zugedacht über die Ihren zu richten, zumindest sie wollte nicht richten. Sie war schließlich keine kaltblütige Mörderin, wie sehr es auch als Söldnerin manchmal von Vorteil gewesen wäre. Und genauso wie es zum Vorteil wäre eine gewissenlose Lügnerin zu sein, war sie auch das nicht. Sich erfolglos selbst tröstend meinte zu sich, einfach eine zu gute Seele für diese Welt zu sein.

Als sie die Tür schloss hatte sie törichterweise ihren verletzten Arm bewegt was augenblicklich, trotz der Salben, Schmerz durch ihren Arm zischen ließ. Kein Schmerz der über das was sie bereits in ihrem Söldnerdasein durchgemacht hatte hinaus ging doch stechend genug das sie zusammenzuckte und sich an die bandagierte Wunde griff. Gegenüber ihren Begleitern blieb das nicht unbemerkt, so richteten sich die blauen Augen Alriks überrascht auf die Binde, ebenso wie die übergroßen Augen Leirâs nur konnte Juliette deren Ausdruck nicht ganz deuten. Die Adlige vermutete dass die Elfe ebenfalls überrascht wäre.
„Ach das ist nischts.“, antwortete sie auf die unausgesprochene Frage zu der der Bursche schon angesetzt hatte. „Nur der wöschentliche Aderlass.“
Doch auch diese etwas zu gelassen ausgesprochene Notlüge schien nicht alle Fragen zu beantworten, insbesondere bei der Dalish erkannte sie Unverständnis, zumindest glaubte sie das, daher wich sie, sich an den Türrahmen lehnend, schnell aus: „In Kürse aufbreschen? Jetst noch?“
„Ja, jetzt. Ist zwar ziemlich spät aber ist wohl besser hier rauszukommen ehe es sich die Herren Templer doch noch anders überlegen, meint ihr nicht?“, antwortete Alrik während er seinen Rucksack richtete.
Dem konnte sie nichts entgegensetzen also machte sie sich reisefertig. Während ihre beiden Begleiter ihre Sachen packten und sich anzogen, setzte Juliette sich vor den Spiegel im Zimmer und flechtete sich geschickt ihren üblichen kurzen Zopf, scheitelte ihr dunkelbraunes Haar und fixierte es lose mit dem Haarband. Wären nicht die Anzeichen des Schlafmangels in ihrem aristokratischen Gesicht vorzufinden wäre sie sich sicher schon lange nicht mehr so gut ausgesehen zu haben, zumindest ansatzweise, was sie zu einem zufriedenen Lächeln bewegte. Sie fühlte sich seit langem endlich mal wieder richtig sauber und ihr Haar war durch die Pflege weniger rebellisch als sonst weshalb es nun in guter Form war. Was sie auch vom Zirkel und seinen Insassen, Magiern wie Templern, hielt, das weiche Bett, die Badewanne, die Seife und den Kamm würde sie schwer vermissen. So sehr dass es sich fast schon so anfühle als ließe sie gleich eine ganze Handvoll guter Freunde zurück.

Aber seine Freunde lässt man doch nicht einfach so zurück!, erwachte ein verstohlener Gedanke in ihrem Oberstübchen, als sie ein paar Stücke Seife und einen Kamm auf der Kommode nicht weit von, ihr erblickte. Diese unscheinbaren, leichten Gegenstände die vermutlich nur wenige Fereldaner in ihrem Leben jemals benutzen oder überhaupt zu Gesicht bekamen, lagen einfach da, wie als ob sie danach schreien würden mitgenommen und benutzt zu werden. Was würde dagegen sprechen sie einfach mitzunehmen? Mehr als ein paar Kupferstücke war der Kamm nicht wert, die Seife vermutlich schon teurer aber bei weitem nicht die Welt, oder? Und wann würde Juliette so etwas jemals wieder sehen? Die Verlockung spielte mit ihren Gedanken wie eine Katze mit einem Wollknäul.
Doch harsch wurde sie von ihrem strengen Gewissen gescholten.
Diese Leute, seien sie nun Magier oder nicht, haben euch eingelassen, euch Essen gegeben, einen bequemen Schlafplatz gewährt und euch zumindest ansatzweise vertraut! Und du willst sie nun auch noch bestehlen! Du bist widerlich und erbärmlich! Die Magier haben euch geholfen!
Was spricht dann dagegen dass sie uns ein bisschen mehr helfen als sie dachten?, sprach die diebische Gier verführerisch. Sie werden es schon nicht vermissen…
Unschlüssig starrte sie mal verstohlen mal angewidert auf diese einfachen Hygieneartikel.
Bist du eine orlaisische Lady oder eine jämmerliche Diebin, Juliette?!?

