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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : The fate of the Raven - Story



Malgosh
04.10.2010, 23:08
Hallo liebe Leute!

Schon seid ich ME 1 gespielt habe, geisterte in meinem Schädel eine Geschichte herum. Als ich dann ME 2 spielte, wurde diese Sotry noch stärker, aber ich hatte nicht den Mut, sie niederzuschreiben. Und nun, da ich ME 2 seit längerem mal wieder gezockt habe, habe ich mich entschlossen, die Geschichte einmal niederzuschreiben. Zwar bin ich noch nicht ganz fertig, aber das wird schon noch werden.

Zur Story
Die Geschichte hat nur indirekt mit ME 2 zu tun und handelt von einem jungen Söldner von Omega, der von einer gehimen Organisation dazu gezwungen wird, Technologien und eine Waffe mit unbeschreiblicher Zerstörungskraft aus einer Allianzbasis zu stehlen. Sollte er sich weigern, drohen die hohen Tiere der Organisation damit, die kleine Schwester des Söldners zu töten.

Kritik
Da ich noch relativ neu in diesem Genre tätig bin, wäre ich froh über jede Kritik, ob gut oder weniger gut. Scheut euch nicht zu schreiben, was ihr denkt. Und nun, viel Spass beim lesen.

Malgosh
04.10.2010, 23:10
Handlung
Ethan Scott alias Raven ist ein berühmt berüchtigter Kopfgeldjäger, der sich durch die Terminus-Systeme kämpft. Er ist berühmt für seine Rücksichtslosigkeit, seine Effizienz und seine unorthodoxen Methoden. Doch hinter diesem harten Kerl steckt nur ein besorgter Bruder. Denn Ethan zieht nur aus einem Grund durch die Galaxie, nämlich um seine Schwester zu finden, die vor einem Jahr spurlos verschwand.
Und nun, nach so langer Zeit, die erste Spur. Eine geheimnisvolle Nachricht lässt den jungen Söldner von Omega aufhorchen. Ein verschleierter Mann, der sich selbst Inkognito nennt, zwingt Ethan dazu eine geheime Allianzbasis zu infiltrieren und die dort verborgenen Technologien zu beschaffen und sie gegen das Leben seiner Schwester einzutauschen.
Wutentbrannt, nimmt Ethan den Auftrag an und um die Sache noch etwas zu beschleunigen, werden ihm vier Elitesoldaten zur Verfügung gestellt. Unter anderem sind da Tank, der Speziallist für Sturmangriffe und Feuergefechte. Angel, die hübsche und tödliche Nahkampfexpertin. Shark, der Tech-Profi und Hacker und Chief Logan Grant, der altgediente Offizier. Jeder dieser Menschen, hat einen eigenen, persönlichen Grund für diese Mission. Und sie alle werden feststellen, dass sie nun ein Teil eines größeren, interstellaren Machtspiels geworden sind.

Malgosh
04.10.2010, 23:11
Unbekannter Auftraggeber
Stille.
Das war alles, was es in dieser Dunkelheit zu finden gab. Schweigen, so als ob kein Wesen existierte, als ob es nie Leben gegeben hätte in dieser Gegend. Doch etwas unterbrach diese Ruhe, das Gefüge wurde gestört, durch seinen eigenen Atem.
Er selbst hörte ihn. Es klang unnatürlich laut, als habe er einen Marathon gerannt und nun nach Luft schnappte. Doch dem war nicht so, ganz im Gegenteil. Im fünften Stock eines heruntergekommenen Hauses, in einem Zimmer in völliger Dunkelheit, stand eine einzige Gestalt am Fenster und blickte hinab in die dunklen, engen Gassen des Bezirks. In seinen Händen hielt er einen langen Gegenstand, zielte damit auf einen Punkt in den Straßen und wartete.
„Raven, können Sie mich hören?“, fragte eine Stimme in seinem rechten Ohr leise. „Laut und deutlich“, flüsterte Raven, der Mann am Fenster. „Unser Freund sollte bald auftauchen, machen Sie sich auf den Weg.“
Wie befohlen, setzte sich der Mann am anderen Ende der Leitung in Bewegung. Nur schemenhaft konnte Raven erkennen, wie sein Helfer durch die Gasse in Richtung der einzigen brennenden Straßenlampe marschierte.
Geduldig spähte Raven durch das Zielfernrohr seines Gewehrs und richtete es auf den Mann aus, der nun im Licht der Lampe stand. Unbewusst zielte er auf den Kopf des Fremden, so wie er es stets zu tun Pflegte. Zweiundachtzig Meter, zeigte ihm das Fernrohr an.
„Sind Sie sicher, dass er kommen wird?“, erklang die Stimme in seinem Ohr erneut. Raven musste lächeln. Selbst aus dieser Distanz, konnte er sehen, dass sich der Mann fürchtete. Er war nervös, nestelte an seinen schicken neuen Kleidern herum, die Raven ihm gekauft hatte, damit er als neureicher Industrieller durchging.
„Halten Sie verdammt nochmal die Klappe! Hören Sie auf an Ihren Kleidern rumzufummeln und bleiben sie ganz locker! Sobald der Kroganer auftaucht, beginnen Sie ein Gespräch, ich muss ihn ordentlich ins Visier nehmen können.“
„Es ist nur... Wissen Sie, ich habe so etwas nie gemacht.“, sagte der Fremde und schluckte so laut, dass es selbst Raven durch das Earpiece hörte.
„Das ist mir vollkommen klar. Und genau deswegen müssen Sie tun was ich Ihnen sage, wenn Sie heil wieder zu Ihrer Familie zurückwollen.“
„Okay... Ich werde...“, begann der falsche Neureiche, wurde jedoch von Raven unterbrochen. „Schnauze! Da kommen sie.“
Und tatsächlich. Eine kleine Gruppe, bestehend aus zwei Kroganern und einem Turianer, marschierte durch die Gasse, direkt auf die Straßenlampe zu. Sie gingen in einer Reihe und beschützten sich gegenseitig. Trotz der vorherrschenden Dunkelheit, konnte er Raven erkennen, das diese Männer gut bewaffnet waren. Offenbar rechneten sie mit Schwierigkeiten.
Sein falscher Neureicher begann zu beten. Leise, und dennoch für ihn hörbar. Raven atmete langsam ein und aus. Nun ging es los.
Die Aliens kamen bei der Lampe an und blieben in einiger Entfernung zu ihrem Informanten stehen. „Hier sind wir“, sagte einer der Kroganer und trat vor. Raven nahm ihn sofort ins Visier. Rasch verstellte er die Kodierung des Fernrohrs, um noch ein Stück näher an seinem Opfer dran zu sein und ihn betrachten zu können.
Die Kroganer waren beide erstaunlich groß. Ihre Rüstungen wiesen darauf hin, dass sie einen höheren Rang in einer Söldnertruppe oder einer paramilitärischen Einheit einnahmen. Narben durchzogen das Gesicht des vorgetretenen Kroganers und kennzeichneten ihn damit als die Zielperson.
„Fragen Sie nach den Waffen, nun machen Sie schon!“, flüsterte Raven, als er sah, dass sich die Kroganer umsahen. Zwar bestand für ihn kaum Gefahr gesehen zu werden, doch er ging lieber auf Nummer sicher.
Sein Köder folgte seinen Anweisungen und begann eine Lügengeschichte zu erfinden, in der es darum ging, wie er an die Information gekommen war und das er Interesse daran hatte, diese Waffe zu kaufen.
Der hintere Kroganer sagte etwas auf Kroganisch und sein Freund reagierte. Er gab dem Turianer ein Zeichen und dieser Trat vor. Ohne Vorwarnung griff er nach dem falschen Käufer und hielt ihm eine Pistole an den Kopf.
„Für wie dumm halten Sie uns?“, hörte Raven den Kroganer durch das Earpiece sagen. „Wie konnten Sie an eine solche Information kommen? Wir haben die Waffe erst seit wenigen Tagen und kaum jemand weiß davon. Also, wer hat Sie angeheuert uns zu finden?“
Scheisse!, dachte Raven und wollte feuern, als sich der Kroganer wegdrehte. „Ich... Ich wurde von niemandem Angeheuert. Ich will... will nur die Waffe haben, für... meine... meine Söldnertruppe.“, log der falsche Käufer weiter.
„Söldner?“, donnerte der Kroganer und trat dem Mann mit voller Wucht in die Brust. Keuchend und hustend viel dieser auf dem Boden. „Welche Söldner? Wenn Sie welche gehabt hätten, dann wären jetzt einige zu ihrem Schutz hier. Alleine kommt ein Mann wie Sie normalerweise nicht sehr weit.“
Der Kroganer legte einen Fuß auf den Kopf des Mannes. „Ich gebe Ihnen drei Sekunden, um mir zu sagen, für wen Sie arbeiten. Falls ich es bis Dahin nicht weiß, zerstampfe ich Ihren Schädel zu Mus.“
Raven fluchte innerlich, nahm sein Gewehr und rannte damit zum nächten Fenster. Sein verdammter Plan war total nach hinten losgegangen. Wenn er diesen Kroganer nicht jetzt umlegte, wäre es für ihn und seinen Komplizen vorbei.
„Eins“
Raven legte das Gewehr an den Fenstersims und drückte den Kolben gegen seine Schulter.
„Zwei“
Raven zielte auf den Kopf des Kroganers. Selbst ohne das Earpiece hörte er seinen Köder schreien.
„Drei“
In diesem Moment betätigte Raven den Abzug. Es gab einen lauten Knall und einen Sekundenbruchteil später, explodierte der Kopf des Kroganers und eine Wolke orangenes Blut regnete auf die nähere Umgebung nieder.
Ohne zu zögern, richtete Raven sein Gewehr auf den Turianer und schoss. Die Kugel durchschlug die Schilde des turianischen Kampfanzugs mühelos und fraß sich durch die Brust des Trägers. Mit einem Seufzer ging sein Opfer zu Boden.
Der Kroganer, der noch am Leben war, griff nach seiner Waffe und schoss blind in die Gegend, während er versuchte sich in Deckung zu begeben.
Raven lächelte mitleidig. Dieser Idiot hätte die Beine in die Hand nehmen sollen. Mit der Erfahrung vieler Jahre, zielte der junge Mann auf seinen letzten Feind. Ohne dass dieser Ihn sah, beendete Raven das Leben des Kroganers mit einem Schuss direkt in den Schädel. Mit einem Dumpfen Geräusch viel die Leiche zu Boden.
„Hey, können Sie mich hören?“, fragte Raven, während er sein Gewehr verstaute und seine wenigen Sachen einpackte, die er mit in das Apartment genommen hatte. Dazu gehörten ein Fernglas, zwei Reserve-Termomagazine und eine Flasche Cola. Auf der Erde mochte das Zeug in jedem Laden stehen, doch hier draußen war es so schwer zu kriegen wie Klumpen reines Uran.
„Ja... Ich... höre Sie.“, antwortete die Stimme in seinem Ohr. „Gut“, gab Raven zurück. „Bleiben Sie wo Sie sind, ich komme gleich zu Ihnen.“
Zufrieden ging Raven aus der Wohnung. Dabei ließ er die Tür offen und störte sich nicht an den wenigen Bewohnern, die aus halb verschlossenen Türen spähten. Was wollten sie ihm schon antun? Jene die in diesem Bezirk lebten, waren arme Zwangsarbeiter, die soziale Unterschicht von Illium. Ihnen ging es nur ums Überleben, und einen schwerbewaffneten Söldner aufhalten zu wollen, verschlechterte die Chancen dieses Ziel zu erreichen rapide.
Rasch stieg der junge Söldner die Stufen hinab und verließ das Haus durch den Hintereingang. Dort stand das gemietete Skycar und wartete nur darauf, dass er einstieg. Gleichgültig warf er den Rucksack auf den Rücksitz, setzte sich selbst ans Steuer und gab Gas.
Das kleine Schiff hob ab und flog einige Meter weit in die Gasse, bis es abbog und in Richtung der gefallenen Söldner flog. Bevor er von diesem Planeten runterkam, musste er etwas abholen. Langsam liess Raven das Skycar landen, öffnete die Tür uns stieg aus.
Die Leichen seiner Opfer lagen genau da, wo er sie zurückgelassen hatte und auch sein Komplize lag an der Stelle, an der ihn der Kroganer liegen gelassen hatte. „Hey“, sagte Raven schlicht und schritt an dem keuchenden und schnaufenden Mann vorbei.
„Verdammt! Sie haben mir nicht gesagt, dass diese Kerle aggressiv sind.“, meinte er und richtete sich auf. Raven beachtete ihn nicht, sondern begann damit, die Leiche des Kroganers zu untersuchen. Er musste etwas dabeihaben, das bewies, dass er den Prototyp der Nuklearwaffe gestohlen hatte.
„Was machen Sie da?“
„Die Leiche durchsuchen“, gab Raven gleichgültig zurück. „Diese Typen haben die Waffe wirklich gestohlen. Ich wurde von der Firma angeheuert, um diese Kerle kaltzustellen und ihnen die pläne abzunehmen.“
„Es waren also nur die Pläne für eine neue Waffe?“
„Jup“, meinte der Söldner einfach und griff in die letzte, übrig gebliebene Tasche des Kroganers. Mit einem Grinsen zog er ein Datenpad hervor, dass ganz offensichtlich nicht dem Kroganer gehörte, dazu war es zu gut verschlüsselt und zu gut instand.
„Entschuldigen Sie, Raven. Sie haben jetzt alles was sie wollten, kann ich jetzt gehen?“
Raven erhob sich und sah den Mann schief an. Wie er so vor ihm stand, musste er lachen. Dieser Mann, den Raven als Köder eingesetzt hatte, war ein Sträfling, hier auf Illium gewesen. Er hatte die Behörden davon überzeugen können, ihn mitzunehmen, um seinen Auftrag erfolgreich zu beenden.
„Wie war doch noch gleich Ihr Name?“, fragte Raven und trat an das Skycar um das Datenpad neben sein Gepäck zu legen.
„Simon McDowl.“, antwortete ihm der Sträfling. Der Söldner nickte und ging auf Simon zu. „Und warum genau haben die Bullen von Illium Sie festgenommen?“
„Ich... Nun, ich habe...“, begann Simon und schaute dabei in alle Richtungen, nur nicht in Ravens Augen. Dieser Mann war Simon unheimlich. Er hatte schon viel über ihn gehört, doch nie hätte er sich träumen lassen, dass dieser Mann so jung war. Er war kaum älter als fünfundzwanzig und trotzdem hatte er etwas an sich, das andere Menschen schaudern ließ. Es war nicht nur sein Aussehen, seine pechschwarze Rüstung, die vielen Waffen, sein dunkles Haar und die dunklen, harten Augen. Nein, es war seine ganze Art. Er schien ein Mann zu sein, den es nicht kümmerte, ob jemand lebte oder starb.
„Sie haben was?“, fragte Raven nach. „Nun...“, begann Simon und schaute nun endlich in Ravens Augen. „Ich habe eine Asari umgebracht. Sie und ich haben uns gestritten und ich habe sie erschossen.“
„Und deswegen wollten die Sie einsperren?“, fragte der in schwarz gekleidete Söldner. Simon nickte. „Aber nun nicht mehr. Sie lassen mich doch jetzt gehen, oder?“
Ohne ein Wort zu sagen, griff Raven nach seiner Pistole und richtete sich auf den Sträfling. „Sie gehen lassen? Wohl kaum. Als ich den Auftrag für die Piraten da drüben übernommen habe, kamen auch die Mutter und die Schwester der Asari, die sie erschossen haben, zu mir. Sie sagten sie würden mich dafür bezahlen, wenn ich Sie umlege. Nehmen Sie´s nicht persönlich, Simon.“
„Nein, warten Sie! Sie haben gesagt, Sie lassen mich gehen und regeln das mit der Polizei. Ich habe Familie, eine Tochter!“, bettelte Simon und machte einen Schritt zurück.
„Mir doch schieß egal. Wie gesagt, es ist nichts Persönliches und ich hätte Sie auch wirklich gehen lassen, wäre da nicht die Sache mit dem Geld.“
„Nein, bitte! Ich bezahle Ihnen das Dopp...“
Weiter kam Simon nicht. Die Kugel durchschlug seinen Schädel und ließ eine Blutwolke erscheinen. Ohne einen Ton von sich zu geben, fiel die Leiche zu Boden.
„Mögen die Raben euch auf eurem Weg in das nächte Leben begleiten.“, sagte Raven und verbeugte sich. Dann stieg der junge Söldner in das Skycar und flog in Richtung von Azur davon. Er hatte zwei Aufträge abzugeben und darüber hinaus eine Menge Geld einzukassieren.

***

Die Musik war laut, beinahe unerträglich. Er hasste es hier zu sein, doch es war der beste Nachtclub in diesem verdreckten Loch, das sich Omega nannte. Mit gesenktem Kopf trank Raven sein viertes Glas Dunkelbier. Obwohl der Laden Schieße war, so waren es die Getränke nicht. Er mochte den Geschmack des batarianischen Dunkelbiers.
Neben ihm rekelte sich eine Asari-Tänzerin an einer Stange. Obwohl Raven die Asari nicht sonderlich mochte, musste er sich eingestehen, dass diese Tänzerin gar nicht mal so schlecht aussah. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er zu viel von diesem Zeug getrunken hatte.
„Na schau mal einer an, wen wir da haben.“, schrie eine Stimme, um die laute Musik zu übertönen. Raven sah nicht auf, er wusste wer sich da näherte. „Na, mein Süßer, auch mal wieder im Afterlife?“
„Hau ab, Veronica. Ich bin nicht in der Stimmung mich mit dir abzugeben.“, brummte Raven in sein Glas und schaute auf, als er merkte, dass sein Glas bereits leer war.
Ihm gegenüber am Tisch hatte eine junge Frau Platz genommen. Sie hatte schulterlanges dunkelblondes Haar und wunderschöne blaue Augen. Ihr schmales Gesicht war erstaunlich hübsch, wenn nicht sogar als schön zu bezeichnen. Doch was an ihr am meisten auffiel, war der dunkelblaue Kampfanzug, der ihren athletischen Körper verdeckte. Genau wie er ein Söldner war, war Veronica ein Mitglied der Blue Suns, einer Söldnereinheit die hauptsächlich hier in den Terminus-Systemen tätig war. Ein ziemlich übler Haufen, die sich in alle krummen Dinger einmischten, die man nur konnte.
Veronica verzog das Gesicht und tat so, als ob seine Worte sie getroffen hätten. „Warum so abweisend? Hab gehört du hast auf Illium ein gutes Geschäft gemacht. Lädst du mich auf einen Drink ein?“
„Wenn ich es tue, verschwindest du dann, sobald das Glas leer ist?“, fragte Raven und rief nach einer Kellnerin. „Was darf´s sein?“
„Noch einen Doppelten für mich und einen Doppelten für die Dame.“, lallte Raven und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Sobald die Kellnerin gegangen war, schaute er Veronica an.
„Was ist? Warum starrst du mich so an? Habe ich vergessen mir die Haare zu kämmen?“, fragte Veronica und lächelte. Dabei entblößte sie eine Reihe makelloser Zähne, die ihr feines Gesicht noch zusätzlich schöner werden ließen. Sie war sehr hübsch, wenn sie lächelte. Moment! Was zum Teufel war in ihn gefahren? Ganz offensichtlich hatte er zu viel getrunken.
„Hör zu, Veronica. Ich habe wirklich schlechte Laune, also sag mir was du willst, trink dein Gesöff und lass mich in Ruhe.“
Diesmal schien Veronica wirklich beleidigt zu sein. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schaute ihn aus ihren blauen Augen an. „Jetzt mal im Ernst. Was ist los mit dir? Ich hab dich ja schon öfters mit schlechter Laune erlebt, aber das heute krönt all deine bisherigen Ausbrüche.“
Raven begann leise zu lachen, humorlos und falsch. „Was los mit mir ist? Schieße, du klingst wie ein Weichei.“, meinte der junge Söldner und schüttelte den Kopf. „Ich hab´s einfach satt, durch die Galaxie zu ziehen und für ein paar Kröten den Hals zu riskieren. Mal davon abgesehen, dass einige Idioten glauben, sie könnten mich über den Tisch ziehen.“
Veronica wollte gerade etwas sagen, als die Kellnerin kam und die bestellten Getränke auf den Tisch stellte. „Das macht dann fünfundzwanzig Credits.“
Die junge Söldnerin wollte gerade bezahlen, als Raven die Hand hob. Wortlos gab er der Kellnerin das Geld und sie zog von dannen.
Ungläubig starrte Veronica Raven an. „Was ist?“, brummte dieser. „Hab ich vergessen mir die Haare zu kämmen?“
„Nein... Es ist bloß... Wow, hätte nicht gedacht das du das mit der Einladung ernst meinst.“, sagte sie und nahm sich den Becher, um einen Schluck des starken Wodkas zu trinken.
Raven grunzte. „Ich mag zwar ein Arschloch sein, aber ich bin ein ehrliches Arschloch. Wenn ich was sage, dann stimmt das auch. Lügen is nicht so mein Ding.“
„Hab ich gemerkt. Aber jetzt zurück zum Thema. Warum schließt du dich eigentlich nicht den Suns an? Wir könnten Leute wie dich gut gebrauchen. Außerdem kannst du dann um eine feste Position bitten, wenn dir die Sache mit dem herumziehen nicht passt.“
„Mach dich nicht lächerlich. Ich würde mich den Blue Suns nicht mal anschließen, wenn sie mir die ganze Organisation schenken würden. Nein danke, dein Haufen von Möchtegern-Söldnern kannst du behalten. Nicht gegen dich.“ Raven trank einen Schluck und sah zu Veronica. „Darüber hinaus habe ich meine Gründe, warum ich keine feste Stelle annehme.“
„Wie du meinst. Aber wenn du´s dir überlegst, du weißt ja wie du mich erreichen kannst.“
Raven zuckte mit den Schultern und nahm einen tiefen Schluck seines Wodkas. „Weißt du schon, wohin du als nächstes gehst?“
Veronica nickte. Sie aktivierte ihr Universalwerkzeug, und öffnete damit eine kleine Karte. Ganz offensichtlich zeigte sie einen Planeten im Kepler Randsektor. „Eskorte“, sagte sie. „Ein paar Forscher haben da ne Ruine gefunden oder so. Ein paar Jungs und ich sollen die Forscher begleiten und dafür sorgen, dass die Gegend um die Ausgrabungsstätte sauber bleibt. Wird wahrscheinlich ein tot langweiliger Auftrag, da es auf dem Ding kaum was gibt außer Steinen.“
„Sei froh drum. Ich selbst hatte in letzter Zeit viel zu viel Action und viel zu wenig Kohle.“
„Und wo wirst du als nächstes hingehen?“
Raven zuckte mit den Schultern. „Ich habe im Moment keinen Job angenommen. Wird aber schon irgendwie. Und dank dem Illium Auftrag habe ich genug Geld um es eine Weile auszuhalten.“
„Klar doch. Hab nichts anderes von dir erwartet. Hey, hast du die Sache mit Archangel gehört?“
„Ja. Der Kerl hat eure Jungs ganz schön durcheinandergebracht. Und nun soll er tot sein? Wenn du mich fragst, ist das alles ein Haufen Dreck. Der ist nur untergetaucht, wart’s ab. In ein paar Monaten macht er euch das Leben wieder zur Hölle.“
„Hoffentlich nicht. Ich will nicht, dass...“
„Schau an, schau an.“, sagte eine Stimme direkt neben ihm. Eine Hand mit drei übermenschlich langen Fingern, legte sich auf die Schultern des jungen Söldners. Raven blickte auf und zwar direkt in das hässliche Gesicht eines Turianers. Genau wie Veronica, trug auch er einen dunkelblauen Kampfanzug mit dem Symbol der Blue Suns.
„Wenn das mal nicht Raven ist.“, sagte der Turianer und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. Hinter dem Turianer waren zwei weitere Söldner der Blue Suns, ein Mensch und ein weiterer Turianer.
„Mir ist ohnehin schon schlecht, Hackfresse.“, sagte Raven und leerte den Rest seines Getränks in einem Zug. Erst jetzt, begannen die vorherigen Gläser ihre Wirkung zu entfalten und es begann sich alles zu drehen. „Ich brauch nicht auch noch eine Motivation zum kotzen.“
Veronica lachte, als sie sah, wie die Maulkappen des Turianers vor Wut zitterten. „Warum so unfreundlich? Ich will doch nur, dass du mir und meinen Jungs einen Drink spedierst. Außerdem sitzt du mit jemandem aus unserer Truppe zusammen, das macht uns schon fast zu Brüdern. Was ist also so schlimm daran, wenn ich mich hierhin setzte?“
„Der Stuhl ist reservier“, gab Raven zurück.
„Und für wen?“
„Für meine Füße.“ Ohne Vorwarnung trat Raven dem Turianer den Stiefel ins Gesicht, das er hinten umkippte. Blitzschnell donnerte er dem anderen Turianer den Ellbogen mit solcher Wucht gegen das Kinn, das dieser zwei Meter durch die Luft flog und hart auf den Boden aufschlug.
Der verbliebe Söldner hob die Hände zum Zeichen, das er aufgab und machte einen Schritt zurück. Um ihn herum, gingen die Gespräche weiter, als wäre nichts passiert. Das war ein kleiner Vorteil hier auf Omega, niemand kümmerte sich um irgendwen.
Raven schüttelte den Kopf, taumelte einen Schritt weiter und schützte sich auf dem Stuhl von Veronica. „Sag ihnen, das passiert mit Leuten, die denken, ich würde ihnen einen ausgeben.“
„Mit mir hast du das aber nicht gemacht.“, entgegnete Veronica und lächelte. „Soll ich dich nachhause bringen?“
Raven winkte ab, taumelte einen Schritt weiter, als er ohne sichtbaren Grund umfiel. Veronica brach in schallende Gelächter aus, als sich Raven aufsetzte. Mit den Händen rieb er sich den schmerzenden Kopf.
„Naja, vielleicht ist es gar keine so schlechte Idee.“
Lachend und prustend half ihm Veronica auf die Füße. Er legte einen Arm um ihre Schulter und schützte sich auf sie. Dabei merkte er, wie stark sie war und das trotz ihrer Größe. Ohne jegliche Schwierigkeit schaffte sie es, sein Gesicht zu tragen.
„Mal ne Frage.“, begann Veronica und sah zurück zu ihren Kameraden. „Wenn du zu besoffen bist, um nachhause zu laufen, wie konntest du dann gegen diese drei Typen kämpfen?“
„Drei? Ich dachte das waren fünf.“, lallte Raven. Wieder lachte Veronica auf und schaute zu ihm hoch. Sie war gut einen halben Kopf kleiner als er selbst. Normalweise hätte er Frauen wie sie nicht ernst genommen, doch er kannte Veronica schon zu lange, um sie noch für schwach zu halten.
So torkelten die beiden aus dem Afterlife. Dabei brauchten sie fast zehn Minuten, da sich Raven immer wieder abstützen musste, um nicht hinzufallen.
Lallend und singend, erreichten die beiden den Dockinghangar, wo sich Schiffe aller Art tummelten. Dort stand ein riesiger Frachter, der mit allerlei Gütern beladen wurde. Hier legte eine Fregatte an und wartete auf die Ankunft von Vorräten zum Weitertransport.
„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Veronica, nachdem sie wieder einmal angehalten hatten.
Raven, dem es nun schon ein wenig besser ging, nickte. „Klar. Mein Baby liegt gleich da drüben.“ Mit einem Grunzer taumelte Raven in Richtung eines alten Transportschiffes. Das Schiff war für einen Transporter ziemlich klein und schon auf diese Entfernung war zu erkennen, dass es uralt war. Die äußere Hülle mochte einst eine Farbe gehabt haben, doch nun war sie braun und rostig. Die Triebwerke waren mehr als einmal repariert und modifiziert worden, um weiterhin ihre Aufgabe erfüllen zu können. Alles in allem, war dieses Schiff der reinste Schrotthaufen.
„Und da wohnst du?“, fragte Veronica ungläubig und ging hinter Raven her, der sich nun abmühte die Tür zu öffnen. „Ja. Ist sie nicht wunderschön? Das ist die Starbreeze, mein liebstes Baby und das treuste Mädchen der gesamten Galaxie.“
„Ach, komm. Das Ding fällt doch jeden Moment auseinander.“, gab Veronica zurück und stützte Raven erneut. Sie gab ihm die Zeit, die er brauchte, um sein Universalwerkzeug endlich in Gang zu bringen und damit die Tür zu öffnen.
„Ha!“, machte Raven. „Sie mag zwar alt sein, aber in diesem Ding schlummerd ein Antriebskern, der selbst mit dem einer der neusten S-Klasse Fregadden der Turianer mithalden kann. Ich hab in dem Baby ein Gefechd mit Sklavenhändlern überstanden, bin damid durch einen Asteriodengürdel geflogen und... und... hab damit sonst noch was angestelld. Aber komm doch rein und überzeug dich selbst.“
„Ich muss sowieso reinkommen. Wenn ich dich jetzt hier lasse, schaffst du es doch nie in dein eigenes Bett.“
Ohne auf die Proteste des betrunkenen Söldners zu achten, betrat Veronica die Starbreeze und hätte beinahe Raven fallen gelassen, als sie sah, was die schmutzige Hülle verbarg. Alles hier war sauber und einladend. Direkt gegenüber der Tür, befand sich die Kommandozentrale, wo alle wichtigen Systeme des Schiffs lagen. Dort befand sich auch nur ein einziger Sitz. Offensichtlich steuerte Raven das Schiff selbst. Zu der Seite des weiten, offenen Raums, befand sich eine weitere Tür, die in Ravens Zimmer führte. Gegenüber dem Zimmer lag eine kleine, offene Küche und dahinter befand sich eine Leiter, die wahrscheinlich zum Maschinendeck führte.
Lachend taumelte Raven in Richtung seines Zimmers. „Hab ich dir zu viel verspro´n“, lallte er und krachte gegen die Tür. Nach einem Moment öffnete er sie und torkelte hinein.
Immer noch staunend, folgte Veronica Raven in sein Zimmer. Auch hier war alles sauber und fantastischem zustand. Ravens Zimmer war schlicht eingerichtet, hatte jedoch alles was man brauchte, einen Tisch, ein Bett, Schrank, und sogar einen kleinen Käfig in dem ein Rabe sass.

