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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Invisible Hand - Deck 2 (Quartiere, Hilfsbrücke)



Kinman
24.09.2010, 14:49
Beschreibung der Invisible Hand (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=519670&postcount=135)| Wichtige Ereignisse (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=525110&postcount=154)

Auf Deck 2 befinden sich die Crewquartiere, die Hilfsbrücke und Lagerräume.

Zyon "Das Phantom" Galen
24.09.2010, 14:53
---> Invisible Hand; Startrampen und Hangar
Uhrzeit: 19:44 Uhr

Er kam nur langsam voran. Seine sperrige Rückenpanzerung machte das Robben in dem doch engen Schacht schwieriger und komplizierter als gedacht. Der Tunnel hatte vor einigen Minuten einen Knick nach unten vollzogen, sodass Zyon nun in völliger Dunkelheit unterhalb eines der Zugänge zum Hangar kroch. Die hämmernden Schritte auf dem blanken Metallboden ließen ihn erahnen in welche Richtung er sich bewegte. Sein Weg schien ihn vom Hangar wegzuführen. Vor ihm sah er einige Meter entfernt Licht durch eine Art Bodenrost fallen.

Großartig. Wenn die mich dort entdecken bin ich geliefert…

In Anbetracht der Enge war es ihm nicht möglich eine Waffe zu ziehen, geschweige denn in Anschlag zu nehmen.

Was mach ich auch mit einem Scharfschützengewehr innerhalb eines Schiffs?

Seufzend zog sich das Phantom voran. Das Rost kam näher.

Meine zwei Meter Körper sind nicht gemacht für sowas. Ein paar der Vorchas von vorhin wären hier sicherlich besser aufgehoben.

Die Öffnung lag nun direkt vor ihm. Einen Moment hielt er inne um einen Blick auf die wild kreischenden und rennenden Menschen zu erhaschen. Kurz überlegte er, ob es klug wäre eine Gasgranate als Überraschung dazulassen, aber dann würden sie wissen wo sich ihr Gegensacher befinden würde und ihn gleich einer Ratte aus der Kanalisation jagen. Gerade als der Turianer weiterrutschen wollte blieb jemand mitten auf dem Lichteinlass stehen. „Was soll die Scheiße?“ Zyons Herz setzte für einen Moment aus, da er dachte er wäre angesprochen worden. „Sir ich weiß es nicht…“ Eine Frauenstimme stammelte die Worte hervor. „Waren es nicht wir, die Omega überfallen wollten und nicht diese Typen, die uns einheizen sollen?“ „J-Ja… ich“ „Ich auch. Schnauze und Waffe laden.“ Die beiden stürmten hinfort.
Wenige Zentimeter tiefer wunderte sich ein Söldner und atmete in Angesicht der eben verschwundenen Bedrohung auf.

Die haben wirklich einen Scheißtag für ihre Invasion ausgesucht.

Aus dem Augenwinkel sah er hinter sich ein rotes Blinken. Seine medizinischen Systeme der Rüstung strahlten für seinen Geschmack zu viel Licht aus. Mühsam drehte er sich auf den Rücken. Die Lämpchen sollten ihn nicht verraten, wenn er unter dem Rost her kroch. Angestrengt drückte er sich mit den Beinen am Boden weiter und war nun mit seinem Gesicht auf Höhe der Schachtöffnung. Nach einer Minute anstrengender, geräuscharmer Arbeit verschwanden auch seine Füße aus dem Licht und er war wieder von Dunkelheit umgeben. In Bauchlage rutschte er vorsichtig weiter.
Eine gefühlte Ewigkeit später verbreitete sich der Gang und schloss an eine Art Wartungstunnel an. Hier war genug Platz um sich wieder in die Hocke zu begeben. Zyon musste insgesamt etwa ein Stockwerk tiefer gelandet sein. Zunächst folgte er dem sich vor ihm öffnendem Weg, bis er zu einer Schaltkonsole kam, die die Stromversorgung des Decks regelte.

Ah sehr gut hier haben wir eine Standortsanzeige…
Quartiere also…

Er hatte auf seiner Kriecheinlage eine ganz ordentliche Strecke zurückgelegt, wahrscheinlich um die 40 bis 50 Meter. Ein Blick auf seine Uhr…

Kein Streckenrekord… Definitiv ausbaufähig.

…verriet ihm die aktuelle Uhrzeit: 20:07 Uhr.

Na gut dann weiter.

Prüfend suchte er die Schaltafel ab. Einige Relais regelten die Energiezufuhr speziell für den Quartiersabschnitt, schienen auch die einzigen angreifbaren Subsysteme für den Moment zu sein, da weitere Abzweigungen für Frachträume und Startrampen zwar von hier aus prüf- aber nicht regelbar zu sein schienen. Der Plan gab weitere dieser Kontroll- und Wartungspunkte im hinteren Teil des Schiffes an.

Bis da komm ich nicht, außer ich robb wieder durch Tunnel, aber dann bin ich übermorgen noch nicht da.

Zyons missliche Lage machte die Sache auch nicht leichter. Ohne Kommunikation zu seinen Verbündeten und Verstärkung im Rücken, er durfte zu diesem Zeitpunkt bereits im Rücken der Parder sein, schien es ihm ein Akt der Unmöglichkeit etwas auszurichten.

Ich kann aber auch nicht hierbleiben, irgendwann kommt sicherlich jemand auf die Idee mal einen Blick hier reinzuwerfen.

Kurzerhand entschloss er sich erst mal für etwas Blindheit bei seinen Gegnern zu sorgen indem er mit seinem Gewehrkolben einige Sicherungen aus ihren Halterungen schlug sowie mehrere Hebel verbog und verzog.

Von hier wird da erst mal nichts mehr zu machen sein.

Einige Meter weiter war eine Verzweigung des Schachtes zu erkennen in deren Richtung sich der Turianer zunächst einmal in Bewegung setzte um dort dann auf einen Schachtausgang zuzukriechen. Mit einem vorsichtigen Blick nach draußen vergewisserte er sich, dass der Gang leer war, was zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht verwunderlich war, gab es doch ein Stockwerk höher gerade ein paar saftige Ohrfeigen für böse Jungs. Das Gitter war wenige Augenblicke später mit Schwung aus seinen Angeln getreten. Zyon schlüpfte hinaus und richtete sich endlich wieder zu voller Länge auf. Die Abdeckung ließ er halbherzig im Tunnel verschwinden, um nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen. Einen Klick später war sein Nachtsichtgerät aktiviert. Die nächstgelegene Tür stand bereits einen Spalt weit auf. In der Annahme die Kabine sei leer betrat das Phantom diese und ließ sich erst mal auf dem Bett nieder, das Gewehr auf die Tür gerichtet. Es schien ihm das Klügste erst mal abzuwarten um etwas später vielleicht wieder Anschluss an einen der Stoßtrupps zu gewinnen…

Uhrzeit: 20:09 Uhr

Kate Devereaux
24.09.2010, 22:21
<----- Invisible Hand - Deck 3

Invisible Hand - Deck 2: Korridor

Eigentlich hatte Kate mit Wachen hinter der Tür gerechnet, aber erneut standen sie in einem verwaisten Korridor. Dieser war nur um einiges schmaler, als der im darunter liegenden Deck. Weiter vorne mündete dieser Korridor in einen breiteren Gang, der rechtwinkelig zum jetzigen verlief. An der Kreuzung waren eindeutig Spuren eines Kampfes zu erkennen, selbst wenn die Leichen der Söldner und Nebelparder dort nicht gewesen wären.

Kate näherte sich der Kreuzung, während in ihrem Kopf bereits ein Plan entstand, wie sie die Hilfsbrücke übernehmen könnten. Anstatt auf rohe Gewalt, wie sie es bisher gedacht hatte, setzte dieser hingegen auf eine List. Eine List, welche ihnen möglicherweise wertvolle Sekunden erkaufen könnte. Als sie die Kreuzung schließlich erreichten, war der Eingang zur Hilfsbrücke bereits zu erkennen. Kate deutete dem Team stehen zu bleiben und zog ihren Kopf wieder zurück.
„Okay.“, meinte sie. „Ich habe einen Plan, wie wir die erledigen können. Die Idee ist vielleicht riskant, aber auf jeden Fall den Versuch wert.“ Sie atmete tief ein, bewusst, dass dieser Plan ziemlich sicher auf Ablehnung stoßen würde.
„Ich werde mich denen ergeben. Ich gehe nicht davon aus, dass sie mich sofort erschießen, denn lebend bin ich ihnen wesentlich mehr wert. Das sollte mir genug Zeit erkaufen, um auf die Hilfsbrücke zu gelangen, selbst wenn sie das nicht wollen. Die Schilde der Rüstung halten einige Sekunden Beschuss stand.“ ‚Und wenn sie mich bewachen, dann riskieren sie dabei noch auf ihre eigenen Leute zu schießen…’
„Lange genug, dass ich die Tür von innen wieder öffnen und blockieren kann. Außerdem sollten mir ein paar biotische Tricks dabei helfen. So wie ich drinnen und die Tür noch oder wieder offen ist, stürmt ihr nach und kümmert euch um die Typen.“

„Aber…“, wollte Kiba protestieren, doch Kate hob sofort die Hand, um zu signalisieren, dass sie keinerlei Widerrede hören wollte. „Ich werde das überstehen. Selbst wenn es schief geht, reicht meine Kraft, um wieder heraus zu kommen.“ Sie wusste nicht, ob sie die Quarianerin überzeugen konnte, aber sie ließ ihr auch keine Zeit, sich zu beschweren.
„Und sollte das passieren, hat Kaneshtis freie Bahn von der anderen Seite. So oder so gewinnen wir.“, erklärte Kate dann allen. Ausgesprochen klang der Plan tatsächlich vernünftiger, als sie gedacht hatte. Solange die Nebelparder keine schweren Waffen haben würden, stünden sie im schlimmsten Fall gleich da wie jetzt auch. Allerdings hätten sie dann die Aufmerksamkeit der Nebelparder auf sich gezogen und Kaneshtis würde tatsächlich ein leichteres Spiel haben.
„Ich werde unbewaffnet reingehen.“ Kate nahm ihr Sturmgewehr und drückte es Chaos in die Hand. Anschließend lud sie einen frischen Thermoclip in die Pistole und übergab diese ebenso an die Ex-Marine. „Gib mir drinnen die Pistole zurück. Das STG kannst du derweil wo liegen lassen.“

Erneut schien Kiba ihre Bedenken äußern zu wollen. Sie machte zwei Schritte auf Kate zu und faltete ihre Hände zu einer bittenden Geste. Innerlich war Kate fast ein wenig von der Besorgnis der Quarianerin berührt und es tat ihr tatsächlich leid, dass sie ihr erneut widersprechen würde müssen. Doch dann entschied sich Kiba selbst dazu, nichts zu sagen.
Einen Augenblick später fielen irgendwo Schüsse und ein Schrei erklang. Doch die Geräusche waren gedämpft und es war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Möglicherweise kamen sie sogar von einem anderen Deck. ‚Wenn die das auf der Hilfsbrücke trotzdem hören können…’

„Gebt mir ein paar Sekunden Vorsprung und wünscht mir Glück!“, bat Kate ihre Teamkollegen und machte sich sofort auf den Weg. Bei der Kreuzung bog sie links ab und stieg vorsichtig über eine Leiche. Die Arme hatte sie leicht erhoben, mit den Handflächen nach vorne. Ihr Herz schlug schneller und ihr Körper war bereit, jederzeit eine Welle aus biotischer Energie auszusenden, sollte es nötig werden. Allerdings achtete sie darauf, dass dieser Zustand von außen nicht erkennbar war.
Drei Meter trennten sie noch von der Hilfsbrücke, als die Steuereinheit von rot auf grün wechselte und das gepanzerte Schott zur Seite wich. Ein Nebelparder steckte den Kopf heraus. ‚Bingo!’

„Ich ergebe mich!“, sprach Kate laut und deutlich. Der Gesichtsausdruck des Nebelparders änderte sich in sekundenschnelle. „Ich bin unbewaffnet und habe wichtige Informationen.“, fügte Kate hinzu und verlangsamte ihre Bewegung. Sie wollte näher zur Hilfsbrücke, doch musste sichergehen, dass der Nebelparder sie nicht als Bedrohung betrachtete.
„Halt!“, rief dieser ihr zu und trat komplett heraus. In der Hand hielt er eine gewöhnliche Pistole. Kate hob ihre Hände etwas höher. Für einen Augenblick richtete der Soldat seine Aufmerksamkeit nach drinnen, aber selbst wenn Kate ihn angreifen hätte wollen, wäre ihr dafür nicht genug Zeit geblieben.
„Da hat sich eine ergeben. Meint, sie hat Informationen.“, sprach er und antwortete vermutlich auf eine Frage. Die Entgegnung konnte Kate nicht vernehmen.
„Nein, ist scheinbar unbewaffnet.“, sprach er dann wieder. Erneut bekam er Anweisungen und nickte.

„Du, komm her. Aber langsam und vorsichtig. Keine falsche Bewegung!“, befahl er schließlich Kate. ‚Es klappt!’ Behutsam ging Kate auf den Mann zu, der seinerseits einen gewissen Mindestabstand zu ihr einhielt und sie nicht aus den Augen ließ. Endlich konnte sie einen Blick auf die Hilfsbrücke werfen. Zwei weitere Soldaten - beide in voller Rüstung - hatten ihre Sturmgewehre auf sie gerichtet, mehrere Offiziere gingen ihrer Arbeit nach, hielten aber inne, als Kate schließlich die Hilfsbrücke betrat. ‚Ich muss schnell handeln. Wenn ich zu weit vom Schott entfernt bin…’

„Legt ihr Fesseln an und dann…“ Mehr konnte Kate nicht mehr vernehmen. Sie hatte ihre Augen geschlossen, um ihre Konzentration zu erhöhen. Geistig stellte sie sich die Hilfsbrücke vor und fokussierte sich auf den Raum. Sie spürte, wie die statische Elektrizität, die einem massiven Biotikeinsatz vorausging, auf ihrer Haut kribbelte, einen Weg zur Entladung suchte. Ihre Muskeln spannten sich an und mit einem kurzen Stechen im Kopf versuchte sich ihr Körper gegen diese Belastung zu wehren. Kate blendete den Schmerz und alles andere um sich herum aus. Sie hatte das Gefühl, als würde es sie jeden Moment zerreißen. Während für sie der ganze Prozess eine kleine Ewigkeit dauerte, verging in Wirklichkeit gerade mal eine Sekunde. ‚Jetzt!’

Mit unbeschreiblicher Wucht löste sich die dunkle Energie und sammelte sich über der gesamten Hilfsbrücke. Ein Masseneffektfeld ungeahnten Ausmaßes bildete sich und riss alles, was nicht festgemacht war, nach oben. Die Soldaten vor ihr, die Offiziere weiter hinten, PDAs, Waffen, Thermoclips und andere Ausrüstung verlor den Halt und flog nach oben, angezogen durch das Effektfeld.
Kate selbst war am Rande des Gravitationswirbelsturms und blieb somit unbeschadet stehen; umhüllt von blauen Flammen, die immer wieder in die Mitte des Effektfeldes züngelten. Sie war in ihrem Element. Während die Singularität sie vorhin fast aufgezerrt hatte, so war die Telekinese kontrollierbar. Sie konnte den Energiefluss so regeln, dass ihr genügend Reserven blieben. Es war ihr Metier.
Zuerst wollte Kate nach ihrem Team rufen, denn das Schott zur Hilfsbrücke stand noch immer offen, aber der Lärm, den sie durch die Biotik produzierte und die wütenden und panischen Schreie der Menschen, würden bestimmt ausreichen, um die anderen auf den Vorgang aufmerksam zu machen.

Ein Soldat war gut, denn er hatte die Orientierung trotz seines Schwebezustands nicht verloren. Er feuerte mit seiner Waffe auf Kate, aber die wenigen Projektile, die sie trafen, wurden vom Schild der Rüstung abgelenkt. Es war an der Zeit, für Phase zwei des Angriffs. Mit einem Gedanken kehrte Kate die Wirkung des Masseneffektfeldes um und anstelle alles nach oben zu ziehen, war es nun abstoßend und donnerte die Nebelparder zurück auf den Boden. Doch die Wirkung war bei weitem nicht mehr so stark. Trotz der meisterhaften Beherrschung von Telekinese gab es gewisse Grenzen, die Kate nicht überschreiten konnte. Außerdem konnte sie es nicht riskieren, dass der Energieverbrauch sie zu sehr ausbrannte. Ihr Ziel war trotzdem erreicht, die Soldaten waren für einige Sekunden völlig außer Gefecht. Jetzt mussten sie nur noch von ihrem Team erledigt werden.

Allerdings hatte sie übersehen, dass ein Nebelparder bereits wieder auf den Füßen war. Er hatte keine Waffe, doch plötzlich schoss eine Ladung dunkler Energie von ihm zu Kate. Sie sah es im letzten Augenblick und warf sich gerade noch rechtzeitig auf den Boden. Trotzdem streifte sie das Effektfeld und presste sie noch fester auf den Boden. Die Luft wurde ihr aus den Lungen gequetscht und ihr wurde für einen Moment schwarz vor den Augen. Doch sie konnte ihr Bewusstsein behalten und wieder nach Luft schnappen.
„Achtung, Biotiker!“, warnte sie all jene aus ihrem Team, die sich bereits auf die Hilfsbrücke begaben.

Kaneshtis
24.09.2010, 22:55
Eine knappe Bestätigung von Kate und der Hinweis auf eine Quarianerin mit rotem Visir. 'Das kann eigentlich bloß die gesuchte Quarianerin sein... Aber was soll's ich werde bestimmt nicht in einer Schlacht gegen die Nebelparder auf Verbündete schießen. ... Haben die Nebelparder den Quarianern eigentlich etwas getan oder warum seh ich eigentlich so viele von denen?', die Fahrstuhltüren öffneten sich, 'Aber das ist im Moment nicht wichtig.'

Der Gang vor ihm war etwa 30m lang und hatte nur eine Tür auf der rechten Seite. Nach diesen 30m würde der Gang nach rechts abknicken und auf der linken Seite würde sich dann die Hilfsbrücke befinden. Hinter einer weiteren Biegung wäre dann ein weiterer Aufzug, 'Zur Not eine Rückzugsmöglichkeit – Hoffentlich brauche ich sie erst gar nicht.'

Der harte Drill im STG-Aufnahmeprogramm zahlte sich endlich aus; ohne auch nur das geringste Geräusch zu machen pirscht sich Kaneshtis bis an die erste Biegung. Eine Aufnahme mittels des Universalwerkzeug zeigte ihm zwei Wachen an diesem Eingang der Hilfsbrücke. Sie unterhielten sich und das in seine Richtung gewandte Gesicht der einen Wache wirkte angespannt.
Das Bild grub sich in das Unterbewusstsein des Scharfschützen. Er festigte den Griff um sein neues Gewehr und in einer flüssigen Bewegung drehte er sich halb aus der Deckung, legte an und feuerte zwei schnelle Schüsse ab.
Die Entfernung war im Grunde lächerlich, höchstens 20m, er hatte ohne Zieloptik gefeuert und dennoch zerfetzte das erste Projektil die Schilde der Wache, die in jetzt mit schreckensstarren Augen anschaute, bevor das zweite diesen Ausdruck für immer auf sein Gesicht bannte.

Wegen des Schalldämpfers fuhr die zweite Wache erst herum, als das Schild seines Kameraden hell aufleuchtete und dann kollabierte. Er hielt das Sturmgewehr auf den Salarianer gerichtet, aber in seinen Augen las er erst die blanke Furcht, die ihn für einen Moment gepackt hielt und dann die Erkenntnis, dass dieser Augenblick zu lang gewesen war.
Er sackte mit einem leisen Plumpsen an der Wand herunter, dabei hinterließ er eine feine Blutspur, die bald zu einer ganzen Lache anschwellen würde.

„Kaneshtis an Team Beta: Befinde mich jetzt direkt vor meinem Eingang der Hilfsbrücke. Erbitte Hinweise auf das Timing meines Angriffs.“
Doch genau in diesem Moment ertönte ein gedämpftes Donnern, wie von einem fernen Erdbeben aus der Hilfsbrücke.

Tanya Schäfer
25.09.2010, 06:15
Invisible Hand - Deck 3 >>>>

Invisible Hand - Deck 2 (Quartiere, Hilfsbrücke)

Kate machte denn wahnwitzigen und abgrundtief bescheuerten Vorschlag, sich ohne irgendwelche Waffen direkt in die Hilfsbrücke zu begeben. Noch bescheuerter und wahnwitziger war dann auch noch die Idee, dass sie sich denn Nebelpardern ergeben würde, um dann die Brücke von innen heraus sabotieren zu können, sobald sie gefangen genommen worden war. Das kratzwütige Kätzchen fragte zwar in gewisser Weise nach der Meinung des Teams, drückte gleichzeitig aber mit einer gebieterischen Handbewegung aus, dass sie keine Wiederrede dulden würde. Nicht, das Tanya überhaupt vorgehabt hätte, die Latina-Schlampe von ihrer Idee abzuhalten. Der Hackerin war es ehrlich vollkommen egal.

Ob sie heimliche, dunkle Fantasien hat, die genau ins Szenario hier passen? Bei dem Gedanken überflog ihr Blick den Körper ihrer Gruppenführerin, welche in ihrer eng anliegenden, natürlich schwarzen, Rüstung ein wirklich hervorragendes Vergewaltigungsopfer für so eine Schlacht darstellte. Die langen schwarzen Haare und fast schon Kaffeebraune Haut änderten an diesem Umstand genauso wenig, wie das hübsche Gesicht der beinahe-Jugendlichen. Aber hey! Mir soll’s egal sein. Hehe, ich bin ja eh nur neidisch. Scheiß drauf, machen wir mal unsern Job. Kate hatte sich mental scheinbar auf die kommende Massenvergewaltigung ihrer vorbereitet und brach auf, während Tanya sich kurz den beiden Waffen widmete, die man ihr vererbt hatte. Die Pistole klemmte sie schließlich an ihre Rüstung und das Sturmgewehr nahm sie, wie immer, in Vorhalte.

„Na dann, gucken wir mal wie viel Kitty schon geschluckt hat.“ Ließ die Siebenundzwanzigjährige nach ein paar Sekunden schließlich hören, achtete allerdings wieder überhaupt nicht ernsthaft darauf, ob die beiden anderen Teammitglieder derselben Meinung waren. Noch während sie die wenigen Meter die Treppe hoch und zur Hilfsbrücke hinter sich brachte, realisierte die Hackerin eine gewaltige Art von Explosion oder Schockwelle, dicht gefolgt von lautem Gebrüll. Erst als Tanya sich auf einer direkten, grade Linie zu dem offenen Zugangsschott der Hilfsbrücke befand, konnte sie sehen, was genau vor sich ging. Kate stand am Rand eines gewaltigen biotischen Schauspiels und spielte Ping Pong gegen den Boden der Brücke, die Nebelparder durften allerdings nicht mitspielen - sie waren die Bälle.

Das Match wurde leider beendet, fast in dem Augenblick, in welchem die Hackerin die Brücke endlich betreten hatte. Als Kate sich dann auf den Boden warf, dabei nur knapp einer Welle dunkler Energie auswich und ein „Achtung, Biotiker!“ rief, war es eindeutig: Einer der Nebelparder war von dieser Art Ping Pong dermaßen begeistert, dass er es direkt auch mal probieren wollte. Die Salve aus Tanyas Sturmgewehr schien ihn – oder seine Schilde – dabei auch gar nicht groß umstimmen zu können und bevor er eine zweite Ladung ekliger Biotik loslassen konnte, warf die Soldatin a.D. sich hinter die nächstmöglich Deckung – irgendeine Konsole, deren Sinn sie in dem kurzen Augenblick nicht entziffern konnte. „Tolles Timing! Biotik ist doch dein Element, viel Spaß!“ warf sie der Cheerleaderin zu, dicht gefolgt von der Pistole, die sie für sie halten sollte. Unmittelbar danach duckte sich die Hackerin dann jedoch trotzdem aus der Deckung. Der Biotiker war verschwunden, oder eher irgendwo in Deckung gegangen, doch stattdessen hatte sich nun ein anderer Parder aufgerappelt, schien jedoch irgendwelche Probleme mit seiner Waffe zu haben, die seine Aufmerksamkeit einforderte.

„Kaneshtis an Team Beta: Befinde mich jetzt direkt vor meinem Eingang der Hilfsbrücke. Erbitte Hinweise auf das Timing meines Angriffs.“ „Jetzt! Aber nicht direkt losballern.“ zischte Tanya kurzerhand in das Reservemikro, welches im Kragen ihrer Rüstung eingebaut war. Die Frau stand blitzschnell aus ihrer geduckten Haltung auf und zielte mit dem Sturmgewehr auf den einzigen – und noch immer hektisch an dem Gewehr rummachenden – Nebelparder. „Waffe weg, du Hurensohn!“ – der Parder riss erschrocken den Blick hoch, ließ nach einem Warnschuss gegen seinen Schild dann jedoch das Gewehr fallen. – „Und der Rest hält seine Fratzen am Boden! Seh ich eine Fratze aufpoppen, gibt’s nen Kopfschuss! Seh ich einen am Boden rumkriechen, gibt’s auch nen Kopfschuss! Hat einer ne Knarre in der Hand, gibt’s – oh hey, Überraschung! – auch einen Kopfschuss! Denkt einer von euch schmutzige Sachen, gibt’s ebenfalls einen - und dazu noch einen in die Eier!“

Die Hackerin ließ ihr Sturmgewehr über einige der am Boden liegenden Parder schweifen, die wenigstens hatten das Glück gehabt, hinter irgendeiner Art von Deckung zu landen. Noch weniger trugen wirklich Rüstungen und wiederum noch weniger von denen, waren voll Bewaffnet. Der Großteil der Gruppen schien aus Schiffspersonal oder anderen Fachkräften zu bestehen, während es nur eine minimale Zahl an Kämpfern gab. Einer dieser Kämpfer hatte es sich offenbar zum Ziel gemacht, auf Tanyas eindeutige Hinweise zu scheißen und seine Wichsgriffel nach einer am Boden liegenden Pistole auszustrecken. Es dauerte zwar eine Salve aus ihrem, respektive Kittys, Sturmgewehr, bis die Drohung bezüglich des Kopfschusses wahr gemacht werden konnte, letztlich allerdings geschah genau das. Die – durch die vorherige Krafteinwirkung durch Kates Biotik – in Mitleidenschaft genommenen Schilde gaben nach und die Kugeln hämmerten in den Schädel des Soldaten. „Ich hab was gesagt! ‚Befehl und Gehorsam‘ – das sollte euch allen nen Begriff sein! Noch sowas und es gibt Gratis-Kopfschüsse für jeden!“

ME-NPC 5
25.09.2010, 16:34
Name: Nalya Dalinari
Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
Spezies: Asari
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< Deck 3

Invisible Hand – Deck 2: Wartungsschächte

Nalya war keine Sekunde zu früh losgerannt, das wurde ihr sehr schnell klar, als die ersten der Vorcha, die sich an ihre Fersen geheftet hatten, vermutlich doppelt so schnell wie die Asari zuvor die Leiter erklommen hatten und erneut das Feuer auf ihre vermeintliche Beute eröffneten. Erneut rasten zahllose Projektile durch die düsteren Tunnel der Wartungsschächte und zu Nalyas Unglück war die Strecke, die sie bis zur nächsten Abbiegung zurücklegen musste, zu lang, als dass sie größere Schäden an ihren Schilden hätte vermeiden können. Viel zu viele Schüsse trafen tatsächlich ihr Ziel und Nalya spürte jeden einzelnen von ihnen gegen ihre Panzerung schlagen. Als sie letztendlich keuchend die vorläufige kurze Sicherheit hinter der nächsten Ecke der Schächte erreicht hatte waren ihre Schilde bereits zu einem Großteil dahin – und ihr stand noch ein letzter langer Lauf bevor.
Dort, weit hinten am Ende des vor ihr liegenden scheinbar endlos langen Tunnels reflektierte eine weitere Leiter das Licht ihres Universalwerkzeugs.
Dieser Anblick spornte sie noch viel mehr an als die zischenden und krächzenden Rufe der Vorcha, die nach wie vor hinter ihr ertönten, denn tatsächlich schien dieser eine mögliche Ausgang ihre letzte Chance auf Rettung zu sein.
Die Verfolgungsjagd durch die Schächte hatte bereits ihre Wirkung gezeigt, denn nun, da es auf nichts mehr als auf Geschwindigkeit ankam, fühlte sich Nalya bereits völlig ausgelaugt und nahezu unfähig, jenes scheinbar unendlich ferne Ziel zu erreichen. Doch sie hatte schlicht und einfach keine andere Option als ohne jede Unterbrechung weiterzurennen, wenn sie dieses verdammte Schiff jemals wieder außerhalb eines Vorcha-Magens verlassen wollte.

Scheiße, verdammt, kann ich nicht mal aufhören, ans Gefressen werden zu denken, sondern einfach laufen? Es sind doch nur noch diese beschissenen paar Meter… und dann geht die Luke nicht auf. Göttin, ich seh’s kommen, ich schaff es noch rechtzeitig und das verdammte Ding geht einfach nicht auf! Oh, Göttin, bitte, bitte lass doch die beschissene Luke einfach aufgehen… und lass vor allem überhaupt eine da sein, wenn’s da wieder nur ein Stockwerk höher geht, bin ich geliefert! Ich bin doch sowieso geliefert, verdammt! Wie soll ich hier denn bitte noch rauskommen? Jeden Moment biegen die schießwütigen Mistviecher um die Ecke und selbst wenn die nicht grade am Kopf treffen, sind trotzdem meine Schilde jeden Moment im Arsch und dann muss da natürlich auch noch eine Luke am Ende der Leiter sein und zwar eine, die sich öffnen lässt! Und selbst wenn ich auf diesem gottverdammten Schiff endlich mal so scheiße viel Glück haben sollte, verreck ich doch trotzdem noch, weil ich irgendwo auf den oberen Decks mitten unter Nebelpardern rauskomme, die mich allesamt abknallen wollen! Warum musste ich eigentlich bei dieser Scheißaktion mitmachen?! Warum zur Hölle bin ich nicht einfach im Hangar geblieben?! Und warum bleib ich nicht einfach stehen, anstatt mich hier auch noch halb tot zu rennen, ist doch sowieso alles scheißegal, oder?!

Aber natürlich blieb sie nicht stehen, denn egal wie hoffnungslos die Lage sich ihr auch darstellte, sie besaß noch genug Überlebenswillen, um es zumindest drauf ankommen zu lassen.
Letztendlich hatte sie noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt, als die Vorcha bereits wieder direkt hinter ihr waren und unter Zischen und Fauchen durch den Schacht hinter ihr her jagten, wobei die meisten von ihnen ohne zu zögern ein weiteres Mal auf die verzweifelt flüchtende Asari feuerten.
Überall um Nalya herum schlugen Kugeln in Wände und Boden ein, wurden teilweise abgelenkt und bahnten sich so ihren Weg durch den gesamten Tunnel, unter anderem allmählich auch durch Nalyas stetig schwindende Schilde. Sie versuchte, es einfach nicht zu beachten, einfach alles andere zu ignorieren und sich nur noch auf das Erreichen der Leiter zu konzentrieren und darauf, nicht schlapp zu machen, auch wenn sie inzwischen glaubte, ihre Lungen würden jeden Moment platzen.
Es war zwar schwierig eine Horde blutdurstiger Vorcha, die gerade eben mit aller Macht versuchte, einen umzubringen, zu ignorieren, aber wenn man erstmal anderweitig genug Schmerzen und Erschöpfung verspürte, gelang es sogar halbwegs.
In Nalyas Fall zumindest für die nächsten paar Meter bis ihre Schilde schließlich endgültig kollabierten.
Es wurde ihr im Grunde aber erst bewusst als sich bereits die ersten Projektile in ihre Panzerung bohrten und zu ihrem Glück größtenteils von ihrer Haut ferngehalten wurden – sie konnte trotzdem jedes einzelne spüren und spornte sich nun nur noch mehr an, so schnell wie nur möglich die letzten Meter zurückzulegen.

Dafür, dass ihr die Strecke zu Beginn so endlos lang erschienen hatte, erschien es ihr tatsächlich als eine kleine Rekordleistung, wie schnell sie es letztendlich dennoch geschafft hatte. Es war fast zu perfekt um wahr zu sein, dass sie es wahrhaftig ohne nennenswerte Verletzung oder von irgendjemandem eingeholt worden zu sein bis zur rettenden Leiter geschafft hatte… zu perfekt.
Nalyas zitternde Finger streckten sich gerade hastig nach den ersten Sprossen aus, als sich eines der Projektile beinahe ungebremst ins Fleisch ihrer Schulter bohrte. Es wäre im Grunde fast noch als Streifschuss durchgegangen, lediglich ein wenig Blut spritzte vor ihr auf das rostige Metall der Leiter und außer einem anständigen Schrecken spürte sie in ihrer Panik kaum etwas. Der zweite Treffer hingegen war etwas schmerzhafter.
Nalya hatte sich mit Mühe und Not die ersten Sprossen der Leiter hinaufgeschoben und konnte über sich bereits deutlich die möglicherweise lebensrettende, aber möglicherweise auch verhängnisvolle Luke sehen, als sich ihr eine weitere Kugel durch die Rüstung hindurch in die Seite bohrte. Nalya unterdrückte ein Aufstöhnen und biss die Zähne zusammen. Sie konnte es sich jetzt nicht mehr leisten, wegen den paar Schmerzen mehr langsamer zu werden.
Unerbittlich zog sie sich weiter nach oben und beachtete die Vorcha nicht, die ihr bereits gefährlich nahe gekommen waren und nur darauf warteten, sie endlich in ihre Klauen zu bekommen.
Sie erreichte die Luke, machte sich innerlich auf die vermutlich letzte Enttäuschung ihres viel zu kurzen Lebens gefasst, und drückte schließlich mit all ihrer verbliebenen Kraft gegen diesen Schachtzugang, der ihre einzige und letzte Chance auf Rettung war.

Gleißend helles Licht strömte ihr entgegen und blendete sie für einen kurzen Moment, als die Luke widerstandslos aufschwang und sie den hell erleuchteten Gängen auf Deck 2 der Invisible Hand preisgab. Paradoxerweise empfand sie für einen kurzen Moment Ärger darüber, dass ihr das grelle Licht auch noch schmerzende Augen bescherte, bevor sie wirklich realisierte, was gerade geschehen war.
Ob es nun die Göttin, das Schicksal oder einfach purer Zufall gewesen war: irgendwas hatte Nalya den unendlich großen Gefallen getan, sie die Luke unverschlossen vorfinden zu lassen.
Mit gefühlter letzter Kraft zog sie sich nach oben aus den Wartungsschächten heraus, stolperte ein paar Schritte nach vorne und stützte sich schließlich mit beiden Händen und nach Luft ringend an einer der Wände des Ganges ab.

Scheiße… war das knapp. Wenn die Luke nicht offen gewesen wär, wär ich jetzt Vorcha-Futter. Nalya! Wie dumm bist du eigentlich?! Mach die verdammte Luke zu, sonst kommen die doch durch und erledigen dich doch noch!
Allerdings kam sie nicht mehr dazu, die Luke tatsächlich zu schließen, was wohl darin begründet lag, dass die kleine Nebelparder-Truppe, die soeben weiter hinten im Gang um die Ecke gebogen war, sie mit einem lauten „Scheiße, Alien!“ auf sich aufmerksam machte.
Hätte sich der Ausstieg, den Nalya benutz hatte nicht glücklicherweise am anderen Ende des Ganges befunden, sodass es sie nur wenige Sekunden kostete, um hinter die nächste Ecke zu verschwinden, wäre das wohl ihr Ende gewesen.
So aber warf sie nur einen letzten kurzen Blick auf die Nebelparder und anschließend auf die Luke in der sie bereits eine undeutliche Bewegung erkennen konnte, bevor sie wie schon so oft zuvor erneut lossprintete.
Natürlich, Nalya, was sonst? Als wäre es vorstellbar gewesen, dass hier oben nicht sofort 'n Trupp Parder vorbeirennt! Scheiße, ich kann langsam echt nicht mehr… was kommt eigentlich noch alles? Wenigstens standen die nicht schon da, als ich rausgekommen bin… und ich hab die Luke nicht zugemacht, das heißt, wenn die Vorcha da jetzt rauskommen und die Nebelparder in sie rein rennen… ha! Das haben die verdient und zwar allesamt!

Für einen kurzen Moment legte sich angesichts dieser glücklichen Entwicklung tatsächlich ein gehässiges Lippen auf Nalyas Lippen, bis es ihr durch die Schmerzen, die sie inzwischen im gesamten Oberkörper verspürte wieder vom Gesicht gewischt wurde.
Stehenbleiben war allerdings immer noch keine Option, denn die Vorcha würden sich angesichts der bewaffneten Parder-Soldaten wohl ziemlich schnell wieder in ihre elenden Wartungsschächte verkriechen und die Menschen hatten danach mit Sicherheit sofort wieder Nalya auf dem Schirm, die unterdessen damit rechnete, jeden Moment einer weiteren Gruppe Parder über den Weg zu laufen.
Würde ja auch passen, oder? Das hier sind die oberen Decks, da gibt’s garantiert noch am meisten von diesen scheiß Rassisten… und anscheinend auch schon Söldner…
fügte sie gedanklich noch hinzu, als sie in gar nicht allzu weiter Ferne Schüsse hören konnte.
Und somit wären wir wieder in der Ausgangssituation: Irgendwo auf diesem beschissenen Schiff, alles voller Parder und Söldner die mich wahrscheinlich eh alle umbringen wollen und ich hab keine Ahnung wo’s langgeht! Ach nein, Moment, es ist ja sogar noch schlimmer geworden: Ich werd auch noch von 'nem Haufen Parder verfolgt, hab zwei Kugeln von diesen gottverdammten Vorcha kassiert und ich glaub, meine Lunge zerreißt’s gleich! Aber hey, wenn die mich erwischen, sterb ich mit 'n bisschen Glück wenigstens durch ne Kugel, ist ja noch verhältnismäßig schnell und schmerzlos. Zu blöd, dass ich hier nicht verrecken will!

Hinter Nalya ertönten während dieser Gedanken bereits die Schüsse der Parder und die inzwischen verhassten zischenden Stimmen der Vorcha, die hoffentlich absolut nichtsahnend aus dem Schacht gekrochen waren und nun auf schlimmstmögliche Art und Weise niedergemetzelt wurden.
Dummerweise hatte Nalya im Moment keine Zeit, sich das Schauspiel noch anzusehen, ganz abgesehen davon, dass schon wieder etwas anderes ihre Aufmerksamkeit für sich beanspruchen wollte: Nessari.
„Team Delta, hier spricht Shaiya Nessari. Die Feuerleitzentrale ist gesichert, ARGUS hat soeben die Kontrolle über die Feuerleitsysteme übernommen. Nessari Out.“

Danke, deine Stimme will ich jetzt echt hören! Seit wann heißen wir eigentlich Team Delta, wer hat das denn bitte festgelegt? Du wahrscheinlich, bist ja eh der Teamlead seit Galen sich verpisst hat, schon klar… hey, Moment mal! Wenn sie unseren Job erledigt hat, sind wir ja eigentlich fertig, oder? Ja, Nalya, sind wir, aber die werden dich jetzt nicht einfach abholen und hier raushaun, versuch erstmal nicht zu verrecken! Und wenn du dann, nachdem du durch das nächste Wunder, das dir hoffentlich noch widerfährt, sämtliche Parder abgeschüttelt hast, noch in einem Stück bist und vielleicht mal ein paar Sekunden Ruhe hast, dann kannst du daran denken hier zu verschwinden! Oh mann, ich will gar nicht wissen wie toll sich Nessari jetzt vorkommt, dass sie ganz allein die beschissene Feuerleitzentrale übernommen hat… hat sie wahrscheinlich gar nicht, aber was soll’s? Verdammt, Nalya, konzentrier dich lieber auf’s Abhaun!

Hinter ihr hatten die Schüsse bereits aufgehört und man konnte nur noch die Rufe der Nebelparder und ihre schnellen Schritte durch die Gänge hallen hören. Dummerweise klang das, was sie da riefen nach einer Art Wegbeschreibung – vermutlich teilten sie soeben über Funk sämtlichen verfügbaren Soldaten mit, was los war, auch wenn sie weiter vorne immer noch Schüsse hören konnte, die eigentlich ein wenig wichtiger hätten sein sollen als eine einzelne Asari. Vermutlich war die Truppe hinter ihr aber ohnehin schon auf dem Weg in diese Richtung gewesen oder verband das Nachsehen einfach mal mit einer kleinen Hetzjagd – wenn man nicht grade eben quer durchs ganze Schiff gerannt war, stellte das für die vermutlich auch keine allzu große Herausforderung dar.
Nalya hingegen hatte allmählich endgültig genug vom ständigen Wegrennen, sie würde das nicht mehr ewig durchhalten und es war schwer vorstellbar, dass sie in den nächsten Minuten einfach so irgendwer retten würde – freiwillig würde sie zumindest nicht in Richtung irgendwelcher Feuergefechte laufen, denn eine Horde schießwütiger und/oder notgeiler Söldner war mindestens genauso schlimm wie eine Truppe Nebelparder am Arsch hängen zu haben.
Freiwillig wäre sie an der nächsten Kreuzung also nicht nach rechts abgebogen, wäre nicht ein zweiter Trupp Nebelparder ihr direkt entgegengekommen und hätte ohne zu zögern das Feuer eröffnet. Nayla hatte eben noch rechtzeitig die Kurve gekriegt, um nicht getroffen zu werden und stellte mit einem schmerzverzerrten Grinsen fest, dass in dem Gang, den sie gerade verlassen hatte einige Nebelparder wütend losbrüllten – die hatten wohl die Kugeln abgekriegt, die Nalya gegolten hatten.
Der Nachteil an der ganzen Sache war wohl, dass Nalya nun schon zwei Parder-Trupps hinter sich herzog und ohne es wirklich mitbekommen zu haben direkt auf die Hilfsbrücke zusteuerte.

Hey, so muss sich die Pardertusse von vorhin auch gefühlt haben, als sie in den Bereitschaftsräumen an mir vorbeigezischt ist… in den Bereitschaftsräumen die ich nie hätte verlassen müssen, wenn überall auf diesem Schiff sowieso nur die gleiche Scheiße läuft. Scheiße, ich lauf doch grade genau in die Richtung in der’s vorhin die Schüsse gab, oder? Verdammt, wenn da immernoch Söldner sind werden die sich bestimmt über mich freuen… oder besser gesagt über die vielen zusätzlichen Parder, die ich anschleife… vielleicht sind sie dann wenigstens sauer genug, mich einfach nur noch umzubringen…

Inzwischen war es allerdings zu spät, um noch einmal die Richtung zu ändern, sodass Nalya ohne jegliche Ausweichmöglichkeiten direkt den Gang entlang Richtung Hilfsbrücke raste – die Nebelparder hinter ihr hatten vereinzelt bereits das Feuer eröffnet, lagen aber noch zu weit zurück, um wirklich einen Effekt zu erzielen. Nalya unterdessen kämpfte sich eisern vorwärts und versuchte, trotz der Erschöpfung nicht allzu viel an Geschwindigkeit einzubüßen, denn das hätte ihr in dieser Situation leicht den Kopf kosten können. Sie musste zumindest noch diese verdammte nächste Tür erreichen, sie wusste, dass sie zumindest das noch hinbekommen musste, bevor ihr endgültig die Kräfte ausgingen.

Und tatsächlich hatte sie es einige ewige Sekunden später geschafft. Sie sprang regelrecht durch die Tür hindurch, vor deren Erreichen sie zunehmend langsamer geworden war, ebenso wie ihr Keuchen lauter geworden war und ihre Lungen angefangen hatten, endgültig zu streiken – Nalya hatte, das Gefühl, endgültig keine Luft mehr zu bekommen und selbst ihr Speichel schien inzwischen ekelhaft nach Blut zu schmecken.
Sie hatte die Hilfsbrücke trotz allem erreicht, noch immer ohne zu wissen, wo sie sich überhaupt befand und schaffte es trotz dem Umstand, dass sie soeben nach Atem ringend durch die Tür gestürzt war und sich am liebsten einfach auf den Boden hätte fallen lassen, sich einen kurzen Überblick über die Situation zu verschaffen.
Der Raum war voller Parder, die völlig durcheinander auf dem Boden lagen, der Großteil überraschenderweise sogar noch am Leben – verantwortlich dafür war ganz offensichtlich die ebenfalls anwesende ziemlich bunt zusammengewürfelte Söldnertruppe.
Nalya konnte im Grunde nur zwei Menschenfrauen und einen ziemlich riesigen Kroganer ausmachen, bevor sie schließlich zum Stehen kam und sich noch einmal hektisch umwandte: Die Nebelparder waren im Anmarsch und bereits im Begriff, das Feuer zu eröffnen.

Das war’s… ich beweg mich keinen Zentimeter mehr, das können die vergessen – ist doch sowieso egal, ob mich jetzt die Parder über den Haufen schießen oder die hier. Ich lauf keinen einzigen Schritt mehr, das schwör ich…
Vermutlich hätte Nalya in diesem Moment auch wenn sie gewollt hätte, nicht mehr reagieren können. Sie war viel zu ausgelaugt und ihr gesamter Körper zitterte vor Erschöpfung, Übelkeit stieg in ihr auf, sie bekam kaum Luft, alles schmerzte ihr und dann kam auch noch ein seltsames Schwindelgefühl hinzu, als könnte sie jeden Moment in Ohmacht fallen. Vermutlich sah sie auch entsprechend aus, aber das war ihr im Moment ohnehin egal – das einzige was sie wusste war, dass sie auf keinen Fall auch nur noch einen Meter weiterlaufen konnte.

Draggus 'Scar' Skarmang
26.09.2010, 21:58
Invisible Hand: Deck 4; Feuerleitzentrale ----------> Deck 2; Hilfsbrücke


Der Kroganer war noch immer dabei das Gesehene zu verarbeiten, als seine Anführerin bereits kommentarlos weiterging. Draggus zögerte. Abwechselnd blickte er den langen Gang entlang, der nach wie vor verlassen war und seinen Begleitern hinterher, die sich in eine andere Richtung entfernten. Mehr unbewusst als bewusst setzte er sich schließlich in Bewegung, um seinen Kameraden, die bereits die Hälfte der Treppe zurückgelegt hatten, zu folgen. Mit jeder Stufe, fragte er sich ob es nicht ein Fehler war, die Gruppe zur Hilfsbrücke zu begleiten. Ob er nicht umkehren und dem anderen Gang folgen sollte um sich ganz sicher zu sein. Doch er erinnerte sich an das stumme Versprächen, dass er sich in Bezug auf die Menschenfrau gegeben hatte und zwang sich weiter zu gehen.

Auf dem nächsten Deck blieb das Infiltrationsteam an einer weiteren Gangkreuzung stehen und Kate begann ihren Plan im Detail zu schildern. Sie sprach von ihrem höheren Wert, von einem Kaneshtis und anderen Sachen. Draggus fiel es schwer sich zu konzentrieren. Die Gedanken des Kroganers kreisten noch immer um die Gestalt auf dem Deck unter ihm und versuchten das Gesehene richtig einzuordnen. Die Qaurianerin schien von Kate’s Ausführungen wenig begeistert zu sein, besaß jedoch trotz der Freundschaft, die die beiden miteinander verband nicht das Durchsetzungsvermögen, um die Menschenfrau umzustimmen. Kate legte kurzerhand ihre Waffen ab und schritt diskussionslos zur Umsetzung ihrer Strategie. Auf Draggus machte ihr Plan den Eindruck das komplette Gegenteil von einem Sturmlauf zu sein, den die Menschenfrau erst Augenblicke zuvor angekündigt hatte. Unter anderen Umständen hätte Draggus Kate kurzerhand für verrückt erklärt und Schäfer gezwungen ihr irgendein Antidot gegen den Roten Sand zu verabreichen. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass er weder die Einzelheiten verstanden, noch eine Alternative parat hatte, schwieg der Kroganer. Stattdessen schüttelte er einfach den Kopf, versuchte die wirren Gedankengänge loszuwerden und sich auf die aktuelle Situation einzustellen. Reflexartig warf er einen Blick auf seinen Schildstatus. Sowohl das Hauptmodul, wie auch die von Hand eingebaute Reserveeinheit waren bei voller Kapazität. Angestrengt versuchte er den Namen Kaneshtis einzuordnen, während er an die Wand gepresst hinter der Ecke lauerte, auf ein Zeichen von Kate wartend. Tatsächlich gelang es ihm sich an einen dürren Salarianer zu erinnern, in dessen Team ein Kroganer und die blinde Menschenfrau eingeteilt wurden. Welches Ziel den dreien bei der Besprechung der selbsternannten Elitekämpfer zugeteilt wurde, wollte ihm jedoch partout nicht einfallen. ‚Wenn der Salarianer mit seinem Team den Nebelpardern in die Flanke einfällt, dann könnte es wirklich ….’ Draggus schaffte es nicht den Gedanken zu Ende zu bringen, denn laute Schreie, Schüsse und anschließendes Gepolter rissen ihn schlagartig in das Hier und Jetzt zurück. Die menschliche Technikerin war ihm bereits einen Schritt voraus. Kate’s Sturmgewehr im Anschlag sprintete sie auf den offen stehenden Zugang. Verspätet setzte Draggus ihr nach, nachdem er der Quarianerin ein „Bleib dicht hinter mir!“ zuraunte. Auf halben Weg vernahm er Kate’s Warnschrei und beschleunigte seinen Lauf. Der Kroganer machte sich bereit Alles und Jeden umzurennen, um die Menschenfrau zu schützen, doch bei dem Zugangsschott angekommen musste er abrupt stehen bleiben. Die beiden Frauen erweckten nicht den Eindruck als würden sie Hilfe brauchen. Kate hatte offenbar durch meisterhaften Einsatz ihrer Biotik die Okkupanten der Hilfsbrücke kampfunfähig gemacht und Schäfer sorgte dafür, dass es auch dabei blieb.

Ein Blick durch den Raum offenbarte Draggus etwa zwanzig Gegner, die überall in dem geräumigen Raum auf, unter, vor und vermutlich auch hinter allen möglichen Konsolen lagen und sich die Hände auf dem Kopf hielten. Direkt vor Draggus befand sich ein drehbar gelagerter, sehr bequem anmutender Sessel, welcher wohl dem kommandierenden Offizier als Befehlseinheit diente. Zu dessen Füßen, waren in den Boden ebenfalls zwei Sitzgelegenheiten eingelassen, in denen vermutlich der Pilot und Copilot mehr lagen, als saßen und zumindest im Augenblick ihre Hände, statt auf den Kontrolleinheiten des Schiffs, gut sichtbar in die Luft streckten. Zur Draggus Linken und direkt hinter dem Sitz des Captains, befand sich ein großer Besprechungstisch, dessen polierte Polymerplatte in einem kühlen weiß leuchtete und die auf ihm ausgebreiteten Sternenkarten und Gefechtspläne sichtbar machte. Letztere waren auf durchsichtigen Folien gezeichnet, welche sich in Echtzeit veränderten und an die aktuellen Kampfhandlungen im Weltraum und auf dem Schiff anpassten. Wiederum links von dem Besprechungstisch befanden sich weitere Konsolen und Kontrolleinheiten, die V-förmig auf den anderen Zugang zur Hilfsbrücke zuliefen.

- „Waffe weg du Hurensohn!“ schrie die rothaarige Menschenfrau einen Nebelparder an und versuchte den Gegner davon zu überzeugen, dass jegliche Gegenwehr vergeblich sei. Dabei schien sie ihre angestauten Aggressionen loswerden zu wollen, denn sie strapazierte ordentlich ihre Stimmbänder. Um den Worten Taten folgen zu lassen exekutierte sie kurzerhand einen Soldaten, der nach einer Waffe griff. Draggus hätte an ihrer Stelle dem Mann einfach das Handgelenk weggeschossen, sah jedoch ein, dass die Alpha Chimera – Truppe um das vier- bis fünffache in der Unterzahl war und sich somit keine Blöße zeigen durfte. Sein Protest blieb aber vor allem deshalb unausgesprochen, da er über den leicht errungenen Sieg durchaus erfreut war. ‚Das hätte wirklich übel ausgehen können.’ Schoss es ihm durch den Kopf und er nickte der jungen Menschenfrau zu, als Annerkennung für den Erfolg ihres Plans. Doch plötzlich erweckte etwas völlig Unerwartetes seine Aufmerksamkeit.

