jokersbiggestfan
21.07.2011, 20:33
So, dann trau ich mich jetzt auch mal: Meine FF zu Mass Effect. Es geht darin um (surprise,suriprise!) Joker und was mit ihm in den 2 Jahren zwischen Teil 1 & 2 so passiert ist...hier mal das erste Kapitel, wenns gefällt gibts den Rest :)
MASS EFFECT - DEAD AND ALIVE
1. Dead inside
Ein Klingeln zeriss die Stille der Nacht und ließ Alice Moreau erschrocken hochfahren. Hektisch tastete sie nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe, brauchte einige Momente um zu begreifen, dass sie nicht in ihrem Bett lag. Wie so oft war sie auf dem Sofa eingeschlafen.
Schnell raffte sie sich auf und zog sich den bereit gelegten Bademantel über, während es erneut klingelte. "Ich komme!" rief sie, hastete zur Tür, nahm sich jedoch einen Moment um durch zu atmen, bevor sie sie öffnete.
Alice wusste, was sie erwartete und dennoch erschrak sie wie beim ersten Mal, als sie sah wer vor ihrer Türe stand. Dylan Rosdale war der Türsteher des "Margerie's" und in den letzten Monaten beinahe so etwas wie ein Freund geworden. Verlegen trat er von einem Bein auf das andere und versuchte weder sein Gegenüber noch die zusammengesunkene Gestalt im Rollstuhl vor sich anzusehen.
"N'Abend, Mrs Moreau. Tut mir leid Sie stören zu müssen aber...." Ein kurzer, verstohlener Blick machte ihm bewusst, dass er nichts zu sagen brauchte. Nicht mehr. Alice seufzte und griff nach ihrer Tasche, nestelte ein paar Credits hervor. "Schon in Ordnung, Dylan. Ich hoffe er hat keine allzu großen Probleme gemacht. Hier, für Ihre Mühe." "Danke Mam!" presste der Angesprochene hervor und hatte es sichtlich eilig, wieder zu verschwinden. Alice konnte es ihm nicht verdenken. Es war deprimierend, das hier zu sehen. Ihn so zu sehen. Mit einem weiteren tiefen Seufzen fasste sie die Griffe des Rollstuhls und schob ihren Sohn in sein Zimmer.
Mehr als einmal hatte Jeff Moreau sich gewünscht, nicht mehr aufzuwachen und auch diesesmal stellte es keine Freude für ihn da, sich seiner Selbst bewusst zu werden. Abgesehen von den hämmernden Kopfschmerzen und dem Gefühl sich dringend übergeben zu müssen war da immer die Erinnerung, das erste Bild das morgends durch seine Gedanken schoss.
Mühsam richtete er sich auf und ließ sich sofort zur Seite rollen, wo seine Mutter vorsorglich wie immer einen Eimer platziert hatte. Er hörte, wie sie die Türe öffnete und zu ihm trat noch während die Sünden des vorangegangenen Abends ihn geräuschvoll wieder verließen.
Wortlos wartete Alice, bis ihr Sohn sich wieder aufrichtete und reichte ihm ein paar Tücher. "Besser?" fragte sie knapp und bekam wie erwartet keine Antwort. Langsam ließ sie sich auf dem Bett neben ihm nieder und seufzte, während er stur an die Wand starrte.
"Jeff, wir müssen reden!" begann sie leise. "Es kann nicht so...." "Nicht jetzt, Mum!" wurde sie sofort rüde unterbrochen, doch Alice hatte noch gestern beschlossen, diesmal stark zu sein. Nur dieses eine mal. "Nein, Jeffrey, ich werde reden und du wirst mir zuhören! Es kann nicht..." "ICH SAGTE NICHT JETZT!" Die Heftigkeit seines Ausbruchs ließ Alice zurückschrecken, sie schluckte schwer und versuchte, ihren Sohn nicht die Tränen sehen zu lassen, die ihr in die Augen schossen. "Was ist nur aus dir geworden?" flüsterte sie heiser. Jeffs Blick traf den ihren und schnitt tief in ihr Herz als sie den leeren Ausdruck seiner Augen sah. "Ich bin ganz einfach zu dem zurückgekehrt, was ich immer schon war, Mum. Ein verdammter, nutzloser Krüppel!"