Malgosh
04.10.2010, 23:13
„Wer zum Teufel sind Sie und was haben Sie hier zu suchen?“, schrie eine krächzende Stimme direkt hinter Veronica.
Die Söldnerin sprang nach hinten und zog ihre Waffe, nur um sie wieder zu senken, als sie sah, das ein alter Mann vor ihr stand. Der Kerl war gut um die hundert Jahre alt. Seine haut war faltig und wies bereits Altersflecken auf. Das Haar mochte einst braun oder schwarz gewesen sein, doch nun war es Schneeweiß und fahl. Doch in den blauen Augen schimmerte immer noch Kraft und ein Feuer brannte in ihnen, das während des ganzen Lebens nicht erloschen war.
„Ich bin... äh... ich meine...“, stammelte Veronica und steckte die Waffe weg. „Hallo, Onkel Lu!“, lallte Raven. „Das is Veronica. Sie is ne Blue Suns.“
Der alte Mann sah sie aus seinen blauen Augen an. Dann griff er in seine Tasche und holte eine Brille hervor. „Veronica?“, machte er. Nun, da er sah, wen er vor sich hatte legte sich ein Ausdruck von Überraschung und Scham auf seine Züge. „Also wirklich... ich weiß gar nicht was ich sagen soll, junge Dame. Verzeihen Sie mir meine schrecklichen Manieren. Diese alten Augen sind auch nicht mehr das was sie mal waren.“
„Ist schon in Ordnung. Kann ja mal passieren.“, meinte Veronica und reichte dem alten Mann die Hand. „Ich bin Veronica Redford, Söldnerin bei den Blue Suns.“
„Luie Harrison, Mechaniker und Waffenexperte. Freut mich Sie endlich persönlich kennen zu lernen. Ethan hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“
Überrascht hob die junge Söldnerin eine Augenbraue. „Wer hat von mir erzählt?“
Mit einer Kopfbewegung deutete der alte Mechaniker in Richtung des Betts auf dem Raven lag und kurz vorm Einschlafen war.
„Na der besoffene Hundesohn, da drüben. Wer denn sonst?“, meine der Mechaniker und winkte ihr zu. „Wir sollten ihn seinen Rausch ausschlafen lassen. Bitte, folgen Sie mir doch in die Küche, Miss Redford.“
„Gerne. Aber... wie haben sie Raven genannt?“, fragte Veronica staunend. Noch nie hatte sie Ravens echten Namen gehört. In der ganzen Szene war er allgemein unter diesem Namen bekannt.
„Ethan. Ethan Scott, so heißt unser Trunkenbold nun mal mit echtem Namen. Hat er es Ihnen denn nicht erzählt?“
„Nein hat er nicht. Ich höre zum ersten Mal seinen richtigen Namen.“, gab sie zu.
Der alte Mechaniker nickte nur und setzte seinen Weg zur Küche fort. „Es wird allerhöchste Zeit, dass Sie ihn erfahren. Normalerweise öffnet sich unser Rabenjunge viel schneller.“ Mit einer einladenden Geste deutete Mr. Harrison auf einen der vier Stühle, die um den Esstisch herum standen. „Bitte, nehmen Sie Platz, Miss Redford. Möchten Sie einen Kaffee oder doch lieber einen Tee?“
„Kaffee, gerne. Und bitte, nennen Sie mich doch einfach Veronica.“
„Natürlich, Veronica. Und danke, dass Sie Ethan hergebracht haben. Es wäre für einen alten Mann wie mich ein wahres Hindernis gewesen ihn suchen zu müssen.“
„Gern geschehen.“, sagte Veronica abwesend, während sie den alten Mann betrachtete. Egal was er sagen mochte, dieser Mann war nur halb so schwach wie er aussah. Seine Bewegungen waren schnell und ruhig, sein Rücken gerade und sein Gang aufrecht.
„Sagen Sie, Veronica...“, begann Luie und nahm die Tassen mit dem inzwischen fertigen Kaffee und stellte eine Tasse vor ihr auf den Tisch. „Wie haben Sie und Ethan sich eigentlich kennen gelernt? Ethan hat mir zwar davon erzählt, aber ich bin nicht sicher, ob er mir die Wahrheit gesagt hat.“
„Ach, das war nichts Besonderes. Ich war in zivil in einer Kneipe hier auf Omega. Rav... Ich meine Ethan war betrunken und hat mich angebaggert. Ich wollte ihm eine kleben aber er wich aus, stürzte die Stufen hinunter und blieb reglos liegen. Ich fühlte mich schuldig und nahm ihm mit zu mir, wo ich seine Wunden versorgte. Er war mir zwar dankbar, doch als er sah, dass ich zu den Blue Suns gehöre, erlosch sein Interesse an mir und seitdem kennen wir uns.“
„Aha. Ethan hat das immer etwas anders erzählt, aber das ist ja egal.“, meinte der Mechaniker und nahm einen Schluck aus der Tasse. „Und? Wie oft tun Sie´s miteinander?“
Beinahe wäre Veronica an dem Kaffee erstickt, den sie gerade hatte trinken wollen. Hustend und keuchend, gelang es ihr wieder Luft zu holen. „Wie bitte? Habe ich das richtig verstanden?“
„Natürlich. Ich meine, sie beide als Söldner, sind oft unterwegs und sehen sich sehr selten. Da wollte ich gleich die Gelegenheit nutzen, um zu fragen wie das mit ihnen so läuft.“
Fassungslos starrte sie den alten Mann an. Was dachte er sich nur dabei? Was hatte Raven ihm alles erzählt und überhaupt, selbst wenn etwas zwischen ihr und Raven laufen würde, was ginge ihn das an?
„Sie haben da etwas missverstanden. Wir sind...“
„Sagen Sie mir nicht sie beide haben heimlich geheiratet. Wenn das so wäre, dann wäre ich ziemlich beleidigt, nicht auf der Hochzeit gewesen zu sein.“
„Nein, Sie verstehen nicht. Wir haben nicht...“
„Oh. Eine wilde Ehe also. Das ist natürlich auch sehr schön. Wo wollen Sie denn sesshaft werden?“
Das war genug. Dieser alte Kauz mischte sich in Dinge ein, die ihn überhaupt nichts angingen. Darüberhinaus wären ihr solche Gedanken nicht mal gekommen, wenn sie mit Raven etwas laufen hätte. Mit zornesrotem Gesicht und dem unterdrückten Wunsch diesem alten Mann eine zu verpassen, stand Veronica auf.
„Vielen Dank für den Kaffe.“, sagte sie und bemühte sich einen freundlichen Ton zu wahren. „Sie wollen schon gehen? Nun, wenn das so ist.“, sagte Luie und erhob sich. „Es war mir eine Freude sie kennen zu lernen, Veronica. Kommen sie doch mal zum Essen vorbei. Ich bin ein ausgezeichneter Koch.“
Hocherhobenen Hauptes verließ Veronica die Starbreeze und machte sich auf den Weg zu ihrem Apartment, wo sie sich hinlegen wollte.
Beim hinausgehen bemerkte sie weder das schelmische Grinsen des alten Mannes, noch Ethan, der an der Tür zu einem Zimmer gestanden und gelauscht hatte.

***

Ein nerviges Piepen. Es war in seinem Ohr, umgab ihn, störte ihn. Wie ein Gewehr, mit dem man gegen eine Eisentür schlug. Es wurde immer lauter und lauter.
Ethan öffnete die Augen. Er lag in seinem Zimmer auf der Starbreeze. Fluchend setzte er sich auf die Bettkante und sah sich um. Nachdem Veronica gegangen war, hatten er und Luie noch etwas getrunken und waren dann zu Bett gegangen. Vor allem das mit dem trinken, spürte er noch. Sein Schädel brummte und ihm war schlecht. Er war nur selten zuvor in seinem Leben so dermaßen verkatert gewesen.
Doch was woher kam dieses Geräusch? Vollkommen verwirrt schaute er auf seinen Wecker und nahm in dann in die Hand. Er betätigte den Knopf zum ausschalten des Alarms. Nichts geschah. Das Geräusch erklang immer noch.
Trunken vom Schlaf sah sich der junge Söldner in seinem Zimmer um, als sein Blick auf seinen Computer fiel. Der Bildschirm war aktiviert worden und die Tastatur war ebenfalls online. Hatte er vergessen den Bordcomputer auszuschalten? Oder spielte gerade die Konsole verrückt.
Mit einem Seufzer erhob er sich und setzte sich an seinen Schreibtisch. Was mochte nur vorgefallen sein, dass sein Computer urplötzlich lief?
Ohne nachzudenke drückte er eine Taste und der Bildschirm startete auf. Auf dem Bildschirm war ein freies Feld und daneben stand PASSWORT geschrieben. Müde und unter höllischen Kopfschmerzen drückte Ethan die Eingabetaste.
Viele mochten ihn für einen Idioten halten, da er auf seinem Persönlichen Log kein Passwort hatte, doch er hatte festgestellt, dass viele Leute sich die Mühe machten Dinge zu suchen, die gar nicht existierten.
„Verdammt! Wenn das irgendein Virus ist, werde ich diesen blöden Techs ihre Stiefel zu fressen geben. Aber erst nachdem ich sie ihnen in den Arsch geschoben habe.“, murmelte er zu sich selbst. Waffen, Militärtaktik, Sprengstoffe und Fahrzeuge, damit kannte er sich aus. Doch alles was über das warten eines Universalwerkzeugs hinausging, war für ihn zu viel.
Sie haben eine neue Videonachricht, sagte der Anrufbeantworter. Fragend hob Ethan eine Augenbraue. Wer schickte ihm denn schon eine Videonachricht? Waren diese Kerle eigentlich bekloppt? Seine Nummer kannte jedes Schwein hier auf Omega. Wenn ihn jemand anheuern wollte, musste er nur ins Afterlife gehen und sich dort den nächstbesten Barmann krallen, ja selbst die Kellnerinnen kannten ihn und seine Kontaktadresse.
„Was gibt es nicht für Idioten in dieser Galaxie.“, murmelte er und öffnete die Nachricht. Der Bildschirm wurde schwarz. Nichts rührte sich mehr.
„Klasse! Ein Virus.“
„Ich versichere Ihnen, Mr. Scott, dass dies hier kein Virus ist.“, sagte der Computer plötzlich. Erschrocken starrte Ethan auf seinen Bildschirm. Was zum Teufel ging hier vor sich? Hatte er sich gerade eine KI auf die Bordsysteme geladen? Oder war das ein übler Scherz?
„Was zum Teufel...?“
„Ihre Ausdrucksweise ist genau so, wie es in Ihrer Akte steht, Mr. Scott.“, redete der schwarze Bildschirm weiter. „Sie haben einen interessanten Lebenslauf, wenn ich das so sagen darf. Vier Jahre bei der Allianz, Sergeant Major der Navi und darüberhinaus Leiter eines Special-Ops-Teams. Erstaunlich, Mr. Scott. Äußerst erstaunlich.“
„Wer bei allen vier Eiern von Kampfmeister Wral sind Sie?“, fragte Ethan, der nun endlich seinen Schock überwunden hatte.
„Wo ist bloß meine gute Erziehung geblieben?“, sagte die Stimme aus dem Computer. „Nennen Sie mich Inkognito.“
„Ihr Codename ist Schieße. Und überhaupt, was soll die ganze Heimlichtuerei? Ich bin bekannt dafür, nie die Namen, das Aussehen oder den Grund meiner Klienten weiterzugeben. Sie hätten sich also ruhig persönlich mit mir treffen können.“
Der Mann hinter dem Bildschirm, zumindest glaubte Ethan dass es ein Mann war, begann leise zu lachen. „Das ist mir durchaus klar, Mr. Scott. Aber das ist nichts weiter als eine nötige Vorsichtsmaßname, denn ich habe ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können. Nun, können schon, nur wird es damit enden, dass Ihre kleine Schwester stirbt.“
Die Worte des geheimnisvollen Fremden trafen Ethan wie ein Schlag ins Gesicht. Sein Magen verkrampfte sich und all seine Instinkte waren hellwach. „Was?“, war alles was er zu sagen im Stande war. Wie konnte das sein? Über ein Jahr schon suchte er nach ihr, ein unendlich scheinendes Jahr. Und nun hatte er endlich eine Spur.
„Ich sehe, Sie erinnern sich noch an sie. Schön zu sehen, dass ihre Schwester Ihnen immer noch etwas bedeutet, Mr. Scott.“
„Was...?“, fragte Ethan und ballte seine Hände zu Fäusten. Die anfängliche Überraschung und der Schock, verwandelten sich in Wut. In Wut über seine eigene Nachlässigkeit und in Wut über diesen Kerl, der seine Schwester entführt hatte. „Was haben Sie mit ihr gemacht? Wo ist sie?“
„An einem sicheren Ort, Mr. Scott. Und ich versichere Ihnen, sie erfreut sich bester Gesundheit. Aber das lässt sich sehr schnell ändern, wenn Sie nicht kooperieren.“
„Was zum Teufel wollen Sie von mir?“, schrie Ethan und schlug mit beiden Fäusten gegen den Tisch. Der Schmerz, der sich in seinen Händen breit machte, war nichts im Vergleich zu der Wut und dieser Erniedrigung. „Ich habe nichts von Wert für Sie. Und egal um was es geht, egal, wen ich wichtiges getötet habe, Vivian hat damit nichts zu tun! Also lassen Sie sie gehen!“
„Ich bitte Sie, Mr. Scott, beruhigen Sie sich. Wie gesagt, geht es ihrer Schwester blendend. Und es geht auch nicht um jemanden, den sie getötet haben. Und ich weiß auch, dass Sie nichts besitzen, was meinen Ansprüchen genügen würde.“
„Was wollen Sie dann von mir?“, frage Ethan und presste die Kiefer so fest aufeinander, dass seine Zähne zu zersplittern drohten.
Inkognito ließ sich lange Zeit mir der Antwort. Es vergingen fast fünf Minuten, bis er schließlich sagte: „Eine kleine Dienstleistung Ihrerseits. Ich will, dass Sie eine Aufgabe für mich übernehmen.“
„Und deswegen mussten Sie meine Schwester entführen? Sie hätten mich doch einfach bezahlen können und ich hätte alles für Sie getan, verdammt nochmal!“
„Nun, so ist gewährleistet, dass Sie nicht auf dumme Gedanken kommen, wenn Sie den Auftrag erst einmal erledigt haben, Mr. Scott.“, sagte die Stimme von Inkognito. „Nun, wie lautet Ihre Antwort. Übernehmen Sie die Mission, oder nicht?“
„Ja, ja, verflucht noch mal!“, schrie Ethan. „Aber nur unter einer Bedingung.“
„Und die wäre?“
„Ich will mit meiner Schwester sprechen, jetzt!“
Ein schallendes Gelächter erklang aus dem Computer. „Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen, Mr. Scott. Tun Sie ihre Arbeit, dann lassen wir Ihre Schwester frei.“
„Das sehe ich anders, Schwachkopf! Wenn Sie mich nicht mit meiner Schwester reden lassen, dann können Sie sich ihren Auftrag sonstwo hinschieben.“
„Und was, wenn ich nun beschließe, Ihre Schwester zu töten, Mr. Scott.“
„Dann tun Sie´s doch! Ganz offensichtlich brauchen Sie meine Hilfe, denn wenn es nicht so wäre, dann hätten Sie mich nicht kontaktiert. Also, entweder Sie lassen mich mit meiner Schwester sprechen, oder Sie vergessen am besten das diese Gespräch je statt gefunden hat.“
Wütend starrte Ethan auf den schwarzen Bildschirm und wartete auf irgendeine Reaktion. Oh Gott, wo auch immer du sein magst, bitte lass es mich nicht übertrieben haben!, dachte er verzweifelt, als er endlich von seiner Anspannung erlöst wurde.
„Na gut. Ich schalte einen Komm-Kanal frei. Bitte gedulden Sie sich einen Moment, Mr. Scott.“
Plötzlich bekam der schwarze Bildschirm ein Bild. Dort war eine kleine Zelle zu sehen, kaum grösser als eine Gefängniszelle auf der Citadel und ebenso gut möbliert, ein Bett, ein abgetrennter Toiletten und Duschbereich und ein einfacher Schreibtisch.
Auf dem Bett lang eine ihm sehr bekannte Person. Die Frau dort war ungefähr fünfundzwanzig Jahre alt. Ihr dunkles Haar war zu einem langen Zopf gebunden und offenbar frisch gewaschen. Gelangweilt blickte die Frau die Decke an und seufzte.
„Vivian!“, rief Ethan überglücklich. Erschrocken und verwirrt sah sich die Frau um, bis sie ihn seine Richtung sah. „Ethan, bist du das?“
„Gott sei Dank, du lebst noch.“ Tränen stiegen in Ethans Augen auf und seine Sicht verschwamm. Allem Widerstand zum trotz, begann er zu weinen. Doch das war ihm egal. Er war einfach nur überglücklich, seine Schwester lebend zu sehen.
„Ethan, wie konntest du mich finden?“, fragte Vivian und erhob sich von ihrem Bett. „Wo bist du eigentlich?“
„Das ist nicht wichtig. Wie geht es dir? Behandeln dich diese Schweine gut? Haben sie dir etwas angetan?“
Vivian lächelte schwach. „Nein, haben sie nicht. Sie behandeln mich ziemlich gut, offenbar brauchen sie mich noch.“
„Allerdings. Aber nicht so wie du denkst. Irgend so ein Typ hat mich kontaktiert und will, dass ich für ihn einen Auftrag erledige. Wenn ich das tue, lassen sie dich frei.“
Vivian sah zu der Kamera hoch und schüttelte den Kopf. „Hör mir zu, Ethan. Egal was sie dir sagen, tu es nicht! Du hast ja keine Ahnung, was diese Kerle hier alles anstellen. Sie haben...“
Urplötzlich wurde der Bildschirm wieder schwarz und die Stimme seiner Schwester verklang. „Vivian! Vivian, antworte mir!“, schrie Ethan den Bildschirm an. Wutentbrannt ballte der junge Söldner die Faust.
„Sie haben gesehen, dass es Ihrer Schwester ausgezeichnet geht. Und nun, kommen wir zum geschäftlichen Teil.“
„Sie verdammtes Arschloch! Wenn Sie es wagen, ihr auch nur ein Haar zu krümmen, werde ich Sie jagen und finden und wenn es mein ganzes Leben dauern sollte. Und jetzt, sagen Sie mir was ich tun soll!“
„Es freut mich zu hören, dass sie den kleinen Tipp Ihrer Schwester nicht so ernst nehmen, Mr. Scott.“, sagte Inkognito. Es folgte eine kurze Pause. „Ihr Auftrag lautet wie folgt: Sie werden in den Würgeschlund und in den Xe Cha-Cluster reisen. Dort finden Sie den Planeten Tosal Nym aufsuchen. Haben Sie schon einmal etwas von diesem Planeten gehört?“
„Ja, ja. So ne Art Supererde auf der Mal eine Zivilisation gelebt haben soll.“
„Ganz genau, Mr. Scott. Es ist nur so, dass diese Zivilisation wirklich existiert hat. Nur wissen wir nichts viel über sie. Doch eines haben wir herausgefunden, es gab dort vor langer Zeit einen Krieg, der die gesamte Bevölkerung auslöschte.“
„Und? Was soll ich dort tun? Nach Fossilien graben?“, rief Ethan aufgebracht. „Kommen Sie endlich zum Punkt!“
„Nun denn. Vor kurzem wurde ein Forschungsteam der Allianz damit beauftragt, die Krater zu untersuchen. Und tatsächlich haben sie dort etwas gefunden. Und zwar eine völlig intakte Waffe aus jener Zeit. Sie soll eine so große Zerstörungskraft haben, dass es möglich ist, ganze Planeten im Nu auszulöschen.
Und genau diese Waffe will ich haben. Ich will, dass Sie in die dort errichtete Forschungsbasis eindringen und mir diese Wunderwaffe inklusive der Forschungsdateien und möglicher Pläne für einen Nachbau bringen. Wenn Sie das erledigt haben, werde ich Ihre Schwester gehen lassen. Sie haben drei Wochen Zeit dafür.“
„Sie machen Witze, oder?“, grunzte Ethan. „Diese Operation wird Wochen dauern. Ich muss das Gebiet vorher auskundschaften, Fluchtpläne entwerfen, einen Plan der Anlage anfertigen und ein erfolgreiches Eindringen sicherstellen. Erst dann, kann ich da rein und Ihnen Ihr Dings da holen. Vorher ist das nichts weiter als ein Selbstmord.“
„Seien Sie versichert, dass mir das völlig bewusst ist. Deswegen habe ich ein kleines Sondereinsatzkommando zusammengestellt, das Ihnen bei dieser Mission helfen wird.“
Ethans Kiefer fiel nach unten. Mit offenem Mund starrte er den schwarzen Bildschirm an. „Sie haben was getan?“
Ein ungläubiges, höhnisches Lachen brach aus dem jungen Söldner heraus. „Hören Sie, ich arbeite allein, verstanden? Behalten Sie Ihre Schoßhunde wo sie sind. Ich werde das alleine durchziehen, trotzdem danke.“
„Mr. Scott das war keine Bitte. Die Soldaten, die Ich für Sie ausgewählt habe, gehören zu den Besten und sie sind schon unterwegs zu Ihnen. Sie sollten sich noch ein wenig hinlegen, in weniger als fünf Stunden, wird die Truppe bei Ihnen sein. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Mr. Scott. Ich bin sicher, Sie werden diese Mission zu einem erfolgreichen Ende führen.“
Ohne auf die Antwort des jungen Söldners zu warten, öffnete sich der Bildschirm wieder. Ethan hatte wieder Zugriff auf seine Dateien.
Mit einem leisen Seufzer, sank er in seinen Stuhl zusammen. Was war nur passiert? Was hatte er denn getan, um so etwas zu verdienen? Nein, was hatte Vivian getan, um so etwas zu verdienen?
Ohne das er etwas dagegen unternehmen konnte, begann er zu weinen. Er weinte vor Glück und vor Verzweiflung.
Und noch wusste niemand, in was für einen Krieg er mit hineingezogen werden sollte.