Einige Minuten später, trat Juliette in voller Montur und reisefertig als letzte aus dem Zimmer. Wenn man mal von den Augenringen um ihre ansonsten wachen stahlgrauen Augen absah sah sie ausgesprochen frisch und tatkräftig aus. Sie war schon immer mit der Eigenschaft gesegnet gewesen schnell wach und aktiv werden zu können, wenn sie sich nicht den unsäglichen Schmerzen eines Katers ausgesetzt sah. Die Dalish und der Bursche warteten bereits, mehr oder weniger ungeduldig, wobei erstere wohl bestenfalls davon träumen könnte ebenfalls mit Juliettes relativ problemlosen Frühaufstehens beschenkt zu sein. Sie wirkte doch schon deutlich zerknitterte und mürrischer. Offensichtlich stand die Kleine nicht gern so früh auf.
„Da seid ihr ja.“, begrüßte Alrik eher neutral mit verschränkten Armen. „Habt euch ja ganz schön Zeit gelassen.“
„Nur keine `ektik, bitte.“, antwortete Juliette ruhig und knapp lächelnd. „Eine `ochgeborene Dame braucht nun mal etwas mehr Tseit um sisch fertisch zu machen.“
Eine Diebin, wolltest du wohl sagen, Jämmerliche!, schallte sie ihr schlechtes Gewissen mitleidslos.
Später dann wurden sie, zusammen mit dem Blondschopf der sie von nun an begleiten würde, von einer Delegation einiger Templer, darunter natürlich der unzufrieden wirkende Hauptmann, und dem Verzauberer, welcher an der frischen Luft fröstelte nach draußen geführt.

So standen sie nun am Fundament des gewaltigen Turmes, welcher schon seit Jahrhunderten diese widernatürlichen und gefährlichen Gestalten beheimatete. Auf Ihn, seine finsteren Flure, seine unheilvolle dunkle Präsenz und nicht zu vergessen seine Bewohner konnte Juliette gerne verzichten und nun wieder unter freiem, noch dazu wolkenlosem Himmel zu stehen ließ ihr leichter ums Herz werden. Das war das Gefühl des Aufbruches das sie verspürte und das sanfte Rauschen des Windes und das Schwappen der Wellen war dessen Geräusch.
Es war schon lange her dass die Adlige es wirklich genoss kühle, frische Luft einatmen zu können, die Sachte Brise welche ihre schlanke Gestalt umspielte zu spüren und den Nachthimmel mit seinen unzähligen funkelnden Sternen und dem hell scheinenden Mond sehen zu können. Die Erleichterung nun nicht mehr länger in der Gegenwart so vieler Magier verweilen und sich unfreundlichen Templern beugen zu müssen, wurde zwar durch das Wissen von nun an ständig einen Magier bei sich zu haben getrübt, doch konnte sie sich halbwegs optimistische Gedanken nicht verkneifen. Sie hatten den ersten richtigen Abschnitt auf ihrer Reise überstanden. Außerdem lenkte sie das von ihrem nagenden Gewissen ab welches ihr immer noch übel nahm den Zirkel, und sei es nur um so wenig, bestohlen zu haben.
Wenn man von Myrddin absah, welcher seinem Schüler nun offensichtlich aufrichtig lebe wohl wünschte und ihm die Hand herzlich schüttelte, verlief der Abschied in eisigem Schweigen und ohne auch nur ein Wort mehr zu sagen als nötig wäre. Es kamen auch keine weiteren Drohungen von Dylan, welcher sich darauf beschränkte einige knappe Formalitäten kühl sprechend mit einem kaum vernehmbaren Hauch von Widerwillen von sich zu geben. Er hatte wohl schon genug gedroht. Jedenfalls waren es keine tatsächlich ausgesprochenen Drohungen die man von ihm hörte, sie waren eher unterschwellig. Rhaego stünde nun davor zu beweisen ob er ein wahres Kind des Zirkels wäre und seinen Wert zur Schau zu stellen. Was passieren würde wäre er kein richtiger Angehöriger ihres Bundes, sprach der Templer zwar nicht aus aber es war klar was er dann tun würde. Und Juliette war auch glasklar was sie in diesem Fall tun müsste, was auch der Hauptmann von ihr erwarten würde, so sehr sie sich dagegen auch sträubte. Sie hatte es schließlich geschworen.
So brach die kleine Gruppe nun mit zwei neuen Mitgliedern, dem Magier Rhaego welchen die Duellantin, bei der dem Rest ihrer Ehre, nicht aus den Augen lassen würde, und dem schweigsamen Templer Ser Gillean der es ihr gleich tat, auf. Beladen mit großzügigerweise zur Verfügung gestellten Vorräten, von Proviant bis einige hilfreiche Tränken, setzen sie über den See mit einem klaren Ziel: Orzammar, die Stadt der Zwerge.

Tag 4 - 01:02 Uhr
Am Fuße des Turms des Zirkels
-> Port Calenhad (http://www.globalgameport.com/showthread.php?40857-Port-Calenhad&p=772324#post772324)

Rhaego Alcaryen
18.06.2012, 17:07
Rhaego hatte sich vorgenommen, nicht zurückzublicken. Er hatte das nicht nötig. Immerhin wusste er, wie der Turm aussah, hatte er doch lange genug darin gelebt. Und es gab so viel Neues zu entdecken. Sachen, von denen er gewusst hatte, was sie waren, aber schon lange vergessen, wie sie sich anfühlten.
Der kalte Wind im Gesicht. Die leichten Spritzer der Gischt, die die Haut liebkosten. Frisches Grünes Gras unter den Sohlen seiner neuen Stiefel – er konnte zwar die Farbe in der Dunkelheit nicht erkennen, aber das Gefühl war einzigartig.

