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Andauril
16.04.2010, 18:55
Die Mittleren Ebenen von Nos Astra - weder so elegant und glamourös wie die Oberen Ebenen, noch so unterschwellig bedrohlich und heruntergekommen wie die Unteren Ebenen der Metropole, zeigen wie jede andere Ebene der illium'schen Hauptstadt auch den Glanz Nos Astras.

In den Wohngebieten der Mittleren Ebenen lebt Nos Astras Mittelschicht. Die Apartments und Wohnungen sind sauber, geräumig und hübsch, jedoch bei weitem nicht so luxeriös wie die teuren Penthouses und Apartments in den Wohngebieten der Oberen Ebenen. Dennoch lebt es sich hier konfortabel und angenehm. Wer hier lebt, wird sicher nicht in nächster Zeit verhungern.

Helia'Goron nar Onaevyr
16.04.2010, 20:53
< „Dark Sun“

8.27 Uhr

In den Wohngegenden der mittleren Ebenen eines der zahlreichen Wolkenkratzer angekommen, war es dank der Adresse, die ihnen der Salarianer aus dem „Dark Sun“ mitgeteilt hatte, nicht sonderlich schwer, das Gebäude zu finden, in dem Calen anscheinend lebte. Die Fassade war in schlichtem, etwas helleren grau gehalten, lediglich durchzogen von den zahlreichen Fenstern der ebenso zahlreichen Wohnungen, die sich darin zu befinden schienen.

Nach dem Betreten des Gebäudes erblickten Linnala und Helia praktisch sofort den Fahrstuhl, den die beiden Frauen sofort betraten, um damit Calens Wohnung in einem der höheren Stockwerke zu erreichen.

Der Fahrstuhl setzte sich langsam in Bewegung, außer den beiden waren keine weiteren Passagiere anwesend.
Helia empfand die Stille, die nu herrschte als seltsam bedrückend, was vermutlich an ihren jüngsten Gedankengängen lag. Sie hatten schließlich keine Ahnung, was sie dort oben erwartete…

Ich frage mich, ob er überhaupt da ist… ob er denkt, dass wir tot sind? Oder weiß er, was passiert ist? Ich denke zumindest nicht, dass er mit unserem Auftauchen rechnet… aber wenn er uns wiedererkennt und bewaffnet ist oder welche von diesen Leuten da sind, die mich verfolgen… Linnala ist ja hier, sie wird schon darauf achten, dass mir nichts passiert… wird schon schief gehen… aber ich hab trotzdem Angst… nicht nur, dass etwas passiert, sondern auch, dass er vielleicht etwas weiß und uns erzählt, das die ganze Sache noch schlimmer macht, egal auf welche Art…

Helia hatte während dieser Gedanken begonnen, sich unruhig die Hände zu reiben und hörte sofort damit auf, als es ihr auffiel, jedoch äußerte sich ihre wachsende Nervosität schließlich in einer zögerlichen Frage an Linnala:
„Was sollen wir machen, wenn wir da sind? Ich meine, vielleicht ist er ja nicht da oder macht nicht auf… naja, ich schätze, dann gehen wir einfach rein, aber wenn er da ist und… ich schätze, Sie gehen vor, aber was soll ich machen? Soll ich draußen warten, oder…“
Ich könnte es mir auch sparen, dumme Fragen zu stellen und einfach abwarten… wenn ich nicht so nervös wäre… hoffentlich passiert nichts...

Linnala Caryalan
16.04.2010, 21:21
<<< Nos Astra – „Dark Sun“-Nachtclub
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Fahrstuhl auf dem Weg zu Calens Wohnung
08:28 Uhr

Der Fahrstuhl fuhr zügig nach oben, und Linnalas graugrüne Augen beobachteten die digitale Stockwerkanzeige, die bei jedem neuen Stockwerk umsprang, mit eher geringem Interesse. Locker hatte sie eine Hand an die schwere Pistole an ihrer Hüfte gelegt, doch es sah eher nach Bequemlichkeit denn nach Kampfbereitschaft aus. Was auch der Sinn der Berührung war.

