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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Shuttle "Ax"



gockel7
03.11.2010, 21:37
Abmessungen
Länge x Breite x Höhe:: 14m x 6,4m x 3,2m

Mannschaft
Minimalbesetzung: keiner (Ax steuert das Shuttle)
Maximale Passagieranzahl: zwölf + Calix

Schutzsysteme
-Mittelstarke Schilde, schwache Panzerung (Vergleichbar mit den Schutzsystemen des UT-47 Kodiak der Allianz)

Offensivsysteme
-Zwillings Prototyp Massenbeschleuniger an der linken Seite
-zwei Gatlings vorne rechts
-Raketenabschussvorrichtung an der linken Seite
-schwenkbares Maschinengewehr an dem linken Flügel

Besondere Merkmale:
- stark asymetrisch
- von einer VI gesteuert

[Bild] (http://h-4.abload.de/img/ax4tio.jpg)

Ax ist ein Shuttle der neuesten Generation. Zusammengebaut von einer der vielen Firmen Omegas, denen es egal ist für wen sie arbeiten, solange genug Geld den Besitzer wechselt.
Für den Bau von Ax hatte Calix seine Credits nicht geschont. Hergestellt aus den besten Bauteilen und bestückt mit der besten Technologie, die es für Geld auf den Schwarzmarkt zu kaufen gibt, kann sich Ax mit sämtlichen Gegnern ähnlicher Größe problemlos messen und es sogar mit größeren Schiffen aufnehmen.
Was Ax aber grundsätzlich von anderen Shuttles unterscheidet ist, dass es von keinen organischen Piloten geflogen wird, sondern von der gleichnamigen VI Ax, deren Hauptsensoren und Hauptelektronik vorne auf der Hülle montiert sind.
Ax ist von außen in einem Schwarz – Roten Stil gehalten, passend zu Calix Rüstung. Im inneren befinden sich Zwölf Sitze. Sechs, vom Eingang aus, links, drei an der Rückwand und drei an der rechten Seite. Calix steht in der Mitte. Für ihn sind zwei Stange im Boden eingelassen, an denen er sich festhalten kann.
Ax Feuerkraft ist für einen Shuttle dieser Größe unerreicht, dafür ist der Reaktor aber zu klein um diese Offensivkraft über lange Zeit mit Energie zu versorgen, ohne zu überhitzen.
Ax ist mit einem Zwillings Prototyp Massenbeschleuniger ausgestattet. Ein Projektil, mit explosivem Inhalt, wird geladen und mit einem Zusammenspiel von Magneten und mit der Möglichkeit die Masse durch Element Zero zu verändern, stark beschleunigt auf das Ziel geschossen. Ax ist auch mit einer Abschussvorrichtung für Raketen ausgestattet.
Außerdem hat Ax vorne 2 Gatlings für den Nahen Jäger gegen Jäger Kampf, sowie ein „kleines“, schwenkbares Maschinengewehr an der linken Seite

Calix
03.11.2010, 21:39
Tag 5, Zeit: 19:30

Ein leichtes Beben durchlief die Ax als er das Massenportal passierte.
Calix schloss die Augen, spürte das Zittern mit all seinen Sinnen, ließ sich von ihm durchströmen. Er genoss dieses Gefühl, liebte es. Es bedeutete Freiheit, Freiheit zu reisen wohin er wollte, Freiheit zu machen was er wollte.
Erneut dasselbe Beben. Ein leichtes Ruckeln, welches den Wiedereintritt in den Normalraum ankündigte.

„Statusmeldung:“ ertönte es aus den Lautsprechern, „erreiche System Sanduhrnebel, Osun. Portalsprung erfolgreich ausgeführt. Drift positiv. Abweichung bei 532,943 Kilometern. Setze Flug fort. Ein verbleibender Sprung bis zum Zielort Omega Nebel, Sahrabarik, Omega. Zeit bis zum nächsten Portalkontakt: 5 Minuten. Ax Ende.“
„Geschätzte Zeit bis zur Ankunft auf Omega?“ fragte Calix, anstatt einer Antwort.
„6 Minuten bis zum Eintritt in das Sahrabarik System. Für eine präzise Aussage der Landung auf der Omega stehen mir zu wenige Daten zur Verfügung. Geschätzte Ankunftszeit liegt zwischen 19:52 Uhr und 20:02 Uhr“
„Danke.“
Calix hatte noch nie seine Emotionen umständlich angekündigt, wenn er mit Ax redete. Er fand es einfach überflüssig einer VI zu erklären wie er sich gerade fühlte, VIs konnten sowieso nichts mit Emotionen anfangen.
„Ich helfe immer gerne.“ Leierte Ax seine Standartantwort herunter, die Calix nur ein gefühltes Seufzen entlockte, äußerlich bewegte er nicht einen Muskel.

Also noch eine gute halbe Stunde. 5 Minuten bis zum nächsten Sprung.
Calix seufzte innerlich erneut, erneut bewegte sich kein einziger Muskel. Wie sehr er auch das Reisen liebte, das Gefühl der Freiheit, welches ihm dabei immer überkam, es konnte ihn nicht für den Rückflug irgendwohin entschädigen. Rückflüge waren langweilig, etwas bereits Erlebtes wurde immer wieder abgespielt, zwar rückwärts aber er kannte das Ziel bereits.
Hinzu kam, dass Calix zwar nicht so klaustrophobisch veranlagt war wie andere Elcor, aber nach einer gewissen Zeit, wurde ihm Ax inneres unangenehm, die Decke wurde zu niedrig, die Kabinenwände zu eng. Calix konnte dieses Gefühl der Beklemmung ignorieren, aber es brach doch ab und zu hervor, erwischte ihn hinterrücks und machte das Reisen zeitweise recht unangenehm.

In solchen Momenten wünschte sich Calix nur noch wieder nach Omega zurück zu kommen. Wieder den ‚festen‘ Boden unter den Füßen zu spüren, wieder Luft zum Atmen zu haben. In solchen Momenten zog sich Calix in sein Inneres zurück, ignorierte seine Umwelt, sank in eine Meditative Trance, die es ihm ermöglichte seine Kräfte zu regenerieren. Ging diese Trance tief genug konnte diese sogar den Schlaf ersetzen. Dies war aber nur in absoluter Ruhe möglich. Nicht in einem Shuttle, welches unregelmäßig leicht zitterte und wackelte, mit den störenden Triebwerksgeräuschen im Hintergrund.
In dieser Trance war es ihm möglich Bilder seiner Vergangenheit zu sehen, seiner wirklichen Vergangenheit, nicht von der schrecklichen Zeit als Sklave, sondern als Kind auf einer namenlosen Raumstation, welche jetzt nur noch aus Schutt und Trümmern bestand, irgendwo im kalten Weltraum schwebend.
„Portalkontakt in“, riss Ax Calix aus seinen Gedanken, „drei, zwei, eins.“
Ein leichtes Beben eine Minute später gefolgt von einem erneuten Beben.
„Statusmeldung:“ ertönte es erneut aus den Lautsprechern, „erreiche System Omega Nebel, Sahrabarik. Portalsprung erfolgreich ausgeführt. Drift positiv. Abweichung bei 734,83…“ Ax unterbrach sich. Calix hörte auf, so etwas war noch nie passiert. Ax gab nach jedem Sprung immer munter die aktuellen Statusmeldungen durch, eine Eigenart, die er bis jetzt immer fleißig aufrechterhalten hatte.
„Ax, Statusmeldung. Sofort.“ Erwiderte Calix auf die recht ungewöhnliche Pause mit, wie immer, monotoner Stimme.
„Warnung! Anomalien entdeckt. Die Signale sind schwer zu lokalisieren, scheinen aber aus dem Asteroidengürtel in der näheren Umgebung der Omega zu kommen.“
„Kurs korrigieren.“ Antwortete Calix. „Bring uns näher ran. Ich will wissen was da vor sich geht.“
„Bestätigt“
Innerlich plötzlich hellwach und erregt, blieb seine Stimme absolut emotionslos, wie immer.
Calix sah auf die Uhr, oben rechts in das HuD seines Helmes integriert:

19:40

Gespannte Erwartung breitete sich in Calix aus, als Ax den Anomalien immer näher kam, ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit, eine Art sechster Sinn, den er vor vielen Jahren entwickelt hatte, welcher sich immer dann meldete wenn Gefahr drohte.
Er hatte bisher immer richtig gelegen.
„Ax. Alle Waffensystem hochfahren, Energievorräte neu verteilen. Waffensysteme fünfzig Prozent, Schilde dreißig Prozent, Antrieb zwanzig Prozent. Gefechtsprotokolle starten.“ Ordnete Calix an. Es war die Standartkonfiguration vor jedem Raumgefecht, denn Ax Reaktor war nicht leistungsfähig genug um sämtliche Systeme gleichzeitig auf hundert Prozent Leistung laufen zu lassen.

Wenige Minuten später bestätigte Ax, was Calix ohnehin schon wusste. Ax konnte die Signale immer deutlicher analysieren je näher sie den Anomalien kamen, bis auf die Scanner Schiffe unterschiedlichster Form und Größe anzeigten, welche eng umeinander herflogen, den Asteroiden auswichen, und aufeinander schossen.

Eine Raumschlacht.


„Warnung.“ meldete sich Ax wieder. „Empfehle Kurskorrektur. Sonstige Wahrscheinlichkeit eines direkten kritischen Treffers: dreiundfünfzig Prozent. “
„Positiv. Bring uns irgendwohin, wo wir erst mal in Sicherheit sind. Antrieb auf Standby. Neu verfügbare Energie in die Scanner.“ orderte Calix an. „Ich will sehen wer hier gegen wen kämpft.“ murmelte er zu sich selbst.

Als Calix die ersten, klaren Ergebnisse des Scanners auf sein HuD bekam, blieb ihm, sozusagen, der Mund offen stehen. Es regte sich mal wieder kein Muskel, wie immer.

Es war nicht nur irgendein Gefecht, es war eine ausgewachsene Schlacht.

Das Schlachtfeld wurde dominiert von zwei Schiffe gigantischen Ausmaßes.
Das kleinere der beiden war nur noch eine brennende Hülle, mit vier gigantischen Kratern, offenbar durch direkte Raketentreffer entstanden, über den ganzen Rumpf verteilt. Das Schiff, Ax ordnete es laut Form und Größe einem Schlachtschiff der Zerstörer-Klasse zu, trieb bewegungsunfähig im All, offenbar total zerstört, darauf wartend an einem der größeren Asteroiden zu zerschellen.
Das größere der beiden, flankiert von zwei kleineren Schiffen, laut Ax Analyse vermutlich ein Träger, wurde von zahlreichen Schiffen umflogen, aber nicht mit geballter Offensivkraft beschossen.
‚Sie versuchen es zu entern.‘ dachte Calix ‚Schlauer Plan. Ein Träger von dieser Größer in der Omega Flotte würde sicherlich was hergeben.‘
Im Hintergrund, halb verborgen von den zahlreichen Asteroiden, hielten sich die Großkampfschiffe der Omega Flotte verborgen, die gegnerischen Schiffe aus der Ferne beschießend.

„Konzentriere deine ganze Rechenkapazität auf das Finden des Anführers.“ brummte Calix tiefe Stimme.
„Bestätigt.“ erwiderte die synthetische.
Calix betrachtete weiterhin das Bild, welches sich ihm bot. Er hatte noch nie etwas so gewaltiges gesehen. Die vielen Gefechte die Ax im Weltraum ausgetragen hatte, waren bisher nur kleine Scharmützel gegen die Verteidigungssysteme von Raumstationen, oder einigen wenigen Jägern gewesen. Nicht gegen Kaliber solchen Ausmaßes.
„Die Kommunikation wird gestört. Es gelingt mir nicht einen Kommunikationskanal über diese Entfernung zu öffnen. Versuche es weiterhin.“
Das war zu erwarten gewesen. Calix lächelte innerlich auf. ‚Sie stören sich gegenseitig die Kommunikation, können sich dann aber nicht mehr selber unterhalten. Das passt.‘

Calix verfolgte weiterhin gebannt den Schlachtverlauf ohne Ax den Befehl zu geben einzugreifen. Er hielt nichts von der Idee sich kopflos ins Ungewisse zu stürzen. Calix bevorzugte lieber einen soliden Plan und keine Überraschungen, auf die man überhastet reagieren muss und dann nur falsche Entscheidungen trifft.

Plötzlich lösten sich mehrere Schiffe aus der Formation, welche Vorher den Träger eskortierten. Diese Schiffe steuerten auf das Massenportal zu, verfolgt von einige Schiffen der Omegaflotte. Sie würden sie relativ dicht passieren. Aber Calix vertraute auf den Schutz der Asteroiden. Beinahe zeitgleich mit dem Passieren der Schiffe meldete Ax : „Kommunikation steht wieder. Analysiere Daten. Die Omega wurde von einer rassistischen Gruppierung der Menschen angegriffen, welche sich Nebelparder nennt. Offenbar wussten die Omega Streitkräfte Bescheid und konnten einen Hinterhalt legen, der dafür sorgte, dass die Angriffsflotte der Nebelparder aufgerieben wurde.“
„Interessant. Versuche weiterhin den Anführer zu lokalisieren und Kontakt aufzunehmen.“
„Bestätigt“ antwortete Ax synthetische Stimme.
‚Mal sehen was ich hier mitmischen kann. Vielleicht ist es noch nicht zu spät selber auf dem Träger zu landen‘

20:38

Calix
24.11.2010, 14:31
Calix beobachtete noch eine kurze Zeit den Verlauf der Schlacht aus der Deckung der Asteroiden heraus. Ehrfurcht breitete sich bei diesem Panorama in ihm aus. In seiner mittlerweile beachtlichen Söldnerlaufbahn hatte er noch nie etwas Vergleichbares erlebt:
Schlachtschiffe mit Größen einiger Raumstationen, auf denen er ‚dienstlich‘ unterwegs war. Schlachtschiffe, die sich über hunderte von Kilometern hinweg gegenseitig beschossen. Kleinere Schiffe, die wie kleine Insekten um diese großen Kolosse aus Stahl herumflogen. Kleine hell aufleuchtende Feuerbälle, wenn sich die kleinen Piloten dieser kleinen Schiffe verschätzt hatten und durch die Druckwellen der Explosionen pulverisiert wurden.
Calix genoss diesen Augenblick in all seiner schrecklich schönen Pracht.

„Identität des Koordinierenden Schiffes bestätigt.“ Zerstörte Ax synthetische Stimme diesen fesselnden Augenblick. „Es handelt sich um eine private Yacht, die PSY Behemoth, unter dem Befehl der Asari Elena Yamashe. Bewaffnung: Vier GARDIAN Systeme. Schutzmechanismen: Für die Größe ausreichende Kinetische Barrieren, schwache Ablative Panzerung.“
Ax war eine Gefechts VI, bisher hatte er nach jedem genaueren Analysieren eines Schiffes oder einer Station die genaue Bewaffnung und die Schutzmaßnahmen des Zieles verkündet. Offenbar wollte er nicht mit dieser Tradition brechen.
‚Yamashe‘ wiederholte Calix den Namen in seinen Gedanken. Irgendetwas löste dieser Name aus.
„Eine Private Yacht?“ wiederholte Calix stattdessen verwundert.
„Positiv.“ Kam es aus den Lautsprechern. „Offenbar misstrauen sich die fünf großen, an der Schlacht beteiligten, Gruppierungen zu stark, deshalb wurde die Behemoth, ein, mit einer Wahrscheinlichkeit von 98%, unabhängiges Schiff, dazu ernannt unter dem Befehl von Elena Yamashe die Schlacht zu koordinieren. “
‚Yamashe, Yamashe, Elena Yamashe… Da war doch etwas...‘ Dieser Name kam Calix von irgendwoher bekannt vor. ‚Vielleicht ein Angebot? Ja das könnte sein‘, dachte Calix.
„Ax, durchsuche sämtliche bekannte Aufträge nach ‚Elena Yamashe‘.“ Jetzt nachdem er es laut ausgesprochen hatte, war er sich sogar fast sicher: Irgendjemand war wütend auf diese Yamashe und bot eine sehr hohe Summe an, um diese loszuwerden.
„Suche Abgeschlossen.“ Meldete sich Ax nach kurzer Zeit wieder. „Ein Salarianer hat eine sehr hohe Kopfgeldprämie auf Elena Yamashe ausgesetzt. Dieser beschreibt, Elena Yamashe sei ein hochgefährliches Individuum und müsse deshalb beseitigt werden.“
„Ist näheres über den Salarianer bekannt?“
„Negativ“, antwortete Ax, „er wollte offenbar anonym bleiben.“
‚Durchaus verständlich, falls diese Yamashe wirklich so gefährlich ist. Tja Yamashe, du hast die falsche Person auf die aufmerksam gemacht.‘

Doch diese Überlegungen traten in den Hintergrund, als Calix bemerkte, dass sich die anscheinend bereits gewonnene Schlachte erneut entfachte. Die Behemoth wurde anscheinend von Verbündeten Schiffen angegriffen, doch nicht nur die Behemoth, die ganze Omega Flotte schien sich gegeneinander zu wenden.
„Wer kämpft da jetzt gegen wen?“ Ordnete Cailx an. Seine Stimme war so emotionslos wie immer, doch innerlich fühlte er sich teilweise verärgert, weil Omega offenbar nicht mal dann zusammenarbeiten konnte, wenn sie um ihre Existenz kämpfte, und auch erfreut, da diese neuen Gefechte der Ax eine erstklassige Deckung boten, dafür sorgten, dass sie sich unbemerkt der Behemoth nähern könnten, um anzugreifen.
„Laut aufgefangenen Hilferufen und Funksprüchen hat sich die Söldnergruppe Alpha Chimera gegen die anderen Söldnergruppen gewandt und greift diese nun an. Daraus lässt sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 97% sagen, dass Alpha Chimera den Träger ‚Invisible Hand‘ für sich alleine haben will.“
„Sehr gut“, erwiderte Calix, sein Entschluss stand fest, „wir greifen die Behemoth an! Ax, direkter Abfangkurs. Waffen warm laufen lassen. Bugkamera auf mein HuD. Überflüssige Systeme abschalten. Neue Energie auf die Waffen.“
– Zu den ‚überflüssigen‘ Systemen gehöhrten Dinge, wie die künstliche Schwerkraft, Trägheitsdämpfer, Beleuchtung und Zeitweise sogar die Lebenserhaltung, da Calix Anzug vollständig versiegelt war und Sauerstoffreserven für mehrere Stunden gespeichert hatte.
„Bestätigt.“ Ertönte es aus den Lautsprechern.

Mit einem tiefen brummen erwachte der Reaktor der Ax zu neuem Leben. Ein spürbarer Ruck durchlief den gesamten Shuttle als die Triebwerke auf volle Leistung beschleunigten, gleichzeitig ertönte von den Waffensystemen ein heulen, als die Waffen begannen sich warmzulaufen.
Calix hielt sich mit seinen beiden muskulösen Armen an den, in den Boden eingelassenen, Stangen fest, um von den, nun nicht mehr gedämpften, Bewegungen nicht umgeworfen zu werden.

Durch das HuD sah Calix, wie sich die Ax der Behemoth immer weiter näherte. Erst war sie mit einer roten Markierung versehen, doch sie näherten sich immer näher, bis man sie mit bloßem Auge erahnen konnte.
Die spärliche Notbeleuchtung im Innenraum der Ax flackerte, erlosch kurz und blinkte dann wieder auf, als die links montierten Massentreiber anfingen zu feuern.
Ein Metallummanteltes, hoch explosives Projektil wurde in das hintere Ende des Abschussrohrs geladen, um dann mit der Hilfe von Magneten und von Element Zero sehr stark beschleunigt auf das Ziel geschleudert zu werden. So simpel dieses Prinzip auch war, die Wirkung war fatal.
Gleichzeitig lud Ax die Raketenwerfer, um mögliches Gegenfeuer durch Raketenspeerfeuer ablenken zu können, oder um sich gegen andere Schiffe zu verteidigen, welche die Behemoth beschützen könnten.

Erste Explosionen leuchteten am gesamten Rumpf der völlig überraschten Behemoth auf, doch noch hielten die Schilde.
‚Yamashe, du hast die falsche Person auf dich aufmerksam gemacht…‘ dachte Calix erneut, mit einem imaginären grimmigen Lächeln auf dem Gesicht

Calix
25.11.2010, 18:22
Als Reaktion auf den Angriff kippte die Behemoth zur Seite weg, um den Beschuss auszuweichen, doch Ax passte den Kurs ohne merkliche Verzögerung an. Viele Piloten reagierten so: Schiff wegkippen, wenden, angreifen. Eine durchschaubare Taktik, die Ax dadurch konterte, indem er einen weiten Bogen flog, um von den Hauptgeschützen nicht erfasst werden, und dann wieder von hinten angriff. Doch in diesem Fall erübrigte sich diese Taktik, da, laut Scanner Ergebnissen, die Behemoth kein Frontgeschütz hatte und nur die GARDIAN-Laser als Bewaffnung installiert waren, welchen man durch Ausweichmanöver so gut wie gar nicht ausweichen konnte.
Beinahe gleichzeitig gaben die beiden Kanonenboote, welche die Flanken der Behemoth deckten, Schub, um der Behemoth beizustehen. Nun waren es drei Gegner, welche alle mehr als doppelt so groß waren wie die Ax. Doch dieser analysierte die neue Situation schnell und lockte die Behemoth als Primärziel ein, die beiden Kanonenbote als Sekundärziele.

Plötzlich ertönte ein Zielerfassungsalam. Der Behemoth war es gelungen ihre GARDIAN Geschütze auf der Ax auszurichten, doch Ax reagierte sofort. Er schoss sämtliche geladene Raketen ab, was dem einzigen Zweck diente, die Laser der Behemoth abzulenken. Mit Erfolg.
Die GARDIAN-Laser mühten sich damit ab, sämtliche Raketen in gleißendes Licht zu verwandeln, verloren so aber die Ax aus der Zielerfassung. Sofort lud Ax die Raketen neu, um dieselbe Taktik bei den beiden Kanonenbooten anzuwenden, welche sich mittlerweile schützend vor der Behemoth formiert hatten.
Ax eröffnete das Feuer mit den beiden vorne montierten Gatlings auf die beiden Beschützer der Behemoth. Die Maschinengewehre verursachten keinen Schaden, dafür waren die Schilde viel zu stark, doch sorgten die schnell hintereinander einschlagenden Projektile und eine neue Salve Raketen, für genug Warnmeldungen auf den Brücken der Kanonenboote, um diese beiden Schiffe unbehindert passieren zu können.

‚Jetzt hab ich dich, Yamashe‘, dachte Calix triumphierend. Ein erneutes Flackern in dem Innenraum kündigte das erneute Feuern mit den Massenbeschleunigern an. Nun würden die Schilde nicht mehr lange standhalten können, die Explosionen würden sich ihren Weg mühelos durch die Panzerung brennen. Dann wäre das Ende von Yamashe gekommen. Calix genoss das Gefühl der Überlegenheit, schmeckte bereits den Sieg. Jetzt waren es nur noch wenige Augenblicke...
Plötzlich begann sein HuD erneut warnend zu blinken.
„Warnung: Auf der Behemoth ist eine Virtuelle Intelligenz installiert, welche Programme zu der elektronischen Übernahme anderer Schiffsysteme besitzt. Die Angriffsprotokolle sind meinen Verteidigungsmechanismen weit überlegen. Wahrscheinlichkeit des Kontrollverlustes 89%. Leite Rück…“ Ax verstummte plötzlich. Der Reaktor stotterte, lief dann normal weiter. Die Waffensysteme Schalteten sich ab. Der Shuttle gab gleichzeitig mit dem bei nahem Ausfall der Schilde, durch zwei Raketentreffer, Rückschub, was den Shuttle nun vollends zum Stillstand brachte.

Völlig überrumpelt von der plötzlichen Wendung des Kampfes, blieb Calix an den Stangen geklammert, als hing sein Leben von denen ab und atmete ein und aus, ein und aus, bis er sich soweit beruhigt hatte. Wenn Elcor eine Sache nicht abhaben konnte, dann waren es Überraschungen, Calix war da keine Ausnahme. So verging eine kurze Zeit, bis es Calix gelang sich zu sammeln.
Bevor er aber eine entsprechende Frage stellen konnte, meldete sich Ax zu Wort: „Backupsysteme geladen. Speicher erfolgreich rekonstruiert. Rüstungsysteme online. Kein Zugriff auf die Shuttlesysteme.“ Calix konnte nicht glauben wie froh er war Ax synthetische Stimme zu hören, denn obwohl dieser nur eine VI war, hatte sich Calix durch die zahlreichen Missionen an Ax gewöhnt. Ax gehörte zu Calix wie seine Rüstung und die Ax. Ohne einen von den dreien war er nicht mehr vollständig. Er wäre allein, einsam und hilflos.

Die blinkenden Zeichen verschwanden von seinen HuD, sein HuD verschwand, alles verschwand
36 zog mehrere Tonnen Gestein auf eine Art Schlitten hinter sich her. Jeder Schritt war eine Qual, jeder Meter eine unerträgliche Pein. Er mühte sich nun schon mehrere Stunden mit diesem Schlitten ab, welcher von dem Stollen 42c, wo eine Sprengung durchgeführt worden war, zu der mehreren Kilometer entfernten Luftschleuse 31t gebracht werden musste, um dort in die weite Leere entsorgt zu werden.
Begleitet wurde 36 von mehreren bewaffneten Personen, er kannte die Namen der Spezies nicht, aber mit den spitzen Zähnen, die man durch die offenen Kiefer sehen konnte, und den langgezogenen Hörnern und den kleinen Augen im knorrigen Gesicht sahen sie aus wie Raubtiere. Es waren Aufseher, welche dafür sorgten, dass sich 36 nicht zu viel Zeit ließ die Gesteinsmassen zu der besagten Luftschleuse zu transportieren.

Mühsam schleppte sich 36 vorwärts, ein Schritt nach dem anderen. So vergingen Minuten, Stunden, Tage - Er wusste es nicht, er schleppte sich einfach nur vorwärts durch die grobgehauenen Gänge.
Plötzlich brach ein Stein unter seinem rechten Fuß weg, verzweifelt versuchte er das Gleichgewicht zu halten, doch der Schlitten war zu schwer. Er zog 36 gnadenlos mit nach unten, die Steigung runter, die 36 in der letzten, unendlich langen Zeit bewältigt hatte. Nach erschreckend kurzer Zeit für den langen Aufstieg blieb 36, unten an der Steigung angekommen, völlig entkräftet auf den Bauch liegend zum Stillstand. Er sackte in sich zusammen blieb liegen.
Die völlig überraschten Aufseher fassten sich viel schneller.
„Aufstehen!“, blaffte einer den am Boden liegenden 36 an. „Aufstehen und weitermachen!“
„Wird’s bald du Arschloch?!“, brüllte ein anderer Wächter, als sich der völlig entkräftete 36 immer noch nicht bewegte.
„Das haben wir gleich“, sagte der erste Aufseher und legte mit seinem Gewehr auf 36 an. „Du stehst jetzt sofort auf, oder du wirst dir wünschen nie geboren worden zu sein!“ „Hey, du weißt, dass wir den da noch brauchen, oder? Der Boss würde ziemlich ungehalten werden, wenn wir den da erschießen. “
„Verpiss dich“, fauchte der erste zurück, „Du bist zu neu hier, um zu wissen wie die Dinge hier gemacht werden.“ Ohne die Reaktionen der anderen abzuwarten schoss der Aufseher 36 mit dem Gewehr eine volle Ladung Schrot in die Seite. Jeder andere wäre jetzt sofort mindestens schwer verletzt und müsste tagelang behandelt werden, um so einen Treffer aus so kurzer Distanz zu überleben, nicht aber 36. Seine Haut war von ähnlichen ‚Behandlung‘ viel zu dick und zu zäh geworden, als das die Schrotkugeln sehr tief ins Fleisch dringen konnte.
36 nahm den Schmerz, den er vor lauter Erschöpfung und Benommenheit kaum wahrnam, gerne in Kauf, wenn dies bedeutete, dass er noch eine kurze Zeit liegen bleiben konnte.
Plötzlich ein brennender Schmerz, unter dem Schock verkrampften sich seine Muskeln, dass er sich aufbäumte. Ein emotionsloses Stöhnen entwich seiner Kehle.
Der Wächter hatte es nicht bei diesem einen Schuss gelassen. Er hatte den Lauf seiner Schrotflinte in die Wunde gesteckt und abgedrückt.
„Also“, sagte der Wächter, „Geht doch. Und wenn du das nicht noch einmal erleben willst stehst du jetzt auf und ziehst diesen scheiß Schlitten weiter! “, brüllte er 36 an. Wäre 36 dazu fähig, hätte er vor lauter Schmerzen laut geschrien. Er rappelte sich unter Höllenqualen auf und stemmte sich wieder gegen den Schlitten.

