John Sheridan
20.10.2010, 20:44
"Ratten," dachte er, als er die trippelnden Geräusche in den Luftschächten über sich hörte. Ratten, die ewigen Begleiter der Menschheit. Früher hatten sie auf Schiffen die Welt erobert und heute, in einer Zeit, in der der Mensch zu den Sternen aufgebrochen war, waren sie wieder unterwegs. Es gab sie überall, auf dem Mars, auf Jump Zero, selbst auf Tuchanka. Die kleinen Biester hatten sich als erstaunlich anpassungsfähig erwiesen, daran hatten auch alle Recyclingtechnologie und alle Abfallvermeidung nichts ändern können. Er lächelte, "wie die Menschheit," dachte er.
Er schob sich seinen Seesack zurecht, den er als Rückenstütze benutzte, während er seine Passage im Laderaum der Pandora, eines uralten Potts, der eigentlich nur noch vom Rost zusammengehalten wurde, genoss. Die Damen und Herren vom Hauptquartier waren sehr eindringlich gewesen. Er stellte sich den Abteilungsleiter noch einmal vor, wie er dort in seinem Büro auf dem Mars saß, hinter ihm durch die Scheibe den wundervollen Blick auf Olympus Mons, ihn mit seinen wässrigen Augen ansah, während seine dicken Finger sich ineinanderrangen wie zwei Knäul wütender Schlangen.
"Sheridan," hatte der Abteilungsleiter gesagt,"ich kenne ihre Akte. Darum ermahne ich sie eindringlich auf ihrem Weg zur Citadel unauffällig zu sein." Seine Stellvertreterin, ein dürres, hoch aufgeschossenes Ding, das Sheridan unwillkürlich an eine Bohnenranke denken ließ, mit dem Gesicht eines Geiers hatte dazu genickt. Sheridan hatte salutiert und gesagt,"jawohl, Sir!" Was hätte er auch sonst tun sollen?
Er war also nach Hause gegangen, hatte seine persönlichen Habe in einen Seesack und seine Waffen und Rüstung in einen schwarzen Metallkoffer verstaut und hatte sich zum Raumhafen begeben. Er hatte die Wahl zwischen mehreren Schiffen gehabt, die an diesem Tage die Citadel ansteuern sollten.
Die Dominator, ein Firmenschiff von Elanus, schwarz, glänzend und gefährlich. Die Starburst, ein Kreuzfahrtschiff mit allem Luxus, den man sich wünschen konnte. Oder eben die Pandora, ein altersschwacher Frachter mit einem Kapitän, der aussah als habe er bereits mit Christoph Columbus Amerika entdeckt. Sheridan liebte die Bedeutung von Pandora, auch wenn er bezweifelte, dass sich noch viele mit griechischer Mythologie auskannten. Also kaufte er eine Passage auf dem Frachter und schrieb sich in die Passagierliste als Mr.Hyde ein.
Es war ein angenehm unaufgeregter Flug gewesen. Sheridan hatte die Gelegenheit endlich nutzen können, um im Faust zu lesen. Er war gerade an der Stelle:
"Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
ist wert, dass es zugrunde geht;
Drum besser wär's, dass nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element."
Als es in der Gegensprechanlage knarzte und sich die Stimme des Kapitäns meldete. "Wir sin' jez bald da, Hyde," drang es aus dem Lautsprecher. Sheridan klappte sein Buch zu und packte es zu oberst in seinen Seesack.Dann drückte er die Sprechtaste, "ich komme!" Er verleiß den Laderaum, dessen Ruhe und Frieden er die letzten zwei Tage genossen hatte und machte sich durch die Eingeweide des Schiffes auf den Weg zur Brücke. Die Pandora hatte eine Besatzung von zwei Mann, dem Kapitän und dem ersten Maat. Wenn es Güter zu entladen gab, mit denen die Roboter nicht fertig wurden, wurden in den Häfen Schauerleute angeworben. Auch etwas, das sich seit Jahrhunderten nicht geändert hatte.
