PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bannorn



Luana Vindariel
05.03.2011, 01:09
das Bannorn – Großgrundbesitzer Anwesen
Tag 2 - 21:42 Uhr


Die Halle war nicht so imposant wie die prachtvollen Häuser in Orlais, für die Verhältnisse Fereldens war es aber schon beeindruckend. Das verzierte Holz und die gewebten Teppiche, ließen dieses Gebäude edeler wirken, als es wohl eigentlich war. Der lange Gang war ruhig und leer, nur sehr wenige Wachen, was wohl an der späten Stunde lag. Luana trug wie bei den meisten Auftragen dieser Art ihr grünes Seidekleid. Die zwei einzigen Soldaten schauten sie nur kurz an und gaben sich damit zufrieden. Was wohl an ihrer
Begleitung lag. Sie war ein Gast. Der Gast vom Spross des Besitzers diverser Höfe in der Gegend. Es waren genau gesagt drei, also ehr ein unwichtiger Grundbesitzer aus Fereldischer Sicht, aber dennoch ein Auftrag.

Diesmal war es wieder verhältnismäßig einfach in die Behausung ihres Ziels zu kommen. Luana hätte sicher auch einbrechen könne, was aber den zweiten Teil ihres Auftrags erschwert hätte. Deswegen zog sie diesmal auch wieder die Verführung der Gewalt vor. Man konnte schon sagen, dass Luana in den letzten Jahre ein Profi auf diesem Gebiet wurde. Als sie vor nicht einmal einer Stunde in eine etwas betuchtere Schenke einkehrte dauerte es keine zwei Minuten und sie stellte den ersten Augenkontakt mit ihrer Mittelsperson her. Vier Minuten später saß sie schon an deren Tisch und keine weiteren fünf Minuten später konnte ihr Ziel kaum noch die Finger von ihr lassen.

Nun war sie also im besagten Haus. Luana sah sich um, merkte sich dunkle Ecken, schätzte die Strecken ab, taxierte die Wächter, es war nur etwas schwer, denn ihr „Rendezvous“ zog sie ungeduldig hinter ihr her. Die Tochter des Hausherren war ganz aufgeregt, drehte sich immer um und lächelte ganz verlegen. Sie kamen eine lange Treppe hoch, Luana fasste diese hart ins Auge. Als sie nun im ersten Stock waren schaute die Elfe eine größere Tür an:

„Ist das hier dein Zimmer?“, flüsterte sie ganz sanft.
Das Menschenmädchen begann zu kichern und versicherte, dass dies das Gemach ihres Vaters sei… genau die Information wollte Luana haben.
„Aber mein Zimmer ist gleich nebenan“, plapperte das junge Ding und zog ihren Gast weiter hinter sich her. Sie waren dann auch gleich in einer geräumigen Kammer. Viele weiche Felle und eine nicht entzündete Feuerstelle. Luana wollte sich umsehen und alles einfangen was wichtig sein könnte, da schob sie das Mädchen schon fast
energisch in Richtung ihres Bettes. Die Elfe drehte sich fordernd um. Die Tochter war fast schockiert und verstand nicht ganz, aber Luana lächelte nur zog ihr Gesicht an sich heran und küsste sie.

Was wie ein wundervoller Akt der Leidenschaft wirkte, war nur eine etwas zeit verzögernde Taktik. Während des Kusses konnte sich die Elfe noch etwas genauer umsehen und entdeckte noch einige wichtige Punkte in diesem Raum. Dann lehnte sie sich zurück und schritt langsam zu dem offenen Fenster. Das Mädchen stand fast erstarrt in der Mitte ihres Zimmers. Luana lehnte sich auf das Fensterbrett, schaute nach links und recht und grinste siegessicher.

„Eine schöne Nacht“, sagte die Elfe während sie sich umdrehte.
„Mit dir ist sie noch besser“, schwärmte das junge Mädchen und setzte sich auf ihr Bett.

Luana blickte noch einmal aus dem Fenster, verzog kurz etwas angewidert das Gesicht und knotete dann die Bänder von ihren Schultern auf. Als das Kleid von ihrem Körper glitt, versank das Mädchen fast in Luanas Schönheit. Alles wurde ein emotionaler Traum voller Sinn und Freude.

Eine ganze Weile später lagen die beiden Damen im Bett. Luana hatte den Arm um ihr Nebenan gelegt. Auch dies war keineswegs etwas Liebevolles. Die Elfe wollte nur ganz genau wissen, wann sie fest eingeschlafen war. Wenn ihre Brust sich beim atmen regelmäßig hebt, wenn aus ihrer Nase und dem Mund im Takt dieselben Geräusche kommen, war es kein Halbschlaf mehr. Als der Moment gekommen war, verließ sie das Bett, zog sich ihre Unterwäsche an und ging auf das Fenster zu, ihr Kleid konnte sie bei der folgenden Kletteraktion nicht gebrauchen.

Sie stieg auf den Fenstersims und presste sich an die Wand, es sah sehr gefährlich aus, aber Luanas Fähigkeiten, machten diese Kletterpartie zu einem Spaziergang. Der Grund warum sie vorhin so grinste, war die Tatsache, dass das Fenster des Nebenzimmers offenstand. So schlüpfte sie galant ins Gemach des Hausherrn. Dieser schlief alleine in einem Ehebett. Luana schlich zum Schreibtisch und untersuchte dort einige Papiere und Briefe. Sie suchte einen Gesetzesentwurf mit einem grünen Emblem darauf. Sie musste sich beeilen, niemand wusste wie tief genau jemand schläft… oder wann er plötzlich aufwacht. Aber Luana flinke Finger fanden bald ihr Ziel.

Mit dem Schriftstück in der Hand trat sie ihren Rückweg an. Auch mit einer vollen Hand, war der knappe Pfad in luftiger Höhe kein Hindernis. Schnell war sie wieder im Zimmer der Tochter. Sie legte das Dokument auf ihr am Boden liegendes Kleid. Dann blickte sie kurz auf und beobachtete das schlafende Mädchen. Luana ging um das Bett herum und sah eindringlich ihren „Weg“ in diese Behausung an. Sie legte ihre Hände sanft auf das ruhige Gesicht. Dann sah Luana langsam auf das Dokument und im nächsten Moment zog sie mit Ruck den Hals ihres Opfers zur Seite und brach ihr das Genick.

Das war ein weiterer Teil ihres Auftrags. Der Gesetzesentwurf sollte aus dem Bestand des Landherrn verschwinden. Ein Gesetz das den Schmugglern an den Kragen gehen würde. Eigentlich etwas Gutes, aber nicht für all die illegal Beschäftigten. Und die Tochter… ein Gesetz nur zu entfernen reicht nicht. Man würde schnell ein neues aufsetzen. Aber wenn der Herr über diese Höfe sein einziges Kind verliert, wird er lange Zeit nicht klar denken können… und wenn es wieder soweit ist, wird er nur die Sachen knapp erledigen die auf
seinem Schreibtisch herumliegen.

So gesehen ist dieses Mädchen ein unschuldiges Opfer, aber in Luanas Augen ist sie auch nur eine Art Adelige und somit etwas Schlechtes. Doch ihre Arbeit ist noch nicht getan. Dieser Auftrag beinhaltet einer der schwersten Zusätze: „Es muss wie ein Unfall aussehen“.

Immer wieder eine bittere Herausforderung… aber dennoch lösbar. Die Elfe ging zur Feuerstelle und nahm ein altes Kantholz. Dann kehrte sie zum Bett zurück und schlug gewisse Stellen ihres Körpers mit dem kantigen Balkenstück. Dann schulterte sie das Mädchen und trug sie in den Flur. Luana sah in die kleine Halle und beeilte sich. Sie legte den Leichnam ans Ende der
Treppe, ging dann wieder zurück und holte einen Becher Wasser. Sie goss das Gefäß am oberen Ende der Treppe aus und legte den Becher daneben. Mit ihrem Fuß strich sie das Wasser etwas in Richtung Treppe. Vielleicht achtet keiner auf die Wasserspuren, oder die nachgemachte Treppenstufen Abdrücke, aber Luana achtete darauf, dass alles einwandfrei wirkte.

Dann floh sie schnell. Luana wickelte das Dokument in ihr Kleid ein und sprang fast in derselben Bewegung aus dem Fenster, an den Baum den sie vorhin sah. Teils kletterte, teils rutschte sie dem Stamm hinunter. Am Boden angelangt spurtete sie nach links zu dem Zaun, den sie am Abend zuvor untersucht hatte. Fast in einer Bewegung sprang sie an die Holzlatten
und zog sich an der kürzesten hoch. Dann spurtete sie hastig zu einem großen Busch, kauerte sich hin und schob einen Haufen Laub beiseite. Darunter verbarg sich ein Stoffbündel.

Es waren Luanas Sachen. Sie zog rasch, aber ordentlich ihrer Lederrüstung an, band ihre Haare zu ihrer üblichen Frisur und legte ihre Waffen an. Das Kleid legte sie sauber zusammen und packte alles samt Dokument in
den Beutel. Dann war es soweit: Auftrag soweit erfüllt, nur noch die Bezahlung musste abgeholt werden. Sie ging ganz normal zu einem kleinen Bauernhof. Sie rannte nicht, schlich nicht durch die Schatten sondern lief wie ein unschuldiger Bürger, durch die Nacht. Der Hof war ruhig und kein Licht leuchtete, das war aber alles nur Fassade. Im Keller dieses Hauses war eine kleine, illegale Taverne, dort wartete ihr Auftraggeber auf sie.

Luana ging zum Hintereingang, sie klopfte und verlangte nach fünf Sack Korn, das Losungswort um reinzukommen. Die Elfe schritt gleich eine Treppe runter, der Türsteher folgte ihr. Eine weitere Tür am Ende der Stufen führte direkt in den Schankraum, es waren nur sieben Leute und der Wirt darin. Alle glotzten sie an, als Luana zur Theke schritt.

„Hat alles funktioniert?“, fragte der Wirt.
Luana hakte ihren Rucksack an einer Schulter aus, griff hinein und legte etwas unsanft den Gesetzesentwurf auf den nassen Tresen. Der dicke Getränkeverteiler nahm das Schriftstück und erkannte sofort das korrekte Siegel.
„…und seine Tochter?“, harte er nach.
„Ist unglücklicher weise die Treppe runtergestürzt und brach sich den Hals“, antwortete Luana völlig emotionslos.

Der Wirt lachte und packte das Dokument hinter sich auf einen Beistelltisch.
„Ha! Das macht alles viel einfacher… bei der Trauer wird er wohl kaum an neue Gesetze denken… vielleicht dankt er sogar ab und einer von unseren Leuten übernimmt das Ruder!“
„Ist mir egal“, unterbrach Luana ihn rüde, „Ich bin nur wegen meinem Lohn hier!“
Der Dicke nickte: „Natürlich. Einen Moment“.
Er kramte unter dem Thekenbereich herum: „Wie hast du es eigentlich geschafft ins Zimmer zu kommen?“
„Das ist total unwichtig! Der Auftrag ist zur vollsten Zufriedenheit erledigt worden!“
„Ja, ja! Ich bin ja nur neugierig. Mit Gewalt oder mit… na ja. Gewaltloser Bardenarbeit?“
Das verschmitzte Grinsen missfiel Luana sehr.
„Du weißt schon…“
„Mein Geld! Wirt!“

Der unbefriedete Mann zuckte mit den Schultern und legte einen kleinen Beutel auf die Theke. Luana nahm das Säckchen, kippte es sofort aus und zählte nach.

„2 Sovereigns!“
„Klar! Danke noch mal!“
„Es waren 5 ausgemacht!“
Der Wirt öffnete seine Haltung und guckte überrascht: „N…nein! Zwei! Das ist doch eine ganze Menge!“
Luanas Blick wurde stahlhart: „Wir standen genau an dieser Stelle und haben uns auf 5 geeinigt!“
„Na ja… mehr haben wir nicht! Das ist alles! Das ist doch kein Problem? Oder?“
Die Elfe sah aus ihren Augenwinkeln wie die Kneipengesellschaft sich erhob und langsam bewegte. Luana war weise genug um schnell zu handeln.

Sie ergriff den Kragen des Wirts. Er war schwer und Luana nicht die Stärkste, aber die Überraschung und die Haltung des Dicken sorgten für einen kleinen Flug über den Tresen. Dann drehte sie sich schnell um und spurtete auf den Gegner mit der kürzesten Entfernung zu. Sie rutsche durch seine Beine, entging so einem Schwerthieb und stellte sich sofort hinter ihm wieder auf die Füße. Blitzschnell zog sie ihren Dolch und ihr Sachs hervor und rammte sie ihrem Ziel durch den Rücken ins Herz und die Lunge.

Er atmete schwer und fiel torkelnd um. Ein anderer Angreifer rannte auf sie zu. Bevor er etwas machen konnte, schlug sie ihm mit dem Dolchgriff hart gegen den Adamsapfel. Japsend beugte er sich vor und Luana trat im kräftig ins Gesicht. Seine Nase brach und er klappte zusammen.

Die anderen Männer wurden nun vorsichtig bis ängstlich. Doch Luana musste ihren Willen komplett brechen, nur so würden sie verstehen, dass niemand sie betrügt. So hechtete sie über einige Tisch und gelangte zu zwei überraschten Messerträgern. Beiden rammte sie jeweils den Dolch und das Sachs in die Kniescheiben. Sie brachen zusammen und einige andere ergriffen die Flucht und wollten durch die Tür entkommen.

Luana zückte eines ihrer Wurfmesser und schleuderte es zur Tür. Das Metall blieb im Türrahmen hängen. Sofort stoppte die Meute und mit Angstschweiß auf der Stirn, erstarrten sie. Die Elfe wusste sie könnte die Fliehenden nicht aufhalten, sie hatte nur noch zwei Wurfmesser, und so exakt werfen konnte sie nicht… aber das wussten ihre Opfer ja nicht.

„Amateure!“, knurrte sie und ging galant zu dem Schankwirt. Der zitterte wie Espenlaub. Sie kniete sich auf seinen Oberkörper, wischte ihren Dolch und das Sachs kurz ab, steckte sie in die Halfter und sah dann den Fettsack an:
„Mein Geld!“
Der Wirt nickte eifrig und alle kramten nach ihren Münzen. Einer untersuchte die „Gefallenen“, ein Anderer suchte hinter dem Tresen.
Alles im allen waren es dann insgesamt 3 Sovereigns und ein bisschen Silber.

Luana packte ruhig ihr Geld weg und sah dann den Wirt an:
„Das war unklug!“
„Ich weiß“, stotterte der Mann.
„Ich sollte euch alle umbringen… aber ihr seid Kunden! Ihr habt gesehen wie gut ich bin. Vielleicht besorgt ihr mir neue Aufträge… deswegen bleibt ihr am Leben“
Sie blickte auf den Kämpfer mit dem durchstochenen Herzen:
„Zumindest die Meisten von euch!“

Alle nickten mit einem verzweifelten Lächeln. Süffisant grinste Luana den Wirt an und strich sich langsam ihr Pony zur Seite. Dann zog sie flink ihren wertvollen Dolch aus Drachenknochen und stach in die Stirn des Dicken. Dann riss sie die Klinge quer über das Linke Auge und zerschnitt es.
Brüllend vor Schmerz wand sich der Wirt als Luana aufstand, den Dolch säuberte und zur Tür schritt. Sie starrte alle noch einmal eindringlich an und zog dann ihr Wurfmesser aus der Tür.

„Wenn mir auch nur einer folgt“, drohte die Elfe und sah funkelt über ihre Klinge hinweg, „komme ich zurück und kastriere jeden einzelnen von euch Mistkerlen!“
Diese Drohung zeigte Wirkung. Die Elfe schritt überaus zufrieden… wenn auch mit weniger Geld, die Treppe hoch. Sie ging zu dem Stall der nicht weit entfernt war. Sie knackte das Schloss und ging zu den Pferden.

Sie streichelte jedem über den Kopf. Das Tier, welches am wenigsten zurückscheute sattelte sie und nahm sie mit. Kurz blickte Luana sich um und öffnete jeden Pferdeverschlag. Zwei rannten davon, der Rest blieb treudoof stehen.

Die Elfe ritt in die Nacht und dachte wieder nach. Wahrscheinlich würde sie sich Tage oder gar Wochenlang dafür schelten. Schon wieder hatte sie ein paar potentielle Kunden vergrault… die würden sie wohl kaum wieder beauftragen. Nun ritt sie erstmal weg von dieser Hofansammlung. Nach kurzem überlegen zog sie die Zügel nach links und ritt Richtung Demerin... schluss mit den billigen Aufträgen.

In Demerin würde sie Arbeit finden... und Kneipen und Geschäfte. Denn, auch wenn sie es ungern offen zu gab, sie mochte es ihr geld mit offenen Händen auszugeben..

23:03 Uhr --> Demerin

Juliette de Ludin
15.01.2012, 22:15
-> Die Südhügel (http://www.globalgameport.com/showthread.php?41786-Die-S%FCdh%FCgel&p=713837#post713837)
Das Bannorn
Tag 2

Juliette schwieg mit eisig abweisender Mine auf Alriks zum Scheitern verurteilten Versöhnungsversuch. Und wie sie es gemeint hatte und was erlaubte sich der Bursche für sie zu sprechen? Sie war wohl offensichtlich noch Adlige genug um das als äußerst störend zu empfinden. Tief in ihrem Hinterkopf wagte ihr sonst so unerbittliches Gewissen schüchtern zu vermelden das sie ziemlich unhöflich gewesen war und sich so langsam beruhigen sollte aber ihr Zorn erstickte diesen Vorschlag. Soweit kommt es noch das ich mich auf Geheiß eines Geringeren, wie freundlich er auch sei, bei einer ungebildeten Wilden entschuldige. Normalerweise hätte sie das sicherlich nicht auf sich sitzen lassen aber mit Alrik wollte sie sich, soweit möglich, gut stellen, schließlich würde sie noch eine möglicherweise nicht unerheblich lange Zeit mit ihm Reisen und später auch die angepriesenen Reichtümer teilen. Da würde es nie schaden wenn man sich zumindest ansatzweise vertragen würde.

Aber als er versprochen hatte eben diese Reichtümer mit der Elfe zu teilen war es der Adligen sauer aufgestoßen. Es gefiel Juliette schon nicht Leirâ weiter als bis zum Zirkel mitschleifen zu müssen aber bei dem Gedanken nun auch noch durch drei teilen zu müssen schrumpften ihren erträumten Schätze um eine beträchtliche Größe, sehr zu ihrer Empörung. Aber als die Dalish ablehnte hielt sie sich mit ihrem Protest der ihr beinahe entwichen wäre zurück. Es schien für sie schleierhaft was dieses Klingenohr dann eigentlich wollte. Die Geschichte die dieser Fetzen verbirgt erfahren? So ein Quatsch! Von einer Geschichte kann man nicht leben., dachte sie sich und nahm sich vor argwöhnisch zu bleiben. Irgendwie glaubte sie zu wissen dass diese Elfe nur Ärger machen würde, allein schon ihre Manieren gaben Juliette mehr als genug Grund das zu mutmaßen. Wie sie sich wohl in Gegenwart der Magier und der Templer verhalten würde? Undenkbar!

Ohne ein Wort zu sagen drehte sich die Dalish um und lief voraus. Dass sie nichts sagte störte Juliette nicht im Geringsten, von ihr aus könnte sie nun bis zum Ende der Welt stumm bleiben, aber dass sie einen Weg mitten durch die Landschaft dieses verfluchten Waldes einschlug, das störte sie. Das machte sie doch garantiert um die Söldnerin zu ärgern. Etwas überrumpelt setzten die beiden Menschen der schnellen Elfe, die über den mit verschiedensten Hindernissen übersäten Waldboden nur so zu fliegen schien, nach. Alrik kam etwas besser voran und setzte der Elfe ausdauernd nach während Juliette, die über gefühlte tausend Wurzeln stolperte, das Schlusslicht bildete. Kurzzeitig mutmaßte die Duellantin all die verfluchten Äste und Zweige die ihr erneut ins Gesicht und an andere Stellen schlugen seien mit der Dalish irgendwie im Bunde aber den Gedanken verwarf sie wieder. Das war doch viel zu abstrus…oder vielleicht doch nicht?
Bevor sie sich dessen aber sonderlich viel Sorgen machen konnte gelangten sie endlich aus dem Wald heraus in eine hügelige Landschaft in der hier und da Ruinen des alten Reiches von Tevinter lagen, die an die vergangene Macht dieses sündigen Reiches erinnerten. Nachdem sie die Elfe keuchend eingeholt hatten verbrachten sie den Rest des Tages damit größtenteils schweigsam durch das Bannorn zu reisen, wobei sie nur gelegentlich rasteten. Hin und wieder holte Alrik Leirâ ein um sie über diesen Dalish-Quatsch der ihn zu faszinieren schien auszufragen aber ansonsten redeten sie nicht viel. Die kleine Gruppe kam relativ schnell voran und kam an weiteren alten Gemäuern, Hügeln und einigen vereinzelten Bäumen vorbei und begegnete keinerlei anderen Reisenden da sie mitten durch die Landschaft gingen. Während des ganzen Gewaltmarsches nagte der Hunger unaufhörlich an Juliette aber obwohl sie schon den lieben, lieben langen Tag nichts gegessen hatte verkniff sie es sich zu maulen, auch wenn ihre Laune von Stunde zu Stunde schlechter zu werden schien. Diesen Triumph, dass die Wilde länger marschieren könnte als sie, wollte die Duellantin ihr nicht im Geringsten gönnen. Gegen Abend schlugen sie ihr Lager in einem lichten Wäldchen, in der eine weitere tevintanische Ruine ihr einsames Dasein fristete, auf. Durch die Bäume und Büsche vor ihnen und die alten Mauern im Rücken schien dieser Lagerplatz geschützt genug um die Nacht zu verbringen.
Während Alrik und Juliette Holz für ein Lagerfeuer sammelten und selbiges kurz darauf richteten verschwand Leirâ für etwa zwei Stunden um zu jagen. In der Zwischenzeit schlug der Bursche der Orlaisianerin höflichst vor sich bei ihrer elfischen Begleiterin zu entschuldigen aber trotz der guten Manieren Alriks sorgte es für Empörung bei der Duellantin. Er meinte dieses eisige Schweigen war nicht gut für die kleine Gruppe und da man zusammen reisen würde sollte man sich zumindest etwas vertrauen, geschweige denn miteinander auskommen. Jedenfalls ließ Juliette in ihrer Gereiztheit dennoch nicht erweichen und klammerte sich regelrecht an ihre Wut.
Später kehrte die Elfe mit einem erlegten Reh zurück. Eigentlich drehte sich allein bei der Vorstellung das tote Tier in Stücke zu schneiden Juliette der Magen um aber glücklicherweise übernahm Leirâ das oder wohl eher bestand sie darauf. Dass machte die Orlaisianerin aber nun wieder misstrauisch auch wenn das Klingenohr behauptete es nur aus ihren religiösen Gründen zu tun. Es war, nach Juliettes Ansicht, schlichte Verschwendung, gutes Fleisch einer fremden Gottheit zu opfern die nicht mal auf die Gebete ihrer Gläubigen antwortete und ja, Juliette war was andere Religionen angeht nicht gerade tolerant. Sie war schließlich nicht dazu erzogen worden tolerant zu sein, sondern nur den ihr anerzogenen Idealen treu zu bleiben. Doch zur Abwechslung sagte sie nichts und dachte sich ihren Teil und verschlang wie ein hungriges Raubtier das zubereitete Fleisch. Bei ihrem beträchtlichen Hunger schien das Fleisch das Beste und wohlschmeckendste der ganzen Welt zu sein.

Zufrieden und gesättigt lehnte sie sich im Sitzen an die alte Mauer hinter ihr und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Trinkschlauch. Seit sie aus Orlais hatte flüchten müssen waren die glücklichsten Momente ihres Lebens wenn sie richtig satt war und solche Momente waren ziemlich rar geworden. Einen Herzschlag lang saugte sie den Wein aus ihrem Trinkschlauch ehe sie ihn absetzte und sich undamenhaft den Mund mit ihrem Handrücken trocken strich. Bis heute Mittag, als sie heute zum ersten Mal daraus trank, war sie sicher gewesen sie hätte ihn mit Wasser gefühlt aber offensichtlich hatte sie in ihrer letzten, vom Alkoholrausch geprägten Nacht, so einiges getan an das sie sich nicht mehr erinnerte. Aber solange sie in nächster Zeit nicht plötzlich schwanger würde konnte sie bis jetzt damit leben keinerlei Erinnerung daran zu haben.

Etwas nachdenklich beobachtete sie den Rauch der vom Lagerfeuer in den mit Sternen gespickten Nachthimmel stieg. Auch wenn das Firmament einen malerisch schönen Anblick bot mochte Juliette solche Momente nicht. Er machte sie nachdenklich, ließ sie sich reuig und sehnsüchtig daran erinnern was sie doch früher alles hatte bevor sie nach dieser unglückseligen Hochzeitsnacht aus ihrer Heimat hatte fliehen müssen, was sie alles verloren hatte. Das machte sie immer so depressiv. In ihrem Geiste erschienen all die gespielt glücklichen und fröhlichen Minen ihrer Hochzeitsgäste, ihr würdevoller aber dennoch eiskalter Vater der scheinbar stolz schmunzelte als die Ja-Wörter ausgetauscht wurden und die hässliche Visage von Kylian de Rozier, ihrem Ehemann für einen Tag. Sie erschauderte instinktiv bei der Vorstellung seiner trüben und ausdruckslosen Augen und den von Schuppen vollhängenden, fettigen Haar. Er wäre wohl der Liebling eines jeden Fischhändler geworden, sah er doch aus wie deren Ware. Allein der Gedanke daran das er mir ihr hatte schlafen wollen ließ ihr die Nackenhaare vor Abscheu aufrichten. Doch seinen Tod bereute sie dennoch, nicht nur aus eigennützigen Gründen. Es wog wie eine zehnterschwere Last auf ihren Schultern und immer wenn sie dabei war in Trübsinnigkeit zu verfallen sah sie sein Gesicht, wie es lüstern grinste, vor ungläubigen Entsetzten erstarrte und im Tode eigentümlich verzerrt wurde. Ihn und auch einige andere hatte sie auf dem Gewissen, ihn und die meisten anderen auch in Notwehr getötet aber das machte es nicht erträglicher. So oder so hatte sie Leben beendet. Söhne und Väter ihren Familien entrissen, Todsünden begangen. Wie schon so oft fragte sie sich selbst wie sie eigentlich noch damit leben könnte und nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Trinkschlauch.

Alrik streckte sich zufrieden und bedankte sich bei Leirâ für die Mahlzeit aber Juliette bemerkte die beiden im Moment nicht wirklich und blickte trübsinnig in die Ferne.

Es gab wohl nichts was sie sich mehr wünschte als das es wieder so wäre wie früher, vor der Verlobung, vor den Komplikationen, als die Welt noch heil war. Das sie wieder unbeschwert in den Tag hinein leben könnte, den Luxus der Obrigkeit genießen und sich schon auf den nächsten Tag freuen. Ihr jetziges Leben schien nur aus trübsinnigem Herumlungern, dem Begehen weiterer Sünden und im Dreck, ohne eine Münze, aufzuwachen. Es stimmte das man die Dinge erst wirklich zu schätzen begann wenn man sie vermisste und sie vermisste nichts mehr als diese Annehmlichkeiten die für sie früher so selbstverständlich gewesen waren. Als sie bemerkte das wieder dabei war in Trübsinn abzudriften nahm sie einen weiteren kräftigen Schluck und versuchte an etwas anderes zu denken.

Juliette hatte nicht wirklich darauf geachtet aber Leirâ hatte sich etwas abseits des Lagerfeuers niedergelassen als Alrik zu der Duellantin rutschte und ihr zuflüsterte.
„Jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt um sich zu entschuldigen, meint ihr nicht?“, meinte er leise mit einem aufmunternden Gesichtsausdruck. Juliette bedachte ihn mit einer abweisenden Mine und versuchte sich wieder an den Zorn zu klammern der sie heute fast den ganzen Tag fest im Griff hatte doch er war verschwunden, wie vom Winde verweht, um es poetisch auszudrücken. Da waren nur noch ihr Selbstmitleid und ihr mahnendes Gewissen, das ihm zustimme. Als sie außerdem Alriks große, bittenden, schon fast noch kindliche Augen sah brachte das ihre Entschlossenheit endgültig ins Wanken.Eigentlich hatte er ja Recht. Sie hatte sich heute sehr unhöflich benommen, das gestand sie sich ein, aber den ersten Schritt zu machen behagte ihr überhaupt nicht.
„Meint ihr wirklisch?“, entgegnete sie eher abgeneigt doch er ließ nicht nach bis Juliette resignierend seufzte und sich erhob. Es war nicht ihre Art sich zu entschuldigen, schon früher nicht. Wer sich entschuldigte gestand sich einen Fehler ein und wär sich einen Fehler eingestand machte sich bei dem, durchaus mit hungrigen Wölfen vergleichbaren, Adel von Orlais schnell zur Zielscheibe. Am besten war es also natürlich wenn man überhaupt keine Fehler begann aber das schien für Sterbliche wohl ziemlich unmöglich.

Bedächtig näherte sie sich der Elfe die dem Lagerfeuer und den beiden Menschen scheinbar nachdenklich den Rücken zugewandt hatte und blickte sich noch einmal unsicher zu dem Burschen um mit einem widerwilligen Gesichtsausdruck der sagte „Muss ich wirklich?“. Doch seine Mine schien das unnachgiebig zu bestätigen also setzte sich die Duellantin, im Geiste seufzend, nachdem sie einen weiteren, diesmal kurzen, Schluck nahm, neben das Klingenohr.
Es war ein respektvoller Abstand zwischen den Beiden und keiner sagte etwas und sie sahen sich auch nicht an. Die Nacht selbst, schien bis auf das Prasseln des Feuers, ebenfalls zu schweigen in gespannter Erwartung dessen was nun gleich kommen würde.
Juliettes Mundwinkel zuckten kurz doch schlossen sie sich gleich wieder. Erneut versuchte sie etwas zu sagen, holte Luft und schloss den Mund ein weiteres Mal ohne einen Ton herausgebracht zu haben. Irgendwie schienen diese Worte ihr nicht entweichen zu wollen, als wenn sie ihr im Halse stecken bleiben würden. Die etwas verlegene Orlaisianerin musste den Impuls noch einen Schluck Wein zu sich zu nehmen unterdrücken da räusperte sich Alrik hinter den beiden schweigenden Frauen scheinbar zufällig.
Sie schluckte den Speichel in ihrem Mund herunter und seufzte halblaut.
„I`r seid eine gute Jägerin.“, sprach sie ohne Blickkontakt mit einer Mischung aus Widerwillen und halbherziger Höflichkeit.
Doch Angesprochene erwiderte nichts darauf und blickte ebenfalls in die Landschaft. Angestrengt suchte die Söldnerin nach den nächsten Worten doch keine schienen dieses unangenehme Schweigen durchbrechen zu können. Eher schien man mit dem Kopf durch eine Mauer zu kommen, durch eine sehr dicke Festungsmauer.
Fest entschlossen nahm sie sich vor die Worte laut und deutlich auszusprechen und in ihrem Kopf hatte die Duellantin sie schon fast erklingen lassen aber kurz bevor die Laute ihre Lippen passiert hätten verzog sie diese unangenehm und murmelte unverständlich. Sich Fehler einzugestehen war nicht leicht aber im Moment erschien es Juliette als ein Ding der Unmöglichkeit und das sich ihr Mundwerk ihrem Willen wiedersetzte wie ein sturer Maulesel war auch nicht gerade hilfreich. Es verlangte viel von ihr ab diese Worte begreiflich auszusprechen und es brauchte nicht wenig ihrer Willenskraft um diese unseligen Worte dann auch tatsächlich vernehmbar herauszuwürgen.
„Isch…“, sie seufzte und schluckte ihren letzten Rest Stolz herunter. Er schmeckte mehr als nur schlecht. „`ört zu, es tut mir Leid wie isch `eut morgen mit eusch umgesprungen bin. Isch `atte einen verflucht schleschten Tag und eine noch schlimmere Nacht `inter mir.“
Sie sah auf und wandte den Blick zu der schmalen, weißhaarigen Gestalt.
„Isch war so gereizt das isch nischt darüber nachgedacht `abe was isch sagte.“
Juliette machte eine kurze Kunstpause um ihren runtergeschluckten Stolz weiteren Speicheln hinterher zu schicken und wählte das nächste Wort mit dem versöhnlichsten Ton zu dem sie fähig war.
„Frieden?“

Später Abend - Tag 2 -

Leirâ Ven
16.01.2012, 00:10
Kaum dass Alrik sie eingeholt hatte, stellte er ihr zahllose Fragen über die Dalish, derweil sie stetig vorankamen. Sie durchwanderten fast das halbe Bannorn und durchquerten, freilich ohne es zu merken, unzählige Jagdgründe verschiedenster Banns welche sie, so sie sie erwischt hätten, wahrscheinlich auf der Stelle gefangen nehmen lassen würden. Doch Mythal schien ihre schützende Hand über sie zu halten, und so erzählte Leirâ dem neugierigen Shemlen vom Volk: Wie sie als Klans durch das Land zogen, niemals ruhend und sich niemals beugend. Dabei versuchte wie gleichermaßen dem Rosenohr die Philosophie dahinter, den Menschen aus dem Weg zu gehen zu vermitteln als auch, jedwede Details über ihren Klan zu vermeiden. Zu frisch waren die Wunden, als dass sie darüber sprechen hätte wollen.

Als die Dämmerung erste Schatten an den Himmel malte hielten sie die Augen nach einem geeigneten Rastplatz offen, der war bald gefunden. Zwischen einer der zahllosen Ruinen -Alrik lies den Namen 'Tevinter' fallen und nach einigem Nachgrübeln und einer Frage kam die Jägerin dahinter, dass es sich dabei um das große, alte Menschenreich handeln musste von dem sich ihre Ahnen befreiten um in die Dales zu gelangen- und einigen alten Bäumen. Die Aufgaben waren rasch aufgeteilt: Die Dalish ging Jagen derweil der Bursche Holz für das Feuer sammelte und Juliette... nun, die legte die Füße hoch. Leirâ quittierte das mit einem Augenrollen, steckte einige Pfeile in den Seitenköcher und bespannte den Bogen. Sie vertraute den beiden noch nicht genug, ihre Waffen und Habe im Lager zu lassen, nicht dass sie gedacht hätte dass diese sie stehlen und damit fortrennen würden, aber es bereitete ihr irgendwie Unbehagen, alles zurück zu lassen.
Die Jagd dauerte lang, zwar fand sie Hasen- und Fuchsspuren, doch musste sie immerhin für drei Schießen. Unweit eines Flussbettes stieß sie auf die Spuren einer Wildschweinrotte, doch erschien es ihr zu gefährlich sich unweit ihres Lagers auf in ähnliches Abenteuer wie zu der Zeit einzulassen, als sie ihre Vallaslin erhalten hatte. Damals hatte sie im Herzen gewusst, dass sie den Keiler schießen konnte ohne von der Rotte niedergetrampelt zu werden, und diese Gewissheit fehlte ihr heute. So zog sie weiter.
sie musste das Waldstück verlassen um endlich eine Fährte zu finden, die gute Beute versprach: Rehe. Oder Hirsche, nur an den Hufenabdrücken unmöglich zu sagen, doch das war unerheblich. Sie erklomm einen steilen Hügel und sah sie in der Ferne, unweit eines Sees graste die Herde. Nun wurde es schwierig: Sie musste ohne gesehen oder gewittert zu werden auf Bogenschussweite heran, ohne sich im schützenden Mantel des Waldes verbergen zu können. Sie schätzte:
Der Bogen trägt den Pfeil gut vierzig oder fünfzig Schritt, um es mit einem Schuss erlegen zu können müsste ich auf etwa dreißig heran. Sie atmete tief ein und schloss die Augen.
"Andruil, lenke meine Schritte und führe meine Hand.", verließ ein Flüstern ihre Lippen und sie ging tief in die Knie. langsam näherte sie sich ihrer Beute, nur ihr Kopf und die Schultern ragten aus dem hohen Gras heraus. Der Wind drehte und augenblicklich lies sie sich fallen, darauf hoffend dass sie nicht gut zu wittern war und falls doch, dass die Tiere ihren Augen mehr vertrauten denn ihren Schnauzen. Als der Wind verstummte, hob sie langsam den Kopf. Sie waren noch da, sie schätzte die Entfernung auf etwas über dreißig Schritt. Doch sie wagte sich nicht näher heran, also legte sie den Pfeil an und fixierte das größte Tier. Sie atmete ruhig ein und aus, hörte wie der Wind sacht das Gras streichelte. Ihre Augen waren im schwindenden Licht strikt auf das Reh gerichtet, sie Kniete, der Pfeil musste über das Gras fliegen um die Beute erreichen zu können. Wieder atmete sie ein, dann schoss sie:
IN einer fließenden Bewegung hob sie den Bogen, blickte zwei Liedschläge lang am Schaft entlang, verlagerte das Gewicht leicht auf das vordere Bein, schob den Oberkörper sacht zur Seite, überprüfte ein letztes Mal den Weg, dann zog sie die Sehne, hakte den Daumen am Kiefer und den Mittelfinger am Mundwinkel ein und entließ den Boten des Todes. Dieser zischte über das Gras hinweg, die Beute drehte den Kopf und dann wurde ihr Hals durchschlagen, die restlichen Tiere stoben erschrocken auseinander, während das Verwundete zusammenbrach. Die Dalish sprang auf und zog beim Laufen das Dar'Misu und erlöste das Tier so rasch von seinem Leid wie sie vermochte. Kurz dankte sie dem Tier und sprach einige Worte die der Mythologie des Volkes nach dessen Seele darauf vorbereiteten, ein Teil der ihren zu werden sobald sie es verzehrte. Dann entfernte sie den Pfeil und machte sich daran, das Tier zurück zu schleppen, was sich als äußerst schwer herausstellte. Immer wieder musste sie pausieren und als sie das Lager erreichte war die Sonne bereits verschwunden.
Zwar bot Alrik sich an, ihr zu helfen doch sie lehnte ab, es war ihre Aufgabe das Tier auszuweiden und einen Teil für die göttliche Jägerin als Abschluss ins Feuer zu werfen, doch das erst nachdem alle gegessen hatten -Was ihr einige unverständliche von Alrik und einige verächtliche von Juliette einbrachte-. Und Schweigen machte sich breit. Während Juliette das Fleisch in sich hineinstopfte wie ein hungriger Wolf und Alrik auch nicht ohne Gier aß, aß Leirâ langsam. Dabei verputzte sie eine Portion die etwa halb so groß war wie die der anderen und das ohne sich den Bauch voll zuschlagen, sie aß nur bis sie keinen Hunger mehr hatte. Alrik streckte sich lang aus und bedankte sich überschwänglich während sie den letzten Rest Fleisch dem Feuer und damit Andruil übergab, während Juliette gedankenverloren in den Himmel blickte. Leirâ zog ob der aufkommenden Kälte ihren Mantel fester um die schmalen Schultern und schaute in den Wald. Trotz des schwachen Feuerscheins konnte sie noch beinah alles erkennen, Elfenaugen waren nicht grundlos größer als die der Menschen, sie konnten auch bei wesentlich weniger Licht noch gut sehen, wenn auch ein Zwerg darüber gelacht hätte. Sie grübelte, sie hatte Alrik bereits so viel vom Volk erzählt und er kam ihr ehrlich und aufrichtig vor. Vielleicht war er es, den sie gesucht hatte. Vielleicht, nur vielleicht war er derjenige, der sie zu den Leuten, ob Shem oder Elf, führen würde die würdig waren ihre Geschichten zu vernehmen. Doch das musste gut überlegt werden, trotz allem war er ein Shem und die waren schwer einzuschätzen. So in Gedanken versunken bemerkte sie Juliette erst, als diese sich, in gebührendem Abstand, neben ihr niederließ. Die Elfe starrte nur weiter geradeaus und überlies es der Kriegerin, den ersten Schritt zu tun. So saßen sie da, Stille hing wie ein bleischweres Gewicht über den beiden, doch die Dalish würde sie nicht brechen, das musste dies war an der Shemlin. Und nach einigem Gestammelrang diese sich tatsächlich eine Entschuldigung ab. Leirâ schaute ihr in die Augen, als das Wort "Frieden" ihre Lippen verlies. Die letzten Flammen spiegelten sich dunkle in ihren großen Augen, die in der Dunkelheit so eulenhaft wirkten. Diese Frau war sehr unhöflich und selbst jetzt meinte Leirâ einen gewissen Widerwillen hinter deren Worte zu spüren, aber immerhin hatte sie sich entschuldigt. Dennoch hatte die Dalish den Eindruck, dass sie Elfen geringer achtete als Menschen und das nagte an ihr, lies sie der Frau nicht endgültig verzeihen.
"Mir war nicht bewusst dass wir uns im Krieg befinden.", gab sie trocken zurück.
"Ihr solltet euch nun niederlegen, es ist spät.", Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht.
"Wir wollen ja nicht, dass ihr fern eurer heiß geliebten Zivil- Zivilisa..." Dirthamen, was für ein Wort!"Zivilisation zusammenbrecht."
Immer noch schaute sie der Kriegerin in die Augen.

Juliette de Ludin
17.01.2012, 22:28
Juliette lächelte knapp zurück als die Elfe die Entschuldigung annahm und sie erlaubte sich, sich etwas zu entspannen, wenn auch nicht viel. Wenn man bedachte dass sich vor ein paar Jahren jeder, der der Adligen untergeordnet war, sich geehrt fühlen durfte wenn Juliette sie überhaupt bemerkte war das nun schon ein ganz schöner Sprung. Als ihre Flucht aus ihrer Heimat noch nicht allzu lang her war fiel ihr das ziemlich schwer, wieder mit Leute der niederen Stände zu reden. Selbst jetzt noch verlangte es viel von der Duellantin ab, auch wenn das nur noch gegenüber Leuten derer sie doch eher abgeneigt war zutraf, so wie bei dieser Elfe. Obgleich Leirâ wohl nun doch nicht ganz so unausstehlich war wie Juliette zuerst dachte, behielt sie sich ganz genau im Hinterkopf das sie nach wie vor eine unzivilisierte Wilde war. Daran würde man nichts ändern können, egal wie nachsichtig sich die Elfe erwies.

Schon fast instinktiv suchte Juliette, ohne es sich anmerken zu lassen, geübt nach verräterischen, unterbewussten Zuckungen oder aufschlussreichen Regungen sowohl in den großen, hellblauen Augen als auch in der restlichen, von abstrakten Linien durchzogenen Gesichtspartie der Dalish. Erst als sie merkte dass sie etwas durchdringend und einen Herzschlag zu lang die Mimik ihrer Begleiterin musterte wandte sie den Blick ab und erhob sich. Sie wollte schließlich kein falsches Signal senden oder sich selbst verraten.
„Da sind wir uns einisch.“, antworte Juliette scheinbar zufrieden als sie der Elfe anerkennend zunickte und sich dann näher beim Feuer, in einem höflichen Abstand zu ihren Begleitern, wieder niederließ, wie als ob sie kurz davor war sich bequemste Stelle auf dem Boden zu suchen und einfach zu schlafen.

Kurzeitig hatte sie sich bei diesem Blickwechsel fast schon wie zurück nach Orlais versetzt gefühlt, auf einen der vielen Bälle wo das berüchtigte und unscheinbar wirkende Kräftemessen der Obrigkeit praktiziert wurde, auch bekannt unter der verharmlosenden Bezeichnung „das Spiel“. Jener inoffizielle, gesellschaftliche Wettkampf um Ansehen und Einfluss, der länger und wohl, natürlich ganz unauffällig, blutiger abgehandelt wurde, und noch immer wird, als jeder Krieg den das Reich von Orlais jemals gefochten hatte.
Man verbarg die eigenen Gefühle indem man sie hinter einer höflichen Maske versteckte und suchte seinerseits ganz unauffällig nach meist ebenfalls verborgenen Gefühlen seiner Widersacher, die ebenfalls kultiviert zu lächeln schienen. Und das war erst der Anfang der in Orlais schon tagtäglichen ränkeschmiedenden Spielchen. Die nächsten Schritte waren es Gerüchte in die Welt zu setzen, sie auszuschmücken und sich so weit wie möglich hochschaukeln lassen, bis man seinen Gegnern andere Hindernisse in den Weg warf, von einfachen Sticheleien bis hin zu Sabotage, dem Suchen nach schmutzigen Geheimnissen und andere Bloßstellungen. Das war der Hauptteil dabei: Der Skandal. Aber sie schweifte beinahe ab.
Sie war damals in ihrer Jugend nicht weiter gekommen als Gerüchte zu verbreiten und dabei hatte sie sich immer schlecht gefühlt. Juliette empfand es als falsch zum Teil so schlimme Lügen herumzuerzählen aber man hatte ihr keine Wahl gelassen. Beim ersten Akt des Spiels hingegen, der Scharade in der man seinen Widersachern Gefühle vorspielte und die Stärke des anderen abschätzte, war sie weitaus besser gewesen und auch wenn sie mit den Jahren des Saufens und Sündigens in Ferelden doch deutlich eingerostet war glaubte sie in den Augen der Dalish einiges erfahren zu haben.
Das was die beiden Frauen eben geschlossen hatten war kein Frieden und auch wenn Juliette sich ehrlich entschuldigt hatte und Leirâ die Entschuldigung annahm, war das bestenfalls ein zeitweiliger, instabiler Waffenstillstand der jederzeit gebrochen werden könnte.

Juliette, die sich müde in sitzender Haltung streckte, glaubte sich sicher zu sein dass sie eine Widersacherin gefunden hatte und es kam ihr die ungute Erkenntnis dass sie sich durch ihren eindringlichen Blick womöglich verraten hatte. Unbemerkt von der Duellantin schmunzelte Alrik zufrieden über die vermeintliche Versöhnung seiner beiden neuen Bekannten und lächelte erfreut erst Leirâ und dann zu Juliette, während letztere angestrengt nach einer Möglichkeit, dem nächsten Schachzug sozusagen, sann sich ein Alibi für ihre eingehenden Blicke zu erstellen. Während sie das für und wider einiger Aussagen im Geiste abwog spürte sie den leisen Stich ihres Gewissens, dem diese hinterhältigen Täuschungen noch nie gefallen hatten doch sie schob es grob beiseite. Dafür war nun kein Platz und dann kam ihr doch noch die rettende Idee. Eine geniale Idee eines genialen Verstandes der es immer noch packte, wie sie zugegebenermaßen nicht ganz frei von Selbstverliebtheit meinte.
„Wenn i`r die Frage erlaubt, Madame…“, begann Juliette neugierig klingend während sie im Schneidersitz zu der Dalish herüber blickte. „…und isch `offe eusch mit meiner Frage nischt irgendwie zu verärgern aber…“, sie fuhr imaginäre Linien über ihren aristokratischen Zügen nach. „…was sind das für Tätowierungen?“

Leirâ Ven
20.01.2012, 17:47
Juliette starrte zurück, ohne eine Miene zu verziehen, lange starrten die beiden Frauen sich in die Augen, ehe die Kriegerin sich erhob und sich selbstzufrieden über die angenommene Entschuldigung gab. Leirâ machte diese Gestik, die sie nicht ganz einschätzen konnte stutzig und schaute dann grübelnd ins Feuer.
Was für ein Spiel spielst du, Juliette? Alriks zufriedenes Lächeln quittierte sie mit einem Nicken. Diese Frau benahm sich sehr seltsam, selbst für ein Rosenohr. Nie war die Dalish sich sicher, ob diese nun aufrichtig oder hinterhältig war, hinzu kam dann noch dass sie die Sprache der Menschen ganz anders sprach als Alrik. Nur bei einem war sie sich sicher: dass diese Entschuldigung eben nicht völlig ernst gemeint war, ebenso wie dieses Frieden-Angebot. Sie hatten keinen Frieden, wenn auch keinen Krieg. Irgendetwas dazwischen und die Jägerin musste auf der Hut sein.
Mythal, gib mir Kraft. Da erhob sich Juliette, die sie schon als schlafend abgestempelt hatte plötzlich und fragte sie nach den Vallalslin.
"Ja, das würde mich auch interessieren. Habt ihr denn am ganzen Körper solche Tätowierungen?", mischte Alrik sich in das Gespräch ein.
Leirâ schaute von einem zum anderen, dann nachdenklich ins Feuer. Und auch wenn sie die Sprache der Shemlen nicht allzu gut beherrschte, lag nun ein Klang in ihrer Stimme den sie sich von ihrem Vater abgeschaut hatte; Dieser ganz besondere Klang den nur Geschichtenerzähler treffen konnten:

"Wenn wir unseren Wert für das Volk bewiesen haben, sind wir bereit erwachsen zu werden. Als Jägerin brach ich damals zu einer mehrtägigen Jagd auf, an deren Ende ich den gewaltigsten Eber erlegte den ihr euch vorstellen könnt." Sie hob den Blick, Schatten wanderten unruhig wie das Feuer das sie warf über ihr Antlitz.
"Ich brachte ihn zurück und nachdem die Hüterin und der Bewahrer unseres Klans diese Beute für würdig befunden hatten war ich bereit für die Vallaslin." Ihre Stirn legte sich in Falten. "'Zeichen des Blutes' würde sie wohl in eurer Sprache heißen. Sie zeigen, dass wir erwachsen geworden sind. Ich zog mich für einige Stunden zurück, um Zwiesprache mit den Göttern zu halten, die mich darauf vorbereiten sollte." Sie hob die linke Hand zum Himmel, "Als der Mond am höchsten Stand trat unser Bewahrer, mein Vater zu mir ins Zelt. Und er begann, die Symbole auf meinen nackten Leib auf zu tragen." Ihr entging nicht Ariks abschätzender Blick über ihren schlanken Leib, dessen Antlitz mit einem mal roter zu werden schien als es vom Schein der Flammen sein konnte. Juliettes Blick war schwerer zu lesen, es drängte sich der Elfe mehr und mehr der Eindruck auf, dass sie eine Maske aufgesetzt hatte.
"Es wurde völlig still im Zelt, denn hätte ich auch nur einen Laut von mir gegeben, so wäre ich ín dieser Nacht nicht erwachsen geworden. Ich hätte noch einige Zeit warten müssen, bis Hüterin und Bewahrer mich erneut für würdig befunden hätten. Den Schmerz zu zeigen bedeutet, schwach zu sein und ein schwaches Mitglied stellt für den Klan keine Bereicherung, sondern eine Behinderung dar." Sie hatte während des Sprechens die Symbole auf ihrer Haut mit einem Finger nachgefahren, übers Gesicht, das verschlungene Pfeilsymbol zwischen ihren Brüsten, die Linien auf ihrem Schlüsselbein und das einem Gürtel nicht unähnliche Zeichenwerk, welches ihre Hüften zierte. Alriks Kopf hatte mittlerweile die Farbe einer überreifen Kirsche.
"Das bedeuten die Vallalsin: Dass wir Erwachsene des Volkes sind, keine Menschen und nicht die Elfen, die ihr euch untertan gemacht habt."
"und sind sie wirklich aus... Blut?", fragte Alrik zögerlich.
Leirâs Antwort war ein undurchsichtiger Blick und ein Lächeln, das einem Raubtier gut gestanden hätte.

Juliette de Ludin
21.01.2012, 16:30
Scheinbar interessiert hatte Juliette, mit verschränkten Armen und aufmerksamer Mine, der Elfe gelauscht und blickte kurz geschauspielert nachdenklich ins Feuer als Leirâ endete. Es fiel ihr leichter als erwartet die gefesselte Zuhörerin zu spielen aber daran lagen wohl weniger ihr, seit Jahren brach liegendes, schauspielerisches Können sondern viel mehr das sie tatsächlich, wenn auch nur zum Teil, gebannt von den Worten der weißhaarigen Frau gewesen war. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt wirklich zuzuhören, schließlich dröhnte ihr ohnehin schon der Kopf von diesem ganzen Dalish-Quatsch welche die Wilde schon den ganzen Tag verzapft hatte, aber irgendwie schaffte das Klingenohr ihre Erzählung interessanter zu machen als sie eigentlich waren, so hatte sie ohne es überhaupt mitzubekommen tatsächlich zugehört. Es war bei ihr wohl bei weitem nicht alles hängengeblieben, beispielsweise hatte sämtliche ketzerische Ausführungen über irgendwelche heidnischen Götter mit einem geistigen Schnauben quittiert und auch schon wieder vergessen, aber der Rest war ihr ihm Gedächtnis geblieben. Juliette kam nicht darum herum Leirâ zuzugestehen das sie wusste wie man eine Geschichte zu erzählen hatte aber natürlich sprach sie das nicht laut aus. Vermutlich war das aber auch nicht verwunderlich. Wenn diese Leirâ ein Musterbeispiel einer Dalish war, und für Juliette war sie das da sie keine andere Dalish kannte, hatte dieses fremde Volk keine Ahnung vom Lesen oder Schreiben. Um daher Informationen festzuhalten oder sie weiterzugeben mussten sie auf die primitive Option zurückgreifen das Wissen am Leben zu erhalten indem sie es mündlich weitergaben. Von daher erschien es der Orlaisianerin nicht sonderlich überraschend das Leirâ eine Geschichtenerzählerin war. Nebenbei bemerkt fand sie dieses Verfahren aber gelinde gesagt unpräzise.
Geschichten, genauso wie Gerüchte, bauschten sich mit der Zeit und mit denen die sie verbreiteten immer höher bis man nicht mehr sagen konnte was Wahrheit war und was Hirngespinste. Das einzige alte Wissen auf das man sich verlassen könne war das welches in ebenso alten Büchern festgehalten wurde. Alles andere bestand oft mehr aus dazu gedichteten Absurditäten als aus Fakten, auf die man bauen konnte. Höchstwahrscheinlich war das Wissen dieses absonderlichen Elfenvolkes also mehr Tagträumereien als handfeste Wahrheit. Jedenfalls war das Juliettes Ansicht und da sich diese höchstwahrscheinlich mit der Leirâs nicht vereinen ließ behielt sie die Söldnerin für sich.

Wie das Klingenohr seine Ausführung aber beendete ließ die nachdenkliche Fassade der Orlaisianerin beinahe bröckeln. Schon wieder warf Leirâ ihnen haltlos vor, wenn auch diesmal indirekt, ihre Vettern zu unterdrücken dabei hatte sie keine Ahnung ob und wie Alrik und Juliette mit eben diesen umgegangen waren. Wie es bei dem Burschen war wusste die Duellantin nicht aber sie war sich felsenfest sicher zu ihren elfischen Untergebenen ausgesprochen gut gewesen zu sein, schließlich hatten die Klingenohren, soweit die Adlige jedenfalls gehört hatte, sie wohlwollend als gütig und verständnisvoll beschrieben. Vielleicht sollte sie der Dalish mal davon berichten wenn sie erneut die Schuldkeule schwang.

"und sind sie wirklich aus... Blut?", fragte Alrik zögerlich worauf Juliette beinahe hätte grinsen müssen. So etwas Absurdes hatte sie ja noch nie gehört. Sie vermutete eher es handelte sich um eine ganz normale Tätowierung die lediglich durch diese abergläubische Beschreibung etwas verschroben wirkte aber bei dem Blick und dem Lächeln dass das Gesicht der Elfe zierte wurde ihr ganz anders. Sogar ihr gekünstelter Gesichtsausdruck geriet ins Wanken und wich einer etwas verunsicherten Mine als sie zu der Elfe aufblickte doch sie verkniff es sich im letzten Moment darauf einzugehen. Es wurde ihr schon früh deutlich abgeraten Unsicherheiten offen zu zeigen, ganz besonders in Gegenwart möglicher Widersacher. Darum verbarg die Duellantin ihre Verunsicherung rasch hinter einer höflichen Mine während sie das Gesagte ihre Gedanken grob passieren ließ.
Es klang auf jeden Fall nach einem schmerzhaften Vorgang und das man eben diesen Schmerz nicht zeigen durfte klang ziemlich hart, eher schon barbarisch. Juliette entschied für sich selbst die genaue Vorgehensweise gar nicht wissen zu wollen und da sprach nicht ihre Erziehung aus ihr. Wenn das stimmte was das Klingenohr also sagte, war sie kein schwaches Mitglied ihres Clans sondern vermutlich sogar ein Wichtiges, immerhin konnte sie gut jagen und angeblich solle sie einen großen Eber für ihre Leute erlegt haben. Wobei Juliette aber doch bezweifelte dass das erlegte Tier so groß wäre wie sie sich nur vorstellen könne. Sie konnte sich vieles vorstellen aber wer sagte denn das Leirâ nicht flunkerte? Außerdem: Bei der geringen körperlichen Größe der Elfe wirkte diese angepriesene Beute sicherlich auch noch einmal größer.
Jedoch drängte sich der Duellantin dann die Frage auf was sie dann hier mit ihr und Alrik machte. Wurde sie nicht zu Hause gebraucht um ihren abergläubischen Hokuspokus nachzugehen anstatt den eigentlichen Feinden ihres Volkes Geschichten zu erzählen? War da also möglicherweise etwas faul an diesem Gerede oder an der Dalish selbst? Konnten die beiden Menschen ihr überhaupt trauen? Vermutlich nicht, das schien für die Orlaisianerin außer Frage zu stehen, aber diese Fragen wollte sie dennoch beantwortet haben, immerhin würden sie diese Wilde eine ganze Weile noch an der Backe haben.

Für diese Frage brauchte Juliette keine Maske aufzusetzen, nicht zu schauspielern. Das einzige was sie tat war ihr erneut anschwellendes Misstrauen hinter einem ernst fragenden Gesichtsausdruck in Schach zu halten, während der Trinkschlauch erneut in ihre Hände wanderte.
„Warum seid i`r dann nischt bei euren Leuten und lauert stattdessen Ahnungslosen am Wegesrand auf?“, fragte Juliette diplomatisch wobei die aber gegen Ende der Frage knapp grinste um den kleinen Scherz zu verdeutlichen.

Leirâ Ven
22.01.2012, 02:38
Und dann stellte Juliette die Frage, über die Leirâ nun wirklich überhaupt nicht nachdenken, geschweige denn sprechen wollte. Sie schaute Juliette nur ausdruckslos an, die ebenso ausdruckslos zurückstarrte, während Alrik sich interessiert aufsetzte.
"Ja, das würde ich nun auch gern wissen."
Die Dalish schaute nur von einem zum anderen.
Schon ulkig, ging es ihr durch den Kopf, so im Mittelpunkt zu stehen. Ja, für Alrik schien sie schon seit sie sich zum ersten Mal getroffen hatten zum Zentrum dessen Welt geworden zu sein, und auch Juliette zeigte mehr als nur flüchtiges Interesse an ihrer Person. Zudem war sie müde von der langen Wanderschaft und der Jagd, außerdem fand sie dass sie bereits genug erzählt hatte. Da kam ihr eine Idee und sie musste lächeln. Da sie diesen für aufrichtiger hielt wendete sie sich zunächst an Alrik:
"Haltet ein und nehmt Rücksicht auf mich, ja? Ihr löchert mich schon den ganzen Tag, deßweiteren bin ich ziemlich müde. Also mache ich euch einen Vorschlag."
Sie schaute verschmitzt von ihm zu ihr, wieder zurück zu ihm.
"Eine Geschichte gegen eine Geschichte. Ich habe gerade eine erzählt, also ist nun einer von euch dran. Wie wäre es, wenn ihr mir erzählt, wie ihr überhaupt an dieses...", sie wedelte mit der Hand hilflos in der Luft herum, während sie nach dem Wort suchte..."Schriftrolle gekommen seid?"
Der lächelte und fuhr sich mit der Hand durch seine Gesichtshaare.

"Klingt fair. Also gut:
Meine Familie, die Riversides haben schon seit Generation im südlichen Bannorn Greifenfeste im Hinterland gelebt. Mein Vater und dessen Vater,", er erhob sich, "kämpften gegen die Orlaisianer für die Freiheit Fereldens! Jawohl!" Er reckte sein Schwert, ein altes, schartiges Ding, in die Höhe, so stand er da. Es dauerte seine Zeit, ehe ihm einfiel dass er der einzige richtige Fereldaner an diesem Lagerfeuer war, und so setzte er sich wieder, mit hochrotem Kopf, nieder.
"Nun... Also... Ich bin der Dritte Sohn von Urfaran Riverside, meine beiden Brüder, Branwen und Gabriel halfen immer auf dem Hof. Und wir hatten den größten Hof unseres Dorfes, Riverside, und..."
"Heißen denn alle aus eurem Dorf Riverside?", konnte Leirâ sich nicht zurückhalten. Er blickte sie an als hätte sie gefragt ob der Himmel blau sei.
"Ja natürlich. Alle fünfzig Einwohner. Jawollja, beim Erbauer! Wo war ich... Ach ja:
Also, während meine Brüder also all diese langweilige Feldarbeit verrichteten, wusste ich bereits früh in meinem Leben, dass ich zu höherem berufen war. Ja, ich wollte ferne Länder sehen, reisen und Abenteuer bestehen, wie die Helden aus den alten Geschichten! Und auch wenn..." er schaute betreten zur Seite. Und auch wenn es der Dalish immer noch schwer fiel, die Mimik der Menschen zu lesen so war Alrik beinah ein offenes Buch für sie, auch wenn diese komischen Haare seine Mundpartie entstellten.
"Auch wenn mein Vater und meine beiden Brüder das nicht so ganz unterstützten. Aber mein Opa, der wusste was ich wusste! Eines Tages nahm er mich beiseite und überreichte mir dies Pergament, er hatte es in einem Gefecht gegen die orlaisianischen Ra... -Hüstel- die Orlaisianer, als er in eine Felsspalte gestürzt war gefunden. Zwar konnte er es nicht entziffern, aber die mit Edelsteinen beschlagene Schatulle, in der er es gefunden hatte, zeugte davon dass sie große Reichtümer versprach. Natürlich konnte er die nicht mitnehmen, die hätten die anderen Soldaten ja gefunden, orlaisianische wie fereldische und hätten ihr Stück vom Kuchen haben wollen.
Nach dieser Schlacht kehrte er aber zu meiner Oma zurück und hielt die Schriftrolle versteckt. Warum er sie dann mir und nicht meinem Vater, Onkel Butch oder Tante Grimhild, weder Branwen noch Gabriel gab sagte er: 'Von all meiner noch lebenden Verwandtschaft bist du, Alrik, der Einzige der genug Mumm in den Knochen und Feuer im Herzen hat, um diesen Schatz zu finden. Ich habe meinen schon vor langer Zeit gefunden'; damit meinte er Oma Gertrud, 'also zieh los und suche dein Glück.' Und das tat ich. In Lothering hat Juliette mich dann vor einer Horde Säufer gerettet, danach haben wir uns verlaufen und euch getroffen."

Obwohl die Elfe der Geschichte mit ehrlicher Neugier gelauscht hatte, konnte sie kaum noch die Augen offen halten. Nicht so Alrik, der gerade wieder richtig wach geworden war und nun Juliette anstarrte.
"Ihr seid dran."
Leirâ legte den vorletzten Holzscheit auf und schaute die Kriegerin neugierig an, derweil sie begann sich zu entspannen. All dies, das Sitzen am Lagerfeuer, das gegenseitige Erzählen erinnerte sie an ihre Jugend. Nacht um Nacht waren sie wach geblieben und hatten sich immer größer ausgeschmückte Geschichten erzählt, Mythal, sie hatten mehr elfische Helden erfunden als je auf Thedas gewandelt hatten, aber es hatte Spaß gemacht und nicht nur das, es hatte sie zusammengeschweißt. Und etwas ähnliches, wenn auch sehr viel langsamer und bedächtiger, geschah auch nun mit dieser bunt zusammen gewürfelten Reisegruppe. Doch nun war es an Juliette, eine Geschichte zu erzählen und so richtete die Jägerin ihre Aufmerksamkeit auf die Shem-Frau.

Juliette de Ludin
22.01.2012, 18:27
Juliette war sich nicht sicher ob die Elfe absichtlich von sich ablenken wollte oder einfach nur müde war. Vielleicht umging sie die Frage der Orlaisianerin absichtlich weil es ansonsten offensichtlich wäre das ihr nicht zu trauen war aber vielleicht wurde Juliette so langsam auch nur paranoid. Lieber paranoid sein als ein Messer oder einen Pfeil im Rücken!, entschied sie grimmig für sich selbst. Wenn sie eines in Ferelden gelernt hatte dann war es das sie als Orlaisianerin niemanden trauen konnte und daran würde sie festhalten, bei der Güte des Erbauers nochmal.

Ihren Argwohn verbergend lauschte sie Alriks Worten. Zum Teil hatte sie das eine oder andere seiner Geschichte schon von ihm erfahren aber hier und da mischte er ein paar weitere Informationen unter seine Ausführungen über die Juliette aber geteilter Meinung war. Beispielsweise seinen patriotischen Ausruf über seinen Vater und seinen Großvater im Kampf gegen Orlais quittierte sie mit einer ausdruckslosen Mine, auch wenn sie da etwas gemein hatten. Ihr Vater hatte nie mit etwas anderen als mit Worten gekämpft, ihr Großvater, Lord Mathéo de Ludin, hingegen hatte ebenfalls im Krieg gegen Ferelden gekämpft und war in der Heimat sogar als patriotischer Held gefeiert worden. Er war der stolze Kommandant mehrerer Schwadronen berittener Elitesoldaten gewesen aber da es von fereldischer Seite hieß er und seine Männer hätten grausame Massaker angerichtet erwähnte sie gegenüber Alrik lieber nicht das sie die Enkelin eines angeblichen Massenmörders, der dutzende seines Volkes getötet hatte, war. Das würde wohl nur ein falsches Licht auf sie werfen. Kurz dachte sie darüber nach ob der in seine Enkelin vernarrte, liebevolle alte Mann wirklich solche Gräueltaten begangen haben könnte und entschied sich rasch dagegen, als sie sich an sein freundliches, faltiges Antlitz erinnerte das immer zu strahlen schien wenn er sie sah. Das konnte und wollte sie sich nicht vorstellen. Sie sinnierte noch darüber was er wohl nun sagen würde wenn er wüsste was aus ihr geworden war. Vermutlich würde er sich im Grab umdrehen und bei der Scham die ihr, bei dem Gedanken, über sie kam verbannte sie ihn zumindest für eine Weile aus dem Gedächtnis und lauschte lieber Alrik.
Nachdem der Bursche endete kam das was Juliette schon befürchtet hatte: Man erwartete nun von ihr dass sie ebenfalls von ihrer Vergangenheit berichtete. Zum einen verbat ihr ihre Erfahrung die sie in diesem, in jeder Hinsicht, zurückgebliebenen Land gemacht hatte, darüber zu sprechen und zum anderen würde sie wenn sie darüber sprechen würde unweigerlich in Trübsal abdriften. Etwas auf das sie eigentlich verzichten könnte. Aber da wahrscheinlich weder die Elfe noch der Bursche, die beide neugierig zu ihr sahen, Ruhe geben würden bis sie ausgepackt hatte sprang sie über ihren Schatten. Zum Glück hatte sie ja noch genug Wein.

Sie seufzte und nahm einen Schluck aus dem Trinkschlauch ehe sie anfing.
„Das ist eine traurige Geschischte.“, begann Juliette in einem schicksalsergebenen, trübsinnigen Ton. „Mein voller Name, oder zumindest ein Teil davon, lautet Lady Juliette de Ludin die souveräne Wohltäterin des siegreischen Streiters von Tremmes, drittes Kind des ehrwürdigen Lords Maxime de Ludin und der gütigen Lady Marie de Ludin und so weiter und sofort.“
Die Orlaisianerin schwieg kurz um ihre Zuhörer das Gesagte verdauen zu lassen und vermied es bewusst den gesamten Titel zu nennen, da es eine gute Minute gebraucht hätte um die komplette Anrede herunter zu rattern und da sie durch ihre Enterbung wohl sowieso nicht mehr ganz korrekt war. Die Emotionen der Dalish zu lesen viel ihr schwer aber bei Alrik sah man deutlich das er erstaunt war.
„Siegreicher Streiter von Tremmes?“, fragte er neugierig während er sich etwas bequemer hinsetzte.
Bevor sie antwortete schnaubte Juliette verächtlich und starrte nachdenklich ins Feuer.
„Bloß ein stumpfsinniger Idiot mit übersteigerten Ego, der mit me`r Glück als Verstand das Turnier gewonnen `at. Es war bloß ein Schachzug meines eiskalten Vaters ihm etwas Geld in meinem Namen zukommen zu lassen aber isch schweife ab.“, da Alrik schon um ihrer Nationalität wusste sah sie auf und blickte zu Leirâ. „Vielleischt `abt i`r es bereis an meine Aksont erkannt. Isch komme nischt aus diesem…“ stinkenden Sündenpfuhl „…diesem Land sondern nenne das Nachbarland, Orlais, meine `eimat.“
Sie blickte kurz einmal wieder zu Alrik und dann wieder traurig in die Flammen.
„Meine Familie ge`ört dort zu den Mäschtigsten, den Angese`ensten und zu den Reischsten. Mein Vater `atte genug Geld um unser ganzes riesiges Anwesen von einer `alben Legion kampferprobter Chevaliers pausenlos bewachen zu lassen und bei dem Taschengeld das isch bekam `ätte isch mir wohl `alb Lothering kaufen können.
Darüber `inaus `atte isch auch alles was ich wollte: Schmuck, Kleider, Freunde auch wenn diese sisch als falsche Freunde entpuppten. Isch durfte fast den ganzen Tag tun und lassen was isch wollte und jeder der mir nischt gleischgestellt war `atte vor mir zu krieschen und das taten sie, obwohl isch es nischt einmal verlangte. Und wenn isch noch mehr wollte bekam isch es auch, das heißt solang isch tat was mein Vater von mir verlangte aber meistens war er sehr zufrieden mit mir.
Es war ein `errlisches Leben, besonders so weit davon entfernt wird mir das klar aber mit der Zeit nahm isch es einfach als selbstverständlisch. Vielleischt war das was kommen sollte ja eine Strafe des Erbauers für meine Arroganz.“

Sie schwieg kurz und strich sich geistesabwesend mit einem Finger über den Kratzer der ihr aristokratisches Gesicht verschandelte und wunderte sich wie leicht diese Worte über ihre Lippen kamen und das es ihr gar nicht so viel Kummer bereitete wie sie zuerst befürchtet hatte. Vielleicht lag es am Alkohol oder das es ihr gut tat sich das Ganze endlich einmal von der Seele zu reden. Erst jetzt fiel ihr auf dass sie noch nie mit jemanden darüber gesprochen hatte da sie sich all die Jahre nur von Feinden umringt fühlte. Vielleicht lag es aber auch irgendwie an Alrik. Juliette konnte sich nicht erklären warum. Irgendwie brachte er sie dazu ihm zu vertrauen, ließ sie glauben er sei ein anständiger Mensch, trotz seiner niederen Herkunft. Die Duellantin hoffte inständig dass sie sich nicht in ihm täuschte, aber irgendwie konnte sie sich das auch gar nicht vorstellen dass er sie hintergehen würde. Dafür schien er einfach zu ehrlich, etwas dass sie anfing zu schätzen.

„Was ist denn passiert?“, riss sie der Bursche wissbegierig aus ihren Überlegungen.
Jetzt kam der Teil der Juliette nun doch noch in die Melancholie versinken ließ und sie seufzte deprimiert ehe sie den Blick ihrer stahlgrauen Augen einmal zwischen den beiden Zuhören hin und her wandern ließ.
„Es gab gewisse Komplikasionen.“, meinte Juliette bedrückt. „Als isch ins `eiratsfä`ige Alter kam wurde mir eröffnet das isch bald `eiraten würde und zwar den `ässlichsten, peinlischsten Tölpel der Thedas je verpestet `at.“
Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken herab bei den Gedanken an Kylian und sie verscheuchte ihn sofort wieder aus ihren Gedanken da sie ansonsten Gefahr lief die letzte Mahlzeit wieder hoch zu würgen. Die Abscheu war ihr deutlich anzusehen.
„Isch war i`m angeblisch schon seit meiner Geburt versprochen aber das machte i`n nischt erträglischer. Allein sein Ver`alten `at misch wahnsinisch gemacht.“
Sie zögerte einen Moment und wog ab ob sie tatsächlich die Wahrheit auszusprechen sollte, verraten dass sie bereits mit so jungen Jahren Witwe, nein schlimmer, eine Mörderin geworden war doch sie entschied sich dagegen. Sie konnte doch selbst kaum mit dem Wissen leben, wie würden erst der Bursche und die Dalish darauf reagierten eine Mörderin bei sich zu haben? Auch wenn sie Alrik durchaus leiden konnte, sie kannte ihn nicht gut genug um ihm das anzuvertrauen und der Dalish wollte sie es schon zweimal nicht sagen.
„Also bin isch eines Nachts geflo`en, mit kaum mehr als den Sachen die isch an`atte und schlug misch durch bis nach Ferelden, da isch misch dort vor den Häschern meines Vaters sischer wägte. Dann folgten Jahre voller Entbehrungen und Sünden in denen isch versuchte als Söldnerin zu überleben. Denn Rest, wie isch nun `ier `ergekommen bin, kennt i`r ja.“
Damit beendete die Orlaisianerin ihre Erzählung und um das aufwallende Selbstmitleid zu ertränken stürzte sie den Rest des Weines herunter. Sie hätte schwören können, dass da mehr drin gewesen war.

Leirâ Ven
23.01.2012, 21:28
„Das ist eine traurige Geschischte.“, begann Juliette ihre Geschichte, was Leirâ bereits stutzig machte. So begann man doch keine Geschichte, das nahm zu viel Spannung weg, das... Nein, so ging das nicht. Dann folgte ein Satz, in dem Juliette ihren Namen nannte und die Dalish bald den Faden verlor, weil sie immer mehr Titel nannte. Als Alrik dann noch mal kurz nachfragte erschloss sie sich, dass das wohl die Namen der Väter oder Verwandten von Juliette gewesen sein mussten. Als sie dann erfuhr, dass Juliette aus Orlais stammte, brannten ihr wieder neue Fragen unter den Nägeln, auch wenn es erklärte warum sie so anders sprach als Alrik -und immer schwerer zu verstehen war, je mehr Wein sie trank-, deßweiteren wollte sie die leicht reizbare Frau nicht unterbrechen oder provozieren. Was ihr schwer fiel.
Als die Kriegerin ihr Leben in ihrer Heimat beschrieb nickte die Elfe hie und da mal kurz weg, es bereitete ihr unglaubliche mühen die Augen offen zu halten, sodass sie ab der Hälfte rücklings gegen einen Baum gelehnt und mit geschlossenen Augen zuhörte.
Und diesen ganzen Prunk hast du auf Kosten deiner Diener und Sklaven bekommen. Von denen die Hälfte von deiner art vom Volk entfremdet wurden. Dass aber Menschen auch ihresgleichen als Diener hielten stimmte sie nachdenklich. Konnte es sein, dass sie versuchten die Elfen gut zu behandeln, aber einfach nicht verstanden, wie wichtig die alten Wege für sie waren? Aber sie zu müde, sowohl um diesen Gedanken weiter zu verfolgen als auch um mit Juliette darüber zu diskutieren. Was sie aber wunderte war, dass Juliette eine Adelige -ihr Vater hatte ihr einmal erzählt, dass alle Dalish den alten Adelslinien Arlathans abstammten, sodass sie mit diesem Begriff überhaupt etwas anfangen konnte- gewesen war. Sie hatte gedacht, dass sie, ähnlich den Dalish, von klein auf zur Kriegerin ausgebildet worden war. Dass sie aber mal eine reiche, verwöhnte Göre gewesen war, passte zumindest zu ihren Umgangsformen. Wie meinte ihr Vater einmal?
Adel beginnt nicht im Blute, es beginnt im Herzen.

Da gelangte Juliette bei den 'Komplikationen' an, warum sie ihre sichere und kleine Welt verlassen musste, worüber sie jedoch nur sehr schwammig berichtete. Leirâ schlug mit einem mal die Augen auf. Diese Geschichte, diese ungenaue Erzählweise erinnerte sie an eine ganz bestimmte Person:
Sie selbst.
Anscheinend hatten die beiden Frauen mehr gemein als sie zunächst vermutete hatte. Das stimmte sie wieder grüblerisch, derweil Juliette ihre Erzählung mit einem kräftigen Schluck aus ihrem Trinkschlauch schloss. Rötlich schimmerten ihre Wangen und aus ihren grauen Augen sprach der Alkohol. Leirâ schaute, die Lieder auf Halbmast, zu Alrik herüber. Auch der zeigte endlich Anzeichen von Müdigkeit. Die Jägerin lehnte sich gegen den Baum und lies den Blick zum Himmel gleiten. Hell glitzerten die Sterne in der Nacht und es war ihr beinah, als wollten sie ihr Mut zusprechen. Als würden sie leise flüstern: 'Siehst du, kleine Tochter des Volkes, schon hast du Weggefährten gefunden. DU musst nicht völlig allein durch die Welt wandeln. Und ohne es selbst richtig zu bemerken, schlief sie ein.
Mitten in der Nacht wurde sie noch einmal wach, das Feuer war gerade herunter gebrannt, ihre beiden Begleiter wälzten sich unruhig im Schlaf.
"Ja, meine Schöne, ich bin der Held von dem ihr gehört habt,...", hörte sie Alrik halblaut sagen. Um Juliettes Lager herum lagen all ihre Waffen -und sie hatte wirklich viele davon- mit Ausnahme dieses geschwungenen Schwertes. das sie wie ein Baby in den armen hielt. Von dort vernahm sie nur unverständliches Gebrabbel. Was sie aufgeweckt hatte war ihr Köcher: Sie war darauf eingeschlafen. Sie legte diesen und das Schwert, sowie Bogen und Gürtel mit allen Taschen ab und neben sich, packte eine Decke aus und faltete sie unter ihren Kopf, während sie den Umhang enger um die schmalen Schultern zog. Und schlief ein.

Tag 3 - früher Morgen

"He! Leirâ, nun wacht schon auf!"
Die Dalish wedelte nur genervt mit der Hand neben ihrem Gesicht und murmelte: "Wenn ich schon im Exil leben muss, kann ich auch ausschlafen..." Sie drehte sich auf die andere Seite, war sie doch im Schlafe ohne es zu merken vom Baumstamm in eine liegende Position gerutscht.
"Hey!" Alrik packte sie an der Schulter und ihre Reflexe übernahmen die Kontrolle.
Plötzlich hatte sie das Dar'Misu in der Hand, welches sie IMMER bei sich hatte, auch wenn sie schlief. Die Spitze zeigte auf des Burschen Kehle noch ehe die Elfe die Augen ganz geöffnet hatte.
Die Elfe hob den Kopf, ihr Haar stand in wirren Locken von ebendiesem ab. Und sie schaute in Alriks weit aufgerissene Augen. Verschlafen legte sie die Klinge zur Seite.
"Ach, ihr seid’s." Sie gähnte laut und lang, dann hob sie den Kopf. Ihre beiden Begleiter waren bereits Reisefertig...

Juliette de Ludin
24.01.2012, 20:03
Als sich die dunklen Schwaden verdichteten, sie umschlangen und drohten zu ersticken schreckte Juliette verschwitzt aus dem Albtraum auf, wollte aufspringen, die Augen weit aufreißen, sich davon vergewissern das der Traum vorbei war, doch stattdessen schlug sie sich selbst in halbsitzender, halbliegender Haltung den Messingknauf ihres Säbels, den sie schon die ganze Nacht umklammert hielt, ins Gesicht und sackte stöhnend zurück auf den Boden. Ächzend ließ sie die Waffe los und hielt sich die schmerzende Nase, während sie sich, mit angewinkelten Beinen, auf die Seite rollte. Wie lieblich das Vogelgezwitscher, das die kleinen Piepmätze munter auf den Bäumen der Lichtung trällerten, auch war, für die stöhnende Orlaisianerin wirkte es wie Höllenlärm, der drohte ihren Kopf der ohnehin schon kurz vor dem Platzen schien, den Rest zu geben.

Die allseits bekannten Fragen wallten in ihr auf und einen kurzen schrecklichen Moment wusste sie nicht weder wo sie war noch warum. Als sie ihre blutunterlaufenen Augen durch den Lagerplatz schweifen ließ, während sie sich immer noch die Nase hielt, beruhigte sie sich wieder und ließ sich erleichtert zusammensacken. Es gab wirklich angenehmere Arten aufzuwachen. Was sie nun nur alles geben würde wenn das ganze hier wirklich nur ein Alptraum wäre oder einfach nur für ein Bett. Man lag auf einem Säbel nicht gerade bequem. Aber auch wenn ihr Rücken es ihr nicht dankte würde sie wohl nicht anders schlafen können. Diese heißgeliebte, schmuckvolle Waffe war eines der letzten Relikte aus ihrer rosigen, von Reichtum geprägter Vergangenheit, die sie so sehr vermisste. Sie verband so vieles damit, zwar auch schlechte Dinge, wie Übermut, Ungeduld und natürlich Töten aber auch ihr Können, ihre edle Herkunft und nicht zuletzt Erinnerungen. Wie sie ihn damals bekommen hatte, wie sie ihre Gegner im Fechtunterricht und später in den Wettkämpfen mühelos schlagen konnte und ihre Überlegenheit stolz gegenüber den anderen, oft neidischen, Schülern des Fechtmeisters beweisen konnte. Es klang albern kitschig, wie sie fand, aber der Säbel war zu einem Teil von ihr geworden. Er hatte ihr so oft die Haut gerettet und irgendwie glaubte sie sich durch ihn mehr daran zu erinnern wer sie eigentlich war: Nicht eine verabscheuungswürdige, kaltblütige Mörderin sondern eine edle Frau von noch edleren Blutes die nun einmal vom Pech verfolgt wurde und tat was sie tun musste um zu überleben. Fast schon schien es als spiegelte er sie wieder. Mitgenommen, zerkratzt und nur noch ein Schatten seiner Selbst aber immer noch schneidig, tauglich und vor allem: immer noch edel.

Während sie noch ein paar Minuten ruhig atmend da lag versuchte sie sich daran zu erinnern was an diesem Traum eigentlich so schrecklich gewesen war. Sie konnte sich aber lediglich nur noch an lächerlich blumige Dinge erinnern. Irgendeine Mischung aus gewaltigen Schätzen, noch gewaltigeren Riesenspinnen und das Alrik das ganze Geld schlussendlich verschenkt hatte. Und dann war da noch irgendwas mit Kylian gewesen der auf einmal zaubern konnte und sie hatte ersticken wollen.
Mit ihrem Bewusstsein kehrte aber auch die vertraute Last ihrer Schuldgefühle zurück in Begleitung von scheußlichen Kopfschmerzen. Leise brummend richtete Juliette sich auf und streckte sich müde ehe sie sich die Schläfen massierte. Mit verschlafenen Augen stellte sie fest das Leirâ noch selig schlief während Alriks Schlafstätte verlassen war aber da die Duellantin noch zu müde war, um sich überhaupt um irgendetwas Sorgen zu machen war es ihr ziemlich egal. Nach einigen Minuten in denen Juliette noch reglos da lag und die Müdigkeit langsam abklingen ließ, tauchte Alrik wieder auf. Munter lächelnd kam er mit einigen Äpfeln im Arm und lächelte der Duellantin fröhlich zu, die ihn ihrerseits im Liegen aber nur neutral, fast schon verständnislos anblickte.
„Guten Morgen!“, begrüßte er guter Laune während er an ihr vorbei schritt und ihr nebenbei einen Apfel vor sie direkt ins Sichtfeld legte. „Habt ihr gut geschlafen?“
Angesprochene sog tief Luft ein und starrte den Apfel an als ob er sie langweilte.
„Se`e isch so aus?“, krächzte sie müde und setzte sich langsam auf und ergriff das Obst. „Wo `abt i`r die `er?“
„Hab mir nachdem ich aufgewacht bin ein bisschen die Beine vertreten und dann hab ich einen Apfelbaum gesehen.“, meinte er ausgeruht während er die meisten Äpfel in seinem Rucksack verstaute und sich daneben hinsetze. „Dachte mir den einen oder anderen wird man schon nicht vermissen.“
Es krackte feucht als er großzügig in einen roten Apfel biss während Juliette den Mund leicht verzog. Es war Diebstahl. Vermutlich waren sie inzwischen auf dem Besitz irgendeines dieser jämmerlichen Banns und damit gehörte alles was man hier anfassen, jagen und essen konnte eben diesem. Es war natürlich ein verschwindend geringes Vergehen, für welches sich nicht einmal Juliettes sonst strenges Gewissen einschaltete, aber würde es der Grundbesitzer auch so sehen? Diese Leute konnten fürchterlich kleinlich sein, das wusste Juliette aus eigener unangenehmer Erfahrung. Manche von ihnen sahen es schon kritisch einfach auf ihrem Land zu rasten und mit der Dalish die sie im Schlepptau hätten würden sie wohl nur zu gerne handgreiflich werden, das heißt wenn sie die kleine Gruppe finden würden. Zum Glück schien sich aber auch Alrik dessen bewusst daher machten sie sich bereits zum Aufbruch bereit. Lediglich die Dalish schlummerte noch.

Juliette war entschieden dafür die schmale weißhaarige Frau aufzuwecken damit sie gefälligst beim Aufbruch helfen würde hingegen meinte Alrik sie doch ruhig noch etwas schlafen zu lassen, doch die Duellantin ließ sich nicht erweichen. Ihr gefiel der Gedanke prinzipiell nicht die Arbeit eines anderen zu machen und nochmal mehr wenn dieser sich auch noch gerade ausruhte. Genaugenommen gefiel ihr Arbeit an sich nicht aber sie hatte gelernt dass hier in Ferelden ein anderer Wind wehte als in Orlais und dass sich die Welt nun mal leider nicht um sie drehte. Daher hatte sie natürlich gelernt selbst anzupacken, wenn es die Lage erforderte, aber diese Denkweise kam ihr immer in Sinn wenn sie körperlich arbeiten musste, obwohl sie wusste das es hier fehl am Platze war, die Prinzessin zu spielen. Aber diese Denkweise konnte man einfach nicht völlig verlieren wenn man einmal so gelebt hatte, zumindest nicht Juliette. Vermutlich würde sie tief in ihr drin für immer das kleine, hochgeborene Gör sein und eigentlich hätte sie nicht im Geringsten etwas dagegen es wieder tatsächlich zu sein. Das dieser Wunsch möglicherweise wahr werden könnte hellte ihre Laune, die ansonsten unter aller Kanone gewesen wäre, wieder auf und so war sie lediglich etwas mürrisch aber bei weitem nicht so reizbar wie gestern.
Nachdem Alrik die Elfe endlich geweckt hatte und sie ihm dafür ein Messer an die Kehle hielt, wäre Juliette beinahe herbei gesprungen und hätte ihrerseits ihre Waffe gezogen aber als sich klärte das es sich um ein Missverständnis handelte beruhigten sie sich wieder. Jedenfalls schwor Alrik Leirâ nie wieder zu wecken.

Danach machte sich auch die Dalish rasch fertig und so zogen sie weiter in Richtung Calenhadsee.
Auch wenn sie der Elfe weiterhin misstraute stellte Juliette fest dass irgendwie ein Teil ihres Argwohnes gegenüber dem Klingenohr von ihr gefallen war. Wäre sie nicht eindeutig nüchtern würde sie das auf den Alkohol schieben. Vielleicht hatte diese voneinander Erzählen gestern Abend etwas von der Fremdartigkeit der kleineren Frau genommen, sich etwas vertrauter gemacht doch die Orlaisianerin war sich nicht sicher ob das gut war. Was wäre wenn Leirâ genau darauf zielte, damit sie der Duellantin leichter in den Rücken fallen könnte? Ein Teil von Juliette schob das auf übertriebene Paranoia aber ein anderer Teil von ihr klammerte sich trotzdem daran und erhielt so das Misstrauen der Söldnerin am Leben. Misstrauische Söldner lebten schließlich länger. Jedenfalls schien sich das Verhältnis zwischen den beiden immerhin gebessert zu haben, zumindest lag keine eisige Kälte mehr zwischen ihnen. Dennoch redeten sie nicht sonderlich viel miteinander, kaum mehr als das was nötig war.

-> Der Turm des Zirkels (http://www.globalgameport.com/showthread.php?46213-Der-Turm-des-Zirkels&p=717592#post717592)

Leirâ Ven
24.01.2012, 23:11
Alrik versprach, kaum dass sie den Dolch weggelegt hatte, sie nie wieder zu wecken. Die Dalish winkte nur müde ab und legte ihre Habe an. Juliette stand einfach nur daneben und sah furchtbar aus: Blutunterlaufene Augen, krumme Haltung. Beinah hatte Leirâ, die ausgezeichnet geschlafen hatte, Mitleid mit der Frau.
"Ähem... wenn es dir nichts ausmacht, mich auch dafür umbringen zu wollen, kannst du ruhig einen haben...", meinte Alrik vorsichtig und bot ihr einen Apfel dar.
"Danke.", murmelte sie nur und nahm sich diesen. Kaum vier Handgriffe später war sie aufbruchsbereit und noch während sie sich dass wirre, widerspenstige Haar aus dem Gesicht wischte und verzweifelt versuchte dieses zu bändigen, schätzte sie bereits wieder die Himmelsrichtung und bald brachen sie auf.
Es war beinah völlig ihrer Müdigkeit geschuldet, aber auch der Bequemlichkeit, dass sie sich diesmal in lockerem Marschtempo und nicht, wie am Vortag im Trab weiter bewegten. Aber es war noch etwas anderes; irgendetwas war anders als Gestern. Juliettes Blicke bohrten sich nicht länger finster in ihren Rücken, auch wenn sie immer noch nicht freundlich guckte. Alrik hielt stattdessen, wohl wegen dem Erlebnis beim Aufwecken, Abstand zu ihr und tuschelte zunächst nur mit Juliette. Doch er hatte Leirâs feines Gehör vergessen:
"Habt ihr das gehört, Lady Juliette? Sie lebt im Exil... Wurde sie verbannt? Was glaubt ihr, hat sie..?" und dann hörte die Jägerin nicht mehr zu. Früher oder später musste sie wohl aufklären, was es mit dieser Aussage auf sich hatte, zumindest wenn sie weiterhin mit den beiden Shemlen reisen wollte. Und, auch wenn es sie verwunderte, sie wollte es so. Es wäre zuviel gewesen, die beiden als 'Freunde' zu bezeichnen, aber immerhin waren sie die einzigen beiden Personen, die die Dalish außerhalb ihres Klans überhaupt kannte -und die sie nicht in Knechtschaft oder tot sehen wollten-. Und irgendwie schmerzte es, dass Alrik ihr nicht mehr vertraute.
Nach langem Marsche, es war vielleicht noch eine Stunde bis Mittag, rasteten sie und aßen den Rest von Alriks Äpfeln, dazu einige Pilze die Leirâ gesammelt hatte. Als sie zu den beiden, die an einem schmalen Fluss auf sie gewartete hatten, von dem die drei glaubten dass er bis zum Calenhad-See fließen würde, hatte Alrik immer noch etwas in seinem Blick, das sie störte. Es war... Konnte das Furcht sein? Und das schmerzte.
Leirâ schluckte hart. Sie hatte ihm doch nichts getan, schließlich hatten sie in der Wildnis geschlafen, hatte er denn gewacht dass sie völlig ohne Vorsicht war? Irgendwie wollte sie sich entschuldigen, sah aber auf der anderen Seite keinen Grund dazu. Aber immerhin erklären könnte sie es ihm.

Sie nahm sich also ein Herz, schaute dem Shem in die Augen und sagte:
"Ich wollte dich heute morgen nicht wirklich verletzen, Alrik Riverside. Ich erwarte nur immer das Schlimmste, wenn ich in der Wildnis übernachte. Das musst du verstehen.“
Der Bursch nickte nur und sein Blick wurde wieder etwas wärmer. Auch die Elfe nickte knapp, dann stopfte sie sich zwei Pilze in den Mund und ging weiter. Und tatsächlich: keine halbe Stunde Flussabwärts erreichten sie die Ufer des Sees und dort, halb zu ihrer Rechten reckte sich ein schwarzer Turm in den frühen Nachmittagshimmel. Sie hatten ihr Ziel beinahe erreicht.

---> Turm des Zirkels, Gasthof am Ufer

Yanis Leclerc
16.06.2012, 18:05
Südhügel (http://www.globalgameport.com/showthread.php?41786-Die-S%C3%BCdh%C3%BCgel&p=770405&viewfull=1#post770405)---------->

Bannorn
Tag 3 Mittag

Seine Männer ruhten, die Pferde waren Versorgt und gönnten sich ebenfalls im Schatten des Waldes eine verdiente Pause. Yanis ruhte nicht. Eine Pfeife rauchend grübelte er über Juliette und das, was er wusste, nach.
Es war mehr Instinkt als auf tatsächlichen Fakten beruhend, dass er sich für den Turm entschieden hatte. Viele Hinweise hatte er nicht. Yanis vertraute seinem Instinkt, nur selten hatte ihn dieser im Stich gelassen, etwas anderes bereite ihm zusätzlich Kopfzerbrechen. Die neuen Gefährten Juliettes. Wie viel wussten sie? Hatten sie die Adelstochter verschleppt und wollten Lösegeld? Wollten sie etwas vom Einfluss von Lord Maxime erpressen oder handelte es sich hier nur um ein paar Bauernopfer die Juliette bereitwillig zu ihrem eigen Vorteil opfern würde wenn es so weit war. Hatte Ferelden Juliette so arg verändert?

Am späten Nachmittag waren die 4 Stunden rum. Ohne zu murren standen seine Männer auf, machten sich fertig und schon bald darauf ritt der Tross in Richtung des Turms.
Die Pferde waren nicht mehr die Jüngsten, absichtlich. Yanis wollte Pferde die schon etwas erlebt hatten, abgebrüht waren und dennoch ausdauernd genug für eine solche Expedition.

Auf ihrem Weg kamen sie an den Resten des alten Reiches vorbei und hier und da fanden sie Spuren, als ob jemand dort gerastet hätte. Die wenigen Leute denen sie begegneten hatten nicht viel zu erzählen. Schmallippige Gestalten mit harten Gesichtszügen die Yanis nicht weiterhelfen konnten.
Wenig später fand er etwas was ihm weiterhalf, ein kleines Waldstück. Yanis schickte, wie die ganze Zeit über, zwei seiner Männer hinein. Vorsichtig saßen die beiden ab und erkundeten das Wäldchen und kamen mit Ergebnissen zurück.

Kurz darauf kniete Yanis über eine erloschene Feuerstelle, zog seinen Handschuh aus und strich vorsichtig eine Ascheschicht nach der anderen mit den Fingern ab. Nur in der Tiefe war noch ein Hauch von Wärme gespeichert. Weniger als ein Tag.
Yanis sah sich erneut um. Deutlich waren drei Abdrücke im Boden um die Feuerstelle zu erkennen wo jemand geschlafen hatte. Definitiv drei[/]
Daneben lag noch ein ausgenommenes und teilweise verspeistes Reh. Nur ein erfahrener Metzger oder Jäger bekam so etwas hin. Yanis sah sich den Kadaver genauer an. Der Kopf des Tiers war abgetrennt worden und zeigte wie das Tier erlegt wurde. Ein sauberer Schuss durch den Hals, einige Rippen im Brustbereich hatten Schrammen als ob jemand eine Klinge in das Herz des Tiers gerammt hätte. [I]Ein Jäger also..
Yanis verzog dennoch das Gesicht. Warum war das Lager nicht unkenntlich gemacht worden? Leichtsinn? Stammte es gar nicht von den Verfolgten?
Drei Personen, einer davon jemand der sich mit der Wildnis auskannte in Richtung des Turms. Das konnte kein Zufall sein. Yanis gab das Zeichen zum Aufbruch.

Die Nacht neigte sich gefährlich ihrem Ende entgegen als sie den Turm und den See erreichten. Auf seinem Pferd sitzend ließ Yanis seinen Blick über das Gasthaus und die ruhigen, schwarzen Wellen des Sees schweifen bis zum Turm der sich im Dunklen gegen den Horizont wie ein riesiger Finger abhob. Schließlich fiel sein Blick über eine einsame Gestalt die am Pier, der zum Turm zeigte, scheinbar verloren Wache stand, vermutlich ein Templer.
„Philipé, du mit fünf Mann ins Gasthaus ich befrage den Wachmann.

Tag 4 03:30
----------------> Turm des Zirkels (http://www.globalgameport.com/showthread.php?46213-Der-Turm-des-Zirkels&p=773347&viewfull=1#post773347)

Leirâ Ven
02.07.2012, 00:20
<----- Port Calenhad

Ein gar nicht Mal so schmaler Pfad diente ihren Begleitern als Hilfe, mit der rasch laufenden Dalish Schritt zu halten. Diese kümmerte sich kaum noch um die Gefährten, blieb nur in unregelmäßigen Abständen stehen, warf rasche Blicke über die Schulter und verschwand wieder hinter den nächsten Biegung. Tatsächlich verbarg sich hinter ihrem Verhalten aber mehr als bloße Vergnügungssucht, den engen Mauern des Turmgefängnisses entkommen zu sein: Sie nutzte ihren Vorsprung um einen günstigen Rastplatz zu finden.
Nach mehreren Stunden, diese flogen unter den befreiten Schritten der Jägerin nur so dahin, fand sie eine Lichtung. Diese lag am Rande einer kleinen Schlucht, es ging knapp vier oder fünf Schritt in die felsige Tiefe. Sie sank auf die Knie, glitt in den Schneidersitz und streckte die Arme nach vorn, auf den Boden gebettet, Handflächen nach oben.
"Areth'ara, Mythal. Ma serannas Andruil,..." Und fuhr darin fort, die alten Worte zu sprechen, die das Volk bereits auf dem großen Marsch sprach. Sie dankte den Schöpfern des Klans, der den Dalish immer wohl gesonnen war dafür, diesen Platz gefunden, dem Turm entronnen und, nicht zuletzt, Gefährten gefunden zu haben. Über ihre leise Stimme hinweg vernahm ihr feines Gehör die Stimmen derer, die nach ihr suchten.
Wortfetzen.
"Ja, sie neigt dazu, ehrwürdiger Ser Templer. Nein, es ist keine Unhöflichkeit, mehr eine Eigenart ihres Volkes, Ja, Ser Templer, ich bin mir sicher, wir werden sie gleich finden und sie wird uns einen Lagerplatz präsentieren..." Und so weiter und sofort.
Dem Anschein nach hatte Alrik alle Mühe, ihrem Templeraufpasser der Jägerin Verhalten zu erläutern. Leirâ lächelte und erhob sich gerade, als der füllige Ser Gillean ihr hart und ungebremst wieder die Rippen prallte. Alle Luft entwich in einem erstickten "Uff!" ihrem kleinen Körper, sie hatte Alriks 'Seht doch, dort ist sie' überhört und der übergewichtige Templer war samt Plattenrüstung in sie hinein gepoltert. Sie hatte noch nicht einmal Zeit den Kerl dafür zu verfluchen, sie versuchte vielmehr verzweifelt so zu rollen, dass er nicht auch noch auf ihr landete. Unglücklicherweise prallte dabei ihr Knie gegen sein Schienbein, ein Schrei ertönte. Ein Schrei, der viel zu lange anhielt. Ihr Körper erinnerte sich an die Schlucht, auf die sie selbst noch zurollte! Rasch stemmte sie einen Arm in den Boden, Schmerz entflammte in ihren Rippen und griff auf den Rest ihres Körpers über und sie kam gerade noch so zu Halten. Im Gegensatz zu dem Templer. Sie sackte erschöpft auf den Ellenbogen, alles tat ihr weh. direkt vor ihr der Abgrund und irgendwo unter ihr
"Ser Gillean!"
Alrik preschte nach vorn, Leirâ rollte kraftlos auf den Rücken. Sie schaute in Juliettes undeutbar dreinschauendes Gesicht empor.
"Noch nicht einmal absichtlich...", röchelte sie noch, ehe der schmerz ihr erneut die Luft abdrückte. Das atmen fiel so schwer. Hoffentlich hatte der schwere Lump in seiner Rüstung ihr nichts gebrochen...

Juliette de Ludin
10.07.2012, 22:02
<- Port Calenhad (http://www.globalgameport.com/showthread.php?40857-Port-Calenhad&p=772324#post772324)
Das Bannorn
Tag 4

Mit milde geröteten Wangen stapfte Juliette flott vor ihren Gefährten, fast so als versuche sie so unauffällig wie möglich vor ihnen, oder eher ihren Blicken und der Peinlichkeit zu fliehen. Der Gedanke kam ihr gar nicht mal so abwegig vor. Wegrennen, sich verstecken und hoffentlich nie wieder gefunden zu werden. Sie war schließlich eine gute Läuferin und verstecken konnte sie sich zudem auch noch gut. Wenn sie sich nicht durch Wald durchbewegen müsste, würde sie den Rest der Gruppe sicherlich schnell abhängen können. Doch nach ein paar schnellen Schritten mahnte sie sich zu Vernunft und wieder runter zu kommen.
Dann war sie eben für eine Wilde eingestanden, noch dazu für eine Wilde die nicht mal im Recht war und obendrein auch noch einen Vertreter der Kirche niedergeschlagen hatte. Da war doch überhaupt nichts dabei. Und es würde selbstredend auch nicht bedeuten dass Juliette, wenn auch nur grundsätzlich, anfing sie zu akzeptieren oder gar zu mögen. Genau! Ganz sicher nicht! Nix da! Auf gar keinen FALL!...oder?
Der Erbauer würde die Adlige dafür doch auch nicht gleich aus heiterem Himmel vom Blitz erschlagen lassen. Fast in Erwartung nun eben doch, genau in diesem Moment, von göttlicher Kraft gerichtet zu werden blickte sie im Laufen prüfend nach oben. Dort war der klare von den Sternen und Mond erleuchtete Himmel. Wolkenlos und ohne auch nur die geringste Andeutung eines Gewitters. Auf einmal wurde sie dann plötzlich von der schmalen Gestalt eben dieser Wilden eingeholt, die bis dahin fast durchweg unverständlich und seltsam gemurmelt hatte.

Willst du es mir nun auch noch unter die Nase reiben?, dachte sie sich und als sie wieder nach vorne blickte und versuchte so auszusehen als hätte sie die Elfe, die nun auf selbe Höhe lief wie sie, nicht bemerkt. Verdammt, wo bleibt der Blitz! Hab dich nicht so!
Doch scheinbar scherte sich der Erbauer, der Wettergott oder wer auch immer für das Wetter zuständig war nicht darum was sich eine peinlich berührte Söldnerin wünschte. So geschah nichts, abgesehen davon dass Leirâ ihr helles Stimmchen erhob. Doch sie sprach nichts was Juliette die gerade erst wieder normalisierten Wangen wieder erröten ließ, sie verärgerte oder zu einer giftigen Entgegnung bewegte. Es war nichts was Juliettes Befürchtungen bestätigte…glaubte sie jedenfalls. Verstanden hatte sie nämlich kein Wort und das sah man an ihren irritierten Blick und dadurch dass sich auch ihr Schritt verlangsamte deutlich an, während Leirâ geschwind vorpreschte.
„Pardon?“, fragte die Orlaisianerin noch verständnislos aber auch nutzlos denn Leirâ schien ihr gar nicht zuzuhören. Flinken Schrittes war sie ihr fast schon aus dem Sichtfeld, über den Hügeln, verschwunden.
El-daref schiral Ema Phalon. Ma-seranahs?, wiederholte sie im Geiste die genauen Wortlaute (oder zumindest ansatzweise ähnlich) noch genauso verständnislos. Was, bei dem Mitgefühl der Prophetin, sollten diese so fremd und unvertraut klingenden Worte bedeuten? War sie gerade beschimpft worden? Hatte die Dalish sich über sie lustig gemacht? Oder hatte sie gefragt ob Juliette ihr auch einen Zopf flechten würde? Allein vom akustischen Verstehen her kam das für Juliette alles gleich. Aber wenn die Adlige sich nicht täuschte hatte Leirâs Ton dankend geklungen, wenn auch nicht übermäßig. Sie war sich nicht sicher und so verbrachte sie die nächste Stunde darüber zu grübeln, was die Elfe gesagt haben könnte, während ihre restlichen Mitreisenden wieder zu ihr aufstießen.
Nach dieser einen Stunde kam Juliette, als Alrik hinter ihr beinahe über einen Stein stolperte, zu dem Schluss dass sie es immer noch nicht wusste. Es waren ein paar schön abstruse Theorien zu Stande gekommen aber irgendwie meinte sie an der Bestimmtheit mit der die Elfe gesprochen hatte zu erkennen dass sie wohl keine Erklärung bekommen würde und es somit unbestätigte Theorien bleiben würden. Auch wenn sie irgendwie nicht ganz daran glauben konnte, kam ihr mehrmals die Erklärung dass Leirâ Juliette für ihr Eintreten zu ihren Gunsten gedankt hatte. Sie würde es zwar permanent abstreiten, würde sie jemand danach fragen, aber zu dieser Theorie fielen ihr für sie überraschenderweise zwei Worte ein: Gern geschehen.

Schließlich allerdings, nach einer weiteren halben Wegstunde durch einen Wald aber glücklicherweise auf einem breiten Pfad, stellte Juliette das Theorien entwerfen ein. Sie hatte schlicht keine Lust mehr so sehr darüber nachzudenken, auch wenn sie zugeben musste (wenn auch nur gegenüber sich selbst und sonst niemanden) dass ihr die Elfe etwas weniger unangenehm wirkte. Allerdings vermutete sie dass sich das schon bald wieder ändern würde. Mit ihnen beiden schien es wie auf einem ständigen auf und ab. Hochs und Tiefs. Wie bei einer stürmischen Seefahrt, wo selbst der hartgesottenste Seemann schon nach fünf Minuten sich schließlich über Bord lehnen würde um seinen Mageninhalt unfreiwillig dem Meer zu vermachen. Ein Mann, vermutlich einer dieser selbsternannten Frauenversteher, würde jetzt wohl behaupten „Typisch Frauen“ worauf Juliette diesen allerdings pikiert „Blödmann“ nennen würde.

Mit den anderen in ihrer Gruppe unterhielt sich Juliette wenig bis gar nicht, zudem war Alrik der Einzige der versuchte sich mit ihr zu unterhalten, aber mehr als gebrummte „Mhm“, „Aha“ oder „Nö“ bekam er meist nicht zur Antwort worauf er es bald einstellte ein Gesprächsthema zu finden.
Es lag nicht daran dass die Hochgeborene Alrik auf einmal nicht mehr mochte sondern viel mehr daran dass es noch viel zu früh für Juliette war sich gehoben unterhalten zu können. Sie hatte sich zwar an das durchschnittliche Leben einer Söldnerin gewöhnt und da musste man oftmals früh aufstehen, je nach Situation sei es weil ein bezahlter Auftrag winkte, schon so früh verrichtet werden musste oder andere Söldner aus bereits zurückliegenden Aufträgen sich für eben deren nicht immer glimpflichen Ausgang revanchieren wollten. Besonders wenn das Zögern der viel zu moralischen Söldnerin sie in Gefahr gebracht hatte oder die ganze Aktion in die Hose gingen ließ. Aber sie schweifte ab.
Juliette hatte sich zwar an das Frühaufstehen gewöhnt und war morgens körperlich fast vollkommen fit aber geistig war sie meist nur gerade mal ausreichend fit. Für gewöhnlich brauchte sie für letzteres dann noch ein paar Stunden und in dieser Zeit war mit ihr nicht gut Gespräche führen.

So mehr oder weniger mit sich allein gelassen verbrachte sie die nächsten Stunden lieber damit sich mit dem Gedanken anzufreunden nun einen gottverdammten Magier im Schlepptau zu haben. Um ehrlich zu sein: Sie schaffte es nicht, definitiv nicht. Am liebsten hätte sie den Blondschopf zusammen mit dem größtenteils schweigsamen Templer zurück zum Turm geschickt, doch die vermaledeite Schriftrolle würde ihre Geheimnisse wohl nicht einfach so preisgeben, wenn sie nicht ein Gelehrter wie Rhaego entschlüsseln würde. Sie brauchten ihn also noch was sie sich zähneknirschend eingestand. Noch, wiederholte sie im Geiste grimmig. Was danach kommt wird man schon noch sehen.

Schlimm genug war es für sie diesen verfluchten Zauberkünstler dabei zu haben, einer von denen von denen man ihr seid frühster Kindheit gesagt hatte sie seien böse und schlecht, falsch und unredlich und vor allem gefährlich. Aber es kam noch hinzu dass die Hochgeborene ihm böswillige Absichten und Verrat durchaus zutraute, allein schon weil sie ihm seine angeblichen Motive nicht abkaufte. Der einzige Grund warum sie nicht ständig mit einer Hand am Säbel und in der anderen einen Wurfdolch haltend und ihm ja nicht den Rücken zuwendend ging, war Ser Gilean.
Zugegeben, er wirkte nicht gerade wie ein Mustertempler, seine hin und wieder quietschende Rüstung war nicht gerade im besten Zustand, die dunkelblonden Haare waren unordentlich und sein dicklicher Körperbau sprach für ein bequemes Leben und gutes Essen. Das war keiner der heldenhaften Recken von denen man sich ehrfürchtig und wohlwollend erzählte, sie wären nahezu der Inbegriff der Tugendhaftigkeit und der Treue zum Glauben. Überhaupt schien das auf keinen der fereldischen Vertreter des Ordens zuzutreffen. Sie waren entweder kindisch, barsch und im Falle von Hauptmann Dylan sogar einschüchternd und beunruhigend. Die gutgebauten, hin und wieder jungen und dazu manchmal auch noch gutaussehenden Männer in Orlais, die in glänzenden, schmucken Plattenrüstungen erhobenen Hauptes manchmal durch die Straßen patrouillierten verdienten die ehrenhafte Bezeichnung „Templer“ doch deutlich eher, als dieser fereldische Haufen. Aber wenigstens schien Gileans bloße Anwesenheit den Magier zum wortlos Folgen zu bringen was Juliette als gutes Zeichen deutete und sich so gestattete ihre Aufmerksamkeit nicht ständig auf den Gelehrten richten zu müssen.
Auch wenn Juliette ihn wohl nie ins Herz schließen würde war sie so also froh darüber dass Ser Gilean sie begleitete, jemand der sich um den Magier im Falle eines Falles kümmernd würde und ein Auge auf ihn hatte. Vielleicht musste Juliette ihren Schwur den sie gegenüber dem Hauptmann getan hatte gar nicht mal nachkommen.

So liefen sie weitere zwei Stunden über Stöcke und Steine, über anscheinend schon lange unbenutzte Trampelpfade und unter grünem Blätterdach des Waldes immer Meter weit hinter der Elfe. Es schien ihr offensichtlich ziemlich viel Freude zu bereiten vor ihren Gefährten herzu plänkeln, dem Anschein nach prüfende Blicke in die Umgebung zu werfen und kaum waren sie dabei den Abstand zu ihr ansatzweise zu überbrücken wieder aus dem Blickfeld zu verschwinden. Man sah meist nicht viel von ihr, denn kaum hatte man sie nach einigen Herzschlägen aus den Augen verloren verschwand sie schon wieder um die nächste Biegung. Hätte Leirâ es darauf angelegt vor ihren Gefährten zu verschwinden und sie allein zurückzulassen, war sich Juliette ziemlich sicher dass das von Erfolg gekrönt wäre. Sie hätten sie vermutlich nie wieder gefunden. Doch glücklicherweise, meist einige Augenblicke nachdem sie wieder hinter Bäumen und Büschen verschwand, sahen sie die kleine, weißhaarige Gestalt die Umgebung musternd dastehen bevor ihr Kopf zu ihren Gefährten ruckte ehe sie sich wieder davon machte.
Juliette war sich nicht ganz sicher ob sie über dieses beinahe schon verspielte Verhalten schmunzeln oder die Augen verdrehen sollte, aber immerhin kamen sie zügig voran also hatte sie eigentlich nichts zu meckern. Was wollte sie schließlich mehr?

Blöde Frage., dachte sie sich selbst. Es gab schließlich vieles was sie wollte und leider nicht hatte, und wenn der Erbauer kein Mitleid mit ihr hatte, wohl nie haben würde, aber sie wollte nun nicht daran denken. Deprimierend kann ich mich ein anderes Mal.

Mittlerweile war sie etwas zurückgefallen, Alrik und Ser Gilean, der sich die Fragen über das etwas sonderbare Verhalten der Dalish nicht mehr verkneifen konnte und den Burschen der brav antwortete regelrecht ausfragte, liefen vor ihr während der Magier hinter ihr mit seinem schweren Gepäck das Schlusslicht bildete. Offenbar versuchte er sich seine Würde, wie wenig es nach Juliettes Erachten auch war, zu bewahren indem er nicht laut vor Anstrengung keuchte. Es war offensichtlich dass er schon fast sein ganzes Leben im Turm gelebt hatte und solche Strapazen wie einen mehrstündigen, mitternächtlichen Marsch mit schwerem Gepäck nicht gewohnt war. Dass verrieten schon die eine oder andere Schweißperle auf seiner Stirn, die Juliette zufällig bemerkt hatte als sie sich einmal zu ihm umdrehte allein um zu sehen wie er mit seinem Rucksack zurechtkam, oder dass sein Schritt langsamer war als der Rest der Gruppe. Eigentlich war Juliette keine Frau die sich an der Misere anderer erfreute, dass verbat ihr schon ihr strenges Gewissen und die noch strengere Erziehung die sie durchlebt hatte. Wäre sie allerdings auf Konfrontation aus hätte sie es ihm gnadenlos und provokant unter die Nase gerieben aber wenn sie recht bedachte wollte sie ihm eigentlich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich schenken und hielt daher den Mund.

Währenddessen traten Alrik und der Templer immer noch unterhaltend gerade um die nächste Abbiegung, sie waren gerade aus Juliettes Sichtfeld verschwunden, da ertönte ein dumpfer Aufprall. Kaum ein paar Herzschläge später schepperte es metallisch und langes Geschrei ertönte. Es ging so schnell die Adlige hatte gar nicht rasch genug reagieren können. Ohne noch einen Gedanken an den Magier zu verschwenden, ob das nun möglicherweise töricht war oder nicht war ihr im Moment egal, preschte sie vor zu dem Ort des Geschehens.
Es war eine Lichtung am Rande einer kleinen, steinigen Schlucht an dessen Abgrund Leirâ röchelnd auf den Rücken lag. Alrik war zu ihr gerannt und kniete sich gerade neben sie aber von Ser Gilean, dessen Namen der Bursche noch gerufen hatte, war nichts zu sehen aber der rückte für Juliette sowieso in den Hintergrund. Leirâ schien verletzt!
„Noch nicht einmal absichtlich...", röchelte die Elfe mit Blick auf Juliettes aristokratisches Gesicht noch ehe das ihrige fremdartige sich vor Schmerz verzog und sie es nicht fertig brachte den Satz zu beenden. Sie war ganz offensichtlich verletzt!
„Was ist passiert?“, fragte Juliette besorgt als sie sich eilig zu dem ebenfalls besorgten Burschen und der verletzen Dalish gesellte und sich neben letztere kniete. Blut sah sie keines, was an sich ein gutes Zeichen war aber das Leirâs Pein so schlimm war dass es ihr die Sprache verschlug überschattete dies schnell.
„Sie ist mit Ser Gilean zusammen gestoßen! Das hat ganz schön…“, sprach der Bursche doch mitten im Satz blickte er mit sich weitenden Augen auf und hauchte entsetzt: „Ser Gilean!“
Ohne weitere Worte sprang er auf, trat an den Abgrund und blickte suchend hinunter.
„Er ist da runter gestürzt?“, stellte die Orlaisianerin erschrocken mehr fest als das sie fragte.
Es kam keine Antwort von dem Burschen dessen Blick nun auf einmal auf etwas in der Schlucht lag. Anschreiend hatte er den Abgestürzten gefunden.
„Worauf wartet i`r?!“, fragte Juliette hart der sich plötzlich ein ungutes Gefühl in der Magengrube zusammenbraute. „`elft i`m!“
Doch Alrik tat nicht was sie von ihm verlangte, sondern blieb regungslos stehen, immer noch einen Punkt außerhalb des Sichtfeldes der beiden Frauen fixiert.
„Was ist los?“, kam es deutlich sanfter die ungute Vorahnung deutlich hörbar über ihre zerkratzen Lippen.
Langsam drehte der Fereldener sein jugendliches Antlitz zu seinen beiden Begleiterinnen, das weiße in seinen vor Schreck weitaufgerissenen Augen selbst im Dunkel dieser Nacht deutlich sichtbar. Es brauchte keiner weiteren Worte für Juliette. Ser Gilean war tot.

Juliette brauchte einen Moment um diese Information zu verarbeiten, zu begreifen. Ein Mensch war so eben gestorben, wie war so ziemlich egal, aber es war nicht irgendein Mensch es war ein Templer der nun zum Erbauer zurück fand. Was würde jetzt geschehen? Er war schließlich ihr Begleitschutz. Was würde der Hauptmann wohl glauben wenn er davon erfuhr? Dass es ein Unfall wäre oder gar Mord? Das wird ganz sicher Probleme für sie bereithalten da war sie sich sicher. Sie hatten ja nur abziehen dürfen weil sie ihn dabei hatten. Einer musste schließlich ein Auge auf den Magier…der Magier!
Plötzlich wurde sich Juliette der Anwesenheit des Magiers nicht weit von ihnen sehr bewusst. Der einzige der ihn mit Sicherheit hätte Einhalt gebieten können war tot. Gab es einen besseren Moment für den Verrat den die Söldnerin von ihm bereits erwartet hatte? Das Leder ihrer Handschuhe knirschte bedrohlich als Juliette ihre Fäuste ballte das ihre Knöchel unter dem Leder weiß hervor traten. Ruckartig richtete sie ihren Blick auf den Blondschopf, eine Hand fast schon an einem ihrer Wurfdolche. In ihren entschlossenen stahlgrauen Augen sah man deutlich die Bereitschaft ihn auch zu werfen, sollte es nötig sein. Doch irgendetwas in ihr brachte sie dazu zu zögern, darauf zu warten was er tun würde, ob es unausweichlich wäre ihrem Schwur nachzukommen ob es unausweichlich wäre erneut ein Leben zu nehmen.
Denn seien wir ehrlich. Gleich jeden Schwurs. Juliette wollte nicht mehr töten.

Tag 4 - 04:32 Uhr
Das Bannorn

Rhaego Alcaryen
13.07.2012, 16:08
Das Bannorn
Tag 4
Endlich den Zirkel verlassen zu können, war wunderschön. Gewesen.
Zugegebenermaßen, er war recht froh gewesen, als die Elfen sie in den Wald geführt hatte. Das Dach der Bäume begrenzte wenigstens den Raum über ihm. Nicht dass er den nächtlichen Himmel nicht toll gefunden hatte. Aber er war so... weit. So grenzenlos. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal nichts über dem Kopf gehabt hatte. Zwar hatte er den Himmel auch von den Fenstern des Turmes aus sehen können, doch war er immer noch durch eine Schicht aus Stein oder Glas von der Endlosigkeit getrennt gewesen. Außerdem hatte er immer das Ende des weiten Blau sehen können, wo es in einer zarten Linie auf die Erde traf. Natürlich war auch von hier draußen ein Horizont zu sehen, aber er schien auf einmal viel weiter weg zu sein.

Im Schutz der Bäume hatte Rhaego sich um einiges sicherer gefühlt. Und auch der Wald war beeindruckend. Überall war Leben anstatt nur kaltem Stein. Man konnte ständig irgendetwas hören, sei es der Schrei eines Nachtvogels oder ein Rascheln in den trockenen Blättern, die den Boden bedeckten, sobald ein kleines Tier darüber huschte. Etwas unheimlich war es schon, gab er zu, aber er war ja nicht alleine. Die Dalish schien sich ja in solchen Dingen gut auszukennen, falls man sie mal sah. Und abgesehen davon, waren alle um ihn herum bewaffnet. Er selbst ja auch, obwohl er sich tunlichst hüten würde, irgendwelche Magie einzusetzen, solange der Templer in der Nähe war.
Außerdem tat sein Rücken weh. Sein Rucksack war unglaublich schwer und er hatte schon vor einiger Zeit beschlossen, die anderen der Gruppe bei der nächsten Rast zu bitten, ihm einen Teil seiner Last abzunehmen. Immerhin trug er vieles mit sich, was auch den anderen später zugute kommen würde, das ganze Verbandszeug und die Tränke.
Und seine Füße schmerzten. Myrddin hatte ihm zwar gute Schuhe besorgt, doch seine Füße waren das stabile Leder nicht gewöhnt. Normalerweise lief er weder in harten Stiefeln noch überhaupt so lange.

Und schließlich war es Nacht. Nacht! Nachts schlief man, man las vielleicht ein wenig, manche aßen auch noch ein wenig, aber niemand, der irgendwie bei Trost war, lief nachts durch die Gegend. Rhaego hatte einen langen Tag hinter sich und war einfach nur müde. Nun ja, nicht so müde, dass er gleich umfallen würde, aber doch so müde, dass er am liebsten in Kürze das Lager aufgeschlagen hätte und für die nächsten Stunden geschlafen hätte. Ein Bett wäre ihm zwar lieber gewesen, aber dieses Stück Bequemlichkeit hatte er seiner Freiheit geopfert. Und er würde es wieder tun, das wusste er sicher.


Obwohl er anfangs sich noch oft und lang umgeschaut und die Gegend bewundert hatte, war er nun in eine Art Trott verfallen, ein Fuß vor den anderen, den Blick auf den Weg vor ihm gesenkt.
Um genau zu sein, auf die Person, die vor ihm lief.
Die Orlaisianerin vor ihm lief mit langen und gleichmäßigen Schritten und schien auch nach einer Weile in keiner Weise außer Puste zu kommen, während Rhaegos Atem schon seit langem tiefer und schneller geworden war. Er spürte auch den Schweiß auf seiner Stirn, obwohl die Nacht ziemlich frisch war. Juliette schien von solch profanen Dingen wie Schweiß und Anstrengung verschont zu sein.
Als wäre das unter ihrer Würde, schoss es dem Magier durch den Kopf. Er hatte beschlossen, dass ihm die junge Frau von hinten besser gefiel als von vorne. Ab und zu drehte sie den Kopf und musterte ihn mit... nun, ganz sicher war er sich nicht, aber es schien Verachtung zu sein. Ihre Rückseite war da doch angenehmer zu betrachten, nicht nur, weil sie weniger hochnäsig war, sondern auch, weil sie an genau den richtigen Stellen gerundet war. Zugegebenermaßen, auch ihre Vorderseite war nicht gerade hässlich, aber immer wenn er diesen Teil der Orlaisianerin sah, blickte sie selbst ihn herablassend an.

Alrik war eine Zeitlang neben Juliette hergelaufen, doch seine Versuche, mit ihr ein Gespräch anzufangen, waren von ihrem wortkargen Antworten abgeblockt worden. Überhaupt hatte sie nicht sonderlich viel gesagt, seid Leirâ ihr diesen merkwürdigen Satz in der elfischen Sprache gesagt hatte. Rhaego bezweifelte, dass die Orlaisianerin ihn verstanden hatte. Er selbst sprach theoretisch ein wenig Dalish, da es im Turm eine Menge Elfen gab, die – obgleich aus den Gesindevierteln kommend – immer noch einige Brocken der alten Sprache kannten. Außerdem gab es alte Aufzeichnungen aus der Bibliothek, so dass er seine Wissenslücken – und vor allem Vokabellücken – hatte schließen können. Leirâ hatte allerdings so schnell und leise geredet, dass er fast nichts verstanden hatte, lediglich irgendetwas von einer Reise und dass die kleine Dalish sich bedankt hatte. Zumindest glaubte er das.
Die Dalish war auch anderswo das zentrale Gesprächsthema. Ser Gilean schien es nicht zu gefallen, dass sie andauernd knapp außerhalb des Blickfeldes blieb. Rhaego fand es auch etwas beunruhigend, wusste doch niemand, was sie in der Zeit tat. Allerdings hätte er sich nie so darüber aufgeregt wie der Templer.

Schimpfend bog der gerade um eine Biegung. Sekundenbruchteile später ertönte ein langgezogener Schrei und riss den Magier aus seinen Gedanken. Die Orlaisianerin vor ihm spurtete sofort los und auch er stolperte schneller in Richtung des Schreis. Die Dalish lag auf dem Boden und schien offensichtlich an Schmerzen zu leiden, der Templer allerdings war nirgends zu sehen. Ehe Rhaego die Situation begreifen konnte, sprang Alrik zu dem kleinen Abgrund, der sich nicht weit von Leirâ entfernt auftat. Wenige Augenblicke drehte er sich entsetzt wieder zu ihnen um.
Rhaego verstand nicht. Was war dort vorgefallen? Und wo war der Templer? Und was war in der Schlucht? Doch nicht etwa...?! Langsam begannen seine Gedanken ineinander zu greifen und ergaben einen Sinn. Aber das konnte nicht sein. Ebenso langsam wie seine Gedanken trat er an die Kante heran und warf einen Blick nach unten. Wenige Meter unter ihm lag eine im Sternenlicht matt schimmernde Rüstung, halb verdeckt von einem Templergewand. Erst einige Augenblicke später hatten seine Augen sich an das schattige Zwielicht im Abgrund gewöhnt. Überrascht zog er die Luft ein, als er den verdrehten Körper Ser Gileans sah. Offensichtlich war er tot.