Zwei Stunden später schickte Jeff sich an die Wohnung zu verlassen. Er hatte keine Ahnung warum er immer noch zur Arbeit ging, oder besser gesagt rollte, wahrscheinlich war es lediglich der Wunsch seiner Mutter aus dem Weg zu gehen, der ihn bei der Stange hielt. Aufbauend war sein neuer Job nun nicht wirklich.
Mit starrem Blick ließ er den Rollstuhl die Rampe hinaufrollen, die zum "Flight Security Center" führte. Glücklicherweise versuchte niemand, ihn anzusprechen, selbst der Pförtner hatte sich sein schrilles "Guten Morgen!" längst abgewöhnt. Wer Jeff Moreau länger als 5 Minuten kannte verspürte keinen Wunsch mehr mit ihm zu reden und das war gut so.
An der Lifttüre musste er innehalten und die belanglosen Geplänkel seiner Kollegen mit anhören, allesamt verdammte Langweiler und Angeber, die doch tatsächlich glaubten stundenlang vor einem Bildschirm zu sitzen und Schiffe einzuweisen wäre das höchste im Leben. Keiner von diesen Idioten hatte auch nur einmal ein Schiff gesteuert und trotzdem benahmen sie sich, als wüssten nur sie alleine, wie man ordnungsgemäß landete.
Die Galle stieg in ihm auf, als er eine Diskussion über die letzte aufregende Neuigkeit aus dem Sanduhrnebel aufschnappte.
"Und stellt euch vor, dieser Vollidiot von einem Piloten hat doch wirklich versucht das Baby mit defekten Landungsklappen mitten im Eis von Thegan zu landen. Dabei lernt man doch schon im ersten Jahr auf der Akademie, dass bei defekten Landungsklappen ein Notlandung im Wasser die einzige Möglichkeit ist um...."
Jeff schloss die Augen und versuchte, das Gerede zu ignorieren. Er konnte sich keinen Ärger leisten, nicht schon wieder und deswegen war es besser die Klappe zu halten. Der Tag hatte ohnehin nicht gut begonnen und würde auch nicht besser werden, da war es nicht von Vorteil alles nur noch zu verschlimmern.
Früher hätte er dem milchgesichtigen Arschloch vermutlich eine Krüke in den Rachen gestopft und ihn verbal exekutiert, doch das war der alte Jeff gewesen. Joker, den es nun nicht mehr gab. Bereits fast ein Jahr war seit dem Angriff auf die Normandy, Shepards Tod und seiner Versetzung auf die Arcturus Station vergangen, doch immer noch hatte sich Jeff nicht von all diesen Ereignissen erholt.
De facto war er an Bord der Normandy gestorben, auch wenn sein Körper es geschafft hatte durch die Hilfe des Commanders zu entkommen, innerlich fühlte er sich tot, ohne eine einzelne Regung. Er konnte sich noch gut an das erste Erwachen nach dem Angriff erinnern....es war richtungsweisend für den Rest seines bisherigen Lebens gewesen.
<<< Mit einem Schrei schoss Jokers Oberkörper in die Höhe, er fasste sich an den Hals und atmete hektisch ein und aus, bekam kaum Luft. Sofort war Dr. Chakwas neben ihm, winkte ihren Assistenten heran. "Er wacht auf! Bereiten sie ein Beruhigungsmittel vor, sofort!" fuhr sie ihn an. Dann, mit sanfterer Stimme, legte sie einen Arm um Joker und drückte ihn vorsichtig wieder nach unten. "Schön langsam und tief atmen, beruhigen Sie sich!"
Seine Augen flogen durch den Raum, er versuchte zu erkennen wo er war, sich zu erinnern was geschehen war. Gleichzeitig mit der Erinnerungen trafen ihn die Schmerzen und vereinten sich mit den schrecklichen Bildern. Es war vorbei. Die Normandy war Geschichte. Shepard tot. Und er selbst...gebrochen.