Malgosh
05.10.2010, 16:25
Söldner
Der nächste Morgen kam und Ethan saß in der Küche, eine Tasse Kaffee in der Hand, seine Rüstung angelegt und seine Waffen bereit. Neben ihm auf dem Boden, lag ein Rucksack mit einigen, wenigen Habseligkeiten von ihm. Er war bereit, jederzeit aufzubrechen.
Nach der Nachricht von Inkognito, hatte Ethan nicht mehr schlafen können. Die Bilder seiner Schwester spukten in seinem Schädel, flogen herum wie lästige Insekten und ließen ihn keinen klaren Gedanken fassen. Wie konnte so etwas nur möglich sein? Wie konnte ein einziger Mann über so viel Macht und eine so entwickelte Technologie haben, dass er selbst einen Bordcomputer hacken konnte und dann auch noch das System dazu brachte, einen PC hochzufahren?
Wer auch immer dieser Inkognito war, er musste steinreich sein. Das Problem war nur, dass es in der Galaxie viel zu viele reiche und mächtige Männer und Frauen gab. Diesen Kerl zu finden und auf eigene Faust auszuschalten, war wohl keine Option, die ihm offen stand.
„Wo soll´s denn hingehen, Junge?“, sagte Luie, der gerade seinen Kopf durch die Luke zum Maschinendeck streckte. Mit einem Seufzer stieg de alte Mechaniker aus der Luke und setzte sich neben ihn. „Komm schon. Sag mir was passiert ist.“
Ethan schüttelte nur den Kopf. Mit gedämpfter Stimme erzählte er seinem alten Freund was sich gestern Nacht zugetragen hatte. Dabei ließ er keine Einzelheit aus und schilderte selbst den Tonfall von Inkognito.
„Inkognito“, meinte Luie geistesabwesend und strich dabei über seinen weißen Bart. „Noch nie was von ihm gehört.“. Ungewollt lächelte Ethan. Er mochte Luie wirklich sehr. Der alte Mechaniker war für ihn wie ein Vater geworden, seid die beiden zusammen unterwegs waren. Gerne erinnere er sich an ihr erstes Treffen in dem alten Wrack, das neben einer Sklavenmine der Batarianer gelegen hatte.
Ethan hatte damals den Befehl gehabt, die Batarianer auszuschalten und die Miene einzunehmen. Luie war dort einst gefangen gewesen, war aber geflohen, als er die Gelegenheit dazu hatte. Und genau dieser Fluchtweg war später ihr Eingang in die Miene gewesen.
„Bist du dir hundert-prozentig sicher, dass diese Frau in der Zelle Vivian war?“, fragte Luie und schaute ihm direkt in die Augen.
Ethan nickte. „Glaubst du ich erkenne meine eigene Schwester nicht? Onkel Lu, deine Augen mögen schlechter geworden sein, aber meine sind es nicht.“
Ein herzliches Lachen quittierte die Worte des Söldners. „Warts nur ab, du ungehobelter kleiner Bengel. Wenn du so alt wirst wie ich, dann wirst du schon sehen, wie das ist, wenn man einen Schraubenzieher nicht von einem Zange unterscheiden kann.“
„Übertreib nicht, Onkel Lu. Aber noch etwas, ich will, dass du die Starbreeze nimmst und damit zur Citadel fliegst, sobald ich den Laden hier verlasse. Ich Murphy eine Mail zukommen lassen und ihm gesagt, dass du ihn besuchen gehst. Ich weiß nicht wer dieser Inkognito ist, aber ich will auf Nummer sicher gehen. Am besten du gehst...“
„Halt mal die Luft an, Junge!“, unterbrach Luie seinen Redefluss. „Sag mal, hörst du dir überhaupt zu? Du weißt, dass ich eine batarianische Sklavenmine überlebt habe. Wir haben zusammen drei Schiffe dieser Bastarde in ihre Einzelteile zerlegt und weiß der Teufel was wir sonst noch in die Luft gejagt haben. Und während der ganze Zeit, habe ich nur daran gedacht, was der nächste Tag wohl bringt. Du hast einem alten Kauz einen Platz gegeben, wo er hingehört. Und ich habe nicht vor draufzugehen, bevor ich nicht sehe, wie du diese Veronica heiratest und mindestens drei Gören in die Welt setzt.“
„Danke, Onke Lu. Ich werde... Was? Heiraten? Veronica? Wie bei allen schwarzen Löchern der Galaxis kommst du drauf?“
Luie richtete sich in seinem Stuhl auf und nickte besserwisserisch. „Hör zu, Junge, das Mädel steht auf dich. Und ich will meinen, dass sie verdammt geil ist. Hast du ihr nie auf die Brüste gesehen? Die sind eine echte Pracht, sag ich dir.“
„Nein, habe ich nicht. Und weißt du warum? Weil sie diese doofe Brustplatte trägt. Wie zum Teufel willst du dann erkannt haben, was für Brüste sie hat?“
„Höre auf einen alten Hasen. Ich sag dir, du wirst es nicht bereuen, wenn du sie dir an Land ziehst.“
Gerade wollte Ethan zu einer passenden Antwort ansetzten, als es an der Tür klopfte. Das Klopfen war energisch und laut.
Ethan sah zur Tür und dann zu Luie. Der alte Mechaniker deutete mit dem Kopf in Richtung der Tür. „Nun geh schon, bevor sie noch die Tür einreißen.“, sagte er und lächelte.
Ethan erhob sich und schaute noch einmal Luie an. „Na komm her und lass dich drücken, du alter Bock.“
Der alte Mechaniker stand auf und umarmte Ethan kräftig. „Pass auf dich auf. Ich will nicht deine Leiche bergen müssen.“
„Keine Sorge.“, entgegnete Ethan. „Bis jetzt mussten nur andere Leute Leichen bergen. Und keine davon war meine.“
Mit einem lauten Lachen, schritt der junge Söldner zur Tür und trat hinaus und was er sah, beunruhigte ihn leicht. Vor seiner Tür standen vier Soldaten in vollen Kampfanzügen. Jeder von ihnen trug eine individuelle Panzerung, von der Ethan ihre Spezialität ablesen konnte.
Der größte unter diesen vier Soldaten, war ein Mann mit dunkler Haut um die Dreißig herum. Er trug eine schwere Brustplatte und dazu passende Schulterpolster und Beinschienen. Ein schweres Gewehr vom Typ Mattock lag in seinen Händen und war bereit zum Einsatz. Eindeutig ein Sturmspezialist.
Neben dem großen Kerl stand eine etwas kleinere Frau. Sie hatte cremefarben Haut und kurzes rabenschwarzes Haar. Ihre dunklen Augen musterten ihn neugierig, aber nicht eindringlich. An ihrer Hüfte war eine Maschinenpistole M-9 Tempest befestigt. Neben dieser Waffe trug sie zahlreiche Messer und zwei Dinger, die aussahen wir Schlagstöcke.
Ein wenig versteckt, stand ein kleiner, drahtig wirkender Mann. Er hatte eine grüne Kappe aufgesetzt und sie so tief ins Gesicht gezogen, dass man kaum seine Auge sehen konnte, die unter den dunkelblonden, ja beinahe orangefarbenen Haaren in einem tiefen blau erstrahlten. Er trug mehrere Taschen an seiner ansonsten sehr leichten Panzerung und ein Scharfschützengewehr, sowie eine schwere Kanone waren die einzige sichtbare Bewaffnung.
Der letzte Soldat der Gruppe bot das faszinierendste Bild. Der Mann war eindeutig ein Kämpfer. Seine Haltung, sein gerader Rücken, seine wachsamen grünen Augen, die Ethan aufmerksam musterte, alles verriet, dass er ein Veteran vieler Schlachten war. Und nicht nur das. Mit einem schweren Gewehr, einer Schrotflinte und einer schweren Pistole, war dieser Mann am besten unter den Soldaten bewaffnet. Das zerfurchte Gesicht und der dichte graue Schnurbart zeigten, dass dieser Mann ein wenig in die Jahre gekommen war. Dennoch zweifelte Ethan nicht daran, dass er es ohne weiteres mit ihm aufnehmen könnte.
„Sie müssen Mr. Raven sein.“, sagte der Schnauzbart und nickte. „Ich nehme an, Ihnen wurde gesagt um was es geht, Mr. Raven.“
Ethan trat vor und streckte die Hand aus. „Bitte, nennen Sie mich einfach Raven, Mister...?“
„Grant. Chief Logan Grant. Es ist mir eine Freude. Habe eine Menge wilder Geschichten über Sie gehört.“
„Freut mich sie kennenzulernen Mr. Grant. Und wer sind Ihre Freunde?“
Grant trat zur Seite und deutete auf den großen, dunkelhäutigen Mann. „Darf ich vorstellen, Tank. Speziallist für Sturmangriffe und Feuergefechte. Die hübsche Dame hier nennt man Angel. Sie ist ein Profi für Nahkämpfe und eine Aufklärungsspezialistin.“
„Es ist eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Raven.“, sagte sie und reichte ihm die Hand. Sofort merkte Ethan, dass diese Frau ihren Ruf als Nahkämpferin zu Recht verdiente. Ihr Händedruck war kräftig und ihre Arme muskulös und durchtrainiert.
Aber wenn er gedacht hatte, dass ihr Händedruck schon stark war, dann war der von Tank übermenschlich. Seine Pranke schloss sich um seine Hand und drückte zu wie ein Schraubstock. Ethan hätte beinahe angefangen zu schreien. Glücklicherweise wurde er losgelassen und mit einem respektvollen Nicken des großen Mannes entlassen.
Mit einem Eifer, der schon fast an Selbstaufopferung grenzte, fuhr Grant fort. „Und das hier ist Shark. Er ist unser Tech-Experte. Bis jetzt hat es kein System geschafft ihm stand zu halten.“
Zögerlich reckte der junge Mann seine Hand in seine Richtung. Im Vergleich zu allen anderen, hegte Ethan insgeheim Zweifel daran, dass dieser Kerl etwas taugte. Aber was wusste er schon? Vielleicht würde genau dieser unscheinbare Kerl ihn überraschen.
„Nun, ich nehme an, uns wird ein Transport zur Verfügung gestellt.“, sagte Ethan, als es eine lange Stille in der Gruppe gab.
„Natürlich. Dort drüben liegt ein Schiff das uns zum Xe Cha-Cluster bringt. Wenn Sie noch etwas zu erledigen haben, dann ist jetzt vermutlich die letzte Gelegenheit dafür.“
Kurz schaute Ethan zurück zur Starbreeze. Noch nie hatte er sie mit einem solchen Gefühl zurückgelassen. Vielleicht würde er sie nie mehr wieder sehen.
„Kommen Sie. Ich will diese Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen.“, meinte Ethan und setzte sich in Bewegung. Ohne ein Wort von sich zu geben, folgten ihm die vier anderen Soldaten.

***

Logan Grant saß an seinem Schreibtisch und las ein Buch. Es ging dabei um die Dämonisierung der Menschen und was Menschen dazu trieb, solche Dinge nicht nur mit Ihresgleichen, sondern auch mit den anderen Rassen zu tun.
Im Nebenzimmer saßen Angel und Tank und reinigten ihre Waffen, während sie über dieses und jenes Ereignis sprachen. Shark beschäftigte sich damit, den Piloten ihrer kleinen Fregatte mit Fragen zu löchern und ihm ständig weiß machen zu wollen, dass er das System des Schiffes verbessern konnte, wenn man ihn nur ließ.
Und Raven. Dieser Bursche war ihm ein Rätsel. Er schottete sich immer ab, blieb in seinem Zimmer und kam nur raus, wenn es Essen gab oder er aufs Klo musste. Es schien ihn nicht zu interessieren, das ihr Vorhaben nach einem Plan schrie und das es taktisch und schnell gehen musste, wenn sie alle lebend aus dieser Sache herauskommen wollten.
Logan unterdrückte einen Seufzer. Irgendwas an diesem Kerl erinnerte ihn an sich selbst, als er noch jung gewesen war. Voller Eifer, von seinem Können und seinen Fähigkeiten überzeugt, doch ohne wirkliche Erfahrung.
Ein Lächeln stahl sich auf die Züge des alten Veteranen. Vielleicht sollte ich diesen Einsiedler mal besuchen, dachte er, legte ein Buchzeichen in das Schriftstück und erhob sich. Er verließ das kleine Zimmer und schritt hinaus in die Zentrale des Oberen der zwei Decks des Schiffes. Mit einem Kopfschütteln ging er an Shark vorbei, der sich gerade an Schildkondensatoren zu schaffen machte.
Vor der Tür zum Zimmer des jungen Söldners, blieb Logan stehen. Er hob die Hand und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen die Metalltür.
„Herein“, hört er gedämpft die Stimme des jungen Söldners rufen. Logan trat ein und war überrascht, als er sah, dass Raven auf dem Tisch saß, die Füße auf dem Stuhl abgestellt hatte und eine Gitarre in der Hand hielt. Neben ihm lag ein Datenpad, das ein Lied abspielte. Es klang sehr nach einem harten Lied mit einem starken Gitarristen.
„Klingt gut.“, meinte Logan und schaute sich um. Raven nickte nur zustimmend und widmete sich wieder seine Gitarre. Obwohl er hier auf dem Schiff ohne jeden Zweifel in Sicherheit war, legte er seine Rüstung nie ab. Gladiator von Elkoss Combine, schwere Panzerung mit einem zusätzlichen Schildgenerator modifiziert, dachte Logan bei sich und trat nun vollends in das Zimmer ein.
„Welche Band ist das?“, fragte Logan und blieb einige Schritte vor Raven stehen. Der Söldner deutete mit dem Kopf in Richtung des Datenpads. „Stock Up mit KI Autopilot. Aber ich glaube nicht, dass Sie verstehen...“
„Ja, die kenn ich. Der Song basiert doch auf einem Lied von Unearth.“, unterbrach Logan ihn. „Die Jungs sind gut, aber ihr Gitarrist ist eine echte Schlaftablette, wenn Sie mich fragen.“
„Sie kennen Stock Up und Unearth?“, fragte Raven ungläubig. Logan nahm sich den einzigen freien Stuhl und setzte sich hin.
„Ja. Mein Großvater hat die noch gehört. Und ich selbst hab mal in einer Band gespielt.“
Raven begann zu lachen. Das war das erste Mal seit ihrem Aufbruch von Omega vor vier Tagen, dass er diesen Mann lachen sah. „Das meinen Sie doch nicht im Ernst?“
„Oh doch. Ich war ziemlich gut. Wir sind damals noch durch die USA getourt und haben in Clubs und Bars gespielt.“
„Wirklich? Das muss toll gewesen sein.“
Logan nickte, als er sich an diese Zeit zurückerinnerte. „Ja, das war es. Meine Freunde Dan und Fredy hatten es echt drauf. Aber wir haben uns dann aufgelöst.“
„Warum denn?“
„Nun. Dan heiratete, Fredy nahm einen Job am anderen Ende der Welt an und ich selbst ging zur Allianz.“
Raven hob überrascht die Augenbrauen. „Sie waren bei der Allianz?“
„Ja, mein halbes Leben lang. Muss sagen es waren gute Jahre. Aber ich bin dann gegangen, weil ich dachte, es wäre an der Zeit mal etwas anderes zu suchen.“
„Und nun sind Sie bei...“, begann Raven, brach aber mitten im Satz ab. „Hören Sie das?“, fragte er dann und Zeigte mit dem Finger auf das Datenpad, während sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht legte. „Das ist Dragonforce mit Through the Fire and Flames. Mein absolutes Lieblingslied. Haben Sie eigentlich eine Vorstellung wie schwer es war, an die Originalversion davon zu kommen? Der Song ist ein Vermögen wert.“
Mit einem überheblichen Lächeln, erhob sich Raven. Er nahm seine Gitarre und stellte sich vor ihm auf. „Passen Sie gut auf. Sie könnten was lernen, alter Mann.“
Dann begann Raven seine Gitarre zu spielen. Logan musste lachen. Dieser Kerl war ihm noch ähnlicher, als er gedacht hatte. So lauschte Logan dem Spiel des jungen Söldners und beobachtete, wie seine Finger die Gitarre rauf und runter flogen. Er machte seine Sache verdammt gut, das musste man ihm lassen. Er spielte absolut Synchron mit dem Solo aus dem Lied.
Nach einer Weile brach Raven ab. Er nahm die Gitarre ab und reichte sie ihm. „Na los, Chief. Zeigen Sie mir was Sie drauf haben.“
„Soll das eine Herausforderung sein?“, fragte der alte Soldat mit erhobener Augenbraue und nahm die Gitarre entgegen. „Sie haben´s erraten. Lassen Sie mal sehen, was ein alter Fuchs so auf dem Kasten hat.“
„Wie Sie wollen. Ich wette fünfhundert Credits das ich Sie schlage.“
„Die Wette gilt.“
Logan musste Grinsen. An Selbstvertrauen mangelte es diesem Bengel nicht. Er würde ihm mal zeigen, dass es mehr brauchte, als nur Jugend und Kraft, um gegen einen alten Fuchs bestehen zu können. Gerade wollte Logan die erste Seite schlagen, als sich die Tür öffnete und Shark in das Zimmer trat.
„Wir nähern uns dem Xe Cha-Cluster. Wir sollten uns über das weitere Vorgehen unterhalten, Chief.“
„Natürlich. Geh Tank und Angel holen, wir kommen gleich.“, meinte Logan und sah zu Raven. „Sie haben noch mal Glück gehabt, Junge. Sobald das alles vorbei ist, zeige ich Ihnen ein Solo, dass Sie nie mehr vergessen werden.“
Grinsend nahm Raven seine Gitarre und legte sie auf sein Bett. „Das werden wir ja noch sehen.“, meinte er, griff sich sein Präzisionsgewehr, seine beiden Pistolen und sein Sturmgewehr. „Kommen Sie, Chief. Wir sollten die anderen nicht warten lassen.“
„Da haben Sie absolut recht.“, meine Logan und folgte dem Söldner in die Operationszentrale. Dieses Zimmer war das einzige auf der Fregatte, in das sie nur gingen, um dort bevorstehende Einsätze zu planen. Der Rest des Teams war bereits dort und hatte das Hologramm der vor ihnen liegenden Welt aufgerufen.
Tank trug bereits all seine Waffen und seine Panzerung. Angel war damit beschäftigt einige ihrer Messer zu verstauen und Shark spielte mit seinem Universalwerkzeug.
„So Leute.“, machte Logan und trat an den Tisch heran. „Tosal Nym, ein schöner Planet irgendwo im Nirgendwo, Stickstoff/Wasserstoff-Atmosphäre, einen fast doppelt so hohen Druck wie auf der Erde und kälter ist es hier auch noch.“
Mit gleichgültigen Minen betrachteten die anderen das Hologramm. Als niemand etwas sagte, fuhr Logan fort. Er aktivierte sein Universalwerkzeug und kreiste damit ein Gebiet auf dem Planeten ein. „Wir wissen, dass sich die Basis hier, in dieser Gegend, befinden muss. In einem Umkreis von fünf Klicks sollten wir landen und zu Fuß weiter vordringen können, ohne das sie uns bemerken.“
„Was ist mit Sensoren? Ladar, Termosensoren?“, warf Raven ein. „Ich bin mir sicher, dass sie uns nicht sehen werden. Aber eine Fregatte?“
„Also... äh... darum werde ich mich schon kümmern.“, meinte Shark und sah in die Runde. „Wie?“, hackte Raven sofort nach.
Nervös aktivierte Shark sein Universalwerkzeug und öffnete damit eine Datei. „Das ist ein Virus, das ich während unserer Reise hierher geschrieben habe. Es funktionier folgendermaßen: Wenn wir nahe genug an der Basis dran sind, werde ich über das Bordsystem des Schiffs den Virus in ihr internes Netzwerk hochladen. Sobald das Virus aktiviert ist, werden Zufallsdaten an jeden Computer der Station gesendet.“
„Spam?“, fragte Raven nach. „Sie wollen sie daran hindern uns mit ihren Sensoren zu erfassen, indem sie Spam-Daten in ihr Netzwerk hochladen? Bei allem nötigen Respekt, ich glaube nicht, dass so etwas funktionier.“
Shark grinste, bei den Worten des Söldners. „Verzeihung, aber ich war noch nicht fertig. Das Virus wird eine so gewaltige Menge an Spam-Daten in das Netzwerk hochladen, dass die Forscher keine Wahl haben und die ganze Menge erst einmal reinigen müssen, bevor sie irgendwas anderes machen. Während dieser Zeit werden alle aktiven Prozesse unterbrochen werden müssen. Wenn wir Glück haben, können wir genug Spam hochladen, um die Speichermenge des gesamten Netzwerks zu überfüllen und so das gesamte System abstürzen zu lassen.“
„Und wenn das passiert, sind sie wehrlos.“, schloss Raven von selbst. „Kommunikation, aktive Prozesse, ja selbst die Steuerungszentrale der Basis würde lahmgelegt werden.“
„Ganz genau.“, pflichtete Shark bei. Anerkennend nickte Raven dem Soldaten zu. „Alle Achtung. Das ist brillant. Mit Schieße den Abfluss verstopfen. Darauf wäre ich im Leben nie gekommen.“
„Genug der Reden geschwungen, meine Freunde.“, sagte Logan und zeigte erneut auf den Kreis. „Wir brauchen Scans der Basis, um ein Eindringen zu erleichtern. Ich würde vorschlagen, das wir Orbit-Scans durchführen, so können wir in einer Tiefe von bis zu zweihundert Metern unter der Erde scannen.“
Tank, der große, furchteinflößende Soldat, schüttelte den Kopf. „Das wird nicht hinhauen.“, meinte er mit tiefer, melodiöser Bassstimme. „Es würde zu lange dauern und wir müssten, mehrmals über das gleiche Gebiet fliegen. Sie würden uns entdecken und abschießen, ehe wir die Scans durchführen könnten.“
„Der Meinung bin ich auch.“, schloss sich Raven ihm an. „Wir sollten einen ganz einfachen Oberflächenscan in einem Radius von drei Klicks durchführen. Das sollte reichen, um die Basis zu erfassen und eventuelle Verteidigungsmechanismen zu finden.“
„Aber, dann haben wir nur den Eingang der Basis gefunden, und haben keine Ahnung, was uns drinnen erwartet.“, meinte Angel und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Und? Ich bin sowieso fürs Improvisieren. Finden wir erst einmal einen Weg rein, dann sehen wir weiter.“
Angel kniff die Augen zusammen und fixierte den jungen Söldner damit. „Sie haben sie wohl nicht mehr alle. Wenn wir blind da rein stürmen, können wir draufgehen, bevor wir die Daten und die Waffe haben.“
Humorlos lachte Raven und schüttelte dabei gleichzeitig den Kopf. „Das können wir auch, wenn wir Untergrundscans haben. Ich sage Ihnen, wir gehen rein und sehen uns die Anlage an. Dann entscheiden wir über das weitere Vorgehen.“
Logan gefiel überhaupt nicht, worauf dieses Gespräch hinauflief. Aber noch bevor er etwas sagen konnte, sagte Angel: „Sie wissen doch gar nichts! Sie stürmen blind da rein und riskieren dabei das Leben Ihrer Teammitglieder.“
„Tja, das kommt daher, dass ich normalerweise alleine arbeite. Und genau jetzt weiß ich wieder, warum das so ist. Solche Amateure wie Sie, die denken, ein Plan und alles geht gut aus, sind der Grund warum ich Söldner geworden bin.“
„Sie sind nichts weiter, als ein dahergelaufener Kerl, der eine Waffe gefunden hat und nun denkt, ihm gehöre die ganze Galaxie.“, keifte Angel.
„Ich werde Ihnen zeigen, was ich mit dieser Waffe alles kann, Sie heruntergekommene Theken-Schlampe!“, schrie Raven und zog seine Pistole.
Sofort sprang Tank zurück und zückte ebenfalls seine Waffe, das gleiche tat Angel. Alle drei sahen sich in die Augen. Jeder von ihnen war bereit, den anderen zu erschießen.
„Hort auf, alle!“, schrie Logan und trat vor Ravens Kanone. „Sie sind wohl alle verrückt geworden? Wir haben besseres zu tun, als uns gegenseitig die Knarren vors Gesicht zu halten. Angel, Raven hat recht, wir können es uns nicht leisten, Tiefenscans durchzuführen. Und Raven, Sie sind jetzt Teil eines Teams. Sie sollten bedenken, dass nicht nur ihr Leben auf dem Spiel steht.“
Zuerst sah es so aus, als ob keiner der beiden Parteien, die Waffen senken würde. Schließlich grunzte Raven und verstaute seine Waffe. Wortlos verließ er die Operationszentrale und verschwand wieder in seinem Zimmer.
Auch Angel und Tank verstauten ihre Waffen und gingen. Betrübt schüttelte Logan der Kopf. Wenn es ihm nicht gelang, das Team zusammenzuhalten, dann würden sie diese Mission nie überleben. Und das, war das allerletzte was er wollte.

Deemonef
05.10.2010, 23:02
gut dann will ich mal die kuele rausholen und ernst machen...


nein. Also im ernst. Das war geil. hast du gut gemacht und ich würde gerne mehr davon lesen. Gneiale Idee und wenn du dir das alles selber hast einfallen lassen, dann respekt.

Beide daumen hoch

Malgosh
06.10.2010, 12:30
Gut. Ich bin wirklich froh, das zu hören. Ich war mir meiner Sache nicht ganz sicher, da ich mich - wie oben bereits erwähnt - noch nicht allzu lange in diesem Genre bewege. Aber wenn das so ist und die geschichte auf zustimmung trifft, werde ich gerne weiterschreiben :)