Einen Augenblick war er unfähig sich zu rühren. Sicher, der Tod war ihm nicht unbekannt. Die Magier blieben im Turm, bis ihr Leben zu Ende war. Viele Novizen überlebten auch die Läuterung nicht. Auch Unfälle waren ihm nicht fremd, denn die Stufen des Turmes waren steil und glatt. Doch die meisten Stürze endeten dort mit einigen Prellungen oder im schlimmsten Fall mit einem gebrochenen Bein. Nein, im Turm war der Tod immer vorhersehbar, angekündigt durch Alter oder die Läuterung. Noch nie hatte Rhaego erlebt, dass ein Leben so rasch und abrupt endete. Und er hatte Ser Gilean gekannt. Der Templer war schon lange im Zirkel und obgleich er nie sonderlich nett zu den Magiern gewesen war, gehörte er bei weitem nicht zu den Schlimmsten. Dass er nun nicht mehr da war, war... unfassbar.

Doch gleichzeitig mit diesem Schock rauschte ein anderes Gefühl durch seine Adern. Der Tote war nicht irgendjemand, sondern ein Templer. Einer von denen, die ihn eingesperrt hatten, die tagtäglich sein Leben bestimmt hatten, ihm jede Freiheit genommen hatten. Einer von denen, der ihn ohne mit der Wimper zu zucken getötet hätte, hätte er ihre Regeln verletzt. Der getötet hatte, unschuldige Novizen, die bei ihrer Läuterung einen Fehler zu viel gemacht hatten.
Wut kochte in ihm hoch, Wut, die er endlich nicht mehr verstecken musste, sondern ihr freien Lauf lassen konnte. Wer sollte ihn auch hindern? Niemand der Anwesenden konnte mit seinen Fähigkeiten fertig werden. Der einzige, dem das möglich gewesen war, lag dort unten mit verdrehten Gliedmaßen.

Rhaego spürte das Nichts in sich pulsieren, das anstelle des Blutes durch seine Adern zu fließen schien. Ein kleiner Gedanke würde reichen und die unglaublichen Kräfte in ihm würden sich auf die Leiche seines Unterdrückers richten und sie bis zur Unkenntlichkeit vernichten.
Doch irgendwas hielt ihn zurück. Irgendetwas in ihm war so entsetzt über den plötzlichen Tod, dass es keine weitere Gewalt mehr ertragen konnte. Langsam setzten seine Gedanken wieder ein. Der Mann war tot und was mit seinen sterblichen Überresten geschehen würde, die nur wenige Meter unter ihm lagen, war egal. Der Templer würde es sowieso nicht mitbekommen.
Und er war nicht alleine. Er hatte noch eine Aufgabe und nun war er frei, zu entscheiden, ob er sie erfüllen wollte oder nicht. Ab jetzt würde er dorthin gehen, wo er hinwollte, weil er dort hinwollte.

Langsam trat er von dem Abgrund zurück und drehte sich um. Da bemerkte er die Orlaisianerin, die ihn mit entschlossenem Blick musterte und sich keine seiner Bewegungen entgehen ließ.
„Was ist?“, fragte er.

Leirâ Ven
13.07.2012, 23:20
Wälder des Bannorns, etwa 3 Stunden bis Sonnenaufgang

atmen, immer weiter atmen, Leirâ hatte von all dem um sie herum kaum etwas mitbekommen, noch während sie zu Juliette hochgeschaut hatte sah sie plötzlich bunte Punkte vor ihren Augen tanzen. Sie bemühte sich verzweifelt, ihren Atem zu beruhigen, gleichmäßig ein und aus zu atmen. Zwar schmerzte die Seite immer noch heftig, doch es ging ihr mit jedem Heben und Senken des Brustkorbes etwas besser.
Als sie die Augen aufschlug, sah sie zunächst nur Sterne. weit entfernt. Und hörte Stimmen. Langsam richtete sie sich auf, es schmerzte noch immer furchtbar. Vorsichtig bewegte sie den rechten Arm. Es tat zwar höllisch weh, aber es ging. Wieder glitt ihr BLick zu den Sternen.
danke, Mythal. Nichts gebrochen. Nun saß sie mehr oder weniger da, den Oberkörper halbwegs aufrecht und schaute auf. etwa zwei Schritt entfernt von ihr erblickte sie Juliette, die, eine Hand an der Waffe, zu Rhaego hinüber starrte. Der drehte sich gerade um, Alrik stand zu ihrer rechten, seine Blicke zuckten unruhig zwischen den beiden Menschen hin und her.

"Was ist geschehen?", sagte Leirâ mit schwacher Stimme. Es drückte und brannte noch immer die ganze Seite hinab, von der Achselhöhle bis zur Hüfte. Alrik schien zusammen zu zucken, das erkannte die Dalish kaum, und drehte sich rasch zu ihr um.
"Leirâ, euch hatte ich... könnt ihr euch bewegen?" Sie rang sich ein bitteres Lächeln ab.
"Ach, mir geht es großartig. Dieser übergewichtige...", sie suchte nach einem Schimpfwort in der Menschensprache, um ihren Unmut auszudrücken, "...Brut! Ich hoffe, er hat sich alle Knochen gebroche..."
"Er ist tot." Leirâ brach im Satz ab.
"das ist ein sehr schlechter Scherz, Alrik." Doch der junge Mann antwortete nicht, schaute nur mit einem Blick, den die Jägerin noch nie bei ihm gesehen hatte, zu der Schlucht herüber. die Dalish folgte diesem Blick, setzte sich langsam in Bewegung, schlug Alriks Hand aus und robbte mehr oder weniger unter Schmerzen zum rand der Klippe. In der Tiefe erblickte sie die zerbeulte Rüstung, deren Träger verdreht halb unter dieser erschlagen lag.
Wortlos blickte sie hinunter. Hatte sie ihn umgebracht? Nein, dieses Missgeschick hatte der Fettsack sich schon selbst zuzuschreiben. Aber dann ausgerechnet in die Schlucht zu stürzen, nicht etwa direkt neben sie, zeugte schon von einer unglaublich schicksalshaften Ironie. Der edle Streiter des Glaubens der Shemlen, gestolpert und gestorben. Was für eine armselige Geschichte. Leirâ erschrak über diesen Gedanken, von den Toten so respektlos zu denken war ein Unding. Aber dennoch wahr.
Sie drehte sich um, vor ihr Juliette, neben ihr Rhaego.
"Also...", es kostete sie einige Atemzüge und viel Willenskraft, die Worte trotz der Schmerzen zu sprechen,
"...Ihr...", ihr Blick wanderte an Rhaego hoch, dabei fiel ihr zum ersten Mal auf, dass die Haare aus seinem Gesicht verschwunden waren. "...wollt dann wohl...", Talon'din, wie sagt man das in ihrer Sprache?, sie machte hilflos einige Bewegungen mit den Armen, was die Schmerzen wieder stärker werden und sie die Zähne zusammen pressen lies. Alrik beugte sich rasch zu ihr hinunter.
"Dir helfen? aber natürlich, verzeih, ähem... Herr Magier, könnt ihr nicht etwas tun, um ihr zu helfen? Der Zusammenprall mit Gillean war heftig, und..."
"Nein, das meinte ich nicht...", Leirâ atmete heftig ein und aus, doch wurde langsam der Schmerzen Herr.
"Ihr wollt doch nun eurem Toten... Ehre? Erweisen?", sie schaute Hilfe suchend von einem zum anderen, "Was tun die Shemlen mit den Toten?"
"Achso...", nun blickte Alrik umher.
"Also, bei uns zu Hause gibt ein Diener Andrastes die letzte Segnung, und dann wird der Tote auf einem Scheiterhaufen aufgebahrt, sodass er als Rauch zum Himmel und die Seele zum Erbauer fahren kann..."

Juliette de Ludin
15.07.2012, 12:36
Langsam trat der Magier von der letzten Ruhestätte des Templers zurück, drehte sich zu Juliette um als ob er sie erst jetzt bemerkt hatte und fragte, ganz einfach, ganz ruhig „Was ist?“.
Was ist? Was ist!?! Das könnte ich euch fragen!, schrie sie im Stillen in einer Mischung aus Zorn und Fassungslosigkeit, sich von außen nichts anmerken lassend, abgesehen davon ihre Hand den Wurfdolch nun festumklammert hielt während sie noch immer neben der Elfe kniete. Wo blieb nun der Verrat, den sie erwartet hatte, der Verrat für den sich nun eine ausgesprochen günstige Gelegenheit ergeben hatte, war doch Ser Gilean, der Einzige der einen solchem Verrat im Wege gestanden wäre? Der Grund der den Ausschlag gab den Magier kampfunfähig zu machen, zuerst zuzuschlagen? Er kam einfach nicht, was Juliette erst einmal begreifen musste.

In diesem kurzen Moment in dem der Blondschopf am Rande der Schlucht gestanden hatte und nach unten blickte war ein kalter Schauer über Juliettes Rücken hinunter gelaufen, von dem sie sich kaum zu erklären vermochte woher er stammte, fast so als bestätigte er ihr das der Magier sich nun gleich gegen sie stellen oder fortlaufen würde, dass sie nun handeln müsste. Wäre sie nur etwas weniger mit Skrupeln gestraft hätte der Magier ihren Wurfdolch in den Rücken bekommen und hätte sich wohl schon bald darauf zu dem gestorbenen Templer gesellt, spätestens wenn er durch den Treffer nach vorne gestolpert und die Schlucht gestürzt wäre. Aber sie konnte nicht verdrängen dass es ein lebendiger Mensch, egal ob Magier oder nicht, wäre der durch ihre Hand gestorben wäre. Durch eine hinterlistig und feige geworfene Klinge im Rücken von einer verachtenswerten Mörderin geworfen. Sie konnte es einfach nicht und so lebte der Magier weiter.
Währenddessen fand die Elfe einen Weg trotz ihrer Schmerzen wieder zu sprechen und sich sogar zum Rande der Schlucht zu bewegen um selbst einen Blick auf den Toten zu werfen, nachdem Alrik sie über dessen Schicksal informiert hatte.

Dem wenig Aufmerksamkeit schenkend konnte die Orlaisianerin sich nicht erklären wieso der Beweis der Falschheit des Magiers ausblieb, war doch nun eine äußerst günstige Gelegenheit dafür. Der Templer tot, Alrik unvorbereitet und Leirâ verletzt. Vielleicht hatte sie Rhaego ja doch falsch eingeschätzt und er wäre kein Verräter oder natürlich der Verrat käme erst noch. Juliette, die sich nun langsam erhob und die Hand von der Waffe nahm, entschied sich für letzteres. Diese Schlange von einem Magier würde sich schon noch gegen sie wenden und wenn es so weit kam würde Juliette schon vorbereitet sein. Er brauchte zwar wohl nur einen Gedanken um seine Magie zu wirken doch die Söldnerin brauchte weniger um einen Dolch zu werfen und dann blieb es abzuwarten ob der Blondschopf noch zaubern konnte wenn ihm ein Dolchgriff aus der Brust oder dem Hals ragte.

"Achso...Also, bei uns zu Hause gibt ein Diener Andrastes die letzte Segnung, und dann wird der Tote auf einem Scheiterhaufen aufgebahrt, sodass er als Rauch zum Himmel und die Seele zum Erbauer fahren kann...", erklärte Alrik unsicher die traditionelle Art der Bestattung als Antwort auf Leirâs Frage.
So streng gläubig die Adlige auch erzogen worden war und dem Toten eine angemessene Bestattung wünschen würde, so sah sie das ganze doch realistisch. Ser Gilean war nicht gerade der fitteste Templer, womit sein Eigengewicht schon mal eine Heraufforderung wäre es aus der Tiefe herauf zu befördern aber hinzu kam ja auch noch die schwere Plattenrüstung. Außerdem wusste Juliette, aus Erfahrung, dass ein Mensch der tot oder bewusstlos ist nur unter großen Kraftaufwand zu bewegen war ohne ihn wie totes Stück Fleisch zu behandeln und selbst das war nicht ohne.
„Verste`t misch nischt falsch.“, begann Juliette mit Kälte in der Stimme und sichtbaren Misstrauen im vernarbten Gesicht. Sie stand nun mit geballten Fäusten und stechenden Blick auf den Magier da. „Isch bin die letzte die einen Vertreter unseres Glaubens, wie Müll einfach im Wald verrotten lassen will. Sowas `at niemand verdient. Aber sofern Monsieur Magier Ser Gilean nischt zu uns `erauf schweben lassen kann ist er außer`alb unserer Reischweite.“
Sie blickte einmal in die Runde wobei ihr Blick, kaum war er von Rhaego genommen, weniger stechend mehr auffordernd wurde, ehe sie fortfuhr.
„Oder traut sisch `ier jemand zu, den Mann samt Rüstung aus der Schlucht zu uns `och tragen zu können?“

Rhaego Alcaryen
15.07.2012, 18:28
Juliette antwortete nicht, sie sah ihn nur immer noch so komisch an, als würde er sich gleich in eine Abscheulichkeit verwandeln. Einen Moment schien es ihm, als ob ihr Blick sich veränderte und ihn weniger hart als viel mehr überrascht musterte, doch der Moment verging und sie beobachtete ihn immer noch feindlich, so dass er glaubte, sich das alles nur eingebildet zu haben. Die Orlaisianerin erhob sich und erst, als sie ihre Hand vom Griff ihres Dolches nahm, fiel ihm auf, dass sie den Dolch festgehalten hatte.
Warum tat sie das? Wegen ihm? Glaubte sie ernsthaft, dass sie ihm damit drohen konnte? Oder ihn aufhalten?
Ein leiser Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich erinnerte, wie er ihr den Rücken zugewandt hatte. Wenn sie gewollt hätte, läge er wahrscheinlich dort unten neben dem Templer. Und er verstand nicht ganz, warum sie den Dolch nicht geworfen hatte, immerhin verachtete sie ihn. Das zumindest sah er ganz klar. Vielleicht hasste sie ihn sogar, da war er nicht ganz sicher.Und er wusste, dass er ihr wenn möglich, nicht mehr den Rücken zu drehen würde. Nicht ohne ein Schutzschild, das ihre Klinge abhalten würde. Überlegend kniff er die Augen zusammen. Wusste er überhaupt noch, wie das ging? Er würde es ausprobieren müssen, aber nicht, während Juliette zuschaute.

Erst als die Dalish sich wieder bewegte, erinnerte Rhaego sich wieder an sie. Sie sah schrecklich aus. Der Schmerz zeichnete ihr Gesicht und dennoch zog sie sich mühsam bis zur Schlucht, um sich Alriks Worte zu bestätigen. Der Magier fragte sich, ob sie wusste, welchen Gefallen sie ihm getan hatte. Er hätte zwar niemals daran gedacht, Ser Gilean zu töten, aber nun, da es geschehen war, nun, nach dem ersten Schock der Betroffenheit, kam es ihm recht gelegen. Doch der Tod des Templers – an dem sie ja auch beteiligt war – schien sie mitzunehmen.
Als wäre noch irgendetwas nötig, um sie in diesem Zustand mitgenommen aussehen zu lassen.
Dennoch versuchte sie zu sprechen. Alrik verstand sie erst falsch und dachte, sie bräuchte Heilung. Rhaego dachte darüber nach. Konnte er ihr helfen? Wynne hätte es sicher hingekriegt, aber Wynne war nicht hier. Seine eigenen Fähigkeiten der Heilung waren beschränkt.

Doch Leirâ sprach schon weiter und fragte, ob sie Ser Gilean bestatten wollten. Berechtigterweise warf die Orlaisianerin ein, dass der Templer zu schwer sei, um ihn aus der Schlucht zu bergen.
Theoretisch hätte Rhaego das erledigen können, doch praktisch... Er kannte Magier, die Bücherregale versetzen konnten, ohne ein einziges Buch fallen zu lassen, und es war für sie nicht anstrengender als ein nettes Gespräch mit Freunden. Er selbst konnte das nicht, seine Fähigkeiten lagen auf einem anderen Bereich.
„Meine Begabung in der Levitation ist zu gering, um Ser Gilean hier hoch zu bringen“, meinte er. „Aber um ihn zu verbrennen, brauchen wir keinen Scheiterhaufen.“

Das würde ihn nur einen Sekundenbruchteil kosten, einen minimalen Aufwand an Konzentration und ein wenig Kraft. Je nachdem, wie viel von seiner Kleidung und vor allem der Rüstung mit verbrennen sollte, eben mehr oder weniger Kraft. Ihm selbst wäre es recht, weil dann niemand mehr zufällig auf die Leiche stoßen konnte und den Turm benachrichtigen würde. Denn wer wäre für die Templer wohl der erste Verdächtige für den Mord an einem Templer? Und was würden sie mit einem Magier machen, der des Mordes an einem Templer schldig war? Er hatte nicht die geringste Lust, den Rest seines Lebens als Besänftigter durch den Turm zu traben und den Templern wie ein Schoßhündchen zu gehorchen. Allein bei dem Gedanken lief ihm ein Schauer über den Rücken.
Doch ohne das Einverständnis der Gruppe würde er es nicht tun. Magie machte den meisten Menschen Angst und für ihn wäre es äußerst unhilfreich, wenn die anderen ihn für ein böses, aus Spaß leichenverbrennnendes Monster halten würden.

Leirâ Ven
16.07.2012, 18:55
Für dieses 'Zum Himmel und dem Erbauer auffahren' hatte Leirâ nur ein Schulterzucken übrig. Welches sie besser unterlassen hätte, denn selbst diese einfache Handlung tat weh. Einfach großartig. Das wird uns allerdings ausbremsen.
Nun ja, die Shemlen sollten mit ihren Toten umgehen, wie sie eben mit ihren Toten umgingen. Wirklich kümmern tat das die Dalish nicht.
Derweil äußerte Alrik sich zu Rhaegos Bedenken:
"Nun... da habt ihr bestimmt Recht, Rhaego, heraufholen können wir ihn nicht. Aber einen Diener des Erbauers einfach so, ohne weitere Sakramente, zu verbrennen..."
"Na, ihn wird es kaum noch stören.", murmelte Leirâ halblaut vor sich hin. Und verfluchte im Stillen den Fettsack noch immer für dieses Missgeschick. Dann aber dachte sie weiter: Sie war zwar keine kaltblütige Mörderin, genaugenommen hatte sie auch niemanden ermordet, aber dennoch hatte die neue Situation ihre positiven Seiten für die Gefährten: Da Gillean nicht mehr war, brauchten sie nun ihre Lüge um sie als Botschafterin und ihren Bann nicht weiter aufrecht zu erhalten und konnten ungeniert das eigentliche Ziel ihrer Reise verfolgen. Ein Blick hinauf zu Rhaego bestärkte die Dalish in ihrer Vermutung, dass sie diesem ihre wahren Absichten ruhig anvertrauen konnten. Der Magier würde wohl eher erleichtert als schockiert sein, keinen Aufpasser mehr um sich zu haben. Falls er sie jedoch nicht bis ins Gebirge begleiten wollte, konnte er ihnen immer noch diese Schriftrolle übersetzen und seiner Wege ziehen.
A Propos 'Wege ziehen'...

"Was immer ihr zu tun gedenkt, tut es bald. Weder Andruil noch Mythal sehen es gerne, wenn man auf den Ruhestätten der Toten ratet. Wir sollten uns einen anderen Lagerplatz suchen." Zwar war sie in der Lage, die Schmerzen beim Sprechen weitestgehend zu auszublenden, doch ihre Versuche, sich zu erheben, scheiterten kläglich.
"Das sollte sich wirklich jemand ansehen, Leirâ!", sagte Alrik entschieden, trat neben sie und griff ihr unter die Arme, was einen erschrockenen, schmerzerfüllten Aufschrei zur Folge hatte. Der Tölpel hatte ihr direkt in die Rippen gegriffen. Also lag die Jägerin einmal mehr schwer atmend auf dem Rücken.
"Das hätte es nicht gebraucht...", röchelte sie, Alrik stand mit weit aufgerissenen Augen über ihr.
"Beim Erbauer, es tut mir leid, ich wollte..."
"Mich überzeugen, dass ich Hilfe brauche? Na, das ist dir gelungen.", presste Leirâ zwischen den Schmerzen hervor. Erschöpft drehte sie den Kopf, sah zunächst Juliette, dann Rhaego an.
"Wer will?"
Alrik traute sie medizinische Hilfe beim besten Willen nicht zu.

Juliette de Ludin
18.07.2012, 19:45
Ein weiterer kalter Schauer lief Juliette den Rücken herunter als der Magier andeute den Templer mittels seiner Magie einzuäschern. Den Körper Gileans durch die Macht verbrennen gegen die sich dieser verschrieben hatte, durch eben einen dieser gewirkt den der Templer eigentlich in Schach halten sollte. Diese Ironie wäre grotesk, fand Juliette. Wirklich anfreunden konnte sie sich damit nicht aber wäre es besser den Verstorbenen einfach dort unten verrotten zu lassen und dem Wetter und den Aasfressern zu überlassen? Nicht wirklich, entschied sie für sich selbst. Durch erstere Variante würde die Seele des armen Kerls wenigstens würdevoller zum Erbauer zurückkehren auch wenn der Adligen nicht gefiel was dem Magier bei diesem Anblick, des durch ihn vergehenden Templers, wohl durch den Kopf gehen könnte.
Wenigstens schien er sich noch nicht gegen sie stellen oder abhauen zu wollen. Wie gesagt: Juliette erwartete dass so etwas noch kommen würde aber wenn er es bei der ersten günstigen Gelegenheit nicht getan hatte würde er es jetzt einfach so wohl auch nicht tun. Hoffte sie jedenfalls.

Jedenfalls würde sie nicht zulassen dass er einfach seiner Wege zog. Er gehörte in den Turm bis zum Ende seiner Tage, wie schon die vielen hunderte von Magiern vor ihm. Zudem hatte Juliette es geschworen nicht zuzulassen dass er freien Fuß durch die Lande schritt und diesen Schwur würde sie nicht brechen. Es klang aberwitzig aber irgendwie ließen Dylans Worte, kurz bevor sie geschworen hatte, sie glauben dass er sie wirklich finden könne wenn sie ihr Versprechen nicht einhielt. Auf die Probe stellen wollte sie es sicherlich nicht.

„Nun... da habt ihr bestimmt Recht, Rhaego, heraufholen können wir ihn nicht. Aber einen Diener des Erbauers einfach so, ohne weitere Sakramente, zu verbrennen...“, antwortete Alrik auf Rhaegos Vorschlag.
Dann sprecht sie doch., hätte Juliette beinahe auffordernd gesprochen. Sie kannte einige Verse aus dem Gesang des Lichts, darunter auch ein oder zwei die sich eignen würden um den Toten Ehre zu erweisen, und betrachtete es eigentlich als selbstverständlich dass ein frommer Gläubiger sie auch kenne. Doch bevor sie das aussprach durchdrang ihre Erfahrungen in Ferelden ihre strenge Erziehung in Religion. Die wenigsten Fereldener waren so gebildet wie sie und man machte sich alles andere als beliebt wenn man darauf hinwies, besonders als Orlaisianerin daher wollte sie gerade lieber anbieten selbst das Totengeleid auf zusprechen da machte die Elfe auf sich aufmerksam.
Leirâ drängte darauf das Vorhaben ihrer Mitreisenden zu Ende zu bringen und aufzubrechen, doch durch ihre Verletzung brachte sie es nicht einmal fertig aufzustehen. Alrik sprach aus was Juliette auch dachte, nämlich das man sich ihre Verletzung nun wirklich einmal ansehen müsse nur fasste er sie deutlich unbeholfener an als die Adlige es getan hätte an. Mit einem Schmerzensschrei ging sie wieder zu Boden wofür er sich betroffen entschuldigte.
„Beim Erbauer, es tut mir leid, ich wollte...“
„Mich überzeugen, dass ich Hilfe brauche? Na, das ist dir gelungen.“, presste Leirâ mit zusammen gebissenen Zähnen hervor. Langsam drehte sie ihr von Schmerz gezeichnetes, liniendurchzogenes Gesicht, erst zu der Adligen dann zu dem Magier.
„Wer will?“

Juliette warf einen kurzen Blick zu dem Magier, nicht weit von ihr. Vielleicht könne er sie heilen, davon dass Magier zu so etwas fähig sein konnten hatte sie bereits gehört aber andererseits hatte der Verzauberer im Zirkel behauptet Rhaego sei in derlei Dingen nicht sonderlich bewandert, zudem sagte irgendetwas in Juliettes Hinterkopf zu selbigen dass sie der Elfe helfen sollte und nicht er. Wenn es zu Spannungen in der Gruppe kommen würde, und das würde es wohl noch ohne Zweifel, brauchte sie Verbündete gegen den Magier und was würde das Vertrauen der Dalish in Juliette mehr stärken als wenn sie sich um deren Verletzung kümmerte während der Magier Leichen verbrannte?
Sie erschrak selbst über diesen ungewohnten Egoismus. Leirâ war verletzt und sie dachte daran dass gewissermaßen auszunutzen. Großartig Madame. Du wirst immer mehr zu der jämmerlichen Egoistin, die du ja eigentlich schon bist!
Gib Ruhe! Ich helfe ihr ja schon!, erwiderte sie entschieden zu der vorwurfsvollen Stimme in ihrem Kopf.
„Isch kenne misch in derlei Verletzungen aus.“, antwortete sie auf Leirâs Frage und setzte sich zu ihr in Bewegung. Ehe sie ihr aristokratisches Gesicht von dem Magier abwendete wurde der Blick zu ihm abweisend, stechend, wie als ob er sagte Ich mach das! Nicht ihr! oder Schert euch sonst wo hin!

„Beschreibt mir eure Schmerzen, Leirâ.“, forderte Juliette sanft mit leicht besorgten Gesichtsausdruck als sie sich neben der schmalen Gestalt am Boden gekniet hatte. Schmerzen beim Atmen, Sprechen und jeglichen Bewegungen des Brustkorbs schilderte die Elfe, nachdem Juliette ihr riet langsam und ohne groß Luft zu holen zu reden, woraus zu schlussfolgern war dass sich Leirâ die Rippen verletzt hatte. Mit so etwas und ähnlichen Verletzungen kannte sich die Adlige aus. Als Söldnerin, wie sie, bekam sie Verletzungen solcher oder ähnelnder Art fast tagtäglich zu Gesicht. Ob nun bei anderen oder bei sich selbst. Mit der Zeit, den Ratschlägen der anderen Söldner und Beobachten deren Vorgehens hatte Juliette sich zwangsläufig grundlegendes Wissen in Behandlung von Verwundungen vielerlei Art angeeignet, wodurch sie wusste was nun als nächstes zu tun wäre. Jetzt wo sie in Erfahrung gebracht hatte wo die Verletzung war musste sie nämlich rausfinden wie schwer diese war, doch das konnte sie nicht wenn sich über besagten Verletzungen eine Schicht Kleidung befand.
„Isch muss eusch bitten den Oberkörper frei zu machen damit ich mir ein besseres Bild machen kann.“, bat Juliette die Elfe freundlich und mit einem bemüht aufmunternden Lächeln. Ihrer Ansicht nach war das schon etwas viel verlangt, da sie sich doch kaum kannten. „ I`r `abt nischts was isch nischt auch `abe.“
Was rede ich denn da?, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Kann ich doch gar nicht wissen. Habe schließlich noch nie eine nackte Elfe gesehen., Sie winkte im Geiste ab. Ach! Sie wird schon nicht drei Brüste haben…oder?
Mehr um ihre diesbezüglich aufwallende Unsicherheit zu verschleiern fügte sie noch hinzu: „Isch muss wissen ob eure Rippen nur geprellt oder gebrochen sind. Das merkt man oft nischt gleisch.“

Wirklich angetan wirkte Leirâ davon zwar nicht gab aber keine Widerworte, jedoch wanderte ihr Blick kurz zu den beiden Männern, Alrik und Rhaego. Ersterer stand gar nicht mal so weit von den beiden Frauen entfernt und zu der Besorgnis in seinem jugendlichen Gesicht hatte sich eine satte Errötung gesellt.
Juliettes Blick wurde deutlich kühler und abweisend, ebenso ihr Ton als sie kniend ebenfalls zu den ihren beiden Mitreisenden sah.
„`abt i`r beide nischt einen Templer zu bestatten, Messieurs?“, fragte sie, wobei ihr Ton die Aufforderung nicht zu gaffen und zu verschwinden deutlich genug rüber brachte.
„Äh…ja…stimmt…ihr habt Recht.“, antworte er erst zusammenzuckend und dann jeglichen Blicken ausweichend fast so als hätte man ihn ertappt.
„Wir…sehen…dann mal…äh, nach Ser Gilean mein ich natürlich!“, gab er noch von sich als er den Magier mit Gesten bat ihm zu folgen. „…Wunderschöne Nacht, nicht?“, sprach er diesen etwas unsicher in einem unbeholfenen Versuch abzulenken an während sie sich beide der Schlucht näherten.
Juliette verdrehte ihre stahlgrauen Augen missbilligend.
„Männer!“, sagte sie nicht weniger tadelnd ehe sie versuchte Leirâ so behutsam wie möglich zu helfen sich ihrer Kleidung oberhalb der Hüfte zu entledigen. Diesbezüglich schien sich die Dalish aber nicht wirklich helfen lassen zu wollen und entkleidete sich unter dem einen oder anderen unterdrückten Schmerzenslaut größtenteils allein.

Doch nur zwei., machte sich Juliette beiläufig die geistige Notiz.
Vor der Adligen in schwarzen Stoff gehüllten Knien lag nun der zierlich, fast schon filigran und zerbrechlich wirkende Oberkörper der Elfe, nur noch bedeckt durch ihre Tätowierungen die sich, wie Leirâ vor knapp zwei Tagen gesagt hatte, wohl über den ganzen Körper zogen und einem eher primitiv wirkenden Büstenhalter aus beigen Stoff. An sich konnte sie kaum einen Unterschied zu einem menschlichen Körper ausmachen. Mehr interessierte die Adlige jedoch der bereits anschwellende Bereich von Leirâs Brustkorb. Im gerade so dafür ausreichende Licht meinte Juliette bereits erste Verfärbungen erkennen zu können weshalb ein schnelles Handeln gefragt war, bevor das Fleisch zu sehr anschwoll um darunter noch irgendetwas erfühlen zu können.
Schnell zog sie sich beide Lederhandschuhe aus, den einen legte sie beiseite den anderen faltete sie zusammen und hob ihn der Dalish mit einem leicht entschuldigenden Lächeln hin.
„Zum Draufbeißen.“, erklärte sie. „Das könnte gleisch schmerz`aft werden.“

Rhaego Alcaryen
22.07.2012, 18:14
Leirâ sah wirklich nicht gut aus. Rhaego hatte einige Vermutungen, was genau verletzt sein könnte, die sich zu bestätigen schienen, als sie unter Alriks Berührung schmerzerfüllt aufkeuchte. Allerdings könnte er ihr in diesem Fall nicht sonderlich gut helfen. Er wäre höchstens in der Lage, Knochen und Gewebe zu stabilisieren, so dass die Heilung leichter und schmerzfreier verlaufen würde.
Dennoch war er recht froh, dass Juliette die Sache in die Hand nahm und sich um die Dalish kümmerte. Er bezweifelte zwar, dass sie wirklich helfen konnte – die heilerischen Möglichkeiten ohne Magie waren eben sehr begrenzt – doch dann musste er sich wenigstens nicht entscheiden, ob er es riskieren sollte, Magie einzusetzen. Denn Magie war immer gefährlich für lebendes Gewebe. Ein einziger Fehler konnte reichen und Leirâ hätte schlimmere Probleme als gebrochene Rippen. Es hatte eben seinen Grund, dass die Heiler immer zu den besten und erfahrensten Magiern des Zirkels gehörten.

Die Orlaisianerin sprach leise aber bestimmt mit Leirâ. Rhaego musste zugeben, dass sie wirklich gut mit der Situation umging, als hätte sie schon eine Menge Erfahrung. Schließlich bat sie die Elfe, ihr Oberteil auszuziehen, damit sie die Verletzungen besser beurteilen konnte.
Bevor die Elfe ihrer Bitte allerdings nachkommen konnte, erinnerte Juliette Alrik und ihn selbst, dass sie den Templer noch bestatten mussten. Rhaego verstand den Sinn der sehr abweisenden Bitte erst richtig, als er Alriks gerötete Wangen sah. Der Magier zog die Augenbrauen hoch. Glaubte diese Orlaisianerin wirklich, er hätte noch nie einen weiblichen Körper gesehen? Oder tat sie es aus Rücksicht auf die Dalish? Er konnte es sich nicht so recht vorstellen, dass sie etwas aus Rücksicht auf irgendjemand anderen tat. Ihm wäre auch nicht eingefallen, dass er stören könnte. Hätte er sich um Leirâ gekümmert, hätte er ihren Oberkörper auch begutachten müssen. Nun ja, vielleicht hätte das die Dalish gestört, vielleicht war es wirklich besser, dass Juliette das erledigte. Im Zirkel selbst war man nicht so streng, was diese Gebote der Schicklichkeit anging. Zum einen hatten die Heiler ein anderes Verhältnis zum Körper und weniger Schamgefühl, was das anging, zum anderen war es einfach unmöglich, auf so engem Raum miteinander zu leben und nicht einiges von den anderen mitzubekommen. Rhaego selbst war auch nicht so naiv, dass er noch nie eine Frau nackt gesehen hätte. Oder auch mehr. Was das anging, lagen die Grenzen im Turm anders. Oder um genau zu sein, lagen sie bei den Templern. Jegliche Freizügigkeit hörte auf, sobald einer der Templer sich gestört fühlen könnte.

Alriks Gestammel brachte ihn wieder zurück. Anscheinend war der Mann noch sehr unverdorben. Während er Rhaego mit zurück zu dem Abgrund zog, versuchte er, das Thema zu wechseln.
„Wunderschöne Nacht, nicht?“, meinte er.
Rhaego nickte nur und knurrte irgendetwas zustimmendes.
Doch das hielt den Mann nicht davon ab, weiter zu reden.
„Und wie macht Ihr das jetzt?“, fragte er, mit einer leichten Mischung aus Schauder, Ekel und Neugier in der Stimme. „Müsst Ihr jetzt irgendwelche dämonischen Kräfte herbei beschwören? Benutzt ihr bestimmte Zauberformeln? Oder müsst ihr irgendein Ritus vollziehen?“
Seine Fragen rissen nicht ab. Rhaego musste beinahe lachen, als er all die albernen Gerüchte hörte, die sich um das Wirken von Magie zu spannen schienen. Dennoch war er erstaunt, dass Alrik sich überhaupt traute, ihn darauf anzusprechen. Die meisten Menschen wären vermutlich weggerannt, wüssten sie, dass im Umkreis von einer Meile Magie ausgeübt werden würde.
„Wartet einfach ab“, erklärte er mit einem Lächeln.
Alrik schien vorzuhaben, in den Abgrund herabzusteigen, um den Templer zu bestatten. Der Magier folgte ihm ein Stück den Rand der Kluft entlang, während dieser nach einer geeigneten Abstiegsmöglichkeit suchte, bis einige Sträucher sie verbargen und den Frauen den Anschein von Privatsphäre boten. Dort hielt er dann an.
Er hatte nun wirklich keine Lust, erst dort hinunter zu klettern, nur um anschließend wieder emporzukraxeln. Im Licht der Sterne konnte er auch von hier noch die Rüstung des Templers schimmern sehen. Er war recht überrascht gewesen, dass Juliette nichts dagegen hatte, den Leichnam mit Magie zu verbrennen, doch ihm sollte es recht sein.
„Wartet“, sagte er zu Alrik. "Gleich werdet Ihr sehen."

Einen Moment schloss er die Augen und sammelte sich. Dann baute er – sanft und leicht, und dennoch im Bruchteil einer Sekunde – eine Verbindung zum Nichts auf, in dem er die natürliche Nähe, die er schon immer zur Welt der Träume gehabt hatte, verstärkte. Scheinbar ganz langsam und doch in Wirklichkeit rasend schnell begann das Nichts in seinen Adern zu fließen.
Gleichzeitig spürte er die Kraft, die jenseits des Schleiers, der die Welten trennte, auf ihn wartete. Er erinnerte sich genau, wie schwer ihm früher das gefallen war, wofür er nun nur einen konzentrierten Gedanken benötigte. Es kam ihm vor wie eine gedankliche Geste, der Griff nach dem Unerreichbaren, eine kleine Bewegung, und schon war die Kraft des Nichts in dieser Welt. Gleichzeitig hatte er schon einen mentalen Kanal gebaut, der diese neue Energie genau formte, sie dorthin leitete, wo er sie haben wollte.
Einen Herzschlag lang hielt er so inne, während diese unglaubliche Macht in ihm pulsierte und ihn mit Leben zu erfüllen schien. Dann öffnete er die Augen, hob die Hände und setzte sie frei.
Ein gleißend heller Feuerstrahl schoss aus seinen Händen, durchbrach die Dunkelheit der Nacht und erleuchtete für den Bruchteil eines Augenblicks den Leichnam des Templers, ehe er ihn einhüllte. Das Feuer fraß sich sofort durch die Schichten des Stoffes, biss sich in das Fleisch Ser Gileans und verzehrte den Leichnam. Rauch stieg auf, mit ihm der Geruch nach verbranntem Fleisch. Nun zehrte die Hitze auch an dem Metall der Rüstung, verbog es, ließ es Blasen werfen.
Noch einmal verstärkte Rhaego die Kraft, die er aus dem Nichts zog und steigerte die Hitze des Feuers. Dann brach er den Kontakt zum Nichts ab. Mit einem leisen Keuchen machte er einen wackeligen Schritt nach vorne, um das Gleichgewicht zu halten. Sobald das lebendige Pulsieren des Nichts aus seinem Körper verschwunden war, fühlte er sich viel schwächer. Die Nacht erschien auf einmal noch dunkler und kälter. Er hatte mehr Mana gebraucht, als unbedingt nötig gewesen wäre. Doch ein Blick in den Abgrund zeigte, dass es sich gelohnt hatte. Wo vor wenigen Augenblicken noch Ser Gileans Leiche gelegen hatte, war nun nur noch ein unförmiger Klumpen aus verbranntem Metall, der noch leicht glühte. Niemand, der das fand, würde erkennen können, dass hier einst ein Templer gelegen hatte.

Erschöpft setzte sich Rhaego in das kühle Gras und bedeutete Alrik, der ihn mit entsetztem Blick musterte, es ihm gleich zu tun. Der Bursche ließ sich gehorsam auf den Boden gleiten. Er sah ziemlich geschockt aus, was Rhaego ein müdes Lächeln entlockte. Er wäre auch erschrocken, hätte er gerade zum ersten Mal gesehen, welche Macht ein Magier in Sekundenbruchteilen entfachen konnte. Und das war noch gar nichts, verglichen mit dem, was er alles schon im Turm gesehen hatte. Oder was er selbst schon getan hatte.
Ungebeten drängten sich Erinnerungen auf. Deutlich konnte er noch das Stroh der Dächer riechen, als die Flammen sich über das Dorf hergemacht hatten. Er konnte die Stimmen hören, die zu ihm geflüstert hatten. Und er wusste noch, wie es sich angefühlt hatte, all seine Kräfte in eine Richtung fließen zu spüren, machtlos, ohne Kontrolle, hinein in das blaue Leuchten um den Templer herum, bis er schließlich absolut erschöpft war. Und er erinnerte sich an das Gesicht seiner Schwester, die ihm bisher immer wie ein Schatten gefolgt war, die immer zu ihm gehalten hatte und ihn nun an die Templer verraten hatte.

Langsam atmete er aus. Das war vergangen. Der verbrannte Geruch stammte nicht von den Strohdächern, sondern von den letzten Überresten um den rotglühenden metallenen Klumpen. Und gegenüber saß auch nicht seine Verdammnis. Eher sein Erlöser, auch wenn er den Gedanken bei diesem naiven Burschen ziemlich lachhaft fand. Obwohl es zu einem gewissen Grad wahr war. Immerhin hatte Alrik ihn aus dem Zirkel geholt.
„Lass uns einfach hier warten, bis die beiden da drüben fertig sind“, sagte er.

Leirâ Ven
23.07.2012, 17:04
"Beschreibt mir eure Schmerzen, Leirâ."
Großartig. Wie genau stellte Juliette sich das vor? Es tat halt weh. Aber nichts desto trotz bemühte die Dalish sich, der Kämpferin möglichst genau zu beschreiben, wann es wo schmerzte. Schließlich musste sie sich entkleiden, womit sie allerdings schon gerechnet hatte. Nachdem das kleine Hin. und her zwischen ihnen und den Männern erledigt war, Leirâ wollte sich nun wirklich nicht einfach so entblößen, bemühte sie sich, die Tunika auszuziehen. Was sie allerdings vor eine unerwartete Herausforderung stellte, brauchte es doch unzählige Handgriffe, ehe sie sich des Gürtels entledigt hatte. Durch den Schnitt des dalishen Kleidungsstückes war das Ablegen nicht möglich, ohne den Gürtel, den Schwertgürtel, all die Gürteltaschen, den Hüftköcher und nicht zu vergessen auch noch den Tragegurt, der Bogen samt Reiseköcher hielt, auszuziehen. Und jede Bewegung, all die notwendigen Drehungen, schmerzten.
Immer schön langsam. Ein Handgriff nach dem anderen, bewege dich gleichmäßig und nicht hektisch., ermahnte sie sich unentwegt selbst, dennoch zog sie mehr als einmal scharf die Luft ein, keuchte. Eine Ewigkeit verging, ehe Juliette die eigentliche Verletzung in Augenschein nehmen konnte. Schweißperlen rannen der Jägerin über die Stirn, ob der unerwarteten Anstrengung, welche ihr diese einfache Alltagshandlung beschert hatte. Aber sich von Juliette helfen lassen kam nicht in Frage, dieses kleine Hindernis musste sie schon noch alleine bewältigen.

Schließlich war es vollbracht und nach wenigen Augenblicken, in denen die Kämpferin sie nur musterte, begann sie behutsam die wunde Stelle zu untersuchen. Was sich als schwieriger herausstellte als zunächst angenommen, ähnlich dem Ausziehen. So zuckte die Jägerin bereits bei der kleinsten Bewegung zusammen, zahllose kleine, eklige Blitze aus Schmerzen zuckten über ihren Körper. Schließlich reichte Juliette ihr ihren Handschuh, wohl zum draufbeißen, ehe sie mit der eigentlichen Versorgung der Verletzung begann. Leirâ schaute die Frau nur entgeistert an.
"Oh, danke, Juliette. Ich habe nur darauf gewartet, auf deinem Schweiß rumzukauen.", war dann auch alles was sie sagte, drehte den Kopf weg und meinte:
"Bringen wir es hinter uns."
Und während die Kämpferin damit begann, ihre Seite mit irgendetwas einzureiben, das kühl war und diese Pampe zu umwickeln, kam der Dalish der Gedanke, dass sie vielleicht etwas überreagiert hatte. Immerhin kümmerte Juliette sich um sie. Vielleicht sollte sie sich entschuldigen. Sobald sie wieder Herrin ihres Kiefers war. Dieser zitterte unentwegt, die Wangenknochen traten gar hervor, doch sie gab keinen Laut von sich. Alles in Allem war dies halb so schlimm wie das Erhalten der Vallaslin.
Dennoch forderte es einiges an Selbstbeherrschung. Bis sie schließlich fertig waren. Erschöpft, glitzernd vom Schweiß, schaute sie Juliette in die Augen.
"Ma serannas, Juliette."
Sie schaute an sich herunter, die Kriegerin hatte ihr die Salbe mit Hilfe eines Verbandes um die Rippen und den Bauch geschlungen. Fürs erste würde das wohl reichen. Doch schon beim Aufstehen wurde Leirâ klar, dass es noch einige Zeit schmerzen würde, besonders bei vieler Bewegung. Aber da musste sie durch, sie mussten weiter. Just kamen auch die Männer zurück. Zwischen Juliette und Rhaego blitzten Blicke wie klingen auf, Leirâ hörte den beiden nicht wirklich zu während sie sich wieder ankleidete. Den Quergürtel vermochte sie sich nur vorsichtig über die linke Schulter zu hängen, als sie sich endlich aufgerichtet hatte.
"Also, wir müssen weiter." Langsam und vorsichtig, denn noch unter Schmerzen, setzte sie sich in Bewegung und wies alle Angebote der Hilfe entschieden zurück.

Nach gar nicht Mal so vielen Schritten fiel ihr auf, wie müde sie eigentlich war. Ein Blick gen Himmel offenbarte ihr, dass es nicht mehr lange bis zur Dämmerung dauern konnte. Dann fiel ihr Blick auf etwas anderes:
Durch ihre Verletzung verlangsamt, ging die Jägerin neben Alrik am Schluss der Gruppe, direkt vor ihr Juliette und immer noch vor ihr, zur Rechten, Rhaego. Und dessen Blicke waren unentwegt auf das Hinterteil der Kämpferin gerichtet. Eigentlich konnte Leirâ das egal sein, schließlich war ihr wohlbekannt, dass Männer den Blick nur beschwerlich von gewissen Stellen des weiblichen Körpers nehmen konnten, dennoch... Irgendetwas daran störte sie. Und ließ sie einige eifersüchtige Blicke auf ihre eigene Kehrseite werfen. War das denn nicht anschauungswürdig? Nein, viel schöner war natürlich dieser, für Shemlen-typische, mit viel zu viel Haut behängte Hintern von Juliette. Wie es da hin und her wabbelte, bei jedem Schritt schein alles zu beben und... Was war daran denn so verdammt faszinierend?
Rhaegoe erntete einige giftige Blicke, die bar jedes Verständnisses waren. Nach einem Seitenblick fiel Leirâ dann noch auf, dass auch Alriks Blicke in diese Richtung gingen. Was sie aber wiederum überraschend kalt lies. So schleppten sie sich dahin, müde, gebeutelt und verdammt wütend über diese Faszination es viel zu breiten Hinterns Juliettes. Bis sie etwas anderes erblickte:
"Wenn die Herren sich dann für einen Augenblick von der Aussicht losreißen könnten...", mehrere überraschte, überrumpelte und peinlich berührte Blicke wandten sich zu der kleinen Dalish,
"... könnten sie sehen, dass dort drüben eines eurer Stein- Aravels steht."
Sie zeigte den Weg entlang, in einigen Schritt Entfernung öffnete sich der Wald zu einer Lichtung, auf der ein kleines Haus mit mehreren Bänken und Tischen, aus dicken Holzstücken gefertigt, stand.
"Das muss ein Gasthaus sein, haben wir ein Glück.", meinte Alrik, "dort können wir den Rest der Nacht verbringen."

Juliette de Ludin
05.08.2012, 13:15
"Oh, danke, Juliette. Ich habe nur darauf gewartet, auf deinem Schweiß rumzukauen.", maulte die Dalish spitz, ehe sie den Kopf wegdrehte. "Bringen wir es hinter uns."
Oh, ist Madame leicht reizbar?, dachte sich Juliette nicht weniger sarkastisch. Aber bei diesem Gedanken blieb es auch. Sicher war das unhöflich von Leirâ, immerhin versuchte die Adlige ihr zu helfen und wurde dafür mit Trotz und Sarkasmus belohnt aber Juliette hatte mit so etwas schon gerechnet. Viele Leute, vor allem solche Wildfänge wie Leirâ, wurden grantig wenn sie sich verletzen, besonders wenn sie sich dort verletzen wo es stark schmerzte und gifteten dann die an die ihnen eigentlich nur Gutes wollten. Vermutlich deshalb weil sonst niemand zum angiften da war. Wenigstens beschimpfte die Elfe Juliette nicht oder wehrte sich oder biss sie gar, wie es schon der eine oder andere Verletzte dem sie hatte helfen wollen getan hatte, weshalb sie darüber hinwegsehen konnte.
Und wenn die Elfe ihre Zähne lieber wortwörtlich zusammenbeißen und sie nicht mit Leder schonen wollte, bitte. Es war wohl offensichtlich nicht jedem so wichtig wie Juliette gesunde, schöne Zähne behalten zu können.
Erleichterung, die in Juliette die Anspannung wie heißen Dampf weggeblasen hatte, tat ihr übriges ihr Gemüt zu entspannen um sie über die Bemerkung Leirâs hinwegsehen zu lassen. Sie hatte sich nichts gebrochen. Das hatte Juliette beim behutsam befühlen des schmächtigen Brustkorbs und der anschwellenden Stelle erkannt. Vorsichtig hatte sie mit ihren schwieligen Händen die Rippen nachgefahren, auf der Suche nach den Unebenheiten die mit einem Bruch einhergingen. Es war gut das Leirâ so schlank war. So konnte die Adlige fast ohne Probleme ihre Schlüsse ziehen ohne dass sie hätte härter zugreifen müssen, was auch der Elfe einige Schmerzen mehr ersparte. Allerdings konnte man sich nie so ganz sicher sein ohne den Verletzen aufzuschneiden daher wagte sie es die elfischen Knochen etwas mehr Belastung zu unterziehen. Ihrer ersten Einschätzung nach handelte es sich nur um eine Prellung und sie wägte die elfischen Knochen als stabil genug, dem Druck standhalten zu können. Außerdem drückte sie bei weitem nicht so stark, dass sich die Rippen biegen oder gar brechen würden, es sei denn natürlich sie wären bereits stark angeknackst, was Juliette aber nicht glaubte.
Das liniendurchzogene Gesicht hatte sich zwar verzogen, die hellblauen Augen wurden zugekniffen aber man vernahm nicht das typische Knacken wenn Knochen brachen und wäre es der Fall gewesen, war sich Juliette sicher gewesen, dass sich Leirâ ihre stoische Ruhe nicht hätte bewahren können. Das Erhalten von Tätowierungen war nichts im Vergleich zu einem Rippenbruch. Mit etwas Pech konnte man an so etwas sterben. Dass hatte Juliette bereits miterlebt aber zum Glück geschah es heute nicht ein weiteres Mal.
Beruhigt war Juliette dann dazu übergegangen die Prellung so gut wie möglich zu behandeln. Wundsalbe, mit Zutaten die Schwellungen reduzieren sollten, strich sie sanft über die Stelle ehe sie einen Verband darüber wickelte. Diesen hatte sie mit etwas Wasser aus ihrem Trinkschlauch beträufelt um die Prellung so gut wie möglich zu kühlen. Das Wasser war zwar im ledernen Trinkschlauch wadenwarm geworden doch die kühle Nachtluft würde es schon richten. Es war immer ratsam solche Verletzungen abzukühlen damit sich die Schwellung in Grenzen hielt. Das würde den Heilungsprozess unterstützen und Schmerzen ersparen.

Ein glitzernder Schweißfilm hatte sich über Leirâs unmenschliches Antlitz gelegt als Juliette ihre Behandlung schließlich beendete.
"Ma serannas, Juliette.", sagte die Elfe mit erschöpften Augen auf Juliette gerichtet. Auch wenn Juliette kein Dalish sprach, meinte sie diesmal, vor allem durch den Ton, ein „Danke, Juliette“ zu verstehen, was ihr ein Lächeln auf das vernarbte Gesicht zauberte.
„De rien.“ Gern geschehen., sagte Juliette lächelnd in ihrer Muttersprache, das warme Gefühl, das ihr schon Belohnung genug für ihre gute Tat war genießend. Die Adlige hatte die Dalish zwar nicht heilen, aber zumindest hatte sie helfen können. Der Rest, die Genesung, musste Leirâ, indem sie sich so weit wie möglich schonte, und Leirâs Körper alleine bewerkstelligen.

Sehr bald darauf brachen sie wieder auf, auch wenn es sich für Juliette seltsam anfühlte den armen Ser Gilean, sei er nun eingeäschert oder nicht, einfach zurück zu lassen, wie Abfall. Wenigstens hatte ihr Alrik versichert noch ein paar Sakramente gesprochen zu haben. Doch noch schlimmer war für sie das der verfluchte Magier nun ohne Aufsicht war und sie ungeachtet dessen weiterzogen. Vielleicht wäre es besser gewesen zum Turm zurück zu kehren um schon von vornerein nicht den Eindruck entstehen zu lassen, sie hätten den Templer umgebracht. Denn was würden die übrigen Templer wohl für Schlüsse ziehen wenn sie von diesem Debakel hörten? Wenn die kleine Gruppe ohne Ser Gilean zurückkehrte?
Keine schöne Aussichten, fand Juliette aber genau da lag auch schon das nächste Problem. Wer sagte denn dass es überhaupt so weit kommen würde, dass der Magier am Ende der Reise wieder dorthin kämme wo er hingehörte? Die Asche des einzigen der das mit Bestimmtheit hätte sagen können war soeben erst vom Winde verweht. Sie würde es nicht zulassen dürfen, dass sich der Blondschopf einfach so über die Gebote der Kirche hinwegsetzte. Doch offen aussprechen konnte sie das nicht. Dafür hätte sie zu wenig Unterstützung in der Gruppe. Brauchten sie den Magier doch für die Übersetzung.
So beschloss sie gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich nichts anmerken zu lassen, vorerst. Sollte der Magier sich ruhig ohne Aufpasser wägen, eine Aufpasserin blieb, unauffällig, wachsam und mit scharfer Klinge. Sie würde erst zuschlagen wenn es nötig wäre und dafür Sorge tragen dass er am Ende ihrer Reise entweder zurück kehrte oder tot wäre. Irgendwie kam ihr das bekommt vor, sowohl diese Denkweise wie auch das schlechte Gewissen die damit einherging: Die wahren Absichten verbergen und den Rivalen etwas vorzugaukeln.
Hach ja. Das Spiel. ,kam ihr die Erleuchtung. Mal sehen wie gut ich noch darin bin.

"Wenn die Herren sich dann für einen Augenblick von der Aussicht losreißen könnten...", riss die Dalish Juliette plötzlich aus ihren Überlegungen, die zuerst gar nicht begriff was Leirâ eigentlich wollte. "... könnten sie sehen, dass dort drüben eines eurer Stein- Aravels steht."
Aussicht? Stein-Aravels? Die Herren?, ging es der Adligen verständnislos durch den Kopf während sie fragend zu ihren Mitreisenden blickte. Da bemerkte sie dass sich Alriks Wangen wieder einmal rot gefärbt hatten, das sein Blick, ähnlich bei Rhaego, ihrem etwas zu hektisch um normal zu sein auswich. Da kam ihr die Erkenntnis und mit ihr kam eisige Kälte auf ihre aristokratischen Züge.

Juliette wusste um ihre Reize. Sie hatten zwar deutlich abgenommen seit ihrer Verbannung und auch ihr Gang war den Umständen entsprechend gröber geworden durch er war doch noch deutlich eleganter und weiblicher als das Getrampel einer gewöhnlichen Fereldanerin. Es war ihr wohl bewusst dass es oft die Aufmerksamkeit von Männern erregte aber um solche Aufmerksamkeit hatte sie nie gebeten.
Sie war keine Hure, kein Flittchen, sie war eine Söldnerin, eine Kämpferin, nein sie war eine Adlige! Verdammt, sie war eigentlich eine Hochadlige! Niemand dem einfach so auf den Hintern starrte und sie zu einem Objekt der Begierde oder schmutziger Fantasien werden ließ, jedenfalls nicht ohne ihren Unmut zu spüren zu bekommen. Das war, gelinde gesagt, flegelhaft unhöflich.

"Das muss ein Gasthaus sein, haben wir ein Glück.", meinte Alrik nachdem die Elfe auf ein kleines Haus am Rande des Weges zeigte, "dort können wir den Rest der Nacht verbringen."
Etwas zu eifrig setzte er sich in Bewegung und ging voraus, in Richtung des auf einer Lichtung stehenden Gasthauses. Bevor sie dem Burschen folgte warf Juliette dem Blondschopf noch einen kalten Blick zu. Dieses Mal war ihr Blick aber weniger von Herablassung geprägt sondern vielmehr von Verärgerung und Ablehnung.
Also nicht nur unausstehlich und ein Magier sondern auch noch ein Lustmolch. ,tat sie ihn in Gedanken ab als sie sich von ihm abwandte und ihn fortan keines Blickes mehr würdigte. Als ob Leirâ bis jetzt hin und wieder nicht oft genug schon unausstehlich für zwei war, jetzt hatten sie noch einen der Juliette auf den Geist ging.
Großartig, einfach nur großartig, dachte sie sich resignierend als sie sich hinter dem jungen Fereldaner an die Tür stellte, an die er gerade geräuschvoll klopfte. Auch wenn er wohl nicht weniger auf ihren verlängerten Rücken gegafft hatte fühlte sie sich von ihm etwas weniger belästigt. Woher das kam war sie sich nicht ganz sicher. Vermutlich weil sie den Burschen mehr leiden konnte als diesen vermaledeiten Magier aber so genau wollte sie jetzt darüber nicht nachdenken. Jedenfalls würde sie von nun an nicht mehr an der Spitze der Gruppe laufen und die Herren ihren Unmut schon noch spüren lassen. Sie war sich nur noch nicht ganz sicher wie.

Obwohl Alrik das Hämmern an das dicke, teils mit Eisen beschlagene Holz auch noch nicht unterbrach als sich Leirâ und Rhaego zu ihnen gesellten gab es vom Inneren des Gebäudes keine vernehmbare Reaktion. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit unangenehmen Schweigens und monotonen Klopfens hörte man gedämpft mürrisches Gebrumme und schlurfende Schritte.
Kratzend öffnete sich ein Sehschlitz indem zwei rot geäderte Augen, in einer Mischung aus Müdigkeit und Misstrauen blickend, zum Vorschein kamen.
„Wer da?“, ertönte eine tiefe argwöhnisch klingende Stimme. „Wir haben Armbrüste und scheuen uns nicht sie zu benutzen!“
Alrik musste den Mann, der einem Gavin befahl den Kessel mit heißen Wasser über der Eingangstür bereit zu machen und einem Finlay riet die Jungs und die Waffen zu holen, erst einmal davon überzeugen, dass da kein räuberisches Gesindel vor der Tür stand und ihnen ans Leder wollte. Eigentlich konnte Juliette sein Misstrauen nachvollziehen. Normale, erbauerfürchtige Leute schliefen um diese Zeit. Wer es nicht tat, führte meist etwas Ungutes im Schilde. Ganz besonders die Bewohner abgelegener Gaststätten taten gut daran Vorsicht walten zu lassen und misstrauisch zu sein, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten scheinbar harmlose Reisende, die sich dann als Räuber oder Diebe entpuppten, einzulassen. Zudem sah die Gruppe dank ihrer deutlich sichtbaren Bewaffnung und allein schon durch die Anwesenheit Leirâs, einer Dalish, nicht gerade vertrauenserweckend aus.
Allerdings war sich die Adlige sicher, da waren kein Gavin, kein Finlay und auch keine Jungs, wenn doch hätte er potenzielle Räuber nicht so überdeutlich von ihrer Übermacht berichtet. Wer einmal das Spiel in Orlais mitgemacht hatte, erkannte schlecht gewobene Lügen. Der Mann versuchte sie nur zu ängstigen. Vermutlich hatte er nicht viel mehr als diese dicke Tür, durch die sie leider nicht durch kommen würden, jedenfalls nicht mit konventionellen Mitteln.

Der Mann schien sich gar nicht entscheiden zu können wenn er am misstrauischsten anblickte, erwähnte Angehörige eines seltsamen und fremden Volkes, den mehr als nur unüblich angezogenen Rhaego oder die waffenstarrende und vernarbte Söldnerin.
Erst nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit der Erklärungen und Beteuerungen sowohl keine Banditen und zahlungsfähig zu sein ließ er sie eintreten.
Sie traten ein in ein Gasthaus wie es solche in Ferelden zu hunderten gab. Der Raum den sie betraten war relativ groß, mit Tischen und Stühlen besiedelt auf denen hier und da leere Krüge und Teller standen. Geweihe einiger erlegter Tiere und ein Schild mit dem Wappen des örtlichen Banns hingen an der Wand, welche aber durch das Fehlen ausreichender Beleuchtung kaum zu erkennen waren. Die Feuerstelle in der Mitte des Raumes um welche sich sämtliche Sitzplätze und Tische ähnlich der Strahlen der Sonne reihten, glimmte nur.
Das einzige Licht kam von einer Laterne die ein gut genährter Mann im Nachthemd trug. Er war anscheinend der Besitzer dieses Gasthaues und die ebenfalls etwas übergewichtige und ähnlich gekleidete Dame neben ihm war wohl seine Frau. Juliette hatte also Recht behalten, nirgends eine Meute mit Knüppeln bewaffneter „Jungs“. Nur die beiden Besitzer deren einzige Bewaffnung ein weggesteckter Dolch, bei dem Mann, und ein Besen war, den die Frau wie einen Streitkolben hielt. Wobei der Gestank hier, fand Juliette, wäre durchaus geeignet Leute mit guten Nasen, wie sie, in die Flucht zu schlagen. Es roch nach verbrannten Harz, ranzigem Fett, schlechten Alkohol und gekochten Kohl. Man hatte hier wohl vor kurzem, nach fereldischen Standards, gut gespeist. Die Adlige musste nicht wenig Willenskraft aufbieten um das Gesicht nicht angewidert zu verziehen.
„Verzeiht meine Unhöflichkeit, Herrschaften.“, bat der Mann deutlich freundlicher als vorhin, sogar halbwegs entschuldigend nachdem die Gruppe eingetreten war und er die Tür schloss. „Seid Ostagar treiben sich hier in der Gegend Banditen herum.“
„Da kann man nicht vorsichtig genug sein, guter Mann.“, pflichtete Alrik zuvorkommend bei. „Habt ihr noch ein paar Betten frei?“

Rhaego Alcaryen
08.08.2012, 14:20
Tag 4, früher Morgen

„Wenn die Herren sich dann für einen Augenblick von der Aussicht losreißen könnten, könnten sie sehen, dass dort drüben eines eurer Stein- Aravels steht."
Der letzte Abschnitt ihrer Reise war anders. Rhaego konnte nicht genau sagen, warum, aber es fühlte sich einfach anders an. Freier. Die Luft erschien einfach plötzlich anders, die Wälder tiefer, der Himmel weiter – und die Schatten dunkler.
Es war irgendwie beunruhigend, dass kein zusätzliches Schwert mehr zwischen ihm und den Ungeheuern der Wildnis stand, auch wenn er den anderen Gruppenmitgliedern – zumindest Leirâ und der Orlaisianerin – durchaus zutraute, mit allem möglichen fertig zu werden. Und es war schön, Gileans Gemecker nicht mehr pausenlos in den Ohren zu haben und dessen harte Blicke zu spüren. Dennoch war es einfach merkwürdig, frei zu sein, unbeaufsichtigt. Schon so lange waren immer Templer um ihn herum gewesen, dass er ein anderes Leben nicht mehr kannte. Und Gileans plötzliches Ende hatte ihm auch vor Augen geführt, dass das Leben hier ganz anders war als im Turm. Gefährlicher, und wenn man nicht aufpasste, tödlicher.
Dennoch war er froh, dass es gekommen war, wie es gekommen war. Nun konnte ihn nichts mehr aufhalten, nichts mehr bremsen, niemand mehr. Frei...
Nunja, frei in diesem dunklen Wald, ohne irgendwelche Menschen um ihn herum, außer seinen Gefährten.
Erst Leirâs Stimme holte ihn aus seinen düsteren Gedanken und er wandte sich ihr zu.
Aravels? Waren hier etwa Dalish? Erst dann bemerkte er, dass Leirâ einfach kein Wort für ein normales Haus kannte, wie es gerade durch die Äste zu sehen war.
Die Orlaisianerin hatte aber auf einen anderen Teil aus Leirâ Botschaft geachtet und warf ihm einen bösen Blick zu, während Alrik neben ihm errötete. Er versuchte den Blick so unbeteiligt wie möglich zu erwidern. Es störte sie doch nicht wirklich, wenn man sie beobachtete, oder? Dann hätte sie sich ja nicht so... freizügig angezogen. Ihre Kleidung ließ ja nicht viel Unsicherheit über das, was davon verborgen war, zu. Es war ja nicht so, als hätte er etwas unanständiges getan. Und vor allem verstand er nicht, warum auch Leirâ auf einmal so bissig klang.
Alrik meinte, dass es sich um ein Gasthaus handeln würde, was ihm beinahe ein Seufzer entlockt hatte. Was würde er nicht alles für ein Bett tun, ein schönes weiches Bett, wie er es im Zirkel immer gehabt hatte. Also folgte er den anderen zu der Tür, ohne den kalten Blick der Orlaisianerin zu beachten. Würde er für jeden dieser abfälligen Blicke ein Kupferstück bekommen, hätte er seinen eigenen Schatz zusammen, ehe sie am Ziel der Schatzkarte angelangt waren.
Während der Bursche den Augen hinter dem Sehschlitz der Tür erklärte, was sie in diese Ecke des Waldes trieb, faselte der irgendetwas von Armbrüsten und sprach mit einigen weiteren Personen, die sich irgendwo hinter der Tür aufzuhalten schienen.
Ziemlich schwere Bewachung für ein einzelnes Wirtshaus, dachte er. Woher kriegt er nur das Geld, um diese Männer zu bezahlen? So viel ist hier sicherlich nicht los.
Erst nach einiger Zeit und einigen Erklärungen Alriks wurden sie eingelassen.
Der Mann hinter der Tür – übrigens der einzige Mann, die anderen waren wohl entweder weiter oben oder schlichtweg erfunden. Rhaego vermutete das letztere. War aber eine gute Idee, sollte er sich vielleicht für ähnliche Situationen merken – hieß sie nun merklich freundlicher, fast schmierig, willkommen, obwohl er sie immer noch recht merkwürdig musterte. Als wollten sie ihn ausrauben. Darüber konnte Rhaego nur den Kopf schütteln. Räuber sahen doch anders aus.
Während Alrik mit dem Mann über die Betten sprach, sah der Magier sich neugierig um. Er war noch nie in einem Gasthaus gewesen – zumindest nicht in den letzten Jahren. In seinem Heimatdorf hatte es eine Schenke gegeben, doch daran erinnerte er sich lediglich noch grob. Ihm fiel auf, dass es hier ziemlich schmutzig war. Sogar einige Teller und Gläser standen noch umher. Im Turm hatten immer einige Novizen und die Besänftigten den Speisesaal gesäubert. Hätten sie ihn so hinterlassen, hätten sie wohl einiges zu hören gekriegt. Nunja, der Mann war ja auch alleine und hatte als einzige Hilfe seine Frau, die momentan hinter ihm stand und die Neuankömmlinge finster musterte.
Rhaegos Schultern schmerzten und so setzte er seinen schweren Rucksack ab und ließ ihn auf einen der Tische fallen. Bei dem dumpfen Geräusch wandten sich alle kurz zu ihm um, doch das war ihm egal. Sein Rücken schmerzte, seine Füße schmerzten, er war todmüde und die beiden stritten sich um einen angemessenen Preis für die Übernachtung. Einen Moment lang überlegte er, ob er das Gespräch vielleicht beenden sollte, indem er einfach den Einfluss des Turms ins Spiel brachte. Doch dann verwarf er diesen Gedanken rasch wieder. Der Wirt hätte ihnen vielleicht ein Bett gegeben, doch in der ganzen Umgebung wäre dann bekannt, dass ein Magier ohne Begleitung durch die Gegend stromerte. Er hatte zwar die offizielle Erlaubnis, dennoch zog er es vor, unerkannt zu bleiben. Zumindest solange sie in der Nähe des Turms waren.
Also ließ er sich einfach nur müde auf einen der Plätze neben seinem Rucksack sinken und wartete.

Leirâ Ven
14.08.2012, 14:10
Leirâ hatte Mühe, Alriks letzten Satz zu verstehen. 'Gasthaus'. Was sollte das sein? Haus... Haus war das eigentliche Wort für diese Stein-Aravels, wie ihr bald einfiel. Und natürlich kannte sie das Wort 'Gast', doch warum dieses Haus zu gast sein sollte... Vielleicht zu Gast im Walde?
Nein. Diesen Gedanken verwarf sie rasch wieder. dafür hatten die Shemlen zu wenig Respekt vor Letzerem. Wie auch immer, all diese Überlegungen wurden alsbald hinfällig, denn sie erreichten den Steinbau. Und da hörte sie es: Schwach, verschlafen, aber nichtsdestotrotz furchterregend: Geschnatter. Es kam von irgendwo hinter dem Haus.

Der Klang dieses Lautes verwandelte die Jägerin in ein kleine Mädchen, dunkle Schatten über ihr, Gefieder das sie umhüllte.

Dumpfe Schläge holten sie ins Jetzt und Hier zurück, als Alrik wider die Tür schlug. Sie zuckte zusammen, was Schmerz durch ihre Flanke zucken ließ. Ein Zittern lief durch ihren Körper, ihre linke Hand verkrampfte, in der Gurte, Schwert und Bogen ruhten. Sie stand da wie eine aufgeschreckte Katze, starrte unentwegt in Richtung des Geräusches. Angst glitzerte in ihren Augen. Beiläufig bemerkte sie, wie ihre Gefährten das Haus betraten. Langsam folgte sie.
Darinnen überschattete dann etwas anderes das Unwohlsein ob der Anwesenheit der gefiederten Dämonen hinter dem Haus: Die Blicke der fetten Shemlen. Wie sie sie anstierten. Ein seltsames Tier, bei dem man sich noch nicht sicher sein konnte, ob es biss oder nicht. Sie schenkte den, selbst für Shemlen- Verhältnisse viel zu massigen Leuten einen unfreundlichen, herausfordernden Blick, überließ Alrik das Reden.
Stattdessen setzte sie sich an den nächstbesten Tisch, breitete ihre Habe auf diesem aus und fuhr behutsam mit der Hand über ihre Prellung. Mit einem Ohr hörte sie, wie der fette Shem zu Alrik sagte:
"Betten nicht. Aber in der Dachkammer ist noch Platz, einige strohgefüllte Säcke sind auch noch oben."
Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Doch sie wollte ganz sicher sein, auch wenn sie nicht wieder wie eine Närrin dastehen wollte. Sie neigte sich zu Rhaego, der ihr gegenüber saß, zu und raunte:
"Ein... 'Gasssthaûs' ist ein Haûs, in dem man Gäste empfängt?"
Hoffentlich hatte das niemand außer dem Magier gehört...

Rhaego Alcaryen
16.08.2012, 15:19
Auch Leirâ zog es offenbar vor, sitzend abzuwarten, bis Alrik und der Gastwirt sich geeinigt hatten.
Rhaego sah ihr träge dabei zu, wie sie sich ihm gegenüber niederließ und ihre eigenen Sachen auf dem Tusch verbreitete. Ihre Seite schien sie noch immer stark zu schmerzen, so vorsichtig wie sie sich bewegte. Vielleicht sollte er sich doch überlegen, ob es einen Zauber gab, der ihr helfen konnte? Doch allein dieser Gedanke kostete ihn schon viel zu viel Kraft. Jetzt, wo er saß, wich alle Anspannung aus ihm und machte bleierner Müdigkeit Platz. Er spürte wie seine Glieder immer schwerer wurden. Auch seine Augenlider... einen Moment lang kämpfte er heftig darum, sie offen zu halten, dann kapitulierte er. Er hatte das Gefühl, immer weiter ins dunkel zu sinken, bis er die Geräusche des Gasthofs nur noch am Rande wahrnahm. Doch plötzlich riss ihn etwas aus seinen Gedanken.

Das darf doch nicht wahr sein!, fluchte er im Stillen. Sie waren die ganze Nacht gelaufen und jetzt gab es hier nicht einmal richtige Betten?
Der Satz hallte imemr noch in seiner Erinnerung. "Betten nicht. Aber in der Dachkammer ist noch Platz, einige strohgefüllte Säcke sind auch noch oben."
Strohgefüllte Säcke? Ernsthaft? Er war doch kein Esel, der auf Stoh schlief.
Ruckartig sezte er sich auf. Doch noch ehe er sich wütend zu dem Gastwirt umdrehen konnte, um ihn für diese Anmaßung zurechtzuweisen, raunte Leirâ ihm leise zu: "Ein... 'Gasssthaûs' ist ein Haûs, in dem man Gäste empfängt?"
Rhaego zog die Augenbrauen zusammen. Machte sie sich über ihn lustig? Doch die Unsicherheit auf ihrem Gesicht wirkte echt. Wussten Dalish wirklich so wenig über die Welt außerhalb ihrer Aravels? Er wusste zwar aus seinen Sprachstudien, dass manche Dinge in jeder Kultur in einem anderen Kontext zu sehen waren. Und trotzdem - war das Wort Gast-Haus nicht irgendwie selbst erklärend?
Die Aussage der Dalish schrammte haarscharf an der Wahrheit vorbei. Während er seine Ellbogen auf der Tischplatte aufstützte, die Hände in die gegenüberligenden Ärmel gesteckt, überlegte er einen Moment, wie er es genauer auf den Punkt bringen konnte, dann antwortete er eben so leise: "In einem Gasthaus... Ich weiß nicht genau, was Ihr unter Gäste empfangen versteht... auf jeden Fall nicht im eigentlichen Sinne. Es ist so, dass der Mann hier" - er wies mit dem Kinn auf den Gastwirt - "sein Geld damit verdient, dass er Reisenden die Möglichkeit einer Übenachtung bietet. Er stellt ihnen Betten zur Verfügung und warme Mahlzeiten. Und als Gegenleistung bezahlen ihn die Reisenden eben. Habt Ihr so etwas nicht bei den Dalish?", wunderte er sich. "Im Grunde haben beide etwas davon, sowohl die Reisenden als auch der Wirt. Der verdient Geld und seine Gäste haben eine bequemere Schlafmöglichkeit als draußen im Wald - zumindest normalerweise", fügte er knurrend hinzu, noch ein wenig leiser, während er an diese Strohsäcke dachte, die auf ihn warteten.
Nunja, es war ja nur für eine Nacht. In Zukunft, sobald sie in einem bewohnteren Gebiet waren, würden sie sicher auch angemessenere Übernachtungsmöglichkeiten finden. Zumindest ging er davon aus...

Juliette de Ludin
19.08.2012, 22:01
Juliette war alles andere als angetan, auf Strohsäcken schlafen zu müssen. Da sie aber die Illusion, das ihr als Hochadelige selbstredend etwas Besseres zustünde, längst begraben hatte konnte sie es auf ein resignierendes Rollen ihrer stahlgrauen Augen beschränken. Blaues Blut oder nicht, in Ferelden musste man lernen mit dem klar zu kommen was man sich nehmen konnte statt hier die verzogene Prinzessin von früher zu spielen. Das war sie nämlich nicht mehr. Sie war jetzt die hart gesottene Söldnerin, die schon deutlich schlechtere Quartiere hatte beziehen müssen als mit Stroh gefüllte Säcke in einer Dachkammer. Solang es dort oben wenigstens nicht von Ungeziefer, oder zumindest nicht allzu viel, wimmelte, es warm war und man sich nicht sorgen musste am nächsten Morgen bestohlen worden zu sein konnte sie mit so etwas leben.
Bei anderen, wie bei dem Blondschopf, schien das nicht zuzutreffen, was leicht an seinem erzürnten Gesichtsausdruck zu erkennen war. Doch bevor er seiner Entrüstung gegenüber dem Wirt sprachlichen Ausdruck verleihen konnte sprach ihn Leirâ leise flüsternd an.
Zuerst sah der Magier aus als glaube er man mache sich über ihn lustig ehe er nicht weniger leise der unsicher blickenden Dalish antwortete. Was sie aber nun auch besprachen Juliette verstand es nicht. Zum einen da sie nicht das Gehör eines Klingenohrs hatte und zum anderen das sie näher an dem mit Alrik diskutierenden Wirt stand.

Schließlich einigten sich letztere auf einen Preis für die Übernachtung und eine Handvoll Silberstücke wechselte den Besitzer, was Juliette in Gedanken erleichtert ausatmen lies. Sie hatte schon befürchtet ebenfalls Geld zahlen zu müssen, sie war nämlich seit Loterhing immer noch völlig abgebrannt aber scheinbar hatte Alrik genug für sie alle vier gezahlt.
Nachdem der Wirt probeweise in ein paar der Silbermünzen reinbiss führte er sie über eine Treppe hoch in den ersten Stock und von dort aus über eine Leiter in die Dachkammer. Auf dem Weg in den ersten Stock hatte sich eine Tür einen winzigen Spalt weit geöffnet um gleich drei paar von kindlicher Neugier aber auch Furcht erfüllter Kinderaugen einen Blick auf die vier ungewöhnlichen Gäste werfen zu lassen. Doch gleich darauf zischte die Wirtsfrau harsch den Nachwuchs an gefälligst wieder zu Bett zu gehen, worauf sich die Tür, begleitet von erschrockenem Keuchen derer dahinter blitzartig wieder schloss.
Juliette musste schmunzeln während sie dem leicht übergewichtigen Mann die Steintreppe hoch folgte. Sie mochte Kinder eigentlich, wenn es sich nicht um kleine langfingrige Satansbraten handelte, wie es sie in Denerim zum Beispiel zu Dutzenden gab und fand die harsche Reaktion der Mutter etwas übertrieben. Aber andererseits: Schließlich waren sie vier Fremde und besonders der Magier wäre ganz sicher kein guter Umgang für Kinder. Es sollten schließlich keine falschen Sympathien zustande kommen wie es bei ihr selbst früher beinahe geschehen wäre. Die musste man nämlich sonst mit Ohrfeigen austreiben, ebenso wie bei ihr und das wünschte sie eigentlich keinem Kind.

An der Leiter hoch zur Dachkammer bot Juliette der verletzten Leirâ ihre Hilfe an, obwohl sie bereits ahnte wie die Reaktion der Elfe wäre. Und sie hatte Recht. Die Dalish quälte sich alleine die klapprige Leiter hoch, was die Adlige mit gemischten Gefühlen und einen besorgten Blick bedachte. Sich schonen, ging anders.
Schließlich kamen sie in der Dachkammer an als der Wirt meinte: „Hier wären wir. Wenn ihr etwas zu speisen wünscht werdet ihr aber bis Sonnenaufgang warten müssen. Um diese Zeit schenken wir nichts aus.“
Der Schein seiner Laterne erhellte die kleine Kammer deren hölzerne Dachstützbalken mit Spinnenweben und Staub nur so behangen, während der Boden mit losem Stroh und den versprochenen Säcken bedeckt waren. Eine Edelunterkunft war etwas anderes. Juliette hoffe nur diese verdammten Spinnenviecher würden in ihrem gesponnen, klebrigen Reich bleiben statt sich zu ihnen herunter zu gesellen. Sie schauderte. Wie sie Spinnen doch hasste.
„Habt dank, Herr Wirt.“, bedankte sich Alrik höflich als er seinen Rucksack in der Kammer abstellte und noch einmal zu dem Mann sah, doch der winkte ab.
„Jaja, schon gut. Wünsche gut zu schlafen.“, brummte er mehr als das er sagte als er die Leiter bereits wieder herabstieg und seine neuen Gäste allein ließ. Offensichtlich hatte er seinen geschäftlichen Pflichten soweit genüge getan und geschlussfolgert dass die vier keinen Ärger machen würden dass sich seine eigene Müdigkeit wieder bemerkbar machen durfte.

Einer nach dem anderen suchten sich die Gefährten Schlafplätze und versuchten sich diese so komfortabel wie möglich einzurichten. Juliette suchte sich einen Platz an eine der Ecken aus, von der sie den ganzen Raum und den einzigen Eingang genau im Auge behalten konnte. Einer ihrer nervösen Angewohnheiten die sich über die Jahre in diesem gefährlichen Land eingebürgert hatte. Außerdem läge sie nicht weit von Leirâ.
Mit einem Sack als Kissen im Genick und ihrem Säbel im Arm, nachdem sie ihre restliche Habe hinter dem gewöhnungsbedürftigen Kissen versteckt hatte, seufzte sie. Wirklich müde war sie nicht. Jedenfalls nicht so sehr das sie selbst auf diesen Säcken würde gut einschlafen können. Vermutlich würde sie die halbe restliche Nacht brauchen um endlich ein Auge zu machen zu können und sich am nächsten Morgen wie gerädert fühlen. Aber sie nahm es hin, es blieb ihr schließlich nichts anderes übrig.
Anders hingegen bei dem Magier. Rhaego schien sich mit dem Gedanken hier unter all dem Ungeziefer und Stroh zu schlafen nur schwer anfreunden zu können, was ihr ein fast schon hämisches Lächelnd auf die zerkratzen, vollen Lippen zauberte. Er war wohl andere Standards gewohnt. Kein Wunder wenn man sein Leben lang im Turm der Magier lebte. Wenn er jedoch wüsste dass er sich von diesem Luxus, nach Juliettes Erfahrung, für eine ganze Weile lossagen musste, wäre er vermutlich bleich vor Schreck geworden. Ein halbwegs komfortabler oder sicherer Schlafplatz war alles andere als Selbstverständlich, besonders wenn man auf dem Weg ins Frostgipfelgebrige war. Wie der Name schon sagte, würde es kalt werden. Vielleicht sollten sie sich noch ein paar Mäntel zulegen?

Doch diesen Gedanken verschob sie fürs erste. Leirâ war schließlich verletzt und auch wenn sie sich noch nicht lange kannten, fing Juliette an sich immer mehr zu sorgen. Nur war sie sich nicht ganz sicher warum.
Lag es daran das sie das Klingenohr nun doch anfing zu mögen, obwohl sie eine unausstehliche, ungebildete Wilde war, eine Angehörige eines seltsamen, fremden Volkes? Oder lag es einfach an Juliettes mitfühlenden Wesen oder schlicht daran, dass der letzte Rippenbruch den Juliette bei einem anderen Söldner, und das vor weniger als einem Monat, miterlebt hatte tödlich verlaufen ist?
Leirâ hatte nicht wenig Schwierigkeiten dabei sich schmerzfrei zu betten als Juliette sich aufsetzte und sie besorgt ansprach: „Braucht ihr vielleischt noch ein paar Säcke? I´r könntet meine gern `aben.“

Adriana-Sarunu Vedeejs
24.08.2012, 23:34
<--Lothering

Die trockene Luft gefiel ihr nicht. Seit Tagen hatte es wohl nicht mehr geregnet. Die Sträucher, trocken wie Heu und die Bäume erinnerten, von ihrem Geruch her, eher an Holzkohle, als den von frischem Grün. Ein Hauch Lavendel lag in der Luft. Nicht all zu stark, aber vorhanden. Die Räder knarzten, als sie mit hoher Geschwindigkeit über den getrockneten Pfad liefen. Der Boden ähnelte einer Wüste. Blassbraun und spröde wie ungepflegte Lippen.
Die Fahrt strengte an. Weil eine Verderbnis drohte und die Lebensqualität in Lothering rapide nachließ, man war sich keines Schrittes mehr sicher, verließen die Drei das Dorf. Seit nun knapp drei Tagen waren sie gen Westen unterwegs. Das ungewöhnliche Gespann besuchte unter anderem Redclif, frischte Güter und Informationen auf und versuchte mit den eingekauften Sachen, ihren Profit bei anderen herauszuschlagen.
Adriana war ein Genie, wenn es ums Handeln ging. Sie wusste ihre weiblichen Reize einzusetzen und im Normalfall bekam sie auch das, was sie wollte. Selten schlug ihr ein Kunde das Geschäft aus und noch seltener verkaufte sie zum Einkaufspreis. Ihre Margen lagen im Schnitt bei knapp fünfzehn Prozent des für den eingekauften Preises. Ein beachtlicher Wert, da sich ihre Zunft eigentlich mit sieben bis zwölf Prozent zufrieden gab. Einige Male wurde sie des Wuchers und der Preistreiberei bezichtigt, doch stets konnte sie einer Verurteilung entgehen, wenn auch des öfteren nur knapp.
Ihre Masche war immer die selbe: Zunächst haschte sie sich Kunden, die nach etwas alltäglichen suchten. Meistens waren es verheiratete Männer. Logisch, denn bei ihnen hatte Adriana die größte Erfolgschance. Die Frauen spielten ihr Spiel nur selten mit, dennoch versuchte sie des öfteren ihr Glück beim gleichen Geschlecht. Sie versuchte dem ersten Impuls ihrer Kunden zu entsprechen und versorgte sie mit der gefragten Ware, sofern sie denn vorrätig war. Im Anschluss daran, spielte sie ihre zweite Karte aus. Sie fing an davon zu erzählen, wie toll es doch sei, seiner Gattin ein passendes Geschenk mitzubringen, sie würde sich doch so darüber freuen und die Geste würde seiner Gattin zeigen, dass er nur sie im Kopf hatte. Einige Kunden gingen recht schnell auf diese Masche ein, andere bedurften da noch einer weiteren, spezielleren Betreuung. Hier spielte Adriana ihren wohl wichtigsten Trumpf aus: Ihre weiblichen Reize. Sie umkreiste den Ladentisch und schmiegte sich an den hin und her gerissenen Kunden, umspielte seine Konturen und hauchte ihm ein: „Mir würde solch ein Geschenk sicherlich gefallen.“, in die Ohren. Mit ihren Schenkeln tastete sie dabei schon nach der Libido ihres Kunden und sollte er Anstalten machen, die Ware doch nicht kaufen zu wollen, erinnerte sie ihn daran, dass seine Frau es wohl nicht mögen würde, wenn sie erführe, dass ihr Mann an andere Frauen, außer ihr und eventuell seiner Tochter, dachte. Dieses einfache und sogleich auch wirkungsvolle Verkaufsargument zog in neunzig Prozent aller Fälle.
Über Stock und Stein zog sich der Weg manches Mal in eine Ewigkeit. Boomer machte ihren Job gut. Sie zog den Wagen und war noch immer Willens weiter voran zu gehen. Adriana verstand das weiße Knäuel nicht immer, aber sie war ihr für diese Mühe äußerst dankbar. Mehrfach rasteten sie an schwer einsehbaren Orten, um Dieben und Wegelagerern zu entgehen und die, die ihnen dennoch auflauerten, hatten nicht mit dem Einsatz der bepelzten Freundin gerechnet. Boomer passte auf die beiden Zweibeiner auf. Ein Leben ohne ihre treue Freundin konnte sich Adriana schon gar nicht mehr vorstellen, dennoch hatte sie bei jedem Angriff durch Außerhalb Angst um sie und ihr Leben. Sie würde es sich niemals verzeihen, sollte Boomer tatsächlich etwas passieren. Bislang hatten sie Glück gehabt und die meisten Diebe sind mit leichten Blessuren davon gekommen, aber wie lange würde diese Glückssträhne wohl noch anhalten?
Ein neuer Morgen brach an und auch wenn die Reise mit dem Wagen bequemer war, als eine Reise zu Fuß, spürte die blinde Brünette die Schmerzen in ihrem Rücken. Am Horizont tat sich eine Schenke auf. Zumindest hoffte Adriana das, da sie das wohlbekannte Aroma aus Alkohol und gebratener Leber schnupperte.
Der Karren hielt an. In der Nähe machte Kasha einen Bergquell aus und verschwand für kurze Zeit. Die drei wussten genau, dass sie nicht wie Gesocks dort erscheinen durften und begannen damit, sich frisch zu machen. Kasha besorgte eine Karaffe sauberes Wasser aus dem Bach, unweit der Haltestelle und schrubbte Adiranas Körper sauber. Während sich die Blinde, das Haar reinigte, wusch sich auch das Klingenohr rein. Kasha entpackte das saubere Gewand der Händlerin und kleidete sie ein. Das Korsett schnürte sie gewohnt fest, was wieder einen unterdrücktes Ächzen seitens Adrianas zur Folge hatte. Adriana glitt sich mit der Hand durch ihr luftgetrocknetes Haar und schob sie hinter die Ohren, was diese wieder in eine Linie brachte und gepflegt aussah. Kasha band sich wieder ihren geliebten Dutt. Ihr schwarzes seidiges Haar machte die Blinde des öfteren neidisch, ach wenn sich beide Haupthaare nicht, oder nur gering in ihrer Länge unterschieden, war das Haar ihrer stummen Freundin doch wesentlich leichter zu pflegen und das ist etwas, was sie nur zu gern gehabt hätte: Pflegeleichtes und dennoch schönes Haar.
Sie spürte die weiche, aber kräftige Hand ihrer Begleitung auf ihrer Wange. Kasha gab das Zeichen, dass sie gut ausschaute, sie aber noch einen Handgriff erledigen musste. Adriana nickte leicht und spürte sofort, wie eine ihrer langen Strähnen zurück ins Gesicht gezogen wurde. Der Anblick, dieses kleine Detail gab ihr etwas geheimnisvolles, etwas, nachdem sich so mancher Mann verzerrte. Sie schmunzelte, bedankte sich artig bei ihrer Gefährtin und vernahm kurz darauf das bettelnde Gegrummel des Pelztiers. Boomer wollte auch gewaschen werden, was sie lautstark bekannt gab. Adriana lachte. Langsam tastete die Händlerin nach der Karaffe. Ihre Finger tänzelten über den Rand des Wagens, erspürten jede noch so kleine Unebenheit im Holz und fanden alsbald den kalten Ton des Gefäßes. Schwungvoll griff sie in den Henkel und drehte die Karaffe und sich selbst um. Das Wasser flog im hohen Bogen durch die Luft, sie konnte das Plätschern und das Zischen hören, aber der gutgemeinte Regenfluss endete einige Zentimeter vor den Pranken der Bestie. Boomer war enttäuscht und Adriana entschuldigte sich aufrichtig bei ihr. Murrend ließ sich der Bär wieder vor den Wagen spannen. So lustig und befreiend die kurze Rast auch war, sie mussten weiter. Das Geld würde sich leider nicht von alleine in ihren Taschen vermehren und Hunger hatten sie auch.
Viele Leute starrten das ungleiche Gespann an. Einige aus Furcht vor dem Bären, andere aus Neugier auf die Fremden. Wann sah man schon mal einen Eisbären aus dieser Distanz? Mit einem elegantem Sprung, setzte Kasha ab. Sogleich fing sie mit der Versorgung Boomers an.
„Wirt!“, verlangte Adriana lautstark.
„Wirt, komm raus!“
Die Tür ging knarrend auf. Ein dicklicher Mann, angegraut und Schnauzbart. Definitiv war er weit über die Hälfte seines Lebens hinaus. Murrig schaute er mit müdem Blick gegen die aufgehende Sonne. Eine Hand hielt er sich vor das Gesicht, schirmte damit die überschüssigen Sonnenstrahlen ab. Er blinzelte einige Male. Dann erkannte er die Schöne, die auf dem Wagen saß und nach ihm gerufen hatte.
„Was wünscht ihr?“, begann er mit doch leicht erheiterter Stimme. Scheinbar traf er nicht so oft auf Liebreiz wie den der blinden Händlerin.
„Kommt näher, helft mir herunter.“, gebot ihm Adriana. Sie streckte die Arme aus und suchte nach dem Halt des Wirtes. Seine Arme waren weich, aber dennoch stark genug, sie vom Fahrerstand zu heben und sanft auf den Boden gleiten zu lassen. Seine teigigen Hände umschlossen ihre Hüfte fast zu Gänze. Adriana streckte ihren Rücken durch, was ihr zum einen, einen stabilen Halt gewährte und zum anderen, dem Wirt die Sinne raubte. Denn sein Blick ruhte auf der nicht gerade kleinen Oberweite der Händlerin. Sie hatte ihn in ihren Bann gezogen. Er würde ihr wohl so schnell keinen Wunsch abschlagen. Adriana hoffte nur, dass seine Frau, zumindest ging sie davon aus, dass er eine hatte, nicht all zu eifersüchtig war. Nichts war harscher, als ein wild gewordenes Eheweib. Sie musste es wissen, sie war schon der einen oder anderen begegnet.
„Vielen Dank.“, entgegnete sie ihm, sein schüchternes Lächeln hörend.
„Keine Ursache, hübsche Dame.“
Adriana lachte: „Danke. Ihr schmeichelt mir. Würdet ihr mir bitte meinen Stab vom Wagen geben und mich dann in eure Schenke geleiten? Wir sind hungrig, haben seit Tagen nichts richtiges mehr gegessen.“
Wieder hörte sie sein Lachen. Dieses Mal schien sich aber mehr dahinter zu verbergen.
„Natürlich. Kommt folgt mir.“
Der Mann machte eine Geste. Wahrscheinlich streckte er seinen Arm in die Richtung des Schankraums. Adriana lächelte leicht und gestand dann ihr Handicap.
„Tut mir leid, Wirt. Ich wurde meiner Sehkraft beraubt. Ihr müsst mich schon in den Raum führen.“
„Natürlich, verzeiht mir…“, und endlich schien der Mann den Beruf der Blinden erkannt zu haben und fügte ein mehr verdutztes, als ernstgemeintes: „…Händlerin?“, hinzu.
Adriana nickte leicht schmunzelnd und hielt ihm die Hand hin. Der Mann, leicht stutzig, trat näher an sie heran. Er winkte ihr vor ihren Augen, um zu prüfen, ob sie tatsächlich blind sei.
„Irritiert euch das so sehr, Wirt? Ja, ich kann nichts sehen. Da ändert auch unnützes Gefuchtel mit der Hand nicht und bevor ihr fragt, ich habe den Windzug auf der Haut gespürt.“, erklärte sie freundlich.
„Nun kommt, führt mich hinein in eure gute Stube.“
„Ja, natürlich. Verzeiht.“
Adriana lächelte ihn an. Ihre Hand legte sie auf seinen angewinkelten Unterarm. Langsam führte der Mann sie in die Gaststätte und bot ihr seinen saubersten Platz an. Adriana nahm dankend platz.
Die Geräuschkulisse war verlockend. Um diese Tageszeit schien schon ziemlich viel los zu sein. Stimmen, die meisten davon Männern zugeordnet, füllten die Stille. Frohsinn und Alkohol füllten die Gedanken der Gäste und nun auch der Anblick der blinden Händlerin. Der Ort an sich war eher düster. Kleine Fenster ließen nur wenig Licht in die Kammer und die Luft war auch nicht mehr die frischeste. Adriana hörte sich um. Langsam konnte sie aus dem Gewirr der Stimmen und Geräusche ein Muster heraushören. Es war eine Bande Söldner, die sich hier eingemietet hatte. Offenbar redeten sie von einer verschwunden Prinzessin oder der Gleichen aus Orlais, einem Nachbarland Fereldens. Sie spitzte weiter die Ohren. Sie hörten Gerüchte über einen mächtigen Mann, den der König aus sandte, sie zurück zu bringen. Angeblich wurde sie entführt und dem edlen Befreier lockte eine großzügig bemessene Belohnung. Sie grinste, kannte sie doch die etwas offiziellere Version. Immerhin hatte sie mitbekommen, wie ein ganz und gar geschäftiger Mann in Lothering die Schenke auseinander nahm und der Wirtsfamilie ordentlich drohte. Leider hatte sie seinen Namen nicht verstanden. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er ihn überhaupt genannt hatte. Wen er allerdings suchte, wusste sie ganz genau: Juliette de Ludin. Die Tochter des mächtigen Lord Maxime de Ludin. Ehefrau und Witwe eines gewissen Kylian de Rozier. Den Gerüchten zur Folge, hatte sie ihren Mann in der Hochzeitsnacht getötet und war dann verschwunden. Warum man sie allerdings hier in Ferelden vermutete, wusste sie nicht zu beantworten. Die freien Marschen wären da das wohl sicherere Versteck gewesen.
Wie Adriana befürchtet hatte, war das Eheweib des Wirtes dann doch ziemlich eifersüchtig auf die holde Maid, die er am nobelsten, weil saubersten, Tisch geparkt hatte. Garstig und grimmig stellte sie ihr den Teller mit der frischen gebratenen Leber und den Kartoffeln auf den Tisch. Daneben den Becher Wein, den ihr Gatte geöffnet hatte, um sie zu begrüßen. Die Frau musterte das Mädchen genau.
„Vielen Dank.“
„Bild dir bloß nichts drauf ein, Mädchen. Ich weiß, was du vorhast.“
„Ach, ja?“, brüskierte sich die Händlerin.
„Ja.“
„Nun gut. Dann wisst ihr auch, dass mein Bär ebenfalls Hunger hat. Bitte geht, deckt einen zweiten Teller für meine Begleitung und versorgt meinen Bären draußen. Danke sehr, Wirtin.“
Sie musste ihre ganze Willenskraft aufwenden, um nicht wie ein kleines Mädchen aufzulachen. Adriana richtete ihren Blick, kalt und leer, auf die Wirtin, versuchte sich ihr Gesicht vorzustellen. Wie sie voller Wut die Augen zusammenkniff und die Zähne wetzte.
„Pah!“, stieß sie wütend hervor und verschwand wieder in der Küche, aus der man Sekunden später, lautes, aber unverständliches Gekeife ihrerseits vernahm.
Kasha schloss sich ihr an. Sie setzte sich neben ihre Freundin und lehnte sich erst einmal an sie an, umarmte sie. Ein Zeichen. Das Zeichen für „Danke schön.“
„Kein Problem, Kasha. Was ist mit Boomer?“, erkundigte sich die Blinde, worauf Kasha ihr die Hand beruhigend auf den Unterarm legte. Sie war also versorgt. Kein Grund zur Aufregung. Adriana wusste, dass die Bärin keinen Ärger verursachen würde und dem war auch so. Boomer schlang ihre Portion rohes Fleisch herunter und legte sich dann in die warme Morgensonne um zu dösen. Wie menschlich der Bär doch wirkte.
Der Wein rann ihre trockene Kehle entlang und das feine Aroma der Leber stieg ihr in die Nase.
„Lass es dir schmecken, Kasha.“, wünschte sie ihrer Freundin und begann dann selbst das Mahl. Gebratene Leber zum Frühstück. Ferelden war toll, das Essen war toll. Frühstück war die wichtigste Mahlzeit des Tages und dieses hier, wenn auch von einer eifersüchtigen Zicke zubereitet, war sehr gut. Sie ließen sich lange Zeit und genossen das zarte Fleisch. Doch kurz bevor sie die Teller geleert hatten, wurde die Tür, mehr kraftvoll, denn wütend, aufgestoßen. Ein Mann, ungefähr Adrianas Alter, betrat den Schankraum und blickte sich suchend um. Festen Schrittes hielt er auf die Theke zu. Der Wirt war gerade damit beschäftigt, seine Becher zu putzen, als der Mann mit orliasianischem Akzent nach einer Frau fragte.
War es so, dass sie wirklich hier in der Gegend war? Adriana horchte auf, konnte der Beschreibung des Mannes entnehmen, dass es sich tatsächlich um Juliette handeln musste. Langsam streckte sie ihr Bein aus. Die Söldner im Hintergrund fingen an zu tuscheln und ihr Anführer ging auf die Theke zu.
„Verzeiht mir, Herr.“, sprach er den Ausländer an.
„Eventuell könnten wir euch bei der Suche behilflich sein.“
Der Wirt suchte eingeschüchtert das Weite. Offensichtlich fürchtete er um Leib und Besitz. Er bat die Herren nur darum, kein all zu großes Chaos anzurichten. Adriana musste schmunzeln, als sie seine Verwünschungen hinter sich hörte und sich in die hinterste Ecke des Gastraumes verzog, um das Treiben zu beobachten.
Der Orlaisaner schlug dem Söldner, der um einiges größer war als er selbst, mit der flachen Hand auf die Stirn. Ein helles Klatschen durchschoss die Luft und gelangte an die empfindlichen Ohren, die grazil das brünette Haar Adrianas zurückhielten.
„Wenn isch eure ’ilfe benötige, sag isch eusch schon Bescheid und nun verpisst eusch.“
Der Mann hatte sich klar und deutlich ausgedrückt. Gefallen hatte sie schon in diesen wenigen Augenblicken an ihm gefunden.
Der Söldner wollte Anstalten machen, doch der Orlaisaner erstickte sie im Keim. Er drehte die Hand des Söldners mühelos auf den Rücken und hämmerte seinen Kopf auf die Theke. Schmerzschreie waren zu vernehmen und Adriana musste einige Sekunden innehalten.
Er flüsterte ihm etwas, selbst für Adriana, unverständliches Zeug in die Ohren. Dann brach er ihm die Hand und ließ ihn gehen. Das Knacken der brechenden Hand hallte noch etwas in der Ohrmuschel Arianas nach. Ein widerliches Geräusch, wie sie empfand. Kurz schüttelte sie sich.
„’abt i’r das verstanden?“, richtete er seine Frage mit einem drohenden Unterton an den Söldner.
Der Mann nickte eifrig und hielt sich die Hand vor Schmerz. Garantiert würde er sich nicht mehr in die Angelegenheiten des Häschers einmischen. Dieser ging nun durch die Schänke, fixierte die Söldner, die sich wieder ihren Bechern Met zu wandten und schien den Wirt zu suchen.
Adriana, die mit ihrem Fuß endlich den ihr gegenüberliegenden Stuhl fand, stieß ihn kratzend vom Tisch weg, bot dem Jäger somit eine Möglichkeit sich zu setzten, sich einmal auszuruhen. Während der ganzen Eskapade hatte sie es sich nicht nehmen lassen, ihre Speise weiter zu verzehren, aber sie hatte auch gemerkt, dass der Mann müde war.
„Bitte, setzt euch doch zu mir.“, gebot sie dem Angst einflößendem Mann, ihren Blick ungefähr in seine Richtung gerichtet und von einigen ihrer leicht gewellten Haare verdeckt. Kascha hielt sich am Arm der Blinden fest. Für Außenstehende sah es so aus, als wären die Beiden ein Paar, doch das Klingenohr hatte Angst. Angst vor dem Mann, vor dem Häscher der Adligen und auch Adriana schlug das Herz bis zur Kehle. Immerhin, konnte sie ihn nicht einschätzen und in einem unbekannten Gebiet war sie mehr als nur aufgeschmissen. Adriana wandte sich um, suchte in dem Raum nach der Stimme des dickbäuchigen Mannes, der die Schenke betrieb: „Wirt! Mehr Wein und einen Becher Met für meinen Freund hier... Bitte!“

Leirâ Ven
25.08.2012, 12:08
Gasthaus im östlichen Bannorn,
kurz nach Mitternacht


Die Dalish schüttelte langsam den Kopf.
"Beim Volk empfangen wir jeden in unseren... Wie sagt ihr dazu? Zelten. Jeder ist willkommen. Auch solche aus anderen Klans."
Geld, also diese Metallstücke dafür zu verlangen, nur weil jemand unter seinem Dach schlief, erschien der Jägerin mehr als seltsam. Sie schüttelte abermals den Kopf. Beim Essen war das schon etwas anderes, dennoch teilte das Volk zumeist die Mahlzeiten mit den Gästen. Wozu empfing man sie sonst? Und bei den 'Klingen des langen Weges' hatte es auch stets genug Jäger gegeben, damit Alle satt wurden. Allerdings...
"...Sind wir auch nicht so verstreut wie ihr. Wobei, eigentlich schon. Talon'din lässt uns nur selten Pfade kreuzen, außer zu den großen... Versammlungen?"
Rhaego ignorierte ihren fragenden Blick ob des Wortes, die Aufmerksamkeit überdeutlich nach hinten gerichtet. Er hatte den Kopf gedreht. Dann wurden sie auch schon von Alrik herüber gewunken. Seufzend machte die Dalish sich daran, ihre Habe einzusammeln. Schwer genug, alles so zu tragen, dass es nicht allzu sehr schmerzte, schien ihr diesmal niemand auch nur Hilfe anzubieten.
Das habe ich jetzt davon, dass ich meine Bürde stets selber trage. Denn ihr Stolz verbat es, einen der Umstehenden zu fragen.

Sie verteilte in langsamen Bewegung die Last auf die rechte Schulter, hing sich den Köchergurt um den Nacken und folgte. Eine kleine Treppe hinauf, in einen Flur. Über das Knirschen ihrer Zähne, die Müdigkeit und ihre Versuche, den pochenden Schmerz in ihrer Seite zu ignorieren bemerkte sie die halboffene Tür erst, als die Gastmutter ihre Kinder zurecht pfiff. Müde hob sie den Blick.
Drei kleine Augenpaare waren auf sie gerichtet.
Die Kinder sehen denen vom Volk ähnlicher als die Erwachsenen. ging es ihr durch den Kopf. Abgesehen von den Ohren natürlich. Und diesem ganzen Speck im Gesicht. Bei Mythal, die Shemlenkinder hatten keine Wangen, da hingen fleischerne Säcke in deren Gesichtern. Mehr Fleisch an einer wohlgenährten Bache.
Wie auch immer, die Mutter scheuchte ihre Jungen, welche im Besonderen die Dalish lange und ausgiebig angestarrt hatten, wieder zurück in das Zimmer. Dann erreichten sie die Leiter, was Leirâ ein langgezogenes Stöhnen entlockte.
Ob es an besagtem Stöhnen lag, oder einfach daran dass sie verletzt war, die Gruppe drehte sich zu ihr um. Juliette, die ihr am nächsten stand, erkundigte sich ob sie Hilfe benötigte.
Der Jägerin erster Impuls war, die Kämpferin anzukeifen sie solle sich zum Schreckenswolf scheren, doch sie konnte diesen Impuls gerade unterdrücken, den Mund bereits geöffnet. Juliette hatte ihr geholfen, ihre Verletzung versorgt und war, zumindest in jüngster Vergangenheit, durchaus freundlich ihr gegenüber gewesen. Warum also stellte sie sich quer? Warum die Hilfe nicht einfach annehmen?

Vir Bor'Asan., selbst ihre Gedanken klangen wie ein müder Seufzer.
"Nein, Julliêt'. Es geht schon.", meinte sie dann und machte sich daran, mit nur einem arm die Leiter zu erklimmen. Mit dem linken arm eingeharkt, den Schöpfern sei dank war sie Linkshänderin, schob sie sich nur mit den Füßen die schmale, wackelige, alles andere als stabil angelehnte Leiter hinauf. Nun gut, vielleicht stand die Leiter auch ganz stabil und sie war es, die so wankte.
Kleine Flammen waren in ihrer Seite entfacht, all ihre Habe hing an ihr, schwankte wie von starkem Wind gepeitscht. Zwischen der vierten und der fünften Sprosse tastete ihr Fuß ins Leere, das Gleichgewicht ging verlustig und sie wankte, klammerte sich reflexartig mit aller Kraft an die Leiter. Das Feuer entfachte, größer, stärker. Sie biss die Zähne zusammen. Schloss die Augen.
Finde dein Gleichgewicht!, zwang ihre Gedanken zur Ruhe. Gemächlich zog sie den Fuß zurück, setzte ihn auf die Sprosse. Das Brennen ihrer rechten Rippen lies nach, sie hob den Kopf. Nur noch drei Sprossen. Zwei. Eine. Die Luke...
Sie lehnte sich, Rücken zuerst, wider die Leiter und begann, nur mit der Linken, ihre Sachen auf den Dachboden zu schaffen. Dann schließlich stemmte sie, noch immer nur eine Hand, in den Boden und drückte sich mit den Beinen in die Kammer.

erschöpft schaute sie hinunter. Als sie sah, wie ihre Gefährten die Leiter nahezu hinauf sprangen, spürte sie wieder Stiche in ihrer Flanke. Diesmal waren jedoch nicht die Rippen der Grund, vielmehr der Neid. Doch sie heilt sich nicht lange damit auf, machte sich eher daran, sich ihrer Stiefel, der Waffen, der Gugel und der Handschuhe zu entledigen. Derweil Alrik dem Wirt eine gute Nacht wünschte, oder umgekehrt, wirklich darauf achten tat die Jägerin nicht, wickelte sie ihren Mantel von dem Köcher ab, um diesen als Decke zu gebrauchen. Was sich als deutlich schwieriger herausstellte als gedacht, denn sich auf diesen verfluchten Säcken einigermaßen bequem und vor allem schonend zu betten war alles andere als einfach. Immer und immer wieder drehte sie sich, zischte durch zusammengepresste Zähne ob des Schmerzes, drehte sich wieder. So ging es eine ganze Weile, ehe Juliette,. welche sich neben ihr niedergelegt hatte, plötzlich das Wort an sie richtete:
„Braucht ihr vielleischt noch ein paar Säcke? I´r könntet meine gern `aben.“

Leirâ schaute die Kämpferin nur an. Selbst ihre Elfenaugen konnten in der dunklen Kammer kaum etwas erkennen, nur durch ein, mit einem löchrigen Holzvorhang verkleideten Fenster in der Wand zu ihrer Linken, an der Juliette lag, drang schwach das Licht des Mondes und er Sterne herein. Ihr gegenüber lag Rhaego, links neben diesem, an derselben Wand wie Juliette, Alrik. Der bereits leise schnarchte. Im Gegensatz dazu drang von dem Magier her leises Fluchen an ihr Ohr, der, ähnlich unruhig wie sie selbst, offensichtlich Probleme hatte einzuschlafen. dann drehte sie wieder den Kopf zu Juliette, die Augen der Elfe leuchteten im schwachen Sternenschein auf, die Pupillen vielleicht noch einen Tick größer als üblich. Die Kämpferin saß ihrerseits aufrecht auf ihrer Schlafstatt, schaute sie aus großen Augen an. Neben den Narben glaubte Leirâ, noch weitere Linien in der Anderen Gesicht erkennen zu können, doch das mochte sie sich in der Dunkelheit nur einbilden.

"Ma serannas, Juliêt'. Aber es wird schon gehen." In ihrer Stimme schwang aufrichtige Dankbarkeit mit.
"Ich wandle bereits seit Jahren auf den Pfaden Andruils, ich habe schon schlimmeres überstanden. Aber...", sie biss sich auf die Unterlippe. Nun mach schon, du weißt, dass es richtig ist!
"Deine... Sorge ehrt mich."

Juliette de Ludin
09.09.2012, 19:22
Juliettes besorgter Blick löste sich nur kurz von ihrer elfischen Begleiterin, während sie die richtigen Worte suchte. Zum einen wollte sie nicht zu fürsorglich, wie ein närrisches Weib erscheinen, zum anderen wollte sie aber auch nicht zu grob klingen. Leirâ musste sich schonen und sich helfen lassen, doch anscheinend verbat es ihr ihr Stolz als Dalish oder dergleichen, eben das zuzulassen. Unvertraut kam das der Adligen nicht vor, sie hatte früher durchaus ähnlich gedacht, doch gerade deshalb wusste sie dass wenn es nötig wäre man über seinen Schatten springen und den Stolz herunterschlucken musste. Sie selbst war der lebende Beweis.
„Wisst i`r?“, begann die Söldnerin diplomatisch als sie den Blick wieder hob. „I´r schont eusch nischt genug. Es wäre wirklisch kein Problem für misch etwas von eurer Last tsu überne`men und i`r würdet in meinen Augen dadursch keinesfalls irgendwie schwach daste`en oder dergleischen.“

Rhaego Alcaryen
14.09.2012, 14:24
Es dauerte einen Augenblick bis Rhaego die schäbige Kammer wahrnahm, in der sie übernachten würden. Seine Gedanken waren einen Augenblick bei den drei Kindern verharrt. Er wusste nicht, was es war, aber er hatte ein merkwürdiges Gefühl gehabt, als er sie angeschaut hatte. War es Neid, weil sie eine unbeschwerte Kindheit haben durften, die den meisten Bewohnern des Turms verwehrt blieb? War es Trauer, da auch sie sicher bald ihre Naivität – die hinter den großen schreckgeweiteten aber auch neugierigen Augen schimmerte – verlieren würden?
Er schnaubte unwillkürlich. Das waren unsinnige Gedanken. Sie führten zu nichts und verschwendeten nur Zeit. Juliette warf ihm einen ihrer Standard-Blicke zu – zumindest erschien der verächtliche Ausdruck immer in ihrem Gesicht, wenn sie ihn ansah. Sie glaubte vermutlich, dass sein Schnauben sich auf die Umgebung bezog und es wäre auch sehr angemessen gewesen. Überall hingen Spinnweben, in denen der Staub glitzerte. Das war aber nicht das Problem. Im Turm gab es eine Menge verstaubter Räume, meist Lagerräume, in die nur Besänftigte – er schüttelte sich bei diesem Gedanken – und Novizen geschickt wurden, um irgendeine halb vergilbte Rolle Pergament zu holen oder einen nie gebrauchten Trank, der schon vor sich hin moderte. Nein, das Problem war das Stroh und die Säcke, die ihr Nachtlager darstellen sollten.
Mühsam versuchte er, sich ein halbwegs bequemes Lager zu bauen. Fast hätte er geflucht, als das Stroh zum x-ten Mal durch seine Roben drang und ihn schmerzhaft stach. Fast. Juliettes Anwesenheit hielt ihn zurück. Er würde nicht vor ihr diese Schwäche zeigen. Er kannte Leute wie sie, die sich auf jeden Fehler stürzen würden wie hungrige Wölfe, freudig heulend. Er hatte die letzten Jahre seines Lebens unter ihnen zugebracht.
Doch als er sich dann hinlegte und versuchte, eine bequeme Position zu finden, konnte er ein leises Fluchen nicht verhindern. Überall kratzte und stach das Stroh, jede Bewegung führte zu Knistern und Knacken, die beinahe das Gespräch, dass sich zwischen Leirâ und der Orlaisianerin entspann, übertönte. Er fragte sich, wie Alrik so schnell einschlafen konnte, dessen Schnarchen so ruhig und gleichmäßig durch die Dachkammer zog.
Mit einem Seufzer schloss er erneut die Augen und versuchte einzuschlafen, doch Juliettes Stimme hielt ihn davon ab.
„Wisst i`r? I´r schont eusch nischt genug. Es wäre wirklisch kein Problem für misch etwas von eurer Last tsu überne`men und i`r würdet in meinen Augen dadursch keinesfalls irgendwie schwach daste`en oder dergleischen.“
Er setzte sich ruckartig wieder auf und mischte sich in das Gespräch ein: „Ihr könntet mir etwas abnehmen. Immerhin sind die Tränke, die ich mit mir rumschleppe, auch für Euch.“
Es war nicht so, dass er Leirâ nicht gönnte, ihre Last zu erleichtern. Aber sein Rücken tat weh, seine Füße taten weh, sein Kopf schmerzte vor Müdigkeit, da er nur wenige Stunden geschlafen hatte. Aber es war einfach die Gelegenheit zum einen die Orlaisianerin zu ärgern, indem sie ihm helfen musste - vor allem, weil sie schneinbar auch hilfsbereit und nett sein konnte, wie dieses Gespräch bewies, wenn auch nicht ihm gegenüber - und zum anderen Gepäck loszuwerden. Noch einen Tag wie heute und er würde nicht mehr gerade stehen können. Und die Dalish – immerhin war sie solche Anstrengungen gewöhnt.

Juliette de Ludin
22.09.2012, 21:55
„Bitte?“, fragte die, den Magier verächtlich anblickende Söldnerin, scheinbar verständnislos als sie den Blick zu ihm wandte. „Isch soll euer Gepäck tragen? I´r seid nischt Manns genug um eure Sachen zu tragen und bittet misch, eine Frau, um Hilfe? Ist das eurem männlischen Ego nicht abträglisch?“
Zuhause in Orlais, wusste Juliette ganz genau, hätte er sich damit zum Gespött gemacht. Man hätte getuschelt, man hätte behauptet er wäre ein Schwächling, er habe gar keinen männlichen Stolz oder noch schlimmer, er wäre schwul. Ein schwerer taktischer Fehler also, der einem noch lange, bei der brodelnden orlaisischen Gerüchteküche, noch sehr, sehr lange verfolgen könnte. Doch da fiel ihr ein dass in Ferelden die Dinge anders standen. Gleichberechtigung war das Stichwort.
„Ach stimmt ja. `ier in Ferelden `abt i`r ja eure tolle, tolle Gleischbereschtigung. Dann ist das für eusch vermutlisch weniger peinlisch, schwäscher zu sein als eine Frau oder, i`r `alber Mann?“

Der Adligen kam gar nicht in den Sinn sich zum Packesel degradieren zu lasen. Gut, für Leirâ würde es ja tun, da sie zum einen kein verfluchter Magier und zum anderen natürlich weil sie verletzt war. Ihr Zustand würde sich sonst nicht bessern wenn sie sich weiterhin mit ihrer Habe quälte. Der Blondschopf hingegen könnte sich ruhig etwas körperlich ertüchtigen. Schmal wie er war würde ihm das sicher gut tun.
Sie merkte dass sie bereits anfing sich schon wieder aufzuregen. Der Magier schien wirklich ein Talent dafür zu haben sie zu provozieren. Es war ihr aber schon viel zu spät, oder wohl eher zu früh, um noch wütend zu werden oder sich mit diesem Blondschopf zu zanken, daher beschloss sie nun so tun als ob der Magier gar nicht da wäre.
„Reden wir weiter wenn wir ausgeschlafen sind.“, säuselte sie zu der Elfe als sie es sich wieder so bequem wie möglich machte. „Gute Nacht, Leirâ.“
Dem Magier hingegen warf sie nicht mal mehr einen herablassenden Blick zu ehe sie versuchte sämtliche Geräusche auszublenden und zu schlafen. Doch das klappte nicht so wirklich und auch nicht als ihre Begleiter nach einander schon eingeschlafen waren.

Rhaego Alcaryen
24.09.2012, 17:37
Juliettes Worte hätten ihn vielleicht getroffen, wenn er nicht so müde gewesen wäre, wenn seine Füße nicht so geschmerzt hätten und der ganze Weg bisher bei diesem Aspekt äußerst demütigend gewesen wäre. Rhaego hatte schon recht schnell bemerkt, dass er mit keinem seiner Begleiter hätte mithalten können – insofern hatte er gar nicht erst versucht, ein starkes, sportliches Bild von sich aufzubauen, eben ein typisches Männerklischee.
Was ihn viel mehr störte war die Art, wie sie sich von ihm abwandte, nachdem sie sich über ihn ausgelassen hatte, die Art, wie sie ihn ignorierte, um Leirâ – und nur Leirâ – zuzuflüstern, dass Gespräch am besten am nächsten Morgen weiterzuführen, wenn sie ausgeschlafener waren.
„Ich kann ja die Tränke, die für Euch bestimmt sind, einfach hierlassen. Vielleicht seid Ihr dann hilfsbereiter?“, murmelte er noch trotzig. Doch diese arrogante Orlaisianerin hatte sich schon hingelegt, ihm den Rücken zugekehrt und schien bereits kurz darauf eingeschlafen zu sein.
Auch er versuchte, sich wieder hinzulegen und zu schlafen, doch der Schlaf weigerte sich hartnäckig, zu kommen. Eine Weile lag er mit offenen Augen da, dann erhob er sich möglichst lautlos, nur von einem leisen Rascheln des Strohs begleitet.
Oft schon war er nachts im Turm aufgestanden und hatte sich auf einen Fenstersims gesetzt, um von dort aus die friedliche Umgebung zu betrachten. Doch von breiten, marmornen Simsen war hier nichts zu sehen. Mit einem leisen Seufzer lehnte er sich schließlich gegen die Wand und betrachtete die kleinen Erhebungen in den Schatten, die durch die Strohsäcke hervorgerufen wurden. Die anderen aus der Gruppe schliefen tief und fest, wie ihre gleichmäßigen Atemzüge zeigten.
Was hielt ihn überhaupt noch hier? Warum war er noch bei dieser ungleich gemischten Gruppe, die ihn lediglich wieder zu gefährlichen Orten bringen würde? Nun standen ihm so viele Möglichkeiten offen – warum hatte er sich bei Gileans Tod dazu entschlossen, noch zu bleiben?
Die Templer. Das war die eine Sache. Natürlich konnten sie ihn finden, wenn sie wollten. Aber warum sollten sie das tun? Und selbst wenn – er hatte lange genug unter ihnen gelebt, um zu wissen, was sie tun konnten und was nicht. Es wäre so einfach, sich irgendeiner Gruppe anzuschließen, Söldner vielleicht, die ihn gegen die Templer beschützen würden.
Aber warum erst ein Gruppe suchen, wenn du hier schon eine hast?
Ja, das war die eine Sache. Die andere – die zwergischen Runen, die anfangs für ihn nur ein Schlüssel zur Freiheit gewesen waren, interessierten ihn nun tatsächlich. Aber genug, um sein Leben zu riskieren? Nein, sicherlich nicht. Was war es dann? Warum war er noch hier?
Vielleicht war es die offene, wenn auch manchmal befremdliche Art der Dalish – eine der wenigen Nicht-Magier, die er kannte, die ihn nicht wie einen Aussätzigen behandelten. Eigentlich die einzige. Nun, abgesehen von diesem naiven, tollpatschigen Alrik, der es dennoch fertig gebracht hatte, ihn aus dem Turm zu bringen. Was war er ihm dafür schuldig? Gefolgschaft und Treue bis an sein Lebensende? Wohl kaum. Aber trotzdem hatte er das Gefühl, das ausgleichen zu müssen, seine Schulden zu tilgen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, das er bisher im Zirkel nicht kennengelernt hatte. Dort gab es zu oft Rangeleien um den Status, um die Frage, wer nun über wem stand. Man lernte im Zirkel – vor allem von den Templern – viel eher Egoismus als die hehren Werte, für die Andraste scheinbar stand.
Und dann war da noch Juliette. In dem fahlen Dämmerlicht konnte er lediglich grob ihre Schemen ausmachen, und doch reichte auch das schon, um zu sehen wie hübsch sie war. Und dennoch – so ambivalent. Sie hatte scheinbar eine warmherzige Seite, wie sie sie Leirâ gegenüber zeigte. Und doch schien es für sie ausgeschlossen zu sein, ihm die selbe hilfsbereite Seite zu zeigen. Auch wenn es eigentlich ihr zugute kam, wie im Fall der Tränke, die er mit sich herumschleppte.
Er schüttelte den Kopf. Was hielt ihn nun hier? Er konnte es nicht beantworten. Er wusste lediglich, tief in seinem Herzen, dass er von der Gruppe nicht weg konnte, und sein Bewusstsein fand angemessene, rationale Begründungen dafür.
Im Grunde genommen war es erbärmlich.
Vielleicht gab es später eine Situation, in der es ihm mehr Vorteile bringen würde, die Gruppe zu verlassen. Momentan war bleiben angemessener. Und so lange es ihm noch so schien, konnte er das beste daraus machen. Sich mit Alrik und Leirâ anfreunden, zum Beispiel. Oder der Orlaisianerin das Leben zur Hölle machen – solange sie dasselbe bei ihm tat. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
Ja, es standen ihm unzählige Möglichkeiten offen – aber viel mehr bei den Gefährten als außerhalb.
Langsam schlich er wieder zurück zu seinem Strohsack. Nun, da er seine Gedanken sortiert hatte, und wusste, was er machen würde, fühlte er sich besser.
Er schloss die Augen und versuchte erneut, auf dem harten Lager einzuschlafen.

Leirâ Ven
24.09.2012, 22:10
Leirâ biss sich auf die Unterlippe, wandte das Haupt ab. Ging es wirklich darum? Vor den Shemlen stark da zu stehen?
Nein, es geht darum, stets die alten Wege zu ehren. Immer. Das stand für sie so unumstößlich fest wie ihre Herkunft selbst. Unweigerlich kam ihr ihr Vater in den Sinn, Velven. Ràsahla, all die anderen. Die Klingen des langen Weges...
Doch ehe sie sich in den Gedanken sie verlieren konnte, begann Rhaego zu murren. Was ihr ein Augenrollen abverlangte.
Bei Mythal, das ist ja, als wären wir mit einem Kind auf Reisen.

Trotz dieser Ablenkung hatte die Melancholie erneut von ihr Besitz ergriffen, sodass sie sich Kommentarlos zurücksinken lies. Sehr vorsichtig, wohlgemerkt. Selbst auf dem Rücken liegend pochte noch immer der Schmerz in ihrer Flanke, doch ihre Gedanken trieben immer weiter von diesem fort. Um ihren Klan, all die Freunde ihrer Kindheit. Sie würde wohl bald die letzte sein... Sie hatte um sie getrauert, als wären sie schon tot. Und waren sie es nicht, so spielte es keine Rolle mehr für sie, denn auch der Klan hatte sie nun schon längst betrauert. So tat man es mit Exilanten, als wären sie gefallen.
Zumindest gedenken sie meiner als eine der Ihren, nicht als verlorenes Kind eines Untergegangenen Klans, das durch die Welt der Shemlen stolpert.
Ein Klo machte sich in ihrem Halse breit als sie sich erinnerte, dass SIE es war, die gedenken musste. Ihre letzte Aufgabe, der Grund warum sie die Letzte war. Die Geschichte weiter tragen.

