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James Herlock
02.06.2011, 19:31
Name: PSY Sharons Desire
Registrierungsnummer: Hotel Delta Oscar Zero Nine Tango
Hersteller: Herlock Yacht Construction
Firmen interner Projektname: Herlock Design One – HD101-1
Baujahr: 2125
Eigentümer: James Herlock
Ausmaße (LxBxH) in m: 89,5x21,5x15,5
Gewicht in t: ca. 328.500
Anzahl Decks: 4
Antrieb/Energieversorgung: 1x ME-E-Zero-Kern, 2x Fusionsantrieb, 6x Ionenantrieb, diverse Steuerdüsen
Bewaffnung:
offensiv: 2x Laserbank (je 1x Steuerbord und Backbord Richtung Bug gerichtet)
defensiv: kinetische Schilde, Täuschkörper (Flares)
max. Passagiere (inkl. Crew): 25
min. Besatzung: 3

Kaufpreis: Unverkäuflich

Kantige Formen und aggressiv nach unten gebogene Flügel lassen eher den Eindruck eines Kriegsschiffes entstehen, als den einer privaten Yacht. Der Inbegriff für menschliches Raumschiffdesign zu sein, das hat sich die HYC auf die Fahne geschrieben. Die Herlock Design One ist das erste Schiff, das nach dem erfolgreichen Flügen des mittlerweile ausgemusterten Transportshuttle Modell HP101-12 gebaut wurde. Hannibal Herlock fertigte diese Yacht für einen Scheich. Anfangs war das Schiff noch mit einem konventionellen Antrieb ausgestattet. Doch nach dem letzten Upgrade 2183 wurde ein Massen-Effect-E-Zero-Kern installiert. Dies erforderte einige Umbaumaßnahmen, sodass die Yacht um ein Deck erweitert werden musste. Die Yacht trägt den Namen der verstorben Frau von James Herlock und dient diesem als Heimat.
Im unteren Deck befinden sich, neben dem ME-Kern und den Antriebsgeneratoren, auch ein Lagerraum, sowie die Wartungsräume. Das zweite Deck ist durch den Umbau nur noch ungefähr zur Hälfte benutzbar, da der ME-Kern eine Höhe von zwei Decks für sich beansprucht. Auf diesem Deck befinden sich, neben den Schlafkammern der Crew, auch ein Aufenthaltsraum, die Kombüse und zwei Sanitärräume. Das dritte Deck (Hauptdeck) besteht aus drei Räumen: Der Brücke, dem Schlafzimmer des Besitzers mit angrenzendem Bad und dem Salon. Das Schlafzimmer und der Salon sind beide luxuriös eingerichtet. Auf diesem Deck befindet sich auch die Luftschleuse.
Das oberste Deck besteht aus einem Beobachtungsraum, durch den man die Schönheit des Universums bestaunen kann. Er wird deshalb oft auch als „das Loft“ bezeichnet.

Momentane Besatzung:

Captain/Eigentümer: James Herlock
1. Offizier: Randy Mustang
1. Pilot: Daren Malkovich
2. Pilot: April Lotz
Navigator: Frank Beueler
Ingenieur: Tamara Hopkins
1. Maschinist: Nikolaj Sergej Putjow
2. Maschinist: Norman Dicks
Koch: Sasha-Nicole Sunday
Butler: Linnéa R'Glynn
Sicherheit: Michael Rocks
Julia Norlan
Stefan Müller
Lee Chan
Daina Callhan (Allianz-Geheimdienst)

Quelle der Bilder (http://www.rg-immobilien.de/yachten/)

James Herlock
13.06.2011, 01:47
James Herlock
Tag 4, 07.04.2184, 10:47 Uhr
Die Neue

← Die Citadel: Bezirke

Die Fahrt zur Yacht verlief weitestgehend ereignislos. Jim qualmte seine Zigarre und Mike schaute aus dem Fenster, immer nach Gefahren Ausschau haltend.
Es war ruhig. Linnéa, die sich um die Planung der Termine für die nächsten Tage kümmerte, war völlig in ihre Arbeit versunken. Die Anzüge der beiden Männer lagen auf einen der freien Sitze. Jim aschte ab und füllte sich eins der bereitgestellten Gläser mit frischem Mineralwasser, extra für die menschlichen Fahrgäste von der Erde importiert. Er kostete das kühle Nass und genoss das prickelnde Gefühl auf der Zunge und am Gaumen. Ein wohliges „Ah“ bestätigte sein empfinden gegenüber des Getränkes.
„Sehr gut.“
„Sag mal Jim?“, meldete sich plötzlich Michael: „Warum hast du gezögert, als du gefragt wurdest, ob du deinen Austritt bereust? Woran hast du gedacht?“
Linnéa erschrak kurz, als Mike das Wort ergriff, schloss sich dann aber schnell seiner Frage an, indem sie ein „Das interessiert mich auch“ dazu steuerte.
James lächelte. Er genehmigte sich weitere erfrischende Schlucke aus seinem Wasserglas. Nachdem er es halb geleert hatte, stellte er es ab und schaute den beiden aufmerksamen Zuhörern ins Gesicht.
„An Lilly.“, war seine kurze und alles erklärende Antwort mit der sich Michael auch direkt zufrieden gab. Linnéa war da nicht so leicht zu befrieden.
„Das versehe ich jetzt nicht. Was hat ihre Tochter mit ihrem Austritt aus der Allianz zu tun?“
„Tja, Linnéa. Um das zu erfahren, müssen sie sich noch etwas gedulden.“
Einige ungläubige Blicke wurden ihm ihrerseits zugeworfen. Doch letztendlich gab sie sich notgedrungen mit der Abfuhr ab. Nachhaken hätte in diesem Moment nichts gebracht. Jim beschäftigte sich wieder mit dem Wasserglas.
„Wer ist denn das?“
Mike zeigte auf eine unbekannte junge Frau, die draußen vor der Yacht herum lungerte. Nachdem Jim den Fahrer gebeten hatte, einige Minuten auf ihn zu warten, stiegen die drei Passagiere aus der Limo aus. Die junge Frau, James schätze sie auf irgendwas zwischen fünfundzwanzig und dreißig, sprang sofort auf, als sie das Fahrzeug erblickte. Sie war hübsch. Das musste James sich selbst eingestehen und wäre er um einige Jahre jünger, hätte er sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt um eine Nacht mit ihr im Bett zu verbringen. Sie hatte kurzes dunkelblondes Haar, welches sie zu einem Pferdeschwanz nach hinten zusammen gebunden hatte. Sie war in etwa zwischen eins siebzig und eins fünfundsiebzig groß und hatte eine athletische Figur. Sie griff sich ihren Seesack und hielt direkt auf die drei zu.
„James Herlock? Agent Daina Callhan.“, sie reichte Ihm die Hand, welche James auch gern entgegen nahm. „Freut mich Sie kennenzulernen, Sir. Ich bin vom Allianz-Geheimdienst.“ Sie holte ihren Ausweis hervor und zeigte ihn dem ehemaligen Rear Admiral. „Admiral Mattock hat mich darum gebeten, ein wenig auf Sie Acht zu geben.“, führte Sie weiter aus.
James musterte den Ausweis einen Augenblick und gab ihn dann weiter an Michael.
„Hier, prüfen. Agent Callhan also. Tja, Mel weiß halt, was das Beste für mich ist.“, lächelte er sie an. Nachdem Mike, sein okay gegeben hatte und den Ausweis für Echt befand, wies James ihr den Weg zur Yacht. Die Luftschleuse öffnete sich und die Vierergruppe betrat das Schiff. Das wohlbekannte Zischen des Druckausgleichs kündigte sie an.
Zu James Überraschung, waren noch sein erster Offizier Randy Mustang und Julia Norlan von der Sicherheit auf der Yacht. Es war kein Geheimnis, dass die Beiden ein Paar waren. Solange sie sich im Dienst nicht ablenken ließen, duldete James das auch. Er hatte kein Problem damit. Schließlich waren sie ja auf einer Yacht im Privatbesitz. Dennoch war James überrascht, als er sah, dass sie sich nicht um die Systeme des jeweils anderen sorgten, sondern um die des Schiffes. Ein amüsiertes Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit.
„Willkommen an Bord der Sharons Desire, Agent Callhan. Mike, bitte weise sie ein.“
„Jap. Mach ich, Sir.“ Michael streckte sich ein wenig, als er die Worte verlauten ließ, wies ihr dann aber den Weg auf die unteren Decks und teilte ihr zunächst einen freien Schlafplatz zu.
„Randy, Julia. Kommt ihr bitte mal mit. Linnéa, bitte bereite den nächsten Termin vor. In zehn Minuten will ich weiter.“ James ging voraus in sein Schlafzimmer. Dicht gefolgt von den beiden Besatzungsmitgliedern. Er griff in den Kleiderschrank und nahm sich einen frischen Anzug.
„Was macht ihr noch hier? Ich hab euch doch Frei gegeben.“, erkundigte sich James.
Totale Systemüberprüfung, Jim. Tamara hat das Diagnoseprogramm gestartet und ich habe noch einige Berichte zu prüfen.“, erklärte Randy.
„Ich hatte so wie so nichts vor. Daher dachte ich, kann ich auch hier bleiben und mich etwas nützlich machen, Sir.“, schloss sich N5-Soldatin an.
„Aha, ok. Wie lange brauchst Du noch, Randy?“
„Ich schätze, dass ich in circa drei Stunden soweit bin.“
„Gut. Dann tu mir bitte den Gefallen und überprüfe mal eine Agent Daina Callhan. Allianz Geheimdienst.“
„Alles klar. Und in welcher Beziehung?“
„Admiral Melinda Mattock.“
„SOD? Wow, was will die denn von dir?“
„Geheimnisträger. Sie soll auf mich aufpassen.“
„Braucht sie nicht, Sir. Dafür haben sie doch uns.“, schaltete sich Julia in das Gespräch ein.
„Ich weiß und deshalb will ich ja das Randy sie überprüft. Mike hält sie jetzt ein wenig beschäftigt. Julia, ich muss zu einem Termin. Begleitest Du mich bitte?“
„Natürlich, Sir. Ich ziehe mich nur kurz um.“
James schaute auf die Uhr am Terminal: „Dann gib Gas. Ich will los.“
Er schloss die letzten Knöpfe an seinem Hemd und prüfte sein Aussehen im Spiegel, des Bads. Das Jackett warf er sich lässig über und Randy nahm Haltung an. Er salutierte kurz und begab sich daran „die Neue“ zu überprüfen.

Geheimdienste. Wer mochte sie schon. Sie bewegten sich stets am Rande der Legalität und von moralischen Grenzen. Niemand wollte sie aber alle brauchten sie. Ohne fundierte geheimdienstliche oder um es moralisch vertretbar auszudrücken, nachrichtendienstliche Informationen, konnte man keinen Kampf gewinnen. James wusste dies. Er verstand die Notwendigkeit einer solchen Institution. Er mochte sie sogar teilweise.
Die Anchorage befand sich auf einem der vielen Patrouillenflüge im skyllianischen Randsektor. Doch war diesmal eine Patrouille nur zweitrangig. Das Oberkommando hatte sie ab beordert, um eine Agentin aufzunehmen, die im skyllianischen Randsektor wohl nützliche Informationen fand.
Die Gefechtsbereitschaft wurde mal wieder ausgerufen. Das Schiff steuerte nämlich wieder in ein von Piraten besetztes Gebiet. Ein Asteroidenfeld. Oftmals hatten sie Glück und konnten unbehelligt ihrer Wege ziehen. Andere male sah es schlecht aus und es kam zum Kampf. Und so wie es ausschaute, hatten sie alle bis dato gewonnen. Doch dieses mal würde es wohl schwieriger werden. Sie mussten mitten ins Hornissennest stechen um an die Geheimagentin zu kommen.
„Multiple Kontakte. Steuerbord, tief.“, hallte es quer durch die Brücke.
„Jäger.“, raunte der XO, der darauf hin Abwehrmaßnahmen anordnete. Die Guardian-Geschütze liefen an und kurz darauf auf vollen Touren und vor der Anchorage entfaltete sich ein fantastisches Schauspiel aus Feuerwerk und Tänzern, wobei die Rollen der Tänzer von den noch nicht getroffenen Angriffsjägern der Piraten eingenommen wurden.
„Status?“, fragte Jim ab. Vor den Jägern hatte der Kreuzer nicht all zu viel zu befürchten.
„Schilde halten. Panzerung ist unversehrt. Die Guardians freuen sich und wir haben noch ca. dreißig Kontakte da draußen, Sir.“, wurde die Lage kurz vom XO zusammengefasst.
„Alpha-, Bravo- und Charlie-Team sollen sich bereit machen. Landefähren und Jäger vorbereiten.“
„Aye aye, Sir.“
James warf einen langen und studierenden Blick auf das Hologramm vor ihm. Eine größere Raumstation auf einem kleineren Asteroiden offenbarte sich ihm. Drei Zugangspunkte für je eins seiner Angriffsteams. Jedes Team bestand aus sechs Leuten. Allesamt fähig alleine zu überleben.
„Nur noch zwölf Kontakte, Sir.“, korrigierte Dixon seine Antwort von vor ein paar Sekunden.
„Holen wir das Mädchen da raus. Viel Glück und kommt mir ja ganz wieder. Startfreigabe.“, gab James die Operation frei. Er schaute rüber zum Navigator.
„Umlaufbahn?“
„Stabiler Orbit, Sir. Hier holt uns so schnell keiner weg.“, wurde seine Frage beantwortet.
Sein Blick schweifte weiter über die Anwesenden. Allesamt hoch konzentriert. Keiner dabei, der aus der Reihe tanzte. Die Operation Backslash war angelaufen. Jim lauschte dem taktischen Funk.
„Tango One für Landefähre Delta One. Sandman, wir geben euch Deckung.“
„Das will ich auch hoffen. Verdammt. Diego, du schuldest mir ein Bier, wenn wieder zu Hause sind.“
„Vorsicht Delta One. Von hinten. Ein kleiner Störenfried.“
„Haltet mir doch endlich mal den Arsch frei.“
„Das war's. Gute Reise, Jungs.“
„Jetzt sind es schon zwei Bier.“
„Tango Two für Adlerhorst. Keine Kontakte mehr zu sehen. Geben nun Geleitschutz“
„Hier, Adlerhorst. Bestätige.“

Jim lief unruhig hin und her. Seit dem Absetzen der Teams hörte er nicht viel von ihnen. Obwohl sie einen solch starken und vor allem sehr auffälligen Auftritt hatten, wurde Funkstille ausgerufen. Eineinhalb Dutzend Menschen waren nun auf der Raumstation um eine einzige Frau da raus zu holen.
„Der Orbit?“
„Sauber, Sir.“
Jim öffnete einen Kanal: „Adlerhorst für Tango One und Tango Two. Gebiet erkunden.“
„Aye aye, Sir.“, wurde der Befehl kommentiert und auf dem Hologramm sah man die einstudierten Flugmanöver der beiden Angriffsjäger. Jim blickte Dixon an und forderte ihn auf auch die restlichen vier Jäger fertig zu machen. Er rechnete mit einem Hinterhalt. Eine solche Raumstation ohne stationäre Verteidigungsplattformen und nur von einer Hand voll Jägern bewacht? Irgendwas stimmte nicht. Die Sensoren der Anchorage konnten zwar viel erkennen, doch leider war das Asteroidenfeld doch ziemlich dicht und auch ein größeres Schiff hätte sich unbehelligt verstecken können.
„Charlie-Lead für Adlerhorst. Captain wir haben sie aber sie will noch eine Sightseeingtour mit uns veranstalten. Was sollen wir tun?“
„Unser Auftrag lautet sie da raus zu holen. Schleift sie von mir aus mit Gewalt da raus.“
„Aye, Sir.“
Plötzlich vernahm man eine kurze Rangelei über Funk. Die Geheimagentin schien Charlie-Lead eins über gebraten zu haben, als sie in sein Omnitool sprach.
„Hier ist Lieutenant Commander Melinda Mattock. Schieben Sie sich ihre Rettungsaktion sonst wo hin, Captain. Ich gehe nicht ohne meinen Partner.“
„Was für ein Partner?“, Jim schaute verwirrt zu Dixon. Er schien ebenso nichts von einem Partner zu wissen.
„Ein Turianer, Captain. Er hat mir geholfen, die Daten zu extrahieren. Ich hab ihm dafür versprochen, hier raus zu kommen.“ Ihr Ton war glaubhaft. Sie schien verzweifelt.
„Augenblick.“
Jim schaltete das Charlie-Team stumm und hielt kurz Rücksprache mit dem Alpha- und Bravo-Team. Beide sagten einer ausgedehnten Rettungsmission zu. Das Bravo-Team machte sich auf den Weg zurück zum Abholpunkt um diesen zu verteidigen und Team Alpha schloss auf zum Charlie-Team.
„Okay, Agent Mattock. Aber dafür sind sie mir was schuldig.“, eröffnete er wieder den Funkkontakt zur dritten Angriffstruppe.
„Ist gut, Captain. Und... Danke.“, kam es zaghaft aus ihr heraus.
Jim betrachtete wieder das Hologramm. Er beratschlagte sich kurz mit Marschall und gab dann weitere Befehle. Das Landefähren sollten schon mal landen und sich bereit halten. Tango Five und Six wurden als zusätzlichen Schutz abkommandiert. Three und Four geleiteten die Anchorage.
Es vergingen weitere lange Minuten bis ein gefährlicher Funkspruch eintraf: „Tango Two für Adlerhorst. Feindlichen Kreuzer entdeckt. Das ist ein Hinterhalt. Wiederhole...“
Rege Betriebsamkeit erwachte und Jim und Dixon bellten ihre Befehle.
„Funkstille aufgehoben. Charlie-Lead, wie lange braucht ihr noch?“
Unter Dauerfeuer gab das Charlie-Team bekannt, dass sie bereits die Landestelle sehen konnten und es vielleicht nur noch zwei Minuten bis dahin dauerte.
„Zu lange.“, wie James bemerkte.
„Bringt sie längsseits. Fahrt die schweren Waffen hoch. Lasst die Guardians singen.“, rief er in den Raum. Der Ausschnitt, den das Hologramm zeigte, vergrößerte sich und der feindliche Kreuzer wurde zunächst als roter Punkt, nachdem ihn die Sensoren erkannt und gescannt hatten aber als 3-D-modell abgebildet. Offensichtlich hatten die Piraten abgewartet, um ihre Station nicht zu beschädigen. Ein cleverer Schachzug. Denn so konnten sie ohne großen Aufwand, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Doch hatten sie die Rechnung ohne die Anchorage gemacht. Jims ungutes Gefühl hatte sich bestätigt. Die Vorbereitungen, die er traf, nahmen den Piraten das Überraschungsmoment und gegen den Allianzkreuzer mit Jägerunterstützung hatten sie wenig entgegen zu setzen. Zumal sie all ihre Jäger im voran gegangen Kampf verloren hatten. Nach knappen zehn Minuten unter Volllast entschied sich die Schlacht zu Gunsten der Anchorage.
„Status?“, fragte er wieder ab und die Situation wurde von Marschall wieder kurz zusammengefasst: „Schilde halten, sind aber schwächer. Unsere Panzerung, sah auch schon mal besser aus und die Gardians sollten sich mal schlafen legen.“
„Und Verluste?“
Commander Hirsch vom Charlie-Team betrat zusammen mit Mattock die Brücke und nahm Dixon die Antwort vorweg: „Keine, Sir.“
James blickte sich um. Er sah die beiden Menschen in ihren Kampfrüstungen und nickte ihnen wohlwollend zu: „Gute Arbeit, Commander. Und sie müssen Agent Mattock sein, richtig?“
Die Frau in der pechschwarzen Rüstung schritt auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
„Ja, Captain. Die bin ich. Danke, dass sie mir geholfen haben meinen Partner zu befreien. Ich bin ihnen was schuldig.“
James lächelte. Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sich aus dieser ersten Begegnung eine gute Freundschaft entwickelte.
„Ja. Das sind sie. Apropos Partner. Wo ist er?“
„Auf der Krankenstation, Sir.“, schaltete sich Hirsch wieder ein: „Er leidet noch etwas an den Nachwirkungen der Stoffe, die man ihm verabreichte.“
Jim nickte nochmals bestätigend: „Fliegen wir Heim.“

Die Tür ging auf und endlich stieg Norlan auch ein. Die Limo startete und es ging in Richtung Präsidium, wo die HYC eine repräsentative Zweigstelle besaß.
„Schaust gut aus, Julia.“, bemerkte Linnéa.
„Ja. Das ist der Secret-Service-Style.“, antwortete sie begeistert.
James schüttelte amüsiert den Kopf. Julia liebte diese Hosenanzüge. Sie genoss es sichtlich, wie die fließenden Stoffe ihre Beine umspielten und sich perfekt ihrer Figur anpassten. Er ging nochmal alles durch, was Linnéa zu den Kolos gefunden hatte. Eine junge Familie. Vater, Mutter und Sohn. Import und Export. Neureiche. So wie es sich darstellte, hatte die Frau wohl das Sagen und Jim müsste vor allem sie überzeugen. Was er aber nicht als das Problem ansah. Eigentlich sollte das eine leichte Sache werden. Reingehen. Verkaufen. Rausgehen. Jim war sich sicher. Er könnte ihnen auf jeden Fall noch paar Credits mehr aus der Tasche leiern.

11:22 Uhr
→ Die Citadel: Präsidium

James Herlock
20.06.2011, 19:12
James Herlock
Tag 4, 07.04.2184, 20:21 Uhr
Miss Tibbet

← Die Citadel: Präsidium

Jim zog sich zum gefühlten zehnten Mal um. Wieder ein neues Hemd. Wieder eine neue Hose. Wieder neue Socken und Schuhe. Wieder eine neue Krawatte und wieder ein neues Sakko. Eigentlich hatte er nicht dagegen. Er mochte den Kleidungsstil aber dennoch vermisste er die Zeiten, in denen es ausreichte, eine einfache Jeans und ein Shirt zu tragen.
Er blickte nochmals zum Terminal in seinem Schlafzimmer. Das Foto seiner Frau prangte ihm entgegen. Ihr Lächeln war Zauberhaft. Jim erinnerte sich immer wieder gern an diesen Tag zurück.

„JJ!“, es war ein freudiger Ausruf. Sharon kam auf ihn zu. In ihren Armen hielt sie die kleine Lilly. Sie schlief und sabberte die Schulter ihrer Mutter voll. Jim ließ seinen Seesack fallen und umarmte seine beiden Mädels herzlich. Er kam gerade von einer längeren Mission wieder und vermisste seine Frau und seine einjährige Tochter sehr. Die Freude war groß. Zusammen fuhren sie nach Hause. Lilly wurde erst in ihr Bettchen gelegt und dann ging es ab ins große Bett. Sharon und Jim hatten stundenlang Spaß.zu zweit. Doch irgendwann wurde diese traute Zweisamkeit durch das schreien des Kindes unterbrochen. Sie lagen im Bett. Sharon in den Armen ihres Mannes und er streichelte sie, als das Schreien zu ihnen durchdrang.
„Ich geh schon.“, sagte Jim und stand auf. Er warf sich ein Shirt über und zog sich eine Jogginghose an. Dann ging es in Kinderzimmer. Die kleine lag in ihrem Bettchen brüllte herzhaft. Jim nahm sie auf den Arm, wiegte sie ein paar mal hin und her und prüfte dann den Geruch an ihrer Kehrseite.
„Glück gehabt. Das ist nicht das, was du wolltest.“
Er atmete erleichtert aus. Windeln wechseln war nichts für ihn. Das gestand er jedem, der ihn danach fragte. Lieber würde er nochmal den FCW durchmachen, als Windeln zu wechseln, waren seine Worte. Lilly wollte was anderes. Er trug sie runter in die Küche. Daddy ging davon aus, dass die Kleine Hunger hatte und als sie den Kühlschrank erblickte, war dem auch so. Sie freute sich, hörte auf zu weinen und begann sogar zu lachen. Seine Mine erheiterte sich auch weiter. Er setzte sie in ihren Stuhl. Anschließend deckte er den Tisch und sah der ungeduldig quängelnde Lilly in ihrem Hochsitz zu, wie sie mit Händen und Füßen alles greifen wollte, was an ihr vorbeiflog. Ein süßes Schauspiel. Einige Minuten später war Jim dann auch soweit. Er bereitete ihr, ihr spezielles Mahl zu und schmierte sich, seine Stulle mit Butter und Marmelade. Er begann sie zu füttern.
„Ein Löffel für Mommy.“ Das Kind verzog schon beim Geruch das Gesicht, traute sich dann aber doch mal zu probieren. Ebenso schnell wie der Löffel im Mund verschwunden war, wurde er auch wieder ausgespuckt. Das halb gekaute landete dabei wenig damenhaft auf ihrem Sabberlatz.
„Scheint nicht wahne zu schmecken, was?“ Er genehmigte sich selbst einen Löffel und genau wie bei Lilly, verließ ihn die Speise auch wieder umgehend. Er spuckte es sich in die Hand. Das Mädel lachte freudig, als sie ihren Daddy dabei sah.
„Pfui Teufel. Das schmeckt ja wie...“ Er wollte es nicht laut sagen. Nicht vor dem Kind.
„Was machen wir dann nun?“ Er griff sich eine Schnitte von seinem Brot biss ab. Die leckere Marmelade war ein Gedicht. Selten für Stützpunktkost. Aber die Soldatenfrauen hatten ihren Standard. Und das war gut so. ihm kam eine Idee. Jim bemerkte, dass Lilly seinem Bewegungen äußerst interessiert gefolgt war. Sie sogar teilweise imitierte. Also teilte er sein Brot mit ihr. Nachdem die Kurze das Brot auf alle möglichen Eigenschaften getestet hatte, wie z.B. seine Flug- und Falleigenschaften, landete sie dann doch noch einen Treffer. Sie behielt es sogar im Mund, kaute ein paar mal und es schien ihr zu schmecken, denn sie wollte mehr.
Sharon kam nun hinunter und betrachtete zunächst das Chaos, was er und seine Tochter verschuldeten. Sie schüttelte ungläubig den Kopf und beseitigte es.
„Ihr seid mir ja ein paar Schmutzfinken.“, ermahnte sie die beiden Esser.
„Wir sind ja auch schon fertig, Schatz.“, gestand Jim, der sich dann daran machte, seiner Frau zu helfen. Es dauerte einige Minuten und Lilly beobachtete das Geschehen von ihrem Sitz aus. Nachdem sie fertig waren ging es in den Garten. Sie spielten lange Zeit ausgelassen mit dem Kind. Verfolgten ihre unsicheren Schritte, spielten Ball und backten Sandküchlein. Jim musste mal. Er ging wieder ins Haus und erleichterte sich. Bei der Rückkehr die Kommode im Flur auf. Auf ihr lag seine Kamera. Er griff sie sich und ging zurück in den Garten. Sharon und Lilly, hatten ihm beide den Rücken zugekehrt, also würde das ein wirklicher Schnappschuss werden. Denn viel Zeit, sich auf den Blitz vorzubereiten, hatten sie nicht. Scharon hielt die Kleine an den Händen und führte sie durch den Garten. Lilly hielt sich mit aller Kraft fest und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzten, als Jim sie plötzlich rief.
„Schaut mal!“, er hatte sie schon im Sucher und als sich die Beiden umdrehten, betätigte er den Auslöser.
„Hey!“, Sharon war überrascht. Sie lachte ihn an: „Ich hab mich doch gar nicht hübsch gemacht.“
„Brauchst du auch nicht, Süße. Hier sieh es dir an.“
Jim gab ihr die Kamera und hob Lilly auf den Arm: „Haben wir gut hinbekommen. Nicht wahr, Prinzessin?“ Er hielt ihr seine Hand für ein High-Five hin und Lilly erwiderte es zu seinem Verwundern: „Zeit für dich Hayabubu zu machen, Lilly. Ich bring dich ins Bett.“
Sachte legte er sie ab. Sie hatte wirklich viel getobt an dem Tag, so dass sie dementsprechend Müde war. Es dauerte nicht lange, ehe sie einschlief. Sharon umarmte ihn von hinten.
„Das Bild ist echt schön geworden. Das behalten wir.“
„Ich weiß, Schatz. Deswegen hab ich es ja gemacht.“ flüsterte er leise, um das Kind nicht zu wecken. Jim drehte sich um und nahm nun Sharon wieder in den Arm, griff sich die Kamera, die sie noch in den Händen hielt und schaute sich das Bild an. Darauf war eine lebensfrohe junge Frau zu sehen. Eine Frau mit mit einem unsagbar bezaubernden Lächeln. Ihre eisblauen Augen strahlten vor Freunde und ihr Gesicht wurde von ihrem langen, lockigen braunen Haaren eingerahmt. So, wie es nun auf seinem Schreibtisch stand.

