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Kinman
19.03.2011, 19:50
Die Citadel: Bezirke

Die oberen Bezirke der Citadel sind der Wohnort gut betuchter Bürger. Kostspielige Anwesen, teure Apartments und Penthouses werden von der reichen Oberschicht bewohnt. Die oberen Bezirke beherbergen mehrere exklusive Restaurants und teure Geschäfte, und machen allgemein einen sehr guten, gepflegten Eindruck. Die Luft ist sauber und gut klimatisiert, und zwischen mehreren Anwesen finden sich kleinere Grünanlagen. Die C-Sicherheit ist stets präsent und macht die oberen Bezirke zu einem außerordentlich sicheren Ort.

Die mittleren Bezirke der Citadel werden hauptsächlich von Bewohnern der oberen bis unteren Mittelschicht bewohnt. Saubere Mehrfamilienhäuser, hübsche Wohnungen und die ein oder andere, gut gepflegte Bar sind hier zu finden. Verbrechen sind hier zwar häufiger als in den oberen Bezirken, halten sich jedoch ebenfalls in Grenzen, da die C-Sec auch die mittleren Bezirke gut überwacht und für Ordnung sorgt.

Die unteren Bezirke, oftmals Schauplatz von Verbrechen - über Erpressung, Drogenhandel, Körperverletzung bis hin zu Tötungsdelikten - werden vorwiegend von der sozialen Unterschicht der Citadel bewohnt.Es gibt genug dunkle Ecken, um sich zu verstecken, was vor allem Kriminellen zu gute kommt, die sich vor C-Sec verstecken wollen. Obgleich die Citadel-Sicherheit versucht, die unteren Bezirke zu kontrollieren, gelten die unteren Bezirke als Problemgegend.Dunkle, gedrängte Wohnblocks stehen dicht an dicht, die Belüftung ist schlechter als in anderen Teilen der Citadel - Abgase und eine gewisse Hitze sind das Resultat. Zwielichtige Bars und Szene-Lokale sind die am häufigsten anzutreffenden Etablissements.Fremde werden misstrauisch, fast paranoid beäugt. Zwar sind die unteren Bezirke kein zweites Omega, und doch kann das Leben hier für jene, die nicht gut aufpassen, recht gefährlich sein. Gut betuchte Bürger meiden die unteren Bezirke daher.

John Weber
22.03.2011, 15:47
Citadel; Bezirke; Johns Wohnung

Tag 6; 5:50

Als sich Johns Wecker aktivierte fuhr der Agent ruckartig hoch, da er im ersten Augenblick das laute, sich wiederholende Geräusch mit einem Schiffsalarm verwechselte. Doch er erfasste schnell wo er in Wirklichkeit war und konnte sich ein selbstkritisches Kopfschütteln nicht verkneifen. Während sich sein beschleunigter Puls langsam wieder beruhigte bemerkte John wie gut seinem Körper die, im Vergleich zu den letzten Tagen, lange Schlafperiode getan hatte. Der Agent blieb noch etwa eine Minute lang liegen und genoss die Ruhe ehe er sich aufsetzte und aufstand.

Nachdem er sich geduscht und rasiert hatte packte der Agent ohne hast seine Reisetaschen und nachdem er sich vergewissert hatte das in seiner Wohnung alles so war wie es sein sollte verließ er sein Zuhause und fragte sich aber insgeheim wie lange er wohl diesmal unterwegs sein würde.

Da er noch genügend Zeit hatte war Johns erstes Ziel ein kleines Café wo er Frühstückte und nebenbei die neueste Ausgabe der Citadel-News auf seinem PDA überflog. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch ausstreichend Zeit hatte um im Arsenal der Allianz vorbeizuschauen, welches in der Nähe der für das Militär reservierten Andockbuchten lag. Zweifellos würde man die von John angeforderte Speziallieferung einfach auf die Midway bringen wenn er nicht persönlich erschien, doch der Agent wollte sich die Lieferung gerne selbst ansehen um bei bedarf noch etwas reklamieren zu können. Darum er beendete sein Frühstück und sich von einem Taxi zu den Andockbuchten bringen ließ.


---------------> Citadel; Allianzandockbuchten

7:25

Jen Becker
22.03.2011, 19:25
Stille auf allen Kanälen. Jen biss die Zähne aufeinander. Sie umklammerte ihre Waffe. Fürs Warten war sie einfach zu ungeduldig.
"Tifana, antworte verdammt noch mal!", bellte sie in ihren Funker. In diesem Moment erreichte sie eine Nachricht von Toran.

"Toran hier, ich hab mir die Bastarde vom Leib geschossen. Tifana, ich werde jetzt deinem Shuttle folgen, denn genau das habe ich vor dem ganzen Trubel verwanzt. Mir bleibt also nichts anderes übrig als dir zu folgen."

Schlagartig war es ihr peinlich so rumgebrüllt zu haben. Sie lief leicht rot an und war mehr als froh, dass niemand das sah. Ihr leicht aufbrausenden Temperament kam wohl noch von ihrer Zeit als Anführerin. Sie schluckte etwas, entschloss sich dann aber ihm zu antworten.
"Toran, hier ist Jen. Ich befinde mich in der Nähe der Shuttles und habe Sichtkontakt mit einigen Söldern. Aber sie sehen mich nicht. Einen Plan, wie wir weiter vorgehen?"
In diesem Moment bewegten sich die Söldner gefährlich nahe auf sie zu. Jen hielt den Atem an und kauerte sich in die Ecke. Hoffentlich hatten die Kerle ihren Wutausbruch nicht gehört.

Mika Hyden
23.03.2011, 00:49
<----- Die Citadel: Zivile Andockbuchten

Die Citadel: Bezirke
2009

Mika gewann immer mehr den Eindruck, dass die Citadel eigentlich keine Raumstation sondern vielmehr eine Stadt mitten in der leere des Alls war. Sicher soweit Sie wusste waren die Raumstationen der Allianz auch bewohnt, aber dennoch erfüllten Sie zuemeist einen militärischen, wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen Nutzen und dementsprechend eingeschränkt war auch das öffentliche Leben. Die Citadel jedoch war schien mehr als Lebensraum, denn als Arbeitsraum erbaut worden zu sein. Warum tut man so etwas. Es ist zwar Beeindruckend mitten im All zu leben und der Ausblick auf die Citadel-Arme und den Nebel da draußen ist auch nett. Aber abgesehen davon als Regierungssitz des Citadelraumes zu dienen scheint diese Station keine besondere Funktion zu erfüllen. Außer darauf zu leben. Der Rat könnte auch von einem zentralen Planeten aus regieren. Sie runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, ob sie in der Schule mal etwas über den genauen Zweck gehabt hatte. Aber in Geschichte hatte sie nie besonders gut aufgepasst. Um ehrlich zu sein, hatte Sie in der Schule nie besonders viel aufgepasst. Sie kam zu keinem Schluss und tat ihre Gedanken als unwichtig ab. Sicherlich hatten die Protheaner einst einen sinnvollen Verwendungszweck für diese gigantische Raumstation ersonnen, aber den kannte heute wohl niemand mehr. Inzwischen hatte Mika den hell erleuchteten Prospekt verlassen und war, der Wegbeschreibung folgend, abgebogen und sich in einer dunklen Seitengasse wiedergefunden. Shit!
Das 'Swordfish' sich kaum ein Penthouse in einem der reicheren Viertel gemietet hatte, geschweige denn im Präsidium, war Mika von Anfang an klar gewesen. Aber diese Gegend gefiel Mika überhaupt nicht. Mit jedem Schritt den Mika weiter ging fühlte Sie sich unwohler. Überall lag Müll herum und dazwischen raschelte es. Ratten oder irgenein außerirdisches Äquivalent. Hier gab es keine Leuchtstoffröhren oder Holoreklamen die die belebte Hauptsstraße ausleuchteten. Das einzige Licht fiel von der Straße selbst in die Gasse und unterstützte die spärrliche Beleuchtung der wenigen Lampen. Zwischen den Inseln des Lichts die sich durch die Gasse zogen und so schwach waren, dass sie sich in der Dunkelheit verloren, hatten sich bedrohliche Schatten ausgebreitet. Mika hielt inne und blickte zurück zur Straße, dann wieder in die unwirtlich wirkende Gasse. Eine typische Vergewaltiger-und-Räuber-Gasse. Da hört dich niemand schreien und deine Leiche findet man frühestens in einer Woche. Also los, worauf wartest du noch? Doch Mika blieb weiter wie angewurzelt stehen und starrte in die Gasse. Inzwischen hatten sich ihre Augen an die diffusen Lichtverhältnisse gewöhnt und Sie konnte mehr Details erkennen. Froh war Sie darüber nicht. Denn in dem Unrat wühlten keine Ratten sondern ekelhafte hässliche Echsen. Scheiße, was willst du denn sonst machen? Du hast nicht einen Credit in der Tasche, kennst hier niemanden und wirst spätestens in ein paar Stunden von C-Sec gesucht. Sie atmete einmal tief ein und aus, dann aktivierte Sie ihr Omni-Tool und schaltete die Taschenlampe ein ehe Sie zögerlich in die Gasse ging.

Mit jedem Schritt verließ Mika die Angst mehr und mehr und spätestens, als Sie erkannte, dass die scheinbar unendliche Gasse lediglich einen Knick gemacht hatte und an einem knutschenden Pärchen vorbeigelaufen war fiel jegliche Spannung wieder von ihr ab. Als Sie die anfänglich so bedrohlich wirkende Gasse wieder verlassen hatte fand sich Mika auf einem überschaubaren Platz mit einem Springbrunnen in der Mitte und einigen Bänken darum herum wieder. Dahinter ragte ein großer Wohnblock auf der auf Mika den Eindruck eines Studentenwohnheims machte. Die junge Hackerin sah erneut auf ihr Omnitool um sich erneut einen Überblick zu verschaffen und stellte fest, dass Sie am Ziel angekommen war. Hier wohnt also dieser ganz tolle Hackerhecht 'Swordfish'

Toran Bak'olo
23.03.2011, 17:46
Tag 4
Uhrzeit: 12:40
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich

"Toran, hier ist Jen. Ich befinde mich in der Nähe der Shuttles und habe Sichtkontakt mit einigen Söldern. Aber sie sehen mich nicht. Einen Plan, wie wir weiter vorgehen?"

Der Funkspruch kam gerade in dem Zeitpunkt, in dem Toran einen Schmerz im rechten Bein verspürte. Er sah an sich hinab und bemerkte, dass ihn wohl doch jemand bei dem Schusswechsel erwischt hatte, und das auch noch mit einer Plasmawaffe. Sein Panzer hatte also ein Tennisball großes Loch und genau so eine Fläche seiner Haut darunter war stark verbrannt. Toran war wohl mit zuviel Adrenalin vollgepumpt und hatte den Schmerz deshalb nicht gespürt. Jetzt, wo er etwas zur Ruhe kam, war dies natürlich anders. Der Turianer fluchte leise, was möglicherweise auch Jen hören konnte, da er sein Funkgerät aktiviert hatte.
"Nun, solange sie dich nicht sehen, bleibst du verdeckt und versuchst herauszufinden was sie machen, oder besser gesagt, was sie vor haben. Ich gehe eher davon aus, dass sie die Waren an einen Zwischenmann ausliefern, und der sie dann an den Batarianer weiterleitet, wahrscheinlich in ein Lagerhaus oder ähnliches. Diesen Mittelsmann, sofern es ihn gibt, sollten wir uns schnappen. Er könnte am ehesten wissen, wo sich der Batarianer versteckt hält. Eins ist jedenfalls sicher, dieser Bastard weiß, dass ich hinter ihm her bin. Du hast also gegenüber mir den Vorteil, dass du dich etwas freier bewegen kannst. Dich kennen sie noch nicht."
Die Schmerzen wurden immer stärker, so eine Verbrennung war nichts spaßiges. Toran sah sich in der Gasse um, niemand schien hier zu sein, somit konnte ihn auch niemand belauschen. Er betätigte wieder den Sprechknopf seines Funkgeräts und sprach weiter zu Jen:
"Sieh dich ein bisschen um, vielleicht ist eine Art Lagerhaus bei dir in der Nähe wo die Lieferungen zwischengelagert werden, bevor sie dann an den richtigen Lagerort transportiert werden. Pass aber auf, dass dir die Shuttles nicht doch auf einmal abhauen, ohne die Waren ausgeladen zu haben. Wie ist deine Position ?? Kannst du das ungefähr sagen ??"
Wieder wurde sein Bein von einem brennen durchzuckt. Toran kramte herum, vielleicht hatte er irgendwo ein Medikit mit dabei, aber nach kurzer Suche stellte sich heraus, dass dem nicht so war. Es würde wohl so gehen müssen. Toran blickte auf sein Datenpad, langsam setzte er sich wieder in Bewegung, immer in Richtung des blinkenden Punktes auf seiner Karte. Doch nun hinkte er...

Jen Becker
23.03.2011, 18:56
Der Söldner hielt seine Waffe fest umklammert. Jen hatte das Gefühl, als könne sie jeden einzelnen Muskeln an seinen Händen sehen. Er stand so nahe vor ihr. Sie presste sich an die Wand und hielt den Atem an. Genau in diesem Moment meldete sich ihr Funker.

"Sieh dich ein bisschen um, vielleicht ist eine Art Lagerhaus bei dir in der Nähe wo die Lieferungen zwischengelagert werden, bevor sie dann an den richtigen Lagerort transportiert werden. Pass aber auf, dass dir die Shuttles nicht doch auf einmal abhauen, ohne die Waren ausgeladen zu haben. Wie ist deine Position ?? Kannst du das ungefähr sagen ??"

Toran. Jen hätte schreien können. Was für ein unpassender Moment. Sie konnte einfach nicht antworten. Der Söldner bewegte sich keinen Zentimeter weg, sein Kopf sich dafür schon. Und zwar suchend von links nach rechts. Es schien, als hätten sie Jen doch gehört. Im Moment blieb der Söldnerin nur eins.
Abwarten und hoffen, dass sie nicht entdeckt wird.

Toran Bak'olo
24.03.2011, 20:47
Tag 4
Uhrzeit: 12:44
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich

Toran hätte ausrasten können, seine Unbeherrschtheit seiner Gefühle und Emotionen kam wieder zum Vorschein. Wieso um alles in der Welt mussten diese verdammten Kroganer ihn treffen? In einem weiteren Feuergefecht würde er jetzt einen enormen Nachteil haben, da er in seiner Bewegungsfreiheit durch die Wunde sehr eingeschränkt war.
Was solls...
Er beschleunigte seinen Gang etwas. Die Leute, denen er über den Weg lief, starrten ihn neugierig an, oder besser gesagt sein Bein. Der Attentäter beantwortete dieses Gaffen mit einem mordlustigen Funkeln, woraufhin sich die Meisten wieder von ihm abwandten.
Wollen wir mal hoffen das sich keiner an einen Sicherheitsoffizier wendet...
Aus dem Funkgerät drang nur rauschen, und das schon seit Minuten. Entweder Jen hatte ihn nicht gehört, oder etwas war passiert. Vielleicht lief sie auch Gefahr entdeckt zu werden und genau aus diesem Grund verzichtete er auch darauf, sie nochmal zu kontaktieren. Somit hatte er keine andere Wahl als zu warten. Und dieses verfluchte Bein hörte einfach nicht auf zu schmerzen. Aber da er alles andere als ein Jammerlappen war, setzte er seinen Weg unermüdlich fort. Immer wieder abwechselnd sah er nach vorne und auf sein Datenpad, um zu wissen, wohin er gehen musste. Manchmal rempelte er jemanden, ein andern mal wich einer schimpfend und fluchend vor ihm aus. Er kam zu einer Kreuzung. Er konnte jetzt in drei Richtungen gehen. Gerades, nach links oder nach rechts. Es schien alles kein Problem, er hob sein Datenpad hoch, doch was er dort sah überraschte ihn gewaltig. Er sah nichts. Der blinkende, weiße Punkt war weg. Die Wanze wurde zerstört.
Verflucht nochmal, läuft denn heute alles schief?!
Er sah wieder auf. Drei Straßen, drei Richtungen, drei Auswahlmöglichkeiten. Wohin sollte er jetzt?

Tifana Maldaran
26.03.2011, 20:13
Tifana wurde beim einem Gerüttle des Shuttles ungünstig von einer der kleineren Kisten am Kopf getroffen worden, was sie für einige Zeit ausgenockt hatte. Das war auch der Grund. warum die Funksprüche von ihr nicht beantwortet worden konnten. Sie wachte dennoch einige Zeit später auf und hoffte zuallererst nur, dass sie noch nicht gelandet waren und sie nicht entdeckt wurde. Sie renkte etwas ihren Kopf wieder ein und rieb sich dann die kleine Beule, welche durch die Kiste entstanden war. Blitzartig fiehl ihr dann ein, dass sie sich melden sollte, da sie schon lang nicht geantwortet hat. Sofort ging sie an ihr Funkgerät und sprach rein.

"Toran, Jen...tut mir leid, dass ich cniht antworten konnte, eine der Kisten hatte mich erwischt und dabei habe ich mein Bewusstsein verloren, doch jetzt bin ich wieder voll da. Wie ist euer Status?"

Als sie diese Nachricht von sich gab, hatte sie doch ganz vergessen, dass sie sich bei Toran nicht melden sollte, da er noch gegen die Söldner kämpfte, aber die Nachricht war schon gesprochen und daran konnte sie jetzt auch nichts ändern.

Mist...

Griz Tremaran
27.03.2011, 04:06
Tag 3
Citadel Bezirke – Griz’ Wohnung
22:45 Uhr

Mit geübter Hand hatte der Turianer die rituelle Gesichtsbemalung aufgetragen und bildete nun ein gänzlich anderes Bild als zuvor. Der Körper war gestreckt, die Muskeln gespannt und der Blick entschlossen. Bitterer Ernst war aus dem Zweifel erwachsen. Noch im selben Moment piepte Griz’ Kommmodul und signalisierte ihm lautstark das eine Textnachricht eingetroffen sei, die besagte das er sich ein erneutes mal mit Tryss in dem kleinen Hinterzimmer treffen solle. Zeitlich würde das wohl knapp werden, wollte der Turianer sich doch bereits auf den Einsatz vorbereiten. Eventuell hatte der Quarianer ja vor die Mission zu verschieben, die Vermutung war Griz aber zu vage und daher entschloss er sich nur Sicherheitshalber die Ausrüstung anzulegen. Mühsam quetschte er sich in einer kombinierten Bewegung aus Hast und Präzision in die taktische Rüstung, was ihm mehr oder weniger gelang. Hurtig schulterte er sein Präzisionsgewehr linksbündig, schob die Predator ins Halfter und schritt vor die antike Vitrine. Völlig behutsam öffnete er den Verschluss und befreite das Schwert aus seinem Gefäß, bevor er sich selbiges sorgsam um die Hüfte band, sodass sich der schwere Griffteil nun zu seiner rechten leicht nach unten neigte. Dann verlies er seine Wohnung schnellen Schrittes. Mit der Ausrüstung die er bei sich trug würde wohl kein Schmalspurganove sich mit ihm anlegen wollen, und C-Sec gab es hier unten nur sehr selten.

Citadel Bezirk – Kleines Hinterzimmer
23:10 Uhr

Trotz einer recht ordentlichen Geschwindigkeit, wenn man die Ausrüstung bedachte, war sein Weg umständlicher und schwerer geworden als ursprünglich erwartet. Lag seine Wohnung doch eigentlich nur 5 Minuten vom Treffpunkt entfernt, hatte er nun, nicht zuletzt weil er einigen Beamten der C-Sicherheit ausweichen musste, knappe 15 Minuten benötigt. Tryss würde ihn mit Sicherheit bereits erwarten und so schob Griz die Tür auf und schritt voll gerüstet in den Raum, fest davon überzeugt jeden Moment loszulegen. "Ich hoffe du bist bereit den Typen ordentlich welche überzuzimmern, mein Abzugfinger ist schon ganz heiß." Gab der Turianer als Begrüßung kund, während er die Türe wieder hinter sich schloss. Am anderen Ende des Zimmers erkannte er Tryss schemenhaft, da die Lichtverhältnisse immer noch genauso grottig waren als eine dreiviertel Stunde zuvor. Von der Gestalt, die zu seiner rechten im dunkeln stand nahm er zunächst keinerlei Notiz.

Daniel Jalowy
27.03.2011, 16:17
Citadel Bezirk – Kleines Hinterzimmer
Tag 3
22:45 Uhr


Schweigend ging er mit dem Quarianer durch die Straßen der Bezirke. Der Migrant schwieg auf dem Weg, wofür der Söldner dankbar war.
In Daniel wuchsen die Zweifel an der ganzen Sache, das Ganze sah so aus, als würde es ein riesen Fehler werden. Amateure, schlechte Planung und mangelnde Vorbereitung und nichts zuletzt würde er allein da reingehen müssen.
Daniel mustere den Quarianer nochmals von hinten. Der typische quarianische Überlebensanzug, das Präzisionsgewehr auf seinem Rücken und die schwere Pistole an der Hüfte, unwillkürlich fragte er sich ob der Quarianer ausgebildeter Scharfschütze war und ob er in den quarianischen Streitkräften gedient hatte.
Der Söldner erinnerte sich an seine Erfahrungen mit den Marines der Migrantenflotte und vor seinem inneren Auge sah er wieder dieses Bild.
Eine Quarianerin an Händen und Füßen an einen Stuhl festgebunden, geschlagen aber nicht gebrochen und noch immer schwang Stolz und Trotz in ihrer Stimme mit. Sie hatten nichts gewusst.
Zeitnot und Ungewissheit waren schon immer eine miese Mischung, vor allem für Leute die in der schwächeren Position waren. An diesem Tag hatte er viel über sich selbst lernen müssen, zu was er imstande war, zu was er geworden war, der Söldner schüttelte die Gedanken beiseite.

Eigentlich hatte er sich geschworen nur noch auf hohem, professionellem Niveau zu arbeiten allerdings war er nicht in der Position wählen zu können. Das kommende Vorbriefing würde zeigen was der Quarianer und der Turianer drauf hatten.
Eine Operation steht und fällt mir der Befehlsausgabe ein eiserner Grundsatz in seinem Gewerbe. Befehle waren der Kern , Vorbefehle, Gefechtsbefehle, Standardbefehle etc, etc. Je mehr man im Vorfeld befehlen konnte, desto sicherer war das Handeln jedes einzelnen und desto besser wusste jeder was seine Aufgabe im Gesamtbild war.

Gemeinsam erreichten sie eine Seitengasse, der Quarianer prüfte noch kurz die Umgebung dann öffnete er eine Tür. Daniel überließ Try den Vortritt und schlüpfte dann selbst hinein.
Der Söldner sah sich den kleinen Raum an und fragte sich wer eigentlich so baute, da der Raum für ihn im ersten Moment keinen Sinn ergab. Seit Jahren schien der Raum nicht mehr genutzt worden zu sein, denn der Putz fing bereits großflächig an abzubröckeln und die einzigen Möbel waren zwei Metallstühle und ein Tisch die von einer einzelnen, nackten Glühbirne mehr schlecht als recht beleuchtet wurden. Sein Blick ging von der Glühbirne zu der veralteten Klimaanlage die für den lebenswichtigen Luftaustausch benötigt wurde.
Ein Safehouse sieht anders aus, aber nun gut, ist halt ein Saferoom

„Da wären wir. Jetzt fehlt nur noch Griz, er sollte aber jeden Augenblick eintreffen.“ Der Söldner nickte stumm und zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich gegen die Wand. Er entschloss sich zu schweigen, würde er jetzt anfangen über die Operation zu reden müsste er, sobald der Turianer aufschlug, alles nochmal sagen müssen.
Nach ein paar Minuten flog die Tür auf und der Turianer betrat den Raum „Ich hoffe du bist bereit den Typen ordentlich welche überzuzimmern, mein Abzugsfinger ist schon ganz heiß!“ plapperte er auch gleich los. So spricht nur ein wahrer Profi! dachte der Söldner ironisch während er sich von der Wand löste und einen letzten Zug vom Glimmstengel nahm. Die Glut beleuchtete sein Gesicht kurz, dann ließ er die Kippe fallen, trat sie aus und musterte den Turianer.

Der Turianer trug eine leichte taktische Einsatzrüstung, die dem Träger zwar eine hervorragende Beweglichkeit ermöglichte dafür aber den Schutz vernachlässigte. Eine schwere Pistole und ein Scharfschützengewehr bildete die Hauptbewaffnung des anderen Söldners noch ein Scharfschütze? Legen sich die beiden etwa `gemütlich´ außerhalb des Gebäudes in Stellung und schicken mich komplett allein rein? zuletzt fiel sein Blick auf etwas das im Zwielicht der Glühbirne wie ein Schwert aussah ich hoff mal das das ein Vibro-Schwert ist, ansonsten weiß ich nicht was er sich davon verspricht!
Daniel hob den Blick und sah in das geschminkte Gesicht des Turianers na klasse! Ein Poser!

„Ganz ruhig `Heißsporn´! Einen Schritt nach dem anderen.“ Er wandte sich an den Quarianer „Fangen wir an Try“
Der Quarianer nickte und aktivierte sein Omnitool woraufhin eine holographische Darstellung des Gebäudes erschien. Der Söldner schob seine Basecap weiter in den Nacken, stütze sich auf den Tisch und sah sich das Gebäude näher an.
Es war ein typisches Hochhaus der Raumstation mit einer Mischung aus Eigentumswohnungen und Büros.
„Also was wissen wir?“ fing Daniel an und sah abwechselnd zu Try und dem geschminkten Turianer „Also, für mich stellt sich die Lage wie folgt dar:
Ziel ist ein Kunstgegenstand, der sich in einem der Lofts befindet. Gesichert wird das Ganze durch eine Sicherheitsanlage und einer Söldnergruppe, den `Red Wings´. Absicht ist es, dass ich als Täuschungselement diene während sie beide sich zutritt verschaffen und den Gegenstand entwenden.
Kennen wir Stärke, Ausrüstung und Ausbildungsstand der Söldner? Was wissen wir über die Sicherheitsanlage, Art, Ausdehnung und Zustand? Ist der Genaue Ort des Gegenstandes bekannt? Ist bereits mehr über die Durchführung geplant, also wer, was, wann, wie und wozu?“
Gespannt sah er in die Gesichter seiner `Partner´.

Toran Bak'olo
28.03.2011, 17:18
Tag 4
Uhrzeit: 12:48
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich

Er stand noch eine ganze Weile vor der Kreuzung und wusste nicht, wohin er gehen sollte. Irgendwann hatte er sich dann für eine Richtung entschieden, seine Wahl fiel auf die linke Seite. Toran hatte noch ungefähr im Kopf wo der blinkende Punkt zuletzt gewesen war und so stierte er auf sein Datenpad mit der Karte und fixierte immer genau diese eine Position, dann berührte er das Display mit einem seiner Finger an der Stelle und setzt eine Markierung. Nun war anstatt des weißen Punktes von vorhin, ein grünes Viereck an der Stelle. Die letzte bekannte Position seines Ziels. Das Shuttle konnte sich noch dort befinden oder schon wieder über alle Berge sein. Immerhin meldete sich Tifana wieder über Funk:

"Toran, Jen...tut mir leid, dass ich cniht antworten konnte, eine der Kisten hatte mich erwischt und dabei habe ich mein Bewusstsein verloren, doch jetzt bin ich wieder voll da. Wie ist euer Status?"

Der Attentäter aktivierte die Sprechfunktion, während er sich einen Weg durch die große Menge von Leuten drängte, die hier in der Mittagszeit unterwegs war.

"Tifana, endlich. Hier spricht Toran. Ich habe ein Shuttle verwanzt um den Anschluss wieder zu finden, allerdings wurde die Wanze zerstört wie ich vermute, da ich das Signal verloren habe. Wenn sie meinen kleinen Helfer wirklich entdeckt haben, dann ist höchste Vorsicht gefragt. Das gilt auch für dich Jen. Diese Jungs wissen jetzt, dass wir ihnen auf den Fersen sind."

Toran beschleunigte seinen Gang so gut es ging um gerade nicht zu laufen und so gut es ging mit den Schmerzen in seinem Bein. Hier und da bog er wieder in verschiedene Richtungen ab, kämpfte sich durch den Citadeldschungel. Nach wie vor gafften ihn manche Leute dumm an und alles, was er bemerkte, waren ihre fragenden Gesichter. Aber was interessierte es ihn schon, solange niemand auf die Idee kam, Wachleute darauf aufmerksam zu machen war alles in bester Ordnung. Naja fast alles, er musste noch immer so ein verdammtes Shuttle ausfindig machen.

"Jen, Tifana, versucht herauszufinden wo ihr euch befindet, damit ich zu einer von euch aufschließen kann falls nötig. Toran Ende."

Und so setzte er seinen Weg fort.

Jen Becker
28.03.2011, 17:32
"Ich glaube, du hast dich verhört. Hier ist niemand", meinte die eine Wache, die nahe bei Jen stand. Die junge Frau musste sich zusammenreißen, um sich tief durchzuatmen. Sie sah, wie die Wache sich langsam herumwandte und wieder zurück zu ihrem Posten ging.

"Jen, Tifana, versucht herauszufinden wo ihr euch befindet, damit ich zu einer von euch aufschließen kann falls nötig. Toran Ende."

Sie löste sich etwas von der Wand und schaute sich um.
"Toran, ich bin wohl ihn einer Gasse seitlich vom Shuttle.Habe schräg direkten Blick auf das Ding. Das steht auf einer Art Platz, kann nichts besonderes entdecken."
Sie flüsterte ihre Worte und hoffte, dass man sie trotzdem noch verstehen konnte. Sie lockerte ihren Griff um ihre Waffe leicht, bewegte sich aber sonst nicht. Die beiden Wachen behielt sie im Augen, während diese vor dem Shuttle standen und warteten.

Tifana Maldaran
28.03.2011, 20:58
Toran meldete sich bald darauf auch gleich bei ihr.

"Tifana, endlich. Hier spricht Toran. Ich habe ein Shuttle verwanzt um den Anschluss wieder zu finden, allerdings wurde die Wanze zerstört wie ich vermute, da ich das Signal verloren habe. Wenn sie meinen kleinen Helfer wirklich entdeckt haben, dann ist höchste Vorsicht gefragt. Das gilt auch für dich Jen. Diese Jungs wissen jetzt, dass wir ihnen auf den Fersen sind."

Sie freute sich riesig, dass es ihm gut ging und lächelte schon mal fröhlich vor sich hin. Tifana streckte sich dann in dem Lagerraum und gähnte leicht. Sie hoffte, dass ab jetzt alles wieder normal verlaufen wird, denn irgendwie schien ja alles richtig schief zu gehen. Sie bekam leicht Hunger und hielt sich den Magen, ein natürlich schlechter Moment, doch damit musste sie jetzt leben. Bald darauf kam sein zweiter Rückruf.

"Jen, Tifana, versucht herauszufinden wo ihr euch befindet, damit ich zu einer von euch aufschließen kann falls nötig. Toran Ende."

Sie ging wieder an ihr Funkgerät und antworte Toran auch zugleich.

"Ich kann grad nicht lokalisieren wo ich bin, doch eins kann ich sagen, dass das Shuttle gelandet ist und einige Leute außerhalb unterhalten...ich glaub ein Batarianer und noch irgendwer...doch seine Stimme ist etwas leiser."

Tifana stand auf und lehnte sich vorsichtig an die Wand, um besser lauschen zu können. Sie hoffte vielelicht jetzt was zu verstehen.

Mika Hyden
29.03.2011, 00:53
2020
Die Citadel: Bezirke: Stundentenwohnheim

Zischend glitten die Türen des Hochgeschwindigkeitsfahrstuhls auf und vor Mika erstreckte sich der lange ausgestorbene Flur des 14. Stocks. Wären nicht die überquillenden Mülleimer vor dem gebäude und der wummernde Bass, der nun aus einer Wohnung am Ende des Ganges kam, gewesen, hätte man meinen können das Gebäude sei unbewohnt. 14. Stock, Wohnung E08 rief sich Mika die Wegbeschreibung wieder in Erinnerung und ging den Flur entlang. Als Mika die richtige Tür erreicht hatte stutzte Sie. Die Holo-Anzeige die bei den anderen Wohnungen immer Vor- und Zunamen der Mieter angezeigt hatte ließ hier lediglich 'Swordfish' in der Luft flimmern. Mika zuckte mit den Schultern und betätigte die Klingel. Nichts geschah, keine schlurfenden Schritte hinter der Tür, kein unverkennbares Summen, nichts. Großartig, irgendwas musste ja schief...
Das kleine Lämpchen der Tür wechselte plötzlich von Rot auf Grün und die Holo-Anschrift wechselte von 'Swordfish' auf 'Komm rein'. Mika öffnete die Tür und fand sich in einem kleinen schlecht erleuchteten Flur wieder. Der Flur war ein wenig unordentlich, drei paar Schuhe lagen willkürlich verteilt herum und über einen Stuhl war unachtsam ein Sammelsurium an Jacken und Mänteln geworfen worden. Vom Flur aus führten zwei Türen ab. Die eine war offen und führte offenbar in die Küche, denn Mika konnte eine Küchenzeile und gefließten Boden ausmachen. Die andere war zu. Niemand kam Mika entegegen um Sie in Empfang zu nehmen. Arschloch! dachte Mika bei sich, als Sie ihren Rucksack auf dem überladenen Stuhl drappierte, sich ihre Schuhe auszog und einen Augenblick die Zehen streckte. Anschließend steckte Sie kurz den Kopf in die dunkle Küche, die aber, erwartungsgemäß, leer war. Dann wandte Sie sich der geschlossenen Tür zu und öffnete Sie. Das einzige Licht in diesem Raum kam von einer Reihe Holo-Displays die an einem Schreibtisch standen und durch die halb geschlossenen Jalousien von der Straßenbeleuchtung. Im schwachen Lichtschein konnte man ein zerwühltes Bett, einen kleinen Tisch mit einer kleinen Couch und eine Person auf einem Bürostuhl vor dem Schreibtisch ausmachen, die scheinbar richtung Tür guckte. "Ähm, Swordfish?, Ich bin Mnemosyne, Trace hat mich geschickt." Keine Antwort. Scheiße, ist der eingepennt? Aber wer hat mir dann die Tür geöffnet? Nen DNA-Key? Mika sah sich nach einem Lichtschalter, fand aber keinen. Einer Eingebung folgend sagte Sie: "Licht!" und stieß einen spitzen Schrei aus während sie einen Satz nach hinten machte und schmerzhaft mit dem Türrahmen zusammenstieß. Swordfish war tot. Etwa einen Minute starrte Sie die Leiche des Mannes an der Schlaff im Stuhl hing und mit leerem Blick auf die Tür schielte, ehe Bewegung in Mika kam. Sie hastete zurück in den Flur schlüpfte in ihre Schuhe, schnappte sich ihre Tasche und rannte im nächsten Moment gegen die Wohnungstür. Weiße Sternchen flackerten in Mikas Sichtfeld auf während Sie ihm Flur auf dem Rücken lag und benommen die Decke anstarrte. Oh Fuck! Ihr Schädel dröhnte heftig und etwas warmes lief ihr von der Stirn in die Haare und an den Schläfen herunter. Zehn Minuten brauchte Mika um wieder einigermaßen zu sich zu kommen. Dann stand sie, eine Hand auf ihre Platzwunde gepresst vorsichtig auf. Sofort wurde ihr schwindelig und sie torkelte in die Küche wo sie sich über der Küchenzeile erbrach. Medigel! Der Wichser muss hier doch irgendwo Medigel gehabt haben! "Licht!" sagte sie schwach, auch in der Küche funktionierte der akustische Befehl und Mika fing an die Schränke auf der Suche nach einem Erste Hilfe Kasten aufzureißen. Fand aber nichts außer ein paar Lebensmittelvorräten, Küchenutensilien und ein paar Flaschen mit Hochprozentigem. Sie kämpfte sich zurück in den Raum mit dem hingerichteten Hacker, durchquerte ihn und setzte ihre Suche im Bad fort. Hier wurde Sie fündig.
Sie setzte sich auf den Boden und leerte den Inhalt des Medikits neben sich auf dem Boden aus. Mika war froh darüber, dass Medigel relativ Idiotensicher war, solange man die Dosierung einigermaßen gering hielt. Sie trug etwas von dem medizinischen Gel auf ihre Platzwunde auf und legte sich einen provisorischen Verband mehr schlecht als recht um die Kopfwunde. Das Medigel zeigte Wirkung. Ihre Kopfschmerzen hatten etwas nachgelassen und sie konnte etwas klarer denken. Jetzt weg hier und Spuren verwischen bevor Sec hier aufkreuzt... oder der Killer.
Sie stopfte den Rest vom Medigel und dem Verbandszeug in ihren Rucksack und stackste danach zurück in die Küche. Vielleicht kann ich den Alkohol nutzen und die Bude abfackeln. Sie griff sich vier Flaschen, die fünfte wanderte in ihren Rucksack, und ging in das Schlaf und Arbeitszimmer. Sie schmiss die Flaschen auf die Couch und wandte sich dem Schreibtisch zu, den Toten so gut es ging ignorierend. Auf dem Schreibtisch fand sie einen haufen Speichersticks, eine Credit Card, ein Omnitool, sowie ein gutes dutzend Datapads und eine Pistole. Sie zwängte alles, ohne groß darüber nachzudenken, in ihren Rucksack und spiegelte den Inhalt der Pads und des Omnitools auf ihres. Sie überlegte einen Moment, ob sie das selbe auch mit den Datenträgern der Terminals machen sollte, entschied sich aber dagegen. Dafür fehlte ihr einfach die Zeit. Anschließend verteilte Sie den Alkohol und manipulierte den kleinen Allzweckcomputer so, dass er sich in fünf Minuten selbst überlasten würde. Danach schmiss Sie ihn unachtsam auf den alkoholdurchtränkten Teppichboden. Scheiße, hoffentlich reicht das. Mika ließ nochmal den Blick durch den Raum schweifen und blieb am Feuermelder hängen. Ein billiges Modell, wenn der Sensor Rauch oder Hitze meldete würde es eine Signal an die Nächste Feuerwache senden. Mika schüttelte den Kopf als sie mit ihrem Omnitool auf das Sensorarray zugriff und feststellte, dass es nichtmal einen Passwortschutz gab. Zwei Sekunden später waren das Sensorarray abgeschaltet. Nun schnappte sich Mika ihren Rucksack und verließ hastig die Wohnung. Draußen zog Sie sich geistesgegenwärtig die Kapuze ihres Hoodies tief ins Gesicht um ihr blutverschmiertes Gesicht zu verbergen.
Als Mika in der Gasse verschwand durch die Sie gekommen war hörte Sie hinter sich einen Knall, die Fenster waren auf Grund der Hitze und des Drucks geborsten und nun leckten gelbweiße Flammenzungen aus einem Fenster im 14. Stock Hello Mr. Yellow! Na wenisgtens das hat geklappt!

2100

Toran Bak'olo
29.03.2011, 17:02
Tag 4
Uhrzeit: 12:50
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich

"Toran, ich bin wohl ihn einer Gasse seitlich vom Shuttle.Habe schräg direkten Blick auf das Ding. Das steht auf einer Art Platz, kann nichts besonderes entdecken.", gab Jen durch.

"Ich kann grad nicht lokalisieren wo ich bin, doch eins kann ich sagen, dass das Shuttle gelandet ist und einige Leute außerhalb unterhalten...ich glaub ein Batarianer und noch irgendwer...doch seine Stimme ist etwas leiser.", lautete Tifanas Antwort.

Das waren immerhin teilweise gute Nachrichten. Denn die Tatsache, dass Tifana gelandet war und er Tifanas Shuttle verwanzt hatte, ließ hoffen, dass das grüne Viereck auf seinem Datenpad, also seine Markierung, noch immer an diesem Ort war, da es sich zuvor auch schon nicht mehr bewegte. Es waren nur Vermutungen, doch fühlte Toran, dass diese sich als richtig erweisen würden.
"Tifana, wenn das stimmt, und du wirklich am Boden bist, dann sollte ich in etwa fünf Minuten bei dir sein.", gab er ihr durch während er auf seine Karte blickte und weiterging.
"Jen, haben sie schon angefangen das Shuttle zu entladen ?? Oder ist dir sonst etwas aufgefallen, was wichtig sein könnte ??", wollte er wissen.

Während er auf die Antworten wartete führte ihn sein Weg immer weiter und weiter durch die Unteren Bezirke. Dunkle, enge Gassen und ein etwas abstoßender Gestank gab es hier hauptsächlich zu sehen und zu riechen. Man konnte wirklich sagen die Unteren Bezirke der Citadel waren fast so schlimm wie die Gassen und Straßen auf Omega. Dieser Bereich der rießigen Citadel ließ ihn immer in Erinnerungen schwelgen. Erinnerungen die keinesfalls berauschend waren. Auf Omega hatte er seine schlimmste Zeit verbracht. Mehrere Male wäre er beinahe von Schlägern totgeprügelt worden, ohne das er sich hätte wehren können. Er war einfach mittellos. Er musste wochenlang Hunger schieben und glaubte auszutrocknen, weil er nichts zu trinken hatte. Letztendlich musste er also stehlen um zu überleben, was ihn den Zorn eines Händlers einbrachte und der ihm prompt einen kroganischen Kopfgeldjäger auf den Hals hetzte, vor dem er die ganze Zeit flüchten musste, da er auch keine Waffen besaß. Doch mit der Zeit lernte Toran dazu, durchschaute die Arbeitsweise des Kroganers und war ihm in Zukunft immer einen Schritt voraus. Zu einem Kampf Eins gegen Eins kam es nie und seit er von Omega weg war, hatte er nichts mehr von dem Kopfgeldjäger gehört oder gesehen. Und weil es nicht die ganze Zeit so weiter gehen konnte, nahm Toran einen Auftrag für ein Attentat an, dass er auch durchzog und das gar nicht einmal schlecht. Der Waffenschmuggler, sein Auftraggeber, war so begeistert, dass er Toran ein paar Waffen schenkte, die er heute auch noch unter anderem benutzte. An diesen Waffen klebte jede Menge Blut, das Blut seiner Opfer. Wie hatte er diese Tage verflucht und tut es auch heute noch. Er verfluchte nicht die Tatsache, dass er Attentäter wurde, nein, er verfluchte wie es ihm damals erging und wie er mehrmals nur knapp dem Tod entrann. Das war das, was er immer zu sich selbst sagte, aber tief in seinem Inneren verfluchte er sich selbst. Sich selbst, wie er sein Leben vergeigt hatte.
Doch das gehörte jetzt nicht hierher, in seinen Kopf. Dies war der falsche Zeitpunkt dafür, er hatte etwas zu erledigen und sollte sich gefälligst nur auf das Wesentliche konzentrieren. Der Attentäter ging, beziehungsweise hinkte, weiter in Richtung Markierung, in der Hoffnung ein Shuttle vorzufinden.
Wieder durchzuckte ihn ein stechender Schmerz ihm Bein.
Achja, richtig...
Er hatte schon wieder ganz vergessen, dass sein Fuß nicht mehr der Beste war.
"Ach übrigens...mich hats erwischt.", gab er durch das Funkgerät.

Jen Becker
29.03.2011, 18:05
"Jen, haben sie schon angefangen das Shuttle zu entladen ?? Oder ist dir sonst etwas aufgefallen, was wichtig sein könnte ??"

Sie beugte sich wieder vor. Bei beiden Shuttles waren die Klappen noch geschlossen, nur einige Wachen, Menschen wie Batarianer, standen davor.
"Nein, noch nicht. Aber hier sind viele Wachen. Es scheint, als würden sie auf jemanden warten."
Sie huschte zu einer andere Wand, von welcher sie einen besseren Blick hatte. Die Wachen sahen sich immer wieder suchend um. Jen fluchte innerlich. Ihr Wutausbruch hatte die Wachen auf sie aufmerksam gemacht. Jetzt waren sie, oder zumindest die beiden, die sie beobachtete, in Alarmbereichtschaft. Sie musste sehr vorsichtig sein, um nicht entdeckt zu werden. Sie hob den Kopf und lauschte. Sie glaubte etwas gehört zu haben.
In diesem Moment tauchte ein weiteres Fahrzeug, ein dunkles Skycar auf. Schnell öffnete Jen den Funk.
"Leute, wir bekommen Besuch. Scheint, als würde der Chef auftauchen."

Tifana Maldaran
30.03.2011, 23:08
Tifana versuchte noch was rauszuhören, doch sie schienen sich vom shuttle zu entfernen, was es umso schwerer machte irgendetwas herauszuhören. Also ließ sie es und prüfte nochmal ihre Waffen, da es ihr verdächtig vorkam, dass der Laderaum bis zum jetzigen Zeitpunkt noch geschlossen war. Die Ruhe vor dem Sturm also. Sie seufzte etwas und erinnerte sich an einen ihrer letzten Einsätze, wo sie eine Ähnliche Situation durchlebt hat, aber da war sie allein, jetzt hatte sie ja Mitstreiter, die sie im Notfall vielleicht retten würden. Sie kannte sie noch nicht lang genug, um zu wissen, dass sie einem in einer richtigen schweren Notsituation nicht zurücklassen würden. Sie wollte weiter in Erinnerungen schwelgen doch dann meldete sich wieder Toran.

"Tifana, wenn das stimmt, und du wirklich am Boden bist, dann sollte ich in etwa fünf Minuten bei dir sein.", gab er ihr durch während er auf seine Karte blickte und weiterging.

Sie ging wieder an ihrr Funkgerät und antwortete ihm:
"Ja ich bin mir sicher, dass dieses Shuttle gelandet ist und ich freu mich, dass du dann auch da bist, aber gib Acht, es könnten noch Wachen in der Nähe sein...ich kann es von hier drin nicht beurteilen."

Kurz darauf wieder eine Nachricht von Seiten Torans.

"Ach übrigens...mich hats erwischt."

Tifana erschrickte sofort und hoffte dann, dass sie nicht zu laut gewesen sei und sie niemand bemerkte, aber es schien alles in Ordnung zu sein.

"W-Wo...wurdest du denn e-erwischt?", fragte sie ihn mit einem leicht nervösen Ton, der ebenso mit Sorge erfüllt war.

Toran Bak'olo
31.03.2011, 16:02
Tag 4
Uhrzeit: 12:52
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich


"W-Wo...wurdest du denn e-erwischt?", erkundigte sich Tifana sofort.

"Am Bein, war ne ziemlich heiße Sache dieses Plasma." gab er ihr als Antwort zurück. "Jedenfalls bin ich jetzt nicht mehr ganz so schnell unterwegs als zuvor."
"Jen, bist du da? Egal was auch passiert, lege deinen Fokus auf die Person, die jetzt dann aus diesem Skycar steigt. Das Beste wäre, wenn du sie schnappen könntest. Nein vergiss es, du MUSST sie schnappen.", die Betonung auf das Wort 'musst' war deutlich herauszuhören. "Es wird zwar nicht die Zielperson sein, die ich töten soll, aber es könnte einer der Mittelsmänner sein. Ich würde dir ja zur Hilfe kommen, aber ich weiß nicht wo du dich befindest."

12:55 Uhr

Genau wie er gesagt hatte. Fünf Minuten waren vorbei und er lehnte an einer Wand. Um die Ecke hatte er gute Sicht auf den Platz, auf dem Tifanas Shuttle zu stand kam. Er hatte die Fläche auch schon ein wenig ausgekundschaftet. Es war ziemlich eng und die Gasse zwischen ihm und dem Platz, war der einzige Zugang. Der Attentäter machte fünf Personen aus. Zwei Batarianer, die normal gekleidet waren, also wohl das Shuttle geflogen hatten und drei Söldner in Kampfpanzerungen, allesamt Kroganer.
Wie ich diese Kröten hasse...
Sie standen in einem kleinen Kreis beisammen, doch redeten sie nicht miteinander, es war hier allgemein totenstill. Es lief auch nirgends eine Person herum, schien wohl ein Ort zu sein der noch düsterer und verlassener als der Rest der Unteren Bezirke war. Hier würde sich auch kein Sicherheitsoffizier auf normaler Streife hinwagen. Der perfekte Platz also, um Schmuggelware zu verstecken. Das Grüppchen stand gut fünfzehn Meter vom Shuttle weg. Es dauerte auch hier nicht lange und ein dunkelblaues Skycar tauchte am Himmel auf, kurze Zeit später setzte es zum Landeanflug an.
Hoffentlich haben die mich aus der Luft nicht gesehen.
Toran streckte seinen Hals und schielte vorsichtig um die Ecke. Es schien nochmal gut gegangen zu sein. Die Gruppe war genau da, wo sie zuvor auch war und das dunkelblaue Skycar war so gut wie gelandet.
"Tifana, ein Skycar ist draussen gelandet, du müsstest es gehört haben. Es tut mir leid, aber ich fürchte sie beginnen gleich damit, das Shuttle zu entladen. Es sind fünf Personen, zwei normale Batarianer, wohl die Piloten des Shuttles und drei kroganische Söldner, wer oder was da jetzt noch aus dem Skycar kommt, kann ich noch nicht sagen."
"Butch" zog die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen als sich die Türen des Skycars nach oben hin öffneten. Doch als er sah, wer da aus dem Skycar kam, fiel ihm die Kinnlade herunter. Ein Kind. Ein Menschenkind. Ein gottverdammtes Menschenkind, welches vielleicht gerade mal elf Jahre alt war, zumindest glaubte Toran das. Das konnte nicht sein, jemand musste da doch noch drin sein um das Ding zu fliegen. Ein elfjähriger kann doch kein Skycar fliegen! Doch es stieg niemand mehr aus. Seine Verblüffung nahm immer mehr zu, als das Kind nun auch noch einen Schlüssel in der Hand hatte und die alte Lagerhalle aufschloss, die sich in unmittelbarer Nähe des Shuttles befand.
"Jen, Tifana...aus dem Skycar ist ein kleines Menschenkind ausgestiegen. Und jetzt haltet euch gut fest, es hat eine alte Lagerhalle für die Söldner aufgeschlossen. Mir ist noch nicht ganz klar, welche Rolle das Kind in diesem Spiel hier spielt, nur eins ist sicher, unser Mittelsmann ist es nicht. Mit anderen Worten, wenn ihr jemanden erwischt, denn ihr gefangen nehmen könnt, tut es, egal wer es ist. Unsere Chancen haben sich jedenfalls gerade extrem verringert, da bin ich mir sicher."
Schüsse tönten aus der Lagerhalle heraus, dann kehrte wieder die Stille ein.
Die Kroganer machten sich auf den Weg zum Shuttle, wahrscheinlich um mit dem Ausladen zu beginnen. An alle beide gerichtet, sprach er ins Funkgerät:
"Es wurden gerade Schüsse in der Lagerhalle abgefeuert, die Kroganer werden gleich mit dem Ausladen beginnen Tifana."
Während er den Funkkontakt zu seinen Gefährtinnen suchte, verteilten sich die Batarianer. Einer stieg ins Shuttle, der andere ins Skycar. "Butch" ahnte schlimmes.
"Ich fürchte sie haben das Kind, nachdem es das Lager aufgesperrt hat, erschossen. Die zwei Batarianer haben sich jetzt auf die zwei Flugobjekte verteilt, daher waren es auch zwei Piloten im Shuttle, damit der andere dann das Skycar wegfliegen kann. Das Kind kam wohl über Autopilot mit dem Skycar hierher."
Als der Attentäter seinen Satz beendete, hob das dunkelblaue Skycar auch schon wieder ab und die Laderampe des Shuttles fuhr langsam nach unten.
"Tifana, es geht los. Komm da raus sobald es geht! Wer weiß wo das Shuttle nach dem Abladen hinfliegt, es wäre zu gefährlich da auch noch an Bord zu bleiben."
Toran stieß einen tiefen Seufzer aus, was war hier los?!

--> 13:02 Uhr

Jen Becker
31.03.2011, 16:20
Still hatte Jen die ganze Prozedur beobachtet. Ihre Augen waren dem Kind gefolgt, bis dieses in der Lagerhalle verschwunden war.
Ein Kind. Ein kleines Kind. Wie konnten diese Schweine nur.
Sie holte tief Luft, doch der innere Drang sich in die Lagerhalle zu begeben wurde immer stärker. Jemand musste da drin sein. Sollte sie es wagen?
Nur verlieren haben Angst, Becker, erklang die Stimme ihres alten Ausbilders in ihrem Kopf. Sie nickte, wie zu sich selbst und erhob sich vorsichtig.
"Toran, Tifana, ich gehe in die Lagerhalle. Mal schauen, ob da jemand drin ist. Keine Angst, ich lasse mich nicht erwischen."
Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern erhob sich und huschte im Schatten der Wände auf die Halle zu. Ihre Pistole hielt sie dabei fest umklammert. Sie drückte sich an die Wand der Halle und wartete, bis die Söldner ihre Blicke auf die Shuttles gerichtet hatten. Sie hatte nur diese eine Chance. Mit einer schnellen Bewegung verschwand sie in der Halle, wo sie sich sofort hinter eine Art Kiste drückte.

Tifana Maldaran
03.04.2011, 19:14
Tifana war zuerst sehr gefasst, als die Nachrichten von Toran kamen und sie verstand auf die Situation in der sie sich befanden, doch dann wurde sie völlig aus ihrer Konzentration gerissen, als Toran mit dem Kind und dem Skycar ankam. Sie blickte zuerst gar nicht durch, ob er es ernst gemeint hatte oder nicht. Doch sie bemerkte die Verblüffung in Torans Stimme, also musste das eben gesagte war sein.
Ein Kind?
Sie grübelte wieder etwas nach, abe rkonnte sich schließlich dann doch fassen. Toran erklärte dann den beiden die weiteren Schritte.

"Tifana, es geht los. Komm da raus sobald es geht! Wer weiß wo das Shuttle nach dem Abladen hinfliegt, es wäre zu gefährlich da auch noch an Bord zu bleiben."

Tifana meldete sich dann sofort zurück:

"Verstanden, ich werde aus dem Shutle kommen, sobald sie die ersten Kisten aus dem Shuttle nehmen, werde ich die nächstbeste Gelegenheit nutzen, um aus dem DIng heir rauszukommen."

Sie versteckte sich dann zugelich ganz hinten im Shuttle, um nicht aufzufallen und dann wartete sie auf das Abladen.

Toran Bak'olo
04.04.2011, 15:30
Tag 4
Uhrzeit: 13:05
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich

"Toran, Tifana, ich gehe in die Lagerhalle. Mal schauen, ob da jemand drin ist. Keine Angst, ich lasse mich nicht erwischen."

"Jen, da wird niemand drin sein, die Lagerhalle war verschlossen. Trotzdem kann es nicht schaden wenn wir reingehen, da drinnen können wir sie besser bekämpfen und jemanden gefangen nehmen."

Er selbst hockte noch immer hinter der Ecke. Wegen seinem Bein konnte er nicht nach vorne spurten. Sie würden ihn erwischen, mit Sicherheit. Doch würde er es versuchen müssen. Von hier konnte er nichts ausrichten. Als er so grübelte, fiel ihm etwas ein.
"Jen ?! Wie kommst du überhaupt hierher ?? Ich dachte du bist einem anderen Shuttle gefolgt ??"
Im Eifer des Gefechts war ihm erst gar nicht aufgefallen, dass ihr Funkspruch bedeutete, dass auch sie hier war. Nun waren sie zum Erfolg verdammt. Wenn sie hier scheiterten, war alles verloren, dann waren sie wieder komplett ohne jegliche Spur. Und sie waren auf dem richtigen Weg, ohne jeden Zweifel. Ihm kam eine weitere Idee.
"Tifana, wenn du aus dem Shuttle bist, kannst du es schaffen, den Batarianer aus dem Shuttle in dessen Laderaum du dich gerade befindest herauszuholen und festzuhalten, beziehungsweise ihn zu fesseln ?? Ich werde jetzt versuchen ebenfalls die Lagerhalle zu erreichen. Ich und Jen schalten dann die drei Kroganer aus, aus denen kriegt man sowieso nichts heraus und den Batarianer nehmen wir mit. Zum Verhör."
Toran lugte um die Ecke. Die Kroganer betraten das Shuttle und kamen nach einiger Zeit mit Kisten beladen wieder heraus. Wenige Schritte später waren sie auch schon in der Lagerhalle. "Butch" rappelte sich auf und humpelte so schnell es ging in Richtung Lagerhaus.

Jen Becker
04.04.2011, 16:21
Sie presste ihren Rücken an die Kiste.

"Jen ?! Wie kommst du überhaupt hierher ?? Ich dachte du bist einem anderen Shuttle gefolgt ??"

Sie schmunzelte kurz, antwortete Toran aber sofort leise flüsternd.
"Es waren zwei Shuttles. Offenbar waren die anderen nur Ablenkung. Zumindest ist meins mit dem, in dem Tifana hockt, zusammen geblieben."
Sie spähte kurz um die Ecke der Kisten und sah die Kroganer, jeder mit einer Kiste auf dem Arm, die Halle betreten. Sie umklammerte ihre Waffe, handelte aber sonst nicht. Sie war sich sicher, dass einer der beiden noch auftauchen würde. Sie durfte nur nicht zulassen, dass die Kroganer die Halle verließen. Den im Moment, so, wie es war, hatte sie die besten Chancen alle drei auszuschalten. Sie beobachtete, wie drei die Kisten abstellten, dann aber noch etwas stehen blieben und sich über etwas unterhielten.

Tifana Maldaran
05.04.2011, 16:22
Tifana saß bereit, dann kam wieder ein Funkspruch von Toran.

"Tifana, wenn du aus dem Shuttle bist, kannst du es schaffen, den Batarianer aus dem Shuttle in dessen Laderaum du dich gerade befindest herauszuholen und festzuhalten, beziehungsweise ihn zu fesseln ?? Ich werde jetzt versuchen ebenfalls die Lagerhalle zu erreichen. Ich und Jen schalten dann die drei Kroganer aus, aus denen kriegt man sowieso nichts heraus und den Batarianer nehmen wir mit. Zum Verhör."

"Alles klar...", antwortete sie und dachte nach wie sies am besten schaffen könnte.
Dann kam ihr eine kleine Idee. Sie kletterte die Kisten rauf und hängte sich auf die Decke des Laderaums, wo man sie nicht sehen konnte. Sie wartete dann ab bis die Kroganer und der Batarianer, der wieder aus dem Cockpit gestiegen kam, den Laderaum öffneten. Zuerst kam der Batarianer herein und sah sich die Kisten an, dabei zeigte er welche die Kroganer zu tragen hatten. Nachdem sie verstanden hatten, begann sie den Laderaum auszuräumen und gingen in Richtung Lagerhalle. Der Batarianer blie noch hier und prüfte die restlichen Kisten. Tifana sah dann ihre Chance, während die Kroganer weg waren und sprang auf den Batarianer drauf, wobei sein Kopf gegen die Ladefläche knallte und er bewusstlos wurde.
Besser als gedacht
Sie beeilte sich und nahm mit auf die Schulter hängend und rannte schnell und doch unauffällig aus dem Shuttle in eine der Gassen. Sie meldete sich dann wiede rüber Funk.

"Toran, ich habs erledigt...ich glaub ich bin in einer der Gassen nahe des Shuttles, falls ihr mich sucht und so...", meinte sie dann bröckelig und begann den Batarianer zu fesseln.

Toran Bak'olo
07.04.2011, 18:05
Tag 4
Uhrzeit: 13:07
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

Auf dem Weg in Richtung Lagerhaus suchte er immer wieder Deckung, ob es nun von vorstehenden Häuserwänden war, oder einfach nur eine einzelne, einsame Kiste. Er durfte nicht entdeckt werden, noch dazu war er langsam, zwei verdammt gute Gründe dafür, sehr vorsichtig vorzugehen. Toran war schon fast auf Höhe des Shuttles, als Tifana auf einmal mit einem Batarianer auf den Schultern aus dem Fluggerät gestapft kam. Es war etwas verwirrend, aber er erklärte es sich damit, dass der Batarianer wohl vom Cockpit noch einmal nach hinten gegangen ist, ohne das er es mitbekommen hatte. Ihm war es letztlich egal, eine Sorge weniger die sie hatten. Jetzt konnten sie etwas freier vorgehen. Da kam auch schon der Funkspruch.

"Toran, ich habs erledigt...ich glaub ich bin in einer der Gassen nahe des Shuttles, falls ihr mich sucht und so..."

Nun war der Attentäter auf Höhe des Shuttles und suchte gleich hinter diesem Deckung. Dann antwortete er auch gleich.

"Gute Arbeit, ein Problem weniger. Bleib wo du bist und egal was ist, lass diesen Batarianer nicht mehr aus den Augen, er darf nicht mehr entkommen."
Gleich nach dieser Mitteilung schaltete er sein Funkgerät aus. Wenn er in der Lagerhalle war, würde es ihn womöglich noch verraten und es waren nur noch wenige Meter bis zum Lagerhaus. Die Zeit drängte jetzt, die Kroganer würden bald wieder herauskommen und die nächste Ladung holen. Dann würde ihnen das Verschwinden des Batarianers auffallen und die Kacke wäre am dampfen. Vorsichtig, Schritt für Schriitt tapste er sich in Richtung Eingang. Dort angekommen lehnte er sich mit gezogenem Sturmgewehr an die Wand. Langsam schielte er um die Ecke. Die Kroganer unterhielten sich, von Jen keine Spur. Aber sie würde hier schon irgendwo sein. Jedenfalls war hier drinnen alles voller Kisten. "Butch" entschloss sich, erst einmal hier draussen neben dem Eingang auf der Lauer zu liegen. Die Hände fest um das Sturmgewehr geschlossen.

Tryss'Beeld
07.04.2011, 20:49
Tag 3
Citadel Bezirke – Kleines Hinterzimmer
23:11 Uhr

Als Griz schließlich eintraf konnte Tryss sich ein Grinsen, welches sein Visier glücklicherweise verbarg, nicht verkneifen. Der Turianer legte wohl Wert auf einen kleinen Auftritt als er mit voller Kampfausrüstung, geschultertem Scharfschützengewehr und mit kräftiger Gesichtsbemalung den Raum betrat. Der Spruch den er dann noch brachte unterstrich diesen Eindruck. Sein Blick fiel auf das Schwert an der Hüfte des Söldners und er zog unwillkürlich eine Augenbraue in die Höhe. Was hat er denn damit vor, wunderte er sich.
Als der Mensch, der scheinbar einen ähnlichen Gedanken wie der Dieb gehabt hatte, Griz zur Ruhe ermahnte konnte sich der Quarianer ein leises Lachen nicht mehr verkneifen. Dann kam es zur eigentlichen Besprechung. Er ließ den Mensch aussprechen und seine Fragen formulieren während dieser die holographische Karte des Gebäudes betrachtete. Glücklicherweise konnte er von sich behaupten die Antworten auf die meisten Fragen des Söldners zu kennen, die meisten Informationen hatte er sich aus dem Extranet und den Unterlagen der Red Wings, zu denen er sich, mehr oder weniger legal, Zugang verschafft hatte. Nachdem der Mensch, auf eine Antwort wartend, in Schweigen verfallen war begann Tryss zu sprechen.
„Wie Sie bereits richtig bemerkt haben werden Sie als Ablenkungsmanöver fungieren während wir beide...“, er deutete auf Griz und sich selbst. „...möglichst unbemerkt in das Gebäude eindringen werden und das Objekt entwenden werden. Was die 'Red Wings' angeht, es handelt sich um eine kleine, aber dennoch relativ gefährliche Söldnertruppen. Sie bestehen zum größten Teil aus nicht unerfahrenen Berufssoldaten...“, erklärte er. Der Quarianer erläuterte außerdem, dass die Gruppe über keine schlechte Ausrüstung verfügte und vermutlich einigermaßen aufeinander eingespielt waren, soweit er das aus ihren Unterlagen in Erfahrung bringen konnte.
„Des weiteren...“, er seufzte. „Des weiteren ist das Gebäude mit automatischen Schießanlagen und Sprengfallen gesichert. Deshalb wird es besonders in der Anfangsphase extrem heiß. Ich kann zwar die Schießanlagen deaktivieren, aber dafür muss ich erst in das innere des Gebäudes gelangen und mir Zugriff auf die Systeme des Gebäudes beschaffen. Das heißt, dass Sie...“, er deutete auf den Menschen. „...am Anfang sehr vorsichtig sein müssen, bis ich Ihnen das Signal gebe, dass die Schießanlagen außer Gefecht gesetzt wurden. Wenn wir Glück haben, kann ich die Geschütze vielleicht sogar umprogrammieren, aber das hängt ganz von den internen Sicherheitsvorkehrungen ab.“, er machte eine kurze Pause.
„Wegen den Sprengfallen brauchen Sie sich dagegen keine Sorge machen. Die werden insbesondere in der Nähe des Tresors eine Rolle spielen.“, er deutete auf den entsprechenden Bereich des Hologramms. „Der Gegenstand befindet sich im Übrigen in dem Tresor den ich gerade erwähnt habe. Mit weiteren Sicherheitsvorkehrung müssen wir rechnen, leider konnte ich nichts weiteres in Erfahrung bringen.“
Schlussendlich erklärte er noch einmal, dass die ursprüngliche Planung darin bestanden hatte, dass der Mensch als Ablenkung zuerst das Gebäude betreten sollte, so dass Griz und er sich unbemerkt Zutritt verschaffen konnten. Sie würden in Kontakt bleiben und der Dieb würde den Menschen regelmäßig über den aktuellen Stand der Dinge informieren, so dass dieser sich auf den Rückzug einstellen konnte.
„So, das wäre es eigentlich...“, beendete er seinen kleinen Monolog. „Gibt es noch etwas hinzuzufügen?“, sagte er und warf einen Blick in die Runde.

Jen Becker
07.04.2011, 21:01
Das Gespräch neigte sich dem Ende. Jen lugte um die Ecke und entdeckte Toran, der sich gerade am Eingang auf die Lauer legte. Gut. Jetzt hatte sie Rückendeckung. Die Kroganer machten wilden Handzeichen, dann drehten sie sich um und steuerten auf den Ausgang/Eingang zu. Dabei passierten sie Jens Versteckt.
Jetzt oder nie, dachte sich die junge Frau.
Mit einem beherzten Sprung sprang sie aus ihrer Deckung und schleuderte mit ihrer Biotik den letzten der Kroganer in die nächsten Kisten und von dort aus gegen die Wand. Sofort drehten sich die anderen beiden zu ihr herum, jeder zückte eine Schrotflinte. Die Läufe richteten sich auf die Jen, die schnell mit ihrer Pistole zielte und zwei Schüsse auf die Handgelenke der Kroganer abgab in der Hoffnung sie so zu stoppen. Einer zuckten, der andere rührte sich gar nicht. Jen holte tief Luft. Nun ja, zumindest hatten sie den dritten durch ihre Biotik ausgeschaltet. Leider brauchten ihrer Kräfte wieder Zeit um sich aufzuladen. Also war sie nicht nur auf ihre Pistole ausgewiesen, sondern auch auf Toran.
Im letzter Sekunde wich sie den Kugeln aus den gleichzeitg abgefeuerten Schrotflinten aus und gab wieder ein paar Schüssen ab, wobei sie dieses Mal mehr auf die Köpfe ihrer beiden Gegner zielte. Einer wich aus, der andere wurde an der Wange erwischt. Wie zwei Panzer bewegte sich beide auf Jen zu, ihre Waffen weiterhin auf die junge Frau, die immer weiter zurückwich und den ein oder anderen Schuss abgab, von denen ein paar ihr Ziel trafen, gerichtet.

Octavian Visconti
09.04.2011, 01:15
>>> Citadel: Bezirke
15:10

Nach dem Report hatten sich weitere Verpflichtungen, Berichte und Angelegenheiten bei Octavian gemeldet, wodurch die Zeit relativ schnell verflog. Durch das Lesen der letzten firmeninternen Meldungen als auch der offiziellen Berichte der C-Sec ergab sich für Octavian in mancherlei Hinsicht ein aufschlussreicheres Bild, aber bei weitem kein zufriedenstellendes. Noch immer waren zu viele Erklärungen nicht vorhanden und kumulierten in einem einzigen Irrlicht, das ihn zu blenden drohte. Der unweigerliche Ballast von Informationen und Details, alles auslegt um entweder den Mörder seines Vaters zu fassen oder die Zukunft von Corefield Design zu sichern, hinterließ schreckliche Kopfschmerzen und verdammte Octavian dazu die Berichte ab einem gewissen Punkt nur noch lapidar durchzulesen, zu überspringen und, ab einem gewissen Punkt, sie zu ignorieren. Er forderte vermutlich zu viel von sich selbst, seine Brüder hatten sich anscheinend bereits für einen weiteren Tag verabschiedet um in ihrem Tross zu versinken, und in diesen Minuten dachte er daran, dasselbe zu bewerkstelligen. Abzuschalten, sich gehen zu lassen, Corefield Design und Vater vorübergehend ruhen zu lassen. Aber dies war keine Option. Sein Gehalt, seine Position, sein Ruf und sein Erbe verlangten es von ihm. Man konnte nicht einfach die Arbeit ignorieren weil man dazu Lust hatte, es bedurfte Disziplin und Anstrengung, etwas, das Octavian nie wirklich besaß aber er versuchte es an den Tag zu legen, um zumindest ein wenig zu überzeugen, andernfalls würden ihn die Wölfe früh genug zerfleischen – sie saßen, so kam es ihm vor, alle im Nacken. Deshalb quälte er sich – in seinen Maßstäben – durch weitere Sicherheitsreports, Artikel über Corefield Design, in Auftrag gegebene Beschattungen, verschollene Citadel News-Berichte und fadenscheinige Verträge. Er graste alles ab, durchstöberte Antonius Terminal, nur um anschließend weiter Vaters kopierte Dateien zu untersuchen und er fand kaum Indizien, keine Lücke, die den Mörder verraten hätte könne, keine Erleuchtung. Die klassische Nadel im Heu, eine allzu altertümliche Metapher. Hier und da gab es Drohungen, ein oder zwei nicht angehaltene Versprechen oder Verträge – wie auch immer man es bezeichnen wollte, vergessene Schuldzuweisungen und verschollene Tatsachen. Aber nichts Handfestes. Nichts was direkt auf Corefield Design zurück zu weisen war, weder auf die Brüder noch auf den Patriarchen selbst. Um zu verstehen, galt es die Ursache zu finden – um dies zu tun, galt es zu lesen, sich zu erinnern. Schlussfolgernd ausgedrückt, man musste die Ursache verstehen um das Resultat zu begreifen. Octavian versuchte zu begreifen, nahm die Informationen in sich auf wie ein Schwamm das Wasser, aber all dies blieb erfolglos und in seinem Tuen überkam ihn immer mehr ein gewisser Überdruss, der immer mehr überhandnahm und ihn unwilliger arbeiten ließ. Die vereinzelten Hinweise auf dies und jenes gaben ihm nur wenig, es war niemals genug um einen Mord zu rechtfertigen. Ja, es gab Motive, man konnte sie lesen bezüglich allem. Und das Feld der Mitspieler war ausgiebig geschmückt, aber im Wirrwarr der einzelnen Akteure konnte man dennoch kaum etwas greifbar formulieren. Es gab wohl scheinbar nichts Wichtiges und nichts uninteressantes, viel mehr war alles wichtig, relevant und aufschlussreich. Genauso wie jedes Wesen in der Galaxie seinen Platz hatte und seine Rolle spielte, so fügte sich auch hier alles zusammen. Octavians Realisierung kam vermutlich zu spät, aber sie kam dennoch, und sie schlug ihn mit voller Breitseite, überwältigte ihn förmlich während er die siebte Zigarette rauchte, dreizehn verbleibend. Es lang nicht so sehr an anderen, viel mehr konnte man die Lösung anhand von Vaters Nachrichten, Antworten und eigens aufgesetzten Dokumenten ablesen. Octavian fühlte sich merkbar unbequem dabei Vaters persönliche Notizen zu durchstöbern, letztendlich war es aber ein Mittel zum Zweck. Etwas ereignete sich in Vaters letzten drei Wochen. Die Korrespondenz wurde aggressiver, aber vor allem verwirrender. Deutlich mehr Nachrichten von Claudia, ein Überschwall von Berichten von Holden aus dem Perveus Veil, die Suchfilter ergaben häufige Treffer bezüglich Sezuluv, Geth, Quarianer, Visk und Lepidus. Alles nichts außergewöhnliches so weit, doch der Tonfall Vaters, in jedem dieser Mails – er schien zu leiden. Die Formulierung einzelner Sätze, als stünde etwas Großes bevor, etwas Gefährliches; eine Sache, die seinen Vater verdammte und ihn treiben ließ. Ein weiterer Suchparameter ergab, dass Julius Datenverkehr seit drei Wochen phänomenal anstieg, die Datenkorrespondenz zur Allianz, zu Geschäftspartner, zu Mitarbeitern, selbst zu den D’sorni nahm radikal zu. Versprechungen wurden erwähnt und fallen gelassen, Octavian überflog all diese Texte – zu sehr war er getrieben dem Rätsel auf die Spur zu kommen, als dass er die offensichtlichen Hinweise ignorierte, die nur er und seine Brüder entschlüsseln hätten können, da sie ihren Vater zur Genüge gekannt hatten. Die Lust am Verwirrspiel stieg und gleichermaßen nahm Octavians Verlangen ab den Fall aufzuklären, denn er wollte nicht wissen, was hinter der Fassade von Corefield Design gespielt wurde.
… es war ein Schlamassel, indem sich Julius die letzten Wochen laufend und stetig mehr zu versank, Furcht hatte sein Antlitz gezeigt in seiner Niederschrift und es ließ ihn nicht los. Octavian bebte innerlich vor dem Zerwürfnis dem sich Vater hingab. In all den Informationen lichtete sich nach wie vor kein klares Bild, die Ursache für den Mord an seinem Vater. Erneut quoll in ihm das Bedürfnis an zu verstehen. In einer Laune griff er nach dem leeren Drink und wollte ihn zu sich nehmen, stellte allerdings zu spät fest dass kein Tropfen mehr vorhanden war, und stattdessen bestellte er bei der Sekretärin ein Sandwich. Auster und Pynchon, vielleicht waren dies die ersten Anlaufadressen, die er hätte erwägen sollen. In dem Datenverkehr, den Octavian vorliegen hatte, waren bis auf diverse schriftliche Verweise kaum nennenswerte Informationen enthalten, und selbst jene Verweise gaben lediglich Aufschluss auf eine begrenzte Anzahl von schriftlichen Papieren, die Octavian bis jetzt nicht zu sehen bekam. Er fragte sich ob dies des Rätsels Lösung war, und hielt es nun für angemessen einen Drink zu sich zu nehmen. Manhattan, und empfand es als den idealen Cocktail für das Sandwich, dass er bald verspeisen würde. Aber als die Sekretärin das Sandwich hereinbrachte, war er merklich enttäuscht von der Größe des selbigen und bestellte sofort ein weiteres. Er verschlang es und wartete, währenddessen fasste er den Entschluss dem persönlichen Hausarzt der Visconti einen Besuch abzustatten. Sein Vater war nicht gerade von Medizin begeistert, aber eine bessere Fährte witterte Octavian derzeit nicht, zu viel Zeit stand noch an bis zum D’sorni Galaabend an und zu wenig um etwas anderes sinnvolles zu machen. Octavian hatte genug von diesem verteufelten Terminal, welches nur Fragen aufwarf, aber keine beantwortete. Dann wiederum, er verschlang gerade das zweite Sandwich, dachte er sich, dass er vielleicht auch einfach nur die falschen Fragen stellte, weshalb er zum endgültigen Entschluss kam dem Hausarzt einen Besuch abzustatten. Die Privatdetektive waren vielleicht eine bessere Wahl gewesen, aber Octavian traute keinem Schnüffler und schon gar nicht wollte er ohne umfassenden Bericht über die zwei einem von ihnen begegnen. Er verließ Corefield Design ruhig, mit seinem Mantel umschlungen und Mütze auf dem Kopf, in voller Montur, dabei aber wild ätzend und unkoordiniert Sarvil Instruktionen zuwies, die jener hastig notierte.

Er nahm sich ein Rapid Transit-Shuttle in die Bezirke, was aufgrund einer anderen Route als kürzer berechnet wurde als dass es tatsächlich war. Im Shuttle versuchte er ein wenig zu rasten, aber immer noch schwebten die Dateien in seinem Kopf herum, weshalb er sich gezwungen sah mancherlei Kopie erneut zu öffnen, um sie aufmerksamer durchzugehen. Pynchon und Auster. Er ließ eine lapidare Suchanfrage im Extranet starten, die beiden gehörten zur selben Kanzlei – Pinkerton - und kannten sich anscheinend über ein-zwei Treffen, mehr konnte das Extranet aber auch nicht ausspucken. Pinkertons. Legendärer Name, aber im Endeffekt hatte nur die florierende Detektei ‚Mason & Mushrout‘ den Namen gekauft. Und fürs Erste genügte dies, um Octavian den Schauder spüren zu lassen. Pinkertons, das bedeutete immer Ärger. Vielleicht hatte Vater auf seinem persönlichen Terminal im Anwesen die recherchierten Dateien gespeichert; es gab noch genügend Informationen, die noch nicht geknackt wurden oder sich als noch zu unwichtig darstellten für den ungeübten Betrachter. Erkenntnis des Tages für Octavian war allerdings, dass er tiefer schürfen musste, als er anfangs angenommen hatte.

Die Praxis lag in einem bequemen, reichlich opulent ausgestatteten und mit Parks überschwemmten Stadtteil der Bezirke – die oberen Bezirke. Während er die Straßen entlang stampfte, gefüllt von seinem Unbehagen, er würde zu spät kommen und der Doktor hätte bereits seine Praxis geschlossen, drängte Octavian immer wieder Leute unliebsam zur Seite und marschierte in seinen Stiefeln im Takt, nahm etliche Abzweigungen und gönnte sich nicht einmal einen Blick auf ein hübsches, menschliches Model, welche gerade auf der Haupteinkaufsstraße sich positioniert hatte um jegliche Männer um sie herum zu faszinieren. Sein Mantel wehte nach vorne und hinten, je nachdem wie sich die Ventilationssysteme gerade fühlten, denn Octavian schritt auf einer eisernen, direkten Linie, mied die Hauptstraßen und gönnte sich stattdessen die Nebenstraßen und Gassen, in den der Müll gelagert wurde und die Luft ausströmte um Leben auf der Citadel zu ermöglichen. Über mehrere verzwickte Labyrinth-artige Verformungen kam er schlussendlich zur Praxis und betrat sie, begleitet von einem schrillen Ring-Ton, der der Rezeption ankündigte, dass ein neuer Kunde den Raum betreten hatte. Es war eine kleine, aber luxuriös gestaltete Praxis, Bilder moderner Künstler hingen an der Wand, jene jedoch mit leidlich trivialen Motiven, Blumen, Hunde und Landschaften. Mehr brauchte es nicht, um sich zu wohl zu fühlen an einem Ort, wo man nicht sein wollte.
„Kann ich Ihnen helfen?“, sprach die Frau, hübsches Make-Up, blonde Haare, zu heftig aufgetragener Lippenstift, der ihre Lippen unförmig erscheinen ließ. Ein nettes Lächeln, mehr aber auch nicht.
„Ich möchte mit Doktor Bervyk sprechen.“
„Tut mir Leid, aber er ist gerade in einer Sitzung.“ Octavian warf einen knappen Blick auf die Wanduhr, kein Grund um zu drängen.
„Wie lang dauert es?“
„Knappe weitere zehn Minuten, aber es gibt weitere…“
„Ich möchte nur kurz mit ihm sprechen, es geht um meinen Vater.“
„Ich kann dennoch nicht einfach die Termine verschieben.“
„Die Leute warten doch sowieso.“
„Dennoch-“
„Entweder jetzt oder in zehn Minuten. Ich habe keine Zeit um zu warten.“
„Es geht nicht, es tut-“ Entnervt von diesem Puppentheater schwenkte er mit seinen Händen und wandte sich einfach der Tür zu. Nein, kam es aus der Rezeptionstin zum ersten Mal heraus, ein Weiteres folgte sofort als er sie wegstieß, und das letzte entnahm er als den Türknopf betätigte und in einem Zischen sie sich öffnete. Die Frau ignorierte er, stattdessen schallte ihm ein aufgebrachtes ‚Was zum Teufel?‘ entgegen. Der Doktor erhob sich, sein Patient auf der Coach machte einen perplexen Eindruck, gestört in seiner Besprechung, da er gerade dem Doktor wahrscheinlich seine innersten Geheimnis anvertraut hatte. Doktor, oder so. Der Psychiater kam auf Octavian zu gerauscht, aber dieser stieß ihn nur mit einer leichten Armbewegung zur Seite und der tattrige, Falten übersäte Mann hielt sich einen Moment lang an der Wand, ehe er erst wieder atmen konnte, richtete sich seine Brille in einem Akt von Gewohnheit und selbstverständlicher Automatik. „Raus hier“, forderte Octavian vom Patienten ohne Widersprache.
„Das ist meine-“
„Und sie ist zu Ende. Raus hier!“ Octavian verlieh mit einem Fingerzeig dem Turianer, dass er es ernst meinte. Bevyrk drängelte indessen wieder, versuchte Octavian zu beschwichtigen, nicht die leiseste Ahnung habend wen er vor sich hatte. In einem Adrenalinrausch packte Octavian Bevryk an der Gurgel und hielt ihn fest gegen die Wand gepresst, während der Turianer argwöhnisch an ihm vorbeischritt – aber das kümmerte Octavian nicht, er hatte seine Konzentration vollends dem Doktor zugewendet. „So, und jetzt will ich antworten, Doktor.“
„Bitte, aber?“
„Stellen Sie sich nicht um. Ich weiß man Vater war bei ihnen und wen Sie mich nicht kennen, sind Sie der mieseste Psychiater auf der Citadel. Und schon alleine deshalb sollte man ihre Praxis verbrennen lassen.“
„Aber?“ Octavian packte ihn fester an Gurgel und schritt zur Coach des Psychiaters, wo sich der Turianer noch zuvor ruhig und befreiend über sein Seelenleben ausgelassen hatte, aber das störte Octavian nicht, höchstens das Stöhnen des Herrn Doktors und die jämmerlichen Schritte, die er tätigte, die einem Baby im ersten Jahr glichen, ärgerten ihn. Mit einem herzhaften Ruck beförderte er den Doktor auf die Coach, schließ dann die Tür mit einem simplen Versieglungsmechanismus auf der Schaltfläche neben der Tür und wandte sich seinem Gastgeber zu. Eine Zigarette, zwölf verbleibend, wurde angezündet. „Verdammt, was wollen Sie?“ Octavian sah sich etwas im Büro des Psychiaters um. Er hatte die Praxis mit einem Kollegen gegründet und während sich der Kollege vor allem auf leichte Störungen, wie unbefriedigte Sexuallust, Mutterliebe oder fehlender Ambitionen, befasste, waren für Bevyrk die schweren Geschütze angedacht. Vater war wohl selbst für Bevyrk zu schwer zum Knacken. Octavian wäre wohl beim ersterem besser aufgehoben gewesen, wer weiß das schon.
„Antworten“, entgegnete Octavian kühl, ließ seinen Blick dabei durch das Büro streifen und empfand die Ausstattung wie so oft als schlecht gewählt. Klassische Bilder einer Praxis, nichts womit man sich von seinen Mitbewerben absetzte. Ein paar Rorschachs, ein modernes Terminal, orange gehalten und vermutlich mit etlichen brisanten Patienteninformationen bestückt, ein weites Fenster über die Citadel, dass genügend Licht spendete, ein-zwei Fragebögen auf dem Tisch, ein einzelner Doktor vor seinen Augen, der vermutlich Anteil trug an Vaters Untergang.
„Was für Antworten, wer sind Sie überhaupt - heilige Maria, be-“ Der grimmige Blick Octavians hätte dem Psychiater genügend sagen sollen, lieber schweigen. Aber dieser Frevel war zu viel. Von Vater zu profitieren, aber nicht seine Söhne zu kenne. Er packte den Psychiater an den Haaren und warf ihn auf den Boden, behandelte ihn wie Vieh, war er doch offensichtlich unterlegen. Als der Psychiater zittrig seine Augen öffnete, erkannte er nur die Stiefel vor sich und wie sie gerade ausholten um ihn einen Tritt ins Gesicht zu verpassen. Aber Octavian zögerte.
„Julius Visconti sagt Ihnen doch was?“
„Oh, jaja. Eine Tr-Tragödie.“
„Tz, vermutlich beziehen Sie sich auf ihr Bankkonto.“ Octavian verspürte gute Lust dem verfluchten Psychiater seinen Stiefel ins Gesicht zu rammen, aber auch diesmal widerstand er dem Impuls. „Ich bin sein Sohn. Und ich will, dass Sie mir alles erzählen.“
„Bitte?“
„Sie verstehen mich schon.“ Der Rauch gelangte in des Psychiaters Nase als sich Octavian zu ihm runter bückte.
„Ich habe Schweigepflicht, ich kann nicht“, gab er stöhnend von sich.
„Und Sie sind nicht daran interessiert den Mord meines Vaters aufzuklären?“
„Doch, schon.“
„Dann geben Sie mir die Akte.“
„Das kann ich nicht.“
„Geben Sie mir die Akte.“ Octavian positionierte seinen Stiefel über der Hand von Bevyrk, bereit dazu sein ganzes Gewicht auf dieses Körperteil zu pressen, um den Psychiater leiden zu lassen.
„Ich würde ja.“
„Ich verliere meine Geduld, Doktor. Ich weiß ja nicht wie sie ihre Profession ansehen, aber ich empfinde sie als Geschwür. Bevor mein Vater zu ihnen kommen musste, war er noch relativ normal. Aber irgendwie haben sich die Anzeichen gehäuft, dass Sie etwas mit ihm angestellt haben.“
„Das habe ich nicht!“
„Deshalb will ich ihre Akte.“
„Ich habe sie nicht mehr, die C-Sec hat-“
„Ein Turianer?“
„Ja, genau.“
„Verflucht. Dann erzählen Sie mir alles, an was Sie sich erinnern können.“ Octavian packte den Psychiater am Kragen, möglichst freundlich, und hievte den wehrlosen auf das Sofa, wandte sich dabei ab für ihn und überlegte sich für einen Moment lang, was Hanibahl wohl mit dieser Akte anfangen wollte. Und ob es nicht etwa gegen das Gesetz der C-Sec verstoßen würde. „Dann fangen Sie an zu erzählen.“
„Ich kann, kann nicht.“
„Wollen Sie es nicht einmal probieren?“
„Sie verstehen nicht. Die Gespräche mit ihrem Vater waren sinnlos, ich würde Ihnen ja etwas erzähle, Sie sind schließlich sein Sohn und ich bedauere seinen Tod wirklich sehr.“
„Ersparen Sie mir Ihr Mitgefühl.“
„Ihr Vater hat sich mir gegenüber nie wirklich geöffnet.“
„Warum hat er Sie dann besucht, was war der Sinn dahinter?“
„Er hat gesagt, er wurde dazu überredet. Und er hat die meiste Zeit geschwiegen, aber ich kann ihnen verraten, dass das nicht normal ist. Ich kannte ihn aus-“ Welch Fachkenntnis.
„Das ist genug.“ Octavian blickte ein bestimmtes Rorschach an, während er dem Psychiater zuhörte und er vermutete ein bekanntes Motiv in der Grafik zu sehen, aber das Geschwafel Bevyrks hielt ihn davon ab sich zu erinnern. Es weckte Erinnerungen.
„Was soll das darstellen?“
„Das Rorschach? Sagen Sie es mir.“
„Versuchen Sie jetzt den Psychiater heraushängen zu lassen. Wäre sowieso reichlich spät, nicht?“
„Nein, nein. Ich habe es Hanibahl vor ein paar Stunden gezeigt. Ihr Vater war davon besessen. Teilweise hat er ganze Sitzungen nur damit verbracht es anzustarren.“ Verständlich, es hatte auch eine eigenartige Wirkung auf Octavians Bewusstsein, es ließ ihn nicht los, irgendwie – jedenfalls wollte er sich nicht recht davon trennen. Er versuchte sich an das exakte Bild zu erinnern, jenes, welches der Interpretation des Rorschachs zu Grunde lag, aber je mehr er sich anstrengte, desto mehr war es vergebens. Für einen Moment flackerte die Bedeutung auf, während er immer mehr das Rorschach anstarrte und sich dabei in ihm verlor. Es veränderte seine Konturen, verzweigte und wandte sich, um sich neu zu formen, überraschendes preiszugeben oder Geheimnisse zu behalten, einerlei. Octavians Augen begangen zu schmerzen.
„Warum hat er es nicht mitgenommen?“
„Nutzlos, vermute ich.“
„Ihre Fähigkeiten sind erstaunlich, Doktor.“ Octavian rieb sich mit dem letzten Rest der Zigarette in der Hand übers Gesicht und schaffte es sich letztendlich davon loszureißen, in der Drehung wehte der Umhang eine kühle Brise dem Doktor entgegen.
„Bevor ich gehe, lassen Sie mich erklären, warum ich sie so harsch behandelt habe.“ Er warf die Zigarette auf den Boden, trat sie aus, auf dem Teppich, der missgünstige Blick von Bevryk tat das übrige, um den Wert des Teppichs einzuschätzen. „Sie sind ein miserabler Psychiater, ganz einfach ist das. Ich weiß‘ nicht wer sie meinem Vater empfohlen hat, aber ihre Unfähigkeit – oder Verlogenheit, was es auch sein mag – hilft mir natürlich nicht weiter. Nun, ich gebe ehrlich zu, ich bin nicht gerade freundlich mit ihnen umgegangen, geradezu drastisch, möchte ich betonen. Natürlich kann man ein solches Verhalten meinerseits nicht nur auf ihre Profession oder Unfähigkeit zurückführen, viel mehr frage ich mich deshalb: Wo waren Sie gestern?“
„Gestern?“
„Gegen zwölf Uhr.“
„Was war um diese Uhrzeit gestern?“
„Tja, jetzt haben Sie ihre Antwort für die leichte, eigentlich lapidare Abreibung, und damit profitieren Sie von diesem ganzen Puppentheater sogar mehr als ich. Guten Tag, Doktor.“ Octavian entsiegelte die Tür, in seiner rechten Hand das Rorschach, trat der aufgebrachten Sekretärin entgegen und zog knapp seine Mütze als ein Zeichen der Verabschiedung entgegen. Anschließend wartete er auf den Lift, zog seine weißen Handschuhe zurecht, die durch die unnütze Einschüchterung des Doktors etwas unbequem lagen, und verschwand dann aus der Praxis dieser zwei selbsterkorenen Doktoren.

Die nächste Station – das wusste man nicht. Zumindest wusste es Octavian nicht, und somit auch niemand anderes, als er die Praxis durch die Vordertür verließ und sich innerlich doch etwas ärgerte, dass er sich zum zweiten Mal innerhalb von knapp vierundzwanzig Stunden dazu hinrissen ließ Gewalt anzuwenden. Er empfand es als würde er auf einem gewissen Grad balancieren, der klassische Akt zwischen Genie und Wahnsinn, nur waren die beiden Seiten nicht Genie oder Wahnsinn, sondern viel mehr ein Äquivalent in einem ethnischen Kontext. Die Frage lautet nicht, wie weit er bereit war zu gehen, realisierte er, und auch enthielt sie keinen überbordenden, theatralischen Aspekt – man möge gar das Wort Erlösung in den Raum werfen, um der ganzen Tragödie einen unangemessen Schlag von Bedeutung abzugewinnen, sondern vielmehr handelt es sich darum, und so kam sich Octavian vor, was für ein Sohn er war. Wie seine Beziehung zu seinem Vater war, interpretiert werden konnte. Nicht von einem Psychiater, nicht von C-Sec Leuten und schon gar nicht von ihm selbst, sondern aus der Sicht seines Vaters. Trotz des tagelangen Alkoholkonsums, des Versuchs alles zu verdrängen und dem Fehlschlag all dies zu verbreiten – Octavian hatte dennoch noch keine Antwort dazu gefunden. Die zentralste, die wichtigste, vielleicht gar die einzig bedeutende Frage seines Lebens. Wie stand sein Vater zu ihm, wie sah er ihn. Und bevor man einem Mörder nachjagen konnte oder gar Corefield Design retten konnte, galt es diese Frage zu klären, auch wenn es keine definitive Antwort gab. Ja, nicht einmal ein Testament konnte Abhilfe verschaffen. Verbrennt alles? So oder anders lautete Julius Stellung zu einem Erbe. Sollte doch die ganze Umgebung rund um Julius glauben, er sei wahnsinnig geworden, oder paranoid, misanthropisch oder größenwahnsinnig. Octavian zweifelte daran. Definitive Antworten gab es hierfür aber nicht, würde es wohl auch nie geben. Er lehnte sich an die Hauswand der Praxis an, rutschte irgendwann und während er den Gullideckel anschaute und darüber sinnierte wie schön es wäre in der Kanalisation zu verschwinden, entflossen ihm all die Gedanken, die er zäh zusammen gefuselt hatte, gesucht und verloren; in einem weiteren Moment der Schwäche, könnte man es als solche bezeichnen? Es war Zeit zu beten, und da Pavel sowieso eine am Abend eine Messe halten würde, war es auch angebracht ihm einen Besuch abzustatten. Nach dem Entschluss lag er noch ein paar Minuten kauernd am Boden, die Passanten ignorierten ihn, er war ohnehin nur ein zusammengepferchter Kloß, eingewickelt in einem Mantel, die Erscheinung eines alltäglichen Penners, wenn auch leicht besser gekleidet, glaubte er zumindest. Das Rorschach hatte gekonnt ignoriert, es lag irgendwie neben ihm. Als er die Praxis verließ, spielte es kaum eine Rolle mehr. Quasi der Dealer von dem, man sich Informationen erhofft, der sich aber als unnütz herausstellt. Trotzdem lässt man ihn leben oder behält ihn in Auge, aber nicht für jetzt. Es brauchte Herz, Verstand und Mut das Rorschach zu entziffern, vermutete Octavian. Besaß er die nötigen Eigenschaften?

Die Kapelle war, so offenbarte es sich Octavian nach einem Anruf an Sarvil, überraschend nah. Erneut nahm er die Füße in die Hand, diesmal nicht ganz so hastig und determiniert, stattdessen mehr trottend, gar auf dem Weg eine Zigarette schnorrend, auch wenn er selbst noch genügend in seiner Packung hatte, und schlussendlich erkannte er in einer Seitengasse, die Kapelle. Er fragte sich ob er in den unteren Bezirken angelangt war, denn rund um die Kapelle sah die Gegend alles andere als einladend aus. Tatsächlich erwies sich dies aber wohl als Vegetation und Unkraut überwuchert, etwas, das viel zu lange unbeachtet in dieser kleinen Kapelle der Chardinisten überdauert hatte. Ein junger Priester sowie eine Nonne begrüßten Octavian am Eingang und baten um kleine Spenden in eine altmodische Kiste, Kerzen brannten links und rechts vom Tor und vergönnten einem einen blumenhaften Geruch in der Nase. Ohne einen Wortwechsel betrat Octavian die Kapelle, warf ein paar Münzen in die vorgehaltene Kiste – wohl sicherlich nicht die einzige Spende am heutigen Tag, schließlich würde heute ein großer Anlauf stattfinden, wenn Pavel höchstpersönlich, der Mann hinter der Verbreitung der Lehre, das Wort erheben würde. Ein dankbares Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des jungen Priesters und der Nonne, die beide äußerst magere Gesichtszüge trugen und durch den selbst proklamierten, wieder entflammten Akt der Reinigung durch Diät, eher Hungern, ihr Gelöbnis an Gott täglich kundtaten. In den wenigen Sekunden, die Octavian sie sah, als er in die Gasse einbog bis zum Eintritt in die Kapelle, erregten sie Mitleid in ihm. Die Münzen, sie waren rund 500 Credits wert, und er erhoffte sich, dass sie es nutzten um Proviant für sich zu kaufen, anstatt es der Kirche von Pavel zu spenden, die sowieso vollgestopft war von Geld, aufgrund der großzügigen Anhänger, die sich bekanntlich zu einem beträchtlichen Anteil auf führende Unternehmer in allerlei Branchen reduzieren ließ. Mehr ein Kult als eine Sekte als eine Religion, war Octavians vielleicht schwerverständlicher letzter Gedankengang, ehe in den hinteren Bereich der Kapelle trat; ein paar Gänge, keine Menschenseelen, aber dafür etliche Kruzifixe und damit zahlreiche automatische, halbherzige Stoßgebete Octavians folgend. Keine Sekretärin, kein Leibwächter. Das war sympathisch, und Pavel stand schlussendlich vor ihm.
„Octavian“, keuchte der alte Mann, er hatte sich nicht geändert zum Vorabend. Noch immer war er faltig, grau und die Tränensäcke sind nicht verschwunden. Er trug eine Brille, wohl vermutlich um die vor ihm liegenden Bücher genauer inspizieren zu können. Daran hielt jeder ihrer Art fest, Bücher – auch wenn es nur dazu dienen mochte ein Bier zu öffnen.
„Champagner für den Klerus und den Adel?“, witzelte Octavian beim Eintreten, den das erste was er erkannte war nicht Pavel, sondern die Champagnerflasche vor dem Priester.
„Hm, ich vermute du bist wohl mein Vorbild in Sachen… Trauerverarbeitung.“
„Merkwürdige Entscheidung, Pavel Wavelyn, mich zu einem Vorbild zu krönen, aber ich denke, dass es nicht ganz falsch sein kann.“
„Vermutlich, nimm bitte Platz.“
„Natürlich“, Octavian holte die Zigarettenpackung hervor, und Pavel hob knapp seine Hand in einer ablehnend Haltung, wodurch Octavian die Packung wieder in seine Hosentasche zurücksteckte.
„Ein Glas?“
„Bitte. Pavel, stopp. Ich mag dann Champagner dann doch nicht so sehr als dass ich ein ganzes Glas trinken würde. Nun gut, ich komme wegen Vater.“
„Überraschend.“
„Nicht wirklich. Mich würde interessieren, wie Vater in den letzten Begegnungen mit dir war. Ich denke, es ist wichtig.“
„Hm, gute Frage.“ Pavel nahm sein Champagnerglas und erhob sich, schwenkte dabei den Blick zwischen dem Rorschach, welches Octavian auf dem Tisch abgelegt hatte und musterte aber hauptsächlich sein provisorisches Gästezimmer, er hatte sich selbst wohl noch nicht so recht daran gewöhnt. „Ich muss gestehen, Julius war in den letzten Wochen nicht einfach.“ Er schwang Kreisbewegungen rund um das Glas, welche letztendlich in einem Fingerzeig auf Octavian endeten, als diese das Ende des Glases erreicht hatten. „Octavian, du musst verstehen. Euer Vater hat mir oft erzählt, dass viel, gar äußerst viel Druck auf ihm lastete. Und ich rede nicht von Geschäftspartner, diese sind unwichtig. Die Allianz, um es eine Stufe höher zu tragen. Und dann – nun, unsere Religion. Ich glaube, er fühlte sich distanziert von sich.“
„Und das soll ich dir glauben?“
„Das ist deine Entscheidung, es ist aber meine Meinung.“
„Die einen sagen, er sei verrückt geworden und du schwafelst etwas von Religion. Das widerspricht sich nun auch nicht wirklich, wenn man darüber nachdenkt. Verrückt, das seid ihr alle.“
„Wenn du es dir einfach machen willst, dann sind wir das wohl.“
„Was genau meinst du damit jetzt schon wieder?“
„Hm, ich rate nur, ich habe deinen Vater bekanntlich nur hin und wieder gesehen in den letzten Monaten. Aber mir ist aufgefallen, dass er öfter zur Beichte erschienen ist.“
„Was hat er gesagt?“
„Beichtgeheimnis, tut mir Leid.“
Octavian atmete tief ein, bändigte den inneren Löwen, und er beherrschte sich. Pavel war in gewisser Weise über solcherlei Methoden, dafür bedeutete er seinem Vater zu viel. Der Psychiater, jener spielte keine Rolle, aber Pavel war anders. „Das ist gut.“
„Gut?“
„Dass du es niemanden erzählst. Ich hätte nicht herkommen sollen, es war eine närrische Idee, hierher zu kommen und Informationen von dir zu verlangen.“
„Octavian?“
„Lass‘ es gut sein.“
„Es muss nicht so enden zwischen uns.“ Pavel spürte wie enttäuscht Octavian war, vergebens auf der Suche nach der Antwort. „Ich kann dir nur nicht helfen. Aber lass‘ mich dir sagen.“
„Nein. Wiedersehen, Pavel, bis demnächst.“ Octavian erhob sich und exte das Champagnerglas, dann trat er durch die Gästezimmer erneut durch, bekreuzigte sich erneut und sah die hölzerne, übermächtige Jesus-Statue hinter dem Altar. Er bewegte sich in die erste Bankreihe, unbequem, aber so gehörte es sich. Er sank nieder, schloss die Hände, bereit zu beten. Knapp flüsterte er zu sich und fragte, während er die Augen schloss, wie nah er dabei war Vater für immer zu verlieren.

Toran Bak'olo
09.04.2011, 17:02
Tag 4
Uhrzeit: 13:07
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

Immer wieder und immer wieder gluckste er um die Ecke, immer in unregelmäßigen Zeitabständen. Es bot sich ihm aber fast die ganze Zeit das gleiche Bild: Die Kroganer unterhielten sich, lachten zwischendurch mit ihren tiefen Stimmen und redeten weiter. Von Jen keine Spur, sie war auf jedenfall sehr gut versteckt. Toran kontrollierte auch immer noch die Umgebung um das Lagerhaus, wenn er gerade nicht in das Lagerhaus hineinsah, doch es war jetzt alles still. Das Skycar war weg, der Batarianer gefangen, die Kroganer in der Lagerhalle. Irgendetwas stimmte einfach nicht, dieses Gefühl verfolgte ihn schon die ganze Zeit über und egal was er tat, er wurde es nicht los. Für die Tatsache, dass diese Söldner wussten, wer er ist und wussten, dass er kommt, war das alles zu wenig bewacht. Wenn diese Waren wirklich so wichtig waren und dieser geisteskranke Batarianer Gefahr lief, aufzufliegen, warum versuchte er dann nicht mit allen Mitteln zu verhindern das es Toran gelang? Warum versuchte er nicht mit voller Kraft, ihn auszuschalten? Das passte alles nicht zusammen. Trotzdem kam er noch nicht darauf, wieso dem so war. Der Attentäter fiel aus seinen Überlegungen, als es in der Lagerhalle richtig krachte. Er schob seinen Kopf um die Ecke und sah einen Kroganer blau schimmernd durch die Gegend fliegen.
Biotik. Jen.
Diese Gedanken bestätigten sich auch gleich prompt danach, als die Besagte hinter ein paar Kisten vorsprang und das Feuer eröffnete. Schnell bemerkte Toran, dass sie ohne sein Eingreifen chancenlos war. Die Kroganer drängten sie immer weiter zurück und in die Enge. Die vereinzelten Schüsse die sie abgab, hielten sie auch nicht auf. Nun durfte er nicht mehr zögern, sein Bein schmerzte noch immer, die Haut um die Wunde herum warf Blasen. Aber es half nichts. "Butch" legte seinen Finger auf den Abzug seines Sturmgewehrs und drehte sich um die Ecke, woraufhin er sofort das Feuer in kurzen Salven eröffnete. Die Kugeln trafen die Kroganer seitlich an der Panzerung, was sie nicht wirklich stark verletzte, sie aber immerhin von Jen ablenkte. Das dachte Toran zuerst zumindest. Einer der Beiden bewegte sich nun mit erhobener Schrotflinte in seine Richtung, der Andere fixierte sich weiterhin auf Jen. Das Feuer aus den Schrotflinten wurde eröffnet und den streuenden Kugeln konnte Toran gerade noch so mit seinem gehandicapten Bein ausweichen, indem er sich hinter hoch aufgestapelte Kisten rollte. Einige von den Kisten wurden getroffen und von der Wucht der Geschosse zerfetzt. Es schien aber nur leere Kisten erwischt zu haben, denn ausser den Einzelteilen der Behälter, kam nichts zum Vorschein.
Seltsam...

Jen Becker
09.04.2011, 17:54
Ohne ihr Schild wäre Jen von den Kugeln aus der Schrotflinte zerfetzt worden. Sie warf sich hinter eine Kiste und holte tief Luft.
Überdenke die Situation. Also: Toran ist am Eingang. Ein Kroganer behagt ihn, einer dich, der dritte ist ausgeschaltet. Deine Biotik sammelt sich.
In diesem Moment trat der Kroganer neben ihre Kiste und richtete seine Schrotflinte auf Jens Kopf. Ein Grinsen zuckte dabei über sein Gesicht. Doch so schnell wollte Jen sich nicht geschlagen geben. Sie sprang auf, packte die Schrotflinte am Lauf und schaffte, mit viel Kraft, den Schuss in die Wand zu lenken. Im gleichen Moment hob sie das rechte Bein und rammte dem Kroganer den Fuß in den Magen. Die meiste Energie verpuffte an der Panzerung, aber ein kleines bisschen schaffte es wohl durch und schob den Kroganer etwas von ihr weg.
Jetzt nur nicht nachlassen.
Noch immer den Lauf der Schrotflinte umklammernd holte sie mit dem anderen Bein aus, schwang sich in die Luft und trat dem Kroganer genau ins Gesicht. Seine Panzerung knarschte verdächtig. Jen drückte sich von ihm weg, entriss ihm mit einem kräftigen Ruck die Schrotflinte und zückte in der gleichen Drehung ihre Pistole. Nur eine Sekunde später bekam sie die Kroganerfaust genau ins Gesicht, stolperte, noch immer beide Waffe festhaltend, zurück und fiel in ein paar Kiste. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen. Der Kroganer wirkte wie ein Schatten, der sich immer weiter auf sie zu bewegte. Er beugte sich nach unten und griff nach seiner Schrotflinte. Obwohl sie noch etwas benommen war erhob Jen ihre Pistole und drückte ab. Der Kroganer taumelte getroffen zurück.

Michael Gabriel
09.04.2011, 19:14
-----------> Zivile Andockbuchten

irgendwo in den Bezriken
10:16

Langsam öffnete Michael die Augen, ohne wirklich etwas zu realisieren sah er wie sich zwei Personen in das völlig zerbeulte Shuttle begaben „Hier ist noch einer! Eine Trage schnell!“ Eine Person legte einen Koffer neben ihm ab und fing an ihn mit einem Omnitool zu scannen, er versuchte etwas zu sagen und den Arm zu heben doch er verlor wieder das Bewusstsein.

Als er wieder wach wurde lag er auf einer Trage und war in einem Krankenwagen „...Blutung stillen....wie verlieren ihn...“ Oh boy!er driftete wieder weg.

----------> Krankenhaus in den Bezirken

Michael riss die Augen auf. Hektisch sah er sich um. Er befand sich augenscheinlich in einem Krankenhaus. Neben ihm stand ein salarianischer Arzt der zusammen mit einem Pfleger die Instrumente ablas und irgendwelche Eingaben in ein PDA machte. Er bemerkte das regelmäßige Piepen des EKGs und einige Schläuche verbanden seinen linken Arm mit einigen anderen Instrumenten. Doch was die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog waren die zwei anderen Personen im Raum, ein Salarianer und ein Volus die den typischen Homelandfummel trugen, zumindest der Salarianer, der Volus trug einen Ganzkörperanzug in dem allgemeinen Homelandgrau.
„Meine Herren, der Patient ist soweit stabil und transportfähig aber ich würde ihn noch gerne ein paar Tage unter Beobachtung hier behalten!“ sagte der Arzt zu den Agenten „Das wird nicht notwendig sein Doktor, machen sie ihn transportfähig!“ antwortete der Salarianer „Ich rate wirklich davon ab, die inneren Verletzungen sind gerade erst frisch verheilt wenn sie nun... „Doktor! Machen sie ihn bereit!“ forderte der Volus, unterbrochen von mehrmaligen keuchen, mit Nachdruck.
„Mr. Gabriel. Ich bin Agent Karasskin und das ist Agent Garfon von Homeland Security. Wir haben direkte Anweisung sie nun ins Departement zur Befragung zu bringen!“ Oh Scheiße

Nachdem Michael von den Apparaten getrennt wurde und sich angezogen hatte wurde er in einem Rollstuhl bis vor das Krankenhaus gebracht wo schon den Homland SUV wartete.
„Haben wirs geschafft?“ traute sich schließlich Michael zu fragen. Der Salarianer schenkte ihm ein Lächeln „Das haben sie! Ihr Shuttle stürzte mitten in die Bezirke dort fanden wir sie dann. Die letzte Bombe konnte entschärft werden und es gibt keine Anzeichen, dass noch welche folgen werden. Sie und Agent Remkar waren schwer verletzt aber sie beide konnten durch eine Notoperation gerettet werden. Agent Remkar wurde bereits vor zwei Stunden auf eigenen Wunsch entlassen und befindet sich bereits im Departement. Der Terrorist der mit ihnen im Shuttel war verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus und auch die restlichen Söldner und Terroristen konnten entweder verhaftet oder ausgeschaltet werden.“
Michael nickte müde und schweig für den Rest der Fahrt.

------------->
Homeland Security Departement

Im Departement angekommen fuhr der SUV in die Tiefgarage unter dem Gebäude und nach einigen Minuten und einigen Sicherheitsschleusen befand sich der Dj in einem Befragungsraum, vor ihm eine Tasse süßer Kaffee. Ein Turianer der sich als Agent Ferusius vorstellte kam in den Raum.
„Also Mr. Gabriel, ich weiß sie wollen nur noch nach Hause und wieder zu ihren Freunden also machen wirs kurz. Fangen sie mal an zu erzählen und zwar von Anfang an!“ forderte der Turianer mit warmer, freundlicher Stimme auf nachdem er platz genommen hatte.
Der Dj atmete tief durch, was einen leichten, stechenden Schmerz durch seinen Körper jagte und fing an die Erlebnisse des Tages zu erzählen.
Der Turianer hörte aufmerksam zu und schwieg. Lediglich bei den Allianzangenten und den Geschehnissen im Safehouse hackte er nach und wollte jedes Detail wissen.
Nachdem er so fast zwei Stunden lang alles erzählt hatte verließ der Turianer kurz den Raum und lies den Dj allein in dem Raum, der gerade genug Platz für drei Stühle und einen Tisch bot, ansonsten war der Raum völlig kahl. Wie in so nem scheiß Agentenfilm!
Seine Gedanken drifteten zu den Daten. Er erinnerte sich jetzt an alles und zwar völlig klar. Er verzog bitter sein Gesicht als er daran denken musste wie die Allianz diesen Kampfstoff entwickelt und dann verloren hatte und wie der Geheimdienst die Gefahr zuerst völlig ignoriert und dann im Alleingang versucht hatte alles zu klären.
Nach ein paar Minuten erschien der Turianer wieder mit dem Rucksack des Djs. Während Michael voller Freude festellte das seine Habe noch ganz war schob ihm der Turianer ein PDA hin auf dem ein Mann zu sehen war der gerade über ein öffentliches Terminal ein Gespräch führte. Michael zog das PDA näher heran und sah genauer hin, er erkannte den Mann. „Kennen sie diesen Mann?“ fragte der Turianer „Ja, das ist Mr Fairchild. Ich habe ihn vor dem Terminal kurz gesprochen als ich in einem der Wagen saß“ der Turianer machte einen erstaunten Geischtsausdruck „sind sie sicher?“ „zu 100%, warum? Was ist mit ihm? „Nun... von diesem Mann stammte der anonyme Hinweis den Homeland erhalten hat!“ Michael war völlig baff „Ich dachte er arbeitet für Homeland! Als ich ihn traf, schien er gerade ein Nickerchen in dem Wagen zu halten und nach unserem Gespräch verschwand er“ „Kein Mensch der so heißt arbeitet für Homeland! Erzählen sie mir worüber sie geredet haben!“ Michael erzählte dem Turianer von dem im Nachhinein seltsamen Gespräch. „Und das ist alles? Danach ist er einfach gegangen?“ der Dj nickte. Der Turianer schien über das Gesagte kurz nachzudenken und scließlich erklärte er, dass nun alles Gut sei und er nur noch seine Aussage unterschreiben müsse.
Gelangweilt unterschrieb er auf dem PDA und verließ dann den Raum. Begleitet vom Turianer traf er auf dem Weg nach draußen Remkar. Der Batarianer sah so aus wie er sich fühlte. Einen Arm in einer Manschette auf der ein kleines Display angebracht war kam der Batarianer strahlend auf ihn zu. „Michael, du siehst ja fürchterlich aus! Hab aber schon gehört, dass es dir gut geht. Komm schon Lächel mal, ohne deine Hilfe hätten wirs nie geschafft!“. Michael war aber nicht zum feiern zu mute. Er dachte noch immer an die Söldner die er getötet hatte „Was ist los Michael? Hey du bist so was wie ein Held! Bestimmt wird man dir nen dicken Orden verleihen!“ „Ich fühl mich aber nicht wie einer....“ „Ist es wegen der Söldner?“ fragte Remkar einfühlsam „Deswegen darfst du dir keine Vorwürfe machen. Sie hätten in derselben Situation keine Gewissensbisse gehabt dich zu töten, vergiss das nicht!“ „Für dich mag das damit geklärt sein aber für mich ist es somit noch immer nicht richtig. Töten darf niemals richtig sein! Versteh mich nicht falsch, ich danke dir von ganzem Herzen, dass du mehrmals mein Leben und das von Unzähligen gerettet hast aber die Kaltblütigkeit die du dabei an den Tag gelegt hast erschüttert mich. Ich weiß, es braucht Leute wie dich um gegen das Unrecht bestehen zu können allerdings droht ihr dabei auch immer euch selbst zu verlieren. Ihr seid keine Helden, sondern eher ein notwendiges Übel das man bemitleiden sollte!“
Er umarmte den verdutzten Agenten ein letztes mal und flüsterte ihm ein „Danke, für alles. Pass auf dich auf!“ ins Ohr und wollte das Gebäude verlassen doch der Turianer hielt ihm am Arm fest „Mr Gabriel hier ist die Nummer eines guten Psychologen. Das was sie durchmachen mussten hinterlässt tiefe Spuren in der Seele, ich rate ihnen dringend mit ihm darüber zu reden!“ stumm nickte der Dj und murmelte ein Danke, dann wurde er auch schon wieder angesprochen.
„Mr Gabriel!“ Michael sah auf und blickte in die ernsten Gesichter zweier Menschen die sich als Allianzagenten ausweisen „Ich bin Agent Breschniew und das ist Agent Reagan. Wir haben Anweisung sie zum Allianzkommando zu bringen sobald sie hier fertig sind. Bitte folgen sie uns!“
Mit einem Seufzen folgte er den beiden Agenten.
14:32

---------> Allianzkommando

Michael Gabriel
09.04.2011, 19:17
-----------> Allianzkommando

Tag 6
11:23
Michael saß am Frühstückstisch und starrte auf sein Müsli. Für den nächsten Tag hatte er einen Termin beim Psychologen ausgemacht
„Alles klar?“ fragte Danny „Ja ja, war nur nen stressiger Tag!“ Danny nickte uns sah ihn ernst an, er räusperte sich und druckste ein wenig herum „Alter! Wenn du was zu sagen hast dann raus damit! Du machst uns noch völlig kirre!“ fuhr in Mimi an „Michael, du weißt heute wäre der große Auftritt und nun ja.... wie siehts aus?“ „Na wie wohl, du wirst absagen! Nach dem ganzen Horror kannst du doch unmöglich daran denken aufzutreten!“ sagte Mimi aufgeregt „Ich werde auftreten!“ alles schwieg am Tisch „Ich werde mich doch nicht durch Abschaum wie diese Terroristen nicht unterkriegen lassen. Die Leute brauchen nach dem ganzen Schrecken etwas Zerstreuung und Unterhaltung!“ Mimi erfasste seine Hand und drückte sie während sie ihm ein Lächeln schenkte.

Den restlichen Tag verbrachte Michael damit sich auf das große Event am Abend vorzubreiten für das er eigentlich auf die Station gekommen war. Ein wenig mulmig war ihm schon nach den ganzen Ereignissen aufzulegen aber er wollte es sich selbst beweisen dass er weitermachen konnte und so verdrängte er alle Gedanken an den gestrigen Tag und konzentrierte sich voll auf seinen Auftritt. Aus einem anderen Grund war der Abend für ihn ebenfalls wichtig. Wenn er heute richtig Gas geben würde wäre das ein großer Sprung für seine Karriere. Nur den Besten wurde eine solche Gelegenheit gegeben und die wollte er sich nicht nehmen lassen.

-----------------> Industriegebiet

Toran Bak'olo
09.04.2011, 19:37
Tag 4
Uhrzeit: 13:12
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

Toran kauerte hinter der Wand aus Kisten und wartete ab. Die Schritte des Kroganers kamen immer näher und wurden immer lauter. Jetzt musste ihm schnell etwas einfallen, aber was konnte er tun? Gut, dass der Attentäter in solchen Situation immer die Ruhe bewahrte, dies wurde ihm zwar auch öfters zum Verhängnis, aber diesesmal sollte es nicht so sein. Toran ging von der Kistenwand weg, nahm Anlauf und warf sich mit seinem ganzen Körper gegen die gestapelten Frachtkisten. Der Turm begann zu schwanken, wenn auch nur leicht. Es reichte also noch nicht.
Mist, jetzt weiß er was ich vorhabe.
Trotzdem probierte er es nocheinmal, diesesmal versuchte er noch mehr Kraft in seinen Körper zu bringen und versuchte es mit mehr Schwung. Der zweite Versuch klappte dann, die Behälter neigten sich nach vorn und hinten und kippten schließlich nach vorne um. Ein lautes Krachen ertönte durch die ganze Halle, die das Geräusch auch noch einmal als Echo wiedergab. Die Wucht der herunterfallenden Kisten hatte den Kroganer zu Boden geschickt, seine Schrotflinte lag lose in seinen Händen, sein Körper war unter zwei Kisten begraben. Da Toran sich mit der Schulter dagegen geworfen hatte, schmerzte diese jetzt neben dem Bein auch noch beträchtlich. Zudem hatte er verdammtes Glück das ihn nichts erwischt hatte. "Butch stieg über die wild durcheinander liegenden Kisten bis er den Kroganer erreichte. Diesem kickte er die Schrotflinte komplett aus den Händen.
Aus den Augenwinkeln bemerkte er wie Jen mit dem zweiten Kroganer um die Oberhand im Nahkampf rang, ihm war bewusst das sie den kürzeren ziehen würde und gerade mal einen Meter von einer Schrotflinte entfernt zu sein, wenn diese auf einen feuert, war verdammt nochmal sehr ungut für das Opfer, milde ausgedrückt. Sie schaffte es zwar, die Flinte von sich zu drehen und dem Söldner einen Tritt in die Magengegend zu verpassen, doch das würde bei weitem nicht reichen. Der weitere Verlauf überraschte ihn dann doch. Jen brachte es fertig, ihrem Gegner ins Gesicht zu schlagen und ein weiteres Mal auf ihn zu schießen. Der Kroganer taumelte. Toran hatte überlegt ihr zu helfen, aber sie kam doch besser zurecht als er dachte, er hatte also noch Zeit sein Ziel zu eliminieren. Er nahm sein Sturmgewehr und schoss ein halbes Magazin in den am Boden liegenden Kroganer. Dessen Blut verteilte sich in einem See aus Blut über den ganzen Boden. Nur den Bruchteil einer Sekunde später spürte "Butch" einen starken Schmerz an seinem Hinterkopf, woraufhin er auf die Knie sank und ihm schwarz vor den Augen wurde. Sein Sturmgewehr war ihm aus der Hand gefallen und lag etwa drei Meter von ihm entfernt. Es war der Kroganer, den Jen mit ihrer Biotik bearbeitet hatte. Er hatte sich schneller wieder erholt als gedacht und sich aus dem Hinterhalt angeschlichen. Das Ungetüm lud gerade seine Schrotflinte neu, während es Toran einen Tritt nach dem anderen verabreichte. Ein dickes, diabolisches Grinsen zierte das Gesicht des Söldners.

Jen Becker
09.04.2011, 19:51
Ein schnelles Kopfschüttlen, dann war Jen wieder komplett da. Sie sah erst jetzt, dass sie den Kroganer genau in eine schlecht geschützte Stelle seiner Rüstung getroffen hatte. Schnell feuerte sie noch ein paar Schüsse mehr auf dieses Stelle ab. Endlich tropfte das erste Blut. Sie stieß einen leisen Triumphruf aus, schwang sich auf die Beine und schlug dem wankenden Ungetüm vor ihr immer wieder ins Gesicht. Mit einem Tritt brachte sein Genick endgültig zum Brechen und er kippte leblos zur Seite. In diesem Moment erklangen ratternde Schüsse eines Sturmgewehrs. Sie stand immer noch neben dem Kroganer, spürte das Pochen in ihrem Kopf. Sie rieb sich die Stirn, spürte warmes Blut, stöhnte auf und wandte sich um, um nach Toran zu sehen.
Als sie die Augen, die sie geschlossen hatte, öffnete, sah sie, wie der Kroganer, den sie für ausgeschaltet hielt, Toran zu Boden schlug und seine Schrotflinte auf den Turianer richtet.
Du musst eingreifen. Schnell.
Ihr Blick ging über die Leichen des zweiten Kroganers zu Torans Sturmgewehr, das für sie noch weiter entfernt war als für den Besitzer. Bis zu das hatte, hatte der Kroganer dem Turianer schon den ganzen Körper pulverisiert. Und ihre Magazin für die Pistole hatte sie leergeschossen. Da nachladen viel zu lange dauern würde, gab es nur eine Option. Sie sammelte, trotz ihrer Kopfschmerzen, ihre Biotik und schleuderte sie mit einer Drehung der rechten Hand, bei welcher das Handgelenk gefährlich knackte, dem Kroganer entgegen. Dieser wurde zuerst gegen die Wand geschleudert und dann in die Luft gehoben.
"Toran, schnell!", brüllte Jen mit keuchender Stimme.

Toran Bak'olo
11.04.2011, 19:58
Tag 4
Uhrzeit: 13:15
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

Tritt für Tritt wurden die Schmerzen heftiger. Für sein Gewicht schlug der Kroganer sehr schnell zu. Je länger Toran bearbeitet wurde, desto näher kam er an den Punkt, an dem er sein Bewusstsein verlieren würde. Die Welt um ihn verschwamm schon mehrmals und für kurze Zeit war hin und wieder alles um ihn herum schwarz. Ein dunkler Vorhang, der sich langsam über seine Augen legte. Obwohl er wollte, konnte er sich nicht aufraffen und zum drei Meter entfernten Sturmgewehr gelangen. Er versuchte es mit aller Kraft, aber die Tritte warfen ihn immer wieder um. Auf einmal ertönte ein leises Klicken als die Schrotflinte vollständig geladen und entsichert war. Doch der tödliche Schuss, mit dem Toran gerechnet hatte, blieb aus. Der Attentäter wusste nicht wieso dem so war, und es war ihm auch egal, hauptsache er lebte noch. Jemand krachte gegen die Wand, so viel hatte er auch noch mitbekommen.

"Toran, schnell!", brüllte Jen. Ihre Stimme klang für ihn als wäre sie weit, weit entfernt, daher vernahm er sie auch nur sehr leise. Trotzdem verstand er, was sie wollte und ohne zu überlegen, wie von selbst in seinem Dämmerzustand, rappelte er sich auf, packte sein Sturmgewehr und sah sich um. Alles drehte sich. Irgendwo in der Halle entdeckte er den Kroganer schwebend. Der Attentäter legte an, zielte und feuerte...erst einmal gewaltig daneben. Er schüttelte sich durch und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete war es etwas besser. Er traf auch bei diesem Versuch nicht hundertprozentig, aber es reichte um den Söldner aus der Luft zu holen und zu töten. Eine weitere Blutlache bildete sich am Boden.
"Verflucht nochmal...", zischte Toran leise. "Zähe Burschen.", stellte er anschließend noch fest.
Mit diesen Worten verpasste er dem toten Kroganer noch einen Tritt.
"Wie du mir, so ich dir."
Er wandte sich von der Leiche ab und Jen zu.
"Danke.", nachdem er sie von oben bis unten gemustert hatte, fragte er: "Alles klar bei dir? Du siehst nicht gut aus."
Was für eine Ironie das ausgerechnet er das fragte, da er wohl kaum viel besser aussah. Seine Brustknochen schmerzten ohne Ende, sein Bein wurde langsam besser, aber noch immer nicht angenehm und aus seinem rechten Mundwinkel bahnte sich ein dünnes Blutrinnsal seinen Weg.
Ein Blick durch die Lagerhalle genügte, um einige Fragen aufzuwerfen.
"Warum sind hier leere Kisten?", dabei dachte er an die Kisten, die er umgestoßen hatte um den ersten Kroganer zu überwältigen.
"Das dürfte eigentlich nicht sein.", mutmaßte er.
Es folgte ein tiefer Seufzer seinerseits, dann machte er sich auf den Weg in das andere Ende der Lagerhalle und begutachtete die Frachtkisten.
"Ich werd mir die hier mal ansehen."
Nebenbei schaltete er sein Funkgerät wieder ein.

Jen Becker
11.04.2011, 20:11
Als der Kroganer durch Torans Schuss aus dem biotischen Feld gerissen wurde, machte Jen ein paar Stolperschritte zurück. Vor ihren Augen drehte sich kurz alles. Doch sie berappelte sich schnell wieder. Die Soldatin steckte eben noch in jedem Atom ihres Körpers.

"Alles klar bei dir? Du siehst nicht gut aus."

Darauf konnte sie nur müde lächeln. Dabei bemerkte ein Ziehen in der rechten Wange. Bestimmt war der Wangenknochen gebrochen.
"Ja, geht schon. Irgendwie."
Als er die leeren Kisten erwähnte schaute sie sich ebenfalls um.
"Stimmt. Warum sollten sie leeren Kisten lagern. Das ergibt keinen Sinn."
Sie massierte sich ihr Nasenbein, um die Schmerzen etwas zu dämpfen. Sie schaute Toran hinterher, als sich dieser zum Ende der Lagerhalle aufmachte. Sie folgte ihm, entschlossen ihren Schmerzen nicht nachzugeben. Doch nach ein paar Schritten wurde ihr klar, dass der letzten biotische Stoß einer zu viel gewesen war. Ein Zittern jagte durch ihren Körper, alle Muskeln verkrampften sich. Sie taumelte zur Seite und kippte schlußendlich um. An eine Wand gelehnt blieb sie sitzen und massierte sich leise stöhnend die blutende Stirn.

Toran Bak'olo
13.04.2011, 21:50
Tag 4
Uhrzeit: 13:17
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

"Stimmt. Warum sollten sie leeren Kisten lagern. Das ergibt keinen Sinn.", stimmte Jen ihm zu.

"Eben. Und hier sind wieder nur leere Kisten.", stellte er sogleich danach fest, als er die, die direkt vor ihm standen öffnete. Er packte sie und warf sie vom Stapel auf den Boden. Leer, leer, leer und nochmal leer. Jede weitere Kiste die er öffnete und wegwarf war leer. Das konnte nicht wahr sein. Wussten sie das sie kommen würden? Wenn das stimmte, dann hatte dieser batarianische Bastard verdammt gut vorausgedacht. Das Jen hinter ihm an der Wand komplett ausgelaugt saß, bekam er gar nicht mit. Voller Wut trat er gegen eine der leeren Kisten, die laut knarrend der Wucht des Trittes nachgab. Langsam verlor er die Geduld. Wieviel musste noch schiefgehen?

"Mister Bak'olo.", ertönte eine tiefe, ungewohnt leise Stimme.

Toran horchte auf. Die Stimme kam irgendwo von den Kisten her.

"Es...mich...sie...zu...dürfen.", er verstand immer nur einzelne Wörter, da die Stimme zu leise war. Aber jetzt konnte er ausmachen, von wo sie kam. Aus einer Kiste, definitiv. Hektisch und achtlos schleuderte er einige Kisten durch die Halle, bis er die gesuchte gefunden hatte. Während dessen hatte er schon wieder einige Sätze verpasst. "Butch" riss den Deckel der Frachtkiste herunter und der Blick auf ein etwa siebzehn Zoll großes Display wurde frei, welches das Gesicht eines Batarianers zeigte. Die Stimme war nun klar und deutlich zu verstehen. Torans Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Sie werden sich jetzt sicher fragen, was das Ganze soll.", sprach der Batarianer weiter. Kein Zweifel, er war Torans Ziel. Aufmerksam lauschte er den Worten.
"Ich sag es ganz ohne Umschweife: Sie sind bei Weitem nicht so schlau wie Sie denken. Sie haben sich auf einen Auftrag eingelassen, aus dem Sie nicht mehr lebendig herauskommen werden. Mit mir legt man sich nicht an, grundsätzlich. Jeder der das bis jetzt versucht hat, wurde eliminiert. Ihnen wird es nicht anders ergehen. Sehen Sie sich um. Die Kisten sind leer, ich bin Ihnen einen Schritt voraus und werde es in Zukunft auch immer sein. Vielleicht fragen Sie sich auch, woher ich Ihren wahren Namen und Ihr Aussehen kenne. Ich habe überall meine Informanten und ein C-Sec Agent der seinen Kameraden hinterrücks in den Rücken schießt und danach verschwindet erregt großes Aufsehen. Ihr Name war damals in allen Medien zu lesen. Seit diesem Tag habe ich Sie anhand meiner Informanten verfolgt. Ich wollte wissen was Sie als nächstes tun, da Sie sozusagen am Ende waren. Sie sollten sich jetzt geehrt fühlen, ich habe mich für Sie interessiert. Aber egal, daher wusste und weiß ich alles über Sie. Und natürlich wusste ich dank meines Informantennetzes auch von Ihrem Auftrag, mich zu töten. Natürlich habe ich sofort jedem meiner Söldner ein Bild von Ihnen geschickt um vorbereitet zu sein."
Diese Nachrichten überraschten Toran doch immens. Damit hätte er nun wirklich nicht gerechnet.
"Und nun...", fuhr der Batarianer fort. "Leben Sie wohl!"
"Butch" wusste erst gar nicht was er davon jetzt halten sollte, bis ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss. Er wagte einen Blick unter das Display. Eine Bombe! Und es waren nur noch wenige Sekunden bis zur Detonation.
"Raus hier!!", brüllte er durch das Gebäude.

-->13:23 Uhr

Griz Tremaran
14.04.2011, 05:54
Tag 3
Citadel Bezirke – Kleines Hinterzimmer
23:12

„Ganz ruhig ‚Heißsporn’.“ begrüßte ihn der Mensch, wobei er das letzte Wort noch zusätzlich betonte. Auch Tryss konnte sich allem Anschein nach ein kichern nicht verkneifen und Griz fühlte sich entfernt in seinem Stolz gekränkt. ‚Gut dann bleiben wir eben bierernst. Ganz wie es die Herren wünschen’

Aufmerksam lauschte der Turianer zunächst den Worten des Menschens und anschließend auch denen des Quarianers. Die Ausführungen umfassten so ziemlich genau die Dinge die zuvor von Tryss und Griz abgesprochen worden waren, von daher gab es da nichts weiter hinzuzufügen. Als Tryss schließlich fordernd in die Runde blickte, rang sich Griz dann doch zu einigen Worten bezüglich weiterer Pläne durch:
“Ich schlage vor wir schauen uns die Situation noch heute vor Ort an. Wenn sich die Chance bietet, könnten wir direkt zuschlagen und sie schnell und hart überrumpeln. Wenn nicht, können wir noch immer die Gegend und die Beschaffenheit der Gebäudes auskundschaften und den Plan um einige bis etliche Details bereichern.“
Nachdem er kurz die Reaktionen seiner Partner abwartete, fuhr er dann unbeeindruckt fort:
„Des weiteren halte ich es für eine gut Idee bereits Codewörter, Fluchtwege und einen Treffpunkt zu vereinbaren. Ich rechne nicht mit Fehlern, aber ich will auf einen etwaigen Notfall vorbereitet sein. Ich denke es ist in unser aller Interesse wenn wir da wieder lebend rauskommen.“
Beim letzten Satz stutze Griz einen Moment. Ihm war als habe er eine Strukturschwäche indem Gebäude bemerkt, schenkte dem kleinen Fleck aber vorerst keine Beachtung. Sollte sich ihm die Möglichkeit erschließen würde er bei dem Erkundungsausflug einen näheren Blick darauf werfen und wenn nicht wäre es auch nicht weiter tragisch. Optionen hatten sie, nun da sie zu dritt waren ja zu Hauf.

Abschließend wand er sich dem Menschen um:
„Wir hatten keinen guten Start und bei den Schöpfern müssen wir auch keine Freunde werden, aber es nutzt keinem von uns wenn wir mit einem Stich in den Rücken rechnen. Bringen wir die Sache über die Bühne wie das was wir sind – Profis.“ Als der Turianer ausgesprochen hatte, bot er dem Söldner die dreigliedrigie Hand entgegen, benickte kurz die Reaktion des Menschen und sprach dann in die Runde:
„Also, gibt es irgendwelche Einwände oder Anregungen bezüglich einer Erkundung des Einsatzortes?“

Jen Becker
14.04.2011, 14:13
Vor ihren Augen drehte sich eine Weile alles, die Welt wirkte komplett verschwommen. Sie schließt kurz die Augen um sich wieder zu sammeln.

"Raus hier!!"

Sofort reißt sie zu Augen auf und schaut zu Toran. Er steuert den Ausgang an. Aber warum... Mit einem Mal wurde es ihr klar. Stolpernd kamm sie wieder auf die Beine, stieß sich von der Wand ab und rannte, immer noch leicht stolpernd, durch die Halle. Hinter ihr ertönten die ersten kleineren Explosionen. In ihrem Kopf befand sich nur eine einzige Nachricht.
Renn, Jen, Renn.
Manchmal schien es, als würde ihr Körper ihre Beine überholen. Kurz vor der letzten Explosion warf sie sich nach draußen, rollte sich ab und blieb für wenige Minuten auf dem Rücken liegen, ehe sie sich aufsetzte und keuchend nach Luft rang. Sie schaute dabei zu wie die Lagerhalle regelrecht in die Luft gesprengt wurde und nur noch Trümmer übrig blieben. Die Welle der Explosion drückte sie wieder zurück auf den Boden, doch sie setzte sich sofort wieder auf und schüttelte den Kopf.
"Man oh man, was für eine Scheiße. Toran, was war da los?"

Toran Bak'olo
15.04.2011, 22:15
Tag 4
Uhrzeit: 13:30
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

"Raus hier!!", hallte seine eigene Stimme in seinem Kopf und in der Halle wieder.

Humpelnd machte er sich auf in Richtung Ausgang. Jen saß an der Wand, wieso wusste er nicht, aber hauptsache sie begann zu rennen, und das tat sie. Doch er, er würde den Ausgang nicht mehr rechtzeitig erreichen bei seinem Tempo. Das Problem war, dass er sich am anderen Ende der Lagerhalle befand. Das tat Jen zwar auch, aber sie konnte noch wesentlich schneller rennen. Er blieb eiskalt stehen, sah sich um. Kein verdammter, zweiter Ausgang. Nirgends. Aber Fenster. Diese waren jedoch ziemlich hoch oben und Toran konnte sie nur auf den Zehenspitzen mit seinen Händen erreichen. Er streckte sich so gut es ging und schloss seinen Griff um den Sims. Dann begann er sich hochzuziehen. Oben hatte er gerade so viel Platz, dass er sich hinsetzen konnte, zumindest konnte er teilweise etwas halt finden. Die ersten kleinen Explosionen begannen, Jen würde es schaffen und jetzt wurde es auch Zeit das er verschwand. So stürzte er sich mit seinem ganzen Körper gegen das Fenster, welches klirrend nachgab und in tausende Einzelteile zersprang. "Butch" war nun im Freien und stürzte aber sogleich tief und hart. Diese Fenster waren definitiv zu hoch gesetzt für seinen Geschmack. Am Boden angekommen, blieb er erst noch benommen liegen, rappelte sich aber dann wieder mühselig auf und stolperte weiter, weiter weg von dem Lagerhaus. Die Explosionen wurden immer lauter und größer. Zwischen Toran und Jen war nun die Lagerhalle, er war auf der gegenüberliegenden Seite raus. Er konnte also nicht sehen ob sie es nun letztlich wirklich geschafft hatte, aber im Moment musste er sich sowieso mehr Sorgen um seinen eigenen Arsch machen. Das Unheil war noch nicht ausgestanden. Dann ein rießiger Knall. Eine enorme Druckwelle. Etwas steinhartes an Torans Hinterkopf. Der kurze Schwindelanfall. Die endlose Dunkelheit.
Eine große Staubwolke schwebte nach der Explosion über dem früheren Lagerhaus, welches bis auf das Fundament weggeblasen wurde. Als die Wolke sich lichtete, war nichts als Trümmer zu sehen. Vereinzelt brannten noch kleine Feuer, von denen dünner, schwarzer Rauch aufstieg. Von Toran keine Spur. Auf Jens Frage reagierte niemand. Aus dem Funkgerät drang nur Rauschen.

Mika Hyden
17.04.2011, 01:57
Als Mika durch die Gasse wieder auf die Vergnügungsmeile stieß merkte Sie, wie beschissen es ihr inzwischen ging. Es hatte schon auf dem Weg angefangen, mit einem leichten Pochen an der Stirn und in der Gasse hatte Sie nochmal kotzen müssen. Nun verschwamm der Boulevard vor ihr zu einem farbenprächtigen Aquarell in dem schemenhafte Gestalten umherwanderten. Gesprächsfetzen und Werbeslogans drangen von überall her auf Sie ein und wurden von ihrem betäubten Gehirn zu abstrus klingenden Sätzen zusammengesetzt.
"Ja stell dir vor...das einzig Vernünftige was dabei rauskommt...sind tote Kinder...Dypraxa kann auch Ihr Leben verbessern!...Guck mal Mama...lass uns Schuhe kaufen...die blutet ja...Hey! Kannst du nicht...die Frau in ruhe lassen..."
Mika bewegte sich in Trance ohne ein festes Ziel vor Augen oder einem klaren Gedanken im Kopf durch das allegemeine Gewühl. Immer wieder stieß Sie dabei mit Leuten zusammen, bekam das in ihrem Rausch aber kaum mit. Volkommen ohne Sinn und Verstand setzte Sie einen Fuß vor den anderen. Sie zitterte inzwischen am ganzen Körper und plötzlich brach Sie einfach zusammen als ihre Beine ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen konnten. Auf dem Boden liegend glitt Mika langsam in die Schwärze des Todes ab und Mika empfing die kühle Ruhe und Dunkelheit mit Freuden.

Schmerz! Licht! Lärm! Mika wurde schlagartig aus der dunklen Dämmrigkeit gerissen. Sie hyperventilierte heftig während Sie versuchte sich aufzusetzen und Orientierung zu gewinnen. Irgendjemand drückte Sie jedoch mit einer starken Hand wieder nach unten. Das Gesicht eines Mannes erschien Kopfüber in ihrem Blickfeld.
"Atmen Sie ruhig und gleichmäßig"
Verpiss dich! Mika, immer noch in Panik, versuchte die Hand abzuschütteln und aufzustehen, doch vergebens.
"Lass mich los du Wichser!"
"Wir müssen gegensteuern, eine halbe Dosis Nitrazepam!"
Mika spürte ein kurzes Stechen in ihrem linken Arm, dann hörte sie schlagartig auf zu kämpfen, ihre Muskeln entspannten sich und der Schmerz ließ nach. Nun machte Mika auch den Aufnäher mit dem roten Kreuz auf weißem Grund aus. Rettungssanitäter, die wollen dir helfen...die haben dir schon geholfen. Der Mann lächelte ihr freundlich zu und nahm seine Hand weg als er erkannte das Mika sich beruhigt hatte. Eine Asari, ebenfalls in der Uniform der Rettungssanitäter, erschien nun ebenfalls in Mikas Blickfeld, sie wirkte erschöpft.
"Was sollte eigentlich die Aktion der Barriere um uns Ninea? Du verschwendest doch sonst auch nicht deine Biotik um die Privatssphäre unserer Patienten zu schützen."
"Erklär ich dir später Marko lass uns die Kleine erstmal in die Klinik bringen."
Marko zuckte nur mit den Schultern und gemeinsam verfrachteten Sie Mika auf einer Trage in einen Rettungsgleiter.


Die Citadel: Krankenstation

Jen Becker
19.04.2011, 21:38
Sie rieb sich die Augen und holte tief Luft. Als aber niemand auf ihre Frage reagierte, schaute sie auf.
"Toran... wo zum Teufel..."
Sie war alleine. Von dem Turianer keine Spur. Ihre Frage war einfach so im Nebel verschwunden. Sie klopfte sich gegen ihr Funkgerät.
"Toran? Toran hörst du mich?"
Nichts. Nur Rauschen. Trotz ihrer wackeligen Beine stand sie auf. Sie wollte sich recken, da knackte ihre rechte Schulter.
"Ah... verdammt."
Verrengt oder ausgekugelt, dass konnte Jen nicht genau sage. War im Moment aber auch irrelevant. Am wichtigsten war es Toran zu finden. Sie sah sich suchend um, doch außer Schutt und Dreck war nichts neben ihr zu sehen. Die Lagerhalle war nur noch eine Ruine. Wenn er noch da drin gewesen war...
Sie schüttelte den Kopf bei dem Gedanken daran und entschloss sich das Lagerhaus einfach zu umrunden. Vielleicht hatte er einen anderen Ausgang genommen. Ihren rechten Arm hielt sie dabei leicht angewinkelt vor der Brust. Ihre Schritte waren wackelige, als sie über die Trümmer stieg und versuchte sich einen Weg zu bahnen. Zwischen jedem Stück Metall, zwischen allem, was hier so lag, suchte sie nach einer Spur.
"Toran!"
Ihre Stimme hallte über den Platz, auf dem ehemals die Lagerhalle gestanden hatte.
"Toran!!"
Er musste hier doch sein. Irgendwo.
"Toran!!!"

Toran Bak'olo
19.04.2011, 23:49
Tag 4
Uhrzeit: 13:37
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

Jen stolperte nun schon gute fünf Minuten um die Ruine, doch von Toran war nach wie vor nichts zu sehen. Kein Lebenszeichen, nichts.

13:41 Uhr

Nach circa weiteren fünf Minuten öffnete Toran langsam die Augen. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen, ihm war schlecht und irgendwie sah er nicht mehr klar. Er wusste aber immerhin noch, was passiert war. Mit seinem Gedächtnis war also dem Himmel sei Dank noch alles in bester Ordnung. Er lief von dem explodierenden Gebäude weg, als ihn plötzlich irgendetwas steinhartes am Kopf traf und er sein Bewusstsein verlor. Es hatte ihn mehr als hart erwischt, soviel war ihm klar, sonst würde er sich jetzt im Moment nicht so dreckig fühlen. Der Attentäter schloss die Augen wieder, wollte sich die Hände vors Gesicht schlagen, doch schon der Versuch scheiterte. Sein rechter Arm war eingeklemmt. Da Toran noch nicht richtig sehen konnte, wusste er nicht unter was, aber es fühlte sich kalt an. Es war wohl eine Art Metall. So ließ er einfach nur die Augen zu und wartete etwas ab. Wartete ab, bis die Schmerzen nachließen. Sein ganzer Körper brannte, es war ihm nicht möglich festzustellen wo er letztlich wirklich verwundet war. Es fühlte sich an, als sei sein ganzer Körper, all seine Knochen, zertrümmert.

13:43 Uhr

Langsam aber sicher konnte er wieder ein paar klare Gedanken fassen und auch wieder klar sehen. Die Situation, in der er sich befand, wurde ihm in diesem Augenblick, als seine Sehschärfe zurückkehrte, bewusst. Er lag unter einem Haufen Trümmer begraben, sein rechter Arm war unter einem Metallträger eingeklemmt. Ansonsten, und das war die erste gute Nachricht seit langem, war sein Körper frei, kein Körperteil, dass irgendwo noch eingeklemmt gewesen wäre. Das Glück im Unglück, dass er hatte, war deutlich über ihm zu sehen. Er war zwar wirklich richtig unter Trümmern begraben, aber die Trümmer bildeten eine Art Höhle über ihm, denn einige Metallträger und Holzbalken stützten das ganze Gebilde und hinderten die schweren Steine und anderes auf ihn herabzufallen. Das nötige Licht, welches er dafür benötigte um zu sehen, drang durch ein faustgroßes Loch in einer "Seitenwand" des Haufens.
Immerhin etwas...
Nach der groben Einschätzung der Lage, stand er vor dem Problem, wie er aus dieser wieder herauskam. Der erste logische Schritt wäre wohl, seinen Arm zu befreien, dies war allerdings mit einigen Gefahren verbunden. Die Größte von ihnen war die, dass alles über ihn einstürzen könnte, wenn er den Metallträger entfernte. Er wusste ja schließlich nicht wie stabil oder instabil die ganze Sache hier war, vielleicht spielte der Träger eine wichtige Rolle in der Statik seiner kleinen Höhle. Es sah zwar nicht danach aus, aber wer konnte das schon sicher sagen? Niemand.
Was habe ich für Alternativen? Habe ich überhaupt welche?
Das war die zentrale Frage, die er sich momentan stellte, stellen musste. Jen und Tifana würden sicher schon nach ihm suchen. Würden sie das?! Ja, so schätzte er die Beiden auf jeden Fall ein. Sie würden ihn nicht einfach im Stich lassen. Doch selbst wenn sie ihn finden würden. Sie würden anfangen den Schutt über ihm abzutragen und dabei lief er genauso Gefahr, endgültig lebendig begraben und vielleicht von einem Stein erschlagen zu werden.
Was nützt es mir also, hier nur untätig rumzuliegen?
Seine Entscheidung war eigentlich schon gefallen, er musste seinen Arm befreien. Genau jetzt kehrten aber die Schmerzen in seinem ganzen Körper zurück, verstärkt traten sie in seinem Kopf und seinen Beinen auf, den rechten Arm spürte er schon bald gar nicht mehr. Ein weiterer Grund, weshalb er ihn befreien musste. Toran hatte beim besten Willen keine Lust, als einarmiger Bandit herumzulaufen.
Na dann wollen wir mal...
Vorsichtig drehte der Turianer seinen Körper auf die rechte Seite. Schön langsam und behutsam. Vereinzelt bröckelten Steine ab und rutschten zu Boden. Es waren aber nur ganz kleine Teile, nichts bemerkenswertes. Die linke Hand fest um den Träger geschlossen, fing er an diesen etwas anzuheben und gleichzeitig von seinem rechten Arm herunter zu schieben. Das Anheben klappte noch, beim Schieben war dann schluss. Dieses verfluchte Ding bewegte sich keinen Zentimeter. Immer und immer versuchte er es mit voller Kraft, die Adern an seinen Kopf traten unter der Anstrengung weit hervor, er biss mit den Zähnen aufeinander und presste das große Metallstück von ihm weg. Erfolglos. Ein paar kleine Steine und Staub rieselten dabei natürlich zwischenzeitlich immer wieder zu Boden, aber das war normal.
Komm schon Butch, du wirst doch dieses Scheißteil irgendwie von dir runterbringen.
Es folgte ein weiterer Versuch, doch diesesmal nahm er seine Füße auch noch zur Hilfe, wenn auch unter enormen Schmerzen, vorallem das Bein, dass zusätzlich von der Waffe des Kroganers verletzt wurde, bereitete ihm große Schwierigkeiten. Nichtsdestotrotz brachte er seine Beine in Stellung, obwohl er sich dabei ziemlich verrenken musste.
Also los...auf drei...1...2...und...DREI!
"Butch" legte seine ganze Kraft in seinen linken Arm und seine beiden Beine und drückte wie vom Teufel besessen gegen den Metallträger. Fast schien es wieder ebenso aussichtslos wie zuvor, doch dann machte der Träger einen Ruck, einen gewaltigen Ruck, von seinem Arm herunter und noch weiter. Zuerst rieselten wieder nur einige kleine Staubkörnchen und kleine Steine und Holzsplitter von oben herab, doch mit dem letzten Ruck den das Ding machte, regnete es eine ganze Schuttlawine von oben auf Toran herab. Erst nur Kleinzeug, doch dann folgten die abgebrochenen Holzbalken und große, schwere Steine. Und als diese auf seinen Körper niedersausten, fühlte es sich an, als ob hunderte Messerstiche auf ihn niedergingen.
Ein lautes "Aaaahhh!!", vermischt mit dem Geräusch eines zusammenfallenden Geröllhaufens, gefolgt von kompletter Stille und einer kleinen, dicken Staubwolke über der Unglücksstelle waren das Resultat daraus.

Jen Becker
20.04.2011, 00:27
"Das gibt's doch nicht."
Eine gefühlte Ewigkeit stolperte sie nun umher, schrie sich die Seele aus dem Leib, aber nichts geschah. Keine Meldung, kein Lebenszeichen. Nur die Stille.
Todesstille.
In ihrer totalen Frustration schlug sie die rechte Hand, zur Faus geballt, in die linke. Sofort durchzuckte ein stechender Schmerz ihre Schulter.
Verrengt. Zumindest eins weiß ich jetzt.
Pfeifend zogsie die Luft ein. Sie konnte nicht mehr. Erschöpf, sowohl körperlich als auch geistig, ließ sie sich auf einen Stein sinken. Mit der linken Hand rieb sie sich durch ihr Gesicht. Durch ihre Finger hindurch besah sie die Ruinen. Sie lauschte der Stille. Normalerweise hatte sie nichts dagegen, wenn es still war. Aber jetzt war es einfach... nicht gut. Sie stellte den rechten Fuß auf ein Stück Metall, nahm die Hand runter und schloss die Augen.
Es wären bei weitem einfacher, wenn sie wüsste, war passiert war. Diese Unwissenheit fraß sie förmlich auf. Einfach alles war unklar. Diese vielen ungelösten Fragen.
Warum? Wieso? Weshalb?
Wo?

"Aaaahhh!!"

Sofort schaute sie auf. Dieser Schrei zeriss die Stille. Aber wer war hier, der so schreien konnte? Schnell ging sie in ihrem Kopf die Optionen durch.
Ein Söldner? Unwahrscheinlich. Aber... vielleicht...Toran. Was sitze ich hier noch rum!
Zeitgleich mit dem Schrei war mitten im Geröll eine Staubwolke aufgetaucht. Jen erhob sich und rannte einmal durch die Ruine der Lagerhalle zu dieser Stelle. Etwas neben der Stelle ging sie in die Knie. Nichts zu erkennen. Absolut gar nichts. Aber... woher.
Darunter, natürlich.
Aber wenn er da unten war, dann war es zu riskant zu graben. Er könnte, sollte sich um ihn ein Hohlraum gebildet haben, noch tiefer verschüttet werden oder schlimmeres. Sie musste jetzt besonnen handeln.
"Toran, bist du da unten? Gib mir... irgendein Zeichen, damit ich weiß, dass du es bist."

Toran Bak'olo
23.04.2011, 13:10
Tag 4
Uhrzeit: 13:45
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

Wieder dauerte es einige Zeit bis sich dich Schmerzen lichteten. Sein ganzer Körper schien eine einzige Ruine zu sein. Er konnte sich kaum bewegen, was aber auch daran lag, dass er eingeklemmt war, an Händen und Füßen und eigentlich überall. Toran war noch nicht wirklich lange unter den Trümmern begraben, aber für ihn fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an. Hier unten verlor er jedes Zeitgefühl. Langsam fragte er sich, ob er überhaupt noch hier rauskommen würde.

"Toran, bist du da unten? Gib mir... irgendein Zeichen, damit ich weiß, dass du es bist.", endlich war da jemand. Es klang nach Jen.

"Ja, ich bin hier unten!", die Stimme war zwar leise und krächzte etwas, aber normalerweise sollte sie ihn gehört und verstanden haben. Endlich kam er hier raus. Innerlich hoffte "Butch" das sie keine weiteren Einstürze mit ihren Grabungen verursachen würde, denn das könnte etwas schlechter für ihn ausgehen.
Aber das wird schon werden.
Er atmete tief ein und wieder aus und machte sich bereit, befreit zu werden.

An der frischen Luft, rund um Jen und die Ruine stellte sich ein ganz anderes Problem. In den Schatten einiger Gassen, ausserhalb von Jens Blickfeld, lauerten bereits die nächsten Söldner auf. Es waren Batarianer, genau wie ihr Boss. Sie wurden geschickt um nachzusehen, ob auch alles nach Plan verlaufen war, also ob Toran eliminiert wurde.
Noch etwas weiter weg, aber immer näherkommend, tauchte schon das nächste Problem auf. Aus der Ferne waren Signalhörner zu hören. C-Sicherheit war auf dem Weg. Dieses Signalhörner hörte auch Toran unter den Trümmern und er verstand sofort.
Mist!!
"Jen! Mach schnell! Wir kriegen Gesellschaft!", brüllte er so laut es noch ging.
Bei näherer Betrachtung war es eigentlich auch klar, dass C-Sec unterwegs war. Eine Explosion auf einem Hochsicherheitstrakt wie der Citadel? Das war schon gleichzusetzen mit einer Katastrophe auf Omega. Und da gehörte nun wirklich einiges dazu. Nun, und dazu noch die Schießerei bei und in der Nähe der Zivilen Andockbuchten. Verdammt viel für ein paar Stunden. Solche Probleme musste C-Sicherheit schnell aus der Welt schaffen, ansonsten würden massive Unruhen bei der Bevölkerung der Citadel ausbrechen, es hätten ja alle Angst um ihr Leben und der Tod war ständiger Begleiter auf Omega und hatte auf der Citadel nichts zu suchen. Er kannte das noch aus früheren Zeiten. Toran musste unwillkürlich lachen als er sich die aufgeregten und nervösen Höchsten der C-Sec vorstellte, wie sie hin und her stolzierten, schwitzten und sich fast in die Hose machten weil es auf ihrer Citadel so zur Sache ging. Die Angst vor dem Zorn des Rates spielte dabei natürlich auch eine Rolle.
Noch konnte Toran lachen, aber vielleicht würde ihm das schon bald vergehen...

Jen Becker
23.04.2011, 14:06
"Ja, ich bin hier unten!"

Jen atmete erleichtert auf. Gott sei Dank, er lebte noch. Jetzt musste sie ihn nur noch da raus bekommen. Ihre verrengte Schulter war dabei keine Hilfe, aber im Moment musste sie dies einfach ignorieren. Ganz vorsichtig, damit der Schutt nicht irgendwie wegsackte, schob sie Metall und Holz von der Stelle weg, wo sie Toran vermutete. Trotz gewaltiger Schmerzen in der Schulter schob sie einen Brocken Stein zur Seite.

"Jen! Mach schnell! Wir kriegen Gesellschaft!", erklang Torans Stimme von unten.

Sie hob den Kopf und sah sich etwas um. Sie glaubte ein paar Schatten zu erkennen, war sich aber nicht sicher. Aber die Signalhörner der Citadelsicherheit waren nicht zu überhören.
"Verdammt", fluchte sie.
In ihrem derzeitigen Tempo würde sie den Turianer nicht rechzeitig ausgegraben haben. Sie hatte jetzt zwei Optionen: Abhauen und den eigenen Hintern retten oder versuchen den Schutt anders zu bewegen. Es stand für sie außer Frage, dass sie sich für die zweite Option entschied. Also erhob sie sich, trat einen Schritt von der Stelle weg, fokuszierte ihre Gedanken und begann mithilfe ihre Biotik den Schutt anzuheben. Sie stieß die Hand von sich weg und der Schutt flog ein paar Meter. Weniger als sonst. Sie merkte, dass sich ihre Kräfte dem Ende neigten. Trotzdem ging sie auf die Knie und streckte ihre Hand nach Toran aus, um ihm aus dem Loch zu helfen.

Daniel Jalowy
23.04.2011, 21:22
Tag 3
Citadel Bezirke – Kleines Hinterzimmer
23:14

Der Söldner aktivierte sein Omnitool, überspielte sich die Baupläne und starte die Aufnahme. Zusätzlich zog er ein kleines biegsames PDA hervor mit man ausschließlich schreiben konnte und fing an die wichtigsten Punkte mitzuschreiben.
Aufmerksam hörte er dem Quarianer zu und sah dabei hin und wieder sorgfältig die angesprochenen Gebäudeteile an.
Was die Söldnertruppe anging laberte Try nur Scheiße, was den Söldner kurz genervt das Gesicht verziehen ließ.
Wie kann man so arbeiten!
relativ gefährliche Söldnertruppe;
besteht zum größten Teil aus nicht unerfahrenen Berufssoldaten;
vermutlich einigermaßen aufeinander eingespielt

Worte wie `relativ´ oder Wortspiele, `zum größten Teil´ sollte man nie in diesem Gewerbe verwenden. Wie groß ist `zum größten Teil´? Was meint man mit `relativ`?
Das Problem an solchen Worten war, dass jeder etwas anderes darunter verstand und man daher sich nicht klar ausdrückte. Vermutungen hingegen konnte man jeder Zeit machen, vorausgesetzt man machte diese auch als solche kenntlich. Das Ansprechen der `Erfahrung´ der Feindkräfte war völlig Sinnlos, da man als Profi immer davon ausging, dass der Gegner mindestens genauso gut ist wie man selbst, darüber hinaus war `erfahren´ ein sehr dehnbarer Begriff.
Während Daniel abwechselnd von Try zum Hologramm zu seinem PDA blickte wechselte der Quarianer das Thema und ging, mit einem Seufzen, auf die Sicherheitsanlage ein. Zu Daniel bedauern war es dem Quariner nicht gelungen genaueres in Erfahrung zu bringen. De Facto würden sie blind da reingehen was mit einem guten Team möglich wäre aber unter diesen Umständen war das eine sehr riskante Angelegenheit.
Der Quariner beendete seine Ausführungen und wollte wissen ob es Anmerkungen oder Fragen gab und prompt legte der Turianer los. Daniel verschränkte die Arme und setzte sich auf den Tisch und sah den Turianer interessiert an. na da bin ich mal gespannt!

Der geschminkte Turianer schlug vor noch heute eine Erkundung vorzunehmen, unwillkürlich nickte Daniel, war es ja ein zweckmäßiger Vorschlag sich das Gelände nicht nur am Tag, sondern auch nachts anzusehen.
Dann schlug der Heißsporn vor bei einer `günstigen Gelegenheit´ sofort loszuschlagen. Der Söldner sah überrascht auf, sah zur Seite und atmete schwer aus.
Der Turianer schlug des weiteren vor die `Spins´, die Special Instructions, festzulegen was den Söldner dazu brachte die Lippen aufeinander zu pressen, da es nicht völlig unzweckmäßig war.

Als der Turianer dann ihm auch noch fast denselben Vortrag über Vertrauen hielt den er dem Quarianer im Hotel vortrug und ihm als `Vertrauensbeweis´ die Hand hin hielt , musste der Söldner fast auflachen.
Eigentlich war Daniel kein Freund von solchen Gesten, ausgenommen bei seinen engsten Freunden in der Einheit. Er wollte aber den Turianer auch nicht hängenlassen und richtete sich mit einem Seufzen auf, nahm die ihm dargebotene Hand und schüttelte sie einmal kurz und kräftig.
Der Turianer nickte ihm zu und fragte nun seinerseits ob noch jemand Fragen hatte.

Der Söldner räusperte sich und wandte sich an den Quarianer. „Try, was meinen sie mit `relativ gefährlich? Was soll `einigermaßen eingespielt´bedeuten? Und die Sache mit der Erfahrung können sie sich schenken. `Erfahren´ kann bedeuten, dass sie schon mal in Gefechte verwickelt waren oder aber, dass sie ein knallharter Haufen von ehemaligen Kommandosoldaten mit jahrelanger Erfahrung sind. Das ist Mist Try! Mit solchen Angaben kann niemand arbeiten!
Aber egal! Sie erwähnten Schießanlagen. Sind das automatische oder manuelle? Stationäre oder mobile, Stichwort Sicherheitsmechs.
Außerdem will ich die Unterlagen über die `Red Wings´ haben!“
Er wandte sich nun an den Turianer. „So sie Pappnase! Sie schlagen also vor noch heute das Gelände erkunden zu gehen, was im Prinzip zweckmäßig ist, im selben Atemzug wollen sie bei einer `günstigen Gelegenheit´ zuschlagen! Um so ein Handstreich durchführen zu können müssten wir dann in voller Montur zur Erkundung. Wir wollen aber möglichst unauffällig uns das Gelände ansehen und das wird schwer wenn wir bewaffnet und in Rüstung dort aufschlagen!
Überhaupt der Vorschlag! Ohne überhaupt zu wissen was uns dort drin erwartet vorzuschlagen spontan reinzugehen wäre selbst bei einem eingespielten Team riskant. Aber sehen sie uns drei doch an! Es ist kein Geheimnis, dass keiner dem anderen zu 100% vertraut und dann noch zu dritt! Unter diesen Bedingungen wäre das Wahnsinn!“
Der Söldner unterstrich die letzte Aussage indem er dem Turianer den Vogel zeigte.
„Dann haben sie noch vorgeschlagen jetzt schon die Spins festzulegen, also die verschiedenen Codes für eine solche Operation, ist ja prinzipiell nicht falsch aber trotzdem würde ich damit warten bis wir die Erkundungsergebnisse haben. Ein weiterer Punkt der mir unangenehm aufstößt ist, dass sie jetzt schon Ausweichwege und Sammelpunkte festlegen wollen ohne das Gebiet zuvor erkundet zu haben, obwohl sie die Möglichkeit dazu haben! Erkundung aus der Karte oder Hologramm ist selbstverständlich bequemer, man muss sich nicht bewegen, es wird einem nicht kalt, man wird auch nicht dreckig!“ es war klar, dass er dem Turianer Faulheit vorwarf. „Denken sie doch mal nach! Ist die Projektion aktuell? Wenn wir diese Tür hier zum Beispiel...“ er deutete auf eine der kleineren Servicetüren die am Fuß des Gebäudes verteilt waren „...als Ausweichweg oder alternative Einbruchstelle auswählen ohne einen Blick darauf geworfen zu haben kann es passieren, dass die Tür zugeparkt, versiegelt ist oder im Rahmen von Umbauarbeiten verschwunden ist.“
Er gab den beiden einen Moment Zeit das Gesagte zu verdauen. Wie ein Mann auf Kritik reagierte sagte viel über seinen Charakter aus.
Er klatschte einmal in die Hände um die Aufmerksamkeit der beiden wieder zu wecken und wandte sich wieder dem Hologramm zu. „Wir haben nicht viel Zeit also schlage ich vor wir beschränken die Erkundung auf das Wesentliche beschränken. Sie beide wollen in den Tresor der sich im Erdgeschoss/ Keller befindet und ich soll die Sicherheitskräfte ablenken.“ Daniel vergrößerte das obere Drittel des Gebäudes und sah sich die verschiedenen Stockwerke an. Wie üblich waren die obersten Etagen durch teure Wohnungen belegt. Danach gab es Büros, Dienstleistungsfirmen, dann mal wieder Wohnungen und hin und wieder war auch ein Restaurant dabei.
„Ich werde voraussichtlich über das Dach ins Gebäude eindringen und dabei versuchen so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu ziehen, das bedeutet für sie Try, dass ich ein Fahrzeug brauche, am besten einen Van mit seitlicher Schiebetür der auch genug Power unter der Haube hat. Des weiteren müssen sie für mich dann das äußere Überwachungssystem blenden oder überlisten damit ich nicht zu früh aufgeklärt werde...“ er fixierte den Quarianer „...ich muss mich dabei auf sie verlassen! Wenn ich dann drin bin habe ich vielleicht auch die Möglichkeit für sie eine Drahtlos Verbindung zum internen System herzustellen, dafür bräuchte ich dann aber die nötigen Mittel.“

Er wandte sich wieder dem Hologramm zu. „ Die unteren Stockwerke und das Dach sind demnach Schwerpunkt bei der Erkundung. Außerdem brauche ich ein wenig Sprengstoff mit Zünder, 4 3gr Ladungen, 4 200gr und 4 10gr Ladungen um Schlösser aufzusprengen. Kein gepanschtes Zeug, ich will professionellen Sprengstoff!“
Er lehnte sich zurück und spielte mit dem Gedanken sich eine weitere Zigarette anzuzünden.

Toran Bak'olo
26.04.2011, 15:29
Tag 4
Uhrzeit: 13:50
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

Gesagt, getan. Schneller als er selbst gedacht hätte, hatte Jen den Schutt abgetragen. Natürlich war ihm klar, dass sie ihre Biotik zur Hilfe nahm und das, obwohl sie sowieso schon am Ende war. Toran rechnete ihr das hoch an, er stand ab jetzt in ihrer Schuld, ob er das nun wollte oder nicht. Die Signalhörner wurden immer lauter. Wenige Augenblicke später kam endlich das Tageslicht zum Vorschein und kurz darauf streckte die Söldnerin ihm auch schon die Hand entgegen. Ein schöner Anblick bot sich für Jen dabei aber mit Sicherheit nicht. Toran hätte überall am ganzen Körper Wunden, kleinere und größere, aus denen das Blut hervorquoll. Den Kopf zierte eine große Platzwunde, aus der das Blut nur so rann. Diese Wunde hatte auch zur Folge, dass der Attentäter leichte Kopfschmerzen verspürte, die langsam aber stetig immer schlimmer wurden. Der Turianer blinzelte Jen aufgrund des plötzlichen Anstiegs der Helligkeit entgegen, packte ihre Hand und ließ sich aus den Trümmern helfen. Wacklig kam er wieder auf die Beine, klopfte sich ein Wenig den Dreck von der Panzerung und sah Jen an.
"Danke.", sagte er zu ihr und das war mehr als ernst gemeint.
"Du solltest von hier verschwinden. Ihr solltet von hier verschwinden. Nehmt den Batarianer mit und findet heraus wo sich sein Boss aufhält.", erklärte er beiläufig weiter.
"Ich sorge dafür, dass ihr genügend Zeit habt um abzuhauen."
Die Lautstärke der Signalhörner nahm erneut zu und Toran blickte in die Richtung, aus der sie kamen.
"Beeilt euch."
In den kleinen Seitengassen legten die Söldner bereits an und zielten auf die Beiden...

Jen Becker
26.04.2011, 16:24
Bei seinem Anblick schluckte Jen kurz. Aber, was hatte sie auch erwartet. Sie rieb sich die Hände und spürte ein leichtes Zittern. Als Toran sich bei ihr bedankte nickte sie nur.
"Kein Ding. Du hättest dasselbe bei mir getan."

"Du solltest von hier verschwinden. Ihr solltet von hier verschwinden. Nehmt den Batarianer mit und findet heraus wo sich sein Boss aufhält."

Sie schaute etwas irrietert zu ihm.
"Wie..."

"Ich sorge dafür, dass ihr genügend Zeit habt um abzuhauen."

Jen schüttelte nur den Kopf. Die Signalhörner wurden zwar immer lauter und sie erkannte die Söldner in der Seitengasse, die auf sie und Toran angelegten, aber das war für sie noch lange kein Grund einen Kameraden im Stich zu lassen. Als der Turianer sie zur Eile antrieb schüttelte sie ein weiteres Mal den Kopf, erhob sich und packte ihn am Oberarm.
"Ein Soldat lässt keinen Kameraden zurück, solange es noch die Chance gibt alle zu retten. Der Leitspruch meiner ehemaligen Einheit. An den halte ich mich immer noch. Du kommst mit, wir alle drei hauen ab."
Sie zückte ihre Pistole. Im Moment war sie in einem besseren Zustand als er. Er brauchte mehr Zeit wegen seines verletzten Beins.
"Renn zu meinen Skycar, ich bin hinter dir."
Sie fasste sich an ihr Funkgerät.
"Tifana, hier Jen. Hör genau zu. Du schnappst dir den Batarianer und bringst ihn zu meinem Skycar. Ein dunkelrotes, es steht in der Nähe in einer Gasse. Kannst es nicht verfehlen. Wir treffen uns dort."
Dann wandte sie sich ein letztes Mal an Toran.
"Und du läufst jetzt los. Ich will keine Widerworte hören."
Sie visierte mit der ihrer Waffe einen Söldner an und schoss ihm ins Bein. Die andere Hand ballte sie zur Faust, in der Hoffnung, sobald ihre Kräfte wieder da waren eine Barriere errichten zu können.

Toran Bak'olo
29.04.2011, 14:09
Tag 4
Uhrzeit: 13:52
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus

"Ein Soldat lässt keinen Kameraden zurück, solange es noch die Chance gibt alle zu retten. Der Leitspruch meiner ehemaligen Einheit. An den halte ich mich immer noch. Du kommst mit, wir alle drei hauen ab."

Erst wollte Toran darauf bestehen, dass sie verschwand, aber nach etwas längerer Überlegung entschloss er nachzugeben, was relativ untypisch für ihn war. Eigentlich wollte er sich immer durchsetzen, er hatte ein gesundes Selbstvertrauen. Doch wenn sie jetzt in Anbetracht der Situation noch länger diskutieren würden, würden sie womöglich beide entweder getötet oder verhaftet. Es war also das Klügste nachzugeben und im Prinzip hatte Jen verdammt nochmal recht. In seiner Verfassung würde er es keine fünf Minuten mit C-Sec aufnehmen können. Er nickte kaum merklich als er alles genau abgewogen hatte und sah Jen mit ernstem Gesichtsausdruck an.

"Gnade dir wer auch immer wenn du nicht auch sofort losrennst.", gab er ihr zu verstehen.

Plötzlich feuerte Jen einen Schuss in eine kleine Seitengasse ab. Kurz darauf ein lautes, schmerzvolles stöhnen. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Die Söldner eröffneten wild das Feuer auf die Beiden. Toran hatte diese Bastarde bis jetzt nicht bemerkt. Der Turianer erwiderte das Feuer und setzte sich gleichzeitig in Bewegung, was seine Trefferquote natürlich senkte. So humpelte er in die Richtung, in der Jens Skycar stehen sollte. Abwechselnd sah er zu Jen und zu den Söldnern und schoss kleine Salven aus seinem Sturmgewehr ab.

"Beeilung!!", rief er Jen zu, während er schon auf halber Strecke in eine andere Gasse war.

In diesem Moment wurde alles noch viel schlimmer. Denn jetzt war C-Sicherheit auch hier. Sie strömten von mehreren Seiten auf den Platz, auf dem einmal das Lagerhaus stand. Ihre Skycars mussten sie etwas weiter weg geparkt haben und von dort mussten sie zu Fuß weitergegangen sein. Es handelte sich um etwa zwei Dutzend Agenten, die den Platz zu umstellen versuchten. Zumindest konnte Toran dies auf den ersten Blick grob schätzen. Nun gab es drei Parteien. C-Sicherheit, die Söldner und Toran mit Jen. Keine Frage, dass die Beiden hier den Kürzeren ziehen würden, wenn sie nicht schnell verschwanden. Jeder gegen jeden hieß es jetzt. Die Söldner konzentrierten ihr Feuer jetzt mehr auf C-Sec und diese erwiderten es. Alles war ein großes Durcheinander.

Jetzt oder nie!

Er beschleunigte seinen humpelnden Gang auf die Gasse zu, fest entschlossen die Ablenkung beider feindlichen Parteien auszunutzen und hoffend, dass Jen dies ebenfalls machen würde.

Jen Becker
29.04.2011, 14:16
Sie hatte sich vorgenommen zu kämpfen. Um jeden Preis. Doch das Auftauchen der Citadel-Sicherheit änderte alles. Eine willkommen Ablenkung. Jen eilte dem humpelnden Toran schnell hinterher, überholte ihn schließlich und sprintete zu ihrem Skycar, das weiterhin in der kleinen Gasse stand. Von Tifana keinen Spur.
Na super.
Jen seufzte leicht, wandte sich dann aber um und sah nach Toran. Als sie erkannte, dass er noch etwas brauchen würde, um sie zu erreichen, fasste sie einen gewagten Plan. Sie schwang sich an das Steuer ihres Cars, startete es und jagte auf den Turianer zu. Vor ihm legte sie eine knappe Kurve hin und riss die Beifahrertür auf.
"Los, schwing deinen Arsch hier rein", kommandierte sie.
Sie schaute über ihn hinweg. Noch immer bekämpften sich die Söldner und die Citadel-Sicherheit. Aber wie lange das noch so sein würde war ungewiss. Sie mussten Tifana einsacken und verschwinden.

Toran Bak'olo
30.04.2011, 12:50
Tag 4
Uhrzeit: 13:56
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus (Ruine)

Eine lange Zeit war nicht vergangen bis Jen ihn eingeholt hatte, an ihm vorbeilief und auf ihr Skycar zuhielt. Er selbst hatte noch ein gutes Stück zu bewältigen. Doch dieses Problem erübrigte sich bald darauf. Jen startete ihr Skycar und hielt direkt auf ihn zu.
Was hat sie...
Schon verstand er. Sie wollte ihn aufsammeln und das wohl oder übel ohne nochmal anzuhalten.
Das kann ja heiter werden!
Hinter ihm wurden noch immer alles andere als liebevoll Kugeln ausgetauscht. Toran drehte seinen Kopf kurz nach hinten. Das reichte um zu sehen das die Söldner auf dem Rückzug waren und C-Sicherheit leicht und locker die Überhand gewann. Und wie sollte es auch anders sein, einige Agenten stürmten ihm in die Gasse nach und von der gegenüberliegenden Seite, dort wo Jens Skycar sich befunden hatte, kamen ebenfalls zwei um die Ecke gerannt. Es zeichnete sich also folgendes Bild ab:
Eine kleine Seitengasse, von vorne und von hinten kamen die C-Sec-Agenten und fast genau in der Mitte der Gasse würden er und Jen sich treffen wenn sie das derzeitige Tempo beibehielten. Da es ja noch nicht schwierig genug war mit einem verletzten Bein in ein rasendes Skycar zu springen, eröffneten die Agenten nun auch das Feuer. In diesem Moment fiel Toran erst auf, dass das keine scharfe Munition war die dieses Agenten benutzten. Es waren keine Kugeln die jemanden töten würden, wenn sie ihn trafen. Das war beschissene Betäubungsmunition. Da er sich mit Waffen und allem Drum und Dran auskannte, konnte er diese Tatsache schon aus dem Klang der Schüsse herausfiltern. Es war aber auch irgendwie logisch. C-Sec wollte Informationen aus den so Gefangenen herausholen. Ganz blöd waren sie natürlich auch nicht, sie wussten das da etwas größeres am Laufen war.
Ihn trennten nur noch wenige Meter von Jens Skycar. Mit anderen Worten: Es wurde Zeit im richtigen Moment zu springen. Aber sie war schon zu nah. Nichtsdestotrotz sprang er so gut es ging nach oben und drehte sich leicht nach rechts, da sie rechts an ihm vorbeiflog. Wie er es erwartet hatte, verpasste er die Türöffnung. Er rechnete schon damit hart auf dem Boden zu landen, als er intuitiv noch ein Rahmenteil des Skycars kurz hinter der Türöffnung ergriff und sich mit einer Hand festhielt, während das Skycar mit ihm daran hängend weiterflog. Die G-Kräfte die dabei entstanden rissen ihn nach hinten, doch er konnte sich noch halten. Toran schwang sich mit seinem Körper wieder nach vorne, wollte mit der zweiten Hand den Rahmen greifen, doch schaffte es nicht. Er wurde wieder nach hinten gerissen und mit einem lauten Knall gegen das Skycar geschleudert. Doch er hielt sich. Die Betäubungsschüsse der Agenten schnitten unweit von ihm durch die Luft. Wenn sie ihn jetzt trafen, wäre es das gewesen, dann hätten sie ihn. Der Attentäter nahm all seine Kraft zusammen und versuchte erneut, mit der zweiten Hand das Rahmenteil zu ergreifen.
"Aah!", stöhnte er unter den Anstrengungen. Sein von Schmerz durchzogener Körper kam noch dazu.
Diesesmal klappte es, wenn auch knapp. Er hatte jetzt besseren Halt. Die Schüsse sausten noch immer durch die Luft.
Toran hörte auf einmal wieder Signalhörner, zwei wenn er sich nicht täuschte. Und er sollte recht behalten, wenige Augenblicke später setzten sich zwei C-Sec-Skycars hinter sie und nahmen die Verfolgung auf.
"Toran Bak'olo, sie sind wegen Mordes an einem C-Sicherheitsagenten, einer Schießerei bei den Zivilen Andockbuchten und der Sprengung eines Lagerhauses in den Unteren Bezirken festgenommen! Geben sie auf oder wir erschießen Sie!", tönte es aus den Lautsprechern eines der Skycars. Toran baumelte noch immer draussen herum.

Jen Becker
30.04.2011, 16:18
"Verdammte..."
Als Toran die Tür verfehlte und sich am Rahme des Skycars festklammerte, begann diese gehörig zu schwanken. Nur mühsam hielt Jen es in der Luft. Sie riskierte einen Blick zur Seite und sah den Turianer, der verzweifelt versuchte sich festzuhalten. Sie könnte ihm helfen, indem sie die Geschwindkeit drosselte, aber dann bestand die Gefahr, dass die Männer der Citadel-Sicherheit, die schon die Verfolgung aufgenommen hatten, sie einholen würden. Das Gebrüll ihrer Verfolger ignorierte sie. Stattdessen hielt sie gerade auf eine Gasse zu und nahm dann die Hände vom Steuer. Sie beugte sich zur Seite und streckte die rechte Hand zu Toran aus.
"Komm, es ist nicht die richtige Zeit um hier abzuhängen."
Sie packte seine Hand, die sich am Rahmenteil festhielt, umfasste mit der anderen Hand seinen Arm und zog ihn mit aller Kraft auf den Beifahrersitz. Als er neben ihr saß, schloss sie die Tür und übernahm sofort wieder das Steuer.
"So, dass wäre das."

Toran Bak'olo
30.04.2011, 17:11
Tag 4
Uhrzeit: 14:00
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus (Ruine)

"Toran Bak'olo, sie sind wegen Mordes an einem C-Sicherheitsagenten, einer Schießerei bei den Zivilen Andockbuchten und der Sprengung eines Lagerhauses in den Unteren Bezirken festgenommen! Geben sie auf oder wir erschießen Sie!"

Wie zur Hölle...

Das dürfte es nun gewesen sein. Gerade eben hatte sich alles noch einmal enorm verschlechtert. Von nun an wird er keine ruhige Minute mehr auf der Citadel haben. Jetzt, wo C-Sec weiß, dass er wieder hier ist. So lange konnte er unentdeckt bleiben und jetzt war das vorbei. In diesen Momenten holte ihn der Schatten seiner Vergangenheit wieder ein.

Was soll's...dieser letzte Auftrag noch.

Und nach diesem Auftrag würde sich alles komplett ändern, sein Leben würde eine neue Richtung einschlagen. Dann würde er sich dem widmen, was er sich geschworen hatte. Mittlerweile dürfte er sich genug Credits verdient haben um dieses Vorhaben zu starten. Toran war alles andere als arm. Ja, es war soweit, die Zeit war gekommen. Nachdem sich die Dinge in den letzten Stunden so rapide geändert hatten, fiel ihm die Entscheidung auch nicht wirklich schwer.

"Komm, es ist nicht die richtige Zeit um hier abzuhängen.", hörte er Jens Stimme.
Vom einen auf den anderen Augenblick saß er auf dem Beifahrersitz des Skycars. Unter ihnen war der Kampf vorbei, einige Söldner wurden von C-Sec verhaftet und der Rest war geflüchtet. Die Skycars, die sie verfolgten, eröffneten das Feuer. Unterstützung bekamen sie noch von den Agenten am Boden. Alles hielt auf Jens Skycar drauf und zwar was das Zeug hielt.

"Schnappen wir uns Tifana und den Batarianer bevor die es tun und dann nichts wie weg hier!", schlug er überflüssigerweise vor.
Nun da sein Körper nicht mehr mit Adrenalin vollgepumpt war, spürte er die Schmerzen wieder stärker. Der Turianer verzog das Gesicht, die Wunde an seinem Kopf blutete noch immer. Er kämpfte dagegen an, seine Augen zu schließen.

Jen Becker
30.04.2011, 17:19
"Schnappen wir uns Tifana und den Batarianer bevor die es tun und dann nichts wie weg hier!"

Sie nickten und riss das Skycar herum. In einer mehr als nur knappen Kurve drehte sie und rauschte zwischen den Skycars der Citadell-Sicherheit und ihren Agenten am Boden hindurch.
"Wir müssen nur noch erfahren wo sie steckt."
Kurz warf sie einen Blick auf Toran. Die Schmerzen, die er hatte, waren ihm deutlich anzusehen. Sie deutete auf das Chaos in ihrem Car.
"Hier müsste irgendwo etwas Medigel sein. Vielleicht hilft dir das."
Sie flog Schlangenlinien, um den Schüssen auszuweichen. Ihre ganze Konzentration lag beim Fliegen.
"Wenn du schaffst versuchen Tifana anzufunken. Wir müssen sie sofort auflesen."
Jen biss die Zähne aufeinander und versuchte ihre Verfolger durch wilde Flugeinlangen abzuhängen.

Toran Bak'olo
04.05.2011, 20:27
Tag 4
Uhrzeit: 14:05
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus (Ruine), Jens Skycar


"Hier müsste irgendwo etwas Medigel sein. Vielleicht hilft dir das."

Das war alles schön und recht, doch brauchte er jetzt kein Medigel. Besser gesagt er brauchte es schon, aber eine Zeitverzögerung konnten sie sich nicht leisten, also lehnte er Jen mit einerm einfachen "Später." ab.
Toran aktivierte sein Funkgerät und sprach hinein:
"Tifana, hier Toran. Wir sind in Jens Skycar und wollen dich und den Batarianer auflesen. Was ist eure aktuelle Position?"
Die Antwort ließ auf sich warten. Während dessen versuchte Jen zwar die Verfolger von C-Sec abzuhängen, tat sich aber sehr schwer dabei. Diese Kerle waren mehr als gut. Der Beschuss auf sie ließ auch nicht nach.
"Langsam wird es eng.", stellte Toran fest.
Die Gefangen Söldner wurden langsam abgeführt und nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. C-Sicherheit war wohl wütend.
Komm schon Tifana, melde dich, es brennt hier
Er sah sich suchend in alle Richtungen um, irgendwo musste sie sich doch befinden. Dann tauchte vor ihnen ein weiteres C-Sec-Skycar auf.
"Vorsicht!!", schrie er.

Jen Becker
22.05.2011, 18:35
"Was zum Teufel..."
Im letzten Moment riss Jen das Skycar zur Seite und wich so einen Zusammenstoß aus. Dabei geriet ihr Gefährt heftig ins Schlingern und sie brauchte etwas, um die Kontrolle wieder zu erlangen. Als diese wieder hatte, atmete sie tief durch.
"Das war so etwas von knapp."
Kurz schaute sie zu Toran.
"Wir sollte hier langsam mal weg. Wo zum Henker ist Tifana?"
Ihre Stimme ließ auf ihre wütenden Gemützszustand schließen. Innerlich brodelte und kochte es in ihr. Sie flog wieder Schlangenlinien, aber so langsam ging nicht nur ihre Geduld, sondern auch die Zeit und der Platz zur Neige.
Lange würde sie die Citadel-Sicherheit nicht mehr ablenken können.

Griz Tremaran
26.05.2011, 12:07
Citadel Bezirke – Kleines Hinterzimmer
23:16 Uhr

Griz’ erste Reaktion auf die harsche Anfuhr des Menschen, der sich ohne Zweifel mit seinen eigenen Worten selbst aufgestachelt hatte, war ein erstauntes zucken mit den Wangenmuskeln, was für sich genommen eher ein Ausdruck der Überraschung war, in Kombination mit Griz’ restlicher Mimik jedoch in etwa so zu deuten war, wie ein Schulterzucken bei einem Menschen. Also ich für meinen Teil bin ja bereits voll ausgerüstet...
Gerade als er sich jedoch die Worte für eine angemessene Reaktion in seinem Kopf zu Recht legte, klatschte der Mensch lautstark in die Hände und fuhr mit seinem Vortrag fort. Zu Griz’ Überraschung lag sein Fokus jedoch nicht darauf den anderen beiden weiterhin zu vermitteln wo sie welche Fehler machten, sondern beschäftigte sich mit der Analyse des Einsatzortes.

„Sprengstoff ist kein Problem. Sie sind mit den turianischen Standards vertraut?", er legte eine kurze Pause ein, fügte dann allerdings schnell hinzu: "Bei der Gelegenheit, wäre es nicht wesentlich praktischer wenn wir uns mit unseren Namen ansprechen würden? Tryss scheinen sie ja bereits zu kennen. Ich bin Griz.“ reagierte der Turianer kühl und noch vor Tryss, der, so machte es zumindest den Anschein, noch immer etwas geschockt ob der Maßregelung, die er soeben erfahren hatte, war, obwohl der Mensch Griz wesentlich schärfer angegangen war. Der Turianer fing also im übertragenen Sinne die Kugel für den Quarianer.
„Scheinbar habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich wollte sowohl die Spins als auch andere notwendiger Dinge wie eben Fluchtwege festlegen nachdem wir vor Ort waren und was das zuschlagen angeht - sagen wir mein Humor ist nicht immer ganz nachvollziehbar.“ Nachdem er noch einmal prüfend in die Gesichter der beiden blickte, und jedem Zeit gab seine Meinung kund zu tun, und sich nebenbei gedankenverloren mit beiden Unterarmen an der Tischkante auflehnte, legte er noch mal in einem, sich ob der Tat Sache das es jetzt scheinbar bald losgehen würde, minimalstisch euphorischen Ton los „Dann sollte ich jetzt wohl los, mir Zivilkleidung zulegen und wir treffen uns dann vor Ort.“

Tryss'Beeld
26.05.2011, 16:32
Tryss fühlte sich immer unbehaglicher während der Mensch seine harsche Kritik an Griz und ihm übte. Er war verdammt froh, dass sein verspiegeltes Visier so gut wie keinen Blick auf sein Gesicht frei gab, denn er war sich ziemlich sicher, dass ihm seine Emotionen auf das Gesicht geschrieben standen. Mir ist klar, dass ich kein Experte bin was Teamarbeit angeht... Aber bin ich wirklich so unfähig?, fragte er sich insgeheim. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sein Bericht so unpräzise gewesen waren, bisher hatte er auch so gut wie nie einen solchen Bericht abliefern müssen.
Wäre der Dieb ein Mensch gewesen hätte er sicherlich an das Sprichwort "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen" gedacht. So kam ihm allerdings nichts dergleichen in den Sinn.
Darauf, dass der Mensch nach einem vernünftigen Gefährt, Zugang zu den Daten und Sprengstoff verlangte, reagierte der Quarianer nur mit einem schwachen Nicken. Er kam sich wie ein verdammter Idiot vor!

Ehe er etwas erwidern konnte hatte auch schon Griz das Wort ergriffen und ihn so ein wenig "aufgefangen", was Tryss sehr wohl bermerkte und dankbar zur Kenntnis nahm. Als der Turianer zu Ende gesprochen hatte, hatte er sich wieder einigermaßen gefangen und ergriff das Wort.
"Es tut mir leid, falls ich mich unpräzise ausgedrückt habe. Ich arbeite für gewöhnlich alleine und bin es nicht gewohnt meinen Kenntnisstand mit anderen zu teilen, geschweige denn gegen eine Gruppe von gestandenen Söldern vorzugehen." Er hielt kurz inne. "Es sollte kein Problem darstellen für Sie ein passendes Gefährt aufzutreiben und die Unterlagen über die Red Wings erhalten Sie natürlich ebenfalls. Wenn es Ihnen recht ist würde ich jetzt gerne meine Ausführungen etwas präzisieren.", er machte eine kurze Pause. "Die Mitglieder der Red Wings sind allesamt Berufssoldaten die einige Jahre im aktiven Dienst verbracht haben. Soweit ich es aus den Unterlagen herausfiltern konnte haben allesamt einige Kampfeinsätze mitgemacht, keine dieser Missionen erfordete jedoch das Geschick einer Spezialeinheit. Es handelt sich also um gewöhnliche Soldaten." Tryss sortierte kurz seine Gedanken und fuhr dann fort.
"'Einigermaßen eingespielt' bedeutet konkret gesagt, dass die Gruppe, die das genannte Anwesen bewacht, bereits einige Einsätze dieser Art durchgeführt hat. In wie fern es dabei zu Komplikationen gekommen ist kann ich nicht sagen, aber wir können sicher sein, dass sie einander kennen und bereits einige Feuergefechte zusammen bestritten haben.
Was die Schießanlagen angeht: Es handelt sich hauptsächlich um stationäre automatische Geschütze, was in so fern gut für uns ist, als dass, sollte ich Zugang zum System erhalten, ich die Geschütze umprogrammieren und für uns arbeiten lassen kann, ich möchte allerdings keine Garantie darauf geben, dass es im Gebäude keinerlei manuelle Schießanlagen gibt, auch wenn in den Unterlagen nicht die Rede davon war. Bezüglich der Sicherheitsmecs brauchen Sie sich keine Sorgen machen, bis auf ein paar Standardmodelle gibt es keine weiteren, und die sind genauso anfällig über das System wie die Geschütze." Damit schloss der Quarianer seinen Bericht ab, ein weiteres Mal. Und diesmal hoffentlich zur Zufriedenheit des Menschen.

Daniel Jalowy
26.05.2011, 22:30
Citadel- Bezirke
Kleines Hinterzimmer
23:18

„Ist schon ne Weile her. Eine Auffrischung kann nicht schaden“ antwortete Daniel. Der Turianer der sich als Griz vorstellte fragte nach seinem Namen wobei er den Quarianer mit Tryss ansprach.
Entweder hatte der Quarianer dem Turianer einen anderen Decknamen genannt oder aber der Turianer hatte gerade den echten Namen des Migranten verraten, oder besser gesagt ausgeplappert.

Daniel drehte den Kopf in Richtung Trys „Tryss oder Try?“ fragte er direkt den Quarianer der da stand wie bestellt und nicht abgeholt. Er wandte sich wieder Griz zu „Nennen sie mich Castle“
Nachdem sich Griz selbst erklärt hatte und schon aufbrechen wollte ergriff Try das Wort.

Der Migrant `heulte´ zuerst etwas rum das er es nicht gewohnt sei Informationen zu teilen oder gegen Söldner anzutreten, was Daniel völlig egal war. Anschließend fing Try an seine Aussagen zu konkretisieren. Der Söldner hörte aufmerksam zu und machte sich hier und da Notizen. Mit dem Zweiten Versuch des Quarianer konnte er wesentlich mehr anfangen allerdings schenkte er ihm nicht mehr als ein leichtes Nicken. Nicht geschimpft ist halb gelobt.

Der Söldner warf mit einem Seufzen ein Blick auf die Uhr „Sie haben Recht Griz, wir sollten los. Wer zuerst am Objekt ist bestimmt den Treffpunkt und ihnen Try besorg ich ein paar Grundsatzunterrichte zum Thema `Angriff im urbanen Gelände´, da sie ja selbst noch nie gegen `gestandene Söldner´ vorgegangen sind.

Daniel empfing von Try die Daten und verabschiedete sich mit einem angedeuteten Salut um sich auf den Weg zu seinem Hotel zurück zu machen. Dort angekommen legte er Schutzweste und Pistole ab und nahm dafür eine Kamera mit. Mit einem Taxi ging es zum Objekt.

Gegenüber dem Objekt ließ er sich absetzten. Der Söldner schritt an das Geländer der Fußgängerpromenade die sich in etwa auf Höhe der Mitte des Gebäudes befand und warf einen Blick in die Tiefe zum Fuß des Gebäudes und sah dann in Richtung des Daches. In Echt sehen die Dinger immer so scheiße groß aus!
Er machte einen kleinen Kiosk aus der wohl seinen meisten Umsatz mit Touristen verdiente, dicht gefolgt von Spritis die aber erst jetzt vermehrt auftauchten. Nachdem er sich eine Packung Kippen und einen ACE- Saft geholt hatte schrieb er Griz eine kurze Textnachricht und teilte ihm mit wo er war.
Voller Genuss steckte er sich einen neuen Glimmstängel an.

James Herlock
02.06.2011, 20:25
James Herlock
Tag 4: 07.04.2184, 08:28 Uhr
Browny

<--- Die Citadel: Die Botschaften

„Achtung!“, alles stand auf. Der Raum, er war in etwa so groß, wie ein halbes Fußballfeld, war gut zur Hälfte gefüllt. Die Kinder, so schätzte James, besuchten die Abschlussklassen. Sie waren also auch dementsprechend, zwischen siebzehn und zwanzig Jahren alt. James war es wichtig, dass seine Geschichte auch nachvollzogen und verstanden werden konnte. Er mochte es nicht, wenn er vor irgendwelchen Halbwüchsigen auftreten sollte. Einige Einladungen, hatte er aus diesem Grunde, auch schon abgelehnt. Wie es bei diesem Auftritt werden würde, wusste James bis zur letzten Sekunde nicht. Aber da es an eine Highschool ging und an keine Grundschule, war er sich sicher, dass es gut gehen würde.
„Glück im Unglück.“, flüsterte er leise.
James nahm noch einen Schluck, aus der von Linnéa bereitgestellten Flasche Wasser und lauschte den einleitenden Worten von Michael. Der Major a.D. stand auf der Bühne. Ein mittlerweile gewohntes Bild. Auch wenn er primär für James Sicherheit verantwortlich war, unterstützte er ihn oft auch in solchen Situationen. Ganz zum Gefallen seines Arbeitgeber und Freundes. Michael, der im gleichen Alter war wie James, erzählte während der Show seine Version der Geschichte des FCW. Immerhin hatte er an der Front gekämpft, als einer der Ersten, die je einen Alien zu Gesicht bekamen. Michael hatte viele Stationen hinter sich. Der Erst-Kontakt-Krieg mit der einhergehenden Befreiung Shanxi und der Kampf um Elysium waren nur einige davon.
Die Kante von Mann stand auf der Bühne, völlig gelassen und routiniert. Dennoch sah es, irgendwie, unnatürlich aus. Das breite Kreuz mochte ihm im Kampf wohl viel nützen, doch den Kampf mit dem bürokratischen Befehlshabern, würde er gnadenlos verlieren. Sofern man seinen niedrigeren Rang vorab vernachlässigen, und ihn als gleichrangig betrachten würde. James und Michael ergänzten sich nahezu perfekt. Mike für das Grobe und Jim kümmerte sich um die Bürokraten. Ein eingespieltes Team.
„Nehmt Haltung an, Leute. Lasst uns zusammen Rear Admiral a.D. James Herlock begrüßen.“
Mike hatte sich zum Bühnenaufgang gewandt und Habachtstellung eingenommen. Er salutierte zum Gruß. James ging langsam los. Er drückte Linnéa die Flasche in die Hand und betrat die Bühne. Die Anwesenden applaudierten. Im einverleibten Stechschritt stieg er die kurze Treppe rauf und im Anschluss weiter auf Michael zu. James hob die Rechte, um den Salut zu erwidern. Kurz darauf gab er ihm die Hand. Er drehte sich zum Publikum, welches noch immer applaudierte. Gleichzeitig salutierten James und Michael vor dem jungen Volk.
„Danke, danke. Bitte, nehmen Sie platz.“ James deutete den Jugendlichen sich zu setzten. Einige Sekunden vergangen und er konnte endlich beginnen.
„Mein Name ist James Herlock. Rear Admiral außer Dienst. Neben mir steht mein Freund Michael Rocks. Er war Major während seiner aktiven Zeit beim Allianzmilitär. Wir sind heute hier eingeladen worden, um euch ein wenig aus unserer Vergangenheit zu berichten. Genauer gesagt, um euch den Teil unserer Vergangenheit zu erzählen, in dem wir, und ich meine damit die Menschheit, das erste Mal auf Außerirdische getroffen sind.“
Routinierte Worte. Einstudiert. Selbst die Betonung und die Emotionen dieser Sätze, ließen sich immer wieder und wieder abrufen. Die beiden Alten erzählten, wie sie den FCW erlebt hatten und was das für sie bedeutete. Was der Krieg aus ihnen gemacht hatte. Was sie heute sind. Fast eineinhalb Stunden lang dauerte die Vorstellung. Dann begann der Frage-Antwort-Teil. Es gab immer viele Fragen, die die Jugendlichen hatten. Meist waren es Fragen nach dem Kriegsgerät oder nach den Turianern. Selten ging es um die persönlichen Belange der beiden Anwesenden Redner. Doch an diesem Tage wurde eine Frage gestellt, die James nie wieder vergessen würde. Einer der Jugendlichen, es war ein Mädchen, das James auf knapp achtzehn Jahre schätzte, hob die Hand:
„Bereuen Sie ihren Austritt aus dem Militär, Mr. Herlock?“
Eine Frage auf die James keine rechte Antwort wusste. Eine Frage, die er sich auch so noch nie gestellt hatte. Eine Frage, die sein ganzes bisheriges Handeln in Zweifel ziehen würde. Er musste lächeln. Jim wusste nicht, wie er antworten sollte.

„Wir würden gern zu Robin Newburn.“, meldete sich Sharon an der Rezeption.
Die Empfangsdame begrüßte sie freundlich und schaute kurz in ihr Terminal.
„Newburn? Ah, hier. Raum Drei Null Vier.“
„Danke.“
Jim stand, mit Lilly auf dem Arm, in dem Kiosk nahe des Einganges und wartete auf seine Frau. Zusammen bestaunten er und die Kleine die Waren, die man dort kaufen konnte. Es gab alles. Angefangen bei Süßigkeiten für die Kleinen bis hin zu hin zu Zeitschriften für die Großen. Jim drehte sich zum Kuscheltierregal und suchte nach einem Geschenk für den kleinen Jungen, der am Vortag angefahren wurde. Mehrfach griff er ins Regal und fragte nach der Meinung von Lilly. Seine letzte Entdeckung, einen kleinen blauen Hund, hielt er ihr ebenfalls hin. Er wollte auch zu diesem Tierchen die fachmännische Meinung eines Stofftierexperten hören. Die ließ auch nicht lange auf sich warten.
„Der ist doch blau. Wir brauchen kein Hündchen. Hier, ich hab Browny. Siehst du?“
Sie wedelte mit dem Bären, den sie seit der letzten Nacht nicht mehr aus den Augen gelassen hatte. James lächelte und legte auch diesen Fehlgriff wieder zurück ins Regal.
„Daddy? Warum haben die Frauen da nichts an?“ Sie deutete auf die einschlägigen Männerzeitschriften im Regal hinter ihnen. Dummerweise standen sich die Regale für Stofftierchen und Zeitschriften direkt gegenüber. James blickte über die Schulter und erkannte worauf die Kleine zeigte. Er lachte auf und verdeckte Lilly's Augen mit seiner freien Hand.
„Hey! Lass das.“, befahl ihm die Kleine und James ging eine Schritte Richtung Ausgang. Seine Tochter, nun Vergnügt, riss sich dann die große Männerpranke aus dem Gesicht und fragte ihren Vater nochmals nach dem Grund der nackten Frauen, als Sharon die beiden einholte.
„Was für nackte Frauen?“, fragte sie scherzend: „Habt ihr mir was zu verschweigen?“
„Nein. Nichts, Schatz. Alles in Ordnung.“, stotterte James und sah dabei verstohlen zwischen Lilly, Scharon und den Sexheftchen hin und her.
Nochmals betonte das kleine Mädchen ihre Frage, doch wusste James nicht wie er Antworten sollte. Da kam ihm eine Idee: „Das ist eine Frage, die nur Mommy's beantworten können, Süße.“
Er reichte Li-Ann rüber an Sharon und streckte ihr die Zunge raus. Li-Ann lotste ihre Mutter dann auch direkt zu den Zeitschriften. Es dauerte eine Sekunden, bis die beiden Mädels zurück kamen. James hatte in der Zwischenzeit einen Kaffee für sich und Sharon und einen Saft für Li-Ann besorgt. Li-Ann lachte vergnügt. Sie wurde anscheinend über den Grund der nackten Frauen aufgeklärt. Das kleine Mädchen wurde abgesetzt. James gab einen Kaffee weiter an seine Frau und den Saft an Li-Ann, den sie schon lauthals erwartete. Das fröhliche Danke ließ James weiter erheitern und Browny wurde ebenfalls mit dem Saft gefüttert. Sharon lehnte sich vor, küsste James auf die Wange und flüsterte ihm dann ins Ohr: „Was zeigst du unserer Tochter da für schmutzige Dinge. Machst du das nochmal, mach ich dich zur Minna.“
Sharon nahm sich einen Schluck des wohlig heißen Getränkes und James lächelte sie schelmisch an: „Ja, Ma'am. Zu Befehl.“ Er deutete einen Salut an.