Schritte erklangen in dem Gang hinter ihm, gefolgt von vereinzelten Schüssen. Eine Asari kam um die Ecke gerannt, und warf immer wieder verzweifelte Blicke über die Schulter. Sprintend erreichte sie die Schwelle der Hilfsbrücke und konnte noch einige torkelnde Schritte in den Raum setzen, um ihren Lauf abzubremsen, bevor sie endgültig stehen blieb. Vor Erschöpfung vornüber gebeugt, stützte sie sich mit den Händen auf ihren Knien ab und rang keuchend nach Luft. Ihr Blick schweifte ziellos durch den Raum und wurde von etwa fünfundzwanzig ebenso irritiert dreinschauender Personen erwidert. Das Keuchen der Asari wurde zunehmend lauter und machte einem Volus durchaus Konkurrenz. Ihr Blick blieb zuletzt auf Draggus hängen und ihr Gesichtsausdruck erweckte den Eindruck, als würde sich die Asari im Moment nichts sehnlicher wünschen, als die zusätzliche Lungenkapazität eines Kroganers.

- „Wer bist denn du?“ fragte Draggus den Neuankömmling und durchbrach die Stille, welche sich bei deren Ankunft über den Raum gelegt hatte. Dabei kam er auf sie zu und streckte seine Hand aus um sie zu stützen, da sie offenbar nicht mehr die Körperbeherrschung hatte sich selbst auf den Beinen und die blutige Sabber im Mund zu halten. Der Kroganer wollte noch zu der weitaus wichtigeren Frage ‚Wovor rennst du weg?’ nachsetzen, kam jedoch nicht dazu.

- „Da vorne ist die Schlampe! Knallt sie ab!“ erklang es plötzlich am anderen Ende des Ganges. Draggus sah mehrere Menschen in schweren Panzerungen um die Ecke biegen, ihre Waffen anlegen und feuern. Augenblicklich packte er die noch jung wirkende Asari am Kragen. Grober als beabsichtigt aber in der momentanen Situation durchaus angemessen riss er sie zur Seite. Die ersten Projektile trafen seinen Schild. Gleichzeitig hämmerte er mit der freien Hand auf die Türsteuerung um das Schott zu schließen. Die Schiebetüren fielen zu. Jedoch nicht schnell genug um weitere Treffer zu verhindern und die Alpha Chimera Truppe zu zwingen sich nach neuer Deckung umzuschauen. Als hätte die Kommandocrew der Invisible Hand nur auf eine solche Gelegenheit gewartet setzten sich die Menschen augenblicklich in Bewegung und reagierten sofort auf die momentane Verwirrung ihrer Angreifer. Obwohl immer noch der Tür zugewandt sah Draggus durch sein ausgeweitetes Blickfeld, wie etwas auf die Gruppe zuflog. Noch bevor sein Verstand eine Warnung formulieren konnte traf eine Sitzgelegenheit die menschliche Technikerin von der Seite. Schäfer, welche vermutlich als eine der Wenigen in der Gruppe, sich nicht vollkommen von der Ankunft der Asari hat vereinnahmen lassen, schaffte es noch den Abzug durchzudrücken. Doch der rabiate Zusammenprall mit einem Sessel, verriss ihre Waffe. Die sonst so tödlichen Projektile verfehlten den hinter seiner Deckung hervorlugenden Biotiker um Längen. Und die sonst so redegewandte Technikerin küsste die Bodenplatten und blieb reglos liegen. Kate reagierte sofort und schoss sich auf den nunmehr erhobenen Nebelparder ein. Doch ihre Schüsse verpufften an seiner Barriere und kurz darauf verstummte ihre wiedererlangte Pistole gänzlich, als dieser sie durch einen gekonnten Wurf gegen die nächste Wand donnerte. Befehle wurden gebrüllt. Soldaten und Offiziere sprangen wieder auf die Beine, griffen nach ihren Waffen, gaben einander Feuerschutz und suchten nach Deckungsmöglichkeiten.

- „Johnson! Fang!“ rief jemand seinem Crewmen zu und warf diesem eine aufgelesene Pistole zu.
- „Kowalski, gib mir Feuerschutz!“ brüllte ein anderer, woraufhin jener Mensch Draggus und die Quarianerin mit einer Salve aus seinem Sturmgewehr zudeckte. Mit einer Hand erwiderte der Kroganer das Feuer, während er mit der anderen das Mädchen auf den Boden drückte um sie vor Treffern zu bewahren. Geschosse feiner als die Sandkörner auf den Stränden von Virmire hämmerten gegen seinen Schutz und zwangen ihn in die Hocke. Während seine Schilde auf Hochtouren arbeiteten um ihn davor zu bewahren zerfetzt zu werden, konnte er nur schemenhaft erkennen, wie jemand quer durch den Raum rannte. Unfähig dem andauernden Erguss aus dem Sturmgewehr des Gegners stand zu halten, löste sich der Leben spendende Vorhang aus blauer Energie auf. Erste Projektile schlugen in seine Rüstung ein. Manche wurden durch Panzerungsplatten aufgehalten, andere drangen unaufhaltsam ins Fleisch hinein. Während seine Körperpanzerung auf das Hilfsaggregat umschaltete packte er die Quarianerin am Gürtel und schubste sei hinter dieselbe Deckung, hinter der auch Schäfer immer noch regungslos dar lag. Draggus verschwendete keine Zeit darauf dort ebenfalls Schutz zu suchen. Die Konsole war nicht breit genug um allen dreien Deckung zu bieten und so trafen weitere Schüsse seinen Hals und rissen klaffende Wunden. Doch es brauchte mehr als das um einen Kroganer unterzukriegen. Draggus schoss zurück. Es dauerte nur wenige weitere Schüsse, die fast alle ihren Weg in seine Panzerung fanden, bis die Waffe des Gegners überhitzte. Fast zeitgleich baute sich der vertraut blau schimmernde Vorhang wieder auf und gab dem Kroganer die Möglichkeit aufrecht stehend, breit gestreute Salven auf die Gegner zu verschießen. Doch weder die Feuerrate, noch die Genauigkeit seiner Schrotflinte waren dazu geeignet um ein Unterdrückungsfeuer zu legen. Konnte er zu Beginn des Tumults noch einen Nebelparder, der nahe genug gewesen war niederstrecken, und einen anderen schwer verwunden, so war der Vorteil, den die Waffe auf kurze Distanz bot schnell dahin. Nur wenige Augenblicke darauf brachte er es kaum noch zu Stande die gegnerischen Schilde anzukratzen. Hatte er sich für ein Ziel entschieden und die ersten Schüsse abgegeben, warf sich dieser in Deckung, nur um seinen Kumpanen Platz zu machen.

- „Gomez, die Tür!“ erklang es von irgendwoher.
- „Bin dabei. Bin dabei!“ kam prompt die Antwort und Draggus sah einen jungen Mann hinter einer Deckung hervorlugen und an seinem Universalwerkzeug hantieren.

- „Kiba!“ brüllte er die Quarianerin an „Blockier ihn! Er darf nicht durchkommen.“ Die Mechanikerin aktivierte wortlos und ohne Umschweife ihr Omnitool und machte sich daran die Türsteuerung unter ihre Kontrolle zu bringen. ‚Wenn er es schafft durchzukommen, sind wir geliefert!’ schoss es ihm besorgt durch den Kopf, als er auf seine Pistole wechselte und mehrere Schüsse in schneller Reihenfolge auf den menschlichen Techniker abgab. Doch dieser verschwand schnell hinter seiner Deckung.

-„Lieutenant! Knipsen Sie die Quarianerin aus!“ ertönte ein gebieterischer Befehl und Draggus sah wie einer der Piloten seine Stellung verließ und auf die Stelle zuhielt an der die bewusstlose Kate lag, um der Gruppe in die Seite zu fallen. Einige gezielte Schüsse, brachten ihn ins Straucheln, konnten die Schilde jedoch nicht durchdringen. Es reichte jedoch um den Nebelparder in sein Loch zurück zu treiben, aus dem die beiden Piloten wie aus einem Schützengraben heraus Kiba’s Deckung bearbeiteten.
-„Dein Schildstatus?“ fragte Draggus im scharfen Ton die Asari, welche in den wenigen Augenblicken, die seit ihrer und der Ankunft ihrer Verfolger vergangen waren, immer noch faul auf ihrem Hintern saß. Gut geschützt durch einen Vorsprung in der Wand und das breite Kreuz des Kroganers. Es schwebte ihm vor die Fremde seitlich hinter die V-förmigen Konsolen zu schicken, wo noch ein vereinsamtes Sturmgewehr rum lag, damit er selbst zur Kate gelangen konnte, um diese – sofern der Angriff des Biotikers sie nur betäubt hat – wachzurütteln. Letzterer war immer noch dabei die dezimierte Gruppe durch sämtliche Einrichtungsgegenstände zu bombardieren. Als jedoch weitere Schüsse in dem Wandvorsprung und in dem Boden einschlugen und dabei feurige Funken aus der Metallverkleidung schlugen, drückte sich die unbekannte Asari nur noch stärker Schutz suchend hinter ihre Deckung und dem Kroganer war klar, dass er die Antwort nicht hören wollte.

Die Nebelparder hingegen koordinierten weiter ihre Gegenoffensive:
- „Kowalski, bleib an dem Fettsack dran!“ kam ein weiterer Befehl. Bestätigt durch ein knappes „Aye!“ und einer umso ausgiebigeren Salve Projektilgeschosse. Ein PDA traf Draggus am Kiefer und riss die nicht mehr frische, aber dennoch nicht gänzlich verheilte Verletzung an der Unterlippe auf. Der befehlshabende Offizier gab sich derweil nicht zufrieden:
- „Private Smith! Helfen sie ihm die Schilde dieser Hackfresse endlich zu knacken!“ Draggus sah daraufhin einen stämmigen Mensch mit üppigem Frisurenwuchs im Gesicht und kahl geschorenem Kopf, hinter seiner Deckung hervorspringen und seine Maschinenpistole bis zum letzten Grad, den sein Thermoclip aufnehmen konnte, auf den Kroganer abfeuern. Dem kombinierten Beschuss aus Sturmgewehr und Maschinenpistole würden die Schilde nicht lange standhalten.

- „Hier Commander Taylor, erbitte Unterstützung auf allen Kanälen! Feindliche Einheiten auf der Hilfsbrücke. Ich wiederhole, feindliche Einheiten auf der Hilfsbrücke!“ der gegnerische Offizier gab den Statusbericht in einem Tempo ab, das selbst einen Salarianer in Ehrfurcht versetzt hätte. „Drei Tote und zwei Verletzte. Ich halte mit fünfzehn Mann Stellung. Befreundete Einheit versucht Durchbruch am seitlichen Zugang. Schicht Verstärkung durch den Haupteingang. Wiederhole, Verstärkung durch den Haupteingang und wir machen diesen Abschaum fertig!“

Dies waren keine unorganisierten Hangararbeiter, die von einem wild um sich schießenden Haufen Vorcha überrascht wurde. Es waren kampferprobte Militärs. Aus jeder ihrer Bewegungen sprach jahrelanger Drill. Jeder ihrer Schüsse saß und ließ auf eine hervorragende Ausbildung schließen. Ihre gegenseitige Koordination zeugte von ausgezeichnetem taktischem Verständnis. Und dieses Mal war das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.

Als die generische Waffe den Temperaturanforderungen nicht mehr standhalten konnte und ihr Rattern einstellte, griff Draggus erneut zu seiner Schrotflinte. Er hoffte nicht darauf jemanden wirklich zu treffen, vielmehr versuchte er die Nebelparder zu zwingen in Deckung zu bleiben, während er sich mit dem verbleibenden Rest seiner Schilde zu dem einsam liegenden Sturmgewehr vorarbeitete.

- „Kann jemand diese Missgeburt endlich umbringen!“ kam es irgendwo hinter dem umgeworfenen Besprechungstisch, den der verhängnisvolle Biotiker mittlerweile aus der Verankerung gerissen und gekippt hatte, um sich und seinen Crewmitgliedern besseren Schutz vor feindlichem Beschuss zu sichern, denn Schäfer schien gerade zu sich zu kommen und Draggus Feuerunterstützung geben zu wollen.

-„Gomez!“ rief der Unteroffizier ungeduldig „Ich hab’s!“ erklang es kurz darauf vom jungen Mann, dicht gefolgt von Kiba’s euphorischem „Geschafft!“. Verwirrt blickte Draggus zu der Quarianerin herüber, und blieb wie angewurzelt stehen. Doch die Kontrolleinheit der Türsteuerung, welche von Rot auf Grün wechselte und das knirschen des Schotts, welcher sich langsam öffnete zeigten zweifelsfrei, wer von den Beiden das Duell im Cyberspace gewonnen hatte. Vom Adrenalin gepackt sprintete Draggus, die kurze Strecke zu seiner früheren Position zurück. Dabei ignorierte er den Ausruf des Menschen „Friss Konservenfutter, immunschwache Zigeunerschlampe!“ und dessen Geste, die der Kroganer aus den Augenwinkeln erkennen konnte. Der Mensch hielt der Quarianerin hinter seiner Deckung die hochgehaltene Faust mit einem abgespreizten Finger entgegen. Mit ungewohnter Schnelligkeit bei der Türsteuerung angekommen rammte Draggus dieser seinen Ellenbogen hinein. Die Qaurianerin hatte derweil mit ihrer Hand das Handgelenk der jeweils anderen umschlungen und gab ein verzweifeltes „Keelah! Nicht jetzt!“ von sich. Draggus war ebenfalls der Ansicht, dass der Zeitpunkt für göttliche Offenbahrungen denkbar schlecht gewählt war und verfluchte sich innerlich nicht bei der Tür geblieben zu sein. So sehr er sich auch beeilt hatte – er war nicht schnell genug. Die Flügelzellen des Schotts hatten sich bereits auseinander bewegt und offenbarten einen Freiraum, der zwar nicht ausreichte um einen Menschen hindurch zu lassen, jedoch groß genug war um diesen als Schießscharte nutzen zu können. Glücklicherweise blieb es bei dieser kleinen Öffnung und das Schott verharrte bewegungslos. Draggus jagte zur Sicherheit noch einen Schuss aus seiner Schrotflinte in die Türsteuerung, damit es auch dabei blieb. Das unverwechselbare Stechen, das er im Rücken und im Höcker spürte, bedeutete nichts Gutes. Der lebensrettende Schutz kollabierte endgültig. Zu allem Überdruss hatte wohl einer der Nebelparder auf der anderen Seite den gleichen Gedanken wie der Kroganer, denn prompt wurde ein Sturmgewehr durch die Öffnung geschoben, suchte sich sein erstes Ziel und spuckte einen endlosen Strom von Projektilen aus. Geistesgegenwärtig griff Draggus nach der Waffe, zerrte daran, bis auch der Arm des Menschen hervorschaute und brach diesen mit einem Ruck. Der Mensch ließ unter einem markerschütternden Schrei die Waffe fallen.

- „Kaneshtis!“ brüllte Draggus in sein Kommlink und hoffte, dass die menschliche Technikerin in den Andockbuchten nicht zu sehr daran rumgepfuscht hatte, und er die Unterredung zwischen Kate und dem Salarianer nur durch seine Tagträumereien verpasst hatte. Schüsse streiften sein Gesicht. „Bringen Sie ihr Team in Stellung!“ sprach der Kroganer weiter, hielt gleichzeitig den Pechvogel am Arm fest, während er seine Schrotflinte auf Höhe der Öffnung brachte und abdrückte. Ohne denselben Fehler zu machen wie sein Gegner und sie gänzlich durchzuschieben, ließ er noch zwei Schüsse folgen, bevor er mit der anderen Hand eine Granate hervorholte.

- „Legt das Vieh um!“ kam es von mehreren Seiten. Ein gut platzierter Treffer schleuderte Draggus’ Kopf gegen das Schott, fraß sich durch seine Wangen und erleichterte ihn um einige Zähne. Unbeirrt drückte der Kroganer auf den Auslöser und warf sie durch die Öffnung hindurch. Panische Schreie und Ausrufe wie „Weg!“ und „In Deckung!“ ertönten von der anderen Seite. Draggus hatte, demselben Instinkt folgend, die unmittelbare Nähe der Tür verlassen. Nach Deckung suchend fiel ihm jedoch die fremde Asari erneut ins Auge. Diese verharrte immer noch reglos and ihrer lieb gewonnenen Stelle und machte nicht den Anschein sich bewegen zu wollen. Draggus kauerte neben ihr zusammen und versuchte sie durch seinen Körper zu schützen. Die Explosion, die nicht länger auf sich warten ließ, zerriss die Luft und verschlang seinen letzten Satz, dass selbst der Kroganer seine Worte nicht mehr hören konnte.

- „Jetzt, wäre wirklich ein guter Zeitpunkt!“ brüllte er in der Hoffnung der Salarianer würde ihn trotzdem noch hören können.

Kaneshtis
27.09.2010, 18:59
„Jetzt! Aber nicht direkt losballern.“, kam es zischend von einem der anderen Teammitglieder, der Stimme nach ebenfalls eine Frau.
'Scheint fast so als wäre ich etwas spät dran', und machte sich grimmig lächelnd daran die Öffnungselektronik zu überbrücken, nachdem die ihm hämisch mitgeteilt hatte, er habe keine Befugnis die Hilfsbrücke zu betreten. Zudem amüsierte ihn die Warnung nicht sofort zu schießen, 'Als ob ich ein Anfänger wäre.'

Binnen einer halben Minute hatte er die Öffnungselektronik umgangen.
Er nahm sein Scharfschützengewehr wieder in die Hände und wartete ungeduldig darauf, dass die Tür aufging. Ab diese weigerte sich schlicht, stattdessen erschien auf der Anzeige „Hackversuch durch bekannte ID, Sicherheitsschleife aktiviert“. 'Mist, vedammter! Die wissen jetzt, dass ich ihr Universalwerkzeug habe und ich komme nicht rein.', der Ex-STGler zwang sich zur Ruhe, 'Aber das hilft doch nichts und außerdem: Es handelt sich immerhin auch um die Hilfsbrücke und nicht irgendeinen Aufzug. Es wird nur länger dauern.'

Er lehnte das Gewehr direkt neben die Tür und widmete sich der Schleife. Sie war einfach aber effektiv: Bei einer Überbrückung, die nicht von der Brücke autorisiert war, blieb die Türe zu. Geschützt war sie durch eine eindrucksvolle Firewall.
Während der Kampfeslärm im Inneren wieder aufbrandete vergingen für ihn fieberhafte Minuten im Kampf gegen die Firewall. Zum Teil arbeitete sie mit völlig neuen Techniken und er nahm sich vor ihren Code zu speichern. Der Kampf innen und außen wurde heftiger, doch schlussendlich siegte sein Training: Eine Bresche zu tief um sie sofort zu schließen hielt seinem zweiten Angriff nicht stand und wenig später war die Firewall deaktiviert. Er übertrug gerade den Code als sich wieder jemand über Kom meldete „Kaneshtis! Bringen Sie ihr Team in Stellung!“ 'Schön wär's, aber dass ich allein bin werden sie noch früh genug sehen.'

Eine schnelle Änderung der Routine, die seinem Omnitool Priorität über allem einräumte, und die Tür öffnete sich endlich. „Jetzt, wäre wirklich ein guter Zeitpunkt!“ Er schnappte sich sein Gewehr und stellte sich in die sich immer noch öffnende Tür.
Das Bild, das sich ihm bot hätte kaum schlimmer sein könnend: Fünf Verteidiger Omegas verteidigten sich gegen mindestens drei mal so viele Nebelparder und durch die spaltbreit geöffnete, gegenüberliegnde Tür schossen weiter hinein. Zu allem Überfluss schien sich nur der Kroganer, ohne Schilde und verwundet offen gegen die Nebelparder zu stemmen, die Quarianerin arbeitete verbissen an ihrem Werkzeug und der Rest schien derzeit kampfunfähig zu sein. 'Na toll, so war das nicht geplant. Egal was soll's.'

Drei ungepanzerte Feinde lagen Augenblicke später tot am Boden und als manche sich in seine Richtung wanden zeichnete sich ob der offenen Tür erst Hoffnung auf ihren Gesichtern ab, die aber sofort in allgemeines Entsetzen umschlug. Währenddessen starben zwei weitere Offiziere durch die Projektile seines Gewehrs, doch ihr Anführer schien nicht dabei zu sein, denn eine befehlsgewohnte Stimme herrschte die Verbliebenen an, „Tötet die Echse, und ihr beiden, Corporal Giggs und Private Nedwed, triebt den Lurch unter den Stein zurück, unter dem er hervorgekrochen ist!“
Kaneshtis hatte die fragliche Person schnell ausgemacht und es gelang ihm einen Schuss abzugeben, bevor er durch das Sperrfeuer der beiden Parder wieder neben die Tür zurückweichen musste. Er hatte allerdings noch sehen können wie das Projektil wirkungslos an dem Schild des Anführers verpufft war.

'So komme ich nicht weiter. Zeit für passendere Geschütze!'

Er legte sein Scharfschützengewehr ab und zog stattdessen das Sturmgewehr. Dann drehte er sich blitzschnell aus seiner Deckung, überhitzte die auf ihn gerichteten Gewehre und tötete einen der verduzten Soldaten durch einen langen Feuerstoß. Währenddessen lief er weiter in den Raum hinein, sprintete die letzten Meter und schlitterte hinter die ihm nächsten Konsole.

"Ich werde versuchen die meisten mit Unterdrückungsfeuer und meinen Techfertigkeiten zu zwingen hinter ihren Deckungen zu bleiben. Meldet euch wenn ihr Feuerschutz für einen Ausfall braucht.", tat er über das Kom kund

Tanya Schäfer
27.09.2010, 23:22
Invisible Hand – Deck 2 [Quartiere, Hilfsbrücke]

Tanya hatte keine Chance, wirklich zu reagieren, denn kaum hatte Scar die Hilfsbrücke betreten, brach die Hölle aus. Anfangs dachte sie tatsächlich, sie hätte die Lage unter Kontrolle. Die Nebelparder verkrochen sich irgendwo, heulten und schlugen zitternd die Arme über ihren Köpfen zusammen. Dann jedoch ging alles schief, es war, als würden die Parder beim Anblick eines Aliens – genauer gesagt des Trampeltiers Scar – überhaupt erst in ihren Kampfmodus umschalten und binnen Sekunden eskalierte die Lage. Kugeln hämmerten gegen die Schilde der Ex-Soldatin und hier und da schaffte es eine sogar, ihr einen Hieb gegen die Rüstung zu versetzen. Die Hackerin dagegen war so verzweifelt damit beschäftigt, auf die ganzen aufpoppenden Visagen und die dazugehörigen Sturmgewehre zu feuern, dass sie denn Biotiker – den die nutzlose Kate immer noch nicht erledigt hatte – überhaupt nicht wahrnahm. Erst als etwas großes und schweres ihr ungeniert in die Flanke donnerte, ihr die Atemluft aus den Lungen presste und sie mit immer wirrer werdendem Schwindelgefühl zu Boden schickte, fiel ihr der Mistkerl wieder ein.

Kaum hatte die Frau den Boden geküsst, verdrehte und wirbelte sich ihr Blickfeld immer stärker. Insgesamt hatte sie das Gefühl, dass sie sich in einem beschissenen scheiß Kinderkarussell befand, deren einziger Zweck es war, dafür zu sorgen, dass sie sich die Eingeweide aus dem Leib kotzte. Dies passierte zwar nicht, dennoch hatte der heftige Schlag ihr für wertvolle Sekunden die Besinnung geraubt und kurzzeitig blieb ihr nichts anderes übrig, als die Augen zu schließen und einfach nur den kuschelig weichen Boden zu genießen, welchen ihr die Parder – in ihrer grenzenlosen Freundlichkeit – näher vorgestellt hatten. Tanya vergaß die Zeit, als sie sich diesem Front-Wellness Angebot hingab und konzentrierte sich einzig und allein darauf, die Augen geschlossen und ihren Atem regelmäßig zu halten.

Irgendwann fühlte sie sich dann tatsächlich wieder klar genug, um sich erneut mit ihrer Umwelt einzulassen. Langsam öffneten sich ihre Augen und auch die anderen Sinne wurden wieder real und wahr genommen. Voller Enttäuschung musste sie feststellen, dass der Kampf noch immer im Gang war und ihre Idee, die ganze Sache mehr oder weniger unblutig, unkompliziert und schnell über die Bühne zu bringen war zu Nichte gemacht worden, was ihr dann letztlich ein resignierendes Seufzen entweichen ließ. „Fünf Minuten mit Profis. Nur Fünf Minuten. Und nur ein Mal in meinem Leben. Ist das zuviel verlangt?“ Die Hackerin richtete sich an Ort und Stelle, ohne irgendeine Form der Deckung zu haben, auf und wand sich den ganzen Nebelparder-Visagen zu, die sich quer durch die Hilfsbrücke verteilten.

„Nur. Verfickte. Fünf. Dreckige. Scheiß. Minuten! Diese beschissenen Idioten!“ Der Fluch kam eher einem kleinen Wutausbruch gleich und die Siebenundzwanzigjährige nahm Kates Sturmgewehr in Anschlag und begann auf das erst beste Gesicht zu ballern, dass ihr blöd entgegengrinste. Einige Kugeln lösten sich an den Schilden einer älteren, brünetten Parderin zu Staub auf, bevor diese reagierte und sich blitzartig zurück in ihre Deckung duckte. „Die Freak-Schlampe mit der großen Fresse lebt noch! Kalt machen!“ Freak-Schlampe?! So hat mich.. „Dieser scheiß Name war schon vor zehn Jahren out!“ rief sie der Offizierin belehrend entgegen, schwenkte dann aber hektisch ihr Gewehr - und somit auch ihr Blickfeld - nach Links. Ein paar der Soldaten machten eindeutig ernst und nun zeigte sich, dass sie die Worte Befehl und Gehorsam definitiv kannten, denn sie waren ohne Zweifel dabei, die zuvor erteilte Anweisung auszuführen. Auf die Schnelle erkannte Tanya drei verschiedene Mündungen, die alle auf sie zielten. Im ersten Moment dachte sie daran, in Deckung zu gehen, bis ihr ein wichtiges Detail an diesem Vorhaben auffiel: Sie hatte keine Deckung. Zu allem Überfluss wurde das Zielen plötzlich auch noch deutlich schwerer, was vermutlich an der – aktuell echt unpassenden – Nervosität lag, die sich jetzt ausbreitete.

Trotz der anfänglich schweren Versuche bekam die Hackerin es dennoch auf die Reihe, auf zumindest einen der Parder zu feuern. Der Schild wurde von den Projektilen leichter zerrissen als ein asarisches Schulmädchen von einem Kroganer, als es dann jedoch der Körper des Parders zersiebt werden sollte, ging etwas schief. Ein überdeutliches, penetrantes Piepen ging von der Waffe aus und überall, wo es möglich war, leuchteten die Warnmeldungen auf, die etwas von einer zu hohen Temperatur schwafelten. Shit!

An mehr als dieses eine Wort konnte die Siebenundzwanzigste spontan nicht denken, ihr blieb auch gar keine Zeit mehr dafür. Das erste Sturmgewehr begann sein Lied zu singen, dicht gefolgt vom Zweiten und wie die bei einem Finale in einem Musical oder einer Oper widmete sich dann auch das Dritte dazu. Die schützende blaue Hülle, die der Freund jedes Soldaten und Söldners war, verabschiedete sich. Zuerst stolperte Tanya nur nach hinten, dann war jedoch auch die Panzerung ihrer leichten Rüstung überstrapaziert und die Frau spürte, wie sich Kugel um Kugel durch ihren Körper grub. Mehrere Geschosse bohrten sich einen Weg durch ihren Bauch, durchschlugen zuerst die weiße Haut, zerrissen dann die trainierten Muskeln – die Faser für Faser zu zerspringen schienen – und zerfetzten letzten Endes mit unkontrollierter Wucht das Gewebe und die Organe im Innern der Hackerin. Andere dagegen ließen in eleganten Bögen Blut aus den Oberschenkeln spritzen, fraßen Löcher in das Fleisch und zersplitterten dann knackend an den Knochen, die sich ihnen in den Weg stellten.

Tanya spürte keinen Schmerz, nicht im ersten Augenblick, der Schock war viel zu groß. Einige der Parder ließen Jubelschreie laut werden, konzentrierten sich dann aber schon wieder auf neue Aufgaben. Im Grunde war es total simpel. Zielen, schießen, nächstes Ziel. Zielen, schießen, nächstes Ziel. Zielen, schießen, nächstes Ziel. Mehr musste ein Soldat eigentlich gar nicht tun. Die drei Schritte gingen ihr mehrmals durch den Kopf und sie lachte fast schon über sich selbst, weil sie diese einfache Abfolge nicht einhalten konnte. Dafür war es aber nun eh zu spät. Wie in Trance und in Zeitlupe stürzte sie nach hinten weg. Zuerst gaben ihre Beine nach und sie sackte auf die Knie zusammen, um dann schließlich rückwärts umzufallen. Die Frau schlug mit einem schmerzhaften Blick und aufgerissenen Augen mit dem Hinterkopf auf, der stechende Schmerz ging jedoch unter den ganzen seltsamen Gefühlen unter. Sie sah das tiefrote Blut, das sich in den Einschusslöchern ihrer Rüstung sammelte und dann in kleinen Wellen an dieser herabstürzte. Dicke, rote, blutige Regentropfen, die auf der kalten Metallplatte unter ihr zerschlugen und verliefen.

Irgendwie schaffte sie es, sich auf den Bauch zu drehen, was ihre Situation jedoch nur noch verschlimmerte. Ein fassungsloses Stöhnen kroch über die blassen Lippen, dann versuchte Tanya sich auf ihre zitternden Arme zu stützen. Vollkommen vergebens. Kaum hatte sie ihre Muskeln belastet, oder eher es versucht, brach sie wie ein lebloser Sack zusammen. Diese.. Vollidioten.. inkompetentes Dreckspack.. Hurensöhne, Missgeburten, Arschficker.. oder einfach nur Motherfucker. Scheiße, war das nötig? Fuck, Mist, Scheiße. Ich muss...ich sterbe.. scheiße.. Einzelne Tränen bildeten sich in den Augen der ehemaligen Soldatin und sie versuchte schwächlich, ihre Hand anzuheben, um sich eben diese kleinen Anzeichen von Gefühl - von Schwäche - wegzuwischen. Soldaten sterben.. aber sie heulen nicht… Die plötzliche, wenn auch taube, Berührung an ihrer Wange trieb der Hackerin noch mal einen letzten Schub Adrenalin durch den – suboptimaler Weise aufgeschossenen – Körper, was dann wiederum dafür reichte, um die Ursache der Berührung zu erkennen. Es war ihre eigene Hand. Grob fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Augen und verschmierte dabei die paar kleinen Tränen mit einer viel größeren Masse an Blut – dessen Ursprung konnte Tanya aber gar nicht ausfindig machen konnte, geschweige denn, das sie es versuchte.

Zwar wurde jeder Atemzug schwächer, als auch schwerer, aber dennoch bildete sich auf den blassblauen Lippen der Frau ein flüchtiges, raffiniertes Lächeln. Sie würde sterben, sie war grad sogar dabei. Sterben war offensichtlich doch leichter, als so viele behaupteten. Mit jedem Liedschlag spürte sie, wie mehr Energie und Kraft aus ihrem Körper gesogen wurde, aber eines konnte sie noch machen. Sie konnte das erledigen, weshalb sie überhaupt hergekommen war. Mit letzter Mühe aktivierte die Hackerin, ihr Omni-Tool, zwar hatte sie keine direkte Verbindung zu den Systemen der Hilfsbrücke, allerdings würde eine kabellose für ihre Zwecke sowieso reichen, sie musste nur in Reichweite sein. Und das wiederum war sie.

Die Befehle, die sie angab waren so simpel, dass sie die selbst noch im Schlaf – vielleicht sogar im Tod –hätte ausführen können. Immerhin war ihr Ziel nie gewesen, die Einrichtung unter die Kontrolle von Alpha Chimera zu bringen. Ganz im Gegenteil, sie wollte die Verteidigungssysteme der Nebelparder verstärken und somit einen Zugriff für jeden – egal ob Nebelparder oder Omegasöldner – unmöglich machen. Wenn zwei sich streiten, freut sich keiner. Das war die Philosophie hinter der Sache. Neben dem reinen Vergnügen natürlich, denn irgendeinen Grund musste der Deckname Chaos ja auch haben. Es dauerte ein paar Zeilen, dann sprangen auf dem Display ihres Tools dutzende von Erfolgs- und Fehlermeldungen auf, dicht gefolgt von irgendwelchen Warnungen. Telweise ging es um beabsichtigte Fehlschläge beim Zugriff, teilweise aber auch um erfolgreich aufgespielte Erweiterungen. Im Endeffekt bedeutete der Lichterzirkus ihres Omni-Tools nur eines: Mission erfüllt. Selbst die besten quarianischen Hacker des Universums würden jetzt eine halbe Ewigkeit brauchen, um die Sicherheitssysteme zu knacken.

Unter normalen Umständen hätte Tanya sich jetzt eine Ausrede für Kate und den Rest ausgedacht, von wegen, sie wüsste nicht, was los sei und irgendetwas sei schrecklich schief gegangen. In Anbetracht der Tatsache, dass sie aber grade elendig krepierte, waren ihr diese Belanglosigkeiten nun aber erstaunlich egal. Das Geräusch der Schüsse, die Befehle die die Parder schrien - Einfach alles wurde dumpfer und klang nun weit entfernt, lediglich der eigene, rasende Herzschlag und die schwachen Atemzüge waren, was in ihrem Kopf noch realisiert wurde. Ihr Blickfeld beschränkte sich fast ausnahmslos auf die Decke: Grau, mit einem leichten Touch grau und einem netten Grau als Kontrast zum restlichen Grau.

„H.. he Katy..“ Chaos war sich nicht mal wirklich sicher, ob das wirklich die Kitty-Cheerleaderin war, die da unmittelbar neben ihr zu knien schien. Sie nahm es allerdings an, verschwendete dann aber auch nicht noch mehr Reserven an diese Überlegung. Stattdessen ließ sie sich ihre allerletzte Worte, für die man sie auf Ewigkeit in Erinnerung behalten würde – oder vielleicht auch nicht – durch den Kopf gehen. .. sag diesem.. scheiß Drell.. er kann mich mal… und man.. erpresst mich nicht.. „.. krieg… ich nen… Abschieds… kuss…?“

Der Körper der Frau - Tanya Schäfer, Walking Ghost und Chaos – erschlaffte einen Liedschlag später, die Augen geschlossen und mit einem hauchfeinem Lächeln auf den Lippen.

Kate Devereaux
28.09.2010, 16:40
Invisible Hand - Deck 2: Hilfsbrücke

Als Chaos auf die Hilfsbrücke gestürmt war und Kate ihre Pistole zurückbekommen hatte, kehrte recht schnell Ruhe ein, denn die Exekution des Nebelparders, der nicht auf Chaos’ Worte hören wollte, hatte Eindruck gemacht. Kate selbst hätte zwar alle Nebelparder umgebracht, aber nachdem die Sache auch so gelöst werden konnte, war sie mit dem Ergebnis zufrieden. Sie war sich sicher, dass die Nebelparder früher oder später sowieso noch sterben würden.

Die Biotikerin wollte soeben Kiba sagen, dass die Sorgen der Quarianerin wirklich unbegründet waren, als auf der Hilfsbrücke die Hölle losbrach. Eingeleitet von einer Asari, die sichtlich erschöpft die Hilfsbrücke als Fluchtort auserkoren hatte. Wütende Schreie und Schüsse von ihren Verfolgern erklangen und als die Verteidiger von Omega sich auf die Asari konzentrierten, kam wieder Leben in die Nebelparder-Soldaten, die bisher erfolgreich am Boden festgehalten wurden.
Kate musste sich schnell hinter eine Konsole ducken, um nicht von Schüssen zersiebt zu werden. ‚Verdammte Scheiße!’, fluchte sie innerlich. ‚Darum bring ich die Leute immer um!’ Bestärkt in den Gedanken, dass sie es den Nebelpardern, die sich - den Überraschungsmoment nutzend - neu koordinierten, heimzahlen würde, sammelte sie biotische Energie, um eine Schockwelle durch die Hilfsbrücke zu schicken. Eine Schockwelle, welche für jeden, der von ihr erfasst wird, tödlich sein würde. Bis sie so weit war, wollte sie jedoch mit ihrer Pistole aushelfen.

Vorsichtig erhob sich Kate aus ihrer Deckung und erkannte den gegnerischen Biotiker. Sie zielte und feuerte mehrere Schüsse auf ihn ab. Doch der Nebelparder war ihr bereits einen Schritt voraus und somit musste sie mit ansehen, wie die Projektile in seiner Barriere einschlugen, diese zum Leuchten brachte, aber ansonsten wirkungslos blieben. Das war ärgerlich, aber kein großes Problem. Denn mit der Schockwelle würde sie auch ihn unweigerlich wegfegen. Doch Kates Plan wurde jäh durchkreuzt, als sie selbst von einen Masseneffektfeld erwischt wurde. Es riss sie von den Beinen und ließ sie gegen eine Wand hinter ihr knallen. Für einen Moment konnte sie ihr Bewusstsein noch behalten, doch dann wurde ihr schwarz vor den Augen.

Kate kam wieder zu sich. Das erste, das ihr auffiel, war der unbeschreibliche Lärm von Waffen, gebrüllten Befehlen und was noch so alles zu einem Gemetzel dazugehörte. ‚Augen auf!’, befahl sie sich selbst. Aus ihrem Blickwinkel konnte sie gerade sehen, wie Chaos, die scheinbar von mehreren Seiten beschossen wurde, zu Boden ging. ‚Verdammt! Verdammt!’ Unfähig die Worte laut auszusprechen, musste Kate daran denken, dass die Ex-Marine es wieder mit einer halsbrecherischen Aktion übertrieben hatte, nur dass sie sich diesmal verschätzt hatte.
Langsam drehte sich Kate auf den Bauch und verzog das Gesicht, als ein Stich durch ihren Rücken fuhr. Sie hatte sich beim Aufschlag an der Wand einige Knochen leicht geprellt. Zum Glück hatte die Rüstung das Meiste abgefangen. Sie ignorierte den ziehenden Schmerz, schnappte sich wieder die Carnifex Pistole und krabbelte auf Chaos Position zu.

Die rothaarige Frau wurde zwar von den Treffern, die sie einstecken musste, zurückgedrängt, aber sie lag noch immer in direkter Schusslinie der Nebelparder. Kate packte ihren linken Fuß und zog sie hinter die breite Konsole, die genug Deckung für beide gab. Dabei traf ein Schuss Kates Arm, doch der Schild ihrer Rüstung konnte diesen abwehren. Wenige Sekunden später kniete sie neben Chaos, deren Körper eine beachtliche Blutspur am Boden hinterlassen hatte. Das Blut trat aus zu vielen Einschusslöchern aus, sodass Kate sofort klar war, dass sämtliches MediGel an Bord der Invisible Hand Chaos nicht mehr helfen können würde. Trotzdem drehte Kate sie auf den Rücken, was die Ex-Marine gar nicht mehr mitzubekommen schien. Die stabilere Lage würde ihr zumindest das Atmen in den letzten Sekunden erleichtern.

„H.. he Katy..“, keuchte die verwundete Frau.
„Schon gut!“, antworte Kate freundlich und griff ihr unter den Kopf, um ihr das Sprechen besser zu ermöglichen. Die Biotikerin vermutete, das Chaos sich möglicherweise schuldig fühlte, da sie ihre Aufgabe nicht erledigen konnte, aber bei der aktuellen Lage war das so oder so Nebensache. Doch die nächsten Worte kamen völlig anders. „.. krieg… ich nen… Abschieds… kuss…?“
Unter anderen Umständen hätte Kate gelacht oder wäre wütend gewesen, aber mit einer sterbenden Frau vor sich, kam es zu keinem dieser Gefühlsausbrüche. Sie lächelte nur, unsicher, was sie sagen könnte, als Chaos’ Augen zufielen und ihre Gesichtszüge sich entspannten. Der letzte Lebensfunke war erloschen.

Kate fühlte zwar keine Trauer, war aber dennoch betroffen. Sie fragte sich, wie viel sie selbst Schuld am Tod dieser Frau hatte. Vorsichtig legte sie den Kopf, den sie noch immer hielt auf den Boden und versuchte ihre Gedanken wieder auf das Jetzt zu lenken, auf das Gefecht, das noch immer um sie herum tobte. Vorsichtig blickte sie um die Deckung herum, als ihr Komm sich rührte.
„Ich werde versuchen die meisten mit Unterdrückungsfeuer und meinen Techfertigkeiten zu zwingen hinter ihren Deckungen zu bleiben. Meldet euch wenn ihr Feuerschutz für einen Ausfall braucht.“, meldete eine salarianische Stimme, die nur von Kaneshtis stammen konnte.

Im gleichen Moment sah Kate, wie sich eine Stange unter die schmale Öffnung der Zugangstür, durch die sie die Hilfsbrücke betreten hatten, schob und das verbeulte Schott Zentimeter für Zentimeter anhob. Es würde nicht mehr lange dauern und die Nebelparder würden Verstärkung aus dieser Richtung bekommen. Ein Ausfall machte also keinen Sinn, es gab keine Möglichkeit, wie sie die Hilfsbrücke halten könnten. Vor allem war Kate nicht dazu bereit, noch jemanden zu opfern.

„Scar, Kiba, wir verlassen die Hilfsbrücke durch den zweiten Zugang. Kaneshtis, wenn Sie uns dabei Deckung geben könnten, wäre das ideal, aber passen Sie auch auf ihren grünen Arsch auf und versuchen Sie selbst hier raus zu kommen.“, funkte sie zurück. Ihre Stimme klang grimmig, genauso wie sie sich fühlte. Für einen Moment bedauerte sie den Umstand, dass sie die Leiche von Chaos den Feinden überlassen musste. Aber es gab keine Möglichkeit, den Körper zu bergen, ohne sich selbst massiver Lebensgefahr auszusetzen. Die Asari, die sich noch immer irgendwo in diesem Raum befand, hatte sie schon völlig vergessen.
„Jetzt!“, gab Kate über Funk den Befehl und stand aus der Deckung auf, darauf hoffend, dass Kaneshtis wirklich ein Unterdrückungsfeuer abgeben konnte. Gleichzeitig setzte sie zu einem Schwung an, der sie über die Konsole brachte und sprintete los. Tatsächlich klappte es, niemand feuerte auf die Biotikerin, die wie von der Nadel gestochen durch die Hilfsbrücke wetzte. ‚Schneller!’, trieb sie sich an. Sobald sie hinter der Zugangstür war, würde sie aus der Deckung heraus erneut Nebelparder aufs Korn nehmen, aber soweit musste sie zuerst einmal kommen.

Das Glück schien vorerst auf ihrer Seite zu sein, denn es trennten sie keine vier Meter mehr von dem rettenden Ausgang. Plötzlich leuchtete der Schild ihrer Rüstung auf und mit einem Unheil verkündenden Knistern brach er zusammen. Ein weiteres Projektil schlug an der Rüstung auf, traf aber glücklicherweise eine gut gepanzerte Stelle, sodass Kate nicht mehr als ein Hämatom davontragen würde. Weitere Schüsse blieben jedoch aus. Scheinbar wurde der Schütze selbst zum Gejagten. Doch erneut hatten die Nebelparder eine Überraschung für sie bereit. Einer der feindlichen Soldaten sprang genau vor ihr in den Weg und hielt ein Kampfmesser in der Hand. Er würde den Schwung der Biotikerin ausnutzen, damit sie selbst gegen die spitze Klinge lief und sich aufspießte.

‚Oh nein!’ Angst war etwas, das die Biotikerin für normal nicht kannte. War sie doch sonst immer Herrin der Lage, so schien diesmal das Schicksal unausweichlich. Der Gegner war zu nahe, um ihn mit der Pistole zu erschießen und zu nahe, um noch rechtzeitig ein Masseneffektfeld aufzubauen. In einem Bruchteil einer Sekunde würde er ihr die Klinge in den Bauch rammen und sie anschließend der Länge nach aufschlitzen. Kates Augen weiteten sich bei der Vorstellung. Beinahe wäre sie in eine Starre verfallen und ungebremst ihren Tod entgegengelaufen.
Doch instinktiv ließ sie sich auf den Boden fallen und rutschte durch den Schwung auf die Beine des Nebelparders zu. Ihr Rücken protestierte erneut, aber der Gegner taumelte beim Aufprall und konnte seine Waffe nicht schnell genug nach unten bringen. Somit erkaufte sich Kate den Moment, den sie gebraucht hatte. Trotzdem blieben ihr nicht wirklich viele Optionen und so erzeugte sie ein Masseneffektfeld knapp über ihr. Die meiste gravitative Energie richtete sich von ihr weg gegen den feindlich Soldaten, der nach oben geschleudert wurde, als ob er von einem Katapult geworfen wurde. Mit dem Kopf voraus krachte er gegen die Decke und das Knacken seiner Knochen verriet, dass er keine Gefahr mehr darstellte.

Allerdings wirkte ein kleiner Teil der dunklen Energie auch nach unten und versetzte Kate somit einen ordentlichen Schlag in den Bauch. Ihr wurde davon übel und wenn sie nicht so unter Anspannung gestanden wäre, hätte sie sich sicherlich übergeben müssen. Trotz der Schmerzen, die ihr Unterkörper und Rücken aussandte, rappelte sie sich wieder auf und konnte die letzten Meter, die sie von dem rettenden Korridor trennten, überbrücken. Sofort warf sie sich zur Seite und somit auch in Deckung. Die Biotikerin atmete zweimal tief durch und versuchte dabei krampfhaft ihren Mageninhalt für sich zu behalten. Dennoch verlor sie fast den Kampf gegen sich selbst und schmeckte schon Bitteres im Mund. ‚Reiß dich jetzt zusammen! Wenn du jetzt versagst, werden noch mehr sterben.’

Nur schwer kam Kate von ihrer knienden Haltung hoch, aber sie schaffte es. Sie lehnte sich an den Türrahmen und zielte auf die Hilfsbrücke. Zwar benötigte sie beide Hände, um die Pistole halbwegs ruhig zu halten, aber als sie mehrmals auf einen Nebelparder schoss, zerfetzte sie dessen Schild und kurz darauf auch seinen Körper. Ein gewisses Gefühl der Genugtuung kam ihn ihr auf. Sie würde den Abgang ihrer Kollegen sichern, sodass außer Nebelparder hier niemand mehr sein Leben lassen muss.

Kaneshtis
30.09.2010, 17:53
Die Nebelparder, immer noch leicht überrumpelt, dass ihnen in die Flanke gefallen worden war, boten nur schwache Gegenwehr. Selbst der zweite Soldat, der auf ihn angesetzt war schoss nur noch blind über seine Deckung. Aber dank ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit hatte sich dennoch ein labiles Kräftegleichgewicht gebildet, das Kaneshtis zu Gunsten der Alphas kippen wollte. Er schaffte es das Sturmgewehr des Soldaten zu vereisen und mit einer gezielten Salve ließ er es zersplittern, eine schwere Pistole verwandelte er kurz danach in eine hell glühende Metallpfütze, von der Tropfen durch das E-Zero ein paar Meter weit geschleudert wurden, was einige Schmerzensschreie hervorrief.

Langsam erarbeitete er ihnen so einen Vorteil, doch der war wie weggewischt, als die Parderverstärkung auf der anderen Seite begann, die halb geöffnete Tür aufzustemmen.
„Scar, Kiba, wir verlassen die Hilfsbrücke durch den zweiten Zugang. Kaneshtis, wenn Sie uns dabei Deckung geben könnten, wäre das ideal, aber passen Sie auch auf ihren grünen Arsch auf und versuchen Sie selbst hier raus zu kommen.“, befahl sie mit grimmiger Stimme. Er konnte es ihr nachempfinden, aber genauso verstand er die Dringlichkeit sich nicht aufreiben zu lassen. Er fragte sich einen Moment, ob ein Ausfall die Verhältnisse endgültig zu ihren Gunsten hätte kippen lassen, verwarf ihn aber sofort darauf wieder, weil das Risiko sehr hoch gewesen wäre und es jetzt sowieso keine Rolle mehr gespielt hätte.

„Jetzt!“

Scheinbar hatten auch die Parder den Braten gerochen und wurden zusehends wieder mutiger und streckten langsam wieder ihre Köpfe hervor. Der Salarianer quittierte das mit einem Kopfschuss und versetzte ihrer Moral gleich wieder einen Dämpfer. Doch neben Kate waren mittlerweile auch die anderen in Bewegung gekommen und er sorgte jetzt allein für ihren Feuerschutz, sodass die Nebelparder immer mutiger wurden, und das schlimmste daran war: Er konnte es nicht verhindern!

Die meisten konzentrierten ihr Feuer auf Kate, die dem rettenden Ausgang am nächsten war. Es war kein Wunder, dass ihre Schilde zusammenbrachen, nur dass sie nicht ernsthaft verletzt wurde. Doch das würde sich schnell ändern, wenn er nicht die Parderin umbrachte, die aus irgendeinem finsteren Winkel ein Scharfschützengewehr hervorgezaubert hatte. Zwei ungepanzerte Offizier gaben ihr mit Maschinenpistolen Feuerschutz, sodass er gezwungen war ihre Waffe zu überhitzen und dann sofort in Deckung zu gehen, bevor seine malträtierten Schilde den Geist aufgaben. Die kurze Pause nutzte er, um eine Granate zu laden.

Er musste zum Glück nicht lange auf eine Lücke im gegnerischen Feuer warten, um sich wieder aufzurichten, denn ganz in der Nähe hörte er das Bersten von Knochen, was zu einer Schockpause führte. Er überlastete die Schilde eines Parders, an dem der Kroganer des Beta-Teams gerade vorbei lief. Gleich darauf nahm er drei Nebelparder gleichzeitig aufs Korn und es entbrannte ein kleines Feuergefecht, doch der Ausgang stand schon am Anfang fest.

Die Temperatur seines Sturmgewehrs näherte sich schon dem roten Bereich, als er eine Berührung an der Schulter spürte, zum Zeichen, dass er jetzt auch besser verschwinden sollte. Umgehend ging er in die Hocke und drückte sich einen halben Herzschlag später an seiner Deckung ab, um die sechs Meter zur Tür schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Er verzichtete darauf größere Haken zu schlagen und die Projektile pfiffen nur so um ihn herum. Die Energie seines Schildes sank nicht, sie stürzte ab: '34% … 21% - noch zwei Meter - 15% - einer - 9%'
An der Tür angekommen wirbelte er herum; die Tür gegenüber war schon fast weit genug offen, um mehrere Nebelparder zugleich hereinzulassen und einige von ihnen schossen schon durch, zusätzlich zu dem Haufen verbliebener Parder in der Hilfsbrücke. Der Ex-STGler nahm sich keine Zeit zum Zielen, sondern ließ den Granatwerfer nur noch kurz aufheulen und jagte eine Granate durch den Türspalt; im selben Moment kollabierten seine Schilde. Er wollte sich in Deckung drehen, doch ein Projektil durchschlug seinen Panzer, bohrte sich am seitlichen Rand durch seinen Bauchraum und warf ihn zu Boden.

Die Zeit schien langsamer zu vergehen. Zunächst betätigte er den Zünder und das Peitschen der Schüsse verklang. Er wollte sich aufrichten, doch ihm wurde schwindelig und er aktivierte das Adrenalinmodul. Dennoch wäre er wieder hingefallen hätte ihm nicht irgendjemand aufgeholfen. Mit letzter Kraft hieb er auf den Schließmechanismus der Tür und hörte noch das leise Zischen, dann wurde ihm schwarz vor Augen.