Jim schaute auf die Uhr. Es war gegen Halb neun und Jim musste noch einen Besuch unternehmen, ehe sein Arbeitstag als Beendet galt. Miss Tibbet. Die Frau, deren Yacht am gegenüberliegendem Ende der Andockbucht lag. Sie besaß zwei Yachten der HYC. Beide hatte sie bei James gekauft. Und beide wurden mit jeweils drei mehrtönigen 17 kW Fanfaren (http://www.youtube.com/watch?v=0vwgOMgyk0E&feature=related) ausgestattet. Das schrägste, was Jim bislang verkauft hatte. Sie war Texanerin und er schob es auf ihre Herkunft. Sie war schon etwas eigensinnig. Das merkte man sofort. Aber sie stand zu ihrem Wort und das war wichtig.
Er stand nun vor der Yacht. Im Grundaufbau sind alle Yachten identisch. Lediglich die Anzahl der Decks, sowie die Ausstattungen variieren. Dennoch finden die Yachten einen reißenden Absatz.
„Ah, Jim Herlock. Lässt du dich auch mal wieder blicken? Komm rein.“, ertönte es über die Außensprechanlage. Er betrat die Luftschleuse und das typische Zischen ertönte. Die Scanner rasten über ihn hinweg und durchleuchteten ihn von Kopf bis Fuß. Dann blinkte das grüne Bestätigungslämpchen auf und gewährte ihm Eintritt. Die Yacht war großzügig eingerichtet aber dennoch wohlig warm. An der Wand in ihrem Salon hingen mehrere Winchester Unterhebelrepetierer. Es sah schon fast aus wie in einer Waffenkammer und so fühlte Jim sich auch.
Der Redneck (http://xmoons.co.cc/data_images/redneck-pictures-51.jpg) betrat den Salon und umarmte Jim zur Begrüßung.
„Setz, dich.“
Sie duzte ihn. Das gefiel im nicht sonderlich. Er respektierte Miss Tibbet zwar mehr war bei ihm nicht drin. Sie war nicht sein Typ. Allein schon die Art, wie sie sprach, schreckte ihn ab. Eine so dreckige Sprache war die seinige doch gar nicht. Doch jedes zweite oder dritte Wort, dass den Mund dieser Frau verließ, war ein Schimpfwort. Ein Schimpfwort der üblen Sorte.
Sie unterhielten sich einige Stunden lang und Elona, wie sie ihn immer wieder dazu drängte sie zu nennen, tischte auch ein schmackhaftes Essen auf. Trotz seiner anfänglichen Widerstände und vorbehalte gegenüber Elona, lachten sie viel. Doch als sie mehr wollte, als nur ein Essen, wurde Jim ganz anders. Sie hatte eine interessante Art, sich an ihn anzumachen. Sie sagte ihm es einfach unverblümt ins Gesicht. Er musste sich beherrschen, nicht einfach loszulachen. Er wollte nicht so gern mit einer Frau ins Bett, die fast sechs Jahre älter war als er selbst. Ganz bestimmt nicht. Jim wollte weg. So schnell und so weit wie möglich weg. Er stand auf und wand sich zur Tür.
„Es tut mir Leid, Elona. Aber dafür habe ich heute leider keine Zeit mehr. Ich muss noch...“
Seine Worte verstummten in einem überraschten Seufzer. Sie hatte ihm mit viel Schmackes in den Schritt gegriffen.
„Nur um mal zu schauen, was mich bei dir erwartet, Jim“, lächelte sie ihn an. Er griff nach ihrer Hand und befreite sich langsam aber sicher aus ihrem festen Griff. Er musste weg. Egal wie.
„Tut mir Leid, Elona. Ich kann das nicht.“ Er betrat wieder die Luftschleuse. Doch bevor sie sich schloss und er sich wieder auf den Weg nach hause machen konnte, hörte er noch ihre letzten Worte.
Sie war nicht sonderlich enttäuscht. Es hörte sich eher an, als hätte sie das erwartet:
„Ich liebe es, wenn sie Schüchtern sind.“

Tag 5, 08.04.2184
01:49 Uhr

James Herlock
23.06.2011, 01:47
James Herlock
Tag 5, 08.04.2184, 10:09 Uhr
Agent Callhan

Herlock Design One: PSY Sharons Desire

Ausgeschlafen und frischen Mutes ging Jim in die Kombüse auf dem ersten Unterdeck. Sasha kochte ihm einen Guten-Morgen-Kaffee und macht ihm sein Frühstück. Der PDA mit den täglichen galaktischen News lag ebenfalls da. Wie jeden Morgen. Doch heute las Jim die Nachrichten nicht. Es war ihm egal. Er war in der vergangen Nacht einer, wie er sie nannte, schwarzen Witwe entkommen. Haarscharf, wenn man so wollte. Er spürte ihren festen, eisigen Griff noch immer. Deshalb rückte er seine Kronjuwelen mehrfach hin und her und überprüfte des öfteren, ob noch alles am Platz war.
„Alles in Ordnung, Skipper?“, erkundigte sich die junge Köchin.
„Ja. Mehr oder weniger.“, grinste er zurück und genehmigte sich einen Schluck, des wohlig heißen Kaffees: „Bin Gestern nur fast unter die Räder geraten. Wo ist Mike? Und was machst Du eigentlich hier? Hab ich euch nicht freigegeben?“
Jim war verwundert. Eigentlich wollte er niemanden an Bord haben, mit Ausnahme von vielleicht Mike, Linnéa und der Geheimdiensttusse.
„Mike ist laufen. Ich erwarte ihn aber auch erst gegen Mittag zurück. Skipper, Morgen hat hier wieder so ein Depp Geburtstag und ich muss dafür noch einiges vorbereiten. Du kannst mich jetzt an meckern, wie Du willst, aber ich bleibe und backe meinen Kuchen.“ gab sie völlig offen und ungeniert zu. Jim konnte nichts dagegen sagen. Er mochte Sasha. Ihm gefiel ihre lockere frische Art. Sie fing als Mess Sergant auf der Anchorage an und wurde schnell zur jüngsten und, aus Jims Sicht, besten Chefköchin, die je auf dem Schiff diente. Er wollte Ihre Kochkunst nicht missen. Deshalb warb er sie für die Yacht an. Weil sie in ihm ihm eine Art Vaterersatz entdeckte, nahm sie das Angebot von ihm auch gerne an. Jim leerte den Becher, als Agent Callhan den Raum betrat.
„Ach, und die ist auch noch da, Skipper.“, gab die Köchin missmutig und in einem abschätzigen Ton bekannt. Callhan reagierte nicht auf die Worte und hielt stur auf ihr Paket zu. Das Paket saß noch am Tresen und beobachtete sie.
„Guten Morgen, Agent Callhan. Haben Sie gut geschlafen?“, begann Jim das Spiel. Callhan wirkte ein wenig genervt.
„Bitte unterlassen Sie diesen ironischen Ton, Sir. Ich bin hier um Sie zu beschützen. So etwas wie Gestern, können Sie nicht einfach machen.“
„Was? Wie Gestern? Ich hab Termine, Agent Callhan. Da kann und werde ich nicht auf Ihre Erlaubnis warten. Ich bin Alt genug. Ich glaube ich weiß, was ich machen kann und was nicht.“, gab er relativ neutral von sich: „Und was meine Sicherheit angeht: Sasha.“
Die Köchin schaltete sich nun in das Gespräch ein: „Zwei N6er, zwei B6er, sowie eine hübsche Asari mit ihren biotischen Kräften und eine grantige Köchin.“ Sie schlug demonstrativ eins ihrer Beile auf die Arbeitsplatte vor ihr. Jim musste lächeln:
„Sehen Sie, so schutzlos bin nun auch wieder nicht.“
„Mag sein, Sir. Dennoch möchte ich Sie bitten, in Zukunft ihre Termine mit mir abzustimmen. Mein Auftrag ist mir sehr wichtig.“
„Dann stimmen Sie sich mit Linnéa ab, Agent. Sie koordiniert meinen Alltag und soweit ich weiß, hab ich heute und morgen nichts vor.“ Er lächelte zufrieden und stellte die Tasse ab.
„Danke Sasha, war lecker. Ich gehe ins Loft. Laufen.“
„Gerne, Skipper. Bis dann.“
Jim ging voraus und Callhan folgte ihm genervt. Es schien, als wäre diese Diskussion noch nicht vorbei. Oben angekommen, genoss Jim kurz die Aussicht, die sich ihm bot und begrüßte dann Linnéa, die sich in eine ruhige Ecke verzogen hatte und ihrer Arbeit nachging. Er griff neben die Tür und aktivierte, mittels Touchpad, einen Mechanismus. Der Boden öffnete sich und ein Laufband wurde ausgeklappt. Jim, der seine Trainingssachen trug begann, sich sportlich zu betätigen. Callhan fing an auf ihn einzureden. Sie tat das mit solch einer Inbrunst, dass es Jim es nur honorieren konnte.
„Ist ja gut, Agent Callhan! Ich hab verstanden. Randy sagt, sie seien sauber und das man ihnen trauen könnte. Und das Mattock sie schickt, trägt ordentlich was dazu bei. Sie hat uns bestätigt, dass sie Sie geschickt hat. Ab Morgen können Sie mich gern begleiten.“ Jim sah den ungläubigen Gesichtsausdruck seiner Gesprächspartnerin. Irgendwie schien sie verwundert zu sein, dass es doch so leicht ging. Normalerweise musste sie ihre Klienten doch immer erst vor einem tödlichen Schuss retten, bevor man sie akzeptierte. Doch dieses Mal war es anders. Mattock, wäre sicherlich enttäuscht gewesen, wenn man ihren Agenten nicht überprüfen würde. Sie hatte es nicht nötig, irgendwelche Spielchen mit ihm zu spielen und das wusste Jim zu schätzen.
Plötzlich meldete sich Linnéa:
„Boss? Schluss mit laufen. Wir haben einen Termin. Ronald Hug. Mr. Hug würde gerne mal durch das Programm der HYC schauen und explizit Sie dafür angefordert.“
„Ja, dann. Lassen ihn ins Büro bringen, Linnéa.“
„Da ist der Haken, Sir... äh... Boss. Er will sein Anwesen nicht verlassen.“
Jim stoppte, schaute einmal raus und überlegte sich kurz, was er machen sollte. Den Termin absagen und oder ihn doch wahrnehmen? Er haderte einige Sekunden mit sich selbst, bis er den Entschluss fasste, sich dem Termin anzunehmen. Geld floss schließlich nicht von alleine in die Kassen.
„Tja, Callhan. Sieht so aus, als fangen Sie doch etwas früher an. Machen Sie sich bereit. Wir ziehen gleich los“
Er machte sich fertig. Kurz nachdem er sich angezogen hatte aktivierte er aber nochmals sein Terminal und kontaktierte Mike. Er sollte, wenn er zurück sei, Mr. Hug überprüfen und ihm gegebenenfalls da raus holen. Er hatte nämlich kein gutes Gefühl bei der Sache.
Zusammen machten sich die drei dann auf den Weg, um Ronald Hug zu besuchen.

Ronald Hug. Ein etwa eins neunzig großer, stabiler Mann. Mitte Fünfzig, braunes, kurzes Haar. Er wirkte, wie ein Politiker. Wie ein alter Mafia-Don. Die Art, wie er hinter dem Schreibtisch saß, bestätigte diesen Eindruck. Hug gebot James sich zu setzten. Mit ihm, waren noch einige andere Leute in dem Raum. Schienen alles Leibwächter zu sein. Aber wovor hatte dieser Mann Angst.
„Verzeihen Sie bitte dieses Aufgebot her, Mr. Herlock.“, begann der Mann mit rauchiger Stimme.
„Kein Problem, Mr. Hug. Das kenne ich nur all zu gut. Also. Sie interessieren sich für eine unserer Yachten. Habe ich das richtig verstanden?“
„So in der Art, ja. Aber es gibt da einen kleinen Haken, Mr. Herlock. Es handelt sich dabei um ihre Yacht. Ich will sie, um jeden Preis.“
James lachte ungläubig auf. Der Mann allerdings blickte ihn ernst und scharf an. Er schien es ernst zu meinen.
„Wissen Sie, Mr. Herlock. Ich verfolge die Geschichte ihres Unternehmen schon seit einigen Jahren. Habe mir schon mehrfach vorgenommen, euch mal zu kontaktieren. Und als ich gestern durch die Citadel spazierte und die HD101-1 entdeckte, dachte ich mir, dass das meine Chance ist.“
Mr. Hug führte seine Beweggründe weiter aus und nach einiger Zeit klang alles plausibel und Wasserfest. Die beiden Männer führten ihr Verhandlungsgespräch. Jim versuchte ihn mit allen Mitteln auf eine andere Serie zu bringen, doch der Mann weigerte sich stur. Nach knappen zwei Stunden voller leidenschaftlichen Für und Wider's, schüttelte Jim nur noch mit dem Kopf. Der stattliche Mann hinter seinem rotbraunen Teakholzschreibtisch schaute ihn eindringlich an und bestand auf seine Yacht.
„Tut mir Leid, Mr. Hug. Aber die Yacht ist unverkäuflich. Sie können jede andere Yacht von mir erwerben. Nur nicht diese.“ Er wurde energisch, als ihn ein Anruf auf dem Comgerät von Callhan wieder zurück holte.
„Sir? Ihre Frau. Sie möchte wissen, wann Sie heute zum Essen kommen.“, sprach sie ihn an.

„Captain, wir erreichen unser Ziel in ungefähr zwei Stunden.“, meldete Marshall über das Intercom.
Jim war gerade dabei einige Akten durchzusehen und die Bewertungen der Crewmitglieder aufzusetzen. Ein undankbarer Job, aber er musste getan werden. Er teilte die Dienstakten in vier Haufen ein und sortierte dann nach normale Bewertungen, Empfehlungen für Auszeichnungen, Empfehlungen für Beförderungen und Empfehlungen für Auszeichnungen und Beförderungen. Das war auch der Haufen, der leer blieb. In der letzten Zeit hatte sich keiner mit Ruhm bekleckert. Alles lief routinemäßig ab. Es war ruhig. Kaum Piraten oder Aufständische. Nichts, das der Rede wert gewesen wäre. Er lehnte sich zurück und tiefer in den Sessel. Mit den Händen fuhr er sich über das Gesicht und massierte im Anschluss seine Schläfen. Der ganze Papierkram ging ihm momentan ziemlich auf die Nerven. Nichts konnte ihn im Moment ablenken. Er war gezwungen sich in die Akten einzugraben. Die Sekunden wurden zu Minuten und die Minuten wurden zu Stunden. Alles Zog sich in die Länge und Jim wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder zu Hause bei seiner Familie zu sein. Und als wenn man vom Teufel sprach, meldete sich plötzlich sein Terminal. Eine eingehende Nachricht von der Erde. Es war Lilly. Ihre Zahnlücke war unverkennbar. Sie saß in der Küche und und schien bei den Vorbereitungen zum Essen zu helfen. Das zumindest schloss Jim daraus, als er die Schürze erblickte, die sie trug.
„Daddy.“, quiekte sie fröhlich. „Mommy, schau. Daddy!“
Sharon erschien und lächelte: „Hallo, Schatz. Wie geht es dir?“
Jim freute sich über diese unverhoffte Nachricht. Ebenso war er verwundert, dass das Oberkommando sie einfach durchgelassen hatte.
„Jetzt, wo ich meine Mädels wieder sehe, geht’s mir besser.“, scherzte er: „Euch scheint es ja gut zu gehen?“
„Jap. Wir machen hier grade unser Abendessen. Lilly hilft fleißig mit und auf der Arbeit geht’s auch voran.“
„Ah, was gibt es denn zu Essen, bei euch?“
„Nudeln!“, brüllte die kleine freudig. Jim lachte, so wie auch Sharon. Sie tätschelte ihren Kopf und als Lilly wegschaute, deutete Sharon an, dass das Essen doch wohl eher zum kotzen sei. Die Kurze war aus dem Bild verschwunden und Sharon beugte sich vor. Jim hatte ein prächtige Aussicht und genoss den Anblick für ein Augenzwinkern lang. Sharon hob die Hand vor den Mund und flüsterte:
„Sie hat Salz und Zucker verwechselt und sie will es nicht neu machen. Ich lass sie nun ihre eigene Medizin schlucken.“ Ein finsteres Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
„Wer nicht hören will...“, zitierte James seinen Vater. Sharon nickte bedächtig. Dann kam die Kleine auch wieder zurück ins Bild: „Daddy, wann kommst Du zum Essen?“
Jims Gesicht verzeichnete nun auch ein lächeln: „Bald, Schatz.“
Immerhin musste er keine verzuckerten Nudeln essen.

Jim wurde hellhörig. Es war ein Code. Mr. Hug schien nicht der zu sein, für den er sich ausgab. Seine Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. Er schaute sich um. Mit Ausnahme von von Callhan, Linnéa und Jim, waren in dem Raum noch Mr. Hug und ca. acht bis zehn Leibwachen. Jim hätte auf sein Gefühl hören sollen und erst gar nicht zu dem Termin erscheinen sollen. Er wandte sich an Callhan. Stets bemüht einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren.
„Sagen Sie ihr, ich werde so gegen acht halb neun da sein. Sie soll es bis dahin Warm halten.“
Er verpackte die die Anzahl der Tangos in der Angabe der Uhrzeit. Wenn Mr. Hug jetzt auch nur ein wenig schlau ist und sich seine Aussage, die Geschichte der Firma verfolgt zu haben, bewahrheitet, hätten die drei jetzt schlechte Karten.
„Familie, ja? Das kenne ich nur zu gut. Meine Frau will mich auch immer kontrollieren.“, kommentierte der Don das gerade geführte kurze Gespräch zwischen Callhan und Jim. Scheinbar war das Glück auf der seiner Seite. Denn ohne große Anstalten, führte Mr. Hug die Verhandlungen fort. Ein Umstand, den Jim nur all zu gern begrüßte.
Es dauerte ungefähr zehn Minuten, als plötzlich auf dem Flur Schüsse fielen. Die Tür wurde aufgesprengt und ein greller Blitz gefolgt von einem ohrenbetäubendem Getöse füllte den Raum. Halb bei Sinnen tastete Jim nach Linnéa. Er versuchte sie zu umarmen und so zu beschützen. Doch die Asari stieß ihren Chef bei Seite und und fixierte mit ihren biotischen Fähigkeiten den Don an der hinter ihm gelegenen Wand. Wie sie das, trotz der Blendgranate, anstellte, konnte sich Jim nicht vorstellen. Er war nur froh, das Mike sich doch endlich mal bemüht hatte, ihn zu suchen. Er stand auf und versuchte sich zu orientieren. Die Augen reibend ging er auf den Teakholzschreibtisch zu.
„Wenn Sie mich das nächste mal verarschen wollen, Mr. Hug, beschäftigen Sie sich bitte ausführlicher mit der Geschichte meiner Firma.“
„Das werden Sie noch bereuen, Mr. Herlock. Dafür werde ich sorgen.“, fachte der überrumpelte Mann Jim an.
Die drei wurden Evakuiert und zur Yacht zurück gebracht. Die Wunden, sofern man die denn so nennen konnte, wurden versorgt und die Situation wurde nochmals analysiert. Wer war dieser Mr. Hug und warum wollte er unbedingt die Sharons Desire? Das waren Fragen, auf die Jim momentan noch keine Antworten hatte.
„Mike hast Du Lust mich gleich zu begleiten? Ich brauch ein wenig frische Luft.“

17:27 Uhr

→ Die Citadel: Bezirke

James Herlock
29.06.2011, 23:21
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 12:42 Uhr
Zum Geburtstag...

← Die Citadel: Bezirke

Alles war geschmückt. Schön herausgeputzt. Das Schiff glänzte von innen und von außen. Während die letzten Vorbereitungen zu seiner Feier liefen, saß Jim völlig teilnahmslos am Tresen in der Kombüse. Ihm war nicht nach Feiern zu mute. Nicht ohne seine Frau. Seit ihrem Tod, hatte Jim keinen Gefallen mehr daran gefunden.
„Hier, Skipper.“, Sasha tischte ihm was gutes zu Essen auf. Es roch und sah Klasse aus. Sie konnte es einfach. Und das Beste daran war: Es waren Pancakes. Seine Leibspeise. Der Butterwürfel zerfloss und bildete eine einfach vorzügliche Schicht auf den warmen Pfannkuchen. Goldgelb und schön saftig. So mussten sie sein. Seine Laune besserte sich und Sasha schaffte es ihn von seinen trüben Gedanken wegzulocken.
„Danke, Nicky. Das hab ich jetzt gebraucht.“
Jim leerte den Teller restlos, gab ihn dann in die Spülmaschine und wandte sich nochmals an Sasha.
„Wo ist der Kuchen, Liebes. Ich will Kuchen.“
„Nicht, jetzt Skipper. Den gibt es erst zur Party heute Abend.“, lächelte sie ihn an.
„Och, man. Aber ich will doch so gerne ein Stückchen davon.“, schmollte er.
„Nein heißt Nein, Skipper. Du kriegst keinen Kuchen. Auch kein Stückchen. Erst heute Abend.“ verdeutlichte sie nun ihre Aussage. Jim benahm sich gewollt wie ein kleines Kind. Er mochte diese Art von Späßen zwischen Freunden. Im privaten Rahmen natürlich.
Er verließ die Kombüse und überließ das Reich wieder seiner rechtmäßigen Herrscherin. Sein Weg führte ihn zur Luftschleuse. Sein Zeil war aber die gegenüberliegende Wand. Dort war nämlich ein eingerahmtes silbernes Schild aufgehangen. Eine Gravur zierte diese. Die Gravur bestand nur aus ein paar Worten. Worte, die beschrieben, woher das Schiff seinen Namen hatte. Er kannte es von der Anchorage oder der Galilei. Dort hingen auch an den Haupteingängen große Schilder mit den Eckdaten zur Herkunft des Namens. Bei der Anchorage waren es jede Menge statistischer Daten zur Stadt, die er schon beinahe auswendig konnte. Was die Galilei anging, so stand zu aller erst sein wohl berühmtestes Zitat, „Und sie bewegt sich doch.“, dort aufgeführt. Ein Satz, den er so, erwiesenermaßen, nie gesagt hatte. Erst dann folgten persönliche Informationen.
Hier, auf der Yacht, hing also logischerweise auch ein Schild. Natürlich um ein einiges edler, als auf den Kriegsschiffen. Jim las sich leise die Gravur vor und fuhr sie mit dem Finger entlang:
„Schatz, es ist ein Mädchen. - Sharon Herlock.“
Doch die Technik war heutzutage weiter. Wie bei dem Granitstein vor der Zweigstelle der HYC, hier auf der Citadel, wurde bei Berührung des Schildes ein Video abgespielt. Jim hatte die Nachricht, die Sharon ihn damals hat zukommen lassen, dort gespeichert. Es war seine liebste Erinnerung.

In alten Logbüchern hätte man wahrscheinlich von rauen, stürmischen Seenächten erzählt aber im Weltall war das Wetter, wie immer, staubig bis trocken. Jim befand sich an der Seite von Captain Mayweather, an Bord der Anchorage, auf Patrouillenflug. Eine gefühlte Ewigkeit durchquerten sie unser Sonnensystem. Immer in Lauer- und Wachstellung nahe dem Charon-Portal. Dieses riesige außerirdische Gerät, mit deren Hilfe man in ferne Galaxien vorstoßen konnte. 2149 wurde es in der Nähe des Plutos entdeckt. Charon, ein Mond des Plutos, entpuppte sich als proteanisches Bildnis der Extraklasse. Viele Male dachte er an diesen Moment zurück. Doch mittlerweile war das Alltag und es interessierte kaum jemanden mehr. Genauso wie das Automobil im 20. Jahrhundert Einzug hielt, hielt nun die Raumfahrt immer mehr Einzug.
Sie waren gerade auf Höhe des Saturns. Jim konnte einen wahrlich beeindruckenden Blick auf diesen Planeten, mit seinen vielen Ringen, erhaschen, als eine Nachricht von der Erde eintraf:
„Nachricht für den XO – Privat.“, meldete sich der Funker.
Mayweather schaute Jim wissend an und grinste breit.
„Stellen Sie sie in mein Quartier, Lieutenant.“
„Aye, Captain.“
Er wandte sich zu ihm hin und flüsterte, dass es das Privileg das Captains sei, als erstes die Braut zu küssen, oder das Baby zu sehen, beziehungsweise zu halten. Jim schüttelte ungläubig den Kopf. Er mochte Mayweather sehr. Eine solche Frohnatur, wie ihm begegnete man selten. Nach exakt drei Minuten und vierunddreißig Sekunden, durfte Jim endlich in das Quartier des Captains eintreten. Er hatte die ganze zeit auf die Uhr geschaut. Ziemlich Nervös, war da noch die harmloseste Beschreibung. Er trat ein und der CO gab ihm als erstes die Hand und beglückwünschte ihn zum Neugeborenen. Er vermied es geschickt, das Geschlecht, Größe und Gewicht zu erwähnen. Dann sah er auf einem Bildschirm seine geliebte Frau. Sie saß mit Bademantel bekleidet auf dem Bett im Navy Hospital Portsmouth. In den Armen hielt sie den kleinen Wurm. Sie sah zufrieden und sichtlich angestrengt, von der Geburt, in die Kamera.
„JJ? Bist du das?“
„Ja.“, stotterte er aufgeregt.
„Schatz, es ist ein Mädchen.“
Die Kamera fuhr näher heran und man sah das kleine Kind, schlafend in den Armen seiner Mutter liegen.
„Neunundvierzig Zentimeter und dreitausend vierhundert zwölf Gramm.“, führte sie weiter aus.
„Bis gleich.“
Die Verbindung wurde gekappt.
„Wie? Bis gleich?“
„Herlock? Ab zur Landebucht. Du hast Urlaub. Ich will dich hier für zwei Wochen nicht mehr sehen. Verstanden?“
Jim schaute sich entgeistert um. Eigentlich hatte er noch Dienst für zwei Wochen. Wieder eine Eigenart an Mayweather, die Jim mochte. Das Quartier des Captains schloss direkt an die Brücke an und als Jim diese betrat, grölte die Mannschaft. Der CO hatte die Nachricht für alle sichtbar auch zur Brücke geleitet. Glückwünsche und vor allem viele Hände regneten auf den jungen Vater herein. Jim wusste nicht so recht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Er grinste einfach erleichtert und versuchte so viele Hände wie nur irgend möglich zu schütteln. Nach ungefähr dem gefühlten hundertsten Paar Händen, erreichte er endlich die Landebucht. Innerhalb von zwölf Minuten brachte ihn das Shuttle zum Krankenhaus auf der Erde. Nachdem er das Zimmer betreten hatte, umarmte er zunächst seine Frau herzlich, dann seine Schwiegereltern und schlussendlich seine eigenen Eltern. Er küsste Sharon ein weiteres Mal, schaute sich suchend um und fand das Mädchen, dann im Kinderbett, auf der anderen Seite von Sharons Krankenbett. Vorsichtig nahm er die Kleine auf den Arm und bewunderte dieses Wunder. Aus dem Hintergrund ertönten Stimmen. Allerdings leicht verzerrt:
„Wie heißt sie?“
Jim blickte sich um und entdeckte das Terminal, welches wieder eine Verbindung zur Anchorage aufrecht erhielt. Zu sehen war der die halbe Crew. Sie hatten sich mittlerweile im Hangar eingefunden. Zu einer spontanen Party. In seiner Hand hielt der Captain eine Flasche Champagner. Wer weiß, wo er den her hatte? Jim sah zu Sharon, die der Kleinen bis lang noch keinen Namen gegeben hatte. Sie nickte ihm wohlwollend zu. Das Kind erwachte. Es hatte den Anschein, dass sie sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet hatte. Jim sah ihre Augen. Kobaltblau. Die großen Glubscher blickten ihn erwartungsvoll an. Er ging in sich und überlegte, welchen Namen seine Tochter, sein Mädchen, den Rest ihres Lebens tragen sollte. Es dauerte eine Weile. Eine unnatürliche Anspannung breitete sich im Raum aus, die nur durch kleinere Laute des Neugeborenen unterbrochen wurde. Letztendlich kam er zu einem Entschluss:
„Li-Ann.“, brachte er es schließlich leise über die Lippen. Leise aber nicht unhörbar. Li-Ann begann zu schreien. Anscheinend gefiel ihr die Wahl ihres Vaters nicht sonderlich gut oder sie hatte einfach nur Hunger. Die Crew um Captain Mayweather begann zu feiern und die Hebamme, die sich in der Zwischenzeit dazugesellt hatte, fertigte daraufhin das pinke Armband mit dem Namen. Jim übergab die Kleine an seine Frau, die sich sogleich entblößte und das Kind an die Brust setzte. Im Hintergrund waren noch immer seine Kumpanen zu hören, die sich nun wohl auch über den nackten Oberkörper seiner Frau freuten. Jim ging zum Terminal und blickte entspannt in die Kamera.
„Tja, Leute. Keine Titten mehr für Euch für die nächsten zwei Wochen.“ Er winkte zum Abschied und kappte dann die Verbindung.

Als Jim sich wieder in die reale Welt gefunden hatte, fand er sich im Salon wieder. In seiner Hand ein kühles Glas Wasser. Es war inzwischen fast Acht. Er musst sich so langsam mal draußen sehen lassen. Auch wenn er seinen Geburtstag nicht feiern mochte, wollte er seine Freunde, die das alles für ihn organisiert hatten, nicht enttäuschen. Er stand auf und flüchtete sich kurz ins Bad. Dort überprüfte er mit gekonnten Handbewegungen den Sitz seiner Frisur und Kleidung, sowie sein rasiertes Gesicht. Er fand noch einige kleinere Stoppeln, die er sogleich entfernte. Er hatte ein Image, das er pflegen musste.
Sich sicher, dass nun nichts mehr schief gehen konnte, was sein Äußeres betraf, betrat er die Luftschleuse. Das charakteristische Zischen dieser Luftschleuse ertönte und verriet der Besatzung, dass diese sich gerade in Benutzung befand. Die Außentür öffnete sich und er war für einige Sekunden geblendet. Grelle Lichter schienen ihm entgegen. Wohl nur aufgebaut um die Luftschleuse perfekt auszuleuchten. Ohne Rücksicht auf die Herauskommenden. Nachdem er durch mehrfaches Blinzeln endlich wieder sehen konnte, konnte Jim eine große Ansammlung von Freunden, Verwandten, Kunden und Geschäftspartnern ausmachen. Sogar die C-News war da. Wohl die Klatschpresse. Solange sie nichts besseres zu tun hatten, erschienen sie eigentlich immer zu solchen Partys. Er ging einige Schritte ins vorne und stieß unerwartet auf ein Pult. Er verfluchte den Erfinder dieses unnützen Teils, das gerade seinen Weg versperrte. Die ganze Anlegestelle wurde extra für dieses Ereignis geräumt. Jim wollte, das nicht, aber Linnéa hatte die Planung inne. Sie war es bestimmt auch gewesen, die die C-News eingeladen hatte. Ein logischer Schritt, wie Jim bemerkte. Linnéa war nicht gerade auf den Kopf gefallen. Applaus und Blitzgewitter begrüßten ihn. Jim wurde verlegen. Soviel Anerkennung, auch wenn sie teils nur gespielt war, war er nicht gewohnt. Er ging zum Podium und begann seine erwartete, kurze Ansprache. Doch bevor er auch nur ein Wort herausgebracht hatte, wurde er auch schon wieder unterbrochen. Diesmal allerdings von einem herzlichen „Happy Birthday to you“. Der Lobgesang forderte einige Minuten seiner Lebenszeit ein und ein ungewolltes geschmeicheltes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Er hob die Hände und deutete eine beschwichtigende Geste an. Die Leute verstummten und Jim teste das Mikro, indem er mehrfach darauf klopfte:
„Test, Test. 1, 2. Läuft.“, Lachen durchzog die annähernd hundert Personen: „Danke. Danke für Euer zahlreiches Erscheinen. Willkommen zu meiner Party.“ Jim schaute dabei Linnéa an, die er an der Bar ausmachte und nickte ihr zur. Auch wenn Jim das Reden vor großen Massen gewohnt war, war dies doch jedes Mal etwas Neues. Man wusste nie, wie die Zuhörerschaft reagieren würde. Hier schien allerdings alles in Ordnung. Seine Rede umfasste sein halbes Leben. Dinge, die jeder im Extra-Net nachlesen konnte. Kaum persönliche Infos.
„Und nun wünsche ich ihnen allen einen angenehmen Abend. Habt Spaß und jetzt will ich endlich meinen verdammten Kuchen haben!“
Wieder Applaus und Blitzgewitter. Dieses Mal allerdings begleitet von herzhaften Lachen. Jim verließ die Gangway und bahnte sich seinen Weg hindurch zum Buffet, welches seinen lange erwarteten und bislang verschmähten Kuchen offenbarte. Sasha stand hinter dem Tisch und schnitt ihn gerade an. Sie nahm sich einen Teller, legte das erste Stück vorsichtig darauf und reichte es dem Geburtstagskind.
„Alles Gute, Skipper. Jetzt gibt’s Kuchen.“, lächelte sie ihn an. Er nahm es dankend entgegen und verschlang es förmlich. Die letzten Krümel aufsuchend, bat er sie auch gleich um ein weiteres Stück des leckeren Weichkuchens. Er hatte sie schon zu Dienstzeiten immer nach dem Rezept gefragt, doch ihre Antwort war immer dieselbe. Genauso wie jetzt:
„Du weißt doch, was man über Magier sagt, oder? Das ein wahrer Magier nie seine Tricks verrät. So ist das auch bei Köchen und ich bin eine wahre Köchin.“
Jim lachte herzhaft und versicherte ihr, dennoch irgendwann an dieses Rezept zu kommen. Er suchte Linnéa auf, die im ganzen Gewusel untergegangen war. Zwischendurch musste er immer wieder die Glückwünsche mehrerer mehr oder weniger Unbekannten entgegennehmen. Dann fand er sie. Sie unterhielt sich mit Mike, der ihm noch mal auf die Schulter klopfte.
„Klasse Party, Jim.“, lobte er ihn unnützer Weise, da er wusste, dass Linnéa sie organisiert hatte: „Ich mach mich wieder an die Arbeit.“
Mit diesen Worten stellte er seine Cola auf einem Tisch ab und ging auf seinen Posten am Eingang.
„Danke, Linnéa. Aber das alles wäre nicht nötig gewesen.“, begann er das Gespräch.
„Keine falsche Bescheidenheit, Boss. Ich hab genug Dokumentationen über eure Spezies gesehen, um zu wissen, dass ihr diese Art von Veranstaltung sehr mögt. Außerdem weiß ich nun auch, dass sich eure Rasse sehr gern der fleischlichen Lust hingibt.“
„Das erste kann Stimmen, Linnéa. Heißt aber nicht, dass es auch auf mich auch zutrifft. Das zweite sind Pornos, Linnéa.“, scherzte Jim: „Heißt zwar nicht, dass das nicht auch auf mich zutrifft aber für die Party hier, sind diese auch nicht Notwendig.“
Sie lachten. Jim nahm sich Mikes Glas an und genehmigte sich einen Schluck.
„Sir, ich habe gesehen, wie Sie sich in den letzten Tagen immer mehr abgeschottet hatten. Sie müssen mehr unter Ihresgleichen.“ Sie klang besorgt.
„Danke, Linnéa.“ Jim verstand aber, was sie ihm versuchte mitzuteilen. Es gibt noch ein Leben da draußen. Eines, dass nur so auf seine Ergreifung wartet. Jim wandte sich ab und unterhielt sich eine lange Zeit mit seinen Gästen. Viele kamen von weit her, nur um an diesem Abend da zu sein. Auch einige hochrangige Allianz-Offiziere waren anwesend. Mit denen unterhielt er sich besonders lange. Der Abend verlief gut und ruhig. Jim schloss neue Bekanntschaften und frischte alte auf. Doch langsam meldete sich sein Rachen. Er wurde trocken und forderte etwas zu trinken. Also begab Jim sich zur halbrunden Bar, die den hinteren Abschluss des abgesperrten Areals bildete. Von dort aus hatte man einen genialen Blick auf die majestätische Anmut der Sharons Desire. Jim genoss den Anblick für einige Augenblicke und wandte sich im Anschluss an den menschlichen Barkeeper.
Wenn Linnéa nur halbwegs gut gearbeitet hatte, und er war sich sicher dass sie immer zu hundert Prozent arbeitete, würde hier ein Barkeeper stehen, der alkoholische Getränke zusammen stellen konnte, die keinen Alk enthielten. Denn Jim wollte zwar auf den Alkohol verzichten, nicht aber auf den Geschmack seines Lieblingsgetränkes. In Zeiten wie diesen, war dies auch ohne weiteres möglich.
„Whiskey, pur. Ohne Alk, bitte.“

21:29 Uhr

Kate Devereaux
30.06.2011, 21:36
<----- Die Citadel: Bezirke

Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

Kate stieg nach der unspektakulären Reise vom Hotel zu den Andockbuchten aus dem Vehikel, das Nika elegant eingeparkt hatte, aus. Zu der Andockbucht mussten sie noch ein Stückchen gehen und die Biotikerin nutzte die Zeit, um ihr Kleid nochmals zu richten, sowie sich innerlich darauf einzustellen, von nun an Mia genannt zu werden. Nika verstaute in der Zwischenzeit zwei Wurfmesser, die sie vorher noch aus dem Kofferraum geholt hatte, in ihrer Handtasche.
Als sie schließlich die private Bucht der Sharons Desire erreichten, wurden sie von einem Begrüßungskomitee aus zwei Personen willkommen geheißen. Sie mussten ihre Ausweise vorzeigen, die überprüft und mit einer Besucherliste abgeglichen wurden.