Nachdem die Getränke geleert worden waren, nahm James die Kleine wieder auf den Arm.
„Zimmer Drei Null Vier.“, ordnete Sharon an. Lilly, schien zu merken, dass es jetzt Ernst wurde, denn sie presste sich fest an die Schulter ihres Vaters. Browny hielt von der Rückenseite dagegen.
Im Flur des dritten Stockwerkes begegneten die drei, der Mutter des kleinen Jungen und Sharon sprach sie direkt an: „Monika. Hallo. Wie geht’s ihm?“
Jim wandte sich ab. Er wollte nicht, dass Lilly von den Verletzungen hörte. Sie stellten sich vor das Fenster des Krankenzimmers. Er konnte im Raum dahinter Robin und seinen Vater erspähen. Der Junge lag im Krankenbett und Thomas saß im Stuhl daneben. Robin schien zu schlafen. Er trug einige Verbände und eine Maschine im Hintergrund überwachte seine Vitalfunktionen.
„Hi, Li-Ann. Wie geht es dir?“ Es war Monika. Offensichtlich schien sie ihr nicht böse zu sein, doch schämte sich Lilly so sehr, dass sie keinen Ton raus brachte.
„Geht schon mal rein. Wir kommen gleich nach.“, schlug James vor. Die beiden Frauen bejahten es und betraten auch kurz darauf das Krankenzimmer. James hatte einige Mühe damit, sich das Kind vom Hals zu nehmen. Er setzte sich in den Flur und seine Tochter in seinen Schoß.
„Was ist los, Lilly?“ Da war er wieder. Der Fehler. Doch wider erwarten korrigierte Li-Ann ihn auch dieses mal nicht. Er wusste nicht, ob es ihr egal war oder ob sie ihn nicht gehört hatte.
„Ich hab Angst, Daddy. Was ist, wenn er mich nicht mehr gern hat.“ James hörte, wie ihre Stimme wieder anfing zu schwingen. Sie stand kurz vor einem erneuten Ausbruch der Tränen. Er streichelte sanft ihren Kopf und küsste ihr die Stirn.
„Du musst keine Angst haben. Er wird dich bestimmt noch immer gern haben. Ihr seid doch Freunde, oder nicht?“ Lilly nickte wortlos.
„Gut, dann lass uns rein gehen und ihm Hallo sagen, okay?“ Wieder ein stummes Nicken.
James stand auf und nahm Lilly bei der Hand. Er öffnete die Tür und die drei - Jim, Lilly und Browny - betraten das Krankenzimmer.
„Hallo Robin.“, gab sie Kleinlaut von sich, den Bären fest an ihre Brust gedrückt. Der Junge, wohl von Monika aufgeweckt, winkte kurz. Er hatte den Mund voll mit Schokolade. Sharon hatte sie ihm wohl gegeben. Jim spürte, dass der Griff seiner Tochter, vor Aufregung, immer fester wurde. Er spürte die kleinen, spitzen Fingernägel, die sich in sein Fleisch bohrten.
Mit jedem Schritt wurde ihre Hand feuchter. Sie drohte ihm aus der Hand zu gleiten, doch der feste Griff verhinderte dies. Und dann geschah etwas, womit Sharon und Jim nie im Leben gerechnet hätten. Als er und Lilly das Bett von Robin erreichten, hielt die Kleine dem Jungen ihren Lieblingsbären hin. Als Geschenk. Als Wiedergutmachung. Als Entschuldigung. Ohne Reue. Jim und Sharon machten zurecht große Augen. Browny begleitete Li-Ann seit der Geburt. Jim hatte den Bären damals für sein neugeborenes Kind gekauft. Vieles hatte sich in den sechs Jahren getan, doch der Bär blieb. Er war ihr Ein und Alles. Sie machte nicht sehr viel ohne ihn. Bis jetzt. Robin nahm den Bären dankend an und drückte ihn an seine Brust. Er roch einige Momente an ihm und kuschelte den Bären. Doch so schnell er ihn aufnahm, so schnell legte er ihn an Seite. Er griff nach der Schokolade auf dem Tisch neben dem Bett und hielt sie Li-Ann hin. James lächelte und sah auch auf den Gesichtern der anderen Anwesenden ein entspanntes, glückliches Lächeln. Li-Ann griff gerne zu. Sie mochte Schokolade. Lilly kletterte auf das Bett und setzte sich neben ihn.
„Sie werden bestimmt mal ein hübsches Paar abgeben.“, sagte Monika scherzend, worauf James und Sharon nur verdutzt guckten. Soweit wollten sie noch nicht denken.
„Ich hoffe nicht.“, entgegnete James mit gespielter Empörung. „Aber andererseits habe ich meine Frau auf ähnliche Art kennen gelernt.“ Er sah Sharon in die Augen, die ihm bestätigend zurück blinzelte. Jim schaute nochmals zu den beiden Kindern. Für sie war die Welt wieder heil.

Er überlegte einige Augenblicke. Doch dann wusste er, wie er zu antworten hatte. James öffnete den Mund, doch statt der langen Antwort, die er sich mental schon zurecht gelegt hatte, kam nur ein einfaches „Ja“ hervor. Sein Tonfall bestätigte die Aussage weiter. Es klang nach Bedauern. Nach Angst vor dem Ungewissen. Er stand einige Sekunden verloren vor dem Publikum, und verfluchte sich in Gedanken selbst. Es war nicht die Antwort, die er geben wollte, sondern seine ehrliche Empfindung.
„Aber andererseits.“, eröffnete er wieder: „Müsst ihr mich jetzt nicht mehr mit euren Steuergeldern finanzieren.“ Er lachte, sowie alle anderen Anwesenden auch. Die Schülerin bedankte sich für die ehrliche Antwort und Jim meinte erkannt zu haben, dass sie sich noch einige Notizen gemacht hatte. Vielleicht mussten die Anwesenden ja ein Referat über den Vortrag halten. Aber das war ein Thema, dass er jetzt nicht weiter vertiefen wollte.
„Die Allianz hat mir viel gegeben und ich bin stolz ihr gedient zu haben.“ James nahm Haltung an. „Deshalb ist es nur natürlich, das ich mich auch nach meinem Dienst für sie einsetzte. Vielen Dank, für Ihre Aufmerksamkeit. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihren weiteren Lebensweg.“
Applaus füllte die Aula. Jim und Mike salutierten und verließen die Bühne. Nach einem abschließenden Gespräch mit dem Direktor der Schule, in dem den Beiden nochmals gedankt wurde, gingen die beiden Männer raus zum Wagen, mit dem Linnéa vorgefahren war. James hatte noch eine knappe Stunde Zeit bis zum nächsten Termin.
„Also. Die Kolos interessieren sich also für ein Schiff. Wissen wir schon was genaueres oder wollen die nur mal gucken?“
James stieg in die Limousine ein und fischte eine seiner Zigarren raus.
„Sie schwärmten für die Serie 4. Sie wollten unbedingt mehr darüber erfahren.“, erörterte die Asari.
„Dann haben die wohl nicht all zu viel Geld. Die 4er Serie ist ein Massenprodukt. Davon haben wir eine Auflage von Hundert vierzig.“ Das Feuer des Streichholzes erlosch im Aschenbecher. James wedelte sie nie aus. Für ihn war ein halb abgebranntes Streichholz Verschwendung. Das Streichholzbrief steckte er in die Jackentasche seines Anzuges, den Linnéa in den Armen hielt. Es hatte das Logo des Limousinenservice aufgedruckt: Citadel High Class Cars. Sie fuhren immer mit diesem Service, wenn sie auf der Citadel waren. Die beiden Firmen waren vor Jahren eine Partnerschaft eingegangen. Der Gründer des Limousinenservice und Hannibal waren Freunde gewesen und James wollte mit dieser Tradition nicht brechen.
„Aha. Und was wollen Sie in dem Fall machen, Boss?“
„Ich werde denen ein wenig mehr aus der Tasche leiern. Wahrscheinlich kann ich die Familie auf die Serie 7 überreden.“
Er lächelte und rauchte genüsslich seine Zigarre. Der Fahrer des Limousinenservice drehte sich nach hinten und fragte die Insassen nach dem Ziel. James entgegnete ihm, dass er erst zurück zur Yacht wolle, denn er müsse sich noch umziehen.

10:33 Uhr

---> PSY Sharons Desire

Nika Violet Duran
04.06.2011, 22:40
Die Citadel – Zivile Andockbuchten >>>>

Die Citadel – Bezirke[Hotel Theram]
09. April 2184(Tag 6), 15:21 Uhr

Nika schlug die Tür des gemieteten Gefährts zu und vergewisserte sich anschließend, dass dieses auch wirklich abgeschlossen und gesichert war. Sie befand sich hier zwar nicht in der schlechtesten Gegend der Bezirke, aber dennoch fiel der dunkelviolette, fast schwarze Gleiter, der von einer bekannten asarischen Firma mit kroganischen Einfluss gefertigt war, hier auf und sie wollte nicht unnötig riskieren, sich später mit einem geplünderten Mietwagen rumplagen zu dürfen.

Kaum war dies erledigt, blickte sie zu der Fassade ihres Hotels herüber, welches, wie wohl alles auf der Citadel, lediglich ein kleiner Teil einer der vielen Türme war. Die Bebauungsweise der Raumstation war der Agentin schon immer irgendwie suspekt, bestand doch jeder Flügel an sich schon wieder aus vielen einzelnen Arkologien. Lauter winzig-kleine Häuser, die in einem etwas größeren Haus stehen, welches seinerseits wieder in einem steht. Dieser Umstand, zusammen mit den Preisen war vor wenigen Jahren der Grund gewesen, wieso sie sich für ein Appartement auf Bekenstein entschieden hatte, statt für eines auf der Citadel. Natürlich spielte bei der Entscheidung auch mit ein, dass sie auf Bekenstein wesentlich weniger Aliens um sich haben musste.

So oder so trieben sich auf der Ebene derzeit nur recht wenige Leute herum, was primär wohl daran lag, dass umliegende Nachtclubs noch geschlossen waren und man ansonsten nur ein einzelnes, dafür aber besser besuchtes, Café in der Nähe ausmachen konnte. Mit einem sachten Schulterzucken warf Nika die letzten Gedanken jedoch ab und setzte sie sich dann endlich wieder mit Kurs auf den Haupteingang des Hotels in Bewegung.
Stehen blieb sie erst, als sie das harmonische Foyer betreten hatte – dieses war durch eine Art Bogengang scheinbar direkt mit einem Restaurant verbunden, welches jedoch derzeit nur leicht besucht schien. Auch ansonsten war es recht ruhig, was den ungewöhnlichen Anblick, der sich bot, nur weiter bekräftigte –denn eigentlich hielten sich die meisten Hotels doch noch eher an das klassische Einrichtungsbild, welches man von der Erde kannte. Nika denn Umstand allerdings darauf zurück, dass die meisten Hotels die sie kannte sich auf menschlichen Kolonien befanden und demnach für gewöhnlich auch unter menschlicher Leitung standen. Das Theram war allerdings asarischen Ursprungs, zumindest vermutete die Frau das, denn alles in allem fühlte sie sich an Hotels auf Illium erinnert.
Die Möbel und Dekorationen zeigten ein abgerundetes Design und waren in glänzendem Schwarz gehalten, wodurch sie einen Kontrast zu dem weißen Fußboden und den Wänden erzeugten. Das interessanteste war für die Agentin aber das Wasser, welches an den Wänden herab rauschte, wie eine Art kontrollierter Wasserfall. Unweigerlich fühlte sie sich an ihr Appartement erinnert und schmunzelte daher leicht, wandte sich dann aber endgültig der Rezeption zu und zog dabei die entsprechende Karte aus ihrem Portmonee. Die dunkelviolette Asari, die grad wohl die einzige anwesende Angestellte war, schien zwar in ein geschäftliches Telefonat verwickelt zu sein, bekam es aber dennoch geschickt hin, Nika mit einem locker-freundlichen Blick zu begrüßen und ihr mit einem Handzeichen anzudeuten, dass sie ihr die einfach das schwarze Kärtchen reichen sollte. Wenige Sekunden später schien alles geklärt, mit einer höfflichen Geste gab sie Nika die Karte zurück und beendete fast gleichzeitig das Telefonat.
„Entschuldigen Sie.“ Begann das Alien und sprach erst weiter, nach sie ein entspanntes „Kein Problem.“ als Antwort bekam. „Ihr Zimmer ist im dritten Stock.“ Ging das Gespräch dann weiter, wobei die Asari dabei eine etwa faustgroße Kugel unter der Theke hervorholte, die bei der zweiten Berührung ein grünes Bedienfeld in die Luft projizierte. Kaum war die Eingabe geschehen, begann das Gerät zu schweben, bis es auf Augenhöhe zum Stillstand kam. „Der Guide bringt sie hin.“ Erklärte die Rezeptionistin, woraufhin sie ein „Danke schön. Das war’s auch.“ von der Agentin bekam, diese wendete sich nun dem sogenannten Guide zu. „Dann mal los mit dir.“

Der Wegführer lotste Nika ohne irgendwelche Probleme durch das Hotel, welches doch größer zu sein schien, als sie es zuerst vermutet hatte. Bereits nach einem kurzen Weg kam das Duo bei dem gesuchten Zimmer an, worauf der kleine Roboter auch sofort mit mehreren zufälligen Leichtsignalen aufmerksam machte. Der ist knuffig, den will ich für zu Hause haben. Nika hatte leider keine Gelegenheit mehr, denn noch während sie mit sich stritt, ob sie das kleine Ding irgendwie stibitzen sollte, flog dieses schon wieder davon und ließ eine enttäuschte, traurige Asiatin zurück.
„Mach’s gut du!“ Rief sie dem Roboter hinterher, dessen Sensoren wohl auf die Akustik ansprangen und sofort dafür sorgten, dass er in allen möglichen Farben anfing zu leuchten. „Aww!“ Gab Nika begeistert von sich, verschwand dann aber in ihrem Hotelzimmer.

Elegant. Das Mobiliar glich von der Art her fast dem Rest des Hotels, die leitende Farbe war wieder schwarz, nun jedoch gepaart mit einem dunklen nußbraun, wodurch der Eindruck wieder etwas mehr ins klassische rückte, jedoch nicht altmodisch wirkte. Desto auffälliger war nun die weiße-orangene Mappe, die offen ersichtlich auf dem Bett lag. Nach einem schnellen, gespanten Blick bestätigte sich endlich Nikas Vermutung. Ihr Arbeitgeber ging zumindest davon aus, dass Miss Devereaux beim betreten der Citadel festgenommen werden würde, was den unbewiesenen Verdacht für die Agentin erhärtete, dass die gesamte Festnahme an sich schon Cerberus‘ Tun sein würde. Wir sind böse Schurken. Amüsierte sie sich in Gedanken darüber, blieb jedoch mit ihrer Aufmerksamkeit bei den Holotapes. Mitunter befanden sich Unterlagen und Anweisungen darin, die Nika eine ideale Möglichkeit gaben, um Devereaux fast schon legal aus der Zelle zu holen. Ist wohl alles Wasserdicht, wenn das alles wirklich unser Handwerk ist, dann geben wir uns aber eine ziemliche Mühe, um Biotiker an Bord zu holen.
Nika ließ die neugewonnene Holotapes wieder in der Mappe verschwinden und griff stattdessen nach ihrem PDA, auf welchem sie dann umgehend Devereaux‘ Dossier öffnete. Mit einem verlorenen Blick betrachtete sie Bilder und anderen Inhalte, bevor sie leise seufzte und das abgeschaltete Gerät auf dem Bett ablegte. Und mich haben sie von Omega geholt, soll nochmal irgendwer irgendwo behaupten, Cerberus sei böse. Der bittere Gedanke verschwand bei einem zweiten Seufzen, dass die junge Asiatin von sich gab, als sie sich ausgiebig streckte. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet ihr, dass sie noch genügend Zeit hatte, bevor Devereaux überhaupt auf der Citadel ankommen würde. Wird Zeit für eine Dusche, ich will für unsere Newcomerin doch frisch und sauber sein!

Nika hatte die Hände hinter ihrem Kopf verschränkt und diesen wiederum soweit zurückgelehnt, wie sie konnte, wodurch sie auch zwangsweise ihren Rücken durchstreckte. Das Gefühl der letzten, lauwarmen Wassertropfen, die über ihre Brust und den Rücken herabfuhren erzeugte ein angenehmes Schaudern, welches erst abließ, als sie Luft ihren feuchten Körper nach wenigen Minuten fast gänzlich getrocknet hatte.
Sauber, nach Kirschblüten riechend und mit Haaren, die endlich wieder gepflegt und glatt aussahen, statt vom Regen Elysiums ruiniert, verließ Nika noch immer unbekleidet das Badezimmer. Nach dem sie ihren PDA eingeschaltet hatte, um ihn als Musikspieler zu missbrauchen, holte sie ihren zweiten und somit letzten Satz Kleidung aus dem Rucksack und zog sich an, wobei es sich auf Dauer nicht vermeiden ließ, dass sie sich vom Rhythmus der Titel mitreißen ließ.
Was mache ich denn hier?! Ertappte sie sich selbst letzten Endes und sah sich hastig um, da sich inzwischen aber niemand heimlich in das Zimmer geschlichen hatte, blieb ihr jegliche peinliche Berührung erspart und mit einem verlegenem Lächeln auf den Lippen ließ sie sich auf die Bettkante sacken, um sich ihre Socken und anschließend die Sportschuhe anzuziehen. Noch immer gut vierzig Minuten, bis sie überhaupt hier ankommt. Dachte Nika, nach dem sie wieder einen Blick auf die Uhrzeit geworfen hatte. Die Zeit wurde von ihrem Kopf schneller verplant, als sie blinzeln konnte und so sprang sie zielsicher auf und zog ihre Tasche mit zu der Sitzecke des Hotelzimmers. Dank der Gegebenheit, dass ihre moderne Ausrüstung reinigungsfreundlich war dauerte es nur ein paar Minuten, bis Nika ihre Waffen, als auch ihre Kampfbekleidung ruhigen Gewissens für erneut einsatzbereit befinden konnte. Sowohl die Ausrüstung als auch ihr restliches Hab und Gut – inklusive der neuen Dokumente - verstaute sie anschließend, nun sogar ordentlich, wieder und hing sich anschließend die Tasche wieder um. Die Musik des PDAs stellte sie ebenfalls, wenn auch zu ihrem Leidwesen, ab und machte sich so auf den Weg in das Restaurant, welches ihr zuvor aufgefallen war.

Nika hatte ihr Essen bereits hinter sich und während ihre Augen mit einer gewissen Freude den bunten, schimmernden Fischen zusahen, die in einem großen, länglichem Aquarium ihr Dasein verplanschten, beschäftigte ihr Verstand sich schon wieder mit dem kommendem Vorhaben. Sie würde das Departement betreten und sich als Agentin des Allianz Geheimdienstes ausgeben, wodurch sie ohne große Probleme zu dem verantwortlichen Captain der Abteilung Investigation gelangen sollte. Ab da an musste sie mehr oder weniger improvisieren und überzeugen, da sie jedoch offizielle Dokumente besaß, die ihre Geschichte und Beziehung zu Kate Devereaux bestätigen würden, machte sie sich um letzteres keine Sorgen.
Gerade war die junge Agentin dabei, sich zu fragen, wieso man nicht einfach die richtige Person bei C-Sec schmierte, als ihr PDA zu vibrieren begann und die eingegangene Nachricht ihr verkündete, worauf sie nun schon ungeduldig wartete. Devereaux sitzt. Zeit für mich, die Heldin zu spielen.

Uhrzeit: 17:03

>>>> Die Citadel - C-Sec

Filippa Stefferson
10.06.2011, 17:43
Einstiegspost
Tag 6
13:00 Uhr

Das schlimmste daran aus dem Schlaf zu sich zu kommen ist der winzige Moment zwischen aufwachen und Augen aufschlagen. Vor allem wenn man mal wieder so viel am Vorabend gefeiert hatte, dass man wieder einmal nicht ansatzweise weiß, wo man sich befindet.
In Sekundenbruchteilen versucht man sämtliche letzten Informationen zusammenzukramen um sich ein Bild zu machen. Doch es klappte nicht.

Und so öffnete Jordan einfach die Augen um sich umzusehen. Nicht mal einen Millimeter offen, riss sie ihre Lieder wieder zu und presste sich die Hände an den Kopf. Das war kein Kater mehr, diese Kopfschmerzen waren im wahrsten Sinne des Wortes überirdisch. Woher kam das? Jordan verträgt unanständig viel Alkohol. Doch dann fiel es ihr wieder ein:

In den alten Tagen der Erde, haben die Menschen alles Mögliche versucht um high zu werden. Blätter getrocknet und geraucht, an gewissen Mittelchen geschnüffelt und wenn gar nichts mehr ging, einfach auf chemischem Wege neue Drogen erfunden. Heute ist es fast noch einfacher. In den Zeiten, wo viele verschiedenen Rassen zusammenleben und fast jeder eine andere DNS hat, kann man einfach geringe Mengen von „anderer“ Nahrung zu sich nehmen, bis die Vergiftungserscheinungen einsetzen.

Gestern versuchten Jordan und ein paar unbekannte Freunde etwas kroganisches Ryncol. Jeder ein Löffelchen in ein Glas Schnaps… und mehr weiß sie nicht, abgesehen von der Atemlosigkeit nach dem Schlucken und dem fast unerträglichen Brechreiz.

Jordan öffnete noch einmal die Augen. Es war genauso schlimm wie eben, doch diesmal war sie darauf vorbereitet. Die Hand an den Kopf gepresst setzte sie sich auf und wollte wissen wo sie war. Dann hörte sie ein verschnupftes grunzen. Etwas erschrocken sah sie nach links und sah jemanden im Bett neben sich liegen. Hunderte Fragen rammelten durch ihren Schädel. Etwa 26 Mal die Frage ob Sie letzte Nacht sexuell aktiv war. Jordan hob die Decke und war mal wieder komplett nackt.
Scheiße!

Sie sah sich unter unüberwindlichen Kopfschmerzen ihren Schlafgast an. Es war ein Mensch. Er war für die moderne Zeit ziemlich dick, besser gesagt enorm fett. Dann hatte er eine schüttere Halbglatze. Wie Jordan findet die schlimmste Frisur aller Zeiten. Wer hat schon eine Halbglatze? Leute die sich nicht damit abfinden ihre Haare zu verlieren? Warum zum Geier nicht gleich eine volle Glatze? Das sieht wesentlich männlicher aus und… die Schmerzen wurden schlimmer, keine Zeit für solche Gedankengänge.

Als sie das aufgequollene Gesicht sah, wusste Jordan, dass es Zeit war zu gehen. Sie glitt lautlos aus dem Bett und fing sofort an ihre Klamotten zu suchen. Ihr wurde dann auch gleich klar, dass dies nicht ihre Wohnung war. Na umso besser, da kann man besser abhauen! Als sie so dastand kam noch etwas zusätzlich zu ihrem Kopfweh, und zwar ein unausweichlicher Drang nach Erbrechen. Ihr war so übel, das sie fast umgefallen wäre. Dazu kam der Geruch des Appartements. Nun aber raus hier!

Jordan schnappte sich ihre Hose. Das herunterbeugen war ein furchtbarer Fehler. Fast hätte sie ihren sämtlichen Mageninhalt dem Fußboden spendiert. Als sie dann fast eine Minute hilflos nach ihrer Unterwäsche suchte, gab sie auf. Sie schnappte sich nur schnell ihre Hose und ein Oberteil, nicht ihres, aber egal. Ihre Hotpants drückten unangenehm auf die Bauchunterseite und das war im Moment sehr kontraproduktiv. Das Shirt gehörte wohl dem schnarchenden Fettsack und schlabberte nur so an ihr. Sie knotete schnell einen Teil des Kopfteils zusammen, ansonsten würde ihr Ausschnitt bis zum Bauchnabel reichen.

Als der Mann sich kurz bewegte suchte sie schnell das Weite. Auf der Flucht ergatterte Sie aber nur einen Schuh, es waren nicht ihrer, sondern ein Flip Flop.

Draußen war es taghell, wie immer auf der Citadel. Ganz schlecht für Jordan. Alles möglichen Leute starten sie an. Warum auch nicht? Sie hatte ein, im Licht betrachtetes, mit Flecken übersätes T-Shirt an, das ihr viel zu groß war und nur einen zerranzten Flip Flop. Abgesehen davon, hatte sie keine Ahnung wie ihre Haare und ihr Gesicht aussahen.

Die Hand an den Kopf gepresst und mit wackeligem Schritt, stolperte Jordan durch die metallischen Gänge. Sie war in den unteren Bezirken, dass sah sie sofort, denn hier verbrachte Sie viel Zeit. Ihr Ziel war klar: Sie musste dringend auf die Krankenstation. Nicht etwa wegen einer Entgiftung, sie wollte nur ein paar Schmerzstiller abgreifen… eine ganze Menge, hervorragender Schmerzstiller. Erst als sie jemanden anrempelte blickte sie mal wieder vom Boden auf, schaute dabei in ein menschliches Gesicht und hatte diese typische Frage auf den Lippen:
Irgendwoher kenne ich dieses Gesicht…

Als die Frau, die in sie hineingerannt auf einmal ihr Gesicht verzog, hörte Jordan auf zu denken und drehte sich ganz schnell um. Die Dame schrie wütend auf.
Scheiße!

Ihre Magensäure kochte geradezu, als sie anfing zu rennen. Sie wusste wer die Frau war. Vor einiger Zeit hatte Jordan wichtige Informationen gestohlen, diese Frau war die Wächterin gewesen. Die Dame schrie irgendetwas lauthals und sorgte für fragende, neugierige Blicke. Jordan konnte nicht mehr weglaufen, sonst würde sie umfallen. Stattdessen drehte sie sich um und trat ihr entgegen.
„Du Schlampe hast mit meinem Mann geschlafen!“

Jordan hob die Augenbraue und verzog fragend das Gesicht. Da hatte Sie wohl mal wieder einiges durcheinander gebracht. Das da war keine Agentin sondern nur eine wütende Ehefrau.
Die aber schnell auf Jordan zu kam und ihr mit der flachen Hand einen knallte. Speiübel drehte sie sich und überlegte was zu tun war, da fing sie schon die nächste Ohrfeige und jemand zerrte an ihren Haaren.

Es reichte langsam: Sie hatte mit einem verdammt hässlichen Kerl gepennt, ihr war kotzübel, ihr Schädel explodierte fast und nun wurde sie von einer wütenden Furie angegriffen. Jordan griff die Hand der Kreischerin, leuchte blau auf und hielt ihr die andere Hand vors Gesicht. Dann donnerte ein kleiner biotischer Schock durch ihren Arm und katapultieret die Frau weg. Ihre Nase brach sofort und sie knallte ohnmächtig zu Boden.

Doch das alles war ein Fehler. Diese Anstrengung ließ nun endgültig die letzte Nacht als zu viel erscheinen. Mit einem sabbernden Würgen beugte sie sich nach vorne und alles an Flüssigkeit verließ lautstark ihren Mund und die Nase. Noch hundert Meter weiter sprangen Schaulustige einen Schritt zurück. Als die Magenkrämpfe immer schlimmer wurden und ihr Kopf langsam die Segel strich, fiel sie in eine barmherzige Ohnmacht… direkt in ihre eigens erzeugte Pfütze aus Erbrochenen.

-->Krankenstation (http://www.globalgameport.com/showthread.php?t=17796&page=4)

Kathleen Benedict
11.06.2011, 16:16
--> Die Botschaften, Allianzbotschaft.
Tag 5, 17:00

Der Wagen war bei weitem nicht so angenehm und gut ausgestattet wie der Wagen in dem man sie sonst herum kutschierte. Aber sie hatte ja darauf bestanden, also war es jetzt irgendwie unangebracht, wenn sie sich beschweren würde. Tim neben ihr war furchtbar angespannt. Sein Blick huschte hin und her. Kontrollierte immer und immer wieder die Spiegel, während er den Wagen näher an das Ziel steuerte. Kathleen strich sich die roten Haare aus dem Gesicht und legte den Kopf gegen die Stütze des Sitzes. Sie konnte die Erschöpfung fast greifen, die sich ihrer bemächtigte. Sie war gefühlt am Ende. Oder zumindest nah. Die letzten Tage waren sehr anstrengend gewesen und Kathleen war nicht mehr die Jüngste. Nicht nach all den Jahren. Es hatte immer weniger Zeit gegeben für Erholung und Familie. Familie. Wann hatte sie das letzten mal nur ein paar Tage mit Henrietta gehabt. Oder wann war sie das letzte mal mit ihrer Tochter bei ihrer Familie gewesen.
Bei Riettas Großeltern. Bei ihren Cousinen und Cousins. Es schien eine Ewigkeit. Wann war das letzte große Fest gewesen bei dem sie selbst anwesend gewesen war? Kathleen seufzte.

Sie starrte beim Fenster hinaus und schloss die Augen. Dachte an ein paar Tage zurück die lange, lange her waren.
'Die Musik schallte laut und klar über die Weite des Rasens. Sie ging sofort in die Knochen und ließ nicht locker bis mindestens ein Körperteil mit wippte im Takt. Geführt wurde es durch ein blechernes Schlagzeug und eine laute Klarinette. Dann folgten Violine und eine Trompete, sowie lautes Klatschen von den Händen von dutzenden von Menschen. Es wurde getanzt und die Leute genossen die helle, klare Sonne und die gute Laune der anderen Anwesenden, die alle feierlich und festlich gekleidet waren. Mehrere Pavillions waren aufgebaut worden. Lichterketten aufgehängt, zwischen den Bäumen, der Bühne für die Band, über die Tanzfläche aus poliertem Holz die man über den Rasen gelegt hatte. Unter all dem Lärm, war immer noch deutlich das Klacken der Schuhsohlen auf dem Holz zu hören, wenn die Leute in einem schnellen Schritt zu der Musik über die Tanzfläche hüpften.*
Eine Tarantella war nichts das einen langsam tanzen ließ. Nie.
Ein sanfter Windhauch, der genügend kühle Luft spendete, fing sich in den Blättern der Bäume des Gartens, der durch eine hohe Steinmauer, die nicht nur zum Sichtschutz war, wie Kathleen gut genug wusste.

Sie blieb im Eingang ruhig stehen, einer der Männer hatte sie kurz gemustert, der am Tor Wache stand. Eine Augenbraue gehoben, aber es war Theresa gewesen, die ihn mit ihrem spitzen Schrei abgehalten hatte, unangenehm zu werden. Er konnte es nicht besser wissen, und Neska machte ihm keine Vorwürfe. Ihre Schwägerin stürmte aus der tanzenden Menge durch die Menschen auf sie zu. Die Arme weit in die Luft gerissen, das rote Kleid flatterte hinter ihr im Laufwind und sie lachte laut, ihr Gesicht strahlte richtig. Und wenn Kathleen sich nicht täuschte konnte man inzwischen deutlich die Wölbung ihres Bauches erkennen. Es würde Angelos erstes Kind werden und sicher waren alle darauf erpicht in ihren Gebeten darum zu bitten, dass es ein männliches werden würde. Neska schnaubte innerlich und lächelte. Breitete ihre Arme aus und lächelte fester, erst künstlich, merkte aber bald das es sich in ein ehrliches, aufrichtiges verwandelte. Sie mochte Theresa. Sie war ein gutes Mädchen, bürgerlich. Eine Kindergärtnerin. Jung, hübsch und sehr lieb. Es war ein Wunder, dass sie sich zu Recht fand mit dem was Angelo tat. Oder ihre Schwager. Oder ihr Schwiegervater. "Kathy!" rief sie. "Kathy!" sie war eine der wenigen, der ganz wenigen, hier abgesehen von ihren Eltern und ihrer Großmutter die ihren echten Namen oder eine Abwandlung davon benutzten.
Kathleen hatte gerade noch eine Zigarette anstecken wollen, ließ das nun aber, sondern warf die Kippe unangezündet in das Gras. Hob die Arme und winkte ihre Schwägerin mit den Fingerspitzen zu sich. "Komm her. Lass dich drücken!" Und dann war der lieblich riechende, knäulen Stoff in den Theressa gehüllt war und ihre gewaltige blonde Mähne schon bei Neska und umfingen sie. Pressten sie fest an sich. Herzten sie, als gäbe es kein Morgen. "Kathy!" kreischte sie mit ihrer spitzen Stimme und drückte noch fester zu, bis Kathleen die Luft für einen Moment weg blieb. Noch nicht panisch, aber eindeutig, klopfe die nun der Blondine auf den den Rücken, um die dazu zu bewegen, ihre Umarmung zu lockern. "Endlich bist du da." die Frau nahm einen Moment abstand und blickte ihr in die Augen. Lachte und küsste sie auf die Wangen. Links dann rechts. Legte ihr einen Arm um die Hüfte und streichelte ihr über den Oberarm. "Komm. Alle haben dich schon vermisst."
Kathleen lächelte und legte den Kopf gegen Theresa. "Jetzt bin ich ja da." "Ja. Na los.. Komm. Komm." herzte die andere erneut und führte die junge rothaarige Kathy durch die Menschenmenge, die sich immer genau rechtzeitig teilte.

"Mama!" rief Theresa über die Menge und durch die Tanzenden. "Mama!" Kathleen versuchte auszumachen wen sie meinte, bis ihr klar wurde das sie ihre Mutter meinte. Kathleens Mutter. Elenor. Aber die hing zwischen den Armen, zwei Männern in Smokings die sie gerade mit sanfter Gewalt auf die Bühne zerrten, dem Wunsch des Publikums folgend, das sie doch in das Lied, singend, mit einstimmen möge, am Mikrofon, versteht sich. Elenor, zierte sich, vielleicht gespielt, vielleicht ernsthaft, aber sie lachte laut und mit strahlenden Augen. Sie genoss das Familienleben in diesen Momenten. Und es war ihr fünftes Kind das sich in die Ehe begab, das tat ihr besonders gut. So wie es aussah. Kathleen lächelte und stoppte Theresa in ihrem Drang nach vorne. "Warte, warte. Sonst muss ich noch mit singen." "So schlimm wäre das wohl nicht, oder?" neckte die Ältere und zwinkerte, ließ dann aber von Kathleen ab, die sich herauswand, aus der Umarmung. "Ich geh Vater suchen."
"Ach Süße, der ist doch beschäftigt, das müsste dir mehr klar sein, als mir, oder?" flüsterte Theresa, mit einer Vertraulichkeit, die Kathleen unangenehm war, sie aber nicht abwenden konnte, schließlich ging es um das Geschäft ihrer Familie. Und ihr war nicht bewusst was die Andere alles wusste, oder sogar inzwischen tat. Sie hoffte nichts. Aber es würde wohl anders sein, zumindest was das Wissen angeht. "Dann werde ich Nonna die Aufwartung machen."
"Das ist gut. Mach das. Sie müsste an ihrem Lieblingsplatz sein...." Kathleen hob die Hand und küsste Theresa auf die Wange. "Ich weiß wo das ist. So lange war ich dann noch nicht weg, Theresa. Danke." Sie wandte sich um, hielt noch einen Moment die Hand ihrer Schwägerin und ließ sie streichend los. "Unter dem Pfirsichbaum."

Kathleen schob sich durch die Menge. Ihre Füße taten ihr noch weh von dem langen Flug und sie hatte einen gewaltigen Hunger. Und allein dafür war sie froh, das es eine Hochzeit war, und es mehr als genug zu Essen gab. Sie legte Menschen die Hand auf die Schultern und in den Rücken um sich ihren Weg zu bahnen. Im Hintergrund mischte sich nun noch eine Akkordeon in die Musik, während die Stimme ihrer Mutter sich auf italienisch mit in das Lied mischte. Ein freudiges Lied über die Freuden des Landlebens bei Festen auf Sizilien. Nicht unbedingt jugendfrei, wenn mann wusste worum es ging, aber sie zweifelte daran, das es die Kleinsten schon verstanden, die durch die Füße der Erwachsenen sprangen.
Sie entdeckte ihre Großmutter auf einem schweren Sessel unter dem Pfirsichbaum, den ihr Vater für sie hatte Pflanzen lassen, als sie noch klein gewesen war. Nonna erkannte sie auf den letzten Meter ohne auch nur einen zweiten Blick zu brauchen. Sie streckte die alten, faltigen Hände aus und lächelte. Den Kopf mit den kräftigen, stahlgrauen Locken, leicht schräg gelegt, über den Rand der großen rundbeglasten Brille blickend, Kathleen entgegen. Ihre schmalen, blassen Lippen formten die Worte 'Komm..'
Die alte Frau sprach fließend in Italienisch. "Mein Mädchen." hauchte sie. Neska legte ihre Hände in die ihrer Großmutter und ging vor ihr in die Hocke. "Nonna." Kathleen konnte nicht verhindern, das ihre Stimme, weich und warm wurde. Sie liebte die alte Frau. Sie liebte sie abgöttisch und ohne Grenzen. Würde sie je eine Tochter haben, würde sie heißen wie ihre Großmutter.
"Ach Nonna." hauchte sie und lächelte. Die Alte tätschelte Neskas Hände und lachte, beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn, trotz der roten Locken die ihr in die Stirn gefallen waren. Neska hatte die Haarfarbe ihrer Mutter geerbt, aber die Haare ihrer Großmutter. Stark, dicht und von kräftigen Locken. "Mein Mädchen. Mein wunderschönes, blitzgescheites Mädchen." ihre Großmutter lachte und löste eine Hand um über Kathleens Wange zu streicheln. "Lass dich anschauen." sagte sie und musterte nur für einen Moment ihre Erscheinung. Mehr gespielt und nur der Maskerade halber, die Frau hatte längst alles erfasst was es zu erfassen gab. Sie war es auch von der Kathleen ihrer Aufmerksamkeit und ihre Beobachtungsgabe hatte. "Schneidig." merkte sie an und klatschte ihr dann auf den Oberschenkel. "Attraktiv. Du brauchst sicher eine Waffe um die Männer von dir fern zu halten."
"Ach Nonna, sag nicht sowas." "Sei nicht bescheiden Mädchen. Sei nicht bescheiden. Das steht dir nicht." "Nonna. Geht es dir gut?"
"Ich sitze im Schatten! Noch ein Enkel hat geheiratet, ich bekomme noch mehr Urenkel..", sie machte eine Pause und griff nach ihrem Zigarillo der in einem Aschenbecher neben ihr auf einem kleinen Stahltischchen, brannte. "... ich hab meinen Rauch und mein Weinchen." sagte sie und nahm einen Zug von der dunkelbraunen, Rolle Tabak und blies den Rauch in die Luft unter der weiten Krone des Baumes. Dann kniff sie mit einer Schnelligkeit, der Kathleen nie ausgekommen wäre, in die Wange. "Und mein Mädchen ist hier." sagte die alte Frau und tätschelte dann auf einen kleinen Hocker neben sich. "Mir ging es selten besser." sagte sie an dem braunen Stengel in ihrem Mundwinkel vorbei und tätschelte wieder den Hocker. "Setzt dich Mädchen."
"Nonna, ich wollte Vater suchen."
"Lass, das. Setzt dich. Dein Vater muss arbeiten. Und wenn er dich sucht, dann soll er ruhig her kommen. Seine Mama zieht ihm schon den Hosenboden stramm. Dafür ist er immer noch nicht zu alt! HA!" die Frau lachte und zog Kathleen an ihrem Armgelenk neben sich. Es war erstaunlich wie stark diese, alten, knochigen Hände waren. Die Haut war längst faltig und die Adern deutlich sichtbar, grün und blau darunter zu erkennen, genau so wie ihre Sehnen. Makabererweise, fand Neska die Hände ihrer Großmutter wunderschön. Genauso wie sie waren. Sie übten eine geheimnisvolle Magie auf sie aus.

Aber nun saß sie da. Neben ihrer Nonna. In der Galauniform der Allianz, mit den Abzeichen auf der Brust, dem Rang auf der Schulter. Geheimdienst. Das FBI wird sich gefreut haben, über diese Tatsache, als sie von jedem Gast vor dem Tor ein Bild gemacht haben. Würde sich toll machen, bei ihrer Rückkehr, wenn die Innere, sie gleich zu einem Interview bestellen würde. Aber das war Kathleen gewohnt. Es störte sie längst nicht mehr.
Nonna, trug eines ihrer weiten, altrosa Kleidern, behangen mit zahlreichem goldenen Kettchen. Daneben ihrer Enkelin in ihrer Uniform. Ein tolles Bild. Kathleen zog sich eine Zigarette aus der Jackentasche und steckte sie sich zwischen die Lippen. Und kaum war sie dort angekommen war sie auch wieder weg. Ihre Großmutter hatte sie zwischen ihren, knorrigen, wurzelartigen Fingern und zerkrümelte sie. "Lass das." knurrte sie und grinste breit, den Zigarillo zwischen den eigenen Zähnen, "Die machen dich nur Hässlich."

"Bene." murmelte Neska und seufzte leise, während sie die Streichhölzer wieder wegsteckte. "Du." fauchte Nonna bereits und deutete auf einen der jungen Männer, die sich im Dunstkreis der Männer um ihren Vater aufhielten. Der Bursche reagierte erst nicht, was Nonna dazu veranlasste einen reifen Pfirsich nach ihm zu werfen. "Hey!" der Mann wirbelte herum und sah sich nach dem Angreifer um, erschrak dann und schluckte, schließlich hatte die Mutter vom Oberboss ihn angemotzt. Sein Blick fiel auf Neska, aber er schaffte es mit Mühe und Not die Augenbrauen unten zu behalten. Auch wenn er noch keine Ahnung hatte wer sie war.
"Si?"
"Los. Los. Steh da nicht so rum. Besorg dem Mädchen was zum essen." "Bitte?" er schien verwirrt und verdattert. Das wiederum erregte ihre Großmutter arg. "Bist du Dumm?" sie deutete auf sein Gesicht. "Hörst du nicht was ich sage." Er hob die Hände, beschwichtigend. "Doch, doch. Sicher, natürlich." "Na dann los. Du großer Dummkopf. Hol meinem Mädchen was zum Essen." er sah Kathleen noch mal an, als könnte die das erklären, aber Kathleen zuckte nur mit den Schultern, überschlug, auf dem Hocker, fast zusammengefaltet, ihre Beine, fischte das Weinglas ihrer Großmutter zu sich und nahm einen Schluck, aus dem Kristallglas mit weit abgespreizten Fingern. Sie schmeckte den süßen mit Früchten und Nelken gewürzten Wein, und den Lippenstift ihrer Nonna.
"Hopp. Beweg dich du Lackel. Bring einen großen Teller. Viel Fleisch und Gemüse. Und Lasagne. Das du mir nicht die Lasagne nicht vergisst!" brüllte sie ihm hinter her. Wandte sich an Kathleen, die sich beeilte das Glas ab zu setzen. "Hast du das gesehen? Was für ein dummer Junge. Wie kann dein Vater nur damit arbeiten." dann sah sie Kathleen wieder an. "Ahja. Ein guter Schluck Wein, schadet nie, Mädchen. Macht ruhig, klart den Blick und hält gesund."
"Natürlich Nonna." erwiderte Kathleen und ließ den Blick durch die Menschenmenge gleiten. Es waren locker mehr als hundert Menschen. Eine schöne, heitere Feier. Sie konnte ihren ältesten Bruder Alessandro sehen wie er mit seiner Tochter tanzte, die auf seinen Füssen stand und fröhlich, lachend zu ihm hoch sah. Er hatte das schlanke, große Erscheinungsbild ihres Vaters. Der schwarze Anzug stand ihm gut, die Fliege hatte er in der prallen Nachmittagssonne, längst gelockert. Sie entdeckte auch zwei ihrer anderen Brüder. Vinny und den jüngsten der Brüder, der immer noch älter war als sie, Luca. Die beiden standen beieinander, Vinny hatte seinen Arm um den größeren Luca gelegt, eine Mischung aus Bruderliebe, Ausdruck der Freude und ein wenig einer Androhung des baldigen Schwitzkastens für den jüngeren Bruder lagen in der Geste. Es war Luca der Kathleen bei ihrer gemeinsamen Großmutter entdeckte, als er nach der Nonna sah. Auch sein Verhältnis zu ihr war ein enges. Er hob sein Weinglas in dem sichtbar eine Orangenscheibe schwamm. Lächelte über das ganze, leicht rundliche Gesicht und drückte mit seinem anderen Arm, den er um Vinny gelegt hatte, den Bruder, um seine Aufmerksamkeit seinen Blick entlang zu lenken. Vinny brauchte einen Moment, bis er sich aus dem Gespräch mit der hübschen Brautjungfer gelöst hatte, aber dann sah auch er herüber und lachte, den Kopf in den Nacken gelegt laut auf. Seine glatten, schwarzen Haare, die er stets, streng über den Kopf nach hinten in den Nacken gegelt hielt, hüpften dabei munter auf und ab.

Dann tauchte der Junge wieder auf. Einen großen, glatt weißen Teller in der Hand und in der anderen ein Glas Wein. "Hier, mio bella." sagte er mit seiner öligen Olivenstimme und dem unvergleichlichen Makkaronicharme, in der festen Annahme er könnte landen. Kathleen blickte auf, nahm ihm den Teller ab, stellte ihn auf die Oberschenkel und griff sich das Glas Wein, nachdem sie ihrer Großmutter deren Glas zurück gegeben hatte. "Du hattest recht, Nonna, er ist ein Dummkopf." sagte sie zu ihrer Großmutter. Der Junge erstarrte und sah zu der alten, dann zu der jungen Frau. Sein Adamsapfel hüpfte sichtbar als er kräftig schluckte. "Ich weiß. Los Junge, hol ihr Besteck. Oder soll sie ihre Finger benützen!" er hatte verstanden und rannte los.
"Die jungen Männer." seufzte die alte Dame und nahm wieder einen Zug von ihrem Zigarillo. Kathleen starrte die glühende Tabakspitze sehnsüchtig an und ließ für einen Moment die Schultern hängen. Großeltern. Was sollte man machen.

Und vollkommen überraschend, fühlte sie die kräftigen, langen Fingern auf ihren Schultern. Die diese umfassten, mit einer liebevollen Stärke, die sonst niemand so besaß wie ihr Vater. "Los, hoch mit dir Mädchen. Lass dich ansehen." Kathleen stellte den Teller auf den kleinen Tisch ihrer Großmutter und erhob sich, ohne sich einmal um zu drehen, bis sie gänzlich stand. Aber schließlich, nicht ohne vorher die Uniform glatt zu streichen, drehte sie sich um. Ihr Vater, ragte vor ihr auf und lächelte mild auf sie herab. Seine Schläfen waren grau geworden, die Haare trug er immer noch modisch kurz geschnitten und hatte wohl nicht ein einzige Haar verloren. Seine Statur war vielleicht inzwischen etwas untersetzt, aber der Anzug, der Smoking - korrigiert sie sich in Gedanken - kaschierte das sehr geschickt. Einen guten Schneider hatte er schon immer gehabt. Er hatte eine rote Rose in seinem Revers eingesteckt und lächelte über das ganze Gesicht.
"Meine wunderschöne Tochter. Es ist schön das du es geschafft hast." sagte er, hob aber mahnend einen Zeigefinger vor ihr Gesicht. "Wenn auch nicht rechtzeitig." Kathleen hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief, mehr Zugeständnis konnte er nicht erwarten. Er wusste genauso gut das sie seinen Stolz geerbt hatte. Schließlich lachte er laut und zog sie fest in seine Arme. "Bambina. Deine Mutter wird weinen vor Freude." flüsterte er ihr schließlich ins Ohr. "Du siehst sehr schick aus." ergänzte er und gab ihr ein paar Klapse auf ihren Hintern. "Wir sind alle stolz auf dich."

"Kathy!" und schon, als hätte es kein besseres Timing geben können, hörte sie ihre Mutter rufen. "Na also, da kommt sie." sagte ihr Vater und entließ seine Tochter aus der Umarmung. Drehte sie an den Schultern um, genau rechtzeitig, damit die meisten Gäste sehen konnte, wie Kathleens Mutter, mit den weitesten Armen, strahlenden Augen und einer wehenden, roten Mähne ihr entgegen stürmte. "Gut das du da bist." flüsterte ihr Vater noch von hinten. "Denn kein Mann ist ein Mann, wenn er seine Freizeit nicht bei seiner Familie verbringt." seine Stimme hallte noch in ihrem Ohr wieder, als Kathleen schon ihre Antwort knurrte. "Wie gut das ich tatsächlich eine Frau bin."
"Tatsache, Frau Admiral?" neckte ihr Vater zurück und gab ihr einen weiteren Klaps auf den Po, während er seine Frau auf die Wange küsste, die in diesem Moment einschlug und ihre Tochter so fest an sich drückte, das Theresas Umarmung ein Witz gewesen war. "Ich muss zurück an die Arbeit." sagte Michael Pera noch, bevor er wieder entschwand.
"Oh. Meine Kathy." gurrte ihre Mutter und drückte Kathleen noch fester. Alle Augen waren auf Mutter und Tochter gerichtet, während Neskas Essen kalt wurde und er der Junge dumm mit dem Besteck daneben stand. Bevor Großmutter es ihm aus den Händen riss und ihn davon jagte, wie einen geschlagenen Hund.
Neska war das unangenehm. Sie mochte es nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Aber genau, das tat sie jetzt.
"Was eine Aufruhr..." grummelte ihrer Großmutter neben ihr. Die alte Frau mochte ebenso wenig viel Aufmerksamkeit und Aufregung um sie herum. Und zog ein weiteres mal an der Stange gerollten Tabak.'

"Boss?" sie nahm die Stimme von Tim erst langsam und dumpf war, wie durch Watte. Es dauerte einen Moment und ein paar Anläufe, verbunden mit Blinzeln, bis Neska realisierte, dass der Wagen stand. Kathleen blieb noch einen Moment ruhig ohne zu reagieren. Sie konnte nicht sagen warum sie es nicht tat, obwohl sie im Hier und Jetzt angekommen war. Aus dem Wagen hinaus in eine etwas vernachlässigtere Gasse der Bezirke der Citadel starrte. Kathleen fühlte wie ihre Augen, die Einzelheiten fokussierten, aber trotzdem reagierte sie nicht auf die Anrede von Tim. Es war kein Gefühl von nicht können oder nicht wollen, sondern eher eines von Leere im Sinne von Unfähig, weil da nichts war, das sie antrieb sofort zu reagieren. Ein Hauch von Irritation wehe durch ihren Verstand.
Sie seufzte und zog die Unterlippe zwischen die Zähne, fühlte wie sich die Muskulatur ihres Unterkiefers und im Hals rechts bewegte, als sie die Lippe auf der linken Seite zwischen die Zähne nahm, um darauf zu beissen, sie hindurch zu ziehen. Ihr war klar das es ein Zeichen von Unsicherheit war und das Tim es wahrnahm. Aber irgendwie war es ihr furchtbar egal. Mit einem hörbaren, Schnaufen, atmete sie einmal tief durch und drehte dann den Kopf zu ihrem Fahrer und Leibwächter. "Warten Sie hier, Tim."

Octavian Visconti
12.06.2011, 05:46
Kombinierter Post mit Kathleen Benedict (Account (http://www.globalgameport.com/member.php?u=21040), Steckbrief (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=504361&postcount=1))

Citadel: Die Bezirke #2 – Untere Bezirke: Kirche

He’d change his name if it made any difference.

Aber im Grunde kann man der Last nicht entkommen, weshalb sich Octavians ganzes Gewicht an die Vorderseite des Laiengestühls mit Hilfe seiner Arme verlagerte, die er in gebetsartiger Form vor sich hielt, zwischen den Augen, und damit die leidende Jesus-Statue anstarrte, aus Holz, dafür aber von nobler Bauart, seltener Mahagoni, umso rarer wenn man bedachte, dass es sich um ein Relikt handelte. Der Kummer wurde nicht schwächer, aber es lockerte etwas die Muskeln, nicht gut für die Beine, aber wohlgesonnen dem Oberkörper, zumindest solange bis jener zu schmerzen anfing. Die Mütze lag links neben ihm, der Mantel über die Bank gelegt. Er knöpfte etwas das Hemd am Kragen auf, lockerte das Sakko, erleichterte sich das Atmen. Octavian war sich sicher, dass er durchhalten würde. Während er anfing ein lang vergessenes Gebet aus seinem Gedächtnis vorzulesen, welches seine Mutter ihm damals in jungen Jahren eingetrichtert hatte auf Gedeih und Verzerr, fiel es ihm schwer Gedanken zu formen. Stattdessen kamen unwillkürliche Erinnerungen davon hoch, wie er die Sonntagsmessen besuchte, gelehrt wurde, dass Gott ihn bei jeder Tat sah und dabei oftmals in der Kirche vor sich hin fror. Nichts alles war Sonnenschein, und Octavian ahnte, dass sein Vater wohl nur wegen seiner Mutter so religiös wurde, die ihn ihrem Eifer ihren Söhnen die Spiritualität eintrieb, so dass sie diese nie vergessen würde. Als er Wien verließ, las Octavian auf dem Flug von Moser „Die Gottesvergiftung“. Er fand sich darin wieder, musste sich aber eingestehen, dass er sich nicht mehr an den Inhalt erinnern konnte, womit das Buch wohl als minder-wichtig für seine Entwicklung angesehen werden konnte. Die Schriften von Dostojewski oder Kierkegaard hatten auf ihn stets einen größeren Einfluss gehabt als die Bibel. Die Gottesvergiftung war in diesem Sinne nur eine psychologische Niederschrift des Autors, die nett zu lesen war, aber alsbald vergessen wurde, da sie sich zu sehr auf Gott und die Kirche konzentrierte – zu wenig die Spiritualität im Leben suchte. Seine Idole waren Wanderprediger, vom Teufel besessen ehe sie sich selbst reinigten, jeder auf seine eigene Art. Er hatte hunderte Helden, sie alle hatten dabei nur eines gemeinsam: Ihre Worte veränderten, beeinflussten Octavian in seinen Handlungen. Reichlich simpel, relativ banal, hingegen umso bedeutender für ihn. Die Visconti und die Religion, ein nie enden-wollendes Zerwürfnis. Octavian erinnerte sich, während er Maria gedachte, an seine Ex-Ehefrau Jacqueline, auch wenn die Formulierung davon natürlich keinesfalls seine Gefühle wiederspiegelte. Er erkannte, dass hier einer der großen Unterschiede zwischen ihnen lag. Die aufgeklärte Französin, talentiert in jeglicher Art von Kunst, sei es nun Skulpturen, Malerei oder gar die hohe Kunst, wenn man es den als solche ansah, der Filme, stand nicht direkt konträr zum Denker Octavian, aber es gab genügend Unterschiede zwischen dem damals jungen Schriftsteller beziehungsweise Politiker und diesem Freigeist von Jacqueline. Sturm und Drang war es keinesfalls, eher Sturm und Zögern, denn Octavian war schon immer jemand, der nachdachte, bevor er etwas unternahm, und lieber dreimal zu viel fragte, als gar nicht. Er fragte sich zig Mal, ob alles in Ordnung zwischen ihnen sei, jedes Mal antwortete sie mit ‚Ja‘, bis aufs letzte Mal – an diesem Abend küsste sie ihn nicht mit einem Lächeln. Keine Umarmung, kein beschämtes Lächeln Octavians.

Genauso wie seit jeher musste Octavian nun auch über das Geschehene sinnieren und damit die Antwort für sich selbst finden; Nachfrage war erlaubt, aber es galt an ihm, so empfand er, damit abzuschließen, auch wenn es sich hierbei nur um ihn handelte. Es galt Dinge zu durchsuchen, sich zu fragen, wo und wann Vater war, aber wichtiger war warum und vor allem wie fühlte er sich. Denn zumindest jetzt gerade, so musste sich Octavian eingestehen, war der Mörder nur noch eine Seifenblase, die demnächst verpuffen würde seiner Ansicht nach, und sowieso nur ein marginales Ärgernis, denn es war wie immer: Alles lief auf Vater hinaus. Und während er dies zu spät erkannte, und die blutenden Augen des gekreuzigten Jesus stimmten ihm zu, musste ein gesamter Tag vergehen und seine Brüder hatten wohl bereits damit abgeschlossen und wandten sich wichtigeren Dingen zu; er hingegen wurde mit der Mördersuche betraut. Ein Zeitvertreib ging es doch nicht um diesen kümmerlichen Mörder, sei es doch – wie Pavel irgendwie unterdrückt angedeutet hatte – die Allianz oder sonst wer; im Vergleich zu ihrem Vater waren sie alle unwichtig für ihn und damit bekreuzigte sich Octavian und wollte bereits die Kirche verlassen, als plötzlich Pavel eintrat, mit einem Glas in der Hand, neu gefüllt und demselben demütigen, aber verstohlenen Blick, den Octavian seit jeher verabscheute, wobei er Pavel keinesfalls missbilligte. Er war nun mal Pavel, er wuchs mit dem alten Mann quasi auf, war ein Onkel für ihn. Auch wenn keinesfalls sein Lieblingsonkel, dafür waren die Geschenke zu mies, denn wer wollte schon eine Bibel zum zehnten Geburtstag bekommen, wenn es Videospiele gab?

„Dir gefällt es mich hier zu sehen?“ gab Octavian leicht in aggressivem Unterton von sich, als er erkannte wie Pavel genüsslich und leicht erfreut einen Schluck nahm.
„Nun, wir kommen hier in unseren schweren Zeiten. Es ist schön, dass du nicht deinen Glauben verloren hast.“ Octavian realisierte, dass er immer noch die Hände zusammen gefaltet hatte und irgendwo betete er immer noch, um Antworten oder zumindest, dass alles ein Ende nehmen würde. Er ließ seine Hände gefaltet.
„Weißt du“, sprach Pavel weiter als er erkannte, dass Octavian auf diesen Satz keine Antwort wusste, „vielleicht hältst du mich für einen Scharlatan, aber ich glaube an das, was ich predige. Und ich glaube an den christliche Vermächtnis, auch wenn dieses schon seit Jahrzehnten korrumpiert ist zu rein symbolischen Glauben.“ Pavel streichelte den Rahmen eines Bildes, welches die Mutter Maria neben der Krippe zeigte, in reichlich abstrakter Form. In Octavian kam kurz die Frage hoch, wie viel das Gemälde wohl wert war und wer es der Kirche gespendet hatte. Symbolischer Glauben, ging es ihm durch den Kopf und er fragte sich, ob Pavel diese Worte ernst meinte oder sie nur kundtat um sich selbst zu beweihräuchern.
„Und es schmerzt mich aufrichtig“, fuhr er fort, dabei nicht wagend Octavian in die Augen zu blicken, „dass du, und auch deine Brüder, euch so weit von dem Weg eures Vaters entfernt habt. Selbstverständlich ist es eure Entscheidung, und du musst wissen, ich unterstütze euch, schließlich seid ihr die Söhne von einem meiner engsten Freunde. Aber du solltest niemals vergessen, woher du herkommst und was man von dir erwartet. Dein Vater, aber noch viel wichtiger deine Mutter, haben dir doch hoffentlich gezeigt, dass Glaube keine Schwäche ist. Er gibt uns Kraft, und Hoffnung. Und ich wünsche mir für dich, dass du diesen Glauben, oder einen anderen Glauben jedweder Art an den allmächtigen Gott, in dich aufnimmst und an ihm wächst. Denn, mein lieber Octavian, glaube mir eines, ich will wirklich nur das Beste für dich, dafür liegt mir schon zu viel an dir.“
Octavian seinerseits reagierte kaum auf die Worte, wagte aber nicht dem Kirchenoberhaupt ins Gesicht zu blicken, stattdessen hielt er den Kummer fern vor dem Priester und starrte den Marmorboden an. Dann spürte er zaghaft die Hand des alten Mannes an seiner Wange und ihm wurde klar, dass der Kummer nur stärker wurde. Pavel wusste, anhand seiner Stimme und seiner Worte, aber noch viel mehr an seinen Gesten, wie man einen Mann zum Glauben bekehren konnte. Die Chardinisten wären wohl eine mächtige Religion geworden, aber Pavels Faulheit zu predigen, verhinderte dies. So verblieben sie nur als ein mickriger Ast des mächtigen Baums, genannt die katholische Kirche. Kaum wahrgenommen von der Öffentlichkeit, aber dafür ihr eigenes Gelöbnis routiniert herabspulend.
„Ich kann mich erinnern, als deine Mutter damals das erste Mal zu mir kam.“ Er löste die Hand von Octavians Wange, welche ihn malträtierte und das Schuldgefühl, das sich anstaute, verschwand langsam, als hätte jemand den Stöpsel im Waschbecken gelöst. „Sie war eine treue Katholikin, stammte aus der Toskana wie sie mir erzählte, ein reicher Vater, eine schöne Villa, aber ihre Mutter war früh verstorben. Sie fand Trost im Glauben an den allmächtigen Gott und lernte dann ihren Mann, deinen Vater, kennen. Er war auf Urlaub damals.“
„Ich kenne die Geschichte, Pavel“, unterbrach ihn Octavian. Mehr schmerzvolle Erinnerungen brauchte er nun auch nicht aufflammen zu lassen. „Euer Punkt ist?“
„Hab ich den einen?“
„Ich hoffe es doch.“
„Dann hab‘ ich ihn vielleicht vergessen.“
„Bitte?“
„Octavian, du solltest verstehen, dass ich nicht dein Feind bin, auch wenn du mich als solchen ansiehst, und sag‘ mir jetzt nicht, dass du das nicht tust, denn ich weiß es, dein Vater wusste es. Was ich dir sagen will, du solltest vielleicht nicht so sehr auf die Vergangenheit konzentriert sein, als dass du viel mehr deinen Vater würdigst. Dass was er getan hat, dass für das gelebt hat und an das was er geglaubt hat, all dies ist wichtiger als du denkst, Octavian. Du solltest ihn nicht im Stich lassen.“
„Das tue ich auch nicht.“
„Wirklich? Dass was du tust, erscheint mir als wäre es der Job dieser Asari und dieses nervtötenden Turianers. Du hingegen solltest deiner Arbeit nachgehen, aber viel wichtiger, du solltest dem Andenken deines Vaters Respekt und Liebe zollen, anstatt jeden seiner Schritte auszuspionieren, Leute zu fragen und was weiß ich noch. Ich habe den Rorschach gesehen, du warst bei dem Psychiater deines Vaters, und was hat er dir erzählt? Nichts. Weil nichts falsch mit deinem Vater war. Dein Vater war der-“
„Dann sag‘ mir endlich was los war mit Vater“, unterbrach ihn Octavian, sprang dabei für einen Moment von der Bank auf, und war versucht Pavel am Kragen zu packen um die Antwort raus zu prügeln. Aber auch so war Octavians Ausdruck so ernst, wütend, dass Pavel zwei Schritte nach hinten tat.
„Beruhig‘ dich.“
„Ich bin ganz ruhig, glaub‘ mir das“, kam es von ihm zickig zurück und setzte sich erneut in die Bank, seine Hände gefaltet und damit mit den Beinen auf und ab schaukelnd, vor Nervosität durchzuckt und mit meinem sinisteren Unterton in seinem Gesicht, sein Blick stets schwankend zwischen dem Kruzifix, welches vor ihnen thronte und Pavel, dem er am liebsten eine Abreibung verpassen würde. „Es ist Zeit, dass du meine Brüder und mich aufklärst.“
„Und wieso?“
„Weil wir es verdienen?“
„Hm“, Pavel stellte das Champusglas für einen Moment und richtete seine Krawatte. „Denkst du das? Und wieso? Lass‘ es mir dir sagen. Mit deinem Vater war im Grunde alles in Ordnung. Das Beichtgeheimnis ist mir wie gesagt heilig, aber sei dir sicher, dass mit deinem Vater alles…“ Pavel verstummte. Eine Frau betrat gerade die Kirche, die Stöckelschuhe gaben sie her. Octavian wurde unruhiger, schaukelte stärker mit den Beinen. „Fahr‘ schon fort.“
„Jetzt nicht“, zischte Pavel.
„Ignorier sie, Pavel, sie ist nicht wichtig“, gab Octavian in gezischtem Ton von sich, wie eine Schlange. Er wollte die Antwort, während er genau erblickte wie Pavel die Frau wohl studierte, von der Zehe bis zum Scheitel.
„Unglaublich, dass ich mir von dir irgendeine Erklärung erhofft hatte.“ Octavian vergrub sich in seinen Händen, wischte die Verzweiflung weg, so wünschte er es sich, aber er konnte nur seine Hände gebetsmühlenartig in einander schlingen und betete, diesmal dass Pavel aus seiner Trance aufwachen würde. Er hatte gesagt, dass mit Vater alles in Ordnung war. Eigentlich dasselbe was der Psychiater gesagt hatte, aber alles andere deutete auf etwas anderes hin. Schlussendlich schwenkte auch Octavian seinen Kopf und erblickte die Frau, grazil von Gestalt, auch wenn ihr Gesicht durch all die Dunkelheit unerkennbar war, so verblüffte ihn das feurig-rote Haar, und ein knappe Musterung, signalisierte ihm, dass er schon einmal die Frau bei Vater gesehen hat, auch wenn er sie nicht kannte. Vermutlich war sie eine Liebhaberin von Vater, nach Mutters Tod selbstverständlich, die nun da war, um den Anteil ihres Erbes einzustreichen.



"Aber Ma'am..." setzte er an zum widersprechen. Kathleen hob den Zeigefinger der linken Hand und sah wieder beim Fenster hinaus. Hielt einen jungen Priester und eine Nonne fest im Blick, die vor der kleinen Kappelle standen und mit einer Holzbox scheinbar Spenden sammeln wollten. Ihr Blick fixierte die Kerzen die hinter den beiden zur linken und rechten der Pforte brannten. Und ihre Aufmerksamkeit wandte sich diesen Kleinigkeiten zu. Mit eingeprägten Griffen zog sie ein Zigarette hervor und steckte sie sich langsam zwischen die Lippen, während ihr Blick die Umgebung abwanderte. Über die seitlichen Säulen des Gebäudes glitt, die das Pfortendach trugen, und die seitliche Rahmung für die Holztüren bildeten die als Eingang in das Innere des Gotteshauses fungierten. Ihre Finger fanden blind die kleine Streichholzschachtel. "Boss?"
Mit einem plötzlichen Ruck, packte Kathleen den Türgriff und öffnete die Türe. "Sie bleiben wo Sie sind, Tim." war ihr Befehl, der plötzlich mit einer deutlichen Schärfe, ihn sogar zusammenzucken ließ. Und noch im selben Moment hatte Kathleen einen Fuss aus dem Wagen gesetzt. Ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel ihrer Muskeln gerichtet, als sich die Sehnen und Muskelstränge in ihren Unterschenkel anspannte, als sie den hochhackigen bewehrten Fuss auf den matten, metallenen Boden der Citadel setzte. Ohne sich am Wagen fest zu halten, den zweiten Fuss aus dem Wagen schwang, ladylike, die Beine geschlossen fest auf die Straße presste und aus dem Shuttle stieg. Legte die Hand auf die Türe, als sie kaum stand und schlug diese mit einem lauten Schlag hinter sich zu, während noch ihre andere Hand eines der Streichhölzer aus der kleinen Schachtel hervor zauberte, es mit einer flinken Bewegung anriss, was ein kleine Kunststück mit einer Hand war. Die linke Hand wieder frei, strich sie sich die Haare hinter die Ohren, um sie sich nicht abzufackeln, da sie sich, mit der rechten Hand, das brennenden Streichholz zwischen Zeigefinger und Mittelfinger haltend, die Zigarette anzündete. Dabei pendelte das kleine silberne Kreuz ihres Rosenkranzes durch die Luft und schlug ihr mehrfach gegen den Kragen ihres Hemdes.

Neska inhalierte den ersten Zug der Kippe tief und genoss das beissende, heiße Gefühl des Rauches in ihren Lungen und dem Rachen. Hielt ihn so lange in der Lunge, das fast kein blauer Dunst mehr beim Ausatmen zwischen ihren halb zusammen gepressten Lippen austrat. Ein leise Schnalzen ihrer Zunge hallte in der engen Straße wieder, während sie einen Fuss nach vorne setzte um den ersten Schritt zu machen.

Sie konnte jetzt schon die Kappelle nicht leiden. Die Chardinisten waren ihr etwa so sympathisch wie jede andere Sekte. Wohlgleich diese Splittergruppe der römisch-katholischen Kirche eher ein Kult, den eine Sekte, oder gar eine Religion war. Doch auch hier wirkte die Lehre mehr wie eine bizarre Abstraktion der darwinistischen Lehre der Evolution, hin zu einer religiösen, pro-katholischen, Verstärkung das der Mensch das höchste Wesen unter der letzten Stufen vor Gott war. Gerade bei de Chardinisten, abgeleitet im Titel von dem Begründer der textuellen Schrift der die Grundlage bildete, St. Teilhard de Chardin. Und auch wenn diese Gruppe von der katholischen Kirche anerkannt war - vielleicht vor allem weil ihr Gründer, Jesuit gewesen war - so blieben ihr die grad mal 300 Anhänger doch suspekt. Wie immer, wenn sich eine Gruppe von Menschen, strengen Regeln, basierend auf einem reinen kultischen, religiösen Glauben unterwarfen, und dadurch einem einzelnen Anführer, eine große Menge an Vermögen in die Tasche spielten, war sie immer auf der Hut. Wenn die Vergangenheit der Menschheit sie eines gelehrt hatte, dann das Religion ein schlechte Idee war, wenn man sie zu ernst nahm. Niemand konnte für sich das Recht auf die absolute Wahrheit beanspruchen, vor allem wenn die Wurzeln für diese Wahrheit soweit zurück lagen, das es unmöglich sein konnte, das man beweisbar sagen konnte, dass das was geschrieben worden war, die Wahrheit sein konnte. Kathleen war eine Mensch des Glaubens des Beweisbaren. Sie glaubte was seh- und fühlbar war. Es war nicht das sie Religion verdammte. Sie verdammte Fanatismus und nicht hinterfragte Hingabe, die ohne eigene Relation zu Logik und moderner bewiesener Wahrheiten gelebt wurde. Wenn es sich bei diesen Menschen dann noch um einflussreiche Männer und Frauen von größerem Vermögen handelte, dann war ihr das nur noch suspekter. Und so hatte sie sich längst drauf vorbereitet mit blinden, rhetorisch kräftig hinterlegten Wörtern der typischen Metaphern von religiösem biblischen Anstriches zu hören zu bekommen, die sie überzeugen sollten, das auch nur dieser Kult die einzige Wahrheit für das Seelenheil in der Zukunft für ein Leben nach dem Tod besaß.

Kathleen glaube das alles nicht.

Wie jeder Mensch fürchtete auch sie den Tod. Mehr als alles andere. Der Tod, war trotz der aufgeklärten Zeit in der sie lebte, und der, heute, langen Lebensspanne, immer noch ein Konstrukt von mythischer Abschreckung. Ein Leben nach dem Tod war so unwahrscheinlich wie ein Gott oder Götter die dem Menschen Ebenbild waren und die Geschicke im Detail der Zukunft eines jeden regelten. Nein. Das war äußerst unwahrscheinlich. Vielleicht eine treibende Kraft, die alles voran schiebt, eine natürliche Physik der Dinge. Darauf konnte sie sich verständigen mit sich selbst. Aber am Ende, so war Kathleens feste Überzeugung, konnte jeder nur auf einen positiven Gedanken am Schluss hoffen.

Ja das war wirklich das worauf sie glaubte das ein Mensch nur hoffen konnte. Ein letzter positiver Gedanken.

Mit weiten Schritte ging sie die Gasse hinunter und hielt direkt auf die kleine Kappelle zu. Pflanzen und Blumen hatten wild gewuchert, fast wie Unkraut. Sie nahm einen weiteren Zug von der Zigarette die sie mit der rechten Hand locker zwischen den Lippen hielt, strich sich dabei den Rock mit der linken Hand glatt, was den Rosenkranz erneut hin und her hüpfen ließ und leise klickern.

Die Kerzen verströmten einen interessanten blumigen Geruch. Einen irritierend Geruch, der praktisch schon jetzt der Welt verkündete, bitte beachtet das Offensichtliche, denn eigentlich sind auch wir der Dekadenz verfallen. Wie immer musste der Duft von Blumen herhalten um den Gestank der bitteren Verderbtheit übertünchen, wie immer wenn Menschen sich etwas mit zu viel Hingabe widmeten. Der junge Mann und die Nonne, wirkten auf ihre unbekümmerte Art des Dienstes für Gott, seltsam stoisch ausgemergelt fröhlich. Kathleen machte sich nicht die Mühe ihre Ablehnung öffentlich zu Zeigen sondern behielt sie für sich. Es wäre Vergeudung von Kraft gewesen, auch nur einen Gesichtswinkel dafür zu bewegen. Sie hielt geradewegs auf die Pforte zu und ignorierte die Beiden Menschen. Sie hatte für Betteln nichts übrig. Wenn jemand etwas geben wollte, konnte er überweisen. Dann konnte er immer geben. Menschen Geld abzupressen, durch die pure Anwesenheit und das fröhliches Lächeln, war Manipulation, der sanften Art, aber es blieb trotzdem Manipulation und das war wiederum etwas das Kathleen störte. Als wenn es nicht schon genug Spenden und großzügige finanzielle Zuwendung durch die Mitglieder der Kirche gab. Und wenn sie richtig unterrichtet war, würde es eh die nächsten Tage ein volles Haus geben, da das Oberhaupt wegen der Beerdigung von Julius auf der Citadel verweilte, und somit wohl auch predigen würde.

Predigen. Alleine das Wort hasste sie.

Predigen. Am Arsch. "Grüß Gott, Schwester" begrüßte der junge Mann sie und lächelte breit, noch freundlicher. Während die Frau Kathleen die Kiste entgegen streckte. Neska verlangsamte ihre Schritte nicht. "Ich kenne meine Brüder, Priester." erwiderte sie tonlos und schnippte die Kippe in das feuchte Grün der seitlichen Bepflanzung. "Und Sie sind keiner." gleichzeitig legte die die freie linke Hand auf die Holztruhe und hielt sie so auf Abstand. "Aber möge Allah mit Ihnen seinen." dann hatte sie die Beiden passiert und trat in den Schatten der Pforte aus der schon die kühle Luft, angereichert vom typischen Holzgeruch einer Kirche entgegen schlug. Sie merkte wie verwirrt die beiden Gottesdiener waren, von ihrem Auftritt und den Worten.

Neska hatte keinen Sinn dafür.

Der Innenraum, war wie sie alle waren, in den Kirchen und Kappellen, den Domen und Münstern, der Katholiken. Nicht dekadent, aber doch mit einem immer anwesenden Hauch von Pracht. Die mächtige Jesusstatue hinter dem Altar, die dezent geschmückten Holzbänke mit ihren Schnitzereien, die handgemalten Bilder des Leidensweges von Jesus mit ihren, mit Blattgold, verzierten Holzrahmen. Das Deckenfresko. Alles sehr zurückhaltend und doch von hohem Wert. Selbst in dieser kleinen Kappelle am Arsch der Citadel. Ihr kam eine veritable, unpassende Metapher in den Sinn, die sie nicht lauter denken wollte und hob nur eine Augenbraue. Es dauerte einen Moment bis sich ihre Augen das das düstere Licht des Raumes gewöhnt hatten. Denn die wenigen Kerzen, lieferten nicht gerade viel Licht, selbst in dem relativ kleinen Raum. Sie atmete tief ein und nahm einen neue Nase von dem Geruch des Raumes. Letzte Reste von Weihrauch, erloschen und neu entzündeten Kerzen. Eine krude Mischung aus trockenem rotem Wein, altem Holz, dutzenden von teuren Parfüms und dem kalten Geruch von Marmor.

Lecker.

Ihr Blick entdeckte, den Mittelgang hinunter, in der vordersten Bankreihe sitzend einen Mann mit kantigen Schultern, dessen blonder Schopf, sich fast golden gegen das Kerzenlicht abzeichnete. Er hatte den Kopf, vielleicht auch den Blick leicht gesenkt, während er dort saß. Die Hände vielleicht zu einem Gebet, gefaltet, aber das konnte Kathleen nicht von hier aus sagen. Aber sie konnte jetzt schon sagen, das der Mann von einem drahtigen Körperbau war, nicht schmächtig, sondern auf eine männliche Art muskulös. Die leicht hängenden Schultern, denen er sich selbst vielleicht in diesem Moment bewusst war, sprachen von einem Mann der eine schwere Zeit durch machte, ungebrochen und mit starkem Willen sich gegen den Unmut, die Trauer und die Dunkelheit der Gefühle stemmte die auf ihn eindrückten. Nicht gebrochen, aber verbogen bis an den Rand der möglichen, ertragbaren Belastung. Mitten in der Aufarbeitung von vielen Dingen.

Ein typischer Visconti. Von hinten hätte er auch Julius sein können, eine jüngere Version, die noch nicht zu der patriarchischen Autorität und selbstgefälligen Weisheit gefunden hatte. Neska schmunzelte. Es war überraschend was die Erblinie aussagen konnte. Neben ihm, im Raum zwischen der Bankreihen, stand ein alter Mann. Grau und faltig, alt, selbst im Profil waren es die Tränensäcke die sein, für Kathleen irgendwie unaussagekräftiges, weiches Gesicht, dominierten. Fast schwärzlich, blau hingen sie auf die Wangen herab, nur teilweise verborgen durch den Rahmen der Brille, die er auf der Nase trug. Sein Anzug war so unpassend, grau wie seine gesamte Erscheinung, ein halbherziger Versuch, Demut zu heucheln. Er wirkte wohl genährt und das Glas Champagner in seiner gichtigen alten Hand, war schon fast unverschämt wenn man bedachte, das die beiden jungen Menschen vor der Kappelle sich in dem wahrscheinlichen Gelübte von Armut, Enthaltsamkeit und strengem Fasten, die Lebenszeit und den Spaß daran versagten. Kathleen konnte den Mann jetzt schon nicht leiden, sie erkannte sogar auf die Entfernung, das der Anzug, dem Sitz nach maßgeschneidert war. Und das war noch mehr verachtenswert. Er war wie die Kappelle. Nach dem ersten Anschein, voller unterwerfender Demut für den einen Gott, und doch auch nur ein Mensch mit seinen Gelüsten und seiner Empfänglichkeit für Luxus und die 'Sünden' die er in Predigten und in Beichten, verdammte und bestrafte.

Mit aller Mühe unterdrückte sie ein Schnauben. Es schien als würde er auf Octavian einreden.

Der erste Schritt war fast zögerlich den Kathleen machte, als wenn sie sich doch nicht sicher ob des Vorgehens war. Dann entschied sie sich aber, das sie sich doch längst entscheiden hatte und machte die folgenden Schritte wieder mit ihrer typischen Selbstsicherheit. Es war das Klacken ihrer hochhackigen Schuhe das ihr Kommen deutlich ankündigte, und das den Priester dazu brachte seinen Blick zu ihr zu wenden. Wavelyn. So war sein Namen - wenn sich Kathleen richtig erinnerte. Pavel Wavelyn. Der Jesuit und Begründer des Glaubens. Neska näherte sich den beiden Männern mit den weiten, selbstbewussten, klaren Schritten, ihre typisches befehlsgewohntes Charisma versprühend.

Selbst wenn sie es nicht sehen würde, die Blicke des alten Mannes wanderten von ihren Füßen, über die langen nackten Beine bis zu dem beginn des Rockes knapp unter ihrem Knie dann weiter über ihre Hüfte und Taille, ihre Brust, den schmalen, weiblichen Hals hin zu ihrem Gesicht, das eingerahmt von den hüpfenden roten Locken, nur kurz zwischen den Lichtstrahlen der Kerzen ab und zu gut zu sehen war. Es dauert lange bis sein Blick auf den Rosenkranz um ihr Handgelenk fiel. Doch als er das tat, hellte sich sein Gesicht noch eine Spur weiter auf.

'Porcaccione.' knurrte sie in Gedanken ob der typischen männlichen, Blicke die der Priester ihr gelten hatte lassen. Geiler Bock. Dann bemerkte sie das auch der blonde Mann den Kopf gewendet hatte und sie anblickte, als sie zu ihnen trat. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie noch nicht deuten, hauptsächlich weil sie den Blick auf Wavelyn gerichtet hielt. Mit geschickten Fingern, wandte sie ihm die Champagnerflöte aus den alten Fingern.

"Das nenne ich mal Service." eröffnete sie das Gespräch mit klarer, lieblicher Stimme. "Bei soviel freundlichem Empfang, und dekadentem Gottesdienst, könnte ich mir ja glatt überlegen ihrer kleinen Gruppe beizutreten Pater." Dann verkühlte ihr Lächeln und sie nickte ihm nur einmal, als einziger Gruß zu. "Vielleicht." Dann nahm sei einen Schluck. Behielt den alten Mann dabei konsequent im Blick und setzte das Glas dann, geleert wieder ab. Reichte es ihm, zurück. "Danke, aber jetzt würden Sie uns entschuldigen Pater Wavelyn, denn ich muss mit dem Herren hier ein paar Worte wechseln, die unter mein Beichtgeheimnis fallen." während sie sprach legte sie dem Pater die Hand auf den Unterarm, an der der Rosenkranz baumelte, und lächelte ihn freundlich aber bestimmt an. "Es gibt sicherlich genügend andere Dinge die Ihrer Aufmerksamkeit für ein paar Momente bedürfen."

'Wie mehr Juppiebrause saufen, oder sich liebevoll um ein paar knabenhafte Ministranten kümmern, oder ein paar Enkel um das Erbe ihrer Großmutter prellen.' ergänzte sie in Gedanken, ließ sich davon aber nicht mal einen Hauch anmerken.


Der Mann folgte ihrem Wunsch, wenn auch vermutlich nicht gerade erfreut, aber trotzdem tat er es. Überrumpelt vermutlich von diesem bisher nicht vorgekommenen Vorgehen einer Person in seiner Kirche. Kathleen blickte ihm nach und tippte den jungen Visconti dann mit ihrem rechten Handrücken gegen die Schulter ein paar mal an, um ihn dazu zu bewegen ein Stück mehr in die Bank zu rutschen damit sie auch Platz hatte.

Dann machte sie, reflexartig, wie ihr anerzogen, einen kleinen Knicks, bekreuzigte sich vor dem Altar und dem Antlitz Jesus, bevor sie sich neben Octavian Visconti auf die Bank sinken ließ. Die Beine unter die Bank, parallel eng anliegend, eingewinkelt, sah sie zu dem Altar und lächelte sanft.

"Grad von Ihnen hätte ich nicht erwartet, das sie Trost bei diesem Heuchler suchen, Octavian." begann Kathleen dann ihre Unterhaltung mit dem Mann, in den sie die Hoffnung für eine weitere erfolgreiche Zukunft legte. "Ich darf Sie doch Octavian nennen, oder?"

Filippa Stefferson
13.06.2011, 23:36
--> Das Flux (http://www.globalgameport.com/showthread.php?t=17790&page=26)
Tag 6
16:40Uhr

Ihre Lippen trafen aufeinander, als Jordan ihr blaues Rendezvous gegen die Wand drückte. Diese tippte blind auf dem Fahrstuhlknöpfen herum. Als sich die Türen öffneten, schwangen beide Frauen in einer Bewegung hinein und die Asari drückte den Etagenknopf. Während der Fahrt dachte Jordan über die letzte Stunde nach.

Auf Anhieb fanden die beiden einen Draht zueinander und das gegenseitige Interesse wurde versteckt und später offensichtlich bekundet. Die Asari war leicht angeschekert und auch sehr anhänglich geworden. Jordan hingegen hatte eine der zwei bekannten Alkoholstadien erreicht:
Die eine ist, wenn man immer sehr viel trinkt, braucht man später immer weniger Alkohol um betrunken zu werden, oder man ist wie Jordan und trinkt und trink und die Droge erzeugt kaum Wirkung.

Trotzdem war sie leicht beschwips. Beide gingen auf die Tanzfläche und zogen den einen oder anderen Blick auf sich. Dann dauerte es kaum mehr zehn Minuten und die Asari lud Jordan in ihr Appartement ein. Auf dem Weg dahin überlegte Jordan immer wieder ob sie das wirklich tun sollte. Nicht etwa aus irgendwelchen moralischen Gründen. Es lag schlicht und einfach an der Sache, dass man nach einem äußerst intimen Stelldichein mit einer Asari für eine lange Zeit keine sexuelle Erfüllung mit anderen Partnern erreicht. Doch wie das nun mal so ist, war es in diesem Moment, wo die Hormone verrückt spielten total egal.

Ohne die Augen von Jordan zu lassen fingerte die Asari an dem Türschloss herum und öffnete ihre Wohnung. Drinnen zog das ungeduldige Mädchen die andere ins Schlafzimmer. Hier löste sich die Asari aus der Umarmung und schlitterte in ihr großes Bett. Ohne großartige erotische Tänze entledigte sie sich angetrunken, unbeholfen ihrer Kleidung und grinste süffisant, mit leicht vom Alkohol müden Augen der Menschenfrau zu. Jordan zog ihre Schuhe aus und kroch aufs Bett und ebenso auf die Asari, diese zog Jordan wild die Weste aus und riss dabei einen Knopf ab.

In einer engen Umarmung küssten sie sich wieder und als die blaue Schönheit, grade dabei war an Jordans Büstenhalter herumzufingern erklang ein ziemlich schriller Ton. Erst ignorierten beide dieses Geräusch. Als es aber nicht abbrach wurde Jordan etwas ungeduldig:
„Mach doch deine Kommeinheit aus, Schätzchen!“
„Ich habe nur ein festinstalliertes Terminal und das klingt anders…. Verflixt was ist das für ein Verschluss?!“
Grade sich zu den Lippen beugend überlegte Jordan und sah dann schnell zu ihrer am Boden liegenden Weste.
„Warte mal kurz!“

Jordan sprang zu Boden und kramte in ihrer Weste. Sie sah auf einen rot gefärbten Sender, der aber nicht die Quelle der Geräusche war. So suchte sie weiter und fand einen schwarzen Sender, was bei Jordan einen enttäuschten Seufzer entlockte. Denn der rote Sender ist ihr privates „Handy“, aber der schwarze ist von Torlan Industries, ihrem nicht ganz legalen Arbeitgeber.
„Ich muss kurz. Wo ist dein Badezimmer?“
„Direkt hinter dir. Beeil dich!“
„Klar, Süße!“
Das war gelogen. Jordan wusste genau, dass es für ihre Freizeit nie gut ist wenn der schwarze Sender klingelt. Sie ging ins Bad, schloss die Tür, öffnete ihr Universalwerkzeug und setzte den Sender ein. Verzerrt und zitternd erstrahlte das Bild eines einäugigen Turianers über Jordans Arm.
„Franziskus. Wie geht’s dir, Süßer?“
Und er verzog mal wieder keine einzige Miene.
„Warum so ernst, Brummbär?“
…immer noch nichts. So kannte sie ihn. So war er immer. Ihr Aufpasser, Vorgesetzter und direkter Kontakt zu Torlan.
„Ein Auftrag. Torlan verlangt mit dir zu sprechen. Ein gemietetes Shuttle wartet in den zivilen Andockbuchten, Station 2. In 15 Minuten im Shuttle. Ende!“
Franziskus beendete das Gespräch und ließ Jordan einfach so zurück. Etwas wütend entnahm sie den Sender und schloss ihr Werkzeug. Arbeit mal wieder. Ausgerechnet jetzt! Und wenn Torlan 15 Minuten sagt, meint er das auch so. Jordan hatte anfangs sehr oft einfach mal seine Regeln verletzt. Das sollte sie aber lieber nie wieder tun.

Sie verließ das Bad und überraschte die Asari, die grade krampfhaft versuchte eine erotische Pose einzunehmen. Jordan lächelte und ging langsam auf ihre neue Freundin zu.
„Was wichtiges?“
„Ja. Leider die Arbeit. Ich muss gleich los. Mein Boss ist nämlich ein echtes Aschloch!“
Die Asari lehnte sich vor und hauchte zuckersüß:
„Nicht mal, sagen wir: 5 Minuten!“
Selbst bei einer Minute würde es knapp werden. Aber wer könnte so einer Frau widerstehen. Jordan lächelte, ging auf das Bett zu und war dabei ihren Rock zu öffnen.

Dann öffnete sich die Wohnungstür. Herein trat ein gepanzerter Turianer mit einem Rucksack auf den Rücken. Franziskus war aber schnell!
Das Licht ging an und Jordan sah, dass er zwei Augen hatte und er fing auch gleich an zu sprechen:
„Schatz ich bin früher… wer ist das?“
Die Asari zog sich die Decke über die Blöße und fing an zu stottern
„Was geht hier vor?“, fragte der zunehmend wütend werdende Alien.
„Es ist nicht das wonach es aussieht!“
„Es sieht so aus, als würdest du mich mit irgend so einer Menschenschlampe betrügen!“
Die Asari blickte ihren, vermutlich Lebenspartner nur an.

„Ich störe wohl. Wisst ihr was ich gehe einfach und ihr regelt das unter euch!“
Der Turianer ließ seinen Rucksack fallen und zog einen Schlagstock aus dem Gürtel.
„Was hast du ihr erzählt du Mensch?!“
„Nichts. Sie hat mir aber auch nicht erzählt, dass sie mit jemanden fest zusammen ist!“
„Wir haben was getrunken und…“ flüsterte die Asari.
„Abgefüllt hat sie dich?“
Jordan zog die Augenbraue hoch: „Du siehst das alles verdammt einseitig, oder?“

Der Turianer spannte sich an und kam auf Jordan zu. Diese wollte eigentlich nicht viel Aufsehen erregen, also sah sie zur Tür. Abgeschlossen. Dann neben das Bett. Ein Fenster. Dritter Stock. Das war wohl der einfachere Weg. Also dann mal schnell. Der Turianer war ganz nah und stinkwütend. Jordan blickte zur Asari:
„War trotzdem schön mit dir. Beim nächsten Mal vielleicht“

Dann spurtete sie los, hechtete übers Bett, donnerte einen kleinen biotischen Schock gegen das Fenster, welches dadurch instabil wurde. Dann sprang sie mit der Schulter dagegen und das Kunstglas zerbarst. Sie flog dem Boden entgegen. Einen Meter vorher erzeugte sie einen kleinen biotischen Schub der der Aufprall abminderte. Galant wie eine Katze landete sie und stand auf, strich sich die Haare zu Recht, richtete ihren BH bevor er ungebetene Gäste freigab und sah ein Duzend Passanten an, die sie angafften. Jordan sah sich kurz um, zeigte dann mit dem Daumen auf das Gebäude hinter sich:
„Aufzug kaputt!“

Der Turianer brüllte von oben auf sie herab. Jordan war sauer. Nicht wegen der harten Landung, dem Turianer und dem vermasselten Sex. Sondern weil da oben noch ihre neue Weste und ihre Schuhe lagen. So lief sie hastig zu den Andockbuchten. Dass sie dabei nur einen BH anhatte und barfuss war störte sie persönlich überhaupt nicht. Die Passanten waren hingegen sehr beeindruckt, zuweilen auch schockiert und mitunter auch erregt. Kurz griff sie sich in die eingenähte Tasche an der Rockinnenseite und fand zum Glück noch einen Rest Geld.

Genervt von der kommenden Arbeit hastete sie auf die Aufzüge zu. Ein Shuttle wartete auf sie.

--> Zivile Andockbuchten (http://www.globalgameport.com/showthread.php?t=35808&page=11)

Kathleen Benedict
14.06.2011, 23:32
Kombinierter Post mit Octavian Visconti (Account (http://www.globalgameport.com/member.php?u=22778), Steckbrief (http://www.globalgameport.com/showthread.php?t=37833)) Teil 1

Loyalty to petrified opinions never yet broke a chain or freed a human soul in this world — and never will.

Die Stöckelschuhe kamen vor Pavel zum Halt, die roten Haare gaben ihr im Kerzenlicht etwas hexenhaftes, auch wenn ihre generelle höchst attraktive Erscheinung grundlegend dagegen sprach. Aber so waren nun mal Hexen, und mit diesem Gedanken fixierte Octavian sie, während die Frau elegant Pavel das Glas aus der Hand nahm und es exte und damit bewies, dass sie zumindest eine sympathische, trinkfreudige Hexe sein dürfte. Womit sie wiederum zeigte, dass man sich vor ihn Acht nehmen musste, und damit meinte Octavian, dass er lieber eine Auge auf seine Geldbörse warf, während sie ihre Kreise um Pavel und ihn ziehen würde. Jedoch wurde dieser daraufhin sehr rasch abgefertigt, aber all das war nichts mit welcher Frechheit sie Octavian begegnete. Eine Art, die er nicht direkt verachtete, sondern irgendwie mochte, die aber im Moment für ihn unangebracht war, vor allem in diesem Gebäude. Lustige Sprüche hier und da machen noch keinen geselligen Genossen, wie manch einer heutzutage zu sagen pflegte, vor allem auf Bekenstein. 
Octavian hatte gute Lust sich eine Zigarette anzustecken, aber hier war es unangebracht. Stattdessen ließ er seine Hände gefaltet und wagte es nicht der Frau in die Augen zu blicken, nur ein knappes Treffen der Blicke, das war am Anfang das höchste der Gefühle, denn irgendwie war er eingeschüchtert von ihr, von der Kaltschnäuzigkeit mit der sie ihm gegenübertrat, mit der Überheblichkeit mit der sie Pavel abfertigte, auch wenn dies reichlich amüsant war, und der generellen Gelassenheit mit der sie hier in diese Kirche stolzierte, ganz zu schweigen von ihrer generellen Präsenz, die feurig wie ihr Haar war und dadurch aus einem Ofen stammen hätte können, wenn nicht gar aus dem Fegefeuer höchst persönlich, herbeigerufen, um Octavian zu testen, so sein Eindruck und es gab keinen besseren Ort als in einer Kirche, die zarten Gesichtszüge und die formidable Hüfte gefertigt um seine Instinkte anzulocken und der scheinbare Intellekt und Witz dazu da ihn auf geistiger Ebene zu bezirzen.

Ein paar Augenblicke schwieg er, hoffentlich gerade genug um es nicht als peinliche Stille zu bezeichnen, und antworte dann, in relativ herrischer Stimme: „Sie können mich nennen wie Sie wollen, es ist mir einerlei“, reagierte Octavian, nicht wirklich realisierend, dass sie seinen Namen kannte, denn irgendwie war er zu sehr eingeschüchtert – oder gelangweilt, wer konnte es schon sagen - von ihrer forschen Art und auch von ihrem Sexappeal, den sie offensichtlich wusste einzusetzen; der Beweis lag darin wie sie ihn aufforderte ein wenig in die Bank zu rücken, damit sie Platz fand. Sie schien es nicht sonderlich zu tangieren, das seine Stimme in einen herrischen und fast barschen Tonfall umgeschlagen hatte, um seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Octavian folgte, ignorierte dabei Mantel und Mütze, wo durch diese sich nun etwas unter seinem Gesäß befanden und er musste mit der Hand für einen Moment bei Seite schieben.
Sie beobachtete ihn dabei die ganze Zeit über, besonders das Spiel seiner männlichen Muskulatur im Gesicht, die wohl mehr verriet als es sein Vater sich gestattet hätte. Wohl mehr verriet als er sich selbst gestattet hätte. Aber er war überrumpelt, zumindest schätzte sie es von ihrem Blickpunkt aus soweit ein. Sein Blick auf ihre Haare war das auffälligste und sie konnte sich gut vorstellen was in seinem Kopf vorging.

Sie nickte sanft und legte ihre eigenen Hände auf den schmalen Balken der als Ablage für die Singbücher gedacht war, während sie tief einatmete. 
Kathleen lächelte und legte den Kopf schief. Der Mann neben ihr hatte sogar den typischen Geruch eines Viehsacks - eines Viscontis. Dunkel, geschwängert von Tabak und schwerem Alkohol, Holz und trockener Weizen. Männlich, auf eine berückende Weise erotisch. Aber das war nicht gerade das was Kathleen gerade antrieb. Sie blickte zu Jesus am Kreuz und schmunzelte in sich hinein als sie über den Vater des Mannes nach dachte, von dem sie hoffte das er der Nachfolger werden könnte.

'Der Raum war gefüllt mit der gespannten Stimmung und dem typischen, leichten Geruch von Schweiß. Denn alle hier im Raum schwitzen. Es war warm, durch die viele Elektronik und die vielen Stunden die alle schon anwesend waren. Bis auf Neska und den älteren Herren, in dem stramm sitzenden, maßgeschneiderten Anzug und den grauen Haaren. Er blickte sich beiläufig interessiert um. Es beeindruckte ihn nicht, aber es interessierte ihn auf eine höfliche und persönliche Art. Als könnte er für seinen eigenen Vorteil, Dinge lernen, und noch mehr verstehen, als er es eh schon konnte. Und allein durch dieses Verhalten wusste Neska das er gefährlich war auf seine bestimmte Art und weise.
Sicher, im reinen körperlichen Vergleich hätte ihn die hälfte der Menschen in diesem Raum töten können ohne in Schweiß auszubrechen. Aber in seinem Spiel, wären sie Opfer. Kathleen vielleicht ausgenommen - wobei man das auch nicht sicher sagen konnte. Aber der wahre Gewinner war wohl am Ende sie selbst. Schließlich ließ sie es erstens gar nicht soweit kommen, und zum anderen, profitierte sie viel stärker von der Partnerschaft. Und sie musste nicht mal mit ihm schlafen.
Kathleen ließ sich auf einen der rot gepolsterten Sessel fallen, die über mehrere Stufen abwärts in dem Raum an der rückwärtigen Seite aufgestellt waren. Mit direktem Blick auf den großen Bildschirm, an dem sich eine hübsche kleine Szene abspielte, für die sie den Man hergebracht hatte.
"Nehmen sie Platz, Julius." der Mann glitt mit einer überraschenden Ästhetik neben sie, wie sie es nicht erwartet hatte. Überschlug die Beine und legte die Hände in den Schoss. Betrachtete den großen Bildschirm und beobachtete dann die Menschen die an den Seitenwänden, vor mehreren Konsolen saßen und ihre Arbeit taten. Analysierten, Befehle eingaben, Vorgaben machten und die ganzen Kleinigkeiten koordinierten. Dann sah er wieder auf den Hauptbildschirm der die ganze Wand einnahm.

"Ist das alles?" fragte er freundlich, aber bestimmt, mit einer Tonlage die schon andeutete, das er aufstehen könnte.
"Hätten Sie gerne etwas zu trinken?"
"Irish Coffee." sagte er mit einer ungewöhnlichen Befehlsgewohnheit.
Sie nickte der Frau zu ihrer anderen Seite zu, um ihr klar zu machen, das der Wunsch des Mannes ihr Befehl war, dann sah sie wieder nach vorne und hob den rechten Zeigefinger. Überschlug ihre eigenen Beine die in einer engen Jeans steckten. Sie war gerade von der Erde angereist und hatte* keine Zeit mehr gehabt sich umzuziehen. Durch ihren Finger, aktivierte einer der Männer die Audiospur. Es war eine leise, weibliche Stimme die im Raum erklang.
"Ziel markiert." wurde dort über die Lautsprecher geflüstert. Der Mann der zentral im Raum stand und die Aufgaben koordinierte sah zu Kathleen und nickte. "Ziel wurde bestätigt. Bereit für Durchführung."
Neska blickte zu dem Mann neben ihr und wartet bis er sie ansah. Seine Augen hatten sich mit den Pupillen an die Dunkelheit angepasst und sahen sie durchdringend an, während er gleichzeitig nach seinem Getränk griff das ihm gereicht wurde. "Durchführen. Freigabe für Luftschlag erteilt." hauchte Kathleen, als würde sie Zigarettenrauch ausatmen. Beide wandten ihren Blick zurück zu dem Bild.

Die Kamera zeigte nun das Fahrzeug, das man vorher hatte sehen können etwas genauer. Als würde rangezoomt werden. Es war ein luxuriöses Shuttle, sicherlich schwer gepanzert. "Freigabe erfolgt. Ausführen." sagte der Mann, in der Mitte des Raumes und Kathleen lächelte sanft. Auf dem Bildschirm zeigte sich erst eine sanfte Erschütterung, als hätte es eine elektronische Interferenz gegeben. Dann gab es genau dort wo der Wagen gefahren war eine riesige Explosion die Dreck, Staub und Feuer, sowie Autoteile in die Luft schleuderte.
Dann folgte der helle Lichtblitz und ein kurzes weiß, schwarzes Rauschen im Bild.
Kathleen starrte stur auf den Bildschirm, während der Mann sie anblickte. "Ich bin wie Gott. Ich bringe Licht und Wärme." hauchte sie über die, mit weichem Karmesinrot geschminkten Lippen. Es dauerte einen Moment, in der er praktisch unbeeindruckt mit dem silbernen Löffel weiter seinen Irish Coffee umrührte. Dann gab er eine beeindruckende Antwort.
"Wenn ich gewusst hätte, wie einfach es ist Gott zu leasen, wäre ich früher zu Ihnen gekommen, Kathleen."'

Er räusperte sich, während sie neben ihm saß und gerade auf den Altar vor ihnen beiden starrte, und sammelte sich erneut, nach dem er die Hexe für einen weiteren Augenblick gemustert hatte. 

„Aber wenn sie es für achtsam halten meinen Glauben zu verspotten, nach dem mein Vater gestorben ist, so sollten sie sich eventuell ein paar Manieren demnächst zu legen. Oder gab es auch bei ihnen einen tragischen Todesfall zu vermelden? Falls dem so ist, kann ich sie verstehen. Ich war die letzten Tage selbst nicht besonders freundlich zu denjenigen, die mir teuer sind, und ich hoffe Sie verzeihen, wenn ich etwas neben der Spur bin. Es waren anstrengende Tage, Frau…?“ Er faltete seine Hände erneut zusammen, fixierte dabei seinen Blick etwas auf den Boden, schwankte aber mit ihnen. Dann bemerkte er erst, dass die Frau seinen Namen kannte, zu spät um noch etwas zu ergänzen, aber er musste tief schlucken.
Sie hatte am Anfang seiner Worte nur kurz mit der rechten Schulter gezuckt, als wollte sie ihn auffordern ruhig zu sprechen. Bewegte sich aber ansonsten nicht einen Millimeter, sondern hörte ihm aufmerksam zu und wandte den Kopf nicht mal zur Seite als er mit ihr Sprach. Behielt den steifen Jesus stets im Blick wie er dort an dem Kreuz hing. Geopfert als Lamm zum aber millionsten mal, in der Geschichte der Menschheit. Mit dem selben leidenden Gesichtsausdruck und der Dornenkrone die Blut und Schmerz brachte. INRI. Sie hatte sich als Kind an jedem Sonntag gefragt was es wohl heißen wollte. Und kaum das er geendet hatte, brachte sie ihre Gedanken zum Ausdruck "Haben Sie sich als Kind auch immer gefragt, was INRI heißen mag. Octavian?"
Wechselte sie erstaunlicherweise vollkommen überraschend das Thema und glitt von der Bank nach vorne, einer spontanen Eingebung und einem überraschendem Gelüst folgend, auf ihre Knie. Neska fühlte das raue Holz an ihren Kniescheiben und verharrte dort in der bußfertigen Stellung eines betenden.


Er lauschte ihr, aber es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren. INRI, König der Juden. Mutter hatte es ihm beigebracht, aber darauf war die Frau nicht aus. Er neigte etwas den Kopf, versuchte ihre Beine zu mustern, als sie nach vorne geglitten war auf ihre Knie, wie Pavel es vor ihm tat, nicht aus Neugier oder weil er sich angezogen zu ihr fühlte. Es war ein natürlicher Akt um den Gegenüber zu verstehen, ihn auszuspähen. Dann die Hüfte, den Oberkörper, das Gesicht. Er war kein Spion, er wusste nicht, wo man am meisten Informationen herauslesen konnte, deshalb entschied er einfach alles im Auge zu behalten. Unbekümmerte Themenwechsel, wie er sie hasste, doch sie fand zum Thema zurück. Das musste reichen. Aber auch Octavian regte sich als sie sich bewegte, nahm damit eines der Bücher aus der Bank und verstaute es in seinem Sakko. Eine automatische Aktion, nicht dass er die Kirche bestehlen mochte, aber er hätte gern ein wenig Göttlichkeit in den kommenden Stunden an seiner Seite gehabt, auch wenn es sich dabei nur um ein Buch handelte. Der Rabe wusste, wieso er es gerade jetzt tat, vielleicht weil sie ihn langweilte oder weil er eingeschüchtert war; wenn man auf beides tippte, konnte man die Wette vermutlich gewinnen.
"Wir alle hatten alle bedrückende Todesfälle in letzter Zeit, Octavian." kehrte sie dann zumindest mit ihren Gedanken zurück.
"Aber wir hatten nicht alle das Glück uns deswegen schon betrinken zu können." sie senkte leicht den Kopf und sah auf das dunkle Holz. Betrachtete die Maserung eingehender, während ihre Stimme ihn, fast wie ein Kleinkind mäßigte, was den Mann wiederum nicht sonderlich beeindruckte, der Octavian war. Denn er versuchte der rothaarigen Frau nicht ins Auge zu blicken, selbst als sie ihre Todesfälle erwähnte, ob nun diese kürzlich erst stattfanden oder nicht. Octavian schaffte es gerade noch ein leichtes „Mein Beileid“ zu stammeln, vermutlich hatte sie es nicht gehört. Den Seitenhieb auf ihn hatte er deshalb auch nicht gehört, ihn hätte es wohl auch nicht ihn interessiert.
"Abgesehen davon, bin ich nicht gekommen um über unseren Glauben zu spotten - wenn ich auch zugeben muss, dass ich eine ausgesprochene Verachtung für diesen Heuchler verspüre, der sich als der Anführer Ihres Kultes bezeichnet - sondern um Ihnen mein Beileid für den Verlust Ihres Vaters auszusprechen."
Dann schwiegen sie einige Momente, als Kathleen sich die Zeit nahm, die ein Gebet gedauert hätte. Sie bewegte ihre Lippen, wie es sich für ein wortgenaues Vaterunser gehört hätte. Aber ihre Gedanken waren weder bei einem Gebet noch bei einem andere religiösen Akt. Ihre Mutter hätte ihr den nackten Hintern dafür versohlt und etwas tief in ihr sagte ihr, das der Mann neben ihr auch nichts dagegen gehabt hätte, das zu tuen. Auch wenn die Motivation, beider nicht hätte unterschiedlicher sein können. Strafe und Erregung.

'Böses Mädchen.' solche Gedanken in einer Kirche. Kathleen straffte ihre Haltung, als ihre Lippen das Wort Amen formten. Und glitt mit einer katzenhaften Bewegung zurück auf die Bank. "Ich vermisse Ihren Vater. Und Sie Octavian?"

Er hingegen ließ die Hand an der Kirchenbank entlang fahren, in der Zeit während sie ihr Gebet murmelte, etwas schwenken, während er mit der anderen Hand mit dem Mantel und der Mütze spielte, sich überlegte die Kirche zu verlassen, nachdem sie offensichtlich zum Verspotten hergekommen war, auch wenn sie daraufhin das Gegenteil betonte, Octavian wollte ihr nicht recht glauben. Es ging auch nicht um die Kirche, um die ging es nie. Stattdessen erregte das endgültige Erwähnen seines Vaters sein Interesse, er faltete seine Hände und fixierte sie; er war perplex, verunsichert. Lag es an der Situation oder an seinem Zustand, gar an ihm selbst oder war es einfach sie selbst? Dann war sie mit dem Holzhammer gekommen, nach dem sie sich vor dem Jesus-Kreuz bekreuzigte und dafür sogar auf die Knie gegangen war, was Octavian als bizarr empfand, aber ihm zumindest genug Zeit zum Nachdenken gab, warum diese Frau da war, reichlich milde von ihr. Also war es doch Vater. Erbschleicherin, wie nun eben erwartet. Anstatt ihre Frage zu antworten, wurde er nur noch argwöhnischer.
„Natürlich“, er wischte sich knapp eine Schweißperle von der Stirn, die sich gebildet hatte und drohte hinab zu rinnen und antwortete auf ihre Frage, „sehr sogar, aber ich wüsste nicht wieso Sie das interessieren sollte. Wenn Sie wegen irgendeinem versprochenen Erbe hier sind, kann ich Ihnen versichern, dass wir Sie auszahlen werden, sofern er Sie in seinem Testament erwähnt hat. Andernfalls, tut es mir Leid, werden Sie keinen Groschen bekommen. Vater war – so zumindest sagen die meisten Leute – instabil in seinen letzten Wochen, was auch immer das bedeuten mag, dementsprechend haben jegliche Versprechungen keine Bedeutung.“
Er räusperte sich und die Frau, die nun genauso wie zuvor hier saß, schien leicht amüsiert zu sein. „Wenn Sie mir ihren Namen verraten, kann ich vielleicht etwas für Sie regeln. Vor allem sollten Sie ein Kind von ihm erwarten, so kann ich Ihnen versichern, dass wir für dieses selbstverständlich finanziell vorsorgen werden. Auch wenn dieses Kind der erste Bastard von Vater ist, so können Sie sich gewiss sein, dass er nichts von uns zu fürchten hat. Wir sind schließlich keine barbarische Meute.“

Sie lächelte und lehnte sich tiefer in die Bank zurück und hielt den Blick weiter gerade aus gerichtet. Es war ihr nicht entgangen wie intensiv er sie gemustert hatte. Und auch nicht wie leichthin sein Blick bemüht war alles zu erfassen, was ihm später dienlich sein konnte, zu verarbeiten wer sie war. oder eben auch nicht. Aber es war die Leichtigkeit mit der er davon ausging, was ihre Absichten waren, die sie amüsierten. Octavian Visconti schien von seinem eine Vater sehr eindeutige Meinung zu haben. Und die schien ihr nicht besonders gut - und Kathleen stellte sich praktisch innerlich die Frage, ob überhaupt einer seine Söhne ihn wirklich gekannt hatte. Oder irgendwer. Ihre Augen wanderten über die zahlreichen Kandelaber.
Er beobachtete sie nur mit halbem Interesse, wo er sie gerade, mit ihren Absichten eingeordnet hatte, als sie sich einen langen Moment nahm bevor sie ihm eine Antwort auf sein Angebot und seinen kleinen Monolog gab.
"Wussten Sie, dass Ihr Namensvetter, den jungen Caesarion hat hinrichten lassen, weil kein anderer Sohn, des 'vergöttlichten Julius' sein durfte?" antwortete Neska leichthin, auf die Annahme des Mannes sie könnte ähnliche Absicht haben wie der Priester, den sie erst verscheucht hatte, oder wie viele anderen junge Frauen, die in den letzten Monaten Julius als Ablenkung gedient hatten. 


Dieselbe alte Leier bezüglich seines Namens, die er so verabscheute. Vater hatte ihnen separat erklärt, warum er die Namen für sie gewählt hatte, und dann irgendwann verstanden es alle drei Brüder. Es gab keine Symbolik darin, kein Omen und keine Prophezeiung. Es war einfacher, aber er musste zugegeben, dass sie gebildet war, und zumindest das musste Octavian ihr zu Gute halten, und sie war sympathischer und auch hübscher als Claudia. Er konnte verstehen, warum Vater Gefallen an ihr fand. Sein Abscheu zeichnete sich für einen kurzen Moment deutlich auf seinem Gesicht ab und Kathleen verbiss sich im letzten Moment ein Schmunzeln
Sein Blick glitt daraufhin Moment zu ihr. Die Selbstgefälligkeit und die Laszivität, die sie an Tag legte, würde hingegen Vater abschrecken, aber dann wiederum, hatte Octavian sein echtes Gefühl für Vaters Geschmack spätestens dann verloren, als er sich begann für Claudia zu interessieren und damit die Familienzwistigkeiten auf einen neuen Höhepunkt brachte. In den letzten Monaten, nach dem Citadel-Blitzkrieg. Claudia aber war ein Mysterium, welches es später zu lösen galt. Zuerst musste man der Rothaarigen auf die Schliche kommen, bevor man sich dem eigentlichen Übel zuwenden konnte. Das einzige jedenfalls was er über sie sagen konnte zu diesem Zeitpunkt war, dass sie nicht wie Mutter war, kleine Ähnlichkeiten, wenn überhaupt, aber auf keinen Fall mehr. Das war beruhigend, in mancherlei Hinsicht.
"Auch wenn nach Plutarch, es der Lehrer von Ptolemaios dem fünfzehnten war, der den jungen Ägypter überredet hatte sich zu stellen, gibt es nichts was mir auch nur ansatzweise nahe liegen würde, wie Erbschleicherei."
Noch besser taten jedoch die Worte, die sie kurz darauf von sich gab; nach einer kurzen Pause die Kathleen ihm gestattet hatte um seine Befürchtungen zu zerstreuen, die Octavian deutlich klar gemacht hatte, auch wenn es anders geklungen hatte mit seinen Worten. 


Octavian löste in jener Zeit den Blick von ihr. Er mochte die Vergleiche mit seinem römischen Vorgänger nicht, auch wenn der Name auch noch Jahrtausende später durchaus üblich war in manchen Teilen der Welt und mittlerweile auch in der Galaxie. Sein Problem wurzelte hierbei mehr im Namen seines Vaters und seiner Brüder, den jeder für sich genommen, war jeder ein selbstständiges Individuum und keiner von ihnen, nicht mal Vater, würde wohl mit einer dieser historischen Persönlichkeiten in Verbindung gebracht werden, gäbe es nicht die Namenskette. Vielleicht war es doch Symbolik.
Kathleen zog ihre Hände zurück auf ihre Beine und beobachtete Octavian neben ihr, der sachte auf die Seite gerutscht war um eine Mütze und einen Mantel unter seinem Gesäß hervorzuziehen, die wohl vorher unter ihm verschüttet gegangen waren. Sein Blick war auf ihr Profil festgenagelt gewesen.
"Ich erwarte weder ein Kind, noch war ich je auf diese Weise mit ihrem Vater intim, Octavian." versicherte sie ihm, dass es keine neuen Caesarion geben würde, kam dabei nicht umhin ihr Wissen abermals zu präsentieren, so als würde sie einem Kind die Geschichte der Römer beibringen. Eine einfache Erwähnung des Namens hätte gereicht. Dann sah sie ihn das erste Mal wirklich an und bohrte ihren Blick in den seinen. Und es wurde klar, das er mehr sein Vater war, als er es je zugeben würde. Denn er hielt stand. Erwiderten den Blick mit einer schon fast, unheimlichen, ihm vollkommen unbewussten Selbstzufriedenheit, die tausende andere Menschen hätte umgehend kotzen lassen. Nein Octavian war nicht so leicht zu beeindrucken und schon gar nicht zu verschrecken. Gleichwohl realisierte er die Person hinter dem Blick. Die Tatsache was sich abspielte. Aber sie bemerkte, wie sich seine Augen mit Erleichterung füllten, da er sie unweigerlich direkt ansah, denn schließlich brauchte er nicht noch mehr Probleme. Ein Stein fiel vom Herzen, aber eine weitere Mine wurde bereits geschürft am selben Ort. Denn wenn es nicht um Vaters direktes Erbe ging, so handelte sich diese Unterhaltung unweigerlich um Corefield Design. Und so war es am Ende, vielleicht sogar, auch wenn Kathleen kein echtes dediziertes Interesse an der Firma der Viscontis hatte. Dann blickte sie wieder gerade aus, während er regungslos blieb, und anfing leicht zu schmunzeln.
"Und was auch immer die Leute behaupten, mein Lieber, ihr Vater war einer der gerissensten und weitblickensten Männer die ich kenne." sie hob die Brauen und schnalzte mit der Zunge, um dann wieder gerade aus zu sehen. Realisierte das er zu lächeln anfing, als sie begann von seinem Vater zu erzählen. "Also ersparen Sie mir, das Hörensagen von anderen Menschen die nur die Hälfte von Ihrem Vater wussten und den außergewöhnlichen Ehrgeiz, mehr zu hinterlassen, als es ein Mann eigentlich konnte, nie verstanden haben."
Seine Antwort folgte auf dem Fuße, „Das stimmt, Vater war ein großartiger Mann. Und sicherlich auch gerissen und mit Weitblick, andernfalls hätte Corefield Design nie so lange überdauert.“
Er wurde in seiner Antwort unterbrochen und ebenso die für ihn fremde Frau beim Zuhören, die sich gerade über den Rock strich und just einen Blick über die Schulter warf, als Octavian die Schritte des Priesters hörte, der sich von der Nonnen gelöst hatte und in die Kappelle getreten war. Ihre Gesichter und Köpfe jeweils über die linke Schulter dem Eingang des Gotteshauses zugewandt, blickte sie den Mann an. 


Der dürre, beinahe verhungerte Priester trat erneut in die Kirche, leicht buckelig, aber mit zufriedenen Gesichtszügen. Er tauchte seine Hand ins Weihbecken, sie beide blickten ihn länger als es vielleicht nötig war, aber das lag wohl an dem Gesprächsverlauf. Die Frau wandte ihren Kopf, so tat es auch Octavian, aber er blickte noch einmal zurück als er die Tür hörte und der Priester verschwand. Ein rauer Luftzug war die Folge, ein leichtes Säuseln im Nacken. Ein Tropfen war zu vernehmen aus der Ferne, vermutlich schlitterte etwas Wasser über den Rand und verbreitete sich nun über dem Boden, als der Priester sich bekreuzigte. Aber bevor er noch etwas sagen konnte, war es Kathleen die weiter sprach, während ihre beiden Augenpaare sich wieder sich gegenseitig zuwandten. "Sie können mich Kathleen nennen."
Für Kathleen schien es als könnte, Octavian schien sich vage erinnern, aber es leuchtete ihm noch nicht recht ein.

Kathleen Benedict
14.06.2011, 23:35
Kombinierter Post mit Octavian Visconti (Account (http://www.globalgameport.com/member.php?u=22778), Steckbrief (http://www.globalgameport.com/showthread.php?t=37833)) Teil 2

If you tell the truth you don't have to remember anything.

„Freut mich Sie kennen zu lernen“, gab Octavian als Antwort, ein zartes Lächeln auf den Lippen, welches durchwegs als sympathisch von Kathleen empfunden wurde. „Um meinen begonnenen Gedankengang fortzusetzen, wenn Sie mir erlauben.“ Er holte seine Zigarettenschachtel hervor, hoffend, dass die Marke ‚Royalty‘ der werten Dame zusagte, reichte er ihr eine davon, welche ihm fast begierig von ihr aus den Fingern gezogen wurde. Und während er sie sich selbst eine weitere in den Mund steckte, ihm elf Zigaretten verbleibend. Er kramte das Feuerzug hervor, die Flamme erhellte ihr Antlitz ungemein in dieser nach Licht durstenden Umgebung; bis auf die Kerzen, die überall positioniert waren und die Tür, die nun, nach dem der Priester eintrat, sperrangelweit offen stand, gab es schließlich nicht viel mehr. 
Die Chardinisten erklärten es als traditionell ohne elektrisches Licht zu beten, was wohl dadurch herbei gerufen wurde, dass die Religion anfangs an der Armutsgrenze entlang schlitterte. Natürliches Licht und Kerzenlicht reichte meist, nur das Problem in dieser Kirche war, dass man durch die Fenster kaum Licht gewann, denn die Nebengebäude überragten das Gotteshaus deutlich. 
Kathleen fokussierte die einzelne, einsame Flamme direkt vor ihrem Gesicht, während sie mit der rechten Hand weiterhin die Zigaretten vor ihrem Mund festhielt. Beobachtete den mystischen Tanz des Feuers, das am Leben gehalten wurde durch den stetigen Zufluss von Gas, und der Luft um es herum. Unverkennbar fasziniert von der Färbung die mit jedem Windhauch anders wirkte. Ihr Gesicht war das erste Mal deutlich zu erkennen, die scharfen Gesichtszüge einer Frau in ihren besten Jahren. Die hohen Wangenknochen und die schmale Nase der Italienerin, die wachen grauen Augen der Amerikanerin unter den dünnen Augenbrauen. Er erkannte jedoch die grauen Augen zum ersten Mal, als das Feuer sie erhellte; und war leicht verwundert, hatte er sie doch in der Dunkelheit grün eingeschätzt, aber er ließ sich nichts anmerken. Dann zündete er auch seine Zigarette an, während Kathleen es kommentierte. "In diesem Licht bekommt das Wort 'Beweihräucherung' eine ganze neue Bedeutung." sie schmunzelte und inhalierte ihren ersten Zug, auf die gewohnte Weise tief ein. "Ich hoffe ihr Priester verträgt diese Art von Weihrauch."

Unterdessen holte er einen kleinen, ausklappbaren Aschenbecher aus dem Inneren seines Sakkos heraus. Zwar mussten solche Utensilien nach dem Benutzen gereinigt werden, aber die Größe erlaubt es sie ohne Umstände mit sich zu führen, vor allem praktisch wenn man die Umwelt nicht verschmutzen wollte – oder wie in diesem Fall die Kirche. Er platzierte den Aschenbecher vor ihnen und gab lächelnd preis: „Pavel wird sich nicht beschweren. Er ist es schon von meinem Vater gewöhnt.“ Er inhalierte den zweiten Zug und kam damit unweigerlich auf Vater zurück, und überging den amüsierten Blick von Kathleen, die eine Augenbraue gehoben, den Aschenbecher musterte und wohl etwas dachte das mit 'Unnötig' zu tun hatte.
„Ich stimme Ihnen zu. Deshalb bin ich hier, um die Perspektiven kennen zu lernen aus denen Vater gesehen wurde. Das ist, um genau sein, auch der einzige Grund warum ich heute hier bin. Eine Kirche ganz für mich alleine beanspruche ich schließlich auch nicht, irgendwo muss man ja – wie Pavel es immer wieder so schön ausdrückt, gar besonders betont – demütig sein. Und solche Arroganz würde höchstens zu Visk passen.“ 

Man hörte ein knappes Ausstoßen von Octavian, welches man als ein amüsiertes, leichtes Kichern abtun konnte oder auch als Trotzgeräusch, welches Verachtung gegenüber den beiden genannten signalisierte; gefolgt war diese Aktion vom obligatorischen Ziehen an der Zigarette. Kathleen nahm beides zur Kenntnis und speichert es sich im Hinterkopf ab, um vielleicht später darauf zurück zu kommen, oder es zumindest in den Akten zu vermerken. Sollte der Priester tatsächlich mehr mit dem Tod von Julius zu tun haben, würde er es bitter bereuen – soviel war klar. Aber all diese tausenden von Gedanken, die weniger von Rache, als mehr von Gerechtigkeit geprägt waren, wenn auch auf Neskas arrogante Art, ließ sie sich nicht anmerken und nahm fast zum selben Zeitpunkt einen weiteren Zug von der Zigarette. Nicht ihre Marke, aber sie beschwerte sich nicht.

„Aber dass Vater ein brillanter Mann war, müssen Sie mir nicht sagen. Das wissen wir alle sehr genau. Es ist auch nicht gerade so, als hätte er damit nicht geprahlt. Er hatte bereits zig Geschichten meinen Brüdern vorgetragen ehe ich geboren wurde, natürlich alle wahr – sofern ich das nachprüfen konnte über das Extranet. Aber ganz ehrlich“, er tippte die Zigarette in den Aschenbecher und nahm einen weiteren Zug, wandte seinen Blick, den er zuerst die ganze Zeit auf den Glimmstängel gerichtet hatte, erneut zu ihr, und konnte nicht um hin, der Bewegung ihrer Beine, die sie gerade überschlug, und so die ebenmäßige, glatte Haut ihres Knies und Oberschenkels entblößte, zu beobachten, bevor er zu ihrem Gesicht zurückkehrte. Sie musste ihm zu gute halten, dass er es schaffte nicht zu Zögern oder sich zu verplappern.
„Es scheint mir als würden Sie ihn nur auf geschäftlicher Basis kennen? Gerissen ist so mancher Geschäftsmann, um genau zu sein, ist es nur ein allzu beliebtes Adjektiv für Männer dieses Schlags. Es ist doch gerade eine Vorrausetzung für den Job, sofern man erfolgreich sein will. Ohne Gerissenheit und ein gewisses Gespür für das Geschäft überlebt man heutzutage doch nicht mehr.“ Er lehnte sich mit dem Arm zurück, in dem er die Zigarette hielt, visierte ein wenig die Maria-Statue an der Wand durch die rastenden Finger auf der Bank und drehte anschließend seinen Kopf erneut zu der Hexe. „Was mich interessiert, Kathleen, kannten Sie ihn auch persönlich?“

Neska wartete einen Moment mit ihrer Antwort und richtete ihren Blick für einen Moment auf den Aschenbecher. Kräuselte ihren Mundwinkel und schnippte dann mit einer lässigen Bewegung die Asche hinein. "Auf eine irritierende Weise praktisch das Ding." versetzte sie und stupste mit dem unlackierten Fingernagel ihrer rechten Hand dagegen.
Dann erst wandte sie sich wieder Octavian zu und musterte den Mann. Zählte einen kurzen Augenblick lang seine Wimpern, während ihre linke Hand in die Tasche ihres Blazers glitt, um dort das kleine Störgerät zu aktivieren, welches ein Abhören unmöglich machte. "Ich glaube nicht, dass Sie verstehen, was ich, mit meiner Aussage über den Charakter Ihres Vaters sagen wollte, Octavian. Denn ich bezweifle das Sie verstehen, welche Geschäfte Ihr Vater und ich getätigt haben." Sie drehte sich zu ihm und verlagerte ihr Gewicht dabei mehr auf die rechte Körperseite, lehnte sich mit dem Arm auf die Rückenlehne der Sitzbank und wandte so ihre gesamte Front ihm zu. Beließ die Beine allerdings weiterhin überschlagen, und wechselte mit einer fließenden Bewegung die Zigarette von der rechten in die linke Hand, nur um kurz drauf erneut Asche abzuschnippen. "Unsere Geschäfte waren von einer quasi privaten und sehr 'intimen' Natur." eröffnete sie und realisierte das er ihre Bewegung halb nachahmte, denn das was sie sagte, schien ihn nun endgültig angelockt zu haben. Auch wenn sie das Wort Intim so betont hatte, um verständlich zu machen, das sie Intim im Sinne von vertraulich meinte, nicht im Sinne von körperlich. "Sie werden also davon nichts in den Büchern von Corefield Design finden." sie hob ihre rechte Hand, um ihn daran zu hindern ihr ins Wort zu fallen. "Das ist nicht die Antwort auf Ihre Frage, das weiß ich Octavian. Ich kannte Ihn gut genug und bin auch bestens mit Ihrer gesamten Familie vertraut."
Ein neuer Zug an der Zigarette, ließ die Spitze tief orange aufglühen, und unterbrach für einen Moment ihren Redefluss. "Aber, ja, ich kannte ihn persönlich." sie lächelte in sich hinein und schmunzelte mit gesenktem Blick, als ihr noch mal die Erinnerung in den Sinn kam. "Wenn ich gewusst hätte, wie einfach es ist Gott zu leasen, wäre ich früher zu Ihnen gekommen, Kathleen."' zitierte sie den Vater des Mannes ihr gegenüber. "Etwas aus dem Kontext gegriffen, aber immerhin wahr." ergänzte sie.

Kate Devereaux
16.06.2011, 08:25
<----- Die Citadel: C-Sec

Die Citadel: Bezirke

Die Erwähnung eines Essens rief Kate ins Gedächtnis, dass sie seit dem Frühstück auf Omega, welches doch schon einige Zeit zurücklag, noch nichts gegessen hatte. Obwohl sie an diesem Tag bisher noch nicht auf ihre Biotik zurückgreifen hat müssen, war sie schon ziemlich hungrig. Der schmackhafte Geruch, der von dem Restaurant ausging, vor dem sie standen, tat sein Übriges, um den Hunger noch zu stärken.
„Es ist nur ein Softwareentwickler“, entgegnete sie auf die indirekte Frage von Nika. „Allerdings muss es so oder so noch ein wenig warten, denn ich muss ihn zuerst kontaktieren.“
Daraufhin holte Kate ihr PDA heraus und fing schnell an, eine kurze Nachricht, dass sie auf der Citadel angekommen war und ihm gerne den PDA übergeben würde, an Lev zu schreiben. Sie achtete dabei darauf, dass Nika jederzeit den Text lesen konnte, damit sie nicht unbegründet misstrauisch wurde.

„Ich wäre dann soweit“, sagte die Biotikerin und stieg aus dem Vehikel aus. Sie folgte ihrer neuen Auftraggeberin in das Restaurant, welches auch über einen Liefer- und Mitnehmservice verfügte. Da Nika direkt auf diesen zuhielt, ging Kate davon aus, dass sie nicht hier speisen würden. Das Restaurant war gut von fast allen Bevölkerungsschichten besucht, was davon zeugte, dass sowohl das Essen gut sein musste, als auch die Preise an und für sich in Ordnung waren.

In der Menükarte, die vorne auflag, waren allerhand Gerichte aus sämtlichen belebten Welten im Citadel-Raum angeführt. Kurzerhand entschloss sich Kate für ein klassisches Steak mit passender Beilage und bestellte es. Während sie auf das Essen warten mussten, stellte Kate eine weitere Frage, die ihr auf der Zunge brannte: „Was hätten Sie eigentlich gemacht, wenn ich abgelehnt hätte?“
‚Dann wären wohl tausende Credits vergeudet gewesen und vermutlich die Reaktion entsprechend unangenehm gewesen.‘

Nika Violet Duran
16.06.2011, 11:10
Die Citadel – C-Sec >>>>

Die Citadel – Bezirke

Nika sagte die ganze Zeit über, in welcher Kate die Nachrichten an diesen sogenannten Lev verfasste, kein Wort, sondern beobachtete sie einfach ausdruckslos. Kaum war das erledigt, stiegen beide Frauen aus dem Fahrzeug aus und hielten zielsicher auf das Restaurant zu. An der Theke angekommen bestellte Devereaux ihr Essen und wandte sich dann auch sofort wieder an die Agentin, welche dadurch kaum Zeit dazu hatte, sich das Innere des Etablissements anzusehen. „Was hätten Sie eigentlich gemacht, wenn ich abgelehnt hätte?“

Die Frage erzeugte ein knappes, schmales Schmunzeln auf Nikas Lippen und bevor sie antwortete, lehnte sie sich an die Theke, an welcher sie beide warteten. Soll ich mit ihr spielen? Das Schmunzeln wurde deutlicher und entwickelte sich fast schon zu einem Grinsen, welches den heiteren Ton, in welchem Nika ihre Antwort aussprach, nur noch untermalte. „Dann wäre ich, wie versprochen, mit ordentlich mit Ihnen Essen gegangen und hätte Ihnen danach viel Spaß mit Ihrer neugewonnenen Freiheit gewünscht.“ Die Schultern der Asiatin hoben sich leicht an, nach dem sie sich von der Theke abgestoßen und sich Kate zugedreht hatte. Dessen fokussierter Blick wiederum bestand scheinbar nur noch aus einer Mischung aus Misstrauen, Verwunderung und Überraschung.

„Nicht die Antwort, die Sie erwartet haben, Miss Devereaux?“ Nikas Ton blieb recht locker, was ihre Mimik mit einem sachten, aber freundlichen, Lächeln betonte. „Alles andere würde mir doch sowieso nichts bringen… aber so hätte ich wenigstens eine interessante Gesellschaft für ein Essen.“

Kate Devereaux
16.06.2011, 18:17
Die Citadel: Bezirke

Kate war von Nikas Antwort mehr überrascht, als sie je zugeben würde. Tatsächlich hatte sie eher damit gerechnet, dass sie gezwungen worden wäre und man ihr eventuell auch noch den Lohn gestrichen hätte. Vorausgesetzt ihre junge Begleitung hätte es wirklich geschafft, sie aufzuhalten. Doch so wurden nur weitere Fragen aufgeworfen. Warum wurde genau sie aus der Zelle geholt? Warum unternahm jemand diesen Aufwand, wenn die Gefahr, ja angeblich sogar die Möglichkeit bestand, dass sie sich davonmachen könnte? Jemand, der so viel über Kate wusste, musste auch wissen, dass bei ihr durchaus die Chance bestand, dass sie nichts auf die Hilfe gab und einfach abhauen würde. Wurde ihr biotisches Talent benötigt? Es war noch die wahrscheinlichste Lösung des Rätsels, aber widersprach sich mit der Aussage, dass bei dem Auftrag niemand sterben musste. Natürlich schloss das eine das andere nicht aus, aber es wurde einfach unwahrscheinlicher. Alles Fragen, die Kate stellen würde, sobald sie von niemanden mehr beobachtet wurden.

Während sie so vor sich hingrübelte, fiel ihr auf, dass Nika nichts zu Essen bestellte. Die Frau mit den asiatischen Zügen schien nur sie und die Umgebung im Auge zu behalten. Äußerlich vollkommen entspannt aber trotzdem aufmerksam und vorsichtig. Bisher war Kate zu sehr mit sich und dem Lauf der Dinge beschäftigt, sodass ihr erst jetzt auffiel, dass ihre Auftraggeberin eher ungewöhnliche, violette Augen hatte. Sie tadelte sich selbst dafür, dass ihr es erst jetzt aufgefallen war. Dabei fragte sie sich, wie die Farbwirkung in Kombination mit einem schwach sichtbaren, ebenfalls lilafarbenen Rouge wirken würde. Kate selbst war nicht der Typ für farblich sichtbares Make-Up, aber sie empfand die Art und Weise, wie Rouge auf asiatisch aussehenden Gesichtern aufgebracht werden konnte - fast parallel zum Kieferknochen - ziemlich attraktiv.

„Überhaupt nicht die Antwort, mit der ich gerechnet habe“, bestätigte sie Nikas Vermutung. Ein Mitarbeiter des Restaurants tauchte vor ihr auf und packte soeben ein Plastikschälchen, welches mit Alufolie zugedeckt war, ein. „Ihr Essen, Miss. Bitte zahlen Sie an der Kassa da vorne“ Er zeigte in die entsprechende Richtung und Kate nahm nickend ihre Bestellung entgegen.
„Nette Augenfarbe“, meinte sie ganz beiläufig zu Nika, während sie zur Bezahlung ging. „Steckt da eine Geschichte dahinter?“

Nika Violet Duran
16.06.2011, 19:15
Die Citadel – Bezirke

So irritiert wie Devereaux noch vor wenigen Augenblicken und vermutlich auch noch jetzt war, so verlegen wurde Nika nun ihrerseits. Danke. War der erste, schüchterne Gedanke, der ihr durch den Kopf huschte, als dann jedoch auch noch nachgefragt wurde, fasste sie sich schnell wieder. „Danke.“ Diesmal sprach die Agentin es aus und lächelte ihre Begleitung ehrlich an, die Antwort, die sie schnell darauf gab, wurde bereits von dem Geräusch der automatischen Türen untermalt, welches erklang als die beiden Frauen das Restaurant verließen.
„Keine interessante, fürchte ich.“ Klärte sie Kate auf, wobei sie dabei einen leichten, entschuldigenden Ton mitschwingen ließ. „Sie ist angeboren.“ Die nächste Geste war wieder ein sachtes anheben ihrer Schultern. „Das war’s. Mein Großvater hatte violette Augen, wahrscheinlich durch eine genetisch basierte Behandlung und die ist nun Teil seines Erbes geworden.“ Nika öffnete mit einer Handbewegung nicht nur die Schlösser des Fahrzeugs, sondern auch dessen Türen, welche sich nun nach oben hin wegzogen.

„Ich bin ihm dafür jedenfalls dankbar.“ Führte sie weiter aus und ließ sich in den Fahrersitz fallen, gefolgt von einem lockerem Durchatmen und einen Blick rüber zu ihrer Partnerin. „Schöne Augen öffnen immerhin ab und an Wege, aber das muss ich Ihnen wohl nicht erzählen.“ Zuviel Flirt, zu wenig Auftrag, Nika. Der Tadel kam, kaum, dass das letzte Wort ihres Satzes ausgesprochen war, jedoch fiel ihr auch genau in dem Moment etwas ein, was Kate zuvor gesagt hatte. “Und bisher wusste ich immer zu gefallen.“ „Miss Devereaux!“ Nikas Stimme klang mehr amüsiert und scherzend, als vorwurfsvoll und empört. „So versuchen Sie also, die zusätzlichen tausend Credits zu bekommen? Sowas haben Sie doch nicht nötig.“ Was genau von 'Zuviel Flirt, zu wenig Auftrag' habe ich nun nicht verstanden?

Kate Devereaux
17.06.2011, 19:06
Die Citadel: Bezirke

Kate lauschte Nikas Erklärung, die tatsächlich weniger spektakulär war, als sie erwartet hätte. Aber immerhin war es interessant zu wissen, dass solche Körpermodifikationen durchaus vererbbar waren. In ihrer Familie konnte sie sich jedoch sicher sein, dass niemand über künstliche Eigenschaften verfügte, wobei sie bei dem Gedanken daran, wie extrem das ihre Eltern stören würde, lächeln musste. Waren die beiden doch so gegen jeglichen Fortschritt, der direkt oder indirekt mit dem menschlichen Körper zu tun hatte. Absolut unverständlich in einer Zeit wo solcherlei Eingriffe schon fast üblich waren.

Kate folgte Nika durch die Türe nach draußen und setzte sich wieder in das Fahrzeug.
„Ich sollte Ihnen doch gefallen“, erwiderte sie schmunzelnd auf den Tadel und zuckte mit den Schultern. „Da ich jedoch noch nicht weiß, was Ihnen beliebt, muss ich halt alles versuchen.“
‚Ob das alles nur gespielt ist, oder ist sie wirklich so nett?’ Die Biotikerin musste zugeben, dass ihr die Auftraggeberin relativ sympathisch war. Sie schien etwa gleich alt zu sein, war witzig und intelligent. Trotzdem erinnerte sie sich daran, dass sie sich nicht erneut auf einen Menschen wirklich einlassen wollte. Ein wenig fraternisieren, vielleicht zusammen nach dem Auftrag auf einen Cocktail in die nächste Bar gehen, aber das war es dann auch schon. Keine Freundschaft und schon gar keine Verpflichtungen.
Offen blieb noch die Frage, wie sich Nika verhalten würde, wenn sie erstmals in eine eher stressige Situation kommen würde, denn hier trennte sich die Spreu vom Weizen. Es blieb abzuwarten, doch Kate machte sich nicht allzu viele Gedanken darüber. Ihre Organisation schien gut mit Mitteln und Informationen ausgestattet und somit recht erfolgreich zu sein und für Erfolg war die Qualität der Mitglieder verantwortlich.

Nachdem beide Türen des Vehikels geschlossen und die beiden somit akustisch von der Außenwelt abgeschirmt waren, wurde Kate wieder ein wenig ernster. Sie wollte soeben das Thema auf den Auftrag und die Organisation lenken, als sich ihr PDA meldet.
„Sorry“, meinte sie zu Nika und zog das Gerät hervor. Lev hatte geantwortet.


An: Kate Devereaux
Von: Lev Iljin

Hallo Kate,
schön, dass du es auf die Citadel geschafft hast. Ich bin derzeit daheim und du kannst jederzeit vorbeikommen. Die Adresse habe ich angefügt.

Bis später,
Lev

Kate überprüfte kurz die Adresse und übermittelte sie dann an das Navigationsgerät. Der gebürtige Russe war seit ihrem letzten Kontakt umgezogen, scheinbar wurde ihm seine vierzig Quadratmeter Bruchbude doch zu klein, schon beim letzten Besuch hatte er sich darüber beklagt.

„Wir können jederzeit zu Lev, ich habe die Adresse kopiert.“, erklärte die Biotikerin. „Es scheint nicht so weit weg zu sein.“

Nika Violet Duran
17.06.2011, 23:10
Die Citadel – Bezirke

„Sorry.“ Das Wort ging unter, denn die Bilder, die sich vor Nikas geistigem Auge aus den tiefen ihrer Erinnerungen heraus manifestierten, ließen ihre Miene versteinern. Sie saß auf einem kuscheligen Bett, in zwei fürsorglichen, warmen Armen und ließ sich von den Sonnenstrahlen, die durch die Fenster gebrochen wurden, wärmen. Familienbilder. Alte Familienbilder. Und zu jedem hörte sie den weichen Klang der Stimme ihrer Mutter, welche ihr etwas zu den Leuten erzählte, deren Präsenz in diesen Bildern eingefangen wurde.

Ein flüchtiges Lächeln, so schwächlich, dass es als Zucken ihrer Lippe hätte durchgehen können, zeigte sich als die Asiatin sich an das Bild ihres Großvaters, welchen sie selber nie getroffen hatte, zurückerinnerte. Ein alter, aber imposanter Mann in einer noch viel älteren und eindrucksvolleren Pilotenuniform. Die Flagge und die Abzeichen an der Kleidung vermochte Nika damals, wie auch heute, nicht zu zuordnen – sie wiesen zwar auf ein Land der Erde und das Militär hin, doch sie hatte weder viel über die Erde gewusst, noch hatte sie je versucht, etwas darüber in Erfahrung zu bringen. Was sich in ihren Verstand bohrte, waren die violetten Augen – so gebrechlich und grau dieser alte Mann auch sein mochte, der violette Glanz seiner Augen war auf jedem seiner Bilder ungetrübt. Was ihn wohl dazu gebracht hat?

Nika stieß den Gedanken schnell ab, denn für sie gab es keinerlei Chance jemals eine Antwort auf diese Frage zu finden. Ihre Vergangenheit und Familie war in den Terminus-Systemen verloren gegangen und solange es nicht möglich war, Tote zu beleben, würde dies auch so bleiben. Ich habe violette Augen und die gefallen mir. Beschloss die Asiatin für sich und begrub damit die staubige Kiste – ihr ursprüngliches Leben – wieder in den unzugänglichsten Tiefen ihrer Erinnerungen. Und bei den Männern und Frauen kam sie bis jetzt auch meistens positiv an. Der letzte Gedankengang brachte sie dazu, Kate und ihrem PDA nun wieder ihre fast ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.

„Wir können jederzeit zu Lev, ich habe die Adresse kopiert. Es scheint nicht so weit weg zu sein.“ Lev Iljin. „Einverstanden.“ Bestätigte Nika, nach dem sie die besagte Adresse auf einer der Holoanzeigen erkannt hatte. „Es liegt sogar ziemlich auf dem Weg.“ Führte sie weiter aus und setzte dann den Wagen in Bewegung. Michail Iwanowitsch Der Name ließ einen Schauer über den Rücken der Agentin huschen, wofür sie sich umgehend wieder tadelte. Das ist Vergangenheit. Seufzte sie in Gedanken und tatsächlich schaffte es ein kurzer und schneller Blick zu ihrer Partnerin-auf-Zeit, sie bei der Gegenwart und der Sache zu halten.
„Lange, schwarze Haare. Ein gebräunter, makelloser Teint der wie natürlich wirkt und dazu diese dunkelbraunen, lauernden Augen, die nichts preisgeben und nur verbergen.“ Begann Nika ihre Beschreibung Kates, hielt dabei jedoch ihren Blick inzwischen wieder auf dem Skyway. Erst bei dem nächsten Satz sah sie aus dem Augenwinkel erneut zu Devereaux. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, Ihre Familie hat auch ein wenig mit der Genetik geschummelt. Da kann man neidisch werden.“ Stellte sie anschließend locker fest und widmete sich kurz der Umgebung, die nun wieder vornehmer wurde.

Kate Devereaux
18.06.2011, 00:11
Die Citadel: Bezirke

Kates Grinsen wurde bei Nikas Beschreibung ihres Äußeren unweigerlich breiter. Die Komplimente schmeichelten ihrem Ego, welches sowieso schon gigantische Ausmaße hatte. Und tatsächlich hatte sie nie irgendwelche Eingriffe, abgesehen von der restlosen Entfernung einer ziemlich unschönen Narbe am Rücken, über sich ergehen lassen. Die Narbe stammte aus der Zeit bei den Sehern. Anfangs hatte sie diese als Erinnerung behalten, doch mit der Zeit fand sie den deutlich sichtbaren Kratzer als störend.
„Danke“, erwiderte Kate. „Aber ich denke, Sie haben keinen Grund neidisch zu sein“ Die Biotikerin ging jedoch davon aus, dass Nika ihrer Attraktivität sehr wohl bewusst war und sie auch einzusetzen vermochte. Sowohl mit einem strengen, verführerischen Blick als auch mit einem absolut unschuldigen Gesichtausdruck. Andeutungen des Zweiteren hatte Kate selbst ja schon miterleben dürfen.

Das Navigationsgerät meldete mit einem kurzen Signallaut, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Alleine die Gegend unterschied sich schon gewaltig von dem Bezirk, in dem Lev vormals gelebt hatte. Noble Wohnblöcke, integriert in künstlich angelegte Gärten, gaben dem Straßenbild eine gewisse Ästhetik. Verglichen mit den Baracken in Narshad und auf Omega, welche sie die letzten beiden Tage zu sehen bekommen hatte, war es hier wie im Paradies.
Nachdem das Fahrzeug zum Stillstand kam, öffnete Kate die Tür auf ihrer Seite.
„Ich bin in wenigen Minuten wieder hier“, meinte sie zu Nika und wartete einen Moment, ob diese mitgehen wollte. Es wäre kein Problem gewesen, doch ihre Auftraggeberin bestätigte nur und ließ sie abziehen. ‚Sie hätte mich tatsächlich gehen lassen…’

Erst im zweiten Anlauf fand Kate den richtigen Eingang, der sich ein wenig abseits der Straße versteckte. Laut dem Türschild waren hier drei Wohnungen und Lev hatte die oberste inne. Sie läutete an, woraufhin sich die Tür öffnete. Anstatt den Aufzug zu benutzen, eilte die Biotikerin die Stiegen hinauf und wäre Lev am Ende der Treppe fast in die Arme gerannt.
„Kate!“, grüßte der Russe. „Schön dich zu sehen.“
„Hallo Lev“, erwiderte sie den Gruß. Anstelle ihr die Hand zu geben, zog er sie ein wenig an sich und küsste sie freundschaftlich links und rechts auf die Wange. Diese Art der Begrüßung erstaunte Kate ein wenig, da sie Lev zwar schon lange kannte, aber es sonst nicht sein Art war.
„Komm rein“
Sofort fiel ihr auf, wie hell und aufgeräumt die Wohnung war. Große Fenster ließen das Licht von draußen herein und die weiße Einrichtung erzeugte einen freundlich Eindruck. Einzig der Fußboden war in einem dunklen Braunton, wie ihn Nussholz hatte. Im Zusammenspiel wirkte die Wohnung sehr elegant und stilvoll.
„Schick“, meinte Kate und speicherte sich die Eindrücke. Wenn sie jemals eine Wohnung einrichten würde, wäre das genau ihr Stil. „Ist dir deine alte Bude doch zu klein geworden.“
„Allerdings.“, entgegnete Lev. „Ich bin mit meiner Freundin hier zusammengezogen. In der alten Wohnung wäre es doch zu eng geworden. Und außerdem werden wir bald zu dritt sein.“
„Wirklich? Gratuliere!“
Kate war erstaunt, dass er ihr einfach so von seinem Privatleben erzählte, aber das Strahlen in seinem Gesicht zeigte, wie stolz er darauf war, bald Vater zu werden.

„Setz dich doch, darf ich dir was zu Trinken anbieten?“, fragte er.
„Nein danke.“, antwortete sie und überlegte kurz, ob sie die volle Wahrheit erzählen sollte, entschied sich allerdings dagegen. „Eine Freundin hat mich hergebracht und wir müssen leider auch gleich weiter. Aber beim nächsten Mal nehme ich mir mehr Zeit.“
Lev nickte und Kate holte Arics PDA aus der Tasche.
„Ich brauche unbedingt Zugang zu den Kontakten auf diesem Gerät. Wenn es möglich ist, auch zu den zuletzt gesandten Nachrichten. Kriegst du das hin?“
Der russische Softwareentwickler nahm den PDA entgegen und musterte ihn kurz.
„Standardhardware“, murmelte er. „Somit sollte es kein Problem sein. Je nachdem, wie gut die Software selbst geschützt ist, wird es allerdings ein wenig dauern.“
„Macht nichts. Meldest du dich, wenn du es geschafft hast?“
„Klar. Beim Preis machen wir das Übliche?“
Kate nickte. „Ja, danke Lev. Ich muss dann auch schon weiter, aber wir hören uns demnächst.“
„Ja. Ich wünsch dir noch einen angenehmen Abend.“
„Dir ebenfalls.“

Die Biotikerin wandte sich um und verließ Levs Wohnung. Im Eilschritt ging sie die Treppe wieder runter und zurück zum Fahrzeug, in dem Nika auf sie wartete.
„So, alles erledigt.“, meldete sie sich zurück. „Jetzt stehe ich Ihnen vollends zur Verfügung.“

Nika Violet Duran
18.06.2011, 09:47
Die Citadel – Bezirke

Beißender Neid und genüssliche Freude waren die Gefühle, die sich in Nikas Kopf nun mischten und dazu führten, dass sie sich fragte, ob Devereaux das Kompliment wohl ernst gemeint hatte. Als der Blick ihrer violetten Augen nämlich von dem knackigen Hintern eingefangen wurde, weckte sich in ihr das Gefühl, dass der Sarkasmus, der zu eben jenem Kommentar gehörte, vielleicht einfach an ihr vorübergegangen war. Der weiße, eng anliegende Stoff machte den Anblick nur noch verlockender als er sowieso schon war. Als die andere Frau dann aber auch noch ein paar Stufen hochschritt und ihre Hose sich dadurch zusätzlich spannte, biss Nika sich spürbar auf die Unterlippe und unterdrückte damit nicht nur ein Grinsen, sondern rief sich selbst wieder ins Bewusstsein, wieso sie eigentlich hier war.

„Ich brauch mal wieder Sex.“ Seufzte sie leise zu sich selbst und ließ sich dabei in Sitz zurückfallen. Das Objekt ihrer Begierde – Kates Arsch – war in der kurzen Zwischenzeit sowieso aus ihrem Sichtfeld verschwunden und somit gab es auch nichts prickelndes mehr zu sehen. Für einen raschen Augenblick erregte zwar ein junger, in einem der angelegten Gärten arbeitender, Mann ihre Aufmerksamkeit, dieser entpuppte sich allerdings schnell als nicht ganz so gut aussehend, wie die Agentin es anfangs geglaubt hatte. Achtzehn Neunundzwanzig. Stellte sie mit einem Blick auf die Zeitanzeige des Wagens fest. Drei Stunden verbleibend, das könnte ein wenig hecktisch werden. Nika musste bei dem Gedanken durchatmen, dass letzte, was sie wollte war, dass der gesamte Auftrag in Verzug kam und dadurch gefährdet wurde. Ich habe mir zu viel Zeit gelassen. Fluchte sie innerlich und legte mit verschlossenen Augen den Kopf zurück. Quatsch, ich habe Miss Devereaux vor nicht mal einer halben Stunde erst rausgeholt und was steht schon noch auf der Checkliste? Genau in dem Moment machte sie Kate aus, welche mit schnellen aber eleganten Schritten auf das Fahrzeug zuging und dabei, wohl einfach unbewusst, keinen Hehl aus ihrem Körper und Outfit machte. Es ihr besorgen und sie in den Auftrag einweisen.

Der letzte Gedanke schlug wie ein Donnerschlag ein und Nika brachte dementsprechend wieder etwas Spannung in ihren Körper, dass verlegene, viel mehr aber amüsierte, Lachen war zwar dezent, allerdings noch immer da, als Devereaux in den Wagen einstieg. „So, alles erledigt. Jetzt stehe ich Ihnen vollends zur Verfügung.“ Miss Devereaux! Ich meinte doch etwas besorgen und Sie in den Auftrag einweisen. Der empörte Ausruf war gedanklich, wurde jedoch schnell bei Seite geschoben, als Kate sie ansah, die Augenbrauen hochzog und einen fragenden Blick aufsetzte. Die Geste wurde von Nika schnell mit einem lockeren Wink ihrer rechten Hand verworfen.
„Ich musste an etwas denken, tut mir leid.“ Entschuldigte sie sich offen bei der anderen Frau und fing sich dann auch entsprechend schnell wieder ein. Ein selbsttadelndes Räuspern glitt über ihre Lippen, dann atmete sie leise durch und startete den Wagen. Während sie das Fahrzeug nun endlich wieder in Richtung Theram Hotel manövrierte, wandte sie sich mit nüchternerem Ton wieder an Kate. „Ich hoffe es gab keine Probleme?“

Uhrzeit: 18:31

Kate Devereaux
18.06.2011, 10:39
Die Citadel: Bezirke

Obwohl Nika abwinkte und eine Frage stellte, verschwand ihr amüsierter Gesichtsausdruck nicht sofort, was Kate nur umso neugieriger machte. Doch zuerst beantwortete sie die Frage: „Nein, keine Probleme und es wird auch etwas dauern, bis ich wieder was von Lev höre.“
Die Biotikerin vermutete nicht, dass er den PDA diese Nacht noch knacken würde. Alpha Chimera hatte zwar bei der Schlacht um Omega jämmerlich versagt, aber bisher war die Organisation sorgfältig und gewissenhaft gewesen, sowohl was die Auswahl der Mitglieder als auch des eingesetzten Materials betraf. Doch sie wollte nicht weiter darüber nachdenken. Zu viele negative Gefühle waren damit verbunden und davon durfte sie sich jetzt bestimmt nicht ablenken lassen. Also konzentrierte sie sich wieder auf ihre derzeitige Begleitung.

Gedanklich fasste Kate noch einmal zusammen, was sie über die junge Frau wusste beziehungsweise vermutete. Es war deutlich weniger als ihr recht war, also wollte sie jetzt die Gelegenheit nutzen, um mehr über sie und wie sie tickte herauszufinden. Sie setzte eine unbekümmerte und entspannte Miene auf.
„Was hat dich denn eben so belustigt?“, fragte die Biotikerin nach und wechselte absichtlich in eine persönlichere Wortwahl, um zu testen, wie sie darauf reagieren würde. Gleichzeitig machte sie sich am Musikplayer etwas zu schaffen und erhöhte die Lautstärke. Der Song der lief, war eher leichte Standardkost von der Erde, ein typischer Urlaubshit, aber ging gut ins Ohr.

Nika Violet Duran
18.06.2011, 11:36
Die Citadel – Bezirke

Man sollte mir meinen Sexualtrieb wegnehmen. Dachte Nika wenig ernst, als sie versuchte eine nicht peinliche und unangebrachte Antwort auf Kates Frage zu finden. Die Psychologie sollte sowas ja schaffen. Scherze sie und neckte sich dann selbst zusätzlich nochmal. Am besten durch einen gut trainierten Psychologen, so in meinem Alter vielleicht und bei einer privaten Sitzung in seinem Appartement. Auf genauere Vorstellungen verzichtete sie aber schnell, immerhin hatte sie eine attraktive junge Frau direkt neben sich sitzen.

„Ach.“ Die Agentin winkte mit der freien Hand, die nicht das Steuer festhielt, ab und ließ diese dann als lockere Geste hinter ihrem Nacken verschwinden, wodurch ihr Arm sich entsprechend verschränkte. „Nur meine freilaufende Fantasie und unangebrachte Gedanken. Vielleicht kennst du das ja.“, da der Wagen sich fast wie von alleine fuhr, war es Nika nun auch ohne weiteres möglich, ihrer Partnerin einen etwas längeren Blick zu schenken. Sie war bewusst auf Kates du eingegangen, selbst wenn sie sich normalerweise dafür entschloss, ihre Partner auf Distanz zu halten und demnach konsequent bei einem Sie zu bleiben. In Anbetracht des bisher ungetrübten Zusammenkommens und des Wissens, dass sie Beide sich spätestens während des Auftrags aber eh duzen mussten, verzichtete die Agentin jetzt aber auf dieses Prinzip.
Was ihr jetzt stattdessen auffiel, war Kates fordernde Geste mit einer Hand und der fragende Blick, welche offenbarte, das sie auf eine weitere Antwort wartete. „Vielleicht verrate ich dir später mal mehr.“, rechtfertigte Nika sich weiter und deutete dabei ein Grinsen an, womit die scherzende Antwort jedoch noch nicht vorbei war. „Falls wir uns besser kennen lernen, zumindest. Ich kann dir ja nicht einfach erzählen, was in meinem Kopf vor sich geht, dann wäre meine mysteriöse Aura ja dahin.“

Kate Devereaux
18.06.2011, 12:04
Die Citadel: Bezirke

„Ach, so ist das“, erwiderte Kate grinsend. Sie fragte sich, ob Nika nur rumblödelte oder ob da durchaus eine gewisse Wahrheit dahintersteckte. Vor allem in Verbindung mit den Komplimenten, die sie ihr schon gemacht hatte. „Und natürlich kenne ich so etwas.“
Die Biotikerin trommelte im Takt der Musik mit den Fingern auf der Armlehne. Sie überlegte sich, ob und wie sie es sich zu Nutze machen konnte, sollte es wirklich stimmen, dass Nika gefallen an ihr fand. ‚Sei nicht so eingebildet! Sie spielt nur…’ Der kurze Gedanke brachte Kate wieder auf den Boden der Tatsachen.

„Dennoch fände ich es nur fair, wenn ich auch ein wenig über dich Bescheid wissen würde, da du mich ja scheinbar schon recht gut zu kennen scheinst. Deine Gedanken wären doch ein großartiger Anfang, um zu sehen, wie du funktionierst, meinst du nicht auch?“, hakte Kate nach und seufzte gespielt. „Aber ich werde schon noch dahinter kommen.“
Sie beschloss es erstmal dabei beruhen zu lassen und wechselte ganz ungeniert das Thema. „Um was geht es eigentlich bei dem Auftrag?“

Nika Violet Duran
18.06.2011, 14:26
Die Citadel – Bezirke

Eigentlich hatte Nika erwartet, dass Kate sie nun mit einer weiteren kleinen, vielleicht sogar unbedeutenden Frage piksen würde, um dadurch vielleicht irgendetwas zu erfahren. Stattdessen seufzte die andere Frau nur gestellt und versprach indirekt, dass sie schon rausfinden würde, wie die Agentin funktionierte. Bleibt die Frage, ob sie begeistert oder angewidert wäre, von dem, was in mir so vor sich geht. Dachte Nika mit einem sachten und schmalen Lächeln, welches aber nicht auffiel, da sie diesen Gesichtsausdruck fast immer trug – wenn sie nicht grade jemanden umbringen wollte.
Gleichzeitig philosophierte sie aber über die Möglichkeit, dass die andere Frau nach Schwächen oder Möglichkeiten suchte, durch welche sich ihr Mittel und Wege boten, sich einen eigenen Vorteil zu verschaffen. Kates Vergangenheit und Profil ließ solche Schlussfolgerungen durch aus offen zu, was jedoch auf der anderen Seite wiederum nicht heißen musste, dass es auch so war. In ihren Jahren hier draußen hat sie sich mit Sicherheit eine ganze Menge Tricks angeeignet.

So oder so änderte sich jedoch nichts. Devereaux zeigte weiterhin Interesse an dem ominösen Auftrag, der auf sie wartete und solange dieser erfolgreich abgefertigt wurde, nahm Nika sich das Recht, alles andere als persönlichen Vorzug zu werten – auch der Versuch einer hübschen Französin, mehr über sie zu erfahren und sie kennen zu lernen. „Och…“, begann sie in gespielt enttäuschten Ton, welcher die nächsten drei Worte lang auch noch anhielt. „Direkt zum Geschäft?“ Zusammen mit dem Blick, denn sie ihrer Partnerin zuwarf, wandelte sich jetzt aber auch ihre Art und wurde konzentrierter und direkt.

„Um was es geht, werde ich dir nicht sagen, Kate.“ Antwortete Nika mit vollkommen neutraler Stimme, machte aber durch ihr Weitersprechen klar, dass sie sie damit nicht abgefertigt hatte. „Nicht jedes Detail, selbstverständlich. Im Vergleich zu ihren üblichen Jobs ist der hier allerdings etwas eher Ungewöhnliches.“ Logisch, sonst wären die üblichen Jobs ja nicht üblich und der hier nicht ungewöhnlich „Logischerweise.“ Setzte sie amüsiert nach und brach damit ihre sachliche Weise wieder kurz. „Um genauer zu sein werden wir zwei ausgehen, auf eine sehr adrette und vornehme Party, auf welcher wir etwas verstecken sollen, so dass jemand anders es findet.“
Für einen Moment lang herrschte Stille, in welcher Nika den Wagen wieder auf demselben Platz wie zuvor auch parkte und einen Blick in Richtung des Theram warf. „Wir sollten reingehen, dann kannst du essen und ich verrate dir noch ein paar meiner Geheimnisse.“

Kate Devereaux
18.06.2011, 15:26
Die Citadel: Bezirke

„Eine vornehme Party klingt gut“, entgegnete Kate ehrlich. Sie mochte so etwas, auch wenn es sonst eher ungewöhnlich für ihren Lebensstil war. Aber da steckte noch ein wenig das Mädchen in ihr, dass sich gerne schick machte, auffiel, herumflirtete und Spaß hatte. Außerdem tanzte sie gerne. Doch sie bekam viel zu selten die Gelegenheit, diese Vorlieben auch auszuleben. Und dabei etwas zu verstecken sollte auch nicht das große Problem zu sein. Der Abend versprach noch ganz gut zu werden.

Die Biotikerin nahm ihr Essen und folgte Nika in das Hotel. Das Foyer war genau gegensätzlich zu Levs Wohnung. Heller Boden mit dunklen Möbeln. Es wirkte angenehm aufgeräumt und das fließende Wasser an den Wänden war sowohl ein Blickfang, als auch eine gefällige Geräuschkulisse.
Nika kannte bereits den Weg und ging voraus in das Zimmer, welches sich im dritten Stockwerk des Hotels befand. Dort angekommen setzten sich die beiden zu dem Tisch. Kate packte ihr Essen aus und stelle zufrieden fest, dass bei dem Restaurant alles mitgeliefert wurde. Die Plastikschale, welche das Steak schön warm gehalten hatte, ließ sich im Handumdrehen in einen Teller verwandeln und sogar Besteck lag bei. ‚Wenn das Essen auch noch gut ist, sollte ich es mir merken.’

Nachdem Kate das Besteck ausgepackt hatte, blickte sie kurz zu Nika auf. „So, dann rück’ mal mit deinen Geheimnissen raus“, forderte sie ihre Auftraggeberin auf und machte sich gleichzeitig an das Steak. Schon der erste Bissen schmeckte wunderbar. Das Fleisch war zart und auf den Punkt genau gebraten. „Willst du davon kosten?“

Nika Violet Duran
18.06.2011, 16:16
Die Citadel – Bezirke[Hotel Theram]

Nika saß mit übereinandergeschlagenen Beinen aufrecht auf dem Stuhl, eine Hand lag auf ihrem Schoß und die andere auf dem Tisch. Schweigend und mit ausdruckslosen Gesichtszügen beobachtete sie, wie Kate ihr Essen auspackte und anrichtete. „So, dann rück‘ mal mit deinen Geheimnissen raus.“
Der Satz sorgte wieder dafür, dass die Agentin nach außen hin Regungen zeigte und sie schmunzelte einen Moment lang, bis eine eher unerwartete Frage gestellt wurde. „Willst du davon kosten?“, das Schmunzeln verzog sich, bis hin zu einem höfflichen Lächeln. „Nein danke, gehört alles dir.“ Lehnte sie das Angebot ab und reichte ein höffliches „Guten Appetit!“ hinterher. Nettes Mädchen.
„Meine Geheimnisse also.“ Stellte Nika fest und wechselte somit das Thema. Sie korrigierte ihre Weise zu sitzen, so dass sie ungestört an den Tisch heranrücken konnte, auf welchen sie anschließend ihre Ellbogen stützte. Mit den Kopf auf die Händen gelehnt stellte sie einen direkten Augenkontakt mit Kate her. Also was zeige ich dir?
Der tiefe Blick endete erst, als sie sich doch wieder zurücklehnte und dabei ihre rechte Hand ein wenig hob. Ein feiner, kaum spürbarer Impuls huschte durch das Zimmer, als das blaue Flackern sich von den Fingerspitzen aus bis über ihren Handrücken hinweg verbreitete. So schnell wie die dunkle Energie sich in dem Körper der Asiatin gesammelt und entfacht hatte, so schnell verpuffte sie Sekunden später auch, als diese mit ihrer Hand eine flüchtige Bewegung machte.

„Ich hätte auch noch zwei Tattoos im Angebot, wenn dir das als Geheimnis lieber ist. Du darfst dann raten, wo sie sind.“ Scherzte Nika, wartete dann jedoch nicht auf eine Antwort, sondern legte ihren eingeschalteten PDA auf den Tisch. „Willst du erst in Ruhe essen, oder soll ich's dir geben?“ Die Stille hielt nur den Bruchteil einer Sekunde an, bevor die Agentin eiligst ihre Aussage spezifizierte. „Den Input natürlich, also über den Auftrag!“ Von mir aus aber auch über die Tattoos, wenn sie dich interessieren. Fügte Nika gedanklich an ihr Gesprochenes an und war dann auch recht froh darüber, es so gehandhabt zu haben. An sowas denken ich besser erst wieder nach getaner Arbeit. Sollte ich mir wirklich angewöhnen.

Kate Devereaux
18.06.2011, 17:01
Die Citadel: Bezirke

Nach Kates Frage wünschte Nika einen guten Appetit. Als sie sich dann noch ein wenig umsetzte und mit ihren violetten Augen den Blickkontakt zu Kate suchte, hatte sie die volle Aufmerksamkeit der Biotikerin. ‚Was kommt jetzt?’
Ein Sekundenbruchteil bevor es zu sehen war, spürte Kate den Einsatz biotischer Energie. Nikas Hand leuchtete kurz blau auf, bevor sie die dunkle Energie in den Raum entließ. ‚Nett!’ Kate nickte anerkennend, da sie gerade den Mund voll hatte und somit nicht sprechen konnte.
Unbewusst änderte sich ihre Haltung gegenüber der jungen Frau weiter zum Positiven. Für sie waren Biotiker einfach wertvollere und bessere Menschen. ‚Noch mehr Ähnlichkeiten mit mir und du wirst mir unheimlich.’, ging es Kate durch den Kopf. Doch mit den Tattoos gab es etwas, worin sich die beiden voneinander unterschieden. Bevor Kate jedoch den Bissen hinterschlucken und der Aufforderung nach raten konnte, wo sie sich wohl befinden mögen, legte Nika ihren PDA auf den Tisch und stellte eine äußerst unerwartete Frage: „Willst du erst in Ruhe essen, oder soll ich's dir geben?“

‚Was?!’ Fast hätte Kate sich verschluckt. Sie räusperte sich kurz und musste sogar leicht husten. Sie blickte halb neugierig, halb vorwurfsvoll zu ihrer Partnerin, die sich soeben ihres Fauxpas’ bewusst wurde und ihre Aussage ein wenig revidierte. ‚Achso. Und ich dachte schon…’ Kate hob beschwichtigend ihre Arme.
„Einen Moment bitte“, meinte sie schmunzelnd um Nikas Redefluss kurz zu unterbrechen. „Also ich finde es cool, dass du auch eine Biotikerin bist. Es ist immer schön unter Gleichgesinnten zu sein. Zu deinen Tattoos: Ich würde sagen, die heben wir uns für später auf.“ Kates Lächeln wurde breiter und sie neigte kurz den Kopf. Anschließend deutete sie auf den PDA. „Also bitte, leg los.“

Nika Violet Duran
18.06.2011, 19:54
Die Citadel – Bezirke[Hotel Theram]

Wie bei jeder Art von Kompliment fühlte sich Nika geschmeichelt, als Kate sagte, sie fände Biotiker cool. Mit der Aussage bezüglich der Gleichgesinnten konnte die junge Asiatin jedoch recht wenig anfangen, denn wenn sie an die Zeit ihrer Ausbildung zurückdachte, war sie dort fast nur von Biotikern oder Menschen, die Biotik als etwas positives sahen, umgeben gewesen. Bevor sie sich dazu aber noch mehr zusammenreimen konnte, verpasste Devereaux ihr einen kleinen Hieb in die Seite.
„Zu deinen Tattoos: Ich würde sagen, die heben wir uns für später auf.“ Verspieltes Mädchen. War das deine Vergeltung? Dachte die Agentin amüsiert, äußerte sich dazu jedoch nur durch ein Augenzwinkern, zu mehr hatte sie auch keine Zeit, denn bereits in der nächsten Sekunde wurde sie aufgefordert, die Informationen zu präsentieren. Ein paar einfache Fingerdrücke später projektierte der PDA eine Personalakte in die Luft, genau so, dass sie für beide Frauen gut und leicht erkennbar war. Nika schwieg die ersten Augenblicke lang und ließ Kate somit Zeit, sich vor allem das Bild und die wichtigsten persönlichen Daten anzusehen.

„Dieser junge Mann feiert heute Abend eine kleine Party.“ Begann die Agentin und lehnte sich dabei wieder ganz in ihren Stuhl zurück. „Das wieso siehst du ja.“ Bemerkte sie dabei nur beiläufig, bevor sie mit dem Wesentlichen fortfuhr. „Stattfinden wird sie auf einer seiner Yachten, von denen hat er zwar viele, da er der Besitzer einer ganzen Schiffswerft ist, aber wir wissen glücklicherweise, auf welcher genau er feiert.“ Der letzte Satz kam zwar wieder etwas loser aus Nikas Mundwerk, behielt aber dennoch einen sachlichen Touch, der ihre Stimme nun fast durchgehend begleitete.
„Die ganze Angelegenheit ist simpel. Ich brauche Zugang zu seinen privaten Räumen, vor allem zu seinem Arbeitsbereich, um ein paar Daten aufzuspielen und das alles ohne, dass irgendwer irgendwie auch nur im entferntesten auf die Idee kommen könnte, dass sich jemand unrechtmäßig den Zugang zu diesen Räumen verschafft hat.“ Wieder pausierte sie, um ihre Worte sacken zu lassen. „Und das war es im großen und ganzen. Du hilfst mir dabei, an seinen Computer zu kommen und ich kümmere mich um die Datenangelegenheiten.“ Wieso ist nicht jeder meiner Aufträge so simpel? „Der Rest muss improvisiert werden. Er ist reich und Single – ich sag es zwar nicht gern, aber vielleicht bringt uns das ja in seine Räume.“ Ein leises Seufzen kam der Agentin über die Lippen, da ihr der Gedanke an diese Möglichkeit persönlich nicht besonders gefiel. „Du weißt ja wahrscheinlich, wie reiche Singlemänner ticken.“

Kate Devereaux
18.06.2011, 20:22
Die Citadel: Bezirke

Vor Kate baute sich eine Holoprojektion auf, welche ein Bild und die persönlichen Daten ihrer Zielperson darstellte. Der Mann hatte bereits ergraute Haare, aber seinen Gesichtszügen zur Folge musste er recht schlank, wenn nicht sogar sportlich sein. Laut den Daten wurde er heute dreiundsechzig, also schien es sich um seine Geburtstagsfeier zu handeln. Aus den restlichen Daten ging hervor, dass er früher bei der Systems Alliance war und jetzt, wie Nika schon sagte, sein eigenes Unternehmen leitete.

Sie erklärte auch, dass das Ziel der Mission war, Zugriff auf sein Terminal zu erhalten. Dabei erwähnte sie auch noch, dass er reich und Single war. ‚Deswegen holt sie mich aus der Zelle?’, dachte Kate verwundert und wurde im ersten Moment stutzig. Doch die logische Antwort darauf kam ihr direkt in den Sinn. ‚Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir Biotiker und im Fall des Falles auch so rausschlagen können.’ Kate aß weiter und las die Informationen nochmals. ‚Also werden wir irgendjemanden, der über die nötigen Befugnisse verfügt, schöne Augen machen und dieser jemand öffnet uns die Türen. Klingt nicht weiter schwierig. Die Frage ist nur noch…’
„Ich schätze du verfügst auch schon über unsere Eintrittskarten und Tarngeschichten für die Party, oder? Vielleicht auch über passende Kleidung? Denn ich habe nur noch ein hautenges, schwarzes Lederoutfit mit, welches stilistisch vielleicht nicht ganz so passend ist.“

Nika Violet Duran
18.06.2011, 22:24
Die Citadel – Bezirke[Hotel Theram]

„Was?“ Fragte Nika irritiert und setzte dabei eine vollkommen überraschte Miene auf. „Wie meinst du das? Eintrittskarten und Tarngeschichte? Ich dachte… äh… also… ahm…“ Für ein paar Augenblicke hielt die Charade an, dann löste die Agentin das Schauspiel allerdings auf und beantwortete freundlich die Frage ihrer Partnerin. „Die Einladungen liegen bereit, ebenso die dazugehörigen Ausweise – wir erhalten beides rechtzeitig. Und eine Tarnung…“
Die Agentin verschränkte beide Arme hinter ihrem Kopf und streckte sich dabei ein wenig. „Nun, Mia, willst du die wilde, versaute Tochter sein, die jede Chance nutzt, sich bei ein paar von Daddys reichen Freunden beliebt zu machen, oder doch lieber die anständige und fleißige Studentin, die von einer großer Karriere träumt?“ Nika entspannte ihren Körper wieder und legte ihre Arme auf dem Tisch ab. „Dein Daddy ist ein erfolgreicher Banker auf Bekenstein, der leider verhindert ist. Hm…“ – Sie begann wieder zu scherzen. – „Könnte vielleicht daran liegen, dass es ihn nur in einer Personendatenbank gibt und er gar nicht existiert. Wie auch immer, das sind die einzig festgelegten Fakten, welche Rolle du als Mia Davis, Tochter eines Multimillionärs, genau spielst, ist dir überlassen.“

Nika selbst hielt ihre Ansprache eigentlich schon für beendet, dann kam ihr jedoch ein gemurmeltes, deutlich verständliches „Mia…“ über die Lippen. Umgehend streckte sie die Hand nach ihrem PDA aus und blätterte ein Dokument weiter, welches nun als Projektion angezeigt wurde. „Mia.“ Wiederholte sie, dann blickte sie von der Anzeige auf und zu ihrer Partnerin. „Hm, ich finde Kate ist der schönere Name. Steht dir jedenfalls besser.“ Verriet sie wieder heiter und löste damit das Rätsel ihres anfänglich seltsamen Verhaltens. „Ich bin ich übrigens Zoey Kaylani. Und um den allerwichtigsten Punkt nicht zu vergessen: Die Kleidung steht nach dem Essen auf der To-Do Liste, bedauerlicherweise hast du wohl leider Recht – keine hautenges, schwarzes Leder.“ Die letzten Worte waren mit einer leicht enttäuschten Tonlage ausgesprochen und durch ein schwaches Schmunzeln abgerundet worden. Aber das mit dem schwarzen, hautengen Leder sollten wir im Hinterkopf behalten.

Kate Devereaux
23.06.2011, 19:56
Die Citadel: Bezirke

‚Mia Davis - der Name ist zumindest leicht zu merken.’ „Danke und alles klar Zoey“, erwiderte Kate. „Das wäre jetzt dein dritter Name innerhalb einer Stunde.“ In der Zwischenzeit hatte sie schon fast aufgegessen und kaute jetzt am letzten Stück des Steaks. Für Biotiker war die Menge eher gering, aber das war auch das einzige, was sie an dem Essen auszusetzen hatte. Doch da es auf eine Feier ging, würde sie bestimmt noch etwas abstauben können. Vielleicht einen Kuchen oder eine Torte.
„Sehr gut war das“, meinte die Biotikerin, nachdem sie endgültig fertig mit dem Essen war. Sie lehnte sich zurück und verschränkte ihre Hände. Ihre Gedanken kehrten zu der Tarngeschichte zurück. „Ich denke, ich werde eher Daddys Lieblingstochter mimen. Immerhin schickt er mich ja auf diese Party. Zoey Kaylani, wie kommst du eigentlich ins Spiel? Ich nehme mal an, dass wir uns ja kennen sollten. Oder gehen wir getrennt dahin?“

James Herlock
24.06.2011, 00:44
James Herlock
Tag 5, 08.04.2184, 19:12 Uhr
Die diebische Elster

← Herlock Design One: PSY Sharons Desire

Ihm dröhnte noch immer der Kopf. Die Blendgranate hatte mehr Wirkung gezeigt als er gehofft hatte. Mike hatte mit Hilfe von Randy herausgefunden, wer Mr. Hug war. Er war ein Söldner. Für wen er allerdings arbeitete, wusste Jim nicht. Weder Mike noch Randy konnten es herausfinden. Sie saßen in einem der vielen Cafés in den Bezirken. Jim versuchte die Kopfschmerzen irgendwie loszuwerden. Den Kaffee vor ihm hatte so gut wie gar nicht angerührt. Als Mike den Raum gestürmt hatte, konnte alles passieren. Aber das nicht ein Schuss im Raum gefallen war, überraschte selbst Mike ein wenig. Den ganzen Weg bis zu dem Büro, mussten sie sich frei kämpfen und die letzte Bastion ließ sich ohne Gegenwehr einnehmen? Es schien ein Indiz dafür zu sein, dass man Jim lebend brauchte. Doch wofür? Was wollte man mit der Yacht?
„Mike warum habt ihr Callhan angerufen und nicht Linnéa?“, erkundigte sich Jim zu dritten Mal. Die anderen beiden Male hatte er es entweder nicht mitbekommen oder nicht verstanden. So sehr hatte er mit den Nachwirkungen dieses vermaledeiten Höllengerätes zu kämpfen.
„Ganz einfach.“, er lehnt sich kurz zurück und rückte sich seine Brille zurecht. Er schien zu verstehen, was sein Freund nun durchmachte.
„Sie arbeitet für den Geheimdienst der Allianz und sie hat den Auftrag dich zu beschützen. Ich hatte mir gedacht, dass sie mit dem Anruf mehr anfangen konnte als Linnéa. Sie hätte Julia wahrscheinlich noch am Telefon zur Sau gemacht.“, lachte er.
„Ja, da könntest du Recht haben. Lass uns gehen.“

Mike und Jim schritten die langen grauen Gassen der Bezirke entlang. Überall war es belebt. An einer Ecke stand ein Volus, der Schmuck für alle möglichen Rassen verkaufte. Seine von Atempausen geplagten Reden, amüsierten die beiden ehemaligen Soldaten. An einer anderen Ecke stand ein Hanar, der von den, uns als Prothener bekannten, Entflammten predigte. Diese Person schien genau zu wissen, wie es sich damals zugetragen hatte und zu gerne hätte Jim ihm weiter zugehört. Doch leider wurde das Alien mit den Tentakeln von der C-Sec abgeführt. Keine Genehmigung, wie es hieß. Aber das war der Alltag auf der Citadel. Überall herrschte reges Treiben und viele Menschen und Aliens gingen stumpf ihren Terminen und Aufgaben nach. Kaum einer hatte einen Blick für die Schönheit, die sich in dieser multikulturellen Hauptstadt der Galaxie auftat.
Sie erreichten eine größere Marktpassage. Mike ging an einen Stand für Souvenirs. Er wollte Kacy eine maßstabsgetreue Nachbildung der Citadel mitbringen. Eine fast perfekte Miniatur der Raumstation. Es hätten nur die abertausende Schiffe gefehlt, die die Kopie umflögen und sie wäre es gewesen. Mike bezahlte gerade, als Jim sich ein wenig weiter umsah. Er ging auf einen kleinen Stand zu, der Stoffe verkaufte. Vielleicht sollte er Lilly mal einen schönen salarianischen, seidenähnlichen Stoffballen mitbringen. Den Gedanken verwarf er schnell wieder, da er wusste, dass seine Tochter nicht nähte. Sie kam viel zu sehr nach ihm. Etwas, was er ihr immer und immer wieder sagte. Dennoch war er stolz auf sie.
Völlig in Gedanken versunken, merkte James erst gar nicht, dass er angerempelt wurde. Ja fast sogar umgeworfen. Eine junge Quarianerin mit einem orangefarbenem Visier, fiel um den Hals. Er stütze sich auf einem der Regale hinter sich ab, um nicht vollends gen Boden zu segeln. Dabei sind einige Auslagen herausgefallen und der Ladenbesitzer, ein wütender Turianer, machte das quarinaische Mädchen sofort für das angerichtete Chaos verantwortlich. Er brüllte irgendetwas unverständliches, von dem James aber nur knapp ein Zehntel verstand. Gestikulierte wild in der Gegend rum und versuchte den unerwünschten Gast zu verscheuchen.
Die Quarianerin in den Armen haltend richtete sich James wieder auf.
„Beruhigen sie sich bitte. Ist doch nichts passiert.“
Mike kam in der Zwischenzeit angelaufen. Eigentlich wollte er seine neuste Errungenschaft präsentieren aber das Chaos, welches entstand, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er griff nach den Stoffballen am Boden und versuchte sie halbwegs ordentlich wieder im Regal einzuordnen, während Jim sich bemühte den Schaden zu regulieren. Es dauerte einige Sekunden, bis der Mann hinterm Tresen sich beruhigt hatte. Jims Blick wanderte von dem aufgebrachten Mann zur verlegenen Quarianerin:
„Alles okay?“ fragte er. Aber anstatt einer richtigen Antwort erhielt er nun ein gepiepstes „Tut mir Leid.“, was Jim ein zufriedenes Lächeln abverlangte.
„Kein Problem. Ist ja nichts passiert.“, kommentierte er weiter.
„Ich muss...“, die Frau im Umweltanzug wirkte ein wenig hektisch: „...weg“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, war sie auch schon fast aus dem Sichtfeld beider Männer verschwunden.
„Alles klar, Jim?“, erkundigte sich der Major a.D besorgt.
Jim kratzte sich kurz am Kopf, sah nochmals zum turianischen Händler und betätigte Mikes Frage mit einem kurzen Nicken. Erst als er sich mit der Hand den Nacken entlang fuhr, merkte er es. Seine Kette fehlte. Seine Kette samt Hundemarken und dem Ehering seiner Frau.
„Das kann doch nicht... Diese diebische Elster...“, gab er schockiert von sich.

Lilly kam schreiend angerannt. Sie hatte sich erschrocken. Jim war gerade dabei ein wenig Eistee aus dem Kühlschrank zu holen, als sich seine Tochter ihm ums Bein warf. Die kleine Familie hatte ein freies Wochenende genutzt, um sich mal zu erholen. Die Ladys lagen im Garten und sonnten sich, während Jim einige Gartenarbeiten erledigte. Er mähte den Rasen, goss die Pflanzen und grub ein neues Beet um. Nun brauchte er allerdings eine kleine Erfrischung. So ging er ins Haus und griff nach den Getränken. Er hatte alle seine Kraft darauf verwendet, die Getränke und Gläser nicht wegzuwerfen, als sie sich an ihn presste.
„Daddy. Daddy. Daddy. Hilfe.“
Jim stellte das Tablett auf der Kommode im Flur ab und ging auf Augenhöhe mit der Kleinen. Er streichelte ihr über den Kopf und nahm sie in die Arme.
„Was ist denn, Lilly?“
„Da war ein Vogel. Der hat mich ganz doll erschrocken. Er hat meine Kette geklaut und ist auf einen Baum geflogen.“, sie fing an zu weinen.
„Eine Elster, ja? Du brauchst nicht weinen, Prinzessin. Komm wir gucken, ob wir deine Kette nicht zurück holen können.“
Jim nahm sie bei der Hand und zusammen suchten sie den richtigen Baum im Garten. Sharon schloss sich den Beiden an. Sie hatte bereits eine Leiter aus dem Schuppen geholt. Jim nahm die Leiter entgegen und Sharon kümmerte sich um das Kind. Nach einigen Sekunden des Suchens fand Jim ein Nest. Ein Nest, das aus vielen glitzernden Gegenständen gebaut wurde. Es war eine Elster. Die Elster terrorisierte die Nachbarschaft schon einige Zeit. Viele Löffel oder Gabeln sind in jüngerer Vergangenheit abhanden gekommen und niemand wusste, wo sich die Elster eingenistet hatte. Bis jetzt. Er hat es zwar nicht geschafft, die Elster zu erwischen, doch immerhin konnte er das ganze Nest aus dem Baum entfernen, unter derben Protest des Vogels. Die Elster war gezwungen sich ein neues Zuhause zu suchen. Jim stieg die Leiter wieder runter und nahm sich erst einmal ein Handtuch, um sich die fiese Attacke des Piepmatzes vom Kopf zu entfernen. Lilly machte große Augen, als sie das ganze glänzende Besteck, Ringe und Ketten erblickte. Dieser Vogel schien nur auf edles Geschmeide aus gewesen zu sein. Das bestand förmlich nur aus Glitzer. Überall funkelte es. Das Nest hätte eher eine Discokugel sein können, denn ein Nest. Den Vogel schien wohl nichts wertloses zu interessieren. Ein Mafia-Vogel. Jim lächelte. Er hielt der Kleinen das Nest hin, damit sie sich ihre Kette raus suchen konnte. Nebenbei entdeckte Sharon den Ehering der Nachbarfrau. Maria hatte diesen vor einigen Wochen verlegt. Glaubte sie zumindest. Auch sein Verbleib war nun geklärt. Sie luden die ganze Nachbarschaft zu einem Straßenfest ein. Bei dieser Gelegenheit hatte jede Familie Zeit, sich ihr gestohlenes Gut wieder zurück zu holen. Jim traf die Vorbereitungen dafür und Sharon erklärte Lilly, was eine diebische Elster so besonders machte. Die Feier war im vollen Gange und trotz der kurzen Zeit, die zur Vorbereitung blieben, kamen viel der geprellten Nachbarn und Freunde. Einige hatten in der Kürze der Zeit noch einen Salat gemacht und mitgebracht. Alles wirkte ein wenig improvisiert. Aber genau das war der Grund, warum es das beste Straßenfest war, das sie seit langem hatten.

Jim erklärte sich kurz Mike, der auch sofort die Beine in die Hand nahm und los sprintete. Er hatte seine Mühe mit ihm Schritt zu halten. Sie hatten sie glücklicher Weise noch nicht ganz aus den Augen verloren und konnten ihr deshalb auch folgen. Sie war flink, dass musste Jim zugeben. So wie sie sich um die Ecken warf oder ihm vorhin um den Hals, schloss er daraus, dass sie das nicht zum ersten mal machte. Jim wusste nicht, was er von solchen Leuten halten sollte. Einerseits konnte Jim sie nicht verstehen. Wieso muss man sich durch stehlen versorgen. Könnte man sich doch einfach Arbeit suchen. Aber andererseits verstand er sie dann doch. Wenn man ganz unten war, hatte man nichts mehr zu verlieren.
Es dauerte seine Zeit und die beiden ehemaligen Soldaten verfolgten das flinke Mädel über viele Ecken hinweg. Bis sie letztendlich doch die falsche Abbiegung genommen hatte und in einer Sackgasse landete. Jim und Mike beendeten nun ihren Dauerlauf und Mike zog seine Waffe aus seinem verdecktem Schulterhalfter. Jim deutete ihm allerdings sie stecken zu lassen und bewegte sich sichtlich angestrengt aber dennoch langsam auf die nervös wirkende, fremdartige Frau zu. Es galt einen großen Abstand zu überbrücken. Aber da Mike den einzigen Fluchtweg abschnitt und das quarianische Mädchen im Blick hatte, war es ihm ein leichtes.
„Du hast was, was mir gehört. Ich hätte es gern zurück.“, forderte er mit beruhigender Stimme.
Die Rechte nach vorn ausgestreckt, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen.
„Du hast die Wahl. Entweder die harte Tour.“, er deutete mit der freien linken nach hinten auf den großen, schwarzen Mann mit der Tüte in der Hand: „Oder die sanfte Tour. Du entscheidest.“

19:32 Uhr

Nika Violet Duran
24.06.2011, 12:34
Die Citadel – Bezirke

„Ich bin einfach nur deine beste Freundin, die dir überall hin folgt.“ Klärte Nika ihre Partnerin auf und nickte danach zustimmend, als sie an die Anzahl ihrer Identitäten dachte. Erneut verschränkte sie die Arme hinter ihrem Kopf, nachdem sie den PDA abgeschaltet hatte. „Wenigstens hat keine meiner Decknamen irgendwelche Freunde, sonst wäre dass ‚ne verdammt große Ladung an Grußkarten, die ich jedes Jahr verschicken dürfte.“ Begann die Agentin scherzend. „Zum Glück hab ich ja meinen Zweitnamen, dadurch weiß ich immer, dass ich auch wirklich ich bin. Wäre wohl ziemlich konfus, wenn ich inzwischen vergessen hätte, wer ich bin und mich die ganze Zeit verwechsle.“

Nika ließ ein Seufzen über ihre Lippen gleiten und nahm dann wieder ein wenig Haltung an. „Genug von mir und meinem Unsinn. Gibt es noch irgendwelche Fragen?“ Nach einem raschen Blick auf die Zeit fuhr sie fort. „Wenn dem nicht so ist, schlage ich vor, dass wir… einkaufen.“, für einen kurzen Moment verzog die Agentin das Gesicht, der Gedanke daran, dass dies nun zum zweiten mal in Folge Teil ihres Auftrags war, machte sie für den Hauch eines Augenblicks skeptisch. Nur hierfür ist es sinnvoll, aber das auf Elysium war vollkommener Unfug, außer dass man den zwei warmen Brüdern da vielleicht mal zeigen wollte, wie eine Frau in einem Kleid aussieht. Abhärtungstraining quasi, mit Betonung auf Härtung.

Uhrzeit: 19:16

Kate Devereaux
24.06.2011, 20:41
Die Citadel: Bezirke

‚Zweitname? Wie auch immer…’ Kate konnte sich nicht erinnern, dass Nika ihr einen Zweitnamen genannt hatte, aber es war ihr auch egal, da es keine wichtige Information war. ‚Also Zoey ist meine beste Freundin. Ich sollte auf jeden Fall verhindern irgendetwas über unsere gemeinsame Vergangenheit zu äußern, das könnte schief gehen. Oder lustig werden, wenn Nika auch zuhört und nichts dagegen sagen kann.’ Kurz stahl sich ein Lächeln auf das Gesicht der Biotikerin, als ihr einige Bosheiten einfielen, die sie anstellen könnte. Doch so schnell wie die Gedanken gekommen waren, waren sie auch wieder verflogen. Für solche Spielereien war während eines Auftrags kein Platz.

„Also gut“, meinte Kate und packte das Wegwerfgeschirr wieder zusammen, um es beim Hinausgehen zu entsorgen. „Dann gehen wir mal einkaufen. Du bezahlst oder wird mir das vom Sold abgezogen?“ Sie stand auf und streckte sich kurz, um die Müdigkeit, die sich immer nach dem Essen einstellen wollte, zu vertreiben.
„Ich weiß nicht, was du so alles hast, aber ich brauche eine Komplettausstattung.“, erklärte Kate und zählte anhand ihrer Finger auf. „Was zum Anziehen, Schuhe, Schmuck, eine Handtasche, Kosmetikartikel… Habe ich etwas vergessen?“

Teeyla‘Nora nar Alkyon
24.06.2011, 22:42
-> Raumfrachter "Cairngorm"
(http://www.globalgameport.com/showthread.php?p=653403#post653403)
Tag 5
19:09 Uhr

„Pass doch auf, Blechbüchse!“, bellte der gut gekleidete Turianer, in der die Quarianern zufällig und scheinbar ausversehen reingerannt war, wütend als er sie von sich weg stieß.
Gespielt verängstigt sprang Teeyla von ihm weg und nuschelte eine undeutliche Entschuldigung ehe sie rasch davon schritt. Der Turianer brummte mehrere Verwünschungen in seinen nicht vorhandenen Bart ehe auch er weiterging und nicht mal bemerkte, dass er nun um einige Creditchips ärmer geworden war.

Die Taschendiebin lächelte hinter ihrem Visier und genoss ihren Erfolg als sie rasch um die Ecke bog und in den Massen der Kaufwilligen verschwand. Die Märkte waren gut besucht. Etliche Spezies drängten sich hier, waren begierig darauf ihre Credits los zu werden, in dem sie sich allerlei Waren aus allerlei Gegenden und Nutzen kauften. Man sah sich die Waren in den Schaufenstern an, schlenderte durch die Straßen oder feilschte mit manch einem Verkäufer an so manch einem Stand. Man war nur auf sich selbst, auf mache Ware oder den Preis eben dieser fixiert und so hatten schon ein paar der Passanten nicht bemerkt wie ihnen ein paar Creditchips abhandenkamen und in Teeylas Taschen wanderten. Ihre letzte Nahrungsration hatte sie noch auf dem Schiff von dem Frachterpiloten gegessen und nun brauchte sie neue aber das schien bald kein Problem mehr zu sein. Es war die perfekte Umgebung für die junge Quarianerin um sich rasch das Geld für ihre nächste Mahlzeit zu besorgen und gleichzeitig einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen, dem Taschendiebstahl. Normalerweise hasste sie solche dichten Ansammlungen, besonders wenn sie nichts tun konnte und warten musste wie vor ein paar Stunden auf dem Flughafen von Elysium. Hier jedoch liebte sie es. Es gab so viele Möglichkeiten zu verschwinden und sich an den Creditchips der Unachtsamen zu bedienen.

Es waren jetzt kaum ein paar Stunden vergangen seit Teeyla sich von MacArran verabschiedet hatte und sie auf der Hauptstadt der Galaxie herumstreifte. Der Frachterpilot hatte gemeint dass er es sehr Schade fände wenn sie sich nicht wieder sehen würde und gab der Quarianerin deshalb seine Nummer mit auf den Weg. Teeyla hatte ihm aber nicht die ihre gegeben den sie wollte weder von Nachrichten oder Anrufen seinerseits abgelenkt werden, auch wenn sie zu dem Schluss gekommen war das er kein schlechter Kerl war. Normalerweise war sie es die eine Beziehung, egal welcher Art beendete, und dabei wollte sie es belassen. Darüber hinaus hatte er angeboten falls sie nicht wüsste wohin oder sonst irgendwie Hilfe brauche, könnte sie auf ihn zählen. Er wäre noch für eine Weile vor Ort ehe er weiterfliegen musste.
Teeyla hatte eigentlich vorgehabt den Abschied freundlich aber distanziert zu gestalten aber der Mensch hatte auf eine freundschaftliche Umarmung bestanden und was für eine das war. Seine herzlich kräftige Umarmung kam der erdrückenden Umklammerung eines Schraubstockes gleich und hatte der Quarianerin regelrecht die Luft aus den Lungen gepresst was aber eigentlich nicht verwunderlich war wenn man seinen breiten Körperbau betrachtete. Beim nächsten Mal wäre sie vorsichtiger wenn er oder ein anderer Mensch eine Verabschiedung mit einer Umarmung beenden wollte.

Teeyla ging gerade an dem protzig großen Schaufenster eines Modegeschäfts mit viel zu teuren Klamotten vorbei als sie erneut etwas flüssiger wurde. Der gelbhäutige Salarianer merkte nicht mal das jemand an ihm vorbeilief, so ganz auf die Anzeigen auf seinem Universalwerkzeug konzentriert, geschweige denn das er gerade zwei 20-Creditchips verloren hatte. Zufrieden grinste die Quarianerin. Das war schon der fünfte gewesen den sie um etwas Geld erleichterte. Wenn es so weiter gehen würde, nahm sich Teeyla vor später in ein, oder zwei Stunden, ihre Rückkehr auf die Citadel angemessen zu feiern in dem sie sich etwas Gutes zum Essen kaufte. Der Gedanke erfreute sie jetzt schon, auch wenn es sich bei diesem „gutem“ Essen wie immer nur dieselben Nahrungsrationen handelte die sonst aß. Sie waren zwar nahrhaft und vor allem keimfrei aber eben auch geschmacksfrei. Der Gedanke bis an sein Lebensende nur von diesem Fraß leben zu müssen ließ manch einen Quarianer schaudern aber nicht Teeyla. Sie war mit diesem Essen aufgewachsen und wenn es nach ihr ginge gäbe es gar nichts anderes. All diese andere Nahrung schmeckte doch mehr oder weniger gleich oder widerlich und machte oft übel krank. Es gab zwar eine ganze Reihe von Lebensmitteln die Quarianer fast ohne Bedenken verzerren konnten aber musste man danach mindestens mit Bauchschmerzen rechnen. Viele ihrer Artgenossen sahen das zwar ähnlich wie die Menschen ihren so genannten „Kater“ nach dem Alkoholkonsum doch Teeyla hielt sich von solchem Essen fern.

Mittlerweile müsste sie zwar schon mehr als genug Credits für gleich mehrere Mahlzeit beisammen haben aber dann hatte sie wieder ein paar Rationen für später und ein bisschen mehr Geld als man brauchte konnte nie schaden. Außerdem liebte sie diesen kleinen Nervenkitzel. Sie sah es wie ein Spiel an und wer gut im Spiel war hörte nicht einfach so auf.

Sie schritt gerade unauffällig aber im Geiste beschwingt in eine größere Marktpassage. Auch hier schien eine geschickte Taschendiebin viel Profit machen zu können aber da sie mittlerweile eigentlich genug hatte suchte sie nun eine Herausforderung. Nicht die ganz unauffällige Masche sondern etwas Dreisteres.
Kurz darauf wählte sie ihr nächstes „Opfer“. Es war ein Mensch fortgeschrittenen Alters der sich gerade anscheinend gedankenversunken die Ware eines Stoffhändlers ansah. Sie ging ihre Möglichkeiten durch und entschied sich für die unbeholfene Pilgerin die anscheinend ausrutschte oder stolperte und dem Opfer quasi um den Hals fiel.

Langsam und unauffällig schlenderte sie näher als sie scheinbar über ihre eigenen Füße stolperte und sich unsanft auf den Menschen warf. Dieser riss überrascht die Augen auf als sie schon an ihm hing. Während er sich auf einem Regal hinter ihm stützte wanderten ihre Hände flink in seine Taschen aber sehr zu Teeylas Enttäuschung trug er keine Creditchips bei sich. Sie wollte schon enttäuscht ohne ein Wort abziehen als ein glänzendes Ding an einer Kette, die der Mensch um den Hals trug, ihre Aufmerksamkeit erregte. Kurz darauf hatte sie es auch schon an sich genommen und stopfte es gleich in eine ihrer Taschen.

Der Besitzer des Ladens, ein Turianer, plärrte schrill und fuchtele wild herum als er versuchte die Quarianerin zu verscheuchen.
„Was fällt dir ein meine Kundschaft zu belästigen, du nichtsnutzige Zigeunerin!“
In Gedanken verpasste sie ihm gerade eine Ohrfeige als sie überrascht merkte dass sie nicht am Boden lagen. Der sich und sie aufrichtende Mensch hatte sich gefangen und sie gleich mit, was von einer gewissen körperlichen Fitness zeugte. Unter ihnen lagen einige Stoffe die der Mensch in seinem Bemühen nicht zu Boden zu gehen herunter gerissen hatte aber ansonsten war so gut wie nichts passiert.
„Beruhigen sie sich bitte. Ist doch nichts passiert.“, versuchte er den aufgebrachten Händler zu beschwichtigen.
Währenddessen kam ein weiterer Mensch herbeigeeilt und machte sich daran die am Boden liegende Ware wieder aufzusammeln. Die beiden Menschen schienen zusammen gehören. Während der erste Mensch versuchte den eingeschnappten Turianer zu besänftigen warf der zweite dunkelhäutige Mensch einen abschätzenden Blick zu Teeyla, die sich einen guten Schritt von dem ersteren entfernt hatte, als sie sich ebenfalls auf den Boden kniete und half die Stoffballen wieder einzureihen.

Die Art wie der hellhäutige Mensch sprach erinnerte sie irgendwie an ihren Vater, einen ehemaligen Marine der Flottille. Außerdem hatte das Großväterchen, wie sie ihn nun taufte, eine ähnliche aufrechte Haltung und eine leicht angeschwollene Brust, fast genauso wie es Solan oder Vater Kian innehatten, beide Angehörige des quarianischen Militärs. Ihr Vater würde das wohl militärische Würde bezeichnen was von dem Großväterchen ausging, sie eher aufgeblasenes Getue. Sie hatte noch nie wirklich was für solche Personen übrig gehabt.

Gerade als der sich der zornige Turianer beruhigte richtete sich Teeyla wieder auf, bereit gleich die Flucht zu ergreifen als sich das Großväterchen an sie wandte.
„Alles okay?“
„Tut mir Leid.“, piepste Teeyla völlig in ihrer Rolle als unbeholfenes Migrantenmädchen.
„Kein Problem. Ist ja nichts passiert.“, meinte er mit einem wohl beruhigenden Lächeln. Also gab es schon mal Unterschiede zwischen dem Menschen und ihrem Vater. Ihr Vater hätte das wohl nicht einfach so durch gehen lassen, nicht wenn sein militärischer Stolz dermaßen verletzt worden war in dem er einfach umgerannt wurde. Außerdem hätte er mit seinem schlimmen Bein den Sturz wohl nicht vermeiden können. Schade eigentlich, fand Teeyla. So wäre es weitaus befriedigender sich mit seinem Hab und Gut aus dem Staub zu machen wenn er ihrem stoischen Vater mehr geähnelt hätte aber sie wollte das Beste aus dem machen was möglich wäre.

Mit den zögerlichen Worten: „Ich muss…weg.“ lief Teeyla davon. Sie hatte was sie wollte nun war es für heute genug. Jetzt wollte sie in die nächste Gasse verschwinden und sich die seltsamen glänzenden Gegenstände des Menschen die nun ihre Beute waren begutachten. Doch dazu kam sie nicht. Sie war gerade in eine Gasse abgebogen und hatte sich an die Wand gelehnt als plötzlich das Großväterchen samt Begleitung erneut in ihrem Blickfeld erschienen. Doch ihre Mienen waren nun nicht mehr ganz so freundlich. Die Quarianerin seufzte genervt als sie erkannte das ihre anfängliche Glückssträhne nun wohl vorbei war und sprintete los um den Beiden zu entkommen.
Sehr zu Teeylas Ärgernis jedoch ließen sich die beiden nicht so leicht abschütteln wie sie erhofft hatte. Dieser Kram vom dem Großväterchen musste wohl einiges wert sein wenn man sich so ins Zeug legte um sie wieder zu bekommen. Die Verfolgungsjagd erstreckte sich über mehrere Gassen, Straßen und Ecken bis Teeyla unglücklicherweise in eine Sackgasse rannte. Innerlich die Architekten der Citadel, wer auch immer sie waren, verfluchend wappnete sie sich, sah sich aber noch weiterhin nach eventuellen Fluchtmöglichkeiten um als die beiden Menschen sie einholten.
Während der stämmige dunkelhäutige Mensch den einzigen Fluchtweg blockierte kam das Großväterchen langsam näher und streckte fordernd seine rechte Hand aus.