"Joker, hören sie mich? Falls ja möchte ich, das Sie einmal blinzeln. Bewegen Sie sich bitte so wenig wie möglich! Sie haben bei dem Angriff einige Knochenbrüche und innere Verletzungen erlitten und es ist äußerst wichtig das Sie ganz ruhig bleiben, in Ordnung?" hörte er Chakwas wie durch einen Nebel sagen.
Es war belanglos, welche Verletzungen er erlitten hatte. Es war ihm egal, ob er überleben würde. Tief drinnen wusste Joker in diesem Moment, dass er alles verloren hatte. Was war dagegen schon der Tod? >>>
Das milchige Licht des Bildschirms fiel auf Jeff's Gesicht und ließ es noch um einen Tick blasser wirken, als es ohnehin schon war. Bereits seit einigen Minuten beobachtete Serena Miles die emotionslosen Züge ihres Untergebenen aus sicherer Entfernung bevor sie sich entschloss, das unvermeidliche Gespräch zu suchen. Wie immer musste sie Moreau nicht ansprechen um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, dieser Mann schien ganz einfach eine Gabe dafür zu haben zu merken wenn jemand hinter ihm stand und wer es war.
"Mam!" grüßte er mit monotoner, rauher Stimme und machte keine Anstalten, sie anzusehen. "Können Sie kurz in mein Büro kommen, Moreau?" Serena hoffte innständig, dass er der Aufforderung folgen würde, wurde aber sogleich enttäuscht. "Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, dann tun Sie's. Die Geier haben ohnehin schon Stellung bezogen." antwortete Jeff mit einem Wink in Richtung der anderen Lotsen, die es plötzlich eilig hatten möglichst beschäftigt zu wirken.
"Also gut," seufzte Miles, "Wie Sie wollen. Mir ist zu Ohren gekommen, Sie hätten Lieutenant Parker gestern in einer Bar einen verdammten Hurensohn genannt und ihn mit einer Flasche tätlich angegriffen. Ist diese Information korrekt?" Die emsige Geschäftigkeit der Umstehenden hielt für einen Atemzug inne, gewann aber sofort wieder an Energie, als Miles einen drohnenden Blick in die Runde warf. Sie hasste diese Situationen, die sich seit Moreaus Ankunft häuften und war nicht gewillt, ihm eine Bühne für sein Verhalten zu geben.
"Nicht exakt, Mam. Genaugenommen habe ich ihn einen verfickten Hurensohn genannt und eine Flasche nach ihm geworfen. Hab aber nicht getroffen, leider." knurrte Jeff, der seine Vorgesetzte immer noch keines Blickes würdigte. Wozu auch, er hatte es nicht nötig ihr oder irgendjemand sonst Respekt zu zollen, die Allianz konnte ihn ohnehin nicht feuern. Nicht nach alldem was passiert war. Sie hatten ihn in das letzte Loch gestopft das ihnen eingefallen war damit er keinen Ärger machen konnte, und hatten wohl gehofft, er würde sich freiwillig verabschieden. Botschafter Undinas hähmisches Grinsen hatte sich in Jeffs Gehirn gebrannt, als sie ihm die Entscheidung verkündeten...
<<< "...sind wir unter Zuhilfenahme der psychologischen und medizinischen Protokolle zur Entscheidung gekommen, dass wir Ihnen, Flight Lieutenant Jeffrey Moreau, die Belastung des Fliegens zur Zeit nicht zumuten können. Sie werden daher in den Innendienst versetzt, Ihr zukünftiges Aufgabengebiet wird sich in der Flight Security der Arctus Station befinden. Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?"
Stocksteif saß Joker in seinem Stuhl, diesem verdammten rollenden Ding gegen dass er sich als Kind immer vehement gewehrt hatte und versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. "Bitte um Erlaubnis, frei sprechen zu dürfen, Ratsherr Anderson!" hörte er sich selbst sagen.
Mit einem nervösen Seitenblick auf Udina nickte Anderson. Man sah ihm an, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte und sich mit allen Mitteln gegen diese Entscheidung gesträubt hatte, doch letztlich hatte auch er sich dem Druck der Allianz fügen müssen. "Erteilt, Lieutenant!"