Während der Überfahrt über den See hielt er seinen Rucksack fest umklammert. Eine Menge wertvoller Dinge waren darin, obwohl er ihn schon wieder teilweise geleert hatte. Als er fertig gepackt hatte, hatte er ihn lediglich mit Mühe heben können. Daher hatte er schweren Herzens einige der Bücher wieder herausgeholt und vorsichtig auf seinen Schreibtisch gelegt. Einige. Nicht alle. Seine Unterlagen hatte er bei sich, die Notizen, wie er während der Übersetzung gemacht hatte. Ebenso eine kleine Grammatik von zwergischer Sprache. Irgendwie hatte er das Gefühl, in Kürze das Gewicht zu bedauern, doch das war notwendig gewesen. Selbstverständlich hatte er auch Tinte und Schreibfeder dabei. Das war seine Ausrüstung, die er benötigen würde, so wie ein Krieger sein Schwert. Dazu hatte er noch eine zweite Robe eingepackt, eng zusammengeschlungen und schützend um die zarten Fläschchen gerollt. Er trug einen Teil des Trankes gegen das verderbte Blut. Ebenso wie alle anderen aus der Gruppe. Zusätzlich hatte er noch einige Lyriumtränke dabei, „nur für den Notfall“, wie Myrddin ihm eingeschärft hatte. Auch einige Wundumschläge hatte der alte Magier ihm besorgt. Ferelden war ein gefährliches kriegerisches Land, eine gute Vorbereitung war daher wichtig. Nachdem Rhaego mit widerstandsfähiger Kleidung ausgerüstet worden war, hatte er mit seinem alten Mentor überlegt, ob er einen Magierstab mitnehmen sollte. Am Ende hatte er sich dagegen entschieden. Da er schon vor seiner Zeit im Turm rudimentäre Kontrolle über seine Fähigkeiten erlangt hatte, hatte er sich mit der komplizierten Stabmagie immer schwergetan. Er hatte es auch nie wirklich geübt, weil er nie gedacht hätte, das je zu brauchen. Und es war schon aufwendig, dieses meterlange Holzstück immer mitzuschleppen. Nein, seine beste Waffe waren seine angeborenen Fähigkeiten und die führten kein Gewicht mit sich.
Das letzte, was zu seinem Gepäck hinzu kam, war ein kleiner Beutel voller Münzen. Auch hier hatte der Verzauberer ihm eingeschärft, sparsam zu sein.
Als sein Rucksack endlich leicht genug war, ihn über längere Strecken zu tragen, er sich fertig angekleidet hatte und eigentlich aufbruchsbereit war, hatte Myrddin noch darauf bestanden, dass er sich rasierte. Der alte Verzauberer hatte gemeint, die Leute hätten bei so ungepflegtem Aussehen gleich ein schlechtes Bild von den Magiern, was man verhindern müsste. Und weil Myrddin ihm so sehr mit dem Packen geholfen hatten, weil er Rhaegos Haare außen vor ließ und da keine Kürzungen verlangte und weil es so klang, als würde der alte Mann andernfalls Templer dazu holen, die seine Meinung durchsetzen würden, hatte Rhaego letzten Endes nachgegeben.
Und so hatte es noch ein Stück länger gedauert, bis alle fünf in der Halle am Fuße des Turms versammelt waren, inklusive des Templers Gillean. Der war auserwählt worden, sie zu begleiten, um auf Rhaego aufzupassen. Der blonde Magier wusste, dass es hätte schlimmer kommen können, war dieser Templer doch nicht ganz so streng wie andere, dennoch wäre es ihm lieber, keiner der gestählten wäre dabei. Solange Ser Gillean die Gruppe begleitete, war Rhaego gezwungen sich zurückzuhalten. Nun ja. Einer war besser als ein ganzer Turm voll.

Und fürs erste war er mit anderen Dingen als der Gegenwart des Templers beschäftigt. Nach einer herzlichen Verabschiedung von Myrddin und mahnenden – eigentlich ja drohenden, aber eher unterschwellig – letzten Worten von Dylan öffnete sich das große Tor, um zum ersten Mal seit dem Aufbruch weniger Auserwählter Richtung Ostagar wurde ein Magier in die Freiheit entlassen. Oder so ähnlich, dachte Rhaego mit einem Blick auf Ser Gillean. Zumindest raus aus dem Turm.
Und dann begann der Zauber der Nacht. Helles funkelndes Sternenlicht über ihm. Das leichte Schimmern der Wellen neben dem Boot, wenn der Mond sich darin spiegelte. Das leise Platschen des Wassers am Rande des Bootes. Es war einfach unglaublich.
Diese grenzenlose Freiheit auf dem Wasser.
Bei diesem Gedanken wurde ihm ein wenig mulmig zumute. Grenzenlos, zu allen Seiten. Nichts, was ihn aufhalten konnte – aber auch nichts, was Schutz bot. Er schüttelte den Kopf. Hinter ihm, so wusste er, wurden die Fackeln immer kleiner, die die Templer am Eingang des Turmes hielten.
Freiheit. Freiheit, Freiheit, Freiheit. All das, was er sich so lange erwünscht hatte, wurde nun wahr.
Es war unglaublich.
Als das Boot mit einem leichten Schaukeln am anderen Ufer auftraf, betrat er den festen Boden mit leicht wackligen Füßen.
Und dann, während die anderen sich schon aufmachten, bis auf den Templer, der ihn nicht aus den Augen verlor, vergaß Rhaego alle Vorsätze und drehte sich, wie von einem Magneten angezogen, um.
Hinter ihm ragte der gewaltige Turm auf. Plötzlich kam er sich winzig vor. Wie oft hatte er dort schon herabgeblickt, sich gewünscht draußen zu sein. Und nun stand er hier und alle seine Wünsche waren erfüllt. Einen Augenblick fühlte er einen merkwürdigen Stich in seinem Herzen. Immerhin hatte er die letzten vierzehn Jahre seines Lebens dort verbracht.
Doch dieses Gefühl löste sich in einem gewaltigen Jubelgebrüll auf, der in seinen Ohren zu klingen schien und nicht mehr stoppen wollte.
Endlich frei!
Da stieß ihn Ser Gillean an und bedeutete ihm, weiter zu laufen. Mit fast teilnahmsloser Miene wandte sich Rhaego um und gehorchte.
Um diesen Jubel herauszulassen, war er zu klug, nach all der Zeit im Turm. Das würde er tun, wenn er Ser Gillean irgendwie losgeworden war. Und bis dahin – bis dahin würde der Jubel über seine Freiheit für alle anderen unhörbar in ihm weiterklingen.