„Was sollen wir machen, wenn wir da sind? Ich meine, vielleicht ist er ja nicht da oder macht nicht auf… naja, ich schätze, dann gehen wir einfach rein, aber wenn er da ist und… ich schätze, Sie gehen vor, aber was soll ich machen? Soll ich draußen warten, oder…“ Diese Frage kam von Helia, die mit zunehmender Nähe zu Calens Wohnung nervöser zu werden schien.

„Bleiben Sie bei mir, Sie vor der Tür warten zu lassen bietet Ihren Feinden nur die Gelegenheit, Sie anzugreifen“, erwiderte Linnala, während ihre Stimme unwillkürlich Befehlston annahm. Die Elitejägerin kehrt zurück, ging es Linnala zynisch durch den Sinn. „Sie müssen auf jeden Fall tun, was ich sage. Wenn ich sage, Sie sollen sich verstecken, verstecken Sie sich. Wenn ich sage, Sie wollen in Deckung gehen, gehen Sie in Deckung. Wenn ich sage, Sie sollen wegrennen, werden Sie wegrennen. Und wenn ich sage, Sie sollen sich ducken, werden Sie auch das tun.“ Ihr Blick fixierte die Quarianerin mit unerbittlicher Kraft, und bot keine Angriffsfläche für Widerrede. „Ihr Leben hängt vielleicht davon ab, dass Sie mir vertrauen – mir, meinen Fähigkeiten und meiner Erfahrung. Verstehen Sie das?“

Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab, denn in dem Augenblick hielt der Lift an und öffnete zischend seine Tür, um die Quarianerin und die Asari in das ausgewählte Stockwerk zu entlassen.

Nur wenige Schritte von der Lifttür entfernt befand sich eine weitere Tür, die einzige auf dieser Etage, und daher konnte es nur die Gesuchte sein – die Tür, hinter der sich Calen versteckte, hinter der sich das Apartment des Turianers befand.

Linnala hatte die Tür mit vier langen, geschmeidigen Schritten erreicht und betätigte die elektronische Klingel. Ein langer, synthetischer Ton erklang und verhallte nach einigen Augenblicken in der Luft. Die schlanke Asari wartete, in entspannter Haltung, aber jederzeit bereit, jedem Angriff zu begegnen.

Die Tür glitt zischend auf. Vor Linnala stand ein Turianer und es war nicht Calen. In die glatte Stirn der Attentäterin grub sich eine zarte Falte. Wer war das? Ein Mitbewohner, ein Besucher, ein Freund oder vielleicht der Lebensgefährte?

„Ja? Was kann ich für Sie tun?“
Linnalas Lächeln war abermals charmant. „Guten Morgen, entschuldigen Sie bitte die Störung. Aber ich suche einen Turianer namens Calen. Man sagte mir, dass er hier wohnt.“
Das Misstrauen wich aus dem Gesicht des Turianers, der nicht Calen war. „Oh… dann… kommen Sie doch herein.“

Er trat zur Seite, so dass Linnala und Helia die Wohnung, in der Calen sich vielleicht irgendwo versteckte, betreten konnten.

08:29 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
17.04.2010, 20:23
Calens Wohnung

8.29 Uhr

Der fremde Turianer führte die beiden Frauen in ein relativ geräumiges Wohnzimmer, in dem sich mehrere Sitzgelegenheiten befanden und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, auf einer schwarzen Ledercouch Platz zu nehmen.

„Setzen Sie sich ruhig, auch wenn ich bezweifle, dass Sie lange bleiben werden, Calen ist nicht hier. Aber wenn Sie etwas brauchen oder ich ihm etwas ausrichten soll nur raus damit“, bot er mit freundlicher Stimme an, während Helia sich leicht nervös hinsetzte.

Ist Calen wirklich nicht da oder tut der nur so? Er scheint uns jedenfalls nicht unbedingt loswerden zu wollen… und eigentlich wirkte er eher weniger beunruhigt, nachdem Linnala ihm gesagt hatte, dass wir nach Calen suchen… wer ist das überhaupt? Weiß er, was Calen gestern gemacht hat? Und was erzählen wir ihm jetzt? Vielleicht sollten wir erstmal einen normalen Eindruck machen, einfach freundlich sein und uns am besten erstmal vorstellen…