„Du hast was, was mir gehört. Ich hätte es gerne zurück.“, forderte er mit einer zu Teeylas Überraschung beruhigenden Stimme. Zumindest hätte sie bei jeder anderen Pilgerin wohl ihre beabsichtigte Wirkung erzielt nur bei Teeyla nicht denn sie wurde leicht misstrauisch. Plante dieser Mensch noch etwas? Aber wahrscheinlich hatte sie ihre Rolle überzeugend gespielt und er hielt sie für eine Pilgerin ganz nach den allgemeinen Vorurteilen.

„Du hast die Wahl. Entweder die harte Tour“, er deutete mit seiner anderen Hand zu dem anderen Menschen, den Teeyla in Gedanken von nun an getreuer Köter nennen würde. Laut würde sie das wohl vorerst nicht aussprechen denn es war offensichtlich, dass der Köter bewaffnet war.
„Oder die sanfte Tour. Du entscheidest.“

Kurz überlegte Teeyla und ging ihre Möglichkeiten durch. Das Großväterchen war nun nah genug um es vielleicht mit etwas Glück die versteckte Klinge spüren zu lassen aber dann wäre ja noch der getreue Köter übrig und sie müsste das Großväterchen erst mal erreichen um ihm rasch Stahl kosten zu lassen. Außerdem würde das wohl eine ziemliche Schererei anrichten wenn die C-Sec das mitbekam. Also entschied sie sich mitzuspielen. Innerlich verfluchte sie aber diese beiden verdammten Menschen.

Mit einer übertrieben zittrigen Handbewegung, die aber nicht so schnell war das sie den bewaffneten Menschen alarmiert hätte, griff sie in ihre Tasche und zog die entwendete Kette heraus. An der silbernen Kette hing ein Gebilde, wohl eine Art Marke, und ein glänzender goldener Ring.

„Hier, Me-mensch du kannst es wieder haben, was immer es auch ist.“, stotterte sie gespielt unsicher. Sie hatte wirklich keine Ahnung was es war aber es musste wertvoll sein, aber sicher nicht wertvoll genug um dafür bei der C-Sec zu landen oder gar erschossen zu werden. Hinter ihrem undurchsichtigem Visier warf sie einen prüfenden Blick auf die Gegenstände. Dieser Ring schien materiell nicht die Galaxie zu kosten aber immer noch wertvoller als diese Marke musste er sein. Schnell las sie Worte die auf der Marke standen und fluchte erneut im Stillen.
Rear Admiral James Herlock. Sie wusste nicht genau welche Position ein Rear Admiral in der menschlichen Gesellschaft bezog aber es klang wichtig und genau so einen hatte sie bestohlen.

Na großartig!, schalte sie sich selbst. Tolle Leistung Miss Nora. Du bestiehlst ein hohes Tier der Menschen. Das wird Konsequenzen haben.

„Bitte, äh…Ädmiräl!“, flehte sie meisterlich gespielt, als ob sie den Tränen nahe war. Es gab zwar einen ähnlich klingenden Rang in der Flottille, den Admiral, aber soweit sie wusste betonten Menschen diesen Rang wohl anders. „Ich hatte keine Ahnung!“ Du mieser, elender Bastard. „Bitte liefern sie mich nicht der C-Sicherheit aus!“

In Gedanken allerdings warf sie ihm die übelsten Beschimpfungen an den Kopf die ihr bekannt waren die ihr früher die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten. Ob Rear Admiral oder was auch immer, sie würde nicht nochmal diese Demütigung über sich ergehen lassen und sich inhaftieren lassen. Das hatte sie sich geschworen.

19:32 Uhr
Tag 5

Nika Violet Duran
24.06.2011, 23:16
Die Citadel – Bezirke

Eine passende Frisur. Antwortete Nika in Gedanken und ermahnte – oder eher bedrohte - sich gleichzeitig selbst, dies ja nicht auszusprechen. Kate schien ohnehin schon bereit, so viele Credits wie möglich abzustauben, selbst wenn sie noch nicht wusste, dass sie dafür nicht zahlen müsste. Ich kenne meine neue ‚Freundin‘ eine knappe Stunde und sie vertilgt jetzt schon die Hälfte meines Solds! Beklagte die Agentin sich gedanklich bei sich selbst, da es ja sonst niemanden gab, der sich dafür interessieren würde. Endlich habe ich den wahren Grund dafür gefunden, wieso ich bisher immer nur Single war. Piesakte sie sich nochmals, wandte ihre Aufmerksamkeit dann aber Kate zu.

„Nein.“, kam es erst vollkommen matt über ihre Lippen, dann änderte sich ihre Mimik jedoch schnell wieder zu der - wie sonst auch immer - munteren Art, auch wenn diesmal ein etwas knirschender Ton darunter lag. „Mach dir um deinen Sold keine Sorgen.“ Nika stand mit dem Ende des Satzes von ihrem Stuhl auf und warf ihrer Partnerin einen lockeren, abwartenden Blick zu. „Ich zahls.“ Gestand sie im nächsten Moment, erneut mit einem teils gespielten Zähneknirschen, wenn auch ihre Gedanken wieder etwas heiterer waren. Das hat man davon, wenn man für eine Organisation arbeitet, die nur sagt „Here, your Job – now get it done!“

James Herlock
24.06.2011, 23:40
James Herlock
Tag 5, 08.04.2184, 19:32 Uhr
Die diebische Elster

Dankend nahm er seine Hundemarken und vor allem den filigranen Goldring seiner verstorbenen Ehefrau entgegen. Nichts hätte diesen Verlust wett machen können. Er hätte sich das nie im Leben verziehen. Mit stechendem Blick folgte er jeder Handbewegung des qurianischen Mädchens. Einen so dreisten Diebstahl, hatte er selten erlebt. Glücklicher Weise arbeitete er nur noch mit Direktüberweisungen via Omni-Tool und verwendete eigentlich nur noch sehr, sehr selten Creditkarten. Eigentlich nur dann, wenn es sich um Kleinigkeiten handelte und er genau wusste, was diese kosteten. Er wäre sonst nun um einiges an Geld erleichtert worden. Auch wenn er dem Geld wohl nicht hinterher geweint hätte, wäre er wohl doch verärgert gewesen. Doch der Ring, war eine ganz andere Liga. Er trug ihn immer bei sich. Zusammen mit seinen alten Hundemarken. Das Militär und seine Frau. Zwei Dinge, die sich in seinem Leben einen Platz gefunden hatten. Zwei Dinge, die er sehr vermisste. Vor allem letzteres. Erinnerungen. Nichts mehr und nichts weniger. Dennoch waren diese Gegenstände, von denen wohl nur der Ring etwas an materiellen Wert gehabt hatte, sein wohl kostbarster Besitz.

Die Quarianerin hielt ihm die Kette hin und Jim hatte einen Moment bedenken. Würde sie die Kette im letzten Moment fallen lassen und ihn ausknocken? Oder würde sie ihm die Kette tatsächlich überreichen. Ersteres würde böse für sie enden. Mike stärkte Jim den Rücken. Also würde sie wohl notgedrungen zur zweiten Option greifen müssen. Immerhin schien sie klüger zu sein, als Jim es angenommen hatte. Sie entschied sich tatsächlich für die sanfte Tour.
„Bitte, äh…Ädmiräl!“, flehte sie und Jim war überrascht, dass das Mädchen irdische Schriften beherrschte. Eine Seltenheit. So was fand man nicht oft.
„Ich hatte keine Ahnung! Bitte liefern sie mich nicht der C-Sicherheit aus!“
Jim lachte erleichtert, seinen Besitz wieder in seinen Händen zu wissen. Die Worte, die sie allerdings sprach ließen in Jim eine Art Wut aufsteigen.
„Mädchen. Anscheinend weißt Du ja schon wer ich bin. Da wäre es nur angebracht, mir deinen Namen zu nennen.“ Immerhin hatte sie Jim mit einem komisch betontem Admiral begrüßt. „Und das Du keine Ahnung hattest, kannst du deiner Admiralität erzählen, aber nicht mir. Du weißt, dass deine Tätigkeiten einem gewissen Risiko unterliegen. Deshalb ist es mit egal, ob Du wusstest, wer ich bin oder nicht.“ Jim legte eine dramatische Pause ein. Er schluckte und wickelte sich die kette um die linke Hand und im gleichen Zug öffnete er seinen linken Ärmel, um leichter an das Messer zu gelangen, welches am Unterarm befestigt war. Er hatte eine gefährliche Distanz erreicht und musste nun jederzeit mit einem unerwartetem Angriff rechnen. Dennoch wollte er das Messer nur im absoluten Notfall einsetzen. Jim senkte wieder die Arme und entspannte sich, als er erkannte, dass sie nicht auf eine Konfrontation aus war.
„Was die C-Sec angeht. Die würde ich nur sehr ungern hier hinzu ziehen. Ich bin mir sicher, wir können diesen Vorfall hier unter uns regeln.“
Jim erinnerte sich an den Vormittag und wurde sich schlagartig bewusst, dass er nicht wusste, in wie weit die C-Sec wusste, wer alles an der Schlacht in Mr. Hugs Villa beteiligt war.

19:34 Uhr

Teeyla‘Nora nar Alkyon
25.06.2011, 11:03
Tag 5
19:34 Uhr

Der Mensch zögerte einen Moment ehe er nach der Kette griff, wie als ob er kurz überlegte, als ob er einen plötzlichen Angriff erwarten würde. Vielleicht plante er aber auch etwas. Für ihn nicht sichtbar durchbohrte Teeyla ihn regelrecht mit einem strengen Blick durch zu Schlitzen verengten Augen. Als der ältere Mensch dann nach dem Ramsch griff musste Teeyla den Impuls nun zu zuschlagen unterdrücken. Es wäre nicht klug gewesen, schließlich stand nicht weit der bewaffnete Kumpan des Großväterchens und dann müsste sie ihn auch schnell kampfunfähig machen. Der Mensch war ja ohne Zweifel beim Militär und wer beim Militär war musste sich wohl auch zwangsläufig mit Nahkampf auskennen, so sicher auch dieser Vertreter dieser Spezies.

Schließlich lächelte er als er seinen Besitz wieder in den Händen hatte. Die Quarianerin, die nun vorgetäuscht nervös mit die Finger wrang, vermutete das es wohl eher etwas lächerlich Sentimentales wie ein persönlichen Wert denn ein materieller war, der diesen Kram für den Menschen so wertvoll machte.
„Mädchen. Anscheinend weißt Du ja schon wer ich bin. Da wäre es nur angebracht, mir deinen Namen zu nennen.“, meinte der Mensch. In seine Stimme hatte sich ein leiser Hauch Schärfe eingeschlichen den ihn als gereizt verriet.

Natürlich weiß ich wer du bist! Man muss kein gealterter Halbaffe, wie du, sein um eure plumpe Schrift lesen zu können.
Teeyla hatte sich vor Beginn ihrer Pilgerreise weit ausführlicher informiert als die meisten anderen Pilger und unter anderem hatte sie damals verschiedene Schriften lesen gelernt, unter anderem die von den Menschen meist benutzte Schrift. Vieles von damals war ihr inzwischen wieder entfallen aber so etwas wie lesen verlernte sie nicht. Diese Geringschätzung verärgerte sie genauso wie er sie Mädchen nannte. Sie war schließlich schon lange kein Mädchen mehr aber wenn man so steinalt war wie dieser Mensch anscheinend war kam einem wohl alles so jung vor. Außerdem erinnerte er sie nun doch stark an eine der vielen quarianischen Respektspersonen die so hochnäsig glaubten ihre Weisheit sei unermesslich und weit größer als die der aufmüpfigen Halbstarken.

„Und das Du keine Ahnung hattest, kannst du deiner Admiralität erzählen, aber nicht mir. Du weißt, dass deine Tätigkeiten einem gewissen Risiko unterliegen. Deshalb ist es mit egal, ob Du wusstest, wer ich bin oder wer nicht.“

Die Quarianerin spannte jeden Muskel an als sie ihre Fäuste ballte während sie ihre Möglichkeiten nochmal überdachte. Es wäre äußerst befriedigend diesem alten Sack den herablassenden Ton auszuprügeln und ihm vielleicht seine ach so wertvollen Schmuckstückchen auf dem Boden zu zertreten. Der Mensch wickelte sich gerade das Kettchen um seine linke Hand als Teeyla zähneknirschend beschloss es bei dem Gedanken zu belassen. Der treue Köter am Ende der Gasse wäre im Moment eine zu große Gefahr und vielleicht hatte der Herr Ädmiräl ja noch ein paar weitere und so wie es aussah war er auch bewaffnet. Er hatte seinen linken Ärmel geöffnet was zuerst kaum Eindruck erzeugte und eine unwissende Pilgerin auch als unbedenklich abgestempelt hätte aber nicht Teeyla. Man konnte zwar ihre Umrisse nicht sehen aber der Mensch trug wohl eine Waffe bei sich, die er sich nun in weiser Voraussicht richtete um sie rasch zur Hand zu haben. Hätte sie diese verräterische Bewegung nicht bemerkt hätte Teeyla sich nun erneut davon abhalten müssen anzugreifen aber nun ließ sie lieber Vorsicht walten.

„Was die C-Sec angeht. Die würde ich nur sehr ungern hier hinzu ziehen. Ich bin mir sicher, wir können diesen Vorfall hier unter uns regeln.“, schlug der Mensch vor als er die Arme sinken ließ.

Innerlich atmete die Quarianerin etwas erleichtert aus. Als das Großväterchen die C-Sicherheit erwähnte hatte sie die Luft angehalten aber dennoch blieb sie argwöhnisch. War das vielleicht zweideutig was dieser Mensch da andeute? Unter uns regeln, echote Teeyla gedanklich. Fast dasselbe hatte sie von einem betrunkenen Batarianer der obszön grinste vor ein paar Tagen gehört der sie bedroht hatte. Damit hatte er etwas derart perverses und abstoßendes angedeutet das die erboste Quarianerin, die er für schwach und wehrlos erachtete wie so viele vor ihm, ihn unschön erledigte. Dieser Mensch würde keine Ausnahme werden aber vielleicht irrte sie sich ja auch. Er sagte es nicht in diesem lüsternen Ton also dachte er wohl an etwas anderes.
Die Pilgerin ging rasch ihre Optionen durch als sie sich entschloss die Mitleidsmasche beizubehalten auch wenn sie sich danach wohl kalt duschen wollte aber wenn sie dafür der C-Sicherheit entkommen würde war es ihr wert und der Mensch wollte diese aufgeblasenen Bosh’tets ohnehin umgehen was ihr zu Recht kam.

„Ja, Sir. Mein Name ist Teeyla’Nora nar Alkyon.“, antwortete sie stockend als sie einen vorsichten Schritt nach hinten tat als ob der Mensch sie einschüchterte während sie ihn innerlich für diese Demütigung verwünschte und Gedanken an Rache hegte. „Ich wusste natürlich, dass es verboten ist aber…“
Sie ließ den Kopf in vorgetäuschter Trauer und Beschämung wie auch ihre Schultern hängen als sie kurz überdeutlich aufschluchzte.
„Ich bin noch nicht lange von zu Hause weg.“, klagte sie täuschen echt den Tränen nahe. „Aber schon wurde mir mein Geld gestohlen, niemand will mir helfen oder mich einstellen.“
Nun hob sie wieder den Kopf und sah dem hoffentlich überzeugten Menschen ins faltige Antlitz.
„Ich will doch nur essen.“

Wenn du mich jetzt trotzdem nicht gehen lässt, Alterchen, kommt Plan B.
Plan B beinhaltete irgendwie nach ihrer Schrotflinte zu greifen und den Menschen so zu überzeugen das dieser kleine Zwischenfall doch kaum der Rede wert war. Sie würde vielleicht behaupten ihm etwas als Entschädigung zu geben oder so etwas in der Art bevor sie den großkalibrigen Lauf ihrer Waffe auf ihn richten würde. Die Waffe war glücklicherweise in ein Stück Stoff gewickelt und zusammengeklappt. Ehe der Mensch oder sein Kumpan es genau erkennen würden wäre die Waffe schon einsatzbereit und da der Ädmiräl zwischen den beiden Bewaffneten stand hätte der andere Mensch keine freie Schusslinie und Teeyla hatte ja noch glücklicherweise ihren kinetischen Schild und die Panzerung. Diese Option klang gut aber leider würde sie dazu führen das sie schleunigst verschwinden müsste. Die C-Sec wäre sicher recht ungehalten wenn man einen hochrangigen Menschen erst bestahl und dann auch noch bedrohte. Mal abgesehen davon, dass der Mensch selbst auch noch auf Rache sinnen könnte. Aber trotzdem hoffte sie nun fast schon, dass sie Plan B einsetzen musste. Der Anblick wäre sicher zu köstlich wenn der Mensch erkannte, dass er die Lage doch nicht unter Kontrolle hatte.

19:35 Uhr
Tag 5

Kate Devereaux
25.06.2011, 17:35
Die Citadel: Bezirke

„Okay, danke.“, antwortete Kate. In Gedanken überlegte sie, wo wohl die Schmerzgrenze lag. Zwar hatte sie nicht vor extra teuer einzukaufen, aber wenn sie schon einmal die Gelegenheit dazu hatte, dann würde sie sich auch etwas aussuchen, was ihr wirklich gefiel. In letzter Zeit waren Einkäufe meistens irgendwo im erstbesten Laden und auch reine Alltagskleidung. Manchmal ein wenig extravaganter, wie die Lederkluft, aber sicherlich nichts Elegantes.

Die beiden Frauen verließen das Apartment, nahmen den gleichen Weg zurück, wie sie herkommen waren. Nika schien sich in der Gegend bereits auszukennen, denn sie ging zielstrebig in eine bestimmte Richtung. Kate hingegen war sich recht sicher, dass sie bedauerlicherweise noch nie in diesem Teil der Citadel war. Es hatte etwas von einer Touristengegend beziehungsweise Fortgehmeile. Auf beiden Seiten der Straße waren groß beworbene Eingänge zu Clubs, Bars und anderen Etablissements. Zwischendurch wurden diese von einem Hotel oder von irgendwelchen Läden unterbrochen. Die Straße war zwar nicht völlig leer, doch Kate vermutete, dass zu späterer Zeit hier wesentlich mehr los war, als jetzt. ‚Sieht nach einer Menge Spaß aus…’

„Wenn der Auftrag abgeschlossen ist“, meinte Kate zu Nika, als sie wieder an einem Eingang zu einer Diskothek vorbeigingen, „sollten wir den einen oder anderen Schuppen unsicher machen. Was meinst du?“ Plötzlich stach ihr ein Name ins Auge. Sie packte Nika Arm an und zeigte auf die Leuchtreklame. „Hey! Diesen Club gibt’s auch auf der Erde, von dem habe ich schon öfters was gehört. Dürfte wohl eine Kette sein. Da sollten wir dann rein, da ist sicherlich die Hölle los.“

Nika Violet Duran
25.06.2011, 18:49
Die Citadel – Bezirke

Eine Weile lang ging Nika völlig wortlos die Meile entlang, kam sich dabei aber immer wieder mal wie eine Aufpasserin vor, wenn sie sich nach Kate umsehen musste, die sich wesentlich mehr Zeit nahm, um die Umgebung unter die Lupe zu nehmen. Da hat offensichtlich jemand seinen Spaß. Stellte die Agentin mit einem hauchdünnem Schmunzeln fest und wandte ihren Kopf wieder nach vorne, grade so rechtzeitig um einem entgegenkommendem Salarianer auszuweichen, der seinerseits in sein Telefonat vertieft war. Sie spürte ein unruhiges Kribbeln über ihren Körper huschen, als sie den Alien mit der Schulter streifte, schüttelte dieses aber gefasst wieder ab. Gibt weitaus schlimmeres, als die Dinger durch Zufall zu streifen.
„Wenn der Auftrag abgeschlossen ist“, meldete Kate sich plötzlich zu Wort und offenbarte damit ihre Position fast direkt an Nikas anderer Seite. Dann kriegst du dein Geld sofort überwiesen, ja. „sollten wir den einen oder anderen Schuppen unsicher machen. Was meinst du?“ Der Agentin fehlte im ersten Augenblick die Sprache, um überhaupt antworten zu können. Sie kam allerdings auch nicht dazu, das eben gehörte einzuordnen, denn Kate packte sie mit einem Mal am Arm und zwang sie, zusammen mit einem „Hey!“, ihre Aufmerksamkeit auf eine der Discotheken zu wenden. „Diesen Club gibt’s auch auf der Erde, von dem habe ich schon öfters was gehört. Dürfte wohl eine Kette sein. Da sollten wir dann rein, da ist sicherlich die Hölle los.“

„Esta Loca?“ Fragte Nika unnötigerweise nach und blickte zu der Anzeigetafel hoch, deren Stil ihr bereits von woanders her gut bekannt war. „Das mit der Kette dürfte stimmen, ich kenne es von Bekenstein. Ist sehr beliebt… und teuer, aber ja, es wird garantiert eine wilde Nacht, wenn man sie dort verbringt… oder eher… wenn man sie dort beginnt, um es mal so auszudrücken.“ Die Agentin deutete Kate mit einer Geste dennoch an, dass sie weitergehen sollten. „Gehen wir weiter? Ich will dir nicht den Spaß verderben, aber wir haben noch ein paar Punkte auf der Liste und du weißt ja vermutlich - erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“

Toran Bak'olo
25.06.2011, 19:42
Tag 4
Uhrzeit: 14:12
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus (Ruine), Jens Skycar

Die Minuten verflogen weiterhin ohne das sie Tifana und den Batarianer entdeckten. Einige Male waren sie nur knapp dem Beschuss von C-Sec entgangen und Toran wurde allmählich verdammt wütend. Jen flog Manöver um Manöver, doch langsam musste auch sie ins Schwitzen kommen. Toran hatte nach wie vor enorme Schmerzen, doch schob er diese beiseite, wenn auch nur mühsam. Er hielt weiterhin nach Tifana und ihrer Geisel ausschau.
Nach einer Weile entdeckte er sie in einer engen Gasse.
"Dort unten Jen, in der kleinen Gasse. Sie wurden noch nicht entdeckt. Schnappen wir sie uns und dann nichts wie weg von hier."
Der Turianer wusste beim besten Willen nicht wieso Tifana nicht antwortete, aber hauptsache sie hatten sie jetzt gefunden, denn viel länger würden sie nicht mehr aushalten.
"Butch" ließ sie nicht mehr aus den Augen während sich das Skycar ihnen näherte.

Kate Devereaux
25.06.2011, 20:23
Die Citadel: Bezirke

„Eh, ja, natürlich.“, erwiderte Kate und schüttelte innerlich den Kopf. ‚Reiß dich zusammen!’ In den letzten Wochen war es so, dass sich ein Auftrag nach dem anderen gereiht hatte und ihr eigentlich viel zu wenig Freizeit geblieben war, was sie allerdings erst jetzt bemerkte. Zwar war sie auf Omega mit Jacob in der Effect Zone gewesen, allerdings war es Omega und dort konnte sie sich nicht wirklich entspannen. Der Drang wieder einmal unbeschwert zu tanzen und zu feiern war einfach groß und machte sich hier in der Gegenwart so vieler Clubs stark bemerkbar.

Kurz darauf lenkte Nika sie auch schon in eine Boutique. Ob ihre Auftraggeberin sie nur davor abhalten wollte, wieder auf andere Gedanken zu kommen oder ob es wirklich ihr ursprüngliches Ziel war, wusste Kate nicht. Sollte ersteres der Fall gewesen sein, so funktionierte es. Das Geschäft war zwar nicht besonders groß, schien allerdings nur Kleidung für eher jüngere Frauen anzubieten. Somit relativierte sich die Größe und auf dem zweiten Blick erkannte die Biotikerin, dass es ziemlich umfassend ausgestattet war. Von Jeans und Shirts, sowie Businessanzüge und Kostüme bis hin zu Abend- und Cocktailkleidern war alles vorhanden. Die Warenständer standen dicht an dicht und ließen gerade einmal genug Platz, um inzwischen durchzugehen und sich die verschiedensten Kleidungstücke anzusehen. Kate ging vorsichtig mitten in das Getümmel hinein.

Die Boutique war gut besucht, vornehmlich natürlich von eben jener Zielgruppe. Zum Teil aber auch von deren männlicher Begleitung. Während erstere mit Begeisterung herumstöberten und von Ständer zu Ständer eilten, um dann mit mehreren Gewändern in die Umkleidekabine zu verschwinden, konnte man in den Gesichtern der Männer deutlich lesen, dass sie eigentlich nichts wie die Flucht ergreifen und hinaus wollten. Nur wenige schienen wirklich mit Begeisterung dabei zu sein und ihrer weiblichen Begleitung Ratschläge oder Kommentare zur Auswahl zu geben.

Bei dem angebotenen Sortiment tat es Kate leid, dass die Zeit drängte. Sie fuhr sich kurz nachdenklich durch die Haare. ‚Okay… dann mal los.’
„Entschuldigung, darf ich mal vorbei?“ Eine Frau in Kates Alter hatte ein recht kurzes und freizügiges Kleid in der Hand und wollte nun zur nächsten Umkleidekabine. Dass sie dabei um Platz bitten musste, sagte bereits alles über ihre Figur aus. ‚Du meine Güte, du willst das doch nicht wirklich anprobieren?’, schoss es Kate dabei durch den Kopf. Eigentlich war es ihr egal, wie andere, fremde Leute aussahen. Ob sie schlank oder etwas beleibter waren kümmerte sie einfach nicht. Aber in diesem Fall sah sie auf dem ersten Blick, dass die junge Frau niemals in das Kleid passen würde, ohne dass dessen sämtliche Nähte platzen würden. Zusätzlich war sie auch noch gut einen Kopf kleiner als Kate. Aus diesem Grunde ließ es sich nicht vermeiden, dass sich ein kleines, aber gehässiges Lächeln auf ihre Lippen stahl, als sie Platz machte. Doch die Reaktion blieb nicht unbemerkt.
„Ist etwas?“, fragte die junge Frau mit einem recht aggressiven Tonfall. ‚Oh, so tickst du also?’
„Ich hoffe du machst beim Anprobieren das Kleid nicht kaputt.“, konterte Kate und als der Kopf der Kleinen rot anlief, wurde Kates Grinsen noch breiter.
„Das ist nicht für mich, sondern für meine Schwester!“, giftete die Frau zurück, dreht sich weg und ging dann weiter. „Blöde Schlampe…“, vernahm die Biotikerin noch ihr Gemurmel, als sie bereits mehrere Schritte weiter war.

Kate ballte für einen Moment die Hände zu Fäusten, entspannte sich aber sogleich wieder. Es würde ihr schließlich nichts bringen hier für Ärger zu sorgen. Im Gegenteil, Nika könnte das sauer aufstoßen und soviel Ärger war die Kleine nicht wert. Apropos Nika… Kate sah sich kurz um und fand ihre Auftraggeberin bereits in der Abteilung für elegante Abendbekleidung, zwei Reihen weiter. Anscheinend hatte sie eine direktere Route gefunden. Nun bahnte sie sich selbst ihren Weg dorthin. In diesem Bereich waren die Gänge schon etwas breiter und zusätzlich waren da weniger Menschen.
Auf einem kleinen Plateau waren eine Holoprojektion und eine Steuereinheit, mit der man durch die verschiedensten Kollektionen blättern konnte. Solange diese Auswahlhilfe nicht genutzt wurde, wechselte es in regelmäßigen Abstand und bewarb somit verschiedene Kleidungsstücke.
Soeben war ein sehr knapp geschnittenes, rotes Ein-Schulter-Kleid von einem aktuell sehr angesehen Designer zu sehen. Zumindest behauptete das die Kurzbeschreibung dazu. Kate pausierte die Darstellung.
„Das wäre was, oder?“, meinte sie zu Nika in einem scherzhaften Tonfall, denn der Preis war jenseits von gut und böse. ‚Wer gibt fast achttausend Credits für ein Kleid aus, auch wenn es ein Einzelstück ist?’

Nika Violet Duran
25.06.2011, 22:43
Die Citadel – Bezirke

Kate brauchte keine Minute, um sich in der Boutique zu verirren und somit – davon ging Nika zumindest stark aus – früher oder später den Zorn der anderen Frauen auf sich zu ziehen. Sei es, weil sie im Weg stand, ihre Figur top oder ihr Gesicht einfach perfekt war. Wenn einer hysterischen Frau in einem Kleidungsgeschäft nämlich eines bewusst wurde, dann, dass sie selber zu fett, die Models der Designer magersüchtig und jede andere Frau, die es wagte besser auszusehen, eine Schlampe war.
Während Devereaux sich also schon mit der ersten pummeligen Kundin konfrontiert sehen musste, hatte die Agentin bereits die Abendkleider lokalisiert und sah sich diese mit einem Mindestmaß an Interesse an. Die sind alle so ordentlich, gibt es nichts wildes? „Das wäre was, oder?“ Nika drehte sich mit einer sportlichen Drehung um und landete mit ihrem Blick somit sofort auf Kate und der Projektion. „Hm.“, sie schwieg einen Atemzug lang nachdenklich, während sie das Kleid mit einer Handbewegung drehen ließ. „Für den Anlass zu kostspielig.“, erwiderte Nika zuerst sachlich, so als hätte sie Kates scherzenden Ton überhaupt nicht realisiert, dann deutete sie aber ein fast schon freches Grinsen an. „Und für privates feiern zu viel Stoff.“ Die Aussage kam grade rechtzeitig, denn im nächsten Augenblick wechselte das dargestellte Bild schon zu einem langen, dunkelblauen Kleid, welches eher für eine gealterte Dame, die ihre Problemzonen verstecken musste, zugeschnitten schien.

„Aha!“, gab Kate erkennend von sich und bedachte die Asiatin dabei mit einem mehrdeutigen Blick, welcher ein “So bist du also!“ aussprach, was von ihr jedoch durchaus positiv empfunden und bewertet wurde. Ihre Partnerin schien ohnehin ähnlich zu denken, denn mit einem „Aber wirklich viel zu viele Credits für zu viel Stoff.“, beendete sie das Thema rasant und wandte sich den anderen Kleidern und Ausstellungsstücken zu. Nika hingegen stand anfänglich noch recht ratlos in der Gegend, da sie absolut keine Vorstellung davon hatte, was sie tragen könnte. Es waren genau diese paar Sekunden der Ratlosigkeit, die ihr aber wieder ins Gewissen riefen, weshalb sie hier war. Das hier ist keine Shopping- und Partytour mit meiner besten Freundin, sondern ein Auftrag! Erinnerte sich die Cerberus-Agentin selbst wieder. Und für diesen Auftrag brauche ich diesen Kram hier, was alles einfacher wäre, wenn dieser alte Greis seinen Geburtstag auf Bekenstein feiern würde, statt auf der Citadel. Das leise Seufzen, dass über ihre Lippen kam, ging in den üblichen Hintergrundgeräuschen unter und nun erst machte sich die Agentin daran, sich die Kleider genauer anzusehen.
Das sind Sachen, die man eigentlich nur aus Filmen erwartet, wobei ich selbst da sowas noch nie gesehen habe. Aber irgendwoher müssen wohl auch eine Agentin ihr Kleid und ein Agent seinen Anzug bekommen. Während sie weiter vor sich hin grübelte, hatte Nika sich schon bedrohlich nah den Kleidern genähert, die eher ihrem Geschmack entsprachen – zumindest die Farbe stimmte mit einem dunkelviolett schon einmal. Klar, in Filmen knipst jemand mit den Fingern und plötzlich ist das alles da. Da!
„Ha!“, ließ die Frau triumphierend hören und griff nach einem Kleid mit Nackenträger, welches in der Länge ungleich geschnitten war. Das ging schneller als gehofft und erwartet. Sie sah sich mit dem Stofffetzen in der Hand zwar nach Kate um, da diese jedoch mit sich selbst beschäftigt schien, entschloss sie sich dazu, den Fetzen einfach direkt anzuprobieren.

Kaum in einer der nahen Umkleidekabinen angekommen, zog Nika sich zügig ihre gemütliche Freizeitkleidung aus, um anschließend genauso zügig in das Kleid zu schlüpfen. So langsam kriege ich das Gefühl, hier läuft eine Cerberus-Peep Show, mit mir als Darstellerin drin. Der Gedanke erwies sich als unausweichlich, als Nika einen raschen Blick in den Spiegel warf und sich selbst somit dabei sah, wie sie sich umzog. Ich kann wirklich zufrieden mit mir sein. Die Feststellung wurde von einer groben Kontrolle begleitet, bevor sie dann schließlich die Umkleide wieder verließ und Ausschau nach Devereaux hielt.

Kate Devereaux
26.06.2011, 00:20
Die Citadel: Bezirke

„Aha“, meinte Kate und zog interessiert die Augenbrauen hoch, als Nika meinte, dass das rote Kleid zuviel Stoff hatte. ‚So ist das also mit dir. Na dann bin ich mal gespannt, was du dir aussuchen wirst…’ „Aber wirklich viel zu viele Credits für zu viel Stoff“, pflichtete sie ihr bei. ‚Also gut, dann sollte ich mich mal nach etwas Leistbarem umsehen.’ Daraufhin wandte sich die Biotikerin von der Holoprojektion, die mittlerweile etwas langweiliges Dunkelblaues zeigte, ab und den Kleiderständer hinter ihr zu. ‚Weiß? Rot? Schwarz? Silber glänzend?’ Schnell realisierte sie, dass sie plan- und systemlos nie zum passenden Kleid kommen würde, also kontrollierte sie als erstes die Länge: Es sollte kurz, aber nicht zu kurz sein. Somit schränkte sie die Auswahl bereits ordentlich ein. Schlussendlich hatte sie zwei Kleider in passender Größe gefunden, die ihr auch gefielen. Eines schwarz und eines silbern glänzend.

„Okay, ich gehe mal die… Wo steckst du denn schon wieder?“ Die Biotikerin sah sich auf der Suche nach Nika um und erhaschte gerade noch einen Blick auf ihren Zopf, wie er in einer Umkleidekabine verschwand. Mit einem letzten Blick prüfte sie, ob sie nicht doch noch ein drittes Kleid mitnehmen sollte, entschloss sich dann aber dagegen und ging ebenfalls zur Umkleidekabine. Unterwegs wich sie zweimal geschickt und ohne um Verzeihung bitten zu müssen anderen Kunden aus, bevor sie die Kabine erreichte.

Die Kabinentür war ebenfalls eine nette Idee. Sie bestand aus Glas, aber sobald sich jemand in der Kabine befand, verdunkelte sich die Scheibe und wurde undurchsichtig. Vermutlich waren Drucksensoren im Boden dafür verantwortlich. Neben dem Showeffekt war es auch praktisch, denn so sah man auf den ersten Blick, welche Kabinen noch frei und welche besetzt waren. Kate vergewisserte sich, dass der Mechanismus bei ihrer Kabine funktionierte und zog sich anschließend um. Zuerst probierte sie das silberne Kleid, doch der Stoff fühlte sich auf der Haut unangenehm kratzig an, sodass sie sich gleich wieder herausschälte. Also kam das Schwarze zum Zug, welches ihr wie angegossen passte.
Das Kleid fing ein paar Zentimeter über den Knien an, bestand aus mattschwarzem Stoff, welcher mit glänzenden, diagonal verlaufenden, bandartigen Designelementen dezent verziert war. Auf der hinteren Seite hatte es einen Ausschnitt, der etwas weiter als bis zur Hälfte des Rückens verlief. Die glänzenden Bänder überkreuzten sich in der Mitte des Ausschnitts und gingen in die Schulterträger über. Alles im allen elegant und sexy, aber nicht zu aufreizend.

‚Ach verdammt!’, dachte sich Kate als sie zwei Dinge feststellte, die so nicht gingen. Das erste war der deutlich sichtbare rote Kratzer an ihrem Oberarm, der noch von ihrer Verletzung in den Anduckbuchten von Omega herrührte und das zweite war ihr Slip, der sich unter dem hautengen Kleid deutlich abzeichnete. Zumindest Zweiteres ließ sich leicht lösen, indem sie sich noch passende Unterwäsche kaufte, aber für die Verletzung würde sie irgendein Make-Up benötigen und vor allem eine Geschichte dazu, sollte es trotzdem jemand bemerken. ‚Ich hätte es gleichzeitig mit meinen Fingern behandeln lassen sollen, dann würde man jetzt nichts mehr davon sehen. Aber gut, da hatte ich nicht daran gedacht und wusste auch nicht, dass ich auf eine Millionärsgeburtstagsparty eingeladen werde.’
Sie zupfte nochmals kurz am Kleid, um es hundertprozentig zu richten und betrachtete sich im Spiegel. ‚Passt! Mal sehen was Nika dazu sagt, wenn sie noch irgendwo da ist.’ Ohne sich die Schuhe wieder anzuziehen - denn ihre schwarzen Militärstiefel wollten partout nicht zu dem Kleid passen - öffnete sie die Kabinentür, die somit augenblicklich wieder durchsichtig wurde und trat aus der Kabine.

Diesmal erblickte sie Nika sofort. In dem dunkelvioletten Kleid, welches wesentlich kürzer als ihres war, stach sie einfach hervor. Es stand ihr richtig gut und man konnte sehen, dass sie einen trainieren Körper hatte ohne jedoch zu muskulös für eine Frau zu sein. Sie betrachtete sich gerade in einem Spiegel und als Kate anerkennend durch die Zähne pfiff, drehte sie sich zu ihr um.
„Heiß!“, meinte die Biotikerin lobend. „Was hast du denn heute noch so vor?“

Nika Violet Duran
26.06.2011, 01:04
Die Citadel – Bezirke

„Heiß!“ Nika folgte Kates Blick zu sich selbst und merkte dann auch sofort, wie jegliche Professionalität dahinschwand und sie stattdessen immer verlegener wurde. Also so gut sieht es nun auch wieder nicht an mir aus. Versuchte sie sich selbst zu beruhigen, kaum warf sie aber wieder einen Blick in den Spiegel, versiegte diese Aussage. Doch, sieht es. „Was hast du denn heute noch so vor?“ Setze Devereaux ihre spaßhafte Anmache weiterfort, auf welche die Asiatin auch prompt reagierte, kaum dass sie sich der anderen Frau mit schnellen Schritten so sehr genähert hatte, dass sie deren Atem schon beinahe hätte spüren können. „Das wirst du schon noch sehen.“, hauchte sie der anderen Frau zu, konnte sich ein knappes und leises Lachen danach aber nicht verkneifen.

Ohne weitere Gedanken oder Zeit zu verschwenden trat Nika einen Schritt zurück und überflog Kate ihrerseits mit einem eingehenden Blick. „Elegant. Steht dir wirklich gut, nicht zu freizügig und nicht zu spießig, ich denke so kannst du als Millionärstochter durchgehen.“, mit dem Abschluss des Satzes fiel der Blick der Agentin auf Kates Füße, an denen besonders auffiel, dass die Französin nur ihre Socken trug. „Zumindest wenn du Schuhe an hättest! Wobei es natürlich umstritten ist, ob dir überhaupt jemand auf die Füße schauen wird.“
Nika nickte einmal, um ihr vorheriges Kompliment weiter zu betonen, die Wunde an Kates Oberarm fiel ihr zwar durchaus zügig auf, da sie jedoch um die wahre Profession der jungen Frau wusste, überraschte sie es eher, dass es nicht mehr Schrammen, Kratzer und sonstige Macken gab. „Nur dieser kleiner Kratzer, obwohl du frisch von Omega kommst?“ Fragte sie unweigerlich nach, wobei die Frage gleichzeitig eine genauso beeindruckte Aussage war, wie das vorherige Lob von Kates Aussehen. "Beeindruckend."

James Herlock
26.06.2011, 02:35
James Herlock
Tag 5, 08.04.2184, 19:35 Uhr
Die diebische Elster

„Ja, Sir. Mein Name ist Teeyla’Nora nar Alkyon.“, gab sie stockend ihren Namen Preis und ließ sich augenscheinlich eingeschüchtert zurückfallen. Jim drehte den Ring zwischen seinen Fingern und fühlte wie sich die Marken langsam ins Fleisch schnitten. Diesen Namen musste er sich merken. Nar Alkyon hallte es in seinem Kopf wider. Innerlich verfluchter er die Quarianer für ihre Umweltanzüge. Man konnte nie ihr Gesicht sehen, sofern sie überhaupt eines besaßen. Jim hatte noch nie davon gehört, dass man einen Quarianer ohne seinen Anzug gesehen hatte.
Sie ließ Kopf und Schultern hängen. Ein ehrliches Zeichen der Reue. Oder war es doch nur gespielt? Jim hatte so seine liebe Mühe, die Taschendiebin einzuschätzen. Er musste sich rein auf die Körpersprache verlassen. Und diese war schon im Normalfall schwerer zu lesen, als die Mimik des Gesprächspartners. Und die verzerrten Stimmen dieser Aliens, taten nichts dazu bei. Jim versuchte sein bestes, um die Situation unter Kontrolle zu halten.
„Ich wusste natürlich, dass es verboten ist aber… Ich bin noch nicht lange von zu Hause weg.“
Jim meinte so etwas, wie weinerliches Schluchzen aus der elektronisch verzerrten Stimme zu hören.
„Aber schon wurde mir mein Geld gestohlen, niemand will mir helfen oder mich einstellen. Ich will doch nur essen.“
Sie hob wieder den Kopf. Ihre Worte klangen für Jim glaubhaft und er war fast geneigt, ihr etwas Geld zu geben, hätte er denn welches bei sich gehabt. Aber vielleicht würde Mike ihm ja aushelfen? Nein. Würde er nicht. Im Gegenteil. In seiner Welt, hätte man dem Taschendieb die Hand abgeschlagen. Als Warnung. Er hätte dieses Verhalten auch nicht noch belohnt.
Jim lies sich, die Worte nochmal durch den Kopf gehen und machte sicherheitshalber einige Schritte zur Seite. Dass er ihr dabei den Rücken zu wandte, war Absicht. Er wollte eine ehrliche Reaktion ihrerseits erzwingen, denn sie hatte sich mehr oder weniger Verraten. Die Art und Weise, wie sie ihre Flucht angetreten hatte, die Dreistigkeit, mit der sie ihn bestohlen hatte und die zuletzt gesprochenen Worte, ließen in Jim Zweifel an der Aussage aufkeimen.
Es wollte einfach nicht zusammen passen. Das sie bestohlen worden ist könnte durchaus noch die Wahrheit gewesen sein. Das ihr niemand helfen oder sie einstellen wollte, lag wahrscheinlich an den allgemein bekannten Vorurteilen gegenüber ihrer Spezies. Durch ihr Handeln bestätigte sie diese Vorurteile allerdings und das würde ihr noch weniger helfen. Offensichtlich war allerdings, dass das Mädchen alles dafür geben würde und auch alles sagen würde, nur um hier ungeschoren davonzukommen. Jim kannte das. Er war auch mal so. Allerdings vor sehr langer Zeit. Aber wirklich daran erinnern konnte er sich nicht mehr. Schade eigentlich, wie er fand.
Mike wurde ungeduldig. Er räusperte sich mehrfach und begann unruhig sein Gewicht zu verlagern, um im Notfall einen besseren Schuss platzieren zu können.
„Alkyon. Es muss ein sehr stolzes Schiff sein, wenn sie solch gute Läufer wie dich hervorbringt, oder?“ Jim kannte, die Namensgebung der Quarianer. Er wusste um die Bedeutung des kleinen Wortes ,nar'.
„Man könnte sagen, dass mein Name früher mal Rear Admiral James Herlock vas Galilei gewesen war.“ Er sagte es mit einer Leichtigkeit, die ihn selbst überraschte. Dennoch bemühte er sich, ihre Kultur nicht zu beleidigen. Es sollte ihr nur Helfen, sich mit ihm zu identifizieren. In ihm kein Monster zu sehen, dass nur ihren Tod oder schlimmeres wollte. Er wollte ihre Reaktion abwarten. Noch immer stand er mit dem Rücken zu ihr. Wenn sie ihn nun angriff, hätte sie ihr Schicksal verdient. Aber der Angriff blieb aus. Jim atmete erleichtert aus: „An deinen Lügen solltest Du noch etwas arbeiten, Mädchen. Sie klangen gut, waren aber nicht perfekt.“ Er drehte sich wieder um und lächelte freundlich das undurchsichtige Visier an: „Zu Essen bekommt man in diversen Obdachlosenasylen genug. Du findest davon dutzende, hier in den Bezirken. Wenn Du weiter stiehlst, bestätigt das nur die Vorurteile gegenüber deiner Spezies und zukünftige Pilger werden es schwerer haben, ihre Reise zu beenden.“
Er nickte Richtung Mike, der das Zeichen verstand und den Weg freigab: „Merk dir meine Worte. Jeden Mist, den Du baust, wird unweigerlich auch auf andere Quarianer zurückfallen. Und nun seh zu, dass du Land gewinnst.“ Im Gegensatz zu Mike, glaubte Jim an das Prinzip der zweiten Chance.

19:40 Uhr

Kate Devereaux
26.06.2011, 12:53
Die Citadel: Bezirke

‚Du tust es doch gerade. Aber gut, du gehörst ja nicht zu den Leuten, die ich ablenken muss. Außerdem brauche ich ja wirklich noch passende Schuhe.’, dachte sich Kate auf Nikas Bemerkung bezüglich des fehlenden Schuhwerks. Doch ihre Auftraggeberin sprach bereits weiter und spielte auf Kates Verletzung an.
„Naja“, meinte die Biotikerin daraufhin. „Zumindest für die Enterung der Invisible Hand gestern habe ich mir eine Rüstung mit Schilden organisiert und mir trotzdem die Finger gebrochen, als ich einem verfluchten Drell das Leben herausgeprügelt habe.“ Sie betrachtete ihre Hand, schloss und öffnete sie kurz, aber bis auf ein leichtes Ziehen war die Verletzung bereits vollständig verheilt. ‚Dafür habe ich etwas anderes verloren…’

Kate blickte wieder auf, denn sie wollte nicht weiter darüber nachdenken. Dabei fiel ihr Blick in den Spiegel hinter Nika und sie entdeckte eines der beiden Tattoos, von denen sie vorhin im Hotel gesprochen hatte. Es prangte auf ihrem Schulterblatt.
„Dreh’ dich mal um.“, bat sie die junge Frau, was sie auch anstandslos tat. Vorsichtig zog Kate den Träger von Nikas BH ein wenig zur Seite, sodass sie das gesamte Tribal an ihrer rechten Schulter betrachten konnte. Die schwarzen Linien waren zu einer interessanten Figur verwoben und sauber ausgeführt, soweit sie es als Laie beurteilen konnte.
„Sieht gut aus“, meinte Kate ehrlich und richtete den Träger wieder an die ursprüngliche Stelle. Sie fand Tattoos durchaus interessant, vor allem, da sie oft auch Geschichten hatten, würde sich selbst aber keines zulegen. Vor allem nicht, da sie sich fast das Logo der Seher in die Haut stechen hatte lassen und mittlerweile wusste, das sie es sehr bereuen würde. Zwar konnte man Tattoos wieder spurlos entfernen, doch der Prozess war angeblich ziemlich schmerzhaft und darauf konnte sie verzichten.

Kate kehrte wieder zu dem Thema vor dem Tattoo zurück. Entweder wollte Nika ihr nur schmeicheln oder die Erlebnisse auf der Raumstation waren negativer als die ihre. Wobei sie kurz daran dachte, dass sie dort fast gestorben wäre. Aber dieses Ereignis hatte keine sichtbaren Spuren hinterlassen.
„Hast du schlechte Erfahrungen mit Omega gemacht?“, fragte die Biotikerin.

Nika Violet Duran
26.06.2011, 14:03
Die Citadel – Bezirke

Nika musste unweigerlich und überraschend gespannt aufhorchen, als Kate plötzlich die Invisible Hand erwähnte und somit ihre Gedanken in Richtung des Nebelparder Clans lenkte. Eine extrem alienfeindliche Fraktion, was sie der Agentin gegenüber schon sympathisch machte, allerdings wusste sie auch, dass über neunzig Prozent von dem, was der Clan von sich behauptete, wahrheitslose Propaganda war. Die Informationslage über diese sogenannte Schlacht von Omega war für Nika persönlich jedoch noch recht dürftig und solange man sie nicht dazu beorderte, sich weiter zu informieren oder es einen ihrer Aufträge betraf, sah sie auch keinen Grund, etwas daran zu ändern.

Devereaux änderte das Thema nun aber ohnehin und forderte sie auf, sich doch mal umzudrehen. Was wird das nun? Im ersten Moment blickte die Agentin irritiert drein, tat dann aber, was ihr gesagt wurde. Als die andere Frau anschließend dichter an sie herantrat fiel ihr jedoch schnell ein, was wohl der Grund für die Aufmerksamkeit war. „Sieht gut aus.“, gab Kate nach einigen Momente der Stille von sich und richtete den Träger des BHs gleichzeitig wieder. Nika hätte sich eigentlich bedankt und dann überlegt, welchen schlüpfrigen Kommentar sie dazu hätte abgeben können, doch da nun erneut der Gesprächsstoff gewechselt wurde, sollte sie dazu keine Chancen mehr haben.

„Hast du schlechte Erfahrungen mit Omega gemacht?“ Bei der Frage allein hätte die Cerberus Agentin fast lachen müssen, unterließ es jedoch, denn stattdessen versuchte sie abzuwiegen, wie viel und vor allem was sie nun von sich verraten sollte - denn mit dem Abschnitt ihrer Jugend, denn sie auf diesem gigantischen Scheißhaufen verbracht hatte, wappnete sich die Asiatin nicht besonders gern. „Ich sag mal…“, begann sie ihre vorsichtige Antwort. „Wenn ich in die Nähe der Station kommen würde, würde man mich vergewaltigen, foltern, mir die Knochen brechen, die Haut abziehen und mich dann, wenn es irgendwann zu langweilig wird, töten und das, was von mir übrig ist, an ein paar Vorcha verfüttern.“ Nika lief ein tiefer Schauer über den Rücken, da sie all das genannte tatsächlich nicht für besonders unwahrscheinlich hielt. „Und nur wenn ich viel, ich meine sehr viel, Glück hätte auch in dieser Reihenfolge.“ Sie konnte nicht anders, als die ganze Aussage mit einem schwarzen Humor zu nehmen und leise zu seufzen. „Ich bin dort nicht sehr beliebt… aber wir sind hier weit, weit weg. Und außerdem warten neue Schuhe auf uns!“

Teeyla‘Nora nar Alkyon
26.06.2011, 15:05
Tag 5
19:37 Uhr

Kurz huschte ein mitfühlender Ausdruck über das gealterte Gesicht des Menschen ehe er dann ein paar Schritte zur Seite machte und der Quarianerin den Rücken zu drehte. Wäre der andere bewaffnete Mensch nicht gewesen hätte Teeyla jetzt vielleicht zugeschlagen und musste nun erneut den Impuls diesem alten Sack anzufallen unterdrücken. Vielleicht tat er das mit Absicht. Vielleicht wollte er sie dazu provozieren handgreiflich zu werden damit er eine Ausrede hatte sie erschießen zu lassen. Der Bewaffnete am Ende der Gasse sah aus als ob er dem gerne nachkommen würde.

Sekundenlang stand der ältere Mensch da, anscheinend in Gedanken versunken. Für Teeyla war aber klar dass er sie noch weiter zu provozieren versuchte. Dieser widerliche alte Kauz mit seinem ach so dramatischen Schweigen legte es quasi darauf an doch diese Genugtuung wollte ihm die Quarianerin die weiterhin scheinbar schüchtern da stand nicht gönnen. Stattdessen knirschte sie nur mit den Zähnen als sie sich fragte ob er sie nun endlich gehen lassen würde. Falls er aber zu einer altklugen Rede ansetzen würde, was sie bedauerlicherweise für möglich hielt, würde er aber etwas zu hören bekommen.

Der dunkelhäutige Kumpan wurde sichtbar ungeduldig. Er trat von einen Fuß auf den anderen und räusperte sich ständig. Die Pilgerin kam zu dem Schluss, dass es beide die Art Mensch waren die sie verabscheute. Ein alter Besserwisser mit militärischem Rang und ein grober Klotz mit einer Waffe. Gerade war sie dabei über Menschen im Allgemeinen besser zu denken, seit sie MacArran kennen gelernt hatte aber schon tauchten zwei andere Menschen auf und zerschlugen diese Vorstellung gleich wieder. Wegen solchen Menschen wünschte sie sich manchmal schon fast die Menschen hätten den Erstkontakt-Krieg verloren und hätten von den Turianern ordentlich die Hucke voll bekommen.

„Alkyon. Es muss ein sehr stolzes Schiff sein, wenn sie solch gute Läufer wie dich hervorbringt, oder?“, riss der Hochrangige sie plötzlich aus ihren Gedanken.

Natürlich sind die stolz aber es gibt in der gesamten Flottille nichts worauf man stolz sein sollte.
Beinahe hätte sie bei seiner Äußerung verächtlich schnauben müssen. Der Mensch hatte wohl doch nicht so viel Ahnung wie er vorgab oder dachte.

„Man könnte sagen, dass mein Name früher mal Rear Admiral James Herlock vas Galilei gewesen war.“
Nun musste sie belustigt grinsen. Er hatte wirklich wenig Ahnung. Dieser Einfallspinsel dachte wohl das „vas“ wäre einfach nur eine Bezeichnung die aussagte das man schon „erwachsen“ und auf einem Schiff tätig war und er glaubte tatsächlich er könne sich auch einfach so nennen. Im Groben stimmte das auch aber es steckte mehr dahinter und er hätte sich ein „vas“ garantiert nicht verdient. Dieses kleine Wörtchen verdiente man sich nicht einfach in dem seinen Dienst auf irgendeinem x-beliebigen Schrotthaufen von Schiff, wie er es vermutlich getan hatte, tat. Man musste etwas leisten, eine Pilgerreise abschließen um sich so nennen zu dürfen und man musste wirklich auf dem Schiff leben. Nicht so wie diese Menschen die ein paar lächerliche Monate auf ihren eitel glänzenden Schiffchen verbrachten und dann zu ihren netten kleinen Wohnungen auf ihren Heimatwelten zurückkehrten. Daher fehlte Menschen auch der passende Bezug zu ihren Schiffen. Teeyla hatte zwar selbst wenig Respekt vor Schiffen oder vor einem „vas“ und verhielt sich auch oft so entsprechend aber das dieser Mensch glaubte sich so nennen zu dürfen war einfach töricht. Glaubte er das wirklich oder wollte er sich so ihr gleichstellen oder zumindest vertrauter machen? Und dann sagte er es auch noch so gelassen als ob es nichts wäre. Solch eine ignorante Haltung war bei Menschen oft vorzufinden. Sie wusste nun nur nicht ob er das vielleicht absichtlich provokativ sagte oder einfach ein Ignorant war. Teeyla entschloss sich vorerst lieber nichts dazu zu sagen.

„An deinen Lügen solltest Du noch etwas arbeiten, Mädchen. Sie klangen gut, waren aber nicht perfekt.“
Er drehte sich um zu der erneut Fäuste ballenden Quarianerin. Wäre der Anzug nicht hätte sie sich mittlerweile sicherlich die Handflächen aufgekratzt.
„Zu Essen bekommt man in diversen Obdachlosenasylen genug. Du findest davon dutzende, hier in den Bezirken. Wenn Du weiter stiehlst, bestätigt das nur die Vorurteile gegenüber deiner Spezies und zukünftige Pilger werden es schwerer haben, ihre Reise zu beenden.“, meinte der Mensch lächelnd.

Ein Besserwisser war er also auch noch. Teeyla wunderte sich darüber nicht aber trotzdem trug es nicht gerade zu einer Sympathie bei. Alt, hochnäsig aber zumindest nicht naiv wie sich nun unglücklicherweise rausstellte. Die Quarianerin würde ihn nun doch nicht ganz als einen senilen alten Trottel in Erinnerung behalten. Was die Vorurteile oder andere Pilger betraf zuckte sie in Gedanken unberührt mit den Schultern. Was andere dachten oder wie es anderen Quarianerin ergehen würde scherte sie eigentlich herzlich wenig solange sie weiterhin ihren Weg gehen konnte.

Der Möchtegern vas nickte seinem Untergebenen zu worauf dieser Platz machte.
„Merk dir meine Worte. Jeden Mist, den Du baust, wird unweigerlich auch auf andere Quarianer zurückfallen. Und nun seh zu, dass du Land gewinnst.“
Kurz zögerte Teeyla. Land gewinnen? Hieß dass sie nun gehen durfte?
„Äh…Land gewinnen?“, echote sie nun ehrlich etwas unsicher. Diese Menschen hatten die oft verwirrende Eigenschaft beknackte Bezeichnungen zu nutzen. Sie kannte sich zwar größtenteils mit einigen dieser Redewendungen aus aber es schienen ständig Neue dazu zu kommen. Die Handbewegung des Menschen und das der andere Mensch zur Seite trat bestätigte aber das sie gehen konnte.
„Achso!“, murmelte Teeyla als sie sich zögernd in Bewegung setzte. Die Arme dicht an ihrem leicht nach vorne gebeugten Oberkörper lief sie an dem Bewaffneten vorbei, der sein Gewehr anscheinend widerwillig gesenkt hatte und sie misstrauisch anfunkelte. Es war ihr egal ob der Mensch sie durchschaut hatte, es gehörte zu ihrem Abgang dazu und das wollte sie sich nicht nehmen lassen. Kurz bevor sie das Ende der Gasse erreichte ließ sie ihre gespielt eingeschüchterte Haltung fallen und tauschte sie gegen eine sehr selbstbewusste ehe sie sich nochmal umdrehte bevor sie verschwinden würde.

„Es sind wohl nicht alle Menschen so begriffsstutzig wie es bis jetzt den Anschein hatte.“, antwortete Teeyla lässig nun mit erhobenen Haupt und dem Gewicht auf das rechte Bein verlagert. In ihrem Ton lag nun keinerlei Unsicherheit mehr sondern eher charmante aber kesse Provokation.
Sie legte schnippisch beide Hände an ihre Hüfte ehe sie weitersprach.
„Wärst du, Mister Hörlock vas Galilai“, sie sprach das „vas“ auffallend spöttisch, „hundert Jahre jünger und ich hundert Jahre älter würde ich dich jetzt auf einen Drink einladen. Auch wenn du so ein Ignorant bist.“

Grinsend wandte sie sich rasch ab und flitzte um die Ecke. Sekundenspäter war sie auch schon in eine andere Gasse abgebogen. Das hatte jetzt einfach sein müssen. Wenn sie ihm schon nicht ein paar Zähne ausschlagen konnte dann wollte sie wenigstens noch einen frechen Spruch abgeben. Aber sie konnte zufrieden sein. Sie war ungeschoren davon gekommen und nun konnte sie sich ja ihre nächste Mahlzeit besorgen. Aber nicht diese Pampe die man in den Asylen bekam. Sie würde sich schon qualitativ bessere Nahrung kaufen, genug Geld hatte sie nun ja.

19:45 Uhr
Tag 5

-> Das Flux (http://www.globalgameport.com/showthread.php?p=659387#post659387)

James Herlock
26.06.2011, 16:10
James Herlock
Tag 5, 08.04.2184, 19:46 Uhr
Erholung

Offensichtlich kannte die junge Quarianerin die Redewendung nicht und stand deshalb noch einige Sekunden begriffsstutzig rum. Aber wie nicht anders erwartet, verschwand sie nicht einfach so. Sie musste ihren Peinigern noch einen provokanten aber charmant vorgetragenen Spruch drücken. Sie präsentierte sich nun ganz anders und Jim erkannte sofort, dass das ihre wahre Persönlichkeit sein musste. Sie verspotte ihn, ob der Tatsache, dass er sich vas Galilei nannte. Jim hatte auch keine Danksagung erwartet. Im Gegenteil. Es amüsierte ihn sogar. Die Jugend war unverbesserlich und erst im Alter würden viele einsehen, dass die Alten doch Recht hatten.
Geschafft. Teelya verschwand. Jim konnte ohne seine wertvollste Habe verloren zu haben wieder abziehen. Er legte sich die Kette wieder um den Hals und massierte sich die Schmerzen in der Hand weg. Dann schaute er Mike an, der ihn nur abwertend entgegen blickte.
„Was? Du hättest sie wahrscheinlich der C-Sec ausgeliefert.“
Mike nickte kurz. Dann schüttelte er wieder den Kopf.
„Jim, es kann doch nicht sein, dass du diese Diebin einfach so laufen lässt.“ Er knurrte kurz und studierte das Gesicht seines Freundes. Schließlich gab er resignierend bekannt, dass er es immer und immer wieder mit diesem unverbesserlichen Gutmenschen zu tun habe.
„Was weiß die C-Sec eigentlich von unserer kleinen Party heute Morgen?“
Jim wurde wieder ernst. Er sorgte sich, da mit rein gezogen zu werden. Das Letzte, das er jetzt gebrauchen könnte, wären diese dummen Schnüffler von der C-Sec gewesen. Selbst wenn Dixon die Ermittlungen leitete.
„Keine Panik, Jim. Wir haben penibel darauf geachtet, unsere Spuren zu verwischen. Du kennst mich doch.“
Mike grinste wieder wie ein Honigkuchenpferd. Die unangenehme Situation von vorhin, schien vergessen zu sein.
„Ja. Ich kenne dich. Und genau deshalb mache ich mir ja Sorgen, Mike.“, scherzte Jim. Aber Mike hatte schon Recht. Er wusste was er tat, sonst hätte Jim ihn nicht an seiner Seite.
„Aber jetzt könnte ich etwas Erholung gebrauchen.“, setzte er fort: „Was hast Du da eigentlich in der Tüte?“
Mike zuckte zusammen. An die Tüte hatte er schon gar nicht mehr gedacht, obwohl er sie ständig in der Hand hielt. Er griff hinein und holte das eingepackte Modell der Citadel hervor und sprach stolz zu seinem Freund: „Das hier habe ich für Kacy gekauft. Sie wird sich sicher darüber freuen. Ich hab ein wenig was gut zu machen. Dafür, dass ich mehr Zeit mit dir verbringe, als mit ihr.“
Jim lachte laut und herzhaft auf. Déjà-vu.
„Das gleiche hat sie mir auch gesagt, Mike.“
Er klopfte ihm auf die Schulter: „Komm, gehen wir.“
Sie entfernten sich aus der Sackgasse und betraten wieder die Marktpassage. Noch immer war sie gut besucht. Doch den Beiden war die Lust auf Schoppen vergangen. Nach einigen Minuten erreichten sie wieder die sauberen oberen Bezirke. Hier war es auch, für Citadelverhältnisse, etwas ruhiger, so dass Mike und Jim sich wieder in ein Café setzten.

„Ass.“ Sie war gut. Ihr erster Aufschlag im Spiel und direkt ein Ass. Sie fälschte den Ball an, sodass er gerade über das Netz flog und im letzten Moment nach rechts weg driftete. Unaufhaltsam für die Gegner. Li-Ann gehörte zu den besten Spielerinnen im Volleyball-Team ihrer Schule. Es waren die State-Championschips of Virginia. Jim hatte sich extra Urlaub genommen um seine Tochter bei den Spielen anfeuern zu können. Es gab lange nicht so einen Hype um Volleyball, wie um Basketball, Football oder Baseball. Dennoch war die Halle ausverkauft. La-Ola-Wellen durchzogen die Zuschauermassen. Die Teams, die sich hier gegenüber standen, waren die letzten von insgesamt zweiunddreißig. Jim war stolz auf seine Tochter, dass sie es soweit gebracht hatte und das hörte man, mit jedem Wort, dass er grölte. Fangesänge und Cheerleader begleiteten den stolzen Vater. Sharon saß neben ihm auf der Tribüne und verfolgte das ganze Geschehen genau so gespannt wie ihr Ehemann. „Sie ist gut.“, lobte Jim ihre Leistung, auch wenn er das Spielprinzip nicht vollends verstanden hatte.
„Nein.“, korrigierte ihn seine Frau. Jim blickte sie ungläubig an. Hatte er das gerade richtig verstanden? Nein? Doch Sharon bemerkte seine Irritation und löste diese auf. Sie schmiegte sich an ihn an und flüsterte ihm ins Ohr: „Sie ist unsere Tochter. Sie ist die Beste!“
Trotz des Lärmpegel in der Halle, musste Sharon nicht schreien, um sich ihm mitzuteilen. Jim lachte. Er hatte es verstanden, nahm seine Frau in den Arm und küsste ihre Stirn. Das Spiel ging über die volle Distanz. Es war ein Krimi. Doch leider reichte es am Ende nicht zur Meisterschaft. Am Ende hat das letzte Quäntchen Glück gefehlt, um Meister der Saison ´75 zu werden. Enttäuscht und mit langen Gesichtern zogen die Mädchen aus Norfolk vom Spielfeld und die Mädels aus Richmond ließen sich feiern. Sharon und Jim gingen hinaus und warteten am Mannschaftsbus auf ihrer Tochter. Aufgelöst lief die sechzehnjährige ihren Eltern in die Arme.
„So knapp.“, Sie deutete es mit Daumen und Zeigefinger an. Sie nahm sich diese Niederlage richtig zu Herzen. Jim umarmte und drückte sie.
„Hey, Lilly. Nächstes Mal zeigt ihr es denen dann aber richtig. Ihr werdet ihnen doch nicht nochmal die Chance geben, euch derart bloß zustellen, oder?“
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, löste sich aus der Umarmung und lächelte rachsüchtig.
„Worauf Du einen lassen kannst, Dad.“
Die Aufmunterung schien angekommen zu sein und Jim klopfte ihr auf die Schulter. Die Jugendliche hatte sich etwas beruhigt und fasste wohl den Entschluss, härter und intensiver zu trainieren, um in der nächsten Saison den Pokal zu holen.
„So ist es richtig. So kenne ich mein Mädchen. Kampfgeist.“ Er posierte kurz, in dem er seine Faust ballte. Sharon schob sich dann aber dazwischen, bevor Jim noch peinlich werden konnte. Sie nahm Lilly ebenfalls nochmal in die Arme und wünschte ihr dann eine gute Heimreise. Es war ihr wichtig, dass sie nun bei ihr Mannschaft war, denn nichts würde eben jener mehr schaden, als das sich diese nach solch einem Ereignis direkt auflöste. Die Traube an Menschen löste sich auf und die Volleyballerinnen fuhren geschlossen im Bus nach Hause. Scharon wandte sich zu Jim:
„Also, JJ. Richmond hat es unseren Mädels gezeigt. Wollen wir es Richmond zeigen?“
Jim war noch voll in Gedanken versunken. Er stellte sich vor, wie die Gegner das nächste Mal aufs Korn genommen werden würden. Führte Fausthiebe gegen die Luft aus und bekam nur die letzten Worte seiner Frau mit.
„Was?“ Er schaute sie verwirrt an.
„Du hast mich schon verstanden, Schatz. Wollen wir es Richmond zeigen?“
Sharon griff nach der Hand von Jim, legte sie auf ihren Hintern und küsste ihn sanft auf den Mund. Jim verstand nun worauf Sharon hinaus wollte
„Klar will ich es denen zeigen. Ich fahre.“

Sie unterhielten sich einige Zeit lang, als Mike neugierig nachfragte, an welche Art von Erholung Jim gedacht hatte. Jim schaute herausfordernd in sein Gesicht, genoss noch einen Schluck des Kaffees und schaute ihn nochmals an, eher er antwortete: „Familie, Mike. Familie.“
Den Rest des Tages hatte sich Mike frei genommen. Jim ging seinem Workout auf der Yacht nach. Der morgige Tag würde wohl noch eine Herausforderung werden. Aber auf den Kuchen von Miss Sunday freute sich Jim jetzt schon.

21:28 Uhr

→ Herlock Design One: PSY Sharons Desire

Kate Devereaux
26.06.2011, 17:00
Die Citadel: Bezirke

Nikas Ausführungen, was man mit ihr alles auf Omega anstellen würde, weckten Kates Interesse, doch als die andere Frau ziemlich eindeutig wieder das Thema wechselte, beschloss sie, nicht weiter nachzufragen - zumindest vorerst. ‚Was auch immer du da angestellt hast…’
„Aye“, entgegnete Kate, drehte sich schwungvoll um und rauschte wieder zurück in ihre Kabine. Dabei wäre sie fast mit einer anderen Kundin zusammengestoßen, die jedoch so beschäftigt war, dass sie es zum Glück nicht merkte. Die Biotikerin schlüpfte aus dem hautengen Kleid, was jedoch schwieriger als gedacht war und zog schließlich im Eiltempo ihre weiße Hose, das dunkle Top, sowie ihre Schuhe wieder an. Sie nahm das schwarze Kleid und verließ die Kabine. Nika war wieder schneller gewesen und wartete bereits.

„Kannst du das kurz mal halten, ich brauch noch schnell etwas“, meinte Kate zu ihr und ohne auf ihre Antwort zu warten, drückte sie ihr das schwarze Kleid in die Hand und machte sich auf die Suche einer anderen Abteilung. Schnell hatte sie diese gefunden und stand nun vor einem Regal mit verschiedenster Unterwäsche. Die Auswahl fiel ihr leicht, da sie nur einen einfachen schwarzen Stringtanga in passender Größe auswählte. ‚Und wieder zurück. Beim nächsten Mal sollte ich mir allerdings mal wirklich Zeit nehmen. Ich meine wir, ist doch praktisch wenn jemand anders zahlt…’
Mit einem Grinsen im Gesicht kehrte sie wieder zurück. Ihre Auftraggeberin hatte brav gewartet.
„So, jetzt habe ich alles“, meldete Kate sich zurück und präsentierte kurz das zweite Kleidungsstück, bevor sie ihr das Kleid wieder abnahm. „Danke. Wie liegen wir eigentlich in der Zeit?“

Nika Violet Duran
26.06.2011, 17:47
Die Citadel – Bezirke

Als Kleiderständer missbraucht stand die Agentin gute zwei Minuten einfach so in der Gegend herum und ließ sich die zwei gleichen Worte mehrfach durch den Kopf schweben. Immer lächeln. Zwar hatte sie, als Kate mit der Aussage, sie bräuchte noch etwas, die Augen verdreht, aber alles in allem sah sie in dem unberechenbaren Verhalten der anderen Frau derzeit noch keine Probleme. Mitunter lag das daran, dass die Sympathie bisher sehr groß war. Zwar hatte Devereaux nie Bitte gesagt, dafür bedankte sie sich aber wenigstens bei der Agentin, womit diese sich dann auch zufrieden gab, außerdem stimmte der Anblick des Stringtangas und das dazu gedachte Rrr! sie zusätzlich milde. Auf die Frage der Zeit hin zog Nika ihren PDA hervor und stellte mit zweifelhaften entzücken etwas fest.
„Die Party fängt in ein paar Minuten an.“, verkündete sie, behielt aber mehr oder weniger noch die Ruhe. „Aber was wären wir für Millionärstöchter, wenn wir irgendwo pünktlich erscheinen? Wir haben zehn vor acht. Um viertel nach neun sollten wir dort sein, dass bedeutet wir müssen uns beeilen.“ Kates Antwort blieb bei einem sachlichen „Okay.“, woraufhin sich Nika rasant um ihre eigene Achse drehte. Einen suchenden Blick später hatte sie die Kasse ausgemacht, auf welche sie dann auch direkt zusteuerte und ihrer Partnerin mit einem Wink ihrer Hand zu verstehen gab, dass sie ihr folgen sollte.

„Die gute Nachricht ist, dass wir alles andere nur je ein paar Meter weiter bekommen.“ Klärte sie Kate auf, während sie beide Kleider, sowieso den Tanga, bezahlte und damit auf eine Summe von knapp Siebenhundertachtzig Credits kam. Besser keine Massage für mich, diesen Monat. Stellte die Agentin bedauernd fest, als sie durch die nun zusätzlichen Ausgaben ihren Wirtschaftsplan sporadisch umstellte. Mit einem dankenden Nicken nahm sie die leichte Einkaufstüte entgegen und setzte dann auch sofort den Weg fort.

Das nächste Geschäft lag nur wenige Meter weiter und in Anbetracht des nun doch sehr knappen Zeitplans war Nika für die kompakte Architektur der Einkaufsmeile mehr als dankbar. „Schuhe!“, stellte sie das eh offensichtliche Geschäft vor, welches sie und Kate nun betraten. „Und Handtaschen und sowas, darum werden wir auch nicht herum kommen.“

Kate Devereaux
26.06.2011, 19:39
Die Citadel: Bezirke

Als Nika bezahlt hatte, bedankte sich Kate nochmals bei ihr und folgte ihr anschließend aus dem Geschäft. Im Kopf überschlug sie kurz die Zeit, die sie wirklich noch zur Verfügung hatte und da sie auf jeden Fall noch duschen wollte, war diese eher knapp bemessen. ‚Also rein, schnell aussuchen, kaufen und raus…’, dachte sie sich, als sie in das nächste Geschäft gelenkt wurde.

‚Okay, das wird schwierig.’ Der einfache Plan zerbarst in tausende Stücke als sie die Größe des Geschäfts erkannte. Entweder war ihr die Verzweiflung anzusehen oder das Personal war einfach auf zack. Jedenfalls kam direkt eine Verkäuferin auf die beiden zu.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte die Dame, die vermutlich doppelt so alt wie Kate war. Normalerweise verzichtete die Biotikerin in solchen Fällen auf Bedienung, da sie sich lieber selbst umschaute. Aber unter den aktuellen Umständen konnten sie so vielleicht ein paar Minuten einsparen.
„Ja, wir suchen Schuhe für eine elegante Feier passend zu Abendkleidern.“
„Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“

Die Frau führte die beiden durch den Schuhirrgarten bis hin zu der passenden Reihe. „Wollen Sie sich zuerst umsehen oder haben Sie schon eine bestimme Vorstellung?“, fragte die Verkäuferin und Kate warf daraufhin zuerst einen Blick zu Nika, die aber bereits das angepriesene Schuhwerk inspizierte.
„Sie sollten schwarz und eher schlicht sein.“, erwiderte die Biotikerin und zuckte mit den Schultern. „Mein Kleid dazu ist ebenfalls schwarz und geht nicht ganz bis zu den Knien.“
Die Verkäuferin nickte und zeigte ihr anschließend drei unterschiedliche Modelle. Eines davon schied sofort aus, denn der Absatz war so hoch, dass Kate befürchtete, damit nicht gehen zu können, aber die anderen beiden sahen recht passend aus. Sie wählte das Model welches, wie ihr Kleid, ebenfalls schwarz matt mit schwarz glänzenden Akzenten war. Aus den ganzen Kartons suchte sie ein Paar, das von der Größe her passen musste und probierte es an.

Die Verkäuferin entschuldigte sich kurz, als eine andere Kundin etwas fragte. In der Zwischenzeit stolzierte - anders konnte Kate den Gang mit solcherlei Schuhwerk nicht bezeichnen - sie zu Nika. Überraschenderweise waren die Schuhe gar nicht so unangenehm zu tragen.
„Egal was wir heute anstellen. Mit davonlaufen wird wohl nichts.“, meinte sie scherzhaft. „Aber ich denke, ich werde die nehmen. Sehen ungemütlicher aus, als sie wirklich sind.“

20:03

Nika Violet Duran
26.06.2011, 20:52
Die Citadel – Bezirke

Einer der Gründe, wieso ich diese Sorte Schuhe hasse. Bestätigte Nika im Geiste, als Devereaux meinte, dass eine Flucht wohl unmöglich werden könnte. Das und das sie unglaublich unbequem sind. Dies wiederum widersprach zwar dem, was anschließend gesagt wurde, allerdings hatte Nika auch dafür den passenden Kommentar. Ausnahmen bestätigen die Regel. „Gut.“, begann die Agentin nun zu sprechen, zog dann aber eine leichte Grimasse. „Oder auch nicht gut, ich bin eine Turnschuh-Fanatikerin, die sind praktisch, bequem und sehen immer gut aus… außer zu Kleidern – leider. Aber was will man machen?“
Langsam zuckte sie mit den Schultern, gab mit einem Seufzer auf und sah nochmal an Kate herab, um sich die Schuhe, wenn man diese Tortur denn so nennen wollte, nochmal an. „Sie passen bestimmt zu Kleid und wenn du drin gehen kannst, dann passt es eh. Das heißt jetzt bin ich die, die hinterher hinkt. Ich schätze aber mal, ich nehm die.“ Mit dem Ende ihres Satzes wandte sich Nika wieder etwas von Kate ab und griff nach einem paar schwarzer Stöckelschuhe, die bis auf den Absatz und die Sohle eigentlich nur aus einigen elegant gefertigten Bändern bestanden, die bis über den Knöchel gingen und dort festgezurrt wurden. „Was meinst du?“

Uhrzeit: 20:03

Kate Devereaux
26.06.2011, 22:17
Die Citadel: Bezirke

„Die passen sicherlich“, entgegnete Kate. „Probiere sie doch mal an.“ Daraufhin zog Nika die Schuhe an und ging ebenfalls ein paar Schritte auf und ab. In der Zwischenzeit kehrte die Verkäuferin zurück. Diese packte die beiden Paar Schuhe auf Wunsch von Nika und Kate ein und führte die beiden noch in die Abteilung zu den Handtaschen. Sie empfahl nach genauerer Beschreibung der Kleider jeweils eine dazu passende Tasche, die natürlich auch mit den Schuhen harmonierte.
Schlussendlich zahlte Nika nur zehn Minuten nachdem sie den Laden betreten hatten und die beiden Frauen konnten ihre Tour fortsetzen.

‚Kleid, Unterwäsche, Schuhe, Handtasche - erledigt. Fehlt noch etwas Schmuck und was um sich schick zu machen.’ Um zur nächsten Drogerie zu kommen, brauchten die beiden zwar etwas länger, als vom Bekleidungsgeschäft zum Schuhladen, trotzdem waren sie in Handumdrehen dort. Die Einkaufspassage, in der sie sich befanden bot wirklich alle Geschäfte, die man sich nur so vorstellen konnte. Kate benötigte nicht viel, sondern kaufte sich bloß dunkelroten Nagellack, dazu passenden Lippenstift, Eyeliner und Wimperntusche. Besser gesagt, sie ließ es sich kaufen, denn auch hier bezahlte Nika, die sich ebenfalls ein paar Dinge zugelegt hatte. Neben diesen Sachen ließ sie sich kurz beraten und noch eine Camouflage für ihre Verletzung am Oberarm mitgeben. Nachdem sie das geschafft hatten, strich Kate gedanklich einen weiteren Punkt von der Liste.

„Jetzt fehlt nur noch Schmuck.“, meinte sie zu Nika, als sie wieder in der Passage waren. „Irgendetwas das gut und teuer aussieht, ohne wirklich teuer zu sein. Könnte schwierig werden.“
Doch selbst dafür gab es in diesem Bereich in den Bezirken passende Einkaufsmöglichkeiten. Im Gegensatz zu den vorherigen Läden war dieser klein und bot auch nur Modeschmuck zu humanen Preisen an. Hier ließen sich die beiden erneut beraten und Kate entschloss sich für einen dünne, silberne Halskette, das dazugehörige Armband, sowie Ohrringe und einen ebenfalls silbernen Ring. Jemand der sich mit Wertsachen auskannte, konnte zwar schnell erkennen, dass es sich hierbei um nichts Hochwertiges handelte, doch Kate ging davon aus, dass es entweder niemanden auffallen würde. Wenn doch, konnte sie sich gut herausreden, indem sie vorgab, nicht unnötig Geld für Schmuck auszugeben, wenn ihr auch der günstigere gut stand.

Nika Violet Duran
27.06.2011, 20:03
Die Citadel – Bezirke[Hotel Theram]

Die Tür zum Hotelzimmer öffnete sich anstandslos, nach dem Nika die schwarze Zugangskarte an das kleine Terminal gehalten hatte. Tausendvierhundert Credits, wenn ich Kate ihren Gefallens-Bonus wegnehmen würde, dann wären es nur noch vierhundert! Mit einem leichten Rascheln stellte Nika die Einkaufstüten auf dem Bett ab und während Devereaux hinter ihr die Tür schloss, war sie bereits drauf und dran, sich für den gemeinen Gedanken zu entschuldigen. Das wäre gemein, sowas macht man nicht. Ich hab ja gesagt, ich zahle – nicht, dass ich eine große Wahl hätte.

„Der schwere Teil des Jobs wäre damit wohl schon mal geschafft. Einkaufen gehen, ohne dadurch unsere ETA zu ruinieren.“, brach die Agentin heiter die Stille, die sich in den letzten paar Minuten eingeschlichen hatte. Nachdem sie sich ebenfalls noch ein paar Kleinigkeiten an Accessoires und Kosmetik herausgepickt hatte, ohne sich darüber allzu große Gedanken zu machen, waren sie und Kate im Eiltempo in das Hotel zurückgekehrt, immerhin wurde die Zeit nun wirklich knapp – erst Recht, wenn sie bedachte, dass sie und Kate sich noch entsprechend zurechtmachen mussten.
„Noch etwas weniger als eine Stunde, dann sollten wir wirklich los. Wer weiß wie lange dieser Feier überhaupt geht, am Ende fällt der Kerl noch tot um, bei dem Alter.“ Die Tonlage der Agentin hatte mit den Worten immer mehr an Spaß verloren und an Seriosität gewonnen, was unweigerlich zu ihren nächsten Überlegungen führte.

Wenn Kate nicht wäre, würde ich mir einfach meine Ausrüstung anlegen und mich sonst wie auf die Yacht schleichen – bisher haben mich Überwachungskameras und Security ja auch nie aufgehalten. Seufzte die Agentin in Gedanken, bis ihr plötzlich ein Licht aufging. „Apropos…“, murmelte sie und binnen eines Blickes und Handgriffes hatte sie den Fernseher eingeschaltet, welcher als Holografie auf der dem Bett gegenüberliegenden Wand auftauchte. Nur eine knappe Eingabe später hatte dieser die aktuellen Nachrichten von Elysium auf dem Bild. „Ich lass dir den Vortritt.“, sprach Nika anschließend ihrer Partnerin zu und ließ sich dementsprechend auf das Bett sacken, woraufhin ihr Augenmerk auch schon wieder auf den zahlreichen Newsfeeds lag, die ihr angezeigt wurden. "Angriff auf Waffenforschungseinrichtung." - Hab ich dich, Nik!

Kate Devereaux
27.06.2011, 23:44
Die Citadel: Bezirke

Als sie wieder zurück im Hotelzimmer waren, überließ Nika Kate den Vortritt im Bad. ‚Okay, keine Zeit verlieren ist noch immer das Motto des heutigen Abends…’ Mit der neuen Kleidung bewaffnet schloss sie die Tür hinter sich und sperrte ab. Anschließend drehte sie das Duschwasser auf, zog sich aus und stieg unter die Dusche. Wenige Minuten später war sie schon fertig, wickelte nach dem Abtrocknen ihre Haare in das Handtuch, um das Kleid beim Anziehen nicht nass zu machen. Die Biotikerin schnappte sich noch den Akkufön sowie eine Haarbürste und verließ das Bad wieder, damit Nika sich duschen konnte. Haare fönen, schminken und Nägel lackieren konnte sie auch ohne Bad zu blockieren. Die getragene Wäsche hatte sie jedoch drinnen am Boden vergessen.

„So, ist frei“, meinte Kate zu Nika, die am Bett lag und sich irgendwelche Nachrichten ansah. Daraufhin nahm sie das Handtuch wieder vom Kopf und machte sich daran, diese zu fönen.

20:33

Nika Violet Duran
28.06.2011, 20:07
Die Citadel – Bezirke

Durch den dichten Regen hindurch war kaum etwas zu erkennen – die grauen Umrisse eines wenige Meter entfernten Objektes hoben sich nur dank einiger Leuchten von dem fast genauso grauem Hintergrund ab. Doch in der nächsten Sekunde änderte sich das Farbspektrum plötzlich - es gingen Grüntöne in Schwarz und noch mehr Grün über und enthüllten damit ein Shuttle, welches nah über dem Boden schwebte. Irgendjemand sagte etwas, allerdings war es durch das Rauschen des Unwetters kaum mehr zu verstehen und mit einem Mal war die Sicht wieder normal. Grau auf Grau und zwischendurch ein weißes oder rotes Licht. Das gefundene Shuttle hob sich mehrere Meter in der Luft und wieder hörte man jemanden etwas sagen, jedoch lauter und kräftiger als zuvor. „Scheinwerfer an, los, los!“

Und dann geschah es - ein Moment der Enthüllung, welchen die Agentin nun zum dritten Mal interessiert beobachtete. Ein greller, weißer Lichtkegel breitete sich wie eine Flutwelle über der Kamera aus und strahlte direkt die Luke des fremden Schiffs an. Die Umrisse eines Menschen waren mit viel Sorgfalt auszumachen, doch erst als die Kamera heranzoomte und begann, denn Regen herauszufiltern, wurde deutlich, dass es sich wohl um eine Frau in schwarzer Kleidung handeln musste, welche ihr Gesicht mit einer Hand abschirmte. Bevor noch mehr Schnappschüsse möglich wurden, wandte sie sich ab und verschwand aus dem Sichtfeld, als ihr Shuttle beschleunigte.

„So, ist frei.“, platzte Kate plötzlich und tatsächlich überraschend schnell wieder in das Zimmer und ohne auf eine Antwort oder Reaktion zu warten, begann sie umgehen damit, sich die Haare zu föhnen. He, ein bisschen mehr Respekt, ich bin immerhin in den Nachrichten gewesen. Mehr oder weniger, eine Frau zumindest. Und das war’s. Die Feststellung war für die Agentin zwar nichts neues, aber dennoch nahm sie es positiv zur Kenntnis. Die Newsfeed über diesen sogenannten Angriff sprachen ebenfalls eine eindeutige Sprache – die Behörden von Elysium wussten inzwischen genauso viel wie noch vor zehn Stunden.
Ich sollte mir solche Auftritte trotzdem nicht zum Hobby machen. Ich hab’s ja immerhin gerne ruhig. Unweigerlich musste Nika zu Kate rüber sehen, die mit ihrer ausgiebigen Föhnorgie noch immer für Lärm sorgte – auch wenn dies nicht der Grund für den Blick war. Es war eher der gebräunte Körper und das verlockende Outfit. Zumindest in dieser Hinsicht., korrigierte die Asiatin ihren Gedankengang mit einem schmalen Grinsen, rutschte dann aber endlich vom Bett und sprang auf die Beine. „Das sieht mir nach Rekordzeit aus.“, hieß sie Kate nun doch wieder willkommen und zwinkerte ihr flüchtig zu, bevor sie mit ihren eigenen Sachen im Bad verschwand.

Also wirklich, Kate. Willst du das ich irgendwas anstelle? Nika kicherte kurz und heimlich und wich dabei dem kleinen Haufen von Kates Kleidung aus, der quasi mitten in ihrem Weg lag. Auffällig war natürlich der schwarze Slip, da er auf der weißen Hose hervorstach. Ich hätte ihr ja gerne beim Ausziehen geholfen.
Da Kate nicht plötzlich in das Bad geplatzt kam, um von Nika zu fordern, dass sie sie auszog, machte diese sich daran, sich umzuziehen – genialer Weise fiel für sie die Dusche und alles dazugehörige weg, denn genau das hatte sie vor knapp drei Stunden erst erledigt. Dementsprechend schneller war sie damit, in ihr neues Kleid zu schlüpfen und sich ihre neuen Accessoires anzulegen. Im Gegensatz zu Kate, die sich für Silber, passend zu ihrem schwarzen Kleid und dem Teint, entschieden hatte, hatte Nika Goldschmuck gewählt, der ihrer Meinung nach besser mit dem violett ihres Kleids harmonierte. Anschließend folgte das Schminken, welches jedoch recht marginal ausfiel, immerhin war sie keine große Fürsprecherin von zuviel Make-up. Der letzte Schritt war das lösen ihres Zopfes, wobei sich auch hier ihre Haare dankbar für die erst kürzliche Pflege zeigten und demnach keine großen Anstallten machten. Ohne weiteres ließen sie sich mit wenigen Handgriffen in ihre natürliche und lauernd wilde Form bringen, in welcher sie einfach frei vor sich hin wehen konnten.
Fertig! Mit dem Wort beendete die Agentin die Prozedur und stoppte Gleichzeitig den Timer, nur um daraufhin festzustellen, dass sie überhaupt nichts zur Hand hatte, um die Zeit zu messen – was allerdings schnell an Wertigkeit verlor, als sie sich erneut im Spiegel betrachtete. Also ich würde sofort mit mir ins Bett gehen., war das erste, was ihr durch den Kopf sprang, dicht gefolgt von Und so sollte es kein Problem sein, sich auf dieser Party frei zu bewegen.
Nachdem sie ihre Kleidung halbwegs ordentlich zusammengelegt, gestapelt und sie auf einer Ablage platziert hatte, tat sie dasselbe noch, wenn auch gröber, mit Kates und verließ dann das Badezimmer wieder. „Fast fertig.“, weihte sie Kate an, die ihr nun einen Blick zuwarf. „Fehlt noch eine kleine Vorbereitung für den eigentlichen Auftrag und dann… sind wir bereit?“

Uhrzeit: 20:46

Kate Devereaux
28.06.2011, 21:45
Die Citadel: Bezirke

Als Nika wieder das Zimmer betrat - recht flott, wie Kate fand, dafür dass sie sich geduscht, geschminkt und ihr Outfit komplettiert hatte - stand sie auf. ‚Moment mal! Die Haare. Die sind gar nicht nass, du hast nicht geduscht! Dann hätte ich ja mehr Zeit dafür gehabt.’
„Fast“, entgegnete Kate auf Nikas Frage, ob sie bereit sei und ließ sich dabei nichts von ihren Gedanken anmerken. „Du müsstest mir bitte kurz helfen, meinen Kratzer zu kaschieren.“ Die Biotikerin deutete kurz auf die Camouflage. Zwar hätte sie es selbst durchaus machen können, da sie die Stelle aber nur schlecht sah und es für die Feier ordentlich gemacht werden sollte, bat sie Nika darum.

"Klar, gerne doch.“, erwiderte die Auftraggeberin. „Obwohl ich sagen muss, dass er dir so eine ungezähmte Art verleiht... aber wir wollen ja nicht, dass Daddys Freunde etwas Falsches von dir denken."
Daraufhin musste Kate schelmisch grinsen. „Wieso falsch“, murmelte sie mehr zu sich selbst und stellte sich so hin, dass das Licht im Raum auf ihre Verletzung am rechten Oberarm schien. Doch Nika hatte sie gehört.
„Also Kate... wirklich...“, gab sie mit einem gespielt empörten Ton von sich, musste dann aber selbst ein wenig grinsen. Mit den nächsten Worten verwandelte sich der empörte Tonfall jedoch in Neugierde „Erzähl mal!“

„Ich dachte, die Zeit drängt“, konterte Kate und ignorierte so gut es ging das Kitzeln, welches durch Nikas Fingerspitzen ausgelöst wurde, als sie die geleeartige, hautfarbene Camouflage auftrug. Trotzdem konnte sie nicht vermeiden, dass sie eine Gänsehaut bekam.
„Jetzt schon und das hier will ja sorgfältig gemacht sein“, antwortete die Agentin fast schon neutral, wobei sich ihr amüsierter Unterton einfach nicht vollkommen abstellen ließ. Um ihre Worte zu unterstreichen, pustete sie sachte auf Kates Arm. „Wird da jemand nervös?“
Der Biotikerin rieselte ein Schauer über den Rücken und sie machte einen kleinen Schritt weg, um der, möglicherweise unabsichtlichen, Kitzelattacke zu entkommen. Eigentlich versuchte sie stets zu verbergen, wie anfällig sie auf kitzeln reagierte, doch immer gelang es ihr nicht. So wie eben.
„Hey!“, meinte sie nun ihrerseits gespielt erbost zu Nika, bevor sie den Schritt wieder zurückging, damit diese weitermachen konnte.
„Pardon“, entschuldigte Nika sich und versuchte dabei vergebens ein kleines Lächeln zu verstecken. ‚Jaja.’ Dabei finalisierte sie die Retouchierungsarbeiten. „Tada, wie neu.“

„Danke“, erwiderte Kate und sah sich das Ergebnis im zum Spiegel missbrauchten Fenster an. „Perfekt, man sieht ja wirklich nichts mehr davon. Gut gekittet.“

Nika Violet Duran
28.06.2011, 22:17
Die Citadel – Bezirke

„Gern geschehen!“, antwortete die Agentin offen und ehrlich und lächelte dabei knapp, aber dankbar, ob des Kompliments von Kate. Beide Frauen machten sich nun jedoch daran, die letzten Kleinigkeiten, die sie brauchten, zusammen zu suchen. Wenn man jedoch die bereits erledigten, größeren Angelegenheiten wie dem Einkaufen, Zurechtmachen und vor allem der Befreiungsaktion, bedachte, war die Checkliste Nikas entsprechend kurz. Daher dauerte es nur wenige Minuten, bis sie ihren PDA aus ihrer Hose im Bad geholt hatte, um dort nochmal die Daten, die sie für den Auftrag brauchte, zu überprüfen. Sie musste lediglich an das Terminal in dem Privatbüro rankommen, von da aus würde sich der Rest fast von selbst erledigen.

Letztenendes verstaute sie das Gerät inklusiver ein paar weiterer Kleinigkeiten in ihrer brandneuen Handtasche und setzte sich dann, nun wesentlich eleganter und dem knappen Schnitt ihres Kleids angebracht, auf das Bett, um sich zum Abschluss noch in die neuen Schuhe zu schlüpfen. Während sie die Bänder um ihren Knöcheln zog und festzurrte, kam sie nicht umhin, sich nun wesentlich ernster, über den Auftrag und besonders über Kates Mitwirken Gedanken zu machen. Wenn sie die ganze Sache zu sabotieren versucht, dann erledige ich sie irgendwo still und leise und kümmere mich um den Rest allein.
Einen Moment lang lag Nikas Blick auf Kate, welche sich nun ebenfalls ihr zudrehte. Bei ihren bisherigen Verdiensten wird das höchstwahrscheinlich nicht nötig sein, aber wenn doch, dann wäre es eine richtige Verschwendung, allein schon dieser Arsch. Und sympathisch ist sie auch.

Kate Devereaux
28.06.2011, 23:17
Die Citadel: Bezirke

Als Nika sich ihre Schuhe anzog war Kate bereits fertig, da sie keinen Abstecher mehr ins Bad unternehmen musste. Mit den neuen Schuhen und der Handtasche, die eigentlich fast leer war, hatte sie ihr Outfit vervollständigt. Sie ging ein paar Schritte durch das Zimmer und übte einen möglichst eleganten Gang, der ihr nach wenigen Versuchen auch gelang. ‚Mia Davis, zweiundzwanzig, schön und vor allem reich. Oder auch reich und vor allem schön?’ Die Biotikerin betrachtete sich nochmals im Behelfsspiegel und war zufrieden. Es war schon viel zu lange her, dass sie solch elegante Kleidung getragen hatte.

Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Nika, die sich gerade in ihre Schuhe quälte. Dabei entdeckte Kate das zweite Tattoo, ebenfalls ein Tribal und passend zu dem auf ihrem Schulterblatt.
„Aha!“, stichelte Kate und nickte in Richtung des Knöchels. „Da ist es also. Und ich dachte schon, dass es irgendwo unter deinem sehr knappen Kleid versteckt ist und nicht so… zahm.“

Nika Violet Duran
29.06.2011, 10:19
Die Citadel – Bezirke

„Aha!“ Ich wurde erwischt! Die Agentin sah ihre Partnerin gleichermaßen fragend wie auch überrascht an. Hat sie hat erkannt, dass ich ihr auf den Arsch geguckt habe? Ihr blieb es glücklicherweise verschont sich eine Ausrede einfallen zu lassen, denn Kate klärte schnell auf, worauf sie eigentlich reagiert hatte. „Da ist es also. Und ich dachte schon, dass es irgendwo unter deinem sehr knappen Kleid versteckt ist und nicht so… zahm.“

Für einen Moment schwieg Nika, dann schmunzelte sie aber. „Enttäuscht?“, sie nahm eine kleine Pause und stand von der Bettkante auf, um anschließend den Sitz des Kleids nochmal zu kontrollieren. „Aber wenn es dich interessiert, ich habe vor mir bald ein weiteres stechen zu lassen.“, bei Ende des Satzes gab die Agentin mit einem knappen Nicken an, dass sie fertig war.

Kate Devereaux
29.06.2011, 21:33
Die Citadel: Bezirke

„Ein weiteres Tribal?“, fragte Kate neugierig und stand auf Nikas Nicken hin ebenfalls auf. Die beiden verließen das Hotelzimmer und machten sich auf den Weg zum Fahrzeug, mit dem sie ursprünglich hergekommen waren.
„Natürlich, ja. Ich mag einfach ein gewisses Theme. Und Tribals.“, bestätigte Nika, während sie den Gang entlang gingen, um zum Treppenhaus zu kommen. Mit den Schuhen hätte Kate an und für sich den Aufzug bevorzugt, doch da es nur wenige Stufen waren, machte es ihr nicht wirklich etwas aus.
„Und wohin sollte es tatsächlich kommen?“, fragte sie weiter.
„Das ist eine gute Frage“, antwortete ihre Auftraggeberin leicht verlegen. „Etwas Größeres, ich schwärme ja für hier.“ Ihre Aussage wurde von einer zeigenden Geste begleitet, bei welcher Nika mit ihrer linken Hand über ihre rechte Seite - von der Hüfte bis etwas unter die Brust - fuhr. „Aber so ganz entschieden habe ich mich noch nicht.“
„Ah“, meinte Kate daraufhin. Da das schwarze Fahrzeug mehr oder weniger direkt vor der Tür stand waren die beiden nach dem Verlassen des Hotels gleich da und stiegen ein. Es roch drinnen noch immer ein wenig nach dem Steak, das sie früher bei dem Restaurant geholt hatten, darum senkte Kate die Fensterscheibe.
„Na dann bring uns mal zu unserem großen Auftritt, Zoey.“

Die unendlichen Weiten der Galaxis: PSY Sharons Desire ----->

Nika Violet Duran
30.06.2011, 13:35
Die Citadel – Bezirke

Der Flug erwies sich als durchaus unspektakulär, denn bis auf einen Schwerlasttransporter, der sich so verhielt, als würde die Raumstation ihm gehören, gab es überhaupt nichts, worauf Nika hätte achten müssen. Alles in allem war diese erste Etappe des Auftrags somit recht langweilig, was sie aber bei weitem nicht störte. Ihre letzten Aufträge endeten oder begannen eigentlich durchgehend mit einer Schießerei und dem unweigerlichem umbringen von jemandem. Eine etwas lebensfreundlichere Tätigkeit war ihr daher mehr als nur willkommen.
Ich freu mich zu früh. Dachte die Agentin in tadelnder Manier und fluchte gleichsam leise, als ihr wenige Momente danach ein neongrüner Gleiter den Vorrang nahm, in dem er einfach von der unteren Fluglinie hochpreschte und sich vor sie setzte. Wer weiß wie diese Party endet. Oder anfängt! Vermutlich hat jeder Gast ein Sturmgewehr in der Hand- oder Hosentasche versteckt und wenn ich den Platz betrete, wird auf einem riesigen Holodisplay mein überraschtes Gesicht in Nahaufnahme gezeigt, zusammen mit der Überschrift ‚Rassistische Cerberus-Schlampe, die das Geburtstagskind und die Allianz bescheißen will!‘. Nika seufzte hauchleise und schwenkte den schwarzen Gleiter einmal quer über den Skyway, um die Abfahrt in Richtung der gesuchten Andockbucht nicht zu verpassen. Dann geht der Mist los. Schreie, Blut, Tote, mehr Schreie, mehr Blut, mehr Tote, weniger Schreie, mehr Tote, mehr Blut, mehr Tote, keine Schreie. Und mit Sicherheit auch kein Sex diese Nacht.

Die Musik, die Kate nun wohl aus eigener Langeweile oder Nervosität heraus lauter drehte, lenkte die Agentin ebenfalls effektiv ab. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet, dass sie seit circa fünfzehn Minuten unterwegs waren und somit voraussichtlich noch weitere zehn Minuten fahren würden, bis sie das Dock erreichten, an welchem die Feierlichkeit begangen wurde. „Greif dir mal bitte die Mappe.“, wies Nika ihre Partnerin an, diese blickte von dem geöffneten Fenster weg und widmete ihre Augen der Agentin. In den ersten Momenten sah sie nur fragend drein, begriff dann aber schnell, um welche Mappe es überhaupt ging. Scheinbar war der Französin jede Ablenkung oder Beschäftigung recht, denn ihre Mimik wandelte sich zu Skepsis und Neugier, als sie tat, was Nika gesagt hatte. „Ganz hinten, in der Folie.“
„Nett.“, kommentierte Kate, als sie die zwei perfekt gefälschten Ausweise in der Hand hielt, die nun zum Vorschein gekommen waren. Einer wies eine Zoey Kaylani aus, der andere eine Mia Davis. Nach dem sie beide Exemplare kurz betrachtet hatte, reichte die Frau den Ausweis für Zoey an Nika weiter, welche sich mit einem simplen „Danke.“ dafür erkenntlich zeigte. Daraufhin setzte erneut Stille zwischen beiden Frauen ein, was jedoch durch die aufgedrehte Musik nicht besonders auffiel oder gar die Stimmung drückte – auch wenn Nika der typische Radiosaufpartyschund schnell auf die Nerven ging. Trotz dieser Beeinflussung manövrierte die Agentin den Gleiter die letzten paar Minuten ungehindert und ohne einen Crash zu verursachen durch das Labyrinth von Abbiegungen und Engpässen, welches sie zu der gesuchten Andockbucht bringen würde.

Uhrzeit: 21:17

>>>> UWG – PSY Sharons Desire

Ellen Devereaux
01.07.2011, 18:39
Die Citadel – Bezirke

Ellen ließ den Qualm mit einem langsamen Atemzug über ihre Lippen gleiten. Sie musste unweigerlich die Augen zusammenkneifen, denn sie hatte sich noch immer nicht wirklich den dieses unangenehme Beißen, das der Rauch hervorrief, gewöhnt. „Lass mich auch mal!“ Franco sah die Sechszehnjährige mit großen, bettelnden Augen an. Diese nahm einen letzten, schwachen Zug, bevor sie ihm die ohnehin fast abgebrannte Zigarette überreichte. Der Junge reagierte mit euphorischer Freude, da er bisher immer auf Granit gebissen hatte, wenn er sie danach gefragt hatte. „Wow! Du bist so cool, Ellen!“, die Begeisterung in seiner Stimme wirkte alles andere als ansteckend auf das Mädchen und während er sich vollkommen darauf vorbereitete, das erste Mal zu rauchen, murmelte sie traurig und enttäuscht in sich hinein. „Bin ich nicht.“ Wenn ich cool wäre, würde ich nicht hier sitzen.
Sie lehnte ihren Kopf nach hinten, an die kühle Metallwand des Unterschlupfs, denn Phillip und die anderen Jugendlichen nutzten - irgendeiner der millionen Wartungsräume, durch die alle paar Jahre mal ein Keeper gekrabbelt kam. Seit zwei oder drei Wochen, Ellen war sich kaum noch über die Zeit sicher, war sie nun schon hier auf der Citadel und sie war noch immer keinen echten Schritt weiter, geschweige denn, dass sie etwas herausgefunden oder gar erreicht hatte, wenn man von der Sache mit Captain Sarah Farnsworth absah. Durch die wusste sie zwar zumindest, dass eine Kate Devereaux auf der Citadel war, doch das Wissen allein verhalf ihr nicht weiter, denn es versetzte sie noch lange nicht dazu in die Lage, diese Kate Devereaux – die hoffentlich auch die Richtige Kate war – auch ausfindig zu machen. Obendrein war das nun auch schon wieder mindestens drei Tage - und somit eine gespürte Ewigkeit - her und wer wusste schon, ob Kate in der Zwischenzeit nicht schon wieder abgereist war? Auch Phillips Versprechen, ihr bei der Suche zu helfen, erwies sich bisher nur als Geschwätz. Leere Worte, von denen Ellen sich inzwischen sicher war, dass er sie nur dazu benutzte, um unter ihre Unterwäsche zu kommen und sie bei der Gruppe zu behalten. Das hätte ich mir denken sollen, schon als er mich angesprochen hat. Warf sie sich vor und wollte den letzten Zug nehmen, als sie sich jedoch die Finger an die Lippen legte und sich wunderte, wo bitte ihre Zigarette abgeblieben war, fiel ihr wieder ein, dass Franco sie jetzt hatte. Blöd. Ellen seufzte flüsterleise und schloss die Augen. Sie ließ sich ein wenig tiefer in sich hinein sacken, so dass sie fast schon in ihrer geborgten Jacke verschwandt. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und lauschte der Geräuschkulisse. In genauerem lauschte sie dem andauernden Rauschen irgendwelcher Leitungen und Schächte, deren Sinn und Funktion niemand der hier Lebenden kannte. Ellen war das jedoch egal, für sie war nur wichtig, dass es sie an Earlys Shuttle erinnerte und dieses war der letzte Ort gewesen, an dem sie sich wirklich noch so gefühlt hatte, wie sie sich fühlen wollte. Unbeschwert, optimistisch und von nichts und niemandem in ihrem Willen klein zu kriegen, ihre Schwester zu finden.

Die Melancholie wurde für einen Moment unterbrochen, als ein mechanisches Surren sich über das beliebte Rauschen setzte und sich einer der engen Schächte öffnete. Jemand kam in den Raum gekrochen und sowohl Ellen als auch Franco hielten für den Hauch eines Augenblicks den Atem an, solange, bis sie den Neuankömmling identifiziert hatten. „Hi.“, brachte die neue Alte heißer über ihre spröden, blassen Lippen und verkroch sich dann sofort müde in ihre Ecke, die höchstens drei oder vier Armlängen von Ellens entfernt war. November war der Name des blassen, blonden Mädchens und somit war es auch schon alles, was Ellen so über sie wusste. Diese entgegnete den Gruß lediglich mit einem schlichten Nicken, da ihr nicht wirklich zum Sprechen zu Mute war. „Hi Nova.“ Kam es dagegen enthusiastisch von Franco, der sie zwar neugierig ansah, aber keine Frage stellte. Bereits einen Atemzug später hatte sich jeder schon wieder seinen eigenen Angelegenheiten zugewandt.
Ellen vegetierte vor sich hin, November schlief sofort ein und Franco vertrieb sich die Zeit mit einer alten Handheld-Spielkonsole, von der niemand so recht wusste, wo er sie eigentlich gestohlen hatte.
Die Szenerie hielt an, bis der Junge plötzlich aufsprang und mit einem „Bebe!“ die Flucht aus dem Unterschlupf antrat. Vielleicht war es ihm zu langweilig geworden oder ihm war eingefallen, dass er jetzt irgendwo irgendwas machen sollte. Normalerweise hätte Ellen sich um so etwas mehr gekümmert – ihm gesagt, er solle vorsichtig sein und nichts anstellen oder dergleichen. Ebenso hätte sie sich mehr für November interessiert – gerne gewusst, was genau mit ihr los war, vielleicht versucht sich mit ihr anzufreunden oder sie einfach besser kennen zu lernen, denn immer wenn sie sah, wie das blonde Mädchen völlig verdreckt und müde unter ihre Decken kroch, spürte sie Mitleid. Sie hätte ihr normalerweise am liebsten irgendwie geholfen, doch seit einiger Zeit fühlte sie sich viel zu fertig, verzweifelt und erschöpft. Anders gesagt fühlte sie sich im Arsch oder gefickt, zumindest wenn sie sich an die Begriffe hielt, die die anderen Jugendlichen um sie herum zu verwenden pflegten. Vielleicht war es sogar schon so weit, dass sie sich nicht nur wie eins von beidem fühlte, sondern direkt In den Arsch gefickt – nicht, dass sie dieses Gefühl kannte, geschweige denn eine weitere Ahnung davon hatte.
Es fühlt sich sehr, sehr schlecht an., schloss Ellen die Überlegungen ab und verbarg das Gesicht in ihrer, in Kates, Jacke. Ich möchte nach Hause. Der Gedanke schmerzte noch mehr, als die halb vernarbten und entstellten Wunden an ihrem Handgelenkt. Wieso bin ich nur weggelaufen? Ich hätte vorher versuchen sollen, Kate zu finden oder sie zu erreichen. Dann hätte ich auch gewusst, ob sie sich überhaupt noch an mich erinnert, vielleicht hat sie mich ja einfach vergessen, hat uns alle vergessen und ein ganz neues Leben angefangen. Und von dem alten Leben will sie nie wieder etwas hören. Das Mädchen spürte heiße Tränen, die ihr langsam über das schmutzige Gesicht herabliefen, versuchte aber mit aller Mühe, nicht zu schluchzen – sie wollte sich selber nicht eingestehen, dass sie ihr Heim vermisste, um so weniger wollte sie, dass irgendwer anders es mitbekam. Ich hätte diese Captain Farnsworth einfach bitten sollen, mich direkt zur Erde zurück zu schicken. Sie hätte das bestimmt gekonnt. Ellens Hand rutschte langsam aus der Selbstumarmung und wanderte in Richtung ihrer Jackentasche. Ich muss doch nur zur nächsten C-Sec Station gehen, oder noch besser, zur Botschaft, dann bin ich in weniger als einem Tag wahrscheinlich zu Hause. Ein weiterer, kräftigerer Schwall Tränen begann nun ihr Gesicht herab zu rinnen. Nach Hause – das war irgendwie das letzte was sie wollte und trotzdem war es eine Überlegung, die sich seit Tagen schon immer mehr in ihren Kopf festfraß. Möglicherweise würde sich ja auch etwas ändern, durch ihre Flucht – vielleicht hätten ihre Eltern eingesehen, dass sie zu weit gegangen waren.

Das Schnippen des Feuerzeugs drang an Ellens Ohr, als sie sich eine weitere Zigarette anzündete. Rauchen war die Lösung für solche Gedanken. Rauchen erinnerte sie an ihre Eltern, die es ihr aus nicht vorhandenen, egoistischen Gründen verboten hatten. Immer wenn sie rauchte, zeigte sie ihnen damit, dass sie jetzt frei war. Dass sie sich nichtmehr – nie mehr – einsperren ließe und das sie jetzt ihren eigenen Weg gehen würde, so wie ihre große Schwester es auch getan hatte. Und wenn dieser Weg sie gradewegs durch die hoffnungsloseste und verdorbenste Schicht der Citadel führen würde, dann würde sie ihn trotzdem gehen. Irgendwann werde ich Kate schon finden. Sprach sie sich selbst zu und wischte sich mit dem Ärmel ein paar Tränen weg. Und dann werde ich sie anschreien und ihr eine knallen, für alles, was ich wegen ihr durchmachen musste.

Daniel Jalowy
04.07.2011, 20:13
Bezirke
Tag 3 23:25

Nach einiger Zeit erschien Griz schließlich. Daniel nickte ihm zu und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung an ihm zu folgen. Der Turianer hatte seinen Rat beherzigt und sich in zivile Klamotten geworfen.
Schweigend gingen sie einige Treppen herunter bis sie einen Aufzug fanden mit denen sie bis zum Fuß des Zielgebäudes fuhren.
Daniel lauschte mit halbem Ohr dem Nachrichtensprecher während er sich den Wolkenkratzer ansah, es war ein typisches Gebäude der Citadel. Runde Formen, glatte Flächen und Konturen die sanft ineinander übergingen. Er warf Griz einen neutralen Blick über die Schulter zu. Der Turianer sah sich konzentriert das Gebäude an, als ob er jedes Detail auswendig lernen wollte.
Nach einigen Minuten gab der Aufzug einen Signalton von sich und kündigte dadurch das Ende der Fahrt an.
Beide stellten sich etwas abseits hin und Griz holte unaufgefordert ein PDA mit dem Bauplan des Gebäudes hervor. Zusammen beratschlagten sie sich kurz wo man am besten ins Gebäude eindrang und gingen danach einmal komplett um das Gebäude herum.
Besonders Augenmerk schenkten sie dem Zugang zu den Tiefgaragen, den Lieferateneingängen und Warenannahme des weiteres sahen sie sich die zahlreichen Notausgänge an und die vier Haupteingänge. Unauffällig machte Griz mit einer kleinen Kamera Aufnahmen wobei er sich sehr geschickt anstellte, geschickter als es Daniel getan hätte.
Daniel hatte nie Ausbildung in solchen Dingen erhalten. Wie ein Agent Leute zu verfolgen, Verhöre durchführen oder unauffällig Fotos schießen gehörten nicht zu seinen Stärken. Schon immer war er ein High-Intensive Mann gewesen der für solche `Agentenspielerein´ nichts erübrigen konnte..

Nachdem sie sich für eine Stelle entschieden hatten die sowohl eine gute Annäherungsmöglichkeit als auch eine günstige Einbruchstelle bot rief Daniel ein Taxi das auch nach wenigen Minuten erschien.
„He Meister, eine langsame Runde um das Dach von dem Hochhaus hier drehen aber halten sie etwas Abstand!“ forderte er den Taxifahrer auf während er ihm 50 Credits in die Hand drückte.
Der Fahrer zuckte nur mit den Schultern und tat wie ihm geheißen.
In einigem Abstand zum Gebäude flog das Taxi einmal um das Dach des Gebäudes während jetzt Daniel an der Reihe war Fotos zu schießen. Sofort machte er ein paar Stellen auf dem Dach aus die ganz gut aussahen, endgültig würde er sich aber erst im Hotel entscheiden während er in aller Ruhe sich die Fotos ansehen würde.
„Jetzt bin ich aber neugierig. Was interessiert euch so an dem Gebäude?“ „Mein menschlicher Freund und ich sind begeisterte Architektur Fans“. Griz hatte einen Tonfall gewählt der nichts anderes ausdrückte als `kümmer dich um deinen eigenen Dreck´. Der Taxifahrer brummte noch etwas und flog schließlich in Richtung der Bezirke wo er Griz absetzte und danach Daniel ein paar Blocks von seinem Hotel entfernt.
Bevor er sein Hotel erreichte holte er sein Kommgerät hervor und schlug Try vor um 22 Uhr die endgültige Befehlsausgabe zu machen. Bevor er ins Bett ging sendete er noch dem Quarianer die versprochenen Unterrichte. Es handelte sich dabei eher um Allgemeines Zeug wie es auch jeder Allianzmarine bekam und beinhaltete nicht die geheimen Taktiken seiner Einheit.

Tag 4 01:27

Jen Becker
05.07.2011, 00:05
Jen blickte ebenfalls in die Gasse und erblickte die beiden Gesuchten dort.
"Alles klar, ich flieg ran."
Trotz der hohnen Geschwindigkeit lenkte sie ihr Skycar mit großer Sorgfalt in die Gasse. Sie flog knapp über dem Boden. Noch immer hatte sie die Skycars der Citadel-Sicherheit im Nacken. Jetzt musste alles schnell gehen. Sie wandte sich an Toran.
"Bei drei klappe ich die Türen auf. Schnapp du dir Tifana, ich mir dem Batarianer. Sie landen hinten. Und dann nichts wie weg hier."
Sie wartete nicht auf eine Antwort des Turianers, sondern zählte einfach runter.
"Eins... zwei... drei!"
Per Tastendruck ließ sie die Türen nach oben schnellen und warf sich sofort zur Seite raus. Sie erwischte den Batarianer an den Schulter und wuchtete ihn sofort in das Skycar. Nur ganz knapp verfehlte sie ein Schuss aus einem Skycar der Citadel-Sicherheit. Sie schaute schnell zur Seite und erkannte, dass auch Toran Tifana in das Skycar gewuchtet hatte. Sehr unsanft stieß sie den Batarianer nach hinten. Für diese Spezies des Alls hatte sie noch nie viel übrig gehabt und jetzt war nicht der passende Zeitpunkt dafür um damit anzufangen. Stattdessen ließ sie die Türen wieder nach unten klappen und jagte mit ihrem Skycar bis zum Ende des Gasse, wo sie eine brutale und fast schon halsbrecherische Wende hinlegte, um dann über den Köpfen des Citadel-Sicherheit weiter zu flüchten.
Sie holte erleichtert Luft.
"Soviel dazu. Und wohin jetzt?"

Toran Bak'olo
07.07.2011, 14:51
Tag 4
Uhrzeit: 14:16
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus (Ruine), Jens Skycar

"Eins... zwei... drei!"

Toran wurde nicht einmal die Möglichkeit gegeben zu antworten. Er musste sich da jetzt trotz seiner Verletzungen durchbeißen. Sie mussten die beiden schnell ins Skycar bringen, denn sonst würden sie den morgigen Tag nicht mehr erleben.
So stürzte er sich aus dem Skycar, griff nach Tifanas Arm und zerrte sie ins Skycar, aber nicht nach vorne ins Cockpit, sondern nach hinten. Jemand musste ja schließlich ein Auge auf den Batarianer haben.
Der Turianer stieß einen erleichterten Seufzer aus. Der Schmerz durchzuckte seinen Körper erneut und kurz wurde ihm schwarz vor den Augen. Allerdings fing er sich relativ schnell wieder. Was um ihn herum geschah, die Skycars der Citadel, die Schüsse, all das nahm er nicht mehr wirklich wahr. Aber sah sämtliche Alarmleuchten im Skycar aufleuchten und piepen, als Jen ein Manöver hinlegte, das seinesgleichen suchte. Zu seinem Wohlergehen trug das ganze zwar nicht bei, da sich bei ihm ohnehin schon alles drehte und herumwirbelte, aber dafür hat sie ihnen etwas Zeit verschafft.
"Das war verdammt gut.", lächelte er ihr zu.
"Erst müssen wir einmal weg von hier, versuchen wir einen Platz zu finden an dem wir gut versteckt sind und dein Skycar nicht so leicht gefunden wird. Erst von dort aus möchte ich zu meinem Unterschlupf gehen, nicht das der auffliegt."
Die Sache mit dem Verschwinden würde aber leichter als gedacht werden, denn komischerweise brach C-Sec in diesem Moment die Verfolgung ab. Für Toran war die Sache klar, seine Vermutung hatte sich prompt bestätigt.
"Sie brechen ab, sie haben dein Skycar verwanzt."

Teeyla‘Nora nar Alkyon
08.07.2011, 00:42
->Die Citadel: Das Flux (http://www.globalgameport.com/showthread.php?p=660019#post660019)
Tag 6
02:42 Uhr
Untere Bezirke

Teeyla rannte, nein, sie sprintete eher. Sie flitzte vorbei an verriegelten Türen, an geschlossenen Schaufenstern und an dunklen Gassen. Die Beleuchtung war fahl und schien die vorherrschende Dunkelheit nur stellenweise vertreiben zu können durch die Teeyla spurtete. Die Quarianerin hastete schnaufend durch die Lichtkegel die die Laternen und anderen Lichtquellen warfen ohne sich auch nur umzublicken. Die nächtlichen Geräusche der Citadel waren vorhanden doch wirkten sie irgendwie gedämpft und Teeylas schnell auf einander folgende große Schritte hallten durch die leeren Straßen, ebenso die Schritte ihrer Verfolger, die ihr dicht auf den Fersen waren. Hin und wieder stand ein Skycar am Straßenrand, über die Teeyla fließend glitt als sie darüber sprang, Mülltonen standen rum die sie mit Absicht umstieß um den Weg ihrer Verfolger mit Hindernissen zu spicken und Unrat und Abfall säumte den Boden manch einer Seitengasse durch die sie gejagt wurde.

Es war wie eine Szene aus einem billigen Krimi oder gar einem Möchte-gern-Horrorstreifen. Die junge wohl geformte Frau auf der verzweifelten Flucht vor ihren blutrünstigen Verfolgern, die Keelah weiß was, mit ihr vorhatten. So fand diese scheinbar heillose Flucht auch in einem eher abgelegenen Bereich der unteren Bezirke, der um diese Uhrzeit wie verlassen aussah, statt. Würde jetzt auch noch dichter Nebel über den Straßen hängen wäre die Szenerie perfekt nur passte die Stimmung der Verfolgten nicht ganz in dieses Schema. Damit es wie aus der Feder eines Hobbyfilmautors wirkte müsste Teeyla nun panische Angst haben und in eine dunkle Gasse die sich als Sackgasse entpuppte flüchten oder gar stolpern und sich die Knöchel verstauchen nur war sie gewandt genug um solche Dummheiten nicht zu begehen und ihre Stimmung war alles andere als furchtsam. Sie genoss es sogar.
Sie genoss den Nervenkitzel dieser, für ihre Verfolger, schweißtreibende Verfolgungsjagd. Sie genoss es, als sie ihnen schon zum zweiten Mal nur knapp entwischte und das die Beiden auf Dauer nicht mit ihr mithalten könnten. Auch wenn es eigentlich alles andere als gut war von irgendeinem Haufen Bosh’tets des Nachts in dem billigen Zimmer in der heruntergekommenen Absteige in welche Teeyla eingekehrt war damit gestört zu werden das diese Tölpel sie entführen wollten konnte die Quarianerin, die sich gerade gekonnt und völlig unerwartet, um die Ecke warf nicht anders als selbstsicher zu grinsen. Man hatte sie mal wieder unterschätzt und nun zahlte man den Preis dafür.

Mitten in der Nacht waren fünf Gestalten in ihr Quartier in diesem Billig-Hotel eingestiegen und wollten die anscheinend schlafende Quarianerin schnappen. Warum war ihr noch unklar aber sie arbeitete bereits daran. Jedenfalls schlief sie doch nicht und setzte sich urplötzlich auch noch zu Wehr. Die Kidnapper hatten damit nicht gerechnet und waren so anfangs gut zu überrumpeln gewesen und so stolperte einer von ihnen nach einem kleinen Schubs mit einem entsetzten Aufschrei durch das große Glasfenster und landete mit den Füßen voran nach einem Sturz aus dem zweiten Stock. Danach hatte sich die Überraschung der restlichen Vier gelegt und wich Wut als sich herausstellte das die Jungs bewaffnet waren. Kugeln hatten dem vermeintlichen Opfer hinterher gezischt doch traf keine die ihren kinetischen Schild überwinden konnte als sie aus dem Zimmer schlitterte und rasch aus der Einrichtung floh. Man schrie ihr nach sie würde ihnen nicht entkommen worauf sie erwiderte sie könnten es ja mal versuchen sie einzuholen. Trotzdem gab es angenehmere Arten geweckt zu werden, fand zumindest Teeyla.

Danach zeigten sich die Beiden, ein Salarianer und ein männlicher Mensch, die ihr noch immer auf den Fersen waren als besonders hartnäckig. So wie Ersterer ihr wüste Beschimpfungen hinterher rief und als Erster seine gesamte Munition ohne Wirkung zu erzielen verschossen hatte, war zu schließen das er die Sache nun ziemlich persönlich nahm und da sein Tempo nicht nachließ war er der sportlichste unter den Fünfen. Der Mensch hingegen hing deutlich hinterher aber anders wie die restlichen Kidnapper hatte auch er sich nicht in die Irre führen lassen und schien entschlossen die flinke Quarianerin durch die gesamte Citadel zu verfolgen. Die restlichen Verfolger hatten das Tempo nicht lange halten können und verloren so den Anschluss.

Teeyla kombinierte so gut wie es, wenn man gerade auf einer halsbrecherischen Flucht war, ging. Man hatte versucht sie zu entführen. Auf den unteren Bezirken der Citadel nicht unüblich aber selten. Jedoch würden sich einfache Kidnapper nicht die Mühe machen eine Vertreterin eines angeblich ärmlichen Volkes das nur aus Bettlern zu bestehen schien zu entführen. So gut wie niemand würde Lösegeld zahlen und anhand der erwähnten Vorurteile vermutete man wohl das eine Quarianerin auch nicht sonderlich viel Geld dabei hatte. Das Risiko von der C-Sec geschnappt zu werden war also zu groß nur für die paar lächerlichen Kröten die eine Quarianerin dabei hätte.
Also konnten das schon mal keine gewöhnlichen Schmalspurgauner sein die nur auf schnelles Geld aus waren. Außerdem würden sich nicht die Mühe machen das fliehende Opfer das sich als ziemlich schnell und wendig erwies so lang zu verfolgen. Hier schien es jemand auf Teeyla abgesehen zu haben aber warum? Schnell fasste sie einen Entschluss denn so langsam ging auch ihr die Puste aus. Mittlerweile waren es nur noch der Mensch und der Salarianer der sie verfolgte und anhand daran das die Waffen ruhten schienen die Beiden nun keine Munition mehr zu haben oder sie sparten sie sich auf. Hoffentlich ersteres.

Es wäre möglich gewesen den Vieren schon am Anfang der Verfolgungsjagd zu entwischen indem sie sich rasch außer Sicht begeben oder ein Versteck aufgesucht hätte. Bei dieser Umgebung und ihrer Erfahrung auf diesem Gebiet wäre das leicht möglich gewesen aber wäre der Nervenkitzel dann schon gleich vorbei also hatte sie es hinausgezögert. Nun ergab es noch einen bodenständigeren Sinn. Sie könnte von ihnen erfahren was sie so wertvoll machte dass man sie ohne zu zögern durch die halbe Citadel jagte. Es waren ja nur noch die Zwei und geschafft von der wilden Hetzjagd waren sie ja nun auch. Sie könnte versuchen die beiden in eine Sackgasse zu überrumpeln.

Nun schlitterte sie urplötzlich um die Ecke in eine Sackgasse aber das war geplant. Kurz verschnaufend lauschte sie und hörte wie ihre Verfolger sie einholten. Scheinbar panisch umblickend stand Teeyla an der Wand die ihr den Weg versperrte als der wütende Salarianer und der keuchende Mensch auftauchte. Irgendwie kam ihr die Situation bekannt vor.
„Jetzt haben wir dich!“, zischte der Salarianer mit einem boshaften Grinsen.
„Genau…jetzt biste…nich mehr so… vorlaut.“, bestätigte der Mensch mit rasselnden Atempausen als er sich auf seinen Oberschenkeln abstützte.

Da fiel es der Quarianerin wieder ein warum ihr die Lage vertraut vorkam. Gestern Mittag war eine Verfolgungsjagd ähnlich verlaufen. Als der alte Kauz Herlock samt Anhang seine Schmuckstückchen wieder haben wollte. Wäre sie gerade nicht in einer gefährlichen Lage hätte sie nun grinsen müssen wenn sie an den Rear Admiral und wie sie mit ihm umgesprungen war zurück dachte aber diese Konfrontation würde anders verlaufen dafür würde sie schon sorgen.

Der Salarianer kam mit erhobener Waffe langsam näher während sein Kumpan noch immer hechelnd versuchte zu Atem zu kommen.
„Lass deine Griffel wo ich sie sehen kann!“, knurrte der Bewaffnete als er zwei Meter vor der Quarianerin stehen blieb und bedrohlich die Waffe auf ihr Visier richtete. Scheinbar war die Bohnenstange, wie Teeyla ihn nun nannte, klug genug um Abstand zu halten sonst hätte er bereits einen Tritt in die Magengrube oder andere empfindliche Stellen einstecken müssen.
Die Pilgerin tat wie ihr geheißen und hob ihre Hände über den Kopf. Man brauchte sie also lebend. Der Mensch kramte, sich nun langsam wieder fassend, ein paar Handschellen hervor als er auf ihre Beute zukam.
„Keine Dummheiten, Kleine!“, drohte er als er der Frau, die hinter ihrem Visier kalt lächelte, die Handschellen anlegte. „Sonst wird mein Par…“

Gerade hatte er die Handschellen abgeschlossen als urplötzlich die Hände der Gefesselten an beiden Seiten seines Kopfes hervorschnellten und die Kette der Handschellen schmerzhafte Spuren hinterließ. Es knirschte feucht, belgeitet von einem Schmerzensschrei als der Mensch in instinktiver Abwehrbewegung zurück wich. Seine Nase war gebrochen und er kniff die Augen zusammen als sein Partner alarmiert und wütend fluchte.
„Verdammt!“, schrie er als herumwirbelte um eine freie Feuerlinie zu der Quarianerin zu bekommen, doch stellte sie sich genau zwischen ihn und den, im Vergleich zu ihr, massigen Menschen als sie diesen auch schon mit einem starken Tritt nach oben in die Bauchregion zu seinem Kumpan stieß. Die Beiden krachten zusammen. Ein Schuss, der kein Ziel traf, fiel als der Salarianer versuchte das Gelichgewicht zu halten, also hatte er doch noch Munition, weshalb Teeyla beschloss ihn als erstes auszuschalten.

In denselben Moment sprang sie vor und schlug dem noch taumelnden Salarianer beide Fäuste in die untere Gesichtshälfte während der Mensch unbeholfen und sich Augen und Nase halten zu Boden segelte. Die Quarianerin spürte selbst durch ihre Handschuhe wie etwas Hartes nachgab, vermutlich ein paar Zähne, und tauchte unter einem wilden unpräzisen Schwinger ab und lies sogleich die versteckte Klinge aus der Vorrichtung an ihrem linken Handgelenk hervor kommen ehe sie ihre beiden gefesselten Hände auf den Unterarm des Schlagarms des Salarianers, in der er auch die Pistole hielt, stieß. Die Klinge bohrte sich durch das Fleisch des animalisch schmerzerfüllt schreienden Aliens und trat auf der anderen Seite des Arms wieder hervor als sie rasch wieder raus gezogen wurde und beinahe ohne Gegenwehr riss Teeyla dem Bewaffneten seine Pistole aus der Hand.
Der zurückweichende Salarianer hielt mit seiner dreifingrigen Hand die Wunde und zwischen seinen langen Fingern tropfte Blut heraus während die Quarianerin einen raschen Schritt zurück trat. Der Mensch zu ihren Füßen lag nun auf dem Bauch und wollte sich gerade erheben als die Pilgerin kräftig auf seinen Rücken stampfte und noch einen Schritt zurück trat und die Waffe gezwungenermaßen beidhändig auf die Beiden richtete.
Der Mensch am Boden krümmte sich zusammen und stöhnte während sein salarianischer Kumpan sich das Blut aus dem Gesicht wischte.

Dieser Kampf war eindeutig vorbei und Teeyla genoss ihren Erfolg und spürte wie noch immer das Adrenalin durch ihre Adern schoss. Sie liebte es zu kämpfen. Sie liebte es wenn das Adrenalin frei gesetzt wurde und das geschah besonders in einem Nahkampf. Es war vergleichbar wie ein Tanz, nur intensiver und natürlich ging am Ende der Tanzpartner normalerweise nicht zu Boden, was Teeyla aber auch schon erlebt hatte. Früher hatte sie oft und intensiv getanzt, einige der besten Clubs in der Galaxie besucht und schon etliche Vertreterinnen anderer Spezies vor Neid erblassen lassen, woran sie sichtlich Spaß gehabt hatte. Heutzutage reizte sie es nicht mehr das Tanzbein zu schwingen. Früher, in der Zeit kurz nach Beginn ihrer Pilgerreise, war es immer ein berauschendes Gefühl gewesen doch mit der Zeit hatte es sich verloren. Nun tanzte sie nicht mehr auf den Tanzflächen von angesagten Diskotheken sondern in Gassen, Straßen, überall wo man ihr an die Kehle wollte und nicht ohne einem Messer in der Hand.

Mit einer überaus selbstbewussten Haltung verlagerte sie ihr Gewicht und hielt die Pistole in die Richtung der beiden Gauner. Die Bohnenstange knurrte widerwillig als sein menschlicher Kumpan am Boden liegend hustete. Ohne Zweifel erweckte die Quarianerin den Eindruck die Beiden ohne weiteres erschießen zu können den der Salarianer verharrte und auch von dem Menschen ging keine erkennbare Gefahr aus. Teeyla hatte es zwar schon geschafft Ziele, die näher als die Bohnenstange und der Mensch waren, zu verfehlen aber zum Glück wussten die zwei das ja nicht.
„Also, Freunde.“, fing Teeyla kess an. „Was bringt euch Jungs (http://www.globalgameport.com/showthread.php?t=43502) dazu, diese verflixt gut aussehende Quarianerin aus ihren wohlverdienten Schlaf zu reißen?“

02:57 Uhr
Tag 6
->Die Citadel: Zivile Andockbuchten (http://www.globalgameport.com/showthread.php?p=662062#post662062)

Tryss'Beeld
11.07.2011, 19:19
Tag 3
Citadel Bezirke – Kleines Hinterzimmer
23:19 Uhr

Tryss verfolgte den Dialog zwischen dem Turianer und den Menschen schweigend. Er war froh gewesen, dass der Söldner scheinbar keinen weiteren Kritikpunkt an seinen Ausführungen gefunden hatte. Da er dem Gespräch nichts beizusteuern hatte schwieg er. Der Mensch verabschiedete sich kurz darauf mit den Worten, dass er Tryss einige Daten und Erklärungen zu 'Angriff im urbanen Gelände' zu zukommen zu lassen. Na immerhin kein direkter Seitenhieb.

Nachdem der Mensch verschwunden war verzog sich auch Griz mit ein paar knappen Worten und so war der Quarianer wieder für sich. Er atmete erst mal durch. Es überraschte ihn, dass sich die ungewohnte Zusammenarbeit mit anderen als so schwierig herausstellte. Aber es gab für alles ein erstes Mal, richtig?
Da er seine Ausrüstung im Prinzip bei sich trug und alles weitere in unmittelbarer Nähe zu diesem Versteck gelagert hatte entschloss er sich ein paar Informationen zu dem Verhalten von Menschen und Turianern anzueignen bis die Daten von dem Menschen eintreffen würden. So verbrachte der Migrant die nächste Zeit damit sich über die Umgangsformen von Menschen und Turianern zu informieren.

Als einige Zeit später daraufhin die Daten des Söldners eintrafen unterbrach er seine Recherchen und beschäftigte sich ausgiebig mit dem Material, dass ihm der Mensch hatte zukommen lassen. Zudem studierte er noch einmal sämtliche Informationen über die Red Wings und das Gebäude so wie er es immer vor einem Job tat, nur diesmal tat er es mit, selbst für ihn, ungewöhnlicher Genauigkeit. Auf die Nachricht des Menschen antwortete er mit einem knappen „OK“ unterbrach dafür seine Arbeit jedoch kaum.
Bevor sich der Quarianer zur Ruhe legte verbrachte er noch einige Stunden mit dem Material, dass ihm zur Verfügung stand.

Tag 4

Octavian Visconti
13.07.2011, 20:42
Kombinierter Post mit Kathleen Benedict (Account (http://www.globalgameport.com/member.php?u=21040), Steckbrief (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=504361&postcount=1))

Bezirke #2 - Kirche

"This playground is yours," spoke god when you met behind closed doors, "gesture your hands and the pawns shall subside."

Sie reichte ihm ein Etui und er ergriff es zaghaft, fast schon zitternd. Die Pandora umschlich ein wenig dieses Etui, in kleinerem Ausmaß. Aber die auf und abtanzende Hand von Octavian auf dem Etui, und die eingemeißelte Fratze, die zeigte, dass er bereits zu gelähmt war, um sich selbst zu regen, deutete darauf hin, dass er diese lang herbeigesehnte Geste dankend – und vor allem gefürchtet – annahm. Kathleen hatte in mancherlei Hinsicht verbrecherische Züge an den Tag gelegt, so als wäre sie von der Mafia, sei es nun die russische, italienische oder chinesische; dann wiederum spielte es keine Rolle. Ein gewisser Druck lastete auf Octavian jedes Mal wenn Kathleen bestimmte Sätze kundtat, ein Unwohlsein, so als wollte sie ihn in den Bann ziehen und er ahnte, dass es ihr gelingen würde. So sehr er sich auch dagegen wehren mochte. Keine Spielpuppe wollte er sein, sein eigener Herr. Nicht darauf verdammt Vaters Sohn zu sein, sondern eigen. Kathleen beobachtete ihn genau und erkannte diesen Blick, diesen einmaligen Blick der genau sagte, das es für ihn so schien, als sähe sie in ihm nur eine Marionette, einen Mann ohne Selbstachtung. Ein Spielzeug, das ihr zu Diensten war, wenn sie es wollte und ihren Spaß brauchte um es ansonsten weg gelegt alleine sein zu lassen. Aber sie merkte auch deutlich, das selbst wenn sie alles richtig tat, er würde stand halten. Sein Gesicht sagte auch das. Für Octavian war klar auch wenn sie alles richtig tat und mit ihrer Art bewies, dass sie einen jeden Mann bezirzen konnte – sogar vermutlich jede Frau und jeden Alien, so war sich Octavian sicher, dass er standhalten würde. Zu sehr hängte er sich daran fest, dass neben ihm eine zwielichtige Persönlichkeit sah.

Als er jedoch das Etui öffnete und dort verblüfft stand ‚Kathleen Violetta Benedict-Pera, Leiterin der Nachrichtenstation, Citadel‘; ließ er das Etui zu Boden fallen. Neska lächelte nachgiebig wie mit einem Kind und beugte sich nach vorne, nicht bevor sie ihre wilde Mähne mit der freien linken Hand zusammen gefasst hatte und über ihre linke Schulter zog, Octavian, so, während sie sich nach dem kleinen Lederetui beugte, ihren weiblichen, schmalen Nacken entblößte. Ihre feinen Haare hatten dort die selben Kringel wie sonst auch, wirkte aber deutlich weicher und verströmten ihren körpereigenen Geruch deutlich mehr als der Rest an ihr. Sie ergriff das kleine Ding mit geschickten Fingern und verkniff sich einen Blick aus den Augenwinkeln zu dem Mann, der immer noch wie gebannt vor sich hin starrte, wo gerade das Etui noch in seinen Fingern gesteckt haben mochte. Was auch immer in seinem Kopf vorging. War sein Geheimnis, und sie würde nie daran kommen. Außer sie würde sich mit ihm einen Nacht durch die Seidenlacken eines Bettes wühlen, während sie Erdbeeren, Schokolade und Champanger genossen und sich liebte. Dann verschwitzt, sie in seinen Armen, würde er es ihr vielleicht verraten. Aber vermutlich auch nur dann. Kathleen wandte den Kopf und während sich ihre Augen verengten, um den Mann schärfer zu erfassen, glitt in ihren Mundwinkel ein Schmunzeln, das nicht hätte zweideutiger sein können, als sie ihn als Mann musterte. Zu ihrer Überraschung huschte ihr eine Gänsehaut über den Rücken bis ins Mark.

„Überrascht, hm?“ hackte sie süffisant nach.

„Leicht“, Octavian wisch sich die Erleuchtung aus dem Gesicht, „leicht wäre wohl übertrieben. Also sind Sie vom Geheimdienst? Vom offiziellen, wie auch immer genau diese Abteilung heißt. Und nicht von einer dieser zig geheimen Organisationen, die für die Allianz verdeckt arbeiten und dabei meistens mehr Schaden anrichten als das es notwendig ist. Und Sie kamen zu Vater. Wegen, hm.“ Octavian tippte mit einem Finger auf seinen Lippen und beugte sich dabei nach vorne, seine goldenen Haare berührten dabei ein wenig das Vordergestühl der Kirchenbank. Kathleen hatte sich längst wieder aufgerichtet und legte den Kopf schief. Betrachtete seinen Weg zur Erleuchtung. Die Hände brav im Schoß gefaltet wie ein katholisches Schulmädchen das sie einmal gewesen war - vor langer Zeit. Und wenn sie sich nicht sehr täuschte würde ihr vermutlich sogar noch ihre Schuluniform passen. Ein Anblick, für den sie sicher war das sie aus dem FF ein dutzend Männer einfielen die das gerne sehen würden. Wie auch immer. Sie lehnte sich zurück. Drehte sich wieder Octavian zu, wie schon vorhin geschehen und betrachtete das Spiel auf seinem Gesicht, die feinen Muskeln und Sehnen wie sie arbeiteten. Das Pochen der kleinen Ader hinter der Haut seiner Schläfe die sich dann hinter den goldenen Häarchen verlor. Dann sprach er weiter.

„Sie kamen zu Vater wegen der unweigerlichen Expansion der Menschheit. Und bevor Shepard aufkreuzte, war der Erfolg höchst fragwürdig, und die Beziehung blieb über die Jahre intakt – Vater lieferte Technologie, Forschungsergebnisse und vor allem Geld, während Sie ihm im Austausch die Konkurrenz aus dem Weg schafften und ihm lukrative Verträge zuschoben?“ Er faltete sein Gesicht in seine Hände, blies in sie hinein, musste mehrere Male tief durchatmen um die Situation zu realisieren, seine Schlussfolgerungen überprüfen. Kathleen schien ihm die Zeit zu gönnen. „Das ist… genial“, schloss er schlussendlich ab. Und tat nun dasselbe wie Kathleen zuvor und zündete sich eine weitere Zigarette, aufgebraucht von dem Einfallsreichtum von ihr und Vater, dieser Geheimniskrämerei – ein Geniestreich. So nachvollziehbar, so verständlich, so einfach. Corefield Design als einzige wirklich menschliche Firma, die für Terraforming-Technologien verantwortlich war, erschlich sich seine starke Position, ja man möchte fast sagen Vormachtstellung, dadurch, dass sie die volle, aber geheime Unterstützung der Allianz hatten. Und im Gegenzug bekam die Allianz, dass was sie wollte. Eine Stärkung in der Galaxie. Oder was auch immer. Octavian war ehrlich beeindruckt und flüsterte noch ein letztes Mal ‚großartig‘, dieses Mal an Vater gerichtet.

Kathleen lächelte stärker und legte den Kopf leicht schief. "Ich werde jetzt im Moment sicher dazu nichts weiter sagen - wie Sie sich vorstellen können Octavian. Aber ich denke, das muss ich auch nicht. Nicht wahr?" Sie nickte und ergriff eine eigene Zigarette, zündete sie sich an und inhalierte den ersten Zug - den besten Zug, denn erste Zug war immer der beste Zug - tief und nachhaltig. Sie strich sich gleichzeitig, mit einer beiläufigen Bewegung des Handrückens der linken Hand über das Kinn.

Sie hatte längst die Männer gehört die sich in den Schatten rumtrieben. Und war sich sicher das sie nichts gehört hatten. Denn dafür war sie selbst und Octavian, beabsichtigt oder auch nicht, zu vorsichtig gewesen. Zu leise. Wie auch immer, sie bemerkte wie Octavian, die Männer auch bemerkt hatte und sie, den Kopf noch gesenkt, mit einem vagen, unbedeutenden Blick aufmerksam machte, aber die Regung verschwand sofort, als er das Haupttor ansah. Man hörte immer noch ein Tropfen, aber es schien nicht vom Weihbecken zu kommen. Die Schatten warfen ihre Fänge aus, und nahmen damit Octavian auf, doppelt so hohe Statuen als er selbst warfen ihre Schatten, die Lichter wurden greller in der Kapelle und man hörte Schritte näher kommend; der Priester und sein Herr, Pavel, kamen hervor gekrochen aus ihren Verstecken, vermutlich hatten sie beide gelauscht, aber ob sie etwas hörten, spielte für Octavian keine Rolle. Fadenscheinig wurde der Weihrauch in der Kirche verbreitet, man konnte ihn kaum erkennen, aber er war da. Und ein leises Gebet war ebenso zu hören, was Kathleen einen süffisanten Seufzer entlockte, gefolgt vom einem amüsierten Lachen das sie sich einfach nicht verbeissen wollte - zumindest nicht gänzlich - und welches trotzdem ein wenig unterdrückt wurde von ihr. Es war ein stillschweigendes Abkommen zwischen den Beiden, der rothaarigen Frau, die nach der verruchten Femme Fatal im Halbschatten der gewaltigen Säulen und Figuren, ebenso winzig wirkte wie der blonde Mann, der aus einem erstklassigen Hollywood Detektivfilm der neunzehnsechziger stammen hätte können, als sie sich ihre Blicke zuwarfen und entschieden vorerst zu schweigen, während sie Zigaretten rauchten.

Die beiden Kirchenwürden schritten langsam und bedacht vorwärts, den Weihrauch wedelnd und damit die heutige Messe einweihten, auch wenn noch keine Kirchengänger hier waren. Der Gestank trieb sich bereits aus der Ferne in Octavians Nasenlöchern und er merkte wie es ihm schwerer viel zu atmen. Auch Neska stieg der Gestank in die Nase, sie schnaubte und inhalierte einen neuen Zug von ihrer Zigarette und stieß ihn so aus dem Mund das sie ihn durch die Nase wieder einatmete. Verringerte so geschickt das sie nur den Geruch des Weihrauches in der Nase hatte. "Finie l'hypocrisie moi j'me casse de là!" sagte sie schließlich und warf einen Blick zu den Männern. Sie wusste nicht ob Octavian sie verstanden hatte, und es war auch nicht wichtig. Es war mehr ein Ausspruch. Ein Zitat aus einem Lied das sie sehr mochte, und das für sie sehr treibend war über Realität und Wahrnehmung von den Wünschen einer Person - der Heuchelei, anderer.

Währenddessen versuchte Octavian aus einer Handtasche einen Flachmann zu ergattern, aber er erinnerte sich, dass er keinen dabei hatte. Gerade das wäre die richtige Ablenkung gewesen, und stattdessen hörte er aus der Ferne Wellen auf Klippen schlagen, die sich in seinen jungen Jahren eingeprägt hatten. Damals hatte er seinen jahrelangen treuen Weggefährten erhalten, am Schluss. Als alles durchstanden war.
Ein merkwürdiges Zeichen, wie er empfand. Aber sein Griff, sein Verlangen nach Alkohol, gerade im Dasein von Kathleen, die ihn mit ihren Fragen und cleveren, nichtsdestotrotz nervigen Fragen und Behauptungen löcherte und sich langsam an ihm selbst zweifeln ließ, und von Pavel, der nun in tiefem Ton immer näher zu kamen schien und Octavian an seine Bürde, seine zweite Taufe, aber vor allem noch mehr an seinen Vater erinnerte, ließ unweigerlich ein gewisses Gefühl von Nostalgie aufkommen. Das Jesuskruzifix und die Landschaftsbilder mit Nazareth als Motiv, der Stern Bethlems. So klar sah er die Sterne selten, wie auf Gemälden oder wie in jenen Wochen. Die verwitterten Tage auf Elysium, die von Alkohol, Regen und Zigaretten nur so stanken; die Zwiegespräche in der Bibliothek, die auf beider Seiten den Schweiß herunterquollen ließen; ein nettes Wort hier, eine wohlwollende Geste da; ständiger Konflikt über die Jahre; das besser sein wollen, aber es nicht zu schaffen, eine Erb zu erklären und eines zu verabscheuen; eine Umarmung im Sommerregen; eine Hochzeit und eine Beerdigung. Es begann alles damals als Octavian eingeliefert wurde. Die Klippen leisteten Widerstand gegen das Meer, die irische Küste – wie ironisch. Die weißen Wände und die Bank gaben nicht viel her, noch nützte das Buchregal etwas oder das Bett, in welches man sich einrollen musste, damit man die Kälte Nachts ertragen konnte. Es gab ein paar gemeinschaftliche Aktivitäten, aber nicht zu viele. Cricket wurde gespielt, Octavian nahm nicht daran teil. Weder war er ein Mitglied der Künstler, die in Therapiestunden ihre Gedanken vom Gift ablenken wollten, noch sah man ihn bei den Wanderungen in den Wäldern und den freien Feldern, rund um die Klippen. Es gab ein Garten-Labyrinth, in dem man sich verirren konnte und manch einer, so sagte man, brauchte gar mehrere Versuche über einige Tage hinweg um den Ausgang zu finden; einen Jagd-Wald, in dem man sich austoben konnte und wilde Tiere erlegen konnte, die allerdings aufgrund von elektrischen Absperrungen natürlich nie nahe genug kommen würden, wodurch sich auch diese Aktivität für Octavian als reizlos darstellte, und zu guter Letzt bot die Entzugsklinik sogar einen Golfplatz – und nach einem Spiel empfand Octavian den Platz als zu amateurhaft gestaltet. Ihm fiel in jenem Augenblick ein, dass er vielleicht mal wieder eine Runde Golf spielen sollte.

Kathleen kannte die Zeichen, wenn ein Mann seinen Erinnerungen nach hing, und das gefiel ihr. Es zeigte von Erfahrung und Lebensweisheit, von dem Fehlen von Einfältigkeit. Vielleicht auch von einem trickreichen Wesen, sein Vater hatte dies versucht. Menschen ertragen es nicht zu schweigen. In einem zweisamen Gespräch, wird einer immer reden, nur um die Peinlichkeit des Schweigens zu verdrängen. Die sich vielleicht ergeben konnte. Octavians alter Herr war geschickt gewesen, hatte stets versucht aus Kathleen mehr zu bekommen, als sie ihm sagte. Aber funktioniert hatte es nie. Auch hatte sein aufgesetzter Charme und seine Weltgewandheit ihm nie genutzt sie ins Bett zu bekommen. Denn auch wenn Kathleen auf Männer stand - und nicht auf halbgare Jungen, die noch lieber spielten, als sich ernsthaft mit etwas beschäftigten - so war er doch stets ins Leere gelaufen. Nun betrachtete sie den Sohn des Mannes und legte den Kopf nicht schief, sondern sah sich in der Kirche um. Erinnerte sich an ihre eigene Vergangenheit, an die Taufe von Henrietta, die in einer kleinen wunderschönen Kirche auf Sizilien erfolgt war. Es war ein wunderschöner Frühlingstag gewesen, unbeschwert und weit entfernt. Sie hatte im Garten eines Anwesens nicht unweit der Kirche gefeiert. Nonna hatte alles organisiert. Spät am Abend hatte sei mit ihrer Großmutter noch eine Zigarette in den Olivenhainen geraucht und mit ihr süßen Rotwein getrunken, bis sie so betrunken gewesen war, das ihre Brüder sie hatten ins Bett tragen müssen.
Es war laut und fröhlich zu gegangen, wie immer bei den Festen ihrer Familie und manchmal fragte sich Kathleen warum sie nicht dort geblieben war. Sie war loyal und aufrichtig dem Fortschritt der Menschheit verschrieben, sie war Realistin und glaubte an die Allianz und fühlte sich ihr verpflichtet. Aber sie war keine Patriotin in diesem Sinne. Es war nicht diese Gefühl das sie zwang sich weiter mit dem hier allen zu beschäftigen. Und vielleicht hätte sie längst die Zelte abgebrochen, wäre nach Hause gegangen, hätte von ihrem Geld gelebt und dem ihrer Familie - dem legalen Zweig. Mit ihrer Mutter und ihrer Nonna die Zeit verbracht und Henrietta beim Aufwachsen beobachtete. Sie fragte sich warum sie tat was sie tat.

So hingen sie beide ihren Gedanken nach, während Pavel und sein Priester durch die gegenüberliegenden Bänke pilgerten und Octavian selbst Kathleen nur mit einem Schnaufen, einem Augenrollen und knirschenden Zähnen anbot zu warten. Zuflucht fand er, als er die Myrre roch und anschließend sah wie die Nonne die Tür öffnete und den Weinkelch an den Altar trug. Vielleicht war es Zeit das Gebäude zu verlassen.

Er erinnerte sich an die Splitter, als er aus dem Fenster sprang und einen Stock tiefer fiel, hart landete im Gras. Ein geschärfter Blick, überzeugt, auf ein Ziel gerichtet, und er richtete sich auf, stieß ein Stoßgebet an den Allmächtigen und dankte ihm, dass er den gewagten Sprung überstanden hatte. Links von ihm war das Meer zu sehen, die Wellen schellten die Warnsignale nicht weiterzugehen, aber Octavian wollte nicht hören und in dieser Manier hatte er es geschafft die Sicherheit zu überrumpeln. Sicherlich würde ihn eine Kamera aufschnappen, dachte er sich, als er mit den Lippen die Glassplitter aus den Wunden rauslutschte und ausspuckte – Octavian sah zarte Linien auf seinen Händen noch heute, die ihn diesen Tag schlichtweg nicht vergessen ließen. An der Bushaltestelle hatten sie ihn aufgegriffen, nach dem er zwei Meilen durch den Wald gelaufen, an sich selbst nuckelnd und versuchend die Blutung zu stoppend. Keine neunzehn Jahre war er alt und Vater hatte es bereits damals als notwendig angesehen. Er wusste nicht mehr genau, wann sie ihn ergriffen, aber er war sich sicher, dass er den Bus am Hügel sah. Irgendwann dazwischen, sei es nun im Bus oder kurz davor, hatten sie ihn geschnappt und ihn zurück geschleppt. Dabei wollte er nur ins nächstbeste Dorf und den ersten Drink auf der Liste zu sich nehmen. Wie Octavian später herausfand, war es selbstverständlich Guinness. Er sah es als Glück im Unglück nicht bis ins Dorf geschafft zu haben. Auf dem Rückweg glotzte ihn der örtliche Farmer und seine zig Schäflein an, ihre Laute empfand er als verspottend.

Sie schleiften ihn zurück in die Klinik, genauso wie mittlerweile die Nonne nach einer kurzen Besprechung mit Pavel – wie von Ketten gefesselt – aus dem Raum schlich. Sie hatten dieselbe gebückte Haltung, er damals und sie heute. Nach wie vor verspürten weder Kathleen noch Octavian irgendeinen Reiz daran weiterzusprechen, nicht so lange Pavel zumindest seine Anweisungen quer durch die Kirche zu bellen begann. Erneut, er hatte eine ähnliches Gefühl als Vater damals einen Tag nach seinem gescheiterten Urlaub von der Entzugsklinik aufkreuzte. Widerwillen, und den Drang den Ort zu verlassen. Eine simple Parallele, aber es reichte aus, um weiter daran zu festzuhalten. Vater war damals auf dem Mars, das stellte er gleich in seinen ersten Worten klar, als er die Tür nach hinten klatsche und es einen ungeheuren lauten Knall gab, etwas von dem ihm Vater stets abgeraten hatte, aber jedenfalls hallte der Schreck durch den ganzen Korridor.

Er reichte seinem Sohn eine Zigarette, zündete sich seine an, als er sich Haare raufend auf das Bett saß. Für ein paar Minuten sagten sie beide nichts. Octavian wagte es nicht Vater anzublicken; noch ein junger Mann selbst, lag ihm das Rebellendasein im Blut, aber seine Brüder hatten Vater bereits probiert und sie gingen jedes Mal in die Knie, betteln um seine Vergebung. Vaters Blick bewirkte bei Octavian dasselbe. Julius Visconti, Vater, der Patriarch, hatte stets etwas Eigenes. Kathleen hatte es kennen gelernt vor Jahren, Octavian kannte es seit seiner Geburt. Der einzige Ausweg war alle Stricke zu kappen – so wie er es später tat. Jahre später. Nur um Vater wieder direkt in die Hände zu fallen – viele Jahre später. So wie es immer geplant war, schein es den Anschein zu haben – zumindest schien Kathleen so zu denken, aber wie viel konnte man schon aus ein paar geschäftlichen Gesprächen und ein paar Dossiers lernen von den Viscontis? Octavian musste sich eingestehen, dass es vermutlich eine ganze Menge war. Wichtiger war, dass er ein weiteres Mal an Vaters Bild zu zweifeln begann, wie so viele Male zuvor.

Es wehte kalte Luft ins Zimmer und Octavian fröstelte ein wenig, auch wenn er sich nach wie vor nicht sicher war, ob es an Vater oder dem Zimmer lag. Er schloss es, dann fing Vater an. „Es tut mir Leid, Octavian“, fing er an, die übliche Härte und Autorität im Ton, barsch, aber Octavian schien einen dezenten Funken Reue herauszuhören, wohlwollend irgendwie; jung wie er war, hätte er am liebsten Vater im selben Augenblick in die Arme geschlossen – oder so zumindest denkt er jetzt; „Aber es war notwendig dich hier reinzustecken, in diese… verlauste Anstalt. Das versteht du, oder?“ Octavian nickte, das wusste er noch, er wagte es nicht zu widersprechen – zu jung, er wollte ein perfektes Verhältnis zwischen Vater und ihm.

„Wir meinen es nicht böse“, fuhr sein Vater fort, faltete seine Hände. Ähnlich wie Octavian in der Kirche, nur intensiver. „Und – der Allmächtige bezeuge es – ich bin dem Alkohol selbst verfallen, aber dir muss klar sein, dass du noch zu jung bist. Zu jung, um ihm zu widerstehen zu können. Ich kenn‘ dich, und du weißt es, es geht hier nicht um die Nacht vor drei Wochen oder dergleichen. Keine Frau, keine Schlägerei, und schon gar nicht der Rest. Es geht mir um dich, Octavian. Und das bedeutet schon einiges, hab' ich Recht?“ Octavian nickte. Vater nahm einen Zug, seine hellen Haare wehten, die Sonne ließen sie strahlen; Octavian hingegen saß nur in der Ecke, tropfte die Asche auf den Boden, da der Aschenbecher für Vater bestimmt war, und konnte nicht mehr als zittern. „Input, mein Lieber?“
„Können wir nachhause, ich langweile mich zu Tode.“
„Nur wenn du mir versprichst in New York besser auf den Alkohol aufzupassen.“
„Es ist eine Militärakademie, Papa.“
„Gerade deswegen, mein Lieber.“

Viel hatte Octavian nicht mehr richtig im Kopf, er begann sogar am Geschehen zu zweifeln. Nach allem was er wusste, hätte ihn sein Vater genauso gut verprügeln können. Aber er war sich sicher, dass sie gemeinsam durch den Korridor wanderten, Vaters Gestalt, nur noch ein paar Zentimeter höher als er selbst, ihn in den Arm nehmend und – irgendwie – war es wärmend, auch wenn es sich darum nur um den Gedanken im Jetzt handelte.

Die Glocken erklangen, die Messe wurde geblasen. Kathleen hatte still neben ihm gesessen und gelächelt. Gewartet und ihre eigenen Gedanken vertrieben. Geduld, war eine Tugend und sie war wohl eine sehr tugendhafte Frau, wenn es um das ging. Die Glocken, schienen ihn zurück in die Realität zurück zu holen und Kathleen war fast versucht den Mann, der diese Metalldinger der Hölle schüttelte, einfach zu erschießen, zu sehr hatte sie es gemocht, den Mann zu beobachten. Noch nie hatte sie so ein perfektes Spiel der Gedanken auf dem Gesicht erkannt. Octavian wandte sich nach dem er für mehrere Minuten das Schauspiel vor ihm begutachtet hatte - jenes mit Pavel und seinen Geistlichen, der Beweihräucherung der Kirche und der Vorbereitung die Messe – wieder an Kathleen und holte die elfte Zigarette hervor, steckte sie sich an, wie als wäre als Provokation gedacht. Rasch zündete er sich unter vorgehaltener Hand an. „Wollen wir gehen, Frau Pera-Benedict?“ Dass dabei die Frage natürlich mehr rhetorisch gemeint war, deutete er zuerst an seinem seichten Zwinkern an, ehe er sich mit Mütze und Mantel unter dem Arm erhob.

Kathleen glitt neben ihm, ohne Anstrengung in die Höhe und strich ihre Kleidung mit einer geübten Leichtigkeit ab, die andere Frauen hätte blass werden lassen vor nein. Sie lächelte sanft und hielt die linke Hand wie eine Dame, während sie mit der rechten ihre eigenen Zigarette an die roten Lippen führte. "Ich würde, denken das ist eine gute Idee. Sofern sie mich Kathleen nennen. Und nur sofern." lächelte sie und nickte ihm zu. Machte einen grazilen Schritt zurück aus der Bankreihe und wartete, bis der Blonde neben sie getreten war. Schneidig sah er aus. Mit seiner Uniform und der Mütze. Ein wenig erinnerte er sie an einen der Offizier der Wehrmacht aus dem Zweiten Weltkrieg. Gradlinig, Kantig. So was gefiel ihr. Unversehens, zögerte Kathleen nicht und hakte sich bei Octavian unter.
"Hätten Sie eine Idee wo wir uns weiter unterhalten können, Octavian?"

Teeyla‘Nora nar Alkyon
14.07.2011, 12:57
-> Die Citadel: Zivile Andockbuchten (http://www.globalgameport.com/showthread.php?p=662062#post662062)
Tag 6
05:29 Uhr

Schweißperlen rannen über das anmutige, vor Anstrengung verzogene Gesicht der ächzenden Quarianerin die mit aller Kraft versuchte den überaus schweren Menschen zu stützen. Sie war zwar nicht unbedingt kraftstrotzend doch belastbar aber der Frachterpilot wog eine gefühlte Tonne und brachte sie so rasch an ihre körperlichen Grenzen.

Warum müssen Menschen so verdammt schwer sein?

Wäre er ein Quarianer gewesen hätte Teeyla, die gerade die menschliche Evolution verfluchte, es sich durchaus zugetraut ihn ein Stück ohne Probleme von den drei Leichen davon zu tragen aber MacArran wog mindestens doppelt so viel wie sie. So waren sie nur um eine Ecke gekommen wieder zurück in Richtung seines Schiffes doch konnte die Pilgerin nicht weiter weshalb sie ihn so sanft wie möglich auf den Boden ablegte. Eigentlich wollte sie ihn weg von den Leichen, vom Tatort also, tragen oder auf sein Schiff um dort Verbandzeugs und andere medizinische Hilfsmittel zu suchen doch eher würde sie wohl einen Geth küssen und ohne Anzug durch die Slums von Omega spazieren als das sie dieses Schwergewicht weiter als ein paar schweißtreibende Meter davon schleppen könnte. Seine Wunde war mit Medigel behandelt und mit einem abgerissenen Stück seines Hemdes notdürftig verbunden doch sah die japsende Pilgerin ein das der verwundete Mensch professionelle Hilfe brauchte und nicht die amateurhafte Versorgung einer Quarianerin die sich nicht mal sicher war ob es nun gut war das er hustete oder nicht.

„Keelah verdammt! Warum trägst du keinen Umweltanzug!?!“, fuhr sie ihn neben ihm kniend in verzweifelter Wut an. Sie wusste wohl das Menschen so etwas nicht brauchten aber hätte er einen, wüsste sie nun was sie tun könnte. Je nach Modell und Alter des Enviro-Anzuges läge eine andere Vorgehensweise nahe aber auf jeden Fall hätte sie das Diagnosesystem laufen lassen und die Wundverschlussfunktion anwerfen können. Das Diagnosesystem würde nach wenigen Sekunden die Art und die Heftigkeit der Verletzung ausspucken und die beste Vorgehensweise einblenden. Dann wäre seine Wunde durch die Wundverschlussfunktion zugedrückt worden wodurch auch der Bluterguss gestoppt und gleich darauf weitere schmerzlindernde und desinfizierende Mittel verabreicht würden aber leider mussten Menschen ja quasi nackt und ungeschützt gegen die Abermillionen Erreger in der Luft durch die Gegend rennen und waren für solche Situationen äußerst schlecht vorbereitet.

„Ich nehme mal an das soll ,Danke dass du mir das Leben gerettet hast‘ heißen.“, ächzte der Mensch mit vor Schmerz verzehrten Zügen und kurz leicht grinsend.
„Bosh’tet! Findest du das etwa lustig?“, fragte Teeyla entsetzt. Wie konnte er nur? Er hatte ein Loch von der gefühlten Größe eines Esstellers im Bauch und da machte er noch Witze. Die Torheit und Dummheit der Menschen überraschte sie immer wieder. Es war alles andere als lustig angeschossen zu werden und mit seinem saublöden Witz verbesserte er seinen Zustand auch nicht wirklich. Sie musste handeln bevor Jack sterben würde. „Ich werde euch Menschen wohl nie verstehen.“

Es war wohl eine menschliche Eigenart, in solchen völlig unkomischen Situationen Witze zu reißen und seien sie auch noch so schlecht. Eine, für Teeyla, völlig fehl am Platze wirkende Dummheit die dem Stressabbau dienlich sein sollte. Hin und wieder brachten diese Witzbolde einen zwar etwas lustigen Spruch zustande aber wäre es der Quarianerin meistens tausendmal lieber wenn sie einfach die Klappe halten würden, so auch in diesem Fall.

Hektisch tippte sie auf ihr auf Universalgerät ein und tat einen Anruf. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die allerdings lediglich fünf Minuten betrug, kreuzte endlich ein Krankenwagen auf. Zwei weißgekleidete menschliche Pfleger legten ihren Artgenossen auf eine Trage und luden ihn dann in das Innere des weißen Gefährts in welches auch die Quarianerin einstieg.
Während der rasanten Fahrt wurde der Mensch gleich behandelt wobei Teeyla nur spekulieren konnte was sie da genau gerade taten. Zwei Menschen beugten sich über den verwundeten Frachterpiloten und hantierten während ein Dritter auf seinem Universalwerkzeug eintippte. Währenddessen saß Teeyla etwas weiter hinten und fühlte sich schrecklich nutzlos. Fieberhaft zermarterte sie ihr Hirn auf der Suche nach etwas das sie für den Menschen tun könnte. Seine Hand halten wollte sie nicht weil sie sich zum einen nicht so nahestanden und zum zweiten weil das zu klischeemässig wäre, außerdem würde das seine Überlebenschancen nicht mal ansatzweise erhöhen. Das einzige was ihr also sonst einfiel war beten aber so wirklich angebracht schien es nicht die quarianischen Ahnen oder Keelah darum zu bitten einen Menschen am Leben zu erhalten. Gab es vielleicht eine Art menschliche Ahnen, Vorfahren oder eine Gottheit die man darum bitten konnte und wäre das angemessen, wenn sie als Quarianerin eine solche höhere Macht um Rettung für Jack ersuchte? Ja, es gab welche, wie ihr eben einfiel, aber es waren so viele und nicht alle Menschen glaubten an sie. Warum hatte sie MacArran nicht nach seinem Glauben gefragt? Dann könne sie vielleicht nun…

Sie unterbrach den Gedanken.
Sag mal, hörst du dir eigentlich selbst mal zu, Nora? , schalte sie sich selbst. Du sitzt in einen durch die Citadel rasenden Krankenwagen und grübelst darüber ob der angeschossene Mensch der dir zufällig mal geholfen hat an eine Gottheit glaubt? Bist du eigentlich noch die naive Göre von früher oder was ist los, Mädel? Und seit wann scheren dich irgendwelche höheren Mächte? Das ist doch nur ein Mensch den du kaum kennst!

Sie musste sich wieder zusammenreißen. Aufgepeitscht durch die Anstrengungen und das freigesetzte Adrenalin kamen ihr ungewohnte Gedanken. Es stimmte. Sie kannte Jack nicht lange aber er hatte ihr das Leben gerettet. Er war zwar ein Mensch und ein Säufer noch dazu aber nun schuldete sie ihm etwas. Das konnte sie doch nicht einfach so vergessen, auch wenn sie sich nicht sicher wäre ob sie in seiner Situation auch so gehandelt hätte. Jedoch fiel es ihr im Moment schwer ruhige und sachliche Schlüsse zu fällen.
Sie musste ihre Gedanken wieder ordnen, das ausgestoßene Adrenalin verarbeiten wieder klar denken. Jetzt saß sie schon rum und dachte an fremde Götter. Keelah, wie absurd! Als ob die mir helfen würden. Eigentlich glaubte sie nicht an Gottheiten oder sonst etwas in der Art sondern nur das was sie sehen konnte. Zwar stieß sie in Momenten des Stresses und Anspannung häufig ein Stoßgebet an Keelah aus aber war es eher zur unbewussten Angewohnheit geworden als das sie wirklich glaubte dass es helfen würde. Zwar wollte sie nichts mit ihnen in diesem Sinne gemein haben aber so war sie wie auch ihr Vater und ihre Mutter Realistin.

„Sind sie eine Angehörige?“, riss sie es plötzlich aus ihren Überlegungen. Der Pfleger der eben noch auf seinem Universalgerät tippte, ein langer Mensch mit leicht gebräunter Haut und einem nicht zu übersehenden und ausgewölbten Riechorgan, dass andere Menschen wohl „Hakennase“ spotteten, wandte sich an die händewringende Quarianerin.

War es ein gutes Zeichen das sich der lange Mensch an die Pilgerin wenden konnte? War Jacks Zustand also schon stabil oder vernachlässigte der Bosh’tet den Patienten? Und was war das überhaupt für eine Frage? Wenn sie keine Angehörige wäre, wäre sie doch kaum eingestiegen. Dann hätte sie vielleicht nicht mal den Krankenwagen informiert. Sollte das wieder so ein bescheuerter Witz sein? Falls ja müssten die restlichen Pfleger gleich einen weiteren Menschen verarzten.
„Nein, wissen sie? Ich fahr nur so gerne mit Blaulicht und Sirene.“, erwiderte Teeyla herablassend.
„Äh…das meinen sie jetzt sarkastisch oder?“, fragte der Mensch nun etwas verwirrt.
„Schlauer Mensch! Recht haben sie!“, lobte die Quarianerin als ob sie mit einem kleinen Kind sprach was ihr aber auch so vorkam. Und Typen wie diesen vertraut man Leben an.

05:35 Uhr
Tag 6

-> Die Citadel: Krankenstation (http://www.globalgameport.com/showthread.php?p=669028#post669028)

Daniel Jalowy
14.07.2011, 23:27
Tag 4
Hotel in den Bezirken
07:45

Seit gut 15 Minuten lag Daniel in seinem Bett und starrte die Decke an während er darauf wartete, dass sein Puls wieder runter fuhr. Wieder Alpträume. Wieder Gallente. Wieder die Fragen die unbeantwortet in seinem hohlen Schädel herumschwirrten.
Mit einem Ächtzen warf er die Bettdecke zur Seite und begann seinen Tag Viel zu tun heute...

10:26
Der Söldner stand vor einen Exranetcaffe und rauchte eine Zigarette. Gut eine Stunde hatte er an einem der Terminals Trys Daten über die `Red Wings´ studiert, konnte aber nicht viel mehr herausfinden. Schließlich hatte er den Namen der Söldnergruppe bei einer Suchmaschine eingegeben und war schließlich zu deren offizieller Seite gekommen.
Die Wings waren eine der wenigen `legalen´ Söldnereinheiten im Citadelraum. Überwiegend auf Personen- und Objektschutz spezialisiert, boten sie aber auch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen an. Ansonsten war nicht mehr zu erfahren.
Seinem Instinkt vertrauend hatte er ein Bewerbungsformular der Wings ausgefüllt und abgeschickt. Prompt hatte er eine Antwort erhalten und auch weitere Informationen. Die Wings waren eine Einheit in Bataillonsstärke und waren mit gut hundert Mann derzeit auf der Citadel verteilt. Der Söldner rechnete für seine Operation mit einem Gegner in Zugstärke, allerdings war dies nur eine Vermutung.
`Red Wings´. Die Södnergruppe für die Daniel arbeitete viel zu oft im illegalen Bereich als das sie sich einen offiziellen Namen gönnte, sie hatte schlicht und ergreifend keinen. Sie selbst bezeichneten sich als `Die Einheit´ und waren auch in der `Szene´ darunter bekannt. Innerhalb der Einheit bestand auch kein Bedarf an einem Namen, da jeder hochtrabende Name irgendwie dämlich und kindisch klingen würde und kein Name treffend das ausdrücken würde wofür die Einheit stand.

15:12
Eine weitere Kippe. Ein weiteres mal blauer Dunst der langsam nach oben in die Vergessenheit zog. Old soldiers never die, they just fade away... Daniel schüttelte fast unbewusst den Kopf, er fühlte sich alt
Die letzten 2 Stunden hatte er das Gebäude tagsüber erkundet. Wie jeder x-beliebige Tourist war er auf die Aussichtsplattform unterhalb des Daches gefahren und hatte sich dort umgesehen, danach noch einen Kaffee in einem der Restaurants in den oberen Etagen und schließlich war er noch in die Etage gefahren in der er einzusteigen gedachte. Ein paar Minuten konnte er sich in der kleinen Logistikzentrum umsehen bis er angesprochen wurde. Die Behauptung er wüsste, dass er nicht hierher gehöre sich aber Verlaufen hätte funktionierte und kurz darauf stand er vor dem Gebäude, war in ein Taxi gestiegen und hatte sich zur nächst gelegenen Touristenattraktion bringen lassen, natürlich am Dach des Gebäudes vorbei.

18:30
Der Söldner hatte sich noch eine Mütze voll Schlaf in seinem Hotel gegönnt. Nun aber begann die Vorbereitung.
Wie gewohnt ordnete er seine Ausrüstung auf dem Boden und begann dann systematisch damit das Equipment vorzubereiten.
Mit geübten Blick prüfte er ob alles Vollzählig war, danach setzte er überall frische Energiezellen ein und prüfte ob auch alles Einwandfrei funktionierte. Er entfernte alle Taschen von seiner Rüstung und brachte andere an oder ordnete die Taschen anders an. Die Taschen füllte er mit Munition, Kampfmitteln und sonstigen Kleinigkeiten die man immer brauchen konnte. Er spielte seine eigene taktische Karte der Citadel auf. Frisches Mineralwasser füllte er in die Wasserblase seiner Rüstung . Ein sorgsamer Blick galt seiner Medic-Ausstattung ob etwas abgelaufen oder verdorben war und füllte das ein oder andere auf oder tauschte es.
Das Seil, dass er heute brauchen würde, widmete er besondere Aufmerksamkeit. Er führte das Seil zwischen Daumen und Zeigefinger durch um sicher zu stellen, dass die Seilseele noch in Ordnung war, er legte das Seil sauber zusammen, damit es sich nicht später verheddern würde und packte es in einen speziellen Sack. Genau wie das Seil so prüfte er auch die Seilbremse, Seilklemme und die Karabiner sorgsam auf ihre Funktion.
Schließlich nahm er sich seine beiden Waffen vor, die Pistole und das Sturmgewehr. Er entschied sich für das schwere Sturmgewehr, da ihm der Granatwerfer des leichteren Gewehrs im im Gebäude nichts bringen würde und er die weit aus höhere Wucht des schweren Gewehrs brauchen würde.
Beide Waffen bereitete er sorgsam vor als ob er es zum ersten mal machen würde. Wer in der Vorbereitung schluderte würde irgendwann mal sein böses erwachen erleben.

Nachdem er mit diesem Teil fertig war widmete er sich seinem Körper. Er zog sich komplett aus und ging ins Badezimmer und sah sich seinen Körper genau an. Augen, Farbe des Nagelbettes, auffällige Hautmerkmale, Zahnfleisch und Mundraum usw. Die Prozedur würde er nach der Operation wiederholen um Infektionen oder Vergiftungen frühzeitig erkennen zu können. Auf der Citadel war dieser Part zwar nicht so wichtig aber wenn man auf irgendwelchen Dschungelwelten operierte musste man auf so etwas achten.
Anschließend nahm er noch zwei Medikamente, eines würde ihn für gut 48 Stunden wach halten, das andere würde seine Verdauung für ebenfalls gut 24 Stunden lahm legen. Beide Pillen waren ohne Nebenwirkungen, sehr gut verträglich, auf ihn persönlich abgestimmt und machten nicht abhängig der modernen Medezin sei Dank.
Man konnte sagen was man will aber jeder Mensch zeigte selbst bei nur einer Nacht ohne Schlaf erste Anzeichen für Konzentrationsdefizite. Nachts war der Mensch auf Schlaf gepolt und dieser tief verwurzelter Instinkt dürfe man nicht unterschätzen. Auch die Sache mit der Verdauung sollte man nicht unterschätzen, denn nichts war störender als wenn man mitten in einer Operation dringend kacken muss.

Am Ende zog er seine Rüstung an, packte Waffen, Seil und Helm in eine Tasche, warf sich einen Poncho über um nicht sofort als Söldner erkannt zu werden und machte sich auf den Weg.

--------> Bezirke – Kleines Hinterzimmer

21:13

Jen Becker
18.07.2011, 22:37
"Sie brechen ab, sie haben dein Skycar verwanzt."

"Was?!"
Das wurde ja immer besser. Jen hatte nicht wirklich gemerkt, dass die Skycars der Citadel-Sicherheit abgedreht hatten. Aber wie hatten sie es geschafft ihr Skycar zu verwanzen?
Im Moment egal, sie mussten diese Wanze loswerden, und das sofort.
"Toran, schau nach, ob du dieses Drecksding hier vorne findest. Ich versuche etwas."
Mit diesen Worten raste sie auf einen Gang zu, der von den Bezirken wegführte. Hoffentlich ging ihr Plan auf, den sonst wären sie mehr als nur in der Klemme.

Toran Bak'olo
20.07.2011, 22:17
Tag 4
Uhrzeit: 14:18
Citadel: Bezirke
Unterer Bereich, verfallenes Lagerhaus (Ruine), Jens Skycar

"Toran, schau nach, ob du dieses Drecksding hier vorne findest. Ich versuche etwas."

Toran wusste genau das er nichts dergleichen hier im Cockpit finden würde.
"Hier drinnen werden wir nichts finden. Die Wanze ist an der Außenwand deines Skycars."
Dieser Tatsache war er sich sicher. Er selbst hatte schließlich lange genug bei C-Sicherheit gearbeitet und kannte ihre Methoden. Bis zu einem gewissen Grad zumindest.
"Die Wanze wurde aus einem ihrer Skycars auf uns abgefeuert. Sie ist so konstruiert das sie sich ohne Mühe sofort an der Hülle des Skycars festsetzt."
Somit blieb ihnen wohl keine andere Wahl als das Skycar irgendwo abzustellen und die letzten Meter zu Fuß zurückzulegen. Irgendwie würden sie das auch noch fertig bringen. Vielleicht brachten sie den bisher verkorksten Tag noch zu einem guten Ende.
"Ich habe meinen Unterschlupf in den Oberen Bezirken. Such dir dort einen guten Platz und dann müssen wir schnellstmöglich weg."
Die Oberen Bezirke waren ein guter Ort für ein Versteck. Da diese um einiges schöner als die Unteren Bezirke waren und die Leute dort auch wohlhabender. C-Sicherheit würde dort nicht so eine Großaktion wie vorhin riskieren, das würde zuviel Aufregung geben. Viel eher würden sie ihnen verdeckte Agenten auf den Hals hetzen, die sich ohne aufzufallen durch die Straßen bewegten. Um ganz sicher zu gehen suchte Toran noch das Cockpit mit sämtlichen Knöpfen und kleinen Verstecken nach einer Wanze ab, doch blieb er wie er es erwartete hatte erfolglos.
"Hier drin ist nichts. Das dürfte meine Vermutung bestätigen."
Langsam aber sicher bekam der Turianer zusätzlich zu den anderen Beschwerden auch noch Kopfschmerzen. Er war zwar ein zäher Broken, aber alles hielt er dann auch nicht aus. Und diesen Tag hatte er schon einiges abbekommen. Der Attentäter zog sein kleines Datenpad heraus. Die Systemuhr zeigte mittlerweile 14:18 Uhr an. Auf der Suche nach weiteren Informationen über ihr Ziel, die er vielleicht übersehen haben könnte, blätterte er sich aufmerksam durch die Daten die er bis jetzt erbeutet hatte.

Jen Becker
20.07.2011, 22:44
"Ich habe meinen Unterschlupf in den Oberen Bezirken. Such dir dort einen guten Platz und dann müssen wir schnellstmöglich weg."

Sie nickte nur.
"Alles klar."
Wieder legte sie eine Wende hin, diesmal nur nicht so halsbrecherisch wie zuvor. Sie wurden nicht mehr verfolgt, aber trotzdem spürte Jen noch immer das Adrenalin in ihren Adern. Sie steuert ihr Skycar in einem schnellen Tempo durch die Gasse und bemerkte nur am Rand, dass Toran ein Datenpad durchblätterte.
"Was interessantes?", fragte sie.
Sie bog scharf nach rechts ab und ließ die unteren Bezirke hinter sich. Sie näherten sich, über einen kleinen Umweg, den oberen Bezirken. Sie flog zwischen ein paar Häusern entlang und fand schließlich eine Stelle, wo schon mehrer Leute ihre Skycars geparkt hatten. In dem Getümmel wären sie schwerer zu finden und zu lokalisieren. Außerdem gab es hier viele Abzweigungen, die sie nehmen konnten, um ihr Ziel zu erreichen. Vorsichtig ließ sie ihr Skycar nach unten gleiten und parkte es zwischen zwei anderen.
"So, dass hätten wir."
Erleichtert holte sie Luft.

Toran Bak'olo
21.07.2011, 20:29
Tag 4
Uhrzeit: 14:30
Citadel: Bezirke
Obere Bezirke

Der Weg in die Oberen Bezirke dauerte etwas länger als gedacht, da sie einen kleinen Umweg zur Sicherheit flogen. Jen hatte schnell einen passenden Platz zwischen vielen bereits parkenden Skycars gefunden. Außerdem tumelten sich an diesem Platz auch jede Menge Leute. Das war auf der einen Seite gut, weil C-Sicherheit sie nicht so leicht lokalisieren konnte, auf der anderen Seite aber auch schlecht, denn ihre Gruppe würde hier mehr als nur auffallend wirken. Zwei Menschenfrauen in Begleitung eines verletzten Turianers und eines Batarianers als Geisel. So würde das nicht klappen. Die Leute würden sich wundern und fragen stellen und C-Sicherheit Auskunft geben wenn sie gefragt wurden. Nein, Toran musste sich etwas einfallen lassen, aber eine Idee war ihm da auch schon in den Sinn gekommen. Kein perfekter Plan, aber die bestmögliche Schadensbegrenzung aus seiner Sicht. Als das Skycar zum stehen gekommen war, spürte er Jens Erleichterung förmlich.
"Freu dich nicht zu früh, wir haben es noch nicht geschafft."
Dann erzählte er ihr auch gleich wie er vorgehen wollte.
"Also meiner Meinung sollten wir wie folgt vorgehen:
Ich etwas stärker verletzter Turianer und der Gefangene Batarianer da hinten..." er deutete mit seinen Finger hinter sich. "...sind nicht gerade unauffällig. Wir müssen den Batarianer frei marschieren lassen, allerdings wird sich jemand in seinem Rücken halten und ihm eine kleine, unscheinbare Pistole gegen diesen drücken damit er nicht auf die Idee kommt zu fliehen oder zu schreien. Natürlich muss derjenige auch aufpassen das die Waffe von keinem gesehen wird. Hauptsächlich werden wir durch enge und versteckte Gassen gehen, in denen sich so gut wie nie viele Leute aufhalten. Das kostet zwar noch mehr Zeit, aber die müssen wir uns nehmen. Es darf uns jetzt kein Fehler mehr passieren.", in seiner Stimme schwangen von Zeit zu Zeit die Schmerzen mit, die er hatte.
"Am Besten wäre es wenn du den Part mit dem Batarianer übernimmt, da ich nicht richtig laufen kann.", schlug er dann vor.
Toran sah durch die Scheiben des Skycars nach draussen. Es wimmelte gerade so von Wesen unterschiedlichster Arten. In den Oberen Bezirken war zu dieser Zeit immer viel los. Den Unterschlupf hierher zu legen resultiere daraus. Einen Attentäter würden sie hier wo C-Sec so präsent war nicht unbedingt mitten unter ihnen erwarten. Aber das war jetzt egal, lange würde er nach den heutigen Ereignissen nicht mehr auf der Citadel bleiben können. Gespannt wartete er also auf Jens Antwort.

Jen Becker
24.07.2011, 18:11
Gespannt hörte Jen Toran zu. Hin und wieder nickte sie. Sein Plan war einleuchtend und klar zu verstehen.
"Ok, kein Problem."
Sie griff an ihren Gürtel und zog vorsichtig ihre Pistole heraus. In ihrer Rüstung würde sie auffallen und sie hatte keine Platz, um ihre Waffe zu verstecken. Doch für solche Fälle hatte sie stets unter ihrem Sitz eine lange Jacke verborgen, die sie sich überwarf. Sie schob die Pistole in den Ärmel und nahm sie so in die Hand, dass sie auf den ersten Blick nicht zu erkennen war. Sie nickte Toran zu und wandte sich dann an den Batarianer.
"Du hast ihn gehört. Raus mit dir und keine Faxen."
Kurz warf sie einen Blick nach draußen, dann öffnete sie die Türen. Bevor sie ausstieg wandte sie sich an Toran.
"Geh du vor raus, ich folge dir mit den beiden."
Damit stieg sie aus, der Batarianer folgte. Sie stellte sich schräg hinter ihn und brachte den Arm in eine unscheinbare Pose, sodass niemand vermutete, dass sie ihn gerade mit einer Waffe bedrohte.

Toran Bak'olo
26.07.2011, 17:58
Tag 4
Uhrzeit: 14:32
Citadel: Bezirke
Obere Bezirke

Die Türen des Skycars öffneten sich langsam.

"Geh du vor raus, ich folge dir mit den beiden."

Toran nickte ihr bestätigend zu, erhob sich mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht und am Skycar festhaltend. Als er ausgestiegen war, reihte sich hinter ihm Batarianer mit Jen ein, Tifana bildete das Schlusslicht. Die Türen des Skycars schlossen sich wieder, während Toran sich in Bewegung setzte. Ihr Vorteil war, dass er sich hier auskannte und somit genau wusste, wohin sie mussten. Der erste Teil ihres Weges führte sie noch durch dicht bevölkerte Straßen, womit es auch an neugierigen Blicken auf die Gruppen nicht mangelte. Es machte jedoch niemand den Eindruck als ob er sie entlarvt hätte oder jemanden darauf aufmerksam machen wollte. Bis dahin lief es gut. Sie konnten zufrieden sein und von Glück reden. Dennoch hatten sie noch einen weiten Marsch vor sich, ihr Parkplatz war etwas weiter von seinem Unterschlupf weg, als er es vermutet hatte. Nach einiger Zeit bogen sie in eine kleine, enge Gasse ein. Hier drückten von den Seiten zwar die Gebäude, aber wenigstens nicht mehr die Bevölkerungsmassen.
"Soweit so gut.", bemerkte "Butch" nebenbei, da hier niemand ausser ihnen in der Gasse war.
"Es ist zwar noch ein Stück, von nun an sollte es aber leichter werden."
Durch die engen Gassen ging es nun besser vorwärts, was vorallem daran lag das sich hier kaum jemand aufhielt. Toran war mittlerweile schon heilfroh wenn sie in seinem Unterschlupf waren und er sich vernünftig verarzten konnte. Sein Schmerzen wuchsen fast bei jedem Schritt den er machte. Innerlich verfluchte er diesen Tag schon. Wenn sie jetzt noch die Informationen über ihr Ziel bekamen, würden sie noch heute Nacht zuschlagen und das würde für ihn ein ziemliches Handicap bedeuten. Aber darauf musste er sich einstellen. Länger als einen Tag würde er nach der Aktion in den Unteren Bezirken sowieso nicht mehr hier bleiben können. Bei seinen Gedanken an Omega, welches sein nächstes Ortsziel sein würde, fielen ihm nur die Worte "Home, Sweet Home" mit einem bitteren Beigeschmack ein, welche er auch leise vor sich hinmurmelte. Die Worte und deren Bedeutung brachte ihm vor vielen Jahren ein Mensch in einer Bar bei. Zu dem bitteren Beigeschmack mischte sich natürlich auch noch jede Menge Ironie mit ein. Omega war ein verdammt hartes Pflaster und er hatte nicht gerade seine beste Zeit dort. Trotzdem, nach der Citadel war dies seine einzige Anlaufstelle. Nur dort verfügte er über alte Kontakte die er wieder aktivieren konnte, so hoffte "Butch" zumindest.
Alles Zukunftsmusik.
Er musste sich auf das hier und jetzt konzentrieren. Vor Omega lag noch eine weitere, mehr als schwierige Aufgabe vor ihm, die seine volle Konzentration erforderte. Ein Fehler, und er würde Omega wohl nie mehr erreichen oder wenn, in einem Leichensack. Sein Gegner war gefährlich, soviel war klar.
Das letzte Wegstück führte sie weiterhin durch kleine, unscheinbare Gassen, sofern man überhaupt davon sprechen konnte. Irgendwann öffnete Toran plötzliche eine Tür in einer seitlichen Hauswand und trat ein.

---> 14:48 Uhr Toran's Unterschlupf

Tryss'Beeld
26.07.2011, 19:01
Tag 4
Citadel Bezirke - Hotelzimmer
7:50

Tryss hatte sich für die Nacht in ein kleines Hotel in den Bezirken der Citadel zurückgezogen wo Quarianer wie er nicht mit krummen Augen angeguckt wurden. Er wollte nicht auffallen.
Der Tag versprach spannend zu werden. In erster Linie musste er noch einen Van für den menschlichen Söldner beschaffen. Außerdem wollte er den Rat von dem Menschen berücksichtigen und sich das Gebäude noch einmal, zusammen mit dem Turianer, genauer angucken.
Zusammen mit ihm wollte er versuchen den besten Ort zum eindringen in das Gebäude zu lokalisieren. Dabei überließ er lieber dem Sprengstoffexperten die Entscheidung.

Der Quarianer kontaktierte, über einen anonymen Weg, einen Händler der, laut eigener Aussage, alles beschaffen konnte. Bisher hatte er noch keinen Kontakt mit ihm gehabt, allerdings kannte er dessen Kontaktdaten durch seine umfassenden Verbindungen auf Omega.
Er formulierte seine Nachricht möglichst knapp, neben dem üblichen Höflichkeiten. Er benötige einen leistungsstarken Van mit seitlichen Schiebetüren, am besten zur Miete, es würde nur einen Tag dauern, außerdem wolle er möglichst anonym bleiben. Tryss erhielt prompt eine positiv ausfallende Antwort und vereinbarte mit dem Händler einen Termin um 20 Uhr für die Übergabe des Fahrzeugs, die Miete war saftig, aber schließlich würde der Dieb die gesamten Kosten sowieso seinem Auftraggeber in Rechnung stellen. Inklusive einer dicken Gefahrenzulage...
Dann schickte er dem Turianer eine Nachricht, in der er nachfragte ob sein Streifzug an dem Objekt erfolgreich war oder ob sie noch einmal das Gebäude unter Augenschein nehmen sollten, woraufhin der Turianer antwortete, dass er bereits eine passende Stelle gefunden hatte.
Nichts desto trotz beschloss der Quarianer sich das Gebäude noch ein weiteres Mal genauer anzusehen.



Citadel Bezirke – Kleines Hinterzimmer
21:20

Tryss hatte den Tag damit verbracht das Gebäude noch einmal in Augenschein zu nehmen. Außerdem hatte er einen Weg gefunden wie er das Überwachungssystem für kurze Zeit außer Gefecht setzen konnte, über einen kleinen Terminal an der Außenwand des Gebäudes, der völlig unbewacht war und eigentlich nur Informationszwecken diente, konnte er mit seinem Omnitool zumindest genug Chaos stiften um zu verhindern, dass Castle zu früh entdeckt würde. Für die Geschütze und Sicherheits-Mecs würde er im Innern noch einmal nach einem passenden AccessPoint Ausschau halten müssen.
Daraufhin suchte er seine Ausrüstung zusammen und überprüfte sie auf Funktionstüchtigkeit. Um 20 Uhr traf er sich dann mit den Händler, nahm das Fahrzeug in Augenschein und beschloss, dass es für ihre Zwecke geeignet sei. Er bezahlte den geforderten Betrag und machte sich schließlich auf den Weg zu der endgültigen Befehlsausgabe.

Als er um 20 nach 9 an dem Hinterzimmer eintraf war er überrascht bereits den Menschen anzutreffen.
„Oh, hallo Castle, ich hatte eigentlich damit gerechnet der erste zu sein. Im übrigen habe ich Ihnen ihr Gefährt beschafft, einen kräftigen Van mit seitlichen Schiebetüren, ich zeige ihnen nachher wo es steht.“, waren die einzigen Worte die er an den Menschen richtete.
Der Turianer erschien etwa 10 Minuten später. Die meiste Zeit hatten sich der Mensch und der Quarianer an geschwiegen, was Tryss scheinbar mehr zu schaffen gemacht hatte als dem Menschen. Griz wirkte beinahe gut gelaunt als er das Zimmer betrat. „Na dann sind wir ja alle versammelt!“, sagte er, als er den Menschen und den Quarianer erblickte.
Gut, dann konnte es also losgehen. Der Dieb erhob sich und erklärte noch einmal in knappen Worten wie die Fakten aussahen, wiederholte seine Kenntnisse über die Verteidigung des Gebäudes, die Grundzüge der Mission und welche Aufgaben ihnen zufielen. Castle als Ablenkungsmanöver, Griz als Sprengstoffexperte und Tryss als IT-Experte. Als neue Information fügte er hinzu, dass es ihm möglich sein würde das Überwachungssystem des Gebäudes, zumindest für eine kurze Zeit, ausreichend außer Gefecht zu setzen, so dass Castle sich unerkannt annähern konnte.
Dann überließ er den anderen das Wort.

Jen Becker
29.07.2011, 22:04
Mit mehr Wucht als nötig stieß Jen den Batarianer nach vorne. Sie folgte Toran wie ein Schatten, bemerkte aber, dass der Turianer eindeutig starker Schmerzen hat.
Zuerst müssen wir uns um ihn kümmern, sonst kippt er noch um.
Sie zuckte nur kurz mit den Augenbrauen, als Toran die Tür, die da ist, wo vorher keine war, aufstieß. So etwas kannte sie, sie hat solche Geheimverstecke auch schon öfter benutzt. Sie steiß den Batarianer hinein und wandte sich, kaum dass sie und Tifana drin sind, an Toran.
"Wohin mit dem Kerl?"
Erst jetzt ließ sie ihre Pistole erscheinen und deutete auf den Batarianer.

Daniel Jalowy
31.07.2011, 21:02
Citadel Bezirke – Kleines Hinterzimmer

Geduldig hörte der Söldner den Ausführungen des Quarianers zu während er sich Notizen machte
...Einbruchstelle Hauptkräfte.....Scheinangriff....Ausschaltung Überwachungssystem...
Schließlich beendete Try sein `Befehl´ und wartete darauf, dass die anderen das Wort ergriffen.
„Da wären tatsächlich noch ein paar Fragen! Was ist mit zivilen Mitarbeitern die noch im Gebäude sind, entbehrlich? Was für Sammelpunkte gibt es? Wenn wir aufgeklärt werden bevor einer von uns im Gebäude sind, Abbruch oder ziehen wir`s durch? Meldepunkte/ -zeiten? Frequenzen und Ausweichfrequenzen? Kennwörter für Frequenzwechsel, Operationsabbruch, erfolgreiche Extraktion? Erkennungszeichen? Legen wir Zwischenziele fest?
Darüber hinaus habe ich noch etwas recherchiert was die `Red Wings´ angeht. Auf der Citadel ist die Gruppe ca in Kompaniestärke verteilt. Meine Vermutung ist, das wir im Gebäude mit Feind in Zugstärke rechnen müssen mit unbekannter Ausrüstung und Gliederung. Ein weiterer Punkt ist, dass es in der Etage in die ich eindringen werde ein Serverknoten ist.“ Er vergrößerte die angesprochene Etage im Hologramm und hob den angesprochenen Punkt farblich hervor. Möglicherweise bekomme ich von dort aus Zugang zum internen Netzwerk des Gebäudes. Mit einer drahtlos Verbindung wäre es ihnen dann möglich das interne Sicherheitssystem zu manipulieren, es wäre mir sehr daran gelegen, dass auch alle Video und Scanprotokolle des Sicherheitssystem gelöscht werden.“

21:41

Tryss'Beeld
02.08.2011, 15:18
Citadel Bezirke – Kleines Hinterzimmer
Tag 4
21:41

Nachdem Tryss seine Ausführungen abgeschlossen hatte, hatte der menschliche Söldner noch einige Fragen über die der Quarianer nur teilweise nachgedacht hatte. Insbesondere die Frage der zivilen Opfer machte ihm zu schaffen denn eigentlich wollte er verhindern, dass für seinen Raub Zivilisten zu Schaden kommen würden. Allerdings der Vorschlag des Menschen den Serverknoten zu ihrem Vorteil zu nutzen war sehr interessant.
„Wenn ich ehrlich bin möchte ich möglichst verhindern, dass es zivile Opfer gibt. Mir ist klar, dass sich solche Dinge nicht immer zu 100% verhindern lassen, doch wenn es Ihnen möglich sein sollte Castle, dann hoffe ich, dass sie die Zahl möglichst überschaubar halten können.“ Der Quarianer dachte kurz nach.
„Für den Fall, dass wir aufgeklärt werden möchte ich das Ihrem Urteil überlasssen, Castle. Sie sind in solchen Operationen deutlich erfahrener als ich und wenn sie es für zu gefährlich halten die Sache durchzuziehen dann vertraue ich Ihrem Urteil.“, wieder eine kurze Pause.
„Griz und ich werden Ihnen zu verschiedenen Gelegenheiten eine kurze Nachricht zukommen lassen. Wenn wir das Gebäude infiltriert haben. Wenn wir den Tresor erreicht haben. Wenn wir den Tresor geknackt haben. Zu jedem dieser Zwischenstationen werde ich Ihnen entsprechend eine 1, eine 2, oder eine knappe 3 zukommen lassen. Für den Fall, dass wir aufgehalten werden und uns gezwungen sehen die Mission abzubrechen, das gleiche gilt für sie, Castle, lautet das Kennwort 'Freier Fall' und sollten wir Erfolg haben 'Federleicht'.“, danach schlug Tryss noch einige Frequenzen, Ausweichfrequenzen und als Kennwort für den Frequenzwechsel 'Höhenflug' vor.

„Nun zu dem Serverknoten. Wenn es Ihnen möglich ist, Castle, dann wäre der Zugriff auf die Server sicher uns allen von Nutzen. Von daher würde ich sagen, dass sie in erster Linie versuchen sollten dort einzudringen. Mit etwas Glück kann ich so sogar die Verteidigungs-Mechs umprogrammieren. Was Sammelpunkte angeht möchte ich mich eher auf Ihre Erfahrung verlassen.“, sagte Tryss, während er seinen Blick erst auf Castle und dann auf Griz richtete.

Toran Bak'olo
03.08.2011, 16:54
Tag 4
Uhrzeit: 14:48
Citadel: Bezirke
Obere Bezirke

Als sie in den Unterschlupf eintraten, würden sich Jens Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnen müssen. Es gab hier keine Fenster und außerdem waren es nur zwei Räume. Das einzige Licht, welches es hier gab, kam von Lichtröhren, die alles in ein tiefes Dunkelblau tauchten. Sobald sie aber sehen konnte, würde sie eine Art kleine Küche in einem Eck stehen sehen, dazu einen Tisch mit vier Stühlen in der Mitte des großen Raumes. An der Wand hing noch ein Scharfschützengewehr, Torans zweite Waffe neben dem Sturmgewehr, welches er heute ja dabei hatte. Neben der Küche und dem Holztisch gab es noch ein doch sehr bequem aussehendes Bett, welches genug Platz für Toran bot. Zu guter Letzt gab es noch eine schwarze Couch in der gegenüberliegenden Ecke der Küche, ein kleines Nachrichtenterminal, damit "Butch" immer über das aktuelle Geschehen informiert war und ansonsten nur noch eine Tür in einen anderen Raum, welche sich nur anhand eines Gesichtscans öffnen ließ. Vereinzelt standen auch noch einige Lampen herum, zum Beispiel auf dem Tisch.

"Wohin mit dem Kerl?", wollte Jen wissen.

Toran ging zu der Tür, die in den anderen Raum führte. Ein grüner Lichtstrahl fuhr über sein Gesicht und die Tür schob sich zur Seite auf. Dahinter verbarg sich nur ein einzelner Stuhl in einem Zimmer, das gerade genug Platz für sie alle bieten würde. An dem Stuhl waren starke Riemen und Gurte befestigt. Der Attentäter deutete auf die Sitzgelegenheit.
"Darauf mit ihm und mach ihn gut fest."
Er drehte sich um und ging zu der kleinen Küche.
"Ich verarzte während dessen meine Wunden.", damit öffnete er ein kleines Schränkchen und nahm einiges an Medigel samt Verbandszeug heraus.
Der Turianer ging zur Couch, zog seine Kampfpanzerung aus und legte sein Sturmgewehr ab. Dann machte er sich sofort daran die größten Wunden zu verbinden, nachdem er sie mit Medigel behandelt hatte. Toran hoffte inständig das die Schmerzen bald nachließen. Er würde bei dem Angriff fit sein müssen. Doch zuerst mussten sie etwas aus dem Batarianer herausbekommen. Als er fertig war ließ er sich langsam auf die Couch sinken und rieb sich mit der Hand leicht seufzend die Augen.
"Sag mir Bescheid wenn du fertig bist, dann schließe ich die Tür und dann sollten wir uns beraten.", rief er Jen durch den Raum zu.
Sein Blick ging zu dem Präzisionsgewehr an der Wand und er fragte sich, ob er es heute brauchen würde.

Daniel Jalowy
15.08.2011, 21:26
Daniel hörte dem Quarianer zu und nickte schließlich "Das wäre dann also geklärt" und nachdem er dem Turianer einen vielsagenden Blick zugeworfen hatte ließ er sich von Try den Van zeigen.
Kurz sprachen sie noch die letzten Eckdaten wie Zeiten und Orte ab bevor Try den Söldner allein ließ der sein Geraffel in den Van warf und dann einstieg.
Er brauchte nicht lang um die Flugroute einzugeben und verschob sich dann selbst in den Transportraum wo er sich hinsetzte und genüsslich eine Zigarette rauchte während er darauf wartete, dass er loslegen konnte Bin mal gespannt was das wird!....