Tag 4 - 01:22 Uhr
-> Port Calenhad

Leirâ Ven
20.06.2012, 13:54
Die Welt der Shemlen war anstrengend:
Nicht nur, dass sie Leirâ mitten in der Nacht aufschreckte und von ihr verlangte, reisefertig zu werden, nein. Dann zwang sie die Jägerin auch noch zu Geduld, denn 'Lady Juliette' hatte sich in einer kleinen Kammer eingeschlossen, die der Jägerin zuvor gar nicht aufgefallen war. Und so standen sie da und warteten....
...Und warteten...
...Und warteten.

"Wo müssen wir eigentlich als nächstes hin, um euren Schatz zu finden?", brummte Leirâ irgendwann in Alriks Richtung. Neben der Tatsache, dass eine Unterhaltung ihr die Zeit verkürzen würde, sickerte die Erkenntnis in ihr Bewusstsein, dass sie dies ohnehin erfahren musste.
"Na, zu den Zwergen. Ins Frostgipfelgebirge."
Zwar tat die Dalish diese Antwort mit einem Nicken ab, doch in ihr regte sich noch mehr:
In diesem Gebirge, so hatte ihr Vater ihr erzählt, war sie geboren worden. Als Dalish kannte Leirâ so etwas wie 'Heimat' nicht, dennoch würde sie an den Ort ihrer Geburt zurückkehren. Ein eigenartiger Gedanke. Und mit Bestimmtheit auch einer für spätere Morgenstunden.
Und endlich trat Julilette reisefertig vor sie. Und wäre Leirâ nicht so müde und verstimmt gewesen, sie hätte Juliette deren 'hochgeborenen' Spruch in den Hals zurückgerammt. Solch ein Gehabe war der Jägerin einfach zu Wider. Doch sie beschränkte sch sich auf ein Augenrollen und folgte den beiden.

In einer großen Kammer wurde ihnen der Templer Gillean vorgestellt, der sie von nun an begleiten würde. Leirâ war zu müde für Disskusionen, desweiteren war ihr bewusst, wie weit sie bereits gekommen waren, sodass sie nichts weiter dazu sagte. Stattdessen musterte sie den Blondschopf nur mit mürrischem Blick. Der Kreiger sah aus wie eine dicke Shemwurst, die man in eine breite Rüstung gequetscht hatte.
Elgar'nan, in dem Ding kann sich dieser ungelenke Kerl doch sicher noch weniger bewegen, als all die anderen Gepanzerten. Tatsächlich dachte sie das schon eine ziemlich lange Weile: Die Krieger des Volkes trugen leichte Holzrüstungen, welche in Bändern angeordnet waren. darunter gepolsterte Kleidung, sodass kaum ein Hieb durch zu brechen vermochte. Gegen Stiche und Pfeile sah das zwar anders aus, doch wusste die Jägerin aus Erfahrung, dass ein heftiger Stich oder ein auf kurze Entfernung geschossener Pfeil auch durch die Plattenrüstungen der Rosenohren zu brechen vermochte. Dann stießen noch Myrddin und Rhaego zu ihnen, letzterer mit einem sichtlich vollgestopften Rucksack. Die Jägerin grinste und war gespannt, wie weit dieser schmale Mann, der sein Leben in einem Turm verbracht hatte, das Ding zu tragen vermochte. Und dann endlich verließen sie den Turm.
Als sie die Pforte hinter sich ließen und ihr seit einer Ewigkeit endlich einmal wieder, der Wind durch das Haar ging, sie das rauschen des Wassers hörte und der Blick auf den Horizont endlich nicht mehr versperrt war, wurde der Dalish schwindelig. Ein Prickeln breitete sich über ihren Körper aus, in der Ferne wogte ein Meer aus Blättern im Wind. Sie schloss die Augen und ließ das Gefühl auf sich wirken. Alrik tippte sie an und wies auf das Boot, die Jägerin folgte. Auf dem selbigen rutschte die kleine Elfe ganz nach vorn, lies eine Hand in das kalte Wasser hinab hängen und entspannte sich seit Wochen, so fühlte es sich an, endlich einmal wieder gänzlich.

