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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Reise nach Norden-GR



Obscurefighter
29.11.2010, 12:53
Da ich zur Zeit Mass Effect und Alpha Protocoll parallel zocken, ist bei mir die Idee einen Agentengeschichten im All entstanden. Dies ist das Ergebnis.
Diese Story spielt einige Jahre nach dem Angriff der Geth auf die Citadel. Die Menschen kämpfen weiterhin um einen Sitz im Rat, die Allianz versucht die Präsenz der Menschen innnerhalb der Ratssektoren zu stärken. Doch kaum einer ahnt, dass eine verdeckte Organisation daran arbeitet den jetzt wieder hergestellten Frieden zu zerstören.
I



Eine tiefe, fast schon bedrückende Schwärze lag in dem Zimmer. Eine Schwärze, die nicht nur der absoluten Geheimhaltung diente, sondern auch der Einschüchterung. Es sollte die hier Anwesenden verunsichern und sie nervös machen. Nur eine schwache Röhre an der Decke spendetet so weit Licht, dass die Anwesenden die Umrisse ihrer Mitanwesenden sahen und auf den großen Bildschirm sehen konnten.
Batcher blickte sich an dem großen, runden Tisch um. Er musterte die, die im gegenüber oder neben ihm saßen. Mit manchen hatte er schon zusammen gearbeitet, aber dies war im Moment irrelevant. Es würde eh nichts ändern. Sein Blick streifte über die ummantelten Gestalten, die sich mit ihm in einem Raum befanden. Dabei musste er unter seines Kapuze grinsen.
Sie legten alle so viel wert auf Geheimhaltung, dass sie nicht mal sich untereinander genug vertrauten, um ihre wahren Gesichter zu zeigen.
Batcher griff nach einem Glas mit grüner Flüssigkeit, das vor ihm auf dem Tisch stand und nippt daran. Es löste ein leises Kribbeln in seinem Körper aus. Er setzte es ab und schaute, genau wie einige andere, auf den großen Bildschirm, der gegenüber der Flügeltür, die als Eingang diente, lag. Er war genauso schwarz wie die Finsternis, die sich wie ein Schleiern um ihn und den anderen gelegt hatte.
Warum hatten sie ihn gerufen?
Ein kurzes Aufflackern, dann veränderte sich das Bild auf dem Schirm. Zuerst sah Batcher nur einen schwarzer Ledersessel, dann tauchte eine Gestalt auf. Er konnte sie keiner bestimmten Art zuordnen, aber er arbeitete schon so lange für sie, er fragte sich das gar nicht mehr.
Die blecherne und mechanisch klingende Stimme, die ihm schon so oft seine Aufträge erteilt hatte, erklang im Raum.
„Ich bin froh, dass alle erscheinen konnten. Diese Angelegenheit läuft unter der Dringlichkeitsstufe 9.“
9, fast die höchste Dringlichkeitsstufe. Batcher schluckte. Die Stimme sprach weiter.
„Wie Sie alle sicher wissen, mischen wir uns nur sehr selten in die Angelegenheiten, die den interstellaren Frieden bedeuten, ein. Doch jetzt ist unser Eingreifen absolut erforderlich. Wenn wir nicht verhindern, dass die Verbrüderung zu groß wird, dann stehen wir bald einer Macht gegenüber, die mächtiger ist als wir.“
„Was sollen wir tun, Herren?“, fragte eine Gestalt, die fast genau vor dem Bildschirm saß. Batcher und alle anderen drehten die Köpfe zu ebendieser. Batcher vermutete anhand der Größe und der Sprechweise, dass es sich um einen Kroganer handeln musste, obwohl er noch nie gehört hatte, dass ein Kroganer die Geber mit 'Herren' anredete. Aber es hatte ihn auch nicht weiter zu interessieren.