ME-NPC 5
30.09.2010, 19:28
Name: Nalya Dalinari
Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
Spezies: Asari
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Invisible Hand – Deck 2: Hilfsbrücke

Im Grunde hatte sich Nalya sogar schon damit abgefunden, dass sie draufgehen würde. Sie hatte in den letzten Minuten geradezu unerhört viel Glück gehabt: Die Parderin, die ihr den Weg gezeigt hatte und nebenbei auch eine verschlossene Luke knacken konnte, dass sie die Vorcha rechtzeitig bemerkt hatte und später kaum getroffen worden war, dass die Luke unverschlossen gewesen war und die Nebelparder nicht schon auf sie gewartet hatten, dass sie auch auf dem letzten Stück des Weges nicht erwischt worden war… zugegeben, man konnte sich darüber streiten, ob das wirklich alles Glück gewesen war, aber in jedem Fall hatte es in den vergangenen Minuten zu viele positive Wendungen gegeben, als dass sie jetzt auch noch wie durch ein Wunder hätte gerettet werden können.
Vermutlich würden die Nebelparder gleich reinstürmen und Nalya umnieten oder sie würden reinstürmen und selbst umgenietet werden und zwar von den Söldnern die danach so angepisst von Nalya sein würden, dass es für die Asari so oder so aus war.

Überraschenderweise machte sich der Kroganer der Truppe sogar noch die Mühe, Nalya anzuquatschen – sie hatte keine Ahnung, was er sagte, die Geräusche die sie in diesem Moment selbst verursachte übertönten es seltsamerweise – bevor wie erwartet die Parder ankamen und ihrerseits irgendeine Scheiße brüllten, die Nalya in den letzten paar Minuten Verfolgungsjagd vermutlich schon zehnmal gehört hatte.
Könnte ich bitte einen Kopfschuss haben? Ach, scheiße, so vornüber gebeugt wie ich dasteh’ treffen die doch nie im Leben meinen Kopf! Ich glaub, ich muss gleich kotzen… können die mich nicht vorher umbringen? Das hat wenigstens noch 'nen Hauch von Würde oder sowas, ich will nicht in meiner eigenen Kotze sterben müssen…

Doch noch in der selben Sekunde, in der Nalya jene verzweifelt sarkastischen Gedanken durch den Kopf schossen, schien sich die Göttin selbst ein weiteres Mal zu erbarmen und Nalya ein erneutes Wunder zu schicken: Jede Menge Schmerzen. Der Kroganer donnerte sie mit voller Wucht zur Seite während im Gang ein Donnergrollen aus Gewehrfeuer losging – Nalya knallte rücklings gegen irgendwas, vermutlich die Wand und abgesehen von ihrem so malträtierten Rücken, Nacken und auch Gesäß, als sie auf dem Boden aufschlug, verkrampften sich bei der ganzen Aktion auch ihre Eingeweide ziemlich unangenehm. Höllische Schmerzen durchzuckten ihre Beine, ihren Bauch, ihre Lunge, die Einschusslöcher, die sie noch irgendwo am Oberkörper hatte und allgemein alles was in letzter Zeit irgendwie in Mitleidenschaft gezogen worden war… vermutlich auch noch Stellen, denen es zuvor eigentlich gut ging, aber so genau konnte sie in der Situation nicht darauf achten.
Im ersten Moment direkt nach dem Schmerz, in dem sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, glaubte sie tatsächlich, dass genau dieser Schmerz das Positive an der ganzen Sache war: Der Kroganer hatte mitgekriegt, dass sie die Parder angelockt hatte, hatte sie angeschnauzt und als er gemerkt hatte, dass sie ihm nicht zuhörte hatte er sie eben gegen den nächstbesten harten Gegenstand gedonnert – die so verursachten Schmerzen betäubten Nalya immerhin ein klein wenig und ließen es später vielleicht weniger schmerzhaft erscheinen, wenn sie tatsächlich von Pardern oder Kroganer erledigt wurde.

Trotzdem schaffte sie es irgendwie, den Brechreiz zu unterdrücken: Wenn sie schon sterben musste, dann wenigstens ohne sich dafür noch weiter bewegen zu müssen und ohne zu kotzen.
Dummerweise stellte sich Nalyas Vermutung, dass ihre Schmerzen noch irgendetwas positives an sich haben würden relativ schnell als Fehleinschätzung heraus. Die Stelle, an die der Kroganer sie in seinem Jähzorn befördert hatte, schien überraschend gut geschützt gegen sämtliche Nebelparder-Angriffe und die Tatsache, dass sogar die hässliche Riesenechse selbst sich wie ein Schutzschild direkt vor ihr aufhielt, zögerte Nalyas Ableben nur noch weiter hinaus. Der Schmerz verflog nach wenigen Sekunden wieder teilweise und sie nahm die Schüsse und das Geschrei wieder etwas bewusster war, ebenso wie die Tatsache, dass sie immer noch am Leben war.

Scheiße, ich leb immer noch! Wenn der Kerl mich nicht geschubst hätte, wär ich jetzt im Arsch… scheiße, ob der grade überhaupt checkt, dass ich noch hinter ihm rumsitz? Klar, muss er ja wohl… ich nehm ihm schließlich die halbe Deckung weg – wie blöd ist das Ding überhaupt, der kann mich doch hier einfach rausschmeißen und sogar noch als Extra-Schild benutzen wenn’s ihm grade passt… oder hat der mich absichtlich in die Ecke gepfeffert? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Oh, warte, doch, wenn ich nachher noch am Leben bin kann er mich besser dafür zusammenschlagen, dass ich die Parder hergelockt hab und er jetzt ordentlich einstecken muss. Und wenn er sich dabei halbwegs beherrschen kann überleb ich vielleicht sogar noch und ihm fällt der zweite offensichtliche Verwendungszweck für eine noch lebende Asari ein… warum muss mich hier drin eigentlich andauernd alles und jeder fertig machen wollen?

„Dein Schildstatus?“, knurrte der Kroganer mit einem Mal die ersten Worte, die Nalya seit dem Erreichen dieses Raumes verstanden hatte.
Nalya starrte ihn nur einen Moment lang ungläubig an, bevor sie sich noch ein Stück weiter in ihre Ecke drückte. Das riesige Ding verlangte doch nicht etwa von ihr, dass sie da rausging, oder? Da tobte gerade ein Kampf und zwar keiner mit ein paar mickrigen Pistolen, bei denen man die drei unbewaffneten Kerle auf der anderen Straßenseite über den Haufen schoss, sondern einer mit Sturmgewehren, Granaten, Biotik und Kroganern.
Zu Nalyas Glück schien das ihrem mehr oder weniger freiwilligen Schutzschild als Antwort zu genügen und die Riesenechse kümmerte sich vorerst nicht weiter um Nalya.

Die blieb auch weiterhin stocksteif in ihrer Ecke sitzen und starrte gebannt auf den Teil der Szenerie, den sie von ihrer momentanen Position aus sehen konnte. Das war zwar nicht sonderlich viel, aber zusammen mit der Akustik genügte es, um Nalya endgültig die Lust auf jegliche weitere Bewegung vergehen zu lassen – sie würde sich garantiert nicht mehr hier wegbewegen bis es nicht sicher war. Da draußen herrschte Krieg und Nalya war nichts weiter als eine armselige kleine Schmugglerin, sie gehörte schlicht und einfach nicht hierher zu Nebelpardern, Biotikern und Kroganern, die sich gegenseitig auf grausamste Art und Weise niedermetzelten.
Sie versuchte, sich nicht allzu sehr auf ihr Umfeld zu konzentrieren, sondern lieber darauf, ihren Mageninhalt bei sich zu behalten und nicht doch noch einen Nervenzusammenbruch oder sowas zu erleiden.

Verdammt, wie behindert ist das hier eigentlich? Klar, Nalya, lass uns auf 'nem beschissenen Söldnerschiff anheuern, die Bezahlung ist gut und so gefährlich klingt das ja gar nicht! Ob mich jetzt der fette Kroganer oder irgendwelche Nebelparder umlegen ist ja auch schon scheißegal… wie arm muss man eigentlich dran sein um schon solchen Dreck zu denken? Früher hatte man noch Probleme wie: ‚Wie krieg ich die Drogen durch die scheiß Kontrolle?’ Heute heißt das: ‚Möchte ich lieber über den Haufen geschossen oder doch lieber vergewaltigt und irgendwie anders umgebracht werden?’
Was zur Hölle hat Yayla eigentlich dazu gebracht, so’nen beschissenen Job zu machen, das ist doch… ich mein, was ist an so’ner Scheiße bitte so toll?! Ich verrecke hier gerade!
Ach, nein, ich verrecke nicht, die Söldner hier verrecken anscheinend erst und dann bin ich dran… verdammt, ich will hier nur noch weg, das ist doch echt die reinste Hölle… nicht kotzen, Nalya, nicht kotzen und auch nicht anfangen zu heulen, du blutest vielleicht, deine Lunge steht kurz vor’m Zerreißen, dein gesamter Körper kackt ab und du wirst mit Sicherheit innerhalb der nächsten Minuten verrecken, aber es gibt keinen Grund, deshalb auch noch die letzte Selbstbeherrschung zu verlieren…
Der Kroganer war in der Zwischenzeit auch wieder von seinem kurzen Ausflug zurückgekehrt, nun nur noch zerfledderter, als er zuvor schon ausgesehen hatte. Nalya hatte grob mitgekriegt, dass er wohl irgendwas an der Tür gemacht hatte, durch die sie gekommen war und irgendwas in die Luft geflogen war, aber angesichts der ungeheuer vielen beängstigenden Eindrücke die nun auf sie einströmten und der eigenen Schmerzen hatte sie gerade ernsthafte Schwierigkeiten, sich auf irgendetwas näher zu konzentrieren.

Verdammt, die machen und platt… wenn ich mich und die Söldner jetzt einfach mal als ‚uns’ werte… der Kroganer ist schon so gut wie im Arsch, wenn die den vielleicht noch kleinkriegen, macht er mir schon mal keine Probleme mehr und vielleicht… mach dich nicht lächerlich, Nalya, die ballern sich da gegenseitig die Schädel weg, du hast keine Chance, da noch irgendwie durchzukommen! Ich sterbe jetzt sowieso… ich werde einfach hier auf dem scheiß Boden verrecken, mich dabei wahrscheinlich auch noch vollkotzen und meine eigenen Eingeweide zu sehen bekommen… aber ich will nicht, verdammt! Warum bin ich hierher gerannt? Warum bin ich so bescheuert?! Ich will nicht verrecken… nicht heute und nicht auf diesem Drecksschiff, nicht nachdem ich hier schon so viel überlebt hab… Liegenbleiben und auf den Tod warten ist beschissen… beschissen und sinnlos – ich hab’s bis hierher geschafft, oder? Und damit hätte ich auch nicht gerechnet. Vielleicht, wenn ich Glück hab… verdammter Dreck, das hat nichts mit Glück zu tun! Jetzt krieg endlich deinen beschissenen Reinblut-Arsch hoch und versuch wenigstens, abzuhaun, wenn das schon das einzige ist, was du hier hinbringst! Ist doch scheißegal, ob ich dabei draufgeh, schlimmer kann’s ja so oder so nicht mehr werden! Scheiß auf die Schmerzen, ich will nicht verrecken und wenn’s doch sein muss, hab ich’s danach wenigstens hinter mir…

Im Nachhinein konnte sich Nalya diesen plötzlichen Ausbruch von Überlebenswillen auch nicht mehr so recht erklären, Tatsache war aber, dass er stattfand und dass es die Asari es trotz sämtlicher Schmerzen die bei dem Versuch, aufzustehen in ihr aufheulten schaffte, sich halbwegs aufzurichten und trotz allem einen kurzen Blick durch den Raum zu werfen: Die Söldner waren ganz offensichtlich am Verlieren. Eine von ihnen, die Nalya vorhin noch gesehen hatte, lag mit zerschossenem Körper auf dem Boden, die andere war schon auf dem Weg in Richtung Ausgang und der Kroganer sah ohnehin schon aus, als könnte er jeden Moment auseinanderfallen.
Nalyas gesamter Körper zitterte vor Erschöpfung und Angst, aber gerade jetzt, wo sich auch die Söldner allmählich zurückzuziehen schienen, hatte sie wohl ihre letzte Chance zu nutzen. Die Parder waren abgelenkt und rechneten wohl nicht mehr wirklich mit ihr – wenn die Söldner sie einfach noch lang genug ablenkten, konnte Nalya vielleicht noch in einem Stück durch den anderen Ausgang hinausschlüpfen.
Irgendetwas sagte ihr, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, sich zumindest so etwas ähnliches wie einen Plan zurecht zu legen, aber der realistischere Teil ihres Hirns verwarf die Idee ziemlich schell wieder: Abgesehen davon, dass sie in der momentanen Situation nicht in der Lage gewesen wäre sich auch nur etwas ansatzweise vernünftiges auszudenken, hatte sie einfach keine Zeit mehr für sowas. Entweder hatte sie Glück oder eben nicht, auf jeden Fall hatte sie ihren Kopf inzwischen lange genug nach draußen gestreckt ohne sich zu bewegen.

Doch genau die Sache mit dem Bewegen stellte sich nun als gar nicht mal so einfach heraus. Nalya spürte noch immer jede einzelne Verletzung, die sie sich in den letzten Minuten zugezogen hatte ebenso wie die Erschöpfung, als sie sich unter diesen höllischen Schmerzen so schnell sie nur konnte an dem Kroganer vorbeischob und losrannte.
Natürlich war der Plan von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Der Kroganer hatte eben noch unter Beschuss gestanden und nun trafen Nalya auch entsprechend einige der Projektile, die eigentlich für den Söldner bestimmt gewesen waren – ihre minimal bereits wieder hergestellten Schilde hatten sich also fast augenblicklich wieder verflüchtigt.
Sie versuchte, es zu ignorieren und weiterzulaufen, auch wenn es sich mit ihren zittrigen Beinen in etwa so einfach gestaltete, als hätte sie versucht mit High Heels durch das Feuergefecht zu rennen.
Bei jedem ihrer völlig überhasteten Schritte glaubte sie, beinahe zusammenzubrechen, konnte sich aber im letzten Moment immer wieder gerade noch auf den Beinen halten, sodass sie im Grunde viel mehr durch die Hilfsbrücke zu torkeln, statt zu rennen schien.

Natürlich schliefen auch die Parder nicht. Die meisten von ihnen beschäftigten sich zwar immer noch lieber mit den etwas gefährlicheren Söldnern, doch einige wenige hielten es offenbar für wesentlich unterhaltsamer, die ohnehin schon halb tote Nalya aufs Korn zu nehmen. Mehrere Schüsse prallten gegen ihre Panzerung, ein stechender Schmerz an ihrem Oberschenkel ließ sie schließlich zusammenzucken, das Gleichgewicht verlieren und hinter einer Konsole, de sie gerade noch so hatte erreichen können zusammenbrechen.
Scheiße, verdammt! Steh auf und lauf weiter! Ich hab jetzt keine Zeit mehr, mal eben Pause zu machen, egal wo die mich erwischt haben.. einfach aufstehen und weitermachen, die Schmerzen ignorieren, aufstehen, weitermachen, überleben… und zwar schnell verdammt, komm wieder hoch!
Heiße Tränen liefen ihr angesichts der Schmerzen und der Verzweiflung die Wangen herunter, als sie sich inmitten des noch immer tobenden Gefechts mit einem Arm an der Konsole neben ihr hochzuziehen begann. Sie hatte das Gefühl, vor Schmerz halb ohnmächtig zu werden.
Okay, Nalya und jetzt auf die Beine kommen, stell dich wieder auf deine Füße… und pass auf, dass deine beschissenen Beine nicht wieder wegknicken…
Mit einem angestrengten Keuchen zog sich Nalya noch ein Stück weiter nach oben, sodass sie schließlich tatsächlich wieder auf ihren Füßen stand, wenn auch nicht weniger wacklig als zuvor. Dass ihr nun wahrscheinlich auch noch etwas im Oberschenkel steckte, minderte ihre Schmerzen nicht gerade.

Es sind nur noch ein paar Meter zur Tür… wenn die nicht auf mich schießen und wenn ich nicht noch mal hinfalle… Bewegung, einfach loslaufen, einfach weitermachen, sonst kann ich’s gleich vergessen…
Nalya wusste im nachhinein nicht, ob sie es ohne jede Hilfe vielleicht sogar von selbst bis zum rettenden Ausgang geschafft hätte, aber Fakt war zu ihrer völligen Überraschung, dass das auch gar nicht erforderlich war.
Sie hatte sich gerade eben vollends aufrichten wollen, als sie plötzlich irgendetwas grob am Oberarm packte und nach oben riss – Nalya konnte gerade mal einen überraschten Schrei ausstoßen, bevor sie auch schon von der Konsole, an der sie sich eben noch so verzweifelt festgeklammert hatte, weggerissen wurde. Sie brauchte eine Sekunde um festzustellen, dass dieser verdammte Kroganer sie schon wieder gepackt hatte und offensichtlich nun in Richtung des rettenden Ausgangs der Hilfsbrücke mitschleifte. Er hatte sie vermutlich einfach im Vorbeigehen eingesammelt und das spürte Nalya auch ziemlich deutlich: Sie hatte dass Gefühl, dass er ihr fast den verdammte Arm abriss und die nicht gerade Nalya-gerechte Geschwindigkeit, die die Riesenechse auf ihrem Rückzug an den Tag legte, sorgte dafür, dass Nalya sich lediglich noch mit ihren verzweifelt zappelnden Beinen am Boden abstoßen konnte, um nicht über den Boden hinweg fortgeschleift zu werden. Währenddessen ließen die Parder es sich natürlich nicht nehmen, weiter auf sie zu feuern.

Verdammt, das tut weh du hässliches, fettes… verdammt Nalya, was haben wir uns vorhin zum Thema Verbündete gedacht? Ist doch scheißegal, was der mit dir vorhat, wenn er dich mitschleift überlebst du wenigstens! Wie lange noch, fünf Minuten?! Scheiß drauf, solang du an dem dranhängst schießen die Parder schon mal nicht auf dich, da kannst du dir verdammt noch mal sicher sein! Einfach versuchen, mitzurennen, nicht getroffen werden, nicht schlappmachen, nicht kotzen, aufhören zu heulen und am Leben bleiben! Göttin, da ist endlich die verdammte Tür!
Tatsächlich durchquerten sie bereits Sekunden später endlich den rettenden Durchgang, hinter dem, wie Nalya nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, schon die Menschensöldnerin von vorhin stand.
Kaum, das sie in der vorläufigen Sicherheit des Ganges angekommen waren, zischte auch ein Salarianer durch die Tür, die er gerade noch rechtzeitig schließen konnte, bevor er – vermutlich tot – umkippte und liegenblieb. Irgendwann zwischendurch war anscheinend auch eine Quarianerin aufgetaucht, aber die interessierte Nalya nun wirklich nicht im Geringsten.

Scheiße, was war das denn grade? Ich dachte schon, ich verrecke und jetzt hab ich schon wieder überlebt… Das… das ist heut echt mein Glückstag. Eigentlich hätte ich dermaßen scheiße viel Glück gar nicht verdient, so blöd wie ich war, überhaupt hierher zu kommen… danke Göttin, verdammte scheiße, einfach nur danke…
Nalya verspürte in diesem Moment tatsächlich sogar noch stärker als ihre Schmerzen ein Gefühl der Ungläubigkeit und des Glücks. Sie hatte es allen Ernstes noch aus diesem verdammten höllischen Raum herausgeschafft, auch wenn es vielleicht nicht komplett ihr eigener Verdienst war – wenn sie ehrlich war, eigentlich gar nicht, aber wen kümmerte das schon? Sie wusste natürlich, dass das nicht das Ende war und dass sie noch weiter würde wegrennen müssen, aber zumindest in diesem einen Moment verspürte sie Erleichterung. Sie war zumindest für einen kurzen Moment außer Gefahr…

Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Kroganer immer noch ihren Arm gepackt hielt und ihr dabei ordentlich die Blutzufuhr abquetschte.
Der Idiot hatte ihr ernsthaft das Leben gerettet – warum auch immer – und aus irgendeinem Grund war sie ihm dafür kein Stück dankbar. Ob es nun an der unangenehmen Umklammerung ihres Armes oder an ihrer Vermutung bezüglich seiner Absichten lag, aus irgendeinem Grund nervte es sie bestenfalls dass er es immernoch nicht fertiggebracht hatte, sie endlich loszulassen.
„Lass mich gefälligt los, du Arsch!“, zischte sie schließlich so laut es ihr verbliebener Atem zuließ und versuchte, sich von ihm loszureißen – das Unterfangen wäre natürlich vollkommen sinnlos gewesen, hätte er nicht freiwillig fast augenblicklich von ihr abgelassen, woraufhin sie, nun völlig ohne jede Stütze und bei dem Verusch, so weit wie nur möglich von dem Kroganer wegzukommen, erstmal das Gleichgewicht verlor und rücklings gegen die Wand des Ganges stieß, wo sie sich mehr oder minder freiwillig ein Stück hinabrutschen ließ.
Schließlich kniete sie, immernoch von Schmerzen und Erschöpfung gebeutelt, auf dem Boden, inmitten der Söldner, auf deren Gnade sie nun angewiesen war.
Na wunderbar Nalya, jetzt geht’s gleich wieder an’s Abhaun und das erste was du machst ist, die einzigen die dir noch helfen könnten zu beleidigen! Mal ernsthaft, wie hätte ich dem den sonst sagen sollen, dass er seine Griffel von mir wegnehmen soll? Mit einem lieben ‚bitte’ kommt man bei den Dingern ja wohl nicht weit… ist doch jetzt auch egal, wenn’s dem passt kann er mit mir sowieso machen, was er will... aber hey, warten wir doch einfach erstmal ab, was meine neuen ‚Verbündeten’ so mit mir vorhaben, vielleicht machen sie’s ja auch einfach kurz und schmerzlos… oder sie nehmen mich aus irgendeinem Grund doch noch mit…

Mit jener stummen Hoffnung in den Augen hob sie schließlich den Kopf und sah ihren Rettern zum ersten Mal wirklich in die Gesichter – zumindest denen, die keinen verspiegelten Helm trugen und die nicht gerade weggetreten auf dem Boden lagen.
Es war wohl an der Zeit, dass sie sich entschieden, was sie mit Nalya vorhatten, die inzwischen auf so ziemlich jede denkbare Möglichkeit vorbereitet war.

Kate Devereaux
01.10.2010, 11:09
Invisible Hand - Deck 2: Hilfsbrücke

Der dritte Schuss und somit zweite Treffer verpuffte an den Schilden des Nebelparders, der es auf Kaneshtis abgesehen hatte. Zu Kates Bedauern stand der feindliche Soldat noch, während der Thermoclip ihrer Pistole verbraucht war. Schnell betätigte sie den Auswurfmechanismus und ersetze ihn durch einen neuen Clip. Somit blieben ihr nur noch der neu geladene und ein unverbrauchter Thermoclip übrig.
Die kurze Feuerpause nutzte der Nebelparder, um einige gezielte Schüsse auf den Salarianer abzugeben. Leider waren seine Treffer nicht so wirkungslos wie Kates. Kaneshtis feuerte seinen Granatwerfer ab, nachdem er die Hilfsbrücke verlassen hatte, wurde aber im gleichen Moment selbst getroffen und zu Boden geworfen.

Kate hatte ihre Pistole mittlerweile nachgeladen und schoss erneut auf den Nebelparder. Diesmal hielt sein Schild nicht mehr stand und er wurde am Hals getroffen. Das Projektil fuhr hindurch und zerfetzte die Halswirbel des Mannes. Sie wollte ihr Ziel auf den nächsten Soldaten, eine Frau, richten, doch da kam schon Scar mit der Asari unterm Arm und Kiba angelaufen. Somit bot sich keine freie Schussbahn mehr an. Allerdings sorgte im nächsten Moment die Explosion von Kaneshtis’ Granate für genug Wirbel und Zerstörung. Kate nutzte die Zeit, um dem Salarianer, der gerade versuchte auf die Beine zu kommen, aufzuhelfen. Der Alien war zum Glück nicht sonderlich schwer, sodass Kate ihn locker an der Hand hochziehen konnte.

Da mittlerweile alle anwesend waren, hieb sie anschließend sofort auf das Steuerelement für die Türe und verschloss den Weg zur Hilfsbrücke. Sie feuerte ein Projektil auf die Steuerung ab, damit die Tür vorerst auch verschlossen blieb, obwohl sie vermutete, dass die Nebelparder andere Dinge zu tun hatten, als sich um ein paar Söldner, die sie soeben erfolgreich vertrieben hatten, zu kümmern. Somit hatten sie eine kurze Ruhepause. Kate, selbst ziemlich erschöpft, steckte ihre Waffe weg und wollte sich gerade an die Wand lehnen, um tief durchzuatmen, als die Asari, die noch immer von Scar gehalten wurde, den Kroganer ankeifte, dass er sie loslassen sollte. Scar tat das auch unverzüglich.

Während die Asari zurückstolperte, erinnerte sich Kate wieder an sie. Sie war auf die Hilfsbrücke gestürmt, mit einem Haufen Nebelparder am Arsch und ab den Moment ging alles drunter und drüber. Die Lage, die zuvor noch absolut unter Kontrolle war, geriet ins völlige Chaos.
Die Biotikerin wandte sich der Asari zu und war einen Augenblick später auch vor ihr. Wütend und zornig. Immerhin war sie daran schuld, dass die Hilfsbrücke nicht erobert werden konnte. Außerdem war sie in Kates Augen für den Tod eines Teammitglieds verantwortlich. Ohne zu zögern packte sie die kniende Asari an den Oberarmen und riss sie hoch, um anschließend ihren lädierten Körper nicht allzu sanft gegen die Wand hinter ihr zu drücken. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Alien um einiges größer als sie selbst war, aber das kümmerte sie im Moment nicht.

„Du!“, fuhr sie die Asari an. „Du bist verantwortlich für den Tod von Chaos und für das Scheitern der Mission!“ Kate glaubte ihren Namen zu vernehmen, doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich rein auf die Asari vor ihr. „Nenne mir nur einen einzigen verdammten Grund, warum ich dich nicht den Nebelpardern überlassen sollte?“
Sämtliche Rationalität war aus Kates Gedanken verschwunden. Am liebsten hätte die die Asari direkt umgebracht. Aus Zorn und Enttäuschung über das Versagen. Wenn sie den Alien umbringen würde, hätte sie sich gerächt. Doch es kam nicht dazu.

„Kate, es reicht...!“, fuhr Kiba Kate an und packte die Biotikerin dabei fest am Arm. Für einen Moment richtete sich Kates Zorn auf die Quarianerin, verpuffte dann jedoch. Immerhin hatte Kiba zu jeder Zeit geholfen und Kate musste ihr sogar dankbar sein. Aus Überraschung ließ sie dabei sogar die Asari ab, doch Kiba schien noch mehr loswerden zu wollen.

20:24

Kimaya'Baato nar Saralesca
03.10.2010, 00:17
UWG, INVISIBLE HAND – Hilfsbrücke

Statt des geisteskranken Laufs ins Totenreich gelangte die Gruppe auf das zweite Schiffsdeck, wo sich das konfuse Labyrinth fortsetzte. Wie gehabt pflasterten königsblaue Platten den Weg, ein schwarzes Zelt spannte sich auf, zerfloss aber in die Schneefarbe, die die Flure seitlich auskleidete, eingetaucht in stetig graue Farbkleckse. Es sah genauso aus wie im restlichen Abschnitt des Schiffs. Es wirkte auf Kiba recht merkwürdig, dass keine Security das Gebiet patrouillierte, das an die ach so signifikante Hilfsbrücke grenzte. Stattdessen dekorierten aber einige Tote die Stelle, wo das Flurgebilde in die Kreuzung mündete, die Kiba einige Schritte abseits schon sehen konnte, was auch automatisch die Antwort auf die Frage lieferte, wieso es keine Wachposten gab.

'So sieht es also aus, wenn das Totenreich ganztägig Happy Hour hat.'

Eigentlich wollte die quarianische Technikerin genau hier stehen bleiben, wo es keine Leichen gab, aber Kate ging schnurstracks zur Kreuzung, '...typisch...', wo ein blutig-fleischiges Schlachthaus die kalten Farbakzente des Gangs spontan in rote Töne tauchte. So sammelte sich das ganze Quartett am Kreuz, wo Kiba auch schon das Schott sehen konnte, das die Hilfsbrücke abgrenzte. Sie ignorierte die breiige organische Masse, die an ihren Schuhen klebte, blendete die toten, kalten Augen dort am Grund aus, die Kiba an die kaputte Stoffpuppe erinnerten, die Captain Rhyn'Navras – 'Stopp, das ist genug!'

Kiba biss sich auf die Lippe, bis es weh tat. 'Rhyn war eine Lügnerin.' Sie grub die Augenbrauen tief ins Gesicht, merkte, wie die eigene Nasenspitze aus Wut zitterte. 'Sie hat Vater getötet.' Genau deshalb durfte die Erinnerung an die Stoffpuppe nicht neu sprießen. 'Sie hat damals nur Freundlichkeit geheuchelt.' Kiba stopfte die Erinnerung zurück in das Grab des Captains, beerdigte die Puppe samt Rhyn. Sie schluckte hart. Rhyn war tot. Es war gut so, genau deshalb war Kiba auch auf die Pilgerreise gegangen. 'Aber ich konnte Rhyn nicht selbst töten.' So sah die Pilgerreise, die mit Abrechnung, nein, Erlösung beginnen sollte, mittlerweile aus - rastlos, blutig, die Pilgerwege chronisch gepflastert mit Toten. Aber eins blieb übrig – Kate, Jacob, Nero. Auch wenn Kiba dickflüssiges Blut an den Schuhen kleben sah wie im Augenblick, auch wenn tote Puppenaugen auf die Maske starrten wie nun, die drei neu gewonnenen Freunde bildeten das Licht, das Kiba zurück auf die richtige Spur brachte. Es war ein Licht, an das sich Kiba krallte, ein Licht, das Kate gelegentlich zum Flackern brachte in halsbrecherischen Situationen, die Kate den Kopf kosten konnten.

Situationen...wie jetzt.

„Okay“, begann Kate knapp, „ich habe einen Plan, wie wir die erledigen können.“

Es waren Worte, die Kibas ganze Magengrube zum Krampfen brachten.

'Oh nein...ich ahne Schreckliches...'

Kate holte tief Luft und präsentierte die perfekte Anleitung zur Selbsttötung, die sogar keine eigene Anstrengung beinhaltete - nämlich die freiwillige Auslieferung an die Faschisten. Sie plante so, die abgeriegelte, gut geschützte Hilfsbrücke betreten und das Schott für die drei offen halten zu können, wobei die kinetische Schutzbarriere sowie Kates biotische Fertigkeit das eigene Leben schützen sollten. So geistreich und gerissen es Kate erschien, so geisteskrank und riskant wirkte es auf Kiba. Es war fraglich, ob ein Faschist wirklich begriff, dass Kate womöglich eine kostbare Informationsquelle war - die sofortige Exekution aus Prinzip aber wirkte auf die Technikerin schon eher realistisch.

Kate spielte kein russisches Roulette – es war kroganisches Roulette.

„Aber-“, protestierte Kiba direkt, aber Kate machte nur eine Geste, die die quarianische Maschinistin gleich zum Schweigen brachte. Typisch. Sturheit siegte. Kate schnallte die Pistole ab, tauschte das Hitzemagazin aus und gab die zwei Waffen an Chaos ab – so wirkte die Auslieferung an die Faschisten authentisch, aber gleichzeitig konnte Kate wirklich nur auf die kinetische wie auch biotische Macht bauen, sollte die ganze Sache auffliegen. Kiba merkte, wie sich die Angst wie ein hungriges Tier in die Magengrube kaute, die Organe in sich schrumpften wie eine ausgetrocknete Frucht. Krank. Es war krank und idiotisch und nutzlos. Kate riskierte ihr eigenes Leben für die Okkupation eines bescheuerten Schiffsknotenpunkts! Wo war hier die Proportion? 'Es gibt keine!', beantwortete Kiba die Frage selbst und machte zwei Schritte, faltete die Finger wie zum Gebet und blickte Kate fast schon flehentlich an, was die getönte Maske aber für sich behielt. Aber ehe die Siebzehnjährige etwas sagte, spannte sich die Gewissheit, dass Kate die irre Aktion so oder so bestritt, wie ein Leichentuch auf und erstickte das neu gewonnene Selbstbewusstsein im Keime.

Kiba gab auf.

'Es macht keinen Sinn, du kannst Kate nicht stoppen', kam die Erkenntnis und wie bestellt zerschnitten stakkatoartige Schüsse die Stille, auch ein Schrei erklang - beides wie ein böses Omen, das die Angst um Kate multiplizierte. Aber die brach resolut auf, bog gleich ab in Richtung des Schotts, auf ins Herz des Monsters. Zurück blieben Chaos, die rothaarige Menschenfrau, Scar, die alte kroganische Echse, die nur den Kopf schüttelte und das eigene Equipment checkte, und Kiba selbst, die sich abseits des blutigen Sees setzte und schwieg. Sie glaubte, das eigene Herz wie in Zeitlupe schlagen zu hören. Sekunde für Sekunde, Schlag für Schlag. Es wirkte wie eine Ewigkeit, genauso wie zähes Kaugummi. Ob es Kate gut ging? Ob Kate schon tot war? Fragen, auf die Kiba keine Antwort suchte, denn absolute Schwärze fraß die Gedanken hungrig auf.

Es dauerte ein, zwei Augenblicke, die auf Kiba ewig wirkten, bis Chaos die Stille fort schüttelte und die Gruppe zum Schott scheuchte, wo hysterisches Geschrei wie ein Musikkonzert die Luft aufwirbelte. Chaos sprang auf die Hilfsbrücke, zur gleichen Zeit rief Kate, die offensichtlich die ganze Ausstattung inklusive Security biotisch demolierte, '...Kate lebt...', dass es hier einen zweiten biotisch fähigen Menschen gab, was Chaos auch gleich mit Schüssen beantwortete, ehe sich die Menschenfrau zur Seite warf. Kiba, die Scar quasi an den Fersen klebte, benötigte einige Schritte, bis auch ihre Schuhe die Station erreichten, aber Chaos spielte sich bereits wie die neu ernannte Kaiserin des Schiffs auf, '...okay, das kann nur Gutes bedeuten...zur Abwechslung.'

„Kopfschuss!“, war die eigentliche Message, damit die eingepferchte Truppe auch die Klappe hielt und keine Mätzchen machte, aber ein Faschist probierte es wirklich, an die Waffe zu greifen, was wie angekündigt mit Kopfschuss endete.

Kiba erschrak, schluckte hart. Aufgerissene Augen blickten auf die matschige, blutige Masse, die einst ein Menschenkopf gewesen war, aber protestieren konnte Kiba nicht, dafür war die brutale Strafe, die Chaos austeilte, die einzige, die wirklich Erfolg brachte, '...Tote, wohin ich auch gehe...ich habe es satt...'

Chaos beherrschte buchstäblich das Chaos, das etwa zwanzig Menschen auf Knien einkreiste – Kate konnte Sachen gut kaputt machen. Sie schien zufrieden, wie es abgelaufen war, ging zur besorgten Kiba, die erleichtert, nein, dankbar war, dass es Kate gut ging, aber ehe Kate etwas sagen konnte, peitschten Schüsse in die Stille, genauso wie Schritte, die, wie Kiba gleich sehen konnte, einer violettfarbigen Asari angehörten. 'Shaiya...?', glaubte die quarianische Technikerin erst, aber als die Asari auf die Station strauchelte und fast erschöpft in sich sackte, erkannte Kiba, dass es Nalya war, die wie irre Luft schnappte und keuchte. Sie sah schrecklich aus. Salzige Tropfen tränkten das Gesicht, das ganz bleich war, blutige Flüssigkeit sickerte am Torso, was nur bedeuten konnte, dass die Asari angeschossen war.

„Wer bist denn du?“, fragte Scar ganz intelligent, '...die erstickt gleich, okay?', bot Nalya aber wenigstens etwas Stütze an, als Schreie die Luft erfüllten: „Tötet die Asari-Schlampe!“

Es hörte nie auf, oder?

Scar packte die Asari geistesgegenwärtig am Kragen, schleifte Nalya zur Seite und absorbierte so die ersten Projektile, die die Faschisten auf die ganze Alpha-Gruppe abfeuerten. Kiba warf sich in Richtung des Kroganers, konnte sehen, wie er auf das Schaltpult des Schotts patschte, aber schlagartig sprangen die bis dato in Schach gehaltenen Stationsoffiziere auf und eröffneten das Feuer auf die zwei Menschenfrauen, die sich gegen die biotischen Attacken, die gegen die zwei wuchteten, aber nicht rechtzeitig schützen konnten. Kate donnerte gegen die Wand und sackte bewusstlos in sich.

„Kate!“, schrie Kiba schockiert, rappelte sich auf, stolperte einige Schritte in besagte Richtung, aber Schrotkeile krachten gegen die Apparatur, die Kiba schützte, zersplitterten das Kunststoffgebilde, das Kiba gegen die Maske wirbelte. Sie plumpste zurück auf die Knie und stützte sich auf die Arme, krabbelte hastig zurück, wo Scar sich aufhielt, aber auch dort prasselten Projektile auf die kinetische Schutzbarriere ein. Scar drückte die Siebzehnjährige zurück auf die Knie, ehe er das Feuer erwiderte, 'Keelah!', kreischte Kiba in Gedanken wie am Spieß, 'hilf uns gefälligst!', aber göttliche Hilfe blieb aus, als Scars kinetische Schutzbarriere den Geist aufgab und erste Metallkeile das Fleisch des Kroganers in blutige Fetzen riss.

'Nein! NEIN!'

Er packte die Quarianerin am Gürtelband, warf Kiba buchstäblich an die Stelle, wo Chaos bewusstlos das Gefecht blau machte. Sie selbst warf die Arme auf den Kopf und kauerte sich ganz klein, blieb so einige Augenblicke, bis ein Mann „Gomez, die Tür!“ rief und Scar ein gestresstes „Kiba!“ knurrte. Er wollte, dass die quarianische Technikerin das Schott blockierte, das Gomez öffnen sollte, also aktivierte Kiba das orangefarbige Werkzeug und hackte sich extern in die Steuerung des Schotts.

„Lieutenant, knipsen Sie die Quarianerin aus!“, schrie ein Faschist gebieterisch, was Kiba in blanke Panik warf, aber die Fingerkuppen tanzten einen irren Hackerstepptanz, der sich in das Cyberspacenetz fraß wie hungrige Termiten in frisches, schmackhaftes Holz. 'Mach schon, mach schon, mach schon!' Sie schmeckte salzige Tropfen, die an den Schläfen abperlten, die Lippen kitzelten. Sie spürte das eigene Herz wie bekloppt im Kopf pochen. Sie saugte die wirren Codes in sich auf, die wie FTL-Geschosse aufblitzten. Trocken. Sie schluckte, aber ihre Kehle war staubtrocken. 'Nein, du bosh'tet! Scheiße!' Zeit. Kostbare Zeit sickerte in Staub. 'Kiba, du packst das, du musst es einfach packen, sonst sterben wir!' Es brach wie ein Kartenhaus in sich, '...fast...', aber er, „Gomez!“, arbeitete gegen Kiba.

Green. Hacking complete.

„Ich hab's!“

„Geschafft!“

Grünes Licht ersäufte die rote Farbe in sich selbst, das Schott knirschte, quälte sich auf. 'Nein.' Scar sprintete zum Schott, zerstörte die Steuerung gewaltsam. 'Nein, ich habe...' Gomez grinste teuflisch. 'Gar nichts hast du...du bist gescheitert.'

Sie schaltete das Werkzeug ab, die Augen blickten gekränkt auf die Schuhspitzen. Kiba wollte die kybernetische Prothese senken, aber auch das scheiterte. 'Was...nein...nein...NEIN! Wieso ausgerechnet jetzt? Scheiße!' Sie packte das kaputte Schrottding, schüttelte es, ballte eine Faust und schlug darauf ein, eins, zwei, drei, „Keelah, nicht jetzt!“, bis sich erste Tränen in die Augen brannten.

Sie war es so Leid.

Aber Scar kassierte einen harten Schuss gegen den Kopf, die gepanzerte Stirn krachte gegen das Schott, bis einige gelbe Zähne aus dem Gebiss brachen, was Kiba wach rüttelte. Sie schnappte sich die quarianische Klinge, die Gedanken wie ein schwarzes Loch, sprintete zur nächsten Schutzposition, wo ein Faschist kauerte und auf Scar feuern wollte und rammte die Stichwaffe in dessen Nacken, bis die rote Lebensflüssigkeit wie eine Fontäne spritzte. Sie sah, dass Chaos sich aufrappelte, die wie irre auf die gegnerischen Truppen schoss, sich selbst wie auf einem Silbertablett anbot, bis die eigene Waffe ruckartig stoppte. 'Nein...'

Chaos starrte die Waffe nervös an. Angst. Kiba sah erst Angst, bis dicke, rote Tropfen aufspritzten und das Fleisch der Menschenfrau in Stücke riss. Chaos stolperte zurück, sackte auf die Knie, stürzte schließlich rückwärts, die giftgrünen Augen glasig. Aber ehe Kiba richtig reagieren konnte, wickelte sich ein Arm um ihren Hals und schnürte ihr die Luft ab.

„Ziegeunerpack!“, giftete eine rauchige Stimme, „du gehörst abgeschlachtet!“

Er packte die Klinge, die Kiba festhielt, warf sich gleichzeitig auf die schlanke Quarianerin, die aufkreischte, zappelte, strampelte, bis die Knie in sich sackten und er die Klinge an sich reißen konnte. Sie rutschte rückwärts zwischen die gespreizten Beine des Faschisten, krabbelte zurück in Richtung des Kroganers, suchte Hilfe, aber er ergriff das rechte Fußgelenk, schleifte Kiba zurück, die wie am Spieß schrie und die Fingerkuppen in die Platten krallte. Er holte aus, wollte die elendige Zigeunerin abstechen, aber Kiba riss die Schrotflinte ab, rollte sich auf die Seite und feuerte das alte Erbstück ab. Feinste Spritzer roten Blutes sprenkelten auf die gleichfarbige Maske, die Schrotflinte, die Kiba nur mit einem Arm hielt, donnerte zurück und krachte in die Magengrube des Mädchens, was ihr Tränen in die sowieso feuchten Augen trieb.

Sie hustete auf, kauerte sich wie ein Embryo zur Seite. Luft. Kiba keuchte, holte tief Luft, kämpfte gegen das tierische Stechen, das sich in die Magengrube biss. „Scar, Kiba, wir verlassen die Hilfsbrücke durch den zweiten Zugang“, knackte es ins Funkgerät, aber Kiba bewegte sich nicht, es tat so weh. 'Wieso auch, es macht doch keinen Sinn. Scar ist ein Wrack, Chaos ist tot, du stirbst auch gleich.' Sie atmete tief ein. 'Nein, halt die Klappe. Kate bringt dich in Sicherheit, aber du musst aufstehen.'

Es dauerte ein, zwei Augenblicke, bis Kiba sich Stück für Stück aufrappelte, die Schrotflinte anschnallte, die Klinge aufhob und zum zweiten Zugang krabbelte. 'Genau so...wenn du die Scheiße schon ertragen musst, dann machst du das gefälligst lebendig.' Sie kroch an den Kopf des Apparats, sprang dort auf die Füße und erkannte Kate, die am Ausgang auf die restlichen Faschisten feuerte, sodass Kiba aufbrechen konnte. Sie sprintete wie irre in Richtung des Ausgangs, merkte, wie die kinetische Schutzbarriere aufflackerte und die Projektile absorbierte, aber Kiba schaffte es, genauso wie Scar und Nalya, die bereits dort angelangt waren.

'Keelah...'

Sie stützte sich in die Knie, die wie Espenlaub schlackerten, keuchte, schnappte die frisch gefilterte Luft, blendete das restliche Geschehen aus, das eine Granate und einen in sich gesackten Salarianer namens Kaneshtis beinhaltete. Salzige Tropfen tränkten das ganze Gesicht, die Magengrube war ganz taub und kalt geworden. Sie wollte es abtasten, aber die kybernetische Prothese war kaputt.

„Wie geht es dir?“

Nein.

„Ich bin so nutzlos.“

Sie wollte das nicht. Sie wollte sich nicht an damals erinnern.

„Nutzlos? Wieso?“

Stopp, das reichte, das war genug.

„Rhyn war eine Lügnerin“, flüsterte Kiba gehässig, packte die kaputte Prothese, quetschte das künstliche Organ, „das ist die einzige Wahrheit.“

„Lass mich gefälligst, du Arsch!“, giftete Nayla, die das eigene Gewicht kaum halten konnte, was Kate aber gern erledigte, wenn auch aus gehässiger Absicht. Sie marschierte zielstrebig zur Asari, riss Nalya gedanklich bereits in hunderte Stücke, so hart und kalt sahen ihre Augen schon aus. 'Was machst du, Kate?', fragte Kiba sich irritiert, 'gehst du jetzt auch auf die eigenen Leute los?'

Genauso wie Rhyn.

„Du!“, knurrte Kate wutentbrannt, packte Nayla grob an den Armen und quetschte die erschöpfte Asari, die ihr hilflos ausgeliefert war, hart gegen die Wand, „Kate...“, appellierte Kiba, aber die Menschenfrau stellte sich taub und machte Nayla zur Gastasche, wollte die Asari sogar töten, „Kate, es reicht...!“

Stille.

Kiba packte Kate am Arm, registrierte aber kaum, was hier wirklich passierte. Kate gehorchte sogar.

„Was denkst du dir nur?“, es war ein Flüstern, „reichen dir die ganzen Feinde nicht aus? Greifst du jetzt auch schon die eigenen Leute an?“, die Stimme festigte sich, „Scar hat Nalya das Leben gerettet – genau, die Asari hat sogar einen Namen – aber was machst du? Töten ist das einzige, was dir in den Sinn kommt!“, schrie Kiba wutentbrannt, „ich habe die Gefechte und das ständige Töten satt, Kate...ich habe es so satt...“, wandte sich ab, fühlte sich schuldig, konnte die dunklen, braunen Augen nicht ansehen, die so schockiert aussahen, '...du Schwächling...du Verräterin...'

Uhrzeit: 20:24 Uhr

Draggus 'Scar' Skarmang
05.10.2010, 23:56
Invisible Hand - Hilfsbrücke

Der Rauch und Donner der Explosion hatten sich noch nicht gelegt, da war Draggus schon auf den Füßen. Offenbar hatten die Nebelparder zumindest bei den Türen nicht gespart, denn das Schot zeigte keine einzige Delle. Draggus achtete nicht auf das ausströmende Blut und den unangenehmen Geschmack im Mund. Wortlos drückte er der unbekannten Asari seine Schrotflinte in die Hand, während er nach dem Sturmgewehr am Boden griff. Die Waffe schulternd, die er erst Augenblicke zuvor dem Menschen blutig abringen konnte, gab er mehrere Schüsse auf die Gegner ab. Die Fremde starrte währenddessen die Schrotflinte verdutzt an, wie ein Affe auf Eletania eine verkommene Ruine.

- „Mach dich gefälligst nützlich!“ herrschte er die Asari an, und rückte wieder auf die Nebelparder vor. Die Waffe fest an die Schulter gedrückt, bearbeitete er damit ausgiebig die gegnerischen Schilde. Die Zugangstüren des Haupteinganges öffneten sich und ließen einen Salarianer hindurchschlüpfen. Draggus hoffte auf. Doch der aufkeimende Optimismus erhielt einen starken Dämpfer, als der Kroganer sah, wer Kaneshtis hindurchfolgte. Niemand. ‚Notorische Lügner!’ Draggus hätte sich am liebsten selbst verflucht, so naiv gewesen zu sein dem Wort eines Salarianers Glauben geschenkt zu haben. Sah jedoch ein, dass ein helfendes Gewehr besser war als keines. Er schoss weiter. Das Gewehr, die Arme und der Körper des Kroganers bildeten eine Einheit. Die Waffe im Anschlag, visierte er die Gegner über den Lauf an und feuerte. Dabei versuchte er noch so gut es ging seinen Kopf durch die kräftigen Arme zu schützen, während er kurze, gezielte Salven auf die Nebelparder abgab. Die Quarianerin, verließ urplötzlich ihre Deckung und legte sich mit zwei Nebelpardern an. Draggus hatte keine Zeit auf sie zu achten. Der Salarianer überhitzte gekonnt die Waffen der Gegner und der Kroganer nutzte die Gelegenheit. Ein gezielter Feuerstoß zerriss die Schilde eines Soldaten, trennte diesem den Arm von der Schulter, als sich die Salve zu seiner linken Brusthälfte vorarbeitete und ließ ihn sterbend hinter seiner Deckung zusammensinken. Ein weiterer Nebelparder, der zusammen mit dem ersten den Befehl seines Offiziers befolgte und offen stehend den Salarianer angriff, war sein nächstes Ziel. Draggus strapazierte durch einen endlos erscheinenden Strom an Projektilen seinen Schild, verwandelte diesen in einen blau schimmernden Wirbelsturm, der drohte jeden Augeblick zusammenzubrechen. Der Mensch schaffte es jedoch rechtzeitig sich lebend hinter seine Deckung zu werfen. ‚Verdammt!’

- „Gomez, die Quarianerin ist gefickt! Mach dasselbe mit dem Lurch!“ Draggus konnte den Wortführenden Unteroffizier hinter einer der Konsolen ausmachen, als weitere Schüsse gegen seine gut gepanzerte Brust prasselten und in den Rüstungsplatten stecken blieben.

- „Nur. Verfickte. Fünf. … Minuten!“ die bekannte Stimme, verriet Draggus, dass Schäfer wieder da war. Diese war zwar da, jedoch nicht bei Sinnen. Ohne Deckung und nur durch die fragile Hülle der kinetischen Schilde geschützt richtete sich die menschliche Frau auf. Mit durchgedrücktem Finger am Abzug und lockerer Zunge ließ sie ihre Wut auf den Nebelpardern aus. Der Salarianer mühte sich ab, um der Gruppe durch seine Techspielereien etwas Luft zu verschaffen. Die Synapsen in Draggus Gehirn feuerten ebenso unerlässlich wie die unzähligen Waffen in dem Raum und versuchten einen Ausweg aus diesem Chaos zu finden. Gerade als er sich mit dem Salarianer und der menschlichen Technikerin neu koordinieren wollte, wurden sein Plan jäh durchkreuzt. Das Gewehr der Hackerin streikte und die Frau geriet in das Kreuzfeuer der Nebelparder.

- „Schäfer, in Deckung!“ schrie Draggus und wollte zu einem erneuten Sprint ansetzen, um der menschlichen Technikerin zur Hilfe zu eilen. Doch erneut scheiterte sein Vorhaben, als etwas unfassbar Schweres auf ihn hinabstürzte und den Kroganer auf den Boden zwang. Der gegnerische Biotiker, der hinter seiner Barrikade aufleuchtete, hatte Teile der Metallträger und Verkleidung aus der Decke gerissen und demonstrierte Draggus auf eindrucksvolle Art und Weise, dass ein Schlachtfeld immer dreidimensional ist. Draggus bemerkte nicht, wie der Salarianer ihm das Leben rettete, indem er erneut die Waffe des Gegners überhitzte, der zu einem Kopfschuss ansetzte. Fassungslos und vor allem hilflos musste er untätig mit ansehen, wie die menschliche Technikerin von Projektilen durchsiebt zu Boden ging. Wut stieg in ihm auf. Nicht über den Verlust der Menschenfrau – dafür kannte er sie viel zu wenig – sondern über die Demütigung, die seine Kriegerehre hier ertragen musste. Die Nebelparder – dieses rassistische Dreckspack – dessen Existenz ihm erst vor ein paar Stunden offenbart wurde, führten ihn und das Team für das er kämpfte regelrecht vor. Die letzten Reste seines Stolzes, welche den einstigen Warlord ausmachten rebellierten gegen die bloße Vorstellung. Draggus spannte jeden seiner unzähligen Muskeln an, stemmte sich gegen die Last, stieß einen uralten Kampfruf aus und befreite sich aus seinem vorzeitigen Grab. Die Kommandocrew schenkte ihm sogleich ihre Aufmerksamkeit, als so ziemlich jeder von ihnen seinen Kopf in Richtung der Quelle des wilden Gebrülls drehte.