„Reden wir weiter wenn wir ausgeschlafen sind.“, unterbrach Juliette ihre Gedanken, „Gute Nacht, Leirâ.“
Auch wenn sie diese mehr zu Rhaego sprach. Die Dalish nickte nur im Dunkel und fuhr fort darin, zur Decke zu starren. So lag sie eine Weile da, der Schmerz pochte immer schwächer und allmählich forderte der lange Marsch seinen Tribut. sanft glitt sie in die arme des Schlafes. Beinah, denn ein Geräusch drang an ihr empfindliches Gehör. Sie öffnete ein Auge, die linke Hand umschlang langsam das Dar'Misu, welches unter der Decke an ihrer Seite lag. Und der Schmerz floss brodelnd durch ihren Körper. Langsam öffnete sie ein Auge, wurde einer Gestalt gewahr, welche ihr gegenüber wider die Wand lehnte. Und traute ihren Augen nicht.
Velve... Nein. Doch im Dunkeln, noch dazu ohne diese furchtbaren Haare im Gesicht, glich er ihm mehr denn je. Rhaego saß da, sie konnte im matten Mondenschein kaum etwas erkennen. Doch war das zu dieser Zeit ohnedies mehr als hinfällig. Stattdessen legte sie den Kopf zurück, schloss die Augen und begann im Geiste eine alte Geschichte zu rekapitulieren. Als Kind war es eine ihrer Lieblingseschichten gewesen, sie handelte von einer tapferen Kriegerin des Volkes, die...

Schon war sie eingeschlafen.

Juliette de Ludin
25.09.2012, 18:01
Teil 1

Ruhelos blickten Juliettes stahlgraue nervöse Augen in der Dunkelheit der Dachkammer umher. Es war jetzt allerhöchstens eine Stunde vergangen seit dem der Wirt sie hier oben allein gelassen hatte und die ersten ihrer Begleiter eingeschlafen waren. Allerdings war Juliette der Ansicht dass es die Worte „allein gelassen“ es nicht ganz trafen. Sie waren keinesfalls allein. Zu gerne wäre Juliette allein gewesen, was sich allerdings nicht auf ihre Gefährten (allerhöchstens auf den Magier) bezog. Allein und nicht umzingelt von dutzenden wenn nicht hunderten widerlichen achtbeinigen Mistviechern. Ganz genau: Spinnen. Spinnen in ihren Netzen, Spinnen die über ihnen waren, Spinnen von denen sich die Adlige fast sicher war sie würden von ihnen beobachtet.
Zugegebenermaßen, es waren ganz sicher nicht einmal halb so viele Spinnen anwesend wie Juliette glaubte aber durch die Dunkelheit, an die sich ihren Augen gerade gewöhnt hatten, sah fast jeder Schatten wie ein achtbeiniges, ekliges Etwas aus.
Anfangs hatte sie versucht Schäfchen zu zählen, wie sie es in ihrer Kindheit oft getan hatte, doch ehe sie sich versah wurden aus den flauschigen, putzigen Schafen die über eine üppige, grüne Wiese sprangen dicke, langbeinige Spinnen die durch klebrige Netze krochen überall um sie herum. Hier eine eklige, dicke Spinne, dort eine ebenfalls eklige dünnere Spinne und da noch eine… Irgendwie konnte die Adlige die Lage einer unglücklichen Fliege die sich in einem Spinnennetz verfing nun nur allzu gut nachvollziehen.
Juliette war zwar nicht mit einer richtigen panischen Angst vor Spinnen und Spinnenähnlichen gestraft, zu behaupten allerdings sie könnte sich unter gleich imaginären Horden erwähnter Viecher entspannen wäre auch nicht korrekt gewesen.

Schließlich geschah dann das was die Söldnerin am wenigsten erwartet hätte: Sie schlief doch ein, fast wie auf Kommando. Was sie dann, kaum zwei oder drei Stunden später, weniger überraschte war das sie von Spinnen geträumt hatte. Mit einem Schaudern und der Erleichterung dass es nur ein Traum gewesen war sah sie sich verschlafen in der kleinen Dachkammer um.
Die Sonne war bereits aufgegangen und sandte ihre Strahlen durch das kleine Fenster und ließ Juliette den Anblick der ihr gestern das Einschlafen solange verhinderte nun im vollen, und deutlich weniger beunruhigenden Ausmaßes sehen. So viele Spinnenweben waren es eigentlich gar nicht und so viele Spinnenweben dass sie die ganze Horde aus Juliettes Albtraum beherbergen konnten gab es vermutlich auf der ganzen Welt nicht.
Wie alt war sie eigentlich, dass sie sich immer noch vor imaginären Schreckgestalten fürchtete? Mürrisch kratzte sie sich am Hinterkopf und tadelte sich in Gedanken selbst, auch wenn sie wusste das solche Gedanken bei Tageslicht zu hegen etwas ganz anderes war als im Dunkeln, während sie den Blick weiterschweifen lies.

Leirâ, Alrik und auch der Magier schliefen noch tief und fest auf und zwischen den sehr gewöhnungsbedürftigen Ruhestätten. Alrik war wohl der einzige der beim Einschlafen keinerlei Probleme gehabt hatte, vermutlich weil diese Unterkunft wohl nicht weit unter dem Komfort seiner üblichen Ruheplätze lag.
Ob sie ihn darum beneiden sollte war sich Juliette nicht ganz sicher, worüber sie sich hingegen ziemlich sicher war das sie hungrig war, also stand sie so lautlos wie möglich um die anderen nicht zu wecken auf.

Schon auf der Treppe drangen die Geräusche eines gut besuchten Schankraumes an ihre Ohren. Stimmen, die meisten männlich, das Schmatzen beim Verzehren einer Mahlzeit und das Plätschern eines Kruges den man nachfüllte erklangen während die dicke Luft nach ungewaschenen (also echten) Fereldanern, Alkohol und gebratener Leber roch. Juliette würgte geistig und diesmal nicht mal unbedingt wegen dem Gestank nach Hunden die in Alkohol gebadet schienen sondern auch wegen dem Geruch des billigen gebratenen Gerichtes. Wie sie Leber doch hasste. Den Geruch, den Geschmack, die Konsistenz. Einfach alles. Überhaupt aß sie nur sehr ungern jegliche Innereien die sich hierzulande immenser Beliebtheit zu erfreuen schienen. Ihren eigenen Innereien jedoch, allem voran ihrem Magen der fordernd grummelte, schien das ziemlich egal zu sein.
Im eher düsteren Schankraum selbst hatten sich mehr als ein Dutzend Gäste eingefunden die von dem Wirt, seiner Frau und auch deren Kindern bedient wurden. Bei einigen der Gäste handelte es sich um Reisende die heute Nacht hier gerastet hatten und kurz vorm Aufbruch standen, bei anderen um ein paar Bauern oder Holzfäller und alle gemeinsam frühstückten. Bei dem Großteil allerdings handelte es sich um breite, vernarbte Gestalten in kampferprobten, teils aber auch schon abgenutzten Rüstungen und mit nicht weniger gebraucht wirkenden Waffen an ihren Gürteln und Schwertscheiden. Söldner, schlussfolgerte Juliette die es den anderen Gästen gleich tat und sich von ihnen fern zu halten versuchte, schließlich war über Söldner bekannt dass sie selten angenehme Gesellschaft leisteten.
Nicht wenige Söldner besserten sich ihren Sold durch Diebstahl, Raub und Plünderungen auf und wenn sie längere Zeit ohne Auftrag waren verkamen sie oftmals zu nicht mehr als Räubern. Solche Leute mied man besser.

Einen mehr als ausreichenden Bogen um die saufenden und schmatzenden Söldner machend stellte sich Juliette an den Schanktresen, der lediglich aus schweren Holzplanken die auf ein paar Fässern standen bestand, und wollte gerade eine Portion Schlangenfraß alias Leber bestellen als sie stockte.
Neinnein!, ermahnte sie sich geistig selbst. Dieses Mal schaust davor nach ob du noch Geld hast!
Rasch wanderten ihre behandschuhten Hände an ihren, am Gürtel befestigten Geldbeutel und durchsuchten diesen, allerdings ohne nennenswertere Ergebnisse als ein großes Nichts zu Tage zu fördern.
Frustriert zischte sie leise. Hatte sie etwas anderes erwartet?
Unschlüssig kratzte sie sich am Kopf, derweil sie hoffte nicht vom Wirt bemerkt zu werden. Woher sollte sie nun auf die Schnelle Geld auftreiben? Zum Tauschen hatte sie nichts, oder jedenfalls nichts dass sie nicht entweder schwer vermissen würde oder quasi wertlos war. Vielleicht könnte sie sich noch etwas Geld von Alrik leihen?
Du willst dir schon wieder Geld von ihm leihen, du schamlose Schmarotzerin?, schimpfte sie sich im Stillen selbst. Reicht es nicht dass er dir den Eintopf in Lothering und das Zimmer in dieser Spelunke bezahlt hat? Wo bleibt denn dein Stolz, verdammt oder hast du den auch schon verkauft?
Somit entfiel auch diese Option, was sich Juliette seufzend eingestand. Von ihren anderen Gefährten etwas zu leihen kam natürlich auch nicht in Frage da diese, im Falle von Leirâ, wohl genauso blank waren oder da Juliette, im Falle des Magiers, nichts von ihnen haben wollte.

Ratlos ließ sie ihren ziellosen Blick durch den Schankraum schweifen als ob sich die Lösung für ihr Geldproblem sich hier irgendwo versteckt hätte. Die sich hilflos den Nacken reibende Adlige war kurz davor ihre Frustration durch ein gequältes Seufzen zu äußern da drang ein Geklapper, kurz gefolgt von enttäuschten kollektiven Stöhnen und einem triumphierenden Lachen an ihre Ohren. Das waren Geräusche die ihr nur zu gut bekannt waren. Rasch wandte sie den Blick, noch immer mit der Leder umhüllten Hand im Nacken, zu der Geräuschquelle.
Es waren fünf der Söldner die um einen kleinen Tisch saßen und zwischen ihren Krügen und Tellern eine Handvoll Würfel rollen ließen ehe sie sich über die gewürfelte Augenzahl mal unzufrieden mal beglückt zeigten. Glückspiel! Dieses verfluchte, süchtig machende Teufelsding durch das man in wenigen Augenblicken sein ganzes Hab und Gut verlieren konnte, dass einen in die schlimmsten Schwierigkeiten stürzen konnte, das man für immer und ewig verbieten sollte! Glückspiel!
…eine von Juliettes größten Schwächen.
Heimtückisch streckte der Dämon Glücksspiel seine langen Finger nach Juliettes Geist aus, umspielte sie verlockend. Was spräche dagegen das Würfelglück einmal herauszufordern, war es doch mittlerweile das Einzige was sich die Adlige erlauben konnte um Spaß zu haben? Nur ein Spiel, mehr nicht. Sie müsse ja nicht gleich den ganzen Tag in Gesellschaft der Würfel verbringen und was habe sie schon zu verlieren? Ihre Begleiter schliefen eh noch und würden das vermutlich noch eine ganze Weile. Tapfer aber so gut wie vergebens versuchte sie sich ihrem eigenen Verlangen nach dem Kitzel des Glückspiels zu widersetzen als ihr plötzlich die Idee kam.
Das könnte die Lösung sein. Wenn sie mitspielte und ihr das Glück lachte, könnte sie sich das Frühstück leisten. Mehr als ein paar Kupfermünzen könnte es nicht sein was sie von einem vollen Magen trennt und es würde nur eines glücklichen Würfelwurfs benötigen.

Na, klar wann hattest du denn das letzte Mal Glück?, fragte ihre Stimme der Vernunft sarkastisch doch als auch ihr Magen grummelnd sein Argument in die geistige Diskussion einwarf verlor die Vernunft, mal wieder.
Rasch überlegte sie was sie den setzen könnte, da sie kein Geld hatte und nicht viel was wertvoll genug wäre zum Eintauschen. Ihre Dolche waren gewöhnliches fereldisches Pfuschwerk das man quasi um jede Ecke für ein paar Kupferlinge bekam, ihrem Säbel, einer der besten Garantien den Tag zu überleben, zu setzen kam ihr gar nicht erst in den Sinn und ansonsten hatte sie nicht viel. Was blieb war die Kleidung die sie trug, zwar einst wertvoll und ausgezeichnete orlaisiche Handwerksarbeit, doch zum einen natürlich schwer abgenutzt und sicher lang schon aus der Mode und zu guter Letzt: ihr Familienring.
Geschwind musterte Juliette den aus purem, reinem Gold gefertigten Ring auf den dessen Oberseite das edle Wappen ihrer noch edleren Familie in einen tief dunkelgrünen Smaragd eingeschliffen war. Vermutlich war dieses kostbare Kleinod mehr wert als die gesamte Ausrüstung dieser Mietschläger zusammen. Dafür würden die sich schlagen doch was wenn sie verlor? Allein der Gedanke kam einem schmerzenden Stich ins Herz gleich. Dann würde sie eines der letzten Zeugnisse ihrer hohen Herkunft verlieren, einer der letzten Beweise dass sie keine schäbige, heimatlose Säuferin war, für die sie sich selbst immer mehr hielt. Etwas das bewies dass sie eben nicht schon immer so leben musste und dass es vielleicht einmal besser werden würde.
Aber würde sie es satt machen sich durch ihn an bessere Zeiten zu erinnern? Das Knurren ihres Magens antwortete mit Nein, absolut nicht. So ging sie im Geiste schicksalsergeben seufzend auf die Spieler zu.
Du lernst einfach nicht dazu!, stichelte die Vernunft. Weißt du denn nicht mehr was beim letzten Mal passiert ist, als du deinen Hut gesetzt hast?
Und wie Juliette das noch wusste. Es war ein schöner Hut gewesen, wie sich schmerzlich eingestand.

„Andraste zum Gruße, die Herren. Ist bei euch noch ein Platz frei?“, begrüßte sie die Söldner, die sich gerade mit gemischten Gefühlen über das Würfelergebnis ausließen, freundlich, wenn auch leicht gezwungen, in ihrem besten Fereldisch, welches sich durch nahezu ohne Akzent aber leider etwas langsam auszeichnete.
Fünf vernarbte, menschliche Schlägergesichter drehten sich nacheinander zu ihr um und blickten zu dem Neuankömmling hoch. Ihrer aller trunkenen, trüben Augen begegnet den Blick ihrer stahlgrauen Augen mit Neugier, teils mit Interesse teils aber auch mürrisch.
„Die labert ja pikfein wie´ne Gelehrte.“ ,brummte ein stämmiger Mann mit verfilzten, braunen Zottelbart der ihm bis zur Brust herabhing, einem breiten mit einer blau gefärbten Feder geschmückten Hut und einem halbleeren Krug in der schwieligen Pranke mürrisch. Um ihn herum standen, wie als hätten sie ihn umzingelt weitere leere Krüge. Er hatte wohl schon einiges gebechert.
Das nächste Exemplar, ein sehniger, schmaler Kerl mit unordentlichem pechschwarzem Haar sprach sie schon deutlich freundlicher, nach Juliettes Geschmack, und wohl der einer jeden Frau die nicht entsetzlich verzweifelt war, zu freundlich an. Er trug eine genietete Lederrüstung die eindeutig ihre besten Zeiten weit hinter sich hatte.
„Oho! Für so eine Schönheit wie euch hab‘ ich immer `n Platz frei!“, meinte er mit starken Gwaren-Aktzent und einem Grinsen das wohl charmant wirkend sollte, auf die Adlige jedoch dank der Essenreste auf den krummen gelblichen Zähnen und im dicken schwarzen Schnurbart mehr ekelerregend wirkte. Sein Mundgeruch tat sein Übriges. Leber, dachte sie sich nur mit einem geistigen Würgen.
„Den besten Platz im ganzen Haus!“, fügte er schmierig grinsend noch hinzu während er sich ganz zu ihr umdrehte und auf seinen Schoss klopfte.
Beinahe wäre die Hochgeborene vor Ekel einfach ohne ein Wort umgedreht und gegangen, doch nur fast. Der Hunger und die Spiellust hielten sie.
„Nein, danke.“, sprach sie gedehnt und schwer bemüht darauf kein ihr Widerling dahinter zu setzen als sie sich einen freien Stuhl heranzog und sich so weit wie möglich versuchte von diesem Kerl wegzusetzen aber ohne dem nächsten Ekelpaket zu nahe zu kommen. „Mir reicht ein Stuhl.“
„Seid ihr so bescheiden, Schätzchen?“, setzte er immer noch so charmant wie vorher auch nach als einen Ellenbogen auf den Tisch stemmte und sich näher zu der Frau beugte, deren Abscheu so langsam durch ihre aufgesetzte Maske brach.
„Eben nischt!“, kam die Antwort abweisend was dem Schmalspurcasanova einen verdutzten Gesichtsausdruck und seinen Kumpanen einen Grund für Gelächter bescherte, den sie sogleich grölend in Anspruch nahmen.
„Das war jetz schon die Vierte die dir nen Korb gibt, Gavin.“, verkündete ein dritter Söldner mit Bürstenhaarschnitt, einem Kettenhemd und einem ignorant wirkenden Gesicht glucksend.
„Die Dritte.“, korrigierte dieser Gavin der sich auf seinen Platz beleidigt grummelnd zurückgezogen hatte und die Arme vor der Leder geschützte Brust verschränkte. „Die Wirtstochter zählt nich.“
„Und wie die zählt, du Niete.“
Erleichtert darüber diesen unausstehlichen Kerl erst Mal verscheucht zu haben ohne ernste Konsequenzen und wenig angetan von diesem Testosteronfest zugleich schnippte die hungrige Juliette ungeduldig mit den Fingern. Das widersprach zwar ihrem Sinn für die Etikette aber zum einen wirkten diese Typen auch nicht gerade wie die Crème de la Crème der Gesellschaft und zum anderen hatte jemand der so bohrenden Hunger wie Juliette verspürte wenig Geduld für Höflichkeiten.
„Könntet ihr bitte zum Punkt kommen? Isch würde gerne mitspielen.“
Die Söldner die nicht vergnügt vor sich hin schmunzelten oder die beleidigte Leberwurst spielten blickten sie überrascht an, wie als ob sie sich wunderten dass sie tatsächlich sitzen geblieben war. Juliette war wohl das erste weibliche Wesen dieses Tages das bei so einem Annäherungsversuch nicht sogleich die Flucht ergriffen hatte. Der Söldner mit dem Bürstenhaarschnitt fing sich als erster.
„Nun…warum nicht?“, meinte er zögerlich. Seine fast schon kränklich wirkenden grünen Augen musterten sie forschend. „Solang ihr was zu setzen habt.“
„Das ist der Punkt.“, meinte Juliette zaudernd, unter dem Tisch mit einer Hand ihren geliebten Familienring an ihrem Ringfinger hin und her schiebend, seine vertrauten Formen befühlend. Sicher wäre der Ring ein mehr als nur akzeptabler Wetteinsatz doch solche Schätze zogen Aufmerksamkeit auf sich und diese Männer waren offensichtlich von der Sorte die nicht zögern würde es sich zu nehmen. Außerdem musste Juliette auch noch mit sich selbst kämpfen. Wollte sie wirklich den Ring der für ihr ganzes Leben zu tragen gedacht war ernsthaft für eine lausige Mahlzeit, die nicht einmal schmackhaft war, aufs Spiel setzen? „Ich…“
Die Söldner wirkten durch Juliettes Zögern keinesfalls angetan. Das eine oder andere buschige Augenbrauenpaar wanderte abwertend über die vernarbten Stirne in die Höhe. Bei dem Schmalspurcasanova hingen huschte plötzlich ein Leuchten über die Schlägervisage.
„Ich hab`s!“, unterbrach er die Hochgeborene rüde. Dumpf pochte es, als er um seinen Worten mehr Dramatik zu verleihen mit der flachen Hand einmal auf den Tisch schlug. „Ihr braucht kein Geld zu setzen!“ Das klingt gut. „Ihr setzt etwas anderes!“ Zu gut… „Wenn ihr höher würfelt gewinnt ihr den ganzen Einsatz.“ Doch gut? „Wenn nicht…“, er unterbrach sich um erneut seine Essenreste zwischen seinen Zähnen zu präsentieren ehe er mit einem so schmierigen Gesichtsausdruck weitersprach, das aufpassen musste nicht auszurutschen. „…müsst ihr euer Oberteil ausziehen!“ Nicht gut. Definitiv nicht gut.

Der Kerl entging nur knapp einer Ohrfeige die ihm Hören und Sehen hätte vergehen lassen. Juliettes kräftige Hand fing schon reflexartig zu zucken an, das Bedürfnis sie ihm ins Gesicht zu schlagen wurde schier überwältigend. Was für ein ekliger, unverschämter Widerling von einem niederen, billigen Mietschläger. Der schrie doch förmlich danach dass man ihm schonungslos beibrachte sich in Gegenwart einer Dame zu benehmen.
Das einzige was Juliettes durch Hunger ohnehin schon strapazierten Geduldsfaden hinderte zu reißen und dann möge der Erbauer diesem ungehobelten Klotz gnädig sein, war, so unangenehm ihr der Gedanke auch war, dass das tatsächlich eine Alternative darstellte. Eine Alternative bei der Juliette nicht ihren geliebten Ring hergeben musste, bei der sie eigentlich nichts zu verlieren hatte. Außer deine Würde! Würde! Und die würde sie auch schwer vermissen. Aber Würde kommt wieder, der Ring nicht…
Den anderen Söldnern waren diesem Vorschlag offenkundig weit mehr angetan. Johlend gaben sie ihre Zustimmung bekannt und richteten danach ihre Augen gespannt auf Juliette die den Schmalspurcasanova finster anstarrte, während sie die Für und Wieder abwog.
Schließlich gab sie ein widerwilliges Zischen von sich.
„Von mir aus, ihr Widerling.“

Ein zustimmendes Johlen war die Antwort als sich die Söldner erstaunlich eifrig ihre Würfel zusammen suchten, ihre Wetteinsätze verkündeten und zum Anfangen drängten. Dieser Gavin gab Juliette die Kurzfassung der Regeln und schaffte es darin noch den einen oder anderen Anmachspruch hinein zu flechten, was sie aber genauso kalt lies wie die vorhergegangenen. Wohl einer von der hartnäckigen Sorte. Die Regeln wiederum waren bemerkenswert einfach oder nach Juliettes Ansicht, primitiv aber zu diesem fereldischen Söldnerabschaum passte es ja. Jeder hatte drei Würfel, die man nacheinander rollen ließ und wer am höchsten warf hatte gewonnen.
Kurz darauf rollten sie auch schon, genauestens beobachtet, über den mit alten und neuen Essensresten befleckten Tisch. Ein Stoßgebet, die Bitte doch ein einziges Mal Glück zu haben, im Geiste wiederholend beobachtete die Orlaisianerin nervös Fäuste ballend ihre drei kleinen Knochenstückchen, wie sie rollten und rollten, über die Tischplatte klackerten bis sie, nach ein paar der längsten Sekunden die Juliette je erlebt hatte, langsam zum Stehen kamen. Eine Fünf und zwei Sechsen.
Ein kollektives, enttäuschtes Stöhnen der Söldner erklang. Sie hatte am höchsten geworfen.
Die Last der Anspannung fiel von ihren Schultern wie ein bis oben mit Steinen gefüllter Rucksack als sie registrierte die ihre Gebete erhört worden waren. Sie durfte ihre Würde behalten. Während die Söldner noch unzufrieden brummten zogen sich Juliettes Mundwinkel vor Erleichterung in die Höhe. Rasch sammelte sie ihre Gewinne ein.
„Mein Beileid, die Herren.“, sprach sie triumphierend lächelnd. Die Erleichterung trieb ihre Laune soweit nach oben das sie fast schon vergaß, dass sie mit ekligen und vor allem durchaus gefährlichen Männern am Tisch saß. Was war heute doch für ein herrlicher Tag? Dabei dachte sie es wäre wieder einer der Tage an denen man sich wünschte gar nicht erst aufgewacht zu sein. „Aber beim Glücksspiel kann man nun mal auch verlieren.“
Zu ihrem Glück aber beschränkten sich die Söldner darauf zu grummeln und Revanche zu fordern.

Plötzlich ging die Tür auf und Licht fiel in den sonst recht düsteren Schankraum. Manch ein Gast stöhnte leise auf als helles Licht auf die an die Düsternis gewohnten Augen traf doch als sie erkannten wer da gerade eintrat konnten der eine oder andere den Blick kaum noch von ihr nehmen. Eingehackt an den speckigen Armen des Wirtes trat eine junge, brünette Frau in das Wirtshaus. Gekleidet war sie in ein figurbetontes, hauptsächlich rotschwarzes Bürgergewand, nach fereldischen Maßstäben also sehr elegant, nach Juliettes orlaisischen Maßstäben jedoch weniger. Im Geiste hätte sie darüber gelacht, wenn das nicht dermaßen unhöflich gewesen wäre. Dass die Frau bemerkenswert gutaussehend war sagte ihr allein schon die Reaktionen der Herren am Tisch, die sich mehr als einmal zu der schönen Unbekannten umdrehten.
Eigentlich hätte Juliette darüber angetan sein müssen. Da kam irgendein gutaussehendes Weibsbild in die Schenke und schon hatte sie ihre Ruhe vor diesen aufdringlichen Kerlen. Jetzt war die Unbekannte, die gerade von der Wirtin einen Teller mit Leber mehr hingeworfen denn serviert bekam, das Objekt ihrer Begierde und sie würde sich schon bald mit diesen Ekelpaketen rumschlagen können. Doch aus einem unerfindlichen Grund war Juliette ganz und gar nicht angetan.

Zugegebenermaßen: Es hatten bei weitem nicht alle plötzlich nur noch Augen für diese eben Eingetretene, unter anderem zum Beispiel dieser Widerling von einem Schmalspurcasanova. Juliette war schließlich nach fereldischen Standards, in denen Kriegerin ebenso respektiert und begehrt waren wie Krieger, mindestens ebenso gut aussehend, wenn nicht sogar ausgesprochen gut aussehend aber man merkte das sie nicht mehr die einzige schöne Frau im Raum war. Und bei jemanden bei dem das, in der orlaisichen Gesellschaft überauswichtige, eher schon grundlegende Konkurrenzdenken auch nur ansatzweise noch vorhanden war, wie bei Juliette, nun, dem ging so etwas gehörig gegen den Strich.
Die Mundwinkel missbilligend herunterziehend sah sie weg. Sie vermutete mal das diese, diese, diese (sie musste an sich halten um nicht ein unhöfliches Wort zu verwenden)…diese Frau nicht aus Ferelden stammte, was allerdings mehr auf Juliettes Gefühl und ihrer Abneigung gegenüber dieser Hundeanbeter stammen dürfte. Bis jetzt hatte sie nämlich noch nie eine Fereldanerin gesehen die ihr Konkurrenzdenken wirklich ansprach. Im trunkenen Zustand hatte sie mal behauptet das Fereldanerinnen sich mehr zum Fische entschuppen eignen würden als auf die Straße zu gehen und sich begehrenswert zu fühlen.

Jedoch beschloss sie dass weder das noch diese Frau im Moment wichtig waren. Wichtig war etwas zu essen zu bekommen, wie widerlich es auch schmecken würde. Doch um an diesen Schlangenfraß zu kommen müsste der Wirt oder die Wirtin die hungrige Söldnerin erst einmal bemerken aber leider schienen die beide ein kleines „Gespräch“ in der Küche zu führen aus dem das Gezeter der Wirtin erklang. Vorerst würden sie sich wohl nicht aus der Küche bewegen was Juliette beinahe dazu bewegt hätte den unschönsten orlaisichen Fluch den sie kannte zischend auszustoßen. Offensichtlich hatte der Wirt die schöne Unbekannte etwas zu freundlich behandelt was der Wirtin wenig behagte.
Somit hatte die Unbekannte Juliette nun noch länger dazu verdammt auf das Frühstück zu warten und den bohrenden Hunger zu ertragen. Verflucht sei diese…diese Schl…Frau!, dachte sie sich hart darum kämpfend nicht wütend zu fauchen.

Während sie die restlichen Söldner harsch aufforderte Juliettes restlichen Gewinn rauszurücken und diese nach und nach dem widerwillig nachkamen, schwang die Tür ein weiteres Mal auf, doch diese Mal übertrieben grob. Ein Mann, wohl ein paar Jahre älter als Juliette, gekleidet in schwarzbrauner Lederkleidung stapfte in den Raum und sah sich um als ob er jemanden suchte. Sein langes schwarzes Haar umrandete sein gebräuntes Gesicht, den Nacken und dicken Hals über dem sich eine unschöne Narbe zog. In seinen braunen Augen funkelte Entschlossenheit und Selbstbewusstsein was ihn zusammen mit seinen selbstsicheren Gang und den Waffen die er trug als einen Kämpfer auswies. Die Vermutung es handelte sich bei diesem Kerl um einen professionellen Söldner lag nicht fern doch Juliette deren aristokratisches Gesicht plötzlich jegliche Farbe verloren hatte erkannte ihn als jemand anderen.
Der schwarze Mann!, hauchte sie in ihren Gedanken entsetzt. So hatten sie und ihr Bruder ihn damals, vor all diesen Jahren, zu Hause genannt. Jener finstere Gesell über den man sich auf den Anwesen der Familie nur mit vorgehaltener Hand, flüsternd traute zu sprechen. Jener über den man behauptete er wäre für etliche Leute die mit dem Gesicht nach unten schwimmend im Stadtfluss oder aufgeschlitzt im Unrat der Jauchegruben liegend aufgefunden wurden verantwortlich. Der Mann den Vater zu sich rufen ließ, wenn ein Geschäft nicht den gewünschten Ausgang nahm. Der über den man besser nicht viel wusste. Der von dem Juliette dachte ihn vor Jahren abgeschüttelt zu haben.
Yanis Leclerc, Scherge des Lords Maxime de Ludin, ihres Vaters.

Juliette de Ludin
25.09.2012, 18:02
Teil 2

Suchend wanderte der Blick des schwarzen Mannes durch den Schankraum, taktierte die Umgebung ehe er präzisen Schrittes zu dem Wirt an die Theke ging und mit dem übergewichtigen Mann sprach. Was er sagte bekam sie nicht oder nur undeutlich mit doch war es egal. Für die Adlige stand außer Frage was der schwarze Mann hier tat und wenn er suchte. Er suchte sie.
Der Gedanke trieb den mit ihrer Furcht gewässerten Samen der Panik tief in sie. Alles in ihr schrie Lauf weg! Versteck dich! Der Mann der sie durch halb Orlais gejagt hatte und sie einem ungutem Schicksal zuführen würde, war im selben Raum mit ihr. Ihre ganze Willenskraft musste sie aufbieten damit die Panik nicht aufkeimte und ihr die Kontrolle über ihren Körper entriss, wie ein durchgehendes Ross seinen Reiter abwarf.
Bleib ruhig!, sprach sie sich selbst Mut zu als sie ihre Panik langsam niederrang. Er hat dich noch nicht bemerkt!
Das durch ihre Adern rauschende Adrenalin verlieh ihr eine Klarheit die sonst nur in einem Kampf mit Klingen auf Leben und Tod verspürte. Sie beruhigte sich soweit, bis man ihr ihre Anspannung nicht mehr ansah. Rasch sondierte sie, mit ihrer Erfahrung als langjährig Gejagte, die Lage. Er hatte sie tatsächlich nicht bemerkt, ansonsten würde er sich wohl nicht die Zeit nehmen diesem einfältigen Hünen von einem Söldner die Hand zu brechen als dieser ihn ansprach. Das war mutig, eher gesagt leichtsinnig wenn man bedachte das dieser Hüne nicht alleine war sondern in Begleitung von mehr als einem Dutzend Waffenbrüder war, die jedoch feige den Schwanz einkniffen.
Die meisten von ihnen trauten sich nicht einmal seinen bedrohlichen Blick zu erwidern sondern wichen mit den ihren in die Becher und Krüge aus als er einen nach den anderen anstierte. Rasch schob Juliette ihren Stuhl lautlos ein kleines Stück nach hinten und schnappte sich einen der leeren Krüge und tat es den Söldnern gleich in den Becher zu starren. Unter den Söldnern fiel sie nicht auf, da sie von Erscheinung mit ihnen mehr gemein hatte als ihr eigentlich lieb war, zudem hatte der Häscher keine freie Sichtlinie zu ihr da sie sich eben, so platziert hatte das der stämmige Söldner mit dem Zottelbart sie fast vollkommen verdeckte. Zum Glück saß sie zwei voll besetzte Tische entfernt von dem Häscher sodass er allerhöchstens einen Teil ihres Haarschopfes oder den Krug hatte erblicken können.
Ihre Tarnung ging auf. Ohne sie bemerkt zu haben wandte sich der Mann wieder von den Söldnern ab. Es lief gut. Jetzt musste Juliette nur noch von ihm ungesehen verschwinden. Zu warten bis er ging kam nicht in Frage. So wie die Flüchtige ihn während der Jagd auf sie in Orlais kennen gelernt hatte, war er nie und nimmer allein hier. Seine Schergen hatten vermutlich die Wirtschaft umstellt und er war hineingegangen um die Lage zu sondieren. Bald würde sie wohl zu ihm stoßen und die ganze Kneipe auseinander nehmen, sie musste also vorher weg.

Plötzlich wurde der schwarze Mann angesprochen. Die brünette Frau von vorhin lud ihn ein sich zu ihr und ihrer aufgetauchten elfischen Begleitung zu setzen und orderte Wein. Heute schien der Erbauer Juliette zumindest etwas mehr Glück zuzugestehen als sonst. Der Mann war abgelenkt. Jedoch stand er so dass die Adlige durch sein Blickfeld ohne jede Deckung gehen müsste um zu ihren Gefährten in der Dachkammer zu gelangen. Das Risiko das er sie erkennen würde, immerhin war sie die Frau der er schon seit Jahren nachjagte, war höher als der weiße Turm in Val Royeaux.

„Ihr habt uns noch gar nicht euren Namen genannt, Schätzchen.“, sprach der Schmalspurcasanova sie erneut auf seine charmante Art an, wenn auch bemüht von diesem unwürdigen Spektakel das seinem Kameraden geschehen ist abzulenken. Doch registrierte Juliette weder ihn noch die anderen Söldner die leise miteinander tuschelten und feindliche Blicke in die Richtung des Orlaisianers warfen so richtig. Sie war damit beschäftigt ihren Verstand nach einer Lösung für ihr Problem zu zermartern und da war seine Stimme unerwünschter und störender als ein Schwall kaltes Wasser im Winter ins Gesicht zu bekommen.
Wut baute sich so langsam in ihrem Oberstübchen auf. Diese verdammte Nervensäge solle endlich das Maul halten. Sie musste nachdenken und durfte sich nicht ablenken lassen.
„Ist er genauso schön wie ihr?“
Beinahe hätte sie ihm zähnefletschend einen Tritt, mit den Worten Haltet endlich den Rand, in den Schritt verpasst als ihr eine Idee kam. Die ein Stückchen zusammengezogenen Augenbrauen wanderten wieder auseinander, ihr zornige Gesichtsausdruck entspannte sich und der wütende Blick verschwand wie auf Knopfdruck. Keine Deckung? Möglicherweise konnte sie das ändern.
„Natürlich ist er das, ihr Charmeur.“, antwortete sie angetan die vollen Lippen zu einem bezaubernden Lächeln verzogen. Einen ihrer Haarscheitel scheinbar nebensächlich und doch elegant zurechtrückend und ihn eindeutig mit ihren Augen die aus dem reinsten, glänzendsten Stahl gemacht schienen anblickend. „Ich verrate ihn euch aber nur…woanders…in Zweisamkeit.“
„Hä?“, gab der Söldner dessen grünbraune Augen sich überrascht geweitet hatten verständnislos von sich.
„Wir. Zweisamkeit. In der Dachkammer. Jetzt.“, kam ihre Antwort mit einem Wimpernklimpern etwas drängend.
Als sein fereldisches, alkoholvernebeltes Spatzenhirn die Information, das sie seiner Annäherung scheinbar nicht abgeneigt war und sie sogar ordentlich ran ging endlich verarbeitete kam ein fassungsloses und dennoch erfreutes Grinsen über sein vernarbtes Gesicht. Beinahe wäre Juliettes Maske bei diesem Anblick brüchig geworden und sie hätte sich übergeben. Beinahe wäre ihr Schmierentheater umsonst gewesen doch als sie ihn geschauspielert, wenn auch eher mittelmäßig geschauspielert, sehnsuchtsvoll am Arm zog, sprang er regelrecht von seinem Stuhl. Ein geistiger Seufzer entwich ihr.
Schön du hast ihn um den Finger gewickelt. Vielleicht hast du deine Berufung ja verfehlt und solltest lieber im nächsten Hurenhaus anfangen, Würdelose?

Auf dem Weg zur Treppe achtete sie, während sie sich mit Ekel (sowohl vor ihm als auch zum Teil vor ihr selbst) an ihn schmiegte, penibel darauf dass seine breitere Kontur die Ihre verdeckte, sodass nicht genug von ihr zu sehen war um sie wiederzuerkennen. Auch diese List ging auf und sie kamen unbemerkt zu der Treppe. Offensichtlich hatte Juliette nichts verlernt.
Sie waren gerade erst außer Sicht- und hoffentlich auch Hörreichweite als sie sich überlegen wollte wie sie nun dieses Ekelpaket los werden konnte als dieser sie plötzlich zu sich zog.
„Wieso eigentlich die Dachkammer? Warum nicht gleich hier?“, keuchte er gierig. Seine gespitzten Lippen näherten sich ihr, vor Verlangen fast geifernd.
Das war das letzte Fettnäpfchen in das er trat.
Juliettes Abscheu und Widerwille explodierten regelrecht in einer Woge aus Wut und Ekel, dir ihr sogleich in die geballte Faust wanderten. Krachend und begleitet mit dem Übelkeit erregenden Knacken seiner brechenden Nase schlug die bedrängte Adlige sie ihm mit der größten Wucht die sie aufbieten konnte ins Gesicht. Sein Kopf wurde ruckartig in den Nacken zurückgeworfen und er taumelte ächzend nach hinten, fort von Juliette. Mit einem undeutlichen Gemurmel das erstarb als sich seine Augen zurück in den Schädel rollten sackte er bewusstlos zusammen.
Schwer atmend und vor Ekel kaum einen Ton raus bringend wischte sich Juliette fast über ihre ganze Kleidung, wie als hätte er sie mit widerlichem Schleim bedeckt. Nach dem sie sich wieder gefasst hatte eilte sie schnell hoch zur Dachkammer.

Deren Falltür stoß sie unsanft auf sodass jeder in der Dachkammer der nicht seines Gehöres beraubt war hochschreckte.
„Wir müssen verschwinden!“, forderte sie eilig als sie schon drauf und dran war sich ihr Gepäck zu schnappen.
„Warum?“, kam es erschrocken von dem hochgeschreckten Alrik der die Blutspritzer des Schmalspurcasanovas auf Juliettes Kleidung erblickte.
„Da…Da sind Räuber!“, log sie. „Sie wollen die Schriftrolle! Einer von i`nen ist bereis im Gast`aus!“
„Die Meute aus Lothering?“, fragte Alrik entsetzt.
„Ja genau!“, entgegnete sie hastig. „Sie haben uns aber noch nicht gesehen. Vielleicht können wir uns davon schleichen!“

Rhaego Alcaryen
28.09.2012, 15:46
Rumms!
Rhaego fuhr auf. Wo vor einem Moment noch das schwarze Nichts des Tiefschlafs geherrscht hatte, war auf einmal wieder Licht und Lärm.
Es dauerte einen Moment, bis er den lauten Knall, der ihn geweckt hatte, der Falltür zuordnete, die mit voller Wucht aufgestoßen worden war. Die Orlaisianerin, die den Aufruhr verursacht hatte, war allerdings schon weiter geeilt, und raffte gerade ihre Sachen zusammen, während sie gleichzeitig einen Schwall ihres akzentuirten fereldanisch losließ. Alles was Rhaego aus ihren hektischen Worten verstand, war "Räuber" und "Gasthaus".
Doch Alrik verstand offenbar, wovon sie redete, und fragte entsetzt nach: „Die Meute aus Lothering?“
Und noch ehe der Magier verarbeiten konnte, was der junge Bursche gesagt hatte, kam schon die eilige Bestätigung von Juliette. Sie sagte irgendetwas von "davonschleichen".
Langsam verschwand der Nebel des Schlafes, der die Reste seines Verstandes umhüllt hatte, und er begriff, was die Orlaisianerin gerade verzapfte. Aber trotzdem verstand er nicht wirklich worum es ging.
Noch immer auf seinem Strohsack sitzend, von dem er sich bisher nicht gerührt hatte, unterbrach er die Unruhe, die nach der Ankündigung der Orlaisianerin ausgebrochen war. Noch immer zu verwirrt, um angemessen feindlich und abneigend zu ihr zu sein, rief er entgeistert aus: "Moment! Was soll das? Welche Räuber? Welche Meute aus Lothering? Woher wissen sie von der Schriftrolle?"
Doch plötzlich fiel ihm etwas auf, was er wegen Juliettes Hektik bisher nicht bemerkt hatte - kleine, dunkle Spritzer auf ihrer abgenutzten Kleidung.
"Ist das... Blut?!", fragte er erschrocken.

Leirâ Ven
29.09.2012, 22:30
Ich laufe. Renne. Der Wald um mich herum verschwimmt zu einem einzigen, dunklen Schemen. Ich rieche den Rauch, spüre sie in meinem Nacken. Kein Bogen, Vaters Schwert verloren. Selbst das Dar'Misu verlor ich im Kampf mit ihm, dem Mann mit den toten Augen. Warum jagt er mich? Ich kenne ihn nicht, doch
Rumms!

Wenn man genau hinsah, konnte man die sensiblen Ohrspitzen bei dem Knall, mit dem Juliette die Falltür öffnete, zucken sehen. Gedanke wich Reaktion, der Körper erwachte schneller als der Geist. Schnelle als für sie selbst gut war. die Finger ihrer linken Hand schlossen sich um den Dolch, doch als sie hochfahren wollte, musste sie sich auf dem sack falsch gedreht haben.
Im letzten Moment presste sie die Zähne zusammen, nur ein erstickter Laut entfuhr ihren Lippen. Der Schmerz stoppte ihre Bewegung, ihre rechte Seite pulsierte. In langen Fäden zog sich die Pein durch ihren Brustkorb, sie sank zurück. Es kostete sie immense Willenskraft, die Waffe in der Hand zu behalten. Sie zitterte.
Derweil erreichte das Gesprochene ihr Gehör:

"Räuber sind uns gefolgt!"
"Meute aus Lothering?"
"Wir können uns davonschleichen!"
"Wer? Wie? Was? Wo? Blut?"

"In Sylaines Namen beruhigt euch!", rief die Dalish in den Raum. Zumindest fürs Erste verstummten die Anderen. Mühsam, unter Schmerzen, mit einem Geräusch, das wie ein Grunzen klang, drückte sie ihren Oberkörper empor. Sie saß, gähnte. Ihr Blick wanderte zu dem Fenster.
So früh? sie hatten kaum eine halbe Nacht geschlafen, eher weniger.
"Was bei den Schöpfern ist hier los?" Ihr Blick heftete sich nun erst auf Alrik, dann auf Juliette.
"Wir werden wegen diesem Schrift -Ding verfolgt?" Neben dem Unmut ob der frühen Stunde mischte sich nun auch wütender Vorwurf in ihren Blick.
"Und warum habt ihr mir das verschwiegen? Ich hätte unsere Fährte verwischen können?" Fassungslos wanderte ihr Blick von der Einen zu dem Anderen. Sie griff nach ihrem Gürtel. Hielt inne, verlangsamte die Bewegung.
Nicht so schnell, immer langsam. Und vorsichtig.
Mit bedächtigen Bewegungen förderte sie einen Lederriemen zu tage und begann, sich die Haare aus dem Gesicht zu binden. Dabei strich sie diese notdürftig mit den Händen glatt. Dabei kreisten ihre Gedanken:
Warum sollte sich eigentlich noch jemand für dieses Zwergengeheimnis interessieren? Sie zog mehr oder weniger mit, weil sie kein anderes Ziel hatte. An Rhaegos Stelle wäre sie wohl überall hingezogen, solange sie nur diesem Turm hätte entkommen können. Alrik und Juliette... Das war schwieriger. Die beiden hatten dabei Worte gebraucht, die der Dalish nicht vertraut waren. Wahrscheinlich hatte es mit ebendiesen Worten zu tun.
Sie wurde von einem grummelnden Geräusch unterbrochen und hielt inne. Ihr Magen. Wann hatte sie das letzte Mal etwas gegessen? Moment, dies war doch ein Gasthaus...
"Können wir nicht zuvor eine Mahlzeit zu uns nehmen? Oder gilt bei den Shemlen der Frieden der Gastfreundschaft nichts?"

Yanis Leclerc
05.10.2012, 01:27
Port Calenhad (http://www.globalgameport.com/showthread.php?40857-Port-Calenhad&p=785482&viewfull=1#post785482)------------>

Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die Bäume und vertrieben die Dunkelheit der Nacht. Yanis spürte die Wärme der Sonne auf seinem Gesicht und Lächelte.
Der Tross ritt auf dem Waldweg entlang einer Kurve und irgendwann kamen sie aus dem Wald heraus. Der Tross fächerte sich auf und hielt auf das Gebäude zu, dass sich in einiger Entfernung sich an den Waldrand schmiegte.
Vor dem Gasthaus stand ein Wagen, wie er von fahrenden Händlern genutzt wurde. Yanis wollte keine Zeit verschwenden und stieg etwas schwerfällig vom Pferd. Er ließ seine Müden Glieder und Gelenke knacken und biss die entblößten Zähne zusammen als er seine Schultern nach hinten schob und sein Kreuz ein wenig nach hinten bog. Er atmete tief durch.
„Philipe nimm dir vier Mann und sorg dafür, dass niemand unbemerkt verschwindet!“
Der Angesprochene nickte stumm und ritt mit vier weiteren hinter das Haus. Yanis wandte sich an den Rest. „Grangé, versorgt die Pferde und kommt dann nach!“
Yanis ging weiter, um den Handelswagen herum und fuhr erst einmal zusammen. Ein weißer Bär drehte sich mit einem Brummen zu ihm um. Ohne den Bären aus den Augen zu lassen ging er Schritt für Schritt wieder hinter den Wagen um dann, nachdem der Bär außer Sicht war, den Wagen auf der anderen Seite zu passieren.
Etwas in dieser Art hatte er noch nie gesehen. Ein Bär, der weiß war und einen Wagen zog. Mit einem leichten Kopfschütteln riss er seinen Blick von dem seltsamen Bären los und wandte sich an die Tür.
Beim öffnen der Tür zur Schenke überschätzte er das Gewicht der Tür. Die Tür flog geradezu auf , zwar versuchte der Orlaiser den Türgriff noch festzuhalten doch sein Griff ging ins Leere.
Mit einem Scheppern prallte die Tür auf und instinktiv machte Yanis ein ernstes Gesicht und richtete sich auf. Wenn schon etwas schiefging musste man halt das Beste daraus machen.
Yanis konzentrierte sich und schritt langsam in das Gasthaus während er aufmerksam die Gesichter der Gäste suchte.
Einige Söldner saßen in einer der Ecken und schlugen Zeit durch das Glücksspiel oder Alkohol tot. Daneben war noch eine Elfe und eine hübsche Frau die etwas abseits saßen.
Yanis schritt, sich weiterhin umsehend, zum Tresen. Der Wirt war dabei einige Gläser zu polieren als Yanis die Theke erreichte. Er wollte gerade die Zeichnung Juliettes hervorholen als er aus dem Augenwinkel sah, wie einer der Söldner sich leicht schwankend ihm näherte.
„Verzeiht mir, Herr. Eventuell könnten wir euch bei der Suche behilflich sein.“ Yanis starrte den Wirt an und spannte seine Kiefermuskeln an.
„I’r seid betrunken. Isch `abe keine Verwendung für eusch!“ sagte er dem großen Söldner ohne ihn anzusehen.
Der Wirt hob beschwichtigend die Hände und machte einen Schritt zurück, er wolle hier keinen Ärger. Der Söldner aber schien seine Worte nicht verstanden zu haben. Yanis drehte seinen Kopf zu dem Mann und sah über seine Schulter hinweg. Die Söldner schienen alle zum gleichen Haufen zu gehören. Yanis wollte auf jeden Fall einen Konflikt mit den Söldnern vermeiden und fokussierte erneut den Söldner vor ihm.
Der Mann machte noch immer keine Anstalten zu gehen oder seine Worte verstanden zu haben. Er drehte sich nun ganz zu dem Mann um. Er führte seine Finger vor die Augen seines Gegenübers. Als dieser die Finger ansah bewegte er langsam die Hand von links nach rechts und wieder zurück. Brav sah der Mann der Bewegung der Finger hinterher, schließlich ließ er die flache Hand gegen die Stirn des Mannes klatschen.
Verwirrt blinzelte der Mann und versuchte anscheinend das gerade Geschehene zu verstehen. „Wenn isch eure ’ilfe benötige, sag isch eusch schon Bescheid und nun verpisst eusch.“
Yanis hoffte inständig, dass der Mann ihn nun verstanden hatte und der Söldner hatte verstanden. Den Schlag des Söldners fing er ab und verdrehte das Handgelenk des Mannes, sodass dessen Kopf mit Wucht auf den Theresen prallte. Yanis sah zu den anderen Söldnern, doch die schienen sich nicht vom Platz zu rühren.
Yanis beugte sich zu dem Mann vor und flüsterte „verschwindet jetst!“ und brach ihm das Handgelenk. Das grässliche Geräusch schien durch die Ganze Schenke zu hallen.
„’abt i’r das verstanden?“ Fragte er in Richtung aller Söldner. Wenn man den größten und lautesten einer potentiell aggressiven Gruppe gleich als erstes effektvoll ausschaltet hat man eine große Chance, den Rest der Gruppe einzuschüchtern. Yanis Plan ging er, die Söldner widmeten sich wieder ihrer Geschäfte.
Mit einem Seufzen sah er sich nach dem Wirt um, doch der glänzte durch Abwesenheit. Er wollte gerade die Schenke verlassen um nach seinen Leuten zu sehen und ließ noch einen Söldner passieren als die Brünette seine Aufmerksam auf sich zog.
Gekonnt schob sie einen Stuhl so hin, dass er bequem Platz nehmen konnte. „Bitte, setzt euch doch zu mir.“ Yanis zog die Augenbraue kraus als er die beiden Frauen genauer ansah. Die Brünette sprach zwar offensichtlich zu ihm sah ihn aber nicht genau an, anscheinend war sie blind – oder beschränkt. Er sah zur Elfe die ihren Griff um den Arm der Brünetten daraufhin noch zu verstärken schien.
„Wirt! Mehr Wein und einen Becher Met für meinen Freund hier... Bitte!“ bestellte die Brünette beim zurückgekehrten Wirt.
Irgendwie wurde Yanis das Gefühl nicht los, dass diese Frau etwas wusste. Yanis ließ sich auf den Stuhl nieder und starrte abwechselnd den beiden Frauen direkt in die Augen.
„Meine Seit ist kostbar, was wisst i’r?“ fragte er die beiden als die Tür erneut aufging, diesmal leiser. Vier von Yanis Männer betraten die Schenke und der Wirt trat an Yanis Tisch und stellte Yanis den Becher Met auf den Tisch. Yanis hielt den Arm des Wirts fest noch bevor dieser den Becher losgelassen hatte.
„I’r müsst mir eine Frage beantworten!“ forderte er den Wirt auf und kramte die Zeichnung Juliettes hervor „`abt i’r diese Frau schon einmal gese’en?“

Adriana-Sarunu Vedeejs
14.10.2012, 22:06
Tatsächlich setzte sich der Mann zu ihr.
„Meine Seit ist kostbar, was wisst i’r?“, fuhr er sie wie vorhergesehen an. 'Typisch Mann', dachte sich die brünette Blinde. Die Männer wollten immer sofort zum Punkt kommen, doch das gebot sie ihm nicht. Wahrscheinlich würde er dann wohl einfach wieder verschwinden, wie sie es alle taten, wenn sie nicht das bekamen, was sie wollten. Doch inständig hoffte Adriana mal auf einen anderen Mann getroffen zu sein. Einen, der sie überraschte.
Der Wirt kam zurück, brachte Wein und Met. Sie konnte hören, wie der Mann nach der Frau fragte. Zweifellos war er es. Er war Yanis Leclarc. Meuchelmörder und Mann für schmutzige Geschäfte des Hauses de Ludin. Sicherlich war er es, den seine Hoheit Lord Maxime de Ludin aussandte, seine entlaufene Tochter zu finden und zurück in den heimischen Schoß zu bringen.
Adriana richtete sich auf, Bauch rein, Brust raus, Rücken gerade. So wie sie es gelernt hatte, so wie sie praktisch jeder Mann sehen wollte. Für ihren Vorbau musste sich die blinde Händlerin nicht schämen, im Gegenteil, er war einer ihrer vielen Trümpfe, die sie im Verlaufe eines Gespräches, insbesondere um an Informationen zu gelangen, einsetzte. Sie tupfte sich mit der Servierte die Mundwinkel sauber, dann nahm sie einen kleinen Schluck Wein und legte ihre Hände gefaltet in den Schoß. Ihre Arme rahmten dabei ihren Busen ein und rückten ihn noch etwas enger zusammen, was ihn noch größer aussehen ließ. Dann begann sie, in das Gespräch mit einzustimmen.
„Ihr sucht die Adlige aus Orlais, richtig?“
Der Mann nickte, wohl gebannt vom Ausblick, der sich ihm bot. Adriana lächelte sanft, nicht wissend, ob er ihren Worten folgte, oder nicht. Dem wohlbekanntem Klang eines leeren Metbechers, konnte sie aber entnehmen, dass er ihren Worten doch folgte.
„Ihr müsst Yamis Leclarc sein, oder täusche ich mich, mein Herr?“
Ein weiterer Trumpf. Dem Gesprächspartner immer ein wenig Honig ums Maul schmieren und ihn in Sicherheit wiegen, dass er die Oberhand in diesem Gespräch führte, doch konnte sie nicht verhindern, dass ihr Blick ins Leere schweifte. Sie fokussierte einen leeren, schwarzen Punkt etwas abseits ihres Gegenüber an. Dies war so ziemlich der einzige Makel, welcher ihr zum Nachteil gereichte, also spielte sie ihn schnell weg.
„Bitte verzeiht, wenn ich euch nicht direkt ansehe, mein Herr, aber mein Augenlicht... Nun ja. Ich bin Blind.“, versuchte sie ihm mit einem Lächeln beizubringen, ehe sie sich eines weiteren Schluckes Weins begnügte und die wohl anklagenden Worte des Jägers erwartete.

Juliette de Ludin
24.10.2012, 23:42
Das war genau der Grund warum Juliette, deren Ärger bei jeder Verzögerung wuchs, meist lieber allein unterwegs war. Begleiter konnten einen gewaltig ausbremsen und in Situationen wie diese zählte jeder Augenblick.
„Meine Güte, das interessiert die Räuber doch nischt!“, kam es erregt von Juliette entsetzt über diese weltfremde Naivität der Dalish. Ihre Häscher würden wohl kaum brav darauf warten bis sie sich die Mägen vollgeschlagen hatten und erst dann handgreiflich werden. Das wäre genauso wahrscheinlich wie ein jagender Fuchs der dem gejagten Hasen einen Vorsprung gewährte. So eine Blauäugigkeit hätte sie einem Kind und nicht einer erwachsenen Frau zugetraut. Man musste zwar bedenken das Leriâ als erschreckend unwissende Außenstehende mit etwas mehr Toleranz behandelt werden müsse, aber wenn es um Juliettes Überleben ging neigte sie dazu wenig tolerant zu sein. „Wir müssen jetzt verschwinden oder wir werden nie wieder eine Ma`lzeit zu uns ne`men!“
Ihren Rucksack schulternd nachdem sie ihre wenige restliche Habe eingesteckt und verstaut hatte meinte sie noch drängend zu dem Magier: „Ja, das ist Blut und es wird noch me`r fließen wenn wir nischt verschwinden!“
Auch er regte sie auf mit seiner Fassungslosigkeit über die kleinen dunklen Spritzer auf Juliettes Kleidung und vor allem auf ihrer Faust. Noch so ein weltfremder Narr. Im Turm war ihm wohl eindeutig nicht klar gemacht worden das Ferelden ein gefährliches Land war in dem der Tod um jede Ecke lauern konnte oder er war nicht nur körperlich schwach, vielleicht sogar beides. Ehrlich gesagt regte die Adlige im Moment alles auf was nicht mit einer schnellen Flucht zu tun hatte.
So oder so hatten sie keine Zeit. So wie sie Leclerc kannte war es nur eine Frage der Zeit bevor er die ganze Wirtschaft auf der Suche nach seiner Beute auf den Kopf stellen würde und er war nie und nimmer ohne sein gutes Dutzend kampferprobter Schergen unterwegs, weshalb Juliette eine Konfrontation lieber vermeiden wollte.
„Na los! Isch bitte eusch!“, drängte Juliette verzweifelt ihre Gefährten während sie schon neben der geöffneten Falltür stand.
„Isch trage auch euer verdammtes Gepäck, i´r Kretin!“, warf sie dem Magier mehr an den Kopf als das sie anbot.

Schließlich kamen die anderen Juliettes Bitte endlich nach und machten sich so schnell es das körperliche Befinden gestattete Aufbruch bereit, wenn auch darunter Alrik man beunruhigt oder verwundert war das Juliette die einen kampfstarken Eindruck machte so sehr darauf pochte schnell zu verschwinden. Ohne Widerrede oder weitere Verzögerung zu akzeptieren half die Adlige, der verletzten Leirâ die Leiter hinunter, nachdem sie mit dem Magier ihren deutlich leichteren Rucksack gegen seinen schweren getauscht hatte. An der Wand unten im Gang zusammengesunken ruhte immer noch der ohnmächtige Söldner, dessen Blut aus seiner gebrochenen Nase über sein Gesicht auf seine Rüstung floss und sich in einer Pfütze unter ihm sammelte. Und eben dieses Blut, das auch an Juliette klebte, ließ wenig Zweifel daran wer ihn schlafen geschickt hatte.
„Das war einer von ihnen! Er wollte sich zu uns hoch schleichen.“, erfand Juliette etwas hektisch als sie die Blicke ihrer Gefährten bemerkte. Um etwaige Fragen und weitere Verzögerungen zu vermeiden wollte sie gerade dazu drängen weiter zu gehen als plötzlich eine besorgte Kinderstimme erklang.
„Geht es dem Mann da gut?“
Juliette wirbelte zu dem kleinen dunkelblonden Mädchen herum das plötzlich vor ihnen mitten im Gang stand. Es war kaum ein acht Sommer alt und trug eine Nummer zu große Kleidung. Beklommenheit und Neugierde zugleich stand in seinem kindlichen Gesicht.
Die Adlige erkannte die großen braunen Augen als die eines der Kinder, das sie zusammen mit ihren Geschwistern gestern aus einem Türspalt heraus beobachtet hatte, als die Gruppe in das Gasthaus eingekehrt war. Zuerst erschrak Juliette bei dem Gedanken das Mädchen könnte Hilfe holen und somit ungewollte Aufmerksamkeit auf die Gruppe lenken, doch dann kam ihr eine Idee.
„Nein, nein, Kleine.“, sprach Juliette beruhigend und freundlich als sie näher an das Kind trat und sich hinkniete um auf gleicher Augenhöhe zu sein. „Der Onkel `at sisch nur den Kopf angeschlagen und ru`t sisch gerade aus.“
Wirklich beruhigt wirkte das Mädchen nicht aber es unterließ es zum Glück Hilfe zu holen und blickte etwas unsicher in die freundlich wirkenden stahlgrauen Augen der Orlaisianerin als diese ihr eine Hand auf die Schulter legte.
„Kommst du gerade aus dem Schankraum?“
Ein etwas verlegenes Nicken der Kleinen.
„`ast du da unten gerade Männer eintreten se`en? Männer in Schwarz gekleidet?“
Ein weiteres Nicken. Man hatte ihr wohl eingepaukt mit Fremden nicht zu sprechen und erinnerte sich nun da ihre Sorge um den blutenden Mann wohl unbegründet war wieder daran. Vielleicht war sie auch einfach von der großen Frau die seltsam sprach eingeschüchtert. Sie wäre nicht die erste gewesen.
Doch ob sie es war oder nicht Juliette spürte wie ihre Instinkte aufschrien sich davon zu machen, konnte ihre Nervosität aber noch verbergen. Sie mussten hier schnell weg aber wenn der Schankraum voll mit Leclercs Schergen war, konnten sie diesen Weg nicht nehmen dafür war die Gruppe vor allem durch Leirâ und Rhaego viel zu auffällig. Sie brauchten also einen anderen Ausweg.
„Weißt du wie wir `ier schnell `eraus kommen könnten?“
„Durch die Tür?“, erwiderte das Mädchen unsicher als wäre diese Antwort das selbstverständlichste überhaupt.
„Nein!“, kam es von Juliette etwas zu harsch zurück, worauf sich das Mädchen versteifte. Rasch darauf fing die Adlige sich wieder. Sie musste ruhig bleiben und versuchen eine klaren Kopf zu bewahren oder sie würde ihn noch verlieren, wortwörtlich.
„Gibt es noch einen anderen Weg raus aus dem `aus, Kleine?“, fragte sie schon freundlich wenn auch etwas gezwungen. „Vielleischt eine `inertür?“
Das Kind überlegte und antwortete dann leicht trotzig: „Ja aber Vater sagt die ist nicht für Gäste.“

In Gedanken fluchte Juliette. Dieses Gör wusste wo sie heraus kämen wollte es ihnen aber nicht sagen. Fast wäre sie versucht gewesen in ihrer Frustration mal Tacheles mit dem Kind zu sprechen als sie sich eines Besseren Besan. Damit würde sie nichts erreichen und es gab eine bessere Möglichkeit: Womit konnte man kleine Kinder besser ködern als mit den Versprechungen von Schätzen?
„Wenn du es uns doch sagst schenke ich dir das hier…“, leitete die Adlige geheimniskrämerisch ein als sie aus ihrer Tasche den aus dem Turm gestohlenen Kamm hervorholte. An sich war es schon ärgerlich das sie das vermaledeite Ding wo sie es doch vor kurzem erst an sich genommen hatte gleich wieder weggeben musste, aber wenn Juliette sich zwischen körperlicher Unversehrtheit und einem gestohlenen Kamm entscheiden musste, entschied sie sich lieber für ersteres. Juliettes geheimniskrämerische Stimme weckte die Neugier der Kleinen die sie sogleich packte und das Mädchen dazu brachte gierig nach dem Kamm zu greifen, doch Juliette hob den Kamm rechtzeitig aus der Reichweite.
„Was ist das?“, fragte das Mädchen neugierig als sie sich nach diesem unbekannten Etwas streckte. Sie hatten Glück. Das Kind war noch jung und eines von der neugierigen Sorte und auf dem Land sah man nicht oft einen Kamm, erst recht nicht das vergleichsweise teure Modell das im Turm der Magier Anwendung fand.
„Das verrate isch dir erst, wenn du uns `ier `eraus gefü`rt `ast.“, meinte Juliette lockend lächelnd und den Kamm in ihrer behandschuhten Faust verschwinden lassend.
Ein paar Herzschläge lang blickte das Mädchen zwischen dem aristokratischen Gesicht der Söldnerin und ihrer geballten Faust hin und her, wägte diesen unbekannten aber dennoch hoch interessanten Schatz und das Verbot ihres Vaters ab. Schließlich siegte die Gier nach einem Herzschlag und das Kind führte sie ungesehen am Schankraum vorbei herunter vor eine Tür. In dem kleinen Raum roch es nach Vieh und man hörte gedämpftes Geschnatter, offensichtlich war der Stall bevölkert mit Federvieh nicht weit. Doch das kümmerte Juliette nicht. Eine Flucht war in greifbarer Nähe und wenn sie es geschickt anstellten würde sie vielleicht ungesehen entkommen sodass ihre Verfolger gezwungen wären Gerüchten nachzujagen. Wäre sie allein gewesen hätte die Adlige die Erfolgsaussichten darauf deutlich höher eingeschätzt.
„Hier.“, verkündete das Mädchen ehe es sich trotzig vor die Tür stellte. „Und nun her mit dem Ding oder ich schreie.“
Kleine Erpresserin, dachte sich Juliette leicht ärgerlich als sie erkannte dass sie das Mädchen unterschätzt hatte und den Kamm aushändigte. Es hatte offensichtlich geschlossen dass die Gruppe versuchte abzuhauen und das sie sogar etwas gegen sie in der Hand habe. Und da sagt man doch Landvolk wäre dumm wie Stroh.
Zufrieden und neugierig zugleich beäugte die Kleine dieses Etwas und spazierte damit davon. Der Blick der Adligen folgte der Kleinen kurz ehe er bei Leirâ hängenblieb. Auch wenn Juliette nach wie vor Probleme hatte elfische Emotionen zu lesen verhieß die Miene der Dalish nichts Gutes, definitiv nicht.
„Was ist denn los, Leirâ?“, fragte Juliette drängend.

Leirâ Ven
30.10.2012, 00:22
Leirâ hatte eine weitere, scharfe Erwiderung bereits auf der Zunge liegen, doch etwas in Juliettes Stimme lies sie inne halten. So hatte sie die Kämpferin noch nie gesehen, sie wirkte beinah wie ein gehetztes Tier. Und nun, da auch noch Alrik aus der Fassung geraten schien, machte sie sich eben ohne Frühstück auf. Auch wenn die Shemlen dafür den Begriff 'barbarisch' mehr als verdient hatten. Es war eine Frage der Ehre, das Gastrecht zu achten. Wenn man Streit hatte, so trug man diesen nicht unter dem Dach eines Dritten aus.
Sei es wie es sei.
In langsamen, um Gleichmäßigkeit bemühten Bewegungen legte sie ihren Gürtel mit Schwert, Tasche, Hüftköcher und Dar'Misu an. Als sie gerade nach Bogen und Köcher griff, kam ihr Alrik zuvor. "Ich nehme das, wir haben keine Zeit!"
Ihre Nasenflügel bebten und sie realisierte gerade noch am Rande ihres Bewusstseins, wie sie die Hand auf das Heft des Schwertes legte.
"Gib. Mir. Diesen. Bogen." Sie sprach langsam, ihre Stimme klang wie das ferne Brodeln eines Sturms. Alrik wich einen Schritt zurück, gab den Körpergurt jedoch nicht aus der Hand. Er schüttelte den Kopf, die Augen weit aufgerissen.
"Leirâ bitte, lass dir doch helfen. Du bist verletzt."
Die Dalish vermochte das Knirschen ihrer eigenen Zähen zu hören. Ihren Bogen abgeben. Einem Shem! Doch irgendwo jenseits der Gewitterwolklen konnte sie leise die Stimme der Vernunft hören:
Wo er recht hat... Bis ich alles angelegt habe, brauche ich ewig. Selbst laufen kann ich ohne meine Habe nur langsam. Ein ersticktes Grunzen verließ ihren Mund. Sie hasste es, auf Hilfe angewiesen zu sein. Dass Alrik ein Shemlen war, setzte dem Ganzen nur die Krone auf. Dennoch sah sie es ein. Unter Protest.
"Na schön, aber stech' dir nichts aus."
Sie erhob sich. Zwar pochte es noch heftig, war aber erträglich. Behutsam richtete sie ihre Schritte in Richtung der Luke. Es würde gehen. Und das gar nicht mal so übel, Juliette hatte mit dem Umschlag gestern ganze Arbeit geleistet. Die Kämpferin war es dann auch, die ihr ungefragt unter die Arme griff, kaum dass sie auf der Leiter stand. Die kleine Jägerin hätte unter gewöhnlichen Umständen lauthals protestiert, so durch die Gegend gehoben zu werden, doch verkniff sie es sich. Ihr Kiefer schmerzte zwischenzeitlich beinah schlimmer denn die Seite.
Doch kaum hatten sie sich alle vier in Bewegung gesetzt, liefen sie in eines der Kinder vom Vorabend. Leirâ überließ der Kämpferin das Reden und wandte sich stattdessen an Alrik:
"Warum werden wir überhaupt verfolgt?"
Der Mensch lief rot an.
"Nun ja, nachdem ich diese Schatzkarte von meinem Großvater bekommen hatte, bin ich bis Lothering gezogen...."
Die Dalish reimte sich selbst zusammen, dass es sich dabei um einen Shemlen- Ort handeln musste,
"uuund habe dort dann ziemlich viel getrunken. Dann... Tja, wollten eigentlich alle etwas von dem Schatz abhaben, sodass es zu einer Schlägerei kam und am Schluss mussten wir das Dorf dann ziemlich schnell verlassen...."
Der Dalish tattoowierte Augenbraue wanderte nach oben.
"Warum sollten sie das tun?", doch sie dachte bereits weiter. Dieses Wort 'Schatz' hatte sie immer noch nicht verstanden und hatte auch noch immer keine Lust, sich wegen einer Erklärung wieder auslachen zu lassen. Aber eine andere Frage erschien ihr weniger verfänglich:
"Warum suchst du eigentlich nach diesem Zwergen -Ort?"
Alrik begann, sich am Kopf zu kratzen und in eine andere Richtung zu schauen.
"Nun ja... wegen des Reichtums natürlich..."
Die Jägerin versuchte, eine einigermaßen interessiertes Gesicht zu machen,
"... Aber auch weil..."
Nun war zwar ihr Gesichtsausdruck aufrichtig, doch ihre Neugier blieb ungestillt, denn just in diesem Moment führte das Mädchen Juliette und damit auch sie zur Hintertür. Als sie den kleinen Raum betraten erreichte ein Klang ihre Ohren, der ihr Blut zu Eis erstarren lies. Schlagartig blieb die Dalish mitten im Raum stehen, schwarze Schatten fielen auf sie. Flügel schwebten durch die Luft, das Geschnatter schwoll zu einem ohrenbetäubenden Lärm an. die Diener des Schreckenswolfes! Und sie lauerten hinter dieser Tür.

"Leirâ?"

Die Anderen mussten sie mehrmals laut ansprechen, ehe sie reagierte. Juliette stand direkt vor ihr, ihre stahlgrauen Augen auf sie gerichtet.
"Wi...", Leirâs Stimme war kaum ein Krächzen. Ihre Blicke sprangen hin und her wie ein gehetztes Tier. Tür, Dämonen. Unheilsbringer. Juliettes Augen.
"Wir müssen einen anderen Weg finden!"
Nun verkam ihre Stimme zu einem schrillen, flehenden Bitten. Ein Zittern hatte von ihrem Körper besitz ergriffen, sie spürte, wie ihr eine Träne ins AUge drang.
"Bitte..."

Rhaego Alcaryen
07.11.2012, 12:54
Juliette wollte scheinbar wirklich dringend aufbrechen, wenn sie sich sogar bereit erklärte, Rhaegos Sachen zu nehmen. Er griff nach dem leichteren Rucksack, dankbar für die Entlastung, ohne es zeigen zu wollen. Doch noch ehe er sich für die Beleidigung revanchieren konnte, hatte sie sich schon abgewandt. Er spürte wie ihre Hektik, von der auch Alrik sich hatte anstecken lassen, auf ihn übersprang und folgte ohne weiters Zögern den beiden Frauen die Leiter herab. Als er den reglosen Söldner sah, musste er kurz schlucken. Was hatte die Orlaisianerin gesagt? Es wird noch mehr fließen wenn wir nicht verschwinden!
Während Juliette irgendeinen Handel mit einem der Wirtskinder abschloss, lauschte Rhaego Alriks Geschichte. Scheinbar hatte Alrik in Trunkenheit der ganzen Taverne von dem Schatz erzählt, worauf hin alle sich auf ihn gestürzt hatten. Als er sich über die grenzenlose Naivität des Burschens wunderte, kam ihm eine andere Frage in den Sinn: Wo kam Juliette ins Spiel?
Noch während er überlegte und Alrik der Dalish stotternd irgendwas erklärte, führte das Mädchen sie schon weiter.
Ungesehen kamen sie am Schankraum vorbei und landeten schließlich in einem kleinen Raum vor einer Tür, hinter der ein leises Scharren und Flügelrascheln hörbar war.

Juliette reichte dem Mädchen einen Kamm, der Rhaego merkwürdig bekannt vorkam.
„Moment mal…“ begann er.
Doch da verschwand das Mädchen schon und die Orlaisianerin wandte sich Leirâ zu.
Jetzt erst bemerkte er, dass die Elfe hektisch von der Tür zu Juliette sah, als wäre sie kurz vor dem Durchdrehen. Irgendetwas musste sie in Panik versetzt haben, aber Rhaego sah den Grund nicht.
Unter großen Mühen brachte Leirâ dann hervor, dass sie einen anderen Weg finden müssten. Ihre Stimme klang hysterisch und ihre sowieso schon großen Augen weiteten sich noch mehr.
„Was ist denn an hier so schlimm?“, fragte Rhaego. „Wir müssen nur noch durch diesen Stall und dann sind wir draußen! Wenn diese Leute Alrik wirklich von Lothering aus verfolgt haben, dann sind sie so gierig auf den Schatz, dass sie vor nichts halt machen werden!“
Doch Leirâ schien ihn gar nicht richtig wahrzunehmen. Sie zeigte keinerlei Reaktion auf seine Worte.

Doch noch während Rhaego sich fragte, wie lange sie hier noch rumstehen müssten, bis die Dalish wieder Mut gefasst hatte – oder ihnen erklärt hatte, was sie an einem Stall so schlimm fand – hörte er eine tiefe Stimme weiter unten im Flur, in Richtung Schankraum. Der Sprecher war noch hinter Wänden verborgen, doch es war definitiv nicht die Stimme des Wirtes. Er konnte die Worte des Mannes nicht verstehen, doch der Tonfall schien bedrohlich zu sein und die Stimme immer näher zu kommen.
Zum ersten Mal seit langer Zeit flutete eine Welle von Angst Rhaegos Denken. Die Bedrohung durch die Templer war über Jahre hinweg immer gleich stark gewesen, doch eine solche Ausnahmesituation gab es im Turm nicht! Nie war sein Leben tatsächlich bedroht gewesen.
„Schnell jetzt!“, zischte er, langte an den Frauen vorbei und öffnete die Türe.

Yanis Leclerc
11.11.2012, 23:44
Er beäugte kritisch die Frau während er mit einem Ohr dem Wirt zuhörte wie er sich die Zeichnung genauer ansah und sich dabei den Kopf kratzte.
Mit einem seufzen legte er seinen Hut auf den Tisch und fuhr sich durch sein schwarzer Haar. Müde rieb er sich die Augen und strich über sein stoppeliges Kinn, ein kräftiges Gähnen konnte er nicht unterdrücken.
Er hatte gehofft hier in Ferelden möglichst unauffällig Juliette finden, die unbekannte Frau aber hatte ihm gezeigt, dass er sich geirrt hatte.
Yanis wusste nun was kommen würde. Unterfangen wie seines zogen Schmarotzer magisch an. Wahrscheinlich würde sie behaupten Informationen zu haben oder würde ihre `wertvolle´ Hilfe anbieten – gegen ein entsprechendes Entgelt. Egal wie viele man bestach, es kam immer noch ein weiterer der die Hand aufhielt. Er wollte das jetzt möglichst schnell hinter sich bringen.
Er lehnte sich etwas zurück während er seine Handschuhe auszog und schwungvoll auf den Tisch warf.
Die Tür zur Schenke ging erneut auf und 4 von Yanis Leuten traten ein. Mit einem Handzeichen wies er sie an zu ihm zu kommen.
„Ja, doch. Die ist hier! Zusammen mit einer kleinen Elfe einen schlacksigen Typen und einem edlen Herrn“ antwortete der Wirt schließlich. Völlig ruhig hörte er dem Wirt zu „Sie haben die Schlafstätte unterm Dach bekommen. Warum fragt ihr? Ist sie in Gefahr?“
Yanis schürzte die Lippen und schüttelte sachte den Kopf. „Non. Nischt direkt. Macht eusch keine Sorgen!“
„Grangé, mitgehört?“ sprach er seine Leute an, er hatte in seine Muttersprache gewechselt, der Angesprochene nickte knapp „Geht nach oben und seht nach. Wenn sie da ist sorgt dafür, dass sie nicht entkommt und ruft mich!“ seine Männer gingen zur Treppe und verschwanden aus seinem Sichtfeld.
„Nun su eusch!“ er fokussierte wieder die Frau. Er friemelte einen Geldbeutel hervor und leerte ihn auf dem Tisch aus. Es waren ausnahmslos goldene Münzen, die er nun anfing zu Ordnen. 4 Stapel zu je 5 Münzen.
„Wenn mir eure Informationen nütsen entlo‘ne isch eusch. Dafür müsst i‘r mir aber etwas bieten können!“

Adriana-Sarunu Vedeejs
23.11.2012, 21:52
Es klimperte auf dem Tisch. Handschuhe knallten. Er markierte den starken Mann. Aber welcher Mann war schon stark, wenn er in die Fänge der blinden Händlerin geraten war?
Münzen wurden aus einem knarzendem, ledernen Beutel auf den Tisch geschüttet. Dem Klang nach war es Gold. Es schellte etwas dunkler als Silber. Außerdem war ein und die selbe Menge Gold fast doppelt so schwer wie die identische Menge Silber. Über die Jahre hatte die blinde Händlerin ein feines Gespür für derartige Kleinigkeiten entwickelt. Sie wusste, wann sie jemand verarschen wollte, oder ob jemand wirklich keine Ahnung davon hatte, mit was er gerade bezahlte. Der Mann vor ihr schürzte die Lippen. Ein schmatzendes Geräusch entstand. Ein Geräusch, das scheinbar nur sie wahrnahm. Der Wirt bestätigte ihm gerade, dass die Gruppe in der Schenke untergekommen sei. So hatte sich Yanis Leclerc also nun verraten. Wenn er seiner Beute auf der Spur war, seine Krallen und Pranken praktisch schon in den Nacken des Hasen schlagen konnte, schürzte er die Lippen. So, als wäre das alles hier nur eine Farce. So, als würde ihn das, was jetzt geschah nicht mehr interessieren. Er stand vor seinem Ziel. Adriana hatte nichts mehr zu melden. Ihr Profit rückte in weite Entfernung. Innerlich verwünschte sie den Wirt. Doch verstand sie sich gut darauf, ihre Enttäuschung zu überspielen. Noch war nicht aller Tage Abend. Sie hatte noch immer eine Möglichkeit, sich doch noch zu bereichern.
Sie warf ihm einen angedeuteten Kuss zu, beugte sich vor und tastete nach seiner Hand. Sie ergriff sie fest.
„Ihr schmeichelt mir, Jäger, aber ich bin nicht auf euer Geld aus.“
Ihr Blick wanderte durch die Schenke, ehe sie es mehr zufällig als gekonnt schaffte, seine Augen zu fixieren. Kalt, berechnend und angsteinflößend war ihr Blick.
„Ich arbeite für eine relativ mächtige Person, hier in Ferelden. Ich bin mir sicher, dass ihr euer Ziel hier und heute nicht erreichen werdet.“
Ein Bluff. Sie wusste, dass der Mann gut war. Die Geschichten logen nicht. Ihre Informationen logen nicht.
„Also, wenn ihr interessiert seid, werde ich euch einen Kontakt mit besagter Person herstellen. Die Gegenleistung wird euch erst dann genannt werden. Seid mir aber versichert: Sie wird euch nicht gefallen.“
Genauso kühl wie ihr Blick, schloss ihr Lächeln die geflüsterten Worte. Langsam erhob sie sich. Kasha tat es ihr gleich. Sie ergriff sofort ihre Rechte und führte sie im Kreuz am Tisch vorbei. Die ganze Zeit über, hielt Adriana die Hand des Heschers fest. Trat näher an ihn heran, hob weiter seine Hand. Wieder beugte sie sich vor. Ihre Lippen strichen fast sein Ohr, als sie ihm die abschließenden Worte hauchte. Seine Hand spürte aber auf jeden Fall ihren wohlgeformten Busen.
„Fragt einfach nach Dunbar Heesh.“
Nun richtete sie sich vollends auf. Sie lies seine Hand los und legte ihre auf seine Schulter. Ihre Worte galten nun dem Wirt:
„Habt Dank für Speis und Trank.“, reimte sie kurz und freundlich: „Mein Freund hier wird für das Essen aufkommen. Richtet eurer Frau meinen besten Dank aus. Die Leber war vorzüglich. Würdet ihr mich bitte nun auf mein Zimmer geleiten?“
Der dickliche Mann stockte. Dann schienen aber die Worte der dunkelhaarigen endlich seinen Verstand erreicht zu haben. Er riss die Arme in die Luft, bedankte sich artig zuvorkommend und stürzte auf Adriana zu, ergriff gern ihren Arm und führte sie hinaus. Im gehen wand sie sich allerdings noch ein aller letztes Mal an den Jäger:
„Ich bin noch den ganzen Tag hier, wenn also Interesse besteht, wisst ihr ,wo ihr mich finden könnt.“, dann war sie auch schon aus seinen Augen verschwunden.

Leirâ Ven
28.11.2012, 21:33
Die Dalish schluckte hart, suchte die Tränen fort zu blinzeln. Es wollte ihr einfach nicht gelingen.
Keine Tränen. Kein Zaudern, kein Brechen! Ich bin eine Jägerin des Volkes, ich fürchte mich nicht vor... Schon drangen die Bilder in ihren Geist.
Schwarze Schatten verdunkelten die Sonne, schreie hallten durch den Wald. Die Stimmen der Monster ließen der kleinen Dalish Blut in den adern gefrieren, und sie bissen, hackten und schnappten...
"Leirâ? Was ist denn los mit dir?"
Sie zuckte zusammen, Alrik zog augenblicklich die Hand von ihrer Schulter zurück. aus großen, freundlichen Augen schaute er sie an.
"Ich...", ihrer Stimme fehlte jede Kraft, in ihrem Hals steckten kratzige Federn, ihre Stimme zu einem heiseren Krächzen verzerrt.

„Schnell jetzt!“
Mit diesen Worten stürmte mit einem Mal Rhaego an ihnen vorbei, riss die Tür auf und verschwand darinnen. Seien abrupte Handlung riss die Jägerin zumindest soweit aus ihrer Katatonie, dass ihre Instinkte wieder ihren Dienst taten. Sie drehte sich um, suchte nach der Ursache für die plötzliche Eile. Im selben Augenblick hörte sie die Männer. Sie sprachen in einer ihr fremden Sprache, doch sie konnte hören, wie sich näherten.

Kein andere Ausweg! Die Erkenntnis traf sie einer Klinge gleich.
"Nun komm schon, Leirâ!", Alrik, wohl unsicher, ob er sie berühren sollte, starrte sie nur aus weit aufgerissenen Augen an. Einen tiefen Atemzug gönnte sie sich noch, "Dann los!"
Vir Assan!, sprach sie sich selbst Mut zu und folgte dem Shem durch die Pforte in die Unterwelt, das Reich Fen'Harels. Gleichwohl sie versuchte, nur auf ihren nächsten Schritt zu achten kam sie nicht umhin, auch den Rest ihrer Umgebung wahrzunehmen:
Es war ein kleiner Verschlag, kaum sechs Schritt in der Länge. An der linken Wand entlang verlief der Weg, dem sie folgten, zur Rechten das Gatter, dahinter die Ganter. Die ersten Schritte gelangen noch ohne Probleme, dann überschlugen sich die Ereignisse:
Wegen irgendetwas hielten sie, Alrik raunte Rhaeog etwas zu, was die Dalish nicht verstand. Sie hatte sich so sehr nur auf den nächsten Schritt konzentriert, dass sie prompt in den Fereldianer hinein lief, Juliette stolperte ihrerseits wider die Jägerin, alle Drei verloren das Gleichgewicht. Einer der arme, die nun wild durch die Luft wackelten, traf Leirâ an der Schulter, sie geriet ins Stolpern und fiel gegen das Gatter. Ob sie genau die eine morsche Stell erwischt hatte, ob ihr Dolch sich in irgendeinen stützenden Punkt gebohrt hatte, sie würde es nie erfahren. Was sie erfuhr, und zwar viel zu schnell, war dass das Geländer augenblicklich nachgab.
Gerade noch rechtzeitig vermochte die Dalish sich zu drehen, nicht auf der Prellung zu landen. Doch es änderte nichts daran, dass sie in die Mitte der gefiederten Schrecken fiel. Einen Herzschlag lang lag sie da, die Welt hielt den Atem an. Federn hingen schwerelos in der Luft, lange Hälse bogen sich Schlangen gleich in ihre Richtung, schwarze Augen starrten sie an. Die Schnäbel kamen näher, gleich würden die Schmerzen wieder beginnen, das Beißen, das Hacken.

In dem Moment, als Bewegung in die Tiere geriet, verließ ein Schrei der Dalish Lippen, der noch jenseits des Frostgipfelgebirges zu hören gewesen sein mochte.

Juliette de Ludin
04.12.2012, 12:38
„Was ist denn an hier so schlimm?“, fragte der Magier. „Wir müssen nur noch durch diesen Stall und dann sind wir draußen! Wenn diese Leute Alrik wirklich von Lothering aus verfolgt haben, dann sind sie so gierig auf den Schatz, dass sie vor nichts halt machen werden!“
Das war das erste Mal das Juliette und der Magier einer Meinung waren und erstere war schon dabei drängend zuzustimmen als sie Stimmlaute von weiter unten, Richtung Schankraum, vernahm. Sie waren zu weit entfernt um es genau zu verstehen doch einzelne Wortlaute erkannte Juliette was ihr den Magen zuschnürte. Ihre Muttersprache. Flüche hallten in Juliettes Verstand.
Doch bevor sie die Tür aufreißen konnte kam ihr der Magier damit zuvor, wofür sie ihm zum ersten Mal seit sie ihn kannte dankbar war. Auch Leirâ die scheinbar einen Angstzustand durchlitt wurde aus ihrer Starre gerissen und bewegte sich, wenn auch erst nach Zureden von Alrik, in den Stall, dicht gefolgt von Juliette.

Die Orlaisianerin warf noch einen kurzen Blick zurück und lauschte. Was ihre Häscher sprachen verstand sie kaum aber sie waren nahe, vermutlich würden sie gleich um die Ecke biegen. Ein kalter Schauer lief der Adligen bei der Erkenntnis den Rücken herab, die die Tür gleich darauf rasch aber dennoch so lautlos wie möglich schloss.

Kaum registrierte sie das Geschnatter der Gänse, welche den kleinen Stall bevölkerten, und hielt den Atem an während sie versuchte, durch die aufgeregten und neugierigen Laute des Federviehs, die Stimmen ihrer Landsleute herauszuhören. Es ging nicht, wodurch sie hoffen mussten dass die Orlaisianer anderen Teilen des Gasthauses größere Aufmerksamkeit widmen würden als dem Stall, zumindest bis die Gruppe verschwinden konnte.
Gerade wollte sie sich nun umdrehen da prallte sie gegen die Dalish die ohne Vorwahrung stehen geblieben war, welche wiederrum mit Alrik kollidierte. In einem Gewimmel aus Armen und Beinen gingen sie alle drei zu Boden. Juliette schlug sich den Kopf an dem Gestell neben ihr hart an nachdem sie sich während des Fallens den rechten Arm an irgendwem gestoßen hatte. Leirâ hingegen krachte gegen das Gestell welches trotz des sicherlich geringen Gewichts der Elfe nachgab und landete zwischen dem Federvieh.

„Merde…“, brummte Juliette, sich den Hinterkopf reibend, ärgerlich, als sie versuchte wieder auf die Beine zu kommen da schrie Leirâ den markerschütterndsten Schrei den die Adlige in ihrem Leben je vernommen hatte.
Erschrocken durch den Krach, der unvermeidlich Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, sprang Juliette, gleich einer Katze der man auf den Schwanz trat, auf.
„Merde!“, zischte sie diesmal aufgeregt. Was war los? War Leirâ unglücklich gelandet sodass ihre Rippen nun endgültig gebrochen waren? Oder wieso schrie sie als würde sie gerade von Dämonen gepeinigt?
Ja, erkannte Juliette, sie wurde gepeinigt, aber nicht von Dämonen.

Der zierliche Körper war fast vollends in einem wogenden Meer aus Federn verschwunden als ein paar besonders mutige und freche Ganter die sich zusammengerollte Elfe zwackten, während diese in einer Mischung aus Weinen und Wimmern völlig unverständliche Laute von sich gab.
Die Adlige konnte schon nachvollziehen das die Schnäbel der frechen Ganter durchaus schmerzhaft zuschnappen konnten, aber Leirâ hatte sich zusammengerollt und schrie als handelte es sich nicht um Vögel mit deren Federn man Kopfkissen stopfte, sondern um den Erzdämon höchstpersönlich und würde sie alle verraten wenn das nicht schon längst geschehen war.
Fassungslos und wütend zugleich über den Lärm der sie alle Kopf und Kragen kosten könnte eilte die Adlige über das liegende Gatter in Richtung Leirâ aber auch getrieben von der Sorge um die Elfe, da ihr Sturz den geprellten Rippen vielleicht den Rest gegeben hatte. Die scheueren Gänse die sich nicht schon ohnehin die Ecken zurückgezogen hatten wichen verängstigt durch die große Frau schnell zurück, während der eine oder andere Ganter diesen neuen Eindringling attackierten aber von dieser entweder ignoriert oder grob zur Seite getreten wurden.
Diejenigen die den Körper der kleinen Dalish behackten packte die Orlaisianerin mit ihren behandschuhten Händen an den Hälsen und zog sie so kräftig zurück sodass das Federvieh sich fast überschlug und auf den Rücken landete. Die Ganter die selbst danach wieder nach vorne drangen wurden nun auch von Alrik zurückgehalten, wenn auch deutlich sanfter als im Vergleich zu Juliette.

Zu untersuchen ob sich Leirâ nun die Rippen endgültig gebrochen hatte war keine Zeit. Die Häscher konnten schließlich jederzeit hier aufkreuzen weshalb die Orlaisianerin und der Fereldaner der Dalish versuchten hoch zu helfen.
Schnell schleppten sie das wimmernde, elfische Häufchen Elend fort von den Gantern, die ihnen zum Teil noch fauchend hinterher watschelten ehe sie zu den ihren zurückkehrten und schnatterten als beglückwünschten sie sich gegenseitig zu einem glorreichem Sieg.
„Mistviecher!“, zischte die Adlige gereizt während Alrik versuchte der Elfe Mut zu zusprechen, ohne großen Erfolg. Das alles lief Juliettes Plan unbemerkt zu verschwinden empfindlich zuwider doch das war nicht das erste Mal das einer von Juliettes Fluchtplänen nicht am Schnürchen verlief, weshalb sie nicht die Nerven verlor.

Der Magier wartete bereits drängend blickend an der Tür, hinter der sie sich die Flucht versprachen und wollte sie gerade öffnen, da sprang Juliette vor und drückte ihn energisch von der Klinke weg, sodass es mit einem Mal Alrik alleine zufiel die Dalish zu stützen.
„Noch nischt!“, zischelte die Adlige forsch den Magier an und kniete sich rasch an de Türe runter um durch das Schlüsselloch zu spähen. Ihre Vorsicht zahlte sich aus den zwei in schwarz gekleidete Gestalten näherten sich rasch der Tür. Erneut drückte die Adlige den Magier grob zur Seite, als sie wieder aufstand und sich neben der Tür postierte. Empört wollte der Blondschopf etwas sagen doch das leise Sirren des Stahls von Juliettes Säbel als sie ihn aus der Schwertscheide zog ließ ihn mit sich weitenden Augen verstummen.

Dann ging es Schlag auf Schlag.
Die Söldnerin schaffte es gerade noch ihren Gefährten mit einem Finger vor ihren zerkratzten Lippen zu verdeutlich still zu sein, da schwang die Tür auf. Der einen breiten Hut tragende Mann trat kaum, argwöhnisch blickend ein, da traf ihn der kräftig geschwungene Messingknauf des Säbels unerwartet an der Stirn, so hart das ein Knacken zu hören war. Mit einem erstickten Aufschrei ging er zu Boden, derweil Juliette schon an ihm vorbei hinaus eilte und einen Wurfdolch schwungvoll seinen Zweck erfüllen ließ. Die leichte Klinge flog in schnellen Kreisen durch die Luft und bohrte sich tief in die Schulter des zweiten Häschers, der gerade seinen Säbel gezogen hatte.
Mit einem Schmerzensschrei wich er einen halben Schritt zurück und ließ seine Waffe beinahe fallen. Durch die peinigenden Schmerzen die die kleine Klinge im Fleisch seiner Schulter auslöste brachte er es kaum fertig seine Klinge hochzureißen um Juliettes seitlich kommenden Hieb zu parieren. Als Stahl auf Stahl traf wurde so sein Säbel samt Schwertarm durch Juliettes stärkeren Schlag zur Seite gerissen. Die Lücke in der Verteidigung ihres grunzenden Gegners ausnutzend sprang die Söldnerin einen weiteren Schritt vor, verpasste ihm einen Knaufhieb unters Kinn und trat gleichzeitig hart auf seinen Spann.
Taumelnd versuchte er zurückzuweichen, fiel aber und blieb wie sein ächzender Kumpan, mehr oder weniger kampfunfähig liegen. Mit einer knappen und präzisen Handbewegung ihrer freien Linken hatte Juliette ihren Wurfdolch aus dem Fleisch des Fallenden wieder herausgezogen noch bevor dieser auf dem Boden aufschlug als plötzlich noch ein Dritter und ein Vierter Häscher auftauchten.
Sie kamen, alarmiert von dem Schreien ihrer Kumpane um die Ecke des Gasthauses, mit gezückten und geladenen Armbrüsten, gestürmt. Ihre tödlichen, bolzenverschießenden Waffen, für die selbst schwerste Kettenhemden kein Hindernis darstellen, ausrichtend blieben sie stehen, zu weit um sie mit dem Wurfmesser effektiv zu treffen, und zielten auf Juliette und die Gruppe.

Rhaego Alcaryen
05.12.2012, 12:45
Rhaego unterdrückte ein Fluchen, als der schrille Schrei die Lippen der Dalish verließ. Ihre Verfolger konnten das unmöglich überhört haben. Er überließ es Alrik und der Orlaisianerin, das Geflügel von der Dalish zu verjagen, und eilte zur Tür, wo er auf Geräusche von außerhalb lauschte. Doch der Lärm innerhalb der hölzernen Wände übertönte jeden Laut von außen. Als Leirâ endlich wieder stand, wollte er gerade die Klinke herunter drücken, doch die Orlaisianerin zischte ihn böse an.
Dann duckte sie sich, um durch das Schlüsselloch nach draußen zu spähen. Einen Moment war Rhaego dankbar, dass Juliettes Vorsicht auch mit von der Partie war, denn auf diese Idee wäre er nicht gekommen. Doch die Dankbarkeit verflüchtigte sich, als sie ihn wortlos zur Seite drängte. Doch noch ehe er seiner Empörung Luft machen konnte, zog sie mit einem scharrenden Geräusch ihre Waffe.

Er bekam gar nicht richtig mit, wie sie den ersten Mann ausschaltete, der in den Stall stürmte, doch innerhalb eines Herzschlags lag er am Boden. Juliette eilte schon weiter.
Auch Rhaego schob sich aus dem stickigen Stall hinaus, doch nur, um von dem Klirren von Stahl auf Stahl begrüßt zu werden.

Ungebetene Erinnerungen schoben sich in ihm empor, wuchsen immer höher, bis sie schließlich über ihm zusammenstürzten.
Eine Gruppe von Bewaffneten ging langsam auf ihn zu. Sie hatten gerade Varys getötet, und nun kamen sie, um ihn zu holen. Angst stieg in ihm auf und gesellte sich zu dem Gefühl des Verraten-Worden-Seins hinzu, das in ihm brannte, seit er das Gesicht seiner Schwester hinter dem Hauptmann der Templer gesehen hatte.
Und jetzt waren sie wieder da, bewaffnete Männer, gekommen um ihn zu holen. Aber er würde nicht noch einmal mitgehen, er würde das steinerne Gefängnis nicht wieder betreten, nie wieder!
Das Nichts pulsierte in seinen Adern. Einen Moment lang war es nur ein sanftes, drängendes Pochen, während Juliette ihren Gegner besiegte. Doch dann eilten zwei weitere Männer hinzu, gerufen von den Schreien ihrer Kameraden, und richteten ihre hässlichen, bissigen Armbrüste auf ihn.
Und etwas explodierte in ihm. Er hörte nur noch das Rauschen seines Blutes in seinen Ohren, während sein ganzer Körper unter dem Ansturm des Nichts erbebte, das durch seine Adern rann. Einer der Männer rief etwas, doch er verstand es nicht, es war auch unwichtig.
Er spürte nur noch, wie die Energie des Nichts langsam aus ihm herausströmte, unkontrolliert, aber unaufhaltsam. Ein Feuerball explodierte wenige Schritte vor ihm und warf seine Funken hoch in die Luft. Ein weiterer erschien zwischen den beiden Männern, die fluchend und schreiend zurückwichen, die Waffen in ihren Händen ebenso vergessend wie ihren Auftrag. Zwei seiner Gefährten nutzten die Chance und warfen sich nach vorne, um trotz des Feuers um sie herum die Chance zu nutzen, die sich ihnen bot. Weitere Feuerbälle entstanden aus dem Nichts vor dem Wirtshaus, Formen der Energie, die unkontrolliert aus Rhaego herausfloss. Doch Rhaego bemerkte es nicht in der Welt aus Angst und Energie, in der er gefangen war. Um ihn herum war das lediglich das metallene Rauschen seines Blutes und das Pulsieren der Kräfte von der anderen Seite des Schleiers.

Doch plötzlich erhielt einen harten Stoß in den Rücken, der ihn vorwärts taumeln ließ. Wie befreit zog er tief die Luft in seine Lungen, noch während er sich wieder fing. Erschrocken sah er sich um. Obwohl der Bann gebrochen war und die Feuerbälle erloschen waren, waren die dunklen Brandflecken noch deutlich zu sehen, die sie in dem frischen Gras hinterlassen hatten. In einer Ecke des Gänsestalls schwelten einige Balken vor sich hin, durch die Funken einer Explosion entzündet, die direkt neben ihnen eingeschlagen hatte.
Und dennoch waren alle auf der Lichtung gut weggekommen, das wusste er. Wäre er nicht aus seiner Panik gerissen worden, hätte er noch viel mehr Schaden anrichten können.
Dankbar wandte er sich zu der Person um, die ihn davor gestoppt hatte.

Yanis Leclerc
12.12.2012, 21:10
Yanis hatte schon viele Verhandlungen geführt oder beigewohnt. Er hatte mit zwielichtigen, gefährlichen Leuten seines Schlages verhandelt. Er wusste was man erreichen konnte wenn man eine schöne Frau mit an den Tisch setzt und wie wichtig es war die eigenen Emotionen zu verschleiern.
Nach außen wirkte der Häscher völlig ruhig, geradezu entspannt. In seinem Innern tobte aber gerade eine große Unruhe.
War Juliette wirklich hier?
Bauten seine Männer keinen Mist?
Würde er dieses Weib endlich zu fassen bekommen?
Die unbekannte Händlerin hauchte ihm einen Kuss zu und ergriff seine Hand.
„Ihr schmeichelt mir, Jäger, aber ich bin nicht auf euer Geld aus.“ Sie versuchte seine Augen zu fixieren, sie strahlten eine harte Kälte aus. Yanis hatte zu oft diesen Blick bereits auf sich ruhen gespürt als das er sich davon noch beeindrucken ließe. Sein Blick hingegen gab keinerlei Emotion preis.
Allerdings war er verwundert. Wenn sie nicht nach Geld aus war, worauf dann? Möglicherweise wollte sie aus seinen Befugnissen als Gesandter Orlais Kapital schlagen.
Die Händlerin sprach weiter „Ich arbeite für eine relativ mächtige Person, hier in Ferelden. Ich bin mir sicher, dass ihr euer Ziel hier und heute nicht erreichen werdet.“
Man hätte schon genau hinhören und viel Erfahrung mitbringen müssen um den Unterschied in ihrer Stimme zu hören. Bei diesem letzten Satz war ihre Stimme eine Nuance weicher und fiel gegen Ende etwas ab.
Sie log.
Er fixierte ihr Gesicht konnte aber keine weiteren Anzeichen einer Lüge erkennen
„Also, wenn ihr interessiert seid, werde ich euch einen Kontakt mit besagter Person herstellen. Die Gegenleistung wird euch erst dann genannt werden. Seid mir aber versichert: Sie wird euch nicht gefallen.“ Sie erhob sich, gemeinsam mit ihrer elfischen Begleitung und trat näher an ihn heran, ihr Mund näherte sich seinem Ohr „Fragt einfach nach Dunbar Heesh.“
Es war mehr ein Hauchen. Dann verschwand sie auch und ging zielstrebig in ihr Zimmer und ließ den Jäger allein zurück der mit einer eleganten Handbewegung den Dolch wieder in den Tiefen seines Mantels verschwinden ließ.
Ein markerschütternder Schrei ließ in ihm alle Dämme brechen. Mit einem Satz war er auf den Beinen und hatte sich bereits in Bewegung gesetzt noch ehe der Stuhl umgefallen war.
Mit gezogenem Kurzschwert eilte er durch den Schankraum in Richtung des Schreis. Er erreichte die Hintertür fast gleichzeitig mit den Vier Mann die er unter das Dach geschickt hatte.
„Oben ist nichts!“ meldete ihm Grangé knapp. Yanis trat die Tür auf und durchschritt einen kleinen Raum doch dann hielt er inne. Ein Ohrenbetäubendes Knacken und Brennen drang an sein Ohr. Vor ihm schlug etwas heißes ein. Yanis hatte das Gefühl, dass der Magier seine Muskeln spielen ließ und ging vorsichtig weiter. Er öffnete die nächste Tür einen Spalt weit und sah durch einen halb verbrannten Gänsestall, an dessen Ausgang zwei seiner Männer lagen.
Das Geräusch schwoll ab und Yanis preschte weiter vor.
„Grangé! Kümmer dich um die Beiden, der Rest folgt mir!“ flüsterte er seinen Leuten zu während er eine angriffslustige Gans von sich wegstieß.
Er war auf alles Vorbereitet als er schließlich ins Freie trat aber da war nichts.
Kein Magier, keine Elfe und keine Juliette. Nur einige verbrannte stellen hier und da. Ein Geräusch ließ ihn Aufsehen. Zwei seiner Männer die er hinter das Haus geschickt hatte kamen langsam aus ihrer Deckung hervor. Links und rechts von ihnen war der Boden verbrannt und sie klopften sich fluchend die letzten Funken von ihrer Kleidung.
Drei weitere seiner Leute kamen angeritten, sie hatten 2 weitere Pferde im Schlepptau.
„Yanis! Sie war da.“ Rief ihm einer der fluchenden zu „Sie sind in diese Richtung geflohen!“ er zeigte in die besagte Richtung und hievte sich mit dem anderen auf die beiden freien Pferde.
„Hinterher! Nehmt ihre Spur auf!“ befahl Yanis und schon waren die fünf Reiter unterwegs.
In aller Eile füllte Yanis mit dem Rest Vorräte auf und machte sich abmarschbereit als die Reiter auch schon zurückkamen. Ohne eine Spur gefunden zu haben.
„Sie sind nach einigen 100 Metern in den Wald eingebogen und dort haben wir ihre Spur verloren!“ Beendete Philipé seinen Bericht und trank dabei gierig einen Krug Wasser leer.
Yanis schloss die Augen und versuchte die Aufkommende Enttäuschung und die Wut zu kontrollieren. Mit ein Mal schlug er so fest er konnte auf die Tischplatte. Er öffnete wieder die Augen, er hatte sich wieder gefangen. Er lehnte sich zurück und reib sich die schmerzende Hand dann erhob er sich und sprach zu seinen Leuten die sich nun alle im Schankraum befanden.
„In Ordnung. Philipé mach mir eine Einteilung für die Wache. Der Rest ruht jetzt. Zum Mittag brechen wir wieder auf. Grangé und Jean euch brauch ich noch. Wir werden jetzt einmal die blinde Händlerin `befragen´!
Denkt daran, dass Juliette nach Westen will und es nur noch eine Ortschaft bleibt wo sie Proviant aufnehmen können! Ruht euch aus, es wird dann einen Gewaltmarsch geben!“
Seien Leute fingen an zu Arbeiten und Gemeinsam mit den beiden Angesprochenen ging er die knarzende Treppe hinauf zu dem Zimmer der Händlerin. Der Wirt war so frei und hatte ihm erzählt wo er die beiden `Damen´ untergebracht hatte.
Fast ganz höfisch klopfte er an die Tür und wartete auf das `Herin´. Leise öffnete er die Tür und trat in das Zimmer wo die Händlerin bereits sitzend auf ihn wartete.
Yanis deutete auf die Elfe „Lassen sie uns bitte allein“ sprach er beinahe sanft. Die Elfin sah verunsichert von ihm zur Händlerin und zurück.
„Grangé, Jean..“ rief er ohne sich umzusehen „… begleitet bitte die Elfin hinaus und kümmert euch um sie!“ schweigend betraten erst jetzt seine Leute den Raum und begleiteten mit so wenig Gewalt wie nötig die Elfin hinaus. Yanis schloss leise die Tür und setzte sich der Händlerin gegenüber, die etwas an ihm vorbeisah. Er schnippte mit den Fingern, damit die Händlerin wusste wohin sie ihre Augen zu richten hatte
„Dunbar `ees`“ begann er wobei er eine gewisse Wärme und Vertrautheit in seiner Stimme einfließen ließ, als ob er mit einem alten Freund reden würde. Ein Poltern war von außerhalb zu hören.
„Wer ist Dunbar `ees‘? Was weis er und wie kann er mir `elfen?“

Leirâ Ven
20.12.2012, 01:31
"Mamae, Na nuvin! Mamae..." Leirâ brabbelte an einem fort, vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Sie brabbelte, schrie bei jeder Berührung der kratzigen Federn, der starken Schnäbel. Sie war erneut acht Winter alt, lag zusammengekrümmt zwischen diesen Bestien, die über sie her fielen. Nur am Rande ihrer Wahrnehmung bekam sie mit, wie ein großer Schatten sich über sie beugte. In dem halbdunklen Stall meinte sie, das Gesicht ihrer Mutter zu erkennen. Die Bewegungen der Dalish wurden langsamer, das Federvieh wurde zur Seite gerissen. Es war gut, bald würde ihre Mutter sich über sie beugen und beruhigend 'na reth Dar'len' oder etwas vergleichbares sagen, würde die kleine Dalish hochheben und an ihren warmen, beschützenden Leib drücken. Doch sie schaute nicht Dialyas Antlitz, sondern das von Juliette. Die Shem-Frau packte sie grob und zog sie auf die Beine, Alrik stützte sie.
Ihre Knie wollten nicht von allein stehen, ihre Tränen nicht aufhören zu fließen.
Stimmt. Es konnte nicht Mutter sein, Dummkopf. Mama ist tot.
An das, was dann geschah, erinnerte die Jägerin sich später nur sehr schemenhaft, zu befangen war sie noch von dem Schock durch die Dämonen ihrer Kindheit. Juliette und Rhaego steißen sich gegenseitig hin und her, plötzlich stand da ein Mann. Und ein anderer ging bereits zu Boden, ihr verschreckter Geist begann allmählich, sich zu beruhigen, wieder mit zu denken.
Die Verfolger haben uns gefunden!

Doch erst, als direkt vor ihrer Nase eine Feuersäule empor schoss erwachte Leirâ endgültig aus ihrem Martyrium. Reflexe übernahmen die Kontrolle, sie wich so abrupt zurück, dass Alrik ins Stolpern geriet und gegen den Türrahmen stieß. sie selbst durchzuckte ein Schmerz, der ihr seit der vergangenen Nacht nur allzu vertraut war. Als hätte ihr jemand eine Gerte über die Seite gezogen, doch sie bis die Zähne zusammen. Durch einen Schleier aus Tränen erblickte sie Rhaego, der Magier stand da, die Arme gespreizt, und schaute mit leerem Blick umher. Die Dalish blinzelte einmal, zweimal. Nein, es lag nicht an den Tränen, die Luft um den Shemlen zitterte tatsächlich, als würde die Welt in seiner Nähe verschwimmen.
Sie erinnerte sich, dass Velven, dem Ersten ihres Klans, mal etwas Ähnliches passiert war. Der Magier hatte seine Kräfte nicht ganz unter Kontrolle.
"Halam sahlin!", rief sie, bewegte sich rasch nach vorn. Ehe Rhaego das Steinaravel in Brand steckte musste sie etwas tun und das Einzige was ihr einfiel war ein Schlag. So rammte sie dem Shem den Ellenbogen mit aller Wucht in den Rücken. Der stolperte nach vorn und das Feuer hörte auf, überall wie Blumen zu sprießen. Rhaego schaute sei auf undeutbare Weise an, wobei ihr unterbewusst auffiel, dass sich erneut Haare um seinen Mund herum abzeichneten. Sie zog scharf die Luft ein, in jeder ihrer Rippen pochte es schmerzhaft.
"Los. Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen."
Alrik trat hinter sie, legte sich ungeschickt ihren linken Arm über die Schulter. Sie zischte, murmelte aber nur, dass sie sich beeilen sollten. So liefen sie los, so schnell es eben möglich war. Kaum das sie den Wald jenseits des kleinen Gehöfs erreicht hatten, hieß die Dalish den Shem, sie los zu lassen, wickelte, so schnell es ihr möglich war, ihren Mantel von ihrer Tasche.
"Tretet nur auf Felsen, Bäume und Wurzeln. Meidet den Grund."
"Leirâ, du musst..."
"...unsere Spuren verwischen, Alrik. Nun macht schon!"
Mithilfe ihres Umhangs tat sie das so gut es ging auf dem staubigen Boden, jeder Schwenk mit dem Ding kostete sie mehr Kraft, nach kaum zwanzig Schritt war sie bereits völlig erschöpft.
Dirthamen, lass unseren Weg ein Rätsel blieben.
Erschöpft lehnte sie sich gegen den Baum, auf dessen dicken Wurzeln sie stand. Das Unterholz war dicht, sie vermochte die Lichtung schon nicht mehr zu sehen. sie schloss die Augen, lauschte.
"Lei..."
Alles was sie tat, war, den Finger an die Lippen zu heben.
Da waren Stimmen, Pferde. Eine fremde Sprache, sie näherten sich ihnen. Das Keuchen ihrer Gefährten, ihr eigenes, wild rasendes Herz. Das Pochen in ihrem Brustkorb, aber da war noch ein anderes Geräusch. Sie öffnete die Augen, ihr wurde schwindlig vor Schmerz und Hunger. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie sich orientiert hatte, dann wies sie in die Richtung, aus der sie glaubte das Geräusch vernommen zu haben.
Nur noch in langsamem Gehtempo gingen sie voran, akribisch darauf achtend, nicht auf den laubbedeckten Waldbogen zu treten. Zu der Gefährten Glück waren die Wurzeln hier dick, die Steine groß. Sie hinterließen kaum die Ahnung einer Spur und dann erreichten sie den Fluss.
"Ich hatte mich also nicht verhört.", grinste Leirâ, lehnte sich erschöpft gegen die Person, die gerade neben ihr stand und atmete tief ein, aus. Blitze zuckten hinter ihren geschlossenen Augenliedern hin und her, in ihrem Brustkorb brannte ein Feuer.

Adriana-Sarunu Vedeejs
25.12.2012, 16:32
Das Zimmer war nicht groß. Im Gegenteil. Ihr Wagen bot sogar mehr Platz. Der Raum, ausgestattet mit einem Doppelbett und einem Waschtisch, einem kleinem Tisch und zwei Schemeln, reichte aber für ihre Bedürfnisse. Sie würden ja auch keine Ewigkeit hier verbringen wollen.
Der Wirt schloss die Tür. Kasha geleitete ihre Freundin zum Bett, wo sie auch Platz nahm. Die Elfe zog sich einen der beiden Schemel heran und setzte sich ihr gegenüber. Sie wusste, wo sie Adriana hinzusetzen hatte. Durch das Fenster schien die Morgensonne in das Zimmer. Adriana wurde in ihrem wärmenden Lichtkegel geparkt. Sie genoss die Wärme. Der Sonnenschein streichelte ihr Gesicht und für Außenstehende sah es im ersten Blick wie ein Heiligenschein aus.
Draußen war der Kampflärm zu vernehmen. Sie war froh, nicht an diesem Kampf teilnehmen zu müssen. Inständig hoffte sie, doch Recht zu behalten und bereitete ihre Freundin darauf vor.
„Kasha, für den Fall, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag: Wahrscheinlich wird dieser Orlaisaner hier hereinspazieren und mich nach den Infos ausquetschen. Ich gehe davon aus, dass er mich allein sprechen will, darum musst du stark sein. Haben wir uns verstanden?“
Kasha reagierte nicht. Sie saß einfach nur da und lauschte dem tobendem Kampf. Adriana tastete nach ihrer Hand, fand sie und drückte sie fest an sich.
„Kasha, haben wir uns verstanden?“, fragte sie sie etwas intensiver, was die Elfe aus ihren Gedanken riss und sie dazu zwang zu antworten. Eine sanfte Berührung auf Adrianas Unterarm war alles.
„Gut. Ich hoffe beim Erbauer, dass das alles funktioniert.“
Es dauerte einen Augenblick, bis es eher unsanft an der Tür klopfte. Adriana zupfte ihr Kleid nochmal zurecht und überprüfte den Sitz ihrer Körbchen, ehe sie Kasha nach ihrem Aussehen fragte. Wieder eine sanfte Berührung ihres Armes.
„Dann kann es ja losgehen.“, flüsterte sie, ehe sie ein lautes Herein in den Raum warf.
Die Tür schwang auf, Yanis Leclarc trat herein. Er bat zwei seiner Lakaien darum, Kasha zu „entfernen“. Adriana nickte ihr vertrauensvoll zu und lächelte den fremden Mann freundlich an.
Das Fingerschnipsen empfand Adriana als unnötig, da sie eindeutig seine schweren Stiefel auf dem Holzboden klackern hören konnte.
„Wer ist Dunbar `ees‘? Was weis er und wie kann er mir `elfen?“, wollte er wissen. Seine stimme klang beinahe vertraut, wie die eines engen Freundes.
Adriana tat ihm dem Gefallen, richtete ihre Augen ungefähr in seine Richtung und lächelte sanft. Sie wusste, dass sie gerade in einer bedrohlichen Position war und Boomer würde ihr auf der Schnelle auch nicht helfen können. Dafür war sie einfach zu weit entfernt. Sie hatte die Hände gefaltet in den Schoß gelegt.
„Ich arbeite für Dunbar Heesh. Was er weiß und was nicht, kann ich euch nicht verraten, da ich nur ein Mittel zum Zweck bin. Aber ich mir sicher, dass er euch die Informationen über den neuen Aufenthaltsort der Lady de Ludin besorgen kann, werter Herr.“
Adriana machte eine dramaturgische Pause, ließ die Worte wirken. Der Jäger reagierte nicht. Dennoch konnte sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren. Er war angespannt.
„Kommt bei Einbruch der Nacht wieder zu mir, dann werde ich euch die notwendigen Informationen liefern können. Bringt mir bis dahin auch die Namen von drei vertrauenswürdigen Quellen am Hofe de Ludin und bildet euch nicht bitte ein, Dunbar Heesh zu betrügen. Er ist ein Ehrenmann und steht zu seinem Wort. Ein Vertrag ist ihm wichtiger als ein Leben.“
Wieder lächelte sie.
„Was glaubt ihr denn, woher ich euren Namen kenne, werter Herr Yanis Leclarc.“

Juliette de Ludin
03.01.2013, 12:08
„Dem Erbauer sei Dank.“, säuselte Juliette erleichtert in ihrer Muttersprache, den kleinen Anhänger der Kirche, den sie stets am Hals trug, mit ihrer Hand vor dem Mund umschlossen, während die Elfe sich erschöpft an sie lehnte.
Sie war ihren Häschern, von denen sie eigentlich dachte sie abgehängt zu haben, ein weiteres Mal entwischt, doch viel hätte nicht gefehlt und sie wäre ihnen in die Hände gefallen. Wäre sie allein gewesen hätte sie sich durchaus zugetraut den Schergen ihres Vaters ungesehen zu entwischen sodass diese einem Gerücht hätten nachjagen müssten. Doch ihre Gefährten hatten die leise Flucht vermasselt.
Juliette ächzte im Stillen sorgenvoll auf bei dem Gedanken das Leclerc, durch seine Schergen die versucht hatten die Gruppe aufzuhalten, nun mit Sicherheit wusste dass seine Beute ihm nur knapp entwischt war und nicht allzu fern sein konnte.

Ein altes, nur zu gut bekanntes Gefühl wallte in der Adligen auf, ein Gefühl von dem sie dachte es endlich vergessen zu können: Das getriebene Gefühl wie die Verbrecherin, die sie eigentlich auch war, gejagt zu werden.

Nervös schluckte sie während sie geistig etwas abwesend den Blick über die Umgebung schweifen ließ und ihren Anhänger noch immer vor den zerkratzten Lippen umklammerte, wie als ob irgendwo unter dem Grün der Bäume und Büsche die Lösung ihrer Misere lag.
Es lag Jahre zurück das Leclerc ihr so dicht auf den Fersen war. Der einzige Unterschied zu damals war das dies hier nicht Orlais sondern Ferelden war und das gab ihr Hoffnung und beruhigte ihr unruhiges Gemüt etwas. Hier hatte der bevorzugte Handlanger ihres Vaters keine Informanten, keine Spitzel um jede Ecke die wie er unter Befehl des Lords de Ludin standen. Hier war er blind und taub während die Söldnerin deutlich mehr Erfahrung als früher in Orlais vorzuweisen hatte. Doch sie wusste dass sie sich darauf nichts einbilden sollte.
Dieses Mal war sie ihm vielleicht entwischt aber wenn er sie einmal aufspüren konnte würde er es auch ein zweites Mal schaffen wenn sie nicht besonnen handelte. Sie mussten fort hier und zwar rasch und dennoch ohne Aufmerksamkeit zu erregen, bei ihren Gefährten alles andere als einfach.

„Sind alle unverletzt?“, fragte Alrik schließlich und blickte in die Runde, was Juliette allerdings kaum bemerkte. Ihr Blick war an einem knorrigen alten Baum abseits ohne Grund hängen geblieben während sie immer noch ihren Verstand akribisch nach Lösungen durchforstete, so bekam sie die Antworten ihrer Gefährten nicht mit.
„Was ist mit euch, Lady Juliette?“, fragte der Bursche schließlich die scheinbar angestrengt in die Ferne starrende Söldnerin.
Diese hatte gerade über verschiedene Verstecke in verschiedenen Städten gesonnen und die meisten als nicht zweckdienlich genug abgetan und blickte so etwas verwirrt zu dem Fereldaner.
„Bitte?“
Er wollte gerade antworten da fiel sein Blick überrascht auf etwas anderes als die stahlgrauen Augen der Orlaisianerin.
„Was tropft da aus eurem Rucksack?“

Eine grünlich, bläuliche Flüssigkeit durchnässte das untere Ende des Rucksackes dem nun alle Blicke galten. Der Magier, der schnell herbei eilte, war der erste der verstand und entsetzt zu verstehen gab das die Tränke im inneren des Rucksacks in Mitleidenschaft gezogen waren und seine Arbeit bedrohten. Zuerst war Juliette geneigt den Blondschopf der sich ihr unerlaubt zu schnell näherte von sich zu stoßen, seine magische Demonstration hatte ihr Misstrauen gegen ihn noch genährt, doch als sie ebenfalls registrierte dass die Schatzkarte in Gefahr war half sie ebenfalls dabei rasch den Inhalt des Rucksackes auszubreiten.
Zwei der Tränke, von denen Juliette erfahren hatte er solle sie vor den Auswirkungen der dunklen Brut schützen, und ein seltsamer, bläulicher Trank, von dem sie keine Ahnung hatte zu welchem Zweck er war, waren gesprungen und hatten ihren Inhalt nicht mehr bewahren können. Sie waren zwar alle drei zusammen mit anderen Tränken in einer nun mit den Flüssigkeiten durchnässten Robe gewickelt gewesen doch die heftigen Bewegungen die Juliette beim Kämpfen tat hatten den Gläsern alles andere als gut getan.
Zu ihrem Glück waren sowohl die Karte als auch die Bücher abgehen von ein paar harmlosen Spritzern unversehrt geblieben doch die Schreibfeder im Rucksack sowohl einige Papiere die von oben bis unten voll gekrakelt waren, waren durchnässt und teilweise kaum zu gebrauchen. Ebenso einige leere Papiere, die der Magier wohl zum Notizen machen benutzt hätte waren getränkt und lösten sich stellenweise auf oder rissen wenn man sie berührte.
Dem Blicken des Magiers zu urteilen, war es eine Katastrophe und klar wem er die Schuld daran zuschrieb.
Juliette allerdings zeigte keine Reue. Wut stieg ihr bei seinem vorwurfsvollen Blicken auf.
„Dann `ättet i`r es `alt selber getragen, Magier!“, blaffte sie gereizt zurück und spie das letzte Wort mit gewohnter Verachtung aus. „Isch musste uns verteidigen!“

Yanis Leclerc
03.01.2013, 23:54
„I`r wisst weniger als i`r glaubt!“ sagte er ruhig und so kalt wie er konnte. Er stand auf und nahm den Hut ab um sich dann die Haare ein wenig zu richten.
Er würde Juliette auch ohne diesen mysteriösen Mann finden außerdem war er erfahren genug um sich nicht unter Preis zu verkaufen. Was die Händlerin forderte war unverschämt und wären sie in Orlais hätte er sie bereits längst getötet. Aber so lange sie ihm nicht mehr liefern konnte oder wollte war ihm das Risiko zu groß. Er hatte ihre Spur, jetzt, das konnte er nicht ignorieren.
Sachte schüttelte Yanis den Kopf „So funktioniert das nischt! Wenn ihr mir nischts brauchbares liefern könnt seid i’r nutslos für misch!“ sagte er und zog den Hut wieder auf.
Abschätzend musterte er die blinde Händlerin bevor er mit der Nase schniefte und sich zum gehen wandte
"Dann werden wir wohl nicht ins Geschäft kommen, mein Herr. Wie gesagt, ich kann euch die nötigen Informationen bis zur Abenddämmerung besorgen. Ich weiß, was ich...", sie machte eine kleine Pause: "...was mein Meister von euch verlangt, ist enorm.", wieder eine Pause, dieses Mal aber eher eine rhetorische.
"Ihr steht nun vor der Wahl: Verfolgt ihr euer Ziel mit ausgelaugten Pferden und Männern und versucht euer Glück in der nächsten Ortschaft oder verlasst ihr euch auf die Informationen einer irgendwie dahergelaufenen blinden Händlerin. Seid mir aber versichert, ich verstehe euer Dilemma. Solltet ihr euch für die meinige Methode entscheiden, so verfügt ihr nicht nur über ausgeruhte Männer und Pferde, nein, ihr werdet dann auch Handhabe über sichere Informationen, sowie mein Leben als Pfand haben. Im Gegenzug werde ich in jedem Fall versuchen den Preis zu euren Gunsten zu verändern."
Während der ganzen Zeit folgte ihr Gesicht seinen Bewegungen - Alles hörte sich so an, als ob sie es nicht das erste Mal machen würde, was ihr eine gewisse Professionalität gibt, eine gewisse Sicherheit in der Stimme.
„I’r `attet eure Gelegen’eit, ´ändlerin!“ verabschiedete sich Yanis, zog seinen Hut wieder auf und verließ das Zimmer.
„Jean, bring die Elfe zurück!“ wies er seinen Mann an
„Gibt’s was neues?“ fragte Grangé und schloss zu Yanis auf
„Die Händlerin hat angeblich Verbindung zu einem Dunbar Hees und dieser hat womöglich Informationen die uns helfen würden. Im Gegenzug will sie Quellen in der Nähe des Chefs haben!“ erklärte Yanis während die beiden gemeinsam die Treppe runtergingen.
Steht die Schichteinteilung?“ fragte er als er im Schankraum angekommen war. Philipé nickte ihm zu.
„Also gut, dann leg ich mich jetzt hin, weck mich zum Mittag hin!“ verabschiedete sich Yanis und legte sich auf eine Bank und schob sich seinen Hut tief ins Gesicht. Wenige Minuten später war er auch schon eingeschlafen.