Er war so verzweifelt, hilflos, alleine…

Calix riss seine Augen auf. Das war jetzt seit Jahren nicht mehr passiert. Er hatte geglaubt die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, doch nun war er eines besseren belehrt worden. Calix wusste jetzt wieder wie machtlos er einst war, was Machtlosigkeit überhaupt bedeutet, als er, mehr tot als lebendig, in diesem verfluchten Asteroiden gefangen war.
Nein, er war jetzt nicht machtlos, er hatte immer noch starke Waffen und eine Rüstung, die es ihm ermöglichte begrenzte Zeit in dem absoluten Vakuum des Alls zu überleben, sollte er die Explosion irgendwie überleben…
Calix rechnete fest damit, dass jeden Moment die Ax in einer Feuerwolke aufgehen würde. Ein letztes weißes Gewitter vor der endgültigen Ruhe.
Doch nichts passierte. Sekunden zogen sich zu Stunden. Der sonst so geduldige Elcor hielt es nicht mehr aus und fragte Ax: „Warum schießen die nicht?“
„Keine Daten verfügbar“, antwortete Ax nach einer kurzen Pause hilfreich, es war aber auch nicht anders zu erwarten gewesen. Ax war eine VI und konnte organische Beweggründe nicht erklären, außerdem hatte er wegen der verdammten Gefechts VI keinen Zugriff mehr auf die Schiffsscanner, um einen möglichen Ausfall der gegnerischen Waffensysteme zu erklären.
„Eingehendes Kommunikationssignal“, zerriss Ax die Stille, „Soll ich den Kanal öffnen?“
„Positiv“, erwiderte der überraschte Elcor. ‚Warum reden die mit mir und bringen mich nicht einfach um?‘
Neue Hoffnung keimte in ihm auf, als die Stimme einer Asari aus den Lautsprechern ertönte:
"Unbekanntes Shuttle, hier spricht Elena Yamashe von der Behemoth. Erklären sie ihren Angriff auf das Führungsschiff der Omega-Allianz, oder bereiten sie sich auf ihren Tod vor..."
‚Ich soll meinen Angriff erklären?‘, dachte Calix verwundert, schaltete in die ‚gefühlsbetonte‘ Sprache der Elcor um und antwortete: „Überrascht vorstellend: Hier spricht Calix von der Ax. Verwundert sprechend: Ich denke, dass sie wissen warum ich die Behemoth angegriffen habe. Erklärend: Ein unbekannter Salarianer hat ein lohnenswertes Kopfgeld ausgesetzt, welches ich kassieren will“, Calix verdrehte innerlich die Augen. Bei dieser sprachweise kam er sich immer verdammt unterentwickelt vor, „Ergänzend fragend: Warum haben Sie mich nicht einfach abgeschossen, als Sie die Möglichkeit dazu hatten? Hinzufügend: Wie lange werde ich hier nun gefangen sein werden?“

Eine Sache schätzte Calix in solchen Situationen sehr: Niemand erkannte seine wahren Gefühle. Elena Yamashe war von seiner Beute zu seiner letzten Hoffnung geworden, es wäre… beschämend, wenn sie wissen könnte, wie sehr er sie eigentlich anflehte.
Hoffnungsvoll wartete Calix auf die nächste Antwort oder auf den weißen Blitz, der schon einmal sein ganzes Leben verändert hatte.

Calix
28.11.2010, 00:07
Der weiße Blitz blieb immer noch aus, stattdessen ertönte Yamashes Stimmer erneut aus den Lautsprechern:
„Nun Mr Calix, ich habe sie deshalb nicht getötet, weil ich wissen wollte wer sie geschickt hat, da ich meine Feinde gerne kenne. Was das Kopfgeld angeht muss ich ihnen mitteilen, dass sie zu spät aufgetaucht sind. Die Prämie wurde zurückgezogen und das einzige was sie mit meiner Ermordung erreicht hätten, wäre der Unmut einiger Söldnerorganisationen auf Omega und meines Auftraggebers. Was ihre momentane Situation angeht… ich kann es mir im Augenblick nicht leisten Gefangene zu nehmen…“

‚Dass sie zu spät aufgetaucht sind…, die Prämie wurde zurückgezogen…, ich kann es mir im Augenblick nicht leisen Gefangene zu nehmen…‘
Diese Satzfetzen dröhnten in Calix Kopf wie Hammerschläge auf festen Granit, brannten sich unwiderruflich in seinem Stolz ein. ‚Die Prämie wurde zurückgezogen…‘ Er hatte jemanden grundlos angegriffen, nicht dass er vor Gewalt scheute, aber diese Aktion stellte eine absolute und bisher seine einzige Niederlage in Calix langer Söldnerlaufbahn dar. Er hatte jemanden angegriffen, weil er falsch informiert war, weil er es nicht anders wusste. ‚Ich kann es mir nicht leisten Gefangene zu nehmen…‘ Es war vorbei. In dem Söldnergeschäft sind Informationen Macht. Informationen über das Zielobjekt, dessen Schutzmaßnahmen, Bewaffnung und eventuelle Asse im Ärmel. Calix erkannte seinen Fehler. Er war zu schnell, zu unüberlegt an die Situation herangegangen, er war zu uninformiert gewesen, geblendet von der Aussicht, rasch an Geld zu kommen. Der Preis dafür würde nun sein Leben sein.

Er schloss die Augen, wartete auf das Ende.
„…Aber ich hätte eine Lösung die uns Beiden dienlich sein könnte. Im Augenblick evakuieren wir Truppen von dem Träger und Aufgrund unserer Verluste im Kampf könnten noch Shuttles gebrauchen die, unsere Leute da rausholen. Wenn sie uns helfen und ein paar Söldner der Omega-Allianz von der Invisible Hand zu holen, schenke ich ihnen ihr Leben und wenn sie es geschickt anstellen können sie vielleicht noch ein paar hundert Credits Belohnung von der Organisation einstreichen deren Leute sie nach Omega bringen… Was halten sie davon?“
Die Lider des Elcors hoben sich. Überraschung machte sich in ihm breit. Er war überzeugt gewesen, dass jeden Moment der weiße Blitz erscheinen würde, der vollkommene Stille mit sich bringt, stattdessen bekam er ein Angebot, doch noch auf diesen Träger zu landen, um dabei zu helfen sein Omega, seine Heimat seit seiner Flucht, zu verteidigen. Selbst wenn er den größten Teil des Kampfes verpasst zu haben schien. ‚So wendet sich das Blatt doch noch zum Guten. Es ist noch nicht alles verloren.‘
Nach einer, für Calix, kurzen Pausen, um sich die Worte zurecht zu legen, antwortete er. „Betreten sprechend: So etwas ist mir noch nie zuvor passiert. Entschuldigend: Es tut mir aufrichtig Leid sie grundlos angegriffen zu haben. Dankbar: Ich akzeptiere das Risiko, dass sie mit mir eingehen und helfe gerne bei der Evakuierung. Versichernd: Ich stehe zu meinen Wort.“
Calix erwartete hoffend die Antwort, innerlich verfluchte er die langsame Art seines Volkes. Es war relativ oft ein Vorteil Niemandem seine Emotionen zeigen zu können, aber in einem Fall, bei dem es um sein Leben ging, war es nur hinderlich.

Da fiel ihm die Anrede von Elena Yamashe ein, ‚Mister‘, und er fügte hinzu: „Ergänzend: Sparen Sie sich das ‚Mister‘, Calix reicht völlig.“

Calix
02.12.2010, 21:20
„Nun gut, Calix dann betrachten sie sich als vorübergehend angeworben“, ertönte Yamashes Antwort aus den Lautsprechern, „Unsere Gefechts-VI wird sie in unser Register aufnehmen und ihnen Anflugdaten und die Schiffskontrolle wieder übergeben. Achten sie nur darauf, dass sie keine Alpha Chimera Einheiten aufnehmen, die haben ihre Bande zu Omega vor wenigen Minuten gekappt und sind als Feinde zu betrachten. Viel Glück. Captain Yamashe out.“
Calix konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte jemanden Angegriffen, der stärker als er selber war, statt den Elcor deshalb zu töten, nahm dieser Jemand ihn in die Omega Flotte auf. Für Calix war dies die eine Chance, auf die er so lange gewartet hatte. Eine Chance etwas anderes zu machen, als die üblichen Aufträge, die sich nach einer gewissen Zeit alle zu wiederhohlen schienen. Dieser Auftrag war komplett anders als alles andere, und deshalb eine Herausforderung, die es sich anzunehmen lohnte, dass dies nicht freiwillig geschah, spielte keine Rolle.

„Zugriff auf die Shuttlesysteme wiederhergestellt, Systeme online. Erhalte Daten. Analyse beendet. Empfang der Anflugvektoren bestätigt. Standby“
Also hatte Yamashe ihren Teil der Abmachung eingehalten. Calix war immer noch leicht überrascht, denn bis zu Letzt hatte er damit gerechnet, dass ihm der Shuttle unter seinen Händen explodieren würde. Er hatte die Situation, obwohl völlig aussichtslos überlebt. So knapp war es noch nie gewesen.
Nun war es an Calix seinen Teil der Abmachung zu erfüllen.
„Ax, bring uns in diesen verdammten Träger rein.“
Mit Ax‘ Bestätigung begann der Reaktor wieder tief zu brummen und die Ax begann sich mit allem was die Triebwerke hergaben auf den Weg zur Invisible Hand.

Calix
16.01.2011, 14:55
Ax schlängelte den Shuttle schnell und ohne weitere Zwischenfälle durch die Schlacht. Hier und da explodierten noch immer einige kleinere Schiffe, aber es waren nicht mehr so viele wie zu Beginn der Schlacht.

Nach einem relativ kurzen Flug füllte der Träger Invisible Hand Calix komplettes HuD aus, welches noch immer das geschehen durch die Bugkamera der Ax zeigte. An einigen Stellen des Rumpfes waren Risse in der Hülle, durch die Sauerstoff mit einer weißen Wolke entwich. Die Beleuchtung war teilweise ausgefallen, was man an den stellenweise dunklen Passagen der in der Außenhülle eingelassenen Fenster sah. Die Brücke war durch einen direkten Treffer schwer beschädigt worden und offenbar vollkommen funktionsuntüchtig. Hinzu kamen noch die dutzenden kleinen Jäger, die um die Invisible Hand herumschwirrten und sich ein gegenseitiges Katz-und-Maus-Spiel lieferten.

„Ax, bring uns in den Haupthangar rein“, brummte Calix monotone Stimme. „Bestätigt“, kam es postwendend aus den Lautsprechern. Nun dauerte es nicht mehr lange bis die Ax den großen Schlund passierte und ins Innere des Trägers eintauchte. „HuD wieder auf Normalsicht, Systemcheck des Anzugs“, gab Calix der VI auf. Es war nicht unbedingt notwendig die Rüstungssysteme vor jeder potentiellen Nutzung zu prüfen, doch war es der sicherste Weg, vor unangenehmen Überraschungen erspart zu werden. „Bestätigt. Analysiere.“ Das HuD wechselte wieder auf die Standartsicht und Calix sah wieder die geschlossene Tür des Shuttles. „Analyse beendet. Alle Ergebnisse positiv.“, verkündete Ax gleichzeitig mit dem Aufsetzen der Ax auf den Hangarboden. „Ax, alle Leistung auf die Schilde“, forderte Calix Ax auf. „Bestätigt.“ ‚Wäre ja super, wenn mir irgendein Arschloch den Shuttle unter meinen Händen wegschießen würde.‘

Calix konzentrierte sich, sammelte sich, als er Ax die Anweisung gab die Shuttletür zu öffnen. Er sah nicht viel aus diesem beengten Blickwinkel heraus, doch was er sah, ließ Calix erahnen, wie es im restlichen Hangar aussehen würde.
Mit zwei entschlossenen Schritten wuchtete Calix seinen massigen Körper aus dem engen Shuttle und betrat den Hangar der Invisible Hand.

--> Invisible Hand – Startrampen, Hangar
20:43

Calix
12.05.2011, 20:09
<-- Invisible Hand - Startrampen, Hangar
Shuttle Ax

Mit einem Aufheulen, welches weit über dem normalen Reaktorbrummen lag, erwachte eben dieser zum Leben. Deutlich vernehmbar hob der Shuttle vom Boden ab und mit einem noch lauteren Aufheulen, welches knapp unter der Schmerzgrenze lag, gepaart mit einem markerschütterten Ruck, beschleunigte Ax die Ax in Richtung Hangarausgang. Einem normalen Shuttle wäre es nicht möglich gewesen in dieser kurzen Zeit zu starten, ein normales Shuttle hätte nicht die mögliche Beschleunigung aufgebracht rechtzeitig den Hangar zu verlassen – doch die Ax war kein normaler Shuttle. Die Ax war einmalig, einzig für Calix produziert, hatte sie einen Großteil seines Vermögens verschlungen.
Der Flug aus den zusammenbrechenden Hangar dauerte nur Sekunden, die längsten Sekunden von Calix‘ Leben. Doch schließlich schoss die Ax aus den Hangar raus in den sicheren Weltraum, dicht gefolgt von einer gigantischen Feuerkugel, welche im Weltraum erlosch.

Dankbar tätschelte Calix den Boden vor seinen Händen und sagte: „Gute Arbeit Ax, Reaktordiagnose.“
„Momentane Reaktorleistung bei 280%. Reaktortemperatur 20% über Normalwert. Kühlsysteme laufen mit 100%. Reaktorfunktionalität: 100%“, ertönte Ax elektronische Stimme aus den Lautsprechern. Nun breitete sich vollständig die Erleichterung in Calix aus, er hatte es geschafft von diesem explodierenden Träger zu fliehen und die Ax hatte es auch unbeschadet bestanden. „Ax, Invisible Hand auf den Schirm“, antwortete Calix, er wollte sich die Explosion des Trägers auf keinen Fall entgehen lassen, und fügte hinzu: „Neuer Zielort: Omega.“
„Bestätigt.“

Auf der Rückwand der Shuttletür erschien ein holographischer Bildschirm, der die Invisible Hand in einer Großaufnahme zeigte. Zahlreiche kleinere und größere Schiffe flohen von der Invisible Hand und ihrer Umgebung. Zahlreiche kleinere und größere Explosionen leuchteten in immer rascherer Reihenfolge über den ganzen Rumpf des Trägers verteilt auf, bis sich die Invisible Hand schließlich aufzublähen schien und in einem gigantischen weißen Lichtblitz zerbarst. Nun zeugten nur noch größere und kleinere im All umherschwirrende Trümmerstücke von dem einstigen Stolz der Nebelparder.
Fasziniert betrachtete Calix den explodierenden Träger. ‚So knapp, so verdammt knapp‘, dachte er, wo bin ich denn heute nur hineingeraten?‘ Ohne es zu wollen tauchte ein anderes Bild in seinem Geist auf, ein ebenfalls grellweißer Lichtblitz einer der wenigen Überbleibsel aus Calix frühster Vergangenheit.

Trotzig schüttelte Calix den Kopf und riss sich von dem Anblick los, hob seinen rechten Arm und berührte eine Stelle auf seinem linken Handgelenk. Sein HuD erlosch und der Helm faltete sich zischend zusammen, um in einem Teil seiner Rüstung zu verschwinden, die elektronischen Systeme seiner Rüstung kamen surrend zu Ruhe. Er drehte seinen von zahlreichen kleinen Narben überzogenen Kopf nach links und rechts -der Blick nach Hinten gestaltete sich als äußerst schwierig-, um nochmal alle Anwesenden im Blick zu haben. Wieder nach vorne schauend, um keine Halsstarre zu kriegen, stellte er sich schließlich vor: „Ihr könnt mich Calix nennen.“

Arseni Vigo
21.05.2011, 22:41
<--- Invisible Hand: Startrampen, Hangar

Sie hatten es gerade noch geschafft, dachte sich Arseni und wandte sich mit einer Hand einem Rohr zu und mit der anderen Dante, ehe er mit dem Karacho der Motoren in einen Sitz fiel und erleichert ausatmete. Seine Hände waren feucht vor Schweiß und er versuchte sie durch sein Hemd trocken zu bekommen, aber ihm fiel auf, dass auch dieses durch den Schweiß genässt war. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sehr er stinken würde. Und während er nur schätzen konnte, wie die Invisible Hand sich selbst zuerst lauthals und dann lautlos zerteilte im Weltraum - und da er sie nicht sah, war die ganze harte Arbeit irgendwie umsonst. Er fühlte sich um den Moment des Sieges bestohlen, viel mehr, keine Weisheit gelernt - andererseits, was würde ihm ein Triumph bringen, wenn er tot wäre. Deshalb war er wohl auch irgendwie zufrieden damit aus diesem Schlamassel zu entkommen. Dann aktivierte Calix das Hologram, aber Arseni blickte es nur für einen knappen Moment an und starrte dann seine schwarz-weißen Sneakers an; eine der Sohlen schien sich demnächst zu verabschieden und der andere Schuh hatte keine Schnürsenkel mehr, verloren gegangen im Kampf. Nicht das einzige, dachte sich Arseni, aber zumindest behielt er seine Unschuld, in irgendeiner Weise.

Als Arseni das nächste Mal aufblickte, war die Invisible Hand bereits nur noch dunkeln zu sehen. Das Feuer, die Explosion, all das wurde nichts, sobald keine Luft mehr da war, und nun wirkte der mächtige Träger, Kriegsschiff, was war es eigentlich genau, frage sich Arseni, nichts mehr als ein Schrottplatz voll von Leichen und Shuttles, die es nicht schafften; ein weiteres Grab im Weltraum.

Dann sprach der Elcor, und stellte sich mit Namen vor. Calix, so lautete also der Name ihres Retters. Strahlende Rüstung? Nicht gerade, aber zumindest hatte er ein hübsches Pferd, welches offensichtlich ordentlich vom Stand aus starten konnte - selten und nützlich. Arseni spürte immer noch wie die Schweißperlen hervorkamen, das Rennen, ja das Rennen war er nicht gewöhnt. Und er kam sich vor als hätte er die ganze Schlacht nichts anderes gemacht. "Freut mich, Calix", meinte Dante mit einem Lächeln auf seinen Lippen. "Das hier ist Sooth", und zeigte dabei auf den angeschossenen C-Sec Agenten, "und diese wandelnde Verpestung, die dringend eine Dusche braucht, ist Arseni."
"Sehr lustig, Dante. Danke für die Rettung, Calix", meinte Arseni, immer noch Schweißperlen besuhlt. "Sie haben nicht zufällig ein Handtuch auf diesem Schiff?"
Die zwei Batarianer und der Turianer hatten es sich auf der anderen Seite gemütlich gemacht und knurrten ob dem schlakigsten, ungewollt lockeren Tonfall mit dem Arseni seinen Satz formulierte, aber wie bereits erwähnt, war der Arme immer noch nicht erschöpft vom Laufen - diese verfluchten Zigaretten. Darauf meinte der führende, batarianische Aria-Offizier nur trocken: "Also geht es direkt nach Omega? Soll mir recht sein, ich will mit diesen Behemoth-Gestalten nichts mehr zu tun haben, das war ein zu großes Chaos. Wenn Sie wollen, können Sie gerne in der Andockbucht von Aria landen." Währendessen fixierte der Turianer unter Arias Flagge kurz den Kroganer an Bord, und schien sich daran zu erinnern daran zu erinnern, dass er mit den Alpha Chimera-Verrätern unterwegs war, aber er war auch clever genug um einen Kroganer nicht einem Shuttle darauf anzusprechen, und eigentlich war es ihm mittlerweile eh egal. Sie waren alle froh entkommen zu sein.

T'Karr 'Crusher'
22.05.2011, 16:22
<--- Invisible Hand: Startrampen, Hangar

Die Beschleunigung des Shuttles war gar nicht mal so ohne. Oder, um es mit den Worten eines inzwischen Verstorbenen Turianers zu sagen: "Das Teil geht ab wie ein Kroganer auf Ryncol."
Der Kerl musste es wissen, war ja schließlich später wegen so etwas gestorben.

T'Karr betrachtete in Gedanken versunken das prächtige Feuerwerk, mit dem die Invisible Hand ihren (unfreiwilligen) Abgang feierte.
Der Kroganer seufzte leise. "Das war wieder mal ein vollkommen unprofitables Unternehmen...kaum Beute. Von nur den Pardern in den Arsch treten kann man nicht leben. Vielleicht sollte ich den Beruf wechseln.", brummte er doch etwas deprimiert. Was wohl aus Eve und den anderen geworden war? Er hatte sich bisher in der Eile kaum Gedanken darum gemacht. Vielleicht würde er sie ja mal wieder sehen.

„Ihr könnt mich Calix nennen.“, meldete sich der Elcor zu Wort, woraufhin sich auch ein Teil der anderen Passagiere vorstellte. T'Karr nahm die Truppe etwas genauer in Augenschein, aber sie hatten alle etwas gemein: Sie waren erschöpft, manche verwundet, und irgendwie hatte keiner mehr Lust auf irgendwas.

"Ich bin T'Karr, Söldner. Danke fürs Mitnehmen.", stellte er sich schließlich ebenfalls vor.
Er warf noch einen letzten Blick hinaus, versuchte im Dunkeln die Invisible Hand zu erkennen. "Warum verliere ich meine Auftraggeber immer so schnell, seit ich den Sklavenhandel aufgegeben habe?", murmelte er leise mit einem Kopfschütteln.
Er brauchte dringend Geld, Ryncol und Entspannung. Bis aufs Geld konnte er alles im Afterlife finden. Das Geld verlor man in dem Club allerdings eher.

Sooth Kyrik'in
22.05.2011, 22:32
<------------- Invisible Hand- Hangar

Und schon soeben befand er sich nicht auf, sondern in der Kanonenkugel. Die Beschleunigung war brachial! Ein echtes Prachtstück! Nicht jedes Shuttle hätten ihnen allen den aller Wertesten gerettet.

Doch viel bekam auch Sooth nicht von dem Untergang der großen Invisible Hand mit. Immer noch schmerzte seine Wunde am Kopf und als der Elcor das Hologramm aufrief, fing auch die Seele des sonst so taffen Turianers an zu schmerzen. Das war also das Grab der Akyra Bliss. „Das hast du nicht verdient meine Liebe. Nicht für diese Verräterin! Ich krieg sie!“
Arseni schien ebenso wenig begeistert und kämpfte nebenbei mit seinen Körpersäften. Die Blutung schien einfach nicht stoppen zu wollen und beim abtasten der betroffenen Stelle schien Sooth ein kleines Rückbleibsel zu spüren. Es sah so aus, als ob nicht alles bereit gewesen war entfernt zu werden.

Bis auf die ersten Worte des Elcor und die darauf startende Unterhaltung war vorher lediglich Schnaufen im Shuttle zu vernehmen. Dante stellte das Trio galant vor und Sooth fügte einen freundlichen, zuvorkommenden Händedruck hinzu: „Sie können mich Sooth nennen! Sagen Sie Calix, woher haben die Sie diese Perle? Und wo zur Hölle haben Sie das Ballern á la Rambo gelernt?“ Die Rettungsaktion hatte den Leutnant doch mehr als beeindruckt. Das würde er nicht so schnell vergessen.

Letzten Endes stellte sich der Kroganer vor. Er hört auf den Namen „T’karr“. So wie seinem Benehmen vielleicht zu entnehmen wäre eher „Crusher“ oder „Destroyer“. Aber das würde Sooth noch hinaus bekommen.

Aber was würden sie jetzt als nächstes tun? Wo würden sie landen? Wer kooperiert mit wem?
Soothy lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sobald jemand etwas Interessantes beitragen würde, würde er lauschen.

Calix
24.05.2011, 18:25
Einer der beiden Menschen stellte zuerst den etwas ramponierteren der beiden Turianer als Sooth, den zweiten Mensch als Arseni, welcher den ersten als Dante anredete.Doch bevor Calix die Frage auf ein Handtuch beantworten konnte, fuhr der führende batarianische Offizier mit dem Vorschlag dazwischen, in einem von Arias Hangars zu landen. Doch bevor Calix auch darauf antworten konnte fuhr der ramponierte Turianer, Sooth, Calix auch ins Wort, um die Ax und ihn mit Lobpreisungen zu überschütten. Und bevor Calix darauf reagieren konnte, stellte sich noch der Kroganer als T’karr vor und bedankte sich, für einen Kroganer äußerst untypisch, fürs Leben retten. Doch als der Kroganer etwas von Sklavenhandel vor sich hin murmelte horchte er auf. Er hasste Sklavenhändler.
Calix seufzte innerlich genervt und kämpfte seinen aufkeimenden Ärger mit einem energischen Kopf schütteln runter, dass alle plötzlich auf einmal auf ihn einredeten und ihn mit Fragen bombardierten.

Nachdem er sich kurz gesammelt hatte antwortete er, extra auf eine höfliche Betonung achtend, welche genau seinem inneren Gegenteil entsprach: „Bedauernd: nein, hier gibt es kein Handtuch an Bord“, er wandte sich dem Batarianer zu, „Höflich bittend: Geben sie bitte die Koordinaten der Landebucht direkt an Ax weiter, er wird uns dann dort landen.“ Der Batarianer tat leicht verwundert, wie geheißen. Er schaute den Turianer an: „Freundlich Auskunft gebend: Diese Rüstung, das integrierte Waffensystem und die Ax sind alles Unikate, die auf meinen Wunsch hin angefertigt wurden.“ Dabei sagte er nichts über seinen Lehrer, der irgendwo auf Omega vor sich hinvegetierte und ein glückliches Leben führte. Zu guter Letzt wandte er sich dem Kroganer zu und setzte an etwas über Sklavenhandel zu sagen, doch zu gunsten der fröhlichen Stimmung sagte er stattdessen: „Höflich sprechend: willkommen an Bord.“

Die Wut kam in seinem inneren langsam zur Ruhe. Immer wenn er seine Zornesausbrüche, die auch manchmal wegen solcher Nichtigkeiten über ihn hereinbrachen, verschleiern wollte, gab er nur höflich ausgesuchte Wörter von sich, die, wie in diesem Fall geschehen, der Situation nicht immer ganz angemmessen waren. Doch Calix zuckte gedanklich nur kurz mit den Schultern und wartete auf irgendeine Antwort.

Arseni Vigo
27.05.2011, 00:50
Calix gab der Reihe nach Antworten auf die Fragen, die ihm zugeschossen kamen, scheinbar fast schon alle auf einmal. Aber so war das nun mal, wenn man außer Puste war und gerade nur knapp dem Sensenmann entkam. Kein Handtuch auf dem Schiff, das war schade, aber wohl zu erwarten. Dante klopfte Arseni freundschaftlich auf die Schulter, wodurch dieser leicht nach vorne fiel mit dem Oberkörper, und erst einmal wieder sich wieder aufrichten musste. Er warf seinem Bundpartner einen argwöhnischen Blick zu, worauf aber beide nur sich kurz anlächelten und dann wandte sich Arseni wieder Calix zu. "Und wie lange brauchen wir bis Omega um dort zu landen?" Er warf einen knappen Blick auf sein PDA, 20:52, eine gute Zeit um das Trinken im Afterlife zu beginnen, die Siegesfeier. "Irgendwer sonst noch bei einem Drink im Afterlife dabei?"

Sooth Kyrik'in
27.05.2011, 10:59
Der Elcor wurde fast schon überrannt von den ganzen neugierigen Fragen, doch er arbeitet sie alle nach und nach ab. Er wirkte dabei etwas erschlagen, aber damit musste er rechnen, nach solch einer Situation.

„Freundlich Auskunft gebend: Diese Rüstung, das integrierte Waffensystem und die Ax sind alles Unikate, die auf meinen Wunsch hin angefertigt wurden.“ , antwortete der Elcor, genannt Calix auf Sooths Fragen. Da es sich hier um Spezialanfertigungen handelte, war es wohl keine Überraschung mehr warum der Eclor ebenfalls etwas speziel wirkte. Noch dazu begegnete einem nicht jeden Tag ein Elcor mit zwei Gatlings auf dem Rücken. Die Tatsache dass es jedoch in diesem Unikat kein Handtuch gab, stimmte Arseni mit Sicherheit nicht sehr glücklich.

"Unikate also. Nettes Spielzeug!", weiteres klärte schon Arseni, der bereits Pläne über den Abend auf Omega schmieden zu scheinte.
'Woher er wohl da Geld hat und wie er sich das verdient. Wenn der mal nicht zwielichtig scheint. Mal sehen ob wir noch mehr erfahren...vielleicht kann er uns ja im Fall De Laurant weiter verhelfen. Er scheint so, als kenne er wichtige Leute....komischer Typ'

Calix
29.05.2011, 21:14
Er lächelte kurz imaginär, als Sooth erneut sein Spielzeug lobte, der sofort von Arseni abgelöst wurde: „Und wie lange brauchen wir bis Omega um dort zu landen? Irgendwer sonst noch bei einem Drink im Afterlife dabei?“
„Ax. Geschätzte Zeit bis zur Ankunft auf Omega?“, wandte er sich statt einer Antwort an Ax: „Ungefähre Flugdauer: 14 Minuten“, antwortete dieser auch prompt über die Lautsprecher, dabei beließ es dann Calix. Zum zweiten Teil der Frage sagte Calix kurz und knapp: „Ich bin dabei.“ ‚Ein bisschen Entspannung kann ich mir wohl heute noch leisten. Das war heute mehrmals viel zu knapp.‘

Arseni Vigo
30.05.2011, 16:28
Vierzehn Minuten also. Das reichte um sich zu sammeln und sich vor allem auf den Abend zu freuen, während man nebenher die Dateien durchforsten würde auf wichtige Informationen oder den nächsten Hinweis. Er war zufrieden damit, dass er es geschafft hatte, seine Mission halbwegs gut zu abschließen. Sicherlich keine Topbewertung, aber immerhin ein 'bestanden', dachte er sich. "Okay, dann ist ja schon mal einer dabei-"
"Zwei," unterbrach ihn Dante.
"Zwei also, wovon einer ein Elcor ist, mit dem ich sicherlich kein Wetttrinken veranstalten werde. Und sicherlich auch nicht mit einem Kroganer, der vermutlich Rycol in sich kippt. Oder einem Turianer, dessen Drinks ich gar nicht erst konsumieren kann, vorrausgesetzt ihr beiden seid dabei? Klingt wie ein guter Plan, nicht?"