-----------> Port Calenhad

Yanis Leclerc
25.06.2012, 19:46
Bannorn (http://www.globalgameport.com/showthread.php?42848-Bannorn&p=770410&viewfull=1#post770410)--------------->
Turm des Zirkels

Schwungvoll stieg Yanis von seinem Pferd und bedeutete zwei seiner Männer es ihm gleichzutun. Er kramte noch aus einer Tasche ein paar Dokumente und einen Siegelring den er sich rasch ansteckte.
Zu dritt schritten sie mit entschlossenem Schritt auf den Mann zu der einsam und verlassen am Pier Wache stand. Wie er es erwartet hatte war es ein gepanzerter Templer der dort stand.
„HALT! Wer da?“ fragte dieser prompt mit kräftiger Stimme.
„Ein Abgesandter Orlais mit seinem Gefolge!“ antwortete Yanis mit mindestens ebenso fester Stimme
Der Wachmann hatte zwar eine Laterne konnte aber bestimmt nicht Yanis zur Gänze erkennen. Yanis ging auf den Templer zu, nicht zu schnell und nicht zu langsam, die Hände deutlich vom Körper weg haltend.
„Isch bin Yanis Leclerc und ein Abgesandter Orlais. Isch bin mit einer wischtigen Angelegenheit betraut und in diesem Susammenhang befugt für die `öchste Autorität Orlais zu spreschen.“
„Und was für eine `Angelegenheit´ wäre das?“ fragte der Templer, jetzt nicht mehr ganz so selbstsicher.
Yanis holte vorsichtig die Zeichnung Juliettes hervor und überreichte sie der Wache „Isch suche eine gefährlische Person. Diese Frau. Isch `abe grund sur Annahme, dass sie bereits `ier war!“
Der Templer ergriff die Zeichnung und sah sie sich genau an. Yanis trat in gebückter Haltung etwas näher und sah sich das Gesicht des Templers im Schein der Laterne genau an.
Im Moment als die Wache die Zeichnung sah, zog er die Stirn kraus und rümpfte die Nase. Abscheu
Sie war also hier gewesen, solch eine Reaktion zeigte man nicht wenn man eine Person nur von einer Zeichnung kennt.
„Sie war `ier, nischt war?“ es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Der Templer schien kurz mit seinen Emotionen zu kämpfen. Etwas war hier passiert, etwas, das den Templer schwer gekränkt hatte. Eine Spur Besorgnis spiegelte sich ebenfalls auf seinem Gesicht.

Yanis war beunruhigt. Was hatte Juliette angestellt, dass ein Templer besorgt war?
Der Templer fasste sich wieder „Könnt ihr euch ausweisen?“ Yanis reichte ihm ein Dokument, dass ihn als hohen Abgesandten Orlais auszeichnete. Die Verbindungen von Lord Maxime hatten einiges in Bewegung setzen können. Der Templer nah das Dokument vorsichtig entgegen und fing an es zu studieren wobei er immer wieder misstrauische Blicke Yanis und seinen Männer zuwarf.
Das Dokument war echt und trug sogar das Siegel der höchsten Autoritäten Orlais. Im Fall Juliette sprach er in Ferelden für ganz Orlais.
Der Templer reichte das Dokument zurück an Yanis „Wartet hier!“ Die Stimme der Wache hatte wieder ihre alte Festigkeit erreicht. Der Templer begab sich in seine kleine Fähre und setzte zum Turm über.
Minuten verstrichen. Inzwischen waren die restlichen von Yanis Männer aus der Taverne zurück, ohne nützliche Informationen hervorgebracht zu haben. Yanis deutete allen bis auf vieren an, sich etwas weiter entfernt bedeckt zu halten.

Nach einigen Minuten kam die Fähre zurück. „Sie dürfen übersetzen, mit vier Mann!“ Yanis deutet eine dankbare Verbeugung an und stieg mit seinen vier Männern in das kleine Boot.
Während des Übersetzens war es im kleinen Boot völlig still. Lediglich das Plätschern des Wassers, wenn die Ruder ins Wasser stießen oder die sanften Wellen überraschend kraftvoll gegen den Rumpf des Boots schlugen. Yanis sah mit ernstem Gesichtsausdruck auf den immer imposanter erscheinenden Turm der sich, scheinbar drohend, immer weiter vor ihnen aufzubauen schien.
Am Ufer des Turms angekommen bedeutete ihnen die Wache auszusteigen und die große Treppe vor ihnen emporzusteigen.
Ohne zu zögern stieg Yanis als erster aus dem Boot und ging mit scheinbar selbstsicherem Schritt voraus. In seinem Leben hatte er lernen müssen, dass ein selbstsicheres Auftreten der wichtigste Schritt auf dem Weg zum Erfolg war. In Wirklichkeit war Yanis nervös überspielte dies aber geschickt. Wann immer er für Lord Maxime dunkle Geschäfte abwiegelte war ein sicheres Auftreten existentiell wenn man mit zwielichtigen Gestalten verhandeln musste.