Ach ja: ich habe mir die Story selber einfallen lassen :D

***

Zum etwa zehnten Mal in den letzten fünf Minuten, prüfte Ethan seine Ausrüstung. Waffen, geladen und entsichert. Granaten, in den Taschen verstaut und bereit zum Einsatz. Messer, frisch geschliffen und geölt. Gelegenheitsminen, bereit und warteten nur auf ihren Auftritt.
Unbewusst nahm er sein Präzisionsgewehr in die Hand. Rasch legte er an und zielte damit auf die Tür, die aus seinem kleinen Zimmer hinausführte. Ein breites Grinsen erhellte die harten Züge des jungen Söldners. Er liebte dieses Gewehr über alles. Es war eine X-97d Viper mit zusätzlicher Munitionskapazität, eingebautem Mikroframecomputer für genauere Bestimmung der Entfernung und Windrichtung, schilddurchdringende Disruptor-Munition. Alles in allem, ein verdammt gutes Gewehr.
Plötzlich ging die Tür auf und Chief Grant trat ein. Der alte Veteran trug einen schweren Anzug vom Typ Scorpion. Der Anzug stand diesem alten Kerl gut und zeigte Ethan abermals, dass Chief Grant immer noch in Topform war.
„Wir werden in fünfzehn Minuten in Reichweite ihrer Sensoren sein. Shark bereitet das Virus vor.“, sagte Grant und sah ihn an. „Kann ich davon ausgehen, dass Sie bereit sind?“
Ethan lächelte. Zufrieden sah er den alten Kämpfer an und fragte sich, ob er selbst auch einmal so werden würde? „Keine Sorge, Chief. Die Sache vorhin wird nichts daran ändern, dass wir hier sind um eine Aufgabe zu erledigen. Apropos, haben wir schon die Scans durchgeführt?“
„Noch nicht. Dafür müssen wir noch näher ran. In etwa einer halben Stunde, werden wir landen...“
„Was ist, Chief?“, fragte Ethan der das Zögern des alten Soldaten bemerkte.
Ein Seufzer ging von Chief Grant aus und er trat ins Zimmer ein. Genau wie vor etwa einer halben Stunde, setzte er sich auf den Stuhl am Tisch und sah zu ihm.
„Wissen Sie... Ich habe mich gefragt, warum Sie so aufgebracht waren, als Angel sagte, dass Sie nun in einem Team agieren. Und ich frage mich, ob Sie die Mission durch diese Einstellung nicht gefährden.“
Einen Moment lang geschah nichts, dann begann Ethan zu lachen. Er prustete und schlug sich auf den Schenkel. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte sagte er: „Hören Sie, Chief, ich finde, Sie sind ein guter Mann, der weiß was er will und der Erfahrung mit solchen Operationen hat. Also verdienen Sie es, die Wahrheit zu hören.“
Nach einer Minute, in der man nur das Atmen der beiden Männer und das Rumoren der Maschinen im unteren Deck hörte, begann Ethan zu erzählen. „Es kann sein, dass Inkognito Ihnen meinen Lebenslauf zur Verfügung gestellt hat.“ Als Chief Grant mit einer Geste verneinte, erzählte er weiter. „Also. Ich bin schon mein halbes Leben lang ein Soldat. Ich wuchs in einer kleinen Kolonie im Hades-Gamma-Cluster bei einer Bauernfamilie auf. Meine leiblichen Eltern habe ich nie kennen gelernt. Eines Tages, ich war gerade fünfzehn geworden, tauchte eine Söldnertruppe auf, in dessen Schiff ich mich schlich. Als mich die Söldner fanden, prügelten mich einige von ihnen halbtot und sagten, sie würden mich nach Ende ihres Auftrags wieder zurückbringen. Aber ich hatte nicht vor zurückzugehen. Ich wollte durch die Galaxie ziehen und Abenteuer erleben.“
Ethan hielt inne und lächelte. „Kindheitsträume eben. Nun, auf jeden Fall wollte ich bei den Söldnern bleiben. Ihr Anführer, Ivan Likovic, sagte mir damals, ich könne bleiben, wenn ich bereit wäre, Aufgaben für die Söldner zu erledigen. Und das tat ich dann auch, doch es reichte mir nicht. Ich begann mit den Söldnern zu trainieren und all ihre Waffenübungen mitzumachen. Nach einem halben Jahr beschloss Ivan, dass er mich ausbilden würde.“
„Moment!“, warf der Veteran ein und hob die Hand. „Sagten Sie Ivan Likovic? Ivan der Schrecklich?“
„Genau. Ich habe ihm immer gesagt, dass das ein dämlicher Name ist, aber er wollte ja nie hören. Aber egal. Als ich achtzehn wurde, schloss ich mich auf eigenen Wunsch der Allianz an. Meine Vorgesetzten erkannten, dass ich bereits mit Waffen umgehen konnte und ließen mich eine Spezialausbildung machen. Kaum hatte ich diese beendet, wurde ich auch schon zum Sergeant befördert. Und nach einer Weile zum Sergeant Major.
Und nicht nur das. Mir wurde das Kommando über ein Special-Ops-Team anvertraut. Ich leitete eine Mission eine Piratengruppe auszuschalten, die einen Frachter gekapert hatten und die Besatzung als Geiseln festhielt. Ich und mein Team drangen dort ein und schalteten die Piraten aus...“
Ethan schwieg, sah zu Boden, als er sich an diesen Tag zurückerinnerte. Er sah alles wieder vor sich, hörte das Lärmen der Waffen, die Schreie der Gefallenen und spürte das Blut auf seiner Haut.
„Was ist passiert? Was haben die Piraten getan?“, fragte Chief Grant und beugte sich vor. Sein Gesicht verriet Anspannung, Neugier und Furcht.
„Die Piraten schalteten beinahe meine ganze Einheit aus. Und das nur, weil ich zu dumm war, die Falle zu erkennen, die sie gelegt hatten.“
Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Als er aufblickte, sah er direkt in das bärtige Gesicht des alten Soldaten. „Das tut mir Leid. Es muss schwer für Sie gewesen sein.“
„Nicht so schwer, wie für die Familien der Gefallenen.“, meinte Ethan. Sein Hals war trocken und seine Stimme nur noch ein Krächzen. „Keiner der Angehörigen gab mir die Schuld für den Tod meiner Männer. Doch wenn sie nicht mir die Schuld gaben, wem dann? Ich hätte dafür sorgen sollen, dass all meine Leute lebend wieder aus diesem Schiff kamen und durch meine Unfähigkeit, ging alles nach hinten los.“
„Deswegen arbeiten Sie also immer alleine. Weil Sie denken, Sie könnten wieder jemanden in so eine Situation führen.“
„Nein.“, gab Ethan zurück. „Ich arbeite alleine um dafür zu sorgen, dass diese Galaxie sicherer wird. Ich mag zwar Rücksichtslos erscheinen, doch ich habe feste Grundsätze. Ich kämpfe für ein besseres Morgen. Ich kämpfe dafür, dass kein einziger Soldat, das durchlebt, was ich durchleben musste. Und ich kämpfe aus persönlichen Gründen. Und bei einem solchen Auftrag, kann ich keine Klötze am Bein gebrauchen.“
Wortlos erhob sich Ethan, halfterte sein Gewehr und schritt zur Tür, wo er noch einmal stehen blieb. „Keine Sorge, Chief. Wir werden diese Mission schon schaffen.“ Und gerade als er die Tür öffnen wollte, blieb er noch einmal stehen, nahm sich seinen Helm, der neben der Tür auf dem Boden lag, und drehte sich zu Chief Grant um. Mit einem breiten Grinsen sagte er: „Und bleiben Sie ja am Leben, Chief. Wir haben schließlich eine Wette laufen.“
Der alte Kämpfer lachte und nickte. „Darauf können Sie ihren Arsch verwetten, Mann. Ich will meine fünfhundert Credits haben.“
Gemeinsam verließen die beiden Männer das Zimmer und gesellten sich zu Shark, der im Cockpit alle möglichen Knöpfe drückte. „Das Virus ist drin und aktiviert. Allein in den letzten fünf Minuten hat es über drei Millionen Terabyte in das System hochgeladen. Die Chancen stehen also gut, dass das System abstürzt.“
„Laufen die Scans?“, erkundigte sich Ethan und schaute sich um. Dieses Schiff war moderner, als er gedacht hatte. All die holografischen Knopfe, Hebel und Farben waren einfach zu viel für ihn. Zum Glück musste er sich nicht mit dieser Tech abgeben.
„Jup. Wir haben die Basis auch schon lokalisiert. Sie liegt in einem kleinen Tal, drei Klicks von unserer vorgesehen Landeposition entfernt.“
„Versuchen Sie etwas weiter Westlich zu laden, Shark.“, meinte Ethan, der sich das Hologramm des Planeten in Erinnerung rief. „Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es dort eine Anhöhe hinter der wir uns verstecken könnten.“
„Das ist doch lächerlich.“, mischte sich der Pilot der Fregatte ein. Soweit Ethan sich erinnern konnte, hieß der Kerl Dave. Er war ein Mann um die vierzig und ziemlich eigenbildet. Er hielt sich für einen besonders guten Piloten, dem das ganze Universum gehörte. „Wenn wir da landen, werden Sie zwei oder drei Stunden brauchen, um sich durch den Dschungel zu schlagen.“
„Lieber schlage ich mich durch den Dschungel, als ich zulasse, dass die Kerle von der Allianz mit ihren Kanonen Löcher in die Außenhülle schlagen.“
Der wütende Blick, mit dem Dave zu Ethan sah, machte diesen nur noch glücklicher. Er wollte diesen aufgeblasenen Kerl leiden sehen. Und was machte einen Piloten wütender, als wenn er jemand anderes das Kommando über sein Schiff geben musste.
„Shark, landen Sie an den angegebenen Koordinaten! Und speichern Sie die Daten Ihrer Scans in die Universalwerkzeuge des Teams.“, befahl Ethan, nachdem er sich mit einem Blick das Einverständnis von Chief Grant geholt hatte.
„Schon erledigt. Die Ergebnisse sind auf den Universalwerkzeugen drauf. Gehen Sie schon mal zum Maschinendeck, ich bringe uns runter.“
Zufrieden klopfte Ethan dem hageren Soldaten auf die Schulter. Er mochte diesen Kerl. Obwohl er nicht so aussah, so hatte er ganz klar Erfahrung mit allerlei Systemen. Er schien stets genau zu wissen, was er tat und darüberhinaus war er ihm einfach sympathisch.
Gemeinsam mit Chief Grant kletterte Ethan die Treppe zum Maschinenraum hinunter, wo sie auf Angel und Tank trafen, die bereits auf sie warteten. Kaum das Angel ihn bemerkte, warf sie ihm auch schon einen giftigen Blick zu.
Wenn Blicke nur töten könnten, dachte Ethan und grinste böse. Diese Angel war eine harte Frau. Bestimmt hatte sie schon einiges hinter sich gebracht und hatte Erfahrung darin, selbst harte Kerle wie ihn weich zu kriegen. Sie war eine Frau, wie Ethan sie mochte.
„Halten Sie mal.“, sagte der junge Söldner und reichte Chief Grant seinen Helm. Dann öffnete er sein Universalwerkzeug und ging eine Liste von Liedern durch.
„Sie haben sich Songs drauf geladen?“, fragte der Veteran und hob eine Augenbraue. Bestätigend nickte Ethan. „Klar. Was glauben Sie ist mein Erfolgsgeheimnis? Ohne diese Lieder wäre ich nie so erfolgreich. Sie helfen mir mich zu konzentrieren.“
Ein spöttisches Schnauben folgte den Worten des Söldners. Angel war offenbar nicht so seiner Meinung, doch das war ihm egal.
Mit einer dankenden Geste, nahm Ethan seinen Helm wieder an sich. Auf diesem Planeten mochte es zwar Leben geben, Pflanzen und Wasser, aber eine Stickstoff/Wasserstoff-Atmosphäre machte es für Lebewesen auf Kohlenstoffbasis ziemlich schwer dort unten zu atmen. So gab es neben der Gefahr entdeckt zu werden, auch den Zeitdruck des vorhandenen Sauerstoffs.
Um sich ein wenig abzulenken, prüfte Ethan noch einmal seine Ausrüstung. Alles war da, alles war bereit. Gerade als er dachte, er müsste wieder hoch gehen und Shark antreiben diese Rostlaube auf dem Planeten zu landen, kam dieser die Stufen hinunter.
Er hatte seine Kappe abgelegt und trug dafür einen geschlossenen Sauerstoffhelm. „Alles klar, Leute. Wir werden in einer Minute raus gelassen.“
„Wird aber auch Zeit.“, meinte Ethan und zwinkerte dem kleinen Soldaten zu, während er sich den Helm aufsetzte. Sofort nahm der Mikroframecomputer seines Anzugs den Druckausgleich vor.
Ein letztes Mal sah Ethan in die Runde und blieb bei Chief Grant hängen. „Vergessen Sie unsere Wette nicht, Chief. Wenn wir das Ding - was auch immer es sein mag - erst mal haben, dann werden wir ja sehen wer hier um fünfhundert Credits reicher sein Wird.“
„Ganz eindeutig ich.“, antwortete der alte Offizier. Beide wussten, warum Ethan ein Gespräch begonnen hatte. Es diente nur dazu, das Komm-Signal zu testen.
„Also dann, meine Damen und Herren. Viel Glück!“, hörten sie die Stimme von Dave über die Lautsprecher sagen. In diesem Moment öffnete sich vor ihnen die Ladeluke und gab den Blick auf eine tropische Gartenwelt frei.
„Na dann, wollen wir mal.“, meinte Ethan und ging voraus. Er wollte diese Mission so schnell wie möglich zu Ende bringen. Ein einziger Gedanke drängte sich ihm auf, als er hinaussprang. Und zwar der an seine kleine Schwester, die irgendwo von einem wahnsinnigen Kerl gefangen gehalten wurde. Er würde es beenden, er würde sie finden, egal, was es ihn kosten mochte.

Malgosh
07.10.2010, 13:24
Auf Messers Schneide
„Schieße, wie ich das hasse!“, fluchte Ethan und schlug mit seinem Messer einen tief hängenden Ast ab. Schon seit einer knappen Stunde marschierte sein Trupp durch den dichten Dschungel und immer noch war kein Ende in Sicht. Vor wenigen Minuten hatten sie die Anhöhe passiert und waren nun auf dem Weg nach unten.
Obwohl auf einer erhöhten Position, so hatten sie die Allianzbasis nicht sehen können. Die Bäume, die hier wuchsen, waren unglaublich. Sie erinnerten entfernt an Eichen, doch ihre Rinde war in einem kränklichen grün gefärbt und ihre Blätter sahen so aus, als ob sie bald absterben würden. Dennoch war das Blattwerk dicht und formte ein Dach, das so fest war, das es bei Regen wahrscheinlich keinen einzigen Tropfen hindurch lassen würde. Neben den kranken Bäumen, gab es komisch aussehende Büsche an denen rote Blüten sprossen, die eine stinkende Wolke gelber Poren von sich gaben, sobald man sie berührte. Eine andere Pflanze sah so aus, als ob sie von Fäden getragen in die Luft hing. Und wiederum eine andere Blume war blaugelbe und spross mannshoch in die Luft. Als Ethan sie mit der Spitze seines Messers berührte, schoss diese augenblicklich zurück in den Boden.
„Müssen Sie unbedingt alles anfassen?“, fragte Angels Stimme durch das Mikro in seinem Anzug. Unschuldig drehte Ethan sich zu ihr. „Ich bin eben von Natur aus neugierig.“
Obwohl er die Augen der Nahkämpferin nicht sehen konnte, so war er sich sicher, dass sie gerade mit ihnen rollte. Es war ganz klar, dass sie Ethan nicht mochte. Wahrscheinlich lief etwas zwischen ihr und diesem Tank, was sie jedoch nicht uninteressanter machte.
„Hey, Shark. Wie weit ist es noch?“, fragte der junge Söldner während er einen weiteren Ast aus dem Weg räumte. Er hasste Gartenwelten. Ganz offen gestanden hasste er Wälder aller Art. Ihm war die Stadt lieber. Nicht nur wegen der Bequemlichkeit, dem Komfort von Wegen, Strom, Licht und Toiletten, nein, auch wegen der Beschaffenheit. In einer Stadt wusste er, wie man kämpfen musste. Er kannte alle Tricks, wie man sich verstecken musste, wie man Hinterhalte legte, Gebäude so sprengte, dass sie für Verfolger ein Hindernis darstellten. Doch hier im Dschungel, war seine Erfahrung sehr beschränkt.
„Noch circa dreihundert Meter, dann sollten wir die Basis sehen können.“, meinte Shark. Der kleine Mann war in der Mitte, direkt hinter Chief Grant und vor Angel. Das Schlusslicht bildete Tank.
„Und ich bin immer noch auf dem richtigen Weg, ja?“
„Vollkommen. Wenn Sie in diese Richtung weiterlaufen, werden sie ohne Probleme der Allianz in die Arme laufen.“
„Vielleicht...“, begann Ethan und duckte sich unter einer komischen Pflanze hindurch, die beinahe wie ein riesiges Maul aussah. „... sollten wir mit der Allianz reden.“
„Auf einmal? Ich dachte Sie seien eher der Typ, der sich nicht die Mühe macht zu reden.“, spotte Angel und duckte sich ebenfalls unter der Pflanze hindurch.
„Ich mag zwar nicht so aussehen, aber ich bin durchaus vernünftig.“
„Ich glaube eher, dass sie die Soldaten erschießen werden, sobald Sie in Sichtweite sind. Und selbst wenn sie das nicht tun würden, was wollen Sie ihnen sagen? Hallo, wir sind hier um Sie von Ihrem streng geheimen Projekt zu erlösen?“
Soeben wollte Ethan ihr erklären, dass obwohl er zu hartem Durchgreifen pflegte, er in der Lage war mit Menschen zu reden, als ein lautes Rascheln erklang dem das dumpfe Geräusch einer zu Boden gefallenen Waffe folgte.
„Helft mir!“, brüllte Tank hinter ihm. Die Pflanze, die ausgesehen hatte wie ein Maul, war auch eins gewesen. Blitzschnell hatten sich die Blüten um den Körper des Soldaten geschlungen. Nur noch seine Füße waren zu sehen und die baumelten nun gute zwei Meter über dem Erdboden.
„Tank!“, schrie Angel und rannte zu der Pflanze. Dabei zog sie ein Messer und versuchte, die Blüten, die ihren Freund umschlungen hielten, zu zerschneiden. Mit einem hörbaren Ping zerbrach das Messer an den Blüten.
Geschockt und fasziniert zugleich, betrachtete Ethan das Werk der Kreatur. „Steht nicht so dumm rum! Helft mir!“, keifte Angel die übrigen Männer an.
Sofort war Chief Grant zur Stelle und versuchte mit roher Kraft, die Blüten zu öffnen, ohne Erfolg. Auf einmal hörten sie, wie Tank anfing zu schreien. „Holt mich endlich hier raus! Dieses Ding löst meinen Anzug auf!“, schrie er verzweifelt und strampelte mit den Füssen, was es dem Chief und Angel nur noch schwerer machte.
Plötzlich fiel die Faszination von Ethan ab und er wurde sich der Situation bewusst. All seine Sinne waren wach, sein Verstand einsatzbereit. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, schritt er an Shark vorbei und stieß Angel zur Seite. „Weg da!“, befahl er, zog seine Knarre und schoss damit mehrere Male auf den Stiel der Pflanze. Mit einem ekelerregenden Geräusch brach die Pflanze und ein stinkender Saft ergoss sich auf den Boden. Wo das gelbgrüne Serum auftrat, zischte es leise.
Ohne auf die Proteste von Angel zu achten, zielte Ethan auf den Blütenkopf. Drei Schuss, vier, und das Ding war offen.
Schwer atmend, kroch Tank aus der Blüte heraus. Der gleiche gelbgrüne Schleim wie auf dem Boden bedeckte den Soldaten. An einigen Stellen, war die textile Schutzschicht des Kampfanzugs eindeutig angefressen. Nur die Schilde hatten Tank davor bewahrt, von diesem Vieh gefressen zu werden.
„Verdammt! Sind Sie eigentlich von allen guten Geistern verlassen?“, keifte Angel ihn an. Sie kam ihm gefährlich nahe und baute sich zu ihrer vollen, wenn auch nicht sonderlich beeindruckenden, Größe auf. „Sie hätten ihn verletzten können, Sie hätten ihn sogar umbringen können!“
„Was hätte ich denn machen sollen? Warten bis ihr Freund vollkommen verdaut worden wäre? Wenn ich nicht gehandelt hätte, wäre er nur noch eine blutrote Pfütze.“
Wutentbrannt griff Angel nach einem ihrer Messer. „Sie sind ein absolutes Arschloch! Ich sollte Ihnen...“
„Halt den Mund, Angel!“, meldete sich Tank zu Wort. Der große Soldat war wieder auf die Beine gekommen und wischte sich den Schleim von der Panzerung. „Er hat recht. Wenn er nicht geschossen hätte, wäre ich jetzt ganz sicher tot.“ Mit seinen ernsten, dunklen Augen sah Tank zu Ethan hinüber. In diesen Augen lass Ethan großen Respekt und Dank.
„Danke“, war alles, was Tank sagte. Dann wandte er den Blick ab und prüfte seine Waffe. „Keine Ursache.“ Mit einem Wink zeigte er dem großen Soldaten, dass er es gut sein lassen konnte. Gerade als er gehen wollte, sah er Angel durch den Helm in die Augen. Diese dunklen, verführerischen Augen blickten voller Hass und Dankbarkeit gleichzeitig zu ihm hinauf.
Siegessicher grinsend, wandte sich der junge Söldner von ihr ab und übernahm wieder die Führung. „Los, Leute! Ich will diese Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen.“
Und so marschierten sie weiter durch das endlose Grün. Nach kaum zehn Minuten wurde der Wald lichter. Vor ihnen gab es weniger Bäume und auch das Unterholz lichtete sich.
Komisch. Bis vorhin hatten wir kaum Platz zum atmen und nun so was, dachte sich Ethan und schlug ein Blatt zur Seite, als er stehen blieb.
Vor ihm öffnete sich ein kleines, sanft abfallendes Tal, in dessen Mitte sich eine Konstruktion erhob. Hier und da standen einige Büsche und ab und zu ein Baum. Was ihn jedoch beeindruckte, war die Tatsache, dass sonst nichts anderes da stand. Das gesamte Grün war in diesem Tal abgeholzt worden, um einen günstigen Landeplatz zu schaffen. Der Boden des Planeten, den Ethan jetzt zum ersten Mal wirklich erkennen konnte, war bedeckt von einem sanften, gelben Gras.
Mit einem fragenden Gesichtsausdruck, sah der junge Söldner wieder in die Mitte des Tals. Dort standen mehre große Gebäude, die aussahen, als ob sie nagel neu wären. Ein etwa vier Meter hoher Zaun umgab den gesamten Komplex und schützte ihn so vor etwaigen Eindringlingen.
Einen kurzen Augenblick lang fragte sich Ethan, was es auf einem unbewohnten Planeten für Eindringlinge geben mochte, als ihm einfiel, dass er selbst ein solcher war.
Schon aus dieser Entfernung konnte er die typische Bauweise des Allianzmilitärs erkennen. In den Meisten Fällen, war das Zentrallabor im westlichen Teil der Anlage gelegen. Warum das so war, wusste er nicht und es war ihm auch egal. Jetzt war es an der Zeit herauszufinden, wie sie es anstellen wollten, in die Anlage einzubrechen.
„Also, wie gehen wir vor?“, sprach Shark seine Gedanken aus. Nach einem weiteren Moment des schweigenden Beobachtens, fügte er hinzu: „Die Anlage scheint mir gut bewacht zu sein.“
Zu ihrer aller Leidwesen stimmte das. Fünf höhere Gebäude, die mit dem Hauptkomplex der Basis verbunden waren, dienten als Türme. Von dieser Position aus, hatte man eine wunderbare Aussicht über das gesamte Tal. Wenn sie versuchen sollten, sich anzuschleichen, standen ihre Chancen extrem schlecht, da es auch noch helllichter Tag war und ihre Sauerstoffvorräte nicht ausreichend, um bis zum Abend hier draußen zu bleiben.
„Und? Wie stellen wir es an, dass wir ungesehen da rein kommen.“ Meinte Tank und deutete auf die Basis. „Ich weiß ja, dass einige Soldaten der Allianz Dumpfbacken sind. Aber ihre Ingenieure sind es anscheinend nicht.“
Schweigend nahm Ethan sein Präzisionsgewehr und legte an. Mit einem Auge spähte er durch das Zielfernrohr und richtete es auf die Basis. „Dreihundertfünfzehn Meter bis zum Zaun...“, ließ er verlauten. „Und weitere dreißig bis zur ersten Tür.“
„Einen Moment mal.“, schaltete sich Shark ein. „Haben wir eigentlich eine Ahnung, wo sich dieses... was auch immer es sein mag, befindet?“
„Nein.“, antwortete Chief Grant. Und nahm ein Fernrohr, durch das er die oberen Etagen der Anlage absuchte.
„Was ist eigentlich mit dem Virus?“, fragte Ethan, während er das Gelände in Augenschein nahm. Bis auf zweihundert Meter gab es leichte Deckung in Form von Büschen und Bäumen. Aber bei den letzten hundert sah das anders aus. Da gab es nichts außer offener Fläche.
„Siebzehnmillionen Terabyte.“, gab Shark zurück. „Es wird nicht reichen, um das System lahm zu legen.“
Schöne Schieße, dachte Ethan. Wir haben offenes Gelände, einen Ausguck und keine gottverdammte Idee wie wir es anstellen.
Verzweifelt schaute Ethan sich um, als er etwas außerhalb der Anlage, ein quadratförmiges Etwas entdeckte. Er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, was dieses Ding war, als ihm wieder einfiel das sein Gewehr ein Fernrohr hatte.
Neugierig kniete er nieder und sah hindurch. Dort, außerhalb der Basis, erhoben sich vier, rechteckige Dinger gut fünf Meter in die Luft. „Hey, Leute. Seht euch das mal an.“, meinte er und schaute kurz zu Shark, bevor er wieder durch das Fernrohr sah. Die komische Quader waren alle in einer geordneten Reihe aufgestellt und alle waren sie grau. Trotz ihres schlichten Aussehens mussten diese Dinger zu irgendetwas gut sein.
„Sauerstoffmodulatoren!“, jauchzte Shark. „Das ist es! Das ist unsere Eintrittskarte!“
„Wir sollen durch den Lüftungsschacht?“, meinte Ethan und hob eine Augenbraue. „Ach kommen Sie schon! Das ist der älteste Trick des ganzen Universums.“
„Und der, der am besten Funktioniert.“, schaltete sich Chief Grant ein. „Egal wie gut bewacht diese Anlage sein mag, sie werden nie damit rechnen, dass sich jemand durch die Lüftungsschächte einen Weg in das Innere bahnt.“
„Hey, ich mag ja kein Tech-Experte sein, aber selbst ich weiß, dass es in diesem Schacht wahrscheinlich Ventilatorenblätter gibt. Und um ehrlich zu sein, bin ich noch zu jung um zu Hackfleisch verarbeitet zu werden.“
Deutlich konnte man hören, wie Shark in seinen Helm schnaubte. „Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Ich kann mich in das System Hacken und die Ventilatoren kurzzeitig ausschalten. Und außerdem müssen wir ja nicht die ganze Station durchwandern. Wir brauchen nur eine Luke zu finden, durch die wir ins Innere der Basis gelangen. Von da an ist es nur noch ein Spaziergang.“
Mit hängenden Schultern, gab sich Ethan geschlagen. „Meinethalben. Aber wir müssen vorsichtig sein. Ich will nicht, dass die Wachen uns sehen und in Stücke schießen, bevor wir überhaupt im Schacht sind.“
So wurde es entschieden und ihre kleine Truppe machte sich auf den Weg. Zuerst folgten sie dem Waldrand, um so nah wie möglich an die Modulatoren ranzukommen. Von da an wurde es etwas schwieriger. Sie mussten sich über das Gelände bewegen, ohne gesehen zu werden. Ohne jeden Zweifel war das Virus bereits entdeckt und die Wachen zu erhöhter Aufmerksamkeit gemahnt worden, was es für sie nur noch schwerer machte.
Angel war die erste, die sich auf das Gelände wage. Geschickt bewegte sie sich von einer Deckung zur anderen, immer darauf bedacht, den Blick nicht von den Fenstern zu nehmen, um etwaige Bewegungen zu erkennen. Nach nur fünf Minuten, war sie schon bei den Modulatoren.
Ihrem Beispiel folgend, bewegte sich der Rest des Teams von einer Deckung zur anderen. Dabei stellte sich Tank am ungeschicktesten an. Der große Soldat war es nicht gewohnt umherzuschleichen. Er stürmte lieber die Basis des Feindes und stand ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Nach einigen Minuten, war das ganze Team bei den Sauerstoffmodulatoren, wo sich ihnen direkt das nächste Problem entgegenstellte. Es gab keine Luke.
„Klasse! Und was jetzt?“, meinte Tank, der nach irgendeinem Zeichen eines Eingangs suchte. Breit grinsend trat Ethan vor und hob seine Waffe. „Na was wohl? Wir zerschießen die Dinger einfach. Irgendwo wir sich sicher ein Weg auftun, und das meine ich genau so, wie ich es sage.“
„Sind Sie eigentlich immer so drauf?“, fragte ihn Angel und verschränkte die Arme vor der Brust. Ethan hob eine Hand als Entschuldigung. „Beruhigen Sie sich. Ich habe nur Spaß gemacht. Es lässt sich sicher ein Weg finden, wie wir da rein kommen, ohne das wir gleich die halbe Station in die Luft sprengen.“
„Da haben Sie absolut recht.“, antwortete Shark und nahm gerade die Verkleidung des ersten Modulators ab. Im Halbdunkeln konnten sie ganz genau erkennen, das da ein Loch in die Tiefe führte. Überrascht sah Ethan zu Shark, der ihm mit beiden erhobenen Daumen signalisierte, dass alles in Ordnung war.
Mit gespielter Freundlichkeit, bedeutete er dem kleinen Soldaten voranzugehen. Wenn es dort unten Ventilatoren gab, so wollte er nicht der erste sein, der mit ihnen Bekanntschaft machte. So stieg Shark als erstes in den Schacht hinab, danach Folgte Chief Grant, Angel, Ethan und das Schlusslicht bildete wiederum Tank.
Es dauerte eine Minute, bis sie den Boden des Schachtes berührten. Auf allen vieren kriechend, ging es weiter in Richtung der Basis. Ethan, der mit seinen eins-fünfundachtzig keinesfalls klein war, hatte schon Schwierigkeiten durch den extrem engen Durchgang zu passen. So war es nichts überraschendes, das Tank sich extrem einengen musste, um voranzukommen. An manchen Stellen konnte der große Frontkämpfer nur auf dem Bauch rutschend vorankommen.
„Hey, Angel, hatten Sie schon immer so einen tollen Hintern, oder haben Sie sich den erst neulich zugelegt?“, meinte Ethan, der sich gerade auf den schmerzenden Ellbogen voran zog, anerkennend. Was konnte er schon dafür? Sie ging nun mal vor ihm und wenn sie auf allen vieren kroch und ihm dabei ihre vier Buchstaben entgegen reckte, was konnte er da schon dagegen tun, als hinzusehen? Er war eben auch nur ein Mann.
Zur Antwort trat Angel ihm so hart sie konnte gegen den Helm. Die Wucht des Tritts ließ Ethans Kopf gegen die Stahlwand des Schachtes krachen, was dem Metall einen schönen Klang entlockte. „Au!“
Jäh endete der Weg, als Angel stehen blieb. Zuerst befürchtete er einen weiteren Tritt, aber als dieser nicht kam wunderte er sich.
„Was ist los, da vorne?“, fragte Tank, dessen massiger Körper zum etwa dritten Mal irgendwo stecken geblieben war. Mit aller Kraft zerrte er sich weiter und kam schließlich wieder frei.
„Ein Ventilator“, meinte Chief Grant schlicht. Tatsächlich hörten sie nun das Geräusch schlagender Ventilatorenblätter. Bis jetzt waren sie so damit beschäftigt gewesen, sich durch den Schacht zu kämpfen, dass sie ihre Umgebung kaum wahrgenommen hatten.
„Ich hab´s gleich“, meinte Shark. Eine Weile lang geschah nichts, dann hörte das Geräusch der Ventilatorenblätter auf. „Schnell weiter! Das Ding bleibt nur ein paar Minuten lang abgeschaltet.“
Sofort setzte sich der ganze Tross wieder in Bewegung. Als Ethan den Ventilator erreichte, begann er beinahe zu weinen. Der ohnehin schon enge Schacht, war durch die Ventilatorenblätter so eng, dass er befürchtete, stecken zu bleiben.
„Schnell, macht schon!“, trieb Shark sie an, der ein Stück weiter im Schacht kauerte. Fluchend zwängte sich Ethan zwischen die Blätter. Zuerst reckte er seine arme hindurch und zog sich dann beständig weiter. Als er mit der Brust die Blätter berührte, blieb er einen Moment dort stecken. Kalte Angst ergriff ihn, als er merkte, dass er nicht mehr weiter kam. Mit dem Mut der Verzweiflung zog er noch härter und half gleichzeitig mit den Beinen nach, die aber auf dem glatten Metall rutschten. Nach einem letzten, kraftvollen Schub seiner Beine, gelang es Ethan sich durch die Ventilatorenblätter hindurchzuzwängen.
Erleichtert atmete er aus. Er hatte es geschafft und er war am Leben. Es wäre ein unrühmliches Ende für einen Söldner gewesen von einem Ventilator aufgeschlitzt zu werden.
Nun war Tank an der Reihe. Der massige Mann atmete tief ein und aus und begann mit der Tortur. Für ihn war diese ganze Sache noch ein Stück schlimmer, da er mit Abstand der größte und massigste von ihnen war.
Zuerst sah es so aus, als ob er ohne größere Schwierigkeiten durch die Spalten passen würde. Doch als er schon halb durch war, begann er zu fluchen. „Verdammte Schieße! Ich stecke fest.“
„Wo stecken Sie fest?“, meinte Ethan, der ebenfalls Probleme gehabt hatte. Doch er erkannte, dass Tank bereits zur Hälfte durch war. Er steckte bei den Hüften fest.
„Oh, Schieße! Oh, verdammte Schieße! Bitte nicht!“, hörten sie Shark rufen. „Leute! Beeilt euch! Das Ding geht gleich wieder an!“
„Was?“, donnerten Ethan und Tank wie aus einem Mund. „Verdammt, Shark! Hacken Sie das Teil nochmal!“, fügte Ethan hinzu und drehte sich auf den Rücken, um besser zu Tank sehen zu können, der sich fluchend und mit aller ihm verbliebener Kraft wieder in den Schacht zu ziehen versuchte.
Plötzlich konnte man erkennen, wie sich der Ventilator zu bewegen versuchte. „Schieße!“, meinte Ethan und kroch ein Stück näher zu Tank. „Geben Sie mir ihre Hand!“
Der große Soldat reichte ihm die Hände und Ethan stemmte die Füße gegen den Ventilator. Mit aller Kraft zog er an seinem Kameraden, doch es half nichts.
„Strengen Sie sich an!“, rief Tank und stemmte die Füße gegen das Metall. Verzweifelt zog Ethan an dem Mann. Die Muskeln in seinen Beinen rebellierten, seine Arme drohten zu zerreißen, doch er ließ nicht locker. „Verdammt!“
Mit letzter Kraft zog Ethan Tank zu sich Heran, obgleich alles an seinem Körper schmerzte. Seine Arme drohten ihm den Dienst zu versagen, die Beine zitterten und er konnte seine Schultern nicht mehr spüren.
Jäh gab es einen Ruck. Tank stöhnte erleichtert auf und Ethan wurde einige Zentimeter in den Schacht hinein befördert. Er hatte es geschafft, Tank war frei. Ebenfalls im gleichen Moment, begann der Ventilator wieder zu rotieren und wurde mit jeder Sekunde schneller.
Müde blieb der junge Söldner liegen. Er konnte seine Arme nicht mehr spüren und seine Beine bewegten sich nicht. „Sie retten mir heute schon zum zweiten Mal den Arsch.“, sagte Tank und rührte sich ebenfalls nicht.
„Sie...“, meinte Ethan und schnaubte vor Erschöpfung. „Sie... sollten aufhören so viele Schokoriegel zu futtern, Mann! Das schadet nur der Gesundheit.“
Zur Antwort gab Tank ein komisches Geräusch von sich, das Ethan als Lachen interpretierte. Vollkommen erschöpft drehte er sich wieder zu Angel und winkte sie weiter. „Nun macht schon, Leute. Ich will endlich hier raus.“
„Ihr Wunsch geht gleich in Erfüllung.“, antwortete Shark. „Ein kleines Stück weiter ist eine Luke, durch die wir raus können.“
„Vergessen Sie nicht, sie einzufetten, damit Tank nicht schon wieder stecken bleibt.“ Grinsend kroch er weiter, bis er zu der besagten Luke kam.
Gerade konnte er noch sehen, wie Angel durch das Loch im Schacht verschwand. Glücklich, dieser bedrückenden Enge endlich zu entkommen, zog er sich in Richtung der Freiheit verheißenden Öffnung, die sich Aufgrund von Lampen in einem warmen gelb von den schwarzen Metall wänden abhob.
Ein Ruck und Ethan war draußen. Dumm nur, dass er nicht bemerkt hatte, dass sie gute zwei Meter über dem Boden hingen. Mit einem leisen Schrei stürzte er in die Tiefe und landete hart auf dem Boden.
Stöhnend und mit schmerzendem Gesäß erhob sich der junge Söldner. Sie befanden sich in einem langen Korridor, der zu beiden Seiten in die Unendlichkeit zu führen schien. Lampen brannten in regelmäßigen Abständen und beleuchteten die orangefarbenen Wände. „Okay...“, meinte er und suchte nach irgendeinem Hinweis darauf, in welche Richtung sie gehen mussten.
Tank, der gesehen hatte, was mit ihm passiert war, stieg langsam und vorsichtig aus der Luke und landete auf den Füssen. „Shark, irgendwelche Vorschläge in welche Richtung wir gehen müssen?“, fragte Ethan und nahm sein Sturmgewehr. Hier drinnen würde ihm sein X-97d nichts nützen. Es war viel zu eng und es gab keinerlei Verstecke. Und genau aus diesem Grund hatte er ja auch seine X-15 Vindicator. Es war ein teures High-Tech Sturmgewehr, das extrem präzise Salven zu jeweils drei Schuss abgab. Mit diesem Ding konnte er hier einigen Schaden anrichten.
Shark, der sein Universalwerkzeug geöffnet hatte, schüttelte betrübt den Kopf. „Ich kann keine Pläne herunterladen. Offenbar bewahren sie diese Sachen in einem externen, von dem Netzwerk abgeschnittenen Bereich auf. Ich müsste eine offene Konsole finden, um genauere Daten zu kriegen.“
„Also sind wir absolut blind.“
„Ganz genau.“
„Dann trennen wir uns eben.“, meinte Chief Grant und trat vor. „Wir teilen uns in zwei Gruppen auf und suchen in beiden Richtungen. Sobald ein Team die Daten und die Waffe gefunden hat, gibt sie über Funk bescheid. Tank, Angel, ihr beide kommt mit mir. Raven und Shark, ihr zwei geht zusammen.“
„Verstanden.“, meinte Ethan und setzte sich in Bewegung. „Halten Sie auf alle Fälle Funkkontakt.“ Shark nahm seine Pistole ab und heftete sich an seine Fersen. Gemeinsam gingen sie in die eine, der Rest des Teams in die entgegengesetzte Richtung.
„Und was machen wir, wenn wir die Waffe gefunden haben?“, wollte Shark wissen. „Das sehen wir, wenn es so weit ist.“, gab der junge Söldner zurück und verfiel in einen leichten Trab. Dabei starrte er kurz auf eine seiner Taschen, die er um die Hüfte geschnallt trug. Darin hielt er einige Überraschungen bereit, die ohne Zweifel eine bomben Stimmung verbreiten würden.