- „Das gibt’s nicht!“ rief einer ungläubig.
- „Den Hurensohn hatte ich doch!“ erwiderte ein anderer und Draggus wusste, das es sich dabei um den Biotiker handelte. Die allgemeine Verwirrung ausnutzend, schnappte er sich sein Gewehr und gab eine breit gestreute Salve auf die Gegner ab. Der Einsatz von Granaten innerhalb der Brücke kam nicht in Frage, wollte das Infiltrationsteam diese wirklich unter ihre Kontrolle bringen. Die Nebelparder zogen auch sogleich ihre Köpfe ein und ließen sich in höchst abfälligem Ton über die kroganische Anatomie aus. Draggus rannte unbeirrt zu der Deckung, hinter die Kate die menschliche Technikerin ziehen konnte. Letztere hatte in ihrer Selbstlosigkeit stets das Missionsziel vor Augen. Durch ein letztes Aufbäumen ihrer Kräfte versuchte sie mit ihrem Universalwerkzeug eine Techatacke auf den Gegner loszulassen. Doch nichts geschah. Entweder waren die Schutzsysteme der Nebelparder zu gut, oder die Kraft der Frau reichte nicht aus, um ihr vorhaben zu beenden. Draggus hatte die Rückschläge satt. Wutentbrannt feuerte er auf die Nebelparder. Sein Zorn bekam auch sofort neue Nahrung, denn die erbeutete Waffe gab ein klackendes Geräusch von sich. Der unerbittliche Strom aus Projektilen versiegte und die Automatik der Waffe warf in einem weiten Bogen das Thermomagazin aus.

- „Neumodischer Schrott!“ stieß Draggus unter einem Knurren hervor, als er in Deckung ging. Mit dem Rücken an die Konsole gepresst sah er, wie Schäfer ihre letzten Worte an Kate richtete. Während er in Deckung blieb, griff Draggus zu seiner Pistole und gab mehrere Schüsse auf die Öffnung im Schott ab. Die Nebelparder, welche versucht hatten dieses aufzustemmen, zogen sich rasch zurück, auch wenn die Schüsse an den Schilden und der Panzerung zerschellten.
- „Scar, Kiba, wir verlassen die Hilfsbrücke durch den zweiten Zugang.“ Schrie die Menschenfrau ihren Begleitern zu und sprach dabei aus was dem Kroganer bereits vor einer Standardminute klar geworden war. Sie waren dabei zu verlieren. Hatte zu dem Zeitpunkt noch die wage Möglichkeit bestanden das Blatt zu wenden, war sie schnell vergeben und auch der mutige Einsatz des Salarianers würde es nicht ändern können. Sie hatten verloren. Doch nun – wenige Augenblicke danach – waren sie viel weiter. Nachdem der erste Teammitglied zu Boden ging – von dem sie nie würde aufstehen können, nachdem der erste Waffenbruder seinen letzten Lebenswillen aushauchte – erlosch jede Chance auf Sieg ebenso, wie das Funkeln in den Augen der menschlichen Technikerin. Sie waren dabei zu sterben.

- „Das Pack ist am Ende! Johnson, Ivanova, schneidet ihnen den Weg ab!“ schrie der gegnerische Commander in seiner gewohnt selbstsicheren Art. Doch Kate wartete nicht darauf, dass die Nebelparder ihnen den letzten Fluchtweg abschnitten und sprintete los. Gleichzeitig griff Draggus nach dem funktionslosen Gewehr, schmetterte es gegen die Bodenplatten und griff nach dem nunmehr offen liegenden Massenbeschleuniger. Innerhalb eines Lidschlags warf er das Herz der Waffe rücklings über die Konsole und richtete sich wieder auf. Die Pistole im Anschlag sah er, dass die meisten Nebelparder ihre Aufmerksamkeit – wie erwarte auf die Menschenfrau richteten. Die Flugbahn des Massenbeschleunigers nicht richtig abgeschätzt kassierte er erste Treffer, als das klobige Gerät den umgeworfenen Tisch erreichte. Ein einzelner Schuss löste sich, traf die Hülle, welche das angereicherte Element Zero beherbergte und löste eine Entladung von Dunkler Energie aus.

- „Ich sollte wirklich mit dem Saufen aufhören.“ Murmelte Draggus resigniert und musste an das verhängnisvolle Getränk denken, dass ihm der salarianische Barman so großzügig spendiert hatte. Während er in Deckung ging sah er, dass die Wirkung der Explosion ausreichte, um die Nebelparder von den Füßen zu reißen. Doch sie verblasste im Vergleich zu einem gezielten, biotischen Angriff. Wildes, synthetisch verzerrtes Geschrei durchbrach die fortwährende Schießerei und die Verwünschungen der Nebelparder, die sich wieder aufrappelten. Das Gebrüll erweckte in Draggus den Eindruck jemand würde die Quarianerin mit einem rostigen Messer bei lebendigem Leib häuten. Ein flüchtiger Blick über die Deckung verriet ihm, dass genau das der Fall war. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass der Nebelparder noch dabei war sich durch den Schutzanzug zu arbeiten und das Messer, das er schwang durchaus scharf war. ‚Verflucht, Mädchen! Kriegst du denn gar nichts auf die Reihe?!’ fragte sich Draggus stumm, während er versuchte den Menschen anzuvisieren.

- „Kowalski! Ich will das Riesenvieh tot sehen!“ Nach der wenig erfolgreichen Aktion mit dem Massenbeschleuniger hatte man ihn sofort wieder als Bedrohung registriert. „Ischikawa, verpass ihm noch einen Kopfschuss, aber diesmal richtig!“ Während er noch immer versuchte einen tödlichen Schuss auf den Menschen abzugeben, der der Quarianerin zusetzte sah er, wie sich hinter dem umgeworfenen Besprechungstisch etwas regte. Die Menschenfrau, deren Name gerade gerufen wurde, brachte ihren Kopf, sowie ein Gewehr zum Vorschein. Dieses war von höchst ungewöhnlicher, jedoch seltsam vertraut wirkender Bauart. Der Kroganer bekam keine Gelegenheit einen genaueren Blick darauf zu werfen, denn die Frau legte an und feuerte. Draggus konnte noch gerade rechtzeitig hinter seiner Deckung verschwinden, um zu sehen, wie das Geschoss einen hässlichen Brandfleck in dem Schott hinter ihm sengte. Unweit dieser Stelle befand sich auf der Zugangstür ein ähnlicher Fleck und Draggus erkannte darin Teile seines Zahnbelags.

- „Hässliches Zeug.“ Murmelte der Kroganer und bezog sich dabei auf die gegnerische Waffe. Viel verwunderlicher war jedoch die Tatsache, dass unter dem Rücken der nunmehr toten, menschlichen Technikerin, ein ähnlicher Lauf hervorschaute. Draggus wollte die tote Frau gerade umdrehen, um sich vollends davon zu überzeugen, hörte jedoch jemanden seinen Kampfnamen rufen. Die Aufforderung sich zu beeilen, die darauf folgte ließ kein Zögern zu. Ein rascher Blick Richtung des anderen Zugangs offenbarte ihm, dass Kate an der Schwelle stand und Feuerschutz leistete. Zusätzlich hatte die namenlose Asari holpernd die Flucht ergriffen. Seine Schrotflinte ließ sie gleich zu Beginn als nutzlosen Ballast auf offener Stelle zurück. Die Leichtfüßigkeit, die sie sich dadurch erhoffte blieb aus. Die Unbekannte stolperte kläglich und legte sich der Länge nach hin. Glücklicherweise für sie, direkt hinter eine Konsole, die ihr ansatzweise Schutz bot. Draggus riskierte noch einen Blick über seine Deckung um sich für den Lauf zur Tür einen Überblick zu verschaffen. Die Quarianerin schrie nicht mehr. ‚Vermutlich tot.’ Und so gab es keinen Grund länger hier zu bleiben. Doch der Kroganer musste schnell wieder den Kopf einziehen. Die Nebelparder legten ein Unterdrückungsfeuer. Projektile pfiffen durch die Luft, schlugen in den Boden ein, donnerten gegen seine Deckung. Draggus roch Ozon. Geschosse schwirrten durch den Raum, wie ein Schwarm Insekten über einer Frühlingswiese auf Thessia. Ohne Schutzschilde war Haupteingang nicht zu erreichen.

- „Nicht nachlassen Leute! Den Mistratten reißen wir den Arsch auf!“ feuerten sich die Nebelparder gegenseitig an und feuerten abwechselnd weiter. Draggus griff nach dem Sturmgewehr, das Kate der toten Technikerin am Boden geliehen hatte. Die geduckte Haltung beibehaltend drehte er sich um und presste die Waffe an die Schulter.

- „Schäfer, Sie haben ganz miese Freunde.“ Sprach er zu der Menschenfrau, während er den Finger an den Abzug legte. Die menschliche Technikerin lächelte ihn nur selig an und schwieg. Ebenfalls wortlos – Draggus erwartete keine Antwort – jedoch nicht ohne Geräusch zog er den Abzug durch und feuerte auf den Boden. Genauer gesagt in die Verankerung der Konsole kurz darüber. Projektil um Projektil jagte er in das Metall hinein, während er die Waffe von links nach rechts und wieder zurück schwenkte. Die saubere Linie, welche sich stetig abzeichnete, war noch nicht vollendet, als das Gewehr verstummte. Der Hitzespeicher war überlastet. Achtlos warf Draggus das Gewehr zu Seite, ohne zu warten, bis sich dieses abkühlte. Sich mit den Händen am Boden abstützend verpasste er der Konsole einen halbherzigen Tritt. Aus dem Gleichgewicht gebracht, neigte sich der Leben spendende Schutz dem Gegner zu und drohte gänzlich umzukippen. Behänd griff er nach der Oberkante und zog sei wieder zu sich heran. Mit der anderen Hand an der abgetrennten Verankerung, schwenkte er die Konsole um neunzig Grad, und richtete sich wieder vollends auf. Für einen Augenblick verstummte das gegnerische Feuer und Draggus nutzte die Stille. Er gedachte den Mut der menschlichen Technikerin und grüßte sie zum letzten Mal. Draggus lief los.

- „Verflucht! Wir sind doch kein beschissener SB-Laden!“ hörte er den kommandierenden Offizier ungläubig rufen. „Legt diese Missgeburt um! Ich habe seine Faxen endgültig satt!“ Von den Ausrufen unbeirrt lief Draggus weiter. Die wütende Stimme des Menschen, welche in dem darauf folgenden Donner der Schüsse unterging, ließ vermuten, dass dieser noch mit dem Fuß stampfte und dem Kroganer dazu aufforderte das Gerät wieder hinzustellen. Draggus kümmerte es nicht. Die schwere Konsole zwischen sich und dem Gegner lief er weiter. Sammelte unterwegs seine Schrotflinte ein und hielt auf die Asari zu. Diese war gerade dabei sich völlig grundlos hinter ihrer Deckung hochzuziehen und sich dem Gegner zum Abschuss anzubieten. Die Schilde des Nebelparders, der gerade dabei war die Namenlose zu einer Leblosen zu machen, wurden gekonnt von dem Salarianer überlastet. Der Soldat versuchte unbeirrt weiter zu feuern, bis er schließlich von dem ehemaligen Stück Hightech, das der Kroganer mit sich schleppte, begraben wurde. Draggus packte die Asari, am Arm und zerrte sie von der Brücke in die Sicherheit des Ganges dahinter. Als der Salarianer und die Quarianerin ebenfalls hindurch waren verriegelte Kate die Tür.

Als die Asari Draggus, auf eine für Omegas Verhältnisse überaus höfliche Art und Weise, aufforderte die Hände von ihr zu nehmen, ließ er sie los. Während die übrigen Mitglieder der Alpha Chimera Truppe die ersten Augenblicke damit verbrachten verwundet oder erschöpft zusammen zu sacken, gönnte weder der Körper noch der Verstand dem Kroganer Ruhe. Draggus griff mit einer Hand in den Slot mit der Notfallausrüstung an seinem Gürtel und holte ein Tube Medigel hervor. Das in intergalaktischer Handelssprache beschriftete Gefäß wurde schnell entsiegelt. Den in Großbuchstaben angeführten Hinweis „Nur zu äußeren Anwendung!“ ignorierend, entleerte Draggus den kompletten Inhalt in seinen Mund, während er über das weitere Vorgehen nachdachte. Der Kroganer war gerade dabei das Arzneimittel mit der Zunge überall dort zu verteilen, wo dieses am nötigsten gebraucht wurde, um die Blutung zu stillen, als er inne halten musste. Kate griff wutentbrannt die fremde Asari an und drohte damit sie zu töten.

- ‚Sag mal Bruder. Waren es vier oder sieben Phasen?’ Draggus rührte sich nicht. ‚Ich meine die, die eine „gelungene“ Mission auszeichnen. Und an die ein Söldner immer denken sollte.’ Kam es hämisch nach. Erst der letzte Satz der verhassten Stimme riss den Kroganer aus dem blanken Erstaunen und zwang ihn den Mund zu schließen. Doch die zähe Masse darin, die sich mit dem Blut vermischt hatte, tropfte durch die beiden Einschusslöcher weiterhin auf den Boden. ‚Ich würde ja zu gerne wissen, bei welcher wir hier gerade sind. Ich glaube ja sogar es sind zwei in einer.’ Fügte Dremmus hinzu.

- „Bestrafung der Unschuldigen.“ Antwortete Draggus seinem Bruder, doch die Worte wurden von der gelee-artigen Masse verschluckt. Dremmus gab ein nachdenkliches Brummen von sich ‚Und ich hätte schwören könne es war „Rückzug der Verantwortlichen’.

„Fünf Minuten mit Profis.“ Hallte es plötzlich in Draggus Verstand nach und er glaubte erahnen zu könne, was die menschliche Technikerin gemeint hatte. Eine bittere Erkenntnis breitete sich in dem Kroganer aus und rührte nicht von der Überdosis Medigel. Profis bereiteten sich auf eine Mission vor und stolperten nicht besoffen in diese hinein. Profis verfolgten ihr Ziel rigoros und ließen sich durch Nichts und Niemanden ablenken. Sie sammelten nicht unterwegs Leute ein, nur um später zu erkennen, das diese nur Ballast darstellten. Profis stürzten sich nicht Hals über Kopf in den Kampf, sondern gingen die Sache mit Bedacht an. Profis koordinierten ihre Leute und überließen nicht alles dem Selbstlauf. Profis kannten ihre Stärken und Schwächen, spielten die Ersteren aus und verbargen die Letzteren. Profis waren nicht auf das Vorhersehbare vorbereitet, sondern auf das Unvorhersehbare. Profis …. – Draggus und die Personen um ihn herum waren keine. Erneut musste er an das Gebräu des Salarianers in der Effect Zone denken. Diesmal verfluchte er jedoch sich selbst nicht ein ganzes Fass davon getrunken zu haben und nun diese Misere miterleben zu dürfen. Dem nicht genug mischte sich nun die Zierde der quarianischen Technokratie, die nicht einmal genug Anstand besaß nach ihrem Versagen einen würdevollen Freitod zu wählen, mit in das Gespräch ein. Draggus konnte sich nicht länger zurückhalten.

- „Oh, bitte!“ Sprach er unfähig ihre Heuchelei über Zusammenhalt länger mit anzuhören, wo sie die Erste war, die ihre Waffe gegen ein Teammitglied richten wollte. „Nimm dir bitte seinen Schalldämpfer …“ dabei zeigte er auf den halbtoten Salarianer und dessen Scharfschützengewehr, dass mit dem besagten Aufsatz bestückt war „und ersetze damit deinen Vokabulargenerator, ja.“ ‚Die Übung kannst du echt gebrauchen!’ Ohne darauf zu achten, ob die Quarianerin nun die Klappe hielt oder nicht, fuhr er an Kate gewandt fort. „Sie scheinen wohl zu glauben, die Tatsache, dass sie mit Rotem Sand zugedröhnt sind, würde sie vor jeder Verantwortung entziehen? Wenn sie suizidgefährdet das Team durch das Schiff jagen ohne vorher nachzudenken, dann ist es ihre Verantwortung!“

- ‚Vorsicht, Bruder. Vater hat immer gesagt man soll nicht von sich auf andere schließen.’

- „Schnauze!“ war Draggus ungehaltene Antwort. Als ihm den Bruchteil einer Sekunde später klar wurde, wer ihn gerade ansprach fügte er noch hinzu: „Ich war noch nicht fertig.“ Hatte zufällig jemand aus der Gruppe gerade zu einem Widerspruch ansetzen wollen, so durfte dieser sich jetzt angesprochen fühlen. „Anstatt jemandem zu drohen sollten sie lieber an die Konsequenzen denken.“ Fuhr Draggus kühl fort. „Die Hilfsbrücke ist für uns verloren. Wir sind gescheitert.“ Draggus machte eine Pause. „Sie wären gut beraten zu ihrer Gottheit zu beten, dass Agapios die Hauptbrücke noch nicht eingenommen hat. Andernfalls ist er bereits über unser Versagen informiert und straft Sie dadurch ab, dass er Ihrem Jacob die Kniescheiben wegschießt.“

Profis – nein, sie waren wirklich keine. Sie waren kaum noch ein Team. Gerade brach alles auseinander.

ME-NPC 5
06.10.2010, 21:12
Name: Nalya Dalinari
Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
Spezies: Asari
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Invisible Hand – Deck 2: vor der Hilfsbrücke

Zugegeben, Nalya hatte damit gerechnet, dass ihre unfreiwilligen Retter nicht gerade glücklich darüber sein würden, dass sie aufgetaucht war, aber seltsamerweise war sie nicht wirklich auf das erneute Aufwallen von Schmerz in ihrem gesamten Körper vorbereitet gewesen, als die Menschenfrau sie grob nach oben zog, gegen die Wand drückte und begann sie anzuschreien. Nalya konnte sich trotz der gewissen Notwendigkeit, die es jetzt wohl inne gehabt hätte, nicht wirklich auf ihre Worte konzentrieren – die Schmerzen die ihren gesamten Körper durchzuckten waren einfach zu präsent, abgesehen davon, dass sie sich noch bemühen musste, nicht weiter zu flennen oder doch noch zu kotzen… solang das Gesicht der Menschenfrau sich so nah an ihrem befand, war das in diesem Moment wohl sogar klüger, als ihr zuzuhören.

Ihr „Nenne mir nur einen einzigen verdammten Grund, warum ich dich nicht den Nebelpardern überlassen sollte?“ bekam Nalya allerdings sehr deutlich mit und obwohl die Quarianerin bereits in diesem Moment irgendetwas zu faseln begann, drehten sich Nalyas Gedanken tatsächlich einen Moment lang nur um die Antwort, die sie hätte geben können.
Es gibt keinen. Warum sollten die mich schon mitschleifen? Ich kann nicht kämpfen, bin total im Arsch und außerdem kann die mich nicht ausstehen, weil sie wegen mir die Hilfsbrücke verloren haben… scheiße, was kann ich denn dafür?! Nichts natürlich, aber das ist die Realität, da ist es scheißegal, ob du Schuld an irgendwas hast oder nicht… Verdammt… was erzählt die Helmvisage da eigentlich grade?

„Scar hat Nalya das Leben gerettet – genau, die Asari hat sogar einen Namen – aber was machst du? Töten ist das einzige, was dir in den Sinn kommt… Ich habe die Gefechte und das ständige Töten satt, Kate...ich habe es so satt...“

Nalya glotzte sowohl die Söldnerin als auch das quarianische Mädchen verständnislos an.
Was? Woher kennt die jetzt plötzlich meinen Namen? Verwechselt die Mich? Scheiße, nein, es wird ja wohl nicht noch 'ne zweite Nalya auf diesem verdammten Schiff geben, die zufällig noch genau so aussieht wie ich… hä? Woher sollte ich die kennen, ich hab nie was für irgendwelche Quarianer geschmuggelt und auch nicht mit denen zusammengearbeitet… scheiße, du dummes Reinblut! Die war auf der Behemoth und im Shuttle, die ist mit dir hierher gekommen! War die nicht sogar in meinem Team? Moment… nein, der Quarianer-Kerl war in meinem Team, die hier sollte bei Yayla sein… und warum ist sie da nicht? Bei uns hatte sich Galen verpisst und kein Schwein ist auf die Idee gekommen, mich einzusammeln, aber Yayla würde ja wohl nicht einfach so ihre Leute abhauen lassen… zumindest nicht, wenn sie noch am Leben ist… Scheiße, verdammt! Was mach ich wenn sie tot ist?! Dann kann ich doch echt einpacken, die schmeißen mich vom Schiff und… ach, halt Nalya, kein Grund zur Panik: Du wirst sowieso gleich von denen hier erledigt, Yayla kann dir scheißegal sein…

Der Kroganer namens Scar war inzwischen dazu übergegangen, sein gesamtes Team zur Schnecke zu machen und irgendwas rumzubrüllen, aber Nalya hörte ihm auch diesmal nicht wirklich zu. Abgesehen von den Schmerzen beschäftigten sie nun nämlich noch ein paar andere Themen.
Okay, analysieren wir einfach mal die Lage: Ich muss lebend von diesem Schiff runter. Dazu muss ich erstmal das hier überleben. Die Menschentusse will mich umlegen, die Quarianerin nicht und der Kroganer offensichtlich auch nicht, sonst hätte er mich nicht mitgeschleppt – warum auch immer. Ich schätze mal, entweder der Kroganer oder die da ist Teamchef… ach verdammt, ich muss mich irgendwie bei denen einschleimen, sonst bin ich geliefert… oder ich hoffe mal, dass die Quarianerin mir den Arsch rettet… oder der Kroganer, der hätte ja vielleicht auch gerne meinen Arsch... haha, sehr lustig, der hat jetzt andere Probleme, Nalya, und bevor ich so weit gehe, bleib ich doch lieber zum Verbluten hier… oder ich funke Yayla an… wenn alles schief läuft… ich sollte wirklich mal die Helmvisage fragen, was bei denen los war…

Der Kroganer war unterdessen mit seiner Standpauke fertig geworden, an deren Ende er der Menschenfrau namens Kate gegenüber wohl ziemlich persönlich geworden war. Tatsächlich schien nun für ein paar wenige Sekunden jeder der Beteiligten die Klappe zu halten, sodass Nalya einen kurzen Vorstoß wagte, vielleicht auch in der geringen Hoffnung, die beiden möglichen Teamchefs so ein wenig davon abzubringen, sich gegenseitig an die Kehle zu springen.
„Hey, könntet ihr vielleicht mal kurz wieder runterkommen?“, bemerkte sie in einem Tonfall, der eigentlich lässig hätte klingen sollen, aber angesichts ihres momentanen Zustands wohl eher einem erschöpften Röcheln glich.
„Ich hab zwar keine Ahnung, was die da bei euch zu suchen hat, was ihr jetzt vorhabt oder was genau jeder von euch für Probleme hat, aber es wäre vielleicht mal an der Zeit, zu entscheiden, was ihr mit mir machen wollt… zugegeben, ich bin nicht grade besonders nützlich, aber vielleicht wollt ihr mich ja wenigstens noch 'ne Weile als zusätzliche Zieloption für die Parder mitnehmen?“

Nalya lächelte ein ziemlich unnützes flehentliches Lächeln, in welchem sich zudem auch ihre gesamten körperlichen Schmerzen widerspiegelten – sie wusste selbst, wie lächerlich die Hoffnung war, dass sie sich vielleicht doch noch irgendwie würde retten können.
„Wäre außerdem schmerzhafter, als mich gleich hier umzubringen, falls ihr gerne noch Rache oder so’n Scheiß haben wollt…“
Ich will nur noch nicht verrecken… ich hab’s jetzt schon so lange rausgezögert, verdammt, da sind doch wohl noch ein paar Minuten drin… vielleicht kann ich ja noch irgendwie an 'nen halbwegs ungefährlich Ort kommen, zumindest für die Verhältnisse hier… ich hab Medigel, wenn ich dann endlich mal meine Schusswunden zukleistern könnte und mich keiner mehr durch’s Schiff hetzt, hab ich sogar noch Chancen… aber was soll’s, jetzt liegt’s an denen, was sie mit mir machen und mit meinem scheiß Gerede hab ich meine Überlebenschancen wahrscheinlich auch nicht gerade vergrößert…

Kate Devereaux
07.10.2010, 00:02
Invisible Hand - Deck 2: Hilfsbrücke

Die Worte von Kiba, die berechtigte Frage, ob Kate nun auch in den eigenen Reihen morden würde, prallten an der Biotikerin ab, denn sie war ihrer Meinung nach im Recht. Nalya, woher auch immer Kiba ihren Namen kannte, war nicht Teil ihres Teams, sondern war blindlings hereingestolpert. Ganz nebenbei hatte sie die gesamte Mission gefährdet und Chaos umgebracht. ‚Und was hat sie für uns getan? Vermutlich nicht viel, wenn Scar sie raus tragen musste.’
Hätte Kiba Kate schon mehrmals geholfen und auch das Leben gerettet, gäbe es jetzt vermutlich zwei weitere Tote. Doch zum Glück für die beiden Aliens, hatte Kiba Kates Achtung und auch Respekt erarbeitet, sodass die Biotikerin nicht einfach ihrer Wut nachgeben konnte, ohne sich im Nachhinein schuldig zu fühlen. Vielleicht war das der Grund, warum Kate nie wirklich Freundschaft geschlossen hatte, seitdem sie als Söldnerin ihrer Arbeit nachging. Doch warum kam es heute zu einer Änderung? Fühlte sie sich alleine, gab es in ihr eine Leere, die ihr bisher nicht bewusst geworden war? Darauf wusste Kate keine Antwort, aber das änderte nichts an dem Umstand.

„Aber Zivilisten zu töten, bringt uns nicht näher ans Ziel.“ Die Worte von Jacob schossen ihr plötzlich wieder in den Kopf. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie in Josh Cassias Laden gestanden hatte; über der Leiche des Besitzers. Dazu sein tadelnder Blick, der aber gleichzeitig klar machte, dass Jacob daran glaubte. Cassia war gestorben, weil er Kate im Weg gestanden hatte. ‚War es wirklich so? Was hätte er anrichten können? Jacob hat Recht!’
Abermals mischten sich ihre Gedanken ungefragt ein. ‚Aber wenn wir die Nebelparder sofort getötet hätten, wäre Chaos noch am Leben. Außerdem gibt es hier keine Zivilisten!’ Kate ballte ihre Hände zu Fäusten, unsicher, welcher Richtung sie Glauben schenken sollte. Es stand ihre Meinung, ihre Überzeugung, gegen die von Jacob und Kiba. War es denn nicht sinnvoll, Feinde zu töten, um das eigene Leben und das Leben der Kollegen zu schützen? War es nicht das, was sie hier auch im größeren Rahmen taten?

Weiterhin unentschlossen, was sie nun tun sollte, sah Kate nochmals die Asari an. Sie sah sehr mitgenommen aus, blutete aus mehreren Wunden und es war fast ein kleines Wunder, dass sie noch bei Bewusstsein war. Außerdem war ihr anzusehen, dass sie weit über ein gesundes Maß hinaus erschöpft war. Anschließend wanderte ihr Blick weiter zu Kiba. Die Quarianerin musste wirklich schon weit mehr als genug von Kates Getue haben, denn sonst wäre sie niemals so auf Biotikerin losgegangen. Obendrein schien ihre Armprothese erneut Probleme zu bereiten, denn diese verhielt sich anders als gewöhnlich. Wäre nur Kiba und Nalya anwesend, hätte Kate sich vielleicht sogar entschuldigt, doch vor den anderen beiden, Scar und Kaneshtis, war das keine Option für sie.

Kaneshtis schien mit seiner Verletzung zu kämpfen, aber er würde es überstehen. So fragil Salarianer auch aussahen, so zäh konnten sie sein. Scar hingegen sah gar nicht gut aus. War er schon vor der Schlacht nicht das hübscheste Exemplar eines Kroganers, so hatte ihm diese noch weiter zugesetzt. Er sah aus, als hätte die Invisible Hand ihn mehrmals gerammt. Sein Körper hatte wahrscheinlich mehr Projektile abbekommen, als die Rüstung inklusive der Schilde abgehalten hatte. Der Kroganer spülte gerade seinen Mund mit MediGel, welches aus diversen, künstlich geschaffenen Löchern in seinem Maul tropfte.

Allerdings hatte er vom Kampf scheinbar noch nicht genug, denn er giftete sofort Kiba an. Kate wunderte sich darüber, sagte aber nichts. Wenn er Kiba verbal zusammenfaltete, würde sie sich das sparen können. Nachdem er mit der Quarianerin fertig war, dauerte es jedoch Mikrosekunde, bis er ebenso auf Kate losging.
„Sie scheinen wohl zu glauben, die Tatsache, dass sie mit Rotem Sand zugedröhnt sind, würde sie vor jeder Verantwortung entziehen? Wenn sie suizidgefährdet das Team durch das Schiff jagen ohne vorher nachzudenken, dann ist es ihre Verantwortung!“ ‚Welcher rote Sand? Das ist alles echte Biotik.’ Kate wollte etwas auf die Beleidigung erwidern, doch Scar schien das vorauszuahnen.

„Schnauze! Ich war noch nicht fertig. Anstatt jemandem zu drohen sollten sie lieber an die Konsequenzen denken. Die Hilfsbrücke ist für uns verloren.“ ‚Ja! Wegen diesem Asari-Krüppel!’ „Wir sind gescheitert. Sie wären gut beraten zu ihrer Gottheit zu beten, dass Agapios die Hauptbrücke noch nicht eingenommen hat.“ ‚Die einzige anbetungswürdige Person ist ein Turianer mit roten Augen, der diesen Träger mit einem Händezucken leer gefegt hätte.’
Kate glaubte an keinen Gott und keine höhere Macht. Sie hatte gesehen, wozu einzelne Wesen fähig sein konnten. Sie wusste, zu was sie selbst fähig war. Das Beten überließ sie den Narren, die sich solch eine Stärke nicht vorstellen konnte. Und den Zen-Buddhisten.
„Andernfalls ist er bereits über unser Versagen informiert und straft Sie dadurch ab, dass er Ihrem Jacob die Kniescheiben wegschießt.“ ‚Jacob!’

War das im Bereich des Möglichen? Würde der Drell seine Enttäuschung so ausdrücken? Könnte er all die erfolgreichen Missionen, die Kate für Alpha Chimera erledigt hatte, ignorieren? Die Biotikerin verspürte einen Schmerz, als ob ein Messer in ihren Eingeweiden wüten würde. Jegliche schnippische Antwort, die sie soeben noch Scar entgegnen wollte, löste sich in Wohlgefallen auf. Ihr Zorn und ihre Wut verwandelten sich in Sorge - ein Gefühl, welches sie bisher nicht in diesem Ausmaß kannte. Jacob war für sie eine Schwäche, mit der sie noch nicht umzugehen wusste.

Nalya nutzte die entstandene Pause aus, um auch etwas beizutragen. Sie gab zu, nicht besonders nützlich zu sein und bot sich sogar als Lockvogel, sollten sie einen brauchen, an. Kate ging ihre Optionen durch. Wenn sie die Asari töten würde, hätte sie eine Meuterei am Hals und somit war das keine Option mehr. Kiba würde vermutlich protestieren, wenn sie vorschlagen würde, Nalya hier zu lassen und möglicherweise auch bei ihr bleiben. Somit war das auch keine wirkliche Option mehr. Es gab nur eine Möglichkeit: Sie musste das Häufchen Elend mitschleppen. Sie wollte soeben ihren Entschluss mitteilen, als eine Schiffsdurchsage sie unterbrach.

„Warnung, Hauptreaktor in kritischem Zustand! Überladung steht unmittelbar bevor! Sofort Evakuierungsmaßnahmen einleiten!“ ‚Das auch noch!’ Noch bevor Kate einen Fluchtplan in Erwägung ziehen konnte, kam jedoch die rettende Entwarnung. „Achtung an alle Mitglieder des Entertrupps! Ignorieren sie den Alarm. Es handelt sich dabei um einen Trick, damit die Nebelparder das Schiff aufgeben. Halten sie ihre Stellung oder ziehen sie sich etwas zurück. Sobald wir den Alarm deaktivieren rücken sie wieder Vor und schalten alle Feinde aus die noch auf dem Schiff geblieben sind. Yamashe Ende.“
Zuerst flammte Hoffnung in Kate auf. Wenn die Nebelparder auf der Hilfsbrücke die Flucht ergreifen würden, könnten sie ihre Mission vielleicht doch noch erfüllen. Aber der Hoffnungsschimmer zerplatzte sogleich. ‚Die haben bestimmt die Meldung über Chaos’ Komm-Gerät gehört. Scheiße! Ich hätte die Leiche doch mitnehmen sollen.’

Kate zitterte am ganzen Körper. Die Ereignisse, welche sich in den letzten Sekunden überschlugen, wurden fast zuviel. Obendrein manifestierte sich ein Gedanken, den sie im Moment gar nicht gebrauchen konnte, in ihrem Kopf. ‚Ich will zu Jacob! Wenn dieser verfluchte Drell ihn anrührt…’ Sie atmete tief durch, um wieder halbwegs die Fassung zu bekommen. Dann wandte sie sich an Nalya. „Okay, du kannst mitkommen. Hast du MediGel um dich wieder zusammenzuflicken und was war dein eigentlich Auftrag und ist der gelungen?“

20:25

Kaneshtis
07.10.2010, 20:00
Schmerzen.
Unfassbare Schmerzen.
Als ob jemand eine glühende Stahlstange in Kaneshtis' Unterleib gerammt hatte und sie immer wieder drehte. Was ironischer Weise sogar fast den Tatsachen entsprach, hatte doch irgendein Metallstück seinen Panzer durchbrochen. Das er mittlerweile auf dem Rücken lag, machte die Sache nicht besser, aber genauso wenig nahm er es wahr.
Er wollte sich bewegen, doch die Schmerzen wurden schlimmer, häufiger, kräftiger; ließen seinen Körper in einem kurzen Stakkato erbeben. Es fühlte sich an, als jagte jemand durch die Stahlstange nun auch noch Starkstrom.
Er kämpfte verbissen, doch er stand auf noch viel verlorenerm Posten als sie alle gerade auf der Hilfsbrücke. Langsam, fast nicht spürbar, entglitt ihm die Kontrolle über seinen Körper; etwas Blut rann aus seinem Mund weil er sich auf die Zunge gebissen hatte.
Doch während seine Kontrolle immer weiter abnahm blieben die Schmerzen weiterhin spürbar, verstärkten sich sogar immer weiter, und als er das Gefühl hatte sie nicht länger ertragen zu können, verlor er wieder das Bewusstsein.

'Im Tode sieht man alles klarer.', blitzte es durch seinen Verstand, 'Wer's glaubt!'
Vor seinem Augen veranstalteten vier verschwommene Schemen ein makaberes Schattenspiel, aber eigentlich interessierte es ihn gar nicht mehr. Es war genauso nebensächlich, wie die Schmerzen, die ihn vor kurzem noch geschüttelt hatten; weit weg.
Wo er sich gerade nach am Ende gefühlt hatte war ihm auf einmal so leicht zu Mute, so frei und ungebunden. Selten zuvor waren seine Gedanken so kristallklar, 'Wenn das wirklich der Tod ist, dann lässt er sich ertragen.'
Das einzige was ihn jetzt noch daran hinderte war diese lästige Hülle, sein zum sterben verdammter Körper, dieses nutzlose Stück Staub. Ohne ihn wäre er besser dran; wenn er ihn endlich hinter sich lassen könnte, dann gäbe es keine Grenzen mehr. Er würde nichts mehr verlieren können, sich das Universum in seiner gesamten Pracht anschauen, einem Stern bei der Geburt, den Moment in dem einer von ihnen mit einer gigantischen Supernova seinen letzten Atemzug tut, eine Reise am Rande der Zeit in einem schwarzen Loch und all das Leben in diesem gigantischen Kosmos.

Er wähnte sich schon Lichtjahre entfernt, als ihn sein Körper daran erinnerte, was heißt lebendig zu sein: Der Schmerz wallte wieder auf, zwang ihn, die Ewigkeit los zu lasen, in seinen Körper zurückzukehren.
'Man sagt doch auch, man würde das Leben vor seinem inneren Auge vorbeiziehen sehen, doch alles was ich sehe ist ein Theater, aus verwobenen, in einander laufender Schemen.'
Schlagartig traf ihn die Erkenntnis, dass er das schon ein Mal gesehen hatte, vor vierzehn Jahren, er hatte sich bloß nie bewusst daran erinnern können.
Es war genauso, etwas kühles, galertartiges ließ ihn nur verschwommen sehen, dann wurde er hochgehoben und die Masse aus seinem Gesicht gewischt und als sich sein Blickfeld geklärt hatte, sah er in das Gesicht des ersten Salarianers in seinem Leben. Dem Doktor, der prophezeit hatte, er würde die nächsten Tage nicht erleben. 'Du hast dich um Jahre vertan, mein Lieber.' Das nächste Gesicht war das seiner Mutter und schließlich erkannte er seinen Vater. Er erinnerte sich an seine Geschwister, seine Cousins und Cousinen, Bilder die nie aus seinem Gedächtnis getilgt werden könnten, 'Eine schöne Erinnerung zum Schluss.'
Doch seine Erinnerungen verselbstständigten sich, er sah sich Jahre später, bei seinem ersten eigenen Kommando, der Tag der ein ganz besonderer werden sollte.
Er wurde es, ein Albtraum, der ihn seit daher verfolgte, der Tag seines Versagens, an dem zwei der wichtigsten Personen für immer aus seiner Erinnerung gestrichen werden mussten, 'Verdammt, die Ewigkeit kann noch etwas warten, ich habe noch Dinge zu erledigen!'

Sein Pulsschlag, vorher am besten mit einem zarten Windhauch zu vergleichen, bäumte sich wieder auf, frische Luft strömte in seine Lungen. Kaneshtis begrüßte den Schmerz, der in durchzuckte, als er nach dem Medigel griff, es sorgsam, mit geübten Bewegungen in die Einschusswunden massierte.
Zuerst versiegte die Blutung, schließlich setzte die schmerzlindernde Wirkung ein und mit immer noch zittrigen Händen richtete er sich auf alle Viere auf und kroch zur Wand, um sich dort anzulehnen. Er würde sich eben ab jetzt vorsichtiger bewegen müssen, aber er würde dieses Schiff lebend verlassen!

ME-NPC 5
09.10.2010, 19:37
Name: Nalya Dalinari
Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
Spezies: Asari
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Invisible Hand – Deck 2: vor der Hilfsbrücke

20.25 Uhr

Auf den Alarm und die anschließende Durchsage Yamashes hin verspürte Nalya erst Angst, dann Verwirrung, Freude und schließlich wieder völlige Ernüchterung. Natürlich war das Ganze ein genialer Trick ihres Captains um sich eines Großteils der Parder zu entledigen und es würde Nalyas weitere Überleben sicherlich um ein Vielfaches erleichtern, wenn es da nicht noch einen kleinen Haken gegeben hätte: Wenn diese Kate sich entscheiden sollte, Nalya umzulegen, nutzten ihr sämtliche weiteren toten Nebelparder einen Scheißdreck.

Doch tatsächlich dauerte es nach der Verkündung von Yamashes Vorhaben nur wenige Sekunden, bis Nalya von ihren Befürchtungen bezüglich Kates Reaktion erlöst wurde.
„Okay, du kannst mitkommen. Hast du MediGel um dich wieder zusammenzuflicken und was war dein eigentlich Auftrag und ist der gelungen?“

Wunder Nummer wie viel? Verdammte Scheiße was ist eigentlich heute mit diesem beschissenen Universum los, dass es glaubt, mich in eine Scheiße nach der anderen stolpern lassen zu müssen, nur um mich ein paar Minuten später durch irgendwelche total abartigen Glücksfälle wieder rauszuziehen! Wenn nicht ausgerechnet unsere Quarianerin hier gewesen und nicht auch noch ganz zufällig 'nen guten Draht zum Teamleader gehabt hätte, wär ich jetzt im Arsch gewesen! Scheiße, eigentlich müsst ich mich dafür noch mal bedanken oder sowas… ich bezweifle dass diese Kate es sich anders überlegt hätte, wenn die Helmvisage nicht gewesen wäre. Wie heißt die überhaupt? Keine Ahnung, scheißegal… auch wenn ich’s vielleicht mal in Erfahrung bringen sollte, wenn sie mir schon den Arsch gerettet hat... außer sie verreckt noch, dann ist es echt egal. Apropos Verrecken: Jetzt wo ich schonmal sicher noch 'ne kleine Weile am Leben bleiben werde, sollte ich sie nach Yayla fragen… aber antworten wir besser erstmal der lieben Kate…

„Keine Sorge, Medigel hab ich da… bin nur bei der ganze Scheiße grad nicht wirklich dazu gekommen, es auch zu benutzen“, antwortete sie also, wobei ihre Stimme auf Grund der eben erfolgten glücklichen Wendung trotz der Schmerzen halbwegs klar und fast schon fröhlich klang. Ihre Chancen hatten sich gerade eben schließlich geradezu vervielfacht: Weniger Parder, keine Racheaktion durch Kate und sogar noch kurz Zeit für Medigel.
„Mein Auftrag war’s, die Feuerleitsysteme zu übernehmen, aber das haben wir inzwischen schon hinbekommen“, fügte sie schließlich noch als Antwort auf die zweite Frage der Menschenfrau hinzu, wobei sie es gewissermaßen sogar schaffte, so zu klingen, als wäre das Ganze zumindest zum Teil ihr Verdienst gewesen.

Besser als irgendwem zu erzählen, dass Nessari die Drecksarbeit gemacht hat, während ich weggerannt bin… ich wette ich hab mich sowieso viel mehr anstrengen müssen als die blöde Schlampe, da hab ich ja wohl das Recht mir zumindest irgendwie noch ein bisschen Anerkennung für den ganzen Stress zu sichern… wenn sie fragen, sag ich einfach, ich hätte nach der Übernahme noch irgendwo was holen oder plattmachen sollen oder so und dann hätten mich die Parder überrascht oder eben die Vorcha… interessiert aber wahrscheinlich eh keinen, wer was genau gemacht hat. Aber mich würde interessieren, was die Quarianerin hier zu suchen hat… also fragen wir doch einfach gleich, bevor wir wieder ins Kreuzfeuer geraten…

Nalya hatte unterdessen bereits etwas Medigel hervorgeholt und damit begonnen, sorgfältig den Streifschuss an ihrer Schulter und anschließend auch den an ihrer Seite zu behandeln. Sie sah also nur kurz auf, um ihre Frage an die lebensrettende Quarianerin zu stellen, in deren Team sie sich nun befand.
„Hey, du, was machst du eigentlich hier? Nicht dass ich was dagegen hätte, aber soweit ich das mitgekriegt hab, solltest du doch bei Yayla sein… die ist aber nicht verreckt, oder?“

Ach scheiße, das klang jetzt grade total nach ‚Heul, heul, hoffentlich geht’s meiner Schwester gut, sonst muss ich gleich flennen’… mann die sehen doch eh schon, dass ich geflennt hab… aber eben nicht deswegen. Ach quatsch, ist doch total normal, dass ich das frag… und außer der Quarianerin dürfte ja wohl keiner wissen, dass Yayla meine Schwester ist… gute Frage, würd ich heulen, wenn sie tot wär? Hm… keine Ahnung, will ich eigentlich auch gar nicht drüber nachdenken... Die Helmvisage wird schon sagen, was Sache ist und danach kann ich mir darüber Gedanken machen.

Kimaya'Baato nar Saralesca
09.10.2010, 20:50
UWG, INVISIBLE HAND – Hilfsbrücke, Flur

Scar schwang gleich die Moralkeule, ehe Kate ein einziges Wort antwortete, spielte sich auf wie eine aufgeplusterte Gastasche, die gleich platzte. Er wollte erst, dass Kiba die Klappe hielt – die Worte in Spott ertränkt - beschuldigte Kate aber genauso hart wie Kiba auch, was für die quarianische Technikerin so keinen Sinn machte. Aber wer konnte schon die Logik eines moralisch guten Kroganers begreifen? Kiba schnaubte beleidigt in die Maske. Sie machte einige Schritte abseits und sah, dass Kaneshtis aufwachte, sich etwas benebelt orientierte. Er sah ganz bleich aus im Gesicht, blutige Flüssigkeit klebte an den Lippen, er wirkte erschöpft und schwach, aber er packte eine Medigeltube aus, strich die glibberige Masse auf die blutigen Stellen und kroch etwas abseits zur Wand, wo er sich aufrecht aufsetzte.

Kiba schämte sich.

„W-Wie geht es Euch?“, fragte die Siebzehnjährige bedrückt, '...wir streiten uns, aber keiner interessiert sich dafür, ob es Kaneshtis gut geht...', hockte sich in die Knie, „kann ich Euch helfen?“, aber ehe er antwortete, schrillte eine Sirene auf und die Schiffs-VI meldete, dass die Hauptreaktoren ein kritisches Niveau erreichten, '...Evakuierung?' Es dauerte aber keine zwei Augenblicke, bis Captain Yamashe per Funk mitteilte, dass das Ganze ein Trick war, damit die Faschisten das Schiff aufgaben.

„Hey, du, was machst du eigentlich hier?“, fragte die Tentakelfrau und erklärte sich knapp, als Kiba etwas irritiert den Kopf zur Seite wiegte, „Ach so, äh...Yayla...richtig...ich...äh...wollte hier bei Kate bleiben, Yayla kann Techniker wie mich nämlich nicht gebrauchen“, stotterte die Quarianerin nervös, „ich glaube, Eure Schwester meldete sich das letzte Mal gegen...äh...fünf nach acht? Es geht ihr gewiss gut! Wenn Ihr möchtet, kann ich Yayla kontaktieren.“

'Keelah, ich möchte nicht, dass Nalya denkt, ich hätte ihre Schwester im Stich gelassen.'

Kaneshtis
16.10.2010, 18:19
An die Wand gelehnt, zwang sich Kaneshtis erst mal zur Ruhe. Er spürte jeden Herzschlag, wie ein Hämmern in seiner Brust, und selbst für einen Salarianer war sein Atem schnell und viel zu flach. Entgegen aller Reflexe, die ihm sagten er müsse weiteratmen, hielt er die Luft und ließ sie erst nach nach zwei Herzschlägen wieder entweichen, um dann umso gieriger einen tiefen Atemzug zu machen. Auf diese Wiese schaffte er es seinen Körper halbwegs wieder unter Kontrolle zu haben, als sich die Quarianerin neben ihn kniete und vorsichtig fragte, ob es ihm gutginge und ob sie ihm helfen könne, 'Und das von jemandem, den ich hätte beseitigen sollen. Wirtschaft und Moral sind eben nicht die besten Freunde; wahrscheinlich werden die Volus deswegen auch nie einen Sitz im Rat bekommen.', Er merkte das er gedanklich wieder mal abdriftete und konzentrierte sich wieder auf die Umgebung, was in seinem Fall eine hilfsbereite Quarianerin war.
Der Ex-STGler war sich zwar sicher, dass sie nichts von salarianischer Anatomie verstand, aber weil er ihr Angebot honorierte, zwang er sich zu einem Lächeln. Einem ziemlich missglückten.
Doch er hatte Glück, denn sie war durch die Aussage, der Schiffsreaktor habe einen kritischen Zustand erreicht abgelenkt, 'Na, dann wissen wir zumindest, dass T'Karr den Maschinenraum erreicht hat.'

Doch es folgte eine Durchsage über die interne Kommunikation, das alles sei nur Taktik. Die Nachricht schien glaubwürdig genug, das musste für den Moment reichen.
Der Rest hatte sich wieder seinen Problemen zugewandt, dabei meilenweit im Vordergrund standen intraspezifische Beziehungen. Die Hilfsbrücke schien abgehakt.

„Ich weiß nicht wie es mit euch ist, aber ich habe noch etwas zu erledigen und dem würde ich mich wieder widmen, wenn hier nichts mehr ist.“, machte er sich bemerkbar und um seine Worte zu unterstreichen nahm er sein Scharfschützengewehr wieder in die Hände, dass er sich dabei immer noch langsam und vorsichtig bewegen musste, versuchte er durch eine unerschütterliche Ruhe zu überspielen, was ihm diesmal sogar deutlich besser gelang.

Shaiya Nessari
17.10.2010, 17:21
<<< Invisible Hand – Deck 4 und Feuerleitzentrale
Invisible Hand – Deck 2 (Quartiere, Hilfsbrücke)
Korridor
20:27 Uhr

Lifttüren öffneten sich mit einem höhnischen Zischen, als wollten sie ihre Verachtung der kauernden Asari, die am Boden des Lifts kniete, die schlanken Arme um die Knie geschlungen, ausdrücken. Apathisch hob Shaiya den Kopf, die violetten Augen öffnend, und blickte hinaus in einen verlassenen Korridor, der sich vor ihr erstreckte, gesäumt von verschlossenen Türen. Langsam stand die junge Asari auf, sich vollends bewusst, dass sie hinaus in die Kämpfe ging, dass der Tod sie lauernd erwartete. Doch hier konnte sie nicht bleiben.

Shaiya trat auf den reinweißen Gang hinaus. Helles Licht flutete ihn, stach in ihre geröteten Augen. Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie zusammenfahren. Alora. Sie hatte Alora vollkommen vergessen. Shaiya schluckte, verkrampfte sich, als die Hand ihrer ehemaligen Gefährtin sanft ihren Arm hinab glitt und über ihre Finger streichelte.

„Keine Angst, Banshee… keine Angst“, hörte sie Alora murmeln. „Wir sind hier ungestört. Ich bin hier. Was macht dich so fertig? Hm?“

Shaiyas Kehle schnürte sich zu. Die Nähe der anderen Asari war ihr unangenehm. Alora hatte nicht mehr das Recht, sie so zu berühren. Sie hatte auch das Recht verloren, in diesen Tonfall mit ihr zu sprechen. Shaiya wollte sie wegstoßen und verschwinden. Doch sie rührte sich nicht. Was hätte es geändert? Ihre Abweisung änderte nichts an der schlichten Wahrheit, dass Alora lebte. Dass ihre Vergangenheit sie eingeholt hatte. Eine Abweisung machte das, was vor fast fünfzig Jahren geschehen war, nicht ungeschehen. Und es würde Alora auch nicht töten.

„Es ist deine Schuld“, erwiderte Shaiya. „Ich hatte mit alldem abgeschlossen. Ich hatte Freunde, ein gutes Leben, Erfolg. Ich wusste, wer ich war. Aber dann kam die Schlacht um Omega, dann kamen deine Mails. Und jetzt weiß ich nichts mehr. Und ich weiß es noch weniger, seit du wieder aufgetaucht bist.“
„Du bist du. Ist doch ganz einfach.“ Aloras Finger tanzten spielerisch über Shaiyas Handflächen. Zeichneten die Narbe nach, die die rechte Handfläche verunzierte. „Immer diese ewigen Fragen. Die ganze verdammte Unsicherheit kommt doch nur davon, dass sich jeder immer fragen muss, wer er verflucht noch mal eigentlich ist. Das brauchst du nicht, Banshee.“
„Lass das. Hör auf, mich Banshee zu nennen.“
Alora lachte leise. „Dann eben Dr. Nessari. Auch egal. Aber du kannst mir nicht die Schuld dafür geben, dass dein kleines, geordnetes Leben durcheinander gerät.“
„Sei einfach still. Du kennst ja auch nichts anderes“, fauchte Shaiya und riss sich los.
„Ist ja schon okay“, knurrte Alora wütend. „Dann renn halt weg und versteck dich irgendwo. Aber gib nicht ständig an allem, was in deinem Leben schiefgeht, mir die Schuld. Du lebst schließlich noch. Also sei froh und mach nicht so ein Theater.“
Shaiya atmete tief durch. „Theater? Du hast keine Vorstellung davon, wie ich mich fühle, also halt einfach die Klappe. Und verzieh dich am besten. Ich für meinen Teil habe dich nie gefragt, ob du hinter mir herschleichen willst.“
„Nur, weil dir deine Mutti die Credits nur so ins Maul gestopft hat, glaubst du, du hättest hier die verdammt noch mal größten Probleme? Göttin, du bist so eingebildet. Ich weiß nicht, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, dir ständig den Arsch zu retten. Sollen dich die Suns doch abknallen. Ich verschwinde… das wolltest du ja.“

Alora wirbelte herum und ließ ihren Worten Taten folgen. Schnellen Schrittes, begleitet vom lauten Donnern schwerer Stiefel, die auf dem Boden trafen, verschwand sie um die nächste Gangbiegung. Shaiya starrte ihr hinterher. Überrascht. Erleichtert. Und etwas verletzt, wie sie zu ihrer Verärgerung feststellen musste.