T'Karr 'Crusher'
30.05.2011, 18:37
Der Turianer schien Interesse an dem Shuttle zu haben, was T'Karr durchaus verstehen konnte. Das Teil schien eine ordentliche Ausstattung zu haben und die Beschleunigung war auch kein schlechter Varrenbiss.

"Irgendwer sonst noch bei einem Drink im Afterlife dabei?"
'Wenn du bezahlst...', dachte er sich.
"Hassen die Parder alle nichtmenschlichen Rassen?", brummte er als Antwort, was seine Absicht, sich ordentlich zu betrinken, offensichtlich gemacht haben dürfte.
Der Elcor schien auch nicht abgeneigt, sich die Birne wegzupfeffern und dieser Dante hatte auch Durst.
"Zwei also, wovon einer ein Elcor ist, mit dem ich sicherlich kein Wetttrinken veranstalten werde. Und sicherlich auch nicht mit einem Kroganer, der vermutlich Rycol in sich kippt. Oder einem Turianer, dessen Drinks ich gar nicht erst konsumieren kann, vorrausgesetzt ihr beiden seid dabei? Klingt wie ein guter Plan, nicht?", redete Arseni weiter.
Der Kroganer knurrte zustimmend. "Der beste Plan seit Langem."

Sooth Kyrik'in
31.05.2011, 21:24
Shuttle Ax

Nur noch Vierzehnminuten verblieben, bis sie aus dem ganzen Chaos heraus sein würden. Eine doch recht ordentliche Zeit für die Entfernung wie Sooth fand. Nur was würde er diese restliche Zeit in dem Shuttle veranstalten? Schlafen, in Gedanken versinken? Er könnte sich jedoch schon einmal ein bis sieben Gedanken machen, was er, wenn er wieder zu Hause sein würde, erzählen könnte. Da gab es ja immerhin mehr als genügend.

Doch Sooth schien sich gar keine weiteren Gedanken machen zu müssen, denn Arseni & Co klärten mittlerweile den Abend ab. „Oh ja, die richtig harten Sachen werde ich dir mal zu Genuss bringen. Wie schade, dass ihr dabei umkippen würdet. Obwohl ich mir Rycol auch nicht gerade geben würde.“
„Hah! Was du nicht sagst!“ stimmte Sooth lachend zu. „Schlimmer als der Plan mit der Eroberung der Invisible Hand kann er allemal nicht sein.“

Calix
03.06.2011, 20:32
Alle Anwesenden stimmten Arsenis Plan zu, bloß die Aria Offiziere, welche sich tuschelnd von den anderen abgeschottet hatten, sagten nichts dazu, und würden höchstwahrscheinlich nichts mehr dazu sagen.
Nachdem er kurz seine Arme gestreckt hatte, erst den rechten, dann den linken, blieb er wieder ruhig stehen und fing an das Geschehene erneut zu reflektieren. Er dachte an seine unerwartet aufkeimende Erinnerung zurück. Plötzlich sah er das Geschehen erneut vor Augen: Jemand hinter Calix nimmt seine Schrotflinte, setzt sie auf seine Haut und drückt ab. Er spürte ein Kribbeln auf seinen Rücken, die Erinnerung seines Körpers an diese Misshandlung. Das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit, der absoluten Verlorenheit, er hatte es vergessen. Dieses Gefühl jetzt wieder komplett nachvollziehen zu können, spüren zu können, beunruhigte ihn. Er hatte gedacht über seiner Vergangenheit hinweg zu sein, sie verarbeitet zu haben, sie vergessen zu haben. Doch sie war noch vorhanden und drohte Calix jetzt hinabzuziehen.
Trotzig ballte er seine rechte Hand zur Faust, schüttelte die Gedanken trotzig ab, entspannte seine Hand und stand nun wieder ruhig da. Ja, er könnte jetzt wirklich nicht nur einen sondern mehrere Drinks gebrauchen.

Arseni Vigo
14.06.2011, 02:22
Arseni musste bei T'Karrs und Sooths Antworten unweigerlich schmunzeln und er konnte es sich obendrein nicht verkneifen, zustimmend zu nicken. Irgendwie war die Invisible Hand ein heilloses Disaster, aber sie hatten es alle lebendig herausgeschafft. Nun ja, halt eben fast alle. Akyra fehlte, obwohl er sie erst vor kurzem kennen gelernt hatte. Er spürte, dass er ihr dennoch das Leben verdankte. Ein späteres Gespräch mit Sooth würde sicherlich Klärung schaffen, am besten wenn jener, und er selbst auch, bereits ein paar Drinks intus hatten. Es würde es leichter für ihn machen über Akyra zu reden und Arseni hoffte dann zumindest die richtigen Worte zu finden.
Die Aria Offiziere standen für sich, lächelten als sie Arsenis Plan von einem Besäufnis hörten, aber ihre Pflicht gegenüber Aria würde Alkohol wohl für die nächsten Stunden verbieten. Omega war in Aufruhr, der Verrat der Alpha Chimera würde noch lange Schatten ziehen, wohl weit über Omega hinaus, vielleicht gar bis zur Citadel reichend. Die Pflicht rufte für diese Offiziere, aber nun war es wohl mehr ein Abschlachten als eine Konfrontation oder gar eine weitere Schlacht. Man fragte sich, ob die Alphas überlaufen würden.
Arseni wandte seinen Blick Richtung Pilotenfenster, in der Ferne war Omega zu erkennen, das Asteroidenfeld wurde gewagt, aber dennoch beeindruckend, umflogen und damit zeigte Ax wie kompetent er war, auch wenn Arseni nicht genau wusste, was diese Schiffs-VI oder KI genau war und es sich etwas seltsam anfühlfte von einer geflogen zu werden, gerade wenn das eigene Leben darin hing. Es bestand kein Bedarf darin in den letzten Minuten vor der Landung an einem Asteroiden zu Ende zu gehen. Eine weitere Frage in Arsenis Kopf war, ob Ax jedem gehorchen würde, oder nur dem Elcor? Arseni war nicht erpicht darauf Calix als Captain abzusetzen, dafür waren erstens seine Waffen zu schwach und zweitens, machte der Elcor einen äußerst sympathischen Eindruck, auch wenn er die letzten Minuten schweigsam vor sich starrte.

"Also gut, dann treffen wir uns also im Afterlife? Dante, Sooth und ich werden wohl zuerst noch unseren Blue Suns-Sold abholen."
"Und wir werden das Geld überweisen, sobald Calix uns seine Kontodaten gibt", fügte der führende Batarianer hinzu.
"Guter Plan. Wir treffen uns dann also später im Afterlife?", meinte Arseni, als Omega bereits das gesamte Pilotenfenster ausfüllte und es nur noch wenige Minuten waren bis zur Landung.

Calix
15.06.2011, 18:00
Arseni unterbrach Calix Grübeleien, indem er sagte, dass er, Dante und Sooth sich erst noch ihren Sold abholen würden, dann aber im Afterlife zu ihnen stoßen würden. Der führende batarianische Offizier fügte hinzu, dass er die Belohnung für die eigene und die Rettung seiner Mitoffiziere Calix überweisen werde, nachdem er die Kontodaten erhalten hatte.
„Ax, gib ihm die Daten“, ordnete Calix auch sofort an. „Bestätigt“, ertönte es postwendend und Ax gab ihm die Kontodaten eines seiner Scheinkoten, von welchen das Geld sofort über Vermittlerkonten auf sein eigenes überwiesen wurde.
Der Batarianer nickte Calix zu und sagte: „Die Credits werden Ihnen in Kürze gutgeschrieben.“
Calix drehte seinen Kopf, nickte ihm einmal zu und schaute dann wieder nach vorne.

Omega kam näher und näher. Ax hielt unbeirrt auf einen ganz bestimmten Punkt an der Station zu, der sich vom Weiten nicht von der restlichen Station unterschied, wo sich aber eine der Andockbuchten von Aria T‘Loak Organisation befand. Jetzt zeichnete sich das Privileg eine von Arias Andockbuchten nehmen zu dürfen aus: Sie mussten nicht warten. Die von der Schlacht zurückkehrenden zahlreichen anderen Shuttles, Jäger, Frachter, Fregatten und was es sonst noch alles gab verstopften langsam aber sicher die Flugkorridore zu den öffentlichen Andockbuchten.

„Wir treffen uns dann also später im Afterlife?“, fragte Arseni noch einmal.
„Zustimmend: Geht klar“, antwortete Calix in der für ihn typisch kurzen Art, mehr gab es dazu auch nicht zu sagen.
Außerdem blieb auch keine Zeit dazu, denn der Hangar zeichnete sich langsam von Omegas künstlicher Struktur ab, bis er auch das gesamte Blickfeld ausfüllte und die Ax hineinschoss, relativ sanft abbremste und aufsetzte. Sie waren auf Omega gelandet.
„So da wären wir“, sagte Calix monoton zu den anderen Anwesenden und berührte sein linkes Handgelenk, worauf seine Rüstung wieder zum Leben erwachte und sich der Helm surrend um Calix Kopf legte. Für den Bruchteil einer Sekunde war sein Blickfeld komplett schwarz, bis das Hud aufleuchtete und nun wieder Statusanzeigen sämtlicher Systeme in seinem Blickfeld erschienen.
„Ax. Shuttletür öffnen. Shuttle auf Standby.“
„Bestätigt“, ertönte es nun wieder in seinem Helm. Zischend öffnete sich der Shuttle und gab den Blick in den Hangar frei, welchen Calix dann auch als erster betrat.

--> Omega - Die Andockbuchten
21:05

Arseni Vigo
05.11.2011, 19:18
< --- Omega – Die Märkte
--- > Die unendlichen Weiten der Galaxis: Shuttle Ax

22:15

Ax kannten die Beiden schon und das Shuttle wirkte wie ein Geschenk, wirkte es doch so ideal für diesen Einsatz, den sich Arseni wohl oder übel selbst aufgebrummt hatte, und dies nun eigentlich etwas wehmütig zur Kenntnis nehmen musste, als sie sich auf dem Weg zu Ax machten. Er legte sich die Kugel-Weste an, die er noch mitnahm vom Waffenhändler und inspizierte unachtsam sein Gewehr, da fragte man ihn schon nach Anweisungen. Team-Leader, so scheint es zu sein. „Mine 81, im Ost-Sektor“, musste er sich zurückbesinnen. „Am besten rasch um den Astroiden fliegen, dann vorsichtig rein in den Astroiden und ein wenig die Umgebung scannen, klingt doch nach einem guten Plan oder?“
Sooth nickte, brummte aber noch: „Und dann?“
„Nun, dann – also es gibt eine abgeschottete Mine gleich in der Nähe, die wir eventuell als Hintertürchen benutzen können. Wie gesagt, es gibt zwei kämpfenden Parteien dort unten und wenn wir uns nicht zu dumm anstellen, dürften wir schon alle Heil rauskommen. Das schwierige wird sein die Hintertür zu finden, aber ich schlage vor, dass wir zwei uns einfach alleine auf den Weg machen, während Calix aufpasst, dass uns niemand zu nahe kommt. Jetzt klingt es doch nach einem wirklich guten Plan.“

Calix
26.11.2011, 17:26
<-- Omega – Die Märkte
Shuttle Ax

„Mine 81, im Ost-Sektor“, gab Arseni die Zielanweisung durch. Leichte Vibrationen durchliefen das Shuttle, als Ax den Kurs entsprechend anpasste und die Ax sich dem Zielpunkt schnell näherte.
Calix lauschte Arsenis Ausführungen, sagte aber nichts dazu. Er wusste viel zu wenig über die Mine, um sich jetzt einen Einsatzplan zurechtzulegen, der ihn nachher eventuell zu stark einschränken würde. Trotzdem ärgerte es ihn keinen Plan zu haben. Ich bin viel zu spontan geworden, das wird mich noch umbringen, dachte Calix innerlich kopfschüttelnd.

Monstren aus Stahl, Beton und Glas zischten an der Ax vorbei, als sich das Shuttle stetig dem riesigen Asteroiden – dem Fundament von Omega – näherte. Der Verkehr änderte sich von größtenteils kleinen Privatfahrzeugen zu den eher größeren Frachtern, die vollbeladen von den Minen weg und leer zu ihnen hin flogen. Ax wechselte die Flugebene und fädelte sich in eine ein, die um den Asteroiden rum, näher zu ihrem Ziel führte.
Gigantische Minenanlagen, Andockstationen für dutzende von den nicht gerade kleinen Frachtern und riesige Fabrikkomplexe zogen an dem Shuttle vorbei. Calix war schon eine geraume Zeit auf Omega zu Hause, aber hier, praktisch auf der Oberfläche des Asteroiden, war er noch nie. Beeindruckt beobachtete er das Schauspiel aus dem kleinen, vorne angebrachten Fenster.

Nach kurzer Flugzeit wurde auch hier der Verkehr dünner, bis er so gut wie gar nicht mehr vorhanden war. Sie näherten sich den ausgeplünderten, stillgelegten Minen. Dieser Bereich war in gewisser Weise nicht weniger beeindruckend: gigantische Minenkomplexe säumten immer noch das Bild, viele von ihnen waren ansatzweise oder sogar komplett verfallen. Die Ax näherte sich einem von ihnen, der genauso verfallen war, wie die anderen. Zerstörte Andockbuchten zischten an ihnen vorbei, als die Ax sich dem schwarzen Schlund näherte – dem Eingang zur Mine.
„Ziel erreicht, Mine 81“, gab Ax kund, als das Shuttle vor dem Minenschacht in der Luft zum Stehen gekommen war.
„Scann die Umgebung nach Lebewesen“, sagte Calix und versuchte, durch das Fenster guckend, was in dem leeren Minenschacht auszumachen, doch da war nichts…

Arseni Vigo
11.12.2011, 21:31
Der Elcor manövrierte Ax routiniert durch das verlassene Minengelände des Asteroiden. Früher wurden hier Ressourcen abgebaut, heute wurde Kriminalität gepflanzt. Nicht alle Minen waren verlassen, aber es machte ganz den Anschein als wären jene, die sie passierten schon lange erschöpft und bis auf ein paar Lichter, die wohl den Gangs und den Bettlern als Orientierung dienten, gab es keinen Indiz für zivilisiertes Leben. Zivilisiert war wohl das Stichwort. Calix trug Ax auf nach Lebensanzeichen zu scannen, er fand alle Rassen vor, ein buntes Mischmasch. Aber am meisten Vorcha, teilte Ax mit einer ebenso monotonen Stimme wie Arseni es bereits von Calix gewöhnt war. Doch wenn sich Herr und Hund nicht unterschieden, sollte es auch nicht bei Captain und Schiff anders sein.
„Ein nettes Empfangskomitee“, grunzte Sooth und brach damit die Stille, die sich während des Scans im Inneren von Ax breit gemacht hatte. Arseni aus Nervosität, hauptsächlich.
„Wein haben wir keinen mehr übrig, oder?“ scherzte er und hatte nun, da sie so kurz davor waren, ernsthafte Bedenken.
„Arseni, du gehst mir da nicht mit einem Brummschädel rein, vergiss es“, wurde er sofort von Sooth angefaucht, der daraufhin noch hinzufügte, dass sie doch lieber auf Dante hätten warten sollen.
„Immer ruhig Blut, Sooth. Ohne mich würdet ihr Herrschaften wohl immer noch in der Nase bohren und hoffen irgendwie Yvonne über den Weg zu laufen.“
„Werde bloß nicht unverschämt jetzt, wir haben zu viel durchgemacht als dass…“
„Genau, das ist es. Ich vor allem habe zu viel durchgemacht, als dass ich jetzt nochmal mein Leben riskieren sollte. Aber diese verfluchte Yvonne. Selbst wenn man denkt, dass man eine Frau vergessen hat, nun – sie holen einfach doch immer wieder aufs Neue ein, nicht?“ Arseni klopfte sich auf die Weste, wie ein Gorilla. Und wandte sich dann von Sooth ab, der aber die Unterhaltung nicht gehen lassen wollte.
„Ich muss mir keine Sorgen machen, dass du plötzlich vor Yvonnen für sie in die Bresche springst? Ich habe den Auftrag sie und ihre Informationen zurück zur Citadel zu bringen. Und das werde ich auch so machen. Das ist mein Auftrag, und du bist es Akyra schuldig. Sie hat dir dein Leben gerettet, vergiss das bloß nicht“, fuhr Sooth seine Belehrstunde weiter fort und murmelte noch ein dezentes undankbarer Bastard als Beleidigung hinterher.
„Wie gesagt, sie holen einen immer ein, diese Frauen. Und Ax, jetzt gib‘ uns doch mal ein paar genauere Informationen über die Umgebung. Man sieht da draußen ja nichts als Müll, wenn man denn überhaupt was erkennt. Stockfinster.“
Dann kam die Flut. Ax fing an seine Scans aufzulisten. Er fing bei der Mine ansich an, rund 40 Personen durften drin sein. Zu viel für die Drei und wohl auch zu viel für Ax, auch wenn die Machtdemonstration von Ax und Calix auf der Invisible Hand Arseni zuversichtlich stimmte, dass sie es doch schaffen konnten. „Und kämpfen Sie gegeneinander?“
„Noch nicht, aber die Scans suggerieren, dass es zwei Parteien sind und die Angreifer gerade versuchen, dass Tor aufzuhacken.“
„Schweres Equipment in der Mine?“
Darauf konnte Ax nicht klar antworten, zögerte etwas und antwortete dann: „Vermutlich.“
„Nun denn, ich schätze mal der Weg direkt hinein, fällt sowieso flach. Wie schaut es mit anderen Minen aus, etwas Brauchbares wie wir durchkommen?“
„Ein paar hundert Meter ist die Mine 83, die Wände sind dick, aber wenn das Feuergefecht beginnt, ist meine Feuerkraft ausreichend um die Wände nach schätzungsweise 15 Minuten einzureißen und den – vermuteten – Hauptgefechtsplatz damit stören. Ein Durchkommen in die Mine 81 über Mine 83 ist schwierig, aber theoretisch machbar.“
„Und von vorne geht es ja schließlich nicht. Sooth, wir zwei also wie geplant infiltrieren, während Calix rumbombt und sie alle von hinten überrascht? Sind wir bereit? Und vor allem, wie wollen wir anschließend entkommen?“ Fragen über Fragen. Arseni zündete sich eine Zigarette an, ihm brummte der Schädel von Ax Mitteilungen mehr als der Wein es jemals gekonnt hätte zu bewirken.

Calix
04.01.2012, 15:36
Calix ließ die ganzen Scanergebnisse über sein Hud laufen. Viele Faktoren blieben weiterhin unbekannt, wie zum Beispiel die genaue Bewaffnung und Ausstattung der feindlichen Parteien, deren Zustand und die genaue Stabilität der Umgebung und das wichtigste, um wem es sich überhaupt bei der zweiten Partei handelte – ein Himmelfahrtskommando, das zweite dieser Art in Calix Leben, das zweite dieser Art an diesem Tag. Doch irgendwie gefiel es Calix, sich ohne tagelanges Planen Hals über Kopf in das nächste Abenteuer zu begeben. Irgendwas kann doch nicht mit mir Stimmen, so viel Spontanität ist nicht gut für mich. Doch er würgte seine aufkommenden Gedanken schnell ab und fokussierte sich wieder auf die bevorstehende Situation.
Sie mussten noch immer in die Mine kommen, die durch die Blue Suns bestimmt in eine Festung verwandelt wurde, der Angriff der fremden Aggressoren half dabei nicht.

Er dachte über Arsenis Worte nach. Sich trennen, allein für Ablenkung sorgen, später wieder zusammenkommen. Es gab genialere Pläne, aber je komplexer ein Plan desto mehr kann schiefgehen.
„Hier mein Vorschlag: Ax setzt euch in der Mine 83 ab. Auf euer Signal hin, werde ich Mine 81 angreifen. Ihr schlagt euch durch Mine 83 zu Mine 81 und begebt euch zur Zielperson. Dann schlagt ihr euch zu mir zurück und wir verschwinden.“
Kein genialer Plan, für geniale Pläne braucht man viel Zeit, Zeit die Calix gerade nicht hatte.

Sooth gab zustimmende Laute von sich und auch Arseni schien nichts dagegen zu haben. Zumindest deutete es Calix so. Es fiel ihm immer noch schwer in den Gesichtern der Menschen zu lesen. Das war bei Turianern viel einfacher.
„Ax, ausführen“, sagte Calix knapp. „Bestätigt.“ Ax wendete, beschleunigte und manövrierte das Shuttle zur anliegenden Mine 83, welche genauso heruntergekommen und verfallen war wie ihre Nachbarin. Sie passierten den schwarzen Schlund der Mine, vorbei an den zerstörten Andockbuchten, Fließbändern, Containern, Büros und was es sonst noch alles gab. Ax stoppte das Shuttle schließlich, als sie an einer Abzweigung vom Hauptschacht vorbeikamen, bei der laut Scans die Wahrscheinlichkeit am höchsten war, dass von hier aus ein einigermaßen gutes durchkommen zur Mine 81 möglich war.
Mit einem kaum merklichen Aufschlag setzte Ax auf dem Felsboden auf.

Sooth Kyrik'in
06.02.2012, 22:47
Sooth hörte sich die Pläne der beiden genauestens an und beschloss dass der des Elcor schließlich doch plausibler klang als der des Arsenis. Jedoch waren beide Pläne kein Geniestreich. Schon leicht angesäuert von Arsenis Trunkenheit und auch der abweisenden Art machte es die Situation nicht angenehmer.
‚Was solls!‘ dachte er sich. Schließlich hatten beide seinen Arsch mindestens einmal gerettet. Aber Sooth wäre nicht Sooth wenn er sich das trotz aller dem nicht zugestehen wollte und ließ dies sich auch immer noch nicht anmerken. Anstatt ließ er lieber das Arschloch raushängen und die beiden machen. ‚Die ganze Sache ist sowieso schon viel zu komisch und kaputt, warum also auch noch großartigen Aufwand betreiben. Versteh mich nicht falsch Akyra, aber ich glaube manchmal ist es besser dass du nicht mehr da bist! ‘
Nicht mehr da. Der saß! Gerade als die „Ax“ aufsetzte und er eigentlich das Gewehr laden sollte und die Maske über sein langes Adler artiges Gesicht ziehen sollte holte es ihn wieder ein. Die Asari für die er in Bresche gesprungen wäre, die mehr als nur einmal sein Leben gerettet hatten und vor allem, Akyra, eine Freundin! Wie lange würde das noch andauern kam es in Sooth’s Kopf auf. Wie lange würde er noch trauern, oder eher wie lange würde er dieses bedrückende Gefühl empfinden dass ihn in diesem Moment heimsuchte.
Der Thermo-Clip erlosch als er aus dem Gewehrlauf flog wie die Asche eines Feuers. Die Gasmaske saß als wäre sie genau für sein turianisches Gesicht bestimmt und die Muskeln waren angespannt, der Verstand scharf. Sooth war bereit für den Spaß!
Sobald er sich wieder auf das eigentlich begann zu konzentrieren und nur darauf wartete bei diesen Ratten, auch Vorcha genannt, sich den Frust aus der Seele regelrecht zu ballern, öffnete sich die große Tür des Shuttles und Sooth spurtete in schnellem Schritt voraus.
Die Sachen die die drei erwarteten waren alles andere als die Schokoladenseite der Galaxie. Ja es war eine verlassene Mine und ja sie war auf Omega, aber sowas hatte er nun auch wieder nicht erwartet. Es war fast zappe duster, giftige Gase überall und Vorcha Kot waren das, was alles so angenehm wirken ließ. Dazu kam es, dass manche Ventile wohl noch nicht ganz abgeschaltet wurden und ein reges Zischen alle paar Minuten einem in die Ohrmuschel sprang. Nur um daran zu ändern an was für einem erbärmlichen Ort man sich befand.
„Verreck mir einfach nicht Arseni!“ war das erste und vorerst auch letzte was der Turianer von sich gab.

Calix
11.02.2012, 17:47
Beide schienen nichts gegen seinen Plan zu haben, zumindest deute Calix das entstehende Schweigen so. Das Shuttle öffnete sich und Sooth stürmte sofort raus, ziemlich amateurhaft, wie er fand. Sie befanden sich auf ungesicherten Gebiet mit potentiellen Feinden hinter jeder Ecke, keine gute Idee blind drauf los zu stürmen.
Als Arseni ebenfalls an Calix vorbeihuschte, um das Shuttle zu verlassen, drehte er sich nochmal um und wollte wohl noch was sagen, doch Calix kam ihm zuvor: „Wir sehen uns auf der anderen Seite.“ So oder so… Innerlich leicht schmunzelnd fügte er noch hinzu: „Und Arseni, ich erwarte noch meine Bezahlung.“

Die Tür fuhr zischend herab und Ax startete, wendete, beschleunigte dem Ausgang von Mine 83 zu, dem Eingang von Mine 81 entgegen. Nun wieder alleine im Shuttle bereitete er sich mental auf die bevorstehenden Kämpfe vor. Weitere Scanns ergaben nichts Neues: in der Umgebung wimmelte es weiterhin von hunderten Lebensformen unterschiedlicher Art, doch sie zeigten nichts wirklich hilfreiches für die Mission.
Ausgang von Mine 83. Noch wenige Augenblicke, dann würde er bei Mine 81 eintreffen. Wieder passierten sie verfallene Minenkonstruktionen, Wracks von Frachtern und wenige andere Schiffe, die sich hierhin verirrt hatten, ähnlich wie er selber. Doch ihm blieb keine Zeit sich zu fragen, was er hier eigentlich machte. Ax stoppte und blieb wieder in der Luft hängen, sie waren an der Mine angekommen.

„Scann mit maximal verfügbarer Energie“, wies Calix Ax an. Bloß keine Überraschungen mehr heute.
„Bestätigt. Scanne.“
Daten fluteten über Calix Hud, doch es ergab sich nichts Neues, bis auf eine Sache: die meisten Lebensformen waren immernoch Vorcha, die rattenähnlich in den Minenschächten hausten. Von den Blue Suns oder der zweiten Gruppe jedoch waren keine Daten mehr verfügbar, dies alamierte Calix. Hatten sie seinen Scann bemerkt? Oder reagierten sie einfach nur auf den Angriff der fremden Partei, in dem sie deren Scanner störten. Es gefiel Calix überhaupt nicht, sich praktisch blind und total unvorbereitet zu stellen, doch es brachte nichts, er musste weiter in die Mine vordringen, und solange Ax noch Platz zum manövrieren hatte, war er im Vorteil. Er hoffte, dass er ihn nicht so schnell aufgeben musste.

Mit einem Surren des Reaktors beschleunigte Ax und begab sich in die Dunkelheit des geräumigen Hauptschachtes der Mine.

Auch im Inneren war die Mine genauso verfallen wie die Außenanlagen. Der Minenschacht, wohl einmal gleichmäßig ausgebaut und befestigt, war nun überzogen von Trümmern und Steinbrocken, die Ax im Zickzack Kurs umflog. Der Schacht wurde enger je weiter sie in die Mine kamen, die Veränderung passierte schleichend beinahe unauffällig, dass es aussah, als ob die Wände versuchten sich der Ax unauffällig zu nähern, um sie dann von einem Moment auf den anderen zu zerquetschen.
Calix kämpfte gerade gegen einen Anflug seiner Klaustrophobie an, als die Scanner endlich brauchbare Ergebnisse lieferten. In einem Seitengang, der nun wirklich zu eng für die Ax war, zeigte der Scanner andere Lebensformen, als Vorcha an. Allein nicht wirklich was Besonderes, doch auffällig war, dass im näheren Umkreis überhaupt keine Vorcha mehr existierten, als ob jemand sie davon abhalten würde diesen kleinen Teil der Mine zu bevölkern. Doch noch immer konnten die Scanner nichts Genaues liefern, obwohl die Ax nur wenige hundert Meter vom Ziel entfernt in der Luft hing. Dies sprach für Calix Störsender-Theorie. Er war überrascht, dass die Scanner überhaupt halbwegs deutbare Ergebnisse zeigten, doch er schob es achselzuckend auf seine überdurchschnittlich gute Ausrüstung.

„Setz mich hier ab“, sagte Calix schließlich. Mit dem wohlbekannten „Bestätigt“ verlor das Shuttle an Höhe und landete schließlich auf den unebenen Boden. Mit einem zischen öffnete sich der Schlund in die Dunkelheit. Calix schaltete sein Nachtsichtgerät ein, verließ sein Shuttle und stapfte durch die grüne Geisterlandschaft auf sein Ziel zu.