Malgosh
07.10.2010, 13:28
Hallo alle zusammen!

So weit, so gut. Ich möchte noch einmal etwas zu der Kritik sagen. Ich schreibe zum ersten Mal in meinem Leben eine Sci-fi Story und habe deshalb auch keinerlei Erfahrung damit. Wenn euch irgendetwas an der Geschichte nicht gefällt, es Fehler gibt, Wiedersprüche gibt, sagt bescheid.

Ich bin Froh über jede Kritik.

temerairee
09.10.2010, 19:26
also ich hab ja eher wenig ahnung von dem thema fanfic schreiben, aber deine story ist mMn wirklich gut gelungen, liest sich gut und ich warte gespannt darauf wie es mit raven weitergeht

also fazit :

mach weiter so :)

Z03522
10.10.2010, 14:13
wo ich diesen thread gesehen habe dachte ich: so viel will ich gar ni lesen^^

nun bin ich froh dass ich das doch gemacht habe

is ne gute story und find es schade das du noch ni fertig bist -.-

fazit: echt gut aber will auch ein passendes ende haben

Malgosh
10.10.2010, 14:24
Vielen, vielen Dank für diese Rückmeldungen. Ich bin wirklich sehr froh zu hören, dass meien Geschichte auf Begeisterung stösst. Ich werde euch alle hoffentlich nicht enttäuschen unf fahre, ohne weitere Umschweife, mit der Story fort :)

***

„Hey, Shark, warten Sie mal nen Augenblick.“, meinte Ethan zu dem kleinen Soldaten und kniete sich hin. Rasch griff er in seine Tasche und holte einen runden, flachen Gegenstand daraus hervor.
„Ist das eine M23 Claymore?“, fragte Shark. Der junge Söldner lachte nur hämisch, als er hörte, was Shark dachte.
„Ja. Aber es ist eine Eigenkreation von mir. Sie enthält einen klitzekleinen E-Zero Kern, der dem Ding eine unglaubliche Sprengkraft verleiht. Daneben habe ich zusätzlich Brandbeschleuniger eingebaut, was eine Stichflamme hervorruft. Jeder der dem Teil zu nahe kommt, wird in Stücke gesprengt und gegrillt.“
Mit ausgestreckter Zunge, klebte Ethan die Mine an die Wand. Wer immer diesem Ding zu nahe kam, würde es ganz sicher bereuen. Als er zu Shark schaute, hatte dieser die Augen weit aufgerissen und starrte ihn an.
„Was ist?“
„Sie... Sie... Sie haben wohl eine sadistische Ader, oder irre ich mich da?“
„Nein, tun Sie nicht. Ich habe durchaus etwas... Sadistisches an mir. Aber das ist ein anderes Thema, das wir verschieben sollten. Gehen wir weiter sonst schlagen wir noch Wurzeln.“
Und so ging es weiter den Korridor entlang. Aus irgendeinem Grund war dieser Untergrundkomplex erstaunlich gross. Dieser Gang war offensichtlich mehrere Kilometer lang. Woher sie das wussten? Das war ganz einfach, da sie diesem Gang nun schon seit einer knappen halbe Stunde folgten und immer noch nichts gefunden hatten. Auch gab es keine Abzweigungen, keine Türen und keine weiteren Gänge, nur die orange gefärbten Wände, die sich endlos in beide Richtungen erstreckten.
Ein paar Minuten vergingen und Ethan kniete sich erneut hin. Er brachte in regelmäßigen Abständen seine Minen an. Mann wusste nie, was passierte. Es könnte sein, dass sie gerade jetzt verfolgt wurden.
Innerlich musste der junge Söldner lächeln, als er an die Frage von Shark zurückdachte. Er mochte Rücksichtlos erscheinen, wenn es darum ging eine Aufgabe zu erledigen, doch er vermied Opfer, wo es nur ging. Die M23 Claymore würden niemanden verletzten. Sie waren so tief unten angebracht, dass ihr Explosionsradius sich auf den Boden und die Wand konzentrierte. Selbst wenn sie ein unvorsichtiger Soldat sie auslösen sollte, würde die Explosion nur die Wand beschädigen und den Soldaten eventuell leicht verletzten. Die Gefahr, dass jemand starb, bestand nicht. Aber das musste Shark ja nicht wissen.
Plötzlich, und das konnten beide Männer kaum glauben, zweigte der Gang ab und weitere Gänge führten links und rechts ihrer jetzigen Position weiter in die Anlage hinein.
„Chief, hören Sie mich?“, fragte Ethan und schielte schnell um die Ecke eines Ganges. Dann gab er Shark das Zeichen vorzurücken.
„Schießen Sie los.“, hörte er Chief Grant sagen.
„Wie sieht es aktuell bei Ihnen aus. Irgendwelche Hinweise von Feinden, oder von irgendeinem lebendigen Wesen?“
„Fehlanzeige. Hier ist kein Schwein.“
„Vielleicht machen die alle Mittagspause.“, meinte Shark und sah zu ihm herüber. Ethan zuckte mit den Schultern. Möglich wäre es auf jeden Fall.
„Was ist mit dem Gang? Hat der bei Ihnen geendet.“
„Schon fünf Minuten nachdem wir uns getrennt hatten. Wir befinden uns in einem Wohnteil wie es aussieht. Hier stehen Betten, Klos und alles Mögliche.“
„Alles klar. Seien Sie einfach vorsichtig und rechnen Sie mit Feindkontakt.“
Deutlich konnte Ethan hören, wie Chief Grant anfing zu lachen. „Ich rechne immer mit Feindkontakt.“
Der junge Söldner schüttelte bloß den Kopf. Hier stimmte etwas nicht. Wo waren die ganzen Leute, die hier hätten arbeiten sollen? Wieso gab es keinerlei Anzeichen von irgendwelchen Menschen? Und wo waren die Soldaten, die dieses Gebiet eigentlich patroulieren sollten?
„Gehen Sie weiter.“, war alles was er zu Shark sagte. Gemeinsam ging es weiter in den Komplex hinein. Hier musste irgendwo jemand sein, der ihnen sagen konnte, was hier vor sich ging.
Nach und nach öffnete sich der Gang, dem sie nach der Abzweigung gefolgt waren und eine Tür tauchte am Ende des Ganges auf. Sofort flankierten die beiden Soldaten die Tür und auf ein Zeichen von Shark hin, öffnete Ethan den Verschluss.
Vor den beiden öffnete sich eine kleine Halle, die so aussah, als ob sie als Kantine genutzt worden wäre. Auf der rechten Seite des Raumes befand sich eine große Theke an der offensichtlich Essen ausgeteilt worden war. Im übrigen Teil der Halle standen verteilt Tische und Stühle. Hier und da lag noch eine Schüssel auf den Tischen und einige der Stühle waren umgeworfen worden. Neben diesen Dingen und einer weiteren Tür, die auf der gegenüberliegenden Seite eingelassen worden war, gab es hier nichts.
„Wo sind den alle hin, zum Teufel?“, fragte Ethan sich selbst und trat ein. Der junge Söldner sah sich genauer um. Keine Leichen, kein Blut, keine Kampfanzeichen, nichts. Überhaupt nichts!
Mit einer vor Misstrauen verzerrten Fratze, langte Ethan in die nächstbeste Schüssel hinein. „Seien Sie vorsichtig, Shark. Dieses Essen ist Frisch. Was auch immer hier passiert ist, es ist nicht lange her.“
„Sagen Sie mal, haben Sie schon einmal so etwas gesehen?“, fragte Shark besorgt und scannte mit seinem Universalwerkzeug einige der Tische ab.
„Wenn Sie eine leere Kantine meinen, dann nein. Normalerweise sind solche Räumlichkeiten gut besucht.“
„Nein... Das meine ich nicht... Sondern das hier.“ Mit einem Kopfnicken deutet der hagere Mann auf den Tisch. Als Ethan sich dem Möbelstück näherte, erkannte er, was Shark meinte.
Auf dem Tisch war ein Abdruck von etwas, das aussah wie eine Kralle. Sie war mit nichts in Berührung gekommen, nur der Ultraviolett-Scan des Universalwerkzeugs, hatte dieses Detail ans Licht gebracht.
„Ach, du Schieße!“ Ungläubig schüttelte Ethan den Kopf. Der Abdruck war etwa so groß, wie sein eigener Kopf. Dieses Wesen war eindeutig grösser als ein Mensch. „Was auch immer dieses Ding ist. Es ist verdammt groß und es scheint keine Spuren zu hinterlassen.“
Noch einmal sahen sich die beiden Männer in der Halle um, doch sie kamen zum Ergebnis, dass es hier nichts gab, was auf dieses Ding hinwies. So beschlossen sie, diese Halle so schnell wie möglich hinter sich zu lassen.
Vorsichtig und die Waffen bereit, näherten sie sich der zweiten Tür. Ethan öffnete sich und schritt hindurch. Wider fanden sie einen Gang vor, ähnlich denen, die sich bis jetzt gesehen hatte. Doch dieser hier war viel kürzer und ein wenig breiter. Ohne weiteres konnte man die Gegenüberliegende Seite sehen. Was jedoch am meisten auffiel, war die Glaswand, welche die gesamte linke Seite des Gangs für sich beanspruchte.
Wachsam und immer darauf bedacht schießen zu müssen, näherten sich die beiden Soldaten dem Glas und späten hinunter. Direkt unter ihnen, führte ein schmaler Pfad hinunter in die Dunkelheit eines riesigen Höhlenkomplexes. Irgendetwas hatten diese Forscher definitiv entdeckt. Aber Ethan war sich nicht einmal so sicher, ob er herausfinden wollte, was dieses Etwas war. Es dauerte eine Weile, bis er sich von diesem Blick lösen konnte. Diese Dunkelheit, sie war anders, als alles was er kannte. Sie schien lebendig zu sein, zu wachsen und nach ihm zu rufen. Ein Schaudern erfasste ihn, als er daran dachte.
Mit einem raschen Blick vergewisserte er sich, das Shark noch konzentriert und bereit war. Aber auch er war wie Gefangen von dem Anblick der Finsternis. Vorsichtig legte er dem kleinen Mann eine Hand auf die Schulter. Ängstlich zuckte dieser zusammen und sah sich einen Moment lang verwirrt um.
„Kommen Sie. Suchen wir dieses Teil und verschwinden dann von hier. Was auch immer hier vor sich geht, ich will nicht bleiben und es herausfinden.“
Shark nickte zustimmend und sie setzten ihren Weg fort. Eine volle Stunde lang, die den beiden Männern vorkam wie Tage, schlichen sie durch das Labyrinth von Gängen. Hier und da fanden sie Zimmer, die so aussahen, als habe ein Sturm darin gewütet. Bette waren umgeworfen, Schreibtische zerstört und Schränke zerschlagen worden. Es war eindeutig etwas passier und es schien nichts Gutes zu sein.
„Haben Sie oft an solchen Operationen teilgenommen?“, fragte Shark, um sich etwas abzulenken. Das war stets eine gute Methode um die Realität zu vergessen, reden. Man redete über belanglose Dinge, nur um sich nicht einzugestehen, dass man selbst wahrscheinlich in Lebensgefahr schwebte.
„Halten Sie die Klappe!“, zischte Ethan ihn an. Vorsichtig späte er um eine Ecke. Er wollte nicht Blind durch eine Station spazieren und von irgendwelchen kranken Kreaturen in Stücke gerissen werden. Darauf hatte er schlicht und ergreifend keine Lust. Schließlich musste er noch seine Schwester retten. Und bei dieser Aktion draufzugehen, gehörte nicht zu seinem Plan.
Plötzlich erklang ein Geräusch. Es klang wie ein dumpfes Klopfen. Ethan wirbelte herum und hob seine Waffe, bereit auf alles zu schießen was sich bewegte. Das Geräusch wurde zuerst lauter. Es handelte sich vielleicht um eine Art Signal, da es stets den gleichen Rhythmus verfolgte. Aber als es immer lauter wurde, wurde beiden Soldaten klar, dass es sich um Schritte handeln musste.
So plötzlich wie das Geräusch erklungen war, verstummte es wieder. Verzweifelt blickte Ethan sich um. Hinter ihnen lag ein vergleichsweise langer Gang, der keinerlei Deckung bot und somit eine ungeeignete Position war, um sich zu verteidigen. Nur noch die Tür hinter ihnen, versprach ein wenig Sicherheit.
„Los! Wir gehen durch diese Tür und versuchen mit Chief Grant zu reden, vielleicht hat er ja etwas gefunden.“ Ohne irgendwelche Einwände schritt Shark zu der Tür. „Sie ist verschlossen.“, sagte Shark, dem diese ganze Sache gar nicht behagte.
„Dann öffnen Sie sie! Sie sind schließlich der Tech-Experte, oder nicht?“, gab Ethan gereizt zurück. Der erfahrene Kämpfer hatte die Waffe angelegt und sicherte den Gang. Wenn sich irgendetwas bewegte, würde er darauf schießen. Hier war etwas faul und zwar so faul, dass es zum Himmel stank.
Jäh erklang das Geräusch der sich öffnenden Tür und Ethan atmete erleichtert auf. Langsam zog er sich zurück, als er bemerkte, dass Shark sich nicht rührte.
Durch die kleine Sehscheibe, die in dem Helm eingelassen worden war, konnte er die Augen des jungen Mannes sehen. Weit aufgerissen, voller Angst und Unglauben, starrten sie etwas in seinem Rücken an.
„Hey? Was ist mit Ihnen? Haben Sie einen...“, begann Ethan und drehte sich um. Und was er sah, ließ Kälte und Angst in sein sonst so tapferes Herz hineinwachsen, sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft und ihm wurde übel.
Vor ihm öffnet sich ein schreckliches Szenario. Überall in dem kleinen Raum, der ganz offensichtlich als Operationszentrale genutzt worden war, lagen auf dem Boden, auf den Tischen, ja sogar auf der Konsole der Zentrale Leichen verteilt. Blut besudelte den Boden, die Wände, ja sogar die Decke. Es stank erbärmlich nach verrottetem Fleisch und etwas, das entfernt an Ammoniak erinnerte.
Ethan wollte den Mund aufmachen und etwas sagen, vergebens. Er brachte keinen Ton hervor. Sein hals war trocken, sein Gehirn funktionierte nicht mehr so, wie es eigentlich sollte. Unfähig in irgendeiner Weise zu handeln, starrten die beiden Männer auf die Leichen. Es waren Männer und Frauen, Soldaten und Forscher, Köche und Putzkräfte. Und all diese Menschen, waren auf bestialische Weise zu Tode gekommen. Einem Mann fehlten beide Arme und der Bauch war ihm aufgeschlitzt worden. Innereien und Blut verunstalteten seinen weißen Kittel, der ihn als Forscher kennzeichnete. Die Augen des Opfers waren weit aufgerissen und selbst jetzt konnte Ethan die Angst in ihnen Lesen.
Unweit der Leiche, lag ein anderer Mann. Ihm war der Rücken aufgeschnitten und die gesamte Wirbelsäule mit brachialer Gewalt herausgerissen worden. Einer Frau fehlten der gesamte Unterkörper und ein Arm. Ein anderer Mann, ein Soldaten, hatte offensichtlich versucht sich zu verteidigen. Doch auch ihm fehlten beide Arme und der gesamte Brustkorb war nur noch ein Haufen rohes Fleisch.
„Wir sollten hier Verschwinden.“, meinte Ethan, der den Schock überwunden hatte. Augenblicklich merkte der junge Söldner, dass ihm der Hals schmerzte und das er jeden Moment kotzen musste. „Verdammt, wir hätten gar nicht erst herkommen dürfen! Shark, machen Sie die Tür...“
Ein ohnmächtiger Schrei erklang und Shark wurde von irgendetwas nach hinten gerissen. Dort wo eigentlich seine Brust hätte sein sollen, ragte eine riesige Klaue hervor. Blut spritzte in alle Richtungen und benetzte den Helm und den Anzug des jungen Söldners.
„Helfen Sie mir! Bitte, helfen Sie mir!“, kreischte Shark panisch und schoss um sich. Und genau in diesem Moment, wurde ihm der Arm abgetrennt, als wäre er nichts weiter als ein Unkraut, das von der Rinde eines Baumes gerissen wurde.
Eine Blutfontäne schoss aus dem Armstumpf und benetzte den Boden des Ganges dahinter. Und nun, konnte Ethan endlich erkennen, was all diese Menschen umgebracht hatte. Eine riesige Kreatur füllte die gesamte Breite des Ganges aus. Klauen so lang wie sein ganzer Arm schmückten zwei fledermausähnliche Flügel. Ein Kopf mit einem rasiermesserscharfen Schnabel und tellergroßen pechschwarzen Augen blickten ihn an. Dunkelbraune ledrige Haut hüllte das Monstrum von Kopf bis Fuß ein und verlieh ihm ein seltsames Aussehen.
„Bitte... helfen... helfen... Sie mir.“, hörte er Shark keuchen. Der kleine Soldat baumelte an der Klaue wie eine kleine Stoffpuppe. Der Blutverlust und der Schmerz hatten ihn jeglicher Kraft beraubt. Er konnte kaum noch sehen, geschweige den schreien oder sich bewegen.
Das komische Wesen, das Shark an der Klaue hielt, reagierte prompt auf die Worte des Mannes, beinahe so, als ob sie ihn verstanden hatte. Mit übermenschlicher Schnelligkeit, fuhr die zweite Klaue an dem Flügel zu Sharks Hals. Und beinahe ohne Wiederstand flog der Kopf des hageren Mannes durch die Luft und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden.
Ethan, der sich keinen Zentimeter bewegen konnte, hatte dem grausigen Schauspiel hilflos zugesehen. Er konnte kaum glauben, was gerade passiert war. Dieses Monstrum hatte in nur wenigen Sekunden einen Menschen in Stücke gerissen. Gerade als er überlegte, was er nun tun konnte, gab das Monster einen Schrei von sich, der das Trommelfell eines jeden Menschen hätte platzen lassen können.
Ethan schrie seinerseits auf, ließ die Waffe fallen und drückte beide Hände an die Stelle des Helmes, wo seine Ohren waren.
Blitzschnell setzte sich diese Kreatur in Bewegung und kam auf ihn zu. Voller Schmerz und halb taub, reagierte Ethan. Reflexartig stürzte er sich zur Seite, griff sich dabei seine Waffe und rollte sich ab. Ohne einen weiteren Gedanken an die Folgen zu verschwenden, drosch er den Gewehrkolben gegen die Steuerung der Tür.
Es gab einen lauten Knall, Funken sprühten aus der Konsole, doch sie erfüllte ihren Zweck. Die stählerne Tür, die sich nach oben hin geöffnet hatte, fiel nun hinunter und klemmte eine der Klauen des Monstrums ein. Trotz der Überraschung und des Schmerzes, den es bei dieser Aktion erleiden musste, gab das Wesen nicht auf. Sie wollte ihre Beute erlegen, und zwar um jeden Preis.
„Schieße!“, schrie Ethan, stand auf und schoss. Die Patronen flogen und trafen das empfindliche Fleisch, das die Verbindung zur Klaue bildete.
Das Monster gab ein jämmerliches Kreischen von sich und versuchte, sich zurückzuziehen. Doch Ethan dachte nicht einmal daran, dieses Etwas entkommen zu lassen. Er schoss und schoss, immer auf das zarte Fleisch der Bestie. Grünes, ekelerregendes Blut spritzte umher, als Ethan sein Ziel erreichte und dem Biest ein Klaue abgeschossen hatte.
Ganz deutlich konnte er die schmerzerfüllten Schreie des Wesens hören, das sich hinter der Tür wand. Plötzlich gab es einen metallisches Scheppern und die Tür, welche Sicherheit versprach, wurde verbogen. Ein zweites und ein drittes Mal, warf sich das Biest gegen die Metalltür, aber es gelang ihr nicht sie niederzureißen. Mit einem wütenden, schmerzerfüllten Schrei zog sich diese Kreatur zurück.
Einen Moment lang blieb Ethan stehen und wartete auf weitere Geräusche. Als nichts geschah, sank er zu Boden und blieb einfach zwischen den Leichen liegen. Er war erschöpft bis auf die Knochen, körperlich und geistig am Ende.
Ihm wurde schwindelig und der Geruch des stinkenden Lebenssafts der Kreatur hing in der Luft. Er hörte entfernt in seinem Kopf die panischen und ängstlichen Schreie von Shark. Der kleine Soldat hatte Pech gehabt und war von dem Monster erwischt worden.
Ethan schloss die Augen und versuchte, den Schmerz zu ignorieren, der durch seine Ohren und seinen Schädel hämmerte. Er versuchte nichts zu hören, nichts zu riechen und nichts zu sehen. Er wollte ausruhen und dann sehen, was er als nächstes tat.
Dies gelang ihm so gut, dass er beinahe Chief Grants Stimme nicht hörte, die in seinem Ohr erklang.