Helia versuchte, ihre Nervosität so gut es ging abzuschütteln, bevor sie zu sprechen begann:
„Sehr freundlich, danke. Mein Name ist Helia und das hier ist meine Freundin Linnala. Wir hatten eigentlich gehofft, mit Calen persönlich sprechen zu können... wissen Sie, wo er ist?“
Der Turianer betrachtete Helia einen Moment lang und sie glaubte wieder etwas Misstrauen in seinen Augen aufflackern zu sehen.
„Ich habe keine Ahnung, wo er sich genau aufhält“, antwortete er schließlich mit einem Schulterzucken. „Mein Name ist übrigens Deviath, ich bin ein guter Freund von Calen, falls sie sich fragen, was ich in seiner Wohnung mache. Er sagte, er verreist für ein paar Tage, also passe ich auf die Wohnung auf.“

„Finden Sie es nicht merkwürdig, dass er Ihnen nicht gesagt hat, wo er hin will? Schließlich sind Sie befreundet.“, hakte Helia nach, ohne groß darüber nachzudenken. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass Deviath sehr wohl wusste, wo sich Calen befand.
„Nein, ich bin schließlich nicht sein Kindermädchen, ich muss nicht immer genau wissen, wo er sich rumtreibt“, entgegnete der Turianer ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was wollen Sie überhaupt von ihm?“

Sein Blick war fest auf Helias Visier gerichtet, die nun ein wenig in Erklärungsnot geriet. Warum hatte sie eigentlich überhaupt geredet? Sie hätte es einfach Linnala überlassen können und jetzt erwartete der Turianer natürlich eine Antwort, die Helia nicht geben konnte.
Ganz ruhig, ich muss einfach irgendwie improvisieren… er versucht wahrscheinlich, Calen zu schützen und weiß nicht, wer wir sind… wenn wir ihn irgendwie davon überzeugen könnten, dass wir auch auf Calens Seite stehen…

„Ich weiß nicht, ob wir Ihnen das sagen können“, antwortete Helia schließlich zögerlich.
„Was soll das denn heißen?“, fragte Deviath mit einem kurzen Lachen nach.
„Dass wir nur mit Calen persönlich darüber sprechen können, es ist ziemlich wichtig und wir können uns schließlich nicht hundertprozentig sicher sein, dass Sie nicht nur vorgeben, ein Freund zu sein.“
Der Turianer ließ erneut ein leicht verunsichertes Lachen hören, bevor er erwiderte:
„Was soll das werden, glauben Sie, ich wäre in Calens Wohnung eingebrochen und will ihn nur umlegen sobald er zurückkommt oder sowas? Das ist völlig absurd.
Woher kennen Sie ihn überhaupt, ich kann mich nicht erinnern, dass er Sie beide schon mal erwähnt hätte…“
„Wir sind gute Freundinnen von Calen“, erwidere Helia mit einer Spur von Ironie in der Stimme, im Geheimen jedoch etwas von sich selbst überrascht, dass sie das kleine Theaterstück so gut hinbekam…
„Wollen Sie mich verarschen? Ernsthaft, was wollen Sie von Calen?“
„Das werden wir nur ihm persönlich sagen“, entgegnete Helia mit fester Stimme.
Deviath zögerte ein paar Sekunden, in denen er unsicher zwischen Helia und Linnala hin und her blickte.
„Hören Sie, ich will Calen nicht schaden und ich weiß, dass…“ der Turianer zögerte erneut. „… ich weiß, dass er Ärger hat, aber ich werde ihnen nicht einfach vertrauen und davon ausgehen, dass Sie auf seiner Seite stehen. Wenn Sie ihm etwas wirklich wichtiges mitteilen müssen, kann ich es an ihn weiterleiten, aber ich kann ihnen nicht sagen, wo er sich aufhält.“

Calen steckt in Schwierigkeiten? Hat das etwas damit zu tun, dass wir noch am Leben sind? Oder ist es was anderes? Vielleicht kann ich es herausfinden, wenn ich weiter so tue, als wollten wir Calen helfen… aber er wirkt wirklich, als würde er seinen Freund nicht verraten…