Rhaego Alcaryen
09.01.2013, 13:08
Das durfte doch nicht wahr sein!
„Jetzt gebt Ihr mir auch noch die Schuld?“, zischte Rhaego, während er seine Notizen hastig untersuchte. „Wisst Ihr eigentlich, wie wichtig diese Tränke sind? Ohne sie reicht ein einziger Tropfen verderbten Bluts und Ihr endet als sabbernder Ghul ohne eigenen Willen!“
Vorsichtig tastete er nach der Energie des Nichts und sandte einen feinen Strom von Wärme zu den durchnässten Papieren, um sie zu trocknen. An vielen Teilen war die Schrift verwischt, an anderen Stellen waren die Fasern so dünn geworden, das man beinahe hindurch schauen konnte. Als er eines der sorgfältig getrockneten Blätter hochhob, um den Schaden genauer zu betrachten, zerbröselte eine Ecke unter seinen Fingern.
„Es hat Stunden gekostet, das hier anzufertigen!“, fauchte er Juliette an. „Und Ihr zerstört es in wenigen Sekunden!“
Erneut spürte er den sanften Puls des Nichts in sich, hervorgerufen von seinem Zorn. Er schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch.
„Ich brauche so schnell wie möglich neues Papier, um wenigstens so viel wie möglich Informationen zu sichern“, sagte er, nun wieder ruhiger. Mit einem Blick auf die zerstörte Feder setzte er hinzu: „Und eine neue Schreibfeder!“
„Das kann man sicher im nächsten Dorf kaufen“, sagte Alrik schnell. Er war zwischen Rhaego und die Orlaisianerin getreten, und schien nun sichtlich froh, dass der Magier sich wieder beruhigt hatte, als hätte er erwartet, dass dieser gleich wieder mit Feuerbällen um sich warf. „Wo auch immer das ist“, fügte der Krieger mit leiser Stimme hinzu und sah sich suchend um, als würde er am nächsten Baum einen Wegweiser auffinden. Offensichtlich hatte er nach der eiligen Flucht keine Ahnung, wo sie sich befanden. „Vielleicht kann Leirâ uns den Weg zeigen?“
Mit einem letzten finsteren Blick auf die rein gar nicht schuldbewusst dreinschauende Orlaisianerin kniete Rhaego sich auf den Boden und machte sich daran, die noch ganzen Fläschchen abzutrocknen und wieder in seine Robe zu wickeln, nachdem er den Stoff mit etwas Hitze vorsichtig wieder getrocknet hatte. Trotzdem fürchtete er, dass sie endgültig hinüber war, an vielen Stellen unwiderruflich verklebt, teilweise mit Löchern im Gewebe, wo die Tränke die weichen Fasern zerstört hatten. Schließlich packte er die Flaschen vorsichtig wieder in seinen Rucksack.
Dann stand er auf und drückte Juliette den Stapel lädierten Papiers in die Hand.
„In Zukunft werde ich die Tränke wieder nehmen und wenn Ihr Euch nützlich machen wollt, tragt Ihr die Bücher und die Notizen.“
Ohne die Orlaisianerin weiter zu beachten, wandte er sich Leirâ zu und wartete darauf, dass sie ihnen den Weg zeigte.

Leirâ Ven
09.01.2013, 21:52
Leirâ musste kurz um ihr Gleichgewicht kämpfen, als Rhaego Juliette den Rucksack entriss. Sie fing sich an einem Baum.
Ihr Magen knurrte laut hörbar. Den Streit um die vergossenen Tinkturen verfolgte sie nicht wirklich, stattdessen nahm sie ihren Bogen zu Hand. Doch bereits das aufziehen der Sehne bereitete ihr viel zu große Schmerzen. Sie stöhnte auf.
"Leirâ! Was tust du denn?"
Sie hob den Kopf und schaute Alrik in die Augen.
"Ich will uns etwas zu essen besorgen. Ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber ich habe Hunger. Und davon nicht zuwenig."
Sie setzte erneut an, um die Sehen aufzuziehen und der Ton, der ihren Mund verließ klang wie ein Knurren.
"Verdammt! So wird das nichts!"
Sie schaute herüber, Juliette und Alrik schauten sie an, Rhaego nestelte noch an dem Rucksack herum. Leirâ schaute schlecht gelaunt zurück. Sie hasste es, wenn die Dinge noch so funktionierten wie sie sollten. Verächtlich rollten ihre Augen.
"Kann von euch vielleicht jemand jagen?" Aber ganz bestimmt nicht mit meinem Bogen!
Sie schauten nur betreten von einem zum Anderen.
"Mit Sicherheit können wir im nächsten Dorf etwas zu essen kaufen. Dummerweise kenne ich mich hier nicht aus... Kannst du uns nicht den Weg dorthin weisen?", fragte Alrik unsicher.
"Talon'din! Woher bei Fen'harel soll ich denn wissen, wo ihr Rosenohren eure Dörfer aufgeschlagen habt?"
Die Jägerin schnaubte, hielt sich weider die Seite. Als hätte mir jemand einen Dolch hineingerammt!
"Abelas, Alrik. Aber ich habe wirklich Hunger und auch Schmerzen."
"Vielleicht sollte Rhaego sich deine Verletzung doch nochmal anschauen.", schlug der Bursche vor, "vielleicht kann er ja mit Magie...", er wandte den Kopf ab, seine Stimme war immer leiser geworden. Leirâ war sich nicht sicher, was er auf einmal hatte. Dennoch war sie unsicher, ob sein Vorschlag etwas bringen würde. Zwar war beim Volk schon das ein der andere Mal mithilfe von Magie jemand geheilt worden, allerdings nur die größten Wunden. Ihre Hüterin hatte damals mal zu der Jägerin gemeint, dass Magie nie völlig ungefährlich sei und deswegen nur angewendet werden sollte, wenn es wirklich nötig war. Und ihre Prellung würde innerhalb der nächsten Tage auch von allein verheilen, aber auf der anderen Seite...
werden wir von einer nicht eben kleinen Gruppe Shemlen verfolgt.
Mit entnervtem Unterton sagte sie also:
"Rhaeogo? Würdest du?"

Adriana-Sarunu Vedeejs
23.01.2013, 18:19
„Jean also.“, sagte sie mit einem bedrohlichem Unterton.
„Du bist also der, auf den ich gewartet habe.“
Kasha wurde wurde mit leichten blauen Flecken zurück in das Zimmer gebracht. Sie nahm zügig neben ihrer Freundin platz und ergriff ihren Unterarm. Ein Zeichen, dass es ihr gut ging. Adriana lehnte sich etwas zurück, lächelte gar.
„Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir? Warum habt Ihr auf misch gewartet?“
Er war jung, leicht zu manipulieren. Wohl das schwächste Glied in der Kette um Leclarc, wie es schien, denn sonst hätte er sie keines Wortes gewürdigt.
„Dunbar sprach zu mir in der Nacht: Ich sollte auf den Richtigen warten. Der der die Elfe birgt. Da du sie zurück brachtest, schließe ich daraus, dass du der bist, dem ich Berichten soll.“
Etwas verdutzt blickte er in die kalkten Augen seiner Gesprächspartnerin.
„Die Jagd war lang, die Beute mager. Schreitet voran und spürt ihr Lager. Dem Ort der tiefsten Wege entsprungen, viel Leid war eingedrungen. Blut und Schweiß vereint, in Orzamar das Glück gedeiht.“
Der Junge schüttelte den Kopf. Wollte die Worte nicht glauben. Adriana stand auf, schritt auf ihn zu.
„Was wollt ihr mir erzählen, Händlerin.“
Adriana lächelte, hatte sie doch einfache Worte verwandt.
„Ihr werdet sie in Orzama treffen, Jean. Du musst deinen Herren dorthin führen. Nur so kannst du dein Schicksal ereilen und als Held nach Orlais zurückkehren und nun geh.“
Sie griff ihn am Arm und schob ihn weg. Kasha stand hinter ihr, hielt sie fest. Dann schnappte auch schon die Tür ins Schloss.
„Beim Erbauer, ich hoffe, dass ich nicht Falsch liege, Kasha.“

Rhaego Alcaryen
23.01.2013, 18:26
Der Anflug eines schlechten Gewissens machte sich in Rhaego breit, als er das bleiche Gesicht der Dalish sah.
Wegen Juliettes Ungeschicklichkeit war er so auf seine Notizen und die Bücher konzentriert gewesen, dass er Leirâs geprellte Rippe völlig vergessen hatte. Aber dennoch... Magie zum heilen einzusetzen war nichts, worin er sich wirklich auskannte. Es konnte vieles schief gehen, wenn man die Kräfte des Nichts in einem menschlichen (oder elfischen) Körper freisetzte. Gerade deshalb war die Ausbildung zum Heiler sehr mühsam und langwierig.
„Seid Ihr sicher...?“, begann er, doch Leirâs Ausdruck ließ ihn verstummen. Er nickte langsam und versuchte sich Wynnes Lektionen wieder in Erinnerung zu rufen.
„Ihr müsstet Euer Hemd etwas anheben“, meinte er dann leicht nervös. Die Dalish warf ihm einen merkwürdigen Blick zu und tat, worum er sie gebeten hatte. Rhaego legte seine Hand knapp unter den Verband auf ihren drahtigen, muskulösen Körper. Es war leichter, wenn die heilenden Kräfte nicht so weit durch Muskeln und Knochen wandern mussten, doch er würde die Rippen wahrscheinlich nicht ganz heilen können, so dass Leirâ den Verband weiterhin benötigen würde. Und es würde zu lange dauern, den Verband anschließend zu erneuern.
Rhaego schloss die Augen und konzentrierte sich. Wynne hatte gesagt, dass ein guter Heiler instinktiv wusste, was er zu tun hatte, doch Rhaego spürte keinerlei höhere Eingebung und arbeitete vorsichtig die Liste ab.
Die Verletzung finden. Suchend wanderte sein Geist durch Leirâs Körper, ausgehend von der warmen Haut unter seinen Fingern. Schließlich fand er die Prellung. Doch was nun? Er hatte keine Ahnung, wie man so etwas heilte. Am ehesten kam er mit Verbrennungen klar – die hatte er während seiner Ausbildung oft genug gesehen und auch am eigenen Leib erlebt. Auch bei Brüchen und Schnitten wusste er zumindest in der Theorie, was zu tun war, auch wenn er es noch nie selbst gemacht hatte. Aber Prellungen?
Wie aus weiter Ferne hörte er Juliette maulen. Wahrscheinlich brauchte er für ihren Geschmack zu lange. Doch er beachtete sie nicht weiter und konzentrierte sich auf Leirâs Verletzung.
Langsam baute er Kanäle für die Energie des Nichts auf, ehe er diese sorgfältig kontrolliert in ihren Körper fließen ließ. Ganz vorsichtig entfernte er die Reste des Blutes, die aus den gequetschten Adern in den Körper geflossen waren und umgab die Blutgefäße mit stärkender Magie, da er sich nicht traute, die feinen Äderchen direkt zu heilen – es fiel ihm schwer, sie überhaupt richtig wahrzunehmen. Schließlich blockierte er die Schmerzwahrnehmung. Die Methode, die Wynne gelehrt hatte, hielt nur einige Stunden an, nach ein bis zwei Tagen würden die Schmerzen zurückkehren, falls die Prellung bis dahin nicht geheilt war.

Als er die Augen wieder öffnete, musste er angesichts der Helligkeit der Sonne ein paar Mal blinzeln. Schwankend lief er ein paar Schritte, um sich an das ungewohnte Gefühl des eigenen Körpers zu gewöhnen.
Sein Magen meldete sich laut knurrend zu Wort und erinnerte ihn daran, dass er heute bereits mehrmals Magie angewandt hatte, ohne etwas zu essen. Er fühlte sich müde und ausgelaugt, obwohl es noch früh am Morgen war.
Schemenhaft erinnerte er sich noch an das Gespräch zwischen Leirâ und Alrik und an den Vorschlag des Kämpfers, in dem nächsten Dorf etwas zu kaufen.
„Haben wir keine Vorräte vom Turm mitgenommen?“, fragte er laut. „Ich bräuchte dringend etwas zu essen!“

Juliette de Ludin
24.01.2013, 22:00
Es missfiel Juliette, die den Magier zornig anblickte als könne sie ihn so in Brand setzen, schwer dass er sie wir seinen persönlichen Packesel behandelte. Der einzige Grund warum die Papiere nicht sofort auf dem Boden landeten, war das Alrik ihr die Papier mit den hastigen Worten „Ich mach das schon!“ abnahm als er ihren Blick sah und einem letzten Restes des Anstandes der ihren Verstand früher so beherrscht hatte. Es stand einer orlaisischen Hochadligen nicht zu Gesicht die Fassung zu verlieren und zu zetern wie ein gewöhnliches Waschweib. Das Fehlverhalten anderer nahm man ruhig und kühl zur Kenntnis, so wandelte sich ihr wütender Blick zu dem von kalter Verachtung.
So ein undankbarer Kretin, wie Rhaego, war es doch gar nicht wert das man sich über ihn aufregte. So wie er sprach klang es fast als hätte die Söldnerin die Tränke mit Absicht zerbrochen doch zufälligerweise hatte sie sich und die Gruppe, einschließlich ihm, wohl oder übel verteidigen müssen. Vielleicht wäre es ihm ja lieber gewesen, wenn Juliette die Orlaisianer nicht abgelenkt und stattdessen auf diese Mittelchen achtgegeben hätte, damit auch ja keines davon zu Bruch ging. Nur hätten die Orlaisier sie dann vermutlich einfach umzingelt und den Magier mit Bolzen und Wurfmessern aus gleich mehreren Richtungen gespickt sodass er vor Schmerz nicht einmal an einen Zauber hätte denken können.
Und doch regte sie sich über ihn auf und das fachte ihre Wut noch mehr an und sie schwor sich selbst, wenn der Magier weiterhin so handelte würde er ihre Wut in Form ihrer Fäuste noch zu spüren bekommen. Denn obgleich sie seine Macht mit eigenen Augen gesehen hatte war sie nicht eingeschüchtert. Sie konnte sich schlimmeres als den Tod vorstellen. Beispielsweise dazu verdammt zu sein den Rest ihres noch jungen Lebens in diesem armseligen Land verbringen zu müssen.
Mit einem verächtlichen Schnauben löste sie den Blick von diesem besseren, magischen Bastard.

In dem Versuch sich von finsteren Gedanken nun endgültig abzubringen kontrollierte sie die restlichen Rucksäcke. Das was sie sah war ihrer Laune nicht gerade zuträglich. In ihrer überstürzten Flucht hatten sie einen Großteil ihres Proviants zurück gelassen. Sie hatten ohnehin nicht sonderlich viel dabei, da die Magier wohl davon ausgegangen waren das sie sich unterwegs weitere Verpflegung besorgen könnten und würden. Das was ihnen blieb würde kaum für einen Tag reichen, also hatten sie nun einen weiteren Grund in das nächste Dorf einzukehren, wenn sie nur wüssten wo so eines läge.
Während der Flucht schien sich Leirâs Zustand hingegen auch nicht gerade gebessert zu haben. Sie verzog stöhnend das fremdartige Gesicht. Selbst das Ziehen der Sehne ihres Bogens wollte ihr nicht mehr gelingen. Zudem wusste die auch noch hungrige Elfe auch nicht in welcher Richtung die Siedlung wäre.
Schnaubend hielt sie sich die Seite. Es wäre durchaus möglich dass sich ihre Prellung ernsthaft verschlimmert hätte. Der Erbauer möge es verhindern, dachte sich Juliette. Außer der Zeit und Schonung gab es nichts was die Prellung heilen könne, zumindest nichts von dem die Söldnerin wüsste.

"Abelas, Alrik. Aber ich habe wirklich Hunger und auch Schmerzen.", gab die Elfe von sich. Ihre Stimme zeugte von ihrer Verletzung.
"Vielleicht sollte Rhaego sich deine Verletzung doch nochmal anschauen.", schlug der Bursche vor, "vielleicht kann er ja mit Magie..."
Er wandte den Kopf ab und wurde leiser, verunsichert dadurch dass Juliette alles andere als angenehm überrascht aufschnaufte.

Sie meinte nicht recht zu hören. Leirâs Verletzung den Fingern der Person überlassen aus welchen dieser Feuer hatte schießen lassen! Ihr schauderte bei dem Gedanken. Doch die Elfe schien solche Empfindungen nicht zu kennen und es gestattete es dem Magier, ihre Prellung zu behandeln, welcher von Juliette nicht aus den argwöhnisch blickenden Augen gelassen wurde.
„Es ist mir nischt ge`euer, Alrik.“, flüsterte sie Angesprochenem misstrauisch zu während der Mager anscheinend seine namensgebenden Kräfte entfaltete.
„Mir auch nicht.“, gab der Bursche leise nachdem er seinen Speichel mühsam herunter geschluckt hatte zurück.
„Kein Sterblischer sollte über solsche Kräfte verfügen!“, zischte sie in einer Mischung ihrer Erziehung und ihrer Abneigung gegenüber dem Blondschopf, während sie mit der linken ihren Anhänger umklammerte und die rechte nahe ihres Säbels ballte.
„Und doch hat er sie. Der Erbauer muss sich dabei etwas gedacht haben.“
„Das wage isch zu bezweifeln.“, waren Juliettes abschließende Worte zu dem Thema. Danach schwieg sie eisern bis der Magier die Heilung scheinbar abschloss und ein paar Schritte umher torkelte.
„Haben wir keine Vorräte vom Turm mitgenommen?“, fragte er laut. „Ich bräuchte dringend etwas zu essen!“
„Stellt eusch `inten an. Leirâ ist verletzt und `at somit Vorrang.“, antwortete ihm die Söldnerin herablassend und ohne jeden Blickkontakt, auch wenn es vorrangig ihr Mitgefühl war das ihr befahl die Elfe vorzuziehen konnte sie sich eine kleine Genugtuung über ihre Worte nicht verkneifen. Ansonsten beachtete die Söldnerin ihn nicht. Ihre Aufmerksamkeit galt der Elfe, welche sich ihre Kleidung wieder zu recht zog nachdem sie vorsichtig ihre verletzte Stelle begutachtet hatte. Sie nahm den Rucksack mit den spärlichen Resten ihres Proviants, öffnete ihn und bot der Verletzten den Inhalt an.
„Wie fü`lt i`r eusch?“, fragte sie besorgt.

Leirâ Ven
02.02.2013, 19:43
Zunächst verzog Rhaego seltsam das Gesicht ob ihrer Bitte, kam dann aber doch zu ihr herüber.
„Ihr müsstet Euer Hemd etwas anheben“
Die Dalish zuckte mit den Schultern, entledigte sich ihres Gürtels und zog die Tunika so hoch, bis man der Verband zum Vorschein kam. Sie saß auf einer dicken Wurzel und schaute Rhaego ins Gesicht. Irgendwie fühlte es sich... anders an wenn er ihr so nahe war. Die Jägerin konnte es sich selbst nicht erklären. Ihr Mund wurde trocken, ein sachtes Prickeln kroch über ihre Haut. Nein, es war mehr als sacht. Es kribbelte. Und es ging von Rhaegos Hand aus. Leirâs Mundwinkel zuckten ein- zweimal verräterisch, ehe ein langer, gedehnter Schmerz durch ihre Seite fuhr. Kaum stark genug, um deswegen eine Regung zu zeigen. Und plötzlich verschwand er. Die Dalish schaute Rhaego erstaunt an. Der richtete sich, leicht schwankend, auf und begann bedächtig hin und her zu trippeln.

„Haben wir keine Vorräte vom Turm mitgenommen?“, begann er schon wieder zu nörgeln. „Ich bräuchte dringend etwas zu essen!“

Leirâ verdrehte die Augen und tastete vorsichtig mit der linken Hand die verletzte Stelle ab. Ein dumpfes Pochen, doch von Schmerzen keine Spur.
"Mythal und Dirthamen." murmelte sie ehrfürchtig. Sie hatte nie am eigenen Leib erfahren, wie... gut Magie sein konnte. Im nächsten Moment beugte sich auch schon Juliette zu ihr herunter, ein Stück Dörrfleisch in der Hand.
"Wie fü`lt i`r eusch?“
"Hungrig."
Und schon schob die Jägerin sich das Stück Fleisch in den Mund. Nachdenklich musterte sie Juliette, die kleine Narbe in ihren Gesicht, die stahlgrauen Augen... Seit sie im Magieturm gewesen waren, hatte die Kämpferin sich ihr gegenüber deutlich freundlicher Verhalten als zuvor. Leirâ vermutete zwar, dass es mit deren stärkerer Abneigung Rhaego gegenüber zu tun hatte, wollte Juliette aber auf der anderen Seite auch nicht eine so negative Motivation unterstellen.
Sie kaute auf dem zähen, salzigen Fleisch herum-
"Abgesehen davon deutlich besser. Ich habe keine Schmerzen mehr."
Vorsichtig richtete sie sich auf. Nein, tatsächlich. Es zog und pochte sanft in ihrer Seite, aber von Schmerzen konnte keine Rede sein. Sie hob den Blick.
"Ma serannas, Rhaego."

Sie gürtete sich wieder und wollte nach ihrem Köcher und dem Schwert greifen, doch Juliette machte keine Anstalten, es herauszurücken.
"Meinst du nicht, dass du dich noch etwas schonen solltest?", fragte Alrik. Leirâ schaute ihn mürrisch an.
"Rhaego hat mich gut versorgt, Alrik. Außerdem werden wir verfolgt. Und haben zu wenige Vorräte. Wir müssen eines eurer Dôrfer schnell erreichen

Juliette de Ludin
15.02.2013, 18:40
-> Dorf Winhorn

Die Sonne hatte bereits ihren Zenit längst überschritten als die ungleich mit ihrem Gepäck beladene Gruppe nach Stunden des Marschierens aus dem Schatten der Bäume trat. Leirâ hatte es geschafft, beim Folgen eines Flusslaufes, ihre Mitreisenden auf eine Straße die durch den Wald führte zu leiten. Von dort aus gab es zumindest schon einmal zwei Wege die sie entlang gehen konnten. Zu ihrem Glück trafen sie auf ein paar Holzfäller die ihrer Tätigkeit nachgingen und die sie nach dem Weg fragen konnten.
Das Gackern von Hühnern kündigte den bevorstehenden Anblick bereits an bevor er sich der Gruppe darbot. Vor ihnen auf einer Lichtung stand ein kleines mit Palisaden umringtes Dorf. Winhorn, benannt nach einem örtlichen Bann der mitsamt seiner kompletten Sippe im fereldisch-orlaisischen Krieg umkam, war kaum mehr als eine Ansammlung von Häusern, die einzig und allein von den Palisaden zusammengehalten zu werden schien. Alt aussehende und von Moos bedeckte Baumstümpfe zeugten von der Rodung um Platz für das Dorf und seine Bewohner zu schaffen und gleichzeitig ein unerkanntes Anschleichen an die Siedlung zu erschweren. Ein breiter, baumloser Streifen zog sich so um Winhorn fast so als scheute der Wald vor diesem Fremdkörper, der sich in ihm gebildet hatte, zurück.

Frohen Mutes, hellte sich Alriks Gesicht bei dem Anblick der offenstehenden Tore auf.
„Endlich! Hier bekommen wir sicher etwas zu essen.“
„`offentlisch nur das.“, brummte die Söldnerin, die noch immer die Habe der Elfe und ihren eigenen Rucksack trug, mehr zu sich selbst als sie sich dem Dorf näherten, doch ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes.
Auch der Magier wirkte erleichtert endlich angekommen zu sein. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn da er einen Großteil seines Gepäcks nun doch hatte selbst tragen müssen. Nachdem er sie beleidigt hatte, hatte die Adlige nicht mal mehr im Traum daran gedacht diesem Flegel auch nur irgendwas abzunehmen. Alrik war dann hilfsbereit eingesprungen und hatte für den Rest des Weges einen Teil der Bücher und Unterlagen geschleppt. Sie fand es von dem Magier natürlich unmöglich das er sich erst so flegelhaft verhielt und dann auch noch andere mit seinem Gepäck belastete, weshalb sie Alrik anbot etwas von seinem Gepäck abzunehmen. Anders wie so manch anderer schien er jedoch über männlichen Stolz zu verfügen und lehnte somit ab.
Leirâ hingegen die als einzige in der Gruppe fast nichts trug, wirkte beim Anblick des Dorfes…verwirrt? Interessiert? Unsicher?
Juliette, die ihr nur einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, konnte es in Ermangelung der Kenntnis elfischer Emotionen nicht sagen. Das einzige was sie glaubte sich sicher sein zu können, war das Leirâ ein Dorf der Menschen wohl noch nie so nah gesehen hatte. Da fand es die Söldnerin fast schon bedauerlich dass das erste solch ein fereldisches Hinterwäldlernest war. Ein Vorzeigemodell war es bei weitem nicht.

Ansonsten schien es der Dalish deutlich besser zu gehen. Der Magier schien ihre Prellung wirklich geheilt zu haben, doch trotz der in diesen Fall heilenden Wirkung der Magie traute die Adlige weder eben dieser unnatürlichen Kraft noch dem der sie gewirkt hatte über den Weg. Wusste man schließlich ob er auch wirklich heilen würde und einen nicht irgendwie verhexte? Was wenn er die Verletzung nur verschlimmerte? Vielleicht nicht einmal absichtlich. Der alte Magier meinte ja Rhaegos heilende Fähigkeiten hielten sich in Grenzen.
Darauf wusste die Söldnerin keine Antwort. So bestand sie darauf dass sich Leirâ auch weiterhin schonte und ließ sich nicht erweichen die Habe der Elfe wieder zurückzugeben. Sie meinte noch zu Leirâ dass es ihr absolut nichts ausmache es zu tragen und dass es ihrem Zustand alles als zuträglich wäre sich gleich wieder komplett zu beladen.
Zwar hatte das der Dalish wohl nicht gefallen, schlussendlich gestattete sie es jedoch widerwillig.
Auch wenn Leirâ nun so gut wie unbewaffnet war (Juliette vermutete jedoch sie habe irgendwo an ihrem zierlichen Körper ihre kleine elfische Klingenwaffe versteckt) hoffte die Adlige nur dass die Elfe nicht wieder Ärger machen würde, träfe sie auf die Vertreter der örtlichen Bevölkerung. Es war ja bereits vorgekommen.

Zu ihrer Überraschung schickte sich jedoch nicht eine Wache an die ungewöhnliche Truppe aufzuhalten und nach ihrem Begehr zu fragen. Nur ein paar Dörfler unterbrachen hier und da ihre Tätigkeiten um den Reisenden neugierige teils misstrauische Blicke zuzuwerfen ehe sie wieder ihrer Arbeit nachgingen. Tatsächlich sah man aber weit und breit niemanden der so etwas wie Wachdienst schob. Wenn es solche doch gab mussten diese wohl gerade Pinkelpause haben.
...und zwar alle gleichzeitig. Genau…, dachte sich Juliette sarkastisch und blieb somit misstrauisch. Wer, der kein Narr war, ließ schon Befestigungen mit offenen Toren unbewacht?
Sogleich sie die Tore des Dorfes passierten stieg Juliette ein Geruch in die Nase, der Geruch des Landlebens. Im Klartext hieß das weder Seife noch Hygiene dafür aber umso mehr Hühnerkacke, Pferdemist und andere Hinterlassenschaften, gemischt mit einer allgegenwärtigen Note nassen Hundes.
Unter anderem Umständen hätte die Orlaisianerin nun die Nase gerümpft und ein Würgen bei dieser Attacke auf ihr adeliges Riechorgan unterdrückt, doch heute hatte sie andere Sorgen.

Sie hatte es erst während des Marschierens erst so richtig realisiert. Sie wurde wieder gejagt und so wie sie den Jäger kannte, war es kein Zeichen von Finesse gleich im nächsten Dorf halt zu machen. Es war sogar ziemlich gewagt, schließlich hatte Leclercs Dutzend, Pferde mit denen sie die Strecke binnen kurzer Zeit zurücklegen konnten. Aber welche Wahl hatten sie? Sie brauchten schließlich nicht nur Proviant sondern auch neues Schreibzeugs für den Magier und so wie die Holzfäller es beschrieben hatten, war Winhorn der letzte Vorposten der Zivilisation für gleich mehrere Tagesreisen. Woher sollten sie das benötigte also sonst herbekommen? Aber das Risiko blieb bestehen. Es könnte sogar sein das sich die Schergen ihres Vaters bereits in der Ortschaft aufhielten!
Doch es stellte sich schnell heraus, in Winhorn konnte sich ein Dutzend berittener Orlaisier nur verstecken wenn man die Augen schloss. Daher war sich die Söldnerin nach wachsam prüfenden Blicken in die Umgebung relativ sicher dass sie im Moment wohl noch in Sicherheit waren, allzu lang wollte sie das jedoch nicht auf die Probe stellen.

„Also ich schlage vor wir teilen uns auf.“, meinte Alrik als er sich zu dem Rest der Gruppe in etwa in der Mitte des Dorfes umdrehte. „So können wir schneller alles Nötige kaufen und dann wieder verschwinden.“
Juliette war sich nicht sicher ob sie das gut finden sollte. Irgendwie behagte ihr der Gedanke nicht aber andererseits würden sie so weniger auffallen wenn sie einzeln und nicht in der Gruppe durch das Dorf stromerten.
„Lady Juliette und Leirâ könnten ja in dem Gasthaus da vorne…“, er deutete auf ein vergleichsweise großes Gebäude der Ansiedlung über dessen Tür ein schlecht gemalter Humpen vor einem Bett und krakelige Schrift versuchten müde Wanderer zu locken. „…Proviant besorgen während Rhaego und ich uns nach Papier umsehen. Vielleicht gibt es hier ja einen Händler.“
„`abe nischts einzuwenden.“, meinte Juliette. Nur gab es an der Sache nur einen Haken und der ließ sie leicht verlegen fragen: „Aber könntet i`r mir bitte mit ein paar Kupferlingen aus`elfen?“
Sie war noch genauso blank wie heute Morgen und sie hasste es sich Geld leihen zu müssen.

Rhaego Alcaryen
20.02.2013, 12:50
Rhaego musterte Juliette finster, während er hinter ihr herstapfte. Diese arrogante Person verdarb erst seine Aufzeichnungen und nun war sie auch noch beleidigt. Sollte sie doch die Verderbnis holen, wenn sie erst in den Tiefen Wegen waren! Sie hatte ihren einzigen Schutz dagegen zerstört (zumindest teilweise) und schien es nicht einmal zu bemerken!
Der Elfe hingegen half sie, obwohl diese nun offensichtlich keine Schmerzen mehr hatte. Nun, zumindest konnte Leirâ sich schonen. Rhaego warf ihr einen besorgten Blick zu. Er wusste, dass sie nicht völlig geheilt war, auch wenn sie sich anders fühlen mochte. Und er war sich nicht ganz sicher, ob er tatsächlich das richtige getan hatte. Denn genauso gut war es möglich, dass er ausversehen ein wichtiges Organ in ihrem Körper beschädigt hatte, ohne es zu merken.

Rhaegos Schultern schmerzten wieder, ebenso seine Füße. Sie waren unter Leirâs Führung durch den Wald gehetzt, doch wenigstens waren sie nun ihre Verfolger los.
Als das Dorf vor ihnen auftauchte, verkniff er sich ein erleichtertes Seufzen, dass sie nun endlich eine Pause machen konnten.
Im Geiste fügte er zu Alriks Bemerkung, sie könnten hier etwas zu essen bekommen, hinzu: Und etwas, um die Notizen auszubessern!Den bösen Seitenblick auf Juliette verkniff er sich nicht.
Als sie aber näher kamen, fragte er sich, ob sie hier überhaupt Pergament und Federn finden konnten. Das Dorf war eine Ansammlung von halbzerfallenen Hütten, die vor Schmutz und Dreck geradezu starrten. Auch wenn es eine gewisse Nostalgie in ihm hervorrief, weil es ihn an seine Kindheit erinnerte (obwohl er sicher war, dass sein Heimatdorf um einiges sauberer gewesen war), stieß ihn die Armut und der Schmutz um ihn herum ab. Wahrscheinlich konnte in diesem Loch kein einziger lesen und schreiben.

Er schüttelte noch immer den Kopf über die ungewaschenen Bauern, die sie auf ihrem Weg tumb anstarrten, als Alrik vorschlug, die Gruppe aufzuteilen. Rhaego gefiel der Gedanke, etwas Abstand zwischen sich und die stänkernde Orlaisianerin zu bringen, sehr gut.
Er hatte sich schon halb abgewandt, als Juliettes Frage ihn und Alrik zurückhielt: „Könntet i`r mir bitte mit ein paar Kupferlingen aus`elfen?“
Rhaego zog die Augenbrauen hoch. „Ihr wollt damit doch nicht etwa sagen, dass ihr kein Geld habt?“ Juliettes Auftreten zumindest wirkte nicht, als wäre sie arm oder würde gar am Hungertuch nagen. Von ihrem Benehmen her hätte er eher geschlossen, dass ein kleines Vermögen in ihrer Tasche ihr Ego aufrecht hielt.
Offensichtlich schafft sie das allein durch ihre Arroganz! , schoss ihm durch den Kopf.
Juliettes Miene wurde eiskalt, als hätte er sie nun wieder beleidigt. Einen Moment überlegte Rhaego, ob er sie einfach so stehen lassen sollte und es ihr zu überlassen, wie sie das Geld auftrieb. Aber immerhin wollte die Söldnerin Proviant für alle besorgen, und sein leerer Magen erinnerte ihn schmerzhaft daran, dass er schon eine Menge Energie durch Zauber verloren hatte. Auch Leirâ sah aus, als könnte sie gut etwas zu essen gebrauchen, auch wenn er ihren Gesichtsausdruck nicht deuten konnte. Aus irgendeinem Grund flackerte ihr Blick unruhig zwischen den verfallenen Häusern umher.
Also kramte er in seinem Rucksack und holte eine Handvoll Münzen heraus, die er vom Zirkel mitbekommen hatte. Er übergab sie der Orlaisianerin, ohne zu schauen, welche Münzen es waren – er hatte noch eine Menge anderer Münzen. Um Geld machte er sich keine Sorgen.
Nachdem sie mit verkniffener Miene das Geld genommen hatte, wandte er sich Alrik zu.
„Gehen wir?“, fragte er.

Leirâ Ven
24.02.2013, 00:12
Mythal, sie nerven!
Das dachte Leirâ noch eine ganze Weile über ihre Gefährten. Und das nicht etwa, weil diese eine Spur wie ein wütender Keiler durch den Wald hinterließen. Auch nicht, weil sie ständig maulten, meckerten oder sich wegen Nichtigkeiten anschwiegen. Sie gingen ihr aus dem einfachen Grund auf die Nerven, weil sie sie wie ein rohes Ei behandelten. Sie war kein kleines Kind mehr und sie war von Rhaego geheilt worden! Sie war nicht nur in der Lage, sie am Fluss entlang von ihren Verfolgern wegzuführen, sondern konnte auch sehr wohl ihre Habe selbst tragen. Aber sowohl Juliette als auch Alrik sahen das anders. Selbst Rahego warf ihr immer wieder seltsame Blicke zu. Die Dalish spürte dabei jedes Mal einen Stich. Wie die Shemlen sich nun das Volk vorstellen mussten! Als kleine, zarte, zerbrechliche Wesen? Sahen sie sie tatsächlich so? Was sie aber wirklich wurmte war, dass sie ihr keine Gelegenheit gaben, das Gegenteil unter Beweis zu stellen. Auch wenn sie sich freundlich weigerten, der Jägerin Gepäck wieder herauszurücken.
Irgendwann bewahrheitete sich ihr früherer Verdacht und sie stießen, wenn auch nicht auf eine Siedlung, doch auf einen der Wege der Rosenohren. Und einen großen, haarigen und vor Schmutz starrenden Shem. Kurze Zeit später, die Sonne stand noch nicht ganz im Zenit, erreichten sie eines dieser Dôrfer. Es sah aus, als hätten die Menschen es dem Wald abgerungen: Schon in weitem Abstand davon war das Holz geschlagen und der Boden abgebrannt. Leirâ kam nicht umhin, sich zu fragen, ob das Volk in den Alten Tagen wohl auch seine Städte so gebaut hatte. Und als sie die von einer Palisade umgebenen Ansammlung der Steinzelte sah, kam sie zu dem Schluss, dass das nomadische Leben der Dalish gar nicht so übel war. Zumindest konnte sie sich nicht vorstellen, immer am selben Ort zu bleiben, so eingepfercht, so... unfrei zu sein.
Es streifte sie mehr als nur ein misstrauischer Blick. Gegacker drang an ihre Ohren, schmutz stach ihr in die Nase. Bellen erklang zwischen den Häusern. Und es war alles auf engstem Raum zusammengepfercht. Immer und immer wieder wandte sie den Kopf nach einem Geräusch, einer Bewegung im Augenwinkel. Die Lager der Dalish waren so anders. Kleiner, überschaubarer, gewohnter. Von ruhiger Betriebsamkeit erfüllt, vielleicht abgesehen von den Kindern. Hier schien alles durcheinander zu gehen, Tier und Mensch schlenderten durcheinander im Dreck, der sich im Innern der Palisade bereits aufstaute.
Die Klingen des Langen Weges hatten zwar des öfteren in der Nähe von Dôrfern gelagert, jedoch war die Jägerin selbst nie so nahe an eines heran gekommen. Oder gar in eines hinein. Dazu kam das Getuschel.
"Guck dir die mal an..."
"Mama, warum sieht die kleine Frau so komisch aus?"
"Scht, das ist eine Elfe, und jetzt geh ihr aus dem Weg."
Nicht nur eine Mutter zog ihr Kind beiseite, als sie die Dalish erblickte. Und Leirâ kam wieder ihre erste Begegnung mit Juliette in den Sinn, als sie ihr und allen Shemlen vorgeworfen hatte, dass sie sich vom Volk erzählten, sie würden deren Kinder rauben.
Dirthamen, ich hätte nie gedacht, dass sie das tatsächlich glauben.

Plötzlich ging Juliette an ihr vorbei und bedeutete ihr, ihr zu folgen. Die Jägerin zuckte zusammen. Sie hatte über alle Sinneseindrücke überhaupt nicht bemerkt, dass ihre Gefährten sich aufgeteilt hatten. Sie holte rasch zu der Kämpferin auf. Die trug noch immer ihre gesamte Habe und Leirâ widerstand dem Drang, sei erneut zurückzufordern. Juliette konnte unfassbar stur sein. Die Dalish bemerkte, dass die Kriegerin einige dieser Metallstücke in der Hand hielt, welche damals zu jenem folgenschweren Missverständnis zwischen ihnen geführt hatten.
"Wotzu gebraucht ihr dî eigentlich?"

Juliette de Ludin
03.03.2013, 20:56
Eiskalt blickte sie den Magier wütend an, nachdem dieser gefragt hatte ob sie wirklich kein Geld hatte. Was glaubte er denn? Lebte er immer noch in seiner kleinen Blase die sich im abgekapselten Leben im Turm der Magier gebildet hatte? Hatte er keine Ahnung davon das Geld alles andere als selbstverständlich war? Dass man es sich sauer verdienen musste wenn man nicht auf Kosten anderer, in seinem Fall, der Kirche und der Gläubigen, lebte?
Er machte es ihr nicht gerade leichter ihn als zukünftigen Mitreisenden zu akzeptieren und das am laufenden Band.
Finster starrte sie ihn an während er nach einem Moment des Zögerns in seinem Rucksack kramte und ihr danach ein paar Münzen in die Hand drückte. Herablassend und arrogant blickte er dabei zurück. Der Magier stufte sie offensichtlich immer noch nicht als eine Bedrohung, nicht einmal eine minimale, ein, was ebenfalls dafür sprach dass er im Geiste zum Teil immer noch in seiner geschützten kleinen Welt lebte. Es war schließlich offensichtlich dass Juliette eine schlagkräftige Söldnerin war. Ihre selbstbewusste Haltung, ihre Waffen und ihre Narben sprachen Bände. Sie war eine Kämpferin, die bereits gekämpft und getötet hatte, auch wenn sie darauf bei weitem nicht stolz war, und vielleicht fände sie ja Grund genug es erneut zu tun. Sie war niemand mit dem man Streit suchte wenn man bei klarem Verstand war oder sich nicht zu viel auf sich selbst einbildete.

Vermutlich traf das beides auf diesen weltfremden Bücherwurm, der sich gerade an Alrik wandte und fragte ob man aufbräche, nicht zu. Vermutlich wäre es nun klüger gewesen nun einfach die zerkratzten Lippen geschlossen zu lassen und wortlos nach Vorräten zu suchen doch die Überreste von Juliettes Stolz gestattete das nicht.
„Es muss schön sein wenn man sein Leben lang von der Kirsche durschgefüttert wird und nischt wie andere Leute `art für sein Geld arbeiten muss.“, zischte die Adlige wütend mit knirschenden Zähnen. Die Münzen in ihrer geballten Faust gepresst. Eben jener Stolz hätte sie beinahe dazu gebracht das Geld des Magiers nicht anzunehmen doch den Luxus Geld, ob es nun Blutgeld oder das Geld eines Flegels war, abzulehnen hatte sie sich schon lange abgewöhnt. „Wenn man das rischtige Leben nur aus Büschern kennt.“
Rhaego schien gerade auf diese Äußerung antworten zu wollen, da erklang die tiefe, melodische Stimme Alriks.
„Schluss jetzt!“, kam es entschieden von dem Burschen dessen Gesicht einen ernsten Ausdruck annahm. „Wir haben weder die Zeit noch ist es der passende Moment das ihr euch wieder an die Kehle geht. Wir gehen jetzt! Kommt, Rhaego!“

Mit beiderseits innig erwiderten, abgeneigten Blicken kamen die beiden Streithähne dem nach einem Moment des Starrens mehr widerwillig nach. Alrik half noch nach indem er den Magier von Juliette wegdrängte und meine man träfe sich später wieder.
Die Adlige antwortete darauf nicht und sandte dem Blondschopf noch einen eisigen Blick nach ehe sie sich auf dem Absatz umdrehte und von dannen schritt. Die irgendwie überfordert wirkende Elfe zuckte zusammen, wie als hätte man sie aus einer Trance gerissen und folgte eilig.
Die aristokratischen Züge wütend verzogen stapfte Juliette in Richtung des heruntergekommenen Gasthauses. Ihr erhitztes Gemüt war vollends mit der Suche nach einer Möglichkeit dem Magier seine Bemerkungen am treffendsten zu vergelten und der Spekulation ob Alrik die beiden absichtlich trennte damit sie sich nicht stritten ausgelastet. So bemerkte sie weder die größtenteils misstrauischen Blicke des ungewaschenen Dorfvolkes und kaum das Leirâ sie etwas gefragt hatte. Sie bekam nur noch gerade so mit, das die Dalish wissen wollte wozu sie das Geld in ihrer geballten Faust gebrauchen wollte.

Wozu wohl? Um etwas zu kaufen!, wäre es beinahe barsch von ihren Lippen gekommen, ehe sie sich an die erste Begegnung mit der Elfe erinnerte.

„Das gebe isch dem Wirt, in dem `aus davorn`, im Austausch gegen Vorräte.“, sprach sie knapp aber immerhin nicht unfreundlich und deutete auf das Gasthaus das mehr als nur einen frischen Anstrich nötig hatte. „Ist so etwas wie ein allgemeines `andelsgut.“
Selbst mit ihren mangelnden Kenntnissen in elfischen Emotionen erkannte die Adlige dass ihr klingenohriges Gegenüber das nicht wirklich verstand. Der Ausdruck ihres tätowierten Gesichtes und ihrer himmelblauen Augen sprach Bände. Aber Juliette war viel zu gereizt und getrieben von dem Wunsch so schnell wie möglich aus dem Dorf zu verschwinden als dass sie sich nun die Zeit genommen hätte um Leirâ Währungssysteme zu erklären. Es wunderte sie nicht dass die Dalish auch das nicht kannte, man hatte es schließlich gesehen als sie Alrik bei ihrer ersten Begegnung die gutgemeinte Geldspende an den Kopf warf.

„Beeilen wir uns besser.“, meinte sie drängend als sie bereits weiter schritt und die Elfe sich mühte das Tempo das Juliettes deutlich längere Beine vorgaben einzuhalten. „Mein Gefü`l sagt mir nischts Gutes. Isch will so schnell wie möglisch weg von `ier.“
Das Dalish-Mensch-Duo das nun in Richtung Gasthaus marschierte erregte Aufsehen, wie auch schon vorher. An Juliette lag das nicht. Eine Söldnerin war hierzulande nichts Außergewöhnliches auch wenn ihr momentan leicht zackiger Gang und ihre Haltung mehr der einer Herrscherin glich als der einer gedungenen Schlägerin.
Nein, das gelegentliche Getuschel, manch beiseite gezogenes Kind und argwöhnischer Blick waren wohl mehr Ausdrucks des Misstrauens gegenüber der leicht als Dalish zu erkennenden Elfe. Hier auf dem Land wo Begegnungen mit diesem fremden Volk zwar äußerst selten aber immer noch im Bereich des Möglichen waren, gab es vielerlei unschöne Geschichten und Gerüchte über diese Fremdlinge die tief in den Köpfen des Landvolkes verankert waren. Vorurteile und Misstrauen gediehen hier wie Unkraut in einem vernachlässigten Schlossgarten. Zu ihrem Glück jedoch beschränkten sich die Dörfler auf das Beäugen der klingenohrigen Fremden, allzu lang, war sich Juliette im Klaren, sollte man sich darauf aber nicht verlassen.
Ansonsten achtete sie jedoch momentan nicht sonderlich darauf, weder als sie noch über die dreckige Straße stapfte noch als sie durch die offen stehende Tür des Gasthauses traten. Im Gasthaus selbst herrschte dieselbe Atmosphäre wie draußen im Dorf nur stank die Luft weniger nach den Exkrementen der tierischen als auch menschlichen Bevölkerungen sondern mehr nach ranzigen Fett und Rauch.
Im spärlich beleuchtenden Raum, in dem die stellenweise baufälligen Tische und Stühle in einem kreisförmigen Muster um ein ausgebranntes Kaminfeuer angesiedelt waren, saßen nur zwei Dörfler und leisteten sich einander bei bescheidenen Speis und Trank Gesellschaft während der Wirt hinter dem Tresen stand und die eben eingetretenen mit der warmen Gastfreundschaft eines Eisblockes entgegenblickte. Zwei junge Mädchen räumten gerade altes Geschirr weg und wischten die Oberfläche der Tische mit Lappen sauber, ehe sie durch eine Tür neben dem Tresen, vermutlich in die Küche verschwanden.

Ohne zu zögern ging Juliette mit erhobenen Haupt und unwissentlich leicht herablassenden Blick in Richtung Wirt während Leirâ mehr zögerlich folgte. Sie kamen vorbei an einer Treppe die in den nächsten Stock führte. Auf dieser saß, sich am Geländer klammernd, ein kleiner elfischer Junge, der die Neulinge neugierig ansah. Als er die Dalish sah wurden seine ohnehin schon enorm großen kindlichen Augen noch größer doch von einem zum anderen Augenblick wurden sie angsterfüllt und er huschte rasch die Treppe hoch. Die Adlige überhörte das Stakkato seiner Schritte auf den Brettern der Treppe und dem ängstlichen Rufen nach seiner Mutter und näherte sich dem stämmigen Wirt.
Dieser war ein Berg von einem Mann. Er war einen ganzen Kopf größer als die Orlaisianerin, welche er finster beäugte, doch im Gegensatz zu dem letzten Wirt der ihnen begegnet war konnte man von diesem nicht behaupten einen unsportlichen Eindruck zu machen, auch wenn sich ein Bierbauch deutlich abzeichnete. Sein Haar war auf kaum mehr als auf einen Flaum heruntergeschoren, sein hartes Gesicht wettergegerbt und unter seiner wulstigen Stirn lugten zwei unfreundliche braune Augen hervor. Wie als ob er seine tätowierten und muskulösen Oberarme und die alten Narben darauf zur Schau stellen wollte trug er ein ärmelloses beiges Hemd, welches sich über seine breite Brust und seinen Bierbauch spannte.
Es war für Juliette nicht schwer zu erkennen dass dieser Mann ein Kämpfer war. Nicht nur seine Haltung und seine Narben sprachen dafür. Hinter ihm an der Wand hingen gut sichtbar auch noch ein offensichtlich kampferprobtes Schwert und ein zerkratzter Schild mit den Wappen des Banns Winhorn, angeordnet wie für ein Wappen. Dieser etwas in die Jahre gekommene Mann war offensichtlich ein ehemaliger Soldat, den zahlreichen Narben die er davon getragen hatte zufolge, wohl ein langjähriger Veteran.

„Seid gegrüßt.“, grüßte Juliette so neutral wie möglich und bemüht emotionsloser Mine den Wirt der sie hingegen ziemlich mürrisch anblickte. Bei solch einem unfreundlichen Blick, der ihrer Laune alles andere als zuträglich war, kam die Adlige jedoch zu dem Schluss dass er seinen Beruf verfehlt hatte und besser Soldat geblieben wäre.
„Was wollt ihr?“, erwiderte er kurz angebunden und verschränkte seine muskulösen Arme fast so als wolle er eine Barriere aus Fleisch und Blut vor sich aufbauen. Bei einem Seitenblick erkannte Juliette nun den Grund warum dieser unhöfliche Klotz kein Soldat mehr war sondern Wirt. Neben ihm in Griffreichweite war eine hölzerne Krücke an die Theke gelehnt. Man merkte es auch an seiner Haltung, deren Schwerpunkt für eine ausgewogene Haltung viel zu weit rechts lag. Der Mann war ein Krüppel.
Doch auch Juliettes anerzogenes Taktgefühl konnte ihre Anspannung verfolgt zu werden und ihre Wut die sie eigentlich auf den Magier verspürte und drohte sich nun auf den Wirt zu projizieren kaum zurückhalten. Die mangelnde Höflichkeit seitens des Exsoldaten war auch nicht gerade hilfreich.
Daher kam die Antwort gereizter als sie eigentlich beabsichtigt hatte.
„Isch brauche Vorräte für eine vierköpfige Gruppe. Genug für eine mehrtägige Reise.“
„Wohin? Wie lang?“, erkundigte er sich immer noch nicht freundlicher.
„Das geht eusch nichts an!“, platzte es aus der Orlaisianerin. „Habt ihr nun welschen oder nicht?“
Der Wirt schien ihr nicht zuzuhören, sondern sie nur anzustarren. Sein Blick verfinsterte sich zusehends während Juliettes ohnehin begrenzte Geduld dahin schmolz wie Schnee in der Sonne.
„Mir gefällt euer Gesicht nicht.“, meinte der Mann nach einem schier ewigen Moment und nun mit offenkundiger Anfeindung.
„Ihr müsst misch nicht `eiraten damit ihr mit etwas verkaufen könnt!“, blaffte sie darauf gereizt zurück.
Bedrohlich beugte er sich mit zu Schlitzen verengten Augen vor und knurrte: „Es gefällt mir sogar überhaupt nicht!“
Er versuchte sie zu ängstigen als er seine muskelbepackten Arme auf die Theke stemmte, doch dass regte der Adligen, die keinen Schritt zurückwich und den Blickkontakt eisern erwiderte, Trotz nur noch mehr an. Was erlaubte sich dieser billige Muskelprotz schließlich so mit Kundschaft zu reden?
„Erinnert mich fast schon an den Brandschatzer!“
Bei diesen Worten erschrak die Orlaisianerin kurz und innerlich. So hatte man, hierzulande, ihren Großvater den Kommandanten im Krieg geschimpft. Hatte sie es heute denn wirklich verdient solches Unglück zu haben? Wie viele Kriegsveteranen erinnerten sich den noch an jeden einzelnen orlaisischen Kommandanten und ausgerechnet an ihren Großvater?
Und hatte er die Familienähnlichkeit tatsächlich erkannt? Hielt er sie wirklich für eine Verwandte dieses verhassten Feindes? Das erschien ihr unwahrscheinlich. So ähnlich sah sie ihrem Großvater nicht. Wahrscheinlicher wäre es dass er ihren unterdrückten Akzent erkannt und zugeordnet hatte, aber das konnte auch nur jemand der genau wusste worauf er achten musste. Der Alte hielt so wohl also schlicht für eine Angehörige des Volkes gegen das er im Krieg mitbekämpft hatte.
Sie verbarg ihr Erschrecken hinter einer wütenden Maske, mit der Gekonntheit der orlaisischen Adligen die sie ja auch war, als sie trotzig und nun penibel darauf achtend ohne Akzent zu sprechen antwortete. Dieses Mal klangen die Worte die etwas langsam über ihre Lippen kamen nicht wie die einer Schwachköpfigen sondern viel mehr wie eine wohlüberlegte Drohung.
„Dann habt ihr wohl etwas an den Augen!“
„Eher was an meinem Bein! Dank euch orlaisischen Ratten! Hinterhältig und feige habt ihr es mir genommen!“

Nun hatte er ihren Zorn endgültig auf sich gezogen. Ein verbitterter, verkrüppelter, alter Narr, beschimpfte sie als Ratte und posaunte auch noch ihre Nationalität heraus! Gab es eine angemessenere Reaktion als ihm eine zu verpassen?
Doch Juliette, die den feindselig funkelnden Blick des Alten mit eiskalter Verachtung begegnete, hielt an sich. Man schlug keinen alten Mann dem ein Bein fehlte und wenn er noch so beleidigend war, jedenfalls nicht wenn man etwas Besseres als er war und dass war Juliette alle Mal. Auf solch ein niederes Niveau würde sie sich nicht herablassen. Zu ihrer Erleichterung waren auch nicht allzu viele Dörfler anwesend die diesen Vorwurf mitbekommen hatten. Nur die beiden, die hier gegessen hatten, und die beschränkten sich auf finstere Blicke.
Aber vermutlich war das nun Grund genug nicht mehr allzu lang in der Ortschaft zu verweilen, bevor sich ein Mob wütender und lächerlich verbohrter Patrioten zusammenraufte und Ärger machte. Proviant mussten sie nun also wo anders kaufen, erkannte Juliette. Dieser Mann würde ihr für alles Gold der Welt nichts verkaufen.

„Das `abe isch nischt nötig.“, endete Juliette das „Gespräch“ kühl und drehte sich auf dem Absatz um, während der Exsoldat sie angiftete gefälligst aus seinem Gasthaus zu verschwinden und sich nie wieder blicken zu lassen.
Weise genug darauf nicht zu antworten, überlegte sie sich ob sie schnell nach den anderen suchen oder sich nach jemand anderen der ihr Proviant verkaufen könnte umsehen sollte und wollte die Elfe gerade dazu auffordern ihr zu folgen. Da stellte sie fest dass von Leirâ jede Spur fehlte.
Verwundert und die verbalen Anfeindungen des Wirtes ignorierend sah sie sich um. Hier mitgenommenes Mobiliar, da die zwei Dörfler welche ihr abwertende Blicke zuwarfen, aber nirgends die kleine, in Grün gekleidete Dalish.
Einen unschönen orlaisischen Fluch auf den Lippen, ballte die Söldnerin die Fäuste. Wo war Leirâ hin?

Adriana-Sarunu Vedeejs
08.03.2013, 20:09
Mit schnellem, flachen Atem schlug sie die Augen wieder auf. Dunkelheit. Was auch sonst?
Wie konnte sie nur erwarten, dass sich das in den letzten dreißig Minuten geändert hatte.
Langsam richtete sie sich wieder auf, kam wieder zur Besinnung und trank den Schluck Wasser, den Kasha ihr anbot. Sie war gut. Sorgte sich stets um ihre Freundin und trotz der großen Kommunikationsblockade verstanden sie sich prächtig. Über die Jahre perfektionierten sie ihre Gespräche. Durch Berührungen konnte Adriana die Antworten ihrer Partnerin erspüren und entgegengesetzt brauchte sie nur einige wenige Worte sagen. Dafür kannten sie sich zu gut.
"Ich kann nicht schlafen. Meine Gedanken finden einfach keine Ruhe. Ständig muss ich an diesen Leclarc denken."
Sie spürte, wie Kasha ihr die Hand auf den Unterarm legte. Sie wollte sie beruhigen und ihr einfach zeigen, dass jemand da war.
Adriana atmete mehrfach tief ein und aus. Sie ordnete wieder ihre Gedanken. Dann stand sie auf.
"Kascha, führ mich bitte raus. Wir brechen auf."
Das Klingenohr verdrehte die Augen, waren sie doch erst vor ein paar Stunden dort eingetroffen. Ihrer Freundin zur Liebe tat sie aber wie ihr geheißen.
Adriana kümmerte sich um den Wirt, der mehr verwundert, als verärgert reagierte. Nichtsdestotrotz half er ihr wieder zurück, in den von Kasha vorbereiteten Wagen. Boomer beschwerte sich auch schon wieder arbeiten zu müssen, was Adriana ein sanftes Lächeln ins Gesicht zauberte. Die knuddlige Eisbärdame war vor allem eins: Faul.
Es hielt sie aber dennoch nicht davon ab, den Wagen zu ziehen, schon mal gar das Geweicht mittels einer komplizierten Kinematik nicht auf ihren Schultern lastete sondern sich gleichmäßig auf ihren Körper verteilte.

Es dauerte eine Weile, bis zur markanten Weggabelung kamen. Ein Wegweiser tat was er am besten konnte und deutete den rechten Weg hinab ins Tal, entlang der beiden großen Seen, in Richtung Orzamer. Der Wagen hielt, Kasha stieg hinab und deutete die Spuren. Glücklicher Weise folgten die Spuren dem Wegweiser. Es waren jede Menge Pferde vor nicht all zu langer Zeit diesen Pfad entlang geritten. Das mussten Leclarcs Leute sein. Etwas Kopfschmerzen bereitete Adriana dann allerdings doch, dass sich auch ein Pferd in die andere Richtung aufgemacht hatte.
Das verheerende daran war nun, dass der Weg mit der Aussicht und den Seen, der schönere war, da dieser besser ausgebaut war und dem müden Reisenden zwischendurch gute Rastplätze bot und auch hier und da einige Wachen durch die Gegend striffen, der andere Weg aber gut zwei halbe Stunden kürzer war, sofern man die Händlerrouten kannte.

Der Tross setzte sich wieder in Bewegung und Adriana spürte den Wind, ihre Nase umspielen. Kasha kannte die Strecke. Sie kannte die Eigenheiten des Weges und wusste, wann sie den Pfad verlassen mussten, um nicht an Orzamer vorbeizureisen.

Die beiden Wege liefen an ihrem Ende wieder zusammen und trafen sich in einem letzten Dorf vor der Zwergenstadt. Holzpalisaden umringten die steinernen Bauten der Dörfler und der Wald war ein ganzes Stück weit abgerodet. Wieder hörte man die Kinder nach dem Bären rufen und einige Erwachsene tuscheln.
Langsam kam der Wagen zum stehen. Da sie keine Wehklagen vernahm, schloss Adriana, dass Leclarc noch lange nicht eingetroffen war. Innerlich hoffte die Händlerin, ihn doch noch umstimmen zu können und so an ihre Quellen am Hause de Ludin zu kommen. Es blieb also nur noch eine Sache zu tun, vorerst und das war warten.

Rhaego Alcaryen
24.03.2013, 18:14
„Es muss schön sein wenn man sein Leben lang von der Kirsche durschgefüttert wird und nischt wie andere Leute `art für sein Geld arbeiten muss.“
Beinahe wäre Rhaego explodiert. Als ob er im Zirkel von Dienern umsorgt nur Freizeit gehabt hätte. Als ob er freiwillig dort gelebt hätte!
Wenn Alrik ihn nicht zurückgehalten hätte, hätte er dieser hochnäsigen Orlaisianerin ganz ordentlich die Meinung gegeigt. Nach einem letzten wütenden Blick kehrte er ihr den Rücken zu. Gefolgt von Alrik machte er sich auf den Weg zwischen die dreckigen, ungepflegten Häuser, auf der Suche nach einem Laden, in dem man Papier und Tinte finden konnte.

Doch schon relativ schnell übernahm Alrik die Führung, weil Rhaego keine Ahnung hatte, nach was er Ausschau halten sollte. Aber auch der Bursche blieb nach kurzer Zeit stehen und blickte ratlos umher.
„Eigentlich sollte hier irgendwo ein Schild über einer Tür hängen“, meinte er. „Das sieht hier aus, als wäre es der Dorfplatz, da ist meistens ein Laden oder so, aber hier ist keiner zu sehen.“
Der Dorfplatz. Rhaego wäre nie darauf gekommen, dass diese matschige Straßenkreuzung einen Platz darstellen sollte. Aber ehe er antworten konnte, erklang hinter ihm eine Stimme: „Mama! Warum hat der Mann so komische Sachen an? Der sieht aus wie die Leute von der Kirche.“
Er drehte sich um und sah ein kleines Kind, das völlig unverfroren mit dem Finger auf ihn zeigte, während die Mutter, mit schiefen Blicken auf Rhaego, es weiter zerren wollte. Alrik trat lächelnd einen Schritt vor und ging vor dem Mädchen in die Hocke.
„Du bist aber ein kluges Kind“, sagte er. „Der Mann kommt tatsächlich von der Kirche. Und er braucht deine Hilfe.“ Das Kind starrte Alrik mit großen Augen an. Auch seine Mutter blieb stehen.
„Wir brauchen unbedingt neues Papier und Tinte“, fuhr Alrik fort. „Weißt du, wo es das hier gibt?“
Das Mädchen wandte seinen starrenden Blick Rhaego zu, ohne zu antworten. Doch seine Mutter sagte: „Gleich dort drüben ist 'Winhorns Allerlei'. Dort müsstet Ihr finden, was Ihr sucht.“ Auch sie musterte den Magier. Langsam fühlte Rhaego sich unter den Blicken merkwürdig. Er versuchte, eine entspannte Haltung zu bewahren, während sich seine Schultern verkrampften.
„Ihr seid wirklich von der Kirche?“, fragte die Frau. Alrik drehte sich zu ihm um und wollte ihm mit zuckenden Augenbrauen etwas sagen. Es dauerte einen Moment, bis Rhaego verstand.
„Selbstverständlich“, antwortete er der Frau. Sein Herz klopfte wild bei dieser Lüge, seine Stimme klang rau und gequetscht. Er räusperte sich. Wie machen die Priester das immer? „Andraste schaut mit Gnade auf alle Kinder ihrer Kirche herab. Eure Hilfe ist nicht unbemerkt geblieben.“
Ein unsicheres, dankbares Lächeln erschien auf dem Gesicht der Frau. Sie und das Kind zogen weiter. Langsam entspannte Rhaego sich. Nun, da sein Puls sich etwas beruhigte, bemerkte er, dass es Spaß machte, die Menschen mit wenigen Worten zu beeinflussen. Ein gutes Gefühl. Ein Gefühl der Macht.
Er lächelte. Vielleicht sollte er das auch bei der Orlaisianerin mal ausprobieren. Es war nicht einmal ganz gelogen, dass er der Kirche angehörte, immerhin stand der Zirkel unter der Aufsicht der Templer. Und außerdem war es nur gerecht, nach all den Jahren der Unterdrückung etwas von der Kirche zurückzuerhalten. Auch wenn es ohne ihr wissen war.


Noch immer lächelnd folgte er Alrik in das verlotterte Gebäude, dass die Frau als „Winhorns Allerlei“ bezeichnet hatte. Während der Bursche mit dem schmierigen Besitzer sprach, blickte er sich um. Überall stand staubiges Gerümpel herum. Der Name des Ladens kam nicht von ungefähr. Rhaego erkannte alte Stühle, die teilweise nur noch drei Beine hatten, rissige Porzellanschüsseln, verbogenes Besteck und weiteren Krimskrams. In einer Ecke entdeckte er sogar etwas, das wie ein verrosteter Pflug aussah. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er sich weiter um.
Scheinbar gab es nichts, was es hier nicht gab. Außer einer Sache.
Bücher.
Das, was er in jedem halbwegs vernünftigem Geschäft erwartet hätte. Nicht einmal ein einziges Eckchen Pergament, eine angefangene Liste. Er näherte sich den verstaubten Regalen und schließlich fand er sogar ein Buch. Ein einziges. Als er es in die Hand nahm, stockte ihm fast der Atem. Die Seiten waren aufgequollen und fleckig. Ein beißender Schimmelgeruch entströmte ihnen, während er es aufschlug. Unter seinen Fingern löste sich eine Seite und wäre fast zu Boden gefallen. Vorsichtig legte er sie zurück, nicht ohne zu bemerken, dass die Schrift beinahe unleserlich war.

In diesem Moment rief Alrik ihn zu dem Ladentisch. Darauf lagen einige zerrupfte Blätter Papier, mit Falten, Rissen und Wasserflecken versehen.
„Beste Ware“, sagte der Ladeninhaber. „Frisch aus Fereldens besten Papiermühlen.“
Rhaego blickte auf. Mit überkreuzten Armen blickte der bullige Mann ihn an. Scheinbar meinte er das sogar ernst. Der Magier nahm einige Blätter in die Hand. Er konnte die billigen, groben Fasern des Papiers ohne Mühe spüren, ebenso wie all die Unebenheiten in seiner Oberfläche.
„Das ist Restmüll“, antwortete er, mit einer Spur Zorn in der Stimme. Seine gute Laune von eben war restlos verflogen. „Damit könnt Ihr Euer Vesperbrot einpacken, mehr nicht.“
Der bullige Verkäufer beugte sich mit drohender Miene über den Ladentisch. Doch ehe er etwas sagen konnte, schob Alrik sich dazwischen. „Rhaego meint es nicht so, nicht wahr? Rhaego?“
Der Magier blickte den Burschen kurz an. Dann griff er nach dem Tintenfass, das daneben stand. Nur mit einiger Mühe konnte er den verklebten Deckel öffnen. Der Inhalt erwies sich als genauso, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Dicke Klumpen klebten in der schon weitgehend angetrockneten Tinte.
„Damit kann niemand schreiben“, erklärte er dem Verkäufer gereizt.
Der zuckte die Achseln. „Wieso nicht? Sieht doch gut aus. Kam erst vorige Woche aus der Hauptstadt.“
Rhaegos Augen verengten sich vor Zorn. Der Mann wollte ihn offensichtlich anschmieren. Er griff nach dem offenen Fass und drehte es herum. Eine zähflüssige Masse quoll langsam davor und näherte sich Fäden ziehend dem billigen Papier.
„Die Tinte ist uralt und nicht mehr zu gebrauchen!“, sagte er wütend.
Mit groben Griffen entwand ihm der bullige Mann das Fässchen. „Ihr habe meine gute Tinte verschüttet. Dafür werdet Ihr zahlen!“
„Gar nichts werde ich!“, fauchte Rhaego. Alrik legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter, doch er schüttelte ihn ab und sprach weiter, ohne den Burschen zu Wort kommen zu lassen. „Ihr könnt vielleicht unwissende Dorfbewohner über den Tisch ziehen, aber nicht mich! Ihr werdet mir jetzt sofort angemessene Ware zeigen!“
„Das ist angemessene Ware – sogar die beste, die es in ganz Winhorn gibt“, polterte der Ladeninhaber. „Und Ihr werdet sie mir ersetzen!“
Das Nichts pulsierte tief in Rhaegos Körper. „Betrug ist das, sonst nichts!“ Ohne es zu wollen, wurde seine Stimme lauter. „Ich sollte Euch dafür anzeigen!“
„Ganz ruhig, Rhaego“, mischte sich Alrik ein. „Wir suchen uns einen anderen Laden. Kein Grund zur Aufregung.“
„Es gibt keinen anderen Laden in Winhorn“, höhnte der bullige Verkäufer triumphierend. „Und ich soll verdammt sein, wenn ich Euch auch nur ein Zipfelchen Papier verkaufe!“
„Von Euch würde ich es nicht einmal geschenkt nehmen!“, fauchte Rhaego. „Ihr seid ein betrügerisches Schwein!“
Das Gesicht des Ladenbesitzers färbte sich tiefrot. „Von so einem eingebildeten Großstadt-Affen muss ich mir nichts sagen lassen! Raus hier! Sofort!“
Rhaego fuhr herum und bahnte sich fluchend einen Weg durch das Gerümpel. Hinter ihm versuchte Alrik, den aufgebrachten Besitzer zu beruhigen, doch nach den Geräuschen zu schließen, dankte dieser ihm das, indem er Gegenstände nach ihm warf.
Endlich hatte der Magier die Tür erreicht. Er öffnete sie so schwungvoll, dass sie an die Wand krachte und rannte blind vor Wut weiter.
Nach wenigen Schritten rempelte er eine andere Person an und stürzte fast.
„Passt doch auf!“, fluchte er. „Habt Ihr keine Augen im Kopf?“

Adriana-Sarunu Vedeejs
30.03.2013, 11:44
Adriana stolperte zur Seite. Dieser Typ hatte sie doch wesentlich härter getroffen, als gedacht. Beinahe wäre sie in den Matsch gefallen. Doch die Höhe war seine Äußerung:
"Passt doch auf! Habt Ihr keine Augen im Kopf?"
Adriana wollte fluchen, doch dafür schmerzte ihr dann doch der Stolz. Sie biss die Zähne zusammen, richtete sich wieder auf und straffte ihre Körperhaltung.
"Verzeiht meiner Tollpatschigkeit, mein Herr. Wie ihr unschwer erkennen könnt, habe ich Sehrwohl Augen im Kopf. Allerdings sind diese leider nicht in der Lage, irgendwelche Bilder zu sehen."
Sie atmete noch einmal tief ein und aus, um den Schmerz der neuen blauen Flecken zu überdecken.
"Ich. Bin. Blind.", fügte sie leicht gereizt an. So langsam ging es ihr auf die Nerven, sich für jedes Mal zu entschuldigen, wenn man sie anrempelte. Immerhin hatte sie vorab die Umgebung mittels ihres Wanderstabes ausgekundschaftet. Es war ihr zu müßig geworden, immer die unterlegene zu mimen. Doch dann blickte sie auf die Seite und ein sanftes blaues Leuchten umgab den rücksichtslosen Mann. Ein Magier definitiv. Binnen von Sekunden strahlte ihr Gesicht. Schon lange war sie keinem Magier mehr begegnet, außer natürlich ihrer magisch begabten Bärin, auch wenn schlagartig wieder die Ängste über die Templer und einer eventuellen Gefangenschaft, sollte dies je jemand herausfinden, in ihr aufkeimten.
Adriana entschuldigte sich höflich.
"Verzeiht. Die Reise war anstrengend. Mein Handelskarren ist zwar eine große Hilfe bei meinen Reisen, wirklich bequem ist er leider nicht. Mein Name ist Adriana, reisende Händlerin."
Sie machte einen förmlichen Knicks, lüftete dabei ihren Gehrock etwas, um den Anstand bei Hofe zu wahren. Demütig senkte sie ihr Haupt.
"Stets zu euren Diensten, werter Herr. Wenn ihr etwas sucht, ob materiell oder gesellschaftlich, so werdet ihr es bei mir finden."

Yanis Leclerc
04.04.2013, 20:01
Mit einem sanften Rütteln wurde Yanis geweckt. Seine Glieder schmerzten während er sie streckte aber dennoch fühlte er sich erholter.
Eine Schüssel mit warmem Hirsebrei wartete bereits auf ihn und mit überraschend viel Hunger schlang er zügig seine Portion herunter.
„Wie geht’s Janusz und Fabiane?“ fragte er in die Runde. Einer seiner Männer nickte in die entfernte Ecke der Schenke.
Janusz, der die Klinge Juliettes zu spüren bekommen hatte saß mit freiem Oberkörper auf einem Stuhl. Zwischen den Zähnen hatte er eine lederne Dolchscheide und biss schmerzerfüllt darauf während man seine Wunde zunähte.
Fabiane der den Knauf Juliettes Säbel abbekommen hatte saß munter am Tisch. Es war bei einem Typen wie Fabiane auch nicht anders zu erwarten. Der Kerl hatte einen dermaßen robusten Dickschädel, dass seine Männer witzelten, dass wenn sie jemals eine Tür nicht aufbekämen sie einfach so lange mit seinem Kopf dagegen hauen würden, bis die Tür nachgäbe.
Wenig später saßen er und seine Männer bereits auf ihren Pferden.
„In der Ortschaft teilen wir uns auf. Immer 2 Mann zusammen. Wenn einer Juliette erkennt verfolgt einer sie und der andere holt mich. Denkt immer daran: Wenn sie tot ist brauchen wir gar nicht erst nach Orlais zurückzukehren! Keine Fehler!“ er gab seinem Pferd die Sporen.
Der Ritt war hart und schnell. Erbarmungslos trieben sie ihre Pferde an und bald darauf kam schon die Siedlung in Sicht.
Sie verlangsamten ihr Tempo als die Palisaden in Sicht kamen. Unwillkürlich erinnerte sich Yanis an seine eigene Kindheit erinnert. In so einem schwarzen Freudlosen Flecken Erde war er auch aufgewachsen.
Die Männer die die Felder außerhalb der Palisaden bewirtschafteten musterten mit unverhohlenem Misstrauen die Zehn Männer aus Orlais. In ihren Gesichter spiegelten sich lediglich Argwohn und Härte.
Langsam ritten sie in die Siedlung, das Straßenbild war geprägt von Elend. Verhärmte Frauen kippten ihren Unrat in die Sickergräben der Straße und Kinder spielten barfuß gemeinsam mit den Hunden im Dreck. All das erinnerte ihn dermaßen an alles was er glaubte zurückgelassen zu haben. Yanis hätte kotzen können. Wie er Ferelden doch so unendlich satt hatte! Auf ihrem Weg durch die Straße hielten sie Ausschau nach Juliette doch von ihr war keine Spur.
Kurz nachdem sie die Palisaden hinter sich gelassen hatten saßen sie von ihren Pferden ab. Mit knappen Worten befahl er seinen Männern sich in 2 Mann Trupps aufzuteilen und die Siedlung abzusuchen.
Gemeinsam mit Jean ging er an den Häusern vorbei suchte dabei nach irgendetwas Auffälligem. Ihre Schritte lenkten sie in das einzige Gasthaus der Siedlung. Wenn Juliette sich bereits in der Siedlung aufhielt wäre sie auf jeden Fall dort gewesen.
Gemeinsam mit Jean betrat er den spärlich erleuchteten Raum, der von einer großen Feuerstelle dominiert wurde. An den runden Tischen die um das Feuer herumstanden saßen nur wenige Dorfbewohner, die sie kurz misstrauisch musterten bevor sie sich wieder ihren Geschäften widmeten.
Am Tresen angekommen wartete er geduldig bis der Wirt in Ansprach.
„Was darfs sein?“ fragte er harsch
„Isch suche eine Frau“ er zeigte dem Wirt die Zeichnung Juliettes doch der stämmige Wirt schenkte ihm einen giftigen Blick
„Ihr kommt aus Orlais?“ seine Stimme war voller Zorn
„Ja! Isch komme aus Orlais. ´abt i’r die Frau gese’en?“ fragte er erneut. Der Wirt sah sich kurz die Zeichnung an. Für einen kurzen Moment zog er die Oberlippe hoch und die Nase kraus. Abscheu! Der Man kannte Juliette.
„Ich habe euch orlaisischen Ratten nichts zu sagen!“ antwortete der Mann schließlich. Yanis drehte sich um und ließ seinen Blick durch die Schenke schweifen.
„Der Krieg ist vorbei Wirt! Kommt darüber `inweg!“ gab er dem Wirt trocken kontra
Jean stieß in von der Seite an und machte ihn auf eine Person aufmerksam. Eine kleine, in grün gekleidete Elfe. Yanis musterte die Frau, nach allem was er gehört und gelesen hatte musste es sich um eine der wilden Elfen handeln. Zumindest hatte er gelesen, dass nur die wilden Elfen Tätowierungen im Gesicht trugen.
Die Elfe schien irgendetwas zu suchen. Yanis bedeutete Jean außerhalb der Schenke zu warten und ging auf die Elfe zu.
„Versei’t mir, i’r macht den Eindruck als ob i’r etwas sucht! Vielleischt kann ich euch `elfen? Man sie’t nur selten Elfen `ier, darf isch fragen was eusch `ier’erfü’rt?“ er ließ die Worte kurz wirken
„Aber wo sind meine Manieren! Wenn isch misch vorstellen darf…..“ er zog seinen Hut ab und machte eine weite Verbeugung „Nennt misch Yanis.“

Leirâ Ven
06.04.2013, 14:52
Leirâ hörte Juliette zwar aufmerksam zu, verstand aber nicht, warum der Wirt ihnen Speis und Trank für ein paar wertlose Metallstücke geben sollte. Und Juliette kümmerte sich nicht weiter darum. Was der Dalish ein Augenrollen abverlangte. Seit Rhaego mit ihnen reiste benahm die Kämpferin sich merkwürdig. Auch verstand Leirâ diese Angst vor Magie nicht. Natürlich sollte man der Macht mit Respekt gegenüber treten, aber sie so zu fürchten...
„Mein Gefü`l sagt mir nischts Gutes. Isch will so schnell wie möglisch weg von `ier.“
"Und mên Sinn fûr Geborgenhêt.", gab die Jägerin spitz zurück. Sie wollte sich in diesen engen, schmutzigen und vor Missgunst starrenden Gassen keinen Herzschlag länger als nötig aufhalten.
"Wûrdet ihr mir mênen Bogen zurûckgeben, hâtten wir gar nicht hêrher gemusst.", knurrte sie leise. Dann betraten sie das Gasthûs.

Es verschlug Leirâ beinah den Atem. Auch beim Volk roch der Innenraum der Zelte stark nach Rauch und Feuer, doch gesellte sich hier noch der Gestank von nassem Vieh, Schweiß und Bratfett dazu. Die Elfe zog unwillkürlich die Nase kraus. Nur flach atmend lies sie den Blick schweifen. Die beiden Gestalten am Tisch starrten düster zu ihr herüber, diesen Blick konnte sie nun schon bei Shemlen deuten. Derweil schien die ganze Abscheu des Wirtes Juliette zu gelten, welche just zu ihm herüber schritt. Der Jägerin fiel erneut ihr bebender Hintern auf, Viel zu viel Fleisch, was da rumwackelt... was hat Rhaego nur daran finden können?
Zögerlich tat sie einige Schritte hinter ihrer Gefährtin her, da schaute sie ihn große, grüne Augen. An das Treppengeländer gelehnt saß einsam und schmutzig ein flachohriger Junge. Seine Augen wurden groß, als sich ihre Blicke trafen, dann angsterfüllt. Und ehe Leirâ reagieren konnte sprang er rasch die Treppe hoch.
"He!", rief die Jägerin aus, und wollte zunächst nachsetzen. Auf der vierten Stufe hielt sie jedoch Inne. Was tat sie denn da? Sie musste nur an ihr Erlebnis vor wenigen Tagen denken, als sie auf den fetten Shemlen getroffen war, der die Flachohren seine Lasten hatte tragen lassen. Sie haben die alten Wege vergessen und wollen es auch nicht anders haben. Aber dennoch...
Der Junge, so allein und für sich. Dreckig, ohne Vallaslin, Er wird nie erwachsen werden. Nie verstehen, was sein Erbe bedeutet. Dieser Gedanke machte Leirâ traurig und wütend zugleich. Sie warf noch einen raschen Blick zu Juliette, die schon wieder am Streiten war. Nun, wenn sie damit anfing, dauerte es wohl noch eine ganze Weile. Kurzerhand ging die Dalish die Treppe bis nach oben, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was sie eigentlich von dem Jungen wollte. Aber sie hatte das Gefühl, mal mit ihm reden zu müssen.

Die Stufen führten in ein großes Zimmer, das den Speicher des Hauses bildete. Die Jägerin fühlte sich an das andere Gasthûs erinnert, das, in dem sie übernachtet hatten. Hier standen hölzerne Gestelle, in denen Decken und ausgestopfte Säcke lagen. Und zwischen zwei davon sah sie blondes Haar. Mythal verleih mir Ruhe. Ich bin ihm so fremd wie einem Shemlen.
"Hallo?" Sie sprach gleich in der Sprache der Menschen. Mit langsamen Schritten ging sie um das Holzgestell herum. Das schmutzige Flachohr kauerte mit angezogenen Beinen zwischen zwei davon. Leirâ ging in die Knie, sodass sich ihre Köpfe so gut wie auf gleicher Höhe befanden. Ein stichelnder Gedanke, dass der Bursche noch wachsen würde...
"Hast du Angst vor mir?", sagte sie in freundlichem Tonfall. Der Junge zog geräuschvoll die Nase hoch und schüttelte trotzig den Kopf.
"Dann bist du wôl ein tapferer Kâmpfer." Sie lächelte. Und glaubte, dass etwas von der Angst aus den Augen des Buschen verschwand. Die Jägerin schätzte ihn auf etwas um die 10 Winter, vielleicht mehr. Sie hob die Hände.
"Ich will dir nichts tun. Ich bin nur Nûgîrig." Seine Haltung entspannte sich etwas. Sie legte die linke Hand auf ihr Herz.
"Ich bin Leirâ Ven, von den Klingen des langen Weges." Nun führte sie die Hand im Halbkreis nach vorn. "Und wie hêst du?"
"Ich bin Neylen, mein Vater ist Velan."
"Andaran atish’an, Neylen." Jetzt saß er offen vor ihr.
"Seid ihr wirklich eine Dalish?" Grinsend fuhr die Jägerin mit dem Daumen ihre Vallaslin nach.
"Was hat mich verraten?" Nun umspielte ein sanftes Lächeln des Jungen Lippen.
"Mutter hat mir Geschichten über die Dalish erzählt."
"Was erzâlt îr denn ûber uns?" Sein Ausdruck änderte sich wieder. Er sah ziemlich unsicher aus.
"Warum seid ihr hier?" Leirâ stutzte. Was hatte er denn? Eben hatte er sich noch entspannt. Sie sprach mit ruhiger Stimme:
"Ich rêse mit înigen Shemlen.", grinsend fügte sie hinzu: "Sî wissen nicht zu jagen und ich bin verletzt. Daher mûssen wir hîr Vorrâte ûftrêben."
"Was... Was sind 'Shemlen'?" Oh Dirthamen, wie nennen sich die Rosenohren noch selbst? Äähh....
"Mênschen?" Endlich verließ das ängstliche Glitzern die Augen des Jungen.
"Dann... willst du mich nicht rauben und in die Wälder bringen?" Das traf Leirâ tief in ihrem Herzen. Noch nicht einmal ihre Vettern kannten die Wahrheit über das Volk. Waren die Elfen denn vollends dem Untergang geweiht?
"Das ist eine Lûge! Das Volk heißt dî willkommen, dî aus frên Stûcken zu uns kommen! Wir entfûren niemanden!", fauchte sie. Der Junge zuckte zwar zusammen, blieb aber weiter offen. Doch bevor Jägerin dieses Missverständnis weiter aufklären konnte, wurden sie von einer hohen Frauenstimme unterbrochen: "Neylen? Mit wem sprichst du da? Wer...?" Das Flachohr verstummte, als sie Leirâ sah. Die Jägerin richtete sich auf, reichte der Frau knapp bis zur Nase. Schlank war sie, wie jede Elfe, und trug schmutzige Kleider. Sie war barfuß, wie der Junge. Dieser Anblick machte Leirâ nur noch wütender.
"Geht... Geht weg von dem Jungen! Oder ich rufe den Wirt!"
"Du wûrdest einen Shem rufen anstatt selbst zu kâmpfen?", zischte die Jägerin wütend. Sie hatte das dringende Bedürfnis, dem nächstbesten Shemlen ihr Dar'Misu in den Hals zu rammen! Was hatten sie nur aus dem einst so stolzen Volk gemacht? Die Frau trat zögerlich einige Schritte zurück. Leirâ konnte es nicht fassen. Sie machte dem Flachohr Angst! Sie stieß einen Laut aus, der wie ein fauchen klang. Dann hob sie wieder die Hände.
"Ich..."
"Sie hat mir nichts getan, Mutter. Und sie will mich auch nicht rauben.", kam ihr Neylen zuvor. Er war aufgestanden und zu seiner Mutter gegangen. Deren Blicke huschten angsterfüllt zwischen ihrem Sohn und der Dalish hin und her.
"Ich gehe." Leirâ hatte genug. Warum die retten, die nicht gerettet werden wollen? Sie glitt rasche Schrittes die Treppe wieder hinab.

Zurück im Schanksaal musste sie feststellen, dass Juliette nicht mehr da war. Stattdessen standen nun zwei andere Männer am Tresen. Verwirrt ließ die Dalish noch die Blicke schweifen, als plötzlich Einer der beiden herüber kam.
Die Dalish musterte den Mann. Groß war er, wohl etwa wie Rhaego. Wie auch diesem reichte sie ihm knapp bis zur Brust. Er war auch muskulöser als der Magier, bewegte sich geschmeidig wie ein geübter Kämpfer. Dieser Eindruck wurde von dem seltsam geformten Schwert unterstrichen, das er trug. Es sah aus, wie eine Mischung aus Dalish- und Menschenklinge. Gerade und doch leicht geschwungen. Sie ähnelte Juliettes Waffe. Darüber hinaus trug er lederne Kleidung, vielleicht ein Shem-Jäger.
„Versei’t mir, i’r macht den Eindruck als ob i’r etwas sucht! Vielleischt kann ich euch `elfen? Man sie’t nur selten Elfen `ier, darf isch fragen was eusch `ier’erfü’rt?“, richtete er das Wort an sie. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. Sie hatte im Moment wieder diese Wut auf alle Rosenohren...
„Aber wo sind meine Manieren! Wenn isch misch vorstellen darf…..“ er zog seinen Hut ab und machte eine weite Verbeugung „Nennt misch Yanis.“ Sein langes, lockiges Haar fiel ihm ins Gesicht. Leirâ war verblüfft: Nicht nur, dass dies der erste Shemlen in ihrem Leben war, der ihr höflich begegnete, nein. Auch noch sprach er genauso seltsam wie Juliette. So antwortete sie auch höflicher, als sie zuerst beabsichtigt hatte:
"Leirâ Ven, von den Klingen des langen Weges.", sie vollzog den elfischen Gruß, Hand zum Herz, Halbkreis.
"Ich suche eine Frû. Etwa so grôß.", sie deutete Juliettes Größe an. Zwar war der Mann höflich, aber irgendetwas störte sie. Vielleicht genau diese Höflichkeit. Sie war einer Dalish gegenüber unüblich... Oder... Vielleicht war es auch so eine Shem-Marotte von dem Mann... Oder er wollte etwas völlig anderes von ihr (Dazu hätte er aber erstmal diese ekligen Haare aus dem Gesicht entfernen müssen). Auf jeden Fall wollte sie ihm, zunächst, nicht mehr verraten.
"Sî war eben hîr. Hast du sî gesên?"

Juliette de Ludin
12.04.2013, 23:26
Genervt seufzte Juliette geräuschvoll, während sie ihren suchenden Blick durch den ganzen Schankraum sandte und der Wirt eine Schimpftirade über das angebliche Elend das Orlais gebracht hatte hielt.
Der Tag wurde einfach immer besser. Kein Frühstück, eine Menge ekliger Typen die sie anbaggerten, kein Mittagessen, eine Menge ekliger Typen die ihr ans Leder wollten und zu guter Letzt ein ekliger Typ der sie beschimpfte. Ach ja und Abendessen würde es vermutlich, wenn überhaupt, auch nicht grad reichlich geben. Ein quasi typischer Tag also im Leben von Lady Juliette de Ludin, Gejagte, Trinkerin und Söldnerin, die gerade feststellte das obwohl alle in Ferelden gleichberechtigt sein sollten, ihr Leben doch schwer von Kerlen bestimmt war. Wenn man das unter Emanzipation verstand, würde sie jeden Herd mit Kusshand annehmen.
Das von der Elfe jede Spur fehlte ließ ihre adelige Selbstbeherrschung, die schon deutlich bessere Tage gesehen hatte, einen weiteren Nadelstich zukommen.
Wie Juliette Orlais doch vermisste.

Zuerst erwog sie es Leirâ im nächsten Stock zu suchen, doch anhand des finsteren Blickes des Wirtes in ihrem Rücken, schloss sie dass dieser wohl nicht gerade davon angetan wäre dass sie weiterhin in seinem schäbigen Etablissement verweilte. Lust dazu mit ihm darüber zu diskutieren hatte sie, angesichts seines Taktgefühls, selbstredend nicht also beschloss sie die Elfe draußen zu suchen.
So schritt sie schon gleich darauf raus in die geschmacklose Ansammlung von baufälligen Bruchbuden und von Unrat bedeckten Straßen die deren Bewohner Winhorn nannten und versuchte den Gestank von Winhorn als auch seiner Bewohner zu ignorieren.
Jetzt war nur noch die Frage wo sie anfangen sollte Leirâ zu suchen.

Auch wenn sie glaubte, Leirâ und ihre elfischen Emotionen, immer besser einschätzen zu können tappte sie, was ihre Beweggründe anging, doch noch ziemlich im Dunkeln. Beispielsweise jenem der einem dazu veranlasste einfach ohne ein Wort zu verschwinden, besonders wenn man eigentlich vor hatte so bald wie möglich wieder abzureisen. Oder warum man die Gefahr die von Magiekundigen ausging nicht ernst nahm. Oder warum man Vertreter der Kirche einfach bewusstlos schlug, um nur ein paar zu nennen.
Ein Teil von ihr glaubte niemals wirklich die Gedankengänge dieses doch noch ziemlich fremden Verstandes zu verstehen, was es ihr aber auch nicht erträglicher machte dass sie einfach verschwand.

Erneut seufzend ging sie ein paar Schritte über die matschige Straße. Musste man Leirâ in der Nähe von Menschen, oder Schemlen wie sie sagte, den immer genau im Auge behalten? Bis jetzt hatte es jedenfalls den Anschein. Traf das vielleicht auf alle Dalish zu? Wundern würde sie es nicht. Aber vorerst wollte sich Juliette mit solchen Fragen nicht plagen und verwendete ihre Aufmerksamkeit lieber mit dem vorerst oberflächlichen Absuchen der Umgebung.

Immerhin war Winhorn, um es höflich auszudrücken, doch sehr überschaubar und eine weißhaarige Elfe in Grün mit eigenartigen Tätowierungen im Gesicht fiel sicher auf und abgesehen davon half es der Adligen ihrer Wut Luft zu machen wenn sie sich die Beine vertreten konnte und das tat sie. Vor dem Wirtshaus war jedenfalls keine Spur von ihr zu sehen weshalb die Orlaisianerin weiter hinten in der Ortschaft zu suchen gedachte.
Wie das aber mit Leuten, die Wut Luft machen müssen, der Fall ist ging Juliette ziemlich zackig und daher achtlos. Außerdem suchten ihre Augen nach einem weißen Haarschopf und so kam es wie es kommen musste als sie um eine Ecke schoss: Sie lief unsanft in jemanden hinein. Genauer gesagt in eine Frau, die in etwa in Juliettes Alter, vielleicht etwas älter, sein musste und ein kleines Mädchen an der Hand hielt.
Beinahe wären sie beide zu Boden gegangen doch sie fingen sich beide rechtzeitig, bevor sie unschöne Bekanntschaft mit dem auf der Straße vor sich hin stinkenden Unrat machten. Schnell machte Juliette einen distanzierten Schritt zurück derweil ihr Anstandsgefühl nur knapp die Oberhand gewann und sie statt die Frau anzublöcken eine Entschuldigung, wenn auch etwas zerknirscht, hervorbrachte.

„Ach schon gut.“, entgegnete die Frau, sehr zu Juliettes Überraschung, gelassen, während sie ihre verdreckte Schürze die sie trug zurechtklopfte. War das fereldanische Wesen an sich noch sehr nah an seinen barbarischen Ursprüngen schien sich die gute Laune dieser Frau, deren unsauberes Gesicht ein Lächeln zierte, nicht einmal durch eine Kollision trüben. „Warum habt ihr es denn so eilig?“
Eigentlich wollte die Orlaisianerin einfach weitergehen doch auch das gestattete ihr ihr Anstandsgefühl nicht. Immerhin hatte sie diese Frau beinahe umgerannt und sie vergab ihr tatsächlich. Da sollte sie doch mindestens höflich bleiben, auch wenn die Frau, wie sie soeben leidlich feststellte solch einen Mundgeruch hatte das sie nur mit Mühe schaffte die Nase nicht zu verziehen.
„Naja, isch suche jemanden.“, meinte Juliette gedrängt und rieb sich kurz den Nacken. „Und isch `abe es eilig.“
„Wen sucht ihr denn?“, fragte die Fereldanerin offensichtlich durch ihre gute Laune gesprächsfreudig. Bevor die Söldnerin aber abwehren konnte fügte sie fragend hinzu: „Den Mann der Kirche vielleicht?“
„Nein, eine…“, mitten im Satz stockte sie verwirrt. „…ein was vielleischt?“
Irgendwie klang das seltsam. Wieso sollte sie denn nach einen Kirchenvertreter suchen?
Seh‘ ich etwa aus als sollte ich zur Beichte?, mutmaßte Juliette nicht gerade angetan.
„Der Mann der Kirche eben. Ich kenne seinen Namen nicht.“, erklärte die Frau als ein stolzes Lächeln ein Blick auf gelbliche, krumme Zähne gewährte, ebenso wie bei ihrem Kind. „Aber er hat nach Tinte und Papier gefragt und da haben wir ihm den Weg zur Allerlei gezeigt und dafür hat er uns gesegnet, stimmt´s Liebes?“
Als Antwort bekam sie von ihrem Kind ein schüchternes aber ebenfalls nicht unstolzes Nicken.
„Trug er zufällisch die `aare lang und offen? Und war ein Bursche in einem gesteppten Wams bei i`m?“, hakte Juliette misstrauisch nach als ihr so langsam ein Licht aufging. Winhorn war so klein, hier kannte zwangsläufig jeder jeden und wenn sie diesen Kirchenmann nicht kannte dann lag das wohl daran das er nicht von hier war…und möglicherweise kein Kirchenmann.
„Ja, genau. Kennt ihr ihn etwa?“
Beinahe wäre Juliette ein verächtliches Schnauben entwichen.
Dieser schamlose Lügner. Die Naivität des Landvolkes und noch dazu den Respekt gegenüber der Kirche ausnutzen. Auch wenn der Magier nicht eins zu eins mit den Gruselgestalten aus ihrer Kindheit übereinstimmte passte das doch sehr gut in dieses Bild, fand Juliette deren aristokratischen Züge eine Spur finsterer wurden.
„Was habt ihr denn?“, fragte die Frau verwirrt über die Reaktion ihres Gegenübers und hauchte ihr damit eine weitere Kostprobe ihres fauligen Mundgeruches entgegen.
Zuerst erwog Juliette, die sich das Kräuseln ihrer Nase nicht mehr verkneifen konnte, die Dörflerin über den Schwindel aufzuklären aber sie verkniff es sich zerknirscht. Sie wollten schließlich kein Aufsehen erregen und das Vorhandensein eines Magiers konnte zur falschen Zeit am falschen Ort einen regelrechten Aufstand anzetteln. Besonders unter ungebildeten Hinterwäldlern wie hier. Und zum anderen wollte sie ihre arme Nase nicht so quälen, indem sie weiterhin, bei allem Respekt, mit Madame Fauliger-Atem unterhielt.
„Ach nischts isch bin nur…`abe nur…“

Ihre kleine Notlüge, mit der sie sich eigentlich hatte verabschieden wollen, fing an zu stocken ehe sie ganz verstummte. Ein Schauer lief der Söldnern plötzlich den Rücken herab welche ihre Nackenhärchen stramm stehen ließ und mit einem unguten Gefühl einherging. Irgendetwas stimmte nicht.
Rasch wandte sie den Blick aus einer Ahnung heraus in Richtung der Lücke in der bemoosten Palisade des Dorfes welche als Ortseingang herhielt. Ihre Ohren zuckten als sie, sich rasch näherndes, Pferdegetrampel war nahm. Das ungute Gefühl das sich in ihrer Magengegend zusammenbraute verdichtete sich und erkaltete zu einem Eisklumpen.
Eine bewaffnete Gruppe Reiter, etwa ein Dutzend, in dunkler Lederkleidung kam in einem leichten Trab in die Ortschaft geritten und saß ab, kaum dass sie die Palisaden hinter sich gelassen hatten. Das Dorfvolk hielt die Neuankömmlinge, welche sich nach und nach aufteilten, vielleicht für eine gewöhnliche Söldnertruppe und schenkte ihnen kaum Aufmerksamkeit abgesehen von ein paar misstrauischen Blicken. doch Juliette, die entsetzt Luft einsog, erkannte sie sofort.

Leclerc und seine Schergen. Sie hatten sie aufgespürt …erneut.

Ihre Disziplin und ihre Panik fochten einen erbitterten Kampf in ihrem Verstand, während sie angespannt in die Richtung der Häscher starrte. Zu ihrem Glück stand Juliette relativ weit entfernt von den Neuankömmlingen und halbwegs durch die Wand des Gasthauses verdeckt, sodass sie vorerst nicht bemerkt wurde. Instinktiv tat sie mit angehaltenem Atem einen lautlosen Schritt näher an die Wand und in den Schatten den das Gebäude warf.
Ihre Disziplin siegte halbwegs über ihre Panik, auch wenn sie nicht vollends verschwand, und so konnte sie die Ruhe, die man als Gejagte brauchte um einen Fluchtplan zu schmieden, wahren.

Sie musste hier weg. Noch hatten Leclercs Schergen nicht jeden Ausgang des Dorfes im Blick, noch könnte sie fast schon leicht entkommen doch etwas hielt sie hier: Die Sorge um ihre Gefährten, welche momentan verstreut über das ganze Dorf nicht ahnen konnten in welcher Gefahr sie sich befanden. Sie könnte vielleicht ungesehen entkommen aber würde es den anderen auch gelingen? Wenn nicht, würde Leclerc sie in die Finger bekommen und skrupellos wie er war ausquetschen.
Der Erbauer hatte es wirklich nicht gut mit der Gruppe gemeint. Musste der schwarze Mann genau dann auftauchen wenn sie getrennt waren.
Juliette haderte nervös mit sich selbst und unschlüssig was sie nun tun sollte bewegte sie sich nicht vom Fleck.
Verunsichert meinte die Fereldanerin: „Ihr seid etwas seltsam oder?“

Rhaego Alcaryen
19.04.2013, 14:14
Einen kurzen Augenblick hatte Rhaego ein schlechtes Gewissen, als er die Frau ansah. Ihre Stimme klang selbstbewusst und lebenserfahren, als wüsste sie genau, was sie wollte, doch als sie lächelte erschien sie ihm auf einmal viel jünger. Er war sich nicht sicher, ob er ihre Blindheit bemerkt hätte, wenn sie ihn nicht darauf hingewiesen hätte. Ihre Augen zumindest blickten direkt in seine, als könnte sie ihn tatsächlich sehen, auch wenn sie nicht ganz fokussiert waren.
Dann senkte sie den Kopf, während sie knickste, und unterbrach den Blickkontakt.
Nur langsam verstand Rhaego, was sie sagte. Die Wut, die ihn im Laden des Händlers erfüllt hatte, war zwar durch den Zusammenstoß und die so unerwartete Reaktion der Frau, dennoch brauchte er einen Moment länger, um sich zu sammeln.
„Eine reisende Händlerin?“ Er musterte sie noch einmal. Reisende Händler hatten immer lediglich ein beschränktes Angebot, aber... „Schlechter als in diesem Laden wird es wohl kaum sein“, murmelte er leise. In normalem Tonfall fuhr er fort, an die Händlerin – wie hatte sie sich genannt? – gewandt: „Ihr kommt wie gerufen, Adriana.“
Einen Moment lang überlegte er, wie er seinen Bedarf an Schreibzeug erklären konnte, bis er sich für den einfachsten Weg entschied. Vorher zumindest hatte es geklappt, warum also nicht auch jetzt?
„Ich bin im Auftrag der Kirche unterwegs“, erklärte er. „Daher benötige ich dringend etwas zu schreiben – Tinte und Pergament oder Papier, falls Ihr das habt. Was hier angeboten wird“, er deutete abfällig mit dem Kinn auf den Laden hinter ihm, aus dem noch durch die schwere Tür gedämpft Alriks Entschuldigungsversuche und die Flüche des Inhabers zu hören waren, „ist lediglich schlecht getarnter Müll. Ich hoffe, Ihr habt besseres.“

Adriana-Sarunu Vedeejs
19.04.2013, 17:16
"Natürlich habe ich besseres, mein Herr.", bestätigte Adriana lächelnd: "Das Beste, was man als reisende Händlerin nur mit sich führen kann."
Sie umlief den Karren, öffnete die Plane und fand Kasha dort fort, die sich gerade umzog. Sie bat sie darum ihr die Kartusche mit dem Schreibzeug und einige Bögen Flachspapier zu geben. Beides zusammen reichte sie dem vermeintlichen Kirchenjungen.
"Es ist zwar nur einfaches Papier, aber ich denke, es wird Euren Anforderungen genügen. Tinte besitze ich keine. Zu anfällig. Ich würde Euch dafür dieses Schreibbesteck (http://de.wikipedia.org/wiki/Vier_Schätze_des_Gelehrtenzimmers) anbieten. Es handelt sich hierbei um Tusche. Sie ist äußerst unempfindlich gegenüber eines langen Transports. Lediglich ein paar tropfen Wasser, die Tusche einreiben und mit der beiliegenden Feder auf das Papier auftragen. Sie ist äußerst robust und haltbar, kann aber bei Bedarf auch wieder vom Papier entfernt werden."
Solch ein Gespräch hatte sie schon öfter gehabt und die Worte hatte sie bereits verinnerlicht, aber es war dennoch etwas besonderes, diese Gegenstände der Kirche anbieten zu dürfen.
"Wenn Ihr möchtet, könnt ihr dieses Schreibset kaufen. Normalerweise würde ich euch Achtzig Silberlinge dafür berechnen wollen, doch weil Ihr ein treuer Diener unserer werten Andraste seid, gebe ich es euch, zusammen mit dem Papier für Fünfundfünzig Silberlinge."
Sie lächelte, straffte ihren Oberkörper.
"Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr euch gern eine Weile umsehen und wenn Ihr den Preis nicht zahlen wollt, denke ich, werden wir uns auch anders einig."

Rhaego Alcaryen
21.04.2013, 17:43
Scheinbar wusste die reisende Händlerin tatsächlich, wovon sie redete. Als sie es erwähnte, erinnerte auch Rhaego sich daran, dass Tinte sehr lichtempfindlich war. In den geschützten Räumen des Turms machte das zwar nichts aus, hier draußen konnte es allerdings durchaus sein, dass er nach wenigen Tagen seine Notizen nicht mehr würde lesen können.
Hinter sich hörte Rhaego einen dumpfen Knall. Er wandte sich kurz um und sah, wie Alrik mit eingezogenen Schultern von der zugefallenen Tür zurückwich. Dann wandte er sich wieder dem Schreibzeug der Händlerin zu.
Das Papier war tatsächlich von relativ guter Qualität – nun, nicht so gut, wie das schwere Papier des Zirkels, aber um einiges besser als die Reste, die ihm im Laden angeboten worden waren. Mit Tusche kannte er sich nicht sonderlich gut aus, ging aber einfach davon aus, dass die Händlerin hier die Wahrheit sagte.
Er kramte in seinem Rucksack nach dem Geld, zufrieden, dass ihn seine Geschichte über die Kirche einige Münzen erspart hatte. Diese Masche schien tatsächlich zu wirken.
In diesem Moment tauchte Alrik an seiner Seite auf und legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn innehalten zu lassen.
„Wir wissen Eure Rücksicht gegenüber der Kirche zu schätzen“, sagte er. Scheinbar hatte er die letzten Worte noch gehört. „Aber Ihr missversteht unsere Lage. Wir sind nur arme Diener der Kirche, und wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“ Diese Worte waren mit einem mahnenden Unterton an Rhaego gerichtet. Der Magier zog unsicher die Augenbrauen hoch. Sie hatten doch vom Turm Geld genug und die Frau verlangte ja auch kein Gold.
„Wo wir herkommen“, fuhr Alrik noch immer mit mahnendem Unterton fort, „kostet etwas Papier und Schreibgerät höchsten 10 Kupferstücke. Natürlich sehen wir, dass Ihr bessere Qualität mit euch führt, aber wir können trotzdem nicht mehr als fünf Silberlinge dafür zahlen.“ Er warf Adriana einen merkwürdigen Blick zu. „Ist alles in Ordnung mit Euch? Ihr schaut mich so komisch an...?“
Rhaego war erstaunt darüber, dass so wichtige Dinge wie Tusche und Feder so wenig wert waren. Er ignorierte Alriks letzte Aussage und wandte sich an die Händlerin.
„Vielleicht habt ihr auch weniger teure Sachen? Das Papier ist ja in Ordnung, aber eine einfache Schreibfeder würde auch genügen.“

Adriana-Sarunu Vedeejs
22.04.2013, 18:01
Adriana schluckte die Bemerkung nach ihrem Wohlbefinden einfach herunter. Auch wenn es ihr schwer fiel, wie ein abschätziges Seufzer es bewies. Doch etwas anderes machte ihr mehr Sorgen. Der vermeintliche Magier war bereit die Summe von Fünfundfünfzig Silberlingen ohne zu zögern begleichen, doch der andere, hinzugestoßene Mann war da anderer Ansicht. Fest stand, dass sie das Geld besaßen. Doch warum spielten sie sich dann so herunter. Es steckte auf jeden Fall mehr dahinter. Sein gewollt mahnender Unterton war ein weiteres Indiz dafür.
Adriana stampfte mit ihrem Wanderstab auf. Ihre Mine verfinsterte sich etwas.
"Eine einfache Schreibfeder würde euch wohl genügen, nur verstehe ich den Zweck dieser dann nicht. Ihr sagtet, Ihr benötigt Tinte und Papier. Ihr wollt mir weiß machen, dass diese Dinge, dort wo ihr her stammt, nur läppische zehn Kupferlinge kosten - was schwachsinnig ist, da allein die Herstellung einfachen Flachspapiers bei acht Kuperlingen je Bogen liegt und ein normaler Händler davon nie Leben könnte und nun wollt Ihr nur eine einfache Schreibfeder von mir haben?"
Adriana lachte auf. Vorsichtig ergriff sie das Schreibzeug und nahm es wieder an sich.
"Anscheinend habt ihr keine Ahnung, in welchen Preisklassen sich Schreibutensilien bewegen. Ihr seid keine Kirchenleute, richtig?"

Yanis Leclerc
23.04.2013, 19:47
Die Elfe deutete die Größe einer Frau an. Juliettes Größe. Yanis vermied es unter allen Umständen zu lächeln oder gar zu grinsen. Die kleine Elfe traute ihm gerade so weit wie sie ihn werfen könnte, ihr ganze Körpersprache verriet dies. Yanis musste nun vorsichtig und subtil vorgehen und dabei auch Risiken eingehen.
Er strich sich seine Haare aus dem Gesicht und setzte wieder seinen Hut auf. „So groß?“ fragte er nach und ahmte die angedeutete Größe nach. Er wollte der Elfe dadurch deutlich machen, dass er ihr ernsthaft helfen wollte.
Suchend drehte er sich um und ließ seinen Blick erneut über alle Anwesenden des Gasthauses streifen. Er drehte der Elfe den Rücken zu und entfernte sich ein wenig um nicht zu aufdringlich zu wirken. Auch die Elfe begann sich umzusehen. Er ließ ihr freien Raum und riskierte damit sie zu verlieren, hätte er sich aber zu aufdringlich verhalten würde die Elfe ihm nie weit genug vertrauen.
Aus einigen Armeslängen Abstand musterte er kurz die Elfe erneut. Sie schien wirklich eine Wilde Elfe zu sein. Die Klingen des langen Weges…. Vielleicht war sie der Jäger und Waldläufer der Juliette begleitete. Vieles Sprach dafür doch er wollte noch mehr Gewissheit.
Sein Blick glitt zu den anderen Schankgästen. Die Reaktionen der Gäste auf die kleine Elfe die sich im Gasthaus umsah ließen keinen Raum für Zweifel. Eine Mischung aus Angst, Misstrauen und Verachtung. Gemeinsamkeiten verbinden Leute!
Einen Augenblick lang suchte er noch im Gasthaus dann näherte er sich wieder etwas der Elfe. „Rescht groß für eine Elfe?“ fragte er ohne die Elfe direkt anzusehen. Er drehte sich zu ihr um, er hatte bewusst so leise gesprochen, dass sie ihn unmöglich hätte verstehen können. Sie sah ihn fragend an. „Eure Freundin! Sie ist rescht groß für eine Elfe“ fragte er direkter mit einem entspannt neutralen Gesichtsausdruck. Für den Augenblick eines Wimpernschlags presste die Elfe die Lippen zusammen und zog die Augenbrauen zusammen, so als ob Yanis gerade etwas völlig dämliches gesagt hätte. Entweder keine Freundin oder keine Elfe.
Ohne der Elfe zeit für eine Antwort zu lassen sprach er gleich weiter. „Ist sie vielleischt oben?“ fragte er und zeigte die Treppe hinauf.
Einige andere Gäste hörten seine orlaisischen Akzent und warfen ihm hasserfüllte Blicke zu. Yanis erwiderte kühl ihren Blick „Isch weiß wie es sisch anfü’lt nischt erwünscht zu sein. Nur wegen der `erkunft!“ flüsterte er ihr mit einem bitteren Unterton zu und ging ein paar Schritte von ihr weg um durch die offene Tür des Gasthauses einen Blick nach draußen werfen zu können.

Rhaego Alcaryen
24.04.2013, 13:00
Rhaego hielt einen Moment den Atem an, ehe er ihn leise wieder ausstieß. Glücklicherweise ist sie blind, schoss es ihm durch den Kopf, während er versuchte seine Mimik wieder unter Kontrolle zu bringen, die ihm durch den Schock entglitten war. Siedend heiß fielen ihm die Risiken ein, die seine Behauptung, ein Kirchenmann zu sein, mit sich brachte. Er vor allen andern sollte das doch wissen! Der Magier hatte keine Ahnung, was ein Templer mit ihm machen würde, sollte er das herausfinden, doch Owains Bild spukte vor seinem inneren Auge. Das, wenn nicht noch schlimmeres, flüsterte eine Stimme in ihm. Niemand durfte seine Lüge durchschauen, oder er würde ernsthafte Probleme bekommen.

Alrik und er fingen gleichzeitig an zu reden.
„Es ziemt sich nicht für ein Kind der Kirche, schlecht von Andrastes Dienern zu reden...“
„Bei uns im Dorf gab es Federn immer für wenige Kupferlinge...“
„Zweifel am falschen Ort schaden dem rechten Glauben...“
„Und Papier hab ich auch schon für weniger als acht Kupferstücke gesehen...“
„Ohne Respekt und Gehorsam gegenüber der Kirche gefährdet Ihr Euer Seelenheil...“
„Und Tinte...“
Schlagartig wurde Rhaego bewusst, dass ihr Ausbruch nicht unbedingt auf Unschuld hinwies. Er stieß Alrik den Ellbogen in die Seite, um den Burschen zum Schweigen zu bringen, während er rasend schnell eine passende Ausrede suchte. Übung genug hatte er darin, nach all den Jahren mit den Templern, die eine Rechtfertigung hören wollte, wenn man nur zu schnell oder zu langsam lief. Gütiger Himmel, habe ich tatsächlich gerade die Sprüche der Templer zitiert?, fragte ein Teil von ihm, der jetzt erst die Worte registriert hatte, die im ersten Impuls über seine Lippen gesprudelt waren.

„Ihr mögt verzeihen“, sagte er, nun wieder mit ruhiger, fester Stimme, zu der Händlerin, „aber es ist wahrlich schmerzhaft, die Zweifel einer Unwissenden an den eigenen Diensten an der Kirche zu hören. Schon lange – mehr als eine Dekade lang – half ich demütig als Schreiber bei der Verbreitung von Andrastes Worten, ehe ich zu einer wichtigeren Aufgabe gerufen wurde. Ich muss gestehen, dass ich nichts von den logistischen Aspekten wie Materialbeschaffung verstehe. Andraste wusste um meine Unkenntnis und hat für diese Aufgabe einen besser geeigneten Mann auserkoren.
Mein Freund hier ist der Führer, der mir für diese Mission zur Seite gestellt wurde. Er besitzt die Weisheit, um mich sicher an den Ort meiner Bestimmung zu bringen, hat allerdings nicht sonderlich viel Umgang mit edlen Damen wie Euch, kennt sich also auch mit Waren von einer Qualität wie Eurer nicht aus.“

Rhaego holte tief Luft. So weit, so gut. Er hatte vielleicht etwas dick aufgetragen, aber soweit er wusste, war das die Sprache der Kirche. Zumindest die der Templer-Arroganz. Adriana sah allerdings nicht wirklich überzeugt aus, wie sie aufrecht mit ihrem Stab in der Hand Rhaegos Erklärungen anhörte. Vielleicht war es nun Zeit für etwas Wahrheit.
„Wir wurden zwar durch die Großzügigkeit der Kirche mit allen benötigten Materialien ausgestattet, haben diese jedoch durch eine unglückliche Fügung verloren. Daher brauchen wir nun neues Schreibzeug, eine einfach Feder, ausreichend Tusche und einige Bögen Papier, um durch unsere Arbeit Andrastes Segen an jeden Ort zu bringen.“
Rhaego brach ab. Irgendwas war merkwürdig an dem Stab, aber was?
„Ja, äh, genau“, fuhr Alrik nach einem Augenblick der Stille fort. „Da wir, äh, demütige Diener der Kirche sind, sind unsere finanziellen Mittel allerdings beschränkt. Und wir haben noch eine weite Reise vor uns.“
Nicht ganz bei der Sache, in Gedanken noch bei ihrem Stab, fügte der Magier hinzu: „Die Kirche hofft auf die Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit ihrer Gläubigen gegenüber... Woher habt Ihr diesen Stab?“ Seine Stimme war hart und fordernd geworden.

Diese Rune, die in das Holz geschnitzt war, kannte er. Ihr Bild stand ihm vor Augen und er wusste, dass er sich nicht irrte, ohne dass er die Notizen aus seinem Rucksack zum Vergleich hervorkramen musste. Diese Rune war eines der alten Zeichen, leicht verblasst auf dem brüchigen Pergament. Eines der Zeichen, für die er keine Übersetzung hatte. Eines der Zeichen, die seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt wurden. Wie kam es auf den Wanderstab einer blinden Händlerin?

Leirâ Ven
24.04.2013, 17:04
„So groß?“ fragte Yanis nach und ahmte die angedeutete Größe nach. was ihm ein Augenrollen der Dalish einbrachte, die darüber hinaus nur nickte. Zuvorkommend und begriffsstutzig auf einmal.
Er drehte ihr den Rücken zu. Sie schnaubte einmal kurz, ehe sie selbst den Blick erneut schweifen lies. Sie wusste, dass sie dem Mann gegenüber unfair war. Er war höflich gewesen und versuchte tatsächlich, ihr zu helfen. Sie sollte ihm vielleicht mit etwas Freundlichkeit begegnen, doch ihr Stolz und der kürzliche Ärger über die Shemlen machten ihr das schwer.
auch bei einem zweiten Blick vermochte die Jägerin es nicht, Juliette zu erblicken. Stattdessen sah sie die üblichen Blicke bei den anderen beiden Männern in der Kneipe, einer davon spuckte sogar vor sich auf den Boden, als ihre Blicke sich trafen. Leirâs Blick war der eines wilden Tieres. Nur die Erinnerung den Ärger, den sie sich damals am Calenhad-See zugezogen hatte, als sie den Templer niedergeschlagen hatte hielt ihre Dolchhand zurück.
„Rescht groß für eine Elfe?“, vernahm sie ganz leise, so, dass sie es fast nicht verstehen konnte, ehe Yanis sich umdrehte und die Frage wiederholte. Und zum Ziel ihres Ärgers wurde:
"Ich bin nicht begriffsstûtzig.", zischte sie, "und habe ûch berêts bêm ersten Mal verstanden.", sie seufzte. Es war nicht seine Schuld, sie sollte diesen beschissenen tag nicht an ihm auslassen.
„Ist sie vielleischt oben?“ fragte er weiter und zeigte die Treppe hinauf. Die Dalish schüttelte als Antwort nur den Kopf, der Mann fuhr indes bereits fort:
„Isch weiß wie es sisch anfü’lt nischt erwünscht zu sein. Nur wegen der `erkunft!“
Leirâ stutzte. was wollte er ihr denn damit sagen? nun gut, er sprach anders, ähnlich wie Juliette, und auch seine Waffe schien nicht aus Ferelden zu stammen, aber sie bezweifelte, dass ihm hier dieselbe Abneigung entgegengebracht wurde wie ihr.
"wenn îr das sagt.", erwiderte sie leise mit ruhiger Stimme. Dann bewegte er sich auf den Ausgang zu. Leirâ zuckte mit den Schultern. Offenbar war das Gespräch beendet, also machte auch sie sich auf den Weg nach draußen. Juliette musste ja irgendwo in diesem Dorf sein. Sie musste sich allerdings an Yanis vorbei schieben, da dieser einfach im Durchgang stehen geblieben war...

Juliette de Ludin
30.04.2013, 18:12
Ihre Kiefer malten während sie aus dem Schatten des Gasthauses heraus ihre Jäger beobachtete und gleichzeitig fast routinemäßig die Risiken möglicher Fluchtwege abschätzte. Die Häscher teilten sich Pärchenweise auf und machten sich daran die Ortschaft zu durchsuchen während zwei von ihnen bei den Pferden blieben und gleichzeitig den Ortsausgang im Auge behielten. Dadurch fiel diese Option schon einmal aus, stellte Juliette fest, zumindest solange sich kein passendes Ablenkungsmanöver anbot.
Für Ablenkungsmanöver hatte sie jedoch keine Zeit, nicht solange sie nach ihren Gefährten suchen musste und es blieb abzuwarten ob sie sie ohne aufzufallen fand. Riskant wenn gerade ein dutzend Problemlöser das überschaubare Dorf nach ihr durchkämmten. Erneut verfluchte sie im Stillen die ihrer nicht gnädigen Umstände im unschönsten orlaisisch derer sie fähig war, behielt aber die Oberhand über ihr Gemüt.
Flüche und kopflose Flucht würde sie schließlich nicht retten und ihren Mut und ihr Selbstvertrauen ließ sie ohnehin nicht sinken, obgleich sie nicht wenig Disziplin dafür aufwenden musste. Sie war ihren Häschern schließlich schon mehrmals entkommen, damals noch in Orlais und sie würde es wieder tun, in welchen Winkel von Thedas sie es auch verschlagen hatte.
So war ihr der Erbauer, dem ein von ihr geistig geflüstertes Stoßgebet galt, helfen möge.

Die leicht verunsicherte Fereldanerin wollte sich gerade so langsam abwenden und zog bereits an der Hand ihrer kleinen Tochter als Juliette sie ansprach.
„Wo `abt i`r den…Mann der Kirsche gese`en?“, fragte sie mit eindringlicher Stimme wobei sie kurz stockte, diesen Flegel so zu nennen. Wenn sie schon nicht wusste wo Leirâ steckte, könnte sie immerhin den genannten und Alrik auflesen und danach die Elfe suchen. Sie schickte im Stillen auch ein Stoßgebet an die Prophetin ihnen allen beizustehen.
Irritiert hatte die Frau gemeint das sie den Kirchenmann und den Burschen der ihn begleitete bei der Allerlei ein paar Häuser entfernt getroffen hatte und deutete in die ungefähre Richtung.
„Ihr wollt ihm doch nichts antun?“, fragte sie noch besorgt, Juliettes Tonfall zusammen mit ihrer Erscheinung falsch einschätzend.
„Isch? Nein.“, gab Juliette zurück als sie sich bereits umdrehte um zu gehen. „Da gibt es andere.“
„Ihr solltet lieber nach `ause ge`en.“, waren ihre abschließenden Worte zu der beklommenen Frau die die Hand ihrer Tochter nun noch fester umschloss ehe sie rasch über die Straße huschte.

Lautlos und unauffällig wie ein Schatten bewegte sie sich durch die Siedlung, mied deckungslose Plätze und bewegte sich, soweit es ging, durch die Schatten die diese Bruchbuden warfen. Stets darauf bedacht nicht aufzufallen und ihren Häschern aus dem Weg zu gehen. Zu ihrem Glück waren diese noch nicht allzu tief in das Dorf eingedrungen und so kam sie unbemerkt bis zu einer matschigen Straße auf der es nach Unrat nur so stank und wohl den Dorfplatz darstellte.
Hier irgendwo müsste die Allerlei und damit der falsche Kirchenmann und der Bursche sein, wie Juliette vermutete, doch dummerweise hing nirgends ein bezeichnendes Schild an einem der Häuser die ansonsten alle gleich nichts sagend aussahen.
Doch eines fiel ihr sofort auf, als sie gerade im Schutze einer Seitengasse heraustrat: Ein großes, weißes Ungetüm von einem Bären das an einen Wagen gespannt war.

Obgleich sie auf der Flucht war, konnte Juliette nicht anders als verblüfft inne zu halten und diese pelzige Bestie zu beäugen, natürlich aus sicherer Entfernung. Noch nie hatte sie so ein Tier gesehen. Einen normalen Schwarzbären schon aber die verdrückten sich für gewöhnlich wenn man ihnen begegnete aber einen weißen, großen Bären der auch noch einen Wagen zog? Kurios. Der stammte bestimmt nicht aus Ferelden, schätzte jedenfalls die Adlige. Und wie hatte man es fertig gebracht ihn zu domestizieren? Vielleicht ein besserer Tanzbär aus dem Norden?
Irgendwie hatte Juliette fast schon den Eindruck dass der Bär, der sich gerade gelangweilt wirkend hinlegte, all die staunenden Blicke derer die vorbei kamen abschätzend zur Kenntnis nahm, also fast schon menschlich!
Was war das bloß für ein Tier?

Sie wusste es nicht und vermutlich würde sie es auch nicht mehr erfahren, denn sie hatte jetzt wirklich nicht die Zeit Kuriositäten wie diese zu beobachten, wie sie sich drängend erinnerte. Sie musste den Magier und Alrik finden.
Schnell wurde sie nun fündig. Sie standen nahe des Wagens und des Bären und unterhielten sich mit jemand, den die Söldnerin aus diesem Blickwinkel nicht sehen konnte. Nach einem kurzen, prüfenden Blick in die Umgebung, schätze sie es als sicher ein zu ihnen zu gehen. Ihre Schritte waren lautlos sodass Alrik zusammenzuckte als sie plötzlich neben ihm und dem Magier stand.

„Ihr habt ja einen leisen Schritt inne.“, meinte der Bursche überrascht zu der Söldnerin die das aber überging.
„Wir `aben ein Problem.“, sagte sie hart.
Erst jetzt sah sie mit wem sich die beiden unterhalten hatten und sie staunte nicht schlecht wie klein die Welt doch war. Es war die…Frau die Juliette um ihr Frühstück gebracht hatte. Sie trug noch immer dieselbe Aufmachung wie heute Morgen nur trug sie zudem noch einen Wanderstock. Wäre Juliette nachtragender gewesen und wäre sie vor allem gerade nicht auf der Flucht, hätte sie es nicht bei dem kurzen prüfenden Blick zu ihr belassen. Die Frau selber blickte seltsam. Ihre braunen Augen schienen wie durch eine Trance stumpf und auf nichts fixiert.
Die grauen Augen des Magiers hingegen waren genau auf das obere Ende ihres Stockes gerichtet. Nur kurz hatte er den Blick abgewendet als die Söldnerin plötzlich bei ihnen stand. Die gennannte hatte keine Ahnung was an diesem Ding so verdammt interessant war aber es war ihr auch egal.
„Was für ein…Ihr meint doch nicht die Schläger?“, fragte Alrik erschrocken.
„Genau die.“, war Juliettes ernste Antwort als sie zwischen ihren Begleitern hin und her blickte. „Wir müssen `ier verschwinden und zwar schnell!“

Yanis Leclerc
04.05.2013, 18:45
Seine dunklen Augen durch die geöffnete Tür des Gasthauses nach Juliette fanden aber nichts. Stattdessen sah er einen Jungen der einen schweren Sack und seinem Rücken trug und hinter einem Mann her trottete. Der Junge sah erbärmlich aus, die Haare unsauber sehr kurz geschnitten. Der Körper gezeichnet von harter unermüdlicher Arbeit, die Kleider fleckig und rissig. Der Junge erwiderte kurz den Blick. In den Augen des Jungen las Yanis ausschließlich Härte und Ungewissheit. Wie alt mochte der Junge sein? Keine Zehn Jahre. Er fand sich selbst in dem Jungen wieder und ihm wurde schlecht bei der Erinnerung. Nur mühsam gelang es ihm den Blick von dem Kind abzuwenden
Er bemerkte die Elfe hinter sich. Mit einem Räuspern drehte er sich zu ihr um.
„Isch konnte eure Freundin nischt finden aber wenn i’r möschtet kann isch eusch noch weiter begleiten“ schlug er in einem neutral/freundlichen Tonfall vor.