Jen Becker
17.08.2011, 21:25
Jens Augen hatten sich überraschend schnell an die Dunkelheit gewöhnt. Trotzdem blinzelte sie noch etwas mehr als sonst. Kurz ließ sie die Umgebung des spatanisch eingerichteten Raumes auf sich wirken, dann wandte Toran das Wort an sie und zeigte ihr den Raum mit dem einen Stuhl darin. Sie nickte nur.
"Alles klar."
Weiterhin mit der Pistole auf seine Rücken zielend führte sie den Batarianer in den Raum und stieß ihn, dort angekommen, auf den Stuhl.
"Ich steck jetzt meine Waffe weg. Wenn du es wagst mich anzugreifen schlag ich dir genau zwischen deine vier Augen."
Sie wartete nicht auf den Antwort, sondern steckte ihre Pistole wieder ein und machte sich daran den Batarianer mithilfe der Gurte und Riemen an dem Stuhl fest. Er wehrte sich zwar, aber sie blitzte ihn kurz mit zusammengekniffenen Augen an und er gab sich geschlagen. Ein letzter Griff, dann saßen die Fessel und Jen erhob sich.
"So, dass hält. Keine Faxen, klar."
Sie wandte den Batarianer den Rücken zu und betrat wieder den Raum, in welchem sich die anderen noch befanden. Die Tür schloss sich hinter ihr. Sie ging zu Toran, der auf der Couch saß und legte die Arme auf die Lehne.
"Der Typ ist versorgt. Was nun?"

Toran Bak'olo
19.08.2011, 23:39
Tag 4
Uhrzeit: 14:55
Citadel: Bezirke
Obere Bezirke

Während sie den Batarianer festgemacht hatte, hatte er sich seine Panzerung wieder angelegt. Turianer liefen selten ohne Kampfpanzerung herum, zumindest taten sie das nicht gern.

"Der Typ ist versorgt. Was nun?", berichtete Jen.

Toran dreht den Kopf zu ihr und sah sie einen Moment stillschweigend an, ehe er ein größeres Kampfmesser zückte.
"Jetzt hoffen wir für ihn das er kooperativ ist. Ansonsten könnte das Ganze hier hässlich werden.", der Turianer zwinkerte Jen zu.
Natürlich würde er den Gefangenen nicht mit dem Messer bearbeiten, es sollte nur zur Abschreckung dienen. Toran war keiner von diesen ganz skrupellosen Killern, die vor keinen Methoden zurückscheuten. Er sagte die Worte nur weil er nicht wusste ob der Batarianer etwas durch die verschlossene Tür hören konnte und sollte er etwas gehört haben, würde er jetzt wohl schon leichte Schweißausbrüche in der kleinen Kammer bekommen. Es war alles nur Taktik, ein Spiel. Er legte das Messer wieder auf die Couch ab.
"Schon einmal jemanden verhört ??", wollte er wissen.
"Eigentlich ist es ganz einfach. Lass ihn nie daran zweifeln das du das was du sagst auch ernst meinst. Schüchtere ihn ein, lass ihn am Besten gar nicht erst zu Wort kommen, es sei denn er will dir sagen was du wissen willst. Mach ihn verbal mit deiner Stimme und deinen Aussagen schon so fertig wie es geht, dann kriegst du den Rest mit so wenig Gewalt wie möglich aus ihm heraus."
"Butch" zuckte mit den Schultern.
"Zumindest habe ich mir diese Methode angeeignet. Sicherlich gibt es noch viele, sehr viele, andere Möglichkeiten."
Damit stand er auf und ging in Richtung Scanner der Tür.
"Nehmen wir ihn uns mal vor."

Jen Becker
19.08.2011, 23:53
Jen hörte Toran aufmerksam auf. Auf seine Frage zuckte sie nur leicht zusammen.
"Ja", gab sie zu.
"Ein paar Mal. Aber wir haben eher die Strategie 'Guter Bulle'-'Böser Bulle' benutzt. Und ich war der gute Bulle", fügte sie leise an.
Trotzdem wollte sie dem Turianer bei seinen Plänen nicht in die Quere kommen und entschloss sich es nach seiner Methode zu machen. Schnell legte sie sich ein paar Sätze zurecht und griff kurz nach ihrer Pistole, ohne sie aber zu ziehen, ehe sie hinter Toran trat, als dieser auf den Scanner zuging.
"Gut, ich bin dabei."
Ein diebisches Grinsen stahl sich auf ihre Lippen.

Tryss'Beeld
22.08.2011, 22:47
Citadel Bezirke
Tag 4
22:00

Nachdem die letzten Details zwischen Griz, Castle und Tryss geklärt waren machten sich der Turianer und er auf den Weg zu dem Zielgebäude. Als die beiden ungleichen Partner ihr Ziel erreicht hatten schauten sie sich erst einmal in aller Ruhe um. Castle würde abwarten bis Tryss ihm das Signal für den Beginn zukommen lassen würde. Nachdem Griz und er sich versichert hatten, dass sie unbeobachtet waren näherten sie sich der Konsole die der Dieb verwenden wollte um Zugriff auf das Sicherheitssystem des Gebäudes zu erlangen.
Während sich Tryss mit seinem Omnitool zu schaffen machte, behielt der Turianer die Umgebung im Auge. Es dauerte einige Minuten bis er sich über einige Lücken im Informationssystem des Terminals beschränkten Zugriff auf das System erlangt hatte und wenige Augenblicke bis er einige Tools, die er, unter anderem, extra für diesen Anlass geschrieben hatte, auf den Server hochgeladen hatte. Es sollte nicht lange dauern bis die Administratoren sich mit einem Totalausfall der Überwachungssysteme herumschlagen dürften der von einem "harmlosen Softwarefehler" ausgelöst wurde.
Als Tryss sich sicher war, dass die Überwachung, zumindest für den Augenblick, ausgeschaltet war kontaktierte er Castle.
"Es geht los, sie sollten sich beeilen, ich denke nicht, dass die Systeme ewig ausgeschaltet sein werden.", dann machte er sich, zusammen mit Griz, auf den Weg zu der Stelle wo in den Komplex eindringen wollten und wartete ab.

Toran Bak'olo
25.08.2011, 18:12
Tag 4
Uhrzeit: 15:00
Citadel: Bezirke
Obere Bezirke

Bevor er den Scanner aktivierte, drehte er sich noch einmal zu Jen.
"Es gibt keine Garantie das meine Methode bei diesem Typen zieht. Zur Not können wir immer noch umsteigen und du kannst ja trotzdem nebenbei ein bisschen die Gute spielen."
Der Attentäter grinste sie an und ließ dann sein Gesicht scannen. Die Tür öffnete sich wieder und gab den Blick auf den Gefangenen frei. In dem kleinen Raum war es genau so dunkel wie überall hier. Dies hatte auch wieder einen Vorteil:
Der Verhörte konnte die Gesichtszüge seiner Peiniger nur schwer erkennen und nachvollziehen, somit konnte er nicht erahnen ob diese es ernst oder nicht meinten. Der Batarianer starrte in Torans Richtung und sah ihn abwertend an. Der Turianer ging in den kleinen Raum hinein und begann sofort zu reden.
"Ich will wissen wo sich dein Boss, Auftraggeber oder was auch immer aufhält. Du weißt schon, der Typ, der die Lagerhalle in die Luft fliegen lassen hat und der die ganzen Waffen und was weiß ich noch schmuggelt. Der, der euer kleines Netz koordiniert und für alles verantwortlich ist."
Der Batarianer machte natürlich wie erwartet keine Anstalten etwas zu sagen. Toran zuckte mit den Schultern.
"ich sollte vielleicht erwähnen das dieser Bastard mich beinahe umgebracht hätte mit dieser verdammten Explosion. Du kannst dir sicher vorstellen das ich aufgrund dieses Umstandes nicht sehr gut gelaunt bin. Sag mir, was ich wissen will und ich lasse dich frei sobald ich deinen Boss umgelegt habe. Sagst du nichts, wirst du hier eines sehr grausamen Todes sterben, das versichere ich dir.", die Stimme des Turianers war tief und hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen. Nach wie vor kam keine Reaktion des Gefangenen, der lächelte vielmehr höhnisch. Kurz darauf hatte "Butch" das Messer in der Hand.
"Du hast recht, ich sollte dir erst einmal mein Werkzeug vorstellen. Weißt du was das ist und was ich damit machen kann ?? Ja ?! Ich werde dir mit diesem Messer hier jeden Finger einzeln, langsam und nacheinander abschneiden wenn es sein muss. Dann werde ich ein wenig deine Augen bearbeiten und zum Schluss lasse ich dich hier zurück und dann kannst du, seelenruhig wie du ja anscheinend bist, hier verbluten."
Nach wie vor reagierte der Batarianer auf gar nichts. Toran drehte sich zu Jen und setzte ein gespieltes, bösartiges Grinsen auf.
"Er glaubt mir nicht."
Im nächsten Moment steckte das Messer im Oberschenkel des Opfers, welches laut aufschrie und dabei nur das Wort "Arschloch!" rief.
"Weißt du, wir haben Medigel...wir können dir also wieder auf die Sprünge helfen, dich wieder verletzen, dir wieder helfen, und so weiter. Mal sehen wie lange du das durchhalten kannst."

Jen Becker
30.08.2011, 16:51
Jen hat sich die ganze Zeit taktische zurückgehalten. Schon beim Betreten des Raumes hat sie eine Ecke aufgesucht und sich dort mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt, einen Fuß abgestüzt. Sie war sich nicht ganz sicher, ob der Batarianer ihre Anwesenheit überhaupt bemerkt hat.

"Weißt du, wir haben Medigel...wir können dir also wieder auf die Sprünge helfen, dich wieder verletzen, dir wieder helfen, und so weiter. Mal sehen wie lange du das durchhalten kannst."

Vorsichtig löst sie sich von der Wand und tritt seitlich an den Batarianer heran. Sie stellte sich genau neben ihn, schaute Toran nur flüchtig an und wandte sich dann an den auf dem Stuhl gefesselten.
"Tut ziemlich weh, oder."
Sie erwartete keine Antwort. Sie legte eine Hand auf die Stuhllehne, knapp neben dem Kopf des Batarianers und die andere auf die Armlehne neben seinem Arm. Dann beugte sie sich ganz weit nach vorne. Jetzt hatte das Alien den perfekte Blick auf ihre vielen Schnittwunden im Gesicht. Die dunkelroten Haare, die ihr dabei seitlich ins Gesicht fielen, ließen sie bedrohlich und gefährlich erscheinen.
"Weißt du, mein vieräugiger Freund, ich kenne die Turianer. Wenn sie etwas sagen, dann meinen sie das auch so. Also würde ich an deiner Stelle diesem netten Herren hier glauben, sonst könnte das sehr übel für dich ausgehen. Im weiteren hat den Chef mit seiner Aktion auch meinen Arsch ziemlich in die Bredouille gebracht. Und das mag ich ganz und gar nicht."
Sie grinste und zeigte dabei ihre weiß aufblitzenden Zähne. Langsam richtete sie sich wieder aus.
"Außerdem", fügte sie an.
"Wenn er dich nicht fertig macht, dann mach ich das. Ich glaub mir, dass wäre dir nicht lieber."
Sie grinste wieder und eine leicht blaue Aura, das Zeichen für ihre Biotik, umgab für wenige Sekunden ihren Körper. Dann zog sie sich wieder an Wand zurück. Erst jetzt schluckte der Batarianer schwer.

Toran Bak'olo
06.09.2011, 18:05
Tag 4
Uhrzeit: 15:07
Citadel: Bezirke
Obere Bezirke

Der Batarianer war keineswegs so knallhart und cool wie er sich gab. Nach Jens Ausführungen und Torans vorheriger, schmerzlichen Warnung, sprudelte es gerade so aus ihm heraus.
"Die Person die ihr sucht hält sich in einem Wolkenkrater ganz in der Nähe auf. Die Bauart ist wie üblich auf der Citadel."
Der Gesichtsausdruck des Turianers heiterte sich ein wenig auf, um dem Gefangenen Hoffnung auf eine Begnadigung zu geben wenn er weitersprach.
"Gut, das ist doch schon einmal ein Anfang. Womit müssen wir im Gebäude rechnen ?? Automatische Geschütze, Kameras, Wachen ?? Ich will alles wissen, hörst du ?!", verlangte der Attentäter.
Willig und ängstlich sprach der Batarianer weiter.
"Das Gebäude ist sozusagen ein reiner Sicherheitstrakt. Überall hängen Kameras, automatische Schussanlagen sind ebenfalls vorhanden..."
Toran drückte kräftig auf die Wunde des Gefangenen, worauf dieser aufschrie.
"Weiter! Los!", schrie "Butch" ihn an.
"Das ganze Gebäude wird von einer Söldnertruppe abgesichert...ich glaube den Red Wings...ich bin mir aber nicht sicher und kann auch keine Auskunft über ihr Können und ihre Bewaffnung machen. Das Büro meines Bosses ist ganz oben, im letzten Stockwerk. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe!", jammerte der Batarianer.
Die Hand wurde von der Wunde genommen und Toran tauschte kurz einen Blick mit Jen aus.
"Schön, du führst uns dorthin. Sofort."
Er machte ihn los und zog ihn unsanft auf die Beine. Dann schubste er ihn aus dem kleinen Raum, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
Wenn die Aussagen des Batarianers stimmten, dann würde das Alles ziemlich ungemütlich werden. Die Zielperson war mit Sicherheit nicht so dumm und würde einen Raum wählen, in den ein Scharfschütze freie Schussbahn hätte oder sie sehen könnte. Sie würden sich wohl bis zu einem Aufzug durchschlagen müssen, ohne entdeckt zu werden, um dann damit auf die Zielebene zu gelangen, dass Ziel zu neutralisieren und anschließend schnellstmöglich wieder verschwinden. Ihm war zu dem Szenario auch schon ein Plan eingefallen, aber er musste sich jetzt erst einmal ein Bild von dem Gebäude machen. Vielleicht lief auch alles ganz anders als er im Moment dachte. Mit einem Kopfnicken bedeutete er Jen und Tifana ihm zu folgen.
"Sehen wir uns die Sache einmal an."

Sareth Gavenok
13.09.2011, 22:06
<<< Citadel - Industriegebiet

12:58

Aktueller Ort/ Situation: Citadel – Bezirke Mittlere Ebenen; Wundenlecken

Sareth konnte sich einfach nicht entscheiden, ob der Abgang nun sehr gut improvisiert war oder einfach absoluter Schrott. Er hatte sich eine Schulter ausgekugelt, vermutlich den Knöchel gebrochen oder zumindest schwer verstaucht und eine ganze Menge Prellungen, die einen effektiven Einsatz unmöglich machten. Bis er wieder ganz fit wäre, würden mindestens 2 Wochen vergehen. Was unmöglich ist. Solange haben seine Auftraggeber keine Geduld.

Zähneknirschend musste er eingestehen, dass nach den bisherigen Fakten eher alles auf absoluten Schrott hindeutet und das gefiel ihm gar nicht.

Mit Mühe hatte er sich nach dem Sturz aus dem Bürogebäude aufgerappelt.

Verdammte Scheiße, er schlug mit der Faust gegen eine Wand und fluchte gleich nochmal. Was hätte ich eigentlich gemacht, wenn keine Parkplattform unter dem Fenster gewesen wäre? Fliegen gelernt vielleicht?

Nein der Abgang war wahrlich keine Meisterleistung. Er war ungeplant, unkontrolliert und brandgefährlich. Es hätte sicherlich eine andere Alternative gegeben. Auch wenn sie ihm grad nicht einfiel.


Die ganze Selbstverstümmelung bringt nichts, wenn ich keinen Arzt finde, der mich notdürftig flickt. Zumindest den Knöchel muss mir ein Fachmann richten. Wo finde ich auf der Citadel einen Arzt, der ohne Fragen und gegen Barzahlung einen Knöchel wieder hinbiegt? Gut ich könnte in die unteren Ebenen gehen, aber die Chance dort einen qualifizierten Kittelträger zu finden, sind weitaus geringer als eine Infektion durch verunreinigtens OP - Besteck, ging es ihm durch den Kopf. Ein großes Problem im Gesundheitsbereich der Citadel waren die vielen „Schwarzdoktoren“in den zwielichtigeren Gegenden, altgediente Armeeärzte und Feldsanitäter mit unzureichender medizinischer Ausbildung außerhalb ihrer eigenen Spezies beispielsweise, oder Ärzten mit ausreichender Kenntnis, aber ohne die nötige Zulassung, die sie aus diversen und oftmals unbeschreiblichen Gründen verloren haben. Oft sterben insbesondere Bewohner der unteren Ebenen an falschen Behandlungen oder werden sogar Opfer krimineller Machenschaften wie Organhandel. Entweder sie gehen das Risiko ein an ihrer Krankheit oder Verletzung zu sterben, oder an einem Schlachter in Weiß, weil nicht genug Geld für einen echten Arzt da ist. Wieder ein Bespiel für die krassen Gegensätze der galakttidschen Hauptstadt. Der dunkle, der diffuse, schwer zu erfassende Schatten, welcher die glanzvolle Fassade umspielt, gewinnt eine Nuance an Schwärze dazu.

Seine Verletzungen holten ihn wieder in die Gegenwart zurück. Er hupelte noch immer durch die Häuserschluchten, durch die mal hellen, mal dunklen, mal belebten, mal verlassenen Bereiche der mittleren Ebenen. Sein Blick schweifte über Schilder und Wegweiser, Schaufenster und Glaswände, entdeckte dezent eingerichtete Kleider - und Schmuckläden sowie grellbunt und herausfordernd dagestellte Imbiss - und Sportbuden, Bars, Diskos und... Kosmetikläden, mehr als ein Drell zählen kann. Diese Prioritätssetzung war zu viel für Sareth. Seine ohnehin beschissene Laune wurde noch mieser, er hatte inzwischen sicherlich zwei Planquadrate abgelaufen, was ihm sein Knöchel mit einer Vehemenz bestätigte, dass es die Tränen in die Augen trieb, trotz der Zähigkeit des Drell.

Nichtmal die Stations - VI kann ich fragen. Selbst wenn die C - Sec nicht genau weiss, wonach sie suchen muss, die Anfragen nach Ärzten mit bestimmten Fachbereichen wird nach dem kleinen Intermezzo mit Eclipse wahrscheinlich überwacht, um Ausreiser einzusammeln.

Er entschied einen Passanten zu fragen. Die Chancen standen zwar mies, dass er einen Einwohner mit Ahnung traf, der ihm NICHT die Stations - VI empfahl und dann verängstigt das Weite suchte, aber Sareth war jetzt wirklich am Ende.

Er hatte kaum noch Kraft, seit dem Shuttle von Illium nichts mehr gegessen und die Schmerzen steigerten sich mit jedem Schritt.

Nur mal fünf Minuten sitzen...

Sareth Gavenok
16.09.2011, 22:22
"AUS, AUS, Alle auf ihre Anfangspositionen. Verdammt meine Herren, das war ja eine Katastrophe. Wenn dies eine reale Stadt wäre, wie weit glauben Sie, würden sie jetzt noch kommen?" Der Hanar schaute ärgerlich und etwas enttäuscht drein, sofern das bei einem so hoch entwickelten Quallenwesen überhaupt möglich ist. Aber das zornige Phosphorzieren brachte die Gemütslage des Ausbilders deutlich zum Ausdruck: Ein Auf - und Abwallen diverser Farben im ultravioletten Bereich kündigte Ärger an. Vermutlich in Form eine verkürzten Nachtruhe im Tausch für exessiven Sport.

Der kleine Drell - Trupp sammelte sich wie befohlen am Ausgangspunkt. Nutzlosigkeit, Misstrauen, Argwohn breiteten sich wie eine zähe Masse zwischen den Drell aus. Es war eine der ersten Stunden, nachdem sie zu einer Trainingseinheit in der Ausbildung zu Attentätern der Hanar zusammengestellt wurden. Jeder mit einer eigenen Geschichte. Keine davon handelt von Wärme, von Vertrauen, von Hoffnung. Nur Kälte. Kälte Nutzlosigkeit, Misstrauen und Argwohn.

Sie begannen sich anzurempeln, verdeckte Tritte auszuteilen, jeder gab dem anderen die Schuld am Scheitern des Manövers, niemand sah sich als Teil einer Einheit.

"Genug!", donnerte der Hanar, "Ihr solltet nichts weiter, als eine Zielperson über mehrere Klicks durch die Stadt verfolgen. Ein einfaches Absprechen mittes Gestik und Mimik hätte vollkommen ausgereicht. Und was habt ihr stattdessen getan??? Los, fasst es in Worte!"
Niemand antwortete

"Habt ihr nichtmal den Schneid jetzt zu antworten? Dann sag ich es euch. Gab", der Ausbilder wante sich an den Kleinsten der Runde, ein Drell mit hellgrünen Schuppen der sich immer als Gab bezeichnete, er war zwar einen halben Kopf kürzer als die anderen, machte das aber über eine schier unglaubliche Wendigkeit wieder wett. "Du bist direkt in eine Wache gelaufen, weil dir Sareth Warnhinweise gelinde gsagt, vollkommen egal waren. Und wo wir grad dabei sind, Sareth, ich bin mir nicht sicher ob deine Wahnung absichtlich so ungenau war.
Preko, so elegant deine Kletterkünste auch sein mögen, der Sturz war es mit Sicherheit nicht. Sei froh, dass du dir nur den Fuss gebroichen hast und nicht das Rückrad. Vielleicht dienen dir die Schmerzen als Mahnung, Aufgaben an andere zu übertragen, wenn es unausweichlich ist. Ihr habst alle Scheisse gebaut, so wie Ihr da steht und euch alle gegenseitig beschuldigt."

Zorn gesellte sich in die Runde, verhärtete die Mienen noch weiter. Zorn auf den Ausbilder, der sie triezte, sie selbst unfähig zu begreifen, dass er ihnen nur das Überleben lehren will, Zorn auf sich selbst, solch eine einfache Aufgabe nicht erfüllen zu können und enttäuscht zu haben. Wieder. Wie bisher immer in ihrem Leben. Zorn auf einander, ohne Grund, nur die pure Anwesenheit.

Der Hanar glühte regelrecht, in allen Farben gingen farbige Spitzen von ihm aus. Die Spannung war greifbar.
"Dieser Hass, dieser Zorn, diese unkontrollierte und vorallem unbestimmte Wut, auf alles und jeden war es, was es euch unmöglich machte, diese einfache Teammission zu erledigen. Was Ihr in euren früheren Leben erlebt habt, war bestimmt schlimm für euch und ich will gar nicht erst mit den hohlen Frasen anfangen, ich könnte euch verstehen oder etwa davon nachempfinden. Aber eines verstehe ich wirklich und das ist die Tatsache, dass ihr hier und jetzt eine Chance habt, eure Wut zu kontrollieren und etwas Wichtiges kennen zu lernen. Vertrauen. Jeder von euch trägt eine schwere Bürde mit sich. IHR könnt euch verstehen, IHR könnt es nachempfinden.
Ihr glaubt Vertrauen in einander und euch selbst macht euch schwach! Nein verflucht, es macht euch stark, es macht euch hart, es macht euch erfahren. Ihr habt Dinge erlebt, vor denen sich die normalen Bürger in Holovids gruseln und ihr könnt Dinge erleben, denen die normalen Bürger in Holovids nachträumen. Wenn ihr lernt euch untereinander zu vertrauen, dann braucht ihr niemanden mehr. Denn eins weiss ich mit Sicherheit. Ganz alleine kann niemand überleben.



"Sir? Sir, alles in Ordnung? Sie sehen nicht gut aus.",
Es dämmert langsam, die Sonne geht auf. Moment mal, ich bin doch auf der Citadel, hier gibt es keine Dämmerung.
Langsam wurde sein Kopf wieder klar, der Neben riss auf, Sareth fand sich auf einer Sitzbank wieder, ein junger Mann, nein ein Teenager in abgerissenen Kleidern stand mit ernster Sorge vor ihm und betrachtete ihn eindringlich
"Sir?", erklang es wiedert, die brüchige Stimme eines Pupertierenden.
Arashu, ich bete, kläre meinen Geist. Ich muss eingeschlafen sein.
Sareth setzte sich aufrecht hin, die Hände so stark auf die Knie gestüzt, dass die Knöchel weiss hervortraten. Der Junge redete immer noch weiter auf ihn ein. Er begann zu nerven. "Troll dich die kleine Strassenratte", drang es grollend aus seinem Mund. Zwar kam er sich selbst nicht wirklich überzeugend vor, aber der Junge wich erschrocken zurück. Sofort tat es ihm leid, der Kleine machte sich Sorgen ganz im Gegensatz zu den andxeren guten Bürgern, denen es egal ist, ob eine Seele hier krepiert. Irgendetwas verbindet uns verlassene KInder etwas.
"Warte, Junge.", Sareth stand auf, wankend zwar, aber immerhin und schaute in die ängstlichen, gleichzeitig aber auch neugierigen Augen des Jungen. Ha, egal was man uns antut, die Neugierde kann keiner nehmen.
"Hey Kleiner, kannst du ich wohl zu einer Klinik bringen. Ich bezahle dir auch deine Zeit. Was hälst du von 50 Credits.?"
Für einen Strassenjungen bedeuten 5o Credits einen halben Monat keine Sorgen. Ein kurzer Anflug von Misstrauen, der der Hoffung auf Sättigung nicht standhalten konnte, verschwand wieder aus dem Blick des Jungen.
"Ja, Sir. Ich kenne da eine kleine und gute Klinik. Dort bringe ich Sie hin. Da gehen viele, wie Sie hin."

Viele wie ich. Das kann ja heiter werden.
"Sag mal Junge, hast du einen Namen?"

13:18

>>>> Buzonetti-Klinikum für Humanmedizin

Jen Becker
25.09.2011, 00:35
Jen schwang sich von der Wand weg, behielt den Batarianer aber fest im Auge. Sie folgte ihm und Toran auf dem Raum hinaus. Kurz ließ sie sich den vom Alien geschilderte Situation durch den Kopf gehen.
Einen Wolkenkratzer konnte man von zwei Seiten angehen. Von unten und von oben. Beides hatte seine Vor-und Nachteile. Wenn sie von unten kommen würden, müsste sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit mit so gut wie allen Wachen anlegen, bei einem Angriff von oben bräuchten sie ihr Skycar und könnten das Opfer eines Raketenwerfers werden. Aber sie hätte viele Gegner umgangen, aber keinen so guten Überblick. Es war eine verzwickte Lage. Auch die starke Überwachung störte Jen.
"Ich hätte eine Idee, wie wir den Sicherheitssystemen etwas ihren Schrecken nehmen könnten", meinte sie mit einem Zwinkern in Torans Richtung.

Toran Bak'olo
13.10.2011, 19:59
Tag 4
Uhrzeit: 15:10
Citadel: Bezirke
Obere Bezirke

"Ich hätte eine Idee, wie wir den Sicherheitssystemen etwas ihren Schrecken nehmen könnten", meinte Jen.

Toran nickte ihr auffordernd zu.
"Immer raus mit der Sprache. Wir können jede Idee gebrauchen."
Während dessen drückte er den Batarianer immer wieder unäuffallig nach vorne. Die Straßen waren relativ voll, so fiel die kleine Gruppe nicht so sehr auf. Ihr Weg führte sie dazu auch noch mehr oder weniger die ganze Zeit über voll beladene Straßen. Das Gemenge kam ihnen nur zu Gute. Der Marsch dauerte eine ganze Weile und Toran dachte zwischenzeitlich schon, der Batarianer würde sie an der Nase herumführen. Doch irgendwann, als es dem Turianer schon fast zu dumm wurde, erhob sich vor ihnen ein großer Wolkenkratzer, der genau auf die Beschreibung des Batarianers passte.
Genau in diesem Moment wurde dem Attentäter klar, wie schwer dieser Auftrag werden würde. Er sah auf seine verarztete Hand und seine Wangenknochen mahlten.
"Wie viele Stockwerke hat dieses Ding ??", verlangte er zu wissen.
"Ich weiß es nicht genau, mit Sicherheit über dreißig.", antwortete der Gefangene ängstlich.
Toran sah zu Jen.
"Ich fürchte das Ganze wird mehr als schwierig."
Was hätte er jetzt nicht für sein Zielfernrohr auf seinem Präzisionsgewehr getan? Schmerzlich fiel ihm jetzt auf, dass er es vergessen hatte. Aber dann musste es eben so gehen.
"Ich will es aus der Nähe sehen."
Der Batarianer wollte gerade protestieren, da schubste ihn Toran schon hart voran.

--->15:45 Uhr

Jen Becker
13.10.2011, 22:42
Kurz hielt Jen inne, überprüfte ihr in ihr Universalwerkzeug integriertes Hackingtool und schloss mit schnellen Schritten wieder auf Toran auf.
"Ich könnte versuchen ein paar Sachen zu überrücken. Sie habe ich mir schon manches Mal Zugang zu Gebäuden verschafft", wisperte sie.
Erst jetzt schaute sie zu dem großen Gebäude hoch. Sie stieß pfeifend Luft aus.
"Man, das ist groß."
Als Toran erwähnte dass er sich das genauer ansehen wollte, zog sie nur eine Augenbraue hoch, verkniff sich aber ein Kommentar.
Das wird übel, fuhr es ihr durch den Kopf.
Sehr übel.

Daniel Jalowy
29.02.2012, 23:13
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station.

Der Söldner dachte an nichts und sah stumpf den Rauchschwaden seiner Zigarette hinterher. Er konzenrierte sich auf den roten Feuerring der an der Spitze der Kippe sich einen Weg in Richtung Filter brannte und befeuerte ihn mit einem tiefen Zug.
Geräusche des abflauenden Feierabenverkehrs drangen gedämpft in den Van und hatten mit dem sanften Brummen des Agregats des Vans etwas hypnotisierendes.
Mit einem Konpfdruck startete er den Van und überließ der VI das Fliegen. Mit trägen Bewegungen legte er das zusätzliche Geraffel an.
Daniel ließ seinen Gedanken freien Lauf.
Seine erinnerte sich an seine Zeit auf der High School, wie er als ungepflegter Bengel mit Parka rumgerannt war. Seiner Lieblingskneipe auf Eden Prime wo er abends mit den Kumpels genüsslich Bier gezischt hatten. Sein erster Tag bei der Allianz, noch schüchtern wie ein Junge auf dem ersten Schulball. Gallente. Immer wieder Gallente...

Asymmetrischer Krieg. Wenn man das Lexikon befragte dann hieß es dort, dass asymmetrische Kriegführung, auch Kriegsführung, die Art einer militärischen Auseinandersetzung unter Parteien bezeichnet, die waffentechnisch und strategisch stark unterschiedlich ausgerichtet sind. Typischerweise ist eine der beteiligten Kriegsparteien waffentechnisch und zahlenmäßig so überlegen, dass die andere oder anderen Kriegsparteien militärisch in offen geführten Gefechten nicht gewinnen können. Langfristig können jedoch der überlegenen Partei zugefügte nadelstichartige Verluste durch Zermürbung zum Rückzug der eigentlich stärkeren Kriegspartei führen.
Was dort mit wenigen Worten sehr theoretisch und logisch erklärt wurde fing in seinem Fall, wie so ziemlich alles im Universum, klein und unscheinbar an.

Die Rebellen auf Gallente waren geschlagen, die öffentliche Ordnung stand wieder und allgemein herrschte unter den Allianzsoldaten die Stimmung `In einem Monat sind wir wieder zu Hause´.
Als die ersten Berichte von Patroullien eintrudelten die beschossen wurden dachte sich noch niemand etwas dabei. Es gab immer ein paar Ewiggestrige die ihre Niederlage nicht wahrhaben wollten. Normalerweise kriegten diese Typen sich wieder ein und ertränkten ihren Frust dann später in einer Spelunke wo sie dann in aller Ruhe über die Allianz ablästern konnten.
Aber es wurde nicht besser, im Gegenteil.
Aus dem anfänglichen, einfachen Beschuss den man getrost ignoriet hatte wurden im Laufe der Zeit taktisch brilliante, hochkomplexe Hinterhalte und es dauerte nicht lange, da gab es den ersten Toten Allianzsoldaten nach Ende der offiziellen Kampfhandlungen.
Daniel konnte sich noch gut daran erinnern.
Eine Patroullie wurde während der Fahrt wie aus dem Nichts mit Raketen und Maschinengewehren beschossen. Wie gelernt gab die Patroullie Gas und durchstieß den Hinterhalt aber nur um in den Nächsten zu Fahren. Die Patroullie fuhr durch insgesamt drei Hinterhalte ohne zu merken, dass sie gezielt gelenkt wurden und als der vorderste Mako auf einer verflucht engen Straße in eine Fallgrube fuhr schnappte die Falle ganz zu. Als die Verstärkung eintraf war der Soldat bereits tod und die Aufständischen über alle Berge. Alle wußten, wenn die Aufständischen wirklich gewollt hätten, hätte es viel mehr Tote gegeben, doch sie wollten nicht, noch nicht, sie lernten. Die Aufständischen beobachteten sie genau, wie die Soldaten reagierten wenn eine Sache so ablief oder anders, wie lang die Verstärkung brauchte, wie war die Verstärkung aufgebaut, über welche Wege kamen sie usw.
Wenn man die Zivilbevölkerung der Kolonie befragte bekam man entweder überhaupt keine Antwort oder aber immer dieselbe: `Hier ist alles ruhig, keine Aufständischen, alles super!´
Als Allianzsoldat konnte man auf Gallente keinen Schritt tun ohne, dass die Aufständischen davon Wind bekamen. Sobald auch nur ein Fahrzeug das Lager verließ wussten es die Aufständischen. Die Bevölkerung informierte sie, nachweisen konnte man denen natürlich nichts aber trotzdem wussten es alle.
Zu Anfangs durften die Fahrzeuge der Allianz noch allein aus dem Lager, dann nur noch zu dritt und am Ende fuhren nur noch Kampfstarke Platoons raus, mindestens 6 Fahrzeuge.
Dann kam eine Woche in der überhaupt nichts geschah. Die Nerven aller Beteiligten waren zu diesem Zeitpunkt schon zum zerreißen gespannt. Wie das große Luftholen vor dem Sprung platzte der ganze unterschwellige Konflikt und Hass der sich auf Gallente angestaut hatte auf wie eine eitrige Wunde.
Es fing mit einem Paukenschlag an, als sich ein ziviler LKW in der Einfahrt des Hauptlagers in die Luft sprengte. Es war üblich, dass sich die Allianz der zivilen Wirtschaft bediente um sich zu versorgen und das hatte sich nun gerächt.
Es war auch wie das Einläuten der Sprengstoffanschläge. Die Aufständischen legten eine unglaubliche Kreativität an den Tag. Die IED (improvisierte Sprengfallen) wurden von Woche zu Woche immer Komplexer und ausgefallener.
Komplexe Hinterhalte in Verbindung mit IEDs waren nun an der Tagesordnung und fast täglich gab es Tote und Verwundete und langsam gingen ihnen die Fahrzeuge aus. Die Lagerhallten mit Ersatzteilen waren eigentlich immer leer denn sobald eine neue Lieferung aus dem All kam wurden die gelieferten Teile sofort Verbraucht.
Die Allianzsoldaten hatten eine ganze Weile gebraucht bis sie ihre Schockstarre abgelegt hatten. Es mussten erst viele Soldaten sterben bis man anfing selbst zu reagieren. Man fing an die Sprengfallen zu untersuchen. Es begann eine Art Evolution.
Die Aufständischen nutzen Lichtschranken als Zünder. Die Allianz schweißte Metallteile an die Fahrzeuge um die Schranken schon vor dem Fahrzeug zu zünden. Die Aufständischen platzierten darauf die eigentliche Sprengladung schräg, sodass die Fahrzeuge trotzdem getroffen wurden. Die Allianz fuhr mit ihren Fahrzeugen nur noch mittig auf der Straße, somit verpuffte die meiste Sprengkraft bevor sie das Fahrzeug erreichen konnten. Die Aufständischen ersetzten die Lichtschranken durch Fernzünder. Die Allianz setzte Störer ein um Fernzündungen zu verhindern. Die Aufständischen prüften wie weit die Störglocke reichte und platzierte den Zünder außerhalb der Störglocke.
So ging das die ganze Zeit über. Die Aufständischen machten etwas, sie ließen sich etwas einfallen und die Aufständischen reagierten darauf. Es wurde schlimmer, dann wurde es eine Weile besser bevor es wieder schlimmer wurde.
Selbstverständlich wehrten sich die Allianzsoldaten. Aber in einem Krieg in dem Freund und Feind nicht unterscheiden kann fällt es schwer.
Daniel erinnerte sich wie er bei einem Hinterhalt einen Bauern sah der auf seinem Feld arbeitete. Das Gerät das der Bauer in der Hand hielt sah er als Waffe und feuerte auf den Bauern. Auch das ging die ganze Zeit so. Auf Gallente starben alle. Allianzsoldaten, Aufständische, Zivilisten.
Als sich die ersten Selbstmordanschläge dazukamen wurde es sogar noch heikler. Jeder Skybikefahrer konnte Sprengstoff mit sich führen. Jedes Fahrzeug, das plötzlich ausschehrte oder gerade dann losfuhr wenn eine Patroullie vorbeikam konnte sich gleich in die Luft jagen.

Es war die Zeit in der beim Oberkommando die ersten Anträge auf eine Ablösung der Einheit eingingen. Viele Soldaten waren am Ende ihrer Belastbarkeit angekommen doch die Anträge wurden abgelehnt.
Es war auch die Zeit in der sich die Gewaltspirale eine neue Ebene der Grausamkeit erreichte.
Es waren nicht nur die Anschläge oder die Hinterhalte. Inzwischen wurden auch Soldaten die während einer Patroullie irgendwo sicherten mit Scharfschützen erschossen. Vom einfachen Gefreiten bis zum Offizier, niemand schien sicher zu keiner Zeit.
Auch die Anschläge hatten eine neue Qualität erreicht. Es wurden nun gezielt Sanitätsfahrzeuge angegriffen. Sobald ein Fahrzeug angesprengt wurde warteten die Aufständischen bis Kameraden den Verwundeten zu Hilfe kamen und zündeten eine zweite Sprengladung. Inzwischen kannte die Aufständischen das Verhalten der Soldaten ziemlich genau und wussten daher wo ein Rettungsshuttel am ehesten landen würde und schlugen auch dort mit voller Härte zu.
Aus einem Verwundeten machten sie 15 und aus diesen noch viel mehr.

Ein Berühmter Feldherr von der Erde hatte mal gesagt, dass man nie zu lange gegen ein und denselben Gegner kämpfen sollte, da dieser sich sonst der eigenen Strategie anpassen würde.
Das Traf im Fall der Aufständischen voll zu aber auch auf die Allianzsoldaten.
Zu Anfangs wurden verwundete Aufständische noch ordnunggemäß versorgt später bürgerte sich ein, dass der eingeteilte Führer entschied ob der Verwundete Aufständische es schaffen würde oder nicht. Ganz zuletzt gab es faktisch keine `Verwundung´ bei Aufständischen mehr genauso wenig wie Gefangene.
Hatte man sich als Allianzsoldat noch zurückgehalten wenn man aus einem Gebäude beschossen wurde in dem sich auch Zivilisten befanden so galt das am Ende nicht mehr.
Auf Gallente galt inzwischen kein Kriegsrecht mehr. Es gab nur noch `Sie´ und die`Anderen´.

Öffentliche Ordnung gab es keine. Es gab eine nächtliche Ausgangssperre und jeder der sich nach Einbruch der Dunkelheit noch blicken ließ wurde ohne Vorwarnung von den Allianzsoldaten erschossen. Das war die öffentliche Ordnung auf Gallente.
Versuche die Herzen und Köpfe der Bevolkerung zu gewinnen gab es schon lange nicht mehr. Überleben auf Gallente hieß alles und jeden auf Abstand zu halten.
Ihr kommandierender Major reißte unangemeldet zum Oberkommando um persönlich für eine Ablösung vorzusprechen. Mit Schimpf und Schand wurde er zurückgejagd.

Stellenweise nahm der Einsatz komische Züge an. So schweißten die Soldaten zusätzliche Panzerplatten an ihre Fahrzeuge oder große Gitter mit denen Raketen vorzeitig zur Explosion gebracht werden sollten. Als der neue Technische Offizier zu ihnen kam verlangte er dass die Umbauten rückgängig gemacht werden sollten, da die Vorschrift eigenmächtige Veränderungen an den Fahrzeugen nicht erlaubte. Sie hatten dem Offizier aber schnell klargemacht, dass die Fahrzeuge so blieben wie sie waren und er lieber die Schnauze halten sollte wenn ihm sein Leben lieb sei.

Der Planet hatte sich inzwischen in eine Knochenmühle verwandelt und drohte im Blut seiner Bewohner zu ertrinken. Der Tod war allgegenwärtig genau wie der Wahnsinn der von ihnen alle Besitz zu ergreifen schien und nur noch ein Fetzten Moral trennten sie alle vor dem Endgültigen.


"Es geht los, sie sollten sich beeilen, ich denke nicht, dass die Systeme ewig ausgeschaltet sein werden." Meldete sich Try über Funk und riss ihn zurück in die Gegenwart.
Der Söldner sah auf seine Zigarette die inzwischen ausgegangen war und warf mit einem bitteren Gesichtsausdruck die Kippe weg.

Wie immer wenn er an Gallente dachte fühlte er sich leer und müde. Er atmete einmal resignierend und langsam ein und wieder aus und gab sich für diesen Momet der Melankolie voll hin. Er griff nach seinem Helm. Ein weiters mal atmete er langsam tief ein um dann stoßartig auszuatmen. Die Trägheit somit abschüttelnd setzte er seinen Helm aus und verriegelt ihn am Hals mit dem Spannverschluss.
Schwungvoll öffnete er sie Seitentür und sah unter sich die vielen bunten Lichter der Citadell. Rieseige Werbetaflen, wünderschon animiert priesen ihre Waren an, die Lichterketten der vielen Türme, die vielen unzähligen Fahrzeuge die überall um ihn herum in strikten Bahnen ihren Weg suchten.
Kurz darauf schwenkte der Van von der Spur und bog zu seinem Angriffsziel ab. Daniel konnte den Turm schon von Weitem sehen. Er zoomte den Turm heran und suchte auf dem Dach nach Bedrohungen konnte aber keine erkennen.
Am Turm angekommen ließ er den Van eine komplette Runde um das Dach drehen und hielt dabei nach allem ungewöhnlichen die Augen offen.
Schließlich ließ er sich auf dem Dach absetzten.
Der Van setzte nicht auf sondern ließ den Söldner den halben Meter springen bevor der Van sich auf die programmierte Parkposition hinter einer Werbetafel begab.

Das Gewehr im Dreiviertelanschlag huschte der Söldner zu einem der großen Klimageneratoren die sich auf dem Dach des Turm verteilten und sachte vor sich herbrummten.
Sich immer eng an einer Wand haltend suchte er aufmerksam das gesamte Dach ab aber weder seine Sensoren noch seine Augen fanden etwas beunruhigendes.
Schließlich begab er sich zur Gebäudeseite an der er sich abseilen wollte. Es war nicht die Seite die er Try genannt hatte, so weit vertraute er dem Quarianer nicht aber der Gesamtplanung der Operation würde es nicht beeinträchtigen.
Das Gewehr ließ er am Trageriemen baumeln und schob es unter seinen linken Arm damit er frei arbeiten konnte.
Er zog das Ende der Rebschnur aus dem Stausack der an seinem linken Bein festgemacht war und befestigte es mit einem Mastwurf und einem Sicherungsschlag an der Balustrade. Er fädelte das Seil durch den Abseilachter und verband diesen mit einem Karabiner an seiner Rüstung.
Bevor er sich über das Geländer schwang warf er noch eine kleine Sensorsonde auf das Dach. Wenn sich jemand dem Seil nähern würde hätte er zumindest eine Vorwarnzeit.
Der Söldner schwang sich über das Geländer und verband noch die Seilbremse mit der Rebschnur bevor er langsam sich schrittweise der Kante näherte. Glücklicherweise hatte der Architekt des Turm wohl ein Faible für Runde kanten, sodass er sich keine Sorgen machen musste über Scheuerstellen an der Rebschnur.
Kurz bevor er in die Horizontale wechselte ging Daniel in die Knie und stellte seine Beine mehr als schulterbreit auseinander. Ein weiterer Schritt und sein Leben hing nun komplett an der Rebschnur.
Er brachte die Waffe wieder auf die rechte Körperseite und ließ sie dort frei baumeln. In der linken die Seilbremse haltend und die rechte am Seil vor dem Achter machte er die ersten Schritte.

Er sah über seine Schulter in den Abgrund. Die Gebäudefassade schien unendlichweit in die Tiefe zu reichen. Ein Ablick an den er sich nie ganz gewöhnen würde.
Er nahm sich ein paar Herzschläge Zeit bevor er sich schwungvoll mit den Beinen abstieß und die Seilbremese betätigte.
Ein surrendes Geräusch ging vom Seil aus als es durch die Seilbremse und durch den Achter schoss bevor Daniel die Bremse wieder losließ und somit das Seil wieder auf Spannung brachte. Den Aufprall auf der verglassten Fassade federte er ab nur um sich dann wieder abzustoßen. So ging das Stockwerk für Stockwerk bis er unter sich das Zielstockwerk hatte.
Sich einen festen Stand suchend ließ er das Seil los, dass nur noch von der Seilbremse gehalten wurde und holte aus einer Tasche eine der 5 Gramm Sprengladungen. Die Ladung hatte er im Vorfeld vorbereitet, mit beidseitig klebendem Tape und einer einfachen Schnur.
Die Ladung an der Schnur festhaltend versuchte er sie mittig auf der Scheibe unter ihm zu platzieren was ihm erst beim dritten Versuch gelang, dann startete er den 30 Sekunden Countdown.

Er führte die rechte Hand wieder an das Griffstück des Sturmgewehrs und verfolgte den Countdown auf seinem HUD.
5...4...3...2
Der Söldner stieß sich mit einem kräftigen Sprung von der Wand und gab instinktiv genug Seil.
...1
Er erreichte den Zenit, die Mündung der Waffe richtete er grob vor sich und brachte sein linkes Bein etwas weiter vor
...0
Daniel sah das Fenster vor sich wie es in abertausende kleine Fetzen zersprang die sich wie ein Nebel auszubreiten schienen. Daniel stieß druch diesen Nebel und schob seinen Oberkörper nach vorn als er das Fenster passierte. Er nahm die linke Hand von der Seilbremse und führte sie zum Karabiner. Kaum das seine Füße den Boden berührten lösten seine Finger bereits zuerst den Karabiner dann die Koppel die den Stausack für das Seil hielt.
Als er den Schwung ausnutzend flüssig in den Raum vorstieß war die linke bereits wieder an der Waffe. Während er voranging suchte der Söldner zuerst die linke Seite ab, seine starke Seite danach die rechte, dann in einer Körperdrehung die Decke.
So gelangte er zu einer Zwischenwand an der er kurz einen Funkspruch abgab
"Zwischenziel 1 erreicht" funkte er Try an.
Er löste sich und ging weiter, irgendwo in der Mitte der Etage war der Serverraum. Mit einem Ultraschallimpuls der aus seinem Helm ausging erfasste er den Aufbau der Etage, außerdem erlaubte ihm das durch Wände zu sehen, sofern diese vom Impuls durchdrungen werden konnten.

Sein Helm verstärkte ein Geräusch hinter ihm und augenblicklich drehte sich der Söldner ein und verschob sich seitwärts zu einer Säule als auch schon zwei Wachleute, eine Frau und ein Mann, auf der Bildfläche erschienen.
Jeder der beiden hatte zwei Löcher im Kopf noch bevor die beiden überhaup wussten was los war.
Daniel ging auf die beiden Toten zu und verband sein Omnitool mit den Funkgeräten der Wachleute. Er kopierte sich den Frequenzschlüssel und stellte sein eigenes Funkgerät so ein, dass er den Funkverkehr der Wache mithören konnte.
Daniel musste nicht lange zuhören um zu erkennen, dass er seinen Teil der Operation bisher erfüllte. Ablenkung. Er würde Gesellschaft bekommen und zwar schon bald. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr bevor Verstärkung hier eintreffen würde.
Rasch fand er den Serverraum, dessen Tür kurzerhand mit einer weiteren 5 Gramm Ladung aufsprengte und zur Seite schob.
Am nächstbesten Zugang verband er das Gerät das er von Try erhalten hatte mit den Servern.
"Netzwerkverbindung steht" meldete er abermals knapp und war schon wieder aus dem Serverraum heraus.
Mit zügigen Schritt, die Waffe ständig schussbereit und immer wieder Ultraschallimpulse durch die Büroetage sendend ging er zum nächsten Aufzug und schob die Tür auseinander. Er konnte den Aufzug bereits hören wie er sich näherte. Daniel zog seine Pistole und zerschoss einer der Transportwalzen an der Seite, das würde den Aufzug zwar nicht zum Absturz bringen aber die automatischen Systeme würden ihn stoppen. Mit einem Krachen fuhren die Notsperren des Aufzugs aus und machten diesen Aufzug zu einem Fall für die Servicetechniker.
Daniel eilte zum nächsten Aufzug und wiederholte das Ganze. Es gab insegsamt 10 Aufzüge aber nur zwei in diesem Bereich. Alle würde er nie rechtzeitig erreichen also begann er sich anderweitig vorzubereiten.

22:15

Daniel Jalowy
04.03.2012, 15:30
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station.

Daniel hörte sie kommen.
Laut dem Funkverkehr der Sicherheitsmannschaft den er mithörte waren 2 Trupps soeben in seinen Bereich vorgestoßen. Der Söldner hatte die wenige Zeit die ihm geblieben war dazu genutzt Korridore mit Büromöbeln zu verbarrikadieren und Sprengladungen in Form von Handgranaten gelegt.
Er konnte hören wie der erste Trupp auf eine der Barrikaden stieß und nun versuchte diese zu räumen. Per Fernauslösung zündete er eine der Handgranaten. Der Detonationsknall war, durch die Enge des Raums gewaltig. Schutt und Splitter flogen durch die ganze Etage, einige Fenster zersprangen und das ganze Material was zu Pulver wurde verbreitete sich wie Qualm und nahm einem jede Sicht.
Daniel kam hinter seiner Deckung hervor, ortete mit Ultraschall zwei Wachen und erledigte diese bevor er weitereilte.
Der zweite Trupp erreichte die für sie bestimmte Barrikade schneller als der Söldner es gedacht hatte und umging sie.
Diese Trupps waren besser ausgerüstet als die Wachen die er bereits erledigt hatte, schwere Rüstungen und Maschinenpistolen und er bewegte sich auf ihrem Terrain.
Die Waffe im Anschlag eilte er an leeren Bürotischen und Schränken vorbei. Alle paar Sekunden stieß er Ultraschallimpulse aus, doch die dickeren Wände konnte er nicht durchdringen. Er schwenkte um eine Ecke und sah sich dem zweiten Trupp gegenüber.
Daniel reagierte instinktiv zuerst und konnte zwei Gegner erschießen bevor er sich von selbst wieder hinter die Ecke begab.
Er hatte nicht umsonst einen beträchtlichen Teil seines Lebens in Schießhäusern verbracht wo man lernte schneller und sicherer zu reagieren als etwaige Feinde. Er brachte noch immer viel Zeit für Schießtraining auf. Was man nicht übt, das verlernt man.

Daniel konnte die Einschläge in seiner Deckung sehen und warf prompt eine Nebelgranate. Der Spektralnebel detonierte mit Wucht und füllte unmittelbar das halbe Stockwerk mit heißem Nebel, zusätzlich wurden spezielle Störfolien freigesetzt die Scannsignale verfälschten.
Durch die Thermik innerhalb des Nebels blieben die Folien eine ganze Weile in der Luft und machten nun seine Gegner aber auch ihn blind.
Er hielt seine Waffe um die Ecke und streute blind einmal ab bevor er sich wieder auf die Socken machte.
Inzwischen waren 3 weitere schwer bewaffnete Trupps zu ihm vorgedrungen. Daniel lief die Zeit davon.
Rasch schleuderte er zwei weitere Nebelgranaten in das Stockwerk und verqualmte somit die ganze Etage. Eine Detonation zeigte ihm, dass eine weitere seiner Sprengfallen umgesetzt hatte und brachte ihn auf eine Idee.
Durch den ganzen Rauch und den Nebel betrug die Sichtweite nur noch ca 2 Meter. Das erschwerte die Koordination der Kräfte der Wachmannschaft und Daniel wollte das ausnutzen. Die genaue Position der verschiedenen Trupps konnte er nicht genau sagen aber grob abschätzen.
Der Söldner verschob sich zwischen die Trupps und gab vereinzelte Schüsse nach links und rechts ab.
Irgendwo von links wurde das Feuer erwidert und zwar massiv.
Daniel duckte sich weg während die Trupps der Wache anfingen sich gegenseitig aufs Korn zu nehmen.

Computerschirme zersprangen, Büroartikel zerfetzt. Er brachte geduckt ein paar Meter hinter sich bevor er wieder aufstand und mit Gewehr im Anschlag schnell weiterging in der Absicht rasch in die Flanke der Wachmannschaft zu kommen, jedoch lief er genau in einen anderen Trupp rein.
Eine der Wachen war dabei über einige Büromöbel zu steigen und fiel Daniel als erstes zu Opfer die zweiter Wache noch hinter den Möbeln stand, erledigte er auch noch bevor ihn der Gegenbeschuss ihn in Deckung zwang. Der Söldner wechselte das Magazin, streute blind mit der Waffe ab und wollte sich dann verschieben um an einer `neuen´ Stelle hinter der Deckung hervorzukommen als er massiv von der Seite beschossen wurde.
Seine Schilde bekamen drei schwere Treffer ab und nur sein Powerpack verhinderte ein Versagen der Schilde. Daniel war festgenagelt, anstatt selbst den Gegner zu flankieren hatte man ihn flankiert. Hier konnte er nicht bleiben.
Er musste nicht lange überlegen und zückte eine seiner Blendgranaten und warf sie zwischen die beiden Trupps. Anders als bei üblichen Handgranaten betrug bei Blendgranaten die Verzögerung nur maximal 1 Sekunde außerdem nutzte seine Einheit keine Standardflashbangs. Diese Blendeten auch Sensoren. Die Blendgranate setzte noch in der Luft um und der Immense Lichtimpuls nötigte sogar seine Helm das Bild zu verdunkeln und das obwohl er mit dem Rücken zur Quelle kauerte und maximal nur indirekt beleuchtet wurde.
Daniel sprang sofort auf und stieg mit einem Satz auf die Büromöbel von wo aus er mit einem gewagten Satz neben den ersten Trupp landete. Mit einem Keuchen landete der Söldner mit Karacho in einem Schrank der polternd zu Boden ging. Noch auf dem Boden liegend mähte er den Trupp der Wache nieder wobei er fast sein ganzes Magazin verschoss. Er rappelte sich auf und kassierte nun seinerseits starkes Feindfeuer, seine Schilde versagten erneut und er spürte einen Einschlag in der Schulter und in der Seite bevor ein erneutes Powerpack sich zuschaltete.

Im Schutze des allgemeinen Nebels konnte Daniel sich in eine neue Deckung retten. Der Nebel würde noch eine ganze Weile bleiben, aber die Scanner würden bald wieder arbeiten können. Sein Arm tat beim Nachladen weh und der Söldner nahm sich einen Herzschlag Zeit nach sich zu sehen.
Keiner der Treffer hatte die schwere Panzerung durchschlagen, es waren aber drei gewesen, den letzten hatte er in den Unterarm bekommen. Deutlich konnte man die aufgepelzte Stelle sehen, möglicherweise war auch einer der Knochen gebrochen vielleicht aber auch nur eine Prellung. Daniel hoffte es bald herausfinden zu können.
Er wagte einen Blick über die Deckung, die Wachen vermuteten ihn noch bei seiner alten Stellung, ein bisschen Zeit hatte er noch, allerdings konnte er hören wie weitere Trupps ins Stockwerk drangen, ihm ging die Zeit aus und die Optionen.
„Try hier Castle ich beginne jetzt mit dem Ausweichen in Richtung Exit, der Druck wird zu groß hier oben.“ Funkte er an den Quarianer und suchte nach einem Ausweg.

22:25

Athan Therus
05.03.2012, 19:39
Tag 4
22:15
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

Athan beobachtete seine Umgebung, während er durch die Straßen der Bezirke ging.
Er war lange nicht mehr auf der Citadel gewesen, das letzte Mal, als die Geth die Raumstation angriffen. Er konnte sich noch genau erinnern wie die Geth durch das Präsidium marschierten und Leichen von Zivilisten, C-Sicherheitspolizisten und Soldaten überall in den Straßen verteilt lagen. Damals dachte er noch, die Geth würden die Citadel überrennen und zerstören, aber Commander Shepard, ein Mensch, rettete alle.
Athan fragte sich, wie viel die Geth nach der Übernahme der Citadel wohl noch zerstört hätten, merkte aber dann, wie er sich in diesem Gedanken verlor und versuchte sich wieder in seine aktuelle Situation einzufinden.
Zu seinem Bedauern fand Athan keinen Job auf der Citadel. Die letzten Tage versuchte er andauernd, eine kurzzeitige Anstellung zu finden.
Lange wollte er gar nicht auf der Citadel bleiben, sein eigentliches Ziel war Illium, aber für die Reise von seinem letzten Standort nach dorthin wäre einfach zu teuer gewesen, deshalb beschloss er sich auf der Citadel Halt zu machen und sich dort nach einem Job umzuschauen.
Anscheinend war das allerdings ein Fehler, denn so wie es schien hatte Keiner ein Problem, bei dem er dringend Hilfe benötigte, noch hatte irgendjemand eine freie Anstellung für Athan.

Vielleicht war es aber auch ein Fehler im Präsidium nach Arbeit zu suchen dachte er sich.
Allerdings war das auch der Grund, warum er sich nun in den Bezirken befand. Noch am letzten Nachmittag hatte er ein Shuttle nach dort genommen.
Vielleicht würde die Arbeit die er nun machen würde, nicht die moralisch-einwandfreiste sein und Athan gefiel die Idee allein schon aus diesem Grund nicht.
Aber er brauchte das Geld und wollte nicht als Obdachloser von der C-Sicherheit verhaftet werden.

Athan dachte ununterbrochen darüber nach, wo er wohl am Besten suchen würde, als er über sich plötzlich eine Explosion hört. Instinktiv rollt er zur Seite von dem Gebäude weg, was sich als gute Idee erwies, da kurze Zeit später Glasscherben auf seinen vorherigen Standort niederprasselten. Athan schaut zum zerbrochenen Fenster hinauf und sah, wie sich eine Person in das Gebäude mittels Seil hineinschwang.

Ein Attentäter... Oder ein Terrorist.... Wenn ich ihn erledigen sollte, könnte ich eine gute Belohnung einsacken...

Athan hörte eine weitere Explosion aus dem Gebäude.

Einen Versuch ist es wert... dachte Athan sich.

Er rannte auf das Gebäude zu, hielt 30 Meter vor dem Haus an und kniete sich hin.
Er nahm eine kleine Tasche herraus, in der sich seine M-3 Predator und die dazugehörige Waffenhalterung befand.

Schussgeräusche

Athan nahm die Waffenhalterung aus der Tasche heraus und befestigte sie an seinen Gürtel. Die Pistole steckte er allerdings nicht in die Halterung, sondern nahm sie in seine rechte Hand, während er seine Tasche zumachte und wieder unter seiner Jacke verstaute.
Er stand auf, überprüfte ob die Pistole schießbereit war und beobachtete das Hochhaus.
Er sah, wie sich eine Feuerleiter hinunterklappte, wahrscheinlich als automatische Reaktion auf die Explosion.
Das würde Athans einzige Chance sein, schnell in die oberen Stockwerke des Hauses zu gelangen. Also rannte er los zu Feuerleiter, und versuchte so schnell wie möglich nach oben zu kommen.

Als er weiter nach oben vordrang hörte Athan weitere Schussgeräusche , die wohl so wie er schätzte, aus Maschinenpistolen stammen. Doch sie waren lauter, er war seinem Ziel schon viel näher.

Als Athan zwei weitere Etagen per Feuerleiter passierte, entdeckte er eine offene Glastür, die wahrscheinlich dafür diente, von Innen schnell über die Feuerleiter zu entkommen. Die Tür war offen, anscheinend wurde sie erst vor kurzer Zeit benutzt.

Wahrscheinlich von den Wachen... dachte Athan sich, als auf einmal eine Salve Kugeln aus dem Inneren des Gebäudes hinausschoss. Athan ging sofort an der Wand neben der Tür in Deckung.

Dann hörte er eine raue, männliche Stimme schreien :"Da draußen ist ein Drell!" Kurz darauf hinauf folgte: "Tötet ihn!".
"Verdammt!" fluchte Athan. Er hätte sich gerne noch weiter darüber aufgeregt, dass die Wachen ihn entdeckt und als potentielle Gefahr eingestuft hatte, doch er hatte erstmal einen Kampf zu schlagen...

22:30

Daniel Jalowy
06.03.2012, 17:19
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station.

Vorsichtig, mit der Waffe im Anschlag kam der Söldner hinter seiner Deckung hervor. Sein Ziel war es in eines der Treppenhäuser zu gelangen und mit Hilfe der Ultraschallortung verschaffte er sich einen groben Überblick.
Rechts von ihm schossen seine Jäger noch immer auf seine alte Position gingen aber insgesamt nun geordneter vor. Mehrere Trupps hatten nun Schulterschluss zueinander und konnten damit koordiniert die Etage absuchen.
Links von ihm hatten sich Schätzungsweise drei Trupps verschanzt. Die treiben mich! wurde es Daniel klar.
Vor ihm war nichts zu erkennen, was nicht hieß, dass dort nichts auf ihn wartete aber es blieb ihm keine Wahl. Nach links oder rechts konnte er nicht also blieb ihm neben einem Sprung aus dem Fenster nur noch das Vorne, ins Etageninnere.
Zügig und geduckt suchte er sich einen Weg durch das verwüstete Büro und erreichte schließlich den Ausgang des Büros und die daran angrenzenden Fahrstühle und Treppen.
Er konnte bereits den Eingang ins Treppenhaus ausmachen als genau vor ihm eine Sensordrohne auftauchte die ihren Sensorkopf bereits auf ihn ausgerichtet hatte. Zwar wurden die Sensoren noch immer durch den Nebel beeinträchtigt aber nicht wenn er unmittelbar vor der Drohne stand.
Die Erkenntnis aufgeflogen zu sein kam gleichzeitig mit dem Funkspruch auf dem Kreis der Wache.
Fuck!!!!
Aus nächster Nähe brauchte er nur ein Schuss um die Drohne zu zerstören allerdings wurde er bereits von hinten unter Feuer genommen. Der Söldner musste nun rasch handeln. Sein Schild wurde ein paar Mal getroffen und sank auf 15% Stärke.
Nur grob zielend feuerte er nur ein paar Salven in die Richtung aus der die Schüsse kamen während er sich an eine Fahrstuhltür schmiegte, die etwas versenkt in der Wand angebracht war.
Er schaltete auf den zweiten Feuermodus und stellte den Aufschlagzünder ein. Er begab sich auf die Knie und lehnte sich so weit vor wie er musste und schießen zu können. Auf die Mündungsblitze zielend verließ das 40mm Geschoss den Unterlaufgranatwerfer. Es gab das typische `Plopp´ Geräusch und kurz darauf erschütterte eine Detonation das gesamte Stockwerk. Anders als eine Handgranate hatte das Geschoss einen wesentlich größeren Splitter- und Detonationsradius. Das Licht über ihm flackerte und ein paar Leuchtstoffröhren lösten sich mitsamt der dazugehörigen Deckenverkleidung. Er selbst spürte die Wucht der Explosion durch die Rüstung hindurch. Weiterer Schutt und Staub verteilten sich im Büro. Das Rohr klappe nach unten auf und Daniel ersetzte die rauchende Hülse durch eine neue Granate bevor er manuell seine Schilde mit einem Powerpack auflud bleiben noch drei!
Für einen Moment war es ruhig, mehr brauchte der Söldner nicht. Er sprintete zur Treppenhaustür und rammte diese auf. Flink zog er eine vorletzte Handgranate, zog den Splint und verkeilte sie in der Führungsstange die Oberhalb der Tür angebracht war. Wenn jemand die Tür jetzt öffnete wartete eine Überraschung auf ihn.

Nun begann der Aufstieg für ihn, 6 Etagen trennten ihn vom Dach. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend eilte er die Treppe hinauf die sich wie eine Eckige Spirale endlos nach unten und noch weit nach oben schlängelte. Daniel überschlug im Kopf was er noch hatte 1xNebel, 2xBlend, 4x40mm und noch 5 Magazine und eine Handvoll Sprengstoff
Zwei Stockwerke schaffte er bevor er die Explosion seiner Falle hörte, Daniel sah nicht einmal nach unten, außer Rauch würde er vermutlich nichts sehen.
Er passierte gerade die dritte Etage als diese Tür hinter ihm aufging. Daniel reagierte eher instinktiv als er herumwirbelte und mit seiner Langwaffe die MP der ersten Wache zur Seite schlug. Es waren drei Wachen. Der Trupp stand hintereinander quas in der Tür und behinderte sich so gegenseitig. Daniel ließ sein Gewehr los, das vom Trageriemen nach an seinem Körper blieb und warf sich mit voller Wucht gegen den Gegner, trieb ihn zurück aus dem Treppenhaus raus. Er überrumpelte Trupp konnte nicht reagieren. Schießen ging nicht, dass sie sich gegenseitig im Weg standen und die erste Wache keine Waffe mehr hatte. Daniel drückte den Trupp quasi eng zusammen und während er weiterschob zog er mit der freien rechten Hand seine Pistole.
Erst jetzt fiel ihm auf, das die Wache die unmittelbar vor ihm stand eine junge Frau war die ihn gespenstisch an eine seiner Ex-Freundinnen erinnerte. Während er in ihre aufgerissenen braunen Augen sah schoss er mehrmals aus nächster Nähe in ihren Unterleib. Mit völlig zertrümmerten Becken ließ er von ihr ab und gab ihr zum Abschied einen mächtigen Tritt mit der den Wachtrupp wie Dominosteine rückwärts umfallen ließ. Die beiden restlichen Wachen erledigte er mit gezielten Kopfschüssen.
Während er weitereilte wechselte er das Pistolenmagazin bevor er wieder zu seiner Hauptwaffe wechselte.

Er pumpte wie ein Maikäfer als er die letzte Etage erreichte. Schwer atmend eilte er durch das Stockwerk das ausschließlich aus Service und Kontrollanlagen für die Klimageräte und Generatoren bestand. Eine unscheinbare Leiter führte aufs Dach und Daniel gönnte sich einen Augenblick um den Status der Sensorsonde abzurufen die er im Vorfeld auf dem Dach gelassen hatte. Diese hatte zwar nur eine geringe Reichweite aber es war besser als gar Nichts.
Ohne weitere Erkenntnisse gewonnen zu haben stieß er die Luke zum Dach auf.

22:40

Octavian Visconti
06.03.2012, 21:39
Kombinierter Post mit Kathleen Benedict (Account (http://www.globalgameport.com/member.php?u=21040), Steckbrief (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=504361&postcount=1))


Er hatte scharf zu überlegen, denn Kathleen war sicherlich noble Häuser gewohnt. Jene, die Vater besuchte, aber in der Regel mied. Lepidus hingegen ging gerne in solcherlei Etablissements, er meinte oftmals, dass je mehr man bezahle für einen Drink, desto besser würde er schmecken. Er selbst kannte ein paar Läden solcher Art auch, aber er bevorzugte es in Kneipen herumzuhängen, die keine Menschenseele beherbergte bis auf den Barkeeper. Leider fand man solcherlei Wirtshäuser kaum auf der Citadel und schon gar nicht auf Ilium. Deshalb verschwendete er so viel Zeit in ihnen, wenn er zur Erde reiste oder Elysium einen Besuch abstattete. Sie schritten den Gang der Kirche entlang und so sehr er auch überrascht war von der leichtfüßigen Art wie sie sich bei ihm einhakte, so sehr schätzte er dies auch. Während Octavian dem Priester und Pavel zum Abschied winkte, letzter schien sich gar persönlich verabschieden zu wollen, hob Kathleen nur die Hand, fast wie eine königliche Hoheit bemüht nur einen Hauch von respektvollem Verhalten andeuten zu wollen. Aber so kamen die beiden stattdessen dem Eingang näher und es ergab ein schönes Bild, so empfanden beide sicherlich ein wenig, wie aus der Kirche heraustraten, den Weg entlang, den Geruch der Kerzen noch in der Nase und das Shuttle einige Meter vor ihnen ansteuerten.

Kathleen schmunzelte und legte dem großen Mann neben ihr die freie Hand auf den Unterarm. Und summte ein leises "Ta-tam-tata-tah-tam-tata." was einem Hochzeitsmarsch schon verdächtig nahe war. "Waren Sie schon mal verheiratete Octavian?" versetzte sie mit einer Leichtigkeit in der Stimme die ihre fast schon unverschämte Neugier lügen strafte. Sie lächelte und bedeutete ihm damit das er nicht antworten musste, und es schien als würde er es wirklich übergehen, als hätte er es nicht gehört, sondern wechselte direkt zum nächsten Thema, nämlich wohin sie gehen könnten - er schien sich darüber schon länger Gedanken gemacht zu haben. Etwas das für ihn sprach.
„Bezüglich der Frage, wo wir hingehen sollen: Das kommt ganz darauf an, Kathleen. Wollen Sie ein Teehaus besuchen oder zu Abend essen. Mir persönlich wäre es am liebsten wenn wir ihn eine kleine Cocktailbar gehen; ich habe irgendwie Lust auf einen Tom Collins und ich kenne bis heute keine andere Bar auf der Citadel, wo sie ihn anbieten“, antwortete er auf ihre Frage, die sie sicherlich nur stellte um ihm ein wenig Sicherheit zu vermitteln. Und Kathleen beobachtete gespannt das Spiel der Muskeln auf seinem Gesicht während er sprach. Er hatte eine lebendige Mimik, das gefiel ihr. Menschen waren sympathischer wenn man den Eindruck hatte in ihrem Kopf bewegt sich was, und sich das als Ausdruck im Gesicht verbreitete. Neska sah zu Tim und nickte ihm leicht zu, während sie darauf wartete das Octavian seinen Satz vollendete, den sein Tonfall hatte noch ein paar Worte angekündigt als er sich selbst kurz pausieren hatte lassen, als er das gepanzerte Shuttle und den Allianz-Soldaten sah, und im selben Augenblick spürte er wie jener ihn musterte. Aber Octavian tat es ihm gleich, und flüsterte Kathleen neckisch zu, „ihr Bodyguard?“
„Denken Sie denn dass ich einen bräuchte?“ stichelte Kathleen ruhig zurück und behielt die Frage nach dem Ort wo sie weiter sprechen konnten im Hinterkopf. Vermutlich nicht, dachte er sich, während der Allianzsoldat, stramm aussehend in seiner Uniform und in gewisser Weise kernig. Octavian schüttelte seine Hand und war überrascht davon, dass der Mann nicht wie eine Maschine seine Knochen brach im Zuge des Handschlags. „Octavian“, stellte er sich vor. „Tim“, kam knapp als Antwort zurück, gefolgt von einer längeren Sekunde, die der Soldat nützte um Octavian genauer zu beobachten. Kathleen glitt sofort an Octavian vorbei und hinein in den Wagen, mit einem leichten Tätscheln der Schulter von ihrem neuen Begleiter und einem angedeuteten Winken, das zum Folgen einlud. „Boss?“
„Nun da ich keine Japanerin bin und Tee in der Regel eher für Opas und Blasenkranke ist, würde ich meinen, es ist Ihre Ansage, nicht Octavian?“, leitete Kathleen schließlich die Frage von Tim weiter.
„Bringen Sie uns bitte in die Bar Walküre.“
„Das liegt doch in den unteren Bezirken. Sind Sie sich sicher?“ konterte Tim, überraschend schnell und Kathleen beugte sich von der Hinterbank aus, wieder halb aus dem Türe, wobei sie an Octavians Bein vorbei musste, der, eine Hand schon auf dem Shuttledach liegend, dabei war ein zu steigen. Sie sah ihren 'Beschützer' an und hob eine Augenbraue, deren Aussagekraft deutlich stärker war als jeder Tonfall oder jede Frage. Und obwohl er gut war, so schaffte Tim es nicht ganz, es mit einer leichten Hebung der Schulter nicht zu kommentieren.
„Sie haben recht gute Cocktails dort.“ kommentierte Octavian trocken und blickte zu Kathleen die ihm in der vorgebeugten Stellung das Einsteigen unmöglich machte, allerdings war sie sich dafür auch sicher dass er ihren Atem auf seinem Oberschenkel spüren dürfte, leider hatte sie nicht die Möglichkeit zu sehen was dies bei ihm auslöste.
Tim hingegen warf seiner Chefin einen Blick zu, der nach Bestätigung verlangte. Kathleen nickte und schmunzelte, während sie wieder tiefer in das Shuttle glitt und so den blonden Mann endlich einsteigen ließ. Tim warf die Türe hinter den beiden ins Schloss, was einiges an Kraft erforderte, schließlich war sie schwer gepanzert. Neska war es zwar immer noch nicht gewöhnt in den tiefen, breiten Ledersitzen zu hocken, aber das hinderte sie nicht, sich trotzdem wohl zu fühlen und die Beine erneut zu überschlagen, während sie zu ihrer Seite blickte. Octavian saß angenehm in seinem Sitz, hielt seinen Mantel und Mütze auf seinen Beinen gefaltet, die er praktischer weiße vor dem Einsteigen abgelegt hatte und das ohne das es Neska groß aufgefallen wäre. Kathleen genoss die geräumigere Beinfreiheit, welche das Shuttle bot im Vergleich zur Kirchenbank indem sie sich streckte während Octavian, ganz Mann, den Blick einmal durch den Wagen gleiten ließ. „Walküre, also?“ schnalzte sie.
„Sehr atmosphärische Bar, sie haben sogar Met, wenn ich mich recht erinnere. Honigwein.“
Kathleen sah mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Fenster zu der Umgebung und zauberte eine neue Zigarette aus ihrem Etui, die sie sofort an Octavian weiterreichte. „Drachenblut?“ erwiderte sie als Frage - und hatte kurz den Eindruck, als hätte sie ihn damit überrascht, zumindest wirkte sein Spiegelbild in dem Fenster so.
„Dürften Sie auch haben, ja.“ antwortete er und nahm die Zigarette entgegen so das Kathleen sich selbst eine ziehen konnte. Das Shuttle fuhr los, Octavian schwenkte seinen Kopf nach hinten um die Kirche nochmal zu sehen, aber er war zu spät dran, sie bogen gerade um die Ecke. „Ich fürchte aber ich werde nicht sonderlich lang bleiben können. Ich habe später einen wichtigen Termin.“
„Ist es nicht ein wenig früh für ein Date?“, witzelte Kathleen und entlockte Octavian damit ein Lächeln, während er gerade seinen PDA auf neue Nachrichten überprüfte. „Zum Glück nicht. Das wäre wohl kaum so unterhaltsam wie ein Galaabend bei den D’sorni.“ Er wusste, dass Kathleen die zwei Asari kannte, zumindest vom Namen her und aus Dossiers. „Okay, das war jetzt wohl eine miese Lüge.“
Kathleen entzündete die Zigarette mit ihrem Feuerzeug und betrachtete dabei die glühende Spitze des Glimmstängels, wie auch der tanzenden Flamme. Inhalierte einen Zug und reichte Octavian das Feuerzeug. Sie kannte die beiden Asari - und bereute es zutiefst, das sie damals Julius den Gefallen verweigern musste die Beiden einen Kopf kürzer zu machen. Sie konnte sich noch gut an seine Fluch erinnern, der er ausgestoßen hatte und ihn etwa für 5 Minuten immer wieder verlängernd durchhielt. Er hatte fast etwas von einer altrömischen Verfluchung gehabt.
„Ich habe von dieser Veranstaltung gehört. Klingt nicht sehr appassionante. Aber im Moment dürfte es für Sie wohl die Höhle des Löwens sein, hm?“
„Scheint ganz so. Aber man muss doch irgendwo auch Haltung beziehen? Außerdem dürfte mich ein Drink davor wohl genügend auflockern.“
Kathleen lachte und wechselte die Zigarette dabei von einer Hand in die andere. "Nun, man kann es so natürlich auch positiv sehen."
Im selben Moment flog das Shuttle in einen Tunnel, orange Lichter tänzelten im Shuttle und auf den Gesichtern, durch einen Spiegel erkannte Octavian wie Tim ihn abschätzend musterte, nach wie vor. Manches kam nie aus der Mode. Und Kathleen konnte sich denken das, wo er so leichtfertig mit einer Hand das Lenkrad bediente, die andere möglicherweise auf der Handfeuerwaffe im Ablagefach der Türe hatte. Aber das war nur eine Schätzung. Neska hauchte Tim in den Nacken und beugte sich vor, legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Sie müssen Ihn nicht niederstarren, wie ein verratener Liebhaber die Frau beim Frühstückskaffee über den Tisch. Tim." Sie lehnte sich zurück und sah Octavian an. Klopfte dem Mann vor sich noch mal auf die Schulter. "Er ist ein Geschäftspartner, entspannen Sie sich." Sie nahm noch einen Zug von der Zigarette und kehrte in Gedanken zurück zu den beiden Asari. Den Tentakelkopf-Schlüpfen.
„Ich habe jemanden schon seit Jahren bei Nadava.“ sagte sie während sie einen weiteren Zug aus ihrer Lunge zurück in die weite Welt entließ - oder was von ihm übrig war.
Octavian schnaubte nervös. „Und diese Person ist wohl kaum ein Mensch? Nach Vaters Übernahme“, versetzte er nach einen kurzem Moment doch Kathleen schnitt ihm das Wort ab, sah ihn direkt an, vielleicht das erste Mal richtig und ohne es zu spielen, sondern eine Spur zu aufrichtig für ihren eigenen Geschmack, aber ihr Ego zu beleidigen war schon immer am erfolgversprechendsten gewesen und fuhr anstatt seiner fort: „Sie unterschätzen mich immer noch, nicht? Ich, im Gegensatz zu vielen Kollegen, beschränke mich weder nur auf menschliche Informanten und Kontakte, noch nur auf militärische Kontakte, Informationen oder Aktivitäten.“ Sie sah wieder nach vorne und zog einen Mundwinkel kraus. "Das wäre ausgesprochen… stupido."
„Hm“, ihre Worte ließ sich Octavian durch den Kopf gehen, verschränkte fast die Arme vor der Brust, ließ es aber im letzten Moment, „aber bedeutet dies, dass sie vertrauenswürdig sind?“
„Loyalität ist wichtig, aber man neigt dazu sie zu überschätzen. Vor allem wenn es um die eigene Rasse oder Nation geht. In meinem Geschäft, besonders. Aufrichtige Loyalität ist in der Regel ein seltenes Gut. Etwas das einem geschenkt wird, von sehr, sehr wenigen Personen, da hat man nicht die Möglichkeit zu filtern nach Rasse oder Nation. Selbstverständlich betrachtet man all diese Dinge mit etwas Vorsicht. Denn die notwendige 'Loyalität' erhält man für bestimmte Dinge, auch auf anderen Wegen.“
„In der Tat“, antwortete Octavian trocken und sah sich nach dem Aschenbecher um, da ihm die Asche seiner Zigarette unlängst auf die Hose zu fallen drohte, entdeckte ihn an der Türe, als eine Art Schiebemechanismus und schnippte die Asche ab. „Oder ich schätze mal so.“
„Das hat Ihnen Ihr Vater sicherlich schon beigebracht, oder?“ Kathleen lächelte süffisant und erneut durchflutete das Licht der Citadel das Shuttle und mittlerweile handelte es sich nur noch ein paar Minuten bis sie die Bar erreichen würden.
„Generell überschätzt man doch sowieso alles?“
„Auf manche mag das zutreffen, ihr Vater, so Leid es mir auch tut, hat gewisse Leute wohl eher unterschätzt.“
„Kaum.“
„Wie meinen Sie?“
„Zwei Privatdetektive waren zum Zeitpunkt seines Todes bei ihm eingestellt, zig verschlüsselte Dateien und Expansionspläne, der Sezuluv Index.“
„Ich meinte den Mörder. So wie sich der Bericht liest, klang es nach jemand, der das Gebäude von Corefield gut genug kannte. Und ihren Vater.“ Octavian hörte zu. „Jemand in seinem Bekanntenkreis, oder ein Investor. Vielleicht gar die Familie.“
„Nun schwafeln Sie denselben Schwachsinn wie dieser Polizist.“
„Vielleicht hat er Recht.“
„Eben nicht.“
Kathleen realisierte das sie vermutlich die Brüderliebe unter den Dreien, oder zumindest Octavians, zu gering eingeschätzt hatte. Stur und unbelehrbar, wenn es um die Familie ging. Ganz wie sie es gewohnt war. „Wir mögen zwar nicht immer wie die hellsten daherkommen, meine Brüder und ich, aber wir sind sicherlich keine Verräter“, säuselte er und hoffte dabei inständig an den Wahrheitsgehalt seiner Wörter. Kein Verräter, und trotzdem fühlte man sich so. Sie schnaubte und versenkte ihrerseits nun die Asche im dafür vorgesehen Apparat. Bruderliebe. Auch sie liebte ihrer Brüder, aber sie wäre nie auf die Idee gekommen, nicht einen von Ihnen im Falle von einem derart eigentümlichen Ableben ihres Vaters zu verdächtigen.
„Sie sollten die Fakten nicht unterschätzen. Es gibt gewisse Indizien.“
„Die da wären?“
„Kann ich Ihnen nicht mitteilen, noch nicht.“ Kathleen fühlte den Blick der starr, sich in ihre Schläfe bohrte, als könnte er dort tief genug durchdringen um herauszufinden was sie wusste. Aber Neska sah nur nach vorne.
„Jetzt nehmen Sie mich auf den Arm?“
Kathleen schmunzelte, Octavians Gesicht blieb aber starr und argwöhnisch, eisern und versteinert. Statt ihm Paroli zu bieten, schwenkte sie den Kopf und erkannte aus dem Fenster heraus die Bar. „Es gibt Regeln.“
„An die Sie sich natürlich immer halten?“
Kathleen stieß die Luft zwischen den Zähnen aus und drückte die Zigarette mit einer selbstverächtlichen Drehung im Aschenbecher auf ihrer Seite aus. Es war offensichtlich, dass sie nicht alle Regeln gut hieß. Aber da es sich hier in diesem Fall um eine ihrer Regeln handelte, hielt sie es für unabdingbar sich daran zu halten. Ein Köder war ein Köder war ein Köder. „Ich versuche es“, gab sie mit schwerem Unterton zurück. „Predigen Sie mir nicht, schlimmer noch, werden Sie bitte nicht zu Pavel.“ Das unterstrich sie aber mit einem Zwinkern um kein böses Blut heraufzubeschwören.
„Wie sollte -?“
„Alles bei gegebener Zeit, mein Lieber.“ Das Shuttle kam zum Halt, Tim stieg aus, observierte ein wenig die Umgebung, auf der Rückbank musste Octavian Kathleens Spielchen nachgeben, unfreiwillig. Doch schließlich, stiegen auch sie aus, Octavian hätte fast Mütze und Mantel vergessen, erwischte sie aber gerade noch bevor die Shuttletür sich schloss.
„Wollen Sie uns begleiten?“, fragte Octavian den Chauffeur, der ihn nicht mal anblickte.
„Tim muss aufpassen, dass mir und meiner Investition nichts passiert. Das macht er am besten draußen.“ kommentierte sie trocken und hakte sich bei ihm unter - mal wieder, dirigierte ihn um das Shuttle herum und hin zu der Türe der Bar, die sie von außen mit steigender Neugier musterte.
Das Walküre gab es schon länger, einst ein Lokal für Leute des turianischen Militärs, hatte es sich vor ein paar Jahren ein ehemaliger C-Sec Cop gekauft, der beschloss, dass es besser wäre in Frührente zu gehen als sich auf seine alten Tage noch abknallen zu lassen. Was allseits als sehr weise Entscheidung anerkannt worden war. Man hatte gemunkelt, dass der Typ ziemlich korrupt sein musste, andernfalls hätte er wohl kaum die Kohle zusammen bekommen um das Lokal zu kaufen, aber die Gäste interessierte das nicht sonderlich. Es gab ein Gästebuch, das sich allerdings als reichlich unspektakulär herausstellte, und an den Wänden waren diverse Botschaften verewigt. Zwei Wikingerstatuen standen im Raum und Gemälde von Odin und Thor hingen an den Wänden, nicht aufregend gut gezeichnet, aber nett zur Stimmung beitragend. Über der Theke schmückte ein glitzerndes Idol einer Walküre das Regal, links und rechts davon standen die Alkoholsorten und viel mehr gab es auch gar nicht mehr zu berichten. Es war ein verdunstetes, kleines aber auch einladendes Lokal, in dem man sich jedoch wohl primär wegen den Cocktails und der Weine, vorwiegend des Mets, aufhielt. Ein Tisch am Fenster war gerade richtig für die Beiden und Kathleen nahm automatisch den Platz in der Ecke, sodass sie das gesamte Lokal im Auge hatte. Sie holte ihre Zigaretten und ihr Feuerzeug heraus. „Nett“, kommentiere sie, nicht ganz ehrlich. Es war nicht unbedingt das was sie gewählt hätte. Sie war mehr der Typ von Hotel-, Jazzbars und Herrenclubs - aber so lange die Drinks gut waren, wollte das wohl keinen großen Geist stören - Kathleen kratzte es doch ein wenig.
„Lassen Sie sich vom Eindruck nicht täuschen.“ Über Octavian stand in weiß geschrieben, ich liebe dich, und dann eine vage Kritzelei einer Waffe am Kopf, die gerade gefeuert wurde. Kopfschuss. Kathleen hatte den Blick darauf gerichtet und den Kopf schief gelegt, wie eine Katze die neugierig einen Vogel beobachtete. Der dumm genug gewesen war vor ihrer Nase zu landen.
„Gewiss nicht.“
Sie bestellten, sie einen trockenen Manhattan, er ein pures Glas Whiskey. Dexter, der Eigentümer, hatte ein Kochschleife umgebunden, die Bar war leer, so kümmerte er sich um sie, versuchte ein wenig Smalltalk zu starten, gar Kathleen etwas anzuflirten, aber der stand nicht der Sinn danach, und so lächelte sie lieblich, neigte leicht den Kopf und schickte ihn alsbald mit der Bitte weg, sie wären doch sehr durstig. Dexter war schnell und da weder Kathleen noch Octavian ein Wort wechselten behielt sie den Mann im Blick. Er wusste was er tat, zumindest zeigte ihr das die Handhabung der Utensilien für einen ordentlichen Manhattan. Ihre Getränke kamen und der Mann verschwand wieder so schnell wie er zurückgekommen war. Octavian nahm den Tumbler mit Whisky auf und Kathleen fragte sie ob das Glas der Wahl von dem Eigentümer entstammte, was bedeutete es war vermutlich dessen fester Vorstellung entsprungen wie Whisky serviert werden musste, anhand von zahlreichen Filmen, oder ob es doch Octavians feste Angewohnheit war den Drink so zu nehmen. Sie hoffte auf ersteres, den ihr tat es um den guten Single Malt leid, dass er nicht in einem ordentlichen Glas serviert worden war. Er nippte an seinem Whiskey, lenkte sich selbst ein wenig mit der Bar ab. Dexter verschwand in einem Hinterzimmer, Kathleen sah ihm etwas schwermütig hinterher noch in Gedanken bei dem Whisky und dem Glas, davon wurde Octavian abgelenkt, aber augenblicklich kehrte er zum Gespräch zurück, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. „Also?"
„Octavian“, fing sie an und nippte am Drink, „Sie verstehen doch dass mir Corefield Design am Herzen liegt, und dass ich in gewisser Weise es auch brauche. Nun, vielleicht weniger ich, sondern mehr gesagt, die Sache der Menschheit, schließlich ziehe ich meine Vorteile nur aus der Finanzierung." Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Drink und beobachtete wie beschäftig Octavian mit seinem war. "Sehen sie, die Sache ist die, Corefield Design braucht mich ebenso. Vermutlich sogar jetzt mehr denn je, wenn ich mal so hochnäsig sein darf.“ Er nickte, das war zumindest ein gutes Zeichen, dachte sie. „Wir profitieren von einander und ich denke Octavian, dass wissen Sie mittlerweile ganz gut sogar.“
„Ich müsste zuerst die ganzen Dateien sehen, bevor ich einwillige.“
„Oh – nun, Sie müssen keinen Vertrag unterzeichnen. Und natürlich wird es Änderungen geben, schließlich sind Sie nun der Kopf der Familie. Oder war das jetzt zu voreilig ausgedrückt?“, setzte Kathleen sofort nach, als sie die leichte Verärgerung in seinem Gesicht wahrnahm, und hob dabei kurz beide Hände mit einer abwehrenden Haltung. „Mehr oder weniger zumindest. Wir werden schließlich sehen, wie sich ihre Brüder schlagen.“ nun es würde offensichtlich nicht so leicht, werden ihn davon zu überzeugen, das er das Ruder übernehmen musste - schon gar nicht das er es vielleicht mit aller Macht tun musste. Denn Kathleen war sich ziemlich sicher, dass mindestens Lepidus das machen würde.
„Genauso gut wie ich.“ konterte er trocken - und glaubte es wohl auch tatsächlich.
„Solang Sie sich nicht so banal und miserabel wie ihre Brüder präsentieren, bin ich schon zufrieden damit." sie zwinkerte und prostete ihm zu. "Fürs Erste.“
„Da verlangen Sie jetzt aber ganz schön viel von einem Visconti, das ist Ihnen schon klar?“, witzelte er. Kathleen lachte und legte dabei den Kopf in den Nacken, es war ein ehrliches Lachen, das schien Octavian deutlich mehr zu überraschen, als die Tatsache das sie lachte an sich. Das fahle Licht das durch die Vorhängen in die Bar fing, tanzte auf ihren Zügen, als sie lachte. Ihre roten Locken hüpften ungehemmt auf und ab wie in einem wilden Tanz. Es war ein glockenklares, ansteckendes Lachen. Und nach einem kurzen Moment, gewann ihrer amerikanische Seite und sie hielt sich eine Hand vor den Mund, der zuvor noch einen vollständigen Satz, glatter, gepflegter weißer Zähne gezeigt hatte, sowie das schmale kleine Zäpfchen das ihren Rachen zierte. Alles an ihr war offensichtlich weiblich. Sie räusperte sich und kicherte noch etwas in sich hinein. Eine Reaktion die sich noch ein letztes Mal verstärkte, als sie Octavian anblickte der sie vollkommen ungläubig ansah. Nun vielleicht nicht nur ungläubig.

"Ich kann Sie gut verstehen. Ich habe auch ein paar Brüder. Eigentlich habe ich nur Brüder." sinnierte sie und bemerkte das Octavian sie interessiert musterte. "Vier ältere." ergänzte sie und beobachtete sein verständliches Nicken, das sie unterbrach als sie noch ergänzte. "Und zwei jüngere." Er hob eine Augenbraue. Und Kathleen lachte. "Ich denke das kommt von der italienischen Seite meiner Familie - und so gesehen macht mich mein doppel X-Gen zum schwarzen Schaf. Irgendwie." Sie nippte noch mal am Drink.
„Eine ganz schön große Familie. Wenn ihre Onkel und Tanten genauso fleißig waren, dann dürften Sie ja eine richtige Familien-Dynastie hinter sich haben. Und vielleicht sogar ein Unternehmen oder dergleichen.“ Er exte das Glas. „Und deshalb sind Sie der Allianz beigetreten, weil Sie sich als schwarzes Schaf sehen?“ Er spielte ein wenig mit dem Glas in der Hand, voran und zurück; ihn würde es nicht stören, wenn Sie die Frage unbeantwortet ließ. So würde er zumindest der unweigerlichen Gegenfrage ausweichen können, warum er
bei Corefield Design war, dachte Octavian für sich und beobachtete Kathleen ein wenig intensiver. Kathleen beobachtete währenddessen sein Spiel mit dem Glas, das bewusste einsteuern einer Frage, die so unangenehm war, eigentlich für jemand ihres Berufsstandes, das sie sie nicht beantworten konnte, und so unmöglich eine Antwort geben konnte. Aber der Trick funktionierte nur, wenn man es nicht mit jemand zu tun hatte, der wie Kathleen mehr interessiert daran war über den anderen mehr zu wissen, als über sich preis zu geben. "Ja Onkel und Tanten waren auch alle sehr aktiv. Das liegt wohl an den italienischen Wurzeln. Denke ich. Die Familie. Sie kennen das sicherlich."

Er biss sich sachte auf die Lippen und überlegte sich während ihrer Antwort wie er weiterfuhren konnte. Kathleen schien ihn studiert zu haben, also die Dossiers und hatte sich sicherlich genauso gut bemerkt wie Vater über seine Söhne sprach, auch wenn es Octavian nicht verwundert hätte, wenn der Alte partout stets dem Thema ausgewichen wäre. Er schnipste Dexter herbei. Trotzdem gebot es wohl mindestens der Anstand von Kathleen, dass sie ihn danach fragen würde. Mehr noch würde sie wohl seine Seite der Geschichte interessieren. Nicht dass es viel zu erzählen gab, wie er fand. „Das war zu erwarten“, setzte er nach. „Dafür sind Sie wohl doch zu clever als dass Sie ihr eigenes Leben gezielt gegen die Erwartungen des Vaters leben. Mit dieser Einstellung sind Sie dann aber alleine am Tisch.“
Sie lachte und nahm einen letzten Schluck von ihrem Drink. Bevor sie mit einer einfachen Handbewegung zwei neue Bestellte. "Aber so viel Familie ist nicht das meine. Kein Familienunternehmen im herkömmlichen Sinne, aber mein Vater war trotzdem nicht übermäßig begeistert, das ich nicht seinem Karrierewunsch gefolgt bin." sie lachte und steckte sich eine Zigarette an. "Sonst wäre ich jetzt wohl Senatorin. Oder Geschäftsfrau in Europa..." sie ließ das letzte Statement ausklingen und schmunzelte zu ihrem Zigarettenfilter hin. "Ich sage dir, dieses Europa ist nichts anderes als eine einzige große Auktion. Das ist alles, was man darüber sagen kann, nichts als ein großer Inventurausverkauf." Ihr Blick wanderte hoch und sah Octavian wieder direkt an. "Kennen Sie das Zitat?"

Octavian Visconti
06.03.2012, 21:40
Kombinierter Post mit Kathleen Benedict (Account (http://www.globalgameport.com/member.php?u=21040), Steckbrief (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=504361&postcount=1))

„Sie schleudern ganz schön gerne mit Zitaten um sich. Aber nein, ich kann nicht sagen, dass ich es kenne. Vielleicht mal gehört oder gelesen.“ Er überlegte an wen es ihn erinnerte, aber ihm fiel kein passender Name ein und so konnte er genauso ins Blaue raten.
Offensichtlich jemand der Europa nicht gern mochte. Oder schlimmes dort erlebt hatte. Man konnte es demjenigen nicht gerade verübeln.
„Klingt ein bisschen nach einem Auswanderer, Exilant vielleicht.“ Vielleicht auch ein griesgrämischer Autor, das hätte wohl am besten gepasst. „Und deshalb sind Sie der Allianz beigetreten, weil nicht nur Europa zu einem Auktionshaus verkümmerte, sondern mittlerweile die ganze Erde und daher wollten Sie weg?“
Kathleen lachte und legte den Kopf in den Nacken. "Nein, eigentlich nicht. Es ist von Tennessee Wiliams. Die Katze auf dem heißen Blechdach. Also kein Auswanderer. Aber gute Idee.“ Octavian musste sich an den Kopf greifen, das hätte er wissen müssen.
„Ich denke es gibt nichts amerikanischeres, als mit Zitaten von Intellektuellen um sich zu werfen." sie lächelte, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und inhalierte einen weiteren Zug. "Ich bin zur Allianz, weil ich ein Jobangebot bekommen habe. Aber mein Vater war trotzdem nicht begeistert."
„Sie hätten es sicher schlimmer erwischen können“, er musste schmunzeln. Ein allzu viel verwendeter Trost. „Ich hätte es schlimmer erwischen können.“ Und zog dabei die Augenbrauen kurz und schnell hinauf mit einem spielenden, vermutlich auch leicht arrogantem Lächeln auf den Lippen. Dexter kam herbei und servierte die zwei neuen Drinks, für beide dasselbe wie zuvor. Octavian hatte seine Chance verpasst auf Tom Collins zu wechseln, der eigentliche Grund, warum er diese Bar ausgesucht hatte, aber wer sich mehr um die Frau gegenüber von einem kümmert und nicht um sein Getränk, den bestraft nun mal das Leben. Zumindest in einer Art, manchmal wird man auch belohnt. Er nahm seinen Single Malt und schnupperte einen Moment lang, nur um kurz darauf den ersten Schluck zu nehmen, ein wenig quälte er sich dabei. Ein Whisky hätte wohl fürs Erste gereicht.
Kathleen lächelte über den Gesichtsausdruck von Octavian und schloss leicht die Augen. Ihr Com gab ein leises Piepen von sich. Es war ein seltener Tonfall, den sie seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr gehört hatte. Und trotz der Apokalypse die dieser Ton bedeuten konnte, blieb sie - sich selbst überraschend - ruhig und entspannt. Es war nicht so als hätte sie das nicht erwartet. Aber es änderte natürlich einiges an ihren Plänen.

Eigentlich, änderte es alles. Sie setzte ihren Drink fast in Zeitlupe ab und sah zu ihrer Jackentasche. Atmete tief durch und hob die Augenbrauen.
"Nun, das ist wohl mein Signal." sie blickte hoch und sah den Mann ihr gegenüber an. Es war ein langer Moment. Ein Augenkontakt, der undeutbar war und doch ein ganzes Universum hätte umschließen könnten. Neska griff in ihre Jackentasche und legte eine OSD auf den Tisch. "Auf dieser OSD finden sie alle Daten, Abkommen und Aktionen die ich mit Ihrem Vater unternommen habe." sie lächelte und als er antworten wollte legte sie ihm den Zeigefinger auf die Lippen. Nach all dem ganzen Vorgeplänkel kam er sich jetzt überrumpelt. "Ich hoffe es erschreckt Sie nicht allzu sehr." Dann beugte sie sich ein gutes Stück vorwärts und schob ihm dabei mit der freien Hand, da ihr Finger auf seinen Lippen liegen blieb, die OSD direkt gegen seine Finger. Sie roch nach Zigaretten, aber das Parfüm darunter linderte es etwas. Zigaretten hatte man über die Jahrhunderte hinweg perfektioniert, aber wenn jemand so viel rauchte wie Octavian – oder Kathleen – blieb immer etwas haften. Octavian hatte nichts gegen Frauen, die nach Zigaretten stanken. Es war ein Geruch, der nach Hause führte. "Darauf finden Sie auch die notwendigen Daten um Zugriff auf versteckte Konten Ihres Vater zu bekommen. Darauf finden Sie..", Kathleen zögerte und legte dann den Kopf schief, schloss die Augen erneut, länger und atmete tief durch, "..eine nicht unerhebliche Summe, wenn man alles zusammenzählt. Dabei handelt es sich um Gelder aus diversen Aktionen. Aber das Geld ist sauber und kann nicht zurückverfolgt werden. Es gehört offiziell ihrem Vater und durch die OSD in ihrem Besitz, außerhalb der Erbvereinbarung, theoretisch Ihnen."

Verstehen, musste er wohl nicht, schwenkte sein Glas hin und her, während sie ihm alles so kompakt wie möglich präsentierte. Verwirrung machte sich breit, aber er würde im Laufe der Zeit es schon herausfinden. Erneut holte er Luft um etwas zu sagen und Kathleen legte ihm mit den Mittelfinger ein erneutes Schweigegebot auf. Lächelte sanft und sah ihm direkt in die Augen. "Auf der OSD befindet sich auch ein Codewort. Sollte sich eines Tages jemand zu Ihnen kommen, und diese Codewort benutzen, möchte ich Sie bitten, Ihre Unterstützung mit diesem Geld zukommen zu lassen. Ich weiß das ist eine große Bitte, aber ich denke, Sie werden herausfinden, dass Sie eigentlich für sie keine große Bitte ist. Geben Sie das Geld nur nicht ganz aus."
Unwahrscheinlich, dass ihn die geschätzte Dame für einen Bettler hielt. Er war nie sonderlich reich, nicht wie seine Brüder oder Vater. Aber er hatte genug um zu leben, mehr als reichlich. Deshalb wusste sie wohl ganz genau, dass das Geld wohl erst mal lange Zeit unangetastet bleiben würde. Vermutlich auch deshalb der Grund warum sie ihn aufsuchte und nicht Antonius. Allianz-Gelder wurden schon früher zur Genüge an Prostituierte verschwendet, das musste nicht wieder geschehen. Er spielte mit der OSD in seinen Fingern, betrachtete sie – unscheinbar war sie, nichts Besonderes, ein schwer zu entziffernder Schriftzug. „Also einfach aufbewahren und auf diese eine Person warten? Sollte machbar sein. Und jetzt? Sie scheinen es eilig zu haben, dabei hätte ich Sie gerne gefragt, ob sie mit mir zu der D’sorni Gala heute Abend gehen möchten, damit Sie sehen wie ich mich von der restlichen Geschäftswelt abhebe, aber daraus wird wohl nichts, nehme ich an?“ Octavian steckte die OSD in die Innentasche seines Mantels, zog den Reißverschluss zu. Man wollte schließlich nicht, dass Dennis Finger plötzlich irgendwo landen, wo sie nicht sein sollten. Er nahm den letzten Schluck aus dem Glas und fuhr fort: „Auf jeden Fall ein Dankeschön für die OSD. Auch wenn ich mir nicht ganz bewusst bin, was das jetzt bedeuten soll. Aber den Gefallen für diese eine Person – wer auch immer das sein mag – tu ich Ihnen gerne. Nur eine letzte Frage: Haben Sie wirklich keinen Hinweis bezüglich des Mordes an meinem Vater?“ Trocken war die Frage formuliert, ein wenig desillusioniert vielleicht, mehr zweckorientiert als wirklich interessiert. Aufgerieben und ewig durchgekaut in den letzten Stunden, Tagen. Überdrüssig war er dieser Frage, aber sie war notwendig. Immer.

Kathleen tat es Octavian gleich und leerte ihr Glas. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. "Ich denke ich kann heute Abend leider nicht. Mein Terminplan wurde gerade geändert. Aber ich denke, Sie werden einen vergnüglichen Abend haben. Sie finden auf der OSD sicher auch
einige brauchbare Daten zu diesen beiden lieblichen Schwestern - sofern Sie eines Tages einen großen Haufen Schmutzwäsche waschen müssen." Dann legte sie die Hände flach auf den Tisch und erhob sich. "Wenn ich Ihnen einen Rat geben sollte, bezüglich Ihres Vaters...",
sie zögerte einen Moment und musterte Octavian länger, "...würde ich Ihnen raten, suchen Sie in Ihrem eigenen Haus." Es klang nicht wie ein Rat sondern mehr wie Gewissheit. Sie richtete sich auf, strich ihre Kleidung glatt und klemmte sich eine neue Zigarette zwischen die
Zähne. "Es ist Zeit das ich gehe. Leben Sie wohl, Octavian."

Widerwillig und ob ihres Rates kurzfristig abgelenkt, realisierte er erst gar nicht, dass sie aufgestanden war, tief grübelnd wiederholten sich ihre Worte im Kopf und perplex stand er auf, ebenfalls bereit zu gehend, weshalb Dexter sich aufmachte zum Tisch um abzukassieren, aber Octavian winkte ihm aus den Augenwinkeln ab, Kathleen ein letztes Mal musternd und anvisierend. Unangenehm war es ihr nicht, sicherlich war sie es schon gewohnt, vielleicht nur nicht aus diesen Gründen. Andererseits war sie im Geheimdienst tätig, alles war dort möglich und erlebbar. Er richtete sein Äußeres, klopfte ein wenig und zog etwas daran, sodass es gemütlicher war und besser aussah, die Haare waren aber immer noch leicht ungekämmt und die Augenringe wurden nur länger im Gespräch mit Kathleen. „Hm, machen Sie es gut, Kathleen. Und Danke – glaube ich.“
Kathleen lächelte, und schmunzelte schließlich kokett. "Glauben Sie mir einfach, Octavian. Es ist immer das eigene Haus." Während sie noch sprach lockerte Kathy etwas ihr Haar und zündete die letzte Zigarette an. Inhalierte den Rauch und betrachtete ihn einen Moment. Und sah ihm schließlich tief in die Augen. "Sie sind ein guter Mann, Octavian. Auf einem furchtbaren Egotripp, aber ein guter Mann. Sie sind nicht Ihr Vater, das ist Ihre bestechenste, und beste Eigenschaft. Aber lassen Sie sich etwas von einer Frau sagen, die den Geheimnissen des Universums auf der Spur ist - werden Sie erwachsen." Und während Neska sprach, richtete sie ihm den Kragen, strich diesen mit einer Hingebungsvollen, liebenden Geste glatt, als wäre sie die Ehefrau die ihren Mann in die Arbeit verabschiedete und ihm riet sich mit dem Boss gut zu stellen. "Weder Alkohol noch blinder Zorn wird Ihnen etwas von dem geben, das Sie verzweifelt suchen. Ihr Vater hat jemand Fremden in sein Haus gelassen und er hat den Preis bezahlt. Nehmen Sie Rache und genießen Sie dieses Gefühl. Nichts ist schöner als kalte, harte Rache die man dem Gegner ins Gesicht schleudern kann. Aber danach, und ich will das Sie mir das versprechen, werden Sie leben, und Sie werden es genießen, weil Sie es wertschätzen können." Sie blies ihm knapp am Gesicht vorbei, streckte sich, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm dann den zartesten Kuss auf die Wange zur Verabschiedung hauchte, den er je empfunden hatte.
Und dann war sie weg. Kathleen hatte diesen kurzen, Moment des einmaligen Zauber genutzt und war entschwunden. Sie stand nur einen Moment vor dem Restaurant, bis der Wagen vor fuhr. Es war Zeit zu gehen und sich den Dämonen zu stellen.

Octavian blieb noch einen Moment stehen und vergegenwärtigte sich die Situation, dann bestellte er einen Tom Collins. Ein paar Minuten lang schallte ihr Echo in seinem Kopf umher, Phrasen von Sätzen und Wörtern die sie ausgeschüttet hatte und in dessen Nachhall er nun wühlte, wie ein Kind im Treibsand, ringend um Luft und den rettenden Ast. Es war interessant und unerwartet diese Frau kennen zu lernen, überraschend wie viel Vater es geschafft hatte zu verbergen und verborgen zu halten. Er holte die OSD hervor und spielte erneut ein wenig mit ihr, sie würde wohl warten müssen. Es war schon spät und die Nacht brach bald ein, vermutlich würde er letztendlich sowieso zu spät auf der Gala erscheinen, auch wenn dort niemand wusste, dass er kommen würde. Das war auch gut so. Die Erkenntnis kam nicht herbeigeflogen, dafür schmeckte aber zumindest der Tom Collins, dessen Strohhalm zumindest ein wenig an einen Ast erinnerte – diesen jedoch lehnte er aus Prinzip ab.

Kathleen Benedict
06.03.2012, 22:24
Kathleen atmete tief ein, bevor der Dienstwagen vor ihr hielt und sah mit einer fast traurigen Gleichgültigkeit auf die Türe. Es war nicht Tim der ausstieg und die Türe öffnete. Ganz im Gegenteil. Es war ein Soldat der Allianz den sie nicht kannte, aber das störte sie nicht. Sie nickte dem Mann zu und er wirkte dadurch nur mehr verwirrt. "Madam. Ich habe Befehl..."
"Natürlich haben Sie das Sohn. Lassen Sie uns einfach fahren." der Mann blinzelte verwirrte und starrte die, ältere rothaarige Frau an. Er war vielleicht in den Zwanzigern. 'So jung...' ging es Kathleen durch den Kopf und bemitleidete ihn fast. Es gab dankbarerer Aufgaben, als sie nun genau jetzt abzuholen, aber immerhin, versuchte er es so respektvoll wie möglich zu tun. Etwas das sie ihm hoch anrechnete.

Die Nachricht war das gewesen das sie gefürchtet hatte, und doch erwartet hatte. Man konnte nie auf Dauer im Geheimdienst seine Spiele spielen. Versuchen etwas gut oder besser zu machen, ohne das man sich im Laufe der Zeit auf eine Position begab, die einem eine Feindschaft eintrug, die zwangsweise zu dieser Situation führte. Kathleen konnte sich gut erinnern, das sie selbst schon einen Offizier abgeholt hatte. Der junge Mann hielt ihre die Türe auf und Kathleen konnte schon von hier aus Angelas Parfüm riechen. Es hätte schlimmere Menschen geben können, die ihr nun begegneten als Angela. Aber es war auch offensichtlich, wer sicherlich den letzten Nagel geschlagen hatte.
Neska lachte leise und zuckte mit den Schultern. Nun gut. Dann sollte es wohl jetzt so sein. Sie sah zu der Bar und zog die Lippen kraus. Unter anderen Umständen, zu einem anderen Zeitpunkt, hätte Octavian, vielleicht der Vater sein können, der Henrietta fehlte. Aber dies war kein Universum in dem man sich wünschen konnte, was einem gerade passte und noch ging es jemals in Erfüllung. Es war ein harter, grausamer Ort. Und das einzige was ein Individuum tun konnte, war damit leben.

Kathleen legte ihre Hand auf den Rahmen des Wagens und glitt durch die offene Türe in das Innere des schweren gepanzerten Shuttles. "Angela."
"Kathleen."
"Sind wir schon soweit?" erwiderte sie umgehend und musterte die Südamerikanerin, die dem Blick auswich und lieber zum Fenster hinaus sah. Die Akten mit den Unterlagen und Papieren fest auf die Oberschenkel gepresst. Neska lächelte und streckte sich, etwas das der Soldat, der hinter ihr ebenfalls in den Fond gestiegen war, nicht gerne sah und Anstalten machte sie daran zu hindern. Sie hob einen Fingern und ermahnte den Mann damit. "Ganz ruhig, Junge." Und dann legte sie ungehindert, aber unter wachsamen Blick die Hand auf die von Angela. Und ihre Augen trafen sich für einen langen intensiven Blick.

"Wenn du mich schon beerbst, solltest du auch den Mut dazu haben." dann fuhr der Wagen los und verließ die Bezirke.

'04.07.2200

Ihre Faust donnerte gegen die dünne Glaswand, die überseht war mit den feinen Wassertropfen die von dem Duschkopf über ihr auf ihre nackte Haut geprasselt waren, und von dort in dutzende Kleinere dann gegen das Glas, krachte mit aller Macht gegen das gehärtete Silizium und hinterließ mehrere kräftige Risse. Ihre Faust begann umgehend von Schmerz zu pochen, heftig, aber das reichte nicht mal im Ansatz für die Betäubung des Schmerzes in ihrer Brust. Ihr Herz war wie in einen Schraubstock gespannt, wie am Zerreissen. Ihr Herz sprengte es in der Mitte entzwei. Immer und immer wieder war es eine Welle neuen Schmerzes, der ihr Verzweiflung und Trauer in das Gesicht spuckte mit alter Ignoranz und glühend heißer Galle. Ihre Gedanken beherrschte nur ein Thema. Es war ein wirrer Gedanke der kalt und doch voller Hitze dort brach lag und erst dann verschwinden würde, wenn er gestillt war. Rache.
Mit aller Wucht, die ihrem kraftlosen Körper zur Verfügung stand, rammte sie ihre Stirn auf den Sprung in der Duschwand. Aber die Wand gab weder nach, noch tat es ihre Stirn. Aber geschlagen, gab ihr Körper nach. Sie hatte keine Kraft mehr. Keinen Willen mehr. Es war einer dieser Moment wie sie ihn schon hunderte von male gehabt hatte. In ihrem Leben. Es war wie ein Anfall, eine Welle aus Gedanken die sie überkam. Eine Welle von düsteren Gefühlen die es kaum zu ließen, etwas anders zu Denken oder zu Empfinden. Es war eine Depression.

Mit Zorn fuhr sie sich durch die Haare. Packte kräftig zu, als könnte sie sich mit den Haaren die Gedanken aus dem Kopf reissen. Die Erinnerungen. Die düstere Empfindung die auf ihrer Seele lag, wie ein schweres, schwarzes Tuch aus Samt. Depressionen. Sagten die Ärzte. Bewältigung nannten es die Psychologen.
Ihre Mutter nannte es offene Rechnung. Sie glaubte Ihrer Mutter. Sie musste es wissen. Sie trat einen Schritt zurück, unter den heißen Schwall aus tausenden von Wassertropfen. Die flüssige Hitze traf ihre angestrengte Kopfhaut und befeuchtete ihre angetrockneten Haare. Legte diese in langen, Strähnen über ihre Stirn und ihren Nacken, über die Nacken, glatten Schultern und die weiblichen, wohlgeformten Schulterblätter, wie sie ein jeder große Künstler dessen Werke im Louvre hingen gerne gemalt hätte. In ihrem Gemütszustand konnte sie jeden Wassertropfen fühlen der ihre empfindliche Haut traf. Auf Stirn, Schulter, Rücken, Bauch, den Brüsten. Sie duschte gerne, doch jetzt. Der Schritt zurück gab ihr die richtige Distanz. Mit geübter Bewegung, schlug sie erneut zu. Hämmerte ihre Faust gegen die Glasscheibe der Duschwand.
Es war ein Schlag der seine Kraft aus den Zehenspitzen beginnende durch die Muskulatur des gesamten Körpers aufnahm wie ein Boxer. Ein geübter, gezielter Schlag der einen Mann locker ausknocken konnte. Mehr Rissen zogen sich durch das Glas.

Und eine dünne Spur von Blut, lief, getrieben von dem Wasser, am Glas herab. Ihre Knöchel brannten, die Haut war aufgeplatzt und gerissen. Es störte sie nicht. Ohne zu zögern schlug sie noch mal zu, als wäre das Glas ein Boxsack und keine stabile Wand, die eigentlich dafür gedacht war, das man ohne Überschwemmung der luxuriösen Körperpflege nach gehen konnte.
Noch einen Schlag und noch einen. Das Glas gab einfach nicht nach. Es blieb eine Fläche. Inzwischen zerschlagen in tausende von kleinen Teilen, aber noch immer ein Stück. Ein seltsames Kunstwerk, getaucht und stetig blasser werdendes Rot von Blut. Zornig und enttäuscht trat sie weiter zurück, ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken. Schlug sich mit der flachen Hand auf die Schädeldecke. Einmal, zweimal, dreimal, dutzendemal. Der Zorn wollte nicht weggehen und sie würde nicht ruhen können bevor sie die Wurzel nicht ausgelöscht hatte.

Immer und immer wieder. Ihre Finger verkrampften sich schließlich in ihren kurzen schwarzen Haaren. Im auf die Knie gehen, unter dem heißen Wasserstrahl, der ebenso unerbittlich auf sie ein prasselte wie die Realität, stieß sie erneut mit der Stirn gegen die Glaswand.
Sterne tanzten vor ihren Augen. Füllten ihren vertränten Blick mit Schwärze und Licht zu gleich. Ihre einzige Reaktion darauf war noch ein Stoß. Dann noch einer. Und noch einer. Zu der Schwärze, gesellte sich dunkles Rot, als ihr ihr Blut in die Augen lief, das sich getrieben vom Wasser aus der kleinen Platzwunde, seinen Weg über ihre Stirn durch die Augenbrauen gebahnt hatte.

Sie würgte, als sich der Mageninhalt empor gewunden hatte, während ihr Körper gegen alles rebelliert das mit Leben zu tuen hatte. Schmerz. Alles an ihr war Schmerz. In ihrem Unterbauch war der Abgrund der Hölle. Nicht der Abstieg den Dante wagen würde - nicht mal für seine ewige Liebe. Nein. Es war die Unwelt persönlich. Leid und ewig Verdammnis. Das Leid in seiner Inkarnation. Seine reinsten. Dunkelheit - sie hatte nicht mal Kraft für Zorn. Ihr Willen war gebrochen, wie ihr Herz in der Mitte. Es war vorbei. Kein vor und kein zurück. Es war wie es war. Geraubte Zeit.
Gemeinsame geraubte Zeit.

Die Verbrecher mussten bezahlen dafür.

Als sie sich aus der Dusche schleifte, würgte sie und rutschte aus. Fiel der länge nach auf den Boden und blieb einen langen Moment regungslos liegen. Starrte durch ihre Nassen Haare, die ihr im Gesicht klebten hinaus in die Welt, die nur aus dem Marmor verkleideten Bad bestand.
Die Galaxie hatte den Schmerz von Jahrtausenden erlitten, aber sie bestand noch. Ein Durchbruch. Und das war was sie von sich erwartete. Ein Ende. Ein Schlussstrich. Der Druchbruch. So lange hatte sie gewartet. So lange hatte sie darauf hin gearbeitet. Bald war es an der Zeit.

Sie schloss die Augen und stemmte sich empor. Legte die Hände auf den Boden und, hob sich praktisch selber auf. Richtete sich auf....'

--> Botschaften, 19:21

Athan Therus
16.03.2012, 22:18
Tag 4
22:30
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

Athan suchte an der Wand links von der Glastür Deckung und atmete tief ein. Dann schaute er einmal mit gezogener Pistole in das Gebäude hinein, um zu schauen, ob sich dort ein Angreifer befand.
Im Inneren des Hochhauses erkannte Athan vor Allem nur aufgewirbelten Staub. Es schien nicht so, als ob die Söldner ihn als "besonders" hohe Bedrohung ein
gestuft hatten. Trotzdem hatte ein Söldner seine Verbündeten auf den Drell aufmerksam gemacht und ein Anderer befahl, Athan auszuschalten.
Mist! dachte Athan sich. Du hast eine mickrige Pistole und noch nicht mal irgendwelche Schilde, du Idiot!
Athan war wütend, doch er wusste, das es nun nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich darüber aufzuregen, denn um die Ecke hörte er Schritte.
Athan hatte seine Pistole in Anschlag und schaute vorsichtig in den Gang hinein. Wenige Sekunden später kam ein Söldner mit einer Schrotflinte in der Hand aus dem linken Gang geeilt. Der Batarianer blickte sich anscheinend um, allerdings nur im Inneren des Gebäudes. Und Athan merkte deutlich, wie es dem Söldner schwer fiel klar zu sehen.
Athan wusste nun, dass er die Chance nutzen sollte, bevor der Feind ihn doch entdeckte. Er zielte auf den Kopf des Gegners, in der Hoffnung, ihn so schnell erledigen zu können.
Athan schoss mehrere Male, doch die Schüsse prallten an der kinetischen Barriere des Batarianers ab. Als sein Feind sich gerade umdrehen wollte, um das Feuer zu erwidern, durchdringte eines von Athans Projektilen die Schilde seines Gegners.
Ein weiterer Schuss genügte und eine Patrone schlug in den Kopf des Batarianers ein. Dieser zuckte kurz und fiel dann hart zu Boden.
Athan freute sich über diesen Sieg, doch dann überkamen ihn leichte Schuldgefühle.
Wollte dieser Söldner wirklich Athan angreifen? Wollte er vielleicht nur Zivilisten schützen? Hatte er eine Familie?
Doch dann sah Athan das Zeichen der Red Wings, einer rücksichtslosen Söldnergruppe, auf dem toten Körper seines Gegners.
Und dann verschwanden die Schuldgefühle auch wieder ganz schnell. Plötzlich hörte Athan Schritte aus den Tiefen des Ganges. Und nun bemerkte er, wie drei schwergepanzerte Söldner in seine Richtung maschierten. Und anscheinend hatten sie ihn bereits entdeckt. Die Söldner feuerten auf Athan, während dieser sich schnell wieder in Deckung begab.
Sein erster Gedanke war Das wirst du nicht überleben. Also beschloss Athan schnell, diesem Kampf aus dem Weg zu gehen. Doch ganz flüchten wollte er auch nicht. Athan schätzte, dass der Söldner von oben gekommen war und es war nur wahrscheinlich, dass er von dort aus auch wieder flüchten würde.
Athan wollte also die Feuerleiter weiter nach oben rennen. Er konzentrierte sich, kam aus seiner Deckung raus und schleuderte eine biotische Welle auf die Gegner. Der Vorderste kippte sofort um, während der Zweite nur ins Wanken kam. Der Dritte blieb unversehrt, doch er wollte sich anscheinend vergewissern, dass es seinen Gefährten gut ging.
Das Resultat aus Athans biotischen Angriff war relativ schwach. Normaler Weise hätte ein solcher Angriff die Gegner vom Boden gerissen und sie mehrere Meter weit weg nach hinten geschleudert. Doch der Drell hatte auch wenig Zeit gehabt sich genügend zu konzentrieren, also war Athan zufrieden mit dem Ergebnis.
Doch er durfte keine Zeit vergeuden, denn lange würden seine Gegner nicht liegenbleiben. Athan rannte die Feuerleiter hoch, bis zum Dach. Dort wahren anscheinend keine Feinde, doch das würde sich sehr wahrscheinlich bald ändern.
Athan blickte zur Vorsicht noch einmal um sich, doch er bemerkte nichts. Auf einmal ging jedoch eine Luke, die mehrere Meter von Athan entfernt war, auf und ein gut gepanzerter Mensch sprang aus ihr hinaus. Er hielt ihn zuerst für einen Söldner, doch dann bemerkte Athan, das sein Gegenüber nicht das Zeichen der Red Wings trug.
Athan sah Kampfspuren an dem Mann, beidem sich Athan nun ziemlich sicher war, dass er der Mann war, der ins Fenster hineinkrachte.
Anstatt direkt auf ihn zu schießen, zögerte Athan zunächst. Er kam zwar mit dem Gedanken ihn zu töten, doch ein offener Angriff wäre reinster Selbstmord. Athan bemerkte die schwere Panzerung und das ausgefallene Waffenarsenal. Und selbst wenn der den Kampf gewinnen würde, würden die Söldner in Massen auf das Dach strömen und versuchen ihn zu töten.
Dann dachte Athan an Zusammenarbeit. Jemand, der in ein Gebäude voll mit Söldnern hineinspringt, muss einen gut bezahlenden Auftraggeber haben. Vielleicht würde ihn der Mensch als billige Aushilfskraft mitnehmen. Zumindest hoffte Athan das.

Athan zielte mit der Waffe auf den Mann, der ihn offensichtlich noch nicht bemerkt hatte.
Dann sagte er: "Hey warte, ich möchte keinen Kampf. Diese Söldner wollen mich mittlerweile genauso sehr umbringen wie dich, also wäre es keine kluge Entscheidung einen zusätzlichen Kampf mit mir zu provozieren. Wie wäre es wenn ich dir helfe? Weißt du ich bin ein ausgezeichneter Biotiker..."
Athan hoffte, der Mann würde nett genug sein, um das Ganze anzunehmen und blickte ihn mit einem unschuldigen Grinsen an. Er hoffte auf eine schnelle, reibungslose Verhandlung und wartete nun darauf, was der Mensch ihm sagen würde...


22:40

Octavian Visconti
23.03.2012, 02:21
1/4


Citadel: Die Bezirke #2
19:15

Mürrische Kleinkinder hatten nicht die Angewohnheit einfach ihr Leben zu genießen, das hätte Kathleen wissen müssen, noch weniger auf den Rat zu hören, denen man ihnen gab, so aufrichtig, wohlwollend und gutherziger dieser auch gemeint sein mochte. Sein Cape wehte im Wind als er den Highway entlang schritt, über, neben und unter ihm schossen die Shuttles vorbei, und er zog den Mantel dichter an sich heran, wühlte sich darin ihn, während der Wind ihm zäh und willig das Gesicht Stück für Stück zerkratzte, Tränen in die Augen zu rieben schien, die so gesehen tiefer begraben lagen. „Das war nicht wie ein Visconti die Dinge erledigte“, redete sich Octavian trocken ein, wohlmeinend und tröstend. Er zog aus der Bar, nicht mit wehenden Fahnen, aber müde und leicht beschwipst, und ließ die Taxi-Shuttles stehen und rief auch nicht Sarvil oder Sejan an. Stattdessen hielt er geradewegs auf den Highway zu. Keine Gedanken an Selbstmord, mitnichten. Aber es war der direkte Weg nach Hause, aber nicht kurz genug um nicht in Gedanken zu versinken. Er hatte sich mehr erhofft von dem Gespräch mit Kathleen, jeder hatte das wohl getan. Kathleen war allerdings nicht gewillt den gordischen Knoten für Octavian zu lösen, an dem er sich abrang, ihn zu durchtrennen mit ihrem Schwert, das wohl aus Informationen, Dossiers und der geballten Macht, die sich hinter ihrer Position zu sammeln schien, bestand. Alexander der Große hatte gewusst wie man so etwas tun musste, wie man sich aus einem Dilemma befreite. Andererseits hinterließ dieser nach seinem Tod auch ein arg zerrüttetes Reich, welches zu schnell zerfiel, als dass sich der Traum der Welteroberung bewahrheitet hätte, als dass sich die zahllosen Schlachten gelohnt hätten. Sein Namensvetter, der römische Kaiser, hatte es auch nicht besser bewerkstelligt. Octavian wollte es besser machen. Und für dies galt es zuerst das Geschwür ausfindig zu machen, welches die Firma und die Familie – es klang wie aus einem Mafia-Film – bedrohte und es unschädlich zu machen, zu heilen. Alle Geschwüre. Octavian lernte aus der Unterhaltung, dass es wohl mehr als ein Problem gab. Dem war er sich bewusst, aber ebenso war er sich darüber im Klaren, dass er genauso gut nur eine weitere Marionette dieser Frau sein konnte, und dies gefiel ihm nicht. Vielleicht war es auch nur sein krankhaftes Misstrauen, dass sich hier wieder einmal oder auch endlich offenbarte, jedoch war sie ihm nicht geheuer. Die Menschenkenntnis, von der sich Octavian zumindest einbildete das er sie besaß, betrug ihn selten und das Laszive, Spielende, das diese Frau so gut beherrschte, stimmte ihn missmutig, ob der Entscheidungen die Vater traf im Einvernehmen mit dieser Frau zum Wohle der Firma. Dabei war ihm sehr wohl bewusst, in seinen Gedankengängen auf dem Highway - aus denen er hier und da gerissen wurden, weil mancher Fahrer hupte, aus Spaß oder um zu sehen ob er eine Mitfahrgelegenheit brauchte, dass die Allianz als Firmenpartner das nützlichste war, dass Vater je tun konnte, auch wenn es nur im Geheimen war. Die Kraft der Informationen aus dem Geheimdienst, die unsichtbare Unterstützung, die helfende Hand, wenn es nicht vorwärts ging. Nur stellte sich auch heraus, dass der Sezuluv-Index wohl tatsächlich in enger Zusammenarbeit mit der Allianz entstand und Octavians Fragen, ob der Fähigkeit von Corefield Design solch ein Projekt zu stemmen, schienen obsolet zu werden. Trotzdem haderte er mit dieser Geschäftsbeziehung, die von ihm scheinbar wollte, dass er sich gegen die Familie wenden musste, ja gar zu wenden hatte, wollte er Corefield Design im jetzigen Zustand aufrecht erhalten. Er musste sich die Frage stellen, ob dies den überhaupt möglich war, sogar um es wünschenswert war. Die letzten Monate waren an firmeninnerer Anspannung kaum zu überbieten, es drängte sich die Umwälzung förmlich auf. Und wer auch immer Vater ermordet hatte, hatte vielleicht gerade darauf spekuliert. Selbst jene, die nichts damit zu tun hatten, schienen davon zu profitieren. Alle außer Octavian, hatte er das Gefühl. Altes Problem. Always keep that message taped. Cross your breasts you won’t erase. Er wüde standhalten, schwor er sich. Wie ein Bollwerk, eine Bastion. Und das war ein Versprechen, nicht an Vater, an sich selber.

„Na, mein Hübscher, kann ich dich wohin mitnehmen?“
Octavian kam an eine der wenigen Raststätten, die auf der Citadel verteilt waren und die vorwiegend dazu gedacht waren, dass die Lieferjungen und Trucker einen Platz hatten sich zu unterhalten ohne dass sie dafür extra in die Innenstadt mussten. Eine Runde von Leuten verschiedener Abstammung hatten sich auf in einem Kreis eingefunden und Octavian, der gerade von der Toilette kam, hatte ihnen kurz einen Blick zuerst geschenkt und wollte weitergehen, aber der fröhliche, freche Ausspruch einer Dame mit einem Trucker-Cap und einem kanadischen Holzfäller-Hemd hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Die Gruppe gab sich härter als sie war, einer der Jungs spuckte regelmäßig auf den Boden und bedachte ihn durch die Gläser einer alten, zerkratzten Pilotenbrille besonders mannhaft, während ein anderer konstant sich an der Brust kratzte als wollte er sicher gehen, dass sein Herz noch schlug, was nicht dumm war, schließlich hatte er einige Pfunde zu viel auf der Hüfte und sein Bartwuchs ließ ihn obendrein nicht gerade gesund erscheinen, zerfranst und seit Monaten scheinbar nicht gestutzt. Die wilde Braut mit einem Tattoo an der Hüfte, welches scheinbar einen Skorpion darstellte mit einem Herz im Stachel, und einem Paar Biker-Handschuhe auf den Fingern, kaute seelenruhig und schmatzend auf ihrem Kaugummi, gaffte ihn an mit ihren wimperlosen, grünen Augen.
„Hast dir jetzt die Sprache verschlagen. Heißes Teil, hm?“ witzelte der Spucknapf und lachte gehäßig.
Octavian blickte kurz auf seine Uhr. Es war halb acht. Nicht mehr lange und die Gala würde beginnen, wenn sie denn nicht schon angefangen hätte. Er würde es nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffen und seine Hoffnung die Rätsels Lösung auf dem Heimweg zu finden, schien ebenso entfernt zu sein wie er von zuhause.
„Wollen Sie mich vielleicht nach Hause bringen?“
„Ich bin nur eine einfache Pizzadienst-Lieferantin. Willst du vielleicht eine bestellen, dann könnte ich dich dorthin bringen.“
„Na schön, was haben Sie denn im Angebot?“
„Oh ganz förmlich, der Gute. Na, meinetwegen. Wir haben alles mögliche. Von ungenießbarer turianischer Grütze, die schmeckt als würde man Patronenpulver als Gewürz verwenden“, sie lachte dem turianischen Trucker zu, der kühl und stumm seine Zigarette genoß, „bis hin zu asarischen Delikatessen. Wobei ich selber kein Fan davon bin, ich mag die Tentakel-Bräute nicht, erinnert mich zu sehr an versaute japanische Videos, wenn du verstehst.“
Octavian verstand nicht, aber das war nicht wichtig. „Haben Sie auch Nudeln?“
„Alle möglichen. Von…“
„Jaja, schon klar. Ich nehme dann zwei Portionen Lachsnudeln.“
„Haben wir nicht.“
„Gorgonzolanudeln?“ Die Lady – wenn man sie so nennen wollte – gab nur ein wortloses, langgezogenes Wörtchen von sich, welches scheinbar zeigen sollte, dass auch das ein Fehlgriff war.
„Na gut, dann halt eben Nudeln, wie sie dieser salarianische Fernsehkoch immer macht?“
„Oh, ja, die haben wir. Sind ein Kassenschlager.“
„Sind auch lecker“, bemerkte Octavian und drückte ihr ein paar Credits in die Hand, während jene sofort die Bestellung in ihrem Omni-Tool registrierte und sich gemütlich eine Zigarette anzog. „Und mein Essen?“ fragte Octavian.
„Gibt es natürlich erst zuhause. Und ich habe mir gerade eben eine Zigarette angezündet, du willst doch nicht, dass ich die jetzt zertrete.“ Was hatte er sich auch sonst erhofft und schnorrte sich karg eine von ihr.
„Und woher kommst du?“ fragte jetzt der zuvor stumme Turianer, während Mr. Herzanfall einwarf, dass Octavian sicherlich aus einem noblen Restaurant käme und ihm die Bedienung für mächtig viel Geld nur scheußlich wenig Essen gebracht hätte und er sich jetzt ein wenig Fast-Food gönnen müsste um den Magen zu füllen. Die Runde lachte unisono, auch Octavian. Es war lustig weil es wahr war. Die aktuelle Küche in der High Society, zu der sich Octavian nicht wirklich zugehörig fühlte, aber zu der er zweifellos gehörte (dieses Dilemma!), war derzeit dem Trend verpflichtet, wie so ziemlich alle paar Jahre, es war ein gewohnter Zyklus der durchlaufen wurde, der nur äußerst winzige Mahlzeiten erlaubte, aber dafür umso mehr von verschiedenen, sodass man letztendlich die Tasche leerte nur um ein etwas üppigeres Grillteller der Reihe nach zu erhalten. Diese Art der bevorzugten Nahrungsaufnahme unter Besserverdienenden – oder Job-Creators, wenn man es so nennen möchte, was eigentlich nie jemand tat, weil der Begriff äußerst lächerlich klang – löste vor rund einem dreiviertel Jahr das möglichst fettreiche Spachteln ab, welches sich dadurch auszeichnete, dass man stets, aufgrund der mittlerweile herausragenden Errungenschaften der Körperkontrolle im medizinischen und Gourmet-Bereich, möglichst üppig konsumierte und sich nicht darum kümmerte wie man die gewonnen Pfunde wieder loswerden sollte, denn es spielte für die wenigsten mittlerweile eine Rolle mehr. Und das war nicht unbedingt wünschenswert. Der Trend war aber bereits erneut im Abflauen und schien sich erschreckend kurz zu halten, sein Nachfolger schien allen Ernstes die Neuentdeckung der Kartoffel zu sein beziehungsweise dem turianischen Pendant für jene die an einer Kartoffel sterben würden. Kartoffel hier und da, alles mit ihnen. Ein Trend der Octavian zusagte, war er doch ein Fan von Kartoffeln in allen möglichen Formen, insbesondere wenn es sich dabei um Spirituosen handelte. Oder Bratkartoffeln, er hatte ein Faible dafür, was wohl zweifelsfrei mit der Tatsache zusammenhing, dass es eine der wenigen Gerichte war, die er selbst zustande brachte. Es war also eine Modeerscheinung, die er selbst ein wenig hervor gebracht hatte dadurch, dass er – wenn er Besuch empfang – stets versuchte den Magen seiner Gäste mit Kartoffeln zu füllen. Und darauf konnte er dann doch etwas stolz sein. Auch wenn es sich dabei nur um die High-Society handelte, deren Wert – als Job-Creators – natürlich über alle Maßen erhaben war, sofern man ein Promi-Journalist war, und wer war das heutzutage nicht, konnte man sich fragen. Wiederum schwebte der Geist des heutigen Gala-Abends in die Unterhaltung mit ein, schien es ihm.
„Aha,“ gab die freche Göre von sich, deren Alter wohl kaum die zwanzig überschritt, „also dann Nudeln salarianischer Art, Sie?“
„Bitte, gerne.“
Sie trat ihre Zigarette aus und Octavian lauschte weiterhin den Ausführungen von Mr. Herzanfall über die Magerkur-Diäten der Promis, die erst zu seinem Gedankenexkurs gebracht hatten.
„Neulich habe ich meinen Chef, Mr. Visk, sogar mal dabei zugesehen, was der sich in der Kantine genehmigt hat.“
„Visk isst in der Kantine?“
„Ja! Ich war auch erstaunt, und dann bekam der irgendwas total Spezielles. Naja, wen wundert es. Wer so viel Kohle hat.“
„Reden Sie zufällig von Gillian Visk?“ warf Octavian ein.
„Der? Ha, nein. Nein, nein, ich meine seinen Enkel, Dorian. Ganz lieber Bursche, irgend ein Student mit einem Business Degree, der…“
„Ich glaube der hat auf Palaven studiert.“
„Ganz ein militärischer also“, witzelte der Turianer und Octavian fiel auf, dass jener keine Bemalungen aufwies. Damit konnte man also seine Einstellung zur turianischen Gesellschaft bereits perfekt erraten, 100 Punkte.
„Jedenfalls ist Dorian ein ganz ein netter. Noch bisschen grün hinter den Ohren, aber hey – sein Vater hat ihm angeboten, dass Unternehmen zu leiten, so als Testphase.“
„Also bist du ein Testobjekt für ihn?“ warf die Lady ein, die sich zu ihrem Lieferwagen hinten gestellt hatte und die Nudeln kochte. Aus der Entfernung empfand Octavian, dass sie ein wenig zu viel Salz reinwarf.
„Mitnichten. Er ist ein Buddy. Wenn der mal groß rauskommt, dann bin ich ein gemachter Mann. Ich kletter‘ die Karriereleiter nur so hoch, wirst schon sehen. Irgendwann werden die mich Mister nennen, oder, wie nennt man das?“
„Doktor?“
„Anwalt?“
„Zuhälter?“
„Quatsch. Die werden mich Executive Manager nennen, oder so was. Oder Investment-Banker. Ha! Dorian hat mir ganz schöne Tipps gegeben, wo man anlegen sollte und so. Mir fehlt es nur am Startkapital“, und Investment-Banker Herzanfall funkelte Octavian dunkel an, mit einem Grinsen als würde er erwarten Octavian zückte sofort sein Portemonnaie.
„Schon etwas gespart?“ erkundigte sich Octavian.
„Nein, nein. Mit dem Sparen habe ich es nicht so“, und klatschte dabei auf seinen Bauch. „Lust auf ein Bier?“
„Jetzt nicht, ich war zuvor auf ein paar Drinks mit einer Dame. Und muss gleich zu einer Veranstaltung, bei der ich möglichst nüchtern erscheinen sollte.“ Octavian zog an der geschnorrten Zigarette. „Wenn ich Ihnen eine Frage stellen könnte, meine Herren – und Dame, was würdet ihr tun, wenn ihr wüsstet, dass euer Bruder euren Vater getötet hat?“

Die Debatte entwickelte sich hitzig und als überraschend anstrengend und Octavian war froh als die Lady – die sich als Santana zu erkennen gab – die Nudeln fertig hatte und ihn nach Hause fuhr in ihrem Liefer-Shuttle mit der Aufschrift Lucky Food. Investment-Banker Herzanfall drohte mit der Schrotflinte, während Spucknapf am liebsten selbst dabei gewesen wäre, wenn als sein Vater ins Gras gebissen hat, nur um ihn auszulachen. Die beiden zerstritten sich ein wenig als sie ihr Dosenbier festhielten und allmählich es zerquetschten und das Bier schaumig herausquoll, aber sie fingen sich wieder, auch wenn sie einander mit einer Abreibung drohten. Der Turianer schlug vor, relativ bedacht, dass man nichts tun solle, denn was zwischen Bruder und Vater vorgefallen war, war etwas auf das man als der Dritte im Bunde keinen Einfluss hatte. Er war wirklich kein typischer Turianer, ein typischer hätte die Ehre des Vaters verteidigt, er hingegen pochte darauf, dass man sich neutral verhalten solle und es schon seine Gründe dafür gab, wobei eine eigenartige Schwermut in jedem seiner Wort lag, die scheinbar nur Octavian herauszufiltern vermochte, oder die er nur allzu wiederzuerkennen glaubte. Santana, die übrigens gar nicht spanisch aussah, hielt sich bedeckt zu dem Thema und äußerte sich erst im Lieferwagen dazu.
„Du hast die Jungs ganz schön gegeneinander aufgebracht, hm? Aber bilde dir darauf nichts ein. Die kriegen sich wegen alles in die Haare, selbst wegen Gravity Rumble. Ob nun Ryan oder Ortega der bessere Spieler ist. Wer das Nationalteam managen soll und so weiter. Nur bei Politik, da verhalten sie sich stumm wie Kirchenmäuse. Als könnten sie die Zeitung nicht lesen.“
„Die Zeitung?“
„Naja, die Nachrichten halt. Ich komme von einem Randplaneten, einer Kolonie. Wir nennen es da noch so.“
„Schon klar“, gab Octavian von sich und rollte ein wenig mit den Augen, hoffend dass sie es nicht bemerkte, „aber was steht denn in der Zeitung?“
„Naja, die Terra-Firma Partei und der ganze Kram. Politische Schlammschlachten. Und das finde ich komisch, als ginge sie es nichts an.“
„Es gibt eine recht bekannte Studie dazu von Lazarsfeld & Co. Marienthal. Die Studie besagt, dass die politische Antipathie wächst je länger die Arbeitslosigkeit andauert. So ungefähr. Ich schätze mittlerweile kann man das auch auf das Arbeitsleben an sich umwandeln, nicht? Je weniger einem die Arbeit gefällt, desto…“
„Oh, bitte, verschon‘ mich“, unterbrach sie ihn jäh, „ich kann mir schon denken, dass du alles Mögliche Bücherwissen angesammelt hast. Aber imponieren kannst du mir damit nicht. Ich habe schon bemerkt, wie du mir auf den Hintern gegafft hast und über so etwas täuscht halt das ganze Wissen und alle Manieren nicht weg.“
Octavian musste lachen. Da hatte sie wohl Recht. Sie hatte aber auch einen Knackarsch.
„Jedenfalls zu deiner Frage von vorhin“, sie zündete sich salopp eine Zigarette an, eine Hand auf den Lenker gerichtet, während sie mit der anderen das Fenster runterfuhr und genüsslich den Rauch ausblies, „meine Familie ist – naja, sie ist, also meine Brüder und Schwestern, sind alle bei einem Zugunglück auf Terra Nova verunglückt.“
„Das tut mir Leid.“
„Danke, ist aber schon ein Jahrzehnt her. Wenn du mich nach meiner Meinung fragst, dann pass‘ einfach auf. Keine Ahnung, was zwischen dir und deinem Vater und Bruder war, aber er fühlte sich wohl… wie sag man? Er fühlte sich wohl genötigt dazu, hatte schon seine Gründe. Und so schrecklich das auch ist. Man sollte vielleicht einfach die Sache ruhen lassen, weißt du? Wenn die C-Sec einfängt, dann okay. Aber ich seh‘ da nicht viel Sinn drin. Ich meine, von meinem Standpunkt aus betrachtet, ich wäre froh darum noch einen aus meiner Familie zu haben.“ Ihre Stimme beginn zu beben und zittern und ihre wimpernlosen Augen blitzten immer häufiger, ehe sie mit ihrer Stupsnase einmal tief einatmete und einen mächtigen Spucker aus dem Shuttle beförderte, der direkt auf der Windschutzscheibe des Shuttles unter ihnen zu landen drohte.
„Das kann man nicht einfach so gehen lassen.“
„Kann man nicht? Klar, du denkst dir du könntest deinem Bruder nie wieder die Augen sehen ohne dabei den Mistkerl zu erkennen, der deinen Dad umgelegt hat. Aber dann schau‘ ihm nicht die Augen. Weißt du wieso er es getan hat?“
„Ich weiß noch nicht einmal wer es getan hat. Mir wurde da nur was in den Kopf gelegt, dass einer von ihnen es sein könnte.“
„Oh, das ist ja ein Indiz. Und dafür bringst du fast meine Kumpels auseinander?“
„Die Frage hat mich bewegt. Lag mir irgendwie im Kopf. Und es war Zeit sie mal jemanden neutralem zu stellen wie dir und deinen Freunden.“
„Na, du bist mir einer. Bist sicher auch einer jener Sorte, die immer ‘nen Kampf zwischen zwei Mitschülern herbei beschworen haben nur um ihr Pausenbrot zu futtern, weil sie beim Direktor eingeladen wurden.“
Humor hatte die Kleine, musste sich Octavian eingestehen. Und auch ihr Aussehen hatte was. Nicht direkt hübsch, aber etwas raues und karges. Ihre Haut war nicht perfekt, man sah noch die wenige Wundstellen der Akne, die noch nicht ganz verheilt waren, weil sie sich zu sehr gekratzt hatte in ihrer Pubertät, und auch war ihr Outfit zwar angenehm emanzipatorisch, aber nicht gerade beeindruckend aufreizend. Vielleicht sagte ihm genau das zu. In ihr verbarg sich ein gewisser Charme von Unverblümtheit, als würde die Sonne aufgehen mit ihren Anekdoten und launigen Sprüchen, die sie so um sich warf. Und wahrscheinlich auch mit ihren Nudeln.
„Oh nein, das musste ich nie. Meine Mutter gab mir stets genug Essen mit.“
„Na zumindest etwas das deine Mum richtig gemacht hat. An der Erziehung scheint es ja etwas gescheitert zu sein. Tztz, Brudermord. Was für eine absurde Vorstellung.“
„So wie du es sagst, klingt es wirklich weit her geholt.“ Und Octavian musste sich eingestehen, dass vielleicht ihre Lösung wirklich die einfachste wahr. Und jene mit der man am einfachsten leben konnte. Vater war kein Heiliger gewesen, und schon gar nicht perfekt. Ein herrischer Patriarch, eine Umschreibung die es ganz gut treffen konnte. An seinen guten Tagen.
Sie bogen in die Auffahrt ein, das Anwesen der Visconti schimmerte matt im Dämmerlicht der Citadel. Das Pfeifen der jungen Dame stellte die Situation klar. Sie war nicht beeindruckt, war eher angewidert von dem Klotz aus Beton, der durch ihr gespieltes Pfeifen und dem zur Schau gestellten übertrieben bewunderten Gesichtsausdruck bewusst erniedrigt wurde. „Da hatte wer was zu kompensieren?“
„Nicht nur eine Sache, eine ganze Menge.“ Octavian öffnete die Tür des Shuttles und trat heraus, fuhr sich mit dem Finger entlang an den Lippen und drehte sich um. „Könnte ich vielleicht ihre Nummer haben?“ fragte er zaghaft während er die fertigen Nudeln in der Alu-Folie vom Armaturenbrett sich schnappte.
„Steht auf dem Shuttle, alter Mann.“ Sie ließ die Tür automatisch schließen, zwinkerte ihm zu und fuhr lachend davon, zu schnell, als dass Octavian sich Nummer merken hätte können. Er schaute ihr noch etwas nach, musste zwangsläufig den Kopf schütteln als er sich in das Anwesen begab und dachte noch kurz an Jacqueline. Und dann an Kathleen oder Santana, er war sich nicht sicher. Dann Violeta.

Ihn begrüßte Sarvil, der leicht knarzig erschien, aufgrund der Tatsache, dass Octavian zu spät kam. Es war beinahe acht Uhr. Die Gala hatte bereits angefangen.
„Keine Zeit für die Umkleide, Octavian.“
„Ich wusste gar nicht, dass du seit neuestem Sejans Pflichten wahrnimmst.“
„Sehr lustig. Mosquos und Denvila warten auf sie, wir müssen uns in Position bringen. Und“ er roch an Octavian, „du solltest vielleicht doch davor duschen.“
Die beiden mussten auflachen und Octavian roch an sich und ihm fiel tatsächlich ein, dass er die Nacht in einem Gefängnis verbracht hatte. Fern von jedweder sanitären Einrichtung, von Hygiene war also keine Rede. Kein Wunder, dass ihn Santana abblitzen hat lassen und Kathleen gar kein sonderliches Interesse an ihm geheuchelt hatte.
„Tja, so kann es gehen. Sag‘ ihnen wir brechen in einer halben Stunde auf. Vermutlich.“ Man konnte sich nie so sicher sein bei Octavians Zeitangaben, wenn er sich ins Bad gehabt. Leicht weiblich, das hatte er wohl von seiner Ex-Ehefrau geerbt. Er wollte gerade an Sarvil vorbeigehen, da hielt er ihn grob an der Hand.
„Wie war das Gespräch mit der Allianz-Braut?“
„Du weißt davon?“
„Du hast mir eine Nachricht geschrieben, schon vergessen?“
„Scheint so. Es lief okay. Nicht sonderlich viel Wissenswertes erhalten. Es ist eher interessant was ich vom Herrn Doktor erfahren habe. Und Pavel.“
„Der alte Geschichtenerzähler.“ Natürlich hielt Sarvil den christlichen Glauben und insbesondere jene Gefolgschaft der Chardisten für höchst suspekt und genau als Märchenansammlung. Es fanden sich ähnliche Erzählungen in der batarianischen Kultur, jene wurde aber nicht als Religion abgestempelt, sondern als Gute Nacht-Geschichte missbraucht. Es war wohl dasselbe im Endeffekt.
„Genau der. Vater schien gar nicht verrückt zu sein, wenn man den beiden Glauben schenken darf. So auf seine alten Tage. Eher dass er ein Gefühl für Einsicht entwickelt hatte? Vielleicht das. Oder er wollte Buße tun.“
„Naja, da hatte ich aber ein anderes Gefühl. Testament anzünden und dergleichen. Das ist mir alles nicht geheuer.“
„Bei dir etwas neues?“
„Wir haben die D’sorni Tussi etwas observiert, also Mosquos. Nichts erwähnenswertes meint er. Und auch sonst verlaufen zu viele Spuren im Sand. Wobei...“ Sarvil zögerte einen Moment und auf Octavians eindringlichen Blick hin, fuhr er fort, „vermutlich ist es nichts. Aber Lepidus war den ganzen Tag nicht aufzufinden. Als wäre er vom Erdboben verschwunden, wie ihr Menschen sagt. Wobei ich das immer noch für komisch halte, schließlich befindet sich hier nirgendwo Erde weit und breit.“ Er kicherte und errang damit auch Octavian ein Lächeln ab.
„Das meinte auch Grippe heute.“
„Wer?“
„Agrippa.“
„Ach, der.“ Sarvil rollte mit allen vier Augen. Der Typ kam ihm spanisch vor, das wusste Octavian. „Kleiner Nesthocker der. Wie schlägt er sich bei der Allianz?“
„Wie man es nun mal macht. Er langweilt sich. Dir gefällt es nicht, dass ich mit der Dame vom Geheimdienst mich unterhalten habe?“
„Ich halte nicht viel von der Allianz, das müsstest du wissen.“

Im Gästezimmer angekommen, wohin Sejan seinen Koffer gebracht hatte, nach dem sich herausstellte, dass das eigentliche Zimmer nicht mehr bewohnbar war (die Heizung funktionierte nicht mehr, welch Luxusproblem), was er erst durch eine knapp geschriebene Notiz herausfand, die an der Tür befestigt war, stellte er das Nudel-Gericht auf dem Tisch ab. Das Zimmer war spärlich eingerichtet, aber es würde genügen. Ein, zwei Landschaftsgemälde, ein frischer Topf Blumen, eine Kommode, in die Sejan bereits seine Sachen verstaut hatte, und ein netter Ausblick auf die Citadel, die zu dieser Uhrzeit, umfangen vom Nebel, einen arg tristen Eindruck vermittelte. Er würde nicht mehr lange auf der Citadel verweilen, dessen war er sich sicher. Und da Hanibahl gestern so vorkommend war ihm ein Gemach in den Zellen der C-Sec anzubieten und er unmöglich seine Gastfreundschaft ablehnen konnte, freute er sich nach der harten Nacht auf der Pritsche jetzt auf ein gemütlicheres Bett. Tatsächlich stellte sich das Bett nach einem kurzen Versuch einzunicken als äußerst angenehm dar. Zumindest war keine Erbse zu spüren. Er würde hier gut schlafen. Er erinnerte sich an Hanibahl und ertappte sich selbst dabei zu hoffen, dass der Turianer heute auch auf dem Gala-Abend war. Zu trauen konnte man es ihm, verbissen genug war er schließlich. Er holte eine Zigarette hervor, als er gedankenverloren die Wanddecke anstarrte und noch leicht den Geruch der Nudeln nach salarianischem Rezept vom Fernsehkoch Tylain Sodrum in der Nase hatte. Zumindest etwas auf das er sich freuen konnte, auch wenn er befürchtete, dass die Nudeln versalzen waren. Der Turianer wusste wirklich wie man einen Fall abarbeitete, er schien jeder Spur hinter zu hecheln. Merkwürdigerweise hatte Octavian bis jetzt noch gar nichts von Galoria wahrgenommen bis auf das kurze Tête-à-tête kurz vor der Beerdigung. Aber Hanibahl schein motivierter zu sein den Fall zu lösen. Vielleicht stand dahinter eine nicht unbeträchtliche Geldsumme, die ihm jemand versprochen hatte. Es war unwahrscheinlich, Hanibahl schien nicht der Typ dafür zu sein. Aber Vater hatte genügend Freunde und Feinde die eine restlose – oder eben falsche – Aufklärung wünschten. Wer nun genau was war, galt es nach wie vor herauszufinden. Dieselben Fragen waren immer noch aktuell und es galt nun endgültig sie zu klären, dachte er sich. Die D’sorni Schwestern hatten allemal das nötige Kapital um einen C-Sec Bullen zu schmieren und wahrhaftig genügend Gründe dafür. Der Gala-Abend war perfekt um sie endlich zu prüfen, etwas auf das er schon zu lange warten musste, aber ihre eigene Siegesfeier könnte ganz sicherlich schnell in einem Debakel enden. Es würde ein einfaches Kommando an Mosquos reichen, der mehrere hundert Meter entfernt auf dem Dach eines Hochhauses mit seinem Scharfschützengewehr darauf wartete den schönen Kopf von Oliyya wegzupusten. Aber würden sich die D’sorni Schwestern als ein roter Hering erweisen, was würde dann bleiben?

Octavian Visconti
23.03.2012, 02:22
2/4

Visk war bei der Trauerfeier und fiel Octavian unmittelbar als erstes ein. Unmerklich älter als Vater und eine ganze Spur reicher, seine Finger als Bankier in fast jedem größeren Unternehmen von hier bis nach Omega. Bankier war ein netter Begriff, mehr ein Pate. Der Bankier, oder was auch immer jetzt genau war, galt als ein echter Monopolit, ein Mann von unschätzbarem Einfluss, der sich in der Rüstungsindustrie, der Weltraumbranche und natürlich auch in dem leidlichen Zweig der Unterhaltung wohl fühlte und mehrere Milliarden auf seinem Konto stets abrufbereit hatte. Die restlichen waren über einen einfachen Anruf zugänglich. Ein Mann, der gedeckt war von einer Familiendynastie gegen den die Viscontis wie eine Einsiedlerfamilie in Wisconsin wirkten, fähig und befugt auf das Äußerste zu gehen mit Ressourcen, bar jeder Logik. Wenige Männer seines Schlags gab es im Universum. Anders als der Shadowbroker, der sich hinter seinen zig Lakaien versteckte, musste Visk dies nie tun. Ganz im Gegenteil, Visk erläuterte einst in einem Interview mit einem bekannten Journalisten des Belverde-Magazins, dass Informationen seit jeher als überbewertet wurden, insbesondere der Handel mit eben jenen. Anschließend breitete er seine Theorie aus, dass der Irrtum bereits im 21. Jahrhundert in den menschlichen Gesellschaften entstand. War das 20. Jahrhundert von den Entwicklungen des Konsums und Intellekt bestimmt durch Massenmedien und Universität, was letztendlich – laut Visk – zur Folge hatte, dass Glasnost und Perestroika erdacht wurden und somit die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglicht wurde, so stand für ihn das 21. Jahrhundert unter dem Schutzmantel der Diplomantie. Die ersten zaghaften Schritte von der OECD und der NATO führten letztendlich doch alle zur Bildung der Allianz, „nicht wahr?“. Auf die Frage, „Und was ist denn nun der entscheidende Motor im 22. Jahrhundert?“ verkniff sich Visk eine Antwort, vielleicht blieb er sie auch schuldig. Ihm lag es im Sinne seinen Kinder einen Geschäftsvorteil zu sichern, indem er ihnen das verraten würde. Es sei aber nicht Information. Regelrechte, heißblütige Debatten hatten sich über das Interview gebildet, der Inhalt wurde kritisiert von allen Seiten, von progressiven Denkern, von Konservativen, von Ökonomen und letztendlich auch von Octavians Vater. Aber weiter ging es nicht, niemand legte eine Gegen-Argumentation vor. Weil Visk es den intellektuellen Denkern, Soziologen und Philosophen nicht wert war, hieß von offizieller Stelle. Octavian hatte seine eigene Theorie zum treibenden Motor des 22. Jahrhunderts, deren Richtigkeit konnte man aber natürlich erst in zwanzig Jahren sehen, wenn alles in weiter Ferne lag. Von dem her hatte es sich Visk leicht gemacht. Jedenfalls: Er war eine öffentliche Person, dies war jedem bewusst. Und trotzdem war niemand närrisch genug sich mit ihm anzulegen. Ja, er war alt, vielleicht sah deshalb auch niemand den Nutzen darin. Noch ein paar Jahre, dann würde alles vorbei sein, der Spuk wäre vorbei. Die alte Garde würde mit ihm endgültig abtreten. Aber, unliebsame Berichterstattung konnte er nur durch eine einfache Bitte still schweigen und die C.E.Os in Hahne-Kedar, Citadel News, Binary Helix und dergleichen, sie allen schuldeten ihm etwas. Mehr als nur Geld, meistens war er ihr Wohlstand, theatralisch ausgedrückt: ihr Leben. Zweifellos, wenn Visk hinter dem Attentat steckte, oder auch nur Corefield Design endlich in sein vage gehaltenes Gebilde eines Konzerns eingliedern wollte, so standen die Chancen schlecht. Etwas vor was sich Vater stets fürchte, der Grund warum er nie aggressiv expandierte. Die Angst aufgekauft zu werden. Nicht einmal die beschützenden Versprechungen von Kathleen konnten den Viscontis helfen in solch einem Fall helfen. Ja, Corefield Design würde weiter bestehen und so menschlich bleiben wie eh und je. Nur die Viscontis wären raus aus dem Spiel. Mit einem ordentlichen Gewinn und dem Verlust ihres Vaters, aber es wäre nicht das gleiche. Wenn es galt das Andenken an Vater bestmöglich zu ehren, etwas zu dem Octavian, wie mittlerweile allgemein bekannt, nur höchst widerwillig bereit war, so war es notwendig nicht nur den Mörder zu fassen. Nein, das Erbe musste weitergeführt werden, zumindest von einem der Brüder. Wer auch immer dies sein mochte. Es würde sich herausstellen. Er musste lächeln daran, welchen Einfluss Kathleen indirekt auf ihn ausübte, so von seiner Art seine Gedanken zu spinnen. Und musste ein Lachen verheben, als er daran dachte, dass er Visk gestern Abend noch einen Drink mixte und er eigentlich einen recht charmanten Eindruck hinterließ, doch dann musste man sich trotz seines Charismas die Person dahinter ins Gedächtnis rufen, durfte sich nicht davon benebeln lassen.

Er merkte, dass das Essen sicherlich mittlerweile kalt war und richtete sich auf, zog die Alu-Folie ab und nahm einen Bissen mit der beigelegten Plastik-Gabel. Zu versalzen, wie erwartet. Und zu wenig Sauce. Parmesan war auch keiner dabei und es war unnötig danach in der Küche zu suchen. Er probierte noch ein paar Mal das Essen und ließ es dann bleiben. Schade um die liebe Santana, scheinbar konnte sie vielleicht ihre zukünftigen Kinder erziehen, was Octavian irgendwie auch bezweifelte, aber sie anständig ernähren, konnte sie aller Vorrausicht nach nicht. Er ließ die Gabel in das Nudelgericht plumpsen und wandte sich dem Essen ab wie den Sorgen, die ihn plagten, als er sorgfältig sich seiner Kleidung entledigte, sie auf den Boden fallen ließ und sich ins Badezimmer gab. Es war klein und eng, üblich für ein Gästezimmer. Aber eine eigene Dusche bot sie. Er kratzte sich am Sack und überprüfte kurz ob das Handtuch in der Ablage okay war, stellte sich dann unter den Duschhahn und ließ das Wasser auf sich rinnen, welches zuerst etwas zu kalt und dann eine Spur zu warm war bis er dann doch den idealen Grad gefunden hatte. Das Shampoo aus der kleinen Flasche zerknäulte sein Haar zuerst und machte es dann frei als das Wasser es berührte. Er wusch sich mit Seife und es fühlte sich an, als würde er sich nur äußerlich reinigen, sondern auch innerlich. Der heilende Effekt von Wasser. Sein eigenes kleines Lourdes. Nach einer Weile klopfte Sarvil an die Tür und drängte ihn fertig zu werden, ehe sich der Batarianer wortstark über die Nudeln ausließ und dass diese zu wenig Salz enthielten.
Octavian ignorierte das Gebrabbel seines treuesten Begleiters und trocknete sich gemächlich ab. Er widmete seinem Körper einen Blick, der länger dauerte als nötig war, und parfümierte sich ein wenig, föhnte die Haare, putzte sich die Zähne, was wirklich nötig war, und benutzte eine Creme, die er zufällig in einer der Schubladen vorfand und die wohl von einem der Gäste zurück gelassen wurde. Sie fühlte sich zu fettig an und er wusch sich erneut das Gesicht. Aus der Kommode holte er sich ein Hemd, eine Weste und ein Jackett, legte es auf den Tisch, zog Unterhose, Hose und Socken an, holte einen Gürtel heraus und ein Feuerzug, da sein aktuelles Sturmfeuerzeug langsam den Geist aufgab und er keinen Benzin dabei hatte um es nachzufüllen. Er riss eine Packung Zigaretten auf und steckte ein paar Glimmstängel in die aktuelle Packung rein, da er die Angewohnheit hatte nie eine Packung neu an zu fangen ehe die aktuelle nicht fertig war, was eigentlich eine reichlich dämliche Eigenschaft war, die er aber seit dem Anfang seines Lebens als Raucher nicht loswerden konnte. 17 Zigaretten waren jetzt drinnen. Er überlegte sich, ob Antonius, Anna, Lepidus, Agrippa oder Sejan im Haus waren, aber da er nichts von ihnen bis jetzt gehört hatte, nahm er an sie waren alle unterwegs und die Zeit für einen Small-Talk hatte er eh nicht, zumindest laut Sarvils Nörgeln.

Sein Jackett wurde von Mosquos als äußerst elegant interpretiert, sofern er das sagen konnte, unterstrich er, und Octavian dankte ihm. Sie fuhren in einem unauffälligen Shuttle, welches den Kofferraum voll mit Waffen gebunkert hatte.
„Wie geht es unseren Freunden?“
„Gut“, meinte Denvila, „habe sie davor ein wenig Gassi geführt, wenn das okay ist.“
„Na, ich weiß nicht, ob der Anblick von ihnen so willkommen auf der Citadel ist.“
„Batarianer sehen sie hier auch nicht gerne, also haben wir etwas gemeinsam“, gab Denvila trocken von sich und offenbarte die ureigene, batarianische Leidenschaft die Citadel zu hassen.
Sarvil holte eine Flasche Bavrkos aus seiner Tasche heraus und köpfte sie. „Na, einen Schluck bevor du dich in die Höhle des Löwen begibst?“
„Gib‘ Mosquos keinen“, Octavin griff rasch nach der Flasche und nahm einen Schluck, reichte sie zu Denvila auf den Fahrersitz nach vorne, „sonst schießt er sogar mit seiner Mantis im Suff noch auf mich.“
„Quatsch keinen Blödsinn, Chef, das Zielwasser brauche ich doch erst um eine dieser hässlichen Asari ins Blickfeld nehmen zu können. Nicht wahr, Denvila?“ Mosquos spielte auf Denvilas Schwäche für Asari Prostituierte an und das ganze Shuttle erbrach sich vor Lachen.
„Wo sind eigentlich die anderen zwei Spezialisten?“ fragte Octavian nach, als er sich wieder gefangen hatte und sich eine Träne vor lauter Lachen aus dem Auge wischte.
„Corefield. Gehen Videos durch. Werden also den ganzen Spaß verpassen“, gab Sarvil knapp von sich und riss die Flasche wieder an sich. „Das wird heute ein Fest werden. Nur schade, dass wir nur aus der Ferne beobachten können und du den ganzen Spaß haben wirst.“
„Dafür könnt ihr jedes Dekolleté ohne euch zu schikanieren in Betracht nehmen. Ich bekäme für so etwas gleich eine Ohrfeige.“
„Wer weiß? Vielleicht darfst du grabschen.“

Das Anwesen war glamourös und schick ausgestattet und das sah man schon von außen, da panzerbrechendes Glas das gesamte Gebäude umfasste und bis auf wenige Mauern, aufgrund der notwendigen Privatsphäre, fast ein komplettes, exhibitionistisches, fast schon nudistisches Bild der Eigentümerin offenbarte. Wenn es für einen Menschen hieß, du bist, was du isst, so war bei dieser Asari – oder Asari im generellen – zweifelsohne der Ausspruch, du bist wie du wohnst, treffend. Die Batarianer setzten Octavian vor der Einfahrt ab und fuhren weg, zu ihren Zielpunkten um Octavian bestmöglich von allen Seiten Deckung zu bieten. Sarvil war am nächsten positioniert, im Garten, der äußerst üppig gestaltet war, hatte Oliyya doch nach dem Citadel-Blitzkrieg die benachbarten Grundstücke aufgekauft um ihren eigenen, kleinen Palast hier zu errichten. Sträucher und exotische Blumen waren hier vertreten, sogar einen eigenen Teich ließ sie anfertigen, der mit kitschig anmutenden Marmor-Statuten beschmückt war. Mosquos legte sich mit seiner Mantis auf das Dach des Hochhauses gegenüber vom Anwesen und hatte damit mindestens den gesamten, mit Glas ausgestatteten Frontalbereich im Visier. Zusätzlich gönnte man ihm eine Abhörvorrichtung mit der er Gespräche belauschen konnte, die Octavian andernfalls nicht wahrgenommen hätte, oder konnte. Denvila letztendlich war ursprünglich vorgesehen für einen schönen Platz auf dem Dach von Oliyya, dies erwies sich allerdings in der Planung als nicht durchführbar aufgrund der Kontrollmaßnahmen, die Oliyya unternommen hatte. Dementsprechend fiel ihm nun die schaurigste Aufgabe zu und zwar das Anwesen durch die Kanäle zu infiltrieren und im Keller sich zu verschanzen, im Falle das Octavian schnellst möglich Unterstützung benötigte. Außerdem konnte er so ein paar Sprengfallen setzen, die sich sicherlich auch als nützlich erweisen könnten.

Er betrat das Gebäude durch den Haupteingang, richtete sich zuvor noch ein letztes Mal sein Haar und sodann wurde er freudig begrüßt. So setzet eure Masken auf!
„Es tut mir schrecklich Leid wegen eurem Vater“, „Habt ihr denn schon einen Verdacht wer es gewesen sein könnte?“, „Hier, vergnügt euch, Champagner!“, „Lasst euch doch den Mantel abnehmen, und blickt nicht so grimmig. Das Leben geht doch weiter?“, „Ein Ende ist nicht in Sicht“, „Ach, es tut mir so leid. Er war ein guter Mann.“, „Aber nein, ich mochte ihn stets gern. Meine Schwester, ach – die…“
Wie ein Maschinengewehr nahm Oliyya ihn unter Beschuss, hagelte ihn mit Wortfetzen nieder, Mitleid bekundend und zum Genießen motivierend; er wurde das Gefühl nicht los, dass eine Lüge die nächste jagte und sich die Dame ihn ihrem Geschwätz verhedderte je mehr sie versuchte ihn zu bezirzen. Mit ihren Worten, ihrem zweifellos betörendem Charme – sie hatte das Aussehen dafür - mit ihren Gesten, ihrem Champagner. Ein Donnerhall eines einseitigen Wortgefechts, das sie vornehmlich mit sich selbst austrug. Sie wandte sich dem nächsten Neuankömmling zu, den Salarianer kannte Octavian von irgendwoher. Er ging und hörte den Namen Tylain von Oliyya und er dachte sich, wie klein die Galaxie doch war.

Die Gästegesellschaft stellte sich reichlich durchmischt dar auf den ersten Blick, aber dieser war trügerisch, denn die Anzahl der Leute überstieg die Erwartungen Octavians deutlich. Er kam sich nicht vor als wäre er auf einer Gala, sondern als wäre es viel mehr ein Ball. Der offizielle Citadel-Ball, heuer nicht im Präsidium, sondern direkt bei Oliyya D’sorni zuhause. Auf dem Parkett schwangen sie das Tanzbein zu der Stimme einer asarischen Opernsängerin, die für eine Asari ungewöhnlich dick in ihrer Erscheinung, ihre Arien vortrug in stimmgewaltiger Dominanz. Überhaupt war alles klassisch aus der asarischen Kultur entlehnt, kombiniert mit Anleihen aus der starren turianischen Mammuts-Ausstattung und der lebendigen salarianischen Exotik aus dem Süden Sur’Keshs. Es war ein Sammelsurium aus kulturellen Anspielungen, das Paradies für Reisende der Galaxie und das Geschenk eines Lebens im Reichtum und frei jeder Arbeit, welches Vater Oliyya gemacht hatte. Es war ein wenig geschmacklos deshalb keine menschlichen Versatzstücke zu sehen. Nicht einmal Kopien von Gemälden von Künstlern, die allgemein in der Galaxie geschätzt wurden und um deren Werke sich die Crème de la Crème regelmäßig prügelt – mit Geldscheinen, waren zu sehen und als Octavian so durch die Menge schwankte, fiel ihm auch auf, dass er wohl einer der wenigen menschlichen Gäste war. Natürlich gab es hier Madame Ivory, die wurde allerdings nur deshalb eingeladen, damit der Galaabend am nächsten Tag auch schön in den Klatschspalten zu finden war, und um die sich die Reporter bereits geschart hatten, in dem Moment als sie reinkam und verführerisch mit ihrem dezent aufgespritzten, roten Lippen Luftküsse in der Gegend verteilte. Sie entschied sich heute für einen Pony-Schnitt und ihre pechschwarzen Haare waren hinten kurz zu einem aufwändigen Dutt verarbeitet worden, da jener Haarschnitt anscheinend wieder stark im Kommen war. Sie trug ein schwarzes, glitzerndes Kleid, ausgestattet mit einem Diadem auf dem Kopf und einem üppigen Dekolleté konnte sie sicher gehen, dass nicht nur Octavian zweimal hinsah als er sie passierte und sich an den Tanzenden vorbei schlängelte. Die salarianische Exotik rührte vor allem von den Tänzen her, die gerade die Schritte der „gezeichneten Linie“ machten, ein Tanz der eigentlich zu militärischen Chören gehörte, aber seltsamerweise relativ gut zu den riesigen, turianischen Fanfaren passte (die aber sowieso stets einen Hauch von Militär-Propaganda versprühten, egal welches Lied sie gerade neu interpretierten), welche den Rhythmus unserer Meereshexe Ursula vorgaben und zudem somit für ein wenig Live-Stimmung im Publikum sorgten. Augenblick wurden die Instrumente der Band aber ausgetauscht als die Sängerin ein beeindruckendes Solo stimmgewaltig beendete und plötzlich wild drauf los schrie. „Keeeellaaaah!“ tönte es aus den Boxen, als der aktuelle Hit aus Fleet & Flotilla, der seit Wochen die Charts dominierte, angestimmt wurde, was die Menge zu einem ersten euphorischen Aufschrei brachte. Das war das Zeichen für Octavian sich der Bar zuzuwenden. Und die guten Manieren taten es ihm gleich, denn wie ein Haufen Teenager – manche davon waren es auch noch, ein dutzend verwöhnter Fratzen mit denen Oliyya sich wohl die Nächte um die Ohren schlug – wurde gerangelt und es entflammte sich das noble Parkett und wurde nun endgültig zu einem Tanzboden degradiert.

Der Drell, der nicht so recht wusste, was er hier eigentlich tat außer Drinks auszuschütten, brauchte einen Moment bis er bei ihm war, bekam auf dem Weg zu ihm noch eine Nummer zugesteckt, was zweifellos seine Coolness betonte, trotz des arg ulkigen, weißen Kostüms, zu dem ihn entweder die Veranstalterin zwang oder sein Auftraggeber, wobei man bei einem Drell nie sicher sein konnte, ob es sich hierbei tatsächlich um einen ehrlich arbeitenden Gemeinbürger handelte, der nur ein wenig sein Einkommen aufbessern wollte durch den Catering-Job, oder um einen Attentäter, der die Zeit an der Bar rumschlug bis sein Ziel zugänglich war. Bei einem Drell – latenter Rassismus! – konnte man nie so recht wissen, Octavian hoffte inständig er wäre nicht die Zielperson.
„Guten Abend. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Einen Old Fashioned.“
„Und die Dame?“
Octavian warf ihm einen verwunderten Blick zu, bis er die kühle Hand auf seinem Nacken spürte. Asarisch. Er sah sie aus den Augenwinkeln und drehte sich nicht. „Ich vermute, ein Wasser?“
„Aber nein, Octavian. Bitte einen Blue Lagoon, extra blau.“
Der Drell schüttelte ein wenig den Kopf und wusste jetzt nicht, ob sie mehr Alkohol forderte oder einfach nur wollte, dass er eine Extra Portion Curacao reinfüllte.
„Na, bist du also doch ganz alleine gekommen?“ sagte sie und ließ von ihm ab, lehnte sich an die provisorisch errichtete Theke und stellte ihr Glas ab, registrierte Octavians fragenden Blick. „Das war ein Fliehender Kroganer. Ein Leibgetränk der Salarianer. Falls es dich interessiert, was es ganz sicher tut. Recht lecker. Probier‘ ihn.“ Natürlich richtete sie sich stets nach ihrem jeweiligen Gesprächspartner in der Getränkewahl, kleines, verlogenes Miststück. Vermutlich um Nähe zu erzeugen, Intimität oder auch einfach nur ihre Gewandtheit in der spezifischen Kultur zur Schau zu stellen. Sie konnte ihre Rollen wechseln wie es ihr beliebte, wie eine Bienenkönigin ihre Liebhaber. Er steckte sich eine Zigarette an und bot ihr eine an, sie lehnte ab so wie es üblich und gut war.
„Dachte mir schon, dass du hier sein würdest.“
„Aber natürlich, Oliyya ist eine gute Freundin von mir. Trotz der… nunja, Schwierigkeiten mit meiner geliebten Nadava.“ Im Loslassen waren die Asari schon immer schlecht. Jahrhunderte konnten einsam werden.
„Sie hat sich noch nicht bedankt dafür, dass ich im Knast übernachtet habe?“
„Also würde sie sich dafür interessieren, Octavian.“ Sie schenkten ihren Augen einen Moment der Ruhe vor Octavian eindringlichem Blick und wanderte kurzzeitig mit ihren Gedanken nach Illium ab. In der Wendung erkannte er noch die Spuren seines Stocks, den er ihr nachts zuvor reingerammt hatte und was ihm mittlerweile ein bisschen leid tat, das Rouge und Make-Up konnten den Fleck verdecken, aber Octavian wusste, dass er da war und sah hindurch. Sie wirkte ein wenig gebrochen, aber locker und amüsiert. Es konnte genauso gut nur eine weitere Rolle sein, die sie schmückte um Octavian ein wenig zu hänseln oder schlimmer, dass er wieder Vertrauen in sie gewinnen könnte, und die Rolle würde sie fallen lassen, sobald der Drink leer war, denn sie mit einer geschickten, blinden Handbewegung in die Hand nahm und vorsichtig daran nippte. „Etwas mehr blau nächstes Mal“, meinte sie zum Drell und ließ ihn fragend zurück, als sie Octavian bei der Hand nahm und ihn zur Tanzfläche drehte.
„Niedlich, nicht? Ich mag den Song aber nicht.“
„Das tut niemand.“
„Und trotz dem ein #1-Hit für Wochen? Ganz zu schweigen vom Film.“
„Vermutlich hat das Plattenlabel selbst die Disc-Regale von hier bis Tuchanka leer gekauft und die Bandbreite aller Netze für Downloads beansprucht.“
„Natürlich, ich hab‘ das ganz vergessen, Octavian. Du bist ja jetzt ganz marktwirtschaftlich unterwegs“, sprach Vulvia ihn auf einer ungewohnt persönlichen Note an, darauf anspielend, dass er einst zusammen mit ihr für die Citadel News arbeitete und schon immer solcherlei Entwicklungen kritisch gegenüber sah. Das hörte er nicht gerne. Jetzt schien‘ es ihn aber nicht mehr zu interessieren. „Hm. Jedenfalls ziemlich zynisch. Als hätte sie“, und deutete auf die Sängerin, vielleicht bezog sie sich auf das aufreizende Outfit, „das wirklich nötig. Jahrzehnte als opulente Sängerin in kleinen Clubs und jetzt plötzlich hat man sie entdeckt. Wie das Leben halt so spielt, nicht?“
„Ach, sie war schon relativ bekannt. Aber der Hype gerade nervt dezent.“
„Zum Glück schreibe ich nicht über die Promis und Kultur, was? Ich würde mich zu Tode langweilen.“
„Ist denn Corefield Design als Thema so viel interessanter?“
„Oh, ungemein spannender. Apropos, irgendwelche Fortschritte?“
„Sag‘ du es mir.“
„Ach, ein zwei Infohäppchen habe ich schon. Aber die verrate ich dir nicht, du wirst darüber sowieso bald in meiner Kolumne genügend lesen.“
„Klingt als wären wir eine Karrieresprungbrett für dich.“
„Ach ich bitte dich, als hätte ich dich das nötig? Außerdem, Quarianer sind nun wahrlich nicht gerade das was für steigende Verkaufszahlen sorgt. Eher Madame Ivory hier mit ihren aufreizendem Auftreten. Damit werden die Seiten gefüllt heutzutage.“
„So war das schon immer. Und ich bin ganz froh darüber. Hält die Aasgeier fern von mir.“

Auf dem Weg zur elegant ausgestatteten Wendeltreppe zogen sie ein paar Blicke auf sich. Nun ja, primär tat das Vulvia in ihrem hübsch, dezent gehaltenen weißen Kleid welches mit Goldfarben dekoriert war an den Rändern und sie in ihren Bewegungen nicht einschränkte wie andere anwesende Damen, stattdessen konnte man den Eindruck gewinnen, dass sie schwebte. Mit einem gefühlvollen Einsatz von Biotik wäre das sogar möglich gewesen, schließlich war sie ein Fliegengewicht und Octavians Angriff auf sie letzte Nacht hatte sie sichtlich mitgenommen. Trotzdem ließ sie sich nichts anmerken, funkelte und lächelte die gebrochene Seele weg und frohlockte herzlich unter all diesen Gästen Octavian zu treffen. So hatte es zumindest den Eindruck. Natürlich war es für sie nur ein weiterer Zug, der nötig war um Nadava ihre Treue zu signalisieren, um zu zeigen, dass sie dazu fähig war. Die Schwester von Oliyya hatte sich schon wochenlang nicht mehr gemeldet und selbst das letzte Gespräch blieb ohne die ersehnten, zärtlichen Worte, nach denen sich Vulvia so sehr sehnte. Aber ihr Plan schien zu laufen und sie wusste ganz genau, dass Octavian ihr nicht traute, die Prozedur ein wenig über sich ergehen lassen würde, ehe er sie über das Gelände vom dritten Stock in das Parterre schleuderte sobald sie etwas Falsches über ihn oder seinen jämmerlichen Vater loswerden würde. Genauso wie er es gestern tat, jedoch hoffte sie inständig, dass er seine Lektion gelernt hatte und er sie diesmal – in der Öffentlich außerdem, darauf spekulierte sie – in Ruhe lassen würde, sie ihre geplante Manipulation einfach fortführen konnte, ganz so wie sie es wollte. Als Journalistin hielten viele sie für einen Engel, einen jener Sorte, die alles für die Wahrheit taten. Nur Vulvias Begriff der Wahrheit war ein höchst subjektiver und darüber war sie sich auch im Klaren. Ihr Glaube an die Göttin hatte etwas tief persönliches, das sich schon von frühen Kindertagen an von der allgemeinen asarischen Religion abkoppelte und sich selbst entwickelt hatte. Vergleichbar war es mit vielen im Leben von Vulvia Terasy. Ihr Beruf, den sie mit Leidenschaft ausübte, ihre Freunde und ihre Prinzipien. All das, so empfand sie, war immer ein klein wenig anders zu dem, was der Norm entsprach. Das genoss sie, auch wenn sie sich immer wieder in den Kopf rufen musste, dass sie nichts Besonderes war. Nun, ganz so war es nicht. Der Funken, der ihren Charakter formte, gerade in den letzten Jahrzehnten, war Nadava. Und durch sie hielt sich Vulvia für etwas Besonderes. Einen Begriff, den sie seit jeher als abstoßend betrachtete, ihn nun aber dankend annahm, da sie es realisiert hatte und passend war. Sie musste nicht viel tun, sobald sie wusste, dass Julius Visconti etwas zustoßen würde. Sie hielt immer ein wachsames Auge auf Corefield Design, das tat sie schon immer. Durch ihre Informanten und Quellen wusste sie, wer alles den alten Mann tot sehen wollte. Natürlich konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen, wer genau den Abzug betätigt hatte, aber sie hatte so ihre Vermutung. Und sie schielte knapp über die Gästereihen hinweg, als die beiden auf der Empore standen, ein wenig wie ein königliches Paar Arm in Arm ihre Untertanen inspizierten, und ihr fiel der bestimmte Blick auf, der ihr zugeworfen wurde. Einer der giftigen Sorte. Sie scherte sich darum nicht, sie war eine freie Variable in der Rechnung mit der niemand spekuliert hatte. So sollte es bleiben.
Der Rauch von Octavians Zigarette störte sie nach wie vor. Sie verstand nie, warum Menschen, insbesondere Männer, solch eine Beziehung zu diesen stinkenden Pestkeimen aufbauten. Und sie bemerkte, dass er irgendwie ständig damit rumlief, stets locker im Mund haltend, wie so ein kleiner Raufbold auf dem Straßenstrich. Ach, hätte er doch nur ein wenig mehr Klasse an den Tag gelegt. Vulvia war davon überzeugt, dass sie unter seine Fassade blicken konnte wie niemand anderes. Schließlich kannte sie ihn seit den Tagen bei Citadel News. Wohlangemerkt, dies war vermutliche eine der wenigen Überlegungen in denen sie sich nicht täuschte. Da fiel ihr etwas ein.
„Na, wie wäre es“ drehte sie sich zu ihm und schenkte dem einen Blick aus der Masse unter ihnen die kalte Schulter, „mit einer kleinen Überraschung?“ Ihm bleib auch gar nichts anderes übrig als nein zu sagen, wusste sie, denn schließlich war der Galaabend eine Veranstaltung zu der er kam für einen bestimmten Grund. Und der war sicherlich nicht die Bar zu leeren oder Oliyya mit Fragen zu bombardieren. Ihre Freundin hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun, auch wenn das Datum des Abends sicherlich äußerst unpassend gewählt war. Ganz im Gegenteil dazu natürlich der Tod des Vaters.
Sie entfernten sich von der rauschend begeisterten Menge und Octavian ließ seine Zigarette in eine Amphore mit turianischen Kriegsbemalungen fallen, deren einziger Zweck für ihn erschien als Aschenbecher zu dienen, und folgte ihr den Gang entlang, vorbei an ein paar flirtenden Gästen. Sie befanden jetzt im ersten Stock und begaben sich durch eine lichtdurchflutete, üppig ausgestatte Lounge, wo gerade ein paar gelangweilt aussehende Gestalten der aktuellen Vorberichterstattung des heutigen Gravity Rumble-Spiels folgten, weil sie nun mal nichts Besseres zu tun hatten. Vulvia war sich sicher, er hätte sich gern zu ihnen gehockt, zumindest für eine Weile, deshalb griff sie an seiner Hand und zog ihm vom Flachbildschirm weg. Sie gingen wieder ein paar Stiegen hinauf und man hörte den Applaus von unten deutlich, da das Gebäude an sich äußerst schmal gebaut war und dadurch vor allem auch sehr lärmdurchlässig war. Die Partygäste schienen gut gelaunt zu sein und je höher man ging, desto intellektueller schienen die Gespräche zu werden.
„Nein, nein. Glaube mir, investiere jetzt nicht in Omega. Warte noch ein paar Tage, da läuft bald was ab.“
„Wieso sollte eigentlich irgendjemand in Omega investieren? Drogenschmuggel, Sklaverei, Waffenlieferungen – ach, vergesst einfach das ich gefragt habe.“
„Was meinst du genau mit warten, warum?“
„Ach, glaube mir einfach. Bald wird da ein Ausverkauf stattfinden.“
Nun ja, intellektueller Gesprächsstoff, so und so, das lag im Auge des Betrachters, nicht?

Octavian Visconti
23.03.2012, 02:23
3/4


Die Tür zischte auf und hinter ihr war tatsächlich etwas Interessantes zu finden, die magische dritte Tür also. „Ich hab‘ dich nicht mehr im Auge, Octavian“ warnte ihn Mosquos über das Com im Ohr. Aber das war gerade okay, Octavian brauchte seine Batarianer nicht hier, nicht damit sie vielleicht endlich seine Bluffs durchschauten.
Im Raum gab es ein paar Lampen und Mobiliar, das als sporadische, aber nützliche Einrichtung diente, ein Gästebett. Die Aufmerksamkeit aller war aber auf dem Tisch mit seinem azurblauen Belag in der Mitte gerichtet, und die unendlichen Chips, die auf ihm lagen. Um ihn herum waren sie gebeugt und starrten in ihre Karten, ließen einander nicht aus dem Sichtfeld, immer ein Aug wachsam und das andere kreisend, die Ohren gespitzt und jede deutliche Reaktion vermeidend, dabei aber witternd auf jede reagierend, im Geiste. Vulvia zog einen der freien Stühle heraus und fragte salopp, ob man denn noch einsteigen könnte. Der Salarianer, der sich offensichtlich gerade eine Spur Red Sand zuvor gepfiffen hatte und aufgewirbelt aus seiner Trance erwachte, überlegend ob er den nächsten Spielzug wagen sollte, war ob der hübschen Ablenkung dankbar und lächelte sie matt an, schleckte sich die lange Zunge über seine Zähne hinweg. „Aber natürlich. Dein Freund ebenfalls?“
„Ich sage nie nein zu einer Runde Skyllian Five.“ Und das war die Wahrheit. Manche nannten es Glücksspielsucht, für ihn war es nur eine langjährige Leidenschaft, der er insbesondere auf der Citadel vor fast einem Jahrzehnt ausgiebig gefrönt hatte. Heute spielte er nicht mehr so häufig und exzessiv, war nicht mehr so in Form, besaß aber noch den ein oder anderen Trick mit dem er ein Spiel gewinnen konnte. Glaubte er zumindest, die meiste Zeit verlor er, die vier batarianischen Augen seiner Gegenspieler sahen zu viel. Was in damals so in die Fänge des Glücksspiels getrieben hatte, wusste er gar nicht mehr. Vielleicht das Ende der Ehe mit Jacqueline und die Lust alles auf die Karten zu setzen, getreu nach Schoppenhauer. Es kann auch sein, dass er sein Leben damals als irgendwie zu träge empfand, kein regelmäßiger Beruf, nur ein paar Kolumnen im Belvedere, das Glücksspiel stellte damals eine willkommene Abwechslung zum einfachen, beschaulichen Alltag dar. Ein paar Drinks, ein Batzen Credits und es wurde gezockt, gefiebert und verflucht in dem Mikrokosmos, der sich entweder im Hinterzimmer einer Kneipe befand oder bei einem seiner raren Freunde damals. In Casinos ging er zu dieser Zeit nie, ihm gefiel das heimtückische Lächeln der Croupiers nicht und außerdem kam er sich stets vor, als würde er gemustert und bewertet werden, vom Casino, von den Profi-Zockern, selbst von den leichten Damen, die meist nur als Eskorte dienten für ihre beleibteren Herren. Wie eine Kuh oder ein Pferd, diese Musterung. Oder ein Alkoholiker, der jeden Tag in denselben Supermarkt kam um seine bevorzugten Flaschen der Taubmachung sich abzuholen und dabei nach einiger Zeit stets den gleichen ungünstigen Blicken Stand zu halten hatte. Hier musste er so etwas nicht befürchten, glaubte er. Ein Turianer mit ein paar höheren Auszeichnungen vom Militär geschmückt, der wegdösende und im nächsten Augenblick wild herumwirbelnde Salarianer, zwei Asari, die weniger Interesse fürs Geschehen auf dem Pokertisch hatten als vielmehr was unter ihm von Statten ging, Vulvia und er. Der Turianer schien der professionellste von ihnen zu sein, hatte auch am meisten Chips von allen und war wohl der einzige, der wirklich hier her kam um zu spielen und nicht um rumzumachen oder sich Red Sand reinzupfeifen. Octavian glaubte, er wäre hier auch wegen dem kleinen, privaten Pokerturnier, tatsächlich wussten Vulvia und er beide, dass sie nur weg wollten von Oliyya und der Party unten.

„Also benötigt es eine keine Erklärung mehr der Regeln?“ fragte der Turianer, etwas grob, nach und mischte die Charakteren wie es ihm belieb. „Nach dem ich es dem Salarianer hier drei-mal erklärt habe, hat es langsam gereicht.“
„Oh, dafür, dafür gingen aber e-ein paar Runden auch an mich, nicht?“
„Verdammtes Kartenglück.“
Octavian ließ seinen Blick schweifen, von dem Salarianer, der ihm seltsam vertraut erschien, aber da für ihn diese Aliens ab einem gewissen Lichteinfall alle gleich aussahen, redete er sich ein, dass er sich täuschte; über den Turianer, dessen Augenfunkeln, die Narben – und der Orden! – das Feuer und Geist Shanxi wiederspiegelten bis hin zu den zwei Asari, die sich gegenseitig ins Ohr kicherten und immer wieder verstohlene Ausschweifungen in Richtung des Turianers machten, als könnten sie nicht abwarten den mürrischen, alten Mann endlich ganz für sich einzunehmen – alt war natürlich bei Asari stets ein relativer Begriff. Die Wände des Raums waren blass und bis auf das Mobiliar gab es eben nicht viel, dass wirklich die Aufmerksamkeit erregen konnte. Eine Tür schien auf einen Balkon nach draußen zu führen, wo mehrere Leute draußen standen, an ihren Flaschen nuckelten und der künstlichen Abenddämmerung versucht poetisch Ausdruck zu verleihen; das war der Eindruck, wenn ihre Gesten ein wenig ihren Worten glichen, was keine Selbstverständlichkeit war in solch einer Gesellschaft.
Octavian wollte den Turianer nicht auf Shanxi ansprechen, man wusste nie welches Unmut jemand verspüren würde, wenn man es tat. Stattdessen fragte er den Salarianer, ob sie sich denn schon einmal begegnet seien, während der General die Karten teilte. Den zwei Asari gab er allerdings nur zwei, die sofort von wildem Kichern ergriffen wurden.
„Entschuldigen Sie die zwei, sie hatten ein wenig zu viel“, brummte der Turianer und unterbrach den Salarianer ohne ihm groß Respekt beizumessen.
„Aber n-nein, ich denke kaum, dass sie mich k-kennen dürften. Ich bin ein arg armer Lump und bin hier nur durch Zufall gelandet.“
„Und wie sieht dieser Zufall genau aus?“ Jetzt wurde Octavian neugierig, nicht wegen des rotäugigen Froschs an der anderen Seite des Tisches, die Karten waren gut.
„Sie wissen doch-“ Der Salarianer hielt seinen Atem mitten im Satz und schloss urplötzlich die Augen. Vulvia und Octavian sahen sich kurz verwirrt an, sie lächelte.
„Der Arme hat seit Wochen nicht geschlafen. Und trotzdem zwingt ihn Sisala dazu hierherzukommen.“
„Sisala ist hier?“ Vulvia klang überrascht. Auch bei Octavian läutete irgendwas, nichts geschäftliches, nicht mal ein Gerücht. Eine Geschichte von persönlicher Natur. Die Karten waren zu gut und so hörte er nicht zu. „Raise“, meinte er und sie alle gingen mit. Er verlor die Runde. Zwei Achter reichten nicht aus.
„Folglich“, erwiderte der Turianer, nach seiner latenten Hasstirade, „kann sie gar nicht woanders sein als hier. Und ihr kleines Spielzeug hat sie gleich mitgebracht, nicht wahr?“
„Huh? Ja, genau.“ Der geistesverwirrte Salarianer war mittlerweile in seiner eigenen Welt gefangen und wäre Octavian nicht so sehr in seinen Karten versunken, hätte er gemerkt, wie er ihn anzustarren beging.
„Und die zwei Damen?“
Die Antwort auf die selbst gestellte Frage verstand Octavian nicht durch das Geschwätz der beiden, die die Angewohnheit hatten sich entweder im Satz zu unterbrechen oder einander die Sätze zu ergänzen. Beides zwei Eigenschaften, die in einer Konversation – besonders am Pokertisch – nicht gern gesehen wurden. Das konnte ja heiter werden. Vulvia schien seinen Verdruss zu spüren und forderte ihn auf zu einem All-in. Er lehnte ab, der Turianer gewann. 100 Credits von Vulvia den Bach runter, seine würden folgen. Sie verließ den Tisch und flüsterte ihm, er solle nachkommen, wenn auch er des Spiels überdrüssig sei. Ein klein wenig erregt war er und dann kam noch der Gedanke dazu, dass er sie gestern verprügelt hatte. Vulvia schlenderte am Tisch vorbei, gab dem Salarianer einen Klaps auf die Schulter und verschwand durch die Tür.
„Halten Sie sich fern von ihr“, gab der Shanxi-Veteran trocken von sich. Das hatte Octavian auch vor, die Nettigkeiten hatten ihn nur daran gehindert sich frei durch das Haus zu bewegen und das für das er gekommen war unnötig verzögert. Er forderte kein Gespräch mit Oliyya ein, das wollte er auch gar nicht, es würde zu nichts führen und nur seine Nerven strapazieren. Vor allem aber bestand stets die Gefahr, dass er dem Charme verfallen würde, einen Satz zu viel glaubte. Für was er hier her kam? Er wollte Gewissheit und die gedachte, er auf ihrem persönlichen Terminal zu finden. Lepidus hätte vermutlich die Arbeit von einem seiner zig geheimen Handlanger erledigen lassen; Antonius hätte sich als der Mittelpunkt der Party präsentiert und dadurch Informationen erlangt - irgendjemand, der zu viel wusste, war immer gesprächsbereit. Octavian hämmerte einfach drauf, ging die immer gleichen Spuren nach, weil er wusste, dass er irgendwann etwas finden müsste. Es war zäh und langatmig, aber das war sein Beruf. Nichts fiel einfach vom Himmel, jeder Fortschritt musste erkauft werden, vorzugsweise mit dem eigenen Schweiß und den selbstverständlichen Fehlschlägen miteingerechnet. Denn erst danach, so Octavians Ansicht, konnte man sich sicher sein, dass jeder Stein umgedreht worden war. Er hätte es allerdings bevorzugt den Mörder heute zu fassen anstatt in möglicher ferner Zukunft.
Aus den Augenwinkeln sah er wie Vulvia – am Balkon angelangt – ihm noch ein letztes verschmitztes Lächeln zuwarf, was auch immer das bedeuten sollte. Dann wandte sie sich der Party-Gesellschaft zu, die weit aus lebendiger und interessanter zu sein schien als jeder der hier versammelten. Die knutschenden Asari mal außen vor gelassen, das war Geschmackssache.
„Ich weiß“, erwiderte Octavian auf den Turianer und forderte mehr Chips ein, der Turianer folgte, „aber ich kenne sie schon lange und ich glaube sie zu kennen.“
„So ganz sicher kann man sich da nie sein.“
„Eben, das bereitet mir Unbehagen. Wer ist Sisala genau?“
„Oh, keine Ahnung. Vermögende Tochter einer Matriacherin, die trotz ihrer namentlichen Prominenz kaum wirklich bekannt ist. Etwas merkwürdig wenn sie mich fragen.“
„Haben Sie Erfahrung in solcherlei Dingen?“ Octavian gewann diese Runde und strich die Chips ein.
„So viel wie man haben kann, denke ich. Ich war eine Weile im Ruhestand, jetzt bin ich Privatdetektiv. Habe mal einen Auftrag für Oliyya ausgeführt, für den ist sie mir heute noch dankbar und ladet mich – wenn ich den auf der Station bin – stets ein.“
„Um was ging es?“
„Berufsgeheimnis. Aber keine Sorge, es hatte damals nichts mit ihrem Vater zu tun.“
„Sie kennen mich?“
„Ich musste mich unweigerlich mit eurer Bande auseinandersetzen. Beileid übrigens. Der alte Mann hat eine größere Rolle gespielt im Leben von Oliyya als Sie denken. Sie hat immer recht positiv von ihm geredet, aber das tat sie nur recht selten. Jedes Denkmal scheint ihr mehr zu bedeuten als Menschen, die ihr einen Gefallen tun. Weil seien wir ehrlich, New D’sorni Studies war alles andere als ein Musterkonzern, auch wenn er gern als solches verkauft wird. Es war mehr ein Grund für Oliyya zu reisen, wenn Sie mich fragen.“
„Da stimmen wir überein.“
Die Unterhaltung war geprägt von den üblichen Pokerfloskeln, die fielen. Während die Asari meistens ihre Karten setzten ohne wirklich auf ihr Blatt noch auf den Tisch zu sehen, und manchmal gar gewannen, hielt sich der Salarianer weiterhin in einer Zwischenwelt zwischen Traum und Drogenrausch auf, geknechtet von seinem Schlafmangel und der Sehnsucht nach Sisala. Ein armer Bursche, der schneller aus ihrem Leben verschwinden würde als ihm lieb war und sie vermutlich sich noch nicht mal groß an ihn erinnern würde - das lag ganz einfach an der biologischen Diskrepanz.