„Ich wünsche Ihnen beiden viel Spaß auf der Feier“, meinte einer der beiden und machte Platz. ‚Soweit so gut.’ Kate steckte ihren Ausweis wieder in die Handtasche und staunte nicht schlecht, als sie sah, welche Größe diese Feier hatte. Jede Menge Leute, einige davon in der Galauniform der Systems Alliance, standen vor der Yacht. Manche hatte einen kleinen Happen von dem Buffet in der Hand, andere nur ein Glas Champagner, Bier oder etwas anderes zu trinken. Die gesamte Fläche wurde in ein angenehmes Licht getaucht und aus versteckten Lautsprechern spielte unaufdringliche Musik. Im Hintergrund lag die Yacht und war ein imposanter Anblick. Kate schätzte, dass sie fast hundert Meter lang sein musste.

Als ein Kellner mit einigen Gläsern Sekt-Orange - zumindest glaubte Kate, dass es das war - an ihr vorbeiging, nahm sie ihm kurzerhand zwei der Getränke ab. Der Mann ließ nur ein kurzes Lächeln aufblitzen und störte sich nicht weiter daran. Kate drückte eines davon Nika in die Hand.
„Auf eine erfolgreiche Geburtstagsfeier“, meinte sie zu ihrer Auftragsgeberin und stieß mit ihr an. „Jetzt müssen wir nur irgendwo hier unser Geburtstagskind finden.“

Daraufhin wurde sie am Arm angetippt. Als sie sich in die Richtung wandte, sah sie eine blonde Frau, die ein paar Jahre älter war, als sie selbst.
„Mr. Herlock steht hier“, sagte sie und deutete in eine Richtung. Kate sah dorthin und meinte tatsächlich den Mann aus der Akte zu erkennen. Er sprach gerade mit einem der Gäste von der Allianz.
„Danke“, entgegnete Kate und wollte sich wieder Nika zuwenden, doch die fremde Frau schien ein wenig Small-Talk führen zu wollen.
„Adriana Morrison“, stellte sie sich vor und hielt ihre Hand zum Gruß hin. Die Biotikerin wechselte ihr Glas in die linke Hand und ergriff die der Blondine.
„Mia Davis“, erwiderte sie und machte anschließend einen Schritt zurück, sodass Nika sich dem Gespräch beiwohnen konnte und stellte sie vor: „Meine Freundin Zoey Kaylani.“
Die beiden grüßten sich ebenfalls.

„Sie sind gerade erst zu der Feier gekommen, oder?“, fragte Adriana.
„Ja“, entgegnete Kate und wusste nicht, ob sie sich eine Ausrede einfallen lassen sollte oder nicht. Doch die Fremde winkte ab. „Sie haben zwar die Rede verpasst, aber unter uns: Losgehen tut es eh erst nachdem das ganze Gequatsche vorbei ist. Woher kennen Sie Mr. Herlock, Mia? Ich darf Sie doch Mia nennen, oder?“
„Natürlich“, meinte Kate und lächelte freundlich. „Mein Vater interessiert sich schon seit längerem für eine Yacht von HYC und wurde eingeladen. Da er heute jedoch noch einen anderen wichtigen Termin hat, schickte er mich. Und Sie?“
„Ach, ich bin eigentlich beruflich hier.“
„Beruflich? Ich denke mal, Sie gehören nicht zum Catering-Service.“ Die Feststellung war einfach, da sie ebenfalls ein Kleid trug.
„Nicht wirklich“, lachte Adriana und wurde dann wieder ein klein wenig ernster. „Ich arbeite für C-News.“
„Ah“, meinte Kate und war nicht unbedingt davon begeistert, dass Presse ebenfalls hier unterwegs war. Sie warf Nika einen kurzen Blick zu. Zwar hatte sie grundsätzlich kein Problem damit, aber Reporter waren meistens lästig und steckten ihre Nase in allerhand Dinge, die sie eigentlich gar nichts angingen und das wiederum war unangenehm, wenn man eigene Pläne verfolgte.
„Keine Sorge, bevor ich jemanden aufnehme, frage ich.“ Adriana schien bemerkt zu haben, dass sich die Begeisterung über ihre Enthüllung in Grenzen hielt. „Ich lass euch mal weiterfeiern. Vielleicht sehen wir uns ja später noch.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich die Journalistin.

„Presse“, meinte Kate zu Nika und schüttelte den Kopf.
„Schon wieder“, murmelte diese, doch schien das Thema nicht weiter ausführen zu wollen. ‚Oh?’ Kate beschloss sie später einmal danach zu fragen. Im Moment hielt sie wieder Ausschau nach dem Ziel des heutigen Abends. Gerade rechtzeitig, denn James Herlock verließ soeben das Gespräch und ging woanders hin. ‚Bingo!’, dachte sie sich, als er sich an der Bar niederließ.

21:28

Nika Violet Duran
01.07.2011, 14:29
Die Citadel – Bezirke >>>>

PSY: Sharons Desire

„Presse.“ Es war als wolle Kate ihr diese Tatsache unter die Nase reiben, vor allem, da die Agentin sich erst vor ein paar Minuten vorgenommen hatte, ihre Bildschirmpräsenz nach dem letzten Auftritt so gering wie möglich zu halten. „Schon wieder.“, murmelte Nika ein wenig missmutig und verfolgte die Reporterin dabei mit einem stechenden Blick, bis sie irgendwann in der Menge und somit auch aus der Agentin’ Blickwinkel verschwand. Wenigstens war sie nützlich. Beschloss Nika letzten Endes, wobei sie sich das Zielobjekt ansah, welches von Morrison identifiziert und lokalisiert wurde.
Der Alte hatte sein Gespräch mit en paar räudigen, grauen Kötern grade beendet und widmete seine Aufmerksamkeit nun ungeteilt dem Barkeeper, beziehungsweise dem, was er servierte. Zeit für ein bisschen Rollenspiel!

„Hey!“, wandte sich Zoey plötzlich an ihre Freundin und drehte sich schwungvoll vor sie, wobei sie es mit einer überraschenden Eleganz schaffte, nicht einen Tropfen aus ihrem Sektglas zu verkippen – leider, wie sie fand, denn so war sie gezwungen, dass Zeug persönlich auszutrinken. Genau dass tat sie dann auch wohl oder übel, zumindest um einen Schluck. „Wir sollten Mister Herlock gratulieren, findest du nicht?“, fuhr sie heiter fort, nach dem sie Mias Aufmerksamkeit hatte. Nur den Hauch eines Moments später musste sie jedoch einen ausweichenden Schritt nach vorne und auf sie zu machen, als sie ein anderer, fetter, Gast sich zwischen ihr und einem Kellner hindurchquetschte. „Außerdem hab ich das Gefühl, dass wir hier so ein bisschen im Weg stehen.“

Kate Devereaux
02.07.2011, 13:25
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

Nach einem Augenblick überriss Kate, worauf Nika hinauswollte und spielte mit. „Ja“, entgegnete sie, „das sollten wir unbedingt machen.“ ‚Schade, dabei hätte ich gerne zuerst noch ein Stück Kuchen gegessen.’ Sie nahm einen großzügigen Schluck aus ihrem Glas, sodass nur noch ein kleines Bisschen drin blieb und setzte das Kuchenstück auf die Warteliste. Dann schlängelte sie sich mit Nika durch die anwesenden Gäste hindurch zu der Bar an der James Herlock saß und gerade ein Getränk entgegen nahm. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit sah nach einem Whiskey aus, doch sicher konnte Kate sich nicht sein. Immerhin gab es von all den Aliens mittlerweile so viele Getränke, dass es durchaus etwas anderes sein konnte.

Bei der Bar angekommen, leerte sie ihr Glas vollständig, stellte es auf der Theke ab und trat zu dem ehemaligen Allianz-Admiral, während der Barkeeper bereits das Glas wegräumte.
„Mister Herlock“, grüßte sie ihn freundlich und reichte ihm die Hand. „Mia Davis“, stellte sie sich vor, als sie seine Aufmerksamkeit hatte.
„Ich wünsche Ihnen alles Gute zu Ihrem Geburtstag.“, gratulierte sie Herlock und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. „Außerdem sollte ich Ihnen herzliche Wünsche von meinem Vater ausrichten. Er lässt sich entschuldigen, dass er nicht persönlich kommen konnte.“

James Herlock
02.07.2011, 18:13
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:29 Uhr
Zum Geburtstag...

Der Whiskey schmeckte gut. Auch wenn man den fehlenden Alkohol durchaus als Minuspunkt betrachten konnte. Aber Jim hatte es versprochen. Er war schon mal soweit gewesen. Kurz nach dem Tod seiner Frau hatte er das Trinken angefangen. Kein Tag verging mehr, in dem er nicht wenigstens angetrunken war. Dabei war es ihm egal, was er zu sich nahm. Ob es nun billiges Bier oder teurer Whiskey oder Bourbon war. Hauptsache es knallte. Seine Tochter war es schlussendlich, die ihn aus diesem Teufelskreis, sich selbst zu zerstören, herausholte. Sie trichterte ihm ein, dass nicht er Schuld war, am Tod seiner Frau. Er könne nichts dafür. Es war ein Unfall und niemand konnte so was ahnen. Sie zwang ihn zu einer Entziehungskur. Doch Jim war vorerst so stur und Uneinsichtig gewesen, dass er sie ignorierte. Erst als Lilly sich Hilfe von von Mike und ihrer Tante Kacy holte, schaffte sie es endlich ihn dazu zu bringen, sich dieser auch zu stellen. Jim sah es irgendwann ein, dass es so nicht weiter gehen konnte und schaffte es auch, sich vom diesem Rauschgift fernzuhalten. Er war nun soweit, sich einen trockenen Alkoholiker zu nennen. Aber auch das Leben nach den ganzen Alkohol-Exzessen war hart. Jeden Tag musste man gegen den Drang ankämpfen. Jim war oftmals dicht davor, den Kampf zu verlieren. So oft war er dem verführerischen Versuchungen eines schmackhaften Drinks ausgesetzt. Dennoch blieb er standhaft. Denn er hatte es Lilly versprochen. Und ein Herlock steht immer zu seinem Wort.

So saß er nun an der Bar. Alkoholfreier Whiskey war teuer und kompliziert herzustellen, aber immerhin hatte er Geburtstag. Da kann man sich dann mal dem einen oder anderen Vergnügen hingeben. Der Schankmeister reichte ihm das Glas, das zu einem Drittel mit der goldbraunen Flüssigkeit gefüllt war. Er hielt das Glas gegen das Licht. Der fehlende Alkohol ließ es etwas trüber aussehen. Das Glas schwenkend in der Hand haltend, nippte kurz daran und befand es für gut. Er bedankte sich bei ihm und wollte gerade wieder aufstehen, als er von zwei äußerst hübschen, jungen Damen eingekesselt wurde. Die beiden Frauen, Jim schätzte sie auf ungefähr dem Alter seiner Tochter, gratulierten ihm zum Geburtstag. Endlich schien der Abend doch angenehm zu werden. Die, in einem schwarzen, kurzen Kleid gekleidete Frau reichte Jim die Hand und stellte sich als Mia Davis vor. Ein bezauberndes Lächeln zeichnete sich in ihrem Gesicht ab und Jim konnte nicht umher, ebenfalls zu lächeln. Er nahm ihre Hand und ihre Glückwünsche dankend entgegen. Lediglich beim Namen und seine Verbindung zu ihrem Vater, kam Jim ins stocken.
„Jim. Ich bin Jim. Danke für die Glückwünsche, aber jetzt helfen Sie mir bitte aufs Trapez, Miss Davis. Wo liegt die Verbindung zwischen Ihrem Vater und mir?“
Er konnte weder das Mädchen, noch ihre Freundin, die übrigens in einem, wie Jim fand, sehr stimmigen dunkelvioletten, knappen Kleid, welches perfekt mit Ihren Augen harmonierte, gekleidet war, keinem bekannten Gesicht zuordnen. Jim ist in seinem Leben schon so manchem Davis begegnet. Waren es nun Banker, wie der auf Noveria, wo die HYC einen Großteil ihres Geldes verwalten lässt, auf Illium oder sonst irgendwo gewesen. Er sah sie fragend an, in der Hoffnung, von ihr aufgeklärt zu werden.

Kate Devereaux
02.07.2011, 19:28
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

„Also wirklich Jim“, meinte Kate kopfschüttelnd und nutzte den Umstand aus, dass er ihr gleich angeboten hatte, ihn mit den Vornamen anzusprechen. Das deutete nämlich daraufhin, dass er sie nicht schnellstmöglich wieder loswerden wollte. Als sie ihn so analysierte fiel ihr auf, dass er recht sportlich gebaut und groß war. Trotz seines Alters schien er topfit zu sein. Das machte es ihr etwas leichter mit ihm einen Flirt zu beginnen.
Sie setzte sich auf den freien Barhocker, der neben James’ stand und wartete noch bis sie sich eine angenehme Sitzposition mit überschlagenen Beinen gefunden hatte, bevor sie mit der Wahrheit beziehungsweise der Tarngeschichte, die ihr gegeben wurde, rausrückte.

„Sie kennen meinen Vater möglicherweise noch gar nicht persönlich. Er interessiert sich sehr für eine Yacht von Ihrer Firma. Soweit ich weiß, wollte er Sie heute auf der Feier zum ersten Mal persönlich treffen, doch seine Pflichten haben ihn auf Bekenstein festgenagelt.“, erklärte Kate und warf anschließend dem Barkeeper einen kurzen Blick zu, der bedeutete, dass sie gerne etwas bestellen würde.
„Da ich Ihre Yachten ebenfalls sehr beeindruckend finde, ergriff ich die Chance, an seiner Stelle mit einer Freundin zu kommen, um Sie kennenzulernen. Ich komme sowieso viel zu selten von zuhause weg.“

„Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte der Barkeeper, der mit seiner vorherigen Bestellung fertig war. Daraufhin warf Kate Jim einen weiteren vielsagenden Blick zu. „Was können Sie uns denn empfehlen? Ist das Whiskey, was Sie da trinken?“

James Herlock
02.07.2011, 20:47
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:31 Uhr
Zum Geburtstag...

Sie nahm platz. Jim verfolgte dabei jede ihrer Bewegungen. Ziemlich elegant, musste er ihr zugestehen. Sie führte die Gründe ihres Besuches aus und Jim stellte fest, dass es wohl nur ein Geschäftliches Gespräch mit ihr werden würde. Ein Gespräch, worauf er in diesem Augenblick am wenigsten Lust hatte. Immerhin begrüßte er es, dass sie anstelle ihres Vaters erschienen war. So konnte er sich bei dem Gespräch wenigstens an etwas erfreuen. Miss Davis wollte sich etwas zu trinken bestellen und rief mit ihren Blicken den Barmann zu sich. Offensichtlich wollte sie aber zunächst etwas Smaltalk halten. Immer noch besser, als ein Verhandlungsgespräch an diesem Abend.

„Wohl eher Kinderwhiskey.“, scherzte Jim. Dieses Getränk einen echten Whiskey zu nennen wäre dann doch etwas zu viel des Guten gewesen. Er bedachte sie mit einem prüfenden Blick. Betrachtete kurz ihr bräunliches, langes Haar und sah ihr für einige Augenblicke in die braunen Augen. Es passte. Zumindest vom Äußeren her. Miss Davis passte vollends in das Beuteschema von Jim. Verrückt, aber Jim musste an den Lieblingsdrink seiner Frau denken. Er lächelte.
„Ich glaube, ich kann Ihnen da was gutes empfehlen, Miss Davis.“
Jim wandte sich von ihr ab und dem Bartender zu: „Für mich noch einen von diesem hier.“, er klopfte kurz mit dem leeren Glas auf den Tresen: „Und für die Dame, einen Mojito, bitte.“
„Sehr wohl, Sir.“, wurde seine Bestellung bestätigt.
„Also, Miss Davis. Was möchte denn Ihre Freundin trinken? Heute Abend ist alles kostenlos.“

Nika Violet Duran
02.07.2011, 21:58
PSY Sharons Desire

Nika folgte dem Gespräch zwischen Kate und Herlock aufmerksam und wortlos, was ihr mehr Zeit dafür gab, nicht nur den ehemaligen Admiral zu beobachten, sondern auch, wie ihre temporäre Partnerin mit der Situation umging. Beeindruckendes Mädchen., war das vorläufige Urteil, das sich die Agentin bildete, während besagtes Mädchen sich auf dem Platz neben dem Greis niederließ. Sie selbst wiederum blieb stehen, nahm aber eine Position dicht neben ihrer Freundin an. Diese spielte ihre Rolle weiterhin gut und somit begnügte Nika sich damit, die Rolle der stillen Begleiterin weiter zu spielen – rein aus Showzwecken entschied sie sich dann aber dafür, zwischen durch mal einen interessierten oder gar gelangweilten Blick über die Szenerie zu werfen.

Die Gäste verhielten sich alle dem Anlass entsprechend angemessen, tranken adrett ihren Sekt, genossen das umfangreiche, kulinarische Büffet und unterhielten oder diskutierten über alle möglichen Themen, wobei es auf die eine oder andere Art wohl ohnehin immer nur um Geld ging. Plötzlich aber legte sich ein schmales Lächeln auf Nikas Lippen, denn erst jetzt fiel ihr auf, dass die vorherrschende Altersklasse unter den anwesenden Frauen sich zwischen zwanzig und dreißig Jahren bewegte, während die Männer wiederum dem Alter des Geburtstagsgreises näher waren. Wieso überrascht mich das überhaupt? Und ich hatte wirklich kurz die Befürchtung, dass ich und Kate hier auffallen. Die Agentin entschloss kurzerhand, genau diesen Umstand ihrer besten Freundin Mia über ein getuscheltes Ohrflüstern mitzuteilen, kam jedoch nicht dazu, denn plötzlich wurde sie indirekt angesprochen. „Also, Miss Davis. Was möchte denn Ihre Freundin trinken? Heute Abend ist alles kostenlos.“

Einen Augenblick herrschte Stille, bis die Agentin die Lage, Stimmung und Art des Mannes analysiert hatte. „Ihre Freundin“, begann Zoey nun feixend und ein kleines wenig vorlaut, wobei sie den gebührenden Anteil von Scherz einbehielt. „Hat auch einen Namen.“, die gespielte Anspannung verschwand sogleich aus der Stimme der Agentin. “Ich bin Zoey Kaylani, einen wunderschönen Abend und natürlich alles Gute zum Geburtstag, Mister Herlock.“, zur Untermalung ihrer Worte lächelte sie freundlich und reichte dem Mann ihre Hand. „Und ich hätte bitte gerne einen Frozen Daiquiri.“

James Herlock
02.07.2011, 22:43
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:32 Uhr
Zum Geburtstag...

Die lila Asiatin stellte sich als Zoey Kaylani vor und wünschte Jim auch alles Gute zum Geburtstag. Wieder nahm er die Hand dankend entgegen, wie schon so oft an dem Tag. Doch dieses Mal war es angenehmer. Ihre gespielte Anspannung amüsierte Jim für einen Moment und dies zeigte sich durch ein breites Grinsen auf seinem Lippen. „Und ich hätte bitte gerne einen Frozen Daiquiri.“, fügte sie noch hinzu.
„Ah, das perfekte Getränk für heiße Sommerabende.“, scherzte Jim und orderte einen für Mias Begleitung. Nachdem alle ihr Getränk serviert bekommen hatten, hob Jim sein Glas in die Hand, prostete den beiden Damen zu und sprach ein flottes „Zum Wohl“ aus. Er genehmigte sich einen Schluck seines Kinderwhiskeys und wartete die ersten Schlucke seiner neuen Bekanntschaften ab, ehe er nachfragte, an welcher Yacht-Serie die Damen denn Interesse hatten.
„Nun, Miss Davis. Ich gehe mal davon aus, dass sie sich ein wenig über unser Repertoire erkundigt haben. Womit kann ich Ihnen denn genau dienlich sein?“, begann er das Quiz.

Kate Devereaux
02.07.2011, 23:35
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

„Bitte, Jim, nennen Sie mich doch auch einfach nur Mia“, entgegnete Kate und leckte sich mit der Zungenspitze ein paar Körnchen von dem braunen Zucker von der Lippe. Der Mojito schmeckte gut, vor allem nicht zu sehr nach Minze, was Kate zu schätzen wusste. Denn manchmal, wenn ein Barkeeper übermütig wurde, schmeckte man außer Minze nichts mehr bei diesem Cocktail. Dass James jedoch Whiskey ohne Alkohol trank - zumindest ging sie davon aus, da er ihn als Kinderwhiskey bezeichnet hatte - erschreckte sie ein wenig. Sie hatte eigentlich vorgehabt, ihn zumindest anzuheitern. ‚Entweder es klappt ohne oder ich muss ihm etwas unterjubeln. Dazu müsste ich allerdings das Zeug probieren, um zu merken, ob es trotzdem nach Alkohol schmeckt oder nicht.’

„Sehr lecker der Mojito.“, meinte Kate lobend. „Natürlich habe ich mir Ihre Yachten angesehen“, entgegnete sie dann auf die Frage. „Allerdings bin ich nicht mein Vater, ich habe mich eher auf die Bilder, als auf die Namen konzentriert.“ Doch das Thema war gefährlich. Einerseits wollte sie ein wenig später darauf zurückkommen und James bitten, ihr seine Yacht zu zeigen, andererseits hatte sie wirklich nur sehr, sehr begrenztes Wissen dazu. Die Biotikerin rutschte auf dem Barhocker ganz selbstverständlich ein wenig vor, sodass ihre Füße beinahe seine berührte und stellte, nach einem weiteren kleinen Schluck, ihren Cocktail, auf dem sich bereits Kondenswasser durch das Eis bildete, auf der Theke ab.
„Welches Modell ist denn Ihr ganz persönlicher Favorit?“, drehte sie den Spieß um. Dabei strich sie mit der Rückseite ihrer Finger spielerisch das Kondensat vom Glas. „Natürlich abgesehen von dem Prachtstück hier in der Andockbucht.“

James Herlock
03.07.2011, 00:22
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:32 Uhr
Zum Geburtstag...

„Welches mein Favorit ist?“, wiederholte er nochmals, „Hm.“ Sie gab ihm eine ehrliche Antwort. Jim hatte sie allerdings auch vorher schon so eingeschätzt. Frauen schauen eigentlich immer eher auf die Optik. Bei Männern waren es die technischen Daten. Eine Tatsache, die man schon seit der Industrialisierung auf der Erde beobachtete. Jim legte den Kopf in den Nacken, was ein wenig seine Hundemarken aus dem Hemd rutschen ließ. Der Ring seiner Frau war deutlich zu erkennen. Seine Überlegungen halfen aber nichts. Er fand einfach keinen wirklichen Favoriten. Jede Yacht war auf ihre Weise was besonderes, also antwortete er ihr auch ganz ehrlich:
„Mit Ausnahme dieser Yacht“, er deutete auf die Sharons Desire, die im Dock lag: „habe ich keine Favoriten, Mia. Jedes Design geht über meinen Tisch. Wenn mir eines nicht gefällt, wird es nicht gebaut. So sieht es aus. Alle Schiffe die wir anbieten, gefallen mir. Auf ihre Weise.“ Er leerte sein Glas zum zweiten Mal und beobachtete, wie sie mit ihrem Mojito spielte.
„Zu wem soll die Yacht denn passen? Zu Ihrem Vater? Oder zu Ihnen, Mia?“

Kate Devereaux
03.07.2011, 10:43
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

Kate lauschte Jims Antwort und beschloss für sich, dass er ihrer Frage eher ausgewichen war. Er gab eine Antwort, die alle Modelle beinhaltete, sodass er keinesfalls einen anderen Favoriten als der potentielle Käufer haben konnte. Ein geschickter Schachzug, aber irgendwie typisch für jemanden, der etwas verkaufen wollte. Aber gut, irgendwoher musste der Erfolg von HYC kommen und Erfolg beginnt nun einmal beim Erstgespräch. Danach erst können die Produkte für sich sprechen.
Während er ihr die Antwort gab, konnte Kate einen Blick auf seine Halskette, sowie einen Ring, der dabei hing, werfen. Sie entsann sich kurz zurück zu seiner kurzen Akte und erinnerte sich an die Erwähnung, dass seine Frau vor einiger Zeit gestorben war. Doch dieses Thema wollte die Biotikerin nicht von sich aus ansprechen, denn wenn er negativ reagiert und das Gespräch abbricht, dann hatte sie ihren Job vermasselt.

„Zu meinen Vater“, antwortete Kate auf seine Frage mit einem leicht bedauernden Tonfall. „Vermutlich werde ich die Yacht auch nicht oft sehen.“
Daraufhin nahm sie einen weiteren Schluck aus ihrem Cocktail und heiterte die Stimmung mit einem kleinen Lächeln wieder auf. „Aber ich kann ihn auch verstehen. Er will sicherlich nicht, dass man mich als verzogene und verwöhnt Göre, die alles von ihrem Daddy bekommt, ansieht. Und ich würde es auch nicht wollen.“, erklärte sie. „Zumindest nicht als verwöhnte Göre.“, fügte sie dann noch schelmisch hinzu.

James Herlock
03.07.2011, 14:14
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:32 Uhr
Zum Geburtstag...

Das die Yacht zu ihrem Daddy passen sollte, wunderte Jim nicht sonderlich. Immerhin war er der Interessent für die Yacht und nicht seine Tochter. Allerdings fand ihre nachfolgende Äußerung, dass er nicht wolle, dass man sie für eine verwöhnte Göre halte, mehr Anklang bei ihm. Es erinnerte ihn irgendwie an seine Kindheit. Sein Dad war genauso. Er war es, der Jim auf öffentliche Schulen schickte. Er sollte die Verbindung zu seinen Wurzeln nie vergessen. Hannibal erhob sich aus dem Staub der Unterschicht mit der HYC, blieb dabei aber immer Bodenständig. Wenn ihm ein Kunde quer kam, kam er ihm ebenfalls quer. Egal, ob es ihn nun ein Geschäft gekostet hatte oder nicht. Eine harte Lektion, die er in seiner Kindheit gelernt hatte. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Aber viel mehr fühlte er sich, an sich selbst erinnert. Jim bemerkte, dass er seinem Dad ähnlicher war, als er zugeben wollte. Er tat alles, damit es Lilly gut ging. Doch half er ihr in erster Linie, wieder auf die Beine zu kommen, wenn sie unten war. Den Rest, musste sie sich selbst erkämpfen. So wie es Hannibal mit seinem Sohn gehalten hatte, hielt es Jim mit seiner Tochter.
Jim lächelte bei der Aussage. Währenddessen, füllte der Barkeeper seinen Drink nach. Für diese Tat, musste Jim ihn innerlich loben. Er schien sein Handwerk zu verstehen. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte einen, in feines Leder gebundenen Block und einen, aus einem Aluminiumblock gefrästen, Kugelschreiber hervor. Der Kugelschreiber wies eine kleine Gravur am oberen Ende auf. Eine Gravur aus vier Buchstaben. JSLA. Die Initialen seiner kleinen Familie. Der Stift war ein Geschenk seiner Tochter, zu seinem fünfzigsten Geburtstag und so behandelte er den Stift auch. Als Geschenk. Genau wie die Akten der Schiffe, waren seine Notizen immer handschriftlich verfasst. Zumindest fast immer. Wenn er Zeit dazu hatte. Und davon hatte er an diesem Abend mehr als reichlich.
„Das kenne ich nur zu genüge, Mia.“, Jim nippte wieder an seinem etwas trüben Drink: „Es gibt Dinge, die ändern sich in tausend Jahren nicht. Nun, dann erzählen Sie mir mal, wie ihr Daddy so ist. Was macht er beruflich? Steht er mehr auf Importwagen oder auf klassische Musclecars?“
Er stellte den Whiskey wieder ab und machte sich bereit, wichtige Stichpunkte, die zur Findung der perfekten Herlock-Yacht dienen sollten, zu notieren.

Kate Devereaux
04.07.2011, 15:21
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

Kate blinzelte kurz, bevor sie locker nach James‘ Hand griff, die den Kugelschreiber hielt. Es war eine unverfängliche Berührung, doch der nächste Schritt, um dem ehemaligen Admiral etwas näher zu kommen. Als sie ihm dabei in die Augen sah, konnte sie seinen Gesichtsausdruck jedoch nicht gleich deuten. In der Zwischenzeit hatte der Barkeeper auch einen weiteren Whiskey für ihn gebracht.
„Jim“, meinte sie mit sanfter Stimme. „Es ist Ihr Geburtstag. Mein Vater würde nicht wollen, dass Sie an Ihrem Geburtstag für Ihn arbeiten und…“, erneut setzte sie zu einem zweideutigen Lächeln an, „…ich würde es auch nicht wollen. Sagen Sie mal, schmeckt dieser, wie nannten Sie ihn… Kinderwhiskey eigentlich?“ ‚So viel wie du davon trinkst, kann er gar nicht so schlecht sein.‘, vermutete Kate in Gedanken.

James Herlock
04.07.2011, 22:50
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:36 Uhr
Zum Geburtstag...