Adriana-Sarunu Vedeejs
04.05.2013, 19:10
Endlich fingen die beiden an Adrianas Sprache zu sprechen. Zunächst begangen sie wie Kleinkinder wild durcheinander zu brabbeln, was in ihr den Verdacht, dass sie nur Hochstapler waren, nur weiter bekräftigte. Doch als sie sich fingen und begannen ihr zu schmeicheln, ließ sie sich darauf ein. Auf ihre Lippen stahl sich ein befriedigtes Lächeln. Sie war gewillt ihnen noch etwas mit dem Preis entgegen zu kommen, zumal ihre Schreibutensilien im Einkauf keine zwei Silber kosteten, sie mit einem Verkaufspreis von fünfundfünfzig Silber einen Gewinn von zweitausendsiebenhundertfünfzig Prozent gemacht hätte, also alles in bester Ordnung war. Doch ehe sie dazu kam einen neuen Preis zu nennen, wurde das Gespräch auf ihren Stab gelenkt. Der vermeintliche Magier klang hart und fordernd. Er wollte unbedingt wissen, woher sie ihn hatte.
"Wieso auf mal dieser Themenwechsel?", fragte Adriana verwundert.
Was auch immer er an ihren Stab fand, er war unverkäuflich. Immerhin war dieses eines der wichtigsten Dinge in ihrem Leben. Ohne ihn war sie sicherlich aufgeschmissen. Langsam begann sich die Händlerin wieder zu fangen. Wieder begann ein Lächeln ihr Gesicht zu zieren. Mit einer Hand schob sie ein paar Strähnen ihrer Haare hinter ihr Ohr.
"Nun, wenn ihr es genau wissen wollt, habe ich diesen Stab von einem zwergischen Händlerkollegen nahe Orzammar bekommen. Er ist eher ein Symbol für mich, dass auch mal ein Händler ein Oper bringen muss und ich euch und der Kirche ein paar Silberlinge für das Schreibzeug entgegenkommen möchte. Bitte versteht mich auch, ich muss auch von irgendetwas leben, daher kann ich es euch leider nicht zum Selbstkostenpreis überlassen. Aber ich denke, mit dreißig Silber sollten wir uns einig werden können, oder nicht?"
Sie hörte wie der Begleiter des Magiers wieder ansetzen wollte zu argumentieren, als eine aufgebrachte weibliche Stimme dazu stieß und nach Alrik und einem Rhaego verlangte. Sie hatte einen kräftigen Akzent. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine Orlaisanerin. Doch nicht etwa Juliette? Allerdings hatte Adriana keine Zeit mehr zu reagieren, da erklang auch schon wieder die Stimme des leuchtenden Mannes, mit einem: "Vielen Dank für eure Gütigkeit, Händlerin. Wir nehmen euer Angebot gerne an."
Adriana nickte zufrieden, bat Kasha darum die Sachen einzupacken und sie dem Mann zu übergeben. Sie kassierte das Geld, wog es in der Hand und befand es für ausreichend. In des Erbauers Namen auch alles rechtzeitig, denn die zuvor aufgeregte Stimme war nun mehr wütend, als sie sie schlussendlich erreichte.
"Wir `aben ein Problem.“

Rhaego Alcaryen
06.05.2013, 17:08
Ein zwergischer Händler. Rhaegos Gedanken rasten. Natürlich konnte es sein, dass es ein Zufall war. Dass die Rune nur rein zufällig die gleiche war wie die auf der alten Schatzkarte. Es war sogar relativ wahrscheinlich, wenn der Stab aus der selben Zeit stammte. Aber er war sich sicher, dass es einen Zusammenhang gab. Er hatte im Zirkel bei seinen Arbeiten mit längst ausgestorbenen Sprachen gelernt, dass man manchmal jeder Spur folgen musste. Dass es meistens Zusammenhänge gab, wenn seit Jahrtausende ungenutzte Symbole in verschiedenen Kontexten auftraten.

Zuallererst jedoch benötigte er das Schreibzeug. Einen Augenblick überlegte er, noch weiter mit der Frau zu handeln. In diesem Moment sah er über Alriks Schulter allerdings Juliette näherkommen. Er hatte sie zwar noch nie zuvor erfreut gesehen, doch nun blickte sie noch finsterer als sonst. Alles in ihrer Mimik stand auf Sturm.
Der Preis betrug zwar noch das sechsfache dessen, was Alrik genannt hatte, war aber dennoch deutlich billiger als zuvor. Und noch hatten sie das Geld.
Er deutete eine kleine Verbeugung an, ehe er sich erinnerte, dass Adriana ihn gar nicht sehen konnte. „Vielen Dank für eure Gütigkeit, Händlerin. Wir nehmen euer Angebot gerne an“, sagte er.

Alrik hatte Juliette noch immer nicht bemerkt, als sie bei ihnen ankam, und erschrak bei ihrer Ankunft. Rhaego packte gerade das neu erworbene Schreibsach in seinen Rucksack, den Blick noch immer abwägend auf die Rune an Adrianas Stab gerichtet.
„Wir `aben ein Problem.“
Der Klang von Juliettes Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Da schwang ein stählerner Unterton mit, der ihm einen Schauder über den Rücken jagte.
Alrik erriet sofort, worum es ging. Wahrscheinlich braucht man dafür einen sechsten Sinn, den man sich erwirbt, indem man sich mit Metall gegenseitig die Köpfe einschlägt, ging es ihm durch den Kopf. Dann schalt er sich selber. Mit ihren Fertigkeiten im Kampf hatten sowohl Alrik als auch Juliette ihm schon das Leben gerettet – auch wenn letztere trotzdem so arrogant war, dass es ihn immer wieder ärgerte.
Er zweifelte nicht an ihren Worten, als sie sagte: „Wir müssen `ier verschwinden und zwar schnell!“
Mit Schwung warf er sich den Rucksack auf den Rücken, bereit, der Orlaisianerin zu folgen.

Doch dann stockte er. Die Rune auf dem Wanderstab konnte kein Zufall sein. Er spürte es, er wusste es.
„Wir brauchen den Stab“, sagte er leise, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Und wenn sie doch noch mehr weiß? Ihre Geschichte klingt logisch, aber das tun die meisten Lügen. Das zumindest wusste er aus eigener Erfahrung. Wir wissen so wenig – ohne mehr Informationen haben wir keinerlei Erfolgschancen! Und was könnten wir durch die Reise alles gewinnen? Die Vorstellung des unglaublichen Wissens, das mit den alten Thaigs untergegangen war, schwebte ihm vor Augen. Wir brauchen sie und den Stab!, schoss ihm durch den Kopf.
Ohne weiteres Nachdenken wandte er sich zu der Händlerin zurück. Erstaunt hörte er, wie sein Mund die Worte formte: „Kommt mit uns.“

Leirâ Ven
06.05.2013, 23:16
Der eigenartige Mann, der sich ihr als Yanis vorgestellt hatte, drehte sich zu ihr um:
„Isch konnte eure Freundin nischt finden aber wenn i’r möschtet kann isch eusch noch weiter begleiten“
Leirâ stutzte. Was sollte die Frage? Allmählich machte sie die freundliche Art des Mannes misstrauisch. Was sollte das? warum begegnete er ihr so... respektvoll, beinah fürsorglich? Mögliche Erklärungen flatterten Tauben gleich durch ihren Kopf, eine wirrer als die andere: Fand er sie attraktiv? War das ein übler Schem- Streich? Vielleicht eine Wette unter Freunden? Oder war er gar ein Sklavenjäger, der sie in die Arme seiner Schergen locken wollte, um sie dann in die Menschenwelt zu verkaufen?
Nun, er wird erfahren, dass die Zähne der Dalish noch scharf...Sie biss sich auf die Unterlippe. Was hat Vater mich gelehrt? Sei höflich und achtsam, sei besser als die Shem. Und du wirst sehen, dass es auch unter der Rosenohren solche mit Ehre und Anstand gibt. Ihre Hand bewegte sich dorthin, wo sie normalerweise die Menschenklinge trug. Und griff ins Leere. Beschämt senkte sie den Blick.
"Abelas Haren. Ar tu Schande.", murmelte sie leise vor sich hin. Sie hatte ihr und ihrem Vater schande gemacht. Nicht dem Klan. Sie war verbannt, wie ihr erneut schmerzhaft in den Sinn kam. Und ihr Leben fand nun in der Welt der Menschen statt. Sie hob erneut den Blick und schaute Yanis in die Augen.
"Danke fûr eér Angebot. Aber ich muss ablehnen. Ich habe berêts genug von êrer Zêt verbraucht."
Sie nickte knapp mit dem Kopf.
"Dareth shiral." Und mit diesen Worten trat sie hinaus. Der stickige, schwere Geruch von nassem Hund und Straßendreck drückte noch immer unangenehm auf ihre Nase und das Gefühl der Beengtheit fiel nicht, wie erhofft, von ihr ab. Sie seufzte und schaute sich um. Zwar konnte sie nirgends Juliette entdecken, doch ein kleiner Tumult erregte ihre Aufmerksamkeit: Unweit stand eine Gruppe Kinde hinter einem Haus. Durch dass Wirrwarr au Stimmen und Gerüchen vermochte die Dalish kaum die Worte zu verstehen, doch 'ein weißer Bär' konnte sie heraushören.
Ein weißer Bär? Hier? Sie erinnerte sich, im Frostgipfelgebirge als kleines Mädchen, das gerade das Jagdhandwerk erlernte, einige weiße Bären gesehen zu haben. Ihr Vater hatte sie 'Schneebären' genannt. Doch was tat einer hier, soweit südlich des üblichen Jagdrevieres dieser Tiere? Was...
"Heda, Klingenohr! Mach den Weg frei!" Sie fuhr herum, einer aufgeschreckten Katze gleich. Vor ihr standen zwei große Männer, jeder einen eisenbewehrten Knüppel in der Hand.
"Mach gefälligst Platz für den Büttel Loreck!", herrschte sie einer der Männer mit dem schlechtesten Atem an, den sie je gerochen hatte. Sich zähneknirschend selbst zur Räson bringend trat sie beiseite. Den Knüppelkerlen folgte ein dicker kleiner Mann (wenngleich noch immer einen Kopf größer als Leirâ), dessen Kleider noch nicht völlig vor Schmutz starrten. Hochmütig warf der Mann Blicke hin und her. Leirâ schaute ihm einen Moment herausfordernd in die Augen, dann drehte sie sich um und ging raschen Schrittes auf die Kinder zu. Ohr fehlte es an Geduld, sich mit diesem Shem zu streiten. Und sie hatte Gewissheit, dass es dazu gekommen wäre.
Die drei Knaben, die eben über den Schneebären gesprochen hatten, zuckten zusammen als die Elfe, die kaum größer war als sie, plötzlich zwischen ihnen auftauchte, der Büttel schien zu ihrem Glück besseres zu tun zu haben, als sich um eine elfische Waldläuferin zu kümmern.
"Îr spracht von ênem Schnébâren.", sie blickte in erstaunte Gesichter. "Wo habt îr den gesehen?"
"Du Klingenohr hast un gar nichts zu sagen!", warf sich der größte der drei in die Brust und baute sich vor ihr auf. Leirâ schnaubte nur und rammte ihm unvermittelt das Knie in die Hüfte. Der Knabe knickte augenblicklich ein und rang nach Luft, viel zu überrascht, um aufzuschreien.
"Ich hatte heute genug Geduld mit deinesgleichen, Schemlen. Vor allem, wenn ich hôflich frage.", sie funkelte die anderen beiden an.
"Also, wo habt îr dîsen Schnébâren gesehen?"
Zögernd nur hob einer der Bengel die schmutzige Hand und deutete zwischen zwei der Steinzelte hindurch. Leirâs Gesicht zierte ein lächeln, das einer Katze, die mit ihrer Beute spielt gut gestanden hätte, als sie den Kopf neigte.
"Und du.", fauchte sie den Burschen am Boden an, "solltest dir das nâchste Mal besser ûberlgen, wî du einer Angehôrigen des Volkes begegnest." Und mit schnellen Schritten verschwand sie zwischen den beiden Häusern. Sie hatte, ohne es zu bemerken, ziemliches Glück gehabt, dass der Büttel bereits verschwunden war.
Als sie die Gasse verließ, stand sie zu ihrer eigenen Verwunderung direkt hinter einem ihr wohl vertrauten Hinterteil, an dem viel zu viel dran war. Juliette redete zu ihrer Erleichterung gerade auf Alrik und Rhaego ein Mythal sei dank, dass wir die nun nicht auch noch suchen müssen.
Hinter den Männern stand eine Frau, die mit leerem Blick in die Welt starrte neben einem Karren. Neben ihr wiederum erblickte die Dalish eine... Elfe? Leirâ war verwirrt: Die Frau trug zwar Kleider der Schemlen, doch auch Vallaslin. Die Dalish stand einige Herzschläge verwundert da, ehe sie sich entsann, was sie eigentlich gesucht hatte. Und keiner ihrer Gefährten schien sie bis dahin bemerkt zu haben.
Rhaeoge hatte sich gerade der Schem-Frau zugewandt und sagte:
"Kommt mit uns."
"Andaran atish’an, meine Gefâhrten. Hattet îr vor, mit dîser Frû an mêner statt ûfzubrechen?", grüßte die kleine Elfe mit verschränkten Armen und gedrückter Stimmung.

Juliette de Ludin
10.05.2013, 19:46
Juliette wollte gerade dagegen protestieren sich mit dieser Frau einen weiteren Klotz ans Bein zu hängen. Was war denn an „verschwinden“ und „schnell“ so schwer zu verstehen? Gerade hatte sie grimmig die zerkratzten Lippen geöffnet um strenge, drängende Worte zu sprechen da ertönte plötzlich die helle Stimme der Elfe hinter ihr wie das Gezwitscher eines Singvogels, wenn auch leicht bedrückt klingend. Die Adlige, die sich gerade zu Leirâ herumwirbelte, war wohl nicht die einzige die mit leisen Sohlen gesegnet war.

„Dem Erbauer sei Dank! Da seid i`r ja!“, sprach Juliette immer noch angespannt klingend. Ihre adeligen Züge behielten ihren eisernen Ausdruck bei doch lockerte die Erleichterung, die Elfe nun doch bei sich zu haben kaum merklich auf. Nun mussten sie sich dem Risiko entdeckt zu werden nicht länger aussetzen und vor allem, wie Juliette fand, war Leirâ in Sicherheit, zumindest mussten sie nicht nach ihr suchen.
„O`ne eusch wären wir nischt aufgebrochen!“, versicherte die Adlige. „Wir sind in Gefa`r!“
„Die Räuber von heute Morgen!“, pflichtete Alrik bei während er sich nervös umblickte.

In Juliettes Oberstübchen lauerten noch immer Vorwürfe gegenüber der Elfe, einfach so verschwunden zu sein, doch sowohl die Erleichterung als auch der Teil ihres Verstandes der sie dazu drängte nun endlich zu verschwinden brachten sie zum Schweigen. Es war nicht die Zeit für Vorwürfe und wildfremde Frauen dazu zu bewegen die Gruppe zu begleiten, wie sie mit einem Blick zu Rhaego und der Frau entschied. Was brachte ihn überhaupt dazu? Etwa dieser Stab? Oder war es schlicht die Frau an sich?
Allerdings war es auch nicht die Zeit zu diskutieren. Sie würden zu viel der selbigen verlieren wenn Juliette sich nun entschlossen dagegen stellen würde diese Frau nun auch noch mit sich zu nehmen. So wie die vergangenen Diskussionen zwischen ihr und dem Magier verlaufen waren würden sie wohl noch hier stehen wenn Leclercs Häscher sie bereits längst entdeckt hätten.

An die Frau gewandt sagte sie also ernst:
„Begleitet uns oder begleitet uns nischt! Aber entscheidet eusch schnell!“

Yanis Leclerc
12.05.2013, 19:29
"Danke fûr eér Angebot. Aber ich muss ablehnen. Ich habe berêts genug von êrer Zêt verbraucht.“ Freiwillig würde die Elfe ihm nicht weiterhelfen, Yanis lächelte sanft.
„Dareth shiral." Verabschiedete sie sich
„Au revoir mademosielle.“ Antwortete er und griff sich kurz an den Hut bevor er ihr Platz machte.

„Soll ich sie verfolgen?“ fragte Jean der an ihn herangetreten war
„Nein, such die anderen, sie sollen sich bereithalten!“
Langsam ging er hinter der Elfe her. Er machte das kleine Wesen bei einem Pulk kleiner Kinder aus. Verborgen hinter einer Häuserecke. Yanis Lächeln wurde breiter als sie mit zwei Männern in Streit geriet und einen der beiden sogar niederschlug.
Die Elfe ging weiter in die Mitte der Siedlung und hielt direkt auf eine kuriose Truppe zu. Mit Interesse nahm er zur Kenntnis, dass die blinde Händlerin aus dem Gasthaus dort stand, ihren weißen Bären im Schlepptau. Daneben war noch ein Edelmann der so gar nicht zu der Truppe zu passen schien. Ein etwas verhuscht wirkender junger Mann der noch jugendlichen Flaum im Gesicht trug stand ebenfalls dabei.
Aus dem verborgenen beobachtete er die Truppe weiter. Nach allem was er wusste oder zumindest vermutete könnte die Elfe der erfahrene Waldläufer sein, Leirâ Ven. Der Edelmann trug bei genauem hinsehen Zeichen und Symbole der Kirche, möglicherweise war er der Magier, Rhaego Alcaryen. Der junge Mann könnte dieser ominöse Alrik sein von dem der Hauptmann Deylan sprach. Aber wo war dann Juliette?

Die kleine Gruppe bewegte sich etwas und dann sah er sie. Juliette. Zweifelsohne, sie war es. Aus der Distanz musterte er sie, wie sie sich unruhig umsah wie ein scheues Reh.
Schritte hinter ihm ließen ihn sich umsehen, es war Jean. „Die Männer sind bereit Yanis“
„Juliette ist mit ihren Gefährten auf dem Marktplatz, sag den Männern sie sollen sie unauffällig einkreisen!“
Jean verschwand wieder Yanis gab seinen Leuten einen Moment um sich Marsch zu setzen bevor er zur Tat schritt.
Er atmete nochmal tief durch und ging dann zielstrebig auf die Gruppe zu.

Der Matsch spritzte unter seinen Stiefeln als er auf den Marktplatz trat. Er starrte direkt Juliette an, die ihn bereits auf halbem Weg erkannte und erst mal zusammenfuhr. Auch Juliettes Begleiter warfen sich unsichere Blicke zu als Yanis die kleine Gruppe bereits erreichte.
„Juliette“ sprach er sie an „Es ist vorbei! Komm einfach mit. Es wird dir nichts passieren. Dein Vater und ich haben uns um die Sache gekümmert.“ Fing er in ihrer gemeinsammen Muttersprache an
„Dein Vater ist nicht so böse wie du glaubst. Er liebt dich. Auf seine Art und er vermisst dich!“ er versuchte zu ihr durchzudringen um die Sache ohne Gewalt zu beenden doch der Jüngling, Alrik, machte ihm ein Strich durch die Rechnung.
Der Junge zog sein Schwert und stellte sich schützend vor Juliette und hielt Yanis die Klinge unter die Nase.
„Ich warne euch! Wenn ihr glaubt wir wären leichte Beute dann habt ihr euch geschnitten! Wir sind keine hilflosen Reisende denen man so einfach auflauern und ausrauben kann!“ der Junge machte einen ernsten Eindruck aber es fehlte der Stimme an der nötigen Kraft und Entschlossenheit
Yanis wechselte ins fereldische „Räuber? `at sie eusch das gesagt?“ fragte er so laut, dass ihn jeder hören konnte und zeigte dabei auf Juliette. „Seid versischert i’r `abt nischts was misch interessiert! Meine Absischt ist eine völlig andere!“ er sah wieder zu Juliette „`at sie eusch ersählt warum sie wirklisch `ier in Ferelden ist?“ er sah die Truppe der Reihe nach an.
„Ich warne euch….“ Wiederholte sich der junge Mann erneut unsicher und hielt weiterhin seine Klinge Yanis direkt unter die Nase.
Yanis wurde ernst „Nimm das Ding weg Junge bevor sisch noch jemand verletst!“ der Junge schielte unschlüssig zur Seite und leckte sich über die Lippen
„N..Nein!“ erklärte er
Blitzschnell packte Yanis die Klinge vor ihm mit der Linken und hielt sie fest. Unsicher versuchte der Junge die Klinge frei zu bekommen. Yanis musste seinen Stand verändern um nicht umzukippen aber an Kraft kam der Junge nicht an ihn ran. Er konnte das Metall der stumpfen Klinge durch seine Lederhandschuhe spüren und wie es sich unangenehm in seine Handfläche grub doch seinen eiserenen Griff lockerte er nicht. Stattdessen packte er nun mit seiner rechten Hand die Klinge kurz oberhalb des Heftes und entriss mit einem kraftvollen, entschlossenen Ruck dem Jungen die Klinge. Der Junge stolperte ein paar Schritte zurück und sah in panisch an. Achtlos warf Yanis das Schwert hinter sich weg.
„Bitte Juliette komm mit mir nach Hause!“ flehte er Juliette in ihrer gemeinsamen Sprache an

Juliette de Ludin
17.05.2013, 18:52
Da stand er nun. Seine Kleidung beschmutzt vom Dreck der langen Jagd auf sie, die ernsten Gesichtszüge friedlich, die braunen Augen, die sicher schon viel gesehen hatten was andere um den Schlaf brachte, versöhnlich. Nur wenig Schritt von ihr entfernt. Der Mann der sie solange verfolgt hatte, der der ihr zahllose schlaflose Nächte bereitet hatte und sie einem unsicheren Schicksal zuführen würde, dachte sie zumindest bis jetzt. Und bot ihr an, nein, flehte sie an nach Hause zurück zu kehren.

Nach Hause. , echote die Söldnerin im Stillen, deren adeligen Züge nun dieselbe Leere und Ziellosigkeit wie die Augen der unbekannten Frau innehatten.

Worte die sie schon seit Jahren mit Wehmut und Sehnsucht aussprach, wenn sie sie nicht, wie normalerweise, für sich behielt. Worte von denen sie dachte sie würden ihr für immer und ewig Kummer bereiten, waren sie für sie doch nur Worte, ein unerreichbarer Traum, früherem Wohlstands und Glücks, einem früherem Leben gar.
Ein Ausweg aus dem Elend des Söldnerdaseins welches sie ihr ganzes, vermutlich kurzes Leben lang beuteln würde, ehe sie einsam und allein, an irgendeiner entzündeten Verletzung langsam zu Grunde gehen würde, wie so viele Söldner auch.

Es schien ihr als wären alle Geräusche um sie herum verstummt. Sie bemerkte sie gar nicht. Weder das Gemurmel der Dörfler welche in gebührenden Abstand die Fremden beobachteten die mit unbekannten Zungen redeten, noch das Gegacker der Hühner oder die Laute ihrer nervösen und unsicheren Weggefährten.
Juliette spürte dass dies ein entscheidender Augenblick in ihrem Leben war, wie als sorgte der kalte Hauch des Schicksals selbst dafür dass sich ihre Nackenhärchen aufstellten und durch ihr Inneres kroch. Hier und jetzt würde sich entscheiden wer sie war und was aus ihr werden würde.
Sie hatte nicht vor sich falsch zu entscheiden.

Ein Teil ihres alten Ichs lebte wieder auf, als ihr Blick wieder klar wurde und sich auf ihren vermeintlichen Retter richtete, erhaben und kühl. Es war ihre Würde die ihre sonst so graue Aura nun füllte und die hochgeborene Autorität verströmte, fast so wie einst in Orlais als sich Leute noch vor ihr ehrfürchtig verneigten, und seit langem stand sie wieder mit geraden Rücken und erhobenen Haupt da.

„Für euch, Leclerc…“, fing sie im wohl fehlerfreisten und selbstbewussten Orlaisisch das ihre Begleiter je zu Ohren bekommen würden an, unterbrochen um sich mit einer bedachten Handbewegung ihrer Linken ein paar widerspenstige Strähnen ihres dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht zu wischen und den Blick kurz abwandte. Ehe sich ihre kühlen, stahlgrauen Augen erneut auf ihren Jäger richteten. „…heißt es Lady Juliette.“
Es lag keine Arroganz in ihren Worten. Er sollte lediglich wissen wo er stand.
„Glaubt ihr wirklich?“, ein Hauch von Hoffnung wanderte in den Ton ihrer Stimme als sie fragte, ihr Blick wurde kaum merklich sanfter, ihre Haltung schien sich ebenso sachte zu entspannen. „Ich darf Heim kehren?“

Yanis Leclerc
19.05.2013, 20:17
„Glaubt ihr wirklich? Ich darf Heim kehren?“ fragte ihn Juliette vorsichtig.
Yanis atmete tief durch und sah sie ernst an. „Ich werde dich nicht anlügen Juliette! Es wird nie wieder so werden wie es einmal war. Es wird hart für dich sein…….am Anfang, so lange bis dein Vater dir wieder vertrauen kann und ein erster Schritt dafür wäre, wenn du jetzt mit mir kommst!“

Juliette de Ludin
20.05.2013, 14:26
Sie blickte ihn an ohne dass ein Wort ihre Lippen verließ und ließ die seinen ein weiteres Mal im Stillen nachhallen. Solang hatte sie davon geträumt dass zu hören. Lang war sie bereit gewesen jedes erdenkliche Opfer dafür zu erbringen.
Langsam, damit er es nicht missverstand als Akt der Aggression, griff sie nach der Habe der Elfe die sie noch immer über der Schulter trug und legte sie sachte zu Boden, ebenso den Rucksack mit den Tränken. Diese Last brauchte sie nun nicht mehr. Begleitet wurden ihre bedachten Bewegungen von den Augen ihrer Begleiter, teils verwirrt, wie Alrik, teils schier undeutbar, wie bei Leirâ, oder seltsam erkennend wie bei dem Magier der sie abweisend anfunkelte. Er schien verstanden zu haben was die Adlige mit dem vermeintlichen Räuber gesprochen hatte, nicht weiter verwunderlich, für einen sprachbegabten Mann.
Die Augen der unbekannten Frau waren weiterhin starr und leer, doch hatte sie sich einen vorsichtigen Schritt von den anderen entfernt während eine weitere unbekannte Frau, eine Elfe, unbemerkt und schweigsam an am Zaumzeugs des weißen Bären nestelte.
Leclercs dunkle Augen hingegen entspannten sich als er sachte ausatmete, da Juliette ihm offensichtlich Glauben schenkte und reichte ihr die Hand, zur Versöhnung.
Kurz ruhten Juliettes eigene stahlgraue Augen auf der ihr dargebotenen lederumhüllten Hand. Bevor sie den Schritt tat wollte sie aber noch etwas wissen.

„Was für ein Schritt wäre es, wenn ich es täte? Einen auf dem langen Weg der Versöhnung und Vergebung?“ , fragte sie ihn und jede Regung in seinem gebräunten Gesicht genau fixierend und ihre Worte mit Bedacht wählend. Sie schwieg kurz doch dann wanderte ein noch kühlerer Ton in ihre Stimme. „Unter die Haube, zum nächsten neureichen Lüstling an den mich mein Vater verkaufen würde? Oder eher in einen Kerker, wo Mörderinnen und erst recht schwarze Witwen hingehören? Welchen Wert hätte ich schließlich nun noch für die Familie?“
Nun war ihre Mine eiskalt und ihre Stimme verbarg Feindseligkeit nur kaum.
Ihr Jäger wollte etwas erwidern, vielleicht wollte er versuchen ihr das auszureden, doch die Adlige schnitt ihm das Wort entschieden ab. Lange hatte sie geträumt davon nach Hause zu kehren doch in diesem Punkt wusste sie: Träume waren Schäume.

„Leclerc, ihr werdet es nie am eigenen Leib erfahren, darum glaubt es mir einfach.“, erklärte sie hart doch mit derselben Würde und Erhabenheit wie zuvor. „Wer einmal das Spiel spielte, erkennt Lügen und falsche Versprechungen wenn sie einem aufgetischt werden. Wenn ihr dachtet das ich so leicht zu manipulieren bin, seid ihr wirklich nicht mehr als eine bessere Schachfigur im Ränkespiel größerer Männer.“
Es gab nun keinen Grund mehr mit verdeckten Karten zu spielen. Mit blitzschnellen Reflexen zog sie ihren Säbel. Das Metall sirrte noch immer leicht als sie den Säbel mit der Spitze voran bereits in die Richtung ihres Gegners hielt.

„Lieber sterbe ich hier und jetzt als die tausend Tode zu sterben die zu Hause auf mich warten werden.“
Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.

Yanis Leclerc
20.05.2013, 20:13
„Spiel?“ fragte Yanis deutlich verärgert „Juliette das hier ist kein SPIEL! Das hier ist tödlicher Ernst!
Sag mir: Wie viele mussten wegen deiner Selbstsüchtigkeit sterben oder wurden verletzt?
Sag mir was mit dem Templer geschehen ist der den Magier begleiten sollte!
Wirst du deine Begleiter auch opfern wenn es hart auf hart kommt?
Bist du wirklich so kalt geworden? Ferelden hat dich verändert Juliette!“

Yanis ignoriete die Klinge die ihm unter die Nase gehalten wurde und drehte ihr den Rücken zu und musterte demonstrativ den Marktplatz, dieses schlammige Loch wo verlauste Hunde herumstreunten und kränkliche Menschen ihren Unrat auf die Straße kippten.

„Sie dich um! Soll es das jetzt sein? Hast du dir so deine Zukunft vorgestellt? Als Söldnerin in Ferelden wo du für den Rest deines Lebens von der Hand in den Mund lebst und nicht weißt wie du den nächsten Wein bezahlen sollst!“ er drehte sich zu ihr um
„Zumindest kannst du dann noch behaupten du wärst unabhängig während du dazu gezwungen bist dich selbst an irgendwelche Kerle zu verkaufen und das auch nur so lange du gesund oder jung bist!“ er unterstrich die Aussagen mit einer lapidaren Handbewegung.

Er funkelte sie finster an „Wach endlich auf Juliette und hör auf hier das Opfer zu spielen! Reis dich zusammen und fang zur Abwechslung mal an deine Probleme zu lösen und nicht immer nur davonzulaufen! Wenn du so weitermachst wird es Tote geben, wie dein Ehemann oder der Templer das verspreche ich dir!“ er machte eine Pause, starrte sie an und atmete tief durch. Sein harter Blick brach ein wenig. Er ließ die Schultern sacken und starrte geistesabwesend auf den Boden.
„Das war schon immer dein Problem…… du kannst einfach niemandem vertrauen……. Warum Juliette? Du weißt was ich tue. Warum bist du in dieser Nacht nicht zuerst zu mir gekommen“

Juliette de Ludin
21.05.2013, 22:40
„Ich war jung, verängstigt und hatte gerade realisiert das mein Vater in mir nicht mehr als eine Ressource sah. Und euch nannte man Mörder, Monster, den schwarzen Mann. Ich wollte eure Dienste nicht. Ich wollte nicht so sein wie ihr oder mein Vater!“
Obgleich sie ihre Fäuste anspannte sodass das Leder ihrer mitgenommenen Handschuhe nur so knirschte, verlor Juliettes Stimme und Mimik nichts von ihrer Erhabenheit und Kühle. Eine echte Lady von Orlais behielt in einer Auseinandersetzung, sei sie dieser Natur oder jeder anderen, die Kontrolle über ihre Emotionen. Denn gab man seine Emotionen preis gab man seinen Widersachern Macht über einen und das hatte sie nicht vor.

Das Schwert langsam sinken lassend, aber in der Hand behaltend, schnaubte sie kurz und frustriert.
„Vermutlich bin ich das aber nun mehr als mir lieb ist.“, räumte sie ein, den Blick abgewandt und einen Moment schweigend, ehe sie ihn wieder erhob und mit fester Stimme weitersprach. „Und nun? Erwartet ihr gestammelte Rechtfertigungen? Weinerliche Ausreden? Nichts dergleichen kann mich von der Schuld freisprechen. Also erzählt mir nichts von den Toten und meiner Schuld. Ich weiß darum.“
Sie schwieg kurz, ließ im Stillen die Gesichter jener ihre Gedanken passieren.
„Ich erinnere mich an jeden Mann und jede Frau in meinem Leben die durch mich zu Schaden kamen. Jedes Mal wenn ich die Augen schließe sehe ich sie! Jede Nacht werfen sie mir meine Sünden vor! Jeden Tag lastet das Gewicht der Schuld auf mir! Ich werde sie bis zu dem Tage an dem mich mein Schicksal ereilt und über mich und meine Sünden gerichtet wird, nicht vergessen.“

Ihr Blick wanderte wieder nach oben. Selbstbewusst und ohne Zweifel, die Säbelspitzte zeigte wieder auf ihren Jäger.
„Aber ich werde mich nicht von euch richten lassen. Auch nicht von meinem Vater und niemand sonst. Von keinem Sterblichen. Der einzige der das Recht zu richten besitzt ist der Erbauer persönlich und sobald er es für angebracht hält mir meine gerechte Strafe zukommen zu lassen, werde ich sie ohne zu jammern und zu darben, mit erhobenem Haupt annehmen und mich meinem Schicksal fügen. Und wenn es mein Schicksal ist durch eine Klinge, sei es eure oder eine andere, heute oder morgen, hier oder sonst wo, zu sterben, dann werde ich es.“
Seine Worte prallten an ihr ab, wie Pfeile an einer guten Plattenrüstung. Sie wusste darum, das vieles was er sagte nicht gelogen war, aber eben nicht alles.

„Ob ihr es merkt oder nicht. Das Spiel dauert noch immer an. Es nahm seinen Anfang noch vor dem Beginn des Reiches und wird bis zu dem Niedergang des Reiches andauern, wahrscheinlich sogar darüber hinaus. Ein jeder von uns ist Teil davon, ob er es will oder nicht, und jeder spielt auf seine Weise mit.
Auch ihr macht einen Spielzug in dem Versuch meine Entschlossenheit zu untergraben und Zweifel zusähen. Macht ihr es bewusst, seid ihr ein Dilettant, denn ich erkenne den Zug als solchen. Macht ihr es nicht, seid ihr schlicht ein kleingeistiger Mann und habt eure Berufung verfehlt, wenn euch der Tod so nahe geht.
Oder ist es ein anderer Spielzug den ihr macht? Wollt ihr uns hinhalten, bis eure Schergen uns umzingelt haben?“
Mit wie in kalten, weißen Marmor gemeißelten Zügen blickte Juliette ihn furchtlos an.
„Ich werde nicht davon laufen. Nicht heute.“

Yanis Leclerc
22.05.2013, 17:56
Yanis machte einen Schritt auf Juliette zu und zeigte anklagend mit dem Finger auf sie „Komm mir nicht mit irgendwelchen hohlen Phrasen Juliette! Du redest von dem Ganzen als hättest du‘s in einem Buch gelesen!
Mach die Augen auf! So lange du dich weigerst dich den Konsequenzen deines selbstsüchtigen Handelns in der Heimat zu stellen, so lange wirst du keinen Frieden finden! Mit jedem Tag der vergeht wird sich nur deine Schuld vergrößern und noch mehr Menschen werden wegen dir leiden müssen und glaub mir es wird noch schlimmer kommen! Es gibt keinen Ort an dem du dich verstecken kannst, keinen Ort an dem ich dich nicht finde Juliette! So lange du dich verweigerst wird es für dich keine ruhige Minute geben das schwöre ich dir und jeder der dir vertraut und dir zur Seite steht wird für dich bezahlen müssen!
Du hast das Recht zu kämpfen aber hör auf gegen Windmühlen zu kämpfen! Komm mit mir nach Orlais zurück und trete deinem Vater gegenüber, stolz und ungebrochen und nicht gefesselt angeschleift!“ er machte eine kurze Pause und ging einen Schritt zurück
„was meine `Schergen´ angeht, so stehen diese schon bereit!“ er stieß einen lauten Pfiff aus und prompt kamen links und rechts der kleinen Gruppe Yanis Männer zum Vorschein, teils mit Armbrüsten, teils mit Säbeln bewaffnet. Noch hielten sie ihre Waffen gesenkt doch unter ihren Ledernen Dreispitzen ruhte der Blick ihrer wachsamen Augen auf jede, noch so kleine Bewegung der Gruppe.
„Sie in die Augen deiner Gefährten und sag mir: Bist du bereit ihr Leben zu opfern nur damit du deinen kindlichen Sturkopf durchsetzen kannst und das unausweichliche noch ein wenig herauszögerst?“ die letzte Frage war schon fast ein Flüstern

Adriana-Sarunu Vedeejs
24.05.2013, 19:56
Dieses Gefühl der Leere ließ nicht von ihr ab. Während Adriana versuchte sich halbwegs in Sicherheit zu bringen und sich hinter Boomer zu verstecken, spürte sie immer mehr wie sich ihre Kehle zuschnürte. Es war einfach unheimlich diesem, in einer fremden Sprache gesprochenen Streit zuzuhören. Sie konnte sich denken wovon er handelte, geradezu spüren. Doch was ihr mehr Angst machte, waren die Männer. Die Männer, die sich zwischenzeitlich nahezu unbemerkt anschlichen und die Gruppe umzingelte. Wenn nicht bald ein Wunder passieren würde, würden hier alle in Stücke gerissen werden.
Langsam tastete sie fort. Spürte das warme, weiche Fell ihrer Begleiterin. Sie streichelte sie, wollte sie beruhigen. Boomer war sanft. Wenn sie allerdings einer Bedrohung entgegensteht, war sie unberechenbar. Sie war magisch begabt, soviel war klar. Welch unvorhersehbare Konsequenzen dies für die versammelte Mannschaft hatte allerdings nicht. Niemand wusste in wie weit Tiere mit dem Nichts in Verbindung standen und zu was ebendiese in der Lage waren. Niemand wusste, ob sich nicht auch Tiere der magischen Taschenspielertricks der Magi bedienen konnten. Niemand konnte es erklären.
"Ruhig, Boomer. Sei ruhig."
Ein leises aber beständiges Brummen begleitete die Szenerie. Offensichtlich war es Boomer bewusst, in welcher Situation zu steckten. Es war eine ziemlich miese und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit hielt Leclerc Adriana nun für eine Sympathisantin der aufständigen Juliette. Dabei traf sie nur zufällig auf die Gruppe und versuchte etwas Geld zu machen. Das war nicht gut und würde die Situation für sie nun auch nicht wirklich verbessern. Die einzige Aussicht auf ein glimpfliches Ende war ein Wunder. Beim Erbauer: Adriana würde einiges für ein Wunder geben.

Leirâ Ven
27.05.2013, 00:56
Juliette schien ehrlich erleichtert, Leirâ wiederzusehen, was dieser ein Lächeln abverlangte. Nun ja, mehr ein kurzes Zucken im Mundwinkel. Und auch wenn die Dalish es niemals zugegeben hätte, so freute es sie doch von Herzen zu hören, dass ihre Gefährten nicht ohne sie aufgebrochen wären.
Diese Freude wich Verwunderung, als Alrik und Juliette ihr eröffneten, dass sie noch immer von diesen räubern verfolgt wurden.
Sie hatten all ihre Spuren verwischt und waren danach quer durch den Wald gewandert! Nur ein hervorragender Jäger oder Waldläufer hätte sie danach noch aufzuspüren vermocht. Und nach Alriks früheren Erklärungen zu ihren Verfolgern hatte Leirâ typische Shemlen-Plünderer vermutet, niemand der in den Wegen der Jagd bewandert gewesen wäre...
Doch noch ehe die Jägerin dazu kam, ihre Zweifel zu äußern erklang plötzlich eine ihr nicht ganz unbekannte Stimme. Doch der Mann, dem sie in der Schänke begegnet war, sprach eine ihr unbekannte Sprache, sodass sie nur ein einziges Wort verstand: Juliette.
Was bei Dirthamen...? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Alriks Geschichte zufolge waren er und die Kämpferin vor Tagen mit diesen Räubern zusammengestoßen und danach...
Moment mal. Leirâ wusste aus eigener Erfahrung, was für ein überzeugender Redner und guter Lügner Altrik sein konnte, wenn er es darauf anlegte. Aber warum sollte er sie angelogen haben? Das...
Diesmal war es Alrik, der ihre Gedanken unterbrach, als er dem Mann mit dem Schwert in der Hand entgegentrat und diesen hieß, sich zum Schreckenswolf zu scheren. Offensichtlich hielt er diesen Mann tatsächlich für nichts anderes als einen Räuber, Strauchdieb und Verfolger. Aber die Dalish sah das anders. Der Mann war einfach zu gut. Wie er redete, sich bewegte, seine Bewaffnung und die Leichtigkeit, mit der er Alrik entwaffnete. Leirâ war schon Shemlen-Räubern begegnet, und dieser Mann passte nicht in das Bild, das sie von diesen hatte. Es sprach zwar nicht gerade für die Jägerin, alle diese Räuber über einen Kamm zu scheren, aber so war sie nun Mal.
Sie hatte bereits nach ihrem Schwert gegriffen, als Juliette sie verblüffte. Die Kämpferin hatte ihre Haltung verändert, sie stand da und sprach wie einige der arroganteren Shems, denen Leirâ begegnet war. Oder, wie sie damals gesprochen hatte, als sie sich begegnet waren. Nur benutzte sie diesmal eine fremde Sprache. Ein Wortgefecht entbrannte, während die Jägerin bemerkte, dass ihre Hand ins Leere griff. Ihr Schwert befand sich nicht an ihrer Seite! Juliette hatte die Waffe noch immer über der Schulter hängen! zusammen mit ihrem Bogen!
Erneut verblüffte die Kämpferin sie:
Just legte sie ihre Waffen zu Boden. Was hatte das nun zu bedeuten? Leirâ war hochgradig verwirrt, doch griff sie dennoch langsam, angespannt nach ihrer Habe. Sie zog noch nicht. Die art, wie Juliette diese abgelegt hatte... hatte sie sich gerade ergeben? Nein, dazu passte ihre Körperhaltung nicht. Zumal sie nach einigen wenigen Worten ihre eigene Klinge zog!
Alarmiert befreite auch Leirâ ihre Waffe aus der Scheide und ließ den Blick schweifen. Und tatsächlich! Mehrere Männer, ähnlich diesem Yanis gekleidet, bewegten sich auf sie zu! zwischen den anderen Shemlen und sie waren bewaffnet. Ein elfischer Fluch verließ der Jägerin Lippen! Armbrüste! Sie konnte unmöglich ihren Bogen bereit machen, ohne getroffen zu werden und mit dem Schwert fehlte es ihr an Reichweite. Hektisch flogen ihre Blicke hin und her.
Fünf Männer, wenn ich alle erblickt habe. Sie hatte das ungute Gefühl, dass nur Juliette sie derzeit vor einem Angriff bewahrte. Was hatten sie für Möglichkeiten? Alriks Schild? Nein, sie hatte selbst schon Bolzen Schilde und Rüstung durchschlagen sehen. Ihre beste Chance stellte noch Rhaego dar, aber der stierte nur zu Juliette und Yanis herüber. Den Hinterhalt schien er gar nicht zu bemerken...

„Was meine `Schergen´ angeht, so stehen diese schon bereit!“ erklang laut Leclercs Stimme und auf das Kommando lösten sich seine Männer von den umgebenen Menschen, aus Schatten und Gassen.
Sieben Leirâs einziger Trost war, dass nur drei Armbrüste trugen, doch das waren auf diese Entfernung schon zu viele. Normalerweise hätte man nun einen elfischen Fluch von ihr erwarten können, doch da das alte Elfisch schon lange vergessen war und die Dalish nur einen schlichteren Dialekt sprachen, war alles, was ihre Lippen verließ ein halblautes "Schîße!", mehr ein Knurren als ein Ausruf. Wenigstens hatte der Magier nun endlich erkannt, in welcher Lage sie sich befanden, doch er tat nichts. Leirâ blickte zu Juliette, die wiederum sie anstarrte. Alrik hob hastig sein Schwert auf.
Mythal, ehrwürdige Beschützerin, ich erbitte deine behütende Hand...
Da erregte ein Tumult ihre Aufmerksamkeit.
"Dort ist das orlaisianische Miststück!"
Männer bahnten sich ihren weg durch die Menschen. Es waren der Büttel und seine Leute, begleitet vom Schankwirt. Und sie mussten genau zwischen zwei Armbrustträgern hindurch, deren Arme überrascht zur Seite gestoßen wurden...
"Angriff!" verließ ein heller Schrei der Dalish Lippen, eine bessere Chance bekamen sie nicht! Sei stürmte nach vorn, überwand mit fünf schnellen Schritten die Entfernung zum dritten Armbruster und führte einen raschen Hieb von unten. Dieser traf die Armbrust und der Bolzen flog eine knappe Handbreit über ihren Kopf hinweg. Der Mann versuchte, mit der Waffe nach der Elfe zu schlagen, aber die war schneller. Zwischen Klinge und Parierstange ihres Schwertes fing sie den eisernen Bogen der Armbrust über ihrem Kopf, drückte rasch nach außen. Sie ging tief in die Knie und wechselte die Seite, Ausfallschritt, noch tiefer runter. Ihr Gesicht befand sich jetzt auf Höhe von des Mannes linkem Knie, seine Armbrust glitt an ihrer schräg stehenden Klinge in die andere Richtung ab. In einer flüssigen, schnellen Bewegung zog Leirâ den Dar'Misu aus der Scheide in ihrem Kreuz und schnitt damit die Kniekehle auf. Der Mann knickte augenblicklich ein, Blut spritzte über ihr Gesicht. Sie richtete sich auf, hielt die rechte Hand mit dem Dolch auf dem Rücken, das Schwert auf Augenhöhe neben ihrem Gesicht, die Knie gebeugt.
ein weiterer von Yanis' Schergen griff sie mit dem Säbel an, der Rest war wohl entweder mit ihren Gefährten oder dem Büttel beschäftigt. Der Hieb kam von rechts, der Mann war zu schnell für das Schwert. Leirâ machte einen Schritt zurück und versuchte gleichzeitig, des Mannes Klinge im oberen Drittel mit der kürzeren, nach hinten oben gebogenen Klinge ihres Dolches zu fangen. Der Säbel fuhr mit Wucht in den Spalt der Waffe, ihr Arm erbebte und plötzlich explodierte ihre rechte Seite in wildem Schmerz! als hätte ihr jemand mit voller Wucht eine faust in die Rippen getrieben.
Mit einem überraschtem Grunzen lies sie ihren Arm sinken, Ich bin doch geheilt!, es war die verdammte Prellung! Ihr Gegner wusste ihre Schwäche auszunutzen und stach nach ihr. Sie war langsam, alles tat weh, hatte keine Luft mehr im Körper, krümmte sich reflexartig zusammen. alles, was sie noch tun konnte war, sich zur Seite fallen zu lassen. Die Klinge biss in ihren linken Oberarm, warmes Blut floss über ihre Haut.
Nur eine Fleischwunde! Halt das Schwert fest, konzentrier dich! Unter Schmerzen machte sie eine schnelle Rolle um sich von ihrem Gegner zu entfernen, prallte jedoch beim aufstehen in eine kleine Gruppe von Shemlen, kam ins Stolpern und stürzte der Länge nach auf den Rücken.
Ein gequälter Aufschrei entrang sich ihrer Kehle, ihre ganze rechte Seite brannte. Sie war benommen, helle Flecken tanzten vor ihren Augen. Und der Mann mit dem Säbel kam wieder näher...

Rhaego Alcaryen
29.05.2013, 00:29
Rhaego hatte verwirrt dem Wortwechsel zwischen Juliette und dem Anführer der Räuber gelauscht. Er hatte im Zirkel andere Sprachen studiert, eine gewisse Zeit davon Orlaisianisch, dennoch verstand er nur Bruchstücke. Kurzzeitig glaubte er, dass sie alles friedlich regeln konnten, erst recht, als der finstere Mann – Leclerc hatte Juliette ihn genannt – nicht auf Alriks Provokation einging, sondern lediglich dessen Waffe hinter sich warf. Doch diese Hoffnung schwand, als Juliette ihre eigene Klinge auf Leclerc richtete. Rhaego hatte den Grund dafür nicht verstanden. Wenige Atemzüge vorher klang ihre Stimme noch sanft und nach den Brocken, die er verstand, sprach sie von Versöhnung und Vergebung. Leclerc ignorierte auch hier wieder den kalten Stahl, der direkt auf ihn gerichtet war. Langsam hatte Rhaego sich in die seltsame Sprachmelodie hinein gehört. Da trat der andere plötzlich einen Schritt zurück und pfiff, und eine Menge Männer, in ähnlich fremdartig anmutender Kleidung wie Leclerc, traten aus den Gassen und Straßen um den Platz herum und umringten die Gruppe. Leclerc sagte wieder etwas und Rhaego verstand lediglich die Bruchstücke „Gefährten“ und „Leben opfern“. Mit Panik in den Augen blickte der Magier auf die Söldnerin. Obwohl die drei Armbrüste noch gesenkt waren, wusste Rhaego nur allzugut, welchen Schaden man damit anrichten konnte. Er hatte viel darüber gelesen, dass diese Waffen beinahe die gesamte Kriegsführung verändert hätten, wenn sie nicht so langwierig zu laden gewesen wären. Das brachte ihm im Moment allerdings wenig, denn ein einziger Treffer konnte ihn töten und diese Männer sahen nicht so aus, als ob sie verfehlen würden.
Lautes Geschrei lenkte seinen Blick auf einige Männer, die fluchend heran eilten, der Kleidung nach Dorfbewohner. Sie stürmten zwischen Leclercs Männern hindurch und stießen dabei zwei der Armbrüste zur Seite. Blitzschnell reagierte Leirâ und attackierte den letzten Schützen. Plötzlich zuckte sie zusammen und krümmte sich. Trotz ihrer fremdartigen Mimik konnte Rhaego deutlich den Schmerz auf ihrem Gesicht sehen.
Ein weiterer von Leclercs Männern folgte ihr unbarmherzig. Kurz bevor er sie erreichte, warf Alrik, der sein Schwert wieder aufgehoben hatte, sich zwischen die beiden. Rhaego hatte keine Ahnung vom Schwertkampf, aber sogar er erkannte, wie unbeholfen die Hiebe des Burschen im Vergleich zu seinem Angreifer wirkten. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis erst Alrik und danach die Dalish erledigt wären.
Instinktiv zuckte er einen Schritt vor, hielt dann jedoch inne. Er hatte genauso wenig Chancen wie Alrik, wenn nicht noch weniger, wenn er sich in den Nahkampf mit diesen Männern begab. Es war ein Wunder, dass sich bisher noch niemand gegen ihn gewandt hatte, doch die Bewaffneten waren vermutlich von der raschen Eskalation überrascht und teilweise mit den Dorfbewohnern beschäftigt.
Plötzlich erklang ein herausfordernder, fremd klingender Ruf. Juliette war Alrik beigesprungen und zog die Aufmerksamkeit seines Angreifers mit einem derb klingenden orlaisianischem Ausruf auf sich. Ihre flinke Klinge war dem andern durchaus gewachsen. Doch Rhaego sah eine Bewegung hinter ihr. Einer der Schützen, die vorher von dem Dorfpöbel beiseite geschubst worden waren, stand dort und hatte die Waffe auf Juliette gerichtet. Rhaego verstand nicht, warum der Mann nicht schoss, sondern noch zögerte, aber er wusste, dass die Orlaisianerin verloren war, sollte der Mann seine Entscheidung treffen. Ohne weiter Nachzudenken griff er ins Nichts, zog innerhalb eines Herzschlags soviel wie möglich Energie in sich und konzentrierte die gleißenden Ströme auf seiner Hand. Mit einem lauten Fauchen entstand ein Feuerball zwischen seinen Handflächen, den er noch in der selben Bewegung auf den Schützen hinter Juliettes Rücken richtete. Unfehlbar traf das kopfgroße Inferno sein Ziel. Für den Bruchteil eines Augenblicks hing ein entsetzter Schrei in der Luft, ehe die Flammen jegliches Leben erstickten. Ein verkohlter Leichnam stürzte aufs Pflaster, während der beißende Geruch von verbranntem Horn sich verbreitete.
Rhaego hatte den Eindruck, dass einen Moment alle Blicke sich zu ihm wandten. Dann rief einer der Schurken einen Befehl und zwei der Männer bewegten sich ohne zu zögern auf ihn zu. Langsam wich Rhaego zurück, obwohl eine leise Stimme in seinem Kopf ihm sagte, dass das nun auch nichts mehr brachte, vor allem nicht bei der Geschwindigkeit der Männer, die ihm möglichst wenig Zeit zum Reagieren lassen wollten. Panik machte sich in dem Magier breit, als die beiden ihn fast erreicht hatten und er mit leeren Händen, ohne irgendetwas zu seiner Verteidigung, dastand.
Instinktiv strömte die Energie des Nichts aus ihm heraus, ungebündelt und ungewandelt, wie eine mächtige Woge. Als die Welle die Männer erreichte, wankten beide von ihrer Wucht getroffen einen Schritt zurück. Wie betäubt blieben sie einen Moment dort stehen, doch erstaunlich schnell fassten sie sich wieder und eilten erneut auf ihn los.
Verzweifelt blickte der Magier sich um.

Juliette de Ludin
03.06.2013, 20:13
Schweigend, bar jeder verräterischer Emotionen, wohnte sie Leclercs Worten, seinen Vorwürfen, seinen Drohungen bei, ebenso dem Aufmarsch seiner Schergen um sie herum. Vieles von dem was er sprach, entsprach der Wahrheit und die Schuldgefühle musste er ihr gar nicht erst einreden. Sie nagten ständig an ihr. Doch stärker als ihre Schuldgefühle war nun doch ihre Angst vor der Heimkehr, war sie nun doch kein Tagtraum in weiter Ferne. Seit sie in Ferelden war hatte sie sich über ihre Ängste hinweggesetzt und war eine mutige Frau geworden. Nun rang sie mit dieser Angst, doch diese wog schwer.
Juliette warf einen Blick zu ihren Begleitern, sah die unsicheren Augen auf sich ruhen, ebenso wie die vorwurfsvollen und die abwartenden. Leirâ, die Dalish-Elfe die sie langsam aber sicher als eine Freundin ansah, obwohl sie sie anfangs noch für eine Feindin hielt. Sie schien die Welt nicht mehr zu verstehen, blickte ungläubig zwischen ihnen hin und her, hatte sogar schon ihr Schwert gezogen. Juliette würde ihr Leben nicht opfern. Rhaego, der Magier, mehr ein Fremder, schon eher ein Widersacher. Trotzdem wäre sie auch nicht gewillt sein Leben zu opfern. Alrik, der Bursche dem sie gefolgt hatte, mit dem es angefangen hatte. Sein rostiges Schwert welches noch im Dreck lag im nervösen Blick. Auch seinen Tod wollte sie nicht verantworten. Die unbekannte Frau war zurückgetreten und strich sachte über das Fell des weißen Bären. Auch wenn ihre Augen leer blickten erkannte Juliette so schon ihre Angst. Eine weitere Seele die durch Juliette in Gefahr geriet. Eine Fremde, aber dennoch würde Juliette auch ihr Ableben nicht zulassen wollen.
Doch obgleich all der Blicke und der Gegenüberstellung ihrer zahlreichen Verfehlungen, zeigte sie ihre Reue nicht und stand gerade und unbeugsam. Es war nicht der Moment zum Zaudern.

Bevor sie jedoch mehr tun konnte als sich zu ihrem Jäger umzudrehen brüllte eine kehlige, tiefe Stimme, als sich mehrere Männer durch die Schaulustigen drängten.
"Dort ist das orlaisianische Miststück!"
Es war der Wirt der mit einem gezogenen rostigen Schwert daher gehumpelt kam, in Begleitung von einigen breiten Männern mit Knüppeln und einem kleinen dicklichen Mann, der verhältnismäßig sauberen Kleidung zufolge eine hiesige Autoritätsperson, vielleicht ein Büttel. Ehe Juliette sich versah, überschlugen sich die Ereignisse. Leclercs Vorteil war dabei sich zu verflüchtigen.
Ein Großteil der Häscher war beschäftigt mit dem Büttel, der lautstark verlangte die Waffen niederzulegen, und seinen Schlägern, die versuchten den einen oder anderen Orlaisier zu entwaffnen, was sich diese natürlich nicht gefallen ließen. Weitere Flüche und unschöne Beschimpfungen fielen, bis auch die ersten Waffen geschwungen wurden.
Kaum rempelten sich die Dorfschläger ihren Weg vorbei an zwei der Armbrustschützen stürmte die Elfe plötzlich vor auf den letzten Schützen mit einem durchdringenden Kampfesruf auf den Lippen und überrumpelte ihn nach kurzem Schlagabtausch. Die Hände auf seine durchschnittene Kniekehle gepresst ging der Schütze zu Boden, gepresste orlaisische Flüche ausstoßend während sich die Elfe blutbespritzt wieder erhob und sich gleich dem nächsten Schergen stellte.

In diesem Moment brachen bei Juliette alle Dämme. Hatte sie vorher noch Leclerc ohne den Blickkontakt zu brechen in die Augen geblickt, riss sie das Klirren des Stahls aus ihrer Lethargie und ohne zu zögern stürmte sie vor um der Elfe beizustehen. Keiner ihrer Gefährten sollten ihretwegen zu Schaden kommen.
Leclerc der sie noch vor wenigen Augenblicken anklagend und abwartend angeblickt hatte, hielt sie nicht auf. Warum bekam sie aus den Augenwinkeln kaum mit. Sie meinte nur wüste, fereldische Beschimpfungen zu hören und wie der Wirt brüllte sich Entschädigung für sein Bein zu holen.

An seiner Stelle stellte sich ihr ein anderer Scherge in den Weg mit dem Säbel ausholend. Auch wenn die Klinge schnell und gefährlich geschwungen wurde erkannte Juliette schnell dass die nötige Entschlossenheit dahinter fehlte. Offensichtlich wollte sie ihr Vater immer noch lebend zurück und nun waren die Schergen mehr oder weniger zu einer spontanen Kampfhandlung gezwungen. Mit anderen Worten: Sie waren überrumpelt.
Blitzschnell riss sie ihren eigenen Säbel hoch und parierte den Angriff ihres Gegners gekonnt, die Klinge horizontal haltend. Die Waffe des anderen prallte ab und schneller als er reagieren konnte schlug die Adlige mit der flachen Seite ihres Säbels zu. Der Mann ächzte als der unbarmherzige Stahl ihm seitlich ins Gesicht schmetterte und stolperte aus dem Weg und fiel, nicht kampfunfähig aber wenigstens benommen.
Inzwischen bedrängte ein weiterer Orlasier Leirâ. Obwohl die Elfe sich tapfer wehrte hatte die Verletzung ihren Tribut gefordert und schon bald ging sie mit einem Schmerzensschrei zu Boden, als sie versuchte einen Hieb zu parieren.

Dieser Schrei sandte Juliette einen Schauer über den Rücken als sie alarmiert weiter zu ihr eilte.
Alrik war bereits bei ihr und stellte sich mutig dem Orlasier welcher ihre Gefährtin zu Boden geschickt hatte, doch gegen einen gedungenen Mörder wie ihn hatte ein gewöhnlicher Bauerbursche keine Chance, und so wurde Alrik von seinem Gegner nur so vor sich hergetrieben.
Erbost über diesen Anblick rief Juliette ihre Verachtung dem Orlaisier herausfordernd entgegen. Dieser ließ rasch vom dem schnell atmenden, fereldischen Burschen ab als er in der Söldnerin, die auf ihn zugestürmt kam, eine deutlich größere Gefahr erkannte. Ein schneller Schlagabtausch entbrannte. Anders wie der erste, war dieser Mann nicht überrumpelt worden und so teilten und parierten, er und Juliette, Hiebe schneller aus als es das ungeschulte Auge wirke erfassen konnte.

Deutlich spürte sie wie das Adrenalin durch ihre Adern pulsierte, ihr die Sinne schärfte doch obgleich dessen verloren ihre aristokratischen Züge immer noch nicht ihre kühle Erhabenheit, auch wenn ihre Augen nun genauso scharf wirkten wie der Stahl ihres Säbels. Eine Lady von Orlais behielt immer die Kontrolle über ihre Emotionen und nichts spiegelte ihre erhabene Herkunft nun mehr wieder als ihre vollendeten Bewegungen. Flink, hart aber trotzdem elegant und immer in Bewegung, wie Wasser.

Kurzzeitig sah es so aus als seien sich die beiden Kontrahenten gewachsen, doch gleich darauf setzte sich Juliettes Geschick mit dem Säbel gegenüber dem Schergen durch. Ein harter Knaufhieb traf ihn in den Magen, so heftig das er sich zusammenkrümmte nur um gleich darauf Juliettes hochgerissenes Knie ins Gesicht zu bekommen.

Währenddessen also, ein weiterer Orlaisier stöhnend aber leider nicht kampfunfähig zu Boden ging, half Alrik eilig der Elfe auf und erkundigte sich den Kampflärm nur mit Mühe übertönend, rufend nach ihrem Befinden. Die Sorge war ihm deutlich anzusehen. Zeitgleich wirbelte Juliette herum, entschlossen die beiden so lange abzuschirmen bis beide wieder auf ihren Beinen waren und erblickte gleich darauf einen der Armbrustschützen, seine tödliche Waffe auf die Adlige gerichtet.
Kaum hatte sie ihn erblickt, wollte sie in einer fließenden Bewegung ausweichen, auch wenn sie wohl kaum schnell genug dafür gewesen wäre, da ging der Schütze plötzlich in Flammen auf!

Ein Schrei, kurz doch voller Entsetzen, hallte über den Dorfplatz ehe eine verkohlte Leiche zu Boden sank. Es stank nur so nach Flammen und dem Geruch verbrannten Fleisches und Knochen, als das verkohlte etwas im Dreck des Platzes landete.
Für diesen kurzen Moment schien urplötzlich die Welt stehen geblieben zu sein und entsetzt Luft zu holen. Alle, selbst die Schergen, die Gefährten und die Dörfler, blickten sie für ein paar wenige Herzschläge fassungslos auf die verkohlten Überreste die vor wenigen Lidschlägen noch ein lebendiger Mann gewesen waren. Juliette vernahm vor Unglauben gehauchte Worte, sowohl fereldische als auch orlaisische: „Beim Erbauer!“, „Hexerei!“, „Verbrennt ihn!“

Letztere waren es die die perplexe Söldnerin aufschauen ließen, auf den Mann der diesen grässlichen Feuertod zu verantworten hatte. Rhaego, der Magier, auf den nun alle Blicke ruhten, der verhindert hatte dass die Adlige mit einem Bolzen gespickt worden wäre, dem Juliette ihr Leben schuldete. Sie wusste wie gefährlich solch eine Verletzung gewesen wäre. Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen dass sie dergleichen miterlebte. Ihr eigenes Entsetzen musste sie niederkämpfen, bei dem Gedanken daran dass der Armbrustschütze wegen ihr hatte derart sterben müssen, doch gelang es ihr. Ein Handgemenge, wie dieses, war nicht der rechte Ort um die Toten zu bedauern. Das würde sie später. Nun musste sie verhindern dass noch mehr den Tod fanden.

Ein Orlaisier, wer genau konnte Juliette nicht sagen, befiehl lautstark den Magier auszuschalten und prompt näherten sich zwei Schergen rasch dem zurückweichenden Blondschopf um genau dies zu tun. So sah sich Juliette erneut gezwungen einem Gefährten beizustehen und rannte den beiden Männern nach, doch sie erreichten den Magier vor ihr.
Panisch wirkte Rhaego einen weiteren Zauber, doch war dieser bei weitem nicht von solch tödlicher Natur wie der erste, und ließ ihre beiden Kontrahenten lediglich für einen kurzen Moment wanken und innehalten ehe sie wieder auf ihn losgingen, doch verschaffte er Juliette nun gerade genug Zeit um sie zu erreichen.
Für ihren Angriff blieb sie gar nicht erst stehen. Mit der Schulter voran warf sie sich dem ersten der beiden, mit ihrem ganzen Gewicht und ihrem ganzen Schwung in den Rücken, sodass beide nach vorne zu Boden gingen. Anders wie er jedoch fiel die Söldnerin kontrolliert und kam aus einer Rolle heraus wieder auf die Beine, direkt zwischen dem Magier und dem anderen Schergen, ihre Klinge fest und doch filigran umklammert.
Ihr Gegner versuchte sie zu umgehen, den Magier unschädlich zu machen bevor er sich erneut seinen namensgebenden Kräften bemitteln konnte, doch Juliette wankte nicht und wich nicht, auch nicht als sich sein Kumpan wieder erhoben hatte und ebenfalls angriff. Das Schwert des einen schlug sie kraftvoll beiseite, dem Hieb des anderen wich sie elegant aus ehe sie einen hohen Schlag antäuschte und stattdessen tief traf. Die stumpfe Rückseite ihres Säbels schlug seitlich ans Knie einer ihrer Gegner, sodass dieser aus dem Gleichgewicht gebracht einknickte. Seine Schwäche ausnutzend schickte die Söldnerin ihn mit einem Knaufhieb zu Boden und parierte gleich darauf die Klinge seines zu spät eingreifenden Kumpans. Sich seiner anzunehmen wurde ihr jedoch verwehrt als sich plötzlich der schwarze Mann höchst selbst einmischte.

Yanis Leclerc
17.06.2013, 21:35
Yanis beobachtete Juliettes Reaktion genau doch ihr Gesicht war zu einer eisernen Maske erstarrt und gab nicht das Geringste preis. Die Gesichter ihrer Gefährten sprachen dagegen Bände. Von Furcht über Unglauben bis hin zu völliger Verwirrung war alles dabei.
Juliette begann seinem Blick zu folgen und Yanis wollte gerade etwas sagen als er eine bekannte Stimme vernahm.

„Dort ist das orlaisianische Miststück!“

Das darf doch nicht wahr sein! Mit gerunzelten Augenbrauen drehte er sich zu den Dorfbewohnern um die, geführt durch den wütenden Schankwirt, direkt auf sie zuhielten. Er drehte sich wieder zu Juliette und hob beschwichtigend die Hand, er würde sich der Sache annehmen doch die Elfin machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Mit offenem Mund sah er zu wie das kleine Ding, flink wie ein Wiesel, „Angriff!“ rief und dann auf seine Männer zuhielt!

Yanis Puls ging hoch als ihm seine Lage klar wurde. Innerhalb eines Wimpernschlags begann er die Situation abzuschätzen.
Die Gruppe der Dorfbewohner umfasste sieben Mann mit leichten Waffen und sie hielten genau auf den Dorfplatz zu.
Er stand bei Juliettes Gefährten die, angelehnt an ein Geschäft, sich am Rande des Platzes befanden. Juliette, die Elfin und der Magier stellten hier die größte Gefährdung da und die Elfe war gerade zur Seite hin geflitzt.
In einem Halbkreis, eine Steinwurfweite entfernt standen seine Männer, links und rechts der Gefährten und einige befanden sich unmittelbar hinter dem Pöbel. Eine der beiden Halbgruppen wurde gerade durch die Elfe attackiert.
Er Augenblick ging vorüber und Yanis handelte.

Er drehte sich zu der Gruppe um die weiter von den Gefährten entfernt stand und teilweise hinterm Pöbel. Er stieß einen lauten Pfiff aus und hob die Hand. Einer der Männer erwiderte das Zeichen und Yanis schlug mit seiner Rechten, geballten Faust in seine offene linke und zeigte dann eine imaginäre Linie in die Luft die sich zwischen den Büttel und Juliette befand. Seine Absicht war klar. Er wollte das seine Männer hier abriegelten um Juliette vor dem Pöbel zu schützen und um ihm den Rücken frei zu halten. Der Mann nickte ihm übertrieben zu und hob die Hand um zu zeigen, dass er verstanden hatte und rief dem Rest der Gruppe die neue Anweisung zu. Unmittelbar darauf verließ bereits ein Bolzen seine Armbrust und bohrte sich in einen der Dorfbewohner.
Yanis wandte sich zu Juliette um, doch die war weg. Er musste nicht lange suchen. Sie stand gerade der Elfe bei die gegen seine andere Halbgruppe kämpfte.
Gerade wollte Yanis seinen Leuten zu Hilfe eilen als er eine kräftige Hand an seiner Schulter spürte.

„Wo willst du hin orlaisischer Drecksack!“ es war der Schankwirt der ihn zu sich umdrehte und anbäffte. Yanis hatte dafür keine Zeit. Kaum hatte er sich dem Wirt zugewandt packte er den Mann kräftig am linken Ohr und zog ihn mit einem starken Ruck nach links unten. Mit schmerzerfülltem Gesicht folgte der große Wirt der Bewegung und befand sich kurz darauf ausgestreckt am Boden. Kaum hatte er den Wirt zu Boden gezwungen, kam auch schon ein anderer Dorfbewohner mit einem Schwert auf ihn zu. Der Mann holte aus und Yanis machte einen Satz auf ihn zu und ergriff mit seinen Händen ebenfalls das Schwert des Mannes. Ein Tritt zwischen die Beine schwächte den Griff seines Gegners und Yanis donnerte dem Mann die Eigenen Hände und das Heft des Schwerts ins Gesicht. Der Mann verlor das Schwert aus der Hand und torkelte zurück.
Eine Bewegung hinter ihm lies automatisch den Kopf zur Seite nehmen. Der Knüppel schlug hart auf seiner Schulter ein und Yanis stöhnte schmerzhaft auf und ging auf die Knie.
Hinter ihm stand ein weiterer Bauer und er holte erneut mit seiner Keule aus. Yanis biss die Zähne zusammen und stürzte sich auf den Bauer. Aus der knienden Position heraus drehte er sich zuerst um und stieß sich dann ab. Mit Schwung rammte er dem Bauern seine Schulter in die Magengrube und mit einem Kraftakt hob der den Mann von den Füßen. Mit dem Bauern halb auf seiner Schulter stürmte Yanis auf den Wagen der Händlerin zu. Mit einem Brüllen rammte er den Mann gegen den Wagen. Der Wagen erzitterte und der Bauer fiel stöhnend auf seine Vier Buchstaben wo ihn Yanis mit einigen harten, gezielten Schlägen malträtierte.
Schritte hinter ihm ließen ihn abermals aufhorchen. In einer Bewegung wirbelte er herum und zog eines seiner Kurzschwerter. Der Mann mit dem Schwert war wieder aufgetaucht und schlug nach ihm. Gesickt lenkte er die Klinge des Mannes nach rechts unten Weg nur um seine eigene Klinge in einer schnellen, kraftvollen Bewegung nach oben zu ziehen. Blut spritzte auf als Yanis Klinge eine Tiefe Spur im Leib des Mannes hinterließ. Der Mann ließ seine Klinge fallen und sackte zusammen wobei er sich auf dem Boden zusammenkrümmte.
Yanis Blick ging wieder zu Julliette die seine Männer auf Trab hielt, es wurde Zeit das er einschr……

Ein Feuerball entstand hinter ihm, jenseits des Wagens und schoss los. Mit bangen Augen verfolgte er die Flugbahn des Geschosses „VORSICHT!“ rief er noch bevor er das sich anbahnende Unglück sah.
Robert, einer seiner Männer drehte sich noch um als er das Rauschen des sich nähernden Feuers hörte. Einen Augenblick später stand er bereits lichterloh in Flammen und stieß einen gellenden, markerschütternden Schrei aus wie es nur verbrennende taten, eine Schrei den Yanis mehr als einmal gehört hatte.
Yanis verzog angewidert das Gesicht und wandte sich ab. Erneut stieß er einen Pfiff aus und nahm Verbindung mit zwei seiner Männer auf die ihm an nächsten standen. „DER MAGIER“ rief er ihn zu, mehr war nicht nötig zu sagen.

Auch Yanis begab sich zum Magier, wobei er den Wagen der Händlerin nutzte um sich ungesehen anzunähern. Eine unsichtbare Kraft schien wie eine Welle zur treffen und für einen Moment machte sich Yanis Sorgen von einer magische Attacke getroffen worden zu sein, doch der Wagen hatte das meiste anscheinend abgefangen. Yanis kam um den Wagen herum. Der Mager stand einige Schritte vor ihm und wandte ihm den Rücken zu. Seine Männer hatten den Magier nun fast erreicht als Juliette plötzlich auftauchte. Ein erbitterter Kampf entbrannte. Juliette schien sich für den Magier wirklich ins Zeug zu legen als Yanis sich mit entschlossenen Schritten dem Magier von hinten näherte. Er trat dem Edelmann von hinten brachial in die Knie und zwang ihn so auf die Knie. Seine Männer würden Juliette beschäftigen während er den Magier ausschaltete.

Stöhnend fiel der blonde Mann auf die Knie und Yanis umfasste mit beiden Händen seinen Kopf. Eine linke Hand umfasste Mund und Kinn während seine rechte fest seinen Hinterkopf erfasste. Schon einige Male hatte Yanis so getötet, wenn man den `Dreh´ erst einmal raushatte war es ganz einfach. Yanis holte Luft und verstärkte ein letztes Mal seinen Griff, Spannung floss in seine Arme und gerade als er mit einem Ruck den Kopf des Magiers so weit nach hinten und nach oben verdrehen wollte, dass das Genick brach musste er abbrechen.
Der Hieb von Juliettes Säbel ging nur knapp an der Kehle Yanis vorbei. Yanis ließ von dem Magier ab, ließ es sich aber nicht nehmen ihn mit einen kraftvollen Tritt gegen den oberen Rücken ganz zu Boden zu schicken. Yanis wich einige Schritt zurück und zog seine Beiden Kurzschwerter.

„Es muss nicht so weit kommen!“ ermahnte er ein weiteres Mal Juliette doch sie zeigte keine Reaktion und griff ihn erneut an.
Juliette war schnell, geschickt, talentiert und gut trainiert worden. Genau wie Yanis. Doch sie hatte lediglich das Tournierkämpfen gelernt und hatte nie auf der Straße kämpfen müssen.
Beide tauschten einige Reihen von Paraden und Angriffen aus und bewegten sich dabei, je nachdem wer gerade in der Offensive war, zur einen oder zur anderen Seite hin.
Schließlich blockte er einen Angriff Juliettes mit beiden Kurzschwertern. In einer fließenden Bewegung drehte er Juliettes Klinge zur Seite. Er drehte sich selbst ein und klemmte Juliettes Waffenarm unter seinem Arm ein, übergab eine seiner Klingen und verdrehte mit der nun freien Hand das Handgelenk von Juliette.
Doch sie überraschte ihn ein weiteres Mal.
Augenblicklich ließ sie sie Säbel los und fing es mit ihrer anderen Hand auf. Kurz darauf hatte er den Knauf des Säbels im Gesicht, die Haut auf seiner Backe platzte auf. Yanis taumelte rückwärts, und stolperte dabei über einen kleinen Hocker wobei er seinen Hut verlor. Polternd fiel er auf den Rücken. Juliette ergriff die Gunst der Stunde und setzte ihm nach. Yanis fing sich wieder und trat den Hocker in Richtung Juliettes. Anstatt über den Hocker zu stolpern sprang Juliette behände über den Hocker. Kaum war Juliette in der Luft, da richtete sich Yanis schnell wie eine Katz auf und packte eines der Beine Juliettes und schleuderte es rabiat zur Seite.
Mitten im Flug folgte ihr Körper dieser Bewegung und hart schlug Juliette auf dem Bretterboden auf. Augenblicklich war Yanis über ihr, trat ihr auf die Waffenhand, packte sie am Revers und verpasste ihr eine Kopfnuss, sodass ihre rechte Augenbraue platzte. Ob sie es nun absichtlich tat oder nicht war egal aber Juliette zog eines ihrer Knie an und traf ihn dabei dort wo es einem Mann besonders weh tat. Er stöhnte schmerzerfüllt auf und sein Griff verlor an Kraft, Juliette nutzte den Moment um mit einem kräftigen Schlag gegen seine aufgeplatzte Wange sich von ihm zu befreien.
Yanis fiel nach hinten auf den Rücken und war dabei sich aufzurichten als er einen Stiefel in die Rippen bekam. Erneut fiel er auf den Rücken, drehte sich dann auf die Seite und zwang sich seine Augen zu öffnen. Den nächsten Tritt Juliettes sah er kommen. Er blockte den Tritt mit den Unterarmen und trat nun selbst nach Knie des Standbeins von Juliette. Er traf das Knie seitlich von innen, ein Knacken war zu hören und Juliette stöhnte auf.
Sofort war Yanis wieder auf den Beinen und rammte ihr sein Knie mit aller Macht zwischen die Beine, was auch einer Frau sehr weh tat. Juliette stöhnte schmerzerfüllt auf und sackte zusammen. Yanis, der seine Kurzschwerter bereits verloren hatte zog sein Säbel und hielt es der Frau an die Kehle.
„Es ist vorbei!“

Kaum hatte er die Worte gesprochen als er ein lautes, fereldisches „NEEEEIIIINNNNN!!“ hörte. Der Jüngling, Alrik stürmte auf ihn zu. Mit wilden, heftigen Schlägen schlug er auf Yanis ein, der wenig Mühe hatte die unerfahrenen, schlecht gezielten Schläge entweder zu blocken oder auzuweichen.
Aus den Augenwinkeln konnte Yanis erkennen wie Juliette sich langsam wieder hochkämpfte und mit Sorge Alriks Bewegungen verfolgte. Yanis ging nun dazu über das Säbel mit beiden Händen zu halten. Eine Hand am Griff, die andere am Ende der Klinge. Wie mit einer Art Stab blockte oder lenkte die Schläge des arg jungen Mannes ab. Schließlich schien die Kraft des Jungen nachzulassen. Einen letzten Schlag partierte Yanis kraftvoll sodass die Klinge des jungen Mannes weit zurück fiel, dann ließ er die Spitze seiner Klinge los nur um selbst in einer beinahe anmutigen Bewegung nach dem wehrlosen Alrik zurückzuschlagen.

Adriana-Sarunu Vedeejs
23.06.2013, 14:23
Adriana lauschte dem Verlauf des Gefechts. Mehrfach hörte sie die Schreie der Männer. Markerschütternd und schmerzerfüllt drangen einige letzte Laute an ihre Ohren. Sie zog Kasha immer näher an sich, nur um dann von einer Stoßwelle von den Füßen geholt zu werden. orientierungslos lag sie nun auf dem Boden. Adriana tastete um sich herum. Zu ihrem Missfallen fasste sie in eine widerliche Masse. Sie war noch warm und der Schleim, der sich um ihre Hand legte erinnerte in seiner Konsistenz stark an Blut. Es war Blut. Adriana fasste in die klaffende Bauchwunde eines Bauern. Angewidert zog sie die Hände wieder an sich. Plötzlich griff ihr jemand unter die Arme und versuchte sie aufzurichten. Sie wollte sich wehren, doch merkte sie rasch, dass es Kasha war, die ihr half. Sie hatte etwas mehr Glück gehabt und in der Zwischenzeit Boomer wieder vor den Karren gespannt.
Adriana spürte, wie ihre stumme Freundin sie führte und ängstlich ließ sie sie gewähren. Als sie den Wagen erreichten kletterte sie etwas unbeholfen herein. Dann kam ihr eine Idee. Eine Idee, die Kasha schon lange hatte. Das Elfenwesen griff ihr ins Gesicht und öffnete ihren Mund. Auf ihre Zunge legte sie zwei Blätter einer Pflanze, die sie unter dem Namen Teufelsbrand kannte. Sie neutralisierte jegliche Art von Geschmack und sorgten fein gemahlen für eine Taubheit, wenn man Körperstellen damit einrieb. Mit etwas Wasser und Blütenhonig vermengt, konnte die Pflanze sogar tödlich wirken, doch der Zweck, den sie nun erfüllen sollte war ein anderer. Adriana biss zu, atmete die ätherischen Dämpfe ein und verstand recht schnell, worauf Kasha hinaus wollte.
Das Klirren von zwei Phiolen drang an ihre Ohren. Es waren einfache Tränke, die sie gerne an Magier oder Giftmischer verkaufte. Kasha warf sie auf den Boden. Zusammen bildeten die beiden Flüssigkeiten einen beißenden Rauch, der schnell den kompletten Platz einhüllte, nur auf Menschen wirkte und sie hinderte ihrem morbiden Treiben weiter zu frönen. Der Rauch war aggressiv. Er griff die Atemwege an, was zu krampfhaften Hustenanfällen führte und trieb den ungeschützten Anwesenden die Tränen in die Augen. Faktisch war jeder Mensch auf diesem Platzt dem Rauch ausgesetzt und ging unweigerlich zu Boden. Lediglich auf Adriana mit den Blättern des Teufelsbrand in ihrem Mund, das Tier vor dem Karren, einige Hunde, der Dalish im Kampf und Kasha wirkte der Rauch nicht. Adriana griff nach einer Schlaufe am Gestell des Wagens, um sich festzuhalten und wartete auf die übereilte Abreise. Doch zu ihrer Verwunderung geschah dies nicht. Plötzlich spürte sie aber ein paar große Stöße am Wagen. Neben ihr lag ein Mensch, eine Frau, groß und schwer vom Husten gezeichnet. Dann wieder ein Ruck. Dieses Mal ein Mann, es war der Magier, ebenfalls mit schwerem Husten. Adriana konnte verschwommen das blaue Leuchten erkennen. Auch wenn die Blätter ihre Atemwege schützten, so konnten sie dennoch nicht den Tränenfluss unterbinden. Es folgte ein dritter schwerer Ruck, als noch eine dritte Person in den Wagen geworfen wurde und ein letzter, als sich Boomer ins Geschirr warf und das Gespann in Bewegung setzte. Der Rauch würde noch einige Zeit brauchen, ehe er sich verziehen würde. Also blieb ihnen genügend Zeit zu verschwinden und sich einen Vorsprung zu erarbeiten.

Leirâ Ven
26.06.2013, 21:37
Leirâ hatte bereits begonnen, ein stummes Gebet an Talon'Din herunter zu beten, als sich plötzlich ein schwarzer Schemen zwischen sie und ihren Gegner schob. Hinter all den bunten Lichtern und über den dumpf pochenden Schmerz in ihrer Seite hinweg brauchte sie einige Momente, ehe sie Alrik erkannte. Sie atmete ein, atmete aus. Ein Feuer brannte in ihren Rippen und eine Erkenntnis glomm in ihr auf wie ein warmes, vertrautes Licht:
Sie würde jetzt nicht sterben!
Diese Erkenntnis löste etwas in ihr aus, doch sie konnte dieses Gefühl nicht einordnen. Natürlich war da Erleichterung und ein wildes Feuer, aber auch etwas anderes, eine dunklere Empfindung...
Ein Aufschrei lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Kampfgeschehen und das Feuer gewann die Oberhand!
Nicht sterben! Nicht schaudern! Nicht wanken!
Sie blinzelte die bunten Punkte weg und kam langsam wieder zu Atem. Alrik stolperte gerade vor seinem Gegner, als eine Klinge in der Nachmittagssonne aufblitzte und Juliette sich auf den Angreifer warf. Langsam richtete die Dalish sich auf, doch das Brennen in ihren Rippen hinderte sie noch immer am Aufstehen.
Etwas warmes klebte an ihrem linken Oberarm. Es war ihr eigenes Blut, dunkelrot wie Kirschensaft. Ein Grinsen stahl sich unverhofft auf ihre Lippen. Ihr Vater hatte immer gemeint, sie hätte so dunkles Blut, weil sie in einer mondlosen Nacht geboren worden war. Aber dafür war hier kein Platz! Zischend und stöhnend stemmte sie sich in eine liegende Position. Der Schnitt war nicht tief, aber er war da.
"Leirâ. Warte...", Alrik beugte sich zu ihr herunter. Sie hätte ihm ins Gesicht schlagen können, wenn sie denn so gekonnt hätte, wie sie wollte.
"Achte... ûf den Kampf!", presste sie zwischen den Zähnen hervor.
"Aber du..."
Die Dalish blinzelte und ließ sich von ihm auf die Füße zerren. Er würde sowieso nicht aufhören bis sie stand und Juliette schien die Situation im Moment unter Kontrolle zu haben. Eben streckte sie ihren Kontrahenten mit dem Knauf ihrer Waffe nieder und eilte weiter.
Warum hat sie ihn nicht getötet?
Doch ihr blieb keine Zeit: Sie sah, wie zwei der Mantelmänner auf Rhaego zu hielten. Da sie mittlerweile auf eigenen Füßen stand hob sie den Arm, den Dolch noch immer in der Hand.
"Los! Hilf îm!", zischte sie Alrik zu.
Der Bursche schaute sie noch einen Moment mit diesen großen, so unglaublich jungen Augen. Sie winkte ab, um ihm zu versichern, dass sie alleine klar käme, dann eilte er hinfort. Die Elfe ging raschen Schrittes zu dem von Juliette Niedergeschlagenen. Ihre Seite brannte noch immer und ihr Arm kratzte wie verrückt. Der Mann regte sich schon wieder. sie hob das Schwert und lies den Knauf erneut auf dessen Schädel herunter krachen. Feind oder nicht, einen Wehrlosen würde sie niemals töten.
"chier salope pûte!" erklang plötzlich eine Stimme hinter ihr und sie sah sich einem weiteren Gegner gegenüber. Dieser war mit einem Kurzschwert und einem Dolch bewaffnet.
"Mythal, halte deine schützende Hand über mich." verließ es leise in der Alten Sprache ihre Lippen. Dann nahm sie Haltung an. Die spitze ihres Schwertes zeigte zu Boden, die Rechte mit dem Dolche hielt sie auf dem Rücken. Der Mantelmann eröffnete mit einem Oberhau zu ihrer linken Schulter.

Leirâ war in schlechter Verfassung, jeder Atemzug schmerzte und ihre Schwerthand zitterte. Dennoch hatte sie zwei Vorteile:
Sie war es gewohnt, gegen größere Widersacher und Rechtshänder zu kämpfen. Ihr Gegner war weder kleine Gegner, noch Linkshänder gewohnt. Den ersten Hieben entging sie, wich aus und parierte gleichzeitig, versuchte mit einem schnellen Schritt ihren Gegner zu überraschen, der schleuderte jedoch ihre Klinge zur Seite und setzte mit dem Dolch nach. Leirâ klemmte die kurze Klinge mit ihrem Dar'Misu ein und stieß mit dem Schwert nach ihren Feind, machte einen raschen Schritt in ihn hinein. Doch der Mantelmann drehte sich, lies sie durchlaufen und zog ein Knie hoch. Es traf ihre rechte Brust, ein deutliches Knacken erklang von ihren Rippen und sie stürzte.
Dunkel Wogen brandeten um sie herum auf und ihre Lieder wurden schwer... Und wäre es so schlecht, der Dunkelheit einfach nachzugeben? In Vergessenheit zu versinken? warum denn nicht? Ohne Klan oder Freunde in der Fremde...
Vir'Assan! Die Dalish bewegen sich, bis es nicht mehr weiter geht!
Sie rollte herum, kämpfte sich zurück ans Licht. Ihr Gegner ragte über ihr auf. Seine Klinge fuhr auf sie herab. Sie blitzte auf in der Nachmittagssonne wie die Zähne eines Wolfes. Sie hielt kein Schwert in der Hand, doch der Dolch lag direkt neben ihrer rechten Hand! Reflexartig griff sie danach und riss ihn hoch. Keine Sekunde zu früh!
Die Klinge fuhr in den Spalt der Waffe und sie musste mit beiden Händen zupacken, um dem Druck zu widerstehen. Alles Muskeln brannten, das Atmen fiel schwer und ihre Arme zitterten. Der Knauf ihrer Waffe berührte nun schon ihren Busen und im Augenwinkel sah sie eine Bewegung. Der Mann wollte mit dem Dolch zustoßen!
Ein heiserer Schrei entrang sich ihrer Kehle und sie trat mit aller verbleibenden Kraft nach de, Knie des Mannes. Der knickte ein, beide Klingen glitten an ihr vorbei als sie zur Seite rollte. Keine Zeit verlieren! Beende es!
Sie drehte sich und rammte dem Mann ihren Dolch in die Achselhöhle, durchbohrte ihm erst die Lunge, dann das Herz. Warmes, helles Blut benetzte ihre rechte Hand. Sie keuchte und zitterte. Ihre Arme wollten nicht mehr und diese Prellung pochte, als würde jemand ihre Rippen als Trommel missbrauchen.
Na los! Deine Gefährten brauchen vielleicht deine Hilfe!
Erschöpft hob sie den Blick, um sich um zu sehen. Rhaego lag am Boden und Juliette lieferte sich gerade einen wilden Schlagabtausch mit diesem Yanis. Alrik war nirgends zu sehen, und nahezu überall auf dem Platz lagen Männer mit Mänteln. Aber mehr standen noch. Und einer davon hatte eine Armbrust! Und zielte auf sie! Sie hob den Blick, schaute ihm in die Augen. Sie war zu schwach, um noch rechtzeitig aufzustehen, das wusste sie. Es war vorbei. Sie würde dem Bolzen nicht ausweichen können. Sie legte ihre Hände, Handflächen nach oben, auf ihre Schenkel und begann, zum Freund der Toten zu beten...
Da! Plötzlich ein Zischen, direkt neben ihr! Und augenblicklich senkte sich Nebel über den Platz. Leirâ riss die Augen weit auf. was war...? grauer Nebel umhüllte sie und ihr Henker begann plötzlich zu würden und zu Husten. Gift etwa? Aber alles was sie fühlte, war ein leichtes Kratzen im Hals, aber was? Wie? Wer?
Da berührte jemand ihre Schulter. Erschrocken fuhr die Jägerin herum, den Dolch schon halb erhoben und schaute in das Gesicht einer Dalish! Nein, einem Flachohr. Aber mit Vallaslin im Gesicht. Die Begleiterin der Händlerin.
"Was?", doch schon machte die Elfe Anstalten, ihr aufzuhelfen. Leirâ lies es geschehen und schob ihr Schwert in die Scheide. Die Frau musste sie stützen, der Schwindel war zurück. Ihre Helferin tippte ihr auf die Wange und winkte wild in Richtung von Rhaego. Leirâ verstand nicht.
"Was willst du?" Doch die Elfe schleppte sie nur ohne ein Wort herüber und bedeutete ihr, ihr zu helfen. Die Dalish packte an so gut sie konnte, und irgendwann landete Rhaego auf dem Karren der Händlerin.
"Warst du das? was hast du getan?", keuchte Leirâ, doch die Elfe sagte noch immer nichts, drängte nur gestikulierend zur Eile. Die Jägerin hustete. Ihr Hals war ganz rau, als hätte sie tagelang nichts getrunken. Die Elfe kletterte nun auf den Kutschbock und gab dem Schneebären die Zügel. Leirâ sah sich um: Auf dem Karren lagen neben Rhaego auch Juliette, Alrik und. Yanis. Ein schneller tritt sorgte dafür, dass der Mann mit dem Mantel hier in diesem Dorf blieb.
schon hatten sie dieses und die Rauchwolke hinter sich gelassen. Panik erfasste Leirâ, doch dann erblickte sie ihren bogen. Er lag auf Alriks Schild. Sie stöhnte erleichtert auf, dann schob sie sich nach vorn, bis hinter den Kutschbock.
"Ich bin êch dankbar,", krächzte sie, "aber dennoch môchte ich êne Erklârung. Was ist geschên? Wer sêd îr?"
Ihr blutverschmiertes Gesicht befand sich nun zwischen den ihren beiden Retterinnen.

Adriana-Sarunu Vedeejs
06.07.2013, 18:10
"Sie wird euch nicht antworten.", brachte Adriana mit tauber Zunge hervor. Der Teufelsbrand verfehlte seine Wirkung nicht. Adriana war zwar vor dem Rauch und seinen unangenehmen Folgen verschont geblieben, musste sich aber nun mit einer für mehrere Stunden anhaltende Taubheit der Zunge anfreunden.
"Sie ist stumm."
Kasha bog in einen felsigen Weg ein. Das würde es ihren Verfolgern schwerer machen, sie zu jagen, sollten sie verstanden haben, was gerade passiert war. Das Vorgebirge war steinig und der Boden nur ganz fein mit Staub bedeckt. Die ständig wehenden Winde reinigten die Wege und holten die Felsen. Adriana schlug ihren Kragen auf, verdeckte ihr Gesicht ein wenig, um gegen den Wind halbwegs geschützt zu sein.
"Das was gerade passiert ist, war der Nebel des Argwohns. Zwei Tränke für Giftmischer erzeugten ihn. Er greift nur Menschen an, d.h. wirkt nur auf Menschen. Wenn ihr euch noch immer halbwegs gut fühlt, müsst eine Elfe sein. Mein Name ist Adriana-Sarunu Vedeejs - Ich bin Händlerin - und sind Kasha und Boomer, meine Familie."
Kascha legte ihrer Freundin eine Hand auf den Arm, beruhigte sie so ein wenig.
"Und wer seid ihr?", fragte sie mit etwas Mühe, die Taubheit zu neutralisieren.

Juliette de Ludin
14.07.2013, 13:25
Lange war es her dass Juliette ein so forderndes Duell focht, lange war es auch her das sie gegen einen Gegner antrat, der ihrem Geschick nicht binnen weniger Schlagabtäusche unterlag sondern ihr gar gewachsen war.
Der Stahl ihrer Klingen sang den Gesang des Kampfes zweier herausragender Fechter. Säbel traf auf Kurzschwerter wie Wasser auf einen Felsen. Bald würde sich zeigen ob der Felsen fortgespült werden würde oder das Wasser versiegte. Sie parierte einen Schlag, er wich ihrer Riposte, ihrem Gegenangriff aus und erwiderte ihn. Angriff und Verteidigung der beiden Kontrahenten, gingen fließend ineinander über, schienen zu verschwimmen, so schnell dass das ungeschulte Auge nicht mehr mitkam.
Binnen Bruchteil von Sekunden rechnete Juliettes geschulter Verstand Bewegungen ihres Gegners und die Kraft dahinter aus, konterte und wehrte ab, schätzte Winkel und Bahn der feindlichen Klingen mit einem Können das ihren Fechtmeister stolz gemacht hätte. Ihr bewusstes Denken schaltete größtenteils ab. Sie ließ sich allein von ihrem Können und ihren Instinkten leiten die ihr schon oft die Haut gerettet hatten. Sie würden es auch ein weiteres Mal tun.

Geschickt suchte sie Schwachstellen in der Verteidigung Leclercs derweil sie die eigenen schützte. Doch schien der Stahl seiner Kurzschwerter immer zwischen dem ihres Säbels und ihm selbst zu sein, immer wenn sie meinte einen Angriffspunkt gefunden zu haben. Aber auch sie schien nie da zu sein, wo die Kurzschwerter zuschlugen.
Bald darauf jedoch verlor sich der ehrenvolle Kampfstil in harten Hieben und schmutzigen Tricks. Normalerweise schaffte es Juliette auch sich gegen einen ehrlos kämpfenden Gegner stilvoll zu behaupten, doch schnell zeigte sich dass der ehrlose Kampf genau Leclercs Kragenweite war.
Kurzeitig war Juliette vom dem plötzlichen Stilwechsel überrumpelt und war es auch nur der Bruchteil eines Herzschlages, Leclerc gereichte es doch zum Vorteil.
Die Adlige musste mehrere schmerzhafte Treffer einstecken, dem Erbauer sei Dank jedoch keine tödlichen aber hinderlichen. Sie war im folgenden Schlagabtausch zu Boden gegangen, hatte eine Kopfnuss verpasst gekommen die ihre rechte Augenbraue aufplatzen ließ sodass ihr Blut ins Auge lief. Doch auch Leclerc fiel zu Boden nachdem Juliette ihr Knie hart in seine Männlichkeit stieß und ihm einen kräftigen Schwinger gegen seine ebenfalls aufgeplatzte Wange verpasste. Sie war nicht stolz darauf, auch noch auf den Liegenden einzutreten wie eine gemeine Schlägerin, doch er ließ ihr keine Wahl und so tat sie es so fest sie nur konnte, das leise nagende Gewissen ignorierend.

Doch rasch vergalt er es ihr. Entsetzliche Schmerzen schossen durch ihr Knie nachdem er ihren nächsten Tritt mit den Armen blockte um ihr darauf seitlich von innen in ihr Knie zu treten. Das Knacken hörte Juliette deutlich und sie spürte wie sich ihr Knie verschob. Eine Unmenge Adrenalin strömte durch ihre Adern und linderte den Schmerz, doch nicht genug. Während sie noch darum kämpfte nicht einzuknicken kam er bereits wieder hoch und rammte sein Knie hart zwischen ihre Beine. Dieser Schmerz war nichts im Vergleich dazu doch er gab ihrem Gleichgewicht den Rest.
Rücklings stürzte sie in den dreckigen Boden des Dorfplatzes, die Hände auf ihr schmerzendes Knie gepresst als er sogleich schon über ihr war.

„Es ist vorbei!“, verkündete er, mit der Klinge seines Säbels an ihre Kehle. Das war es nun also. Verloren hatte Juliette, dieses Duell, doch ihre adeligen Züge, wenn gleich sie vom Schmerz gezeichnet waren, zeigte keine Regung dass sie verzweifelte oder sich ergab. Nein, sie waren von Ruhe gezeichnet, so sehr es eben ging mit schmerzenden Unterleib und vor allem Knie. Die Maske einer Adligen die ihrem Gegen nur sehr wenige Rückschlüsse über ihre Gedanken ließ ihn, nicht einmal ansah. Er war es nicht wert.
Sieger dieses Duells war er, doch war es ein unredlicher Sieg und bei dem durch ihre Adern rauschenden Adrenalins feuerte es ihre Wut nur noch mehr an, so sehr das ihre Selbsterhaltungstriebe verstummten und der Schmerz weggewaschen wurde. Lieber wollte sie sterben als diesem nieder geborenen Bastard einen Triumpf zu gönnen. Es würde sie ohnehin niemand vermissen und eine scharfe Klinge hatte sie bereits an der Kehle. Heute würde sie vor den Erbauer treten.

Doch ehe sie etwas tun konnte, kam Alrik schreiend herbeigeilt und warf sich gegen den Orlaisiern und trieb ihn tatsächlich mit dem Mut eines Verzweifelten zurück. Doch Juliette konnte die Unbeholfenheit seiner Angriffe sehen, seine schlechte voraussehbare Technik erkennen und die Mühelosigkeit Leclercs sich zu verteidigen. Nicht lange und Alrik würde unterliegen und Leclerc war bei weitem nicht so sanft wie Juliette. Er wäre sicher skrupel- und haltlos genug einen schwächeren Gegner zu töten. Ein weiterer würde also sterben müssen, wegen ihr. Doch dieses Mal weil er ihr hatte helfen wollen. Das würde sie, beim Erbauer verflucht, nicht zulassen.
Hastig versuchte Juliette aufzustehen während die beiden ihren ungleichen Kampf fochten doch entlohnte sie ihre Eile mit Schmerzen. Kaum versuchte sie sich auf ihr verletztes Knie zu stützen knickte es ein und sie ging keuchend wieder zu Boden und musste in ohnmächtiger Wut mitansehen wie Leclerc das Schwert des Burschen weit zurück warf und kurz davor stand seinem Leben ein Ende zu setzen.

Doch plötzlich klirrte es. Es klang wie zerbrechendes Glas und auf einmal hüllte sich der ganzen Platz mit einem beißenden, stechenden Rauch. Hexerei!, dachte sie sich nur noch während sie sich unter Mühen versuchte vorwärts zu schleppen ohne zu wissen wohin.

Was danach passierte bekam die schwer hustende Juliette nicht mehr mit. Ihre tränenden Augen musste sie vor dem stechenden Rauch schließen und der Rauch brannte in ihrem Hals. Plötzlich fand sie sich dann selbst auf einem hölzernen Untergrund. Scheinbar hatte ihr irgendwer geholfen dorthin zu kommen, doch wer es auch war, er hatte kein Wort zu ihr gesprochen.
Nur wenige Herzschläge später fing der Untergrund an sich rumpelnd zu bewegen. Offensichtlich war es ein Wagen, ein Karren oder etwas ähnliches auf dem sie lag und er entfernte sich schnell. Sie hörte wie Leirâ sich mit einer Stimme unterhielt die ihr nicht bekannt vorkam. Eine Stimme die etwas seltsam dumpf klang.
"Und wer seid ihr?", fragte die Stimme schließlich.
Auch wenn die Söldnerin noch mit der Wirkung des seltsamen Rauches kämpfte, gingen ihre Sinne bei dieser Frage, jetzt da sie wieder gejagt wurde, in Alarmstellung. Sie wollte nicht das ihr echter Name fiel.
„Abenteurer.“, kam es eine Spur zu bitter von ihren zerkratzten Lippen als sie sich sitzend an den Wagen anlehnte. „Vom Pesch verfolgte Abenteurer.“

Leirâ Ven
18.07.2013, 23:51
"Sie wird euch nicht antworten. Sie ist stumm."
Antwortete die braunhaarige Shem-Frau mit belegter Stimme. Es war seltsam, sie sprechen zu hören. Jedes Wort schien sich zäh wie ein Schnecke über ihre Lippen zu schieben. Leirâ zuckte erschöpft mit den Schultern. Dann wendete der Wagen und die Dalish verlor das Gleichgewicht, fiel hin und grunzte, als sie auf dem Schnitt an ihrem Arm landete.
"Mythal und Dirthamen.", murmelte sie, als sie sich wieder an der Lehne des Kutschbockes emporzog. Es ging bergauf, die Straße wurde felsiger und anstellte des dichten Waldes, durch den sie die letzten zwei tage gewandert waren standen nun noch lichte Wälder zwischen Grasebenen, durch die der Wind grüne Wellen trieb. Leirâ hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Sie legte behutsam die rechte Hand auf den schnitt. Er pochte, war aber nicht weiter schlimm. Viel schlimmer war die altbekannte Pein in den Rippen.
Die Shemlin schlug ihren Kragen hoch und erklärte ihr die Wirkungsweise des Giftes. Die Jägerin nickte nur, ihr Blick hing an dem mit Vallaslin gezeichneten Flachohr. Und glitt zu dem Schneebären, der den Karren zog.
Andruil, dieses stolze Geschöpf als Lasttier? Sie hatte nie verstanden, wie die Shem Tiere hielten. Es erschien ihr so... unwürdig. Und gefährlich, wenn sie an den Gänsestall in der Herberge zurückdachte.
"Abenteurer.", vernahm sie eine wohlbekannte Stimme. „Vom Pesch verfolgte Abenteurer.“ Juliettes Stimme klang heiser und rau, ständig von Hustanfällen unterbrochen. Leirâ sah, wie die Frau nickte. Hatte sie eine Frage gestellt?
"Ich bin in der Tat eine Jâgerin des Volkes.", ging Leirâ auf die letzte Bemerkung ein, die sie mitbekommen hatte. Auch ihr Hals war rau, aber nicht weiter tragisch. "Andaran atish’an. Ar Dar Leirâ Ven, vom Klan der Klingen des Langen Weges." Sie lies sich rücklings gegen die Lehne sinken und durchatmen. Der Schmerz erinnerte sie mit jedem Atemzug daran, dass sie verletzt war und auch ihr Arm zitterte. zu ihren Füßen lag Juliette, die noch immer hustete und keuchte, neben ihr Rhaego. Der Magie prustete nur in unregelmäßigen Abständen mit tränenden Augen, während Alrik gefährlich nah an der Kante lag und sich zusammengerollt hatte. Alles, was sie von ihm hörte waren undeutliche, erstickte Laute.
"Warum habt îr uns geholfen?", fragte die Jägerin atemlos.

Yanis Leclerc
29.07.2013, 23:30
Ein helles Rauschen erfasste den ganzen Dorfplatz und mit ihm kam ein beißender Rauch. Explosionsartig breitete sich der ätzende Nebel aus und kam ebenso plötzlich.
Yanis wurde völlig überrascht aber seine Bewegung war nicht mehr aufzuhalten. Zwar konnte er den Jüngling nicht mehr sehen doch er spürte wie seine Klinge Kleidung, Haut und Fleisch durchtrennte.

Wie stark er den Mann verletzt hatte konnte er nicht erkennen. Instinktiv verschob er sich einige Schritt zur Seite, ging in die Knie und presste sich sein Halstuch auf Mund und Nase während er versuchte ruhig zu bleiben und möglichst flach zu atmen. Er zwang sich seine Augen offen zu lassen, verließ sich aber nun vermehrt auf sein geschultes Gehör.
Die Klinge bereit, parallel zum Körper haltend versuchte er versuchte er herauszufinden was vor sich ging. Seine Augen brannten wie Feuer und Tränen rannen sein Gesicht entlang. Seine Nase brannte genauso während Rotz und Wasser in sein Halstuch lief. Das Kratzen im Hals war ebenfalls schlimm aber noch am erträglichsten.
Irgendwas geschah neben ihm in unmittelbarer Nähe. Yanis zwang sich auf die Beine und ging langsam und vorsichtig los. Stöße drangen an sein Ohr. Als ob man schwere Säcke auf einen Wagen warf.

Die Händlerin! schoss es ihm durch den Kopf und er beschleunigte seinen Schritt.

Plötzlich fuhr der Wagen los. Yanis hätte ihn noch weiter vor sich vermutet doch fast unmittelbar neben ihm donnerte der Wagen der Händlerin los. Der Bär schälte sich aus dem Nebel und zog den Wagen in einer leichten Kurve knapp an ihm vorbei. Yanis war noch so verwirrt das er den Wagen zu spät realisierte. Im letzten Moment drehte sich der Jäger noch um. Mit Karacho wurde er Seite des Wagens erwischt. Instinktiv krallte er sich fest wo er konnte. Er bekam den Wagen überraschend gut zu fassen. Das Brennen in der Lunge ignorierend kämpfte er sich weiter hoch, schaffte es mit Mühe seinen Oberkörper auf den Wagen zu hieven ohne sein Säbel loslassen zu müssen.

Seine Hände fanden gerade so ausreichend halt, als sich eine Gestalt aus dem Nebel schälte. Die Elfe war ebenfalls auf dem Wagen. Kurz trafen sich ihre Blicke, dann bekam Yanis auch schon den kleinen aber kräftigen Fuß des Klingenohrs ins Gesicht.
Yanis verlor den erbärmlichen Halt und Rutschte runter vom Wagen in den Dreck. Er rotierte mehrmals bis er auf dem Bauch liegen blieb und dem Wagen der Händlerin hinterher sah wie er in der Wildnis verschwand.

Einige Zeit später war vom beißenden Rauch nichts mehr zu sehen. Yanis Augen und Nase brannten zwar noch aber er konnte schon wieder normal Luft holen und sprechen.
Die Hände in die Hüften gestemmt sah er auf einen schwarzen Haufen stinkender Schlacke, Robert. Verbranntes Menschenfleisch hatte ein ganz eigenes, ekelhaftes Aroma. Ein Aroma das man nie wieder vergaß. Yanis rümpfte die Nase und sah zur Seite.
Beinahe friedlich sah Julien aus. Der 25 jährige Bursche hatte inzwischen eine eher graue Hautfarbe eingenommen. Deutlich konnte man sehen wo der tödliche Stich gesessen hatte. Er nahm seinen Hut ab und rieb sich durch die schweißnassen Haare. Sein Blick ging zu seinen verbliebenden Männern. Einer konnte nicht mehr gehen dem Rest ging es bis auf ein paar Kratzer und Beulen gut.

Ein Groß seiner Männer hatte eine Rundumsicherung eingenommen. Sie würden hier nicht mehr lang bleiben können, nicht wenn sie ein weiteres Blutvergießen mit den hiesigen Bauern vermeiden wollten. Er blickt in die Richtung in die Juliette entkommen ist. , er ballt die Fäuste so fest, dass es schmerzt. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals als er versucht diese Wut und Frustration in sich wieder unter Kontrolle zu bringen.

„Yanis?“
Yanis drehte sich zu drei seiner Männer um die ihm am nächsten Standen.
„Wie geht’s weiter?“ fragte Grangé
Für ein Moment zog ein bitteres Schmunzeln über Yanis Gesicht und er ließ zu, dass er sich erinnerte

[I]
In dieser Nacht regnete es wie aus Eimern in Val Royeaux. Yanis steht im Hof eines Handelskontors von de Ludin. Der Dreck knirscht auf den Pflasterseinen unter seinen Stiefeln. Vor ihm stehen mehr als zwanzig Männer. De Ludins Männer. Seine Männer. Yanis kennt alle persönlich, den einen besser, den anderen weniger. Es sind gute und erfahrene Männer, wenn es anders wäre, wären sie nicht hier und jeder von ihnen spricht fereldisch.

Im schwachen Laternenlicht das sich auf den Nassen Steinen spiegelt sieht Yanis in die Gesichter der Männer, die unter den Dreispitzen und hinter den hohen Krägen ihre Mäntel kaum zu erkennen sind. Lediglich die Augen scheinen im Zwielicht zu leuchten.

„Ich brauche 9 Mann!“ beginnt Yanis
„9 Männer die mit mir nach Ferelden gehen um Juliette zu finden und zurückzubringen, koste es was es wolle!“ Er lässt die Worte kurz wirken.
„In Ferelden sind wir auf uns gestellt. Niemand wird uns zu Hilfe kommen. Niemand wird dort auf uns warten. Stattdessen wird man uns selbst jagen und nachstellen. Man wird uns Steine in den Weg legen und uns bei jeder Gelegenheit das Leben schwer machen. In Ferelden sind wir nichts und genauso ist unser Leben dort nichts wert.
Wir haben dort nur eine einzige Aufgabe:
Juliette lebendig und unverletzt zurückzubringen. Wir werden jedes Waldstück, jedes Haus, jedes Lager, jeden Bauernhof, jeden Hühnerstall, jeden Schuppen und jedes Astloch in diesem Land nach Juliette durchsuchen. Wenn wir dafür stehlen müssen, stehlen wir. Wenn wir dafür erpressen, bestechen oder drohen müssen, werden wir das tun und wenn es notwendig ist dann Töten wir auch und wir werden uns durch nichts aufhalten lassen!
Wir werden Juliette finden egal ob es Wochen, Monate oder Jahre dauert. Welche Gefahren uns dort erwarten, muss ich euch nicht sagen und dass diese Reise für den ein oder anderen ohne Wiederkehr ist auch.
Wenn wir es schaffen Juliette zurückzubringen, lebendig und unverletzt, muss keiner dieser 9 Mann sich Sorgen um seine Zukunft machen, denn sie haben ausgesorgt!“
Während Yanis zu den Männern spricht lauschen diese schweigsam seinen Worten und sehen ihm zu wie er dabei an den Männern vorbeigeht und Blickkontakt mit allen sucht. Yanis entfernt sich ein Stück.
„Ich brauche 9 Mann!“
Jean, Christophé und Grangé, seine engsten Vertrauten, treten ohne zu zögern einige Schritt vor. Etwas zaghafter folgen einige weitere, dann noch ein paar. Schließlich sind von den mehr als zwanzig Männern 14 vorgetreten. Zufrieden nickt der Schwarze Mann und entlässt die Unwilligen mit einem Kopfnicken.
Yanis sortiert aus.
Er orientiert sich dabei an alter, Geschick, Vertrauenswürdigkeit und Charakter. Er steht vor Robert und Julien. Yanis zögert. Entschließt sich aber dann doch die beiden mitzunehmen.
Er hat seine 9 Mann.
„Morgen Mittag wieder hier. Wir reisen schnell und leicht. Nehmt nur mit was ihr wirklich braucht!“

Yanis sieht in die Erwartungsvollen Augen von Grangé, er winkt Jean und Christophé heran.
„Aubert kann nicht mehr gehen. Arthur und Ethan begleiten ihn nach West Hill. Aubert soll sich dort kurieren und wenn er wieder bereit ist dort auf uns warten!“ Yanis zeigt mit seinem Messer auf seiner Karte während er spricht.
„Sie sollen auch Julien mitnehmen und dort irgendwo begraben oder verbrennen, bei ‚Robert gibt’s nichts mehr was man begraben könnte.
Der Rest füllt hier so schnell wie möglich überschlagend seine Vorräte auf, dann müssen wir schnell Distanz zwischen uns und diesem Ort bringen bevor diese Bauern den Mut aufbringen erneut auf uns loszugehen.
Wir Rasten dann hier in diesem Bereich und versuchen dann wieder Juliettes Fährte aufzunehmen. Versucht auch Karten von der Gegend hier zu finden!“
Seine Männer nicken und verteilen die Aufträge an die übrigen. Schon bald arbeiten seine Männer. Wenn sie beschäftigt sind hält sie das vom Nachdenken ab!

„Was ist mit ihm?“ fragt einer seiner Männer und zeigt dabei auf den behinderten Schankwirt der auf dem Boden kauert und die Klinge des Orlaisers am Hals spürt.
Yanis geht auf den Mann zu
„Sagt mir, kennt i’r irgendwelsche Abkürsungen oder unbekannte Pässe die von `ier nach Orsammer fü’ren die man mit einem Wagen oder mit Pferden nutsen kann?“
Der alte Schankwirt spuckt ihm vor die Füße „Dir sag ich gar nichts!“
Yanis Mundwinkel gehen ganz leicht nach oben als er das hört.
Mit einmal packt er den Fettsack an den Ohren, reißt ihn auf die Füße und zieht den überraschten Mann hinter sich her. Er zieht den Schankwirt vorbei an einigen verängstigten Bauern
„Ich sage nichts, ich sage nichts…… das habe ich schon so oft gehört!“ murmelt Yanis wütend vor sich hin. Juliette und der Schankwirt hatten es geschafft Yanis wirklich zornig zu machen.
Er zieht den Mann in ein leeres Geschäft hinein und schmettert ihn gegen die Einrichtung. Mit einem Krachen schlägt Yanis die Tür hinter sich zu. Yanis war zornig und der Wirt würde dies nun zu spüren bekommen!

Rhaego Alcaryen
06.08.2013, 11:03
Ehe Rhaego erleichtert ausatmen konnte, weil Juliette sich wie ein Wirbelsturm auf die zwei Männer stürzte, die ihn angreifen wollten, traf ihn ein wuchtiger Schlag in die Kniekehlen. Stöhnend fiel er auf die Knie, außerstande seinen Sturz aufzuhalten. Schmerz schoss durch seine Beine, mehr als er sich je vorgestellt hatte. Plötzlich legte sich eine Hand um seinen Hals, eine weitere fasste nach seinem Hinterkopf. Rhaego griff verzweifelt nach dem Arm, versuchte ihn wegzuzerren, doch sein Angreifer schien es nicht einmal zu bemerken. Er spürte, wie sich die Muskeln anspannten, und wusste, dass dies nun das Ende war. Panische Angst flutete durch ihn hindurch und löschte jeden Gedanken aus, bis auf einen: Er wollte noch nicht sterben! Er hätte geschrien, wenn er die Luft dazu gehabt hätte, doch seine Lungen schienen ihm nicht mehr gehorchen zu wollen.
Ein Lichtblitz zuckte an ihm vorbei. Juliettes Säbel! Der Griff um Rhaego löste sich, doch ein letzter Tritt in seinen Rücken sandte ihn mit dem Gesicht voraus in den Staub. Zitternd versuchte er wieder zu Atem zu kommen. Schließlich richtete er sich langsam wieder auf, den Lärm des Gefechts in den Ohren.
Neben ihm erklang ein Klirren und Rauch stieg auf. Rhaego versuchte schwer atmend, einen Schild dagegen zu wirken, doch ehe er eine Verbindung zum Nichts aufgebaut hatte, hatte der Rauch ihn schon erreicht. Er wollte den Atem anhalten, doch es war zu spät: Ein Teil des Qualms hatte seine Atemwege erreicht. Es fühlte sich an, als würde seine Lunge verätzt. Hustend fiel er wieder nach vorne auf alle viere, atmete dadurch jedoch nur noch mehr Rauch ein. Ein dichter Tränenschleier verdeckte seine Sicht. Er verlor die Kontrolle über seine Arme und stürzte erneut zu Boden. Innerhalb von Augenblicken bestand seine Welt lediglich aus dem Brennen in seinem Rachen, seiner Lunge und seinen Augen.
Halb bewusstlos spürte er noch einen gewaltigen Ruck, als er irgendwo aufprallte und ein gleichmäßiges Schaukeln unter ihm.
Schließlich erreichte wieder klare Luft seine Lungen, doch noch immer konnte er nicht aufhören zu husten. Seine Sinne kehrten langsam wieder zurück und er hörte, wie die Händlerin die Ursache des Rauches erklärte. Hustend versuchte er, die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen. Schließlich schaffte er es, die Augen zu öffnen, während Juliette mühsam hervorbrachte: „Abenteurer. Vom Pesch verfolgte Abenteurer.“
Rhaego sah nur Schemen über sich, durch einen dichten Tränenschleier verzerrt. Während sich seine Sicht langsam, ganz langsam unter wildem Blinzeln klärte, fragte Leirâ: „Warum habt îr uns geholfen?"
Das würde mich auch mal interessieren, dachte Rhaego. Doch ehe die Händlerin antworten konnte, bewegte sich etwas neben ihm, dem Stöhnen und Keuchen zufolge Alrik. Rhaegos Augen waren mittlerweile wieder frei genug, um erkennen zu können, wie der Bursche sich langsam aufrichtete, dann das Gleichgewicht verlor und beinahe über die Kannte des Wagens gekippt wäre. Lediglich Leirâs vorschnellender Arm, der ihn an seinem Hemd wieder nach vorne zog, bewahrte ihn davor.
„Bei Andraste!“, keuchte Alrik, seine Worte fast unverständlich, weil sie durch viel Husten unterbrochen wurden. „Was war denn das?“
Etwas, worauf jeder Alchemist im Turm begierig wäre. Zumindest ist das der Beweis, dass ihre Künste tatsächlich nicht völlig nutzlos sind.
Er überließ es den anderen, Alrik erneut über das Teufelszeug aufzuklären – scheinbar hatte er die Erläuterungen der Händlerin nicht mitbekommen – während er selbst sich langsam aufrichtete. Er zog sich am Rand des Wagens hoch und lehnte sich schließlich in einer halbsitzenden Position dagegen. Die Händlerin drehte kurz den Kopf und musterte ihn aus blinden Augen, fast als ob sie ihn sehen könnte. Nun, sie schien sehr gut mit ihrer Blindheit auszukommen, wahrscheinlich hatte sie lediglich seine Bewegungen gehört. Doch der Ausdruck, der eine Sekunde lang über ihr Gesicht huschte, als sie ihn ansah, gefiel ihm nicht. Wie ein Falke, dachte er. Und er war die Maus. So ähnlich hatten ihn die Templer immer angesehen. Nein, das gefiel ihm ganz und gar nicht.
„Wiese habt Ihr uns geholfen?“, wiederholte er Leirâs Frage, da die Händlerin nach Alriks Unterbrechung sich scheinbar nicht mehr daran erinnerte. Wobei es passender wäre, seine Worte als Krächzen zu beschreiben. Licht, wie seine Kehle brannte.

Adriana-Sarunu Vedeejs
11.08.2013, 15:31
Adriana schwieg sich aus. Sie wollte, genauer gesagt sie konnte diese Frage nicht beantworten. Sie war in diesem Spiel nun mehr oder weniger unfreiwillig gefangen. Das einzige was sie wollte, war Profit. Irgendwie muss ja sein Geld verdienen. Sie hatte gedacht, dass sie mit den Informationen hätte irgendwie ein paar Silber abstauben können, aber der Versuch ging nach hinten los. Das sie der Gruppe in dem Dorf begegnet war, war mehr Zufall als geplant. Adriana versuchte sich einen Plan darzulegen.
Erst als der Magier sie nochmals eindringlicher danach fragte, fühlte sie sich, wenn auch nur ansatzweise, im Stande zu antworten.
"Hätten wir den Kampf nicht beendet, würden Kasha, Boomer und ich wohl nun mit dem Gesicht voran im Matsch liegen. Das und die Tatsache, dass Kasha eine sehr gute Menschenkenntnis besitzt, zwang uns förmlich dazu einzugreifen."
Man merkte ihr die Sorge an, die in ihrer Stimmer mitschwang. Die Ungewissheit, was sie nun in Orzamar erwartete war einfach zu groß.
"Darf ich fragen, was ihr nun vor habt?"

Juliette de Ludin
17.08.2013, 23:06
„So Leid es tut. Ihr dürft nischt.“, antwortete Juliette schnell und entschieden bevor ein andres Mitglied der Gruppe etwas ausplaudern konnte. Alrik hatte schon den Mund aufgemacht. Gereizt durch den beißenden Rauch klang Juliettes Stimme rau und kratzig, abweisender als sie hatte eigentlich klingen wollen.

Aber nichtsdestotrotz würde die Adlige es nicht zulassen dass diese Adrianna davon erfuhr wohin sie zu reisen gedachten. Nicht jetzt, mit Leclerc an den Fersen. So weit käme es noch das sie ihren Verfolgern die Arbeit erleichterten indem sie Spuren hinterließen.
„Beim Erbauer!“, meinte Alrik schnaufend mit genauso kratziger Stimme. Er hatte sich an die Wand des Wagens gelehnt und hustete. „Wer waren die? Was…Au?“
Bevor er die Frage vor der es Juliette schauderte aussprechen konnte, griff er sich mehr überrascht als schmerzerfüllt an seine Seite. Als er die Hand wieder hob war sie blutig.
„Er ist verwundet!“, stieß die Söldnerin alarmiert aus und rutschte rasch zu ihm rüber. Ihre Sorge darüber verfolgt zu werden und keine Spuren zu hinterlassen, trat nun deutlich hinter die Sorge um ihren Gefährten. So sanft wie möglich nahm sie seine Hand die er erneut auf die Stelle pressen wollte wieder fort. Deutlich konnte sie die Wunde zwischen den zerschnittenen Stoffen seines Wamses sehen. Sie erforderte sofortige Aufmerksamkeit.

„Versuscht eusch nischt zu bewegen und bleibt ru`ig!“, wies die neben ihm kniende an und blickte sich rasch in Richtung des Kutschbockes um. Unsanft rumpelte der Wagen über den unebenen Boden und setzte seinen Insassen so manchen Ruck und Stoß aus. „Wir müssen an`alten!“
Schnell wandte sie sich wieder dem Burschen zu als sie seine Versuche etwas zu sagen vernahm. Es war kaum mehr als ein Husten das er zustande brachte, dank des Rauches und seiner Verletzung. Seine Lieder fingen an zu flattern und er sackte immer mehr in sich zusammen.
„Neinneinnein! Bleibt bei mir! Konzentriert eusch auf meine Stimme!“, forderte sie immer besorgter. Doch es half nichts. Alrik driftete immer mehr ab und wäre beinahe wie Sack Kartoffeln zur Seite umgekippt hätte Juliette ihn nicht aufgefangen. Sehr zu ihrer Erleichterung atmete er jedoch noch.

Als der Wagen endlich hielt legte Juliette ihn auf den Rücken um seine Verletzung zu beurteilen. Nachdem sie ihn seines Wamses entledigt hatte verband sie rasch seine Wunde nachdem sie sie untersucht und soweit es ging gereinigt hatte. Der Prophetin sei Dank, war die Wunde nicht lebensbedrohlich. Es lag zwar auch am Blutverlust aber es war hauptsächlich der Feind aller Krieger gewesen der dafür sorgte das Alrik ohmnächtig wurde: Erschöpfung.
Hilfe von ihren Gefährten lehnte sie von nun an ab. Es war schließlich nichts womit sie nicht fertig wurde und beruhigte die Hilfeanbietenden das er es überstehen würde.
Nachdem sie sich dessen sicher war folgte sie weiterhin ihren Kenntnissen in erster Hilfe, die sie sich in Jahren des Söldnerdaseins zwangsläufig angelernt hatte, indem sie ihn seitlich stabil hinlegte. Dabei achtete sie unter anderem darauf das der Mund des Fereldaners frei war, sodass die Atemwege frei blieben.

Jetzt hieß es abwarten. Abwarten und über den Schlaf dessen wachen der ihr das Leben gerettet hatte, bis er aufwachte.
Sie blickte Alrik in das jugendliche, stoppelige Gesicht und fragte sich ob sie das überhaupt verdient hatte dass man ihr das Leben gerettet hatte. War sie doch der Grund für die Gefahr in der die Gruppe nun schwebte, verfolgt von den Schergen ihres Vaters. War sie doch der Grund dafür das gleich mehrere Leben bedauernswert und gewaltsam endeten. Nicht direkt durch ihre Hand. Durch die Hände ihrer Häscher, doch war sie der einzige Grund warum die Häscher überhaupt hier waren.
Nagende Schuldgefühle stiegen in ihr auf wenn die Gedanken der heute Gefallenen ihren Verstand passierten. Sie war vielleicht nicht die Mörderin, aber sie war mitschuldig. Die Gesichter der Toten würden sich in ihren Verstand brennen und sie von nun an verfolgen, so wie all die anderen. Vorwurfsvoll, anklagend und unerbittlich.

Die Betroffenheit und ihre Schuldgefühle zeichneten sich immer mehr in ihren adeligen Zügen ab, während sie mit gesenkten Haupt, scheinbar immer noch auf den Ohnmächtigen starrte, doch blickte sie eher durch ihn hindurch.

Besonders das Gesicht einer der heute gestorbenen brannte sich besonders in ihr Gedächtnis und das obwohl sie sich nicht sicher war warum. Es war das Gesicht des Armbrustschützens der einen fürchterlichen Feuertod sterben musste. Sie kannte seinen Namen nicht. Aber irgendwie kam er ihr bekannt vor. Irgendwie kamen ihr die Augen die sie über die Zielvorrichtung der Armbrust angeblickt hatten bekannt vor. Doch es wollte und wollte ihr nicht einfallen und sie kam auch nicht dazu diesen Gedanken weiterzuführen.
Ein Mitglied ihrer Gruppe sprach sie an. Augenblicklich versuchte sie ernst und gefasst zu blicken, doch vielleicht fiel ihrem Gegenüber doch noch dieser kurze Moment auf, indem man die Trauer und die Last der Schuld in Juliettes Gesicht hatte sehen können.