Nun war sie also wirklich allein. Die einzige Verbündete war verschwunden. Und weit und breit fand sich niemand sonst, mit dem Shaiya sich zusammen hätte tun können. Shaiya schluckte krampfhaft. Was sollte sie jetzt tun? Wohin sollte sie gehen? Das Gefühl des Verlassenseins quälte sie. Allein sein zu können war das schönste, allein sein zu müssen hingegen das schlimmste. Und diese Einsamkeit hatte Shaiya niemals gewollt. Noch hatte sie sie gewünscht.

Zum ersten Mal wusste Shaiya keinen Rat. Paralyse. Konfusion. Eine einsame Träne rann über die bereits feuchten Wangen. Shaiya blinzelte, wischte das lästige Rinnsal fort.

Sie musste hier weg. Es war nicht sicher hier. Wohin, war nun egal. Alles war egal. Das einzige, was von Bedeutung war und immer bleiben würde, war nur noch eines: Überleben.

20:28 Uhr

Shaiya Nessari
18.10.2010, 18:32
Invisible Hand – Deck 2 (Quartiere, Hilfsbrücke)
Korridor
20:28 Uhr

Shaiya hetzte durch die Korridore. Immer wieder warf sie einen Blick über die Schulter, Nervosität brannte in ihrem Blick. Sie wusste nicht, wonach sie Ausschau hielt, doch sie hoffte darauf, dass sie Alora irgendwo entdeckte. Sie vertraute der anderen nicht mehr. Aber ihre Gesellschaft war besser als gar keine Gesellschaft. Und die Einsamkeit quälte Shaiyas zerrissene Seele. Sie riss mit scharfen Klauen an ihrer Psyche, riss Furchen hinein, die blutig und feucht glänzten, schmerzten. Einem hungrigen Dreschschlund gleich. Dem Drachen aus alten, menschlichen Erzählungen. Wie eine Ardat-Yakshi, die mit ihr verschmolz und dabei ihr Gehirn unwiederbringlich zerstörte.

Und dann sah Shaiya das Panaroma. Durch eine Scheibe am Ende des Ganges, dick und fest, erkannte sie die tobende Schlacht. Der Anblick bannte sie. Nahm ihr den Atem. Ihre Hände stießen an das harte Glas, den Kunststoff, den durchsichtigen Strahl oder woraus auch immer die Schiffsingeneure diese Scheibe gefügt hatten, und glitten ohne Halt zu finden daran herab. Schiffe kämpften gegeneinander. Partikelstrahlen durchschossen die kalte, schwarze Leere des Weltalls. Und dort, tief unter ihnen, lag Omega. Omega, mit seiner Pilzform und dem ganzen Abschaum, der dort hauste. Mit den ganzen, verlorenen Seelen, die es dorthin verschlagen hatten. Shaiyas Atem beschlug die Scheibe.

Etwas schwirrte heran, ein Assault Shuttle, das… Die Dashor!, erkannte Shaiya. Entsetzen ergriff sie, schüttelte sie. Bei der Göttin, was hatte Vanessa vor? Das sah fast so aus, als habe sie vor, die Invisible Hand anzugreifen. Warum? Göttin, wir haben doch beinahe schon gesiegt! Welchen Sinn soll das ergeben?

Shaiya, von Panik durchflutet, dass der Angriff dieses Deck treffen konnte - was ihr Todesurteil bedeuten konnte, bedachte sie, dass sie vor einem Fenster stand – riss die junge Asari ihr Kommlink hervor. Ihre Finger tanzten, schalteten auf die Frequenz Vanessas’.

„Vanessa? Hier spricht Shaiya. Hörst du mich? Was, bei Siari, hast du vor?“
Es kam keine Antwort.
„Vanessa? Antworte mir, bitte! Was hast du vor!?“ Panik in ihrer Stimme, verzerrte selbige zu einem schrillen Kreischen. Die Antwort blieb aus. Und es würde auch nie eine kommen, erkannte Shaiya voller bitterer Resignation und einer ganz neuen Art des Entsetzens. Die Kommunikation war tot.

Und dann bebte das Schiff. Der Träger schien sich aufzubäumen, wie ein sterbender Gigant, als etwas die gesamte Invisible Hand erschütterte. Der Boden unter Shaiyas Füßen neigte sich für eine Sekunde und raubte der jungen Asari das Gleichgewicht. Shaiya stürzte würdelos zu Boden, Sterne tanzten ihr vor den Augen, während sie hinauf zur Decke starrte, an welcher die Beleuchtung für Sekunden – oder doch Minuten? – flackerten, als habe ein Irrer Gefallen daran gefunden, sie abwechselnd und in schneller Folge immer wieder ein und aus zu schalten.

Vanessa! Vanessa hatte die Invisible Hand angegriffen. Aber warum, wenn die Verteidiger das Schiff doch längst unter ihrer Kontrolle hielten? Wenn die Schlacht doch bereits geschlagen war? Warum? Welchem Zweck diente dieser Angriff? Was war geschehen? Das Beben ließ nach, doch Shaiya rührte sich nicht. Konzentriert gefurchte Stirn. Was ging hier vor? Sie fand die Antwort nicht. Den Sinn konnte sie nicht finden, so sehr ihn doch suchte. Schwindel und Konfusion. Shaiya zitterte.

Langsam stand sie auf, wandte sich von dem Panorama ab, eilte wieder tiefer in den Träger hinein. Weg von der Konstruktionsschwäche, die ihr Tod sein konnte, bliebe sie dort. Ihr Verstand wälzte das Problem, das Rätsel, das unlösbar schien. Doch es gab immer eine Lösung. Die Antwort lag ganz nah. Konfusion. Was war passiert?

Finde es heraus. Shaiya spürte ihr Herz rasen, hielt an. Ihr Kommlink knackte. Gesprächsfetzen. „…Alpha…imera greift… an…“ Dann nur noch unverständliches Gemurmel. Es knackte, das Rauschen wurde stärker. Dann – nichts mehr.

Shaiya seufzte. Die Puzzleteile waren ausgestreut. Lockten damit, dass sie das Rätsel lösen sollte. Sie musste sie nur noch zusammenfügen, und die Lösung wäre gefunden. Doch in dem Augenblick fragte Shaiya sich, ob sie überhaupt erfahren wollte, was hier eigentlich vor sich ging.

20:29 Uhr

Shaiya Nessari
19.10.2010, 20:33
Invisible Hand – Deck 2 (Quartiere, Hilfsbrücke)
Korridor
20:29 Uhr

Der Begriff einer „lauten Stille“ war rein logisch betrachtet natürlich ein Paradoxon, vollkommen unlogisch, da das eine ja das andere ausschloss. Dennoch schien sie zu existieren, diese laute Stille, jedenfalls kam es der Wissenschaftlerin so vor, als dröhne ihr die Stille ohrenbetäubend in den Ohren. Rational betrachtet waren es zwar aller Wahrscheinlichkeit bloß ihre Nerven, die da gerade übermäßig strapaziert wurden, aber das änderte nichts an dem Eindruck, der bei Shaiya entstand. Die Stille, die um sie her herrschte, wirkte auf sie laut. Vielleicht, weil sie sich der Geräusche bewusst wurde, die sie sonst nicht bewusst wahrnahm – das Trommeln ihres Herzens, ihr Atem, das leise Rauschen ihres Blutes in den Adern, sogar das eigentlich nicht hörbare Geräusch eines Wimpernschlages.

Ihre Gedanken schoben derweil, bei jedem Schritt, den sie auf ein unbekanntes Ziel hin tat, die Puzzleteile jenes Rätsels, das sich ihr auftat, hin und her. Was war geschehen? Was wusste sie? Die Kommunikation war tot. Vanessa hat mit der Dashor die Invisible Hand angegriffen. Alpha Chimera hatte irgendetwas oder irgendwen angegriffen. Wen? Was? Shaiya ahnte, spürte instinktiv, dass das der Schlüssel war. Ihr Verstand schob die einzelnen Puzzleteile zusammen, riss sie auseinander, zoomte heran und weg, um ein klares Muster erkennen zu können. Die Lösung schien sich jedoch ein ums andere mal ihrer Reichweite zu entziehen. Shaiya seufzte frustriert. Es missfiel ihr, etwas nicht sofort zu durchschauen. Sie wusste, dass ihr Verstand geschärft genug war, das Rätsel zu lösen. Umso ärgerlicher war es, wenn sie dennoch scheiterte.

Shaiya blieb stehen, schüttelte den Kopf. Das führte doch zu nichts. Brauchte es sie überhaupt zu interessieren, was hier eigentlich vorging? Eigentlich dürfte das simple Ziel des Überlebens doch oberste Priorität haben. Sie befand sich im Krieg. Kenne deinen Feind. Denke wie der Feind. Studiere deinen Feind. Shaiya stockte. Hier bekämpften sich nicht irgendwelche offiziellen Armeen gegenseitig, sondern skrupellose Söldnergruppen, fanatische Rassisten und Anhänger krimineller Syndikate. Sie kämpften um Omega. Omega, der wohl anarchistischste Ort in der gesamten bekannten Galaxie. Leg dich nicht mit Aria an. Das einzige Gesetz, das auf Omega Gültigkeit besaß. Niemand würde es wagen, dagegen zu verstoßen. Es sei denn…

Shaiya keuchte. Sie sind verrückt geworden! Wie können sie glauben, damit durchzukommen? Die Schlacht bot die perfekte Tarnung für einen solchen Verrat an der Piratenkönigin Omegas und ihren Vasallen. Dennoch… es war Selbstmord. Alpha Chimera wollte die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verschieben, die seit zweihundert Jahren unverrückbar gestanden hatten. Shaiya war schockiert von soviel Größenwahn. Arias Ruf war nur zu gut bekannt. Alpha Chimera würde aufgerieben, ein Exempel würde statuiert werden. Ein schauriges Beispiel, was mit denen geschah, die gegen Omegas einziges Gesetz verstoßen hatte. Leg dich nicht mit Aria an. Und Alpha Chimera hatte dieses Gesetz gebrochen.

Und das rückte nun auch alle, die Arias Syndikat kooperierten oder koexistierten, ins Visier von Alpha Chimera. Was auch Shaiya mit einschloss, sowie die gesamte Crew der Behemoth. Wie Eclipse, das Blood Pack und die Blue Suns. Alle, die nicht Alpha Chimera angehörten und der Gruppierung gegenüber loyal waren. Shaiyas Herz hämmerte ihr hart gegen die Rippen. Die Schlacht war nicht vorbei – aber der Feind war nun ein anderer. Die Flotte der Nebelparder war so gut wie besiegt. Der neue Feind hieß jetzt Alpha Chimera.

„Hier ist niemand.“
„Rede keinen Müll, du Idiot. Wir sollen das Schiff durchkämmen, und diejenigen töten, die…“
„Ich weiß, aber das sind die Quartiere! Hier ist niemand.“
„Irgendwer ist immer irgendwo. Und jetzt sperr deine Glotzer auf und sieh dich um.“
„Das ist völlige Zeitverschwendung.“
„Marvin hat recht, was sollen wir hier?“
„Wir töten ihre Leute, so einfach ist das.“
„Hier oben? Schwachsinn, ist doch bereits alles tot hier.“
„An deiner Stelle wäre ich lieber still. Der Alpha wird dir sonst die Haut abreißen.“
„Wenn wir dem überhaupt noch mal lebend begegnen. Hauen wir einfach ab. Das ist Zeitverschwendung.“
„Es ist keine Zeitverschwendung, Befehle zu befolgen, die…“
„… ja, ja… ich weiß… ‚Die zum Aufstieg von Alpha Chimera’ führen.“

Shaiya kam es vor, als schlüge ihr Herz mit einem Mal mit doppelter Lautstärke und auch doppelt so schnell. Das hatte gerade noch gefehlt! Mitglieder von Alpha Chimera. Und die Stimmen und Schritte klangen bereits so nahe, dass Shaiya nicht hoffen konnte, rechtzeitig weg zu sein. Shaiya wirbelte trotzdem herum. Auch, wenn es sinnlos war, und vielleicht sogar ihren Tod zur Folge haben könnte, sie musste es wenigstens versuchen. Sie musste fort von hier. Es waren zu viele, um alleine mit ihnen fertig zu werden, und Shaiya war des Kämpfens müde. Sie rannte los. Sie sah nicht links, noch sah sie rechts. Noch sah sie hinter sich. Nur fort von hier.

Etwas traf sie am Rücken und ließ sie taumeln. Kurz darauf schoss glühender Schmerz durch ihre rechte Schulter, als irgendetwas sie streifte und herumwirbeln ließ. Shaiyas Augen weiteten sich… Der Tod schien sie zu rufen, mit schrillen Tonen, und er lachte ihr breit grinsend aus neun Mündungen zu, die ihr höhnisch entgegen gereckt waren.

Das war es also, das Ende. Es gab kein Entrinnen mehr. Kein Entkommen. Shaiya richtete sich auf, resignierend vor dem unausweichlichen Schicksal, das ihr drohte, und doch mutig genug, ihm sehenden Augen entgegen zu blicken. Zumindest musste sie nicht zusehen, wie ihre Identität in Scherben ging. Ein zynisches Lächeln entstand auf ihrem Gesicht. So hatte der Tod zumindest etwas Gutes.

„Na los“, formten ihre Lippen lautlos. „Tut es.“

Welch bittere Ironie. Sie hatte sich geschworen, dass die Nebelparder ihre Leiche nicht zu sehen bekommen würden. Dieses Versprechen hatte sie eingehalten, trotzdem würde ihr Weg hier zu Ende sein. Und nicht die Nebelparder würden dies verschulden, sondern jene, die vor wenigen Minuten noch Verbündete gewesen waren. Wäre die Situation eine andere gewesen, Shaiya hätte darüber lachen können.

„Worauf wartet ihr noch?“


20:30 Uhr

Shaiya Nessari
20.10.2010, 16:57
Invisible Hand – Deck 2 (Quartiere, Hilfsbrücke)
Korridor
20:30 Uhr

Lachende Gewehrmündungen starrten ihr entgegen, höhnisch die kalten, tödlichen Münder aufgerissen. Sie hörte das Klicken, als die Abzüge gezogen wurden… Das Geräusch riss sie aus ihrer Paralyse, gleich einem Schlag ins Gesicht oder einem Sturz in eiskaltes Wasser. Es war noch zu früh. Sie war noch zu jung. Es lagen noch so viele Jahrhunderte vor ihr. So viele Erfahrungen, die sie noch machen musste. So viele Erfolgserlebnisse und Niederlagen, die sie noch erleben musste. Es war noch zu früh. Sie wollte nicht sterben. Nicht hier, nicht heute und nicht auf diese Art!

„Halt!“, schrie sie. „Hört auf!“

Neun überraschte und auch verärgerte Mienen blickten ihr entgegen. Unglauben zeigte sich auf diesen Gesichtern, als lachten sie über die jämmerlichen, letzten Worte einer todgeweihten Asari, die im Angesicht des Todes um ihr Leben flehte. Warum sollten sie auch auf sie hören wollen? Sie waren Schlächter, was konnte sie daran hindern, diesen Akt zu vollziehen? Es war vermessen zu glauben, das erbärmliche Flehen einer 138 Jährigen Asari, die allein und herrenlos auf der Invisible Hand herumirrte, könnte ihre steinernen Herzen erweichen. Es sprach jeder Logik zuwider.

„Warum sollten wir?“, fragte einer der Söldner von Alpha Chimera. Shaiya vermutete, dass es sich bei diesem großen, kräftigen Turianer um den Anführer dieser Gruppe handelte. Er strahlte eine gewisse Autorität aus.
„Ich gehöre nicht zu Arias Leuten.“
„Das sagen sie alle. Und selbst wann, für wen arbeitest du dann? Eclipse?“
„Nur weil ich Asari bin?“ Shaiya atmete tief durch und sprach schnell weiter. Sie würde nicht sterben, nicht hier, nicht heute. Nicht einmal heute in einem Jahrhundert. Es war zu früh, zu früh, zu früh. „Ich gehöre zu keinem von denen. Ich bin eine Freischaffende. Und ich bin nur wegen der Credits hier. Omega ist mir egal… meinetwegen könnt ihr das Drecksloch haben. Macht damit, was ihr wollt.“
„Warum sollten wir dir glauben? Du würdest doch alles behaupten, um am Leben zu bleiben.“
Shaiya schluckte krampfhaft. Es war zu früh. Sie wollte nicht sterben. Sie hatte noch nicht genug von der Galaxis gesehen, noch zu wenige Geheimnisse erforscht. „Arias Leute sind auch meine Feinde, verstanden? Die sind hinter mir her! Ich hab mehr davon, euch zu helfen, als denen, klar?“
„Warum das? Was hätten sie davon, dich kleines Ding zu massakrieren.“
Gute Frage. Was haben die Suns davon, mich zu töten? Was habe ich denen getan, dass sie mich tot sehen wollen? „Ich weiß es nicht, aber sie haben es bereits einmal versucht. Ihre Leichen verwesen gerade in der Feuerleitzentrale, falls ihr nachsehen wollt.“
„Warum stehst du hier noch so dumm rum und redest? Knall sie einfach und fertig!“, protestierte ein anderer Turianer wild.
Der Anführer fuhr zu dem Nörgler herum und schickte ihm einen bösen Blick. „Weil ich hier das Sagen habe, du Idiot, und nicht du! Und jetzt halt gefälligst dein Maul.“ Er wandte sich wieder Shaiya zu. „Was werden wir dort finden, wenn wir nachsehen?“
„Die Leichen von ein paar Blue Suns. Getötet durch Biotik und Salven aus einem Sturmgewehr“, erwiderte Shaiya. „Schwimmend in ihrem eigenen Blut… Turianer, Batarianer und Menschen.“ Ein Schauder kroch ihr über den Rücken. Zu deutlich stand das Bild ihr vor Augen. Tote, erloschene Augen, zur Decke starrend. Stumm schreiende Münder, von Blut umsäumt. Erkaltende Finger, in Blut gebadet, die Waffen entglitten. Ewig schweigende Tote.
„Also gut“, knurrte der Turianer. „Selbst, wenn du lügen solltest, du bist sowieso nur ’ne halbe Portion. Wenn wir dich laufen lassen, wird das keinen scheren. Und zumindest bist du nicht einfach vor Angst wie dumm stehen geblieben und hast drauf gewartet, dass man dich abschießt.“ Der Anführer grinste ein turianisches Lächeln. „Naja, lange machst du es wahrscheinlich sowieso nicht mehr. Ich gebe dir zehn Minuten, mindestens. Ob wir dich töten oder die, die nach uns kommen, ist da auch wieder egal, stimmt’s?“
„He… warum?“, protestierte der Nörgler von vorhin.
„Halt die Klappe! Das ist eine einzelne, verdammte Asari. Was glaubst du, das die ausrichten kann?“
„Den Alpha wird das gar nicht freuen!“
„Cortus wird mir zustimmen, und nicht dir. Und jetzt halt den Rand, klar? Die da zu erschießen wäre nur eine verdammte Verschwendung von Munition.“
„Du machst einen Fehler.“
„Und wenn, was gewinnen wir dadurch, dass wir sie töten?“ Der Turianer verengte die Augen im Zorn. „Wir verschwinden von hier. Abmarsch.“

Die ersten unter den Chimären zogen ab, ihre Schritte und ihre Stimmen verklangen. Shaiya blieb allein im Korridor zurück. Ihr Herz raste in ihrer Brust. Sie lebte! Sie hatte keine Ahnung, warum, aber sie lebte tatsächlich! Die Chimeras hatten sie verschont. Sie am Leben gelassen. Ihre Existenz nicht beendet. Sie atmete tief durch, genoss das Gefühl, als die Luft in ihre Lungen eintrat. Sie lebte. Sie hatte dem Tod ins Auge gesehen, und sie hatte es überlebt.

Und was jetzt? Shaiya sank auf den Boden der Realität zurück, das Hochgefühl verblasste. Die Schlacht tobte weiter. Es gab noch immer viel Tod und Blutvergießen. Freu dich nicht zu früh… es geht doch immer, noch schlimmer und schlimmer. Keine angenehme Prognose. Ganz und gar nicht. Sie war wieder allein, verlassen. Die Schlacht tobte weiter. Die Kämpfe. Der Krieg. Nichts war vorüber.

Am allerwenigsten der Kampf um ihr Selbst.

Blass und zitternd stand Shaiya im Korridor und schluckte. Nein, dieser Krieg war nicht geschlagen. Lange nicht. Es ging immer nur weiter, weiter… es hörte niemals auf. Es ging nur immer weiter, weiter ins Verderben.

20:30 Uhr

Draggus 'Scar' Skarmang
21.10.2010, 22:47
Invisible Hand - Deck 2; vor dem Haupteingang zur Hilfsbrücke


Zu Draggus großer Überraschung zeigten seine harschen Worte an die Menschenfrau tatsächlich Wirkung. Erfreulicherweise sogar eine, die beabsichtigt war. Anstatt ihren Zorn gegen den Kroganer zu richten und diesen als Nebelparder-Surrogat durch die Luft zu schleudern oder ihr biotisches Können auf sonstige Art unter Beweis zu stellen, zeigte sich Kate einsichtig. Sie unterließ es der fremden Asari weiter zu drohen und fragte sie stattdessen nach ihrem Missionsziel. Die Quarianerin war wohl gerade dabei alternative Berufsperspektiven auszuloten und versuchte sich als Kaneshtis' Krankenschwester. Die Tatsache, dass sie dem Salarianer noch keine Kryogranaten als Kühlpacks anbot zeigte, dass ihre Qualifikationen auf dem Gebiet in etwa gleichwertig waren, mit ihrem Können als Technikerin.

Die allgemeine Gemütslage schien sich inzwischen soweit beruhigt zu haben, dass seine Mitkämpfer sich über die weitere Vorgehensweise und aus den Augen verlorene Kameraden unterhalten konnten. Da niemand den Kroganer direkt ansprach, hielt er es für angebracht sich ein Stück weit zu entfernen. Er sondierte die unmittelbare Umgebung, ging den Korridor bis zur dessen Abzweigung entlang und verharrte dort um die Annäherung von möglichen Feinden sofort weitergeben zu können. Schließlich hatte die Kommandocrew der Hilfsbrücke Verstärkung angefordert, die – sofern sie überhaupt eintraf - aus eben dieser Richtung kommen musste. Als sich auch nach mehreren Minuten weder feindliche noch verbündete Einheiten zeigten wollte er seine Mitstreiter zum Weitergehen beweben, denn der Weg war frei. Da jedoch die Nebelparder auf der Hilfsbrücke nicht die Anstalten machten, als würden sie die missglückte „Eliteeinheit“ der Omega-Verteidiger verfolgen wollen und in Anbetracht der Tatsache, dass Draggus keine Ahnung hatte, wie es nun weitergehen sollte - schwieg er. Das Haupteingangsschot zum besagten Kontrollraum blieb verschlossen – man vernahm auch weder einen Rammbock noch einen Sprengsatz auf der anderen Seite, der diesen Zustand hätte verändern wollen. Draggus deutete dies als Zeichen, dass aus dieser Richtung vorerst keine Gefahr drohte, die Guppe somit Zeit hatte sich zu sammeln und widmete sich weiter der Aufgabe für die Sicherheit des Teams zu sorgen. Die Schrotflinte einsatzbereit in beiden Händen haltend lehnte er mit einer Schulter an der Wand und warf regelmäßig wachsame Blicke um die Ecke, die seinen Körper vor möglichen Angreifern verbarg. Draggus versuchte die momentane Ruhepause auszunutzen und sich vor allem über sein weiteres Vorgehen klar zu werden.
‚Der Sold ist futsch. Soviel steht fest.’ War seine stumme Feststellung, die er als Konsequenz aus dem gescheiterten Angriff auf die Hilfsbrücke zog. Früher hätte er sich über den Umstand für einen Job nicht bezahlt worden zu sein maßlos geärgert, doch auch diese Eigenschaft gehörte mittlerweile der Vergangenheit an. Was ihn weitaus mehr wurmte, als der Verlust von siebzig Tausend Credits, war die Tatsache sein Scheitern vor dem Drell eingestehen zu müssen. Weglaufen und verstecken, nachdem er versagt hatte – ein Umstand, der in seiner Söldnerlaufbahn selten genug vorkam – war nicht seine Art. Hatte er mal die erste Gelegenheit verpasst einen Flüchtigen zu schnappen oder eine Zielperson auszuschalten, ging Draggus zum Auftraggeber und bat nach einer zweiten Chance. War es wirklich sein Verschulden und nicht Fehlinformationen des Kunden - bot er fünfzig Prozent Nachlass auf sein Honorar an. War der Kunde klug – ging er das Angebot ein. Entschied er sich dagegen und lieber dafür seine Muskelmänner auf den Kroganer loszulassen – ging Draggus sicher, dass er nie wieder irgendwelche Aufträge vergeben konnte, an niemanden. Die Zielperson brachte er trotzdem um – aus Prinzip. Die Branche und sein Ruf tolerierten kein Versagen. Es war eine simple Verhandlungsmethode und wenn es etwas gab, das Draggus mochte, dann waren es einfache, altbewährte Sachen. Doch diese Zeiten waren längst nicht mehr wahr. ‚Verflucht - Ich benehme mich wie ein blutiger Anfänger.’ Draggus tadelte sich dafür sich mal wieder in der Vergangenheit verloren zu haben, anstatt sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. ‚Schluss damit! Das führt doch zu nichts.’ Um die selbstgerichtete Zurechtweisung zu bekräftigen schüttelte er den Kopf um das nutzlosen 'Was wäre wenn ...?' Nachsinnen zu beenden. Den Blick anschließend zurück auf seine Teammitglieder gerichtet sah er, wie der schwer verletzt geglaubte Salarianer sich mittlerweile erhoben hatte und nun auf Kate einredete. Offenbar waren Kaneshtis' Verletzungen nicht halb so schwer gewesen, wie der Anschein, den sein Blutverlust und Zusammenbruch neben dem Schot anfangs erweckte. ‚Elender Simulant!’ Draggus kam jedoch nicht dazu sich noch mehr über die Infamie des Salarianers aufzuregen. Ein erneuter Blick in den abknickenden Korridor, zeigte diesen ebenso friedlich und frei von Feinden, wie noch einen Augenblick zuvor, führte jedoch dazu, dass die Gedanken des Kroganers in die selbe Richtung abdrifteten, aus der er sie gerade herausgerissen hatte.

Den Alpha Chimera Tracer darum zu bitten Draggus eine zweite Chance zu geben die Hilfsbrücke einzunehmen war keine Option. Dass er sich dem Drell stellen musste stand ebenso außer Frage, nicht nur aufgrund der Einstellung des Kroganers, sondern auch wegen Kate. Draggus schaute in Richtung der Menschenfrau, die sich mit der Asari unterhielt. Gleichgültig, ob seine Warnung bezüglich Jakob bei ihr auf fruchtbaren Boden gestoßen war, oder nicht – sie waren bei ihrem Missionsziel gescheitert, ihr Einsatz war beendet, sie mussten zum Auftraggeber zurückkehren. Falls dieser über ihr Scheitern tatsächlich informiert war und – wie Draggus befürchtete – sich Jakob als Geisel bediente, würde es schwer fallen überhaupt irgendwelche Forderungen an diesen durchzukriegen. Den biotisch veranlagten Tracer zu töten würde ebenfalls schwer sein umzusetzen, so abgeschlagen und unorganisiert, wie sich die Gruppe bisher gezeigt hatte. Zumal Draggus stark daran zweifelte, dass der Drell und sein Team noch vor dem eigentlichen Ziel sich in offenen Kämpfen verausgabt hätten, sondern wohl eher über Schleichwege sich der Hauptbrücke annäherten. Somit würden diese nicht angeschlagen oder erschöpft sein – ganz im Gegenteil zu Draggus, Kate und dem Rest der Infiltrationseinheit. Egal wie der Kroganer es drehte und wendete, die Chancen dafür, dass sich das nächste Treffen mit dem Alpha Chimera Tracer für alle Beteiligten ein unblutiges Ende nahm, waren äußerst gering.

- „Na, Agapios wird sich freuen.“ Murmelte Draggus missmutig. Allein durch den Namen des "erlauchten" Supervisors schien der unangenehme Geschmack des Medigels in eine – selbst für einen Kroganer – unerträgliche Bitterkeit umzuschlagen, sodass Draggus energisch ausspuckte. Dabei spürte er, wie ein weiches, unförmiges Stück Etwas ihm zwischen den Zähnen flutschte und dabei eine Leerstelle im Mund hinterließ. Irritiert fuhr der Kroganer mit der Zunge sein Gebiss ab, ob denn weitere Zähne verloren gegangen waren, als er beunruhigt feststellen musste, dass diese nicht mehr an jede Stelle reichte. ‚Das hat mir noch gefehlt!’ Nachdem er in die Hocke gegangen war und der unförmigen Pfütze aus Speichel, Blut und durchsichtiger Geleemasse genauere Aufmerksamkeit geschenkt hatte, konnte er den – durch das Projektil der Nebelparderin zum Teil und durch seine Spuckaktion endgültig – abgetrennten Teil seines Geschmacksorgans ausfindig machen. Draggus entnahm seiner Notfallausrüstung den Kryostase-Behälter für die Macilia-Maden und verstaute darin die abgetrennte Zungenhälfte, dessen Verlust ihm durch die mit Medigel betäubten Nerven erst verspätet gewahr wurde. Vermutlich hätte ein fachkundiger Mediziner durch geschickten Einsatz seiner körpereigenen Stammzellen ihm eine komplett neue Zunge wachsen lassen können. Doch Draggus bevorzugte eine simplere Methode – Annähen. Seinem Verständnis nach bewegten Stammzellen sich im nanoskopischen Bereich und Draggus traute dieser Technologie nicht mehr, als er sie sehen konnte.

- „Man nehme ein Stück Varrenscheiße und zerreibe es zwischen den Fingern, bis man nichts mehr sieht, es aber immer noch stinkt – dann hat man sie, die Nanotechnologie. Unsichtbarer Scheißdreck!“ brummte der Kroganer verächtlich während er den Kryostase-Behälter behutsam in seinem Rüstungsslot verstaute.

Die restlichen Mitglieder des Teams schienen sich über ihre nächsten Schritte noch nicht geeinigt zu haben. Draggus hingegen war der Warterei und Grübelei langsam leid und so ging er die paar Schritte zu der Gruppe zurück um sich Klarheit zu verschaffen.

- „Wie lautet das weitere Vorgehen? Rücken wir zur Hauptbrücke vor, oder gibt’s einen alternativen Sammelpunkt?“ fragte er an sein Team, vor allem aber an Kate gewandt und hoffte, dass seine Worte trotz des Lallens noch halbwegs verständlich klangen.

Shaiya Nessari
25.10.2010, 18:13
Invisible Hand – Deck 2 (Quartiere, Hilfsbrücke)
Verlassenes Quartier
20:30 Uhr

Shaiya wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, bis sie sich zusammen hatte raffen können, um sich in einem der verlassenen Quartiere zu verstecken. Nun kauerte sie auf einem der Betten und starrte auf die Tür, hinter der die Kämpfe unbeirrt weiter tobten. Unaufhaltsam wie eine Supernova. Und sie war im Herzen all dessen. Einsam und verlassen.

Ihre Wunden schmerzten. Die angeschossene Schulter brannte höllisch und schickte bei jeder Bewegung flammende Schmerzlanzen durch ihren Körper. Diverse andere, kleinere Verletzungen gesellten sich hinzu und marterten sie. Dennoch hatte sie nicht wieder geweint. Sie hockte einfach nur still da und wartete darauf, dass die Göttin Erbarmen mit ihr haben würde. Doch die Hoffnung war gering.

Die Zeit zerrann… sie zerrann ihr zwischen den Fingern. Und sie konnte nichts dagegen unternehmen. Sie war die Kämpfe so leid, sie wollte nur noch schlafen. Jeder Muskel ihres Körpers protestierte inzwischen gegen die Anstrengung der letzten Minuten und Stunden. Sie war für so etwas nicht geschaffen. Ihre Psyche hielt den Strapazen der Schlacht nicht stand. Und je länger die Kämpfe tobten, desto weniger blieb von der alten Shaiya übrig. Desto mächtiger wurde Banshee. Desto mehr Einfluss gewann ihre Vergangenheit über ihre Gegenwart.

Shaiya atmete tief durch. Langsam wich die Luft aus ihren angespannten Lungen und strömte erneut hinein. Einatmen, ausatmen. Was hielt sie noch zusammen? Was würde am Ende dieses Tages noch von Shaiya Nessari übrig bleiben? Einatmen, ausatmen. Sie war bereits zerstört, zerrissen, verschlungen von der Schlacht. Und Alora war wieder da. Alora, der letzte Beweis dafür, wie instabil ihr Selbst geworden war. Wer war sie gewesen, als sie noch aktiv gekämpft hatte? Als das Adrenalin noch durch ihren Körper gerauscht war? Und wer war sie jetzt?
Sie massierte die Schläfen, die schmerzten. Kopfschmerz. Heftiger Kopfschmerz marterte sie. Ihre Finger krabbelten langsam von ihren Schläfen zu ihrem Hinterkopf und berührten zaghaft die Stelle, an der sie ihre Biotikverstärker anstöpseln konnte. Die Haut um den Port fühlte sich noch immer empfindlich an, sie prickelte, als Shaiya sie berührte. Die Wissenschaftlerin ließ die Hand sinken. Wie viel von ihrem Gehirn war bei dem Schlag in Mitleidenschaft gezogen worden? Aber damit hatte ihr Verhalten in der Schlacht nichts zu tun. Sie war schon zuvor den Pfad der Selbstzerstörung entlang gerannt, weiter und weiter. In der Dashor hatte sie erkannt, wie dumm sie sich verhielt, und doch hatte sie sich schließlich ins Verderben gestürzt.

Ein zynisches Lachen schlüpfte von ihren Lippen. Manchmal war es mutig, nicht mit dem Strom zu schwimmen. Sie hätte in der Dashor bleiben sollen, erkannte sie jetzt. Sie hätte sich selbst retten können, wäre sie bei Vanessa geblieben. Stattdessen hatte sie ihre Seele in den Wirren der Schlacht verloren, zerstört, in blutige Fetzen gerissen. Sie war den Pfad der Selbstzerstörung entlang gerannt, hatte die Konsequenzen ihres Handelns zwar gesehen, jedoch einfach abgetan. Und jetzt…?

Jetzt saß sie hier, sinnierend über das mögliche Ende ihres Selbst. Sie war zerstört worden, zerrissen von sich selbst, den eigenen Dämonen. Sie atmete tief durch. Was konnte sie jetzt noch tun? Die zerbrochenen Reste ihres Ichs einsammeln und darauf hoffen, dass die Zeit die Wunden heilen würde? Das hatte sie schon einmal getan, und es hatte ja so großartig funktioniert. Nein. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und massierte sich die Augen, die Stirn, rieb sich das Nasenbein. Nein. Sie konnte nicht ewig davon rennen. Wer war sie? Und, viel wichtiger, was war aus ihr geworden?

Alora. Alora hatte ihr Leben zerstört, in dem sie sie damals verriet. Alora hatte ihre Psyche zerstört, indem sie gegen Shaiyas Grundprinzipien verstieß. Alora war der Schlüssel zur vollständigen Wiederherstellung ihres Selbst. Zu ihrer Heilung. Aber Alora war fort, wutschnaubend davon gestürmt. Ihretwegen.

Alora ist jetzt anders. Natürlich kann ich ihr nicht mehr vertrauen. Aber sie hätte mich den Blue Suns überlassen können und hat es nicht getan. Shaiya stand auf, näherte sich der Tür und öffnete diese mit einer energischen Berührung des Panels. Ich muss sie finden, um mich selbst zu finden.

Der Gang war verlassen, weit und breit war keine lebende – und natürlich auch keine tote – Seele zu sehen. War Alora überhaupt noch hier? Nein, denk den Gedanken nicht weiter. Sie musste sie finden. Koste es, was es wolle. Shaiya atmete tief durch. Schritt für Schritt für Schritt bewegte sie sich den Gang entlang, die Hand bereits um die Carnifex gelegt. Sie konnte sich selbst nicht retten, wenn sie starb. Einfaches Prinzip, und Shaiya war noch immer nicht lebensmüde. Sie wollte leben, überleben.

Von Alora fehlte jede Spur. Entweder, sie lief ständig an ihr vorbei, oder Alora hatte dieses Deck schon längst verlassen. Shaiya hoffte auf das erste. Dann hätte sie wenigstens noch eine Chance, Alora zu finden. Doch wenn Alora nicht mehr hier war, wo sollte sie dann nach ihr suchen? Die Invisible Hand war groß. So groß… so riesig groß…

Leere Gänge, klinisch weiß. Verlassen. Niemand war mehr hier. Still lagen sie da. Bar jeden Lebens. Shaiya fühlte, wie die Hoffnung sie verließ. Aus ihr strömte wie Trinkwasser aus einem Tank. Wie Blut aus einer Wunde. Zu spät, es war zu spät. Sie hätte Alora nachgehen müssen, als es noch die Chance dazu gab. Jetzt war diese Chance vertan, und Shaiya war allein. Nein, nicht bloß allein. Verlassen. Einsam.

Aber sie weinte nicht. Zur mythischen, menschlichen Hölle mit ihr, wenn sie jetzt aufgab. Sie würde nicht verzagen. Nein, verdammt noch mal! Sie hatte nichts mehr zu verlieren, aber soviel zu gewinnen. Sie wollte es jetzt haben, alles. Sie wollte so vieles. Sie gierte danach wie ein Ertrinkender nach dem Wasser. Wie ein Junkie nach der Droge. Wie eine Ardat-Yakshi nach dem Kick des Tötens, wenn sie mit einem anderen Lebewesen verschmolz.

Shaiya biss sich auf die Lippen und schmeckte Blut im Mund. Verärgert über sich selbst spuckte sie es aus. Sie brauchte sich auch noch selbst zu geißeln. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und befeuchtete sie.

„Alora?“ Ihre Stimme klang unnatürlich laut in der Stille. „Alora!?“

Keine Antwort. Shaiya seufzte. Was hatte sie erwartet? Dass Alora sich wie aus dem Nichts vor ihr materialisierte und… gerade sie als Wissenschaftlerin sollte doch wissen, dass so etwas unmöglich war. Weiter jetzt.

„Die Wahrscheinlichkeit, sie hier zu finden, ist verschwindend gering. Aber scheiß auf die Wahrscheinlichkeit. Scheiß verdammt noch mal drauf. Nichts ist unmöglich. Naja, fast nichts.“ Shaiya schüttelte den Kopf. Die eigene Stimme in der Stille zu hören war seltsam befremdlich. Es klang unnatürlich, wenn niemand antworten konnte. Darauf hatte sie keine Lust mehr.

„Sag das noch mal… Du suchst also tatsächlich nach mir? Wie lange?“ Die Stimme ließ Shaiya zusammen zucken. Ihr ganzer Körper erstarrte. Bei der Göttin, das war einfach unmöglich.
„Das geht gar nicht… es ist einfach nicht möglich, dass ich etwas ausspreche und dann passiert es…“
„Jetzt bin ich enttäuscht. Du hast doch eben noch gemeint, alles wäre möglich, oder?“
Shaiya atmete tief durch. Nicht umdrehen! Am Ende bildete sich das alles nur ein. Vermutlich war es so. Sie drehte allmählich durch, wurde verrückt.
„Wie lange verfolgst du mich jetzt eigentlich schon?“
„Okay, ein Punkt für dich. Nachdem du so rumgezickt hast, habe ich gedacht, schleiche ich dir ein bisschen hinterher und dann… sehen wir mal, wie sich Dr. Nessari so ganz alleine durchschlägt.“
Lass sie nicht weg sein, wenn ich mich umdrehe, Göttin! „Echt nett von dir. Ich hätte deine verdammte Hilfe gut brauchen können…“
„Ich weiß, aber du sahst nicht so aus, als liegt dir besonders viel dran. Obwohl du ziemlich beschissen aussiehst. Als hättest du einen Geist gesehen oder so. Oder als hätte eine Ardat-Yakshi dein Gehirn in Mus verwandelt…“
Sie war tatsächlich da. Alora stand vor ihr, dieses verdammte Grinsen im Gesicht, das sogar noch breiter wurde, als Shaiya sie ansah. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen würde, Alora, aber jetzt bin ich wirklich sehr froh, dich zu sehen.“
Alora grinste noch breiter, wenn das überhaupt möglich sein sollte. „Ich weiß… Shaiya.“
Shaiya atmete tief durch. Das war zwar alles immer noch seltsam surreal, aber dem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Jedenfalls sagten das die Menschen und diesmal neigte Shaiya dazu, ihnen Glauben zu schenken.
„Nur damit das klar ist: Ich will, dass du erstmal bei mir bleibst. Aber nicht als… meine Partnerin, sondern als… meinetwegen als eine Verbündete. Aber du bekommst mich so schnell nicht mehr nackt zu sehen und verschmelzen darfst du auch nicht mit mir…“
„In Ordnung.“ Alora zuckte die Achseln. „Ist ein Anfang, immerhin.“
„Gut.“ Shaiya atmete tief durch. „Ich habe von der Schlacht wirklich genug, Alora. Es mag ja sein, dass ich mal eine knallharte Söldnerschlampe war, aber das ist Vergangenheit. Ich bin eine Wissenschaftlerin mit einer Carnifex und einer Tempest. Keine Söldnerin. Und ich will hier weg.“
„Alles klar“, hauchte Alora. „Glaubst du, du hältst es noch etwas aus oder…“
Alora kam nie dazu, diesen Satz zu vollenden, denn in dem Augenblick erklang Elena Yamashes Stimme aus den Lautsprechern der Invisible Hand: „Achtung an alle Omega-Streitkräfte! hier spricht Elena Yamashe! Alpha Chimera hat uns verraten und ist als Feind anzusehen! Die Invisible Hand steht kurz vor dem Kollaps und wird voraussichtlich in neun Minuten auseinanderbrechen. An alle Omega-Streitkräfte, begeben sie sich umgehend zum Haupthangar wo wir sie evakuieren werden. Sie haben fünf Minuten Zeit, länger können wir die Alpha Chimera Schiffe nicht vom Träger verhalten! Beeilen sie sich!“

Stille breitete sich aus zwischen den beiden Asari, die sich inmitten des Gangs gegenüber standen und einander nun in die Augen starrten. Shaiya schwindelte leicht. Natürlich hatte sie auf eine solche Nachricht gehofft, aber..

„Scheiße!“ Alora starrte sie mit schreck geweiteten Augen an. „In neun Minuten sind wir tot. Toter als Tot.“
Neun Minuten. Shaiyas Herz schlug wild, trommelte heftig gegen ihre Rippen. Ihre Lunge brannte förmlich. Neun Minuten! Neun Minuten waren so wenig, gemessen am Leben einer Asari. Verdammt, neun Minuten waren sogar am Leben eines Vorcha gemessen wenig! In neun Minuten würde sie sterben. Es sei denn…
„Weg hier, verdammt! Alora, wir haben fünf Minuten. Dann holt uns Vanessa ab und wir haben noch unsere neun Jahrhunderte.“
„Aye“, murmelte Alora, kreidebleich. „Du hast Recht. Neun Jahrhunderte hören sich verflucht noch mal besser an. Hauen wir ab. Bevor uns das verfluchte Scheißschiff um die Ohren fliegt…“

Shaiya packte Alora am Handgelenk und hetzte los. Sie sah die Zeit zwischen ihren Fingern zerrinnen, mit jeder Sekunde die verging, wuchs ihre Panik. Sie war erst hundertachtunddreißig. Sie hatte nicht einmal zwei Jahrhunderte gesehen, ja nicht einmal zweieinhalb!

Sie würde hier nicht sterben. Sie wollte hier nicht sterben! Und die auseinanderbrechende Invisible Hand war kein Feind, den man besiegen konnte. Diesem Feind konnte sie allerhöchstens entkommen.

20:39 Uhr
>>> Invisible Hand – Startrampen, Hangar

Kate Devereaux
13.11.2010, 19:33
Invisible Hand - Deck 2: Hilfsbrücke

Kate bekam nicht so wirklich mit, was um sie herum geschah. Ihre Gedanken kreisten momentan nur um Jacob. Erst als Kaneshtis sich meldete und meinte, dass er wieder seiner Aufgabe nachgehen würde, kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Daraufhin murmelte Scar etwas vor sich hin und fragte um das weitere Vorgehen. ‚Eine gute Frage…’
Die Biotikerin sah sich die verbliebenen Leute an. Ein Kroganer, der weitaus mehr als nur einen Treffer abbekommen hatte, eine Quarianerin, der es körperlich noch erstaunlich gut ging, aber mental sicherlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch war und eine Asari, die aus mehreren Wunden blutete und sich sonst auch nicht gerade durch Heldenmut ausgezeichnet hatte. ‚Es ist vorbei…’

Plötzlich knackste es im Funkgerät und dann war Arics Stimme zu vernehmen: „Ladies, Gentlemen, Aric Agapios hier. Ich habe wenig erfreuliche Nachrichten für Sie - Aria T'Loak sowie die restlichen drei Gruppierungen nutzen die Gunst der Stunde und wollen sich des Syndikats entledigen. Töten Sie alle, die nicht Alpha Chimera angehören, und halten Sie die Stellung! Sie erhalten natürlich eine angemessene Entschädigung in Credits, wenn Sie die Schlacht überleben, also passen Sie gut auf sich auf. Agapios out.“

‚Ich sollte jetzt zwei von drei Leuten töten? Sicherlich nicht, ich bin ja nicht lebensmüde! Außerdem hätte Kiba sicherlich etwas gesagt, wenn das stimmen würde. Dieser verlogene Mistkerl, was hat er gemacht?’
„Okay“, meinte Kate dann zu den anderen. „Irgendetwas läuft gerade mächtig schief und Alpha Chimera stellt sich gegen den Rest.“ Sie atmete tief durch. „Sie zahlen zwar gut, aber da mache ich nicht mit. Wir haben außerdem nichts mehr zu tun, also schaut, dass ihr in den Hangar und möglichst schnell runter von diesem Träger kommt. Wenn sich die einzelnen Gruppen anfangen, sich gegenseitig zu zerfleischen, haben wir hier nichts mehr verloren!“ ‚Alles war umsonst…’

„Ich werde jedoch nicht mit euch gehen, sondern zur Hauptbrücke um zu sehen, was mit Jacob ist und dann mit ihm von dort verschwinden.“, erklärte sie weiter. Natürlich hätte sie Jacob auch anfunken können, doch dann wäre Aric gewarnt gewesen.

20:28

Kimaya'Baato nar Saralesca
13.11.2010, 22:28
UWG, INVISIBLE HAND – Hilfsbrücke, Flur

Kiba bot Nalya an, die Schwester per Funk zu kontaktieren, aber die violettfarbige Asari winkte ab, schüttelte schließlich den Kopf und antwortete etwas flatterig, dass das Ganze angeblich nicht so wichtig wäre und Yayla gewiss kein Gequatsche im Gefecht gebrauchen konnte, was Kiba einerseits so akzeptierte und auch erleichterte, aber so wirklich kaufte es die quarianische Technikerin nicht ab. Aber gut, das ging Kiba auch nichts an, außerdem wollte die Siebzehnjährige keinen Streit vom Zaun brechen, '...ich beuge mich ja sowieso.'

„Gut, wenn Ihr das so wünscht.“

Kaneshtis rappelte sich mittlerweile auf. Er war wirklich hartnäckig, wie Kiba dachte, aber statt dass er abwartete, bis die glibberige Paste wirkte, sowie sich etwas festigte, kündigte er an, dass er zurück zur eigenen Gruppe aufbrach, was geisteskrank war angesichts des physischen Zustands des Salarianers. Aber auch das ging Kiba nichts an, auch hier wollte die Quarianerin keinen Streit beginnen wie sonst und sagte so kein Wort. Sie beobachtete Scar - das kroganisch-fleischige Wrack, das er war – wie er ein ekelhaftes Gemisch aus blutiger Spucke, dickflüssiger Paste sowie etwas Zungenfleisch ausspuckte, was Kiba schockierte. Sie fasste es kaum, dass er das fleischige Stück ganz routiniert aufgabelte und es in ein Kryostasegefäß packte, 'bei meinen Ahnen, das ist so abartig...', aber was das betraf, wollte Kiba ganz gewiss keinen Senf abgeben, '...ich bete, dass er es gleich nicht grillt...ugh...'

Übrig war Kate, die respektierte und geliebte Freundin, die Kiba aber zur Zeit, dank des Szenarios kürzlich, etwas anzweifelte. Kiba realisierte, dass selbst Kate falsch handelte, ja, sogar bereit war, aus Wut hilflose Personen zu töten, was die quarianische Technikerin absolut nicht tolerieren konnte. Aber auch Kate war nur ein Mensch, fehlbar und keineswegs perfekt, außerdem war das hier eine extrem stressige Situation, so konnte Kiba ihrer Freundin eigentlich nicht wirklich böse sein. Genau um 20:27 Uhr, so zeigte es das Werkzeug, horchte Kate auf, offenkundig wegen eines Funkspruchs, und erklärte schließlich etwas irritiert wie auch angepisst, dass eine Gruppe, das intergalaktische Syndikat namens Alpha Chimera, ab sofort gegen die Omega-Streitkraft kämpfte, was die ganze komplizierte Lage ein ganzes Stockwerk tiefer schubste. Kiba seufzte resigniert. '...Keelah, du wirfst heute wahrlich nicht mit Geschenken um dich.' Aber das war - wie konnte es auch sonst sein? - nicht die Spitze des Eisbergs, Kate wollte nämlich, dass die ganze Gruppe zum Hangardeck flüchtete und sich in Sicherheit brachte, aber selbst wollte die biotisch begabte Frau zur Hauptbrücke, wo Jacob sich zur Zeit aufhielt.

„Aber das ist Selbstmord!“, protestierte Kiba aufgebracht, die Stimme flatterte ängstlich, „wieso gehst du ohne uns? Was, wenn eine so große Gruppe wie dort auf dich stößt?“, aber Kate brauchte eigentlich keine Antwort zu geben – es war gewiss so, um die Gruppe zu schützen. 'Aber wenn das so ist...', grübelte Kiba besorgt, die Magengrube ganz flau in sich gekrampft, „was...was erwartet dich dort? Ist Jacob in Gefahr?“

Uhrzeit: 20:28 Uhr

Kate Devereaux
15.11.2010, 21:53
Invisible Hand - Deck 2: Hilfsbrücke

Kate schüttelte den Kopf. „Alleine kann ich mich leichter an anderen Leuten vorbei schleichen und außerdem könnte es zu großen Problemen führen, wenn Agapios sieht, dass bei mir noch andere Personen sind, die nicht zu Alpha Chimera gehören.“, erwiderte sie. „Und ich weiß nicht, was mit Jacob ist, genau das will ich herausfinden.“

Die Biotikerin senkte kurz den Blick. Die Vorstellung, dass Jacob verletzt wurde oder ihm gar noch etwas Schlimmeres widerfahren war, brachte sie fast zur Verzweiflung. Am liebsten wäre sie sofort losgerannt, aber dann würde Kiba ihr sicherlich folgen und das konnte sie wiederum genau so wenig verantworten.

„Wenn du mir helfen willst, dann versuche für uns einen Shuttle-Transport weg von diesem Träger aufzutreiben.“

Kimaya'Baato nar Saralesca
17.11.2010, 22:55
UWG, INVISIBLE HAND – Hilfsbrücke, Flur

Kiba ärgerte sich, '...du bist so egoistisch...', fletschte das Gebiss, die Stupsnase rümpfte sich in Wut, '...du denkst nur an dich...an das, was dich besorgt...' , senkte beschämt den Kopf, starrte auf die blutig-dreckigen, staubigen Schuhe.

'Aber was Kate bedrückt, das ignorierst du...was für eine großartige Freundin du bist...'

Kate.

Sie hielt die sonst so feurig-dickköpfigen Augen gesenkt, aber die Angst um Jacob gipste das Gesicht wie eine starre, blanke Maske ein. Sorge. Furcht. Hilflosigkeit. Ungewissheit. Es flackerte kurz auf, sickerte aber in die sonnengebräunte Haut und grub sich zurück in die Stärke, in das harte, trotzige Ich, das Kate ausmachte. Sie wollte keine Schwäche zeigen, so wirkte es, so kannte Kiba es. Aber die quarianische Technikerin ging die zwei, drei Schritte auf Kate zu, drückte sanft die Schulter und flüsterte:

"Pass gut auf dich und Jacob auf. Ich besorge das Shuttle. Keelah se'lai."