Er blickte leicht schüchtern zurück. Eigenartig für ihn. Immerhin hatte mit seinen nun dreiundsechzig Jahren genug Zeit gehabt um, um sich an hübsche Frauenaugen zu gewöhnen. Jims Augen zeigten eine Mischung aus Erleichterung und Dankbarkeit. Er war erleichtert und Mia dankbar dafür, dass sie ihn nicht zur Arbeit zwingen wollte. Ihr zweideutiges Lächeln und die sanfte Berührung, verschärften die ganze Situation zusätzlich. Er lächelte kurz verlegen.
„Sagen Sie mal, schmeckt dieser, wie nannten Sie ihn… Kinderwhiskey eigentlich?“, wechselte sie rasant das Thema. Jim packte seine Schreibutensilien wieder dahin zurück, wo er sie hergeholt hatte und griff nach dem Glas auf dem Tresen. Einige Sekunden starrte er es an und überlegte, ob er auf den offensichtlichen Annäherungsversuch eingehen sollte. Schließlich fasste er den Entschluss, ihr und vor allem sich eine Chance zu geben. Mehr als äußerst Peinlich konnte das ganze ja nicht werden. Mit einer lässig, entspannten Körperhaltung, schleuderte er das alkoholfreie Getränk über den Tresen zu seiner Gesprächspartnerin.
„Probieren Sie doch mal, Mia und sagen Sie es mir.“, zwinkerte er ihr zu.
Zoey, ihre Begleitung, nahm nun auch am Tresen platz. Sie setzte sich hinter Mia, sodass diese Jims Blicke unweigerlich auffing, und schlürfte genüsslich ihren Drink. Jim blickte ihr eine kurze Sekunde hinterher, wandte sich dann aber wieder schnurstracks Mia und ihren wunderschönen, braunen Augen zu.

Kate Devereaux
06.07.2011, 14:08
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

Es schien tatsächlich zu klappen. Kate sah, dass James entspannter wurde und es beruhigte sie selbst, denn es hätte auch sein können, dass er wirklich nur an dem Verkauf einer Yacht interessiert war. Zwischenzeitlich hatte sich auch Nika an die Bar gesetzt. James schubste sein Glas zu Kate und bot ihr an, sich selbst vom Geschmack zu überzeugen. Sie nippte kurz am Glas und war ehrlich erstaunt, dass das Getränk wirklich den Geschmack eines echten Whiskeys imitierte. Es fühlte sich sogar im Hals richtig an. ‚Wahrscheinlich ist das sogar teurer als echter Whiskey.‘
„Nicht schlecht.“, meinte sie. „Wenn Sie noch einen trinken, schließe ich mich Ihnen an.“ Kate schob das Glas wieder zurück. „Allerdings mit dem echten.“, fügte sie noch hinzu. „Wie kommt es eigentlich, dass sie alkoholfreien Whiskey trinken? Aus Prinzip oder nur für den heutigen Abend?“

James Herlock
06.07.2011, 20:26
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:38 Uhr
Zum Geburtstag...

Er lächelte. Sie schien erstaunt zu sein. Alkoholfreier Whiskey und außer der leichten Trübung gibt es so gut wie keinen Unterschied? Das war auch der Grund, warum dieses Getränk so teuer und bei den Trockenen so beliebt war. Es half über die Sucht hinweg. Man blieb zwar nüchtern, musste dafür aber den Geschmack nicht missen. ,Sanften Entzug' nannte man so was wohl. Wenn man den Drink nun auch fest in der Hand hielt, fiel die Trübung auch nicht weiter auf. Man konnte also mit seinen Freunden trinken, ohne sich zu betrinken. Ein hartes Los für die, die es taten. Es gab viele Situationen, von denen Jim behauptete, nochmal knapp davon gekommen zu sein. Besonders auf Feiern mit Freunden und darauf war er stolz.

Sie bot ihm an, sich bei der nächsten Runde mit anzuschließen. „Allerdings mit dem echten.“, wie sie sagte. Sein lächeln breitete sich zu einem Grinsen aus und er winkte den Bartender ran, bestellte so gleich und vernahm die Frage, nach dem Warum.
„Wie kommt es eigentlich, dass sie alkoholfreien Whiskey trinken? Aus Prinzip oder nur für den heutigen Abend?“, wollte sie wissen.
„Eine lange Geschichte.“, entgegnete er ihr kurz, um ihr ihre erste Vermutung zu bestätigen und fuhr dann fort: „Aber Hauptsächlich wegen meiner Tochter.“
Er hatte die letzten Worte kaum ausgesprochen, da ertönte auch schon, wie auf Kommando, eine bekannte, weibliche Stimme. Jim blickte sich um.
„Rear Admiral James Herlock. Wo denn sonst, als an der Bar, solltest Du dich verstecken.“
Eine großgewachsene, attraktive, junge Frau hielt auf den alten Mann zu. Ihre kobaltblauen Augen strahlten vor Freude und ihr kurzes braunes Haar hüpfte bei jeder Bewegung, ihres perfekt geformten Körpers, auf und ab. Sie trug ein längeres weißes Abendkleid, und dezent platzierten Silberschmuck um den Hals, an den Ohren und den Händen. Jim identifizierte sie als Li-Ann, seine Tochter.
„Wenn man vom Teufel spricht.“, scherzte er zu Mia: „Darf ich vorstellen: Corporal Li-Ann Herlock. Die schönste Frau in der Galaxis.“
Er war stolz auf seine Kleine. Und dass er sie und nicht Mia, als schönste Frau der Galaxis beschrieb, war in keinster Weise abwertend gemeint. Es war pure Vaterliebe, die da aus ihm sprach.
Er stand auf und nahm sie in den Arm. Sie küsste ihn auf die Wange und wünschte ihm alles Gute.
„Es ist lange her, Lilly. Lass dich ansehen.“
Jim nahm sie bei der Hand und ließ sie sich einmal um ihre eigenen Achse drehen.
„Du siehst hinreißend aus, Kind. Mommy wäre stolz auf dich. Ach, das sind übrigens Mia Davis, ihr Vater interessiert sich für eine unserer Yachten, und ihre Freundin Zoey Kaylani.“

Nika Violet Duran
07.07.2011, 11:25
Sharons Desire

Zoey, Nika, Mariann – wie auch immer ihr Name nun eigentlich war – weigerte sich für einige Augenblicke, auch nur einen Tropfen von dem eigentlich doch lecker aussehenden Cocktail zu trinken. Stattdessen hielt sie ihren Mund geschlossen denn zu groß war die Gefahr, dass sie gradewegs über die Theke kotzen musste, wenn sie ihn nun öffnete. Nach außen hin ließ sich die Agentin, wie fast zu jeder Lebenslage, davon jedoch nichts anmerken – sie saß einfach nur da, mit dem Gesicht zur Bar und zu dem Weltall dahinter und schien den Anblick auf sich wirken zu lassen.
Was sie jedoch wirklich beschäftigte, das war Kate. Entweder spielte diese ihre Rolle einfach nur sehr gut, wenn nicht sogar meisterhaft, oder aber sie empfand wirklich ein persönliches Vergnügen dabei, mit diesem alten, faltigen, des Nachts ins Bett machenden und sabbernden, alten Mann zu flirten.
Für die Dauer dieser grausigen Vorstellungen war Nika beinahe froh, dass sie Kate dabei hatte, denn wäre es nötig gewesen, so hätte sie diesen Part möglicherweise übernehmen müssen. Es wäre nichts, was sie nicht getan hätte und nichts, was sie schlechter als Kate gespielt hätte, aber dennoch jagte ihr der Gedanke einen Schauer über den Rücken.

Dieses schockierende Erlebnis war jedoch schnell verdaut und somit nippte Zoey nun langsam an ihrem Cocktail, lauschte dem Gespräch von Kate und Herlock und ließ ansonsten die Eindrücke der Feier auf sich wirken. Die leise Musik, die im Hintergrund spielte wurde von den Gästen fast vollkommen übertönt, die sich über allerlei Themen unterhielten. Nika fiel nicht der Inhalt dieser Gespräche auf, sondern eher der Ton – er war gespielt, aufgesetzt, falsch. Zumindest dann, wenn sie es erkennen konnte und darin hatte sie trotz ihres jungen Alters - manche würden sagen trotz ihrer geringen Lebenserfahrung – Übung. Mitunter deshalb, weil sie daraufhin ausgebildet wurde.
Das Thema, wenn nicht sogar die Stimmung, schlug jedoch plötzlich um. Herlock hatte grade seine Tochter erwähnt, da tauchte diese auch schon auf und sprach ihn dabei unnötiger Weise mit seinem Dienstgrad an.
Eine großgewachsene, junge Frau, die einen Schritt drauf hatte, der Nika davon überzeugte, dass sie definitiv versuchte, ein paar von Daddys Freunden zu beeindrucken, befand sich nun bei dem Trio und wurde auch sofort von ihrem Vater vorgestellt. „Wenn man vom Teufel spricht.“, scherzte er in Richtung Kates, was jedoch auch unweigerlich an die Ohren der Agentin drang. „Darf ich vorstellen: Corporal Li-Ann Herlock. Die schönste Frau der Galaxis.“ Rede es dir nur ein, vielleicht wird es dann auch irgendwann wahr.
Der alte Herlock machte seiner Tochter noch ein Kompliment und stellte anschließend sowohl Mia Davis als auch Zoey Kaylani vor. „Hey!“, antwortete Nika – Zoey – jedoch völlig entgegen ihrer Gedanken munter und freundlich, wobei sie geschickt von ihrem Barhocker rutschte und der brünetten Frau höflich die Hand reichte. „Ihr Vater hat ja schon verraten, wer ich bin.“, sprach sie eben so munter weiter. Mir gefällt der Haarschnitt, schade das eine kurze Frisur mir nicht steht.

21:39 Uhr

Kate Devereaux
20.07.2011, 14:35
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

Als Jim Kates Frage beantwortet hatte, gesellte sich seine Tochter, die er dabei erwähnte, direkt zu ihnen. Wie gut sich die beiden verstanden, war für jeden zu sehen. Irgendwie beneidete sie Li-Ann um einen Vater, der hinter dem stand, was man tat. Doch der Gedanke daran war sehr schnell wieder verdrängt. In den letzten Stunden hatte sie ihrer Meinung nach sowieso viel zu viel an ihre Eltern gedacht. Das waren sie nicht wert.

Nika grüßte freundlich und schüttelte ihre Hand und Kate tat es gleich. Sie stand kurz auf, ergriff Li-Anns Hand und stellte sich nochmals kurz als Mia vor, bevor sie wieder elegant auf dem Barhocker Platz nahm und dabei nicht ganz unabsichtlich James Beine streifte.
Interessanterweise war die Tochter des ehemaligen Admirals mindestens genauso alt wie sie selbst, ein Umstand, den sie für einen Moment irritierend fand. Doch da der Flirt ihrerseits sowieso nur gespielt war, konnte sie locker darüber hinwegsehen. Spannender war es sicherlich für Jim, es sei denn, seine Tochter kannte das bereits von ihm.
„Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Wollen Sie sich zu uns gesellen?“, fragte Kate Li-Ann.

James Herlock
21.07.2011, 14:19
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:41 Uhr
Zum Geburtstag...

Es freute Jim zu sehen, wie die drei Hübschen sich verstanden. Freundlich und fast schon freundschaftlich. Jim empfand die Berührung von Mia als durchaus warm und interessant. Dem entspannten Abend schien also nichts mehr im Wege zu stehen. Er stand auf und bot, auf Mias Einladung hin, seiner Tochter seinen Platz an. Jim war in dieser Beziehung immer ein echter Gentleman gewesen.
„Bleib sitzen, Daddy. Mir reicht es, wenn mit der Barkeeper einen Drink bringt.“
Jim nickte kurz, in voller Erwartung der Show, die seine Tochter nun wieder abzog. Er bestellte den Barkeeper zu sich, beziehungsweise zu Li-Ann, die auch kurz darauf loslegte. Auf ihrem Gesicht zeigte sich, wie immer, wenn es soweit war, ihr zauberhaftes Lächeln.
„Einen trockenen Martini.“
„Sehr wohl, die Dame.“, quittierte er ihre Bestellung und wollte sich daran machen ihr einen zu bringen..
„Warten Sie. Einen - in einem tiefen Sektkelch. Drei Maß Gordon's, ein Maß Wodka und ein halbes Maß Kina Lillet. Gut schütteln, bis es eiskalt ist und dann einen langes dünnes Stück Zitronenschale dazu. Mitbekommen?“
„Natürlich, die Dame.“, er schien das Rezept zu kennen und freute sich sichtlich, mal wieder den originalen Cocktail des wohl bekanntesten Geheimagenten, des letzten Jahrtausends, zu mixen. Jim schüttelte ungläubig den Kopf. Er konnte jede Zeile dieses Rezeptes mitsprechen. Es amüsierte ihn. Sein Blick wanderte Richtung Mia, die wohl ein wenig verwirrt schien. Jim versuchte ihr die Irritation zu nehmen.
„Kennen Sie James Bond, Mia? Aus den Büchern Ian Flemings stammt dieses Rezept. Ein sehr guter Cocktail muss ich gestehen, obwohl ich da eher bei meinem Kinderwhiskey bleibe.“
„Und das ist auch gut so, Daddy.“, schaltete sich Lilly wieder ein: „Denn, wenn Du dich davon entfernst, gibt es Ärger mit mir.“ Sie lächelte, umarmte ihn. „Mom hätte nicht gewollt, dass Du die ganze Zeit über alleine bleibst. Du bist alt genug. Du kannst machen was du willst. Nur bitte tue mir den Gefallen und stell Sie mir nicht als Stiefmutter vor.“ Sie legte ihren Kopf auf Jims Schulter und schmiegte sich an ihn. Er brummte nur bejahend und genoss ihre nähe. Nie im Leben hätte er auch nur Ansatzweise daran gedacht, sie zu heiraten. Nicht jetzt zumindest.
„Ich hab da übrigens noch was für dich.“
Sie kramte in ihrer, zum Kleid passenden, Handtasche und holte ein Amulett, samt Kette hervor.
„Hier, das hab ich die Tage zu Hause gefunden. Erkennst Du es?“
Jim nahm es auf. Es war ein kreisförmiges Silberamulett. Die Gravur auf der Außenseite zeigte das Sol-Sonnensystem und auf der Innenseite stand einkalligraphiert ,In Liebe JJ'. Das Amulett schenkte er Sharon zum zweiten Hochzeitstag. Sie trug es gerne. Anscheinend aber nicht an ihrem Todestag. Wieso denn sonst, sollte es Li-Ann zu Hause gefunden haben? Aber das waren Fragen, die er sich jetzt nicht stellen wollte. Dafür lag einfach zu viel Zeit dazwischen. Und er wollte vor allem nicht seine neue, hübsche Bekanntschaft vergraulen, die das Amulett wohl mit glänzenden Augen begutachtete. Jim reichte es ihr weiter, damit sie es sich auch näher anschauen konnte.
„Danke, Lilly. Willst Du dich wirklich nicht setzten?“
Sie lachte auf und nahm kurz darauf dankend ihren Martini entgegen.
„Nein, danke. Eigentlich suche ich Mike. Der alte Sauhund schuldet mit noch einhundertfünfzig Credits. Er hat gegen die Redheads gesetzt und ich hab ihm gesagt, dass die im Volleyball unschlagbar sind. Und so wie es ausschaut, hab ich Recht behalten. Ich muss ihm mal so langsam auf die Füße treten, sonst sehe ich mein Geld niemals.“
Jim lachte ertappt und kramte in seinen Taschen. Nach einigen Sekunden fand er einige Creditchips.
„Hier. Einhundertfünfzig für Dich und fünfzig für Mike. Der Sauhund hat deinen Tipp gegen mich eingesetzt und mit mir um zweihundert Creds gewettet.“ Ein verächtliches Schnauben begleitete den letzten Satz. Aber es schien die Anwesenden zu amüsieren. Lilly erhob das Glas:
„Auf einen schönen Abend, Leute. Amüsiert euch noch prächtig. Ich gehe Mike suchen.“
„Prost.“, entgegnete Jim ihr und sah ihr einen Moment lang hinterher. Dann wandte er sich wieder Mia zu.
„So, Mia. Wo waren wir stehen geblieben?“

Kate Devereaux
24.07.2011, 20:40
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

Kate betrachtete das silberne Amulett. Das Schmuckstück zeigte eine sehr feine Gravur und wirkte recht wertvoll. Aufgrund der Inschrift vermutete sie jedoch, dass der persönliche Wert noch um Stellen höher lag. Allerdings interessierte sie sich mehr dafür, was Li-Ann ihrem Vater zugeflüstert hatte. Ob sie ihn davon abhalten wollte, mit ihr zu flirten, da sie doch wesentlich jünger als er war? Sie musste es herausfinden und jetzt war auch der richtige Zeitpunkt dafür.

„Sie haben mir gerade erklärt, dass Sie wegen Ihrer Tochter keinen Alkohol mehr trinken.“, half sie dem Mann wieder auf die Sprünge. „Ein sehr schönes Amulett.“ Sie gab das Kleinod zurück. „Und eine wundervolle Tochter. Sie kommt wohl sehr nach Ihnen.“, schmeichelte Kate und sah ihm dabei tief in die Augen. Sie hielten den Blickkontakt für einige Sekunden. Es war soweit. Alles oder nichts.

„Jim, würden Sie mir Ihre Yacht zeigen?“, fragte sie in die Stille hinein. „Ich würde gerne sehen, wie Sie da leben.“

James Herlock
27.07.2011, 15:46
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:44 Uhr
Zum Geburtstag...

Er lächelte zufrieden und ließ sie, bar ihrer Frage, vorerst noch zappeln. Normalerweise lud er auf die Yacht. Fragen nach einer kleinen Tour, wich er im Normalfall aus. Aber was war schon Normal an diesem Abend? Jim sah nach etwas längerer Zeit seine Tochter wieder, er lernte die schmeichelhafte Mia kennen und nun schien es wohl so, als ob er die Nacht nicht alleine verbringen müsste. Das Amulett fand den Weg in seine Tasche. Jim nippte nochmals an seinem Drink. Erst dann stand er auf und bot ihr die Hand an: „Gerne. Es würde mich freuen, ihnen die Sharons Desire zeigen zu dürfen, Mia. Wenn Sie möchten, können Sie uns auch gerne begleiten, Zoey." Mia hatte sich bereits in seinen Linken Arm eingehakt und seine freie Rechte bot er Zoey an. Diese lehnte aber höflich ab. "ich will euch beide ja nicht stören.", fügte sie neckisch hinzu und sah dem ungleichen Paar hinterher. Jim lachte kurz, ob der Aussage und war insgeheim dankbar dafür. Er führte seine Begleitung die Rampe hinauf zum Schiff. Jim öffnete das Touchfeld und gab den Sicherheitscode ein, der daraufhin die Luftschleuse öffnete. Die Beiden betraten diese und das, für Jim wohlbekannte, Zischen erklang. Es dauerte seine gewohnte Zeit, bis der Computer die Innentür freigab. Dann aber stand der Tour nichts mehr im Wege. Das erste worauf man blickte, wenn man aus der Luftschleuse trat, war das namensgebende, silberne Schild mit der Gravur, auf der gegenüberliegenden Wandseite. Jim betrachtete es immer wieder gerne. Er wollte sich gerade umdrehen und die Schleuse sichern, als Mia schon die erste Frage stellte. Dabei hatte die Tour noch gar nicht begonnen.

Kate Devereaux
21.08.2011, 09:10
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

„Sharons Desire“, murmelte Kate, nachdem sie vor der großen silbernen Namensplankette standen. Tastsächlich war Jim der Bitte nachgekommen und hatte Kate zu seiner Yacht geführt. Es kostete sie einiges an Konzentration, nach außen hin die sorglose und flirtende Mia zu spielen, während sie sich in Gedanken einen Schlachtplan überlegte. Sie musste den Unternehmer einige Zeit lang hinhalten und ablenken, sodass er keine verräterischen Geräusche vernahm. Idealerweise würde sie ihn irgendwo weit weg vom Zugang festnageln. Sie setzte wieder ihr einnehmendes Lächeln auf und sah James an. „Eine Frau oder ein Mädchen?“

James Herlock
21.08.2011, 18:07
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:49 Uhr
Zum Geburtstag...

Zunächst wusste Jim die Frage nicht einzuordnen. Sie hallte immer wieder in seinem Kopf wider: „Eine Frau oder ein Mädchen?“ Er sah Mia eine ewige Sekunde fragend an, ehe sie ihre Frage, mit einem warmen Lächeln neu stellte und auf die Umgebung deutete: „Das Schiff, eine Frau oder ein Mädchen?“
Jim lachte, als er endlich verstand, worauf sie hinaus wollte: „Sharon ist meine Kleine. Mein Mädchen.“ Ein süffisantes Lächeln begleitete seine Antwort: „In der Zeit, die ich hier nun lebe, haben wir gemeinsam so manches Abenteuer erlebt.“ Einige Sekunden schwangen die Worte im in der Luft, ehe Jim fortfuhr: „Also? Wo fangen wir an? Was hältst du von den Antrieben?“ Mia nickte amüsiert und Jim reichte ihr die Hand. Langsam schob er sie an sich vorbei und lotste sie auf das unterste Deck. Dabei fiel ihm auf, dass das Kleid, dass sie trug, ihrem Hintern wirklich schmeichelte. Jim genoss den Anblick. Zumindest solange, bis sie die Antriebsaggregate erreichten.
Er zeigte ihr die verschiedenen Baukomponenten. Teile, die es auf jedem anderen Schiff auch gab. Nichts Sicherheitsrelevantes. Vor allem, da Jim davon ausging, dass sich Mia eh nicht für die technischen Details des Schiffes interessierte. Er führte sie weiter durch die Serviceräume und anschließend in die Kombüse.
„Hier wird das beste Essen, des Universums gekocht.“, prahlte er voll Stolz.

Kate Devereaux
11.10.2011, 19:27
Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire

Man konnte es sehen, dass Jims Herz auch für das Raumschiff schlug. Die Art wie er es betrachtete, es berührte oder auch nur davon sprach zeigte dies deutlich. Obwohl Kate ihm zuhörte, wie er ihr ein paar Dinge erklärte - nicht zu detailliert - überlegte sie weiterhin, wie sie ihn hinhalten konnte. Doch ihr Problem löste sich beinahe von selbst.
Die Biotikerin unterdrückte ein leichtes Aufatmen, als sie in die Kombüse traten. Zu einem Essen würde sie ihm wohl kaum überreden können in Anbetracht der Köstlichkeiten, die draußen aufgetischt waren, aber zumindest ein Drink sollte schon drin sein. Bestimmt verfügte die Sharons Desire über eine Bar.
„Bekommt man die Köchin beim Kauf einer Yacht ebenfalls dazu?“, fragte Kate amüsiert.

Die Tour ging weiter und sie betraten einen Raum, der als luxuriöse Lounge durchging - mit großartigem Ausblick nach draußen. Auch wenn sie sich nicht allzu sehr für Raumschiffe begeistern wusste, staunte sie nicht schlecht über die vorherrschende Sauberkeit in jedem Teil der Yacht. Sie glaubte schon beinahe die ganze Bandbreite an Zuständen von Raumschiffseinrichtungen gesehen zu haben, stellte aber fest, dass sie sich geirrt hatte. In Verbindung mit der Innenarchitektur und dem Design verstrahlte die Desire eine Eleganz, die sie eher in einer Villa auf Bekenstein vermutet hätte.
Doch jetzt wurde es an der Zeit, das Spiel weiterzuspielen. James, der ihre Hand hielt, langsam hinterher ziehend, ließ Kate sich auf der Couch nieder.
„Und ich wette hier gibt es auch die besten Drinks des Universums, oder?“, meinte sie bevor er sich neben sie setzen konnte.

James Herlock
05.11.2011, 13:08
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 21:58 Uhr
Zum Geburtstag...

Bei der Frage nach der Köchin, lächelte er sanft. „Nein. Die bekommt man bei uns nicht. Wenn wir Personal mit anbieten würden, würden automatisch zu Wettbewerbern einiger unserer Kunden. Das wäre dem Geschäft abträglich. Aber wir konzipieren unsere Schiffe so, dass man jedes mit nur drei Mann Mindestbesatzung fliegen kann.“ Es freute ihn zu sehen, dass Mia die Tour genoss. Während seiner Erklärung, setzte sich der Rundgang nach oben hin fort. Sie betraten das Loft. Mia schien beeindruckt von den Ausmaßen des Raumes, auch wenn der Ausblick momentan eher bescheiden war. Sie ließ sich auf der Couch nieder und zog Jim mehr oder weniger hinter sich her. Doch noch bevor er wirklich saß, brach sie Stille: „Und ich wette hier gibt es auch die besten Drinks des Universums, oder?“
Eine halbe Sekunde schaute Jim verdutzt drein, ehe er verstand.
„Natürlich.“ entgegnete er aber dennoch gelassen. Jim löste seine Hand aus den Griff der schönen Frau und hielt auf die Zimmerbar zu.
„Was darf ich dir denn anbieten?“

Kate Devereaux
13.12.2011, 09:37
Die unendlichen Weiten der Galaxie: PSY Sharons Desire

„Ich bleibe beim Whiskey“, entgegnete Kate. „Man soll ja nicht mischen.“ ‚Schon gar nicht, wenn man sich nicht aller Sinne berauben will.‘ Die Biotikerin nutzte die kurze Pause, um sich den Gesamtplan nochmals in den Kopf zu rufen. Sie überlegte, wie lange Nika wohl benötigen würde, um ihren Job zu erledigen. Vermutlich nicht lang, aber je mehr Zeit Kate ihr zuspielen könnte, umso sicherer würde das Ganze sein. Ein paar Minuten waren sie ja nun schon unterwegs, aber Nika würde ebenfalls ein paar Minuten warten müssen, bevor sie sich in die Yacht schleichen konnte. ‚Ich gebe ihr so viel Zeit möglich, ohne das es mir zu unangenehm wird.‘ Zwar machte ihr das Rumflirten Spaß, aber sie hatte kein wirkliches Interesse an James und darum wäre ihr allzu intensiver Kontakt unangenehm. Es galt einen schmalen Grad zu beschreiten und vor allem Jim abgelenkt zu halten, darum wechselte sie das Thema zu etwas anderem.
„Jim, was hast du eigentlich zu dem Zeitpunkt gemacht, als die Citadel von den Geth angegriffen wurde?“, fragte sie den ehemaligen Admiral.

James Herlock
17.12.2011, 16:02
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 22:04 Uhr
Zum Geburtstag...

„Während des Angriffes?“, fragte Jim erstaunt. Er hatte mit vielen Fragen gerechnet aber nicht mit solch einer. Er hob eine Augenbraue und sah Mia einige Sekunden verwundert an. In seinem Kopf ratterte es. Er suchte nach einer passenden Antwort, um von diesem für ihn unangenehmen Thema abzulenken, doch Mia ließ nicht locker. Ihr Blick verharrte in seinen Augen und zwang ihn zur Aufgabe. Jim atmete tief ein. Es war ihm sichtlich unangenehm davon zu sprechen.
„Ich stand vor den Trümmern meines Lebens.“, begann er leise.
Er stellte sein Glas auf den Tisch ab, stand auf und ging zum Fenster. Sein Blick schweifte über die kargen Wände der Citadel-Andockbuchten. Vergeblich suchte er einen Fixpunkt dort draußen. Wieder musste er aufgeben. Schließlich entdeckte er sein schemenhaftes Spiegelbild in der Scheibe. Er hing sich daran auf. Seine Augen glitten über seine Gesichtszüge. Tasteten jeden Winkel seines Blickes ab.

„Meine Frau...“, wieder ein Moment ruhe: „Sharon und meine Eltern sind ein paar Jahre zuvor gestorben. Die drei haben zusammen mit meiner Schwester dieses Unternehmen geleitet. Ich fing das trinken an. Zunächst nur gelegentlich. Dann aber exzessiv. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Gott sei Dank, hatte ich gute Freunde. Einige Male betrunken zum Dienst erschienen. Das hätte böse enden können, wären meine Freunde nicht gewesen. Ich quittierte meinen Dienst bei der Flotte und versank vollends im Suff. Ich war zu nichts mehr zu gebrauchen. Bis meine Lilly mich rettete. Sie zwang mich zur Entziehung und zum Besuch bei den Anonymen Alkoholikern...“
Seine Stimme zitterte leicht. Wohl wissend, dass sie nur nach dem Angriff gefragt hatte und nicht seine Lebensgeschichte hören wollte erzählte er weiter: „Irgendwie hab ich es dann doch geschafft vom Dämon los zu kommen. Kacy, meine Schwester, nahm mich in die Firma auf und übertrug mir die Geschäfte unseres Vaters.“

Als wenn er neuen Lebensmut geschöpft hätte, fand er zu seiner kräftigen Stimme zurück. Er drehte sich um und lehnte sich an das Fenster.
„Ich musste lernen, wie es in der freien Wirtschaft läuft. Es machte Spaß. Vor allem, da es dem führen einer ganzen Flottille ähnelte. War also keine wirklich große Umstellung für mich.“ Ein lächeln huschte über sein Gesicht. Seine Augen fanden im selben Moment ein neues Ziel. Er fixierte Mia, die geduldig seiner Geschichte lauschte.
„Kurz vor dem Angriff auf die Citadel, entdeckte ich dann die Akte zu diesem Schiff im Archiv der HYC. Du musst wissen, dass bis zu dem Zeitpunkt, keine Schiffsakte digitalisiert war. Alles wurde von Hand notiert und gepflegt. Und genau das machte den Erfolg der HYC aus. Wir waren und wir sind noch immer einzigartig.“ Sein Stolz war kaum zu verkennen. Er blühte jetzt richtig auf.
„Ich war Zuhause auf der Erde, als ich davon erfahren hatte. Ich lief direkt zum Terminal und kontaktierte die Allianz. Wollte meine Hilfe anbieten. Doch dann erkannte ich, dass meine Zeit hinter mir lag und ich den Jungen den Vortritt lass musste. Ich wartete also auf die erlösende Nachricht aus der Zweigstelle hier und wurde nicht enttäuscht. Die Citadel existiert noch und die HYC verkauft seit dem besser denn je. Also hatte der Angriff, für mich, sogar was gutes. Auch wenn es makaber klingt aber so ist das nun mal. Und du, Mia? Wo warst du?“

Kate Devereaux
23.01.2012, 11:26
Die unendlichen Weiten der Galaxie: PSY Sharons Desire

Kate hatte nicht gedacht, dass ihr Frage – eine Frage, die vermutlich schon jedes Lebewesen auf der Citadel mehrmals beantwortet hatte – den ehemaligen Admiral so aus der Bahn warf. So verwundert sie darüber war, so nützlich war dies natürlich als Ablenkungsmanöver, wenn zu diesem Zeitpunkt Nika hoffentlich den essentiellen Teil ihres Jobs erfüllte. Dann schien er sich jedoch so weit gefasst zu haben, dass er antworten konnte. Er erzählte von seiner Familie und dass er zum Alkoholiker wurde, dass er seinen Dienst zu jener Zeit quittierte und seine Tochter ihm wohl das Leben – im übertragenen Sinne – gerettet hatte. Kate konnte jedoch nicht zuordnen, ob das vor dem Angriff war oder ob der Citadel-Blitz genau in jener Zeit stattfand. Doch Jim fuhr fort und klärte auf, dass er noch vor dem Angriff die Führung bei HYC übernahm. Insgeheim musste Kate zugeben, dass die Geschichte nicht uninteressant war, denn mit solchen Menschen hatte sie normalerweise nichts zu tun. Natürlich kannte sie auch Unternehmer, aber diese waren meist Vorstehende von irgendwelchen Söldnertruppen oder maximal in der Mittelschicht. Schließlich kam Jim zum genauen Zeitpunkt des Angriffs, der dann verhältnismäßig unspektakulär ablief. Anschließend stellte der Ex-Admiral die Gegenfrage.