Die Gestalt auf dem Bildschirm hatte eine Weile geschwiegen, um die Worte des einen länger im Raum stehen zu lassen. Dabei hatte sie keine Regung gezeigt. Und selbst wenn, keiner hätte es gesehen, denn ein jeder sah nur ihre Umrisse. Keine Details. Wieder diese Geheimhaltung.
Erst nach einigen Minuten sprach die Gestalt weiter.
„Ich habe jedem von Ihnen ein Ziel auf Ihren PDA geschickt. Wir müssen allen zeigen, dass wir die Macht haben. Tun Sie alles, was Sie können, um diese Ziele zu eliminieren. Wir dulden keine Fehler, kein Versagen.“
Alle nickten, wie von einer unsichtbaren Macht gesteuert, im gleichen Moment.
„Gehen Sie und erledigen Sie Ihre Aufträge.“
Langsam und so leise wie möglich erhoben sie alle und verließen den Raum. Durch die Flügeltüren fiel das fahle Licht vom Flur in den Raum. Auch Batcher erhob sich, doch als er alleine im Raum war, erklang wieder die Stimme.
„B, drehen Sie sich noch einmal um.“
Batcher tat es. Die Geber nannten immer nur die ersten Buchstaben ihrer Namen. Keiner durfte den wahren Namen wissen.
„Halten Sie ihren Schützling da raus.“
„Aber...“
„Er ist zu... wankelmütig. Er sollte nichts von all dem wissen.“
Batcher verneigte sich leicht.
„Habe verstanden.“
Der Bildschirm wurde wieder schwarz. Batcher richtete sich auf und wandte sich um, um den Raum zu verlassen. Er stand im Türrahmen, da glaubte er etwas zu sehen. Eine Person, die sich von der Tür wegbewegte. Doch als er genauer hinsah, erkannte er, dass er sich getäuscht haben musste. Also warf er, während er den Gang hinabging, einen Blick auf seinen PDA. Sein Ziel war ganz klar: Die Citadel. Mit schnellen Schritten machte sich der Turianer auf zu seinem Shuttle.

Obscurefighter
29.11.2010, 17:46
II



Aus den Stimmen der verschiedenen Arten und Rassen ergaben sich ein wildes Gewirr von Sprachen und Dialekten. Für diejenigen, die keine Universalübersetzer trug, was aber nur auf eine kleine Minderheit zutraf, war es kaum auszuhalten und wer nicht unbedingt hier sein musste, der mied die Märkte und den Zoll der Citadel. Doch so manch einer hatte keine Wahl.
Jo verstand ja, dass die Allianz mehr Präsenz auf der Citadel und im Ratssektor zeigen wollte, aber ihr war weiterhin schleierhaft, was die Patrouillieren über die Märkte zum Zoll und wieder zurück bringen sollte. Sie lehnte an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, einen Fuß an die Wand gestellt und beobachtete die Neuankömmlinge auf der Citadel. Jeden einzelnen, ganz genau. Sie musste auf bestimmte Dinge einfach achten.
Ein Mann kam aus der Masse auf sie zu. Er trug eine mächtige und breite Rüstung mit der Zeichen der Allianz darauf und ein Visor, eine Art durchsichtiges Visier, über seinem linken Auge. Sein Gesichtsausdruck war ernst, fast schon eisern, wie ein Stein. Als sie in Hörweite war, sagte er in seiner strengen, fast schon befehlsmäßigem Ton:
„Verhält sich so eine Soldatin der Allianz, Leutnant Baynham?“
Er sprach damit ihre Körperhaltung, die ihre derzeitige schlechte Laune ausdrückte, an. Jo senkte den Blick, schwang sich von der Wand weg und nahm die übliche, leicht militärische Haltung an, die der Mann so liebte.
„Nein, Commander Shi. Tut mir Leid.“
„Und nur Weicheier entschuldigen sich.“
Jo erwiderte nichts. Manchmal war Schweigen die beste Antwort. Zumindest bei Commander Shi.