---> Omega, Minenkomplex, Mine 81

Arseni Vigo
03.07.2012, 03:35
<-- Omega: Minenkomplex


Da verdankte wer den Zweien sein Leben, das stand fest. Arseni fieberte und zuckte, mal wieder, am ganzen Leib, als Calix die letzten Momente des Gefechts standhielt und Ax in den Hangar reingeprescht kam. Hastig gab Arseni ein paar Schüsse ab, aber das Feuer wurde schon auf Ax gerichtet, unnötigerweise; aber der Kumpane gab selbst noch eine bessere Deckung ab als der riesige Elcor, der schwerfällig hinter ihm die letzten Schritte humpelte, unter den Schmerzen leidend, geschwächt, verwundet und ausgelaugt. Doch sie erreichten Ax und ehe sie sich versahen, zischten sie schon aus ihrem Schlamassel heraus, unter ihnen noch die Feuergefechte bestaunend, dann für eine kurze Zeit durch das Asteroidengefels fliegend, alsbald aber schon die Sterne und das schware All um sie. Omega wurde immer größer…

Arseni hatte sich zuerst hingehockt, hatte gehofft dass Calix noch etwas durchhalten konnte bis sie wieder zu den Andockbuchten gelangen, aber der Elcor brach ein, gab mit seinen letzten Worten noch vollen Zugriff. Bevor dieser aber sich um Ax kümmern konnte, musste er sie zuerst erfahren wie es um Calix stand. Aus der Medi-Station des Shuttles holte er sich ein paar Spritzen, Cremes, Verbände und Bandagen. Nicht dass es was helfen würde und viel hatte Calix nicht an Bord. Mit dem Omni-Tool scannte er kurz den Elcor, medizinische Apps zahlten sich immer aus – auch wenn sie nur schlechte Nachrichten meist übermittelten. Calixs Zustand war katastrophal, um es gelinde auszudrücken. Auch wenn natürlich eine Feindiagnose nicht möglich war, dazu fehlte bei weitem das Equipment und die Kenntnisse über die Anatomie eines Elcors, geschweige denn Medizin im generellen, war es offensichtlich, dass Calix gerade am Verrecken war. Knochenbruch, innere Blutungen, weiß der Teufel was mit seinen Organen los war – und der Arm erst, nur noch Blut und Knochen. Kein schönes Bild. Zuerst noch ein wenig ungeschickt, aber schnell sich fangend rammte er ihm Spritzen rein um die Schmerzen zu lindern, trug Medi-Gel auf und spritzte es ihm rein, sodass er ihm hoffentlich noch ein paar Stunden schenken konnten bis sie zur Citadel kamen. Dort mussten sie hin, jeder andere Ort würde für Calix wohl den Tod bedeuten. Und irgendwie dachte sich Arseni, dass Calix wohl kaum auf seinen Heimatplaneten wollte. Anschließend brachte er Bandagen an, wickelte den Verband fest um seinen Arm, und hoffte auf das Beste. Das leichte Wenden des Elcors hatte schon Mühen und Kraft erfordert, deshalb schenkte Arseni es sich Calix irgendwie gemütlicher unterzubringen.

Dann zündete er sich eine Zigarette an, die war bitter notwendig. Ax erhöhte sofort die Ventilation sodass kein Rauch Calix erreichen konnte. Arsenis Gepäck war leider noch auf Omega, nichts wichtiges per se, aber genügend Dinge, die Grund genug waren noch einmal schnell auf Omega zu landen. Vielleicht ein paar Vorräte einkaufen für Calix, das war wichtig. Trotz dem Zeitdruck musste Arseni daran denken, dass auch ihm die Zeit davon lief.
„Also, wie jetzt, voller Zugriff?“ durchbrach Arseni schlussendlich die Stille. „Hmhm, dann ist meine erste Anweisung, dass wir Calix aus dem Shuttle hauen und ich absofort der Captain bin.“ Keine Antwort von Ax, aber der bedurfte es auch nicht, denn Arseni fing an laut loszulachen, ein verzweifeltes Aufschreien eher. „Nur ein Spaß“, fügte er dann unter leichtem Kichern noch hinzu.
„Jedenfalls, Ax, wir müssen zur Citadel. Nur im jetzigen Zustand kann das ganz schön böse enden, denkst du nicht?“
„Ja.“
„Deshalb wäre es vielleicht am geschicksten wenn ich auf Omega noch schnell ein paar Vorräte kaufe, du weißt schon – damit wir genügend Medi-Gel haben um ihn für die Reise vollzustopfen mit dem Zeug, dann noch bisschen Morphium und ähnliches, mehr Verbandszeug. Wenn ich es schaffe irgendwo `nen Medi-Bot aufzutreiben, wäre das natürlich auch spitze. Deine Meinung?“
„Die Scans sind beunruhigend.“
„Hm, kannst du lauten sagen… also dann zuerst mal Omega“, gab Arseni von sich.

Calix
17.09.2012, 19:13
[Teil 1 von 2]

Calix klappte in sich zusammen, doch er war zu schwer für Ax, also brach er einfach durch den Shuttleboden durch und fiel und fiel und fiel. Er sah Ax wegfliegen, immer kleiner werden. Er wollte seine Hand nach dem Shuttle ausstrecken, es zurückholen, doch sie gehorchte ihm nicht.
Steinwände rasten an ihm vorbei, als er sich Kometengleich dem Boden näherte – er war also immer noch in den Tunneln von Omega. Der Boden raste immer näher und näher. Calix hielt die Luft an, kniff die Augen zusammen, um sich auf den Aufprall zu wappnen, auch wenn er über die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens schmunzeln musste. Doch er schlug nicht auf dem Boden auf, sondern tauchte durch ihn durch wie durch einen Nebelschleier. Der Fels wurde zu grauem Dunst. Aus diesem bildete sich eine neue Umgebung, in der Calix plötzlich stand: ein Felstunnel.
Na großartig. Calix sah sich um, ging wahllos ein paar Schritte den Tunnel entlang. Ihm viel auf, dass er keine Schmerzen mehr hatte. Er drehte seinen Kopf, renkte ihn fast aus, um sich selber zu mustern: Die Verletzungen waren weg. Sein Körper war zwar immer noch narbenübersät und er hatte eine frische Verletzung am rechten Arm, an die er sich nicht erinnern konnte, doch ansonsten fühlte er sich vergleichsweise großartig.
Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er hatte seine Rüstung nicht mehr an. Er warf einen Blick zurück in der naiven Hoffnung, dass sie dort liegen würde, doch das tat sie natürlich nicht. Idiot , dachte er und sah nach vorne. Etwas zog ihm den Gang hinunter, doch er wusste nicht was es war. Doch da er gerade keine Idee hatte, was er sonst tun sollte und lieber nicht darüber nachdenken wollte, was hier gerade los war, gab er der Versuchung nach und marschierte den unebenen Felsgang hinunter.

Nach einer Weile kam es ihn so vor, dass er immer wieder die gleichen Stellen passierte. Immer der gleiche Gang, immer die gleichen Kurven, sogar die Wände waren die gleichen. Calix wollte umdrehen, wieder zurückgehen, doch es änderte sich nichts. Der gleiche Gang, die gleichen Kurven. Es ging sogar immer nur bergab. Egal in welche Richtung er sich wandte, für ihn ging es nur nach unten. Doch es kümmerte ihn nicht. Er ging immer weiter nach unten. Immer weiter. Immer weiter. Irgendwann wusste er nicht mehr wie lang er schon gelaufen war, doch er ging weiter, immer weiter.
Er musste nach unten, nur nach unten. Irgendwann war er so erschöpft, dass er kaum noch laufen konnte, doch er schleppte sich weiter, er musste weiter.
Der Elcor lief nun durch einen leicht ansteigenden Gang, der alle paar Schritte von Lampen erleuchtet wurde. Links und rechts standen Bergbaumaschinen verschiedenster Form und Größe herum, andere Gänge führten tiefer in die Mine.
Er musste weiter. Er wusste nicht wohin – er traute sich nicht zu fragen, sie würden ihn eh wieder nur schlagen oder sogar wieder anschießen – als er hinter einem Turianer in orangener Rüstung hinterherhumpelte. Sein rechter Arm schmerzte höllisch, nachdem er vor ein paar Stunden von einem Steinsplitter durchbohrt wurde, der durch eine Explosion umhergeschleudert wurde. Der Kroganer hinter ihm – ebenfalls in orangener Rüstung – war so ´freundlich´ gewesen und hatte ihn entfernt, seitdem blutete sein Arm vor sich hin. Doch er wollte sich nicht beschweren, sie würden ihm nur noch mehr wehtun.
Er wusste nicht wie lang er schon in dieser Mine arbeitete. Waren es Jahre? Jahrhunderte? Jahrtausende? Es kam ihm so vor. Mit der fortschreitenden Zeit hatte er immer mehr vergessen. Vergessen, wer er einst war, was er einst mochte und hasste – er konnte sich nicht mal an das Gefühl des Hasses erinnern – , was ihn auszeichnete, wie er hieß, er war vollends zu der ihm zugeteilten Nummer geworden: 36. Irgendwo tief in seinem inneren bedauerte er sein vergessen, doch er ignorierte und verdrängte diese Gedanken, denn wenn er nachdachte, lenkte ihn das ab und wenn ihn was ablenkte arbeitete er nicht mehr effektiv genug und man tat ihm weh. Er hatte diese Lektion auf dem harten Weg gelernt und das kleine bisschen Wiederstand, das er wie einen Talisman in sich trug, tief in seinem Innersten versteckt.
Ein Schlag von Hinten riss ihn aus seinen Gedanken. Der Kroganer hatte ihn mit der Schrotflinte eins übergezogen und brüllte irgendwas von wegen er solle schneller gehen. Der Schlag war überraschender Weise nicht besonders schmerzvoll – oder mittlerweile nicht mehr besonders schmerzvoll? Wiederholung stumpft ab, doch der Elcor ging schneller.
Mit einem unmerklichen zucken seines Kopfes verstieß er die Gedanken aus seinem Schädel und lehrte seinen Geist, bis er nur noch apathisch dahin trottete.

Sie kamen an dem Hauptversammlungsort an. Dutzende Gänge und Schächte führten in die komplett aus dem Fels herausgehauene Halle. Ein riesiger Felsblock am anderen Ende fungierte als Podium oder Thron. An den nackten Wänden hingen dutzende Banner, tiefschwarz mit einem verschnörkelten orangenen ´R´ - das Zeichen dieser Organisation. 36 kannte es auswendig und würde es wohl nie vergessen. Jeder Sklave trug dieses Zeichen als Brandzeichen am Körper.
Hunderte Sklaven waren schon anwesend, überwiegend Batarianer, Vorcha und Turianer. Vereinzelt waren auch Kroganer unter ihnen, aber keine Asari – die wurden ´anderwärtig´ benötigt. Er konnte sich den groben Verlauf dieser Veranstaltung ausmalen. Raxtar – der gottgleiche Herrscher dieser Mine – würde persönlich erscheinen und zu seinem ´Volk´ reden.
Kaum blitzte in 36 das Bild des hünenhaften Kroganers auf, da kündigte eine Welle von dutzenden Schmerzensschreien die Ankunft Raxtars an. Seine Eliteleibwächter – allesamt Kroganer – prügelten sich mitten durch die versammelten Sklaven durch, als sie ihrem Herrscher einen Weg zum Podium bahnten. Dort angekommen blieben die Leibwächter unten stehen und Raxtar erklomm als Einziger den massiven Felsblock. Nun weit über der Menge stehend, richtete er sich vollends zu seiner beeindruckenden Größe auf und blickte über die wogende Menge. Wiederwille keimte in 36 auf. Er wusste nicht woher er kam, doch der Widerwille veranlasste ihn den Kopf zu heben und mit funkelnden Augen zu Raxtar hochzustarren. Dieser ließ seinen orange glühenden Blick über die Menge schweifen und blieb an den Augen des einzigen Elcors hängen. Selbst über eine Entfernung von mehreren dutzenden Metern hatte der Kroganer sofort den Einzigen ausgemacht, der so dumm war Widerstand zu zeigen. 36 fing leicht an zu zittern, als diese Augen seinen Blick einsogen und ihn gefangen nahmen. Er wollte wegsehen, doch er konnte nicht. Der breite Mund des Kroganers verzog sich zu einem grausamen Lächeln, einem Versprechen, doch dann sah Raxtar wieder weg und ließ seine glühenden Augen weiter über die Menge wandern. In der absoluten Stille fragte sich 36, warum niemand sein Zittern hören konnte, warum ihn keiner der Wärter zurechtwies. Er hatte panische Angst.

„Ich habe euch hier versammelt“, hob Raxtar an, „um euch zu sagen, dass ihr gute Arbeit geleistet habt.“ Ein fast schon warmes lächeln bildete sich auf sein Gesicht. „Unser Umsatz steigt kontinuierlich, unser Reichtum steigt täglich und unsere Macht steigt stündlich. Dies ist alles nur eurer harten Arbeit zu verdanken.“
Hier und da jubelten ein paar Sklaven auf.
„Gerade eben ist ein ganzes Schiff voller neuer Arbeiter eingetroffen, die euch bei eurer harten Aufgabe unterstützen werden.“
Mehr Jubel.
„Sie werden eure Last teilen.“
Noch mehr Jubel.
„Sie werden euer Leid teilen.“
Der Jubel steigerte sich weiter.
„Sie werden euer Schweiß und euer Blut teilen.“
Tosender Applaus.
„Es sind hunderte Wesen, die dafür geboren wurden unsere Einnahmen ins unermessliche, unsere Macht ins unendliche zu steigern.“
Raxtars Stimme hatte sich zu einem ohrenbetäubenden Brüllen gesteigert. Für ein paar Minuten badete er mit erhobenen Armen in dem Jubel der Menge.
36 fragte sich warum man diesem Monster überhaupt zujubelte, vielleicht brauchten die Sklaven einfach eine Möglichkeit, das was sie an Gefühlen noch hatten rauszulassen. Doch anstatt mitzujubeln starrte 36 einfach zu dem Kroganer, der schien den Blick des Elcors aus irgendeinem Grund zu bemerken. Langsam ließ er die Arme sinken und das Toben der Menge wurde leiser, bis es erstarb. Sofort fing sein glühender Blick den des Elcors ein und bannte ihn unendlich lange. Wieder kam das überwältigende Gefühl der Angst in 36 hoch, doch erneut konnte er den Blick nicht abwenden. Seine Panik verstärkte sich, als er an die Konsequenzen dachte, die auf ihn warteten. Doch Raxtar sah wieder weg und ließ seinen Blick schweifen. Er blieb noch einmal kurz an 36 hängen, der nun starr geradeaus stierte.
Langsam hob Raxtar wieder an zu sprechen: „Doch diese neuen Seelen müssen erst durch Schmerz und Leid geschmiedet werden, damit sie hart werden, damit sie stark, unermüdlich und ergeben werden. So wie ihr es alle seid.“
Erneut brandete Jubel auf, der sich noch steigerte als Raxtar erneut seine Arme hob und mit überschlagender Stimme brüllte: „Begrüßt nun eure neuen Brüder!“

Unter donnerndem Applaus zogen zweihundert Turianer aus einem der größten Gänge in die Versammlungshalle. Alle im erbärmlichen und heruntergekommenen Zustand, doch viele liefen noch Stolz aufrecht und hatten den Blick erhoben. Dutzende Wachen sorgten dafür, dass alle Neuankömmlinge in Reihen vor dem Steinpodest standen. Jeder der sich bewegte wurde geschlagen. So standen alle Turianer nach ein paar Minuten wie Statuen da, ohne sich auch nur zu zucken.
„Willkommen“, donnerte Raxtar über den Jubel hinweg, „Eure Ankunft wurde erwartet und ersehnt. Ihr seid ein Gewinn für diese Organisation, wie es selten einen gegeben hat. Ihr wart allesamt Bergarbeiter und werdet es wieder sein. Nur an einem anderen Ort.“
Das Grinsen, das er den Turianern zuwarf sah mehr wie ein Zähnefletschen aus.
„Ihr werdet Leid und Schmerz erfahren.“
Der leiser gewordene Jubel nahm wieder an Intensität zu.
„Ihr werdet zerbrechen und zugrunde gehen. Doch am Ende“ – er brüllte nun – „werdet ihr in der Dunkelheit dieser Stollen wiedergeboren! Ihr werdet aus der Asche eures Lebens auferstehen und zu nie gekannter Größe auferstehen!“
Der Begeisterungssturm steigerte sich ins unermessliche. Staub rieselte von der Decke. Das Versprechen von nie gekannter Größe war zu einem Mythos unter den Sklaven geworden. Ein Mythos, der ihnen half die unendlichen Qualen des Daseins auszuhalten. Irgendwo tief in 36´ Inneren war der feste Glauben an jene Worte versteckt. Zu tief um Hoffnung zu geben.
Raxtar hob die Arme und fast augenblicklich kehrte Stille ein.
„Doch zuerst werdet ihr“ – er zeigte auf die Turianer – „alle das Zeichen bekommen.“
Nach einer kurzen Pause voller Stille brüllte Raxtar mit donnernder Stimme: „Holt die Eisen!“
Sofort nahm die Menge das Stichwort auf und brüllte immer wieder das eine Wort: „Eisen, Eisen, Eisen, Eisen, …“ 36 merkte wie er mitgerissen wurde und flüsterte im Einklang mit der Masse: „Eisen, Eisen, Eisen, …“ Immer und immer wieder.
Ein Kroganer reichte Raxtar ein Brandeisen, dass das gleiche verschnörkelte ´R´ darstellte, wie es auf den Bannern in der Halle abgebildet war. Raxtar öffnete eine Klappe in der Rückwand der Halle. Ein orange-rotes Glühen brach aus der Luke hervor. Er schob das Brandeisen in die Kohlen und befahl den ersten Turianer zu ihm auf das Podest zu bringen. Unter Schlägen und Tritten wurde der neue Sklave zu Raxtar gescheucht, der mit feierlichen Worten das nun glühende Brandeisen aus der Glut zog und es langsam auf die Haut des Turianers senkte. Sein Schmerzensschrei ging im erneuten Jubel der anderen Sklaven unter.
Diese Prozedur wiederholte sich bis alle Turianer gebrandmarkt waren: sie würden für immer Arbeiter in dieser Mine sein.

„Eure Transformation hat begonnen“, verkündete Raxtar erhaben. Der Kroganer ließ die Menge einige Minuten jubeln, doch dann flüsterte er beinahe: „Zum Abschluss ein Wort der Warnung: Tut was man euch sagt, dann werdet ihr hier keine Probleme haben. Wenn nicht…“, er ließ den Satz unvollendet, stattdessen holte er eine Schrotflinte hinter seinem Rücken hervor, zielte und schoss. Einer der Turianer explodierte in blutige Fleischstücke, als die Kugeln seine Haut durchbohrten und explodierten. Seine Nachbarn heulten vor Entsetzen auf. Einige machten sogar Anstalten sich auf Raxtar zu stürzen, doch sie wurden sofort zurückgeprügelt.

„Ihr seid gewarnt. Und doch gibt es einige unter euch die sich nicht an die Regeln halten.“ In 36 keimte die Panik wieder auf. Er musste damit gemeint sein, nur er. Wer denn sonst? Er schluckte und starrte einfach nur geradeaus, in der Hoffnung unsichtbar zu werden.
Vergebens.
„In einigen“, rief Raxtar, „sehe ich Wiederstand in den Augen.“ Seine Augen suchten und fanden den einzigen Elcor. 36 fühlte sich ausgeliefert, verloren unter dem orange glühenden Blick. Er fing an zu zittern.
„So etwas stört die Produktion und Effektivität dieser Einrichtung. Daher ist Widerstand nicht zu tolerieren, egal welche Art er auch sei. Widerstand wird ausgemerzt.“ Erneut jubelten ihm einige Sklaven zu, doch 36 spürte nur diese glühenden Augen auf sich ruhen. Einige Sklaven in der näheren Umgebung des Elcors huschten zur Seite weg, um bloß nicht Ziel von Raxtars Augen zu werden.
„SECHSUNDREISSIG“, donnerte Raxtar, „Vortreten!“ Es war vorbei. Mit zitternden Schritten ging er geradeaus auf das Podium zu. Die Sklaven vor ihm bildeten eine Gasse. Von irgendwoher kam ein Werter angelaufen, der 36 anbrüllte schneller zu laufen, sich zu beeilen. Seine Worte wurden von Schlägen unterstützt, die der Elcor aber gar nicht mehr war nahm. Er nahm eigentlich überhaupt nichts mehr war. Er starrte nur noch durch einen Tunnel, an dessen Ende der Kroganer auf ihn wartete.
Nach einer viel zu kurzen Ewigkeit kam er unten an dem Podest und sah zu Raxtar auf.
„Bedauerlich“, sagte Raxtar fast schon mit Trauer in der Stimme. „Du bist ein wertvoller Arbeiter, von allen geschätzt und geachtet.“ 36 senkte den Blick und starrte auf den Fels vor ihm, „Ich habe dir ein Leben gegeben, ich habe dich versorgt, dich stark gemacht.“ Raxtars stimme war zu einem gefährlichen Flüstern geworden. Doch plötzlich brüllte er wieder: „UND WIE DANKST DU ES MIR?“
„Vergebung“, flüsterte der Elcor.
„Wie bitte?“
„Vergebung“, sagte 36 nun mit zitternder aber fester, emotionsloser Stimme.
„Vergebung? VERGEBUNG?! So leicht wirst du es nicht haben. Du bist ein viel zu effizienter Arbeiter, du arbeitest besser, als einige Maschinen. Ich vergebe dir nicht einfach, du wirst leiden.“ Die letzten Worte waren nur noch ein Zischen.
Tränen der Verzweiflung flossen aus seinen Augen. „Bitte“, flüsterte er tonlos. Doch Raxtar lachte nur auf. „Das hättest du dir früher überlegen müssen.“
Reiß dich zusammen. Idiot. Durch betteln kommt man hier nicht weiter. Halt´ es aus.
Raxtar richtete sich wieder auf. „Bringt ihn hoch zu mir.“
Doch bevor man wieder auf ihn einprügeln konnte, setzte sich 36 in Bewegung und erklomm die gewundene Rampe, die zu dem Podest hochführte. Oben angekommen blieb er vor Raxtar stehen, den Blick gesenkt. Alle Augen in der Halle waren auf ihn gerichtet.

Raxtar wandte sich an einen Batarianer, der etwas abseits stand. „Wetro. Tu deine Arbeit.“ Wetro deutete eine Verbeugung an, gab einem Vorcha, der in seiner Nähe rumlungerte ein Zeichen und begab sich auf das Podium. Der Vorcha hob eine Kiste vom Boden auf und schleppte diese ächzend hinter Wetro die Rampe hoch.
36 Magen krampfte sich zusammen. Wetro war unter den Sklaven als Raxtars bester Folterer berühmt und berüchtigt. Niemand wollte mit ihm zu tun haben. Er sah in das Gesicht des Batarianers. In seinen zwei verbliebenden Augen – die anderen beiden waren von einer hässlichen Narbe durchzogen – war nicht die Spur von Mitleid zu sehen, nur grausame Vorfreude. Sein Mund formte ein lächeln, als er den Blick des Elcors auffing. Er bleckte seine spitzen Zähne.
Der Vorcha stellte die Kiste auf dem Boden ab, öffnete sie und fing an darin rumzukramen. Ohne, dass es ein Zeichen von Wetro bedurfte, beförderte er triumphierend mehrere Gurte zutage und begann 36 damit auf dem Boden zu fixieren. Der Elcor ließ zwangsläufig alles über sich ergehen, hatte er doch keine Wahl. Seine einzige Chance, das hier zu überleben war, sich möglichst nicht zu sträuben und die Qualen über sich ergehen zu lassen. Er wusste nicht warum er überhaupt noch so etwas wie ein Überlebenswillen hatte, doch er nahm es einfach als gegeben hin und probierte sein Zittern zu beruhigen.
Der Vorcha zurrte hier und zog dort. Er zwang 36 in eine liegende Position, in der das einzige, was er bewegen konnte, seine Augen waren. Als er damit fertig war, fauchte der Vorcha kurz triumphierend und zog sich mehrmals verbeugend zurück.
Wetro beugte sich über die Kiste und präsentierte ein Foltergerät nach dem anderen, die er dann in einer Reihe feinsäuberlich auf eine Steinstufe legte. Immer als der Foltermeister ein neues Leidensinstrument hervorholte, jubelte die Menge in ekstatischer Vorfreude auf.
Als Wetro mit seiner Vorstellung fertig war, trat er kurz zurück und blieb mit gesenktem Kopf im Hintergrund stehen. Raxtar trat vor, sah 36 direkt in die Augen, grinste drohend und wandte sich wieder ab, zu der Menge hin.
„Dieser Sklave“, er deutete auf den Elcor, „hat Widerstand gezeigt.“ Dann fügte er bedrohlich flüsternd hinzu: „Lasst euch sein Beispiel eine Warnung sein.“
„Mir scheint, du bist vom rechten Weg abgekommen“, sagte er nun wieder mit erhobener Stimme. Er sah den Elcor an. „Du musst wieder zurückgeführt werden. Du musst wieder neu geboren werden. Du musst neu in die Gemeinschaft integriert werden.“
Erneut ließ der Jubel der Sklaven die Decke erzittern.
„Du wirst hiermit neu geboren.“ Raxtar brüllte nun: „Wenn du überlebst, zeigst du dich meiner Gnade als würdig.“
Raxtar hob die Arme.
„Wetro. Beeindrucke uns mit deiner Kunst.“
Der Jubel wurde zu einem ekstatischen Geschrei, als Wetro sich leicht verbeugte und ein Skalpell von der Steinstufe hob. Er wischte es kurz an einem dreckigen Lappen ab, dann umrundete er 36, bis er rechts neben ihn stand.
Er hob das Skalpell.
36 wurde übel vor Angst.
Er ließ das Skalpell sinken.
Tränen der Verzweiflung und der Angst flossen aus 36 Augen.
Er setzte das Messer auf die Haut auf.

Der kalte Stahl brannte wie brennende Glut. Doch das war nichts im Vergleich zu dem was folgte. 36 konnte nicht sagen, wie lange Wetro an ihm rumschnitt. Minuten? Stunde? Tage? Es war unerträglich. Bei jedem Schnitt brüllte der Elcor emotionslos auf – dafür johlte die Menge umso emotionsvoller.
Immer wieder der glühende Schmerz. Irgendwann konnte er es nicht mehr ertragen und er sank in eine tröstende Ohnmacht. Doch sofort erwachte er wieder. Aus den Augenwinkeln bemerkte 36 wie Wetro eine Spritze aus dem massigen Körper des Elcors zog. Die Ohnmacht rückte in weite Ferne. Stattdessen spürte er den Schmerz jetzt mit einer grausamen Klarheit, die ihn innerlich zerriss.
Es fühlte sich an, als würde man ihn unendlich oft zerreißen, nur um wieder zusammenzuflicken, um ihn wieder zu zerreißen:
Messer ansetzen.
Schnitt.
Messer absetzen.
Messer ansetzen.
Schnitt.
Messer absetzen.
Immer und immer wieder. Und das Kreischen der Menge als Grunduntermalung für die gequälten Schreie des Elcors.

Nach einer Ewigkeit setzte das Messer nicht mehr an. Die Lavaströme flossen nicht mehr über seine Haut. Doch das bekam der Elcor gar nicht mehr mit. Sein Wesen bestand nur noch aus Schmerz und Leid. Alle anderen Empfindungen waren verbannt worden.
Wetro trat zurück und überließ Raxtar seinen Platz. Dieser trat an 36 heran und legte seine Hand auf die bebende Haut des Elcors.
„Das“, flüsterte er nur für 36 hörbar, „war erst der Anfang.“
Dann packte seine Hand zu. Die Augen des Elcors weiteten sich schlagartig. Raxtar riss seine Hand mit einem ruckartigen Reißen nach oben. Ein Schrei hallte durch die Halle.
Mit Tränen in den Augen wandte 36 seinen Kopf und sah zu Raxtar. Er keuchte auf, als er sah, was Raxtar triumphierend der brodelnden Menge zeigte: Ein Handtellergroßes, verschnörkeltes R.
Sein Brandzeichen! Wetro hatte sein Brandzeichen rausgeschnitten.
Da dämmerte dem Elcor, was mit Wiedergeburt gemeint war. Er spukte Galle.
Sein Mund formte die Worte „Bitte nicht.“ Immer und immer wieder. Doch seine Stimme versagte ihm den Dienst.
Raxtar drehte sich um und warf den R-förmigen Hautlappen in die Glut. Es zischte und der Geruch nach verbrannter Haut – seiner verbrannten Haut – stieg 36 in die Nase.
Er spukte noch mehr Galle.
Raxtar nahm das Brandeisen aus der Glut.
„Aufgenommen in diese Gemeinschaft.“
Er hob das Brandeisen in die Luft.
„Gestählt durch harte Arbeit.“
Er marschierte langsam zu dem Elcor.
„Gefallen durch Arroganz und Undankbarkeit.“
Er hielt das Brandeisen über dem Elcor erhoben.
„Aus der Gemeinschaft ausgestoßen.“
Er senkte das Brandeisen langsam in Richtung Haut.
„Wieder aufgenommen.“
Es war nur noch Zentimeter entfernt. 36 versuchte sich aufzubäumen, sich zu winden. Doch die Gurte hielten ihn fest.
„Durch Schmerzen neu geboren.“
Raxtar senkte das Brandeisen genau dahin, wo das alte Brandzeichen eingebrannt war. Auf blankes Fleisch. Auf Nerven, die nicht mehr geschützt waren.