Z03522
10.10.2010, 19:57
also erstmal hab ich dich heute gehasst weil du diese fortsetzung genau dann rausgebracht hast als ich gehen musste und sie mir deshalb erst jetzt durchlesen konnte

aber das warten hat sich gelohnt bin echt gespannt wie es weitergeht
ich hoffe mal das du schnell schreiben kannst ^^ bin echt gespannt ... wie ein flitzebogen^^

Malgosh
10.10.2010, 21:40
***

„Raven, was ist bei Ihnen los?“, schrie Chief Grant in das Mikrofon. Was war das für ein Schrei gewesen? Was um Himmels Willen passierte bei den beiden? Er wollte antworten, er brauchte antworten! „Raven, kommen! Antworten Sie mir!“
„Logan, wir sollten uns echt beeilen. Das vorhin klang nicht so gut.“, meinte Tank, der die Tür de kleinen Zimmers sicherte. Sie hatten damit begonnen, einige der Zimmer zu durchsuchen, an denen sie vorbeigekommen waren. Doch hier gab es nichts, hier war niemand und hier trafen sie auf keine Menschenseele.
„Hier geht etwas Merkwürdiges vor, Logan. Wir sollten zusehen, dass wir diese Waffe finden und uns dann aus dem Staub machen.“, pflichtete Angel ihrem Freund bei und späte kurz in den Gang hinein.
Logan sah schnell zu den beiden hinüber. Sie hatten vollkommen Recht und es war an der Zeit zu verschwinden. Doch vorher mussten sie diese Waffe finden. Er konnte nicht ohne sie gehen. Mit einem Tiefen schnauben aktivierte er wieder sein Mikrofon. „Raven, bitte kommen. Antworten Sie mir, Mann!“
„Chief... sind... sind Sie das?“, hörte Logan endlich die Stimme des Söldners in seinem Ohr. Erleichtert atmete er auf. Es ging ihnen gut. Aber irgendetwas war mit Raven passiert. Seine sonst so starke und selbstsichere Stimme klang kraftlos und matt.
„Was ist bei Ihnen los? Was war das für ein Schrei und was ist mit Shark pass...“
„Shark ist tot.“
„Er... was?“ Logan war unfähig etwas zu sagen. Sie hatten alle diesen Schrei gehört. Doch sie hatten alle gehofft, dass er nicht von Shark gewesen war. Ganz offensichtlich hatten sie sich geirrt.
„Wie konnte das passieren?“, schaltete sich Angel ein. Die junge Frau schien Raven nicht wirklich zu mögen, das war selbst ihm aufgefallen. Stets wartete sie nur auf ein Fettnäpfchen des Söldners auf das sie ihn hinweisen konnte. Und nun, da Shark tot war, wurde sie nur umso wütender und dieser Hass, den sie für Raven hegte, war der Sache nicht gerade förderlich.
„Wie konnte das passieren?“, wiederholte sie „Was haben Sie ihm angetan?“, schrie die Aufklärerin und Logan konnte hören, wie sie zu weinen begann. Kein Wunder, dachte er. Wir kennen ihn nun schon seit fünf Jahren.
„Wir... Wir sind von irgendeinem komischen Vieh angegriffen worden.“, erklärte Raven. „Shark wurde von diesem Ding in Stücke gerissen und ich konnte mich nur knapp retten. Ich habe das Biest verwunden können und es vertrieben, sitzet jetzt aber in der Operationszentrale fest.“
„Was meinen Sie mit, ein komisches Vieh? Wie sah es aus?“, fragte Logan, der sich nicht vorstellen konnte, was für Viecher es in einer Allianzbasis gab. Vielleicht hatte Raven sogar...
„Es sah aus wie eine Mischung aus Fledermaus und einem Vogel. Es war abgrundtief hässlich, hatte große Flügel und einen komischen gekrümmten Schnabel. Seien Sie vorsichtig, diese... dieses... Ding, ist stärker und schneller als alles, was Sie bis jetzt gesehen haben.“
„Was ist mit Ihnen? Sind sie verletzt worden?“, fragte Tank, der die Unterhaltung mitgehört hatte. Der große Frontmann machte sich Sorgen um Raven. Denn alleine heute, hatte dieser ihm zweimal das Leben gerettet und wenn es eine Chance gab diese Schuld zurückzuzahlen, dann würde er es tun.
„Nein. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Aber wie gesagt, ich sitzet in dieser Operationszentrale fest.“
„Sollen wir kommen und Sie da raus holen?“, fragte Tank und fing sich damit einen bösen Blick von Angel ein.
Ein humorloses Lachen drang an ihre Ohren, als der Söldner seine Frage hörte. „Sind Sie verrückt geworden? Wenn Sie mich fragen, dann verschwinden wir von hier. Ich verspüre nämlich nicht den Drang mich von diesem Ding aufschlitzen zu lassen. Wir treffen uns in einer Stunde draußen, dann gehen wir nach...“
„Wir werden bleiben und die Waffe finden“, unterbrach Logan den Söldner. „Ich gehe nicht ohne diese verdammte Waffe hier raus.“
„Haben Sie mir nicht zugehört, Chief? Dieses Ding hat Shark den Arm abgerissen als bestünde er aus Papier. Es hat keinen Halt vor dem Anzug oder den Schilden gemacht. Und selbst ich musste eine ganze Ladung durchlassen, bis ich in der Lage war dieses Etwas überhaupt zu kitzeln.“
Logan zögerte einen Moment. Er glaubte nicht daran, das Raven sie anlog. Es musste dieses Monster geben und es war in der Lage Menschen zu zerreißen wie andere Pappe zerrissen. Aber er konnte nicht gehen, nicht ohne die Waffe. An dieser Mission hinge zu viel, als das er sie nun abbrechen konnte. „Wir bleiben und suchen die Waffe. Ich kann nicht gehen, ehe ich dieses Ding in den Händen halte.“
Einen Moment lang glaubte Logan, dass Raven ihn für einen Trottel erklären und sich dann selbst auf den Weg machen würde. Doch er tat es nicht, ganz im Gegenteil, er stimmte ihm sogar zu. „Verdammte Schieße! Ich weiß genau, dass ich es bereuen werde, aber in Ordnung.“, sagte Raven und alle konnte hören wie er laut stöhnte. „Danke, Chief. Ich hatte einen Moment lang vergessen, warum ich hier bin. Bringen wir diese Mission zu Ende und verschwinden wir von hier. Raven out.“
Logan blieb einen Moment lang schweigen stehen. Diese Mission war ein reines Desaster. Sie hatten Shark verloren, ein seltsames Alien attackierte sie und sie hatten immer noch keine Spur von dieser Wunderwaffe.
Betrübt blickte er zu Tank und Angel, die beide seien Blick erwiderten. „Ich erwarte nicht von euch, dass ihr mitkommt.“
„Machen Sie Witze?“, gab Angel zurück und stellte sich vor ihn. Sachte legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn an. „Wir alle wussten, dass es Opfer geben könnte, Chief. Außerdem haben wir... wir alle... Ach, Schieße. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer, das wir gehen sollten. Ich will diesen Raven finden und sehen, ob er die Wahrheit sagt.“
„Danke, Angel. Ich wüsste nicht, was ihn ohne dich tun würde.“, sagte Logan und blickte zu Boden.
Die junge Frau lachte auf. „Na, wahrscheinlich eingehen, aber das werde ich nicht zulassen. Solange ich hier...“
Ein ohrenbetäubendes Kreischen ließ Angel verstummen. Es war jenseits allem Menschlichen, jenseits der Vorstellungskraft einer einzelnen Person. Es war ein Ruf geboren aus Hass und Bosheit, ein Schrei nach Blut und Tot. Verachtung, Zorn, Hass und Bosheit lagen förmlich greifbar in der Luft.
Niemand in dem kleinen Zimmer rührte sich, oder wagte gar etwas zu sagen. Erst als der Ruf verklang und wieder Stille einkehrte, wagte es Angel zu sagen: „Also gut, Raven hat nicht gelogen.“

***

Lol. Das tut mir Leid xD hätte ich das gewusst, hätte ich ein wenig gewartet :)

Z03522
11.10.2010, 18:13
war heute mal ziemlich kurz aber ich will mich nicht beschweren man muss ja erstmal auf so ne story kommen

Malgosh
12.10.2010, 23:17
* Anmerkung des Autors: Das war gerade so etwas wie eine "Nebenhandlung". Aber bitte etwas Geduld. Alles in der Geschichte hat seinen Zweck =)

Malgosh
12.10.2010, 23:18
***

Das konnte doch nicht sein. Zähne knirschend hob Ethan zum etwa fünften Mal seine Waffe und schlug zu. Der Gewehrkolbe krachte mit brachialer Gewalt gegen die Metalltür. Nichts! Dieses verfluchte Monster, dachte Ethan. Ich kann nicht abhauen und sobald die anderen Pfeifen die Waffe in Händen halten, lassen die mich hier draufgehen.
Ethan grinste böse, als er daran dachte. Es war immer so. Unter Söldnern gab es so etwas Überflüssiges wie Ehre nicht. Die Anderen würden ihn zurücklassen und selbst mit der Waffe entkommen.
Mit einem tiefen Knurren beschloss der junge Söldner, dass er es nicht so weit kommen lassen wollte. Er musste hier raus. Und er musste es jetzt!
Hämisch grinsend griff Ethan in seine Tasche und holte eine seiner M23 Minen hervor. Es war reines Glück, dass er nicht alle schon auf dem Weg hierher verbraucht hatte. Nun, er hatte kaum Zeit gehabt, sich selbst zu retten, geschweige denn, andere Minen anzubringen. Noch drei, dachte er. Das könnte ein wenig knapp werden.
Mit einem prüfenden Blick auf seine Umgebung, begann er damit die Mine an der Tür festzumachen. Es dauerte einige Minuten, bis er so weit war.
„Na dann, sehen wir mal ob´s klappt.“, meinte Ethan zu sich selbst und schritt zum Tisch. Mit nur geringem Kraftaufwand kippte er die Tischplatte so, dass sie ihm Schutz bieten konnte. Zufrieden verschanzte er sich hinter seiner provisorischen Deckung und aktivierte sein Universalwerkzeug. Im Gegensatz zu anderen Soldaten und Sprengexperten, nummerierte er seine Minen, damit er genau wusste, welche er angebracht hatte und welche nicht. Somit war er in der Lage zu entscheiden, welche Minen gezündet wurden und welche inaktiv blieben.
Ethan musste unbewusst lächeln. Gepriesen sei der Mikroframecomputer, der es mir erlaubt, so einen Schieß hinzukriegen.
Mit diesem Gedanken, aktivierte er die Mine an der Tür, die augenblicklich auf das Signal reagierte. Es gab einen lauten Knall dem das Scheppern von Metall folgte.
Siegessicher und voller Erwartungen ein riesiges Loch an der Stelle vorzufinden, an der er den Sprengsatz platziert hatte. Umso härter traf es ihn, als er dort kein Lock in dem Metall fand. Zwar war es ihm gelungen ein paar Teile der Tür abzusprengen aber das Metall hielt stand. Die Tür war nur beschädigt, nicht aber zerstört. Der Durchgang blieb verschlossen.
Mit fragender und wütender Mine näherte sich der Soldat der Tür. Als er sie genauer untersuchte, wusste er, warum seine Sprengsätze versagt hatten.
„Adamantit“, meinte Ethan abfällig und spuckte das Wort nur so aus. Dieses äußerst seltene und standhafte Metall war wie ein unsichtbarer Film auf die Metalltür aufgetragen worden. Es war kein Wunder, dass die Mine versagt hatte. Adamantit galt als eines der robustesten Materialien der gesamten Galaxie.
„Na klasse.“, meinte Ethan zu sich selbst und ging ihm Zimmer auf und ab. „So was muss auch immer mir passieren. Nur ich stecke bis zum Hals im Mist und nur ich muss mit dem Problem kämpfen, hier wieder herauszukommen. Und warum passiert nur mir das, wenn ich fragen darf? Ganz einfach! Weill ich ein verblödeter, Vollidiot bin. Ich hätte ganz einfach nach diesem Inkognito suchen sollen. Och, ich schwöre, wenn ich diesen Mistkerl jemals zwischen die Finger kriege, wird er sich wünschen nie geboren worden zu sein!“
Verzweifelt schüttelte er den Kopf, damit er sich wieder ein wenig beruhigte. Dabei dachte er an das Selbstgespräch, das er vorhin gerade geführt hatte. Diese Eigenart hatte ihn schon sein gesamtes Leben lang begleitet. Schon als Kind hatte er mit sich selbst gesprochen, wenn sonst niemand da gewesen war. Wenn er einen Plan ausarbeitete, musste er ihn halblaut vor sich hin sagen, damit er sich besser darauf konzentrieren konnte. Woher er das hatte, oder warum ihn das so beruhigte, konnte er nicht sagen.
„Okay. Ganz ruhig. Es gibt bestimmt einen Weg hier raus.“, begann er wieder uns sah sich in der Zentrale um. Neben den vielen Leichen, dem umgeworfenen Tisch und der Kontrollzentrum der Anlage, musste es doch etwas hier geben, womit er diese Tür aufbekam, oder zumindest einen anderen Ausgang. „Denk nach, Ethan. Denk nach! Es ist eine verdammte Basis und keine Festung!“
Das war es! Es war eine Basis! Aber nicht irgendeine Basis, nein, es war eine Allianzbasis.
„Soldatenhandbuch Seite 231“, sagte Ethan und begann damit, einige der Leichen, die nahe des Tisches Lagen wegzuräumen, wobei er es vermied ihnen in ihre kalten, erstarrten Gesichter zu sehen. Diese Menschen waren bestimmt auch auf die Idee gekommen, an deren Wahrheitsgehalt seine Hoffnungen hingen. „Operationszentrallen und ihr Aufbau. Notausgang 12. Nur bei Alarmstufe rot bis doppelrot benutzen.“
Und tatsächlich, der Notausgang befand sich direkt unter dem Tisch. Vorher hatte Ethan die Luke nicht erkennen können, die in die Freiheit führte, da dort einige Leichen gelegen hatten. Doch nun sah er sie ganz deutlich. Es war eine kleine, verschlossene Öffnung, die direkt unter dem Boden zum Maschinenraum der Basis führte.
Ehrfürchtig hob Ethan die Hände gen Himmel und tat so, als ob Gott persönlich ihn hörte. „Oh Allmächtiger, wo auch immer du sein magst, segne die Bürokraten, die beschlossen haben, dass der Aufbau einer jeden Allianzbasis ähnlich sein muss.“
Zufrieden über sein eigenes Wissen und seinem Ausbildner dankend, der ihn immer wieder dazu gezwungen hatte das dämliche Handbuch zu lesen, öffnete der junge Söldner den Durchgang und spähte hinunter.
Es war ganz ersichtlich, dass dieser Weg eine Etage tiefer führte. Und genau das machte ihm Sorgen. Auf ihrem ganzen Weg hierher, hatten weder er noch Shark eine Treppe oder ähnliches gesehen. Es könnte sein, dass er nicht mehr in der Lage war hinaufzusteigen, wenn er erst einmal unten war. Wenn das passieren würde, dann wäre er im wahrsten Sinne des Wortes ganz unten.
„Ach, was soll´s? Probieren geht über studieren, oder etwa nicht?“
Zuversichtlich und besorgt gleichermaßen, stieg der junge Söldner in den Notausgang, dessen Leiter ihn stark an den Schacht erinnerte. Als er unten ankam stellte er glücklich fest, dass er hier aufrecht stehen konnte. Lampen, die in einem warmen, gelben Licht glommen, erleuchteten den Notausstieg, der jetzt nur noch in eine Richtung führte.
Vorsichtig und darauf vorbereitet, diesem seltsamen Wesen erneut zu begegnen, machte er sich mit gezogener und schussbereiter Waffe auf den Weg nach draußen.
Der Notausgang war ohne Zweifel eng, aber längst nicht so wie der Lüftungsschacht. So konnte Ethan aufrecht gehen, ohne sich den Kopf anzuschlagen und selbst wenn er ganz gemütlich gegangen wäre, so hätte es nicht gereicht, um den Weg auszufüllen.
Nach etwa zehn Minuten im Halbdunkeln, malten sich die Umrisse einer Tür aus, die am Ende des Ganges stand. Und sie war offen.
Wachsam, immer darauf bedacht bei jeder verdächtigen Bewegung zu schießen, pirschte sich Ethan der Öffnung an. Schon aus wenigen Metern Entfernung, konnte man sehen, dass der Raum, welcher hinter der Tür lag, ganz und gar in Dunkelheit versank. Neben der Dunkelheit in diesem Zimmer, machte ihm ein unglaublicher Geruch zu schaffen, der aus dem Spalt zu wehen schien. Es war der Geruch nach Verwesung und nach Ammoniak. Der gleiche Geruch wie in der Operationszentrale.
Ganz langsam näherte sich Ethan der stählernen Tür. Er schluckte einmal, um den Klos los zu werden, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Dieser Gestank, es war der Gestank, der ihn vollkommen fertig machte. Er ließ wieder die Bilder von grotesk zugerichteten Leichen in ihm aufsteigen. Auch dieses Mal erwartete er genau das hinter dieser Tür zu finden. Berge von Leichen, zerhackt, aufgeschnitten und in Stücke gerupft.
Deutlich konnte er spüren, wie sich im Inneren seines Anzugs Schweiß bildete. Es war klar, dass er sich fürchtete. Aber konnte man es ihm vorwerfen? Er hatte schon gegen alles möglich gekämpft, Geth, Batarianer, Turianer, Kroganer, Asari, Menschen und noch einen ganzen Haufen anderer Wesen. Doch stets hatten sie zwei Beine gehabt, hatten geschrien und hatten auf ihn geschossen, wenn er sich ihnen gezeigt hatte.
Aber so ein Monster hatte er noch nie gesehen. Noch nie war ein Gegner schneller, stärker oder härter als er selbst gewesen. Er hatte all die Jahre gelebt, hatte überlebt. Und nun so etwas! Wieder und immer wieder war er mit dem Tod in Kontakt gekommen, bereits als Kind, als seine Eltern umkamen. Bei der Allianz, als er seine Einheit verlor. Ja selbst als Söldner sah er immer wieder den Tod. Doch dieses Etwas erinnerte ihn daran, wie schnell es zu Ende sein konnte.
Ethan atmete tief ein und aus, um sein schnell schlagendes Herz wieder ein wenig zu beruhigen. Egal was dort drinnen auch auf ihn warten mochte, er würde sich ihm stellen. Er würde nicht Kampflos untergehen, nicht wenn das Leben des einzigen Menschen, den er je wirklich geliebt hatte, auf dem Spiel stand.
So öffnete Ethan die mit Stahl verkleidete Tür. Im Schein der hinter ihm brennenden Lampen, konnte er ein wenig von dem Raum erkennen. Wie vermutet, war es der Maschinenraum. Hier erhoben sich meterhohe Tanks, die sowohl Öl, als auch Wasser und Luft speicherten. Eben alles was man brauchte, um auf einer fremden Welt ohne anständige Atmosphäre zu leben.
Kaum das der Spalt breit genug für ihn war, schlüpfte Ethan hinein und verzog sich sofort in den nächsten Schatten. Er hatte stets die Dunkelheit dem Licht vorgezogen. Warum? Nun, die Dunkelheit versprach Sicherheit, niemand sah was in der Finsternis lauerte und merkte es erst, wenn es zu spät war.
War es nicht Ironisch? Er, der sein ganzes Leben lang durch die Finsternis gegangen war, traute sich nun nicht sie zu betreten, denn diesmal war er die Beute und ein gefährlicher und monströser Jäger lauerte dort, wo er ihn nicht sehen konnte.
Jäh erklang ein Scheppern in dem Raum. In der Stille, wirkte es so laut wie eine Explosion. Jemand war hier, das konnte er fühlen.
Langsam schlich Ethan weiter in die Finsternis hinein. Zwar hatte er eine Taschenlampe, die in seinem Gewehr eingebaut war, aber er wagte es nicht sie anzumachen. Denn täte er dies, wäre er für das Ungeheuer viel leichter zu sehen. Und wenn er Licht machte, verstärkte er dadurch nur die Dunkelheit, die um ihn herum lauerte und mit kalter, stummer Stimme nach ihm rief.
Auf einmal hörte Ethan etwas. Es war ein leises, kaum hörbares Geräusch, das direkt vor ihm in der Finsternis lag. Was mochte das sein? War es das Biest von vorhin? Nein, das hätte ihn schon lange angegriffen und so ein großes Tier gab keine so leisen Geräusche von sich. Es war etwas anderes, etwas Kleineres.
Wieder war da dieses Geräusch. Ethan hielt den Atem an und konzentrierte sich darauf, keinen Laut von sich zu geben, mit Erfolg. Nicht, kein einziger verräterischer Ton ging von ihm aus, und nun war er auch in der Lage, genauer hinzuhorchen.
Vor ihm war eindeutig jemand. Oder besser gesagt, lag er. Das Geräusch, welches sich so unheimlich und leise anhörte, war der verzweifelte Versuch einer Person, die sich bemühte, still zu sein, um von niemandem gesehen zu werden. Es war nicht das Monster, es war ein Mensch.
„Hey! Hey, ist das jemand?“, flüsterte Ethan in die Dunkelheit. Die einzige Antwort, die er auf sein Rufen erhielt, war das Schaben von Kleidung an Metall und Beton.
Verdammt, ich werde das noch bereuen, dass weiß ich ganz genau., dachte der junge Söldner und betätigte den Schalter, der für die Taschenlampe seines Gewehrs verantwortlich war.
Vor ihm auf dem kalten Boden, lagen die Überreste eines Soldaten verstreut. Die Leiche des Mannes, war ebenso zerfleddert und entstellt, wie die Leichen in der Operationszentrale. Der einzige Unterschied hier befand sich darin, dass dem Opfer der Helm mitsamt Schädel aufgebrochen worden war. Wie es aussah, boten Helme genau so viel Schutz wie die Schilde eines Standard-Kampfanzugs: gar keinen.
Was aber viel interessanter war, als die Leiche mit dem aufgespaltenem Kopf, war die Frau, die ohne jeden Zweifel keine Leiche war, sich aber in die Ecke zwischen einem Tank und der hinteren Mauer des kleinen, aber dafür umso längeren Maschinenraumes drängte. Die Frau, wahrscheinlich eine Forscherin oder eine Ärztin ihren Sachen nach zu urteilen, sah ihn auf weit aufgerissenen, blutunterlaufenen Augen an. Ihr Haar und ihr Gesicht waren blutverkrustet und eine Wunde klaffte in ihrer Schulter. Wie ein Tier, das in die Enge getrieben wurde, drückte sie sich an die Wand.
„Oh, Schieße. Sind Sie in Ordnung?“, fragte Ethan. Doch ihre Reaktion bestand lediglich darin, dass sie sich noch weiter gegen die Wand presste. Und als Ethan ihr in die Augen sah, konnte er den Grund für ihre Angst und ihr Verhalten deutlich sehen. Er hatte es auch schon bei anderen Menschen gesehen.
Wahnsinnig geworden, dachte er und schüttelte betrübt den Kopf. Diese Frau hatte noch nie zuvor erlebt, wie Menschen starben. Und wenn doch, dann nur eines natürlichen Todes. Jetzt wo sie gesehen hatte, wie diese Beste all jene Menschen einfach so umbrachte, ihnen einfach so das Leben nahm ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, hatte sie das den Verstand gekostet.
Vorsichtig näherte sich Ethan der Frau, vernachlässigte aber nicht seine Deckung. Mit jedem Schritt sah er nach links und rechts, bis er bei der Frau ankam und niederkniete, damit er ihr in die Augen sehen konnte.
„Hey, Sie müssen keine Angst haben. Das Monster ist weg.“, sprach er und wollte ihr eine Hand auf die Schulter legen. Sie mochte zwar verrückt sein, aber Informationen hatte sie trotzdem.
„Nein!“, zischte sie und schlug seine Hand weg. Dann begann sie plötzlich zu kichern und dann auf einmal leise zu weinen. „Es ist nicht fort! Es ist nicht fort! Es kommt immer zurück. Kommt zurück um zu fressen, kommt zurück um ihnen den Schädel zu öffnen.“
„Was ist dieses Vieh überhaupt? Und wo kommt es her?“
Die Frau hörte auf zu weinen und sah ihn an. Ihr Blick war durchdringend, beinahe so, als ob sie wieder bei Verstand wäre und durch den Helm direkt in sein Innerstes sehen konnte. „Die Kapsel. Es kam aus der Kapsel. Kriechend wie Ungeziefer, voll Blut und Hass. Nach Zerstörung und Tod trachtet es, so wie es schon vor langer Zeit danach trachtete.“
„Soll das heißen, dieses Etwas kam aus der Waffe, die Sie hier auf dem Planeten gefunden haben?“, fragte Ethan ungläubig. Wenn das so wäre, dann könnten sie es vergessen, ihren Auftrag zu Ende zu bringen. Wie sollten sie dieses Monstrum besiegen können? Und selbst wenn ihnen das gelänge, müsste es dazu am Leben bleiben. Und auch dann, konnten sie es nicht einfach so auf eine Fregatte verladen.
„Nein, nein, nicht die Waffe.“, sprach die Frau weiter und ihr Blick wanderte ins Leere. „Es ist der Wächter! Auserkoren zu Beschützten, was die Alten zurückgelassen hatten.“
„Also beschützt dieses Ding die Waffe? Dann ist das so etwas wie ein lebendiges Sicherheitssystem.“
„Ja, es beschützt den Quader. Den hellen Quader, dessen Licht einem das Atmen schwer macht.“
Hoffnung keimte wieder in Ethan auf, als er hörte, dass es die Waffe noch gab und dass er in der Lage war, sie zu finden. Ungeduldig fragte er: „Wo ist er? Wo ist der helle Quader?“
„Im Nest des Wächters. Wo die Kälte seines Herzens wiedergespiegelt wird! Wo die Kälte des Todes nach einem greift!“
„Der Kühlraum!“, rief Ethan überglücklich. Nun hatte er ein genaues Ziel. Er musste den Kühlraum finden, dort würde er auch die Waffe finden. Wo er gerade daran dachte, stellte er sich die Frage, was dieses Ding war. Ein heller Quader, dachte er. Könnte alles Mögliche sein. Aber ich werde es schon bald herausgefunden haben.
„Vielen Dank. Bleiben Sie am besten hier, bis ich dieses Ding gefunden habe. Mit Sicherheit kann ich damit das Biest von hier weglocken und mit etwas Glück gelingt es mir es zu töten.“
Soeben wollte Ethan aufstehen und nach dem Kühlraum suchen, als die Hand der Frau seinen Arm packte. Ihr Griff war stark und das obgleich ihre Hand verkümmert war und ihr ein Finger fehlte.
„Den Wächter töten? Nein! Ihr werdet das nicht schaffen, werdet versagen. Genau so wie all jene versagten, die sich dem Wächter entgegenstellten. Hier werden wir unseren Tod finden, wir alle.“
Mit einem Ruck befreite sich Ethan aus dem Griff der Verrückten. Sie hatte ganz klar den Verstand vollkommen verloren. Wahrscheinlich würde er ihr einen Gefallen tun, wenn er sie erschießen würde. Doch etwas, hielt ihn davon ab nach der Waffe zu langen.
„Nein. Sie irren sich. Ich werde dieses Monster töten. Ich habe nämlich noch etwas zu erledigen und von daher kann ich es mir nicht leisten in diesem Drecksloch draufzugehen.“
Mit diesen Worten wandte sich Ethan von der verrückten Frau ab und Schritt voran in die Dunkelheit. Dabei löschte er das Licht der Taschenlampe und wurde dank seines schwarzen Anzugs, augenblicklich unsichtbar. Sein Ziel war zum greifen nahe und er würde es erreichen, auch wenn das bedeutete, dass er alles um sich herum in Trümer legen musste.