Ein Raunen ging durch die Reihen der Zuhörer, als Joker mit zitternder Stimme antwortete: "Nehmen Sie diesen verdammten Job auf Arctus und stecken Sie ihn sich in den Arsch."
Während Udina seine Lippen zu einem triumphierenden Lächeln verzog, glaubte Joker in Andersons Blick so etwas wie Mitleid zu erkennen. "Hören Sie zu, Moreau, mir ist bewusst das die letzten Monate nicht einfach für Sie waren. Nehmen Sie sich ein paar Wochen frei und überdenken Sie dieses Angebot. Das ist alles was ich für Sie tun kann. Sitzung geschlossen."
Er hörte nicht, wie alle anderen aufstanden und gingen. Er spürte nicht Garrus' Hand auf seiner Schulter, die ihm mit einem leichten Druck sein Beileid vermittelte. Noch Stunden nach der Entscheidung saß er in alleine im Konferenzsaal der Citadel und sah zu, wie Joker langsam zu Grunde ging und Jeffrey Moreau Platz machte. >>>
Serena Miles verzog keine Miene. Sie hatte sich darauf vorbereitet mit Moreau zu sprechen und beschlossen, sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen. "Nun, wie auch immer, Parkers Vorgesetzter hat mich heute morgen kontaktiert und wissen lassen, dass sein Lieutenant auf eine Anzeige verzichten wird. Dennoch hat er mich gebeten Ihnen ins Gewissen zu reden. Sie sind sich bewusst, dass Ihr Verhalten ein schlechtes Licht auf meine Abteilung wirft?" "Durchaus, Mam." "Und Ihnen ist auch klar das ich, sollte sich so etwas noch einmal wiederholen, Ihre Kündigung beantragen muss?" "Durchaus, Mam."
Liebend gerne hätte Miles ihrem ignoranten Untergebenen ihr Klemmbrett an den Hinterkopf gedonnert, als sie das verhaltene Gelächter der anderen hörte, doch im Gegensatz zu Moreau wusste sie sich zu beherrschen. "Gut, dann hoffe ich, dass so etwas nicht mehr vorkommt!" prustete sie schnippisch und stob in ihr Büro zurück.
Als wäre nichts vorgefallen, starrte Jeff weiter auf den Bildschirm und dachte an nichts.
MASS EFFECT - DEAD AND ALIVE
1. Dead inside
Ein Klingeln zeriss die Stille der Nacht und ließ Alice Moreau erschrocken hochfahren. Hektisch tastete sie nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe, brauchte einige Momente um zu begreifen, dass sie nicht in ihrem Bett lag. Wie so oft war sie auf dem Sofa eingeschlafen.
Schnell raffte sie sich auf und zog sich den bereit gelegten Bademantel über, während es erneut klingelte. "Ich komme!" rief sie, hastete zur Tür, nahm sich jedoch einen Moment um durch zu atmen, bevor sie sie öffnete.
Alice wusste, was sie erwartete und dennoch erschrak sie wie beim ersten Mal, als sie sah wer vor ihrer Türe stand. Dylan Rosdale war der Türsteher des "Margerie's" und in den letzten Monaten beinahe so etwas wie ein Freund geworden. Verlegen trat er von einem Bein auf das andere und versuchte weder sein Gegenüber noch die zusammengesunkene Gestalt im Rollstuhl vor sich anzusehen.
"N'Abend, Mrs Moreau. Tut mir leid Sie stören zu müssen aber...." Ein kurzer, verstohlener Blick machte ihm bewusst, dass er nichts zu sagen brauchte. Nicht mehr. Alice seufzte und griff nach ihrer Tasche, nestelte ein paar Credits hervor. "Schon in Ordnung, Dylan. Ich hoffe er hat keine allzu großen Probleme gemacht. Hier, für Ihre Mühe." "Danke Mam!" presste der Angesprochene hervor und hatte es sichtlich eilig, wieder zu verschwinden. Alice konnte es ihm nicht verdenken. Es war deprimierend, das hier zu sehen. Ihn so zu sehen. Mit einem weiteren tiefen Seufzen fasste sie die Griffe des Rollstuhls und schob ihren Sohn in sein Zimmer.