Der Schmerz raste wie eine Welle durch den Körper des Elcors, löschte alles aus, bis er selbst zu Schmerz und Leid wurde.
Etwas zerriss in ihm, zerbarst in tausend Stücke. Sein Geist zerbröckelte. Er konnte spüren, wie er im Begriff war wahnsinnig zu werden. Er verließ seinen Körper, fiel in unendliche Dunkelheit. Doch inmitten der lodernden Schmerzen, leuchtete eine kühlende Flamme auf. Eine Empfindung, die er vergessen hatte. Sein Geist stürzte sich auf diese, hüllte sich in ihr ein, klammerte sich an sie wie ein Ertrinkender an das rettende Seil, schürte sie, dass sie aufloderte und sein Geist den Weg zurück in seinem Körper fand.

Hass.

Blanker Hass durchströmte ihn, hielt ihm am Leben, verhinderte, dass seine Identität zerriss. Aus diesem Hass formte sich ein Gedanke, der ihm Hoffnung und Leben schenkte. Er schenkte ihm ein Ziel, dass er erreichen musste.

Ich werde Raxtar töten.

So einfach und doch so unendlich wichtig. Die Schmerzen wurden sogar noch schlimmer, als Raxtar das Brandeisen noch tiefer in die Wunde drückte. Doch 36 hatte ein Mantra, dass er immer wieder in seinem Kopf wiederholte. Eine Barriere gegen den Wahnsinn.

Ich werde Raxtar töten. Ich werde Raxtar töten. Ich werde Raxtar töten.

Nach einer unendlichen Ewigkeit hörte der Schmerz auf. Raxtar zog das Brandeisen mit einem ekelerregenden Reißen aus dem bloßen Fleisch.
Triumphierend hielt er es hoch und präsentierte es den kreischenden Sklaven: Das Brandeisen glühte nicht mehr.
„Wiederaufgenommen in der Gemeinschaft. Wiedergeboren“, brüllte Raxtar. Er warf das Brandeisen zu Boden und verließ das Podium.
Das letzte Wort hallte in 36 Geist nach. Wiedergeboren. Ja er war wiedergeboren. Er hatte nun Ziel, auf das er hinarbeiten würde. Er würde es verfolgen bis er es erreicht hatte, oder bis er selbst sterben würde.

„ICH WERDE RAXTAR TÖTEN.“

Calix riss die Augen auf. Desorientiert sah er sich um. Wo war er? Wer hatte geschrien? Wer war er? Der Moment der vollkommenen Orientierungslosigkeit ging so schnell vorüber wie er gekommen war. Er war an Bord der Ax, lag auf dem Boden. Sein Name war Calix. Doch wer hatte geschrien? Der Schrei klang verzehrt, schmerzerfüllt, hasserfüllt. Wie das Brüllen eines Tieres und nicht wie ein gesprochener Satz. Er schloss die Augen wieder und flüsterte die Worte erneut.
„Ich werde Raxtar töten.“
Das genau überlegte Aussprechen dieser vier Worte öffnete sämtliche Barrieren in Calix Geist. Wie ein Schleusentor, das vorzeitig aufgemacht wurde, strömten tausende Bilder, Gerüche und Empfindungen auf Calix ein. Plötzlich erinnerte er sich an alles. Das Brandmal, das in seiner rechten Seite eingebrannt war, fing an zu glühen, als Calix an die Schmerzen dachte, die ihn fast in den Wahnsinn getrieben hatten. Er konnte es erneut fühlen. Die Empfindung, dass sein Geist zerrissen wurde, als sich sein Verstand in einem einzigen Schrei verflüchtigte.
Er wusste noch immer nicht, wie er sich hatte retten können und warum er nicht zu einem sabbernden Etwas geworden war. Es war einfach so.
Er erinnerte sich an die wahnsinnigen Schmerzen, die er während seiner ´Wiedergeburt´ aushalten musste. Er erinnerte sich an die Jahre der harten Arbeit in der Mine. An jeden verdammten einzelnen Tag. Die Schmerzen, die er jetzt hatte, verblassten beinahe im Angesicht dessen, was er einst ausgehalten hatte.
Du bist weich geworden, dachte er spöttisch. Ja an diesem Tag, wurde er tatsächlich wiedergeboren. Aber komplett anders, als es sich Raxtar vorstellen konnte. Calix war komplett gebrochen, hatte sämtlichen Lebenswillen verloren. Er wurde nur noch von seinen Instinkten und seinem rudimentären Selbsterhaltungstrieb gesteuert. Er war nicht mehr als ein Tier, das zu viel Prügel eingesteckt hatte. Doch Raxtar änderte das. Raxtar rettete Calix, ironischerweise indem er ihm den Willen einpflanzte ihn zu töten.
Und genau diesen Willen, diesen Hass hatte Calix vergessen. Hass macht mächtig. Hass lässt einem unvorstellbare Dinge aushalten und überleben. Er war einfach im Angesicht seiner Macht zurückgeschreckt. Er hatte ihn tief in sich verborgen und eingesperrt. Die Rage, die ihm während des Kampfes überkam, war nur ein jämmerlicher Abklatsch seines waren Potentials.
„Du hast dich selbst verleugnet“, knurrte er zu sich selbst. Ich werde nie wieder vergessen, warum ich lebe. Ich werde dich töten, Raxtar. Verlass dich drauf.

Calix öffnete wieder seine Augen. Er war wieder er selbst. Die Zeit des Davonlaufens war vorbei. Er starrte konzentriert geradeaus, stellte sich den Kroganer vor, wie er grausam lächelnd von oben auf ihn herab sah. Sofort war er wieder da. Purer Hass loderte wie Feuer durch seien Adern. Sein Brandmahl pulsierte.
Immer noch geradeausstarrend richtete er sich langsam auf. Sein zerschundener Körper protestierte. Seine Arme wollten kaum sein Gewicht halten, zerschrammt wie sie waren. Er ignorierte die Schmerzen, brannte sie weg mit loderndem Hass. Stöhnend richtete er sich auf. Linker Arm, rechter Arm. Dann das linke Bein und das rechte Bein. Nach einer unendlichen Kraftanstrengung, stand er keuchend aufrecht im Shuttle. Erst jetzt bemerkte er, dass sie nicht flogen.
„Ax, wo sind wir?“ Seine Stimme klang wie das Schaben über Sandpapier. Er sah sich um. Irgendwas fehlte. Dann durchzuckte ein Bild seinen Kopf: ein Mensch. „Wo ist Arseni?“
„Omega. Arseni ist auf einem kurzen Landgang, Vorräte kaufen und seine Sachen zusammenpacken. Er hat von einem Flug zur Citadel gesprochen. Medizinische Versorgung für dich. Meine Scanner zeigen, dass deine Funktionsfähigkeit bei 45% liegt. Also hab ich zugestimmt.“
Citadel? Da gab es auf jeden Fall eine bessere medizinische Versorgung als auf Omega. Und nur weil er es irgendwie schaffte zu stehen, hieß das noch lange nicht, dass er springen konnte. Obwohl er sich im Moment großartig fühlte. Sein Hass auf Raxtar rauschte wie eine Droge durch seine Blut und hielt ihm am Leben.
„Danke.“ Als er einen ersten Schritt machen wollte, sackte er fast sofort wieder zusammen. Knurrend ließ er es nicht zu und humpelte weiter, bis er vor einer versteckten Klappe stehen blieb, sie öffnete und ihr seine restlichen Medigelvorräte entnahm. Vorsichtig begann er sich notdürftig selbst zu verarzten, dass er wenigstens aufhörte Blut zu verlieren, das immer noch an ihm runtertropfte.

Calix
17.09.2012, 19:13
[Teil 2 von 2]

Dann kam ihm was anderes in dem Sinn: Ax.
„Seit wann redest du denn so? Hab ich was verpasst?“ Seine Stimme klang immer noch hohl und zittrig.
„Ich lerne.“
„Aha.“ Calix konnte nicht behaupten, dass er sich mit Virtuellen Intelligenzen auskannte, doch er wusste, dass Ax ein Lernprogramm installiert hatte, das es der VI erlaubte sämtliche Situationen auszuwerten und sich dementsprechend anzupassen.
„Solange klar ist wer der Boss ist, hab ich kein Problem damit.“ Es fühlte sich komisch an zu scherzen. Ihm wurde schlecht. Doch er schob das Gefühl der Übelkeit auf seinen zusammenbrechenden Kreislauf.
Er drückte auf ein holografisches Panel, das auf dem Boden neben der Tür eingelassen war. Die Tür öffnete sich und Calix wankte nach draußen. Kaum draußen, konnte er es nicht mehr halten und erbrach sich solange auf dem Boden, bis nichts mehr in seinem Magen war.
„Hey“, rief eine empörte Stimme. Calix hob den Kopf, alles drehte sich. Ein Batarianer kam auf ihn zu gerannt. Mit dem Armen wild gestikulierend. „Was glaubst du eigentlich, was du da tust. Das ist meine Andockbucht! Du darfst hier nicht einfach kotzen wie es dir gefällt.“
„Verpiss dich“, raunte Calix müde.
„Ver-piss-dich“, äffte der Batarianer Calix emotionslose Art nach. „Einen Scheiß werde ich tun. Du machst das hier wieder sauber.“
Hass kochte in Calix hoch, er hatte keine Lust sich mit so einem aufgeblasenem Arschloch abzugeben. Seine linke Hand huschte schneller zu dem Batarianer hoch, als dieser es für möglich gehalten hätte. Seine Augen weiteten sich überrascht. Anscheinend hatte er Calix für einen gewöhnlichen Elcor gehalten. Einen gewöhnlichen, blutüberströmten, rüstungstragenden, schwerbewaffneten Elcor. Wie doof kann man eigentlich sein. Calix hob den linken Arm mühelos höher, sodass der Batarianer den Boden unter seinen Füßen verlor.
Doch plötzlich wurde Calix schwarz vor Augen. Sein Körper wollte nicht so, wie sein Geist wollte. Er brach zusammen.

Stöhnend kam Calix wieder zu sich. Er lag auf etwas, es war nicht der Boden, etwas anderes, etwas weiches. Mühsam rappelte er sich wieder auf und sah auf den Batarianer.
„Ups.“
Calix war über dem armen Schwein zusammengebrochen und hatte ihn einfach zerquetscht. Selbst Schuld, Arschloch.
Er torkelte wieder in sein Shuttle, schloss die Tür und kauerte sich vorsichtig auf dem Boden zusammen.
„Ax, such mal nach einer Möglichkeit, wie wir auf die Citadel kommen können.“
„Mach ich.“
Calix schloss kurz die Augen. Müdigkeit überkam ihm, doch er zwang sich wach zu bleiben. Zumindest bis Arseni wieder von seiner Shopping-Tour zurück war.

Ich werde kommen und dich töten. Raxtar, dein Tod heißt Calix.

Arseni Vigo
17.09.2012, 21:49
„Also, ganz normal bist du eigentlich auch nicht“, meinte Arseni nach dem er sich nochmal kurz Calix gewidmet hatte, armes Wrack.
„Wie meinen Sie das?“
„Naja, ich bin kein Experte wenn es um KIs geht, aber… du bist erstaunlich fit in deinen Schaltkreisen. Weißt du, es gibt da solche von der Sorte, ja oder nein, dann welche die analysieren und den Output rausspucken. Aber du, du hast so was eigenes an dir. Bist ein geheimes Projekt oder wie? Ich würde es nicht als Eigeninitiative bezeichnen, aber du scheinst mir ´nen Schritt weiterzudenken. Kann das sein?“
„Vielleicht“, gab Ax als Antwort ab. Arseni dachte immer es gebe bei solchen Programmen kein Vielleicht, nur 1 oder 0. Top oder Flop.
„Ah, schon wieder so ein Indiz. Sag‘ mal, magst du Calix eigentlich?“
„Darüber kann ich keine Auskunft geben.“
„Hm, dann anders gefragt, wer hat dich denn… gemacht?“
„Darüber kann ich keine Auskunft geben.“
„Ah, dann…“ Sie dockten mittlerweile an. Arseni nahm die letzte Zigaretten in den Mund, neue Packungen mussten gekauft werden. „Pass auf, Calix auf“, meinte er und fügte hinzu, er wäre gleich wieder zurück. Gut so.
„Wohin gehen Sie genau?“
„Darüber kann ich keine Auskunft geben“, erwiderte Arseni lächelnd, bisschen schnippisch.

Wieder im „zivilisierten“ Bereich Omegas, nannte man denn das so? Arseni sah sich kurz dann Omni-Tool an, wurde von einem Batarianer angepöbelt und ging einfach weiter. Probierte paar Codes aus. Red Sand, nicht richtig. Yvonne? Auch nicht. Arseni, funktioniert schon gar nicht. C-Sec Verrat, nope. Nach dem Eintippen von Passwort als Passwort, gab er letztendlich auf. Müde und ausgelaugt streifte er durch die Promenaden von Omega, die Märkte entlang. Geschäfte für Waffen, Geschäfte für größere Waffen, ein Nahrungsmittelladen, schnell paar Äpfel und eine Stange Zigaretten mitgenommen, noch paar Waffengeschäfte, paar Dealer, die Red Sand, Heroin und Bliss vertickten. Kurzer Gedanke an Akyra, immer weiter. Dann endlich eine Klinik, oder Apotheke. Oder einfach nur ein Dealer, der ein Geschäft besaß und statt Drogen Medikamente vertickte. „Äh ja, hallo was haben Sie denn?“ – „Alles was da Herz begehrt. Oder eher… der Körper, die Wunden, hehe. Sie verstehen?“ – „Medi-Gel, Morphium, Verbände und Bandagen, suspekte Heilkräuter, Medi-Cremes und eventuell sogar weitere Arzneimittel?“ Nach dem Arseni dem Dealer klar sagte, dass er nichts aus seinem Hinterzimmer brauchte, verließ er die… Apotheke mit einer Plastiktasche voller Utensilien, Medikamenten und sogar Wasserflaschen, die Calix hoffentlich bis zur Citadel bringen würden. Sogar ein Mittelchen zur verbesserten Blutzirkulation bei Elcor hatte Arseni sich vom „Doktor“ andrehen lassen. Alles andere als günstig, aber kostspielige Lebensrettungen waren auf Omega schon lange nichts Neues. Dann rannte er in sein Hotel, paar Straßen weiter. Packte seine Sachen, checkte aus. Die Rechnung war nicht ohne, gerade die Minibar-Spesen liefen auf einen drei-stelligen Betrag hinaus. Lieber zahlen, als das der Inhaber einem die Kopfgeldjäger auf den Hals schickte. Auf dem Rückweg wurde angepöbelt, aber nichts schlimmes, er rauchte und aß einen Apfel. Dann beim Shuttle, gab es einen bizarren Anblick. Soso, Batarianer, nahezu zerquetscht am Boden. Da ist wohl wer aus seinem Dornröschenschlaf aufgewacht, oder wie?

Die Shuttletür öffnete sich automatisch, Ax erkannte ihn also wieder. Verrückte, vertrauensselige VI. „Bin da, wer noch?“ meldete Arseni sein Zurückkommen. „Hab paar Mittelchen, die wir dir am besten gleich reinrammen und dann zur Citadel, hm? Gut schaust du nicht gerade aus.“ Das war eine gehörige Untertreibung, Calix sah schrecklich aus.

Calix
18.09.2012, 20:29
„Arseni kommt zurück.“
Calix schreckte hoch. Entgegen seines Vorsatzes war er doch kurz eingeschlummert.
„Gut, danke“, sagte Calix noch etwas verwirrt, „Starte schon mal den Reaktor.“
Als einzige Antwort summte der Reaktor nun etwas lauter, was seine Bereitschaft signalisierte sofort loszufliegen.
Da öffnete sich die Tür und Arseni stand schon da.
„Bin da, wer noch?“
„Scherzkeks“, murmelte Calix, nicht sicher, ob es laut genug für Arseni war oder nicht. War ihm auch egal, er hatte andere Sorgen. Als er sich aufrichten wollte, wurde ihm kurz schwarz vor Augen, also ließ er es erst mal bleiben. Von Arsenis gesagtem verstand er nur die Wörter Mittelchen und reinrammen.
„Ich hoffe“, Calix musste husten. „Ich hoffe du weißt, was du tust“, krächzte er und hustete erneut. Blut klatschte auf den Boden. Scheiße.
Er sah zu Arseni hoch und krächzte: „Hilf mir lieber mal die Rüstung abzunehmen.“ Er sah wieder Weg, geradeaus gegen die nun wieder zu Shuttletür. „Verstanden Ax? Die Rüstung…“ Calix hustete erneut. Wann hatte er eigentlich zum letzten Mal was getrunken? Ein Bild von einer Weinflasche blitzte in seinem Kopf auf. Ein glitzerndes Lächeln huschte durch seine Augen. Arseni reichte ihm eine Wasserflasche. „Danke“, hustete er und trank sie in einem Zug leer.
Wie ein Wasserfall bereitete sich das kühle Nass in seinem Körper aus und verschaffte ein wenig innerliche Linderung.
Ächzend richtete er sich auf, und tippte ein paar Befehle in sein Omni-Tool. Hier und dort begann die Rüstung zu surren und zu zischen. Dort wo sie relativ unbeschädigt war, fuhren einzelne Panzerplatten übereinander, so dass man sie relativ leicht ablegen konnte.
„Ich würd´ ja selbst, aber“, er hustete erneut. Arseni verstand und nahm die Rüstungsplatten ab, die sich ohne Probleme zusammenfalteten. Arseni zögerte kurz, als die Gatlings und der Raketenwerfer dran waren, doch dann nahm er auch sie ab. Die Platten, die zu stark beschädigt oder verformt waren, waren schwieriger abzunehmen und bei einigen war es auch schmerzhaft. Doch der Gedanke an Raxtar ließ den Schmerz eiserner Entschlossenheit weichen.
Nach einigen Minuten lagen sämtliche Panzerplatten, Munitionsreserven und Waffen auf einem mehr oder weniger ordentlichen Haufen auf dem Boden in einer Ecke.
Nun hatte er nur noch einen Überzug an, der von dutzenden Schläuchen und Leitungen bedeckt waren, die dazu gedacht waren Medigel an jede Stelle seines Körpers zu leiten. Doch der Überzug wies an mehreren Stellen Brandlöcher und Risse auf. Mit Arsenis Hilfe befreite er sich auch aus diesem.
Nun kam sein ganzer von dutzenden Narben und Verletzungen entstellter Körper zum Vorschein. Aus den Augenwinkeln sah Calix, wie Arsenis Blick an seinem Brandmahl hängen blieb.
„Erklär ich dir später“, sagte Calix müde. Er war wieder am Ende seiner Kräfte, total erschöpft. Der Shuttleboden kippte zur Seite weg, Calix taumelte, hielt sich notdürftig an einer Stange im Boden fest und ließ sich einfach auf den Boden fallen. Dort kauerte er sich wieder zusammen.
„Ax zur Citadel.“
„Bestätigt.“ Der Reaktor brummte auf und das Shuttle erhob sich in die Luft.
Calix sah zu Arseni: „Du kannst mich jetzt verarzten.“ Er wusste, dass es eine unlösbare Aufgabe für Arseni war, doch vielleicht schaffte der Mensch es sogar, dass es ihm wenigstens etwas besser ging.
„Und Arseni“, fügte Calix hinzu, „Wenn ich an einem deiner Mittel sterbe, sprengt Ax uns in die Luft.“
Er wusste nicht ob Ax nur mitspielte, oder einfach seinem Befehl gehorchte, als die VI ein deutliches „Bestätigt“ hören ließ.
„Nur ein Scherz“, murmelte Calix nach ein paar Sekunden und wartete darauf, dass Arseni mit seiner Behandlung startete.

Arseni Vigo
21.09.2012, 20:47
„Nur ein Scherz“, wiederholte Arseni und sprach in die Leere, da er sich bis jetzt erfolgreich weigerte einer VI ein Gesicht zu gönnen, „hast du das auch gehört, Ax? Nur ein Scherz, gell.“ Er nahm einen Apfel heraus, stellte ihn vor Calix hin. „Entweder du kannst ihn jetzt essen oder nach meiner… Behandlung, aber merk‘ dir: An apple a day keeps the doctor away“, meinte er trocken und speckte seinen Apfel nun wiederum in den Mülleimer von Ax, zumindest meinte er das die Einbuchtung hierfür da war. Nun, denn. Er holte die Arzneimittel, Medikamente und das Medi-Gel hervor, glaubte auf Calix etwas Erleichterung zu sehen, dann auch noch die Spritzen. Irgendwie würde das schon alles funktionieren. Ein bisschen Medi-Gel auftragen, paar Medikamente dem Elcor verpasst und noch 1-2 Spritzen, entweder damit er wach bleibt oder einpennt, schmerzlindernd sollte aber so oder so beides sein. Zwar hätte er Calix gerne den Schlaf gegönnt, aber auch hatte er kaum Lust darauf, dass Calix quasi im Schlaf ihm wegstirbt ohne dass er es mitbekommt. Letztendlich würde es also wohl die Entscheidung des Elcors bleiben, während Ax rasch sich von Omega entfernte, sie endlich diese vermaledeite Raumstation hinter sich ließen… nur um zur nächsten zu fliegen.
Calix Ausrüstung lag quer durch das Zimmer verstreut und Arseni beäugte sie etwas, während er versuchte die Wunden des Elcors möglichst ausreichend mit Medi-Gel zu versorgen ohne sie allzu viel anzusehen. „Ganz schön viel was du beisammen hast. Und trotzdem ist es ein ziemliches Wunder, dass wir da lebend rausgekommen sind. Danke dafür. Und sowieso, nunja, danke.“
Er warf die eine Tube Medi-Gel weg, nahm eine neue. Rieb den Elcor damit mehr ein. Zwar zuckte Calix hier und da zusammen, wohl aber mehr während der Kälte des Gels als tatsächlich Arsenis amateurhaften Verschmierungsversuche. Man war es nicht gewohnt Medi-Gel unbedingt über den ganzen Körper manuell anzubringen, es war um einiges ineffizienter als das automatische Verfahren einer jeden Rüstung. Wie aber Arseni zuvor mitbekam – Calix Ausrüstung war zu etwas kaum mehr in der Lage, letztendlich würde es sogar gefährlich werden, sollten sich zusammen mit dem Medi-Gel die Zeichen des Kampfs im Körper verbreiten; Kugeln, die irgendwo unter der Haut blieben und das Medi-Gel zementierte sie in die Organe hinein, Granatensplitter, sogar die Abgase der Mine würden wohl sowohl in Calix als auch Arsenis Kreislauf wohl einige Zeit bleiben. Was wusste man schon; nur das man bald die Citadel erreichen sollte. Er strich über das Brandmal von Calix, da half auch kein Medi-Gel. Zu tief eingebrannt. Aber er war sich gar nicht sicher, ob Calix überhaupt wollte dass das Brandmal entfernt wurde, schlussendlich war er vielleicht selbst ein Mitglieder dieser Verbrecherbande, oder ist es immer noch. Ach, bitte nicht…

Calix
23.09.2012, 20:58
„Genaugenommen“, antwortete Calix mühsam, „schuldest du mir mehr als ein paar Credits. So scheiße ging es mir seit Jahren nicht mehr.“
Ein kleines Piksen, als Arseni eine weitere Spritze benutzte.
Calix sah zu dem Haufen, den er normalerweise am Körper trug. „Kennst du dich auf der Citadel aus? Das muss repariert werden. Wenigstens die Schilde und die Technik.“ Große Hoffnungen hegte er nicht, aber man konnte ja fragen. Er drehte sein Kopf wieder zurück, zuckte kurz zusammen als ihn ein stechender Schmerz durchfuhr.
Er nahm sich eine weitere Flasche Wasser und trank gierig. Das kühle Wasser von innen und das Medi-Gel von außen sorgten überraschender Weise für etwas Linderung. Er schloss kurz die Augen, doch der Moment des Friedens verflog zu schnell, als die Wirkung wieder nachließ und der Schmerz zurückkam.
Er musste sich eingestehen, dass er im Moment ohne Arseni ziemlich aufgeschmissen wäre. Der Gedanke, wie er alleine über die Citadel wanderte, ließ ihn erschauern. Diese quietschsaubere Welt, wie er sie aus den Bildern kannte, widerte ihn an.
Durch eine Reflexion in einer Metallstrebe, sah er Arseni bei der Arbeit zu. Er öffnete gerade eine weitere Tube Medi-Gel und begann sie auf seinen Verletzungen zu verschmieren. Wie viel hat er davon eigentlich mitgebracht? Apropos mitgebracht, warum ist er eigentlich überhaupt…
„Warum“, unterbrach Calix die Stille, „bist du eigentlich wiedergekommen?“ Er hustete kurz – zumindest spukte er nicht wieder Blut, „Du hättest ohne Probleme verschwinden können. Warum den schweren Weg nehmen?“ Er sah Arseni durch die Spiegelung direkt an. „Jetzt wirst du nicht mehr so leicht gehen können. Du hast noch eine Schuld zu begleichen.“ Im Nachhinein hörten sich die Worte härter an als gedacht. „Ich hätte da auch schon was.“ Doch bevor er weiter reden würde, wollte er erst eine Antwort haben.

Arseni Vigo
24.09.2012, 23:56
Calix nörgelte etwas, das war verständlich. Als Reaktion dafür gab es eine weitere Spritze, durchaus sympathisch jemanden für jeden Kommentar mit einer Spritze zu bestrafen, sofern es sich nicht gerade um einen Elcor handelte, für den es wohl nicht mehr als das Pieksen einer Mücke war.
„Ja, ich habe ein paar Kontakte. Das sollte aber erst einmal nicht deine Hauptsorge sein, wichtiger wäre es dass sie über ausreichend Medikamente, Apparate und vor allem Fachwissen verfügen um dich wieder einigermaßen zusammen zu flicken.“ Arseni überlegte sich ob er, während Calix seinen unfreiwilligen Klinik-Aufenthalt bewältigen musste, die Ausrüstung schlichtweg seinen Bund-Kontakten geben sollte, damit diese sie reparierten – als Bonus. Vielleicht würden sie sich auch denken, dass sie sie einfach behalten sollten, aber das wäre dann schon eine sehr miese Entscheidung.
Nach einer weiteren Spritze Morphium, würde sich Arseni nun vorwiegend darum kümmern das alles noch ein wenig einzuwickeln. Sonderlich viel Ahnung hatte er davon nicht und beim Abschneiden der Verbände nahm er stets viel zu viel, wodurch die Rollen flugs aufgebraucht waren. Auch rollte er die Bandagen mehr schlecht als recht um Calix Arme und Beine, wo überall die Wunden noch hellrot pulsierten und schimmerten, bevor sie anfangen würden pechschwarz faulen. Er holte noch rasch eine Tube Medi-Gel heraus für Calix Rücken und schmierte sie drauf.

Auf die Frage warum Arseni zurück kam, hielt Arseni kurz inne, schmierte dann aber weiter. Gute Frage eigentlich, auch nur deshalb weil es das richtige zu tun war. Jemanden auf eine solche Mission mitzunehmen, nur um dann eventuell seinen Zorn auf sich zu ziehen und noch dazu fürstlich entlohnen zu müssen, es wäre sicherlich einfacher gewesen auf Omega für ein paar Tage unterzutauchen. Andererseits ließen sie beide Sooth heute zurück, nicht zu vergessen Akyra. Arseni hatte schon mit genügend Totgeweihten an diesem fürchterlichen Tag zu tun, wahrscheinlich wollte er nicht noch einen dazu zählen müssen. „Keine Ahnung, weil es das richtige ist?“ erwiderte er, etwas zögernd, um dann noch halblustig gespielt hinzufügen: „Außerdem habe ich nicht gerade große Lust von dir quer durch die Galaxis gejagt zu werden. Oder von Ax.“ Und als Calix von Schuld sprach, wünschte sich Arseni er wäre vielleicht sogar abgehauen, des Feiglings Ausweg. So wie der Elcor davon sprach, klang das nicht gut. „Eine Schuld begleichen, hm? Die Credits, Rüstungsreparatur, Erste Hilfe, ich leiste dir und Ax doch auch sympathisch Gesellschaft, außerdem kann ich ganz okay kochen… simple Sachen.“ Arseni lächelte wieder etwas, klopfte Calix auf den Rücken. So weit so gut. Einigermaßen sah er ja jetzt wieder aus, zumindest nicht so schlimm als das man sofort erschrecken müsste, es sei denn man hatte eine panische Phobie vor Mumien im Elcor-Format. Wie wohl Elcor ihre Toten bestatten, vermutlich fraßen sie sie während eines Theaterstücks auf. „Aber ja“, fügte Arseni noch rasch hinzu, und zündete sie sich eine Zigarette an, „ich schätze ich stehe in deiner Schuld. Und meine… Organisation auch. Was schwebt dir denn vor?“

Calix
27.09.2012, 20:22
Seiner Antwort entnahm Calix, dass Arseni ein Mann mit Prinzipien war, der eine Sache durchzog, wenn er sie angefangen hatte. Genau so jemanden brauchte er. Also gut. „Auf die Credits kommt es mir nicht an“, brummte Calix. „Eigentlich geht es mir nur um ein paar Informationen." Er holte Luft. "Es gibt jemanden in dieser Galaxis“, er sah Arseni durch die reflektierende Metallstrebe an, „der bald sterben wird.“ Kurze Pause. „Er weiß es nur noch nicht“, knurrte er emotionslos.
Er schwieg wenige Sekunden lang, überlegte wie viel er offenbaren sollte. „Raxtar.“ Man konnte die Verachtung in der monotonen Stimme spüren. „Sein Name ist Raxtar. Er ist zu einem großen Teil dafür verantwortlich wer und was ich jetzt bin. Er hat mich“, er zögerte, „hat mir Dinge angetan, die du dir nicht vorstellen kannst.“ Mehr wollte er im Moment nicht sagen. Er war sich sicher, dass Arseni sein R förmiges Brandzeichen gesehen hatte, sollte er seinen eigenen Schluss ziehen.
Das Gesicht des Kroganers tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf, als würde er direkt vor ihm stehen. Erneut loderte der Hass in ihm auf und drohte aus ihm herauszubrechen. Er stand langsam auf, drehte sich in dem engen Shuttle, bis er Arseni direkt ansehen konnte. Seine glühenden Augen starrten in die blauen Arsenis, als er zu sprechen anhob: „Ich will ihn tot sehen. Er wird sterben.“
Er ließ sich wieder zu Boden sinken, diesmal aber so, dass er Arseni direkt ansehen konnte.
„Ich hoffe, dass deine Organisation entsprechende Daten hat. Wenn ja, betrachte die Informationen als meine Bezahlung.“
Er musste husten. Wieder kein Blut. „Danke übrigens“, sagte er zögernd. „Für die Behandlung.“ Komisches Gefühl sich zu bedanken. Irgendwie … anders.
„Was sagst du?“, fragte er und sah Arseni an.