Z03522
21.10.2010, 20:42
wann geht es endlich weiter ????

Malgosh
22.10.2010, 13:29
Hallo allerseits!

Ich weiss, ich weiss. Ich hätte schon längst weiterschreiben sollen. Dummerweise hatte ich die letzte Woche sehr viel um die Ohren. Der neue Teil der Geschichte erscheint heute Abend und über das Wochenende kommt noch einiges dazu.

Vielen, vielen Dank für eure Geduld.

Malgosh
23.10.2010, 07:18
Nun, es ist doch Samstag geworden. Es tut mir leid, dass ich meine eigenen Termine nicht einhalten konnte. Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen und über meine schreckliche Terminplanung hinwegsehen. :)

Und jetzt, viel Spass beim Lesen.

***

Chief Grant späte vorsichtig um die Ecke. Vor ihm lag ein stiller, schwach beleuchteter Gang an dessen Wänden blutige Handabdrücke zu sehen waren. Was auch immer hier abging, es war etwas verdammt Schreckliches.
Schweigend gab er Tank das Zeichen. Der hünenhafte Soldat rückte vor und sicherte geschickt die andere Seite des Korridors. Nun war wieder er an der Reihe.
Schnell rückte der alte Offizier weiter vor, immer darauf bedacht die Umgebung im Auge zu behalten. Seit dem letzten Funkkontakt mir Raven waren fünfundachtzig Minuten vergangen und während dieser Zeit hatte er immer wieder versucht mit ihm in Kontakt zu treten, vergebens. Irgendetwas störte die Kommunikation.
Angel, die direkt hinter ihm stand, atmete tief ein und aus. Sie hatte zwei Wurfmesser gezogen und war bereit diese nach allem zu werfen. Aus ihm unbegreiflichen Gründen, hatte sie den Helm abgenommen. Sie sagte, dieses Ding enge sie ein, behindere ihre Sicht und ließe sie nicht so zielen wie sie es mochte.
Gerne hätte Logan ihr den Befehl gegeben, ihren Helm wieder aufzusetzen, doch das war nicht mehr möglich, da sie ihn bereits vor einer Ewigkeit weggeworfen hatte. So mussten sie sich eben damit abfinden und einen anderen Plan ausarbeiten, diese verfluchte Station wieder zu verlassen.
Ohne ein Zeichen dieses Monsters, erreichen sie das Ende des Korridors, welches mit einer stahlverkleideten Tür versehen war.
So wie im Rest der Station, sah es hier fürchterlich aus. Blut klebte an der Konsole, die die Tür steuerte und auch an den Wänden ringsherum war es verteilt. Beinahe hatte Logan das Gefühl, dass die Blutflecken und Spritzer einen Sinn ergaben, eine Ordnung hatten. Es sah beinahe so aus, als habe ein wahnsinniger Künstler hier sein Werk vollführt, als wäre er seiner Aufgabe nachgegangen ein schauriges Kunstwerk zu erschaffen. Und das war es, was ihm mehr Angst einjagte, als alles andere. Das Gefühl nichts weiter zu sein als Material, das zur Erschaffung grausiger Kunst und unsäglichen Schreckens diente.
Verzweifelt schüttelte er den Kopf. Was konnten sie vier schon gegen so ein Monstrum unternehmen? Was konnten sie gegen einen Feind ausrichten, der eine ganze Station auslöschte und sich mit dem Blut seiner Opfer schmückte? Nichts. Er würde sie töten, so wie er jeden anderen hier getötet hatte.
„Logan! Die Tür ist zu.“, sagte Angel, die sich daran gemacht hatte, die Tür zu öffnen. Sie richtete sich auf und sah ihn entschuldigend an. „Sie ist von der anderen Seite aus verschlossen. Wäre Shark noch hier, könnte er...“
Sie brach ab und sah zu Boden. Deutlich konnte Logan sehen, dass sie Tränen zu verbergen versuchte. Mit einem Seufzer ließ er seine Waffe sinken und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Wir können nichts mehr für ihn tun. Das einzige was uns noch bleibt ist...“
Plötzlich erklangen gedämpfte Geräusche von der anderen Seite der Tür. Etwas war dahinter und bewegte sich.
Instinktiv flankierte Logan die Tür und gab das Zeichen es ihm gleich zu tun. Tank war sofort bereit und stellte sich in Position. Angel steckte ihre Messer weg und griff nach ihrer Pistole, bevor sie sich hinter ihrem großen Freund in Stellung begab.
Angespannt wartete Logan. Das war wohl das schlimmste im Gefecht, diese unendliche Warterei. Oft zermürbte es die Soldaten mehr als das offene Gefecht. Sie wurden unruhig, verloren die Nerven und griffen an, noch bevor der Befehl dafür kam. Es kostete den meisten von ihnen das Leben.
Schon oft hatte er selbst in Schützengräben gelegen. Er hatte gewartet und gebangt. So oft hatte er das nun schon erlebt, doch er gewöhnte sich nie daran.
Mit einem leisen Zischen ging die Tür auf. Genau in diesem Moment, sprang Logan nach vorne und richtete sein Gewehr direkt in das überraschte Gesicht eines jungen Soldaten.
Vor Schreck fiel der Mann nach hinten und blieb liegen. Gerade noch rechtzeitig, konnte Logan wieder in Deckung springen, bevor die anderen Soldaten, die im Inneren des Raumes hinter einer provisorischen Barrikade standen, anfingen zu feuern.
„Verdammt noch mal, aufhören!“, schrie jemand. „Das sind ganz offenbar Menschen, Vollidiot! Hören Sie auf bei jeder Bewegung den Abzug zu drücken, oder ich ziehe Ihnen die Gedärme aus dem Hals! Und Sie da, hinter der Tür, kommen Sie raus, wir tun ihnen nichts.“
Mit einem Blick zu Tank, der ihm mit einem Nicken signalisierte, dass er ihn decken würde, verließ Logan wieder sein Versteck. Dabei hob er die Waffe und zeigte, dass er nicht daran interessiert war, sich ein Gefecht zu liefern.
Vor ihm lag immer noch der verwirrte Soldat am Boden. Dahinter, versteckt und abgeschirmt hinter der Barrikade, standen weitere vier Soldaten und eine Hand voll in weißen Kitteln und Overalls gekleideter Menschen. Sie alle sahen müde und abgekämpft aus, niemand rührte sich und sowohl Soldaten als auch Wissenschaftler und Techniker, sahen verängstig aus.
Aus den Reihen der Soldaten, trat ein einzelner junger Mann hervor. Er war etwa so alt wie Raven und hatte dunkelblondes Haar. Ein dichter Bart wuchs auf seinen Wangen und seinem Kinn und müde smaragdgrüne Augen blickten aus einem alt wirkenden Gesicht.
„Bitte, entschuldigen Sie den Vorfall von vorhin. Meine Männer sind angespannt und haben seit Stunden nicht geschlafen.“, sagte er und Logan erkannte in ihm die Stimme, die die Befehle gebellt hatte. „Verzeihen Sie mir, aber lassen Sie uns auf Höflichkeiten verzichten. Ich bin Corporal Erik Eisenfeld, zuständiger Offizier für die untere Ebene der Station. Ich habe hier das Kommando.“
Kameradschaftlich reichte Logan dem jungen Offizier die Hand und antwortete: „Ich bin Chief Logan Grant und das ist mein Squad.“
„Chief Grant, hab schon von Ihnen gehört.“, sagte der blonde Offizier und nickte mehrere Male hintereinander. „Hat die Allianz Sie zur Verstärkung geschickt, Sir? Wenn ja, dann sind Sie ein bisschen wenige, um mit dem fertig zu werden, was hier abläuft.“
Einen Moment lang überlegte Logan, ob er den Mann anlügen sollte. Vielleicht würde er ihm glauben, wenn er ihm sagte, dass sie zur Unterstützung gekommen waren. Andererseits könnte er nur Misstrauen erregen und das konnte sie hier wirklich nicht gebrauchen. So beschloss er, dem Soldaten die Wahrheit zu sagen.
„Nicht ganz, Corporal. Wir sind aus anderen Gründen hier, aber das kann warten. Als erstes brauche ich einen Statusbericht.“
Corporal Eisenfeld deutete mit einer Kopfbewegung in das Innere des Raumes wo sich die anderen Menschen befanden. „Wie Sie selbst sehen können, Chief Grant, steht es um uns nicht gut. Wir waren fünfundsechzig Soldaten und etwa doppelt so viele Wissenschaftler in der Station. Nun sind wir gerade mal zwei Dutzend.“
„Ich habe in den oberen Etagen Bewegungen gesehen. Dort müssen sicher Menschen sein.“, unterbrach Angel den Offizier. Sie trat vor und sah ihm in die Augen. „Was ist mit denen oben? Warum sind sie nicht hier unten um zu helfen?“
Corporal Eisenfeld kicherte leisen und voller Bitterkeit. „Als dieser ganze Mist losging, haben sich einige in den oberen Etagen eingeschlossen. Sie haben bestimmt versucht Hilfe zu holen, aber das ist Sinnlos, das Vieh hat nämlich den Hauptgenerator zerfetzt. Wir laufen seit drei Tagen nur noch auf Notstrom.“
„Moment mal. Soll das heißen, ihre Kameraden haben Sie im Stich gelassen?“, fragte Tank und seine Augenbrauen sanken in eine gefährliche Position.
„Ich nehme es ihnen nicht übel, Mister. Die Marines, die hier Stationiert waren, waren hauptsächlich Neulinge, Frauen und Männer die gerade erst die Akademie hinter sich gebracht hatten. Sie hatten keine Kampferfahrung und sind deshalb geflohen.“
„Die Aufgabe eines Soldaten ist es zu kämpfen.“
„Natürlich, aber keinen Kampf, der einem Sinnlos erscheint.“
„Ist es Sinnlos für das Leben seiner Kameraden einzustehen?“
„Wenn man weiß, dass sie durch den eigenen Tod nicht gerettet werden können, dann ja.“
Logan, dem es gar nicht passte, dass hier ein Streit auszubrechen drohte, handelte, bevor irgendjemand etwas erwidern konnte. „Gibt es eine Möglichkeit denen da oben zu sagen, dass hier Überlebende sind und sie die Türen aufmachen sollen.“
„Denken Sie das haben wir nicht versucht? Die wissen, dass wir hier sind, nur machen sie uns die Tür trotzdem nicht auf. Kein Wunder, bei dem Ding das hier unten lauert.“
Das war eine Frage, die Logan schon seit einer Weile beschäftigte. Dieses Monster, das Shark auf dem Gewissen hatte, woher kam es? Was hatte es so aggressiv gemacht? Vielleicht konnte ihm der Offizier hier weiterhelfen.
„Corporal, sagen Sie mir, was ist dieses Ding überhaupt und wie zum Geier ist es hier reingekommen?“
Gerade wollte Eisenfeld etwas sagen, als einer seiner Soldaten, eine junge Frau, einfach zusammenbrach. Sofort war der Offizier bei ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Doc, Sie werden hier gebraucht. Sorgen Sie dafür, dass sie Ruhe und etwas Essbares bekommt.“
Sofort war ein Mann mit Halbglatze und einer zerbrochenen Brille bei der Soldatin und half ihr auf. Langsam trug er sie in Richtung eines einfachen Lazaretts, dessen Betten aus bunt zusammengewürfelten Decken und Kissen bestand, die auf dem Boden verstreut worden waren.
Mit einem Kopfschütteln, richtete sich Corporal Eisenfeld wieder auf. „Sie sehen, wir sind ziemlich im Arsch. Meine Leute können kaum noch stehen und unsere Vorräte gehen zur Neige. Aber um auf ihre Frage zurückzukommen: Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Auf einmal ging der Alarm los und dann brach auch schon die Hölle aus. Innerhalb einer Stunde hatte das Monster zwanzig Soldaten auf dem Gewissen.“
„Wissen Sie, wie wir es besiegen können?“, fragte Tank, der sich wieder umsah und die oberen Etagen des Raumes begutachtete. Dort oben, etwa drei Meter über der Etage auf der sie sich befanden, gab es eine Art Gallerie, die rund um den ganzen Raum verlief. Zwei Türen markierten Eingänge zu diesem Raum.
Corporal Eisenfeld begann leise zu lachen. „Wenn wir das wüssten, hätten wir schon längst gehandelt. Aber erlauben Sie mir eine Frage, warum wollen Sie dieses Mistvieh tot sehen? Klingt als sei es etwas Persönliches.“
Gerade als Logan antworten sollte, dass ihn das nichts angehe und sie einfach nur helfen wollten, trat auch schon Angel vor. „Das Monster hat einen Freund von uns auf dem Gewissen.“
Einen Moment lang, schaute der junge Offizier Angel an. Es sah so aus, als ob er in ihren Augen die Wahrheit suchen würde. Nachdem sich die beiden eine halbe Minute lang angestarrt hatten, sah sie weg.
„Na gut. Schätze Sie haben das Recht hier zu sein. Aber ich kann Ihnen leider nicht helfen, hoffentlich verstehen Sie das. Ich kann keinen meiner Männer da raus schicken.“
„Und was wollen Sie stattdessen tun, Corporal?“, fragte Logan. Er hatte bemerkt, dass ihr Eintreffen die Stimmung in dem kleinen Lager gehoben hatte. Diese Menschen brauchten Hilfe. Und wenn sie diese nicht bald erhielten, würden sie alle sterben.
Müde zuckte der Soldat mit den Schultern. „Ehrlich gesagt hoffe ich immer noch darauf, dass wir einen Notruf absetzten können und das sie Allianz endlich mal jemanden schickt, der uns hilft.“
„Wir sind zwar nicht direkt von der Allianz aber wir können auch helfen.“
„Nehmen Sie es mir nicht übel, Chief, aber was können Sie schon ausrichten? Ich meine, sie sind nur zu dritt, und ihre Bewaffnung wird mit so einem Ding nicht fertig.“
Unvermittelt trat Tank vor. Der sonst so stille Soldat baute sich zu seiner vollen beeindruckenden Grösse vor dem kleinen Corporal auf. „Was sind Sie nur für ein Soldat?“, fragte er mit leiser Stimme. „Sie sollten ein Vorbild für ihre Männer sein, ihnen Hoffnung und Kraft geben. Stattdessen zerfließen Sie hier in Hoffnungslosigkeit und nehmen das Schicksal einfach so hin. Ein Soldat kämpft bis zum letzten Atemzug für die Hoffnung und für das Leben seiner Männer.“
Mit einem tiefen Atemzug setzte Corporal Eisenfeld zu einer Erwiderung an, als Logan in seinem Ohr ein leises Knistern vernahm. Zuerst dachte er, es sei nichts weiter als eine Fehlfunktion seines Anzugs gewesen, doch das Knistern tauchte ein zweites Mal auf.
„Seid alle mal ruhig!“, befahl er und verstärkte sein Kommsignal. Nun konnte er eindeutig eine Stimme hören. Sie war leise und brach oftmals ab. „Raven? Raven, sind Sie das?“
„Verdammt... Chief! Sie glauben... gefunden... Nest gebaut. Einfa... Waffe... aktuelle Position...“
„Wer ist der Kerl?“, fragte Corporal Eisenfeld misstrauisch. Angel bedeutete ihm mit einer herrischen Geste still zu sein.
„Raven, hören Sie mir zu. Unsere aktuelle Position ist ein Lager von Überlebenden...ähm... etwas südwestlich unserer vorherigen Position. Was auch immer Sie da gefunden haben. Lassen Sie das Ding in Ruhe und kommen Sie her.“
„Was? Sind... geworden? Ich hab... endlich... wollen ohne... Schaffe das schon... treffen... dort.“
„Hören Sie! Diese Leute hier brauchen Hilfe! Und wenn Sie ihren Arsch nicht hierher bewegen, dann werde ich höchstpersönlich dafür Sorge tragen, dass Ihr Kopf rollt!“
Verzweiflung stieg in Logan auf. Sie brauchten die Hilfe des Söldners, wenn sie lebend aus dieser Schieße kommen wollten. Und das einzige was ihn interessierte, war er selbst.
„Raven! Antworten Sie mir, verdammt noch mal!“, schrie Logan, doch es half nichts. Der Söldner hatte die Kommunikation abgebrochen. Offenbar hatte er gefunden wofür sie hier waren und nun wollte er einfach abhauen und diese Menschen ihrem Schicksal überlassen.
Wütend ballte er die Hand zur Faust. „Was haben Sie jetzt vor, Chief? Und wer war das da draußen?“, fragte Corporal Eisenfeld.
„Ein Squad-Mitglied, dem ich den Hintern aufreißen werde, falls ich ihn je in die Finger bekomme. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wir müssen zusehen dass wir die Zivilisten und ihre Männer hier raus schaffen können.“
„Ich sagte Ihnen bereits, dass es keine Möglichkeit gibt sich hier unten zu bewegen ohne dass uns das Monster sieht. Das Ihr Soldat da draußen so lange überlebt hat, grenzt an ein Wunder.“
Logan sah dem Soldaten in die Augen und schüttelte den Kopf. „Mit Wundern hat das nichts zu tun, Corporal. Aber zuerst sollten wir zusehen, dass wir...“
Ein lautes klopfen unterbrach Logan in seinem Redeschwall. Zuerst schien es so, als ob es nur einmal erklang, doch dann kam es wieder. Es war rhythmisch, beinahe so wie ein Signal.
„Corporal, was...“, begann Logan brach aber ab, als er in das Gesicht des jungen Offiziers sah. Der kleine Mann war kreidebleich, seine Augen waren weit aufgerissen vor Angst und seine Hände, die die Waffe hielten, zitterten wie Espenlaub.
„Oh, Schieße...“, war alles, was Logan sagen konnte, ehe es einen ohrenbetäubenden Knall gab und die panikerfüllten Schreie von Menschen ins einen Ohren wiederhallten.