Mehr als einmal hatte Jeff Moreau sich gewünscht, nicht mehr aufzuwachen und auch diesesmal stellte es keine Freude für ihn da, sich seiner Selbst bewusst zu werden. Abgesehen von den hämmernden Kopfschmerzen und dem Gefühl sich dringend übergeben zu müssen war da immer die Erinnerung, das erste Bild das morgends durch seine Gedanken schoss.
Mühsam richtete er sich auf und ließ sich sofort zur Seite rollen, wo seine Mutter vorsorglich wie immer einen Eimer platziert hatte. Er hörte, wie sie die Türe öffnete und zu ihm trat noch während die Sünden des vorangegangenen Abends ihn geräuschvoll wieder verließen.
Wortlos wartete Alice, bis ihr Sohn sich wieder aufrichtete und reichte ihm ein paar Tücher. "Besser?" fragte sie knapp und bekam wie erwartet keine Antwort. Langsam ließ sie sich auf dem Bett neben ihm nieder und seufzte, während er stur an die Wand starrte.
"Jeff, wir müssen reden!" begann sie leise. "Es kann nicht so...." "Nicht jetzt, Mum!" wurde sie sofort rüde unterbrochen, doch Alice hatte noch gestern beschlossen, diesmal stark zu sein. Nur dieses eine mal. "Nein, Jeffrey, ich werde reden und du wirst mir zuhören! Es kann nicht..." "ICH SAGTE NICHT JETZT!" Die Heftigkeit seines Ausbruchs ließ Alice zurückschrecken, sie schluckte schwer und versuchte, ihren Sohn nicht die Tränen sehen zu lassen, die ihr in die Augen schossen. "Was ist nur aus dir geworden?" flüsterte sie heiser. Jeffs Blick traf den ihren und schnitt tief in ihr Herz als sie den leeren Ausdruck seiner Augen sah. "Ich bin ganz einfach zu dem zurückgekehrt, was ich immer schon war, Mum. Ein verdammter, nutzloser Krüppel!"
Zwei Stunden später schickte Jeff sich an die Wohnung zu verlassen. Er hatte keine Ahnung warum er immer noch zur Arbeit ging, oder besser gesagt rollte, wahrscheinlich war es lediglich der Wunsch seiner Mutter aus dem Weg zu gehen, der ihn bei der Stange hielt. Aufbauend war sein neuer Job nun nicht wirklich.
Mit starrem Blick ließ er den Rollstuhl die Rampe hinaufrollen, die zum "Flight Security Center" führte. Glücklicherweise versuchte niemand, ihn anzusprechen, selbst der Pförtner hatte sich sein schrilles "Guten Morgen!" längst abgewöhnt. Wer Jeff Moreau länger als 5 Minuten kannte verspürte keinen Wunsch mehr mit ihm zu reden und das war gut so.
An der Lifttüre musste er innehalten und die belanglosen Geplänkel seiner Kollegen mit anhören, allesamt verdammte Langweiler und Angeber, die doch tatsächlich glaubten stundenlang vor einem Bildschirm zu sitzen und Schiffe einzuweisen wäre das höchste im Leben. Keiner von diesen Idioten hatte auch nur einmal ein Schiff gesteuert und trotzdem benahmen sie sich, als wüssten nur sie alleine, wie man ordnungsgemäß landete.
Die Galle stieg in ihm auf, als er eine Diskussion über die letzte aufregende Neuigkeit aus dem Sanduhrnebel aufschnappte.
"Und stellt euch vor, dieser Vollidiot von einem Piloten hat doch wirklich versucht das Baby mit defekten Landungsklappen mitten im Eis von Thegan zu landen. Dabei lernt man doch schon im ersten Jahr auf der Akademie, dass bei defekten Landungsklappen ein Notlandung im Wasser die einzige Möglichkeit ist um...."
Jeff schloss die Augen und versuchte, das Gerede zu ignorieren. Er konnte sich keinen Ärger leisten, nicht schon wieder und deswegen war es besser die Klappe zu halten. Der Tag hatte ohnehin nicht gut begonnen und würde auch nicht besser werden, da war es nicht von Vorteil alles nur noch zu verschlimmern.