Dicht gefolgt von seinen Männern, je zwei links und rechts hinter ihm, erstieg er die Treppe. Die Templer die links und rechts sie flankierten und scheinbar reglos dastanden ignoriete er und hielt seinen Blick fest auf das Ende der Treppe geheftet. Nach und nach, vom Schein unzähliger Fackeln erleuchtet, kam ein großes Portal in Sicht.
„Halt, Fremde!“ wurden sie vom Ende der Treppe aus angerufen. Genau wie er blieben seine Männer prompt stehen, stellten sich aufrecht hin, Kinn hoch und die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Wenn man militärischen Verbänden, wie den Templern, Disziplin vorlebt nehmen sie einen auch ernster.
„Wer seid ihr und was ist euer Begehr?“ polterte wieder die Stimme vom Ende der Treppe und es zeigte sich endlich ein Gesicht zu der Stimme.
Knallende Stiefel auf Steinboden, wuchtiges scheppern einer Plattenrüstung. Ein großgewachsener Mann mit Bürstenhaarschnitt, gepflegten Bart und durchdringenden, unzufriedenen dunkelgrauen Augen schritt langsam die Stufen herab.

Hinter dem Mann standen nochmal bestimmt 10 Templer in Reih und Glied. Auffallend einzeln stand ein weiterer Templer und ein alter Mann der ausnahmsweise nicht in einer Rüstung steckte.
Yanis nahm die imposante Gestalt und die kräftige Stimme ohne eine Emotion zu zeigen war.
„Isch bin Yanis Leclerc offisieller Abgesandter Orlais und verfolge eine gefährlische Person die aus meinem Land in eures geflohen ist.“ Seine Stimme war mindestens genauso kraftvoll wie die des Gepanzerten.
Yanis griff in seinen Wams und wollte das Dokument und die Zeichnung hervorholen doch man interpretierte seine Geste falsch. Wie auf ein unsichtbares Signal hin zogen die Templer links und rechts von ihm, genau wie die Templerreihe vor ihm ihre Schwerter und streckten ihre Schilde vor.
Seine Männer handelten umgehend. Sie drehten sich nach außen und bildeten damit einen Kreis der Rücken zu Rücken stand. „Genau 20 auf meiner Seite“, „Bei mit genauso viel!“ informierten sie ihn.
„Eure Waffen! Legt sie nieder!“ forderte der Gepanzerte auf
Einer seiner Männer drehte ganz leicht den Kopf zu ihm „Yanis?“. Doch er musste gar nicht erst groß Nachdenken „Wir kommen eurer Aufforderung nach! Wo sollen wir unsere Waffen ablegen?“
Yanis Stimme hatte nichts an Festigkeit verloren und noch immer stand er aufrecht und reglos da. „Einer meiner Männer wird sie euch Abnehmen!“ und mit einem Fingerzeig setzte sich der Einzelstehende Templer in Bewegung. Angefangen bei Yanis stellte sich der Templer vor die Männer aus Orlais und nahm die Schwerter und Säbel entgegen. Stumm ging er wieder auf seine alte Position, versetzt hinter dem kraftvollen Redner.
„Könnt ihr euch Ausweisen, Gesandter?“
„Das kann isch!“ Yanis holte das Dokument hervor und präsentierte es. Der Gepanzerte ging langsam auf Yanis zu und baute sich, auf einer höheren Stufe stehend, vor ihm auf. Mit ernstem Gesichtsausdruck blickte er auf Yanis herab und winkte, ohne sich umzusehen, den einzig ungepanzerten heran.
Schweigend stellte er sich neben den Gepanzerten und nahm das Dokument entgegen und begann es eifrig zu studieren. Während das Dokument geprüft wurde fochten Yanis und der Gepanzerte ein unsichtbares Duell aus. Stoisch erwiderte Yanis dem Blick des Gepanzerten Manns stand ohne auch nur einen Gesichtsmuskel zu bewegen während er hinter dem Rücken seinen rechten Handschuh auszog. Yanis hatte so etwas schon zu oft gesehen, einen Mann der mit blosen Äußerlichkeiten versucht andere einzuschüchtern. So etwas beeindruckte ihn gar nicht mehr.
„Dieses Dokument ist echt! Allerdings gilt es nur in Verbindung mit einem der…..“ weiter kam der Studierte nicht denn jetzt war Yanis derjenige der am Zug war.
„…Kaiserlichen Siegelringe!“ rief Yanis in den Raum und präsentierte seine rechte Faust an der Kaiserliche Siegelring Orlais prangte.

Die Kunstfertigkeit mit der diese seltenen Siegelringe hergestellt werden ist unübertroffen und unnachahmlich in der Welt. Es gab immer nur wenige Siegelringe des kaiserlichen Hofs zu Orlais gleichzeitig, ihre Zahl wird auf weniger als dreißig geschätzt und nur an die höchsten Abgesandten Orlais verteilt, sie spiegeln die gesamte Macht des kaiserlichen Hofs wieder und sind deswegen sowohl geschätzt als auch gefürchtet.
Yanis wusste nicht was für Gefallen Lord Maxime eingefordert hatte oder welche Zugeständnisse er machen musste um an einen dieser Ringe zu kommen aber eines war sicher, dieser Ring hatte einiges gekostet.