Logischerweise konnte Kate nicht erzählen, dass sie sich zu dieser Zeit auf Omega aufgehalten hatte, genauer gesagt, einem übereifrigen Taschendieb die Seele aus dem Leib geprügelt hatte und überhaupt erst am Tag nach dem Angriff davon erfuhr, also musste sie sich eine neue Geschichte ausdenken. Doch ihre Tarnidentität verschaffte ihr eine passende Möglichkeit.
„Ich war gerade auf Bekenstein mit Freunden unterwegs, als die tragische Nachricht eintraf. Sofort wurde die Musik abgedreht und Nachrichten gezeigt. Wir saßen ewig, ich weiß gar nicht wie lange, wie gebannt vor den Displays und hofften, dass es gut ausginge. Bekenstein ist ja sehr nahe der Citadel und wir fürchteten, dass wir die nächsten sein konnten, wenn die Geth-Flotte nicht zurückgeschlagen werden konnte. Glücklicherweise kam es dann ja nicht so.“
Kate schüttelte sich kurz. „Es muss ein Horror für die Menschen auf der Citadel gewesen sein. Stell dir vor, du sitzt gerade in einem Bistro und plötzlich tauchen diese furchtbaren Maschinen auf, schießen, es brennt, Leute schreien, Panik und man selbst ist mittendrin. Hilflos. Denn was kann man gegen die Maschinen schon ausrichten.“

Nika Violet Duran
31.01.2012, 21:43
UWG – Sharons Desire

Nika blickte ihrer Partnerin, Mia, oder auch Kate Devereaux, und dem sekundären Zielobjekt, James Herlock, hinterher. Während die zwei sich der Yacht immer mehr näherten, blieb sie zurück und somit war es nur eine Frage weniger Sekunden, bis sich zwischen den kühlen Gedanken an ihren Auftrag und ihrer Abneigung gegen die meisten der Gäste weitere Gedanken mischten. Ich bin ja nun allein., wurde es der Agentin plötzlich bewusst, was unweigerlich dazu führte, dass sie sich flüchtig und ein wenig verunsichert umsah.
Die Szenerie hatte sich jedoch in den wenigen Minuten des Gesprächs nicht großartig verändert.
Dezente Dekoration und eine Masse aus Gästen in den ansehnlichsten Kleidern und Uniformen prägten noch immer das angemessene Bild, das die Feier von sich gab. Nika verglich diesen Eindruck und vor allem die Kleider anderer, junger Frauen einige Momente lang mit sich selbst. So wie sie nun da stand, ihren Cocktail mit beiden Händen haltend und prüfend an sich herabsehend, wie eine partnerlose, verunsicherte Streberin auf der Prom einer High School, war es also wohl kein Wunder, dass es nicht lange dauerte, bis sie jemandem auffiel.
„Mister Hurlock scheint ja doch seniler zu sein, als er aussieht, wenn er Sie hier einfach so stehen lässt.“, Nika war sich nicht sicher, ob die Aussage ein Scherz, Missachtung oder eine Mischung aus beidem war und behielt somit eine doch eher neutrale Miene, als sie den Lieutenant Commander ansah. Hübsch, aber Allianz, also hässlich. Außerdem habe ich keine Zeit.
„Mister Herlock ist ein guter und beliebter Freund meiner Familie.“, entgegne Nika mit einem bissigem Unterton und einem absichtlich gespielt aussehendem Lächeln. Die Gestik, sowie das Gespräch, beendete sie anschließend auch schon mit dem nächsten Atemzug. „Guten Abend.“, verabschiedete sie sich kurzerhand von dem Soldaten, der zu dem Zeitpunkt noch immer versuchte, aus dem Fettnäpfchen zu kommen, in das er vermeintlich getreten war.

Nika hatte die Feier seit einigen Metern – und zu ihrer Zufriedenheit ohne weitere Störungen - hinter sich gelassen und stand nun vor der Luftschleuse der Sharons Desire. Feines Mädchen., quittierte sie in Gedanken, als sie eben diese Schleuse ohne irgendwelche Probleme passierte.
Was sich der Agentin nun für ein Anblick bot, war durchaus ansehnlich und wuchs, mit jedem vorsichtigen Schritt, den sie in den Wohnbereich der Yacht tat, zu einem beeindruckend heran. Dabei blieb es jedoch auch, denn im Endeffekt war die Sharons Desire ein Luxusschiff wie jedes andere. Der klassische Holz-Look war in den letzten Jahren zwar wieder in Mode gekommen, doch genau so schnell hatte er auch schon wieder ausgedient und wirkte einfach nur noch gewöhnlich, statt in irgendeiner Weise besonders oder teuer. Zumindest war das Nikas Meinung, die sie just in diesem Augenblick aber verwarf, um sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren.
Als erstes befreite sie sich von den doch eher hinderlichen Damenschuhen und ließ anschließend nochmal einen schnellen Blick über die Umgebung schweifen. Zwar wäre ein Raumplan der Yacht nun hilfreich gewesen, auf der anderen Seite hatten private, speziell für eine bestimmte Person gebaute, Luxusyachten aber meistens einen großen Vorteil – sie waren nicht besonders komplex.
Von dem Wohnbereich, der Lounge, dem Wohnzimmer – wie auch immer man es nennen wollte – war bereits ein breiter Zugang zum nächsten Raum zu erblicken, der sich vollkommen von dem eher schmalen und vergleichsweise spröden Durchgang auf der anderen Seite abhob. Da Nika nicht vermutete, dass jemand wie James Herlock seine geschäftlichen Angelegenheiten in einem Maschinenraum tätigte, entschied sie sich daher dafür, den wichtiger aussehenden Gang zu nehmen.
Die Vermutung erwies sich als richtig und als Belohnung dafür fand sich die Agentin im Schlafzimmer des Millionärs wieder. Der Gedanke erfreute sie auf Anhieb nicht wirklich, er hatte aber ohnehin keine Zeit, sich zu irgendwelchen Überlegungen weiterzuentwickeln – Nika konzentrierte sich und ihre Sinne dann doch lieber darauf, mögliche Störenfriede zu entdecken. Sehr zu ihrer Ermunterung schien es jedoch auch hier ruhig zu sein. Offensichtlich macht Kate ihre Sache gut., mit einem Mal weiteten sich ihre Augen in purem Schock. Hoffentlich nicht zu gut.
Sie schüttelte entschieden den Kopf, als einen verzweifelten Versuch, sich von den sehr eindeutigen Bildern zu befreien, die ihre Fantasie da grade zusammenmalte. Fest entschlossen, ihrer Partnerin weiterer solcher Leidhaftigkeiten zu ersparen, schlich sie tiefer in den dunklen Raum hinein. Der persönliche Arbeitsplatz von Herlock war nicht besonders schwer zu entdecken - Groß und teuer, genauso wie der Rest des Schiffes. Als Ausgleich dafür diente hier aber wohl die persönliche Note, die er dem schweren Schreibtisch verliehen hatte, wenn auch nur durch das einzelne Bild einer älteren Frau, die – wenn man eben das Alter mal außen vor ließ – sehr an seine Tochter erinnerte. Nika widmete sich der Fotografie nur mit ein paar nebensächlichen Gedanken, bevor sie sich dem Terminal widmete. Das wird dann wohl die verstorbene Liebe sein. Und jetzt macht er sich an Mädchen ran, die jünger als sein eigenes Kind sind. Typisch für so reiche, alte Säcke.

Was Mister Herlock jedoch in seine Yacht und sein persönliches Auftreten investiert hatte, hatte er wohl bei anderen Bereichen eingespart. Der Sicherheit seines Arbeitsplatzes beispielsweise. Nika hatte nur wenige Minuten gebraucht, um sich Zugang zu verschaffen – hauptsächlich hatte sie das zwar nicht ihren überragenden Fähigkeiten, sondern eher denen der Softwareentwickler zu verdanken. Trotzdem gönnte sie sich ein gedachtes Yay!, als sie James‘ E-Mail-Account für die geplante Schandtat verwendete. Wie für Cerberus üblich, wusste die Agentin selber nicht genau, warum sie eigentlich tat, was sie tat. Das einzige was sie sah war ein ausführlicher Unfallbericht zu einer Kollision zweier Flugkörper, wobei wohl ein besonderes Augenmerk auf die Antriebstechnik eines der Flugkörper gelegt wurde. All das ging sie nichts mehr an. Ihr Auftrag war so gut wie erledigt und somit gab es nun nur noch eine Sache, auf die sie sich konzentrieren musste – das Abhauen.
Läuft ja alles perfekt., dieser kurze, gedachte Satz sollte sich sofort als verlorenes Spiel mit dem Feuer entpuppen. Ein plötzliches, anhaltendes Klingeln signalisierte, dass es einen Anruf auf dem Communicator gab und Nika war sich sicher, dass weder der Anrufer noch der möglicherweise gleich auftauchende Mister Herlock sie hier erwarteten. Noch während ihr das Ich brauch ein Versteck! durch den Kopf schoss, sperrte sie das Terminal wieder – und brachte es damit in seinen Urzustand – und sah sich eiligst um. Zwei Verstecke waren ihr bei einer vorherigen, beiläufigen Inspektion aufgefallen, das erste war unter dem Bett, das zweite war der große Wandschrank. Nika – unter dem Einfluss der eiligen Schritte, die sie nun vernahm – entschied sich kurzerhand für den Klassiker und suchte im Schrank Deckung.

James Herlock
22.02.2012, 22:53
James Herlock
Tag 6, 09.04.2184, 22:06 Uhr
… eine Entführung

Jim lauschte den Ausführungen von Mia interessiert. Es war ein Thema, das jeden anging. Angst selbst dazuzugehören. Selbst eines dieser zahllosen Opfer zu werden. Das beschäftigte jeden während des Blitzes. Aber Jim beschäftigte diese Frage schon früher.
„Ich weiß wie das ist. Ich hab selbst schon im Krieg gekämpft. Zwar nicht als Soldat an vorderster Front, sondern als Navigator auf der Anchorage im Erstkontaktkrieg, aber ich weiß was du meinst, Mia.“ Er ergriff sein Glas und genehmigte sich einen Schluck, ehe er das penetrante Klingeln seines Terminals vernahm. Es war aber nicht das Signal der geschäftlichen Leitung sondern das der privaten. Also konnten es nur seine Leute vom Schiff, seine Schwester, ihr Sohn oder seine Tochter gewesen sein. Halt Leute, an denen Jim etwas lag. Kacy hatte er heute schon gesprochen und Lilly würde den direkten Kontakt suchen, solange sie beide auf der Citadel waren. Zu Jonah hatte Jim schon lange keinen Kontakt mehr. Also war davon auszugehen, dass es sich um eines seiner Crewmitglieder handeln musste und dass würde bedeuten, dass es Probleme gab. Jim sprang auf.
„Bleib sitzen, warte hier.“ Seine Stimme schlug ins ernste über. Keinesfalls böse oder sauer. Eher besorgt. Jim hetzte nach unten und durch die breite Tür in sein Schlafzimmer. Alles war am blinken. Es sah aus, wie kurz vor einem Flugzeugabsturz, bei dem alle Warnleuchten wie wild aufleuchteten, um nur einen Bruchteil einer Sekunde später wieder in der Dunkelheit zu verschwinden.
„Entgegennehmen“, befahl der ehemalige Rear Admiral. Es war eine reine Audioübertragung.
„Admiral! Wir haben Mist gebaut.“, ertönte die andere Stimme.
„Leg los, Julia. Was ist?“
„ Es geht um Li-Ann...“ Jims kräftige Gesichtsfarbe wich einem fahlen blassen Ton. Allein diese paar Worte reichten aus, um ihn wieder die Angst spüren zu lassen, jemand geliebtes verloren zu haben.
„... sie haben sie mitgenommen.“
Jim schluckte schwer: „Was soll das heißen?“
„Sie wurde entführt, Sir. Der Major ist hinter ihnen her, konnte sie aber nicht mehr aufhalten. Es tut mir leid.“
Ruhe. Eine beängstigte Stille entstand.

„Niemand zuhause?“
Seine Schlüssel warf er in die Schale auf der Anrichte im Flur. Das klimpern erklang im ganzen Haus für einige Sekunden. Er schloss die Eingangstür hinter sich.
„Hallo?“
Suchend ging er durch die Räume. Es war heiß und als er nach einigen Minuten niemanden antraf, ging er davon aus, dass doch niemand da sei. Jim ging zum Kühlschrank und suchte nach seinem Apfelsaft.
„Hab ich dich.“, flüsterte er leise. Er drehte den Verschluss auf. Doch bevor er sich einen Schluck genehmigen konnte, vernahm er wohlbekannte Laute aus dem Garten. Übrigens der einzige Ort an dem er nicht nachgeschaut hatte. Die Flasche in der Hand haltend ging er durch das abgedunkelte Wohnzimmer. Tatsächlich stand die Terrassentür einen Spalt weit offen. Er öffnete sie weiter und schob den schweren Vorhang bei Seite. Das helle Licht blendete ihn einige Sekunden.
„Daddy!“ kreischte die quirlige Kinderstimme. Jim musste einige Male blinzeln, ehe er seine Tochter im Pool ausfindig machen konnte. Er winkte ihr zu.
„Na du? Da bin ich wieder. Wo hast du Mom versteckt?“
Jim ging auf den Pool zu. Es war ein größeres Becken, dass im Boden eingelassen war. Das azurblaue Wasser spiegelte die Sonne und harmonierte mit dem satten Grün des Rasens. Li-Ann schwamm vergnügt zwischen ihrem Wasserspielzeug hin und her und Jim erkannte nun auch Sharon. Sie lag auf einer der beiden Liegestühle und war eingeschlafen. Ihr Sommerhut bedeckte ihr Gesicht und schützte es so vor der Sonne. Lilly erreichte den Rand und flüsterte: „Psst, Mommy schläft.“
„Oh?“, entgegnete Jim ihr mit einem Augenzwinkern. „Dann wollen wir sie mal nicht aufwecken, nicht wahr?“ Er kniete sich hin. Lilly musste sich das Lachen verkneifen, als sie verstand, was gleich passieren würde. Sie verschloss mit den Händen ihren Mund, als würde sie versuchen, sich selbst zu knebeln. Jims Hände glitten unter Sharons Körper auf ihre andere Seite. Er hob sie an und trug sie behutsam Richtung Pool.
„Hey, hallo Sharon. Aufwachen.“
Ein verträumtes Gesicht blickte ihm entgegen: „Huch? Oh, Gott. Ich muss eingeschlafen sein. Jim!“
Als sie ihn erkannte, leuchteten ihre Augen auf, „Du bist zu Haus!“
„Ja, mein Schatz, das bin ich und du bist gleich ganz nass.“
Das Grinsen konnte er sich nicht verkneifen und als Sharon realisierte, wo sie sich letztendlich befand, wurde sie auch schon von ihrem Mann in das kühle Nass geworfen.
Schallendes Gelächter. Die Kleine hatte ihren Spaß.
„Hier.“ Jim bot seiner Frau die Hand an und wollte sie hinaus aus dem Pool ziehen, doch die nun nasse Wassernixe dachte gar nicht daran, seine Hilfe anzunehmen. Im Gegenteil. Sie ergriff seine Hand und zog ihn ebenfalls hinein ins kühle Nass. Jim wünschte sich, dass der Moment ewig dauern würde. Er umschloss seine geliebte Frau mit beiden Armen und küsste sie im Nacken. Dann kam auch schon das kleine Mädchen: „Ich auch. Ich auch“, bettelte sie.
„Für dich gibt es erst einmal eine Dusche. Luft anhalten!“ Das Kind tat wie ihr befohlen und schnappte einmal tief nach Luft. Jim fasste ihr auf den Kopf und drückte sie leicht unter Wasser. Schabernack hatte die Kleine viel im Kopf. Beim auftauchen spuckte sie das eingesogene Wasser auf ihren Vater und auch Sharon begann mit den Wasserspielen. Jim sah sich zwei zu eins unterlegen und kapitulierte schlussendlich. Er ergab sich seinem Schicksal als Delfin das kleine Mädchen durch den Pool zu ziehen. Es machte nicht nur ihr Spaß. Jim genoss jede Sekunde mit seiner Familie. Doch dann siegte die Vernunft über Sharon: „Komm JJ. Deine Klamotten.“
Jim verstand. Gemeinsam begaben sie sich zum Beckenrand. Die beiden Großen kletterten raus und nahmen auf den Liegestühlen platz. Jim griff nach einem Handtuch und legte es seiner Frau um.
„Los geh rein und crem` dich ein. Du bekommt einen guten Sonnenbrand, Sharon.“
Sie schaute an sich herunter und entdeckte dann ihre krebsroten Gliedmaßen.
„Hach und ich steh doch nicht so auf Bikinistreifen.“ Jim dafür umso mehr.
Er zog sein Hemd aus. Kurz darauf folgte seine Hose. Das nasse Zeugs warf er auf einen Haufen neben der Liege.
Plötzlich ein Schrei. Aus Richtung Pool. Jim blickte auf. Es war ein panischer Schrei. Mark erschütternd. Eines der Gitter für die Wasserfilteranlage hatte sich gelöst als Jim beim Herausklettern versehentlich dagegen getreten war und Lilly war nun mit dem Fuß dort hinein geraten. Jim zögerte nicht. Er sprang auf und hechtete zum Pool. Mit einem Kopfsprung, wie ihn nur die besten Schwimmathleten vollbringen konnten, tauchte er ein. Binnen Sekunden erreichte er die Kleine und zog ihren Fuß aus der verhängnisvollen Falle.
An der Oberfläche wartete Sharon schon. Sie nahm ihre Tochter entgegen. Voller Sorge kniete sie am Beckenrand. Jim kletterte hinaus und atmete erst mal tief ein. Dann umarmte er seine Mädels.
„Zeig mal her, deinen Fuß.“, bat er Li-Ann.
Sie hielt ihm den Fuß entgegen und Jim nahm ihn behutsam in die Hand. Er drehte ihn vorsichtig und untersuchte ihn auf größere Verletzungen. Das Kind war tapferer als es aussah. Es weinte nicht einmal.
Verletzungen waren nicht zu sehen und auch das Schmerzempfinden war nicht da. Sonst hätte sich das Mädchen schon gemeldet.
„Wenn überhaupt, bekommst du einen blauen Fleck.“, diagnostizierte der Hobbyarzt. Jim küsste ihren Knöchel und gab den Fuß dann wieder frei.
„Der macht alles wieder gut. Versprochen.“
„Danke.“, kam es kleinlaut zurück. Noch immer keine Tränen. Jim war erstaunt.
„Du machst Sachen, Prinzessin. Einen Moment lang hatte ich richtig Angst um dich.“, wahre Worte. Als er den Schrei vernahm, setzte sein Hirn aus. Die Angst Lilly zu verlieren übernahm sein Handeln und ließ ihn nur noch reagieren. Zum Glück.

„Sir? Sir, sind sie noch da?“
Jim fasste sich an die Stirn. Er rieb sich durchs Gesicht. Unwissend, was er nun machen sollte, stand er regungslos im Raum. Dann erblickte er Mia, die im Türrahmen stand und er wusste, was er zu tun hatte. Jim riss die Schranktür auf und kramte nach dem Safe im oberen Regal. Der Safe kam noch aus dem vorangegangenen Jahrtausend. Ein uraltes Teil. Aber Lowtech schlägt bekanntlich Hightech. Viele Diebe würden sich an der mechanischen Verriegelung wahrscheinlich die Zähne aus beißen und genau das nutzte Jim zu seinem Vorteil. Die Kombination war schnell eingegeben. Die entriegelte Tür klackte laut und sprang einen Spalt weit auf. Jim griff hinein und holte seinen Revolver heraus.
„Es tut mir leid, Mia aber ich muss gehen.“ Jim wusste nicht, wie lange sie schon dort wartete oder was sie sogar alles gehört hatte und es war ihm auch egal. Dennoch wollte er jetzt nur los. Raus auf dieses unnatürlich große Gebilde, namens Citadel, um seine Tochter zu suchen. Doch soweit kam es nicht. Die Luftschleuse zischte laut. Mike, Julia und Linnéa betraten das Schiff.
„Jim, wo bist du?“, schallte es von seinem besten Freund.
„Ah, da. Die waren gut organisiert. Haben uns total überrascht. Drei Fahrzeuge. Eins haben wir auseinander genommen. Die haben abgewartet bis Lilly die Party verlassen hatte. Die C-Sec ist schon informiert. Das durfte nicht passieren.“
„Genau, Mike und deshalb gehe ich jetzt los und hol sie zurück.“ Jim legte einen harten Schritt ein, doch Michael legte seine Hand auf Jims Brust, spürte seinen hart pulsierendes Herz. Er hielt ihn fest.
„Du gehst nirgendwo hin, mein Freund.“, befahl er dem grau melierten Mann. „Nicht in deiner Verfassung. Das letzte was wir jetzt brauchen können, sind Kurzschlusshandlungen.“
„Ich gehe.“, keifte Jim. Er schlug die Hand seines Freundes von seiner Brust und versuchte ihn an die Seite zu schieben.
„Ich habe das schon mal durchgemacht und nun bin ich hier. Dieses mal kann ich es ändern, Mike. Ich gehe.“
„Nein, wirst du nicht. Hör zu, ich weiß wie du dich fühlen musst. Ich hab zwar noch keines meiner Familienmitglieder verloren. Aber mein Team gehört zu meiner Familie.“
„Jora und Lilly sind zwei ganz unterschiedliche Themen, Michael. Mach endlich den Weg frei!“
„Nein, mein Freund. Es tut mir leid.“
Mike ballte die Faust und holte aus. Er traf Jim mit einem harten Schlag am Unterkiefer. Jim geriet ins straucheln, konnte sich aber auf den Beinen halten. Er griff sich an das schmerzende Kinn. Eigentlich sollte der Schlag, seinen alten Freund wieder zur Besinnung bringen aber aus Angst jetzt auch den Rest seiner Familie zu verlieren, aus Angst seine Tochter zu verlieren, sein eigen Fleisch und Blut, richtete Jim seine Waffe gegen seinen besten Freund.
„Was machst du da, Jim? Leg die Waffe weg.“
„Ich sagte, lass mich hier raus.“, pfiff er durch die blutenden Lippen.
„Tut mir leid, Jim. Das kann ich nicht machen. Bitte, leg die Waffe weg. Mann! Ich versuche dir doch nur zu helfen! Siehst du das nicht?“
Mike trat auf ihn zu. Langsam. Mit bedacht. Doch Jim dachte nicht daran. Sein Verstand setzte aus. Es ging ihm nur noch um Lilly. In einer Sekunde, in der Jim nicht aufpasste, schlug Mike ihm die Waffe aus der Hand. Doch anders als erwartet, konterte der alte Rear Admiral und schlug seinerseits auf seinen Freund ein. Eine wilde Prügelei entstand. Plötzlich fühlte Jim nur noch wie er den Boden unter den Füßen verlor und gegen die Wand schleuderte. Er wollte schreien, doch der Aufprall presste die Luft aus seinen Lungen, sodass der Schrei zu einem leisen, schmerzverzerrten Seufzer verkam. Er öffnete die Augen und erkannte, das auch Mike an der Wand klebte.
„Kommt wieder zu euch, ihr alten Streithähne. Seht ihr denn nicht, dass das keinem von euch beiden gut tut?“ Es war Linnéa. Ihre Biotik hob die beiden Männer an und presste sie mehr oder weniger unsanft gegen die Wand.
„Wir haben eine Notsituation. Ihr müsst zusammenarbeiten und euch nicht gegenseitig den Gar ausmachen.“ Sie ließ die beiden wieder frei.
„Oh, Gott, Li-Ann. Warum?“ Über Jim brachen seine Gefühle herein. Angst um seine Tochter war der beherrschende Tonus. Mike griff Jim unter die Arme und half ihm auf.
„Komm, mein Freund. Ich bin bei dir.“ Er brachte ihn ins Bad und schloss die Tür ab.
„Ich kümmere mich um die Ausrüstung.“ gab Julia bekannt und Linnéa wandte sich an Mia.
„Es tut mir leid, dass Sie das gerade mit ansehen mussten.“ Sie schien noch ein wenig erschöpft von der biotischen Aktion gerade eben, doch überspielte sie das mit einer Professionalität, die man nur selten sah.
„Kommen Sie. Ich bringe sie hinaus.“

Kate Devereaux
02.03.2012, 14:06
Die unendlichen Weiten der Galaxie: PSY Sharons Desire

Während Jim erzählte, dass er während des Erstkontaktkriegs auf der Anchorage eingesetzt war, meldete sich sein Terminal mit einem Klingeln. Plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck und er sprang auf. ‚Nika wird doch wohl nicht entdeckt worden sein!‘, schoss es Kate durch den Kopf und sie wollte ebenfalls aufspringen, wäre da nicht das Sitzenbleiben von Jim gewesen, das sie im ersten Moment mal davon abhielt. Aber nur bis er den Raum verlassen hatte. Schnell stellte sie ihr Glas ab und machte sich lautlos an die Verfolgung. Wenn mit der Mission etwas schiefgegangen war, dann lag es an ihr, Jim davon fernzuhalten. Das Schlafzimmer war sein Zielort und Kate blieb an der Tür stehen, spähte nur kurz hinein. Nika war zum Glück nicht zu sehen. Die Erkenntnis ließ Kate erleichtert aufatmen und sie lauschte mit wachsender Spannung dem Gespräch.

Li-Ann, James‘ Tochter, die sie eben noch in der Andockbucht kennenlernen durfte, wurde entführt. So hinterhältig der Gedanke auch war, kam die Biotikerin nicht umhin, dass dieses Ereignis ihrer Mission in die Hände spielte. Es würde dafür sorgen, dass alle abgelenkt waren und Nika ihren Job problemlos erledigen konnte, wenn sie es nicht schon getan hatte. Vielleicht war es sogar Teil des Plans, ohne dass Kate etwas davon wusste. Als es vollkommen still wurde, warf Kate einen weiteren Blick in das Schlafzimmer. War James zusammengebrochen? Doch er stand nur apathisch da. Plötzlich blickte er auf, noch bevor sie sich zurückziehen konnte. Aus irgendeinem Grund schien ihn das wieder zu beleben und er holte eine Waffe aus dem Schrank. Nicht irgendeine Waffe, wenn Kate richtig sah, sondern ein uraltes Teil. ‚Was will er denn damit oder ist es nur ein Retro-Design?‘

Im nächsten Moment rauschte der Ex-Admiral schon entschuldigend an ihr vorbei und sie nahm erneut die Verfolgung auf. ‚Ganz schön flott für einen alten Mann.‘ Doch schon vor der Luftschleuse kamen sie zum Stopp, denn drei von James‘ Leuten betraten soeben die Yacht und gaben einen kurzen Statusreport. Daraufhin bestand Jim die Verfolgung aufzunehmen, während Micheal ihn nicht gehen lassen wollte. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Fäuste flogen. Anschließend bedrohte der Ex-Admiral Micheal mit der Uraltwaffe. Doch die Show war schnell vorbei, als die Asari einschritt und beide wehrlos biotisch an die Wand nagelte. Die Aktion war erfolgsgekrönt und beide Männer rissen sich wieder zusammen, bevor sie das Schlachtfeld verließen. Kate blieb mit neutralem Gesichtsausdruck stehen und wartete ab, was jetzt passieren würde. Wenn man sie vergaß, konnte sie vielleicht nochmals auf eigene Faust die Yacht durchforschen. Doch dem war nicht so.

„Es tut mir leid, dass Sie das gerade mit ansehen mussten.“, meinte die Asari zu ihr. „Kommen Sie. Ich bringe sie hinaus.“.
„Es muss schrecklich für ihn sein.“, entgegnete Kate wieder zurück in ihrer Rolle und folgte der blauen Dame durch die Luftschleuse nach draußen. Diese nickte, ging aber nicht weiter daraufhin ein.
„Wenn Sie mir Ihre Kontaktdaten geben, dann wird Jim sich bestimmt bei Ihnen melden.“
Kate überlegte einen Moment. Ihr Job war erledigt, also gab es keinen Grund, Kontaktdaten zu hinterlassen. Doch sie war neugierig. Würde sich der Ex-Admiral wirklich melden und was würde er ihr sagen? Außerdem konnte er mit den Daten nichts anfangen, da sie mehr oder weniger anonymisiert waren. Schlussendlich siegte die Neugierde und sie gab der Asari die Informationen.
„Vielen Dank!“, entgegnete sie. „Es war nett Sie kennen zu lernen und ich möchte mich nochmals für den Zwischenfall entschuldigen.“

Die Citadel: Zivile Andockbuchten ----->

Nika Violet Duran
14.03.2012, 15:25
UWG – PSY Sharons Desire

Ein sachtes Seufzens entglitt Nikas Lippen, die sich daraufhin zu einem ebenso sachten Lächeln fügten. Sie hatte die Sharons Desire grade erst durch die Luftschleuse verlassen und erkannte zufriedenstellend, dass die Feier von dem kleinen Familiendrama, welches sie persönlich auf dem Schiff hatte bezeugen dürften, noch ahnungslos war. Es erwies sich als knifflig, sich von Bord der Yacht zu schleichen – zwar waren Herlock und einer seiner Freunde schnell verschwunden, doch es hatte noch immer die Asari gegeben, der sie hatte ausweichen müssen. Ein paar Minuten Geduld hatten aber auch diese Komplikation beseitigt - Minuten, die sie Kate jedoch hatte warten lassen - und das sah man ihr an. Die Frau stand wenige Meter von der Luftschleuse entfernt, genug abseits der Menge, dass man sie schnell erblicken konnte, aber noch nicht weit genug weg, um auffällig zu wirken. Ihr Blick zeugte von einer strafenden Mischung aus Unruhe und Ärger, als sie zu der Agentin herübersah.

Nika legte die Distanz zwischen sich und ihrer Partnerin vollkommen ruhig zurück, denn jeglicher Versuch, irgendwie verdeckt oder unscheinbar zu wirken sorgte im Regelfall eher dafür, dass man umso verdächtiger wirkte. „Entschuldige.“, konterte sie einen möglichen Vorwurf, bevor er überhaupt ausgedrückt werden konnte und kam dabei vor Kate zum Stillstand. „Ich hoffe, ich habe nicht zu lange gebraucht.“, gab sie anschließend von sich, wobei ein gewisser Ton, gepaart mit dem richtigen Hintergrundwissen, die wahre Bedeutung dieser Aussage erst zur Geltung brachte.
Der äußerlich ruhige und höffliche Schein trog jedoch - ein Teil von Nikas Gedanken lag bei der Angelegenheit, die sie eben erledigt hatte, während ein anderer Teil wiederum bei der Entführung der Herlock-Tochter und der Frage, ob ihr Tun etwas damit zu tun hatte, lag. Noch ein paar weitere Überlegungen gingen an das, was sie nun tun sollte. Die manchmal eher locker beschriebenen und festgesteckten Vorgehensweisen waren etwas, woran sie sich in den Jahren eigentlich gewöhnt hatte, doch trotzdem ließ es sie von Zeit zu Zeit in einer verwirrten Dunkelheit tappen.