Früher hätte er dem milchgesichtigen Arschloch vermutlich eine Krüke in den Rachen gestopft und ihn verbal exekutiert, doch das war der alte Jeff gewesen. Joker, den es nun nicht mehr gab. Bereits fast ein Jahr war seit dem Angriff auf die Normandy, Shepards Tod und seiner Versetzung auf die Arcturus Station vergangen, doch immer noch hatte sich Jeff nicht von all diesen Ereignissen erholt.
De facto war er an Bord der Normandy gestorben, auch wenn sein Körper es geschafft hatte durch die Hilfe des Commanders zu entkommen, innerlich fühlte er sich tot, ohne eine einzelne Regung. Er konnte sich noch gut an das erste Erwachen nach dem Angriff erinnern....es war richtungsweisend für den Rest seines bisherigen Lebens gewesen.
<<< Mit einem Schrei schoss Jokers Oberkörper in die Höhe, er fasste sich an den Hals und atmete hektisch ein und aus, bekam kaum Luft. Sofort war Dr. Chakwas neben ihm, winkte ihren Assistenten heran. "Er wacht auf! Bereiten sie ein Beruhigungsmittel vor, sofort!" fuhr sie ihn an. Dann, mit sanfterer Stimme, legte sie einen Arm um Joker und drückte ihn vorsichtig wieder nach unten. "Schön langsam und tief atmen, beruhigen Sie sich!"
Seine Augen flogen durch den Raum, er versuchte zu erkennen wo er war, sich zu erinnern was geschehen war. Gleichzeitig mit der Erinnerungen trafen ihn die Schmerzen und vereinten sich mit den schrecklichen Bildern. Es war vorbei. Die Normandy war Geschichte. Shepard tot. Und er selbst...gebrochen.
"Joker, hören sie mich? Falls ja möchte ich, das Sie einmal blinzeln. Bewegen Sie sich bitte so wenig wie möglich! Sie haben bei dem Angriff einige Knochenbrüche und innere Verletzungen erlitten und es ist äußerst wichtig das Sie ganz ruhig bleiben, in Ordnung?" hörte er Chakwas wie durch einen Nebel sagen.
Es war belanglos, welche Verletzungen er erlitten hatte. Es war ihm egal, ob er überleben würde. Tief drinnen wusste Joker in diesem Moment, dass er alles verloren hatte. Was war dagegen schon der Tod? >>>
Das milchige Licht des Bildschirms fiel auf Jeff's Gesicht und ließ es noch um einen Tick blasser wirken, als es ohnehin schon war. Bereits seit einigen Minuten beobachtete Serena Miles die emotionslosen Züge ihres Untergebenen aus sicherer Entfernung bevor sie sich entschloss, das unvermeidliche Gespräch zu suchen. Wie immer musste sie Moreau nicht ansprechen um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, dieser Mann schien ganz einfach eine Gabe dafür zu haben zu merken wenn jemand hinter ihm stand und wer es war.
"Mam!" grüßte er mit monotoner, rauher Stimme und machte keine Anstalten, sie anzusehen. "Können Sie kurz in mein Büro kommen, Moreau?" Serena hoffte innständig, dass er der Aufforderung folgen würde, wurde aber sogleich enttäuscht. "Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, dann tun Sie's. Die Geier haben ohnehin schon Stellung bezogen." antwortete Jeff mit einem Wink in Richtung der anderen Lotsen, die es plötzlich eilig hatten möglichst beschäftigt zu wirken.
"Also gut," seufzte Miles, "Wie Sie wollen. Mir ist zu Ohren gekommen, Sie hätten Lieutenant Parker gestern in einer Bar einen verdammten Hurensohn genannt und ihn mit einer Flasche tätlich angegriffen. Ist diese Information korrekt?" Die emsige Geschäftigkeit der Umstehenden hielt für einen Atemzug inne, gewann aber sofort wieder an Energie, als Miles einen drohnenden Blick in die Runde warf. Sie hasste diese Situationen, die sich seit Moreaus Ankunft häuften und war nicht gewillt, ihm eine Bühne für sein Verhalten zu geben.