Die Batarianer informierten ihn hier und da über das Geschehen im Hause. Die Sängerin nahm mittlerweile Lobhudeleien entgegen und verzerrte ein Steak an einem der wenigen Tische. Oliyya war bei ihr und auch Madame Ivory war in der Nähe. Es war hart, so Mosquos, die Leute auseinander zu halten, dann wiederum sahen wohl auch für ihn alle gleich aus. Man hörte allerdings den Lärm der Gespräche, spontane Gesänge, die angestimmt wurden, die zerbrochenen Gläser und den Jubel vom Gravity Rumble-Match deutlicher, was wohl dadurch schien, dass die Party im vollen Gang war. Sarvil hatte einen Blick auf Vulvia vom Garten aus und da einige Gäste sich dort befanden, hatte er alle Mühe im Dickicht unsichtbar zu bleiben, vor allem bei seiner Größe und Statur. Denvila hatte seine Probleme mit den Sprengsätzen, dass diese auch ja nie gefunden werden würde, wenn man sie nicht zündete, ihm gelang es aber dennoch. Anschließend machte er sich daran, dass Netzwerk vom Server, der praktischerweise im Keller stand, ein wenig zu bearbeiten, sodass Octavian später leichteren Zugriff hätte. Er meinte, es würde nicht mehr lange dauern, aber da hatte er nicht Recht, stattdessen hörte Octavian alle fünf Minuten, dass er einen weiteren Versuch starten müsste. Angesichts Oliyyas Vergangenheit war zu erwarten, dass es nicht leicht wäre, aber andererseits war sie nun vorwiegend in den Schlagzeilen und auf Reisen, es war merkwürdig, dass sie noch so viel Geld für die aktuellsten Updates ausgab. Vielleicht war es Gewohnheit und sie sah sich nie dazu genötigt die Zahlungen an ihre Sicherheitsfirma einzustellen. Apropo…

„Sisala! Oh Sisala!“
„Ach, hör auf zu jammern. Wie wär’s?“ fragte eine der Asari kess, wodurch sie nur einen verdatterten Blick des Salarianers kassierte, der daraufhin heraus posaunte:
„Nein! Ich will nicht mehr, dieser Maskenball muss enden! Ich-ich…“
„Damit wäre wohl das Spiel zu Ende?“ meinte Octavian als Reaktion auf das rasche Aufspringen des Salarianers, der aus dem Zimmer stürmte, Richtung Balkon. „Zu zweit ist es dann doch eher fad.“
„Es ist sowieso schon spät.“
„Es ist erst etwas nach zehn.“
„Ach, wie die Zeit vergeht.“
„Erst zehn? Na, was meinst du, sollen wir unserem Opa hier folgen?“
„Lasst mich doch in Ruhe, ihr absurdes Pack.“
Der Turianer erhob sich und auch Octavian tat es ihm gleich. „Eine Frage noch, ihre letzte Karte?“ Sie deckten auf und dabei gewann der Turianer die letzte Runde, wäre der salarianische Pechvogel, der ein ausgesprochen gutes Blatt hatte, nicht vorher so übereifrig von dannen gezogen wäre. Ein Trupp von Leuten kam in den Raum geschossen und wollte ebenfalls nun anfangen zu spielen, aber Octavian passte. Der Turianer tat es ihm gleich und folgte ihm auf die Terrasse. Dort sah Octavian den Salarianer wild mit Vulvia debattieren, aber er konnte nicht hören über was. Sie winkte Octavian zu und er tat so als hätte er es nicht gesehen, steckte sich stattdessen eine Zigarette an.
„Ihr Mann dort unten?“ fragte der Turianer und deutete auf Sarvil, der abseits aller stand, es aufgab unsichtbar zu sein und stattdessen probierte unauffällig zu sein.
„Kann ich nicht sagen“, antwortete Octavian und zwinkerte ihm zu.
„Naja, geht mich auch nichts an. Es ist nur – sehen Sie, ich bin ein Privatdetektiv. Und ich sehe meistens Dinge, die andere nicht sehen. Und ich habe den Scharfschützen dort erkannt und vermutlich haben sie einen ihrer Männer auch im Haus versteckt.“
„Sie sind ja ganz schön auf Trab.“
„Deshalb wollte Vulvia auch, dass Sie mich kennen lernen. Zumindest glaube ich das. Aus ihr kann keiner schlau werden, gestörtes Weib.“
Das überraschte Octavian dann doch. Wie der Turianer erklärte, sei er Hanibahls älterer Bruder und schon seit längerem im Ruhestand. Da Hanibahl selbst keine Einladung zum Galaabend erhielt, wurde nun mal er geschickt. Als Agent einer größeren Agentur, deren Namen er nicht einfach so Octavian verraten konnte, jedoch waren sich beide sicher, welche Agentur gemeint war, stand er mehr oder weniger stets mit einem Fuß in diesem Fall und das fing ihn langsam an zu nerven, genauso wie es seine Enkelin tat, die zwar nicht miteinander verwandt waren, aber durch die Heirat trotzdem demselben familiären Kreis zugehörten und nun scheinbar durch ihre neu entdecktes Interesse an Pureblood-Nachkömmlingen drauf und dran war die Familienehre zu beschmutzen, an dem ihm aber nicht sonderlich gelegen war sie zu beschützen seit einem Vorfall vor einigen Jahren, den er nicht näher erwähnte, außer dass es mit seinem Bruder zu tun hatte. Anders als von Octavian erwartet, gab es jedenfalls keine direkte Verbindung zwischen Hanibahl und Vulvia, beteuerte der Turianer, versicherte ihm aber, dass Vulvia für ihn undurchschaubar wäre. Tatsächlich aber war der alte turianische General alles andere als in Vulvias Plan mit eingeschlossen, was auch der Grund war, warum sie so zügig den Pokertisch verließ in der Hoffnung Octavian möge er ihr folgen, was er nicht tat und die Nervosität am anderen Ende des Balkons war zum Bersten in ihr angeregt als sie mit ansehen musste, wie der Turianer mit Octavian langsam vor sich hin quasselte, während sie mit ansehen musste, wie – ja, was eigentlich?
„Und was will Hanibahl nun genau von mir?“
„Nun, einiges, hat er mir gesagt. Sie sind noch nicht aus dem Schneider, meinte er, aber wenn er Sie morgen nicht mitverhaftet, so wird es sicherlich wer anderes aus ihrer Familie sein, die ja bekanntlich recht groß ist. Er ist sich diesbezüglich sehr sicher. Aber vor allem will er wissen, was der Sezuluv-Index genau ist.“
Moment, also stand eine Verhaftung bevor? Aber Moment, er wusste um den Index. Octavian versuchte ruhig zu bleiben, konnte aber nicht umhin die Zigarette über das Gelände zu schnipsen und sich eine neue anzünden.
„Und ganz ehrlich, ich möchte es auch wissen. Denn ich befürchte was, dass der Index es war der den alten Mann umgebracht hat.“
„Was haben Sie denn jetzt damit zu tun?“
„Oh – habe ich mich jetzt verplappert?“ Der Turianer lachte auf. „Auster, ein Codename. Pinkerton-Agent, und auf der Gehaltsliste ihres Vaters für das letzte halbe Jahr.“

Henry S. Pinkerton hatte sich als ehemaliger Elite-Marine dazu entschlossen mit seinem zusammen gesparten Sold eine Agentur zu gründen vor mehreren Jahren. Da Henry seit jeher aber ein korruptes Schwein war, welches als Anhänger des Solipsismus sich selbst stets vorzustellen pflegte, war er dazu fähig gleich den Namen Pinkerton dazu zu kaufen. Und benannte sich gleich selbst um. Die Kunden kamen herein geströmt und jeder seiner Agenten musste seinen Vorstellungen entsprechen, und wenn sie das nicht taten, musste sie sich verändern. Damit waren alle eingeschlossen. Als Codenamen der Pinkerton-Agenten wurde immer ein Autor verwendet, den Henry vergötterte. Es kam sogar dazu, dass die Namen untereinander wechselten, sei es weil die Detektive ihren Namen nicht mehr gerecht wurden, und mittlerweile auf- oder abgestiegen war in seiner Gunst, oder aber er fühlte sich einfach spontan dazu berufen es zu tun. Wie gesagt, die Welt war seine Vorstellung und Henry lebte sie mit seiner Agentur aus. Weshalb der Turianer sich ausgerechnet für diese Agentur entschied, blieb sein Geheimnis, aber es hatte wohl damit zu tun, dass Henry – so extravagant er einem auch erscheinen mochte – eine höchst charismatische Gestalt war, die sich vor allem nicht sonderlich ums Geld scherte, weshalb die Löhne der Pinkerton-Agenten immer schon beträchtlich höher ausfielen als jene von anderen Agenturen. Und nun stand Auster von ihm, denn Octavian kannte, wenn auch nur aus den Dokumenten seines Vaters. Ein Name, aber das reichte schon aus, eine Verbindung in die Vergangenheit, ein fahles Licht in die Gegenwart. Er zeigte seine ID auf dem Omni-Tool und dann musste er noch seine Visitenkarte, Kreditkarte und seine Lizenz vorzuzeigen. Alles unverfälscht auf den ersten Blick.
„Ich wollte Sie morgen besuchen kommen“, reagierte Octavian trocken auf die Offenbarung, versuchend seine Überraschung zu verstecken. Vor einem Privatdetektiv war das natürlich unmöglich.
„Ha! Ja, das war mir bewusst, dass einer von euch Viscontis bei mir aufkreuzen würde, früher oder später. Schöner Platz für eine vorbestimmte Zufallsbekanntschaft. Jedenfalls will ich raus, Octavian, und ich will nicht mehr damit behelligt werden. So hart es klingen mag, dein Vater war ein Job, der mit seinem Tod zu Ende ging. Ja, richtig gehört. Wir bekamen monatlich Geld dafür. Nun gibt es keine Zahlungen mehr und da sie der Verwandte sind, an denen ich mich wenden musste, kann ich Ihnen doch gleich sagen, was ich rausgefunden habe. Nur eben, das hat seinen Preis, das verstehen Sie sicher. Und das fragt sich nicht nur mein Bruder, sondern auch ich mich, denn all die Geheimnisse, die ich rausgefunden habe über ihre Familie - Sie haben richtig gehört - so war doch der Sezuluv-Index immer das, was im Zentrum stand die letzten Wochen. Jedes Gespräch schien sich darum zu drehen, außer bei Ihnen, wussten Sie überhaupt etwas davon? Deshalb glaube ich auch nicht, dass Sie es waren, sonst würde ich gar nicht mit Ihnen reden. Aber mein Bruder, ach – der verdächtigt jeden.“

Octavian zog „Auster“ am Ärmel beiseite und es wirkte für Vulvia aus der Distanz so als wollte er ihn verprügeln. Etwas, das ihr gefiel. Sie wusste das er Hanibahls Bruder war, womit sie eben diesen unnötigen Akteur in der leidigen Geschichte automatisch raushaben wollte, aber trotz ihrer Kenntnisse über diesen Fall war ihr nicht bewusst, in welcher Verbindung der Bruder zu Octavians Vater stand. Und darüber spekulierte sie auch gar nicht, schließlich schien er keine bedeutende Rolle einzunehmen in dieser Seifenoper. Nun, tatsächlich tat er das, wie Octavian wenig später herausfinden würde und auch sie ahnte nun, dass es er vielleicht wirklich nicht unwichtig war, denn anstatt, dass Octavian den Mann einfach beiseite stoß und sich ihr zuwandte, verschwanden die Beiden durch die Tür, womit sie alleine dastand. Nicht alleine, der verdatterte Salarianer war noch bei ihr und trug seine tragischen Bekundungen vor, die für sie allerdings keine Bedeutung hatten, schließlich fühlte sie sich nicht angesprochen. „Oh Sisala, Oh Sisala!“

Octavian Visconti
23.03.2012, 02:23
4/4

Einen Stock höher hatte Mosquos seinen Chef endlich wieder im Zoom als sie im privaten Bereich von Oliyya standen, der extra für die Party abgeriegelt war, aber beide scherten sich darum nicht, denn sie wollten es vermeiden, dass zu neugierige Ohren – vor allem Vulvias – bei ihrem Tratsch zuhörten. Octavians Entscheidung war bereits gefallen und der Sezuluv-Index hatte für ihn keine sonderliche Bedeutung. Er war kein Geschäftsmann und selbst wenn er das wäre, war er sich sicher, er würde trotzdem dieselbe Entscheidung treffen. Anders als sein Vater, der hätte das höchste Firmengeheimnis nicht verraten, war Octavian aber kein Visionär, ihm fehlte das Gespür die Zukunft. Stattdessen hing er zu sehr an der Vergangenheit fest und der Tod des Vaters war eines solcher Ereignisse, die deutlich in jener Gegenwart Octavians zu spüren war, in der er verhängnisvolle Entscheidungen traf, die er jetzt noch nicht zu bereuen im Stande war, aber bald.
„Wenn mein Wissen Ihnen nichts wert ist, dann können Sie mir – oder von mir aus der Scharfschütze gerne eine Kugel in den Kopf jagen. Aber das ist es.“, gab der Turianer auf Octavians Sicherungsfrage zu und der Handel war komplett.
„Der Sezuluv-Index, soweit ich das sagen kann, ist mehr ein Programm und eine Datenansammlung des Perseus Veils. Wir haben zig Drohnen und Satelliten dazu konzipiert und gebaut um eine sichere Steuerungsmethode durch das von Geth besetzte All zu finden. Und wir haben ihn jetzt.“
„Hm, reichlich simpel.“
„Der Knackpunkt ist, dass dadurch die Navigation ermöglicht wird. Eine Sternenkarte, wenn sie es so wollen, durch das Niemandsland. Sobald die Geth weg sind, könnte die Kolonialisierung beginnen. Und wir sind einen Schritt allen anderen voraus, den niemand mehr einholen können wird.“
„Außer jemand anderes hat den Index.“
„Das kann immer passieren. Jedenfalls ist der Index, was Sie und Ihr Bruder wissen wollten, weshalb auch immer. Und jetzt, spucken Sie es schon aus, was Sie mir zu sagen haben.“
Der Turianer lachte auf und griff Octavian an der Schulter, beruhigte ihn ein wenig ob der letzten aufbrausenden Worte und versicherte ihm zu, dass es wert wäre.
„Während meiner Anstellung bei Ihrem Vater musste ich unweigerlich jeden, der im Kontakt mit ihm stand prüfen. Sie, ihre Brüder, die Angestellten, die Firma, alles. Quasi eine Rundumüberwachung für die halbe Galaxie. Eigentlich unschaffbar, aber die moderne Technik vermag einiges und ich hatte ein recht großes Spesenvolumen, somit waren mir wirklich keine Grenzen gesetzt. In den paar Monaten gab es viel auf und ab, viel zu viel, wenn Sie mich fragen. Nun, das seltsame an dem Auftrag von vornherein war, dass Vater mich aber vor allem deshalb anheuerte, um über sich selbst im Klaren zu sein? Schwer auszudrücken, er wollte, dass ich alles aufdeckte. Wollte wissen, wie seine Spuren verschleiert waren. Nicht sehr gut. Ich habe versucht die meisten auszumerzen, manche gibt es aber noch heute. Ihr Vater will sicherlich nicht, dass Sie das wissen, es scheint mir auch nicht notwendig zu sein. Jedenfalls schließt dies auch eine Begutachtung der Leute mit ein denen ihr Vater häufig verkehrt. Zuerst dachte ich Ihr Bruder Antonius ist mir nicht ganz – ‚koscher‘? Er mit seiner Allianz-Vergangenheit, merkwürdige Beziehung mit Mrs. Vanderlyle und all solche Sachen. Erinnerte mich ein wenig an Pinkerton selbst. Aber Lepidus hatte ich erst spät ins Auge genommen, schien mir zu korrekt zu sein, vermutlich auch zu – naja, zu perfekt? Mehr durch Zufall bin ich über seine Verbindung mit Alpha Chimera gestoßen, die bereits seit mehreren Jahren bestand. Ich bin mir sicher Sie hatten schon eine Ahnung, dass da etwas Faules dran war, aber konnten nie recht den Finger darauf zeigen? Jedenfalls bestand die Beziehung seit längerer Zeit nur aus Lepidus Plänen die Terminus Systeme zu kolonialisieren und wie Alpha Chimera zu Nutzen sein könnte, aber als er vom Index erfahren hat, nun weiß ich ja was das ist, stieg sein Wille ungleich stärker an. Die Frequenz an Nachrichten zwischen ihm und seinem Mittelsmann, kurz vor Julius Tod, erschreckend hoch. Und lassen Sie mich das sagen, Lepidus war nicht erfreut über die letzten Wochen vor der Ermordung. Ihr Vater war zunehmend passiver geworden. Manche nannten es verrückt, ich glaube einsichtig ist ein besseres Wort dafür. Er hatte etwas vor, dass selbst ich nicht recht verstehen konnte, entziffern wenn Sie es so wollen, denn alles schien ein Code für Nichts zu sein. Ich habe meinem Bruder bereits alle Daten gegeben, die er braucht. Genügend um Lepidus zu fassen und einzusperren auf ewig hin, auf das er auf Purgatory verrotten möge. Dort hin will mein Bruder Ihren Bruder schicken, nett nicht? Vatermord, das schlimmste aller Verbrechen. Und bevor Sie fragen. Nein, es sind keine Beweise, dass er es getan hat, aber jeder will diesen Fall hinter sich haben, mich eingeschlossen und Sie sicherlich am meisten. Aber die Mordpläne, die er und Alpha Chimera geschmiedet haben, lassen nur diese eine mögliche Lösung zu.“
„Sind es tatsächlich Mordpläne?“
„Hmhm.“
„Und w-wieso haben Sie dann nichts unternommen?“
„Das habe ich. Ich habe Hanibahl darauf angesetzt, widerwillig, aber Lepidus hat es irgendwie trotzdem geschafft. Vermutlich war es einer seiner Handlanger, dieser Feigling. So perfekt nach außen, wie man sich täuschen kann. Und bevor Sie fragen, Ihr Vater hatte es geahnt, wusste es vielleicht sogar. Er war dennoch überrascht, dem Tathergang nach zu urteilen.“

Jetzt nicht. Es war ein Verdacht, nicht mehr. Folglich blieb noch Zeit die Unschuld zu beweisen, Hanibahl klar zu machen, dass Lepidus ein närrischer Geschäftsmann war, der stets zu viel auf eine Karte setzte, aber kein Vatermörder. Dazu war er nicht in der Lage, so gewissenslos war er nicht. Fantasie, das musste es sein. Alpha Chimera würde es tun, ja, die würden es tun. Aber nur der Gedanke von Lepidus ihnen zu zustimmen, machte die Tat noch nicht real, machte sie nicht greifbar. Es musste Träumerei sein. Das übliche Gefasel, ‚ich bring dich um‘, nur stärker und reifer überlegt. Aber es war noch keine Tat, noch kein Vatermörder. In Octavians Augen. In jenen von Hanibahl und ‚Auster‘ war er das schon lange, und es würde dem Richter reichen, der Öffentlichkeit. Sie würden Lepidus zerreißen, Agrippa und Claudia obendrein. Um Claudia kümmerte er sich nicht, aber sein Blut steckte in den anderen beiden und weigerte sich zu glauben, anzuerkennen, dass der Sachverhalt klar war – dass das Blut eines Vatermörders auch in ihm steckte. Er saß nun in Oliyyas Büro, ihrem Gemach, all die Gästezimmer, Partyräume, Lounges ließ er endlich hinter sich, die fremden Gestalten, die trügerischen berührten ihn nicht mehr.
Als ‚Auster‘ ihm alles erzählt hatte, blickte Octavian direkt in die Linse von Mosquos und schüttelte mit dem Kopf. „Hm, danke“, meinte der Turianer wortkarg und drückte erneut sein Beileid aus. Dann verschwand er, während Octavian sich auf den Boden fallen ließ und dort verharrte bis zwanzig Minuten später der Drell nach oben kam und ihm eine Flasche Whiskey reichte. „Auf Empfehlung eines Turianers, er meinte Sie könnten es gebrauchen.“ – „Danke.“ Er köpfte die Flasche und nahm einen langen Schluck, spuckte ein wenig auf den Boden, fühlte den fahlen Geschmack im Mund und spülte nach. Eine Zigarette. „Erhabener?“ meldete sich Sarvil, dann Mosquos. Denvila hatte keine Ahnung was vorhing. „Lasst es uns beenden“, meinte er. Das war nur ein Wunschgedanke.
Die Tür zu hacken, war ein leichtes, Denvila hatte alles erledigt. Er torkelte in den Raum und wollte die Mordlust unterdrücken, jedoch war klar, dass heute noch etwas zu Bruch gehen würde. Lepidus. Ein unwirkliches Gefühl, zwischen den Fronten von Bruder und Vater gefangen. Nicht wirklich. Er verdammte Lepidus, nur traf der Zorn auch seinen Vater, dessen Verhalten alles erst heraufbeschwor. Selbst in der Hitze des Moments wurde Octavian klar, dass er nicht so sehr am Boden war, wie noch gestern, an Bord der Corefield #3. Einsicht, so musste sie sich anfühlen und er unterdrückte das Gefühl im Glauben an Lepidus. Er durfte es nicht sein. Ihm lief die Zeit davon; hustend und spürend wie das unterdrückte Fieber langsam aufkeimte, rann er ihr hinterher.

„Hehe, welch‘ Offenbarung, hm?“ Octavian hatte sich gerade vor das Terminal gehockt, hinter ihm die Citadel sich erregend, leichter, mattes Licht von draußen erhellte den Raum, aber es war dunkel und dadurch sah er nicht, dass lange Zeit jemand hier war, den er nicht sah. Der ihm jedoch folgte, immer im Dunkeln, unsichtbar. Kein Schatten, ein pechschwarzer Dämon. Die Verhöhnung wurde durch das Klatschen nur stärker gemacht. „Alarm!“ schrie Mosquos, das einzige was knapp genug war und der Dringlichkeit entsprach, und er feuerte bereits, Anweisungen ignorierend. Und der Dämon war zu schnell als dass er ihn je hätte treffen können. Mit nichts als einem Messer bewaffnet, drehte er sich und wich aus noch ehe die Kugel das Glas durchbohrte. Zu agil als dass ihn je eine Kugel hätte treffen können, und selbst wenn, Dämonen waren gegen Kugeln immun. Ein Ducken, Octavian wollte aufspringen, den Knüppel rausholen, dann hat der Dämon sich schon von unten erhoben und das Messer an seiner Kehle. In den vier schwarzen Augen sah sich Octavian wieder, erkannte seine eigene Schöpfung, sich selbst. Zart glitt das Messer an seiner Kehle entlang, ein wenig Blut drang heraus. Als könnte nur Er jemals Octavians Blut verschütten. Die Lippen waren dicht an Octavian gepresst, sodass auch ja seine Batarianer die Nachricht verstanden.
„Hallo Mosquos, wie ich sehe, kannst du immer noch nicht schießen. Hehehe.“ Das irre Gelächter war eine Erniedrigung für die Burschen. „Und Sarvil, bleib an deinem Platz, du solltest doch deinen ‚Erhabenen‘ auffangen, nicht? Es ist nicht weit nach unten wenn man fliegt, hui.“ Das Zischen seiner Stimme, der verrückte Tonklang, das gespenstische Lächeln. Das tödlichste Messer, das man sich vorstellen konnte. Jack the Ripper und Er. Legenden umringten sie beide, nur waren jene des Letzteren weit fürchterlicher. Octavian konnte seine Augen nicht vom Messer abwenden; das aufdringliche, rasche Schnauben des Dämons ihm ins Gesicht blassend, zitterte er am ganzen Leib - jeder würde dies tun, wollte zum Knüppel unauffällig greifen um sich zu wehren, aber den hatte der Dämon schon längst aus der Halterung entfernt. Nicht seine eigene Schöpfung, das war falsch, aber seine Verantwortung.

Aus einem Asyl von Khar’Shan wurde Demvros Arok endgültig entlassen, nach dem Radval seinen Bruder endlich wieder in der Freiheit sehen wollte und Octavian für ihn die einzige Möglichkeit war, die letzte verbliebende Chance, dies zu bewerkstelligen. Als Schrecken der batarianischen Hegemonie, Schlächter von Zivilisten, Aufständischen und Rädelsführern, die dachten gegen die Hegemonie vorgehen zu können, war Demvros ein wandelnder Albtraum für alles, was zivilisiert war, was im Vergleich zu Demvros alles war. Er spürte sie auf und massakrierte sie, folgte ihnen überall hin und wusste stets wo sie waren. Ein Spürhund sondergleichen, darauf ausgerichtet das simpelste Handwerk auszuführen, das es gab, aber in einer Effizienz und Perfektion die nur er zu kennen schien. Als nationaler Held wurde er geadelt und hörte fortan auf den Titel des Erhabenen Demvros Arok. Das aber nur für kurze Zeit, denn für offensichtliche Wahnsinnige war in der Hegemonie kein Platz. Wodurch Octavian ihn unter seine Fittiche nahm, worunter er sie aber alsbald als ein unfassbares Risiko hervortat, als einen Sturm, den man nicht überstehen konnte. Denn zu stark war sein Willen nach Blut auf seinen Messern, die klagten und jammerten ob der Langeweile im Citadel-Raum, vornehmlich auf Illium. Und er mochte es nicht kontrolliert zu werden. Die Hegemonie hatte nur Verwendung für Demvros im Notfall, so auch Octavian. Er versuchte ihn zu bändigen, er versuchte es Herr Gott nochmal! Alle Bemühungen waren aber umsonst und es tat sich eine dunkle Kluft zwischen ihnen auf, spätestens als Demvros sein Tarnmodul von Octavian erhielt in der Hoffnung noch geschickter die Arbeiter von Corefield Design unter Druck setzen zu können. Denn über allem stand der Nutzen und Zweck, dem Demvros diente, und zwar die Etablierung von Octavian als Sicherheitschef und dies bewerkstelligte er vorzüglich. Wenn man aus der Anfangszeit von Octavians Antritt als Sicherheitschef nichts schlechtes vernahm, so lag es daran, dass Demvros dafür sorgte, dass es nichts schlechtes zu hören gab – und wenn doch, so würde dieser nicht sprechen. Octavian wusste was Demvros tat, oder zumindest befürchtete er es. Nun, Mord lag nicht in Octavians Interesse, schließlich konnte man Arbeiter relativ einfach kündigen, aber Demvros war anders gestrickt. Und er als Sicherheitschef ließ es zu, es tangierte ihn auch nicht sonderlich. Eine Schandtat für die er nie wirklich Buße tun musste, gestand sich Octavian ein. Das Tarnmodul jedenfalls, damals noch eine relativ neue Erfindung, sorgte freilich für mehr Schaden. Denn Demvros verfiel nicht in einen Zustand der Unkontrollierbarkeit, in dem er sich seit jeher befand, nein, er füllte sich unsichtbar und damit brach die letzte Brücke zwischen ihm und der Welt wie wir sie kennen oder zu kennen glauben.

Es gab viel über ihn zu erzählen, zahllose Geschichten. Derzeit zählte nur eine, jene, als er Octavian das Messer am Hals anlegte und kurz davor war reinzustechen, aus Mordlust, Rachsucht und weil es Octavian war, der arrogante Schnösel. Wie ein Tier brummte er ihn an und Demvros fließ das Wasser aus dem Mund, so verbissen war er darauf zuzustechen, die Klinge ihre wohlverdienten Lohn einstreichen zu lassen. Aber noch nicht. „Du warst neugierig, hm? Oliyyas Terminal.“
„Was tust du hier verdammt nochmal?“
„Nichts wichtiges, hehe. Nur aufräumen. Den Dreck deiner Familie.“
Mit einem harten Schlag auf den Kopf ergriff der Batarianer Kontrolle über Octavians Körper, der kurz taumelte und dann vom Batarianer zurück in den Stuhl platziert wurde. Das Messer immer noch vor Octavians Augen, inspizierte Demvros die Whiskey Flasche und nahm einen hastigen Schluck, bedacht darauf Mosquos über die hunderte Meter hinweg im Auge zu behalten, weniger Octavian Aufmerksamkeit schenkend im Moment. „Rattenpisse!“ grölte er und stellte die Flasche vor Octavian hin. „Na wie viele Dokumente gelesen? Ein hundert?“
„Zwei.“
„Oh, enttäuschend. Lepidus also, hm? Hehe, dreckiger Clown, mochte den noch nie.“ Und er fuchtelte wild mit dem Messer herum, plötzlich springend in Ekstase an den Gedanken auch Lepidus das Messer rein zu rammen. „Nun, ich kann dich beruhigen, hehe… trink die Flasche ex und ich lass‘ dich leben.“
„Nichts weiter?“
„Ein fairer Lohn dafür, dass du nur zwei Dokumente gelesen hast, findest du nicht? Neugier muss bestraft werden, und der alten Zeiten willen, will ich doch mal sehen, ob du das schaffst.“ Die Flasche war noch fast voll, die paar Schlücke zählten nicht. Viel blieb ihm nicht übrig, ein Wahnsinniger stand vor ihm und wollte seinen Wegzoll einfordern, sodass er den Styx noch nicht überqueren musste. Das klang fair. Nur wieso war er überhaupt hier, die Frage blieb im Demvros bis zuletzt schuldig. Octavian setzte an und hoffte auf das Beste, es war möglich, dachte er sich nach einer kurzen, abschätzenden Betrachtung der Flasche. Die ersten paar Tropfen fühlten sich noch gut an, dann wurde es schlimmer und er merkte wie er nicht mehr schlucken konnte, wie sich der Whiskey im Mund sammelte und nicht mehr runterspülen ließ. Ihm wurde schummrig, langsam, dann äußerst rasch. Durch die Flasche hindurch, die sich im Schneckentempo leerte, diese verfluchte Drecksflasche, sah er immer deutlicher das Antlitz des Batarianers durchdringen, mit seinem Lächeln und dem Messer gespitzt. In seinen Augäpfeln sammelte sich das Wasser, als er merkte, dass er nicht mehr weitertrinken konnte und der Sichtwinkel immer kleiner wurde, sich zusammenzog, die Flüssigkeit durch sein Blut dringend, verzerrte seinen Körper zu einem Klumpen Brei, der im Stuhl wackelte und sich taub anfühlte. Noch die Hälfte, aber keine Chance es zu schaffen. Das Herz pumpte, schrie Stopp, der Whiskey aus dem Maul laufend, versuchte er die Flasche zu senken aus einer natürlichen Abwehrreaktion heraus, aber der Batarianer drängte sie zurück an seinen Mund mit einer knappen Berührung seines Messers und hielt sie dort an Octavians Mund gepresst. Der Whiskey brannte in der Kehle und wirbelte seinen Magen durcheinander, kaum dass er dort angelangt war; stülpte sich gegen das Gift und wollte ihn nach oben herausbefördern, wo stets neuer Nachschub eintraf für die finsteren Stoffe die den Magen zu einem Schlachtfeld um Octavians Schicksal erkoren. Nicht mehr viel, dann hätte er es geschafft. In Wahrheit war es noch zu viel und je langsamer er versuchte zu trinken, desto stärker wurde das Gefühl es diesem Mistkerl heimzuzahlen. Und auf einmal konnte er nicht mehr. Er war dicht, der Magen hatte Sperrstunde und der Hals wollte nicht mehr das Taxi spielen. Er kippte noch nach, ein paar Sekunden, bis er es realisierte und einen See von teurem Whiskey jetzt im Mund hatte, der nirgendwohin konnte. Benebelt vom Konsum, die Tropfen herausrinnend und schon die Rotze aus der Nase triefend, und ganz zittrig am Leib, versuchte er es weiter, aber kein Tropfen ging aus der Flasche raus. Sie war leer.
„Ha, was für eine Schande. Und Gratulation an den Herren. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob du die Prüfung restlos überstanden hast. Klar, die Flasche ist leer, aber – dein Maul, dein Maul!“
Octavian hatte abgesetzt und hielt an der Flasche fest, die jetzt als sein Anker auf dem Tisch fungieren musste, solang er es den Whiskey und die Spucke noch im Mund, was langsam herauslief, auf seine Hose und das Hemd zuerst sich ergoss und dann nur noch tröpfelte. Das Gelächter des Batarianers nur vage vernehmend, hörte er mehr sein Herz pochen und die Regungen in seinem Körper wurden wahnsinnig. Kein Zittern, ein Erdbeben. Er hielt die Flasche fest in der Hand, ging sicher, dass sie da war, wo er sie vermutete, wo sie sein musste. Er vergewisserte sich, sie war da und sah sie durch den Nebel, der sich im Raum bildete in seiner Wahrnehmung.
„Du verdammtes Arschloch!“ schrie er und nahm alle Kraft zusammen, die nach dem Ausschrei übrig blieb, und pfefferte Demvros die Flasche direkt ins Gesicht, in seine vier Glubschaugen und über das riesige Maul hinweg. Sie zerbrach und die Splitter bohrten in Demvros‘ Augen, der als Abwehrhaltung nach hinten glitt und immer noch dämlich vor sich hin kicherte als hätte er es gar nicht realisiert, als wäre es nur ein Spaß für ihn, den Schmerz nicht mal wahrnehmend. Das tat er auch nicht. Die Mordlust war da, das war sie schon immer. Aber die durchflutete jetzt auch Octavian, berauscht wie ein Berserker und so unnütz wie ein betrunkener Hund.
Demvros brauchte nur kurz um sich zu erholen und ging sofort in den Gegenangriff über, gerade als Octavian zuschlagen wollte mit seiner Faust, wohin auch immer. Der Batarianer wehrte mit einer Hand seinen Schlag ins Nirgendwo ab und schlug ihm in den Magen, dann ins Gesicht. Trat ihm in die Nieren und Octavian spürte wie sein Körper zu Blei wurde, träge, ein Klumpen. Er versuchte Balance zu halten, da schlug Demvros schon wieder zwei-mal auf ihn, ins Gesicht. Octavian torkelte nach hinten, benommen, aber den Schmerz nicht spürend. Zu betrunken, zumindest etwas. Er wollte ausholen wieder, nicht wissend wohin er schlagen sollte, denn der Batarianer war nur noch eine schwammige Gestalt, die vielfach vor seinem Blickfeld erschien. Er wagte es und kassierte einen Kinnhacken dafür. Er wurde von Demvros umhergeschleudert, der blitzschnell mit seinen blutigen Augen wieder bei ihm war. Hinter ihnen die Fensterwand, die Citadel als malerischer Hintergrund passend ausgewählt für diese Szene. Mosquos wollte schießen, aber Demvros gab kein Ziel ab, zu verdeckt von Octavians regungslosem Körper, der vor ihm stand, benommen, ausgelaugt und regungslos. Das Gesicht voll von Blut und das dringende Gefühl verhebend sich zu übergeben, stand er nur vor Demvros, bereit den tödlichen Messerstich zu erfahren. Er hatte es probiert und verlor. Demvros glitt ihm durchs Haar kratzend und hielt es dann fest, riss seinen Körper und das Messer vor seine Kehle haltend im Visier von Mosquos. „Na, Mosquos. Scheint als wärst du noch immer zu langsam“, witzelte er. Und Mosquos dachte sich, Scheiß drauf und schoss. Die Barriere von Demvros hielt der Kugel stand, aber es war genug, dass er an Balance verlor und nach hinten kippte. Die Partygesellschaft war sofort aufgeschreckt vom Schuss und sah in alle Richtungen, woher der Schuss kam, wohin er ging. Das Messer glitt Momente nach dem Schuss zart an Octavians Kehle vorbei, riss aber dafür nach oben und streifte der Wange entlang. Octavian schrie, jetzt war der Schmerz fühlbar geworden. Und er wachte wie aus Trance auf für einige wenige Moment, gab Demvros einen Kinnhacken direkt aus der Drehung heraus und schlug noch einmal ins Gesicht zu, in die Augen, wo die Glassplitter immer noch waren. Doch die Schläge waren zu schwach als dass sie Demvros wirklich in Bedrängnis gebracht hätten, der sich nach dem kurzen Schock wiederum erholte. Octavian war kein schlechter Boxer, Demvros war nur in seiner eigenen Liga. Schmerzbefreit, ignorierend. Den dritten Schlag landete Octavian noch in seiner Fresse, dann wollte er zugreifen, ihn am besten an Ort und Stelle erwürgen. Dem Messer schenkte er dabei keine Beachtung, brauchte er auch nicht. Demvros verhielt sich wie eine Schildkröte, die sich kurz zusammen zog, einstecken musste, und dann wie Rammbock nach dem dritten gekonnten Schlag nach vorne preschte, und er beförderte Octavian mit dem kräftigen Schups so weit nach hinten, dass dieser die Balance abermals komplett verlor und von Demvros nach hinten gedrängt wurde, durch das Fenster hindurch, mehrere Stockwerke nach unten krachend, nicht schwebend…

An viel dachte er im Fall nicht. Außer dass es wohl jetzt das Ende war. Ein paar Stockwerke, kein hohes Haus. Aber genug um ihm das Genick zu brechen. Ein Gedanke an Vater verschwendet, dann noch kurz an Jacqueline und die Kinder, seine Töchter, gedacht. Im Fall noch einen oder zwei Schüsse vernehmend, die durch den ewigen Klang des zerbrechenden Glases, das immer noch in seinem Ohr widerhallte, als wäre es ein Loop, den er auf alle Zeit im Jenseits hören musste, übertüncht wurden. Eigentlich schwach, da hätte mehr kommen müssen. Das Kreischen der Frauen und das stumme Entsetzten der Anwesenden, ein ferner Schrei von Sarvil und das Gelächter von Demvros. Im Fall alles verzerrt. Nicht wegen dem Alkohol oder der Geschwindigkeit, sondern weil es da war. Er landete im Styx, das kalte Wasser umarmte ihn. Er platschte auf und schlug Wellen, die gesichtslosen Dekorationen rund um den Teich ihn anstarrend. Er ging unter im mannshohen Teich und ließ los.

Daniel Jalowy
26.03.2012, 20:30
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

Der Söldner zögerte, dann glitt er die Leiter zurück. „Try, Ghost Meldung!“ forderte Castle seine Mitstreiter auf „Wie ist euer Status?“. Nichts.
Der Söldner ging zum Fenster und versuchte so weit runter zu sehen wie möglich. Zwar konnte er den Fuß des Gebäudes nicht sehen aber deutlich konnte er die Reflexionen von Blaulichtern sehen wie sie von den anderen Gebäuden wiedergespiegelt wurden.
Scheiß Amateure!
Egal, jetzt musste er weg. „Try, Ghost hier Castel, lost Com, breche Mission ab und schlage mich zum alten Sammelpunkt durch, Ende!“
Daniel schloss den Funkkanal und erklomm die Leiter.

Er war ungehalten. Es hatte sich gerächt mit Amateuren zusammengearbeitet zu haben allerdings war allein arbeiten genauso scheiße wie er während des kleinen Scharmützels hatte feststellen müssen.

Bevor er durch die Luke stieg ließ er seine Scanner passiv das Dach absuchen bevor er sich aus der Luke wuchtete.
Er hob seine Waffe wieder in den ¾ Anschlag und suchte seine ganze Umgebung ab während er weiterging.

Er war ein paar Meter gekommen und stand im Schatten einer der Klimageneratoren als er stehen blieb und das Gewehr losließ. Die Waffe baumelte am Trageriemen vor seiner Brust während er sein Omitool gezückt hatte und gerade das Auto rufen wollte als er angesprochen wurde.

„Hey warte, ich möchte keinen Kampf. Diese Söldner wollen mich mittlerweile genauso sehr umbringen wie dich, also wäre es keine kluge Entscheidung einen zusätzlichen Kampf mit mir zu provozieren. Wie wäre es wenn ich dir helfe? Weißt du ich bin ein ausgezeichneter Biotiker..."

Ein junger Drell stand einige Meter neben ihm und war scheinbar aus dem Nichts gekommen. Daniel nahm sich einen Moment Zeit um sein Gegenüber das ihn noch immer mit einer Pistole bedrohte. Seine Scanner zeigten ihm weder Schilde noch Panzerung und auch keine Barriere.

Der Söldner hatte gelernt eine Pistole zu ziehen und einen gezielten Schuss abzugeben in einem Zeitraum den man höchstens in Herzschlägen misst. Selbst ohne die Smart-Link Verbindung zu seinen Waffen hätte er einen tödlichen Ersttreffer auf diese Distanz garantieren können.

Kurz dachte er an Cerberus oder die andere Organisation die ihn verfolgten und fragte sich kurz ob der Drell ein Agent wäre der auf ihn angesetzt wurde. So wichtig war er nicht. Der Söldner gehörte eher in die Sparte `Bei Kontakt ausschalten´.
Normalerweise hätte er jeden der ihm so kam augenblicklich erschossen allerdings hielt er sich dieses Mal zurück. Schicksal? Schon möglich.

Der Söldner erkannte aber auch seine Chance, das Ganze nicht allein durchmachen zu müssen.
Castle bestätigte den Rufbefehl an den Van der sich kurz daraufhin hinter Daniel auftauchte.
Die Seitentür schwang automatisch auf und gab den Blick auf den leeren Laderaum des Vans frei.

Castle bedeutete mit einer Kopfbewegung dem Drell an einzusteigen der noch immer da stand wie ein Schluck Wasser in der Kurve und dabei dümmlich Grinste.

22:45

Athan Therus
27.03.2012, 14:57
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station


Athan schaute immer noch grinsend auf den vor ihm stehenden Söldner. Er hoffte er würde das Angebot annehmen, aber Athan musste auch damit rechnen, das sein Gegenüber ihn als zu große Bedrohung ansah und angreifen würde. Deshalb hatte er aber auch noch seine Pistole auf ihn gerichtet, jedoch nutzlos falls der gepanzerte, bis an den Hals bewaffnete Mensch zur Waffe greifen würde.

Würde ich eine Chance haben? dachte sich Athan. Er schaute den Söldner an, welcher anscheinend selbst überlegte wie er nun handeln sollte. Vielleicht meine Biotik... Aber ein gezielter Schuss und er würde mich direkt töten... Verdammt... Warum habe ich mir keine verdammte Rüstung geholt?... Athan dache zuerst der Söldner würde das Wort ergreifen wollen, doch hinter diesem tauchte plötzlich ein Van auf, der seine Seitentüren öffnete.

Will der Söldner flüchten? Hat er mich überhaupt bemerkt? dachte sich Athan. Doch dann machte der Söldner eine Kopfbewegung, die ihm anscheinend andeuten sollte einzusteigen. Athan schaute nochmal den Söldner an und rannte dann zum Van und sprang hinein und rutschte auf den Beifahrersitz.

Bisher war ihm anscheinend noch keiner seiner Gegner gefolgt, aber er wusste, wenn er und der Söldner nicht schnell verschwinden würden, könnte sich das jeden Moment ändern.

22:45

Daniel Jalowy
28.03.2012, 20:57
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

Der Drell eilte an ihm vorbei in den Van und setzte sich augenblicklich auf den Beifahrersitz.
Daniel blieb noch kurz draußen stehen und sah sich sorgsam um. Ein paar Minuten hätten sie noch bevor die Söldner das Dach absuchen würden. Es gab bestimmte taktische Verhaltensgrundsätze die die Söldner einhalten würden. Daniel kannte diese Grundsätze, es war sein Job sie auswendig zu kennen. Diese Kenntnis erlaubte es ihm das Vorgehen von eher einfacheren Söldnern wie den `Red Wings´ voraus zu sagen.
Daniel stieg nun selbst mit wiegendem Schritt in den Laderaum des Vans und verschloss schwungvoll die Seitentür bevor er mit seinem Omnitool der VI den Startbefehl gab.
Der Drell auf dem Beifahrersitz sah sich nervös um und seine Augen weiteten sich als er den Lauf von Daniels Pistole an seinem Kopf fühlte.
„Setzt dich auf deine Hände!“ forderte Daniel den Drell ruhig auf. Daniel Stimme drang verzerrt aus seinem Helm, sodass man nicht sagen konnte was für eine Spezies er war oder welchen Geschlechts er war.
Sollte der Drell auch nur ein einziges Mal falsch zucken würde Daniel sofort abdrücken.
Bedächtig setzte sich der Drell auf seine Hände
„Warum wollen die Söldner deinen Tod? Warum denkst du ich brauche Hilfe? Und wer bist du und was kannst du?“ fragte Daniel ruhig, er war inzwischen einen Schritt zurückgegangen die Waffe aber noch immer auf den Kopf des jungen Drells gerichtet.

22:50

Athan Therus
28.03.2012, 22:18
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

Beruhigt atmete Athan aus, als der Söldner in den Van sprang und die Seitentür schloss. Er nahm sein Universalwerkzeug heraus, anscheinend um das Fahrzeug zu starten, denn Athan konnte spüren wie es in Bewegung kam.
Er hatte verdammt Glück gehabt, das der Söldner ihn nicht erschossen hatte und ihn sogar mitnahm. Kann ich ihm vertrauen? fragte sich Athan. Er überlegte, ob er sich nicht doch seine Pistole nehmen sollte, nur um ganz sicher zu sein. Wenn es ihm gelingen würde ihm aus nächster Nähe in den Kopf zu schießen, dann würde Athan damit höchstwahrscheinlich direkt töten können.
Athan hielt seine Pistole immer noch mit der rechten Hand fest, wahrscheinlich konnte es der Söldner neben ihm noch nicht mal sehen. Was mache ich eigentlich? Dieser Söldner hat mich gerade vor meinem Tod gerettet... Und ich denke darüber nach ihm in den Kopf zu schießen?
Athan entspannte sich und nahm seine Hand von der Pistole. Doch dann spürte er auf einmal etwas Kaltes an seiner Schläfe und wagte es sich noch nicht mal sich umzudrehen - Er konnte sich schon gut denken, was passiert war.
"Setz dich auf deine Hände!" forderte der Söldner Athan auf. Auch wenn Athan sich bisher sicher gewesen war, er hätte es mit einem Menschen zu tuen, so war er sich nun unsicher, denn der Helm des Söldners verzerrte die Stimme und nun war es unklar ob er wirklich ein Mensch war oder ob er ein Mann oder eine Frau war.
Athan bewegte langsam seine Hände nach oben, sodass der Söldner sehen konnte das er keine Waffe in der Hand hatte. Dann legte er die Hände vorsichtig unter seine Beine und hoffte das der Söldner nicht trotzdem abdrückte.
Athan überlegte schon wie er ihn überlisten und ausschalten sollte. Doch seine Chancen sahen schlecht aus. Ein Drell und ein ein gepanzerter Mensch, dessen Pistole er an den Kopf des Drell hielt - Und das ganze in einem engen Fahrzeug. Egal was Athan nun machen würde, es wäre sehr wahrscheinlich das er es nicht überleben würde, also versuchte er diplomatisch vorzugehen.
Athan wollte gerade den Mund öffnen, als der Söldner plötzlich sagte: "Warum wollen die Söldner deinen Tod? Warum denkst du ich brauche Hilfe? Und wer bist du und was kannst du?"
Athan dachte kurz nach, damit seine Antwort nicht frech oder streitsuchend klang. Er versuchte es einfach mit dem ehrlichen Weg.
"Ich bin Athan Therus." sagte er. "Als ich die Explosion in dem Hochhaus sah, bemerkte ich wie sich ein Söldner hineinschwang - Du, oder? Jedenfalls dachte ich, ich könnte etwas Geld verdienen wenn ich einen Kriminellen schnappe, also rannte ich die Feuerleiter hoch und suchte dich. Doch diese verdammten Söldner eröffneten das Feuer auf mich und ich rannte zum Dach, um dich doch noch zu kriegen. Eigentlich wollte ich dich töten, doch es wäre dumm gewesen einen unnötigen Kampf zu provozieren wenn diese Söldner uns Beide umlegen wollten, also bat ich dir ein Bündnis an. Ich bin ein starker Biotiker und ein guter Schütze. Du brauchst Unterstützung und ich brauche Geld - Eine Person, die in ein Hochhaus hineinspringt und sich mit einer Meute gut bewaffneter Elite-Söldner anlegt sollte doch gut bezahlt werden, wenn ich mich nicht irre?"
Athan hoffte die ernste Situation mit seiner Antwort wenigstens etwas zu lockern. Er hoffte der Söldner würde nicht abdrücken und die Waffe absetzen. Vielleicht würde er sogar seinen Helm abnehmen und Athan könnte sehen, wer er wirklich war: Ein Mensch, eine Asari oder vielleicht sogar ein Drell? Nein, wahrscheinlich ein Elcor... dachte sich Athan und ihm kam ein leichtes Lächeln über das Gesicht, aber er versuchte ernst und emotionslos zu wirken um den Söldner nicht zu verunsichern. Nun musste er nur auf eine Antwort warten, mehr konnte er gar nicht mehr tuen.

22:40

Daniel Jalowy
30.03.2012, 19:45
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

Castle hörte sich in aller Ruhe an was der Drell ihm zu sagen hatte. Na Klasse ein Revolverheld! dachte er sich bitter und steckte dann mit einem resignierendem Seufzer die Pistole weg.
Er stützte sich von hinten auf den leeren Fahrersitz und warf einen prüfenden Blick auf die Instrumente bevor er sich wieder Therus widmete.
„Was hast du denn gedacht wie die Wachmannschaft reagiert wenn du in mitten eines Feuergefechts ins Gebäude stürmst!“ fing er mit einem leichten Kopfschütteln wieder an.
„Aber du hast Recht Revolverheld, Unterstützung wär im Moment nicht schlecht. Ob am Ende Geld rausspringt kann ich jetzt noch nicht sagen aber wenn dann ist es mehr als wir beide essen können.
Im Moment ist die Lage aber eher……kompliziert!“
Daniel hatte eine Idee und öffnete sein Universalwerkzeug. Mit ein paar wenigen Eingaben änderte er das Flugziel des Vans. Im Moment blieb ihm nichts anderes übrig als hoch zu pokern.
Der Van bremste erst ein wenig, dann bog der Van rechts tief ab und fädelte sich wieder in den nächtlichen Verkehr in Richtung seines Hotels ein.
„Guter Schütze und Biotiker also? Wo wurdest du ausgebildet und wo hast du gearbeitet?“ fragte Daniel ehrlich interessiert „Und stell das Grinsen ab, das lässt dich nur dämlich aussehen Revolverheld!“

22:45

Athan Therus
30.03.2012, 22:23
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

Zunächst sagte der Söldner nichts, so wie es schien dachte er nach, doch dann kam endlich eine Antwort. "Guter Schütze und Biotiker also? Wo wurdest du ausgebildet und wo hast du gearbeitet?“ fragte ihn der Söldner „Und stell das Grinsen ab, das lässt dich nur dämlich aussehen Revolverheld!"

"Naja, wo soll ich anfangen..." fing Athan an. "Ich bin ganz offensichtlich ein Drell und bin auf Kahje aufgewachsen. Meine Mutter war Späherin und hatte einen Unfall, bei dem sie längeren Kontakt mit Element Zero hatte und so wurde ich als Biotiker geboren. Bis zu meinem 10. Lebensjahr nahm ich an einem biotischen Training teil, was aus mir eine biotische Spezialeinheit machen sollte. Bis zu meiner Volljährigkeit trainierte ich meine biotischen Fähigkeiten weiter und anstatt ein biotischer Elitesoldat zu werden entschied ich mich meinen freien Willen zu behalten und bin auf Reisen gegangen... Und dabei habe ich eine stärkere Biotik entwickelt, als ich jemals in dieser Spezialeinheit hätte haben können."

"Und was mein Schießen angeht..." fuhr Athan fort. "Meine Mutter hat es mir beigebracht. Und bevor ihr jetzt anfängt zu lachen, müsst ihr wissen das meine Mutter eine Top-Agentin für Aufklärung war und wahrscheinlich ein besserer Schütze als ich je sein könnte. Außerdem hat sich meine Zielgenauigkeit in meiner Zeit als Söldner und Freischaffender nicht verschlechtert, also müsst ihr gar nicht erst zweifeln."

"Zusätzlich habe ich viele Kontakte auf verschiedenen Planeten, die ich während meiner Reise kennengelernt habe. Wenn es nötig ist, könnte ich deshalb ein paar alte Gefallen einlösen, vorausgesetzt wir sind am richtigen Ort. Und eine Elcor hat mir mal gesagt, ich wäre eine tolle Gesellschaft, falls euch das auch interessiert."

Athan hoffte, das Letzte hätte nicht zu dumm geklungen. Allgemein hoffte er, er wäre auch nicht halb so angeberisch rübergekommen wie er sich gerade vorkam. Doch er musste dem Söldner klar machen, das er den Drell brauchte und das war nur möglich, wenn man nicht bescheiden ist. Athan dachte darüber nach wie er das Gespräch doch noch in eine andere Richtung schlagen konnte, bevor der Söldner ihn beschämend anguckte oder beleidigte. Und da fiel ihm das richtige Thema ein.

"Und was ist mit euch?" fragte Athan. "Ihr habt noch immer diesen Helm auf und ich weiß nicht wer ihr seid. Ich hoffe ein anderer Drell. Oder ein Hanar. Hanar sind sehr höflich..."

22:50

Daniel Jalowy
01.04.2012, 14:06
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

Daniels erster Verdacht es mit einem `Revolverhelden´ zu tun zu haben bestätigte sich. Die schnippischen und frechen Aussagen von Athan überhörte er professionell.

„Top-Agentin!“ antwortete er mit einem verächtlichen Ton „so spricht nur ein wahrer Profi!“
Wen man, wie er selbst, viele Jahre beim Militär zugebracht hatte konnte man recht schnell erkennen ob ein anderer ebenfalls Soldat gewesen war oder nicht.

"Und was ist mit euch? Ihr habt noch immer diesen Helm auf und ich weiß nicht wer ihr seid. Ich hoffe ein anderer Drell. Oder ein Hanar. Hanar sind sehr höflich..." fragte der Revolverheld.

„Wohl nen Clown gefrühstückt was? Ich bin ein Mensch und du wirst mich Castle nennen“ stellte sich Daniel schließlich vor. Er blickte auf die Anzeige, in Kürze würden sie beim Hotel landen.
Sein Unterarm tat noch immer weh. Er hielt sich den rechten Unterarm und bewegte das Handgelenkt ein wenig. Es war wohl nichts gebrochen aber mindestens eine leichte Prellung würde es sein. Das hat man davon wenn man allein arbeitet....oder mit Amateuren!
Er sah prüfend die getroffene Panzerplatte am Unterarm an, Ersatzteile hatte er keine. Ein Problem das er fürs erste hinten an stellen musste, es waren inzwischen viele Dinge die er `hinten an gestellt´ hatte. Er schüttelte seinen rechten Arm ein wenig um das Thema fürs erste abzuschließen und wandte sich dann wieder dem Revolverhelden. Er stellte sich etwas mehr als Schulterbreit in den Transportraum und stütze seine Hände in eine Kante in der Fahrzeugdecke.

„Also hör zu, derzeit ist alles kompliziert und ich muss improvisieren. Nachdem wir gelandet sind, werden wir mein ganzes Geraffel aus dem Hotel hier in den Van schaffen, denn ich will ab sofort mobil und flexibel bleiben. Es sind 2 Transportkisten und ein paar Rucksäcke. Danach werde ich prüfen wo wir stehen während du dich um einen neuen, vergleichbaren fahrbaren Untersatz kümmerst. Fragen?“

Vor seinem inneren Auge sah er wie er dem Revolverhelden ständig auf die Finger schauen musste und im auch sonst die Hand halten musste. Wieder mit Leuten zusammenzuarbeiten die keine militärische Ausbildung genossen hatten sorgte nicht gerade dafür, dass seine Laune sich verbesserte.

-------------> irgendein Hotel in den Bezirken
22:55

Octavian Visconti
06.04.2012, 04:54
Citadel: Die Bezirke #2

Über die Dächer von Nizza. Nein, das war falsch. Rewind. Über die Dächer der Citadel kam er gesprungen, die Schüsse hinter ihm pfeifend und verhallend, neugierige Blicke sich zuwendend, war den Zuschauern und Gästen nicht ganz klar, was vorfiel und was geschehen war und den Rest reimten sie sich zusammen. Ein Outlaw, ein Dämon, ein Verrückter, ein Dieb und ein Schänder. Ein Sprinter, auf alle Fälle, sie waren kaum rasch genug um den pechschwarzen Dämon zu erblicken. Die Glasscherben im Gesicht noch deutlich spürend, tropfte das Blut hinab, bildete unauffällige Muster eines fliehenden Batarianers. Jeder Tritt war präzise und voller Kraft, das war keine Flucht, sondern ein Spektakel. Die breiten und langen Arme in der Luft flatternd und der dürre, durchtrainierte Körper galoppierend. „Oh was war das?“ – „Ein Krimineller!“ – „So erschießt ihn doch jemand!“ Er spürte noch immer das Präzisionsgewehr von Mosquos im Nacken und wusste, die Schilde waren hinüber, konnten einen weiteren Schuss nicht abwehren und im Unglücksfall bekäme er den Nächsten in den Kopf, und es wäre alles zu Ende. Mit einem Auge offen, hielt er aber durch. War determiniert dazu über die nächste Brüstung zu hechten und schlussendlich das Risiko lieber eingehend durch einen Sturz zu sterben als durch eine Kugel seines batarianischen Genossen. Er wagte es und ließ sich fallen, kein Sprung. Das Klicken des letzten Schusses nicht hörend oder sehend, aber spürend im Nacken.

Einzelne Luftbläschen kamen an der Oberfläche des Teichs zum Vorschein. Die Gäste aus dem Garten versammelten sich um den mit Statuen geschmückten, künstlich errichteten Teich als wäre es ein Pilgerort. Selbst aus dem Inneren des Gebäudes strömten die Reporter heraus, selbst Madame Ivory und Oliyya erbarmten sich, mehr der Presse wegen, und Vulvia sah von der Seite des Balkons herab und wusste nicht recht was sie hoffen sollte. Durch das Wasser drangen ein Arm und dann ein zweiter und sie zerrten Octavian heraus. Die Schnittwunde an der Wange wurde sofort mit Medi-Gel behandelt, schwaches Murmeln war von dem fast Toten zu vernehmen. Genügend um eine Mund-zu-Mund Beatmung nicht zu durchzuführen – mein Gott, batarianische Lippen wollte man nicht küssen. Sarvil war durch die Menge hin durch geprescht und hatte Octavian sofort rausgezogen. Mittlerweile stoß er keine dramatischen Schreie mehr aus, was der Szenerie etwas an Theatralik nahm, aber Sarvil konnte nur einen Moment lang seine soldatische Natur zu Gunsten eines Presseauftritts beiseitelegen – zum Glück, dadurch stellten sich die Anwesenden zumindest nicht die Frage, ob die Beiden denn ein Pärchen wären; eine Frage, die man leider mit nein beantworten musste, auch wenn es schade war, hätten sich doch sowohl Octavian als auch Sarvil einigen Kummer mit dem weiblichen Geschlecht ihrerseits erspart, wenn sie denn Gefühle für einander gehegt hätten. Das Medi-Gel trug er aber dennoch sorgfältig auf die Wunde und als Octavian sich langsam zu erholen schien, packte er ihn unter den Arm und schenkte den Anwesenden keinen Blick als er Octavian aufrichtete, der kaum stehen konnte und stark schwankte, immer noch alles durch einen schwammigen, vernebelten Blick wahrnehmend und schwer die Sabber im Mund behaltend. „Was ist denn mit dem los?“, gafften sie und „Ach, du meine Güte, der sieht ganz schön mitgenommen aus“, begleitet von einem „eigentlich ein ganz hübscher Mann“ oder „Macht doch mal Platz“. Letzteres schrie vor allem Sarvil aus, da die zwei ihre Mühe hatten durch das Publikum zu kommen, welches ihnen den Weg versperrte und der ein oder andere sah, vor allem die Paparazzi, sahen sich, aus welchen Gründen auch immer, dazu genötigt Fotos zu machen, was in der gegenwärtigen Situation bei Sarvil dafür sorgte, dass er einige Apparate einfach in die Hand nahm und zerquetschte. Eine höchst bedauerliche Aktion für die Inhaber, jedoch eine wohl verdiente, so waren zumindest Octavians trunkene Gedanken, die sich in ihm stapelten und nicht ganz verschwinden wollten. Weitere solcher Gedankengänge, an die er sich nie erinnern hätte können, drehten sich unter anderem um Demvros, Auster, Vulvia, den Sezuluv Index, den Fall, den kitschigen Teich, Madame Ivory und wie gern er doch eigentlich die Dame endlich näher hätten kennen lernen wollen, nun ja, bevorzugterweise für eine Nacht, die nasse Kleidung, an der er sich gewiss erkälten würde, und das Licht der Citadel, das um diese späte Nachtstunde einen Tick zu hell für sein Empfinden war. Vor allem aber, und die feuchten Stiefel hinterließen ein quietschendes Geräusch auf dem künstlichen Gras, das Octavian immer wieder ablenkte, ging es um Demvros und wieso er hier war. Nach all den Jahren und um ehrlich zu sein, all den Ereignissen, wenn nicht gar Abenteuer, die sie nicht unbedingt zusammen, aber doch in irgendeiner gemeinsamen Weise erlebt hatten, schien der Zeitpunkt für eine Reunion von alten verhassten Erinnerungen denkbar schlecht zu sein. Ihm kam in den Kopf, als Sarvil ihn endlich vom Gelände entfernt hatte und sie um die Ecke kamen, auf dem Weg zum Shuttle, dass eigentlich Lepidus doch gar nicht der Mörder sein könnte, wenn Demvros hier auf der Citadel sich befand, denn so wie er es interpretierte, war wenn etwas Böses geschah, meist Demvros der Schuldige und das war nicht nur eine willkommene Ausrede um den Bruder und sich selbst zu reinigen, sondern vor allem auch eine unumstößliche Tatsache. Demvros, dieser gestörte Soziopath, der stets für mehr Ärger und Probleme sorgte als einem lieb sein konnte, als das irgendjemand ertragen konnte.

Er hievte den fast schon mittlerweile leblosen Körper in das Shuttle, darauf spekulierend Octavian würde schon irgendwie seinen Sitz finden, was nicht der Fall war, weshalb Sarvil noch einmal extra nachhelfen musste. Halboffene Lider standen Octavian nicht gut, und in diesem bestimmten Moment auf dem Rücksitz sah er auch mit geschlossenen nicht sonderlich besser aus. Geräusche formten sich langsam in seinem Kopf, die nicht existierten, gar nicht existieren konnten oder schlichtweg nur ihm zugänglich waren. Es war kein Schreien, aber ein piepender Unterton und ein schwellender Klang eines brechenden Staudamms, der langsam über August hinweg fegte…

Sarvil wollte zwar schon aufs Gas treten und den Chef möglichst rasch nach Hause kutschieren damit er sich in seinem Gemach dem unerwünschten und definitiv ungewollten Kater wegschlafen konnte, aber der Anstand – und die Vereinbarung – sahen es vor, dass er doch auf Mosquos warten musste. Denvila würde selbst nach Hause finden, falls etwas schief laufen sollte und dem war schließlich der Fall und damit musste der Asari-Gönner in der Gruppe unweigerlich auf ein Taxi umsteigen oder aber den restlichen Abend vergnügt mit den Gästen verbringen. Genügend Asari gab es hier und niemand hätte es Denvila verdenkt, wenn er ein wenig länger geblieben wäre. Das Problem war nur, Asari hatten nicht gerade ein Faible für die batarianschien, rauen Gesichter und ließen selten einen von Sarvils Genossen ran, wenn jene nicht bereit waren – was eigentlich stets der Fall war – ein wenig dafür zahlen. Sarvil öffnete den Aschenbecher des Shuttles und zündete sich eine menschliche Zigarette an, da der batarianische Tabak hier im Citadel-Raum verboten wurde, da er gemeinhin als zu stark und auch zu tödlich angesehen wurde. Typisch. Er hätte jetzt selbst Lust auf einen Drink gehabt, aber das Stöhnen von hinten und die Aussicht heute Nacht noch möglichst ohne Strafzettel zum Anwesen zu gelangen, riet ihm davon ab und darauf war er einen Moment auch später etwas stolz. Stattdessen dachte er an Demvros, genauso wie es wohl Octavian zuvor tat, bevor er sich ins Reich der Träume verabschiedete, und was den Batarianer hier in diese Gegend erneut führte. Ein Auftrag, persönliches Interesse, der Zufall oder Vorbestimmung. Als wäre alles nur ein weiteres unabwendbares Ticken der Uhr, so sehr im Lauf der Zeit fest geankert, dass man sich gar nicht nicht treffen konnte und die Umstände rund um das Wiedersehen nur eine marginale Randerscheinung darstellten, mit denen man zum einen rechnen musste, viel mehr sie jedoch herbeisehnen konnte, sofern man eine gewisse zerstörerische Ader im Leib hatte, von der Sarvil seit jeher versuchte Abstand zu nehmen, auch wenn er wusste, dass es tief in ihm verankert war und schließlich Teil seines doppelten Erbes war, seines Volkes und seiner Familie. Er wäre dennoch gerne derjenige der Demvros ins Jenseits schicken würde eines Tages.

Mit einem Knopfdruck öffnete er Mosquos den Kofferraum und die Shuttle-Tür. „Und?“ fauchte Sarvil, während der Andere seine Ausrüstung hinten verstaute und beim Vorbeigehen Octavian einen besorgnisvollen Blick zuwarf, denn jeder gar nicht registrierte als er versuchte Sterne im Serpent-Nebel ausfindig zu machen, betrübt durch seine eigene Aussicht.
„Nichts“, antwortete Mosquos und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. Das hatten Batarianer und Menschen stets gemeinsam, den Tabak. Völkerverständigung könnte so simpel sein.
„Moment, wiederhole: Nichts?“
„Genau. Verfluchte Schilde, früher war alles viel einfacher. Bäm, Kopfschuss. Fertig. Heute kann man drei-mal den Gegner erwischen und er steht noch.“
„Du hast in drei-mal erwischt?“
„Naja, das denke ich mal. Ich habe drei Schüsse abgefeuert.“
Ob der Kaltschnäuzigkeit und Coolness mit der Mosquos seine Sätze und unweigerlich auch seinen Frust vortrug, musste Sarvil seinen Kopf schütteln, aber mit einem Lächeln. Na, dann. „Also, lebt er noch?“
„Bin ich mir nicht mal sicher. Schau, ich hätte einen Schuss noch gebraucht und dann war er plötzlich weg. Von einem mehrstöckigen Gebäude, riesig war das. Zehn Stöcke. Und jedenfalls, naja, er war weg und ich schätze, der Fall könnte ihn genauso gut umgebracht haben wie die Kugel. Wenn er tot ist, füg‘ den Strich bei mir zu.“
„Wir führen keine Strichlisten hier, Mister.“
„Ach nein? Nun, dann finde ich doch das wir mindestens eine Trophäe dem Triumphator, dem Bezwinger von Demvros schenken, nicht?“
„Nun ja, verdient hätte es derjenige“, kicherte Sarvil noch ein letztes Mal ehe er den Motor anwarf und die Zigarette raus speckte.

Mehrmals mussten sie auf ihrem Weg anhalten um Octavian frische Luft schnappen zu lassen, wobei sie darauf achten mussten, dass jener nicht unnötig aggressiv wurde oder, noch viel unerträglicher, gar einen sentimentalen Schub bekam. Beim letzten Mal, schon kurz vor dem Anwesen, ging es sogar so weit, dass Octavian den Batarianern nicht mehr vertrauen wollte und nun vorhatte selbstständig nach Hause zu ziehen, was aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich mitten auf einem Highway befanden und das Anwesen immer noch rund zwanzig Minuten zu Fuß entfernt war wohl kaum durchführbar war ohne tödliche Konsequenzen nach sich zu tragen. Ehrlich gesagt war es den Beiden mittlerweile eh zu mühselig und Mosquos schlug vor darauf zu wetten, ob er es denn schaffen könne und Octavian schrie einige Meter, sich schon auf dem Weg befindend, zu ihnen, dass er nicht auf sich wetten würde, nie. Da es aber keine Wette gab, was Sarvil strikt ablehnte – aus moralischen wie auch persönlichen Gründen (Skyllian Five Poker war die einzige Art für Glücksspiel die er duldete und das auch nur aufgrund dem Irrgedanken heraus, dass das Spiel nichts mit Glück zu tun hätte, sondern stattdessen stets ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten darstellte) – musste sich Mosquos wohl oder übel damit abfinden Octavian wieder einzufangen, der mittlerweile über die Böschungen kam, desillusioniert und sich immer noch die Sterne herbei wünschend. In Anbetracht der Herausforderung, die Demvros an den Erhabenen stellte, der nun nicht wirklich keineswegs mehr erhaben wirkte, egal wie man das Blatt wendete, schlug sich Octavian eh noch relativ wacker und mit einer ordentlichen Portion Stolz. Bis jetzt hatte er es gekonnt vermieden sich auszuziehen oder wild rumzubrüllen bevor er mit dem Gesicht voraus in Scheiße gelandet wäre. Aber solche Klischees verstand Octavian stets gut zu vermeiden, stattdessen verlief alles relativ unspektakulär. Ein wenig Sehnsucht, bisschen mehr Trübsinn und eine ganze Menge Magenwut, die raus musste. Magenwut, gab es das Wort, musste man sich fragen. Mosquos fand‘ ihn hängend in einem Strauch und wollte gerade nach ihm greifen als Octavian das ausschüttete was er nun mal nicht mehr behalten konnte. Sorgen, ein kleiner Anfall von Tränen ob der miserablen Lage in der er sich befand, Schmerzen und Erinnerungen, Zukunftsängste und Gedanken, die im Alkohol getränkt verrucht und verschwiegen waren, vor allem aber war es Kotze. Nicht viel, nur ein paar Mal Schlucken und dann wieder raus. Mehr Flüssigkeit und damit Bierkotze ähnelnd, als tatsächlich eine Rache des Körpers. War das alles? Nein, da kam noch eine Fuhr. Das musste so sein. Es war gerade so viel, dass der Mund nicht faulig roch, also nicht sofort, und gerade in solchem Maße, dass er sich sicher war die Nacht durchschlafen zu können. Aber nicht genug um sich aufrichten zu können, weshalb Mosquos ihn nach wenigen Minuten packte, in der gewohnt vorsichtigen Manier und von Zärtlichkeit hatte Mosquos noch nie etwas gehört, und ihn zurück zum Shuttle brachte. Die frische Luft, die sich Octavian im Rausch einbildete von den Sträuchern und Bäumen um sich zu genießen, war nichts mehr als Shuttle-Abgase, aber den Unterschied kannte er im Moment nicht und man wäre dumm gewesen, es ihm zu erzählen, denn sonst hätte er sich wirklich in einen Park aufgemacht um ihn apokalyptischer Manier den Weltuntergang herbei zu sehnen – so füllte er sich ohnehin gerade an. „Huh?“ stöhnte Octavian knapp. „Genug jetzt“, forderte Sarvil und verschloss die Shuttletür diesmal auf Dauer bis sie beim Zielort angelangt wären. „Naja, okay.“ Und somit verabschiedete sich Octavian, mit einem Grunzen und Seufzen, döste weg, erleichtert ob der getanen Arbeit und den heutigen Tag verdrängend.

Tag 30, und das Festland war immer noch nicht gebändigt. Auch nicht die hohe See. Man hatte inzwischen zwar Versuche unternommen weiter hineinzudrängen; dies stellte sich allerdings als fatal dar, denn die Einheimischen waren clever genug nicht in großer Zahl und auf offenem Feld gegen die Invasoren anzukämpfen. Sie bevorzugten es kleine Feuer zu legen, Giftpfeile, unendlich viele Giftpfeile, durch ihr Blasrohr zu pusten und damit die Männer einen für den anderen in einen Koma zu schicken, Fallen zu legen und von den Gipfeln und Klippen herab, aber nie Angesicht zu Angesicht, dem Feind gegenüber zu treten. Nun, sie hatten die Zahl, so schien sein Eindruck zu sein, um die Expansionspläne des Kaisers zu stoppen, die Einheimischen und Spanier wehrten sich aber. Jedenfalls schienen sie es für angebrachter zu halten ihre Krieger auf Himmelfahrtskommandos zu schicken und dabei möglichst viele seiner Männer mit in den Tod zu reißen. Die Lage war aussichtslos, er wollte es sich nur nicht recht eingestehen und ehrlich gesagt, hielt er es auch für unangebracht vor einer Armee Wilder in die Knie zu gehen. Was würde der Kaiser denken? Und was würde das Volk von ihm halten? Und lieber, so entschied er, würden sie die Bastion halten, auf Nachschub warten und hoffend und betend. Die erste spanische Kolonialstadt zu erobern war ein leichtes gewesen und kostete kaum Soldatenleben, von denen sie ohnehin viel zu wenig zur Verfügung hatten. Mareck war clever genug gewesen durch das Hintertürchen zu gelangen, die korrekte Bezeichnung war 'die Kanalisation', und August und seine Männer mussten nur für Ablenkung sorgen. Spanier waren zu nichts gut außer neue Welten zu entdecken, dachte er sich. Und dann musste er sich korrigieren, und gestand sich ein, dass sie auch hübsche Frauen hatten. Sehr hübsche. Die spanischen Soldaten wurden nicht hingerichtet, sofern sie sich dem preußischen Expeditionskorps anschlossen, was jene willig taten zu einem Großteil. Treue zur Krone reichte doch nur so weit wie das eigene Leben daran hing. Die preußischen Soldaten würden sich nicht anders verhalten.
Das Problem derzeit lag eher darin die Indianerstämme zu kontrollieren, ungebildete Wilden, mit denen man nicht verhandeln konnte, trotz der Bemühungen seiner Linguisten. Scheinbar hatten die Wilden durchschaut dass man für Waffen auch Schießpulver benötigte, in dieser Hinsicht hatten die Spanier sie gut erzogen. Und jetzt musste August mit all den täglichen Angriffen auf die Verbindungsstrecken und Wachtrupps fertig werden anstatt weiter landeinwärts vorzudringen wie es der Prinz vorsah. Das würde ihm gar nicht gefallen, kam die Erkenntnis, während er sich die Pfeife richtete, die er vom spanischen General ausgeborgen hatte. Hier und da führten sie Gespräche, stets im Beisein der Sprachkünstler, denn er konnte weder spanisch noch sprach Alberto deutsch. Der General, der wohl mittlerweile mehr zu einem Statthalter verkümmert war, gab nützliche Tipps über die Indianer, aber spuckte selbst bei Folter nichts über die spanischen Stellungen aus, weshalb August es für nützlicher hielt Alberto wie einen Freund zu behandeln, auch wenn beide wussten, dass er Gefangener war, der nur ein paar Extrarechte eingeräumt bekam. Das gefiel beiden so.

Stürmischer Regen preschte auf die Hochburg herab und hatten die Soldaten nicht schon genug Sorgen, blieben auch die Futterrationen aus. Es musste gespart werden. Und damit sank auch die Stimmung, die Moral und die Tüchtigkeit. Fehler wurden begangen und es wurde versucht diese zu verschleiern. Man sehnte sich nach dem Admiral oder dem General, jemand der der Situation Herr werden konnte. Nicht viel Achtung wurde August beigemessen, der zwar unter diesen schlechten Umständen sein bestmögliches tat, allerdings reichte dies bei weitem aus. An diesem jenen Tag verzogen sich die Wolken zu einem Omen und hinterließen bleierne Gedanken zurück in den Köpfen der Männer, die unter immer mehr Zwietracht leidend sich zerstritten aufgrund von Banalitäten. Der peitschende Regen füllte Augusts Gesicht vollends aus als er den Bruch vernahm und nicht sicher war, was es war. Der Staudamm, gebaut in einem Tal um die Meerenge zu verschließen, woraufhin das umgrenzte Land erst durch die Spanier kolonialisiert werden konnte, drohte zu brechen. Aus Stein und Lehm gebaut, konnte der Staudamm nicht mehr länger standhalten. Oder jemand wollte es nicht. August war sich nicht sicher ob es eine Sprengung war oder die definitiven Gesetze der Natur, die sich in gottgewollter Manier, zu einer Welle erhoben und alles zu überschwemmen gedachten. Er stand hoch oben auf einem Hügel, Äpfel fielen vom Baum herab an dem er sich fest hielt, als würden sie den Aufprall voraus ahnen. Er hielt sich fest.

Während Octavian in seinen Träumen gefangen blieb und missmutig, aber sorgfältig in sein Zimmer gebracht wurde, musste Demvros mit ganz anderen Problemen kämpfen, mehrere hundert Meter vom Hause Oliyya D’sorni entfernt. Unerklärlicherweise schien er keine Verbindung aufbauen zu können, was ihn ganz schön frustrierte und in diesem Moment immer wieder dazu zwang drei der vier Augen zu schließen um eines zu Wort kommen zu lassen. Bei der Begegnung mit Octavian, da war alles klar in ihm. Jeder wusste was zu tun war und jeder tat es gerne. In gewisser Weise verabscheute jeder von ihnen Octavian weshalb jeder auch anwesend sein wollte, wenn der einstige Chef sterben würde. So stand es zwar nicht im Vertrag, an solche Sachen hielt sich aber seit jeher kein Teil von Demvros und das war wohl die einzige, sie verbindende Eigenschaft, die man nachweislich aufzeigen konnte.
„Jetzt geh‘ schon ran, verdammt nochmal!“
„Moment, moment. Vielleicht schläft er?“
„Eher ein weiterer Trunkenbold, denn wir hier als Chef haben, huhu.“
„Der Arsch soll endlich rangehen!“
„Das Läuten lässt mein Herz erklirren, oh sagenhafte Nacht in der wir Octavian in den Tod stürzten.“
„Der Bastard ist nicht tot.“
„Ist er etwa nicht, oh du meine Güte.“
„Haltet alle die Fresse!“
Wilde Zuckungen begleiteten das Schauspiel das Demvros mit sich selbst ausfoch, stets den Hauptdarsteller wechselnd und damit einhergehend ein Auge schließend und das Andere sperrangelweit offen. Verrückt. Brutal. Feige. Pragmatisch. Und noch viel mehr. Auch ein Funken Gutes war zu erkennen, hier und da. Auf Dauer hatte er es nicht mehr geschafft und als sie ihm die Medikamente gaben war es um ihn geschehen, so der Pragmatismus, und es hatte sich alles geformt und so war es entstanden. Die Krankheit nur durch die Medizin. Die Feigheit, oder war es mehr Paranoia, redete davon, dass das alles natürlich wäre, man aber still sein solle und lieber jedem aus dem Weg ginge und selbst wenn jemand ähnliche Beschwerden hatte, so solle man dennoch möglichst niemanden davon erzählen. Die Brutalität widerte all dies an und wollte den Körper für sich alleine haben, ganz für sich und würde einen Weg finden die anderen herauszuquetschen, zu verprügeln und zu verbannen. Dem Wahnsinn gefiel all dies ausgesprochen gut.

„Ja“, meldete sich fragend eine Stimme endlich am anderen Ende der Leitung. „Demvros?“
„Worauf du wetten kannst“ – „Hehehe, der Unbekannte.“ – „Jetzt nicht.“
„Demvros, alles okay?“
„Jaja, alles fein.“ Die Zähne, mehr Dämonenklauen, blinzelten hervor und die lange Zunge schleckte sich quer über die Lippen bis hinauf zur Nase. „Jedenfalls, ich habe Octavian getroffen.“
„Oh, und?“ fragte die mechanisch, leicht verzerrt klingende Stimme neugierig nach. Ein eigenartiger Dialekt umgab sie.
„Nichts. Ich habe ihn aus einem Fenster gestoßen und vielleicht ist er gestorben, wahrscheinlicher ist es aber, dass er überlebt hat.“ – „Oh, welch Tragödie.“ – „Das Messer reingerammt hätte ich ihm gerne.“
„Das war nicht die Vereinbarung, Demvros.“
„Oh, nein nein, aber keineswegs, nicht gleich streng werden. Wir haben doch…“ – „Wir haben die Informationen, die sie wollen. Sezuluv Index, nicht wahr?“
„Ohja, in der Tat. Und, was haben Sie in Erfahrung gebracht?“
„Ich schicke Ihnen morgen einen Bericht. Aber zuerst will ich eine weitere Anzahlung.“ Oh, da war sie, die Gier. Eine seiner prägnantesten, nützlichsten und hervorstechendsten Eigenschaften, Verkörperungen.
„Sie haben bereits ihr Geld.“
„Jaja, und ich finde, dass ich mehr verdiene“, gab der Batarianer entnervt zur Kenntnis, nicht willig nach zu geben nun da er die Dringlichkeit der Information verstand. „Oh oho, und glauben Sie mir doch, der Aufpreis ist es wert.“ – „Ich plane sogar noch etwas draufzulegen. Octavians Kopf, klingt das vernünftig?“
Der Gesprächspartner verabschiedete sich kurz, um zu beraten. Die wenigen Sekunden waren nicht der Rede wert, Demvros wusste die Antwort, jeder wusste sie. „Vielleicht war das keine gute Idee?“ Fast jeder.
„Okay,“ meldete sich die Stimme zurück, „wir sind bereit ihnen noch weitere 50.000 Credits zu überweisen. Aber das war es dann auch?“
„Nun, das bezweifle ich. Sobald sie die Informationen über den Index haben, werden sie ihn wollen. Und ich kann ihn beschaffen. Aber darüber verhandeln wir dann später, nicht?“
„Gut. Sie schicken es uns?“
„Sobald das Geld eingetroffen ist.“
„Einverstanden. Keelah Se’lai.“
„Jaja, was auch immer.“

Demvros funkelte ein wenig und schloss alle seine Augen. Es war Zeit zu genießen. Es ging ihm nicht um den Lohn, oder nicht allen. Worum es allen ging war es Rache zu nehmen an Octavian, an Sarvil, an Radvol und am meisten an der batarianischen Hegemonie. Und alle waren zufrieden, dass so viel so gut lief bis jetzt. Er kam einen weiten Weg von hier. Von Tuchanka über Omega, die äußeren Kolonien und Noveria, alles hatte er abgeklappert. Aber alle Wege führten zur Citadel, musste man sich eingestehen, und somit schienen sich die Mühen endlich bezahlt zu machen.
Aus der Ferne hörte er Gelächter und er schreckte auf, die Feigheit überlegte sich ob sie weglaufen sollten und die Brutalität verspürte die Lust nach einem Mord, zur Feier der Nacht, ein Messer in einen lebendigen Körper rammend und das Licht aus den Augen langsam verschwindend. Er staunte nicht schlecht als das Pärchen um die Ecke kam und er einen altbekannten, vertrauten Batarianer und eine Asari erblickte, die genüsslich die Promenade entlang schlenderten.

Athan Therus
06.04.2012, 22:55
Tag 4
Citadel-Bezirke
Einer der vielen Türme der Station

„Wohl nen Clown gefrühstückt was? Ich bin ein Mensch und du wirst mich Castle nennen“ stellte sich der Söldner schließlich vor. So wie der Söldner klang, konnte Athan schätzen das er ihn wohl nicht besonders mochte. Aber viel wahrscheinlicher war es, das Castle einfach kein wohltätiger Mensch der Nächstenliebe war, sondern nur ein Söldner, der sein Ziel mit allen Mitteln erreicht. Egal was er dafür alles opfern muss.

Auch mich, wenn ich nicht aufpasse... dachte Athan Aber das würde ich nicht zulassen...
Für Athan war es nicht zu übersehen, dass Castle ihn für einen Amateur hielt. Doch auch, wenn Athan nicht besonders alt war, so hatte er in den letzten Jahren doch ziemlich viel gelernt, viel mehr als er in Büchern oder irgendwelchen Übungen hätte lernen können.

Wenn Athan so darüber nachdachte, war er stolz diesen Weg gewählt zu haben. Anstatt an einen militärischen Beruf gebunden sein, reist er jetzt quer durch das All und erlebt Abenteuer. Doch es war nicht nur eine Entscheidung er hatte eine Pflicht, und der ist er entflohen. Und nicht nur ein normaler militärischer Dienst sondern gleich einer ganzen biotischen Spezialeinheit.
Werden sie nach mir suchen? dachte Athan. Würden sie mich dazu zwingen ihrer Gruppe noch beizutreten oder würden sie mich gefangen nehmen und vor's Kriegsgericht zerren? Oder vielleicht würden sie mich auch gleich exekutieren...

Athan wusste, das er sich jetzt nicht in dem Gedanken verlieren dürfte, sondern sich auf die Mission konzentrieren musste. Plötzlich stand der Söldner auf, stellte sich in den Transportraum und hielt sich mit seiner Hand anscheinend irgendwo an der Decke des Fahrzeuges fest.

„Also hör zu, derzeit ist alles kompliziert und ich muss improvisieren. Nachdem wir gelandet sind, werden wir mein ganzes Geraffel aus dem Hotel hier in den Van schaffen, denn ich will ab sofort mobil und flexibel bleiben. Es sind 2 Transportkisten und ein paar Rucksäcke. Danach werde ich prüfen wo wir stehen während du dich um einen neuen, vergleichbaren fahrbaren Untersatz kümmerst. Fragen?“

Athan wendete seinen Blick Castle zu. Dann dachte er gezielt darüber nach, was er nun noch in Erfahrung bringen musste, bevor er noch einen Fehler machte.
"Nun gut..." sagte Athan. "Also mal abgesehen davon, das ich mich frage wo ich so schnell ein Fahrzeug herkriegen soll, würde ich auch gerne wissen, wofür wir das Alles überhaupt brauchen und was du vor hast... Ich bin nämlich kein dummer Söldner dem man einfach befiehlt was er machen soll und werde nicht blind in mein Verderben rennen..."

Athan schaute Castle ernst an. Zumindest so ernst wie er konnte. Aber eigentlich war er bisher ganz zufrieden mit der Situation.

"Aber... Ansonsten ist alles kein Problem..." sagte Athan und so wie es aussah, kam der Van langsam an seinem Zielort an.

-------------> irgendein Hotel in den Bezirken
22:55

Daniel Jalowy
08.04.2012, 01:26
Irgend ein Hotel in den Bezirken

Mit einem sanften Rüttler setzte das Shuttle auf dem Parkplatz des Hotels auf und zeitgleich meldete das Navigationssystem des Vans die Ankunft.
Daniel sah noch immer den Drell an der Anfing Faxen zu machen.
„Das gibt’s nicht!“ flüsterte er während er die Verriegelung seines Helms öffnete und diesen schließlich abnahm.
„Wofür und Warum das alles?“ er fixierte den Revolverhelden „Ich brauche ein neues Fahrzeug, weil ich mit diesem hier gerade von einem Tatort ausgewichen bin und ich vermeiden will, dass ein Streifenpolizist die Karre anhält weil es auf der Fahndungsliste steht.
Mein Gepäck will ich hier haben, damit ich ab jetzt flexibel und mobil bleiben kann und um in aller Ruhe Informationen auswerten zu können um mir ein aktuelles Lagebild zu verschaffen! Ich sage jetzt nämlich bereits zum dritten Mal, dass ich selbst derzeit ein unklares Lagebild habe und somit selbst noch gar nicht weiß wie es weitergeht.
Was das Ersatzfahrzeug angeht so bist du doch derjenige mit den vielen `Kontakten´ und `Gefallen´! Aber an deiner Stelle würde ich bei einer Fahrzeugvermietung anfangen.“
Daniel fing wieder an sich über die linke Augenbraue zu reiben denn er hasste es sich zu wiederholen, er hasste es wirklich.

Mit Schwung öffnete er die Seitentür und ging voran zum Hotel wo er an der Rezeption Halt machte. Athan drückte er die Schlüsselkarte für sein Zimmer in die Hand und schickte ihn vor, er musste zuerst noch das Zimmer zahlen.
Die Frau an der Rezeption, eine Menschenfrau, war auf ihrem Stuhl eingeschlafen und brabbelte irgendwas vor sich hin.
Daniel donnerte seinen Helm auf das Pult was die Frau abrupt aufschrecken ließ. Er schnippte mehrmals ungeduldig mit dem Finger „He Eierkopf! Aufwachen und hier her!“. Die verdutzte Frau zwinkerte mehrmals und wandte sich schließlich ihm zu. Mit der Kreditkarte zahlte er das Zimmer, es war zwar die seiner Tarnidentität aber trotzdem hätte er lieber Bar gezahlt doch hatte er leider nicht genug Geld dabei.

Nach einigen Minuten hatten Athan und er sein gesamtes Gepäck in den Van geschafft und der Drell machte sich nun auf ein Ersatzfahrzeug zu organisieren.
Daniel nutze die Abwesenheit um sich erste einmal eine Zigarette zu gönnen, dann schnappte er sich die Universalwerkzeuge die Try für ihn bereits gehackt hatte.

Das Werkzeug des Cerberus Agenten hatte kaum verwertbare Informationen. Einzig eine gespeicherte Nachricht war von Interesse.
In der Nachricht war davon die Rede, dass ein gewisser Chimäre einen Söldner zur Befragung festsetzen sollte der an einem Angriff auf eine Cerberusanlage beteiligt war, also er selbst, und das man diesen Söldner für.
Dazu sollten die Agenten sich an die Fersen eines `Omicron´ Angestellten heften der aller Voraussicht nach den aktuellen Aufenthaltsort des Söldners zu kennen scheint.
Was dann folgte war eine Personenbeschreibung des `Omicron´ Angestellten. Es war der Mensch der ihm in seiner Wohnung auf Illium aufgelauert hatte.
Des Weiteren befand sich noch ein spezielles Suchprogramm auf dem Gerät. Daniel erinnerte sich wie der Cerberus Agent von Daten sprach die man damit finden konnte und aus einer inneren Eingebung heraus aktivierte er das Programm. Das Programm arbeitete kurz und zeigte dann die gefundenen Treffer an, nämlich keine.

Daniel nahm sich das andere Universal-Werkzeug vor, es war das des `Omicron´ Angestellten.
Er fand heraus, dass der Angestellte ein Söldner mit dem Namen Thomas Rinks war und den Auftrag hatte in Nos Astra nach Daniels Shuttle Ausschau zu halten um ihn dann nach den Vorkommnissen in der Cerberus-Anlage zu Befragen und ihn anschließen auszuschalten.
Ein weiteres Detail stach Daniel ebenfalls ins Auge Rinks sollte nach einer speziellen Frequenz scannen. Diese Frequenz lag außerhalb des allgemeinen Breitbandes also musste man schon gezielt danach suchen um sie aufzufangen, wie bei einem Peilsender. Auch hier stellte Daniel sein Werkzeug auf diese Frequenz ein und suchte allerdings abermals ohne Erfolg.

Castle legte die Werkzeuge zurück und versuchte die gewonnen Eindrücke zu deuten, ohne Erfolg.
Aus reiner Neugierde gab er die Begriffe Chimäre, Thomas Rinks und Omicron im Extranet in eine Suchmaschine ein.
Chimäre: geschöpft griechischer Mythologie, ein Mischwesen, irgendwelche windigen Organismen, Trugbild – na super!
Thomas Rinks – Da gab es einen ganzen Haufen Rinks nur nicht seiner
Omicron – Hier wurde er fündig.
Omicron war eine Söldnertruppe die in ihrer Extranetpräsenz damit warb Professionelle Arbeit zu liefern. Anscheinend war diese Truppe noch nicht sehr alt, fast 3 Jahre erst. Außer allemeinem Bla Bla gab die Seite aber nicht mehr her, nicht einmal ihre Größe war angegeben oder wo sie operierte.

Enttäuscht saß Daniel in dem Van und zündete sich eine weitere Kippe an. Er hatte sich mehr von den Daten erhofft, wesentlich mehr.
Er hätte jetzt gerne einen guten Freund an seiner Seite gewusst Arseni. Daniel blies die Backen auf und atmete langsam aus. An ihn hatte er lange nicht mehr gedacht. Kindheitserinnerungen kamen hoch. Erinnerungen an Eden Prime. Gute Zeiten.
Er brach den Gedanken ab bevor er Wurzeln schlagen konnte.
Alfie! Wenn einer ihm weiterhelfen konnte dann dieser Schaumschläger.

Sich nähernde Fahrzeuggeräusche ließen ihn aufhorchen. Athan war zurück mit einem neuen Van.
Fix luden sie sein Gepäck um. Daniel programmierte das Navi des alten Vans und schickte diesen auf eine Endlostour quer durch die Citadel. Dann wandte er sich dem Revolverhelden zu.

„Also zuhören. Vor wenigen Tagen hatte ich den Auftrag aus einer Cerberusanlage ein Datenmodul wiederzubeschaffen das meinem Klienten gestohlen wurde. Um es kurz zu machen die Mission war ein Fehlschlag und ich musste nach Illium ausweichen.
Dort wurde ich bereits von Cerberus Agenten und einem Agenten von einer Einheit mit dem Namen `Omicron´ erwartet. Von diesen Leuten habe ich diese Universalwerkzeuge“ er deute auf die Geräte „Ich bin dann zur Citadel geflogen um einen alten Cerberus Kontakt zu finden doch dieser ist nicht mehr hier. Den Job im Hochhaus habe ich angenommen damit mir jemand dieser Tools hacken konnte. Soviel zur relevanten Vergangenheit.
Ich will jetzt herausfinden was genau bei der Cerberusanlage schief gelaufen ist, denn irgendjemand hat mich dort hintergangen, außerdem will ich herausfinden was das für Daten sind und in wie weit `Omicron´ mit der ganzen Sache zu tun hat.
Dazu werden wir jetzt zu einem Söldnervermittler fahren um näheres über `Omicron´ herauszufinden. Alles Wissenswerte über den Vermittler während der Fahrt.
Wenn du keine Fragen mehr hast muss ich wissen wie dein derzeitiger Stand ist. Waffen, Gerät, Ausrüstung und dein persönlicher Status?“

23:30

Athan Therus
08.04.2012, 11:27
Irgend ein Hotel in den Bezirken

Der Van schien langsam zu stoppen und Athan ignorierte das Herumgemotze des Söldners. "Ja, ja, schon in Ordnung..." sagte Athan. "Ich werde es schon irgendwie schaffen ein Fahrzeug zu organisieren..."
Als die beiden im Hotel waren, drückte Castle Athan die Schlüsselkarte für sein Zimmer in die Hand. Ganz offensichtlich sollte das eine Aufforderung sein, die ersten Kisten aus dem Zimmer des Söldners zu holen.
Als Athan im Stockwerk des Zimmers ankam, benutzte er die Karte um in das Zimmer hineinzukommen. Die Wohnung des Söldners war nicht besonders gut aufgeräumt. Aber das kritisierte Athan erst gar nicht, denn er wusste ja schließlich das sie vor Allem zur Lagerung von Castles Gepäck diente. Athan machte sich erst gar nicht die Mühe herauszufinden, was sich in den Kisten befand, sondern schleppte sie einfach mit dem Söldner zu dessen Van.

Danach machte er sich auf, ein neues Fahrzeug zu besorgen. Athan hatte sich mit der Zeit viele Kontakte in der ganze Galaxie geschaffen, aber nur wenige auf der Citadel. Doch er hatte Glück, das sich gerade genau die Asari-Söldnerin auf der Citadel zur Ruhe gesetzt hatte, mit der er vor Jahren noch einige Aufträge erledigt hatte. Und sie wohnte ganz in der Nähe.
Athan rannte nur wenige Straßen weiter und dann stand er an ihrer Wohnung. Er benutzte eine Vorrichtung, die die Bewohner des Hauses darüber informieren sollte, das sich ein Besucher vor der Tür befand. Dann wurde die Tür geöffnet.
Neyleena war zugleich überrascht, fröhlich als auch besorgt, als Athan an der Haustür vor ihr stand.
"Athan, was machst du denn hier, auf der Citadel?" sprang ihr heraus.
"Es tut gut dich wiederzusehen, Neyleena, aber ich befinde mich momentan auf einem Auftrag hier. Ich könnte deine Hilfe gebrau..."
Neyleena unterbrach Athan und entgegnete: "Vergiss es, Athan. Du weißt ich habe aufgehört!"
"Darum geht es mir gar nicht, du sollst mir nicht helfen, ich bräuchte nur etwas..."
"Und das wäre...?"
"Ein Fahrzeug... Ein Gutes... Weißt du, es tut mir echt leid, dass ich ausgerechnet deswegen vor deiner Türschwelle erscheine, aber...."
"Schon gut.... Ich habe meine alte Sherya oben auf dem Dach in einem geeigneten Lagerraum. Du solltest sie ohne Probleme daraus fahren können, aber fahre sie nicht gleich zu Schrott, in Ordnung?"
Athan erinnerte sich an die Sherya. Er und Neyleena führten früher einige Aufträge mit ihr durch und sie hatte gute Dienste geleistet. Ein Lächeln breitete sich in Athans Gesicht aus.
"Vielen Dank, Neylee, das ist genau das was ich brauche." Athan benutzte die selbe Abkürzung für den Namen der Asari, den er auch benutzte als er noch mit ihr zusammenarbeitete. "Wenn ich das je wiedergutmachen kann..."
"Nein, schon in Ordnung Athan, du hast auch nichts dafür verlangt als du dem Kroganer neben mir eine biotische Welle hinterhergejagt hast."
"Danke, Neylee... Ich werde das Fahrzeug sicher noch zurückbringen..." sagte Athan mit freundlicher Stimme, auch wenn er sich nicht sicher war ob er damit die Wahrheit sagte.
"Komm mich mal wieder besuchen, Athan... Aber vielleicht nicht wieder falls es mit meinem alten Leben zu tuen hat."
"Ja..." sagte Athan. "Das werde ich ganz sicher tuen."

Dann benutzte Athan die Treppe zum Dach um an die Sherya zu gelangen. Er stieg ein, alles kam ihm sehr vertraut vor und dann startete er den Wagen. Er erinnerte sich an seine Zeit mit Neyleena und vermisste sie schon fast. Es war wie damals, er startete den Wagen, sich freuend auf den nächsten Auftrag. Doch Neyleena war nicht da, aber Athan versuchte es zu ignorieren.
Er flug mit der Sherya zu dem Hotel, an dem er mit Castle das Gepäck herausgetragen hatte und der Söldner erwartete ihn anscheinend schon.

Schnell luden sie das Gepäck um und Castle schickte den alten Van irgendwo hin, er wusste nicht genau wohin. Dann wandte der Söldner sich Athan zu.
„Also zuhören. Vor wenigen Tagen hatte ich den Auftrag aus einer Cerberusanlage ein Datenmodul wiederzubeschaffen das meinem Klienten gestohlen wurde. Um es kurz zu machen die Mission war ein Fehlschlag und ich musste nach Illium ausweichen."

Athans Blick wurde wütend, als er Cerberus hörte. Cerberus... dachte sich Athan. Er erinnerte sich nicht nur an die ausgebildeten Soldaten, die die Organisation in den Kampf gegen ihn und seine Söldnereinheit schickte, sondern auch an dessen grausame Experimente die sie an irgendwelchen Menschen durchführte. Athans Aufmerksamkeit wandte sich wieder direkt dem Söldner zu.

"Dort wurde ich bereits von Cerberus Agenten und einem Agenten von einer Einheit mit dem Namen `Omicron´ erwartet. Von diesen Leuten habe ich diese Universalwerkzeuge“ er deute auf die Geräte „Ich bin dann zur Citadel geflogen um einen alten Cerberus Kontakt zu finden doch dieser ist nicht mehr hier. Den Job im Hochhaus habe ich angenommen damit mir jemand dieser Tools hacken konnte. Soviel zur relevanten Vergangenheit.
Ich will jetzt herausfinden was genau bei der Cerberusanlage schief gelaufen ist, denn irgendjemand hat mich dort hintergangen, außerdem will ich herausfinden was das für Daten sind und in wie weit `Omicron´ mit der ganzen Sache zu tun hat.
Dazu werden wir jetzt zu einem Söldnervermittler fahren um näheres über `Omicron´ herauszufinden. Alles Wissenswerte über den Vermittler während der Fahrt.
Wenn du keine Fragen mehr hast muss ich wissen wie dein derzeitiger Stand ist. Waffen, Gerät, Ausrüstung und dein persönlicher Status?“

"Ich habe kein Problem mit dem Auftrag. Ich habe zwar momentan nur eine Waffe, aber das könnte sich noch ändern..." Athan ging zu dem neuen Fahrzeug und öffnete einen Lagerplatz an der Seite der Sherya. "Sie hat sie tatsächlich noch drinnen gelassen..." Er sah seine alte Rüstung an. Selbst nach dem sie ihr Söldnerleben hinter ihr gelassen hatte, nach dem sie alles verloren hatte woran ihr etwas lag, so hatte sie immer noch Athans alte Rüstung im Lagerraum der Sherya verstaut. Athan holte ein Sturmgewehr aus dem Arsenal und eine leichte Panzerung. Den Rest ließ er liegen. "So wie es aussieht, war meine alte Freundin für den Notfall immer bereit..."
Wenn sie jetzt hier wäre... dachte sich Athan, aber er hatte einen Auftrag zu erledigen und wandte sich wieder Castle zu.

"Ich habe ein Sturmgewehr und eine schwere Pistole, beide sehr zuverlässig. Nun habe ich auch noch eine leichte Panzerung mit kinetischen Schilden und anderen nützlichen Vorrichtungen. Ich besitze ein Universalwerkzeug und biotische Verstärker der neuesten Klasse. Ich bin bereit Cerberus-Personal in Stücke zu zerreißen oder ihnen mit Biotik die Augen rauszureißen, deine Wahl..."

"Ich bin bereit..." sagte Athan zuversichtlich. "Was ist mit dir...?"

22:35

Daniel Jalowy
08.04.2012, 22:50
Irgend ein Hotel in den Bezirken

"Ich bin bereit. Was ist mit dir...?" fragte der Revolverheld. Daniel setzte den Helm wieder auf „Ich arrangiere mich mit der Situation so gut es geht. Der Spannverschluss an seinem Hals rastete ein und er drehte sich zu dem mittelschweren Transportshuttle mit dem der Drell aufgekreuzt war.

Daniel kannte dieses Modell, es war ein militärisches Asari-Shuttle obwohl dieses Modell seit Jahrzehnten nicht mehr von den Behörden genutzt wurde war es, wie es sich für Asari-Tech gehörte, noch immer sehr gut im Vergleich zu anderen Transportshuttles.
Durch die geöffnete Seitentür stieg ins Shuttle, vorbei an dem lafettierten, eingefahrenen schwerem MG. Dieses Modell hatte zu beiden Seiten Rolltüren und zu jeder Seite konnte ein schweres MG herauswirken.

Sofort ging Daniel an eine seiner Kisten und füllte seinen Granatenvorrat wieder auf danach winkte er den Drell zu sich in den Transportraum.
Daniel öffnete eine Verbindung zur Shuttle-VI und bekam sofort eine `Zugriff verweigert´ Meldung.
„Hier!“ er gab die Adresse an den Drell weiter, „ich erhalten keinen Zugriff“.
Kurz darauf schwebte das Shuttle bereits los.
Mit Hilfe seines Universal-Werkzeugs projizierte er eine dreidimensionale Skizze des Lofts und der näheren Umgebung.
Er tippte mit dem Finger das Loft an und ließ es dadurch farblich hervorheben.

Das Loft lag im Präsidium und war umgeben von noch viel mehr sündhaft teuren Anwesen. Das Loft hatte einen eigenen Landeplatz für Shuttles der durch einen Steg mit dem Loft verbunden war. Das Anwesen selbst war im oberen Drittel eines der teuersten Wolkenkratzer des Präsidiums und erstreckte sich über 2 Stockwerke und hatte grob geschätzt locker 400m². Daniel war selbst nie dort gewesen, in der Klasse in der seine Einheit operierte gab es ganz andere Vermittler, allerdings war Alfie ein Name (und das wofür der Name stand) den jeder halbwegs erfahrene Söldner der auf der Citadel arbeitete kennen sollte.

„Das Zielobjekt hat zwei Zugänge die ich kenne, einmal über den Fahrstuhl und durch die Landeplattform. Es ist zwar schon spät aber auf der Citadel steht die Uhr nie still, irgendjemand wird dort sein.
Ich denke nicht, dass wir uns gewaltsam Zugang verschaffen müssen, zumindest wenn wir Glück haben, allerdings werden wir die Waffen abgeben müssen wenn wir das Objekt betreten.
Wenn wir sogar viel Glück haben können wir mit Alfie direkt in Verbindung treten und nicht mit einem Stellvertreter.
Ziel des ganzen soll es sein alles Wissenswerte über `Omicron´ in Erfahrung zu bringen, also Art, Stärke Verhalten und wo sie derzeit operieren. Dazu werden wir auch die Waffen auf Verlangen abgeben und uns jeden Vorgaben beugen, das Ganze wird zwar Geld kosten aber der Betrag ist meines Erachtens zu tragen. Ich persönlich gehe von einem Sicherungselement in Gruppenstärke aus, unterstützt durch ebenso viel Sicherheitsmechs. Das ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten aber mehr Informationen habe ich nicht.“
Daniel schaltete die Projektion aus und übermittelte dem Drell das Kartenmaterial und zwei Frequenzen.
„Ich schicke dir Kartenmaterial und zwei Frequenzen, die erste Frequenz nutzen wir ab sofort die zweite ist unsere Ausweichfrequenz.
Es ist natürlich möglich, dass Alfie in der ganzen Geschichte drinhängt. Was auch der Grund ist warum wir dort unangekündigt erscheinen. Wenn wir im Objekt sind, aufmerksam alles beobachten und alles Verdächtige melden, wir dürfen uns unter keinen Umständen trennen lassen sondern immer Blickverbindung halten.
Auf das Kommando `Abbruch´ brechen wir die Operation ab und weichen zum Sammelpunkt aus. Der Sammelpunkt ist der Parkplatz vom Hotel und der 24 Stunden Sammelpunkt ist die Kroganerstatue im Präsidium. Bei Verbindungsverlust, über Funk, versucht jeder für sich die Operation zu Ende zu bringen und weicht anschließend zu dem Sammelpunkt aus, dasselbe gilt wenn wir getrennt werden. Sollten wir beschossen werden versuchen wir uns zum Hauptterminal des Objekts vorzukämpfen um dort die Daten zu bergen. Dabei werden wir das Shuttle als mobiles Deckungselement einsetzten was durch die Fenster ins Objekt wirken kann
Wechsel auf Ausweichfrequenz auf `Frequenzwechsel´. Sperrbestände für die Waffen jeweils zwei Magazine und pro Sorte eine Granate. Die relevanten Daten speichere ich auf einer ungesicherten Datei in meinem Werkzeug. Feuerfreigabe auf Feindkräfte durch mich, das Recht zur Selbstverteidigung ist davon nicht betroffen.
Nach Operationsende ist der Abmarschweg gleich dem Anmarschweg. Fragen?“

----------> Alfies Loft im Präsidium (http://www.globalgameport.com/showthread.php?38402-Die-Citadel-Pr%C3%A4sidium&p=747438&viewfull=1#post747438)
23:40

Athan Therus
08.04.2012, 23:29
Irgend ein Hotel in den Bezirken

Athan beobachtete gezielt das die dreidimensionale Skizze des Loftes und hörte Castle aufmerksam zu.
Alfie... dachte er sich. Athan hatte von dem Namen gewusst und wusste auch, für was er stand aber er hatte noch nie selbst mit ihm Kontakt aufgenommen.
Und unbewaffnet in sein hochgesichertes Anwesen voller Sicherheitspersonal und Kampfmechs zu gehen, war auch nicht gerade die beste Idee, aber offensichtlich wollte Castle ja kooperativ bleiben.
Dann hoffe ich mal, das er recht behält... dachte sich Athan.

"...marschweg gleich dem Anmarschweg. Fragen?“
"Denkst du dieser Kerl wäre bereit uns für eine Handvoll Credits zu töten?" fragte Athan. "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, das er friedlich bleiben wird und nicht seine kleine Armee aus Sicherheitsleuten und Mechs auf uns hetzt?"

----------> Alfies Loft im Präsidium
23:40

Xyrus Kyrok
09.04.2012, 15:42
Ungefähr gegen 01:30
Irgendwo in den unteren Bezirken
<---------- Flux

Rechts. Links. Oben. Unten. Hinten. Vorne. Diagonal rechts oben.
Nun gut, letzteres hatte Xyrus nicht zu hören bekommen, aber wundern würde es ihn nicht, denn er war öfters am selben Ort vorbei gekommen, bog dann jedoch in eine andere Straße ein.
Ja, inzwischen war der Turianer richtig genervt, am liebsten hätte er dem Fremden, der ihm den Weg wies, den Hals umgedreht, aber vielleicht kam ja letztendlich was ganz Gutes dabei raus.
"Abwarten..."
Immer wieder guckte sich der Turianer um, ob er denn nicht verfolgt werde, aber er bemerkte nichts.

"Da vorne ist eine Treppe, sie führt zu einem Appartement, geh hoch und schau, dass dich niemand verfolgt!"
Ohne zu antworten ging Xyrus auf die Treppe zu. Als er am unteren Ende angekommen war, schaute er sich in beide Richtungen um. Dabei fiel ihm, als er nach links schaute, eine dunkle, mit einem schwarzen Mantel gekleidete Gestalt auf, die auf ihn zukam. Die rote, aber dennoch düstere Beleuchtung lies die ganze Situation sehr unheimlich wirken. Die Person kam immer näher und näher, aber trotzdem konnte man nicht erkennen um was es sich handelte. Der Größe nach zu scchließen ein Mensch, eine Asari, vielleicht ein Salarianer oder irgendwas. Genauere Aussagen konnten auf Grund der gebückten Haltung des Unheimlichen nicht getroffen werden.
Dann war sie bei Xyrus angelangt und ....

...ging vorbei.
"Niemand Wichtiges.", dachte sich Xyrus, guckte nochmal nach rechts, sah wie die Person weiterging und stieg dann selbst die Treppen nach oben zu einer verschlossenen Tür, die jedoch geöffnet wurde, als Xyrus davor stand.
Er trat ein.

Ein sehr düsteres, kaum Beleuchtetes Apartement offenbarte sich ihm, relativ klein, verdunkelte Fenster; als einzige Lichtquelle gab es eine kleine Lampe in der Mitte des Raumes. Umgeben war sie von einer Couch und einem Sessel. Den ganzen Rest des Raumes konnte man kaum erkennen. Die Tür hinter ihm schloss sich sofort. Es war niemand zu sehen, doch dann kam aus einem Nebenraum ein Drell, dunkel gekleidet. "Jeder trägt dunkel. Komisch. Entweder liegt das daran, dass alle irgendwie gefährlich wirken wollen oder das ist die neue Trendfarbe." Selbst stand er mit seiner schwarzen Rüstung mit Flammenmuster auch nicht da.

"Setz dich.", bittete der Drell Xyrus auf eine sehr höfliche Weise und so tat er es auch und nahm auf der Couch Platz.
Der Drell dagegen blieb stehen.
"Könnten sie mir jetzt bitte mal alles erklären. Warum dieses verdammte Versteckspiel? Warum sollte ich ihnen vertrauen?", fragte der Turianer sehr ungeduldig.
Zu ihm gerichtet stand der Grünling nun da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den Blick starr auf ihn gerichtet.

"Bis jetzt haben sie es auch."
"Aber..."
"Nichts, aber! Lassen sie mich sich vorstellen. Mein Name ist Ceron. Warum ich ihnen helfe? Einfache Antwort: Ich will es eben, ihre Feinde sind auch meine Feinde und ich dachte mir, zusammen könnten wir eher etwas bewirken. Das Versteckspiel war sehr wichtig, man darf uns nicht zusammen sehen, wir sollten unerkannt bleiben. Und auf diese Art, wie ich sie hierher gebracht habe, war es schwierig, Anrufe zurückzu verfolgen oder ihnen hinterherzulaufen. Verwirrung muss sein."
"Nun gut, das verstehe ich. Aber warum sind sie hinter ihnen her?"
"Persönliches." Der Drell war wohl kein Freund langer Aussagen. Kurze knappe Antworten, mehr nicht.
"Ich hasse es, immer nur die Hälfte der Wahrheit zu wissen."

"Wie können sie mir denn helfen?" , fragte der Turianer neugierig.
Ohne Worte zeigte Ceron mit einem Finger auf einen Schrank, der sich auch in diesem Raum befand, aber geschlossen.
Xyrus stand auf und ging mit langsamen Schritten zu dem Schrank und öffnete ihn letztendlich. Sein Inhalt verblüffte ihn total.
Eine Pistole: Eine weiße Pistole mit einem Messer am Lauf.
Ein Präzisionsgewehr: Wirkte ziemlich neu und modern.
Doch der Knaller kam erst noch, direkt neben den Waffen lag noch eine neue Rüstung: schwarz, mit Flammenmuster, jedoch weiß und nicht rot, wie auf Xyrus jetziger Rüstung.

"Ich dachte mir, sie könnten neue Ausrüstung gebrauchen. Ihre jetzige ist ja schon fast praehistorisch." , scherzte der Drell. "Machen sie sich keine Sorgen, das geht alles aufs Haus, ich habe meine Quellen."
Mit aufgerissenem Mund und baff stand der Turianer da und schaute auf sein neues Eigentum. Er war total verblüfft.
"D-D-Danke..."
"Auf geht's. Kleiden sie sich ein und legen sie ihre neuen Waffen an. Sie werden sie brauchen." Celon grinste.

Anscheinend wollte der Drell Xyrus wirklich helfen. Entzückend.

Ungefähr 10 Minuten später...

Die neue Rüstung passte wie angegossen und stylisch war sie noch dazu. Ebenso wie die Rüstung, waren die neuen Waffen auch ziemlich beeindruckend: Die Pistole war eine Scorpion V, die kleine Minen schoss und vielseitig einsetzbar war, was auch durch das Messer am Lauf unterstützt wurde, was im Nahkampf helfen sollte. M-92 Mantis V war der Name des Präzisionsgewehrs, sehr genau und tödlich.
Voll ausgerüstet stand der Turianer nun zufrieden da und fragte Celon: "Was ist unser nächster Schritt?"
Ein Hologramm erschien jetzt auf dem Omni-Tool und zeigte einen Turianer. "Das ist unser Ziel, Codename: Nemo. Mehr wissen wir nicht. Wir wissen kaum etwas über ihn, aber er ist Turianer und ein ziemlich guter Schütze, was sie wahrscheinlich schon gemerkt haben. Bekannt ist er, da er immer die Drecksarbeit für größere Firmen macht, eigentlich wie ein Söldner. Warum er hinter ihnen her ist, ist ihnen wohl selbst klar."

"Woher wissen sie das alles, Celon?"
"Ich war einmal der Partner von ihm. Ich wusste kaum etwas über ihn, die Arbeit störte es nicht und so waren wir beide zufrieden. Er hat mich verraten, weil er geldgierig ist, einer alleine verdient mehr als ein Team, fast hätte er mich auch erwischt, aber letztendlich konnte ich entkommen. Deswegen jage ich ihn jetzt. "
Bedächtig und mit einem nachdenklichen Blick wurde diese kurze Geschichte von dem Drell erzählt, er erinnerte sich vermutlich gerade an die alte Zeit.
"Mhm. Das muss bitter sein. Aber ich glaube, wir können ihn ausschalten. Vor allem mit meiner neuen Ausrüstung" Innerlich grinste Xyrus gerade ziemlich, er freute sich über diese Rundumerneuerung.
"Wie sieht unser Plan aus?"
"Zuerstmal ruhst du dich aus. Das ist sehr wichtig. Wir brechen so gegen 11 Uhr auf, trennen uns aber, bleiben aber über Funk in Kontakt. Ich habe einen Kontakt in den Andockbuchten, er scheint etwas zu wissen. Du wirst dich an ihn wenden, ich habe derzeit anderes zu erledigen."
"Klingt simpel, wer ist unser Kontakt?"
"Das wirst du schon merken. Leg dich jetzt hin, im Raum nebenan ist ein Bett, du kannst es haben."
"Okay, danke. Ach, Ceron... Danke für die Hilfe."

Xyrus bekam keine Antwort; Ceron stand nur am Fenster, die Arme hitner dem Rücken verschränkt, den Blick nach draussen gerichtet. "Nun gut..."
Langsam bewegte sich Xyrus in das Schlafzimmer und legte sich dann dort nieder, nachdem er seine Waffen und alles Unnötige abgelegte hatte. Eine Weile lang lag er noch nachdenklich da und dachte über alles nach, was heute passiert war, was Ceron erzählt hatte, und wie der nächste Tag wohl verlaufen werde. Dann schlief er ein...

-------------------------------------------

10:30
Rrrrrring. Rrrrrring. Xyrus wurde durch einen Anruf geweckt, den er dann sogleich auch abnahm. Müde fragte er: "H-Hallo??"
"Ceron hier. Aufstehen. Mach dich auf den Weg in die Andockbuchten, ich bin schon unterwegs. Stärk dich noch kurz, auf dem Tisch liegt was zu essen." Piep. Schon war er weg.

"Ach, natürlich. der Helfer haut schon ab, denkt an alles. Aber alles immer geheim." Manchmal sehnte sich Xyrus danach einfach frontal auf jemanden zu zugehen und ihm einfach voll in die Fresse zu hauen, dabei seinen Namen zu kennen und ohne Kameras, schwarze Kleidung und Heimlichtuerei. Aber das war wohl notwendig...

Wie ihm gesagt tat es Xyrus auch und legte die Rüstung an seine Bewaffnung an, obwohl er noch leicht verschlafen war, was jedoch bald verflog. Auf dem Tisch in der Mitte des anderen Raumes, in dem er sich am Tag zuvor mit Ceron unterhalten hatte, lag etwas zu essen, was der Turianer dann auch sehr gerne udn schnell hineinschlang.
"Zeit aufzubrechen."
Plötzlich, sobald die Tür geöffnet war, stand dieser komische schwarze Mann von letzter Nacht vor ihm, mit einer Pistole auf ihn gerichtet. Instinktiv und blitzschnell packte Xyrus seine Pistole und wich dem Schuss des Angreifers aus, sobald er abgefeuert war. Mit einem Satz stand er vor seinem Feind und stach ihm mit dem Messer seiner Pistole in die Brust, was ihn sofort zum Verstummen brachte. Dann herrschte Stille. "Ich bring ihn besser in die Wohnung, es sollte keine Spuren eines Kampfes geben, sonst hängt mir C-Sec im Nacken."
Wie gedacht, so getan und so legte der Turianer den Toten in die Wohnung, nachdem er ihn gründlich durchsucht hatte. Leider hat er nichts gefunden, und keine neuen Erkenntnisse gewonnen, nur, dass ein Angreifer ein Mensch war mit ein paar Narben im Gesicht, vermutlich war er auch Söldner. Aber er hatte nichts bei sich, weder Ausweise oder irgendwas, er ist und blieb auch ein Unbekannter.

"Xyrus hier. Hatte einen Angreifer, habe ihn erledigt und in die Wohnung gelegt, eine Leiche vor dem Haus wäre wohl nicht besonders klug.", funkte der Turianer an Celon.
"Was? Verdammt, gut gemacht. Mach dich jetzt auf in die Andockbuchten. Wenn du etwas in dem Apartement hast, nimm es mit, wir werden dort nicht mehr hingehen, wenn sie wissen, wo wir sind. Also los jetzt. Celon Ende."
"Verstanden. Xyrus Ende."

Der Turianer hatte nichts Wichtiges in der Wohnung und so ging er, ohne einen letzten Blick zurück, mit seiner neuen BEwaffnung aus dem Apartement und machte sich auf den Weg in die Andockbuchten.

-------------------> Die Andockbuchten, 11:10 Uhr

Octavian Visconti
10.05.2012, 03:44
Citadel: Die Bezirke #2 – Anwesen der Viscontis
13:30

Unscheinbar, aber gezwungen rekelte er sich unter der Bettdecke, versuchte seine Augen zu öffnen, aber sie fielen immer wieder zu. Schwermütig blies er seinen fauligen Atem aus, während es unter der Bettdecke immer heißer, stickiger wurde. Kaum genügend Zeit um sich auszurasten, geschweige denn zu erholen. Er erinnerte sich an letzte Nacht, schleierhaft und von schlimmen Kopfschmerzen begleitend. Demvros, eine Flasche Whiskey… zu mehr kam er nicht, da tat ihm bereits der Schädel erneut weh. Ausgelaugt, dehydriert, kaum fähig zu liegen oder zu atmen, schmerzerfüllt, so irgendwie. Unter der Bettdecke spürte er seinen Körper pulsieren, wie er jeden blauen Fleck meldete und die, mit Medi-Gel behandelte Wunde, noch immer brannte, zu tief hatte Demvros sein Messer in Octavians Wange reingeschnitzt. Zu weit vom Weg abgekommen. Eigentlich eine Schande, dass Demvros schon vor langer Zeit die Welt aus dem Blick verlor, in letzter Konsequenz auch sich selbst. Er war ein formidabler Soldat in jeglicher Hinsicht gewesen in der batarianischen Armee, ein Musterbeispiel. Nur etwas lief schief, vielleicht schaffte er es nicht dem Druck standzuhalten, der Erinnerung an seine eigenen Verbrechen. Doch kann es auch etwas anderes gewesen sein; Langeweile, familiäre Probleme, die Nahtod-Erfahrungen, Banalitäten. Es kann auch schon immer in ihm geschlummert haben, dieser unaufhaltbare Wille zu töten, gepaart mit den geisterhaften Persönlichkeitszügen, die er an den Tag legte und die sich nie recht manifestierten, schon lange nicht mehr eine Person waren, sondern mehr eine Sammlung von Charakterzügen einzelner Gestalten, die er alle in seinem Körper vereinte und die erfolgreich und unwiderruflich nur dadurch gemeinsam koexistieren konnten in seinem Kopf, weil es stets ein höheres, vor allem lohnenderes Ziel gab für das die Kooperation, der Einfallsreichtum, die Fähigkeiten der einzelnen notwendig waren. Die Aufträge lenkten, so teilte damals das psychologische Profil mit, ihn ab von den Zwistigkeiten unter einander, stellten die Situation klarer. Es wurde nicht gezankt in seinem Kopf, stattdessen sah man ein wenig besser durch den Nebel, den Demvros Sicht seit jeher beschränkte. Da Demvros selbst keinerlei Zeichen der Geistesschwäche bei der Begegnung mit Octavian zeigte, lag der Schluss also nahe, dass er Octavian nicht aus reiner Herzenslust bedrohte, sondern tatsächlich für jemanden einen Auftrag ausführte. Damit war man so nah wie immer, nur wusste man jetzt, dass sein Auftraggeber scheinbar wirklich vor nichts zurückschreckte, gewinnen musste, denn es ging um die Existenz eben jenes. Demvros stellte ein letztes Mittel dar, die ultimative Lösung, der tollwütige Hund an der Leine, wenn man schon lange mit dem Rücken zur Wand stand, eine Atombombe auf die eigene Stadt um den Feind in die Knie zu zwingen. Man musste wissen, dass, wenn man sich mit diesem unkontrollierbaren Batarianer einließ, man zweifelslos selbst einen Teil seiner Seele dabei verspielte. Aber dafür würde man am Ende leben… wenn man Glück hatte.

Sejan hatte einen Krug Wasser ins Zimmer gebracht vorher. Das fiel Octavian in seinem unruhigen Schlaf auf, er verfluchte den Mann vor ein paar Stunden dafür – jetzt dankte er ihm knapp mit seinem Segen. Das Glas ließ er links liegen und trank stattdessen aus dem Krug direkt. Er hatte Schwierigkeiten den Behälter konstant zu halten, kaum Kraft in seinen Armen. Außerdem floss das Wasser über sein Kinn hinunter auf das Hemd. Ausgezogen hatten ihn seine Männer zum Glück nicht, nur ins Bett gebracht. Allerdings wäre es jetzt feiner, zumindest mit nacktem Oberkörper, im Zimmer zu liegen. Zu stickig und heiß war es geworden. Im Halbschlaf hatte er mitbekommen wie Sejan immer wieder ins Zimmer reinkam um nach ihm zu sehen, auch hatte er die Stimmen wahrgenommen die lautstark durch das Anwesen hallten. Das gewohnte, vage Echo der knurrenden Varren schallte kurz durch den Raum. Octavian war nicht ihre hilflose Beute. Die Stunden des Schlafs waren wirr, immer wieder das Bild des brechenden Staudamms, als stünde es für eine Metapher, deren Sinn sich ihm noch nicht ergab. Ein paar Versuche zum Klo zu gelangen, meistens hielt er mitten vor der Tür an und schlenderte zurück ins Bett. Die Erkenntnisse des letzten Abends zwangen ihn nun aber doch zum Aufwachen. So schwer es ihm auch fiel, zu schwach nach der Tortur. Es war nicht nur physisch, es hatte ihn nicht nur körperlich gefordert, nein, der Sturz, die Wunde, die Offenbarung von Auster, Demvros Ankunft, der Whiskey und der Galaabend, das Antlitz von Vulvia, Kathleens Zigaretten und Pavels Geschwätz… der gestrige Tag war zu lang, das Vergessen im Niemandsland des Schlafes war zu verführerisch als dass er das Angebot nicht sein ganzes Leben lang angenommen hätte. Doch all dem zum Trotz, oder auch gerade deswegen, wusste er die letzten Stunde der Ruhe – wieder einmal – eine schlechte Entscheidung waren. Er hätte sofort handeln müssen, zwei-drei Stunden maximal. Nun bewog sich die Welt bereits weiter dem Abgrund zu und er hielt ein Nickerchen. Der ungünstigste Zeitpunkt. Es sei ihm dennoch vergönnt.

Austers Erkenntnisse über Lepidus Verstrickungen trübten stark seinen Willen zum Aufstehen. Er wusste nicht in wie fern all die Äußerungen Wahrheit beanspruchen konnten, jedoch war klar, dass er Lepidus finden musste bevor Hanibahl dies tat. Keine direkten Beweise, aber bei der Brisanz eines Vatermordes zählten Beweise eh nur halb so viel. Ein Motiv schein meist schon auszureichen. Lepidus hatte sich selbst eines gegeben. Alpha Chimera, Claudia, die Firma, Großvater und seine Brüder. Es passte nur allzu gut zu Lepidus. Das Schauspiel beim Begräbnis oder das Verschwinden von der Citadel. Als hätte niemand ihn gesehen. Sein Bruder musste ahnen, dass der Strick um seinen Hals sich enger zog. Zu flüchten war wohl die einzige Möglichkeit, nur eine Flucht vor der C-Sec war für jemanden wie Lepidus unmöglich. Finanzielle Mittel, Gönner und Verbündete hin und her, Lepidus würde früher oder später die Handschellen von Hanibahl angelegt bekommen und abgeführt werden. Und obwohl die Indizien, diese sogenannten Beweismaterialien, alle Lepidus in die Position des Mörders drängten, so war sich Octavian doch irgendwie sicher, dass er es nicht getan hatte. Moment: Sicher war er sich nicht, es widerstrebte ihm nur die ganze Geschichte zu glauben, zu schlucken. Vatermord war keine Möglichkeit in dieser Familie. Denn wenn dem so wäre, dann wäre alles vergebens in dieser Familie, dann wäre sie endgültig verloren. Es bestünde auch keine Hoffnung mehr für seine Töchter, fabulierte er in seinem Hangover.

Sejan hatte ein paar Pillen auf den Nachttisch gestellt, die schmiss Octavian auf den Boden und zertrat sie. Unnütze Geste beider Seiten. Sejan wusste, dass Octavian seit jeher jegliche medizinischen Hilfsmittel ablehnte. Kurz nach den Fieberträumen auf seinen Reisen, die ihn anscheinend beinahe in den Tod ritten, entschloss er sich dazu Abstand zu nehmen von all diesen Pillen, Medi-Bots, Hilfsmitteln und Spritzen. Selbst gegen Medi-Gel hatte er eine gewisse Abneigung, die er gerade noch so überwandte. Wie genau es dazu kam, zu dieser stoischen Ablehnung, wusste er nicht in einem Zeitalter, wo Medizin schon seit langem als allmächtig galt, zu allem fähig war, alles bewerkstelligen konnte. Blinde sehen ließ und Krüppel wieder liefen. Chardinismus, Mutter, Bücher von misanthropischen Schriftstellern... eine Mischung aus allem denkbaren möglichen vermutlich. War auch nicht wichtig, dringendere Angelegenheiten galt es zu erledigen und solang ihn niemand darauf ansprach, musste er sich auch nicht rechtfertigen, schon gar nicht vor sich selbst, oder zumindest diesmal nicht.

Die Socken endlich ablegend, seine Füße stanken ganz schön, schritt er anschließend ins Badezimmer. Sah sich für einen Moment im Spiegel an und kam zum Urteil, dass er ganz schön miserabel sah, letzte Nacht hinterließ deutliche Spuren – seine Wange war noch rot, nicht ganz verheilt, die Augen trugen keinen Glanz, Tränensäcke hatten sich gebildet, Sandkörner im Auge, Falten zu deutlich, sein blondes Haar ohne Kraft, die Muskulatur weder angespannt noch gesund, sondern irgendwie gebrochen. Am deutlichsten war aber, dass sein Outfit nicht gewechselt wurde. Diese Deppen ließen ihn doch tatsächlich in nassem Gewand schlafen, das zwar alsbald trocken war, der modernen Textilverarbeitung zum Dank, aber es sah so hässlich aus, Schlamm vom Teich haftete daran und überall waren Risse zu finden. Er zog sich aus und ging erstmals auf Klo, ließ eine ordentliche Ladung dort ab. Dann duschte er, putzte sich die Zähne. Alles ohne große Gedanken der Weltenrettung oder der Selbstreflexion, einfach nur simpel, kein Denken, jetzt noch nicht. Ein letzter prüfender Blick als er sich die Haare föhnte, dann zog er sich ein weißes Hemd und eine neue Hose an, Socken, schnallte den Gürtel fest. Fühlte sich ein wenig besser, aber weit weg von gut.

Bereits als er die Tür öffnete, hörte er von unten das Bellen und ein Stimmengewirr. Die Treppe hinab, strolchten die Varren herum. Maximus, Pugnax und Veskeriax, treue Weggefährten innerhalb der letzten Jahren. Ein Geschenk von Arok als er die Hegemonie verließ in einer Nacht und Nebel-Aktion, da das Pflaster für ihn dort deutlich zu heiß wurde. Sie kläfften als sie ihn langsam die Treppe herab kamen sahen, einer schleckte sich sogar das Maul, als wollte er ihn fressen. Ein Kompliment, wenn man es zu deuten wusste. Eigentlich sollten sie hier auf der Citadel nicht herumlaufen, aber die Bestien hatten etwas an sich, ein gewisse Kraft ging von ihnen aus, die Octavian doch insofern beeinflusste, dass er dachte dieser heutige Tag könnte doch noch gut enden. Sie kamen auf ihn zu gehechtet und er hatte Schwierigkeiten nicht die Treppe runter zu kugeln. Veskeriax, der größte von ihnen, hätte ihn fast umgekippt, aber Octavian schaffte es gerade noch Balance zu finden. Sie schleckten ihm das Gesicht ein wenig ab und er streichelte sie. Wie Hunde wedelten sie um ihn herum. Sie gingen ein wenig nach unten um besser Platz zu finden und dort ging das ganze Schauspiel nochmal von vorne los. Er musste herzhaft lachen, wie sie ihm Aufmerksamkeit schenkten, wie versuchten sich gegenseitig auszustechen um sie zu erlangen, wo er sie doch die letzten paar Tage in einem geräumigen Käfig eingesperrt ließ. Aber Varren waren zwar nicht unbedingt dumme Geschöpfe, aber verzeihende. Zumindest hatte er sie so kennen gelernt. Ihre großen Mäuler hatten gerade eine Mahlzeit zum Knabbern erhalten, man sah noch die Essensreste. Immer wieder musste er sie ein wenig bändigen, sonst wären die kolossalen Geschöpfe quer über ihn drüber gesprungen und erst nach einer bestimmten Zeit von aller Liebkosungen und Tätscheleien konnte er sich wieder aufrichten, als Sarvil aus dem naheliegenden Zimmer trat und meinte, „die brauchen wir wohl heute.“ Nicht ganz wissend was er damit andeuten wollte, fragte Octavian nach. „Denvila ist nicht nach Hause gekommen. Er meldet sich nicht. Wir haben uns überlegt mit ihnen die Citadel abzusuchen, die werden schon eine Spur riechen, uns zu ihm führen. Sie kennen ja seinen Geruch.“
„Denvila meldet sich nicht?“ Octavian nahm dies nicht besonders ernst. Denvila war schon immer der laxeste von allen, jener der gerne mal einen Tag blau machte. Sein Grund die Hegemonie zu verlassen, war wohl – neben der Liebe zu den Asari – wohl vor allem die Flucht aus der Enge, der Überwachung, der Kontrolle über ihn, die die Hegemonie ihm aufzwängte. „Und du denkst dir, das ist so ungewöhnlich?“
„Unter diesen Umständen, schon. Ja. Selbst Denvila weiß was auf dem Spiel steht und nun da Demvros hier auf der Citadel sein Unwesen treibt. Ich mache mir ernsthafte Sorgen.“
„Ja, ich verstehe, nur…“ Octavian hielt ihm Satz inne und wandte sich mit seinen beiden Händen von den Varren ab, die daraufhin das Signal verstanden und sich ein wenig von ihm entfernten, sich in eine Ecke lagen und dort der Unterhaltung folgten. „angesichts der Enthüllungen von letzter Nacht brauch ich dich und Mosquos, euch beide, bei meiner Suche.“
„Suche wonach?“
„Lepidus.“
„Der ist doch schon lange über alle Berge verschwunden“, meldete sich Mosquos zu Wort, der aus demselben Zimmer nun hervorkam, ein Joghurtbecher in der Hand haltend und ein wenig vom Inhalt auf den Lippen trug. „Macht nicht wirklich Sinn nach dem zu suchen. Bezweifle sogar dass er es wert wäre, und…“
„Mosquos“, unterbrach er ihn, „darüber reden wir jetzt später. Ich habe tierischen Hunger. Hat Sejan etwas gekocht?“
„Nur Menschenfraß“, gab Sarvil von sich, „aber keine Pizza, leider. Eier und Speck für Mister Hangover.“ Na immerhin eine gute Nachricht.
Die Varren sprangen auf als die drei den Vorraum verließen und sich in die Küche begaben. Dort standen bereits die Teller, Octavian holte sich die Bratpfanne und klopfte die Mahlzeit drauf; eine Riesenportion, die zwar noch kalt war, aber der Magen bebte und endlich gesagt lief ihm das Wasser im Mund zusammen, sodass er gar nicht die Lust darauf hatte zu warten. Mit dem Besteck stach er hinein und schlang die ersten paar Bisse förmlich runter ohne zu schlucken. Langsamer aß er dann, er stopfte alles aber dennoch mehr in sich hinein als dass er es tatsächlich genossen hätte. „So, wo treibt sich Sejan rum?“
„Ist unterwegs, sollte aber bald kommen.“
„Kann er nicht nach Denvila suchen? Paar Anrufe tätigen, die Asari-Schlampen abklappern“, schmatzte Octavian.
„Uh, diesen falschen Hund lass‘ ich nicht mal meinen Schlüssel suchen. Der bringt mir noch eine Bombe an.“
„Hmhm“, stimmte Mosquos still Sarvil bei.
„Egal“, und Octavian schaufelte weiter das Essen in sein Maul rein, warf ein, zwei Speckscheiben dabei auch seinen Varren zu, die um seine Füße tänzelten, „ich brauche euch für die Suche nach Lepidus. Höchste Priorität, verstanden?“
„Nicht wirklich. Lepidus, diese Kanalratte, verdient es doch gar nicht. Soll ihn doch die C-Sec schnappen, dann wäre endlich aus dem Verkehr gezogen.“
„Er ist Familie.“
„Und verdammt – ist das Denvila etwa nicht?“ stieß Sarvil plötzlich lautstark aus und klatschte damit mit beiden Händen auf den Tisch, funkelte Octavian zornig an und fing sich dann wieder. „Ich meine ja nur. Er war schon immer jemand der sich gerne in Schlamassel brachte. Und hier auf der Citadel sind Batarianer nicht gerne gesehen. Es kann gut sein, dass ein paar Terra Firma-Spacken ihm auflauerten. Oder eine Asari entschied, er ginge zu weit und eben brach sie ihm mit ihrer scheiß Biotik den Arm, nur um ihn dann in ´ner Ecke verkümmern zu lassen. Oder noch schlimmer, verdammt. Demvros hat ihm aufgelauert. Mit diesem Irren auf der Station will ich meine Männer nicht unnötig in Gefahr schweben lassen.“
„Tz, wenn Demvros hinter ihm her ist, dann ist Denvila eh schon tot. Und da er sich nicht meldet, ist es wohl etwas von dem wir sowieso ausgehen müssen“, fügte Mosquos trocken resignierend bei.
Octavian selbst verstand die Bedenken nur zu. Als wären sie Denvilas Eltern und sie sorgten sich, dass er nach einer durchzechten Nacht nicht heimkam. Man rief die Freunde an, die Polizei, die Ex-Freundin oder die Taxi-Gesellschaft, ob sie denn wen sahen, auf den die Beschreibung passt. Aber es half nichts. Er konnte die Beiden nicht einfach nach Denvila suchen lassen. „Er wird schon zurückkommen“, gab er knapp von sich. Damit war das Thema erledigt, auch wenn Sarvil noch ein paar Sätze nachwarf, ihn versuchte zu überzeugen. Der Batarianer stürmte aber davon. Mosquos blieb noch ein wenig stehen, nahm eine Scheibe Speck.
„Eine Idee wie wir anfangen sollen?“
„Verschafft euch Zugang zu seinem privaten Terminal, von da an geht es weiter. Setzt mich über alles in Verbindung was irgendwie nützlich sein könnte. Und lasst euch nicht dabei ertappen wie ihr rumspioniert.“
„Wieso? Wer soll uns schon erwischen? Antonius und seine Verlobte sind heute in der Früh abgereist. Und das Hacken, nunja – das war eigentlich immer Denvilas Aufgabe.“
„Ich weiß.“
„Bezweifle mal ganz stark dass wir da irgendwie was Vernünftiges hinbekommen.“
„Es ist einen Versuch wert.“
Hinter ihm hörte ein Schnauben, Sarvil war wieder in den Raum gekommen. Hatte sich beruhigt, hoffte er zumindest. „Und es ist auch einen Versuch wert nach Denvila zu suchen, verdammt nochmal.“ Nun, er hatte jedenfalls gehofft.
„Ich kann nicht“ – stotterte Octavian von sich und ließ sein Besteck aus den Händen fallen. Er hatte plötzlich keinen Hunger mehr. Irgendwie lag die Entscheidung in der Luft, sein Bruder oder ein Freund. Nichts theatralisches, nur der Hauch davon.
„Oh nein, das kann ich nicht akzeptieren. Nicht wenn Demvros hier sein Unwesen treibt.“ Sarvil kam von hinten zur Seite von Octavian, der ihm ruhig in die Augen sah. Ein wenig demütig. „Nicht wenn Demvros hier unterwegs ist“, wiederholte Sarvil seinen letzten Satz nochmal, diesmal leiser, ehe er wieder laut vorfuhr. „Ich werde ganz sicher nicht noch einen meiner Männer an diese verfluchte Citadel verlieren. Nicht noch einmal. Das kannst du mir nicht antun!“ Es war eindeutig von was er sprach. Demvros selbst wurde als ein Verlust angesehen, nicht mehr derselbe, irgendwie tot, immerhin jedoch verdrängt. Octavian verstand. Loyalität stand auf dem Spiel, das tat sie schon immer. Gerade zwischen Menschen und Batarianern, ein Drahtseilakt, dessen Balance er bis jetzt stets zu meistern wusste, mal besser, mal schlechter. Dem Rufnahmen Erhabener zum Trotz, sie lebten in unterschiedlichen Welten. Diese Unterschiede konnten nur durch Kompromisse beseitigt werden, auch wenn es ihm schmerzte bei dem Gedanken, er könnte Lepidus eventuell nie wieder sehen, bei der vagen Ahnung es könnte passieren.
„Okay“, hauchte Octavian schwach und wandte den Kopf wieder seinem Teller mit Rührei und Speck zu. Er hatte keinen Hunger mehr. „Tu was du tun musst. Such nach Denvila, Sarvil. Aber ich brauche Mosquos für die Suche.“
„Ich verstehe.“ Sarvil wirkte erleichtert und klopfte Octavian auf die Schulter, beglückwünschend. Es war eigentlich eine einfache Entscheidung, nur es widerstrebte ihm dennoch. Der Batarianer machte sich sogleich los nach dem er sich von den beiden verabschiedet hatte.
Mosquos blickte Sarvil noch ein wenig nach, und meinte dann zu Octavian, es würde schon alles gut ausgehen. Irgendwie tat es dies immer.

Kurze Zeit später sah sich Octavian die Nachrichten in der Bibliothek an. Nebenbei las er die morgendliche Ausgabe der Citadel Times, während er Veskeriax` Rücken streichelte. Pugnax und Maximus waren mit jeweils einem der zwei Batarianer verschwunden, den Varren tat es gut wenn sie hier und da die alleinige Aufmerksamkeit bekamen. Hielt sie vom Rudeldenken ab. Davon dass sie irgendwann ihren Ursprung wieder fanden und alle – Octavian eingeschlossen – zerfleischen würden. Zumindest las er das in einem batarianischen Lehrbuch über Varren. In den Klatschspalten der Citadel Times waren ein paar Zeilen zu finden über D’sornis Party, zum Glück stand aber nichts über seinen Zwischenfall drin. Die Nachrichten meldeten nichts von einem toten Batarianer oder von Lepidus. Als wären beide verschwunden. Vielleicht führten auch beide Fährten zusammen, als wäre es ein Fall geschrieben von Raymond Chandler. Ein schöner Gedanke, den nötigen Mordfall um das Ganze in Schwung zu bringen hatten sie schon mit Vaters Tod, leider fügte Octavian in Gedanken noch hinzu und seufzte.
Sejan betrat den Raum, er teilte mit, dass das Reiseschiff von Antonius und Anna Verspätung gehabt hätte und er deshalb noch auf einen Kaffee mit ihnen trank. Der Eindruck verfestigte sich in Octavian, dass Sejan – seit Vaters Tod – nicht mehr derselbe war. Seine Muskulatur war weniger niedergeschlagen, seine Bemerkungen kantiger, zynischer, mit mehr Identität. Vielleicht lag es daran, dass Sejan sich nun nicht mehr als Diener sah, sondern als Freund der Familie, der schlichtweg noch ein paar Tage hier verbrachte bevor den Dienst quittieren würde und sein eigenes Glück versuchte. Octavian hatte nichts dagegen.
„Und was treibst du so?“ fragte Sejan ihn, spähte über Octavians Rücken hinweg in die Zeitungsblätter. „Ah, die Fete gestern. Ganz schönes Fiasko, hm?“ Veskeriax knurrte ihn an.
„In der Tat. Demvros ist hier.“
„Alles schon gehört. Faszinierende Persönlichkeit, nicht?“
„Eher eine Person, die haufenweise Probleme mit sich bringt. Keine Ahnung was daran beeindruckend sein soll.“
„Oh, nicht beeindruckend. Jemand der mordet wie ein Irrer ist kaum beeindruckend. Keine Selbstkontrolle, kein hehres Ziel, kein Zweck für den Tod. Aber der Geist, die Seele, das Wirken des Denkens… wie es dazu kommt, wie es sich so formt, wie das Hirn tanzt, auf und ab, einen Tango Libre, frei und ungezwungen, ja sogar befreit von Barrieren. Ein Mann, der nicht mehr die Realität sieht, sehen will, eingeschlossen im dunkelsten Kämmerchen der Galaxie. Direkt daneben das Messer als einzige Leuchtfackel, eher nur eine Reflektion des Lichts. Und davon angetrieben, dir – ausgerechnet dir von allen Leuten – den Tag zu versauen. Das ist doch faszinierend.“
„Hm, schön beschrieben, wusste gar nicht dass du ein Poet seit neuestem bist.“
„Schon immer gewesen, werter Herr.“
Octavian blätterte weiter die Seiten durch, während Sejan durch den Raum streifte. Sich sogar einen Schluck Whiskey gönnte und sich eine Zigarette anzog. „Ganz schön lange Tage in dieser Woche, nicht? Wenn du mich brauchst, ich bin oben. Ein Nickerchen machen.“
„Hmhm“, bestätigte das Octavian.
„Oh, und ich hoffe doch dir haben die Eier geschmeckt.“

Octavian legte, nach dem Sejan den Raum verlassen hatte, die Zeitung beiseite. Er holte sich eine Zigarette hervor und bemerkte, dass es die erste war seit er aufgestanden war. Zehn Stück befanden sich noch in der Schachtel, der Rest war durch den Sturz in den Teich, vermutete er unbrauchbar geworden. Oder jemand hatte sich ein paar ausgeborgt, was wohl wahrscheinlicher war. Er zündete sie an, ließ Vesteriax mit dem Kopf auf seinem Schoß Platz nehmen und kraulte ihn hinter den Ohren. Er dachte darüber nach was der nächste Schritt sein konnte oder sollte. Lepidus war verschwunden und sollte Mosquos Suche nichts hervorgeben, würden sie ihm dunkeln tappen. Keine Spur. Doch dann kam es ihm, es gab eine. Claudia.

Jen Becker
01.07.2012, 18:57
16.10

Seit nunmehr einer ganzen Weile stand Toran nun da und betrachtete das Gebäude. Jen wurde etwas unruhig. Sie hob schließlich die Hand und machte mit dem Zeigefinger eine kreisende Bewegung.
"Ich dreh mal eine Runde um den Block."
Dann versenkte sie die Hände in den Hosentaschen und begann die Straße hinab zu gehen. Sie betrachtete die umstehenden Häuser eher mit den Augen einer Attentäterin als einer Zivilistin. Sie schob sich durch die Masse, wurde hin und wieder mal angerempelt und deswegen auch angepöbelt. Da meldete sich ihr Funkgerät mit einem Mal. Eine Männerstimme, verzerrt und nicht klar zu diffinieren.
"Jen... du da...?....Jen?"
Sie huschte an eine Hauswand, lehnte sich dagegen, die Fußsohle daran gestellt und versuchte das Signal zu verstärken.
"Hallo? Wer ist da?"
"Jen."
Die Stimme war klar. Und schon musste Jen grinsen. Denn diese Männerstimme würde sie unter tausenden erkennen.
"James. Du hast dich ja Ewigkeiten nicht gemeldet."
"Ja, ich weiß, ist lange her. Aber hör zu, ich brauche deine Hilfe."
"Warum? James, was ist los?"
"Nicht hier, zu unsicher. Triff mich im Flux."
"Das Flux?"
Sie war verwirrt. Immerhin mied James doch sonst Orte wie das Flux. Aber er wirkte hektisch, als wäre er gerade auf der FLucht.
"Ja, das Flux. Beeil dich."
Und weg war er. Jen blickte in die Menschmengen und fuhr sich durch die Haare.
Na super. Ich habe einen Auftrag an Land gezogen und dann kommt James und Peng. Aber er könnte wirklich in Schwierigkeiten stecken. Verdammt, was ist, wenn er mich braucht. Ich kann ihn nicht alleine lassen.
Sie schwang sich wieder von der Wand weg und ging den Weg zurück zu Toran. Der hatte sich nicht gerührt.
"Toran, hör zu. Ich muss weg. Ein alter Freund hat sich gemeldet und braucht meine Hilfe. Im Moment scheinst du ja ganz gut ohne mich klarzukommen. Und wenn was ist, dann funk mich einfach an."
Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte dem Turianer gleich den Rücken und zu verschwand in der Menge. Sie tauchte unter, wurde eins mit der Masse und machte sich auf den Fußweg zum Flux.

16.25
-------------------------> Das Flux

Kathleen Benedict
01.09.2012, 00:00
00:10 --> Industriegebiet

Es hatte sie mehr Zeit gekostet als sie gedacht hatte, aber zumindest würde sie es noch in der verbliebenen Zeit schaffen. Es war ein letztes wichtiges Treffen, das noch zu erledigen war. Ein alter Kontakt, der ihr noch etwas schuldete – ob es ihm nun passte oder nicht. Sie hatten den Termin schon vor Wochen ausgemacht, diskret und mit genug Abstand das es jetzt, wo ihr die Leute auf den Fersen waren um zu endlich zu stoppen, gleich auf den Kontakt kamen.

Als Treffpunkt hatte sie einen ihrer liebsten Orte auf der Citadel gewählt. Ein Café das mehr Englischer Salon, als denn Café war. Hohe Sessel, kleine Tische mit Deckchen, Holzvertäfelte Wände und Sandwichs und Gebäck zu Tee. Sie sah auf ihre Uhr und schnaubte als sie wenigen Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt, abgehetzt, endlich ihr Ziel erreichte.

Der Ober der sie an der Türe empfing, schien etwas irritiert von ihrem Auftritt. Aber Kathleen überging seinen Blick mit geübter Leichtigkeit und trat direkt auf ihn zu.

"Kathleen Benedict. Ich habe einen Tisch reserviert." Der Mann hob eine Augenbraue, musterte ihre sehr legere Erscheinung und zuckte dann mit der Schulter. Es war spät – sie konnte ja von einem langen Flug kommen. Sah in sein Buch und nickte dann. "Willkommen. Bitte folgen Sie mir doch. Ihr Tisch ist dort drüben bei der Fensterfront."

"Herzlichen Dank." Sie war müde. Müde und erschöpft.

Es war der Zeitpunkt an dem sie merkte. Wie sehr sie keine Lust mehr hatte – keine Lust mehr auf all das. Ihr ganzes Leben hatte sie gelogen und geplant. Leute ausspioniert und manipuliert. Jahre, fast Jahrzehnte hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet und jetzt. Jetzt wo es soweit war. Hatte sie keine Lust mehr.

Nicht darauf es endlich zu Ende bringen zu könne. Zu wissen das der Erfolg. Der Sieg ihrer sein würde. Es gab Spiele, die man spielte einzig allein um zu gewinnen. Zu wissen das man der Sieger war. Und es gab Spiele die man spielen musste um zu gewinnen. Dieses Spiel, das war beides.

Und es hatte sich sonst keiner Gefunden der das Spiel hätte spielen wollen, oder erkannt hatte das es gespielt werden musste.

Sie seufzte und hörte dem Mann gar nicht zu als sie sich in den Sessel fallen ließ. Dem Fenster zu gewandt und die Menschen draussen beobachtete. Ihre Knochen und Gelenke schmerzten. Sie war keine Zwanzig mehr. Ihr Körper hatte die Nase offensichtlich gründlich voll, von Alkohol und Zigaretten. Von wenig Schlaf und Anspannung. Von Lügen und Betrügen.

Es war wahr. Wenn man lange genug entgegen der menschlichen Natur lebte, dann bezahlte man den Preis. Kathleen war hielt ihre Hand gegen die Stirn. Und bestellt einfach einen Tee, ohne in die Karte zu schauen. Sie fühlte sich fiebrig und matt. Hätte sie jetzt die Augen geschlossen. Sie wäre eingeschlafen. Aber noch konnte sie nicht.

Nur noch ein paar Minuten. Aber sie war es leid. Einfach nur noch leid.

Mit kraftlosen Händen holte sie eine Zigarette hervor und zündete sie sich an. Bei weitem nicht so selbstbewusst und cool, wie die Zigarette die sie sich gegönnt hatte als sie vor nicht all zu langer Zeit auf der Citadell angekommen war. Sie nahm einen Zug und massierte sich dann die Stirn und rieb sich das Gesicht. Ihre Augen waren trocken und schmerzten.

Tausenden von Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Hatte sie alles erledigt. Fehler? Gab es in dem Plan einen Fehler? Oder noch weitere Optionen?

Es waren Fragen. Berechtigte Fragen und eine jünger Version von Kathleen hätte sich diese Fragen jetzt noch mal vorgenommen.

Aber Neska war zu lange damit schon beschäftigt was sie vor hatte. Sie wusste das es keine Fehler gab. Sie hatte jede Möglichkeit für einen Fehler ausgemerzt. Aber vor allem hatte der Fatalismus gewonnen – und die Müdigkeit. Der Mann brachte ihren Tee und Kathleen starrte auf die rötlich-braune Flüssigkeit und die dünnen Dampfschwaden die von ihr aufstiegen. Musterte das geblümte Porzellan.

Sie saß noch nicht lange ganz zu schweigen das ihre Zigarette lange gebrannt hätte. Nicht mal einen dritten Zug aus dem Glimmstängel hatte sie nehmen können, als ihre Verabredung in der Türe auftauchte. Kathy musste sich förmlich zwingen den Kopf zu heben.

Ein großer Mann von schlanker aber sportlicher Erscheinung. Irgendwie erinnerte er sie mehr an einen Windhund, als an einen echten Menschen. Wobei Windhund war auch nicht richtig. Jagdhund, traf es besser. Alexander Black war den wenigsten Menschen ein Begriff nicht mal in Kathleens Geschäftszweigen und sie wusste das Alexander viel darauf gab das es so blieb. Und obwohl er sich den Vornamen mit Segev teilte, so war er doch ein gänzlich anderer Mensch.

Für einen Moment hielt sie in Gedanken inne und überlegte. Nein war er nicht. Er war charismatisch und manipulativ, aber vor allem war er ein kreativer Kopf was Planung anging. Alexander war einer der Grauen Menschen dieses Universums. Ein Söldner im Bereich der Spionage und ein Mensch für die obskursten und übelsten Missionen. Groß und schlank wie er war, hätte man meinen können dass er leicht auffiel, vor allem mit seinen schneidigen, attraktiven Gesichtszügen. Aber nein, das war nicht der Fall.

Er war mehr ein männlicher, älterer Ableger von Rebekka. Das auffälligste an ihm waren seine Hände. Groß, sehnig und die Zeigefinger waren länger als die Mittelfinger.

Alexander kam direkt zu ihr herüber und setzte sich. Winkte dem Kellner ab, er würde sich nichts bestellen.
"Was kann ich für dich tuen Kathleen?" Sie lächelte und legte den Kopf leicht schief, er kam sofort zum Punkt. "Einen letzten Gefallen. Dann sind wir Quitt."

Der Mann hob die Brauen. Er glaubte ihr kein Wort. "Und wie komme ich zu dieser unverhofften Ehre?" "Es ist keine einfache Aufgabe und womöglich wirst du nicht so schnell dich im Gebiet der Allianz sehen lassen können."

"Ach. Na jetzt verstehe ich." er machte sich daran aufzustehen. "Aber im Gegenzug, bezahle ich dich und du wirst nie wieder von mir hören." Er hielt inne und begann mit seinen Fingern, die auf dem Tisch langen weil er sich gerade noch hochgestemmt hatte, zu trommeln. Langsam glitt er zurück auf den Stuhl. Seine Augen musterten Kathleen, bemerkten die Falten die sich in ihre Stirn gegraben hatten und die Müdigkeit die sich in tiefen Augenringen abzeichnete.

"Wie kommst du jetzt darauf?" fragte er vorsichtig, als hätte er erahnt worum es ihr ging. "Weil ich weiß das ich das nur dich machen lassen kann, mir stehen ansonst keine Ressource zur Verfügung die ähnliche Fähigkeiten hätte um zu erledigen was getan werden muss."

Er kniff die Augen zusammen und legte den Kopf leicht schief. "Und?"
"Weil ich sicher weiß das ich dich danach nicht mehr brauchen werde. Das kann ich dir versprechen."
Alexander Black atmete einen Moment lang, laut und deutlich. "Du nicht, was ist mit Anderen?"

Neska lächelte und inhalierte von ihrer Zigarette. Genoss den giftigen Geschmack der sich in ihre Lunge brannte. "Die müssten mit dir schon neu aushandeln."

"Wie viel?"
Er hatte also doch Interesse. "Eine Million. Keine Spesen, keine Unterstützung."

Es war nicht als hätte ihn der Schlag getroffen, aber Alexander Black ließ sich zurück in den Sessel sinken in dem er gerade saß und leckte sich über die Lippen. Der Betrag machte ihn nervös. Er wurde gut bezahlt, immer. Aber solche Beträge.

"Im voraus." ergänzte Kathleen und drückte die Zigarette in dem Aschenbecher aus, der vor ihr auf dem Tisch stand. Nur um die Tasse mit Tee auf zu nehmen und einen Schluck zu trinken.

"Worum geht's dabei?" Er hielt nun seine ungewöhnlichen Hände auf dem Tisch gefaltet und drehte einmal leicht den Kopf um den Kragen seines Hemdes zu lockern.

"Extraktion einer Person aus einem Gebäude der Allianz."
"Hoffentlich nicht aus dem Kommando-Gebäude…"
"Nein. Sicher nicht." Kathleen stellte die Tasse nach einem zweiten Schluck ab und schüttelte den Kopf. "Nein."
"Gegenwehr."
"Kann schwer sein, aber es wird vor Ort recht chaotisch sein."
"Kannst du mir das versichern."
Kathleen grinste breit, etwas das sie nie tat. Praktisch. "Mit Sicherheit."

Seine farb- und freudlosen grauen Augen bohrten sich in ihren Blick als er versuchte zu lesen was sie vor hatte und warum jetzt. Aber Neskas Pokerface war undurchdringlich und ihre Gedanken gut verborgen.

"Also gut. Ich mach's." Er beugte sich vor und legte die Hände nun flach auf den Tisch, Handflächen nach oben.

Kathleen legte eine ihrer Hände in seine und übergab ihm so die OSD. Er schloss seine Hand um die ihre, als würde er sie kurz halten. Für Fremde wirkte es wie ein Abschied, zweier Menschen die sich nahe gestanden hatte und es jetzt nicht mehr taten.

"Das Geld, alle Informationen und sämtliches Material das dir den Zugang vereinfacht, ist da drauf." Er sah auf ihre Hände und sah zu ihr hoch. Nickte dann und lächelte leicht. Und als sich ihr Blick diesmal traf hatte er verstanden.

"Hm." er richtete sich auf, hielt ihre Hand aber mit seiner linken weiter hin fest. Er schnaufte und trat um den Tisch. Beugte sich herunter. Kathleen konnte sein Parfüm riechen. Männlich, aber nicht aufdringlich. Es roch grau.

"Lebwohl." er küsste sie auf die Wange und drehte sich um. Und verließ das Cafe durch denselben Eingang durch den er gekommen war. Obwohl sie es versuchte, war er kurz darauf in der Menschenmenge verschwunden.

"Hach…" seufzte Kathleen und sah in ihre Tasse mit Tee. Winkte den Ober zu ihr und schüttelte den Kopf. "Bringen Sie mir einen Rum. Die Brühe kann ja sonst keiner trinken." der Keller starrte sie an, das sie es so einfach fertig brachte den besten Tee des Hauses zu beleidigen, und trollte sich dann trotzdem ohne ein weiteres Wort.

Kathleen schloss die Augen und hing dann ihren Gedanken nach und realisierte nur noch wie der Mann den Rum neben ihr abstellte.

'"Du hast Honig im Mundwinkel." sagte Rebekka leise und mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen, als ein neuer Hauch von Wind, sich spielerisch in den weißen Vorhängen verfing und das sanfte Licht des Morgens in Wellen im Raum verteilte.

Die Beiden Frauen saßen in ihren Schlafsachen gekleidet in Rebekkas Bett – in dem Zimmer das Kathleen für sie vorbereitet hatte in der Villa ihrer Familie auf Long Island. Neben ihnen das Buch das Rebekka gelesen hatte und das Frühstück auf dem Tablett das Kathleen gebracht hatte, als sie glaubte das die Andere wohl wach war.

Kathy streckte die Zunge in den linken Mundwinkel um den Honig weg zu lecken, nur um kurz darauf mit dem Daumen noch darüber zu streichen. Erwartungsvoll ob der Antwort sah sie Bekka an. Sah mit ihren grauen Augen in die Augen der Deutschen. Die hatte den Kopf leicht schräg gelegt und blickte zurück. Es war etwas Geheimnisvolles in diesem Blick. Etwas das Kathleen hatte nie abschätzen können. Sie konnte Menschen in Sekundenbruchteilen abschätzen und einschätzen. Aber nicht Rebekka. Die Frau war ein Buch mit 7 Sigeln und noch schlimmer sie wusste es.

Furchtbar.
Der Duft von Tee mit Zimt stieg ihr zurück in die Nase. Während sich der Blick aus dem tiefgründigsten blau und dem intensivstem grün in sie drang. Es war nicht plötzlich – obwohl es überraschend war. Es war nicht voller Energie. Es war mit einer Beiläufigkeit, einer zärtlichen Entspannung das Kathleen alleine von der Vorwärtsbewegung Rebekkas erschauderte. Noch bevor die Deutsche sie erreichte, ihre Hand auf die Wange von Kathleen legen konnte, schlossen sich die Augen der Rothaarigen von selbst. Nicht mal gegen ihren Willen – wie sie später bemerken würde.

Bekkas Haut war weich, fast so zart wie Seide und obwohl sie noch vor wenigen Minuten geschlafen hatte, roch sie unbeschreiblich gut. Neskas Nasenflügel bebeten als sie den Duft einatmete. In ihrer Fantasie mischte sich der Duft der Freundin zu einem Bild in dem sie sich zwischen Kirschbäumen wiederfand, die in voller Blüte standen, während sie auf einer Schaukelbank saß und die beste Tasse Kaffee ihres Lebens trank.

Entgegen ihrer Hoffnung, strich Bekka nicht den Honig aus dem Mundwinkel. Keine Berührung des Daumens oder eines ihrer Finger auf Kathleens Lippen. Sie lächelte, setzte an etwas zu sagen, und öffnete Augen, als sie überraschend den Atem auf ihrer Wange fühlte. Hätte sich nicht die andere Hand der Deutschen auf die Stelle zwischen Hüfte und Oberschenkel gelegt, wäre Kathleen zurück gezuckt. Das Gesicht der Anderen war soviel näher. Die Spitze der aristokratischen Nase berührte schon fast ihre Haut der Wange.

Ihre Augen waren in die Augenwinkel gewandert und blickten von oben herab in den Blick von Rebekka. Der kurze Moment, zog sich in der Gefühlswelt von Kathleen zu einer Ewigkeit hin.

Erst war es nur eine ganz leichte Berührung, als die Zunge von Bekka den Honig anstupste. Kathleens Puls raste, ihre Unterlippe begann zu zittern. Ihr war warm – nein nicht warm. Heiß. Obwohl es ein angenehm kühler Morgen war. Es dauert bis die Zungenspitze mutiger wurde. Sie hatte dem Blick so lange stand gehalten wie sie konnte, aber als sich die Lippen von Bekka um den Mundwinkel von Kathleen niederließen, ihre Zunge sanft den Honig, Schicht für Schicht, Tropfen für Tropfen abtrug, schlossen sich ihre Lider wieder. Ihr Atem ging tief und gleichmäßig, aber hörbar und vibrierend vor Erregung.

Es war kein Kuss, nicht so ein Kuss wie in dem Club damals. Aber es war erotischer, viel erotischer. Vielleicht das erotischste das Neska je erlebt hatte. Hier zu sitzen, im Schneidersitz, diese wunderschöne Frau vor sich, die vorgebeugt, durch die weißen Bettlacken in dem warmen Sonnenlicht durchfluteten Raum sich Sekunde für Sekunden einem Kuss annäherte.

"Bekka." hauchte Kathleen an den Lippen der Anderen vorbei, und legte die eigene Hand auf die der schwarzhaarigen Agentin in ihrem Gesicht. Es war ein Tonfall zwischen flehender Bitte um Mehr und um Aufhören.

Kathleen war überreizt. Ihre Haut prickelte über all an ihrem Körper. Sie konnte inzwischen den Stoff ihres Oberteils gegen ihren Brustwarzen kratzen fühlen – obwohl er sehr weich war. Alles an ihr brüllte nach mehr. Nach aufhören. Das erste Mal in ihrem Leben wusste sie nicht wo ihr der Kopf stand. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie wusste nicht was sie wollte – doch das wusste sie genau. Aber sie wusste nicht ob sie es wollen sollte.

Aber noch bevor sie sich aufraffen konnte einen klaren Gedanken zu fassen. Schlossen sich die fremden, so sinnlichen Lippen auf ihren eigenen.

Es war als würde ein Stern in ihrem Hinterkopf explodieren. Immer noch zärtlich und mit einem tiefen Gefühl von Intimität geprägt, erwiderte Kathleen den Kuss. Öffnete ihre Lippen für Rebekkas Zunge und ließ sie ein.

Hatte sie gerade gestöhnt? Sie wusste es nicht, in ihren Ohren rauschte es als hätte ihr jemand eine Muschel darüber gestülpt. Kathleen war so erregt das sie nicht mal realisierte wie Rebekkas Hand von ihrer Hüfte seitlich und nach oben wanderte zu Kathleens Bauch. Sich dabei geschickt unter das Shirt geschoben hatte um ihre empfindliche Haut unter dem Nabel mit dem Daumen zu streicheln.

"Bekka…" nuschelte sie in den Mund der Angesprochenen, die ihren Satz beendete, in dem sie ihre Zungen beruhigend und fast liebevoll in einen neuen Tanz verwickelte. Diesmal antwortete Kathleen vollständig, ließ ihre eigene Zunge um die von Bekka gleiten. Sie versuchte sich aufzurichten und Bekka nach hinten zu schieben, nach hinten in die Kissen zu drücken. Obwohl immer noch im Kuss gefangen, hatte sie keine Chance. Genauso gut hätte sie versuchen können die Wand zu verschieben. Sie konnte fühlen, wie die Muskeln der Anderen sich bewegte und zu arbeiten anfingen. Der Druck auf ihren Unterbauch sich leicht verstärkte und Bekka sich aus ihrer Hocke nach vorne schob. Kathleen nun selbst auf den Rücken drückte, gegen ihren Widerstand und ihre Körperspannung.

'Mein Gott ist die Frau stark…' schoss es Kathleen zwischen Erregung, Überraschung und Widerwillen sich unterzuordnen, durch den Kopf. Sie wusste dass die Freundin kräftig war, obwohl sie nicht so aussah. Aber das sie ohne ein Zeichen von Anstrengung, ihr so überlegen war, war einschüchternd. Einschüchternd und sehr erregend. Kathleen keuchte als sie nach hinten fiel und sich der Kuss löste. Bekkas kräftige Hände sie auf den Rücken zwangen.

Die Bettdecke schmiegte sich weich in ihren Rücken, der halb entblößt war, da Bekka ihr das Shirt bis unter die Brüste hoch geschoben hatte. Die Hand der Deutschen ruhte leicht und spielerisch, aber mit genug Kraft so zwischen ihren Brüsten, genau über ihrem Herz, das Kathleen nicht mehr hoch konnte.

Rebekka hingegen kniete über ihr. Ein Knie neben ihrer Hüfte, eines nur wenigen Zentimeter vor ihrer empfindlichsten Stelle, zwischen den Schenkel, ragte sie gerade über ihr auf. Blickte auf Kathleen herab. Kathleen zitterte. Vibrierte innerlich und schloss die Augen um ihre Sinne zusammeln.

Rebekka lächelte und sah auf ihre Chefin hinab. Ihre Freundin. Die Frau die ihr am meisten bedeutete. Die am meisten Einfluss auf sie gehabt hatte und hatte. Mehr sogar als ihre Mutter und jede 'beste' Freundin. Sie ließ ihren Blick wandern über den schmalen Körper, die Weiblichkeit die sich bei Kathleen durch Fragilität selbst darstellte. Ein schlanker, zerbrechlicher Körper der ohne Zweifel weiblich war, obwohl er fast ohne Kurve war. Sah man mal von ihrem unglaublichen Hinterteil ab. Seit Gestern Nacht wusste sie kaum wo ihr der Kopf stand. Zu viele Gefühle. Zu viel von allem. Sie hatte Kathleen immer nahe gestanden. Sie faszinierend und anziehend gefunden, entgegen all ihren normalen sexuellen und romantischen Gefühlen. Aber nach dem Trauma – dem 'Vorfall' – war sie gewiss kaum interessiert gewesen an irgendwas. Aber gerade die Beiläufigkeit mit der Kathleen ihr persönlich geholfen hatten. Ihr nahe gewesen war. Wie sich diese Beziehung entfaltet hatte. Die Hingabe die sie empfunden hatte. Die sanfte Zärtlichkeit im emotionalen Umgang. Alles war zu viel gewesen und sie hätte Gestern am Strand nichts lieber getan als sich hinzugeben. Sich fallen zu lassen. Sie war verletzlich gewesen. Sehr. Aber genau das Kathleen das verstanden hatte und ihr Raum gegeben hatte, über jedes eigenes Interesse hinweg, diese Tatsache, diese scheinbare Kleinigkeit, die fachte jetzt ihr Feuer an.

Sie konnte nicht sagen wie sehr sie schon einmal jemand gewollte hatte. Auf jedenfalls noch nie eine Frau. Nicht aus eigenem, tatsächlichen gefühlten Antrieb. Wenn nicht jetzt. Sie sah auf die Frau hinab, die so harmlos und zerbrechlich wirkte. Das feuerrote Haar, da sich wie ein Kranz um ihren Kopf, fast übertrieben kontrastreich gegen das weiße Bettlaken abzeichnete. Die Linien ihrer Körpers, ihrer Erregung unter ihrem Shirt, die deutlich zu sehen war. Bekka lächelte und anstatt dem Kuss, der besser gewesen war als alles was sie bis hierhin erlebt hatte, weiter zu folgen. Griff sie ihr eigenes Oberteil, ein billiges weißes Hemd aus Leinen, und zog es sich über den Kopf. Fühlte ihre eigene nackte Haut. Die makellose Kälte der Morgenluft die ihre eigene Erregung nur anfachte, anstatt sie zu kühlen.

Sie grinste und drehte sich leicht mit der rechten Schulter vor, in dem sie ein Hohlkreuz machte, um ihre eigenen Konturen zu betonen und ließ sich langsam nach vorne gleiten. Schob ihr linkes Knie bewusst vor bis es neben Kathleens Taille ruhte, stützte sich mit der rechten Hand neben dem Hals der Anderen ab und ließ ihr Gesicht weniger als einen Zenitmeter, Nase an Nase schweben.

Genoss den Moment des Augenkontaktes und senkte dann ihr Gesicht bis ihre Lippen wie selbstverständlich die weiche, unberührte Haut unter dem Ohr von Neska fanden. Und einen ersten Kuss dort hin hauchten.

Es war nicht das erste Mal das Kathleen eine Frau nackt sah, oder zumindest barbusig. Auch nicht das erste mal das sie eine derartige in Szene setzen sah. Aber noch nie hatte sie es so, einmalig, so perfekt oder gar so hingebungsvoll gesehen. Ihre Augen schienen unzureichend um die Schönheit einer jeden Rundung von Rebekkas Brüsten einzufangen. Es hätte gar nicht genügend Worte gegeben, in keiner Sprache und keinem Sprachgebrauch – und sei es Shakespeare selbst. Sicher ein Mann hätte sie einfach nur Geil gefunden oder erste Klasse. Aber Kathleen war kein Mann. Sie hatte unzählige Brüste gesehen, sei es im Sportunterricht, im Fitness Studio, in Umkleiden. Ein Mann hätte schon sehr Pornoadictive sein müssen, um das auszugleichen. Aber diese Perfektion war ihr noch nie begegnet.

Doch bevor sie auch nur eine Hand hätte ausstrecken können, um sich mit ihrem Tastsinn zu versichern dass die tränengeformten, wohligen, vollen Rundungen echt waren, hatte sich Rebekka längst zu ihr hinab gleiten lassen. Verharrte einen Moment über ihr und genoss offensichtlich den reinen Augenkontakt. Dann fand ein erster, gehauchter Kuss ihren Hals, knapp unter den Ohren und die Erregung schien für einen Moment zu explodieren. Als wäre sie ein Instrument mit gespannten Saiten, das Rebekka nur zu spielen brauchte, und Kathleen war vollkommen im Reinen damit keine Kontrolle zu besitzen.

Während sich die Lippen küssend den Weg bahnten von ihrem Hals hin zu ihrem Schlüsselbein und Welle um Welle von Gänsehaut über ihren Rücken sandten, hob sie leicht ihre Hand, legte sie auf die nackte Flanke von Rebekka und strich mit ihren Fingerspitzen empor.

Ein Räuspern holte Kathleen (http://www.youtube.com/watch?v=Om3lPqz750I) aus ihren Gedanken. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. "Angela." stellte sie lakonisch fest, griff das Glas mit Rum und schüttete ihn in den Tee. "Setz dich doch." Die Latina betrachtete Kathleen aus zusammengekniffenen Augen, und legte eine Hand auf den Sessel in dem gerade noch Black gesessen hatte. Neska konnte den Zweifel in den Augen der Frau sehen ob dessen was vor ihr lag.

Doch dann setzte sie sich.
"Ich hätte nicht gedacht dass du hier her kommen würdest."
"Bitte?"
"Nun ich hätte nicht damit gerechnet dass du dazu gehörst."

Angela überspielte die Frage in dem sie dem Kellner signalisierte das sie auch einen Tee wollte. Dann sah sie Kathleen direkt in die Augen und überschlug die Beine. Kathleen atmete durch und setzte sich gerade auf, während die Andere ihre Tasse Tee bekam..

"Was hat dich nur angetrieben?" Angela beugte sich vor und versuchte durch das festhalten ihrer Tasse Tee zu verbergen dass ihre Hand zitterte. Doch wie immer, es blieb Kathleen nicht verborgen. Sie lächelte schmal und legte den Kopf schief.

"Mache ich dich nervös?" fragte sie anstatt einer Antwort und hob eine Augenbraue.
"Immer."

"Dann frage ich mich, was dich angetrieben hat." "Bitte?" "Wir sprechen doch weniger über meinen Verrat, also über deinen. Oder nicht?" sie machte eine kurze Pause. "Wobei, mehr über euren. Nicht wahr?"

Angelas Kiefer verkrampften sich und sie sah Kathleen starr in die Augen. Kathleen atmete tief durch und hielt ihre Hände ruhig im eigenen Schoss liegend. "Vor weniger als ein paar Stunden habe ich jemanden den Rat gegeben, dass es immer das eigene Haus ist." Kathleen schloss die Augen und ließ ihre Gedanken wandern. Die Luft war angenehm warm. Es war nicht der ruhige zurückgezogene Ort den sie sich gewünscht hätte. Es war nicht die Zeit die sie sich als Kind gewünscht hätte, und auch nicht als Erwachsene. Aber jetzt hier. War es genau das richtige. Es gab niemand der das Spiel besser beherrschte.

"Die Frage die du mir gestellt hast." begann sie erneut und zog aus ihrer Tasche eine einzelne Zigarette. Drehte sie lange und bedachtvoll in den Fingern. Dann hob sie den eigenen Blick von dem kleinen Sargnagel und sah der Freundin ins Gesicht. Und es fehlte die typische Härte die sonst drin lag. Die Überlegenheit war hinfort gewaschen. Denn niemand war stark genug im Angesicht von Schicksal und Karma zu sein, wer er immer war.

"Es wird Zeit das du dir eine Zigarette anzündest." schloss Kathleen praktisch selber das Kapitel und ihre Stimme war leise und matt.

Angelas Augen wurden groß wie Untertassen. "Bitte?" hauchte sie nur und starrte ungläubig auf die Hände der anderen die sich eine Zigarette anzündete.

"Bitte?" wiederholte die Latina und schluckte schwer.
Kathleen steckte sich die Zigarette zwischen die eigenen Lippen und nahm einen tiefen Zug. Füllte ihre Lungen mit dem blauen Dunst und genoss die beruhigende Wirkung für ihre Nerven. Denn ihre Hände hätten längst selbst zu zittern begonnen, wäre sie nicht überzeugt gewesen das es notwendig war.

"Das kannst du nicht ernst meinen. Denk doch nur an Henrietta." Angela hatte sich in ihrem Stuhl aufgerichtet und starrte auf Kathleen herab. Doch die sah an der Anderen vorbei und durch das Fenster des Cafés hinaus über die Straße und weiter über den Park zu dem hohen Gebäude, und dessen einem offenen Fenster. Bohrte ihren Blick hinein in das Visier des Mannes, der durch das Zielfernrohr sie fest im Blick hatte.

Schlug die Augen nieder und atmete tief ein und aus. Henrietta.

'"Mami?" "Ja Principessa?" "Ich hab dich lieb."'

Henrietta. "Für Henrietta ist gesorgt." "Wir werden uns um Sie kümmern." Kathleen musste umgehend lachen und schüttelte leicht den Kopf.

"Ach Angela. Wie immer." Sie nahm die Zigarette aus ihrem Mund und sah sie einen Moment lang an. Eines Tages würden sie diese Dinger umbringen. Wer hätte gedacht das es stimmen würde.

Für einen Moment dachte sie an die Menschen die diese eine Zigarette gefertigt hatten. Wen die gewusst hätten. Hätte sie es überhaupt interessiert? Möglicherweise nicht.

Manchmal war es nichts anderes als los lassen. Sie hatte ihre Vorkehrungen getroffen. "Wie immer." sie streckte den Arm aus überbrückte die schmale Distanz zwischen sich und Angela. "Bin ich euch einen Schritt voraus." sie steckte der Frau die Zigarette zwischen die Lippen und atmete ein letztes Mal aus. Strich ihre Kleidung glatt, mit einer beiläufigen, harmlosen Bewegung. Sah Angela in die Augen und es war ein Blick wie die Frau ihn noch nie gesehen hatte.

Er sprach von Tod und Sieg. Härter und schärfer als alles was Kathleen ihr je gezeigt hatte und zeigen hätte können. Ein Blick von Überlegenheit und Kraft.

Dann brach der Blick als Kathleen erneut an ihr vorbei blickte. Hoch in das Haus. An dem Schützen vorbei, dessen Finger sich krümmte. Und obwohl sie sich nicht sicher sein konnte. So traf ihr Blick die Augen des Mannes der neben dem Schützen stand. Ihre Haltung straffte sich ein letztes Mal.

Zwei Blicke trafen sich und die kalte Einsicht übertrug sich von Angela auf den Mann, als sein blaues und sein grünes Auge sich vor Schreck weiteten, seine rechte Hand in Zeitlupe von dem Fernglas glitt um den Schützen zu stoßen. Und wie im selben Moment Angela aufsprang die Arme begann über den Kopf zu reißen.

Niemand hörte den Schuss – und später würde niemand sagen können ob der Schuss die rothaarige Frau traf bevor oder nachdem die Frau ihr gegenüber aufgesprungen war. Aber diese Sekundenbruchteile reichten.

Kathleen lächelte und hielt den Blick stur dem Ende entgegen. "Schach…"

Für Sie würde es keinen offenen Sarg geben.

Angela erstarrte in der Bewegung als ihr das Blut ins Gesicht und über den Oberkörper spritze. Den Blick auf die Beine geheftet die als einziges in ihrem Sichtfeld waren, da das Projektil die Frau, die einmal ihr Mentor gewesen war, hintenüber gerissen hatten. Samt Sessel auf den Rücken geworfen hatte.

Und für einen langen Moment schien das Universum zu schweigen, als es den Kopf neigte vor Demut.
"Kathleen…" es war eine leise Frage. Aber es kam keine Antwort. Nur der Lärm der Panik der das Lokal ergriff als die Anwesenden die Flucht ergriffen, schreiend und kreischend. Jemand rempelte Angela an, als er an ihr vorbei rannte, zum Ausgang. Doch das einzige was sie tun konnte war ungläubig auf die Beine zu starren die als einzige übrig zu sein schienen von ihrem Blickwinkel.

"Du dumme…!" es packte sie ein Anflug von Wut und sie schlug mit der flachen Hand auf das Schienbein das leblos über die Sitzkante baumelte. Dann schlug sie noch mal zu. "Du…" dann schossen ihr die Tränen in die Augen und weniger als eine Sekunden später der erneute Schreck. Als Kathleens Omnitool zu blinken und zu flackern begann.

Sie starrte auf den leblosen Arm, um den der Rosenkranz gewickelt war. Tausende von Zahlen und Zeichen schossen in einem Holo herum. Tanzten ihre eigenen Tanz. Als Millionen von Datenpaketen von Server zu Server hüpften. Sich im Extranet verbreiteten. Ihren freien Lauf nahmen. Nur um Sekunden später zu verschwinden und das Omnitool, als rauchendes Stück Schlacke zurück zu lassen.

"Was zum Teufel?"

Kathleen Benedict
01.09.2012, 00:00
Teil 2

Die Datenpakete waren tatsächlich anfänglich wenig mehr als nur Pakete. Einser und Nullen, die durch den weiten Raum der Unendlichkeit rauschten. Von Server zu Server. Planet zu Planet. Galaxie zu Galaxie. Und mit jedem Zwischenstopp, jeder neuen Umleitung trafen sich die Pakete und wuchsen zusammen, sammelten andere Pakete auf die dort vor langer Zeit abgespeichert worden waren. In wenigen Nanosekunden, bauten sich Befehle zusammen. Ganze Programmketten.

In einigen Ecken der Galaxie gingen Server in die Knie, andere flackerten Auf wie ein entzündetes Streichholz. Rechner und Computer die nie hätten miteinander kommunizieren dürften tauschten Reden und Informationen aus die eine Bibliothek hätten füllen können. Konten wurden aufgelöst und andere eröffnet. Akteinpakete wurden verkauft.

Schoben durch die Preisverschiebungen andere Programme die gar nichts mit diesem kleinen Sturm zu tun hatten an, da Schwelwerte überschritten wurden. Aktienkurse sackten in den Keller von ganz bestimmten Firmen. In einem andere Winkel der Galaxie fiel die Energieversorgung einer Station aus und entriegelte damit eine Panzertüre, die kurz darauf geöffnet wurde.

Dann wandte sich der Wurm herum und einzelne Mails gingen in Zusammenhang mit Videos und vertraulichen Nachrichten bei verschiedensten Nachrichtenagenturen und Sendern ein. Eine einzelne Nachricht wurde über einen geheimen Allianzkanal durch den persönlichen Code von Kathleen an die Midway geschickt und gab das Paket frei das man dem Captain des Schiffes überreicht hatte.

Auf Omega erhielt eine Gruppe von Söldner eine Zahlung, die sie veranlasste wenige Sekunden später eine Wohnung in die Luft zu jagen, während auf der Erde ein Kellner den Drink eines alten Mannes vergiftete.

So schnell alles sich aufgebaut hatte. So schnell erstarb auch der Sturm. Der digitale Lindwurm verging in einem Sturm aus Feuer und Viren die ihn in der Mitte zerrissen. Ihn tilgten und alle seine Spuren, bevor jemand auch nur erahnen konnte was gerade passiert war. Die Welt war immer noch die Selbe. Ein paar Leute waren ärmer, andere reicher, aber niemand den die Öffentlichkeit kannte. Einige Wesen wussten nun mehr, andere weniger. Aber auch das würden nur wenige erfahren.

Das einzige was sicher bald alle wissen würden, war die Tatsache das Kathleen Benedict von Agenten von Cerberus erschossen worden war.

Doch bevor der Wurm sich dem aussichtslosen Kampf ergab, ging eine letzte Nachricht über das Netzwerk. Sie trieb durch die stürmische virtuelle See und landete schließlich in dem Com eines kleinen Mädchens.

***


Henriettas Com piepte. Das Mädchen hatte vor dem Fenster gesessen und hinaus gestarrt. Sie war nicht überrascht. Sie hatte darauf gewartet. Seit sie die Wohnung in den Allianzquartieren verlassen hatten, hatte sie darauf gewartet.

Das Mädchen straffte ihre Haltung und glitt von der Sitzfläche des Sessels. Trat zu dem kleinen Tisch der direkt vor dem Fenster stand. Schob das Glas mit Wasser zur Seite und zog den Hasen zu sich heran. Hob ihn einen Moment an, um in das Gesicht des Kuscheltieres zu schauen. Dann atmete sie tief durch.

Pakte das Plüschtier und drehte es herum. Griff in ihre Hosentasche und zog ein kleines Messer hervor, das sie dort gut verborgen hatte. Ließ es aufschnappen und ignorierte die überraschten Blicke in ihrem Rücken, der Erwachsenen die um einen Tisch herum gerade Pläne diskutierten.

Mit geschickten Fingern öffnete sie, mit der scharfen Klinge, die Naht am Rücken des Hasens. Die gesamte Länge, dann klappte sie das Messer an ihrem Oberschenkel wieder ein und steckte es zurück in die Hosentasche. Ihre Hände tauchten in die weiße Füllung ab und förderten einen Holzwürfel hervor, sowie eine – veraltete – kleine, schlanke Pistole. Sie stellte den Würfel ruhig neben sich auf den Tisch und lud mit geübtem Griff die Waffe durch, sicherte sie und steckte sie dann, trotz des eingebauten Schalldämpfers seitlich in ihre Jacke.

Dann schnaubte sie, griff den Würfel und ging zu den Erwachsenen hinüber. Schob mit ihrem Fuß einen Stuhl zu recht und stieg über die querstreben unter der Sitzfläche darauf. Stellte den Würfel auf den Tisch und griff nach der Fernbedienung des Fernsehers der über ihnen in der Ecke hing.

Ohne ein weiteres Wort der Erklärung aktivierte sie das Programm und schaltete auf einen bestimmten Nachrichtensender.

"Wir unterbrechen unser aktuelles Programm für eine Eilmeldung. Uns erreichte so eben die Nachricht dass erneut ein hochrangiger Offizier der Allianz getötet wurde. Es handelt sich nach ersten, noch unbestätigten, Berichten um Captain Benedict, die offiziell als Militärattache erst vor kurzem Ihre Stelle auf der Citadel angetreten hat.

Nach unseren Informationen wurde sie in einem Cafe in der Nähe des Präsidiums erschossen…."

Henrietta stellte das Gerät auf stumm. Und starrte einen langen Moment noch auf die Holofläche, auf der die Asari noch weitere Informationen verlas. Dann wandte sich ihr Blick zu Konrad. Die Augen klar und bestechend ungetrübt.

"Würden Sie mir bitte den Rosenkranz geben Konrad." sie streckte ihm die Hand entgegen. "Damit wir das Paket öffnen können, das Mutter uns hinterlassen hat?"

Octavian Visconti
06.09.2012, 03:09
Citadel: Die Bezirke #2

Auf dem schleppenden Weg von einem Arm der Citadel, zu Claudias Wohnung, gab es nicht viel Gesprächsstoff zwischen Sejan und Octavian. Die karge Tristesse im Shuttle reflektierte dabei nur Octavians Gemütszustand, auch wenn der freiwillige Chauffeur sein bestes tat um Octavian aufzumuntern, auf seine eigene verquere Art und Weise. Ein Drink, ein paar Lästereien über die quarianischen Angestellten und die Überzeugung, dass es sicherlich niemand aus der Familie war, der Vater ermordete, was sich in einer – selbst für seine Verhältnisse – ungewohnt löchrigen Argumentation offenbarte. All dies half Octavian reichlich wenig, während Sejan seinen Redefluss mehr ins Philosophische hineinsteigerte und sich dabei letztendlich sogar sich des Chardinismus bediente um seinen Punkt überzeugend Octavian vorzubringen. Jener litt jedoch zunehmend an den fiebrigen Zuständen, die seit seinem Gefängnisaufenthalt sich etabliert hatten und durch den Sturz in den Teich und der Begegnung mit Demvros nur heftiger wurden. Es war ihm keine Verschnaufpause gegönnt, es ging auf und ab. Sowohl mit dem Gemüt als auch mit dem Körper. Hustenanfälle im Shuttle waren nichts Seltenes und Sejan warf ihm wieder einen sorgenvollen Blick durch den Rückspiegel zu.
„Jedenfalls, und hier unterscheiden sich alle Autoren von ihm, er war keineswegs gewillt, seine Charaktere schwach erscheinen zu lassen, wenn sie etwas zugaben, wenn sie nicht mehr weiter wussten. Es war natürlich, verstehst du? Und aus dieser natürlichen Komponente entsteht ein Gefühl als dass es sein muss, dass es gar nichts anders kommen kann. Kein Quatsch von Schicksal, sondern von der unausweichlichen Thronablöse, der Vater muss seinen Söhnen Platz machen. Und nun ja, der interessanteste Charaktere war derjenige, der...“
Octavian überlegte sich ob er aus dem Shuttle bringen sollte, ein Autor, ein Idol von Sejan – und auch von Octavian. Aber das war nichts, zu wenig um ihn von den Gedanken abzulenken, die ihn kontinuierlich plagten. Vatermord. Es hallte stets im Kopf, wie ein Echo. Wie konnte man annehmen, er wäre nicht der Mörder, es wäre dreist die Beweise zu verleugnen. Machenschaften mit einem Verbrecher Syndikat, die zwiespältige ménage à trois zwischen Vater, Claudia und ihm, die Ausweglosigkeit, wurde er doch von Octavian selbst in die Enge getrieben, für seine Vorhaben benutzt, letztendlich der Zorn Vaters und die Wut auf eben jenen. Um sich vorzustellen dass Lepidus ein Mörder war, musste man zurückkehren. Jung und aufstrebend, nicht unbedingt ein Vorbild für den launischen Kindskopf Octavian in der frühen Zeit, aber Lepidus hatte stets einen außerordentlichen Willen an der Spitze zu sein, ein Ehrgeiz, den er direkt von Vater geerbt hatte – und damit ließ er Antonius und Octavian nichts mehr übrig. Anstatt aber sich bei Corefield Design einzunisten, hatte auch Lepidus seinen eigenen Weg gewählt – auch wenn es auch als der Weg des geringsten Widerstands erscheinen mag. Die Firma des Großvaters verwalten, für Jahre hinweg auf Erfolgskurs. Dann schlugen die Finanztransaktionen zu, die Erde und deren wirtschaftlichen Entwicklungen – Pech im Spiel hatte es Lepidus genannt. Ein Spiel, nun war es keines mehr, wenn es denn je eines war. Spielmetaphern, immer die leichteste Begründung für jene die alles gewannen oder verloren. Die Firma des Großvaters, ein Speditionsunternehmen mit mehreren hundert Frachtern, litt unter den Nachwehen der jüngsten batarianischen Auseinandersetzungen mit Piraten. Zig Lieferungen wurden entwendet, die Liquidität des Unternehmens litt stark darunter. Durch den Fall des Aktienkurses und missglückte Investitionen in andere Geschäftsbereiche kam es schneller als erwartet, dass Lepidus Konkurs anmelden musste. Die Firma aufgekauft, er entlassen. Es gab nur einen Heimathafen für ihn, dort hieß man ihn willkommen. Im Angesichts von Vatermord konnte man schwer darüber nachdenken, was dies bedeutete, was anders hätte sein können, aber Lepidus war ein Gewinn für das Unternehmen, schien es. Zumindest in Octavians Laiensicht. Jetzt war er zu weit weg, er hatte den Rubikon überquert. Und wenn das alles ist was er tat, konnte er sich noch glücklich schätzen.
„Wenn Pavel von der Dreifaltigkeit sprach, so schwamm bei Vater… eurem Vater, stets ein gewisser unterschwelliger Hauch von Zweifel mit ein. Nibiru V; das Kloster dort. Ein paar Jahre hat er dort verbracht, daran erinnerst du dich? Ich hab ihn besucht, ich sah es irgendwie als meine Pflicht an. Ungewöhnlicher Planet, keine Elektronik und Technologien. Als wäre man in der Steinzeit. Und Pavel erlangte dort die Offenbarung, sagt man sich. Aber keine wirkliche Offenbarung, nein, sondern er hat dort entdeckt, dass es nichts mehr gab. Er war am Ende der Galaxie angekommen und von dort an, konnte er nie zurückkehren. Sein Gott ist nur eine Rückkehr, kein Schritt nach vorn. Als würde er sich in alte Denkweisen flüchten, weil er die Simplizität nicht ertragen konnte. Keine Ordnung und kein Chaos, keine Erleuchtung und schon gar kein Wille. Nur das Leben, in seiner Qual.“
„Aber hinter all diesen Sternen, gibt es etwas. Etwas muss dort sein.“
„Vermutlich die Vernichtung.“
„Oder die Erlösung. Es ist nicht so“, Sejan hatte es geschafft Octavians Gedanken abzulenken, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, „als würde ich mich weigern zu glauben, an den Allmächtigen. Aber, es ist nur, es ist schwer. Jetzt mehr denn je.“
„Hm, und dabei dachte ich immer, du wärst der starke, der gesunde von allen?“
„Also im Ringen hat mich Antonius immer fertig gemacht“, witzelte Octavian und schmunzelte, zündete sich eine Zigarette an. Sejan tat es ihm gleich.
„Deine Brüder sind schwach, ich habe es dir schon immer gesagt. Kein Kunststück. Und dein Vater, er war verrückt gegen Ende. Faselte unaufhörlich von Quarianern, der Allianz, deinen Batarianern. Das Feuer des Testaments war ein Vorbote der totalen Vernichtung. Eine Ankündigung, eine Mahnung.“
„Wollte er denn das?“
Sejan blinzelte ihm durch den Rückspiegel zu, als meinte er, dass Octavian die Antwort wüsste und dann setzte er nach, „Ich glaube ich kenne ihn besser wie du scheinbar.“
„Gut möglich. Nur, Pavel meinte, er würde klar sehen.“
„Tz, als würde Pavel klar sehen. Oder der Therapeut.“
„Du wusstest von ihm?“
„Natürlich, mir entgeht nichts.“
„Dann sag mir, wer ist der Verantwortliche?“
„Als würde dir das weiterhelfen:“

Es wäre ein Anfang gewesen. Sejan, man konnte nicht recht schlau aus ihm werden. Über ihnen erhoben sich die Apartmentkomplexe des Viertels, schäbige Blockbauten, aber gigantisch im Ausmaß. Hundert Stockwerke hoch die meisten, als würde deren Lift nach oben schon Tage dauern. Claudia wohnte in einem der kleineren Bauten. Mit hitzigem Kopf blieb alles nur noch mehr verschwommen. Ein Hauch von Wind flüsterte ihm ins Ohr immer wieder den Namen seines Bruders, er wollte ihn hören. Bruderliebe. Und Vatermord.
„Der Tod deines Vaters war nicht wirklich eine Tragödie“, setzte Sejan nach, „du denkst jetzt nur so. Als wäre es das Ende, aber im gewissen Maße hat er neue Möglichkeiten, Entwicklungen freigesetzt. Die Welt, sie ist wieder aufregend. Nicht so langweilig, wie noch vor ein paar Tagen. Als alles seinen gewohnten Gang ging, der Sezuluv Index und die Allianz und alles war Friede-Freude-Eierkuchen.“
„Ganz schön fies und langweilig war es nie.“
„Ah, aber du verstehst meinen Punkt, nicht? Die Welt schreit nach Tatkraft und wir bewegen sie. Jeder einzelne Mensch. War es das nicht immer worauf du so stolz warst, auf die Menschheit?“
„Auf die Menschheit, vielleicht. Nicht auf die Menschen.“
„Und ich dachte immer, ich wäre ein Misanthrop?“
Octavian nahm noch einen letzten Zug von der Zigarette, dann speckte er sie aus dem Fenster. „Nein, du fühlst dich nur ignoriert.“
„Heh, das mag es sein. Danke dass du Notiz von mir nimmst.“
„Du bist mein Chauffeur. Ich muss dir ja sagen wohin es geht.“
Die beiden lachten kurz und blickten sich dann gegenseitig durch die Spiegel an. Sejan entschloss sich dazu eine Sonnenbrille aufzusetzen, ein reiner Gag aus Lust und Mode heraus. Octavian klappte eine der hinteren Schubladen auf und sah einen kleinen Behälter voller Alkohol, packte ihn. I don’t feel better when I’m fucking around. Geköpft und ab damit, die Gahle runter. Bitter, schmerzhaft. Reparatur. And I don’t write when I’m stuck in the ground. Irgendwie genüsslich, aber nicht vielsagend. Außer über den Konsum von Spirituosen vielleicht, aber manchmal – ja, manchmal ist es dir auch scheißegal wenn du schon um 15 Uhr betrunken durch die Gassen torkelst. Lepidus war niemand dieser Sorte, er war zu sehr von der Meinung anderer abhängig. Octavian und Antonius waren anders, eher Vertreter dieser ,Fuck you, that’s why`-Mentalität, die heutzutage so viele Wesen zu plagen schien, vielleicht waren sie auch einfach nur dieselben Egomanen wie ihr Vater. Aber Lepidus, er verstand es Fassaden aufrecht zu erhalten, selbst als ihm Antonius eine Faust ins Gesicht donnerte und er standhielt, vor den Trauergästen, vor dem Publikum, im Mausoleum, eigentlich im Kolosseum – Gladiatoren, die Respekt erweisen dem toten Cäsar. Zu sehr war er abhängig vom Lob anderer, von Bestätigung, für seine Taten, für seine Art, für sich selbst. Keine Selbstbestätigung – kein Selbstvertrauen, von Vater auch nichts? Octavian kannte es, ob er es wohl auch getan hätte, schoss ihm in den Kopf. Zu viele Problematiken. Nie, nein. Oder doch. Nein, nie. Oder doch?

Die Blockbauwohnung war hoch oben, hätte als Dachgeschosswohnung bezeichnet werden können, nur ragte dann noch ein anderes Gebäude, über Claudias Zuhause, das zwar nicht mit dem grauen Haufen aus Beton und Metall verbunden war, aber trotzdem darauf aufgebaut war. Komplizierte Architektur, hatte was salarianisches an sich. Davor geparkt, gingen sie über eine Allee mit ein paar Bäumen geschmückt, die eher wie Sträucher wirkten und das letzte Mal wohl vor paar Wochen Wasser sahen. Insgesamt recht nett, ein wenig idyllisch. Aber auch nichts Besonderes. Das Viertel hier hatte mehr was von einem Flüchtlingslager, so hochgezogen aus dem Nichts wirkten die Gebäude. Keine wirkliche Persönlichkeit, nur Stahl und Stein, sowie noch paar andere Materialien, deren Erwähnung die Seiten sprengen würden. Sejan war wieder in einem Redeschwall abgedriftet, diesmal die Politik der Flotille und das Octavian schon eine gute Gegenposition gegenüber Antonius einnahm, aber noch viel härter argumentieren sollte in Zukunft, gerade jetzt nach Vaters Tod. Er erwähnte auch Corefield Design und dass er sich vorstellen könnte, dort zu arbeiten, vielleicht sogar unter Octavians Kommando. Daraufhin fragte Octavian ein wenig amüsiert, ob er denn irgendwelche Expertisen aufzuweisen hätte und Sejan grübelte und meinte nur, er könnte ganz gut kämpfen und wäre auch sonst auf Zack, und sowieso, so Octavians Eindruck, hielt sich Sejan für das letzte Genie in dieser Galaxie, was – wenn man diesen Hobbyphilosophen ansah – vielleicht gar nicht mal so unwahr war, auch wenn der Gedanke daran durchaus einen traurig stimmen konnte. Ein paar Kinder spielten mit ihren Bällen an die Häuserwand und der Hausmeister war gerade auf dem Weg zu ihnen um sie davon abzubringen, wodurch die Beiden einfach nur eintreten konnten. Einen Lift gab es nicht im Gebäude, was sicherlich merkwürdig war, aber die Stufen schienen zumindest gefegt zu sein und die paar Stockwerke würden sie schon schaffen. Auf dem Weg hinauf quasselte Sejan wieder etwas von Kampffähigkeiten und dass der Alte ihm dabei teilweise geholfen hätte, ihm was beigebracht. Nun ja, Vater kannte den Kampf und Krieg auch nur aus Antonius Erzählungen, den Medien und Holovids. Also auch nicht gerade das was man einen Fachmann nennen durfte; er wusste gerade genügend um seine Luger zu bedienen. Octavian erinnerte sich daran, wie Sejan bei seiner Ankunft die Vermutung anstellte, dass es Selbstmord vielleicht war. Und jetzt sollte es also Lepidus sein. Ob Sejan ihn für den Mörder hielt, gut möglich – aber ihn reizte die Mördersuche auch wohl gar nicht so sehr. Es war eher die leidige Verpflichtung für ihn, auch wenn er sich freiwillig gemeldet hat, wobei dies sicherlich nicht aus neuentdeckter Abenteuerlust heraus entstand.
Genauso wie der ganze Komplex war alles recht notdürftig eingerichtet. Es gab zwar Fenster, aber selbst die ließen nur vereinzeltes Licht durch die Spalten, der anderen Gebäude, die vor dem Gebäude standen. Octavian war nie zuvor hier, aber falls Lepidus hier war, war es ein Wunder, dass er noch mit Claudia zusammen war. Und die ganze Umgebung passte nicht recht zu ihrem Charakter, wie sie sich gab in der Vergangenheit, die Kleidung die sie trug, die kulturellen Errungenschaften über die sie prallte. Nun, Octavian sah es als Teilerfolg an, dass er irgendwie durch die Fassade schon früher geblickt hatte und verstand, dass Claudia nicht nur ein Emporkömmling war, sondern noch viel mehr ein Scharlatan war. Gleichzeitig hatte er sich jedoch gewünscht, dies wäre nicht der Fall gewesen, denn er brauchte sie jetzt. Auf der Suche nach Lepidus war sie derzeit die einzige Fährte, sollte Mosquos nichts finden, was noch einige Zeit dauern konnte.

Die Tür zu ihrem Apartment, wenn man die Bruchbude den als solches klassifizieren wollte, war zwar nicht offen, aber dafür aufgebrochen. Das Eingabepad kurzerhand mit einem Kurzschluss deaktiviert, von der Eleganz eines Hackers war der vermeintliche Einbrecher also eher weit entfernt. Schon durch die Tür hörte man das Rumgepolter, wie schwere Stiefel auf dem lauten Parkett-Boden umher stampften, mit roher Gewalt wurden Kästen auf- und wieder zugeschlagen, ein paar Flüche – „Kruzifix!“ – und dann ging auch noch irgendwas zu Bruch, wohl eher aus Wut als aus Unachtsamkeit. Octavian gab Sejan das Signal hinter ihm zu bleiben, aber der dachte nicht mal dran und zog sofort seine Waffe unter seinem Jackett hervor. Mit seinen Bartstoppeln, der Sonnenbrille und seiner Rattenvisage hatte er was von einem Cop der Exploitation-Filmära oder den späteren Holovids des Punk-Noirs, deren Hauptdarsteller meist krude Detektive, vornehmlich salarianischen Ursprungs, waren, unfähig zwei und zwei zusammen zu zählen, dafür aber auf ihren Meskalin- und Red Sand geladenen Trips mal eben die Bude zu Brei schossen, stets unterlegt zu räudiger Punk-Musik, was – Octavians Ansicht nach leider - ein Revival der Sex Pistols und Konsorten damals heraufbeschwor. „Du kannst damit umgehen?“ fragte Octavian perplex, Sejan jedoch entsicherte nur die Phalanx und aktivierte die Zielhilfe. So gut war er also dann doch nicht. Octavian zog ebenfalls seine Phalanx. Normalerweise wäre die wohl im Auto oder zuhause geblieben, aber mit Demvros auf der Citadel war es notwendig sich selbst zu bewaffnen, nur für den Ernstfall natürlich. Dann ging die Tür auf, Sejan sprang zuerst hinein – ganz schön wagemutig, Octavian folgte ihm. „Hände hoch!“ schrie Sejan ohne den Gegenüber zu erkennen, der gerade mit einer Flasche Bier in der Hand ein Datapad noch sondierte und genauso schnell wie die zwei Männer reinkamen auch schon seine Allianz-Waffe gezogen hatte und auf sie richtete. „Octavian“, gab dieser minder überrascht, aber etwas launig zur Kenntnis. „Und das Schoßhündchen.“ Alle drei ließen ihre Waffen senken und verstauten sie zugleich.
„Schau‘ ich auch aus wie ein Batarianer, oder wie?“
„Was machst du denn hier, Grippe?“
„Nachforschungen anstellen, wonach siehst es denn sonst aus? Aufräumen wohl kaum.“
„Das ist mir schon bewusst, aber was machst du hier noch auf der Citadel?“
„Naja, Nachforschungen anstellen“, gab Agrippe neunmalklug als Antwort ab und genehmigte sich einen Schluck vom lauwarmen Bier und fügte dann nach einer Pause hinzu: „Vater ist verschwunden. Da muss ich doch was tun, oder nicht? Und ich wette dieses Miststück hat damit was zu tun.“
„Schon was gefunden?“ Die Wohnung sah verwüstet aus und wirkte als stünde nichts mehr da wo es hingehörte. Vasen an falschen Stellen, Blumentöpfe aufgegraben und die Erde davon mit den Stiefel quer durch die Wohnung geschleppt, Kästen und Regale sperrangelweit offen, Kissen aufgeschlitzt und einige Parkettplatten aufgerissen – alles nur um einen einzigen Hinweis zu ergattern.
„Hm, vielleicht. Kann sein. Auf jeden Fall ist das nicht die Wohnung wie ich sie mir vorgestellt hatte. Also zumindest hat Vater ihr scheinbar nicht viel Geld gegeben.“
„Oder aber sie wollte so leben, im Dreck“, warf Octavian mürrisch ein.
„So schlimm ist es nun auch nicht, aber irgendwie doch…“
„Stillos?“
„Wohl eher zweckdienlich“, meinte Sejan.
Tatsächlich schien das Apartment sehr karg eingerichtet zu sein trotz der Standard-Ware, die sich hier befand, nun mittlerweile hauptsächlich am Boden lag. Octavian hätte Sejan so ein wachsames Auge für Details nicht zugetraut, aber scheinbar kamen solche Fähigkeiten mitgeliefert wenn man die Detektiv-Persona überstreift. Die Vasen waren aus billigem Porzellan, die wohl schon zur Einrichtung gehörten, die Blumen schon lange verwelkt, einige der Schubladen schienen leer zu sein, auf dem Terminal war Staub angesetzt, keine persönlichen Bilder, heißgeliebte Gemälde oder andere Kunstschätze – also war es fast interessanter was nicht im Apartment war anstatt was sich dort befand, nur das half halt auch nicht wirklich weiter. Am deutlichsten war es als Octavian aus der Ferne einen Blick in die Küche warf, die offensichtlich schon länger nicht mehr benutzt wurde, die offenen Klapptüren des Geschirrschranks zeigten Teller, die quer durchgemischt aufeinander gestapelt wurden, als wäre es ganz egal wie sie da standen, der Pfeffer zu weit vom Salz entfernt, keine Gewürze oder Weinflaschen, der Offen blitzeblank und der Mülleimer überraschend leer. „Also wohnt sie hier gar nicht?“
„Doch, natürlich“, meinte Sejan, „nur interessiert es sie nicht wie sie lebt. Und das passt doch wirklich nicht zu ihr.“
„Vater hat mir erzählt, sie wohnt hier seit sie auf der Citadel ist. Nur, was wenn das mit dem Alten, möge Gott ihn selig haben, stimmt – die Affäre?“
„Quatsch“, widersprach ihm Octavian, nur um dann bei einer zweiten Überlegung doch noch zustimmend zu nicken. „Kann sein, wer weiß das schon.“
„Zu spät um ihn zu fragen. Und sie kann über alle Berge verschwunden sein“, gab Sejan noch von sich, ehe Octavian einen Blick durch die Fenster auf die Citadel warf. Ungeputzt. Dennoch eine annehmbare Aussicht.
„Jedenfalls seht ihr ja, dass die Suche ziemlich erfolglos ist“, sprach dann Agrippa weiter, während Octavian weiterhin etwas arg melancholisch rausblickte. „Ein paar Termine habe ich aufgefunden, aber nichts woraus ich schlau werde. Lauter Kürzel und… Codes, wenn man das so bezeichnen will.“
„Codes? Hoffentlich nicht noch eine Agentin.“
„Eben. Oder eine Verrückte, Paranoide.“
„Davon läuft schon einer hier rum“, erwiderte Octavian und als er Grippes fragenden Blick sah, winkte er ab. „Sonst irgendetwas?“
„Zwei Zeitschriften. Einmal das neueste Citadel News-Blatt, im Wirtschaftsbereich sogar ein kleinerer Bericht über Corefield Design. Und so ein Promi-Magazin, Klolektüre.“ Wohl kaum.
Agrippa holte die beiden Magazine während Sejan und Octavian sich noch etwas umsahen. Nichts was auffiel, weiterhalf. Der Corefield Bericht in der Februar-Ausgabe wurde von Claudia – oder sonst irgendwem - markiert, die Seiten waren etwas eingerissen als wollte sie den Artikel rausreißen. Es ging um die Quarianer, mal wieder. Mittlerweile fing dieses Thema an gähnend langweilig und kräftezehrend für Octavian zu werden. Und welch Überraschung, Autorin: Vulvia Terasy, Citadel News. „Diese Hexe“, knirschte Octavian. „Was gefunden?“ – „Vulvia Tersay.“ – „Oh… nicht schon wieder.“
Die leibgewordene blaue Penetranz des Journalismus verschwand also immer noch nicht von der Bildfläche nach allem was passiert war. Investigativer Journalismus, oder wie man das nannte. Neben Vulvias Name stand eine Com-Nummer, wohl ihre. „Du hast irgendwas von Terminen erwähnt?“
„Ich vermute zumindest dass das welche sind. Könnte auch eine Einkaufsliste sein.“ Auf dem Datapad war nicht viel oben, ein paar Nightlife-Fotos von Lepidus und ihr und eben ein paar Notizen. „Könnte tatsächlich ein Terminkalender sein. Mit etwas Fantasie“, warf Sejan über Octavians Schulter ein. P.I. – 1400 – CI: TS2. Was auch immer. Wesentlich interessanter war allerdings jene Notiz von heute in der Früh. V.T. – 1730 – CINHQ? – aha! Viel Zeit hatten sie nicht mehr, Octavian war natürlich determiniert ihnen einen Besuch abzustatten, auch wenn er nicht erwünscht sein würde, aber tja – so wurde ganz automatisch aus dem Date eben eine ménage à trois (wohl eher ein Gang-Bang) mit ihm und den zwei Hobby-Detektiven im Schlepptau.