James Herlock
05.08.2012, 23:50
James Herlock
Verwundete Beute
[1/2]

Fest umschloss er sie, sog ihren betörenden Duft ein. Die langen braunen Haare kitzelten ihn in der Nase und glänzten in der heißen Abendsonne. Ihr langes, hochgestecktes Haar, mit den herabfallenden Strähnen, umspielte ihr Gesicht frech und dennoch elegant. Sie sah umwerfend aus. Das enganliegende dunkelblaue Kostüm mit den niedlichen, goldenen Knopfapplikationen auf der Brust und den Ärmeln kleidete sie hervorragend. Ihr Rock endete kurz über ihren Knien und gab so den Blick auf die seidenmatte Haut ihrer schier endlos langen Beine frei. Die Highheels taten ihr übriges. Durch die hohen Absätze wurde ihr Bein noch weiter gestreckt und die Endlosigkeit eben dieser in Unendlichkeit verlängert. Sie war die Leiterin der Abteilung Forschung und Entwicklung der HYC und offensichtlich kam sie gerade von einem Verkaufsgespräch, in dem wohl die „Technik“ über ein abschließendes „Ja“ entschied.
Die Umarmung dauerte an. Jim kam von einem langen Einsatz zurück nach Hause und vermisste Sharon schmerzlich. Noch am Landesteg fielen sie sich in die Arme. So verharrten sie mehrere Minuten lang. Seine Hände pressten ihren Körper fest an den seinen. Sie wiederum legte ihre Hände um seinen Hals und zog seinen Kopf langsam zu sich ran. Sehnsucht lag in ihren Augen. Die lange Zeit, die sie von ihm getrennt war, steigerte nur ihr Verlangen nach ihm. Sie wollte ihn endlich wieder daheim haben. In seinen starken Armen liegen. Die Zeit schien still zustehen. Nichts, weder Geräusche noch sonstiges Übel drang zu ihnen durch. Die Welt bestand nur noch aus ihrem Duft und der Hitze ihres Körpers. Ihre Zungen umspielten sich langsam. Ihr Geschmack war atemberaubend und hätte Jim dies nicht gemusst, hätte er sie niemals wieder losgelassen. Durch ihr enges Kostüm spürte Jim ihre Rundungen fast genauso gut, als würde sie auf ihm liegen. Ihr ganzes Auftreten erregte ihn. Sein Herz pochte und auch ihr Herz schlug schneller als normal. Scharon presste ihre Hanf auf seine Brust und fühlte die zig Schläge pro Minute. Sie lächelte und presste in Anschluss ihren Kopf gegen seine Brust, hörte und fühlte wiederum den Takt seines vor Aufregung schlagenden Herzens.
Die Tür war noch nicht einmal halb geschlossen, da riss Sharon ihrem Ehemann schon die Uniform vom Körper. Sein Brust glänzte in dem fahlen Licht des Flurs. Mehrfach küsste sie ihn. Jede seiner Naben wurde mit einer leichten, sinnlichen Berührung ihrer Lippen bedacht. Keine wurde ausgelassen. Er genoss den Augenblick. Jim griff entlang ihres Rücken hinab zu ihrem Po und öffnete ihren Rock, lies ihn langsam zu Boden gleiten und richtete seine Frau dann wieder auf.
Bei Männern bekam man im Allgemeinen das, was man sah. Frauen waren da anders. Sie waren allesamt Mogelpackungen. Überall wurde vertuscht, verpackt und kaschiert. Es gab keine perfekte Frau, außer seiner Sharon. Doch auch sie bediente sich des öfteren der einen oder anderen Mogelei. Als sie ihre Highheels abstreifte, war sie mit nur einem Schritt gleich um einen halben Kopf gen Boden gewachsen. Jim lächelte, gab ihrer leckeren Kehrseite, die nur noch von ihrem ihrem schwarzen Spitzenslip und der cremefarbenen Feinstrumpfhose, der Mogelei, die ihren endlos langen Beinen einen seidenmatten, ebenen Glanz verschafften, bedeckt wurde einen herausfordernden Klaps, den Sharon nur all zu gern erwiderte. Voller verlangen blickten sich die beiden Wiedervereinten in die Augen. Ihre haselnussbraunen Augen stachen dabei besonders heraus und stahlen seinen tiefblauen Augen jede Show. Gierig wanderten seine Blicke über ihren Körper. Langsam öffnete er ihre Bluse. Knopf für Knopf arbeitete er sich vor und als er sie endlich von ihren Schultern schieben konnte, war die Aussicht auf ihren schwarzen Push-Up-BH, der ihre ohnehin schon wohlgeformte Oberweite maximierte, frei. Sharon streichelte seine Hüften und öffnete blitzschnell seinen Gürtel, zog ihn aus der Hose und warf ihn in irgendeine Ecke hinter sich. Ein klirren, zeugte von der zerstörten Vase, doch die beiden Liebenden scherten sich nicht. Jim schlüpfte aus den glänzenden, schwarzen Lackschuhen, die perfekt mit seiner dunkelblauen Uniform harmonierten heraus und schob sie beiseite. Ihre Hände schoben zwischen seinen Hosenbund und seinem Fleisch. Er spürte ihre Berührung, als sie ihn an seiner intimsten Stelle massierte. Ihre Atemfrequenz erhöhte sich. Ihr Kinn auf seiner Brust abgestützt schaute sie ihm ins Gesicht und lachte verlangend. Langsam zog sie ihn hinter sich her, entledigte sich dabei ihrer übrigen Kleidung und setzte ihn dann auf die Wohnzimmercouch. Blicke sagten mehr als tausend Worte und dann stürzte sich Sharon schon wieder auf seine Lippen.
„Ich will dich.“, stöhnte sie ihm ins Ohr und Jim folgte der Einladung.
Um einige blaue Flecken reicher ging das Ehepaar ans Werk. Sharon kümmerte sich um Jims Härte während er ihre südlichen Regionen erkundete. Hitze und feuchtwarmes Klima strömte von beiden aus. Lange hatten sie sich nicht mehr gesehen und noch länger nicht mehr berührt. Die Endorphine und ein gefährlicher Cocktail aus weiteren berauschenden Hormonen durchströmten ihre nach Aufmerksamkeit verlangenden Körper. Jeder einzelne Nerv war empfindlich und löste bei Berührung ein Feuerwerk der Gefühle aus. Langsam fuhr Jim ihre Silhouette entlang, verharrte für einen Moment bei ihren Brüsten und massierte sie sanft im Takt der leise im Hintergrund laufenden Musik. Sharon übernahm die Kontrolle über die weiteren Schritte und führte so Jim als auch sich selbst in das Land der Ekstase. Nichts konnte sie nun bremsen. Sharon spürte Jim in sich arbeiten und ihr ganzer Körper bebte vor Verlangen. Jim gab sein bestes um seiner Frau nicht den Sieg zu nehmen und unterdrückte seinen Höhepunkt von Sekunde zu Sekunde immer weiter. Es war schwer. Er wollte, doch Sharon war noch nicht so weit. Leidvoll prügelte er sich auf den langen Weg der Lust und gab sich vollends seiner über alles geliebten Frau hin. War es vor einigen tausend Jahren nur ein notwendiger, instinktiver Trieb zur Fortpflanzung, war Sex in diesen Zeiten mehr als nur das. Es war die Vereinigung zwischen zwei Menschen. Der Punkt, in dem sich ihre Seelen berührten und mehr noch: Kein Zwang, keine Etikette, keine Zurechtweisungen, es war pure Leidenschaft. Selten kam man einem Menschen so nah wie beim Sex. Dort waren alle Menschen, alle Individuen, sie selbst. Niemand konnte sich verstellen. Viele versuchten es, doch niemanden gelang es wirklich. Sex war für viele Menschen der Inbegriff der Freiheit.
Ihre Hüfte bewegte sich immer heftiger und langsam presste sie ihre Beine zusammen. Ihr Busen wippte im Takt auf und ab. Sie hatte sich in seiner Brust festgekrallt und schien wie in Trance. Ihre Knie stießen in seine Rippen. Es schmerzte ihm ein wenig, doch Jim empfand diese Art Schmerz als betörend. Er umgriff ihr Becken und spürte so ihre Bewegungen noch intensiver und mit einem Male ließen sich beide fallen. Zusammen erreichten sie ihren Höhepunkt. Sie lagen aufeinander. Erschöpft kreiste Sharon noch einige Male mit ihren Hüften um die ihres Partners, ehe sich Jim aus ihr zurückzog. Ohne Worte verstand sich das Ehepaar. Jim fing sie auf und der Länge nach lagen sie nun umarmend aufeinander. Der heiße Schweiß schimmerte im Licht des Vollmondes auf ihrer makellosen Haut. Sinnliche Küsse wurden ausgetauscht, der andere Körper gestreichelt. Das sie an diesem Abend ihr einziges Kind zeugten, zeigte sich erst neun Monate später.

„Druckausfall auf den Decks Sieben und Acht, Sir. Wir haben eine volle Breitseite kassiert!“, brüllte einer der taktischen Offiziere von seiner Steuerkonsole aus. „Noch so einen Treffer und wir können das Schiff vergessen.“
Das Überraschungsmoment war voll auf der Seite des Feindes. Die Anchorage war in einen Hinterhalt geraten. Seine Anzeigen flimmerten für einige Sekunden. Hektik brach aus, doch er blieb ruhig. Er musste ruhig bleiben und die Situation analysieren. Seine Hände umschlossen fest die Haltegriffe am Terminal. Das Projektil durchschlug die kinetische Barriere als wäre sie aus Papier. Es drang an der Steuerbordseite buglängs ein und hinterließ eine Schneise der Zerstörung ehe es das Schiff Achtern wieder verließ. Die Notfallkraftfelder waren leider nicht schnell genug online. Die Atmosphäre entwich also ohne Gegenwehr. Statusberichte trafen ein. Opferzahlen, die er sogleich zur Seite schob. Opfer interessierten ihn in diesem Moment nicht. Es ging ihm darum, das Schiff mehr oder weniger heil aus dieser Misere zu manövrieren.
„Sir, wie lauten Ihre Befehle?“, wurde er mehr angefaucht, statt gefragt. Er blickte auf. Seine Statusmeldungen hatten volle Einsatzbereitschaft signalisiert. Abgesehen von den betroffenen Decks natürlich. Jetzt waren sie diejenigen, die die Oberhand hatten. Das feindliche Schiff war ein größerer batarianischer Bomber. Er war ihnen zwar Waffentechnisch unterlegen, aber was Wendigkeit anging, waren sie erheblich im Vorteil. Doch nun versteckten sie sich. Warteten auf einen glücklichen Moment für einen weiteren Angriff. Allerdings konnten sie darauf lange warten. Sie hatten sich verraten und ein Asteroidenfeld war kein gutes Versteck. Schon mal gar ein Gesteinsgürtel, bestehend aus hauptsächlich magnetischem Kobalt. Sie hatten wohl geübte Schützen an Bord, keine Frage. Wie sonst hätten sie solch einen guten Schuss platzieren können? Doch jetzt, wo ihre Sensoren nichts mehr außer weißes Rauschen von sich gaben, waren sie leichte Beute.
„Backbordschilde aufladen, 180° Rolle und Feind kampfunfähig machen!“
Er befahl absichtlich keine Zerstörung. Sie waren zwar Feinde aber er war noch immer Soldat, kein Monster.
Unmerklich vollführte die Anchorage die Rolle. Die Steuerdüsen, dabei entgegengesetzt wirkend, leisteten hierbei die ganze Arbeit. Die beschädigte Steuerbordseite war dem Feind nun abgewandt. Einige dumpfe Schläge hallten durch das Schiff. Die Projektile waren nun auf ihrem langen Weg durch die eisige Kälte des Alls. Einige kollidierten mit den Felsbrocken, andere wurden durch die Magnetfelder abgelenkt. Doch der Rest fand sein Ziel. Eine quälend lange Sekunde wartete der Captain auf die Bestätigung.
„Gegnerische Antriebe und Waffensysteme außer Gefecht gesetzt, Sir.“
Ein kollektives Aufatmen ging durch die Reihen. Nun rief er die Meldungen über die Opfer auf.
Zwölf mutige Männer und Frauen hatten bei diesem Angriff ihr Leben verloren, dem letzten Einsatz der Anchorage während der Anti-Piracy-Campaign.
Der Captain verzog das Gesicht als er jeden einzelnen Namen laut vorlas:
„Abraham, Nicole, Serviceman 3rd Class.
Alberts, Jonas, Serviceman 3rd Class.
Cirus, Michael, Lieutenant.
Forza, Yasmin, Corporal.
Gordon, Jasper, Gunnery Chief.
Herlock, Sharon, Leiterin F&E.
Ignazius, Roberta, Mess Sergant.
Jackson, George, Serviceman 1st Class.
Jackson, Thomas, Major.
Jin, Yu, Service Chief.
Konstantin, Mara, 2nd Lieutenant.
Phillips, David, Lieutenant Commander.
Zane, Laura, Corporal.“
Ihm liefen die Tränen über die Wangen. Er fühlte sich Schuldig an den Tod seiner Besatzung. Ein Salut sollte seine Anerkennung ausdrücken. Die ganze Brückenbesatzung folgte seinem Beispiel. Für eine Minute war es totenstill auf der Brücke. Der Feind war Kampfunfähig und hatte bei weitem anderes zu tun, als sich um den Gegner zu kümmern. Er blickte in die einzelnen Gesichter der Anwesenden. Viele wurden sich erst in diesem Moment bewusst, dass sie einen oder mehrere gute Freunde verloren hatten. Aber alle waren sich im Klaren darüber, dass die Allianz gute Leute verloren hatte, das er gute Leute verloren hatte.
Er, Captain der Allianz und kommandierender Offizier der SSV Anchorage, James Herlock...
„Schickt Bergungsteams da raus und macht die Jäger startklar. Bringt das Schiff auf. Wir nehmen sie gefangen.“
„Aye Aye, Sir.“
Er ging durch die Korridore, um die Schäden zu begutachten. Einige Gänge waren von der Wucht des einschlagenden Projektils so stark verformt worden, dass Jim sich bücken musste um sie zu passieren. Bedrohliches Knarzen und brechende Streben untermalten die Kulisse der Zerstörung. Mehrfach hielt er den Atem an.
Ein Schott öffnete sich und er betrat das erste der zwei zerstörten Decks. Kabel hingen von der Decke. Überall blitzte und krachte es. Blut klebte an den Wänden. Verstreut lag die eine oder andere Leiche herum. Zerfetzt von der Energie des Einschlages. Ein schrecklicher Anblick. Jim wollte sich übergeben. Doch er konnte es gut überspielen. Mittlerweile hatten die Techniker, dank der Notfallkraftfelder, die Decks wieder unter Druck setzten können. Er wollte gerade das Datenpad mit dem Schadensbericht entgegennehmen, als sich der dazugehörige Techniker begann aufzulösen. Schwarze Fetzen stiegen in die Luft empor. Alles wurde dunkel. Nur das blaue Leuchten des Pads war zu vernehmen. Jim drehte sich um. Das Datenpad zeigte die letzten Meldungen bevor der Kontakt zur Dakota verloren ging. Raynolds reichte ihm einen Kaffee und nahm wieder am Besprechungstisch platz:
„Also, Admiral? Hast du schon eine Idee, wie wir das angehen sollen?“
„Nicht wirklich.“, entgegnete er ihr verärgert. Er warf das Pad auf den Tisch und genehmigte sich erst einmal einen guten Schluck. Er war nun seit ungefähr sechzig Stunden wach. Die Augenringe verrieten ihn.
„Wir können nicht stürmen, weil sie die Schotts vermint haben. Wir können nicht feuern, weil wir dadurch die Geiseln in Gefahr bringen. Wir können nur abwarten, bis sie sich wieder melden. Mir geht das gegen den Strich, Sir. Ein Träger gegen einen Frachter. Einige tausend Mann gegen wie viele? Fünfzig, sechzig Terroristen?“, melde sich Reschke zu Wort.
„Nein, so ist das nicht.“, korrigierte Jim den Lieutenant Commander: „Es ist ein Flüchtlingsschiff, dass entführt wurde. Wir haben also eine Handvoll Kidnapper und mehrere Dutzend Opfer.“
„Ja, aber diese Pattsituation dauert jetzt schon fast drei Tage an, Sir und Sie sehen auch aus, als könnten sie etwas Schlaf gebrauchen.“
„Ich geh erst schlafen, wenn die Situation geklärt ist!“, wies er ihn zurecht.
„Jim, Nachricht von Black Arrow Eins. Hier, hör zu.“, Karen stellte den Funk laut.
„Wiederhole: haben visuellen Kontakt. Bugfenster. Oh mein Gott! Erschossen. Wiederhole: Wir haben mindestens ein Todesopfer.“
Jim biss sich vor Wut auf die Unterlippe. Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Verdammt noch eins!“ Sein Kaffee schwappte über und verbrühte ihm die Hand. Den Schmerz ignorierend blickte er zum Statusbildschirm.
„Galilei, die Dakota fährt ihre Antriebe hoch. Erbitte Befehle.“
„Geleiten.“, befahl er erzürnt: „Was sind unsere Optionen, Leute?“
Er blickte in die Gesichter der Anwesenden. Keiner antwortete, bis Karen die stille durchbrach: „Jim, die Dakota hält Kurs auf Gemini-Sigma Eins.“
Seine Augen verengten sich. Die Statusanzeige zoomte heraus und blendete den berechneten Kurs ein.
„Sieben Minuten bis Kollision.“, begann die Schiffs-VI emotionslos den Countdown.
„Kommt schon, Leute. Optionen!“ Es ratterte in seinem Kopf. Er wusste, dass jeder die gleiche Idee hatte, doch keiner traute sich sie auszusprechen. Niemand außer Karen Raynolds. Sein XO. Sie war eine bemerkenswerte Offizierin. Captain vom Rang und eine gute Freundin von Jim.
„Neutralisierung, Sir. Wir haben in der Kolonie mehrere hundert Menschen. Ein Frachter mit einigen Flüchtlingen scheint mir da der geringere Preis zu sein.“, ihr schienen die Worte nicht leicht über die Lippen zu gehen. Jim erging er genau so. Er nickte nur bedächtig, ehe er die Kommandostruktur wieder einhielt:
„Geschwader Black Arrow: Bereitmachen zur Neutralisierung des Zielobjektes auf meinen Befehl hin.“
„Hier Black Arrow Eins. Verstanden.“
Der Computer verfolgte weiter emotionslos die Flugbahn des Frachters: „Kritische Wegmarke in weniger als zwei Minuten überschritten.“
Das würde bedeuten, dass immer noch Trümmer auf die Kolonie einschlagen könnten, sollte sie die Gefahr bis dahin nicht neutralisiert haben. Jim blickte auf den Bildschirm. Er haderte mit sich selbst. Aber er wusste, das alle anderen Optionen nicht mehr funktionieren würden. Es war die letzte noch verbleibende Möglichkeit, wenigstens noch die Kolonie zu retten.
„Eine Minute bis kritische Wegmarke.“, zählte der Computer gnadenlos weiter.
„Hier spricht Admiral James Herlock. An das Geschwader Black Arrow. Neutralisierung des Zielobjektes. Angriff!“ Bevor er das letzte Wort aussprach, musste er schwer schlucken, denn er hatte in diesem Moment den Tod mehrerer dutzend Unschuldiger befohlen, um hunderte zu retten. Ein hartes Los aber Jim musste damit leben.
„Hier Black Arrow Eins. Erbitte Bestätigung.“
Karen schaute Jim in die Augen. Sie sah seine Entschlossenheit aber auch sein Missfallen dieses Befehls. Dennoch war auch ihr klar, dass es jetzt keinen anderen Weg mehr gab, um alle zu retten.
Reschke nickte nur mit ernsthaft bedauernder Mimik.
„Captain Raynolds hier. Bestätige Angriffsbefehl. Möge Gott ihren und unseren Seelen gnädig sein.“
„Black Arrow Eins, verstanden!“
Kurz bevor das Signal des Frachters verschwand ging noch ein letzter Funkspruch ein. Eine Videobotschaft. Ein letztes Wort des Anführers der Entführer. Es war Li-Ann. Jim wurde kreidebleich.
„Nieder mit der Allianz!“, brüllte sie voller Inbrunst: „Nieder mit dir Dad! Du bist Schuld, dass Mom sterben musste. Du bist Schuld, dass man mich entführte. Du bist Schuld, dass etliche Unschuldige den Tod fanden und noch mehr den Tod finden werden.“
Ein letztes Echo auf dem Bildschirm war alles, was von der Dakota übrig geblieben war.

„Nein!“, schrie er voller Angst.
Schweißgebadet schreckte er auf. Es war nur ein Alptraum. Aber es fühlte sich so real an. Er konnte in diesem Moment nicht unterscheiden, was Realität und was Phantasie war. Er sah seine ausgestreckte Rechte vor sich. Als würde er versuchen, jemanden festzuhalten, der gerade an einer Klippe hing und um sein Leben fürchtete.
Er schlug die Decke zur Seite, setzte sich aufrecht hin und legte sein Gesicht in seine Hände. Er gab sich selbst links und rechts eine Ohrfeige, wollte sichergehen, dass er wach war. Zu seiner Enttäuschung war es. Seine Situation hatte sich nicht geändert. Seine über alles geliebte Sharon war noch immer tot und Li-Ann, seine nicht minder geliebte Tochter, entführt. Seine Situation hatte sich also nicht geändert, nur die Umstände waren andere.
Er versuchte aufzustehen. Doch als er sich abstützte, merkte er erst wie aufgeregt er war. Er zitterte am ganzen Körper. Seine vibrierende Hand betrachtend fand er schließlich dennoch den Weg in einen sicheren Stand. Er ballte die Faust einige Male, um wieder die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen.

Jim stand da. Er wusste nicht, was er als nächstes machen sollte. Er ging zum Schreibtisch und nahm das Foto seiner Frau in die Hand. Ihr langes braunes Haar harmonierte perfekt mit ihren haselnussbraunen Augen. Mit dem Zeigefinger fuhr er ihre Gesichtszüge ab, ehe er das Bild samt Amulett auf sein Kissen im Bett drapierte. Anschließend wandte er sich zurück an den Tisch. Mehrfach schlug er mit bloßen Händen auf die Tischplatte ein und räumte im Nachgang den kompletten Tisch ab. Stifte, Notizblöcke und Kleinteile flogen durch das gesamte Schlafzimmer. Er schrie voller Wut. Holte immer wieder aus und schlug auf den Tisch ein. Solange, bis er selbst nicht mehr konnte. Er hasste es, wenn ihm die Kontrolle über eine Situation entglitt, sie nicht mehr fassen konnte. Ihr einfach wehrlos ergeben war.
Er wankte zur Tür, öffnete sie. Hinter ihr war das Sicherheitsschott geschlossen. Jim suchte das holographische Interface. Vergebens. Diese Tür wurde noch durch ein einfaches Touchpanel in der Zarge geöffnet. Allein diese Kleinigkeit brachte ihn wieder zum kochen. Er schrie die Tür an: „Du verdammtes Scheißteil! Ich brech' dir die Beine!“
Voller Angst vor dem kurz bevorstehenden Kampf, gab die Tür schließlich nach und den Weg frei.
Im Salon, saßen Mike, Linnéa und zu Jims erstaunen auch Marshall. Sie unterhielten sich über etwas, dessen Inhalt Jim nicht fassen konnte. Sie lachten.
„Das ist alles?“, fragte er fassungslos: „Ihr sitzt hier 'rum, erzählt euch Geschichten und trinkt euch einen Kaffee?“, er ging zum Tisch und griff nach einer Tasse. Voller Wut warf er sie gegen die Wand. Sie zersprang in tausend kleine Einzelteile. Ähnlich wie Jims Herz, als er von der Entführung seiner Tochter erfuhr. Sich Mike und Marshall zugewandt brüllte er sie an: „Warum seid ihr nicht da draußen und sucht meine Lilly? Wollt ihr mich verarschen?“
Er deutete mit der Linken auf die Luftschleuse. Die drei verstummten augenblicklich und ihre Gesichter wurden wieder ernst. Momentan hatte Jim eine Schlappe nach der anderen einzustecken.
„Jim, hier will dich niemand verarschen. Julia, Randy und Co sind bereits damit beschäftigt und suchen nach Hinweisen“, es war Mike, der das Wort ergriff: „Ich bin hier, um nach dir zu sehen, Jim und Detectiv Dixon aus beruflichen Gründen.“
„Ja, so ist es, Sir.“, schaltete sich Dixon ein.
„Hast du dich um diesen Job etwa auch gerissen, Dix?“, fuhr er ihn verärgert an.
„Nein, Sir. Dieser Fall wurde mir zugeteilt. Man nahm an, dass mein Hintergrund hilfreich sein könnte... für dieses Problem, Sir.“
Marshall stand auf, baute sich vor Jim auf und sah ihn mit ernster Mine in die Augen. Jim war außer sich vor Wut. Sein Blick huschte von einer Ecke des Raums über das Gesicht seines ehemaligen XOs hinüber zur entgegengesetzten Raumecke. Solange, bis er endlich den stechenden Blick des Mittfünfzigers erfasste. Es schien ihm ernst zu sein. Er wollte helfen und allein sein Blick half dabei Jim zu beruhigen.
„Wo ist Callhan?“, fragte er noch immer erbost in die Runde.
Linnéa hatte in der Zwischenzeit für Kleidung gesorgt und sie Jim überreicht. Er zog sich nur widerwillig um. So adrett und gepflegt wie sonst sah er jetzt nicht mehr aus. Unrasiert, zerzaustes Haar, das Hemd hing aus der Hose und tiefe Augenränder zeugten von einer schwierigen Nacht.
„Agent Callhan ist draußen und koordiniert mit Detectiv Caecilius die Sicherheit vor Ort.“, erklärte Linnéa.
„Ich will sie hier haben. Sie ist momentan meine Verbindung zur Allianz. Julia und die anderen, bekommen das auch gut ohne sie hin.“
„Und da ist auch der Knackpunkt, Sir.“, schaltete sich Dixon wieder ein: „Die Allianz, hat mit der Vorstellung von Gestern, nach dem Anschlag auf die Botschaften vor kurzem, ein weiteres Debakel zu bewältigen. Auf der Party, waren mehrere hochrangige und wichtige Allianzpersönlichkeiten und dutzende Wirtschaftsmagnaten. Das hätte nicht passieren dürfen. Ich frage mich, wie die Allianz das bereinigen will.“
Mike lachte nur hämisch: „Stimmt. Das hätte nicht passieren dürfen, aber es ist passiert und jetzt müssen wir eine Lösung finden. Also, Jim? Schon mal darüber nachgedacht, wer dir was böses will?“
„Da fallen mir zig Leute ein.“, er nahm auf der Couch platz und vergrub sein Gesicht in seine Hände: „Aber einer käme hierfür sehr wohl infrage. Sagt euch der Dakota-Zwischenfall noch was?“
„Dakota...“, raunte der Detectiv. Mike war schon einen Schritt weiter: „Ja, kenne ich noch. Ich war damals mit im Enterkommando...“
„...Sergej Grezkowczic.“, warf Marshall ein: „Ich hab davon gehört. Das war nach meiner Zeit.“
Mike musste anerkennend nicken: „Hätte nicht gedacht, dass sie sich für das Stück Niemandsland interessieren, Detectiv.“
„Natürlich. Gemini-Sigma ist mein Zuhause geworden, Major. Ich will halt wissen, was dort geschieht.“
Jim hob die Hand. Sie hatten wichtigeres zu besprechen.
„Grezkowczic ist tot. Genau so wie vierundfünfzig unschuldige Zivilisten und acht weitere Entführer. Nein, ich rede von seinem Sohn: Tomasz. Der junge Mann hatte damals Rache geschworen, nachdem wir die Dakota zerstört hatten. Sein Motiv, scheint mir momentan das plausibelste zu sein.“
„Das klingt mir ein wenig zu weit hergeholt, Jim. Was ist mit diesem Söldner? Ronald Hug oder so ähnlich? Hat dir der fette Sack nicht gesagt, dass du deine Entscheidung noch bereuen wirst?“
„Hm...“, war alles, was Jim dazu äußerte. Mike hatte einen Punkt angesprochen, der nicht von der Hand zu weisen war. Nur weil er davon geträumt hatte, hatte das nicht zu bedeuten, dass dem auch so war. Das wäre ein wirklich großer Zufall gewesen. Sie waren auf der Citadel, Hug wollte seine Yacht, die Party stand bevor und Jims Tochter war anwesend. Diese Erklärung schien wesentlich plausibler zu sein, als die wilde Annahme, dass sich der Sohn eines verrückten Entführers hinter diesem ehrlosen Komplott verbarg.
Es zischte. Die Luftschleuse wurde demnach betätigt. Callhan und Caecilius betraten das Schiff.
„Guten...“, wollte die Geheimagentin ihr „Paket“ begrüßen, doch dieser fiel ihr sofort ins Wort: „Status?“
Sie schaute ihn vorwurfsvoll an, als ob sie ihn zurechtweisen wollte. Jim kannte diesen Blick. Manchmal konnte er halt ein Arschloch sein. Es war ihm aber egal. Er wollte wissen, wo seine Tochter ist und ob es ihr gut ginge. Einfache Floskeln, wie guten Morgen oder Hallo, waren das letzte, wofür er sich momentan interessierte. Daina schien es aber eine halbe Sekunde später realisiert zu haben und begann ihre Statusmeldung:
„C-Sec vor Ort. Die haben den ganzen Bereich abgesperrt. Außer acht toten Entführern gab es noch zwei Verletzte, was sich überhaupt nicht mir der Meldung der C-News deckt. Die waren wohl gut organisiert, haben aber nicht mit dieser Art von Widerstand gerechnet. Die Allianz ist informiert und hat bereits Truppen mobilisiert. Einen der Angreifer konnten wir gefangen nehmen.“
„Was!?“, schallte es durch den Raum: „Wo?“
Jim sprang auf. Seine Augen funkelten. War es nun Hoffnung, Wut oder eine Mischung aus Angst, Hass und Selbstmitleid, das konnte niemand mit Bestimmtheit sagen. Nicht einmal James selbst. „Draußen im Fahrzeug Delta Zwölf.“, antwortete Daina ohne zu zögern und deutete mit der Hand über die Schulter. Jim stürmte los. Mike und Marshall hinter her.
„Hey, Jim. Bleib stehen. Warte gefälligst!“, pfiff ihn sein bester Freud zurück. Aber der Admiral a.D. wollte nicht hören. Marshall stellte sich Jim in den Weg und fing sich in der selben Sekunde einen linken Haken ein. Da saß eines dieser Schweine in Gewahrsam und dennoch wurden bislang keine Ermittlungserfolge verzeichnet. Jim nahm die Sache jetzt selbst in die Hand. Er rannte hinaus in die Citadel, suchte das Fahrzeug mit der Markierung „D-12“ und riss die Tür auf. Ein junger, männlicher Mensch, etwa um die Dreißig, saß gefesselt auf der Rückbank. Das Fahrzeug wurde nicht bewacht. Der Mann konnte nirgends hin. Es saß buchstäblich in einem Käfig ohne Gitter fest. Jim zog ihn hinaus und warf ihn auf den Boden. Er verlor die Fassung und schlug ihm mehrfach ins Gesicht.
„Wo ist sie?“, schrie er ihn an. Ein weiter Schlag fand sein Ziel.
„Wo ist meine Tochter, du Hurensohn?“
Viel hatte der Entführer nicht entgegenzusetzen. Immerhin war er gefesselt. Es brauchte die gebündelte Kraft von Linnéa, Mike, Callhan, Caecilius und Marshall, um den wütenden Vater von dem jungen Mann loszureißen. Jim fauchte noch einiges unverständliches Zeugs, ehe er wieder einen Nervenzusammenbruch erlitt und kraftlos zusammensank.

Dieses mal blieb der Schlaf allerdings Traumlos. Er erwachte. Mit dem Kopf im Schoß der blauvioletten Schönheit liegend. Sie blickte ihm in die Augen und strich ihm mit ihren sanften Händen über die Wangen und die Stirn.
„Was ist passiert?“
Jim richtete sich auf und fühlte den Schwindel, der sich in seinem Kopf breit machte. Er wollte dass alles nur ein böser Alptraum war und dass nichts davon je geschehen war. Doch dann bemerkte er die Verletzungen an seinen Handknöcheln. Verletzungen die nur von Schlägen herrühren konnten. Er faltete die Hände und etwas das Jim Ewigkeiten nicht mehr getan hatte, nahm nun wieder Einzug. Er betete. Bat den Allmächtigen darum, seine Tochter wieder heil nach Hause zu bringen. Tränen liefen ihm das Gesicht herunter. Ob sein Gebet den Herrn erreicht hatte, konnte er nicht beantworten. Ebenso wenig konnte er nur tatenlos herum sitzen. Linnéa erklärte ihm die Situation und Jim, nun mehr gefasst als in der Nacht, hörte aufmerksam zu. Mike und die anderen waren mittlerweile einigen Hinweisen hinterher, sodass das Schiff, mit Ausnahme von Linnéa, Callhan und Jim nicht besetzt war. Der junge Mann, den Jim durchgelassen hatte, wurde zur weiteren Vernehmung zur C-Sec gebracht und die Allianz kümmerte sich nun um die Sicherung der näheren Umgebung.

Jim ging zurück ins Schlafzimmer. Das Chaos wurde in der Zwischenzeit beseitigt. Linnéa legte viel Wert auf Professionalität. Sie war es, die den Raum säuberte und dem Chaos entgegen trat. Alles war wieder an seinem Platz, als hätte sie ein photographisches Gedächtnis. Nochmals nahm er das Bild in die Hand. Er strich ihm über den Rahmen. Dann legte er es jedoch zurück und nahm sich dem Amulett an. Es war ein Speichermedium. Neben der Gravuren auf der Außenseite, konnte es Daten speichern und mit dem passenden Code auch abspielen. Technologie die begeistert. Jim hatte das Amulett seiner Frau zum zweiten Hochzeitstag geschenkt. Damit sie ihn nicht vergaß, fügte er einige Worte hinzu. Später folgten noch Fotos und weitere Worte Lillys. Es war also mehr oder weniger ein Familienalbum. Ein Tagebuch. Er öffnete seine Kette mit den Hundemarken und dem Ring, fügte das Amulett hinzu und legte das Gesamte wieder um den Hals.