Die gesamte Mannschaft der Pandora befand sich auf der Brücke, als Sheridan eintrat. Der Kapitän beendete soeben die üblichen Andockroutinen mit der Allianzkontrolle. Dort war sie! Wie ein kostbares Schmuckstück aus Elfenbein hob sich die Citadel vor dem Hintergrund der Sterne ab. Sheridan bemühte sich, Kampfspuren vom Überfall der Geth zu entdecken, aber da war nichts. Gedankenverloren nickte er, die Citadel hatte offensichtlich ein fähiges Wartungspersonal, diese Keeper, von denen er schon gehört hatte. Sheridan ließ das Bild auf sich wirken, dann bemerkte er, "das ist groß!" "Ein Scheisskübel, wenn de mich frachst," knurrte der Kapitän."Wie kann man freiwillich in 'nem Eimer leben woll'n? Also, wenn ich mal nich' mehr schifffahr', such ich mir 'nen schönen ruhigen Planeten, ohne gefilterte Luft und mit Weibern mit Riesenbrüsten." "Das ist ihr gutes Recht," entgegnete Sheridan so gelassen wie möglich, das Letzte, worauf er jetzt Lust hatte, war sich während der letzten zwanzig Minuten des Fluges noch mit dem Kapitän zu streiten, er merkte ohnehin schon wie die Kopfschmerzen wieder begannen.
"Ich bin im Laderaum und packe meinen Kram zusammen," sagte er statt dessen. Der Kapitän knurrte noch irgendwas, aber Sheridan hatte die Brücke bereits verlassen. Draußen lehnte er sich an die Wand des Korridors. Seine Hände zitterten, das Blut pulsierte hinter seinen Augen und sein Herzschlag hämmerte in einem Rythmus, den man eigentlich von den Kriegstrommeln primitiver Völker erwartete. Seine rechte Hand fuhr in seine Tasche und fand dort eine Pillendose. Er entnahm eine Pille, legte sie auf seine Zunge und schluckte sie herunter. Das Trommeln nahm ab. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, das hatte er lange nicht mehr gehabt! Was war nur los?
Ein Ruck fuhr durch die Pandora, als die automatischen Landegreifer den Frachter erfassten und in Position zogen. Der automatische Kollisionsalarm heulte auf, doch ein geübter Griff des ersten Maats, der die Energiezufuhr unterbrach, brachte ihn zum Schweigen. Sheridan, der mittlerweile seine wenigen Habseeligkeiten aus dem Laderaum geholt hatte, wartete, bis die Außenschotten sich öffneten. Dann trat er hinaus, in das Leben und Licht.
***
Tief im Herzen der Citadel, dort wo seit Jahrzehnten niemand außer den Keepern hingekommen war, begann sich etwas zu regen. Etwas, das aussah wie ledrige Schwingen, entfaltete sich und eine Stimme, dünn wie Papier, sprach: "Es ist angekommen!"
***
Die Uhr zeigte 11:50 Uhr am vierten Tag.
=> Die Citadel: Zivile Andockbuchten (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=575708&postcount=11)
Er schob sich seinen Seesack zurecht, den er als Rückenstütze benutzte, während er seine Passage im Laderaum der Pandora, eines uralten Potts, der eigentlich nur noch vom Rost zusammengehalten wurde, genoss. Die Damen und Herren vom Hauptquartier waren sehr eindringlich gewesen. Er stellte sich den Abteilungsleiter noch einmal vor, wie er dort in seinem Büro auf dem Mars saß, hinter ihm durch die Scheibe den wundervollen Blick auf Olympus Mons, ihn mit seinen wässrigen Augen ansah, während seine dicken Finger sich ineinanderrangen wie zwei Knäul wütender Schlangen.
"Sheridan," hatte der Abteilungsleiter gesagt,"ich kenne ihre Akte. Darum ermahne ich sie eindringlich auf ihrem Weg zur Citadel unauffällig zu sein." Seine Stellvertreterin, ein dürres, hoch aufgeschossenes Ding, das Sheridan unwillkürlich an eine Bohnenranke denken ließ, mit dem Gesicht eines Geiers hatte dazu genickt. Sheridan hatte salutiert und gesagt,"jawohl, Sir!" Was hätte er auch sonst tun sollen?
Er war also nach Hause gegangen, hatte seine persönlichen Habe in einen Seesack und seine Waffen und Rüstung in einen schwarzen Metallkoffer verstaut und hatte sich zum Raumhafen begeben. Er hatte die Wahl zwischen mehreren Schiffen gehabt, die an diesem Tage die Citadel ansteuern sollten.
Die Dominator, ein Firmenschiff von Elanus, schwarz, glänzend und gefährlich. Die Starburst, ein Kreuzfahrtschiff mit allem Luxus, den man sich wünschen konnte. Oder eben die Pandora, ein altersschwacher Frachter mit einem Kapitän, der aussah als habe er bereits mit Christoph Columbus Amerika entdeckt. Sheridan liebte die Bedeutung von Pandora, auch wenn er bezweifelte, dass sich noch viele mit griechischer Mythologie auskannten. Also kaufte er eine Passage auf dem Frachter und schrieb sich in die Passagierliste als Mr.Hyde ein.