>> Citadel: Bezirke #2 – Citadel News Hauptquartier

Saori Shimazu
06.09.2012, 20:56
Einstiespost (http://www.youtube.com/watch?v=L24Nb4CJzV4), 09:00, Saoris Wohnung in den Bezirken


Mit einem letzten Druck ihres rechten Daumens bestätigte sie die Überweisung der Sondertilgung, dann legte sie das Datapad ruhig bei Seite. Jetzt bedurfte es nur noch 10 bis 11 Jahre und das Aishou würde alleine ihr gehören - und sie hätte die Bank ausbezahlt. Saori legte ihre Hände vor sich auf den Tisch und schloss die Augen.
Der Kredit war annehmbar gewesen, und da sie auf die Einnahmen des Aishou nicht angewiesen war für ihren täglichen Lebensunterhalt, konnte sie ihre persönlichen Einkünfte aus der Bar und dem Club zu regelmäßigen Sondertilgungen verwenden.

Kein Geräusch war in ihrer kleinen Wohnung zu hören. Genauso wie sie es mochte. Schließlich legte sie die Hände auf die Kante des Tisches, der gerade mal so hoch war das sie kniend mit ihren Oberschenkel darunter passte. Schob sich etwas zurück, und glitt über die Fussballen zurück bis sie in einer Hocke einen Moment verweilte um sich dann gänzlich aufzurichten. Sie tat dies mit einer gleichmäßigen Geradlinigkeit wie sie nur mit Konzentration und jahrelanger Übung zu erreichen war
Der Raum, welcher Schlaf- und Arbeitszimmer zu gleich war, war mehr als nur spärlich eingerichtet. Auf den wenigen Quadratmetern befand sich auf einer Tatamimatte ein Futon für eine Person, daneben auf einem kleinen Tisch aus Bambus war nur eine Karaffe mit Wasser. Ihr Schlafplatz wurde auf den beiden Zimmerseiten eingerahmt von ihrem Schreibtisch, der wenig mehr war als eine Holzplatte mit einem kleinen Schrank, der nur zwei Schubladen besaß, darunter und einem dünnen Kissen das als Sitzfläche diente und direkt gegenüber einem kleinen persönlichen Schrein für ihre Ahnen, Verwandte und ihrem Familienkami. Direkt über dem Schrein war eine Halterung angebracht auf der das Schwert ihrer Familie lag, eingewickelt in ein fast ebenso altes schwarzes Seidentuch, auf dem in Gold das Mon - das Sigel - ihrer Familie prangte. Daneben wiederum hing ihr Bogen, mit Köcher und Pfeilen sowie das Holzschwert.

Ihre Kleidung war in einem in die Wand eingelassenen Schrank direkt neben der Zimmertüre untergebracht. Saori trat mit identisch kurzen Schritten zu dem kleinen Altar und ließ sich dort erneut auf die Knie gleiten. Vorsichtig nahm sie drei Räucherstäbchen hervor und zündete diese mit einer kleinen Kerze die bereits vor dem Schrein brannte an. Hielt die Stäbchen dann für ein paar Momente zwischen ihren flachen Händen und neigte den Kopf zweimal, hob die Hände dazu kurz zur Stirn, nur um sie dann in die kleine Schale mit Sand zu stecken.
Klatsche zweimal in die Hände und hielt sie dann gefaltet vor der Brust, während sie mit geneigtem Kopf zu den Geistern und Ahnen betete. Sie betete für Glück und Zufriedenheit ihrer Ahnen, Gesundheit und Erfolg für ihre Familie und einen erfolgreichen Tag für sich selbst.

Als sie geendet hatte verneigte sie sich weitere zweimal und erhob sich mit der gleichen Anmut wie zuvor. Wie immer war sie bei jeder Bewegung bemüht sie vollkommen bewusst zu steuern und sich auf jede ihrer Taten zu konzentrieren. Behutsam nahm sie die beiden Schwerter an sich, nicht aber bevor sie sich zuvor verneigte.
Es brauchte exakt 6 Schritte um von ihrem Schlafzimmer in das Bad zu gelangen. Saori stellte sich vor den Spiegel und begutachtete ihr Gesicht. Es war eben und dominiert von ihren familiären Wurzeln. Hohen Wangenknochen die aber nicht besonders auffielen, da ihr Kiefer schmal und spitz unter dem Mund zusammenlief, eine gerade Nase die etwas nach oben geneigt war. Und wie alle ihre Vorfahren war ihre obere Lippe zum linken Mundwinkel hin etwas schmaler als auf der rechten Seite. Ebenso waren, wie bei vielen Japanerinnen, ihre Zähne nicht vollkommen gerade, auch wenn sie weit entfernt war von so mancher extremen Zahnstellung. Dies alles, in Kombination mit ihrer geringen Körpergröße und ebenfalls für Japanerinnen typische eher dezenten weiblichen Rundungen, machten sie neben praktisch jeder westlichen Frau und besonders neben Asari zu einer grauen Maus.

Etwas das Saori nicht im mindestens berührte oder interessierte. Ihre Hände nahmen die schwarz gerahmte Brille auf, und setzten sie behutsam auf ihre Nase.
Mit wenig Überraschung hatte sie fest gestellt das sie auch auf der Citadel die einzige war die sie bisher mit echte Brille gesehen hatte. Sonnenbrillen ja. Eine echte Brille zum Ausgleich einer Sehschwäche. Nein.
Im Gegensatz zu den meisten Kindern, war Saori, wie auch ihr Bruder, vor ihrer Geburt auf Krankheiten untersucht worden und wäre es der Fall gewesen vermutlich auch von schweren, vererblichen Krankheiten geheilt worden. Etwas nebensächliches wie eine latente Sehschwäche hingegen war in den Augen ihres Vaters, und seinem Stolz auf die Abstammung, keinen Eingriff in das genetische Erbe der Familie wert.

Sie betrachtete sich noch einen Moment und rückte die Brille auf der Nase zu recht.
Als Kind, frisch eingeschult, war sie deswegen schnell zum Ziel von Spott und Hohn geworden. Wie jedes Kind hatte es sie traurig gemacht, allerdings nur so lange bis ihr Vater ihr eine wichtige Lektion beibrachte. „Spott und Beleidigung sind Werkzeuge eines schwachen, unehrenvollen Geistes.“ wiederholte sie halblaut und musterte ihre Lippe. Also hatte sie Spott, Hohn und alle Beleidigung ertragen. Sie an sich abprallen lassen ohne sie weiter zu beachten. Wie Kinder waren, führte das unweigerlich dazu, das er größte und lauteste Junge eines Tages versuchte ihr die Brille wegzunehmen.
Saori, wenn auch erst sechs Jahre alt, aber verbrachte bereits jede freie Stunde ihres Lebens im Ryu des Vaters. Mit vier hatte sie ihr erstes Schwert in den Händen gehalten, gelernt einen Bogen zu spannen und sich selbst zu verteidigen. Am Abend hatte ihr Vater ihr eine weitere Lektion beigebracht. „Überlegenheit erlaubt keine unnötige Gewalt.“ Am nächsten Tag hatte sie sich höflich und förmlich bei dem Jungen und seinen Eltern entschuldigt das sie ihm die Finger gebrochen hatte. Niemand hatte sie je wieder wegen ihrer Brille geärgert.

Mit einem langen Atemzug wandte sie sich herum und ging die sieben Schritte aus dem Bad bis zu ihrer Wohnungstüre. Ging dabei an der kleinen Küche vorbei die kaum für mehr geeignet war als wirklich sich nur selbst etwas zum Essen zu kochen, und dem Wohnzimmer das bis unter die Decke gefüllt war mit Büchern, und in dessen Ecke ein einzelner Sessel, sowie ein schlichter Beistelltisch mit einer kleinen Lampe standen.
Vor ihrer Türe hielt sie inne und schloss die Augen. Wappnete ihren Geist gegen den Lärm der mächtigen Raumstation, gegen die abertausende von Lebewesen. Sie genoss die Reinheit der Leere in ihrem Kopf, das beruhigende Nichts von bewusster Gedankenlosigkeit. Die meditative Ruhe in sich selbst.

Es lag ein Zauber der Klarheit über der Fähigkeit sich selbst seinen Frieden zu finden. Selbstzweifel, Sorgen und Bedenken, bei Seite zu lassen. Die Wurzel allen Kummers und Leides ist wenn man sich mit sich selbst beschäftigte.
Mit einer hunderttausende mal geübten Bewegung steckte sie sich das Schwert in den Obi, den Gürtel aus dicken Stoff der um ihre Taille gebunden war, und der ihrer Hose, die Hakama, zusätzlich an Ort und Stelle hielt.

Auch wenn Sie noch kurz in die Bar gehen würde, um einfach vor dem großen Andrang noch einmal alles selbst zu Kontrollieren, war ihr Ziel das Ryo. Sie öffnete die Türe durch eine einfache Handbewegung und blieb trotzdem stehen. Vor ihrer Tür saß - wie die letzten Wochen ebenfalls schon jeden Tag - eine kleine, schwarze Katze mit grünen Augen.
Die Katzen saß ganz ruhig vor der offnen Türe und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Starrte zu Saori hoch und sah ihr direkt in die Augen. Die Japanerin erwiderte den Blick und legte den Kopf in die entgegengesetzte Richtung schief wie die Katze.

„Yoi tsuitachi neko-chan.“ Begrüßte sie das Tier nach einer weile schließlich und richtete den Kopf wieder gerade. „Möchtest du wieder etwas zu essen?“
Die Katze miaute einmal und senkte fast den Kopf als würde sie sich verneigen. Saori drehte sich zur Seite um die Katze in die Wohnung zu lassen, was diese annahm und sofort mit in die Höhe gerecktem Schwanz in die kleine Wohnung maschierte. Direkt in die Küche. Sie folgte dem Tier auf dem Fuss. Öffnete den Kühlschrank und nahm eine Dose mit Tunfisch heraus. Öffnete sie und kippte den Inhalt in eine kleine Glasschale. Hielt diese noch einen Moment in der Hand. Sah auf die Katze hinab und stellte dann die Schale vor die Nase des Tiers. Sie ging dafür in die Hocke und legte ihre Hände dabei flach auf ihre Schienbeine - balancierte ihr Gewicht auf den Fussballen perfekt aus.
Nach einen Moment in dem die Katze sich mit einem Maunzen bedankt hatte und zu fressen begonnen hatte, streichelte ihr Saori über den Kopf und den Rücken.

Sie überlegte eine Weile ob sie warten sollte bis die Katze fertig war, entschied sich aber schließlich dagegen. Öffnete einfach das Fenster in der Küche und verließ schließlich ihre Wohnung. Schloss die Türe mehrfach ab und betrat das Treppenhaus.
Auch wenn es einen Fahrstuhl gab und sie mit absoluter Sicherheit die einzge Person im ganzen Haus war die die Treppe benutzte, so war es ihr doch ein angenehmes Training. Müssigang war der erste Schritt zum eigenen Verfall.

Milijan Sacobic
10.09.2012, 13:05
Botschaften (http://www.globalgameport.com/showthread.php?17964-Die-Citadel-Die-Botschaften&p=799030&viewfull=1#post799030)----------->

Die Fahrt dauerte einige Minuten und Miljan behielt Dragan zwischen den Beinen und legte ihm beruhigend die Hand auf den Kopf aber dennoch knurrte er die anderen an. Schließlich hielt die kleine Kolonne bei einem kleinen Café. Einige C-Sec Streifenwagen und Krankenwagen waren bereits vor Ort, genau wie die Presse.
Die Stimmung war chaotisch, das Blaulicht der Einsatzfahrzeuge spiegelte sich an den angrenzenden Gebäuden und in den unzähligen Fenstern und Gläsern wieder und beleuchtete die herumwuselnden Uniformierten und die Beamten in Zivil.
Milijan stieg als letzter aus, streichelte Dragan über den Kopf und flüsterte ihm etwas auf Serbisch zu dann ging er wobei er den Hund im Fahrzeug ließ.
Er sorgte dafür, dass man seinen Ausweis gut sehen konnte und schritt durch das holographische Absperrband. Einem Polizisten musste er seinen Ausweis vor die Nase halten aber ansonsten hielt ihn niemand auf.
Er betrat das Innere des Cafés, einige Stühle waren umgekippt und zerbrochenes Geschirr und Besteck lag hier und da, teils noch mit Essensresten auf dem Boden. Die Gäste hatten wohl die Gelegenheit genutzt um die Zeche zu prellen, oder waren einfach in Panik davongerannt. Vorsichtig näherte er sich der Stelle wo die meisten Leute waren, sorgsam darauf bedacht den Tatort nicht unnötig zu verunreinigen.
Er erreichte einen Tisch an der Fensterfront. Irgendjemand machte ein Photo und der grelle Blitz erleuchtete die Szenerie für einen Moment taghell.
Kathleen Benedict, Captain, Stationsleiterin, Militärattaché und Gingerhead saß mit einem hässlichen Kopfschuss auf dem umgekippten Sessel. Der Tot musste bei dieser Art von Verwundung augenblicklich eingetreten sein. Milijan ging in die Knie und ließ seinen Blick von der Schusswunde runter zu ihren Augen gleiten die eine Art von Überlegenheit ausdrückten. Er sah weiter und sah auf ihr Handgelenk an dem Rosenkranz hing der um das Handgelenk der toten Stationsleiterin gewickelt war.
Religiosität hätte er einer knallharten Geheimdienstoffizierin nicht zugetraut. Er legte behutsam seinen Rucksack ab und zog aus einer Seitentasche ein paar Latexhandschuhe und zog sie über. Vorsichtig hob er den Arm der Toten an und begann den Rosenkranz vom Handgelenk zu wickeln.
„Wow wow wow! Was tun sie da?“ fragte ihn irgendein Ermittler
„Ganz ruhig, ich bin Fachmann!“ antwortete Milijan ohne aufzusehen.
„He! Sie verunreinigen den…..“ Milijan unterbrach den Ermittler mit einer harschen Handgeste. Er hatte inzwischen den Rosenkranz abgenommen und sah sich das Handgelenk genauer an. Unter dem Rosenkranz waren nun rote, konzentrische Kreise auf der Haut zu sehen.
Milijan kannte solche Verbrennungsspuren. Sie entstanden wenn ein Omnitool mittels Überhitzung zerstört wurde. Der Serbe sah sich den Boden etwas genauer an und fand tatsächlich etwas das nach Schlacke aussah. Es war nicht viel und Milijan konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen aber der Verdacht legte nahe, dass Benedict ihr Omnitool an ihre Vitalfunktionen gekoppelt hatte.
„Haben sie schon die Verbrennungsspuren hier gesehen?“ fragte er den Ermittler und zeigte auf die Stelle.
„Ähh… nein aber der Forensiker ist noch nicht da und…“
„So spricht nur ein wahrer Champ!“ antwortete Milijan spöttisch und erhob sich wieder. Er beugte sich so über den Tisch, dass sein Kopf dort war, wo er Benedicts Kopf zur Zeit des Schusses vermutete. Er blickte über den Tisch, durch die Zersplitterte Fensterfront zu einem hohen Haus.
„Hat man den Schützen schon gefunden oder der Ort von wo aus geschossen wurde?“ fragte er in den Raum
„Den Schützen nicht, den Ort aber schon….. keine verwertbaren Spuren!“
Sein Blick ging vom Haus weg zu der Traube aus Leuten vor dem Café. Milijan konnte einen der Krankenwagen sehen an dessen geöffneter Hecktür gerade seine Führungsoffizierin untersucht wurde.
Milijan sah noch einmal in Benedicts totes Gesicht und suchte in ihrem Blick nach irgendetwas dann wandte er sich ab und bahnte sich einen Weg zum Krankenwagen.
Ein Sanitäter tupfte gerade sorgsam die letzten Blutspritzer aus dem Gesicht der Frau als Milijan ankam. Der SODler stand einen Moment lang neben dem Sanitäter in der Hoffnung dieser würde endlich zum Ende kommen doch dieser tupfte langsam weiter.
Milijan schob grob den Sanitäter zur Seite. Der Sanitäter wollte sich schon aufregen als sich Milijan vor ihm aufbaute „Was?“ fragte er drohend „WAS?“ wiederholte er die Frage eindringlicher und ging einen Schritt auf den Sanitäter zu „Los komm zieh Leine!“ und eingeschüchtert trollte sich der Sanitäter.
Mit müden Augen starrte Ortiz ihren SODler an. Der Serbe kramte aus der Sanitätstasche die der Kerl liegen gelassen hatte etwas Desinfektionsspray und eine Kompresse.
„Augen zu!“ befahl Milijan und begann die verschmutzten stellen auf dem Gesicht der Lateinamerikanerin einzusprühen wobei er ihr zusätzlich die Hand schützend vor die Augen hielt. Mit der Kompresse wischte er in wenigen groben Zügen das Blut aus dem Gesicht.
„Kaum lass ich sie mal allein werden sie schon Augenzeuge eines Mordes an ihrer Stationsleiterin, wobei das ja auf dieser Station inzwischen zur Gewohnheit wird! Ich möchte nicht in der Haut des nächsten Stationsleiters stecken, zumindest nicht wenn man an Statistik glaubt!“
Ortiz sah ihn nur mit verweinten und müden Augen an. Milijan seufzte während er die letzten Blutspritzer entfernte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass der Tot einer Kollegin einen abgebrühten, erfahrenen Feldagenten wie sie so sehr trifft!“
„SIE IST“ fing sie laut und energisch an, beruhigte sich aber rasch wieder „Sie war mehr als eine Kollegin. Sie war mein Mentor und eine gute Freundin!“ in ihrem Blick lag nun eine Spur Trotz.
„Haben sie schon irgendetwas über die Täter und deren Hintermänner?“ fragte Milijan leise während er Ortiz Vitalwerte prüfte. Doch Ortiz winkte ab und sah zur Seite, etwas das den Serben verwunderte. „Wollen sie aufgeben?“ fragte er und zog die Augenbrauen kraus.
„Nicht hier!“ antwortete sie noch leiser als er und sah in fragend an.
„Sie sind völlig in Ordnung, nur etwas mitgenommen, psychisch. Wen sie wollen geb ich ihnen was?“
„Nein. Aber sie können was anderes für mich tun!“ Sie sah hart an.
„Lieutenant Commander Ortiz?“ Die Frage kam von einem anderen Geheimdienstmitarbeiter. Ortiz wandte den Blick ab und fing an sich die Augen trocken zu reiben. Milijan stellte sich so vor Ortiz, dass der Mitarbeiter den LC nicht sehen konnte. Ortiz strich sich die Haare zu Recht und wischte die letzten Tränen weg und sah abschließend Milijan an. Milijan nickte ihr zu und nachdem sie Geste erwiderte trat er zur Seite. So eine Geste war eher untypisch für Milijan aber er erhoffte sich davon einen besseren Draht zu seiner neuen Führungsoffizierin, vielleicht würde er jetzt mehr erfahren.
Der Mitarbeiter erklärte, dass nun ein Wagen bereitstünde und verschwand dann wieder
„Kommen sie mit!“ befahl Ortiz schließlich, raffte die Schultern, schwang sich auf die Beine und ging an Milijan vorbei.
Wenig später saß der SODler, sein Hund und Ortiz in einem Fahrzeug auf dem Weg zurück zur Geheimdienstzentrale.
„Also Lieutenant Commander, was genau ist geschehen?“ fragte Milijan direkt
Ortiz sah aus dem Fenster, atmete tief durch und schien für einen Moment zu überlegen bevor sie ihn mit einem sanften Lächeln ansah. „Hören sie auf mich mit meinem Dienstgrad anzusprechen. Nennen sie mich Ma’am oder Boss!“
Bei diesem Satz wurden ihre Augen wieder feucht, so als ob diese Worte irgendeine besondere Erinnerung hervorrufen würde.
Milijan atmete tief durch bevor er zu einer Antwort ansetzte „Hören sie, ich bin 38, in psychischer Behandlung, hab einen verrückten Hund und seit 8 Jahren PJ und TMO, also tun sie mir BITTE einen Gefallen! Hören sie auf so gönnerhaft und übertrieben überlegen daherlabern so wollen!“
Ortiz Blick verfinsterte sich so als ob man die Wunschphantasie eines Teenagers gerade zerstört hätte. „Na gut, wie sie wollen. Gleich zur Sache: Benedict wurde von uns ausgeschaltet!“
Milijan viel der Kiefer runter so überrascht war er.
„Wir fanden heraus, dass Benedict Waffen und Ausrüstung an batarianische Terroristen verkaufte und verkaufen wollte. Möglicherweise steht sie auch in Verbindung zur Ermordung vom ehemaligen Stationsleiter Alexander Segev! Benedicts Protegé Rebekka von Tannenberg steckte zumindest bis zum Hals in dieser Sache, handelte womöglich sogar in ihrem Auftrag.“
„Stand?“ fragte Milijan
„Stand. Sie starb unmittelbar nach der Ermordung Segevs bei einem Schusswechsel mit der Polizei!“
„Und jetzt?“
„Benedicts Universalwerkzeug führte nach ihrem Tod verschiedene Programme durch. Ich muss wissen was da genau abgelaufen ist. Benedict hat einen eigenen Cyberspezialisten. Gerber. Möglicherweise weiß er etwas!“
„Der Staff Lieutenant? Der wird doch gerade verhört?“
„Genau, bisher aber ohne Erfolg!“ Ortiz sah ihn eindringlich an
„Und jetzt komme ich ins Spiel?“
„Mit ihren einzigartigen Fähigkeiten als Tactical Medical Operator!“
Milijan verzog den Mundwinkel und zog aus einer seiner Taschen seine beige Basecap und zog sie sich tief ins Gesicht „Wenns hilft!“. Ortiz lächelte wissend, rieb sich eine frische Träne weg und sah wieder aus dem Fenster.

---------> Botschaften (http://www.globalgameport.com/showthread.php?17964-Die-Citadel-Die-Botschaften&p=799032&viewfull=1#post799032)

Saori Shimazu
12.09.2012, 13:48
--> Das Aishou, 10:00

Wenn man es nicht wusste, war das Ryo in dem Saori trainierte kaum zu finden. In den Bezirken gab es wie so gerne in den Weiten des Universums natürlich auch eine kleine Kolonie von Menschen die sich zusammengehörig fühlten. So auch auf der Citadel.
Vor langer Zeit hatten sich hier die ersten Japaner angesiedelt und auch Saoris Wohnung war nur einen Steinwurf entfernt. Es gab kleine Suppenküchen und Restaurants. Läden die Dinge aus der fernen Heimat verkauften, Ärzte und vieles Anderes. Und, wenn man es eben nicht wusste, einen Meister der uralten Kriegskünste der Samurai. Der diese in seinem Ryo - seiner Schule weitergab.

Es hatte die Schule lange vor ihrer Ankunft gegeben und würde sie auch lange nach ihr geben. Auch wenn man meinen könnte, als die Ranghöchste Schülerin und versierteste Schülerin wäre es an ihr eine Tages die Schule weiter zu führen, so würde es nicht soweit kommen. Sollte Saori eines Tages eine Schule übernehmen, wäre es die ihrer Familie in Japan. Und nur dort.
Saori folgte einer schmalen, kleinen Gasse die zwischen zwei Häusern hindurch führte und direkt vor einer Schiebewand aus Papier und Holz endete. Sie legte eine Hand vorsichtig auf die Kante und schob den Rahmen zur Seite. Dahinter öffnete sich ein kleiner Vorraum, dessen Boden mit Holz verkleidet war und an dessen Seite unter einer Bank zahlreiche Schuhe standen. Saori trat hinein, schloss die Wand hinter sich und trat vor die Sitzbank. Schlüpfte geschickt aus ihren Schuhen und stellte sie dazu.

Stellte dann ihre Tasche ab und legte ihre Uhr hinein, sowie das Omnitool und den Ehering. Als letztes legte sie ihre Brille hinein. Schloss die Tasche und nahm sie ruhig wieder in die Hand. Schließlich trat sie vor die nächste Türe, öffnete diese mit einem kräftigen, aber wohlkalkulierten Ruck und verharrte im Türrahmen.

Sensei Toda einer der wenigen Meister des Mugai Ryu saß am Ende des Raumes, dessen klarer aber kahler Holzboden die Bewegungen der Schüler, die alle wie Sorai gekleidet waren, spiegelte. Er kniete, sein Schwert vor sich auf dem Boden liegend, in ruhiger fast meditativer Haltung und überblickte jede Bewegung die alle vor ihm taten. Der Raum war gefüllt mit Japanern, aber auch einer Asari und einem Turianer, sowie drei Menschen westlicher Abstammung. Amerikaner oder Europäer.
Niemand hielt inne als Saori den Raum betrat. Aber sie fühlte wie man sie zur Kenntnis nahm. Nicht das es hätte jemand verpassen können. Sie betrat den Raum und schloss die Türe hinter sich, nicht aber bevor sie sich tief verneigt hatte. Stellte dann ihre Tasche zu den der anderen Schüler und bewegte sich dann an der Seite des Raumes mit kurzen, aber präzisen Schritte vorwärts.

Als Meisterschülerin, stand ihr das vom Meister gesicherte Recht zu Shinken zu nützen. Also die Übung mit dem scharfen Schwert, so lange sie alleine trainierte. Doch bevor sie sich daran machen wollte, und konnte. Näherte sie sich dem Sensei. Verneigte sich aus der Hüfte bis zu einem fast vollständigen Neunzig Grad Winkel und verharrte bis er sie zur Kenntnis nahm. Sie war sich sicher das sie nicht so lange warten musste wie andere, aber er ließ es wirken. Sie schätzte das. Respekt war die wichtigste Grundlage.

„Shimazu-San.“ begrüßte er sie und bedeutete ihr, sich zu ihm zu setzen. Saori verneigte sich und setzte sich mit einem halben Meter Abstand hinter ihm auf ihre Knie. Nahm dabei das Schwert aus ihrem Obi und legte es neben sich auf den Boden. Behutsam und konzentriert. Legte dann ruhig die Hände auf ihre Oberschenkel und sah einen Moment lang den kräftigen und geschickten Bewegungen der Leute vor ihr zu. Bevor sie die Augen schloss und tief und gleichmäßig zu atmen begann. Ihren Geist leerte um in die meditative Ruhe zu gleiten.
Sie hatte kein Gefühl für Zeit, aber es war sicher nicht kurz gewesen, aber auch sicher nicht besonders lange. Auf jeden Fall hatte es nicht lange genug gedauert um wirklich zu schlafen. Aber das war auch nicht das Ziel gewesen. Und doch fühlte sie sich so ausgeruht und erholt, als hätte sie eine lange geruhsame Nacht gehabt.

Saori fühlte jeden Muskel in ihrem Körper und die schärfe ihrer Sinne.
„Shimazu-San.“ wiederholte ihr Meister und hatte eine Hand vor ihr auf den Boden gelegt, sich dabei leicht herum gewandt und sah sie aus dem Augenwinkel an. Seine grauen Haare, hielt er kurz geschnitten und sein Gesicht stets sauber rasiert. Dementsprechend verbarg kein Haar das spitzbübische Lächeln, mit dem er sie ansah. „Bitte, trainiere mit Toda-San. Bokutō.“
„Ja, Sensei.“ erwiderte sie ruhig und erhob sich, indem sie den rechten Fuß nach vorne unter ihren Oberschenkel schob und sich dann gerade in die Luft erhob. Mit sich nahm sie ihr Bokken, wie es ansonsten überall im Universum genannt wurde, mit sich. Hielt es ruhig in der linken Hand an ihrer Hüfte als würde es in ihrem Obi stecken.

Sie trat in die Mitte des Raumes der geräumt worden war, für einen Mann der ein paar Jahre älter war als sie selbst und mit seinem Holzschwert in der gleichen Haltung bereits auf sie wartete. Ruhig und mit gleichmäßigem Atem trat sie ihm entgegen. Legte die rechte Hand auf den Oberschenkel und verneigte sich aus der Hüfte leicht vor ihrem Gegner, der es ihr gleich tat – dabei aber darauf achtete sich etwas länger zu verneigen als sie es tat.
Dann ergriff sie das Holzschwert und hob es vor sich. Ihre rechte Hand lag dabei sachte um den Holzschaft. Zeige- und Mittelfinger ganz locker, während Ring- und kleiner Finger sich fest um den Griff geschlossen hatte. Ihre linke Hand legte sie unter die rechte um den Halt zu stabilisieren, und richtete die Spitze des Schwertes dabei auf das Herz ihres Kontrahenten, der sie sicher um einen Kopf überragte. Ihr grimmig entgegen sah.

Saoris Herz war leicht und ihr Geist war fokussiert auf den Mann direkt vor ihr. Gerade soweit gefasst, das sie noch wahrnahm sollte sich ihr jemand nähern. Es war eine Kunst sich auf einen Zweikampf so zu konzentrieren um ihn zu gewinnen, dabei aber nicht die eigene Umgebung zu vernachlässigen.

Dann brach plötzlich Unruhe im Raum aus, Saori hatte die Türe die sich geöffnet hatte zur Kenntnis genommen, aber sich nicht damit beschäftigt. Einige Schüler waren auf gesprungen, wo sie gerade noch gesessen hatten um sich den Kampf anzusehen, der ein Test sein sollte für beide Schüler des Meisters. Sie behielt ihren Gegenspieler im Blick und sah ihm direkt in die Augen, während seine Augen über ihren Körper glitten, an ihrem Schwert entlang. Ihre entspannte Haltung zu entziffern zu versuchten. Die Japanerin hatte dabei längst entscheiden sich in Geduld zu üben, ab zu warten und ihn den ersten Schlag machen zu lassen.

Dann wurde die Aufmerksamkeit des Mannes weggezogen. Sein Blick wandte sich zur Türe, an der ein kleiner Disput entbrannt war. Saori blieb weiter wie eine Statue stehen. Ihr Trainingspartner hingegen hatte seine Aufmerksamkeit inzwischen bei der Türe.
Ihr Hieb kam schnell, gerade und mit einer unheimlichen Präzision. Einer überraschenden Kraft die gleichzeitig wohldosiert war um ihre wahre Stärke zu verschleiern. Ihr Schwert traf mit der Schneide direkt auf seine, hiebte ihm sein eigenes Schwert mit der Rückseite auf die Stirn. Es war nicht Wucht die ihn zurück taumeln ließ, sondern die Überraschung und der Schock. Sein Kopf zuckte zurück so auch seine Aufmerksamkeit, sein Schwert wischte dabei sinn- und hilflos in der Luft herum, als fürchtete er einen zweiten Schlag. Es dauerte bis er realisierte das der Schlag genau dort angekommen war, wo er geplant war. Und nicht das eigentliche Ziel verfehlt hatte.

"Pass gefälligst auf!" bellte Saori den Mann in Japanisch und mit erstaunlicher Lautstärke für eine so kleine Person an. Mit bewusster Überlegenheit und Respekt einfordernd. Der Schüler zuckte zusammen, senkte das Schwert schnell, nahm es zurück in die Gürtelhaltung und verneigte sich tief.
"Entschuldigung." antwortete er schnell und Schuldbewusst. "Verzeiht vielmals." Sie hielt ihr Schwert weiterhin auf ihn gerichtet, während er immer noch den Oberkörper, Kopf und Blick gesenkt hielt. Verharrte so eine Weile, merkte dabei dass der Disput an der Türe verstummt war.
Abwertend schnaubte sie und senkte ihr eigenes Schwert. Nahm es zurück in die linke Hand an den Gürtel mit der Spitze nach unten. Sah ihren Gegner noch einen Moment an und drehte sich dann mit dem gesamten Körper zur Türe. Dort stand ein Turianer, in ziviler Kleidung – sofern das bei der kriegerischsten Rasse des Universums überhaupt ging. Er blickte verwirrt zwischen den Menschen um sich hin und her, die ihn fasst bedrängten und auf ihn einredete. Er schien verwirrt.

Noch einen langen Moment wartete sie und drehte den Kopf kaum merklich in die Richtung des Sensei. Sah über die Schulter. Doch der alte Mann dachte gar nicht daran etwas zu unternehmen. Er sah nur sie an und nickte leicht. Innerlich resignierte die Erbin eines alten Samuraigeschlechts. Sie hatte mehr als ein Mal schon höfflich seine Bekundungen sie möchte doch das Ryo übernehmen abgelehnt. Aber es waren kleine Gesten wie diese, die klar zeigten dass er von seinem Plan noch nicht abgelassen hatte.
Er überließ ihr das Recht der Schule durchzusetzen und für Ruhe zu Sorgen. Nichts das sie tun wollte, aber es war der Wunsch des Alten. Also folgte Saori diesem.

"Genug!" bellte sie erneut, wiederum in Japanisch, um dann in die allgemein gesprochene Sprache zu wechseln. "Auf eure Plätze." ihre Mine verriet keine Wut oder sonstige Anzeichen von Aufgebrachtheit. Ganz eben und ruhig. Ihre Stimme war hingegen erfüllt von Befehlsgewalt. Zumindest in diesem Raum, war sie dazu fähig.
Sie wartete lange genug um die restlichen Schüler sich zerstreuen zu lassen, und zu ihren Plätzen zurück zu kehren. Erst dann sah sie den Turianer an, der die Situation nicht einschätzen konnte. "Bei allem Respekt, Sir. Aber hier ist das tragen von Schuhen nicht gestattet."
Der Turianer starrte auf seine Schuhe und dann wieder zu der Frau die ihn angesprochen hatte. Er hob beide Augenbrauen, was Saori veranlasste mit der Hand auf seine Schuhe zu deuten. "Bitte." wiederholte sie und nickte mit einem leicht freundlichen Ausdruck auf den Lippen. Der Alien hingegen hob nur einen kleinen Ausweis hoch und sah sie direkt an.

"Dr. Shimazu, ich bin von Citadel Sicherheit. Ich würde gerne mit Ihnen sprechen."
Saori zeigte keine Reaktion, auch wenn sie sich innerlich fragte was C-Sec von ihr wollte. Es gab keinen offiziellen Grund mit ihr zu reden – keinen von dem sie wüsste. Zumindest hatte sie kein schlechtes Gewissen in etwas verwickelt worden zu sein.
"Bei allem Respekt, Sir. Ich wüsste nicht worüber."
Der Turianer realisierte anhand der Blicke die nun auf der Frau, von der er sich Hilfe erhoffte, ruhten das er gerade angedeutet hatte sie wäre in etwas Kriminelles verwickelt. "Oh! Natürlich, wir brauchen nur Ihre Hilfe Doktor."

Man konnte im Raum das allgemeine ausatmen fühlen. Außer beim Meister der weiterhin ruhig und leicht lächelnd nimmer noch nicht sein Kissen verlassen hatte auf dem er kniete. Sie aber blieb ruhig, auch wenn sie eine Augenbraue hob. "Dann wird es Sie sicher umso weniger stören, bitte unsere Tradition und den Ort zu respektieren, und die Schuhe auszuziehen oder vor der Türe auf mich zu warten."
Der C-Sec Officer sah sie verwirrt an und blinzelte mehr als einmal. Steckte seinen Ausweis wieder ein und trat zwei Schritte zurück aus der Türe. Offensichtlich nicht gewillt seine Schuhe auszuziehen. Ließ die Türe aber offen und sah sie auffordernd an. Die nickte ihm zu und wandte sich wieder ihrem Gegner zu.
"Weiter." sie verneigte sich, eine Hand auf dem rechten Oberschenkel gelegt und richtete sich auf. Hielt das Schwert schon wie zuvor direkt vor sich. Innerlich hatte sie beschlossen die Übung schneller zu beenden als sie es vor gehabt hatte. Zum einen, weil ihre Neugier erwacht war. Sie wollte wissen was der Alien von ihr wollte, und zum anderen, lenkte seine Anwesenheit die anderen Schüler ab.

Kaum hatte sie das für sich beschlossen, schoss der Mann vorwärts. Ein gewagter Ausfallschritt und ein schneller Schnitt von oben, gerade auf ihre Stirn. Hätte sie wetten müssen, sie hätte darauf gewettet. Der Mann wollte Revanche. Ein schlechter Berater in Kampfesdingen, wie er gleich lernen würde.
Obwohl der Mensch schnell war, die Japanerin war schneller. Sie trat einen halben Schritt nach links, glitt fast komplett aus dem Schlag, führte ihr Schwer dabei nach rechts und schlug mit der Rückseite ihres Schwertes auf den Klingenrücken seines Schwertes. Schlug es damit weiter nach unten und von sich weg, als sein Schlag ges getan hätte. Stoppte die Bewegung aber und führte ihr Schwert in die entgegen gesetzte Richtung so schnell das die Klinge kaum zu sehen war. Erst als die Schneide ihres Holzschwertes seine Nase traf und ihn zu Boden schickte, war das Schwert wieder deutlich zu sehen, da sie es genau dort hielt, wo es ihn getroffen hatte. Allerdings nun frei in der Luft direkt über ihrem Gegner, der auf dem Boden lag.
Dabei hatte sich außer ihren Armen praktisch kein anderer Körperteil bewegt.

Sie verharrte ein paar Momente so und senkte dann das Schwer, nur in der rechten Hand haltend zu ihm hinunter und hielt die Spitze auf seinen Hals gezielt. Der Schüler hielt sich die Nase mit der freien Hand, bis er realisierte das sie den Kampf noch nicht als beendet erachtete. Also ließ er sein Schwert los und hob die Freie hand und legte sie flach auf den Boden.

Saori hielt ihn noch eine Weile im Blick. Senkte dann das Schwert. Nahm es zurück an ihre Seite, verneigte sich leicht vor ihm. Wandte sich dem Meister zu und verneigte sich erneut. Drehte sich dann um und ging aus dem Raum zu dem Turianer der mit großen Augen ihr entgegen starrte. Sie blieb knapp hinter der Türe stehen und schloss diese mit einer geübten Bewegung. Erst dann sah sie den Turianer an. Auffordernd.
"Sie sind besser als ich erwartet hatte."
Die erste Antwort die ihr in den Kopf schoss war die Frage, warum, er schlechteres erwartet hatte. Ließ den Impuls aber in ihrem Kopf verrauchen. "Wie kann ich Ihnen helfen Officer?"

Konrad_Richter
14.09.2012, 17:36
<--- Citadel - Industriegebiete

Mit einem markanten Zischen öffnete sich die Tür des Safe House und Konrad fiel beinahe mit dem Bewusstlosen auf der Schulter in den Raum hinein.
„Gottverdammte Scheiße“, keuchte er und lud den Mann auf der Couch des Wohnzimmers ab. Er blutete wie ein Schwein, doch rührte sich keinen Millimeter. Dieses gottverdammte Parkhaus…


„Tanzen wir.“
Seiner Einladung folgend, eröffnete der Batarianer den Tanz der beiden Männer, wobei sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Während das Alien sich kaum auf der Stelle halten konnte, durch die lässig herabhängenden Arme über quasi keine Deckung verfügte und die Füße wild über den Boden wischte, stand Konrad mit beiden Beinen solide auf dem Boden, die Arme vor dem Gesicht schützend erhoben und die Hände leicht zur Faust geballt. In die Rechte hatte der Polizist ein Feuerzeug genommen, um es als provisorischen Schlagring zu benutzen. Er hatte sich im Dienst schon öfter im Nahkampf wehren müssen, aber nie war in der Luft eine derartige Spannung gewesen wie jetzt. Langsam umkreisten sich die Männer, dabei den Blick stets auf den anderen gerichtet. Im Gesicht des Batarianers blitzte ein hämisches Grinsen auf. Zwei Sätze und er war bei Konrad, ließ ein Stakkato von Tritten auf dessen Deckung herniederbrechen und Konrad knickte unter einem der Kicks ein, der ihn schmerzhaft am Oberarm traf. Der Polizist sprang einen Schritt zurück, holte weit nach hinten aus und verfehlte mit seinem Hieb nur knapp das Alien, das nun seinerseits zurückwich.
„Du hättest mich erschießen sollen“, knurrte der Batarianer, der schon wieder zu zwei Tritten ausholte, „meine Männer sind schon auf dem Weg hierher.“
Konrad ignorierte ihn. Der Polizist hüpfte zur Seite, die Arme dabei stets zur Deckung erhoben und führte zwei kurze Jabs aus. Ein Haken von unten traf das Alien direkt am Kiefer und der Batarianer torkelte zurück.
„Sollen sie kommen“, keuchte Konrad und blockte einen Tritt des Batarianers. Ein weiterer Tritt und Konrad merkte, wie seine Deckung nachließ. Der Polizist ließ sich einige Schritte zurückfallen.
„Du hast ein ganz schön großes Maul“, erwiderte der Batarianer, welcher kaum außer Atem war und Konrad wieder zu umkreisen begann, „aber bisher auch nicht mehr.“
Der Polizist fühlte die Wut in ihm aufsteigen. Mit einem Schrei auf den Lippen machte er einen Satz nach vorne, holte zum Schlag aus, doch schaffte nicht mehr, als an seinem Widersacher vorbeizutorkeln, nachdem dieser mit einem seichten Schritt zur Seite ausgewichen war.
„Montague!“
Konrad sah zur Seite. Es war Horatio, neben ihm Henrietta, die zur Szenerie geeilt waren. Der Alte hatte die Waffe im Anschlag, schien jedoch zu zögern. Konrad, der sie gerade wegschicken wollte, bekam einen herben Tritt in den Rücken und stürzte noch weiter nach vorne. Den Schwung seiner Bewegung ausnutzend, machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte auf den Batarianer zu. Mit einem animalischen Brüllen verkeilte er sich um das Alien und presste mit aller Kraft dessen Bauch zusammen, um ihm so die Luft zu rauben.
„Montague, wir kriegen Besuch!“
„Jetzt nicht, Horatio!“, erwiderte Konrad mit einem genervten und hörbar angestrengten Brüllen, während der Batarianer mit einigen Tritten versuchte, aus Konrads Umklammerung zu entkommen. Die vorher auf dem Boden abgelegte Taschenlampe kam dem Alien dabei ungeschickt zu Hilfe, als Konrad auf sie stieg, ausrutschte und so den Halt verlor. Der Batarianer kam frei, packte Konrad am Kragen und schleuderte diesen von sich, sodass der Polizist gegen ein Shuttle prallte. Ihm wurde etwas schwindlig, doch als die ersten Schüsse brachen, abgefeuert aus Horatios Waffe, wurde der Polizist schlagartig wieder munter. Recht viel länger durfte der Kampf nicht dauern. Wie um die Dramatik der Situation noch zu unterstreichen, sprang der Batarianer ihm von hinten an die Gurgel und zwängte Konrad so in einen sehr unbequemen Grappling-Griff, der ihm sogar das Atmen schwerfallen ließ, geschweige denn, sich selbst zu verteidigen. Hilflos kratzte er über die Kleidung des anderen, in der Hoffnung irgendwo Halt zu finden oder sich aus dem Griff lösen zu können, doch es war ein hoffnungsloses Unterfangen. Überflüssigerweise gesellten sich zu Horatios Schüssen nun auch noch die des Spezialkommandos und die Hilferufe des Alten verpufften im nichts.
„Montague, ich kann sie nicht mehr lange aufhalten“, kam es von irgendwo rechts von ihnen, doch der Polizist hatte mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Konrad selbst wurde langsam schwarz vor Augen, als er schlussendlich seine Rettung zu greifen bekam: eines der Werkzeuge, mit welchen der Batarianer noch an dem Van herumgefurwerkt hatte. Es war im Grunde genommen nur eine lange Eisenstange, ohne für Konrad auf den ersten Blick erkennbaren Zweck, doch für sein Vorhaben sollte es reichen: nämlich diesem Bastard den Schädel einzuschlagen. Mit einem atemlosen Stöhnen holte der Polizist nach hinten aus und traf den Kopf des anderen, der sofort den Griff löste und Konrads Lungen die ersehnte Luft der Freiheit wieder schmecken ließ. Ohne ihm großartig Zeit zur Erholung zu geben, holte Konrad ein weiteres Mal nach dem Batarianer aus, traf ihn diesmal in der Magengegend und zwang ihn so, sich nach vorne über zu beugen. Ein letztes Mal schlug Konrad zu und das Knie des anderen gab krachend unter der Belastung nach. Doch noch ehe der Batarianer einen Schmerzensschrei in die Luft schicken konnte, hatte ihn Konrad schon am Hinterkopf gepackt, mit dem Knie weit ausgeholt und ihm dieses schließlich mit voller Kraft ins Gesicht gerammt. Kraftlos wie ein nasser Sack krachte das Alien zu Boden, fiel dabei polternd gegen eines der Shuttle und blieb schließlich bewusstlos liegen. Konrad stand breitbeinig über dem gefällten Gegner, ließ nach ein paar Atemzügen die Stange klimpernd fallen und packte den Bewusstlosen grob an Kragen und Gürtel, den der andere zusätzlich zum Hosenträger trug, um ihn sich über die Schulter zu werfen.
„Horatio, zurück zum Shuttle und ab zu diesem verdammten Safe House!“


„Ich habe ihn gefesselt, er ist aber immer noch bewusstlos.“
Es war Horatio, der aus der Küche kam und sich mit einem Geschirrtuch das batarianische Blut von den Händen abwischte. Konrad indes saß auf der Couch, die sich im Wohnzimmer des Safe House befand, und hatte seinerseits die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Nervös kaute der Polizist auf seinen Lippen herum und starrte dabei auf irgendeinen Punkt an der Wand vor ihm. Henrietta war halb rechts vor ihm und sah hinaus aus einem der zahlreichen Fenster, die gleichzeitig Einfach-Spiegel waren, also es ihnen ermöglichten, die Stadt zu beobachten, während von außen niemand hineinsehen konnte. Das Mädchen hatte seit ihrer Flucht aus dem Parkhaus nicht ein Wort gesagt und auch der Captain hatte sich nicht gemeldet, sodass Konrad langsam nervös wurde. Er warf einen kurzen Blick auf die Pistole, die vor ihm auf dem Tisch lag, dann holte er den Rosenkranz hervor und wog ihn nachdenklich in seiner Hand. Der Alte nahm ihm gegenüber Platz, jedoch nicht auf einer Couch, sondern auf einem Stuhl, der an dem Tisch stand. Elegant überschlug der Mann seine Beine und knöpfte das Hemd etwas weiter auf. Er sah fragend oder wohl eher neugierig zu Konrad.
„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte der Polizist, doch Horatio zuckte nur mit den Schultern.
„Das müssen Sie mir sagen, Montague.“
Konrad blinzelte verwirrt und legte den Kopf etwas schief, behielt jedoch die Hände flach darauf.
„Wie bitte?“
„Neska war dies betreffend recht deutlich: Montague ist der Codename des Kopfes von Nevermore und wenn ich den Captain richtig verstanden habe, hat sie Sie so genannt.“
„Das kann doch nur ein gottverdammter Scherz sein!“, rief Konrad aufbrausend und schoss regelrecht in die Höhe, um schließlich neben dem Tisch auf und ab zu gehen, „nein, wir nehmen uns keinen erfahrenen, abgedroschenen Sack vom Geheimdienst, der völlig durch ist und mit dieser Scheiße quasi großgeworden ist, um das ganze Kind möglichst smooth zu schaukeln! Nein, nein, wir packen uns den erstbesten Streifenbeamten der Sec mit seiner in Unmengen vorhandenen Erfahrung in Sachen Geheimdienstarbeit und werfen ihn ins kalte Wasser… und ich wundere mich, dass bei der Allianz so viel schief läuft!“ Er steckte sich mit einer schnellen, energischen, ja beinahe aggressiven Bewegung eine Zigarette in den Mund, zündete sie sich mit bereitgelegten Zündhölzern an (das Feuerzeug war beim Faustkampf mit dem Batarianer zu Bruch gegangen) und warf einen gehässigen Blick zu Horatio, der ihn mit einem wehleidigen Blick auf Henrietta aufmerksam machte und ihn so wohl am Rauchen hindern wollte. Von wegen! Wenn sich hier jemand eine Kippe verdient hatte, dann wohl Konrad! Mit der Zigarettenhand machte der Polizist daher eine Geste, die in Worte übersetzt am ehesten ein äußerst gereiztes „Was?!“ darstellen sollte, doch Horatio stieg gar nicht erst auf das Spielchen ein.
„So ist die Lage und damit müssen Sie jetzt leben.“
„Aber ich weiß doch gar nicht mal, was ich für Ressourcen zur Verfügung habe! Wie viele Leute arbeiten bei Nevermore? Wo haben wir unser Hauptquartier? Was für Mittel stehen uns zur Verfügung? Und was zur Hölle machen wir mit dem Captain? Wir können hier nicht einfach nur herumsitzen und nichts tun!“
Horatio hob beschwichtigend die Hände. „Sie haben eine Menge Fragen, das ist verständlich, und ich versichere Ihnen, dass Sie Ihre Antworten auch zu gegebener Zeit erhalten werden, doch im Moment sollten wir uns auf das wesentliche konzentrieren: unser nächster Schritt. Was Captain Benedict angeht… wir müssen davon ausgehen, dass sie von der anderen Seite gefangen genommen wurde“, der Kauz lehnte sich näher zu Konrad und flüsterte weiter, „oder schlimmeres. Verzichten Sie also auf eine Kontaktaufnahme und alarmieren Sie den Rest der Zelle.“
„Den Captain einfach abschreiben, sie für tot erklären?“, zischte Konrad wütend und umklammerte die Zigarette nun noch fester, „woher wollen Sie das alles so genau wissen? Ich schreibe sie nicht ab, nur weil Sie kalte Füße kriegen und mit dem Rest von Nevermore oder wie sich dieser ganze Mist hier nennt, aus dem Staub machen wollen. Ich sage, wir finden heraus, mit wem wir es zu tun haben und pressen den Captain frei“, Konrad nickte in Richtung des Raumes, in welchem der Batarianer gefangen gehalten wurde, „ein entsprechendes Druckmittel haben wir ja.“
„Seien Sie nicht töricht, Montague“, erwiderte Horatio kühl, „niemand will sich aus dem Staub machen und glauben Sie mir, ich wünsche mir nichts mehr, als Neska an diesem Tisch zu haben, doch im Moment wissen wir nicht, wo sie sich gerade befindet, geschweige denn, ob sie überhaupt am Leben ist. Gemäß ihres letzten Befehls sind also Sie am Drücker und ich schlage Ihnen vor, jetzt rasch zu handeln, wenn Sie nicht ebenfalls so enden wollen oder am Ende noch die ganze Operation zur Hölle jagen möchten.“
Konrad wusste, dass Horatio Recht hatte. Er wollte es nicht eingestehen, ganz und gar nicht, doch diese leise Stimme des Zweifels in ihm wurde immer lauter und objektiv betrachtet klangen seine Worte auch logisch. Konrad wollte es nur nicht wahr haben, dass sein einziger Verbündeter auf dieser Station von diesen Bastarden auch noch gekriegt wurde. Dass er verloren hatte – schon wieder.
Das Zögern Konrads schien Horatio zu genügen und der Alte schob ein Datenpad über den Tisch.
„Die Kontaktinformationen der anderen Zellenmitglieder. Bewahren Sie das gut auf. Lernen Sie es am besten auswendig und vernichten die ganze Sache dann gleich wieder. Oben befindet sich ein Apparat, der über eine sichere Leitung verfügt. So können Sie mit den anderen kommunizieren, ohne, dass jemand dazwischenfunkt. Für den Anfang sollte dieses Safe House als Basis genügen, doch wir sollten schnell umsatteln. Nevermore sollte über entsprechende Einrichtungen verfügen, doch dazu später mehr. Wir müssen uns jetzt erst einmal darum kümmern, dass noch genügend Leute übrig sind, um überhaupt irgendeine dieser Einrichtungen bedienen zu können.“
Konrad biss sich auf die Lippen, als er das Datenpad las, es nur flüchtig überflog und dann wieder zu Horatio sah.
„Danke“, krächzte er schließlich und der Alte lächelte nur kühl.
„Was denken Sie, wozu mich Neska Ihnen an die Hand gegeben hat?“, erwiderte er und knöpfte sich das Hemd etwas weiter auf.
„Aber wie geht es jetzt weiter? Ich meine, was ist das große Ziel? Nevermore aktivieren, schön und gut, doch dann?“
„Wir sind im Grunde genommen diejenigen, die darauf aufpassen, niemanden an Cerberus zu verlieren. Die Zahl der Annäherungen und Überläufer haben in den letzten Monaten drastisch zugenommen, was Neska und ihren Ring auf den Plan rief.“
„Ring?“, fragte Konrad und Horatio stockte. Der Alte runzelte die Stirn und bedachte ihn mit einem verwirrten Blick, fast so, als ob Konrad ihn gerade gefragt hätte, wer oder was der Citadel-Rat sei. Dennoch bekam Konrad das Gefühl nicht los, dass sich der andere soeben verplappert hatte und zwar gewaltig. Horatio wollte gerade ansetzen, sei es zu einer Antwort oder zu einem Themenwechsel, als das Piepen eines Comms die beiden Männer zu Henrietta blicken ließ.

Konrad sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, als er sah, wie das Mädchen seelenruhig mit einem Messer und sogar einer Pistole (!) herumhantierte, nur um dann noch gelassener zwischen den beiden Männern auf einen Stuhl zu steigen und die Nachrichten anzuschalten. Konrad, der gerade die Kleine festhalten wollte, erstarrte mitten in der Bewegung, als er den vorgelesenen Text hörte.
„Wir unterbrechen unser aktuelles Programm für eine Eilmeldung. Uns erreichte so eben die Nachricht, dass erneut ein hochrangiger Offizier der Allianz getötet wurde. Es handelt sich nach ersten, noch unbestätigten Berichten um Captain Benedict, die offiziell als Militärattache erst vor kurzem Ihre Stelle auf der Citadel angetreten hat. Nach unseren Informationen wurde sie in einem Café in der Nähe des Präsidiums erschossen.“
„Fuck“, keuchte Konrad und senkte den Kopf. Er hatte es vorher schon gewusst, als er mit Horatio gesprochen hatte. Er hatte es schon gewusst, als er mit den anderen beiden das Shuttle im Parkhaus genommen und zum Safe House geflohen war. Er hätte es bereits wissen müssen, als die Aufzugtür zugefallen war. Sie war tot. Sie war seinetwegen gestorben, weil er hereingeplatzt war in ihr Privatleben, einfach nur, um diesen verdammten Fall zuende zu bringen. Konrad biss die Zähne fest zusammen, sodass seine gesamte Kiefermuskulatur unter der Haut hervortrat und ein leises Knirschen zu hören war. Erst Rebekka, jetzt der Captain… um ihn herum begannen die Leute zu sterben, die zu ihm hielten, die ihm helfen konnten, die seine Verbündeten waren. Wie viele sollten es noch sein, ehe es endlich vorbei war? Oder ehe Konrad ganz einfach das Handtuch schmiss? Er hatte sie nicht oft, diese Momente, in denen er einfach aufhören und sich an irgendeinen Strand Virmires setzen wollte, doch jetzt war es soweit, als Henrietta ihn mit ihren klaren, zweifarbigen Augen ansah und nach dem Rosenkranz verlangte. Er wollte es einfach alles hinschmeißen und sich die Verschnaufpause, die Phase des Glücks gönnen, die er schon seit so langer Zeit verdient hätte. Irgendetwas in Henriettas Augen brachte ihn dann jedoch wieder dazu, sich zusammenzureißen und wenigstens das zu tun, was nötig war: er legte dem Mädchen seine Hände auf die Schultern, drehte es auf dem Stuhl herum und öffnete die Jackentasche der Kleinen, um die Pistole herauszuholen, sowie auch das Messer in ihrer Hosentasche.
„Das glaube ich nicht, junge Dame“, kommentierte der Polizist die Waffenfunde und entlud dabei die Pistole. In was für einem schlechten Film war er denn bitte hier geraten, dass der Captain, jemand, von dem man also annehmen könnte, er wisse, was Waffen anrichten können, die eigene Tochter mit einer Knarre durch die Gegend rennen lässt? Spätestens jetzt hatte es das Kind geschafft, Konrad ihm gegenüber ihn zumindest erhöhte Wachsamkeit zu versetzen. Auf ein Zeichen Horatios hin, was Konrad jedoch sauer aufstieß, dieser jedoch stumm gewähren ließ, gab er ihr schließlich den Rosenkranz, um damit zu tun, was auch immer sie vorhatte. Das Mädchen ergriff ihn mit einer ruhigen Bewegung, die den Polizisten an ihre Mutter erinnerte.
„Die hat Mutter gehört“, stellte sie neutral fest, womit sie sich auf die von Konrad beschlagnahmte Pistole bezog, „die kriege ich wieder. Sie gehört mir und ich weiß, damit umzugehen.“
„Nie im Leben“, brummte Konrad, mehr zu sich selbst, als wirklich das kleine Mädchen anzusprechen, das sich jetzt dem Holzwürfel zugewandt hatte und sich an diesem zu schaffen machte. Das Mädchen wusste, was sie dort tat, denn ganz im Gegensatz zu Konrad, der das kleine Ding mit den Augen eines Grundschülers, der zum ersten Mal einen Rubik-Kubus in den Händen hielt, hilflos begafft hatte, fand sie wie von Zauberhand die richtige Seite, wo sie den Rosenkranz in eine dafür vorgesehene Öffnung steckte. Konrad musterte das Gesicht der Kleinen. Ihr Blick war starr auf den kleinen Würfel fixiert, dabei zwar klar und scharf, doch hinter den verschiedenfarbigen Augen sah der Polizist all das Leid und den Kummer, der das Mädchen von innen heraus zerfraß. Sie hatte viel geweint, damals, als ihre Mutter ihr von dem ganzen Vorhaben erzählt hatte (denn das hatte sie, dessen war sich der Polizist sicher) und es ihr erklärt hatte. So viel, dass sie sich wohl fragte, ob sie je in ihrem Leben noch einmal weinen könnte. Vermutlich nicht.
„Das sind die Decknamen und zahlreiche weitere Informationen über alle Cerberus-Leute innerhalb der Allianz, des Geheimdienst und aller anderer Organisationen die wichtig sind für die galaktische Ordnung“, fuhr das Mädchen schließlich fort und schob eine kleine OSD, die in dem Holzwürfel versteckt gewesen war, in die Mitte des Tisches – genau zwischen Horatio und Konrad, „außerdem finden sie darauf, Konten, Orte und Kontakte die uns helfen werden und uns zur Verfügung stehen.“
Es war ein Jackpot, ein Lottogewinn, ein Segen. Es war genau das, was die beiden Männer jetzt gebrauchen konnten. Es war ihre Rettung – doch Konrad freute sich nicht darüber, ignorierte dabei sogar, dass die Kleine „uns“ gesagt und damit augenscheinlich versucht hatte, sich selbst in diese Operation einzugliedern. Er sah wieder das Mädchen an, das jetzt seine Lippen zusammenkniff, sodass sie nur noch ein schmaler Schlitz im sonst so kindlichen Gesicht waren. Sie sah verbraucht aus. Sie war es auch. Zu lange hatte sie die Spielchen ihrer Mutter mitgespielt, zu lange hatte sie unter den Tributen, die der Job von Neska gefordert hatte, gelitten. Kein tröstendes Wort, keine mütterliche Versicherung, es würde schon alles gut gehen, keine Vorbereitung hatte es nur irgendwie leichter erträglich gemacht. Vorhersehbar, ja, doch nicht erträglich. Das kleine Mädchen atmete erschöpft aus und legte eine ihrer kleinen Kinderhände auf Konrads Unterarm.
„Sie müssen hier alles leiten, bis Capulet zurückkommt. Verstehen Sie das? Sie wachen jetzt über Mutters Vermächtnis.“
Eine Gänsehaut lief dem Polizisten über den Rücken, als die Kleine diese Worte aussprach. Wieso er? Wieso vertraute Neska ihm so? Korrektur: wieso hatte sie ihm so vertraut? Konrad knirschte unhörbar mit den Zähnen, als er sah, wie eine einzelne Träne über Henriettas Wangen kullerte und das Mädchen diese trotzig wegwischte.
„Sie hat es gehasst, das hier alles machen zu müssen“, flüsterte sie und das unterdrückte Schluchzen war eindeutig aus ihrer Stimme herauszuhören, „Das weiß ich...“
Konrad wusste nicht so recht, was er jetzt sagen sollte. Was sollte er einem Mädchen sagen, dessen Mutter gerade erschossen wurde? Mami ist jetzt an einem besseren Ort, sie wird über dich wachen, bla blub? Er ließ sich wieder auf der Couch nieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Was für ein grottiger Polizist war er bitteschön, dass um ihn herum Kronzeugen, Quellen und Verbündete starben wie die Fliegen, er noch immer keinen Schimmer hatte, mit wem er es hier zu tun hatte und es dann auch noch ein Kind im besten Grundschulalter es fertig brachte, ihn endgültig aus der Fassung zu bringen? Wie sollte er denn dann eine Organisation leiten, die von der Sicherheit ihrer Quellen lebte und im Verdeckten operierte? Konrad sah auf, die Hände wie zum Gebet vor dem Mund gefaltet, und starrte geradewegs auf die OSD, die noch immer unverändert auf dem Tisch lag.
„Wie geht es weiter, Montague?“ Horatio blickte ihn geradewegs an, Henrietta dabei sachte umarmend und der Polizist zog hörbar die Nase hoch.
„Wir müssen das Mädchen in Sicherheit bringen“, krächzte er und räusperte sich, „irgendeine Idee?“
Horatio schürzte die Lippen und zuckte mit den Schultern. Beide waren sich einig, dass die Kleine nicht in irgendeinem Safe House weggesperrt werden konnte, doch um sie kümmern konnte sich andererseits auch niemand von ihnen. Wieder war es das Mädchen selbst, das die Lösung präsentierte.
„Meine Großeltern“, murmelte sie in Horatios Hemdärmel.
„Die Peras?“
„Dort dürfte sie sicher sein“, dachte Horatio laut nach und fuhr sich dabei grübelnd über das unrasierte Kinn, wo sich die ersten Stoppeln sammelten, „ich kann sie kontaktieren. Wenn sie das nicht schon längst selbst versucht haben.“
Das Nicken Horatios in Richtung des Holobildschirms, der noch immer stumme Aufnahmen der Nachrichten zeigte, nahm Konrad mit einem verstehenden Schnauben zur Kenntnis. Die Sensationsgeilheit der Medien hatte ihn schon immer angewidert und jetzt erschwerte sie den beiden sogar noch den Job. Naja, in Konrads Fall tat sie das eigentlich immer, aber jetzt war einer der Momente, in denen es dem Polizisten so richtig auf den Sack ging.
„Dann nehmen Sie die Kleine und bringen sie zu ihren Großeltern. Rufen Sie mich an, sobald das erledigt ist; ich werde in der Zwischenzeit die Daten der OSD auswerten.“
Horatio hatte sich erhoben und Henrietta bei der Hand genommen. Konrad ging zu ihr, neben ihr in die Hocke und legte seine Hand auf ihre zarte Kinderschulter. Ihre Augen musterten, ja durchdrangen ihn beinahe, doch es war eindeutig zu sehen, dass sie einiges an dieser Schärfe, dieser kindlichen Neugierde verloren hatten, die in der Wohnung des Captains noch aus ihren Augen gesprüht hatte. Konrad dachte zurück an das Essen. Wie sie friedlich beieinander gesessen hatten, fast wie eine kleine Familie, die nichts anderes tat, als den Feierabend zu genießen. Wie Neska ihm von New York und seinen Sportsbars erzählt hatte.
„Es tut mir Leid“, flüsterte er und schloss das Mädchen in die Arme, nur um weiter in ihre fülligen Korkenzieherlocken zu flüstern, „so verdammt Leid.“
„Ich weiß“, erwiderte sie und Konrad löste die Umarmung, sah sie direkt an, „danke. Leben Sie wohl, Konrad.“
Er atmete tief durch und erhob sich. Seinen Namen hatte das Mädchen so leise geflüstert, dass Horatio ihn nicht hören konnte, doch es war gut so. Dies sollte nur zwischen ihnen bleiben. Ob er sie je wiedersehen würde? Ob sie ins normale Leben zurückfinden konnte? Er würde es vermutlich nie erfahren.
„Gehen wir, Henrietta“, sagte Horatio sanft und schob das Mädchen sachte in Richtung Tür, wobei er jedoch bis auf eine Handbreit an Konrad herantrat und zu flüstern begann, „geben Sie mir die Waffen, schließlich ist es Familienbesitz der Peras. Ich leite sie weiter an die Großeltern… und außerdem, was machen wir mit unserem Besuch?“
„Um den kümmere ich mich“, antwortete Konrad in der gleichen Tonlage und sah Horatio dabei ernst in die Augen. Der Ältere nickte und nahm schließlich Henrietta auf, die jetzt einen sehr verschlafenen Eindruck machte. Konrad sah den beiden im Türrahmen noch eine Weile nach, nachdem sie die Wohnung verlassen hatten und den Gang hinunter in Richtung Parkgarage gingen. Noch bevor Horatio mit ihr um die Ecke gebogen war, war das Mädchen in seinen Armen schon eingeschlafen.
Konrad schloss die Wohnungstür und atmete tief durch. Sein Blick fiel auf den zerschnittenen Stoffhasen, der auf dem kleinen Beistelltischchen neben dem Fenster stand. Langsam zog er seine Lederjacke aus und hängte diese über eine Stuhllehne im Wohnzimmer.
„Dann wollen wir mal“, murmelte er und sah zu der Tür, hinter welcher der Batarianer gefesselt auf seinen Peiniger wartete.

Konrad_Richter
22.09.2012, 19:15
1/2
Safe House irgendwo in den Bezirken

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ging Konrad auf die Tür zu, die in den Raum mit dem Gefangenen und dem damit verbundenen Verhör führte. Zischend glitt sie auf und gab das kleine Zimmer dahinter frei, welches wohl sonst als eine Art Büro diente, in welchem an den Wänden in Regalen allerhand Akten, Ordner und sonstiger uninteressanter Kram gemeinsam mit elektronischen Kleingeräten wie PDAs, Datenpads und kleinerer Überwachungshardware gelagert wurde. Auch auf dem Schreibtisch, neben welchem der Batarianer an einen Bürostuhl gefesselt in sich zusammengesunken saß, war neben einem Computerterminal auch das ein oder andere Kleingerät verteilt, während an der Wand mit dem Tisch ein größerer Bildschirm an der Wand hing. Durch die etwa fingerbreiten Schlitze der heruntergelassenen Jalousie fiel nur schäbig die schwache Straßenbeleuchtung, weshalb Konrad in dem diffusen Licht erst bemerkte, dass sein „Gast“ bei Bewusstsein war, als dieser sich bewegte und den Kopf hob. Nur schemenhaft zeichneten sich die Konturen seines Körpers vor den Lamellen der Jalousie ab, doch das hämische Grinsen der batarianischen Fratze konnte der Polizist sogar bei diesem schwachen Licht erkennen. Es verstärkte sein mulmiges Gefühl nur noch mehr und obgleich er die Oberhand hatte, fühlte er sich in Gegenwart des anderen unwohl. Dennoch zog er sich ebenfalls einen Stuhl heran und nahm gegenüber seines Gefangenen Platz, die Rückenlehne dabei nach vorne gedreht und beide Arme darauf abgelegt. Horatio hatte ganze Arbeit geleistet, diesen Typen an den Stuhl zu fesseln: nicht nur die Arme waren hinter der Rückenlehne verbunden, sondern auch die Beine hinter dem Stuhlbein, sodass der Gefangene bei einem Fluchtversuch höchstens auf die Fresse fliegen konnte. Genau das schien er jedoch auch zu wissen und kümmern schien es ihn auch nicht großartig. Anders konnte sich Konrad diese Gelassenheit nicht erklären, die das Alien ausstrahlte.
„Ich sehe, du bist wieder wach“, eröffnete der Polizist schließlich das Gespräch in einem äußerst kühlen Tonfall, was ihm seinerseits ob der Ermordung Neskas wirklich schwer fiel, „dann kannst du mir ja ein paar Kleinigkeiten über deine Freunde im Parkhaus erzählen. Wer seid ihr und was wollt ihr?“
„Mein Name ist Schirrmeister Brandt. Meine Persönliche Kennnummer ist Sieben-Vier-Acht-Theta-Sieben“, betete der Batarianer grinsend herunter und Konrad vergrub seufzend das Gesicht in den Händen. Es war die Standardantwort eines jeden Kriegsgefangenen und zu mehr war er nicht aussagepflichtig. Er kannte die Regeln und genau das würde Konrad noch Kopfzerbrechen bereiten. Weniger Sorgen bereitete ihm jedoch der Umstand, dass sich der Batarianer wie ein Kombattant verhielt und man sich wohl deswegen offensichtlich im Kriegszustand wähnte.
„Schirrmeister“, wiederholte der Polizist schließlich, wobei er sich etwas genervt und mit geschlossenen Augen die Nasenwurzel massierte, „ein sehr exotischer Dienstgrad. Genau wie dein Name. Nicht in der Hegemonie geboren?“
„Das geht dich einen Scheißdreck an“, erwiderte der Schirrmeister unverändert grinsend, „du weißt schon alles, was du wissen musst.“
Konrad starrte ihm in die Augen, die mit ihrem milchigen Weiß einen starken Kontrast zur Farbe seines Fells bildeten. Woher er wohl kam? Ehemaliger Militär, Söldner, vielleicht ebenfalls Geheimdienst? Konrads Blick tanzte über seine Gesichtszüge und blieb an der Narbe hängen.
„Ich rate dir, zu reden.“
„Sonst was?“
„Du warst beteiligt an einem schweren Überfall, bist sicher vorbestraft und ich traue mich wetten, dass mindestens eine deiner Knarren unters Kriegswaffengesetz fällt. Das könnte alles die Sec interessieren und ich könnte dich dort mal vorstellen, wenn du nicht kooperierst.“
Der Batarianer lachte angesichts Konrads Drohung laut auf und ein schmatzendes Geräusch erklang aus der klaffenden Wunde, die einmal die Nase des Aliens gewesen war und dank Konrads Knie mittlerweile nicht einmal mehr im Entferntesten danach aussah.
„Meinst du nicht, deine Kollegen würden sich viel eher für dich interessieren als für mich?“
Das Blut in Konrads Adern gefror zu Eis, als er die Worte des anderen vernahm. Was zum Teufel hatte dieser Typ da gerade gesagt?
„Ganz genau“, lachte der andere, als er die offensichtliche Entgleisung in Konrads Gesicht sah, „du hast keine Ahnung, mit wem du dich angelegt hast.“
„Wovon redest du?“
„Richter, Konrad. 28 Jahre alt, Corporal der Reserve und Sergeant der C-Sec. Ledig. Schon ein paar Mal mit der Dienstaufsicht zusammengerückt. Hat heute Vormittag in den Allianzandockbuchten mal wieder von sich reden gemacht und sich so ein Ermittlungsverfahren gegen sich eingebrockt. Ich könnte ewig so weitermachen.“
„Hör auf“, murmelte Konrad, doch der Batarianer ignorierte ihn.
„Das ist alles deine Schuld, nicht meine. Im Übrigen hat jeder Streifenwagen die Anweisung, dich bei Sichtung aufs Revier zu bringen.“
„Hör auf!“, schrie Konrad und schlug dem anderen mit einem Fausthieb mitten ins Gesicht. Auch wenn sie weder auf einem Revier waren und er sich noch eine Stunde zuvor mit diesem Typen um Leben und Tod geschlagen hatte, so tat ihm der Hieb unmittelbar Leid, als er das nasse Klatschen seiner Faust in der Wunde des anderen hörte. Der Schirrmeister unterdrückte leise einen Schrei, indem er die Zähne zusammenbiss und sich wieder Konrad zuwandte, nachdem sein Kopf durch die Wucht des Faustschlags jäh zur Seite gerissen worden war.
„Na, wenn das Akyra sehen würde“, knirschte der Batarianer, wobei sein Grinsen auch trotz des Schmerzes, den er empfand, unverändert in dessen Fratze thronte, „wie du einfach so meine Grundrechte verletzt.“
Konrad stand auf, fuhr sich durch die Haare und ging eine Zeit lang im Zimmer auf und ab, ehe er vor dem Schreibtisch stehen blieb und sich mit der Hüfte daran anlehnte. Dieser Typ wusste viel. Eindeutig zu viel.
„Woher weißt du das alles?“
„Es gibt Mittel und Wege, Kleiner. Wir haben Möglichkeiten, Dinge über dich herauszufinden, von denen träumst du nur. Und mit meiner Gefangennahme hast du dafür gesorgt, dass wir diese Dinge auch gegen dich einsetzen werden oder den Behörden ganz einfach nur auf die Sprünge helfen. Das wird ein unendlicher Alptraum, Junge.“
„Du bist ganz schön kaltschnäuzig dafür, dass ich dich am Arsch habe.“
„Und weiter?“, brach es mit einem Lachen aus dem Batarianer heraus, „jede Sekunde, die du damit verschwendest, hier mit mir zu plaudern, bringt meine Männer nur näher an diesen Unterschlupf heran. Mehr als diesen Small Talk wirst du eh nicht aus mir herauskriegen. Was meinst du, wie oft sich Bullen wie du schon die Zähne an mir ausgebissen haben. Ihr habt einfach keine Eier.“
„Ich bin anders.“
„Ach ja? Was war damals in dem Bikerfall, als dir deine Kleine abgehauen ist?“
Mit einer schwungvollen Hüftbewegung stieß sich Konrad vom Schreibtisch ab und schritt, nein, stürmte auf den Batarianer zu, wobei er den im Weg stehenden zweiten Bürostuhl ganz einfach zur Seite schmiss und mit einem Klatschen seine Hände auf die Armlehnen des anderen schlug. Nur noch eine Handbreit Luft trennte die Gesichter der beiden Männer voneinander, als Konrad den anderen anfunkelte.
„Was soll das heißen?“, knirschte Konrad zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und es war das erste Mal, dass auch eine Spur Ernst im Gesicht des Batarianers zu sehen war.
„Akyra Bliss hat damals dafür gesorgt, dass du ein braver Polizist geblieben bist. Ein kleiner Ausraster, aber das wars auch schon wieder. Gebracht hat es dir am Ende doch nichts. Und im Blitz? Da warst du noch nicht einmal in der Lage, deinen besten Freund lebend durchzubringen.“
Konrad holte ein weiteres Mal aus und versenkte die Faust wieder an fast derselben Stelle. Er spürte etwas mit einem leisen Knacks nachgeben und der Schmerzensschrei des Batarianers, der wieder zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgequetscht wurde, hörte sich bedeutend lauter an. Genau wie sich Konrad auch bedeutend schlechter fühlte, ein weiteres Mal sinnlos zugeschlagen zu haben. Natürlich war er dafür bekannt, im Umgang mit Kriminellen zu einer etwas härteren Gangart zu neigen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er ein solch hirnloser Schläger war, der sich so ohne weiteres provozieren ließ. Die letzten Tage hatten ihn wohl sehr verändert, was der Polizist verbittert zur Kenntnis nahm, während sich der Schirrmeister wieder fing.
„Genau, lass es raus“, hustete der Batarianer und lächelte schon wieder, „Polizist wirst du eh nicht mehr lange bleiben, wieso sich also noch an irgendwelche Vorschriften halten?“
„Was meinst du?“, fragte Konrad verwirrt und ein dreckiges Lachen entstieg der batarianischen Kehle.
„Yvonne de Laurant sagt dir etwas?“
Konrad nickte. Er hatte von ihr und den entwendeten Daten gehört. Ziemlich sensibles Zeug, wenn er sich recht entsann, jedoch aus einer ganz anderen Abteilung.
„Wir haben uns die Freiheit genommen, auch deinen Namen auf die Liste der korrupten Jungs zu setzen und dir noch ein paar andere Verbindungen anzuhängen. Damit du nicht auf dumme Ideen kommst, nicht wahr?“
„Wie bitte?“, brach es aus Konrad heraus, „das glaubt euch kein Mensch.“
„Die Beweise stehen gegen dich“, meinte der Batarianer schlicht in einem gespielt bedauerndem Tonfall, „jeden Moment müsste die eMail mit einer Kopie der Daten unter Yvonnes Namen an deinen Chef gehen.“
Konrad schluckte. Er als korrupter Polizist auf dem ganzen Revier verschrien? Was würden die anderen Kollegen von ihm denken? Würden sie daran glauben? Er dachte an Kyara oder das Strike Team; stellte sich vor, wie sie dem Captain – oder noch schlimmer Tetan – dabei zuhörten, wie er sie briefte. Wie er den Haftbefehl gegen Konrad aussprach. Ganz zu schweigen von Akyra, falls sie denn auf ihrer Mission überhaupt davon Wind bekommen würde. Dem Polizisten wurde schlecht und Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn.
„Ich schätze, unser Gespräch hier ist beendet. Du kannst mich gehen lassen und ich gebe dir einen Vorsprung von einem Tag, damit du dich irgendwo verkriechen kannst, vielleicht von der Citadel verschwinden“, der Tonfall des Batarianers hatte etwas hochnäsiges an sich, „aber stell dich uns nicht mehr in den Weg. Sonst müssen wir deiner Freundin etwas antun…“
Konrad schlug ein drittes Mal zu. Es sollte für diesen Abend der letzte Schlag im Gesicht des Batarianers sein. Energisch packte der Polizist den anderen am Kragen und riss ihn, soweit ob der Fußfesseln möglich, in die Höhe, die Faust drohend zu einem weiteren Faustschlag erhoben.
„Lasst Lisa aus dem Spiel!“
Im Gesicht des Batarianers zuckte etwas, das erste Mal, dass Konrad etwas wie Verwunderung oder Ahnungslosigkeit im Gesicht des anderen sah, doch keinen Augenblick später hatte sich der Schirrmeister wieder gefangen und sein Grinsen gefunden. Diesmal wirkte es jedoch aufgesetzt und beinahe leicht zu durchschauen.
„Lisa? So so“, murmelte er und sah abwechselnd in eines von Konrads Augen, ehe er fortfuhr, „sonst was?“
„Sonst wird es euch noch leidtun, dass ihr euch mit mir angelegt habt.“
Der Batarianer brach in schallendes Gelächter aus und Konrad ließ ihn wieder in den Bürostuhl fallen. Eine ungeheure Wut, aber vor allem Verzweiflung stieg in ihm auf. Alles, was er bisher von diesem Typen, der noch immer lachte, erfahren hatte, war, dass wer auch immer gegen ihn arbeitete, eindeutig die Oberhand hatte, was Informationen anging. Zudem schienen sie nicht nur über sein Privatleben äußerst gut Bescheid zu wissen, sondern auch in der Lage zu sein, Beweismittel gegen ihn zu fälschen. Während sie ihn wie ein offenes Buch lesen konnten, wurde er nicht schlau aus ihnen, nicht einmal aus einem einzigen Mann! Wenn er nicht bald etwas herausfand, dann war die ganze Unternehmung für die Katz. Er stand mit leeren Händen da und musste doch handeln. Er brauchte etwas, irgendetwas.
„Du drohst uns?“, fuhr der Batarianer schließlich fort, nachdem er sich in seinem Lachanfall gefangen hatte, „ernsthaft?“
Konrad hatte ihm mittlerweile den Rücken zugewandt und sah gedankenverloren auf einen Punkt in der Leere der Wand, die vor ihn lag. In seinem Gesicht stand die pure Verzweiflung geschrieben.
„Sag mir endlich, was du weißt“, flüsterte Konrad, wobei es sich beinahe wie ein letztes Flehen anhörte, während in ihm sämtliche Dämme brachen und er mehr und mehr in eine Ecke, eine Richtung getrieben wurde, von der er sich eigentlich fernhalten wollte.
„Ich habe schon genug gesagt“, gähnte der Schirrmeister gelangweilt, „wenn du dich ausgetobt hast, kannst du mich ja endlich gehen lassen, aber ich glaube, recht viel mehr hast du eh nicht auf dem Kasten, was?“
Das war der Moment, als Konrad brach (http://www.youtube.com/watch?v=GqiSpgIfLUU). Er sah auf, den Blick noch immer auf die Wand vor sich gerichtet und mit einem schwachen, verzweifelten Lächeln im Gesicht, die Haut bleich und vor schweiß glänzend, während der Batarianer in seinem Rücken schnaubte. Entschlossen drehte er sich um, steckte sich in der Bewegung eine Zigarette in den Mund, um sich sogleich an den Fesseln des Batarianers zu schaffen zu machen. Er löste die Fesseln um die Hände des anderen, um sie vor seinem Körper wieder an den Fußfesseln zu fixieren, sodass sich daraus ein kleiner Bewegungsspielraum ergab, jedoch nicht genug, um sich effektiv zu wehren.
„Was hast du denn jetzt vor, Kleiner?“, fragte der Batarianer höhnisch, doch Konrad antwortete nicht. Sein Blick war leer, das Gesicht eine ernste, versteinerte Miene, als er sich wieder erhob und in die Küche ging, um dort einen großen Topf mit Wasser aufzusetzen. Moderner Technologie zum Danke dauerte es keine halbe Minute, da kochte das Wasser schon brodelnd und mit einer kleinen Herdplatte brachte er den Topf wieder zurück in das Büro. Der Batarianer wiederholte seine Frage stets aufs Neue, gepaart mit ein paar Sticheleien, doch mit jedem Mal wurde er unsicherer und als Konrad den Topf vor ihm absetzte, war die Verunsicherung eindeutig herauszuhören.
„Wenn ich eines auf Torfan gelernt habe – du weißt nicht von meinem Einsatz dort? Oh, nicht genug Vitamin B für meine Allianzakte gehabt, was? – dann wie man Batarianer zum Reden bringt“, knirschte Konrad bitter, was den Schirrmeister sichtlich verunsicherte, als der Polizist dessen Arme packte und ihm in die Augen sah, „man zieht ihnen ganz einfach die Handschuhe aus!“
Und damit riss Konrad die Arme des anderen ruckartig hinunter. Ein fürchterliches Jaulen durchfuhr das Zimmer, während der Polizist den Batarianer am Genick packte und immer weiter hinunterdrückte, sodass dieser gar nicht anders konnte, als seine Pranken noch tiefer im kochend heißen Wasser zu versenken. Erste Hautfetzen begannen, an der Wasseroberfläche zu schwimmen, wo sie von den aufsteigenden Luftblasen wie hilflose Schiffe auf hoher See hin und hergetrieben wurden, und der typische Gestank von wundem Batarianerfleisch stieg Konrad in die Nase, doch das schlimmste war eindeutig das Geschrei. Dieses beinahe animalische Winseln, das sich fast wie ein Hund anhörte, jagte Konrad einen eiskalten Schauer über den Rücken und mit einem Mal war er wieder zurückversetzt auf Torfan, wo er mit Barney Gray und dessen Vorgesetzten einen Kriegsgefangenen auf ähnliche Weise gefoltert hatte. Er war zwar nicht direkt involviert gewesen, doch hatte er seinen Beitrag geleistet. Wie er ahnungslos den Bottich mit dem heißen Wasser zu ihnen gestellt hatte; wie er aus dem Zelteingang hinaus gesichert hatte und sich erst wieder umgedreht hatte, als er dieses Jaulen gehört hatte; wie der Gefangene in seinem Nahtod-Delirium ihnen alles gesagt hatte, was sie wissen wollten. Das Zucken des Genicks in Konrads Hand wurde schwächer und er ließ mit dem Druck nach, was dem anderen erlaubte, seine Hände zumindest aus dem Wasser zu haben, jedoch noch immer dem heißen Wasserdampf auslieferte. Ein voller Erfolg, stellte Konrad zynisch fest und auch wenn er es nicht zugeben wollte, ein Gefühl der Genugtuung machte sich in ihm breit. Die Haut der batarianischen Hände war vom Handgelenk abwärts aufgedunsen und abgeschält, sodass sie nur noch in Form von bleichen Fetzen von den Knöcheln herabhingen. Selbst die Haut auf den Fingern, die sich am schwierigsten löste, konnte Konrad an einer Hand mit einem einzelnen Ruck herunterreißen, was dem anderen ein noch lauteres, noch schmerzerfüllteres Jaulen entlockte.
„Rede!“, brüllte Konrad schließlich seinen Zorn und seine Verzweiflung, aber auch die Enttäuschung über sich selbst und seiner fehlenden Selbstbeherrschung hinaus, „sag mir, für wen du arbeitest!“
„Melven! Melven Thanus!“, kreischte der Batarianer und Konrad zog die Arme des anderen nun gänzlich aus dem Topf heraus. Es musste ein höllisches Brennen sein, das der andere gerade in seinen Gliedmaßen spürte und quasi ununterbrochen tropfte das Blut auf den Boden hinunter. Einen bereitgelegten Autoinjektor später, als das injizierte Schmerzmittel durch den Oberschenkel in den Rest seines Körpers schoss und es ihm zumindest ermöglichte, klare und zusammenhängende Sätze zu sprechen, fuhr der Batarianer fort: „wir waren zusammen bei der Legion. Keine Ahnung, für wen genau er jetzt arbeitet oder ob er noch dabei ist, aber er hat mich und meine Jungs in diesem Parkhaus und davor gebraucht. Wollte wohl die Spuren verwischen.“
„Was hat er vor?“
„Keine Ahnung, Mann.“
Ein Ruck später und die batarianischen Hände standen wieder bis zum Gelenk im brodelnden Wasser. Wieder dieses Jaulen, welches Konrad, dessen war er sich sicher, die kommenden Nächte noch verfolgen sollte. Wie in der guten, alten Zeit, nicht wahr? Fast, als ob es alles wieder frisch vor seinen Augen war.
„Was?“, brüllte er schließlich, als er die Hände wieder herausgezogen hatte.
„Er wollte die Allianz-Tante“, keuchte der Batarianer völlig entkräftet, „hat den Funk von diesen anderen Typen abgehört, die euren Deal da haben platzen lassen und meinte, so mehr über dich herausfinden zu können. Er ist schon von Anfang an hinter dir her, aber erst seit du das Skelett beschlagnahmt hast, scheint er alle Mittel zur Verfügung zu haben.“
„Wo finde ich ihn?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Schirrmeister Brandt kraftlos, wiederholte seine Worte jedoch energischer, als Konrad drohte, die Hände ein weiteres Mal in das kochende Wasser zu tunken, „wirklich nicht! Er hat immer mich angerufen und einen Treffpunkt ausgemacht.“
„Dann gib mir seine Nummer.“ Der Batarianer nannte sie Konrad und dieser tippte sie auf dem Comm auf dem Schreibtisch ein, jedoch mit dem Comm des Batarianers dazwischengeschaltet. Es war eine Schleuse, also vom Rest des Systems abgeschottet, sodass die Verbindung über eine Einmalleitung nach draußen aufgebaut wurde. Es hatte noch nicht einmal geklingelt, da hob der Turianer schon ab und eine Projektion seines Gesichts war auf dem Bildschirm zu sehen. Er trug eine schwarze Rüstung, die mit einem kleinen, roten Emblem verziert war und an beiden Seiten des Kragens dazu noch einen kleinen silbernen Anstecker hängen hatte. Die Interferenzen und Körnung des Bildes ließen jedoch keinen genaueren Blick zu.
„Na endlich, Brandt! Was zum Teufel ist passiert? Deine Männer melden, du seist verschwunden. Hast du den Captain in Gewahrsam nehmen können?“
„Es tut mir Leid, Thanus“, keuchte der Schirrmeister und Konrad zerrte ihn so zurecht, dass er mit dem Batarianer gemeinsam vor dem Holoprojektor zu sehen waren. Die Augen des Turianers weiteten sich, um keine Sekunde später einem wütenden Gesichtsausdruck zu weichen.
„Richter? Was zum Teufel…“
„Thanus“, knurrte Konrad und seine Mundwinkel zuckten, „ich habe endlich einen Namen. Glauben Sie mir, ich werde Sie finden. Ich werde Sie suchen, Sie jagen und wenn es das letzte ist, was ich in meinem Leben tun werde, ich werde Sie töten. Und dann nehme ich mir Ihren Boss vor, so lange, bis ich der Hydra den Kopf abschlagen kann.“
„Sie haben keine Ahnung, womit Sie es hier zu tun haben, Richter“, erwiderte Thanus gefährlich kühl und emotionslos, wobei die Schnittwunde mit ihrer bläulich schimmernden Blutkruste seine Gesichtszüge noch gefährlicher aussehen ließen.
„Das habe ich schon einmal gehört heute“, antwortete nun seinerseits Konrad, „ich glaube, Sie überschätzen sich etwas.“
„Sie haben nicht gesehen, was ich gesehen habe. Sie können nicht verstehen, worum es geht, also verschwenden Sie nicht meine Zeit.“
„Thanus!“, stöhnte der Batarianer, doch der Turianer ging bis auf einen abschätzigen Blick nach unten nicht großartig darauf ein.
„Versuchen Sie nicht, uns aufzuhalten, Richter“, zischte Thanus kühl, „sonst werde ich Sie persönlich zerquetschen wie eine lästige Fliege.“
Konrad schnaubte, das halbe Gesicht noch verschmiert mit Blut und Schweiß, sowie den Halbtoten in den Armen, und beugte sich nach vorne, direkt vor den Projektor.
„Molon labe“, war das einzige, was er zu sagen hatte und womit der andere das Gespräch beendete.
„Du elender Bastard“, keuchte Schirrmeister Brand in Konrads Armen und der Polizist spürte, wie die Lebenskraft aus seinem Körper wich. Er setzte den Gefangenen wieder auf dem Bürostuhl ab, auf welchem der Batarianer schließlich auch leise und ohne ein weiteres Wort oder Aufsehen starb. Einfach so. Kein tiefgründiger Dialog, keine Versöhnung mit dem Erzfeind, kein sarkastischer Witz, der als Oneliner auf den Grabstein gemeißelt werden konnte. Er machte sozusagen einen Polnischen aus dem Leben. Erst als der zu Tode Gefolterte kraftlos in sich zusammensackte, kam Konrad auch wieder zurück, realisierte, was passiert war. Erst da traf es ihn mit voller Wucht, was er getan hatte. Wie er diesen Typen hatte leiden lassen, wie er ihm das schlimmste angetan hatte, was ihm als Foltermethode bekannt war; wie er seinen inneren Dämonen nachgegeben hatte. Ohne einen Nutzen daraus ziehen zu können, hatte der Schirrmeister doch gewonnen: er hatte Konrad gebrochen.

Konrad_Richter
22.09.2012, 19:16
2/2

Zeitsprung – Konrad stand unter der Dusche. Er hatte keine Ahnung, wie lange schon, aber seine Finger begannen bereits, zu schrumpeln und jeder Fleck seiner Haut, der nicht mit heißem Wasser befleckt wurde, fror. Anfangs waren noch blutrote Rinnsale von seinem Körper in den Abfluss geflossen, Überbleibsel des getrockneten Batarianerbluts, das sich auf seiner Kleidung, in seinen Haaren und sogar auf seiner Haut festgesetzt hatte, dort quasi zu einem Teil seiner selbst geworden war – eine zweite Haut, die wie ein Mal auf ihm eingebrannt war – und sich mit seinem Schweiß vermischte zu einer salzig-eisernen Tinktur; einer Legierung des Schmerzes, wenn man so poetisch sein wollte.
Mit langsamen, überlegten Bewegungen entstieg er schließlich der Dusche, trocknete sich ab und ging nackt, ohne sich wenigstens das Handtuch umzuwerfen, denn wer sollte schon da sein, der ihm etwas wegschauen könnte, wieder in den Eingangsbereich und zugleich Wohnzimmer des Safe House zurück, um sich dort auf die Couch niederzulassen. Es war noch alles so, wie sie es vorgefunden hatten: der zerfetzte Stoffhase lag noch immer auf dem kleinen Beistelltisch, der Fernseher war noch immer auf stumm geschalten (es berichtete gerade jemand von der Citadel-Börse und dem Aufschwung, den die Konjunktur infolge der Wiederaufbauarbeiten erfuhr), die Blutflecken auf der Couch waren noch immer da, es roch noch immer nach Zigarettenrauch. Regungslos saß Konrad zwischen dem Chaos, das ihm jetzt erst so wirklich auffiel, und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Er verdrängte den Batarianer, der leblos im Raum nebenan lag; den Geruch seines Fleisches; den Klang seiner Schreie; doch es gelang ihm nicht so recht, sich zu fangen. Bilder von Neska tauchten vor seinem inneren Auge auf, erneut das Essen oder wie sie sich damals das erste Mal im Norman’s getroffen hatten. Das Zahnlückenlächeln, das erste, was Konrad von Henrietta in den Andockbuchten gesehen hatte. Tränen (http://www.youtube.com/watch?v=StXy8mbpL-k#t=2m08s) stiegen ihm in die Augen, als er eine aus dem Kühlschrank geholte Cola-Dose öffnete und Konrad schluckte hart, riss sich dann wieder zusammen, zwang sich dazu, zu trinken, um dann doch noch mit vollem Mund still vor sich hin zu weinen. Es dauerte nicht lange, vielleicht eine Minute, in der Konrad leise und kaum hörbar schluchzte, um sich dann endgültig wieder zu fangen. Schließlich atmete er tief durch, fuhr sich einmal durch das Gesicht und erblickte dabei schließlich das Datenpad, welches Horatio ihm hinterlassen hatte. Freudlos griff er danach und begann, es zu lesen.
Es war aufgebaut wie ein Handbuch, eine Bedienungsanleitung, wenn man so wollte, das sogar über ein kleines Vorwort von Neska verfügte.

Be polite, be professional, but have a plan to kill everybody you meet.
Godspeed, Montague.
Ein verbittertes Schnauben war alles, was Konrad ob dieser Zeilen aufbringen konnte. Es folgte ein ebenso kurzes Inhaltsverzeichnis und ging dann über in eine Art Merkblatt, auf dem die wichtigsten Informationen zusammengefasst waren, einschließlich Konrads persönlicher Kennung im Nevermore-Netzwerk. Einer Bemerkung des Handbuchs zufolge verfügte jedes Safe House von Nevermore über eine versteckte Kammer mit Waffen und Ausrüstung, was genau das richtige war für Konrad. Zum einen, weil seine Kleidung völlig verdreckt und verschwitzt im Bad lag, während er splitterfasernackt im Wohnzimmer saß, zum anderen, weil er sich mit dem Zusammenstellen einer neuen Ausrüstung etwas Ablenkung erhoffte. Mit der Bibel, wie er dieses Weißbuch von nun an nennen wollte, in der Hand, ging Konrad die Treppe hinauf ins Obergeschoss, wo sich ein weiteres Waschzimmer, ein Schlafzimmer und eine Tür zu einem Balkon befanden. Im Schlafzimmer öffnete er einen Kleiderschrank von normalen Ausmaßen und in welchem sich bis auf ein paar Hemden, der ein oder anderen Jacke und anderer Zivilkleidung nichts befand, um diesen schließlich auch zu betreten.
„’Tis some visiter, tapping at my chamber door; only this and nothing more. Kappa, Sigma, Null. Nevermore“, las Konrad vor und ein leises Klicken ertönte hinter der Wand des Schranks, welches immer schneller wurde, bis es schließlich ein kontinuierliches Summen war, mit welchem sich die Wand zur Seite schob und einen weiteren Raum dahinter zum Vorschein brachte. Es war eine dunkle Kammer, die über einen weiteren Schreibtisch mit Computerterminal verfügte, jedoch an den Wänden über und über mit Regalen und Armeekisten zugestellt war. In den Regalen lagerten allerhand Waffen, von der leichten Pistole zum schweren Scharfschützengewehr war hier alles vertreten, was sich der moderne Kriegstreiber so wünschen könnte, sowie Elektronik zum Abhören von Personen, Knacken von Elektronik, Verschlüsselung empfindlicher Dokumente und noch viel mehr, was einem jeden Quarianer den Helm mit Speichel gefüllt hätte. Konrad hingegen ging zu einer der Armeekisten und öffnete diese mit einer vorgegebenen Zahlenkombination. Darin befanden sich diverse Kleidungsstücke, die mehr für den Einsatz ausgelegt waren und die Konrad ein zufriedenes Nicken entlockten. Neben Funktionsunterwäsche, holte er eine schwarze Kampfhose (ebenfalls mit Hosenträgern, womit wir wieder bei der batarianischen Leiche eine Etage unter ihm wären), ein dazugehöriges Oberteil mit Gelenkschonern und Handschuhen, sowie eine Überwurfweste mit diversen Halftern, Taschen und ähnlichen Verstauungsmöglichkeiten heraus. Sein neues Outfit wurde durch eine Trinkblase vervollständigt, die man wie einen Rucksack umschnallen konnte, fürs erste jedoch von Konrad beiseitegelegt wurde. Die Taschen seiner Weste und seiner Hose befüllte er nach und nach mit Items und Werkzeug, was er in den Regalen so vorfand: ein Leatherman, eine etwa handgroße Tasche mit Klarsichthüllen für Karten und andere Dokumente, ein Erste-Hilfe-Päckchen, eine kleine Taschenlampe, diverse Karabinerhaken mit Schnüren, Kabelbinder, ein Funkgerät und natürlich Thermoclips. Zufrieden sah er an sich hinab, ging ein paar Schritte mit den fest geschnürten, schwarzen Kampfstiefeln, die noch ein leichtes Quietschen von sich gaben, wenn man damit über den glatten Stahlboden ging, der zuvor noch ein seichtes Schauern durch Konrads Fußsohlen geschickt hatte, doch der Polizist konnte nicht sagen, dass er unzufrieden war. Im Gegenteil, eine solche Ausstattung hatte er selbst im Arsenal der Special Response Division noch nicht gesehen. Bevor er den Raum verließ, nahm sich Konrad noch eine Pistole, eine M-5 Phalanx, und verstaute diese in einem Oberschenkelholster, der einzigen Modifikation des ansonsten von ihm unveränderten Kampfanzugs. Seine Dienstpistole würde Konrad bald, wenn es die Zeit zuließe, unbrauchbar machen und sie vielleicht als Trophäe in seinem HQ aufhängen. Eine Erinnerung an alte Zeiten, sozusagen.
Als er wieder die Treppe hinunterstieg und dabei die Pistole im Holster verstaute, betrat gerade Horatio wieder die Wohnung. Er warf Konrad einen erst verwunderten Blick zu, ehe er wissend nickte und in die Küche ging, um sich dort einen Kaffee zu machen.
„Ich sehe, Sie haben das Arsenal entdeckt“, rief er von dort dem Polizisten zu, der nur bestätigend brummte und weiter in der Bibel las, „und es scheint alles zu Ihrer Zufriedenheit zu sein.“
„Wie lief es?“
„Gut, den Umständen entsprechend. Ich habe zweimal das Fahrzeug gewechselt und sie schließlich mit einem Taxi abgeliefert. Ich hoffe nur, das Mädchen geht in den Vorbereitungen der Beisetzung nicht unter“, Horatio kam wieder, wurde dabei leiser und nahm einen Schluck aus der dampfenden Tasse, „wie geht es unserem Gast?“
„Er ist tot“, erwiderte Konrad emotionslos und sah von der Bibel auf. Horatio, der noch immer trank, zog verwundert eine Augenbraue hoch, während er gleichzeitig auf einem Stuhl Platz nahm und die Beine überschlug. Konrad fuhr fort: „Aber ich konnte ihm einen Namen entlocken. Melven Thanus, ein Turianer und anscheinend sein Chef. Seit ich mit meinen Ermittlungen in der Geth-Sache begonnen habe, scheint er hinter mir her zu sein, um Gegenspionage zu treiben, sozusagen, doch erst mit meinem letzten Fang, dem Skelett, scheint er sämtliche Mittel zur Verfügung zu haben. Ist aber keiner von Cerberus, versteht sich. Wie kann da Nevermore eingreifen?“
„Sie haben da etwas missverstanden, Montague“, ein leises Klimpern, als die Tasse auf dem Tisch abgesetzt wurde, „Nevermore unterliegt nun einzig Ihrer Befehlsgewalt. Der ursprüngliche Zweck bleibt derselbe, nämlich das Bekämpfen von Cerberus und das Einen der Völker unserer Galaxis, doch wenn Sie meinen, dies sei dadurch zu erreichen, diese Leute aufzuhalten, dann wird Sie niemand daran hindern.“
„Ich habe also meine eigene Armee oder wie?“
„Grundgütiger, nein, Montague. Wir sind eine kleine Keimzelle und operieren aus dem Schatten heraus. Sehen Sie sich die Liste an, das ist keine Armee. Verstehen Sie uns eher als ein Netzwerk von Spezialisten. Eine Résistance des 22. Jahrhunderts.“
„Dann trommeln wir mal all diese Spezialisten zusammen und schnappen uns Thanus, nicht?“
„Damit würde ich warten“, wandte Horatio ein, „wir sollten zuerst auf Capulet warten. Mein letzter Stand ist, dass ihre Ankunft unmittelbar bevorsteht. Vielleicht enthält ihr Verzeichnis von Klarnamen einen Hinweis darauf, wer Thanus ist und von wem er finanziert wird. Dieser ganze Fall klingt nämlich verdächtig nach Cerberus, wenn Sie mich fragen. Optional können Sie vorher noch Gladio aktivieren, doch das sollten Sie mit Capulet besprechen. Sie ist mit dieser Organisation besser vertraut als ich.“
„Wer ist denn diese Capulet überhaupt?“
„Mehr als ihren Decknamen kenne ich auch nicht. Jedenfalls eine beeindruckende Frau. Sie werden sich gut verstehen.“
„Na gut. Bis zu ihrer Ankunft möchte ich aber Nevermore noch etwas besser kennenlernen. Außerdem brauche ich ein Team“, Horatio nickte und begann auf seinem Omnitool etwas zu tippen, „ich werde mir ein paar der Akten hierauf ansehen und Ihnen eine Liste geben. Derweil lassen Sie den Rest von Nevermore wissen, was jetzt Phase ist und dass ich von nun an die Leitung übernehme.“
Konrad atmete tief durch. Auch wenn der heutige Tag dem Polizisten gehörig zugesetzt hatte und er wegen Neskas Ermordung innerlich noch immer tobte, so begann er langsam, sich in seine neue Rolle einzufinden. Es war nicht zwingend ein gutes Gefühl, aber es gab ihm etwas, woran er sich festhalten konnte. Es war eine Art Anker, den er jetzt dringender brauchte denn je.
„Das halte ich auch für eine gute Idee“, pflichtete Horatio schließlich Konrad zu, als er mit dem Aufschreiben seiner Notizen fertig war, „Ich werde die anderen Einrichtungen in höchste Alarmbereitschaft versetzen. Sobald mir alle den erfolgreichen Übergang in die heiße Phase gemeldet haben, werde ich Sie informieren.“
„Gut. Ach, und Horatio?“, der Kauz, der sich gerade zum Gehen in die Küche wandte, drehte sich mit einem „Hm?“ noch einmal um, als Konrad ihn gerade so noch zurückpfiff, „entsorgen Sie die Leiche.“
„Verstanden, Montague.“

Octavian Visconti
26.09.2012, 01:06
Citadel: Bezirke #2

Da Sejan nicht umhin kam das Magazin über den neuesten Promiklatsch mit zu schleppen, nämlich die Citadel Weekly oder im Volksmund auch gemeinhin bekannt als das Schundblatt unter den Schundblättern auf jeder versifften, voll gepissten, also richtigen Herrentoilette in so jedem schäbigen Nachtclub, der etwas auf sich hielt, wurde Octavian von Sejan überallerlei Kram zu geplappert, da Agrippa am Steuer saß, da jener seit seiner Zeit bei der Allianz, die hochnäsige Offizierfratze – also nicht ganz unähnlich seinen beiden Onkeln - partout nicht mehr andere Leute fahren lassen wollte, er erklärte dies damit das viel zu viele Soldaten auf dem Mars gerne mal restfett ihn rumchauffieren wollten und wenn er schon wegen Alkohol sterben würde, so sollte dieser zumindest in seinem Körper sich befinden, und außerdem war Octavian sowieso scheinbar der einzige der Sejan hier und da ein Ohr lieh, wenn auch eben nur auf Leihbasis, so lange bis etwas interessanteres zu vernehmen war. Und die Unterhaltung beschränkte sich, in bester Sejan-Manier, traditionell darauf wie lächerlich diese Leute doch sind, diese Reichen, also damit auch sein Auftraggeber. Über Octavians neuestes Abenteuer war zum Glück nichts drin, also nicht wie er die Party von der D’sorni crashte in dem er besoffen in den Teich fiel, was so viel wie die offizielle Variante der Ereignisse von letzter Nacht sein dürfte. Jedenfalls stellten sich bei Sejan mit jeder Seite die Haare mehr zu Berge, „alle nur berühmt weil sie hübsch sind oder sich dafür halten“ und dann auch noch „Ganz schön billiges Outfit“, deutete mit einem Finger auf Mademe Ivorys Kostüm der letzten Woche. Octavian riskierte einen Blick, zog hochachtungsvoll und ein wenig beeindruckt die Augenbrauen in die Höhe und dachte sich, dass er sie tun würde, ganz entgegen natürlich seiner Avancen und Aktionen wenn er sie tatsächlich treffen würde, kaum ein Wort bekäme er heraus. Agrippa rauchte nur am Steuer, fuhr wie ein Verrückter, wechselte die Ebenen, krachte fast in ein größeres Shuttle des Lastenverkehrs rein und flucht generell recht viel. Dann erinnerte sich Octavian daran, dass Agrippa ein Bier in der Hand hatte als sie reinkamen, war ja klar. Kein gesunder Funken Menschenverstand mehr auf der Citadel, himmelweit nicht zu sehen. Alle am Saufen.

Über die Citadel News Headquarter, kurz CNH oder im Sprachgebrauch erfolgreicher Unternehmer auch allgemein als die Brutstätte der Klatschmäuler, die man täglich schmieren muss, damit sie keine Lügen erzählen bekannt, war imposant aufgebaut, erinnerte an Wirtschaftssitze wichtiger Firmen, was nur logisch war, stellte CNH doch selbst ein äußerst profitables Unternehmen dar. Doch das Gebäude war mindestens ebenso verwirrend aufgebaut. Wie ein Irrenhaus aus der die Insassen und das Personal auch ja nicht verschwinden durften. Oder generell jedes andere Gebäude aus dem auch ja niemand heraussollte, herausdurfte – Reha, Finanzamt und, in einem etwas kleineren Ausmaß, Supermärkte. Lost in the Supermarkt, eher lost at CNH. Bereits die Schilder, die anschaulich zeigen sollten wo denn was ist, sorgten für Verwunderung bei den Dreien und legten die innere Verworrenheit von CNH dar. Nun, gab es die Rezeption, auf vier Ebenen, davon ab wurde auf Sekretariate und Redaktionen verwiesen, die wiederum in Verbindung zu den Bereichen der Nachrichtenagentur standen, die sich scheinbar willkürlich und zahlreich über das Gebäude zerstreuten. Die Zeitschriftenbereiche überschnitten sich mit den Angestellten für das Extranet, die wiederum lieferten scheinbar an die TV-Sender. Oder doch nicht? Vielleicht erschien ihnen der Eindruck auch nur wesentlich dramatischer, da sie, seit sie das Gebäude betreten hatten, von unzähligen Bildschirmen begrüßt wurden. Hier wurde Citadel News #1 gezeigt, hier #2. Aus jeder Nische entsprangen Lichtquellen mit Nachrichten von äußerster Brisanz, monoton und etwas kaltschnäuzig vorgetragen, Statistiken verlesen und einzelne Dramen aufgebauscht, um die Bildschirme tänzelten die Schatten der Opfer und Täter von denen die Geschichten berichteten, lachten kirre über die referierte, hochstilisierte Priorität ihrer eigenen Erlebnisse, die nun für Erschüttern unter Hausmänner- und Frauen sorgten, den C-Sec Angestellten schlaflose Nächte bereiteten und sowieso die halbe Galaxis in Aufregung versetzten. Tharkad, aha. Explosion auf der Citadel. Hier und da. Ratter-ratter, die Medienmaschinerie, fortwährendes Journalistengegacker. Mehr Aufmerksamkeit als für die E-Zero-Industrie, besseres Image als die Rüstungskonzerne, penetranter und beliebter als die Regierungen aller Völker und Länder. Als ehemaliger Mitarbeiter bei Citadel News und freier Kolumnist bei Belverde kannte Octavian diesen Zirkus, spielte mit. Gefiel sich einst darin. Auch wenn er meist nur in den Randgebieten unterwegs war, also jene Regionen die zufrieden mit ihrem lokalen Nachrichtensender waren und deshalb meist mit Octavian gar nicht erst sprechen wollten. „ Ah, sie sind also von Citadel News, was’n das?“ Also war es wohl seiner zynischen Ansicht und der zugegebenen Abneigung, möglicherweise sogar Rachsucht auf Citadel News geschuldet, dass er hier nicht gerne war, alles sehr drastisch sah. Aber war es denn auch nicht so? Im Kampf um die interstellaren Sendeminuten, welchen besagte Randregionen kaum faszinierte, war Octavian nicht mal ein Rad in einem Zahnrad eines Zahnrads, er war ein Staubpartikel gewesen und das obwohl er ein ganz schöner Stecher war. Und dann kam Mindoir.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Es war keine Frau, kein Mann, nicht mal ein Alien. Eine Begrüßungs-VI, die wohl automatisch darauf reagiert, wenn wer zu lange beim Eingang herumlungert, ihn also blockiert. Die Drei schauten sich fragend an, keiner mit einem tatsächlichen Plan was sie denn fragen sollten, geschweige denn genau was sie wollten. Nun, das eigentliche Ziel war reichlich simpel – Antworten. Aber worauf antworten? 42 und so. Claudias Rolle in dem ganzen Spielchen, Vulvias Beteiligung. Als würden sie das rausrücken, nach den ganzem Prozedere und der Heimlichtuerei. Rausprügeln, meinetwegen. Aber irgendwie wurde allen drei bewusst, dass sie auch nicht wirklich wussten was sie sich erhofften. Waren wie Hunde die ihrem eigenen Schwänzchen hinter rannten, jeder Spur nachschnüffelnd, in der Hoffnung sie würden die Fährte auf den Hasen wieder finden, erneut erfolgreich fortführen, irgendwas halt.
„Nun ja, wir würden gerne Vulvia Terasy sprechen. Ist sie denn hier?“ ergriff schlussendlich Octavian das Wort, merkwürdig klanglos und ja, man möchte auch meinen, mindestens ebenso seltsam zaghaft.
Die VI antwortete nach einer winzigen Zeitverzögerung, dass sich Vulvia nicht mehr im Haus befände, jedoch könnte man doch eine Nachricht hinterlassen. Stattdessen wollten die Drei wissen wo sie denn jetzt sei, wobei es natürlich selbstverständlich war dass die VI dies nicht herausrückte. Sonderlich weit konnte sie ja nicht sein. Es war etwas nach 17:30, also hatten sich die zwei Frauen wohl getroffen und würden rasch auf einen Kaffee gehen. Um das ganze etwas gemütlicher zu besprechen. Was denn? Claudias großes Geständnis oder doch eher Insiderdetails, vielleicht war sie auch schon immer eine Informantin. Vielleicht. Elendige falsche, zwielichtige Welt und Octavian am Ende den leuchtenden, davon ziehenden Serpent Nebula anblickend vom letzten greifbaren Citadel-Arm aus…

Kurzum entschlossen sie sich dazu getrennt nach den beiden Unruhestifterinnen zu suchen. Agrippa übernahm dabei die Cafés in der Gegend, die Kantine und dergleichen. Anscheinend wurde er darin trainiert solcherlei Dinge zu erledigen, was von Sejan als auch Octavian ungläubig mit einem Nicken quittiert wurde. Der andere hingegen sollte das Büro von Vulvia Terasy in Augenschein nehmen, Sejan meinte er besitze gar außergewöhnliche Fähigkeiten des Schleichens, was auch diesmal mit ungläubigen Blicken hingenommen wurde. Zwar wussten die Beiden über Octavians Vergangenheit mit Citadel News Bescheid, dennoch versuchten sie ihn davon abzubringen einige alte Kontakte auffrischen zu wollen. Man hatte schließlich schon ihre Gesichter auf Video, da musste man nicht auch noch verdächtige Fragen an jene stellen, die verdächtige Fragen am besten verarbeiten konnten. Also auch diesmal galt: ungläubige Blicke. Trio Infernale.

Zusammen mit Sejan bestieg er den Lift. Da Vulvia Terasy seit jeher auf eine Gehaltserhöhung geschweige denn auf einen besseren Arbeitsplatz vergebens gewartet hatte, war sie immer noch im gleichen Stock beherbergt seit Octavians letztem Besuch, was auch schon einige Jahre zurücklag. Vielleicht rührte dieses Desinteresse der Höheren ihr gegenüber gerade an ihrem Fokus auf Corefield Design, quasi das ewige Rumstochern das nur für Aufmerksamkeit sorgte aber nicht den großen Skandal hervor brachte, der für eine Beförderung notwendig gewesen wäre. Journalistische Arbeit und Integrität, ja sogar die Attraktivität einer Asari, bewirkte zumindest bei Citadel News kaum etwas, nicht das Vulvia sonderlich viel davon besäßen hätte, war es immer noch mehr als der Rest dieser… Ratten, so Octavians widerwillige Feststellung. „Nein, nein. Die haben die Botschaft in die Luft gesprengt, das erhöht die Auflage. Batarianer hasst jeder!“ – „Aber wir haben doch gar keine Beweise dafür?“ – „Quatsch. Das war ne Explosion. Weiß doch jeder dass das die Lieblingsmethode von Batarianern ist.“ Klingt einleuchtend. „Hm, und wie verpacken wir das dann?“ - „Es war `ne menschliche Botschaft. Ist doch vollkommen einfach. Hass! Hass!“ – „Seid nicht so engstirnig, wie wäre es mit quarianischen-batarianischen Terroristen? Na, na?“ Genau zu denen wollte er. Octavian bereute es jetzt schon, hätte er mal wieder lieber die Cafés übernommen, hübsche Kellnerinnen. Stattdessen gab es diesen Dilettantenhaufen zu bestaunen, wobei man nicht sonderlich weit auf dem Ross sitzen musste um sich besser zu fühlen als die drei Vollprofis, gerade wenn man sich ihrem Tageswerk nachgehen sah. Ihre Arbeit bei Nacht war übrigens auch nicht viel koscherer, aber darüber berichtete natürlich wieder niemand. Der dröhnende Geruch von Parfüm im Zimmer quoll direkt heraus als er die Glastür einen Spalt öffnete. „Octavian! Hey, Octavian!“ Lange nicht gesehen, wie geht es dir, übliche Standardfloskeln mit denen sich Octavian gar nicht aufhalten wollte, weshalb er relativ forsch gleich zum Punkt kam: „Ich suche Vulvia. Ist sie hier irgendwo?“
„Hm, nee. Aber die müsste bald wieder zurück sein. Sollen wir ihr was ausrichten? Mensch, jetzt sag‘ mal, wie geht es dir so?“
„Oh, und Beileid wegen deinem Dad.“
„Genau, Beileid.“
„Hmhm, danke. Es ist dringend. Also keine Ahnung?“ Die Drei schüttelten den Kopf, was für Octavian das Signal war abzuhauen, warf allerdings noch kurz einen Blick auf ihren Bericht, wo reichlich gesammeltes Bildmaterial die letzten Katastrophen der Citadel im Zeitraffer durchspul. Er glaubte davon bereits gehört zu haben, aber in letzter Zeit zog die Welt an ihm sowieso vorbei, es konnte alles sein. „Auf der Suche nach dem nächsten Knüller, hm?“ meinte er noch und schüttelte leicht den Kopf, abwertend.
Weiter klapperte er die Gänge von Vulvias Kollegen ab, Fragen stellend und auf der Suche nach Vulvia, doch alles was er bekam, waren weitere Beileidsbekundungen. Kein einziger fragte wieso er sie sehen wollte, wahrscheinlich wussten sie schon Bescheid. Die letzten Tage als er sie traf, wobei – ein Plappermaul, ob sie das denn war. Früher nicht, aber auch sie hatte sich schließlich verändert. Letztendlich erreichte er das Zimmer des Chefredakteurs, alter Haudegen, der den ganzen Verein in diesem Stock zusammenhielt, ihnen die Flausen aus dem Kopf trieb. Respektabel, ein toller Journalist, mit einem Scharfsinn wie kein zweiter. Doch er würde nachbohren, deshalb überlegte es sich Octavian zwei-mal ob er eintreten würde, entschloss sich dagegen – doch zu spät. Der Chefredakteur, Yvavi, kam gerade um die Ecke, in gebückter Haltung, Kaffee in der Hand und über sein Hemd gekleckst. Typisch. Er meinte einst, so würden ihn die Leute weniger ernst nehmen, ihm eher was erzählen. Bei den Geschichten die er an Land zog, konnte man seine These nicht widerlegen. Finanzskandale waren sein Fachgebiet, aber eigentlich konnte er über alles schreiben. Wusste viel und dachte stets dreimal über etwas nach. Beeindruckend sicherlich auch seine Neugierde und wie er es vermochte Leute aus der Reserve zu locken, also wohl schon mehr ein Detektiv als herkömmlicher Journalist. Auch wenn er heute derlei Tätigkeiten kaum noch ausführte, denn mittlerweile ließ er seine Arbeiter die Artikel verfassen, veröffentlichte sie, las die Meinungen von allen und jedem, und verfasste dann wiederum eine Kolumne, seitenlang, die jede Theorie, Anschuldigung, jedes Wort und jeden Satz zerstörte. Ein argumentatives Genie, wissbegierig. Eindeutig ein Level zu hoch für Octavian. Außerdem war er ein Salarianer, stets in leicht gebeugter, demütiger Pose, aufblickend. So etwas war unangenehm. Vielleicht überschätzte Octavian ihn auch nur maßlos.
„Octavian, das ich dich auch mal wieder sehe. Herzliches Beileid.“ Yvavi bot ihn herein und nach dem üblichen Begrüßungsfloskeln hieß es auch hier wieder was ihn hier her führte und Octavian wollte schon gehen, was wohl besser gewesen wäre, da meinte er: „Ich suche Vulvia.“ – „Oh und weshalb?“ – „Corefield Design. Es ist dringend.“ – „Hm, aber das erklärt mir jetzt auch nicht wirklich wieso du sie suchst, nicht?“ – „Kein Kommentar.“ – „Dieses alte Spiel.“ Yvavi musste schmunzeln, bedauerte dann aber auch dass er ihm nicht mehr verraten konnte. Doch er wollte Octavian nicht gehen lassen. Yvavi zitterte häufiger mit seiner linken Hand, verschüttete dabei natürlich den Kaffee. Das war neu. „Alles okay?“ fragte ihn Octavian.
„Hmhm, es ist nur, der Stress, glaube ich.“
„Tatsächlich?“
„Vielleicht auch etwas mehr, ich weiß es nicht. Ich bin… ehrlich gesagt immer etwas zu müde. Etwas nagt.“ Irgendwie hatte Yvavi seinen Biss verloren, möglicherweise war auch er deshalb noch auf diesem Stock gefangen. Denkmalabbau. „Aber, nein, Moment. Warte. Ich wollte dich eh demnächst kontaktieren, kann ich es jetzt genau loswerden. Corefield Design ja, und eure Quarianer, ganz schön unangenehme Sache.“ Octavian versuchte abzuschätzen wie viel Yvavi genau wusste. „Vulvia ist dir da ganz schön auf den Fersen. Es ist etwas Persönliches. Ich kann sie nicht mal davon abrufen selbst wenn ich wollte.“
„Ja, illusorisch von ihr.“
„Eh, das würde ich, würde ich so gar nicht sagen. Eine kurze Analyse: Seit dem Tod deines Vaters herrscht, gelinde gesagt, Anarchie bei Corefield Design. Tausend Besprechungen bei denen aber kaum einer von euch Dreien, immerhin die Erben, anwesend ist, stattdessen Skandale. Antonius schlägt Lepidus, der verschwindet - verdächtigt, du fällst in einen Teich… kaum Zufall. Und dann natürlich immer noch der ungeklärte Mordfall.“
„Dein Punkt?“
„Oh, dazu komme ich gleich.“ Er stand auf, trank den Kaffee und ging hinkend an sein Fenster, er war definitiv nicht der Yvavi früherer Tage. Was nicht bedeuten sollte, dass er nicht denselben Scharfsinn hier und da zum Vorschein kamen ließ. „Lass mir dir helfen alles zu rekapitulieren, denn das scheinst du nicht wirklich getan zu haben. Sonst würdest du nicht ohne Plan hier reinstürmen und wild nach Vulvia fragen, die vieles sein mag, vieles, aber doch keine Mörderin. Oder an einer Verschwörung beteiligt sein, das habe ich schon durchschaut. Ich bitte dich, denke darüber nach. Nun, es ist so, und zwar folgendermaßen, hm. Visk und Pinkerton mit außerordentlich hohem Interesse in Corefield Design und den Sezuluv Index“ - woher wusste er denn jetzt davon schon wieder? - „und die ganze leidliche Debatte. Oh, Vulvia übrigens, natürlich. Ich bin ihr Chef, vergiss das nicht. Und dann noch die Quarianer. Um nun einen Schritt weg von deiner hetzenden Suche nach dem Mörder deines Vaters zu treten, einen kurzen Moment innehalten… ich sage dir doch ganz bestimmt nicht, dass das alles Zufall ist, oder? Siehst du. Aber ich behaupte auch nicht, es handle es sich dabei um eine Verschwörung. Dafür gibt es immer noch zu wenig Beweise, um nicht zu sagen, es ist vielleicht doch zufällig. Das würde auch etwas zu sehr dem aktuellen kulturellen Imperativ entsprechen, findest du nicht auch? Verschwörungen und dergleichen. Das alles so schön zusammenfällt bei so vielen Parteien, fast schon unmöglich… aber es ist auch eine Tatsache, dass zuerst die quarianischen Proteste anstanden, dann das Interesse der Parteien langsam an eurem viel geschätzten Unternehmen stieg und dann euer Vater ermordet wurde. Aber wie? Hier liegt der Hund begraben. Mit einer Luger. Mit der eigenen Waffe. Weshalb denn so etwas? Ja, gute Frage, sehr gute Frage. Es war persönlich, aber auch das ist nichts wohl kaum Neues, zumindest laut meiner Analyse aus einer weit, weit entfernten Position heraus. Darum geht es mir aber auch nicht. Das Folgende ist deshalb vielleicht schon neu: Ich habe unzählige Idioten in hohen Positionen wegen Kleinigkeiten festgenagelt. Und Octavian, wir haben mal am Anfang zusammen gearbeitet, bis du – wegen Mindoir – nun, äußerst dramatisch, ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt bist, leider, sehr bedauernswert. Nur begehst du jetzt denselben Fehler erneut, anstatt dass du dich auf die tatsächlichen Entwicklungen konzentrierst, jagst du einem Phantom hinterher. So wie damals. Auch wenn du sicherlich deine Gründe hattest wegen Mindoir, warst du am Ende der Leidtragende. Weil du, weil du dein Maul zu weit aufgerissen hast. Simpel, nicht? Und nun läufst du erneut direkt in Messers Schneide anstatt, und hier liegt der Unterschied, du hast nun sogar Leute die für dich so etwas erledigen sollten. Und die C-Sec. Aber deine Bewegungen und Taten der letzten Tage, all dies…“ Yvavi hielt inne in seinem Redeschwall. Octavian bekam nur die Hälfte mit. War auch besser so. Auf Mindoir vermied Octavian es sei jeher angesprochen zu werden und wenn doch wechselte er es, hier wurde er allerdings vom Thema erdrückt. „Ein wohl gemeinter Ratschlag, nehme dir ein paar Tage Auszeit, dein Kopf glüht ja förmlich, beruhige dich. Lass die anderen die Arbeit machen.“ Octavian konnte es ehrlich gesagt auch ein wenig nicht fassen, es schien die ganze Welt wurde weich, während seine Kruste mit jedem Tag härter wurde.
„Vergiss es“, antwortete trotzig und stattdessen vergaß auch er kurz mit wem er redete, „mein Bruder wird gesucht, der Mörder läuft frei herum. Ich werde den Mistkerl finden und jag‘ ihm selbst paar Kugeln durch den Körper. Verschwörung hin oder her, den Familiennamen in den Dreck ziehen, Proteste und der ganze Scheiß. Kann sich alles hinten anstellen. Wir fangen mit dem Bastard an.“ Und dann stürmte er Octavian heraus, bekam jedoch das sündig gehauchte Danke von hinten noch mit. Er weigerte sich nach hinten zu blicken, Yvavi abermals anzusehen und ihn aufzufordern, was das denn jetzt wieder sollte, doch er ahnte schon – und das war nicht gut…


Außen vor der Tür kamen langsam die Leute aus ihren Büros heraus gepilgert, strömten hinunter. Feierabend bei einem 24/7-Newscenter bedeutete auch das neue Leute herbei kamen. Es kam ihm vor als würden gerade tausend Seelen um ihn herum schwirren, er brauchte eine Zigarette und so gleich kam die Forderung diese auszumachen. Halt die Fresse, war sein Gedankengang und dennoch trat er sie aus. Nerviger, wichtigtuender Pimpf mit seinem Rauchverbot, alles wissender, cleverer Yvavi, hinausarbeitend auf seinen nächsten Skandal, und Octavian hatte ihm wohl gerade die Blutspur serviert… reingehen und abknallen. Octavian bebte vor Wut, und er musste raus, frische Luft. Zumindest das was man auf der Citadel als frisch bezeichnete. Ein Migräneanfall bahnte sich an, noch schlimmeres. Sein Kopf glühte wirklich, die Anstrengungen der letzten Tage machten sich abermals bemerkbar. Wässrige Augen, pulsierende Adern.
Er verließ durch das Menschengewirr unbemerkt das Gebäude durch einen Hintereingang, holte sich dann die benötigte Zigarette heraus. Wohl nicht gut für den Körper, aber sein Kopf, so beruhigt jetzt. Er ließ sich gegen die Wand fallen, sank nieder, ein wenig ineinander gekullert. Er war nicht am Verzweifeln, keineswegs, er war begierig auf das Ziel vor seinen Augen. Doch er musste Luft holen, für den Schlusssprint. Für das große Finale, das bevorstand, welches er sich erhoffte. Zuerst Claudia finden, dann Lepidus und dann den Mörder. Easy.

Sie trafen sich alle zehn Minuten später. Zuerst kam Agrippa, der allerdings keinen Erfolg hatte, was wohl bedeutet das sie wirklich nicht hier waren. Agrippa würde nicht so einfach die einzige Fährte verschwinden lassen, er würde jeden Stein zweimal umdrehen und hätte Claudia in jedem Lokal sofort ausgemacht, ebenso wohl Vulvia in Anbetracht der Umstände. Es ging um seinen Vater. Aber sie waren nun mal nirgendwo hier. Als wären sie vom Erdboden der Citadel verschluckt worden. Dann kam Sejan, breitgrinsend und überzeugt davon, dass ihn keine der Videokameras erfasst hatte, ja das man meinen würde, er wäre nie hier gewesen, denn im Menschengewirr konnte er sich seit jeher geschmeidig und unbemerkt bewegen, was nicht stets ein Vorteil war, aber manchmal doch nützlich zu sein schien für ihn. Doch, als er endlich zur Sache kam, freuten sich dann doch alle Drei über seine Talente, wobei man das bei Sejan nie genau sagen konnte… Scheinbar hatte Vulvia einen eigenen Tracker von sich selbst installiert, in jenem Notfall sollte ihr etwas passieren – was vielleicht an diesem heutigen Tag gar nicht so ausgeschlossen war. Auf ihrem Terminal, denn wo sonst sollte dies auch sonst sein. Sejan hatte also darauf zugegriffen nach dem er es hackte, hatte es auf sein Omni-Tool runtergeladen und verwischte selbstverständlich auch alle seine Spuren. Sneaky, in der Tat. Octavian war ziemlich überrascht von Sejans Fähigkeiten, das sah man ihm auch an. Doch für mehr als einen wohlwollenden Klaps auf die Schulter reichte es derzeit nicht und ein knappes Danke, gefolgt von einem Gut gemacht. Sejan grinste leicht verstohlen, leicht zufrieden. Sollte Yvavi Recht behalten, so war Octavian gerade drauf und dran Corefield Design womöglich zu verlieren, all jenes das sein Vater über Jahrzehnte hinweg aufgebaut hatte. Und sollte dies tatsächlich der Fall sein, fühlte es sich jetzt zumindest gut an, wenn auch nur für einen vermeintlich kurzen Augenblick.

Octavian Visconti
28.09.2012, 04:12
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FYI, Fortführung des Beitrags auf der möglicherweise vorherigen Seite falls noch nicht gelesen/bemerkt...whatever. ^_^




Bezirke #2

...Sohn auf Rachefeldzug!
So oder so ähnlich würde die Überschrift in ein paar Stunden lauten, sobald Yvavi seinen Artikel fertig gestellt hätte und die Publikation ansteht. Als Hauptthema: Octavian selbst. Sicherlich konnte man darüber debattieren, ob es ein kluger Schachzug war gewollt gespielt und aufgebraust Yvavi seinen eventuell letzten großen Artikel zu gewähren und sich ausgerechnet selbst als Thema auf dem Silbertablett zu präsentieren. Aber Octavian wurde klar als er mit Yvavi sprach, ein Gefühl aus dem Unterbewusstsein welches er nun im Shuttle auf dem Weg zum Anwesen erst erkannte und dementsprechend reflektieren konnte, dass Yvavi nicht mehr derselbe Salarianer von einst war. Gegen Ende seines Lebens fiel der Journalist in die klassischen Tugenden der Salarianer hinein, sei es aus Krankheit oder eine Identitätskrise, es könnte auch nur Heimweh sein, gegen die er sich jedenfalls seit seines Lebens erfolgreich gewehrt hatte und denen er sich nun scheinbar ergab, aus Karrieregründen, Einsicht, spiritueller Reinigung, es war einerlei. Einst so darauf bedacht jedes Wort umzudrehen bevor er sprach, faselte er nun wirres Zeug und war damit nur ein weiteres Symbol für eine Welt, die sich immer mehr um die eigene Achse drehte und sich dabei in sich selbst vergrub und schon gar nicht mehr wusste was sie glauben konnte. Dazu noch die zitternden Hände, die nervösen Augenzuckungen, ein äußerst unangenehmer Geruch, der davon zeugte, dass Yvavi schon seit Tagen nicht sein Büro verließ, geschweige denn seine Kleidung sogar gewechselt hatte. Deadline. Octavian tat seinem alten Kollegen keinen Gefallen, viel mehr bot sich ein willkommener Ausweg für Lepidus an, plötzlich hier, direkt vor ihm stehend und alles was Octavian tun musste, war sich selbst kurz ins Sperrfeuer der Medien zu begeben, etwas das er seit jeher gescheut hatte, jedoch in den letzten Tagen wohl scheinbar perfektioniert hatte. All dies würde ausreichen, und all dies würde gut enden. Er wusste es jetzt. Egal für wen Yvavi arbeitete, für die Mogule seiner Nachrichtenagentur, wovon Visk sicherlich selbst einer war, oder ob der Salarianer einfach nur noch einen letzten großen Wurf machen wollte, sofern auch er seine journalistische Grazie aufgegeben hatte, sprich den Willen die tatsächliche Wahrheit zu finden, so würde er dies schreiben… Sohn auf Rachefeldzug und als Unterschrift Lepidus Visconti aus Unrecht verhaftet? Oder alternativ: Lepidus Visconti versucht ungerechtfertiger Verhaftung zu entgehen. Denn Octavian verstand nun endlich die nagenden Medien einmal für sich zu nutzen, die Hetzjagd der C-Sec kreiste rund um Lepidus ein und Hanibahl und seine Kollegin Galoria Raslin waren von seiner Schuld überzeugt. Doch was wenn plötzlich die Medien ein gänzlich anderes Bild zeichnen würden, eines mit dem niemand sonst gerechnet hatte. Ausgerechnet jene Formate die seit jeher in den Bemühungen von Corefield Design standen und somit nicht die Öffentlichkeit direkt beeinflussten, aber zumindest die Meinungsmacher vielleicht und noch viel wichtiger, die Geschäftspartner von Corefield Design, die selbstverständlich die Entwicklungen rund um das Unternehmen, das hatte Yvavi richtig bemerkt, mit äußerster Besorgnis betrachteten. So würde der Artikel nicht nur in gewisser Maßen eine Rede für die Unschuld von Lepidus in aller Öffentlichkeit sein, denn schließlich wenn der Mörder noch draußen war, so konnte es nicht der Erstgeborene von Julius Visconti sein oder, sondern würde zugleich das Manifest in einer ersten Version darstellen, welches klarstellte das absofort wieder zurückgeschossen wurde...

Mürre und karg schien die Citadel zu werden je näher sie der C-Sec kamen. Der Tracker hatte deutlich gezeigt, dass sich Vulvia dort befand, höchstwahrscheinlich mit Claudia in Begleitschaft. Jemand wollte Kronzeugin anscheinend werden. Octavian hatte ein ungutes Gefühl dabei. Normalerweise hätte sie nichts über Corefield Design wissen dürfen, aber nach dem Sex war Lepidus sicherlich besonders gesprächig. Oder Vater. Und wenn sie herumgeschnüffelt hatte, dann hätte sie bestimmt auch einiges gefunden. Der Sezuluv Index. Gab es eine Achse hier, schon seit geraumer Zeit? Claudia – Vulvia – Yvavi – Person X? Wie gesagt, normalerweise hatte Octavian nichts zu befürchten, man musste davon ausgehen dass sie als Freundin von Lepidus bei der Suche dabei sein wollte, Fragen beantworten, derlei Kram. Doch was war schon normal in den letzten Tagen. Sie hielten ein paar Blocks vor der C-Sec, kein Grund mehr Aufmerksamkeit zu erregen als dringend nötig. Kaum ein Wort wurde während der Fahrt gesprochen, sie alle schwiegen, sogar Sejan. Merkwürdige Abendstunden auf der Citadel, begleitet von wirren Gedanken in all ihren Köpfen. Agrippas handelten vornehmlich von sich und seiner Waffe, wie er am liebsten durch die C-Sec spaziert wäre um Claudia einen Schuss in den Kopf zu verpassen, schöne Vorstellung. Schlussendlich kamen sie an, Vulvia bewegte sich kaum, spazierte nur hier und da ein wenig herum. Kaffee holen, aufs Klo gehen, sich die Füße austreten. Anhand der Wegbeschreibung identifizierten sie den abgesicherten Bereich der C-Sec als ihr Territorium, wo der Zugang verboten war für gewöhnliches Volk wie sie. Vermutlich befand sie sich in Hanibahls Büro, dass die beiden sich kannten, wusste Octavian schon seit seinem unfreiwilligen Aufenthalt in der Arrestzelle vor zwei Tagen. Draußen sahen sich die Drei an, überlegten ein wenig ob sie zurückfahren sollten oder den C-Sec Shuttlen folgen, sobald Hanibahl beschloss endlich zu handeln. Dann eine andere Idee, Octavian holte das Com hervor und wählte die Nummer von Arglos, dem alten turianischen C-Sec Angestellten, der den Viscontis nahe stand. Bei seiner Ankunft auf der Citadel hatte er kurz mit Arglos geschwafelt, eine gute Unterhaltung und etwas Zeit aufgebracht um – wie war noch ihr Name? – achja, Madelaine in den Andockbuchten vor einem übereifrigen, etwas groben Turianer zu schützen. Dann drückte er auf Wählen und stieß ein knappes Gebet gen Himmel aus, sodass ihm der Turianer helfen würde.

„Arglos Tryznov am Apparat, was gibt es?“
„Arglos, hier ist Octa-“ Er wurde jäh unterbrochen.
„Wusste ich doch dass du dich bei mir meldest, ausgerechnet heute. Muss Zufall sein, nicht?“
„Scheint ganz so.“
„Hmhm… hat ne ganz schön große Ansprache für euch heute gegeben. Hab‘ die Hälfte verschlafen und die andere Hälfe war ich nicht da, aber anscheinend trommelt Hanibahl extra für euch seine Beamten zusammen. Ein Haufen Turianer, paar Asari, kein einziger Mensch. Und dann hat er allen anscheinend gesagt, dass sie heute ja mit keinem Mensch mehr reden dürfen. Die könnten schließlich alle geschmiert sein, nicht?“ Klang ganz so als würde Hanibahl heute für klare Verhältnisse sorgen wollen, auch wenn man nur ahnen konnte, was dieser rechtschaffende Turianer, der durchaus einen äußerst hohen Nervigkeitsfaktor in sich trug, genau darunter verstand.
„Wie genau würde denn so ein Schmierangebot aussehen?“
„Wär ich ein Mensch, würde ich das wohl wissen. Was mögt ihr Menschen denn so? Alkohol, Frauen, Orden, Geld. Habe ich doch alles, bin ja ein hochdekorieter C-Sec Angesteller und Veteran… aber, hey, wir Turianer sind stets ganz erpicht auf Ehre und dergleichen; wenn es doch bloß wen gebe bei dem ich in der Schuld stehen würde und dem ich gewisse Informationen preisgeben könnte um endlich diese Schuld zu bezahlen? Ach, ich wünschte da gebe es wen.“
„Nun, du könntest schnell zu einer Hellseherin gehen und fragen vom wem du in der Zukunft einen Gefallen brauchst, dann wäre der andere in der Bringschuld. Oder du reist schnell in die Vergangenheit und fragst einen älteren Herrn ob er nicht für deinen Bruder einen Job hätte, ihr gelangt zu einer Vereinbarung und fortan lässt du ihm hier und da ein paar Informationen zukommen?“ Das war es einst, aber mittlerweile wurde es zu mehr, keine Bestechung, stattdessen reine Gewohnheit aller Beteiligten. Über die Jahre hinweg bildete sich nun mal eine Freundschaft aus dieser zweckdienlichen Allianz, für die Octavian im Augenblick mehr als dankbar war. Die Viscontis klingelten nicht ständig an seiner Haustür, bei den meisten Dingen, die sie beschäftigten, konnte Arglos nicht mal ansatzweise weiterhelfen, doch keine andere Sache war so groß wie jene jetzt und Octavian konnte sich glücklich schätzen dass Hanibahl auf eine strikte Turianerregel setzte, sonst wäre der alte Haudegen Arglos wohl kaum mit einbezogen worden.
„Achja, stimmt, da war ja was!“ Der Turianer lachte lauthals am anderen Com, ein herrlicher Bursche. Octavian merkte sich, dass er ihn spätestens nächstes Jahr wirklich zu Corefield Design holen würde. „Ist die Leitung sicher?“
„War sie das jemals nicht?“
„Ah, guter Punkt. Aber nur damit wir das klarstellen, ich mach‘ das für deinen Vater, bezweifle mal ganz stark, dass der seinen Erstgeborenen hinter Gittern sehen will – oder gar erschossen. Also bring mir den Schnösel ja heil nach Hause, gell? Okay, gut. Das ganze fing vor gut einer Stunde an, große Trara. Galoria hat alle zusammen gerufen, haben davon was gequatscht dass sie endlich wissen wo sich der Verdächtigte, Lepidus, aufhält. Aber kein Wort darüber woher sie die Infos haben, was mich stunzen hat lassen, da gerade Hanibahl jemand ist der stets mit offenen Karten ist, tausend Details und dergleichen, der Großteil davon total unnötig.“ Arglos hatte seit jeher einen brillianten Instinkt sobald es um Polizeiarbeit ging, diese Brillianz glich aber teilweise mit seiner lockeren Arbeitsmoral wieder aus. „Ganz koscher kam mir das jedenfalls nicht vor. Und dann die Meldung, am Schluss. Fasst mir den Dreckskerl, tot oder lebendig. Zugegeben, er verschanzt sich irgendwo mit einigen Leuten von Alpha Chimera, aber das ist kein Grund plötzlich eine Hexenjagd zu veranstalten. Ich schicke dir die genauen Koordinanten noch, sobald ich sie habe, aber so viel kann ich dir schon sagen, es wird tief in die Citadel reingehen. Die Bastarde haben sich irgendwo unten versteckt, im Untergrund, da wo sonst nur die Keeper rumlungern…“ Octavian fiel ein Stein vom Herzen, er brauchte gar nicht die genauen Koordinaten. Es war klar von welchem Versteck Arglos sprach. Nicht umsonst hatte er hier und da seine Männer angewiesen Lepidus zu beschatten – nur, wieso dort? Es war eine Sackgasse, kein Fluchtweg meilenweit, nicht wie sonst auf der Citadel, und obendrein konnte man es kaum mehr als ein paar Stunden dort unten aushalten ohne nicht verrückt zu werden. Quasi ein alter Handelsposten für Dealer, Schachtratten und solcherlei Gesocks, womit ein zu hohes Risiko verbunden war, dass jemand Lepidus kannte und die C-Sec informierte. Dann wäre er gefangen, kaum eine Fluchtmöglichkeit… es sei denn, er war bereits gefangen. Für solcherlei Gedankenspielerein blieb jetzt aber keine Zeit mehr.
„Danke Arglos“, meinte Octavian noch. „Schick‘ mir die Koordinanten dann bitte.“
„Immer. Und Octavian, viel Glück.“

Sie standen draußen, rauchten alle eine Zigarette. Obwohl Octavian bereits Gefühle des Sieges ausspürte, waren weder Agrippa noch Sejan sonderlich begeistert von den jüngsten Entwicklungen, weshalb erneut kaum ein Wort gewechselt wurde. Gerade Agrippa wirkte bedächtig ruhig und als sie sich aufmachen wollten zum Shuttle, meinte er nur: „Geht nur, ich bleibe hier. Halte Ausschau nach Claudia…“
„Hälst du das für eine gute Idee?“
„Lass den Jungen doch, Octavian, ist nicht so als würde sie nicht den Tod verdienen.“
Agrippa wich nur dem bohrenden Blick von Octavian aus, der probierte ihn an der Schulter zufassen, doch Agrippa stieß ihn nur weg, fauchte ihn an: „Fass mich nicht an, Onkel!“
„Was ist denn los?“
„Die Schlampe muss bezahlen.“
„Blödsinn. Wir retten jetzt deinen Vater, dann reden wir mit ihr. Zusammen.“
„Du verstehst das nicht, Onkel, die hat meinen Vater betrogen. Jetzt ist ihm die Sec auf den Fersen und sie in ´nem Zeugenschutzprogramm, oder sonst wo. Die hat uns alle verscheißert!“
Agrippas Augen brannten vor Wut, jetzt wurden sie sogar leicht wässrig. Den Blick mit Octavian konnte er keine Sekunde aufrecht halten, wich immer wieder aus und schaute nur unter seine Jacke, dort wo sich seine Allianz-Pistole befand.
„Ernsthaft? Du willst ihr mit deiner registrierten Waffe eine Kugel in den Kopf jagen?“
„Bockst mich da schon wieder raus… jetzt, geht…Dad, br-braucht euch.“
„Er braucht vor allem dich, Agrippa.“ Das saß. Agrippa ließ sich urplötzlich in Octavians Arme fallen, fing an zu heulen, schluchzte in Octavians Hemd hinein, trief augenblicklich aus der Nase und verschmierte den Rotz. Ein gebrochenes, ehrliches, lautes Weinen, immer tief luftholend, weil man sonst an den Tränen erstickt… Octavian verstand. „Ssshsssh“, er strich ihm durch die Haare, „es wird alles gut.“ Mehr wusste er erst nicht zu sagen, wiederholte nur dieselben Worte und Agrippa weinte weiter. Sejan entfernte sich vom Spektakel vor der Sec immer weiter, ein paar Schritte zu hinten, unangenehm und auch andere Passanten blickten die zwei fragend und teils argwöhnisch an.
„W-was…w-was…?“
„Er wird am Leben sein, Lepidus. Keine Sorge. Und du wirst ihn wiedersehen. Wir werden wir ihn wiedersehen. Ich…“
„Es ist nur“, Agrippa löste sich aus Octavians Umarmung, die, wie er bemerkte, immer fester wurde, ein eigenes Festhalten, „wenn sie jagen und all die Beweise… Ich, ich kann nicht verlieren. Nach Mutter, Großvater… D-das, ich…“ Mit seinem Ärmel wischte er sich die Tränen vom Gesicht, inspizierte auf Octavians Hemd sein Kunstwerk aus Rotz und Wasser, lächelte wieder, ein wenig falsch, viel versuchend, doch es war ein Lächeln. Octavian klopfte ihm auf die Schulter, gab ihm noch eine Umarmung, ohne ein weiteres Wort zu reden sie begaben sie sich auf dem Weg zum Shuttle, dabei gierig noch eine Zigarette rauchend, um die Nerven zu beruhigen und die angespannte Situation ein wenig zu vergessen. Agrippa ließ diesmal Sejan fahren und blickte nur leer und rührselig aus dem Fenster, Octavian tat es ihm gleich. Aus dem Radio hörte man leichte Jazztöne, passend zu einem Regentag, doch kein Tropfen war wie üblich auf der Citadel sehen.

Milijan Sacobic
01.10.2012, 23:22
Botschaften (http://www.globalgameport.com/showthread.php?17964-Die-Citadel-Die-Botschaften&p=806278&viewfull=1#post806278)-------------->

Bezirke, Huerta Krankenhaus

Milijan überlegte ob Ortiz bewusst die Cerberusmeldung ignoriert hatte oder ob es nur ein Leichtsinnsfehler war. Es konnte hundert mögliche Antworten auf diese Frage geben, es musste ja nicht immer gleich so schlimm sein wie man Vermutete. Möglicherweise war er auch voreingenommen. Heisenbergsche Unschärferelation nannte man das, zumindest glaubte Milijan das. Der Akt des Beobachtens beeinflusst den Beobachter. Irgendwie empfand er auch das Alles völlig unscharf. Während der Fahrt erklang sein Omnitool. Er hatte eine Nachricht bekommten von Saito. Sie hatte die Spur der MSV Tyrone verfolgt, jedoch verlor sich die Spur in den Terminusgebieten.
Beim Krankenhaus angekommen wartete schon Rocks auf ihn und ließ durch eine Seitentür ins Haus. Der Schwarze, 63 jährige zog erstaunt die Augenbrauen hoch als er den voll aufgerödelten SODler sah. Mit einem Knurren schob sich Milijan und Dragan an dem schwarzen vorbei.
Im Krankenhaus selbst führte ihn Michael zügig zu Herlocks Zimmer. Es war fast ein unfassbarer Zufall, dass der SODler und sein Hund nicht bemerkt wurden und schließlich erreichten sie das Zimmer in dem der alte Herlock lag. Selbstverständlich war es ein Einzelzimmer. Milijan machte die Tür auf und bedeutete mit einer Handgeste, dass Michael draußen bleiben sollte. „Tut mir leid, heute nur für Stammgäste!“
Noch ehe der alte Mann etwas sagen konnte schlug er dem Schwarzen die Tür vor der Nase zu. Der Ex-Admiral lag auf seinem Bett und sah interessiert den Serben an. Mit ihm im Zimmer war noch eine Frau die sich scheinbar gelangweilt auf einem Stuhl neben dem Bett lümmelte.
Dragan ging wieder ins Drohfixieren über und Milijan sah ernst der Frau ins Gesicht „Raus!“. Fragend sah die Frau den alten Herlock an und dieser nickte ihr knapp zu und langsam erhob sich die unbekannte und verließ das Zimmer.
„Dragan, Platz!“ befahl er seinem Hund und zeigte in die entfernte Ecke des Zimmers. Ohne den Ex-Admiral aus den Augen zu lassen tat der Hund wie ihm geheißen.
Milijan ging auf das Bett zu und lächelte übertrieben falsch den Industriellen an und schnappte sich dann die Krankenakte die am Bett angebracht war. Kurz überflog er die Akte aber alles in allem ging es dem Patienten gut. Er steckte die Akte zurück und setzte sich an den Platz an dem die Frau vorhin gesessen hatte.
„Ne Freundin von ihnen? Hätte ihnen nicht zugetraut, dass sie auf so etwas stehen aber jedem das seine!“
"Eigentlich stehe eher auf Brünette, aber Tamara macht einen guten Job", scherzte der alte Mann leicht sarkastisch.
„Die MSV Tyrone hat mit ihrer Tochter vor kurzem die Station in Richtung Terminusgebiete verlassen und dort verliert sich ihre Spur. Cerberus hat ihr Töchterchen.“ Sagte Milijan direkt und verzichtete dabei auf Smalltak.
Herlock presste die Lippen aufeinander. Scheinbar brach gerade etwas in ihm. Langsam rannen die Tränen über seine Wangen. Ein leichtes Schluchzen war im Raum zu vernehmen. Der Jachttycoon fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht: "Das ist nicht wahr.", flehte er Milijan an doch Milijan begann boshaft zu kichern und erhob sich langsam und baute sich vor Herlocks Bett auf. Einen Moment sah er dem Mann direkt in die Augen dann packe er blitzschnell den Alten am Kragen und riss ihn aus dem Bett und drückte ihn gegen die Wand
„Was verschweigen sie mir? Was will Cerberus von ihrer Tochter, einer popligen Pilotin? Was verbindet sie mit Cerberus?“
Herlock presste die Luft zwischen den Zähnen hervor. Ein unterdrückter Schmerzschrei übertrat seine blassrosa Lippen. Vergebens versuchte der alte Mann nach Milijans Armen zu greifen. Kläglich scheiterten seine Versuche, den festen Griff des Serben zu lockern.
"Ich besitze eine der größten Schiffsbaufirmen der Galaxis. Was zum Teufel....", er überlegte. Dann riss er die Augen weit auf.
"Nicht ich bin der Besitzer, sondern meine Tochter. Sie besitzt die Hälfte der Anteile. Verdammt, die wollen meine Werften."
„Und das fällt ihnen erst jetzt ein? Verdammte Scheiße!“ fuhr ihn Milijan an und ließ von dem alten Mann ab. Er fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haare.
Er sah Herlock direkt in die Augen. Er musste dem Alten nicht erklären, dass es derzeit nicht gut aussah. Ihre Gegner hatten ein paar Stunden Vorsprung und waren bereits in den Terminusgebieten und weiß Gott wo sie in den nächsten Stunden war. Milijan biss sich unbewusst auf die Unterlippe bevor er entschied nicht noch weiter Zeit zu verschwenden.
„Ich melde mich!“ mehr brachte er im Moment nicht raus und dann verschwand er wieder auf demselben Weg wie er hineingekommen war.

-------> Botschaften (http://www.globalgameport.com/showthread.php?17964-Die-Citadel-Die-Botschaften&p=806285&viewfull=1#post806285)

Octavian Visconti
05.10.2012, 04:59
1/3

Citadel: Die Bezirke #2

Erst sah er aus dem Fenster wie sie in das Shuttle einstiegen, dann fuhren sie los, auf dem Video-Feed erkannte er Agrippas Gesicht, es gefiel ihm nicht, Mosquos lud seine Waffe durch, leichte Störungen im Bild… Octavian sah auf die Uhr und startete die Aufnahme.

Zuvor kamen die Drei ohne sonderliche Fortschritte, dafür aber mit der Zuversicht bald eben jene zu erreichen, beim Anwesen der Viscontis an. Viel war nicht passiert. In einem Com-Gespräch, welches längst fällig war, erläuterte Sarvil seine Absicht vorerst nicht zurückzukehren, solange Denvila sich nicht meldete, würde er weiter suchen. Selbstverständlich waren weder Octavian noch Mosquos darüber sonderlich erfreut, besonders da Sarvil stets als der pflichtbewusste Batarianer aufgetreten war und somit sich sein Charakter in einer Nische befand, die so tatsächlich eigentlich kaum existieren konnte, war doch der allgemeine Eindruck der Galaxie, die seit jeher kaum etwas von der batarianischen Hegemonie sah oder gar verstand, dass es Batarianer mit Ehre und Pflichtausübung schlichtweg nicht geben konnte. In Sarvils eigener Wahrnehmung war jedoch gerade dies seine Pflicht, seine Männer sicher nach Hause zu bringen, und der Batarianer musste sich zweifelsohne selbst eingestehen, dass dies ein Attribut war, welches mehr zu menschlichen, verweichlichten Allianz-Soldaten passte, als zu einem Veteranen des batarianischen Militärs. Schlussendlich bestand Octavian darauf, dass Sarvil kommen musste, denn das war zu wichtig, als dass er es irgendwem anderen anvertrauen wollte, und leicht widerspenstig machte sich Sarvil auf den Weg nach Hause – beziehungs dem Äquivalent im Citadel-Raum. Denn zuhause war er schon lange nicht mehr. Da Sarvil jedoch weit abgeschlagen war und unverständlicherweise erst, im Zuge eines Kompromisses einer Spur nachgehen wollte, was wohl noch eine halbe Stunde dauern würde, einigte man sich darauf, ihn auf dem Weg aufzulesen, nun, sofern denn bald ein Plan in Bewegung sein würde, wobei Sarvil darauf bestand, dass all jene, und zwar weil auch Agrippa und Sejan bei der Operation beteiligt sein wollten, die kaum dem Druck einer solchen nahezu militärischen Mission stand halten würden, denn Umgang mit Waffen nur vage beherrschten und sowieso das operative Vorgehen mit jedem Schritt behindern würden, zuhause bleiben sollten und Octavian bei der Überwachung der Mission beiseite stünden, eine Tatsache, die übrigens auch Octavian nicht gerade gut hieß, jedoch war allen Beteiligten klar, dass nach den letzten Vorkommnissen Lepidus Bruder kaum in der Lage war tatsächlich von Nutzen zu sein, zu ausgelaugt und erschöpft war er.

In trauter Viersamkeit, umringt von den zwei Varren, die immer wieder Sejan anknurrten als wäre er ein, aus einem Cartoon entsprungenes, gebratenes Schweinchen, legten sich die Männer ihren Plan zugrunde. Der Umschlageplatz der Dealer, Junkies, Schachtratten, abgehalfteren Veteranen und zu hässlichen Kurtisanen, als das sie je einen Kunden bei Tageslicht ergattern könnten, war seit jeher ein äußerst beliebter Platz für Razzias, aber nicht von der C-Sec, sondern von diversen Mobbossen, die Jagd auf jene einsame Seelen machten, die töricht genug waren zu glauben sie fänden beim Umschlagplatz, oder auch in der schäbigen Sprache der Kunden als Handelsposten bekannt, Unterschlupf und Schutz vor den schuldentilgenden Monstern, die hinter ihnen her waren. Traditionell war der Handelsposten also einst ein Labyrinth, welcher sich weit ins Innere der Citadel erstreckte, ein Ort den sonst nur die Keeper zu Gesicht bekamen, doch wie in jedem guten Labyrinth kam es auch zu Fabeln von Leuten, die glaubten Gespenster zu sehen, die sich verirrten auf der Suche nach dem nächsten Schuss oder einer Konservendose voller abgelaufener Bohnen, die quer durch die Etagen der Citadel fiel und nun darauf wartete gefunden zu werden, und dabei gar allzu grausame Tode starben, manchmal ja gar nicht gefunden wurden, wodurch sich der Handelsposten bald selbst beschränkte, da man einsah, dass die Citadel wohl Geheimnisse hatte, die sie jetzt noch nicht preis zu geben bereit war und deren Zoll für die Entdeckung das Leben eines jeden Landstreichers bedrohte, der die Warnungen ignorierte. Bei der C-Sec ließ man all dies über Jahre hinweg zu, dieses Eindringen in gesperrte Gebiete, was vermutlich daran lag, dass man nicht das Gesocks an der Oberfläche sehen wollte und so zumindest stets wusste, wo sie sich denn befänden, wenn denn einer mal vom Erdboben verschluckt worden wäre. Dass ausgerechnet Lepidus Visconti, ein sonst gar allzu nobler Ehrenmann, Sohn eines Millionärs und Enkel eines Milliardärs, sich hier unten breit gemacht hatte, damit hatten wohl die wenigsten gerechnet, am wenigsten Hanibahl. Octavian in seinen Überlegungen ob der Vorgehensweise der C-Sec wenig eingeschüchtert, da er wohl mit einem traditionellen, reichlich plumpen sowie zugegebendermaßen unoriginellen Eindringen, einer Razzia nicht ganz unähnlich, rechnete, setzte er hingegen auf ein Vorgehen in den Schatten – denn auch wenn der Handelsposten nun keine Fluchtwege mehr besaß, runter kam man stets über die verschiedenesten Pfade, teilweise brauchte man etwas Glück von den Mechanismen der Citadel nicht zerquetscht zu werden, doch die Batarianer waren in derlei Aktionen dermaßen geübt, dass er sich ob solcherlei triviale Begleitumstände kaum Sorgen machte. In den Archiven seiner Zeit als Sicherheitschef, und der damit verbundenen Beobachtung von Lepidus in gewissen Zeitabständen und zu bestimmten Situationen, kramte er alte 3D-Pläne des Handelsposten hervor, die allen Beteiligten einen Eindruck vermitteln sollten, um was es sich denn hierbei nun eben genau handelte. Man kam durch die Gullis, durch die Kanalisation, man konnte aus einem Flieger springen und versuchen den Weg empor zu klettern, wobei Octavian die typischeren Eingänge bevorzugte, also zum einen der Eingang in einem Lagerhaus der Industriegebiete, welchen aber höchstwahrscheinlich die C-Sec für sich beanspruchen würde und übrigens auch der offizielle, einzig erlaubtbare Ausgang war, und die Eingänge im Westen und Osten der Citadel, einer versteckt zwischen Bäumen, gefolgt von einem langen, gefährlichen, mit künstlichen Wurzeln übertünchten Abstieg, und der Andere, bestehend aus einem Irrgarten aus Liftfahrten, die irgendwann einmal einen auf die richtige Ebene bringen sollte, so zumindest die Legende, denn kaum jemand kannte diesen Irrweg, noch weniger praktiziert ihn, waren doch damit gesperrte Bereiche verbunden, waghalsige Sprünge ober, unter und innerhalb der Citadel und die Gefahr einmal einen falschen Aufzug, eine falsche Abbiegung zu erwischen allgegenwärtig. So entschieden sich die Männer dazu dem Sträuchergepflastern Pfad eine Chance zu geben, zwar nicht wirklich ungefährlich aber immer noch die scheinbar vernünftigste Option. Einen Anflug mit einem Shuttle, was zweifelslos möglich gewesen wäre, die entsprechenden Pilotenfertigkeiten sowie den Mut die allgemeinen Vorschriften des Lebens auf der Citadel zu missachten vorrausgesetzt, jedoch bevorzugte man es die Operation schließlich möglichst unbemerkt durchzuführen. Sollte Hanibahl mit einem kriegswilligen Shuttle auftreten, so würde dies die Sache komplizieren, hätte allerdings für ihn woch auch richterliche Konsequenzen, etwas auf das der Turianer sicherlich kaum erpicht war. Hingegen war er es wohl auf die Verhaftung von Lepidus, oder deren gar, planmäßige, unabsichtliche Exekution. Uns blieb nichts anderes übrig. „Passt auf die Gestalten dort drinnen auf, die mögen zwar harmlos wirken, abgemagert, geistig abwesend, aber ein Messer hat jeder von denen, und meistens sogar noch ein bisschen Kunde davon wie man eine Pistole abfeuert, wenn das Ziel gerade nicht aufpasst“, mahnte Octavian seine Männer an. Genauso wie einst die Landstreicher die Verstecke und Fallen der Citadel unterschätzten hatten, fielen leicht zahlreiche Söldnertrupps und Mobs der anscheinend leichten Beute zu Opfer, jenen, die zwischen ihrem Red Sand-Rausch und dem verzweifelten Onanieren auf eine Kurtisane, zwar kaum noch viel blieb, doch die mit ihrem wenig verbliebenen, und seien dies auch nur die nie gestutzten Fingernägel, stets sich zur Wehr setzen konnten.

Sofern es noch Fragen gab, stellte sie keiner. Vielleicht war Octavian auch nur mittlerweile bei Einsatzplänen so geübt, dass er alles abdeckte, oder keiner hörte ihm mehr zu, jeder begierig auf seinen Teil der Mission. Agrippa bekam von Mosquos eine batarianische Rüstung, wobei ihm, gerade in den unteren Bereiche, die Enge der batarianischen Proportionen zu schaffen machte und er ein Gefühl des Übel werdens bekam, was von Mosquos nur unter theatralisch zur Schau gestaltenden Gesten mit einem Lachen abwinken konnte und meinte, das wäre, angesichts der Anspannung vor einer solchen Operation, ganz normal. Sejan bereitete noch ein paar Lunchpäckchen her, ein paar Sandwiches, etwas was ihm deutlich missfiel, hatte er doch noch Stunden zuvor auf eigentlich eigene Faust ermittelt, oder das war der Eindruck den er selbst vermittelte. Stattdessen war er also nun wieder für die gemeinen, üblichen Pflichten eingespannt worden, durfte aber zusätzlich aber später bei der Durchführung anwesend sein, wenn auch nur, wie Octavian, über die Bildschirme und Terminals. Man entschloss sich dazu, dass Anwesen zur kurzzeitigen Einsatzzentrale umzuwandeln aus dem einfachen Grund, da hier alles da war, was man brauchte. Und auch wenn das Gebäude von Corefield Design wohl besser für derlei Aktivitäten geeignet war, so war man hier doch noch im Vorteil, zwischen den Kunstgemälden, den Erinnerungen und den vollen Aschenbechern würden etwaige C-Sec Ermittler es schwer haben einen der Männer tatsächlich zu Gesicht zu bekommen, kannten sie doch jeden Winkel und würden alsbald weg sein, sobald sie die leiseste Ahnung hatten Hanibahl und einer seiner Schergen wäre auf dem Weg zu ihnen. Bei Demvros hingegen, nun, das war eine andere Angelegenheit.

Das vage Grummen in seinem Bauch war zum Einen mit dem Beruhigungsschluck aus einem etwas nervös zusammen gestellten Gin Tonic zu begründen, aber die viel treffendere Ursache dieses Vorkommnisses war schlichtweg die Nervosität die sich langsam in ihm breit machte sowie die Ungewissheit ob es tatsächlich klug war Agrippa mitgehen zu lassen als jener gerade, mit einem halbherzigen Winken ans Fenster wo Octavian stand, sich ins Shuttle verabschiedete. Doch der junge Allianzler schien sich wieder gefangen zu haben, war nun gewillt alles zu tun um seinen Vater zu beschützen, der im Vergleich zu Agrippas hoffnungsvoller Zukunft kaum die Bemühungen wert gewesen wäre, aber er war nun mal Agrippas Vater und Octavian war etwas beruhigt darüber, dass Lepidus seinem Sohn scheinbar doch die Wichtigkeit von Familie mit auf den Weg gab, was auch immer das genau bei Lepidus bedeuten mochte. Sogar zum Fahren hatte sich Agrippa erneut bereit erklärt, und dann wurde der Video-Feed von Mosquos Helmkamera aktiviert. Unbehagen machte sich bei Octavian breit und er entschied sich kurz dazu sich zurück zu ziehen, kurz zu beten zum Allmächtigen in einem stillen Kämmerlein, den Gin Tonic und Veskeriax und Sejan zurücklassend.

Als er zurückkam von dem letzten privaten Zufluchtsort, der Garderobe kurz bevor der Vorhang aufging für das große Theater, las Veskeriax gerade interessiert Die Brüder Karamasow von Fjodor Dostojewski, nun zumindest hatte er seine feuchte Varrenschnauze darauf abgewälzt und es schien als würden seine Augen den Zeilen und Wörtern folgen. Sejan tat ähnlich geistvolles und saß gelangweilt, vermutlich poppelnd auf dem Sessel und spielte mit einer Luger. Octavian war dies im Moment gerade relativ egal, sein erster Blick ging trotz der Vorkommnisse um ihn auf den Gin Tonic, der zweite auf den Videofeed. Sein Gebet war knapp ausgefallen, schließlich hielten sich gerade die Wünsche und Ängste von Octavian in Grenzen. Ihm fiel auf, dass er die Suche nach Mörder eigentlich schon lange der Suche nach Lepidus geopfert hatte und es wurde ihm, aus dem Unterbewusstsein kommend, langsam klar, dass diese Unweigerlichkeit wohl nur bedeuten konnte es handle sich um die gleiche Suche, jedenfalls mindestens um eine Ähnliche. Er hatte kurz an Vater gedacht, merkte allerdings wie jener immer weiter sich in seinen Gedanken entfernte, die Dringlichkeit des Handelns nicht mehr von seinem Antlitz durchflutet und beeinflusst, manipuliert. Stattdessen hatte er, von dem unfreiwilligen Fall letzte Nacht, sogar für seine beiden Töchter gebetet. Vor allem dass sie all dieses Theater nicht mitbekämen. Man musste hoffen.
Der Feed wurde immer von Interferenzen unterbrochen, während sich die nun mehr drei Männer ihrem „Exfiltrationspunkt“ näherten. „Ganz schön bizarr, nicht?“ unterbrach Sejan die Stille, „Vor ein paar Tagen war alles noch ganz normal. Ich habe vor ein paar Tagen noch das Essen zubereitete, habe Julius rumkutschiert, bin von einem Punkt zu anderem gehetzt. Und nun, plötzlich schein ich auch wichtig zu sein. Ich fühle mich sogar etwas in der Hauptrolle, der Butler, der zum Helden wurde. Den Tracker beschafft. Ich könnte auch locker Lepidus retten, aber für eine Rettung ist es wohl zu schade, dieser… ach, zu spät. Immer wieder, man ist irgendwie stets zu spät. Vor ein paar Tagen war mir noch alles zu mühselig, doch dann, bin auch ich erwacht. Durch einen Mord. Der Gedanke gefällt mir, als wäre alles richtig gewesen. Aber so etwas wie Liebe, das fehlt scheinbar in mir, so etwas was du und deine Brüder haben. Und ich frage mich, warum es fehlt. Vielleicht weil ich stets in euren Diensten stand, doch das wäre eine zu einfache Antwort. Mein allzu bei Zeiten nihilistisches Weltbild, nicht die Schwere des Seins, die Mühseligkeit des Tuns, der Aktion. Als wäre ich eine Reaktion, eine chemische. Und eines Tages habe ich agiert, mit Gedanken gespielt und etwas unternommen. Ich denke, ich könnte alles sein. Banker, Soldat, Geheimagent, Konditior, Immobilienmakler, Politiker, Autor. Aber selbst in diesen Umständen, den Erkenntnissen der letzten Zeit, die sich mir in meinem Kopf offenbart haben, so bleibe ich dennoch, immer noch, tief drinnen, ein Diener, ein Butler, ein Vasall. Vielleicht kein allzu hässliches Gesicht, aber man hat mir gesagt, mein Vater war eine hinterhältige Ratte. Und so bin wohl auch ich eine Ratte.“ Sejans Monolog wurde ab und zu von einem gelegentlichen Seuftzer Veskeriax unterbrochen, manchmal hörte man ein Knurren. Octavian hörte nur halb zu, zu sehr war sein Blick auf den Feed gebannt und stieß nur ein „Hm“ bei besonders andächtigen Passagen aus. Mit einem hatte er wohl Recht, sein Gesicht erinnerte beizeiten tatsächlich frappierend an jenes einer Ratte, hatte die gewisse Form davon, so nach vorne gezogen. Und auch stand schon lange fest, dass sich Tante Gruska wohl kaum den besten Erzeuger für ihn ausgesucht hatte.

Sejan verspürte große Lust seine Wandlung vom rein desinteressierten Individuum zu etwas höherem, Licht getränkteren, in Worte zu fassen, auch wenn er am Ende sicherlich immer noch derselbe egozentrische Nihilist war für den er sich einst entschied, da ihm keine andere Barriere gegen die Welt vergönnt war. Doch diese Offenbarung musste warten, die Männer waren angekommen. Durch die drei wackligen Helmkameras erkannte Octavian wie sie bereits jetzt strategisch vorgingen, darauf bedacht nicht erkannt zu werden. Die Abendstunden waren schon lange angebrochen, das Licht der Citadel nur noch gedämpft anmutend. Als sie den Abstieg bestritten, mussten sie alsbald die Lichtkegel ihrer Waffen justieren, damit sie nicht aus Versehen abschlitterten. Alle drei aktivierten die magnetische Wirkung der Stiefel, sodass sie nicht aus Versehen von der Citadel verschluckt wurden, vom Rand der Welt fielen. Während ein weiterer Varren ins Zimmer kam, begleitete einer Sarvil. Quer durch die Dunkelheit und das mittlerweile lichter werdende Dickicht erkannten die Männer immer noch allzu viel und passten auf jeden Schritt auf den sie taten, der Varren Sarvils schnüffelte am Weg entlang, zwischen den Männern. Agrippa wirkte kaum angespannt, allerdings bewegte er seine Waffe und damit den Lichtkegel stärker als es nötig gewesen wäre. Der Plan sah es vor, dass Mosquos auf einer hoch über dem Handelsposten mit dem Scharfschützengewehr den Zweien Rückendeckung geben würde sowie, was noch wohl wichtiger war, den Überblick behalten würde, die andere Zwei hingegen würden nach Lepidus und dem Alpha Chimera-Quartier suchen. Das Verbrechersyndikat war gerade mitten im Stande Omega zu verteidigen, es war also davon auszugehen, dass Lepidus, trotz seiner Kontakte zu Alpha Chimera, eventuell sogar seinen Gönnerqualitäten gegenüber der Organisation, nur noch verschwindend geringe Priorität besaß und deshalb kaum mehr beobachtet und bewacht wurde. Sie hörten von der Schlacht während der Einsatzbesprechung, die Nebelparder, ein rassistisches Pakt mit dem sich selbst Octavian für ein paar Tage herumschlugen musste als er noch in seiner Zeit als freischaffender Journalist von Fieberträumen geplagt auf ihrer Station landete. Der Eindruck von ihnen war schockierend, ein Haufen von unfähigen Vollspasten, deren Harakiri-Vorhaben Omega zu erobern nur zum Scheitern verurteilt war. Es war seit einer Stunde das Hauptthema, das einzige Thema, auf allen Channels und Extranet-Seiten. Ob dies zu Octavians Vorteil war, durfte bezweifelt werden, sein einziges Thema blieb vorerst sowieso dasselbe.
Der immer noch leicht merkwürdig sprudelnde Gin Tonic war Octavian gelegen, auch wenn er ihn großteils ignorierte. Ebenso die Zigarette die im Aschenbecher ihr vergessenes Dasein fristete. Die Citadel war in der Rotation als die Männer vordrangen, sie knartschte als die Männer die Stahlbacken balancierend entlang liefen, Wände waren da und verschwanden, die inneren Mechanismen der Citadel offenbarten sich im Untergrund, ein Bild das sonst nur die Kleinkriminellen des Handelsposten in ihrem Rausch beeindruckte. Die Citadel als scheinbar lebender Organismus, das Metall als Knochen und die omniöse Energie hinter den Vorgängen als der Blutkreislauf. „Ganz schön seltsam“, murmelte Sarvil als sich ein weiterer Mechanismus aktivierte und einen Abhang freigab, der tödlich wirkte war er doch endlos, unnatürlicher Wind des Universums schlug in ihr Gesicht. „Und jetzt?“ fragte Sarvil die anderen.
„Ihr holt die Kletterrüstung raus“, antwortete Mosquos, „und ich werde mich dort rüber hangeln.“ Er deutete auf einen größeren Vorsprung, eine ideale Scharfschützenposition um den Handelsposten in seiner ganzen Länge zu beobachten. Sie montierten Seile, während Mosquos sich ebenfalls befestigte und sich vorsichtig an der Wand entlang tastete. Sarvil und Agrippa blieben noch kurz stehen, rauchten gemeinsam eine Zigarette und passten auf Mosquos auf. „Scheint nicht gerade die beste Position zu sein, der Wind, und man erkennt ihn von einer Meile weit weg…“ nörgelte Agrippa.
„Mosquos kann mit Wind perfekt umgehen. Hier, siehst du die Fahnen und Stoffe dort unten, sie werden ihm als Orientierung dienen. Und er ist weniger hier um Leute aus dem Hinterhalt zu erschießen, sondern um uns Überblick zu verschaffen… und als ein Warnsignal für die anderen. Wenn sie uns angreifen, werden sie noch vor dem ersten Schuss ein nettes kleines Kaliber im Kopf haben.“ Nach der Zigarette machten sich die Zwei für den Abstieg bereit, Sarvil schulterte den Varren an. Rund fünfzig Meter kletterten sie herab, unter ihnen erkannten sie nicht recht, ob dort unten nur Dunkelheit herrschte oder ob es der Serpent Nebula in einer solch verdichteten Form war, sodass er wie ein schwarzer Abendhimmel ohne Sterne wirkte. Wahrscheinlich war es beides.

„Du bist ziemlich ruhig“, unterbrach Sejan die Stille im Raum, während Sarvil und Agrippa noch an paar Jungs in Oliver Twist-anmutenden Kostümen vorbei gingen, die gerade ihre Füße in die Unendlichkeit vom Vorsprung des schmalen Wegs runterbaumeln ließen, „Angespannt, sogar nervös? Muss schön sein, solch eine Brüderliebe, alles zu tun für den Anderen, sich notfalls selbst zu opfern, oder doch eher nur die eigenen Männer, damit der Bruder überlebt. Nun, ich hätte mir wahrlich nicht gedacht, dass der Tod von Julius dir so nahe gehen würde. Dein ständiges Genörgel, der lodernde Hass in den Augen an manchen Tagen. Tu‘ nicht so als wäre dem nicht so, du bist nicht unsichtbar. Und ja, du standest auch unter meiner Beobachtung, die Arbeitsmarktpolitik die du vertrittst, die Expansionspläne. Alles immer so durchgeplant, und dann plötzlich der Mord, tz. Komischer Zeitpunkt eigentlich.“ Sejan wandelte mittlerweile quer durch den Raum, hatte selbst sich einen Gin Tonic gemixt und nahm immer wieder zaghafte Schlücke. „Doch das dir scheinbar die Flucht deines Bruders noch viel wichtiger ist. Natürlich, im Gegensatz zu der Ermittlung rund um deinen Vater kann man hier noch ein Leben retten. Ob jenes das überhaupt wert ist, sollte man sich für solch eine Mammutaufgabe natürlich nicht stellen, lenkt schließlich nur die Gedanken unnötig ab. Du und deine Anzüge und dein ach so schicker Mantel und dein Gewinsel. Im Endeffekt dann doch alles nur reichlich viel Fassade, vergessene Versprechen und gestrichene Pläne. Mag einer verstehen warum du alles riskierst um deinen Bruder zu retten, wenn du, wenn du eigentlich nur zugreifen musstest um alles zu nehmen.“
„Dein Punkt genau wäre?“ Octavian war, wohl ein Fehler seinerseits, immer noch mehr auf den Bildschirm konzentriert als dass er Sejan mehr als ein Ohr geschenkt hätte. Doch dann begann er besser aufzupassen…
„Dass dir es an einem gemangelt hat um endlich am eigentlichen Ziel anzugelangen. Dass was du tun hättest müssen, das was du nicht getan hast. Virtù, Fortuna und Necessità, Occasione sowie, mein persönlicher Favorit, Ambizione. Nur an was mangelt es dir, an welchem dieser Attribute? Mein Tipp wäre wohl die Notwendigkeit, aber dann wiederum, vielleicht wuchert das Problem tiefer, alles nur Hokuspokus, doch nicht der heimliche Musterknabe den dein Vater in dir gesehen hat. So sturr, so widerspenstig, ganz so wie der Vater eben. Und als jener weg war, bist du verwelkt, kein Tatendrang mehr für etwas anderes als am letzten Andenken festzuhalten: Der Suche nach dem Mörder. Eine Aufgabe, die jeder Volltrottel besser erledigen hätte können. Anstatt dich um das zu kümmern was wichtig gewesen wäre, das Erbe anzutreten. Jetzt kämpfst du sogar noch dafür dass dein Bruder eine Chance darauf bekommt. Ich hatte auf eine Änderung des Kurses gehofft, dass du eventuell doch wieder zu Sinnen kommst, dich von ihm abwendest als sie dich alle anflehten, ich gab dir dazu sogar mehrmals die Gelegenheit. Dabei mochte ich dich stets am meisten von euch Dreien, aber gegen deine kindliche Vernarrheit in sie kannst wohl auch du nicht ankämpfen, aber wenn du es zumindest probieren würdest. Während Antonius ohne ein Wort des Abschieds am Tisch deines Vaters Platz nahm, hechelst du fortwährend durch die Citadel und hörst auf jedes Kommando, das man dir zuruft. Treuer Schoßhund.“
„Was auch immer gerade in dich gefahren ist, Sejan, aber du überschreitest hier gerade über eine Linie.“ Glaubte man, doch was war der Wert dieser Worte. Fehlte es ihm tatsächlich an beruflicher Ambition oder an der Tüchtigkeit, dem Willen das Notwendige in den entscheidenen Situationen das zu machen was man nun mal gemeinhin als notwendig betrachtete, und wo war das Glück eigentlich hin verschwunden? Jenes hatte er schon lange nicht mehr erlebt, Monate. Zumindest die Gelegenheit um all dies wesentlich praktikabler zu klären, gar zum Vorteil für sich selbst und Corefield zu nützen, war irgendwann einmal sicherlich da, jetzt war sie jedoch schon lange verschwunden.
„Ohja, natürlich. Verzeihung. Nur ein paar demütige Gedanken meinerseits zur aktuellen Krisenlage. Es ist nur nach allem was passiert ist und alles was du getan hast und alles was du einst vor hattest und mir in späten Abendstunden mitgeteilt hast, ich dachte, da würde mehr kommen, es würde anders alles passieren. Vermutlich bin ich nur enttäuscht, nur…“
Octavian ließ die Worte von Sejan auf sich wirken, überlegte dann, realisierte. „Du liegst falsch an, Sejan, glaube ich, irgendwie. Ich habe Pläne für die Zukunft, nur sind diese weit weg gerückt, scheinen unerreichbar zu werden. Es gibt Dinge, die darf man nicht länger aufschieben und die man nicht andere überlassen kann. Die Suche und die Rettung, ich weiß nicht, kann man es als ein Lebwohl auffassen?“
„Du hättest schon auf dem Begräbnis damit abschließen müssen. Als Antonius deinen Bruder schlug, dir hätte dort klar sein müssen dass keiner der Zweien geeignet war den Platz einzunehmen. Aber lieber windest du dich im Selbstmitleid und all die Parasiten an deinem Mantel gedeihen während du sie mit halbleeren Drohungen bewirfst und dir erhoffst dadurch für Ruhe sorgen zu können. Sie beten zu der Göttin, zu ihrem Keelah, zu den Götzen und allen anderen, in ihrer alltäglichen Lethargie blicken sie nach oben und wollen mehr, diese Kreaturen wollen stets mehr, vergessen ihren Platz, vertrauen auf sich, auf das Schicksal, an eine transzendale Kraft. Sie verstehen nicht so wie wir zwei. Brüder im Geiste, und-“
Er wusste nicht recht worauf sich Sejan direkt bezog, sein allgemeiner und allgemein bekannter Weltenhass, wenn er auch diesmal überaus deutlich vorgetrugen wurde, die Politik von Corefield, Sejans und Octavians Lebensumstände und die Differenzen zwischen den Beiden, die unterschiedliche Wahrnehmung. Octavian verstand nicht. „Schau, sie sind endlich angelangt.“ Mit diesen Worten Sejans konzentrierten sich beide nun auf die Bildschirme, es wurde Zeit, doch der fahle Lichteinfall ins Zimmer symbolisierte langsam ein aufkommendes Duell, wenn auch vorerst nur eines basierend auf gegenseitigen, wohl sogar mehr einseitigen, Beschuldigung und Vorwürfen, und das Augen beißende Flimmern der Monitoren täuschte nicht darüber hinweg dass Sejan nicht nur die Ereignisse rund um den Handelsposten misstrauisch begutachtete, sondern auch Octavian.

Die kreisenden Lampen des Handelsposten, die in ihrer Darstellung an Fackeln erinnerten, vermitteln den Eindruck eines mittelalterlichen Jahrmarkts, die Bevölkerung war mindestens ebenso schäbig gekleidet, teilweise unternährt und verschmutzt, und die Stände bestanden zu einem großen Teil einfach nur aus ein paar Stangen und weggeworfenen und zusammen genähten Stoffen, die meist hier als ein Baldachin genutzt wurden. Hier gab es Junkies, die sich den Stoff noch aus ihren Fingernägeln saugten, Kleinkriminelle, die Uhren und Waffen anpreisten, Vertreter von Syndikaten, die in ihren Anzügen fremd am Ort wirkten und Informationshandel betrieben in der Hoffnung der Shadowbroker würde nicht auf sie aufmerksam werden, Penner, die um paar Geldscheine bettelten, Flüchtlinge aller Welten und Rassen, die Zuflucht suchten vor einem größeren Übel als man sich vorstellen konnte und in ihrem Leid keinen anderen Platz fanden als diesen hier, umtriebige Schachratten, die als Couriere dienten oder schlichtweg auf den einen Moment warteten eine Ware zu stehlen, deren Wert sie und ihre Freunde für einige Tage am Leben halten würde, Zigeuner der Sterne, die Musik spielten um hier in diesem Versteck zu bleiben, unbeachtet von den Obrigkeiten, Hehler, deren gestohlenes Gut zu heiß war als dass man es über die normalen Vertriebswege verhökern hätte können, gutbetuchte Touristen, die sich einen Kick verschafften, fromme Kurtisanen und gierige Zuhälter. Der Handelsposten war in der Breite keine hundert Meter, jedoch zog er sich in die Länge. Nicht so lang als dass er zum Horizont gereicht hätte, aber doch laut seinem Anspruch groß genug um all diese Gestalten zu beherbergen.
„Wie eine Parallel-Gesellschaft“, merkte Agrippa an als die Schachtratten an ihnen vorbei liefen und man versuchte ihnen gestohlenes Gut anzudrehen.
„Schau‘ lieber nach ob deine Geldbörse noch da ist“, witzelte Sarvil und tatsächlich, Agrippa tastete seinen Körper ab, sie war nicht mehr da.
„Verfl-“
„Sssh, darum können wir uns später kümmern, wir müssen jetzt zuerst deinen Vater finden.“
Die Stände unterschieden sich in Größe, Ausstattung, Sortiment. Jeder ein seltsamer Fleck für sich in diesem so schon leicht bizarr anmutenden Gewölbe. Drogen, Waffen und käufliche Liebe waren die gängisten Mittel, aber je weiter man kam, desto merkwürdiger wurde das Angebot. Alte Kritzeleien, manche davon gar aus der Steinzeit, merkwürdige Behälter, deren Inhalt nur erraten werden konnte, sah man doch nicht durch die dicke Staubschicht hindurch, vergiftete Äpfel (einer der letzten Schreie in der High Society) und verfaulte Birnen, Musikinstrumente der verschiedensten Rassen, einer gab sogar an einen kleinen Prothean Beacon zu besitzen und schrie seinen Fund wie ein Marktschreier tief aus der Kehle heraus, doch jeder ignorierte ihn, handelte es sich doch hierbei scheinbar um ein altbekanntes Schlitzohr. Man sah Stände voller Urnen in denen die Asche von einst großen Personen aufbewahrt schien, Julius Visconti war zum Glück nicht dabei. Dann Stände mit rückwärtstickenden Uhren, geschmolzenem Eis, Red Sand-Dealer vor und hinter den Ständen, ein Heroin-Shop, wo man die erste Ladung gratis als Kostprobe bekam. Streets of Plenty, so irgendwie, nur halt alles irgendwie… nutzlos.

Octavian Visconti
05.10.2012, 05:01
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Es wurde allen klar, dass dieser Ort nicht so sehr ein gemeiner Umschlagplat für kriminelle Aktivitäten war als viel mehr eine Zuflucht für die absurdesten Geschäftsleute, für geistesgestörte Kunden, für Leute, die sonst nirgendwo mehr hinkonnten. Jene, die aus dem Paradies vertrieben wurden und seit her hier vegetierten. Octavian fragte sich einen Moment lang warum Lepidus damals hier so oft zu sehen war als die Firma ihres Großvaters Konkurs angemeldet hatte. Vermutlich hatte auch er damals kein anderes Nest mehr wo er ruhen konnte und kam in der Vergangenheit aus nostalghischen Gründen oder purer arroganter Genugtung erneut hier her, quasi um den anderen zu zeigen, dass er es geschafft hatte, er hatte sich befreit während die anderen hier zurückgelassen wurden und gleichzeitig konnte es eine Stärkung sein, eine Erinnerung daran dass auch er einst, wenn auch nur vergleichsweise kurz, nichts besaß und jetzt wieder alles in seinen Händen hielt. Nun, es war jetzt sicherlich ein willkommener Vorteil einst als einer dieser Ausgestoßenen gelebt zu haben, so etwas vergisst man nicht. Und hätte es Claudia nicht gegeben so hätte er wohl ewig hier leben können ohne befürchten zu müssen je entdeckt zu werden. Doch da war er, in mitten eines Trupps von gelangweilten Alpha Chimera-Schergen, einige trugen noch das Abzeichen, andere hatten zivile Kleidung angelegt. Lepidus trug immer noch denselben Anzug wie auf der Beerdigung. Als wäre er direkt nach der Zeremonie geflohen und Octavian erinnerte sich vage daran, dass er aus seinen Augenwinkeln beim Leichenschmaus mitbekam, wie er mit einem rothaarigen Herrn debattierte hatte. Oh Lepidus, wo bist du da bloß hineingeraten.

Hier unten war noch alles ruhig, auch Sejan und Octavian sprachen gerade kein Wort, warteten nur auf den Fortlauf und starrten gespannt auf die Bildschirme. Weiter oben hingegen drohte ein altbekanntes Übel wieder zu Erscheinen, jenes kletterte sich durch die Kanalisation, durch den Gestank, durch die Abfälle aus Urin, Erbrochenem und ungeliebten Haustieren, drängelte an Keepern vorbei, die wohl ihren Arbeitsplatz verfluchten, sowie Obdachlose, die sich an seligere Zeiten zurück erinnerten und andächtig Verschwörungstheorien untereinander austauschten, die perplex und ein wenig verängstigt den Dämon in der pechschwarzen Rüstung anblickten und dann dessen nervöse Zuckungen entdeckten und wussten, dass sie lieber schnell die Wand anblicken sollten; jene, die nicht so klug und glücklich waren, sofern gerade eine der weniger freundlichen Persönlichkeiten in seinem Kopf am Werke war, hatten auch recht rasch ein Messer in der Kehle stecken. „Trainingsübungen“, murmelte kalt seine brutale Version, jene Reinkarnation seines Wesens, die gemeinhin als die zurechenbarste empfunden war, wollte sie doch nur töten. Mit einem dubiosen C-Sec Ausweis hatte sich der Batarianer dreist in die Zentrale reingeschmuggelt, hatte sich vermumt und war überraschend kontrolliert quer durch die C-Sec gestreift, bis er endlich die Hinweise fand. Warum er hier war, außer dass er für Ärger sorgen würde, war gemeinhin nicht bekannt, auch nicht seinen Auftraggebern. Aber in Demvros geistigem Wirr-Warr war es seit jeher schwer klare Überlegungen und Gedankenstrukturen ausfindig zu machen, die andere Bewohner dieser Galaxie, die im Durchschnitt zumindest ein wenig mental stabiler waren, tatsächlich verstanden hätten, selbst wenn er es ihnen erklärt hätte. Er brauchte keine Utenisilien, keine Gerätschaften. Als er die letzte Klappe ausstieß und den Handelsposten vor sich sah, fiel ihm augenblicklich derjenige auf, der letzte Nacht noch sich erdreistete auf ihn zu schießen. „Alter Freund“, zischte Demvros und war auch schon wieder von seiner Stelle verschwunden, in die Dunkelheit des Gewölbes. Er war reichlich unbeeindruckt von der Citadel, nichts was ihm je Angst machen würde. Wo es ehrfürchtiges Erstaunen bei anderen gab, wenn sie tief in die Citadel eindringten, so nahm Demvros zwar die Nuancen und Details auf, die Architektur des Gebildes, welches scheinbar von keinem lebendigen Wesen je erbaut hätte werden können, aber es langweilte ihn trotzdem. Er war also verschwunden und für einen Moment lang, hätte ihn denn jemand gesehen, so hätte eben jene Person seinen Augen nicht mehr getraut – oder im Falle eines Junkies hätte sich dieser zukünftig vorgenommen wieder clean zu werden. Doch natürlich war Demvros nicht verschwunden, er schwebte nur durch das Innere der Citadel…

„Dad! Dad!“ schrie Agrippa und fing an schneller zu gehen. „Dad!“ Sarvil war wesentlich misstrauischer der ganzen Situation gegenüber und sah sich lieber um, fand nichts auffälliges und versuchte Octavian zu kontaktieren, doch kein Funkkontakt schien möglich zu sein. Als würde jemand das Signal blockieren und er witterte die C-Sec Apparate, ahnte aber auch dass der Video-Feed weiterhin übertragen wurde. „Octavian, kein Funkkontakt möglich“, flüsterte er sodass jener es durch die Helmkamera hörte, „Nähere mich dem Ziel…“ Erneut war es so, Octavian hörte die Worte, doch Octavian verstand nicht. „Sejan?“ Jener funkelte nur dunkel.
„Dad…“ Agrippa kam zur Gruppe rund um Lepidus, doch wurde von auf ihn gerichteten Waffen begrüßt.
„Du solltest heim gehen, Boyo“, keifte einer der Schergen.
„Das ist mein Sohn, mein Sohn… Agrippa, du solltest hier nicht sein…“ nuschelte Lepidus und Agrippa verstand ebenfalls nicht. „Nein, geh, Agrippa.“
„Was, was redest du Vater? Wir sind hier um dich in Sicherheit zu bringen!“ Agrippa fing an lauter zu werden als er wollte, emotionaler als er befürchtete. „Wir, wir retten dich doch.“
Lepidus wechselte kurz Blicke mit seinen Schergen bis jedem klar wurde, dass er ihr Scherge war. Nicht in Sicherheit, nicht wirklich, sondern ein Gefangener von ihnen, ein Gefangener des Krieges, der sich gerade in einem anderen System zutrug. Freiwillig oder unfreiwillig in Gefangenschaft, dieser Käfig, dessen Gitter aus kriminellen Handlangern bestand, war seine Rettung. Einer der Alpha Chimera Männer nickte ihm zu, wohl die Erlaubnis zumindest seinem Sohn alles zu erzählen, nicht wissend dass noch viel mehr Ohren zuhörten.
Lepidus räusperte sich und schaffte es kaum Agrippa in die Augen zu sehen, die Helmkamera hatte seine Stirn fokussiert die runzlig war, die ungemein und unnatürlich stark gealtert war in den letzten Tagen. „Es gibt einen Coup, fern von ihr.“ Und Lepidus sprach so leise, dass er glaubte nur sein Sohn höre es, doch auch sein Bruder war hellwach und gespannt. „Omega und Alpha Chimera, eine... eine sehr innige Liebesgeschichte. Und ich habe mich als einer ihrer Vermittler präsentiert, aufgepustet. Der Plan Corefield Design in die Terminus Systeme zu expansieren, von langer Hand geplant. Und heute Abend findet auf Omega eine Schlacht statt, die Nebelparder gegen die gesamte Streitkräfte Omegas. Und wenn alles zu Ende ist, wird der Staatsstreich erfolgen, ein Putsch ungewohnten Ausmaßes mit dem Ziel ein Schlachtschiff zu erobern, dessen Feuerkraft und Kapazität Omega selbst verschlingen würde. Die Invisible Hand, das Weltenschiff, welches uns irgendwann auch in den Perseus Veil bringen sollte. Susceptio. Susceptio war das Kennwort dieses Coup d’Etát. Vor langer Zeit schon geplant, nie offiziell, wir haben stets gemunkelt und geflüstert, unter der Hand und zwischen den Welten im toten Weltraum. Aria T’Loak, die anderen Gangs auf Omega, es wäre unser Todesurteil gewesen… Etwas, das nun eingetreten ist. Vor einigen Stunden bekamen wir die Nachricht. Solche Nachrichten verbreiten sich wie Lauffeuer in der Organisation, es bedeutet in den Untergrund zu gehen, sich zu verstecken. Für einige Jahre bis der Durst nach Rache gelöscht ist, vielleicht sogar ein ganzes Leben lang. Trotz all der Vorbereitungen, wir mussten die Chance heute ergreifen die sich uns durch den unerwarteten Angriff der Nebelparder bot. Du verstehst Agrippa, ich muss hier bleiben. Hier finden sie mich nicht, hier bin ich sicher…“ Es klangen wie die letzten Worte und Lepidus wirkte als wäre er doch mehr involviert gewesen, als hatte er eine tragende Rolle eingenommen, die nun, da der Plan nicht aufging, bedeutete das er dafür zahlen musste. Er war umringt von Alpha Chimera-Leuten und wartete nun auf seinen Henker. Auf Omega ließen heute zu viele treue Gefolgsleute ihr Leben als dass Lepidus sich erträumen konnte davon zu kommen und solange überall nach ihnen gesucht wurde, waren sie alles Ratten, die sich versteckten, vom sinkenden Schiff flohen bis sie wieder Festland unter den Füßen spürten und die Schuldigen selbst bestrafen konnten, in aller Ruhe, Geduld und Blutdurst. There Will Be Blood.
„Nein“, flüsterte Agrippa und nach einem kurzen Augenblick des Schweigens, parallel dazu ein fragender, verzweifelter Blick von Lepidus, als flehte er ihn an zu befreien, jetzt in diesem Moment, die Pistole an die Stirn, vom Sohn getötet. „Nein, auf keinen Fall. War Großvater?“
„Großvater wusste davon, war dagegen, aber ich hatte damit nie etwas zu tun, mit seinem Mord.“ Lepidus war den Tränen nahe, er wollte nicht dass ihn sein Sohn so sieht, und seine Worte waren wahr, denn welchen Zweck hatte es jetzt noch groß zu lügen während man warten musste auf das Unvermeidliche – und selbst wenn er gelogen hätte, Agrippa hätte es ihm geglaubt. Sarvil hörte den Satz, schaute auf, hoffte ein himmlisches Zeichen zu sehen, doch nur die kargen Platten der Citadel waren um sie. Stattdessen, „Octavian, was soll ich tun?“ Das war doch klar! Oder doch nicht?
„Nein, nein“ murmelte Agrippa unentwegt, er griff auf die Schulter seines Vaters. „Es wird nicht so enden…“ There Will Be Tears. Und in diesem Moment ein kurzes Lippenzucken von Agrippa, selbstverständlich und voller Zuversicht, Lepidus erkannte es zu spät als er sah wie sein Sohn für ihn zu kämpfen begann, der Griff zu Agrippas Gewehr ging rasch, die Schüsse rüttelten den lahmenden Handelsposten auf und hallten durch das Gewölbe und noch ehe das Echo seinen Zielpunkt erreicht hatte, fiel der erste Scherge von Alpha Chimera zu Boden.

„Boo!“ Mit diesen Worten erschrack einige Augenblicke zuvor ein Batarianer seinen einstigen Genossen, seinen Waffenbruder und langzeitigen Weggefährten. Doch Mosquos, der Batarianer mit vier Augen, jedes davon fähig perfekt geeignet ein Scharfschützengewehr zu bedienen, sah den Täter nie. Ein kurzer, schmerzloser Schnitt durch die Kehle und ehe er realisierte was vor sich ging, war eine zarte Hand in Militärhandschuhen auf seinem Mund, eine Stimme flüsterte ihm „Ssssh!“ ins Ohr zu. Mosquos Augen waren sperrangelweit offen, alle vier, sie schrien, doch nicht wegen dem betäubenden Schmerz, sondern aufgrund der Dunkelheit, die ihn langsam umgab, sie wehrten sich dagegen, wollten weiter das Licht der Welt erkennen. Tod auf der Citadel, ein geheimnisvolles Mysterium umgab Schlafes Bruder auf dieser Raumstation. Dann sank ein um das andere Auge zu, würde sich nie wieder öffnen und als das Letzte begann das Unausweichliche zu akzeptieren, waren Mosquos letzte Gedanken bei seinem geliebten Gewehr und das es diesen Bastard nie erledigt hatte, obwohl schon oft genug probiert. Es würde die einzig unvollendete Aufgabe bleiben wusste der Batarianer als Mosquos militärisch gestähltes Herz aufhörte zu schlagen.
„So ist es gut, alter Freund“, säuselte eine der Stimmen.
„Ein wenig mehr Schmerz hätte er aber schon haben können, bisschen mehr Geschrei.“
„Oder ein größeres Blutbad, elendiger Penner, dieser Mosquos. Viel zu viele Kugeln haben wir uns von dem in der Vergangenheit eingefangen, mindestens zehn Einschusslöcher nur in meinem linken Arm alleine. Verfluchter Batarianer, viel zu billig weggekommen, der hätte mehr leiden müssen, mehr Leid!“ Er würde es bekommen. Den Sicherheitsgurt den Mosquos zuvor montiert hatte um sicher zu sein, wickelte Demvros nun um den toten Körper, denn er anschließend hinab stieß und nun, wohl auf Ewigkeiten, dort hängen würde. Als ein Mahnmal, als ein Toter an der Strickleine, hinabbaumelnd, ein Körper dessen Richtung in die er zeigte vom süßen Wind abhängig war, der immer wieder aus den verschiedenen Luken bließ. Niemand würde es wagen die Leiche zu berühren oder abzumontieren. Ein Denkmal für die Ewigkeit, Mosquos lachte ein wenig darüber, wollte er doch nicht dass es sein einziges, kleines persönliches Meisterwerk für diese Nacht bleiben würde. Ein Batarianer in Jesus-Pose an den Seilen war schön, doch noch anmutiger waren Sarvils und Octavians Köpfe… Mit offenem Mund hatte Letztere die Übertragung aus Mosquos Helmkamera miterlebt, bis sie in die Tiefe stürzte, denn fassungslos und erschüttert klickte er den Stream von Mosquos weg und wollte das Bild nie wieder sehen. Es tat ihm so Leid, doch alles was er konnte, war sich ein weiteres Glas einzufüllen, diesmal allerdings puren Gin und er spürte wie das Bedauern seinen gesundheitlichen Zustand weiter verschlechtern würde.