Leirâ Ven
19.08.2013, 15:39
Adrianna, wie sich die Shem-Frau vorgestellt hatte, blieb Leirâ zunächst eine Antwort schuldig. Das war aber auch nicht weiter von belang, denn zunächst musste die Dalish Alrik davor bewahren, nicht von dem Karren zu stürzen. Sie bekam ihn gerade noch mit der rechten Hand am arm zu packen, einen Herzschlag lang hingen sie in der Schwebe, die kleine Elfe zu schwach um den Burschen zurückzuziehen, Schmerzen zuckten durch ihren Arm und Brustkorb, ehe sie wieder zurückfielen und auf Stroh landeten. Arlik stöhne, Leirâ grunzte. Sie lag nur da, atmete in kurzen Stößen. Sie würde ihren Bogen für eine Rast und eine warme Mahlzeit geben. In ihrem Magen rumorte es. Dann erweckte eine Bewegung neben ihr ihre Aufmerksamkeit, Rhaego rutschte hin und wiederholte krächzend ihre Frage, warum die Fremden ihnen geholfen hatten.
Es dauerte lange, ehe Adrianna endlich antwortete:
"Hätten wir den Kampf nicht beendet, würden Kasha, Boomer und ich wohl nun mit dem Gesicht voran im Matsch liegen. Das und die Tatsache, dass Kasha eine sehr gute Menschenkenntnis besitzt, zwang uns förmlich dazu einzugreifen. Darf ich fragen, was ihr nun vor habt?"
Ihre Stimme hatten einen seltsamen klang, die Worte kamen ihr zögerlich nur über die Lippen. Und Leirâ wurde das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckte. Schließlich hatte sie sich in dem Dôrf eine Weile mit der Dalish Gefährten unterhalten, ehe die Jägerin dazu gestoßen war. Und dann war da noch das Gespräch zwischen Juliette und diesem Yanis gewesen, den sie, wie ihr nun schmerzlich bewusst wurde, zu der Gruppe geführt haben musste.
"Dreck!", fluchte sie leise vor sich hin und wollte sich gerade Juliette zuwenden, als diese plötzlich in Bewegung geriet:
„Er ist verwundet!“, rief die Kämpferin aus und stürzte sich förmlich auf Alrik. Leriâ irritierte Blick folgte ihr, dann glitt sie zu ihrer rechten Hand hinab. Und tatsächlich: auf ihrer Armschiene klebte Blut. Blut, das vorher nicht da gewesen war. Und Alrik hielt sich die Seite. Wieso war ihr das nicht zuvor aufgefallen? SO saß sie nur schweigend bei, wie Juliette Alriks Wunden notdürftig versorgte, ehe der Wagen endlich anhielt und sie ihn entkleidete. Da kroch die Dalish herüber und bettete Alrik Kopf in ihren Schoß.
"Was geschieht mit mir... muss ich jetzt... sterben?" fragte dieser mit schwächer werdender Stimme. Leirâ brachte ein Lächeln zustande und schüttelte sacht den Kopf.
"Nên. Du bist nur erschôpft. Schlaf." Seine Lieder flatterten, langsam driftete er davon und Leirâ fragte sich, ob er wohl zum ersten Mal ernsthaft verwundet worden war.Aber was Juleitte da tat sah fachkundig und nicht weiter gefährlich aus. Dann fanden der Jägerin Augen den Blick der Kämpferin. Es fiel der Dalish noch immer sehr schwer, die Empfindungen der Shemlen zu lesen, doch diesen Ausdruck in ihren Augen kannte sie. Sie selbst hatte ihn gehabt, als sie das erste Mal getötet hatte. Und auch die jüngeren Jäger, die nach ihr gekommen waren hatten diesen Ausdruck gehabt. Vorsichtig legte sie Alriks Kopf neben isch auf das Stroh in dem Karren, machte eine vorsichtige Bewegung auf Juliette zu. Und dann, ganz langsam, legte sie die Hand auf die Schulter der Gefährtin. Was hatte Vater damals zu ihr gesagt?
"Du bist unschuldig. Wir kêmpfen um zu ûberleben. Wir tôten, um zu ûberleben. Die Hahren verstehen, die Schôpfer verstehen. Sî haben uns so geschaffen. alles, was lebt, tôtet, um zu leben. Es ist der Lûf der Schôpfung." Sie saß nun so nah bei Juliette, dass sie sie beinah umarmte.

Juliette de Ludin
19.08.2013, 23:55
Leirâs Augen waren groß, sanft und blau wie ein sonniger Frühlingstag und blickten, diesmal war sich Juliette sogar fast sicher, anteilnehmend zu ihr. Juliette konnte fast schon ihr Spiegelbild in den dunklen Pupillen der Dalish erkennen. Das Spiegelbild einer Schuldigen, einer Mörderin. War sie des Mitgefühls ihrer Gefährtin überhaupt wert?
Verzweifelt versuchte Juliette gefasst in die Augen der Dalish zu blicken, ihre Maske aufrecht zu erhalten und ihre durchgehenden Emotionen darunter wegzusperren wie sie es schon oft getan hatte. Doch ihre Gefühle rumorten. All ihre Schuldgefühle, ihre Reue und ihr Gram den sie sonst unter endlosen Gebeten begrub, runterschluckte oder in Alkohol ertränkte. Sie waren alle da und waren nie verschwunden. Bloß aufgestaut, bis zu dem Moment indem sie gebündelt wieder hochkamen. So wie jetzt.
Sie versuchte noch immer ihre Gefühle niederzukämpfen doch spätestens bei der tröstlich gemeinten Berührung der Elfe zogen sich tiefe Risse durch ihre Maske.

„Isch bin schuldig.“, brach sie mit zitternder Stimme und feuchten Augen hervor. Auch Leclercs Gerede über kindische Sturheit hatte mehr Spuren hinterlassen als sie ihm preisgegeben hatte. Tatsächlich hatte er nichts gesagt das sie sich nicht selbst schon vorgeworfen hatte nur hatten die Worte ausgesprochen von jemand anderem nie verheilte Wunden neu aufgerissen. „Jeder der `eute starb, starb wegen mir.“

Ein letzter Rest Stolz aber auch Vorsicht der noch nicht durch die Last ihrer Schuldgefühle fortgespült worden war ließ sie ein Schluchzen mehr schlecht als recht unterdrücken, ebenso wie es die Tränen die sich so langsam ansammelten zurückhielt. Doch war dieser letzte Rest Stolz und Vorsicht gefährlich nah daran nun voll und ganz fortgespült zu werden.
„Es `ätte nischt gesche`en dürfen. Es `ätte nicht so weit kommen dürfen.“

Ein Teil von ihr sehnte sich nun tatsächlich nach Nähe, doch das Misstrauen das sich durch all die Jahre tief in ihre Seele gebrannt hatte würde es nie zulassen hierfür den ersten Schritt zu machen. So bliebt sie weiterhin starr neben der Dalish sitzen, beinahe schon beschämt zu Boden blickend.

Leirâ Ven
20.08.2013, 13:15
Das erste Mal, seit Leirâ Juliette kennen gelernt hatte, empfand sie etwas tieferes für die Kämpferin, wie sie da zu schluchzen begann. Sie erinnerte sie zu sehr an sich selbst, nach ihrem ersten getöteten Shemlen. Sie hatte zwölf Winter gezählt. Und tief in ihrer Brust entsprang das Bedürfnis, die Menschenfrau zu umarmen, doch etwas hielt sie zurück. Juliettes in sich gekehrte Haltung, die Blicke der Anderen, das Blut der Elvenhahn in ihren Adern. Sie blieb sie dort sitzen, nahe bei ihrer Gefährtin und lies nur ihre Hand auf deren Schulter liegen.
"Ich habe mich entschîden, dîse Mânner zu tôten, nicht du hast mich dazu getrîben.", sagte sie schließlich. Sie wollte auch die linke Hand heben, musste jedoch erschrocken feststellen, dass der Arm sich kaum bewegte. Jetz, wo sie darauf achtete, hatte sich auch ein Kribbeln in ihm ausgebreitet. Frisches Blut rann erneut aus dem Schnitt am Oberarm. Sie räusperte sich, eine leichte Röte stahl sich in ihre Gesicht und sie guckte weg. Irgendwie war es ihr unangenehm, die Kämpferin um etwas bitten zu müssen:
"Kônntest du... Danach schûhen?", sie hielt den Arm hin. Wenn es nicht ihr Waffenarm gewesen wäre, oder sie selbst Verbände dabei gehabt hätte...
Nach kurzem Zögern kam Juliette ihrer Bitte nach, Leirâ zog zischend die Luft ein, als sie die Wunde reinigte. Dann fiel er etwas ein:
"Dîser Mann, Yâni, hat nach dir gefragt." Immer noch verlegen suchte sie wieder Augenkontakt mit der Kämpferin. "Was will er von dir? Warum sucht er dich?"

Rhaego Alcaryen
27.08.2013, 18:23
Rhaego runzelte die Stirn. War er der Einzige, dem es auffiel, dass die Händlerin seine Frage eigentlich nicht beantwortet hatte? Was sie gesagt hatte klang zwar gut, aber sobald man einen Moment darüber nachdachte, sagte es alles und nichts. Solche Antworten kannte er nur zu gut aus dem Zirkel. Andrastes Gnade leuchtet über den Gerechten, Rhaego, und jetzt mach dich wieder an die Arbeit. Es war die lange Version von Stell keine dummen Fragen.
Oder störte es die anderen einfach nicht, dass Adrianas Antwort noch immer offen ließ, warum sie ihnen half?
Alriks Gestöhne lenkte ihn von seinen Gedanken ab. Er war froh, als Juliette sich um seine Wunden kümmerte. Leirâs Prellung war schon schwer genug zu heilen gewesen – wobei nach Leirâs Verhalten seine Heilung weniger erfolgreich gewesen war, als er gedacht hatte. Scheinbar hatte sie wieder Schmerzen, obwohl er alles ihm mögliche gemacht hatte, um diese zu blockieren. Vielleicht war die Elfe im Kampf irgendwie dumm an die Rippe gekommen. Sein Mund zuckte. Die Blockade des Schmerzes hätte das eigentlich aushalten müssen. Er hatte gesehen, wie Menschen fröhlich herum sprangen, die wenige Minuten vorher von den meisten schon als tot betrachtet worden waren. Zugegebenermaßen, da waren auch begabtere Heiler am Werk gewesen, als er einer war, aber dennoch...
Nicht einmal das hatte er geschafft. Nun, er wusste, dass seine Fähigkeiten zur Heilung begrenzt waren, aber was hatte er sonst noch groß beigetragen? Er hatte sich fast töten lassen und nur dank Juliettes Hilfe überlebt. Er warf ihr einen kurzen Blick zu und sah zu, wie sie sich um Alrik kümmerte. Was hatte er denn bisher beigetragen? Er hatte einen – einen! – Mann besiegt, während Juliette und Leirâ sich um den Rest gekümmert hatten. Und das, obwohl ihm dieser Bereich am ehesten liegen sollte. Feuer war sein Element, er hätte in der Lage sein sollen, alle Angreifer zu besiegen, ehe sie ihn auch nur erreicht hatten.
Doch schon bei dem Gedanken daran wurde ihm schlecht. Er roch noch immer das verbrannte Fleisch, hörte diesen furchtbaren Schrei... Im Zirkel war er oft dem Tod begegnet und ständig der Drohung dessen ausgeliefert gewesen. Warum fiel ihm dieser Gedanke dann so schwer? Was konnte er denn eigentlich, wenn er trotz seiner Begabung sich nicht einmal verteidigen konnte?
Ja, natürlich, er hatte das Pergament übersetzt. Und zwar so großartig, dass er die Hälfte nicht verstand, und der Rest kaum Sinn ergab.
Er schnaubte. Wie nützlich er doch war. Hatte er sich nicht immer vorgestellt, welch großartiges Leben er in seiner Weisheit führen konnte, sobald er aus dem Zirkel entkommen war? Im Moment fühlte er sich einfach nur unnütz, überflüssig und Elend. Und das machte ihn wütend. Auf sich, aber auch auf alle anderen.
Auf die Händlerin, die sich weigerte, richtig auf die Frage zu antworten. Auf Alrik, der es zumindest schaffte, die Gruppe zusammen zu halten. Auf Leirâ, die gerade so vertraulich mit der Orlaisianerin flüsterte, und offenbar nicht durch so sinnlose Schuldgefühle wie er durch das Töten befallen wurde. Auf Juliette, die ihn gerettet hatte, und auf ihre Fähigkeiten im Kampf. Und offenbar war die Orlaisianerin auch so bewandert mit dem Heilen, dass Leirâ ihren Arm von ihr versorgen ließ.
Die Wut brodelte in ihm, und so war er dankbar für das Stichwort dass die Elfe ihm gab, um endlich etwas Dampf abzulassen.
„Das würde mich auch interessieren“, patzte er in das vertrauliche Gespräch der beiden Frauen. Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass er Juliette auf Knien dafür danken sollte, dass sie ihm das Leben gerettet hatte, aber er ignorierte das. „Sagtet Ihr nicht, es wären Räuber, die hinter uns her sind, Juliette? Würdet Ihr dann vielleicht mal erklären, wieso Euch einer von denen persönlich kennt? Und erzählt mir nicht, Ihr wärt ihm noch nie begegnet, nachdem ihr euch so lange so vertraut miteinander unterhalten habt. Er kannte Euren Namen!“ Ohne es zu bemerken wurde seine Stimme immer lauter. „Ich habe einfach keine Lust auf all diese Geheimnisse und Lügen!“

Juliette de Ludin
02.09.2013, 22:53
„I`r `abt rescht. Keine Lügen me`r. Keine Ge´eimnisse.“, kam es nach kurzem Zögern kummervoll über Juliettes zerkratzte Lippen. Lange hatte sie dem wütenden Blick des Magiers nicht standhalten können, war sie doch geplagt von ihren Schuldgefühlen. Beinahe wäre sie an seinem Tod mitschuldig gewesen. Beinahe hätte ihm Leclerc das Genick gebrochen. Wegen ihrer Sturheit.

Dennoch zögerte sie. Es schauderte ihr davor ihren Begleitern die volle Geschichte zu erzählen. Aus Scham über ihr jämmerliches Schicksal und ihre selbstsüchtigen Taten, aber auch aus Furcht. Furcht davor als Schuldige angeprangert zu werden und gar zurückgelassen zu werden. Sie war schließlich schuld daran das der kleinen Gruppe eine ganze Truppe von Meuchelmördern wie Bluthunde auf den Fersen waren. Jene waren schließlich nur auf der Jagd nach ihr und würden die anderen vielleicht ziehen lassen wenn man die Gejagte ausliefern oder zurücklassen würde.
Aber es war auch zu einem kleinen Teil Vorsicht, denn die Händlerin war nach wie vor in Hörreichweite. War sie doch eine Fremde die auf kurz oder lang Leclerc in die Hände fallen konnte und ausplaudern könnte wohin die Gruppe zu reisen gedachte.
Doch ein anderer Teil von ihr drängte ebenfalls dazu zu gestehen. Jener Teil der diese Lügen, die Schuldgefühle Leid war, der es sich von der Seele reden wollte.
Zusammen mit den Blicken ihrer Gefährten brach dieser Teil die Mauern die Juliette um sich errichtetet hatte nun doch genügend auf.

„Wie i`r bereits erraten `abt, stamme isch aus einem der mäschtigen Adels`äusern von Val Royeaux.“, erklärte Juliette betrübt in dem Wissen das sie dem Magier bisher nichts über ihre Herkunft erzählt hatte. „Isch be`auptete isch sei geflo`en als isch an jemanden ver`eiratet werden sollte, den isch verabscheute. Das stimmte nur zur `älfte.“
Die Adlige spürte wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals bildete, als jedes Wort jene verhängnisvolle Nacht in ihrem Geiste mehr aufleben ließ. Angestrengt versuchte sie ein ungewolltes Schluchzen zu unterdrücken, doch es gelang ihr nur zur Hälfte während sie beschämt den Blick zu Boden richtete und die stahlgrauen Augen kurz schloss.
„Isch bin Witwe.“, hauchte sie aus. „Dursch die eigene `and zur Witwe geworden.“
„Es war ein Unfall. Isch wollte es nischt. Aber er war tot. So jung. Das `atte er nischt verdient.“, beteuerte sie fast schon verzweifelt klingend als sie den Blick wieder hob. „Danach `atte misch Panik ergriffen und isch bin geflo´en, bald darauf schon verfolgt von den Schergen meines Vaters und meines Schwiegervaters. Isch flo´so weit isch nur konnte, bis nach Ferelden schließlisch. Da dachte isch dann isch `ätte sie abgeschüttelt.“
Mutlos blickte sie zwischen ihren Gefährten hin und her. Ob die Händlerin und ihre Gehilfin nun noch zuhörten war ihr nun mehr oder minder egal.
„Es ist Ja`re `er das sie mir so discht auf den Fersen waren! Isch dachte wirklisch das isch sie los bin. Als sie mich dann doch aufgespü`rt `atten `egte isch die `offnung ungese`en verschwinden zu können und sagte nischts weil isch Angst ´atte das i´r misch zurück lässt wenn i`r erkennt welsche Gefa`r isch für eusch darstelle.“

Nun rann ihr doch noch eine Träne über ihr vernarbtes Gesicht. Doch zugleich zeichnete sich danach immer mehr Entschlossenheit auf ihren adligen Zügen ab. Sie wollte keine Gefahr mehr für ihre Gefährten sein.
„Isch will kein Mitleid. Isch `abe mit mir selbst genug.“, verkündete sie nun deutlich ernster. „Und ich bitte auch nischt um Vergebung. Die `abe isch nischt verdient.“
Bedeutungsvoll schwieg sie und blickte einem ihrer Gefährten nach dem anderen an.
Der immer noch bewusstlose Alrik, der von alledem nichts mitbekommen würde. Sie bereute es zutiefst dass er zu Schaden gekommen war. Ohne zu zögern hätte sie sich zwischen ihn und Leclercs Klinge geworfen.
Rhaego dem Magier, dem sie heute schon zweimal das Leben gerettet hatte. Obgleich sie ihn noch weniger als den Rest der Gruppe kannte hätte sie ihn noch hunderte weitere Male gegen die Schergen ihres Vaters verteidigt, obgleich er ein Magier war. Er hatte auch ihr das Leben gerettet. Er konnte einfach nicht so schlimm sein wie man ihr seid ihrer Kindheit eingetrichtert hatte.
Sie blickte zu dem liniendurchzogenen Gesicht der Elfe, deren große Augen einen Ausdruck angenommen hatten den sie nicht zu deuten vermochte. Hielt sie sie doch zu Anfangs für eine primitive Wilde, war sie dann dennoch eines besseren belehrt worden. Leirâ war viel mehr als schlicht eine Barbarin. Juliette bedauerte es zutiefst es wohl nie ergründen zu können.

„Es tut mir so leid das isch eusch in Gefa´r gebracht `abe. Das kann isch nie wieder gut machen.“
Sie blickte hinüber zu der stumpf blickenden Händlerin welche zusammen mit ihrer elfischen Begleitung etwas abgegrenzt zu ihnen waren.
„Mir tut auch jede Unanne´mlischkeit leid die i´r erlitten `abt, `ändlerin.“
Wieder an den Rest der Gruppe meinte sie, überzeugt davon dass man das nicht ablehnen würde:
„Am besten lässt i´r misch zurück. So könnt ihr die Reise fortfü´ren und isch büße für meine Verge´en.“

Adriana-Sarunu Vedeejs
15.09.2013, 22:52
Adriana wartete die Antworten der anderen ab, überlegte einige Zeit, was sie sagen sollte. Doch dann sprudelte es aus ihr heraus:
"Wisst Ihr, Lady de Ludin. So in etwa haben wir die gleiche Vergangenheit. Kasha und ich waren auch auf der Flucht. Eines Tages konnten wir uns aber dann sicher sein nicht weiter verfolgt zu werden. Nun ja, zumindest bis jetzt."
Sie setzte sich etwas um, suchte das Leuchten des Magiers, denn dieser saß ziemlich zentral in der Gruppe. So konnte sie halbwegs alle anblicken.
"Ich mache euch keine Vorwürfe und wenn Ihr meint, wir würden euch zurücklassen, dann habt Ihr euch geschnitten. Kasha, Boomer und ich, wir sind eine Familie und wir unterstützen uns gegenseitig. Wir würden uns freuen, wenn ihr uns begleiten würdet oder besser gesagt, wenn wir euch begleiten dürften."
Sie lächelte kurz, wurde sich dann aber ihrer Worte bewusst und verschwand hinter Wand aus Scham. Adriana drehte sich wieder zurück und kaute ein wenig auf ihrer Unterlippe herum.
"Wenn ihr Euch in irgendeiner Weise zu nahe getreten bin, so bitte ich Euch um Vergebung, Milady."

Leirâ Ven
19.09.2013, 18:04
Leirâ wollte Rhaego gerade daran erinnern, dass Juliette ihn gerettet hatte und er sie nicht so überfallen sollte, als die Kämpferin schon zu sprechen begonnen hatte. Als sie sich so schluchzend in ihr Geständnis steigerte, wanderte die Hand der Dalish zurück auf der Shemlen Schulter. Auch wenn sie nicht alles verstand, was sie sagte. Aber allem Anschein nach fühlte Juliette sich schuldig für den Tod eines Mannes, der sie gegen ihren Willen geheiratet hatte? Und irgendein Vater, welcher war sie sich nach dem Gestammel nicht ganz sicher, hatte der Kämpferin nun diesen Yanî auf den Hals gehetzt. Zum Schluss konnte sie kaum noch verstehen, was Juliette da sagte, so sehr schluchzte die Gefährtin. Sie wollte zurückgelassen werden? Wegen eines Unfalls -das glaubte die Elfe dem Rosenohr ohne Vorbehalt-, dem ein Mann zum Opfer gefallen war, der ihr Unrecht getan hatte? Doch bevor sie etwas zu dem Wunsch, zurückgelassen zu werden sagen konnte, lies sie sich noch zu einer Bemerkung hinreißen:
"Es hat den Anschên, dass wir alle Ausgestoßene sind."
Doch ehe sie Juliette versichern konnte, dass niemand wegen einem so irrsinnigen Grund verstoßen werden würde, zumindest nicht von ihr, kam ihr Adrianna zuvor. Und bei deren Worten regte sich etwas tief in der jungen Jägerin.
Eine Familie, das Exil gemeinsam ertragen. Trost und Zuflucht finden... sie schüttelte den Kopf.
"Vir Bor'assan. Niemals brechen." Doch eine kleine Stimme in ihrem Kopf hielt dagegen: Vir Adahlen. Gemeinsam stärker als allein. Sie richtete sich auf, musste sich von dieser Frage, diesen Zweifeln befreien. Dafür war jetzt nicht die Zeit. Stattdessen ging sie zum Ende des Wagens und lies den Blick schweifen. Unter ihnen, ein ganzen Stock den Weg hinab konnte sie,. hinter einem Wäldchen noch dünn die Rauchfahne des Dôrfes erkennen. Sie beugte sich leicht nach vorn, lauschte. Nichts zu hören außer den Geräuschen des Waldes, hier un da das Rieseln von Felsen und Wasser. Sie waren ein ganzes Stück höher als das Dorf, aber... Moment! War das Hufgetrappel? Oder Einbildung? Einerlei:
"Wir mûssen wêter. Und nîmand wird den Wôlfen überlassen."
Sie drehte sich um und schaute sie der Reihe nach an. Ihr Blick blieb an dem Dalish-Flachohr hängen. Wie gern hätte sie die Geschichte der stummen Elfe erfahren. Sie zuckte mit den Schultern. dafür hatten sie jetzt keine Zeit.
"Fâr zu. Wir mûssen so vîl weg wî môglich zwischen usn und dîse Lête bringen."

Rhaego Alcaryen
23.09.2013, 16:56
Juliette wollte kein Mitleid. So hatte sie es gesagt, und von Rhaego hätte sie sowieso keins bekommen. Aber was war das für ein komisches Gefühl, das langsam in ihm aufstieg? Verständnis?
Nein! Sie hatte ihn belogen – hatte sie alle belogen! Mitgefühl war eine Schwäche, war das nicht die zentrale Lektion im Zirkel gewesen? Und trotzdem hatte sie ihm das Leben gerettet, in letzter Sekunde. Nun ja, immerhin hatte sie ihn erst in Gefahr gebracht. Und doch konnte er ihr das nicht ganz verübeln, denn hätte sie nicht getan, was sie glaubte tun zu müssen, säße er noch immer im Turm fest.
Schweigend musterte er die Umgebung, während die anderen Juliette ihr Verständnis ausdrückten. Wieso konnten sie ihr einfach so vergeben, ihrer aller Leben in Gefahr gebracht zu haben? Immerhin hatte Juliette ihnen nicht das Leben gerettet, eher andersherum, wenn er an den dicken Qualm dachte.
Nein. Nein! Er würde sich jetzt nicht damit beschäftigen, was er ihr schuldete. Er wollte nicht daran denken, sich nicht mit ihr auseinandersetzen. Wütend kniff er die Augen zusammen und wandte sich ab.
Endlich beendete Leirâ das Gespräch: "Fâr zu. Wir mûssen so vîl weg wî môglich zwischen usn und dîse Lête bringen."

Das Rumpeln des Wagens wurde stärker, als der Bär noch etwas beschleunigte. Rhaego ignorierte es jedoch und bewegte sich zu der blinden Händlerin hinüber, ohne Juliette noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Beinahe wäre er gestürzt, als der Karren über eine besonders große Unebenheit holperte, doch er fing sich gerade noch und hielt sich für die nächsten Schritte am Rande des Wagens fest. Er glaubte, die Blicke der beiden Frauen in seinem Rücken zu spüren, während er sich schließlich äußerst unelegant neben die Händlerin plumpsen ließ.
„Lasst uns über Euren Stab reden“, eröffnete er das Gespräch, während die Händlerin ihn fragend ansah. Es verwirrte ihn jedes Mal, dass die blinde Frau ihm immer in die Augen blickte. Als ob sie genau wüsste, wo diese waren. Er schüttelte sich leicht, ehe er fortfuhr: „Könnt Ihr mit noch etwas mehr darüber erzählen? Es könnte sein, dass es einen größeren Zusammenhang zwischen ihm und unserem Vorhaben gibt, als es auf den ersten Blick erscheint.“ Er zögerte einen Moment, doch ihm blieb eigentlich keine Wahl. Wenn Adriana irgendetwas wusste, dann war das wichtig. „Diese Rune zum Beispiel, die in das Holz eingegraben ist – wisst Ihr, was sie bedeutet?“

Adriana-Sarunu Vedeejs
17.10.2013, 20:52
Adriana fasste über die eingelassene Rune. Ihre Finger fuhren die Einkerbungen entlang und zeichneten das Bild anstelle ihrer Augen. Sie konnte die Rune sehen - im übertragenen Sinne.
"Ich habe nie Nachforschungen angestellt. Es war mir bislang auch nicht wichtig. Der Stab war ein Geschenk eines Händlerkollegen aus Orzammar. Ein Zwerg namens Odwick überließ ihn mir aus Dank. Die Rune, so sagte er es mir, bedeutet Fährtenführer. Eine zwergische Legende die besagt, dass sie durch die Tiefen Wege führen soll. Doch dafür muss man aufhören mit den Augen zu sehen."
Sie lächelte. Diese kleine Anekdote war eine ihrer liebsten.
"Odwick meinte, da ich nicht mit meinen Augen sehe, würde der Stab mir wohl gute Dienste leisten, also überließ er ihn mir."
Was sie den anderen nicht erzählte war, dass sie ihm den Stab mehr oder weniger bei einer Wette abluchste. Sie überredete ihn einen Bären dazu zu 'überreden' ihn auf sich reiten zu lassen. Der langen Geschichte kurzer Ausgang war natürlich so einfach wie vorhersehbar. Odwick fiel vom Rücken Boomers, genauso wie Adriana ihr Wohlgefallen erhielt. Das zwergische selbstgebraute Bier war im Nachgang also um einiges schmackhafter und Odwick gab zu, dass er es hätte kommen sehen müssen. Die beiden verband dadurch eine enge Freundschaft und der Zwerg, der an der Oberfläche lebte und seine Angst in den Himmel zu fallen überwunden hatte, arbeitete gerne mit der blinden Frau zusammen.

Der Tag wurde kürzer. Vor einigen Stunden hatte Adriana der Gruppe noch angeboten zusammen soweit zu reisen, wie es Boomer vermochte und sich dann zu trennen, um ihnen zum Einem einen halbwegs guten Vorsprung zu verschaffen und zum Anderen Boomer wieder zu entlasten. Die Bärin war zwar stark, doch eine solche Belastung konnte selbst sie nicht auf Dauer ableisten können. Innerlich war Adriana zerrüttet. Sie wusste nicht so richtig, was sie erwartete. Doch sie war sich gewiss, dass dieses eines der interessantesten Abenteuer werden würde. Die letzen Sonnenstrahlen krochen über den Bergkamm und erhellten die verwehten Wege mit einem rot schimmernden Licht. Adriana bemerkte, dass ihre Antwort wohl nicht die erhoffte war und sah dem Magier nach, wie er wieder zurück in den Wagen kroch, als sie von der mit einem oraisanischen Akzent unterlegten Stimme angesprochen wurde.

Juliette de Ludin
26.10.2013, 15:37
Rumpelnd fuhr der Wagen über unebene Wege, die kaum mehr als breite Trampelpfade waren, vorbei an der so langsam in herbstliche aber immer noch kräftige Farben wandelnden Landschaft des Bannorns. Ein kühler Wind wehte und verlieh dem Land nur noch mehr des Charakters der den meisten Fereldenern gemein war, sogar ihr Aussehen wiederspiegelte: Kühl, ursprünglich (um nicht zu sagen primitiv) und vor allem stark bewachsen. Mehrere Stunden waren sie durch mal lichtere, mal dichtere Wälder unterwegs nachdem sie den Winhorn umgebenden Wald hinter sich gelassen hatten. Tunlichst vermieden sie es leichter befahrbare Wege zu bereisen, wie den kaiserlichen Hochweg, da es ihren berittenen Verfolgern sonst ein Leichtes gewesen wäre sie einzuholen.

Unter gewöhnlichen Umständen hätte Juliette gemeint das Lecerc sie auch auf unebeneren Wegen leicht einholen könne, ein Wagen wie dieser war schließlich nicht für das Befahren solcher erdacht und noch weniger für Verfolgungsjagden. Doch der weiße Bär überraschte alle mit seiner Kraft und Ausdauer und zog den Wagen meilenweit in einem Tempo das Zugpferde bei dieser Strecke schon früh erschöpft hätten.
Juliette, nah am Rande des Wagens und des noch immer bewusstlosen Alriks sitzend, blickte besorgt auf die unübersehbaren Spuren die sie hinter sich ließen. Selbst ein Blinder hätte ihnen folgen können.
Normalerweise wäre sie schon früh dafür gewesen sich von der Händlerin, ihrer Gehilfin und dem schnaufenden Tier zu trennen, doch durch Alrik, dem sie nun einen kurzen Blick zuwarf, blieb ihnen nichts anderes übrig. Nur sie wäre wohl stark genug gewesen den Burschen zu tragen aber verletzt und ohnmächtig wie er war, hätte sie ihn sich nicht einfach wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter werfen können, ohne zu riskieren seine Verletzung noch zu verschlimmern. Nun lag er gebetet auf mehreren Lacken, Decken und Mänteln und seinem Kopf auf Leirâs Schoß um ihn so gut wie möglich zu polstern. Diese holprige Fahrt war auch kaum besser aber wenigstens kamen sie schnell voran.
Um es ihren Verfolgern dennoch nicht zu leicht zu machen, entschlossen sie sich, soweit sie der Bär zu ziehen vermochte zu fahren, sich einen geeigneten Lagerplatz oder gar Unterschlupf für die Nacht zu suchen und sich dann früh morgens zu trennen.

Langsam wanderte ihr Blick von dem Bewusstlosen im Schoß der Elfe hoch zu eben jener. Die Erschöpfung des Kampfes in Winhorn hatte sie alle gezeichnet, so auch Leirâ. Müde blickte sie in die vorbeiziehende Landschaft nur um ab und an auf den jungen Fereldener zu blicken, fast so als wundere sie sich selbst über diese Nähe zu ihrem friedlich schlafenden Mitreisenden, der unter anderem Umständen wohl ihr Feind gewesen wäre.
Nicht zum ersten Mal, fragte sich Juliette, wie ihr Leirâ bloß so schnell verzeihen konnte, obwohl die Söldnerin sie alle in Gefahr gebracht hatte. Verstand sie einfach nicht, welche Tragweite Juliettes eigensüchtiges Handeln für sie alle hatte? Dass sie nun den gefährlichsten Bluthund ihres mächtigen Vaters auf den Fersen hatten?
Dass er die Flüchtige nach all den Jahren selbst hier in diesem zurückgebliebenen Hinterwälderland wieder aufgespürt hatte, sprach für Leclercs Verbissenheit bei der Jagd.
Oder war sich die Dalish dessen wirklich bewusst und würde es trotzdem für Juliette auf sich nehmen und das ohne das die Adlige ihr dafür etwas gab oder es schlicht zweckmäßig war? Sie wäre seit langer Zeit die Erste. Seit so langer Zeit, dass Juliette das Gefühl jemand um sich zu haben der einen beistand, so ungewohnt vorkam und fast schon als unbekannt war nahm.
Erneut schämte sich Juliette, als sie sich fragte, ob sie das überhaupt wert sei. Aber, unerwünscht, stellte sie fest, war dieses warme, beruhigende Gefühl nicht…

Irgendwie schien die Elfe ihren Blick bemerkt zu haben und blickte zurück zu der Söldnerin, welche fast schon beschämt und zu sehr von Schuldgefühlen geplagt um zu sprechen, den Blick wieder abwandte, sich zugleich darüber aber ärgerte. Sie hoffte bloß das Leirâ das jetzt nicht missverstand, wagte es aber dennoch nicht wieder zu ihr zu blicken.
Stattdessen blickte sie einfach wieder zu Boden, wie sie es schon vor Stunden getan hatte, als sie die Schuldgefühle noch stärker geplagt hatten. Die ganze Fahrt über hatte Juliette nicht viel geredet, hatte sich auch nicht angemaßt zu bestimmen wohin sie nun gehen sollten und meist nur kummervoll geschwiegen. Wäre sie allein gewesen oder hätte man sie, für die Gefahr die sie sie über alle gebracht hatte, beschimpft hätte sie der Kummer wohl noch mehr gepackt, doch das Ausbleiben dessen und die Zuwendung von Leirâ und auch Adrianna halfen ihr letztendlich doch noch gerade ausreichend darüber hinweg.

Die Händlerin, welche vorne auf dem Kutschbock mit ihrer elfischen Gehilfin tuschelte, war es die sich dafür ausgesprochen hatte, sie so weit wie möglich zu fahren, sich dann zu trennen und ihre Verfolger damit vielleicht sogar auf die falsche Fährte locken zu können. Juliette war überrascht über diese Hilfsbereitschaft, die diese Frau, einer Gruppe von Fremden entgegenbrachte. Und obwohl sie damit sowohl sich selbst als auch ihre elfische Freundin Gefahr bringen konnte hatte sie kein Wort darüber verloren dass sie eine Gegenleistung erwartete.
Auch bei ihr fragte sich Juliette, die ihr über die Schulter einen Blick zuwarf, warum diese Frau das auf sich nahm. Bei einer Händlerin hätte sie erwartet dass diese sogleich den Preis für ihre Hilfe verlangte, zumindest war jeder Händler den Juliette bisher getroffen hatte so, aber sie nicht. Tat sie es vielleicht aus irgendeiner Form der Ehrerbietung? Schließlich hatte sie Juliette respektvoll, beinahe schon ehrfürchtig, beim Titel genannt und um Vergebung gebeten sie angesprochen zu haben, falls der Adligen das missfallen hatte. Unterbewusst hätte Juliette das zwar geschmeichelt, hätte sie gerade nicht mit einem ganzen Schwarm von Schuldgefühlen, gekämpft aber dennoch wollte sie nicht dass sich diese arme Frau glaubte ihr helfen zu müssen, obgleich sie sich damit in Gefahr brachte.
Wäre ihre Gemütsverfassung besser gewesen, hätte sich die Söldnerin schon früh neben die Händlerin niedergelassen, gleich nachdem der Magier, mit dem sie über irgendwelche Runen auf Stöcken geredet hatte, sich erhoben hätte. Gedankt hätte sie ihr, für ihre Güte ihnen zu helfen und vergewissert dass sich die Frau nicht dazu gezwungen fühlte, doch nun brachte sie es nicht über sich, schwor sich aber, es nachzuholen.

Aus den Augenwinkeln, sah sie auch den Magier, welcher sich scheinbar enttäuscht über den Verlauf des Gesprächs mit Adrianna wieder hinter den Kutschbock auf die Ladefläche gesetzt hatte. Er hingegen würdigte sie keines Blickes. Rhaego war somit der einzige der ihr nicht einfach so vergab und das obwohl die Söldnerin zweimal zwischen ihn und seinen sicheren Untergang getreten war und ihr eigenes Wohl für ihn riskierte hatte. Tatsächlich aber konnte sie es ihm nicht verdenken. Ohne sie, wäre er gar nicht erst in solch eine Situation geraten.
So oder so wusste sie dass sie auch noch ihm reden und sich bedanken musste. Ihre Ehre gebietete es ihr, auch wenn es ihr davor scheute. Auch er hatte sie schließlich vor Schaden bewahrt, indem er den Armbrustschützen der auf sie gezielt hatte verbrannte, doch sollte sie, als Gläubige, wirklich dafür dankbar sein, dass der arme Mann solch eines schrecklichen Todes starb?
Noch immer sah sie das verkohlte Fleisch deutlich vor ihrem inneren Auge und roch den beißenden Gestank des Feuertodes. Sie hoffte inbrünstig dass der arme Kerl nicht hatte leiden müssen und er nun an der Seite des Erbauers saß. Somit ein weiterer Unbekannter für dessen Seelenheil die Söldnerin beten würde. Es wurden immer mehr.
Ob der Magier ähnliche Gedanken hegte? Sie warf ihm einen weiteren, wie sie hoffte, unbemerkten Blick zu. Wenn Rhaego sein ganzes Leben lang im Turm verbracht hatte, war es dann vielleicht möglich, dass dies der erste Mann gewesen war der durch seine Hand starb?
Falls ja, wäre es ein weiterer Grund mit ihm zu sprechen. Ob er wollte oder nicht. Niemand sollte nach solch einer belastenden Tat alleine sein und niemanden zum Reden haben. Juliette hatte damals niemanden gehabt und litt noch heute darunter. Und sollte er wirklich Schuld empfinden, wäre es doch tatsächlich ein Beweis dafür dass er eben doch kein Monster war.

Es verging noch einige Zeit bis Juliette sich über ihre Scham hinwegsetzen konnte, um überhaupt wieder den Mund aufmachen zu können. Noch immer fuhren sie, doch kam der weiße Bär seinen Grenzen immer näher. Lange, schätzte die Adlige, würde er wohl nicht mehr durchhalten ehe er ruhen musste. Dann würden sie vermutlich ein Lager aufschlagen oder nach einen Unterschlupf suchen. Spät war es inzwischen. Rot schimmernd bahnten sich die letzten Strahlen der Sonne zwischen den Ästen der Bäume ihren Weg. Wer weiß ob sie heute noch die Gelegenheit bekäme sich angemessen bei der Händlerin zu bedanken?
So setzte sie sich über ihre restlichen widersprüchlichen Gefühle hinweg und kletterte näher zu der Händlerin.
„`ändlerin.“, sprach Juliette die andere Frau diplomatisch und angemessen freundlich an, einen freundlicheren Ton brachte sie momentan nicht zu Stande. „Isch möschte eusch in Namen meiner Begleiter und mir selbst dafür danken das i`r uns so ge´olfen `abt. O`ne eusch `ätten unsere Verfolger uns bestimmt bereits einge`olt. Wie können wir eusch dafür danken?“

Adriana-Sarunu Vedeejs
02.12.2013, 20:21
Adriana überlegte. Nicht zu lange, aber auch nicht zu kurz. Dann lächelte sie sanft. Wohl wissend, dass sich auch Lady De Ludin ausmalen konnte, dass Adriana nichts umsonst macht. So war Adriana nun einmal. Der Schutz ihrer Familie stand an erster Stelle und direkt danach folgte der Profit. Doch aus irgendeinem Grund, sie konnte nicht genau definieren, woran es lag, entschied sie sich dieses Mal anders.
"Ihr schuldet uns nicht mehr, als dass ihr diese Hetzjagd übersteht, Milady. Nichts kann so ungewiss sein, wie Sicherheit."
Unfreiwillig erinnerte sie sich an ihre Vergangenheit. Schreckhaft zuckte sie zusammen.
"Haltet euch immer eine Option der Hinterhand."

Juliette de Ludin
01.01.2014, 19:30
Unwillkürlich zogen sich Juliettes zarte Augenbrauen ein Stück zusammen, als die Händlerin ausgesprochen hatte. Der Söldnerin gefiel nicht was sie hörte.
In den Augen dieser Frau war nicht zu lesen. Starr und stumpf blickten sie, bar von Gefühlen die die Adlige hätte erkennen können. Sie war wirklich ohne Zweifel blind, aber das machte sie nicht weniger gefährlich.
Auch ihre Mine gab nicht preis ob sie aufgesetzt oder ehrlich war. Kurz hatte sie gezuckt, wie als ob sie vor etwas erschrak, doch zu mutmaßen wovor, käme Rätsel raten gleich und dafür war nicht die Zeit. Diese Adriana, wäre sie von edlerem Geblüt, wäre sicher eine gute Spielerin im Spiel des Adels in Orlais, befand Juliette. Und als solche würde die Adlige sie nun auch behandeln.

„I´r sprescht rescht, Mademoiselle.“, antwortete Juliette zustimmend, ihre eigentliche Absicht verbergend. „Als Söldnerin ist mir das nur zu gut bekannt.“
„Unsere Zünfte `aben tatsäschlisch me`r gemein als die meisten ane`men.“, fuhr die Söldnerin scheinbar im Plauderstimmung fort und setzte auch ein freundliches Gesicht auf, gleich ob ihr Gegenüber sie sehen konnte oder nicht. „Isch `andle auch wie i`r. Nur biete isch natürlisch keine Waren feil sondern stelle ich mich in die Dienste des Meistbietensten.“

Adriana-Sarunu Vedeejs
03.02.2014, 23:07
Adriana lauschte den Worten der Orlaisianerin. Sie tat viel, um ihre Zweifel und ihr Gemüt zu überspielen. Aber Adriana hatte gelernt anhand von kleinen Nuancen in der Stimmlage Gefühle anderer wahrzunehmen. Gar war sie sogar geneigt, ihr Angst zu unterstellen. Doch dieses wagte sie nicht, denn wenn es so war, so war bedeutete es Scham für eine Adlige, die ihr gesamtes Leben im Schauspiel der Politik agierte, von einer Blinden ihrer wahren Gefühle überführt worden zu sein. Also lächelte sich kurz, ob der Bemerkung Juliettes.
"Ja, ich glaube, wir haben auch noch mehr gemein, Milady."
Sie schwieg kurz. Dann fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort: "Was habt Ihr nun vor, Milady?"

Juliette de Ludin
04.05.2014, 12:04
Juliette hatte geahnt dass diese Frage fallen würde. Sie hatte es regelrecht gespürt, ebenso wie sie spürte dass die Antwort auf diese Frage Folgen haben würde. Welche und ob sie sich vermeiden ließen, würde sich noch zeigen.
„Wir werden weiter zie`en. Gen Süden. Nach Redcliffe. Wir `offen dort ein Schiff für unsere weitere Reise zu finden.“, antwortete Juliette auf die Frage der Händlerin. Es würde Sinn für Flüchtige machen so schnell wie möglich so viel Raum wie Möglich zwischen sich und die Verfolger zu bekommen und wie würde man dies schneller erreichen als mit einem Schiff?
Man könnte vom Lake Calenhad aus in See stechen und von dort weitersegeln, vielleicht sogar Ferelden über den Seeweg verlassen um in der Sicherheit fremder Länder zu verschwinden. Nicht in allen Ländern von Thedas waren Orlaisianer so verhasst wie in Ferelden. Angesichts ihres flüchtigen Magiers wäre Tevinter ein nahe liegendes Ziel, hatten dort sowohl weder die Kirche, noch die Templer, noch das orlaisische Reich Macht.
Eine Rettung versprechende Möglichkeit.
Einzig und allein das, für Verfolgte, noch viel zu weit entfernte Redcliffe schien dabei von Unlogik behaftet. Waren doch die Docks des Calenhads Sees viel näher und wenn sich dort kein Schiff fände vielleicht noch der Hafen von West Hill.
Bewusst streute die Adlige scheinbar verräterische Nuancen in ihre Worte, die Schwäche, Unsicherheiten, fast schon Angst bedeuten mochten auch wenn sie nichts davon verspürte. Fast schon so als hielte sie ihr Gegenüber, vielleicht aufgrund ihrer Blindheit, für leicht zu übertölpeln, dass sie die Nervosität der Worte nicht erkennen würde.
Kurz darauf, nachdem sie sich erneut im Namen der Gruppe bei der Händlerin bedankt hatte, zog sich Juliette wieder zurück auf die Ladefläche des Wagens, als befürchtete sie zu viel gesagt zu haben und schwieg für den Rest der Fahrt. Nur Alriks Zustand überprüfte sie noch rasch, doch er war unverändert.

Schließlich, die Nacht war schon fast angebrochen, entschied die Händlerin dass der Bär rasten müsse und man hielt bald darauf an einer Lichtung in einem dichten Wald. Leirâ brach schon gleich auf um nach einen geeigneten Rastplatz in der umliegenden Umgebung zu suchen, während der Rest der Gruppe ihre verbliebenen Habseligkeiten packte. Sorgenvoll blickte Juliette auf den noch immer bewusstlosen Alrik. Wenn er nicht bald aufwachte würden sie ihn doch noch tragen müssen. Sie hoffte bloß dass sich sein Zustand dadurch nicht verschlechtern würde, ehe sie ihn vom Wagen der Händlerin hob um ihn so behutsam wie möglich vorerst auf den Boden zu legen.
Ein paar stille Minuten vergingen in denen keiner ein Wort sprach, als wenn keiner die Stille als erster brechen wollte. Als schnürten ihnen alle die Erinnerungen an Ereignisse des Tages die Luft ab, derweil alle sich auf die Nacht vorbereiteten. Während Rhaego und Juliette ihre Sachen packten machte sich die Händlerin samt ihrer Dienern und dem weißen Bären, ihren Wagen im nächsten Gebüsch unter einer Plane zu verstecken.

Während Juliette noch auf den bewusstlosen blickte, bemerkte sie wie der Magier sich seinen Rucksack auflud. Er schien sie immer noch keines Blickes zu würdigen, vielleicht war er aber auch schlicht in Gedanken versunken. Womöglich war er ihm Geiste immer noch in Winhorn, wo dieser Mann so grausam durch ihn starb.
Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen um mit ihm zu sprechen, auch wenn es ihr Unbehagen bereitete in der Nähe dieser Fremden, die sich als klare Gefahr entpuppt hatte, mehr zu reden als unbedingt nötig.
Gerade hatte sich über ihre reuige Scheu hinwegsetzen können um den Mund zu öffnen und Luft zu holen, da kehrte die Elfe fast lautlos zurück. Die späte Zeit tat Not, so hatte sie den nächstbesten Rastplatz ausgewählt und führte sie nun durch den Wald, fort von dem Trampelpfad der sie hierher geführt hatte.

Nach kurzer Zeit kamen sie auf eine weitere Lichtung, einen kleinen Hain wie es aussah. Knorrige alte Bäume, überwachsen mit Moos ragten in die Höhe und ließen nur vereinzelt den Schein der Gestirne durch ihre Kronen leuchten. So war es obwohl der Mond hell leuchtete, dunkel in der kleinen Lichtung, sodass wohl nur Leirâs Blicke ungetrübt waren.
In aller Eile errichteten sie ihr Lager, vermieden es jedoch ein Lagerfeuer zu entfachen, trotz der Dunkelheit, um es ihren Verfolgern nicht einfacher zu machen.

Nachdem der immer noch bewusstlose Alrik auf mehreren Decken weich gebettet lag, entschied die Elfe sich etwas umzusehen. Sie sagte zwar nichts über ihr Befinden, die Dunkelheit und die Unkenntnis elfischer Emotionen taten ihr Übriges, aber Juliette kam nicht umhin zu vermuten, das Leirâ beunruhigt schien. Wahrscheinlich, vermutete die Adlige, hatte es mit ihren Verfolgern zu tun. Dieses Gefühl kannte sie nur zu genüge.
Nachdem die Elfe verschwunden war entschied sich die Orlaisianerin es nicht mehr länger aufzuschieben und mit dem Magier ein paar Worte zu wechseln.
Nach einem letzten Moment der Überwindung trat sie neben den Magier, welcher eben erst sein Gepäck durchsucht hatte. Es lag keinerlei Herablassung mehr in Juliettes Stimme oder Gesicht als sie sich fast schon behutsam an ihn wandte.
„Magier…Rhaego.“, verbesserte sie sich nach einem Augenblick. „`abt i`r einen Moment? Isch finde wir sollten, über das was `eute gesche`en ist spreschen.“
Sie sah seinen abgeneigten, mürrischen Blick und fügte hinzu: „Und das nischt als Feinde, sondern als Gefä`rten. Zivilisierte Menschen.“

Leirâ Ven
12.06.2014, 00:37
Leirâ zuckte zusammen. Sie war kurz eingenickt. Aber wieso auch nicht? Das ewige Geruckel des Wagens, das allgemeine Schweigen, nur selten von kaum mehr als zwei Sätzen unterbrochen. Darüber hinaus das Pochen in ihrem Schwertarm, die wirbelnden Gedanken in ihrem Kopf und die Müdigkeit. Letztere war nicht von der Hand zu weisen. Tage des ewigen Weiterziehens und nicht zuletzt die letzten beiden Tage forderten selbst von der erfahrenen und Entbehrungen gewöhnten Jägerin ihren Tribut. Hinzu kam das Schwinden der Sonnenstrahlen...
"Va-dà!" Schon wieder eingenickt. Sie schnaubte kurz, dann veränderte sie behutsam die Lage von Alriks Kopf. Allmählich schliefen ihr die Beine ein. Ab da dauerte es kaum noch einen Augenblick, bis der Wagen hielt und diese Adrianna meinte, die Bärin sie am Ende ihrer Kräfte.
Na, wenn du das beurteilen kannst, Shem. Die Arroganz der Rosenohren verblüffte sie immer wieder. Dennoch war sie dankbar, dass sie endlich hielten. Und kaum dass Alriks Haupt von ihren Schenkeln verschwunden war, war sie vom Wagen gesprungen. Sie massierte das Gefühl zurück in ihre lahmen, schmerzenden Glieder.
"Ich werde ênen Lagerplatz suchen.", meinte sie leise und entledigte sich ihres Bogens und des Köchers. Ohne ihren linken Arm waren die sowieso nutzlos. Mantel, Decke, Schwert, Tasche und Wasserschlauch lies sie ebenfalls zurück. Das Dar'Misu würde reichen müssen. So verschwand in den sich ausbreitenden Schatten.
Selbst den großen, lichtempfindlichen Augen des Volkes waren Grenzen gesetzt und so musste die Dalish sich vor allem auf ihr Gehör verlassen. Mythal sei Dank konnten die spitzen Ohren Geräusche mehr als zuverlässig ausmachen.
Leirâ huschte zunächst den Trampelpfad ein Stück zurück, den sie gekommen waren. Es konnte nicht schaden, ihre Spuren zumindest ein Stück weit zu verwischen. Sie war desweiteren ganz froh, wieder in Bewegung zu sein. Und für sich. In ihrem Kopf wirbelte ein Chaos an Gedanken und Gefühlen umher:
Zum Einen das allgegenwärtige Heimweh, die Sehnsucht nach den Armen ihres Vaters. Rhaeogs gar nicht so unattraktives Gesicht. Die Sorge um Alrik. Die Gesichter der Männer, die sie heute verletzt oder gar getötet hatte. Verdammt, es war der Lauf der Dinge, zu töten um nicht selbst zu sterben. Doch die Lebensgefahr steckte ihr noch in den Knochen. Und die Frage nach ihrer Zugehörigkeit: Sie hatte mit Shemlen gegen Shemlen gekämpft.
Sie seufzte.
Dirthamen, wann ist alles nur so verwirrend geworden?
Sie wischte den Gedanken und ihre Spuren bei Seite. Die Sonne war verschwunden, der Mond stand am Himmel. Es wurde Zeit, sich nach einem geeigneten Lagerplatz um zu sehen. Wenig später hatte sie eine Lichtung gefunden. Doch etwas wollte da nicht passen...
Üblicherweise flößten ihr solche Orte inmitten der Natur Ruhe und Geborgenheit ein. Dieser jedoch nicht. aus irgendeinem Grund stellten sich ihr die Nackenhaare auf, kaum dass sie den kleinen Hain betreten hatte. Sie zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht ob der Schmerzen im linken Arm.
Mir fehlt die Zeit, einen anderen Platz zu suchen. Ich hole die Anderen.

Rhaego Alcaryen
20.06.2014, 21:26
Als der Karren endlich hielt, stieg Rhaego wortlos herab und begann die vereinzelten Sachen, die er während der Reise hervorgezogen hatte, wieder hinein zu stopfen. Seine Glieder waren nach der langen Fahrt steif, doch er beachtete dies nicht. Im Turm war es ihm nach langen Studien bis tief in die Nacht ähnlich ergangen. Er wünschte sich, dass jemand etwas sagen würde – weshalb sprach Juliette nicht mit der Händlerin, oder weshalb wechselte die Händlerin nicht einige Worte mit ihrer Gehilfin? Irgendetwas, was ihn von seinen Gedanken ablenken würde, die ihn schon die ganze Fahrt über beschäftigten. Denn obwohl er müde und erschöpft war, hatten ihn das unaufhörliche Rumpeln und Schaukeln des Karren –und seine eigenen Gedanken – die gesamte Reise über vom Schlaf abgehalten, nicht einmal ein wenig eingedöst war er. Auch die Spekulationen über die merkwürdige, so bekannte Rune auf dem Stab der Händlerin hatten die finsteren Erinnerungen nicht lange ferngehalten.

Irgendwie hatte er es sich immer anders vorgestellt, wenn er den Zirkel endlich verlassen hätte. Freiheit – allein dieses Wort hatte ihn in vielen Nächten zum Träumen gebracht. Wenn er frei war, dann würde alles wundervoll sein. Er musste nur den Zirkel verlassen und sein Leben wäre perfekt – davon war er immer überzeugt gewesen.
Doch nun? Er war frei – zumindest relativ. Offiziell hatte er noch immer die Aufgabe, Leirâ und Juliette zu begleiten, doch wer würde ihn dazu zwingen können, nachdem auch der Templer tot war? Doch trotz seiner Freiheit fühlte er sich miserabel. Die Freiheit, wie er schon nach kurzer Zeit festgestellt hatte, war dreckig, kalt und von erschreckender Brutalität. Allein dieser Gedanke rief in ihm die Erinnerung an den Geruch verbrannten Fleisches hervor, das Gefühl der Macht, die in ihm geströmt war, durch ihn hindurch in diese Welt als beissende, heisse Flammen. Und er hatte das Richtige getan; er hatte Juliette vor dem Tod bewahrt, auch wenn sie es vielleicht –nach all ihren Lügen; immerhin war sie diejenige, die sie in diese Gefahr gebracht hatte – nicht verdiente. Doch eine leise, innere Stimme widersprach ihm bei diesem letzten Gedanken. Allein die Idee, Juliette leblos neben sich zu sehen – wie den anderen Kadaver, verbrannt, stinkig... er zwang sich, zu sienem ursprünglichen Gedanken zurückzukehren – allein die Idee, Juliette leblos neben sich zu sehen, bereitete ihm Unwohlsein. Sie war eine arrogante, ausländische Adelige mit einer irrationalen Abneigung gegen alle Magier – und sie hatte ihm das Leben gerettet.

Es war für ihn eine fast körperlich spürbare Erleichterung, als Leirâ zurückkehrte und sie alle zu dem Platz führte, den sie für die Nacht gefunden hatte. Während er stolpernd seinen Gefährten durch die hereingebrochene Dunkelheit folgte, war er wenigstens von anderen Gedanken abgelenkt. Sein Fuss verfing sich wieder in ein von der Nacht verborgenen Wurzel und er fing sich gerade noch. Mit zwei holprigen Schritten erlangte er sein Gleichgewicht zurück und verkniff sich einen Fluch. Alles, auch das, war besser als Denken.

Auf der Lichtung angekommen, kümmerten sich die beiden Frauen um Alrik. Rhaego warf einen Blick auf die bewusstlose Gestalt und fragte sich, ob er vielleicht noch einmal versuchen sollte, ob er ihn heilen konnte. Doch er kannte sich mit solchen unsichtbaren Verletzungen nicht aus und abgesehen davon verspürte er keine sonderlich grosse Lust, mit dem Nichts in Verbundung zu treten und seine Kräfte zu nutzen. Mit einiger Mühe verbannte er die Erinnerungen an das, was am Nachmittag geschehen war – was er angerichtet hatte - wieder aus seinen Gedanken.
Kurz danach verschwand Leirâ wieder in der Nacht und Rhaego widmete sich seinem Rucksack und suchte in dem achtlosen Durcheinander nach den Sachen, die er für die Nacht benötigen würde.
„Magier…Rhaego.`abt i`r einen Moment? Isch finde wir sollten, über das was `eute gesche`en ist spreschen.“ Er hatte nicht bemerkt, dass Juliette neben ihn getreten war. Und er hatte nicht sonderlich viel Lust, mit ihr – oder irgendjemandem sonst – zu sprechen. Sie musste seine Abneigung gespürt haben, denn sie fügte hinzu: „Und das nischt als Feinde, sondern als Gefä`rten. Zivilisierte Menschen.“
„Ihr seid nicht meine Feindin“, antwortete er brüsk. Eigentlich wollte er es dabei belassen. Doch irgendetwas – vielleicht war es die ruhige Stimme Juliettes, oder ihr beherrschtes Auftreten – oder vielleicht die Tatsache, dass sie ihn bei seinem Namen genannt hatte – brach einen Damm in ihm und er konnte nicht verhindern, dass die Gedanken, die ihn den ganzen Nachmittag beschäftigt hatten, aus ihm herausströmten.
„Ihr habt lediglich über mich – über uns alle – einen Verfolger gebracht, der nicht nur imstande war, uns ohne Probleme aufzuspüren, sondern uns auch noch absolut überlegen ist, sodass wir fast unser Leben verloren haben und nur haarscharf entkommen konnten – und nur mit weiterer Hilfe. Und dass alles ohne ein Wort der Warnung!“ Bitterkeit färbte seine Stimme, bis sie fast nicht mehr nach ihm klang. Mit einiger Mühe stoppte Rhaego die Worte, die aus seinem Mund flossen. Er konnte ihre Miene nicht lesen – selbst wenn das Mondlicht heller durch die Blätter gedrungen wäre, er hatte fast immer Probleme, die Stimmung der Orlaisianerin zu erraten. Es war nicht gerecht, was er sagte, und er wusste das. Er zwang sich hinzuzufügen: „Ihr habt heute mein Leben gerettet – vermutlich sollte ich Euch dafür danken – ich habe Euer Leben ge...“ Beissender Rauchgestank, ein lauter Schrei, der grausam langsam verklang. Die Erinnerung wollte sich einfach nicht verdrängen lassen. „Ihr habt keine Ahnung – Ihr könnte Euch das nicht vorstellen... diese Kraft, die durch Euch fliesst und dann freigesetzt wird... ein Teil von Euch, der all diese schrecklichen Sachen anrichten kann...“, brach es aus ihm heraus. Nein. Nein, es war nicht richtig, ihr das so zu erklären, es klang fast, als wäre es willkürlich geschehen, doch diesmal nicht, nein, er hatte es gewollt, er hatte es geplant, es war total unter seiner Kontrolle gewesen...
Und im Grunde genommen ging das die Orlaisianerin auch gar nichts an.
„Ach, vergesst es“, fügte er gereizt hinzu und wandte sich wieder seinem Rucksack zu.

Leirâ Ven
12.07.2014, 17:40
Nachdem sie ihren Gefährten geholfen hatte, ein Lager auf zu schlagen, und sie davon abgehalten hatte ein Feuer zu entzünden, zog sich Leirâ die Kapuze ihrer Gugel tief ins Gesicht. Dieser Ort gefiel ihr nicht. Wie ein unliebsamer Gedanke im Hinterkopf hielt sich dieses Gefühl.
"Ich will mich noch einmal umsehen.", sagte sie den Anderen und verschwand auf dem Pfad, den sie gekommen waren. Zunächst galt es, erneut, ihre Spuren zu verwischen. Und sich darüber klar zu werden, was dieses ungute Gefühl auslöste. Sie hockte sich auf eine dicke Wurzel und lauschte. Erkennen vermochte sie ohnedies kaum noch etwas.
Ihr scharfes Gehör machte zirpende Grillen und dunkle Schreie ausstoßende Eulen aus. Sie hörte es Rascheln im Unterholz und es knirschen auf den Wegen. aber etwas stimmte nicht. Ihre Nase zuckte, ihr Instinkt wollte sie auf irgendetwas aufmerksam machen.
Aber was? Andruil, was?
Sie riss die Augen auf. Natürlich! Das war es. Sie erhob sich und lief durch den Wald zurück zum Hain. Dabei lief sie auf dem Pfad der Jäger, machte nur gerade so viele Geräusche wie nötig.
Die Geräusche der Nacht, sie kommen alle von weiter weg. Rund um unseren Lagerplatz hört man kein einziges Tier. Kein Leben. Warum mied das Leben diesen Ort? Leirâ hielt außer Sichtweite ihrer Gefährten. Sie lagen im Kreis, die Fremden an den Bären gekuschelt, während Juliette und Rhaego miteinander sprachen. Alrik lag, auf eine Decke gebahrt, neben ihnen. Dahinter erhoben sich nur stumme, schwarze Bäume. Die Lichtung steig leicht an, und im hellen Mondenschein meinte die Dalish, auf der Kuppe etwas erkannt zu haben. Doch sie musste näher heran. Sie wählte den weg um das Lager herum. Ihre Gefährten mochten ein leises Rascheln oder das Knacken eines Astes gehört haben, doch zu Gesicht bekamen sie die Jägerin nicht. Die hatte schließlich die Findlinge erreicht:
fünf Steine, verwittert und halb herunter gerieselt, standen in einem Sternenmuster hier. Leirâ kauerte im Schatten und beäugte die Stelle misstrauisch.
Ich erkenne diese Symbole nicht. Sie sind nicht vom Volk, keines darunter, das Vater mich lehrte. Vorsichtig schlich sie näher heran. Jetzt hätte sie einen der Steine mit ausgestrecktem Arm berühren können. Doch sie tat es nicht. Und sie betrat die Mitte nicht. Die Spitzen ihrer Ohren zuckten kaum merklich.
Ich verstehe das nicht. Als würde Stille über den Steinen liegen... Vielleicht sollte sie Rhaego zu Hilfe holen. Er war in den Wegen des Jenseits bewandert, im Gegensatz zu ihr. Vielleicht war hier Magie am Werk. Und nach allem, was Leirâ über die Kunst der Künste wusste, war Magie immer so mächtig wie sie alt war. Und diese Steine waren alt.
Kein Grund, die Anderen zu beunruhigen. Es ist schließlich nicht sicher, dass hier Magie am Werke ist. Sie entschied, sich zuerst noch weiter um zu sehen. Sie umrundete die Steine, und wäre im Dunkeln beinah den Abhang hinabgestürzt.
Als hätte jemand den Hügel mit einem gewaltigen Beil abgeschnitten fiel dieser schroff einige Schritt in die Tiefe. Eine Kälte kroch der Dalish Rücken empor. Eine Kälte, die vom Fuße des Hügels aufzusteigen schien. Sie schluckte. Schüttelte sich kurz.
Und machte sich an den Abstieg.

Juliette de Ludin
20.07.2014, 23:17
Stillschweigend hörte die Adlige dem Magier zu, ließ ihn sich ausreden, sowohl den nicht unberechtigten Vorwurf ihr gegenüber als auch seinen Versuch seine Eindrücke der Söldnerin, die keine Miene verzog, verständlich zu machen. Es kam ihr nur zu gut bekannt vor.
Sie hörte den leisen Hauch des Unglaubens über die heutigen Geschehnisse in seiner Stimme, das Entsetzen das sich nicht in Worte fassen lies und die noch unterdrückte Wut.
Er brach im Satz ab. Er schien nicht die richtigen Worte zu finden oder befand dass er nicht weiter darüber reden wollte.
„Ach, vergesst es“, fügte er gereizt hinzu und wandte sich von der noch immer schweigenden Söldnerin ab. Zorn lag in seiner Stimme, wohl auf sie, wohl auf ihre Feinde, wohl auf die ganze Welt und wohl zu nicht geringen Ausmaßen auf sich selbst, geboren aus dem Entsetzen. So etwas konnte tiefe seelische Wunden reißen, die vielleicht nie verheilen würden.
Ja, das kannte sie nur zu gut.

„I´r `abt rescht. Isch `abe keine A`nung von Magie und werde sie auch nie `aben.“, antworte Juliette verständnisvoll und fügte mit Bitterkeit in der Stimme hinzu. „Aber eure jetzigen Gefü`len kenne isch nur zu gut.“
Sie schwieg kurz, als vergewisserte sich ob er auch zuhörte. Er hatte ihr klar zu verstehen geben nicht mehr darüber reden zu wollen, doch das würde sie noch loswerden wollen.
„Nach meinen ersten Kampf auf Leben und Tod fü´lte isch misch auch nischt anders als i ´r jetzt. Es ist ein grausames Gefü`l, das zu beschreiben isch nischt im Stande bin.“
Er schien inne zu halten oder zumindest langsamer in seinem Tun zu werden. Bedingt durch die Dunkelheit vermochte sie nicht seine Mimik zu lesen, doch sie meinte er höre ihr nun zu.
„Isch bin keine Seelsorgerin, da´er weiß isch nischt wie isch eusch einen Teil eurer Last ne`men kann, doch wenn i`r weiter darüber reden wollt, `abe isch ein O ´r für eusch offen.“
Sie überlegte zögernd sie ob sie zu weit gehen würde wenn sie ihm nun eine Hand auf die Schulter legen würde und entschied sich lieber dagegen. Sie wollte es nicht gleich übertreiben und zog ihre Hand die sie fast schon ausgestreckt hatte rasch zurück.
„Dass einzige was isch mit Sischer`eit sagen kann, dass es nur natürlich ist das es euch so mitnimmt. Würde es das nischt, wä`rt i`r kein Mensch und genau das Monster als das Magier dargestellt werden.“

„I´r könnt eusch auch gewiss sein, dass isch eusch Rede und Antwort ste`en werde über meine Verbindungen zu unseren Angreifern.“, fügte sie noch hinzu.
Plötzlich überkam sie ein ungutes Gefühl, kaum mehr als eine Ahnung über sie.
„Wo ist eigentlisch Leirâ?“, fragte sie sich verunsichert umblickend.

Leirâ Ven
02.08.2014, 16:00
Geprellte Rippen. eingeschränkter, linker Arm. Kein Werkzeug, keine Waffen dabei.
Mythal, was hab ich mir gedacht?
Leirâ stand, die Füße gegen die Felsen gepresst, mit dem Rücken zum Abhang. Unter ihr gute vier Schritte nichts als Luft. Und keine Chance, mit dem Arm wieder nach oben zu klettern. Sie seufzte. Konnte im Dunkeln keinen Weg nach Unten ausmachen.
Ich hätte zurückgehen und mich abseilen lassen sollen.
Als ob. Die Rosenohren waren, schon seit sie gemeinsam reisten, immer so mit ihren Problemen beschäftigt gewesen, dass sie die Elfe kaum wahrgenommen hatten. Oder wie war es denn gekommen, dass sie in diesem Dôrf allein diesem Yanis in die Arme gelaufen war? Oder Alrik verletzt worden war? Juliette und Rhaego schienen nur noch miteinander beschäftigt.
Sie sind nun Mal nicht vom Volk, nicht von meinem Clan. Im Grunde bin ich eine Fremde unter Unbekannten. Aber das war nun ihr Schicksal. Das hatte sie zu ertragen. Das hatte sie ihrem Vater versprochen.
"Vir Assan.", sprach sie leise zu sich. Zaudere nie.
"Und nun pass ûf." Behutsam tasteten ihre Füße in der Finsternis nach einem Halt. Ganz vorsichtig löste sich ihr Rücken von der Wand, gemächlich verlagerte sie das Gewicht... Und trat ins Leere. Ein überraschter Aufschrei verließ der Dalish Lippen als sie zu fallen begann. Sie kippte vornüber, vor ihr nichts mehr. Kein Fels, kein Halten. Reflexartig wollte sie den linken Arm bewegen, doch dieser kam nur langsam in Schwung. Sie drehte sich, ihre Beine rutschten über die blanke Erde des steilen Abhanges.
Rechter Arm! Irgendetwas bekam sie zu fassen, ein Ruck ging durch ihren Körper. Sie hing, die Hand um eine hervorragende Wurzel geklammert, in der Luft. Schwer atmend. Aufgewühlt. Aber fürs Erste gerettet.
Beruhige dich. Sieh nach, wie tief es noch ist. Tief Einatmen. Unter ihr noch gut zwei Schritt bis zum Boden. Und vor ihr...
Nichts. Kein Abhang. Nur Schwärze. Kalte, klaffende Finsternis. Eine Gänsehaut lief ihren Rücken hinunter, sie musste hart Schlucken. Das Gefühl, welches sie ob ihres Lagerplatzes verspürt hatte, hatte hier seine Quelle. Dunkel und bedrohlich starrte es ihr entgegen.
"Wer...?"
Die Stimme war nur ein leises Zischen, doch bohrten sich die Worte wie Eiszapfen in ihren Schädel. Erneut schrie die Jägerin erschrocken auf, dann fiel sie. Zu befangen, um ihren Körper unter Kontrolle zu haben, schlug sie hart auf, rollte ein Stück über den feuchten Waldboden. Und blieb, etwa drei Schritte von dem Höhleneingang entfernt, liegen. Benommen von dumpfen Schmerz und Schrecken.

Rhaego Alcaryen
27.08.2014, 19:41
„Nach meinen ersten Kampf auf Leben und Tod fü´lte isch misch auch nischt anders als i ´r jetzt. Es ist ein grausames Gefü`l, das zu beschreiben isch nischt im Stande bin.“
Konnte es wirklich sein, dass die unnahbare, unfehlbare Juliette de Ludin die gleichen Zweifel gefühlt hatte? Sie war eine Kriegerin, das Töten war ihr Beruf... Wie konnte sie mit diesem schrecklichen Gefühl leben? Vielleicht war es für sie leichter, da sie nur auf normale Weise tötete und mit Sicherheit noch niemanden verbrannt hatte. Aber Rhaego bezweifelte es. Nur zu oft hatte er die Verwundeten in den Händen der Heiler des Zirkels gesehen und wusste, dass auch eine normale Waffe einen grausigen Tod herbeiführen konnte.
Doch sie sprach schon weiter. „Dass einzige was isch mit Sischer`eit sagen kann, dass es nur natürlich ist das es euch so mitnimmt. Würde es das nischt, wä`rt i`r kein Mensch und genau das Monster als das Magier dargestellt werden.“
Monster. Das war es. Dieses Wort, dass er seit langen Jahren zu hören bekommen hatte. Monster. So hatten sie ihn und alle mit seinen Fähigkeiten genannt. Er hatte sich immer dagegen gewehrt, doch es hatte seine Spuren in ihm hinterlassen. Und nun begriff er einen weiteren Grund, weshalb ihm seine Tat so mitgenommen hatte: Denn auch wenn er es nie bewusst zugegeben hätte, hatte ein Teil von ihm sich nach dieser schrecklichen Tat tatsächlich als das Monster gesehen, als das ihn die Templer immer bezeichnet hatten.
Und Juliettes Worte implizierten... Dankbarkeit wallte in ihm auf für diese kleine Geste, die Juliette vollbracht hatte, als sie ihn „Mensch“ genannt hatte. Sie hatte ihn als vollwertiges Mitglied der Gruppe akzeptiert, ihn nicht mehr nur als verdammungswürdigen Magier gesehen – mehr, als er bis vor wenigen Momenten noch unbewusst von sich gedacht hatte.

„Wo ist eigentlisch Leirâ?“
Die Frage riss Rhaego erneut aus seinen Gedanken. Er erhob sich, seinen Rucksack noch unordentlicher als zuvor zurücklassend.
„Ich bin sicher, es geht ihr gut“, antwortete er. Leirâ war die beste von ihnen was Erkundungen in der Wildnis anging und er zweifelte nicht daran, dass sie sich irgendwo dort draußen umschaute. Oder sie wollte einfach einige Zeit für sich allen bleiben. Er wusste ja nicht, was so in dem Kopf der Dalish vor sich ging. Dennoch... sie war schon einige Zeit unterwegs. Und auch sie war vom Kampf recht mitgenommen gewesen.
„Aber wenn Ihr es für besser haltet, können wir uns nach ihr umschauen.“ Und er könnte die Suche ein wenig erleichtern, wenn nur nicht... Er überwand die unangenehme Erinnerung, in den Ohren noch die tröstenden Worte Juliettes, und entzündete eine Flamme auf seiner Handfläche, gerade so groß, dass ihr Schein bis zum unebenen Waldboden reichte. Das rötliche Licht ließ das Gesicht der Orlaisianerin seltsam verzerrt wirken. Ein rötlicher Glanz trat in ihre Augen, doch Rhaego konnte noch immer einen Anflug von Wärme sehen, fast so etwas wie... Freundschaft.
„Juliette“, sagte er, nach den richtigen Worten suchend, ehe er beschloss, sich kurz zu fassen. „Danke!“
Er glaubte, noch den Ansatz eines Lächelns zu sehen, doch er hatte sich schon abgewandt und fragte Adriana: „Kommt Ihr mit oder passt Ihr auf das Lager auf?“

Xydia
12.09.2014, 10:51
Einstiegspost

Die Elfe lief schnell, verfolgte den dreisten Dieb. Ihre Atmung ging schwer, aber sie wurde nicht langsamer, hielt das Tempo aufrecht, wollte ihn fangen, um jeden Preis. 'Warum? Warum ich? War das nicht alles schon mehr als genug gewesen? Erst das Desaster mit Radulf dann… -sie seufzte- … all die anderen Dinge. Da war der Kutscher, der sie freundlich aber bestimmt aus der Kutsche komplimentiert hatte, weil einer der anderen Fahrgäste sich über das Klingenohr beschwert hatte. Von diesem unplanmäßigen Halt aus war sie bis zur Herberge gegangen. Der Name 'Zum Nest' versprach weitaus mehr, als er gehalten hatte. Der Wirt war grobschlächtig und außer einem Gemeinschaftsschlafsaal gab es für Klingenohren keine Übernachtungsmöglichkeit.'

Leise auf orlais fluchend rannte sie weiter, während sie versuchte die Distanz zwischen sich und dem Dieb zu verkürzen. Hart schluckte sie.
"Ja, Du machst unseren wundervollen Spitznamen diebisches Klingenohr alle Ehre!" 'Dieser schwarze Wuschelkopf! Etwas war mit seinen Augen, doch sie konnte es nicht greifen. Wenn sie ihn kriegen würde dann… dann würde sie ihm das Herz herausreißen und roh verspeisen!' Die Stiche in ihrer Seite wurden stärker, was kein Wunder war nach der Strapaze. Aufgeben würde sie nicht, er hatte etwas gestohlen, das sie um keinen Preis aufgeben konnte. Die Dolche waren nicht einfach nur Waffen, nein, sie waren ihr Andenken an Anbihan, der so gefühlvoll gewesen war, bevor man ihm zu einer emotionslosen Marionette gemacht hatte. Tränen rannen ihre Wangen herunter. Sie beschleunigte.

Diesmal wurde ihre Anstrengung belohnt, direkt vor ihr sah sie ihn, jedenfalls musste er es sein, wer sonst? Und dann verschwand er aus dem Sichtfeld einfach so. Auch davon ließ sie sich nicht entmutigen rannte weiter, so wie man es erwarten konnte von jemandem der hinter den Vorhang geschaut hatte. Endlich stand sie dort, wo man er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, nun da sie sah warum er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Dort ging es hinunter. Der Weg, nein, der Pfad führte gleich hier hinunter. Xydia machte sich daran den Weg hinunter zu tänzeln. Ein-/ zweimal nahm sie ihren Magierstecken zur Hilfe um nicht zu stürzen. Kaum das sie unten war, beeilte sie sich die Spur wieder aufzunehmen. Doch ehe sie dazu kam, vernahm sie ein Geräusch, einen Schrei? Es hielt sie nichts, sie stürmte los und blieb dann abrupt stehen, als sie jemanden am Boden liegen sah.

Xydia stützte sich auf ihren Magierstecken, schaute auf die Gestalt hinunter. Ein leichtes Kopfschütteln, dann ging sie in die Knie und ihre Hand legte sich auf die Schulter der am Boden liegenden Elfe. Ihre Stimme klingt freundlich als sie leise in Elven spricht: "Du brauchst keine Furcht zu haben..."

ooc: Kleidung - eine dunkelrote Jacke, die rockartig unterhalb der Hüfte ausgestellt ist, mit auf gestelltem Kragen, Aufschläge an Ärmeln sind schwarz abgesetzt; die Leggins ist schwarz und endet auf dem Spann des Fußes., Weitere Beschreibung folgt im nächsten Post

Rowen Teravis
13.09.2014, 10:31
Einstiegspost

Rowen riskierte einen schnellen Blick nach hinten über die Schulter und wurde prompt mit einem Ast belohnt, der ihm seitlich gegen die Stirn knallte und dort einen langen roten Streifen hinterließ. Zähneknirschend konzentrierte er sich wieder auf den Weg vor sich.
Die verdammte Elfe war immernoch da.
Es war wirklich lang her, dass ihm jemand so ausdauernd auf den Fersen geblieben war wie jetzt. Im Stillen musste er ihr ein wenig Respekt zollen. Die Hartnäckigkeit dieser Elfe würde für ein volles Dutzend Stadtwachen reichen!
Du wolltest doch eine Herausforderung. Da hast du eine.
Rowen befahl seiner inneren Stimme zu schweigen und hastete weiter durch den Wald. Dabei hatte das alles so gut angefangen. Ein einsames Gasthaus, ein paar nicht abgesperrte Türen... und eine Elfin, die so freundlich gewesen war, ihr Gepäck offen stehen zu lassen.
Er sah noch immer ihr Mord und Totschlag verheißendes Gesicht vor sich, als er sich diese beiden hübschen silbernen Dolche geschnappt hatte und sich sein und ihr Blicke kurz gekreuzt hatten.
Seitdem folgte sie ihm wie ein Bluthund, der ein schmackhaftes Kaninchen jagte.
Waren ihr diese beiden Waffen wirklich so wichtig, dass sie Rowen dafür durch den halben Wald verfolgen würde? Offensichtlich ja.

Inzwischen hielt er sich nicht mehr damit auf, über diverse Hindernisse zu springen und sie soweit möglich zwischen sich und seine Verfolgerin zu bringen. Das ganze hatte ihm nur eine Menge Energie gekostet und die Elfe war ihm, durch alles nicht merklich langsamer geworden, weiterhin auf den Fersen. Er konzentrierte sich stattdessen darauf, stur geradeaus zu rennen und dabei den schlimmsten Ästen und Gestrüpp auszuweichen. Ein Vorhaben, das die nächtliche Dunkelheit und der weiche, unebene Boden nicht gerade einfacher machten. Auch wenn er geduckt vorwärts rannte und mit einem Arm sein Gesicht schützte, hätte ihm der letzte Ast beinah ein Auge gekostet.

Und da war sie auch schon wieder. Er hörte das Knacken der Zweige hinter sich und wie die feindliche Elfe leise vor sich hin fluchte.
Gut so. Je mehr du schimpfst, desto weniger Luft bleibt dir zum Rennen.
Leider neigte sich auch Rowens Ausdauer langsam dem Ende entgegen. Er war zwar ein geübter Läufer, aber dieses schwierige, unebene Gelände und plötzlich auftauchende Hindernisse, denen er ständig ausweichen musste, forderten ihren Tribut. Er atmete viel zu schnell und das Stechen in seiner Seite steigerte sich allmählich ins Unerträgliche. Lange würde er dieses Tempo nicht mehr durchhalten.
Das wär's ja noch. Von meinem eigenen Opfer so lange gehetzt zu werden, bis ich stolpere und zu kaputt bin, um mich zu verteidigen.
Immer wieder sah er sich nach einem Fluchtweg um, einem Versteck. Irgendeiner Möglichkeit, diese lästige Elfe abzuschütteln. Aber jedesmal, wenn er ein bisschen langsamer wurde, holte sie ein wenig auf. Und weil die Frau durchaus den Eindruck machte, sich einem tollwütigen Mabari gleich auf ihn zu stürzen, sobald sie ihn zu fassen bekam, wollte er nicht riskieren, anzuhalten und sich zu verstecken.
Seine Hoffnung ruhte darauf, dass der Elfe vor ihm die Puste ausging und sie die Verfolgung abbrach. Oder dass er seinen Vorsprung so weit vergrößern konnte, dass sie ihn aus den Augen verlor. Ein kurzer Moment würde schon reichen...
Die Geräusche hinter ihm wurden lauter. Großartig! Während er über einen Fluchtweg nachgedacht hatte, war seine Verfolgerin ein gutes Stück näher gekommen. Wenn es so weiterging, würde sie ihn bald doch noch erwischen.
Jetzt gib doch endlich auf, verdammt! So wertvoll sind die Dinger überhaupt nicht!
Rowen mobilisierte seine letzten Reserven und legte noch einen Zahn zu. Mit der freien Hand bemühte er sich, einen der beiden gestohlenen Dolche aus seinem Gürtel zu ziehen. Er würde ihn irgendwo gut sichtbar ins Gebüsch werfen und so wie er seine Verfolgerin einschätzte, würde sie Halt machen, um das Teil einzusammeln. Womit er sich einen Vorsprung erkaufte und sie – hoffentlich – endlich abhängen konnte. Doch plötzlich hörte der Weg vor ihm auf und er tappte ins Leere. Ein Abhang! Gerade noch so bekam er einen herabhängenden Ast zu fassen und schaffte es, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Der Plan mit dem Dolch war damit Geschichte, Rowen verwendete seine ganze Aufmerksamkeit stattdessen darauf, nicht zu stürzen, während er wie ein Wahnsinniger den den abschüssigen Weg entlang rannte und das Gefälle nutzte, um seine Geschwindigkeit nachmals zu steigern.
Hinter ihm war es leiser geworden. Hatte er sie etwa... aufgegeben?
Klar, das glaubst du doch selbst nicht.
Hastig untersuchte er die Umgebung auf ein Versteck. Bäume. Bäume. Noch mehr Bäume...
Ein schmales Stück Dunkelheit direkt am Abhang, ein wenig finsterer als die umgebende Nacht. Eine Spalte? Eine Höhle? Egal. Es war nahe dran und wie Rowen anhand des Raschelns und Knackens im Unterholz schließen konnte, würde seine hartnäckige Verfolgerin jeden Moment auf dem Abhang erscheinen. Und sobald sie den Sichtkontakt wiederhergestellt hatte, konnte sich die Jagd noch ewig hinziehen.
Rowen wechselte die Richtung und huschte in den Schatten. Wie erhofft fand er nicht den blanken Fels des Abhangs vor sich, sondern eine Spalte. Mit etwas Glück würde die Elfe diese übersehen und einfach daran vorbeirennen, weiter in den Wald hinein und einem Ziel folgen, das nicht da war. Was Rowen Zeit verschaffen würde, sich wieder hinauszuschleichen und das Weite zu suchen.

Kaum hatte er die schützende Dunkelheit der Höhle betreten, ertönte hinter ihm ein Schrei. Innerlich fluchend wich er rückwärts weiter zurück. Er sah einen Haufen lockere Erde vor dem Eingang herabrieseln. Kurz darauf folgte ein humanoides Objekt, das ausgerechnet vor der Höhle auf den Boden polterte und knapp vor dem Eingang liegen blieb.
Offenbar angelockt durch den Schrei, trat seine Elfenverfolgerin wieder auf den Plan und kauerte sich neben dem abgestürzten Körper nieder.
Na klasse. Jetzt sitze ich hier drin in der Falle.
Hätte er sich doch an die Bäume gehalten! Diese Ablenkung hätte ihm vielleicht genug Zeit verschafft, um davonzukommen.
Das hast du echt wunderbar hingekriegt.
Mit einer Hand an der Höhlenwand zog sich Rowen langsam weiter nach hinten zurück, bis es so dunkel war, dass er nicht mal selbst etwas erkennen konnte. Den anderen draußen musste es ähnlich ergehen. Hoffte er.
Wenigstens für den Augenblick in Deckung, drückte er den Rücken flach an die Wand und bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen.

Juliette de Ludin
13.09.2014, 14:35
Juliette lächelte den Magier aufmunternd an, als sie erkannte dass ihre Worte tatsächlich etwas Trost gespendet hatten. Bemüht darum dies nicht gleich wieder zu zerstören, zwang sie sich ihr Gesicht nicht zu verziehen als Rhaego ein lichtspendendes Feuer in seiner offenen Handfläche entstehen ließ, doch ein kurzes Zucken um Augen und Mund ließ sich nicht verhindern. Dank der schlechten Lichtverhältnisse schien er es jedoch nicht bemerkt zu haben.
Sie hatte ernst gemeint was sie ihm gesagt hatte, doch bereitete ihr seine Magie, diese Kraft die sie nie verstehen würde, nach wie vor Unbehagen. Ihrer Ansicht nach sollte einfach kein Sterblicher über solche Macht verfügen, doch zwang sie sich dieses Mal ihre Abneigung zu verbergen und unterdrückte den Reflex an den Andraste-Anhänger um ihren Hals zu greifen.
Wenigstens, so stellte sie fest, galt ihre Abneigung dieses Mal nicht dem Anwender der Magie, sondern lediglich der Magie selbst.

Die blinde Händlerin und ihre stumme Gehilfin entschieden sich schließlich ebenfalls mitzukommen um nach Leirâ, im Dunkel des nächtlichen Waldes, zu suchen. Juliette fragte sich zwar in wie fern die beiden damit eine Hilfe darstellen würden, aber sie war zu höflich um diesen Gedanken laut auszusprechen, während sie im Schein des magischen Feuers durch den Wald schritten.
Sie waren kaum ein paar Schritte gegangen, da fiel der Adligen, die abrupt stoppte ein, dass sie den bewusstlosen Alrik alleine im Lager zurück ließen. Würde er aufwachen und Hilfe brauchen wäre niemand da um ihn zu versorgen, mal ganz abgesehen von dem gewaltigen Schrecken den er erleiden würde, ganz allein und weit weg von seiner letzten Erinnerung aufzuwachen.

„`alt! Jemand muss sisch um Alrik…“, begann die Söldnerin fast schon vorwurfsvoll klingend als plötzlich ein überraschter Schrei durch die Nacht hallte. Es war Leirâ die schrie. Nahe.
Wie ein Ruck durchlief es die Adlige.
„I´r bleibt beim Lager!“, befahl Juliette harsch in Richtung der Händlerin und hatte sich bereits in Bewegung gesetzt ehe sie dem Magier zurief. „I`r kommt mit! Rasch!“
Ohne darauf zu achten ob ihren Anweisungen Folge geleistet wurde rannte sie los, der Feuerschein des Magiers dicht hinter ihr, in die Richtung aus der der Schrei kam. Ausdauernd hämmerten ihre Schritte auf dem Waldboden, eine Steigung herauf auf einen kleinen Hügel, auf dem fünf große schwarze Steine thronten, doch dafür hatte sie keine Augen, spätestens als Leirâ erneut schrie.
So eilte sie noch schneller nach vorne sodass der Abstand zwischen ihr und dem Magier mehrere Schritte maß und sie kaum noch im Lichtkegel des magischen Feuers bewegte. So sah sie den schier senkrecht nach unten abfallenden Hang viel zu spät.
Getragen von ihrem eigenen Schwund wäre sie beinahe in den Abgrund gerannt, doch allein der ausgezeichneten Reflexe einer Duellantin wie sie, war es geschuldet dass sie gerade noch so hielt. Überrascht auf keuchend ruderte die Adlige, mit mehr als nur den Zehen bereits über dem Abgrund, eher unelegant mit den Armen um das Gleichgewicht zu halten, doch just in diesem Moment bröckelte der Rand des Hanges unter ihrem Gewicht und sie rutschte ab.
Überrascht aufschreiend versuchte sie sich irgendwo festzukrallen aber ihre behandschuhten Finger fanden keinen Halt der ihr Gewicht halten konnte. Zu ihrem Glück war es nicht allzu tief. Gefolgt von einer kleinen Lawine aus Dreck und kleinen Steinchen rutschte sie den Hang hinab und rollte sich am Fuße dessen ab. Scharfe Schmerzen schossen durch ihr, im Kampf mit Leclercs, malträtierten Knie, sodass sie zischend Luft einsog.

„Merde!“, fauchte sie, am Hang kniend zwischen zusammengebissenen Zähnen, unschön in ihrer Muttersprache. Dreck rieselte hinter ihr herab, als der Magier vorsichtig an den Rand des Abgrunds trat, den Lichtkegel seines Feuers herab werfend. Im Lichte dessen konnte Juliette nun die schmale, weißhaarige Gestalt Leirâs liegen sehen…und noch jemand anderen.
Die Schmerzen in ihrem Knie waren vergessen.

Schnell wie der Blitz stand die Adlige, in der viel getragenen Duellkleidung, wieder auf, die behandschuhten Hände am Griff ihres verzierten Säbels, als stille Drohung, während ihre stahlgrauen Augen die Fremde unverwandt musterten.
Es war eine Frau etwa in Juliettes Alter, gestützt auf einen Stab, gekleidet in eine auffallend elegante dunkelrote Jacke (wenn Juliette sich nicht komplett täuschte im orlaisischen Stil) die neben Leirâ kniend, nun überrascht aufblickte.
„Tretet zurück!“, blaffte die Söldnerin bedrohlich die Unbekannte an. „Wer auch immer i`r seid.“
Einzig und allein die Tatsache das die Frau nicht wie eine Räuberin wirkte, dafür sah sie deutlich zu gepflegt aus, war es die Juliette davon abhielt ihre Waffe ganz zu ziehen. Dennoch blieb sie höchst misstrauisch und allzeit bereit ihren Säbel zu schwingen oder einen ihrer Wurfdolche nach der Fremden zu werfen.

Leirâ Ven
15.09.2014, 11:02
Atmen. Schmerzen. Leirâ starrte in die Dunkelheit über ihr und versuchte, die lustig tanzenden bunten Punkte darin wegzublinzeln.
Einfach atmen. Ein und aus. Sie stöhnte auf, als ihr Rücken in heißem, Schmerz entflammte. Ihr linker Arm bewegte sich nur träge. Da erschien plötzlich ein Gesicht über ihr. Sie meinte, die feinen Gesichtszüge des Volkes auszumachen, doch war es zu dunkel, um dies mit Gewissheit sagen zu können. Umso überraschter war sie, die Sprache ihrer Vorväter zu vernehmen:
"Du brauchst keine Furcht zu haben..." Scham stieg in ihr auf als sie erkannte, wie fremd diese Worte in Ohren klangen...
Im Gegenzug brachte die Jägerin nur ein gepresstes "Dirthamen..." hervor, ehe eine andere, wesentlich vertrautere Stimme ihr Ohr berührte:
„Tretet zurück! Wer auch immer i`r seid.“, schrie Juliette herüber. Die elfische Gestalt blickte auf. Leirâ verscuhte, sich aufzusetzen. Es gelang ihr mit Mühe.
"Julîtte, warte!", reif sie aus, noch halb erstickt vom Schmerz. Doch allmählich verging der erste Schock. Ihr Blick glitt zurück zu der Unbekannten.
„Andaran atish’an.“

Xydia
15.09.2014, 12:27
Dadurch, dass sie den Kopf der Frau zugewandt hatte, konnte man klar erkennen, dass Xydia eine Elfe war, ihre Ohrenspitzen lugten neugierig durch ihr schwarzes Haar hindurch, was auch die Ohrgehänge taten. Ebenso war ihr hübsches Gesicht deutlich zu sehen. So seltsam es anmuten mochte, sie war geschminkt. Die Augen mit Kol umrandet, die Lippen bläulich gefärbt und mit einem dunkleren Blauton abgesetzt, so dass sie einen Kontrast bildeten zu dem Schmuckstecker unterhalb ihrer Lippe. Ihre kastanienbraunen Rehaugen musterten nun die Frau ebenfalls. Was mochte in ihr vorgehen? Warum konnte sie nicht sehen, was offensichtlich war?

"Sacre Constructeur! Das wäre nischt gut, wenn isch tun würde was i'r sagtet! Sie bedarf 'ilfe. Die Erbauer liebt im Grunde von seine 'erzen jede Lebewesen. Nun macht mir die Freude und ver'arrt wo i'r seid, Isch werde der Elfe nischts böses tuen. I'r 'abt mein Wort. Darf isch fragen, ob i'r auch zu die Band' ge'ört die Dinge in die Gewa'ar nimmt, o'ne zu fragen ob die andere Person es möschte? Sprescht ruhig offen, isch möschte nischt me'r als meine Messer wieder'aben."

Auffällig war die Ruhe und Sanftheit mit der sie sprach. Xydia war mehr darauf bedacht zu helfen, als auf ihre eigene Sicherheit. Das mochte daran liegen, dass sie eine Fehleinschätzung beging, doch diese würde nur die Zeit zeigen. Mit ihren filigranen Fingern, die alle mit einem Ring geschmückt waren, berührte sie noch immer sanft die Schulter der Elfe. In ihrem Gesicht war etwas wie Mitgefühlt für die Elfe. Sie seufzte. "Lasst misch tun, was zu tun ist, danach können wir unsere 'ändel das aus feschten, wenn es sein muss…" Xydia machte eine Pause dachte nach. "Bitte ne'mt die 'and von Eure Waffen, als eine Zeichen für die gute Will'." Die Händlerzunge sprach Xydia mit sehr breitem Akzent. Sie hatte große Schwierigkeiten mit der Betonung, was zu diesem seltsamen Sprachduktus geführt hatte, der fast niedlich wirkte.

Als die Elfe, die Dalesh, sich bewegte, ja versuchte aufzusetzen ließ sie es geschehen, auch wenn es nicht gut war, aber alles andere hätte die Elfe noch weit mehr angestrengt oder aber schädigen können. So half Xydia ihr, unterstützte sie, gab ihr halt. "Aneth Ara. Vir sulhan'nehn. Vir dirthera*1. Nicht bewegen, lass Dich ruhig fallen, ich halte Dich." Es war eine Entgegnung auf das, was die Elfe gesprochen hatte und es war ein Versprechen. Ein Versprechen sie zu heilen. Ein Versprechen mit ihr zu reden. Fest dran glaubend, dass nun niemand sie behindern würde, konzentrierte sie sich. Kurz darauf war ein Knistern zu hören. Ihre Hände wurden von etwas umspielt das wie ein fahles bläuliches Licht wirkte. Xydia gab die magische Energie frei, ließ sie aus ihren Händen über den Körper der Elfe gleiten. Der Kristall der im Kopf Ihres Stabes eingefasst war tauchte die Szenerie in ein diffuses Licht

*Aneth Ara - Willkommensgruß unter Dalesh eigentlich; vir sulhan'nehn - wir werden singen und uns erfreuen; vir dirthera - wir werden die Geschichte(n) erzählen.

Rhaego Alcaryen
15.09.2014, 18:57
Auf einmal verschwand Juliette aus seinem Lichtkegel. Rhaego legte eine Vollbremsung ein, verlor einen Augenblick das Gleichgewicht und stand schließlich wieder aufrecht am Rande des Abhangs, der Juliette verschluckt hatte. Das Manöver blieb natürlich nicht folgenlos – sein Knie schmerzte, da es unangenehme Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte und an dieser Stelle drang Feuchtigkeit durch den Stoff. In dem Schein der Flammen auf seiner Handfläche – die während seiner Bremsung gefährlich gezuckt und beinahe ausgegangen waren – konnte er erkennen, dass sein Magiergewand über dem Knie nun einen hässlichen Fleck aus feuchter Erde hatte. Ehe er zum Fluchen kam, riss ihn die fordernde Stimme Juliettes aus seinen Gedanken.
Erst jetzt bemerkte er Leirâ, die am Boden lag und die Frau, die sich über sie beugte. Automatisch zog er mehr Kraft aus dem Nichts und ließ das Feuer höher und heller auflodern.
Eine kleine, recht magere Gestalt war es, die dort neben Leirâ kauerte, ihr Gesicht wirkte unter dem schwarzen Haar noch bleicher. Trotz ihrer männlichen Kleidung hielt Rhaego sie nicht für eine große Gefahr.
Als die Frau dann mit Juliette sprach, um sie zu beruhigen, hätte er seine Meinung fast geändert. Diesen Akzent erkannte er sofort, er war sogar noch etwas stärker als der der Kämpferin. „Bei Andraste“, murmelte er leise. „Nicht noch eine von denen.“
In diesem Moment tastete sich Adriana von hinten an ihn heran und legte ihm eine Hand auf den Rücken, wie um sich besser orientieren zu können.
„Was macht Ihr hier?“, zischte er ihr zu. „Hat Juliette Euch nicht gesagt, Ihr sollt auf Alrik aufpassen?“
Die kleine, schwarzhaarige Frau sprach unterdessen mit Leirâ – und Rhaego erkannte, dass sie auf Dalish mit ihr sprach, die klassischen Begrüßungsformeln. Erst jetzt bemerkte er die spitzen Ohren, die das dunkle Haar spalteten. Was macht eine Elfe hier mitten im Wald?
Die Händlerin schien seine Worte nicht zu bemerken. „Das ist eine Magierin! Sie kann Magie benutzen!“
Diese Worte spülten wie eine kalte Schockwelle über ihn hinweg. Er kam gar nicht auf die Idee, Adriana zu fragen, woher sie das wusste – woher sie überhaupt von der anderen Person wusste, die sie ja nicht sehen konnte. Wenn diese Fremde eine Verbindung zum Nichts hatte, war die äußere Erscheinung unwichtig, sie konnte noch so klein und dennoch sehr gefährlich sein! Vielleicht war sie eine von den wilden Dalish-Magiern, über die er schon einige Schauergeschichten gehört hatte.
„Juliette!“, rief er laut, während er sich bereit machte, einem eventuellen magischen Angriff entgegenzuwirken. „Sie ist eine...“
Doch ehe er seinen Satz beenden konnte, sprang ein fahles Licht um die Hände der Fremden auf, ehe sie die Energie auf Leirâ richtete. Er konnte nicht erkennen, was genau sie tat – er war mit solchen passiven Analysen von Magieanwendung nicht vertraut, auch wenn er gehört hatte, dass es möglich sein sollte. Na toll! Mich hätte Juliette schon längst gevierteilt, wenn ich es auch nur gewagt hatte, ohne Erlaubnis IRGENDETWAS mit Magie zu machen, erst recht, wenn es auf andere gerichtet ist. Doch er verschwendete keinen weiteren Gedanken auf die Ungerechtigkeit der Welt. Wichtiger war es, die Dalish-Wilde zu stoppen, ehe sie irgendwelche komischen Geistzauber über Leirâ warf.
„Hey! Was tut Ihr da eigentlich?“, rief er laut und vernehmlich. „Hört sofort damit auf!

Rowen Teravis
21.09.2014, 09:09
Es dauerte gar nicht lange, bis eine weitere Person vor dem Höhleneingang herunter purzelte. Rowen biss sich auf die Lippen und unterdrückte einen Fluch. Wie viele hatten sich da noch verkrochen? Und wie viele würden wohl in den nächsten Minuten auch noch hier herunterfallen?
Mindestens ein weiterer befand sich noch oben auf dem Abhang und erleuchtete die schräge Szene mit einer Fackel. Das Bild, das sich ihm bot, gefiel Rowen nicht wirklich. So blitzartig, wie die eben abgestürzte Menschenfrau wieder auf die Beine gekommen war und die Hand an ihren hübschen Säbel gelegt hatte... Das war kein zartes Mädchen, wie man es in den Städten fand. Das war jemand, der schon über Kampferfahrung verfügte. Dafür sprachen auch die Körperhaltung und die Art, wie sie der Verfolger-Elfe drohte.
Na toll. Eine Kriegerin. Das macht es mir nicht grade einfacher.
Er hatte schon einige Male erlebt, dass sich fremde Leute plötzlich zusammentaten, wenn es darum ging, einen Dieb zu fangen. Hier ebenfalls? Rowen schätzte, dass er in diesem Falle fünf, vielleicht sechs Schritt weit rennen konnte, ehe er ein paar Zoll guten Stahls im Rücken spüren würde.
Lassen wir es mal lieber nicht drauf ankommen.
Rowen spitzte die Ohren und beobachtete weiter die Geschehnisse vor der Höhle. Seine Verfolgerin redete gerade auf die Menschenfrau ein – falls man dieses komische Gehüstel, das sie da von sich gab, denn 'reden' nennen konnte. Die Betonung war falsch und ließ jedes Wort irgendwie lächerlich klingen. Währenddessen rappelte sich die weißhaarige Person, die zuerst abgestürzt war, langsam auf.
Bevor sich Rowen aber Gedanken darüber machen konnte, wo er diese Art von Sprachfehler schon mal gehört hatte, durchschnitt ein lautes „Juliette! Sie ist eine... “ die nächtliche Stille. Was auch immer der Rufer sagen wollte, erübrigte sich, als sich ein blaues Leuchten an den Händen der Elfe bildete und auf die Weißhaarige weiterwanderte. Ein eisiger Schauer kroch über Rowens Rücken und er wich unwillkürlich ein paar Schritt weiter zurück. Mit wachsendem Entsetzen sah er zu, wie auch der Stock der Elfe zu leuchten begann.
„Magier!“, keuchte er beinah tonlos.
Damals in Denerim hatte er auch schon ein paar Abtrünnige gesehen, die sich bei irgendwelchen kriminellen Banden herumtrieben und die Leute in Angst und Schrecken versetzten. Rowen wusste zwar an sich einen Dreck über die Magie und ihre Anwender, bis auf die Schauergeschichten, die die Kirche predigte, aber er wusste, dass man gut beraten war, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Ich habe einen verdammten Magier bestohlen!
Konnte sie ihn wirklich mit einem Fingerschnippsen in Flammen aufgehen lassen?
Ach komm, mach dich nicht lächerlich. Das hätte sie doch schon lange getan, wenn sie es könnte.

Oder sie wollte nicht riskieren, den ganzen Wald gleich mit abzufackeln...

Rowen musste sich gewaltsam von dem Anblick losreißen. Falls es da draußen gleich zum Aufstand kam und die Elfe und der Mensch aufeinander losgingen, würde er das auf jeden Fall hören. Viel wichtiger war es, hier schleunigst wegzukommen. Dummerweise hatte das ganze Licht von draußen Rowens Nachtsicht ruiniert. Das Innere der Höhle war dunkel wie ein Grab und er konnte nicht mal mehr die sprichwörtliche Hand vor Augen sehen. Blind tastete er die kalte Felswand neben sich ab und wagte sich ein paar vorsichtige Schritte weiter. Die ersten Begleiterscheinungen der Blindheit meldeten sich: Farbige Flecken, die verwirrende Bilder vor seinen Augen formten und verschwanden, sobald er blinzelte. Er tat sein bestes, diese zu ignorieren, aber sein Verstand beschwor ein Horrorszenario nach dem andern herauf. War es wirklich eine gute Idee, noch tiefer in die Höhle zu gehen? Auch wenn die Finsternis so einladend und sicher wirkte...
Ja, und dann kommt irgendwo ein Loch, ich falle rein und breche mir den Hals.
Rowen blieb wie angewurzelt stehen. Ein kalter Hauch streifte seinen Nacken und kroch, eine Gänsehaut hinterlassend, ganz langsam über seinen Rücken weiter nach unten. Er blinzelte misstrauisch in die Dunkelheit vor sich und spürte, wie sich seine Eingeweide verkrampften. Nichts als Schwärze.
Sein Straßeninstinkt zupfte beinah flehentlich an seinem Verstand und raunte ihm zu, so schnell wie möglich die Beine in die Hand zu nehmen und zu verschwinden. Rowen war geneigt, dem zuzustimmen, auch wenn er nicht sicher war, vor was ihn sein Bauchgefühl warnen wollte.
Vor der Dunkelheit?
Will ich wirklich bleiben und es herausfinden?
Eigentlich nicht.
Ganz langsam wich er wieder einige Schritte Richtung Höhleneingang zurück und behielt dabei die Dunkelheit fest im Blick. Fast rechnete er damit, dass gleich irgendetwas hervorspringen und sich auf ihn stürzen würde.

Juliette de Ludin
28.09.2014, 11:50
Juliette dachte nicht einmal einen Herzschlag lang daran der Bitte der fremden Frau, einer Elfe wie sie nun erkannte, nachzukommen und behielt ihre Hände gut sichtbar am Griff des Säbels und bedachte sie weiterhin mit finsteren Blicken. Die Fremde klang zwar freundlich und schien Leirâ helfen zu wollen und sprach eindeutig wie eine Orlaisarin, doch blieb sie eine Fremde. Eine Fremde der sie mitten im tiefsten Wald, zu einer Stunde in der rechtschaffene Leute schliefen und nur Gesindel das Übles im Schilde führte noch auf den Beinen war.
Und als genau solchem zugehörig würde die Adlige das fremde Klingenohr behandeln, bis sie eines besseren belehrt würde.

Doch war es verwirrend wie ruhig die sanft sprechende Unbekannte blieb, obgleich der unverhohlen kampfbereiten Haltung der bewaffneten Söldnerin, als hätte sie keine Spur von Angst. War es schlicht Leichtsinn? Immerhin war Juliette eine geübte Schwertkämpferin der man ihr Können ansah, deren Narben in ihrem Gesicht, ihren aristokratischen Züge einen kampfgestählten Ausdruck verliehen. Binnen eines Herzschlages könnten die Muskeln in ihrem Schwertarm in Bewegung regelrecht explodieren und schon wäre die Unbekannte gar einen Kopf kürzer wenn die Adlige es wollte.
Oder führte die Elfe etwas im Schilde? War sie vielleicht nicht alleine? Oder hatte sie einen anderen Vorteil in der Hinterhand, der ihr solch eine Ruhe verlieh?

Leirâs Bitten an ihre Gefährtin zu warten, tat ihr übriges, sodass Juliette statt vorzutreten und sich bedrohlich vor der Elfe aufzubauen, zögerte und verblieb wo sie war, während die Fremde der Dalish half sich aufzurichten.
Scheinbar war es der Verwirrung noch nicht genug, die Fremde fing nun auch noch an in einer fremden Zunge zu sprechen, die Juliette erst als die Sprache der Dalish erkannte als Leirâ im selben Wortlaut antwortete. Ohne ein Wort davon zu verstehen wohnte die Söldnerin argwöhnisch bei, ein ungutes Gefühl bei der Sache, das sich bei jeder Silbe zu verstärken schien.

Die unbekannte Elfe hörte auf zu reden, schien sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Juliettes ungutes Gefühl, das ihr durch die Därme kroch, verstärkte sich noch weiter. Sie meinte fast die Härchen auf ihrem Nacken stellten sich auf als sie ein kaum hörbares Knistern zu vernehmen glaubte.
„Juliette!“, hörte sie auf einmal die Stimme des Magiers hinter ihr rufen. „Sie ist eine...“
Ein geisterhaftes Licht legte sich um die Hände der Fremden und schien auf Leirâ überzugehen! Die Fremde war eine Magiern!
Eine Mischung aus Entsetzen und Abscheu durchlief Juliette, als sich die Fremde als etwas weit gefährlicheres als gewöhnliches Raub- und Diebespack entpuppte, und es hatte ihre gewiss unheilvolle Kraft bereits auf ein Mitglied der Gruppe gerichtet.

„Hey! Was tut Ihr da eigentlich? Hört sofort damit auf!“, rief Rhaego hinter ihnen als die Adlige nur einen Wimpernschlag später den Säbel zog und seine beidseitig scharf geschliffene Spitze, innerhalb eines weiteren Wimpernschlags, an die Kehle der Magiern setzte.
„I`r `abt i`n ge`ört!“, blaffte die Orlaisianerin bedrohlich und fügte in ihrer Muttersprache nicht weniger gefährlich klingend hinzu: „Tretet zurück oder ich schneide euch die Kehle auf, Magiern!“
Das letzte Wort spuckte sie aus, als würde es vor Gift und Galle nur so triefen.
Das gnadenlose Funkeln in Juliettes stahlgrauen Augen ließ keinen Zweifel daran dass die Adlige ihre Drohung umsetzen würde.

Leirâ Ven
02.10.2014, 14:28
Leirâ war verwirrt. Zwar Sprach die Unbekannte die Sprache des Volkes, doch trug sie keine Vallaslin. Desweiteren ihre eigenartige BEtonung der Handelssprache...
Sie spricht wie Juliette. Was geht hier vor? Doch die Dalish war zu stark verletzt, um sich gegen die Behandlung der Frau zu wehren. Was auch nicht nötig war. Leirâ war schon magisch geheilt worden und im Gegensatz zu dem, was Rhaego an ihr versucht hatte tat das, was diese Fremde tat wirklich gut. Das blaue Licht umfing sie, wärmte und es knackte einmal hörbar, ehe jeder Schmerz fortgewischt war. Sie fühlte sich gut. Rücken, Arm und sogar Rippen schienen geheilt. Das Bewusstsein der Dalish war jedoch seltsam befangen, wie von einem dumpfen Schleier, als...
Hätte ich mich am Wein gelabt. Wie aus weiter Ferne nur drang Juliettes Stimme an ihr Ohr. Und es dauerte schier endlos, bis die Elfe ihre Schlüsse gezogen hatte. Juliettes verdammtes Misstrauen gegenüber der Magie.
"Halt ên!", rief Leirâ, Als die Kämpferin bereits auf Hiebweite herangetreten war.
"Sî...", es fiel der Jägerin, ob der Dumpfheit, irgendwie schwer, sich aufzurichten, "...hêlte mich." Sie saß auf dem Boden und hatte eine Hand ausgestreckt. Ihr Blick glitt von Juliette zu der Fremden und wieder zurück.
"Sî ist kêne Gefâr." Dennoch war Misstrauen angemessen. Sie wusste nichts über die Fremde und trotz der Grußformel würde sie weder eine Geschichte mit ihr teilen noch mit ihr Singen. Vorerst zumindest nicht.
"Ma serannas,", bedankte sie sich, "doch sag, wer bist du?" Doch sie blieb ihr die Antwort schuldig, denn just in jenem Moment erklang ein schrilles Kreischen, das jedem auf der Lichtung durch Mark und Bein ging. Und alle Blicke wurden auf den Höhleneingang gerichtet.

Rowen Teravis
15.10.2014, 19:27
Endlose Minuten verstrichen, bis sich Rowens Augen wieder an die Dunkelheit angepasst hatten. Er entdeckte, dass sich die Höhle zu einer kleinen Kammer verbreiterte. Ein paar Schritte weit musste er schon drin gewesen sein, ehe er, einer schlechten Vorahnung folgend, wieder umgekehrt war. Etwa in der Mitte der kleinen Kammer befand sich ein unförmiges Objekt, das ihm vielleicht bis zur Schulter reichen würde. Es war auf jeden Fall kein Felsen, sondern spiegelte leicht das Licht wieder und wirkte metallisch, sogar durch die dicke Schicht aus Staub hindurch, die sich über viele Jahre darauf niedergelassen hatte. Rowen kniff die Augen zusammen und tastete sich einen kleinen Schritt nach vorne, um es besser betrachten zu können.
In diesem Moment flammten zwei glühend rote Punkte in der Dunkelheit auf. Rowen schnappte erschrocken nach Luft und prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Eisige Kälte breitete sich in seinem Inneren aus, nahm mit jeder Sekunde zu. Das Knirschen von uraltem, rostigen Metall hallte durch die Höhle, als sich das Ding in der Kammer bewegte. Es nahm die Umrisse eines Menschen in Rüstung an, der sich, unendlich langsam, aus einer knienden Stellung erhob. Der Blick dieser glutroten Augen durchbohrte den Elfen förmlich, ließ ihn wie erstarrt auf der Stelle verharren, unfähig den Blick von dem abzuwenden, was sich vor ihm abspielte. Um die Augen herum erkannte Rowen die Umrisse eines hämisch grinsenden Gesichts und eines aufwändig dekorierten, altertümlichn Flügelhelms. Nein, nicht ganz. Es war kein Grinsen. Es waren die blank liegenden Zähne eines menschlichen Skelettes, an dem hier und da nur noch ein paar alte Fetzen Fleisch baumelten. Und es war riesig.
Noch immer gefangen im Blick des untoten Wesens wurde sich Rowen bewusst, dass er den Kopf in den Nacken legen musste, um es weiter anzusehen. Das Ding vor ihm war größer als selbst der größte Qunari, den Rowen je gesehen hatte. Die Spitzen des Helms schrammten an der Höhlendecke entlang und der herabrieselnde Dreck schien das Monstrum einen kurzen Moment lang abzulenken. Endlich schaffte es Rowen, sich von den dämonischen roten Augen loszureißen und erblickte prompt ein gigantisches Schwert in der einen Hand des Untoten. Es musste beinah so lang sein, wie Rowen selbst groß war. Am anderen Arm war wiederum ein großer runder Schild befestigt.
Das Monstrum verharrte einen Moment, die Rüstung knirschte wieder, und es machte einen plötzlichen Ruck nach vorne, als hätte es gegen einen unsichtbaren Widerstand angekämpft, der sich soeben, wie ein reißendes Seil, aufgelöst hatte. Dann gab es ein ohrenbetäubendes, triumphierendes Kreischen von sich, das Rowen das Blut in den Andern gefrieren ließ. Und hob sein Schwert.
All das nahm der Elf innerhalb von Sekunden in sich auf. Adrenalin schoss durch seinen Körper, während er die Hände auf die Ohren presste, um den schrecklichen Lärm auszusperren. Mit einem letzten Blick auf den blanken Stahl vor sich, warf er sich zur Seite, drückte sich an der Wand ab und raste in blinder Panik aus der Höhle in Richtung Wald.
Für die Leute draußen war in seinen Gedanken kein Platz. Nur für den Berg aus Metall und totem Fleisch, der, von uralter, finsterer Macht getrieben, soeben hinter ihm aus der Höhle stapfte.

Xydia
16.10.2014, 20:19
Zuvor war nichts an ihr Ohr gedrungen vom Gesagten, bewusst gedrungen, doch nun in diesem Moment als die Frau ihr präsent wurde, brach alles was vorhin gesprochen ward über sie herein. Da war die Stimme des Mannes, der die Frau vor ihr gewarnt hatte. Warum? Trug er nicht Roben eines Verzauberers? Ein Apostate? Wer war die Silhouette hinter ihm?

Das Erste was an ihr Ohr drang, was sie wahrnahm, waren nicht Worte, sondern die Sprache als Solche. Die Frau mit den düsteren, grauen Augen sprach Orlais. Die Kleidung von ihr täuschte nicht darüber hinweg, dass sie aus einem Adelshaus kam. Und dann erst die Sprache oder besser gesagt der Sprachduktus, der unterstrich den Eindruck, den sie durch die Kleidung gewonnen hatte. Der Strom der magischen Kraft, den sie angezapft und manipuliert, gelenkt hatte, verstärkte sich für den Bruchteil einer Sekunde, versiegte abrupt. Nichts war mehr von dem magischen, bläulichen Licht zu sehen. Langsam wandte sie ihr Haupt der Menschenfrau zu, welche sie mit Worten und wohl auch mit dem Säbel bedrohte. Xydias Augen verrieten Unsicherheit. „Ich… ich… entbiete Euch meinen Gruß, werte Dame. Ihr habt keinen Grund an mir zu zweifeln, Madame. Erlaubt mir, dass ich mich vorstelle. Ich bin Verzauberin Xydia aus dem Weißen Turm zu Val Royeaux. Wollen Sie meine Hilfe, die ich ihrer Gefährtin habe angedeihen lassen so vergelten, Herrin?“ Ebenso hatte sie damit die Frage der Dalesh beantwortet, wenn auch nicht direkt. Xydia, die Elfe deutete auf die Waffe der orlaisianischen Herrin, ihre erste wirkliche Bewegung, bisher hatte sie die ganze Zeit innegehalten und sich nicht bewegt. Auch hielt sie noch die Elfe, die sie geheilt hatte. Kurz schweiften ihre Rehaugen zu der Elfe, ehe sich ihre Augen wieder auf die Adlige richtete. „Soll dies also mein Ende sein?“

Es war nicht ihr Tag gewesen, erst war sie aus der Kutsche geworfen worden, dann der lange Weg zu Fuß zur Herberge und kaum das sie dort angekommen war, hatte man ihr das letzte Unterpfand ihrer Liebe gestohlen und sie war verrückterweise dem Dieb hinterher gerannt und nun zahlte sie den Preis. Ihre Augen füllten sich mit Tränen doch wollte sie nicht weinen.

Vollkommen unerwartet traf sie eine Welle von Energie, negativer, arkaner Energie, die ihren Mund trocken werden und ihren Magen zusammenkrampfen ließ. Sie erschauderte. Wie in Trance erhob sie sich, ihre Hände vollführten komplizierte Muster in der Luft, aus ihrem Mund strömten arkane Worte, Worte der Macht. Ihr junges Gesicht war ernst geworden, da schien eine ungeheure Last auf ihren Schultern zu sein. Ihre Hände schossen nach vorne, schossen Blitze auf den Koloss vor dem der Dieb floh.

Rhaego Alcaryen
18.10.2014, 00:24
Als die Elfe von Leirâ abließ, atmete Rhaego erleichtert aus. Ja, Juliette hatte ihre ganz eigene Art, das zu erreichen, was sie wollte. Er hätte nie gedacht, dass er jemals so froh über die blanke Klinge einer Kirchentreuen an der Kehle einer Magierin wäre. Doch er wusste nur zu gut von seinen Jahren im Turm, was ein einzelner Magier anrichten konnte.
Mühsam richtete die Dalish sich auf. „Sî hêlte mich.“ Rhaego kniff die Augen zusammen und musterte die orlaisiainsche Magierin erneut. Das Heilen war eine sehr komplexe Magie und nur wenige erlangten jemals wahre Meisterschaft darin. Sie musste also sehr fähig sein. Und nun, wo er die Zeit hatte, sie genauer zu betrachten, bemerkte er, dass sie nicht wie die Dalish gekleidet war – soweit er sich an die Bilder in den Büchern erinnerte – auch wenn ihre Kleidung teilweise elfische Merkmale aufwies. Also war sie vermutlich aus dem Zirkel, für eine Wilde war sie zu gut ausgebildet. Wahrscheinlich aus dem Orlaisianischem Zirkel...
Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er sie anblickte. Sie war eine lebendige Verbindung zu seiner Vergangenheit. Was machte sie überhaupt hier? Wieso war sie außerhalb des Zirkels, und vor allem: Wieso war sie allein? War sie ausgebüchst? Dann würde sie die Templer auf seine Spur bringen! Er hatte die Erlaubnis des Turms, sicher, aber wie sollte er ihnen erklären, wo sein Aufpasser verblieben war? Er würde seine neue Freiheit mit Sicherheit nicht wieder aufgeben!
Er bemerkte, wie verkrampft er war, schloss die Augen und atmete tief durch. Langsam beruhigte er sich wieder.

Ein unirdisches Kreischen zerriss die Nacht und ließ ihn zusammenfahren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Wo war das hergekommen? Unbewusst schob er die blinde Händlerin an seiner Seite etwas nach hinten, von dem gefährlichen Abgrund vor ihr weg. Im Schein der Flammen, die auf seiner Hand tanzten, sah er wie ein Schatten aus einer kleinen Spalte hervorschoss, sich unmittelbar danach auf die Seite warf und sich abrollte, ehe er am Fels entlang stolpernd so schnell wie möglich das Weite zu suchen schien. War das der Verursacher des Geräuschs gewesen? Gerade wollte er Juliette und Leirâ auf die unscheinbare, in dunkles Leder gekleidete Gestalt hinweisen, als eine Bewegung an dem Spalt seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Sein Atem stockte. Scheinbar war der Spalt doch nicht so klein, sondern lediglich von seiner erhöhten Position aus so erschienen. Mit dumpfen Geräusche schob sich eine gigantische Gestalt hervor.
Rhaego hatte keine Ahnung, worum es sich handelte. Auf den ersten Blick hätte er es einen Riesen genannt – oder irgendeine Abscheulichkeit, von denen er schon so viel im Turm des Zirkels gehört hatte. Doch dann sah er das Totenkopf-Grinsen und die lose Haut, die von den Knochen hing. Instinktiv duckte er sich, während ihm gleichzeitig einige Standardwerke der Bibliothek durch den Kopf schossen, wo sicher beschrieben war, um was für ein Wesen es sich handelte. Mit ganzem Herzen wünschte er sich, er wäre jetzt dort, anstatt diesem Monstrum in echt gegenüber zu stehen.
Der – was war es denn nun? Ein untoter Riese? - der untote Riese bewegte sich schwerfällig ganz aus der Höhle heraus auf die Lichtung. Der gigantische Kiefer öffnete sich und ein tiefes Fauchen kam heraus, das sich dann in dieses schreckliche, schrille Kreischen verwandelte, welches Rhaego durch den ganzen Körper fuhr und seine Knochen in Eis zu verwandeln schien. Es wandte den Kopf und der Schein der Flammen spiegelte sich in seinen riesigen, blutroten Augen, während es die Quelle des Lichts zu suchen schien, dass die Nacht erhellte und ihm nicht zu gefallen schien. Mit unausweichlicher Endgültigkeit erblickte es ihn und das Feuer, das er auf der Handfläche trug. Rhaego schluckte schwer, als es ihn fixierte und all die Bosheit seiner roten Augen auf ihn gerichtet war. Die Flammen auf seiner Hand begannen zu flackern und instinktiv vertiefte er seine Verbindung zum Nichts, spürte wie es mit jedem Herzschlag in ihm pulsierte, während er starr vor Angst das Monster anblickte, nicht fähig, sich von dem tödlichen Blick abzuwenden.

Plötzlich wandte das Wesen mit einem überraschten Schnauben den Kopf ab. Rhaego zog Luft in seine Lungen, als hätte er seit Minuten nicht mehr geatmet. Es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen, doch vermutlich waren erst wenige Augenblicke vergangen, seit das Monster aus der Höhle getreten war. Ein helles, kaltes Licht, das nicht von seinem Feuer kam, warf einen bläulichen Schimmer auf die nächtliche Lichtung. Die elfische Magierin stand unweit des Monsters, ihr Gesicht zu einer Maske der Konzentration versteinert, während ein Geflecht aus arkanen Blitzen aus ihren Händen auf den riesige Leichnam schoss.
Der Koloss zuckte unter der gewaltigen Energiemenge leicht, als ob er lästige Stechmücken abschütteln würde. Dann hob er das gigantische Schwert in seiner Rechten, das Rhaego jetzt erst bemerkte. Ihm stockte der Atem, als das Monster mit der beinahe zwei Meter großen, rostigen Klinge ausholte. Die Bewegungen schienen durch die gigantischen Dimensionen langsam und behäbig, doch die Waffe war umso erschreckender, während sie in einem schimmernden Bogen auf die elfische Magierin zu schoss, die noch immer ihr zuckendes Blitzgeflecht aufrecht erhielt.
Im letzten Moment riss Juliette die Magierin zurück und das Schwert verfehlte sie um eine knappe Armlänge. Durch die Wucht von Juliettes Bewegung fiel die Elfe rückwärts auf den Erdboden, doch sie rollte sich in der selben Bewegung ab und kam wieder auf die Beine.
Leirâ hatte sich mühsam auf die Beine gestemmt. Nach einigen unsicher schwankenden Schritten schien sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden zu haben und näherte sich dem Monster von hinten. Die beiden Kämpferinnen wollten sich scheinbar wirklich mit dem Monster anlegen und auch die elfische Magierin machte sich zu einem neuen Angriff bereit. Es gab auch keinen Ausweg, denn der Riese hätte jeder Flucht ein sehr schnelles Ende bereiten können.
Lediglich Rhaego und Ariane hatten eine Chance zu entkommen, wenn sie nun rasch handelten, während der Koloss aus dunkler Magie mit dem Rest beschäftigt war. Einen Augenblick schwankte er, dann griff er mit einem leisen Fluch auf das in ihm tobende Nichts zu. Er formte die gewaltigen Energien, die aus seiner Verbindung mit der Welt hinter dem Schleier her rührten, sammelte sie, komprimierte sie immer mehr, bis sich zwischen seinen Händen ein gewaltiger Feuerball gebildet hatte, doppelt so groß wie sein Kopf. Er schob so viel Kraft hinein, wie er konnte, und noch ein bisschen mehr, dann – der ganze Prozess hatte nur wenige Augenblick gedauert – stieß er das fauchende Inferno von sich auf das Monster. Das höllische Geschoss schlug seitlich am Kopf des Monsters ein und explodierte in Hitze und Licht. Ein furchtbarer Gestank erfüllte die Luft.
Einen Augenblick schöpfte Rhaego Hoffnung, doch dann verzog sich das blendende Licht. Mit seinen behäbig wirkenden Bewegungen wandte der Koloss sich um, einen großen, schwarzen Brandfleck im Gesicht, wo der Feuerball eingeschlagen war, doch das schien ihn nicht zu kümmern. Rhaego hätte schwören können, dass das tote Grinsen in dem fleischlosen Schädel sich verbreiterte, als das Monster sich ihm zuwandte.
Zum ersten Mal in seinem Leben schickte der Magier ein inbrünstiges Stoßgebet an Andraste, dann - während unter ihm Leirâ und Juliette zum Angriff übergingen - griff er wieder auf das Nichts zu und bereitete einen weiteren Feuerball, um ihn auf den untoten Riesen zu schleudern.