Er war ihr Ausbilder bei der Allianz. Als sie sich mit 16 als Freiwillige gemeldet hatte, war sie ihm zugeteilt worden. Er war ein harter und strenger Lehrer gewesen und obwohl sie jetzt nur einen Rang unter ihm stand, behandelte er sich stets noch wie eine Rekrutin.
Er war einer der wenigen Asiaten bei der Allianz. Gebürtig kam er aus Japan, seine Eltern lebten, soweit Jo wusste, immer noch da. Shi hatte dunkel gebräunte Haut, markante asiatische Gesichtszüge und diese stechenden rotbraunen Augen. Sein Körperbau war für einen nur 1.50 großen Mann beeindruckend. Und obwohl Jo auf ihn herabsehen konnte, hatte sie ziemlichen Respekt vor ihm. Er war ein kleiner Teufel.
„Etwas wichtiges passiert?“, fragte er. Jo schüttelte den Kopf.
„Nichts dergleiches. Alles friedlich.“
„Gut, dann folgen Sie mir, Leutnant.“
Er wirbelte herum und marschierte am Zoll vorbei in Richtung Allianzhauptsitz. Beim Gehen wippte der kleine, schwarze Pferdeschwanz, in welchem sein schwarzes, kurz gestutztes Haar endete. Jo konnte sich ein grinsen nicht verkneifen. Innerlich war sie doch immer noch eine kleine Rekrutin. Shi wandte sich kurz um und zog fragend eine Augenbraue hoch, doch Jo hatte sich schon wieder gefasst und schaute so, wie Shi es von ihr erwartete. Sie folgte ihm schweigend.
Der Hauptsitz der Allianz auf der Citadel lag in einer fast unscheinbaren Gasse im Präsidium. Nur, wer wirklich hierhin wollte, konnte sie finden. Jo war sich nicht sicher, ob das der Grund für die Lage des Gebäudes war oder die Tatsache, dass dies einer der wenigen Orten gewesen war, wo das Gebäude gebaut werden konnte. Es gab einen gewissen Sicherheitsabstand, den unbekannte Personen einhalten mussten. Jo wunderte es, dass Shi vor diesen Abstand, der durch leichte Leuchtstreifen gekennzeichnet war, anhielt und sich zu ihr um wandte.
„Baynham, wir bekommen in der nächsten Stunde hohen Besucht. Der Vertreter der Menschen auf der Citadel kommt zu uns.“
„Wer? Anderson oder Udina?“
„Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir einen anonymen Hinweis haben, dass ein Anschlag auf den Sitz der Allianz geplant ist. Der Chef hat angeordnet, dass mehr Sicherheitskräfte abgestellt werden müssen. Und da kommen Sie ins Spiel. Sie bewachen diesen Teil der Zone. Lassen Sie niemanden durch, der keine Genehmigung hat. Verstanden?“
Sie salutierte.
„Yes, Sir.“
Shi nickte.
„Ich vertraue Ihnen, Baynham. Und das sage ich nicht zu vielen. Wehe Sie enttäuschen mich.“
Er funkelte sie an, wandte sich dann herum und ging auf das Gebäude zu. Jo blickte ihm nach, ging dann zur der Säule, die genau in der Mitte des Gebiets stand, welches sie überwachen sollte, und lehnte sich daran. Sie nahm die Haltung ein, die sie schon beim Zoll eingenommen hatte. Sie holte ihre Sonnenbrille heraus, setzte sie sich auf und aktivierte die automatische Überwachung. Auf einem Brillenglas schaltete sie das Extranet ein. Was sollte denn jetzt schon großartig passieren? Sie hatte schon viele solcher Drohungen mitgemacht, doch bis jetzt war noch nie etwas passiert. Also konnte sie auch genauso gut den neusten Nachrichten folgen.