Arseni Vigo
29.09.2012, 21:09
Was er dazu sagt? Puh, gute Frage. Arseni zog an seiner Zigarette, fing das Grübeln an. Noch ein Auftrag für Calix, in der sicherlich erneut Pistolen, Raketen und Explosionen eine Hauptrolle spielten – und diesmal hatte er ihn sich selbst auferlegt. Und ganz ehrlich, er wollte Calix ungern auf eine solcher Mission schicken, gerade in seinem jetzigen Zustand war der Elcor kaum in der Lage einen einzelnen Kroganer zu bezwingen, geschweige denn ein ganzes Kartell wie die Rotaugen. Sofern es tatsächlich der Wahrheit entsprach. Die Rotaugen waren offiziell nur Minenarbeiter auf Antirumgon, auch wenn in den Archiven des Bunds schon ein- zweimal Verdachtsargumente geäußert wurden, es würde sich bei ihnen um mehr handeln. Eventuell hatte die ganze Situation Fieberträume bei Calix ausgelöst, Dinge, die er sich ausmalte, die er nun schlimmer wahrnahm als zuvor. Anders konnte sich Arseni Calix plötzlichen Gemütswandel nicht erklären, schließlich hatte der Elcor zuerst stets auf eine Bezahlung in Credits gepocht und nun das… Arseni hatte wenig Lust dazu in ein paar Tagen im Extranet zu lesen, wütender Elcor tötet unschuldige Minenarbeiter.

„Ich werde sehen was ich tun kann“, meinte Arseni, und war sich dabei selbst nicht sicher. Er hätte Calix direkt sagen können, dass die Rotaugen auf Antirumgon stationiert sind, aber das würde wohl bedeuten, dass er augenblicklich den Kurs ändern würde. „Aber, nur um das klarzustellen, die Credits bekommst du auf jeden Fall, die Organisation hat eh viel zu viel Geld, die sollen ruhig bisschen was abgeben. Und wenn du das Geld nicht behalten willst, dann können wir es ja am Abend versaufen – also sobald du aus dem Krankenhaus wieder draußen bist.“

Mittlerweile hatten sie sich weit genug von Omega entfernt, näherten sich dem Massenportal und würden wohl in einer Stunde zum Sprung ansetzen. Arseni befürchtete, dass die C-Sec dort auf sie warten würde, sie versuchend abzufangen. Sooth kannte Ax und konnte sich wohl auch zusammen reimen, dass Arseni ihn – gewissermaßen – über das Ohr gezogen hatte. Ihm schauderte es beim Gedanken an ein erneutes Wiedersehen, manche Bekanntschaften sollten schlichtweg aufhören. Er ließ seinen Blick wieder auf Calix schwenken, der trotz seinem vorherigen Versuch wieder am Boden lag, schwerverwundet und bestmöglich behandelt, nunja, bestmöglich für Arsenis Maßstäbe eben. Gut sah das nicht aus. „Hm, gern geschehen, die Behandlung mein ich. Und danke fürs Leben retten.“ Raxtar kam ihm wieder in den Kopf als er in Calixs Augen blickte für einen Moment zu lang und die Wut zu erkennen glaubte, sodass er sich der Decke von Ax zuwandte, hoffend Raxtar wäre eventuell doch nur ein Gespenst, denn alleine und in solchem Zustand würde Calix wohl kaum eine Chance haben. Einerlei, und da meldete sich auch schon ein Magen. Ja, trotz dem Apfel hatte er immer noch Hunger. Zum Glück hatte er als er die Äpfel und Wasserflaschen eingekauft hatte, auch noch ein paar Sandwiches mitgenommen. Einige. Eines würde ihm erst einmal reichen, aber er hatte keine Ahnung wie viel ein Elcor normalerweise aß. „Hm, Hunger?“ fragte er nach und fing schon in seinem Koffer an zu wühlen, wo er sie irgendwo versteckt hatte.

Calix
02.10.2012, 22:47
Eine typische Diplomatenantwort, die Arseni ihm da auftischte. Nicht Ja und nicht Nein, sondern ein Vielleicht. Eine neue, weitere unbekannte in der Gleichung, die Calix so schnell wie möglich lösen wollte. Als Arseni weitersprach, musste er unfreiwillig glucksen, was in einem weiteren Hustenanfall endete. Ihm gefiel die Denkweise des Menschen. „Wenn du mich zwingen willst, das Geld anzunehmen, sag ich auch nicht nein.“ Ein Glitzern huschte durch seine Augen. „Aber abgemacht. Sobald ich wieder fit bin, gehen wir saufen.“ Unter einem kurzen Ächzen hob er seine Hand, in welcher Arseni fast sofort einschlug.

Ax gab durch, dass sie nur noch eine Stunde vom Massenportal entfernt waren. Calix stellte sich die Citadel vor, wie er sie bisher nur aus Bildern und Erzählungen kannte. Eine Raumstation so groß wie Omega, die jedoch nicht von Verbrechersyndikaten sondern einer galaktischen Gemeinschaft regiert wurde. Dort gab es Gesetze und strenge Strafen, wenn man gegen sie verstößt. Calix schüttelte sich kurz innerlich. Die Sicherheit der Citadel war nur ein künstliches Versprechen für diejenigen, die zu schwach waren, selbst für die eigene Sicherheit zu sorgen. Zumindest war diese Meinung auf Omega weit verbreitet. Vielleicht auch nur, um das eigene Leben erträglicher zu machen. Calix wusste es nicht. Er wusste aber, dass er Omega mit all seinem Abschaum, seiner Ungerechtigkeit, seiner Verkommenheit und seiner Verbrecher mochte, war die Station doch so etwas wie ein Zuhause für ihn. Ein Zuhause, dass er erst wieder sehen würde, nachdem er mit einer gewissen Person Frieden geschlossen hatte. Dein Tod heißt Calix, dachte er gedankenverloren, ohne überhaupt zu wissen, dass er es dachte. Er spürte nur erneut die Hitze durch seine Adern pulsieren.

Arsenis Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Er wollte schon mit einem routinierten Nein antworten, als er erst bemerkte wie hungrig er eigentlich war. „Ja“, sagte er stattdessen salopp. Arseni kramte tiefer in seinem Koffer und zog ein paar Sandwiches für Calix heraus. Seine gemeißelten Gesichtszüge verzogen sich fast zu einem erkennbaren Lächeln, als er Anfing sich vollzustopfen. Überraschenderweise konnte er fast schmerzfrei essen.
„Was rausgefunden, Ax?“, fragte er, als er gerade nach einem weiteren Sandwich griff.
„Es gibt tatsächlich Wege, unentdeckt auf der Citadel zu landen“, antwortete Ax. Dabei klang die VI so, als würde sie sich darüber freuen.
„Und weiter?“ Er biss in ein weiteres Sandwich. „Die im jetzigen Moment effektivste Möglichkeit unentdeckt die Patrouillen der Citadel-Flotte zu passieren, ist wenn wir uns an ein größeres Schiff heften und uns von diesem durch den patrouillierten Raum leiten lassen.“ Während Ax den Plan erklärte, projizierte die VI ein Hologramm in den Innenraum des Shuttles, welches die Ax zeigte, wie sie nur wenige Meter entfernt von dem Rumpf eines größeren Schiffes durch den Weltraum flog. Du bist verrückt geworden… „Die Sensoren der Citadel-Flotte“, fuhr Ax fort, „werden uns dann nicht mehr wahrnehmen, da der Abstand zu dem Schiff zu gering ist. Für dieses Manöver empfehle ich einen Frachter der Kowloon-Klasse.“ Das Hologramm zoomte heraus, so dass die Ax nur noch ein winziger Punkt war. Zu sehen war ein Modulfrachter älteren Bautyps, wie es sie zu Hauf gab.
„Gründe?“, fragte Calix.
„Ja. Die Module der Kowloon-Klasse sind mangelhaft mit Sensoren ausgestattet, dies würde uns erlauben unentdeckt zu bleiben.“ Nach einem künstlichen Zögern fuhr Ax fort, „Selbst wenn die Sensoren uns registrieren würden, wäre die Wahrscheinlichkeit ausreichend hoch, dass man uns führ eine Störung halten wird.“
Nachdenklich sah sich Calix das Hologramm an. Der Plan war verrückt, mehr fiel ihm dazu nicht ein. So etwas konnte nur von einer VI kommen, die rein logisch dachte. Andere würden den Plan für zu verrückt halten, um ihn auch nur in Betracht zu ziehen. Und hier lag der Vorteil. Niemand würde damit rechnen. Er aß den Rest seines Sandwiches. So gesehen war der Plan perfekt. Nur eine Sache ließ ihn nicht los: „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir mit dem Frachter kollidieren?“ Ax Antwort kam sofort: „4 Prozent.“ Das war ein eingehbares Risiko. „Ausführen.“ – „Bestätigt.“

Er sah zu Arseni, den er irgendwie vergessen hatte. Der Gesichtsausdruck des Menschen war für Calix nicht zu deuten, was aber auch nichts hieß, da er sowieso Schwierigkeiten hatte, die Mimik anderer Spezies zu deuten.
„Was hältst du da eigentlich von?“ Er nickte in Richtung des immer noch aktiven Hologramms.

Arseni Vigo
03.10.2012, 00:44
Interessiert hörte Arseni den Ausführung von Ax zu, schien irgendwie seltsam und simpel einleuchtend, diese Vorgehensweise. Clever war es wohl angesichts der Tatsache, dass am Ende des Tages wohl die gesamte C-Sec auf ihren Fersen sein würde, da war es besser unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden. Und so wie Ax seinen Plan präsentierte, schien das auch alle mal umsetzbar. Trotzdem aß Arseni derzeit eher heißhungrig sein Sandwich, als dass er auf jedes Detail hörte und sich beinahe verschluckt hätte, so überrascht war er, als Calix ihn fragte, was denn seine Meinung dazu wäre.

„Klingt ganz toll und so“, meinte er, schmatzte dabei ein wenig und schafft es endlich den letzten Bissen runter zu würgen, „nur wo werden wir landen? Etwa auf dem Schiff?“ Er schnappte sich einer der Wasserflaschen und spülte die letzten Essensreste damit hinunter. Er hatte immer noch Hunger. „Ich glaube nämlich kaum, dass der Captain dieses Schiffs der Kowloon-Klasse, welches auch immer nun genau die Ehre hat auf die Citadel zu schleusen, sonderlich darüber begeistert wäre. Und so wie ich die Citadel kenne, ich denke fast das würde auch auffallen.“
Nun, vielleicht war es sein Job zu zweifeln, hier an Bord. Aber Ax antwortete nach kurzer Verzögerung: „Angesichts des derzeitigen Zustands von Calix ist es die beste Lösung möglichst nahe an einem Krankenhaus zu landen. Sofern ich weiß besitzen Hospitals auf der Citadel einen eigenen Landeplatz, was sich hier kurzfristig anbieten würde.“
„Ja, nur, die sind eigentlich für die Rettungsshuttles gedacht.“ Er kratzte sich ein wenig am Kopf und blickte knapp auf Calix, dem die Sandwiches zu schmecken schienen. Also griff auch Arseni zu, bevor es gar nichts mehr gab. „Aber ich vermute – das könnte man umgehen, indem wir uns eine kurzfristige Erlaubnis besorgen. Notfalltransport und dergleichen, nur wie? Ich könnte versuchen mich ins System zu hacken, aber das ist fast schon zu riskant, eigentlich auch zu kurzfristig. Außerdem, hm, das sollten wir eigentlich auch im Notfall mit ein bisschen Bestechungsgeld schon regeln können“, und er wandte sich kurz nochmal zu Calix zu, ehe er sein Sandwich anbiss, „scheint wohl ganz so als würden wir doch nicht unseren ganzen Sold versaufen, wenn du zurück bist.“

Da fiel ihm ein, dass er eigentlich sogar noch den Bund kontaktieren sollte, damit überhaupt etwas gab, den Sold und dergleichen. Er wäre ja gespannt darauf wie sie darauf reagieren würden, dass er mal eben das begehrte Omni-Tool ergattert hatte, etwas beunruhigter war es allerdings als es um die Frage danach ging, wie er dies geschafft hatte. Tote C-Sec Agenten, gar Verrat an einem, ungewohnte Bund-Vorgehensweise, die so eigentlich nicht zu dieser Organisation passte, eine Zielperson, die noch lebte und eigentlich schon lange tot sein müsste. Aber er hatte die Daten und wer weiß, vielleicht wurde aus dem Sucher sogar langsam etwas mehr, ein neuer heller Stern in den Personalakten und einer jener aufstrebenden Kopfgeldjäger oder Assassinen, die die Karriereleiter stets rascher empor klommen als es je ein Sucher wie Arseni vermocht hätte.

Calix
05.10.2012, 20:04
„Wenn es sein muss.“ Calix drehte kurz seinen Kopf nach links und rechts, dass seine Halswirbel knackten. In der einkehrenden Stille verdrückte er ein letztes Sandwich und genoss das einkehrende Sättigungsgefühl. Seine Gedanken drifteten erneut zu seiner Vergangenheit ab. Nun da er sich wieder an alles erinnern konnte, jagte ihm das Vergangene keine Angst mehr ein. Das einzige Gefühl, das es jetzt in ihm auslöste, war bittere Traurigkeit und glühender Hass. Innerlich schmunzelnd dachte er daran wie er zurückgeschreckt war, als er glaubte sich selbst zu sehen. Wie er es einfach nicht wahr haben wollte, wie er sich verleugnet hatte. Lächerlich, sich selbst zu belügen.

Er sah zu Arseni, der seinen eigenen Gedanken nachzuhängen schien. Seine Augen wanderten über das Innere der Ax. Stolz erfüllte ihn, als er daran dachte, wie mühselig es gewesen war Firmen zu finden, die ihm das liefern konnten und lieferten, was er wollte. Wie er mithilfe von Drohungen und dosierter Gewalt die Firmen daran gehindert hatte, ihn zu hintergehen. Aber er hatte es geschafft. Die Ax war eines der besten, wenn nicht sogar das beste Shuttle seiner Klasse. Er strich mit einer Hand über eine Platte, die im Boden befestigt war, genoss die Berührung des kühlen Metalls auf seiner Haut. Ein Bild blitzte in seinem Kopf auf: er als Kind lag auf dem Boden in seinem Zimmer und strich über den kühlen Boden, als seine Mutter ihn zum Essen rief.
Eine Träne klatschte auf den Boden, doch Calix bemerkte es nicht. „Ich war noch ein Kind“, seine Stimme war nur ein emotionsloses Wispern, „aufgewachsen auf einer Raumstation. Irgendwo… Ich war glücklich. Doch dann wurde mir alles genommen.“ Er starrte stur geradeaus. „Sie haben sie alle getötet, die Stärksten mitgenommen, die Schwachen getötet. Meine Mutter war unter ihnen. Sie hat geschrien.“ Er brach ab. War er wahnsinnig? Warum erzählte er das? Doch er konnte nicht aufhören. „Sie haben die Station nachher gesprengt, wohl um keine Hinweise zu hinterlassen.“ Er schnaubte. „Wir wurden zu einem Asteroiden gebracht, dort sollten wir Ezo fördern. Hab mich gewährt, bis mir der Widerstand rausgeprügelt und rausgeschossen wurde.“ Er durchlebte die Zeiten der Teilnahmslosigkeit erneut. Er lebte einfach nur noch, wie ein Tier. Er flüsterte weiter: „Raxtar war unser Meister“, er schnaubte kurz, „hat dafür gesorgt, dass ich wie ein Wurm vor ihm hergekrochen bin. Bis ich einen Fehler begangen hab. Hab ihm in die Augen gesehen.“ Seine Erzählung verlor sich. Erneut durchlebte er seine öffentliche Folterung. „Er hat mich dafür vor allen gefoltert und erneut gebrandmarkt. Doch alles, was er bewirkt hat, war mein Wunsch ihn abzuschlachten, wie ein Tier.“ Calix Augen glühten wieder vor Hass. „Mein Hass hat mich am Leben gehalten. Bis ich die Möglichkeit ergriffen hab und mit einem Frachter von der Mine geflohen bin. Der Frachter flog nach Omega. Dort hat mich ein anderer Elcor gefunden. Hat mich ausgebildet, mir alles beigebracht, was ich heute weiß. “ Er dachte wieder an seinen Lehrer, der gütig und streng gleichermaßen war. „Mit den Jahren hab ich meinen Schwur vergessen und verdrängt. Bis heute. Erneut durch dunkle Schächte zu gehen, hat was in mir ausgelöst. Ich hab mich wieder erinnert.“ Beinahe unhörbar fügte er hinzu: „Ich hab mich verleugnet. Hab den Grund vergessen, warum ich noch lebe.“
Seine Stimme wurde wieder lauter. „Doch damit ist Schluss. Raxtar muss sterben. Es geht nicht anders.“ Er schwieg wieder eine Weile, bis er noch flüsternd hinzufügte: „Ich will endlich Frieden finden.“
Er wusste nicht warum er das alles erzählt hatte. Er wusste nicht einmal, ob es richtig war oder nicht, oder ob Arseni überhaupt zugehört hatte, doch es war nötig gewesen, sich den Scheiß von der Seele zu reden, der auf ihn lastete.
„Danke fürs zuhören.“

Arseni Vigo
06.10.2012, 11:13
Gerade als Arseni anfing seine Nachricht an seine Bund-Kontakte zu schreiben, nahm er zuerst Calix Monolog nur wispernd wahr. Nicht sicher ob er weitersprechen würde, schrieb Arseni noch etwas weiter und versuchte dennoch mit beiden Ohren zuzuhören, was schließlich erst klappte als Calix immer während lauter sprach. Was Calix sprach, war nicht mehr überraschend. Vor einer Stunde vielleicht, ja. Doch nach dem Calix den Kroganer namens Raxtar erwähnt hatte und Arseni das Brandmal der Rotaugen, ein Symbol das er noch von Antirumgon kannte, war es nicht schwer eins und eins zusammen zu zählen. Es war nur nicht klar, wie es zu allem kam und welche Rolle Calix genau annahm. Arseni wurde es nun klar und immer wieder während Calixs Erzählung musste er schwer schlucken, nicht so sehr wegen des nun offenbarten, aber bereits erahnten Inhalts, als vielmehr aufgrund der Tatsache wie Calix diesen vortrug. Weder emotionsbeladen noch kaltschnäuzig, sondern sich selbst erinnernd und besinnend erschien es Arseni, ein Akt der Reflektion nicht für Arseni vorgetragen sondern nun mal für sich selbst.

Er wusste nicht was er sagen sollte und als er dachte, Calix wäre nun fertig gewesen, schaffte er nur zu sagen: „Huh, du wirst ihn finden.“ Wobei er nicht genau wusste ob er dies auf Raxtar oder Calix erwünschten Frieden bezog um dann erneut festzustellen, dass dies wohl dasselbe war. Nichts was er sonst mehr hätte er sagen können, manchmal fand man keine passenden Worte, in diesem Fall gab es wohl auch keine. Er wollte schon sagen, dass sie etwas Schlafen sollten, zumindest Arseni war sehr müde, stattdessen fiel ihm wieder das Brandmal auf: „Dieses Zeichen. Ich habe es schon irgendwo gesehen“, eigentlich wollte er es Calix noch nicht sagen, „glaube ich zumindest. Auf Antirumgon. Ein Eisplanet und kein Asteroid. Aber wenn die Organisation nichts über Raxtar findet, könntest du dort anfangen zu suchen. Nur… hm, wenn man rein will in die Stadt, muss jemand für einen bürgen.“ Glück für Calix, Arseni war dazu in der Lage. Was das für Arseni wiederrum bedeuten würde, war mir nicht so recht klar, deshalb fügte er nach einer kurzen Pause noch hinzu: „Also nur ein Vorschlag, falls die Suche nach Raxtar erfolglos bleibt.“

Er inspizierte kurz seinen PDA und formulierte die Nachricht ein wenig um, eine Tätigkeit von ein paar Sekunden. Neben der Bezahlung nach Credits fügte er einen Gefallen bei, die Suche nach Raxtar. Sicherlich sahen das nicht die Bosse gerne beim Bund wenn man interne Mittel einfach so für Dritte in Anspruch nahm, aber es war nicht das erste Mal, dass ein Arseni die Regeln ein wenig zu seinen Gunsten bog. Die Nachricht bestand hauptsächlich daraus dass er die Daten hätte und einen Treffpunkt vorschlug zur sicheren Übergabe sowie der Forderung nach einem Landeplatz für Ax. Zwar war Ax von sich aus ein Shuttle das sicherlich nicht auffallen würde, auch wenn es größer zu sein schien als andere, doch wenn erst einmal nach ihnen und dem Shuttle gefahndet wurde, was jederzeit möglich war, stellte ein öffentlicher „Parkplatz“ Arsenis Empfinden nach ein zu großes Risiko dar, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass Ax mehr wie eine Privatkonstrukt wirkte und weniger wie ein Produkt von der Palette. Generell war aber sowieso alles zu riskant für Arseni, weshalb er sich langsam daran zu gewöhnen schien.

Calix
10.10.2012, 23:33
Wie ein Dampfhammer donnerten Arsenis Worte in Calix Schädel. Antirumgon? Er hatte noch nie von diesem Planeten gehört. Ein Eisplanet war auch nicht das, wonach er suchte, aber seit seiner Flucht waren Jahrzehnte vergangen. Vielleicht hatte Raxtar den Asteroiden aufgegeben oder leer gewirtschaftet? Er wusste es nicht. Genaugenommen wusste er nichts. Antirumgon war ein Strohhalm der plötzlich vor ihm aufgetaucht war, nach dem er greifen konnte. Ob er hielt oder nicht war jetzt zweitranging. Und Arseni konnte ihm Zutritt verschaffen.
„Dann ist ja gut, dass ich dich habe“, antwortete er. „Auf jeden Fall ist es ein Anhaltspunkt. Da kann kein Zufall sein.“ Er war sich sicher, oder glaubte er nur, sich sicher zu sein? Es machte kein Unterschied.
„Die Suche nach Raxtar wird erfolglos bleiben. Er ist zu schlau – für einen Kroganer.“ Er nickte zu Arsenis Omni-Tool. „Versuchen kann man es ja.“

Er musste an sich reißen Ax nicht den Befehl zu geben, anstatt zur Citadel zu diesem Eisplaneten zu springen. Doch er beherrschte sich. Der einzige Grund warum er jetzt fast mehr tot als lebendig auf dem Boden lag, war der, dass er sich spontan auf eine Sache eingelassen hatte. Überhaupt hatte er in den letzten Stunden viel zu wenig nach seinen üblichen Prinzipien gehandelt: gut überlegtes Handeln. Er schüttelte darüber den Kopf, dass er durch seine spontanen Ausbrüche mehrmals mit viel zu viel Glück aus brenzligen Situationen entkommen war. Glück hält nicht ewig.
„Keine Sorge“, er sah Arseni an. „Ich habe nicht vor den Kurs zu wechseln. Das wäre Selbstmord.“
Den Citadelbesuch im Kopf fragte er: „Hast du eigentlich Kontakte auf der Citadel? Vertrauenswürdige meine ich.“

Arseni Vigo
11.10.2012, 21:28
Nicht ganz sicher was Calix mit diesen Worten meinte, schaut er ihn einen Moment fragend an. Gut, dass er ihn hat. Soso. War das jetzt etwa auf das Bürgen bezogen, nahm Calix automatisch an, Arseni müsse ihn begleiten? Nun, mit einer Waffe am Kopf könne Calix natürlich Arseni zu allem zwingen und ein Besuch auf Antirumgon war sowieso mal wieder angebracht, paar Jahre her. Erfrorene Stripper, die alle in ihren Formen so einzigartig wie die Schneeflocken des Planeten waren, vermissten ihn bestimmt. Gewisse Halbstarke von zwielichtigen Inkassounternehmen übrigens auch. Vereiste Drinks, Zigaretten, die im Wind abfielen, kuschelige Wolldecken, heißer Tee, meist mit ein, zwei Shots Vodka gemischt. Es gab nicht viel das Antirumgon auszeichnete, neben der Tatsache, dass es im Grunde ein elendiges Schmugglernest war und immer bleiben würde, aber ein paar warme Erinnerungen brachte auch dieser Planet hervor. Wirklich Lust auf den Planeten hatte Arseni aber dennoch nicht, er hätte eher an so etwas wie Bekenstein gedacht. Mit dem Sold des letzten Auftrags sollte das tropische Paradies einige Wochen finanziert werden können. Als Calix meinte, er würde nicht den Kurs ändern, fiel ihm zumindest fürs Erste ein Stein vom Herzen.

Und auf die Frage, ob er, Arseni Vigo, vertrauenswürdige Personen auf der Citadel kenne, musste der ehemalige Privatdetektiv, der im Grunde immer noch einer war - denn solch ein Gefühl, eine derartige Einstellung, gar ein Lebensstil, so etwas schüttelte man nicht einfach ab - lachen. „Ich kenne Personen“, sinnierte Arseni, „aber das letzte Mal ist ein Weilchen her. Keine Ahnung wie viele von denen den Citadel-Blitzkrieg überlebt haben. Wie viele mittlerweile die Seite wechselten, weil das Verbrechen besser bezahlt, welche in Rente gegangen sind und welche abgehauen sind. Die Citadel stellt man sich stets als den sauberen Platz der Galaxie vor, Calix, aber in Wirklichkeit ist das Verbrechen nur verborgen und meist braucht man auch ein Auge dafür, denn es bewegt sich fadenscheinig in den Schatten, ist oftmals nicht mal als ein Verbrechen identifizierbar zwischen all den Regeln, Normen und der Bürokratie. Anstatt dir eine Knarre direkt auf den Kopf zu drücken, bevorzugen es die Leute dir mit Gift oder in einer unscheinbaren Gasse nach dem Leben zu trachten. Also nein, vertrauenswürdig ist keiner von denen. Aber wo in dieser von Gott verlassenen Galaxie findet man schon wen der noch vertrauenswürdig ist, hm?“ Arseni brummte der Schädel, erneut sah er kurz Bilder von Akyra vor seinem inneren Auge und langsam schien er all dies zu hinterfragen, die ständigen Kopfschmerzen, das trübe, blaue aufblitzende Licht, als würde die asarische Göttin ihm ihre Erlösung feil bieten, auf die er getrost verzichten konnte, das Brummen im Magen und das Nagen an den Fingern. Er hielt sich am Kopf und als ob Calix es schon geahnt hätte, was jetzt kommen würde, meinte Arseni: „Wenn es dich nicht stört und du keine weiteren Fragen hast, ich würde gern ein bisschen Schlaf nachholen…“ Sie wechselten noch ein paar Worte, während Arseni die Zahnbürste rausholte und anfing zu putzen. Arseni war dabei schon halb im Schlaf versunken und irgendwann nickte er ein mit der Zahnbürste noch im Mund. Er war zu lange wach gewesen, zu viel erlebt in den letzten Stunden. Ein wenig zu viel Verlust für... seine… gähn… Verhältn…

Calix
14.10.2012, 13:41
Calix hätte gerne noch mehr über der Citadel erfahren, aber er respektierte Arsenis Wunsch nach Ruhe, bräuchte er selbst doch eine Portion davon. Stattdessen tauschten sie noch ein paar Floskeln aus und sofort war Arseni über mehrere Sitze ausgestreckt eingeschlafen. Sieht verdammt ungemütlich aus. Calix schmunzelte, schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen und rückte sich zurecht. Er lauschte den gleichmäßigen Atemzügen des Menschen, die ihn meditativ einlullten. Er schloss die Augen.