Es war ein angenehm unaufgeregter Flug gewesen. Sheridan hatte die Gelegenheit endlich nutzen können, um im Faust zu lesen. Er war gerade an der Stelle:
"Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
ist wert, dass es zugrunde geht;
Drum besser wär's, dass nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element."
Als es in der Gegensprechanlage knarzte und sich die Stimme des Kapitäns meldete. "Wir sin' jez bald da, Hyde," drang es aus dem Lautsprecher. Sheridan klappte sein Buch zu und packte es zu oberst in seinen Seesack.Dann drückte er die Sprechtaste, "ich komme!" Er verleiß den Laderaum, dessen Ruhe und Frieden er die letzten zwei Tage genossen hatte und machte sich durch die Eingeweide des Schiffes auf den Weg zur Brücke. Die Pandora hatte eine Besatzung von zwei Mann, dem Kapitän und dem ersten Maat. Wenn es Güter zu entladen gab, mit denen die Roboter nicht fertig wurden, wurden in den Häfen Schauerleute angeworben. Auch etwas, das sich seit Jahrhunderten nicht geändert hatte.
Die gesamte Mannschaft der Pandora befand sich auf der Brücke, als Sheridan eintrat. Der Kapitän beendete soeben die üblichen Andockroutinen mit der Allianzkontrolle. Dort war sie! Wie ein kostbares Schmuckstück aus Elfenbein hob sich die Citadel vor dem Hintergrund der Sterne ab. Sheridan bemühte sich, Kampfspuren vom Überfall der Geth zu entdecken, aber da war nichts. Gedankenverloren nickte er, die Citadel hatte offensichtlich ein fähiges Wartungspersonal, diese Keeper, von denen er schon gehört hatte. Sheridan ließ das Bild auf sich wirken, dann bemerkte er, "das ist groß!" "Ein Scheisskübel, wenn de mich frachst," knurrte der Kapitän."Wie kann man freiwillich in 'nem Eimer leben woll'n? Also, wenn ich mal nich' mehr schifffahr', such ich mir 'nen schönen ruhigen Planeten, ohne gefilterte Luft und mit Weibern mit Riesenbrüsten." "Das ist ihr gutes Recht," entgegnete Sheridan so gelassen wie möglich, das Letzte, worauf er jetzt Lust hatte, war sich während der letzten zwanzig Minuten des Fluges noch mit dem Kapitän zu streiten, er merkte ohnehin schon wie die Kopfschmerzen wieder begannen.
"Ich bin im Laderaum und packe meinen Kram zusammen," sagte er statt dessen. Der Kapitän knurrte noch irgendwas, aber Sheridan hatte die Brücke bereits verlassen. Draußen lehnte er sich an die Wand des Korridors. Seine Hände zitterten, das Blut pulsierte hinter seinen Augen und sein Herzschlag hämmerte in einem Rythmus, den man eigentlich von den Kriegstrommeln primitiver Völker erwartete. Seine rechte Hand fuhr in seine Tasche und fand dort eine Pillendose. Er entnahm eine Pille, legte sie auf seine Zunge und schluckte sie herunter. Das Trommeln nahm ab. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, das hatte er lange nicht mehr gehabt! Was war nur los?
Ein Ruck fuhr durch die Pandora, als die automatischen Landegreifer den Frachter erfassten und in Position zogen. Der automatische Kollisionsalarm heulte auf, doch ein geübter Griff des ersten Maats, der die Energiezufuhr unterbrach, brachte ihn zum Schweigen. Sheridan, der mittlerweile seine wenigen Habseeligkeiten aus dem Laderaum geholt hatte, wartete, bis die Außenschotten sich öffneten. Dann trat er hinaus, in das Leben und Licht.
***
Tief im Herzen der Citadel, dort wo seit Jahrzehnten niemand außer den Keepern hingekommen war, begann sich etwas zu regen. Etwas, das aussah wie ledrige Schwingen, entfaltete sich und eine Stimme, dünn wie Papier, sprach: "Es ist angekommen!"
***
Die Uhr zeigte 11:50 Uhr am vierten Tag.
=> Die Citadel: Zivile Andockbuchten (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=575708&postcount=11)