Augenblicklich eskalierte die Situation als Agrippa das Feuer eröffnete. Die Alpha Chimera Schergen, kaum in einer wirklichen Rüstung, reagierten nur träge, sie waren von ihren Kräften aufgezerrt, zu lange gehungert, zu lange gewartetet, schon zu lange auf der Flucht? Als der erste fiel, schieb Agrippa sofort seinen Vater zur Seite und nahm den Zweiten ins Visier, drückte erneut eiskalt und ohne zu Zögern ab. Er nützte den Überraschungseffekt und die Kugeln landeten in der Brust. Sarvil war nicht überrascht, er sah es kommen und entgegen dem eigentlichen, zugegebenen makabaren und zweifelhaften, Auftrag schoß auch er, es galt nun Agrippa zu beschützen. Die Männer des Alpha Chimera-Syndikats hatten sich erst gefangen als der Dritte schon tot zu Boden flog und begannen zurück zu schießen. Lepidus floh entlang den Shops und kam an einem alten greisen Mann vorbei, der zu schlafen schien. Sarvil feuerte und dank eines Kopfschusses ging der Vierte zu Boden, während Agrippa, als die Alpha Chimera Typen ihn endlich ins Ziel gefasst hatten und anfingen zu schießen, nun versuchte bestmöglich in Deckung zu gehen hinter einem Shop für Spiegel, was natürlich nicht gerade ideal, aber besser als nichts war, doch der kinetischen Schilde taten ihm die Kugeln nichts. Sarvil sprang quer durch das Geschäft eines alten Kamelltreibers der Haschwaren vertickte, verhedderte sich fast in dessen Teppichauslage und probierte nun über die Flanke zu kommen um die Bastarde sofort von hinten abzumurksen. Ein Plan, den wohl auch einer der anderen Alpha-Schergen noch hatte, dachte sich Sarvil kurz, als die beiden sich überraschend gegenüber standen. Vielleicht wollte der Typ auch nur fliehen. Ohne zu Zögern schlug Sarvil dem Mann in die Fresse, der daraufhin wohl im Unterbewusstsein sein eigenes Zögern bereute und stattdessen nun vordergrundig mit seiner blutigen Nase beschäftigt war. Für einen Augenblick lang, Sarvil schoss ihm kaltschnäuzig ins Gesicht. Sofern Sarvil richtig gezählt hatte, blieben noch einige übrig… er konnte es nicht sagen, denn im Tumult hatte er die Zahl der Gegner schon längst vergessen, wie viele waren tot und wer blieb noch übrig, es war im Endeffekt scheißegal.

Als man die Schüsse beim Herabklettern über die gemeinhin als Seidenstraße titulierte Passage hinab zum Handelsposten hörte, war allen Beamten des C-Sec Sonderkommandos klar, dass das nichts gutes zu bedeuten hatte, das die Kaffeepause kurz vor dem Einsatz wohl doch nicht so notwendig war wie man zuvor noch behauptet hatte und vor allem dass sie sich nun wahrlich beeilen mussten. Unter tosendem Gestampel der Stiefel liefen die Männer und Frauen die Straße hinab, einige fielen dabei aufgrund der Steilheit und andere mussten sich für einen kurzen Moment ausrasten, hatte sie doch ihr C-Sec Training nie sonderlich ernst genommen. Die Einsatzzentrale oben im Lagerhaus befiel ihnen sich gefälligst zu beeilen, man wollte schließlich Lepidus gefangen nehmen.

In seinem Kummer um den Verlust seines Freundes gelangten scheinbar längst verdrängte Worte wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins. Etwas, das Sarvils kurzfristiges Zögern und den merkwürdigen Satz erklären würde. Etwas, das Lepidus Verhalten rational erscheinen ließ. Etwas, das Octavian wieder zweifeln ließ. Es ist immer das eigene Haus. Neskas Worte wiederholten sich in seinem Kopf unaufhörlich. Ungläubig fand er seinen PDA neben dem Terminal, dort wo er ihn liegen ließ bevor er kurz gebeten hatte, und mit zitternden Händen griff er nach ihm, las die letzte gesendete Nachricht an Sarvil.

Allgemein bekannt war jedem, egal ob Kind oder alter Mann, Krimineller oder Kurtisane, wenn Leute etwas auf dieser Plattform zu regeln hatten, vor allem wenn Schießeisen daran beteiligt waren, so hielt man sich am besten raus. Und so kam es auch, dass alle Händler jedweden Kalibers und jeder begierige Kunde schnellstmöglich Schutz vor den pfeifenden Kugeln suchte in einem der vielen Shops. Mancher besonders geschäftsumtriebige versuchte in diesen heiklen Momenten regelmäßig die Verängstigten zu einem Kauf in letzter Sekunde zu überreden, getreu dem Motto „Was du jetzt noch kaufst, behälst du im Jenseits“ und besonders beliebt waren dubiose Glücksbringer, auch wenn diese eigentlich gar nicht als solche verkauft wurden, seien dies alttümliche Artifakte wie Schriftrollen oder Traumfänger, Pillen gegen Alkoholabstinez oder Pistolen, deren Qualität anzweifelbar war und die so manchen Kunden schon aufgrund des überhasteten Kaufs in spätere Bedrängnis brachten. Mindestens ebenso beliebt war es den Kunden Zuflucht zu bieten für ein paar Credits vor der Schießerei, doch seltsamerweise hegte an diesem heutigen Abend keiner der Händler solch einen Gedanken, wussten sie doch alle, dass dies keine normale Schießerei war, wodurch sie glücklich waren wenn sie diese Unruhe nicht alleine durchstehen zu müssen. Nun, ebenfalls ein Geheimnis des Handelsposten – und wohl der Grund warum die C-Sec es irgendwann einmal aufgab die Herrschaften näher zu beobachten oder gar zu verhaften – war die spezielle Funktion die er einnahm und auf dem der ganze – nunja, wollen wir mal nicht so sein und es so nennen - Erfolg begründet war. Denn tatsächlich war die Plattform zwar stets da gewesen wie es schien, als wäre sie ein integraler Bestandteil, doch eine umtriebige Rasse hatte sie in Wirklichkeit gebaut und manchmal musste man dieser Rasse danken, gerade in solchen Momenten. Zu einer tatsächlichen religiösen Verehrung hatte es die besagte Rasse aber leider nie geschafft, vermutlich weil sie keiner kannte.
Als die C-Sec mit ihrem trampelnden Stiefeln, in voller Montur, als Ausrüstung mit leichten und schweren Waffen, sich auf den Handelsposten zubewegte, dürfte ihnen klar gewesen sein, welchen Eindruck sie durch das matte Licht des Ganges durch den sie sich bewegten, machen mussten und dass sie unweigerlich das Gefühl einer Razzia bei den zwielichtigen Gestalten auslösten. Da zudem gerade Schachtratten eines sehr gut konnten und zwar die Fähigkeit des abrupten Rückzugs in Kombination mit gar erstaunlichen Läuferqualitäten, waren die Gestalten des Handelsposten bereits gewarnt, als ein Kind heran geeilt kam und laut „C-Sec! C-Sec!“ schrie, den allgemeinen Kugelhagel gar nicht registrierend. Ein alter Greis, der in einem Mantel gehüllt war und dessen weißer, zersauster Bart schon länger nicht mehr gestutzt wurde, der kaum einem je auffiel und der eher wirkte als wäre er ein unverkaufter Gegenstand, der mittlerweile schon lange als Sehenswürdigkeit des Handelsposten fungierte, richtete sich plötzlich auf, murmelte wirres Zeug vor sich hin und stampfte mit seinem Gehstock ein paar Mal auf den Boden um wohl seinen Blutkreislauf vor der ihm bevorstehenden, für ihn beschwerlichen Tätigkeit aufzuwärmen. Hinter ihm befand sich ein unscheinbarer Hebel, der relativ lustlos in der Gegend rumlungerte und scheinbar keinen besonderen Zweck erfüllte, schließlich hatten sich schon zahlreiche Staubschichten auf ihm gebildet, wodurch man darauf schließen lassen konnte, dass er nun mal ebenfalls eine Sehenswürdigkeiten darstellte, wenn auch kein Tourist je wissen konnte warum dies der Fall war. Der alte Greis, als hätte er es schon zig Mal getan in seinem langjährigen Leben, betätigte jedoch ganz selbstverständlich den Hebel, zog ihn um und plötzlich fingen an Lichter im Raum zu flackern und generell erhellte sich das Gewölbe angenehm, während von hinten und von vorne die Lichter langsam anfingen zu arbeiten und der Handelsposten sich in Bewegung setzte. Langsam und behäbig, eben wie der alte Greis, aber er bewegte sich. Wie ein innerer Mechanismus fuhr die Plattform los, das Gewölbe entlang, Räder am unteren Teil und große Ketten, die wohl zuerst nur als Verzierung anmuteten, trugen den Handelsposten voran, den Raum entlang, der sich nun ebenfalls als gigantischer Korridor enttarnte und man verstand warum der Handelsposten kaum je gefunden wurde von der C-Sec, schließlich veränderte sich gerade dessen Position auf unabsehbare Zeit, und nur die größten Stammkunden, würden den neuen Standort blind wieder finden, der Rest würde suchen müssen oder auf eine erneute Razzia hoffen, sodass sich die Plattform zu einem günstigeren Ort verlagerte. Das Rattern der Plattform war kreischend und brachial, kein Quietschen, dafür war die Konstruktion zu komplex und beeindruckend. Dann nur noch ein Brummen als sich die scheinbar schwebende Rettung vor der C-Sec endlich wieder an seinen eigenen Rhythmus gewöhnt hatte.

Von hinten hatte sich gerade Sarvil einen seiner Gegner gegrabscht und versuchte den armen Hund als Geisel zu verwenden, doch die eigentlich Verbündeten dachten gar nicht daran das Spiel mitzuspielen und legten sofort an, als sie plötzlich die Erschütterung der Plattform, das Erdbeben, so sehr überraschte dass sie einen Moment zu lang zögerten, einer warf sogar seinem Kollegen einen fragenden Blick zu, was Sarvil natürlich nützte und den beiden mit seiner Pistole sofort jeweils einen gnädigen Kopfschuss verpasste. Die Geisel hingegen war nicht so dumm und nützte den kurzen Moment um Sarvil einen Schlag in den Bauch zu verpassen und sich so aus der verhängisvollen Umarmung zu lösen. Der Alpha Chimär trat gezielt die Pistole weg und wollte gerade mit einem Schlag auf Sarvil ausholen als dieser schon in die Konterbewegung mit einstieg, sich leicht duckte und dem Jungen die Abreibung seines Lebens verpasste – ein Schlag auf die Lunge, ein weiterer in den Bauch, in irrem Tempo folgten weitere, immer auf die selbe Stelle. Der Chimär verpasste es zu reagieren, war nur ein Punchingball und dann kam das Unvermeidbare, in seiner Wut packte Sarvil den armen Burschen an der Gurgel, zerrte den kraftlosen Lumpen entlang und als er an der Brüstung des hinteren Endes des Handelsposten ankam, schüttelte Sarvil kurz den Kopf und schmiss ihn dann runter. Als sich der Batarianer zufrieden über seine eigene Leistung umdrehte und gerade eine Zigarette herausholen wollte, auch wenn er bei weitem kein allzu heftiger Raucher war, aber eine Siegeszigarette konnte er nicht ablehnen, fielen ihm die auf ihn gerichteten Waffen erst auf. Einige der C-Sec Agenten hatten es geschafft an Bord zu kommen. Zwar wollte er die Zigarette anzünden, doch das Feuerzeug funktionierte aus einem ihm nicht ersichtlichen Grund nicht.

Mindestens ebenso erstaunt wie jeder andere der die Geheimnisse des Handelsposten nicht kannte, war Demvros, der ursprünglich alles relativ schnell erledigen wollte, aber ein paar seiner Stimmen meinten nun, es gebe genügend Zeit, denn schließlich waren gerade erst alle an Bord des Zugs ins Nirgendwo gestiegen und es wäre sicherlich keiner so töricht seine Fahrkarte frühzeitig aufzulösen, in diesem spezifischen Fall also von der Plattform hinab zu springen, freiwillig natürlich. Und irgendwie waren sie alle versammelt. Sarvil, Lepidus, irgendein kleiner, hochnäsiger Clown und dazu noch genügend Zuschauer, die er sich alle nach der Gala-Vorstellung annehmen würde. Nur Octavian fehlte, schade darum. Doch zuerst, ja, zuerst würden seine Messer in Behördenblut getränkt werden und als er plötzlich, von weit oben, nicht so sehr hinabgesprungen als erneut geschwebt kam, und direkt zwischen den vier C-Sec-Bimbos landete, waren dies ebenso überrascht und erstaunt wie eben jeder am heutigen Abend im Handelsposten.
„Tanzt meine Puppen“, zischte er und schon waren seine Messer, die in ihrer Bewegung an Krummsäbel erinnerten, auf und an sich durch die armen Schweine der C-Sec zu metzeln. Als er landete, drehte er sich sofort um und schnitt ihm quer durch die Beine als wären die aus Butter oder einer sonstigen besonders weichen Masse, dessen Erzfeind das Messer war. Blut spritzte auf Demvros Gesicht, eine Fontäne und alles was er konnte, war irre zu lachen mit allen vier Augen weit offen. Ehe der Zweite reagieren konnte, hatte dieser schon den Kopf ab, Demvros zweites Messer als Verlängerung eines unnatürlich agilen Arms hatte keine Schwierigkeiten dafür selbst in der Drehung. Und da Demvros es stets verstand seine Messer liebevoll zu schleifen, waren auch die anderen Zwei kein Problem. Derjenige, der bereits auf ihn feuern wollte, bekam das erstere Messer mitten ins Gesicht und fiel mit einem letzten schmerzhaften Aufschrei zu Boden. Gleichzeitig konnte es der letzte Polizist gar nicht glauben was hier gerade geschah und aus seinem turianischen Maul tropfte der Speichel heraus gefolgt von der unweigerlichen Einsicht, dass er gleich sterben würde, womit seine Gebete an den Geist seiner verbliebenen Einheit gingen, dass sie doch diesem Monster Einhalt gebieten würden eines Tages. Dann hatte er gleich zwei Messer in seinem Hals steckten, die diesen sauber durchtrennten. Und trotz der Brutalität die gerade hier herrschte, kam nicht umhin Demvros für diesen allzu athletischen, kunstvollen Akt zu bestaunen und es hatte tatsächlich Ähnlichkeiten zu einem Tanz auf eine äußerst morbide Art und Weise. Dass der pechschwarze Dämon zudem von einigen bejubelt wurde, also gerade von jenem Fußvolk das öfters Probleme mit der C-Sec hatte und die wohlmöglich schon aus Prinzip jeden Tod eines Beamten feierten, interessierte ihn herzlich wenig. Das irre Grinsen über seinen Lippen war Sarvil gewidmet. „Oh, Bruderherz, wie du dich so verändert hast“, sprach Demvros wahre Worte als er, nun das kurzfristige Adrenalin des Körpers hinausgleitend wieder in seine gewohnt etwas buckelige Haltung zurückfiel, und das Blut von einem seiner Messer abschleckte. „Und so hübsch bist du geworden“, merkte die leicht verängigste aber ebenso verrückte Stimme noch an.
„Du auch. Hast abgenommen. Ich empfehle dir bisschen was zu essen, blaue Bohnen zum Beispiel.“ Demvros als das beim Namen zu nennen, was er ist, wagte er nicht. Sein Bruder war schon lange gestorben, im Krieg gegen die Menschen... Dann läutete sein PDA, eine Nachricht von Octavian, im selben Augenblick deutete Demvros mit dem blutverschmierten Messer verhängnisvoll nach oben.

Octavian Visconti
05.10.2012, 05:04
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Agrippa suchte verzweifelt im Blutbad seinen Vater. Er hatte bereits das stark begrenzte, aber umso heftigere Schlachtfeld verlassen, als Sarvil plötzlich hinter dem jungen Burschen des Syndikats auftauchte. Durch die Spiegel rannte er los, hörte von hinten die Schüsse die Sarvil abfeuerte und als er die Agenten der Citadel Security sah, die es gerade noch so auf die Plattform schafften, verschwand er durch den Stoffvorhang von einem der Shops und suchte in einem anderen Gang nach ihm. „Vater, Dad“, flüsterte er fortwährend und spähte in die Shops, sah nur die zusammen gekauerten Personen mit teils verheißungsvollen, teils angsterfüllten und teils fürchterlichen Fratzen. Er versuchte zu laufen, doch jedes Mal fing er wieder an in eine geduckte Haltung überzugehen als wollte er eigentlich am Boden herumkrabbeln. Er suchte bis eine der Fratzen seinem Vater gehörte. „Dad“, meinte er, „wir müssen los.“
Lepidus packte das Gesicht seines Sohns, konnte nicht glauben das er überlebt hatte, das war mehr als er zu hoffen gewagt hatte an diesem fürchterlichen Tag. Er packte es mit beiden Händen, sah ihm mit tränenerfüllten Augen ins Gesicht und dankte dem Herr Gott dass er ihm noch einen weiteren Tag schenkte. „Jaja“, säuselte Lepidus, „doch nur wohin?“
„In Sicherheit. Dort, weiter drüben, sind unsere Seile, wir klettern hinauf und entkommen. Es wird alles gut. Onkel Octavian wird dich in Sicherheit bringen, weg von der C-Sec und dem Syndikat.“
„C-Sec? Die sind wegen mir hier?“
„Ja, ja, aber jetzt schnell, los.“ Agrippa sprang auf und scheuchte seinen sichtlich verwirrten Vater fort und wollte gerade los um Sarvil zu holen als ihm die C-Sec Agenten auffielen. Er wollte ihm helfen, doch im selben Gedanke war sein Vater und dessen Leben. Dass es galt ihn in Sicherheit zu bringen, Saving Private Lepidus. Keiner sagte es würde einfach sein und innerlich glaubte es dennoch keiner. Mit einem knappen Soldatengruß, den Sarvil nie hätte wahrnehmen können, verabschiedete er sich im Geiste und hoffte darauf, dass Sarvil nicht dumm genug war die Männer der C-Sec anzugreifen und sich stattdessen mit einer, hoffentlich kurzen, Haftstrafe zufrieden gab, schließlich hatte er bis jetzt nur ein paar gefährliche Kriminelle getötet, Abschaum der sowieso nichts im Citadel-Raum verloren hatte.

Die Anspannung zwischen den beiden Brüdern überschlug sich. „Nein“, stotterte Sarvil als er Demvros Tat sah, Mosquos wie er von oben herab hängte, wie ein gemeines Bauernopfer am Baum vom Mob zur Schau gestellt. Er hatte zuvor Octavians Nachricht gelesen, sie war ihm egal. Es zählte nichts mehr. Genug war genug. Und als er Mosquos gedachte und Octavians Bild kurz vor seinen Augen aufblitzen sah, spuckte er nur verächtlich auf den Boden. Gewiss, wenn er den Kampf überleben würde, so stünde eine Aussprache mit Octavian an. Sofern er denn überlebt, seine Befürchtungen nahmen Überhand als er in Demvros hasserfülltes, verzerrtes, dämonisches Gesicht starrte und wie hypnotisiert den formvollendeten Verrenkungen seiner Zunge beiwohnte, die fortwährend am Maul herumstrich und spielte, und Sarvil ekelte sich wahrlich bei diesem Bild seines Bruders. „Glaub mir wenn ich dir sage, Sarvil“, fing Demvor wieder das Sprechen an mit einem Auge offen und den anderen Drei geschlossen, „Dein Tod wird um einiges grauenhafter. Wohl ein wahres Kunstwerk.“ Dann setzte er an.

Was gemeinhin in all der Aufregung wohl vergessen wurde, war ein getreuer Gefährte von Sarvil und zwar sein Varren Pugnax, der sich in seiner intelligenten Art so lange bedeckt hielt bis sein Meister und Freund ihn tatsächlich brauchen würde. Als Demvros auf Sarvil zugelaufen kam und dieser schon die erste Kugel auf ihn geschossen hatte, kam Pugnax aus dem Spiegelshop herausgesprungen, das klirrende Glas und die Splitter im Sprung auf Demvros herabregnend und selbst der sonst so für seine Reaktionen gerühmte Batarianer war nicht schnell genug um den Biss in seinen Arm abzuwenden. Pugnax Maul schien seinen Arm förmlich zu verschlingen und das Blut quoll heraus, spritzte auf beide Beteiligten als wäre der Arm selbst ab und Pugnax, wissend wie man Beute erlegt, rammte seine Beißer immer tiefer rein, griff nach mit den klauenbestückten Pfoten nach Demvros um ihn todverheißende Wunden zuzufügen. Der agile Batarianer vom Schmerz für einen Augenblick gelähmt, stach dem armen Varren aber mitten in den Hals und ließ das Messer drinnen um das Mistvieh von seinem Arm mit einem starken Wurf zu reißen um ihn direkt zurück in den Spiegelshop zu schleudern. Diese Momente tapferen Heldenmuts eines Tieres verstrichen bei Sarvil herzlos, hatte er doch den Köter gerade auf solcherlei Aufgaben trainiert, doch es gab ihm genügend Zeit um sein Gewehr sich wieder zu schnappen, dass er im Kampf gegen die Chimera-Burschen, welch für Versager sie doch im Vergleich zu Demvros waren, liegen ließ. Sobald er es auf der Hand hatte, feuerte er, ohne recht zu zielen, Salve um Salve auf den Punkt wo er Demvros das letzte Mal, doch dieser war schon zwischen den Geschäften verschwunden. „Komm raus, du Feigling. Kämpf gefälligst nicht wie ein Mensch harhar.“ Sarvil wusste das solcherlei Beleidigungen Demvros gar nicht gefielen. Und ehe er sich versah, hörte er von hinten einen knappen Satz. „Aber ich bin doch immer hier.“ Mit seinem Messer bestückt, kam Demvros von oben herab und fiel einfach nur auf Sarvil. Beide Batarianer am Boden und als sich Demvros rascher aufrichtete, spürte er kurz die Schmerzen seines Arms, die Bisse dieses verfluchten Varren und trat Sarvil vorsichtshalber direkt in die Fresse damit dieser sich auch ja nicht aufrichtete. „Hehe, einfacher als gedacht nicht?“ Das Gelabere von Demvros konnte manchmal etwas nervig sein, aber auch konnte man so Zeit schinden, gelegentlich, sofern er nicht gerade nur wirre One-Liner von sich schmeißen würde. Sofort nach dem Tritt war der Batarianer nämlich auf seinem Bruder oben, Demvros fielen nun die Schmerzen nicht mehr auf, stattdessen schlug er heiter auf seinen Bruder ein, lachend wie im Vollrausch, wie der Irre der er nun mal ist. Patsch, patsch! Das machte es als er auf Sarvils Gesicht Schlag um Schlag setzte und dabei gar königlich auf ihm thronte. Solange bis Sarvil endlich eine Lücke fand und zum Gegenschlag ansetzte, seinen ehemaligen Kriegskameraden kalt erwischte und mit dem Schlag auf die Wange Demvros von ihm runter katapultierte. Demvros war schnell, doch er hatte die Kraft. Sarvil konnte dennoch nicht gleich zum Gegenangriff übergehen, zu sehr hatten ihn die Treffer von Demvros beschädigt. Sein ganzes Gesicht blutete, die Augen waren angeschlagen, quollen bereits. Einige Narben würden übrig bleiben, das war ein automatischer Gedankenreflex bei ihm während einer Prügelei, und dann musste er auch erstmal einmal überleben, holte seine Kräfte beisammen und richtete sich schwermütig und wankend auf. „Uargh“, stöhnte er und dasselbe war von seinem Bruder zu hören. „Elendiger Bastard“, schimpfte ihn Demvros, der ebenfalls sich von diesem einen Schlag erholen musste und da wurde Sarvil klar, dass ein gezielter Schlag vielleicht sogar ausreichen würde. Er war gerade vor kraftstrotzendes Monster, als kämpften Mosquos und Denvila mit ihm, waren in seinem Blut und sorgten dafür dass die Schläge sitzten und diesem Bastard von einem Batarianer unglaublich wehtaten. Zwei Schutzengel, die erst ihr Leben lassen mussten, damit dieser Dämon endlich zur Strecke gebracht wurde.
Als Sarvil sich auf Demvros zubewegte, hatte dieser ein Auge offen, das hilfeflehend um Gnade winselnde, doch beide wussten, dass würde sich schlagartig ändern, und noch bevor Sarvil Demvros packte, schloss jener die Augen und hatte alle vier offen, trat ihm dieser als er sich plötzlich spiralförmig am Boden wandte und drehte, zweimal in die Rippen, was Sarvil schmerzte und plötzlich stand Demvros wieder. Elendiger Akrobat, dachte sich Sarvil noch als er ein paar Schritte vor sich hin stolperte und sich dann wieder rasch fing. There Will Be Pain.
Demvors ging sofort mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen in den erneuten Gegenangriff über, packte sich Sarvils Kopf von hinten und haute ihn auf das Schienbein dass er blitzschnell auf Sarvils Kopf ebenfalls zubewegte. Ein „Aww“ war von den gaffenden Zuschauer zu vernehmen. Das tat weh. Doch als Demvros nachsetzen wollte mit ein paar Schlägen, blockte Sarvil ab und verpasste ihm wiederum einen Schlag direkt in die Niere und dann von oben herab auf seinen jämmerlichen Schädel. Fortan schienen beide nur noch zu stehen, auch wenn sie hier und da wankten, aber ihr Schlagabtausch war geprägt von harten, präzisen Schlägen, nur das Demvros seine eher schneller waren und Sarvils präziser. In abwechslender Manier verpasste einer dem Anderen, ein Schlag spektakulärer als der Andere, jeder davon kräftezerrend und schmerzhaft. Während Demvros seine Akrobatik nützte und zeitweise gar komplett von der Fläche zu verschwinden schien, war Sarvil gewillt am selben Platz zu verharren und Demvros stets zu sich kommen zu lassen. Er wusste dass er gegen die Schnelligkeit seines Bruders nichts entgegenzusetzen hatte, weshalb er gar nicht erst sich auf einen solchen Kampf einlassen wollte. Die Überraschungsangriffe wurden dadurch überschaubar, auch wenn Demvros in den zwei, drei Versuchen die er unternahm, es stets schaffte Sarvil gerade als dieser den Blick abgewendet hatte zu erwischen und man musste sich mittlerweile ernsthaft fragen wie er dies schaffte. Als Demvros gerade wieder einmal von hinten kam, roch Sarvil die Lunte und drehte sich rasch genug um, sodass er den Tritt gerade blocken konnte und sogar Demvors Bein erwischte, auf das er sogleich seinen Ellenbogen darauf einschlug, was von Demvros zum ersten Mal mit einem kleinen Schmerzenschrei quittiert wurde. Nach dem ganzen verrückten Gelächter eine willkommene Abwechslung wie Sarvil fand. Er behielt das Bein in der Hand und griff kräftig zu, wünschte in Gedanken guten Flug und schleuderte den schmächtigen Gegner einige Meter weit weg. Demvros der direkt in Glasscherben landete, konnte diesmal sich nicht mehr sofort aufrichten und Sarvil war gewillt dies nun zu Ende zu bringen, weshalb er direkt zum gerade bewegungslosen Körper eilte und auf ihn stürzen wollte, als Demvros die Glasscherben am Boden vor dem Spiegelshop Sarvil ins Gesicht schmieß. Sarvil schloss noch gerade rechtzeitig die Augen und schaffte sich abzuwenden, doch der hässige Kommentar von Demvros ging nicht unter. „Spieglein, Spieglein, an der Wand…“ Und dann schwebte Demvros plötzlich. „Wer ist der hässlichste Batarianer im ganzen Land? Na, na, weißt du es? Du bist es Bruder!“ Aus Demvros Stiefeln und vom Rücken her traten leichte Flammen aus, Ergebnisse eines chemischen Vorgangs der ihn tatsächlich fliegen zu lassen schien, auch wenn es eigentlich nur ein Schwebeerlebnis war und das technische Produkt gemeinhin als Jetpack bekannt war. Sarvil staunte dennoch. So etwas hatte Demvros beim letzten Kampf gegen ihn noch nicht. „Dir sollte dieser kleine Spruch doch sicher was sagen, du Menschenfreund.“
Seine sowieso schon beeindruckende Geschwindigkeit schien sich zu verdoppeln nun da Demvros nicht mehr an Naturgesetze gekoppelt war. Zu allem Überdruss hatte er auch noch sich dazu entschlossen seine geliebten Messer hervor zu holen. Von einem weiteren irren Gelächter begleitet, das bald in synchrones Gekreische sich wandelte, fing das Scheusal seinen Spuck an und startete ein wahres Dauerfeuer an Angriffen. Von links, rechts, sogar von oben herab, vorne, hinten… er kam von allen Seiten, angeloffen oder angeschwebt und manchmal sogar beides, und ließ seinen Bruder leiden. Jeder Schnitt saß präzise genau dort wo Demvros ihn haben wollte, wodurch er die Schmerzen seines Bruders schrittweise erhöhte, dessen Geschrei immer betäubender für die Massen wurde bis er keine Kraft mehr hatte zum Schreien. Auch Pugnax, der mittlerweile von den Toten auferstanden zu sein schien und nun als Zombie-Varren bezeichnet werden durfte, sein Hals bluteten, aber tapfer die Zähne zusammen beißend, konnte nur wütend bellen und teilsnahmslos mitansehen wie sein Herrchen nach allen Arten der Kunst zersetzt wurde. Demvros würde sich später endgültig um die außerirdische Töle kümmern. Sein Bruder hatte natürlich Vorrang. In stakkatoartigen Angriffen ließ er ihn bluten und Sarvils Rüstung war wahrlich zersetzt, nur noch lose zusammenhängend, das Blut rausfließend in Strömen und es schien als stünde er nur noch aufgrund der fortwährenden Angriffe seines Bruders. Als Demvros dies bemerkte, kam er gemütlich, gerade zu um Sarvil zu verspotten, zu ihm hin und drückte ihm die Hand des angebissenen Arms ins Gesicht. Ohne große Kraftanstrengung fiel Sarvil auf seinen Rücken, atmete noch schwer. Wartend auf die letzte Chance oder den sicheren Tod, das wusste er nicht.
Im Vorbeigehen an Pugnax warf Demvros dem Varren einen grusligen Blick zu und Pugnax, der eigentlich gewillt war ihn nun zu attackieren, erstarrte in seinem Vorhaben, winselte gar ein wenig, den so nervenzerreißenden war Demvros blutversehrtes Gesicht in Kombination mit seiner so schon natürlich manisch verrückten Visage. Gemütlich und mit aller Zeit der Welt, als würde sein Bruder auf ihn seine letzten Worte warten, nahm er die Pistole von ihm und lächelte als er sie musterte. Mit dem Messer in der einen und der Pistole in der anderen kam er auf Sarvil zu, trällerte ein altes batarianisches Kinderlied auf dem Weg.

Oh, und die Hege-monie
Wird immer für dich da sein
In deiner Kinder-grippe
Hoch leuchtend die Sterne
Lächeln auf die Verliebten
Doch du gehörst hier her
In dein hartes Bett-chen
Du wirst selig schlafen
Und kein Leid wird dir widerfahren
Oh, und in der Hege-monie
Wirst du Liebe finden
Für die glor-reiche
Hege-monie

Es sei gesagt die batarianische Hegemonie verstand seit jeher zwei Sachen äußerst gut. Zum einen die Kinder von klein auf zu totaler Loyalität groß zu ziehen, sodass sie zu propagandaverseuchten Lakaien wurden. Und das zweite war es Kreaturen wie Demvros hervorzubringen, einst Querdenker die nicht ins System passten, in den Krieg zogen, ihn überlebten und überdauerten und daran geistig zu Grunde gingen. Aus dem Asylum nur entkommen aufgrund von Octavian und seit dem ein lebendes Zeugnis für die Korruption des Lebens. „Du erinnerst dich, Mutter sag es immer?“ sagte Demvros ungewöhnlich ruhig mit allen vier Augen offen, als hätte er einen Moment der Klarheit. Sarvil schluckte das Blut und hustete es wieder aus, doch er schaffte es zu nicken. „Hm, na dann“, seuftze Demvros und zielte mit Sarvils Pistole auf das miserable Etwas das dort am Boden vor sich hin stöhnte. Doch er drückte nicht ab und mit jeder Sekunde sah man die Fragezeichen in Demvros Gesicht, das Stirnrunzeln das sich bildete und seine Unzufriedenheit mit der Situation. „Ach“, sagte er mit einem Auge offen, „das fühlt sich nicht richtig an, findest du nicht? Ich soll dich erschießen… Tztz. Ist ja pervers!“ Er schmiss die Waffe weg und fügte hinzu: „Irgendwie hatten wir auch schon bessere Kämpfe, nicht?“ Er zückte sein Messer. „Aber selten habe ich so ein schönes Kunstwerk gesehen“, zwinkerte Sarvil eine andere Inkarnation zu. Demvros beugte sich ab, langsam, holte tief Luft und setzte an.
Sarvils Ende wäre hier gewesen, doch zwischen all der Gemütlichkeit und dem klassischen Genießen des Augenblicks, hatte der Batarianer es geschafft die Glasscherben vom Boden aufzuheben, die Demvros auf ihn im Laufe des scheinbar ewig dauernden Kampfes schmiss. Er hielt sie in seiner Hand verschlossen als wäre es sein Totengebet und wartete, versuchte ruhig zu atmen. Kraft zu sammeln. Als Demvros schluss endlich sich für das Messer entschieden hatte, einfach nur weil es nicht anders enden konnte, nützte Sarvil den Augenblick und rammte alle Glasscherben in die Augen, drückte sie ihm hinein. Ein Batarianer der nicht mehr sehen konnte - und einer der nicht mehr wollte. „Argh!“ kam es von Demvros heraus und andere Schreie der gelangweilten Unachtsamkeit, die er zu spüren. Er versuchte die Glasscherben aus seinen Augen zu entfernen, doch er drehte sich nur im Kreis und fieselte die Splitter einen um den anderen heraus. Uneingeschränkte Angst hatte er davor zu erblinden, was wäre das bloß? Er alleine mit ihm selbst und keine Welt die ärgern konnte. Jemand musste doch der Bösewicht sein und alle seine Reinkarnationen waren der Überzeugung, dass er ein verdammt guter war. Als er endlich seine irrsinnigen Drehungen abgeschlossen hatte und dabei jeden Splitter entfernt hatte in panischer Angst vor der Blindheit, musterte er Sarvil missmutig, amüsiert und ja, auch etwas enttäuscht, dass sich der Bastard nicht endlich geschlagen gab. Ah, aber vermutlich lag das in ihrem Blut. Wobei davon mittlerweile nicht mehr allzu viel in Sarvil drin war, dachte er sich und kicherte. Die Pistole, die auf ihn gerichtet war, lügte aber nicht und Sarvil, der schwankte beim Zielen, versuchte Demvros bestmöglich zu fokussieren, ihm fiel es aber schwer. „Wirklich, häh?“ sagten alle seine Stimmen zu gleich, langsam wurde es ermüdend. Während Sarvil seine Konzentration zusammen suchte um Demvros endlich vernünftig ins Ziel zu fassen, wurden Demvros Charaktere zusehends gelangweilter und wartete nur noch auf den schlecht platzierten Schuss. Klar, die Schilde waren hinüber, aber wo würde denn auch sonst der Spaß sein? So kam es dass sich Demvros zuerst hyänenhaft herumsprang und fing dann sogar an rumzuschwirren um Sarvil wie die lästige Mücke, die er eigentlich auch war, wenn man es genau nahm. Sarvil schaffte es nicht ihm zu folgen und Demvros, gnädig wie er war, schwebte sogar von der Plattform weg, war nun über der Dunkelheit des Abgrunds und schrie noch „Na, vielleicht jetzt? Mosquos würde treff-“. Doch den Satz konnte er nicht beenden. Kopfschuss. Demvros stürzte, weil er tot oder geschockt war, in die Tiefe, nun auch endgültig den Schmerz spürend. Als Sarvil realisierte, dass Demvros wohl heute Nacht nicht mehr erscheinen würde, sackte er am Boden zusammen und wartete vergeblich auf ein tief in ihm schlummerndes und herbeigesehntes Gefühl von Erlösung. Pugnax kam herbei und schleckte ihm die Wunden, was wehtat, aber Sarvil streichelte ihm dennoch aus Dank und vielleicht auch aus einer gewissen Zuneigung heraus den Kopf. Er atmete kaum noch als die Händler, Dealer und Junkies, Kurtisanen und Schachtratten alle mit ihrem Medi-Gel herbei kamen, sie plünderten es aus ihren Vorräten und von den toten C-Sec Agenten und das misstrauischen Knurren Pugnax ihnen gegenüber verstummte bald als er erkannte was sie vorhatten.

There Will Be An End. Ihm war nun alles klar. Zu spät war ihm alles klar. Die Nachricht an Sarvil forderte Lepidus Tod, gezeichnet Octavian, und solange Octavian nicht plötzlich genauso verrückt war wie Demvros, war die Antwort klar. Still und immer noch zittrig tippte er rasch eine Antwort. Er wüsse nun wer der Mörder sei, komm‘ mir ja lebend raus. Wir sahen wie Sarvil fast im selben Augenblick das PDA wegschmieß, es ihm im Moment herzlich egal war was mit den Viscontis passieren würde. Ansteigendes Fieber machte sich bereit, nervös war er und dadurch kam die Belastung der letzten Tage nur noch deutlicher zum Vorschein. „Also, du?“ Er mixte sich noch einen Drink und einen für Sejan. Old Fashioned. Eine liebevolle Erinnerung an Vater.
„Hm?“ spielte Sejan den Ahnungslosen. Octavian überreichte ihm das Glas und Sejan stand nur da. Kein nihilistisches Grinsen, kein flopper, misanthropischer Spruch, keine Hetze gegen Andersdenkende, kein Betteln um Verzeihung, kein Betteln um sein Leben. „Ich habe nur…“
„Du hast nur was, du Hirnochse? Du Idiot. Dachtest wohl es wäre clever einzudringen und meinen Vater zu ermordern, du beschissener Volltrottel. Du... Hast du überhaupt eine Ahnung was du damit angerichtet hast? Was du mir damit angetan hast?“ Octavian nahm einen Schluck, sah es nicht als angemessen mit Sejan anzustoßen. Man konnte es ihm nicht verübeln. Er beruhigte sich etwas. „Sejan, nur weil du rumlungerst in diesem Anwesen und auf Kosten meines Vaters hier logiert hast und paar Tätigkeiten erledigt hast, denkst du du verstehst alles, hm? Die ganzen Zusammenhänge dieser Welt und bla bla bla. Bisschen zu viel Nietzsche gelesen, was, du törichter, selbsterkannter Übermensch. Bist eher eine Kackerlacke, die selbst eine Atombombe noch überleben würde und wenn wir alle am Ende verreckt sind, tanzt du auf unseren Gräbern. War das der Plan, hm? Oder war es doch eher einfach nur machtgieriges Rumgesäusel, gegen das du sonst immer so schön gewettert hast, bekammst ´nen Steifen bei der Vorstellung du würdest mal das Unternehmen leiten sobald nur wir alle weg wären und dann könntest auch du endlich mit Topmodels wie Antonius rumflirten oder zu teuren Banketts wie Lepidus gehen oder Leute herumschubsen wie ich. Du verdammter Narr, was hast du bloß getan? Und jetzt sieh dich an, kein Anzeichen von Reue, kein demütiges Funkeln. Nichts. Aber nein, das würde natürlich überhaupt nicht zu dir passen du großkotziges Arschloch mit deinem Spatzenhirn und deinen philosophischen Lehren über das Nichts und das Oder. Wenn du zumindest ein bisschen Mitleid zeigen würdest, gezeigt hättest, nur ein bisschen, nur einen Funken, würde ich es schnell für dich machen, schmerzlos, aber so wirst du noch eine ganze Zeit lang auf dein elendiges, verpisstes Grab warten müssen, du-“ Octavian bekam einen Hustenanfall und wäre fast zu Boden gebrochen, der wütende Redeschwall hatte seine Kehle ganz heiser gemacht und seine Sicht fing an langsam zu verschwimmen. Er hörte aus dem Hintergrund ein spöttisches Gelächter von Sejan, welches klang als wäre es meilenweit weg. Doch Veskeriax war Pugnax zwar nicht unbedingt im Kämpferischen überlegen, auch wenn er größer und schwerer war, doch seine Wahrnehmung täuschte ihn nie und er fing an zu knurren, zu bellen, fleischte die Zähne und stellte sich beschützend vor Octavian.
„Mitleid, für was denn? Dass der alte Sack abgekratzt ist?“
„Du Schweinehund. Bist genauso ein Parasit wie Pavel, wie Claudia, wie die Schlampen vom Geheimdienst und die bestechlichen Spasten der Citadel. Ich mach dich so fertig.“ Octavian kam es vor als würde er gleich Blut erbrechen. Was war mit diesem Gin Tonic los?
„Ruhig, Blut. Es wird dich schon nicht umbringen.“ Da war die Antwort. „Nur so dass du mir auch zuhörst. Hast du mir davor zugehört oder muss ich alles nochmal wiederholen?“ Sejan senkte seinen Kopf in einer gar aberwitzigen Drehung. Man war sich nicht sicher ob das Halluzinationen waren oder Sejans tatsächlich eine lebendige, in Menschenform wandelnde Schlange.
„Außerdem wollen wir uns doch nicht zu Tode prügeln wie deine beiden Lakaien. Übrigens für deinen ach so tollen batarianischen Schoßhund schaut es gerade auch nicht allzu blendend aus“, Sejan nahm einen Schluck. Der Unterschied zwischen Demvros und ihm war wohl nur die Lache, Sejans war so emotionslos als empfinde er nichts. Alles egal. Nichts/Oder. Octavian schien nun zu verstehen. Diese selbstgepriesene Lehre im Denkmantel des Chardinismus. Entweder man kann mit nichts auf die wählt oder man holte es sich alles. Es gab dazwischen keine Optionen für dieses hinterfotzige Arschloch.
„Im Grunde solltest du mir danken“, fing Sejan an und Octavian rollte die Augen, „wenn du wüsstest was der Alte vorhatte. Als ich davon erfuhr, vor ein paar Wochen war mir klar, was ich tun musste. Um gerade Corefield Design zu schützen, um dich voranzubringen. Ach, du warst mir doch immer der Liebste von allen! So desillusioniert, so kreativ manchmal, so voller Style. Hm, man könnte sagen, ich liebe dich wie einen Bruder. Oh, Moment… achja.“ Er nahm einen Schluck und ein paar Tropfen gingen auf den Boden. „Jedenfalls du hast doch den Doktor, Psychiater, Physio-Therapeut, egal was der jetzt genau war, besucht. Ja, die Rorschach Bilder gesehen. Weißt du was dein Vater sah? Flammen, Zerstörung. Als hätte er eine Vision gehabt und davon besessen war er. Nibiru V. da hat sich alles verändert, verstehst du. Als ich dort bei ihm war, in meinem eigenen Kämmerlein und ihn für Wochen nicht sah, ausgestoßen hat er mich. Seinen treuesten… nunja, sagen wir Lakai, auch wenn ich Partner eigentlich bevorzuge. Und dann das Geschwätz von diesem Pavel, ja? Erlösung, Vergebung, und so weiter und so fort. Geschwäsch, gotterfüllter Schwachsinn, herabgestiegen aus dem Himmel und sich direkt in deren Köpfe festgenistet. Und als mir dein Vater im Suff erzählt hat, er wolle, den Sezuluv Index der quarianischen Flotille übergeben, den Quarianern, tja… da musste ich wohl handeln. Die Allianz, Visk, seine eigenen Leuten, die ureignesten Ambition dieses Mannes, er wollte alles verraten. Mich und dich und den treuen Veskeriax hier. Alles wäre weg gewesen, die Schadensforderungen, die Investitionen. Und die Flotille hätte nicht mal einen Cent abdrücken müssen, diese heimatvernarrten… Spießer. Du siehst also, warum ich es getan habe, ja? Um mich und dich zu beschützen, um unsere beiderseitige Kooperation zu ermöglichen, damit sie gedeihen. Nun, ich will ehrlich sein, das liegt mir jetzt ganz schön lange auf dem Herzen, schon seit ich durch das, übrigens ziemlich mies bewachte, Corefield Gebäude bewegt habe und deinem Vater die Kugeln verpasst habe. Es tat mir ja auch Leid, aber es musste sein. Verstehst du, verstehst du jetzt?!“ Er verstand, endlich und langsam schaffte er es sich wieder zu fassen, als wäre Sejans Geständnis hier gerade der Motivationsruf seines Boxtrainers, seines Vaters, der Octavian anfeuerte nicht aufzugeben. „Und nach der Tat, nun, da wollte ich es dir am liebsten gleich erzählen. Doch als ich dich da so sah, da wusste ich dass ich lieber erst warten sollte, sonst hätte ich ja sofort eine Kugel im Kopf gehabt. Aber, ja, das fühlt sich jetzt gut an. Richtig gut. Dieses offene Gespräch zwischen uns.“
Als Octavian wieder stand, lächelte er Sejan an. Veskeriax war auch schon ganz heiß darauf saftiges Sejan-Fleisch in den Zähnen zu spüren, doch die Hand seines Herrchens auf dem Nacken zeigte ihm, dass er noch warten sollte.
„Ach komm Octavian. Ich sagte doch schon, mir tut es ja auch Leid. Dir tut es Leid. Allen tut es Leid um den alten Sack. Selbst Leute die noch nie mit ihm gequatscht haben. Oh, eine große Persönlichkeit und der ganze Schwachsinn. Im Ernst, wen interessierts und wer erinnert sich daran? Ich habe den Alten geliebt, hab mehr Zeit verbracht als jeder andere. Ich war da wenn er sich mal wieder selbst vollgespieben hat und ich hab die ganze Scheiße jahrelang ertragen, Brot streichen, rumfahren, Botendienst erfüllen, die Nutten bezahlen und die Geheimtreffen ausmachen. Und meine Mutter, was sah die dafür? Hm, eure liebevolle Tante Gruska… nichts. Und ich war nicht dazu geboren nichts zu bekommen. Meine Mutter, mein Vater, das steht mir auch zu, dasselbe wie dir. Julius, die hinterhältige Ratte wollte nur nicht und, nun wie vorher gesagt, wenn du mir den aufmerksam zugehört hast, so bin auch ich eben eine Ratte, wie der Vater so der Sohn.“
Was meinte er etwa damit? Mit den letzten Sätzen. Es war möglich, natürlich war es das und erschreckend einleuchtend obendrein. Aber es spielte keine Rolle mehr. Sejan hatte sich entschieden. In seinem Irrglauben Octavian würde ihm verzeihen, in gewissermaßen stets ein Idol für Sejan, doch in Octavians Augen war keine Vergebung zu erkennen, kein Verständnis, ja noch nicht einmal Rachsucht oder Blutdurst oder das Gefühl eines Sieges oder einer Niederlage. Die Augen loderten auf. Das Gefühl es geschafft zu haben, auch wenn Körper und Geist litten. Die Erkenntnis er hatte den Mörder seines Vaters endlich gefunden. Es war ein spezielles Gefühl, ein reinigendes, es begrüßte es und nahm es sich in sich auf. Er griff nach dem Old Fashioned und mit einem Lächeln proteste er Sejan zu.
„Da ich annehme, dass du cleveres Bürschlein natürlich dafür gesorgt hast, dass das Gespräch nicht aufgezeichnet wird, sage ich dir jetzt was du tun wirst: Du stellst dich der C-Sec, gibst du dass du der Mörder bist sodass mein Bruder wieder unbescholten leben kann. Und dann kommst ins Gefängnis und ich werde dich freikaufen und dann kümmern wir uns zu Dritt um dich, ja? Auf unsere eigene, ganz spezielle liebevolle Art und Weise…“ Octavian streichelte den Nacken seines treuen Varren. „Andernfalls wird dich Veskeriax zerfleischen.“
Sejan erschauderte kurz und lächelte dann. Scheinbar verstand ihn Octavian immer noch nicht. Selbst jetzt da er seine Beweg- und Hintergründe kannte, dachte der Herr Kommandeur immer noch er könne ihm, Sejan, Befehle zu teilen. Verstand er denn nicht? Nichts/Oder.
„Ach, Octavian. Das ist mir doch einerlei. Aber so wenn ich sterbe, habe ich zumindest den glücklichen Gedanken, dass ich eure Familie zerstört habe und dein Bruder für mein Verbrechen im Gefängnis schmorren wird. Nett, nicht? Ich habe dir alles angeboten und du lehnst es trotzdem ab. Ich bereue es sogar. Der Alte hatte vielleicht doch recht als er meinte, du wärst keine Führungspersönlichkeit. Wie habe ich diesen notgeilen, versoffenen Bock doch geliebt, und dich… und jetzt verbleibe ich mit einer solch hübschen Erinnerung.“
„Oh nein, leg die Luger weg!“
„Wie du jeden Tag an mich denken wirst. Und wie Lepidus mich verfluchen wird. Und wie es Antonius, ach - dem ist wohl eh relativ egal. Und wie ich euch vermissen werde. Und noch ein letztes, doch das bleibt mein Geheimnis. Ach.“ Er drückte die Luger in seinen Mund, Octavian wollte reagieren doch konnte es nicht und der Schuss war durch das ganze Anwesen zu hören. Fassungslos blickte er den Toten an und langsam verschwand das eben noch befreiende Gefühl und wich einer Trauer, die unbegründbar und unerkennbar war, eine tragische, ungeliebte Zukunftsmelodie und gleichzeitig eine Erinnerung an ein süßes Echo aus deprimierenden Tagen.

James Herlock
10.10.2012, 18:54
James Herlock
Der Weg des Geldes

<-- Die Citadel: Industriegebiete (http://www.globalgameport.com/showthread.php?33637-Die-Citadel-Industriegebiet&p=798588&viewfull=1#post798588)

James schlug die Augen auf und sog scharf die Luft ein. Er war lange bewusstlos gewesen. Viel zu lange für seinen Geschmack. Dass das nicht ewig so weiter gehen konnte, war sein erster Gedanke, aber irgendwie verlangte ihm das alles hier zu viel ab. Nichts, was er tat, schien seinen Zweck zu erfüllen, aber jetzt war er an der Reihe. Dachte er zumindest, denn kaum hatte er einige Stunden geruht und sich halbwegs erholt, schritt der Serbe ein. Tamara wurde herausgeschickt und der noch in voller Montur gekleidete Mann begann zu erklären, dass Li-Ann womöglich an Cerberus gefallen war. Das war die einzige Nachricht, die der Großindustrielle, wie Happy ihn nannte, nicht hören wollte. Jim rang mit sich, seiner Verfassung und der traurigen Gewissheit, dass er Li-Ann wohl verloren hatte. Verzweifelt versuchte er dem Mann zu erklären, dass Li-Ann diejenige mit den meisten Anteilen an der HYC ist, dass Cerberus wohl versuchte, seine Firma zu übernehmen. Inständig hoffte er, dass der Mann dieses Schicksal abwenden könnte. Er wollte nicht, dass seine Tochter verkommt, oder noch schlimmer getötet wird.
Der Serbe ging, nahm seinen Hund mit und Jim trat auf der Stelle herum. Sein Zeigefinger tippe auf seine Unterlippe. Was sollte er jetzt machen? Er wusste, dass er außerstande war seiner Tochter in dieser Situation zu helfen. Allein der Gedanke daran ließ ihn fast vor Verzweiflung beben. Nichts, aber auch rein gar nichts, was er anfasste, wollte klappen. Niemand konnte an der Situation etwas ändern, außer der Serbe vielleicht. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er brauchte den Serben gerade mehr, als der Serbe ihn brauchte.
Wieder öffnete sich die Tür und die schlanke Blondine trat wieder in den Raum.
„Geht es dir gut, Jim?“, erkundigte sie sich besorgt.
„Nein.“, antwortete er nüchtern, eher er genauso nüchtern den Grund erklärte„Wahrscheinlich hat Cerberus meine Tochter.“
Tamara ging auf den grau melierten Mann zu, umarmte ihn.
Ihre Arme umschlungen ihn und pressten ihn mit einer Kraft an sich, die Jim zuletzt bei seiner verstorbenen Frau spürte. Er brach in Tränen aus.
„Ich hab Angst, sie für immer verloren zu haben. Habe Angst, dass ich nicht genügend getan habe, sie zu retten.“
Tamara drehte ihn um, wischte ihm die Tränen aus seinem Gesicht. Wieder umarmte sie ihn.
„Ich bin hier.“, versuchte sie ihn zu beruhigen: „Sie wird wiederkehren. Das verspreche ich dir, Jim.“
„Woher willst du das wissen, Tamara?“
Er stieß sie von sich weg, wandte verächtlich den Blick von ihr ab. Sie schritt wieder auf ihn zu. Vorsichtig nahm sie seine Hand, drückte sie fest und legte sie im Anschluss auf ihre Brust. Zwischen seinen Fingern konnte Jim, neben ihre Wärme, ihren gleichmäßigen Herzschlag spüren.
„Spürst du das Jim? Spürst du, wie mein Herz schlägt?“
Der Mann nickte leicht.
„Du hast mich damals in deine Truppe geholt. Ich war verzweifelt. Der neue Captain der Anchorage besetzte meine Stelle neu. Er machte mich überflüssig. Jeder wusste, dass ich nur auf diesem Schiff Dienst tun wollte und dennoch entließen sie mich. Ich war die beste Technikerin, die das Schiff je gesehen hatte und trotzdem enthoben sie mich dieser verdammten Ingenieursstelle. Ich war kurz davor, so zu werden wie du. Hätte fast auch zur Flasche gegriffen. Keiner weiß, was aus mir geworden wäre, hättest du mich nicht angeworben.“
Sie machte eine längere Pause. Die Worte schwebten durch den Raum, sickerten in Jims lädierten Verstand.
„So wahr, wie ich hier stehe, verspreche ich dir, dass sich alles wieder dem Guten zuwenden wird.“
Ein sanfter Kuss fand seinen Weg auf Jims Wange.
„Ich hoffe, du hast recht, Tamara.“, doch der Anblick der großgewachsenen Frau ließ jeden Anflug von erneuter Verzweiflung im Keim ersticken.
„Es ist nur natürlich, dass der Mensch zweifel hegt, Jim.“
Wieder nahm sie seine Hand und hielt sie fest.
„Du hast was davon erzählt, dass du die Hintergründe aufklären willst. Vielleicht kannst du Li-Ann ja auf der Art helfen?“
Unwissentlich, ja schon gar im Unterbewusstsein, kramte der ehemalige Admiral nach dem Amulett und umgriff es fest. Dann erhob er die Faust. Mehrfach wiegte er sie auf und ab. In seinem Kopf legte sich ein Schlachtplan zurecht.
„Du hast recht. Das Amulett habe ich noch. Ich weiß nicht, ob wir ihr dadurch helfen können, aber ein Versuch ist es mir allemal wert.“
Hastig drehte sich der Mann um und verspürte sofort seine Rippen wieder. Die Ärzte haben zwar gute Arbeit geleistet, die Schmerzen konnten sie ihm aber nicht vollends nehmen.
„Schonen sie sich noch einige Tage, dann sollte alles seinen gewohnten Gang nehmen, Mr. Herlock.“, waren die Worte der überaus ansehnlichen Chefärztin. Doch Jim wollte nicht mehr warten. Er wollte endlich Ergebnisse und das so sehr, dass er sämtliche Schmerzen ignorierte. Jim griff nach seinen Sachen. Er streifte sich die leichte Stoffhose über und knöpfte sich sein neues weißes Hemd zu. Auf dem Gang traf er wieder auf Tamara und Michael. Jim sah wieder aus, wie man es von ihm gewohnt war. Vorbei war jeglicher Zweifel. Er hatte nun wieder ein Ziel vor sich, auch wenn in seinem Hinterkopf der Gedanke spukte, dass er seiner eigenen Tochter wahrscheinlich nicht helfen konnte. Die Hose mit der silbernen Gürtelschnalle, das weiße Hemd und das dunkle Jackett kleideten ihn perfekt. Die schwarzen Lederschuhe und der Dreitagesbart rundeten das Bild ab.
Festen Schrittes und entschlossen die Hintermänner, die diesen perfiden Plan einfädelten, dingfest zu machen, machte er sich auf den Weg zur C-Sec.
Während der Fahrt, die er wieder als Passagier verbrachte, führte einige Gespräche mit seinen Mitarbeiten. Linnéa war vollends damit beschäftigt die Presse zu beruhigen und die anderen kümmerten sich um die Sharons Desire. Randy bat darum, dass Tamara sich der Truppe alsbald anschloss, doch Jim wollte sie vorerst in der Nähe haben. Daina war wohl auf Geheiß des Allianz Geheimdienstes zum Rapport zurückberufen worden. Jedenfalls hatte man schon seit längerem nichts mehr von ihr gehört und da lag auch schon der Fehler in der Gleichung.
Neben dem Verschwinden seiner Tochter beschlich Jim schon seit einiger Zeit, dass irgendetwas nicht stimmte. Er kam einfach nicht darauf was nicht stimmte. Miss Tibbet war es definitiv nicht, auch wenn Jim froh war, sie so schnell nicht wieder zu sehen. Ronald Hug, der Söldner, der seine Yacht wollte, oder...
„Ganz bestimmt sogar.“, entfuhr es ihm kleinlaut. Mike drehte sich zu ihm um. Ein Kleinigkeit war ihm aufgefallen. Nichts besonderes. Er war nur ein Mensch. Er war nicht auffälliger als ein Clown (http://www.youtube.com/watch?v=6nXP2y01reM) in einer Trauergemeinde, doch das was James sah, brachte ihm die Lösung.
Der Mensch, männlich, zweiunddreißig Jahre alt, eins fünfundachtzig groß. Knapp hundert Kilo schwer. Ein Koloss auf zwei Beinen. Die blonden, kurzen Haare standen im krassen Kontrast zur dunklen Haut des Mannes. Die schwarze Sonnenbrille war bei solch einer Hackfresse, wie James wieder feststellte, auch keine Hilfe. Für sich stellte er abermals fest, dass 'Agent Hackfresse' lieber Tüte statt Sonnenbrille tragen sollte.
Er trug neben seiner dicken schwarzen Sonnenbrille auf der Nase etwas anderes in den Händen, schulterte es. James erkannte es als eine Art Rohr. Ein Rohr mit einer Spitze an seinem Ende, die, so wie er sie erkannte, auf ihn gerichtet war. Seine Augen weiteten, ließen das Licht ungefiltert auf seine Netzhaut brennen und ihn nun endlich wieder klar denken.
„Panzerfaust!“, schrie Mike, der dem holen Blicken seines besten Freundes gefolgt war.
Augenblicklich blieb der Wagen stehen. Ein Fataler Fehler, denn so waren sie eine leichte Beute für den Angreifer. Jim erkannte ihn endlich wieder. Es war Agent Keith. Der Mann, der anstelle von Daina Callhan hätte seitens der Allianz auf ihn aufpassen sollen und jetzt stand der Mann dort oben auf der Kante des Hochhauses und zielte mit einer verdammten scheiß Panzerfaust auf ihn. Die Türen wurden aufgerissen und Jim herausgezerrt. Diesmal waren es aber keine Entführer, sondern seine Freunde Mike und Tamara. Zusammen liefen sie in eine der Häuserschluchten. Kurz darauf, fühlte Jim nur noch einen starken, heißen Druck im Rücken. Die Rakete zerfetzte den Wagen in eine Million Teile und verstreute sie quer über eine Fläche so groß wie Virginia.
Schlimmer als das Klingeln in den Ohren und bestialischen Kopfschmerzen, empfand Jim nur das Gefühl, dass seine Klamotten wider der Ordnung und Reinheit gezogen wurden. Wieder würde er sich umziehen müssen. Wieder müsste er sich ein frisches Hemd zulegen. Langsam stand er auf, wurde aber schnell von Mike gestützt, der in der Zwischenzeit seine Waffe gezogen hatte.
„Wir müssen hier Weg, Jim. Sofort!“, wies er ihn an.
Jim nickte nur. Wahrscheinlich hätte Mike ihm in diesem Moment die Firma abquatschen können und Jim hätte genickt. Er verstand so oder so nicht sonderlich viel. Das Klingeln in den Ohren war für ein klares Verständnis einfach zu grausam gewesen. Sein Blickfeld trübte sich leicht und das, was soeben noch gerade erschien, wölbte sich nun unter der Last der Hitze, die seine Augen erreichte. Jim blickte sich um. Hinter ihm stand eine meterhohe Flammenwand. Nichts konnte dieses Inferno überleben. Noch nicht einmal die panischen Hilfeschreie unbeteiligter Unschuldiger, für deren Tod sich Jim nun die Schuld gab.
Mike zerrte ihn weg, auch, oder gerade wegen seinen Widerstand. Ungläubig schaute der alte Mann in die gelbrot lodernden Flammen. Sah ganze Existenzen dahinscheiden. Sah die reinigende Wirkung des Feuers. Irgendwie fühlte sich der Mittsechziger wie neu geboren und dieses Gefühl kotzte ihn an.
Wie konnte er weiterleben, wenn um ihn herum alles dahinschied? Wieso durfte er weitermachen? Jim schloss die Augen. Im Geiste ging er nochmals alle Fakten durch, die er bis hierhin gesammelt hatte. Keith, Clyde, Mattock, Callhan, alles Geheimdienst. Was wollten sie von ihm?
Keith und Clyde wurden von Mattock und Callhan ausgestochen. Mattock war eine alte Freundin von Jim und dieses Faktum hätte man ausnutzen können. Doch nichts war mehr so wie es früher einmal war. Alles hatte sich geändert.
Ronald Hug. Hug war ein Söldner, nicht mehr aber auch nicht weniger. Gut, vielleicht war er doch etwas mehr, denn er war auf jeden Fall zivilisierter als so manch anderer Söldner. Er wollte die Yacht haben, die Jim gehörte und von seinem Vater hergestellt wurde. Was hatte er von der Yacht? Was war sein Hintergrund?
Söldner. Das hatte Jim übersehen. Hug wurde beauftragt. Er wurde angehalten sich um die Yacht zu kümmern. Sie zu ergattern. Wahrscheinlich waren es auch seine Leute, die die Party stürmten. Einfache Handlanger. Nichts weiter. Wichtig war jetzt nur den Weg des Geldes zu verfolgen.
Jim schaute auf sein Omnitool. Das Subdermale Implantat war geschickt über dem Os scaphoideum, dem Kahnbein, positioniert worden und fügte sich perfekt im Handgelenk ein. Es drängte sich nicht auf, war optisch nicht auszumachen und funktionierte, wie immer, perfekt. Jim hatte eine Nachricht erhalten. Sie kam von Dixon.
>>Adm, wir müssen reden. XO<<
Anscheinend hatte der Mann mit der Glatze etwas herausgefunden. Doch Zeit zum Antworten war nicht. Mike zerrte ihn immer weiter in Richtung Sicherheit. Ruppig und gar nicht freundlich. Der Mann machte seinen Job und das mochte Jim an ihm. Er war immer voll bei der Sache. Jim wusste, dass Mike sich selbst die Schuld am Verschwinden seiner Tochter gab. Er konnte förmlich seine Gedanken lesen. Wie es ihn innerlich verschlang. Es musste grausig sein, zu wissen, dass man nichts hätte ändern können. Zumindest für ihn. Von sich wusste Jim das ja schon seit der ersten Minute.
Was ihn zu der nächsten Figur in diesem perfiden Spiel brachte. Grezkowczic.
Nun ja, Grezkowczic war ein Arschloch. Geblendet vom falschen Stolz seines Vaters und der Unwissenheit gegenüber der Wahrheit verrannte sich der Mann in eine Gedankenwelt des Hasses auf Herlock. Das Arschloch, dass seine Tochter schändete, auch wenn er nicht einen Finger an sie angelegt hatte. Zumindest hoffte Jim das. Das wichtigste aber war, dass er ihn einen entscheidenden Hinweis gegeben hatte.
„Ist zwar nicht so, dass ich das hier nicht auch für lau machen würde, aber wenn du gut in etwas bist, dann lass dich verdammt nochmal dafür bezahlen.“
Das waren seine Worte und jetzt wusste Jim, dass mehr dahinter steckte. Auch Grezkowczic wurde bezahlt. Da war sie wieder, die Spur des Geldes und alle hatten noch etwas gemein. Alle waren hinter dem Amulett oder Yacht her.
Jim wurde gewahr, dass Li-Ann nur ein Mittel zum Zweck gewesen war und die Entführung durch „Wahrscheinlich-Cerberus“ nichts mit der eigentlichen Sache zu tun hatte. Doch seine Lilly hätte nicht gewollt, dass sich ihr Vater von seiner Aufgabe, herauszufinden wer hinter all dem steckte, ablenken ließe. So oder so. Jim musste erst dieses Problem lösen, ehe er sich um das Verschwinden seiner Tochter kümmern konnte.
Er atmete tief durch, musste wieder einen klaren Kopf bekommen, weiterhin seine Gedanken ordnen und Prioritäten setzten. Jim stand vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Er hasste es über Leben und Tod zu entscheiden, doch wieder war er gezwungen es zu tun. Inständig hoffte der Rear Admiral a.D., dass sich seine Tochter über Wasser halten konnte, denn Jim entschied sich schweren und blutendem Herzens dagegen, sich in die Sackgasse zu manövrieren, seine Tochter zu finden. Schonmal gar ihm die letzte Person, die sie lebend gesehen hatte, beteuerte, dass Cerberus sich ihrer bemächtigt hatte. Er würgte. All das schlug ihm auf dem Magen. Tränen quollen aus seinen müden Augenlidern hervor, sammelten sich in den Nasenfalten und gebaren salzige Rinnsale, die seine Wangen herabliefen.
Von Selbsthass zerfressen, glitt James auf die Knie, ballte seine Hände zu Fäusten und schlug auf den Boden ein. Immer und immer wieder ersuchte er ihre Seele um Vergebung für diese schwerwiegende Entscheidung. Immer und immer wieder rief er nach ihrer unversehrten Wiederkehr. Doch die Götter, falls es mehr als einen gab, erhörten ihn nicht.
Jim versuchte seine Gedanken wieder zurück auf das andere Problem zu lenken. Das Geld. Irgendjemand musste sie alle ja bezahlt haben. Irgendwer musste der Drahtzieher, der Puppenspieler, der Verantwortliche sein. Mattock vielleicht? Die gute Freundin, die ihren besten Mann in Form von Callhan, auf ihn angesetzt hatte? Welches Motiv besaß sie? Was wollte sie mit dem Amulett anfangen? War dort vielleicht das, was Sharon ihm schon vor Jahren angekündigt hatte? Ihr Lebenswerk? Er wusste es nicht. Doch möglich war alles.
Jim kam kaum zu Atem. Mike, Tamara und er versteckten sich inzwischen in einem heruntergekommen Teil der Bezirke. In Jims Kopf hämmerte es noch immer, als würde sein Kopf direkt im Signalhorn der Jonathan Rush stecken.
„Wir müssen zu Dixon, zur C-Sec.“, keuchte er.
„Ja, ich weiß, aber es ist nicht ganz einfach sich hier zurecht zu finden, Jim.“, warf Mike ein.
„Das hier ist ein etwas größeres Raumschiff und uns ist ein Irrer auf den Fersen.“
Kaum waren die Worte ausgesprochen, schlugen auch schon die nächsten Projektile, knapp über dem Kopf des Ex-Marines ein. Mike schoss zurück. Kurz traute er sich aus der Deckung raus, nur um im nächsten Augenblick wieder in diese hineingezwängt zu werden.
Keith lief wie ein gestochenes Schwein von Deckung zu Deckung, mähte alles rücksichtslos nieder. Was immer ihm in den Weg kam, erlebte den nächsten Tag nicht. Plötzlich war es ruhig geworden. Das Prasseln der Projektile in die rückwärtige Wand stoppte abrupt. Offensichtlich musste auch Agent Keith mal nachladen.
„Zeit das Weite zu suchen.“, empfahl Tamara eiligst. Mike nickte nur, die Predator in der einen Hand haltend und in der anderen den Kragen von Jim. Wieder riss er den Mann unsanft mit. Es waren unerträglich lange Sekunden, die die drei brauchten, um sich in die nächste Deckung zu flüchten. Stakkatoartig gingen die nächsten Salven von Keith erst in die alte Deckung ein, dann in die nächste.
„Das kann nicht mehr lange so weiter gehen.“, fasste Mike die Situation kalt zusammen.
„Wo bleibt denn der Rest des Teams?“, erkundigte sich Jim aufgebracht.
Tamara schüttelte den Kopf: „Auf dem Weg, wo denn sonst?“
Sie schmiegte sich an die Deckung und wartete die nächste Salve des wild gewordenen Agenten ab. Schlagartig erhob sie sich, richtete ihre Waffe auf den Mann und feuerte. Gezwungenermaßen huschte Keith in Deckung und wartete wieder auf eine Möglichkeit seinerseits zu feuern. Der Abstand zwischen den beiden Parteien schrumpfte unaufhörlich und Jim fragte sich ernsthaft, ob sie den nächsten Tag noch erleben würden. Mike umgriff ein weiteres Mal Jims Arm und zog ihn hinter sich her. Dieses Mal allerdings erreichten sie eine Tür. Glücklicher Weise stand sie offen. Mike schob sie weiter auf, gebot Tamara Deckungsfeuer und half ihr auf den letzten Metern in den Eingang.
Sie erklommen das Treppenhaus Stufe für Stufe. Unwissend wie viele Stockwerke sie noch hinter sich lassen würden, ehe sie das Dach erreichten, entschlossen sie sich kurzfristig dazu, sich in einem der vielen Stockwerke zu verstecken. Der Plan hätte funktionieren können, doch leider suchten sich die drei ausgerechnet das Stockwerk aus, in dem schon jemand anderes auf sie wartete.
Daina Callhan. War sie in der Zwischenzeit auch verschwunden, stand sie nun in vollkommener Lebensgröße und ungemein aufgetakelt und bewaffnet vor ihnen. Jim gefror in jeglicher Bewegung. Mike und Tamara richteten sich sofort in eine Schutzwand für ihren Freund auf und erfassten sie als Ziel.
„Callhan...“, zischte Mike misstrauisch.
Gekleidet in modisch, schwarzem Ganzkörperleder und unsinniger Weise mit Stiefeln und Absätzen, die jeder Domina Konkurrenz gemacht hätten zeugte sie davon, dass sie es jetzt nicht mehr darauf anlegte unerkannt zu bleiben. Ihre beiden Maschinenpistolen zeigten mit dem Läufen das Dreiergespann. Langsam aber sicher stellten sich Jims Haare auf, gefolgt von einem Schauer des Schreckens. Ihr Blick war Eiskalt. Hatte Jim einen Fehler gemacht und ihr zu sehr vertraut? Hatte er der falschen seine Hoffnung geschenkt?
Lautlos glitt die Tür hinter ihnen ins Schloss. Aus irgendeinem Grund verfluchte Jim Mike aufs Tausendfache des Todes, ob der Tatsache, dass er es war, der sie in diese Todesfalle lenkte. Er sah Daina an und spürte sobald, dass er noch immer lebte. Seine Hände glitten über seinen Körper und ertasteten keine erkennbaren Wunden.
„Daina, was machst du hier?“, rann es aus ihm heraus.
„Runter.“, mehr nicht. Kein Hallo, wie geht es dir? Und schon mal gar keine Entschuldigung war zu vernehmen. Jim war irritiert. Sein Blick und die seiner Freunde sagten alle das selbe über diese Situation aus. Sie verstanden alle nicht, was momentan abging, aber es ging etwas ab. Soviel war klar.
„Runter!“, wiederholte sie ihre Aufforderung und nun verstanden sie. Mike, Tamara und James warfen sich auf den Boden. Die Tür hinter ihnen war bereits wieder im Begriff sich zu öffnen, als Jim den Boden knutschte und die ersten Salven von Daina in den Stahl der Tür hagelten. Aus dem Augenwinkel sah Jim wie Callhan sich in einer Eleganz durch den Raum bewegte, trotz der riesigen Absätze und sich jedem ihrer Schritte sicher war. Eine perfekt einstudierte Choreographie, die sie aufführte.
Der Bleiregen hinterließ Spuren. Neben den abgeplatzten Holz- und Dekorverkleidungen der Wände, auch einige große Blutspuren. Keith stand voll im Feuerregen. Die viele Projektile durchschlugen die Wände und durchsiebten den sich dahinter versteckenden Agent. Leblos glitt sein Körper zu Boden und entließ die letzten Lebensgeister in die Ewigkeit.
Hektisch sprang Mike wieder auf und richtete erneut seine Waffe auf die katzenhafte Dame mit den Maschinenpistolen.
„Was machen Sie hier, Callhan?“, schrie er sie an.
„Wir müssen weg. Da kommen noch mehr.“, antwortete sie gelassen.
„Wir gehen nirgendwo hin, Lady. Sagen Sie endlich, was hier gespielt wird. Wo waren Sie?“
Mike war richtig wütend. Er kniff die Augen zusammen, verengte seine Lider zu schlitzen, um die Geheimdienstlerin in ständiger Verfolgung von Kimme und Korn zu halten. Jim versuchte die Situation zu entschärfen.
Er griff nach Mikes Waffe, legte seine Hand auf den Lauf und drückte ihn herunter.
„Was geht hier vor sich, Daina?“, fragte er ruhig, um der Lage ein wenig die Bedrohung zu nehmen.
„Die jagen Sie, Sir. Mattock, ist um ihr Wohlbefinden besorgt und hat mich zwischenzeitlich zum Gespräch gerufen. Dort erfuhr ich von den Plänen, dass Clyde Sie sie erledigen will. Das kann und werde ich nicht zulassen, Sir.“, erklärte sie sichtlich genervt.
„Können wir jetzt los?“
Jim nickte. Callhan ging voraus. Sie brachte die kleine Gruppe zu einem Shuttle auf dem Dach. Im krassen Kontrast zum Outfit von Callhan, war der Shuttle ein einfaches, ziviles Gefährt. Es machte nicht gerade den Eindruck, dass darin schnelles und vor allem aber sicheres Reisen möglich war. Sie nahmen nacheinander Platz. Callhan bemächtigte sich der Steuereinheit. Ein flaues Gefühl in der Magengegend hatte Jim aber trotzdem noch.
Der Shuttle hob ab. Kurz darauf sprang die Tür zum Treppenhaus aus den Angeln und spie eine Unmenge an Söldnern aus. Sogleich eröffneten sie das Feuer, doch der Shuttle verfügte über starke kinetische Barrieren, die die Energie der Schüsse praktischer Weise auf ein Minimum absorbierten.
Die Fahrt zog sich hin. Währenddessen war es totenstill in der Kanzel. Niemand traute sich etwas zu sagen, aus Angst, Callhan könnte doch nicht auf ihrer Seite stehen. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Alles konnte passieren. Sie könnte sie in einen Hinterhalt fliegen und der ganze Sermon von vor ein paar Minuten diente nur dazu Jims vertrauen zu gewinnen und ihn in Sicherheit zu wiegen. Doch zu seiner und der Erleichterung der anderen Beiden Insassen, flog sie direkt zur C-Sec.
Auf dem Dach wurden sie bereits von Dixon erwartet.
Die Tür schwang auf. Mike schob Jim heraus, sodass, sollte sich Callhan es doch anders überlegt haben, er außer Gefahr sei. Sie schmunzelte.
„Schickes Outfit, Callhan.“, begrüßte Marshall die Gruppe und half den Damen aus dem Fahrzeug.
Zusammen erreichten sie das Büro des kahlköpfigen Mannes und seines turianischen Konterparts.
„Was wolltest du mir erzählen, Dix?“, erkundigte sich James bei ihm.
„Zunächst einmal braucht ihr euch um die Loyalität von Callhan (http://www.youtube.com/watch?v=t-u7xdH3eEI) keine Gedanken machen. Ich hab sie dorthin geschickt. Mike hatte mir die Route zukommen lassen, die er nehmen wollte und mein Partner hier hat eben den selben Ort mit höchster Gefährdung eingestuft, wie es der Agent getan hatte:“
Jim nickte dem Turianer zu.
„Daraufhin habe ich Mattock und Callhan informiert.“
„Und was hat dich so sicher gemacht, dass sie nicht eine von denen ist?“, wollte Jim wissen.
„Ganz einfach. Ich bin der Spur des Geldes gefolgt und es war mir einfach nicht möglich ihren Namen auf einer der vielen Lohnlisten zu finden, die wir hier erstellt haben.“
Marshall grinste zufrieden und bot Jim seinen Platz an. Dieser nahm die Erklärung dankend an und fand sein Vertrauen in diese Frau als bestätigt vor. Jim fiel ein kleinerer Stein vom Herzen. Auch wenn er Daina nicht unbedingt trauen musste, so traute er Marshall und wenn Marshall sagte, sie sei sauber, dann war sie es auch.
Dixon legte ihm nacheinander einige Datenpads auf den Tisch. Jim betrachtete sie eingängig. Viele Zahlen, einige Beträge höher, die anderen eher niedriger. Kontobewegungen. Jim vollzog die einzelnen Wege, während Dixon sie erklärte.
„Angefangen von unserem ersten Fang hier, über die Kontoaktivitäten unseres Söldnerkollegen Hug, konnten wir das Geld eigentlich ganz gut verfolgen. Beide wurden von einer lokalen Bank bezahlt. Nicht viel. Nur jeweils einige zehntausend Credits. Bei Grezkowczic gestaltete sich das schon etwas schwieriger. Der Mann wurde von mehreren zigtausend verschiedenen Bankkonten bezahlt. Jede Transaktion betrug nicht mehr als fünf Credits. Kleckerbeträge, die also keine Bank jemals nachverfolgen würde. Jede Transaktion mit einem anderen Verwendungszweck. Man konnte sie nicht miteinander in Verbindung bringen.“
Jim schaute seinen besten Freund in die Augen. Doch Mike spitze nur die Lippen, pfiff anerkennend und schüttelte dann ungläubig den Kopf.
„War ja klar, dass sich die Spur da im Sand verläuft.“
„Jetzt lass ihn doch mal ausreden, Michael.“, mischte sich Tamara ein. James lächelte. Die Informationen, die er da gerade erhielt, waren allesamt Gold wert.
„Fahr fort.“, wies er Dixon an.
„Gern, danke. Also, wo war ich stehengeblieben?“
„Das man die einzelnen Überweisungen nicht miteinander in Verbindung bringen konnte.“, warf Tamara ein.
„Ah, ja. Danke. Okay, also, die Leute, bei denen es sich aber als besonders schwierig herausstellte, waren die vom Geheimdienst. Agent Clyde und Keith. Sie erhielten ihr Geld von Schwarzkonten. Geld, das also faktisch nicht existierte. Daran haben wir uns fast die Zähne aus gebissen, das kann ich sagen, aber mit viel Spucke und Mühe haben wir es dann doch geschafft. Die letzte Hürde, die wir dann noch nehmen mussten war dann nur noch die, die uns zum Ursprungspunkt brachte und die konnten wir ohne eine Allianzfreigabe nicht überschreiten. Glücklicher Weise hat uns unsere gemeinsame Freundin Admiral Mattock geholfen.“
Dixon lehnte sich gegen eines der Regale in seinem Büro und verschränkte die Arme.
„Dort in den Unterlagen, wirst du die Antwort finden, die gesucht hast, Jim.“
James Blick verfinsterte sich. Hilfesuchend schaute er in die Augen seines besten Freundes. Doch Mike wich seinem Blick aus, bestochen von dem Gedanken, irgendwas sei faul an der ganzen Geschichte.
Jim deaktivierte die Pads und steckte sie ein.
„Danke, Marshall. Ab jetzt übernehme ich.“
Der Mann nickte.
„Der Fall ist für mich klar und damit abgeschlossen. Die Geschichte mit Li-Ann aber noch lange nicht.“
Jim seufzte. Atmete nochmals tief durch und reichte seinem langjährigem Freund die Hand.
„Wir werden sie finden. Das verspreche ich dir, Jim.“
Fest die Hand ergreifend zog er den Ex-Admiral zu sich heran und umarmte ihn kurz. James rann mit den Tränen, konnte sie aber mit viel Mühe zurückhalten. Langsam löste er sich aus der Umarmung. Jim war klar, dass diese Datenpads eine weitere tiefe Kerbe in sein Leben schlugen, doch damit musste er Leben. Genauso wie er mit dem Tod seiner Frau und dem seiner Eltern leben musste. Mit der Entführung Li-Anns wollte er aber niemals weiterleben. Man würde sie finden und sie in Sicherheit bringen. Soviel war klar. Wer es sein würde, ob er, Marshall, Happy oder ein Volusfrachter, war Jim egal. Hauptsache war, dass es seiner Tochter gut ginge.
„Danke, mein Freund.“, schloss Jim. Doch bevor er ging wollte er Marshall noch einen Ratschlag zukommen lassen.
„Weißt du, was Mayweather mal zu mir sagte?“
„Welcher? Der Admiral von der Rush oder der Captain von der Anchorage?“
Jim lachte kurz und mühte sich ein halbwegs heiteres Lächeln ab: „Nein, ich meine schon Captain Mayweather von der Anchorage.“
„Hehe, nein. Erzähl.“
„Stelle jeden Befehl in Frage und traue nur deiner Intuition und dem Schwanz in deiner Hand. Die Beiden wissen schon, was richtig ist.“
Marshall schien sich die Worte durch den Kopf gehen zu lassen, ehe er nach einer schier endlosen Weile, in der er die Gruppe wieder aufs Dach zum Shuttle geleitete, noch eine letzte Frage stellte:
„Hast du das auch Raynolds erzählt?“
„Natürlich. Wie denn sonst soll sie eine ganze Trägergruppe kommandieren können.“, scherzte Jim ein letztes Mal, bevor sich die Tür schloss und Callhan den Shuttle zu den Andockbuchten flog.

--> Die unendlichen Weiten der Galaxie: PSY Sharons Desire (http://www.globalgameport.com/showthread.php?44233-PSY-Sharons-Desire&p=808712&viewfull=1#post808712)

Arseni Vigo
16.10.2012, 01:30
<< Die Unendlichen Weiten der Galaxis; Shuttle „Ax“
>> Bezirke #2: Krankenhaus

Während des Anflugs entschloss sich Arseni zumindest ein neues Hemd anzuziehen. Das alte blutgetränkte würde kaum sonderlich gut wirken und er hätte auch gern die Hose gewechselt, nur dann fiel ihm auf, dass irgendwie alle seine Hosen nicht gewascht waren und aus einer dreckigen raus zu schlüpfen nur um in die nächste rein zu hüpfen, nun, das erschien ihm nicht gerade sinnvoll. Ax meldete, dass sie gleich da wären und Arseni kam gerade rechtzeitig wieder nach vorne um das Krankenhaus in seiner eitlen Erscheinung zu betrachten, aber nicht gerade zu bestaunen, stattdessen hatte er nur ein vages Murren für den Ort der Götter in weißen Kittel übrig. Oben auf dem Dach gab es eine schier gigantische Plattform, die meisten Plätze waren von Rettungsshuttles besetzt, aber man fand auch den ein oder anderen freien Platz für private Flieger, wohl extra angerichtet für solcherlei Unternehmungen, wie sie Arseni und Calix betrieben – also verwundet werden und sich auf der Citadel zusammen flicken lassen. Sie mussten mit dem Shuttle dennoch etwas warten. Es war noch sehr früh am Morgen, deshalb konnte keine Rede von heftigem Betrieb innerhalb und außerhalb des Krankenhauses sein, dennoch schien das Personal beschäftigt, überarbeitet oder noch zu müde für den frühen Morgen zu sein, als dass die Prozedur tatsächlich schnell von statten gegangen wäre. Ein Fluglotse erbarmte sich schließlich ihrer und wies sie auf einen freien Platz zu. Arseni gab Calix einen freundschaftlichen Klopfer auf die Schulter und Ax öffnete, scheinbar schon automatisch, die Lucke damit die beiden austreten konnten.

„Na, freust du dich schon auf deine Extra-Behandlung? Hübsche Asari-Schwestern, nervige Doktoren, die keine 5 Sekunden Zeit für ein Gespräch haben, wer weiß, vielleicht besorg ich dir sogar paar Blumen…“ witzelte Arseni und er konnte gar nicht erst Calix Reaktion abwarten, da kam scheinbar der Verantwortliche herbei stolziert.
„Der Elcor? Wir haben gerade erst die Meldung erhalten, so geht das aber nicht!“
„Aber, was denn? Mein Freund braucht medizinische Versorgung und die dürfte er doch hier bekommen“, hinter ihnen schloss sich Ax erneut wieder, als Arseni gerade anfing den etwas zu hektisch anmutenden Chef vollzuschwafeln, die Argumente reichten von der Verpflichtung eines Krankenhauses jeden aufzunehmen, gerade wenn der Kunde, äh Patient, in der Lage dafür zu lagen, über die moralischen und ethnischen Versprechen der Doktoren, der Drohung eines Skandals und einem etwas missglückten Bestechungsversuch. Calix, der wohl erst gar nicht recht hinhörte, entschloss sich schlussendlich einfach weiter zu gehen, während Arseni seinen Gesprächspartner im Redeschwall ablenkte, der zudem langsam seine Hektik verlor und stattdessen von einer abrupten Müdigkeit überfallen wurde – folglich gab der Beamte dann auch irgendwann nach. Und keinen Credit dafür ausgegeben, stellte Arseni glücklich fest. Calix wartete bereits am Aufzug, seine Erscheinung täuschte über seine Verfassung hinweg… die Spuren des Kampfes waren immer noch deutlich zu sehen und schmerzten wohl sogar noch. Aber der harte Söldner dachte wohl gar nicht erst daran sich irgendetwas anmerken zu lassen, insbesondere vor diesen Schlaffis der Citadel.

„Na, dann wollen wir mal sehen…“ stöhnte Arseni und las sich quer durch die Beschreibungen der einzelnen Stationen. Unfallchirurgie, Schönheitschirurgie, Babyhort, salarianische Geschlechtskrankenheiten, Verwaltung, Röntgen, aha – da war es. Elcor/Kroganer/Volus-Station. Na, da würden sie sicherlich richtig sein. Die typische Fahrstuhlmusik der Citadel begleitete sie auf den Weg nach unten in den fünfzehnten Stock und als die Tür sich auftat, taten sich leere Korridore vor ihnen auf und keine einzige Seele war zu sehen. „Alle im Urlaub, hm?“
Sie gingen zur Rezeption und Arseni drückte mehrmals auf einen Knopf, wodurch ein Klingelgeräusch quer durch die Halle drang. Ring, ring. „Hallo, Notfall…“ seufzte Arseni und auch Calix schien schon etwas ungeduldig zu werden. Irgendwann erbarmte sich ein Arzt als er aus einem Nebenzimmer heraus kam und schnautze noch herum, „Jaja, komme ja schon, was ist denn – Ach, du meine Güte, ab mit Ihnen in den OP“, rief er als er Calix Wunden erkannte und rasch tippte er auf das Omni-Tool ein. „Granatensplitter, Schusswunden… Diplomat, sind Sie nicht?“

Der Arzt scannte Calix und staunte nicht schlecht. „Wo bleiben denn die Schwestern?“ Und endlich kamen sie auch raus aus dem vermeintlichen Pausenraum, hauptsächlich menschliche und asarische. Wohl gerade gefrühstückt wie Arseni anhand der Brotkrümmel rund um ihre Lippen vermutete und eine vergaß sogar ihre Kaffeetasse in der Hand und erntete dafür einen bösen Blick vom Arzt. Aus einem weiteren Nebenzimmer brachte eine Schwester einen Stuhl für Elcor, der wohl so etwas wie ein Bett war. „Rasch, rasch!“ Und Arseni dachte sich, dass Calix bis hier her ganz gut überlebt hatte, jetzt käme es auf solcherlei zeitlichen Bemühungen auch nicht mehr drauf an. Sie versuchten ihn vorsichtig aufzusitzen auf den Stuhl, doch Arsenis Begleiter war das recht egal, denn er platzierte seinen Hintern einfach ungestüm drauf und sofort veränderte sich der Stuhl in eine für Elcor-Maße angenehme Position. „Auf, auf“ zischte der Arzt erneut und Arseni gab Calix noch einen Klaps auf die Schultern, „Man sieht sich auf der anderen Seite“, quittiert mit einem hoffentlich mutmachenden Lächeln.

Als Calix gerade eine Maske aufgesetzt bekam, die ihn wohl unter Vollnarkose stellen würde, verschwand das Krankenhausteam und Arseni blieb alleine zurück in der Halle. Die Türen klappten auf und durch das strahlende Weiß erschien alles sonderbar klar.
„Verzeihung“, fragte er eine Schwester, „wie lange dürfte denn die Operation ungefähr dauern? Muss paar Sachen erledigen…“
„Das wissen wir noch nicht, am besten sie warten hier erstmal.“
„Na, meinetwegen.“
Arseni schenkte der hübschen Asari auch noch ein Lächeln, was diese aber ignorierte, und mit einer Belverde Zeitschrift bewaffnet, hockte er sich auf einen der Wartestühle der sonst so menschenleere Halle, legte deshalb auch die Füße auf den Tisch und fing an rumzublättern. Der Schlafmangel war natürlich nicht einfach verschwunden, wodurch er schon nach nur wenigen Minuten einschlief, als hätte auch ihn wer unter Narkose gesetzt. Das hatten Krankenhäuser wohl so an sich.

Arseni Vigo
16.10.2012, 20:24
Erneut ringelte es irgendwo, aber in seinem sabbertröpfelnden Zustand merkte Arseni gar nicht, ob das Geräusch denn von außerhalb seines Kopfes kam oder es in seinem Traum seinen Ursprung hatte. Erneut waren Akyras scheinbare Gedanken und Erinnerungen allgegenwärtig in ihm, es schien jedes Mal wenn er seine Augen schloss und schlief, so flüchtete er in eine andere Welt; eine, die sich im Zeitraffer bewegte, eine parallele Zeitachse, in der ein bedeutendes Ereignis das nächste jagte und manchmal waren gerade die meist geschätzten Teile der Biografie die offensichtlich simpelsten. Ein Kaffee mit ihrer Schwester, die Füße hochlegen nach einem langen Arbeitstag, das gönnerhafte Lächeln eines Liebhabers, ein Feierabendbier mit Konrad Richter, ausgewogenes Tanzen, Mosaike eines Lebens. Aber Moment, der Name. Als Arseni aufwachte, so hatte er den Namen immer noch im Gedächtnis, als hätte ihm Akyra eine Visitkarte und sein Dossier überreicht und Arseni hätte es erst jetzt gelesen. C-Sec Typ, gerne mal bisschen abseits der Grenzen der Legalität um das zu tun was getan werden musste, am liebsten Gravity Rumble gucken mit nem Bier. Ein Kerl nach Arsenis Geschmack. Und dann der Vorfall zwischen Akyra, ihrer Schwester und ihm. Vielleicht hatte ihm Akyra absichtlich diese Informationen auf den Weg gegeben; eine Person, die wissen musste, dass sie starb. Jene, der man nicht Genüge damit tat es von einem Vorgesetzten erklärt zu bekommen. Sondern von jemand der persönlich dabei war. Arseni hatte wenig Lust dazu den Botenjungen zu spielen.

Arseni strich sich den Schleim vom Mund und begab sich, erneut mit Rückenschmerzen von den Stühlen, zum Weg zur Rezeption. Kurzer Smalltalk und die Info, dass Calix wohl so um 9 Uhr aus dem Operationssaal rauskäme. Na, da bliebe noch genügend Zeit. Für seine Fleischwunde besorgte er sich einen Medi-Gel Kanister, der nur wohl nur darauf zu warten schien gestohlen zu werden, und verschwand auf das Klo. Er zog sich aus, sah seine Blessuren und cremte zuerst die Fleischwunde ein. Das Medi-Gel war wie ein Schock auf dem geschundenen Körper, aber nach und nach fühlte es sich besser an. Da er schon so viel Medi-Gel zur Verfügung hatte, kleckste er auch noch auf verschiedene Stellen seines Körpers etwas rauf. Die Fersen, wo sich kleine Blasen gebildet hatten, die vermöbelte Visage, die Schürfspuren und natürlich auch seinen Rücken, der zwar weniger von den Minenkomplexen oder der Invisible Hand in Mitleidenschaft gezogen wurde, sondern eher von den Stühlen auf denen er sich in letzter Zeit gerne ausgeruht hatte. Er betrachtete sich im Spiegel der Toilette, er erschien sich selbst recht hager, kräfteentzerrt. Die körperlichen Anstrengungen sah man und sein hübsches, ach so hübsches, Gesicht schien unbrauchbar für seinen Geschmack zu sein, vielleicht auch einfach gefiel er sich selbst gerade nicht, was weniger mit seinem Körper und Aussehen zu tun hatte, sondern viel mehr psychologische Gründe als Ursache hatte. Jedoch war ihm noch nicht recht klar weshalb und was dies genau sein sollte, er hatte nur eine Vermutung.

Im Fahrstuhl kam die Einsicht immer noch nicht, ihm wurde nur klarer, dass es wohl mit seinem derzeitigen Arbeitgeber zu tun hatte. Zu viel durchgemacht für ein paar Daten, die ihn nicht interessieren und die höchstens als seine Lebensversicherung irgendwann einmal dienen könnten und das war nun wahrlich nicht gerade eine teure Angelegenheit. Ihn diesen Ängsten und Gefahren auszusetzen, dafür hatte Arseni nicht angeheuert. Mag sein, dass sie, wie Dante durchsickern ließ auf der Invisible Hand, tatsächlich vor hatten ihn langsam zu einem richtigen Agenten auszubilden, einen jener Sorte für die Arseni normalerweise schuftete. Dass sie ihn herausfordern um sein Potenzial wach zu rütteln, nur das implizierte auch die Frage, welches Potenzial es denn überhaupt hier zu entdecken galt? Das gefiel ihm nicht. Auch wenn das Adrenalin nett war und er zugegeben musste, dass es sogar irgendwie Spaß machte zusammen mit Calix rum zu düsen und für Unheil zu sorgen, ein Unheil, das man teilweise auch als Schabernack interpretieren könnte, so war es doch etwas anderes für den Bund Aufträge zu erledigen zu denen er keine Bindung hatte. Nicht wie damals, als er noch kleine Dienste verrichtete und rechtzeitig zu Abendbrot und Bier zuhause war, froh zu sein, dass mal wieder alles glatt lief trotz der Einsicht, dass denn auch gar nichts schief laufen könnte bei derlei Dienstbotengänge.

Ax registrierte ihn wohl so schon aus der Ferne, gewiefte KI, und als er näherkam, ließ die Schiffs-VI die Luke öffnen und Arseni eintreten. „Wir sollten Calix Rüstung und Waffen reparieren lassen und du solltest auch bisschen hübscher gemacht werden, Ax-Schätzchen.“
„Negativ.“
„Bitte wie?“
„Gängiges Kommando ist, dass an mir nur rumexperimentiert werden darf, sofern der Zustand des Shuttles kritisch ist.“
„Na, meinetwegen. Will Calix nicht dass man an seinem Baby rumpfuscht oder steckt da vielleicht doch mehr dahinter, hm Ax?“ Als nur Schweigen im Schiff zu hören war und Ax scheinbar nicht gewillt war diese Frage konkret zu beantworten, fuhr Arseni fort: „Ganz wie ihr wollt. Ich kenn‘ paar Shops, die können wir abklappern und schauen ob sie die nötigen Materialen haben und auch nicht zu teuer sind. Calix wird eh noch paar Stunden im OP sein und dann ein wenig pennen, also haben wir auch genügend Zeit. Aber ich schätze mal, du hast eh schon über das Omni-Tool mitgehört?“
Überraschenderweise gab Ax das sogar mit einem „Positiv“ zu und Arseni stellte sich ernsthaft die Frage wie viel Neugier für VIs gesund war, doch dann dachte er sich, dass sie im Endeffekt auch nur treue Haustiere sind, wie ein liebenswerter Hund, sie kapieren zwar, aber wirklich verstehen tun sie dann wohl doch nicht. Etwas das man auch über so manches scheinbar intelligentes Wesen wohl sagen durfte.

Während des Flugs rauchte Arseni noch eine und er nahm sich vor Ax ein wenig zu putzen, quasi als Willkommensgeschenk für Calix sobald er wieder an Bord war. Ihre Suche blieb die ersten zwei Shops vergeblich. „Wie, sie haben keine Gatling Guns?“ – „Häh? Seh ich aus wie ein Schwarzmarkthändler“ und dadurch realisierte Arseni dass über die gewohnten üblichen Kanäle das Ganze wohl nicht so leicht machbar war, wodurch er in die noch nicht komplett wiederaufgebauten Gebiete flog mit Ax und dort relativ rasch einen passenden Mechaniker fand, der breit grinste als Arseni ihm die Rüstung offenbarte. „Ziemlich fetter Kroganer, was?“ sagte der schmächtige Typ mit Zigarette im Mund und einer Alkfahne, hätte der Typ statt einer Mütze und klebrigen, pechschwarzen Öl-Händen einen Trenchcoat getragen, hätte es Arsenis leicht hässlicheres Spiegelbild sein können. „Er isst gerne Leute auf, die dumme Fragen stellen“, gab Arseni mit einem Zwinkern von sich und der Mechaniker fing an zu lachen, scheinbar verstand er. Auch wenn die Schäden katastrophal an der Rüstung wirkten, so versicherte der Mechaniker, der sowieso sonst nichts zu tun hatte, er würde das ganze rasch erledigt bekommen. Allerdings würde es teuer werden, Arseni war es recht. Nach dem sie die Rüstung und die Waffen verladen hatten, lieh sich Arseni einen Putzbesen aus und reinigte Ax etwas, den Staub raus und den Müll entsorgt, die Zigarettenstummel ebenfalls, die hier und da anstatt in seiner Zigarettenpackung „aus Versehen“ auf dem Boden gelandet waren. Obwohl Arseni gerne etwas geschlafen hätte, entschied er sich anschließend für eine kleine Shoppingtour. Nicht alle Läden schienen zum Schwarzmarkt zu gehören, ein Supermarkt war ein Supermarkt egal wo er war. Er kaufte ein wenig Salat und Tomaten, Bier und Bavrkos Wein, jene Sorte Wein, die sie gestern im Afterlife tranken und die sicherlich Calix recht gut schmeckte, hatte er doch schließlich auf dem Weg vom Club mal eben die Flasche ganz alleine getrunken, dann noch etwas Brot, Butter, Schinken und paar Dosen Bohnen und als er bei den Steaks war, fragte er sich ob Ax denn überhaupt eine Anlage zum Kochen besaß oder einen funktionstüchtigen Kühlschrank hatte, und weil er sich nicht sicher war, kaufte er einfach die billigsten Steaks, die rumlagen und dennoch teurer waren als der ganze Rest zusammen. Er überlegte sich ob er Blumen kaufen sollte, entschied dann aber, dass Calix ihn dafür wohl verprügeln würde und fand stattdessen ein ganz herzallerliebstes Geschenk für den massigen Elcor. Das musste es sein. Er packte es ein, zahlte und schlenderte wieder zum Mechaniker.

Er hatte sich nicht groß Gedanken gemacht, um seine berufliche Zukunft, um emotionale Belange, Akyra und ihren Big Boy-Richter, den Bund und den Handler, den er treffen sollte, Yvonne und die Daten… er hatte darauf einfach keine Lust und sah es als willkommene Gelegenheit mit Ax eine kleine Spritztour zu tätigen, quer über die Citadel und dann wieder zurück, ein gutes Essen und dann schauen wie es weiter geht. Alles relativ problemlos. So gefiel es ihm schon eher besser. Manchmal, das gestand er sich, brauchte man nicht viel zu denken, da fällt einem alles in den Schoß und so war es ihm am liebsten. Nicht immer so den Kopf zerbrechen, Arseni, da draußen schwebt eine Legion von Schutzengeln durch die Galaxie, alle darauf bedacht dir den Tag zu versüßen. Manchmal war es besser eine zu rauchen, Tee trinken und dabei zuzusehen wie die Zeit verstreicht.

Der Mechaniker fragte ihn bezüglich Calix Rüstung, doch da Arseni nichts von derlei Dingen verstand, gaffte er den Typen nur an und zündete sich eine Zigarette an. Irgendwann hockte er sich auf einen Stuhl und war gewillt wieder einzuschlafen, aber die zwei Power-Naps hatten wohl wahre Wunder gewirkt, sodass er zwar nicht einschlafen konnte, aber müde genug dafür war um scheinbar stundenlang einen Punkt auf Calix Rüstung anzustarren. Es war unwahrscheinlich, dass ausgerechnet unter diesem Punkt das Brandmal war, aber seine Gedanken drehten sich unweigerlich mal schneller, mal sehr langsam um dieses Brandmal, um den Kroganer und was dies bedeuten könnte, für Calix und auch für ihn. Zweifellos stand er in Calix Schuld, auch wenn diese Schuld nur daraus resultierte, dass er vom Bund diesen Auftrag zugeschanzt bekam, der eigentlich schon gar nicht auf der Invisible Hand hätte anfangen dürfen. Aber die Schuld war vorhanden und ohne Personen, die für Calix bürgen könnten, würde er keinen Einlass auf Antirumgon finden, womit die einzige Spur, die der Elcor hatte, einfach im Nichts verpuffen würde. Nun, zumindest so lange bis ein Idiot gefunden wurde, der das für ihn erledigen würde. Arseni merkte, dass er sich in seinen Überzeugungen mehr und mehr in diesen Idioten verwandelte. Närrisch, aber einige Stunden nichts zu tun fabrizieren derlei Wallungen der Loyalität schon einmal. Doch er war immer noch dem Bund unterstellt und trotz dem ganzen Gemecker seinerseits, gab es wenig Grund einen gut bezahlten Job einfach aufzugeben. Er würde schlichtweg dem Handler sagen, dass er bitte wieder Schreibtischjobs erledigen möchte und dann wäre alles geregelt. Ja, das klang gut.

Es war beinahe neun Uhr und der Mechaniker verkündete verschwitzt, aber stolz, dass die Rüstung jetzt fertig wäre. „Ging ja flott“
„Kostet auch einiges.“
„Na, meinetwegen.“
Arseni stieg kurz in Ax und als sei es selbstverständlich teilten sich Ax, also eigentlich Calix Konto, und Arseni die Kosten. Hätte Arseni das Teil alleine bezahlt, dann wäre ein ganz schönes Loch in seinen Finanzen entstanden, so war es halbwegs akzeptabel. Bei Calix war es wohl dasselbe, wie Arseni vermutete, nichtsahnend, dass Calix für einen knausrigen Söldner eigentlich sehr vermögend war. Jedenfalls durch die Daten von Yvonne würde Arseni eh einen netten Bonus erhalten, war er der festen Überzeugung und da konnte er sich so etwas schon mal leisten.

Zurück auf dem Krankenhauslandeplatz verstrickte er sich erneut in eine Diskussion, diesmal war er aber eh zu müde und drückte deshalb dem Typen ein paar hundert Credits in die Hand und alles war geregelt. Wenn man sonst keine anderen Sorgen hatte, dann musste man dem armen Tropf Arseni schon mal die letzten Credits rauspressen. Es war halb zehn und Arseni hoffte, dass es gut passen würde. Mit einer Tasche, in der ein paar Lebensmittel und zwei Flaschen Wein waren sowie das Gute Besserungs-Geschenk für Calix, machte er sich auf den Weg zur Krankenstation auf der Calix war. Fahrstuhlmusik, düdelü, nägnäg. Dann das Ringeln durch die Halle wieder. Es war auch jetzt nichts los auf dieser Station, das positive daran war wohl das dadurch keine heulenden Mütter von kleinen Volus-Gören zu hören waren, die von Papa-Volus gerade ihr erstes Shuttle zum Geburtstag bekamen und gleich einen Autounfall verschuldeten.
Vor Calix Zimmer angelangt, klopfte er ein paar Mal ran, hörte dann ein Herein und holte ein gar zuckersüßen Plüsch-Baby-Elcor heraus, mit großen Kulleraugen, grau und angenehm pelzig. Nicht ganz sicher was er sagen sollte, machte er einfach ein Babygeräusch zuerst, stellte das Plüsch-Alien auf den kleinen Nachttisch und fragte dann, ehrlich besorgt, wie es Calix denn nun ginge.

Calix
16.10.2012, 23:40
<--- Die unendlichen Weiten der Galaxis; Shuttle Ax
---> Citadel, Bezirke: Krankenhaus

Ax setzte dumpf auf den Dach des Krankenhauses auf. Nun musste er aufstehen. Er wollte nicht, er wollte liegen bleiben, einschlafen. Nein, das würde nirgendwohin führen. Er atmete tief durch, fragte sich, ob der Gedanke an Raxtar ihm erneut Kraft verleihen würde. Es wirkte. Kaum war auch nur der Name Raxtar durch seinen Schädel gezuckt fing sein Blut wieder an zu kochen.
Für dich Raxtar. Das ist alles nur für dich. Stöhnend richtete er sich auf. Erst den rechten Arm, dann den linken. Dann die beiden Beine. Irgendwo knirschte es in seinem Körper und Schmerzen schossen lavagleich durch seine Adern. Doch mit dem Gedanken an sein ultimatives Ziel verdrängte er die Schmerzen so gut es ging. Er biss die Zähne zusammen und trat aus Ax heraus auf die Citadel. Die Luft war sauberer. Wind umspielte Calix‘ Gesicht. Das Dach vor ihm fing an zu kippen. Ihm wurde schlecht. Doch irgendwie riss er sich zusammen und stierte stur geradeaus.
Nur am Rande bemerkte er, wie Arseni mir irgendjemanden sprach, doch er verstand es nicht. Das Blut rauschte unüberhörbar in seinen Ohren.
Weiter vorne machte er einen Fahrstuhl aus, der ihn wohl nach unten bringen würde. Er fing an darauf los zu marschieren. Zumindest hatte er es vor. Stattdessen wurde aus den marschieren ein unelegantes Humpeln, als sein linker Arm immer wieder drohte nachzugeben. Er sah nach unten. Liegt wohl an dem Splitter, dachte er trocken. Irgendwo riss etwas und seine Schmerzen stiegen wieder an. Doch er humpelte stoisch weiter, bis er den Aufzug erreicht hatte. In den Reflexionen der Scheiben erhaschte Calix einen Blick auf sich selbst: seine an einigen Stellen blutdurchtränkten Bandagen waren teilweise verrutscht und offenbarten seine Narben und Verletzungen. Er erreichte den Aufzug, erleichtert es geschafft zu haben.
Er drehte sich um, sah, dass Arseni immer noch mit dem Typen redete, doch kurz danach eilte dieser zu ihm, sagte wieder irgendwas und drückte einen Knopf. Der Aufzug fuhr abwärts.

Die Türen öffneten sich und ein leerer Gang erstreckte sich vor ihnen. Das Rauschen in seinem Ohr wurde leiser, dass er die leisen Tropfgeräusche von etwas flüssigen auf dem Boden hören konnte. Ohne darüber nachzudenken, ob er überhaupt dazu fähig war, humpelte er weiter neben Arseni her, bis sie an einer natürlich leeren Rezeption stehen blieben. Auf Arsenis Rufen antwortete erst niemand. Als er kurz davor war einfach umzukippen, erschien ein Arzt, der fast hinten überfiel, als er den massigen, schwer verwundeten Elcor sah. Sofort fing er an Calix‘ Wunden zu scannen und eine erste Diagnose vorzunehmen.
„Granatensplitter, Schusswunden… Diplomat, sind Sie nicht?“ Warum sollte er Diplomat sein? „Nein“, antwortete er kurz und sah zu, wie ein Strom von Krankenschwestern plötzlich aus dem Nichts auftauchte.
„Rasch, rasch!“
Das Gewusel der Schwestern wurde hektischer, als auch diese den Ernst der Lage erkannten. Eine brachte Calix einen Stuhl, auf den er sich sofort dankbar fallen ließ. Erneut knirschte etwas in seinem Körper. Eine Schwester zuckte kurz zusammen und wuselte dann weiter.
Ein Klaps auf der Schulter, der einen Splitter weiter in sein Fleisch drückte. Er zischte kurz, als er den Kopf wandte und Arseni sah. Doch aus irgendeinem Grund konnte er ihm dafür nicht böse sein. Vielleicht war es seine tollpatschig lustige Art. Moment, was dachte er da eigentlich? Er schob es auf seine Verletzungen.
„Man sieht sich auf der anderen Seite.“ Die Worte, die Calix vor Stunden zu Arseni gesagt hatte. Es wirkte auf ihn wie eine geheime Formel oder ein Code.
„Ja“, antwortete er. Er musste husten. Wieder spukte er Blut, das sich zu dem restlichen in einer Pfütze auf dem Boden gesellte. Irgendjemand zwängte ihm eine Atemmaske auf. Er wollte sich dagegen wehren, doch seine Arme gehorchten ihm nicht mehr. Überhaupt gehorchte ihm keine seiner Gliedmaßen mehr. Sein ganzer Körper war schwer und von Bahnen brennender Glut durchzogen. Der Stuhl, auf dem er saß, fing an immer stärker zu schaukeln. Erst setzte sein Gehör aus und erneut hörte er das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Dann wurde alles schlagartig dunkel.


Das erste, was ihm auffiel, war die Abwesenheit seiner Schmerzen. Er öffnete die Augen. Keine gute Idee. Rasende Kopfschmerzen hämmerten in seinem Schädel, als sich das blendend weiße Licht seiner Umgebung in sein Gehirn fraß. Apropos Umgebung. Wo war er eigentlich? Vorsichtig öffnete er seine Augen zu Schlitzen. Erneut blendete ihn das Licht, doch diesmal nicht so stark. Er wartete, bis sich seine Pupillen an das Licht angepasst hatten, dann öffnete er sie weiter, wartete wieder und öffnete seine Augen nun ganz. Sein Kopf hämmerte immer noch, doch im Vergleich zu dem, was er in den letzten Stunden durchgemacht hatte, fühlte sich der Schmerz eher wie eine Massage an.
Er sah sich um. Er lag auf einem Bett in einem sterilen Krankenzimmer. Ein Fenster offenbarte einen atemberaubenden Blick auf die Citadel. In weiter Ferne konnte man den Presidiumsring sehen. Hier und da zischten Shuttles durch die Luft und verliehen dem Ausblick einen Touch Betriebsamkeit.

Calix riss den Blick los, bevor er noch anfing zu sabbern. Stattdessen fing er an sich zu inspizieren. Nirgendwo war eine Schiene oder sonst was angebracht auch konnte er einen Gips nirgends entdecken. Überrascht untersuchte er den Rest seines Körpers. Seine unzähligen Narben waren nach wie vor vorhanden, doch an den Stellen wo seine Haut verbrannt, zerrissen, zerschossen, von Splittern durchbohrt oder auf irgendeine andere Art beschädigt war, spannte sich jetzt etwas rosige Haut, was dafür sorgte, dass er leicht gefleckt aussah. Überraschenderweise registrierte er erleichtert, dass sein Brandzeichen nach wie vor vorhanden war. Aus irgendeinem Grund war es ein Teil von ihm geworden, den er nicht missen wollte.
Gerade als er Anstalten machten aufzustehen, klopfte es und bevor Calix reagieren konnte ging schon die Tür auf. Ein Elcor betrat das Krankenzimmer. Sein weißer Kittel und sein Namensschild wiesen ihn als Arzt aus.
„Das würde ich erst mal unterlassen“, sagte er freundlich zu Calix. „Bevor Sie aufstehen sollten, müsste ich bitte noch einige Diagnosen durchführen, um zu gucken, ob Sie wirklich alles überstanden haben.“ Calix war schon daran zu wiedersprechen, doch er sah ein, dass ihm das nur Zeit kosten würde. „Also gut.“
„Keine Sorge, das dauert nicht lange“, schmunzelte der Doktor, der Calix‘ Widerwillen bemerkt hatte. „Ich bin übrigens Doktor Zandran.“ Er reichte Calix die Hand, welcher diese schüttelte.
Zandran stapfte zu medizinischen Konsolen, welche piepend Calix‘ Vitalwerde protokollierten. „Wenn Sie erlauben: was ist Ihnen eigentlich zugestoßen? Wir haben nicht häufig Patienten mit Kugeln, Gesteinssplitter und Brandwunden hier.“ Gute Frage. Was war ihm eigentlich passiert? Und was davon war er bereit zuzugeben? Was sollte er sagen?
„Minenunglück. Mit ein paar Mechs die durchgedreht sind.“ – das war nicht einmal gelogen.
„Aha“, machte Zandran skeptisch, beließ es aber dabei. „So“, sagte der Doc nach wenigen Minuten, „Alles im grünen Bereich. Am besten sollten sie für eine Stunde zur weiteren Überwachung hier bleiben. Ich komme dann noch einmal und gucke, ob alles in Ordnung ist.“
„Okay, Doc“, murrte Calix. Eine Stunde hier bleiben war jetzt zwar nicht das, was er am liebsten machen wollte, aber er merkte, dass er die Ruhe brauchte.
„So schlimm wird’s schon nicht werden“, schmunzelte der andere Elcor und verließ dann das Zimmer. Erst jetzt bemerkte Calix, wie sehr er es vermisst hatte mit einem anderen Elcor zu reden. Seitdem sein Lehrer auf Omega gestorben war, hatte er keinen näheren Kontakt mehr zu jemandem seiner Spezies gehabt. Es war einfach befreiend nicht immer seine ganzen Emotionen betonen zu müssen. Obwohl er das in letzter Zeit eigentlich auch kaum gemacht hatte.

Er döste vor sich hin, während er die Aussicht aus dem Fenster bewunderte. Jetzt wo er einmal darin versunken war, war es schwer für ihn sich wieder davon loszureißen. Die Citadel war einfach schön. Er vergaß sogar seinen eigentlichen Widerwillen vor der Station und begann sogar zu verstehen, warum die Citadel, den Ruf hatte, den sie hatte. Murrend schüttelte er den Kopf. Die Station war vielleicht nicht vom gleichen Kaliber wie Omega, aber hier war das Verbrechen einfach versteckter und somit vielleicht sogar teilweise gefährlicher.
Wie lästige Fliegen verscheuchte er diese Gedanken und rief stattdessen eine Schwester, um ihm was zu trinken zu bringen. Einen kurzen Augenblick später kam die Asari freundlich lächelnd mit ein paar Flaschen Wasser wieder, erkundigte, ob er sonst noch was bräuchte und verschwand dann wieder. Calix schüttelte den Kopf über diese künstliche Freundlichkeit. So was findet man auch nur in den zivilisierten Bereichen der Galaxis. Calix trank gierig und konnte sich nicht helfen, als sein Blick wieder aus dem Fenster glitt, zu der Station und den hin und her rasenden Shuttles. Er döste ein.

Ein Klopfen holte ihn aus seinen Tagträumen zurück. Im Traum war er Ax gewesen, der mit anderen Shuttles ein Rennen über die Citadel flog und kurz vor dem Ziel klopfte jemand. Verärgert schnaubte er, sagte dann aber: „Herein.“
Arseni betrat sein Zimmer, eine Hand hinter seinem Rücken verborgen, in der anderen eine Tasche. Begleitet mit einem nicht definierbaren Geräusch zauberte er ein…, ein…, einen Plüsch-Elcor hervor. Dieser wurde sofort auf den Nachttisch gestellt, gefolgt von der Frage nach Calix Befinden.
Doch dieser dachte gar nicht daran zu antworten. Sein Blick war dem Plüsch-Elcor-Baby-Dingens gefolgt, welches ihn nun aus großen Kulleraugen anstarrte. Sein Blick wanderte zu Arseni, verweilte dort kurz, wanderte wieder zu den Kulleraugen, zu Arseni, zu dem Plüsch-Elcor, zu Arseni, zu dem Kuschel-Elcor, zu Arseni, zu den Kulleraugen.
Er war sprachlos.
Er nahm den Knuddel-Elcor in die Hand – er war sogar pelzig – betrachtete ihn, dann Arseni, dann die Knuddelaugen, dann wieder Arseni. Er stellte den Miniatur-Elcor vorsichtig auf den Nachttisch. Dann sah er endgültig zu Arseni: „Willst du mich verarschen?“ Rührung überkam ihm, eine einzelne Träne kullerte aus seinem Auge herunter. Noch nie hatte jemand ihm was aus reiner Nettigkeit geschenkt. Für alles in seinem Leben hatte er immer kämpfen und töten müssen. Und plötzlich hatte er einen Kulleräugigen-Stoffelcor. Erneut betrachtete er die Kulleräugige Miniaturausgabe seiner selbst und fing an zu glucksen, dann zu lachen. Er schüttelte den Kopf, um sich zu beruhigen. Er fasste Arseni an der Schulter, schüttelte ihn kurz, klopfte ihn dann auf selbige. „Danke.“ Er musste immer noch glucksen. Er setzte wieder an, was zu sagen, stockte. „Danke“, wiederholte er erneut nach einigen Sekunden. Er räusperte sich, bereute seinen Ausbruch. „Ja, es geht mir besser, sehr sogar. Und vor allem mit diesem kleinem Plüsch-Dingens… Wie kommt man auf so was?“ Erneut wanderte sein Blick von Arseni zu dem kulleräugigen Knuddelelcor.

Arseni Vigo
18.10.2012, 01:47
„Nunja, es ist allgemeine Gepflogenheit bei uns kultivierteren Menschen Geschenke mitzubringen und da ich mir ziemlich sicher war, dass ich für Blumen wohl nur eine Kopfnuss von dir bekommen hätte, schien mir das irgendwie angebrachter. Freut mich, dass es dir gefällt“, meinte Arseni und musterte Calix geschundenen Körper, dessen Wunden mittlerweile drauf und dran waren vollständig zu verheilen, obwohl vielleicht sogar würde die ein oder andere grotesk anmutende Narbe in Zukunft auf Calix Körper hervorstechen. Sicherlich gab es auch unter Elcor-Weibchen die ein oder anderen die derlei harte Burschen wie Calix anhimmelten, also müsste so etwas nicht zwangsläufig ein Nachteil sein.

Er legte die Tasche auf den Boden ab und holte sich zuerst einen Stuhl an Calix Bett, der immer noch seinen Kopf hier und da ungläubig bewegte und dessen Freude man erahnen konnte, auch wenn natürlich, schließlich war es immer noch ein Elcor, teilweise die Emotionen schwer auszumachen waren. Arseni hingegen freute sich über das gelungene Geschenk. „Ziemlich hübsches Zimmer hast du da“, gab Arseni dann von sich und wühlte in der Tasche herum, „sicherlich nicht gerade billig. Aber jetzt wird erstmal... gefeiert, oder?“ Er holte die Bavrkos Weinflasche hervor, öffnete den Billig-Verschluss mit seinem Feuerzeug und schüttete sich das Glas voll und überreichte dann die Flasche Calix. „Aber um die Kosten für die Operation können wir uns dann ja kümmern. Einen kleinen Siegesschluck haben wir uns jetzt erst mal verdient. Es ist übrigens derselbe Wein, den wir auf Omega, im Afterlife, getrunken haben.“ Die Beiden stießen an und nahmen jeweils einen ziemlich großen Schluck, etwas das sie wohl gebrauchen konnten. „Und – wie schaut es denn jetzt genau aus, was hat der Doktor gemeint und so? Bald wieder auf den Beinen hoffe ich mal.“

Calix
20.10.2012, 14:00
Calix dachte daran zurück, wie sie unbeschadet über die Märkte von Omega geschlendert waren, nichts ahnend, was auf sie zukommen würde. Eh er sich versah war die Flasche geöffnet und in seiner Hand. Teilweise immer noch glucksend stoß er mit Arseni an und begann zu trinken.
„Und – wie schaut es denn jetzt genau aus, was hat der Doktor gemeint und so? Bald wieder auf den Beinen hoffe ich mal.“
„Er hat gesagt“, er schaute auf die Weinflasche in seiner Hand, „dass ich noch ne Stunde hier warten soll, um zu gucken, ob alle gut gelaufen ist.“ Er zuckte die Achseln.
Doch bevor Arseni antworten konnte, klopfte es an der Tür und Zandran trat wieder ein. „Also, alles ist im…“ Er unterbrach sich, als er die Situation vollends analysiert hatte. Ein fremder Mensch trank mit seinem Patienten Wein. Er wandte sich Arseni zu: „Freundlich: Mein Name ist Doktor Zandran.“ Er schüttelte ihm die Hand. Zu Calix sagte er verärgert: „Es ist alles zufriedenstellend verlaufen. Keine Komplikationen. Er erklärte Calix, was alles an ihm wie gemacht wurde, was hätte schief laufen können und, dass im Endeffekt doch alles gut gelaufen sei. Die ganze Zeit klang er verärgert und tadelnd und schloss mit den Worten: „Doch würde ich das“, er zeigte auf die Weinflasche, „erst mal unterlassen.“
„Ganz ruhig, Doc. Das bringt mich schon nicht um.“
Zandran seufzte, schüttelte Calix und Arseni nochmal die Hand, warf einen Blick auf die Elcor Puppe und sagte: „Das war‘s. Sie können jetzt gehen. Gehen Sie bitte noch zur Rezeption, dort wird sich um die Rechnung gekümmert.“
Der Doktor verließ das Zimmer und Calix und Arseni wieder alleine. Der Elcor trank noch einen Schluck.
„Wollen wir dann mal? Ich hab echt keine Lust mehr hier zu sein.“ Er erhob sich aus seinem Bett, erfreut wieder normal aufstehen zu können. Die Elcor Puppe wurde in die Tüte gelegt, die Weinflasche in der Hand behalten und zusammen verließen sie das Zimmer.

Arseni Vigo
23.10.2012, 00:18
Dass eine Flasche Wein für Calix nicht gerade gut war, daran, das musste Arseni zugeben, hatte er gar nicht wirklich gedacht. Es schien ihm die logische Konsequenz zu sein: Eine Flasche zum Feiern da sie den ganzen Irrsinn überstanden hatten. Ja, alles andere schien ihm sogar unangebracht zu sein und nach dem wie er Calix erlebt hatte, schlichen sich bei Arsenis trotz dem Tadel des Doktors keine Bedenken ein. Er hatte Calix trinken sehen und aus eigener Erfahrung, insbesondere nach einer fast fehlgeschlagenen Blinddarm-Operation, wusste Arseni wie gut so mancher Tropfen Alkohol tat.

Arseni wollte Calix helfen, aber der wirkte schon wieder ganz wie der Alte, was sich schon wohl konsequenterweise mit seiner generellen Missachtung jedwedes medizinischen Ratschlags bereits andeutete. Arseni nahm Calix die Tüte aus der Hand, so konnte sich der Elcor zumindest an seiner Weinflasche gütlich tun. Draußen stand bei der Rezeption eine Asari, wedelte mit einem PDA, der wohl die Informationen von Calix Krankenversicherung auf ein Terminal spielen würde, und einer saftigen Rechnung. Arseni nahm sie in die Hand, meinte noch „Danke“ und wiederholte dann das Danke nochmal, nur wesentlich mürrischer, als er die Zahlen sah. Ganz schön viele Stellen, ob da ein Komma vertauscht wurde? Die Asari schien seinen leicht entsetzten Blick zu erkennen, meinte flugs: „Die Krankenversicherung sollte natürlich die Rechnung problemlos übernehmen, sie müssen nur ein paar Daten ausfüllen.“ Arseni war schon gewillt aufzuatmen, als er Calix fragenden Blick sah. Und da es sich um einen Elcor handelte, deren in Gestein gemeißelten Fratzen eigentlich nur unter höchsten Schmerzen sich windeten, war das tatsächlich ein Fragezeichen, welches hier über Calix Kopf schwebte. Als würde sich der Elcor denken: Wie, Krankenversicherung, was’n das? Bevor sein kongenialer Partner also auch nur die Frage stellen konnte, winkte Arseni rasch ab und meinte nur, sie würden die Informationsfelder „dort drüben, auf den Stühlen“ ausfüllen, weit genug weg um hoffentlich in einem unrühmlichen Moment fliehen zu können.

„Ja, okay“, fing Arseni an und wippte seinen Fuß leicht nervös. „Also, Krankenversicherung, keine?“ Wieder nur dieser fragende Blick. „Und für eine Barbezahlung ist das fast schon zu heftig. Ich meine, klar, Leben retten und so, aber…“ Und dann kam es Arseni. Da der Bund seit jeher zwar teilweise unnötig bürokratisch strukturiert war, aber seinen Agenten dennoch stets eine gute Kontrolle überließ, hatte Arseni Zugriff auf seine Daten. Eine Notwendigkeit wie man zugeben musste, wenn man für eine geheime Organisation noch geheimere Aufträge auszuführen hatte und der Wechsel von Identitäten meist so schnell und vor allem einfach gestaltet sein musste wie das Wechseln von einem Alltagsgegenstand, sagen wir Unterhosen. Dummy-Firmen und verzweigte Konten, noch wichtiger aber, das eigene Krankenblatt und damit verbunden, der Zugriff auf seine Krankenversicherung. Rasch fädelte er alles über sein Omni-Tool ein, nach dem das Datenblatt heruntergeladen wurde, musste er nur ein paar Dinge ändern. Sobald die Rechnung bezahlt worden wäre, würde alles wieder normal sein. Bis dahin, nunja, er war sich nicht sicher ob Calix die Idee gefiel und erzählte sie ihm schon als was alles ausfüllt war, darin sichergehend, dass es auch funktionierte. Sicherlich aber war Calix solch ein kleiner Schwindel lieber als eine horrende Krankenhaussumme auf legalem Weg zu bezahlen. Anschließend füllten die beiden gemeinsam das PDA aus und brachten es zu der Asari.

Das Alien las alles durch und fragte dann, „Sind Sie Arseni Vigo?“, leicht schockiert, vor allem aber auch zweifelnd. „Und… das ist ihr Lebenspartner?“
„Jaja, ganz genau. Mein geliebter…“ Calix unterbrach ihn kurz, stellte sich amtlich vor. „Erklärend: Vigo, Calix Vigo.“
„Aber… hm, ich muss das erst überprüfen lassen?“ Die Nervosität bei der Asari war deutlich zu vernehmen, irgendwie wusste Arseni dass das ein eher leichtes Spiel sein würde.
„Oh, das wird schwierig werden“, unterbrach sie Arseni und war schon gewillt seine Hand vor das Terminal zu halten, um die Sicht zu versperren, tat es aber nicht, „Denn wissen Sie, er stammt aus den Terminus-Systemen und wir sind da getraut worden, standesamtlich. Aber das ist doch dennoch legal, auch wenn es nun mal eben nicht in den Citadel-Datenbank einsehbar ist… habe ich gehört zumindest?“
„Ja, ich verstehe. Nur, nur… irgendwie ist das ganz schön verwirrend. Ich meine.“
„Tja, verwirrend, wem sagen Sie das? Aber die Liebe. Nicht jeder verliebt sich in euch blauhäutige Engel. Tatsache ist, dass Asari Pimmel… oh, Verzeihung, nunja, Sie verstehen. Elcor haben dort unten, gewisse… Proportionen-“
„Ich will es gar nicht hören, bitte!“
„Aber natürlich. Wenn Sie erst mal gewusst hätten wie seine Eltern drauf waren als er ihnen von mir erzählt hat. Haben ihm sogar vorgeworfen, er würde es nur tun um zu rebellieren, ihm vorgeworfen, einen Menschen, nämlich mich, als Lustobjekt zu halten. Schwer vorstellbar, hm? Tztz.“
Wie um das Schauspiel perfekt zu machen, holte Calix plötzlich den Plüsch-Elcor hervor und sprach nur karg, „Verliebt: Von meinem Schatz…“ Arseni konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.
„Oh, ja, das ist, das ist schön. Nun, ja… äh, alles, alles in Ordnung“, sprach die Asari, das arme Stück war mittlerweile wirklich beschämt, glühte direkt davon und auch wenn die Schwester wohl noch keine hundert Jahre auf dem Buckel hatte, so war sie sich wohl gewiss, oder hoffte es zumindest, das ihr so etwas nicht mehr passieren würde.

Das Trio wechselte noch ein paar Worte, die Asari meinte noch, es täte ihr Leid und gemeinsam verschwanden die beiden Turteltauben im Lift, auf dem Weg nach oben, zu Ax, der ihnen eine solche Lüge wohl kaum abkaufen würde. Noch bevor Arseni oder Calix dann ein Wort sagen konnte, musste Arseni erst einmal das angestaute Lachen loswerden und brach heraus. Nach ein, zwei Minuten hatte er sich dann auch irgendwann beruhigt, gratulierte Calix zu ihrem Coup, dem systematischen Betrug einer anerkannten Institution, und fragte dann, „Willst du vielleicht ein bisschen die Citadel erkunden? Mein Handler hat sich immer noch nicht bezüglich eines Treffpunkts gemeldet.“

Calix
24.10.2012, 22:36
Die Aufzugtüren schlossen sich zischend. Noch immer sah Calix die perplexe, total beschämte Arsari vor sich. War es das wert gewesen, so eine Show abzuziehen? Er hätte ohne größere Probleme die Kosten übernehmen können und hätte nicht so einen Blödsinn abziehen müssen. Doch erneut blitzte das Bild der hochviolett angelaufenen Asari vor seinem Auge auf. Er Blickte zu Arseni, der nicht mehr an sich halten konnte und in tosendes Gelächter ausbrach. Doch, das war’s wert. Er konnte nicht anders, als in Arsenis Lachen einzufallen. Er lachte, bis es ihm wehtat, wie er kaum in seinem bisherigen Leben gelacht hatte.
Nach wenigen Minuten hatte er sich wieder soweit gefangen, dass er sich langsam wieder kontrollieren und aufhören konnte. „Ja“, gluckste er, „das war eine reife Leistung.“ Er hob seine Faust und knuffte Arseni kurz an der Schulter. Der Mensch taumelte krachte gegen die Fahrstuhlwand. Arseni fasste sich wieder, guckte ihn kurz an und fragte dann: „Willst du vielleicht ein bisschen die Citadel erkunden? Mein Handler hat sich immer noch nicht bezüglich eines Treffpunkts gemeldet.“
Ja, warum nicht. Nicht, dass er gerade was viel besseres zu tun hatte… außer vielleicht.
„Gerne.“ Er sah an seinem Krankenhausmantel hinab. „Nur nicht so.“

Mit einem Ping öffneten sich die Fahrstuhltüren zischend und vor ihnen erstreckte sich das von Rettungsshuttles gesäumte Landedeck. Jetzt herrschte hier mehr Betrieb, als zu Calix‘ Ankunft. Ein Rettungsshuttle landete gerade unter tosendem Sirenenlärm, während die Rettungscrew um den Landeplatz herumwuselte.
Zwischen den Shuttles stand Ax und nahm gleich zwei Landeplätze in Anspruch. Hast ja verdammt gut geparkt, dachte Calix mit einem innerlichen Grinsen. Mit Arseni an seiner Seite marschierte er geradewegs auf sein Shuttle zu, dessen Anblick ihn immer noch mit Stolz erfüllte.

Als sie das Gewusel durchquert hatten öffnete sich die Shuttletür automatisch. Nachdem er Arseni kurz ein Zeichen gegeben hatte, draußen zu warten, trat er in die Ax ein. Hinter ihm schloss sich die Tür wieder.
„Es freut mich zu sehen, dass deine Funktionalität wieder hergestellt ist“, begrüßte ihn Ax. „Danke, freut mich auch hier zu sein.“ Er betrachtete seine kaputte Rüstung, nur dass sie gar nicht mehr kaputt war. Er ging zu ihr, betrachtete sie: sie war vollständig intakt. Hier und da zwar ein paar Dellen und Kratzer, aber nirgendwo waren mehr Löcher und Risse zu sehen. Verwundert hob er eine Armschiene hoch: „Wie ist das denn passiert?“
„Arseni hat einen Mechaniker aufgetrieben, der Kompetent schien. Die Kosten haben wir uns geteilt.“ Ax projizierte ein Hologramm von dem Mechaniker und der bezahlten Summe in den Innenraum. „Verschmerzbar“, zuckte Calix leichthin die Achseln.
Seine ohnehin schon gute Laune steigerte sich weiterhin. Er legte die Armschiene wieder vorsichtig auf den ordentlichen Stapel und ging zur rückwertigen Wand, öffnete dort eine Klappe und holte seine Freizeitkleidung (http://www.abload.de/img/calixreloadedoutfittovzc8.jpg) heraus. Er hatte diese noch nie getragen, war er bisher immer an Orten unterwegs, an denen es ratsamer war eine Rüstung zu tragen. Doch diesmal wäre das exakt umgekehrt.
Er streifte sein Krankenhausfummel ab und zog sich um. Er fühlte sich zwar wahnsinnig ungeschützt, doch er war ja auf der Citadel. Wenn diese verdammte Station auch nur zur Hälfte ihren Ruf gerecht werden würde, hätte er nichts zu befürchten. Doch komplett konnte er seine Instinkte nicht abschalten, deshalb zog er aus einer anderen Klappe an der Wand zwei Armklingen hervor, die genauso funktionierten, wie die in seiner Rüstung, nur waren diese für seine Freizeitkleidung entworfen. Er brachte sie so an seinen Armen an, dass sie nicht zu sehen waren. Er ballte kurz die Faust. Die Klinge zischte hervor. Er öffnete sie wieder. Die Klinge fuhr wieder zurück und war nicht zu sehen. Perfekt. Er schaltete die Klingen ab, um zu verhindern, dass sie unbeabsichtig hervorzischten. Jetzt fühlte er sich auch nicht mehr so nackt.

„Dann lass mal Arseni rein.“
„Bestätigt.“
Die Tür öffnete sich zischend und der Mensch lugte erst durch die Öffnung, ehe er dann eintrat. „Danke für die Rüstung“, zwinkerte Calix. Er verzichtete darauf ihn erneut freundschaftlich zu knuffen, hatte er doch noch im Kopf, wie der Mensch durch den Fahrstuhl getaumelt war. Doch bevor er Arseni auf seine Pläne ansprach, holte er zu allererst seinen Plüsch-Elcor aus der Tüte heraus und setzte ihn auf einen der Sitze, klappte den Bügel runter, sodass er nicht durch die Kabine fliegen würde, sollte Ax so fliegen wie immer, was wahrscheinlich war. Irgendwie sah der Elcor auch ganz süß aus, wie er ihn vom Sitz aus ansah. Er schüttelte den Kopf. Werd‘ nicht weich. Raxtar erwartet dich. Doch diesmal hatte der Gedanke an seinem Peiniger keine so große Wirkung wie bisher. Irgendwo in seinem Kopf zuckte es kurz und in weiter Ferne sah er ihn warten. Doch im Moment war er einfach zu gut gelaunt.
„Wo soll’s denn hingehen?“, wandte er sich an den Menschen.


---> Citadel: Präsidium

Konrad_Richter
26.10.2012, 23:27
Konrad warf das Datenpad aus dem Handgelenk auf den Tisch und ließ seine Finger geräuschvoll knacken, als er endlich das Dossier durchgesehen hatte. Dieses Netzwerk von Spezialisten, wie Horatio Nevermore genannt hatte, war wahrlich nicht groß, doch für den Anfang und vor allem zur Aufstellung eines kleinen Eingreifteams sollte es definitiv reichen. Konrad war es sogar lieber, in einem kleineren Rahmen zu arbeiten, schließlich hatte er kaum Erfahrung im Führen von Menschen – erst recht in diesem Metier, dem der Geheimdienste. Da wollte er lieber klein anfangen, als gleich eine ganze Abteilung ins Gefecht zu führen. Noch dazu, wenn der Feind ein so undurchsichtiger und verdeckter wie Cerberus war.
„Haben Sie jemanden gefunden, der den Anforderungen entspricht?“, fragte Horatio, der gerade den Raum, in welchem Konrad den Batarianer gefoltert hatte, verließ, vermutlich um sich in der Küche mal wieder einen Kaffee zu machen. Mittlerweile hatte Konrad auch erfahren, dass es sich bei dem Raum keineswegs um irgendeine Abstellkammer für nichtbenötigte Büromaterialien hielt, sondern vielmehr um die Schaltzentrale des Safe House. Nicht nur die Elektronik vor Ort, seien es Überwachungseinrichtungen, Sensoren oder dergleichen, sondern auch sämtliche Kommunikation in das Safe House beziehungsweise vom Safe House hinaus in die weite Welt lief über diesen unscheinbaren Raum, der von einer einzelnen Person besetzt und betrieben werden konnte. Konrad war sich sicher, dass das Büro alles andere als unscheinbar war, doch viel Zeit, um sich mit allem vertraut zu machen, hatte er bisher noch nicht gehabt. Jedenfalls war er soweit gekommen, dass das Safe House derart von der Außenwelt abgeschirmt war, dass es zum einen kaum von Dritten entdeckt werden konnte, ohne dass dies von den Residenten beabsichtig war, zum anderen aber auch Konrad mit Horatio ungestört nach draußen horchen konnte. Im Moment schien es ein willkommener Rückzugsort für die beiden Männer zu sein, doch Konrad war misstrauisch genug, um damit zu rechnen, jederzeit aufzufliegen und den Unterschlupf zu wechseln. Im Moment deutete jedoch nichts darauf hin, entdeckt zu werden, weshalb sich der Polizist etwas entspannte – oder es zumindest versuchte.
„Ich habe mich noch nicht durch jedes Dossier gelesen“, erwiderte Konrad auf Horatios Frage, „aber einer ist mir ins Auge gefallen: Claptrap“ – offensichtlich ein Deckname – „ich habe keinen Bock, mir hier die Arschbacken platt zu sitzen, also schlage ich vor, ich schau bei ihm einfach vorbei und bringe ihn hierher. Wir können die Unterstützung schließlich gut gebrauchen und ich vor allem die Abwechslung.“
„Lassen Sie mich schnell sehen, wo er sich gerade befindet, Montague“, meinte Horatio und stellte hastig seine Kaffeetasse auf dem Tisch ab, ehe er in das Büro verschwand, sich dabei noch ein einseitiges Headset aufsetzend, „soweit ich weiß, war er gerade auf dem Rückweg von einer Mission für das ASOR.“
Claptrap war ein gebürtiger Erdenbürger, genauer gesagt Südafrikaner, dessen südrhodesische Vorfahren sogar schon bei den Selous Scouts gedient hatten. Namen waren in der Akte geschwärzt, doch aus den unzensierten Stellen war für Konrad schnell ersichtlich, dass in den Scouts auch der Grund lag, weshalb seitdem „ein jeder Claptrap“ in irgendeiner Weise für die Armee diente – größtenteils als Aufklärer oder Fernspäher. Sie waren zähe Hunde, die selbst abseits der Zivilisation oder der Versorgung durch eigene Truppen noch eigenständig operieren konnten. Kurz gesagt, sie waren genau das, was Konrad jetzt brauchte. Und hier hatte er einen genau vor der Nase.
„Er ist tatsächlich gerade zurückgekommen“, rief Horatio aus dem Nebenraum durch die offene Tür, „er befindet sich in einem Safe House des Geheimdienstes, ebenfalls in den Bezirken, jedoch ein anderer Arm. Ich schicke Ihnen die Adresse auf Ihr Omnitool.“
Konrad nickte und stand auf, überprüfte seine Ausrüstung, während er hoch zum Arsenal ging, um sich von dort – rein vorsichtshalber – noch ein paar Thermoclips zu holen.
„Wir stehen die gesamte Zeit über in Funkkontakt, Horatio. Wichtige Positionen, Namen oder sonstige Informationen werden verschleiert.“ Der Ex-Polizist fand einige Thermoclips, sowie einen kleinen Rucksack, welcher vielleicht drei oder vier Liter fasste, und in welchen er die Thermoclips, sowie ein paar andere Items packte, die er eventuell gebrauchen konnte – wobei Konrad hoffte, sie im Rucksack lassen zu können, da es sich dabei größtenteils um Störsender, Hackingtools oder kleinere Sprengladungen zum Öffnen von Türen handelte und solches Equipment Feindkontakt implizierte. Konrad hatte für heute genug geschossen, fand er. Nach einem letzten prüfenden Blick wandte er sich vom Arsenal ab und ging wieder die Treppe hinunter, wobei er mit seiner für einige Augenblicke unterbrochenen Einweisung fortfuhr: „dazu erhält Claptraps Safe House den Codenamen ‚Alpha-Ziel.‘ Dieser Unterschlupf wird ab sofort als ‚Courthouse‘ bezeichnet und ist zeitgleich der Sammelpunkt Eins, sollte der Funkkontakt abbrechen. Wenn ich nach zwanzig Minuten nach Abbruch des Funkkontakts nicht wieder hier bin, räumen Sie das Courthouse und weichen auf einen anderen Unterschlupf aus; Kontaktierung erfolgt dann über die Bravo-Frequenz, die in der Bibel genannt wurde, notfalls setzen Sie blind ab. Fragen?“
„Keine.“
Konrad nickte zufrieden. Seinen Unterschlupf als Courthouse, also Gerichtshof – Justizpalast, wenn man besonders dick auftragen wollte – zu bezeichnen, war angesichts seines Namens nur angemessen. Er schmunzelte sogar etwas. Füße hoch, die Witze fliegen heute tief!
„Ich will, dass Sie mir alle verfügbaren Informationen über diesen Komplex geben können, denn so unvorbereitet wie bei dem Treffen mit Neska will ich da nicht reingehen.“
„Ich werde sehen, was ich in den Allianz-Archiven dazu finden kann und die Blaupausen auf Ihr Omnitool laden. Sec-Funk und so weiter horche ich natürlich auch ab. Wir haben ja die Mittel dafür.“
Der Ex-Polizist staunte nicht schlecht, als Horatio sich als ein sehr versierter Handler zu entpuppen schien. Andererseits musste dieser Kerl in so ziemlich jedem seiner Gebiete ein Ass sein, wenn er zu Neskas handverlesener Truppe gehören sollte. Moment – war das gerade arrogante Selbstbeweihräucherung? Konrad zuckte ob diesen Gedankens mit den Schultern, als ihn Horatio sowieso auf eine ganz andere Sache aufmerksam machte: „Ihr Wagen ist auf dem Dach, natürlich mit sauberem Nummernschild. Passen Sie nur etwas darauf auf, wir sollten mit unseren Ressourcen sparsam umgehen.“
„Ich war jahrelang auf Streife unterwegs, Horatio.“
„Eben deswegen, Montague.“

23:15 Uhr
---> ASOR Safe House „Alpha-Ziel“ in den Bezirken

Milijan Sacobic
27.10.2012, 13:15
Botschaften (http://www.globalgameport.com/showthread.php?17964-Die-Citadel-Die-Botschaften&p=806287&viewfull=1#post806287)------------->


Der Wagen hielt vor dem Gebäude und Milijan sah durch das geöffnete Seitenfenster die Fassade empor. Es war ein, vergleichsweise kleines, Wohngebäude das aus lauter kleinen Eigentumswohnungen bestand und lag in einem eher ruhigeren Teil der Station, gut bürgerlich.
Das Safe House lag im Dritten Stock und es brannte Licht.
„Na Dann!“ flüsterte Milijan und sah zu Lemmy der bereits am Telefonieren war. Sein Partner nickte fast unmerklich und stellte das Gespräch dann auf Lautsprecher, es war Ortiz die am anderen Ende der Leitung war.
„Status?“ fragte die Frau
„Wir haben das Safehouse erreicht, es brennt Licht!“
„Gehen sie rein und setzen sie alle Personen fest!“ Ortiz legte auf und die Türen links und rechts des Wagens gingen auf. Lemmy und Milijan stiegen fast zeitgleich aus.
Während Lemmy bereits mit gezogener Waffe zum Eingang ging, wobei er die schallgedämpfte Pistole an seinen Oberschenkel presste, ging Milijan zum Kofferraum und holte Dragan.
Den Maulkorb des Vierbeiners ließ er gleich im Wagen.
Die Drei gingen vorsichtig in das Gebäude und bahnten sich einen Weg in den dritten Stock. Leise erreichten sie die Wohnungstür.
Lemmy brauchte nicht lange um das Schloss zu knacken. Milijan ging daraufhin neben Dragan in die Hocke und drehte den Hund so, dass er direkt zur Tür sah. Er sah prüfend zu Lemmy und als dieser nickte gab Milijan das Kommando.
Lemmy trat mit einem wuchtigen Tritt die Tür auf während Milijan Dragan an den Klöten packte und dem Hund einige Haare an der empfindsamen Stelle rausriss. Sofort begann der Hund bedrohlich zu Knurren und das Fell sträubte sich woraufhin Milijan Dragan losließ und dieser wie tollwütig in die Wohnung stürmte.
Lemmy und Milijan folgten auf dem Fuße mit Waffen im Anschlag.
Milijan floss als Letzter in die Wohnung ein und konnte noch sehen wie Lemmy nach links abbog während Dragan schnüffelnd durch die ansonsten verlassene Wohnung fetzte.
Milijan hielt sich rechts und bewegte sich langsam an einem Fernseher vorbei, vor dem eine Couchgarnitur stand. Er sah nach links und konnte Lemmy erkennen, der wohl den linken Bereich der Wohnung abgesucht hatte und nun vor dem Eingang zur Küche stand. Lemmy nickte ihm mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu und verschwand dann in der Küche.
Auch der Serbe ging weiter und durchsuchte vorsichtig das Badezimmer. Es war nur eine Zahnbürste die offen herumlag, andere Hygieneartikel waren noch in einem Kulturbeutel. Jemand war definitiv hier und das noch nicht lange. Solche Hinweise zogen sich durch die ganze Wohnung.
Milijan kam aus dem Badezimmer heraus, fast zeitgleich mit Lemmy der gerade dabei war die Küche zu verlassen als die Mikrowelle anfing zu piepen. Augenblicklich drehte sich Lemmy zu dem Gerät, das nun anfing zu arbeiten. Lemmy zog für einen Sekundenbruchteil die Augen zusammen.
Der Serbe sah wieder zu seinem Hund der anscheinend etwas gefunden hatte und ständig an einer Stelle zur Decke starrte und dabei knurrte. Milijan musste nicht lange überlegen, was das zu bedeuten hatte und sah wieder zu Lemmy.
„Oh Sch…..“ bracht sein Partner noch heraus und wollte sich aus der Küche stürzen als auch schon die Mikrowelle explodierte und Lemmy brutal zu Boden schickte.
Milijan fing an in die Decke zu schießen als diese auch schon aufbrach und ein Mensch an der besagten Stelle herunterkam. Dragan sprang im letzten Moment zur Seite und verbiss sich dann in der Wade des Mannes.
Der Typ schrie kurz auf und schoss dann auf Milijan. Die Geschwindigkeit die der Kerl an den Tag legte überraschte ihn und Zwang den Serben erst einmal in hinter der Couchgarnitur in Deckung.
„Lemmy alles klar?“ fragte er seinen Partner während er hinter der Couch sich ein wenig verschob.
Keine Antwort von Lemmy. Kommt auf die To-Do Liste. Er konnte hören, wie sich der Typ nun mit seinem Hund und mit der Bedrohung durch ihn herumschlug. Milijan atmete ein paar Mal tief durch. Die ersten Schüsse gab er mehr oder weniger blind über seine Deckung hinweg ab. Mit einem Satz war er auf den Beinen und rannte weiterhin feuernd los, diesmal gezielt.
Der Typ lies sich jetzt selbst fallen, wobei er wohl eher einen Hechtsprung machen wollte aber an Dragan scheiterte. Auf dem Rücken liegend begann er sich zu winden und zu verrenken. Dies waren aber alles andere als ungeplante oder ungewollte Bewegungen. Am Ende seiner Bewegung hatte sich der Typ, einer Python ähnlich um den Hund gewickelt und hielt ihm die Nasenlöcher so lange zu, biss Dragan seinen Biss für einen Moment lockerte.
Milijan war inzwischen auf ein paar Meter an den Typen heran und wollte ihm gerade den Rest geben als ihm auch schon Dragan entgegengeworfen wurde.
Milijan duckte sich und sah noch einen verdutzten Dragan an ihm vorbeisegeln als der Typ auch schon vor ihm auftauchte um ihn mit Schlägen und Tritten zusetzte.
Milijan blockte die erste Serie der Angriffe ab und brachte mit einer Rolle zur Seite ein wenig Distanz zu dem Typen. Er kam wieder auf die Beine und hob seine Waffe als auch schon Schüsse brachen.
Der Typ taumelte kurz zurück und brach dann zusammen. Milijan sah zur Seite, in die Richtung aus der die Schüsse kamen. Lemmy lag auf dem Boden und hielt die Pistole noch kurz im Anschlag und wurde dann erneut bewusstlos.
Den Typen nicht aus den Augen lassend ging er zu Lemmy. Sein Partner hatte einige leichte Splitter der Mikrowelle abbekommen und blutete leicht, ansonsten sah es nach einer Gehirnerschütterung aus.
Vorsichtig ging er wieder zu dem Typen, nahm ihm seine Waffe ab und scannte seine Vitalfunktionen. Der Kerl verlor Blut, und das nicht zu knapp. Lemmy hatte ihn mehrmals in der Hüfte erwischt und dabei die Aterien verletzt. Der Kerl blutete extrem stark in sein Becken. Milijan hatte nur noch Sekunden. Er eilte ins Badezimmer und fand recht schnell einen erste Hilfe Koffer. Mit seinem Messer Zerschnitt er die Hose und zog das Skalpell aus dem Koffer und wollte zu einem Schnitt ansetzten als ihm der Typ auch schon wegstarb.
Enttäuscht warf er das Skalpell zurück in den Koffer und richtete sich auf. Seine Pistole packte er zurück ins Holster und ging zu Lemmy. Dragan tauchte nun auch wieder auf, schnüffelte kurz am Toten und folgte dann seinem Herrchen.
Nachdem er Lemmy in die stabile Seitenlage gebracht hatte, seine Waffe an sich genommen hatte und sich eine Zigarette angezündet hatte rief er Ortiz an.
„Der Typ ist tot und Lemmy ist bewusstlos!“ gab er kurz die Lagemeldung
„Gut gemacht!“ kommentierte Ortiz ironisch
„Sparen sie sich die Sprüche und schicken sie mir lieber die Spurensicherung her. Das war ein Tough Customer der wusste bestimmt was!“
„Ist unterwegs, bleiben sie dort bis die Leute eintrudeln!“ Ortiz beendete das Gespräch. Mit einem verächtlichen Schnauben legte Milijan auf.

23:30

Konrad_Richter
01.11.2012, 13:46
<--- Nevermore-Unterschlupf „Courthouse“
23:20 Uhr

Sachte trommelte der Polizist im Takt des lässigen Gitarrenriffs, der gerade aus dem Radio ertönte, als er den Wagen langsam in die Seitenstraße lenkte, wo sich auch das Safe House befand. In einer kleinen Gasse nur ein paar Minuten vom Eingang entfernt stellte er den Van ab und überprüfte noch einmal den Festsitz seiner Pistole im Oberschenkelholster, als er sich abschnallte und gerade den Wagen verlassen wollte. Eine Programmunterbrechung im Radio ließ ihn jedoch innehalten. Der Moderator berichtete mit neuesten Meldungen von den Vorfällen in den Andockbuchten, zu denen die Homeland auch eine Pressekonferenz einberufen hatte. Konrad atmete tief durch. Es mussten schlimme Anschläge gewesen sein. Wäre er nicht anderweitig gebunden gewesen, man hätte ihn sicherlich dorthin abbestellt, um auszuhelfen, den Verkehr zu regeln, für Sicherheit zu sorgen. Seine Gesichtszüge verdunkelten sich, als er an die Worte des Schirrmeisters zurückdachte. Man hätte ihn vermutlich noch vor Ort festgenommen, so wie er Tetan kannte.

Als der Moderator mit dem Bericht über einen Brand in einem Studentenwohnheim fortfuhr, schaltete Konrad den Wagen endgültig ab und stieg aus. Die Straßen waren zu dieser Uhrzeit weitaus weniger befahren, als tagsüber, auch wenn es auf der Citadel keine wirkliche Rolle spielte, wie spät es gerade war, schließlich war immer und überall etwas los, doch es war definitiv ein Unterschied zu spüren. Konrad entschloss sich dennoch dazu, nicht über die Straße in das Gebäude zu gehen, sondern weiter in die Gasse hinein zu gehen, in welcher er den Wagen abgestellt hatte. Sie sah aus wie aus einem klassischen Horrorfilm entsprungen: schmal, dreckig und kaum beleuchtet. Zwischen zwei in den unendlichen Nachthimmel emporragenden Wohnkomplexen hatte sich diese kleine Schneise gebildet, durch welche nun Konrad ging, einmal links abbog und dabei einen Kellereingang passierte, ehe er bei einem Hintereingang – vermutlich auch als Notausgang gedacht – ankam. Das Haus war kleiner als die angrenzenden Bauten und laut den Blaupausen, die Horatio ihm geschickt hatte, musste sich das Safe House im dritten Stock befinden. Konrad blickte nach oben. In der entsprechenden Wohnung wurde gerade das Licht im Badezimmer angeschaltet und Konrad nickte leicht. Es war also jemand zuhause. Was der Typ wohl für ein Gesicht machen würde, wenn er – kaum von der einen Mission zurück – sofort wieder einen dieser ominösen Typen von „der Firma“ auf der Matte stehen haben würde? Konrad wollte sich gar nicht erst in seine Lage versetzen. Er würde demjenigen vermutlich erst einmal ins Gesicht brüllen, was ihm eigentlich einfiele, ihm so spät noch auf den Sack zu gehen. Andererseits war dieser Südafrikaner wohl schon lange genug dabei, um an solche Situationen bestens gewöhnt zu sein. Innerlich hoffte Konrad, nicht als solch abgebrühter, völlig kaputter Mensch zu enden, der quasi nur von Einsatz zu Einsatz lebte und neben dem Beruf das Privatleben auf pennen, fressen und den wochenendlichen Gang zum nächsten Puff beschränkte. Nicht gerade die besten Gedanken beim Betreten des Safe House, aber vielleicht irrte sich Konrad ja auch und der Kerl war ein ganz anderer; einer von der Sorte, die es irgendwie fertig brachten, Beruf und Familie in Einklang zu bringen… man durfte ja noch hoffen.

Im dritten Stock angekommen sah Konrad erneut auf sein Omnitool und den zur Verfügung stehenden Gebäudeplan. Die surrende Klimaanlage wehte ihm frische, kühle Luft ins Gesicht und irgendwo draußen auf den Straßen brummte gerade ein großer Transporter vorbei. Ansonsten war niemand unterwegs und aus den restlichen Wohnungen war auch nichts zu hören.
„Ich bin im dritten Stock. Irgendwas über den Funk bisher?“
„Nein, gar nichts.“
Konrad war im ersten Moment erleichtert, doch etwas an Horatios Tonfall ließ ihn daran zweifeln. Der Alte hatte misstrauisch und beinahe besorgt geklungen. Fast so, als ob es zu ruhig war. Konrad schüttelte den Kopf und wollte gerade um die Ecke in den Gang zum Safe House biegen, als eine laute Explosion den Gang erschütterte. Erschrocken sah der Polizist auf, zog seine Waffe und presste sich gegen die Wand.
„Was zum Teufel war das, Montague?“
„Explosion“, flüsterte Konrad, als plötzlich in einer Wohnung nicht weit von ihm Schüsse brachen, „verdammt, wir sind nicht allein!“
Vorsichtig lugte der Polizist um die Ecke, wobei ihm eine kleine Zierpflanze etwas Sichtschutz gab. Eine der Türen stand offen und helles Licht schien daraus auf den ansonsten dunklen Gang hinaus. Kampfgeräusche waren aus dem Inneren der Wohnung zu vernehmen und langsam näherte sich Konrad dieser mit erhobener Waffe. Das Fiepen eines Hundes war zu hören und Konrad runzelte die Stirn, beschleunigte jedoch seinen Schritt, als erneut Schüsse brachen und der Polizist neben dem Türrahmen abkniete.
„Lemmy, alles klar?“, rief ein Mann, doch geantwortet wurde nichts. Konrad blickte in die Wohnung hinein, konnte jedoch niemanden sehen. Lediglich eine Spur der Verwüstung zog sich wie eine Schneise durch den Flur. Es roch penetrant nach verbranntem Plastik und verkohltem Holz. Ein Zeugnis der Explosion.
„Montague, was ist da los?“, knackte es in Konrads Ohr, doch der Polizist antwortete dem Alten nicht, sondern betrat leise und so tief wie möglich in der Hocke die Wohnung, die Waffe dabei stets im Anschlag und so nahe wie möglich an seinem Körper. Langsam glitt der Polizist in die Küche, dabei stets darauf achtend, wo er hintrat und wie er seine Hacken abrollte, um so keinen unnötigen Lärm zu verursachen. Die Explosion musste hier ausgelöst worden sein, denn das, was von der Einrichtung noch vorhanden war, war entweder komplett verrußt oder kleine Flämmchen leckten daran. Vorsichtig spähte Konrad über den Tresen, hinter welchem er sich versteckte, hinüber und erblickte einen Mann mittleren Alters, der gerade im Bad verschwand. Ein anderer lag am Boden, während Claptrap in einer Lache seines eigenen Blutes saß und dabei an der Couch lehnte.
„Claptrap hat’s erwischt“, funkte Konrad leise und biss dabei die Zähne zusammen.
Horatio fluchte lauthals am anderen Ende, ehe er fragte: „Haben Sie jemanden gesehen?“
„Die Typen sind noch hier“, hauchte der Polizist nur noch, während er hörte, wie sich der Mann an Claptraps Leiche zu schaffen machte, um kurze Zeit später enttäuscht aufzugeben.
„Verschwinden Sie, Montague, verschwinden Sie von dort! Schnell!“
Konrad kaute auf seiner Unterlippe herum. Unmöglich. Er konnte jetzt nicht einfach abhauen! Diese Typen hatten Claptrap umgebracht und wussten vermutlich etwas. Waren sie dieselben Leute, die auch schon hinter Neska hergewesen waren? Der Mann hatte sich eine Zigarette angezündet und schien jetzt mit jemandem zu telefonieren.
„Der Typ ist tot und Lemmy ist bewusstlos“, war das einzige, was er kurz und knapp an seinen Vorgesetzten oder mit wem auch immer er da gerade redete weitergab, um kurz darauf recht trocken und gereizt nach der Spurensicherung zu verlangen. So wie dieser Typ sprach, schrie die ganze Sache nur nach Allianzgeheimdienst. Konrad konnte also nicht abhauen, auf gar keinen Fall! Vielleicht war das sogar der Schütze, der Neska umgebracht hatte oder einer von denen, die auf Cerberus‘ Gehaltsliste standen. Aber andererseits hatte der Polizist in der direkten Konfrontation keine Chance, denn nach allem, was er in der Wohnung gehört hatte, hatte dieser Typ auch einen Hund dabei – und was diese Viecher mit einem anstellen konnten, wusste Konrad nur zu gut aus seiner Zeit bei der C-Sec. Selbst ausgewachsene Kroganer konnten gegen einen anständig trainierten Einsatzhund ins Schwitzen geraden. Ein Wunder, dass das Viech Konrad noch nicht bemerkt hatte, aber andererseits stank es dank der Explosion auch richtig erbärmlich in der gesamten Wohnung.
Konrad entschied sich zur Flucht. Leise entfernte sich der Polizist rückwärts, zielte dabei unverändert auf den Tresen und die darüber angebrachte Durchreiche neben der Tür zum Wohnzimmer und schickte ein Stoßgebet nach dem anderen in den Himmel, in diesem Laden bitte nicht aufzufliegen. Ein Haufen Glassplitter schien ihm dann jedoch einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen, als diese zwar nicht laut, aber doch hörbar unter seinen Stiefeln knirschten. Quasi sofort wurde dies mit einem bedrohlichen Knurren jenseits des Tresens quittiert und Konrad fühlte, wie sein Herz im freien Fall irgendwo in seiner Unterhose aufschlug.
Ach du Scheiße…

Milijan Sacobic
03.11.2012, 15:31
Mit einem Schnauben legte der SODler auf und sah noch einmal prüfend zu Lemmy. Sein bärtiger Kollege lag noch immer ruhig und friedlich in der stabilen Seitenlage und würde das noch eine Weile tun. Sollten sich seine Vitalzeichen ändern würde ihn sein Omnitool rechtzeitig informieren.
So gesehen gab es für den Serben jetzt nichts Weiteres zu tun. Er zog genüsslich an seinem Glimmstängel und wollte sich den Resten der Küche widmen, vielleicht würde er dort noch ein Bier oder ähnliches finden.
Er wollte sich gerade aufmachen als sein Blick auf Dragan fiel. Der Schäferhund schien irgendetwas außerhalb der Wohnung zu fixieren. Er zog seine Pistole und ging auf seinen Hund zu der inzwischen sein Fell sträubte. Er hatte Gesellschaft.
Wie zum Beweis hörte er ein knirschendes Geräusch und Dragan begann laut zu Knurren und die Zähne zu fletschen. Ach Scheiße ich wusste das wird nen langer Tag!
Er warf seine Zigarette weg. Dragan bebte bereits vor Anspannung und als Milijan ihn mit einem „FASS!“ schließlich entließ sprintete er los. Mit einem Satz war Dragan auch schon durch die Durchreiche in die Küche gehetzt.
Als er an der Durchreiche ankam hörte er bereits wie Dragan heftig am Arbeiten war. Er zielte mit seiner Waffe auf einen bärtigen Typen um die dreißig der in einem schwarzen Kampfanzug mit passender Weste steckte. Mit seiner Brille machte er ein Bild von dem Typen wie er sich verzweifelt aber geschickt gegen den wütenden Dragan wehrte.
Die Pistole des Typen lag etwas entfernt von ihm auf dem Küchenboden, die Hände brauchte der Typ sowieso um sich Dragan vom Hals zu halten der wie wild versuchte den Kerl zu beißen und immer wieder nach ihm schnappte. Der Typ drückte so weit es ging den Hund von sich weg wobei er höllisch aufpassen musste nicht in die Hände gebissen zu werden, ein paar Kratzer von Dragans Pfoten hatte er bereits im Gesicht als Milijan den Kerl ansprach.
„He Arschloch!“ der Kerl funkelte ihn böse an. „Wir können das auf die leichte oder die harte Tour lösen!“
Die Antwort des Typen kam anders als es sich Milijan vorgestellt hatte.
Während er mit einer Hand Dragan etwas auf Abstand halten konnte tastete er mit der anderen Hand nach seiner Pistole. Da er aber in der völlig falschen Richtung suchte machte sich der Serbe keine Sorgen, es war nur eine Frage der Zeit bis Dragan ihn erwischen würde. Der Typ tastete weiter biss er etwas fand, einen Kochtopf. Milijan zog die Stirn kraus und kurz darauf musste er staunen.
Der Kerl bekam anscheinend einen Geistesblitz als er in einer Bewegung den Topf packte und ihn einfach über Dragans Kopf stülpte. Das wütende Gebell wurde dumpf und metallisch. Milijan wollte auf das Bein des Typen zielen als dieser auch schon irgendeinen anderen Gegenstand packte und nach Milijan warf.
Er wusste nicht ob es geplant oder ungeplant war aber auf jeden Fall erwischte der Kerl mit seinem `Wurfgeschoss´ den Schalter für die Durchreichblende. Schneller als er dachte schob sich die Blende zwischen Milijan und den Typen.
Einen serbischen Fluch ausstoßend eilte er zur Küchentür. Er hatte kaum die Tür erreicht als er auch schon beschossen wurde. Milijan wich zurück und entging nur knapp einem Kopfschuss. „Govno!“ zischte er.
Er konnte noch immer Dragans wildes Gebell hören als der Kerl auch schon aus der Küche gestürmt kam.
Milijan zog seine Pistole eng an sich und wollte gerade auf den Kerl schießen als er auch schon den Kopf des Typen näher kennenlernen dürfte. Die Kopfnuss war hart und ließ den Serben zurücktaumeln. Gerade noch so bekam er mit, wie der Typ Dragan endgültig in der Küche einsperrte, indem er die Tür schloss.
Als sich der Kerl zu ihm wandte zielte Milijan bereits auf ihn und gab aus der schallgedämpften Pistole ein paar Schüsse ab. Der Kerl duckte sich knapp in Sicherheit und war mit einem Satz an Milijan dran. Mit seiner freien Hand drückte er Milijans Waffenarm zur Seite und verpasste ihm mit der anderen zwei kurze Schläge ins Gesicht. Der Serbe wurde grob am Kragen gepackt und bekam einen Tritt mit dem Knie in den Magen, der dank seiner Schutzweste wenig Wirkung hatte. Als der Kerl ihn jedoch dann, am Kragen haltend, einmal um ihn herum schleuderte und mit Schwung zum Tresen warf musste der Serbe aufkeuchen.
Er verlor seine Waffe, die irgendwohin schlidderte und nur knapp konnte er sich mit den Händen noch abfangen. Also die harte Tour!
Der Typ zielte nun seinerseits mit seiner Waffe auf ihn. Ohne wirklich nach hinten zu sehen verpasste er ihm geschwind einen Tritt in den Unterleib. Der Kerl taumelte ein paar Schritte zurück. Milijan drückte sich vom Küchentresen ab und schlug dem Kerl seine Waffe aus der Hand und schlug mit seinem Handballen ins Gesicht des Anderen. Er erwischte den Kiefer des Typen.
Dragans wütendes Gebell war, gedämpft, aber deutlich zu hören und die Küchentür erzitterte gefährlich als sich Milijan endgültig aufrichtete. Sein Gegenüber fing sich schließlich auch und ging ebenfalls in Kampfstellung.
Eine Mischung aus Blut und Speichel ausspuckend nahm er Haltung an und fixierte seinen Gegner. Genau wie der andere, hatte auch Milijan einige Kratzer im Gesicht, wobei der Cut auf seiner Augenbraue am meisten brannte.
Etwas mühsam schluckte er etwas Blut herunter. „Eines muss ich euch Cerberus Typen lassen – dramatische Auftritte habt ihr echt drauf!“

Konrad_Richter
04.11.2012, 15:27
„FASS!“
Konrad machte auf dem Absatz kehrt und war gerade dabei, einen Versuch zu starten, den galaktischen Rekord im Hundert-Meter-Sprint zu knacken, als ihn eine mit Fell besetzte und wütend knurrende Kanonenkugel im Rücken traf, dem Ex-Polizisten somit den Boden unter den Füßen wegriss und seine einzige Rettung – nämlich seine Pistole – über den laminierten Boden schlittern ließ. Reflexartig drehte sich der Polizist auf den Rücken, gerade noch rechtzeitig, um seine Hand zwischen sich und ein mit messerscharfen Zähnen besetztes Hundegebiss zu bringen, welches ihn lauthals anbellte und Sabber quer über sein Gesicht verstreute.
„He Arschloch!“, meldete sich das Herrchen jenseits der Durchreiche, doch Konrad schenkte ihm nicht mehr als nur einen kurzen, finsteren Blick, ehe er sich wieder vollends auf die zu Fleisch gewordene Tollwut über ihm konzentrierte, „wir können das auf die leichte oder die harte Tour lösen.“
Achja, leicht heißt dann, dass du mich gleich abknallst, statt mich hier Gymnastik machen zu lassen? Konrad knurrte wütend, wobei er es schaffte, mit einer Hand das seltsame Geschirr zu fassen zu bekommen, in welches der Hund eingespannt war. Einer Leine gleich konnte er die Töle so von sich wegziehen und zumindest eine Handbreit Abstand zwischen sich und das Maul bringen.
[]Knarre… Knarre… wo?[/i] Hektisch und vor allem blind tastete Konrad nach seiner Waffe, fand sie jedoch ums Verrecken nicht und als er kurz davor war, den Hund einfach zu würgen, bekam er etwas anderes metallisches zu greifen.
Kochtopf. Hund. Jetzt! Er zog die Gulaschkanone kurzerhand zu sich heran und schob sie mit voller Wucht über die Schnauze des Köters, der erst ein verwirrtes Fiepen von sich gab, dann jedoch umso wütender zu kläffen begann. Mit beiden Händen drückte Konrad den Topfboden von seinem Kopf weg, kickte schließlich den Hund davon und packte sich den erstbesten Gegenstand, den er zwischen die Finger bekam, um ihn grob in Richtung Durchreiche zu schleudern. Zu seiner Enttäuschung bekam der Ex-Polizist jedoch nur eine Eieruhr zu packen, welche auch kurz nach ihrem Aufschlagen wild zu klingeln begann. Wie in einem Wettstreit mit dem schrillen Lärm der metallischen Henne, kläffte der Hund auch bedeutend lauter und etwas verdutzt glotzte Konrad für eine kurze Sekunde auf die Blende der Durchreiche, die sich – ausgelöst durch die Eieruhr, die gegen den entsprechenden Schalter geflogen war – erstaunlich schnell nach oben schob und dem Hundeführer so den Blick auf Konrad nahm. Dieser nutzte die Chance, hechtete zu seiner Pistole und brachte sie ohne zu zögern in den Anschlag. Gerade rechtzeitig, wie er bemerkte, als er mit seinen Schüssen nur knapp den Schädel seines Gegners verfehlte.
„Wichser.“
Den wild durch die Küche fetzenden Hund ignorierend, stürmte Konrad aus der Küche hinaus, um dem anderen nachzusetzen. Auch hier hatte er mehr Glück als Verstand, denn nur eine Sekunde später und der Typ hätte ihm vermutlich die ein oder andere blaue Bohne zwischen die Rippen getrieben. Konrad verschwendete keine weiteren Gedanken daran, sondern handelte mehr aus Reflex, als er Tollwuts Herrchen kurzerhand eine Kopfnuss verpasste und so die nötige Distanz zwischen sich und diesen mysteriösen Agenten brachte. Mit der geballten Faust schlug er auf den Türverriegeler, um sich endgültig der kläffenden Furie zu entledigen und sich gänzlich auf den Menschen konzentrieren zu können.

Fuck! Konrad ließ sich fallen, spannte seine Oberschenkelmuskeln an und schoss mit all seiner Kraft nach vorne, wobei er die Schüsse aus der schallgedämpften Pistole über sich hinwegzischen hören konnte. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass es gegen diesen Typen immer so verdammt knapp war, aber das war wohl der Unterschied zwischen Polizeiarbeit und… nunja, dem was er jetzt gerade machte.
Ganz unnütz war seine Polizeierfahrung dann doch nicht, als es ihm gelang, den Typen zu entwaffnen und ihm den ein oder anderen Schlag beziehungsweise Tritt zu verpassen. Seine Überlegenheit, die in einem beherzten Wurf des Hundeführers gegen den Tresen gipfelte, wurde durch den anderen dann jedoch jäh beendet, als dieser Konrad kurzerhand in die Kronjuwelen trat. Der Ex-Polizist schmeckte bitteren Speichel in seinem Mund und für einen Moment wurde ihm schwindelig, als er zurücktaumelte und sich einen Moment fangen musste. Dass ihm der Typ die Waffe aus der Hand schlug und ihm den Kiefer etwas zurechtrücken wollte, bekam er kaum mit. Erst als sich sein Gegenüber vollends aufrichtete und eine kämpferische Pose einnahm, fing sich Konrad wieder und machte sich seinerseits ebenfalls dazu bereit, gleich ein paar Schläge zu verteilen.
„Eines muss ich euch Cerberus-Typen lassen – dramatische Auftritte habt ihr echt drauf!“
Konrad runzelte die Stirn und wollte gerade etwas darauf erwidern, als sich Horatio in seinem Ohr einschaltete.
„Er denkt, wir arbeiten für Cerberus…“ – No shit, Sherlock! – „…lassen Sie ihn vorerst in dem Glauben. Geheimhaltung ist im Moment unsere stärkste Waffe.“
Jaja, ich muss hier erstmal einen Kampf gewinnen. Die beiden Männer begannen sich langsam zu umkreisen und Löcher in der Deckung des jeweils anderen zu finden, während im Hintergrund das Gekläffe des Hundes nicht abzunehmen schien. Dieses Vieh musste unglaubliche Energiereserven haben…
Mit einem Satz war der andere Mann schließlich bei Konrad und ließ einen Regen von Faustschlägen auf diesen herniederprasseln, welche der Ex-Polizist nur mit aller Mühe abwehren konnte. Als ihn einer der Schläge schließlich in der Magengegend traf, stieß er mit einem Keuchen sämtliche Luft aus und er musste sich bemühen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Notgedrungen schubste er den Typen einfach von sich weg und schüttelte den Kopf, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Der Hundeführer war über einen gläsernen Couchtisch gestolpert, hatte das Gleichgewicht verloren und war nach hinten umgefallen. Statt jedoch auf den Boden zu krachen, landete der Agent sanft mit seinen vier Buchstaben in einem gepolsterten Sessel, dessen Rückenlehne von der Schießerei mit Claptrap diverse Einschusslöcher aufwies. Konrad fluchte leise, setzte jedoch seinem Gegenüber nach und sprang ihm kurzerhand hinterher. In der Luft holte er zum Schlag aus und als er auf dem Hundeführer landete, fiel mit dem Faustschlag gegen dessen Kiefer der Sessel nach hinten um, weshalb die Männer etwas hilflos über den Boden kullerten. Konrad gelang es zuerst, sich aufzurichten und dem noch immer am Boden liegenden Agenten einen Tritt in die Magengegend zu verpassen. Vergessen hatte der Ex-Polizist dabei jedoch die Schutzweste, mit der er bereits vorher Bekanntschaft machen konnte, und so schoss ihm sogleich ein stechender Schmerz durch den Fuß, als er mit voller Kraft seinen Spann gegen die Keramikplatte getrieben hatte. Einen deftigen Fluch auf den Lippen, humpelte der Polizist davon, in Richtung seiner Pistole, die er nicht unweit des Couchtisches ausgemacht hatte. Der Hundeführer seinerseits war jetzt jedoch wieder auf den Beinen und hatte sich kurzerhand eine Lampe aus einem Regal genommen, um sie Konrad gegen den Kopf zu schleudern. Scheppernd zerbarst der porzellanene Schirm und Konrad fiel stöhnend zu Boden. Er sah auf und sah gerade noch, wie der andere Mann beide Hände ineinander faltete, weit ausholte und Konrad so hart im Gesicht erwischte, dass dieser Sterne vor seinen Augen tänzeln sah – jedoch auch seine Pistole, der er dank des Schlages ein kleines Stückchen näher gekommen war. In seiner Not packte Konrad den Couchtisch, welcher leichter war, als der Ex-Polizist vermutet hatte, und schleuderte diesen dem Hundeführer kurzerhand entgegen. Es krachte und schepperte nur so, als die Glasplatte zersprang und der Agent einen herben Fluch ausstieß, doch Konrad hatte genug Zeit gehabt, sich seine Pistole wieder zu greifen und sich ein letztes Mal für einige Zentimeter von seinem Widersacher wegzustoßen, ehe er diesen ins Visier nahm.

Das Ergebnis war eine Pattsituation. Konrad, der noch immer auf dem Boden lag, zielte in einer äußerst unbequemen Haltung auf das Herrchen des noch immer bellenden Hundes, während dieser es ebenfalls geschafft hatte, seine Pistole wiederzufinden und den Ex-Polizisten ins Visier zu nehmen. Sie schwiegen sich an, funkelten sich in die Augen und beobachteten jede Bewegung des anderen: Der Hundeführer wie Konrad sich langsam erhob, dabei die Pistole ständig entsichert und auf den anderen gerichtet in der Hand hielt, der Ex-Polizist wiederum wie ihn der Hundeführer zu umkreisen begann und sich gefährlich der Küchentür näherte.
„Dieser Typ kriegt gleich Verstärkung“, meldete sich Horatio, „die in diesem Moment in die Straße einbiegt. Sie sollten von dort verschwinden, Montague.“
Konrad knirschte leise mit den Zähnen, wobei er so stark zubiss, dass seine Kiefermuskulatur unter seinem leichten Dreitagebart hervortrat. Er wollte diesen Typen nicht laufen lassen. Er wollte nicht abhauen. Er zögerte.
„Hören Sie mich? Verschwinden Sie, jetzt! Ich schicke Ihnen den Van rauf.“ Horatios Stimme klang eindringlich. Fast so, als ob er wusste, dass es gegen Konrads Wesen ging, sich jetzt zu verziehen und diesen Typen dadurch gewinnen zu lassen.
Der Ex-Polizist zielte noch weiter unverändert auf sein Gegenüber, als er Stimmen aus dem Gang wahrnahm. Auch der Hundeführer hörte sie, denn ein seichtes, kaum sichtbares Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen und für einen Augenblick schielte er zur Seite, in Richtung der Wohnungstüre. Diesen Moment nutzte Konrad, der ein paar schnelle Schritte nach hinten machte, sich in der Bewegung umdrehte und nach zwei vereinzelten Schüssen auf die ohnehin schon mitgenommene Scheibe des breiten Panoramafensters durch dieses sprang, dabei hinter sich noch vereinzelte Rufe aufgescheuchter Allianz-Agenten hören konnte, während er im freien Fall mit unzähligen Glassplittern jäh auf der Windschutzscheibe seines Vans landete. Der Aufschlag trieb ihm mit einem Ächzen die Luft aus den Lungen, doch er schaffte es gerade noch so, sich an einer Strebe auf dem Dach des Gefährts festzuhalten, über sein Omnitool die Seitentür zu öffnen und sich ins Innere des Wagens zu schwingen. Als er sich umdrehte, sah er den Hundeführer am Rand des Fenster stehen, die Pistole wieder im Holster verstauend und Konrad dabei hinterherblickend, während seine Verstärkung sich ebenfalls im Fensterrahmen tummelte und den gleichen Anblick erhaschen konnte: Konrad, der mit einem ernsten Gesichtsausdruck die Tür zuschob und in seinem schwarzen Van hinausflog in die Weiten der Citadel-Arme.
Na das hatte ja gut angefangen…

Rebekka v. Tannberg
12.11.2012, 15:42
--> Zivile Andockbuchten

Das Gebäude war unauffällig, reihte sich ein in die zahlreichen Anderen links und rechts. Es war ein Bau, an dem häufig wechselnder Verkehr nicht auffiel. Büros, kleine Läden. Hier kamen ständig Leute und gingen wieder. Manchmal schnell manchmal erst nach Stunden. Im oberen Teil war sogar eine Pension. Ein Albtraum für Überwachungen. Und noch schlimmer wenn man drauf kommen wollte.
Bekka schlug nicht den direkten Weg ein. Sie bedeutete Li-Ann dicht bei ihr zu bleiben und schlenderten über den Platz der gegenüber dem Gebäude lag – ging zu einem der kleinen Läden und blieb vor dem Schaufenster stehen. Sah sich die Auslage an und musterte gleichzeitig über die Reflektion ihre Umgebung. Betrachtete einzelne Leute und Gruppen. Analysierte Shuttle und Fahrzeuge die herum standen. Beobachtete die Fenster der umliegenden Gebäude und ging dann weiter. Kreuzte den Weg von zahlreichen anderen Passante. Ihre Bewegungen waren entspannt und gleichmäßig. Gelegentlich, schloss sie mit Li-Ann so dich zu einer Gruppe auf, das sie für Außenstehende dazu gehörten augenscheinlich.
Das war ihr Fachgebiet. Sie lächelte und führte ihre jüngere Begleiterin über lange und doch vollkommen normale Umwege zu einem anderen Eingang des Gebäudes und betrat diesen mit ihr.

Li-Ann Herlock
12.11.2012, 23:27
<-- Die Citadel: Zivile Andockbuchten

Es war ein Haus. Nicht groß, aber mit Landedeck auf dem Dach. Li-Ann setzte sanft auf. Die Tür öffnete sich und die beiden Frauen bewegten sich zielgerichtet auf den Aufzug zu. Ein paar Stockwerke ging es abwärts.
Zusammen schlenderten sie an den Geschäften vorbei. Sie schauten sich die Auslagen an und irgendwie fühlte Li-Ann ein Stückchen Normalität zurückkehren. Auch wenn Lilly panisch vor Angst war, gar einfach nur schreien wollte, ob der permanent penetranten Berührung seitens Bekka, so blieb sie dennoch äußerlich ruhiger. Man sah ihr ihr Unwohlsein zwar an, dennoch ließ nur wenig darauf schließen, dass sie sich aufgrund ihrer Begleitung ängstigte. Es war schizophren: Einerseits hasste sie die Berührung der blonden Frau neben ihr, andererseits hatte sie sie ja mehr oder weniger dazu aufgefordert und das war wohl die einzige Art, wie sie momentan auf die junge Pilotin aufpassen konnte, also versuchte Li-Ann krampfhaft nicht zu schreien. Den starken Schweißausbruch konnte sie aber nicht verhindern.
Bekka übernahm die Führung und öffnete per Codeeingabe eine Tür. Lautlos verschwand diese in der Wand. Sie betraten eine Wohnung. Sie war groß und geräumig. Ein Sofa vor einer riesigen Glotze. Ein kleiner, gläserner Tisch teilte sie von einander. Waffen lagen auf dem Tisch. Wo auch immer sie waren, sie waren am Ziel.

Arseni Vigo
14.11.2012, 23:50
Draußen wartend trottete Arseni herum, gluckste immer wieder als er die Neuankömmlinge auf dem Dach des Krankenhauses sah, die neuen Patienten, diejenigen, die sofort operiert werden mussten, sich gerade im Kampf um Leben und Tod befanden und rund um sie Sanitäter, die beruhigten oder brüllten, und Angehörige oder Fremde, die fassungslos schluchzten. Als schließlich das Shuttle sich wieder öffnete, begrüßte ihn Calix in Zivilkleidung, was ein etwas ungewohnter Anblick war. „Schick, schick“, meinte Arseni noch bevor er Calix Frage beantwortete und hockte sich auf einen Platz: „Wir können was essen gehen. Paar Sehenswürdigkeiten anschauen. Das Präsidium vielleicht, ist recht imposant, wenn man es das erste Mal sieht, glaube ich. Und in der Nähe hat auch mein Großvater noch eine leere Wohnung, in der er selten ist und die seit dem Citadel-Blitzkrieg sowieso nur still steht. Falls du ein bisschen schlafen oder duschen möchtest.“ Er schaute kurz auf seinen PDA um zu prüfen ob sich seine Kontakte endlich gemeldet hatten, vergeblich. „Das heißt, sofern sich nicht bald diese Lahmärsche bei mir melden.“

Da Calix als Tourist natürlich herrlich wenig Ahnung hatte, was denn überhaupt eine Sehenswürdigkeit auf der Citadel war und was nicht, kümmerte sich Arseni darum. Er musste allerdings zugeben, dass die Citadel, obwohl sie das gern geschimpfte politische Zentrum der hiesigen Galaxie war, so gab sie kulturell und vor allem historisch herrlich wenig her. Keine Ruinen auf Tuchanka, die mit Höhlenmalereien versiert waren, keine turianischen Kriegsdenkmäler oder salarianische Kongresse. Irgendwie alles bisschen Einheitskultur und was man hier an Künstlern, Denkern und Prominenten traf, bekam man zwei Tage später sowieso auf jedem anderen Planeten zu sehen. Eine richtige Identität ging der Citadel ab, sie war nun mal da – und jeder der hier einen Job hatte, lebte nun mal dort. Sie lenkte und kommandierte herum, aber außer diesen Pflichten und Privilegien bot sie, ehrlich gesagt, herzlich wenig. Es blieb doch nur das Präsidium übrig.

„Da gibt es ein paar hübsche Damen, einige Botschaften und der ganze Kram, ein paar Lokale und einen Teich, aber frag‘ lieber nicht ob es darin Fische gibt. Das ist so ziemlich das Einzige was manche Bewohner der Citadel beschäftigt“, erzählte Arseni als Ax sich schon auf dem Flug dorthin befand. „Gegen einen kleinen Spaziergang auf der Sonnenseite der Citadel hast du doch nichts? Würde deinem Körper gut tun, glaube ich.“ Und vielleicht auch seinem Geist, die Citadel als Kurort und Heilzentrum.

>>> Citadel: Präsidium

Rebekka v. Tannberg
15.11.2012, 07:37
Bekka sah sich in der Wohnung um, musterte die Wohnung. Sie kannte die Wohnung noch gut. Sie hatte sie mit Kathleen ausgesucht, sie eingerichtet und vorbereitet. Jetzt schien sie ihr unpassend und gefährdet. Mehr ihr Instinkt als denn tatsächliche Begebenheit. Unruhig kratzte sie sich am Kopf und sah Sol an. "Ich geh mal schnell ins Bad. Setzte dich ruhig." sagte sie leise und drehte sich herum und ging in den Raum hinein.
Vorbei an dem Esstisch, der gerade mehr nach einem übergroßen Schreibtisch aussah.
Akten und Datendisks lagen darauf, Notzien und es sah stark danach aus als hätte hier jemand gearbeitet. Die letzte Zeit. Und es sah angestrengt aus, als hätte jemand versucht einige Wissenslücken zu schließen. Benützte Kaffeetassen und volle Aschenbecher. Wenn Kathleen nicht so ein Ordnungsfanatiker gewesen wäre, in gewissem Sinne, dann hätte es genauso gut die Amerikanerin sein können die hie gewesen war.
Dann fiel Bekkas Blick auf den Hasen. Ein einzelner rosa Stoffhase, dessen Naht am Rücken geöffnet worden war und seine Füllung heraushing. Die deutsche Spionin starrte auf den Hasen und fühlte die Tränen in ihre Augen schießen. Sie schluckte schwer. Ihr Magen rebellierte. Sie schmeckte die Galle auf ihrer Zunge. Der Hase.
"Harvey." wimmerte sie leise und machte einen Schritt und packte den Hasen. Zog ihn an die Brust. Presste ihre Nase in das weiche Fell des Stofftieres und inhalierte den Geruch - der sogar nicht nach Zigarette schmeckte, obwohl sie es erwartet hatte. Er roch einfach nur nach einem sehr süßen Mädchen. Mit roten Haaren und unterschiedlichen Augenfarben. Die Deutsche schluchzte in den Hasen hinein und ließ sich auf den Stuhl fallen auf dem der Hase gerade noch gelegen hatte.
Sie fühlte sich jämmerlich und grausam. Trauer von Jahren kam wieder hoch, Bilder und Erinnerungen. Bekkas Magen krampfte. Misshandelt von fehlender Nahrung und übermäßigem Alkoholkonsum. Sie war ein schlechter Mensch.

Fast zusammen gerollte saß sie nun in einer Wohnung, die als Safehouse dienen sollte. Mit einer Fremden. Die Arme fest um einen kaputten Stoffhasen geschlungen, weinend. Das Gesicht im Fell des Kuscheltieres vergraben.

Li-Ann Herlock
15.11.2012, 12:44
Ein Mann älteren Jahrgangs schritt die Treppe herunter. Eine gezogene Waffe in der Hand. Seine Haltung deutete auf Jahrelange Erfahrung hin. Er zielte auf Lilly, die wie erstarrt vor dem Sofa stand und gebannt in den Lauf der Waffe blickte. Ihr Mund öffnete sich. Doch der Mann deutete ihr ruhig zu sein, indem er sich einen Finger auf die Lippen legte. Sie folgte der Instruktion widerwillig. Schließlich ging der Mann auf sie zu. Den Lauf der Waffe immer auf sie gerichtet. Li-Ann schluckte schwer. Tränen füllten ihre kobaltblauen Augen. Er schritt an ihr vorbei, überprüfte das Zimmer hinter ihr und schließlich positionierte er sich hinter der Pilotin. Gelähmt vor Schock fühlte sie wie kalter Stahl auf ihrem Hinterkopf gepresst wurde. Den Tode so nah spürte sie aber nichts. Nichts als pure Angst. Immer hieß es, dass man kurz vor seinem Tod nochmal sein Leben sah, es wie ein Film vor den eigenen Augen ablief. Doch da war einfach nichts. Li-Ann sah nur eine Wand, verschwommen ob der Tränen. Dann schloss sie die Augen und wartete auf den erlösenden Knall. Doch der blieb aus.

Rebekka v. Tannberg
15.11.2012, 15:00
Rebekka hatte die Schritte auf der Treppe gehört. Hatte anfänglich nicht reagiert, sondern weiterhin den Hasen wie ein Kind in ihren Armen gewogen und war mit ihrem Oberkörper weiterhin nach vorne und zurück gewippt, um sich selber zu beruhigen. Kathleen war nicht mehr. Henrietta.
Sie kämpfe ihre Tränen hinunter und sah hoch. Der Mann hatte bisher nur Li-Ann wohl wahrgenommen. Die Spionin sah ihre Chance gekommen. Noch war sie unentdeckt. Sie griff nach der Waffe, die unter dem Stuhl befestigt war, richtete sie auf den Mann der hinter der jungen Pilotin stand und schritt aus dem Raum heraus. Sie schniefte und straffte ihre Körperhaltung, wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen. Sie erkannte den Mann. Sie kannte die Gesichter und Namen, der ersten Linie an Leuten die für Nevermore arbeiteten. Nicht die Zweite - das wäre zu Riskant gewesen. Die kannte jemand anderes. Aber die erste Zelle war von Neska mit Bekka zusammen besetzt worden.
"Or if thou will not, be but sworne to my love, And Ile no longer be a Capulet." flüsterte sie erst und fand dann langsam wieder ihre Stimme. Sah den Manne lange an der blinzelte verblüfft und irritiert. Musterte Bekka lange und vor allem den Hasen auf ihrem Schoß. Dann zog er eine Schnute. "A mote it si to trouble the mind's eye."
Erwiderte er und ließ die Waffe sinken. Er schien mit viel gerechnet zu haben. Aber nicht damit.

"Sie sind Capulet." stellte er schließlich fest mit einer leeren Stimme. Bekka nickte und richtete sich auf. Legte den Hasen auf den Tisch auf die Akten. "Und Sie sind Horatio."
Er grinste schief. "Was Sie schon wussten als Sie mich gesehen haben."
Bekka lächelte und nickte. Wischte sich die letzte Träne aus den Augen. "Natürlich." Er wirkte beruhigt und etwas an seiner Haltung sagte ihr das er froh war das sie hier war. Horatio schien lange darauf gewartet zu haben. "Wir haben ein Problem bekommen." begann er leise. Bekka seufzte und schloss die Augen.

Sie hätte eine Dusche gebrauchen können. Und etwas zu Essen. Dringend.
"Montague hatte ein Problem bei der Anwerbung von Claptrap. Dort haben wohl Allianzleute auf ihn gewartet." setzte er sie ins Bild. "Wer ist Montague und wer ist Claptrap." fragte sie ruhig und hob eine Augenbraue. Keiner der Decknamen sagte ihr was. Montague klang nach Kathleen - vielleicht jemand den sie so angeworben hatte und von dem Bekka nichts gewusste hatte, der Sicherheitshalber. Aber Claptrap.
"Wo?"
"Eines der Safehouses des Geheimdienstes." war die Antwort und Bekka starrte den Mann lange an. Ihre Augen weitete sich erst einen Moment und verengte sich dann.
"Sie verarschen mich." Horatio schüttelte den Kopf und steckte die Waffe weg. Er verstand nicht.
Bekka schloss die Augen und dachte einen Moment nach. "Wir schließen den Laden hier. Nicht mehr sicher. Sammeln Sie alles zusammen. Sol wird Ihnen helfen." Bekka sah zu der jüngen Frau. "Bitte." ergänzte sie und lächelte die Andere aufmunternd an. "Ich muss mich umziehen." schloss sie und ging in das Schlafzimmer zu einem Kleiderschrank in der Sachen für sie bereit lagen.
"Und wo geht es dann hin."
"Das sehen Sie wenn wir dorten sind."

Li-Ann Herlock
15.11.2012, 21:13
Aus einer Tür, die augenscheinlich zum Bad gehörte, sah sie Rebekka hervortreten, ebenfalls eine Waffe auf Li-Ann gerichtet. Li-Ann wurde immer nervöser. Inständig wünschte sie sich wieder zurück in ihr Shuttle.
Li-Ann verstand nicht. Die beiden sprachen miteinander. Warum zielten sie noch auf sie? Was hatte sie getan?
Dann das erlösende Klicken der eingelegten Sicherung und der Nachlass des Druckes gegen ihren Hinterkopf. Sie atmete erleichtert aus. Fast hätte sie sich eingenässt. Fast. Viel hätte nicht mehr gefehlt. Sie zitterte am ganzen Körper. Die Erleichterung übermannte sie. Auf dem Tisch sah sie eine Schachtel Zigaretten. Unruhig fingerte sie eine heraus, griff nach dem Feuerzeug und versuchte es anzuzünden. Es klappte nicht. Dann fielen ihr ihre Streichhölzer ein. Sie öffnete die Jacke, griff in in eine der Innentaschen und förderte eine kleine plastikähnliche Verpackung hervor. Sie zerriss sie und entnahm das Streichholz. Es waren Überall-Zündhölzer. Darum die Einzelverpackung. Sie konnten sich gern mal ungewollt entzünden. Diese Art Streichhölzer gab es nur noch sehr selten in der Galaxie, aber sie hatten Stil. Li-Ann umklammerte das Holz, führte es hinab zu ihrem Schenkel und zog es kräftig über die raue Wildlederhose. Es entflammte sofort. Gebannt sah sie in die Flamme, sah das rote glühen des Holzes zwischen ihren Fingern und führte das Stäbchen zur papierummantelten Rolle zerkleinertem Tabak. Sie zog am Filter, inhalierte den Rauch und hustete. Zu hastig. Sie nahm sich etwas Zeit, zog kürzere Züge und gewöhnte sich schnell wieder an das Aroma. Die Flamme drohte ihre Finger zu versengen. Sie schüttelte die Hand, die Flamme erlosch. Sie warf den Klumpen Holzkohle in den Aschenbecher. Langsam beruhigte sie sich, kam wieder runter. Das war wieder eine Nahtoderfahrung, auf die sie getrost hätte verzichten können. Das Zittern ließ mit jedem Zug nach. Langsam begann das Nikotin zu wirken.
„Wir schließen den Laden hier. Nicht mehr sicher. Sammeln Sie alles zusammen. Sol wird Ihnen helfen.", sagte Bekka aufgeregt. Dann wand sie sich zu Li-Ann um und fügte ein aufmunterndes „Bitte“ an. Li-Ann nickte.
Der alte Mann griff nach einige Unterlagen und reichte sie weiter an die junge Pilotin, doch Li-Ann schaute nur in die Leere. Erst als der Mann ihre Hand ergriff und ihr einige Unterlagen in die Hand drücken wollte, rückte ihr Ich wieder ins Hier und Jetzt.
„Fass mich nicht an!“, fauchte sie den Mann an, der erschrocken zurück wich und die Hände beschwichtigend hob. Das Klappern der Datenpads auf den Boden tat sein restliches. Li-Ann bückte sich langsam und nahm sie auf. Horatio starrte sie einen kurzen Moment an. Er stellte keine Fragen oder versuchte sonst irgendwie mit ihr zu reden. Lediglich rudimentäre Kurzinformationen ließ er ihr zukommen. Scheinbar traute er ihr nicht. Er tat dies nur weil „Capulet“ es ihm auftrug.
Wieder zitternd schichtete sie die verschiedenen Datenträger auf dem Tisch aufeinander. Inständig hoffte sie, dass Bekka wusste, was sie tat. Schließlich begann Lilly zu schluchzen und ließ sich neben dem Sofa auf den Boden gleiten. Ihre Nerven machten schlapp. Wimmernd schlug sie Hände vors Gesicht. Sie fand sich in einem Alptraum wieder.

Konrad_Richter
18.11.2012, 21:41
Ein Unfall auf einer der Hauptverkehrsstraßen. Konrads Nerven wurden geraubt von diesem Idioten, der meinte, mit seinem Neunzigtonner noch die Gelbphase auf Biegen und Brechen nützen zu müssen. Frustriert legte der Ex-Polizist den Rückwärtsgang ein, während vor der Karosserie seines Vans die Ersthelfer ihre Arbeit verrichteten. Mit einigen geschickten Lenkbewegungen lenkte Konrad den Wagen aus dem entstehenden Stau heraus und nahm weiter Kurs auf den Unterschlupf, wo Horatio vermutlich schon auf glühenden Kohlen warten würde. Es war nicht mehr weit bis zum Courthouse, doch lang genug, um Konrad Zeit zu geben, über das Geschehene nachzudenken, während aus dem Radio leiser Country vom Mars gespielt wurde.
„Lemmy…“, flüsterte Konrad, verwarf den Namen jedoch schnell wieder. Vermutlich nur ein Codename, genauso wie Montague, Horatio oder Capulet.
„Montague, wo sind Sie?“, knackte es in Konrads Ohr über den Funk. Wenn man vom Teufel spricht…
„Ich bin auf dem Weg. Es hat einen Unfall gegeben, aber in fünf Minuten bin ich da.“
„Gut. Capulet ist nämlich gerade mit einer Zivilistin gekommen und wir brechen hier die Zelte ab.“
„Okay“, erwiderte der Ex-Polizist zögernd und mit in Falten gelegter Stirn, „sorgen Sie dafür, dass die Bibel und das ganze andere Aktengedöns separat verpackt wird.“
Er drückte das Gaspedal noch ein Stückchen mehr durch, was den Wagen um einiges nach vorne katapultierte und rechts an einer Familienkutsche vorbeijagte. Mit aller Liebe zur Straßenverkehrsordnung, aber im Moment hatte er es wirklich eilig. Erst verrecken ihm die Leute zwischen den Fingern weg und jetzt kommt auch noch diese Capulet und meint, ihn mit diesem Aufbruch noch weiter vor sich herpeitschen zu müssen. Konrad roch flüchtig an sich und rümpfte sich die Nase. Dabei hätte er sich so gerne noch geduscht… dieser Köter hatte es schließlich ganz schön in sich gehabt.