Der Studierte riss die Augen auf und stolperte beim Anblick des Rings beinahe rückwärts die Treppe hinauf. Sogar der Gepanzerte machte einen irritierten Eindruck, als ob er nicht genau wüsste, was das jetzt zu bedeuten hatte. Yanis setzte nach und hielt dem Gepanzerten die Zeichnung Juliettes vors Gesicht.
„Juliette de Ludin! So ist ihr Name und isch suche diese gefährlische Verbrescherin!“ Yanis entging keine einzige Gesichtsregung des Gepanzerten. Zuerst das erschrockene Aufreißen der Augen und dann ein anderes Extrem. Verengte Augenbrauen und ein zusammengepresster Mund Wut aber da war wieder ein Hauch von Besorgnis die Yanis ein ungutes Gefühl vermittelte.
„Was `at sie von eusch bekommen?“ fragte er dreist und senkte dabei die Stimme, sodass nicht alle Templer es hören konnten.
Der Gepanzerte stemmte eine Hand in die Hüfte und fuhr sich mit der anderen druchs Gesicht während er den Blickkontakt abbrach und einen Punkt an der Wand fixierte.
„Folgt mir Abgesandter!“

Tag 4, 04:10

Yanis Leclerc
26.07.2012, 22:52
Der Mann mit dem Bürstenhaarschnitt stellte sich als Hauptmann Deylan, Chef der Wache, vor. Er führte sie gemeinsam mit dem Gelehrten, Darek, durch den Turm bis in einen kleinen Raum. Yanis empfand das weite Gewand des Gelehrten etwas befremdlich, Männerkleidung kannte er anders. Andere Länder andere Sitten, er schüttelte den Gedanken ab, er war wegen etwas anderem hier.
Die schwere Holztür mit den Metallbeschlägen fiel knarrend hinter ihnen ins Schloss und Deylan ging tief durchatmend um einen schweren Schreibtisch herum und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Yanis schickte seine Männer aus dem Raum und befahl ihnen sich ein wenig zu entspannen. Er sah ihnen dabei eindringlich in die Augen. Der Gelehrte flüsterte etwas ins Ohr von Deylan, augenscheinlich übersetzte er. Mit einem Nicken verabschiedeten sich die Männer.
Yanis gab dem Hauptmann noch einen Moment Zeit um sich zu fassen, und beobachtete ihn dabei genau. Der Hauptmann war deutlich nervös und angespannt. Ohne um Erlaubnis zu bitten setzte sich Yanis auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch und holte aus einer seiner Taschen ein kleines Stück Pergament hervor.
„‘err ‘auptmann, bitte ersählen sie von Anfang an“
Der Hauptmann hörte abrupt auf in dem kleinen Zimmer auf und ab zu gehen und starrte Yanis für einen Moment an. Schließlich setzte er sich mit einem Seufzen gegenüber von Yanis hin und begann zu erzählen.
„Vor ein paar Stunden kamen hier drei seltsame Gestalten an. Ein junger Mann, eine Elfe und eine Frau mit orlaisischen Aktzent.“
Es waren also definitiv wirklich drei und der kundige Jäger war eine Elfe.
„Der Jüngling stellte sich als Alrik Riverside vom Bann Fasado von Baumgreif vor, die Elfe war Leirâ Ven, eine Ungläubige vom heidnischen Stamm `Klingen des langen Weges´. Die Frau die ihr meint muss dann Ritterin Juliette sein, sie war mit der Sicherheit von Alrik Riverside beauftragt.“
Ritterin Juliette?!? Yanis musste sich zusammenreißen um nicht gleich laut aufzulachen.
„Sie kamen hier an und verlangten – sie verlangten! Sie verlangten, dass sie Zugriff auf unsere Bibliothek und unsere Gelehrten bekommen um irgendein Pergament zu entschlüsseln.“
„Und sie `aben ihrem Anliegen nachgekommen?“ fragte Yanis nach und notierte sich einige Informationen
Der Hauptmann zögerte kurz mit der Antwort und sein Gesicht spiegelten zwei Emotionen wieder Wut und Scham.
„Ja!“ gab der Hauptmann zähneknirschend schließlich zu „und…..und noch mehr!“
Yanis beugte sich neugierig vor
„Wir haben ihnen Zugang gewährt und ihnen schließlich noch einen Gelehrten mitgegeben, einen Magier!“
Yanis zog scharf die Luft durch die Nase ein. Der Hauptmann hob beschwichtigend die Hände „Wir haben aber Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ein Templer, Ser Gillean, begleitet sie und passt auf den Magier auf!“ Der Hauptmann verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. Diese symbolische Distanzierung von der eigenen Aussage verriet Yanis, dass der Hauptmann seinen Worten selbst nicht glaubte.
Yanis wollte nicht weiter darauf eingehen und wechselte das Thema. „Was könnt ihr mir über die Drei ersählen, `err `auptmann!“
„Jetzt beantwortet ihr mir eine Frage Abgesandter! Warum sucht ihr diese Frau?“ Dylan hatte einen eisernen Blick aufgesetzt.