Malgosh
24.10.2010, 17:36
***

Ethan fluchte laut und sah sich um. Der Raum in dem er sich befand, war das Kontrollzentrum der gesamten Kühlanlage. Es hatte zwar etwas gedauert, aber er hatte endlich den verfluchten Kühlraum gefunden.
Nachdem er den Maschinenraum verlassen hatte, war er orientierungslos durch die Anlage geirrt. Verzweifelt hatte er nach einem Weg in die obere Etage gesucht. Glücklicherweise hatte er einen Fahrstuhlschacht gefunden, durch den er wieder in die nach Oben gelangt war. Zumindest glaubte er das. Es gab einige Anzeichen dafür, dass er falsch ausgestiegen war. Obwohl, eine große Wahl hatte er auch nicht gehabt. Drei von vier Fahrstuhltüren hatten geklemmt und so hatte er die genommen, die offen gewesen war und durch die er in diese Etage hatte gelangen können.
Ganz offensichtlich hatte er mehr Glück als Verstand gehabt. Die erste Tür durch die er in diesem Stockwerk geschritten war, hatte sich als der Kontrollraum der Kühlanlage entpuppt. Zufrieden und erleichtert atmete der junge Söldner tief ein und aus. Da lag sie nun, die Chance seine Schwester wiederzubekommen, zum greifen nah.
Aber bevor er feiern konnte, galt es diese doofe Tür zu öffnen. Mit einem breiten Grinsen, trat er an die Konsole heran und hob seine Waffe. Sein Finger betätigte den Abzug und das Gewehr gehorchte. Mit gezielter Gewalt durchschlugen die Kugeln das Plastik und das Metall der Konsole, Funken sprühten und die Hülle inklusive der Tasten, löste sich von der Wand. Zum Vorschein kamen unzählige Kabel in grün, blau, rot, gelb und braun.
Einen Moment lang hielt Ethan inne und schaute sich dieses Chaos an. Er hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte, um die Tür zu knacken. Noch einmal warf er einen prüfenden Blick darauf, in der Hoffnung sie könne seinem Sprengstoff nicht wiederstehen. Dumm für ihn, dass diese Tür aus einer Titan-Andamantit-Legierung bestand und daher nahezu unempfindlich gegen Hitze und Kälte war. Um dieses Ding zu öffnen, hätte er ein Elkor-Schweißgerät benötig. Ich wusste, ich hätte das Teil mitnehmen sollen, dachte er über seine eigenen Fehler fluchend. Aber mal ehrlich, hat jemand erwartet das sich das Teil im Kühlraum befindet? Laser, Bewegungsmelder, DNA-Test, Kinetische Barrieren, Kameraüberwachung und Stahltüren. Alles Probleme, die sich mit einer Knarre und Sprengstoff hätten lösen lassen.
Mit einem lauten Knurren, machte Ethan sich an die Arbeit. Beinahe mit kindlicher Neugier, griff er sich zwei der Kabel und brachte die Enden aneinander. Es sprühten zwar Funken aber sonst geschah nichts. Neuer Versuch, dachte er und nahm sich ein grünes Kabel. Er hegte nicht viel Hoffnung auf Erfolg, da es in dieser Konsole ungefähr tausend verschiede Möglichkeiten gab die Verbindungen zu gestalten.
„Ach, verdammt. So bin ich noch bis Weihnachten hier.“, meinte Ethan zu sich selbst und führte die Kabel erneut zusammen. Diesmal sprühten keine Funken, doch die Tür, welche ihm den Zugang zum Kühlraum verwehrte, schwang zur Seite auf. Überrascht und erfreut zugleich, hob er die Augenbrauen. „Oder auch nicht.“
Vor ihm öffnete sich der Kühlraum, der grösser war, als Ethan sich das hätte vorstellen könne. Die Kälteeinrichtung maß gut zwölf Meter in der Breite und etwa dreißig in der Länge. Sein Atem, ging jetzt schwerer, die Kälte war spürbar, selbst in seinem Anzug. Langsam und mit gezogener Waffe, schritt er in die Kälte hinein.
Obwohl er eigentlich erwartet hätte, dass es hier dunkel war, so beherrschte ein sanftes violettes Licht diesen Raum. Aus irgendeinem Grund, wurde das atmen schwerer, je weiter er sich wagte. Plötzlich hielt er inne und dachte über die Worte der wahnsinnig gewordenen Frau nach. „Der Quader, dessen Licht einem das atmen schwer macht...“, grübelte Ethan laut und stieß einen Sack aus dem Weg, der ganz sicher mit Lebensmitteln gefüllt war.
Und tatsächlich. Vor ihm erhob sich so etwas wie ein Nest in dessen Mitte das Licht am stärksten leuchtete. Was ihn jedoch mit Grauen erfüllte, war das Material aus dem das Nest bestand. Es waren die Leichen unzähliger Menschen, aufgeschichtet zu einem schaurigen Bett, dessen starre Augen zur Decke blickten und Angst und Verzweiflung die Luft erfüllten, wie das Parfüm des Teufels.
Ungewollt musste Ethan husten. Diese Waffe war gewiss keine, die er kannte. Es war keine Kanone, keine Bombe oder sonst etwas. Nein, die Waffe, war ein etwa faustgroßer blauviolett schimmernder Würfel, von dem auch dieses Licht ausging.
„Ach du Schieße.“, meinte Ethan und trat näher heran. Dabei musste er sich mit einer Hand die Augen abschirmen, um nicht von diesem Ding geblendet zu werden. Plötzlich spürte er, wie sein Kopf anfing zu schmerzen, ihm wurde schwindelig und übel.
Fluchend und keuchend, entfernte sich Ethan wieder von diesem Ding und kaum war er einige Meter weiter weg, ließ die Wirkung sofort nach.
Verfluchtes Ding. Was auch immer es war, unmittelbaren Kontakt damit konnte er nicht riskieren. Er brauchte etwas, um die Wirkung abzuschwächen. Seine Augen wanderten in dem Raum hin und her auf der Suche nach etwas, womit er den Quader anfassen konnte. Plötzlich viel sein Blick auf einen Sack voller Lebensmittel.
Mit einem Ruck zog er das Messer in seinem Stiefel und befreite den Sack von der Decke. Grob schnitt er ein Loch in den rauen, vor Kälte starr gewordenen Stoff und leerte das darin enthaltene Essen auf den Boden. So bewaffnet ging er so nahe an das Nest heran wie es ihm eben möglich war und warf den Sack auf den Quader.
Sofort verdeckte der Stoff das Licht und Ethan konnte wieder besser Atmen und ihm war auch nicht mehr schwindelig. Vorsichtig und immer bereit zurückzuweichen sollte etwas passieren, dass ihm nicht geheuer war, streckte er seine Hand nach dem Quader aus. Als seine Finger den Stoff berührten, geschah nichts.
Seltsam, dachte Ethan. Es scheint so, als ob nur das Licht so ein Unbehagen verursachte. Der Kontakt durch irgendetwas anderes jedoch nicht. Sogar rauer Stoff reicht schon aus, um die Wirkung zu dämpfen.
Mit einem Schulterzucken begann der junge Söldner den Stoff um den Quader zu wickeln. Dabei achtete er darauf, dass nicht ein Lichtschein durch den Stoff drang. Aus dieser Nähe könnte ihn die Wirkung des Quaders ohne weiteres umbringen.
Nachdem er geendet hatte und das Quadrat in den Stoff eingewickelt war, verstaute er seine Ausbeute in eine seiner Taschen. Endlich, dachte sich Ethan und atmete die kalte Luft des Raumes ein. Endlich hört dieser ganze Albtraum auf.
Soeben wollte Ethan den Kühlraum verlassen, als es ihn siedend heiß überfiel. Der Chief und die Anderen! Er musste sie verständigen.
Der Komm-Kanal den sie für ihre Mission ausgewählt hatten, war offen und so konnte er ohne weiteres sprechen. „Chief, bitte kommen. Hören Sie mich, Chief?“
Ein Rauschen antwortete auf seine Frage. „Chief? Chief, hören Sie mich?“
„Raven? Raven, sind Sie das?“, antwortete die Stimme des alten Offiziers in seinem Ohr.
„Verdammt, bin ich froh, dass Sie noch leben, Chief! Sie glauben nicht was ich gerade gefunden habe. Es ist der Unterschlupf der Bestie! Sie hat sich hier eine Art Nest gebaut. Hat einfach die Leichen der Menschen mitgenommen, die sie getötet hat. Aber das Beste: ich habe die Waffe! Sagen Sie mir Ihre aktuelle Position, wir treffen uns da.“
„Raven, hören Sie mir zu. Unsere aktuelle Position ist ein Lager von Überlebenden...ähm... etwas südwestlich unserer vorherigen Position. Was auch immer Sie da gefunden haben. Lassen Sie das Ding in Ruhe und kommen Sie her.“, antwortete ihm der Chief und wieder herrschte Stille in dem Raum.
Ethan glaubte einen Moment er hae sich verhört. Ganz offensichtlich wollte der Chief, dass er die Waffe einfach liegen ließ, um irgendwelchen Überlebenden zu helfen. Die einzigen, die hier Hilfe brauchten, waren Sie! Sie hatten was sie wollten, nun war es an der Zeit zu verschwinden.
„Was? Sind jetzt vollkommen verrückt geworden? Ich hab dieses Ding endlich gefunden und Sie wollen ohne es hier weg?“ Ethan schwieg einen Moment. Was sollte er nun tun? Sollte er Chief Grant, Tank und Angel einfach im Stich lassen und gehen? Warum eigentlich nicht? Was störte ihn daran einfach selbst raus zu marschieren und dann zum Schiff zu laufen? Gerade wollte Ethan sagen, dass sie ihn alle mal kreuzweise konnten und dass er sich jetzt aus dem Staub machte, als ihn die Erinnerung mit der Gitarre überfiel. Er dachte an das Treffen und die Wette mit Chief Grand. Ach, verdammt, dachte er. „Na von mir aus. Ich schaffe das schon und komme hin. Wir treffen uns in spätestens einer Stunde dort.“
Ohne auf die Antwort des alten Offiziers zu warten, schaltete Ethan den Komm-Kanal ab und drehte sich um. Südwestlich, dachte er und rief sich die Position der Basis wieder ins Gedächtnis. Es müsste einen Weg geben, der ihn in die Nähe von Chief Grants jetziger Position bringen sollte. Aber das war nur Theorie, die Praxis sah ein wenig anders aus.
Während er über die bisherige Situation nachdachte, hörte er nicht das leise Schnauben, welches sich über ihm befand. Leise und heimlich, gatte sich das Wesen, welches hier seine Behausung errichtet hatte, sich in die Kühlkammer geschlichen. Wie ein Geist und voller Hass auf das Wesen, welches ihn verletzt hatte, wartete es auf den richtigen Augenblick. Doch während es wartete, tropfte etwas von seinem schaurigen Blut hinab auf die Erde.
Und genau dieser Tropfen war es, der Ethan warnte, denn er traf den Helm des Söldners, direkt auf das Glas des Sehschlitzes. Einen Moment lang stand Ethan still, dann überlief es ihn eiskalt.
Reflexartig warf er sich nach vorne. Gerade noch rechtzeitig. Die Kralle des Monsters zischte über seinen Kopf hinweg und erwischte einen der Lebensmittelsäcke, der aufplatzte als wäre er nichts weiter als dünner Karton.
Ein lauter Schrei entwich Ethan, als er sah, dass sich das Wesen von der Decke ließ und auf ihn zukam. Beinahe wie von selbst begannen seine Beine sich zu bewegen. Sie trugen Ethan wieder auf die Füße und direkt in Richtung Ausgang. Er mochte das Vieh verletzt haben, doch hier konnte er es nicht bekämpfen. Er brauchte Hilfe und er brauchte größere Waffen.
Ohne zu überlegen in welche Richtung er rannte, wählte er den Weg zu seiner Linken, als er das Kontrollzentrum verließ. Hinter ihm hörte er, wie das Monster ein lautes Fauchen von sich gab und ihm hinterher lief.
Ethan rannte so schnell es seine Beine erlaubten den Gang hinunter. Vergebens versuchte er einen Abstand zu dem Wesen aufzubauen, aber es war einfach zu schnell. Beständig kam es näher und näher. Als Ethan dachte, es wäre um ihn geschehen und das Monster würde ihn gleich erwischt haben, zweigte der Gang ab.
Wie vom Teufel persönlich verfolgt, stürzte Ethan, dessen Schuhe auf dem Boden besseren Halt hatten als die Klauen des Monsters, nach links. Der Wächter hingegen konnte nicht so schnell reagieren und krachte aus vollem Lauf in die Wand vor ihm. Benommen versuchte sich das Wesen wieder aufzurichten und die Verfolgung vorzusetzen.
Ethan, der die Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte, griff in seine Taschen und holte zwei Granaten daraus hervor. Ohne einen Gedanken an die möglichen Folgen zu verschwenden, zog er mit den Daumen beide Stifte und warf die ovalen Sprengladungen in Richtung des Monsters.
Noch während die Granaten flogen, drehte sich der junge Söldner um und nahm die Beine in die Hand. Ein lauter Knall erklang, dem ein schmerzerfülltes und zugleich wütendes Schreien folgte.
Ethan hatte einen kleinen Vorsprung aufgebaut und blieb stehen. Zufrieden blickte er in die Richtung der Stelle, an der er den Wächter gesehen hatte. Nun befanden sich dort eine Staubwolke und wahrscheinlich auch ein Loch im Boden.
„Wie gefällt dir das, du Bastard? Willst du dich immer noch mit mir anlegen? Komm doch, wenn du den Mut dazu hast!“, schrie er herausfordernd und erleichtert den wirbelnden Staubwolken entgegen. Es war geschafft. Das Vieh war tot und er lebte noch. Was könnte es besseres geben?
Plötzlich fiel ihm eine Bewegung auf, die in den Kaskaden aus Staub und Schutt zu sein schien. Plötzlich, wie aus dem Nichts, schoss der Kopf des Wächters aus den Wolken, so als hätte er seine Worte gehört.
Ethans Augen weiteten sich vor Schreck. Blitzschnell drehte er sich auf den Absätzen um und rannte weiter, dabei schrie er über die Schulter: „Das war doch nur ein Witz!“
Und erneut begann die Hetzjagd. Ethan rannte so schnell wie selten in seinem Leben zuvor. Schweiß tropfte ihm in die Augen, rann seinen Rücken hinab und sammelte sich an seinem Gürtel. Seine Lungen begannen zu brennen und seine Beine drohten ihm den Dienst zu versagen. Aber er konnte jetzt nicht anhalten, nicht solange der sichere Tod hinter ihm her lief.
Ethan rannte und rannte, wie lange wusste er nicht genau, doch es müssen gut fünf Minuten gewesen sein. Während dieser Zeit versuchte er stets Abzweigungen zu nehmen, sich durch enge Gänge und niedrige Türen zu schleusen, um so das Monster abzuhängen. Leider tat er dies vergebens, da dieses Wesen offensichtlich erstaunlich schlank war und immer durch jeden gang zu passen schien.
Plötzlich trat Ethan in einen langen Gang ein in dem es keine Abzweigungen gab. Und das Ende dieses Korridors war von einer großen Tür gesäumt. Mit der Kraft der Verzweiflung rannte er weiter, während er überlegte, was er nun tun könnte. Hinter sich hörte er das rhythmische klacken der Klauen der Bestie, die ihn ohne Zweifel in Stücke reißen würde, wenn er nun anhielt.
Denk nach!, sagte er sich in Gedanken. Du sitzt bis zum Hals in der Schieße und rennst um dein Leben. Als ob du das nicht schon öfters durchgemacht hättest. Und du bist immer raus gekommen. Ich brauche nur eine zündende Idee, einen Geistesblitz...
Das war die Lösung! Zünden! Ohne hinzusehen griff der junge Söldner in eine seiner Taschen und holte daraus die zwei verbliebenen M23 Minen hervor. Noch während er sich der Tür näherte, warf er eine davon zu Boden, die andere behielt er bei sich.
Schnaubend hielt er an, warf die andere Mine in Richtung der Tür und griff nach dem Zünder. Er schüttelte den Kopf über seine verrückte Idee. Er würde draufgehen! Ganz sicher würde er das. Aber ihm war es lieber er starb in einer Explosion, als dass ihn dieses Monster erwischte.
Als ob der Wächter seine Gedanken lesen konnte, legte er nochmal an Geschwindigkeit zu. Nur noch fünfzehn Meter trennten ihn von seiner Beute, welche offenbar nicht mehr in der Lage war davonzurennen.
Ethan dachte an diesen verdammten Würfel in seiner Tasche. Dieses Ding war an alldem hier schuld.
Vierzehn Meter.
Stur hob er die Hand mit dem Fernzünder in Richtung der Bestie und sein Blick wurde kalt und hart.
Dreizehn Meter.
Wenn ich das jemals überlebe..., dachte er.
Zwölf Meter.
...dann...
Elf Meter.
...werd ich mich so richtig besaufen.
Zehn Meter.
„Fick dich, Bestie!“
Sein Finger betätigte den Auslöser. Augenblicklich explodierte die Mine hinter ihm, nur eine Sekunde später die vor ihm.
Die Bestie gab ein lautes Kreischen von sich das Ethan jedoch nicht mehr hörte. Die Kraft der Sprengsätze wirbelte ihn durch die Luft, in seinen Ohren hörte er nichts mehr außer ein lautes Piepen, all seine Sinne kannten nur noch ein Gefühl: Schmerz. Der Helm wurde ihm vom Kopf gerissen und ihm wurde schwarz vor Augen. Gerade noch bei Bewusstsein konnte er spüren, wie er durch die Luft geschleudert wurde.
Die Metalltür, welche ihm den Durchgang verwehrt hatte, war weggesprengt worden. Eisensplitter flogen durch die Luft und trafen Ethans linkes Bein. Deutlich spürte er, wie Blut in seinen Anzug floss, doch er war zu schwach irgendetwas dagegen zu unternehmen.
Plötzlich schlug er hart auf etwas auf. Sofort brannten wieder Schmerzen durch seinen ganzen Körper. Ethan schrie, er schrie all seinen Schmerz in die Welt hinaus. Blut füllte seinen Mund und floss aus beiden Nasenlöchern und dem Mundwinkel.
Und so lag er da. Um ihn herum war nichts außer alles umfassende Dunkelheit. Sie brandete gegen seinen Verstand und nahm ihm alle Gefühle. Und genau das tat so unglaublich gut. Die Finsternis, sie nahm ihm die Schmerzen, schwemmte alle Blut weg und ließ ihn in Frieden. Doch immer noch spürte er etwas in seinem Rücken. Es war kalt und schmerzte. Er wollte das alles nicht mehr, er wollte gehen, hinein in die Dunkelheit die Ruhe verhieß und ihn mit warmen Versprechen lockte.
Urplötzlich, verschwand die Dunkelheit und nur ein Gedanke formte sich vor ihm. Es war das Bild seiner Schwester, die in einer kleinen Zelle irgendwo in einem gigantischen Universum auf ihn wartete.
Nein, es konnte nicht vorbei sein. Es durfte nicht hier enden! Verzweifelt kämpfte Ethan gegen die Dunkelheit an, versuchte nicht hinzuhören und sich auf die Schmerzen zu konzentrieren, die er gefühlt hatte. Ich kann nicht gehen, sagte seine eigene Stimme zu ihm. Es gibt so vieles, wofür es sich zu leben lohnt. Und genau das werde ich machen. Ich werde leben.
Mit diesem Gedanken vertrieb er die Dunkelheit und ging auf das Licht zu, dass sich vor seinen Augen auftat.

Z03522
03.11.2010, 18:32
geht es bald weiter ???

Malgosh
03.11.2010, 22:18
Hallo, liebe Leute.

Ich weiss, dass es etwas länger dauert, bis ein weiterer Teil der Gesichte erscheint. Dafür gibt es mehrere Gründe, von denen einer ist, dass ich Student bin und ich für die Prüfungen büffeln muss. Und der andere ist, dass ich sehr viel Wert darauf lege, dass in meinen Storys die Charaktere, die Handlung und auch die Schreibweise so lebendig und gut gestaltet ist wie nur möglich. Und das dauert eben seine Zeit.

Ich hoffe, ihr könnt mir vergeben. Als kleine Entschuldigung, geht es auch schon weiter

***

Das Licht der Lampe zündete ihm direkt ins Gesicht und blendete ihn einen Augenblick lang. Dann gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit und er konnte wieder klar sehen. Noch bevor er in der Lage war etwas zu tun, schossen unbeschreibliche Schmerzen durch seinen ganzen Körper. Vor allem sein Rücken, sein Kopf und sein linkes Bein waren davon betroffen.
Zuerst wusste er nicht, was passiert war. Nachdem er einen Moment lang zurückdachte, fiel ihm alles wieder ein. Natürlich! Das Monster hatte ihn verfolgt und er hatte mithilfe zweier Minen versucht es zu töten.
Mit einem tiefen, schmerzerfüllten Stöhnen versuchte Ethan sich aufzurichten. Dabei bemerkte er, dass ihm sein linkes Bein nicht gehorchen wollte? Was war los? Warum bewegte es sich nicht? Warum konnte er nicht reagieren?
Unter höllischen Schmerzen gelang es ihm den Kopf zu heben und an sich hinabzusehen. Der Schildgenerator seines Anzugs war dahin. Die Panzerplatten an Brust sowie der rechten Schulter stark beschädigt, die Schulterplatten seiner linken Schulter fehlten komplett. Überall sah er Risse und kleinere Schrammen aus denen Blut floss. Was ihm aber auffiel, war der unterarmlange Metallsplitter, der seinen Oberschenkel durchschlagen hatte und auf der anderen Seite wieder ausgetreten war.
Einen Moment lang war Ethan nicht in der Lage zu begreifen, was sich da getan hatte. Dann erinnerte er sich wieder an die Explosion.
Müde sank er wieder zurück. Jetzt war ihm klar warum er sein Bein nicht bewegen konnte und woher die Schmerzen kamen. Er brauchte medizinische Hilfe. Wenn er diese nicht in wenigen Minuten bekam, würde er verbluten.
Plötzlich viel ihm auf, dass jemand schrie. Erst jetzt begann er damit seine Umgebung wahrzunehmen. Überall um ihn herum lagen Metallstücke und sogar ein Teil des zerstörten Tors. Menschen, die er nie in seinem Leben gesehen hatte, rannten umher, versteckten sich oder suchten hinter irgendetwas Schutz. Ihre Augen verrieten Angst und Sorge.
Müde drehte er den Kopf nach rechts. Etwas weiter von ihm entfernt, lag die Bestie, die ihn verfolgt hatte. Die braune Haut der Kreatur war verbrannt und an manchen Stellen waren Metall- und Steinsplitter in die Haut eingedrungen und hatten diese Aufgerissen. Grünes, stinkendes Blut floss aus unzähligen Schnitten und besudelte den Grund.
Zufrieden sah der junge Söldner zur Decke. Er hatte es geschafft. Er war entkommen und hatte das Biest umgelegt. Das war ja nochmal alles gut gegangen.
Mit einem Seufzer wollte er die Augen schließen und ein wenig ausruhen, als plötzlich ein bekanntes Gesicht in seinem Blickfeld erschien.
„Was bei allen Mächten der Galaxie haben Sie getan, Mann?“, fragte das zerfurchte Gesicht von Chief Grant in dem Man sowohl Wut als auch Freude und Sorge lesen konnte.
„Hey Chief...“, war alles was Ethan in der Lage war zu antworten, da der Schmerz ihn fast ohnmächtig werden ließ. Ohne das er es richtig mitbekam, griff Chief Grant ihm unter die Arme und schleifte ihn so sanft wie möglich weg von der Bestie und den Trümmern. Dabei streifte Ethans verletztes Bein einen der Metalltrümmer, was ihm ein lautes, schmerzerfülltes Stöhnen entlockte.
„Halten Sie durch! Hier ist ein Arzt, der Ihnen helfen kann.“
Ethan wollte antworten, stattdessen begann er zu husten und Blut floss aus seinem Mundwinkel. „...nur’n Kratzer...“, brachte er schließlich hervor und ein schiefes Grinsen verzerrte sein Blutbeschmiertes Gesicht.
Chief Grant achtete nicht auf seine Aussagen, sondern brüllte Laut durch die Halle. „Doc! Wo zum Teufel bleiben Sie, verflixt und zugenäht? Wir haben hier einen Verletzten!“
Gerade noch konnte Ethan eine heruntergekommene Gestalt in einem verblichenen, von Schweiß, Staub, Dreck und Blut besudelten Kittel sehen, der sich über ihn beugte. Was er danach sagte, konnte er nicht mehr verstehen. Der hohe Blutverlust und die Schmerzen ließen seinen Verstand erneut in die Bewusstlosigkeit driften. Mit aller Kraft versuchte er, die Augen offen zu behalten. Er wollte nicht noch einmal in die Dunkelheit zurück. Wenn er wieder da hin zurückging, würde er ihrem stummen Flüstern nachgeben. Er würde in die Finsternis gehen und wahrscheinlich nicht wieder zurückkommen.
Jäh wurde ihm schwarz vor Augen. Einen Moment lang dachte Ethan, er habe versagt und wäre wieder ohnmächtig geworden. Doch glücklicherweise war dem nicht so. Chief Grant und der Arzt zogen ihm seinen schwarzen Panzer aus. Gerade noch konnte er fühlten, wie der Arzt seinen Oberkörper abtastete. Als er bei der rechten Seite ankam, begann Ethan zu stöhnen.
„Er hat sich drei Rippen angeknackt. Darüberhinaus müssen wir das Metallstück aus der Wunde ziehen, sie zunähen und anschließend mit Medigel versorgen, ehe er verblutet.“
„Worauf warten wir dann noch, zum Teufel? Ziehen wir das Ding da raus! Hierher, Tank, ich brauche deine Hilfe.“, antwortete ihm Chief Grant und winkte nach hinten. Einen Moment später tauchten Angel und Tank in seinem Blickfeld auf. In seinem Gesicht las Ethan Respekt und die Anerkennung eines Soldaten. Offenbar zweifelte der große Soldat nicht daran, dass er überlebte. In ihrem Gesicht hingegen konnte er vieles erkennen. Mitgefühl, Unglauben, Respekt und Sorge waren die vorherrschenden Gefühle.
Innerlich musste Ethan grinsen. Sie machte sich also doch sorgen um ihn. Das bedeutete, dass sie ihn doch leiden konnte, wenn auch nur ein wenig.
„Moment, Chief. Wir können ihm das Metallteil nicht jetzt herausziehen. Die Schmerzen würden ihn wahrscheinlich bewusstlos werden lassen. Wir müssen erst einmal zusehen, das wir ihm die Schmerzen nehmen.“
„Und wie stellen wir das an?“
„Hiermit.“, antwortete ihm der Arzt und zog eine kleine Phiole aus seiner Tasche. Rasch entstöpselte er sie und hielt sie Ethan hin. „Trink das, Junge“
Ethan gehorchte und würgte den ekelhaften gelben Saft hinab. Augenblicklich spürte er, wie sich eine Wärme in seinem Magen ausbreitete. Es dauerte nicht lange bis sie seinen ganzen Körper einhüllte und ihm die Schmerzen nahm. Er war zufrieden. So konnte er es aushalten. So würde er bestimmt nicht sterben.
Glücklich schloss er einen Moment lang die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er etwas Unglaubliches.

***

Logan wartete eine Viertelstunde. Die blutende Wunde am Bein des jungen Söldners war mit Medigel zugeschmiert, damit nicht noch mehr des kostbaren Lebenssafts daraus strömte. Es war ihm vollkommen fremd, wieso sie den Metallsplitter bis jetzt noch nicht entfernt hatten.
Besorgt sah er in das Gesicht des jungen Mannes, dessen Kopf einfach auf einer Decke lag. Die Augen hatte er weit geöffnet, doch sie waren glasig und in weite Ferne gerichtet. Seine Hände wedelten durch die Luft als wollten sie Fliegen verscheuchen.
„Was haben Sie ihm eigentlich gegeben, Doc?“, fragte Angel, die nicht minder besorgt auf den Verwundeten schaute.
„Morphium.“
„Morphium?“
Als der Arzt gerade etwas sagen wollte, begann Raven plötzlich zu lachen. Er streckte seien Hände in die Luft und versuchte unsichtbare Dinge zu fangen. „Silberdrache!“, rief er. „Du fliegst wie ein Mädchen! Die Rudern dir noch davon.“
Zweifelnd hob Logan eine Augenbraue. „Ist er soweit?“
Der Arzt nickte. „Ich habe ihm genug Morphium gegeben, um ein ganzes Regiment flachzulegen. Wenn er jetzt nicht bereit ist, wird er es nie sein.“
„Was ist mit dem Bein? Können Sie es retten?“, fragte Tank und sah von Raven auf. Der Doktor nickte. „Ziemlich sicher sogar. Soweit ich das auf den ersten Blick sagen kann, ist der Knochen unverletzt. Mit ein wenig Glück und guter ärztlicher Behandlung wird er bald wieder voll einsatzfähig sein.“
„Na dann“, meinte Logan und kauerte sich neben den Patienten, „bringen wir es hinter uns.“
„Hübsches Boot“, fügte der verwundete Söldner hinzu. „Hübsch... Hübsch...“
Sofort setzte sich Angel neben ihn und nahm seine Hand. „Nur die Ruhe.“, sagte sie und hielt die Hand des Soldaten fest. „Das Wiesel springt im Fluss.“, teilte dieser mit riesigen Augen mit.
„Chief, halten Sie seinen Knöchel fest und machen Sie sich bereit.“
„Jetzt?“, fragte Logan, der tat wie ihm geheißen?
„Jetzt. Haltet ihn fest!“
Sofort griff der Arzt nach dem Metallsplitter und begann daran zu ziehen. Ravens Augen weiteten sich und er begann sich zu wehren. Logan und Tank hielten seine sich windenden Glieder fest.
Vorsichtig und gleiß massig zog der Arzt an dem Metallstück. Es musste genau in dem richtigen Tempo geschehen. Zog er zu schnell, konnte er den Knochen beschädigen. Zog er hingegen zu langsam würde Raven darunter leiden.
Auf einmal erfüllte das gequälte Brüllen des Soldaten die Halle und bewirke nur, dass Angel die Augen schloss. „Verflucht!“, grunzte Tank und griff sich eine Messerscheide von Angel. Ohne zu überlegen, rammte er diese in den offenen Mund des Patienten. „Drauf beißen!“
Der Doktor hingegen achtete nicht auf die Schreie sondern zog weiter und weiter. Nach kurzer Zeit war der Metallsplitter zur Hälfte draußen. Raven gab ein Stöhnen von sich und wurde bewusstlos.
Mit schweißnasser Stirn ließ der Arzt von dem Metallstück ab und bellte: „Ein Messer!“
Sofort wurde ihm eine Klinge gereicht und der Mann begann damit, einen kleinen Teil der Wunde aufzuschneiden. „Was machen Sie denn da?“, schrie Angel entsetz.
„Schnauze!“, befahl Logan. „Der Mann weiß offensichtlich was er tut.“
Und tatsächlich. Nach wenigen Augenblicken ließ der Arzt das Messer fallen und griff sich den blutigen Metallsplitter.
Raven kam schlagartig zu sich, einen irren Ausdruck in den Augen, und wehrte sich sofort wieder. Er spie die Messerscheide aus und schrie. „Beeilen Sie sich!“, drängte Logan.
„Haltet Ihn still!“, befahl der Arzt und zog noch einmal an dem Projektil. Wider bockte Raven, konnte aber der Kraft von Tank und Logan nicht viel entgegensetzten.
Gerade als Logan Dachte, diese ganze Behandlung dauerte ewig, kam der Metallsplitter mit einem letzten Ruck und einem Schwall aus dunklem Blut frei. Sofort griff der Arzt nach einigen Utensilien, die er vor Beginn des Eingriffs bereitgelegt hatte, und holte Nadel und Faden daraus hervor.
Bevor er aber mit dem nähen begann, sah er sich die Verletzung an. „Wie vermutet, der Knochen ist unbeschädigt.“ Mit diesen Worten fing er an die offene Stelle zuzunähen. Dabei eröffnete sich ihnen eine weitere Schwierigkeit. Da der Metallsplitter das Bein durchschlagen hatte, galt es beide offene Stellen zuzunähen. Raven hatten in der Zwischenzeit aufgehört zu schreien. Er lag mit geschlossenen Augen da und murmelte etwas vor sich hin, sein Atem ging regelmäßig, wenn auch ein wenig flach.
Nachdem die Wunde geschlossen war, kam das Medigel ins Spiel. Der Doktor schmierte eine großzügige Menge der fortschrittlichen Heilsalbe auf die frischen Nähte. Nachdem dies getan war, wurde das Bein noch mit Verbänden versorgt.
Schweißgebadet atmete der Arzt auf. „Das war‘s. Sie können ihn wieder loslassen.“, meinte er erschöpft und begann damit, sich das Blut von den Händen zu wischen.
„Wird er durchkommen?“, fragte Logan. Erneut nickte der Arzt. „Wie gesagt: er wird es schaffen. Das Wahrscheinlich wird er wieder ganz gesund. Was er aber jetzt braucht, ist Ruhe. In ein paar Stunden dürfte er wieder zu sich kommen.“
Geistig und körperlich vollkommen erschöpft, schlurfte Logan zu einem Stuhl. Er musste sich setzten und ein wenig ausruhen. „Ich bin für das einfach zu alt...“, murmelte er, kurz bevor ihn der Schlaf übermannte, „...entschieden zu alt.“

Z03522
21.11.2010, 20:03
will ja ni ungeduldig sein aber wann geht es weiter ???