Juliette de Ludin
31.10.2014, 12:21
Juliette fühlte einen kleinem schuldbewusster Stich als sie sah wie sich Tränen in den elfischen Augen der fremden Magiern sammelten, nachdem sie endlich ihrer Forderung nachgekommen war und von Leirâ abließ. Unter gewöhnlichen Umständen wäre sie fast geneigt gewesen den Säbel wieder zu senken, doch hatte sie es hier mit einer Magierin zu tun, einer Frau weitaus gefährlicher als man von ihrem Äußeren schließen könnte. So veränderte sich auch nicht die Mine der Adligen. Sie blieb hart und misstrauisch.
Sie hatte allen Grund an der Fremden und ihren Worten zu zweifeln und das sie Leirâ geholfen hatte würde sie erst glauben, wenn sie sie selbst untersucht hätte. Konnte man schließlich wissen ob die Fremde der Dalish geholfen hatte? Oder hatte sie nicht irgendetwas anderes mit ihr getan? Etwas dunkles von dem sie nur noch nichts ahnten?
Langsam fing sich Juliette, ihre Klinge immer noch auf die Fremde gerichtet, auch an zu fragen was die Magierin hier tat. Es war für die Söldnerin offensichtlich dass ihr unbekanntes Gegenüber aus ihrem Heimatland stammte. So war ihr Gesagtes, aus dem Zirkel der Magier in Val Royeaux zu stammen, wohl keine Lüge. Doch das erklärte nicht warum sie dann hier in Ferelden war. Noch dazu ohne Begleitung in Form einer Templereskorte.
Sie kam jedoch nicht dazu ihr Misstrauen in dieser Sache zu äußern.

Ein Schatten, beim zweiten Blick eine kleinwüchsige Gestalt schoss regelrecht, aus dem Dunkel der Felspalte, sodass Juliette gesteuert durch ihre Instinkte herumwirbelte um sich dem potenziellen Angreifer zu stellen, doch der schien sie gar nicht zu bemerken. Sie meinte menschliche Konturen zu erkennen doch wurde die Gestalt durch einen dunklen Kapuzenumhang verdeckt. Aus einer Ahnung heraus wollte sie der Gestalt gerade zurufen stehen zu bleiben als mit dem Schaben von Metall auf Stein eine weitere Gestalt im Dunkel des Felsspaltes erschien, jedoch ungemein größer und vor allem bedrohlicher.
Sie war riesengroß, über zwei Meter, mit rostiger uralt wirkender Rüstung, einem breiten Rundschild und einem gewaltigen Schwert, das Juliette sicher nicht mal mit beiden Händen hätte heben können. Fetzen von verrottetem Fleisch über blanken Knochen waren an jenen Stellen zu sehen die, die Rüstung nicht abdeckte. Doch was die Adlige wirklich in Starre versetzten waren die leuchtenden roten Augen des Ungetüms. Unheil verkündend funkelten sie zwischen dem alten Metall eines rostigen Flügelhelms hervor, inmitten eines blanken menschlichen Schädels. Ein schier dämonisches Abbild des Todes. Ein fleischgewordener Albtraum, der seine Beute erblickte.

„Der Erbauer steh uns bei.“, war das einzige was Juliette, gebannt durch den Anblick des unnatürlichen Wesens, in ihrer Muttersprache entsetzt aushauchend hervorbrachte. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie auch nur etwas ansatzweise Vergleichbares gesehen.
Erschrocken griff sie an ihren kleinen Anhänger als das Ding ein durch Mark und Bein gehendes Kreischen von sich gab. Jeder ihrer Instinkte schrie geradezu auf davon zu laufen doch Juliette war wie angewurzelt.
Wie paralysiert sah sie wie magische Blitze an ihr vorbei auf das Monster zu züngelten, doch erwiesen sich diese für Ungetüm als kaum mehr als ein lästiges Ärgernis. Es schüttelte sie einfach ab, als wären sie nichts, und ging zum Gegenangriff über, auf die Absenderin der lästigen Blitze.
Weit holte es mit seinem gewaltigen Schwert aus und hätte sie Magierin sicherlich in zwei Hälften gespalten, wenn sich die Adlige nicht im letztmöglichen Moment aus ihrer Lethargie riss und eingriff. Blitzschnell packte sie die Magierin am Kragen ihrer Jacke und zog sie noch rechtzeitig zurück sodass sie rostige Klinge durch die Lehre zischte.
Leirâ unterdessen war wieder auf die Beine gekommen und griff bloß mit ihrem Dolch bewaffnet das Ding an. Juliette fragte sich zwar ob es Sinn machte sich solch einem Ungetüm zu stellen doch wusste sie ebenfalls nicht ob sie ihm so einfach entkommen würden, so entschied sie sich rasch dafür Leirâ nicht im Stich zu lassen und ging ebenfalls zum Angriff über.
Wenigstens schien die Magierin, die gerade einen weiteren Zauber vorzubereiten schien, der Dalish wirklich geholfen oder zumindest nicht geschadet zu haben.
Beide schlugen und stachen sie zu, vorbei an Schild und Schwert des Dings, auf Lücken und vermeintliche Schwachstellen in der Verteidigung ihres unnatürlichen Widersachers einhackend. Jedoch schien sich das Ding kaum daran zu stören. Scheinbar mühelos parierte oder blockte es mindestens die Hälfte ihrer Attacken, während jene Angriffe die die Verteidigung tatsächlich umgingen kaum mehr als Kratzer zu verursachen schienen.
Mit einem feurigen Fauchen erhellte sich auf einmal das Dunkel der Nacht, als ein brennendes Geschoss seitlich am Kopf des Ungetüms explodierte und Rauch und Gestank verbreitete. Offensichtlich hatte sich nun auch der Magier, oben auf der Anhöhe, dankenswerterweise angeschlossen. Die Zähne knirschend schlug die Adlige die Augen vor dem beißenden Rauch zu und wirbelte sich einen großen Schritt zurück um blind wie sie war zumindest aus der Reichweite ihres Gegner zu gelangen, hoffend das der Dalish dasselbe gelang.
Das blendende Licht verzog sich doch mit ihm wurde der Blick auf das Ungetüm wieder frei und Juliettes aufgekeimte Hoffnung wurde jäh erstickt, als sie das Ungetüm angesengt aber immer noch aufrecht stehend erblickte. Es kam ihr schon fast vor als ob es geradezu höhnisch zu dem Magier aufblickte. Bevor es sich jedoch gegen ihn wenden konnte, preschte Juliette, gefolgt von Leirâ erneut vor.
Nicht um es zu besiegen, Juliette glaubte nicht dass dieses Monster mit ehrlichem Stahl zu besiegen war, sondern um den Magiern, Zeit zu erkaufen erneut Magie zu wirken. Wenn es von etwas aufgehalten werden konnte, dann war es Magie, hoffte Juliette.

Blitzschnell stach sie mit ihrem Säbel nach dem knöchernen Gesicht des Riesen, doch dieser wandte seinen Kopf beinahe verächtlich gerade so genug ab und schlug seinerseits mit seiner Klinge zu. Die Söldnerin dachte nicht einmal daran die schräg von oben kommende Klinge mit ihrer eigenen zu blocken und warf sich stattdessen behände zur Seite um in einer Seitwärtsrolle wieder auf die Beine zu kommen. Beinahe gleichzeitig nutzte Leirâ die Gelegenheit und stieß ihren Dolch durch eine Öffnung in der Rüstung ihres Widersachers in dessen Achsel.
Einen normalen Gegner hätte dies schwer verletzt doch dieser schnaubte nur ärgerlich und schlug aus der Rückhand nach der Elfin. Während diese der überraschend schnellen Waffe nur um Haaresbreite auswich setzte Juliette wieder nach um von der anderen Seite anzugreifen doch der Angriff des Ungetüms erwies sich als eine Finte.
Ohne Schaden anzurichten schabte der Säbel am hoch schnellenden Rundschild des Ungetüms ab als dieses einen horizontalen hüfthohen Hieb aufführte. Da sie nicht mehr rechtzeitig aus der enormen Reichweite ihres Gegner gelangen würde, lies sich Juliette notgedrungen nach hinten fallen, sodass das rostige Breitschwert nur wenige Fingerbreit von ihrem Gesicht vorbei zischte.
Das Ungetüm gewährte der am Boden liegenden Adligen jedoch keine Verschnaufpause und schlug von oben herab auf sie. In dieser äußerst ungünstigen Position blieb Juliette nichts Weiteres als sich zur Seite zu rollen. Verzweifelt versuchte sie aufzustehen doch das Ding nahm ihr jede Gelegenheit dazu und versuchte weiter auf sie einzudreschen. Unfähig zu Kontern war Juliette ihm völlig ausgeliefert.

Leirâ Ven
06.11.2014, 21:47
Leirâ war noch immer von dem Heilzauber benebelt. Es dauerte seine Zeit, ehe Xydias Ausführungen über ihre Herkunft das Verständnis der Dalish erreicht hatten. Plötzlich preschte ein Mann aus der Höhle, doch ehe die Jägerin reagieren konnte, betäubte sie das Kreischen. Und im nächsten Moment zuckten Blitze durch die Nacht, alle Haare an Leirâs Körper Körper richteten sich auf. Wo kamen die Blitze her?
Xydia!
Wem oder was galten die Blitze?
Groß. Riesig. Rüstung schimmert im Schein der magischen Lichter. Augen so rot wie Feuer. Schwert. Größer als ich selbst. Hebt sich.
"Mythal!", rief Leirâ aus und warf sich instinktiv auf den Boden. Doch der Streich galt nicht ihr, sondern der elfischen Magierin, welche diesem nur dank Juliette entkam. Aus den Augenwinkeln beobachtete die Jägerin, wie die Kämpferin Haltung annahm. Leirâ ließ das Ungetüm nicht aus den Augen, während sie sich mühsam aufrichtete. Zwar war die Benommenheit von ihr abgefallen, doch fühlten sich ihre Glieder noch taub an. Das Monster schien sie noch zu beachten, hatte den Kopf stattdessen dem Wald zugewandt. Ihre Instinkte trieben Leirâ zum Angriff, ihr Verstand bemerkte, dass sie lediglich das Dar'Misu trug.
Wie umsichtig von mir, Schwert und Bogen beim Lager zu lassen. Und mit einem stummen Gebet an Andruil auf den Lippen griff sie an.
Ihre Bewegungen kamen ihr langsam vor, doch kontrolliert genug um sie rasch an den Koloss heran- und wieder von ihm fortzutragen. Sie machte einen Satz, ihre Klinge prallte von der bronzenen Rüstung ab, landete und wich zurück. Wieder und wieder griff sie an und wich zurück, den Bewegungen eines Wolfes gleich, während sie verzweifelt versuchte, eine Lücke in der Rüstung dieses Wesens zu finden. Doch gerade, als ihr die Achseln als Schwachpunkt in den Sinn kamen, zerriss ein Zischen die Nacht, gefolgt von einer feurigen Explosion, welche die Dalish blendete. Einige Augenblicke war da nur Licht.
Feuer. Rhaego muss eingegriffen haben. Da bemerkte sie, dass Juliette vor ihr erneut nach vorn stieß. Durch die hellen Flecken und die Schwaden hindurch folgte Leirâ der Gefährtin, doch traf sie nur den Schild des Ungetüms. Sie machte eines Satz zur Seite und stand nun neben dem Wesen, welches sich Juliette zuwandte.
Meine Chance! Leirâ schüttelte den letzten Rest Benommenheit ab und schoss nach vorn, ihr Dolch drang tief in das Fleisch des Wesens ein, doch das reagierte nur mit einem Hieb. Im letzten Moment vermochte die Elfe sich unter der Klinge wegzuducken und wieder nach Hinten zu rollen. Statt Blut bedeckten nur Asche und Staub ihre Klinge.
Wir können es nicht besiegen. Ob die Magier eine Chance hatten kümmerte die Elfe in diesem Moment nicht, denn das Monster hatte Juliette zu Boden geworfen. Leirâ sah zwei Möglichkeiten und so, wie das Wesen den Stich in die Achsel abgeschüttelt hatte, würden es wohl auch aufgeschlitzte Kniesehnen nicht kümmern. Blieb nur noch...

Die Dalish preschte nach vorn, stieß sich ab und schlang den rechten Arm um den Hals es Wesens.
"Fórt!", gellte ihr Schrei durch die Nacht, als sie ihren Dolch im Auge des Ungetüms versenkte. Doch statt aufzuschreien, zu taumeln oder irgendwie betroffen zu sein, drehte es sich nur und schüttelte sich. Leirâ packte fester zu, aus weiter Ferne drang ein Fluch an ihre Ohren und sie sah noch den Feuerball auf sich zurasen. Hektisch drehte sie den Kopf, nur, um aus der anderen Richtung Blitze auf sich zurasen zu sehen.
"Mythal, halte dêne schûtzende Hand ûber mich.", stammelte sie, stemmte die Füße gegen den Koloss und sprang ab. Hitze rollte über sie hinweg, ein beißender Schmerz durchzuckte ihren Körper und sie segelte durch Rauch und Luft. Zum Glück schien sie keinen der Zauber voll abgekommen zu haben, doch sie hatte jegliche Orientierung verloren. Immerhin hielt sie noch ihre Waffe in der Hand.

Sie fiel, vor ihr schälte sich der Boden aus dem Rauch und gerade, als sie wild fluchend versuchte, sich zu drehen, schlidderte Juliette dorthin und fing sie auf, sodass sie nun beide die kurze Schräge zur Höhle hinabpurzelten. Sie kamen vor dem Eingang zum liegen.
"Ma serannas.", bedankte sich die Dalish, "Doch was nun? Wir schênen îm nichts anhaben zu kônnen."

Rowen Teravis
18.11.2014, 14:29
Magische Blitze zuckten an ihm vorbei, während er so schnell wie irgend möglich auf die Bäume zuhielt und in die schützende Finsternis des Waldes eintauchte. Waffengeklirr erfüllte die Luft. Versuchten die ernsthaft, gegen das Ding zu kämpfen? Offensichtlich ja.
Laufen, schön laufen. Nicht umdrehen. Nicht mal daran denken, sich umzudrehen.
So viel Dummheit auf einem Haufen ist nicht mein Problem.
Solche Leute mit Heldenkomplex hatte der Elf nie verstanden. War es die Suche nach dem spektakulärsten Tod, was sie zu solchen Handlungen trieb? Wenn jeder in eine andere Richtung davonlief, konnte das Monster immerhin nicht jeden einzelnen erwischen. Aber gut, Rowen wäre der letzte, der sich darüber beschweren würde. Eine bessere Ablenkung als das hätte er sich wohl kaum wünschen können.

Der Kopf des untoten Riesen drehte sich mit einem dunklen Grollen in die Richtung, in die der Dieb geflüchtet war. Offensichtlich nicht damit einverstanden, dass sich ein Teil seiner Beute soeben aus dem Staub machte, steckte er seine Waffe vor sich in die Erde, brachte sein Schild in einer lässigen Verteidigungsstellung zwischen sich und die Elfenmagierin und streckte langsam die knochigen Finger seiner freien Hand vor sich aus. Man konnte beinah sehen, wie einige feine Schlieren dunkler arkaner Energie um sie herumwirbelten. Dann schloss der Untote seine Finger zur Faust und ein unmittelbar darauf folgender leiser Aufschrei aus dem Wald verriet, dass sein Zauber ein Ziel gefunden hatte.

Rowen spuckte ein paar Tannennadeln aus und betastete mit zitternden Fingern den Waldboden um sich herum, schaute hinter sich. Nichts? Einen schrecklich langen Moment war er sich sicher gewesen, etwas eisig kaltes und unnachgiebiges hätte ihn gepackt und zu Boden gerissen. Aber da war nichts. Nur eine Wurzel, redete er sich ein. Ich bin einfach nur hängengeblieben und gestolpert. Nicht gut. Er fing schon an, Geister zu sehen. Wenn du dich nicht bald bewegst, wirst du auch einer werden. Also los jetzt, weiter.
Mühsam stemmte er sich auf die Füße, was ihm ungemein anstrengender vorkam als je zuvor. Mit leicht zusammengekniffenen Augen starrte er auf den Wald, oder besser dorthin, wo er den Wald vermutete. Alles vor ihm schien ineinander zu verschwimmen, die Welt war nicht mehr als ein undeutlicher Wirbel aus Dunkelheit und Schatten. Kaum festzustellen, wo oben und unten war, geschweige denn vorne und hinten. Rowen schüttelte den Kopf, um seine Sicht wieder zu klären, jedoch ohne Erfolg. Leise und gedämpft hörte er wie aus weiter Ferne das Kreischen des Untoten.
Beweg dich!
Vorsichtig tastete sich der Elf vorwärts. Er schaffte ein, höchstens zwei Schritte, ehe das Kreischen so laut und plötzlich in seinem Kopf dröhnte, dass Rowen mit einem schmerzerfüllten Jaulen auf die Knie sank. Es war boshafter und durchdringender als jemals zuvor und schon ein paar Sekunden bescherten ihm rasende Kopfschmerzen. Er muss hier sein. Direkt hinter dir. Beweg dich endlich!
Beinah kriechend schleppte sich Rowen weiter, die Hände auf die Ohren gepresst, doch der Lärm wurde nicht leiser, sondern schien sich noch weiter ins Unerträgliche zu steigern. Bis er begriff, dass das Geräusch direkt in seinem Kopf zu sein schien. Bin ich besessen?
Ihm war zumute, als würde es ihm jeden Moment den Schädel sprengen.
Blind und taub und beinah orientierungslos wählte Rowen auf gut Glück irgendeine Richtung und stolperte weiter, angetrieben durch nichts als reine Willenskraft und einen irgendwo tief verwurzelten Selbsterhaltungstrieb. Das Kreischen ließ ein wenig nach und der Elf schöpfte neue Hoffnung. Er musste wohl langsam die Reichweite des Dämons verlassen. Nur noch ein Stück, sagte er sich. Und dann bin ich diesem Wahnsinn entkommen. Tatsächlich, je weiter er sich bewegte, desto erträglicher wurde es. Weiter. Fast geschafft.

Das Grinsen des Totenschädels schien sich ein weiteres Mal auszubreiten, als der Untote seine Hand wieder öffnete und mit ihr sein Schwert aus der Erde zog. Ohne sich um die Umstehenden zu kümmern, hob er die Klinge zum Schlag und stapfte die paar Meter hinüber zu den Bäumen. Wartend. Lauernd.

Endlich wieder Stille. Das nach wie vor bestehende Hämmern hinter seiner Stirn ignorierend, trat der Elf auf eine freie Fläche hinaus und atmete erleichtert aus. Es dauerte noch einen kurzen Moment, bis sich seine seltsam verschwommene Sicht wieder klärte. Einen kurzen Moment zu lange. Rowen wurde sich nur kurz des rostigen Metallberges vor sich gewahr, eher er, mehr durch Instinkt als durch bewusste Handlung, zur Seite hechtete und nur um Haaresbreite dem Schwert entging, das nun krachend im nächsten Baum landete.
Was...? Extreme Verwirrung spiegelte sich in seinem Blick. Was war gerade passiert? Mit wieder erwachtem Entsetzen registrierte er, wie der altbekannte untote Koloss seine Waffe mit einem Ruck aus dem Baum befreite und sich die glühend roten Augen wieder auf ihn richteten. Warum bin ich wieder hier? Das Ding hier... war es eine Falle? Ich bin genau dahin, wo es mich haben wollte!
Das Monstrum ging wieder zum Angriff über, beendete damit effektiv jeden von Rowens Gedankengängen, und dem Elfen blieb nichts anderes übrig, als unter Einsatz seiner ganzen Gewandheit jedem Schlag auszuweichen und außerhalb der Reichweite des Schwertes zu bleiben. Er dachte nicht mal daran, seine eigenen Waffen zu ziehen. Was sollte er damit gegen das riesige Ding hier ausrichten?
Zu spät wurde ihm klar, dass ihn der Untote zwischen sich und der Felswand in die Ecke gedrängt hatte.

Xydia
07.12.2014, 11:11
Für die Elfe war es kein Kampf, kein physischer Kampf, denn das Monster, der untote Riese, konnte nur durch Magie bezwungen werden. All ihre Konzentration war darauf ausgerichtet, ihre Magie auf den Riesen zu lenken und so viel Schaden wie möglich anzurichten. Gedanken, die stören, gingen durch ihren Kopf. Warum hatten sich die Elfe und die Menschenfrau in einen direkten Kampf gestürzt? Das Risiko war so immens hoch. Warum handelte der andere Verzauberer nicht? War er nur ein Betrüger, ein Aufschneider, der nie einen Blick hinter den Vorhang hatte werfen können, einer der sich als Magi ausgab, aber selbst keine Magie weben konnte? Nicht denken, nicht jetzt! Das gewaltige Schwert des Riesens beschrieb blitzschnell einen Bogen, schoss auf die Magierin zu. Viel zu spät hatte sie den Angriff bemerkt, wenn die Menschenfrau sie nicht zu Fall gebracht hätte, wäre ihr Leben verwirkt gewesen. Der Aufprall war hart, wie Feuer brannte der Atem in ihren Lungenflügeln, als sie den Schwung nutzend wieder hoch federte, zum Stehen kam.

Noch in der Bewegung hatte sie wahrgenommen, dass eine Feuerkugel am Kopf des Riesen explodierte, das tote, welke Fleisch verbrannte. Sie hätte einen Moment gebraucht, nur einen Moment um ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen, aber sie hatte diese Zeit nicht. Ihre Stimme erscholl als sie fast vergessene Worte der Macht rezitierte und ihre Finger magische Zeichen in die Luft malten. "ce Nergis Thanatêr gennear agens Gehu reagens Pyrés!!!" Die Anstrengung dessen, was sie leistete, spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder.

Mit wachen Augen nahm sie wahr, dass dieses Monster keinen mehr zu beachten schien, nur noch den Elf, den Dieb, der sie bestohlen hatte. Ja, er war ein Dieb und ja, er hatte sie bestohlen, aber das hatte er nicht verdient, zu einem Spielball für das Monster zu werden. Einiges hatte sie schon gesehen, jedoch, dass dieses Ding scheinbar Magie weben konnte, dazu noch sehr mächtige, denn er schien die Wurzel und Äste zu befehligen, das noch nie. In die Ecke getrieben, hinter sich Fels, vor ihm der Untote, presste er sich an den Fels. Viele Optionen schien er nicht mehr zu haben. Es rührte sie an. Leise, nur ein Flüstern. "Meister… bitte hilf… lass es gelingen…"

All ihren Mut zusammen nehmend bewegte sie sich in Richtung des Monsters, dass sie weder zu beachten schien. Diesmal war sie vorsichtiger, hatte gelernt, dass man besser nicht in Reichweite des Giganten kam. Ihre Augen geschlossen, ihren Magierstecken als Fokus nutzend begann sie die Worte zu rezitieren. Erst leise, dann immer lauter, mit kräftigerer anschwellender Stimme. Mit Kraft rammte sie den Magierstecken in den Boden. Ein Knacken und Knirschen war zu vernehmen. Vom Stab aus lief ein Riss auf den Giganten zu, umkreiste ihn, bahnte sich den Weg wieder zurück zu Xydia. Der Boden gab unter dem Riesen nach, so dass seine Füße versanken. Ähnlich einer Windmühle ruderte er mit den Armen, kämpfte um sein Gleichgewicht. Die Magierin riss den Magierstecken aus dem Boden um ihn nur wenig später genau wieder in diese Wunde der Erde zu stoßen. Der Klang der Worte, die sie ausspie, war eisig. Dreimal wiederholte sie diese, schneller, härter, selbst ihr jugendliches Gesicht schien in diesem Moment kälter als Eis. Ein bläulicher Schimmer lief die Furche entlang und das Monster, die lebende Windmühle erstarrte zu einer Eisstatur.

Nach für sie schier unendlichen Minuten hatte sie den Elfen, der noch am Fels lehnte und dessen Augen nach einer Lücke zu succhen schienen, erreicht. Ein Zittern ging durch ihren Körper, die Elfe schlang ihren Arm um ihre Taille, während ihr Kopf sich dem Elfen zuwandte. Ihre Augen fixierten ihn. "Gib mir, was Du für misch in die Gewahrsam genommen 'ast." Dann sackte sie auf die Knie, hielt mühsam ihren Oberkörper noch aufrecht. "Es wird Dir keine Leid gesche'en…" Mit der anderen Hand hatte sie versucht, aus dem Kummerbund einen kleinen, silbernen Flakon zu ziehen. Doch kaum hielt sie ihn in ihren Fingern, verlor sie endgültig das letzte bisschen Halt, sackte in sich zusammen. Der Wind spielte mit ihrem Haar, so dass das Tattoo, eine Schwalbe am Hals hinter ihrem Ohr, gut sichtbar war. In diesem Moment ward ein Knirschen zu hören.

Yanis Leclerc
06.01.2015, 23:35
Der Wirt redete schließlich. Schließlich redeten sie alle!
Yanis verließ das Geschäft und lies den gedemütigten und gebrochenen Schankwirt zurück. Er hatte was er wollte. Der Dreck des Marktplatzes knirschte unter seinen Stiefeln.
Schon kamen seine drei engsten Vertrauten zu ihm. Jean, Christophe und Grange.
„Aubert, Etahn und Arthur sind unterwegs, sie haben auch Juliens Leiche dabei. Ansonsten sind die Vorräte aufgefüllt!“ begann Christophe
„Die Spuren des Wagens führen ins Vorgebirge und dann in die Wälder. Ich hab 2 Mann oben gelassen die uns aufnehmen und die Spuren schon mal weiterverfolgen!“
Yanis sah zum letzten, Grange
„Wir haben die Pferde gefüttert und die Männer haben alle was warmes gegessen. Den Pferden geht es gut aber wir sollten erst wieder einen Gewaltritt machen wenn sie sich ausgeruht haben. Vor allem wenn wir ins Vorgebirge gehen und es wird bald dunkel. Wir müssen jetzt vorsichtig sein, damit sie sich nicht verletzen.“
Yanis nickte. Die drei bewiesen erneut wie erfahren sie waren.

„Also gut“ begann er und Grange zückte eine Karte der Umgebung. Sie zeigte das Gebirge und reichte bis Orzammer. Auch der Rest der Truppe kam nun ran wobei ein paar die Umgebung im Auge behielten.
„Der Wirt sprach von einem Pfad, für Pferde geeignet der durch das Gebirge führt hier zwischen diesen Sattel hindurch.“ Er zeigte mit seinem Fährtenmesser den Verlauf des Pfades.
„Wir brechen augenblicklich auf und…“ er sah in die Runde „Die Schonzeit ist jetzt vorbei! Wenn Juliette nicht vernünftig sein will dann zerren wir sie eben zurück nach Orlais! Hauptsache sie ist am Leben! Das gilt auch für ihre Begleitung. Wir gehen da keine Risiken mehr ein. Wir töten ihre Gefährten und schleppen Juliette zurück zu ihrem Vater! Fragen?“
Keine der Männer sagte ein Wort. Sie nickten lediglich und machten entschlossene Gesichter. Er hatte diese Leute handverlesen und wusste, dass keiner von ihnen so leicht verzagen würde.
Wenig später ritt der Tross los.

Juliette de Ludin
26.01.2015, 22:24
Gebannt und atemlos wohnten die beiden Frauen dem magischen Spektakel bei ohne zu wagen in das Geschehen irgendwie einzugreifen. Nicht aus Furcht, trotz ihres angsteinflößenden dämonischen Widersachers. Beide waren sie Kämpferinnen. Es war einfach Ratlosigkeit. Sie waren Kämpferinnen, keine Magier. Und als solche wussten sie nicht wie sie gegen solch einen Gegner, der mit ehrlichen Stahl nicht zu verwunden war, vorgehen sollten, erst recht nicht als das Ungetüm selbst eine ungutes verheißende Kraft anwandte.
Die Gestalt die erst vor Herzschlägen aus der Höhle, aus der das Ungetüm getreten war, geflohen war, war ihr Ziel. Kaum war die Gestalt im Dunkel des Waldes verschwunden tauchte sie kaum ein paar Herzschläge später wieder auf, direkt auf das wartende Ungetüm, wie ein Lamm zur Schlachtbank! Juliette konnte sich das Ganze nicht anders als mit dunkler Magier, erklären, hatte sie doch die seltsamen Lichtspiegelungen gesehen die auf die unheilvollen Bewegungen des Ungetüms gefolgt waren.
Einzig und allein die bemerkenswerten Reflexe des Flüchtigen waren es zu verdanken dass er nicht in blutige Stücke gehackt wurde, doch trieb ihn das Ungeheuer schon bald in die Enge.
Das Eingreifen der fremden Magierin, mit einem beeindruckenden magischen Schauspiel, rettete ihn. Worte rezitieren die der Adligen einen Schauer über den Rücken sandten, lies den Riesen in den Boden einbrechen. Kaum blieb ihm Zeit, um das Gleichgewicht kämpfend, mit den Armen zu rudern da sank die Temperatur spürbar. Eisige Worte sprechend sandte die Elfe einen Stoß bläulicher Magie die ihren Gegner binnen Wimpernschlägen zu Eis gefrieren ließen.
Einige Augenblicke sagte niemand etwas. Alle starrten sie nur auf ihren bis jetzt unaufhaltsamen Gegner und erwarteten fast das er das Eis einfach abschütteln würde, durch er rührte sich nicht.
So schlecht Juliettes Meinung über Magie sonst auch war, dankte sie in diesem Moment dem Erbauer aus tiefstem Herzen dafür.

Doch ganz entspannte sie sich nicht. Die stechenden roten Augen des Dings blitzten immer noch durch das Eis. Besiegt war es nicht, nur aufgehalten. Und Juliette wollte nicht warten bis es sich befreit hatte.
„Das ist die Gelegen`eit! Wir müssen `ier weg!“, sprach die Adlige schnell zu der Dalish. Schnell blickte sie auch zu der Magierin. Diese hatte sich der anderen Gestalt genähert und redete auf sie ein. Die Söldnerin bekam nur mit das die Gestalt, etwas habe was der Magierin gehöre, sie es jedoch nur noch schaffte ihr zu versichern das ihr kein Leid geschähe. Da brach sie offensichtlich schwer erschöpft zusammen, ein kleines Gasflaschen in den Händen. Ein auffälliges Tattoo hinterm Ohr der zusammen Gesunkenen, fiel der Söldnerin noch ins Auge, doch konnte sie auf Anhieb nichts damit in Verbindung bringen. Als sie ein ungutes verheißendes Knirschen des Eises vernahm, schob sie den Gedanken daran auch schnell beiseite und eilte vor zu den beiden.

Die Magierin war jedoch ohne Zweifel zu erschöpft um nun noch aus eigener Kraft zu fliehen. So dachte Juliette gar nicht erst lange darüber nach und griff nach der Magierin um sie zu tragen. Niemals würde sie jemand wehrlosen in Gefahr zurück lassen, schon gar nicht bei solch einem Monster, egal ob Magier oder nicht. Jene schien sich wehren zu wollen doch fehlte ihr die Kraft dazu sich Juliettes starken Armen zu entwinden.
„Wir `aben keine Zeit!“, zischte sie nur als sie die Magiern hoch hob. Da bemerkte sie den Blick der anderen Gestalt, welche sich aus dieser Nähe als Elf entpuppte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er die Söldnerin an, wie ein Hase der gerade erst den Fuchs wahrnahm, abwägend ob er fliehen sollte.
„Kommt mit uns!“, sprach sie ihn, schon halb im Gehen an, als ein weiteres beunruhigendes Knirschen ertönte. „Dann `abt i`r vielleischt eine Chance diesem Ding zu entkommen, bevor es eusch schnappt!“
Mehr konnte sie für ihn nicht tun und anders wie die Magierin konnte er noch sehr wohl auf eigenen Beinen laufen, so sah sie sich nicht weiter verpflichtet ihm zu helfen. Die Elfe auf Juliettes Armen schien etwas sagen zu wollen doch ging es im weiteren Knirschen unter. Länger wartete Juliette nicht.
Hastig so schnell es mit dem zusätzlichen Gewicht ging rannte sie los, ihren restlichen Begleitern laut zu rufend sich zum Wagen zurück zu ziehen. Hinter ihr, aber das sah sie schon nicht mehr, schienen die glühend roten Augen des Ungetüms, wie vor Wut nur so blitzen als es an seinem eisigen Gefängnis zerrte. Sein bohrender Blick war auf den Elfen gerichtet.

Leirâ Ven
04.02.2015, 16:55
Juliette reagierte nicht auf Leirâs Frage, sondern starrte nur weiterhin den finsteren Koloss an. Gerade, als die Dalish sie anstoßen wollte, spürte sie die Erschütterung. Sah das Wesen einbrechen. Und gefrieren.
Leirâ hatte schon Magie gesehen. Dennoch überwältigte dieses Schauspiel sie jedes Mal aufs Neue, sodass sie nur mit offenem Mund zu der Szene herüberstarrte, bis Juliette schreiend losrannte.
"Natûrlich!", rief Leirâ aus und wunderte sich darüber, dass es ihr nicht gelang, mit der Shem Schritt zu halten. Trotz ihrer kürzeren Beine hätte sie schneller sein müssen als das Rosenohr.
Meine Verletzungen beeinträchtigen mich. Das muss es sein. Moment! Warum hält Juliette? Die Kämpferin redete auf diese Xydia ein, warf sie sich über die Schulter und schnauzte den anderen Elfen an, ihr zu folgen. Als der nur weiterhin verdattert in die Nacht starrte, ergriff Leirâ seine Hand und zog ihn auf die Füße.
"Nun komm schon!" Im Zwielicht hatte sie kurz geglaubt, Vallaslin in seinem Gesicht zu erkennen, doch als er nun stand, sie nur wenig überragte, erkannte sie, dass es nur Narben waren.
Ein Flachohr. Dann setzte er sich plötzlich in Bewegung. Auch mit ihm konnte sie kaum Schritt halten.
Es muss an den Verletzungen liegen. Juliette, nun deutlich langsamer, umrundete den steilen Abhang und preschte an der flacheren Seite des Hügels nach oben. Die Dalish nun direkt neben ihr. Rhaego hatte sie aus den Augen verloren.

Im Lager brannte Feuer, und vor der gewaltigen Gestalt des Eisbären saßen Kasha und Alrik. Leirâ war erleichtert, dass er wieder bei Bewusstsein war.
Gerade hob er eine Hand und wollte, mit leicht dümmlichen Gesichtsausdruck, grüßen, als Leirâ rief:
"Kêne Zêt! Wir mûssen fort!"

Rowen Teravis
24.02.2015, 08:02
Weiter zurückweichen konnte er nicht. Es gab keinen Ausweg. Hämisch langsam beschrieb die riesige Klinge ihren Weg durch die Luft, als würde ihn das Monster absichtlich verspotten. Rowen drückte sich gegen die Felswand, sein Blick schoss hektisch in alle Richtungen, auf der Suche nach einer Lücke, die es nicht gab. Unaufhörlich kam der blanke Stahl näher. Nicht so. Nicht hier. Nicht durch dieses Ding!
Auf einmal veränderte sich die Bewegung des Dings. Es... ruderte mit den Armen und erstrahlte in einem bläulichen Licht. Sekunden später war das Licht verschwunden und einem massiven Eispanzer gewichen. Der Elf konnte selbigen nur fassungslos anglotzen. Nochmal davongekommen? Die Magierin... Was war gerade passiert? Oder vielmehr, warum war das passiert? Aus für ihn nicht nachvollziehbaren Gründen hatte sie ihm gerade den Hals gerettet. Obwohl sie ihm vorhin noch mordlüsternd durch den halben Wald gefolgt war...

Die Magierin schleppte sich auch schon auf ihn zu. Wäre es ihm möglich gewesen, würde Rowen noch weiter auf Abstand gehen. So starrte er sie nur an, wobei sein Blick immer wieder kurz zu der spontanen Eisskulptur wanderte.
"Gib mir, was Du für misch in die Gewahrsam genommen 'ast."
Von was redete sie... ach richtig. Die blöden Dolche. Hatte er schon beinah vergessen. Für was brauchte sie die jetzt unbedingt?
"Es wird Dir keine Leid gesche'en…"
Ja klar. Erzähl das dem Untoten da drüben.
„Hast du keine andern Probleme?“ zischte er mit genervtem Tonfall zurück, so leise als fürchtete er, das gefrorene Monster könnte dadurch wieder zum Leben erwachen. Nicht ganz zu unrecht.
Die schneidende Dämonenstimme kehrte langsam und schleichend zurück, hatte aber sich zu einer Art... Flüstern gewandelt. Na gut, mehr einem eisig kaltes Wispern. Mit einem sehr seltsamen Echo, so als würde dieselbe Stimme mehrmals gleichzeitig sprechen. Der Elf meinte fast einige Worte verstehen zu können, wenn er sich nur genau drauf konzentrierte. Völlig abgelenkt starrte er auf den Eisklotz, im Bemühen vielleicht Informationen, oder irgendetwas das gegen dieses Monstrum helfen konnte, zu erkennen. Wie aus weiter Ferne mischte sich noch eine andere Stimme mit ein, aber diese klang sehr gedämpft und ging in dem alles beherrschenden Flüstern in seinem Kopf unter.
Erst eine fremde Berührung riss Rowen wieder zurück in die Wirklichkeit. Verdutzt blickte er in das von einer Unmenge an Tätowierungen verschandelte Gesicht einer Dalishelfe und realisierte dann, dass sie ihn an der Hand hochzog.
"Nun komm schon!"
Was... Rowen riskierte noch einen kurzen Blick auf den gefrorenen Riesen und die stechenden roten Augen bohrten sich förmlich in ihn hinein. Noch tiefer und durchdringender als beim letzten Mal. Es will, dass ich in der Nähe bleibe. Diesen Gefallen werde ich ihm aber nicht tun! Endlich setzte sich der Elf in Bewegung und rannte den anderen hinterher, mit allem was seine Beine noch hergaben.

Seine Beute ein weiteres Mal entkommen zu sehen, spornte den Koloss zu noch größerer Anstrengung an. Mit aller Macht stemmte er sich gegen sein eisiges Gefängnis und ein hasserfülltes dämonisches Kreischen brandete über die flüchtende Gruppe hinweg. Ein Kreischen, dass die ohnehin schon bohrenden Kopfschmerzen des Elfen auf ein unerträgliches Maximum steigerte. Schwarze Flecken huschten über sein Sichtfeld und er geriet ins Stolpern. Auf der verzweifelten Suche nach Halt griff er blindlings zu – und bekam die Ecke eines Umhangs zu fassen, dessen unglückliche Dalish-Besitzerin durch das plötzliche zusätzliche Gewicht nach hinten gerissen wurde und rückwärts auf die Wiese knallte.
Alles drehte sich. Zusammengekrümmt kauerte Rowen auf dem Boden, nahm die gestürzte Elfe und die Kriegerin samt Fracht nur teilweise wahr. Fühlte sich hundeelend. Hoffte vergeblich, dass es bald vorbei ging.
„Was... willst du... von mir...?“ wisperte er beinah tonlos und halb erstickt vor Schmerz. Das Ding steckte in seinem Kopf... irgendwie, so halb, auf eine Weise über die er nicht nachdenken wollte. Es beobachtete ihn. Es war da und lauerte. Und es war wütend. Richtig wütend.
Warum ich? Ich hab es als einziger hier nicht angegriffen...
Jemand zog ihn wieder auf die Füße und eine weitere Welle des Schwindelgefühls erfasste ihn. Mit letzter Anstrengung schleppte er sich weiter vorwärts und meinte, jeden Moment zusammenbrechen zu müssen.
Einfach wieder zu dem Ding zurückzurennen und es hinter sich zu bringen, schien langsam keine komplett schlechte Idee mehr zu sein... Halt, was war das? Nein, verdammt noch mal! Das Monstrum flüsterte ihm wieder etwas ein, wollte ihn scheinbar mit allen Mitteln wieder zu sich locken. Von selbst würde er nie auf solch abwegige Selbstmordideen kommen!
Okay, ich werde irre. Und da hinten sehe ich schon einen Eisbären... friedlich am Feuer neben ein paar Leuten. Ja, so geht’s los.
Da war noch ein anderes Geräusch, das, wie zuvor, nur für den Elfen bestimmt zu sein schien. Wie eine Spitzhacke grub es einmal quer durch seinen Schädel.
Es klang beinah wie ein Lachen.


Feiner Eisstaub rieselte zu Boden und ein Geflecht aus Rissen überzog den Eispanzer wie ein Spinnennetz. Die gefrorene Statue wippte ein wenig hin und her, es war äußerlich kaum zu sehen, mit welch brachialer Gewalt sich der Riese an dem Eis zu schaffen machte.
Schließlich ein weiteres lautes Knacken und ein paar größere Brocken prasselten zu Boden.
Die skelettierten Finger der Schwerthand bewegten sich knirschend und langsam, der Rest steckte noch fest im Eis. Dessen völlig ungeachtet wob das Monster einen weiteren Zauber, diesmal auf die Felswand vor sich gerichtet. Mit einem dumpfen Krachen löste dort sich ein vorstehender Felsblock, blieb eine Sekunde lang in der Luft schweben... und donnerte anschließend wie ein Geschoss mit bogenförmiger Flugbahn auf den Eisklotz hernieder.
Ein lautes und endgültiges Krachen später war der Koloss aus seinem Gefängnis befreit, bis auf einige einzelne Eisbrocken, die nach wie vor an ihm klebten. Diese schien er jedoch gar nicht zu bemerken. Ein zweites Mal steckte er sein riesiges Schwert neben sich in die Erde und streckte die Hand für einen weiteren Zauber aus.

Rhaego Alcaryen
02.03.2015, 21:23
Sprachlos starrte Rhaego das untote Monster an, das reglos unter der dicken Eisschicht gefangen war. Die roten Augen waren offen und starrten auf die Personen unter ihm auf der Lichtung herab. Sogar in seiner Totenstarre schien es noch mächtig... und zornig. Er konnte den Blick nicht von der uralten Gestalt losreißen.
Da zupfte jemand an seinem Ärmel. Gereizt wandte er sich um und blickte in die blinden Augen der Händlerin. Sobald er den Blick von dem Riesen abwandte, schwand der Bann und mit ihm sein irrationaler Zorn über die Störung.
„Wir müssen weg von hier“, flüsterte Adriana ihm zu. Von ihren Worten in die Realität zurückgebracht, warf Rhaego einen Blick auf die Lichtung unter ihm und sah, wie auch die anderen fluchtartig die Lichtung verließen. Er fragte nicht, woher sie wusste, dass genau jetzt ein geeigneter Moment war - ob sie das auf die selbe Art gespürt hatte, wie sie wusste, dass die merkwürdige Elfe eine Magierin war, oder ob sie einfach die Stille richtig interpretiert hatte, jetzt wo das Monster nicht mehr in seiner unbändigen Wut um sich schlug. Der Koloss, nun schweigend und starr, war auch in seinem Käfig aus gewaltiger Elementarmagie nicht harmlos, das wusste Rhaego instinktiv, sondern lediglich bewegungsunfähig gemacht, bis das Eis im Laufe einiger Zeit – vielen Sonnenstunden vielleicht – schmelzen würde.
In diesem Moment knackte es ganz leise, gerade so laut, dass es Rhaegos Gedanken durchbrach. Ein feiner, zarter Riss zog sich über die blanke Schicht über dem Gesicht des Untoten. Mit einem weiteren Knacken wurde er länger, verzweigte sich. Kleine Eissplitter bröckelten heraus und fielen zu Boden.
„Weg hier“, wiederholte er die Worte der Händlerin, und schob sie in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Adriana stolperte los, an seinem Arm. Sie war relativ behände, eilte rasch an seiner Seite von der Lichtung mit dem Riesen weg, doch Rhaego verfluchte innerlich jedes kleine Straucheln, wenn sie auf ungeahnte Unebenheiten auf dem Boden trat.

Rücksichtslos drängte er sie weiter, während hinter ihm, von der Lichtung, erneut Lärm erklang, als der Untote sich wieder zu regen begann. Nach wenigen Schritten war er es jedoch, der auf einen Ast trat. Laut hallte das Knacken durch den Wald. Schreckensbleich fuhr er herum, um zu sehen, ob er vielleicht dadurch die Aufmerksamkeit des Monsters wieder auf sich gezogen hatte, doch zwischen den Bäumen hinter sich schien es noch immer starr auf seinem Platz zu stehen, noch immer von dem künstlichen Schein des Eises um ihn herum umgeben.
Ungeduldig stieß er Adriana voran und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, lugte das weiße Fell des Bären durch das Dickicht vor ihnen. Das Lager war schon in Aufruhr, als sie auf die Lichtung stolperten. Der Rest der Gruppe hatte also irgendwie einen Weg durch das Dickicht des Waldes von dem unteren Ende des Abhangs hinauf gefunden. Adriana eilte sofort zu ihrer Dienerin, um ihr zu helfen, den Bären anzuspannen. Die fremde Magierin lag bereits auf der Ladefläche, ebenso wie der Großteil ihres Gepäcks, während Leirâ den jungen Elfen vor sich her zu dem Karren scheuchte. Die Dalish selbst sammelte ihre Sachen ein und sprang dann ebenfalls auf die Ladefläche, das Gesicht bei ihrer Landung leicht verzerrt, als litte sie unter Schmerzen. Ihre großen Augen richteten sich immer wieder unruhig auf den Wald, wo – weit hinter ihnen – das Monstrum noch immer mit dem Eiszauber kämpfen musste.

Die gesamte Lichtung war von schweigender Betriebsamkeit erfüllt, während alle so schnell wie möglich den Aufbruch vorbereiteten. Lediglich Alrik, der mühsam von seinem Sitzplatz hochzukommen versuchte, hörte nicht auf zu reden.
„Was ist denn los? Sprecht doch endlich – erklärt mir, was geschehen ist! Was ist passiert? Und wer sind eigentlich diese Leute?“ Verwirrt deutete er auf die Elfenmagierin sowie den dünnen Burschen, der gerade von Leirâ in eine Ecke des Wagens dirigiert wurde, wo er wenigstens nicht im Weg war, auch wenn er sonst nicht sonderlich hilfreich war, wie er in sich gekehrt und gekrümmt auf der Ladefläche zusammengesunken war.
Juliette war schon bei Alrik und half ihm, sich aufzurichten, doch ob sie ihm die Antworten gab, die er suchte, hörte Rhaego nicht. Rasch eilte er zu ihnen, um ihr zu helfen, denn der schmächtig aussehende Bursche war schwerer, als er aussah. Gemeinsam schoben sie ihn auf den Karren hinauf, wobei Alrik selbst sich zwar anstrengte, dennoch aber – so erschien es Rhaego zumindest – den geringsten Teil der Arbeit übernahm. Endlich war er sicher auf der Ladefläche und kroch neugierig zu der fremden Elfen-Magierin, um sie genauer anzusehen.
In diesem Moment ertönte weit hinter ihnen ein unheimliches, lautes Knallen, als ob etwas sehr schweres dumpf auf den Boten krachte. Rhaego fuhr herum, nach der Quelle des Lärms Ausschau haltend, der vage aus der Richtung der düsteren Lichtung zu kommen schien, konnte allerdings zwischen den Bäumen nichts sehen. Rasch kletterte er nun selbst eilig auf den Karren, gefolgt von der Händlerin, der es mithilfe ihrer Dienerin gelungen war, den Bären anzuspannen. Kaum war sie oben, gab Adriana der Bärin das Kommando zum Aufbruch und der Wagen setzte sich in Bewegung, noch während Juliette sich auf die Ladefläche emporzog. Trotz der schweren Last durch die vielen Personen legte der weiße Bär ein rasches Tempo vor, schneller als Rhaego zu Fuß hätte mithalten können.

Abgesehen von Alriks fst unaufhörlichem Strom an Fragen waren seit ihrer Ankunft bei dem Wagen höchstens ein Dutzend Worte gefallen. Alle, die das untote Monster gesehen hatten, wussten instinktiv, dass sie so schnell wie möglich hier weg mussten, um so viel wie möglich Abstand zwischen sich und dieses Ungeheuer zu bringen.
Rhaego selbst suchte unruhig immer wieder mit dem Blick die Bäume hinter ihnen ab, zuckte bei jeder kleinen Bewegung zusammen, meinte in jedem Schatten die furchterregenden rotglühenden Augen zu sehen. Noch immer stand er unter dem Schrecken der Ereignisse. Hinter ihm wurden Alriks Nachfragen und Erkundigungen immer drängender und fordernder, doch Rhaego beachtete den Burschen nicht. Es schüttelte ihn immer noch innerlich, wann immer er an die leuchtend roten Augen des Untoten dachte, doch gleichzeitig schaffte er es nicht, den blutgierigen Blick aus seinen Gedanken zu vertreiben.
Weg von hier!, dachte er. Einfach nur so weit weg wie möglich von diesem unheimlichen, verfluchten Ort.

Juliette de Ludin
09.03.2015, 20:43
„Ist irgendjemand verletzt?“, fragte die Orlaisianerin nach einer unendlich wirkenden Weile in die schweigsame Gruppe. Sie wusste nicht wie lang sie nun schon unterwegs waren, die Bäume und Sträucher, die neben der im Dunkel liegenden Waldstraße wuchsen, sahen für sie alle gleich aus. Besonders zu dieser Stunde.
Tatsächlich hatten sie bereits eine halbe Wegstunden hinter sich, als der Schrecken der ihnen wohl allen, wenn man von Alrik und der Begleiterin der Händlerin mal absah, in den Gliedern saß so langsam abebbte. Ein paar verneinende Blicke, ansonsten Schweigen, war die Antwort auf ihre Frage.

Es war Juliette, die in der Mitte des Wagens neben dem immer noch fragend blickenden Alrik saß, fast schon ein vertrautes Schweigen. In ihren Jahren als Söldnerin hatte sie bereits ähnliche schweigsame Momente nach Kämpfen erlebt, meistens wenn ihre Mitstreiter nicht sonderlich erfahren gewesen waren oder etwas fürchterlich schief gelaufen war. Oder, und das kam ihrer Situation am nächsten, wenn etwas völlig unerwartetes geschehen war, dass ihnen allen einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte.
Und beim Erbauer. Die Adlige glaubte nicht, dass sie schon einmal solche Angst gehabt hatte, als im Kampf gegen dieses unheilige Monster. Noch immer schauderte es sie, wenn sie an die unnatürlich große Gestalt, mit dem verwesenden Fleisch und der uralt wirkenden Rüstung dachte. Besonders das rote Leuchten der liedlosen Augen, war es das sie wohl noch lange verfolgen würde.

Wie sie feststellte, war sie auch nicht die einzige die hier und da einen nervösen Blick über die Schulter warf. Den Magier schien es nicht weniger als sie mitgenommen zu haben. Sein Blick suchte unruhig die Schatten zwischen den Baumstämmen nach ihrem monströsen Verfolger ab, wenn auch weniger gehetzt als es zu Beginn ihrer eiligen Flucht der Fall war.
Mit einem Schaudern versuchte sie den Gedanken an das Ungeheuer beiseite zu schieben. Es gelang ihr nicht wirklich. Dafür würde sie wohl mehr Wein benötigen als sie tragen könnte. Nichtsdestotrotz nahm sie einen großzügigen Schluck aus ihrem Trinkschlauch und dankte dem Erbauer im gleichen Gedankengang sowohl für den billigen aber starken Wein als auch noch einmal davon gekommen zu sein.
„Will jemand?“, fragte sie in die Gruppe, den Trinkschlauch reichend. „Meiner Ansischt, nach wo`l die beste Art mit so etwas fertig zu werden.“
Etwas zögerlich nahm Alrik den dargebotenen Wein.
„Wollt ihr mir vielleicht jetzt sagen was ich verpasst habe?“, meinte der Fereldener in die Runde. Er nahm einen Schluck vom Wein um kurz darauf zu husten, nachdem er ihn nicht ohne Mühe runtergeschluckt hatte. Auch die Dienerin der Händlerin blickte sich bei seiner Frage um, doch keiner der Gruppe konnte sich so recht zu einer Antwort bewegen.
„Isch erkläre es eusch später.“, speiste die Adlige den immer noch neugierigen Burschen ab. „Dafür brauche ich me`r Wein.“
Um über ihr unverhofftes Erlebnis zu sprechen, befand Juliette für sich, dass ihr der Schrecken einfach noch zu sehr in den Knochen steckte.

Was sie mehr interessierte, waren die beiden Fremden, die sich fast schon instinktiv etwas von der Gruppe entfernt, näher am Wagenende saßen. Leirâ, die sich wohl langsam ihrer geprellten Rippen wieder gewahr wurde, schien sich ebenfalls für die beiden zu interessieren, am ehesten wohl für die Magierin.
Beide Fremden waren Elfen, wie es aussah keine Dalish, wenn auch die Magierin einige Worte gesprochen in der Sprache dieses fremden Volkes. Als Verzauberin Xydia vom weißen Turm hatte sich diese vorgestellt und an Hand ihrer Aussprache brauchte das wohl keine Lüge sein. Die ersten paar Minuten war sie, offensichtlich höchst erschöpft durch ihre Magie, nur im Wagen gekauert doch hatte ihr Blick, der sich schier in ihr Gegenüber bohrte, stets dem anderen Elfen ihr gegolten. Mittlerweile hatte sie sich aufgerichtet mit einem fordernden Ausdruck in ihren dunklen Augen. Ihr Blick ließ den Fremden unbehaglich auf seinem Platz herumrutschen, als fürchtete er gar ihr nächster Zauber könnte ihm gelten. Nach der beeindruckenden Darbietung ihrer Magie, wäre es der Söldnerin wohl nicht anders gegangen.
Er hatte die ganze Fahrt über genauso wenig gesprochen wie der Rest der Gruppe, doch galten seine nervös suchenden Blicke nicht nur einem möglichen dämonischen Verfolger. Auch die Gruppe beäugte er mit einem vorsichtigen Glanz in seinen Augen.
Wie ein scheues Reh…oder ein Dieb. , dachte sich Juliette eine Ahnung erhaschend was die beiden Elfen wohl verband.
Bevor hier jedoch jemand, beflügelt durch den letzten Rest ihrer Aufregung, auf dumme Gedanken kämme oder gar versuchen würde zu fliehen, entschloss sich Juliette, die nun beide Fremden aufmerksam mit einer misstrauischen Miene musterte, ihr Interesse zu stillen.
„Isch glaube dieses Ding, liegt nun weit genug `inter uns, dass wir uns nun eusch zuwenden können.“, sagte sie ernst zu den beiden Fremden. „Und im Anbetracht der Tatsache das wir eusch nischt mit diesem Ding zurück gelassen `aben, wäre es nur rescht und billig, wenn ihr e`rlisch antwortet.“
Sie schwieg kurz und blickte beide Elfen kurz an.
„Was ´attet i´r zu dieser späten Stunde, mitten im Wald zu schaffen?“

Xydia
12.03.2015, 12:54
Langsam, nur langsam kehrte sie in die Welt wieder zurück. In ihrem Kopf hämmerte und dröhnte es, ihre Umwelt sah sie im ersten Moment nur verschwommen war. Noch langsamer kam die Erinnerung zurück, was passiert war und endete damit, dass sie neben dem Elfen, der ihren Dolch gestohlen hatte zusammengesackt war. Dann waren noch schattenhafte Erinnerungen da. Alles war noch wirr.

Die junge Elfe schwieg zog ihre rote Jacke fester um ihren Körper, ihr war kalt. Zu gerne hätte sie einen Schluck angenommen von was auch immer in der Feldflasche gewesen war, doch war es wirklich ein Angebot an alle gewesen? Auch an Klingenohren? Menschen behandelten Elfen nicht gut in aller Regel, hielten sie als Dienstboten, eine andere Bezeichnung für Sklaven. Es gingen Gerüchte, das junge Chevalier, die Krohne der Krieger, in die Bezirke der Elfen geschickt wurden um das erlernte, das Töten, zu praktizieren. Xydia war sich bewusst darüber, dass sie gleich zwei 'Nachteile' in sich vereinte: sie war eine Elfe und sie war eine Magierin. Wer sollte ihr trauen? Vielleicht die Orlasianerin, immerhin hatte sie sie nicht getötet, als sie die andere Elfe versucht hatte zu heilen. Vielleicht überwog aber auch die Angst vor der magischen Kunst und das was sie gezeigt hatte um das Monstrum zu stoppen, war so erschreckend wie ein Blick hinter den Vorhang. Immerhin hatte sie sie fortgebracht, sie getragen. Hätte sie es nicht getan, das Monster würde sie schon jetzt langsam und qualvoll getötet haben.

Xydia zwinkerte, versuchte ihren Blick klar zu bekommen. Es brauchte noch etwas, aber dann konnte sie die Gestalten erkennen. Das war die Orlasianerin, die Elfe, der Verzauber, noch andere Personen im Wagen und direkt neben ihr, der Elf. Ihr Blick war finster, denn all das was passiert war, ihr passiert war, hatte er ausgelöst. "Was 'attet i'r zu dieser späten Stunde, mitten im Wald zu schaffen?" Dröhnte, hallte die Stimme der Frau, deren Namen ihr nicht präsent war in ihrem Schädel wieder.

Beschwichtigend hob Xydia langsam ihre zitternden Hände. "Bitte, nicht so laut, mein Schädel dröht fürchterlich. Gerne werde ich meinen Teil dazubeitragen alles zu erklären…" Sprach sie leise. Die Verzauberin wollte ansetzen und hielt dann inne. Die Frau hatte nicht Orlais gesprochen, also wechselte Xydia zur Handelssprache. "Pardon, isch 'atte nischt oufgepasst mit die Sprach. Bon isch bin Xydia, eine Verzauberin von die Tour Blanc… von die Weiße Turm. Die ganze Tag war, um e'rlisch zu sein keine schöne Ding. Isch wurde aus die Kutsche geworfen, obwohl isch die Fa’rgeld beza'lt 'atte und konnte zu die nächste 'erberge ge'en, zu Fuß. Sacre Constructeur! Dort gab es nur noch eine Schlafstatt, wie sagt man, gesammelte Schlafraum für alle? Dort stellte ich die meine wenige Sach ab." Sie atmete durch, wandte ihren Blick in Richtung des Elfen. "Dort kam es dann zu unser erst Begegnung, nes pas?" Sie hoffte, das die Orlasianerin verstand, dass sie dem anderen Elfen nichts Böses wollte. "Er 'atte die Messer genommen, meine Messer. Des'alb eilte isch i'm nach… die…“ Die Elfe rang mit den Worte. "… die Messer, die Dolche sind eine Unterpfand, eine letzte Gruß, von meine Liebe…" Ihre Stimme brach, ihre Augen wurden feucht, wie beim ersten Mal, sie schluckte, rang damit sprechen zu können doch für einen Moment wollte es sich nicht einstellen. Xydia wischte die Tränen fort. "… es tut mir leid. Bei allem was war, bitte straft i'n nischt, es würde nischts ändern, an dem was passiert ist. Och weiß isch zu gut, was man ist bereit zu tun, um eine klein bisschen Leben zu können, die Grenzen verwischen schnell und sind nischt mehr existent." Unbeholfen zuckte sie mit den Schultern. "Isch gebe Eusch meine parole d‘honneur, dass isch nischt die Absicht 'atte Eusch zu schädigen und ebenso gebe isch Eusch ouch meine parole d’honneur, dass nichts damit zu tun 'abe mit die Monstrum." Sie blickte von einem zum anderen. "Bitte...wir 'aben zusammen gekämpft, wenn das nischt eine Grund ist mir eine klein wenig zu vertrauen, eine andere 'abe isch nischt."

Rowen Teravis
15.03.2015, 16:07
In seinen Umhang gehüllt und in einer Ecke des Wagens zusammengekauert hatte der Elf das Geschehen weitgehend ausgeblendet. Anfangs bekam er nicht so richtig mit was passierte oder wer die ganzen Leute waren, die über den Karren wuselten. Doch je weiter sie dieses Monsterskelett hinter sich ließen, desto schwächer schien auch dessen finsterer Einfluss zu werden und Rowen konnte sich langsam wieder auf das Hier und jetzt konzentrieren.

Wenn er sich bewegte, drehte sich zwar noch alles, ihm war nach wie vor leicht übel und und die holprige Straße war seinen Kopfschmerzen nicht gerade förderlich. Oh richtig, in seinem Kopf war offensichtlich auch irgendwas kaputtgegangen, da er nach wie vor einen riesigen weißen Bären sah, der diese Kutsche zog. Er meinte auch noch, dass ein letztes Echo von dieser Dämonenstimme dort drin hin und her hüpfte und ihm zusammen mit der unaufhörlichen Fragerei dieses jungen Menschen langsam aber sicher um den Verstand brachte.
Aber davon mal abgesehen ging es ihm gar nicht so schlecht.
Fragte sich nur, wie lange das so bleiben würde.

„Was ´attet i´r zu dieser späten Stunde, mitten im Wald zu schaffen?“

Tja, ausgezeichnete Frage. Ich war blöd genug, um mich erwischen zu lassen.
Der Dieb überlegte angestrengt, wie er am besten reagieren sollte. Glücklicherweise kam ihm die Elfenmagierin mit einer Antwort zuvor.

Okay. Übermäßiger Einsatz von Magie beeinträchtigte offensichtlich auch das Geistesvermögen. Die brach doch jetzt glatt in Tränen aus, weil sie ihre beiden Messer verloren hatte. Messer, die für sie nicht einmal einen praktischen Nutzen hatten, verfügte sie doch über diese beeindruckende und zerstörerische Magie. Jede herkömmliche Waffe war, verglichen damit, ziemlich lächerlich.
Naja... jedem das Seine, oder?
Dieses Mädchen, äußerlich war sie vielleicht keins mehr aber ihr Verhalten war schon irgendwie kindlich, war so... unschuldig. Sie schien noch an das gute im Menschen – beziehungsweise Elfen – zu glauben. Sie nahm ihn doch tatsächlich in Schutz weil sie glaubte, hier einfach nur einen Gelegenheitsdieb vor sich zu haben, und nicht jemanden, für den das Stehlen seit x Jahren ein fester Bestandteil des Tagesablaufs war. Wie süß. Jeder andere hätte ihn ohne mit der Wimper zu zucken ans Messer geliefert. Dankbar griff der Elf diese Vorlage auf. Es schien wohl seine beste Chance zu sein, heil hier rauszukommen, wenn er das Spiel mitspielte.

Ganz langsam griff er mit einer Hand unter seinen Umhang und förderte die beiden gestohlenen Dolche zu Tage. Ebenso langsam legte er sie auf den Boden der Kutsche und schob sie im Zeitlupentempo zu Xydia hinüber. Dann folgte er ihrem Beispiel und hob ebenfalls die Hände, wobei er seinen vorsichtigen Blick wieder auf die orlaisianische Kriegerin richtete. Die schien wohl so eine Art Anführer in dieser Gruppe zu sein.
„Schuldig im Sinne der Anklage“, hauchte er leise. Passenderweise zitterten seine Hände immernoch leicht, was wohl eine Nachwirkung war von diesem... was auch immer das für ein Zauber gewesen war, den er da abbekommen hatte. Auch sonst gab er sich Mühe, so klein und kläglich wie möglich zu wirken.
„Ich kann nicht viel zu meiner Verteidigung sagen. Ich habe die beiden Messer da liegen sehen und... hab zugegriffen. Ich dachte dass ich vielleicht etwas Geld draus machen könnte...“
Ein gequältes Lächeln huschte über Rowens Gesicht, was sowohl Rat- als auch Hilflosigkeit ausdrücken sollte.
„Allerdings wäre ich schon froh, wenn ihr mich überhaupt unbeschadet davonkommen lasst...“
Er hielt kurz inne.
„Und von dem Riesenskelett hatte ich wirklich keine Ahnung... sonst hätte ich mich wohl kaum in der Höhle versteckt.“

Leirâ Ven
17.03.2015, 14:38
Ghilan'nain, beweg dich!, dachte Leriâ, als sie den unbekannten Elfen mit einem unsanften Schulterstoß auf den Wagen beförderte und hinterher sprang, ihre Habe bereits in den Händen. Als sie auf den Planken des Wagens landete fuhr ihr eine Klinge in die Rippen, sodass sie scharf die Luft einzog.
Mythal, wie oft muss das denn noch geheilt werden? Egal, dafür ist nun keine Zeit. Ihre Blicke glitten zurück zum Hügel, die Steine waren zwischen den Bäumen noch sichtbar.
Leirâ bemerkte, dass sie zitterte. Ihre Zunge zuckte nervös über ihre Lippen und die Seite schmerzte wieder. Die Jägerin zuckte erschrocken zusammen, als die stumme Elfe sie an der Schulter berührte. Die Dalish vermochte die vielen Gesten nicht zu verstehen, doch ahnte sie, was die Stumme wissen wollte.
„Wir... Sollten uns êlen, diese Zwergenstêtte zu errêchen.“, meinte sie nur halblaut, unfähig, das Geschehen jetzt schon wiederzugeben. Und auch wenn ihr die Vorstellung, unter Tonnen von Gestein begraben zu sein, alles andere als gefiel, so musste sie zugeben, lieber diese Tonnen zwischen sich und diesem gewaltigen Monster zu haben als noch einmal unter freiem Himmel dagegen kämpfen zu müssen. In diesem Moment erfüllte ein lauter Knall die Luft und ließ die Dalish herumfahren. Nichts als Schatten hinter ihnen.

Was bei Dirthamen ist dieses Wesen bloß? Vielleicht... Einer der Vergessenen? So unglaublich dieser Gedanke auch war, anders konnte sie sich so ein... Monstrum nicht erklären. Doch wenn dem so war, was sollten sie gegen dieses Wesen ausrichten? Die Vergessenen wussten sogar die Erschaffer zu bekämpfen, wie würde es dann erst Sterblichen ergehen, die sich gegen sie stellten?
Nun hör aber auf! Magie kann die verblüffendsten Dinge. Einer der Vergessenen, bestimmt nicht.
Aber... vielleicht ein Gesandter der bösen Götter...
Mit diesen düsteren Gedanken schaute sie den Schatten zu, welche den Hügel hinter ihnen verschluckten.
Ihre Gedanken waren ein wirrer Strom von Fragen, ihre Ohrenspitzen zuckten kaum merklich bei jedem Geräusch. Bis Juliette den Weinschlauch herum reichte. Leirâ lehnte ab, sie brauchte all ihre Sinne beisammen. Ihr BLlick fiel wieder auf die beiden Elfen, die sich ihnen angeschlossen hatten und neue Fragen formten sich in ihrem Kopf, welche jedoch von Juliette unterbrochen wurden, die ihrerseits nun Fragen an die Fremden richtete.

Dummerweise konnte Leirâ Xydias Antwort aufgrund deren starken Akzents kaum verstehen und auch was das andere Flachohr dazu sagte, machte für sie wenig Sinn. Er war... was? Hatte Xydia die Dolche genommen? Sie seufzte. Unterm Strich schien auf jden Fall keiner der beiden zu wissen, was sie da angegriffen hatte. Ihr überraschter Blick fiel nach unten.
Ohne es selbst zu bemerken, hatte sie ihren Bogen bespannt.
Mythal, ich bin angespannter, als ich dachte. Mit einem raschen Blick versicherte sie sich, dass ihnen niemand folgte, was sie bei den dicht stehenden Bäumen aber genausogut hätte lassen können. Dann glitt ihr Blick zu dem schwarzgewandeten Elfen.
„Beruhige dich. Nîmand wird dich hîr verurtêlen. Es schênt, wir alle haben Schuld ûf uns geladen.“ Sie zwinkerte Juliette zu, ehe sie sich an die Magierin wandte.
„Verzêh, ich versteh dich kâm. Dennoch dank, dass du mich hêltest. Doch nun: Woher stammst du? Woher sprichst du dî Zunge des Volkes? Und da du ûber Magî gebîtest, wie entkâmst du dêner Gefangenschaft?“ Sie hatte noch weitere Fragen, doch musste abbrechen, um sich die Hüfte zu halten. Irgendwie war der Schmerz nun anders als in den vergangenen Tagen, saß an der falschen Stelle. Sie hoffte, dass es keiner bemerkt hatte, sie alle hatten dringendere Sorgen und Alrik und Juliette würden nur wieder einen Aufstand darum machen.

Xydia
22.03.2015, 11:16
Aufmerksam hatte sie dem Elfen, Rowen, zugehört, was er zu sagen hatte. Als er dann die Dolche ablegte, legten sich Ihre zarten, filigranen Finger auf diese, nahmen sie auf, legten sie an ihr Herz. "Danke." Hauchte die Elfe in Richtung Rowan. Innerlich war sie immer noch gerührt ob der Geste und doch war ihr klar, dass niemand sich wohl vorstellen konte, wie sie sich fühlte, was ihr diese Dolche bedeuteten.

Es blieb ihr nicht wirklich Zeit um ihren Gedanken weiter nachzuhängen, denn nun sprach die Elfe, Leirâ zu ihnen. Xydia schaute sie an, folgte dem was sie sagte aufmerksam, wollte keines der Wort verpassen, denn wenn es eine Fürsprecherin gab, dann sie. Hatte sie die Elfe nicht geheilt? Doch die Fragen, die dann kamen waren keine, die einfach zu beantworten waren und weniger noch um etwas Ruhe hineinzubringen. Einzig und allein der Satz 'Nîmand wird dich hîr verurtêlen. Es schênt, wir alle haben Schuld ûf uns geladen.' ließ sie hoffen, nicht direkt verurteilt zu werden. Das Zucken, der Moment wo man den Schmerz im Gesicht der Elfe hatte ablesen können, war ihr nicht entgangen, dafür war sie zu gut im Turm ausgebildet worden. Leirâ schien starke Schmerzen zu haben. Nicht nur Elfen versuchten Schmerz zu verbergen um keine Schwäche zu zeigen, so manch Cheavalier tat dies, manchmal vollkommen unsinnigerweise nach einem Duell, nur um seinem Gegner zu zeigen dass er nicht 'berührbar/antastbar' war. Zu oft schon hatte jemand diesen Fehler mit dem Leben bezahlt.

Langsam begann sie zu sprechen, langsamer als zuvor und versuchte sich besser zu artikulieren. "Bitte verzei'h, aber die Buchstabe 'H' von die allgemeine 'ändlersprach ist für misch eine Nemesis. Ich spreche die Sprache von unsere Volk, aber isch kann Dir nicht sagen, wo'er isch komme, noch wer meine Familie ist. Mir ist klar, dass das die Vertrauen nischt förderlisch ist…" Ihr Blick hätte einen Stein erweichen können, denn sie zeigte offen, das sie darunter litt, es selbst nicht zuwissen woher sie kam. "Man sagt, dass die Vergangen'eit abgeschnitten wurde, als isch eine Schlag auf die Kopf erhielt." Vorsichtig nahm sie ihre blauschwarzen Haare, dort wo die Stirnlocke war hoch, teilte sie nach links und rechts und eine lange, rötliche, leicht wulstige Narbe wurde für alle sichtbar. Man brauchte nicht viel über die Heil- oder Kriegskunst zu wissen, dass diese Verletzung am Schädel schwerwiegend gewesen war. Vorsichtig schob sie ihre Haare nach einem Moment des Wartens wieder zu recht, nachdem sie glaubte, dass alle sie gesehen hatten.

Nach einer weiteren kurzen Pause begann sie wieder zu sprechen, ebenso akzentuiert, ebenso langsam."Isch weiß nur, dass ich die Sprach von unsere Volk immer gesprochen 'ab, aber wie gesagt, eine Teil von meine Leben liegt im Verborgenen. Das erste woran isch misch erinnern kann ist, dass isch Edme, die Wirt von 'La Baliste' ge'örte. Er 'atte mich für sieben Kupferstücke von eine 'ändler' gekauft, so sagte man mir. Isch, weiß offiziell gibt es keine Sklaverei in Orlais. Aber die Wirklischkeit ist nicht immer das, was geschrieben ste't. Von da an tat isch, was er misch auftrug… -ihre Augen spiegeln eine Traurigkeit und tief empfundenes Leid wieder – Von da an, war isch eine Laternenmädschen bis zu die Tag, als eine Kerl misch verprügelte, weil er unzfrieden war..." Stille trat ein. Xydia sah keinen Sinn darin es zu verschweigen, die Tätowierung hinter ihrem Ohr, die stilisierte Schwalbe, würde es die meisten wissen lassen was sie war, die sich in der 'Unterwelt‘ auskannten "Das war die Tag als die Magi 'ervorbrach aus mir und er, Rhys, so 'ieß die Prgelbold, za'lte teuer für jede einzelne Schlag den er misch 'atte schmecken lassen. Isch schwöre, isch konnte nichts lenken... die Feuer war mächtig und er gezeichnet für seine Leben. Das wäre meine End' gewesen, wenn nischt eine Verzauberer anwesend gewesen wäre. Er 'ielt die andere davon ab misch zu lynchen, brachte misch in die Tour Blanche. Nach eine Gespräsch mit die Erste Verzauberer wurde isch aufgenommen in die Turm und in die Künste von die Magi unterrichtet." Ihre Augen leuchteten, strahlen und es war etwas wie Freude in ihnen zu lesen. "Zu die Enttäuschung von meine Le'rer Radulf war isch nur gele'rig in die 'eilkünste. Jedenfalls ist es das, was isch wirklisch kann und die einzige Sach, wo isch bin stolz drauf in meine Leben."

Sollte sie noch mehr ausbreiten von ihrem Leben? Hatte sie nicht schon mehr als genug erzählt? Jedes Wort war wahr gewesen. Xydia entschied sich es dabei bewenden zu lassen. "Oui, isch bin eine Verzauberin geworden, 'abe die Prüfung 'inter die Vor'ang bestanden und oui, als solsche ste'e isch unter die Schutz von die Templier, das ist korrekt… aber die Templier ist tot, gestorben dursch die 'and von Radulf. Er ist die zweite Verzauberer. Warum er es tat weiß isch nisch, isch 'atte Angst… Panik... und bin geflo'en, eine Fe'ler, oui. Sacre Constructeur! Isch weiß dass isch 'ätte anders 'andeln müssen, aber isch 'atte pansiche Angst vor was kommen würde. Verste't ihr? Wenn isch our i'n treffe, wird er misch töten... wenn er in die Tour zurückke'rt wiegt seine Wort me'r als die meine." Sie blickte von einem zum anderen. Musste sie noch mehr preisgeben?

"Leirâ, Madame." Sie blickte als sie sprach zu der Elfe und der Orlaisianerin. "Wir immer i'r Eusch entscheidet, was i'r mit mir tun wollt, bitte erlaubt mir beide Leirâ zu 'eilen… es muss getan werde. Bitte. Wenn i'r misch nicht traut, dann ne'mmt eine von meine Klingen und setzt sie an meine Kehle‚ sollte isch etwas anderes tun als Leirâ zu 'eilen, tut was i'r tun müsst."

Die Elfe wartete auf das Urteil, als solches empfand sie es, der beiden. Ja, sie hatte nicht gesagt, dass sie ein gewisser Teil ihres Lebens auch im Turm nicht wirklich sich verändert hatte. Radulf hatte dafür gesorgt das er seinen Spaß mit ihr hatte und auch all jene, die er für seine Zwecke brauchte. Aber sie sah keinen Sinn darin dies zu tun. Wer sich in Mode auskannte wusste, dass der Stecker unterhalb ihrer Unterlippe eigentlich nur typisch war für die Menschen auf Rivain, die, die sich in anderen 'Kreisen' auskannten machten sich einen Spaß daraus ihre Huren so zu schmücken, um ihrer Ansicht über die rivianische Gesellschat und deren Status Ausdruck zu verleihen. Das in Anlehnung der alten orlaisianischen Tradition, seinem Hund oder anderen Haustieren den Namen seines Feindes zu geben um klar zu stellen wer wem etwas zu sagen hat.

Rhaego Alcaryen
24.03.2015, 18:24
Rhaego verdrehte die Augen, als er die Geschichte der beiden Elfen hörte, während er sich erschöpft gegen den Wagenrand lehnte. Es war nicht so sehr körperliche Erschöpfung – obwohl ihn das ganze Gerenne in den letzten Stunden und Tagen doch an die Grenzen seiner Ausdauer gebracht hatte – sondern vielmehr eine... geistige Leere. Der Eindruck, den die toten Augen des Ungeheuers hinterlassen hatten, der Schrecken, den es in ihm hervorgerufen hatte – all das hatte ihn weit mehr erschöpft, als die Zauber, die er gewirkt hatte. Noch immer ertappte er sich dabei, über die Schulter in die schweren Schatten zwischen den Bäumen hinter ihnen zu blicken, nach dem verräterischen roten Glänzen zu suchen...

Doch der weiße Bär lief rasch und scheinbar unermüdlich weiter. Rhaego wusste, dass auch dessen Kraft irgendwann nachlassen würde, doch er hoffte inständig, dass es bis dahin noch lange dauerte.
Zusätzlich zu seiner Anspannung störte ihn der orlaisianische Dialekt, den er nun ständig hörte. Die Geschichte des Elfenmädchens war an sich auch nicht überraschend. Fast jeder Magier im Zirkel erzählte irgendetwas in diese Richtung. Eine extreme Situation – Angst, Zorn, Verwirrung – der plötzliche Ausbruch von Magie... und ein Mitglied des Zirkels in der Nähe. Erst nach der Ankunft im Turm gab es verschiedene Entwicklungen: die einen, die sich von den Templern entrechtet und gefangen fühlten, und diejenigen, die den Handlangern der Kirche ihre hohlen Geschichten abkauften, dass sie lediglich zu ihrem Schutz da waren – vor äußeren Feinden und, viel wichtiger noch, den inneren Feinden der Sünde.

Rhaego ließ seinen Blick über den anderen Neuankömmling schweifen. Nach wenigen kurzen Sätzen schien er sich wieder in sich zurückzuziehen. Auch sonst war er nicht wirklich auffällig. Ein kleiner Gelegenheitsdieb, wie es sie tausende gibt... Nun, es gab schlimmeres als das. Zum Beispiel eingeschüchterte Magier, die sich wie Schoßhunde der Templer verhielten.
Er konnte sich bei dem Ausruf „Sacre Constructeur!“ ein abfälliges Schnauben nicht verkneifen. Es war offensichtlich, zu welcher Seite die Magierin gehörte, so offensichtlich wie sie den „Schutz der Templer“ erwähnte. Wobei dieser Teil der Geschichte durchaus spannend war. Ein Verzauberer, der einen Templer tötete... Vielleicht hätte er doch in Orlais geboren werden sollen. Andererseits hatte er die drakonischen Strafmaßnahmen der Templer bei kleinen Vergehen kennengelernt und wollte gar nicht erst wissen, was genau geschehen war. Er wäre bereit seinen ganzen Besitz gegen einen Haufen Dreck zu verwetten, dass der orlaisianische Turm auf den Kopf gestellt worden war und nun unter dem Templeräquivalent von Kriegsrecht lag.

Langsam schüttelte er den Kopf. Wie schnell er doch wieder in die alten Denkmuster des Zirkels zurück gefallen war... Gute Magier, böse Templer, oder anders herum. Er seufzte. So sehr es ihm missfiel, noch eine gottesfürchtige Orlaisianerin an seiner Seite zu haben, ihre Geschichte klang plausibel. Und wenn ihre Fähigkeiten in den Heilkünsten ihre Elementarzauber übertrafen, hatte Leirâ ihre Hilfe bitter nötig.

„Ich denke, das wird nicht nötig sein“, erwiderte er kurz angebunden auf das Angebot der Elfe, ihr einen Dolch an die Kehle zu halten. Was für eine affige Idee! Die Blicke der anderen wandten sich ihm zu, da er sich bisher aus der Diskussion herausgehalten hatte. „Es klingt, als wüsste sie, wovon sie spricht“, fügte er wie eine Erklärung hinzu.
Alrik nickte rasch. Dann hielt er inne. „Vielleicht wäre es besser, zu warten, bis der Wagen nicht mehr so ruckelt? Nicht dass es zu... Komplikationen kommt – dass sollte nicht beleidigend sein, werte Magierin – ich meinte, nicht dass Ihr...“ Der junge Bursche brach ab, ehe er sich noch weiter verhaspeln konnte, seine Wangen verlegen gerötet. Dann setzte er neu an. „Vielleicht sollten wir einfach beim nächsten Gasthaus halt machen.“ Er blickte in das undurchdringliche Dickicht des Waldes um sie herum. „Wo immer das ist“, setzte er leise hinzu, ehe er noch leiser und unsicherer fortfuhr: „Wo genau sind wir eigentlich?“

Juliette de Ludin
29.03.2015, 21:22
Die Geschichte der Elfe, hätte Juliette, die keine Miene verziehend zuhörte, fast schon Mitleid abgerungen, wäre diese Xydia keine Magiern und auch keine Fremde…vor allem jedoch keine Magiern. So blieb das für Juliette, und weite Teile der Bevölkerung, nur natürliches Misstrauen gegen jede Art von Magie, gleichsam ob sie nun zusammen gekämpft hatten oder nicht. Auch wenn sie andererseits glaubte mit Rhaego eine Art Frieden geschlossen zu haben, verflogen die Spuren ihrer religiösen Erziehung und Jahrelange Vorbehalte nicht einfach so, und einen weiteren Magier um sich zu haben, und auch wenn sie von Orlais zu stammen schien, war dem nicht gerade zuträglich. Besonders unter den Umständen ihres Zusammentreffens.
Als die Elfe den weißen Turm in Val Royaux erwähnte, meinte Juliette tief in ihrem Hinterkopf eine ungute Erinnerung rumoren zu spüren, doch tat sie das ab und hörte stattdessen eher auf das folgende Gesagte, welches doch mit einen noch stärkeren Akzent als der ihre belegt war. Sie fragte sich fast ob die anderen davon überhaupt ein Wort verstünden.

Wie sich rausstellte bewahrheitete sich die erste Ahnung der Söldnerin über die Verbindung der beiden Elfen. Ein Dieb. Ihre bis jetzt neutrale Miene wurde eine Spur kälter beim Blick auf den manteltragenden Elfen. Wohl für außenstehende genau der Blick einer Adligen die sich der Gesellschaft niederster Stände gewahr wurde und da war wohl auch nicht wenig dran.
Doch war dies wohl auch nicht wenig auf die schlechten Erfahrungen die die Orlaisianerin in ihren Jahren als Söldnerin gemacht hatte zurückzuführen. Als jemand der nur wenig besaß und an dem wenigen sehr hing, war man auf Diebe nur schlecht anzusprechen. Kaum merklich ballte sich ihre behandschuhte Faust die von ihrem wertvollen Siegelring, abgesehen von ihrem Säbel, ihrem wohl letzten Gegenstand von Wert geschmückt wurde. Sie war sich fast schon sicher dass der Dieb diesen bereits bemerkt hatte.
Dass der Dieb ein Elf war hatte darauf jedoch wenig Einfluss. Ob Mensch, Elf, Zwerg oder was sonst noch auf des Erbauers schöner Welt umherschlich, sie mochte alle Diebe gleich wenig. So konnte sie der Magiern, welche den flüchtigen Dieb angeblich durch den Wald verfolgt hatte, doch noch etwas abgewinnen. Für ihren Siegelring wäre sie gerannt als sei die Brut hinter ihr…um dem diebischen Kretin anschließend alle Zähne auszuschlagen.
Die Entschuldigung den Diebstahl aus der Not heraus begangen zu haben, wollte sie dem Elfen auch nicht wirklich abkaufen. Zumal diese Ausrede nicht einmal von ihm stammte sondern von der Magiern. Wie praktisch, dachte sich die Adlige, während sie wiederum nun dem Elfen lauschte. Er brauchte nur zu bestätigen und musste sich gar nicht erst etwas ausdenken. Hatten die beiden vielleicht doch mehr gemein als es bisher den Anschein hatte? Ein diebisches Gespann? Die Magiern lenkte die Gruppe ab, während der Langfinger zuschlug? Und falls sie erwischt wurden hatten sie diese kleine Ausrede gleich einstudiert? Hatten sie es hier gar mit Spielern des Spiels zu tun, mutmaßte die Adlige. Immerhin kam die Magierin aus Orlais. Doch mitten im Nirgendwo zu so später Stunde?

Überführte Diebe neigten ja gerne zu solchen oder ähnlichen Ausreden, wenn ihre Schuld bewiesen war und ihrer Ansicht nach sah er nicht sonderlich abgemagert aus. Schmal, ja. Aber für einen Elfen war dies ja natürlich. Da hatte sie schon andere Diebe, wirklich verzweifelte und abgebrannte Gestalten gesehen.
Nichtsdestotrotz bemerkte die Adlige die seltsamen Augen des Elfen. Die sonderbarerweise unterschiedlich farbigen Augen des Elfen schienen einen durchtriebenen Eindruck zu hinterlassen…vielleicht war dies jedoch auf die Nachwirkungen des Schreckens zurückzuführen. Sie war ja nicht die einzige der der Schreck noch in den Knochen saß.
Aufgekratzt durch ihren ungleichen Kampf hatte Leirâ, während des Gespräches, sogar ihren Bogen gespannt, fast als erwarte sie einen weiteren Zwischenfall.

Ein abschließendes Urteil konnte die geübte Spielerin des Spiels jedoch nicht fällen da die Gestalt des Elfen von seinem Mantel größtenteils verdeckt wurde. Absicht? So oder so musste man ihn im Auge behalten. Sie beide.
Sie verbarg ihren forschenden Blick geschickt hinter ihrer kühlen Miene, sodass der Elf, wenn er es den bemerkte, es wohl eher auf adelige Arroganz und das nur übliche Misstrauen gegenüber einem Langfinger schieben würde. Sobald sich die Gelegenheit ergäbe würde sie versuchen genauer auf Tuchfühlung zu gehen sowohl bei dem Langfinger als auch bei der Magierin.
Beide beteuerten sie jedoch mit dem untoten Koloss nichts zu schaffen gehabt zu haben…und das glaubte ihnen Juliette auch. Die Situation hatte doch alles andere als unter irgendjemandes Kontrolle gewirkt, wenn man von dem Monster einmal absah, doch konnte sie ihre Theorie über eine diebische Zusammenarbeit der beiden noch nicht ausschließen…auch wenn sie ihr bei näherer Überlegung eher unwahrscheinlich erschien.
„Beruhige dich. Nîmand wird dich hîr verurtêlen. Es schênt, wir alle haben Schuld ûf uns geladen.“, wandte sich Leirâ an den anderen Elfen, ehe sie Juliette zuzwinkerte.

Juliette antwortete auf das Zwinkern der Dalish mit einem Blick und einer Miene, der man die Zweifel an ihrer Aussage ablesen konnte auch ohne das Spiel gespielt zu haben. Abgesehen davon das Juliette noch kein Urteil fällen würde, betrachtete sie sich frei von jeder Schuld. Sie hatte nur ein Gruppenmitglied das von einer unbekannten und potenziell gefährlichen Magierin verzaubert oder gar verhext wurde versucht zu beschützen. Und hätte sie damit über die Stränge geschlagen, was sie so ohnehin nicht einsah, sah sie ihre Schuld damit wieder beglichen die erschöpfte Magiern zum Wagen getragen anstatt sie dem Monster überlassen zu haben.
…vielleicht war es aber doch etwas unhöflich gewesen ihr die Klinge an die Kehle zu setzen, gab Juliette im Geiste kleinlaut zu. Etwas jedenfalls. Sie wollte ja anscheinend doch nur helfen.

Bevor sich die Adlige jedoch überlegen konnte ob sie sich tatsächlich entschuldigen sollte, sprach die elfische Magierin schon weiter. Als Antwort auf die Frage der Dalish, erzählte sie von ihrem Leben, ihrer selbst ihr nicht bekannten Herkunft, zeigte eine grässliche Narbe auf die das zurückzuführen sei, wie sie in den Zirkel kam. Als ehemalige Spielerin lauschte Juliette genau. Immerhin ergab sich aus dem Gesagten das diese Xydia von weniger rebellischer Natur gegenüber den Templern als Rhaego war. Etwas was auch jenem nicht schlecht stehen würde, wie Juliette mit einen kurzen Blick auf ihn befand.
Er schien von ihrem Gesagten nicht gerade angetan zu sein. Schnaubte gar abfällig während die offensichtlich deutlich gläubigere Magierin sprach. Anfreunden würden sich die beiden wohl nicht. Juliette sicher auch nicht, doch sorgten die offenbar glaubenskonformeren Worte der Magierin, dass sich die Augenbrauen der Orlaisianerin, sachte, etwas auseinanderzogen.
Schließlich erläuterte sie eher vage, wie sie anscheinend bei einem Zwischenfall oder gar einer Intrige mit tödlichem Ausgang, den Turm verlassen musste, was vermutlich auch der Grund war das sie nun im Ausland verweilte. Eine Rückkehr, so stellte sie dar, hätte ungute Folgen.

Eine verräterisch bekümmerte Regung im Gesicht verbergend, kam das Juliette doch sehr bekannt vor…sofern es stimmte versteht sich. Bis jetzt glaubte sie nicht Anzeichen einer Lüge im nach elfischen Standarts wohl hübschen Gesicht der Magierin zu erkennen, aber einen guten Spieler durchschaute man auch nicht schnell. So beschloss sie es erst einmal hinzunehmen.
Schließlich bat die Magierin darum Leirâ nun vollständig heilen zu dürfen und bot sogar an ihr eine ihrer Klingen an den Hals zu setzen. Sie schien der anderen Elfe wohl inständig helfen zu wollen. Wäre Xydia keine Magiern, und somit besser einzuschätzen, hätte dies bei Juliette für deutlich mehr Sympathie gesorgt. Doch es blieb dabei dass Juliette Magie nun einmal nicht verstand und daher nicht darauf vertrauen wollte, was eine Fremde versprach.
So hätte sie sich fast dagegen ausgesprochen doch der Zuspruch, auch wenn er wenig freundlich war, seitens Rhaegos ließ sie verstummen. Er war schließlich Magier. Er kannte sich mit so etwas sicher aus…hoffte Juliette jedenfalls. Vielleicht konnte er ja sehen, wenn die Elfe etwas tat das nicht mit rechten Dingen zu tun hatte? Auch dies hoffte sie.
Sich verhaspelnd schlug Alrik jedoch vor erst auf eine ruhigere Fahrt zu warten, ehe er seine stockende Erklärung mit geröteten Wangen unterbrach und bei einem neuerlichen Ansatz vorschlug beim nächsten Gasthaus halt zu machen.
„Wo immer das ist“, setzte er leise hinzu, ehe er noch leiser und unsicherer fortfuhr: „Wo genau sind wir eigentlich?“
„Irgendwo im Nirgendwo.“, antwortete Juliette ruhig. „Isch glaube da müssen wir uns `eute keine Gedanken me ´r darüber machen. `auptsache wir sind in Sischer`eit. Mein Vorschlag wäre es noch so weit es die werte `ändlerin ihrem Tier zumutet zu fahren und dann zu ruhen.“
„Was die `eilung betrifft…“, setzte sie an die Magierin aber auch an Rhaego gewandt hinzu. „…stimme isch zu. Nischtsdestotrotz werden wir natürlich ein Auge auf eusch `aben.“
Indirekt war dies auch eine Aufforderung an Rhaego, dessen Gesellschaft sie nach wie vor nicht allzu sehr schätzte, doch mehr Vertrauen entgegen brachte als dieser Fremden.

Rowen Teravis
01.04.2015, 19:38
Ohne ein Wort hockte der Elf da, leicht nach vorn gelehnt, die Hände inzwischen mit den Handgelenken auf seinen Knien abgestützt und bewegte sich nicht mehr als unbedingt notwendig, während er mit wachsamen Augen die Umgebung und vor allem seine Mitfahrer untersuchte. Schweigen. Bloß nichts tun, das als Bedrohung aufgefasst werden könnte. Solang man ihn nicht ausdrücklich das Wort an ihn richtete, würde er weiter die Klappe halten und sich auch sonst so kurz fassen wie möglich. Gewohnheit. Ein redseliger Dieb war in der Regel ein toter Dieb.

Den Blick dieser Menschenfrau kannte er nur zu gut. Es war ihm praktisch sein ganzes Leben gefolgt, wann immer er sich tagsüber in der Öffentlichkeit blicken ließ. Es mussten nicht einmal reiche Säcke sein. Auch die normale Bevölkerung tat das bisweilen. 'Sieh, ich bin was besseres als du! Zurück in dein dreckiges Loch, Klingenohr!' Angenehmerweise blieben ihm dieses mal aber die Beschimpfungen, Tritte und die umherfliegende Spucke erspart. Das war doch schonmal ein Anfang.
Ganz kurz blieb sein Blick an dem Ring der Kriegerin hängen, doch er besann sich rasch wieder eines besseren und schaute weg, bevor sie den Anflug eines interessierten Funkelns in seinen Augen bemerken konnte. Junge, jetzt behalt bloß deine Finger bei dir, schellte er sich in Gedanken. Das wird sonst wirklich böse ausgehen.

„Beruhige dich. Nîmand wird dich hîr verurtêlen. Es schênt, wir alle haben Schuld ûf uns geladen“, meldete sich die Dalish zu Wort. Ja sicher. Dann erklär mir bitte, warum du schon mal deinen Bogen vorbereitet hast... In dem vorsichtigen Blick, mit dem er dem ihrem begegnete, mischten sich Erschöpfung und ein bitte-tut-mir-nichts-Ausdruck. Er glaubte ihr kein Wort, ebenso wenig wie sie ihm.
Auch ohne seine jahrelange Erfahrung mit Schwindlern und Betrügern konnte er dieses stille Einverständnis zwischen ihr und der Kriegerin deuten. Nicht weiter überraschend, er kaufte sich den Blödsinn ja kaum selbst ab. Hätte das einer aus seiner alten Bande gesehen, wäre der vor Lachen wohl rückwärts aus der Kutsche gefallen. Naja. Wär ja auch zu einfach gewesen... Der Elf starrte wieder geradeaus auf seine Hände und gab sich weiterhin Mühe, so harmlos wie möglich auszusehen und ja keine verdächtige Bewegung zu machen.

Die Magierin, Xydia, trug jedenfalls eindeutig zu dick auf mit ihrer Geschichte. Die hatte sie doch nicht mehr alle. Praktisch gesehen waren er und sie Gefangene, dem guten Willen dieser Idioten ausgeliefert, und sie hatte nichts besseres zu tun, als ihren Aufsehern ihre ganze Lebensgeschichte vorzujammern und noch darum zu bitten, mit einem Messer an der Kehle die Wildelfe da drüben zu heilen. Der Dieb konnte nicht verhindern, dass sich eine Spur Verwirrung in seinen bisher sorgfältig aufgebauten unglücklichen Gesichtsausdruck schlich. Ihm waren ja schon eine Menge verrückter Leute begegnet, aber das hier...
Wollte sie Mitleid, oder was? Lächerlich. Wenn sie so eine Vergangenheit hatte wie die meisten Elfen die er kannte – sich selbst eingeschlossen – wäre er froh drüber, sich nicht an selbige erinnern zu können. Auch sonst löste das Gesagte nicht viel in ihm aus, außer Abneigung. Es erinnerte ihn an die unzähligen bettelnden Elfen im Gesindeviertel. Alle hocken sie da und jammerten wie schlecht es ihnen ging, wie grausam die Menschen sie behandelten, das ihnen dies und jenes schreckliche widerfahren war... Und so weiter und so weiter. Ändern taten sie aber nichts, sondern nahmen trotzdem dankbar jeden Brotkrumen, denen ihnen ihre Sklaventreiber zuwarfen.
'Zahme Hauselfen' war der Begriff, mit denen Rowen und seine Bande derlei Leute sehr treffend beschrieben. Brave Hündchen, die bereitwillig nach fremder Pfeife tanzten. Denen nicht im Traum einfallen würde etwas anderes zu tun, als zu unfairen und erniedrigenden Bedingungen nach den Regeln der Menschen zu spielen.
Die Magierin hier war eindeutig auch so eine. Offiziell wurden alle Magier weggesperrt, waren im Prinzip alle mehr oder weniger Gefangene, die die ganze Zeit über von Templern überwacht wurden. Aber wenn Rowen Xydia so reden hörte... nein, sie klang so als fände sie das alles auch noch gut und richtig so.
Wer ließ sich bitte einsperren, rund um die Uhr bewachen und fand das dann auch noch gut?
Die war eindeutig nicht mehr ganz richtig im Kopf...

Einen Vorteil hatte ihre übertriebene Hilfsbereitschaft jedenfalls. Die allgemeine Aufmerksamkeit galt ihr und der Dieb hatte noch ein bisschen Schonfrist, ehe er sich dem unausweichlichen stellen musste. So billig würden die ihn nicht laufen lassen, das war sicher. Nur... welche Form würde das Verhör wohl annehmen? Eine Art altbekanntes Gute Wache-Böse Wache – Spiel? Oder gar andere, ebenso bewährte... Methoden zur Wahrheitsfindung? Immerhin war er ja nur ein Klingenohr, da war alles möglich...
Ein mulmiges Gefühl kroch bei der Vorstellung in ihm hoch.
Er war fest entschlossen sich zu verteidigen wenn er es musste, allerdings machte er sich auch keine Illusionen darüber, wie es um sein Kampfgeschick stand. Es waren einfach zu viele. Zu viele richtige Krieger. Nicht ein paar Stadtbewohner, die noch nie eine Waffe in der Hand gehalten hatten. Nein, sich hier auf einen Kampf einzulassen wäre glatter Selbstmord. Da blieb er lieber bei der klein-und-harmlos-Taktik, um sich in einem günstigen Moment heimlich abzuseilen. Er hatte ganz bestimmt nicht dieses Riesenskelett überlebt, nur um sich jetzt von einer Bande Streuner ins Jenseits befördern zu lassen...

Xydia
02.04.2015, 22:23
"Oui, natürlisch werdet i'r darüber wachen, was isch tue und es liegt mir daran, dass i'r das auch tut. Was die 'eilung ange't so kann isch diese tun, jetzt und 'ier. Es liegt nischts Gutes darin, dass sie noch leidet o'ne Not. Bitte, ja?" Xydia Blick wanderte zu der Elfe. Erst als man es ihr erlaubte, begann sie mit dem Weben des Zaubers.

Um dies zu tun berührte sie Leirâ langsam, vorsichtig und zartfühlend an ihrer Schulter. Ihre Hand nicht schwerer als ein Schmetterling auf einer Blühte. Die Worte, die sie murmelte waren machtvoll, aber ihr Klang war ein ganz anderer als jene, die die Elfe gesprochen hatte um das Monster zu stoppen. Diese waren fast melodisch wie eine Melodie. "… Ce Negris Gehu altara téleal Zôal …" Was sie tat war eine Art Kadenz, sie fühlte, suchte nach dem was bei der Elfe geschädigt worden war, rief es auf magische Weise wieder an ihren Platz, sie richtete Sehnen, Knorpel und Knochen. Wenn Leirâ etwas spürte war es ein Gefühl der Wärme, das sich entlang des Weges zur lädierten Stellen ausbreitete. Es brauchte Zeit, viele Minuten doch war endlich alles gerichtet.

Die Magierin ließ sich schließlich, als der Zauber fertig gewoben war, gegen den Rand des Wagens sacken. Die Haut ihres Gesichtes wirkte fast Papieren, sie sah zerbrechlich aus, so als sei sie eine Skulptur aus Glas, einzig ihre Augen strahlten. Xydia hatte die Verletzungen geheilt, Leirâ würde keinen Schmerz mehr spüren, noch würde sie unter Narben oder Spätfolgen zu leiden haben. Das war der Grund warum Xydias Augen strahlten. Die Elfe schlang beide Arme um sich, die fror, was nur natürlich war, da sie vollkommen erschöpft war. "Merci für die Vertrauen."

Leirâ Ven
14.04.2015, 01:53
Leirâ widersprach.
"Nên, es tut noch nicht Not." "Ich bin nicht in Gefâr." Oder "Wenn wir rasten ist dî beste Gelegenhêt." Aber sie wurde völlig übergangen. Rhaego nickte es ab und damit war es gut. Xydia beugte sich über sie, Wellen von warmen Licht durchliefen der Dalish Körper und die Schmerzen verschwanden. Sie schnaubte.
Es tat gut, die Schmerzen los zu sein, doch dass sich diese Shemlen immer wichtiger nahmen und dabei das eigentlich Dringende aus den Augen verloren kostete sie den letzten Nerv. Sie nuschelte ein knappes "Ma serannas." und lehnte sich gegen die Karrenwand. Ihr BLick glitt zwischen Xydia, die sie wie ebtrunken anlächelte und diesem anderen Flachohr hin und her.
Xydia war freundlich und allem Anschein nach aufrichtig, wenngleich überführsorglich und etwas anbiedernd, doch diese schlanke, schwarze Gestalt...
Er erinnert mich an jene Elvhen, die aus den Städten zum Volk kommen, um sich uns anzuschließen. Schüchtern, zurückhaltend und... Ein Seufzen entfuhr ihr. Eigenartig.

Naja, niemand hier hatte es leicht, als er oder sie zur Gruppe steiß. Juliette und ich wären beinah aufeinander losgegangen, Rhaego streitet sich mit ihr, als hätten sie schon vor Jahren den Bund geschlossen... Bei diesem Gedanken spürte sie einen kleinen Stich im Hinterkopf, konnte sich aber nicht erklären, warum oder welcher Art. Ihr Blick fiel auf ihren Bogen, dann hastig zurück zum Weg. Ob der Abstand schon reichte? Sie wollte sich erheben, doch ihr Körper protestierte.
"Dirthamen und Mythal, wî oft muss ich denn gehêlt werden, êh ich mich besser fûhle.", murmelte sie leise, worauf ihr das Grummeln ihres Magens antwortete. Zuerst hielt sie erstaunt Inne. Dann musste sie Kichern.
Bei Andruil, ich habe den ganzen Tag kau etwas gegessen. In der all der Aufregung, all den überraschenden Entwicklungen hatte sie das völlig vergessen.
"He, Julêt. Gib mir bitte von den Vorrâten, die du im Dôrf...." Was für ein Wort hatten sie dafür nochmal benutzt? Äähhhm.... Ach ja: "Kêftest."

Juliette de Ludin
03.05.2015, 21:09
Ein kaum unterdrücktes Schaudern durchlief die Adlige, als sie erneut Zeuge der Magie der Elfe wurde, wenn auch diese Zurschaustellung deutlich weniger spektakulär ausfiel als die letzte. Wenn man mal vom offensichtlichen absah, hatte sie davon wohl genau so viel verstanden, wie von der ersten Zurschaustellung. Ein Interesse dies zu ändern bestand jedoch auch nicht. Ihrer Ansicht nach hatte sie in den letzten Tagen genug Magie gesehen für den Rest ihrer Tage und darüber hinaus. So etwas war doch einfach nicht natürlich!
Eine Spur Besorgnis um das Wohlergehen ihrer Gefährtin sickerte ebenfalls durch ihre vorher gefasste Mine, doch sah Leirâ, die die Heilung zwar nicht wirklich gut zu heißen schien, nicht aus als ob die Magierin ihr ein Leid antat. Viel mehr wirkte sie genervt.
Ihr Widerspruch war ohne Beachtung zu finden übergangen worden, wie Juliette fast schon beschämt erst jetzt realisierte. Sie war wohl die einzige Gewesen deren Einverständnis man sich nicht eingeholt hatte. Und das bei solch einem widernatürlichen Eingriff.

Nicht auszudenken wenn es zu ihrem Schaden gewesen wäre…oder noch wird, beschlich es die Söldnerin unangenehm.

So diskret wie möglich fragend blickte sie rüber zu Rhaego, doch dieser schien deutlich weniger beunruhigt als die Söldnerin. Eher schien ihre Besorgnis ihm ein Augenrollen abzuringen, was ihr wiederum ihre Augenbrauen näher zusammen rücken ließ.
Na toll, es fangt schon wieder an, dachte sich Juliette verstimmt und wandte den schärfer werdenden Blick eben wieder ab. Von wegen Frieden…

Eher unterbewusst hoffte sie dass sich nicht schon die ersten Anzeichen des Alkohols bemerkbar machten. Sie hatte schließlich einen ordentlichen Schluck heruntergestürzt und unter Alkohol sah sie schnell mal Provokationen wo eigentlich gar keine waren. Nicht wenige Schlägereien in ihrer ungewollten Laufbahn in Ferelden waren letztendlich darauf zurück zu führen. Jedenfalls mehr als sie zugegeben würde. So etwas ziemte sich schließlich nicht…aber wenn sie es alle herausforderten…
"He, Julêt. Gib mir bitte von den Vorrâten, die du im Dôrf…Kêftest.", wandte sich plötzlich Leirâ mit ihrem fremdländischen Akzent an die Söldnerin. Diese brauchte noch einmal gut einen Wimpernschlag um zu verstehen was die Dalish überhaupt wollte. Vor allem das letzte Wort, welches sich die Dalish scheinbar selbst hatte erst zurechtlegen müssen, bereitete ihr Schwierigkeiten.
Als sie anfing zu begreifen, traf es sie wie einen Hammerschlag. Welche Vorräte? Die die sie bei diesem unfreundlichen Wirt hatte kaufen wollen? Mit dem sie sich gestritten hatte bis er ihr nichts mehr verkaufen wollte? Als dann anschließend die Schergen ihres Vaters aufkreuzten und die Gruppe, dann nach einem Handgemenge fliehen musste?

Ja, genau die…

„Ich fürchte…“, fing sie nach einem unangenehmen Schlucken an. „…dazu war im Dorf keine Zeit.“
Sie vermied es nur mit Aufbringung einiger Willenskraft, ihren Blick nicht vor schuldbewussten Unbehagen zu senken, um nicht das volle Maß ihrer aufkeimenden Schuldgefühle durchblicken zu lassen. Stillschweigend ertrug sie die Blicke ihrer Gefährten.
„Wir mussten flie`en, bevor isch dergleischen im Dorf kaufen konnte.“
„Was haben wir den noch an Vorräten?“, fragte Alrik, der in seiner Ecke saß, besorgt.
„Nur dass was wir `atten bevor wir Winhorn betraten.“, erklärte die Adlige betreten, als sie Leirâ den Rucksack mit den letzten Vorräten reichte. „Und das reischt kaum für einen Tag.“
„Ne´mt ihr nur davon!“, fügte Juliette beteuernd, sowohl an Leirâ, Rhaego und Alrik gewandt hinzu. „Und lasst für misch nischts übrig. Isch `abe schon früher länger ohne Proviant, lange Strecken `inter mich gebracht.“
„Ihr braucht euch da nicht zu sorgen, denke ich.“, meinte Alrik, der über das gesagte nicht glücklich zu sein schien, aber die Miene dennoch nicht zu sehr verzog. „Wir können sicher unterwegs noch etwas auftreiben.“
Seine Zuversicht, ob sie nun echt war oder nicht, linderte Juliettes Scham etwas doch dann fragte er wovor sie sich schon gefürchtet hatte.
„Aber wer waren diese Männer in Winhorn? Sie sprachen in eurer Sprache und haben dann angegriffen. Wer…“
„Isch se´e,“ unterbrach die Sölderin rasch, bevor der Bursche gegenüber den Fremden noch mehr preis gab. „isch schulde eusch da noch eine Erklärung.“
Fast schon wäre sie wütend auf den Burschen geworden, soviel in Anwesenheit der Fremden auszuplaudern. Dies war jedoch nicht den Resten ihres einst immensen Stolzes zuzuschreiben. Vorsicht war es die sie dazu trieb. Fremde Ohren brauchten nicht zu hören das Jagd auf sie gemacht wurde.
„Isch schlage vor, wir ´alten sobald es die `ändlerin gebietet und dann werde ich misch erklären.“, schlug sie vor, insgeheim fast schon froh darüber es noch etwas aufgeschoben zu haben über ihre unglückselige Vergangenheit zu sprechen.

Leirâ Ven
11.05.2015, 00:48
"Bê Mythal, Dirthamen und Andruil! Kônnt ihr Shemlen endlich aufhôren, euch wie die Narren aufzufûhren? Du isst, Julêtt! Jeder isst. Es ist weniger da, aber was geschên ist, ist geschên! Du hilfst uns nicht wêter, wenn du vor Hunger schwâchelst oder deine Klinge nicht mêr heben kannst! Du, Xi... Xydia! NîMAND wird dir êne Klinge an den Halse setzen, wenn du uns hilfst! Und du!" Leirâs wutentbrannter Blick fiel auf das Flachohr in dem schwarzem Umhamg.
"Sên wir aus wie Lête, denen es NICHT glêch ist, woher du stammtest oder was du tatest?" Sie schnaubte.
"Oh, und das will ich euch allen mal mittêlen, im Besonderen dir, Alrik:
Ich bin eine Jâgerin! Ich bin Teil dîser... Gemênschaft! Und im Gegensatz zu jedem von êch ist mir nicht gleich, ob ich lebe oder sterbe! Wenn ich aber zu êch sage: 'Es gêt! Es ist nicht so schlimm!', dann mêne ich: 'Kûmmert euch nicht jetzt um jeden klênen Mist, das machen wir, wenn die Zêt dafûr ist!" Ihre Blicke schossen Pfeile, als sie jeden der Anwesenden nacheinander taxierte.
"Vir'Adahlen sagen wir bêm Volk. Gemeinsam sind wir stârker als allên und bê den Gôttern: Wir benôtigen jedes Bisschen Kraft, dessen wir Habhaft werden kônnen! Also râft êch endlich zusammen und hôrt ûf, wegen jedem klênen Flîgenschiss zusammen zu brechen!" Sie konnte ihre eigenen Zähne knirschen hören, als sie in den Apfel biss, den sie sich soeben aus Juliettes Rucksack genommen hatte. Dann warf sie der Kämpferin den Sack mit einem Blick zu, der keinen Widerspruch duldete. Konnten diese Idioten nicht begreifen, dass jetzt nicht die Zeit der Selbstzweifel und Schuldgefühle war? Wenn sich weiter nur jeder mit sich selbst beschäftigen würde, würde diese Gruppe auseinander brechen und, im Hinblick auf ihre zahlreichen Verfolger, getötet werden.
Leirâ vermochte die eigenartigen Blicke, die ihr alle zuwarfen, nicht zu deuten und sie hatte im Moment auch keine große Lust, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen starrte sie wieder auf die Straße hinter dem Karren, nur um festzustellen, dass sie langsamer wurden.
"Was ist...?", wollte sie alarmiert nach vorne fragen, doch just in jenem Moment gab ihnen die blinde Händlerin zu verstehen, dass der Bär allmählich am Ende seiner Kräfte war. Inzwischen hatten sie felsiges Waldland erreicht und waren ein gutes Stück höher als die Höhle mit den Obelisken lag...
"He. Da unten ist ein kleines Tal!", reif Alrik aus und die stumme Elfe musste einige von ihnen zurückhalten, nicht alle auf dieselbe Wagenseite zu springen, was diesen wohl zum Umfallen gebracht hätte. Leirâ erlaubte sich ein Lächeln.
"Ên bênah perfektes Versteck."
Sie mussten alle den schmalen Weg zu dem kleinen Tal zu Fuß zurücklegen und den Wagen verstecken, was bereits die ersten Probleme nach sich zog.

"Auf den zweiten Blick vielleicht doch keine so gute Idee...", meinte Alrik. Und als er Leirâs Blick bemerkte stammelte er hastig: "Ich... Also, ich hab das Tal ja auch gesehen, und..."
"Nur den vorderen Têl, Alrik. Sieh: Jensêts des kleinen Sees stehen Bûme. Unter denen werden wir uns verbergen."
Sobald wir erst einmal dort unten sind. Leirâ würde es vor den anderen nie zugeben, aber sie lehnte nicht aus Lässigkeit an der Felswand. Und weder Xydia noch Alrik waren in der besten Verfassung.
Beinah scheint es mir, als würde Fen'Harel uns verfolgen und das Pech an den Hals wünschen...
"Abgesên davon kommen wir jetzt eh nicht mêr wêter. Da ist dîs Tal unsere beste Aussicht."

Rhaego Alcaryen
03.06.2015, 22:38
An die rumpelnde Karrenwand gelehnt, musterte Rhaego abwesend die Heilung. Die Elfe schien eine Art Beschwörung zu benutzen, da sie unverständliche Worte murmelte. Vielleicht lehrten sie das so in dem Zirkel in Orlais. Vielleicht war es aber in den Heilkünsten immer so. Er kannte sich damit nicht aus, wie sein eigener Versuch, die Wunden der Dalish zu heilen, gezeigt hatte.
Juliettes Blicke zuckten immer wieder zwischen ihm und der Elfe hin und her, als erwarte sie, dass er mögliche Unregelmäßigkeiten in deren Zauber erkennen könnte. Wenn es nur so einfach wäre. In Wahrheit hatte er keine Ahnung, was das Mädchen dort tat. Sie könnte Leirâ in eine Abscheulichkeit verwandeln und er würde es nicht bemerken. Selbst in seinem eigenen Bereich, den Elementarzaubern, spürte er meist erst Sekundenbruchteile vor der Vollendung eines Zaubers, den ein anderer wirkte, grob die Richtung und Wirkung, die dieser haben würde.
Dennoch fühlte er sich nicht in der Pflicht, das die Orlaisianerin auch wissen zu lassen. Juliette würde ihn sonstwas heißen, sobald sie herausfände, dass er die Elfe nicht strengstens überwachte; und für diese Diskussion hatte er im Moment wirklich keinen Nerv.

Als die Magierin sich erschöpft zurücksinken ließ, gab er es auf, so zu tun, als ob er ihr Handeln beobachtete und kontrollierte. Stattdessen ließ er seinen Blick über die schattigen Bäume hinter ihnen schweifen, ohne sich dessen recht bewusst zu sein. Der stetige Trott des Bären brachte sie immer weiter von der Höhle und dem schrecklichen Monster weg; und nun, wo der Schreck und die Aufregung langsam nachließ, kroch matte Müdigkeit zurück in seine Knochen. Sie waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, er hatte eine ordentliche Menge Magie gewirkt – und anschließend, während sie eigentlich schon hätten rasten und schlafen wollen, war die Episode mit dem untoten Riesen gefolgt... noch mehr Rennerei, noch mehr Magie. Immer wieder ertappte er sich bei den Gedanken an sein weiches Bett im Zirkel, an das warme, lodernde Feuer in seinem Zimmern, und vor allem an die festen Mauern, die sie alle dort beschützt hatten.

Abwesend bekam er mit, dass sie keine Vorräte mehr hatten, doch er war zu müde um sich aufzuregen. Ich werde auf jeden Fall nicht weniger essen, nur weil Juliette uns sowohl diese Verfolger auf den Hals gejagt hat als auch nicht in der Lage war, Vorräte zu besorgen, dachte er mürrisch, auch wenn ihm im Grunde genommen klar war, dass das ungerecht von ihm war.
Statt den Orlaisianern hätten es auch Häscher der Templer auf der Suche nach ihm sein können, oder einfältige Bauerntölpel, die Leirâ allein aufgrund der Tatsache, dass sie eine Dalish war, steinigen wollten. Vielleicht hatte die Elfe ja tatsächlich recht mit ihrer Aussage: „Es schênt, wir alle haben Schuld ûf uns geladen.“
Und letzten Endes hatte Juliette ihm das Leben gerettet.
Er seufzte leise. So schnell war die Welt um ihn herum so kompliziert geworden und es schien ihm fast, diese Verwirrungen würden sich immer schneller entwickeln. Jetzt hatten sie auch noch eine orlaisianische Magierin und einen elfischen Gelegenheitsdieb bei sich.

In diesem Moment hielt der Wagen an und sie mussten aussteigen, um das kleine Tal zu Fuß zu erreichen. Rhaego bewunderte mit einem gewissen Neid den Elan, mit dem Alrik aus dem Wagen sprang, während er selbst müde nach seinem Rucksack griff. Andererseits hat er ja auch den Großteil des Tages verschlafen, dachte er.
Mühsam stolperte Rhaego mit den anderen den kleinen Pfad hinab, wobei er mehr als einmal ausrutschte und beinahe fiel. Als sie dann auch noch den kleinen See umrunden mussten, um die Bäume auf der anderen Seite zu erreichen, hätte er beinahe gestreikt, doch Alriks frischer Mut, so sehr er ihm auf den Geist ging, trieb ihn weiter an. Er war auch nicht der einzige, der erschöpft war, wie ihm auffiel, als er sich zusammenriss und weiter lief. Leirâs Schritte waren bei weitem nicht so federnd wie am Morgen, und auch die andere Elfe ging leicht in sich zusammengesunken, die Arme fröstelnd um sich geschlungen.

Als Juliette und Leirâ endlich der Meinung waren, dass sie nun weit genug in den Bäumen verborgen waren, ließ er seinen Rucksack fallen und sank selbst daneben zu Boden. Auch den Wagen zu verstecken hatte einiges an Aufwand gemacht, doch er war nicht zu mehr im Stande gewesen, als müde zuzuschauen, wie Juliette, Alrik und die stumme Begleiterin der Händlerin einige Zweige über den Karren gedeckt hatten, bis er auf den ersten Blick nicht mehr zu erkennen war.
„Vielleicht sollten wir ein kleines Feuer machen... uns ein Abendessen kochen...“, meinte Alrik hoffnungsvoll. „Wir könnten alle zusammen eine Stärkung gebrauchen – mehr als die werten Damen“, er nickte Leirâ zu, „vorhin zu sich genommen haben. Aus dem, was wir noch haben, könnten wir ein leckeres Mahl bereiten und dann morgen am nächsten Gasthaus neue Vorräte besorgen, ja?“
Seine Stimme riss Rhaego aus der Leere, in die er bisher gestarrt hatte. „Macht, was Ihr wollt“, knurrte er. „Ich brauche nichts mehr – abgesehen von Schlaf...“
Er wandte sich ab, rollte sich in seinen Umhang und schloss die Augen. Schon nach wenigen Momenten rückten die Geräusche der anderen im Lager in die Ferne, während sein Körper endgültig mit aller Macht seinen Schlaf forderte.

Rowen Teravis
24.06.2015, 19:06
Gleichermaßen neugierig wie misstrauisch beobachtete Rowen, wie sich Xydia mit ihrem Hokuspokus an der Dalish zu schaffen machte. Allem Protest zu Trotz, denn Klingenohren wurden bekanntermaßen nie ernst genommen, auch hier nicht. Er konnte die Elfe durchaus verstehen. Wer ließ schon gerne irgendwelchen gruseligen magischen Blödsinn an sich ausprobieren?

Allmählich schien sich sein geduldiges Abwarten auszuzahlen. In diesem Haufen die ersten Ausfallerscheinungen breit. Noch ein bisschen mehr und er könnte sich in aller Stille davonschleichen, ohne dass es einem von ihnen auffallen würde. Innerlich konnte er darüber nur den Kopf schütteln. Anfänger. Völlig übermüdete Anfänger. Kam wohl nicht oft vor, dass sie sich eine Nacht um die Ohren schlugen? Rowen fand es jedenfalls äußerst erheiternd, diese kleinen Familienstreitigkeiten mitzukriegen. Allein schon dieses Blickduell zwischen dem blonden Rockträger und der Kriegerin... Die hatten ja Probleme. Und dieser Ausraster von Lady Tattoogesicht – in Kombination mit diesem absolut lächerlichen Sprachfehler – einfach herrlich. In jeder anderen Situation hätte sich Rowen ein Grinsen und einen blöden Kommentar nicht verkneifen können, aber er hatte hier eine Rolle zu spielen. Unglücklicher Gefangener. Nicht vergessen. Also zog er sich seine Kapuze über die Ohren, senkte den Blick und trottete brav mit seinen Aufsehern mit.
Seinem schauspielerischen Bemühungen zum Trotz war es erkennbar, dass der Elf sowohl hellwach als auch fit und einsatzbereit war – ganz im Gegensatz zu den meisten anderen hier.
Am Lagerplatz angekommen versuchte er sich ein bisschen abseits, beziehungsweise am Rand der Gruppe, hinzusetzen.
Mal sehen, wann die restlichen Aufpasser unaufmerksam wurden...

Xydia
25.06.2015, 09:05
Sie war eingeschlafen und auch das Rütteln des Wagens, der von einem Bären gezogen wurde hatte Xydia nicht davon abhalten können. Ihre Träume waren wirr und beunruhigend gewesen. Ab und an hatte sie einige wenige Worte im Schlaf gesprochen. Erst nachdem sie angehalten hatten erwachte die Elfe langsam. Sie brauchte einiges um sich zu orientieren, um wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Ihre Augen huschten von einem zum anderen. Scheinbar gab es einen Streit zwischen Juliette und Leirá. Der Grund erschloss sich ihr nicht, sie hatte die Unterhaltung ja nicht mit verfolgt. Langsam erhob sie sich und kletterte etwas unbeholfen aus dem Karren, was daran lag, das sie noch stark unter Erschöpfung litt, aufgrund ihrer magischen Anstrengungen. Nach und nach versuchte sie wieder Leben in ihre tauben Glieder zu bekommen, dazu machte sie einige Übungen, die man sie im Turm gelehrt hatte.

Ihr Blick ging während sie es tat stets über die Gruppe. Einige Mitglieder hatte sie bisher nicht richtig wahrgenommen gehabt und sie verschaffte sich so gut es ging ein Bild über die Stärke der Gruppe. Die meisten schienen kaum fitter als sie selbst zu sein. Die Ausnahme war der Elf, jener, der ihr die Dolche entwendet hatte, er schien fit, agil und hellwach zu sein. So wie er da saß erinnerte er sie an ein Raubtier, das auf einen Fehler seine Beute wartete. Xydia kannte einige Menschen, die ebenso waren wie Rowen, gute Erfahrungen hatte sie mit ihnen nicht gemacht. Aber war das ein Grund gleich den Stab über ihn zu brechen? Wohl kaum. Er selbst würde es bestätigen oder negieren durch seine Handlungen, ob kleine oder große. Am Ende würde er sein wahres Gesicht zeigen.

Die Worte von Rhaego waren an ihr Ohr gedrungen, nur bruchstückhaft, aber das wichtigste Wort 'Feuer' hatte sie verstanden. "Kann isch 'elfen bei die Feuer machen? Brauchen wir noch 'olz?" Das wenige was sie würde tun können, würde sie tun, so lange sie nicht all zu weit sich vom Lager entfernen musste. Der Gedanke an das 'Ding' ließ sie erschaudern. Feuer hatte ihm weniger angetan als Eis. Sie hoffte, dass dieses Ding die Verfolgung von ihnen nicht angetreten hatte, aber sicher war sie sich nicht.

Juliette de Ludin
20.07.2015, 23:28
„Ein Feuer? Nischt bevor wir diesen verfluchten Wald `inter uns gelassen `aben.“, schlug Juliette neben Alrik stehend, den Vorschlag ab. Das letzte was sie wollte war Rauchsignale für dieses Ungetüm als auch ihre restlichen Verfolger zu schaffen. „Außerdem glaube isch das i´r eusch schon genug verausgabt `abt.“, meinte sie diplomatisch an die Magierin gewandt, im Geiste hoffend nicht noch mehr Magie mit ansehen zu müssen.

Der hungrige Alrik blickte enttäuscht, doch die Adlige würde sich davon nicht abbringen lassen. Ihre bestimmende Art, war wohl ein Erbe ihrer Erziehung. Vermutlich erinnerte sie gerade nicht wenig an ihre Abstammung: Aufrecht stehend, ein geübter Beobachter würde wohl die Haltung einer geübten Fechterin erkennen, und mit erhobenen Haupt. Wären da nur nicht die Augenringe, die auch keine noch so gute Scharade verbergen konnte.
Nur noch die Reste der Aufregung hielten sie wach und das ahnte sie bereits. Dennoch musste sie noch etwas tun.