„Erreiche System: Serpent-Nebel, Witwe.“
Calix öffnete die Augen. Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, doch war der Schlaf überraschend traumlos und erholsam gewesen. Doch der Dauerschmerz warnte ihn, dass er nicht auf magische Weise genesen war. Er sah an sich herunter. Wenigstens hatte er kein Blut mehr verloren.
„Scanne Umgebung. Scanne. Scanne. Scanne. Scanne. Treffer. Kowloon Klasse des Citadel-Delivery-Service entdeckt. Entfernung: 4651 Kilometer. Der CDS-Frachter ist direkt erreichbar, daher eröffnet sich eine andere Option.“
Calix hörte zu. Er hatte nicht gedacht, dass sie einen Frachter wirklich so schnell finden würden. Anscheinend gab es diese Frachter doch in Massen. Doch was für eine neue Option?
„Was meinst du?“
„Die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung ist um einiges höher, wenn wir einfach auf den CDS-Frachter zufliegen. Deshalb empfehle ich einen kurzen ÜLG-Sprung direkt an die Hülle des Zielobjekts.“
Calix war sprachlos. Das war jetzt wirklich Wahnsinn. Andererseits, wenn es funktionierte. Warum nicht? Er sah zu Arseni, der gerade wach wurde. Calix wollte ihn lieber nicht einweihen. Zu viel Gerede für dasselbe Ergebnis.
„Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Kollision?“
„50 Prozent.“ War das zu viel? Ein nicht eingehbares Risiko? Doch sollten sie Entdeckt werden, könnte der Frachter schneller Hilfe anfordern, als sie darauf reagieren könnten.
Er atmete tief durch: „Tu es“
„Bestätigt. ÜLG-Sprung in drei, zwei, eins“ – der Reaktor heulte auf und Calix kniff die Augen zusammen– „Sprung.“

Ein ekelhaftes Knirschen erfüllte den Innenraum. Der Reaktor heulte noch lauter auf, bis die Schmerzensgrenze erreicht war. Doch bevor Calix zu irgendeiner Reaktion fähig war, kehrte schon wieder Stille ein. Kein Knirschen mehr und der Reaktor fuhr auch wieder runter.
„Steuerbord-Kollision mit CDS-Frachter. Schäden beeinträchtigen nicht die Flugfähigkeit des Shuttles.“ Nach einer kurzen Pause fügte Ax hinzu: „Nur Kratzer und ein paar Beulen.“
Erst jetzt bemerkte Calix, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Er ließ die restliche Luft entweichen und atmete ein. „Brillant“, murmelte er. Ein ÜLG-Sprung, bei dem ein Drift von mehreren Metern den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachte, erfolgreich zu meistern, war eine Meisterleistung. „Gute Arbeit Ax. Manöver weiter durchführen.“ – „Bestätigt“, antwortete Ax froh. Moment. Hatte Ax wirklich froh geklungen? Calix schüttelte den Kopf. Er wusste nicht was mit seiner VI los war. Doch solang Ax nicht entschied die Atmosphäre aus dem Shuttle abzulassen, war alles in bester Ordnung.
Er sah zu Arseni, wünschte ihm einen guten Morgen, oder was auch immer für eine Tageszeit es gerade war. Er wusste nicht wie viel der Mensch von seinem beinahe Tod mitgekriegt hatte, er wollte ihn aber auch nicht übermäßig beunruhigen.
„Kannst du es spüren?“, fragte er stattdessen Arseni. „Zwei Meter neben uns?“ Er nickte zur rechten Seite des Shuttles, dann zu dem Hologramm, das Ax wieder in den Innenraum projizierte. Es zeigte eine kleine Ax, die zwei Meter neben einer scheinbaren Wand herflog. Ein Countdown zeigte die voraussichtliche Dauer an: 34 Minuten.

Nun, was so lange machen? Er begann Arseni mit Fragen über die Citadel zu löchern. Ob sie wirklich so groß war, wie viel Einfluss die C-Sec hatte, wie der Rat regierte, was die sogenannten Spectre waren, über die man auf Omega nur Gemunkel hörte, was es genau mit der Kriminalität auf sich hatte, wo die Action abging, ob es gute Clubs gab, und halt so einiges mehr. Alles was Arseni sagte, sog Calix in sich auf und speicherte es. Sein Bild von der blütenweißen Station wandelte sich zur grauen Station, was ihm schon besser gefiel. Zwar war ihm das Schwarz Omegas zwar immer noch lieber, aber in seinem jetzigen Zustand begrüßte er den Schutz durch funktionierende Gesetze und die Aussicht nicht hinter jeder Ecke einen Kriminellen erwarten zu müssen.
Die Zeit verging schnell. Zwar hatte Calix immer noch ein bedrückendes Gefühl wegen dem Koloss der da wenige Meter neben ihm herflog, doch was sollte jetzt noch passieren?
Als Calix gerade die Fragen ausgingen meldete sich Ax zu Wort: „Sicherheitsgürtel der Citadel Flotte passiert. Manöver erfolgreich abgeschlossen. Erwarte Zielanweisung.“
Er sah zu Arseni, der im Gegensatz zu Calix Experte für die Citadel war. Calix baute darauf, dass Arseni schon an ein passendes Krankenhaus gedacht hatte, welches er wirklich bitter nötig hatte, merkte er doch, wie seine Kräfte schon wieder nachließen.


---> Citadel: Bezirke

Arseni Vigo
15.10.2012, 00:37
Als Arseni wieder aufwachte, waren die Bilder des Traums, jene an die er sich noch vage erinnern konnte, anfangs klarer wie Calix oder die Innenhülle von Ax. In seinem Ohr war noch ein leises Echo zu hören, Schreie und Schüsse, die die Invisible Hand in der vorherigen Nacht mit Schreck erfüllt hatten. Immer wieder durchlebte er das Szenario erneut durch, sah wie Akyra starb und wieder starb. Fragmente aus ihrem Leben durchfluteten seinen Traum, nicht sicher ob er es erlebt hatte, dies Zeugnisse von Akyras Leben waren oder Gehirngespinste, die seiner zerstreuten, träumerischen Phantasie entsprungen waren. Namen und Gesichter nahm er verschwommen war und doch deutlich genug, Konturen prägten sich ein und wurden zu vertrauten Gesichtszügen, als hätte er ein Leben mit ihnen verbracht. Durch die Minen geflüchtet und von Vorcha verfolgt, drehte er sich um, geschmolzenes Blau an den Steinmauern und im Weltall. Allseits drehte er sich im schimmernden Licht von Ax, erkannte Sooth entsetztes Gesicht, als dieser realisierte, wie Arseni ihn hintergangen hatte, sowie die Verwandlung von Yvonne, ein Morphing aus zwei Erscheinungsbildern, eines von heute Nacht und das andere vor lang vergessener Zeit. Der Traum war angefüllt mit vagen Deutungen und Versprechungen, einem Labyrinth aus Sinneswahrnehmungen und Gefühlswallungen, eingebettet in mitten des süßen Abschiedsliedes von Akyra, die Kopfschmerzen als Trommelwirbel, die den Takt vorgaben.

„50 Prozent.“ Wie, standen etwa so gering die Chancen, dass Calix überleben würde, waren sie etwa schon im Krankenhaus? Nein. Immer noch im Shuttle. Er wunderte sich über den harten Gegenstand in seinem Mund und ihm fiel dann auf, dass er die Zahnbürste noch hatte. Als er realisierte um was es sich handelte, das Aufheulen des Reaktors wahrnahm, fing er an wieder die Zähne zu bürsten, aus Nervosität, Angst, auch weil sein Atem eher mies roch. Er kniff die Augen zu als Ax den Sprung durchführte, Momente des Schocks, der Puls schnellte hoch. Gerade erst aufgewacht und schon in Lebensgefahr. Doch alles ging gut. „… Ein paar Beulen.“ Als hätte Ax davon nicht schon genügend, aber sie hatten es geschafft. Er fing wieder an zu putzen, bekreuzigte sich innerlich und kam wohl erst vollends wieder im Hier und Jetzt an, weg von seinen Artefakten seines Traums und der Angst vor dem nahenden Herzstillstand, als Calix ihm einen guten Morgen wünschte. „Ebenfalls, morgen.“ Er wagte es sich ein wenig aufzurichten, dehnte sich ein wenig. Sein Rücken schmerzte, der Stuhl auf dem er schlief, war hart und robust designt. Kein Stuhl zum Eindösen, sondern um Beschuss und einen Sturz zu überstehen. Arseni hatte es dennoch geschafft darin zu schlafen, auch eine Leistung.

„Hmhm“, murmelte Arseni als er die Zahnbürste verstaute und eine Wasserflasche hervor holte. „Wenn du mit spüren meinst, dass ich ein mulmiges Bauchgefühl des baldigen Erdrückt Werdens durch das andere Schiff nicht abschütteln kann, dann ja, dann spüre ich es wohl.“ Dieses Gefühl wurde er auch nicht los als er durch die Projektion realisierte, dass sie neben dem anderen Schiff waren. So wurde aus dem Erdrückt Werden eben ein Tödlich-Zur-Seite-Gerammt-Werden. Er trank ein wenig, warf dann die Flasche zu Calix und zündete sich eine Zigarette an. Die Citadel wurde immer größer, 34 Minuten Ankunftszeit. So wirkte die Citadel erstaunlich friedlich, doch durch die Fragen von Calix, die Arseni so ausführlich wie möglich beantworten wollte, es jedoch nicht immer schaffte, veränderte sich die Citadel auch für ihn wieder. Wirkte sie aus der Ferne wie ein ruhiger Mittelpunkt der weltweiten Galaxie, als die sich so gern selbst bezeichnete, so zeigten ihm seine eigenen Ausführungen über die Station doch das scheinbar ehrlichere, ungeschönte Bild, welches sich unter den glanzvollen Armen der Station präsentierte. Ihm wurde schon beinahe wieder schlecht als er daran dachte, dass er sie bald betreten würde. Anfangs erzählte er von den Obrigkeiten der Citadel, der C-Sec, Spectre und so weiter, alles was Calix nun mal wissen wollte. Irgendwann wurde es mehr zu einer Anekdotenansammlung. Am längsten blieb er bei den Clubs und Kneipen hängen, wohl weil er einst dort am meisten Zeit verbracht hatte. Vielleicht lag dies an der Citadel, aber wahrscheinlich war es mehr Arseni geschuldet, dass er sich an solchen Orten stets am wohlsten fühlte. Wo man nichts von ihm erwartet außer das Glas zu leeren und die Rechnung zu bezahlen, dafür bekam man aber auch erstaunlich viel zurück. Als er gerade über die Detektive der Pinkertons und deren Umgang mit den Schachtratten sich mokierte, wurde ihm klar, dass er wenig Lust hatte länger hier zu bleiben und er sich lieber bald wieder davon stehlen sollte. Was die C-Sec vorhatte, sobald sie Calix und ihn erst einmal ausgemacht hatten, die Zwei die nun klassische Partners in Crime waren, hielt ihn kurz in seinen Erzählungen auf, ehe Ax das Mänover als erfolgreich abgeschlossen bezeichnete. Gerade zum richtigen Zeitpunkt, dachte sich Arseni, merkte er doch selbst wie die Vorstellung einer Hetzjagd der C-Sec, mit Arseni als belohnendes Ziel, ihn mit jeder Sekunde mehr bedrückte.

Der Blick von Calix signalisierte Arseni klar, dass es nun an ihm lag. Er kannte einige Krankenhäuser, eigentlich alle auf der Citadel. Nur wusste er nicht recht ob sie alle noch standen und ob überall das nötige Fachwissen und Equipment für einen Elcor vorhanden war, war eine zusätzliche Notwendigkeit, an die er denken musste. Seine eigene Fleischwunde spürte er kaum mehr, trotzdem sollte er sie wohl ebenfalls behandeln lassen. Kurz blickte er auf sein Omni-Tool, während Ax über einigen Gebäuden möglichst unauffällig schwebte und sie sich immer mehr aus dem Bereich entfernten, wo sie tatsächlich aufgefallen wären. Ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen aufgrund der irrwitzigen Aktion von Ax und seinem Captain in einem Moment indem er es noch einmal kurz Revue passieren ließ. „Okay“, er tippte die Koordinaten in das Navigationseingabegerät ein, „Hier sollte es gut klappen. Außerdem viel Platz für eine Landung und nicht allzu weit entfernt.“ Das Krankenhaus lag in den Bezirken, war von angenehmer Standardgröße und man wusste dort scheinbar wie man mit Elcor umgehen musste, was auch immer das genau bedeuten sollte. Waren damit spezialisierte Elcor-Psychiater gemeint, die den Aliens nach besonders traumatischen Ereignissen Hilfe leisteten? Wenn dem so war, so kam wohl auf diese Psychiater und Ärzte eine handfeste Überraschung in Form von Calix zu. Er warf dem Elcor ein Nicken über die Schulter zu, schon ein eigener Typ seiner Rasse fuhr es Arseni dabei durch den Kopf, was durchaus einen positiven Eindruck hinterließ; ein Typ zum Pferde stehlen, auch wenn es sich in diesem speziellen Fall um hochbrisante Daten handelte und die Metapher wohl mit einem Raumschiff anstatt Pferden besser in die heutige Zeit passen würde. Es würde nicht lange dauern, sie würden landen und alles wird gut, war Arseni davon sogar ein wenig überzeugt als er Calix zufriedenes Gesicht musterte. Kurz darauf machte er sich bereit um eine Nachricht an das Krankenhaus zu schicken und zwar dass gleich ein neuer Patient eintreffen würde.


>> Bezirke #2
Tag 6: 05:20

Calix
08.02.2013, 16:09
<--- Citadel: Bezirke

Die Shuttletür schloss sich und riegelte das Innere des Shuttles hermetisch ab. Arseni setzte sich auf einen Platz.
„Ich hoffe du hast was Warmes zum Anziehen dabei.“
Hatte er? Eigentlich nicht. Er ruckte seinen Kopf unbestimmt in Richtung Rüstungshaufen, der nach der Verfolgungsjagd nur noch ein einziges Durcheinander war. „Das wird genügen.“ Er wandte sich ab.
„Ax, Richtung…“, er zögerte. Wollte er das wirklich? Seinen ganzen Lebensinhalt auslöschen? Er hatte es vergessen, doch tief in seinem Inneren hatte er immer dafür gelebt, Raxtar wie ein Schwein vor sich im Boden liegen zu haben und ihn auch wie eines abzuschlachten. Was würde aus ihm werden, wenn dieser eine Antrieb nicht mehr da wäre? Was wäre sein nächstes Ziel?
Die Stelle wo Raxtars verschnörkeltes R für alle Ewigkeit zweimal in seine Haut eingebrannt war, fing an zu schmerzen. Er glaubte sogar wieder den Geruch von verbranntem Fleisch zu riechen, der… Genug! Er riss sich gewaltsam aus seinem Gedankenstrom. Es hatte kein Zweck. Selbst wenn er am Ende als eine Art Zombie enden würde – es musste getan werden. Raxtar, dein Tod heißt Calix, schwor er sich und wiederholte das Mantra einige Male.
Er schüttelte den Kopf. „Richtung Antirumgon“, sagte er mit fester Stimme. Die Zweifel verdrängte er in irgendeine dunkle Ecke seiner Gedanken.
„Bestätigt.“
Surrend hob Ax ab und fädelte sich in den Verkehr ein. Das Shuttle folgte dem Highway bis zur nächsten Möglichkeit die Bezirke zu verlassen und in den freien Raum zwischen den Armen einzudringen.

Sie ließen die Citadel schnell hinter sich. Die Station löste sich im Nebel auf und war verschwunden. Unbehelligt flogen sie an den patrouillierenden Schiffen der Citadel Flotte vorbei – ein Zeichen, dass sie das sichere Zentrum verlassen hatten und jetzt wieder in der Wildnis waren. Und wie sicher die Citadel war. Ax hat nur ein paar Löcher mehr. Er schnaubte.
Ax gab die Flugdauer durch: keine kurzweilige Angelegenheit.
„Mach’s dir bequem“, sagte er zu Arseni mit Blick auf die Karte, „das wird ein langer Flug.“
Er stapfte die paar Schritte zur Wand, montierte die Klingen von den Armen und legte sie zurück ins Fach, gefolgt von seiner Freizeitkleidung. Dann kramte er durch den Rüstungshaufen und fing damit an wieder vollständig zu werden. Ohne Rüstung war er nur ein halber Elcor.
Er bewunderte die Fähigkeiten des Mechanikers, den Arseni aufgetrieben hatte: alles passte und war wie neu. Hier und da war der Panzer zwar noch zerkratzt und rußgeschwärzt, doch ansonsten makellos. Keine Löcher mehr, die durch Einschüsse oder Einschläge entstanden waren. Die Elektronik kratzte und knirschte nicht mehr gänsehauterregend. Die Platten fuhren sanft und ruhig summend an Ort und Stelle.
Als er soweit fertig war, hob er den Helm auf und betrachtete ihn. Das war er. Ein Soldat, Söldner, Mörder. Dies war das Gesicht, das er Fremden und seinen Zielen zeigte. Er wusste, dass er eigentlich Schuldgefühle irgendwelcher Art haben sollte, zumindest wurde dies in Filmen immer so gezeigt: der Held, der nur widerwillig tötete. Doch er tötete nicht widerwillig, es machte ihm Spaß, es war das Einzige, das er je gelernt hatte und gut konnte. Also bin ich kein Held. Er hob den Helm hoch und setzte ihn langsam, fast schon rituell feierlich auf seinen Kopf. Die Elektronik fuhr surrend hoch, es zischte als die Rüstung sich von der Umwelt abriegelte. Sein Gesichtsfeld flackerte kurz, dann konnte er die ganzen Statusmeldungen und Diagnosesysteme sehen, die vor seinen Augen lang flackerten. Zeile um Zeile, die besagte, dass alles noch oder wieder funktionierte. Als die letzte Zeile oben verschwunden war blinkte ein „Willkommen zu Hause“, auf. Ein kleiner Scherz von Ax. Er berührte seinen Arm am rechten Handgelenk. Der Helm fuhr leise zischend zurück.
Er war wieder er.
Calix war wieder Calix.
Er dachte unwillkürlich an die ganzen Lebewesen die er durchlöchert, durchbohrt, auseinandergerissen und zertrümmert hatte. Er fühlte nichts, außer der Aufregung des Kampfes und die Freude, die er gehabt hatte – und nun die Vorfreude endlich mit Raxtar abrechnen zu können. Die Zweifel waren vergessen, nicht mehr existent.
Willkommen zu Hause. Monster.


Tag 6: 17:00

Arseni Vigo
11.02.2013, 20:47
Ja, lange hatten sie nicht mehr rumgefackelt. Noch kurz aus dem Shuttle winken als Abschiedsgeste gegenüber der anonymen Masse, über die sie sich erhoben und allmählich an den Armen der Citadel vorbei. Calix teilte Ax bereits die Destination mit; unklar, wie lange sie genau fliegen würde, aber sofort signalisierend, dass es bald wohl ans Eingemachte ging. Jetzt konnte Arseni nicht mehr zurück, keine Chance mehr die Schuld anderweitig zu tilgen. Ihm schoss spontan durch den Kopf, dass er doch Calix Hauskoch sein könnte, Ax sogar zu einer wandelnden Imbissbude umfunktionieren könnten und dann Asteroidengürtel besuchten und unzählige Chili Dogs an die hungrigen Arbeiter brachten. War sicherlich reizvoller als die Aufgabe, die ihm jetzt bevor stand. Aber dann wiederum, was konnte ihm schon an Calix Seite groß passieren, hm- gute Frage, murmelte er zu sich selbst, als Calix schon lange dabei war sich auszurüsten, keine Extra Sekunde schien er darauf warten zu können. Raus aus der Freizeitkleidung, rein in die Rüstung, das für ihn wohl eigentlich angenehme, die berühmte zweite Haut.

Als Calix fertig war und Arseni sich in der Zwischenzeit im Extranet ein wenig sich über die aktuellen Sportereignisse informierte, waren sie schon beim Masseneffektportal. Auch wenn die Flugbahn anderer Raumschiffe ähnlich war, so sahen sie die anderen nur aus der Ferne immer wieder aufblitzen, die Warnlichter wirkten dabei Angriffsmuster. Der Elcor kam zu ihm ans Fenster, sie standen kurz still nebeneinander, dann meinte Arseni flachsig: „Vielleicht solltest du wissen, dass es in Narshad, der Kolonie auf Antirumgon, verboten ist Waffen zu schleppen. Zumindest war es so als ich das letzte Mal dort war… bestimmt ein paar Jahre her“, und er dachte kurz, was sich wohl alles verändert hat und fügte noch hinzu: „Aber deine verborgenen Klingen könnten trotzdem durch den Zoll geschmuggelt werden, eventuell.“ Mit irgendetwas musste er ja schließlich Raxtar töten, wenn es so weit war. „Irgendwelche Anhaltspunkte, wie wir ihn oder die Organisation finden? Außer, dass diese Rotaugen-Spacken natürlich in jeder Gruppe dank ihren Implantaten auffallen.“ Parallel dazu geisterten schon ein, zwei Ideen in seinem Kopf herum, wo man die Suche starten könnte, nichts konkretes, nur eine Ahnung.

Calix
06.03.2013, 19:05
Calix riss sich aus seinen düsteren Gedanken los und trat zu Arseni an das Fenster. Zusammen betrachteten sie das immer näher kommende Massenportal, welches sich langsam von dem weißen Nebel löste und Gestalt annahm.
Arseni unterbrach die Stille: „Vielleicht solltest du wissen, dass es in Narshad, der Kolonie auf Antirumgon, verboten ist Waffen zu schleppen. Zumindest war es so als ich das letzte Mal dort war… bestimmt ein paar Jahre her.“ Nach einer kurzem Pause fügte er hinzu: „Aber deine verborgenen Klingen könnten trotzdem durch den Zoll geschmuggelt werden, eventuell.“
Calix dachte kurz darüber nach, wie es sein würde seine gerade erst wieder gewonnene Vollständigkeit wieder abzugeben. Er entschied sich dagegen.
„Mach dir mal keine Sorgen.“ Er wandte sich vom Fenster ab und setzte sich auf seinen Platz – den Boden – mitten im Innenraum. „Ich habe so meine Tricks andere zu überzeugen, dass man für mich eine Ausnahme machen kann.“ Eine einfache Bestechung funktionierte in den meisten Fällen aber Ax hatte sich auch schon mal in das Omni-Tool eines Sicherheitsmannes gehackt und für Calix eine Genehmigung für das Tragen von Waffen in gesperrten Bereichen hinzugefügt. Er konnte sich noch an das verdutzte Gesicht des Turianers erinnern. Ein Lächeln huschte durch seine Augen.

„Irgendwelche Anhaltspunkte, wie wir ihn oder die Organisation finden? Außer, dass diese Rotaugen-Spacken natürlich in jeder Gruppe dank ihren Implantaten auffallen.“
Implantate? „Was weißt du eigentlich über die Rotaugen? Und warum so sicher, dass sie unsere Organisation sind? Und was für Implantate?“ Er fühlte sich wie ein kleines unwissendes Kind, das da auf dem Boden saß und darauf wartete, dass der Lehrer antwortete. Erneut verzogen sich seine Züge beinahe zu einem Lächeln. „Außerdem: du bist doch der Detektiv – oder nicht?“ Er legte seinen Kopf schräg und sah Arseni in die Augen. „Ich hätte einfach an Rumfragen gedacht. Ein paar Leute einschüchtern. Und so was halt.“ Er verstummte. „Ich hab keine Ahnung wie man jemanden findet. Ich wurde immer nur angeheuert, wenn jemand eine Gruppe oder eine starke Zielperson beseitigt oder eingefangen haben wollte. Ich bin nicht dazu gedacht Personen zu finden, die nicht gefunden werden wollen. “ Er zögerte kurz, räusperte sich. „ Weißt du“, Calix richtete sich auf, dass der Raketenwerfer an der Shuttledecke kratzte und breitete die Arme aus, „ich fall halt irgendwie auf.“ Er plumpste auf den Boden zurück. „Wenn du aber wirklich meinen Rat hören willst, dann sage ich schnappen wir uns den Ersten, der uns blöd anguckt und äh befragen ihn, wenn das nichts bringt, nehmen wir den Nächsten. Irgendwann werden wir zu den Rotaugen kommen.“ Er zuckte die Achseln und legte den Kopf auf die andere Seite.

Arseni Vigo
08.03.2013, 00:04
Man merkte wie wissbegierig Calix war, durch die sonst so monotone Ausdrucksweise kam durch die drängenden Fragen die innerliche Unruhe des Elcors zum Vorschein, und das ganz ohne die üblichen Gefühlsbeschreibungen, aber die schienen Calix – wohl aufgrund seiner Vergangenheit, der Abwesenheit von anderen Elcors, der soziokulturellen Erziehung – sowieso nie besonders zu gefallen, fast so als wäre es ihm zu blöd wie ein typischer Elcor zu faseln und ganz ehrlich, Arseni fand es gar nicht mal besonders überraschend.

Er hörte den Fragen zu, und ordnete sie dann im Kopf neu. Im Hintergrund zischte ein anderes Shuttle vorbei, sie kamen immer näher. Noch würde es ein paar Minuten dauern und sowohl Calix als auch Arsenis Fähigkeiten benötigte Ax sicherlich nicht für den erfolgreichen Sprung. Also war das jetzt Zeit für Märchenstunde?
„Na, mal nicht so schnell, Großer…“, murmelte Arseni und ließ seinen Blick an Calix Raketenwerfer hängen. Was für ein Monstrum, und wie viel wohl die ganze Anfertigung überhaupt gekostet hat, stieß es Arseni in den Kopf. „Das Umgehen der Sicherheitsrichtlinien dürfte sogar funktionieren. Tosh ist Chef auf Narshad, oder zumindest war er es als ich das letzte Mal dort war. Er kontrolliert die Stadt, man müsste also dass dann als Autorisierungsgrund missbrauchen – und hoffen, er findet es nicht heraus. Es gibt auch eine andere Band, die Kell Hounds. Und eben die Rotaugen. Das Symbol auf deinem Körper, das Brandzeichen, das stammt von ihnen. Hier und da liefen… Geister, Erscheinungen mit solchen Brandzeichen in Narshad herum, aber es nicht so als gebe es einen städtischen Register wo man das nachblättern könnte. Erst nach ein paar Monaten habe ich das Munkeln verstanden. Die Rotaugen sind zwar so etwas wie eine dritte Partei auf Antirumgon, mischen sich aber nicht ein, glaube ich zumindest. Das ist alles schon etwas her, ein paar Jährchen. Kann mittlerweile auch schon alles anders sein. Vielleicht sind sie noch in Narshad aktiv, möglicherweise auch nicht mehr.“ Er hielt inne als Ax meldete, dass sie nun den Anflug zum Massenportal beginnen.
„Gut. Jedenfalls, wenn wir einfach Leute anpöbeln bis uns wer was verrät, fürchte ich kommen wir nicht sonderlich weit. Antirumgon ist klein, hat keine ein-zweitausend Einwohner und das Schlimme ist, oder war, dass früher oder später so zwei Knallfrösche wie wir unweigerlich auffallen dürften. Sprich, Tosh oder die Kell Hounds erfahren von uns, noch schlimmer wäre es wenn die Rotaugen selbst von uns erfahren. Narshad ist ein Dorf, da macht eine Neuigkeit schneller Runde als in den Boulevardblättern der Citadel. Und seien wir ehrlich, du kannst es vielleicht mit einer ganzen Armee aufnehmen, aber wenn Raxtar erst einmal verschwunden ist, weil wir zu viel Krawall davor gemacht haben, dann… ja, dann ist deine möglicherweise einzige Chance einfach nur, hm, verpufft. Ich bezweifle, dass Raxtar noch einen Elcor als Erzfeind hat außer dich, also dürfte er schon recht genau wissen, wer da laut zu ihm hin stampft, Rache schreiend.“
Calix schien die Sachlage zu verstehen. Eventuell wollte er widersprechen, dachte aber noch darüber nach und dann schossen sie schon ins Massenportal. Das Schiff wackelte, die blauen Strahlen tänzelten auf deinen Scheiben, durchfluteten das Shuttle. Dann schoss Ax durch das All.