Die Veranstaltung hatte gerade begonnen, Jo beobachtete mit dem linken Augen die Gegend, mit dem rechten Augen und dem rechtem Ohr folgte sie der Reporterin, die direkt aus dem Sitz der Allianz berichtete. Am liebsten wäre sie jetzt direkt dabei.
Da kam eine Gestalt auf sie zu. Sie konnte nicht viel erkenne, tippte aber anhand der Gangart und der Kleidung darauf, dass es sich um einen Menschen handelte. Der lange Mantel war keiner von denen, der über den Boden schleifte. Er verlieh seinem Träger eher so etwas wie professionelle Eleganz. Mit kräftigen Schritten ging die Gestalt genau auf das Gebäude der Allianz. Jo schwang sich von der Säule weg und stellte sich der Gestalt in den Weg.
„Haben Sie eine Erlaubnis?“
Die Gestalt blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen.
„Bitte?“
Ein Mann, ein junger Mann. Sie versuchte sein Gesicht zu erkennen, doch die Kapuze verhinderte es. Jo atmete tief durch. Da hatte sie mal wieder jemanden von der ganz langsamen Sorte.
„Haben Sie eine Erlaubnis zum Betreten des Gebäudes?“
„Ich...Nein.“
„Dann verlassen Sie bitte das Gelände.“
Sie stieß ihm die Hand gegen die Brust und schaute ihn streng an. Doch er rührte sich nicht.
„Verschwinden Sie.“
„Bitte, Sie müssen mich durch lassen.“
Er wollte an ihr vorbei, doch sie streckte den linken Arm aus und hielt ihn so ab.
„Ohne Erlaubnis kein Durchkommen.“
„Wenn ich nicht da rein kommen, dann wird es ein Unglück geben.“
„Und wenn ich Sie durchlasse, dann wird es auch ein Unglück geben. Dann werde ich nämlich meinen Job verlieren.“
Sie lachte kurz und spöttisch auf. Doch er blieb standhaft.
„Ich flehe Sie an. Lasse Sie mich durch.“
„Nein. Verschwinden Sie oder ich lasse Sie festnehmen. Entscheiden Sie sich.“
„Aber...“
„Jetzt gehen Sie schon!“
Jo hatte keine Lust sich zu streiten. Doch dieser Kerl forderte es förmlich heraus. Er wollte einfach nicht weg. Jo seufzte.
„Hören Sie, ich habe heute einen echt beschissenen Tag gehabt. Also reizen Sie mich nicht. Sonst werde ich rabiat.“
Er machte einen Schritt auf sie zu, hob die rechte Hand, doch sie reagierte schneller, griff sein Handgelenk und drehte ihm den Arm nach hinten. Sie stieg ihm den Fuß in den Rücken und schubste ihn so ein Stück von sich weg.
„Letzter Warnung. Hauen Sie ab.“
„Sie verstehen nicht.“
Jo packte sich an ihre Brille und aktivierte so die Verbindung zu Commander Shi.„Commander, wir haben hier einen Code 5. Uneinsichtiger Zivilist.“
Sie grinste dabei. Doch sie hörte Shis Antwort nicht mehr, denn der Fremde schlug ihr die Brille von der Nase. Sie landete scheppernd auf dem Boden. Jo war ein bisschen überrumpelt, aber sie fing sich schnell wieder.
„Spinnen Sie? Sie haben eine Soldatin der Allianz angegriffen. Wissen Sie, was das bedeutet?“
„Ich weiß nur, was es bedeutet, wenn Sie...“
Plötzlich schwieg er und starrte leicht irritiert über Jo hinweg. Bevor sie etwas sagen konnte, packte er sie und zerrte sie zu Boden.
„Runter!“
„Was?“
Es knallte, es schepperte. Jo spürte die Welle einer Detonation. Sie warf die Hände über den Kopf und drückte das Gesicht in den Staub. Sie spürte, dass der Fremde sich neben sie kauerte. Wieder eine Explosion, wieder die Welle.
Was war hier los?