Sie ging rückwärts, aktivierte das orangefarbige Werkzeug und aktivierte das Analyseprogramm, das die defekte kybernetische Prothese überprüfte, wandte sich an die erschöpfte, angeschossene Asari, konzentrierte so auf zwei neue Aspekte, schubste Kate und die Sorge um die kostbare Freundin fort:

"Ich gehe zurück zum Hangardeck und kontaktiere unsere Pilotin, damit wir zurück zum Schiff können. Nalya, begleitet Ihr mich? Zu zweit haben wir größere Chancen..."

Draggus 'Scar' Skarmang
18.11.2010, 22:54
Invisible Hand - Deck 2; Flur zur Hilfsbrücke

- „Das kommt nicht in Frage.“ protestierte Draggus gegen Kates Vorschlag, den die Quarianerin ohne nennenswerte Einwände akzeptiert hatte. Die Anführerin alleine ziehen zu lassen war das Letzte, was er vorhatte. Auch er hatte den Funkspruch des Drells in seinem Kommunikator vernommen und versuchte die Situation einzuschätzen. So sehr er seinen jetzigen Auftraggeber auch hasste, er konnte nicht umhin sich einzugestehen, dass das Szenario, welches dieser Schilderte durchaus im Bereich des Möglichen lag. Es war sogar höchstwahrscheinlich, dass zwei Gruppierungen, die täglich um die Vormachtstellung des Nexus der Terminussysteme kämpften, ein Bündnis nicht lange aufrechterhalten konnten. Erst recht, wenn diese Partnerschaft notgedrungen ins Leben gerufen wurde. Bedachte man, dass in die Schlacht nicht nur zwei, sondern mehrere kriminelle Vereinigungen dieses Raumsektors verwickelt waren, war diese Wendung der Ereignisse fast unausweichlich. Doch würden die Anführer dabei so unvorsichtig sein und sich noch während laufender Kämpfe in den Rücken fallen und dabei einen Zweifrontenkrieg riskieren? Strategisch gesehen war der Zeitpunkt höchst unglücklich gewählt. Doch Draggus erinnerte sich, dass bei solchen Entscheidungen nicht die Vernunft das Leitmotiv der Verantwortlichen war – vielmehr Gier. ‚Omega’ der Kroganer seufzte innerlich.
Draggus zwang sich dazu seine Aufmerksamkeit auf das aktuelle Problem zu richten und sich nicht in Gedanken darüber zu verlieren, wie die Citadel-Völker es Tag für Tag schafften, bei der Vielzahl an Interessen, die sie zweifellos bewegten, den Konsens innerhalb ihrer Allianz zu sichern. Einer der vielen Unterschiede zwischen der Citadel und Omega, doch Bewunderung ob der Leistungen des Rates hatten im Moment Nachrang.

- „Kaneshtis, sie sollten ebenfalls bei uns bleiben. Sie wissen ja nicht einmal wo sich ihr Team derzeit befindet.“ Während Draggus sprach bebte das Schiff auf. Lichter, welche an der Decke aufgereiht waren, verloren an Leuchtkraft und flackerten kurz. Untrügliche Anzeichen dafür, dass die Verteidigungsflotte von Omega ihren Beschuss des Trägers konsequent fortsetzte, ohne Rücksicht auf die eigenen Truppen zu nehmen.

Anhand nur eines einzigen Funkspruches zu bestimmen, wer wen hintergangen hat – Aria T’Loak Alpha Chimera, oder doch umgekehrt - war schlicht unmöglich. Vielleicht sprach der Drell die Wahrheit, doch sein Wort war Draggus nicht annähernd soviel wert um auf dessen Grundlage zu töten. Die Asari war zwar keine wirkliche Hilfe und indirekt der Auslöser für die katastrophalen Verlauf des Kampfes auf der Hilfsbrücke gewesen, doch wer konnte schon sagen, was sie vor ihrem Auftauchen durchgemacht hatte. Noch hatte sie keine Anzeichen durchschimmern lassen, dass sie eine Verräterin sein könnte und solange es dabei blieb sah Draggus keinen Grund sie auszuschließen. Die schmächtige Quarianerin und die grazile Menschenfrau waren wohl alte Freunde. Aber auch ungeachtet dieses Umstandes würde es Draggus nicht in den Sinn kommen die Hand gegen die Pilgerreisende zu erheben. Vom Haupthangar bis zur Hilfsbrücke hatten sie Seite an Seite gemeinsam ihr Blut vergossen und die Quarianerin hatte kein einziges Mal gezögert das Team durch ihre Fähigkeiten – so beschränkt sie auch sein mochten – zu unterstützen.

- „Gemeinsam haben wir die besten Chancen uns zur Hauptbrücke durchzuschlagen und Jacob einzu…“ eine weitere Erschütterung fuhr durch das Schiff und schnitt ihm das Wort ab. Draggus hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Die milchige Verkleidung der Halogenlampen zerbarst, ebenso wie die Lampen selbst. Der Überlast nicht gewachsene Deckenbeleuchtung glühte auf. Gleißendes Licht bohrte sich in die Sehorgane des Kroganers und durchtrennte seinen Gedanken.


Kälte. Draggus spürte sie nicht. Die Handfläche flach gegen die Glasscheibe gepresst stand er da und versuchte das momentane Empfinden in den Einklang mit seiner Erfahrung zu bringen. Doch so sehr er sich auch anstrengte – wohlige Wärme war das Einzige, was durch den Tastsinn und über die Nervensysteme den Weg in sein Gehirn fand. Draggus nahm dies als einen weiteren Unterschied und wesentlichen Vorteil zur Kenntnis, den eine Luxussuite eines Hotels gegenüber den Häusern der Slums von Omega oder denen auf seinem eigenen Planeten hatte. Die Wärme dämmenden Eigenschaften der mehrfachen Verglasung des Panoramafensters, welches sich über die gesamte Länge des Zimmers erstreckte und auch fast dessen ganze Höhe in Beschlag nahm, konnten Draggus Aufmerksamkeit nicht lange binden. Unfähig sich den Sinn der feinen, drahtartigen Strukturen zu erklären, die in die Scheibe eingeflochten und nur aus nächster Nähe zu erkennen waren, wandte er seinen Blick wieder nach außen. Doch anstatt den unvergesslichen Sonnenuntergang bewundern zu können, sah er strömenden Regen. Der Stern des Tasale Systems, der sich allabendlich hinter dem Horizont zur nächtlichen Ruhe bettete, die verspiegelten Fassaden der Wolkenkratzer in flüssiges Gold tauchte und Generationen von Dichtern und Poeten inspirierte, hatte sich hinter einer dichten Wolkendecke verborgen.

Dunkelheit. Sie verschluckte die Ecken und Enden des Zimmers, die sich zu weit von der einzigen Lichtquelle befanden um von ihr erreicht zu werden. Eine einsame Tischlampe richtete ihre gesamte Leuchtkraft senkrecht auf die Arbeitsfläche eben jenen Tisches – sorgte damit nur unzureichend für die Beleuchtung des geräumigen Zimmers. Den Rest des Raumes tauchte sie in ein Zwielicht, wodurch dieser noch größer zu sein schien als er es ohnehin schon war. Die mechanisch arbeitende Anzeige des Chronometers, welcher direkt über der Lampe hing, verriet Draggus, dass die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden sein musste – fernab neugieriger, bewundernder und sehnsüchtiger Blicke – um den heutigen Tag für beendet zu erklären und sich von einer anderen Naturgewalt ablösen zu lassen.

Regen. Er war der uneingeschränkte Herrscher über Nos Astra und würde wohl noch die ganze Nacht hindurch seine Regentschaft feiern, die nicht erst mit der Anzeige der Uhr begonnen hatte. Seit Stunden bereits verdeckten tief hängende Wolken die Sicht auf den Himmel und tauchten die Stadt in vorabendliche Dämmerung. Platzregen, in Schwindelerregender Höhe geboren, stürzte in einer Wand hinab in die Straßenschluchten der Stadt. Gleiter, die sonst in vordefinierten Bahnen die Luftstraßen der Stadt durchquerten - durch die widrigen Windverhältnisse ordentlich durchgeschüttelt – torkelten besoffen durch die Luft, wie ein Zug turianischer Kadetten, die zuviel Ryncol gekübelt hatten. Dabei waren die Transportgefährte ob des dichten Regens an ihren Außenleuchten kaum zu erkennen. Die Wolkendecke hatte die Spitzen höher gebauter Wolkenkratzer bereits verschluckt und wurde unregelmäßig von Blitzen erleuchtet.

Draggus nahm die Hand von der Glasscheibe und offenbarte einen winzigen Einschlagspunkt darin. Hässliche Risse, bahnten sich ihren Weg durch die Kristallstruktur des Materials, nur um bereits wenige Zentimeter vom Ursprung entfernt sich zu verlieren. Der Sprung im Glas hatte von einem Hagelschlag herrühren können, wäre er denn auf der Außenseite des Fensters gewesen. Doch die Scharfkantigkeit der Risse, die die Haut an den Fingern des Kroganers aufzureißen drohten, zeigte zweifelsfrei dass es sich auf der Innenseite befand. Nicht das Draggus sich davon überzeugen musste. Schließlich war er der ‚Übeltäter’ dieses Einschlags gewesen. Seit einer Weile bereits verspürte er ein seltsames Ziehen im Genick. Unsicher, ob es eine Beeinträchtigung seines Implantats sein könnte, versuchte er dem Fluss der Dunklen Energie, die ihn durchströmte nachzuspüren und für eine Entladung zu sorgen. Dies war ihm auch gelungen. Doch anstatt eines der exotischen Früchte, die in einer reich verzierten Porzellanschale ihren Platz hatten, zum Schweben zu bringen, löste sich ein unkontrollierter biotischer Stoß aus seinem Zeigefinger. Die Entladung war schwach – kaum der Rede wert. Dennoch reichte es aus um das Glas in der unmittelbaren Umgebung zu deformieren. Die momentane Verwunderung ob der unbeabsichtigten Wirkung wich schon bald einem verstehenden Lächeln, als ihm die Zusammenhänge klar wurden. Draggus konnte nicht umhin die Genialität der salarianischen Wissenschaft zu bewundern.

Die Zufriedenheit verflüchtigte sich jedoch genauso schnell, wie sie aufkam. Immer wieder fuhr Draggus mit den Fingern über die rissige Stelle, spürte wie die Kanten dabei einen hauchdünnen Streifen Haut ablösten, starrte hinaus in den Regen. Für eine Weile verharrte er regungslos am Fenster, selbst die wund geriebenen Finger tanzten nicht mehr um die Risse herum. Beinahe so regungslos wie die Skyline, die sich den fortwährenden Strömen entgegenstellte. Unbeweglich, doch bei weitem nicht leblos atmete Draggus schwer aus.

- „Du hättest nicht mitkommen sollen.“ Die vertraute weibliche Stimme zwang ihn den Blick vom Stadtbild zu lösen und sich umzudrehen. Doch die Körperumrisse, die zu sehen er sich sicher war, verschwanden sogleich im immer breiter werdenden Lichtkegel, als die Tür zum Nachbarzimmer zur Seite glitt. Die an die Dunkelheit gewöhnten Augen zukneifend, hob Draggus die Hand vor die Augen.


Draggus musste ein paar Mal blinzeln, ehe er die junge Menschenfrau und seine anderen Begleiter klar erkennen konnte. Es dauerte einen Augenblick sich der Wirklichkeit wieder bewusst zu werden. Die so jäh abgerissene Argumentationskette fand ihren Weg zurück in seinen Verstand. Dennoch wagte Draggus es nicht seinen Satz zu beenden. Ein ungutes Gefühl machte sich plötzlich in ihm breit. Ein Gefühl, dass seine Beharrlichkeit die Menschenfrau begleiten zu wollen – trotz der guten Absichten, die dahinter standen – unvorhersehbare Folgen haben könnte.

- „Doch es ist ihre Entscheidung.“ brachte er stattdessen hervor.

Kate Devereaux
21.11.2010, 21:52
Invisible Hand - Deck 2: Hilfsbrücke

Auch Scar meinte, dass er Kate begleiten sollte, stellte dann aber klar, dass es rein ihre Entscheidung sei. Die Biotikerin schüttelte daraufhin den Kopf.
„Nein, ich will, dass du mit Kiba gehst, ich kann besser auf mich alleine aufpassen.“, entgegnete sie ihm. Tatsächlich sprach sie die Wahrheit, aber sie wollte alleine gehen. Außerdem konnte es sein, dass dann die Asari auch noch mitkommen wollte und das war etwas, das Kate auf keinen Fall wollte. Sie war noch der Meinung, dass dieses blauhäutige Alien Schuld an dem Debakel auf der Hilfsbrücke war. ‚Scar kann vielleicht dafür sorgen, dass sie Kiba nicht unnötig in Gefahr bringt…’

Mit dem endgültigen Entschluss, dass sie alleine gehen würde, überlegte sie, wie sie zur Brücke kommen konnte.
„Kiba, könntest du mir die möglichen Wege zur Brücke zeigen?“, fragte Kate. Die Quarianerin ließ daraufhin einen Ausschnitt des Plans der Invisible Hand erscheinen, an dem die Routen sichtbar waren. Die Biotikerin prägte sich die dreidimensionale Karte ein. Der Hauptweg war anscheinend versperrt, doch ein Wartungsaufzug führte ebenfalls zur Brücke.
„Danke! Also dann…“, meinte sie. „Wir sehen uns in wenigen Minuten im Hangar. Passt auf euch auf.“ Kate entschied sich dafür, denn Abschied kurz und schmerzlos zu halten. Mit festem Schritt machte sie sich auf den Weg zu diesem Wartungsaufzug.

Nachdem sie bei zwei Kreuzungen abgebogen war und sie somit deutlich aus Sicht- und Hörreichweite ihrer Kampfgefährten war, blieb sie kurz stehen und lehnte sich an die Wand. Bisher war ihr niemand begegnet und auch sonst war es eher unheimlich still auf diesem Deck. ‚Was mache ich da eigentlich? ich wollte mit der Teilnahme nur schnelles Geld verdienen und anstelle den Befehlen zu folgen, stelle ich mich vielleicht gegen den Auftraggeber? Für Jacob und Kiba…’ Kate schüttelte den Kopf. Es war verwirrend und eigenartig für sie.

Doch sie konnte sich jetzt nicht erlauben hier zu versauern und über ihr teilweise neues Weltbild nachzudenken. Sie musste weitergehen und endlich in Erfahrung bringen, was mit Jacob ist, um dann mit ihm möglichst schnell zu verschwinden. Kate gab sich einen Ruck und setzte ihren Weg zum Wartungsaufzug fort. Immerhin schienen die Nebelparder von dem falschen Alarm vertrieben geworden zu sein, denn sie hatte unterwegs keine unheimlichen Begegnungen. Schon kurz später erreichte sie den Aufzug.

‚Das ist wohl ein Scherz…’, war Kates erster Gedanke, als sie die Klappe zur Kabine sah. Scheinbar war der Aufzug nur für Ersatzteile und Materialien gedacht, denn sie war nur einen halben Meter hoch und vielleicht etwas über einen Meter breit. Sie öffnete die Klappe und stand vor einem weiteren Problem, denn die Bedienelemente waren natürlich nur von außen zugänglich. ‚Vielleicht hätte ich Kiba oder Scar doch bis hierher mitnehmen sollen…’

20:29

Invisible Hand - Deck 1: Hauptbrücke ----->

Draggus 'Scar' Skarmang
22.11.2010, 23:00
Invisible Hand - Deck 2; Flur zur Hilfsbrücke

Stumm blickte Draggus der Menschenfrau nach, die unbeirrt ihr Vorhaben umsetzte und hinter der nächsten Abzweigung des Ganges verschwand.

- „Vermutlich haben sie Recht“ der Salarianer meldete sich zu Wort „Ich werde sie begleiten – zumindest bis zum Haupthangar.“

Draggus nickte zustimmend. Der Tech-Spezialist bemühte sich Haltung zu bewahren, doch an der Art wie er sein Scharfschützengewehr umklammert hielt konnte Draggus erkennen, dass seine Verletzungen ihm durchaus zusetzen mussten.
Der Kroganer näherte sich der Asari, welche die fruchtlosen Versuche des Kroganers und der Quarianerin, Kate von ihrem Alleingang abzubringen, schweigend verfolgt hatte. Die Fremde mit dem Namen Nalya saß noch an derselben Stelle am Boden, an der sie zusammengesunken war und lehnte noch an derselben Wand, gegen die Kate sie nur Augenblicke zuvor gedrückt hielt. Ungewiss, ob die Fremde in der kurzen Pause genug verschnaufen konnte, bot Draggus ihr die Hand an, um ihr auf die Beine helfen.

- „Kannst du aufstehen?“ fragte er die Asari, verspürte dabei plötzlich ein unangenehmes, jedoch bekanntes Ziehen im Genick. Ein viel zu lange vermisstes Schimmern umhüllte seinen Arm und sorgte für ein Kribbeln in den Fingerspitzen. ‚Wie passend.’ Draggus hielt den zynischen Ausspruch zurück, als sich seine Hand unfreiwillig zur Faust ballte. Ohne jede Begeisterung stellte er fest, dass seine biotischen Fähigkeiten sich langsam regenerierten – genau rechtzeitig zum Rückzug vom Schiff. Die mechanischen Nano-Partikel hatten den Kampf gegen die chemischen Substanzen schlussendlich für sich entscheiden können. Doch der Zeitaufwand, den der Säuberungsprozess in Anspruch nahm, raubte dem Kroganer auch den letzten Rest an Vertrauen, den er dem überteuerten Wundermittel anfangs noch entgegenbrachte. Draggus löste die Anspannung im Arm, öffnete die Faust und hielt die Handfläche wie gehabt der Asari entgegen und nickte ihr unter einem Lächeln auffordernd zu.

- „Wir sollten weitergehen“

ME-NPC 5
23.11.2010, 20:37
Name: Nalya Dalinari
Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
Spezies: Asari
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Invisible Hand – Deck 2: vor der Hilfsbrücke

Während Nalya noch dabei war, sich mit schmerzverzerrtem Gesicht selbst zu verarzten, schienen bei ihrem neuen Team bereits ganz andere Probleme aufgetreten zu sein. Der Teil der Gruppe, der offensichtlich zu Alpha Chimera gehörte hatte wohl durchgegeben bekommen, dass sie ab sofort gegen die anderen Gruppierungen zu kämpfen hatten, gerade jetzt wo die Nebelparder so gut wie erledigt gewesen waren. Allerdings gab Kate ihr kaum eine Chance, sich deswegen Sorgen zu machen, da sie praktisch sofort verkündete, bei so etwas nicht mitmachen zu wollen. Im Gegenteil, es gab sogar Grund zur Freude, denn sie wollte nicht nur nichts mit irgendwelchen Machtkämpfen zu tun haben, sondern auch noch so schnell wie möglich von diesem verdammten Träger verschwinden, nachdem sie nach wem auch immer auf der Brücke gesehen hatte, aber nichtmal das brauchte Nalya zu kümmern, schließlich konnte sie auch gleich mit der Quarianerin abhauen…

"Ich gehe zurück zum Hangardeck und kontaktiere unsere Pilotin, damit wir zurück zum Schiff können. Nalya, begleitet Ihr mich? Zu zweit haben wir größere Chancen..."

Was denkst du denn du hohle Konserve, dass ich gerne hier bleiben würde? Göttin, ich dachte schon, die ganze Scheiße nimmt gar kein Ende mehr…
„Darauf kannst du Gift nehmen, ich bleib doch nicht hier und verrecke“, knurrte sie eine etwas undeutliche Antwort, denn bereits im nächsten Moment mischte sich der hässliche Kroganer wieder ein und quatschte kurz mit Kate, bevor diese endgültig verschwand.

Na bitte, jetzt muss ich nur noch mit der Quarianerin, der Riesenechse und dem schlappen Salarianer bis in den Hangar kommen, nicht von irgendwelchen Alpha Chimera Idioten getötet werden und dann nur noch auf das Shuttle warten… und dann ist es eigentlich schon wieder vorbei. Hach wie schade, der gute alte Kahn wird mir ja sowas von fehlen… okay, Schluss mit der Scheiße, genau wenn man sowas denkt, verreckt man, also sollte ich jetzt endlich meinen Arsch hochkriegen.

„Kannst du aufstehen?“
Ich bin doch schon dabei, verdammt, was will der mich jetzt schon wieder antatschen? Igitt, grinst der mich grade an? Göttin, ich sollte wirklich einfach aufstehen und das hier hinter mich bringen und zwar schnell…
„Kein Problem, ich brauch keine Hilfe oder so’n Scheiß…“, entgegnete Nalya betont lässig oder zumindest auf eine Art und Weise, die man in ihrem momentanen Zustand als lässig bezeichnen konnte…
Dummerweise war sie nun mit der Herausforderung konfrontiert, sich ohne die angebotene Hilfe aufzurichten.
Ach ver… egal, gute Übung für’s Alter, wenn ich dann einsam und allein irgendwo umkippe und niemand da ist, um mir zu helfen… was denk ich eigentlich für Mist, als ob ich noch mal alt werden würde…

Etwas ungeschickt, ging sie unter noch immer deutlich spürbaren Schmerzen in die Hocke, legte beide Hände an die Wand in ihrem Rücken und plante etwa eine Sekunde lang, sich einfach abzustoßen und den Schwung auszunutzen, um ordentlich auf die Beine zu kommen, aber aus irgendeinem Grund siegte letztendlich doch die Vernunft.
Mit einem gemurmelten „Ach scheiß drauf…“ ergriff sie trotz allem die Hand des Kroganers, der sie mit einem ordentlichen Ruck nach oben zog, nach dem Nalya sich zwar kurz an der Wand abstützen musste, aber ansonsten halbwegs stehen konnte, auch wenn ihr ganzer Körper und vor allem ihr Bein immer noch höllisch weh taten. Die Aussicht auf Rettung machte es allerdings tatsächlich ein klein wenig erträglicher.

„Okay, Leute, ich bin abmarschbereit… wo geht’s lang?“

Kimaya'Baato nar Saralesca
27.11.2010, 18:22
UWG, INVISIBLE HAND – Hilfsbrücke, Flur

Auch die alte Echse sorgte sich um Kate. Aber Scar drückte es grantig aus, statt so ängstlich wie Kiba. Aber auch so wirkte es ziemlich atypisch, dass er sich Gedanken um Kate machte, wo die ganze Galaxis das tuchankische Volk eigentlich mit möglichst blutiger wie auch grausamer Abschlachtung assoziierte. Aber gut, dass Scar etwas kauzig war, meist auch positiv, wusste Kiba eigentlich schon, seit er die quarianische Technikerin nett behandelte, '...seit des Gefechts auf der Hilfsbrücke hat sich das aber geändert...', aber auch, seit er ach so witziges Zeug faselte, das keine Gastasche begriff.
Was Kate betraf, so argumentierte er, dass die biotisch begabte Frau auf sich selbst gestellt keine so gute Chance besaß wie die ganze Gruppe, die etwas Schutz bot. Aber das, so dachte Kiba, wirkte im Augenblick fast schon spöttisch-ironisch.

Außer Kate war die restliche Gruppe nämlich ein krüppeliges, hilfloses Pack.

Scar selbst schleppte ein Stück abgetrenntes Zungenfleisch mit sich, das Gebiss war komplett zertrümmert, die sowieso schon schrottige Panzerung ein Flickenteppich aus Schrot. Auch die violettfarbige Asari war keine Hilfe, Nalya hockte nämlich kraftlos in sich gesackt und blutig geschossen bei Kiba und war genauso hilfreich für Kate wie Kaneshtis, ein mit Medipaste gestopftes, kaputtes Plüschtier. Er begriff, dass es keinen Sinn machte, sich zur eigenen Einsatzgruppe zurück zu schleifen und antwortete, dass er die krankenhausreife Truppe bis zum Hangardeck begleitete. Kiba selbst, die eigentlich auch so schon nutzlos war, war im Augenblick auch keine wirkliche Hilfe. Sie reparierte die schrottreife kybernetische Armprothese, bis Kate fragte, "Kiba, könntest du mir die möglichen Wege zur Brücke zeigen?", so dickköpfig, wie Kate es war, hörte die sonnengebräunte Frau nämlich auf kein Wort, das Scar sagte. Kiba nickte, schaltete die holografische Projektion des Schiffes an, bis ein Wartungslift die beste Option darstellte. Sie nutzte die Situation auch direkt, um die Fluchtwege zum Hangardeck zu prüfen, wobei ein bis dato intakter Aufzug, den die Gruppe in drei bis vier Minuten erreichen konnte, am günstigsten erschien.

"Passt auf euch auf."

Kate war keine Frau großer, heroischer Worte. Sie blickte die Gruppe für kurze Zeit an, forcierte ein hartes Schlucken bei Kiba, die merkte, wie sich etwas Fauliges in die Magengrube kaute. Kate drehte sich schließlich um und marschierte zum besagten Wartungslift. Stille. Kate war fort. Kiba blieb zurück. Angst. Sorge. Ungewissheit. Gewiss fühlte Kate das auch, wenn es um Jacob ging.

'Okay...du hast gesagt, dass du dich um das Shuttle kümmerst...du kannst das, du schaffst das auch...', sprach Kiba sich selbst etwas Mut zu, holte tief Luft, 'bring die Gruppe zum Aufzug, mit Scar packen wir das, auch wenn er etwas...kaputt ist...', beobachtete, wie die Asari sich erst selbst aufrichtete, aber zurück sackte, '...ich bitte dich, Keelah, steh uns bei...', aber die alte Echse half Nalya schließlich auf.

"Okay, Leute, ich bin abmarschbereit...wo geht’s lang?", fragte die violettfarbige Asari gespielt salopp, "A-Also ich habe einen Lift ausgemacht, der uns bis ins Hangardeck bringen kann...", antwortete Kiba etwas nervös, "ich bringe Euch hin...", es gab keine Proteste, was die quarianische Technikerin erleichterte, "o-okay, in die Richtung bitte...", so brach die Gruppe schließlich auf.

Uhrzeit: 20:31 Uhr

Gespenstische, kalte Stille spannte sich wie ein Zelt auf. Gelegentlich traf die Gruppe auf blutige Fleischberge, wo fünf oder sechs Tote gestapelt sowie geplündert die Flure säumten. Kiba krallte sich an die alte Schrotflinte des Vaters. Was für ein grausiges Portrait des Todes. So kalt, so tot wirkte die Zeit, die die Gruppe benötigte, so gebrechlich, so erschöpft die bunt gewürfelte Truppe. Nalya sowie Kaneshtis, die mittig gingen, schleppten sich buchstäblich Schritt für Schritt in die Richtung des Lifts, Scar und Kiba bildeten die Schutzhülle, die die Gruppe schützte. Aber es gab kein einziges Gefecht, die INVISBLE HAND war wie ausgestorben. Am Lift angekommen bemerkte Kiba, dass er doch nicht wirklich intakt war – die Elektronik spinnte, keine Taste reagierte. "Augenblick, ich hacke mich in das System...", erklärte die Quarianerin, schaltete das Werkzeug ein und tat, wie gesagt. Es dauerte einige Augenblick, bis sich die Kabine in Bewegung setzte und sich die Aufzugstür beiseite schob.

Uhrzeit: 20:33 Uhr

>>>> UWG, INVISIBLE HAND – Hangardeck

Draggus 'Scar' Skarmang
05.12.2010, 23:43
Invisible Hand - Deck 2; Flur zur Hilfsbrücke

Kiba blätterte munter durch die Anzeigefenster ihres Universalwerkzeuges. Sie übersprang dabei die Darstellung von etwas, was Draggus an die Anordnung von Rettungskapseln erinnerte, rief detaillierte Pläne der Sektion des Schiffes auf, in dem sich die Gruppe gegenwärtig befand und verkündetet schließlich:

- "Ich bringe Euch hin...o-okay, in die Richtung bitte..." die Quarianerin wies mit ausgestrecktem Arm den Weg und schritt auch sogleich allen voran zum von ihr entdeckten Aufzug. Für einen Augenblick war Draggus über das fast schon verwegene Vorgehen der Pilgerreisenden überrascht. Waren doch die Kämpfe auf dem Schiff noch lange nicht beendet, so dass man bereits hinter der nächsten Ecke mit dem Feind, der einem auflauerte, rechnen musste. Dass sie die Spitze der Gruppe übernahm zeigte dem Kroganer, dass in der Quarianerin mit dem Namen Kiba offenbar mehr Mut steckte, als ihre zierliche Gestalt erahnen ließ. Ein wohl nicht unwesentlicher Grund für die Zuneigung, die Kate ihr entgegenbrachte, welche mit Fürsorge, Anteilnahme und Umsicht von Kiba erwidert wurde. ‚Oder das Mädchen hat unter der abgedichteten Haube schlicht der Hitzeschlag getroffen.’

Was es auch war, was die Pilgerreisende antrieb – Draggus würde auch später noch Zeit genug haben, sie nach ihren Motiven zu fragen. Die momentane Priorität lag darin das Schiff zu verlassen. Die Asari, welche Draggus’ helfende Hand nur widerwillig angenommen hatte, folgte wackeligen Schrittes nach. Auch wenn sie bei fast jedem Schritt den Eindruck machte gleich umzukippen, unterließ Draggus es ihr weiter Hilfestellung zu leisten. Er respektierte ihren Wunsch es aus eigener Kraft schaffen zu wollen – er erkannte darin eine Kämpfernatur. ‚Oder sie trägt „Selbstgefälligkeit“ als zweiten Vornamen.’ kommentierte er stumm ihren Unwillen Hilfe anzunehmen. An ihrer Seite befand sich, für einen Salarianer eher wortkarge, Kaneshtis.

- "Augenblick, ich hacke mich in das System..." gab die Quarianerin von sich, als sie dessen Funktionslosigkeit feststellte. Während sie sich an den Kontrollen des Aufzugs zu schaffen machte, schritt Draggus gelangweilt zum einen in der Wand eingelassenen Bildschirm. Die Gruppe war bereits in anderen Korridoren, auf anderen Ebenen des Schiffs an diesen Geräten vorbeigelaufen, sich jedoch aufgrund der ständigen Kämpfe nie die Zeit genommen sich über deren Funktionsumfang klar zu werden. Draggus’ plötzlich gewecktes Interesse an dem Interieur des Schiffes, das selbst von technisch weitaus versierteren Personen in der Gruppe – zu denen er beinahe geneigt war Kiba dazu zu zählen – gänzlich ignoriert wurde, erhielt beinahe einen Dämpfer. Dank seines ausgeweiteten Sichtfeldes glaubte Draggus am Ende des Korridors hinter sich Bewegung zu erkennen. Ein prüfender Blick in die fragliche Richtung offenbarte jedoch lediglich gähnende Leere. Von den Leichen, rum liegenden Waffen ebendieser und Trümmerteilen mal abgesehen. Konzentriert widmete er sich dem Bedienfeld des verglasten Displays, das bei der ersten Berührung zum Leben erwachte. Eine gefühlte Minute lang mühte Draggus sich ab Herr über die aufpoppenden Fenster zu werden, die bei seinen Berührungen entweder spurlos im Boden versanken, oder auf winzige Größe schrumpften, wie am Finger zu kleben schienen und jeder Bewegung folgend, sich quer über den Bildschirm schleppten. Intuitive Bedienbarkeit erwies sich auch bei diesem Apparat als ein haltloser Werbespruch des Herstellers, denn die Absicht den Lageplan der gegenwärtigen Sektion aufzurufen und nach anderen Aufzügen zu suchen misslang. Stattdessen trillerte das Gerät über seine Lautsprecher irgendeine Melodie vor sich hin. Draggus glaubte nun zu verstehen wieso der Rest seiner Truppe bisher einen so großen Bogen um diese Bildgeber gemacht hatte. Die vermeintlich bessere Orientierung, zu der sie aufgehängt waren, hatte es den Nebelpardern nicht leichter gemacht ihr Schiff zu halten. Die einzig nutzbare Information, die Draggus der Anzeigetafel entnehmen konnte war die aktuelle Uhrzeit, welche in der unteren rechten Ecke aufblinkte.

- „Nutzloses Stück Schrott.“ brummte Draggus und ballte seine Hand zur Faust. Doch bevor er seinem Unmut auf die herkömmliche Art Luft verschaffen konnte, die sich für ihn im Umgang mit Technik bewährt hatte, kam ihm eine bekannte Stimme zuvor.

- ‚Du hast einen Fehler gemacht Bruder.’ einige Stellen der druckempfindlichen Glasscheibe ließen vermuten, dass sie während des regulären Betriebs auf dem Schiff regelmäßig von einer Putzkolonne gesäubert und poliert wurde um den Okkupanten des Schiffes optimales Bilderlebnis zu gewährleisten. Doch gegenwärtig befand sich das Trägerschiff alles andere als im regulären Betrieb. Blutspritzer und Staub bedeckten teilweise den Bildschirm, stumme Zeugen der hier stattgefundenen Kämpfe. Ungeachtet dieser Verunreinigungen konnte Draggus deutlich das Gesicht seines Bruders darin erkennen. Stumm machte Draggus einen Schritt von der Wand zurück.

- ‚Was denn?! Keine Verneinung? Keine Ausreden?’ sein Bruder bleckte hämisch die Zähne und verschränkte die Arme vor der Brust ‚Willst du nicht versuchen die Schuld auf mich abzuwälzen?’

Wie durch eine dichte Nebelwand – weit entfernt und surreal – hörte er die synthetisch verzerrte Stimme der Quarianerin, die der Gruppe mitteilte, dass es weiter gehen konnte.

- „W – Was meinst du? Welchen Fehler habe ich gemacht?“ Wie so oft, trafen ihn Dremmus’ Beschuldigungen völlig unvorbereitet. Doch auch ohne die Bestürztheit, die sein Empfinden störte, hätte er niemals die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass die zufällige Anordnung des noch frischen, fremden Blutes, das sich über sein Spiegelbild legte, die Ursache für die Mirage war, die ihm nun entgegenblickte. Nicht angesichts des sardonischen Grinsens, zu dem er selbst niemals in der Lage gewesen wäre und das ihm nun entgegenstarrte.

- ‚Hier. Tuchanka. Omega. Ilium.’ Mit jedem Wort spreizte Dremmus einen Finger aus. ‚Such dir eins aus. Was du auch anfasst – es endet in Scherben.’

Draggus schüttelte stumm den Kopf.

- ‚Sieh es ein Bruder. Nach allem wofür sie verantwortlich ist, hast du es immer noch nicht geschafft über diese Schlampe Sula’is hinweg zu kommen. Du projizierst deine Wünsche auf andere, rennst ihnen hinterher und versuchst ihr Beschützer zu sein.’

- „Nein.“ kam es kaum hörbar über seine Lippen, die kurzzeitig entspannte Hand wieder zur Faust geballt.

- ‚In der Hoffnung du würdest dein Versagen wieder gut machen können – doch das kannst du nicht.’

- „Es reicht!“ wutentbrannt schlug Draggus zu. Doch als hätte die Erkenntnis, seinen Bruder nicht noch einmal töten zu können, sich in seinem Unterbewusstsein bereits gefestigt, verfehlte er den Ursprung des Bildes und traf die Wand daneben. Die Verkleidung dellte ein und das Gerät wechselte auf eine andere Melodie (http://www.youtube.com/watch?v=_wdf3_YtwL8&feature=related).

- „Find’ ich auch.“ Verwirrt über die unerwartete Antwort drehte Draggus den Kopf zu seiner Rechten und verspurte einen stechenden Schmerz in der Seite. Draggus blickte an sich hinab und sah, wie ein dünnes Rinnsal seines gelblichen Blutes zwischen zwei Rüstungsplatten – auf Höhe seiner rechten Leber – hervortrat. Irritiert schaute er zu, wie das Blut sich gemächlich einige Zentimeter in einer waagerechten Linie durch die Luft schlängelte, bevor es auf den Boden tropfte. Einen Augenblick hielt das seltsame Schauspiel an, das Draggus an den Naturgesetzen zweifeln ließ, bevor der Blutfaden abrupt abbrach. Vom Ursprungspunkt in seiner Rüstung floss es stetig seine Rüstung hinab dem Fußboden entgegen, während ein Teil davon kaum eine ausgestreckte Armlänge von Draggus entfernt in der Luft verharrte, um von dort aus auf die Bodenplatten zu tropfen.

Vor Draggus Augen begann die Luft zu flimmern. Das biotisch veranlagte Nervensystem des Kroganers nahm leichte statische Entladungen wahr, als sich der durchsichtige Vorhang zurückzog und erst ein Kampfmesser, dann den dazugehörigen Arm und schließlich den Krieger, dem dieser gehörte preisgab.

- „Ihr habt unser Schiff schon genug demoliert.“ meinte die von Kopf bis Fuß in eine schwere Kampfmontur gehüllte Gestallt, die optischen Sensoren des Helms rot aufleuchtend. Noch bevor Draggus reagieren konnte, machte die Gestalt eine Ausfallbewegung und rammte die messerbewehrte Hand in seine linke Seite. Draggus spürte, wie die vergütete Klinge seine Niere durchbohrte. Doch offenbar war der Nebelparder mit der erzielten Wirkung nicht zufrieden und holte zu einem erneuten Stoß aus. Reflexartig schlug Draggus mit seiner Rückhand zu. Der Augenblicke zuvor getarnte Gegner, flog durch die Luft, schlug an der Wand auf und sackte leblos zusammen. Er würde keine Gelegenheit bekommen auch die zweite Leber des Kroganers zu treffen, oder ihm den Todesstoß zu geben.
Schüsse pfiffen durch die Luft. Draggus sah erneut und diesmal ganz deutlich Bewegung am Ende des Ganges, als Silhouetten, die er für Einbildung hielt, sich enttarnten und die Omega-Verteidiger mit Projektilen zudeckten. Instinktiv hüllte sich Draggus in eine Barriere aus blau schimmernder biotischer Energie ein und erkannte, dass seine Begleiter – ebenfalls dem Überlebensinstinkt folgend – sich flach auf den Boden geworfen hatten.

- „Zum Aufzug. Schnell!“ wies er sie an, griff gleichzeitig nach seiner Schrotflinte und erwiderte das Feuer. Die breit gestreuten Salven ließen die vier Nebelparder – so viele hatte er in der kurzen Zeit zählen können – ihre Tarnfeldgeneratoren anwerfen und sich erneut in Luft auflösen. Draggus gab sich nicht der Illusion hin sie so einfach verjagt zu haben. Er sammelte die Energie, die ihn durchströmte, lenkte sie in einen stetigen Fluss durch sein Implantat. Beide Arme nach vorne gestreckt brachte er sie zur Entladung. Die freigesetzte Dunkle Energie hüllte einige der am Boden liegenden Leichen ein und brachte sie – Draggus Handbewegungen folgend – schützend zwischen sein Team und die angreifenden Nebelparder. Gerade rechtzeitig, denn die Tötungswerkzeuge der Menschen heulten wieder auf. Projektile zerrissen die Luft, auf der Suche nach ihren nächsten Opfern. Ein flüchtiger Blick über die Schulter zeigte Draggus, dass die Asari sich bereits im Aufzug befand und in der hinteren Ecke kauerte. Kiba hingegen mühte sich auf allen vieren ab, den verletzten Salarianer und sich selbst heil in die Kabine zu bringen.
Der nicht zu versiegende Strom an Kugeln – feiner als ein Sandkorn – zerfetzte schneller als erwartet, Stück für Stück die Leichen der Söldner, die dem Beta-Team einen behelfsmäßigen Schutz boten. In Bruchteilen einer Sekunde wurde Draggus die wenigen Optionen offenbar, die er hatte. Mit Hilfe der Leichen konnte er vielleicht noch für einige Sekunden für Deckung sorgen und der Quarianerin die Chance geben sich und Kaneshtis in Sicherheit zu bringen. Doch die Anstrengung, mit der sie versuchte den Salarianer über die Schwelle des Aufzuges zu ziehen, war ihr trotz des verspiegelten Visiers anzusehen.
Es würde nur einen Augenblick erfordern sich die beiden Gefährten zu schnappen und mit ihnen in den Aufzug zu springen. Doch dazu müsste er die Leichen fallen lassen und in den Sekunden, welche die Türen brauchen würden um zu schließen, würden sie alle wie auf dem Präsentierteller vor ihrem amtlichen Erschießungskommando sitzen. So schnell das neuronale Netzwerk, das im Hirn des Kroganers seine beiden Nervensysteme miteinander verknüpfte, auch arbeitete – Zeit noch länger nachzudenken gab es nicht. Draggus musste sich entscheiden. Er handelte.

Draggus zog beide Arme an sich heran, die malträtierten Leichen bewegten sich auf ihn zu. Ein kurzer Moment um sich und die nötige Energie zu sammeln und Draggus spreizte die Finger ab. Geschossartig beschleunigten die Körper vom Kroganer weg und flogen den Gang entlang. Augenblicklich drehte er sich um und setzte die wenigen Schritte, die ihn von seinen Gefährten trennten in einem Satz zurück. Hätte er sich die Zeit genommen, dann hätte er sehen können, wie einer der missbrauchten Körper mitten im Flug von gezielten Salven zerrissen wurde, währen der andere ein unsichtbares Etwas von den Füßen gerissen hatte. Doch seine Aufmerksamkeit galt allein seinem Ziel. Draggus griff nach Kiba und dem Salarianer, riss sie auf die Füße und beförderte sie in die Kabine. Ein gedanklich ausgelöster biotischer Stoß, drückte auf den Auslöser im Inneren. Draggus spürte, wie Geschosse gegen seine Barriere hämmerten und an dem Lebensspendenden Schutz zerschellten. Unbeirrt blieb er vor der Schwelle zum Aufzug stehen, spreizte die Arme vom Körper ab, krallte sich mit den Fingern an den Flügeltüren, die den Gang vom Aufzugsschacht trennten, fest und zerrte mit aller Kraft daran. Die Schiebetüren bewegten sich aufeinander zu und schlossen sich noch vor denen der Kabine. Der Abschiedsgruß „Viel Glück“ blieb ihm im Hals stecken, als er selbst zum Spielball Dunkler Energie wurde, gen Decke gehoben und anschließend beschleunigt auf den Boden stürzte. Die Atemluft wurde ihm schmerzhaft aus den multiplen Lungen gedrückt und er schaffte es mit Mühe sich bei Bewusstsein zu halten. Der Schmerz, der seinen Körper durchfuhr konnte ein Gefühl der Zufriedenheit nicht ersticken. Er hatte seine Aufgabe erfüllt, sein Team – sein Clan auf Zeit – war in Sicherheit. Alles andere war unwichtig.

Die Nebelparder, die sich ihm näherten hatten ihr vorsichtiges Vorgehen abgelegt. Ungetarnt legte einer von ihnen an und schoss. Die mit Mühe aufrechterhaltene Barriere hatte sich mit dem Abriss seiner Konzentration aufgelöst. Die beiden Projektile bohrten sich ungebremst in
Seine Rüstung und penetrierten seine Haut. Draggus knurrte auf. Unter Schmerzen richtete er sich auf und griff nach seiner Waffe. Er würde nicht kampflos aufgeben. Den Todesstoß würde er mit einer Waffe in seiner Hand entgegennehmen. Seine Gegner wechselten unterdessen kurze Blicke untereinander aus, senkten ihre Waffen und schnallten sie auf ihre Rückenhalterungen zurück. Völlig verwirrt vergaß Draggus den Abzug seiner Schrotflinte zu betätigen. Die in schwere Kampfpanzerungen gehüllten Gestalten verschwanden nacheinander im Nichts, als sie erneut ihre Tarnfeldgeneratoren einsetzten. Reglos verharrte Draggus auf der Stelle und hielt seine Waffe fest umklammert. Er wollte schon aufatmen und sich in Bewegung setzen, als seine Pläne jäh durchkreuzt wurden.

Stechender Schmerz fuhr durch seinen Rücken. Er spürte einen Stich in die Seite. Einen in seine Brust. Einen weiteren im Oberschenkel.

‚Alter Narr!’ Draggus tadelte sich selbst ob seiner Einfältigkeit, als ein weiterer Hieb ihm die Wange der Länge nach aufschlitzte.

Draggus verfluchte sich innerlich die über Jahrtausende verfestigten Instinkte seiner Rasse auch nur für eine Sekunde vergessen zu haben. Ein wilder Schuss löste sich aus seiner Waffe. Die Projektile bohrten sich ziellos in die nächste Wand. Draggus schlug nach den Angreifern. Er traf nur Luft. Der Kroganer ließ seine eigene Klinge ausfahren und verteilte kraftvolle Hiebe – vergebens.

Draggus brüllte. Blanke Wut, rasender Zorn und … Hilflosigkeit, machten sich in ihm breit. Es gab niemandem der ihm beistehen konnte. Es gab nichts was er tun konnte um die Angreifer sichtbar zu machen. Er konnte nur stehen bleiben und sterben.

Ein tief geführter Hieb durchtrennte eine Sehne und ließ ihn einknicken. Draggus kniete mit dem verletzten Bein am Boden, stützte sich zusätzlich mit der dazugehörigen linken Hand ab. Die Rechte zu einer schützenden Haltung über dem Kopf erhoben. Das alte, kampferprobte Messer immer noch ausgefahren. Die dicht aufeinander folgenden Hiebe hörten genauso plötzlich auf, wie sie ihren Anfang nahmen. Erneut wurde Draggus Zeuge des unheimlichen Schauspiels, als sich die Angreifer rematerialisierten. Eine der gesichtslosen Gestalten machte einige Schritte auf Draggus zu, sein blutverschmiertes Kampfmesser locker auf der Handfläche rotierend.

‚Sie spielen mit dir! So wie es ein Raubtier mit seiner Beute tut.’ Aus irgendeinem Grund vermieden es die Nebelparder in der Tat ihre Stiche an Stellen zu setzen die zu einem sofortigen Tod geführt hätten. Schmerzhafte Stiche – zugegeben, jedoch nicht tödliche. Doch abgesehen von den klaffenden Wunden in seinem Fleisch hatten die geschärften Messer der Nebelparder noch mehr aufgerissen. Schmerz. Körperlicher Schmerz beherrschte sein Empfinden, bohrte sich in seinen Verstand.
Draggus empfing ihn mit Freuden. Dieser Schmerz zeigte ihm auf eine beinahe vergessene Weise, was es bedeutete am Leben zu sein. Der Schmerz schürfte tief und förderte etwas zu Tage von dem Draggus dachte es längst überwunden zu haben.

Der Schmerz zwang den Kroganer sich auf den Augenblick zu konzentrieren. Kein Grübeln über die Vergangenheit, keine Sorgen um die Zukunft. Anatomisch mit jedem erdenklichen Vorteil ausgestattet um als Beutetier zu überleben, wohnte in den Kroganern die Mentalität von Räubern inne. Die Mentalität von Killern. Eine Kombination für die sie manche beneideten. Eine Kombination für die man sie fürchtete. Zu Recht.

- „Also gut“ gab Draggus schwer atmend von sich ‚ich spiele mit.’ Er ließ das Messer wieder einfahren, senkte die Arme und kniete sich vollends hin. Draggus versuchte sich zu konzentrieren, doch das wonach er suchte war schwer zu fassen – der Schmerz lenkte ab. So sehr er den Mann auch im Blickfeld behalten wollte, der auf seine Worte hin verdutzt stehen blieb, konnte er nicht beides gleichzeitig tun. Draggus schloss die Augen. Die gesamte Aufmerksamkeit auf seine Nervensysteme gerichtet, ignorierte er die unzähligen Impulse aus seinen Wunden, konzentrierte sich auf diejenigen, die ihm den Fluss der Dunklen Energie signalisierten, sammelte die letzte verbliebene Kraft, lenkte sie in sein Implantat und erzwang eine Entladung. Losgelöst und ungebremst breitete sich eine biotische Druckwelle von Draggus’ Körper radial in alle Richtungen aus. Das Kribbeln, das seinen Körper durchfuhr zeigte ihm zweifelsfrei, dass er noch immer am leben war. Vermutlich hatte der Nebelparder bereits zum finalen Schlag ausgeholt, oder aber stand er bis zuletzt irritiert da. Was es auch war, Draggus würde es nie erfahren, denn als er die Augen aufgerissen hatte sah er die Gegner auseinander fliegen.

Mit einem Satz wieder auf den Beinen stürmte er zum nächsten Nebelparder. Den Menschen bei der Kehle packend rammte er ihm in schneller Folge das bereits wieder ausgefahrene Messer in die Stelle, wo er dessen Herz vermutete. Ein Aufwärtshieb bohrte die Klinge durch den Unterkiefer in dessen Schädel – nur um sicher zu gehen. Der Blickwinkel von 240 Grad rettete auch diesmal sein Leben, als er einen der Nebelparder sich aufrappeln, das Gewehr hervorzerren und anlegen sah. In einer fließenden Bewegung drehte er sich zum Gegner um, dessen Kumpanen immer noch bei der Kehle gepackt und als einen lebenden, doch mittlerweile toten, Schutzschild nutzend. Feuriger Regen aus Projektilen ließ den Körper des Mannes, wie eine an Fäden aufgehängte Puppe aus längst vergangener Zeit, aufzucken. Draggus schwang die Leiche im hohen Bogen, kassierte einige Treffer gegen seine Rüstung, doch die Energie, mit der die zum neuen Leben erweckte Puppe seinen Kameraden traf, riss den Schützen von den Füßen und ließ sein Gewehr verstummen. Der Dritte Nebelparder, seine Hand mit dem Kampfmesser zu einem Abwärtshieb erhoben, stürzte sich unter einem wilden Schrei auf den Kroganer. Draggus schaffte es mit seiner Linken den Kampfarm abzufangen, seine Rechte dem Mann in den Nacken zu legen und durch eine halbe Drehung um seine Achse dessen Schwung gegen die Wand zu lenken. Mit seinem gesamten Körpergewicht donnerte er den Mann gegen die Wand und spürte wie unter seiner Handfläche der Helm splitterte und wenig später auch der Schädel nachgab. Graue Hirnmasse und rotes Blut quollen durch die Risse. Dessen Teammitglied schaute währenddessen nicht tatenlos zu, sondern warf sich von hinten auf Draggus, versuchte mit einer Hand dem Kroganer die Luft abzuschnüren während er mit der anderen Hand ununterbrochen auf seinen Höcker einstach. Draggus heulte auf, als dieser per Zufall die Stelle mit den Maden traf. Rasend vor Schmerz riss er der leblosen Körper vor sich die Maschinenpistole aus der Halterung seiner Rüstung und griff mit der freien Hand nach dem lebenden Gegner hinter sich. In die Hocke gehend, während er den Angreifer über Kopf auf den Boden schmetterte, drückte er dessen Kopf mit seinem Knie zur Seite und gegen den Boden. Die erbeutete Pistole an dessen Kehle ansetzend, kippte Draggus sie leicht, dass die Mündung auf den Torso des Mannes zeigte und drückte ab. Projektil um Projektil fraßen sich durch die leichte Panzerung am Hals, durchtrennten die Luftröhre, drangen zwischen dem Schlüsselbein und den Schulterblättern in den Körper hinein, zerfetzten die Lungen und richteten irreparablen Schaden an den anderen inneren Organen an.

Das Rattern der vollautomatischen Waffe war für Draggus Musik. Die Erschütterungen und Schwingungen des Rückschlags, die es durch seinen Arm und seine Muskeln jagte, waren wie Massage für ihn. Die Schläge und vergeblichen Versuche des Mannes unter seinem Knie sich zu befreien regten seinen Herzschlag an. Draggus spürte ihn – den Moment. Den Moment, als man im Kampf ein anderes Leben nahm und selbst am leben blieb. Draggus spürte ihn und genoss es.