Arseni hatte sich angewöhnt hier und da die Augen für derlei Passagen zu schließen; das Wackeln, Zittern und Bibern eines solch kleinen Shuttles beunruhigte den Magen, das Flackern der Lichter strapazierte die Nerven unnötig, der manchmal nur dezent anmutende Geschwindigkeitsrausch für die Zeit des Sprungs sorgte für ein Verlieren des Bewusstseins hier und da.
„Nein, nein“, murrte Arseni kurz nach dem Sprung und bemerkte dann erst als er Calix fragendes Gesicht sah, wie merkwürdig das gerade rüberkam. „Ich meine, wir brauchen einen Plan… oder eine Vorstellung. Ich weiß nicht wie aktuelle Situation auf Narshad ist, anscheinend gab es einen Bandenkrieg vor 4 Tagen... das könnte uns in die Karten spielen. Wenn Antirumgon in Aufruhr ist, können wir leichter verdeckt ermitteln. Beobachten. Informationen sammeln, mit Kräften haushalten für den finalen Schlag, Calix. Kann gut sein, dass ich noch ein, zwei Freunde auf dem Eisplaneten habe, und vielleicht fällt uns wer auf, dem Du auffällst. Daran könnten wir uns halten. Und andernfalls, wenn wir im Lost Souls und auf den ersten beiden Ebenen nicht schlauer werden, dann können wir uns überlegen, ob wir tiefer gehen, zu Tosh oder den Kell Hounds.“
„Zur vollständigen Information: Antirumgon besitzt zwei bekannte Siedlungen. Narshad gilt als die ‚Hauptstadt‘, ist mit unter 1.000 Einwohnern jedoch wohl eher als ein Dorf zu bezeichnen. Die Siedlung besteht aus vier Ebenen, wobei die ersten zwei frei zugänglich sind und die dritte und vierte Ebene Besuchern nicht zugänglich ist. Das schließt euch beide aus.“
„Hm, ganz genau. Ax, sag‘ hast, du Informationen über die aktuelle Lage, ist Tosh noch der Chef?“
„Aktuelle Extranet-Informationen liegen nicht vor. Es besteht tatsächlich eine Lücke, ein statistisches Gefälle im Informationsfluss.“ Man hörte eine kurze Pause, sagenumwobene Denkpausen von Ax möglicherweise. „Eine Analyse lässt sich nicht durchführen. Letzte, verifizierte Nachrichten zu Folge ist jedoch die Lage angespannt. Es liegen keine offiziellen Allianz-Stellungnahmen vor.“
„Hm“, nickte Arseni, weniger bestätigend, mehr überlegend. „Danke Ax.“ Und dann an Calix gewandt: „Na wenn das mal nicht gute Voraussetzungen sind? Direkt ins kalte Wasser springen, da sind wir ja mittlerweile echte Experten drin.“ Kichernd zündete er sich eine Zigarette an, als Ablenkung, Beruhigung, was auch immer, und versuchte Calix zumindest durch gespielte Lässigkeit davon zu überzeugen, dass sein Vorschlag hoffentlich vernünftiger war.

Calix
17.03.2013, 20:06
Blitze vom Massenportal leckten über das Shuttle und schickten es dröhnend auf die Reise einmal quer durch die Galaxie. Ein blinkender Punkt zeigte auf der Karte im Innenraum ihre ungefähre Position an.
Calix betrachtete die blauen Lichtspiele, die um das einzige Fenster spielten, als sie durch das All rasten. Er bevorzugte den direkten Weg ohne irgendwelche Schauspielereien, doch Arsenis Argumente klangen sinnvoll, das musste er sich eingestehen. Außerdem hatte ihn der direkte Weg gestern fast getötet. Er hatte jetzt nichts dagegen die Dinge ausnahmsweise mal ruhiger anzugehen. Deshalb schluckte er auch seine Erwiderung, die ihm schon auf der Zunge lag.
Stattdessen entschied er sich dazu weiter zuzuhören.
Ein Bandenkrieg? Das änderte die Lage. Die Unordnung würde ihnen in die Hände spielen und das Beobachten leichter machen. Zumindest stellte Arseni sich das so vor. Gibt ja noch die Möglichkeit, dass jetzt überall Wachen oder so was rumlaufen.
Calix betrachtete die Karte von Narshad, die Ax jetzt unaufgefordert anstelle der Galaxie Karte in den Raum projizierte und nützliche Infos preisgab.
Narshad: das kleine Dorf voller Banden. Zumindest war es eine Leistung bei so einer geringen Einwohnerzahl einen ausgewachsenen Bandenkrieg durchzuführen. Antirumgon, der Planet der unbegrenzter Möglichkeiten, dachte Calix spöttisch. Unbegrenzt genug um Raxtar zu finden? Wir werden sehen. Seine Gedanken schweiften erneut zu Raxtar ab. Ob er immer noch diese glühenden Augen hatte? Oder glühten die Augen nur in seiner verdrehten Erinnerung? Was würde geschehen, wenn sie sich endlich gegenüber stehen würden? Was würde mit ihm passieren, wenn er endgültig mit dem Kroganer abschließen würde?
„Na wenn das mal nicht gute Voraussetzungen sind? Direkt ins kalte Wasser springen, da sind wir ja mittlerweile echte Experten drin.“
Arseni riss Calix aus seinen Gedanken. Er vernichtete seine Zweifel durch Willenskraft und fokussierte sich auf das Hier und Jetzt. Er blinzelte und ließ sich das Gesagte noch einmal durch den Kopf gehen. Er schnaubte. „Ins Kalte Wasser springen? Ist das so eine Redensart bei euch?“ Er winkte ab. „Passt aber gut.“ Er stellte sich vor, wie beißend kaltes Wasser über ihn einbrach. Die Wassermassen wurden schnell zu Steinsplittern und Felsbrocken und plötzlich befand er sich für eine Sekunde wieder in diesem verdammten Minenschacht.
Ein Räuspern, Kopfschütteln, dann war der Kopf wieder klar. „Bis jetzt hab ich jeden Auftrag, den ich hatte genau durchgeplant. Ich wusste Bescheid, wo mein Ziel war, wie ich dahin komme und was mich auf den Weg erwarten würde. Pläne haben mir Sicherheit gegeben. Wie wohl jedem Elcor“ Er starrte ins Leere. „Bis sich das gestern alles änderte. Plötzlich haben sich alle schönen Pläne in Luft aufgelöst. Weißt du, heute wollte ich mich eigentlich zurücklehnen, meinen letzten Auftrag begießen und Anfangen mir was Neues zu suchen.“ Er lächelte – zumindest auf Elcor Art. „Das Söldnerleben wurde langweilig. Innerhalb eines Tages hab ich so viele Sachen spontan gemacht, wie noch nie und fast alles ging nach hinten los.“ Er atmete tief durch. „Doch auf einmal habe ich die Möglichkeit mit meiner verdammten, scheiß Vergangenheit klar zu kommen, weil mir meine Spontanität zusätzlich zu den paar neuen Narben auch einen Schnüffler an die Seite gestellt hat, der sich auf das äh schnüffeln versteht.“ Er zwinkerte Arseni zu. „Also sage ich: Scheiß auf irgendwelche Pläne und tauchen wir in das kälteste Eiswasser, was man auf diesem verdammten Eisplaneten finden kann.“
Das musste jetzt einfach raus.
„Und keine Sorge“, fügte er an, „Ich werde schon für keine Unruhe sorgen, zumindest versuche ich es.“

Arseni Vigo
16.04.2013, 01:26
„Moment, du wolltest dich zur Ruhe setzen?“ Arseni war ganz verblüfft und seine Überraschung sah man ihm auch im Gesicht an, dann fing er plötzlich an zu lachen, womit er sogar Calix schwere Note im Ton gänzlich ignorierte. Calix starrte ihn zwar nur an, aber es war wohl offensichtlich, dass er sich gerade die Frage stellte warum Arseni einen Lachanfall bekam. Es war aber auch schon zu lustig, dass diese alte Thematik des nahenden Ruhestands selbst bei Elcor vorzufinden war, und anders als die menschlichen Pendants brachte der letzte Tag scheinbar Glück, zumindest für Calix. „Ach… weißt du, es gibt da so ein Klischee, einen Mythos eigentlich, auf der Erde, dass wenn ein Cop über seinen letzten Tag spricht, er vermutlich am selben Tag noch sterben wird. Aber hey, die Mission ist schließlich auch noch nicht vorbei und auf Antirumgon ist bestimmt erst früher Morgen, also stehen die Chancen ausgezeichnet für ein bisschen Pech an deinem letzten Arbeitstag.“ Er klopfte Calix freundschaftlich auf die Schulter und schritt zu Ax nach vorne. „Und ja, schnüffeln. Das ist wohl wirklich meine Schicksalsaufgabe, vorerst. Wir werden ja sehen, eventuell gefällt es uns auf Antirumgon so sehr, dass wir eine kleine Bar, ein Varieté oder vielleicht einen Handwerkerschuppen eröffnen? Arsenis und Calixs kleine Wunderwelt. Kurz wird man uns dann als Calseni, oder Arlix bezeichnen, weil wir schon ganz stadtbekannt werden. Möglicherweise werden wir ja auch Eisseetaucher, wenn du an dem Eiswasser Gefallen findest.“ Er lachte dann wieder auf, es war offensichtlich, dass er gerade zum Spaßen aufgelegt war, doch der Gedanke einer eigenen Bar, nun – der hatte schon was Schönes. Arseni fing an Kreisen zu gehen und teilweise meinte man, er würde jetzt gleich anfangen zu tanzen. Dann hockte er sich wieder hin und stand bald darauf wieder.

Gewiss war Ax kein großes Shuttle, doch etwas geräumiger hätte es schon sein können. Kaum Unterhaltungswert außer Ax. Deshalb verstand er sogar Calix nagende Abschiedspläne vom Söldnerleben, auch wenn ein Ausharren auf seinem Schiff sicherlich bald langweilig werden würde. Doch dann, vermutlich hätte Calix ewig in der Einsamkeit des Alls ausharren können, nach Erinnerungen keifend und hinterher irrend. Jetzt wo sie da waren, würde ihn wohl auch nichts mehr hier drin halten, er würde ausbrechen wollen, solange bis er endlich Raxtar gefunden – und getötet – hat. So blieb aber Arseni nichts anderes übrig als hier und da den Weltraum zu begutachten. Das Mass Effect-Relay war mittlerweile schon weit entfernt, mit kompakter und erstaunlich hoher Geschwindigkeit für so ein kleines Shuttle näherten sie sich Antirumgon. Ax datierte die Ankunftszeit auf nur noch eineinhalb Stunden; ein Glück für alle Beteiligten, so mussten sie nicht stundenlang Karten spielen und die Zeit im Extranet totschlagen. Aus dem Blickwinkel heraus sah er einen Planeten dezent in der Dunkelheit hervorglitzern, er wunderte sich darüber, dann realisierte er, dass es eine Sonne war.

Verflechtet in kurzer Abstinenz der Gegenwart, sagte er dann zu Calix: „Du wirst mit deiner Vergangenheit jedenfalls abschließen, Calix.“ Anders als zuvor sprach er nun nicht mehr flapsig und lächelnd, sondern eher abwesend. „Nur erwarte nicht, dass es sofort passiert und versuche es nicht allzu sehr zu erzwingen. Die Vergangenheit könnte schon rasch zu deinem eigenen Ruin führen. Und dann reißt du womöglich nicht nur mich und Ax mit dir, sondern vielleicht einen ganzen Planeten“, gab sich Arseni dramatisch und voller Pathos. Nach einem kurzen Moment des Starrens auf die Sonne, bis sie langsam seine Augen blendete, drehte er sich wieder mit einem Lächeln zu Calix um. „Wie gesagt, wenn wir vorsichtig sind und nicht die erstbesten erschießen, dann dürfte wir deinen verfluchten Kroganer schon finden, irgendwo.“

Calix
29.05.2013, 19:28
Calseni? Arlix? Eisseetaucher? Was bitte laberst du? Er schmunzelte. Ihm gefiel die alberne Art des Menschen, die so kontrastär zu der normalerweisen ernsten von Calix war. Obwohl sich auch das änderte, wie er sich eingestehen musste, als er die letzten Stunden Revue passieren ließ. Herr und Herr Vigo? Auf jeden Fall… Sein Blick wanderte zu dem fest angeschnallten Plüsch Elcor und blieb an dessen Wackelaugen hängen. Ja, du bist so ein harter Kerl, dass du dieses Ding sogar ordentlich festgeschnallt hast. Er schüttelte den Kopf, lächelte aber dabei.
Er grübelte darüber nach, was Arseni wohl gemeint hatte, als er Calix mit einem Cop – einem Gesetzeshüter auf der Erde, wie ihm Ax diskret ins Ohr flüsterte – verglich. Ja sehr witzig. Obwohl… Er hatte nie viele Filme gesehen, doch einige erzählten sehr ähnliche Geschichten wie die seine, manchmal mit gutem, manchmal mit schlechtem Ende. Wenn das alles vorbei ist, muss ich mich um eine Verfilmung kümmern, dachte er halb ernst halb im Spaß. ‚Das Abenteuer von Calix und Arseni – nach einer wahren Begebenheit‘ Irgendwie gefiel ihm der Gedanke.

Arseni fing an auf und ab zu gehen und brachte somit seine Unruhe zum Ausdruck. Noch anderthalb Stunden.
Calix ließ den Blick durch den Innenraum schweifen. Er war jetzt schon seit über zwanzig Jahren Söldner; er hatte keine Ahnung wie alt er wirklich war, doch wirklich jung und frisch war er nicht mehr. Beziehungsweise war er nie wirklich frisch gewesen – seine besten Jahre hatte er als Sklave verbracht. In den letzten Monaten war ihm langsam klar geworden, wie klein das Shuttle wirklich war. Eigentlich viel zu klein für jemanden seiner Größe.
Anfangs war es überhaupt nicht so. Ax symbolisierte Freiheit, absolute Freiheit dahin zu fliegen wo er hinwollte, das zu machen wozu er Lust hatte. Verlockend für den jungen Calix, der die Galaxie erkunden wollte. Doch mit der Zeit und vor allem während der letzten Monate, wurde das Shuttle immer kleiner und seine angeborene Klaustrophobie machte sich immer schneller bemerkbar.
Müßig darüber nachzudenken, konnte er sich trotz allem kein besseres Schiff führ ihn vorstellen. Er hatte Geld, aber bei weitem nicht genug um sich irgendein größeres Schiff bauen zu lassen. Allein der Bau von Ax hatte seine Konten mehr als nur ein bisschen dezimiert. Doch trotzdem hing er dem Gedanken nach, wie er in einer großen Yacht leben würde. Mit hohen Decken, weiten Wänden und großen Fenstern. Vielleicht sogar einer eigenen Crew, einer Familie… Gedankenverloren starrte er mit Arseni aus der Luke vorne am Shuttle.

Arseni unterbrach die Stille. Von seinem lockeren Ton war nichts mehr geblieben.
Einen Planeten sollte er mit sich reißen? Traute der Mensch ihm wirklich so viel zu? Er fühlte sich geschmeichelt. Doch er konzentrierte sich schnell auf den ernsten Teil des Gesagten, welcher gar nicht an Calix im speziellen gerichtet zu sein schien. Was hast du durchgemacht, fragte er sich und drehte seinen Kopf, dass er Arseni ansehen konnte.
„Sprichst du aus eigener Erfahrung?“, fragte er nach einer kurzen Pause und: „Wie gesagt: keine Sorge. Ich verhalte mich Zivil. Übernimm du nur das Reden und alles sollte klappen“, glaub ich.

Arseni Vigo
10.06.2013, 02:37
„Ich spreche grundsätzlich immer aus Erfahrung, mein Lieber“, schmunzelte er Calix an, darauf hoffend, dass es jetzt nicht zu einem allzu strengen Verhör kommen würde. Deren hatte er jetzt in letzter Zeit genügend. Keine Verhöre direkt, aber doch wichtige Gespräche, die über sein armes, gequältes Schicksal entschieden. Jetzt auch noch groß seinen Lebenslauf breitzutreten, schien der falsche Zeitpunkt zu sein. Sicherlich konnte er sich vorstellen mal Calix in seine Geheimnisse des Schnüffelns und des chronischen Über-Lebens einzuweihen wie es nur die wenigsten schafften; das Durchkommen ohne besondere Talente und trotzdem immer wieder als wichtig zu erscheinen, was gerade sein Leben so sehr prägte, doch heute war wohl der falsche Tag dafür. Zudem lastete noch immer der Verrat am und vom Bund an ihm, ein gegenseitiges Misstrauen schwappte in wenigen Tagen zu eiskalten Drohungen um. Der Bund wollte ihn loswerden und wäre Calix nicht gewesen, sie hätten es geschafft. Ob sie im Fall einer solchen Tat überhaupt seine Mutter verständigt hätten? Wohl kaum. Sie hätte zu Weihnachten gedacht, er wäre irgendwo in der Arbeit versumpft und vergaß wohl die Zeit um sich, und folglich auch seine eigene Mutter. Tja, so leicht konnte man ein Leben reduzieren, schwante es Arseni: Der Bund, seine Mutter, ein paar Freunde und Liebschaften. Mehr war da auch nicht mehr.

„Lust auf eine Runde Skyllian Five Poker?“ Ax kannte die Regeln auswendig und beharrte merkwürdigerweise darauf mitspielen zu wollen. Vermutlich hatte Calix ein Programm runtergeladen um während den langen Flugzeiten sich die Zeit mit Ax zu vertreiben. Der Unterhaltungsfaktor einer Partie Poker war natürlich größer als nur starres aus dem Fenster gucken. Arseni holte aus seinem Koffer ein Kartendeck, Ax hatte allerdings schon vorgesorgt und plötzlich klingelten die beiden Omni-Tools. Ihre beiden Kartendecks, gemütlich vor ihnen aufgearbeitet.
„Ich hoffe mal du kennst meine Karten nicht, Ax?“, meldete sich Arseni gespielt misstrauisch.
„Falls Sie damit andeuten wollen, dass ich betrügen würde, muss ich dies aufs Schärfste abweisen.“
„Ja, darauf habe ich angespielt“, lachte Arseni.
Die Partien waren durchaus spannend, trotzdem schaffte es Ax verblüffend oft zu gewinnen. Das kam wohl davon wenn man gegen eine Maschine spielte, man konnte nur verlieren. Selbst wenn Ax die Karten nicht kennen sollte, hatte man es immer noch mit einer V.I. zu tun, die gewisse, vergleichsweise einfache, Berechnungen durchführen konnte um Spielzüge zu erkennen. Oder so etwas. Vielleicht war es auch nur purer Zufall. Hinzu kam, dass er ein Ding der Unmöglichkeit war zu erkennen ob Calix bluffte oder nicht. Nach allem was sie durchgemacht hatten, er war immer noch ein Elcor. Und für Menschenaugen waren selbst die Gefühle eines Blumentopfs leichter zu deuten als die eines Elcors, wenn er nicht gerade unter Todesschmerzen litt, wobei selbst dann hatte Calix ein erstaunliches Maß an Coolness und Selbstsicherheit offenbart. Arseni nahm sich deshalb vor, sollte die Forderung nach Geld entstehen, würde er aus dem Spiel aussteigen. Zum Glück kam aber dergleichen von keiner Seite. Stattdessen unterhielten sich die Drei miteinander. Niemand löcherte den anderen mit Fragen, aber sie lernten sich doch besser kennen, in ihrer Art und ihrem Umgang. An Arsenis Fluchen nach jeder Runde merkten sie wohl zum Beispiel schon, dass er derlei Spielniederlagen nicht gerade so leicht auf die Schulter nahm, wie man es hätte erwarten können anhand seines Gemüts.
„Du scheinst mir ganz schön gewieft zu sein, Ax“, kommentiere Arseni einen ausgesprochen klugen Schachzug, als er sowohl Arseni als auch später Calix einfach links liegen ließ und einen weiteren Sieg einbuchen konnte. Score: Ax 10, Calix 2, Arseni 0.
„Routine. Standardprozesse.“
„Zockst wohl häufig?“
„Nicht so häufig wie ich es gerne hätte, Arseni“, antwortete die V.I.
Immerhin verstrich die Zeit schneller als erwartet. Alsbald durchquerten sie einen Asteroidengürtel, dem Arseni noch vage in Erinnerung war. Ax musste daraufhin aufgrund der erhöhten Anforderungen für das Fliegen aus dem Spiel aussteigen und überließ das Feld nun gänzlich Calix um Arseni zu demütigen. „Hm, naja“, kommentierte Arseni sein Blatt mit einem Glimmstängel im Mund und dann fiel ihm auf, dass seine chronische Glücklosigkeit in Sachen Glücksspiel wohl an seinen ständigen Kommentaren lag, wobei das sicherlich Unsinn war. Kurz darauf gewann Calix erneut und Ax meldete schon, dass Antirumgon nur noch wenige Flugminuten entfernt war. „Na dann“, Arseni drückte seine Zigarette auf der Packung aus und steckte die Überreste dort hinein. „Auf in ein neues Abenteuer.“

Calix
27.06.2013, 23:34
Aber was für eins?, fragte sich Calix. Doch er kam nicht dazu weiter zu grübeln.
„Erreiche System: Armstrong-Nebel, Gargarin.“
Die blauen Blitze, die den ganzen Flug über das Shuttle umhüllt hatten, zogen sich zurück, als Ax den Portalsprung beendete. Das Licht fiel scheinbar auf das Fenster zu. Formen verdichteten sich, bis plötzlich ein Planet vor ihnen im Weltraum hing.
„Planet: Antirumgon. Drift: 4389 Kilometer. Entfernung: 412.491 Kilometer. Prognostizierte Ankunftszeit: 21:00 Uhr Shuttle Zeit, 28:30 Uhr Narshad Zeit. Erbitte Landeerlaubnis in Narshad.“
Es ist grün…, war das erste, was Calix zu diesem Eisplaneten durch den Kopf fuhr. Ein abweisender Planet mit einer Handvoll Einwohner, die nichts Besseres zu tun hatten als sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen. Laut Arseni und Ax waren die Kell Hounds auf Randale aus. Warum genau interessierte Calix nicht. Wenn sich jemand ihn in den Weg stellen würde, würde er ihn beseitigen. Oder auch nicht, erinnerte er sich jetzt an sein Versprechen möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu richten. Also doch nur beiseite schubsen.
„Landeerlaubnis wird nicht erteilt“, meldete Ax.
Calix horchte auf: „Wie? Wird sie verweigert?“ – „Negativ. Es antwortet niemand.“
Super. „Trotzdem landen.“
„Bestätigt.“

Das Shuttle brach brennend durch die Atmosphäre, begleitet von Blitzen, die von der Shuttlehülle ausgingen, als es sich elektrostatisch entlud. Das Shuttle – von Ax wie immer kurz vor der absoluten Katastrophe geflogen – rüttelte sich heulend durch die immer dicker werdende Luft, bis sie einen kurzen Moment Ruhe in der grünlichen Atmosphäre hatten.
Calix genoss einen traumhaften Blick über eine dichte, dunkle, graue, unfreundlich aussehende Wolkendecke. Blitze zuckten in einiger Entfernung tief in die Stratosphäre und als wäre das noch nicht genug bildeten die Wolken recht nah zu der von Ax angezeigten Position von Narshad einen langsam drehenden, beinahe pechschwarzen Trichter. Dann Dunkelheit, als Ax durch die Wolken brach.
„Plötzlich: Eiswasser“, rief Calix – also so wie er immer sprach – zu Arseni über dem plötzlich lauten Heulen des Reaktors und des heftigen Rütteln des Shuttles hinweg zu. Ich dachte nicht, dass das mit dem ‚ins Eiswasser stürzen‘ so wörtlich gemeint war. Faustgroße Hagelkörner knallten gegen das Shuttle und ließen die Schilde aufblitzen.
„Warnung: Trägheitsdämpfer ausgefallen.“ Die waren an?, dachte Calix noch, als er plötzlich das Gefühl hatte, als würde plötzlich ein weiterer YMIR – Mech neben ihm explodieren und ihn gegen die Shuttlewand schleudern. Er richtete sich auf, doch wurde er durch ein noch stärkeres Taumeln des Shuttles wieder auf den Boden geworfen. Er gab es auf, sich aufzustemmen und klammerte sich irgendwo fest. Ax ist für so was nicht gebaut, dachte Calix grimmig, als ein Blitz direkt in das Shuttle einschlug.
„Warnung: Kritische Reaktor Überhitzung. Kühlung läuft bei 374 Prozent“, rief Ax während die Innenlampen zerplatzten und die Notbeleuchtung gleißend rot aufflammte, als die Außenhülle die Energie absorbierte. Der Reaktor heulte trommelfellzerreißend auf und das Shuttle viel mehrere dutzend Meter in die Tiefe.
„Warnung Reaktor kurz vor kritischer Schmelzung: Notabschaltung.“ Was? Plötzlich war nur noch das heulen des Sturms und ein paar Alarmsignale zu hören. Der Magen rutschte Calix in den Hals, als das Shuttle wie ein Stein Richtung Boden stürtzte.
Der Reaktor heulte wieder auf und Ax bremste den Fall brachial ab.
„Reaktor wieder im roten Toleranzbereich. Leistung bei 25 Prozent. Kühlung bei 150 Prozent.“
Scheiße.
Ein weiterer Knall, als ein wirklich großer Eisklumpen das Shuttle traf.
„Warnung: Schilde bei zwanzig Prozent.“ Schon? „Alle Energie, die du nicht zum Fliegen brauchst in die Schilde.“
„Bestätigt.“
Wieder ein Knall und der Plüschelcor kullerte an Calix vorbei. Er griff ihn und hielt ihn fest. Die rote Notbeleuchtung erlosch und das Hologramm von Antirumgon im Innenraum fiel in sich zusammen, als Ax alle unwichtigen Systeme ausschaltete.
„Schilde bei 35 Prozent.“
„Das muss reichen“, brummte Calix grimmig.

Die folgenden Minuten dehnten sich zu Stunden, als die Schilde, von den Eisklumpen malträtiert, immer schwächer wurden. Doch schließlich brachen sie aus der tobenden Eishölle hervor und ließen die Wolkendecke hinter sich.
Ax wurde von dem Sturm immer noch hin und her geworfen, doch im Vergleich zu den vergangenen Minuten, war dies eine Erholung. Ax schaltete die Notbeleuchtung und das Hologramm mit dem angezeigten Weg nach Narshad wieder an, als das Shuttle den Sinkflug beendete und tief durch Eisschluchten, um Schutz vor dem Sturm zu suchen, in Richtung der Minensiedlung unterwegs war. Calix seufzte einmal und richtete sich wieder auf. Er bemerkte wie er den Plüschelcor fest umklammerte. Er schielte kurz zu Arseni, der sich käseweiß an den Sitz klammerte, als er sich kurz räusperte und den Plüschelcor diskret auf seinen Sitz zurücksetzte. Er beugte sich vor kramte unter einem Sitz und warf Arseni genauso diskret eine Spucktüte zu, die sich der Mensch vors Gesicht hielt.
War ja halb so schlimm, dachte er als ein Blitz wenige Meter entfernt in die Eisfläche einschlug und eine Lawine loslöste, die das Shuttle größtenteils verfehlte. Wieder wurde das Shuttle umhergeschleudert.
War ja halb so schlimm, dachte er erneut.

„Immer noch keine Antwort aus Narshad. Zwei Möglichkeiten: Der Sturm hat die Kommunikationsmöglichkeiten Narshads zerstört, was ich als unwahrscheinlich einstufe. Der Bandenkrieg in Narshad hat die Kolonie von der Außenwelt abgeschnitten – dies würde ich als wahrscheinlicher Einstufen.“
„Landung fortsetzen.“
„Was denn auch sonst“, erwiderte Ax ein bisschen schnippisch. Bitte was? Doch Calix wurde von dem Anblick des quadratischen Landefelds der Minenkolonie abgelenkt. Es sah unfreundlich aus, wie es da so in der Eiswüste lag: quadratisch, groß und alle Schiffs- und Shuttlezugänge waren verschlossen.

Eine Schneefontäne stob auf, als Ax viel zu schnell aufsetzte und mehrere dutzend Meter mit einem ekelhaften Kreischen über das Dach des Hangars schlitterte und schließlich zischend und funkenspritzend zum Stehen kam.
„Eine Bilderbuchlandung“, brummte Calix, während er sich mit der Hand über die Stirn wischte.
„Danke. Scans zeigen, dass nicht weit von hier ein Wartungszugang ist. Setzte Wegpunkt.“ Calix klappte seinen Helm herunter und betrachte die provisorische Gebietskarte. Hundert Meter von hier. Nun gut.
„Für eine Diagnose durch und halt die Schilde oben. Versuch alles wieder ans Laufen zu kriegen. Shuttle öffnen und Standby“, wies Calix Ax an. „Bestätigt.“
Leicht knarzend fuhr die Tür nach oben. Weißer Dampf zischte durch eine kaputte Hydraulikleitung in den Innenraum und sofort brach die eiskalte Luft, gefolgt von Schneeflocken in den Innenraum herein.
Calix warf Arseni eine Atemmaske zu und stapfte gegen den Sturm gebeugt in den knietiefen Schnee.

„Narshad – hier bin ich“, knurrte er in das Unwetter und machte sich auf zu dem Wartungseinstieg. Arseni folgte ihm in seinem Kielwasser. Er warf einen Blick zurück auf das Shuttle. Hinten – wo der Reaktor eingebaut war – stieg eine dunkelgraue Rauchsäule hoch und die flirrende Luft zeigte zusätzlich die Hitze der Kühlsysteme. Im Umkreis von einem Meter, war schon sämtlicher Schnee geschmolzen. Etwas stach in seiner Magengegend als er seinen langjährigen Begleiter in dieser Verfassung sah. Mach‘s gut alter Freund. Brech mir nicht auseinander.
Calix schüttelte den Kopf und stapfte weiter in Richtung Wegpunkt. Dort angekommen hackte er sich mit Ax‘ Hilfe in die Sicherheitssysteme der Schleuse. Als er zusammen mit Arseni eingetreten war schloss sich die Schleuse zischend.

Wenn der restliche Aufenthalt in Narshad genauso reibungslos verlaufen würde, dann würden sie einigen Spaß bekommen. Mit einem zischen öffnete sich die Schleuse.




Tag 6, 29:00 Uhr
Narshad – Raumhafen --->