Mit sicheren Lenkbewegungen parkte Konrad den Wagen in einer Seitenstraße nicht unweit des Unterschlupfs und verschenkte nicht viel Zeit, die Ausrüstung wieder mitzunehmen und auf direktem Wege zurück zum Courthouse zu eilen. Wenn da oben gerade wirklich klar Schiff gemacht wurde, dann war jetzt für Sperenzchen wie noch weiter weg zu parken oder die Umgebung zu beobachten keine Zeit. Ungeduldig tippte der Ex-Polizist mit den Füßen auf den Boden, während der Aufzug ihn in die entsprechende Etage brachte. Noch während er auf die Tür der Wohnung zuschritt, zog er auch schon seine Kampfweste und den Rucksack aus.
„Ganz ruhig, ich bins“, raunte er prophylaktisch, auch wenn keine einzige Waffe auf ihn gerichtet worden war. Mit einer lässigen Bewegung ließ er seine Ausrüstung über den Glastisch segeln, versenkte sie mit einer Punktlandung natürlich eine gute Handbreit neben dem Sessel, auf dem er sie eigentlich landen lassen wollte (was von Konrad mit einer mürrischen Grimasse quittiert wurde) und verschwand schließlich ohne zu zögern in der Küche. Für Horatio und die junge Dame, die beide gerade am Wohnzimmertisch saßen und alles einzupacken schienen, musste dieser Auftritt nicht mehr als ein zweisekündiges Hereinplatzen gewesen sein, doch um Höflichkeitsfloskeln scherte sich Konrad gerade herzlich wenig. Er öffnete den Kühlschrank und holte eine Flasche Eistee, sowie ein paar verschweißte Sandwiches, wie man sie auch an Raststätten und Tankstellen kaufen konnte, hervor. Mit den Zähnen riss er die Packung auf und begann noch im Gehen das erste zu verdrücken. Es war Truthahn mit Ei. Na klasse…
„Also, Capulet“, begrüßte Konrad nichtsdestotrotz mit vollem Mund die junge Frau, die nicht mehr zustande brachte, als ihn etwas verstört anzublicken, „herzlich Willkommen in der warmen Stube. Ich bin Montague.“
Er streckte ihr die Hand ihn, welche von Capulet auch nicht mehr Aufmerksamkeit erfuhr, als kurz und vielleicht sogar etwas angewidert angeglotzt zu werden, ehe sie ihm wieder ins Gesicht sah und dabei wohl sämtliche Konturen und Eigenartigkeiten aufzusaugen schien. Er merkte, wie ihr Blick kurz an der Narbe an seinem Hals hängen blieb, während ihm selbst einfiel, dass sie genau dort saß, wo er sich noch vor nicht einmal einer Stunde im Adamskostüm niedergelassen hatte.
„Alles klar, keine Handschläge“, stellte Konrad nach einem kurzen Moment der Stille trocken fest, ließ die Frau jedoch gar nicht erst zu Wort kommen, sondern sprach direkt weiter, während er die Eisteeflasche öffnete, „ich gehe davon aus, Sie haben einen Plan, wohin wir wollen und vor allem, was wir dort machen wollen. Ich hoffe zudem, Nevermore hat ein paar Unterschlüpfe in Petto, von denen wirklich kein Schwein dieser Schlapphüte weiß, denn andernfalls haben wir ein echtes Problem.“
Konrad ging ins Bad im Erdgeschoss, löste dabei die Hosenträger von seinen Schultern, sodass sie neben seiner Hose baumelten und nahm schließlich noch einen tiefen Schluck Eistee. Pfirsich – seine Laune hob sich etwas.
„Horatio wird Ihnen sicher von dem Date erzählt haben, das ich gerade hinter mir habe“, rief er aus dem Bad zu seinem Gast, der noch immer kein Wort gesagt hatte, wobei er sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzte und die Schürfer, die ihm der Hund zugefügt hatte, etwas genauer begutachtete. Dieser Köter hatte ihm ganz schön zugesetzt. Das war wirklich knapp gewesen. Konrad merkte, wie wieder eine Duftwolke aus seinen Achseln nach oben stieg und der Ex-Polizist verzog das Gesicht zu einer grinsenden Grimasse. Männlich.
Mit der Hand spritzte er sich etwas Wasser in die Achselhöhlen, nachdem er das Shirt ausgezogen hatte, wischte noch mit einem angefeuchteten Waschlappen darüber, um schließlich die ganze Geschichte abzutrocknen und Deo aufzutragen. Dass Capulet dabei freien Blick auf seinen nackten Oberkörper hatte, juckte den Ex-Polizisten nicht im Geringsten.
„Das sah schwer nach Spezialisten aus“, fuhr er während seiner Katzenwäsche fort, „niemand aus der grauen Masse.“
Das Funktionsshirt warf er achtlos in die Ecke, um aus dem Kleiderschrank des Bades gleich ein neues zu holen. Es war ein weißes Shirt, ebenfalls Funktionsunterwäsche, mit allianzblauen Nähten und einem Allianzlogo im gleichen Farbton auf der linken Brustseite. Es war fast an derselben Stelle wie Konrads Tattoo und nachdenklich strich der Ex-Polizist darüber. Home Sweet Home… was Dad wohl sagen würde?
Er schüttelte den Kopf und wandte sich von dem Spiegel ab, in dem er sich für ein paar Momente betrachtet hatte. Er streifte sich die Hosenträger wieder über, wobei einer der schwarzen Riemen eine Hälfte des Logos verdeckte – die gute oder die böse Seite der Allianz? Wer war überhaupt noch auf welcher Seite? Pseudo-Philosophische Fragen, die hier im Courthouse nichts zu suchen hatten.
„Aber genug von mir“, fuhr Konrad schließlich fort und kam wieder ins Wohnzimmer, „man sagte mir, Sie haben wichtige Informationen gewinnen können. Ist das richtig?“
Konrad sah die junge Frau eindringlich, aber professionell an. Sie sah geschunden aus, wie er jetzt erst bemerkte und irgendwie wirkte sie… labil. Was zum Teufel hatte dieses Mädchen die letzten Tage getrieben? Horatio unterbrach ihn mit einem Räuspern.
„Capulet ist oben. Das hier ist Sol, die Zivilistin; ein Asset ihrer letzten Mission.“
Konrad sah von Horatio wieder hinab auf die Frau, die noch immer unverändert dasaß und ihn weiter anstarrte. Der Ex-Polizist zog eine Augenbraue weit nach oben und musterte die Frau jetzt etwas gründlicher. Auf den ersten Blick machte sie einen unscheinbaren Eindruck. Sportlicher Körperbau, kaum vorhandenes Make-up, süßes Gesicht. Dann fielen ihm jedoch die Narben an ihren Handgelenken und die Hämatome auf, soweit diese unter der Kleidung hervortraten. Ein Schnalzen mit der Zunge war das einzige, was der Ex-Polizist dafür übrig hatte. Er hatte schon oft gesehen, wie Opfer häuslicher Gewalt bei ihnen auf der Wache saßen, sich für ihren Anblick schämten, weil sie meinten, ihren Peiniger beschützen zu müssen und mit ihren Blicken gleichzeitig um Hilfe winselten, dann jedoch wieder von ihrem Schänder abgeholt und ins „sichere Heim“ gebracht wurden, während Konrad mit seinen Kollegen nur tatenlos zusehen konnte. Diese Frau musste einen besonders rabiaten Typen abbekommen haben. Andererseits fragte sich Konrad, wie Capulet dann zu ihr gekommen war. Hatte sie die Cerberus-Informationen in einem Frauenhaus gesucht?
„Na gut“, seufzte der Ex-Polizist schließlich und schob Sol, wie Horatio sie genannt hatte, das zweite Sandwich hin, „greifen Sie zu. Schmeckt mir eh nicht, dieses Eier-Zeug.“
Mit dem restlichen, angebissenen Sandwich in der Hand ging Konrad schließlich die Treppe nach oben, um sich der anderen Nevermore-Agentin vorzustellen. Eigentlich schade. Er dachte, das Arsenal oben mit dem ganzen Spielzeug für sich alleine zu haben…

Rebekka v. Tannberg
18.11.2012, 21:51
Rebekka schloss die Türe des kleinen Schlafzimmers an dem das Bad angeschlossen war hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Die Last der Aufgabe und des Erbes das sie nun antrat lag schwer auf ihren Schultern. Schwerer als der Durst nach Blut und Rache. Ihr Zorn. Ihr Hass. Alles war ruhig. Sie hatte nur zwei Dinge im Kopf. Den Erfolg von Nevermore und Gladio und natürlich Henrietta. Sie musste das Mädchen als erstes sehen sobald sie einen sicheren Ort hatten.
Ihr Vertrauen in Horatio war gerade nicht gewachsen. Sie kannte Montague nicht, aber sie wollte kein Urteil über ihn abgeben, aber das man gleich in eine gefährliche Situation rannte, sprach nicht für den Mann, als Geheimdienstler. Und sowie sie es einschätzte war er auch das genau nicht.

Sie seufzte und stieß sich von der Türe ab, packte den Reisverschluss des Suite und zerrte ihn bis zum ihrem Schritt auf. Rollte sich den Stoff von den Schultern, und ließ ihn nach unten fallen, bis er um ihre Hüfte baumelte. Ihre Haut fühlte sich verschwitzt und dreckig an. Zumindest für sie. Sie mochte so hautenge Kleidung gar nicht. Noch nie gemocht. Es gab bessere Möglichkeiten um ihre weiblichen Vorzüge zur Geltung zu bringen.

Mit einem gekonnten Griff warf sie den Suite zu Boden, nachdem sie ein Bein, nach dem anderen Heraus geschält hatte, indem sie den Stoff wie einen halterlosen Strumpf von ihren langen Beinen gerollt hatte. "Scheißteil." knurrte sie. "Vermutlich alles nur wegen dem perversen Alten." Unachtsam trat sie darüber und ging zu dem Kleiderschrank. Öffnete ihn und griff sich ein Set ihrer Kleidung. Ihres Stils. Und atmete erkleichter auf.
Ihre Finger glitten dankbar über den glatten, weißen Stoff des BHs, der ihre Brüste nur einen letzten Tick anheben würde um absolut Perfekt zu sein.
Sie nahm den Rock, die weiße Bluse und das Jackett aus dem Schrank und ebenfalls die kleine Tasche mit Hygieneartikeln, aber nicht ihre, sondern die von Kathleen. In ihrer wäre kaum die notwendigen Artikel die sie gerade brauchte. Parfüm benützte sie nicht und das Deo von Neska würde es locker tun. Aber Neska hatte noch etwas das Rebekka seit langer Zeit nicht mehr eingepackt hatte. Etwas um ihre Regel in den Griff zu bekommen.

Erst spät realisierte sie das sie grinste. Sie kam sich wie ein Teenager vor, der das zweite Mal seine Blutung bekam. Das erste mal war ein Schock und noch so neu das man sich kaum darüber freute. Das zweite Mal hingegen - es war für Bekka damals ein Zeichen gewesen. Ein Ich-bin-erwachsen-Zeichen. Und genau dieses Gefühl durchlief sie gerade.
Mit langen Schritten trat sie in das kleine Bad und trat vor den Spiegel musterte sich. Das erste mal in dem Wissen das Jemand an ihr eine gewaltige Veränderung vorgenommen hatte. Und obwohl sie exakt gleich aussah. Sogar bis auf die Narbe, die man nicht entfernt hatte - warum, war ihr ein Rätsel. Hatte sie das Gefühl das es wohl besser war eine Freundin zu besuchen die bei Gladio arbeitete. Eine Ärztin, die ihr mehr sagen konnte was man noch alles an ihr gemacht hatte. Oder an ihrem Körper.

Sie knurrte und sah die Toilette an. Warf die Kleidung auf den Waschbeckenrand und klappte die Brille runter. Männer. Ihr nächster, langer Blick inspizierte die Brille und die Toilette. Zumindest zielen konnte Montague - und Horatio wohl auch. Wenigstens etwas. Bekka setzte sich und öffnete die kleine Tasche aus Leder in der Neska ihre Hygieneartikel aufbewahrt hatte für den Notfall.
Ein Deo, eine neue Zahnbürste, Zahnpasta, etwas Make Up, allerdings von der Sorte die man benutzte um anders auszusehen, Zahnseide, Parfüm, Streichhölzer, ein Flachmann.

Bekka lachte und nahm den schmalen Alukörper in ihre Hände, drehte ihn und betrachtete die Flakon. Grinste und drehte ihn auf. Single Malt. "Ach Neska." gurrte sie und nahm einen Schluck. Dann noch einen und leerte schließlich den Flachmann mit einem dritten Schluck. Etwas wenig, aber es reichte um ihre Nerven zu beruhigen. Dann fand sie was sie suchte. Nahm den kleinen watteartigen Torpedo - warum musste sie immer an Torpedos denken, wenn sie ein Tampo in den Fingern hatte? Möglicherweise weil ihre Mutter Zäpfchen immer Arschbomben genannt hatte? Es war ihr schleierhaft.
Sie packte das Ding aus und betrachtete es lange, als wäre es ein alter Freund, den sie seit sehr sehr langer Zeit nicht mehr gesehen hatte und nicht so recht wusste worüber jetzt zu reden war. "Tja." Bekka zuckte mit den Schultern und seufzte. Senkte ihre Hand dann zwischen ihre Schenkel und hielt einen letzten Moment inne. "Oh mann...." sie kam sich wirklich wie ein unerfahrener Teenager vor.

Schließlich stand sie auf und drückte die Spülung der Toilette, nur um sich schnell die Hände zu waschen. "Wuuuuah." grunzte sie und atmete tief durch. Machte ein paar Schritte im Bad auf und ab. Versuchte herauszufinden ob der Tampon richtig saß, oder ob er ihr weh tat. Letzteres war nicht der Fall. Würde wohl so passen. "Übung und so halt..." kaum hatte sie es ausgesprochen, realisierte sie, das es höchst merkwürdig war mit sich selber zu sprechen, oder dem Spiegel. Oder gar mit einem Tampon. Sie schüttelte sich und griff sich den weißen Tanga, der zu dem BH passte und aus glattem Stoff war. Schlüpfte hinein und zupfte ihn zu recht. Für einen Moment hielt sie inne und strich sich die Haare hinter die Ohren.
Sie hatte Augenringe - oder was sie zumindest für welche hielt. Am Ende waren es keine, aber Bekka empfand das sie sehr müde aussah.

Entspannter als gedacht zog sie sich die Träger des BHs über die Arme und schließlich auf die Schultern. Schloss den breiten Verschluss an ihrem Rücken, auch dort und beugte sich dabei leicht vor, damit ihre Hände besser ran kamen, während sie die Arme auf den Rücken drehte.
Schlussendlich, korrigierte sie den Sitz der Körbchen und betrachtete sich lange im Spiegel. Blond stand ihr. Irgendwie. Aber das war kaum sie.
Entfernt hatte sie zwischendrin wahrgenommen das jemand die Wohnung betreten hatte. Montague, oder so jemand der zu Nevermore gehörte. Denn es gab keine Schüsse. Also nutzte Bekka den Moment und beugte sich über das Waschbecken. Warf sich mit den Händen, die sie zu einer kleinen Mulde gewölbt hatte, Wasser ins Gesicht um sich etwas zu waschen. Und just in diesem Moment ging die Türe des Schlafzimmers auf.

Konrad_Richter
18.11.2012, 21:54
„Falls Sie es noch nicht gehört haben…“, rief er etwas lauter, biss in sein Sandwich und öffnete dabei die Tür zum oberen Schlafzimmer. Der Anblick verschlug ihm jedoch sämtlichen Atem, als er eine Blondine in weißer Unterwäsche vornübergebeugt stehen sah.
„…ich bin Montague“, vervollständigte er murmelnd und mit vollem Mund seinen Satz, während er dabei den Kopf schief legte. Nice.
Sie war recht groß für eine Frau, hatte einen sehr athletischen Körper – wie wohl auch zu vermuten bei einem solchen Job – und behielt dabei jedoch gleichzeitig ihre Weiblichkeit. Wie auch immer sie das gemacht hatte. Das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen, Horatio, dachte der Polizist bei sich, fand dann jedoch schnell seine Professionalität wieder. So halbwegs zumindest.
Die Blondine richtete sich wieder auf, war dabei überhaupt nicht peinlich berührt, dass Konrad sie so sah (oder verstand es nur, dies äußerst elegant zu verbergen) und drehte sich elegant auf dem Fußballen um. Die Stimme, mit der sie ihn begrüßte, kam ihm seltsam bekannt vor, doch der Polizist wusste nicht so recht, woher.
„Hallo… Konrad.“

Rebekka v. Tannberg
18.11.2012, 21:56
Bekka hielt inne und blieb vorne übergebeugt und starrte in das Waschbecken und in ihre beiden Handflächen die zu einer Mulde geformt das klare Wasser, das sie sich gerade in das Gesicht hatte spritzen wollen, bargen. Sie war wie fest gefroren. Schluckte schwer und merkte wie ihr Tränen in die Augen schossen.
Sie erkannte die Stimme sofort.
Es wirkte wie makabere Ironie, wie Post-Ironie das es erneut Konrad war der hinter ihr einen Raum betrat und sie ansprach ohne sie zu erkennen. Das Leben schreibt die besten Geschichten. Und die grausamsten schoss es ihr durch die Kopf, während ihr Herz einen Schlag aussetzte. Warum ausgerechnet Konrad.

Warum aus gerechnet der Polizist der sie erschossen hatte. Warum. Oh Neska - was hatte sie sich nur dabei gedacht. Bekka fühlte wie ihr die Tränen erneut in die Augen schossen und schaffte es mit Mühe sie zu kontrollieren. Schlug sich das Wasser ins Gesicht. Atmete tief durch und realisierte erst jetzt das er einen erstklassigen Blick auf ihren Hintern hatte, und auf ihre intimste Stelle die gerade mal durch sein schmales und dünnest Stückchen weißen Stoff verdeckt war.
Himmel. Hoffentlich hing der blöde blaue Faden nicht heraus.

Ihr Hirn setzte aus und blickte sich praktisch selbst im Spiegel der Selbstreflexion an. Wieso ist dir das so wichtig? Fragte es sich und die Antwort traf Bekka hart. Sie mochte den Mann. Sie hatte ihn von Anfang an gemocht - und genau deswegen hatte sie so sehr gelitten, als ausgerechnet er sie für ihre Tarnung 'erschossen' hatte. Es zerdrückte ihr fast das Herz in ihrer Brust. Hatte er sich um Henrietta die letzten Tage gekümmert. War er da gewesen, seit wann hatte er für Kathleen gearbeitet.
War ihr Treffen in dem Dinner gar kein Zufall gewesen? Dutzende von Fragen schossen Bekka in ihren Kopf und wurden sofort wieder verdrängt. In ihrer Brust schwollen zwei Gefühle, brutale Traurigkeit und geballter Zorn. Er war hier gewesen. Er hätte es verhindern können, verhindern müssen! Und wo war Henrietta. Warum ausgerechnet er. Hatte Kathleen ihn auch so auflaufen lassen - vielleicht hatte sogar Henrietta ihn auflaufen lassen. Der arme Kerl hatte in den letzten Tagen sicher viel einstecken müssen in jeder Hinsicht.

Sie legte ihre Hände auf den Rand des Waschbeckens und kniff die Augen zusammen. Ihr Atem ging stoßweise und unstet. Unruhig und fast debil leckte sie sich über die Lippen und zog die Unterlippe kurz in den Mund, biss darauf um sich durch den Schmerz zur Räson zu bringen. Dann straffte sie sich und richtete sich auf. Setzte ihren rechten Fuß auf die Ferste und drehte sich auf dieser mit einem Ruck herum. Den Kopf gesenkt.

„Hallo… Konrad.“ sagte sie leise. Und hob den Blick nur soweit, das sie unter ihren blonden Haaren die nass in ihrem Gesicht klebte den Polizisten mustern konnte. Sie suchte seinen Blick und hielt die Hände auf dem Rand des Beckens. Jetzt in ihrem Rücken, auf Höhe ihrer Hüfte. Bekka grunzte und zog eine Grimasse die von Bitterkeit und grausamer Erkenntnis sprach. Sie machte einen Schritt auf Konrad zu und blieb vor ihm stehen. Verkürzte den Abstand und starrte ihm von unten in die Augen. Er konnte sicherlich sehen wie ihr Kehlkopf hüpfte als sie schwer schluckte. Sie musterte seine Augen und spürte wie ihr die Tränen erneut in die Augen schossen.
Dann schlug sie zu. Ihre Faust traf mit der Unterseite und den Anfängen ihres Unterarms seine Brust. Es war ein kraftloser und harmloser Schlag. Selbst wenn sie gewollt hätte, sie hatte keine Kraft um ihm wirklich eine zu verpassen. Es war wie in einem dieser hirnlosen Filme, wenn die Frau verzweifelt auf die Brust des Mannes einschlug, aber genau das tat Bekka. Drei, vier weitere male und dann sackte sie gegen seine Brust. Vergrub ihr Gesicht an seinem Hals und ließ sich gegen ihn sinken und keuchte.

"Warum du..." schniefte sie. "Warum? Ich wollte nicht das du das tust..!" wimmerte sie und fühlte wie ihre Knie begannen nach zu geben. "Und warum hat Neska..." dann versagte ihre Stimme und sie schlug ein letztes mal mit der Faust nach Konrad. Aber stattdessen griff sie sein Shirt und zog sich wieder hoch. Setzte einen Fuß auf den Boden und straffte sich. Ihr Körper fand die Energie und die Kraft wieder.
Ihr Blick suchte seinen.

Konrad_Richter
18.11.2012, 21:58
Ihr hohles Grinsen brachte den Ex-Polizisten etwas aus dem Konzept und er runzelte verwundert die Stirn. Woher kannte sie seinen Klarnamen? Hatte er die Frau schon einmal gesehen? Eine deutliche Narbe verlief quer über ihren Bauch, so schmerzhaft dem Aussehen nach, dass Konrads Augenwinkel zuckten, doch wollte der Ex-Polizist nicht glotzen und zwang sich zu Augenkontakt. Ihre Augen durchdrangen ihn mit einer Schärfe, die er sonst noch nie gesehen hatte – nicht einmal bei Neska – und ihre zwei verschiedenfarbigen Iriden zogen ihn sofort in den Bann. Moment… Heterochromie?
Konrads Gesichtszüge mussten die Erkenntnis, die ihm wie Schuppen von den Augen fiel, zu einhundert Prozent widerspiegeln, dem Blick seines Gegenübers gegenüber nach zu urteilen. Er war absolut fassungslos und so dauerte es einige Momente, ehe er nicht die passenden, aber überhaupt Worte fand.
„Rebekka“, keuchte er und machte einen Schritt auf sie zu, „du lebst!“
Sie schluckte und machte ebenfalls einen zögerlichen Schritt auf ihn zu. Die beiden Erwachsenen näherten sich einander vorsichtig und unsicher; unentschlossen, ob ihr Wiedersehen etwas Gutes oder Schlechtes war. Ihr Gesicht war gezeichnet von Trauer, Bitterkeit und Zorn, was den Ex-Polizisten weiter verunsicherte. Sie näherte sich ihm weiter, musterte ihn dabei mit ihren verschiedenfarbigen Augen bis sie bis auf weniger als eine Armlänge an ihn herangetreten war. Konrad war etwas überfordert, hatte ehrlich gesagt gar keine Ahnung, wie er sie überhaupt begrüßen sollte, so stark lag ihm noch der Schock in den Knochen, die totgeglaubte Agentin in Fleisch und Blut vor sich zu sehen, wenn sie auch mit blonden Haaren schwerer zu erkennen war. Mit dem, was in den nächsten Sekunden dann jedoch passierte, hatte er nicht gerechnet: sie schlug ihn. Nicht hart und gewiss nicht mit der Absicht, ihn wirklich zu verletzen. Ihre zarte, zur Faust geballte Hand, die trotz des ganzen Blutes, das sicherlich an ihr klebte, eine erstaunliche Weiblichkeit besaß, traf ihn auf der Brust und ein kaum wahrnehmbares Zucken durchfuhr Konrads Körper. Ein leises, einsames Schluchzen entfuhr ihr, ehe sie noch einmal zuschlug. Und noch einmal. Und noch einmal. Er ließ es geschehen und hätte sowieso keine Ahnung gehabt, was er machen sollte. Verwirrt blickte er auf ihren Kopf hinab, den sie gesenkt hatte und ihm so den Blick freigab auf ihren Haaransatz – ein einziger, aber sehr markanter Wirbel fiel dabei dem Ex-Polizisten auf, der noch einen weiteren Schlag auf die Brust abbekommen sollte, jedoch nur filigrane Finger spürte, die sich in seinem Shirt festkrallten. Erst jetzt schaffte er es zu reagieren.
„Hey“, war dabei das einzige (hochintelligente) was er ihr tröstend ins Ohr murmelte, dabei seine Arme zögerlich um sie schlang und sie schließlich sanft an sich drückte. Sie folgte seiner Bewegung und vergrub ihr Gesicht in seinem Hals, Wortfetzen schniefend und einzelne Tränen in sein Shirt vergießend, während er nur ein simples „Shh“ in diesen einen, faszinierenden Haarwirbel brummte. Erst jetzt, wo sie ohne Maske vor ihm stand, wurde ihm klar, was er für diese Frau empfand und wie wichtig sie für ihn war. Ihm war fast so, als ob sie sich schon ewig kennen würden und nicht nur einen simplen Pancake im Diner XY zusammen gegessen hatten. Es waren Eindrücke einer anderen Welt, die er spürte; einer Welt, in der Zeit eine andere Bedeutung zugemessen wurde und in der sich in der Zwischenzeit so viel mehr ereignet hatte, doch das zählte im Moment nicht. Wichtig war, dass Rebekka hier war, dass sie lebte und Konrad so das Gefühl gab, diesen Kampf nicht alleine durchstehen zu müssen.
Die Agentin schien sich wieder zu fangen und blickte auf, suchte dabei seinen Blick mit ihren exotischen Pupillen, die ihn jedes Mal aufs Neue in den Bann zogen, und der Ex-Polizist erwiderte ihn mit so viel Natürlichkeit, wie er in dieser Situation aufbringen konnte. Er selbst war noch genauso durch den Wind, wie es Rebekka augenscheinlich war.
„Du hast nicht den Hauch einer Ahnung, wie erleichtert ich bin, dich zu sehen, Bekka“, flüsterte er und ignorierte dabei völlig, was sie unter Schluchzern und Schniefen gerade eben noch in Form von Wort- und Satzfetzen fragen wollte.
„Eine echte Verbündete zu haben, das brauche ich jetzt, weißt du. Es war recht viel, die letzte Zeit und ohne Neska…“, die Fassade seines Lächelns, das für die Agentin wohl auch so schon so durchschaubar wie ein Einkaufsfenster gewesen sein musste, brach endgültig, als er den Namen des Geheimdienst-Captains erwähnte und der Ex-Polizist senkte beinahe etwas beschämt den Kopf, „tut mir Leid.“
Erst jetzt hatte er bemerkt, dass sie sich zwar aus der Umarmung gelöst hatten, jedoch noch immer ihre Hände gehalten hatten. Er ließ ihre stumm los und fuhr sich durch das Gesicht, ohne dabei ihren Blick zu erwidern. Ihm war anhand ihrer Reaktion, vor allem anhand ihres emotionalen Zustandes, klar, dass Rebekka bereits von Neskas Tod wusste, aber dennoch – oder deswegen – wagte er es diesmal nicht, ihr in die Augen zu sehen, sondern eine Fliese neben der Dusche zu fixieren.

Rebekka v. Tannberg
23.11.2012, 18:05
Rebekka kniff die Augen zusammen. Drückte ihre Stirn gegen die Brustmuskulatur von Konrad und fühlte ihren Atem vibrieren, als sie versuchte sich zu beruhigen. Sie hörte das er etwas sagte, aber was, das konnte sie nicht verstehen. In ihren Ohren rauschte das Blut.
Warum Konrad. Hatte er schon damals für Kathleen gearbeitet? Die Deutsche schniefte und inhalierte seinen Geruch. Ihre Stirn runzelte sich und sie atmete bewusster seinen Duft ein. Männlich, Moschus, Holz und Kupfer. Das gefiel ihr. Aber es sagte ihr noch was anderes. Gerade der Kupfergeruch sagte ihr mehr als er wohl zu wissen vermochte. Ruhig schob sie sich mit den Händen von Konrads Brust, suchte seinen Blick erneut und merkte wie er ihr auswich.

Mit zitternder Hand, griff sie nach seinem Kinn, zog seinen Kopf herum und zwang ihn dann nach oben, bis das Licht sein Gesicht ausleuchtete. "Du hast dich geschlagen." sagte sie ruhig und langte hinter sich. Bekam ein Handtuch zu fassen und tunkte es in das Waschbecken das mit kaltem Wasser gefüllt war. Ihre linke Hand hielt sein Kinn dabei fest im Griff - erstaunlich fest für eine so zarte Frauenhand. Sogar Bekka war davon überrascht, beachtete es aber nicht weiter, sondern begann mit ihrer rechten und dem Handtuch darin, das Gesicht von Konrad abzutupfen. Das hingegen tat sie mit einer bemerkenswerten Behutsamkeit und mit viel Gefühl. Betrachtete seine Haut und lächelte.
"Was ist da schief gelaufen?" fragte sie leise und reichte ihm dann das Handtuch um sich selber das Gesicht weiter zu waschen. Trat dann einen Schritt zur Seite und merkte wie seine Augen von ihrem Gesicht und ihrer Bewegung, auf ihre Brüste rutschte. Sie bemerkte auch wie ihm das sofort klar wurde und seine Wangen sich einen Tick röter färbten und er sofort wegsah.

Bekka grinste leicht und legte den Kopf schief. Nahm die Bluse und schlüpfte geübt hinein. Schloss die Knöpfe an der Vorderseite und begann dabei mit den unteren. Ließ Konrad dabei aber nicht aus den Augen. Erst als sie in der Mitte ankam wurde ihr klar, dass das schon sehr provokant und eigentlich unprofessionell war.
Sie lachte leise und schüttelte den Kopf über sich selber. Nahm die Hose und schlüpfte mit einem Bein hinein, balancierte dabei geschickt ihre Gewicht aus und wankte nicht mal.
"Also." begann sie schließlich und nickte einmal. "Wir verschwinden von hier. Zu unsicher, wenn schon einer aus der Liste entdeckt wurde. Kein Kontakt mehr zu Geheimdienstquellen und Material. Wir verlassen uns auf das was wir haben." sagte sie leise und schlüpfte ins zweite Hosenbein. "Uns steht alles was Gladio hat zur Verfügung. Und das müsste reichlich sein."

Als sie endlich fertig war stopfte sie die Bluse in den Hosenbund und schloss den Gürtel. "Wir brauchen eine gefälschte Identität für dich. Und wir brauchen Waffen." sagte sie etwas leiser. "Und dann will ich wissen wer dabei war, als Kathleen erschossen wurde." sie sah Konrad an. Ihr Grinsen wölfisch und fast nekrophil, ihre Augen kalt und hart. "Ich will jemanden umbringen, dafür."

Li-Ann Herlock
23.11.2012, 22:33
Es war Weißbrot, ungetoastet. Das saftige Grün des Salates stach hervor und konkurrierte mit faden Blassrosa des Truthahns um die Vorherrschaft. Das Ei lag irgendwo dazwischen. Mayonnaise quoll zwischen den beiden Brotscheiben hervor. Die Folie umschloss das Kunstwerk.
Sie starrte es an. Lange. Innerlich fragte sie sich, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte. Die Frage nagte an ihr. Sie fasste sich langsam an ihren Bauch. Nichts. Kein Grummeln und schon gar kein Hungergefühl. Brauchte sie überhaupt etwas zu essen? Sie war sich unschlüssig. Langsam lehnte sie sich zurück, nur um im nächsten Moment wie von der Tarantel gestochen wieder nach vorn zu schießen. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Das Sandwich lag noch immer auf dem Tisch. Sie betrachtete es weiter.
Die Form faszinierte sie. Dreieckig in perfekter Proportion. Ein rechtwinkliges Dreieck. Zwei fünfundvierzig Grad Winkel und ein neunzig Grad Winkel. Nichts schien hierbei dem Zufall überlassen zu sein. Die Kruste war entfernt worden. Ein Sandwich, dass keine Wünsche offen ließ.
Dann fielen ihr die vielen Makel auf. Teilweise wies der Salat angelaufene Stellen auf. Das Brot schien trotz der der unendlich vielen Mayo trocken, genau wie das Fleisch. Die Verpackung warf Blasen und war an einer Stelle schon eingerissen. Das Mindesthaltbarkeitsdatum war um mindestens eine Woche überschritten und das Ei hatte bestimmt auch mal bessere Zeiten erlebt.
Das Dreieck war überseht von Rundungen und Wölbungen und die Winkel stimmten bei näherem Hinsehen auch nicht.
Langsam öffnete sie den Mund, nur um ihn im Anschluss sofort wieder zu schließen und die Lippen fest aufeinander zu pressen. Sie spürte den Schmerz, den sie sich selbst bereitete. Ihre Lippen waren rau, blass und an vielen Stellen aufgeplatzt. Dennoch überkam keine Äußerung von Schmerz ihre äußeren Grenzen.
Horatio blickte sie irritiert an. Dann bemächtigte sie sich des Sandwiches und wog es in der Hand. Li-Ann wippte es einige Male auf und ab. Es hatte für die geringe Größe ein außerordentliches Gewicht.
„NEIN!“, brüllte sie entsetzt. Dann überprüfte sie das Sandwich auf seine Flugeigenschaften.
Die allerdings gefielen ihr. Das Sandwich hielt gut durch. Durchschnitt die Luft wie Butter, schaffte es aber nicht genügend kinetische Energie aufzubringen, um acht Zentimeter dickes Sicherheitspanzerglas zu durchdringen. Es war somit überhaupt nicht Kampftauglich. Gedanklich notierte Li-Ann diesen Fakt, fügte aber noch hinzu, dass sich der Belag gut dafür eignen würde, um potentielle Verfolger zumindest für einige Sekunden zu blenden.
Horatio sprang auf, schritt um den Tisch zog die Pilotin an sich heran. Sofort fing er sich heftige Kratzer im Gesicht. Das Mädchen hatte Krallen und sie machte ohne Unterlass Gebrauch davon.
„Lass mich los! Fass mich nicht an!“, flehte sie aufgelöst, ehe der alte Mann nachließ und Li-Ann wieder auf den Boden sank.

Konrad_Richter
23.11.2012, 23:43
„Mhm!“, brummte Konrad etwas protestierend, als Rebekka ihn am Kinn packte und sein Gesicht zu ihm drehte; ihn also dazu zwang, sie anzusehen.
„Du hast dich geschlagen“, stellte die Agentin fest und Konrad zog eine Augenbraue hoch, brummte dann jedoch wieder, diesmal zustimmend. Mit ihren kräftigen Fingern auf seinen Backen konnte er eh nichts anderes von sich geben. Stattdessen blickte er ihr direkt in die Augen, während Rebekka mit einem nassen Handtuch über die Schürf- und Kratzwunden seines Gesichts wischte. Ihre verschiedenfarbigen Augen huschten über seine Gesichtszüge und das Glänzen in ihnen ließen den Ex-Polizisten für einen Moment das leichte Brennen der Wunden gänzlich vergessen.
„Was ist da schief gelaufen?“, fragte sie schließlich und reichte ihm das Handtuch.
„Ein Köter ist mir in die Quere gekommen.“ Konrad nahm es entgegen und stellte sich neben sie vor den Spiegel, um sich selbst um die Kratzer zu kümmern, wo bei ihm erneut die Unterwäsche seines Gegenübers auffiel. Sein Blick wanderte südwärts.
Guter Mann, sie glotzen!
Konrad sah sofort zur Seite, einen Tick zu ruckartig, wie ihm danach auffiel, doch er versuchte, den Coolen zu geben und sich nichts anmerken zu lassen – vergebens, natürlich. Ein paar Mal strich er noch über die Kratzer in seinem Gesicht, ehe er das Handtuch weglegte und sich wieder zu Rebekka umdrehte, die mittlerweile in eine Bluse geschlüpft war und gerade dabei war eine Hose anzuziehen. Ihren Blick hatte der Ex-Polizist dabei ständig in seinem Rücken gespürt, was ihm ein kaum sichtbares Schmunzeln ins Gesicht trieb. Er atmete einmal tief durch, zwang sich so zu mehr Professionalität und Ruhe, lehnte sich schließlich an dem Waschbecken an und verschränkte Beine, wie Arme, während die Agentin grob ihren Plan ausbreitete.
„Und dann will ich wissen, wer dabei war, als Kathleen erschossen wurde.“
Konrad, der bis gerade eben noch seine Stiefelspitzen fixiert und auf seiner Unterlippe gekaut hatte, dabei sporadisch genickt hatte, während er Rebekka zugehört hatte, sah jetzt auf und legte die Stirn in Falten. Das Grinsen der Agentin erinnerte ihn an das Fletschen von Zähnen, nicht an einen Ausdruck der Freude und auch ihr Blick war seltsam. Er hatte an Schärfe verloren und war irgendwie weniger faszinierend, wie sonst, wenn Konrad in diese Augen sah. Sie sahen kalt aus. Leer.
„Ich will jemanden umbringen dafür.“
Konrads einzige Reaktion darauf war ein Hochziehen beider Augenbrauen, vorerst zumindest. Er blickte sie einen Moment an, sog dann leise Luft zwischen den Zähnen ein, um sich schließlich mit einem „Also gut“ von dem Waschbecken abzustoßen.
„An Waffen haben wir ein paar Kleinigkeiten hier“, begann der Ex-Polizist, wobei er der Agentin die Ironie in seiner Stimme keineswegs verheimlichte und sie mit einem Winken zurück ins Schlafzimmer und damit zum Eingang des Arsenals führte, „das sollte vorerst reichen, bis wir uns irgendwo bei Gladio niederlassen.“
Rebekka gab ein bestätigendes Geräusch von sich, das ihn irgendwie an das Schnurren einer Katze erinnerte, und betrat das Arsenal, um sich den ein oder anderen Ausrüstungsgegenstand etwas genauer anzusehen. Hier und da strichen ihre eleganten, filigranen Finger, von denen Konrad jetzt wusste, dass sie auch kräftiger zugreifen konnten, über das kühle Metall eines Gewehrs, das im Regal an der Wand verstaut war; so wie es dem Ex-Polizisten vorkam, schienen sie dabei bekannte Formen, Kanten und Schlitze erfühlen zu wollen und nach ein paar Augenblicken, in denen er der Agentin schweigend dabei zusah, drehte sie sich wieder um und kam zurück zu Konrad.
„Die Sache mit der neuen Identität überlasse ich dir. Wenn ich mit Passfälschern zu tun hatte, war bisher eigentlich immer ein Haftbefehl im Spiel, also…“, er lächelte zurückhaltend und zuckte mit den Schultern, als die beiden langsam zur Tür des Schlafzimmers und damit auch der Treppe hinunter ins Wohnzimmer kamen.
„Was Neskas Ermordung angeht: ich weiß nicht, wer daran alles beteiligt war. Sie hat mich zu Horatio gebracht, sich dort von uns getrennt und nachdem wir hier mit Henrietta aufgeschlagen waren, habe ich von ihrem Tod durch die Nachrichten erfahren. Die ausführliche Version gibt es, wenn wir etwas mehr Zeit haben.“
Er und Rebekka erreichten die Tür und zischend öffneten sich die beiden Flügel.
„Bekka“, schaltete sich Konrad ein letztes Mal ein, hielt die Agentin sogar sachte an ihrem Oberarm fest, stockte dann jedoch mitten im Satz. Deine Schwester… Sarah. Sie denkt, ich… dass du…
Er verfluchte sich selbst. Nicht einmal in Gedanken bekam er einen ordentlichen Satz zusammen für das, worum es ihm eigentlich ging. Glücklicherweise entschied sich das Mädchen im Erdgeschoss für irgendeine Showeinlage und lieferte dem Ex-Polizisten so einen Grund, das Gespräch abzubrechen und an Rebekka vorbei auf die Treppe zu stürmen.
„Was zum Teufel ist hier los?“, rief er lauthals hinunter, als er das Handgemenge zwischen Horatio, dem alten Sack und dem umso blutjüngeren Ding, Sol oder wie sie sich nannte, erkannte.
„Das Mädchen ist völlig durch den Wind“, stellte Horatio fest und kratzte sich etwas ratlos an der Stirn. Er mochte ein guter Agent sein, aber Abseits von Informationsgewinnung schien er sich in zwischenmenschlichen Angelegenheiten ein wenig wie ein Tölpel zu verhalten.
„Nicht anfassen“, war das einzige, was Sol zusammengesunken auf dem Boden zu der ganzen Sache zu sagen hatte und Konrad kniete sich neben ihr ab. Soweit er es richtig erkennen konnte, war die Kleine nicht verletzt – mal von den Prügelspuren abgesehen – und da sie nicht angefasst werden wollte, entschied sich der Ex-Polizist dazu, die ganze Sache auch so zu handhaben. Er sah wieder zu Rebekka, die das Geschehen wohl von der Treppe aus beobachtet hatte und jetzt mit langsamen Schritt hinunter zu ihnen kam.
„Wo auch immer du die her hast und was auch immer mit der los ist“, bemerkte er trocken, „wenn wir hier weg wollen, dann müssen wir sie irgendwie beruhigen.“ Und ehrlich gesagt: ich habe nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, wie ich das anstellen soll.

Rebekka v. Tannberg
24.11.2012, 22:05
Bekka grinste und schlüpfte in das Jackett, schloss den mittleren Knopf, zum Test und realisierte das die Jacke zu eng war. Öffnete den Knopf wieder und folgte Konrad, der ihr die Waffen zeigte die Bekka selbst hier her gebracht hatte. Sie sagte nichts.
Sondern ließ ihre Finger über das Metall gleiten. Schloss die Augen und erinnerte sich an bestimmte Waffen die sie in ihrem Leben schon in der Hand gehalten hatte. Lächelte sanft und griff sich dann die MP aus dem Schrank und hackte sie sich an den Gürtel hinten knapp über ihrem Po, dort wo sie gerade noch von dem Jackett verdeckt wurde. In dem zusammengeklappten Stand-By-Zustand war das Ding praktisch nicht zu entdecken. Dann nahm sie eine der Handfeuerwaffen heraus, steckte sie sich in den Halfter unter der linken Achsel.

Jetzt erst merkte sie das Konrad sie beobachtete hatte und lächelte. Drehte sich mit einem Ruck herum und sah ihn lange an. "Das ist dann wohl nicht die schlechteste Idee. Dafür brauche ich ein paar Sachen - am besten wäre es wenn wir Goldhändchen bei uns hätten." sagte sie und legte den Kopf schief. "Mal sehen was sich da machen lässt."
Dann hielt sie inne und folgte Konrad der sich auf den Weg nach unten machen wollte, zumindest seiner Körpersprache nach. "Wir müssen sehen wer von Ihren Leuten in die Schusslinie geraten ist - und rausholen, wer uns helfen kann." Bekka schloss die Augen und leckte sich über die Lippen. Sie konnte sich keine Zweifel erlauben. Neska hatte ihr beigebracht auf ihre Instinkte zu hören, und somit kam es genau darauf jetzt an. Sie wusste genau was notwendig war und wie man es tat. Kathleen hatte ihr alles beigebracht. Vielleicht sogar alles was sie selber gewusst und gekonnt hatte für solche Aktionen. Auch wenn Bekka bestimmte Talente fehlten - so wusste sie doch, wie man diese Art von Operation leitete.

Dann kehrte sie zurück in die Realität und hörte Konrad aufmerksam zu. Was er nicht ahnte, war das Bekka mehr aus seinen Worten schloss, als er gesagt hatte und selber wohl sich im klaren war. Ihr Mundwinkel zuckte kurz. Konrad war nicht hier weil Kathleen ihn wirklich rekrutiert hatte. Er war hier, weil er selber nicht mehr weiter gekommen war und Kathy ihm ein Angebot gemacht hatte, das er nicht hatte ablehnen können. Er war nicht hier um das ganze zu leiten, aber er war eine Variable die der Feind nicht kannte. Und eine Variable, eine neue Spielfigur war so gut wie eine geschlagen geglaubte. Niemand rechnete mit ihr. Und daher war er ihr wohl recht gekommen. Unabhängig davon das er ein aufrichtiger Mensch war, mit einer gesunden Moral.
"Das macht nichts. Wir finden es raus." mehr sagte sie nicht - sie verschwieg das sie den ersten Verantwortlichen in Scheiben schneiden würde, Stück für Stück.

Dann hörte auch sie den krach von unten. Konrad war bereits auf dem Weg und sah so nicht wie Bekka mit den Augen rollte. Wann verstanden Männer es endlich, das Frauen nicht unbedingt immer gleich angetatscht werden wollten. Sie folgte ihm, ruhiger und mit gemäßigten Schritten. Blieb mit Abstand stehen und besah sich die Szene. Horatio hatte zwei rote Streifen im Gesicht und war irritiert.
"Nun, ich denke es würde helfen, wenn man Sol nicht dauernd anfassen würde - gut gemeint oder nicht. Sie scheint's nicht zu mögen, oder?" schloss Bekka und sah Sol länger an. Ignorierte die Männer und sah sich um. Bisher wirkte alles schon zusammen geräumt. Horatio hatte seine Aufgabe gut gemacht. Wenigstens etwas. Dann hing Rebekkas Blick an dem Sandwich. Ihr Magen knurrte laut. Sehr laut und sehr deutlich. Kaum zu überhören. Sie zog eine Schnute und schniefte. Was für eine Verschwendung. Ei und Schinken. Salat. Majonäse . Ihr lief das Wasser im Mund zusammen.
"Hmpf." machte sie und sah sich um.

"Also gut. Packt zusammen. Wir verschwinden." sie griff sich die Tasche mit den Akten. "Sol." sagte sie und warf der Frau einen Schlüssel zu den sie aus dem Schrank mit der Kleidung genommen hatte. "Hier. Du fährst. Tiefgarage - P211. Ein unauffälliges Shuttle in Blau." Bei Aufregung und dem Zustand der Auflösung in den Sol gerne zu versinken drohte im Moment, half am besten eine Aufgabe. Eine Aufgabe bei der man gut war und die mach liebte. Fliegen war das offensichtlich für Sol. Also würde ihr auch genau das helfen. Bekka hatte damals viel Zeit mit lesen verbracht und auf dem Trainingsgelände. Sie lächelte aufbauend und nickte einmal, dann zog sie ein Com heraus, das in ihrer Jacke gesteckt hatte. Wählte eine Nummer und gab dann eine Zahl ein.
Es war ein Reinigungsdienst, wie sie es zu tausenden gab auf der Citadel. Nur das dieser einer war der Grundreinigungen anbot und das sehr gründlich machte. Danach fand nicht mal mehr die C-Sec noch Spuren.

Li-Ann Herlock
25.11.2012, 14:24
Li-Ann spürte die skeptischen Blicke auf den Gesichtern der beiden Männer, als Rebekka ihr den Schlüssel zuwarf. Offensichtlich waren sie mit der Entscheidung mehr als nur unzufrieden, aber zum Diskutieren blieb keine Zeit. Also griff sich das labile Mädchen den silbernen Bund und richtete sich auf. Mit dem Ärmel wischte sie sich die letzten Tränen aus den Augen und nickte dann sachte. Sie griff sich einige der Sachen, die sie zusammengepackt hatte und ihren Rucksack. Dann schritt sie los. Sichtlich von den verwirrten Blicken der Männer verfolgt, lies sie sich aber nicht beirren und ging Richtung Parkgarage.
Wie Bekka sagte war es ein blauer Wagen. Unauffälliger als diese riesigen Bonzenschlitten aber immer noch sportlich genug, um nicht durch massive unterpräsenz zu glänzen. Fahrer dieses Typs von Fahrzeug zählten offensichtlich zur Mittelschicht und waren so durchschnittlich wie der Bäckersmann von nebenan oder die Schneidersfrau, die des Morgens auf dem Bäckersmann lag.
Ein Knopfdruck auf den Funkschlüssel ließ die Türen und den Kofferraum aufspringen. Li-Ann warf ihr Zeugs hinein, ging an dem Wagen vorbei und nahm auf dem Fahrersitz platz. Ihre Hand glitt über die Schulter nach hinten. Sie spürte den Gurt und zog ihn sich über die obere Körperhälfte hinunter auf Hüfthöhe. Das bekannte Klacken zeugte davon, dass sie nun sicher war und starten konnte, doch die anderen ließen sich ziemlich Zeit. Wahrscheinlich sprachen sie noch immer davon, Li-Ann wirklich fahren zu lassen.
Mit geübten Fingern suchte sie das Armaturenbrett ab. Alle Anzeigen waren vorhanden und gut lesbar angebracht. Wichtig für Lilly war der Tourenmesser. Meist fuhr sie die Maschinen am Limit. Nicht jedes Fahrzeug dankte ihr das, aber dieses machte den Eindruck, dass es gerne mal den oberen Drehzahlbereich erfühlen wollte. Sie startete. Der Motor schnurrte sanft aber katzenhaft. Scheinbar steckte mehr unter Haube, als sich von außen vermuten ließ. Ihr Fuß drückte sanft das Pedal. Der Motor wurde lauter. Dann trat sie es schnell und hart durch. Jetzt heulte die Maschine. So wie sie es sich schon immer gewünscht hatte. Langsam wand sie ihren Kopf hinaus zu den anderen.
„Können wir los?“

Konrad_Richter
25.11.2012, 15:27
„Puh“, seufzte Konrad, als dieser sich aufrichtete und dem Mädchen etwas skeptisch hinterherblickte, „sie in diesem Zustand fahren zu lassen… ich weiß nicht.“
Seine Worte hatte Konrad kaum mehr als geflüstert und an Horatio gerichtet, welcher zustimmend nickte, jedoch sonst nichts weiter dazu sagte. Rebekka hatte jetzt die Zügel in der Hand und deswegen taten die Männer einfach, was ihnen aufgetragen wurde. Horatio weil er es musste, Konrad weil er es wollte. Die Agentin musste mit diesen Sachen wesentlich mehr Erfahrung haben, als er und zudem durch Neska gewiss ausführlicher eingewiesen worden sein. Da war es für den Ex-Polizisten nur vernünftig, ihr das Steuer zu überlassen und selbst in den Hintergrund zu treten.
„Rüsten Sie sich im Arsenal aus“, sagte Konrad schließlich zu Horatio in einem Tonfall, der deutlich machte, dass die Fahrerfrage hiermit zu den Akten gelegt worden war, „ich kümmere mich um den Rest.“
Der Kauz verschwand nach oben und der Ex-Polizist in die Küche, wo er erneut den Kühlschrank plünderte. Beladen mit Sandwiches und Trinkflaschen ging er zu seiner Ausrüstung, wo er das Essen in seinem Rucksack verstaute. Rebekka warf er dabei kommentarlos und ohne Vorwarnung eine der versiegelten Packungen zu. Das Magenknurren, wehrte Frau, klang nach mächtig Kohldampf. Er schmunzelte. Nur langsam realisierte er wirklich, dass Rebekka am Leben war. Es war komisch, sie neben sich stehen zu haben und mit ihr zu arbeiten, aber er konnte nicht sagen, dass es Anlass zur Beschwerde gab. Im Gegenteil, er merkte, wie seine alte Lässigkeit wieder ihren Weg zurück in seine Glieder fand und er sich etwas zu entspannen begann.
Als alles gepackt war, legte Konrad wieder seine Weste und die restliche Ausrüstung an, warf noch einen letzten, prüfenden Blick durch die Wohnung und verließ diese schließlich gemeinsam mit Rebekka und Horatio, der sich mit einer Pistole und ein paar anderen Items ausgerüstet hatte. Irgendwie ein komischer Anblick, aber Konrad dachte sich nichts weiter dabei.
„Montague“, sprach der Alte Konrad an, „wieso hat Sie dieser Hundeführer eigentlich für jemanden von Cerberus gehalten?“
Konrad zuckte mit den Schultern und merkte dabei den verwirrten Blick, den Rebekka ihm zuwarf.
„Ich war bei einem Nevermore-Agenten im Unterschlupf, aber zu spät. Zwei Typen haben ihn umgelegt“, erklärte der Ex-Polizist der Agentin und warf dabei seine Sachen in den Wagen, „daher auch die Kratzer. Hat mir der Köter von einem dieser Typen mitgegeben, aber der hat auch was abgekriegt von mir.“
Ein Hauch Stolz schwang in Konrads Stimme mit, als er Rebekka von der Schlägerei erzählte und wie chaotisch die ganze Sache überhaupt abgelaufen war.
„War hundert Pro einer vom Geheimdienst“, schloss der Ex-Polizist seine Ausführungen, „aber keine Ahnung, wie der auf Cerberus gekommen ist. Hab ihn mal in dem Glauben belassen.“
Das Shuttle hob ab und schoss über die Ausfahrt mit heulendem Motor hinaus in den nächtlichen Verkehr der Citadel. Geschickt lenkte die Fahrerin den Wagen durch die Häuserschluchten und Gegenverkehr verschwamm zu einer gleichmäßigen, verwaschenen Lichtspur, die an ihnen vorbeizischte. Konrad warf einen kurzen Kontrollblick auf den Tacho der Kiste und stieß einen beeindruckten Pfiff aus. Das Mädchen gab mächtig Stoff.
„So eilig haben wir es dann auch wieder nicht. Gehen Sie mal runter vom Gas“, meinte er trocken zu der Fahrerin. Das letzte, was Konrad jetzt gebrauchen konnte, war eine Verfolgungsjagd mit der C-Sec oder ein Date mit der nächsten Leitplanke.
„Wenn wir irgendwo untergezogen sind, muss ich dich unter vier Augen sprechen“, flüsterte er unhörbar für die anderen zu Rebekka, nachdem Sol ihm einen flüchtigen Blick über den Rückspiegel zugeworfen hatte und jetzt, wenn auch widerwillig, etwas langsamer fuhr, „ich hab so das ein oder andere rausfinden können und Neska hatte mir gesagt, du hättest Klarnamen besorgen können. Wird Zeit, dass wir mal zurückschlagen.“

Rebekka v. Tannberg
25.11.2012, 16:56
Bekka fing das Sandwich mit der Hand aus der Luft und sah es lange an. Sah nicht zu Konrad und ignorierte auch die letzten Handgriffe die er und Horatio noch unternahmen. Sie öffnete die Verpackung und zog das Sandwich heraus. Ruhig betrachtete sie den Schinken und das Ei. Den Salat der schon bessere Zeiten gesehen hatte und begann leicht zu lächeln.
Sie erinnerte sich an lange Abende in Wohnung wie dieser hier. An Bier aus Flaschen, Sandwiches und jeder Menge Ideen. Bekka biss in das Sandwich und sah sich um. Blickte auf die leere Couch und sah dort Kathleen sitzen. Einen Stapel Papiere auf dem Schoß, eine Flasche Bier in der einen Hand und ein Sandwich auf der anderen. Auf dem Tisch stand ein Schachbrett, und die Figuren waren bereits in den Kampf verwickelt.

Zu ihrer rechten saß Henrietta ein eigenes Sandwich in den kleinen Händen und kauend, schob sie eine der Figuren nach vorne. Bekka betrachtete den Zug und überlegte scharf. Sah in ihre Unterlagen und schüttelte den Kopf. "Dafür haben wir keine Beweise." sagte sie und nahm einen Schluck von ihrem Bier. Eine Bewegung die von Henrietta kopiert wurde, aber mit ihrer Flasche Cola. Das Mädchen erwiderte den Blick aus den identischen Augen wie Bekka und lächelte leicht. Sah Neska an und grinste. "Mami?" der Tonfall suggerierte schon das sie so eine Ahnung hatte, das sie richtig lag.
Kathleen sah auf und sah zu Bekka dann zu Henrietta und begann zu lächeln. Dieses wissende Lächeln das sie immer hatte.

Die Deutsche biss in das Sandwich und grunzte. Es. War. Herrlich. Sie kaute und schluckte schneller als sie vermutlich hätten sollen. Mit gierigen Augen sah sie sich um und ließ die Vision zerplatzen. Ging zu dem Kühlschrank, riss ihn auf und packte sich eine Flasche von dem Bier das drin stand. Zog sie heraus und öffnete sie mit einem geschickten hieb an der Arbeitsplatte. Setzte sie an die Lippen und trank gierig. Schließlich setzte sie ab und hielt den Kopf im Nacken und sah die Decke an. "Aaaaah.." dann wanderte erneut das Sandwich in ihren Mund.
Essend und trinkend stieg sie schließlich auch in das Shuttle ein - das erste Sandwich hatte nur wenige Bissen gehalten, und so hatte sie ungefragt, und mit einem frechen Grinsen sich ein weiteres aus dem Rucksack von Konrad geholt.

"Ist doch irrelevant was der Knabe denkt." sagte sie im Shuttle und schluckte dabei gleichzeitig hinunter. Auch etwas das sie sich von Neska abgeschaut hatte. Sie saß ruhig auf dem hinteren, rechten Sitz, und sah Sol zu. "Sol - ganz ruhig, wir werden weder gejagt, noch verfolgt." sie nahm einen Schluck Bier. "Du kannst entspannt und ruhig mit dem Verkehr fahren." Bekka beugte sich vor und sah aus dem Frontfenster.
"Da jetzt rechts." dirigierte sie und lehnte sich zurück. "Wir bleiben in den Bezirken."
Dann sah sie Konrad an. "In der Tat." sagte sie leise und sah dann wieder auf. Kauend gab sie Sol noch eine Anweisung wo es lang ging und beschrieb ihr gleich den nächsten Weg.

"Himmel fühlt sich an als hätte ich noch nie was gegessen." seufzte sie und lächelte dann. Für diesen Magen traf das wohl sogar zu. Drauf geschissen.

Li-Ann Herlock
25.11.2012, 22:48
Genervt nahm sie den Fuß vom Gas, folgte den Anweisung vom Rücksitz. Im Rückspiegel sah sie die geheimen Gespräche, dachte sich aber nichts weiteres. Solange sie sie beschützen, war alles okay. Sie sah die leichten Berührungen zwischen den beiden, sah wie der Mann errötete aber auch Bekka.
Horatio, der Mann neben ihr, hatte die Augen geschlossen. Es sah aus, als würde er schlafen, wahrscheinlich war es auch so, aber irgendwas an seiner Körperhaltung war anormal. Der Rücken gerade durchgestreckt und eine Hand an der Hüfte. Ob er schlimmes Erwartete oder war er nur gern vorbereitet? Li-Ann konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Was sie aber sicher sagen konnte, war, dass sie nun langsam und dem Verkehr angepasst durch die Blechmassen segelte. Ein Teilchen der grauen Masse. Unauffällig. Niemand konnte sagen, wer sie waren, sollten sie angehalten werden. Für außenstehende musste es aussehen, als würde der Großvater auf dem Beifahrersitz dösen, während die Enkelin fährt. Die Tante und der Onkel auf dem Rücksitz fuhren die Vier weitere Familienmitglieder besuchen.
Sie musste noch einige Male abbiegen, ehe sie das Ziel erreichte. Eine kleine, unscheinbare Behausung. Ein moderates Viertel und ruhige Nachbarn. Ruhig und Anonym. Es war keine Toplage aber auch kein sozialer Brennpunkt. Es war irgendwas dazwischen. Durchschnitt. Man lebte hier Tür an Tür mit dem Nachbarn, lernte ihn aber niemals kennen. Man warf sich hin und wieder ein nettes Lächeln zu aber mehr würde nie passieren. Es war perfekt für das Vorhaben Rebbkas.
Li-Ann wand den Wagen, fuhr rückwärts in Parklücke in der Tiefgarage und öffnete wieder den Kofferraum. Erst als alle ausgestiegen waren, legte sie den Gurt ab und stieg ebenfalls aus. Der Motor stoppte, die Anzeigen erloschen. Keine Dellen, keine Kratzer, alles war im tadellosem Zustand. So wie Lilly es liebte. Rebekka warf ihr ihren Rucksack zu und bat sie darum einige andere Dinge mitzunehmen. Sie tat es, folgte der blonden Frau in das Haus.
Wieder dominierte eine große gläserne Wand das Wohnzimmer. Von hier aus konnte man das Präsidium sehen. Es füllte das ganze Fenster aus. Der Turm hing von der Decke hinab. Es war ein atemberaubendes Bild. Li-Ann warf das Zeugs auf den Tisch im Esszimmer. Dann zog es sie zurück ins Wohnzimmer. Sie setzte sich auf den Boden, fokussierte den Turm. Ihre Hände fuhren den hohen Flor des Teppichs ab. Sie legte den Rucksack in ihren Schoß, öffnete ihn. Zittrig förderte sie das Schwert hinaus, legte es vor sich ab. Ein Kartenspiel und Notizzettel folgten. Neben einigen Hygieneartikeln war nur noch etwas Unterwäsche im Rucksack und auch die fand ihren Weg auf den Boden. Alles wurde fein säuberlich vor sich ausgebreitet. Das war nun ihr Reich, ihr Gebiet, ihr Anspruch, ihr Ziel.

Rebekka v. Tannberg
26.11.2012, 19:43
Die Spionin leerte das Bier und stellte die Flasche in die Halterung, knüllte die Verpackung zusammen und drückte sie in den kleinen Abfallbehälter. "Ohhhh. Das hat gut getan." sie rieb sich den flachen Bauch und lehnte den Kopf auf die Stütze. Schloss die Augen und genoss das warme Gefühl von Essen und Alkohol in ihrem Bauch.
Der Wagen hielt und Bekka sprang aus dem Shuttle, mit neuer Energie und atmete tief durch. Sie sah nach oben an die Decke und hob die Hand. Neigte leicht den Kopf und lächelte. "Verantwortung zu tragen, das wurde uns nicht gepredigt, das ergab sich einfach in der Gemeinschaft." sagte sie unbestimmt in die Luft.

Dann hielt Rebekka inne und hob die Augenbrauen, als würde sie auf etwas warten. Schließlich sprang eine der Türen auf und man konnte noch schwere Bolzen hören, die zur Seite glitten. Ein Mann tauchte dort auf, eine MP auf den Boden gerichtet und mit einem schrägen auf den Lippen. "Wir dachten schon.." sagte er und zuckte mit den Schultern. Dann hängte er die MP weg und nickte allen einmal zu. "Die Gräfin erwartet Sie, Capulet." dann sah er sie länger an und grinste breit. "Blond." dann schüttelte er den Kopf. Machte den Weg frei und führte alle nach oben.
Bekka passierte ihn und tätschelte seine Schulter. "Schon gut..." dann stieg sie die Treppe hoch und nahm dabei zwei Stufen immer auf einmal. "... du würdest dich wundern wie viele Frauen vor Trauer erblonden." gab sie noch zu Protokoll und erreichte die obersten Stufe. Das Wohnzimmer war direkt vor ihr. Mit einem perfekten Blick auf das Präsidium und die Botschaften. Den Feind immer im Blick. Bekka grinse schräg und sah sich um. In der Küche saß hinter einer extra Servierzeile die die Küche von dem Wohnzimmer trennte eine Frau, groß und kräftig, aber ohne männlich oder dick zu wirken. Sie hatte dunkle Haare die mit grauen Strähnen durchsetzt waren. Ihr Gesicht wirkte aristokratisch und strahlte eine ruhige Arroganz aus. Ihr Blick war auf ein paar Datenschirme gerichtet die sie zur Seite legte und auf sah, als Bekka fast vor ihr stand.

Mit einem Ruck stand sie und zog die kleinere Bekka in ihre Arme. Die Frau war fast zwei Meter groß, ohne Schuhe denn sie lief Barfuss. "Baroness. Endlich..." ihre stimme war tief und fest, aber voller Emotionen. Sie herzte Rebekka und streichelte ihren Rücken. "Ich bin froh das Sie hier sind. Es waren schwere Tage." Die Deutsche löste sich vorsichtig aus den Armen und nickte. Streichelte die Unterarme der Anderen und nickte.
"Ja. Ich weiß, für alle war es schwer, Gräfin."
Die Frau nickte und sah zu Horatio, Sol und schließlich zu Konrad. Sie kannte nur Horatio. Der Mann nickte und lächelte schräg. Dann sah er sich um und ging in den Flur, und dann auf die Toilette. Sie nickte über die Schulter zu Sol - die gerade ihr Hab und Gut auf dem Boden verteilte. Bekka hob eine Braue und zuckte dann mit der rechten Schulter. "Sol - eine neue Pilotin." sagte sie.
Dann nickte sie zu Konrad. "Und Montague - zu letzte angeworben."

Die Gräfin nickte und sah Sol weiter nicht zu. Sie reichte Konrad die Hand und sah dann wieder Bekka an. "Wie steht es um Nevermore?"
Bekka legte den Kopf schräg. "Wir stellen uns neu auf."
Die Frau starrte Bekka an, während sie Konrads Hand noch hielt. "So schlimm."
Die Deutsche grinste und schüttelte den Kopf. "Bei weitem nicht. Es gibt ein paar Fallleinen die wir eingebaut haben." dann drehte sie sich herum und nickte auf die Treppe. "Wollen wir uns ansehen, was wir haben?"

Konrad_Richter
30.11.2012, 19:10
Mit seinem Rucksack am langen Arm und einer Trainingstasche voller Akten lässig über die Schulter geschwungen, folgte Konrad Bekka die Treppe hinauf zu einer Tür, vor der die Agentin schließlich stehen blieb und irgendeine Kennung in die Luft sagte.
Der Ex-Polizist hätte beinahe seinen Rucksack in den Türrahmen geschleudert und seine Pistole gezückt, als da dieser Typ mit seiner MP auftauchte. Gerade rechtzeitig schätzte Konrad die Situation noch richtig ein und versuchte sich wieder zu entspannen. Sein Herzschlag pochte ihm jedoch noch immer bis zum Hals, als Rebekka dem Mann einen flotten Spruch bezüglich ihrer Haarfarbe entgegenwarf und die Wohnung betrat.
„Diese Frau liebt es, meinen Blutdruck in die Höhe zu treiben“, murmelte Konrad zu Horatio, der nur tonlos lächelte und den Kopf schüttelte. Der Alte wusste also offensichtlich, wovon er sprach.

„Baroness… endlich“, dröhnte es dann plötzlich und Konrad sah verwundert zur Seite. Eine wahre Gigantin hatte sich vor ihnen aufgebaut und Rebekka in die Arme geschlossen, ja sie beinahe in sich aufgenommen – Willkommen im Kollektiv… he he he – während die anderen drei daneben standen, beziehungsweise in Sols Fall saßen, und nur dumm glotzen konnten.
„Ach du liebes bisschen“, flüsterte der Ex-Polizist und erwiderte den Handschlag, als Rebekka ihn vorstellte.
„Hi“, war das einzige, was er zu dieser Frau, die sich Gräfin nannte, sagen konnte, wobei er seinen Kopf leicht in den Nacken legen musste. Es fühlte sich an, wie vor einer Dampfwalze zu stehen.
„Wie steht es um Nevermore?“, fragte die Gräfin unbeeindruckt Rebekka, die die Gräfin ins Bild setzte und damit wohl ein wenig schockierte.
„Bei weitem nicht“, erstickte Rebekka dabei sämtliche Ängste der anderen im Keim, „es gibt ein paar Fallen, die wir eingebaut haben. Wollen wir uns ansehen, was wir haben?“
„Unbedingt, ja“, schaltete sich Konrad ein, der sich erst jetzt leicht aus dem Handgriff löste und zu Rebekka aufschloss, die bereits auf der Treppe nach oben stand.
„Brauchen Sie mich oder soll ich mich um das Mädchen kümmern?“, fragte Horatio leise und warf dabei einen bemitleidenden, fast traurigen Blick zu Sol und ihren Krimskrams, den sie um sich herum ausgebreitet hatte. Der Alte schien das Mädchen zu mögen. Vielleicht war sie für ihn die Tochter, die er nie hatte oder er sah in ihr das, was er wegen des Jobs alles verpasst hatte. Konrad lächelte und klopfte ihm auf die Schulter.
„Ich komme schon klar“, antwortete er schließlich auf die Frage des Alten, „sorgen Sie nur dafür, dass niemand von den anderen Sol anlangt. Hier können wir keinen Nervenzusammenbruch brauchen.“

Gemeinsam mit Rebekka und der Gräfin ging Konrad hinauf in einen separaten Raum. Beleuchtet wurde dieser nur durch eine einzelne Lampe in der Mitte, die über einem schlichten und sichtbar mitgenommenen Tisch hing und den Rest des Raumes nur in spärliches Zwielicht tauchte. Bis auf einzelne Spinde, Regale und zwei Korktafeln, auf welchen Karten, Notizzettel und diverse Fotos angepinnt waren, verfügte der Raum über keinerlei Dekoration. Halbvolle Aschenbecher waren über den Tisch verteilt und über einen der Stühle, die um ihn herum standen, war eine schwarze Lederjacke geworfen, die bereits erste Furchen und Risse aufzeigte. Wie alles in diesem Raum, wirkte auch sie sehr alt und gebraucht.
„Dann lasst mich mal hören, was ihr zu bieten habt“, sagte die Gräfin, deutete dabei auf die andern Stühle, um Rebekka und Konrad so zu bitten, sich ebenfalls zu setzen, während sie gleichzeitig auf dem Stuhl mit der Lederjacke Platz nahm, „und wenn ihr es nicht sein lassen könnt, dann steckt euch eine an.“
Mit einem Schwung glitt einer der Aschenbecher über den Tisch zu Konrad, der bereits eine Zigarette herausgeholt hatte und sie sich in seinen Mundwinkel gesteckt hatte.
„Was wollen Sie zuerst hören?“, fragte er die Gräfin, wobei er Rebekka beiläufig eine Kippe anbot, „was Nevermore angeht…“ – ein Nicken auf die Trainingstasche auf dem Tisch – „…oder was Capulet von Cerberus klauen konnte?“
Rebekka nicht bei ihrem echten Namen zu nennen, fühlte sich komisch an. Der Polizist warf einen kurzen Blick zu ihr, sah jedoch dann der Gräfin wieder fest in die Augen.

Li-Ann Herlock
02.12.2012, 14:17
Die Beine angezogen, die Arme fest um sie geschlungen. Das Kinn lag auf den Knien. Der Ausblick fesselte sie. Dunkel violette Farben, durchsetzt mit einem kräftigen Rosa, waberten vor dem Fenster entlang. Viele Shuttles und kleinere Schiffe zeugten von der Geschäftigkeit der Citadel. Alles war im Fluss.
Langsam glitten ihre Finger hinab zu ihren Füßen. Sie öffnete die Schuhbänder und entledigte sich ihrer Stiefel. Die Knöchel dankten es ihr. Sie fingen an zu pochen. Doch es war weniger schlimm, als erwartet. Sanft streichelte sie sie. Die Kabelbinder hatten tief eingeschnitten, doch das Medigel schloss die nahezu ganz und linderte die Schmerzen. Es würden noch ein oder zwei Tage vergehen müssen, ehe man davon nichts mehr sehen würde. Sie seufzte.
„Ein toller Ausblick, nicht wahr?“
Es war der ältere Agent. Horatio setzte sich auf das Sofa, welches direkt an Li-Anns Reich angrenzte. Doch die Pilotin reagierte nicht, sah ihn nicht einmal an.
„Muss hart für dich sein.“
Er betrachtete sie, musterte sie intensiv. Nahm jede noch so kleine Regung der wirren Frau in sich auf. Er analysierte sie und versuchte weiterhin einen Draht zu ihr zu finden.
„Hör zu. Ich weiß, es ist garantiert nicht einfach für dich. Ich hab zwar keine Ahnung, was man mit dir gemacht hat, Sol, aber du sollst wissen, dass ich auf deiner Seite bin und dir jederzeit helfen werde, sofern es in meiner Macht steht.“
Eigentlich wäre das einer dieser Momente, in denen man den Gesprächspartner umarmte oder ihn zumindest berührte, um ihn seine Nähe zu suggerieren, da Lilly aber krampfhaft darauf bestand, nicht angefasst zu werden, unterließ es der ältere Agent. Er kratzte sich an der Stirn, fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Dann nahm er seine Sonnenbrille ab. Kleine, tiefliegende Knopfaugen, traten dahinter hervor. Knopfaugen mit denen er die junge Frau fixierte.
Er flüsterte. Seine Stimme war angenehm beruhigend: „Weißt du, ich hatte auch mal eine Familie. Ist schon lange her, aber du erinnerst mich irgendwie an sie. Hatte leider nie Kinder. Es wollte einfach nicht klappen, aber das ist jetzt Vergangenheit.“
Er lächelte wieder, sprach wahrscheinlich nur sehr ungern über seine Vergangenheit, doch irgendwie schien er es für richtig zu halten, sich Sol zu erklären. Doch diese starrte unbeirrt weiter in die dunkel violette Nacht. Horatio wollte gerade wieder ansetzen, da fuhr ihm die Pilotin ins Wort.
„Pax.“
„Wie bitte?“, erkundigte sich der Ältere.
„Pax: Turianischer Kreuzer. 372 Mann Besatzung. Flaggschiff der 12. turianischen Flotte.“
Sie hob die Hand, deutete durch das Fenster auf das vorbeigleitende Schiff. Horatio lachte kurz verblüfft auf. Lilly schob sich wieder zusammen, machte sich wieder klein und betrachtete wortlos das Schiff. Die Turianer verstanden was vom Schiffsbau. Design und Effizienz konnten sie paaren, wie sonst kein zweiter, außer vielleicht der HYC. Sie waren Meister auf diesem Gebiet.
Plötzlich wurde es laut. Einige Leute, unbekannte Leute, schlenderten in die Wohnung. Dunkle, raue Männerstimmen waren zu vernehmen. Li-Ann erschrak. Die Leute betraten das Wohnzimmer. Horatio wollte aufstehen, doch eine kleine, zarte Hand ergriff seinen Arm von unterhalb. Ein stummer Hilfeschrei: „Lass mich nicht allein.“ Er setzte sich wieder, legte nun seinerseits eine Hand auf ihre Schulter, versuchte sie zu beruhigen. Mit einem Nicken deutete er den Fremden wieder zu gehen. Ruhig aber missmutig folgten sie wohl seiner Forderung. Li-Ann, ihre Augen weit aufgerissen, starrte noch immer aus dem Fenster. Die Hand umgriff krampfhaft den Unterarm des älteren Agenten. Sie waren wieder alleine, doch die Pilotin konnte einfach nicht los lassen. Ihr ganzer Körper wippte vor und zurück. Panik, pure Angst hatte sich in ihr breit gemacht. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Schließlich spürte sie die Hand auf der Schulter, wusste nun, dass sie nicht alleine war und irgendwie beruhigte sie das.
„Es ist nichts passiert. Alles ist in Ordnung. Warte hier, ich hole dir etwas zu trinken.“
Nur mit Mühe, konnte er ihre Hand von seinem Arm entfernen, doch die Mühe zahlte sich aus. Ihr Daumen bohrte sich tief in sein Fleisch. Sie klemmte ihm wohl einen Nerv, als sie einen Durchbruch zwischen Speiche und Elle suchte.
Li-Ann schloss die Augen. Tränen rannen ihre Wangen herab. Sie versuchte sich zu beruhigen. Atmete mehrfach tief ein und aus. Es klappte. Langsam kam sie wieder zu sich.
„Was ist passiert?“
„Da sind gerade...“
„Nein. Ich meine, mit ihrer Familie.“
Horatio hielt einen Moment inne. Li-Ann konnte hören, wie seine Stimmung umschlug.
„Shanxi. Michelle kam bei dem Angriff ums Leben. Sie wurde nur dreiunddreißig Jahre alt.“
Li-Ann schluckte schwer, genauso wie Horatio.
„Tut mit leid.“, flüsterte sie kaum hörbar.
„Muss es nicht. Das ist Vergangenheit. Ich hol dir was zu trinken.“
Horatio wandte sich nun zum dritten mal zum gehen, da machte ihm die Pilotin einen weiteren Strich durch die Rechnung.
„Li-Ann.“, sagte sie leise. Wieder fragte er nach.
„Mein Name ist Li-Ann Herlock.“, offenbarte sie sich ihrem neuen Freund.
„Freut mich dich kennen zu lernen, Li-Ann, auch wenn die Umstände hätten besser sein können.“
Seine Worte wurden von einem warmen Lächeln begleitet.
„So, jetzt gehe ich aber los und hole dir etwas zum Trinken.“
„Ist gut.“, bestätigte Lilly seine letzten Worte. Doch was sie dann vernahm, verhieß nichts gutes.
„Montague, wir haben ein Problem.“

Milijan Sacobic
02.12.2012, 18:46
Wohnhaus in den Bezirken

Mit einem Klicken steckte der Serbe die Pistole zurück ins Holster und sah dem Wagen hinterher indem sein Gegner gerade davonbrauste.
Hinter sich konnte er bereits die Jungs von der Spurensicherung hören die, alarmiert durch den ganzen Lärm, mit gezückten Pistolen in die Wohnung stürmten.
Erneut eine Mischung aus Blut und Speichel ausspuckend nahm er die Kloppies der Spurensicherung war die sich nun links und rechts von ihm an den Rand des zerstörten Fensters schoben und in dieselbe Richtung glotzten wie Milijan.
„Der Gegner ist wohl entkommen!“ stellte der eine Typ fest, wobei es wie eine Frage klang was noch dadurch unterstrichen wurde, dass er Milijan erwartend anstarrte.
Milijan ballte die eine Hand zur Faust.
„In dem Van, der so schnell weggefahren ist!“ kam es vom anderen Typen, auch hier war es wohl eher als Frage gemeint.
„Meine Fresse ich bin ja nur von Genies umgeben!“ grummelte Milijan verärgert und drehte sich um, wobei er einen der Typen mit der Schulter anrempelte. Sich eine Zigarette anzündend zückte er sein Mobiltelefon und sendete Ortiz das Kennzeichen des Vans sowie das Bild des Fahrers.
Vorsichtig tastete er seine Augenbrauen ab. Ein brennender Schmerz ließ ihn das Gesicht verziehen. Aufgebracht stiefelte er durch die ramponierte Wohnung, den Blick suchend über den Boden streifend.
„Was ist denn da in der Küche?“ frage eine eingeschüchterte Stimme in den Raum. Just in diesem Moment erzitterte die Küchentür erneut.
„Ein Personenspürhund! Niemand geht in die Küche!“ erklärte und befahl er ohne aufzusehen.
Ca 10 Leute der Spurensicherung begannen nun, etwas verunsichert durchs das wütende Gebell in der Küche mit ihrer eigentlichen Tätigkeit. Scans wurden gemacht, Bilder geschossen, Daten erfasst.
Der Hundeführer dachte im Moment nicht daran Dragan aus der Küche zu holen. Sein Schäferhund war derzeit alles andere als zu Scherzen aufgelegt und würde sich auf alles stürzen was zwei Beine hatte und nicht Milijan war.
„Suchen sie was?“ wurde er gefragt
Erzürnt sah er auf in das, wie gemalt wirkende, Gesicht eines schlaksigen Mannes. Mit so einer Art von Gesicht würde man den Kerl wohl eher in einer Daily Soap erwarten als bei der Spurensicherung des Allianz-Geheimdienstes.
Unwillkürlich ging der Typ einen Schritt rückwärts als er Milijans malträtiertes Gesicht sah.
„Was ist denn mit ihnen passiert?“ fragte er wohl aus Reflex.
Milijan sah sich gespielt in der zerstörten Wohnung um, wobei er auch auf den, noch immer, bewusstlosen Lemmy sah, der gerade durch zwei Sanitäter weiterversorgt wurde.
Er fixierte den Typen wieder. „Ich bin die Treppe runtergefallen!“ erklärte er kühl und suchte den Boden weiter ab.
Milijan fand auch wonach er suchte. Seine Schießbrille. Er fand das Ding unbeschädigt halb unter dem Sofa. Augenblicklich setzte er sich das Ding auch schon wieder auf, prüfte alle Funktionen und ging dann zielstrebig zu dem Toten.
Der tote Wohnungseigentümer lag noch immer unverändert dort wo er verblutet war. Einige Leute der Spurensicherung waren bereits dabei Daten zu sammeln als sich Milijan mit herrischen Gesten genug Platz verschaffte um, mit Hilfe seiner Brille, ein Bild vom Toten zu schießen.
Ein paar Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr und ließen Milijan augenblicklich herumfahren. Irgendetwas von wegen „..Küche..“ und „..abchecken….“ außerdem „…nur ein Hund…“.
Eine zierliche Brünette legte gerade ihre Hand um den Türgriff. Der Serbe schaffte es noch, unterstützt durch eine Handgeste, „STOPP!“ zu rufen, als die Tür auch schon geöffnet wurde.
Die Brünette quietschte noch angsterfüllt, wobei es unter wütendem geknurre unterging und man sah nur noch wie ein brauner Schemen die Frau zu Boden riss.
Zehn Minuten später saß er auch schon wieder hinter dem Steuer seines SUVs und heizte in Richtung Botschaften. Dragan lümmelte entspannt auf dem Beifahrersitz und gönnte sich eine Mütze voll Schlaf.
Im Krankenwagen, der eigentlich nur für Lemmy angefordert worden war lagen inzwischen zwei Patienten. Der bärtige Lemmy mit seiner Gehirnerschütterung und die Brünette mit einem gebrochenen Arm. Die Frau hatte noch Glück gehabt, wäre Milijan nicht eingeschritten, hätte Dragan ihr den ganzen Arm zerrissen.
Milijan achtete aber nicht auf seinen vierbeinigen Psychopathen. Er wurde den Eindruck einfach nicht los, dass ihm Ortiz irgendetwas vorenthielt. Die Herlock-Tochter, die HYC, Cerberus und abtrünnige ARIA Agenten – und er mittendrin!
Milijan hasste diese Art von Blindflug, vor allem, nachdem ihm sein Bauchgefühl sagte, dass er gar nicht in dieses Bild mit reinpasste.
Er besah sich sein Gesicht im Rückspiegel. Er rümpfte die Nase. Er hatte eine ordentliche Packung abbekommen, dass würde man noch die nächsten Tage sehen. Das letzte Mal, als er so aussah hatte er drei Runden im Ring mit Barney verbracht und das war noch bevor er wusste, was seine Schwester und er hinter seinem Rücken getrieben hatten.
Milijan presste die Lippen aufeinander als er sich daran erinnerte, wie er erneut mit Barney im Ring landete und das nachdem Barney die Wahrheit erfahren hatte. 5 lange Runden hatte der Riese auf ihn eingedroschen. Als er Barney noch in der 6. Runde die Nase gebrochen hatte ging es für den Serben ums nackte Überleben. Nach dem Kampf hatte er ganz anders ausgesehen, dagegen sah er im Moment munter und frisch aus.
Er schüttelte die Erinnerungen ab und konzentrierte sich wobei ihm aber keine Lösung für sein derzeitiges Problem einfiel. Alles woran er denken konnte war die Herlock Tochter und das er sie um jeden Preis retten musste.

---------->Botschaften (http://www.globalgameport.com/showthread.php?17964-Die-Citadel-Die-Botschaften&p=823758&viewfull=1#post823758)

Rebekka v. Tannberg
02.12.2012, 20:08
Bekka starrte lange auf die leere Mauer und zog die Stirn kraus. Langsam kam ihr die Erkenntnis das etwas noch fehlte. Wo war Henrietta geblieben? Sie ließ ihren Blick zwischen Konrad und der Gräfin hin und her wandern und ihr Mundwinkel zuckte. Ihr war klar, das sie die Frage hinten anstellen musste. Allein schon aus taktischen Gründen für ihre Position.
"Wir fangen an mit dem Abgleich der Daten." sie zog aus ihrem Rucksack die Datendisks die sie von Konrad und Horatio gesammelt hatte und die im Prinzip alles enthielten, das Neska gesammelt hatte. Ruhig legte sie die OSDs auf den Tisch und legte ihre Hand mit dem Omnitool auf den Tisch daneben. "Iris. Beginne mit der Analyse und lade die Daten hoch die wir von Eris erbeutet haben."

Die orangene Frau baute sich in der Mitte des Tisches auf und sah sich kurz um. Streckte ihre Hand dann nach den OSDs aus. Aus den Disks schossen schnell Zahlen und Buchstaben. Wirbelten herum und bauten sich in hunderten von kleinen Fenstern auf. Aus der anderen Hand der Frau stiegen ebenfalls Zahlen und Buchstaben auf. die allerdings in Rot und legten sich entsprechend in weiteren kleinen Fenstern hinter bestimmte Fenster, der Daten die aus den OSDs kamen oder reihten sich auf der anderen Seiten ein.
"Analysiere." sagte die Frau und bewegte sich dann zwischen den Bildern hin und her. "Stelle Korrelation her."

Bekka drehte sich herum und nickte Konrad zu. "Das wird jetzt eine weile Dauern." sagte sie leicht hin und sah dann zur Gräfin. "Wo ist Kathleens Tochter? Ich muss mit ihr reden." Die große Frau zog die Stirn kraus. "Ich bin mir nicht sicher ob das die beste Idee ist..."
Die Deutsche schüttelte den Kopf. "Das ist unwichtig. Rietta war bei den Planungen dabei und sie weiß etwas das keiner von uns hier weiß. Und das ist etwas das wir brauchen." Sie bemerkte die fragenden Blicke der beiden Anderen schnell.
"Die Kombination, für die Daten und das Geld." fügte Bekka ruhig an und hob eine Augenbraue. "Ohne die sind wir aufgeschmissen?" sagte sie leise und unterbrach sich als sie Schritte auf der Treppe hörte. Sie sah zu der Treppe und legte eine Hand auf die Waffe an ihrem Rücken. Als sie das Gesicht des Mannes aber sah der die Treppe hoch kam, nahm sie die Hand weg und atmete erleichtert auf.

"Snooker!" sie ging um den Tisch und nahm den Mann in die Arme. Er hatte rotes, fast blondes Haar und war groß gewachsen. Sehnig bis drahtig und wirkte verschlagen charmant. Er hatte ein leichtes Lächeln im Gesicht und legte seine Arme um Rebekka. Drückte sie herzlich, als hätten sie eine lange Geschichte zusammen. Bekka löste sich von ihm, und er küsste ihre Stirn auf eine ebenfalls sehr vertraute Art. "Was machst du hier?"
Er grinste und legte einen Arm um ihre Schulter und führte sie zurück zum Tisch. "Neska hatte mich beauftragt, kurz bevor.." er zögerte und nahm den Arm von Bekka und reichte seine Hand Konrad. "Ich habe noch etwas erledigt." sagte er leicht hin.
"Ich bin also etwas.." schniefte es hinter ihnen.

Über die Treppe war ein Mann hoch gekommen der mehr Häufchen Elend als denn etwas anderes war. Seine Augen waren eingefallen und seine Gesichtszüge verbrämt von Schmerz und Trauer. Bekka sah den Mann lange an. Starrte regelrecht ohne es zu realisieren. Ohne zu erkennen wer da vor ihr stand. Es war Iris die zu erst sprach. "Vater." sagte sie leichthin und winkte freundlich. Der Mann sah an Bekka vorbei und lächelte. Stützte sich dabei an der Wand ab und machte ein paar Schritte. "Hallo mein Mädchen. Hallo Baronesse." sagte er und ließ sich dann auf einen der Stühle sacken.
"Goldhändchen..." Bekka flüsterte und starrte erschrocken auf den Haufen der von dem Paradisvogel übrig war. "Was?"

"Allianz." sagte Snooker ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ist wohl schlimmer als wir dachten. Die haben Ihn schon eine Weile durch die Mangel gedreht bevor ihn ihn rausholen konnte." der Mann sah zu Goldhändchen und nickte einmal. "Tut mir leid."
Der Programmier winkte ab und sah sich im Raum um. Starrte Bekka lange an und schüttelte den Kopf. "Und ich dachte du wärst tot."

Konrad_Richter
07.12.2012, 20:56
Konrads Blick lag ruhig auf Rebekka, während diese die Leute begrüßte, die mittlerweile dazugestoßen waren. Scheinbar Kollegen von ihr – oder wie auch immer man dazu sagte in diesem Geschäft. Die Hand, die ihm ein Mann namens Snooker hinhielt, ergriff der Ex-Polizist und schüttelte sie einmal kräftig, während er dem anderen dabei fest in die Augen sah. Er sah aus wie ein niemand, wie jedermann dort draußen auf den Straßen, mit seinem rötlichen, etwas lichten Haar und den dünnen, drahtigen Ärmchen, die aber vermutlich wesentlich mehr Kraft entwickeln konnten, als auf den ersten Blick sichtbar. Ein typischer Kletterer und Bergsteiger, aber vermutlich nur hobbymäßig. Knapp stellte sich Konrad mit seinem Codenamen vor, worauf der andere nur mit einem „Ah“ reagierte, kurz nickte und schließlich wieder zu Rebekka sah. Wieso kannte ihn oder das, was hinter seinem Codenamen steckte, jeder hier, nur umgekehrt nicht? Neska, Gott hab sie selig, verfluchte Konrad an dieser Stelle dafür, ihn einfach so ins kalte Wasser geschmissen zu haben, aber so wie er die Agentin kannte, hatte sie sich schon etwas dabei gedacht gehabt. Typisch.

„Und ich dachte, du wärst tot“, wimmerte derweil ein Bub, denn nach mehr sah dieses völlig zerstörte Etwas nicht aus, der unter großen Mühen auf einem der Stühle Platz genommen hatte. Wasa auch immer die Allianz mit ihm angestellt hatte, es ließ Junkies, die sich seit Jahrzehnten Red Sand reinpfiffen, fit wie einen Turnschuh neben ihm wirken. Sein Name war Goldhändchen und anscheinend war er der „Vater“ der Software, die gerade die Daten dechiffrierte. Augenscheinlich ein Hacker oder etwas in die Richtung. Passend.
„Seien Sie froh“, schaltete sich Konrad ein, der jetzt erst seine Zigarette anzündete und die von Rebekka ignorierte Packung wieder wegsteckte, „ich dachte, sie erschossen zu haben. Montague ist mein Name.“
Mit diesem lockeren Spruch auf den Lippen war der Ex-Polizist zu dem Hacker gegangen und hatte ihm die Hand gereicht, welche dieser zögerlich zu ergreifen schien. Auch die Gesichter der anderen spiegelten eher Unsicherheit und etwas Verwirrtheit wider, statt des freundlichen Lächelns, das Konrad aufgesetzt hatte. Im Gegensatz zu ihm schien ihnen der erste, anfängliche Schock über Rebekkas „Wiederauferstehung“ noch tief in den Gliedern zu sitzen.
„Datenabgleich“, verkündete Konrad schließlich nach einigen Momenten der Stille und einem vielsagenden Räuspern seinerseits, um zu dem Tisch zu gehen, an welchem Iris – die Software – am Werke war, „Neska übergab mir eine ganze Menge Daten, die gemeinsam mit Capulets Klarnamen den ein oder anderen Maulwurf bei der Allianz aufdecken kann. Dumm ist nur, dass uns die Firma auch schon auf den Fersen ist, wie ich schon feststellen durfte.“ – Konrad deutete auf die Kratzer in seinem Gesicht – „Wir müssen daher sämtliche Kontakte, Mittel und Daten, die uns mit dem Geheimdienst in Verbindung bringen können, meiden wie die Pest. Ansonsten geht es uns wie Claptrap, der vor circa vierzig Minuten in einem Safe House des Geheimdienstes erschossen wurde.“
Niemand reagierte, als der Deckname des Toten fiel. Niemand, bis auf die große, dicke Frau, die Konrad ab jetzt zumindest in Gedanken Mutter nennen wollte. Sie stieß einen verärgerten Laut hinter zusammengebissenen Zähnen aus und kramte aus der Lederjacke über ihrer Stuhllehne eine Karotte hervor, die sie zu essen begann. Wieder reagierte niemand darauf, außer Konrad, der einen verunsicherten Blick in die Runde warf, dann jedoch fortfuhr, nachdem es niemanden sonst besonders zu stören oder aufzufallen schien.
„Interessant ist, dass der Schütze vor Ort mich für einen Mitarbeiter Cerberus‘ hielt. Vielleicht heißt das, dass die Maulwürfe noch nicht genug Einfluss haben, um ohne Falschinformationen an die eigenen Leute ihre Ressourcen nutzen zu können, aber das ist nur eine Vermutung.“
„Datenabgleich beendet“, meldete sich Iris wie bestellt, als Konrad mit seinem kleinen Vortrag fertig war und zeitgleich öffnete sich die Tür zum Zimmer. Im Rahmen stand Horatio.
„Wir haben ein Problem, Montague.“
Dem Gesichtsausdruck des Alten nach, schien es wichtig zu sein, also entschuldigte sich Konrad und ging zur Tür.
„Dieser erste Eindruck war ja gar nicht mal so gut“, raunte er dabei Rebekka zu und lächelte etwas schief, „sie gehören dir. Mich kannst du später mit dem nötigsten briefen.“

„Sagen Sie mir nicht, dass wir wieder umziehen müssen“, flüsterte Konrad in dem Moment, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, doch der Ex-Polizist konnte erleichtert aufatmen, als Horatio den Kopf schüttelte.
„So schlimm ist es nicht, aber ich habe herausfinden können, wer Sol ist. Sie ist die Tochter von James Herlock.“
Konrads Gesichtsausdruck hätte nicht noch nichtssagender sein können. Mit diesem Namen konnte der Ex-Polizist rein überhaupt nichts anfangen.
„Admiral außer Dienst, großer Yachtenhersteller, hat immer noch viele Kontakte zur Allianz“, klärte ihn Horatio auf und Konrad nickte gleichzeitig, „seine Tochter ist entführt worden und sitzt gerade bei uns auf der Couch. Wir haben schon genug Probleme, da hilft uns eine Pilotin, nach der die Sec fahndet und deren Vermisstenanzeige in sämtlichen Zeitungen abgedruckt ist, wirklich nicht weiter, Montague. Ich weiß, sie ist Capulets Asset und damit ihr Problem, aber Nevermore steht noch immer unter Ihrer Federführung.“
Der Alte sah den Ex-Polizisten ernst und vor allem durchdringend an. Konrad konnte den Blick nicht lange erwidern und sah deshalb an Horatio vorbei zu der Pilotin, die neben der Couch saß und einen sehnsüchtigen Blick zu Horatio warf. Sie schienen sich wohl etwas näher gekommen zu sein und die Tatsache, dass sie ihm ihren Namen verraten hatte, legte den Schluss nahe, dass die beiden auf einer Wellenlänge unterwegs waren. Wenn die Sec wirklich nach ihr suchte, hieß das im ersten Moment nichts großartiges, denn Leute verschwanden jeden Tag auf dieser Station – wenn jedoch ihr Vater wirklich so mächtig war, wie Horatio sagte, und in dieser Hinsicht vertraute der Ex-Polizist auf die Expertise des älteren Agenten, dann würden eine ganze Menge anderer Hebel in Bewegung gesetzt werden, die dem Ganzen eine ganz andere Bedeutung zumaßen. Konrad rief sich ebenfalls wieder in Gedanken, dass auch er auf der Fahndungsliste der Sec stand, jedoch als böser Bube. Weder Horatio, noch Rebekka wussten davon und was war schlimmer, als eine Vermisste mit sich herumzuschleppen? Richtig: eine Vermisste und einen polizeilich gesuchten „Staatsfeind.“ Er musste seinen Begleitern so bald wie möglich sagen, was auf sie zukommen werde, wenn erst einmal die Fahndungen nach Konrad scharf geschalten worden waren.
„Sie erinnert mich an meine Frau“, sagte Horatio leise, welcher Konrads Blick zu Sol richtig gedeutet hatte, jedoch glücklicherweise nicht die Gedanken seines Gegenübers lesen konnte und nun seinerseits zu der jungen Pilotin sah, „durch dick und dünn bin ich mit ihr gegangen. Kein Hindernis war zu massiv, keine Hürde zu hoch. Wir haben alles geschafft – einzig ein Kind zu kriegen war das einzige, woran wir stets gescheitert waren. Shanxi nahm mir schließlich meine Frau und so ist die Arbeit zu meiner Familie geworden. Hm“, der ältere Agent kramte in seiner Hosentasche herum, dem Klimpern nach zu urteilen an einem Schlüsselbund, an dem sich ein Abschiedsgeschenk, ein letztes Andenken an seine wunderschöne Frau befand, welches im Laufe der Jahre zu einer Art Gewohnheit, einem Alltagsgegenstand geworden war und nun durch Sol wieder mit seiner Bedeutung frisch ins Gedächtnis des Agenten gebracht wurde. Konrad betrachtete ihn eingehend und es schien so, als ob der Ältere wohl in der Vergangenheit schwelgte, sich dabei einige kostbare Sekunden gönnte, Erinnerungen an längst vergessene Tage des Glücks aufzuwärmen. Das matte Leuchten seiner Augen zeugte davon, dass er zwar Sol ansah, in ihr jedoch mehr zu erkennen vermochte, als ein bloßes Asset.
„Ich könnte ihr Vater sein, Montague“, sagte der Agent schließlich flüsternd und Konrad nickte.
„Ich sehe, wie wir in dieser Sache weiter vorgehen werden“, erwiderte der Ex-Polizist in derselben Lautstärke und klopfte dem Älteren einmal auf die Schulter, „aber zuerst müssen wir wissen, wie es hier jetzt weitergeht. Dann kümmern wir uns um Sol und den Rest.“

Über dieselbe Tür, über die er den Raum eben verlassen hatte, betrat Konrad diesen wieder, nachdem er Horatio noch einmal auf die Schulter geklopft und wieder zu der jungen Pilotin geschickt hatte. Rebekka war gerade dabei, ihre Ausführungen anhand Iris‘ Projektion weiter zu erläutern, wobei sie ihm einen kurzen Blick zuwarf, den er mit einem Nicken quittierte; ein Signal an sie, sich von ihm nicht stören zu lassen, sondern einfach weiterzumachen und ihn zu ignorieren. Mutter und Goldhändchen hatten mittlerweile um den Tisch auf Stühlen Platz genommen, erstere noch immer an einer Karotte knabbernd, während Snooker, der Bergsteiger, sich lediglich auf einer der Lehnen abstützte, ansonsten aber stand.
Mit einem Satz, den Konrad ohne Kontext und vor allem ohne Erläuterung der Daten nicht so recht einordnen konnte, beendete Rebekka ihre Ausführungen und Konrad stellte sich neben sie. Noch ehe jemand der anderen ihr eine Frage stellen konnte, raunte ihr der Ex-Polizist das nötigste ins Ohr: „Wir müssen über die Pilotin reden, wenn das hier erledigt ist.“
Mehr sagte er nicht, ließ sich auch nichts anmerken, sondern wartete, was die anderen – vor allem Mutter – zu seinem, sowie zu ihrem Vortrag sagen würden. Je nachdem, wie gut Neska sie informiert hatte, war diese ganze Sache für alle Anwesenden mehr oder weniger Neuland, also würde es sicher eine Menge Fragen geben. Die Tatsache, dass nicht nur Sol, sondern auch er bald von der C-Sec verfolgt werden würden, versuchte Konrad dabei so gut es ging in den Hintergrund seiner Gedanken zu stellen – abgesehen davon, dass bisher nur er aus dieser Gruppe davon wusste und genau das ihm zu schaffen machte.

Li-Ann Herlock
18.12.2012, 23:32
Die Hände schossen in die Luft. Nichts konnte sie aufhalten. Der Sprung, ein immerwährendes Fallen, endete im kühlen Nass. Das azurblaue Wasser umspielte ihre nackten Schenkel, schmiegte sich perfekt an ihren Busen an und umrahmte ihre perfekt proportionierte Hüfte. Kräftige Schläge und Tritte trieben sie weiter voran. Die Augen, mal geschlossen, mal geöffnet, fixierten das Ziel. Immer wieder musste sie die Luft anhalten. Sie in ihren Lungen konservieren. Ihr Blut transportierte die Wärme in ihre Muskeln. Sie fühlte wie jeder einzelne beansprucht wurde. Weiter. Immer weiter trieb sie der Drang. Der Drang das Ziel zu erreichen.
Das Wasser bot kaum Widerstand. Einzig an ihrem Bikini, das Oberteil sowie das Höschen knapp geschnitten und mit einem bunten Streifenmuster versehen, sorgte für kleinere Verwirbelungen um sie herum. Dort, wo das Wasser auch nur auf den Hauch von Stoff traf, suchte es sich umgehend einen anderen Weg um sie herum. Ihre Haare, kaum drei Millimeter lang störten nicht.
Die Sonne brannte ihren Rücken braun, die Beine und ihre Arme. Das offene Meer war ruhig. In einer Minute würde sie sich eine Pause gönnen. So tat sie es auch. Gelassen wand sie sich herum, lag nun auf dem Rücken. Die Arme von sich gestreckt, lag sie, wie Jesus am Kreuz hing, im Wasser. Die Augen geschlossen und die warme Sommerluft einatmend. Es war perfekt. Die Sonne brannte weiter, tat nun selbiges, wie vorher mit ihrem Rücken, den Beinen und den Armen, mit ihrem Bauch, den Schenkeln und ihrem Gesicht. Die wohligen Temperaturen sorgten dafür, dass sie nicht fror.
In der Ferne schob sich eine Flosse aus dem Wasser. Sie betrachtete sie. Ein Hai, doch sie bewegte sich nicht. Ruhe war die Lösung und das würde sie sich nicht nehmen lassen. Die Flosse kam näher. Innerlich wurde sie doch etwas unruhig. Doch als sich vor der Flosse eine Wasserfontäne erhob, verflog sofort jegliche Art von Unruhe. Die Flosse verschwand kurz vor ihr wieder im Wasser. Sie verschwand nur, um kurz darauf wieder aufzutauchen und den Rest des Delfins mitzubringen. Er sprang über sie hinweg. Schnell richtete sie ihre Hand aus, streichelte dem großem Tümmler den Bauch. Das charakteristische Lachen drang an ihr Ohr. Sie lachte. Ihr war warm.
Der Säuger wandte sich um, schwamm einige Runden um das Mädchen, forderte sie praktisch dazu auf, mit ihm zu schwimmen. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Rasch ergriff sie seine Rückenflosse, hielt sich kräftig fest und der Tümmler schoss los. Eine riesige Bugwelle vor sich herschiebend, rasten die beiden mit einem Affenzahn durchs Wasser. Alles war gut.
Dann nicht mehr. Der Delfin löste sich auf. Ihre Arme schmerzten. Die Säure, die aus dem Tier heraus sickerte brannte sich in ihre Gelenke ein, zog Striemen, einmal herum. Hand und Fußgelenke gleichermaßen waren betroffen. Blut quoll hervor, vermengte sich mit dem jetzt kalkten Wasser. Ihre Lippen färbten sich blau. Ihr Kreislauf begann damit all ihr Blut im Körperzentrum zu sammeln und wäre das nicht genug gewesen fing wie wieder an zu fallen. Doch dieses Mal landete sie nicht im kühlen Nass. Sie landete auf einem harten und, vor allem, kalten Fußboden. Nackt und nur eine Decke um sich geschlungen.
Ihr Puls beschleunigte sich. Sie riss die Augen auf und saugte soviel Luft in ihre trainierten Lungen, dass der Vorrat ausreichen würde, um die Strecke Citadel-Erde hin und zurück zu fliegen – und zwar ohne Raumschiff!
Ihr Blick ruhte auf einem Fenster. Dunkles Violett schimmerte hindurch. Durch die Farmen konnte sie die Umrisse einer Raumstation erkennen. Sie war noch immer auf der Citadel. Langsam richtete sie sich auf. Stemmte eine Hand auf den Boden und die andere gegen die Stirn, nicht sicher, was sie nun stützen wollte: Den Boden oder ihren Kopf?
„Na, Sonnenschein? Wieder wach?“
Es war Horatio. Er saß neben ihr auf dem Sofa und bearbeitete einige Datenpads. Das Lächeln auf seinen Lippen war warm und ernst gemeint. Li-Ann brummte nur bejahend. Sie musste sich erst wieder zurechtfinden. Ihre Augen suchten den Raum ab. Irgendwas kam ihr komisch vor. Nicht richtig. Irgendwas war dort, wo es nicht hingehörte. Dann fiel es ihr auf. Sie lag unter einer Decke. Ungläubig betrachtete sie diese. Wo war die nur hergekommen? Vielleicht? Nein, das war zu weit hergeholt. Aber vielleicht hatte das fliegende Spaghettimonster ja doch Erbarmen mit ihr und übersandte ihr diese milde Gabe. Doch die logischste Schlussfolgerung meldete sich kurz Zeit später auf ihrer Überlegungen hin zu Worte:
„Du bist eingeschlafen und da hab dich halt zugedeckt. Wollte nicht, dass du auskühlst.“
„Danke.“, kam es verschlafen von der Pilotin, deren Haare nun wild umher lagen und gar nicht ins Bild passen wollten. Die verschlafenen Augen taten ihr übriges.
„Wie lange war ich weg?“, erkundigte sie sich gähnend.
Horatio schaute auf die Uhr.
„Knapp vier Stunden.“
Li-Ann nickte. Dann sie wieder aus dem Fenster. Sah ein kleines weißes Objekt. Sie verfolgte seine Flugbahn. Erst spät realisierte sie, dass es auf das Fenster zuhielt. Ihren Augen weiteten sich. Der Mund wurde geöffnet und wie in Zeitlupe, stach ein spitzer Schrei hervor. Das Objekt war das Skelett des Delfins, dem sie noch zuvor begegnet war und dieses Skelett zerschellte mit einer unvorstellbaren Kraft am Fenster. Li-Ann erschrak, warf sich zurück und schlug die Hände vors Gesicht.
Der alte Agent sprang auf, schritt die paar Meter zu Li-Ann herüber, nahm sie tröstend in den Arm. Er wiegte sie mehrfach hin und her, strich ihr Haar glatt und versuchte sie zu beruhigen.
Er wusste, dass sie ein Risikofaktor war und er wusste auch, dass er alles machen würde, damit die junge Pilotin keine Szene machen würde, sollten sie in der passenden Situation stecken.
Wieder öffnete sich eine Tür hinter Li-Ann, doch dieses Mal kamen altbekannte Gesichter in den, abgesehen von Li-Ann und Horatio, menschenleeren Raum.

Saori Shimazu
23.12.2012, 11:19
Der Turianer starrte Saori lange an. Er starrte richtig und fast mit offenem Mund. Die Japanerin nahm es gleichmütig hin und erwiderten seinen Blick ruhig und ohne mit einer Wimper zu zucken. Schließlich schien er seine Stimme wieder zu finden. Er öffnete die Augen noch weiter und deutete mit einem Finger auf die geschlossene Türe.
"Das..." sagte er und blinzelte. "...war beeindruckend." Die Erbin einer langen Linie von Samurai hob eine Augenbraue und lächelte leicht. Ein Lächeln das man als freundlicher Annahme des Kompliments sehen konnte oder auch als gänzliches Gegenteil. Sie sagte nichts. Es schien als würde er das als Aufforderung verstehen weiter zu reden. "Das macht der nicht noch mal."

Saori seufzte und hob die Augenbrauen. Ihr ging kurz eine schnippische Antwort durch den Kopf die sie aber runter schluckte. "Wie kann ich Ihnen helfen, Officer." sagte sie, anstatt zu fragen. Der Alien sah zur Türe und dann wieder zu ihr. Zog eine Schnute und nickte dann.
"Natürlich. Entschuldigung. Das war nur recht beeindruckend." versetzte er und fummelte dann an seinem Omnitool herum. Saori verengte die Augen und hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen. Ihr schwante bereits was er vor hatte. "Entschuldigen Sie, aber was machen Sie da?"
"Ich möchte Ihnen etwas zeigen." sagte er unverblümt und tippte ein paar Befehle zum öffnen einiger Bilddateien. Saori wandte ihm die Seite zu und starrte zur Wand. "Bitter lassen Sie das." sagte sie rüde und mit der gleichen befehlenden Stimme wie mit den restlichen Schülern. Der Alien zog den Kopf zurück und senkte sein Omnitool. Er war es nicht gewohnt so behandelt zu werden, geschweige denn so bestimmt. Er zog die Augenbrauen zusammen und es wirkte als würden sich die Hörner um seine Stirn aufrichten. Oder gar die Farbe verändern. Der Mann erinnerte sie intensiv an einen Dinosaurier.

"Bitte. Doktor - ich brauche Ihre Hilfe."
"Ich fürchte da sind Sie falsch. Ich bin Gastronom."
Der Turianer hob beide Hände und unterstrich seine Bitte. "Ich weiß, Doktor. Das wurde mir schon gesagt. Aber ich wäre nicht hier, wenn ich nicht überzeugt wäre das ich Sie wirklich brauche. Das wir Sie wirklich brauchen. Verstehen Sie?"
Saori erkannte wohl die flehende Komponente in seiner Stimme und sie sah in seinem Gesicht sogar aus dem Augenwinkel das es ihm ernst war. Sehr ernst. Aber das änderte nichts. Ihr Herz fühlte sich schwer und kalt an. Ihre Hände hatten begonnen zu Schwitzen.
"Nein." sagte sie bestimmte und wandte sich herum, um wieder zurück in den Raum zu gehen.

"Doktor. Ich kann Sie einziehen lassen." sagte er.
Die Japanerin stockte und ihre Schultern bebten gegen ihren willen. Ihre rechte Hand schloss sich um den Griff des Holzschwertes fester und sie war kurz davor ihm es um die Ohren zu schlagen. Aber es war die Beherrschung die sie davon abhielt. "Können Sie nicht." stellte sie sachlich fest.
"Aber ich kann Ihr Leben schwer machen."

Mit einem Ruck drehte sie sich um und deutete mit der gesamten flachen Hand, die sie mit dem Daumen nach oben auf ihn gerichtet hatte. "Sie belästigen mich. Sie bedrohen mich." knurrte sie und tat einen Schritt auf ihn zu. Diese Spielchen, war sie nicht gewillt sich gefallen zu lassen. Es gab Gesetze und Vorschriften. Die galten für Ihn und Saori kannte diese Vorschriften aus ihrer Vergangenheit gut genug.
"Wagen Sie das nicht noch mal."

Der Alien ließ die Schultern hängen. Er realisierte, das sein böser Bulle nicht funktionierte. Nicht im geringsten. "Okay." hob er entwaffnete die Hände. Trat einen Schritt zurück. "Tut mir leid. Ich bin nur inzwischen echt verzweifelt." seufzte er und legte den Kopf zur Seite. Die Japanerin hielt inne und starrte den Alien an. Es war der typische durchdringende Blick mit dem nur Japaner einen ansehen konnten. Regungslos ohne Wertung und ohne erkennbares Gefühl im Blick. Ein gerader starrender Augenkontakt der durch ihn hindurch seine Absichten taxieren zu schien. Ihre linke Hand verkrampfte sich um das Schwert in ihrer Hand. "Was treibt Sie zu dermaßen, dummen Aktionen?" fragte sie schließlich ruhig und mit einer leisen, fast bedauernden Stimme.

"Ein Serienmord. Mörder." korrigierte er sich schnell und sah auf seine eigenen Füße. "Wir von der Sec geben es nicht gerne zu - da wir schon so lange mit Verbrechern und allem möglichen Abschaum kämpfen - aber so was, so was wie das hier. Das hatten wir noch nie. Und wir sind da ratlos." um zu unterstreichen was er meinte deutete er kurz auf sein Omnitool. Dann seufzte er und legte den Kopf zur Seite. "Ich weiß was sie denken. Gerade wir Turianer und die Asari und die Salarianer." er grunzte und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Meine Partnerin meinte sie habe schon mal ein Opfer einer Ardat Yakshi gesehen und das war harmlos."
Saori musterte ihn und ließ die Schultern hängen. Sie fühlte ihre Neugier und sie fühlte ihr Pflichtgefühl die sich meldeten. Und sie wusste das wenn einmal beide Geweckt waren, sie nicht in der Lage war sie nieder zu ringen. Keine Chance. Sei schnaubte ob dieser Erkenntnis und räusperte sich.

"Und wie kommt Ihre Partnerin darauf?"
"Es ist Okkult." er sah sie lange an und fragend. "Habe ich das richtig ausgesprochen?"
Saori zog eine Grimasse und schnalzte mit der Zunge. "Kommt darauf an was Sie gemeint haben. Aber ich denke schon."
"Etwas derartiges ist uns noch nicht untergekommen. Es ist auf einer perverse Art brutal und beunruhigend ritualistisch. Fast schon als würde jemand Magie ausüben wollen."
Sie drehte sich zur Seite und starrte an die Wand. So lange. So lange hatte sie sich geschworen das sie nie wieder sich in einen Fall verwickeln lassen würde. "Norowa..." begann sie und ließ dann aber die Silben ausklingen ohne näher darauf einzugehen oder ihren Fluch zu vollenden. Stattdessen wandte sie sich zum Hauptraum des Ryu um. "Geben Sie mir ein paar Minuten."

"Natürlich."

Octavian Visconti
25.12.2012, 23:39
Citadel
Bezirke #2

Entgegen seiner Erwartungen war er nicht losgerannt, kein Notruf zur Polizei oder zum nächstbesten Krankenhaus, nicht zu Lepidus und Agrippa, versuchte nicht einmal zu fliehen. Er brach nur ein. Der jähende, lähmende Schmerz des leichten Gifts von Sejan brachte ihn zum Boden; keine Verletzung, keine Schlägerei. Am Ende war es nur kümmerliches Gift, gemixt in einem Gin Tonic, welches ihn nach Luft ringen ließ und zum Beten animierte als hänge tatsächlich sein Leben daran. Er furchte seine Hände in den Teppich, der mit dem Blut von Sejan getränkt war, er rutschte am Boden herum und verlier abermals das Gleichgewicht als er versuchte sich aufzurichten. Von Veskeriax gab es nur bedauernde Blicke und Geräusche zu vernehmen, ein mitleidiges Bellen und hier und da ein Knurren in Richtung der Leiche. Wollte er die etwa hier auf der Citadel jetzt vergraben? Jetzt wo das große Geheimnis gelüftet war, die Jagd endlich für beendet erklärt werden konnte, hatte sich jeder etwas zum Essen verdient. Sich etwas Ruhe gönnen. Eine Woche lang in Qual und nun endlich so nah, nur noch über den Berg musste er kommen. Sein Magen zog sich zusammen und platzte immer wieder auf, das Blut vibrierte und seine Schlagader pulsierte, ihm wurde ständig schwimmrig vor dem Auge ehe er sich stets zusammen rieß. Süßer Schlaf wurde willkommen geheißen. Sejan tot. Doch dies bedeutete auch, dass die C-Sec weiter nach Lepidus fahnden würde, die Machenschaften mit Alpha Chimera, der Plan für die Invisible Hand und den Sezuluv Index. War es schon nicht Verrat an der eigenen Rasse, so doch an seinem Vater und den Brüder in gewisser Hinsicht. Aber Familie, für sie musste man durchhalten, wenn schon nicht mehr leiden konnte. Unter den Wirkungen des Gifts döste er für einige Minuten ein, fiebrige Vorstellungen tanzten in seinem Kopf und zwangen ihn zum aufwachen: Lepidus und Hanibahl… Vom Turianer war nichts zu sehen auf den Bildschirmen. Oh, nein.

Gekrümmt und an der Wand entlang schleifend stolperte Octavian die Treppe hinab, Veskeriax wollte mit, doch Octavian gebat ihn hier zu bleiben. Niemanden reinzulassen, machte er es dem Varren klar. Sejan durfte nicht gesehen werden, seine Leiche im Zimmer oben würde dort verrotten, ehe jemand sie finden würde, schwor sich Octavian. Er wartete auf ein passierendes Rapid Transit Shuttle und stieg ein, gab als Zielort die Andockbuchten an. Die Corefield Design #3, Octavians Schiff, dorthin würden sie versuchen zu fliehen um fortan in den grenznahen Gebiet auf die Zeit verharren, sobald dies alles vorbei sein würde. Wenn die Anwälte alles geregelt hätten, Corefield Design sicher war, in trauter familiärer Zweisamkeit, Agrippa und Lepidus. So verstand er es, musste es sein. Doch was war mit dem Turianer, hatte er dies schon geahnt, hatte ihm Claudia das Wesen von Lepidus derart gut beschrieben, dass er solcherlei Entwicklungen entgegenkommen sah?
Das Rapid Transit Shuttle fuhr schnell, ihm wurde schwindelig als er die vorbeizischenden Türme der Citadel erblickte, surrende Lichter in den Morgenstunden und durch das Fieber verblassende Bauten. Er konnte nicht vollends das Gift bekämpfen, auskurien oder ein Medikament nehmen. Weiß der Geier wie man so etwas effektiv behandeln konnte. Mit Zeit. Doch die blieb nicht. Er ahnte schlimmes und musste agieren bevor es zu spät war. Der Nebel der Citadel hatte eine hypnotische Wirkung auf ihn, ließ ihn langsam das Geschehen verdrängen, er verfing sich im dezenten violetten Schleier, der durch die Kuppen über den Gebäuden zu erkennen war… Er hatte es Agrippa versprochen. So fahre das Taxi doch schneller, bitte.
Durch die verdunkelte Vorderscheibe des Shuttles erkannte er alsbald die Andockbuchten, sie schienen in diesem Morgenlicht anders zu sein. Klar und unbeachtet, verschlafen, sorglos. Aus der Ferne hörte man Sirenen, ein ungutes Gefühl, Häscher überall. Er torkelte heraus und ein paar Beamten in die Arme, die ihn fragend anblickten. Er ging einfach weiter, versuchte es zumindest. Das Fieber malträtierte ihn, Schweiß lief die Stirn herab, sein Körper fühlte sich schlaff an, die Kleidung stank. Die Haare zersaust und die Augen glasrig, Wunden des Schlafentzugs hatten sich unter seinen Pupillen als Tränensäcke verfestigt. Drohender Kollaps vor dem Moment. Er passierte die Kontrollen und sah wie die Kontroleure ihn missgünstig musterten. Kein gutes Zeichen, keine gute Ausgangslage. Da standen sie. Eine C-Sec Horde. Der Turianer. Schimmer, schimmer im Morgen, Blitzlichter der Shuttles und der Bucht blockierten die Sicht, dann sah er auch sie: Agrippa und Lepidus. In Handschellen, am Boden. „Scheiße.“



Es war nicht viel was er tun musste. Claudia hatte ihm alles erzählt. Er verstand wie diese Viscontis jetzt dachten, zwischen dem Alkohol, den Frauen, dem Geld und ihren Sünden. Von da an war alles ganz leicht. Im berüchtigten, aber dennoch meist unsichtbaren Handelsposten hatte sich ihr angeblicher Liebhaber versteckt und dort auf etwas gewartet, für etwas gebetet. Seinen Tod, seine Flucht, auf den Erfolg seines Vorhabens oder schlichtweg darauf, dass alles vorbei sein würde. Die paar Agenten wurden runter geschickt um ihn dingfest zu machen, doch einmal in die Enge getrieben, würde er versuchen zu fliehen. Soldaten von Alpha Chimera waren dort unten, hatten sich verschanzt. Der Turianer hatte daran kein Interesse mit irgendwelchen Soldaten rumzuwichsen zwischen all den Pennern, Junkies und Kurtisanen. Also blieb eine einfache Möglichkeit. Zu warten bis sie fliehen würden. Ein paar Patrouillien an essentiezellen Stellen und sie liefen ihm in die Falle.
Hanibahl hatte seit dem Beginn der Untersuchung kaum geschlafen. Von angeblichen Zeugeninterviews, Nachforschungen und Theorien getrieben, ließ ihn lange Zeit die Ermordung von Julius Visconti nicht los. Seine Partnerin, Gloria Raslin, meinte am Anfang es wäre ein von Julius selbst auferlegter Mord gewesen. Schwachsinnig Theorie. Besonders angesichts all der Schlangen, die sich rund um seine Umgebung befanden. Seine Söhne die schlimmsten davon. Dann diese Nutte von Claudia, der er kaum genügend Vertrauen gewährte um ihr zu zuhören, um ihre aberwitzige Theorie Glauben zu schenken, von wegen Handelsposten. Aber sie hatte Recht. Er blieb stets an den Fersen, stets dort bei denen die verdächtig waren. Und als er endlich das Material fand, Altlasten aus dem Fall der Alpha Chimera war alles perfekt. Motiv, Gelegenheit und ein mangelndes Alibi. Und jetzt war er endlich vor ihm, dieser Visconti, dieser Rotschopf, bettelte und flehte wenn schon nicht ihn, so doch seinen Sohn, einen Mitkomplizen, gehen zu lassen. Das konnten sie sich abschminken. Hanibahl brachte jeden Fall zu Ende. Ihn kotzte das Übel dieser Station an und es stellte eine Genugtung dar den Mächtigen zu zeigen, dass ihn niemand schikanieren, erpressen oder bestechen konnte. Sie hatten es alle versucht und dies würde sein Mahnmal werden für alle in der Zukunft. Rechtschaffenheit hatte heute endlich einen neuen Namen, es war seiner – der gute Geist der Citadel.


„Verdammt, nein, nein“ fauchte Octavian als er torkelnd in seinem durch das Gift wiederzurückgekehrten Fieberzustand auf die C-Sec Horde zugetrampelt kam und von zwei Polizisten aufgehalten wurde. „Nein, nein“ – schwer keuchend – „Sie waren es nicht. Nur auf der Flucht. Sie.. sind unschuldig, hört mich an, unschuldig…“
Der Turianer wandte sich von den zweien am Boden ab, die entsetzt und zugleich erleichtert Octavian anblickten, leise Danke zum murmeln schienen.
„Ihr könnt sie nicht mitnehmen, bitte nicht.“
„Octavian Visconti. Tz, sehen ganz schön geschunden aus. Haben sich wohl beim Schlagen von unschuldigen Journalisten ausgenommen, hm? Sagen Sie mir doch, warum ihre beiden… Familienmitglieder nicht die Strafe verdienen, die gerechtfertigt ist. Mord an ihrem eigenen Vater, Herr Visconti.“
„Die Beweise… die sagen doch nichts aus. Es war Sejan. Sejan, ganz alleine. Unser… Bruder, glaube ich, weiß ich nicht. Er war es. Er hat Vater ermordet.“
„Aha – und das soll ich Ihnen glauben? Wo ist denn Sejan?“
„Er… er ist tot. Selbstmord.“
„Hmhm, natürlich ist er das. Welch überraschende Offenbarung, und wie nützlich für sie das er tot ist, nicht? Den Bauern opfern damit der Prinz und sein Bengel davon kommt.“
„Nein, Hanibahl… hören Sie, es ist nicht so.“
„Ich sag´ Ihnen wie es ist: Lepidus hat ihren Vater ermorden lassen weil er ihn aus dem Unternehmen schmeißen wollte, für seine Pläne und Machenschaften mit Alpha Chimera. Kriegshetzerei, Verrat an der Citadel, Flucht vor der Justiz… Mord am Vater. Versuchen Sie doch zu erkennen, es gibt keine Legitimation für derlei Taten. Wird es nie geben.“
„Er hat es nicht getan, es war Sejan wie oft denn noch. Er kannte alles und in seiner… Vorstellung tat er mir einen Gefallen. So als hätte ich ihn dazu angestiftet. Also wenn Sie wenn verhaften müssen, dann tun Sie mir das.“
„Ihre Opferbereitschaft in allen Ehren“, Hanibahl blickte Octavian musternd an und drehte sich dann mit dem Rücken zu ihm um, stellte sich vor Lepidus, „doch Ihr Bruder wird seine Strafe erhalten. Und welche Schuld auch immer Sie daran haben, müssen Sie mit ihrem eigenen Gewissen vereinbaren, Herr Visconti. Auf mit den Zwei!“ Je ein Offizier packte Lepidus und Agrippa.
„Es überrascht mich, dass Sie überhaupt hergekommen sind, Herr Visconti. Anfangs dachte ich sie wären der Auftraggeber des Mordes gewesen – aber da habe ich mich getäuscht, scheint es. Verzeihen Sie den Hacken in der Nacht damals.“
Octavian konnte nicht mehr, holte tief nach Luft, doch keine kam. Verzweifelt sah er wie Lepidus und Agrippa abgeführt wurden, hinter den Kontrollen der Andockbucht verschwanden und in ein C-Sec Shuttle verfrachtet wurden. Hanibahl schenkte quer über die ganze Distanz Octavian noch einen letzten, abschätzenden Blick – durchdringend, dann schüttelte er den Kopf und stieg auch ein.

Es war immer noch früh am Morgen und er saß nun in einem kleinen Café vor den Andockbuchten, sah aus den Fenster die Reisenden und Passierge, die Pilger zur und von der Citadel. Ein paar Dockarbeiter hatten ihn genommen und wollten ihn zum Krankenhaus bringen, was er aber töricht ablehnte. Stattdessen nistete er sich hier ein, trank so gut es ihm ging einen Roiboos-Tee, in dessen Tasse meist seine Blicke für Momente verschwanden um überrascht und schlafgestört wieder aufzuschrecken. Es war nett eingerichtet, eine Asari putzte den Thresen und schenkte ihm wenig Aufmerksamkeit. Er war der einzige hier und das war im Recht, aus der Anlage tönte ein wenig wehleidige Musik, passend zu seinem Gemütszustand. Fragend wo Lepidus und Agrippa sich nun befanden, schlief er ein. Es war bedauerlich wie sich seine Gedanken um seine Familie kreisten; Vulvia und Claudia hatten keine Bedeutung mehr, Sarvil schien vergessen zu sein, obwohl er wusste, dass der Batarianer mittlerweile auf dem Weg zum Krankenhaus war dank der Hilfe der Handelsposten-Bewohner, die Varren aufgescheucht und keifend irgendwo, Denvila vermisst, Antonius auf Illium. Er zäuselte noch in den Tee hinein den Namen seines Vaters, dann schloß er die Augen…

Das preußische Expeditionskorp hatte alles unternommen um den Wiederaufbau nach dem segnenden Sturm und dem einbrechenden Damm voranzutreiben. Sie schielten durch die Äste und Wipfel der zerstörten Bäume, die Urgewalt war über ihnen hereingebrochen, Steine zerschlagen, Gebäude versenkt und Berge wanderten. Nun war das Landschaftsbild rein, aber zur Unkenntlichkeit verformt. Sowohl die Preußen als auch die Spanier hatten keine Chance, Menschen ließen ihr Leben im Tosen und der Kaiser selbst hielt eine andächtige Stunde ob des fatalen Untergangs seiner Kolonie...

August saß vor dem Ufer der jetzt ruhigen See und inspizierte seine vom Wasser zerfurchten Hände. Seit Tagen waren die Geschwülste am Körper offensichtlich und sie grausten ihm. Immer wieder fuhr er sich über die Hände, machte es dabei nur schlimmer. Sein Gesicht zermattert und gepeinigt warf hier und da eine Reflexion an ihn im Wasser zurück, es hatte etwas Verhöhndes an sich.

Mit dem Gedanken, dass er alles menschenmöglichen in diesen widrigen Umständen tat um erfolgreich zu sein, was auch immer das bedeuten mochte, würde er zurück in die Heimat segeln. Doch derlei trügerische Manipulationen seiner selbst als Rechtfertigung für das Versagen hier in der schönen, neuen Welt hatten etwas vergängliches, wusste er, und bald würde er sich damit konfrontiert sehen, wie die Sünden seiner Unfähigkeit ihn einholen und plagen würden.

Von hinten kam der spanische Offizier Alberto. Auch er wartete auf sein Schiff, denn auch er hatte überlebt. In Gefangenschaft. Er hatte die Gitterstäbe des Kerkers durch Manneskraft und Überlebenswillen entzweigt. So saß er nun neben August und lächelte ihn an. Sie sprachen über die Erkenntnis der Reise. Dass es manchmal einfach nicht genug war. Nicht gut genug. Dass man probieren konnte, was man wolle, doch es gab unumstößliche, oftmals widrige Umstände gegen die man nicht ankämpfen konnte. Die Natur. Gottes Werk. Das Schicksal oder den Zufall. In den sanften, tröstlichen Worte Albertos lag der Hauch eines Triumphs der Loslösung vom Irdischen unter den Trümmern einer vorbei schleichenden Niederlage.

Rebekka v. Tannberg
02.01.2013, 19:46
Bekka legte Goldhändchen eine Hand auf den Haarschopf und streichelte darüber. "Na. Du weißt ja." Der Mann schnaubte und schüttelte den Kopf. Er konnte und wollte es wohl nicht glauben. Aber es war wohl auch egal. Sie war hier und damit war klar, das was auch immer Neska geplant und getan hatte, noch nicht am Ende war. Sean wusste das Rebekka die schlimmere von beiden Frauen war. Er grinste und wusste das ihm das jetzt nur recht war.
Die Deutsche küsste den Mann auf die Stirn. "Was haben Sie gemacht?"
"Mich verhört. Aber, da ich eh keine Ahnung hatte, was wohl wirklich passiert..." er sah sich um und man konnte in seinem Gesicht sehen, das er wirklich keine Ahnung hatte was gerade vor sich ging, gegangen war oder gehen würde. "Dürfte das was ich Ihnen sagen konnte Sie nicht schlauer machen."

"Verhört." sagte Bekka leise und musterte sein Gesicht, ging vor ihm in die Hocke und sah ihn lange an. Dann zu dem Mann der sich Snooker nannte.
Der zuckte mit den Schultern und legte den Kopf schief. "Du weißt schon. Verhört." Sie sah Goldhändchen wieder an. "Wie schlimm." er sagte kein Wort versuchte tapfer zu sein, und das reichte Bekka vollkommen. Ihr Gesicht wurde düster und finster. "Gib mir einen Namen."
"Angela." wimmerte er nach einer langen Pause. Den Kerl kenne ich nicht.

Bekka sah ihn wie vom Blitz getroffen an. Angela. Ausgerechnet. Nein. Angela konnte auch nur ein paar gefälschte Beweise bekommen haben, und oder nach Kathys Tod aufräumen müssen. Keine voreiligen Schlüsse.
"Ich habe einen ersten Namen, der durch die Kommunikation auftauchte. Er ist nicht bei Cerberus registriert aber sein Aktivität passt zu einem Decknamen." meldete sich Iris.

Sie schoss hoch und sah die VI an. "Her damit."
"Milijan Sacobic."
"Gib mir ein Bild." fauchte Bekka und ging zu dem Tisch zurück. Ein Bild tauchte auf. Und Goldhändchen sog laut hörbar die Luft zwischen seinen Zähnen ein. Bekka sah über die Schulter. "Kennst du Ihn?"
"Ja." sagte der Mann, der nicht für seinen Mut bekannt war oder seine Männlichkeit. "Er hat mich verhört." jammerte Sean.

Der Blick von Bekka wanderte herum und fixierte das Gesicht eines Mannes das so wohl in seiner Dienstakte war. "Iris. Such auf den öffentlichen Sendern nach seiner Fresse." knurrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. "B?"
"Hm?" sie drehte sich zu Snooker um.
"Was kann ich machen?"
"Bist du nicht schon bezahlt worden?"
"Natürlich. Aber ich will was machen." sagte er ruhig und streckte das Kinn vor.
"Wie meinst du das?"

"Es gibt Zeiten, da muss man eine Seite wählen. Das habe ich jetzt vor."
Da meldete sich Iris wieder. "Ich habe mehrere Aufnahmen von Ihm. Alle um die selbe Uhrzeit."
"Zeigs mir." schnauzte Bekka und drehte sich zurück zum Tisch.

Vor aller Augen, konnte man, den Mann, der Milijan Sacobic war, sehen, wie er sich in einem Café über einen umgekippten Stuhl beugte über den ein paar Beine hervorragten.
Der deutschen Spionin blieb das Herz stehen.

Es war totenstill in dem Raum. Lange.
"Wo finde ich Ihn." frage Bekka schließlich leise.

Nika Rasslan
04.01.2013, 15:35
http://i.imagebanana.com/img/boxfk6n6/SignS1.jpgCitadel / Untere Bezirke

Nika huschte in eine dunkle Gasse und presste ihren Oberkörper gleich rechts an eine Wand, nur um gebannt aus den Schatten zu starren. Sie hatte es doch gleich geahnt mit dem Gefühl recht zu haben beobachtet zu werden...
Die Agentin hatte in aller Seelenruhe beim Vorbei gehen im Gebüsch, von ein paar künstlich angelegten Blumen und Pflanzen in den Botschaften, eine Wanze in selbigem fallen lassen und mit dieser Handlung anschließend wohl ohne es zu bemerken die Aufmerksamkeit eines unbedeutenden turianischen C-sec Offiziers auf sich gezogen. Wie blöd konnte man auch sein? Da war man mal für einen Augenblick etwas unaufmerksam und schon hatte man Ärger am Hals. Nika kam sich gerade vor wie ein verdammter Amateur...
Sie hatte so getan als würde sie es nicht hören, als der Turianer ihr hinterher gerufen hatte sie solle stehen bleiben und verschwand stattdessen schnurstracks in einem der Lifte. Ein kurzer Check des Senders ergab jedoch, dass die Wanze nicht entfernt worden war und immer noch in ihrem Versteck lag. Zumindest dies hatte reibungslos funktioniert.
Es hätte verdammt heiß werden können wenn der Kerl Verstärkung gerufen hätte, aber genau diesen Umstand galt es nun aus zu nutzen denn das kleine Spionagegerät durfte auf keinen Fall gefunden werden.
Nun hatte sie das C-Sicherheits Mitglied geschickt und ohne weitere Anstrengungen bis in die unteren Bezirke gelockt. Nichts machte dies einfacher als das Gefühl zu vermitteln zu vermuten nicht mehr verfolgt zu werden und ganz offensichtlich ein Taxi vom Präsidium aus zu nehmen. Dem Jäger das Gefühl geben wirklich der Jäger zu sein machte die Situation einfach genug. Gut, jeder andere Turianer hätte das ganze vermutlich mit einem Wink beiseite gelegt, doch dem C-Sec Offizier der sie verfolgte war offenbar stink langweilig... na immerhin gab sie ihm etwas zu tun.
Eine Leiche auf dem Präsidium wäre früher oder später aufgefallen, egal wo man sie versteckte, daher hatte sie ihn bis hier her sie verfolgen lassen müssen. Dies brachte Nika gleich auf eine interessante Frage. Wie stark stinken Turianer eigentlich wenn sie verwesen?
Nika schloss die Augen und konzentrierte sich kurz bis sie schnelle Schritte näher kommen hörte, dies musste er vermutlich sein. In diesem Teil der unteren Bezirke hielt sich kaum jemand auf, es galt jedoch dennoch keine Aufmerksamkeit zu erregen. Der eine Fehler vorhin hatte ihr schon gereicht...
Sie blickte aus den Schatten wieder zur Seite als wirklich der Turianer an dem dunkle Durchgang vorbei ging und sich umblickte. Er machte schon Anstallten weiter zu gehen, doch da griff Nika an den Kragen ihrer Jacke, nahm den kleinen metallenen Button welcher das Cerberus Logo darstellte ab und warf es in Richtung des Einganges zu der Seitengasse.
Es klimperte und blieb noch halb im Dunkeln liegen, doch das Geräusch hatte gereicht, sodass der Turianer auf blickte, sich umdrehte und genau in Nikas Richtung blickte... doch die Agentin hatte sich bereits ihres Tarnmodules bedient. Der C-Sec Offizier ging ein paar Schritte und blickte dann hinab auf den metallenen Gegenstand der da vor ihm lag, worauf er sich hinab auf ein Knie begab den Button aufhob und das Logo betrachtete.
Blut spritzte und die Augen des Turianers weiteten sich vor Schreck als Nika aus den Schatten schnellte und ihm die Klinge ihres Omni-Tools unterhalb des Kinns in den Hals rammte. Er ging zu Boden worauf kurz darauf hin seine Bewegungen erschlafften.
Die Cerberus Agentin schleifte seinen leblosen Körper noch etwas weiter in die Gasse hinein, ging anschließend wieder zurück und befestigte ihren Cerberus Button wieder an dem Kragen ihrer Jacke welchen sie darauf hin wieder umfaltete.
Nur ein einfacher Turianer von C-Sec dessen Namen sie nicht einmal wissen wollte. Zumindest musste sie sich jetzt keine Sorgen mehr machen, dass die von ihr gelegte Wanze entdeckt würde.
Hier im unteren Teil der Bezirke hätte ja quasi jeder den Turianer abstechen können... ein Alien weniger, was solls?
"Problem gelöst.", dachte sich Nika lediglich, steckte ihre Hände in ihre Jackentasche und verließ lockeren Schrittes die Seitengasse. Vielleicht noch etwas die Märkte aufsuchen etwas schmökern? Mal sehen...

Saori Shimazu
17.01.2013, 10:46
Ihr Blick glitt über die Glasfassade des Gebäudes, versuchte einen Hinweis auf ein Verbrechen zu sehen. Doch wie so häufig war die Oberfläche glatt und unaufällig. Etwas was auf die meisten Menschen doch irgendwie zu traf. Glatt und abweisend.
Die Fahrt hier her war still gewesen. Sie hatte kein Wort gesprochen und der Beamte der C-Sec hatte für sich wohl auch beschlossen das es besser war, wenn er keinen Ton sagte. Saori hatte ihre Alltagskleidung angezogen, oder Geschäftskleidung. Je nachdem wie man es sehen wollte. Die Tasche mit ihrer anderen Kleidung lag noch im Shuttle des Turianers. Die Arme vor der Brust verschränkt, wunderte sie sich ein wenig das nicht mehr Beamte hier waren. Es wirkte alles friedlich und ruhig.

Aber tief in sich wusste sie schon das sie vor einem Tatort stand.

Ihr Magen hatte sich schon längst verknotet. Und sie mochte das Gefühl nicht. Sie hatte sich geschworen gehabt, das sie nie wieder einen Tatort betreten würde. Sich nie wieder in diese Dinge hinein denken würde. Aber es schien als hätte das Schicksal andere Pläne und ihr Pflichtgefühl ließ sie einfach nicht vom Haken. Es war hoffnungslos. Schließlich sah sie den Turianer an.
"Also bitte." sagte sie leise und nickte auf die Türe. Er erwiderte die kleine Geste und ging dann vor. Hielt ihr die Türe auf und ging mit ihr über die Treppe in den ersten Stock und bog nach links in einen langen Flur ab. An dessen Ende, hatte jemand ein paar milchige Folien von der Decke hängend befestigt. Dahinter konnte sie Bewegung wahrnehmen, vor allem aber kam ihr das aufdringlichste Geräusch dahinter sofort bekannt vor.
Der turianische Beamte winkte sie durch die Folien und trat hinter ihr erst in den abgetrennten Flur. Unweit von ihr hing ein Salarianer über einem Beutel und erbrach sich. Sein ganzer Körper wurde dabei durch geschüttelt und Saori versuchte nicht direkt hinzusehen. Ihr stand nicht der Sinn danach heraus zu finden, was die Amphibie gegessen hatte.

Vor ihr tauchte dafür ein Mann auf, der über ihre Schulter sah und dann zurück in ihr Gesicht. "Sind Sie der Doktor?"
Obwohl ihr innerlich danach war dem Mann auf der Stelle ein Ohr abzuschneiden, lächelte sie leicht und streckte ihm die Hand entgegen. "Saori Shimazu, guten Tag." Ihr Begleiter hingegen beugte sich vor. "Ja. Das ist die Spezialistin, die mir empfohlen wurde."
Der Mensch nickte und musterte sie noch mal. "Sie sehen ziemlich jung aus." stellte er fest. Saori hob die Augenbraue und verbannte ihr Lächeln. Der Mann war älter, in seinen Fünfzigern vielleicht, sein Gesicht war hart und verbrämt. Tiefe Augenringe und schütternes Haar zeugten von Streß und wenig Schlaf. Auch wenn sie seinen Satz als Kompliment hätte auffassen können, so war es doch ein verkleideter Zweifel an ihrer Kompetenz.

"Danke. Ich kann gerne auch wieder gehen." eröffnete sie schließlich. "Ich werde mich sicher nicht aufdrängen. Ihre Behörde hat mich..", sie machte ein Pause und sah den Turianer gerade so lange direkt an, um zu unterstreichen das man es auch anders und weniger diplomatisch ausdrücken hätte können, "…gebeten hier her zu kommen."
"Nein. Nein." der Turianer schüttelte die Hände vor der Brust und legte dem Menschen eine Hand auf den Unterarm. "Bitte. Wir sind alle nur sehr angestrengt."

Im Hintegrund redete eine Asari auf den Salarianer ein, das er sich zusammen reissen sollte, und weitermachen muss. Der hingegen weigerte sich mit Händen und Füßen, die Wohnung wieder zu betreten. Was zum Teufel war hier passiert?
"Gut. Also wegen mir." sagte der Mann ihr gegenüber schließlich und machte einen Schritt zur Seite, gab so den Weg zu der Zimmertüre frei. Es lag noch kein Geruch von Verwesung in der Luft, aber schon im Türrahmen, war der Geruch von Blut überwältigend. Der schwere Geschmack von Metall und Kupfer auf der Zunge. Saori hielt inne und sah sich den Türrahmen an.
Sie entdeckte keine Spuren von Gewalt. "Die Türe wurde nicht mit Gewalt geöffnet?"

"Nein." bestägtigte der Turianer. "Wie wurde das Verbrechen entdeckt?"
"Wir haben einen Anruf bekommen der uns gesagt hat das…" Saori sah zu der Asari und hob die Hand um diese zu unterbrechen.
"Entschuldigung." sagte sie und neigte leicht den Kopf. "Verzeihen Sie, ich habe Ihnen nicht gesagt wie ich zu arbeiten pflege." Dann wanderte ihr Blick zu dem Turianer. "Bitte keine Informationen. Lassen Sie mich selber alles sehen oder entdecken. Wenn ich etwas Frage, dann bitte nur ganz einfach beantworten. Kein zusätzlichen Informationen." Der menschliche Beamte schnaubte abfällig, die Asari zuckte überrascht mit der Schulter und nickte dann.

Ihr anfänglicher Begleiter hingegen nickte und antwortete als einziger. "Verstanden. Bitte.." und wies ihr den Weg, um zu verdeutlichen, das es ihm ernst war ihre Hilfe zu bekommen.
"Sie sind also angerufen worden."
"Ja." antwortete die Asari knapp und sah die Turianer an, als wolle sie sich rückversichern das sie es richtig machte.

Saori hingegen nickte und blieb im Türrahmen stehen. Ging in die Hocke und zog sich zwei der Überschuhe aus dem kleinen Kästechen, behielt aber den Wohnungsflur im Blick der sich vor ihr erstreckte. Der Boden war blankes Metall, die Wände führten zwei Meter gerade und nur so breit wie die Türe in die Tiefe. Dann zweigten drei Gänge ab, die zu drei Zimmern wohl führten. Die Wände waren in einem angenehmen Orange gestrichen, es hingen Bilder an der Wand. Erinnerungen von Urlauben und Familie. Aber auch ein paar sehr gute Landschaftsbilder und ziemlich kreative Arbeiten. Alle feinsäuberlich gerahmt und ordentlich aufgehängt. Aber sie bildeten keine geraden Linien oder Muster, sondern waren eher chaotisch verteilt, um den schmalen, eher bedrückenden Gang etwas auf zu lockern. Auf der rechten Seite gab es eine kleine Einbuchtung in den Gang, in der sich die Gardarobe befand. Dort hing ein Mantel, nach einem asarischen Muster, Schuhe eines Herstellers von der Erde. Alle eher von modernem Desing und in lebendigen Farben. Aber für ein Frauenauge, war es durchgängig der selbe Stil an Schuhen.

"Ihr Opfer ist eine junge Frau. Ein erfrischender, extrovertierter Mensch. Sie lebte noch nicht lange alleine." sagte sie leise und zog sich über ihre Schuhe die Überschuhe aus dem dünnen Plastik. Dann machte sie den ersten Schritt in die Wohnung und sah sich die Bilder länger an. Streckte dabei die Hände zu den Beamten. "Haben Sie Handschuhe für mich?"
"Natürlich." kam die promte Antwort und der Alien der sie abgeholt hatte, reichte ihr zwei von der Asari weiter. Die Japanerin nahm sie an sich und zog sie über ihre Finger und Hände. Die Bilder waren gut gemacht. Und irgendwie meinte sie sogar das sie eines davon sogar schon mal gesehen zu haben.
"Ist Ihr Opfer eine bekannte Fotographin?" fragte sie schließlich.
"So würde ich das nicht sagen." brummte der menschliche Officer. "Sie hatte eine erste Ausstellung und ein paar Ihrer Bilder sind wohl in einigen Werbesachen genutzt worden." erklärte dann ihr Begleiter. Dessen Namen sie noch nicht mal kannte, und das wollte sie auch so halten. Es würde verhindern das sie sich selbst zu sehr involvieren ließ.

Rebekka v. Tannberg
18.01.2013, 23:07
Rebekka schnaubte und fühlte wie sich ihre Hände ballten. Ihr Zorn war kaum zu ermessen. Und das die VI eine Weile brauchen würde um einen geeigneten Ort zu verifizieren wo sie den Mann finden konnten. Passte ihr nicht in den Kram. Sie wirbelte herum und stürmte aus dem Raum, schlug im Flur mit der Faust an die Wand und trat kurz drauf dagegen.
Etwas hinter ihren Augen knurrte, fast animalisch. Wie angestaute Energie die los gelassen werden wollte. Sie wusste wie Wütend sie sein konnte, aber sie erinnerte sich nicht daran, das es so heftig gewesen war. Allerding - das war ihr auch klar - war die Situation eine gänzlich andere. Ihr Leben war bedroht worden, oder sie hatte... Ja Verluste hatte es immer gegeben, aber keiner fühlte sich so schwer an die der von Neska. Sie hatte diese Frau geliebt. Geliebt und vergöttert. Es war nicht in Worte zu fassen wie sehr dieser Verlust, wie sehr diese Leere auf ihr lastete. Und wie sehr der Zorn an ihr nagte.

Als hätte ein schwarzes Tier seine Fänge in ihre Seele geschlagen und vergiftete sie nun Stück für Stück. Rache und Blut. Mehr wollte sie nicht. Und sie wusste wo sie anfangen musste.
Neben ihr hörte sie Konrad und sah ihn verständnislos an. Sein Gesicht beruhigte sie. Seine Stimme war wie Balsam auf ihrer Seele und sie schloss einen Moment die Augen. "Ja. Natürlich."

Ruhig atmete sie durch und schluckte. "Aber ich denke, wenn Li-Ann Herlock gedenkt das sie nach Hause möchte, dann wird Sie uns das wissen lassen. Bis dahin, darf Sie hier bleiben, wo Sie sich sicher fühlt, oder die Chance bekommt ihre Peiniger zu erledigen." Sie lächelte und zuckte mit der Schulter.
"Ich glaube das Sie Tief in sich weiß was Sie tut und was Sie will. Und..." Ja. Und. Bekka hielt inne in ihrem Satz und mit einem Schlag wurde ihr klar, warum sie die Frau mit genommen hatte. Warum sie eingewilligt hatte, sie zu schützen, aber auch was ihr Fehler gewesen war.
Li-Ann hatte ein ähnliches Trauma, wie Rebekka es durch gemacht hatte, nachdem die Batarianer sie gefangen genommen hatten. Vielleicht nicht so ausufernd, aber ähnlich. Und das war was die beiden Frauen verband. Nur das Bekka nicht Neska war - ihr fehlte die emotionale Stärke, ihr Mitleid und ihre eigentlich warme Gefühlswelt für die Jüngere zu öffnen.

Mit den letzten Gedanken, merkte sie das ihr eine Träne in die Augen gestiegen war. "Adrian.." wimmerte sie leise und schüttelte dann den Kopf. Nicht daran denken. Auf die Aufgabe konzentrieren.
Sie starrte Konrad an und verzog das Gesicht zu einer heiteren Maske. Es war das erste mal das ihre Fähigkeit zu einem perfekten, undurchschaubaren und überzeugenden Schauspiel versagte. Sie merkte es, und blinzelte irritiert. Ließ die Maske fallen und versuchte es noch mal. Nur um erneut zu scheitern. Sie sah Konrad in die Augen und dann zu Boden. Warum, klappte es nicht. Irgendwie - sie sah wieder auf - lag es an Konrad. Mistkerl.

Konrad_Richter
19.01.2013, 12:49
Ohne ein Wort hörte Konrad Rebekka zu und legte besorgt die Stirn in Falten, als die Agentin nach mehreren Anläufen daran scheiterte, ihm eine fröhliche Maske vorzugaukeln. Das machte sie wütend, vielleicht hasste sie sich sogar dafür – doch das war keinesfalls der einzige Grund, dessen war sich Konrad bewusst. Er hatte genug mitbekommen, um zu wissen, dass sie einen Verdächtigen hatten. Sein Blick fiel auf die Projektion der VI, die den Typen zeigte, mit dem sich Konrad schon im Safe House von Claptrap geprügelt hatte. Er biss die Zähne zusammen, sodass unter seinen Bartstoppeln die markanten Kiefermuskeln hervortraten und ein leises Knirschen zu hören war.
„Hey“, brummte er leise, als er wieder zu Rebekka sah, die auf den Boden zwischen ihnen beiden blickte, „konzentrier dich, okay? Du bist nicht allein. Wir packen das.“
Er legte eine Hand auf ihre Schulter, streichelte sie und hob mit der anderen sanft ihr Kinn an, sodass sie ihm wieder in die Augen sah. Ihre verschiedenfarbigen Augen waren feucht und ihre Mundwinkel waren in Falten gelegt. Eine Mischung aus Traurigkeit und Hass… sie war ein emotionales Wrack. Jetzt da raus zu fetzen und den Racheengel zu spielen, das war gewiss nicht das richtige für die Allianz-Agentin, doch Konrad kannte sie doch genug, um zu wissen, dass sie jetzt nicht einmal eine Horde ausgewachsener Elefantenbullen aufhalten konnte. Sie hatte Blut geleckt und sie würde nicht aufgeben, bis sie diesem Typen die Kehle durchgeschnitten hatte.

„Zielperson geortet“, brach Iris die Stille, die sich ausgebreitet hatte, „Citadel Security Services Precinct, Yawari Ward.“
Konrad sah erschrocken auf. Das war sein Revier. Das konnte kein Zufall sein… der Typ wusste, wer er war und wo er nach ihm suchen musste, welche Leute über ihn Bescheid wissen würden, wo er Informationen erhalten konnte. Konrads Herz machte einen Sprung nach oben.
„Kyara“, keuchte er und holte sein zerlegtes Mobiltelefon hervor, um die Betreiberkarte in ein Verschlüsselungsmodul seines Omnitools einzusetzen. Es dauerte einen kurzen Moment, doch nach ein paar Augenblicken klingelte und vibrierte es wie verrückt. Vierundzwanzig Anrufe in Abwesenheit, siebzehn ungelesene Mitteilungen. Vierzehn davon waren von Kyara, seiner Partnerin.




-war cool gestern! Bist ja wohl noch länger geblieben ;) vor drei Tagen


Vor drei Tagen Haha richtig :D Vic hat mich noch mitgenommen-

-Wo bist du???? Ruf an!!! 22:56 Uhr

-Konrad, melde dich! Was hat das alles zu bedeuten? 23:05 Uhr

-Ruf mich an, wenn du das liest!!! Vertrau mir!! 23:07 Uhr











Und so weiter. In der letzten Nachricht sprach sie davon, dass „irgendso ein Typ vom Geheimdienst“ nach ihm gefragt habe und sie Angst um sein Leben bekam.
„Scheiße“, flüsterte er und fuhr sich durch die Haare.
„Was ist los?“, fragte der Bergsteiger, wobei seine Stimme mehr neugierig, als ehrlich besorgt klang.
„Das ist der Typ, der Claptrap auf dem Gewissen hat und mit dem ich mich geprügelt habe“, antwortete Konrad und sah dabei Rebekka tief in die Augen. Niemand hier musste wissen, dass er bei der C-Sec gearbeitet hatte und genau das sagte sein Blick ihr auch gerade. Er hoffte, auf sie zählen zu können. Wenn es die Umstände erlaubten, musste er mit ihr reden, über die Ereignisse der letzten Tage, über die Fahndung nach ihm… über alles. Dringend.
„Und solange er sich in einem Polizeirevier aufhält, kommen wir nicht an ihn ran. Unmöglich“, ergänzte Konrad seine Aussagen, womit er sich jetzt den anderen Personen im Raum zuwandte, vor allem Mutter.

Milijan Sacobic
27.01.2013, 23:44
C-Sec (http://www.globalgameport.com/showthread.php?17921-Die-Citadel-C-Sec&p=831082&viewfull=1#post831082)------------->
Bezirke

Die schwere Maschine des SUVs startete mit einem Röhren und Milijan fuhr vom Parkplatz der C-Sec und gliederte sich den Straßenverkehr ein.
Die brennende Zigarette zwischen Zeige und Mittelfinger der rechten Hand haltend steuerte er das Fahrzeug, während er mit der linken seinen Kopf stützte.
Er presste die Lippen aufeinander so eine SCHEIßE! dachte er sich als er an die Ereignisse der letzten Stunden zurückdachte. Mit einem wütendem Gesichtsausdruck aktivierte er die Freisprechanlage und rief seine Vorgesetzte an.
„Ortiz“ meldete sich die Latina
„Wo sind sie?“ fragte Ortiz etwas aufgebracht
„Unterwegs! Ich war gerade auf dem Polizeirevier von Richter. Dort geht alles vor die Hunde, jemand hat eine Liste mit Namen korrupten Polizisten an die Behörden übergeben. Richters Name ist auch darunter obwohl all seine Kollegen ihm so etwas nie zutrauen würden“
„Ja ja natürlich, er ist eine Seele von Mensch!“
„Ich würde mich jetzt voll auf Richter konzentrieren, der Typ scheint bis zum Hals in die Sache verstrickt zu sein….“
„…Ich will, dass sie sich ab sofort aus der Sache raushalten und nur dann in Erscheinung treten wenn ich es ihnen befehle!“
Milijan war stumm „Haben sie Angst, dass ich ihnen den Rang ablaufe oder was?“
„Nein! Aber sie sind kein Feldagent und ich will nicht, dass sie mir meine Ermittlungen kaputtmachen, indem sie so stümperhaft überall reinstolpern. Ihr Aktionismus in allen Ehren aber sie müssen lernen sich zurückzuhalten.
Wir haben Richter bereits ins Visier genommen, machen sie sich darüber mal keine Sorgen!“
Millijan verzog das Gesicht zu einer wütenden Fratze und atmete erst mal tief durch „Ok, wie sie meinen aber ich brauche noch was von ihnen. Ich brauche die Personalakte von Sergeant Konrad Richter C-Sec und seine Krankenakte…“ er zögerte kurz
„..und ich brauche die Krankenakte von Rebekka Tannenberg und Kathleen Benedict!“
„Warum denn jetzt Kathl…..Benedict und Tannenberg?“ fragte Ortiz überrascht.
„Geben sie mir einfach die Akten, dass macht es für mich einfacher bevor ich sie mir anderweitig beschaffen muss. Man kann viel über einen Menschen lernen, wenn man eine Krankenakte zu lesen weiß!“ antwortete er leicht gereizt
„Ich schicke sie ihnen zu und von jetzt an halten sie sich raus verstanden?“
„Aber natürlich!“
„Mal was anderes Chief, haben sie zufällig Gerber mitgenommen?“
„Den SL, nein wieso? Jetzt erzählen sie mir nicht, dass sie ihn verloren haben!“
„Ja“ gab Ortiz zu „Irgendwann innerhalb der letzten Stunden muss ihn jemand ohne aufzufallen hier herausgeholt haben aber das ist jetzt nicht ihr Problem, sie haben ihre Anweisungen!“
Wenig später saß Milijan in einem Coffeshop und schlürfte einen Kaffee während er kurz Richtes Akte überflog. Das meiste kannte er bereits aus den Auszügen die er in Ortiz Büro mitgelesen hatte. Der Serbe lehnte sich etwas zurück und verschränkte die Arme über den Kopf bevor er eine weitere, schicksalhafte Entscheidung fällte. Ich hätte mich heute wirklich krankmelden sollen….oder mich volllaufen lassen!
Einige Zeit später bog er auch schon die Straße ein wo Richters Wohnung lag. Von seinem Auto aus so das Wohnhaus recht unscheinbar aus und mit einem übertriebenen Ächzen stieg er aus.
Mit Dragan an der Leine betrat er das Haus. Ein älterer Singh mit einem dunkelblauen Turban und einen dichten, gepflegten Vollbart kam ihm entgegen. Der Mann grüßte ihn freundlich aber mit einem irritierten Gesichtsausdruck. Der Serbe konnte es ihm nicht verdenken. Er, der noch immer ein malträtiertes Gesicht hatte und Dragan in seiner Hunderüstung mit Maulkorb der Anstalten Machte ihm an die Kehle zu springen.
Über den Fahrstuhl, in dem er mit kurzen Sätzen über das aktuelle Geschehen informiert wurde, gelangte er in die richtige Etage.
Vor Richters Wohnungstür machte er halt. Ein C-Sec Siegel war an der Tür angebracht. Er schob sich eine neue Zigarette in den Mund ohne sie anzuzünden und musterte das Sigel. Die Spurensicherung war also schon hier gewesen und hatte wohl oder übel alles offensichtlich Wichtige bereits mitgenommen, egal irgendwas würde schon finden können.
Eine Tür in der Wohnung nebenan öffnete sich einen Spalt weit und ein kleines Mädchen streckte vorsichtig den Kopf hinaus in den Flur und Grinste Milijan an. Dragans Reaktion auf das Kleine blonde Mädchen mit Zöpfen bestand darin in Angriffsposition zu gehen.
„Bis du auch Polizist?“ fragte ihn das Mädchen vorsichtig
„Ja bin ich“ log er „Kannst du mir verraten ob und wann die anderen Polizisten hier waren?“
Das Mädchen nickte bestimmt „Vor einer Stunde, das waren ganz viele und sie haben viele Sachen mitgenommen geht es Konrad gut?“ sie schmiegte sich an den Türrahmen und lugte nur mit einem Auge hervor.
„Konrad geht es gut.“ Ihm kam eine wilde Idee „Sag mal, kennst du Konrad gut?“ Das Mädchen nickte und ihre Zöpfe flogen dabei wild hin und her.
„Weisst du ich kenne Konrad auch gut und er hat mich gebeten ihm etwas mitzubringen…“
Er ging einen Schritt auf das Kind zu und ging in die Knie und zeigte ihr seinen ARIA Ausweiß. „Ich bin Milijan und wer bist du?“
Das Mädchen zögerte etwas und druckste rum „Was ist mit deinem Gesicht?“ fragte sie leise und schmiegte sich noch etwas enger an den Türrahmen.
„Ich bin die Treppe runtergefallen!“ Das Mädchen kicherte und kam etwas weiter hinter dem Rahmen hervor. „Habt ihr bei euch einen Schlüssel für Konrads Wohnung?“ fragte er vorsichtig.
Ein erneutes nicken in Verbindung mit einem breiten Lächeln. „Möchtest du mir helfen?“ jetzt war es Milijan der anfing zu Lächeln.
„Ja“ platzte es aus dem Kind heraus und kurz darauf verschwand sie um kurz darauf wieder mit einer Schlüsselkarte in der Hand wieder aufzukreuzen. Sie trat auf den Flur und presste die Karte dabei gegen ihre Brust während sie Dragan anstarrte. Dragan hingegen fixierte das kleine Ding und stellte sich wohl gerade vor wie er ihre Eingeweide im Flur verteilen würde.
Der Blick des Mädchens pendelte zwischen Dragan und Milijan hin und her und schließlich machte sie anstalten, mit ausgestreckter Hand auf den Hund zuzugehen.
Augenblicklich war Milijan bei dem Mädchen und bugsierte sie weg von Dragan „DAS, meine Liebe lassen wir fürs erste. Er ist im Moment nicht besonders gut gelaunt!“
„Wie heißt er?“ fragte sie und sah mit ihren Kulleraugen nach dem Hund
„Dragan“
„Hallo Dragan“ sie winkte dabei dem Kampfhund zu der als Antwort den Kopf leicht senkte, knurrte und die Zähne fletschte
„Halt, noch können wir nicht anfangen. Erst muss ich dich zum Hilfsdetective ernennen!“ Das Mädchen machte große Augen. Der Serbe legte ihr eine Hand auf die Schulter „Schwörst du nur der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu dienen?“ das Mädchen nickte
„Schwörst du alles in deiner Macht stehende zu tun um Unschuldige zu schützen und die Bösen zu fangen?“ erneutes nicken.
„Damit ernenne ich dich zum Hilfsdetective! Verrätst du mir jetzt deinen Namen?“
„Hannah!“
„Passt jemand auf dich auf?“
„Mama und Papa sind einkaufen!“ antwortete sie, wobei sie aufgeregt schien und sich ihre Worte fast überschlugen.
Milijan riss das Sigel ab und bedeutete Hannah die Tür zu öffnen. Mit einem klicken gab das Schloss den Weg ins Innere der Wohnung frei.
Milijan wurde wieder ernst und zog seine Schießbrille auf. Hannah wollte schon in die Wohnung, doch der Serbe hielt sie auf und bedeutete Dragan mit einer harschen Geste zu ihm zu kommen.
Er nahm dem Hund den Maulkorb ab und sofort wandte dieser seinen Blick zu dem Mädchen.
„NEIN!“ rief er laut was Dragan unglücklich brummen lies während Hanna zusammenzuckte.
Er schob Dragan zur Tür und gab ihm mit einem Klaps zu verstehen in die Wohnung zu gehen. Der Hunde fetzte heftig witternd in die Wohnung. Milijan schob nun Hannah als nächstes in die Wohnung während er selbst dicht hinter ihr blieb und seine Pistole zog.
Kaum hatten sie die Wohnung betreten kam ihnen auch schon Dragan wider entgegen. Der Hund hatte die Wohnung durchsucht ohne jemanden zu finden. Er machte vor Hannah halt und fixierte mit seinen Augen das kleine Mädchen. Verunsichert presste sie die Karte an sich. Kinder merkten es sofort wenn etwas nicht stimmte.
Milijan steckte seine Pistole zurück ins Holster und stellte sich neben Hannah. „Ich weiß er ist gruselig. Er wird dir aber nichts tun….mach aber lieber keine hastigen Bewegungen und fass ihn nicht an….und seh ihm lieber nicht direkt in die Augen“ versuchte er Hannah zu beruhigen was ihm aber nicht zur Gänze gelang.
Er stieß einen leisen Pfiff aus „Dragan! Bei Fuß!“ er unterstrich mit einer Geste seine Anweisung. Langsam trottete der Hund dann zu seinem Herrchen und blieb stoisch an seiner Seite wobei er das Mädchen ständig mit den Augen fixiert hielt.
„Virgil?“ fragte das Mädchen in den Raum
„Was?“ Milijan sah erstaunt auf und begann sich ebenfalls umzusehen
„Konrads Haus-VI“ belehrte sie ihn und rief erneut nach der VI
„Mmmm…. Sieht so aus als ob die anderen Polizisten sie mitgenommen haben“ mutmaßte er
„Warum?“
„Weiß nicht“ log Milijan obwohl er sich denken konnte, dass die Spurensicherung sich einen schlanken Schuh gemacht hatte und schlicht den Speicherkern der VI mitgenommen hatte.
„Setz dich aufs Sofa und schau ein bisschen fern“ wies er mit sanfter Stimme das Mädchen an während er selbst in die Küche ging. Schon bald drangen die unterschiedlichsten Geräusche aus der Flimmerkiste, Hannah blieb schließlich bei einer Teenieserie hängen, irgendwelche Pinken Klischeeideen aus der Highschool.
Milijan wandte seinen Blick vom Fernseher ab und öffnete den Kühlschrank. Richter hatte ein überschaubares Angebot von Lebensmitteln. Viel Eiweißreiche Milchprodukte, ein paar Biere und Säfte. Im Tiefkühlfach fand er Gemüse und Pizza. Der SODler durchsuchte weiter die Küche, Geschirr hätte er für eine kleine Familie aber es sah so aus, als ob er nur das wenigste benutzte. Unter der Spüle fand er ein paar Reinigungsmittel, überwiegend Allzweckreiniger, typisch männlich. Milijan fand keinen Hausmüll, den hatte wohl auch die Spurensicherung mitgehen lassen.
Er schlenderte weiter ins Badezimmer. Ein paar Handtücher hingen auf den Ständern, alle trocken. Die Hygieneartikel waren überschaubar, der Terrorist war wohl Single, zumindest fand er keine zweite Zahnbürste.
Er besah sein Gesicht im Spiegel und befand, dass es Zeit wäre sich mal ein wenig frisch zu machen. Er fing etwas Wasser mit den Händen auf und benässte sein Gesicht. Er wusch sich das Blut aus dem Gesicht und besah sein Gesicht näher, er fand einen kleinen Pickel. Er setzte die Finger an zum Ausdrücken und stützte sich mit den Ellenbogen gegen den Spiegel um einen besseren Halt zu gewinnen. Es machte ein Hohles Geräusch als er den Spiegel brührte.
Milijan wich zurück. Der Spiegel war bündig in der Wand eingelassen, es war auch kein Medikamentenschrank, zumindest fand er keine Scharniere oder Griffe. Sachte drücke er gegen den Spiegel doch weder schwenkte er zur Seite, noch sprang er auf. Er klopfte nochmals gegen den Spiegel, diesmal entschlossener. Es befand sich ein Hohlraum hinter dem Spiegel. Milijan suchte nach irgendwelchen verborgenen Knöpfen oder Schaltern und fand einen unscheinbaren an der Seite des Spiegels.
Fast Geräuschlos schwenkte der Spiegel nach oben und gab den Blick auf die kleinere Längsseite einer militärischen Transportkiste frei. Der Serbe ergriff den Haltegriff und zog kräftig. Mit einem Rumpeln zog er die überraschend lange Kiste heraus. Die Kiste war auf Schienen angebracht die mit herausschwenkten. Erst als die Kiste zur Gänze herausgezogen war klappten die Schienen schräg nach unten ab. Milijan stellte die Kiste auf den Badezimmerboden und öffnete die unverschlossene Kiste.
Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus als er die Waffen, Kampfmittel und PDAs fand. Im Deckel fand er eine kleine Notiz.


Von K. sie wissen was sie tun müssen ;)

K, es gab nur einen Namen in dieser ganzen Geschichte der im spontan in den Kopf schoss. Kathleen Benedict
Dragan begann zu Knurren und Milijan sah sich um. Hannah stand an der Badezimmertür und sah interssiert zur Kiste. „Was ist das denn?“
Milijan machte einen abschätzenden Gesichtsausdruck „Waffen, Munition ein paar PDAs und ein paar andere technische Spielerreien. Milijan sah erneut in die Kiste und nahm ein sehr speziell aussehendes Mobiltelefon heraus. „Hier“ er warf es Hannah zu, „schenk ich dir!“
„Danke! Was kann das denn?“ fragte sie während sie das Gerät musterte
„Ganz ehrlich, keine Ahnung! Vielleicht kostenlos telefonieren? Aber komm, gehen wir wieder zurück!“
Er führte das Kind zurück zur Couch, ging zurück zur Küche und holte den Saft heraus.
„Hier, trink was!“
„Ich brauch ein Glas!“
„Deine Eltern sind nicht da, trink aus der Packung wie jeder andere auch!“ Milijan setzte sich neben dem Mädchen, legte seine Füße auf den Beistelltisch und ließ sich die Krankenakte von Benedict und Tannenberg anzeigen.
„Die hat aber komische Augen!“ kommentierte das Mädchen als sie das Bild von Tannenberg sah
„Iris-Heterochromie, ultra selten aber abgefahrn!“ murmelte er und las weiter. Ein Eintrag aus ihrer Akte ließ ihn aufmerksam werden.
…schwere Ruptur des Abdomens durchgehend bis einschließlich Uterus…. er hielt inne und setzte sich auf als er passenden Blutwerte nochmals las.
…sie war schwanger gewesen er stieß einen weiteren Pfiff aus, jemand hatte ihr das Kind aus dem Leib geschnitten. Wem so etwas passiert konnte ja fast nur noch plem plem werden.
Sein Blick ging wieder zu Hannah die den Saftkarton mit beiden Händen hielt um daraus zu trinken.
„Wie gut kennst du Konrad?“
„Ganz gut, manchmal gucken wir Gravity Rumble. Er ist Fan der Nova Falcons obwohl sie seit dem Sam Hein Trainer ist stark abgebaut haben, Hein schafft es einfach nicht das Team so zu motivieren wie Link Grevens….“ Es sprudelte aus Hannah nur so heraus und Milijan konnte sich bildhaft vorstellen wie der Polizist gemeinsam so wie er jetzt gemeinsam mit Hannah und einer Tüte Popcorn auf dem Sofa saßen und ein Spiel sahen, am Wochenende zum Beispiel wenn Richter den Babysitter gab.
Im kam eine spontane Idee.
„Hey Hannah wie wärs wenn du dein neues Handy mal ausprobierst? Ruf doch mal Konrad an!“
Kurz darauf hatte sie schon die Nummer gewählt
„Hallo? Hallo Konrad! Ich bins Hannah“
„Geht’s dir gut? Da waren eine Menge Polizisten die ganz viel Zeugs aus deiner Wohnung geholt haben. Ich hab mir Sorgen gemacht…“
„Frag ihn mal wo er ist“ flüsterte er Hannah zu
„Wo bist du grad?“
„Nein, ich bin bei dir mit einem anderen Polizisten, der hat einen fiesen Hund und ich darf ihn nicht streicheln!“ sie sah Milijan leicht säuerlich an während Dragan neugierig fiebte.
„Nein….wir gucken grad fern und wir haben eine Kiste voller Waffen und so nen Zeug bei dir gefunden. Warte mal, er will jetzt mit dir reden“
Milijan grinste über das Ganze Gesicht als er den Höhrer ans Ohr führte
„Hey Konrad alte Socke!“

Rebekka v. Tannberg
02.02.2013, 19:32
Rebekka atmete tief durch und ging zu dem Fenster. Sah hinaus und ließ den Blick schweifen. Also war der Mann, der Kathleen ermordet hatte auch derjenige der Goldhändchen gefoltert hatte und noch schlimmer derjenige der ihnen auf den Fersen war. Derjenige der versucht hatte Konrad zu töten. Konrad zu töten. Kathleen ermordet hatte. Mit einem Schlag brannte in ihrem Bauch ein Feuer. Dort wo seit Stunden, seit Tagen nur Todeskälte gewesen war. Brannte es auf einmal. Es war befreiend. Mit einem Mal fühlte sie sich befreit. Sie fühlte sich lebendig und frei. Es war ein Zweck, ein Ziel. Komplotte schmieden, Pläne machen, Schachzüge vorbereiten. Das war nicht Bekkas Art Dinge anzugehen.
Sie brauchte ein Ziel. Eine Aufgabe. Sie musste sich kreativ mit einer klaren Idee auf etwas zu bewegen. Sie war ein Jäger, ein Geist der sich an jemand dran hängte und ihn zu Fall brachte. Sie war das Messer das man jemand in die Rippen rammte. Nicht das Gehirn das plante wie die Hand das Messer wann und in wen zu führen hatte. Nicht ihr Ding. Und jetzt, jetzt lag alles offen und klar vor ihr. Es kam nicht drauf an das sie das Erbe von Kathleen übernahm. Dafür gab es andere hier. Leute die das besser konnten. Aber es gab etwas das nur sie gut konnte. Und das war da draussen, die Menschen und sonstige Getier zu suchen und zu jagen.

"Ich brauche Kontaktlinsen." sagte sie leise. Worauf die Gräfin nur irritiert und mit offener Überraschung im Gesicht reagierte. Sie sah Bekka lange an. Und hob schließlich eine Augenbraue.

"Sie wollen nicht wirklich da raus?" fragte sie schließlich.
"Doch." sagte die Deutsche schließlich nach einem Moment. "Er wird nicht Ewig bei der C-Sec sein."
"Baroness. Das halte ich für eine schlechte Idee. Bei der Menge an Ärger und Aufstand den Sie vor wenigen Tagen noch verursacht haben..."
Rebekka hob die Hand und unterbrach die Andere. "Die Show muss weiter gehen." sagte sie und drehte sich auf dem Absatz um. "Ich habe meinen Zweck erfüllt. Es gibt Leute mit einer ruhigeren Hand für den weiteren Aufbau und das strukturierte Vorgehen." ihre Augen waren von ihren Worten überzeugt und die Selbstsicherheit die Rebekka auszeichnete tauchte wieder auf. Als hätten die letzten Wochen nicht statt gefunden. Sie fühlte die eigene Kraft und Überzeugung hinter ihren Worten und vor allem fühlte sie Leben. Sie fühlte sich lebendig und voller Energie. Sie hätte Platzen können. Ein kleines Lächeln tauchte in ihrem Mundwinkel auf und das wirkte zu einem sehr attraktiv und schelmisch, aber es wirkte genauso geheimnisvoll und gefährlich.

"Lassen Sie mich von der Leine. Gräfin. Lassen Sie mich machen, was ich am besten kann."
Jetzt wurde Snooker plötzlich lebendig. Er schlug sich auf den Oberschenkel und ging aus der Hocke, in der er neben Sean verharrte hatte, hoch und richtete sich auf. "Sie hat recht. Gräfin. Ich habe keine Ahnung wer Sie wirklich sind. Aber ich weiß er Bibi ist." er sah zu der Deutschen und grinste schräg.
"Sie ist ein Jagdhund. Der gefährlichste den ich kenne."
Die Gräfin wirkte nicht überzeugt und sah Konrad, an als könnte er ihr helfen diesen Unsinn zu beenden.

"Sie wissen es doch." begann Bekka noch einmal. "Dieser Kerl." sie deutete auf das Bild. "Muss sterben."
"Wenn wir wissen was er weiß."
"Er kann foltern.." sagte Sean leise und zitterte dabei am ganzen Leib. Und er erschrak bis ins Mark als sich die Hand von dem großen Mann neben ihm auf seine Schulter legte. "Keine Sorge. Das macht Ihn nicht Immun."
"Er ist gut."
Snooker lachte und sah Rebekka an. "Bibi ist kreativ. Das wird schon." er nickte ihr zu und Bekka erwiderte die Geste. Sie erinnerte sich für einen Moment an ihre gemeinsamen Stunden die Jahre her waren. An die Zeit in der sie ihn gejagt hatte. Und vielleicht als einzige Person im ganzen Universum ihn auch zu fassen bekommen hatte. Snooker hatte eine gute Vorstellung was Bekka in der Lage war zu machen.
"Gräfin." sagte er noch mal bestimmt. "Ich bin mir sicher das Neska, die Baroness nicht hier behalten würde. Sie mag die Tochter des Admirals sein, aber jeder denkt sie ist Tod." Er verschränkte die Arme. "Raus mit Ihr. Geben Sie Ihr was Sie braucht und dann wünschen Sie Ihr eine gute Jagd."

Die Gräfin seufzte und legte den Kopf in den Nacken. "Also gut. Alles was Sie brauchen ist in dem letzten Zimmer den Flur runter."
Bekka sah Konrad an und nickte ihm zu. Nahm seine Hand und zog ihn hinter sich aus dem Raum, ging mit ihm den Flur runter. "Wir jagen uns ein Arschloch..." sie klang ganz aufgedreht wie ein kleines Mädchen vor der Fahrt mit einer Achterbahn.

Saori Shimazu
02.02.2013, 20:34
Die Japanerin blieb am Rande der Intimität einer fremden Wohnung stehen und ließ sie auf sich wirken. Sie war nicht so hell, wie die meisten Menschen es hatten, dafür aber so überfüllt wie die meisten Menschen ihren Wohnbereich hatten. Etwas das Saori vermied. Das zwanghafte festhalten an Kleinigkeiten von Besitz, um die Zeit, die verstrichen ist nicht gänzlich, in dieser materiellen Welt, ungnädig wirken zu lassen.
Erinnerungen noch und nöcher. Eine Schale mit Sand und Muscheln. Bilder an der Wand. Ein kleiner Eifelturm aus Plastik, daneben eine Statue der Göttin, die wohl von Thessia stammte. Zahlreiche Tickets zu Konzerten, Theateraufführungen und dergleichen die Hinter den Spiegel geklemmt waren.

Für den Zengeist der in Saori hauste war das eine Katastrophe, aber der Gelehrten in ihr sagte das viel über die Frau aus. Sie war eine Frau mit einem großen Hunger an Leben gewesen und sie hatte die Mittel gehabt, diesen recht ausufernd zu stillen.
"Mit Ihren Finanzen steht es ganz gut." sagte sie ruhig und bemerkte in ihrem Rücken wie der Turianer der Asari den Mund verbot. Dann machte sie den nächsten Schritt der sie tiefer in die Wohnung trug. "Zwei Zimmer. Bad. Küche."
"Abstellkammer." ergänzte der Alien hinter ihr und blieb an ihr dran, aber ohne zu nahe zu treten.
"Eigentum oder Miete?" fragte sie leise und sah sich in dem Flur um der sich in drei Richtungen aufteilte. Eine geradeaus in die Küche, eine nach Links in einen anderen längeren Flur und einmal nach rechts in das Wohnzimmer.
"Eigentum." kam die Antwort hinter ihr.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Ermittlern ging Saori nicht in den Lebensbereich der Opfer, sie besah sich lieber als erstes immer die Küche. Küchen konnte einem soviel über einen Menschen sagen.
Der erste Eindruck war ordentlich. Alles hatte zwar wohl nicht seinen angestammten Platz, aber es war aufgeräumt. So aufgeräumt das der Eindruck entstand das hier selten gekocht wurde. Die Messer standen in einem Block ordentlich ausgerichtet weit weg von der Arbeitsplatte. Mit schnellen, aber sehr geradlinigen Griffen, die vermieden zuviel Energie zu verschwenden, öffnete sie ein paar der Hänge schränkte. Die Gewürze, die sehr spärlich waren und wohl eher aus einem Gewürzmix stammten, waren in einem der ersten Schränkte über der Spülmaschine.
"Sie hat kaum gekocht." stellte sie ruhig fest. Und diesmal war der Turianer nicht schnell genug.
"Wie kommen Sie darauf?" frage die Asari und sah sich die Küche an. Saori drehte sich und besah sich den blauen Alien durch die Brille und legte den Kopf schief. Eine fast schon Tick hafte Eigenart. Dann beschloss sie die Frau aufzuklären - vielleicht half das ja auch, das die C-Sec sie in Zukunft in Ruhe ließ.

"Die Messer stehen weit weg von der Arbeitsfläche beim Kochen. Die Gewürze sind über der Spüle, nicht in der Nähe des Ofens. Kein Kochtuch das regelmäßig benützt werden würde." sagte sie ruhig hin und ging zu dem Kühlschrank. "Sie hat selten selber gekocht, wenn denn überhaupt." schloss sie und zog den Kühlschrank auf.
Und erblickte das Chaos. Das pure Chaos. Dutzende angepackte Fertiggerichte und Verpackungen von Lieferservicen. In den unterschiedlichsten Stadien von Leben und Sterben, der Mikroorganismen. Viele davon waren gar nicht mehr so Mikro. Saori schloss den Kühlschrank.
"Sie hat nie selber gekocht." sagte sie mit einer schrägen Tonlage die ihr nicht Einverständnis mit der Ernährung des Opfer zum Ausdruck brachte. "Es wäre gut zu wissen, wo Sie bestellt hat."

"Wir kümmern uns darum."
"Warum?" fragte die Asari wieder und Saori nahm in der Haltung des Turianers wahr das er kurz davor war der Frau - dem Mann - dem Ding - eine zu verpassen. Saori nahm es gleichmütig hin und verschloss sich das breite Grinsen in ihrem Inneren.
"Weil es Kontakte sind. Es gibt Menschen die Sie regelmäßig gesehen haben. Und das immer auch in quasi privaten Situationen." sagte die Japanerin und schob sich zwischen den Aliens aus der Küche. "Sie könnte jemand Anlass gegeben haben zu glauben Sie wäre interessiert." Dann blieb sie im Flur stehen. "Frisch aus der Dusche. Solche Dinge."

"Sie meine, Sie könnte einen Stalker gehabt haben."
"Nein. Dann wäre Ihnen die Verbindung schon früher aufgefallen. Ihre anderen Opfer haben selten bis gar nicht den Lieferservice benutz."
Die Aliens sahen sie irritiert und dann fasziniert an. "Das stimmt. Woher...?"
"Sonst hätten Sie mir jetzt schon sagen können bei wem, wie häufig und was, sie bestellt hat. Sie hätten das schon überprüft wenn alle Opfer die Gemeinsamkeit gehabt hätten."

"Aber warum soll es dann hier wichtig sein? Sollten wir nicht mehr nach Gemeinsamkeiten suchen?" knurrte der Mensch.
Saori sah ihn lange an. Ihre Augen taxierten ihn nicht, sondern starrte direkt in seine. Es war dieser besondere Blick, den man kaum beschreiben kann, der andere aber schrumpfen ließ. In Saoris Fall war es das Wissen wer sie war, welche Ahnen, welche noble Herkunft und Tradition hinter ihr stand. Sie war besser als dieser Mann und sie erwartete das er sie respektierte.
Der Blick dauerte an und der Mann begann sich unwohl zu fühlen. Das reichte Saori sie regte sie nicht und starrte ihn weiterhin an. Begann aber leise und mit einer klaren, sehr japanischen Satzstruktur zu sprechen.
"Das scheint nicht funktioniert zu haben bisher. Officer. Deswegen. Und nur deswegen bin ich hier. Um einen Serienmörder zu fangen. Bedarf es ein deutlich größeres Netz. Officer."
Dann wandte sie sich herum und ging in das kleine Stück Flur zum Wohnzimmer. "Außerdem wissen Sie nie, wer mit wem redet. Oder wer wen kennt."

Sie ignorierte die Blicke und den Austausch unter den C-Sec Leuten und sah sich im Wohnzimmer um. Couch, kein Fernseher, das war überraschend. "Kein Fernseher?"
"Richtig." kam eine verzögerte Antwort. "War das bei den anderen Opfern auch so." sie wusste nicht warum sie das fragte, aber es fiel ihr sofort auf. Und dem langen Schweigen entnahm sie das sie nicht falsch lag. Sie drehte sich mit einem Ruck um. Und sah die Sicherheitsbeamten an. Die tauschten nur Blicke aus und kramten in ihren Unterlagen.
"Antworten Sie!" befahl sie mit deutlich, gehobener Stimme.
"Ja."
"Ja. Sie haben recht. Alle hatten keinen Fernseher."

Dann herrschte Stille. "Wie konnte uns das entgehen?" die drei starrten Saori an, als hätte sie eine Antwort. Die Japanerin lächelte mild und senkte den Kopf. Sah auf ihre Füße. "Sie haben nach den offensichtlichen sozialen Verbindungen gesucht. Nicht nach den ungewöhnlichen." Dann drehte sie sich erneut herum und wandelte durch das Wohnzimmer. Wolle und Nadeln zum Stricken, drei, nein vier, angefangen Bücher. Eines der Asari, drei von der Erde. Eines davon über Fotographie im Weltall, und eines von Shakespeare, das letzte ein billiger Schnulzroman. Den Saori nicht mal mit einer Klobürste berührt hätte.
"Aber Serienmörder arbeiten und denken ungewöhnlich. Und wenn Sie so erfolgreich sind, dann auch sehr strukturiert und aussergewöhnlich geduldig und bedacht."
Es herrschte immer noch Stille.
"Der Täter ist ein sehr geduldiger Mensch, und äußerst Beherrscht." sagte sie leise und öffnete ein paar Schränke und Schubladen. Noch mehr Erinnerungsstücke.
"Sie sollten die Reisen der Opfer vergleichen. Aufenthaltsorte, Hotels, Ausflüge, Restaurants."
"Warum, das?"

Saori hielt inne. "Alle ihre Opfer waren finanziell gut ausgestattet. Vermutlich nicht reich, das wäre zu schnell aufgefallen und hätte in der Presse Aufmerksamkeit erzeugt. Aber ihr Täter will weiter machen. Er will nicht gefasst werden."
"Was hat das dann damit zu tun, das die Opfer finanziell unabhängig waren?"

"Zu Mietwohnungen gibt es Zweitschlüssel." sagte sie ruhig und schloss das Barfach, viel billiges hippes Zeug, das zu einer jungen Frau passte.
"Und wie kommen Sie darauf das alle mit Ihren Finanzen gut gestellt waren?"
"Menschen mit einem besseren Wohlstand, haben eine höhere Bildung und Zugang zu mehr anderer Unterhaltung. Theater und Konzerten zum Beispiel. Die Art von Menschen die keinen Fernseher besitzen."
"Das ist doch Mumpitz. Nicht jeder auf den das zutrifft hat keinen Fernseher."
"Richtig, aber in diesem Fall, habe ich Recht." sagte Saori leise. "Die anderen Opfer waren ähnlich umtriebig, Theater, Museen, Oper."

Sie hielt inne und atmete tief durch. "Wo haben Sie die junge Frau gefunden?"
"Im Schlafzimmer." sagte der Turianer leise, der Still gewesen war und die Asari und seinen Kollegen hatte reden und argumentieren lassen. Er schien zufrieden und überzeugt. Er nickte ihr aufmunternd und dankbar zu. Sein Omnitool war aktiv und es war offensichtlich das er alles mitgeschrieben hatte. Sein Engagement war ziemlich hoch, ihre Hilfe wirklich zu nutzen. Das beruhigte Saori und sie nickte ihm zu.
"Ich möchte mir noch das Bad ansehen." sagte sie ruhig, aber bedächtig leise.
"Natürlich. Nehmen Sie sich alle Zeit die Sie brauchen und wollen."

"Ja.." sagte sie leiser. "..ich hasse es so." und schließlich so leise das es keiner mehr hören konnte.

Konrad_Richter
03.02.2013, 12:21
„Wir jagen uns ein Arschloch“, quiekte es und zog Konrad mit sich die Treppe hinunter.
„Ist ja schon gut“, erwiderte Konrad, der sich einfach mitziehen ließ und mit Bekka schließlich in dem Raum ankam, wo sämtliche Ausrüstung der Zelle verstaut war, „was zum Teufel ist denn mit dir los?“
Bekka, die ihn mittlerweile losgelassen und ein paar Schritte in den Raum hinein getan hatte, sah über die Schulter zu ihm und grinste dabei wölfisch und voller Erwartung. Eine wirkliche Antwort blieb sie ihm jedoch schuldig. Indes ging sie zu einem der Schränke und begutachtete die Ausrüstung darin. Konrad seinerseits tat das gleiche, jedoch dabei immer ein Auge auf Rebekka habend. Wenn sie diesen Typen jetzt wirklich schnappen sollten, dann musste sie unbedingt vorher erfahren, dass die C-Sec nach ihm fahndete. Wieso die Sec nach ihm suchte… würde sie ihm glauben, dass er unschuldig war? Oder würde sie ihn für einen Halunken halten, der jetzt, wo sein Schwindel aufgeflogen war, das sinkende Schiff verlassen hatte, um sich auf das nächste zu retten?
„Hey Bekka“, brummte er, zögerte dann jedoch. War es wirklich eine gute Idee, ihr jetzt davon zu erzählen? Ach, drauf geschissen.
„In der C-Sec ist gerade die Hölle los, was ich so mitbekommen habe-“
Er verstummte, als Snooker, der Bergsteiger, den Raum betrat. Es war nicht so, dass er ihm mistraute, aber wenn er eines durch die Ereignisse der letzten Tage gelernt hatte, dann war es ein Leitspruch: trust no one.
„Gern geschehen, Bibi“, feixte Snooker schließlich, nachdem er Konrad für einen kurzen Moment gemustert hatte, „die Gräfin ist etwas übervorsichtig, aber wenn man die richtigen Knöpfe drückt…“ Er zwinkerte ihr zu.
„Sie kennen sie also schon länger?“, fragte Konrad, nicht nur, um das Thema zu wechseln, sondern auch ehrlich interessiert. Er wollte wissen, mit wem er es hier zu tun hatte.
„Ich hatte nur ein paar Mal mit ihr zu tun. Es hat jedoch gereicht, um ihre Eigenarten herauszufinden. Sie liebt beispielsweise alles, was Bio ist.“
Konrad dachte an die Karotte zurück, die die Gräfin aus ihrer Jackentasche gezaubert hatte.
„Sieht man ihr nicht wirklich an…“
Snooker lachte auf.
„Ha, das stimmt. Ich weiß auch nicht, was sie früher gemacht hat, aber ich kenne sie nicht ohne ihre Rohkost. So wie andere Kippen vernichten, vertilgt sie Karotten.“
Konrad lächelte milde bei der Anspielung auf Neska. Ihr Verlust lag allen noch in den Knochen, das stand fest.
„Werden Sie uns begleiten?“, fragte der Ex-Polizist Snooker, doch noch ehe dieser Antworten konnte, klingelte auch schon Konrads Telefon. Die Nummer kam ihm bekannt vor… es war eine der als „vertraulich“ markierten Nummern, die Neska in ihrer Bibel an Konrad weitergegeben hatte. Der Ex-Polizist runzelte verwirrt die Stirn, nahm den Anruf jedoch an.

Als er die Stimme am anderen Ende hörte, gefror ihm jedoch das Herz. Den Gesichtsausdrücken Snookers und Bekkas nach, musste auch seine eigene Mimik recht entgleist sein, als er die zarte Mädchenstimme am anderen Ende des Apparates hörte.
„Hallo?“
„Hi.“
„Hallo Konrad! Ich bins, Hannah!“
„Ich weiß… hi Hannah“, krächzte Konrad und fühlte, wie ihm dabei der kalte Angstschweiß auf die Stirn stieg und sämtliches Blut aus seinem Gesicht wich. Ihm wurde übel.
„Geht’s dir gut? Da waren eine Menge Polizisten, die ganz viel Zeugs aus deiner Wohnung geholt haben. Ich hab mir Sorgen gemacht…“
„Ja, Kleines, mir geht’s gut“, erwiderte der Ex-Polizist, fuhr sich dabei mit der Hand über die Stirn und stützte sich schließlich auf einer Werkbank ab.
„Wo bist du grad?“
„Bei Freunden, Kleines. Wo bist du? Bist du in Gefahr?“
„Nein, ich bin bei dir mit einem anderen Polizisten.“
Verdammt! Konrad wollte schon hastig auflegen, um eine Ortung seiner Position zu verhindern, als die nächsten Worte der Nachbarstochter seine volle Aufmerksamkeit erregten.
„Der hat einen fiesen Hund und ich darf ihn nicht streicheln!“
„Dieses gottverdammte Arschloch“, keuchte Konrad leise, sodass das Mädchen es nicht hören konnte, fuhr dann jedoch wieder in normaler Lautstärke fort: „hat er dir etwas getan? Hat er dich verletzt?!“
„Nein…“, kam beinahe belehrend die Antwort des kleinen Mädchens und Konrad atmete tief durch, als ihm ein Stein vom Herzen fiel, „wir gucken gerade fern und wir haben eine Kiste voller Waffen und so nen Zeug bei dir gefunden. Warte mal, er will jetzt mit dir reden.“
Konrad knirschte mit den Zähnen. Dass er das Mädchen benutzte, bedeutete, dass er alleine dort war und vermutlich inoffiziell handelte… oder? Würde der Allianzgeheimdienst auch Kinder mit in die Sache ziehen? Sie war erst dieses Jahr eingeschult worden, verdammt!
„Hey Konrad, alte Socke!“, meldete sich strahlend eine bekannte Stimme am anderen Ende und Konrads Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr, als er es im Verlaufe des Gesprächs ohnehin schon getan hatte.
„Krümmen Sie ihr ein Haar und ich verfüttere Sie in Einzelteilen an Ihren eigenen Köter, Sie Bastard.“
„Wow, warum denn so grantig? Immerhin wollte ich nur etwas quatschen mit dir, das wars.“
„Was wollen Sie?“, knurrte der Ex-Polizist und schnippte dabei Snooker zu, deutete auf das Telefon und machte ihm so klar, dass er den Typen, den sie alle suchten, gerade am Apparat hatten. Der Bergsteiger verstand und verschwand an eines der Terminals, wo er seine drahtigen Finger in Windeseile über die Tastatur schwirren ließ. Rebekka… nun, sie kam hastig um den Tisch herum und kam direkt zu Konrad, ihr gesamter Körper straffte sich, wie eine Feder, die bis zum Zerreißen gespannt war und ihre verschiedenfarbigen Augen blickten ihm direkt in die seinen. Konrad erwiderte ihn und atmete tief aus. Irgendwie ließen die Übelkeit und der Schweiß jetzt nach, doch dieser Zorn, der unbedingte Wille, völlig zu eskalieren und sein ganzes Umfeld zu zerstören… der blieb.

Rebekka v. Tannberg
03.02.2013, 21:44
Rebekka hatte gerade schon halb angesetzt sich Konrad um den Hals zu werfen als Snooker den Raum betrat. Obwohl es Konrad nicht auffiel, sagte ihr Gesicht eindeutig zu Snooker. 'DU DUMMER SACK!' Und Snooker ganz Profi fing den Blick auf, ging aber nicht darauf ein, obwohl sie in seinen Augen lesen konnte, das er genau wusste das er ihr gerade die Show versaut hatte. Oder zumindest den Moment.

Dann allerdings klingelte das Com von Konrad. Und Bekka beobachte fasziniert das Spiel auf dem Gesicht des Mannes, den sie gerade noch begehrt hatte. Jetzt allerdings, wurde ihr in Sekunden klar, in wenigen Momenten das der Mann, den sie jagen wollte auf der anderen Seite war und das er jemand junges, und sehr wertvolles für Konrad in seiner Gewalt hatte. Unweigerlich musste Bekka an Henrietta denken und Wut stieg in ihr auf.
Dieser Typ. Gnade im Gott. Bekka würde es nicht tun. Die Männer hingegen taten was sie tun mussten.

Bekka würde nachher machen was sie am besten konnte und was sie tun musste.

Arseni Vigo
04.02.2013, 01:02
<< Citadel: Präsidium

Tief beeindruckt ließ Arseni ein Pfeifen von sich ertönen, nach dem Calix und Ax mustergültig ihre Verfolger aus dem Weg geräumt hatten. „War doch kein Problem“, verkündete Calix, „Viel mehr werden die uns dadurch jetzt auch nicht hassen.“ Nein, das sicherlich nicht. Arseni nickte nur zustimmend und musste sich eingestehen, dass er wohl Calix und Ax Fähigkeiten – trotz all der Situationen, die sie gemeinsam bis jetzt bewältigt hatten – immer noch hier und da zu unterschätzen schien.

Sie nahmen Kurs in die Bezirke und Arseni nutzte die Zeit um eine Nachricht an Richter zu verfassen. Anfangs war er es recht schwer einem ihm eigentlichen Fremden zu schreiben. Natürlich hatte er ein vages Bild durch Akyras Erinnerungen, die sich in fernen Orten und Nischen seines Verstandes eingenistet hatten, doch dennoch – oder mitunter gerade deswegen – wusste er nicht wie er anfangen sollte. Rat suchte er bei Calix und Ax, doch die schien es nicht mal sonderlich zu interessieren. Stattdessen kam von Ax nur trocken der Vorschlag, er solle „Wichtige Daten für die C-Sec schreiben“ und damit hätte sich das Ganze auch schon gehabt. Er entschied sich letztendlich für einen Mittelweg. Aus seinem Koffer holte er einen College-Block raus und einen Stift. So etwas war immer nützlich und kam gerade jetzt gelegen. Während er parallel dazu immer wieder die Disc betroffen anschaute und damit auch rückläufig die Opfer, die mit ihr einhergingen, vor seinem geistigen Auge vorbeischwebten, fing er an:

„Richter,
ihre Vertraute Akyra Bliss war…“ nein, das ging besser. Er zerknüllte das Papier und ließ es links liegen. Fing nochmal neu an. „Richter, eine ehemalige C-Sec Mitarbeiterin der Internen hat eine Liste von korrupten C-Sec Agenten angefertigt. Akyra Bliss starb während der Fahndung nach ihr auf Omega, in der Schlacht um die Invisible Hand. Durch unglückliche Umstände bin ich zu diesen Daten gekommen und erweise hiermit unserer gemeinsamen Freundin Akyra Bliss einen Dienst. Ich weiß wie viel Sie ihr bedeutet haben. Das mag komisch klingen, doch im Gegenzug bitte ich Sie um einen Gefallen: Sorgen Sie dafür, dass nicht nach mir gefahndet wird. Yvonne deLaurant ist die verantwortliche Quelle, während ich nur als Übermittler fungiere durch Unkenntnis und als Gefallen gegenüber Akyra.
In aufrichtigem, ewigwährenden Mitleid,
A.

P.S.: Sie sollten sich die Disc zuerst ansehen, auch Sie wird es interessieren.“

Nein, das klang immer noch nicht gut. Aber Calix meldete die Ankunft an Richters Wohnung und ihm gefiel irgendwie wie er Akyra hervorhob, so versuchte Konrad von all dem zu überzeugen. Er wollte zwar einen neuen Versuch starten, doch der missglückte schon nach ein paar Zeilen. „Warte kurz“, murmelte er zu Calix während Ax landete, „ich hau das also nur schnell in den Briefkasten. Und keine Sorge, ich spreche nur in der Einzahl, also wird niemand etwas von dir wissen…“ Nunja, außer Sooth. Aber wer weiß schon ob der von Omega lebend runter gekommen ist und sobald er weiß, dass die Daten eh hier sind, wird auch er kein Interesse an einer Verfolgung haben. Arseni war derjenige der ihn zudem verraten hat, nicht Calix.

Die Lucke ging langsam auf und Arseni näherte sich dem Wohnblock. Durch einen Knopfdruck kam er hinein und sah das Postfach. Richter stand oben. Er faltete die Disc in das Papier ein und warf ihn nach kurzem Zögern ein. Damit war es also für ihn beendet, die ganze Mission rund um Yvonne deLaurant. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, wohl wissend dass damit die Sorgen für die C-Sec erst anfangen würden. Vielleicht hatte er ihr einen Gefallen getan, denn wer wusste schon was das C-Sec Einsatzteam auf Omega, für wen diese Typen wirklich arbeiteten. Jeder hätte von ihnen auf der Liste sein können. Seltsam ungerührt ging er wieder aus dem Gebäude heraus, Calix wartete schon mit Ax. Es war Zeit seine Schuld zu begleichen, womit er schon merkte wie ein neuer Fels den Berg hinauf geschleppt werden musste. Aus einem schwarzen Shuttle stieg ein Batarianer heraus, es schien als wollte er zu Arseni, für einen kurzen Augenblick musterten sie sich gegenseitig als sie aneinander vorbeigingen und der Batarianer, wohlwissend um Calix Anwesenheit, rempelte Arseni nur an. Begierig betrat er das Wohngebäude und Arseni wollte schon umdrehen, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und steckte sich eine Kippe in den Mund. Er ging an Calix vorbei, klopfte ihm freundschaftlich auf die Arme und meinte dann gelassen, auf Antirumgon bezogen: „Ich hoffe du hast was Warmes zum Anziehen dabei.“

>> Unendlichen Weiten der Galaxie; Shuttle Ax

Milijan Sacobic
07.02.2013, 14:46
„Was wollen Sie?“ kam die geknurrte Antwort von Richter.
Milijan war inzwischen an das Regal gegangen und beobachtete nun aus einer gewissen Distanz wie Hannah sich die Schuhe abstreifte, die Beine anzog, sodass die pink, besockten Füße auf der Couch standen und mit ihren Armen ihre Beine umschlang.

Der Serbe wurde wieder ernst „Ich will, dass du dich stellst. Jetzt. Im Allianzkommando und dann reden wir mal von Mann zu Mann die ganze Sache in Ruhe durch!“
„Was ist mit dem Mädchen?“ fragte Richter und versuchte dabei so neutral wie möglich zu bleiben
„Das bleibt so lange bei mir, falls du zu lange brauchst und mir langweilig wird lass ich mir schon was einfallen, was mich eine Weile beschäftigen wird. Falls mir überhaupt nichts einfallen sollte klassiere ich sie einfach als Geheimnisträger und dann verschwindet sie in irgendeinem ARIA Gefängnis!“
„Sie sind ein krankes Schwein!“ Richter kochte vermutlich innerlich vor Wut und Milijans Grinsen wurde noch ein wenig breiter.
„Schon möglich aber ich bin ein Schwein dass ihre Akte kennt…“ Milijan rief erneut die Akte der Cerberusmannes auf.
„Wen haben wir denn hier noch, mal sehen ah…. Wie wärs mit ihrer Mutter Miriam? Arbeitet sie immer noch in dem Veteranenkrankenhaus oder ihr Vater, der alte Ulysses oder soll ich mich gleich um ihre Kumpels bei der C-Sec kümmern? Wie hieß nochmal diese so um sie besorgte Asari?
Für einen Cerberustypen haben sie ziemlich viele lose Enden übrig gelassen!“
Richter knirschte inzwischen mit den Zähnen „Ich werde sie töten, das wissen sie oder?“
„Schon möglich Konni aber das heißt doch noch lange nicht, dass wir keinen Spaß haben können! Ein Beispiel:
Sie haben Zeit sich zu stellen bis das Team was Hannah mitnimmt hier ist und ich rufe Das, sobald ich hier aufgelegt habe.
Ach ja bevor ichs vergesse, grüßen sie mir noch die Schwuchtel Gerber und sagen sie ihm, dass ich meine volle Aufmerksamkeit, nachdem ich mit dir fertig bin, ihm schenke!“
Einen Moment lang hoffte Milijan, Richter würde sich zu einer Aussage hinreißen lassen doch der blieb verschwiegen. Mit einem enttäuschten Brummen legte der Serbe auf, wechselte das Mobiltelefon und rieß Ortiz an.

„Was gibt es?“ fragte die Offizierin genervt
„Charmant wie immer! Ich brauche ein Assaultteam bereit zum Zugriff bei Richters Wohnung!“
Stille auf der anderen Seite „Was hab ich ihnen befohlen?“ kam es in einem belehrenden Tonfall
„Ist doch egal, wichtig ist, dass ich Richter aufgescheucht habe, er wird zu mir in seine Wohnung kommen!“
„Wie haben sie denn das Kunststück hinbekommen!“
„Richter denkt ich halte seine kleine 7 Jährige Nachbarin als Geisel!“
„Sie halten eine 7 jährige als Geisel? Haben sie ihr was getan?“ ihre Stimme drückte sowohl erstaunen wie auch Besorgnis aus
„Nein! Zumindest gab es bisher keinen Grund dazu. Allerdings glaubt Richter sie wäre in Gefahr“
„Und Richter ist nun auf dem Weg zu ihnen?“
„Ich nehms mal stark an. Ich hab ihm gesagt er solle sich im Allianzkommando stellen aber er weiß auch wo ich bin also nehme ich mal an er wird eher versuchen mich zu töten!“
Ortiz schien einen Moment zu überlegen „Okay, sie bekommen ihr Team, das wird aber ein bisschen dauern. Wenn sie Richter treffen, erschießen sie ihn auf der Stelle!“
„Ich bin jetzt zwar nicht so sehr geschult was ein Geheimdienst so macht aber bedeutet `Intelligence´ nicht auch Informationsgewinnung?“
„Nein! Nicht bei Richter, lassen sie sich auch nicht in ein Gespräch verwickeln und glauben sie ihm kein Wort! Bei Sichtkontakt erschießen. Ist.Das.Klar.?“
„Aber sicher!“ antwortete der SODler und legte auf. Er schätzte, dass er noch ca eine halbe Stunde hatte bevor Richter hier aufschlagen würde also zündete er sich eine Zigarette an.
„So Hannah…“ er baute sich vor dem Mädchen mit ihren bunten Leggins und dem Sommerkleidchen mit Blümchenmuster auf, Konrad ist auf dem Weg hier her und ich will ihn überraschen. Hilfst du mir bei ein paar Sachen?“

Rebekka v. Tannberg
08.02.2013, 07:31
Rebekka beobachtete Konrads Gesicht wie es Stück für Stück wütender wurde und ihm die Gefühle aus dem Griff glitten. Er sah aus als würde er gleich die Citadel auseinander nehmen wollen. Die Deutsche ließ ihn nicht aus dem Blick und trat einen Schritt näher. Schloss die Augen und lauschte den Worten des anderen. Sie konnte es nicht genau verstehen, aber der Ton und der Tenor kam herüber.
Dann entstand eine lange Pause. Sie konnte sehen das Konrad dabei Luft zu holen war und wand ihm das Telefon geschickt aus den Fingern. Ohne viel Kraft aber bestimmt und es wunderte sie schon ein wenig als sie es am Schluss in der Hand hatte. Gleichzeitig hatte sie eine Hand über das Mikrofon gelegt und schüttelte den Kopf. Hob das Gerät an ihr Ohr. Hörte ein tiefes Brummen, ein enttäuschtes Brummen. Langsam senkte sie das Gerät und deaktivierte es.

"Snooker?" fragte sie über die Schulter ohne den Blickkontakt zu Konrad zu brechen. "Könntest du mir ein Doppeltelefon bauen?"
"Soll ich nicht erst Orten wo er ist?" fragte er ohne sichtliche Regung im Tonfall.
"Ich denke wir wissen wo der Typ steckt." erwiderte sie leise und deutete dann auf die Tür. "Gibst du uns einen Moment alleine?"

"Sicher." und dann war er auch schon aus der Türe und schloss sie leise ohne dabei ein Geräusch zu machen. Bekka legte das Telefon neben sich auf den Tisch und sah auf Konrads Hände die vor Zorn und Wut zitterten.
"Ich verspreche dir, das Ihr nichts passieren wird." sagte sie beruhigend und nahm sein Gesicht in ihre Hände. "Aber, und das ist jetzt wichtig, wir dürfen nicht sein Spiel spielen."