"Nicht exakt, Mam. Genaugenommen habe ich ihn einen verfickten Hurensohn genannt und eine Flasche nach ihm geworfen. Hab aber nicht getroffen, leider." knurrte Jeff, der seine Vorgesetzte immer noch keines Blickes würdigte. Wozu auch, er hatte es nicht nötig ihr oder irgendjemand sonst Respekt zu zollen, die Allianz konnte ihn ohnehin nicht feuern. Nicht nach alldem was passiert war. Sie hatten ihn in das letzte Loch gestopft das ihnen eingefallen war damit er keinen Ärger machen konnte, und hatten wohl gehofft, er würde sich freiwillig verabschieden. Botschafter Undinas hähmisches Grinsen hatte sich in Jeffs Gehirn gebrannt, als sie ihm die Entscheidung verkündeten...
<<< "...sind wir unter Zuhilfenahme der psychologischen und medizinischen Protokolle zur Entscheidung gekommen, dass wir Ihnen, Flight Lieutenant Jeffrey Moreau, die Belastung des Fliegens zur Zeit nicht zumuten können. Sie werden daher in den Innendienst versetzt, Ihr zukünftiges Aufgabengebiet wird sich in der Flight Security der Arctus Station befinden. Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?"
Stocksteif saß Joker in seinem Stuhl, diesem verdammten rollenden Ding gegen dass er sich als Kind immer vehement gewehrt hatte und versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. "Bitte um Erlaubnis, frei sprechen zu dürfen, Ratsherr Anderson!" hörte er sich selbst sagen.
Mit einem nervösen Seitenblick auf Udina nickte Anderson. Man sah ihm an, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte und sich mit allen Mitteln gegen diese Entscheidung gesträubt hatte, doch letztlich hatte auch er sich dem Druck der Allianz fügen müssen. "Erteilt, Lieutenant!"
Ein Raunen ging durch die Reihen der Zuhörer, als Joker mit zitternder Stimme antwortete: "Nehmen Sie diesen verdammten Job auf Arctus und stecken Sie ihn sich in den Arsch."
Während Udina seine Lippen zu einem triumphierenden Lächeln verzog, glaubte Joker in Andersons Blick so etwas wie Mitleid zu erkennen. "Hören Sie zu, Moreau, mir ist bewusst das die letzten Monate nicht einfach für Sie waren. Nehmen Sie sich ein paar Wochen frei und überdenken Sie dieses Angebot. Das ist alles was ich für Sie tun kann. Sitzung geschlossen."
Er hörte nicht, wie alle anderen aufstanden und gingen. Er spürte nicht Garrus' Hand auf seiner Schulter, die ihm mit einem leichten Druck sein Beileid vermittelte. Noch Stunden nach der Entscheidung saß er in alleine im Konferenzsaal der Citadel und sah zu, wie Joker langsam zu Grunde ging und Jeffrey Moreau Platz machte. >>>
Serena Miles verzog keine Miene. Sie hatte sich darauf vorbereitet mit Moreau zu sprechen und beschlossen, sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen. "Nun, wie auch immer, Parkers Vorgesetzter hat mich heute morgen kontaktiert und wissen lassen, dass sein Lieutenant auf eine Anzeige verzichten wird. Dennoch hat er mich gebeten Ihnen ins Gewissen zu reden. Sie sind sich bewusst, dass Ihr Verhalten ein schlechtes Licht auf meine Abteilung wirft?" "Durchaus, Mam." "Und Ihnen ist auch klar das ich, sollte sich so etwas noch einmal wiederholen, Ihre Kündigung beantragen muss?" "Durchaus, Mam."
Liebend gerne hätte Miles ihrem ignoranten Untergebenen ihr Klemmbrett an den Hinterkopf gedonnert, als sie das verhaltene Gelächter der anderen hörte, doch im Gegensatz zu Moreau wusste sie sich zu beherrschen. "Gut, dann hoffe ich, dass so etwas nicht mehr vorkommt!" prustete sie schnippisch und stob in ihr Büro zurück.
Als wäre nichts vorgefallen, starrte Jeff weiter auf den Bildschirm und dachte an nichts.