„Ich würde gern nochmal mit dem Jungen reden.“, erklärte Jim ruhig aber mit zittriger Stimme, als er wieder den Salon betrat.
„Das geht nicht.“, lehnte Callhan die Anfrage ab. „Nach Ihrem Ausraster heute Nacht hat ihn C-Sec zur weiteren Vernehmung aufs zuständige Revier gebracht. Ist zwar nur ein paar Klicks von hier aber die lassen Sie da bestimmt nicht rein, Sir.“
„Verstehe.“
Linnéa stand auf. Sie war zwar noch nicht lange bei James angestellt, doch hatte sie in der kurzen Zeit schon viel gelernt. Sie bereitete die baldige Abreise vor.

James Herlock
05.08.2012, 23:51
James Herlock
Verwundete Beute
[2/2]

„Das hindert mich dennoch nicht daran, es zu versuchen, Callhan.“
Widerwillig stimmte sie zu. Sie schnappe sich ihre Sachen, legte das Beinhalfter an und prüfte Ihre Waffe, ehe sie alle in der vorgefahrenen Limousine platz nahmen und Richtung C-Sec fuhren.
„Was erhoffen Sie sich daraus, Sir?“
„Antworten.“, knurrte der alte Mann missmutig. Jim schaute zum Fenster hinaus. Die Lichter zogen nur so an ihnen vorbei. Dies wäre einer dieser Momente gewesen, an denen er sich eine Zigarre gegönnt hätte. Der Ausblick passte. Doch ihm war nicht danach. Seine ganzen Gedanken drehten sich um Li-Ann. Mehrfach vernahm man nur einen leisen Seufzer von ihm. Anstelle der vorbeiziehenden Lichter traten Bilder der Vergangenheit. Er sah Lilly auf der Schaukel im Garten oder zusammen mit Robin im Sandkasten spielen. Sah ihre Erfolge im Volleyballteam und ihr zauberhaftes Lächeln als sie die Siegertrophäe erhalten hatte. Sie war makellos. Sie war seine Tochter und Jim würde sich das niemals verzeihen, würde er nicht alles dafür geben, seine Tochter zu retten.
„Welchem Hinweis geht Delta Vier denn nach?“
„Einer Vermutung. Nur eine wage Andeutung des Jungen, soweit ich das verstanden habe.“
Linnéa dachte nach: „Es ging um den Auftraggeber.“
Jim wurde hellhörig: „Was noch?“
„Nicht viel.“, fügte Callhan hinzu: „Aber wahrscheinlich kommt dieser ominöse Auftraggeber aus dem Bankenwesen.“
„Aus dem Bankenwesen...“, wiederholte der ehemalige Admiral: „Wozu braucht ein Banker meine Tochter?“
„Das wissen wir nicht. Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung, Boss.“

Der Wagen stoppte. Beim betreten des Gebäudes, wurden die drei von einem Einsatzteam geschnitten, welches gerade einen Verdächtigen inhaftieren wollte.“
„Lasst mich los, ihr Arschlöcher.“, fluchte der Turianer, bis er Jim und seine Begleiterinnen erspähte: „Ey, Mensch. Du siehst wichtig aus. Sag den Spinnern hier, dass sie mich gehen lassen sollen. Ich bin ein Opfer der Justiz.“
„Und wahrscheinlich zu Recht.“, konterte Linnéa, fast unhörbar.

Es dauerte einige Momente, ehe sie auch nur in die Nähe der zuständigen Ermittler kamen. Hitzige Diskussionen entbrannten und Jim wollte sich garantiert nicht auf die Wartebank schieben lassen.
„Tut mir leid, Jim. Aber ich kann dich nicht zu ihm lassen. Dein Ausraster von heute Nacht hatte gereicht. Nimm es mir bitte nicht übel. Ich mache nur meinen Job.“, entschuldigte sich Dixon bei ihm. Er und Caecilius leiteten die Ermittlungen und waren leider außer Stande ihm Zugang zum Verdächtigen zu gewähren. Jim bediente sich am Kaffee, dem man ihm dargereicht hatte. Schwarz, mit wenig Zucker. So hatte er ihn mal am liebsten gehabt. Jetzt trinkt er ihn eigentlich lieber nur schwarz.
„Es geht um meine Tochter, Marshall. Bitte, lass mich mit ihm reden. Heute Nacht sind mir die Nerven durchgegangen.“, er stellte die Tasse ab und setzte sich in einer seriösen Körperhaltung hin. Die Beine überschlagen und die Hände zusammengefaltet in den Schoß gelegt wartete er nun auf seinen Gegenpart. Er blickte ihm in die Augen. Der Verdächtige saß im angrenzenden Verhörraum. Der turianische Partner des menschlichen Ermittlers unterbrach gerade seine Befragung und gab das Datenpad mit der Akte des jungen Mannes ab. Dixon kontrollierte die jüngsten Daten, als plötzlich lauter Trubel ausbrach. Der Turianer, dem die kleine Gruppe vor kurzem begegnet war, konnte sich befreien und an eine Waffe kommen. Er schoss sich den Weg mehr oder weniger frei. Dixon, der auf solch eine Chance gewartet hatte, legte das Pad nieder und zog Caecilius hinter sich her.
„Ich kann nicht alles bewachen, Admiral. Aber jetzt müssen wir jemanden daran hindern, das Präsidium zu verwüsten.“
Ein Code. Eine Geste, die Jim zu schätzen wusste. Er sprang auf, griff nach dem Datenpad und überprüfte die wichtigsten Daten. Er öffnete die Tür zum Verhörraum. In dem kargen Raum, saß der Mann gefesselt am Stahltisch und wartete. Er wartete auf seine Strafe, seine Freilassung, seinen Tod. Keiner wusste worauf er wartete. Doch er wartete.
„Theodor Thanus, 32 Jahre alt, ledig, keine Kinder. Warum?“ Jim knallte die elektronische Akte auf den Tisch. Das metallische Klingen durchschoss den Schall und traf Theos Ohren weitaus heftiger, als die des ehemaligen Admirals.
„Warum was?“, feixte der Junge hämisch.
„Sie haben keine Ahnung, in was für Schwierigkeiten Sie stecken, was?“, Jims Augen fixierten Ihn. Er richtete sich auf und ging ein paar Schritte durch das Zimmer, sodass er zum Schluss hinter dem Verdächtigen stand.
„Nein habe ich nicht, Sir.“, wobei die Betonung eindeutig auf dem Sir lag. Er lachte einige Sekunden lang und fuhr dann fort: „Sie können mir drohen, mit mir Rommé spielen, meine beste Freundin sein oder mich wieder schlagen aber nichts, was auch immer Sie mir sagen, kann mich dazu bewegen, meine Auftraggeber zu verraten. Andeutungen machen da viel mehr Spaß und ich bin mir sicher, dass sie gerade Ihre ganze Feuerkraft auf diesen dämlichen Banker gerichtet haben.“
Jim musste schlucken. Seine Leute gingen wohl gerade einer Finte nach und seine Tochter drohte damit, sich immer weiter von ihm zu entfernen.
„Ich bin ein ehemaliger Admiral der Allianz. Und auch, wenn ich keinen direkten Einfluss auf das Prozedere hier habe, so kann ich immer noch dafür sorgen, dass Sie beim Überführungsflug zum Gefängnis, den besten Platz bekommen, Junge.“ Er stützte sich auf die Lehne des Stuhls und beugte sich vor.
„Solch eine Luftschleuse, hat hin und wieder mal eine Fehlfunktion.“, flüsterte er ihm ins Ohr. Was Jim ihm sonst noch ins Ohr flüsterte, konnte niemand vernehmen. Doch es reichte, um den ach so tollen Macker zu brechen. Seinerseits wand er sich nun um und flüsterte ebenfalls. Wieder konnte niemand etwas verstehen.
„Ich hoffe deine Tochter verreckt, du Arschloch.“ warf er ihm noch hinterher, ehe Jim den Raum verließ. Doch das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Jim drehte sich um und holte aus. Die Lippen des Mannes platzten auf und das Blut spritze nur so durch den Raum, als die Faust des Ex-Admirals das Gesicht des Verdächtigen begrüßte.
„Und? Was hat es gegeben?“, erkundigte sich die Geheimdienstagentin. Jim stürmte an Ihr vorbei in Richtung Ausgang. Den irren Turianer, schienen die Leute wieder eingefangen zu haben. Jim nickte Dixon zu: „Danke für die Hilfe, alter Freund und versorge mal bitte den Verdächtigen: Er ist vom Stuhl gefallen und hat sich die Lippen aufgeschlagen.“
Als Jim Dixon passierte deutete er noch kurz mit der Hand an, seine Ergebnisse notiert zu haben, ehe er Linnéa um ihr Funkgerät bat.
„Delta Vier. Hier spricht der Captain. Sofort zurück zum Schiff. Höchste Dringlichkeitsstufe.“

James Herlock
09.08.2012, 17:56
James Herlock
Panik

Er hörte nur noch seinen Atem. Die letzten sechshundert Meter musste die kleine Gruppe laufen, da man den Wagen nicht bis zum Schiff durchließ. Jeder Schritt war eine Qual. Mit jedem Tritt musste Jim daran denken, was seine Tochter wohl gerade durchmachen musste. Er wollte nicht daran denken, es ging aber nicht anders. Seine Atmung beschleunigte. Die Atemzüge wurden flacher. Das Herz pumpte, aber schließlich erreichten sie das Schiff. Noch vor Michael und den anderen.
„Was ist los?“, legte sein bester Freund los.
„Der Banker? Ihr seid einer Finte hinterher. Die wollten, dass wir uns vom Schiff entfernen, damit sie irgendwas damit machen können.“
Jim musste mehrmals tief einatmen. Eigenartig für einen Mann seines Fitnesslevels aber er schob das auf den kürzlich erlitten Nervenzusammenbruch. Mike und sein Trupp gingen in Angriffsstellung. Sie mussten mehrere Teams bilden um das Schiff zu stürmen. Es konnten immer nur zwei bis drei Leute gleichzeitig das Schiff betreten. Ein Nachteil den dieses alte Modell mit sich brachte. Die Luftschleuse war einfach zu klein und das bereute Jim jetzt. Die Warterei ging ihm gehörig auf die Nerven. Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden und Stunden zu einer Ewigkeit. Das erfahrene Enterkommando war zwar trotz dieser Behinderung blitzschnell bei der Säuberung des Schiffes. Dennoch bedeutete die vergangene Zeit, dass sie Li-Ann nicht helfen konnten und das war der eigentliche Grund, warum es Jim gegen den Strich ging. Er machte sich Sorgen.

Das Husten ließ nicht nach. Sharon saß auf der Bettkante und wischte ihrer Tochter den Schweiß von der Stirn. Man sah ihr die Anstrengung an. Li-Ann litt an einer heftigen Grippe. Jedes Husten schlug ihr auch gleich auf den Kopf. Sie musste wohl heftigste Schmerzen haben. Leise drang ihr wimmern an die Ohren von Jim, der im Türrahmen stand und das Geschehen nur beobachten konnte. Das Schlimmste hatten sie wohl überstanden erklärte Sharon ihrem Ehegatten, als sie weiter mit dem Waschlappen die feuchte Stirn des kleinen Mädchen trocknete.
„Morgen geht es dir wieder besser, Schätzchen.“, versicherte ihr Jim mit beruhigender Stimme.
Sharon entkleidete die Patientin und begann ihren Rücken und ihre Brust mit einer Eukalyptussalbe einzureiben. Sie sollte ihre Atemwege reinigen und ihr zu einem halbwegs guten Schlaf verhelfen.
Die Lichter gingen aus und Sharon fand auch ihren Weg ins Bett. Sie küsste Jim sanft auf den Mund, der sie sogleich von sich weg stieß. Verdutzt war noch harmlos ausgedrückt. Sharon war geschockt.
„Was soll das? Bist du noch ganz bei Trost?“
Jim lachte.: „Ja bin ich und du hast den ganzen Tag mit unserer kranken Tochter verbracht. Du hast dich wahrscheinlich angesteckt und will mich nicht auch noch anstecken. Ich bin bloß vorsichtig.“
„Das ist aber noch immer kein Grund, so mit mir umzugehen. Außerdem bist du ja nie da.“
Da war er wieder. Der Vorwurf. Sie hatte ja recht. Im Gegensatz zu seiner Frau, konnte Jim nicht von zu Hause aus arbeiten. Dieser Luxus war ihm nie vergönnt. Er hatte sich dieses Leben ausgesucht, also musste er auch mit diesen Konsequenzen leben. Jim hasste es wenn es böses Blut zwischen ihm und Sharon gab. Nicht immer konnte er ihr folgen.
Eine knappe halbe Stunde verging und Jim lag noch immer mit offenen Augen da. Er fand keine Ruhe, konnte nicht Schlafen. Woran es lag, wusste er nicht. Plötzlich vernahm er ein unbekanntes Geräusch aus dem Kinderzimmer. Anfangs dachte er, er hätte sich verhört. Doch als das Geräusch immer wieder auftrat, wurde er panisch. Er schlug die Decke zur Seite und sprang auf. Fast stieß er sich seine Schulter wieder am Türrahmen. Er rannte den Flur hinter. Li-Ann lag verkrampft in ihrem Bettchen. Verzweifelt rang sie nach Luft.
„Sharon!“, rief er zurück ins Schlafzimmer. In der Hoffnung, seine Frau hat seine Ruf erhört, kniete sich Jim nieder und leistete die erste Behandlung. Alle Anzeichen deuteten auf einen anaphylaktischen Schock hin. Irgendwas löste eine Allergie aus. Ihre Zunge war angeschwollen und verschloss so die Atemwege. Da die Nase ebenfalls zu saß, war das Risiko ungemein größer, dass sei den Erstickungstod starb. Jim erinnerte sich an seine Ausbildung. Er griff ihr in den Mund und zog die Zunge heraus. Dann drückte er sie mit zwei Fingern leicht zusammen, sodass wenigstens etwas Luft in die Lunge strömen konnte. Mehrfach hustete sie. Er versuchte das Mädchen zu beruhigen.
„Keine Panik, Kleines. Ich bin bei dir. Dir wird nichts passieren.“
Sharon stand mittlerweile geschockt in der Tür.
„Schnell, ruf einen Arzt. Sie reagiert allergisch.“, befahl er ihr. Doch als sie nach zwei Sekunden noch immer keine Reaktion zeigte, schrie er sie an, damit sie sich endlich aus der Schockstarre löste.
„Los, verdammt!“
Sharon zuckte zusammen, ehe sie sich schlussendlich doch auf den Weg zum Telefon machte. Jim richtete Li-Ann auf, sodass ihr Speichel aus dem Mund heraus läuft und nicht noch in die Luftröhre träufelte. Er spürte ihren hektischen Atem auf den Fingern. Jim hasste sich. Er hasste es ihr falsche Versprechungen gemacht zu haben, als er ihr sagte, dass sie sich am Folgetag wieder besser fühlen würde.
Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis der Notarzt eintraf. Seine Finger steckten noch immer im Mund der Kleinen.
„Mein Name ist Doctor Chem. Können sie mir sagen, was los ist, Captain?“, stellte sich der Arzt vor. Er war Asiate. Nicht viel älter als Jim, aber bestimmt weitaus höher qualifiziert. Jim erklärte ihm den Sachverhalt, sodass der Doc die weitere Notversorgung angehen konnte. Jim wurde angehalten doch bitte aus dem Weg zu gehen, so suchte er die Nähe seiner Frau. Er küsste sie intensiv. Ein Zeichen dafür, dass es ihm doch egal war, ob er sich ansteckte oder nicht. Sie waren seine Familie und er war ihr dankbar dafür.
„Ich nehme sie mit ins Krankenhaus, Captain. Sie haben Glück gehabt. Hätten sie ihr nicht die Atemwege freigeräumt, wäre sie qualvoll erstickt. Die Art mit den Fingern. Navy, richtig?“
In der Zwischenzeit kamen auch die Rettungssanitäter. Ein halbes Krankenhaus wurde in dem Kinderzimmer aufgestellt.
„Ja, wieso.“
„Ach.“, scherzte der Asiate: „Armyveteranen hätten sofort einen Luftröhrenschnitt versucht.“
Dann schob der Mann noch seinen linken Ärmel hoch und auf dem Bizeps konnte man eindeutig den Anker und den Weißkopfseeadler erkennen. Jim lächelte.
„Können wir mitkommen?“
„Klar.“

Das Schiff war sicher. Niemand war an Board und nichts fehlte. Hatte sich der Admiral a. D. getäuscht? War das Schiff doch nicht das Ziel? Alles stand an seinem Platz. Weder hin oder her gerückt, noch sah irgendwas ungewöhnlich aus. Jim öffnete jede einzelne Schublade seines Arbeitsplatzes. Er schaute unter das Bett, in den Safe. Er untersuchte sogar die Dusche. Nichts. Alles war da, wo es hingehört und nichts fehlte. Jim begann an sich zu zweifeln. Plötzlich wurde er in den Salon gerufen. Linnéa entdeckte auf dem Tisch ein Comgerät. Es war aktiv.
„Wenn du daran gehst, wird das nicht gut enden, Jim.“, führte Mike an und schaute seinem Freund in die Augen. Jim atmete tief durch.
„Ich weiß. Mir bleibt aber nichts anderes übrig.“
Er nahm das Gespräch an. Es war eine Audiomitteilung.
„Herlock.“
Eine männliche Stimme erklang. Dem Klang nach ein Mann etwa Mitte vierzig.
„Ah, Admiral Herlock außer Dienst. Wie geht es Ihnen, mein Freund?“
„Sparen sie sich die Floskeln. Was wollen Sie?“, fuhr Jim ihn an. Mike schaltete die C-sec zu, sodass Dixon mithören und das Gespräch zurückverfolgen konnte. Alle in dem Raum hielten die Luft an.
„Warum denn so genervt, Admiral? Haben sie was verloren?“
Jim sagte nichts.
„Na gut, dann halt nicht. Wie sie ja inzwischen bemerkt haben dürften, wurde ihre Tochter vorübergehend meinem gutem Willen unterstellt. Ich verspreche Ihnen, dass sie die ganze Aktion hier überleben wird, sofern sie meinen Forderungen folge leisten. Ich bin ja kein Mörder.“, er stockte kurz. Jim konnte sein Lächeln förmlich sehen.
„Inzwischen sollten sie ja auch eine Verbindung mit der C-Sec hergestellt haben. Soweit ich weiß, ermittelt doch ihr ehemaliger XO, richtig? Marshall Dixon?“
James ballte die Fäuste.
„Keine Angst, Dixon hat vor mir nichts zu befürchten. Anders sähe die Geschichte aus, wenn Captain Raynolds anwesend wäre. Moment! Sie ist ja kein Captain mehr. Sie ist ja jetzt auch ein Admiral. Ich habe gehört, dass sie in nächster Zeit ihr Kommando auf der SSV Robert Koch antritt. Die Trägergruppe soll zum Tharkad verlegt werden, richtig? Sie hat es weit gebracht, nicht wahr, Admiral Herlock?“
Der ehemalige Admiral konnte nicht anders als zustimmen. Er hatte auch von ihrer Beförderung und die damit verbundene Versetzung gehört. Es war nun an Karen sich zu beweisen.
„Wer sind Sie?“, entgegnete er dem unbekannten Entführer.
„Jetzt enttäuschen Sie mich aber, Admiral. Das hätte ich nicht von ihnen erwartet.“
Stille. Doch irgendwie kam Jim dieses Gespräch bekannt vor. Fast so, als hätte er es schon einmal geführt. Es ratterte in seinem Kopf. Doch dann klickte es. Es war tatsächlich ein Schatten der Vergangenheit. Die Art, wie er sprach, die Art, wie er Karen erwähnte, die bei dem Vorfall vor einigen Jahren noch Captain war. Alle Hinweise sprachen dafür.
„Segej Grezkowczic. Sie sind sein Sohn Tomasz, richtig?“
Ein amüsiertes Lachen durchdrang den Raum.
„Stimmt. Sie haben ihn also nicht vergessen, Admiral. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass der Tag kommen wird, an dem wir uns wiedersehen. Wissen Sie, Admiral. Ich habe es damals zu schätzen gewusst, dass sie am Grab meines Vaters standen. Das zeugte von Respekt vor dem Feind. Hören Sie, ich weiß, dass diese Geschichte hier nicht gut für einen von uns beiden ausgehen wird. Daher wünsche ich mir, dass sie auch an meinem Grab stehen, sollten sie mich zu erst erwischen, denn ich werde garantiert an dem Ihrigen stehen, wenn es soweit ist.“
Jim musste kräftig schlucken. Seine Worte klangen ernst. Aber er hatte nicht recht mit seiner Behauptung. Jim stand nicht am Grab seines Vaters aus Respekt. Er stand an seinem Grab aus Hass und Mitleid. Er hasste ihn und sich dafür, dass er mehr als fünfzig Unschuldige tötete. Jim hatte sie getötet. Er gab den Befehl. Die Jäger waren in dem Fall nur sein Werkzeug. Jim war es, der jedem einzelnen Individuum auf dem Schiff, das Leben aushauchte und Grezkowczic war der Grund dafür.
„Wo ist meine Tochter?“, wollte Jim wissen.
Tomasz spielte eine Videodatei herüber, in der Li-Ann zusehen war. Jim konnte nicht fassen, was er sah. Sie saß gefesselt auf einem Stuhl. Nackt und von blauen Flecken übersät. Der Zeitstempel verriet aber, dass die Bilder live waren. Sie bewegte sich langsam, schien bewusstlos zu sein. Sie lebte.
„Wo bleibt denn da der Spaß, Admiral? Wie sie sehen, lebt sie und ich habe ihnen versprochen, dass sie auch überleben wird, sofern sie mir gehorchen.“
Jetzt zeigte sich der Mann auch. Es war ein großer russisch-stämmiger Mann Ende dreißig. Er stellte sich hinter Li-Ann. Seine Hände umfuhren ihr Gesicht. Er begann an ihrem Haar zu riechen.
„Sie ist wunderschön.“
„Lassen Sie ihre dreckigen Pfoten von meiner Tochter!“, schrie Jim ihn an. Er lächelte nur dreckig.
“Kommen sie in das Café Calypso am Präsidium. Sie kennen das ja. Alleine und unbewaffnet.“
Doch ehe Jim nochmal reagieren konnte, ergriff er abermals das Wort:
„Ach so, bevor ich es vergesse. Stecken sie das Com ein. Die C-Sec wird wahrscheinlich schon herausgefunden haben, dass es nicht zurückverfolgt werden kann. Schönen Abend noch, Sir.“
Der Entführer schob noch eine letzte Textmeldung mit der Adresse und der Uhrzeit herüber und salutierte kurz, ehe das Signal verloren ging. Jim schlug verzweifelt auf die Tischplatte. Ein Riss entstand und Blut rann seine Knöchel entlang. Er wusste nicht was er tun sollte. Wusste nicht wie er reagieren sollte. Er war einfach nur wütend. Wütend auf sich, dass er nicht besser auf seine Lilly acht gegeben hatte. Wütend auf alle Beteiligten, dass sie Lilly noch nicht gefunden hatten. Wütend auf einfach jeden. Er wollte Li-Ann um alles in der Welt daraus haben. Vor allem nachdem er die Bilder sah und jetzt musste er noch so lange warten. Tränen liefen seine Wangen entlang. Mehrfach schrie er auf, doch er ging er nicht zu Boden. Er behauptete sich. Sein Puls raste. Seine Atmung ging schwer. Mit jedem Male, in dem ausatmete, konnte man seine Wut hören. Ein wildes, furchterregenderes Knurren. Stapfend ging er Richtung Loft.
„Holt sie da raus! Holt sie einfach nur da raus!“
„Und Grezkowczic?“, fragte Randy.
„Ich bin nicht böse drum, wenn er das Stürmen nicht überlebt.“

James Herlock
09.08.2012, 18:13
James Herlock
Erinnerungen

Seit über vier Stunden nun, stand Jim am Fenster des Lofts und starrte in die Citadel. Beobachtete die kleinen Ameisen, die ihrer Arbeit nachgingen. Die Menschen, die hektisch versuchten ihren Anschlusszug zu erwischen. Die Keeper, wie sie unbeirrt ihre nicht nachvollziehbare Arbeit verrichteten. Die Stege, die an der Decke entlang liefen. Die Monirail, die einmal die Stunde am Eingang zur Dockingbucht hielt. Er beobachtete die ein- und ausfliegenden Schiffe auf der anderen Seite der Bucht. Verfolgte die Shuttles, die kreuz und quer durch die Citadel jagten. Kurzum, Jim wartete. Er wartete darauf, endlich in das Café zu gehen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Tomasz Grezkowczic keine genaue Zeit genannt hatte. Auf der Notiz war lediglich gegen Abend geschrieben. Jim wurde sich langsam bewusst, dass es wieder nur eine Falle sein würde, in die er hineinlaufen würde. Doch er ging recht in der Annahme, dass Mike das schon lange Durchschaut hatte. Er und das Team waren bereits aufgebrochen, um den Schauplatz auszukundschaften. Sie gingen bereits jetzt in Stellung. Mike war wieder voll in seinem Element. Und was konnte Jim tun? Nichts und das wurmte ihn. Er nahm auf der Couch platz. Sein Blick fiel ins Leere. Außer ihm, war nur noch Callhan an Board. Mike vertraute ihr. Eigenartig, denn sie war erst einige Tage bei ihnen. Das zeugte von großem Respekt, den sie sich binnen kürzester Zeit verdiente. Linnéa diente jetzt als Vermittlerin zwischen dem Delta-Team und der C-Sec. Bei ihr liefen alle Fäden zusammen.

Callhan betrat das Loft. Sie hatte zwei Sandwiches dabei. Eines für Jim, eines für sich selbst. In der Mitte des Sandwiches thronte ein Zahnstocher mit einer erdolchten Olive. Der Belag bestand aus Schinken, Ei, Remoulade, Eisbergsalat und Tomaten. James kannte diese Sandwiches. Seine Mom hatte sie gern gemacht, als er noch klein war.
„Danke.“, flüsterte er fast ungehört. Sie sah betroffen aus. Ihren Gesichtsausdruck konnte er nicht wirklich einordnen.
„Ein altes Rezept meiner Mom.“, begann sie das Gespräch: „Ein guter Mitternachtssnack und ein guter Aufhänger für Gespräche.“
Ein Lächeln begleitete ihre Worte.
„Wollen sie mir von ihr erzählen?“
„Nicht wirklich...“, zögerte Jim. Er erzählte eigentlich gern von sich und seiner Familie. Auch wusste er, dass er im Extranet nicht Inkognito unterwegs war, also kam man mit ein bisschen Suchen auch so an Informationen über ihn und seine Familie, aber er wollte einer wildfremden Frau nicht sein Herz ausschütten.
„Verstehe.“
Sie genehmigte sich einen Happen und verschluckte sich prompt. Jim stand auf, half ihr so gut es ging und schließlich würgte sie den Krümel dann doch durch die Speiseröhre herunter. Er ging zur Bar. Sich goss er einen seiner heißgeliebten Whiskey ohne Alkohol ein, ihr einen Cognac. Abgefüllt im Jahr 2012..
„Hier, bitte. Ein guter Jahrgang.“
Daina hustete ein paar mal, nahm das Glas dankend an und nippte kurz daran, um das Unbehagen herunter zu spülen.
„Passt aber nicht gerade zum Sandwich, Boss.“
Sie lächelte. Jim nippte ebenfalls nur kurz an seinem Drink, ehe er ihr etwas sarkastisch antwortete, dass der Brandwein überall zu passte, wenn man sich die Mühe machen würde, sich des Geschmacks anzunehmen. Er schwenkte seinen Whiskey und hielt das Glas gegen das Licht.
„Es gab eine Zeit, da habe ich mich mit billigstem Fusel abgeschossen.“
Er wusste nicht, warum er es ihr erzählte. Bis auf Li-Ann, kannte so gut wie niemand diese Geschichte.
„Kurz nach dem Tod meiner Frau, versuchte ich meine Sorgen in billigem Alkohol zu ersaufen. Dummerweise musste ich feststellen, dass die Biester verdammt gute Schwimmer sind. Ich habe versucht alles zu vergessen. Das sie nicht mehr da war, riss ein riesiges Loch in mein Leben. Ich wusste, was auch immer ich dort draußen erlebt oder getan habe, Zuhause wartet meine Frau auf mich und würde Verständnis haben. Doch plötzlich war sie weg. Nicht mehr da. Alles was mir von ihr geblieben war, war ihr Ring.“
Er griff sich an den Hals. Sharon machte sich nie wirklich viel aus Schmuck. Sie besaß nur eine kleine Auswahl. Zu besonderen Anlässen lieh sie sich immer welchen, von Jims Mutter.
„Ich war völlig fertig mit der Welt. Während meines Landurlaubs habe ich zuerst die Bar daheim geplündert und anschließend den Supermarkt um die Ecke. Mir war egal was es war. Hauptsache es knallte.“
Bedauern schwang mit seiner Stimme mit. Callhan hörte interessiert zu. Sie schwieg, schwenkte ihren Brandwein und genehmigte sich hin und wieder einen Bissen ihres Sandwiches.
„Ich war in einer Todesspirale gefangen. Bin betrunken zum Dienst erschienen. Ich hab schon so manchen Alkoholiker vom Dienst suspendieren lassen. Nie hätte ich gedacht, einmal selbst so zu sein. Aber...“, Er überlegte lang.
„Aber?“, wollte sie wissen.
„Aber ich kann mittlerweile gut verstehen, was einen Großteil der Leute dazu bewegt hatte. Und glauben Sie mir, die Grenze dahin ist schmal. Doch dann kam Li-Ann.“
Ein lächeln bildete sich auf Jims Gesicht. Seine Mundwinkel fingen langsam an, gen Himmel zu reisen.
„Ich habe mich selbst dazu entschieden, den Dienst zu quittieren. Ich merkte, Gott sei Dank, früh genug, dass es nicht mehr ging. So konnte ich eine unehrenhafte Entlassung umgehen. Wahrscheinlich hätte ich mich zu Haus nur weiter in Alkohol eingegraben und niemanden mehr an mich ran gelassen. Doch meine Lilly war hartnäckig genug, mir diesen Entzug und die Besuche bei den Anonymen Alkoholiker aufzuzwingen. Sie nervte mich Tag ein Tag aus damit. Solange bis ich endlich nachgab. Sie tat es aus Liebe. Nicht unbedingt für mich, soweit will ich nicht gehen. Wahrscheinlich eher für ihre Mom. Sie wusste, das Sharon niemals gewollt hätte, das ich mich selbst zu solch einem Wrack verkommen ließ. Sie ist bemerkenswert. 'Das Leben geht weiter.', sagte sie immer, 'Mom hätte nicht gewollt, dass du aufhörst zu leben.'. Diese Sprüche führten mich zurück. Sie rettete mich.“
Stille. Keiner traute sich etwas zu sagen.
„Sie ist...“, das 'ist' betonte er auf eine beängstigend ernste Art und Weise, „die Tochter meiner Frau. Ich bin Stolz auf sie. Wussten Sie, dass ihr Team drei mal hintereinander Virgina State Champignon im Volleyball war? Oder das sie Silber bei der Climb 'n' Fight Northern Conference geholt hat? Wussten Sie, dass sie einen Notendurchschnitt von 1,9 auf dem Collage hatte, keine 2. 1,9! Oder das sie das fliegen fast so sehr liebt, wie ich die Sterne?“
„Nein, wusste ich nicht. Sie scheint ja sehr begabt zu sein, Sir.“
„Das ist sie... Und all das, was sie hier sehen, verdanke ihrem Einsatz, mich zu retten.“
Er hielt noch immer das Glas in der Hand.
„Wissen sie, was eine Flasche dieses alkoholfreien Whiskeys kostet und warum ich diesen überhaupt trinke?“
Callhan schüttelte den Kopf: „Nein, tut mir leid.“
„430 Credtis die Flasche und ich trinke ihn, weil ich es ihr schuldig bin. Ich habe es ihr versprochen.“
Jim wurde ruhig. Er stellte das Glas ab und suchte wieder einen Punkt außerhalb des Schiffes, den er fixieren konnte. Callhan verstand, dass er allein sein wollte. Er war ihr dankbar fürs zuhören. Jim wusste es nur nicht. Daina schon. Es tat jedem Menschen gut, sich auszusprechen.
„Weil ich es ihr schuldig bin.“, wiederholte er leicht flüsternd.
„...schuldig...“
Den Blick nicht vom Fenster genommen, stand er langsam auf und tätschelte nach seinem Whiskey. Er gönnte sich nochmals einen Schluck.
„Weil ich es ihr schuldig bin!“, fing er an zu brüllen.
Das Glas zersprang in tausende Scherben, als es das undurchdringliche Sicherheitsglas der Scharons Desire versuchte erfolglos zu durchdringen. Jim warf es voller Wut dagegen. Tränen füllten seine Augen und ein leises Schluchzen den Rest des Schiffes.