Noch bevor der überlastete Hitzespeicher der Waffe seinen Dienst einstellen konnte, verkrampften sich plötzlich sämtliche Muskeln in Draggus Körper. Ein neuer Schmerz strapazierte seine Nerven. Ein Schmerz, der ihn von innen heraus zu verbrennen schien und unterbrach seinen Rausch. Ein Augenblick der Erlösung folgte. Draggus ließ von seinem Opfer ab und drehte sich um. Das war auch schon alles, was er tun konnte, bevor die nie da gewesene Pein ihn erneut erzittern ließ. Zu einer Statue erstarrt, schaute Draggus abwesend zu, wie der Nebelparder, der kurz zuvor auf ihn geschossen hatte, nun mit einem Metallstab nach dem Kroganer stach. Lähmung – ein bisher nie gemachtes Erlebnis machte sich im Kroganer breit. Dicht gefolgt von einem unbekanntem Gefühl der Panik. Panik darüber im eigenen Körper eingesperrt zu sein. Erneut ebbten die Krämpfe ab, als der Nebelparder von ihm abließ. Geistesgegenwärtig schnappte Draggus mit seiner Pranke dessen Hals, hob ihn vom Boden ab und presste ihn gegen die Wand. Die vollautomatische Waffe noch immer in seiner Rechten haltend, richtete er die Waffe auf den letzten noch lebenden Gegner. Doch der Mensch reagierte blitzschnell. Der Mann trat nach dem Arm des Kroganers und Draggus ließ die Waffe fallen. Das Scheppern der am Boden aufschlagenden Pistole war das letzte was Draggus hörte. Noch bevor die nunmehr freie Hand des Kroganers sich um den Hals des Menschen legen konnte, setzte dieser erneut seine stabförmige Waffe ein. Erneut wurden sämtliche Sinne in Draggus Körper überlastet. Die beiden Nervensysteme, die ebendieses verhindern sollten, kapitulierten. Die Krämpfe machten plötzlich einer nie gekannten Schlaffheit Platz. Die Wände und Decke begangen sich zu drehen. Der Boden wurde ihm unter den Füßen entrissen und donnerte gegen seinen Kopf. Ein dunkler Schleier senkte sich über seine Augen, verwandelte die Umgebung um ihn herum in verschwommene Silhouetten, bis er nichts mehr sehen konnte. Draggus konnte nichts mehr hören. Draggus fühlte nichts mehr. Kein Schmerz, kein Zorn, keine Angst, keine Sorgen.


20:34

Draggus 'Scar' Skarmang
09.01.2011, 23:19
Illium, vor langer Zeit

Durch die Finger seiner Hand, die seine Augen vor dem hereinbrechenden Licht schützte, konnte Draggus den schmächtigen Eindringling in dem Türrahmen erkennen. Ein Salarianer stürmte eiligen Schrittes in den Raum hinein, hielt direkt auf den Arbeitstisch zu und machte sich dort mit den Worten „Das müsst ihr euch ansehen!“ an dem Computerterminal zu schaffen. Von dem plötzlichen Eindringen völlig überrumpelt, stand Draggus einen Augenblick bewegungslos da. Immer wieder wanderte sein Blick zwischen dem Salarianer und der violetthäutigen Asari, welche wenige Schritte vor ihm auf dem Boden saß.

Die Füße an den Körper herangezogen und die Oberschenkel auf den Boden gepresst, ruhten die Hände auf den Knien. Den Rücken gerade aufgerichtet, hob sich ihre – in einen eng anliegenden, einteiligen Trainingsanzug gezwängte – Brust, in einer geregelten, ruhigen Atmung auf und ab. Die Augen geschlossen haltend, sperrte Sula’is das hereinströmende Licht des Nachbarzimmers aus ihrem Bewusstsein. Die lieblichen Gesichtszüge entspannt, ließ sie sich in ihrer Meditation nicht stören.

Unfähig auf ihren vorangegangenen Einwand eine passende Antwort zu finden, sprach Draggus stattdessen den Salarianer an:

- „Kann das nicht warten?“

Die Antwort sollte auch nicht lange auf sich warten lassen, denn das Panoramafenster hinter ihm erwachte plötzlich zum Leben.
Das Glas wurde milchig, flimmerte kurz und verwandelte sich anschließend in einen einzigen, riesigen Bildschirm. Mehrere Statussymbole zur Klimaanlage, Temperaturregelung und Luftfeuchtigkeit des Zimmers, sowie anderer technischer Geräte in der Luxussuite, leuchteten auf der überdimensionalen Leinwand auf. Doch sie alle wurden von den flinken Fingern des Salarianers an die Ränder verbannt, der die Anzeige über sein Universalwerkzeug steuerte. Von der Mitte ausgehend, baute sich die von ihm gewünschte Wiedergabe zum Vollbild auf.

- „…perten sprechen in diesem Zusammenhang von einem der größten Unwetter vergangener Jahre.“ Erklang eine fremde Stimme und Draggus blickte in das Gesicht einer Asari, das sich auf dem Bildschirm aufgebaut hatte. „Glücklicherweise hat das Auge des Sturms die Stadt noch nicht erreicht. Meteorologen sind der Ansicht, dass auch weiterhin nur die Ausläufe des Sturms über die Metropole herziehen werden“ Das Gesicht der Berichterstatterin wurde von einer Wetterkarte ersetzt, welche die Ausdehnungen des Wirbelsturms zeigte.

- „Das kann nicht sein.“ Mischte sich plötzlich der Salarianer ein. Er beschränkte die Nachrichtensendung auf ein mittelgroßes Fenster und rief eine andere Statusanzeige in den Vordergrund. „Seht ihr.“ Meinte er als er die Wetterlage der lokalen Nachrichtenagentur mit der Darstellung verglich, die der Orbiter ihm hinunter sandte „Es bewegt sich auf Nos Astra zu – auf demselben Kurs, den ich programmiert habe“. Der Salarianer vergrößerte wieder das Bild der Nachrichtensprecherin und ließ es im Vordergrund laufen, während er seine eigene Statusanzeige auf den unteren Bildschirmrand schob. „Die Störsender funktionieren einwandfrei. Sie kriegen es nicht mehr hin, ihre Satteliten synchron auszurichten.“ Ein zufriedenes Grinsen stahl sich auf das Gesicht des Salarianers. „Von korrekter Datenübermittlung ganz zu schweigen.“

- „Siedlungen der Küstenregionen wurden mit mobilen Einrichtungen zum Schutz vor Hochwasser versehen.“ Sprach die Asari auf dem Bildschirm währenddessen weiter. „Verantwortliche Stellen versichern, dass eine Überflutung ausgeschlossen ist. Während die Antigravitationsschwebebahnen noch einsatzfähig sind ist der Flugverkehr von und nach Nos Astra, bereits jetzt zum Erliegen gekommen. Ausgelöst durch die widrige Wetterlage kam es an dem zentralen Raumhafen der Hauptstadt bereits zum ersten schweren Unfall.“

Wie von einem Stromschlag getroffen, zuckte der Salarianer bei der Ansage der Nachrichtensprecherin kurz zusammen. Eiligst holte er aus den Tiefen seiner Taschen eine unbeschriebene OSD hervor und begann damit das – sich auf dem Schreibtisch befindende – Lesegerät für optische Datendisks zu füttern.

- „Der Unfall ereignete sich, nachdem ein Frachtschiff beim Startvorgang in heftige Turbulenzen geriet. Beim Erreichen von höheren Atmosphärenschichten meldete der Frachterpilot Triebwerksausfall infolge eines Blitzeinschlages. Beim Absturz verlor das Schiff teile seiner Ladung, welche – letzten Angaben zufolge – aus angereichertem Element Zero in Pulverform bestand. Die Suche nach dem Wrack und möglichen Überlebenden wird durch die heftigen Regenfälle erheblich behindert.“

Durch die fortwährende Kakophonie, welche nun das Zimmer erfüllte, hatte Sula’is ihre Meditation abgebrochen und sich auf die Lehne eines Sessels gesetzt. Mit beiden Händen massierte sie sich nun die Schläfen und schien der Informationsflut nur beiläufig zu folgen.

„Die Flugsicherung der Raumhäfen hat allen Raumfahrzeugen mit Überlichtantrieb Startverbot erteilt. Wie uns die Pressesprecher der Behörde für Flugsicherheit mitteilten, interferiert der feindisperse Staub mit den Antrieben der Schiffe. Speziell mit den Mass Effect – Kernen zur Reduzierung der Masse. Allen festsitzenden Reisenden wurden Notunterkünfte zur Verfügung gestellt. Das Gesundheitsministerium hat für die Mitarbeiter des Raumhafens und die Anwohner der betroffenen Bezirke Entwarnung gegeben. Aufgrund dessen, dass sich der Großteil der verlorenen Fracht in oberen Atmosphärenschichten befindet, übersteigt die Strahlenbelastung keine kritischen Werte. Sobald uns weitere Informationen vorliegen, wer…“

- „Habt ihr das gehört! ‚das größte Unwetter der letzten Jahre!’ “ wiederholte das amphibienartige Wesen die Ansage der Nachrichtensprecherin während er die Sendung stumm schaltete „Am liebsten würde ich auf der Stelle bei denen anrufen und einen Eintrag in das hiesige Rekordregister verlangen.“ Sprach der Salarianer und rieb sich zufrieden die Hände.

- „Eines der größeren“ korrigierte Draggus ihn und erntete dafür einen giftigen Blick des Salarianers. „Bist du nur hergekommen, um anzugeben Chadran, oder gibt es etwas wirklich wichtiges?“ fragte Draggus kurz angebunden. Er machte sich nicht die Mühe den Unmut über das Eindringen seines Teamkameraden zu verbergen. Sula’is Worte hatten ihn völlig unvorbereitet getroffen. Die Frage nach deren Sinn brannte ihm auf der Zunge, doch er konnte und wollte sie nicht in Anwesenheit des Salarianers stellen.

- „Na hör mal! Du hast es doch selbst gehört. Die Flugsperre wurde erteilt.“ Verteidigte sich der Salarianer. „Und ich darf dich daran erinnern, das du es warst, der sich ständig beschwert hat, die meiste Zeit in der Suite wie eingesperrt darauf warten zu müssen, das es endlich losgeht.“ Setzte er noch nach „Die noblen Herrschaften sitzen in ihrer Kongresshalle fest. Wir sollten zuschlagen bevor sie auf den Gedanken kommen über die Schwebebahnen die Stadt zu verlassen und über andere Raumhäfen vom Planeten zu verschwinden. Schließlich sind die Wechselwirkungen der Antriebe mit dem Staub, in Bodennähe wesentlich geringer.“

- „Ich hoffe nur, dass du die elektronische Zulassung und die Frachtpapiere gut genug gefälscht hast.“ hackte Draggus trotzdem missmutig nach und verspürte erneut das unangenehme Ziehen im Genick. Die elektrischen Entladungen in den mit Element Zero geschwängerten Wolken, erzeugten unkontrollierte Wellen Dunkler Energie, die sein Implantat weiterhin beeinflussten.

- „Hey, wenn du das besser kannst, wieso hast du dich dann nicht dem Observationsteam des Orbiters angeschlossen?“ herrschte der Salarianer zurück und zeigte dabei mit einer Hand gen Decke.

- „Chad“ Mischte sich Sula’is mit ihrer besänftigenden Stimme in das Gespräch mit ein.

- „Ich habe diesen Mist mit Generationenschuld für das Genophage echt satt!“ Der Salarianer war kurz davor hoch zu gehen „Du lebst doch noch oder? Und die Eier aus denen ich geschlüpft bin waren zu damaliger Zeit noch nicht mal in Planung! Also hör auf, ständig auf mir rumzuhacken!“

- „Chadran!“ Sula’is versuchte noch mal zu dem Wissenschaftler durchzudringen

- „Was ist?!“ herrschte er auch sie nun an, begriff zu spät wen er da so unangemessen ankeifte, blinzelte ein paar Mal kräftig und kam ins Stottern.

- „Gute Arbeit.“ Lobte ihn die Asari und schenkte ihm eines ihres wohlwollenden Lächelns. An Draggus gewandt meinte sie „Vorausgesetzt sie finden das Wrack überhaupt – sind die Papiere sauber. Mach dir keine Sorgen.“
„Wie macht sich unsere Drohne?“ fuhr sie, an Chadran gewandt, fort. Während sich der Salarianer auf die Kontrollen seines Omnitools konzentrierte und die Anzeigen auf der riesigen Leinwand ablas, warf die Asari dem Kroganer einen bedeutungsvollen Blick zu, sich zurückzunehmen.

- „Großartig!“ meldete Chad sich schließlich „Sendet Daten als würde sie nichts anderes können. Naja, kann sie auch nicht …“ setzte er nach ein paar verstrichenen Sekunden noch nach „Abgesehen von der Hauptfunktion das Wetter zu beeinflussen, Wirbelstürme lenken und anderem technischen Zeug“ grinste dabei hämisch in Draggus Richtung.

Draggus ballte die Hand zur Faust und stellte sich vor wie er den Salarianer bei den Beinen packte und mit ihm die Fensterfront einschlug und ihm, über der Brüstung des Balkons dahinter, über dem gähnenden Abgrund ordentlich die Scheiße aus dem Kopf prügelte. Reagierte aber ansonsten nicht auf die Provokation.

- „Sehr gut.“ Meinte Sula’is in ihrem sachlichen Ton. „Lenke den Sturm so, dass die Ausläufe weiterhin die Stadt bedecken, doch lass das Auge vorbei ziehen. Wir wollen nicht, dass Nos Astra unnötig Schaden nimmt.“

- „Ach, wollen wir nicht?“ fragte Chad mit einer gespielten Verwunderung, die Augen auf die Kontrollen seines Universalwerkzeugs gerichtet. „Ich dachte wir lenken das Ding einfach quer durch die Stadt, plätten das jämmerliche Kongresszentrum und lassen uns den nächsten Auftrag übermitteln.“ ein selbstgefälliges Lächeln umspielte seine Lippen. Als er jedoch aufblickte und in die ausdruckslose, ernste Mine seiner Gesprächspartnerin schaute, die keine Anstalten machte auf den Scherz des Salarianers einzusteigen, antwortete er in einem ernsten Ton „Nein, das wollen wir nicht.“ Und machte entsprechende Eingaben am Universalwerkzeug.

- „Mach es so, dass die Prognose der Meteorologen eintrifft“ stellte die Asari sicher und nickte Richtung der Nachrichtensendung, die noch immer im Stumm-Modus weiterlief.

- „Soll ich deren Sonde abschießen?“

- „Nein.“ Sula’is lehnte Chads Vorschlag ab. „Ein plötzlicher Ausfall würde sie nur stutzig machen. Ob sie das Silberiodid nachweisen kann ist fraglich. Wir sollten verhindern, dass sie jetzt schon Verdacht schöpfen.“ Chad nickte verstehend. „Und jetzt lass uns allein.“

- „Aber …“ versuchte der Salarianer zu widersprechen.

- „Sag den anderen Bescheid sie sollen sich fertig machen. Abmarschbereitschaft in 10 Standardminuten.“ Kam Sula’is seinem Drängen zuvor und nickte ihm auffordernd zu. Der Salarianer verstand, antwortete mit einem knappen „Ist gut.“ Verwandelte die Leinwand zurück in ein durchsichtiges Fenster, zog die OSD aus dem Lesegerät und verließ das Zimmer.

Kaum fiel die Schiebetür zu, erhob sich die Asari vom Sessel und kam auf Draggus zu. Während sie ihm die Hände auf die Brust legte und sich an ihn schmiegte, schloss Draggus seine Arme um ihre Taille – oberhalb ihrer verführerischen Rundungen – und zog sie an sich heran. Stumm schaute er ihr in die Augen und verlor sich in ihrer Tiefe. Sie blickte zu ihm rauf, lächelte geheimnisvoll und brach schließlich als erste die Stille.

- „Also, willst du jetzt mit mir darüber reden, warum dein Bruder hier war, wieso ich ihn nicht kennen lernen durfte und was dich so sehr bedrückt?“

Draggus 'Scar' Skarmang
16.01.2011, 12:38
Invisible Hand - Deck 2; Flur zur Hilfsbrücke

Schmerz. Der alte Bekannte des Kroganers brachte ihm sein Empfinden zurück und erneuerte ihren Bund. Draggus hatte das Gefühl bei lebendigem Leib zu verbrennen. Er spürte alle seine Gliedmaßen und konnte sie doch nicht Bewegen. Die Augenlieder schienen mit Blei beschwert zu sein und ließen sich nicht öffnen. Draggus wusste nicht ob er stand, saß, lag oder gar schwebte. Die Schlaffheit, die sich seiner Muskeln so erbarmungslos bemächtigt hatte, hatte ihm jede Orientierung oder Körperbeherrschung geraubt. Unterbrochen wurde sie durch vereinzelte Kribbelerscheinungen, gefolgt von unkontrollierbaren Zuckungen, die seinen Körper mit der sengenden Hitze der Lavafelder von Nonuel erfüllten.
Langsam und unter mehrmaligen wieder Zukneifen gelang es ihm die Augen zu öffnen. Gleißendes, weißes Licht erfüllte seine Sehorgane und gab ihm das Gefühl in eine Supernova zu starren. Doch die Schönheit und Reinheit des Lichts, das sein optisches Empfinden beherrschte und das Blickfeld gänzlich für sich beanspruchte, konnte einfach nicht von dieser Welt sein. Unfähig sich seinen Zustand zu erklären und in der Hoffnung irgendeine höhere Form des Seins würde ihm diese Erleuchtung schenken, strengte er sich an seine Zunge und Kiefer zu zwingen dem Beispiel der Augenlider zu folgen, um schließlich die Frage zu formen:

- „B – bin …ich …tot?“

Kaum war das letzte Wort über die Lippen gehaucht, kam auch prompt die Antwort:

- „Not yet. You one, ugly motherfucker!“ Die fremdartige Phonetik einer noch nie gehörten Sprache und der unbeschreibliche Schmerz, der seine Magengegend daraufhin erfüllte, trugen nur unwesentlich zur Aufklärung bei, ließen Draggus jedoch wünschen nie gefragt zu haben. Er spürte wie sein Kopf gepackt wurde. Das Gefühl zu schweben war wieder da. Versuchte sich zu wehren. Versuchte die Arme zu bewegen. Vergeblich. Das unendliche Weiß, so groß und unendlich wie das Universum selbst, wurde von einer undefinierbaren grauen Kugel abgelöst, die nun ihrerseits vor seinem Blickfeld schwebte. Die Kugel teilte sich und spuckte Laute aus, die Draggus nicht verstand. Eine kleinere Kugel gesellte sich dazu, begab sich auf Kollisionskurs und löste in Draggus’ Schädel ein dumpfes Donnern aus. Das Schweben verwandelte sich in einen freien Fall. Das weiße Licht schenkte ihm erneut seine Umarmung.

Regen benetzte sein Gesicht. Er war nicht erfrischend kühl, wie erhofft. Jedoch auch nicht sengend heiß und aus Schwefel, wie befürchtet. Eher lauwarm und schmeckte nach einfachem Wasser.

- „Ask him again.“ Kam es irgendwoher von links und Draggus versuchte seinen Kopf in diese Richtung zu drehen. Die Wassertropfen hatten die Supernova gelöscht und offenbarten eine graue, metallene Decke, die von einer Furche der Deckenbeleuchtung durchtrennt wurde. Die Lichtspender leuchteten in einem kühlen, weißen Licht.

- „Tell us, what causes the energy spikes aboard the ship and how do we stop it?” Zwei Gestalten lösten sich aus dem undefinierbaren Grau, welches das helle Weiß immer mehr zurückdrängte. Draggus kannte ihre Spezies, zumindest hatte er bei ihrem Anblick ein starkes Gefühl von Wiedererkennung. Ihre Bezeichnung war ihm jedoch vollkommen entfallen. Sie hatten eine seltsame Hautfarbe und sahen doch aus wie Asari, nur irgendwie – maskuliner. Einer von ihnen hockte neben dem Kroganer und hielt ihm einen Metallstab vors Gesicht, dessen Ende in zwei spitzen, gegenüberliegenden Auswüchsen zulief und gelegentlich von blitzenden Stromstößen überbrückt wurde. Der andere stand aufrecht da, ein Sturmgewehr in der einen Hand und eine leere Feldflasche in der anderen.

- „Tell us now!“ kam die erneute Aufforderung, bekräftigt durch einen Fußtritt. Draggus schüttelte schwach mit dem Kopf. Er wusste nicht wo er war, oder wer diese Leute waren. Er fühlte, wie ein dunkler Schleier ihm die Sicht zu nehmen drohte.

Der Mann, der neben Draggus kniete, schien von dieser Art Antwort alles andere als begeistert zu sein.

- „Son of a bitch! Try and make an effort not to die on me yet! “ der Versuch das vernarbte und wutverzerrte Gesicht des Mannes, der neben ihm kniete, zu verdrängen wurde durchkreuzt, als dieser seinen Metallstab Draggus in die Seite rammte. Die sich langsam senkenden Lider weit aufreißend, richtete sich Draggus’ Oberkörper unfreiwillig auf. Draggus schrie. Er schrie wie er es noch nie in seinem Leben tun musste. Doch kein Laut kam über seine Lippen. Seine Stimmbänder gehorchten ihm nicht. Er spürte nicht, dass er atmete. Doch er war am leben. Er wusste es, denn er sah die Gesichter seiner Peiniger. Sah wie das reinliche Weiß in einer aufwallenden Flut das dreckige Grau der Decke endgültig zu tilgen drohte. Sah den Flur, die Wände, die Einschusslöcher am Lift. Hörte das unverständliche Gerede seiner Gegner, das Scheppern der Feldflasche, die frustriert auf den Boden geworfen wurde. Sah einen Fleck aus Rot und Grau an der Wand und einen toten Menschen darunter. Sah weitere Leichen bekannter Rassen. Hörte eine seltsame Melodie, die sich immer und immer wieder wiederholte. Sah weitere Menschen, tot. Sah zwei Einstichwunden, so dicht beieinander, dass es fast eine Einzige war. Sah einen von Einschüssen zerfetzten Hals. Tot, ein Mensch. Sah keine Asari. Hörte keine Quarianerin. Hörte keinen Salarianer sprechen. Sah die Feldflasche wie ein seltsames Schiff dahin treiben. Auf einem Fluss aus Blut. Sah zwei Rüstungen über sich stehen. Doch es hätte nur noch eine übrig sein dürfen. Hörte keinen Schrei. Sah alles, hörte alles. Tat nichts. War tot und doch am leben. Als die Lähmung nachließ blieben die Zuckungen zurück.

- „This is pointless.“ Hörte er den Mann reden, der aufrecht stand.

- „I disagree. Who would have thought our scientists would finish this in time. A stunner that works on krogan – impressive.”

- “Why doesn’t he answer? The pain must be unbearable.”

- “Hell if I know.” Antwortete der Mensch mit dem vernarbten Gesicht, dem die Bemerkung seines Gesprächspartners recht wenig zu kümmern schien und zuckte gleichgültig mit den Schultern.

- „Well then check him. Would you? “

Der Mensch mit dem höchst wirksamen Elektroschocker erhob sich daraufhin und starrte seinen Kumpanen verwirrt an. Dieser seufzte nur in Anbetracht der Tatsache, dass sein Kamerad ihn diesmal ebenso wenig verstand wie Draggus selbst, hockte sich nun seinerseits hin, aktivierte sein Universalwerkzeug und schwenkte dieses langsam über Draggus’ Kopf und Oberkörper. Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch ziemlich schnell wieder vom Haupt des Kroganers gebunden. Draggus’ Kopf unsanft zur Seite drückend, brachte er sein Werkzeug nahe an den Gehörgang des Kroganers heran.

- „Yeah, I suspected that much.“ sprach der Mensch seine Feststellung aus, als er sich wieder erhob. „That fancy weapon of yours fried his translator-chip. “

- „Seriously?“ fragte der andere Mann verwundert, während er mit einem Fußtritt Draggus’ weiteres Aufbäumen unterband. „He didn’t get a single word we just spoke?“ Sein Stiefel wanderte zu Draggus Hals drückte den Kehlkopf gegen die Luftröhre und schränkte seine Atmung ein.

- „That’s quite it. No point in wasting our time any further.” Antwortete der andere Nebelparder und drehte sich zum Gehen um “Kill him.”

Irgendetwas an seinen letzten Worten gefiel Draggus nicht. Ob es an der Tonlage oder an der Kürze lag, die eine gewisse Endgültigkeit ausstrahlte, konnte er nicht sagen. Vielleicht auch schlicht an der Tatsache, dass der Druck, den der Stiefel des Menschen über ihm ausübte, nunmehr stärker wurde und dem Kroganer die Atemluft komplett abzuschnüren drohte.

- „Sabri, wait a sec!“ meinte der Mensch plötzlich, nahm den Druck etwas zurück und gewährte Draggus ein kurzes Japsen nach Luft „I bet he’ll understand this.“

Draggus sah verwirrt zu, wie der Nebelparder, dessen Gesicht von Narben unterschiedlicher Länge durchkreuzt wurde, nunmehr sein Omnitool aktivierte. Der andere Mensch, der sich mittlerweile bei dem in der Wand eingelassenen Bildschirm befand, hielt bei seiner Arbeit inne, blickte ebenfalls verdutzt zu seinem Kameraden und Draggus herüber, nahm das Sturmgewehr fest in die Hand, richtete es auf den Kroganer am Boden und fragte:

- „What are you up to, Paul? “

Der Mensch neben Draggus hingegen kniete sich erneut hin und Draggus erkannte erst jetzt, dass es die Kopfplatte eines Kroganers war, welche als linke Schulterplatte in seiner Rüstung diente. Der Nebelparder hielt dem Kroganer die Anzeige seines High-End-Gerätes vor die Augen. Draggus erkannte sich selbst auf dem Bild. Sah sich das Bewusstsein verlieren und zu Boden stürzen. Sah die Hände des Mannes auf dessen Knie stützen. Hörte das schwere Keuchen seines Gegners. Er schaute zu, wie der Mensch zu seinem Kameraden hinüber schritt, nach dessen Puls spürte und ihm ein Aufputschmittel injizierte. Sah den Menschen, der die genickbrechende Rückhand des Kroganers überlebt hatte, das Bewusstsein wieder erlangen, sich den Helm vom Kopf reißen und nach Luft schnappen. Draggus verstand, dass es sich bei der Aufnahme um einen Mitschnitt der Helmkamera des Nebelparders handeln musste. Doch bevor er nach dem Grund fragen konnte, wieso er es zu sehen bekam, hörte er die Antwort in der Muttersprache der Asari:

- „Achtung an alle Omega-Streitkräfte! Hier spricht Elena Yamashe! ... Die Invisible Hand steht kurz vor dem Kollaps und wird voraussichtlich in neun Minuten auseinander brechen. An alle Omega-Streitkräfte, begeben sie sich umgehend zum Haupthangar wo wir sie evakuieren werden! Sie haben fünf Minuten Zeit, ... Beeilen sie sich!“

Draggus’ Augen weiteten sich. Der Mensch spielte den letzten Teil der Aufzeichnung erneut ab und Draggus konnte beobachten, wie die Kamera gen Decke schwenkte und der Ansage, die aus den Lautsprechern des Schiffes kam, lauschte. Die Gedanken des Kroganers überschlugen sich. Er hörte nicht zu, als der Mann ihn erneut etwas fragte. Hatte keine Zeit sich einen Fluchtplan zurecht zu legen. Die ureigensten Instinkte übernahmen sein Handeln und befahlen ihm sich in Sicherheit zu Bringen. Doch sein versuchtes Aufbäumen wurde rabiat im Keim erstickt, als sich der Mensch mit seinem gesamten Gewicht auf Draggus warf, ihn am Boden festhielt, nach seinem abgelegten Helm griff und mit diesem auf das Gesicht des Kroganers eindrosch. Draggus versuchte die Hände schützend vor sein Gesicht zu heben, doch er schaffte es nicht. Seine Arme waren taub.

- „Stupid bastard. Don’t you even start with me! “ kam es gepresst vom Nebelparder, als er dem Kroganer den mit gelben Blut verschmierten Helm in dessen verschwommenes Sichtfeld hielt und seine Aufforderung wiederholte: „Answer me. Now! “

Trotz des eindeutigen Kommunikationsproblems, das zwischen den beiden herrschte, hatte Draggus eine Ahnung, was die Nebelparder womöglich von ihm wissen wollten.

- „Ich habe keine Ahnung was mit dem Träger los ist und kenne diese Asari nicht.“ Die Worte durch mehrfaches Ausspucken von Blut unterbrochen. Ein kaum verständliches Lallen, das immer wieder drohte ertränkt zu werden. Durch alte und neue Wunden in seinem Mund.

- „Don’t give me that bullshit!“ war die Reaktion des Gegners. Draggus wollte noch nachsetzen, dass er trotz der Tatsache von Alpha Chimera angeheuert worden zu sein, nicht in ihre Pläne eingeweiht wurde. Der Kroganer bekam jedoch keine Gelegenheit dazu, als die lähmenden Stromstöße seinen Körper erneut erzittern ließen und ihm das Sprechen unmöglich machten.

Die Lähmung ließ nach. Die Zuckungen blieben zurück. Der Mensch stellte seine Fragen erneut. Erneut antwortete Draggus, das er nichts verstand. Die Lähmung kehrte zurück. Die Zuckungen ebenso. Die helmlose Rüstung an der Wand, senkte ihre Waffe und vertiefte sich in die Bedienung des Bildschirms. Die helmfreie Rüstung neben Draggus, wechselte die Energiezelle in seiner Waffe aus und entlud einen Teil der Neuen sogleich am Kroganer.

Draggus fürchtete das Bewusstsein erneut zu verlieren, doch sein Körper ließ seinen Geist nicht gehen. Die Zuckungen und Krämpfe ebbten schneller ab als erwartet. Er spürte ein plötzliches Aufwallen, das seine gesamten Muskeln durchlief, spürte, wie das Gefühl teilweise in seine Gliedmaßen zurückkehrte. Er versuchte seinen linken Arm zu bewegen, konnte es aber immer noch nicht. Diesmal fühlte er jedoch, dass er ihm auf den Rücken gedreht wurde und sich nun unter ihm befand. Draggus holte die rechte Hand dazu, doch diese blieb irgendwo hängen. Er drehte den Kopf in die Richtung und erblickte den Griff eines Messers, das aus seinem Unterarm herausragte. Draggus zerrte mit seinem Arm und spürte, wie der Schaft, der sich durch das Fleisch gebohrt hatte, zwischen den Unterarmknochen verkantete. Erneut durchfuhr ein Schmerz seinen Körper und raubte ihm jede Hoffnung auf Entkommen. Die Klinge war tief in einen Spalt zwischen den Bodenplatten gejagt worden und steckte fest.

- „This has gone far enough.“ der andere Mensch, der noch Augenblicke zuvor sich mit dem Bedienfeld des Bildschirms an der Wand beschäftigt hatte, kam inzwischen zurück und sprach zu seinem Kameraden. Das Gesicht in eine bewegungslose Maske gehüllt. „Kill him. Shoot him and let us leave the ship. “

- „What about the Vigo? You got his position? “

- „No. He must have landed by now. But I can’t locate him. The radio just went static” Der Mensch schaute zu Draggus herunter, seine Finger schlossen sich fester um seine Waffe. „Besides, we’re not in shape to back him up, are we? Not after your prey has torn apart our team.” fuhr er fort und blickte vorwurfsvoll zu seinem Partner.

- „You can’t possibly put it on me. You ordered us to stay down! It was your call to go after him yourself.”

- “In order to save your skin, ungrateful bastard!“ brüllte der Mann zurück und drückte mehrfach seinen Zeigefinger in die Brustplatte seines Gesprächspartners. „I was unconsciousness, but not the camera on your helmet! You showed me the vid yourself. I saw how you played with him, the way you’ve done it before! I tried to make it a safe kill and not a bloody gambling. Risking the lives of our team mates for a cheap thrill!”

- “Calm down Sabri. You know there is more to it, than just a simple thrill of the hunt.”

- “Verdammt.“ Draggus hatte die Ungewissheit satt „Ist es denn wirklich so schwer die intergalaktische Handelssprache zu lernen” warf er entnervt in den Raum, denn er konnte es nicht verstehen, wieso sie damit zögerten ihm endlich den Gnadenschuss zu geben.

- “Shut up, shithead!” kam prompt die Antwort des Mannes, der noch eben den Bildschirm bearbeitet hatte, gefolgt von einem kräftigen Tritt. Während sein Kopf schmerzhaft zur Seite gerissen wurde, spürte Draggus, wie dabei die Kaumuskeln auch der anderen Wange endgültig rissen. Der Unterkiefer baumelte kraftlos umher. “I don’t care.“ Fuhr der Mann fort, an den anderen Menschen gewandt. „Shoot him. Shoot him at once or I’ll do it!” der Mensch hatte seine Contenance endgültig verloren. Doch die Wut, die sein bisher gelassenes Gesicht verzerrte, richtete sich nicht gegen Draggus. Tatsächlich würdigte er den Kroganer keines einzigen Blickes mehr, sondert schaute seinem Begleiter tief in die Augen.

- “Don’t worry. It’s an animal and I’ll make sure it dies like one.” antwortete der Mensch mit einem vernichtenden Blick auf Draggus. „But I will make him suffer first! “

- „I’m not asking you. I’m telling you. This is an order Lieutenant!“ Der Mann betonte dabei jedes einzelne Wort seines letzten Satzes. Ganz offensichtlich versuchte der Mensch, der es geschafft hatte sich an den Kroganer ungesehen heranzuschleichen eine Reaktion bei seinem Partner zu erzwingen, denn er packte ihn nunmehr am Kragen und zog ihn ganz nah an sich heran. Diese sollte er auch bekommen.

Der andere Nebelparder schnallte den Elektroschocker zurück an seinen Gürtel, lehnte sich zurück und donnerte seine Stirn gegen den Kopf seines Partners. Blutige Fontäne entsprang dessen Nase. Der Mensch ließ seinem Offizier keine Zeit sich vom Schock zu erholen, warf sich auf ihn und zwang ihn auf den Boden.

Draggus traute seinen Augen nicht. Vor seinen Füßen wälzten sich die beiden Menschen in einem erbitterten Ringkampf auf dem Boden. Nachdem die erste Verwirrung überwunden war erkannte Draggus seine Chance. Erneut sammelte er seine Kraft. Zog die Beine an den Körper, stemmte sie in den Boden und versuchte den Unterleib anzuheben. Unter ständigem Verrenken und Winden schaffte er es seinen linken Arm unterm Körper zu befreien. Umgehend machte er sich daran seinen rechten Arm frei zu kriegen. Doch der Nebelparder mit dem vernarbten Gesicht hatte andere Pläne. Der Mensch sah seine Beute entfliehen, streckte den Arm aus, der soeben noch den Schwitzkasten um seinen Partner schließen sollte und erzeugte ein biotisches Feld vor Draggus Brust. Der andere Mensch reagierte sofort und setzte nun seinerseits zu einem Würgegriff an. Draggus sah wie das narbenreiche Gesicht des Nebelparders vor Anstrengung verzerrt wurde. Das biotische Feld aufrecht zu erhalten und sich gleichzeitig gegen seinen Vorgesetzten zu wehren erforderte all seine Kraft. Schließlich konnte er sich ebenso wenig auf beides konzentrieren, wie zuvor Draggus selbst und richtete seine gesamte Aufmerksamkeit auf den Gegner, der ihm am Hals hing. Das biotische Feld brach in sich zusammen, doch nicht bevor es dem Kroganer einen ordentlichen Stoß verpassen konnte. Draggus wurde nach unten gedrückt und schlitterte auf den Bodenplatten entlang. Durch den immer noch festgenagelten Arm in eine Drehung um einen Festpunkt gezwungen, löste sich ein wildes Gebrüll aus seiner Brust, als sich seine Unterarmknochen an der Klinge des Messers entlang schabten und dieses sich noch tiefer in die Knochen bohrte. Draggus wurde schwarz vor Augen und er drohte erneut das Bewusstsein zu verlieren. Doch sein Blickfeld klärte sich wieder und das tiefe Schwarz machte der vertrauten weiß-grauen Mischung Platz. Benommen lag er da und lauschte der angestrengten Atmung seiner Gegner. Draggus hob den Kopf und schaute zu den Menschen herüber.

- „Now listen to me, Captain.“ hörte er den Biotiker sprechen, der es offensichtlich geschafft hatte in dem Ringkampf die Oberhand zu behalten. „For all we know that transmission could be another diversion, just like the one with ’the main reactor reaching critical density’ ” Der andere Mensch, den er in seinem unnachgiebigem Griff hielt versuchte zu widersprechen, doch der Biotiker drückte dessen Kopf starker gegen die Bodenplatten und fuhr fort “Listen carefully! I know what I’m dealing with. I’ve fought his kind before. Successfully. You've seen it yourself.“

- “Fuck that! I’m not taking any chances” brüllte ihm der andere Mann entgegen, der es irgendwie geschafft hatte seinen Kopf zu befreien.

- „To shoot him, make him die swiftly – would be a gift. One his species doesn’t deserve. One I won’t grant him.” Die Stimme des Mannes kalte Entschlossenheit “Not after what his people have done to me. To Sarah. Break them, humiliate them! It’s the only way to make them feel the pain they spread on their raids through the galaxy. I’m not doing it for the thrill. I’m doing it for my little sister.”

- “Damn it Paul. She was your sister – yes. But she was also my wife!” brachte sein Anführer hervor und bäumte sich unter dem Griff seines Gegners auf. „Don’t you dare to think she meant less to me than she did to you. I understand your pain. I feel the loss myself but you have to let go. At least this time.”

- “No. I will purge his race from the face of the galaxy, wherever I find them. No matter if this ship or even the entire Clan will fall. I want to see them decay, slowly.” Der Mensch machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr “If you stay between me and this krogan, you’ll go down with him!”

Stille. Kein Wort fiel mehr. Nur angestrengtes Keuchen der beiden Männer war zu hören. Schließlich erklang die Stimme des anderen Mannes:

- „You can have your revenge, Paul.“

- “Thank you, Sabri. Thank you.” Antwortete der Biotiker mit dem vernarbten Gesicht, ließ seinen Partner los. Als würde er der Zusicherung des anderen Mannes nicht ganz trauen, brachte er sich dennoch zwischen den Kroganer und den anderen Menschen. Die linke Hand ruhte am Griff des Elektroschockers.

- „He’s yours all right.“ Sprach der andere Mann, der seine Gelassenheit wiedererlangt hatte und sich das Blut aus dem Gesicht wischte. Die Mine so ruhig wie vor der Auseinandersetzung. „I won’t stand in your way…“ der Mann hob seinen Helm vom Boden auf „… neither will I be there to back you up.“

- „That won’t be necessary. Listen Sabri, I …“

- “One more thing.” Unterbrach ihn der Nebelparder, während sein Gesicht unter dem Helm verschwand „This time it’s not a diversion. The command crew of the secondary bridge put a message on all screens.” Die unter Zischen ausströmende Luft unterhalb des Helms zeigte, dass der Druckanzug seiner Rüstung hermetisch versiegelt war.“ They lost control of all pivotal systems. Some sort of a computer virus is locking down their consoles. They’re about to abandon ship. “ Erneut begann das Licht um den Menschen herum zu brechen. Erst die Schultern, dann der Torso verschwanden im Nichts. Bis schließlich auch der ganze Rest des Körpers von einem unsichtbaren Vorhang verhüllt wurde. „Escape pods are two sections away. I put the location on screen, on the wall.“ die Worte klangen dumpf.

Die Luft, die plötzlich das Blut einer der Lachen teilte, nur um dann in Form einer Stiefelsohle sich in die Höhe zu erheben und sich am grauen Fußboden des Korridors als roter Stempel zu verlieren, war das Letzte, was Draggus von dem Nebelparder zu sehen bekommen sollte.

- „For a moment there I thought you would disappoint me.“ sprach nun der zurückgebliebene Mensch Draggus an und schritt auf ihn zu. Die Mordlust in den Augen des Mannes und das gezückte lange Messer ließen nichts Gutes erahnen. Draggus strengte sich erneut an, zerrte an dem Arm und versuchte sich von seiner scharfkantigen Fessel zu befreien. „Let me help you with it.“ Meinte der Mensch lachend, entblößte eine der behandschuhten Hände, streckte den Arm aus und hüllte sich in eine azurblaue Wolke. Diesmal war sich Draggus sicher zu schweben. Er spürte, wie er einige Zentimeter über den Boden angehoben, in der Luft umgedreht wurde und zurück auf seinen festgenagelten Arm plumpste. ‚Elender Mistkerl’ Schoss es Draggus durch den Kopf, als er feststellte, das sein ohnehin festgefahrener Arm nunmehr auch durch sein eigenes Körpergewicht am Boden gehalten wurde ‚Wieso tötest du mich nicht einfach und bringst es endlich hinter dich?’ war die stumme Frage, die er mit seinem lädierten Kiefer unmöglich in verständliche Worte fassen konnte. Draggus versuchte – mit der linken Hand am Boden abstützend – sich zu erheben, doch das Gewicht des Mannes, der sich rittlings auf seinen Rücken schwang und ihn niederdrückte, verhinderte es erfolgreich.

- „But you didn’t.“ fuhr der Mensch fort, während er mit der entblößten linken Hand Draggus am Unterkiefer packte und seinen Kopf in die Höhe zerrte und in eine – führ ihn – bequemere Position brachte. „In fact, you gave me some fight. “ Die polierte Klinge eines Messers zog an Draggus Gesicht vorbei. Blankes Entsetzen starrte auf Draggus zurück. Ein Spiegelbild seiner selbst. Kaltes Metall presste sich an seine Stirn und versuchte sich unter seine Kopfplatte zu zwängen. Offenbar hatte der Mann den Ausdruck, der Draggus’ Gesicht versteinern ließ, schon öfter gesehen und sprach: „Now you understand, don’t you?“ Und er verstand. Mit einem Mal wurde dem Kroganer klar worauf dieser Mensch aus war.

Draggus bäumte sich auf. Der letzte Rest an Adrenalin, den sein Körper noch hergab wurde in seine Muskeln gepumpt und gab ihm die Kraft sich zu wehren. Er wand mit dem Kopf hin und her, versuchte die tödliche Klinge zu verreißen. Strampelte mit den Beinen – versuchte Halt zu kriegen. Zerrte an dem festgenagelten Arm und schluckte den Schmerz, den dieser verursachte. Schlug mit der freien, linken Hand nach dem Gegner. Dieser lockerte seinen Griff jedoch nicht, hielt weiterhin seinen Kopf fest, die Beine eng um die Flanken des Kroganers umschlungen und ließ sich nicht abschütteln. Mehrfach versuchte er das Messer neu anzusetzen, um dem Kroganer bei lebendigem Leib die Kopfplatte vom Haupt zu reißen.

Seit Draggus zum ersten Mal das Bewusstsein wiedererlangt und die beiden Nebelparder über sich stehen sah, wusste er, dass er sterben würde. Am Boden festgemacht, ausgelaugt und der völligen Erschöpfung nahe, gab es für ihn kein Entkommen. Fortwährender Schmerz beherrschte sein konstantes Empfinden. Draggus hatte sich schon seinem Schicksal ergeben. Bis zu letzt dachte, hoffte er die beiden Menschen würden ihn schnell von seinem Leid befreien. Bis jetzt – doch nicht mehr. ‚Nicht so. Nur nicht so!’ war der einzige Gedanke, der in seinem Verstand Platz fand. Die animalischen Instinkte seiner Rasse übernahmen nun sein Handeln. Draggus versuchte sich zu wehren. Draggus kämpfte.

Vergeblich zerrte er an dem Gürtel des Mannes, um ihn sich vom Rücken zu reißen. Es gelang nicht. Den Kopf weiterhin umher windend, warf er den Oberkörper wild, mal in die eine und mal in die andere Richtung. Der Mensch versuchte weiterhin sich die Trophäe zu sichern, wegen der er den Kroganer noch leben ließ und jagte seiner Beute das Messer in die Schulter. Draggus spürte wie die Klinge an seinem Schlüsselbein entlang schnitt. Die Hemmschwelle für ertragbaren Schmerz längst überschritten heulte er auf. Der Mensch hielt sich währenddessen an dem Griff und an der bockenden Bestie besser fest. Die sich krampfhaft schließenden Finger des Kroganers ertasteten an dem Gürtel des Mannes ein metallenes, stabförmiges Etwas. Augenblicklich erkannte er die Form und den Zweck dieses Gegenstandes, nahm es fester in die Hand, versuchte es zu drehen und dem Gegner in die Seite zu rammen – vergeblich. Er schaffte es nicht. Draggus spürte, wie die entblößte Hand des Menschen von seinem Kiefer abließ, hinunter zum Kehlkopf wanderte und diesen in einem eisernen Griff zu quetschen begann. Verzweifelt nahm Draggus den wohl letzten Atemzug, drückte das spitze Ende des Elektroschockers an seinen eigene Rüstung, spürte erneut, wie die spitzen Dornen die schützende Hülle penetrierten und betätigte den Auslöser.

Schmerz – der alte Freund des Kroganers umfing ihn erneut, raubte ihm jeden klaren Gedanken und ließ seinen Körper sich Winden und Krümmen. Doch auch diesmal war das Martyrium kürzer als zuvor. Der neuen Belastung regelmäßig ausgesetzt, passten seine Nervensysteme ihre Impulse an die externen Stromschläge an. Ein erneutes Aufbäumen warf den Menschen von seinem Rücken. Frei von Lähmung und nicht durch das zusätzliche Gewicht des Mannes beschwert, drückte Draggus sich vom Boden ab und zog erneut seinen rechten Arm zu sich heran. Die metallene Scheide der Klinge im Boden – gelockert durch das wilde ziehen und drücken von vorhin – löste ihren festen Griff und gab den Schaft frei. Schwer keuchend registrierte Draggus, wie der Mensch rechts neben ihm sich unter Krämpfen auf dem Boden wand. Durch dessen entblößte Hand und direkten Körperkontakt zum Kroganer waren die Stromstöße auch auf seinen Körper übergeschwappt. Ohne nachzudenken, ohne zu zögern schwang Draggus seinen befreiten rechten Arm im hohen Bogen und ließ es auf den Menschen neben sich niedersausen. Die Extremität des Kroganers – durch das Messer, das noch zwischen seinen Unterarmknochen steckte – unfreiwillig zu einem tödlichen Beil umgewandelt, durchbohrte den Anzug des Nebelparders und grub sich zwischen zwei Rüstungsplatten tief in dessen Brust. Die Körperkontrolle an unkontrollierbare Zuckungen abgetreten, riss der Mensch den Mund weit zu einem stummen Schrei auf. Mit der linken Hand, die immer noch den Elektroschocker fest umklammert hielt, den er dem Menschen in seinen Krämpfen vom Gürtel gerissen hatte, rammte er das Gerät tief in dessen offen stehenden Mund und drückte erneut auf den Auslöser.

Heftige Zuckungen durchfuhren den Menschen und ließen ihn unter den Armen des Kroganers aufbäumen. Draggus kümmerte es auch nicht, dass die Stromstöße auch seinen Körper erneut durchströmten. Er spürte sie kaum. Den Körper in Adrenalin getaucht, den Verstand im Blutrausch ertränkt hielt er sein Opfer fest, bis es erschlaffte. Da war er wieder – der Moment. Flüchtig und doch so prägnant. Die festgekrallte Hand des Menschen löste sich von seinem Arm und fiel wehrlos zu Boden. Reglos verharrte Draggus einige Augenblicke lang.

Draggus stützte sich auf allen vieren ab, brachte seinen Körper in eine aufrechte Position, zog sich an der Wand auf die Beine und lehnte schließlich mit dem Rücken daran. Sein Atem ging schwer und unregelmäßig.

Der abwesend umherschweifende Blick blieb plötzlich an etwas hängen und er erinnerte sich, dass zum Ausruhen keine Zeit blieb. Der Bildschirm an der Wand, mit dem der Kroganer einen erfolglosen, jedoch weitaus weniger anstrengenden Kampf geführt hatte, zeigte eine Anordnung von kleinen, eiförmigen Konturen. Draggus erkannte die Anordnung, hatte er sie doch schon auf dem Omnitool der Quarianerin kurz aufblitzen sehen. Immer mehr der Pünktchen auf dem Bildschirm ließen ihre grüne Farbe erlöschen. Draggus gab sich einen Ruck um von der Wand wegzukommen und schritt humpelnd auf die gegenüberliegende Wand zu, um die Abzweigungen der Gänge, die zu den Rettungskapseln führten besser erkennen zu können. Auf halben Weg spürte er eine unendliche Schwere. Als würden sämtliche Wassermassen von Kaje auf ihn niederstürzen, gesamtes Blut aus seinem Verstand pressen und den Kroganer unter sich begraben. Sein Körper rebellierte gegen jede weitere Anstrengung. Seine Knie gaben nach. Er knickte ein, brach zusammen und verlor das Bewusstsein.


20:43

Draggus 'Scar' Skarmang
22.01.2011, 21:33
Wie auch schon ihr erster Ausspruch, während er gedankenverloren am Fenster stand, so traf ihn auch diese Frage völlig unvorbereitet. Draggus öffnete den Mund, die Lippen zu einer Antwort geformt, die sich nicht einfinden wollte und rang – wie so oft in ihrer Anwesenheit – nach passenden Worten.

Draggus wusste nicht, wie er beginnen sollte. Er ließ sie los, machte einen Schritt zurück und drehte sich wieder der Aussicht zu. Doch wenn er glaubte so ihrem durchdringenden Blick zu entkommen, dann hatte er sich getäuscht. Sula’is grazile Figur spiegelte sich im Panoramafenster wieder und richtete ihren Blick weiterhin fragend auf ihn.

- „Er hat das schon öfter gemacht, nicht wahr?“ fragte er zurück und deutete auf den tobenden Sturm außerhalb, während er zu der Porzellanschale rüber schritt, sich eine Frucht raus nahm und sie ideenlos in den Händen drehte.

- „Ja.“ antwortete sie und lächelte verstehend. „Chad ist ein Spezialist auf dem Gebiet der Meteorologie und Astrophysik. Ich kenne niemanden, der besser ist.“ Sie gab ihm die Zeit die er brauchte um sich zu sammeln und sprach weiter. „Es heißt, er habe bei seiner Flucht aus dem Gewahrsam der Spectre versprochen, dass sie den Straftatenbestand von „versucht“ in „vollbracht“ werden umwandeln müssen – und zwar vor seinem 20 Geburtstag.“

Intrigiert drehte sich Draggus zu ihr um, blickte sie fragend an und wartete auf eine Erläuterung für das soeben gehörte.

- „Eine künstlich erzeugte Supernova im Ratssektor.“ Klärte ihn Sula’is auf. Als er nur ungläubig zurückstarrte bekräftigte sie, mit einem kaum merklichen Kopfnicken und sich kurz schließenden Augenlidern, das Gesagte.

- „Das ist – ehrgeizig.“ sagte Draggus daraufhin, in Ermangelung anderer, passender Worte. Mit Widerwillen hatte er die elektronischen Akten, die ihr Auftraggeber ihnen übermittelt hatte, gelesen. Dadurch kannte er zwar die Qualifikationen aller Teammitglieder, die diesmal an der Mission teilnahmen, allerdings war das, was Sula’is ihm gerade mitteilte, nicht darin enthalten.

Erneut blickte der Kroganer stumm die künstlich erzeugten Wolken über Nos Astra an. Noch immer peitschte der Regen gegen die Fassaden der Häuser und noch immer trafen unregelmäßig aufzuckende Blitze die Spitzen der Wolkenkratzer. Erneut stieg ein kaum zu bändigender Zorn in ihm auf. Zorn auf die Bequemlichkeit und Verantwortungslosigkeit der Salarianer. Der Kroganer hatte in unzähligen, verbalen Auseinandersetzungen mit Chad sich von diesem vorhalten lassen müssen er wäre bloß neidisch. Doch Draggus wusste es besser. Hätten die Salarianer sich die Zeit genommen wahre Entwicklungshilfe zu leisten, und zwar ebenso kulturelle und wissenschaftliche, wie sie es technologisch getan hatten, zu wie viel mehr wäre sein Volk dann fähig gewesen? Stattdessen hatten die Salarianer ihnen neue, glänzende Waffen in die Hände gedrückt und sie als Zugtiere in ihre Kriegsmaschinerie gespannt. Und als ihre Fähigkeiten als Soldaten nicht mehr von Nöten waren, überließ man sie einfach sich selbst.