„Wir sollten uns jetzt lieber ausruhen, solange wir noch können und morgen gleisch weiter gehen. Dann können wir von mir aus frühstücken.“, schlug sie vor.
„Isch übernehme die erste Wache.“, verkündete sie selbstbewusst und keine Müdigkeit vorschützend ehe sie ihren Blick zum ersten Mal wirklich direkt auf den Elf richtete.
„Ihr se`t noch ziemlisch frisch aus.“, sprach sie ihn an. „Warum schließt ihr eusch mir nischt an…und nennt euren Namen?“
Elfen hatten gute Augen, besonders bei Nacht aber das war nicht der eigentliche Grund warum Juliette ihn dazu mehr dazu aufforderte denn fragte.
Diese Sorte Elf kam ihr nur zu gut bekannt vor und diese Sorte Elf ließ man besser nicht unbeaufsichtigt. Zwei Fliegen mit einer Klappe also.
Wenn sie nur daran dachte wie ihr Vater mit dieser Sorte wohl umzugehen pflegte. Eine präventive Entfernung der rechten Hand? Legte dem Langfinger das Handwerk und nebenbei ließen sich Diebesfinger gut als Glücksbringer an Abergläubische verkaufen. Sie fand allein schon den Gedanken grässlich aber wenn sie andererseits an ihren wertvollen Ring oder ihren Säbel dachte…

Rowen Teravis
28.07.2015, 17:43
Kopfschüttelnd beobachtete der Dieb das Verhalten der Kindergruppe. Menschen... einfach nur lächerlich. Allen voran die Kriegerin, die krampfhaft versuchte, Autorität auszustrahlen. Nun ja, sie versuchte es zwar, aber ihre Übermüdung konnte sie nicht verbergen. Aber nein, sie ließ es sich natürlich nicht nehmen, trotzdem den Oberbefehlshaber zu spielen und unbedingt Wache halten zu wollen. „Isch übernehme die erste Wache.“ ...und weigere mich zu akzeptieren, dass ich genauso fertig bin wie ihr anderen. Bitte. Rowen gab ihr noch höchstens eine Stunde, bis sie sich ins Reich der Träume verabschiedete. Aber das war nicht sein Problem.
Zu diesem Schluss schien sie auch selbst zu kommen. Sie wandte sich an ihn, offensichtlich dem einzigen hier, der nicht wie ein schlafwandelnder Untoter durch die Gegend stakste und kaum noch die Augen offen halten konnte. „Ihr se`t noch ziemlisch frisch aus.“ Ach nee.... „Warum schließt ihr eusch mir nischt an…und nennt euren Namen?“
Rowen legte den Kopf leicht schief und starrte sie an. Wahrscheinlich war es sowieso zu dunkel, als dass die Menschen hier noch etwas erkennen konnten...
„Hm... meinetwegen...“ gab er in gedämpften Ton zurück, zuckte die Schultern und richtete seinen Blick auf den Waldrand. Er war geduldig und hatte kein Problem zu warten... und wenn es eine Gelegenheit zu Verschwinden gab, würde er bereit sein. „Rowen.... ist mein Name, übrigens.“ Danach hüllte er sich wieder in Schweigen.
Es überraschte ihn nicht, dass sie ihn nicht aus den Augen lassen wollte, er kannte ja selbst genug Berufskollegen, die irgendwelche Leute im Schlaf abmurksten und dann ausraubten. Rowen gehörte allerdings nicht dazu... es war einfach... unnötig... seiner Auffassung nach brauchte ein guter Dieb sowas nicht. Das nahm allem die Herausforderung... Stattdessen übte er sich in Geduld, beobachtete die finstere Nacht, lauschte den Geräuschen der Ferne und spähte hin und wieder verstohlen zu seiner Aufpasserin hinüber.

Je länger er wartete, desto länger und häufiger schien sie zu blinzeln. Auch der letzte, mühsam aufrecht gehaltene Ausdruck von Autorität verschwand allmählich. Na komm schon. Ich will nicht hier sein, bis es hell wird.

Schließlich sank sie doch noch in sich zusammen. Na endlich. Sogleich kam Bewegung in den Elfen. Vollkommen lautlos erhob er sich, behielt seine unfreiwilligen Kumpanen im Auge. Keiner rührte sich. Viel Spaß noch... Dann schlich er in leicht geduckter Haltung auf Zehenspitzen hinaus in die Nacht, weg von dem provisorischen Lager, hin in Richtung Straße. Ein schwarzer, stiller Schatten war er, nicht mehr. Aus Gewohnheit zog der Elf sein schwarzes Halstuch über sein Gesicht, sodass nur noch seine Augen hervorschauten. Die wussten zwar sowieso alle wie er aussah, aber es brachte noch ein bisschen mehr Tarnung im finsteren Wald, und das kam ihm gerade recht.

Äußerst aufmerksam setzte er seine Schritte. Bloß nicht auf einen Ast treten und die ganze Bande wieder aufscheuchen. Ob er nochmal einen Blick in den Karren werfen sollte? Nur... aus Interesse...? Bei dem Gedanken juckten ihm unweigerlich die Finger. Ach, die haben doch da eh nur Müll... das hast du doch vorhin schon gesehen... Und war da nicht immernoch dieser weiße Riesenbär in der Nähe? Trotzdem blieb Rowen kurz stehen und sein Blick ging in die fragliche Richtung. Du bist heute schon mal fast draufgegangen. Lass es. Treib es nicht auf die Spitze.

Leirâ Ven
01.08.2015, 13:25
Leirâ murmelte Leise in der Sprache des Volkes, während sie aufwachte.
Wo bin... Sie lehnte gegen eine Felswand in niedrigem Buschwerk. Sie gähnte. Notfalllager auf der Flucht. Aber wo bin... Ach ja. Wollte Früchte suchen, hab mich vom Lager entfernt. Muss eingeschlafen sein. Die Dalish streckte sich und musste feststellen, dass sie sich kein bisschen ausgeruht fühlte. Hinzu kam ein dumpfes Pochen ihrer Rippen, als hätte sie auf einem Ast geschlafen. "Mh.", war alles, was ihr dazu einfiel. Wenigstens waren die Schmerzen verschwunden. Sie stellte fest, dass sie sich am Beginn des Pfades den Hang hinauf befand, den sie herabgestiegen waren. Ihr Blick glitt gen Himmel. Es scheint etwa Mitternacht zu sein. Visíra, eine Jägerin ihres Klans, hatte sie das Sterndeuten gelehrt, allerdings hatte sich Leirâ nie sonderlich dafür interessiert. Dementsprechend lückenhaft erinnerte sie sich an den Unterricht. Da hörte sie etwas. Kauerte sich zwischen die Sträucher. Ihre Ohrenspitzen zuckten leicht. Nur der Wind strich sacht über die Zweige, und bald drückte ihr die Müdigkeit einmal mehr auf die Augenlider. Sie gähnte. HAb ich mich geirrt? Vielleicht ein kleines Tier, wie ein Fuchs oder...
Halt! Da ist was! Sie duckte sich tiefer. Dort! Etwa zehn Schritte entfernt hatte sich etwas aufgerichtet. Es stand im Schatten der Bäume, was es unmöglich machte, zu erkennen, was es war. Leirâs Finger schlossen sich um ihr Dar'Misu, während ihr Körper sie an die Strapazen des letzten Tages erinnerte.
Ich bin in keiner Verfassung, um zu kämpfen. Soll ich Juliette...? Dann bewegte das Wesen sich wieder. Es schien zu schleichen, die Jägerin hatte Mühe, es in den Schatten im Auge zu behalten. Man hörte ein leises Scharren und Rascheln. Ein Mensch. Aus dem Tal? Dort waren nur... Sie musste Grinsen. Dann erhob sie sich und sagte mit fester Stimme:
"Uns zu verlassen ist êne große Dummhêt."

Rowen Teravis
01.08.2015, 17:53
Rowen erstarrte in der Bewegung. Da war ein Geräusch gewesen, ein Rascheln. Wer schlich noch hier draußen herum? Die Menschen lagen doch alle da hinten und schliefen... Angespannt und reglos wartete er. In der Nähe gähnte jemand. Sogleich schoss sein Blick in die Richtung, in ein Gebüsch, genauer gesagt. Die scharfen, geübten Augen des Diebes entdeckten dort ein weißes Büschel Haare, in dem sich das Sternenlicht fing. Da war also die Wildelfe abgeblieben. Unter seinem Halstuch musste der Elf grinsen. Amüsiert beobachtete er, wie sie mehr oder weniger erfolglos versuchte, ihn im Schatten auszumachen. So, du willst spielen, Schätzchen? Kannst du haben. Mit fließenden Bewegungen schlich der Elf weiter und bückte sich gleichzeitig, wobei er ein paar Kieselsteine aufhob. Dann änderte er die Richtung und duckte sich tiefer in die Dunkelheit zwischen Bäumen und Sträuchern. Im Halbkreis schlich er vollkommen lautlos von hinten auf die Dalish zu. Hier und da warf er eins der Steinchen auf die andere Seite, wobei sich die Elfe jedes Mal dem Rascheln zuwandte. Anfänger... Siegesgewiss stand sie auf, offensichtlich fest davon überzeugt, ihn aufgespürt zu haben.
"Uns zu verlassen ist êne große Dummhêt."
„...und zu bleiben ist eine noch größere“, entgegnete Rowen gelassen, als er hinter ihr aus dem Schatten trat und in etwa zwei Metern Entfernung stehen blieb. Er sprach leise und durch das Tuch vor seinem Gesicht klang seine Stimme nochmals etwas gedämpfter. Kleine Falten um seine Augen verrieten, dass er sich nach wie vor ein leichtes Grinsen nicht verkneifen konnte.
„An deiner Tarnung könntest du durchaus noch arbeiten.“

Leirâ Ven
02.08.2015, 14:22
Leirâ zuckte zusammen, als die Stimme plötzlich hinter ihr erklang. Sie murrte leise.
Tiere zu jagen ist etwas anderes. Sollte ich mir merken. Sie entspannte sich und steckte den Dolch wieder weg. Dann drehte sie sich langsam um.
"Du hast kêne Erfârung in der Wildnis. Wie wêt kommst du ône uns, mitten in der Nacht?" Ihre Augen wurden zu breiten Schlitzen, während sie das Klingenohr musterte.
"Dî dunkle Klêdung mag dich des Nachts verbergen, doch ûberdeckt sî nicht dênen Geruch. Oder hilft dir bê Tage im Wald." Sie gähnte erneut, dann kam ihr eine Idee. Während sie eine ihrer Ersatz-Bogensehnen ausrollte, sprach sie weiter: "Es ist dî Zêt der Wôlfe und Wildschwêne. Ich vermute, du kennst dî Wege dîser Gegend nicht? Oder wî du an Essen gelangst?" Sie spannte die komplett ausgerollte Sehne über den schmalen Pfad und band sich ein Ende um den Finger. Dann zog sie die Kapuze ihres Mantels über den Kopf und lies sich wieder in die Büsche sinken. Müde schaute sie auf.
"Was wîgt dîse Umstânde ûf, dass du uns verlassen willst?"
Und warum kümmerte es sie überhaupt? Sie kannte den Mann nicht, der offenbar kein Interesse an irgendeiner Art von Gesellschaft hatte. Aber jetzt war er Teil dieser Gruppe.
Vielleicht will ich einfach nur nicht, dass noch eine Sippe auseinander bricht. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem Klan. Ob sie eines der Menschenlager erreicht hatten? Ob Ràsalah sie bereits in ihren Untergang geführt hatte? Gerade, als sie einzunicken drohte, unterbrachen die Worte des Elfen ihre Gedanken.

Rowen Teravis
09.08.2015, 08:32
„Ah. Weil ihr euch da ja so viel besser anstellt.“
Rowen rollte mit den Augen und sein Tonfall war leicht genervt. War ja klar, dass die Wilde jetzt unbedingt mit ihrer Überlegenheit gegenüber den 'Stadtelfen' angeben musste. Nur weil sie zwischen Dreck, Viechern und zu groß geratenem Unkraut aufgewachsen war, machte es sie automatisch zu etwas Besserem. Gut, vielleicht hatte sie hier den Heimvorteil, aber Rowen war auch nicht vollkommen blöd und unfähig. Immerhin hatte sie doch zugelassen, dass sich ein dummes - wie war das Dalish-Wort dafür? - ein dummes Flachohr hinter sie geschlichen hatte, als ob sie so taub wie ein Mensch wäre. Und der Dieb mochte wetten, dass er schon wesentlich mehr Mist überlebt hatte als die da.
„Du kannst die Augen kaum noch offen halten, meinst aber trotzdem, dass du in der Lage bist, gegen Viecher oder was-auch-immer zu kämpfen, falls hier jetzt welche vorbeikommen. Deine menschlichen Freunde schlafen alle tief und fest und bekommen überhaupt nichts mehr mit... großartiges 'Wache halten' übrigens...“
Was noch... der Elf überlegte einem Moment.
„Ihr werdet von Söldnern oder Kopfgeldjägern verfolgt, habt keine Vorräte, streitet die ganze Zeit nur miteinander... habt eine flüchtige Magierin dabei?“
Mit einem Kopfschütteln brach er die Aufzählung ab. Je mehr er darüber nachdachte, desto lächerlicher erschien ihm das alles.
„Kannst du mir es verübeln, dass ich da nicht unbedingt mit reingezogen werden will?“
Nein, es war besser für alle Beteiligten, wenn er sich einfach aus dem Staub machte. Baldmöglichst. Was ging ihn der ganze Blödsinn eigentlich an? Er blieb noch einen Moment stehen und sah die Elfe aufmerksam an, um ihr Zeit für eine Antwort zu lassen. Bevor er letzten Endes hinaus in die Schatten verschwinden würde.

Leirâ Ven
13.08.2015, 19:46
"Tue ich.", erwiderte Leirâ leicht genervt,
"Ich stelle mich ganz gut an, wenn du bedenkst, dass ich fûnf trampelnde, wildnisunkundige Shemlen mit mir durch die Wâlder schlêfe, und das berêts sêt Tagen."
Sie rutschte tiefer ins Gebüsch und legte ihren Dolch in ihren Schoß. Sie war zu müde, um sich viel länger den Beleidigungen des Flachohrs zu stellen. Sollte er doch zusehen, wie weit er in der Nacht kam.
Nein. Denk immer daran: Vir Adahlen. EIn Seufzen entfuhr ihr. Wie sollte sie diesen Sturkopf nur zum Bleiben bewegen?
"Und dort drâßen erwartet dich ein Ungetûm, dem du selbst nur durch unsere Hilfe entkâmst. Von dem weder ich, noch sonst jemand hîr, je hôrte." Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Aber nur zu. Gê, versuch dên Glûck, wenn du der Mênung bist, dass es dîs Risiko wert ist."
Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen.
"Aber achte ûf mêne Stolperfallen, wenn du gêst." Sie hatte mehr als nur eine Bogensehne auf dem Weg angebracht, noch bevor sie das Tal überhaupt betreten hatten. Gerade fragte sie sich, ob sie daran gedacht hatte, ihre Spuren zu verwischen, als das Flachohr erneut das Wort an sie richtete.

Rowen Teravis
05.09.2015, 11:29
Der Elf seufzte. Sein Halstuch hatte er inzwischen wieder runtergezogen.
Die Baumflüsterin hatte ja Probleme. Warum gab sie sich dann mit den Menschen ab, wenn sie sie angeblich so sehr aufregten? Die war doch keine Hauselfe, die das alles als Vom-Erbauer-gegeben und richtig-so-wie-es-ist hinnahm. Sollte sie doch einfach gehen, wenn sie die Schnauze voll hatte. Und die Menschen sehen lassen, wie sie allein klarkamen. Oder wo lag das Problem?
Naja, vielleicht war das ja so ein Dalish-Ding...
Kein Wunder dass er das als mehr oder weniger zivilisierte Lebensform nicht nachvollziehen konnte.
„Scheint dir ja echt wichtig zu sein, dass ich hierbleibe“, stellte er trocken fest. DAS konnte er auch nicht nachvollziehen.
„Ist dir die menschliche Gesellschaft wohl nicht gut genug? Naja, kann ich verstehen.“
Langsam wurde das hier lächerlich.
„He, nicht einschlafen. Gut, ich bleib in der Nähe. Aber sobald es hell wird, mach ich mich vom Acker.“
Kopfschüttelnd verschwand er im Schatten der Bäume. Irgendwo am Rand des Lagers, wo alle andern noch selig vor sich hin schnarchten, setzte er sich in und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baum. Zwischen ihm und den andern befand sich genug Gestrüpp, damit er nicht ohne weiteres von ihnen gesehen werden konnte, sollte doch jemand aufwachen.

Wenn er die Sterne richtig deutete, hatte er nur noch ein paar Stunden bis Sonnenaufgang vor sich.

Xydia
06.09.2015, 10:36
Unruhig wog sie sich im Schlaf hin und her, ihre zarten Finger verkrampften, verkrallten sich in der Decke, die sie wie einen Schatz hütete. Unter den Lidern bewegten sich ihre Augen blitzschnell hin und her. Ihre Züge verspannten sich mehr und mehr.

Die Hand griff nach ihr, packte sie, riss hoch wie ein Püppchen. Sie starrte in die toten Augen des Riesen, des Untoten. Schrecken fuhr in ihre Glieder ließen ihren Körper erzittern. Xydia schrie auf, strampelte wild mit den Beinen doch nichts schien sie tun zu können, um sich aus der Umklammerung zu befreien. „Du Wurm…“ Mit den Worten des Untoten kam ein Schwall fauligen Gestanks zu ihr. „… Du hast gedacht Du kannst mir entkommen?“ Das Lachen hörte sich an wie als wenn man Holz raspeln würdest. Verzweifelt versuchte sie an einen der Dolche von Anbihan zu kommen. Das Lachen noch bohrender, noch lauter. Die Elfe musste, ob sie wollte in das Gesicht blicken. „Nein!!!“ Schrie sie auf, dass das Gesicht des Untoten verändert hatte und nun eine leblose Variante des Gesichts von Verzauberer Radulf war. „Du wirst mich niemals vergessen…“ Wieder das eklige Lachen. “Geh zurück in die Finsternis! Lasst mich in Ruhe Radulf!“ Das riesige untote Monster ließ sich von ihr nicht beeindrucken, setzte stattdessen schier unglaubliche Kraft ein, ums sie wie ein Insekt zu zerquetschen. Nach Luft japsend, war ihr Kopf auf einmal wieder klar, so klar wie er nur sein konnte. Xydia ließ ab von dem unsinnigen Unterfangen an die Dolche zu kommen, konzentrierte sich stattdessen und ließ sich von der Magie durchströmen. Blitze zuckten aus ihren Fingern, fokussiert auf die Augen, bohrten sich in sie, kochten, verbrannten sie. Die riesige Hand öffnete sich und Xydia fiel in die Unendlichkeit der Finsternis. Eine Stimme dröhnte in ihrem Kopf, die Stimme Radulfs. „Ich komme wieder und wirst mir dienen, wie zuvor!“ Aus der Schwärze schoss die Hand des Monsters auf sie zu.

Keuchend wachte sie auf, spähte aus dem Wagen. Der Schrecken hatte sich tief in ihr Herz gebohrt. Ihre Augen wanderten über die Landschaft, ihre Ohren lauschten tief in die Nacht hinein. 'War ES dort draußen? War es ihnen schon so nah?' Kein verdächtiger Laut drang an ihr Ohr, nichts was nicht zu einem Wald gehörte und das Schnarchen eines der anderen. Xydia schloss die Augen wieder, entspannte sich langsam wieder, bis sie schließlich wieder einschlief.

Juliette de Ludin
11.09.2015, 15:50
Juliette erwachte.
Es war jedoch kein schönes Erwachen.
Eher schreckte sie aus dem unruhigen Schlaf auf und blickte sich hastig um. Die Sonne schien bereits durch das dichte Blätterdach, frühe Vögel zwitscherten im Geäst der starken Bäume während die meisten Mitglieder der kleinen Gruppe noch friedlich schliefen. Und sie dachte sie hätte die Augen nur mal kurz zu gemacht…
Ihre ersten Blicke galten ihren Mitreisenden. Sie schienen unversehrt und schliefen…bis auf einen.
Der Elf, Rowen hatte er sich gestern noch vorgestellt, schien hellwach und saß etwas abseits der Schlafenden. Er schien wohl der einzige gewesen zu sein, der nicht ins Reich der Träume abgedriftet war. Umgehend galten ihre zweiten Gedanken ihrer Habe. Deren Vorhandensein war schnell überprüft. Wenn man von ihrem Ring und dem Säbel absah hatte sie nichts deren Verlust sie wirklich schmerzen würde…wenn man von ihrem Wein ebenfalls absah…

Mit einem spottenden Lächeln schien sich der Elf über die Adlige, die gestern noch so selbstsicher die erste Wache übernommen hatte, zu amüsieren. Diese verkniff es sich allzu finster drein zu schauen, ebenso wie den naheliegendsten Kommentar. So etwas ließ einen nur noch schwächer aussehen und höflich war es auch nicht gerade. Nicht das sie Höflichkeiten, besonders nach einem unsanften Erwachen und Tagen voller Strapazen, großen Wert bemaß.
Andererseits lag es aber auch durchaus im Bereich des Möglichen das Juliette im Verhalten des Elfen als eigentlich da war. Zu der Schwierigkeit der Deutung elfischer Gesichtszüge gesellte sich die erst langsam abfallende Müdigkeit.

So grüßte sie ihn schlicht mit: „Ach? Ihr seid ja noch da?“

Sie hielt die Herablassung mit Mühe aus ihrer Stimme und gab vor ihm keine Beachtung mehr zu schenken während sie sich auf rappelte und ein paar kurze Dehnübungen machte um wach zu werden.
Für eures gleichen hätte es sich geziemt. , dachte sie sich noch giftig als sie den Oberkörper begleitet vom leisen Knacken ihrer Gelenke einmal nach links und einmal nach rechts drehte. Andererseits hätte seinesgleichen auch versucht sich an der Habe der Gruppe zu bedienen…oder gar die Kehlen der Schlafenden aufzuschlitzen. Offensichtlich hatte er dies aber unterlassen, was der Adligen den Schluss nahe legte ihn vielleicht falsch eingeschätzt zu haben.
Sie warf ihm einen forschenden Blick zu, fast als wollte sie sich vergewissern ob er jetzt immer noch da war. Stattdessen versuchte sie jedoch so viel wie möglich über ihn in Erfahrung zu bringen.

Er war klein, fast einen ganzen Kopf kleiner als Juliette und schmal, was für einen Elfen auch nicht ungewöhnlich war. Es schien als wäre er etwa in ihrem Alter doch war es für die Söldnerin nicht zu übersehen dass er aus keinem wohlhabenden Hause stammte. Die zwar subtilen Kratzer im Gesicht und die unordentliche Erscheinung sprachen dagegen. Mehr konnte sie aus dem kurzen Blick nicht herauslesen, jedenfalls nicht das er den allzu forschenden Blick bemerkte, so wandte sie ihn wieder ab.

Stattdessen beschloss sie dass es Zeit war den Rest der Gruppe zu wecken. Es war schließlich bereits morgen und sie alle hatten sicher nichts dagegen so schnell wie möglich von dem Ort ihres nächtlichen Schreckens noch weiter zu entfernen, von ihren Verfolgern ganz zu schweigen.

Wenn sie glaubte das ginge jedoch schnell, einfach und vor allem würdevoll von dannen hatte sie sich geschnitten.

Vorsichtig trat sie an Leirâ um sie zu wecken. Sie hatte noch gut in Erinnerung wie sie beim letzten Mal mit ihrem Messer an der Hand Alrik an die Kehle gegangen war. Fast schon argwöhnisch näherte sich die Adlige der weißhaarigen ach so friedlich schlummernden Gestalt. Sie sprach die Dalish mit dem Namen an aber abgesehen von einem verschlafenen Murren gab es keine Reaktion. Juliette seufzte.

Wie war das noch mit in einem Wespennest stochern?

Behutsam stupste die Söldnerin die Schlafende mit der Spitze ihrer Stiefel an und sprach sie erneut an, was diese jedoch nur die Beine, unverständlich murmelnd, etwas mehr zusammen ziehen ließ. Tatsächlich spielte sie kurz mit dem Gedanken Alrik, der kaum eine Armlänge weit von ihnen lag, diese undankbare Aufgabe übernehmen zu lassen aber dieser ruhte ebenfalls noch. Ihre ungute Vorahnung ignorierend stupste sie, nach kurzem Zaudern erneut die Elfe an…
Wie der sprichwörtliche Blitz war die Dalish auf den Beinen und hatte ihr scharfes Messer schneller in der Hand als Juliette schauen konnte. Sie hatte gerade genug Zeit gehabt das gefährliche Blitzen in den himmelblauen Augen Leirâs zu registrieren und mehr instinktiv zu handeln.
Hastig wollte sie einen Schritt zurück tun…und trat auf Alrik der zusammenzuckend hochschreckte. Beinahe wäre die Adlige unelegant gestolpert. Sie bekam gerade so noch das vorschnelle Handgelenk der Dalish mehr durch einen Impuls zu fassen bevor sich die Klinge ihr an die Kehle gelegt hätte. Doch verlor sie den wenigen Halt den Alriks Schenkel boten und sie fiel doch…und zog auch Leirâ mit sich.
So stürzen beide Frauen eher unelegant auf den mehr überrascht ächzenden Burschen.
Ein Schauer lief der Adligen bei dem gefährlichen Glitzern in Leirâs Augen, kaum eine Handbreit entfernt, die noch unentwegt auf sie gerichtet waren den Rücken herab, das zierliche Handgelenk der Dalish noch etwas fester umklammert. Doch dann verschwand das Glitzern und machte einer fast gelassenen Erkenntnis Platz, die selbst Juliette mit ihrer mangelhaften Kenntnis elfischer Mimik als ein ach du bist es erkannte.

„Guten Morgen, meine Liebe.“, antwortete Juliette höchst steif das Handgelenk Leirâs erst ein paar Herzschläge später aus ihrem fast schon eisernen Griff entlassend, als auch diese so langsam zu realisieren schien wo sie gelandet war…oder besser gesagt auf wem.
„Äh…wünsch ich ebenfalls.“, fügte Alrik unter Juliette eingeklemmt verlegen hinzu, die Wangen gerötet.
Ziemlich zügig standen beide Frauen auf und warfen sich unsichere und verlegene Blicke zu.
„Wir…müssen weiter.“, nahm die Adlige den Faden etwas ungeschickt wieder auf. Peinlich berührt über das Spektakel das die ganze restliche Gruppe geweckt zu haben schien. Alle bis auf einen wie es den Anschein hatte.
Gar ein leises Schnarchen ertönte wo Rhaego sich niedergelassen hatte.

Juliette drehte sich vielleicht etwas zu zackig in Richtung des Magiers, ging dann aber als wäre nichts geschehen zu ihm.
Er ließ sich ebenfalls nicht so leicht wecken. Aber immerhin unterließ er es sich dabei zur Wehr zu setzen. Fast schon hatte Juliette den Eindruck dass er gar nicht aufwachen wollte. Verdenken konnte sie es ihm nicht. Angesichts ihrer Probleme und im Moment vor allem wegen dieses kleinen Vorfalls wäre die Adlige auch lieber nicht erwacht. Das ihr noch die Schamesröte ins Gesicht stieg war das letzte was noch fehlte. Nichtsdestotrotz ging sie dann eben dazu über den Schlafenden zu rütteln während sie ihn beim Namen rief, bis er schließlich verwirrt die Augen aufschlug.

„Vergebt mir. Aber wir müssen weiter.“, entschuldigte sie sich bei ihm, eine Bestimmtheit in der Stimme mit der sie wohl eher sich selbst von dem Vorfall ablenken wollte.
Mürrisch blickte er, wohl aufgrund ihres Tonfalls auf. Vermutlich legte er ihren Tonfall bereits gegen ihn gerichtet aus.

Die andere Magierin war bereits erwacht, das unschöne Spektakel war laut genug um sie aus dem Schlaf zu reißen gewesen.
Sie wirkte wie jemand dem man aus einem schlechten Traum gerissen hatte. Geschockt und erleichtert zu gleich, während ihre großen elfischen Augen über ihren Rastplatz schweiften als müsse sie sich erst daran erinnern wo sie eigentlich war. Vielleicht litt sie aber auch einfach nur an der langen Nacht und dem viel zu frühen Morgen, wie sie alle.

Die Händlerin samt ihrem Gefolge waren ebenfalls erwacht. Man beriet sich in der Gruppe welche Richtung nun einzuschlagen sei. Laut der fachkundigen Meinung Leirâs lag ihr Ziel weiter in Richtung Nordosten was jedoch nicht dem Reiseziel der Händlerin entsprach. So beschloss man nun getrennter Wege zu gehen, worüber Juliette gar nicht mal so unglücklich war.
Dies lag nicht an der Händlerin, ihrer stummen Dienerin oder dem ungewöhnlichen Zugtier. Erstere schien eigentlich ganz umgänglich und letzteres wäre in jeder Auseinandersetzung in die sie noch schlittern könnten von großen Nutzen. Andererseits konnten sie sich nun wieder leichter querfeldein bewegen ohne die unverkennbaren Spuren des Wagens zu hinterlassen und Juliette hatte es auch unauffällig genug unterbunden dass das eigentliche Ziel ihrer Reise erwähnt wurde. So würde die Händlerin, wenn man sie aufgriff nicht wissen wohin die Gruppe genau unterwegs war.
Also verabschiedete man sich nun von der Händlerin die der Gruppe alles Gute wünschte, ehe sie rumpelnd mit ihrem Wagen davon fuhr.

Der Rest der Gruppe machte sich in entgegen gesetzter Richtung auf, geführt durch die Dalish die flinken Fußes durch das Unterholz hüpfte. Sehr zu Juliettes Überraschung entschlossen sich beide Neulinge die Gruppe auf ihrem Weg in Richtung Orzammar zu begleiten.
Auch um an etwas anderes als diesen unschönen Morgen zu denken, nahm sich Juliette vor nachher mit den anderen reinen Tisch zu machen. Die beiden Neulinge mussten wissen worauf sie sich einließen und damit verdienten sowohl sie als auch der Rest der Gruppe zu erfahren warum sie verfolgt wurden…sie war sich nur nicht so sicher ob es klug war mit offenen Karten zu spielen. Insbesondere wenn sie an die beiden Neulinge dachte.

Xydia
13.09.2015, 13:58
Xydia ging weiter, folgte den anderen. Es war für sie wie meist, schmerzhaft, jemanden zu verlieren. Gut, es tat nicht so weh, den die, die sich nun von ihnen getrennt hatten, hatte sie kaum gekannt. Dennoch, es war ein Verlust. Der Wind auf ihrem Gesicht tat gut, denn der Schlaf war nicht halb so erholsam gewesen, wie er hätte sein müssen. Die Stille nagte an ihr, es gab Momente wo sie Stille umarmt hätte, aber das war im Moment anders, nach all dem was geschehen war. 'Sie musste reden. Reden, ja, nur mit wem?' Der Elf war ihr suspekt, er war der typische Loner, der sich nur um sich kümmerte und nicht um andere. Leíra, die andere Elfe war ihr sympathisch, doch sie hatte gespürt, das sie sie verwirrte, warum auch immer. Dennoch war Leíra für sie eingetreten und hatte sie vor dem Monster gerettet. Xydia stand in ihrer Schuld. Nein, das waren alles keine Gedanken um einen Tag zu beginnen. Rhaego, der andere Magier schien ihr zu misstrauen, was sie nachvollziehen konnte, er schien Angst zu haben, Angst das sie nur ein Teil dessen war das sie vorgab, das sie ein Problem war und nicht ein Teil einer Lösung. Die Elfe seufzte. Ihr Blick viel auf die Frau aus Orlais. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Vielleicht ergab sich ja mit ihr ein Gespräch, über Orlais, über irgendetwas belangloses.

Auf ihren Stab gestützt beschleunigte sie um mit ihr aufzuschließen. "Verzeiht, wenn ich Euch anspreche, ich dachte nur, dass wir vielleicht etwas reden könnten. Wir kommen beide aus Orlais." Um sie so anzusprechen hatte die Elfe schon ihren Mut zusammengenommen, "Darf ich fragen, wann ihr zu Letzt in der Stadt wart? Wenn man im Turm lebt sieht man nicht zu viel von ihr, nur wenn man mal den Turm verlassen darf. Von weitem ist der Weiße Turm ein wunderschöner Anblick... leider teilt nicht jeder dies, weil viele Angst haben vor denen die darin sind und das, obwohl wir ihnen dienen und unseren Teil tun um die Plage von uns fern zu halten." Sie musterte die Frau, da war etwas das sie irritiert wahrnahm, der süßliche Geruch von Wein und dann war da eine gewisse Ähnlichkeit mit jemandem den sie kannte. 'Konnte es sein?' Für den Moment wartete sie ab ob Juliette ihr überhaupt antworten würde.

Juliette de Ludin
14.09.2015, 15:04
Juliette war…nicht gerade angetan davon, von der Magierin, die auf ihren Stab gestützt zu der Adligen aufgeschlossen hatte, angesprochen zu werden. Es war weniger ihr Missachten der in Orlais übliche Manier Hochgeborene als Standesniedrigere nicht einfach so anzusprechen. Über so etwas war Juliette hinweg…zumindest größtenteils. Allein das sie eine Magierin war, war bereits genug Grund für Juliette sich nur ungern mit der Elfe zu unterhalten. Die Umstände unter denen sie aneinander geraten waren taten ihr Übriges.

Trotzdem zwang sie sich zur Höflichkeit. Im Spiel war es nie ratsam gewesen neue Spieler gleich bei deren Erscheinen gegen sich aufzubringen, was man nun von ihnen hielt oder nicht und so handelte sie auch diesmal.
Sie verbarg ihren Unwillen mit der anderen Orlaiserin zu reden jedoch wohl etwas zu knapp. Ihr Sinn für Höflichkeit hatte etwas spät gezündet. Einer guten Beobachterin wäre der kurze Ausdruck des Unmutes in Juliettes Blick und Mimik wohl aufgefallen ehe sie einen diplomatischeren Ausdruck annahmen.
Kurz blickte sie der Elfe ins Gesicht. Stellte fest das sie für eine Elfe wohl durchaus sehr gut aussehend war und nahm ihren durchaus angenehmen Geruch war. War auf jeden Fall eine Abwechslung zu den üblen Ausdünstungen von Fereldens Pöbel.
Doch gerade als sie den Mund aufmachte und Luft geholt hatte meldete sich der andere Magier, der vorher noch ein paar Meter hinter den beiden stillschweigend gelaufen war…

Rhaego Alcaryen
15.09.2015, 17:27
Es kam Rhaego vor, als hätte er gerade erst die Augen geschlossen, als ihn auch schon jemand kräftig an der Schulter rüttelte. Gleichzeitig rief eine Stimme ungeduldig seinen Namen. Er murrte irgendetwas in der Hoffnung, das würde diese aufdringliche Person davon überzeugen, dass er wach war, so dass er in aller Ruhe weiterschlafen konnte. Doch das Rütteln ließ nicht nach, bis er sich schließlich auf den Rücken wälzte und die Augen öffnete.
Vor ihm stand Juliette, merkwürdig rot angelaufen, und begrüßte ihn mit leicht unfreundlichem Ton: „Vergebt mir. Aber wir müssen weiter.“
Er runzelte die Stirn. Vergebt mir? Das hatte er schon lange nicht mehr gehört und trotz ihres harschen Tons war es eine erfreuliche Überraschung im Vergleich zur Weck-Methode der Templer. Nicht, dass das oft vorgekommen war. Der Turm hatte wenigstens den Vorteil, dass man so lange schlafen konnte, wie man wollte – außer natürlich, die Templer hatten wieder einmal einen ihrer Notstände wegen mehr oder weniger eingebildeten Unruhen unter den Magiern ausgerufen.

Mühsam rappelte er sich schließlich hoch. Er schien der letzte zu sein, der noch geschlafen hatte, um ihn herum waren alle schon wach. Sehr wach, wie er fand. Wie kann man so wach sein nach einer so kurzen Nacht und einem so anstrengendem Tag?, fragte er sich. Sogar die blinde Händlerin und die orlaisianische Magierin wirkten relativ ausgeruht, während er noch immer gegen seine schweren Augenlider ankämpfen musste.
Wenigstens hatte er etwas Zeit, sich zu sammeln, während die anderen mit der Händlerin sprachen und ihre nächste Vorgehensweise planten. Bestandsaufnahme, dachte er. Seine Schultern waren steif, seine Füße schmerzten, ebenso wie seine Beine. Diese ganze Lauferei, dachte er missmutig. Und dann noch dieses Herumrennen gestern Abend. Doch er fand keine Blasen oder Schwellungen an seinen Füßen, was einigermaßen positiv war.

Abwesend verfolgte er die Unterhaltung neben ihm. Erst als klar war, dass Adriana sich nun wieder von ihnen trennen würde, fuhr es ihm siedend heiß durch den Kopf: die Rune! Dass dieses Zeichen auf ihrem Stab etwas mit ihrem Ziel zu tun hatte, stand außer Frage. Ebenso würde die Händlerin sich wohl kaum für ihn davon trennen.
Unauffällig schob Rhaego sich näher heran und prägte sich die Rune genau ein, ehe er rasch eines der neu gekauften Papiere aus seinem Rucksack zog und die Form skizzierte. Sobald er etwas freie Zeit fand, wollte er sie mit ihrem Zwilling auf Alriks Schatzkarte vergleichen. Noch ehe die Bärin angespannt war, war seine rasche Zeichnung fertig und sogar schon mehrfach kontrolliert. Jeder Strich stimmte exakt mit dem Original überein. Da er sich nicht in das Gespräch einmischte, schienen die anderen seine Aktion gar nicht zu beachten.
Schließlich brach Adriana mit ihrer Gehilfin und ihrem Wagen auf. Rhaego blickte dem Gefährt sehnsuchtsvoll hinterher. Die Fahrt auf dem Wagen war zwar sehr rumpelig gewesen, dafür viel erholsamer als das ewige Laufen.
Als der Wagen außer Sicht war, griff er seufzend nach seinem Rucksack und folgte den anderen.
Natürlich. Es muss ja immer durch das Unterholz sein, dachte er sich und stolperte rasch der Gruppe nach.

Nach einer Weile änderte er seine Meinung jedoch. Mit jedem Schritt ließ das unangenehme Ziepen in seinen Beinen etwas nach, bis er es lediglich noch im Hintergrund wahrnahm. Die frische Morgenluft trug auch dazu bei, dass er bald vollständig wach war. Vielleicht tauge ich doch etwas für diese Abenteuer, dachte er sich, wobei er jeden Gedanken an die Stunden des Laufens, die noch vor ihnen lagen, bewusst vermied.
Stattdessen begann er, ihre neue Begleitung noch einmal in Augenschein zu nehmen. Den dunklen Burschen konnte er nicht einschätzen, doch diese verschlossene Attitüde hatte er schon öfters gesehen, bei vielen der elfischen Neuankömmlingen im Zirkel. Wie sich das dann entwickelte, war immer schwer abzuschätzen. Einige erkannten rasch, dass der Zirkel nur eine neue Art von Gefangenschaft war. Andere schienen den Templern und Priestern ihr Gerede über die Sünden der Magier abzukaufen. So wie dieses dürre Elfenmädchen vor ihm. Schutz der Templer. Er schnaubte, als er an ihre Worte gestern dachte.
Misstrauisch beobachtete er, wie Xydia zu Juliette aufschloss. Er kannte die Kämpferin nun schon lange genug, um den missmutigen Ausdruck zu erkennen, der für den Bruchteil einer Sekunde in ihren Augen erschien, als die Magierin sie ansprach. Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht bei dem Gedanken an ihr Unbehagen gegenüber Magie, doch schnell verschwand es wieder.
Rhaego konnte nicht genau sagen warum, aber irgendwie störte ihn der Anblick der beiden zusammen. Sie beide hatten diesen religiösen Antrieb... wenn sie sich miteinander darüber austauschten, würden sie vermutlich bald unerträglich werden. Und so sehr er Juliette schätzen gelernt hatte, so nett und fähig Xydia auch schien, er kam nicht über sein Misstrauen fromm religiösen Leuten gegenüber hinweg.
Aber das war nicht der Grund für den feinen Schauder, der ihm über den Rücken lief.
Xydia würde ihm auch nicht anderweitig gefährlich werden. Die Gruppe hatte ihn nicht mitgenommen, weil er ein Magier war, sondern weil er einer der wenigen in Ferelden war, der so alte Runen überhaupt noch lesen konnte. Er schob den Gedanken beiseite, doch seine Unruhe ließ nicht nach.
Kurzentschlossen schob er sich an Alrik vorbei, der vor ihm lief, und drängte sich zwischen die beiden Frauen, als Juliette gerade antworten wollte, im Gesicht den überaus höflichen Ausdruck, den Rhaego selbst gut genug von ihr kannte – sie würde sich freuen, nun gleich von zwei Magiern in Beschlag genommen zu werden, dachte er spöttisch.
„Jeder Turm des Zirkels sieht von außen am besten aus“, wandte er sich schroff an die Elfe. „Insbesondere von mehreren Meilen Entfernung.“ Wie schade, dass Ihr nicht dorthin zurück könnt, wo Ihr die Templer doch so verehrt, dachte er bei sich. Es nagte noch immer an ihm, dass sie hier frei herumlaufen konnte, während bessere Magier – unglücklichere Gefangene – im Turm festsaßen.
Doch er zügelte sich, dies nicht laut auszusprechen. Stattdessen wandte er seine nächsten Worte an beide zugleich. Sein Missmut und seine Unruhe schienen jedoch trotzdem hinauszudrängen, denn seine Worte waren etwas schroffer, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. „Findet Ihr es nicht sehr unhöflich den anderen gegenüber, in einer Sprache zu sprechen, die sie nicht verstehen können?“

Xydia
16.09.2015, 07:27
"Verzeiht, dass ich Euch angesprochen habe." Entschuldigte sie sich bei Juliette. Eigentlich hätte sie sich zurückfallen lassen wollen aber dann war Rhaego, der andere Magier da. Seine Wortwahl grob, von Vorwürfen nur so triefend. "Verzei't, ebenfalls, Rhaego. Die Absicht war eine gutte gewesen, weil i'r dann nischt zusammenzucken müsst und meine Aussprache Eure O'ren beleidigt. Was die Turm ange't, so ist das eine Sach wie man sisch mit dem arrangiert was ist Wirklischkeit. I'r 'abt mein Bedauern, dass I'r eine andere Erfa'rung mit die Templier gemacht 'abt." Ihre Augen wurden feucht, was sie ärgerte. Ja, sie war nur eine kleine schmutzige, magiebegabte Elfe und von daher schon gehörte sie mit zum Bodensatz der Gesellschaft. Sie fragte ob das alles war, was sie getan hatte, das man sie so behandelte und nicht einmal in Betracht zog was sie getan hatte um alle zu retten.

Juliette de Ludin
20.09.2015, 20:53
„Und empfindet ihr es etwa als sonderlich taktvoll jemanden einfach so das Wort abzuschneiden, Rhaego?“, konterte Juliette schon wieder etwas kühler im Tonfall, den Magier der sich einfach so zwischen sie gedrängt hatte herablassend anfunkelnd, in besten orlaisisch. Tatsächlich war ihr der Gedanke auch kurz gekommen sich mit Xydia besser in der fereldischen Zunge auszutauschen um eben so etwas zu verhindern, doch der Klang ihrer Muttersprache, aus dem Munde einer Landsfrau zu hören war für den Moment einfach zu angenehm gewesen, als das sie dagegen aufbegehrt hätte. Orlaisisch war so viel fließender und melodischer als das dieses unelegante Grummeln und Geschnatter des hiesigen Landvolks jemals sein könnte.

Rhaegos Orlaisisch war zwar hingegen auch fehlerfrei, doch war es eher schon zu fehlerfrei. Klang es doch fast schon sehr förmlich und etwas steif. Vermutlich fehlte ihm nun mal die Praxis. Als Bewohner des Zirkels von Ferelden fehlten ihm vermutlich angemessene Gesprächspartner…und damit waren Leute gemeint die ihm nicht gleich eine reinwürgen wollten wenn er so sprach.
Sein Tonfall war es jedoch, der Juliette nicht wenig dazu provozierte im klarsten Orlaisisch dem sie fähig war weiter zu sprechen, ganz egal was er sagte. Ihre adelige Zurückhaltung und Geduld waren in den Jahren in Ferelden wohl mehr eingerostet als sie dachte…andererseits schien Rhaego geradezu ein Naturtalent darin zu sein sie zu provozieren.

„Möglicherweise fehlt es der lieben Xydia noch an etwas Gewandtheit im Sprechen der hier gemeinen Zunge und sie war froh darüber sich nicht mit jener rustikal klingenden Sprache belasten zu müssen.“, setzte Juliette mahnend nach.
Kurz kam ihr die Frage auf weshalb der andere Magier auf einmal so barsch reagierte? Scherte es ihn wirklich so sehr ob der Rest der Gruppe ihre wohl belanglosen Worte verstand? Oder war er nach der kurzen Nacht noch müde und gereizt und suchte einfach nach Streit? Oder steckte gar mehr dahinter…etwas im Bezug auf die andere Magierin?
Die Frage trat jedoch schnell in den Hintergrund als Juliette Rhaegos trotzigen Gesichtsausdruck gewahr wurde, doch hielt sie an sich. Dieses Mal würde sie nicht ganz so schnell austicken, nahm sie sich vor und leitete ihre Streitlust um. Dieses Mal würde nicht sie den Streit vom Zaun brechen.

„Warum übersetzt ihr unsere Worte nischt einfach für unsere weniger sprachbegabte Mitreisende, wenn ihr glaubt dass man einem `armlosen Tratsch über unsere `eimat unbedingt beiwohnen muss?“, fragte sie ihn beinahe freundlich klingend doch dadurch nicht weniger provokant wieder in der örtlichen Bauernsprache. „Ihr seid doch `ier der Sprachgelehrte oder nicht?“

Als ob sie sich vorschreiben lassen würde, wie sie zu sprechen hatte!

Sie war nicht wenig versucht den Magier, wie einen strengen Hauptmann einen aufmüpfigen Rekruten zurück ins Glied schob, wieder nach hinten zu drängen. Fähig wäre sie dazu gewesen doch sprach ihr Sinn für Anstand sich dagegen aus. Einer Dame stand so etwas nicht so Gesicht…zumindest solange man ihr nicht doch noch einen Fehdehandschuh vor die Füße warf.

„Ihr müsst euch nicht entschuldigen, Xydia.“, sprach sie einfach an dem anderen Magier vorbei an die Elfe gerichtet, wieder in ihrer Muttersprache. „Das steht mir, und anderen Leuten“, ein kurzer fast schon beiläufiger Blick wurde auf Rhaego geworfen. „eher zu. Ich bin einfach nicht gewohnt mit Leuten eures Schlages, und damit meine ich lediglich eure Zugehörigkeit zum Zirkel, umzugehen. Und die Nacht als hart zu beschreiben wäre untertrieben, darum verzeiht bitte.“
Dennoch wollte sie doch wirklich besser nicht den Faden wieder aufnehmen und darüber reden ob das Misstrauen gegenüber Magiern gerechtfertigt war. Das war es nämlich. Ganz gleich was einige einzelne Magier auch für einen respektablen Dienst an der Gesellschaft taten. Zumindest wenn man Juliette fragte. Und auch über den Turm wollte sie nicht reden, denn ihrer Meinung nach war jeder Turm eine unschöne Mahnung was in ihm hauste, von der Ästhetik ganz zu schweigen. Aber sie wollte die Elfe nicht unbedingt noch mehr vor den Kopf stoßen.

Rhaego Alcaryen
18.10.2015, 14:05
Einige Augenblicke wusste Rhaego nicht was er sagen sollte.
Immerhin hatte Juliette Recht – er könnte einfach übersetzen, falls die anderen wissen wollten, worüber die beiden Frauen sprachen. Andererseits interessierte vermutlich niemand der Inhalt des Gesprächs, sprachen sie doch beide nur über ihr Heimatland, tauschten sich darüber aus. Nichts spannendes, keine Intrigen, keine Verschwörungen... nur tratschende Weiber.
Vergeblich versuchte er sich seine kurze Sprachlosigkeit nicht anmerken zu lassen und stapfte zwischen den beiden weiter.
Doch dann setzte Juliette noch eins drauf – natürlich auf orlaisianisch – direkt nachdem sie Xydia versichert hatte, es gäbe keinen Grund sich zu entschuldigen, und beleidigte die Elfe und ihn im selben Satz. Leute unseres Schlages. Beinahe vergaß Rhaego dabei, dass der eigentliche Grund, weshalb er das Gespräch unterbrochen hatte, nicht die Absonderung durch die fremde Sprache gewesen war, sondern das unwohle Gefühl, als er die beiden miteinander tratschen gesehen hatte. Einen Moment lang fragte er sich, ob der Orlaisianerin überhaupt bewusst war, wie beleidigend dieser Satz klang. Doch schließlich war sie doch sonst immer so bedacht, anderen Leuten – von ihm und Leuten seines Schlages abgesehen – nicht auf die Füße zu treten. Und ihr Nachsatz eliminierte jeden Zweifel. „Und damit meine ich lediglich eure Zugehörigkeit zum Zirkel.“ Was zur Hölle sollte sie sonst damit meinen? Der einzige Grund, weshalb sie das noch hinzugefügt hatte, dessen war er sich sicher, war um deutlich zu machen, dass auch er gemeint war. Und nachdem er all die Zeit im Zirkel eingesperrt gewesen war, dort gehalten von der Angst der Bevölkerung und der Verachtung der Templer für Leute seines Schlages, sah er nicht den geringsten Grund, dies auch nur noch einen weiteren Augenblick grundlos zu ertragen.
Er hatte nicht mehr mitbekommen, was Juliette danach gesagt hatte, doch das war auch nicht wichtig. Sobald sie geendet hatte, erwiderte er frostig, wie er es von ihr gelernt hatte, aus reinem Trotz auf fereldisch: „Nun zumindest waren es nicht Leute unseres Schlages, die uns in diese Lage gebracht haben – im Gegensatz dazu haben Xydia und ich euch vor diesem Monstrum gerettet, während eure Waffen ja völlig nutzlos dagegen waren.“ Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf murmelte ihm zu, dass er sich besser entscheiden sollte, ob er nun auf Xydias Seite stand oder sie aufgrund ihrer Templerliebe nicht ausstehen konnte. Doch er verdrängte dies, ebenso wie den Fakt, dass seine Feuerzauber ebenso ineffektiv wie die Waffen der anderen gewesen waren, und fuhr fort: „Vielleicht erinnert Ihr Euch noch daran, Juliette, diese ganze Misere fing erst an, als wir Hals über Kopf aus diesem Dorf flüchten mussten!“
Noch während seine Worte verklangen, schossen ihm erneut die Bilder durch den Kopf – das gleißende Licht der Flammen, der Gestank von verbranntem Fleisch, der Ausdruck namenlosen Entsetzens in den Augen ihrer Angreifer und der Dorfbewohner gleichermaßen... Und wie Juliette sich auf die beiden Männer geworfen hatte, kurz bevor diese ihn erreichen konnten. Die Orlaisianerin war vielleicht die Ursache für diesen Kampf gewesen, doch er hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass sie Hals über Kopf flüchten mussten. Und Juliette hatte sein Leben gerettet.
Sein Zorn und seine Gereiztheit waren so schlagartig verraucht wie sie gekommen waren und hinterließen ein Gefühl, wie er es schon lange nicht mehr erlebt hatte: lauter nagende Gewissensbisse. Am liebsten hätte er seine Worte zurück genommen, aber dazu konnte er sich nun doch nicht durchringen. Abgesehen davon hätte er sowieso keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Also streckte er trotzig das Kinn vor, starrte sie herausfordernd an – und hoffte, dass sie nicht gesehen hatte, wie schwer er gerade schlucken musste.

Leirâ Ven
22.10.2015, 22:57
Es hat mich!
Leirâs Dolch flog ihr in die Hand, ihr Körper rauschte durch die Luft.
Muss es töten bevor es mich tötet!
Hass brannte in ihren Muskeln, als sie versuchte, die Shemlen am Hals zu treffen, doch die war der Jägerin an Stärke und Geschick überlegen. Plötzlich gab der Boden nach, einen Augenblick lang nahm Leirâ nur Beine und Haare wahr, dann starrte sie Juliette in die Augen.
Und gähnte.

"Guten Morgen, meine Liebe."

"Morgen.", grummelte sie verschlafen. Sie wollte nicht mit der Shemlen reden. Nicht, nachdem sie...
Mythal, was...? Die Dalish durchforstete ihre Gedanken kurz, woher dieser Zorn auf die Kämpferin stammte, aber da war nichts. Außer einem flauen Gefühl im Magen und ein Bild. Ein gespaltener Pfeil, von dessen Spitze Blut tropfte. Leirâ vermochte es nicht zu erklären, doch als sie das Bild heraufbeschwor, durchzuckte Zorn ihren Geist.
Sie schüttelte und streckte sich.

Juliette drängte zum Aufbruch, während Leirâ noch verschlafen versuchte, sich der Geschehnisse der letzten Tage zu erinnern. Beim Gedanken an den unheiligen Koloss, der das Flachohr verfolgt hatte, drängte es auch sie zur Eile. Während die anderen sich berieten, bemerkte Leirâ schmunzelnd, dass dieser Rowen noch bei ihnen war. Sie konnte es sich nicht erklären, aber dass die Gruppe noch beisammen war, erfüllte sie mit einem warmen Gefühl. Als sie nach dem Weg zur Zwergenstadt gefragt wurde, bat sie um einen Moment, um sich zu orientieren.
"Dîs Orzamâ ist mir unbekannt, doch ich wurde im Frostgipfelgebîrge geboren.", erwiderte sie nach kurzer Zeit, "Dîse Richtung." Die Blinde hatte sich offenbar entschlossen, samt Wagen und Elfe in einer anderen Richtung weiter zu reisen.
Ohne den Wagen wird es leichter, aber ich hätte zu gern die Geschichte der stummen Dalish vernommen.

Leirâ ging allein voraus, die Schultern ob ihrer düsteren Gedanken schlapp herabhängend.
Wieder ist die Gemeinschaft kleiner geworden. Wieder schwächer. Wollen es die Rosenohren denn nicht verstehen? Werden sie irgendwann alle gehen? Wäre das so eine große Veränderung? Abgesehen davon, sie durch die Wildnis zu führen, brauchen sie mich nicht. Im Dorf und diesem Turm war ich ihnen bereits nur eine Last... Ein Seufzen entfuhr ihr, ehe sie den Rücken wieder durchstreckte und die Schultern hob.
"Vir Bor' Assan. Gil Dirthalen." Dirthamen, Wahrer der Geheimnisse, wird diese Gemeinschaft überhaupt bestand haben?
Sie hielt.

"Ich habe dir gesagt, dass dîse Kleidung dich bei Tag nicht zu verbergen vermag." Und mein waches Gehör kannst du auch nicht so einfach überlisten. Sie stemmte die Hände in die Hüften und schaute zu, wie Rowen sich aus dem Schatten einiger Bäume löste. Leirâ atmete tief ein.
"Willst du uns nun verlassen?"

Rowen Teravis
01.11.2015, 17:44
Der Dieb hatte sich etwas abseits von der Gruppe im Schatten der Bäume gehalten und war ihnen von dort aus, grade noch in Sichtweite, gefolgt. In solcher „ehrenwerten“ gesetzestreuen Gesellschaft unterwegs zu sein behagte ihm nicht. Und das Gezanke ging ihm langsam wirklich auf die Nerven. Konnten die sich nicht einfach die Fressen polieren und die Sache damit erledigen?
Er war ihm ein Rätsel, weshalb sich die Dalishelfe diesen Blödsinn antat. Sie lief ebenfalls einsam voraus und wurde von den anderen genauso ignoriert wie es Elfen auch sonst überall wurden. Egal. Nicht sein Problem.

Rowen ließ seinen Blick durch den Wald schweifen. Bäume, Bäume, und was noch? Natürlich noch mehr Bäume. Unkraut, soweit das Auge reichte. (Was auch immer gewisse Elfen daran toll genug fanden, um wie religiöse Fanatiker in die Wälder zu rennen und sich den Dalish anzuschließen).
Worauf wartete er eigentlich noch? Keiner von denen würde ihn aufhalten, wenn er verschwinden wollte. Wie wäre es langsam mal einen sicheren Unterschlupf zu finden? Sogar er wurde irgendwann mal müde...

Huh? Der Elf spitzte die Ohren. Wenn er das Geplärre der Kindergruppe ausblendete, hörte er aus der Ferne noch ein anderes Geräusch. Leise, wohl ein gutes Stück weg. Knackende Zweige? Brechende Äste? War das etwa... nein... Blödsinn... vollkommener Blödsinn... Der Elf schlich sich ein Stück in die fragliche Richtung und lauschte. Die Geräusche wurden lauter. Was es auch war, es kam näher und walzte ohne Rücksicht auf Verluste alle Äste und Gestrüpp nieder, das ihm in den Weg kam. Das ist aber nicht euer Ernst, oder? Nein, das wollte er nicht wahr haben. Das ergab doch keinen Sinn. Wieso sollte ihnen das Ding die ganze Nacht lang gefolgt sein? Nein, absoluter Unfug. Und dennoch warnte ihn sein Bauchgefühl, das es etwas richtig übles werden würde.

Na, und jetzt? Das war dein Stichwort. Taktischer Rückzug. Brauchst du's noch deutlicher? Im Eilschritt begab sich Rowen zurück zur Abenteurerbande, wo er sogleich von der Wildelfe begrüßt wurde.
"Ich habe dir gesagt, dass dîse Kleidung dich bei Tag nicht zu verbergen vermag."
„Ach nee“, platze es nur aus ihm heraus. Als ob er das nicht selbst wusste...
"Willst du uns nun verlassen?"
Statt einer Antwort hob er nur eine Hand und bedeutete der Elfe mit einer Geste, zu schweigen. Ein Blick in den Wald... Doch die lärmenden Streithähne machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
„Haltet mal die Schnauze da hinten!“ blaffte er sie an.
Als ihn alle kurz in einem Moment des Schweigens anstarrten, deutete er statt einer Erklärung in den Wald. Das Geräusch brechenden Holzes in der Ferne war nun auch für schlechte Menschenohren zu hören.
„Mhmm“, brummte er als Antwort auf Leiras Frage, wobei er sie nun wieder direkt ansah.
„Wir kriegen Gesellschaft... ein perfekter Zeitpunkt um Leine zu ziehen. Viel Spaß.“
Er verabschiedete sich mit einem Kopfnicken und machte sich daran, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Bis ihm einige Meter weiter siedend heiß in Erinnerung kam, was letztes Mal passiert war. Er wäre dem Ding beinah ins Schwert gerannt... Stolpernd kam er zum Stehen und starrte unschlüssig zurück. Und wenn das nochmal passierte? Wenn er nochmal noch eine Ladung komisches Magie-Zeugs abbekam?
Vielleicht reagierte er dieses Mal nicht schnell genug, um seine Haut zu retten...

Dann eben langsam und vorsichtig... immer schön aufpassen, wo er hin trat. Hier bleiben konnte und wollte er jedenfalls auch nicht.

Leirâ Ven
23.11.2015, 11:49
Leirâ schaute Rowen unschlüssig nach..
Was bist du nur für ein eigenartiges Flachohr? Das Dröhnen und Stampfen wurde lauter, der Elf lief ins Unterholz. Plötzlich hielt er inne und...

Hab ich ihm nicht eben gesagt, dass man ihn in dieser Kleidung ohne Probleme sehen kann? Ihr Blick richtete sich in die Richtung, aus der die monströsen Geräusche kamen. Sie seufzte, zückte und bespannte ihren Bogen, dann huschte sie an der Gruppe vorbei, in ebendiese Richtung. Irgendjemand fragte sie halblaut, was vor sich ging, woraufhin sie nur "gêt ênfach wêter, aber lêse." erwiderte.
Die Geräusche, die sie vernahm, passten, aber es ergab keinen Sinn. Warum sollte der finstere Halbgott sie verfolgen? Was hatten sie...

Sie gelangte an einen Abhang. Nichts als Bäume vor ihr. Sie kniff die Augen zusammen. Man sah und hörte keine Tiere mehr.
"Mythal halte dêne Hand ûber uns, es ist es.", keuchte sie. Was sollten sie nun tun?
Verstecken? Kämpfen? Rennen? Sie schüttelte den Kopf und eilte zurück zu ihren unfreiwilligen Gefährten. Die hatten weniger Weg gut gemacht, als ihr lieb gewesen wäre. Rhaego ging hinten, sie berührte ihn an der Schulter.

"Es ist wîder da.", flüsterte sie. "Das Wesen der vergangenen Nacht." Sie warf einen raschen Blick über die Schulter.
"Du gêst die Wege des Jenseits." Mehr sagte sie nicht, sie schaute ihn einfach nur fragend an.
Leirâ wollte es vor den Shemlen nicht zugeben, aber sie hatte Angst. So große Angst wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie verstand dieses Wesen, seine Herkunft und seine Absichten nicht, aber sie wusste, dass sie es nicht besiegen konnte. Leirâ hoffte, dass der Magier vielleicht einen Ausweg wusste.

Juliette de Ludin
28.11.2015, 12:40
Offensichtlich war Juliette nun doch ein Fettnäpfchen getreten. Dem wütenden Blick des Magiers zu folgen wohl geradezu mit Anlauf, wie sie sich innerlich seufzend eingestand. Wie sehr ihr diplomatisches Geschick wohl gelitten hatte…
Andererseits, kam ihr mit wachsendem Zorn in den Sinn, was war an „Leute eures Schlages“ denn so schlimm? Sie hatte der anderen Magierin nicht das Wort „Magier“ auf die Nase binden wollen, dass durchaus ebenfalls negativ behaftet war, und gleichzeitig ihre elfische Herkunft ausschließen wollen, da diese nicht der Grund für Juliettes Unbehagen war. Was sollte sie dann also sonst sagen? Sie kannte sich ja schließlich kaum im Umgang mit Magiern aus!
Jede Alternative, die ihr in den Sinn kam, könnte genauso negativ aufgefasst werden bis ihr eines bei dem zornigen Vorwürfen des Magiers klar wurde: Er wollte sich doch provozieren lassen! Egal was Juliette sagen würde, es wäre falsch!
Unwillkürlich verzogen sich ihre aristokratischen Züge kaum merklich.

Doch seine Vorwürfe versetzen ihr auch einen schuldbewussten Stich. Dass alles, ihre panische Flucht und ihr anschließendes Hineinstolpern in dieses Monster, war durch sie ausgelöst worden. Sie trug eine Mitschuld für jeden der dadurch zu Schaden gekommen war. Im Entferntesten wäre es ihr nicht in Sinn gekommen sich selbst zu Gute zu halten, dass sie immerhin Kopf und Kragen riskiert hatte um ihre Mitreisenden, auch Rhaego und die Magierin, vor Schaden zu bewahren. Mehr hatte sie in dieser Situation, sowohl gegen die Schergen ihres Vaters als auch gegen dieses Ding, nicht tun können. Doch dafür überlagerten zu viele Schuldgefühle ihr Denken.
Man sah wie sich ihre Mine von Gereiztheit wieder zurück zur diplomatischen Neutralität wandelte, jedoch fast eine Spur traurig.

Sie kam jedoch nicht dazu zu antworten. Der Elf maßte sich blaffend an Ruhe zu gebieten. Er lauschte. Die Elfen hörten es zuerst bis es auch schließlich an die Ohren der Menschen drang. Das Krachen von brechenden Ästen und raschelnden Laub. Etwas folgte ihnen. Etwas Großes.
Ein ungutes Gefühl gefolgt von einem Schrecken erfasste die Adlige.
Kurz darauf verabschiedete sich der Dieb ganz der selbstsüchtigen Art, die Juliette bereits vermutet hatte, nach und verschwand zwischen dem Gebüsch.

„Als ob von dem etwas anderes zu erwarten war!“, gab sie noch abfällig von sich. „Soll er schauen wo er bleibt!“
Leirâ schien die einzige zu sein, der der Abgang des Elfen etwas ausmachte aber Juliette hatte nun keinen Kopf sich darüber Gedanken zu machen. Fieberhaft überlegte sie was sie diesem Ding entgegen setzen könnten. Das Einzige was ihr in den Sinn kam, wäre eine weitere Kostprobe von Xydias Kräften. Andererseits hatte die Aufwendung dieser Kräfte die Magierin gestern erschöpft zusammen brechen lassen. Sie wusste nicht ob man ihr das erneut zumuten konnte oder ob sich das Monster gar bereits auf so etwas vorbereitet hatte.

"Du gêst die Wege des Jenseits.", wandte sich die Elfe in ihrer in Rätsel sprechenden Weise an den Magier.
Juliette brauchte einen Moment um zu begreifen was die Dalish damit meinte, bis ihr aufging das Rhaego, begünstigt durch sein Leben im Zirkel, vielleicht etwas über solch ein Unwesen wusste. Ein kleiner Funken Hoffnung flammte auf, als auch sie ihn anblickte.
„Wisst ihr etwas das uns gegen dieses Ding `elfen könnte?“, fragte nun auch sie. „Wenn ja, nur raus damit! Aber Beeilung! Es ist nischt mehr weit!“

Juliette de Ludin
13.12.2015, 17:42
Wage Vermutungen über die Art ihres übernatürlichen Verfolgers, abgeleitet aus alten Schriften die er im Turm gelesen hatte und Nennung des ohnehin offensichtlichen. Mehr konnte der Magier über das Ding nicht sagen. Zumindest nicht im Moment. Somit nichts was ihnen weiter helfen würde.
Juliette sparte es sich ihrer Frustration Luft zu machen. Das würde nichts ändern. Sie hatte auch gar nicht die Zeit dafür, als die Gruppe, fast schon kopflos, ums weitere Mal die Beine in die Hand nahm um es dem Dieb gleich zu machen.
Geführt von Leirâ eilte die Gruppe durch den Wald, nicht die Muße habend irgendwelche Spuren zu verwischen, das wenig subtile Krachen und Knirschen ihres Verfolgers hinter ihnen.

Schneller atmend und schwitzend spürte die Adlige jedes Mal einen weiteren Schauer über den Rücken laufen wenn sie ihren Verfolger vernahmen, der sich auch nach etlichen Herzschlägen nicht nur nicht abschütteln ließ, sondern auch näher zu kommen schien. Hitze stieg in ihr auf und der Schweiß floss, doch begünstigt durch ihre Furcht und die Jahre in Ferelden würde sie problemlos noch deutlich länger fliehen können…doch andere in ihrer Gruppe machten bereits schlapp. Allen voran Rhaego keuchte immer lauter unter der Last seines Gepäcks.
Juliette versuchte ihn darum zu erleichtern und ihn anzutreiben doch nur wenige Herzschläge später hatte der Magier seine Grenzen ausgelotet. Anderen in der Gruppe ging es nicht besser, während das Krachen dicker Äste unermüdlich näher kam.
Die Gruppe stand nun auf einer kleinen Lichtung inmitten dieses endlos wirkenden Waldes, als man zu dem Schluss kam dass man nicht mehr weiter weglaufen konnte. Rufe wurden laut was zu tun sei doch wusste keiner eine Antwort bis sich die Magiern dafür aussprach zu versuchen das Ding ein weiteres Mal mit ihrer Magie zu stoppen. Um das Monster dieses Mal wirkungsvoller zu stoppen forderte sie auch den anderen Magier auf sie dazu unterstützen. Schnaufend und keuchend vor Anstrengung brachte er keine Widerworte hervor und kramte stattdessen zwei Fläschchen mit einer seltsamen Flüssigkeit aus seinem Gepäck hervor.
Die Adlige hatte keine Ahnung um was es sich bei der bläulichen Substanz handelte, machte sich darüber keinen Kopf. Die Magier sollten tun was nötig war um ihnen das Ding vom Hals zu halten, wenn sie auch einen überrascht bis entsetzen Blick zeigte als die beiden das Zeug tranken. Aber was sie auch taten, das Geräusch weiteren brechenden Holzes, tiefer im Wald im Dunkel jener Bäume, trieb sie dazu schneller zu handeln.

Angestrengt fingen beide an unverständliche Silben vor sich hin zu murmeln, die eine gekonnter, der andere weniger, bis Juliette mit einem weiteren Schauder regelrecht Spürte wie es um sie herum kälter wurde. Mit jeder weiteren Silbe schien sich gar ein Raureif um die Gräser linksum die beiden Zaubernden zu legen, doch dafür hatte sie Söldnerin kaum ein Auge.
Der riesenhafte Umriss, der im Dunkel des Blätterdachs auf sie zu kam, beanspruchte all ihre Aufmerksamkeit. Als es erkannte das es seine Beute eingeholt hatte schien die Kreatur, trotz ihres knöchernen Antlitzes, nur um so breiter und finsterer zu grinsen, während sie sich immer weiter näherte. Jetzt würde es kein Entkommen für die Sterblichen mehr geben!

Doch dann entfesselten die beiden Magier unter lauten Rufen die angesammelte Macht. Eine gewaltige Woge eisblauer Energie schoss in einen schier endlosen Strom aus den emporgestreckten Händen der Magier auf die Gestalt zu und umschloss sie, bis sie ganz darin verschwand.

Juliette, gebannt durch dieses Schauspiel, hätte fast gejubelt bis plötzlich der endlose blaue Strom sich an der entgegen geregte knöcherne Hand des Ungetüms teilte. Entsetzen fuhr wohl durch alle der Sterblichen, als das Ding der magischen Energie wie ein Fels in der Brandung trotze und dabei nur geringfügig langsamer wurde. Die roten Augen des Dings glühten nur so.
Vor Furcht gepackt verdoppelten die Magier unter Aufbringung nicht geringer Kräfte ihre Anstrengungen doch schien dies dem Ungetüm nun wenig anzuhaben! Mehr noch! Plötzlich stieß es sein riesige Klinge umspielt von Ranken einer dunklen Energie nach vorne in den Strom!

Für einen kurzen Moment erstarb jedes Geräusch als kurz darauf ein seltsam widerhallender Knall die Erde erzittern ließ. Tannennadeln, kleinere Äste und Blätter von den umstehenden Bäume wurde davon gewirbelt als die magischen Energien kollidierten und in etwas endeten das Juliette niemals für möglich gehalten denn überhaupt verstanden hätte. Die ganze Gruppe wurde von den Beinen gerissen, als die entfesselten Kräfte sie erfassten.
Ein weitentferntes doch dadurch nicht minder markerschütterndes Kreischen war das letzte was Juliette vernahm ehe alles um sie herum dunkel wurde…

Xydia
15.01.2016, 10:35
Xydia vernahm die Frage an Rhaego, der sich hinter einer Maske des Nachdenkens zu verstecken schien, als das Ding viel zu nah für ihren Geschmack wieder sichtbar wurde. ‚Bei, bei allen Heiligen!‘ Sie schluckte harte, wandte sich um und floh panisch. Nach all dem was sie an Magie gegen dieses Gegner geschickt hatte war es ein Erhaltungsreflex, der von ihr Besitz ergriff. Nein, die Elfe war nicht die schnellste, die letzte magische Anstrengung saß noch tief in ihren Knochen und Eingeweiden. Warum blieb Juliette stehen, warum Rhaego? Sie wirbelte herum, eilte ihnen entgegen, wollte ihnen entgegen rufen, das es sinnlos wäre nach etwas zu suchen, nichts was sie bei sich tragen würden, könnte ihnen auch nur im Geringsten im Kampf gegen den gigantischen Untoten helfen, als sie die Flakons mit der blauen Flüssigkeit sah. Ihre Augen weiteten sich, dass wahr mehr, als ein erster Verzauberer für sich beanspruchen durfte. Angst stieg in ihr auf. Dennoch es gab kein zurück. Angekommen nahm sie den Flakon entgegen, leerte ihn in einem Zug. Das Tränen ihre Wangen hinunterlief während sie die das Gefäß leerte, war nur eine Randnotiz auf die niemand Rücksicht nahm oder nehmen konnte.
Alles ging so schnell und die Worte der Macht gingen so einfach über ihre Lippen, so viel einfacher als gestern noch. Die Magie hatte sie durchdrungen, ja sie schien schier aus ihrem Körper herausbrechen zu wollen heraus. „Ce Nergis Pyrés gennear téleal Pyrés!!!” Gesprochenes Wort und Geste bildeten eine Einheit. Dann entludt sich die magische Essenz mit verheerender Kraft, hüllte das untote Monster ein. Das Ende!
Das Ende?! Das Schwert schnitt durch die Flammen Wand, schien dabei die Flammen in sich aufzunehmen. Mit einem zischenden Geräusch wurde die letzte Flamme eingesogen. Die Fratze des Untoten schien schier endlos erfreut. Ein kehliges, raues Lachen war zu vernehmen, als er das Schwert, so als würde er wie ein Champion vor einem Duell seinem Gegner salutieren, damit ihm Respekt bezeugen, aufnehmen. Weit gefehlt! Die Klinge schnellte vor, nicht um jemanden zu durchbohren, dafür war die Entfernung zu weit, sondern um gesammelte magische Energie mit einem Streich zurück zu schleudern. Bäume wurden entwurzelt Blätter schienen zu vergehen und selbst die Farbe des Horizontes veränderte sich zu einem nebulösem grau. Die Energiewelle traf alle ohne Unterschied mit brachialer Gewalt, riss sie von den Füßen.

... Schwärze

Rhaego Alcaryen
03.02.2016, 23:08
Blindlings stolperte Rhaego über den unebenen Waldboden, folgte Leirâs Führung, war sich nur grob der anderen um ihn herum bewusst. Sein Herz tobte in seiner Brust und bereits nach wenigen Schritten begann das kalte Brennen in seiner Lunge, das ihm mittlerweile nur allzu gut bekannt war. Im Laufen wandte er sich um, versuchte einen Blick auf die Gestalt hinter ihm zu erhaschen, blieb mit seinem Fuß an einer Wurzel hängen, wurde lediglich durch eine rasch zupackende Hand an seiner Seite vor dem Sturz bewahrt, und eilte weiter. Jeder Schritt war mühsamer als der vorherige, seine Muskeln brannten, während er versuchte, seine kraftlosen Beine weiter zu bewegen, und das Knacken und Bersten der Äste unter dem schweren Tritt ihres Verfolgers immer lauter wurde.

Plötzlich hielt Leirâ an, so dass er fast in die kleine Elfe hineingestolpert wäre. Ein rascher Blick über die Schulter zeigte ihm, dass die Bäume um sie herum einer kleinen Lichtung gewichen waren und das Ungeheuer sie noch immer nicht erreicht hatte, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis es aus den letzten Schatten unter den dichten Ästen treten würde, begleitet von dem Splittern der Zweige, die es mit seiner massiven Gestalt achtlos durchbrechen würde.
Wieso Leirâ angehalten hatte, war dennoch klar. Sie konnten dem Untoten nicht entkommen, nicht zuletzt seinetwegen. Er hatte das Gefühl, als könne er nicht einen einzigen Schritt weiter stolpern. Schon auf den Füßen stehen zu bleiben kostete seine ganze Kraft.

Doch wie sollten sie es bekämpfen? Irgendjemand rief, sie müssten das Monster mit Magie stoppen, wie sie es schon einmal gemacht hatten. Rhaego hatte nicht einmal mehr den Atem, darüber zu lachen. Der letzte Kampf mit diesem Monster hatte ihn schon ausgelaugt und der kurze Schlaf hatte nicht annähernd ausgereicht, seine Kräfte zu regenerieren. Dennoch machte er sich für den unausweichlichen Kampf bereit, löste den schweren Rucksack von seinen Schultern, der ihn nur behindern würde, und ließ ihn achtlos zu Boden fallen, wo er mit einem leisen Klirren im Gras landete. So leise das Geräusch der zusammenstoßenden Flakons und Fläschchen auch war, beinahe übertönt von einem Bersten hinter ihnen, als wäre das Ungeheuer geradewegs mitten durch einen der jungen Bäume gelaufen, es jagte Rhaego durch den Körper wie ein Blitz. Adrenalin schoss ihm durch die Adern, als er ihre plötzliche Chance erkannte. Rasch ließ er sich auf die Knie sinken und durchwühlte fieberhaft den Rucksack, suchte nach den fast unbezahlbaren Fläschchen mit dem unersetzbaren Inhalt, so wertvoll, dass sie nur in der absoluten Notlage eingesetzt werden konnten. Doch was war eine solche Notlage wenn nicht dies, von einem unaufhaltsamen, untoten Monster angegriffen zu werden?
Juliette rief irgendetwas an seiner Seite, doch er achtete nicht auf sie, denn in diesem Moment hatten sich seine Finger um die filigranen Hälse der kleinen Flaschen gelegt, die er gesucht hatte, und er zog sie hinaus, warf eines davon der Magierin, die mittlerweile zu ihnen herumgewirbelt war, mehr zu als dass er es ihr gab. An ihrem ungläubigen Blick sah er, dass sie sofort erkannte, worum es sich handelte. In ihren Augen las er die Angst davor, vor dieser blauen Flüssigkeit, in der kleine Schlieren zu tanzen schienen, die den Blick bannten und den Geist leerten, wenn man sie zu lange betrachtete. Doch er sah auch die sofort aufkeimende Entschlossenheit und gleichzeitig setzten sie sich das flüssige Lyrium an die Lippen und stürzten es hinunter.

Energie schoss durch ihn hindurch, Magie brodelte wie ein flüssiger Strom in seinen Adern, durchströmte ihn mit tosendem Lärm. Das Nichts rückte näher, umgab ihn, umwarb ihn, schmeichelte ihm. Noch immer spürte er seine schmerzenden Muskeln, seine brennende Lunge, die atemlose Angst in seinen Gliedern, aber es bedeutete ihm nichts mehr. Der Strom aus Macht toste unaufhaltsam in ihm.
„Eis“, sagte er zu Xydia, erinnerte sich an die einzige Gewalt, die den Untoten im Mindesten beeinflusst hatte. Oder vielleicht dachte er es auch nur, er wusste es nicht. Eis, nicht Feuer, leider, denn das Feuer war ihm nahe, seine zweite Natur, kam wenn er es rief. Doch auch Eis gehörte zu den Elementen, des Feuers kalte Schwester, und die Elementen hatten ihm schon immer besser gehorcht als alle anderen Formen der Magie.
Noch immer war das Ungeheuer nicht auf die Lichtung gekommen, doch es war nur noch eine Frage von Augenblicken, schon war sein bösartiges Grinsen in den tiefen Schatten erkennbar.

Rhaego griff in das Nichts, das ihn schon umschmeichelte, lehnte sich in es zurück, zog dessen gewaltige Kraft in seinen Geist, mehr durch seine Gedanken und Instinkte als durch die wenigen Worte, die aus seinem Mund flossen. Und die Energie des Nichts kam willig zu ihm, und er formte sie, gestaltete sie, unterwarf sie seinem Willen, doch er ließ sie noch nicht frei. Er spürte die Spannung um ihn herum, das Unwillen, mit dem die Welt auf die Kräfte des Nichts reagierte, ehe sie sich ihnen doch unterwerfen musste. Die Temperatur um ihn herum sank, deutlich doch entfernt spürte er die Kälte, sah den Raureif, der sich um ihn und Xydia herum bildete und den eisigen Nebel seines eigenen Atems vor sich.
Dann kam der Untote schließlich aus den Bäumen heraus, sein tödliches Antlitz zu einem gierigen Grinsen verzogen, so schien es. Und Rhaego lächelte und ließ endlich die Energie frei, die tobende Kraft in seinem Inneren, die ihm so schmeichelte und ihn gleichzeitig zu zerreißen drohte. Er ließ einfach die Barrieren sinken, die er ihr gestellt hatte, ließ sie frei und spürte, wie Xydia neben ihm dasselbe tat. Begierig tobend schoss die Energie aus ihm hinaus, in einem Strom aus eisblauen Flammen. Eis, des Feuers kleine Schwester, in der Tat. Ein Lächeln spielte auf seinen Lippen, ohne dass er sich dessen bewusst war, während er die Kraft weiter kanalisierte und die Woge aus Eis den Untoten umhüllte. Nichts konnte dem widerstehen!

Und doch bewegte sich plötzlich die knochige Hand, teilte den Strom aus Eis um sich herum. Rhaegos spürte den Schock in seinem weit entfernt scheinenden Körper, den Schreck, fast so kalt wie die eisigen Kräfte, die aus seinen Händen flossen, und gleichzeitig glühend heiß. Instinktiv griff er tiefer in das Nichts, ergriff es fester als jemals zuvor, und verstärkte den Strom der Macht, der das Monster umgab; obwohl er spürte, wie seine Kräfte schwächer wurden, wie das Lyrium aus ihm herauszuströmen schien und ihn schwach und kraftlos zurückließ, obwohl er wusste, dass er dies nicht viel länger durchhalten konnte.
In diesem Moment stieß die dunkle Klinge des Monsters, von schattigen Schlieren umrankt, nach vorne. Rhaego fühlte den Stoß fast körperlich, als die Klinge den Strom aus Eis und Kälte nicht teilte, wie es zuvor die Hand getan hatte, sondern den unaufhaltsamen Strom schlicht stoppte. Die beiden Kräfte kollidierten mit einer Wucht, die Rhaego bis in die tiefsten Winkel seines Geistes erschütterte. Mit einem schrillen, schmerzerfülltem Schrei jubelte das Nichts um ihn herum kurz auf, doch er bekam es gar nicht mehr richtig mit, während er in wohltuender, schweigender Schwärze versank.

Rowen Teravis
11.02.2016, 14:47
In weiser Voraussicht hatte Rowen eine andere Richtung eingeschlagen als die restliche Gruppe – die gaben auch wirklich den perfekten Köder ab, um das Monstrum von ihm wegzulocken. Und wenn er ihren Heldenkomplex richig einschätzte, würden die sich eher nochmal einem aussichtslosen Kampf stellen, als einfach den schwächsten Anhang seinem Schicksal zu überlassen und damit ihre eigene Haut zu retten.
Bis jetzt schien der Plan aufzugehen, denn die Geräusche waren beständig leiser geworden, je länger und weiter der Dieb unterwegs war.
Idioten. Alle miteinander.

Plötzlich und unvermittelt erbebte der Boden unter einer gewaltigen Druckwelle und wurde dem Elfen förmlich unter den Füßen weggerissen. Er geriet ins Stolpern und schnappte sich, Halt suchend, einen Ast. Doch dieser gab sofort mit einem trockenen Knacken nach und schickte den Dieb ungebremst Richtung Boden. In jeder Faser seines Leibes spürte er, wie der ganze Wald erzitterte. Bäume schwankten, Laub rieselte zu Boden. Glücklicherweise hatte Rowen sich schon weit genug entfernt, um der schlimmsten Wucht des Zaubers zu entgehen. Wie es an der Quelle aussah, und wie viel von seinen unfreiwilligen Reisegefährten jetzt noch übrig geblieben war, wollte er sich gar nicht vorstellen.

Erst einmal blieb er liegen wo er war (wobei tot stellen bei diesem Monstrum vermutlich sowieso nicht viel brachte) und wartete. Ein infernalisches und viel zu vertrautes Kreischen brandete über ihn hinweg. Dann... nichts mehr. Stille. Kein einziger Laut war mehr zu hören.

Nochmal davongekommen? Beinah erlaubte sich der Dieb, sich zu freuen.

Doch etwas wollte ihn nicht einfach entkommen lassen.
Die kalte Magie, die die Druckwelle freigesetzt hatte, breitete sich in der Umgebung aus wie Wellen in einem einem Teich, nachdem jemand einen Stein hineingeworfen hatte. Als eine dieser Wellen ihr Ziel gefunden hatte, fokussierte sie sich und packte zu.

Was zunächst nur wie ein kalter Windhauch gewirkt hatte, wich unvermittelt einem eisigen Schraubstockgriff direkt aus dem Jenseits. Doch es war nichts körperliches, das er einfach bekämpfen konnte. Viel mehr schien es direkt das tiefste Innerste seine Seele zu packen. Verzweifelt stemmte sich der Dieb unter Aufbegehren seiner ganzen Willenskraft dagegen, doch dieses dunkle Etwas war stärker und zog ihn in unbarmherziger Gewalt mit sich.

Die Welt versank in einem Wirbel aus Schatten, bis nichts mehr übrig war als Finsternis.

Rhaego Alcaryen
28.02.2017, 15:41
Schwärze. Um ihn herum nur dichte, undurchdringliche Schwärze.
Aber es war nicht die Dunkelheit, die Rhaego wenige Herzschläge zuvor eingehüllt hatte, als der Traum im Nichts zersplittert war. Etwas war anders. Er versuchte sich umzudrehen und plötzlich wusste er es: Er schwebte nicht mehr mitten in einer lichtlosen Umgebung, sondern lag auf kaltem Stein. Seine Muskeln schmerzten, sein Kopf dröhnte und er fühlte sich matt und kraftlos.
Ein Geräusch in der Nähe ließ ihn erstarren. Irgendetwas war dort in der Dunkelheit, scharrte leise über den Stein. Ein leises Stöhnen ertönte. Rhaego atmete auf. Dieses Geräusch war nur all zu menschlich. Aber er musste wissen, wer das war. Und wo er selbst war.

Mühsam stemmte er sich vom harten, zerklüfteten Boden in eine kniende Position. Er streckte seinen Geist aus und merkte sofort, dass er nicht mehr im Nichts war. Der Schleier war wieder da, der ihn von den verlockenden Kräften auf der anderen Seite trennte. Nachdem die gewaltige Flut ihn im Nichts direkt umspült hatte, fühlte es sich nun ungewohnt schwerfällig an, durch den Schleier hindurch zu greifen. Eine kleine Flamme begann, auf seiner Handfläche zu tanzen, doch ihr unsicher flackernder Schein reichte bei weitem nicht aus, die Dunkelheit zu durchdringen. Feuer war immer Rhaegos Element gewesen und an seinen Schwierigkeiten damit merkte er erst, wie müde und fertig er tatsächlich war. Es schien unvorstellbare Anstrengungen zu kosten, genug Kraft aus dem Nichts zu ziehen, um das Feuer auflodern zu lassen, bis sein Licht die Höhle erleuchtete.

Rhaego zog zischend Luft ein, als die Flammen auf seiner Hand sich auf zahllosen kleinen Erhebungen entlang der rauen Höhlenwand widerspiegelten. Jeder Fleck der zerklüfteten Wand war mit Inschriften versehen, mit Formeln und Zeichnungen, die ihm zum Teil vage bekannt vorkamen. Er hob den Arm mit dem Licht und sah sich um. Obwohl die Höhle nicht allzu groß war, war ihre Decke so hoch, dass der flackernde Schein sie nicht mehr erreichte. Der steinerne Boden war zu weiten Teilen mit Erde bedeckt, die alt und ausgetrocknet erschien.
Ein leises Geräusch rief Rhaegos Aufmerksamkeit. Einer der dunklen Hügel in seiner Nähe bewegte sich, wälzte sich herum und er erkannte den Dieb, dem sie vor einiger Zeit – nein, halt, so lange war das noch gar nicht her! – begegnet waren. Auch andere stumme Körper lagen in der Nähe. Der bullige Körper Alriks war nicht unweit von ihm, weiter weg hob die Elfe Xydia ihren Kopf.
Doch da war noch etwas anderes auf diesem festen, erdigen Boden. Rhaego senkte die Hand, um sich die merkwürdigen Linien genauer anzuschauen, die sich unter ihm durch die Höhle zogen, feine Striche, die sich verzweigten, zusammenführten, alle um eine dicke Linie herum... Mit einem Aufschrei sprang er zurück, als er erkannte, dass er mit einem Fuß in einem uralten Bannkreis stand. Er erkannte nur einen Teil der zahllosen Zeichen und Schriften, die um die Linien herum führten. Aber das reichte um zu wissen, dass es sich hierbei um uralte, mächtige Magie handeln musste. Und es war genug um zu erkennen, dass sie alle so schnell wie möglich von hier verschwinden mussten.
Rhaego fuhr herum, um die anderen zu wecken. Er schüttelte Alriks Schulter, bis dieser etwas unverständliches murmelte. Doch gerade als er sich zur nächsten Person wenden wollte, ertönte in der Ferne, irgendwo außerhalb der Höhle ein malmendes Geräusch, das ihn erstarren ließ.

Xydia
01.03.2017, 22:23
Durch ihre Kleidung sickerte die Kälte hindurch. In ihrem Mund war ein Geschmack, einer der ihr nur zu gut bekannt war: Kupfer. Xydia stöhnte auf. Jede Bewegung schien ihr unendlich fiel an Kraft zu kosten und verursachte Schmerzen. Mit der Hand tastete sie über den kalten Boden nach ihrem Stab. Sie zwang sich dazu ihre Augen zu öffnen, langsam, doch der stechende Schmerz blieb aus, denn statt Licht umgab sie Dunkelheit.

Um sie herum gab es Geräusche. Nur das ein oder andere konnte sie einordnen. Der Elfe fiel es schwer sich zu konzentrieren. Noch immer suchte sie ihren Magierstab, war aber bis jetzt nicht fündig geworden. Leere, in ihr war Leere. 'Das Nichts...' Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Sie und die anderen waren dort gewesen und... Ihr Kopf schien platzen zu wollen und zu allem Übel biss nun auch noch die Helligkeit zu. Die Elfe stöhnte auf, dreht sich zur Seite. Ein weiterer Fehler. Nein, wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihre Atmung unterdrückt, alles und jedes schien nur Schmerz zu verursachen. Sie krümmte sich zusammen, stieß dabei gegen ihren Magierstab der klirrend über den Boden rollte. Ihre Hand schnellte nach vorne, bekam den Stab zu greifen und der Lärm verebbte.

Die Knie unter ihren Körperschiebend, den Stab fest umklammert hievte die zierliche Elfe sich hoch. Endlich stand sie, wenn sie auch leicht wankte. "Rhaego...???" Ihre Stimme klang schwach, weil sie schwach war. Ihr war klar, dass sie sich verausgabt hatte. Für den Moment würde sie keine Magie wirken können und falls sie es doch tun würde, wäre sie gut beraten sich gleich in die Siechenstube des Weißen Turmes zu begeben. Ein gurgelndes Lachen kam aus ihrer Kehle, ein Lachen der Verzweiflung. "Ist jemand hier???" Kaum, das sie ihre Stimme nochmals erhoben hatte, jagt ihr ein malmendes Geräusch Todesangst ein.

Rowen Teravis
02.03.2017, 21:25
Kaum war Rowen wieder einigermaßen bei sich, brummelte er einen undeutlichen Fluch. In seinem Schädel dröhnte es als hätte er eine Nacht lang durchgezecht und er fühlte sich auch wie erschlagen. Er presste eine Hand gegen seine Stirn und spürte förmlich wie es unter ihr pochte. Was war jetzt schon wieder passiert? Wo war er? Es war kalt, dunkel und ein flackernder Feuerschein erhellte die Umgebung. Nur allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Licht. Er erkannte steinerne Wände, komische Striche und Zeichen überall... keine Ahnung was das nun wieder war. Er blieb liegen wie er war, das schien ihm gerade sowieso das angenehmste zu sein, und starrte nach oben an die verfinsterte Decke. Es fiel ihm schwer seine Gedanken zu ordnen.

Neben ihm waren Geräusche. Mühsam drehte er seinen Kopf in die entsprechende Richtung und sah den blonden Rockträger, der irgendwie... aufgeregt wirkte. Dann drangen andere Geräusche aus einer anderen Richtung und Blondie erstarrte. Ein Stück weiter weg lag die Hauselfe... Xydia? Auch sie wirkte irgendwie nervös und aufgeregt, zumindest daran gemessen wie eilig sie es hatte auf die wackeligen Füße zu kommen. Rowen blinzelte müde und sah die ganze Szene reg- und kommentarlos an. Er hatte mittlerweile endgültig die Fähigkeit verloren zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden, deswegen trafen die Alarmstimmung des Rockträgers und der Elfe bei dem Dieb nur auf Unverständnis. Rowen sah es einfach nur an, nahm es hin und war ernsthaft versucht sich einfach nochmal hinzulegen und zu warten bis sich sein Kopf wieder klärte und er sich etwas besser fühlte. Die ganze Szene hier war schon wieder so merkwürdig und unmöglich, das er es für einen weiteren Traum und ein Hirngespinst hielt.

Rhaego Alcaryen
03.03.2017, 09:58
Während Alrik sich mühsam aufrichtete, wandte Rhaego sich ab und blickte zu den anderen Gefährten. Der Dieb regte sich, lag aber immer noch auf dem Boden, während Xydia sich mühsam auf ihren Stab gestützt aufrecht hielt. Die dürre Elfe sah sogar noch fertiger aus als Rhaego selbst sich fühlte. Doch von Juliette und Leirâ war nichts zu sehen. War das etwa ein weiterer Albtraum? Nein, er spürte den Schleier immer noch, während die kleiner gewordenen Flammen auf seiner Hand flackerten. Aber wie kamen sie hierher? Sie waren vor dem Untoten geflohen, hatten sich schon in Sicherheit gefühlt, ehe es wieder auftauchte... dann das Nichts...
Waren sie wirklich geflohen? Seine Erinnerungen fühlten sich so unwirklich an, vage und verschwommen. Aber das konnte ebenso gut an seiner Erschöpfung nach dem ersten Kampf mit dem Wiedergänger liegen. Normalerweise konnte er die Realität sehr gut von anderen Ebenen unterscheiden. War nicht das der Kern seiner Ausbildung im Zirkel gewesen?

Unwirsch schüttelte er den Kopf. All das war nicht wichtig. Wo immer sie waren, sie mussten hier raus. Während er sich Rowen näherte, um ihn endgültig zum Aufwachen zu bewegen, sah er sich erneut in der Höhle um. Die geschrumpften Flammen, die er trug, reichten nun nicht mehr aus, um die Wände der Höhle zu erleuchten, doch er fühlte sich zu müde, um sie ohne einen triftigen Grund noch einmal anzufachen. Als er gerade bei dem Elfen angekommen war, erweckte etwas auf der fernen Seite der Höhle seine Aufmerksamkeit. Er blinzelte, bewegte dann seine leuchtende Hand aus dem Sichtfeld, um besser sehen zu können. Ja, eindeutig, dort fiel Licht auf den steinernen Boden, helles Tageslicht. Dort musste der Eingang liegen!
Rasch trat er einen weiteren Schritt zur Seite und erhaschte einen Blick auf einen hohen Spalt, der halb hinter einem Felsvorsprung verborgen lag. Deshalb hatte er ihn nicht von Anfang an gesehen!

Doch nur einen Herzschlag später verwandelte sich seine Aufregung in kalte Angst. Ein langer Schatten teilte den dünnen Strahl aus Tageslicht, als sich vor dem Eingang etwas bewegte, begleitet von demselben malmenden Geräusch wie zuvor.
Rhaego fiel neben dem Dieb auf die Knie und schüttelte ihn panisch. Der Elf musste aufwachen, sie konnten es sich nicht leisten, auf die Fähigkeiten irgendeines Gruppenmitglieds zu verzichten. Sie mussten eine Lösung finden, schnell, egal ob dieses Etwas vor dem Eingang der Wiedergänger war oder etwas ähnlich großes.
Er zerrte den Elfen in eine sitzende Position, dann rief er halblaut, um das Monster ja nicht noch mehr anzustacheln, zu Alrik und Xydia hinüber: „Es blockiert den Eingang!“

Xydia
05.03.2017, 15:42
Xydia stolperte mehr das sie ging und landete schließlich an einer Wand. Die Kälte des Steines war nicht was ihr Körper brauchte, das Anlehnen war da schon bei Weitem eine bessere Unterstützung. Sie Elfe versuchte langsam aber sicher wieder Herrin ihrer Sinne zu werden. Sie war so verdammt kraftlos! Wenn nicht irgendwer, war es Rhaego, sie konnte sich nicht entscheiden gebrüllt hätte "Es blockiert den Eingang, wäre sie an der Wand herunter gerutscht und einfach liegen geblieben. "Es, ist es ES?" Beim Macher, das durfte doch nicht wahr sein. Ihre zarte Hand zog den Dolch aus der Scheide, hielt ihn mit zittrigen Fingern fest. "Wir müssen ES fort bekommen von dort... ich... mir... habe keine Kraft mehr, meine Konzentration schwindet mehr und mehr und ich finde die Phiole...." Hatte sie die Phiole überhaupt noch? Würde was darin war, so sie diese hätte noch reichen um ES in den Tod zu schicken, den wahren, wirklichen Tod?!

Vorsichtig stieß sie sich von der Wand ab, wollte in Richtung Rhaego gehen doch die Bewegung verebbte weit schneller als gedacht! Harte knallte sie mit den Knien auf dem Boden auf, kippte zur Seite. und blieb erst einmal liegen. 'ich bin nutzlos... ein verdammtes Dolchohr.' Sie schluchzte, ihre Körper zitterte schlimmer als ein Baum im Sturm. Der Gedanke bohrte sich wie ein Dolch in ihr Herz und sie war nahe dran zu verzweifeln. irgendwann ebbte es ab, das Weinen und sie wischte mit ihren Ärmeln über ihre Augen, damit sie wieder besser sehen konnte. Elendiglich, wie sie sich fühlte war sie kaum in der Lage zu handeln. Nicht weit von ihr entfernt war es Rhaego, der Rowen in eine sitzende Position brachte. 'Sitzen? Nein, sie blieb liegen. Vielleicht kam sie ja an ihre Tasche. Unendlich langsam zog sie , veränderte sie die Position und dann endlich hatte sie ihre Tasche vor sich liegen. Ihre linke Hand, ihre 'gute' Hand führte sie hinein und durchsuchte deren Tiefen. Ihre Fingerspitzen berührten etwas, etwas das sie Glas sich anfühlte. Sie ertastete das Obejekt. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Rhaego..." Ihr rufen war nicht laut. "... eine Phiole... ich habe noch eine Phiole..."

Rowen Teravis
07.03.2017, 11:38
Rhaegos Maßnahmen zeigte schnell und effektiv Wirkung. Nun war der Elf tatsächlich wach und alles andere als begeistert. Am liebsten hätte er Blondie jetzt eine gescheuert, nur die Tatsache das er sich so elend fühlte und sich in seinem Kopf durch das Geschüttle alles noch mehr drehte, hielt ihn davon ab.
„Heyheyheyhey, krieg dich mal wieder ein“, grummelte er genervt und schob grob die Griffel des Magiers von sich. Dann musste er sich erst einmal selbst wieder mit beiden Händen an den schmerzenden Kopf fassen und abwarten bis dieses Elend wieder nachließ. Was musste der dämliche Blondschopf so ein riesiges Drama machen... Die Elfe Xydia hatte in der Zwischenzeit einen Nervenzusammenbruch und sogar einen Heulkrampf bekommen. Und faselte nun irgendwas von einer Phiole. Der Dieb konnte sich nicht erklären was sie damit meinte. Was lief bei den Leuten hier verkerhrt? Alles ergab keinen Sinn mehr für ihn und mit jeder Sekunde schien das schlimmer zu werden.
Nachdem sich sein Kopf wieder einigermaßen beruhigt hatte, zog er die Beine an und stand mühsam auf. Wenn er das nicht tat würde Blondie in seinem Wahnsinn wohl sowieso nachhelfen.
Rowen fühlte sich ziemlich verkrampft und verspannt als hätte er eine Nacht lang auf einem Steinhaufen gelegen, aber an sonsten noch vergleichsweise normal. Ihm schienen auch soweit alle seine Gliedmaßen zu gehorchen... immerhin etwas. War wohl doch hauptsächlich sein Kopf der irgendeinen Schaden abbekommen hatte.
„Erklärt mir mal jemand was hier los ist?“
Fragend und ratlos ging sein Blick durch den Raum, von einem Anwesenden zum nächsten. Dann über den Boden an den Linien entlang und zu der dunklen Falte im Fels, die den Tunneleingang darstellte. Und tatsächlich, dort in der Ferne zeichnete sich ein allzu bekannter Umriss im Licht ab.

„Schon wieder?“ Dieser Anblick gab Rowens Realitätsverständnis endgültig den Rest. Er begriff gar nichts mehr und konnte das Monstrum einfach nur ungläubig anstarren. Das war doch jetzt schon der dritte Untote dieser Sorte der ihn da heimsuchte. Hatten die letzten zwei nicht gereicht? Konnten die sich nicht mal etwas anderes einfallen lassen? Er empfand auch nicht wirklich Panik davor, ein leichtes Unwohlsein vielleicht, aber ihm kam es fast so vor als hätte die letzte Illusion im Alptraum seine restliche Angst bereits aufgebraucht.
Alles ein weiteres Hinrgespinst. Alles nur Einbildung. Jetzt war Rowen sich da fast sicher.

Rhaego Alcaryen
08.03.2017, 19:37
Der Elf stieß Rhaego weg, aber wenigstens lag er nun nicht mehr nutzlos auf dem Boden.
Xydia rief etwas von der anderen Seite des Raumes. Ihre Stimme war so brüchig, dass Rhaego kein Wort verstand. Doch er erkannte sofort den blauen Schimmer, der durch ihre Finger hindurch drang, mit dem selben sehnsüchtigen Gefühl nach pochender Macht, die diese Flüssigkeit verlieh. Doch jetzt verschwendete er keinen zweiten Gedanken daran.

„Dann nimm es, bei Andrastes Asche!“, schnauzte Rhaego der Magierin zu. Die letzten beiden Worte machten ihm deutlich, wie fertig er war. Er vermied normalerweise alle Ausdrücke, die mit der Kirche zu tun hatten. Doch jetzt stand er unter viel zu viel Stress und fiel unwillkürlich in alte Muster zurück, noch vor seiner Zeit beim Zirkel... Er schüttelte den Kopf, bereute die Bewegung sogleich, als der pochende Schmerz in seinen Schläfen sich verstärkte. Er musste klar denken. „Und gib mir den Rest, falls noch etwas übrig ist...“, fügte er leiser hinzu. Hatte er nicht selbst Lyriumvorräte in seinem Rucksack gehabt? Aber wo war sein Rucksack?!

Er blickte sich um, doch in dem immer schwächer werdenden Licht der Flammen auf seiner Hand sah er den Rucksack nirgendwo. Er hatte ihn das letzte Mal gehabt, ehe die Explosion aus Magie sie ins Nichts geschleudert hatte...
Und jetzt waren sie hier... Warum waren sie nach dem Ende des Traumes hier gelandet? Irgendetwas musste das mit dem Wiedergänger zu tun haben. War dies hier sein Hort, in den er sie gebracht hatte, wo sie nun festsaßen wie Fliegen in einem Spinnennetz? Es gab irgendeinen Zusammenhang, das wusste er, aber welchen?

Alrik riss ihn an seinem Kragen zurück und schob ihn hinter sich, als das Monster sich mit schleifenden Geräuschen durch den engen Eingang schob. Die Felsen protestierten gegen die massive Gestalt des Wiedergängers und gaben mit lautem Krachen nach, wo er sich mit Gewalt durch die zu enge Öffnung schob. Faustgroße Brocken rieselten um ihn herum zu Boden, während sich das Monster durch den aufwallenden Staub weiter näherte. Rhaego wich noch weiter zurück.
Sie brauchten jetzt unbedingt einen Plan, wie sie hier lebend wieder herauskamen.

Xydia
17.03.2017, 22:58
"Ja... natürlich... Magus..." Mechanisch öffnete die Elfe die Phiole, ihre Hand zitterte stark. Xydia hatte Angst etwas von dem wertvollen und im Moment auch lebenswichtigen Nass zu verschütten. Endlich erreichte die Phiole ihre Lippen und sie ließ die blaue Flüssigkeit in ihre Kehle Rinnen. Sie spürte wie ein Stück der magischen Kraft wieder in ihren Körper floss. Noch bevor sich die Wirkung vollends einsetzte ging, nein stakste hinüber zu Rhaego. "Bitte... hier.... nehmt..." Gerne hätte die Elfe sich gesetzt, doch sie traute sich nicht, denn sie war unsicher ob sie wie auf ihre Füße kam. Angst stand in ihren dunklen Augen geschrieben. "Habt ihr einen Plan? Er scheint unbesiegbar... und wir sind vor dem Vorhang, nicht dahinter. Wo sind unsere anderen Gefährten." Schwer stützte sie sich auf den Zauberstab um Halt zu bekommen.

Mit ängstlichem Blick schaute sie zum Eingang. "ES ist wieder da... wir sind so schwach." Ihre Stimme ist mehr ein Flüstern als alles andere. Langsam wandte sie sich Rhaego wieder zu. "Ich kann versuchen einen Einsturz der Höhle herbei zuführen damit das Monster darunter begraben wird... aber das würde uns nicht mehr helfen... Eis... auch das kann ich noch einmal versuchen, doch das wird ihn nicht lange aufhalten... " Ihr Blick klebte flehentlich an dem Verzauber. "... wißt mehr als ich... ich bin nur eine einfache Heilerin... bitte... " Sie sah jämmerlich aus, die Spuren des Nasenblutes waren noch deutlich in ihrem Gesicht zu sehen. "Bitte... ich tue alles was ihr sagt..."

Rowen Teravis
20.03.2017, 21:24
Sprachlos erfasste Rowen, wie sich das monströse Ungetüm mit brachialer Gewalt einen Weg durch den Gang bahnte. Der Elf wich vom Ganz zurück, sein Blick ging hektisch durch den ganzen Raum. Er suchte nach Optionen... irgendwas musste ihm doch einfallen! Die Elfe Xydia drehte inzwischen komplett ab. Die Höhle einstürzen lassen?! Der Dieb glaubte sich verhört zu haben. Die drehten ja alle komplett durch! "Bitte... ich tue alles was ihr sagt..." wimmerte sie. Es war alles an Blondie gerichtet, doch der wirkte auch nicht wirklich so als hätte er irgendeine Idee.

„MACHT LICHT VERDAMMT!“ platzte Rowen dazwischen. War er hier der einzige der noch einigermaßen bei Verstand war? Blondies Flamme war jedenfalls immer kleiner geworden und im gleichen Maße breitete sich die Finsternis wieder in dieser stickigen Gruft aus. Und dann verteilt euch... dann erwischt er nicht alle gleichzeitig. War zwar nicht der beste Plan, aber was blieb anderes übrig? So bestand immerhin eine Chance von eins zu vier das es nicht ihn als erstes erwischte, was ihm dann Zeit verschaffen würde durch die Lücke zu huschen und nach draußen zu flüchten. Wie weit er kommen würde war natürlich fraglich, aber ein paar Minuten Lebenszeit mehr schadeten ja nie...

Da es in der Gruft immer finsterer wurde, musste Rowen besonders angestrengt auf den Boden starren, während er sich auf der Suche nach einer besseren Position durch den Raum bewegte. Fehlte ja grade noch das er dem Wiedergänger im Dunkeln direkt vor die Füße stolperte... Überall diese komischen Linien auf dem Boden. Was hatte es damit nur auf sich? Sein Gefühl sagte ihm das da mehr dahinter steckte als nur sinnfreie Kunst, aber er war kein Magier und kannte sich mit derartigem Unsinn nicht aus. Ihm fiel am Rande auch ein einzelner Schuhabdruck aus verschmierter Farbe auf, aber der Dieb schenkte dem keine Beachtung.

Seine Gedanken galten dem untoten Bollwerk, das sich lautstark und unaufhörlich wie eine Naturgewalt in ihre Richtung walzte.

Rhaego Alcaryen
26.03.2017, 16:41
„MACHT LICHT VERDAMMMT!“
Rhaego zuckte zusammen und wandte den Blick von dem Schatten im Höhleneingang ab. Erst jetzt bemerkte er, dass er abwesend mit der rechten Hand nach dem Lyriumfläschchen gegriffen hatte. Die Flammen auf der Handfläche waren beinahe erloschen. Rasch nahm er die Phiole mit der linken und stürzte ihren Inhalt hinunter. Sofort spürte er die zusätzliche Kraft in sich, doch es war wenig so wenig im Vergleich zu dem, was er benötigt hätte, um auch nur annähernd wirksame Zauber gegen das Monster zu beschwören.

Einen Teil der neuen Kraft leitete er sofort in seine Hand. Die Flammen flackerten auf, doch es wurde nicht heller. Wogen von Dunkelheit schienen von dem Wiedergänger auszugehen und das Licht zu ersticken. Hatte er das zuvor schon gemacht? Rhaego konnte sich nicht erinnern... Bedeutete das, dass das Monster hier stärker war?
Mit einem leisen Fluchen verstärkte er seine Anstrengung. Mittlerweile verwandte er einen großen Teil seiner neugewonnen Kraft für einen Zauber, der ihn normalerweise nur einen kurzen Gedanken kostete. Doch dafür wurde es endlich wieder hell genug in der Höhle, um den Boden zu erkennen.

Ein scharrendes Geräusch ertönte, als Alrik vor ihm sein Schwert aus der Scheide zog. Rhaego schüttelte den Kopf. Waffen hatten schon bei ihrem ersten Kampf nichts gegen das Ungeheuer genutzt. Und jetzt fehlten ihnen auch noch Leirâ und Juliette...
Unsicher wich er weiter zurück. Was sollte er denn der Elfe sagen? Er wusste doch genauso wenig, wie sie dieses Monster besiegen konnten.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie der Dieb einen Sekundenbruchteil lang auf den Boden starrte. Er folgte dem Blick des Elfs und bemerkte den verschmierten Fleck, wo die klaren Linien verwischt waren. Unwillkürlich lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er hatte keine Ahnung, wofür diese Runen und Zeichnungen dienten, aber er wusste genau, dass selbst die geringsten Fehler und Veränderungen dieser Zeichen gewaltige Auswirkungen haben konnten. Er hoffte nur, dass es sich bei dieser einen Linie, die so harmlos schmal am Rande lag, um keinen essentiellen Teil handelte. Wer wusste schon, welches Ungeheuer sonst durch diese kleine Lücke in die Welt jenseits des Schleiers entweichen konnte?

Mit einem weiteren knirschenden Geräusch brachte der Wiedergänger den engen Höhleneingang hinter sich. Ein Ungeheuer... befreit... Ein Gedanke regte sich in ihm, so entsetzlich, dass es ihm die Luft abschnitt.
In einem verzweifelten Aufwallen der Kräfte konzentrierte er sich, griff hinter den Schleier und zog die pochenden Mächte durch sich hindurch, leitete sie in das Feuer auf seiner Hand. Fast explosionsartig weiteten sich die Flammen aus, wurden zu einem weißglühenden Feuerball. Die modrige Dunkelheit zuckte zurück und die Höhlenwände offenbarten sich erneut, versehen mit zahllosen Runen und Linien, eingeätzt in die steinernen Wände. Die Zeichen setzten sich auf dem Boden fort. Wo der Fels sichtbar war, waren auch die Linien in den Stein geritzt. Doch wo staubige Erde den Stein bedeckte, waren sie nahtlos mit Farbe weitergeführt, woben sich wie feine Spinnweben durch die gesamte Höhle.

„Es ist ein Bannkreis!“, rief er. „Was immer ihr tut – tretet nicht auf die Linien!“ Automatisch blickte er hinab und merkte, dass er selbst beinahe den Fuß auf eine fein verwobene rote Rune gesetzt hätte. So rasch zog er das Bein zurück, dass er beinahe gestolpert wäre, fing sich lediglich im letzten Moment und setzte den Fuß mit einem großen Schritt auf einen steinernen Bereich. Auch hier bildeten die Linien ein feines Netz, doch solange er vorsichtig war, würden seine Schritte die Bannrunen nicht beschädigen.

Mittlerweile war er sich sicher, dass diese Höhle der Schlüssel war, wie sie das Monster besiegen konnten. Aber wie?
„Wir brauchen mehr Zeit!“, fügte er ebenso dringlich hinzu. „Haltet es irgendwie auf!“

Xydia
26.03.2017, 21:12
Alles um sie herum schien sich zu drehen. Da war das Gesicht von Rowen, des Elfen der sie angewidert anschaute, dann das von Rhaego. Seine Stimme hallte in ihrem Schädel nach. 'Das ist ein Bannkreis.' Das Lyrium schoss durch ihre Adern. Als der Effekt abebbte, übernahmen ihre Sinne wieder die Kontrolle. Xydia wäre fast ins Straucheln gekommen, doch sie fing sich schnell genug um Schlimmes zu vermeiden. "Ein Bannkreis... schützt er uns vor dem Monster, Rhaego?" Sie sah nicht besser aus als vor der Einnahme, aber ihre Augen wirkten wacher. "Zeit? Ich kann eine Wand erschaffen, aber ich weiß nicht wie lange das Ding braucht um sie einzuschlagen..." Sie umfasste ihren Magierstab fester und blickte sich um. Die Muster auf dem Boden schienen sich zu bewegen, die Muster zu altanieren. "Rhaego... " Ihre Wangen röteten sich vor Aufregung. "... schaut... die Muster... könnte das ein Reiseweg sein? Einer aus alter Zeit." Sie wagte nicht zu sagen von ihrem Volk. Sie biss sich auf die Lippen und wandte sich dann, so als wolle sie Abstand zu dem gewinnen, was sie dachte zu dem Monstrum, dass sich langsam aber unaufhörlich auf sie zu bewegte.

Rhaego Alcaryen
14.04.2017, 02:05
Ein Reiseweg? Was zur Hölle war ein Reiseweg? Davon hatte Rhaego noch nie gehört. Vielleicht hatte die Elfe recht. In dem Licht der Flammen waren die zahlreichen Zeichen und Linien gut zu erkennen und einige... einige sahen durchaus fremd und...elfisch aus.
Mit einem Aufschrei stürmte Alrik nach vorne und hieb mit dem Schwert auf das Monstrum ein. Nutzlos, aber mit einem hässlichen Knirschen, prallte die Klinge von dem Wiedergänger ab. Der wuchtige Schlag des Monsters verfehlte den Burschen nur um wenige Zentimeter, als dieser sich zur Seite warf.
Es war Zeit, irgendwas zu tun! Rhaego war kurz davor, diese Höhle zu verstehen, aber er brauchte noch einige Augenblicke. Ein Reiseweg...Nein! Rhaego war mittlerweile überzeugt, dass es sich eher um einen Bannkreis handelte. Denn einige Zeichen kannte er. Und die breite Linie, die im Zentrum der Höhle einen Kreis bildete, war definitiv der Kern eines solchen Bannes.

Alrik rollte unweit von ihm über den Boden und stöhnte unwillkürlich, als die harten Spitzen des Felsens sich in seinen Rücken bohrten. Das Monster setzte ihm nach und war nun fast in der Mitte der Höhle. Dunkler Staub wirbelte unter seinen schweren Tritten auf... aber die roten Runen, die scheinbar so leicht verwischten, blieben dennoch gestochen scharf.
Das Monster kann keinen Einfluss auf die Runen nehmen! Es musste der Wiedergänger selbst gewesen sein - es musste einfach so sein! - der hier gefangen gewesen war... und aus irgendeinem Grund nun befreit durch die Gegend lief.

Wie magisch wurde sein Blick von der kleinen Stelle angezogen, wo ein verwischter Fußabdruck die Runenzeichen unterbrach. Es sah harmlos aus, so weit am Rand... doch als Rhaego den Linien folgte, die mit dieser Rune verbunden waren, sah er mit Entsetzen, wie schnell sie sich mit anderen Linien verflochten, verdickten und schließlich zu dem zentralen Bannkreis führten.

Xydias Aufschrei ließ ihn aufblicken. Urplötzlich hatte das Monster von Alrik abgelassen, wandte sich herum und stapfte auf den Elfen zu, der sich bisher unbemerkt am Rande der Höhle entlang geschlichen hatte. Egal! Die anderen mussten sich darum kümmern! Er selbst konnte nicht viel gegen den Wiedergänger ausrichten, das hatte er bereits während des ersten Kampfes gemerkt.

So schnell wie möglich eilte er zu der Stelle, wo die rote Farbe verwischt war, nur von der nötigen Vorsicht gebremst, nicht selbst auf die Linien zu treten. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf – was, wenn dies ein geprägter Bannkreis ist? – doch er verjagte ihn rasch, als er hinter sich ein tiefes, fauchendes Knurren hörte, das nur von dem Wiedergänger stammen konnte. Fast nie wurden geprägte Bannkreise genutzt! Welchen Sinn machte es auch, einen einmal geschlossenen Bann auf denjenigen zu beschränken, der ihn zum ersten Mal veränderte?
Neben der Lücke ging er in die Hocke. Er fokussierte die lyriumverstärkte Kraft, die durch seine Handfläche schoss und sich als Feuer manifestierte, zog sie auf einen Punkt zurück. Es wurde dunkel in der Höhle, eine lichtlose Schwärze, nur unterbrochen von dem leisen Glühen, das von seinem Zeigefinger ausging. Er setzte den Finger an, exakt auf die Linie, zog ihn dann weiter, eine rot leuchtende Spur hinter sich lassend, bis er die beiden Teile jenseits des verwischten Fußabdrucks verbunden hatte.

Er hielt den Atem an. Einen Augenblick geschah nichts. Und dann... verlosch die Linie einfach.
Rhaego musste nicht einmal die Flammen wieder auf seine Hand zurückrufen, um zu wissen, dass der Wiedergänger noch immer in der Höhle war. Der Bannkreis hatte nicht reagiert und noch ehe er den nächsten donnernden Schritt des Monsters hörte, wusste er, dass er gescheitert war. Seine schlimmste Befürchtung war eingetreten – der Bannkreis war geprägt.
„Wir sind verloren“, dachte er und merkte nicht einmal, dass er es laut ausgesprochen hatte. „Nur derjenige, der den Bann verändert hat, kann ihn auch wieder schließen.“
Ein fernes Stöhnen in der Dunkelheit riss ihn aus seinem Schock. Seine Gefährten waren der Finsternis hilflos ausgesetzt und dem Monster so noch weiter unterlegen! Innerhalb eines Herzschlages loderten wieder Flammen aus seiner Hand, strömte das Licht zurück in die Höhle und brach sich wieder an dem so fein ausgeklüngelten Runenbann.

Xydia
14.04.2017, 14:15
Die Stimme die sie vernahm war für keinen anderen zu vernehmen. Ob es wirklich gesprochenes Wort war oder eine Form der Magie blieb verborgen. 'Kind, was tust Du an diesem Ort?' Die Elfe wandte sich der Richtung zu aus der sie die Stimme vernommen hatte. Sie schrie auf, als sie die Gestalt auf sie zutreten sah. Die Gestalt ein Elf, gekleidet in Roben, Roben, welche die 'alten glorreichen Tage' widerspiegelten, die Tage der Macht, des Friedens und der Freude. "Wer... wer bist Du..." 'Wer ich bin tut nichts zur Sache, ebenso wenig mein Name, Tochter. Ihr werdet sterben und ich spüre, dass Du sie retten möchtest. Warum?' Die Elfe wich noch einen Schritt zurück. "Kannst Du helfen?" 'Ja, denn ich war es der das Thaumagram schuf. Einst sollte es das Monster in den Zwischenwelten halten... doch dann verging so vieles.' "Du? Du hast es geschaffen?" 'So war es Kind doch alles geriet außer Kontrolle und die Plage begann und der Untergang unseres Volkes. Sieh dir nur den Elfen an, dort, der lieber beim Versuch stirbt zu fliehen, statt man euch allen gemeinsam gegen das Monster zu streiten. Das Volk ist verloren.' Vehement sprach sie dagegen. "Nein, nein! Das stimmt nicht. Er mag selbstsüchtig sein, aber wer gibt Dir das Recht ihn zu beurteilen? Weißt Du was er durchlitten hat umso zu werden? Weißt Du das?" 'Ist das wirklich von Relevanz, Kind?' "Das ist es! Zeig mir, dass Du anders bist, zeig mir, dass Du Mitleid hast, zeig mir den Weg hier heraus. Bitte." Sie ging auf die Knie, wie man es ihr in der Zeit als sie versklavt war beigebracht hatte. 'Und wenn das einen Preis hat? Dein Leben, Kind?' "Dann bin ich bereit, ich... ich sehre andere Leben als hochwertiger an, als da meine..." Als sie es aussprach war es so als würde ihre Stimme brechen. 'Hmm, das ist ein verlockendes Angebot, Kind. Was wenn ich ein Dämon bin und dich verführe alle ins Verderben zu führen?' "Das bist Du nicht, denn Du trägst ein Sigil. Eines von denen man sagte, sie seien alle geborsten oder verschollen." 'Erstaunlich, Kind, Du weißt Dinge die ich unter den Trümmern der Welt verschüttet glaubte. Nur deshalb helfe ich, nicht um deinetwillen und weniger noch ihretwillen. Gehe hinüber und schließe den Kreis dort wo die Zauberschrift verwischt wurde. Rufe alle Deiner Freunde in die Mitte... und vergiss nicht, das ich Dich gewarnt habe, denn der Preis wird hoch sein.' Stumm nickte sie.

Schnellen Schrittes ging sie zu Rhaego hinüber. "Herr Rhaego ruft alle in den Kreis, so bald ich das Muster wiederhergestellt habe. Bitte fragt nicht." Behände ergänzte sie die Muster des Thaumagrams. Für den Beobachter erschien es, als habe sie in ihrem jungen Lebens nie etwas anderes gemacht, ja, die Handschrift schien sich nicht von der zu unterscheiden, die es vor Äonen hier geschaffen hatte.

Als sie sich erhob, war es, als läge das Gewicht der ganzen Welt auf ihren Schultern. Nur mit Mühe kam sie wieder auf die Füße, sie stolperte in Richtung der Mitte, des Thaumagrams. Ihre Augen waren nicht in der Lage wahrzunehmen ob ihre Gefährten noch kämpften oder ob sie schon mitten im magischen Kreis standen. Ihre zitternden Finger umklammerten den weißen Zauberstab. Nun galt es.

'Du willst es wirklich tun, Kind? Du kannst ja kaum noch stehen?' Es schwang etwas in der Stimme mit das man als Mitleid hätte interpretieren können. 'Alles was Du tust, tust Du für sie, nicht für Dich... warum?' Sie blickte den anderen an, er mochte die Antwort in ihren Augen lesen, aber zum Sprechen hatte keine Kraft mehr. 'Es tut mir leid was ich Dir aufbürde... sie werden dorthin gelangen, aber es ist an Dir zuvor...' Mit aller Kraft stieß sie ihren Stab auf den Boden. Alle Worte die hätten ausgesprochen werden müssen klangen nur in ihrem Kopf. Als der Stab den Boden berührte ging von dort eine Welle aus, die alles zu zerstören schien, sie alle hoch warf als seien sie Puppen.

Ihre Gefährten erblickte sie nicht mehr, starrte stattdessen nur in die Toten Augen des Monsters.

Rowen Teravis
27.04.2017, 08:14
„Es ist ein Bannkreis!“ Was? „Was immer ihr tut – tretet nicht auf die Linien!“ Sonst noch Wünsche?! Falls es dem dämlichen Rockträger nicht aufgefallen war, der ganze Boden war voll mit diesem Gekrakel. Und nebenbei sollte man auch noch darauf achten, dem riesigen Untoten auszuweichen. „Wir brauchen mehr Zeit!“ WIE DENN? „Haltet es irgendwie auf!“
Sehr witzig.

Dem sonstigen Geschwafel schenkte der Dieb nur noch eingeschränkte Aufmerksamkeit. Er war kein Magier, oder Schriftgelehrter, oder Elfenfanatiker, oder sonst irgendwas das mit diesem Blödsinn hier etwas anfangen konnte. Er war ein Dieb und ein feiger Herumtreiber, also würde er das tun was er konnte: Leine ziehen und den freiwilligen Selbstmord anderen überlassen. Er arbeitete sich vorsichtig im Halbkreis an der Wand entlang, penibel darauf achtend ja nicht in die Kritzeleien zu treten weil das ja angeblich so wichtig war, und schlich sich so lautlos und stetig in Richtung Ausgang. Wieder einmal entwickelte jemand einen Heldenkomplex und entschied sich den Untoten anzugreifen. Dankbar nahm Rowen diese Situation an. Besser konnte man das Ding ja nicht ablenken, oder?
Doch dann – wie könnte es anders sein – änderte das Monstrum sein Verhalten, ließ von dem Menschen ab und stampfte plötzlich wieder auf den Elfen zu. Warum immer ICH?! schoss es ihm noch durch den Kopf, während das Ding mit erhobener Waffe immer näher kam...

Und dann wurde es unvermittelt stockfinster.

Blind stolperte der Dieb gegen die Wand und die Panik flammte in ihm auf wie eine glühende Stichflamme. Nicht das er dem Monstrum überhaupt etwas entgegenzusetzen gehabt hätte. Jetzt war er sogar seines einzigen Vorteils – des Ausweichens – beraubt. Hilflos und blind musste er mit anhören wie das Monster näherstapfte, jede Wette das es auch ohne Licht genau wusste wo es und seine Beute sich befanden.
Die Finsternis dauerte vielleicht ein paar Sekunden. Doch dann als es wieder hell und das erste was Rowen dann wahrnahm war das silberne Aufblitzen vor seinen Augen, als das riesige verrostete Schwert des Ungetüms direkt auf ihn zuraste. Er versuchte noch aus dem Weg zu springen, wodurch das Schwert funkenschlagend über die Höhlenwand schrammte und ihn nur um wenige Millimeter verfehlte, doch war das Monstrum mittlerweile zu nahe als das er ihm entgehen könnte. Statt mit dem Schwert machte der Dieb nun harte Bekanntschaft mit dem Schild, das der Untote am anderen Arm trug. Der Aufschlag trieb ihm das letzte bisschen Luft aus den Lungen und ließ eine Flut von bunten Sternchen vor seinen Augen erscheinen, und schleuderte ihn unabsichtlich ins Innere des Bannkreises. Noch bevor er dort dann auf dem Boden aufprallte, erfasste ihn der uralte Elfenzauber.

--> Elfenruine nahe Orzammar (https://www.globalgameport.com/showthread.php?55707-Elfenruine-nahe-Orzammar&p=964262&viewfull=1#post964262)