Yanis hatte mit dieser Frage gerechnet und zögerte dennoch mit der Antwort damit sie glaubwürdiger sein würde. Er atmete tief durch „Betrug und Verrat! Deswegen muss ich sie so schnell wie möglich finden um den Schaden rasch einzugrenzen. Das wichtigste dabei ist, dass ich sie LEBEND zurück nach Orlais bringen MUSS! Ich kann gar nicht genug betonen wie wichtig das für das Kaiserreich ist!“ Jetzt war es an Yanis eisern zu starren.
Einen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen bis Yanis wieder seine Frage wiederholte.
„Was könnt ihr mir über die Drei ersählen, `err `auptmann!“
„Der Jüngling, Alrik, war offenbar der Anführer obwohl er nicht besonders erfahren wirkte, er war viel ehr voll von jugendlichem Leichtsinn und er war völlig unbekümmert. Er war im Auftrag seines Banns unterwegs und hatte zum Schutz die Ritterin Juliette und als Botschafterin des benachbarten Elfenstamms Leirâ Ven dabei.
Die Elfe schien das erste Mal in ihrem Leben aus ihrer heidnischen und rückständigen Welt herausgekommen zu sein und machte ansonsten einen eher harmlosen Eindruck.
Die angebliche Ritterin, Juliette, trat im Vergleich am bestimmtesten auf. Deswegen habe ich ihr auch gesagt, dass sie, wenn es notwendig sein sollte, den Magier töten sollte, bevor er sich in eine Abscheulichkeit verwandeln oder abtrünnig werden würde.“
„Isch würde gerne mehr über diesen Magier erfahren den ihr diesem Alrik mitgegeben `abt!“
„Rhaego Alcaryen, ein verdammter Querdenker und Träumer! Er war mir schon immer ein wenig zu neugierig!“ der Hauptmann fuhr sich durch die kurzen Haare. Er ist ein kluger Kopf der sich mit vielen Sprachen und Kulturen auskennt. Deswegen habe ich mich dafür entschieden ihn mitzuschicken. Er hat Erfahrung in Elementar und Geistesmagie.
Yanis ließ die Worte auf sich wirken. Er wollte nicht so recht glauben, dass die Elfe so harmlos war wie der Hauptmann sie darstellte und er fragte sich ob dieser Alrik nicht doch nur eine Marionette von Juliette war.
Möglicherweise war Juliette wirklich die Drahtzieherin und hatte die Elfe als eine Art Söldner angeheuert während dieser Alrik übertölpelt worden war nur noch auf dem Papier der Anführer war.
Deylan zog seine Augenbraue zusammen und beugte sich vor „Was glauben sie hat Juliette mit meinem Magier vor?“
Yanis seufzte und rieb sich kurz die Stirn „Juliette hatte bisher mit Magie nischt das Geringste su tun. Isch weiß selbst nischt was sie genau vorhat. Möglischerweise geht es ihr wirklisch nur darum so schnell wie möglisch, so viel Geld wie möglisch ansuhäufen um sisch dann noch weiter absusetsen.“
Yanis zog gespielt die Schultern hoch. „Könnt ihr mir noch sagen wann sie von `ier wieder aufgebrochen ist?“
„Vor etwa 2 Stunden….“ Der Hauptmann sah Yanis ernst an
„Konnten sie das Pergament entschlüsseln?“ fragte Yanis schließlich weiter
Deylan presste die Lippen aufeinander und Yanis wusste was jetzt kommen würde
„ Abgesandter ihr wisst, dass ich von nun an übernehme! Ich werde aber euch gestatten mich und meine Männer zu begleiten, seht das als Gefallen an und seit versichert, dass wir Juliette unversehrt an sie übergeben werden sobald wir sie gefunden haben!“
Yanis sprang auf, sodass der Stuhl nach hinten umkippte. „WAS? Das kann nischt ihr Ernst sein! Sie glauben doch nischt, isch würde misch so einfach wegdrängen lassen!“
Der Hauptmann sah ihn gönnerhaft an „Verstehen sie mich nicht falsch Abgesandter, das war keine Bitte! Dies ist jetzt eine Angelegenheit der Templer, das ich sie bei der weiteren Suche beteilige ist ein Gefallen meinerseits. Das sie ein offizieller Abgesandter aus Orlais sind finde ich persönlich zwar beeindruckend aber ist für diese Sache ohne Belang. Um es kurz zu machen: Sie werden mit ihren Leuten in dem Gasthaus am See übernachten und morgen bei Sonnenaufgang werden wir gemeinsam ihrer Juliette nachjagen, gute Nacht Abgesandter!“
Deylan stand auf und verließ das Zimmer während Yanis die Hände zu Fäusten ballte und mit den Zähnen knirschte. Sobald Deylan das Zimmer verlassen hatte fegte Yanis den Tisch mit einer dramatischen Szene leer und stürmte ebenso aus dem Zimmer.
Außerhalb des Zimmers standen seine Männer, bewacht von mehreren Templern und mit einer wütenden Geste forderte er seine Leute auf ihm zu folgen.
Sie schwiegen während sie aus dem Turm begleitet wurden. Erst als sie wieder ihre Waffen in Empfang genommen hatten und an der großen Treppe angelangt waren flüsterte Yanis „Und?“
„Orzammer, vor etwa 2 Stunden!“ flüsterte einer der Männer zurück, die anderen nickten unmerklich.

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