---> Die Citadel: Das Präsidium

James Herlock
10.10.2012, 18:57
Rear Admiral a.D. James Herlock
Meine geliebte Frau Sharon

<-- Die Citadel: Bezirke #2 (http://www.globalgameport.com/showthread.php?43151-Die-Citadel-Bezirke-2&p=808711&viewfull=1#post808711)

Jim war außer sich vor Wut. Was er in den Unterlagen gelesen hatte, war ihm mehr als nur unangenehm. Aus den Kontobewegungen ging eindeutig hervor, dass alle Zahlungen aus seinem näheren Umfeld getätigt worden waren. Das grenzte den Kreis der Verdächtigen enorm ein und ließ sogleich auch zu, dass er sich seiner überhaupt nicht mehr sicher sein konnte. Er wollte es nicht, aber musste seine Erkenntnisse mit seinem besten Freund teilen. Jim fächerte die Pads aus und erklärte Mike jede Einzelheit in diesen Daten. Dann sah er nur noch, wie der Ex-Major sein Blick abwandte und versuchte seine Tränen zurückzuhalten.
Jim saß auf glühenden Kohlen. Der Flug dauerte ihm eindeutig zu lange. Callhan hatte mit Linnéa gesprochen und mit ihr ausgemacht, das Schiff startklar zu machen. Sie mussten von der Station herunter. Nur so waren sie sicher. Denn im Wust des Verkehrs um die Citadel herum, der strengstens überwacht war, war es schlichtweg unmöglich sie anzugreifen.
„Skipper, wir sind startklar.“, kommentierte Randy ihr eintreffen.
„Alle Mann auf Posten, wir starten, sobald alle an Bord sind.“, gab er durch.
Sie waren zu viert. Das hieß, dass einer vor der Schleuse warten musste, ehe alle an Bord der Yacht waren. Callhan meldete sich freiwillig. Doch dieses Heldentum beanspruchte Mike für sich, schon seit jeher. Callhan versuchte Mike davon zu überzeugen, dass es besser sei, dass sie die letzte wäre, die das Schiff betrat.
„Ich bin entbehrlich.“, konstatierte sie trocken.
„Niemand ist entbehrlich.“, konterte Mike, fast schon wütend: „Ich bin hier die ranghöchste Fußtruppe und meinen Befehlen ist folge zu leisten, haben wir uns Verstanden, Callhan.“
Sie blies die Wangen auf, wollte wohl ebenso energisch ihre Argumente vortragen, doch der Blick des dunkelhäutigen Mannes ließ keine Widerworte zu.
„Ja, Sir.“, gab sie klein bei und landete den Shuttle vor der Yacht. Tamara, Jim und Callhan betraten die Schleuse, als ein weiterer Shuttle landete. Mike riss die Waffe in die Luft und zielte auf die Eindringlinge. Callhan tat es ihm gleich. Sie schob Jim und seine Technikerin tiefer in die Schleuse hinein und startete den Druckausgleich. Bevor sich die Tür jedoch schloss sprang sie gekonnt hinaus und verschanzte sich hinter einer der Ecken der Yacht.
Jim sah nur noch, wie sich das Schott hinter ihm schloss. Ein feines Aerosol aus Dekontaminierungsflüssigkeiten umschloss das Paar. Es trocknete schnell und war für die Besatzung nicht giftig. Man konnte es also problemlos einatmen. Das innere Schott öffnete sich. Linnéa hieß die beiden willkommen und brachte sie sofort in den Salon. Jim allerdings ging noch einen Raum weiter, riss den Stuhl vom Schreibtisch weg und schaltete das Terminal ein. Viel konnte er nicht sehen. Zwei Shuttles, die vor der Yacht geparkt waren, aber keine Leichen oder verschanzte Männer. Jim wurde unruhig, dann hörte er die Schleuse arbeiten.
Gebannt starrte er auf den Eingang zum Schiff. Das Schott öffnete sich und als nach einer ewig wirkenden Sekunde endlich ein Fuß aus der Schleuse trat, löste sich der Klos, der sich in seinem Hals gebildet hatte.
Doch anders als erwartet, stiegen nicht zwei, sondern drei Leute aus der Schleuse. Mike brachte nicht nur Callhan mit, sondern auch seine ihm angetraute Frau. Jims Schwester Kacy, war die Dritte im Bunde und fiel ihrem Bruder direkt in die Arme.
„Oh Gott, Jim. Ich hab mich sofort auf den Weg gemacht, als ich das von Li-Ann gehört habe. Wie geht es dir?“, erkundigte sich besorgt bei ihm.
„Mir geht es den Umständen entsprechend.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, was du für Höllen durchleiden musst, James.“
„Das willst du auch nicht, kleine Schwester.“, Jim nahm sie in den Arm und richtete dann seinen Blick auf: „Randy, wir starten.“
„Aye, Aye, Skipper.“
„Was? Wo willst du denn hin? Was ist mit Li-Ann? Solltest du nicht hier bleiben, falls es neue Infos zu ihrem Verbleib gibt?“
„Sie ist nicht mehr auf der Citadel.“, sprach er tonlos: „Außerdem droht gerade die ganze Firma vor die Hunde zu gehen. Wenn ich nichts unternehme, wird es in Kürze nichts mehr geben, zudem sie zurückkehren kann.“
„Aber..“
„Kein aber, Kacy.“
„Du warst schon immer so stur gewesen, Jim. Genau das mochte Daddy an dir. Du gehst deinen Weg, so steinig er auch sein mag.“
Jim nickte und überantwortete seine kleine Schwester wieder ihrem Ehemann.
„Komm her, Schatz. Komm erst mal in Ruhe an.“, umgriff er ihre Schultern und führte sie zum Loft.
Jim entkleidete sich, ging ins Bad und nahm zunächst einmal eine heiße Dusche. Aufgelöst sank er zu Boden. Das heiße Wasser rann seinen Rücken herab. Die Beine angezogen, überkamen ihn all die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage. Mehrere hundert Male flehte er Lilly um Vergebung an, ehe ihm vor Erschöpfung die Augen zufielen.
Vom kalten Wasser aufgeweckt, das Schiff ließ nach einer Stunde nur noch kaltes Wasser aus den Duschen laufen, um unnötiger Wasserverschwendung entgegenzuwirken, fasste Jim neuen Mut. Er musste die Hintergründe aufklären. Doch hatte er das ja schon fast. Die Kontobewegungen zeigten eindeutig, dass die Zahlungen aus seinem näherem Umfeld getätigt wurden. Der Kreis der Verdächtigen wurde allein durch diese Erkenntnis extrem eingegrenzt. Macht über die Konten seiner Firma hatte nicht jeder. Abgesehen von der Buchhaltung waren da nur noch einige wenige Personen.
Es klopfte. Jim wandte sich vom Spiegel ab, schloss damit, seine Naben zu untersuchen und warf sich einen Bademantel über. Langsam schritt er durchs Schlafzimmer und öffnete die Tür. Seine Schwester stand vor ihm und setzte sich dann aufs Bett.
„Wie geht es dir wirklich?“
„Ich fühle mich beschissen.“
Kacy war eine großartige Hilfe. Sie half ihm nicht das erste Mal durch solch eine Krise. Jim musste sich eingestehen, dass seine Schwester besser als jede Seelensorge der Galaxie war. Sie brachte Verständnis für Dinge auf, von denen Jim nie im Leben gedacht hatte, sich jemals dafür rechtfertigen zu müssen. Sie war immer für ihn da.
„Warum kümmere ich mich nicht darum, meine Tochter zu finden? Warum mache ich diesen ganzen Scheiß hier, Kacy?“
Sie überlegte kurz, nahm ihren Bruder wieder in die Arme und streichelte sanft über seinen Kopf.
„Vielleicht weil du weißt, dass du Li-Ann nicht unmittelbar helfen kannst. Du weißt nicht, wo sie ist. Du weißt nicht, wer sie entführt hat und du weißt auch nicht, warum das alles passiert ist. Vielleicht versucht, du erst die Hintergründe zu begreifen, um ihr dann direkt helfen zu können. So wie es ein guter Admiral immer tut. Erst alle Fakten beieinander sammeln und dann agieren. So bist du nun mal, James. Du bist und bleibst ein Rear Admiral der Systems Alliance.“
Jim nickte. Langsam löste er sich aus ihrem Griff und wandte sich wieder auf.
„Was den Entführer angeht, so kann ich dir sagen, dass ich den ersten erledigt habe. Es geht hier um den zweiten. Doch da bin ich auch schon einen Schritt weiter und weiß, dass Cerberus sie hat.“
„Cerberus!?“, fragte sie aufgeregt nach.
„Ja. Die Höllenhunde wollen wahrscheinlich die Firma übernehmen. Denk daran, dass Lilly die Hälfte der Anteile besitzt.“
„Gut möglich.“
„Aber ich weiß nicht, was sie mit der Firma vorhaben. Zumindest noch nicht.“
„Okay und was hast du dir dahingehend gedacht?“
Jim kramte nach dem Amulett und gab es Kacy in die Hand.
„Oh, das kenne ich. Das gehörte Sharon.“
„Ja.“
„Sie hatte es immer getragen. Du hast es ihr mal zum Hochzeitstag geschenkt, richtig?“
„Richtig, zum zweiten Hochzeitstag.“
„Wo hast du es her?“
„Li-Ann.“
„Verstehe.“, sie schien in Gedanken versunken.
„Verstehe was?“, Jim war irritiert.
„Ach nichts.“, winkte sie ab: „Erkläre mir mal lieber, was du mit dem Amulett vor hast.“
Jim lächelte. Irgendwie wusste er, dass er mit dem Amulett am längeren Hebel saß.
„Das ist der Schlüssel zu allem hier. Das erklärt mir die Hintergründe. Das Ding...“, er nahm es zurück und wedelte mehrfach damit hin und her: „.. zeigt mir, warum hier alles aus dem Ruder läuft.“
Jim stand auf, legte es zurück auf seinen Schreibtisch und ging zum Schrank. Er kramte nach seiner Wäsche, als er ein leises, aber dennoch markantes Klacken hörte.
„Ich hatte so sehr gehofft, dass ich mit meiner Vermutung daneben lag.“
Langsam drehte sich Jim um und blickte in den Lauf seines Revolvers. Jim hatte die Waffe von Marshall zurückbekommen und sie bei der Ankunft auf der Yacht, auf seinen Schreibtisch gelegt. Jim hatte noch keine Zeit gefunden, den Revolver wieder in den Safe zu legen. Der lauf zitterte unruhig. Kacy hatte den Hahn gespannt und zielte mit verweinten Augen auf ihren Bruder.
Sie versuchte sich zu erklären: „Es tut mir Leid, Jim, aber ich kann das alles hier nicht zulassen. Die Entdeckung, die wir gemacht haben, muss geschützt werden und die Forschung, die Sharon betrieben hatte, war Ketzerei. Wir dürfen sie nicht publik werden lassen. Sonst werden wir unsere Erlösung niemals erhalten, Jim. Bitte verstehe mich doch. Es war notwendig und was Li-Ann passiert ist, wollte ich nicht. Es ist, wie du schon sagtest, alles aus dem Ruder gelaufen.“
„Kacy, bitte leg die Waffe weg. Noch ist es nicht zu spät.“, versuchte Jim sie zu beruhigen.
„Zu spät?“, fragte sie empört nach: „Es war für Sharon und Daddy zu spät. Ich musste handeln. Sie wollten die Entdeckung der Allianz übergeben.“
„Welche Entdeckung denn, Kacy?“
„Ein Artefakt. Ein wunderbares Artefakt. Wir haben es beim Bau unserer Prototypenwerkstatt kurz außerhalb des lokalen Clusters gefunden.“
Jim war verwundert. All das, was Kacy ihm erzählte, wusste er nicht. Er wusste noch nicht einmal, dass die HYC eine Prototypenwerkstatt außerhalb von Sol besaß.
„Wir dachten zunächst, dass es protheanischen Ursprungs war. Doch unsere Techniker stellten schnell fest, dass es wesentlich älter als 50.000 Jahre war. Wir studierten es. Ich habe es mir persönlich sehr oft und lange angesehen und untersucht. Schnell hab ich festgestellt, dass es eine Kommunikationsbarke sein musste. Ich hörte Stimmen. Sie sprachen mit mir in einer unterbewussten Ebene. Sie nannten sich selbst: ,Die Reaper'. Jim, die Reaper sind unsere Erlösung. Über kurz oder Lang, wird eine Katastrophe die ganze galaktische Bevölkerung auslöschen. Die Reaper haben uns einen Ausweg aufgezeigt. Sie wollen uns zu ewigen Leben verhelfen. Michael, mir, unserem Jungen, sowie dir, Sharon und Li-Ann. Alles was wir dafür tun mussten, war mit der Forschung nach neuen Antrieben aufzuhören. Doch Sharon wollte nicht. Sie sagte mir immer und immer wieder, dass diese Forschung wichtig sei, für die Menschheit und sie so wie so kein ewiges Leben erhalten wollte. Sie sagte, dass so etwas niemanden in der Galaxie zustünde.“
Sie machte eine kurze Pause, lächelte kurz.
„Noch nicht einmal den Asari oder den Kroganern. Also wandte ich mich an Dad und was musste ich feststellen?“
Kacys Gesicht verzog sich zu einer angewiderten Fratze: „Er dachte genauso, wie Sharon. Steckte sein ganzes Vertrauen in sie und wollte das Artefakt loswerden. Ich war außer mir vor Wut. Diese ganze Arroganz kotzte mich an. Glaubten Dad und deine Frau doch tatsächlich daran, dass ich Verrückt sei, also musste ich handeln. Ich schmierte den Lotsen, der für das Unglück verantwortlich war und zog somit die Forschung ein für alle Mal aus dem Verkehr. Leider nicht alles. Als ich einen Tag später in meine Mails schaute, prangte da eine Nachricht von deiner Frau: ,Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, meine Liebe. Gruß Sharon.' und als ich dann auf ihrer Beerdigung deine Tochter mit dem Amulett um den Hals gesehen habe, wusste ich, dass ich versagt hatte und ihre Forschung nicht vernichtet sei. Ich wusste, dass sie mich noch aus dem Tod heraus verhöhnte. Ich konnte ihr das nicht durchlassen. Ich musste also wieder handeln. Erst versuchte ich dich auf meine Seite zu ziehen, doch dann hast du die HD101-1 entdeckt und entzogst dich so meinem Einfluss. Ich war also gezwungen mit härteren Bandagen zu kämpfen. So hab ich mich auf die Suche nach deiner Vergangenheit gemacht und hab sie auch gefunden. In Form von Grezkowczic und wieder wurde ich Enttäuscht. Da dachte ich mir, jetzt muss ich es selber machen. Jim, es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass es so läuft. Bitte verabscheue mich nicht.“
In Jims Kopf griffen Zahnräder ineinander. Shepard sagte also die Wahrheit. Die ganze Zeit über, sagte der Lieutenant Commander die Wahrheit was die Reaper betraf. Darum übergab Li-Ann das Amulett erst jetzt ihrem Vater. Sie wartete den passenden Zeitpunkt ab.
„Ich verabscheue dich nicht, Kacy. Komm gib mir die Waffe.“, Jim streckte die Hand aus: „Lass dir von mir helfen, so wie du mir geholfen hattest.“
„Du hast gesehen, was ein Schiff mit der Citadel anrichtete, Jim. Was denkst du, wie viele es benötigt, um eine ganze Galaxie auszulöschen. Die Reaper werden kommen, Jim und ich werde sie empfangen. Es tut mir leid, großer Bruder.“
Sie krümmte ihren Finger und kurz darauf hörte Jim einen alles entscheidenden Knall. Als er die Augen wieder öffnete, hoffte er endlich seine Frau wiederzusehen. Doch dem war nicht so. Anstelle dem Antlitz seiner geliebten Sharon, erblickte er das der blauvioletten Asari. Tief in seinem Inneren wusste Jim, was passiert war. Er brauchte nicht zur Seite zu sehen, um wissen, dass nun auch seine Schwester gestorben war. Er hörte es am Schluchzen ihres Ehemannes, seines besten Freundes und Schwagers. Mike war der, der schoss. Er verfolgte das Gespräch über die installierte VI des Schiffes und als er Kacy drohte ihren Bruder zu töten, schritt er ein und erschoss sie stattdessen. Wieder rannen Jim die Tränen herab. Langsam stand er auf und legte seine Hand auf die Schulter seines nun mehr Ex-Schwagers. Dann beorderte alle aus dem Schlafzimmer heraus, gab Mike einen Moment der Ruhe und Einkehr, ließ ihn alleine mit dem Leichnam seiner Frau.
Im Vorbeigehen griff er sich das Amulett und verließ den Raum in den Salon hinein. Um die Hintergründe der ganzen Szenerie erhellt, umgriff er das Amulett fester.
„In einem Punkt hatte sie recht.“, sprach er im Begriff neuen Mut zu fassen: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“
Linnéa blickte ihn fragend an. Jim lächelte sanft. Die Umstände waren nicht die besten, aber immerhin wusste jetzt, wie er die Verschlüsselung knacken konnte.
„Meine Frau liebte Rätsel.“, erklärte er: „Wahrscheinlich hatte sie gehofft, dass es zu solch einer Auseinandersetzung kommt und sie mir die Worte nennt, die ich brauchen würde, um das Siegel zu knacken.“
Er wiegte das Amulett in der Hand. Dann ein weiterer Knall und Jims Augen weiteten sich. Erschrocken rieb er sich über die Bartstoppel in seinem Gesicht.
„Oh, Gott!“, schrie er fassungslos. Dann rannte (http://www.youtube.com/watch?v=Oxxz5qwWa2I) er los, riss die Tür auf und fand das blanke Entsetzen vor. Mike hatte sich selbst gerichtet. Die Schusswunde in seiner Brust, ließ jeglichen Hilfeversuch im Keim ersticken. Er war tot. Michael lag neben seiner Frau auf dem Bett. Ohne die Schusswunden und dem Blut sah es aus, als ob sie nur schlafen würden. Doch Jim wusste es besser. Er wusste, dass dies ein Schlaf war, aus dem sie nie wieder aufwachen würden. Er griff nach dem Revolver und der Dienstwaffe von Mike, übergab sie an Julia und schickte allesamt heraus.
„Ich brauche einen Moment.“
Keiner rührte sich.
„Bitte.“, mühte er sich kleinlaut ab, dann ließ er sich in seinen Stuhl fallen. Die Tür schloss sich und Jim brach erneut in Tränen aus. Dieses Mal aber aus Trauer um seine geliebte kleine Schwester und ihrem Ehegatten, der stets das Beste für sie wollte.
„Sie sind gestorben, weil wir nie da waren, Mike. Ich verstehe, warum du das tatest. Ich hoffe, ihr findet nun den Frieden, den ihr sucht und euch schon solange erhofft hattet.“, flüsterte er sanft.
Schließlich stand er auf und hauchte beiden noch einen letzten Kuss auf die Wangen.
Eigenartiger Weise fühlte sich Jim weder schwach noch mutlos. Diese ganzen Aktionen hier, zeigten ihm, dass er stark sein musste und es nichts brachte, sich selbst zu opfern, wenn kein höherer Zweck dahinter steckte. Einmal noch atmete er tief durch. Dann ging er wieder zurück zu seinen Mitarbeitern in den Salon.
„Mike und meine Schwester sind tot.“, begann er die Lagebesprechung: „Meine Tochter wird vermisst und wir müssen etwas tun.“
Er blickte in die Runde. Jedem einzelnen, sogar Callhan konnte er die Trauer aus dem Gesicht lesen.
„Wir werden nicht scheitern. Wir haben einige Stellen, die nach meiner Tochter suchen und ich werde jetzt einige Umstrukturierungen vornehmen, die der aktuellen Situation entsprechen sollen. Julia, Sie werden das Team leiten, dass nach meiner Tochter suchen wird. Halten Sie sich an den serbischen Hundeführer Milijan Sacobic. Daina, ich möchte Ihnen anbieten, die neue Sicherheitschefin der Herlock Yacht Construction zu werden. Allen anderen möchte das Angebot machen, mit mir auf die Anchorage zurückzukehren, sobald sie sich in einem meiner Trockendocks befindet.“
James lächelte. Dann wandte er sich an seine blauviolette Begleitung: „Linnéa, Ihnen möchte ich anbieten, die kaufmännische Leitung der Firma zu übernehmen.“
Sie war sichtlich überrascht von dem Angebot und konnte nicht in Worte fassen, was sie gerade fühlte.
„Irgendwelche Fragen oder Anmerkungen?“
Er schaute weiter in die vielen Gesichter. Nahm jede noch so kleine Regung in ihrer Mimik auf.
Dann meldete sich Randy: „Sir, ich denke, ich spreche jetzt für jeden einzelnen hier, indem ich sage, dass wir alle zu hundertzwanzig Prozent hinter Ihnen stehen und Ihr Angebot gerne annehmen würden.“
Der Anwesenden nickten, bereit dem nächsten Feind in die Eier zu treten. Lässig klopfte der erste Offizier auf die Schulter der Domina, die neben ihm stand und noch immer mit der Frage, ob Allianz oder Privatwirtschaft haderte.
„Auf eure Posten, Leute. Wir erreichen gleich das Massenportal.“, schloss Randy das Gespräch.
„Keine Sorge, Callhan. Ich werde das mit Mattock klären.“
Sie schmunzelte kurz.
„Linnéa, würden Sie mir bitte dabei helfen, für Kacy und Mike ein angemessenes Begräbnis zu organisieren?“
Sie nickte.
Erst als Jim sicher war, dass die beiden Leichname sicher verstaut waren und alle Spuren des Todes beseitigt worden waren, erst dann informierte er Marshall über die neuen Wendungen und veranlasste über ihn, eine Erklärung an die Öffentlichkeit über den Tod der Chefin und den des leitenden Sicherheitsangestellten herauszugeben.
„Die Herlock Yacht Construction, die schon mal den Tod ihrer Führung durchleben musste, gab sich bestürzt über den Unfalltod von Kacy und Michael Rocks. Der ehemalige Rear Admiral der Systems Alliance und Teilinhaber der Schiffswerft James Herlock war bislang zu keiner Stellungnahme gegenüber uns bereit.“, verlautete es in jeder Nachrichtensendung der Galaxie.
Damit konnte er leben. Ihre Leichen lagen nun in der Tiefkühlung. Bis sie die Erde erreichen würden, würde noch ein wenig Zeit vergehen. Solange mussten die Leichen konserviert bleiben. Das war auch der Grund, warum es nun Eis im Überfluss gab, das vertilgt werden wollte. Eigentlich waren es Überbleibsel der Geburtstagsfeier und nicht mehr so ansehnlich, wie noch zuvor auf dem ganzen Buffettisch drapiert, aber es schmeckte noch immer sehr gut.
James saß im Loft. Es war nur noch eine Sache zu tun, ehe er alles wusste, was hinter der ganzen Sache steckte. Er kannte nun Kacys Version, aber was war mit der Version seiner Frau. Immerhin begann das ganze als Komplott gegen sie. Er war es ihr schuldig.
Jim nahm das Amulett aus der Tasche, hielt es vor sein Gesicht und überlegte kurz. Es war eine Wortfolge, die er aufzusagen hatte, damit sich die Verschlüsselung auflöste und Jim kam die Nachricht seiner Frau an Kacy in den Sinn.
„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, meine Liebe. Gruß Sharon.“, flüsterte er und dann traf es ihn, wie ein Blitzableiter den Blitz anzog.
„Ich liebe dich, Sharon.“
Es waren die Worte, die Sharon am liebsten von ihm hörte. Es waren die Worte, die er ihr immer und immer wieder nach einer Rückkehr vom Einsatz in ihr Ohr flüsterte.
Das Amulett leuchtete und um Jim herum wurde es dunkel.
„Eine Holographie.“, bemerkte er unnötiger Weise.
Sharon stand vor ihm. Sie sah gut aus, obwohl sich ein Schleier der Besorgnis über ihre Augen gelegt hatte.
„Hallo James.“, begann sie. Jim konnte nicht fassen, was er da sah. Sie war es. Sie hatte dieses Amulett tatsächlich als Botschaft missbraucht. Eine geniale Frau, seine Frau, stellte er wie so oft fest. Sie saß auf dem Tisch vor ihm, die Beine überschlagen und die Hände gefaltet in den Schoß gelegt.
„Wenn du das hier siehst, bin ich vermutlich schon tot.“
In ihren Augen sammelten sich Tränen. Sie glitzerten und reflektierten das vorhandene Licht. Es war, als würde sie mit ihm in diesem Raum sitzen, im Hier und Jetzt.
„Ich habe diese Aufzeichnung hier als Lebensversicherung verstanden. Ich möchte dir nun einiges erklären. Ich gehe zweifellos davon aus, dass Kacy dir von dem Artefakt erzählt hat, also kennst du den groben Hintergrund schon. Ich möchte dir nun etwas aus meiner Sicht dazu erzählen. Hör mir bitte zu und unterbreche diese Nachricht nicht zu oft. Ich kenne dich dafür zu gut.“
Jim leistete folge. Praktisch war er schon im Begriff, die Aufzeichnung anzuhalten und ihr Antlitz zu würdigen, doch nach diesen Worten hielt er inne und konzentrierte sich auf das gesagte.
„Das Artefakt ist verflucht. Es beginnt mit Kopfschmerzen und endet im Wahnsinn. Glaub mir, ich hab es gesehen. Anfangs hielten wir es für ein protheanisches Artefakt. Wir stellten aber schnell fest, dass die verwendeten Materialien wesentlich älter als die der protheanischen Technologie waren, also fühlten wir uns im ersten Augenblick nicht dazu verpflichtet, diese Entdeckung mit der Allianz zu teilen. Wir untersuchten es. Unsere Wissenschaftler begannen sich innerhalb kürzester Zeit unnatürlich zu verhalten und sabotierten ihre eigenen Forschungen. Einige begingen Selbstmord. Wir mussten handeln und mit wir, meine ich deinen Vater und mich. Aus Sorge, Kacy könnte sich angesteckt haben, informierten wir die Allianz. Wir haben ein Treffen arrangiert und werden Artefakt bald übergeben. Doch wahrscheinlich wird es dazu nicht mehr kommen. Ich konnte ein Gespräch zwischen Hannibal und Kacy abhören, in dem sie eindeutige Drohungen aussprach. Ich werde in naher Zukunft sterben, Jim.“
Sie hielt kurz inne, rann mit den Tränen und hob ihre Hand, wollte die ihres Ehegatten erspüren. Doch sie griff ins Leere, also fuhr sie fort. Wenn auch mit einem leisen Schluchzen zwischendurch.
„Ich weiß, du willst das nicht hören, James, aber so ist das nun mal. Seit Monaten sabotiert sie meine Forschungen, sie torpediert ihren eigenen Vater, indem sie ihm ständig in unangenehme Situation bringt und Kunden vergrault. Das ist nicht mehr die warmherzige, freundliche und aufgeschlossene junge Frau, die ich kennen und schätzen gelernt habe. Sie ist ein,... ein... Monster geworden, Jim. Es tut mir leid, das ich so was sagen muss, aber ich finde einfach keine sanftere Beschreibung. Sie redete die ganze Zeit von irgendwelchen Reapern und das sie unsere Erlösung seien. Sie sagte mir sogar, dass ich meine Forschung einstellen soll, damit sie uns ewiges Leben gewähren. Ich lachte nur und sagte, ihr dann, dass niemand ewiges Leben verdient hatte. Nichteinmal die Asari oder die Kroganer. Ich habe ihr nahegelegt, sich vom Artefakt fernzuhalten und einen Psychiater aufzusuchen, aber das schlimmste waren ihre Augen. Ihre Augen. Sie waren so voller Hass und Missgunst. Ich habe Angst vor ihr, Jim. Ich wünschte du wärst hier. Den Lagerort und alles wissenswerte zum Artefakt habe ich beigefügt.“
Wieder machte sie ein Pause. Aus dem Hintergrund holte sie ein Taschentuch und trocknete sich die Augen.
„Ich weiß, dass dich meine Forschung interessiert und darum habe ich auch alle meine Ergebnisse an diese Nachricht beigefügt. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass ich Pläne für einen Antrieb habe, kann ich aber nicht. Ich kann dir aber sagen, dass ich bislang sehr gute Grundlagen für solch einen Antrieb erforschen konnte. Wir sind in Bereichen der Quantenmechanik und der Schwarzen Materie erheblich weitergekommen. Alles in allem sehe ich Potenzial innerhalb der nächsten einhundert bis einhundertfünfzig Jahren einen funktionalen Antrieb zu bauen. Vielleicht könnte Lilly...“, sie schmunzelte leicht: „Ich meine, vielleicht könnte ja Li-Ann, mein Werk zu Ende bringen, wenn du meine Forschung weiter vorantreibst.“
Ihre Augen drückten Zuversicht aus. Sie wünschte sich nichts sehnlicheres, als die Menschheit unabhängig von der Masseneffekt-Technologie zu machen. In ihren Augen, war das eine Möglichkeit zur Fortbewegung, aber nicht die einzige.
„Ich schicke das Amulett an Lilly. Sie soll es verwahren und dir in einem geeigneten Moment zukommen lassen. Auf Arcturus ist es momentan am sichersten vor den Händen deiner Schwester geschützt. Bitte verzeih mir, dass ich nicht direkt mit dir spreche.“
Wieder schluchzte sie mehrfach. Man sah ihr an, dass ihr das ganze Thema naheging.
„Bitte tue gutes, Jim. Lass das Artefakt den Behörden zukommen. Erkläre denen die ganze Situation und wappne dich für einen Kampf. Kacys Äußerungen war zu entnehmen, dass da was großes kommen wird. Jim, kannst du dich noch an die Frage erinnern, die einst an Li-Ann stelltest. Was ist ein Stern? Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich diese kleine Mädchen, dass sich in die Arme ihres Vaters flüchtete, weil sie sie Vorwürfe machte. Ich weiß, dass du ihr Halt gibst. Sie wird dir vertrauen und dir immer Verständnis entgegen bringen. Jim, sorge bitte dafür, dass es unserer Li-Ann gut geht. Viel Glück. Ich liebe dich, euch beide.“
Jim musste das gerade gehörte erst einmal verdauen. Er griff in den Schrank und förderte eine Flasche seines alkoholfreien Whiskys heraus, goss sich ein Glas ein und lehnte sich zurück. Aus der Schatulle auf dem Tisch genehmigte sich der grau melierte Mann eine Zigarre. Doch bevor er einen Schluck trank oder sich einen Zug der Zigarre nahm, überkam ihn die Einsicht, dass er das nicht mehr müsse. Er hatte nun andere Prioritäten. Erste war es, seine Tochter zu finden und in Sicherheit zu bringen. Dann war der Kampf gegen diese Reaper an der Reihe. Doch um das zu bewerkstelligen, brauchte man funktionales Werkzeug. James stand auf, ging an sein Terminal im Schlafzimmer und öffnete, nachdem er die Herausgabe des Artefakts an die Allianz veranlasst hatte, eine neue Projektdatei.
„Kennung: HM101-1,. Projekt: Herlock Military (http://www.youtube.com/watch?v=GsNhedbNA2A). Grundlage: SSV Anchorage. Autorisierung: Rear Admiral James Herlock.“