Draggus vernahm ein seltsames Schmatzen und spürte, wie seine Hand plötzlich nass wurde. Ohne es zu merken hatte er die entnommene Frucht in seiner geballten Faust zerquetscht und das Fruchtfleisch und den Saft auf dem Teppich verteilt. ‚Sie haben uns weggeworfen.’ Schoss es ihm durch den Kopf, als er die zerdrückte und schrumpelige Schale in seiner Hand betrachtete und sie zurück in die Porzellanschale warf. ‚Ausgequetscht wie eine Frucht und dann weggeworfen.’ Draggus widerte es an. ‚Und die ach so vorausschauenden Asari?’ Wiegten sich in ihrer zivilisatorischen Überlegenheit, versteckten sich hinter halbklugen Sprüchen und hatten es doch nicht kommen sehen. ‚Was haben sie den anderes erwartet?’ Das über Jahrtausende verinnerlichte Kämpfen und Streben zu erobern konnte nicht einfach über Nacht verschwinden. Die Kroganer konnten nur auf Raubzügen durch die Galaxis ziehen, weil sie nichts anderes kannten. Und nun lag sein Volk im Sterben und musste sich noch während es auf Knien mit dem Tod rang, sich wie eine Nutte an den meistbietenden verschachern.

- „Phase 1“

-„Wie bitte?“ fragte Draggus, unsicher ob er sich nicht verhört hatte. Wischte sich die Hand am Hosenbein ab und schaute Sula’is irritiert an.

-„Die 7 Phasen einer „gelungenen“ Mission: …“ antwortete Sula’is mit einem schelmischen Unterton „Begeisterung; Verwirrung; Ernüchterung; Rückzug der Verantwortlichen; Suche der Schuldigen; Bestrafung der Unschuldigen und Belohnung der Unbeteiligten.“ Zählte die Asari auf.
„Chadran ist jemand, der bei Mission wie dieser konstant bei Phase 1 ist.“ Schloss sie unter einem breiten Grinsen ihre scherzhafte Erklärung ab.

Draggus musste kurz lächeln. Doch die aufrichtig gemeinte Erheiterung der Asari konnte die Gedanken des Kroganers nicht aus dem fortwährenden Kreisen herausbrechen, in dem sie sich seit Tagen befanden. Draggus’ Lächeln erstarb alsbald.

„So viel mehr.“ flüsterte er, während er erneut die Handfläche an die Glasscheibe legte. Als wollte er die Entladungen der Dunklen Energie in den Regenwolken ausnutzen, um diese mit biotischer Kraft hinfort zu wehen, presste er seine Hand dagegen. Er wünschte sich den Himmel frei, um dort das Aralakh-Sternbild sehen zu können. „Wir hätten so viel mehr sein können.“

Draggus spürte, wie ihn etwas am Arm packte und mit sanfter Gewalt vom Fenster wegzog. Als würde Sula’is es spüren, wie er dabei war gedanklich erneut abzudriften, drehte sie den Kroganer zu sich um und riss ihn von dem nachdenklich stimmenden Anblick endgültig los. Draggus fühlte, wie Sula’is Finger, in einem Wärme spenden Händedruck, sich in die seinen gruben. Er empfing ihre andere Hand und erwiderte die Geste.

- „Draggus“ nannte Sula’is ihn beim Namen und blickte ihn sorgenvoll an. „Rede mit mir. Was ist los?“

Er blickte ihr in die Augen und drückte ihre Hände an seine Brust. Der Groll, der sich seit ein paar Tagen in ihm ausbreitete, war noch da. Doch auf sie konnte er nicht wütend sein. Nicht nach allem, was sie ihm gegeben hatte. Draggus hielt sie fest umklammert und wollte sie nie loslassen. Zu groß war das Geschenk, das sie ihm machte.

- „Dremmus war hier“ antwortete er schließlich und bestätigte nur das, was sie schon wusste. „Vater geht es nicht gut. Dremmus bat mich darum, ihm bei den Angelegenheiten des Clans zu helfen, bis Vater wieder gesund wird.“ Draggus schluckte „Ich habe abgelehnt.“

Sula’is sagte nichts. Sie blickte ihn nur stumm an und wartete geduldig auf eine Erklärung.

- „Er war schon seit Monaten auf der Suche nach mir.“ Fuhr Draggus in seiner Erläuterung an Sula’is fort. „Ich habe ihm erklärt ich hätte hier einen Auftrag und könnte noch nicht weg.“

- „Du hast ihm nicht von uns erzählt?“ fragte sie und Draggus konnte eine Spur von Enttäuschung raushören.

- „Ich habe es versucht.“ Sagte Draggus entschuldigend „Er wollte nicht hinhören. Meinte, es sei nur eine flüchtige Leidenschaft. Sagte, er könne nicht verstehen, wie mich so etwas hier festhalten kann. Dremmus konnte schon immer sehr stur sein.“ Schloss Draggus mit einem Seufzen.
Sula’is schwieg, schaute zum Fenster hinaus. Draggus schaute in ihre wunderschönen Augen. Ein helles Türkis – so rein, wie das Meer auf Virmire.

- „Du wolltest doch schon vor Wochen dir deinen Anteil auszahlen lassen und nach Tuchanka zurückkehren.“

- „Nur gut, dass ich deinem Drängen nicht nachgegeben habe.“ meinte Draggus, und lächelte. Sie drehte sich hingegen zum Fenster um und betrachtete nun ihrerseits die Naturgewalt, die draußen tobte.

- „Zu dem Zeitpunkt habe ich es selbst nicht gewusst.“ rechtfertigte sie sich. Draggus kam auf sie zu, schlang in einer innigen Umarmung seine Arme um sie und legte seinen Kopf auf ihre Schulter.

- „Du hast gute Arbeit geleistet.“ meinte sie zu ihm „Doch deine Anwesenheit bei dieser Mission ist nicht notwendig. Kehre nach Hause zurück – ich bitte dich. Deine Fähigkeiten werden dort mehr gebraucht, als hier.“

- „Ich kann dich nicht in diesem Zustand allein kämpfen lassen.“ antwortete er besorgt.

- „Erstens – bin ich nicht allein.“ entgegnete sie nunmehr in ihrer gewohnt bestimmten, entschlossenen Stimme. „Zweitens – schränkt mich mein Zustand keineswegs ein und Drittens – was ist mit deinem Grundsatz passiert, dass der Clan und die Familie an oberster Stelle stehen?“

- „Er gilt noch immer. Unverändert.“ antwortete Draggus ernst. Sula’is schwieg – sie gab sich geschlagen. Draggus schmiegte sich an sie ran und legte seine Hand sanft auf ihren Bauch. Während sie gedankenverloren nach draußen starrte und ihren Zeigefinger an den Riss in der Glasscheibe hob, brachte Draggus seine Lippen ganz dicht an ihr Ohr und flüsterte „Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich du mich machst.“

Anstatt einer verbalen Antwort spürte Draggus, wie biotische Energie durch ihren Körper strömte und sie gemeinsam einhüllte. Sie hob ihre linke Hand und streichelte sanft über seine Wange, während sie mit der Rechten weiterhin die beschädigte Stelle im Glas abfuhr. Draggus schaute zu, wie eine wohldosierte Entladung sich von ihrer Hand löste. Von ihrem Finger auf das Glas übersprang und die kristalline Struktur in eine amorphe, zähe Masse verwandelte, die zu fließen begann. Sula’is setzte ihre Kräfte ein, um eine schwache, regelmäßige Welle zu erzeugen. Diese fuhr durch den Teich aus Glas und wischte die rissigen Stellen und den Einschlagspunkt hinfort. Stetig erstarrend und fest werdend, blieb eine neugeordnete und makellose Kristallstruktur zurück.

Arseni Vigo
08.02.2011, 21:16
<<< Invisible Hand: Hauptbrücke
>>> Invisible Hand: Quartiere - Deck 2.

20:32

Arseni und seine zwei Kumpanen verließen den Lift und zwar mit nur einem Gedanken, so schnell wie möglich das Raumschiff heil zu verlassen. Die Zerstörungswut, die zu spüren bekamen auf der Hauptbrücke, ließ sich auch auf den anderen Decks ausfindig machen und was nun zählte, war die Füße in die Hand zu nehmen. Auch wenn Arseni nicht die gewünschten Informationen bekam, die er vergeblich irgendwie für den Bund zu ergattern versuchte, so galt es nun für ihn vor allem die Beine ihren Dienst verrichten zu lassen. Ohne viel Verzögerung nach dem sich der Lift schloss, rannten sie schon los. Dante und Sooth, die beide körperlich fitter waren, als Arseni, ließen ihn schon auf wenigen Meter einen Vorsprung ausmachen, und stattdessen keuchte Arseni nur schwer, sich innerlich nach einer Zigarette oder einem billigen Glas Whiskey sehnend, zugleich verfluchte er sich aber auch schon wieder für diesen Gedanken. "Wieso müssen wir denn so hetzen?", keuchte Arseni den zweien nach vorne, kaum hörbar die defekten Konsolen und Flammen, die quietschend und lodernd den Gang zu einer Ansammlung von merkwürdigen, und vor allem nervtötenden Geräuschen und tödlichem Klamm verwandelten. Umso bizarrer war wohl der Gedanke zu werten, dass Arseni gern eine Zigarette gerade geraucht hätte, fing er doch jetzt langsam sich die Kehle rauszuhusten. "Vermutlich gab es hier ein Leck, oder einen Unfall. Jedenfalls ist das Ganze verdammt gefährlich", spuckte Dante noch aus, ehe er den Helm wieder zuklappte und durch ein Flammenmeer sprang, gefolgt von Sooth. Arseni, der selbst nur im Trenchcoat an dieser Schlacht teilnahm, bereute es nun endgültig, dass er keine Rüstung bei sich hatte. Aber ihm würde die Geschwindigkeit genügend Zeit geben, hoffte er zumindest. Er holte aus - viele Möglichenkeiten gab es nicht - und sprang, formte sich dabei zusammen, schützte mit seinen Händen sein Gesicht und kam im Sprung noch zum stolpern; etwas hatte ihn festgehalten.

Er krachte auf den Boden, die Luft am Boden interpretierte er als angenehmer. Etwas hielt ihn fest, und als den verkohlten Arm an seinem Bein sah, wurden seine Augen größer. Ein Turianer, entstellt von all den Flammen und ein brutzelndes Stück Fleisch, verlangte nach seiner Hilfe, schwächelnd und kaum noch lebend. Trotz der Brandflecken, die sich gebildet hatten, erkannte Arseni, dass der Turianer ein Mitglied der Blue Suns war. Zuerst sich widerstrebend, indem er versuchte den Arm von seinen Beinen zu lösen, kam er schlussendlich näher und sah dem Turianer ins Gesicht, versuchte seinen Ausdruck zu deuten, aber außer Schmerzen war nicht viel zu sehen. War das eine Chance ein Leben zu retten? Oder war es viel mehr eine Möglichkeit endlich Informationen einzusammeln, insbesondere bezüglich Yvonne deLaurant? Arseni war dem Turianer so nah, er konnte das Stöhnen und Winseln deutlich hören, vielleicht blendete er aber auch einfach nur den Lärm um sich aus und konzentrierte sich dabei ganz auf den Blue Sun; so als wären sie für ein paar Sekunden in einem eingenen Kosmos. "Schnell, Arseni" schrie Sooth, aber Arseni nahm ihn nicht wahr. Stattdessen aktivierte er in geistiger Abwesenheit das Omni-Tool des Turianers. "Arseni, du Idiot, jetzt komm", kam es lauter von hinten. Aber Arseni zog nur alle Dateien des Turianers auf sich, das Omni-Tool war auf Tsakyr registriert. Endlich. Genügend Informationen für den Bund, und vielleicht sogar etwas über Yvonne. Und dafür die ganze Mühe, die Schlacht und all die Angst, Furcht und Leiden schien sich auszahlen - für irgendjemanden zumindest, nicht für Arseni. Er hatte noch weniger Lust jetzt irgendetwas zu tun, und es war ein verlockender Platz hier neben Tsakyr zu rasten. "Arseni!" Das Omni-Tool hatte den Transfer abgeschlossen und ohne den Turianer ein zweites Mal anzublicken - Arseni war von sich selbst angewidert dem Turianer nicht helfen zu können - rannte er los, quer durch den Qualm; zwei Gestalten warteten bei einem Schott, er durchquerte es und das Schott hinter ihm schloss sich augenblicklich dank der Biotik von Dante.

20:36

Arseni Vigo
10.02.2011, 22:53
Invisible Hand: Quartiere - Deck 2
20:36

Grimmig musterte Dante den ausgekeuchten und schwer schnaufenden Arseni, der sich erst einmal einen Moment im Gang gönnte, zu Boden sank und die Schweißperlen und Ruß von sich kloppte. Durch Dantes biotisches Talent wurde der brennende Gang abgesiegelt und sie waren nicht mehr in unmittelbarer Gefahr, auch wenn man die Situation keinesfalls als sicher bezeichnen konnte. "Du bist ganz schön bescheuert? Und für was?", fauchte Dante ihn an.
"Naja - du könntest mir zumindest danken. Ich nehm' den Auftrag ernst?" witzelte Arseni, noch immer nach Luft schnappend.
"Alles auf den letzten Drücker, hm?"
"Es war Tsakyr", unterbrach ihn Arseni: "Das sind sicherlich paar nutzvolle Sachen auf seinem Omni-Tool."
"Ein echter Agent hätte seine Suche wesentlich früher abgeschlossen."
"Hast du das?"
"Schon ganz am Anfang", antwortete Dante bestimmt und schüttelte dabei entweder aus Enttäuschung oder Resignation den Kopf.
Sooth trat zwischen den beiden, knurrte knapp, sah beide kurz an und machte mit einer einzelnen Handbewegung klar, dass sie sich bewegen sollten anstatt über Arsenis Verfehlungen als "Spitzenagent" des Bundes zu lamentieren. Er reichte Arseni die Hand, der sie dankend annahm. "Und wohin jetzt?", fragte er die beiden, hielt dabei seine Crossfire fest und ging ein paar Schritte voraus.
"Raus aus dem Schiff natürlich, und zwar hoffentlich auf dem schnellsten Weg", kommentierte Arseni, die in seinen Augen sinnlose Frage.
"Nur was ist der schnellste Weg, hm?"
"Wir könnten uns den nächsten Lift suchen, würden aber das Risiko eingehen, dass dieser nicht funktioniert. Und genügend Zeit dafür haben wir auch nicht", warf Dante ein.
"Also dann... Treppen?"
"Von Deck 2 aus durchrennen?"
"Was bleibt uns schon übrig. Laut meinen Informationen ist unmittelbarer Nähe kein weiterer Lift, nur der hinter uns", fasste Dante die Situation knapp zusammen. "Kein letzter, schnippischer Kommentar, Arseni?"
"Ich glaube dafür fehlt uns die Zeit, nicht?"

Die Drei fingen an loszurennen, weg vom noch immer hörenden Lodern des Feuers, hin in ruhigere Gefilde - stille, dunkle Gänge, deren einziges Geräusch das Atmen der Flüchtlinge war, denn alles andere schien tot zu sein. Sie liefen an mehreren Leichen vorbei, jeglicher Coloeur, und das Blut mischte sich immer mehr. So gut die drei nach dem Hangar größeren Kämpfen ausgewichen waren, so war es offensichtlich, dass andere Söldner und Kriminelle den direkten Kontakt mit den Pardern suchten, und damit bezahlten. Eine schwere MG-Stellung, die wohl spontan von Pardern zusammengeschustert wurde, war mit den Nachwirkungen von Granaten besetzt, in der Schussbahn der MG-Stellung ein dutzend lebloser Körper, durchlöchert. Dante orientierte sich immer wieder an Schilden, um zu überprüfen, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Er konnte es nie bestätigen, sondern antwortete stets mit einem aufschlussreichen "Weiter". Vielleicht würden sie einfach nur rennen, bis die Invisible Hand in ihre Einzelteile zerfiel.

Arseni fragte sich während dem Rennen oft wieviel Zeit ihnen noch blieb. Was auch immer vor sich ging, er wollte es nicht wissen. Er wollte einfach nur raus aus diesem Schlamassel, in den er sich selbst hineingebracht hatte, und ihm stand es bis oben rauf. Ihn nervte der Bund, der ihn auf diese gefährliche Mission schickte. Ihn störte es, dass Dante die ganze Sache so äußerst gelassen anging. Die Behemoth-Crew war ein Haufen von schießwütigen Vollidioten und Sooth ein dummer C-Sec Beamter, der zusammen mit der noch viel dümmere Akyra ihn erst dazu gebracht hatten gen die Hauptbrücke vorzustoßen. In seinem Kopf pocht es, die Blutadern pulsierten, nichts gab in seinem Körper mehr Ruhe, alles war im Wirbel und alles was er tun konnte, war die Welt dafür zu verfluchen, ihn in diese Situation gebracht zu haben. Er hätte gute Lust gehabt Amok zu laufen in diesem Moment. Es blieb bei der Lust, die Kraft wurde ins Rennen gesteckt und in dieser Prozedur verflog sein Widerwillen und Hass genauso wie beides wieder kam, wie Wellen die gegen eine Brandung schlugen, die langsam kieselte und sank.

"Jetzt geh' schon auf", brüllte eine unbekannte Stimme lauthals. Durch das eigene Schnaufen und Rennen hörte sie die Stimme erst jetzt. Sie hielten an, alle außer Puste. Nur Dante wusste wohl wo sie gerade waren, wenn es nach Arseni ging, hätten sie auch die letzten Minuten lang im Kreis laufen können. "Ein Lift?", mutmaßte Arseni.
"Wenn er nicht aufgeht, bringt uns das auch nichts", zwinkerte Dante zurück.
"Gut, dann rennen wir am besten weiter. Ich bin gerade so schön in Form", gab Arseni - erneut schwer schnaufend, wie schon die ganze Zeit - zu Protokoll.
"Einen Moment", merkte Dante an und bedeutete ihnen hier zu warten. Er lief etwas vorraus, leicht wie eine Katze, so als könnte er nach diesem Marathon, zumindest für Arseni, noch weitere Kraftreserven anzapfen und seine Geschwindigkeit kontrollieren. Er stellte sich an den Rand des neuen Gangs, mehrere Meter von Arseni entfernt, und lugte herum. Er gab ein Zeichen weiterhin zu folgen, aber leise. Sooth und Arseni taten wie geheißen, und Dante drehte sich um die Ecke zu der unbekannten Stimme.
"Ihr solltet rennen", warf er ein ins das Stimmengewülst der Verzweifelten. Arseni hörte wie mehrere Waffen in die Hand genommen und entsichert wurden.
"Alpha Chimera?!"
"Nein?"
"Was dann?"
"Freier Söldner, arbeite für die Blue Suns."
"Besser als nichts. Wir versuchen den Lift aufzukriegen."
"Ich vermute nicht, dass er noch funktioniert, oder?"
"Und woher willst du das wissen?"
"Weil dieser Lift schon zuvor nicht funktioniert hat. Vielleicht Parder-Sicherheitsprotokoll bei einem Angriff, vielleicht hat er auch zuviel abbekommen während den Kämpfen."
"Und was machst du dann hier noch?"
"Rennen, und das solltet ihr auch."
"Liebend gern, aber wohin?"
"In den Hangar natürlich."
"Du kennst den Weg?"
"Tja, ich hoffe es zumindest. Arseni, Sooth - kommt herraus."

Arseni kam nun auch um die Ecke, nach dem er zusammen mit Sooth, aufmerksam das Gespräch verfolgt hatte. Es waren zwei Batarianer, eine Asari und ein Turianer, Angehörige von Aria T'Loak, mutmaßte Arseni vom ersten Anblick an. Er hatte die letzten Tage zuviel Zeit im Afterlife verbracht als dass er Arias Leute nicht erkannte hätte. "Aria T'Loak?" warf Arseni in die Runde ein. Sie nickten. "Ok. Dante?"
"Weiter gehts."

20:41
> Invisible Hand: Hangar

Draggus 'Scar' Skarmang
16.04.2011, 23:50
Invisible Hand - Deck 2; Rettungskapseln

Geschafft. Der Schott geschlossen. Die Rettungskapsel versiegelt.

Draggus humpelte durch die enge Kabine zu der Hauptsteuerung. Verwirrt stierte er mit vor Anstrengung tränenden Augen auf die unbekannten Symbole. Das Hologramm – in der Darstellung dem Bedienfeld eines Omnitools ähnlich – bot eine schier endlose Anzahl an Auswahlmöglichkeiten an. Draggus sah nur unbekannte Symbole und eine fremdartige Schrift. Nichts davon gab preis, womit man die wesentlichste aller Funktionen auslöste – das Absprengen der Kapsel. Immer und immer wieder flog Draggus rastloser Blick über die Anzeige, in der Hoffnung irgendeinen Anhaltspunkt dafür zu finden, welche Auswahl dafür die richtige sei. Vergeblich. Die Zeit – ein erbarmungsloser Gegner – lief unaufhaltsam weiter. Schlussendlich fiel ihm nur eins ein, um es herauszufinden. Draggus stützte sich mit der linken Hand an der Konsole ab, spreizte an der rechten sämtliche Finger ab und drückte die Handfläche und den dazugehörigen Unterarm möglichst großflächig in das Anzeigefeld. Die Hoffnung, dadurch möglichst viele und vor allem möglichst jene Tasten zu erwischen, welche für die Absprengung der Rettungskapsel zuständig waren, zerbrach an der idiotensicheren Konzeption der Startprotokolle. Ein verneinendes Piepen ertönte, dicht gefolgt von einer weiblichen Stimme, die vermutlich irgendeine Warnmeldung oder Aufforderung aussprach. Der Sprachlaut und der Sinn, der sich dahinter verbarg war für Draggus genauso unverständlich, wie die Schrift des Bedienfeldes. Was dem Kroganer jedoch sofort ins Auge stach, war ein neben dem Hologramm angebrachter Taster. Dieser tauschte nämlich sein bisheriges, sanftes grünes Leuchten, gegen ein penetrantes rotes Blinken und stimmte mit in die Arie der internen VI ein, welche Draggus’ Unfähigkeit verhöhnte.
Die Zeit lief ab. Gefangen im Augenblick, schien alles andere um ihn herum zu verschwimmen und schlussendlich einzufrieren. Draggus Verstand, der bisher die Sekunden abzählte, die ihm noch bis zur Explosion blieben, war dabei – ganz langsam – zu begreifen, was dieses elendige Flackern und Piepsen bedeuteten. ‚Sag mal, willst du mich ficken?! Ich bin doch nicht bis hierher gekrochen, nur um an diesem räudigen Schrott zu scheitern!’ Voller Wut donnerte er den Kopf gegen die Konsole und auf den blinkenden Taster. Wäre er frei von Zeitdruck und der Gefahr des unmittelbaren Todes gewesen, hätte er vermutlich den Wutausbruch zurückgehalten. So aber führte die Verweigerung des Kroganers darüber, sich in sein Schicksal zu fügen letztendlich genau zu dem Handgriff, welcher die Absprengung auslöste. Ein Rütteln fuhr durch den Raum. Die plötzliche Beschleunigung der Rettungskapsel schleuderte Draggus quer durch die Kabine und gegen das Schott, welches er nur Augenblicke zuvor geschlossen hatte. Die Erleichterung darüber nicht mehr dem sicheren Tod geweiht zu sein wurde von dem Schmerz in seinem Brustkorb erstickt. Durch die Beschleunigung zusätzlichen Gravitationskräften ausgesetzt, klebte er an dem Schott im hinteren Teil der Kapsel – ein Opfer der Trägheit. So gerne Draggus sich auch selbst dafür verfluchen wollte, nicht zuerst die Trägheitsdämpfer eingeschaltet zu haben – er konnte es nicht. Zum einen weil diese Möglichkeit angesichts des unbekannten Bedienfeldes für ihn keine wirkliche Möglichkeit war, zum anderen, weil er gerade dabei war erneut das Bewusstsein zu verlieren. Draggus fühlte förmlich, wie die zusätzlichen G-Kräfte sein Blut aus dem Gehirn abströmen ließen. Spürte den Sauerstoffmangel, als ihm die Luft aus den multiplen Lungen gepresst wurde. Jeder Gedanke mit dem sein Verstand schwanger war, wurde abgetrieben. Die vollständige Kontrazeption eines dunklen Schleiers vor seinen Augen, ließ keinen Lichtstrahl der spärlichen Innenbeleuchtung in seine Retina hineindringen. Ein erneutes Rütteln lief durch das Gefährt, befreite den Kroganer aus seiner misslichen Lage und ließ ihn wie ein Sack batarianisches Getreide von Pragia auf den Boden plumpsen.

Draggus blieb eine Weile reglos liegen, schnappte gierig nach Luft und drehte sich schließlich auf den Rücken. Draggus fragte sich, ob er trotz der Erschöpfung, Zeitdruck und dem bohrenden Gedanken, samt dem Träger jede Sekunde zu explodieren, unbewusst richtig gehandelt hatte, oder ob die nervtötenden Farb- und Tonsignale der Kapsel schlicht als Katalysator für die ureigenste Reaktion seines Volkes gedient hatten. ‚Wie dem auch sei. Ablaufreihenfolge für die nächste Rettung in letzter Sekunde: Zuerst im Pilotensessel zurücklehnen, dann den Sicherheitsbügel runterklappen und danach ausflippen.’ Versprach Draggus sich und lachte auf. Das Lachen schlug jedoch bald um in heftiges Husten mit blutigem Auswurf. Bei dem Versuch sich aufzurichten verspürte Draggus einen kaum zu ertragenden Schmerz in der Seite. Mindestens eine Rippe war gebrochen und hatte eine der Lungen durchbohrt, so schätzte er. Nichtsdestotrotz zwang er sich seinem eigenen Ratschlag zu folgen und sich in den Sitz neben der Hauptsteuerung der Rettungskapsel zu hieven. Der Blick aus dem Bullauge vor ihm zeigte das bekannte Asteroidenfeld des Sahrabarik-Systems. Etwas weiter in der Ferne konnte man den hässlichen, ausgehöhlten Asteroidenbrocken erkennen, welcher die Omega-Raumstation darstellte. Draggus schätzte, dass das zweite Rütteln, das er verspürt hatte, Ausläufer des explodierten Trägers waren, denen die Kapsel trotz der enormen Beschleunigung nicht zu entkommen vermochte. Zumindest schienen die Navigationstriebwerke und der Autopilot keinen Schaden genommen zu haben, denn Draggus konnte deutlich erkennen, wie die Kapsel geschickt entgegenkommende Asteroiden umschiffte. Höchstwahrscheinlich hatte auch die eingebaute VI, eigenverantwortlich Omega als die nächste und einzige Rettungsmöglichkeit für ihren Insassen ausgewählt und Kurs auf die Raumstation gesetzt. Ob sie dabei einprogrammierten Routinen folgte, oder sich dynamisch an das Fehlen der nötigen Eingaben durch den Piloten anpasste, war für Draggus ein Rätsel. Wie dem auch sei, er würde sich hüten irgendwelche Eingaben auf dem ihm unbekannten Terminal zu tätigen. Schlussendlich war es ihm auch egal, wie die VI ihn sicher nach Omega brachte, solange sie dabei erfolgreich war.

Draggus lehnte sich zurück. Versuchte Ruhe zu finden. Erholung. Sein Atem ging immer noch schwer. Dennoch machte sich ein gewisses Gefühl der Zufriedenheit in ihm breit. Er war in Sicherheit. Er hatte überlebt und konnte sich bedenkenlos der Müdigkeit hingeben. Draggus dachte zurück, wie er noch Augenblicke zuvor bei jeder Bewegung sich der allumfassenden Erschöpfung entgegenstemmen musste um voran zu kommen. Mehrmals war er in den verwinkelten Korridoren der Invisible Hand kurz davor gewesen erneut zusammenzubrechen. Etwas, wogegen er nur ein Aufputschmittel hatte – Schmerzen. Hin und wieder an die Wand eines der Gänge gelehnt, zerrte er instinktiv an dem Messer, das in seiner Hand steckte. Nicht um es herauszuziehen. Um in der aufwallenden Flut aus Schmerzen die nahende Ohnmacht zu ertränken. Ein unterdrückter Schrei war der Preis – eine kurzzeitig klarere Sicht und ein paar Schritte der Lohn. Der Schmerz hielt ihn wach. Der Gedanke ans Überleben trieb ihn voran.

Der Körper des Kroganers rächte sich auf seine eigene Art für diese Misshandlung. Heftige Zuckungen – Nachwirkungen der Schockwaffe der Nebelparder – erschütterten in regelmäßigen Abständen seine Muskeln und seine Organe. Selbst der jetzige Versuch der Entspannung wurde von einem Anfall quittiert. Die Zuckungen ebbten bald ab, doch gerade jetzt, wo er es sich leisten konnte nicht mehr gegen die Erschöpfung anzukämpfen, blieb die erlösende Ohnmacht aus. Draggus wünschte sich nichts sehnlicher, als einen traumlosen Schlaf. Schlaf, der seinen Körper sich erholen und seinen Verstand vergessen ließ. Letzterer schien es dem Körper gerade gleich tun zu wollen. Draggus Gedanken rasten umher wie ein tollwütiger Varren. Bei dem Versuch sich von den umherschwebenden Asteroiden einlullen zu lassen, die Augen zu schließen und sich das Trägerschiff der Nebelparder in Trümmern vorzustellen, drang eine Flut von Bildern in seinen Verstand, welche nicht abreißen wollte. Sämtliche Eindrücke vergangener Stunden zogen an seinem inneren Auge erneut vorbei. Draggus fragte sich ob die Menschenfrau Kate und die anderen es rechtzeitig geschafft hatten sich von dem Schiff abzusetzen. ‚Vermutlich’ redete er sich ein, denn er konnte es sich nicht vorstellen, dass sie bei ihrer Flucht es auf die letzte Minute ankommen ließen, so wie er. Die Flut an Bildern riss nicht ab und führte ihn weiter zurück. Zurück in die Vergangenheit, zurück nach Illium. Je mehr Mühe Draggus sich gab nicht daran zu denken, desto stärker drangen die Erinnerungen zurück an die Oberfläche. Trotz geschlossener Augen sah er in aller Deutlichkeit den Regen. Sah, wie die Tropfen an der Windschutzscheibe abperlten. Spürte, wie das kühle Nass von der Kopfplatte auf seine Nase rann, als die verspiegelte Tür des Shuttles zur Seite glitt und ihre Insassen auf dem Dach des Kongresszentrums aussetzte. Draggus riss die Augen auf. Er wollte sich nicht erinnern, wollte nicht zurück denken. Doch der Reflex sich über die Kopfplatte zu wischen war stärker. Draggus erschrak, als seine Finger ins Nasse griffen. Zitternd brachte er die Hand vor die Augen und hoffte, dass er sich irrte. Die Feststellung, dass seine Finger mit Blut und nicht mit Regenwasser benetzt waren, hätte beruhigend sein können, wenn sie ihn nicht an seine Wunden erinnert hätte. Draggus tastete die Kopfplatte erneut ab. Die wilden Versuche des Nebelparders ihm ebendiese abzureißen, hatten für tiefe Schnittwunden im Fleisch darunter gesorgt. Draggus Finger wanderten zum Hals und tauchten in tiefe, zum Teil bereits kauterisierte Furchen, welche von den Streifschusswunden herrührten. Mehrere weitere Rinnsale nahmen ihren Ursprung in den winzigen Einschusslöchern in seinen Brustplatten und liefen seine Rüstung hinab. Seine beiden Herzen gerieten – in Anpassungsversuchen an die Stromschläge der Nebelparder – immer wieder aus dem Takt und pumpten die lebenswichtige Flüssigkeit ins Leere. Der pochende Schmerz seiner alten Wunde am Höcker überlagerte sich mit dem, der lädierten Armknochen und des Unterkiefers. Seine Rüstung kam Draggus auf einmal furchtbar eng vor; jeder zweite Atemzug von einem heiseren Husten begleitet. Am liebsten hätte er sich sämtliche Panzerungsplatten vom Leib gerissen – wenn er nur die Kraft dazu hätte. ‚Eine Badewanne Medigel wäre jetzt nicht verkehrt’ schoss es ihm durch den Kopf. Während er sich mit dem Gedanken tröstete, nach der Landung auf Omega schon irgendeinen Quacksalber zu finden, der ihn notdürftig zusammenflicken würde, schaute er irritiert auf seine Hände. Über die schlaffen Muskeln nicht mehr Herr, ruhten diese nutzlos auf den Oberschenkeln. Eindringlich betrachtete der Kroganer die blutverschmierten Finger. Den Blick zu einem Tunnel verengt und auf die gelbliche Flüssigkeit fixiert. Bis diese – nach und nach – ins Blaue umschlug.
Entsetzt hing Draggus Blick daran. Das blaue Blut drang ungebremst zwischen seinen Fingern, trotz seiner Versuche die Blutung zu stillen. Draggus drückte stärker auf die Wunde im Bauch und ließ fast augenblicklich davon ab. Er wollte sie nicht verlieren. Keine von ihnen. Er hoffte.

- „Scar“

- ‚Ab wann?!’

Seine Gedanken rasten. ‚Ab wann, fing es an schief zu laufen?!’. War es der Zeitpunkt als jemand „Spectre“ rief und damit drohte sie umstellt zu haben? War es, als Sula’is ihn in ein anderes Team einteilte und er nicht widersprach? War es, als er es sich nicht hat umstimmen lassen mit nach Nos Astra zu gehen? ‚Verdammt, ab wann?!’ Nicht, dass er mit dem Wissen um den Auslöser auch nur das Geringste hätte ändern können. ‚Verweigerung ist immer die erste Reaktion in einer Kette, an deren Ende schließlich die Akzeptanz steht.’ Auch das hatte Sula’is ihn gelehrt. Doch Draggus war noch nicht so weit. Bei weitem nicht.

- „Scar, bitte. Hör mir zu.“

Draggus schaute sie an. Blickte in ihre Augen und sah darin die immerwährende Entschlossenheit und auch das letzte Glied der Kette, dessen Anfang er noch immer nicht loslassen wollte. Er bedeutete ihr zu schweigen, sich nicht anzustrengen, doch sie hörte nicht auf ihn. Das tat sie nie. Sie redete weiter – erzählte alles. Er vernahm ihre Worte, doch deren Sinn drang nur schwer bis in seinen Verstand. Sie hatte sie verraten. Ihn, das Team, ihre Sache – einfach alles. Eine Agentin des Rates. Ein verdammter Maulwurf.
Bei jedem anderen hätte er nach einer solchen Offenbahrung keine Sekunde damit gezögert den Verräter zu erwürgen und anschließend eine Kugel durchs Hirn zu jagen. Doch bei Sula’is kam ihm dieser Gedanke gar nicht erst in den Sinn. Sie waren eins geworden im Laufe der Zeit. Verschmolzen zu einer Einheit. Er hatte ihre Seele berührt und sie hatte in ihm das geweckt, was sein Volk unter einer dicken Schicht aus Wut, Gewalt und Rücksichtslosigkeit zu verbergen pflegte – Selbstbeherrschung, Geduld und Einfühlungsvermögen. Sie hatte ihm mehr beigebracht, als die Salarianer seiner gesamten Rasse. Und so wanderten seine Hände nicht zu ihrem Hals, um sich wie ein tödlicher Schraubstock um diesen zu schließen. Nicht in Anbetracht dessen, was sie ihm noch schenken sollte. Stattdessen blieben sie wo sie waren und versuchten weiterhin die Wunde zuzudrücken.

- „Draggus, es tut mir leid. Ich konnte nicht anders.“ Sie brauchte sich nicht zu entschuldigen, dennoch tat sie es. Sie hatte versucht ihn zu warnen – auf ihre Art. Draggus verfluchte sich für seine Blindheit und dass er sich nicht von ihr hat fernhalten lassen. Der Blick des Kroganers löste sich von ihren Augen und stierte – an ihr vorbei – auf den verhängnisvollen Gegenstand.

- 'Warum nur? Warum musste sie diesen verfluchten Helm tragen? Und diese Rüstung?' Seine Finger strichen zitternd über die leichte Panzerung an Sula’is Körper, die sich ganz deutlich von ihrer Kleidung unterschied, in der sie in das andere Shuttle stieg. Niemals hätte er auf sie geschossen, wenn er ihr Gesicht hätte erkennen können. Ganz gleich, auf wessen Seite sie stand. Doch in der Hitze des Gefechts gab es für ihn kein Zögern. Sie hatte ihn zuerst gesehen und nicht geschossen. Stattdessen blockierte sie einer anderen Kommando-Einheit auch noch die Schussbahn. Ein unverzeihbarer Fehler, wie Draggus dachte, während er mit seiner Waffe die beiden Asari-Kämpferinnen niedermähte. Die Schrotflinte – auf kürzeste Distanz eine verheerende Waffe – brannte sich durch die Schilde und das leichte Material, wie ein Plasma-Brenner durch Papier.
Verwirrt hatte der Kroganer beim Töten inne gehalten, als eine der besiegten Gegnerinnen die Hand nach ihm ausstreckte, ihn beim Namen nannte und um Hilfe bat. Vorsichtig war er in die Hocke gegangen, hatte der Unbekannten die Waffe an den Kinn gehalten und sie gezwungen den Helm abzunehmen. Die Verwirrung war in Entsetzen umgeschlagen, als ihm Sula’is schmerzverzerrtes Gesicht entgegenblickte. Bittere Erkenntnis darüber, dass sie für ihren Versuch sein Leben zu schonen, nun womöglich mit dem ihren bezahlte, zwang ihn in die Knie. Trieb ihn zu verzweifelten Versuchen an, die Blutung ihrer Wunde zu stoppen. Währenddessen versuchte sein Verstand ebenso erfolglos zu begreifen, wie es erst soweit hätte kommen können.

Draggus Blick lag auf seinen zitternden Händen. Er wusste nicht was er tun sollte. Wusste nicht ob er etwas tun konnte. Das gelbe Blut drang unaufhaltsam zwischen seinen Fingern. Draggus wäre auf der Stelle bereit gewesen beide Arme und Beine dafür zu geben, wenn es das Leben seiner Gefährtin und seiner ungeborenen Tochter hätte retten können. Doch mit dem Tod konnte man nicht feilschen.

Er resignierte.

Ein erneuter Anfall ließ den Kroganer erzittern. Als die Zuckungen abebbten blieb ein ungemein hohes Klingen im Ohr, das Sula’is Worte überdeckte. Zwei flüchtige Schatten, zogen kurz hintereinander an dem runden Ausguck in seiner Kapsel vorbei. Omega war schon ganz nah. Draggus Blick irrte umher und traf schließlich auf die Konsole. Deren holographische Darstellung spielte verrückt und wechselte laufend die Darstellung. Nach und nach vernahm er durch das Klingen hindurch auch wieder deutlich Sula’is Stimme. Diesmal jedoch mit einem synthetischen Unterton. Sie gab Befehle, herrschte ihn an. Doch Draggus verstand kein Wort. Vergangenheit und Gegenwart verschwammen zunehmend in seiner Wahrnehmung.
In einem Aufgebot an Willenskraft zwang er sich ein letztes Mal den Schmerz auszublenden und sich zu konzentrieren. Das Hologramm zeigte in ihrer Darstellung den umliegenden Teil des Asteroidenfeldes in unmittelbarer Umgebung zur Rettungskapsel. Doch anders, als kurz nach dem Absprengen Letzterer, wurde die Darstellung um zwei wesentliche Aspekte bereichert. Zum einen waren es die Silhouetten von zwei Raumjägern, von denen Draggus einen als ein vor Jahren ausgemustertes, turianisches Modell identifizierte, während der andere in seiner Form stark den schnittigen Gefährte der Nebelparder ähnelte, welche der Kroganer zu Hauf in dem Haupthangar der Invisible Hand hat stehen sehen. Zum anderen war es die Tatsache, dass die beiden Ein-Mann-Vehikel nicht in einer lockeren Formation dahinflogen, um sich an der schwebenden Ansammlung von Felsbrocken zu erfreuen, sondern in einem mörderischen Tempo umherrasten.
Der Nebelparder versuchte dabei hartnäckig an dem Heck seines Vorreiters zu bleiben und deckte diesen immer wieder mit tödlichen Salven aus seinen Bordwaffen ein. Sein Gegner hingegen, mühte sich in halsbrecherischen Manövern ab den Verfolger abzuschütteln, in der Hoffnung jener würde – auf das Zielen und Feuern zu sehr fixiert – von einem verirrten Asteroiden erfasst und pulverisiert werden. Bisher hatte es der Turianer gekonnt geschafft den Schüssen seines Gegners auszuweichen und auf einer Welle aus Weltraumschutt dahin zu gleiten, während sein menschlicher Verfolger treffsicher die Asteroiden zerlegte und seine Bordwaffen dem Hitzetod entgegen trieb. Das ganze Spektakel hätte Draggus’ Aufmerksamkeit wider komplett entgleiten können, wenn er nicht just in diesem Augenblick einen dritten, weitaus wichtigeren Aspekt bemerkt hätte. Die beiden Jäger und seine Kapsel befanden sich auf Kollisionskurs. Die Kapsel hatte gerade einen weiteren Asteroiden passiert, als der Turianer frontal auf ihn zusteuerte. Draggus sah sich schon mit dem ersten Jäger kollidieren, als dieser sein Fluggerät plötzlich hochzog und äußerst knapp an der Aussichtsluke vorbeirauschte, dass Draggus das Gefühl hatte nur die Hand ausstrecken und durch die Glasscheibe greifen zu müssen, um dessen zerkratztes Außenblech berühren zu können. Der menschliche Verfolger hatte währenddessen sein Feuer überraschenderweise eingestellt. Während der kurzen Zeit, in der sich der Turianer auf der Zielgeraden befand, hätte ihn sein Verfolger zwangsweise in der Zielerfassung haben müssen. Draggus bekam jedoch nicht die Gelegenheit sich für das Ausbleiben von tödlichem Regen der GARDIAN-Laser zu bedanken. Der turianische Jäger war seinem Verfolger nur Sekunden voraus und so sah Draggus, wie der Nebelparder-Pilot verzweifelt versuchte unterhalb der Rettungskapsel abzutauchen, um einer Kollision mit ebendieser zu entgehen. Dem Kroganer stockte der Atem, als auch dieser Raumjäger – an dem Rahmen des Bullauges vorbei – aus seinem Sichtfeld verschwand. Die angehaltene Luft wurde ihm auch prompt aus den Lungen gepresst, als die Rettungskapsel mit ungeheurer Wucht nach oben geschleudert wurde. Schlapp, wie ein Stück gepökeltes Dörrfleisch, das zum Trocknen aufgehängt wurde um als Proviant bei einer Tiefraumerkundung zu dienen, hing Draggus in dem Überrollbügel seines Sitzes. Unfähig etwas zu tun oder sich gegen den Lauf der Dinge zu wehren. Der Überrollbügel war auch das Einzige was ihn davor bewahrte wie eine Murmel in einer Glückstrommel umhergeschleudert zu werden, während sein rettendes Gefährt sich fortwährend überschlug und ins Trudeln geriet. Die künstliche Schwerkraft war – wider Erwarten – nicht ausgefallen, auch wenn Draggus sich sicher war, das vermutlich genau das in den kommenden Augenblicken stattfinden würde.
Draggus ahnte mehr, als dass er es wirklich wusste, was geschehen war. Trotz der wilden Finten und zufälligen Hacken, die der Pilot des turianischen Jägers vollführte, schien er einem bestimmten Kurs zu folgen – und einem Plan. Als die beiden Raumjäger in ihrer unerbittlichen Verfolgungsjagd zum ersten Mal als schemenhafte Silhouetten an seinem Sichtfenster vorbeizogen, hatte der Turianer wohl die Rettungskapsel als eine von der Invisible Hand ausgemacht. Durch ausgeklügelte Ausweichmanöver hatte er den Nebelparder zurück zu dieser gelockt – in der Hoffnung sein Verfolger würde nicht weiter feuern, wenn die Gefahr bestand eigene Leute zu treffen. Doch die Absicht die Insassen beider Fluggeräte miteinander kollidieren zu lassen war wohl nicht aufgegangen. Zumindest nicht vollständig. Statt der Rettungskapsel war der Nebelparder-Pilot mit dem eben passierten Asteroiden kollidiert – dessen war sich Draggus fast sicher. Nur so konnte er sich die ungeheure Wucht erklären, die sein Gefährt so rabiat aus der Bahn geworfen hatte. Doch diese Schlussfolgerung wirkte weder völlig zufrieden stellend, noch half sie ihm aus seiner momentanen Lage heraus.

‚Es hätte auch so einfach sein können’ Teilnahmslos schaute Draggus zu, wie Einrichtungsgegenstände sich quer über die Wände jagten – ohne jegliches Ziel, ohne irgendeine Ahnung über das Danach. Denn was würde wohl der Schraubenschlüssel tun, wenn er den Verbandskasten eingeholt hatte, oder was würde der Notfall-PDA wohl mit der Tube Medigel anfangen. Die Ablenkung in dem Moment – seinem letzten und einzigen Zufluchtsort – war nur von kurzer Dauer. Draggus fiel es immer schwerer sich auf die dröhnende Stimme zu konzentrieren, um einschätzen zu können, wie schlimm die Auswirkungen des Beinahe-Zusammenpralls waren. Währenddessen überschlug sich die verzerrte Stimme der VI förmlich. Der Tonlage nach zu urteilen, spuckte sie ununterbrochen irgendwelche Warnmeldungen heraus. Der Eindruck wurde durch den Umstand verstärkt, dass die einprogrammierte Intelligenz zur Untermahlung ihrer bedeutungsvoll klingenden Worte mehre Leuchten auf dem Kontrollfeld in einem tiefen Rot erstrahlen ließ. Hinzu kam, dass das holographische Anzeigefeld der Konsole immer wieder zwei Darstellungen gegenüber stellte, auf denen allem Anschein nach der Soll-Ist-Zustand der Bahnkurve zur Landung auf Omega verglichen wurde. Ein Blick aus der Aussichtsluke bestätigte Draggus schlimmste Befürchtungen. Ein lähmendes Gefühl der Hilflosigkeit machte sich in ihm breit – Sula’is Körper trieb leblos im All. Er hat sie nicht retten können. Draggus streckte die Hand aus, um seiner Gefährtin zum Abschied über das liebliche Gesicht streichen zu können. Ein letztes Mal. In Agonie riss er den Arm zurück und drückte ihn sich an die Brust. Der Schmerz überdeckte alles andere – wie immer, wenn er die verfluchte Klinge im Arm bewegte. ‚Verdammt, reiß dich zusammen. Tu was!’ Draggus bedankte sich gedanklich bei der einen Augenblick zuvor verwünschten Konsole dafür, dass er mit dem Messer daran hängen geblieben war und dass sie ihm dadurch einen klareren Blick auf das All hinter der Glasscheibe ermöglichte. Draggus sah, wie er Omega in einer fortwährenden Abwärtsspirale immer näher kam und die Raumstation stetig das Blickfeld in seinem Aussichtsfenster füllte.

Er stürzte ab.

Draggus suchender Blick mühte sich zwischen den zahlreichen Eingabemöglichkeiten der Konsole ab – unschlüssig, wie er reagieren sollte. Zumindest diese Qual der Entscheidung wurde ihm abgenommen, als die Lämpchen leicht aufflackerten und anschließend samt dem Holoprojektor und der restlichen Beleuchtung kurzerhand ausfielen. Von tiefer Dunkelheit umzingelt, die nur durch das schwache Leuchten der Sterne spärlich durchbrochen wurde, fühlte Draggus, wie er nicht mehr abwechselnd in seinen Sitz und den Überrollbügel gedrückt wurde. Stattdessen schwebte er zwischen den beiden, während die Rettungskapsel weiterhin ihre unkontrollierten Umdrehungen vollführte und sich ungebremst Omega näherte. Draggus brauchte die restlichen Gegenstände nicht zu sehen, um zu wissen was passiert war. Sein schwebender Zustand war ihm Hinweis genug. Die künstliche Schwerkraft war samt der Energieversorgung ausgefallen.

Die über die wenigen Sekunden mühevoll aufrechterhaltene Konzentration entglitt ihm völlig. Draggus atmete ein. Er wusste was jetzt folgen würde. Draggus atmete aus. Er fühlte es. Er hatte die Anzeichen schon mehrmals kommen und gehen sehen. Dennoch traf ihn der Anfall, wie der Donner eines Frühlingsgewitters. Spasmische Krämpfe ließen den Kroganer sich krümmen und winden, während die Finger sich in den Überrollbügel des Sitzes bohrten und die Füße unkoordiniert am Boden scharrten. Der Herzschlag geriet aus dem Takt. Die Atmung setzte aus. Draggus wollte die Zähne zusammenbeißen, um es leichter ertragen zu können, doch er konnte es nicht. Die zerfetzten Kaumuskeln gehorchten ihm nicht. Stattdessen quetschte er den Schaumstoffüberzug zwischen den Fingern und hoffte es würde bald vorbei sein. Als die Agonie gezeitengleich abebbte war sein Blick noch immer abwesend auf den Kosmos hinter der Glasscheibe gerichtet. Die bedrohlich näher kommende Raumstation nahm er nicht mehr war. Auch nicht das Gesicht seiner Frau. Stattdessen sah er das letzte Glied in der Kette. Akzeptanz. Die Erkenntnis Nichts – aber auch gar nichts tun zu können machte sich in seinem Inneren breit. Begleitet von dem Gefühl versagt zu haben, das sich in seinen Verstand fraß, wie die Maden in sein wundes Fleisch. Doch Draggus fehlte der Wille dieses letzte Glied auch anzunehmen. Zu akzeptieren. Er wollte es nicht. Er wünschte sich in der Zeit zurückgehen und es anders machen zu können. Er wünschte sich seine Frau zu sehen, sie in Händen zu halten, sie an sich drücken zu können. Ihre zärtlichen Berührungen an seiner Haut zu fühlen und diese zu erwidern. Er wünschte sich die Geburt seiner Tochter erleben zu können. Sie hochzuheben, ihr beim aufwachsen zu zusehen, ihr die unzähligen Wunder der Galaxie zeigen zu können. Nichts von alldem würde er je erleben. Nie würden sie zusammen die Schönheit des Meteoritenregens auf Edolus bewundern können. Nie würden sie zusammen Muscheln an den Stränden von Virmire sammeln gehen. Sie würde sich nie über ihren Schulabschluss freuen können. Er würde sie niemals lächeln sehen. Würde nie den Stolz der Elternschaft empfinden, das eigene Kind zum Erwachsenenwerden geführt zu haben. Um all das hatte er sich selbst beraubt. Die beiden Herzen setzten einen Schlag aus.
Ein ganzes Universum voller Lebewesen, die sich auf wundersamste Art und Weise zu einander hinzogen, sich zusammenschlossen, eine Familie aufbauten, sich an ihren Erfolgen erfreuten und die Rückschläge gemeinsam ertrugen. Irgendwo in diesem Universum war er. Irgendwo im Nirgendwo. Verloren im All. Allein.

Einsamkeit. Keine Erinnerungen, keine Träume, keine Sehnsüchte würden ihn aus diesem Zustand herausreißen können. Taten – Draggus blickte an sich herab – zu Taten war er nicht mehr fähig. Seine Rasse, sein Volk – zum Kämpfen geboren, lebten sie um auf irgendeinem Schlachtfeld zu sterben. War es ein Fluch außer dem Töten nichts anderes im Leben zu Gesicht zu bekommen? Ein Segen, dadurch gegenüber anderen Problemen ignorant sein zu können? Oder war es einfach ihr Schicksal – Draggus wusste keine Antwort darauf. Sein Wunsch war es etwas zu erschaffen, etwas das nicht mit dem Tod von jemandem begann und auf dem Leid anderer fortbestand.

Ein schwaches Aufflackern in seinem Körper schenkte ihm den letzten klaren Blick auf die riesige Raumstation vor ihm. Draggus musterte die unzähligen Anordnungen auf den künstlichen Auswüchsen. Die Industriegebiete, die Wohnmodule. Sah unzählige helle Punkte auf diesen leuchten. Fenster, die das Licht von heimischen Herden in den Weltraum entließen. Millionenfach wärmer als jeder Stern. ‚Schade’ Draggus bedauerte, das Omega keine äußeren Atmosphärenschichten besaß, wie ein Planet. Bedauerte, dass er mit seinem stählernen Sarg nicht in Flammen aufgehen konnte, während er auf diesen Felsbrocken hinabstürzte. Bedauerte einem Waisenkind, das womöglich irgendwo da unten sehnsuchtsvoll den nächtlichen Himmel beobachtete, nicht den Anblick einer Sternschnuppe schenken zu können.

Der Wunsch würde unerfüllt bleiben. Er war gescheitert. Für immer. Endgültig.


Omega (http://www.youtube.com/watch?v=vH1UIhwJSbU&feature=related) - das Ende aller Dinge.