„Vielleicht wissen Sie, dass er in Schwierigkeiten steckt, aber die sind unter Umständen größer, als Sie glauben. Wir müssen Calen treffen und mit ihm reden, wirklich.“
„Was zum… in was für Schwierigkeiten? Er hat mir nichts gesagt und es geht mich auch nichts an, aber…“
Der Turianer wirkte verwirrte und sah sich ein paar mal unsicher um, bevor er anscheinend seine Gedanken geordnet hatte und weitersprach.
„Er steckt in Schwierigkeiten, gut, das weiß ich. Ich weiß auch, dass das nicht das erste Mal ist, aber… als er mich gestern anrief war irgendwas anders. Er hatte eine riesen Angst vor irgendwas und wollte unter keinen Umständen, dass ich irgendjemandem verrate, wo er sich aufhält. Wenn Sie mir erzählen, was passiert ist und wie Sie beide da reinpassen, würde ich darüber nachdenken.“

Helia zögerte. Allmählich empfand sie es als unangenehm, dem Turianer weiterhin etwas vorzulügen, schließlich wollte er Calen anscheinend ernsthaft schützen und Helia und Linnala wollten ihn im Grunde nur als Informationsquelle nutzen. Natürlich hatte Calen Sie am Vorabend absichtlich in eine Falle gelockt, die zumindest für eine von beiden hätte tödlich enden sollen, aber nun war er anscheinend selbst in Gefahr, wenn auch nicht unbedingt aus dem Grund, dass der Plan fehlgeschlagen war. Und der Turianer hatte offensichtlich niemanden wie Linnala, der ihn im Notfall beschützen konnte…

„Calen hat wohl mit den falschen Leuten gemeinsame Sache gemacht. Er hatte anscheinend die Aufgabe ein paar Mördern, Söldnern oder was auch immer sie waren jemanden zu übergeben… fragen Sie mich nicht, warum er das getan hat, aber letztendlich hat er versagt und das gefällt diesen Leuten überhaupt nicht. Sie werden sich an ihm rächen wollen und deshalb ist es wichtig, dass wir ihn zuerst finden…“
„Dieser Idiot!“, zischte Deviath völlig unerwartet und ließ sich offensichtlich wütend und bestürzt zugleich auf einen leeren Sessel fallen.
„Das ist so typisch für ihn, wenn er mitten in der Scheiße steckt versucht er irgendetwas komplett bescheuertes um seine Haut zu retten und das geht dann so aus… normalerweise kommt er noch irgendwie mit einem blauen Auge davon, aber sowas… und Sie? Was haben Sie mit der ganzen Sache zu tun?“

„Ich… war diejenige, die er ausliefern sollte. Jetzt werden wir von den gleichen Leuten verfolgt und im Gegensatz zu mir weiß er, mit wem wir es zu tun haben. Wir müssen ihn finden, damit er uns helfen kann, diese Sache zu beenden.“
„Verstehe…“, sagte Deviath nur und blickte Helia ein paar Sekunden lang nachdenklich an.
„Ich hab keine Ahnung, ob mich das zu einem Idioten macht, aber ich kauf Ihnen das ab. Das ist genau die Art von Schwierigkeiten, die Calen zu lieben scheint. Er hat jede Menge Schulden und das bringt ihn immer wieder zu genau so einer Scheiße. Aber wenn die ihn umlegen wollen – und das hat sich gestern verdammt danach angehört – ist das langsam nicht mehr witzig. Ich werde Ihnen sagen, wo er sich versteckt, solange sie das an niemanden weitergeben und dafür sorgen, dass die ihn nicht kriegen, verstanden?“

Helia nickte. Sie fühlte sich seltsam. Einerseits war da ein gewisser Stolz, dass sie dieses improvisierte Schauspiel durchgestanden hatte, andererseits fühlte sie sich schlecht, Deviath so angelogen zu haben… aber gewissermaßen konnte es durchaus sein, dass Helia die Wahrheit gesagt hatte, dass es wirklich so war. Calen hatte sich wohl kaum spontan in Schwierigkeiten gebracht, es musste etwas mit Helias Verfolgern zu tun haben. Es würde alles wunderbar zusammenpassen.
Fast hoffte sie schon, dass es wirklich so war.

„Vielen Dank“, sagte Sie schließlich an Deviath gewandt. „Geben Sie uns die Adresse und wir brechen sofort auf. Und Sie sollten vielleicht auch gehen, wir sind schließlich nicht die einzigen, die nach Calen suchen…“

Linnala Caryalan
17.04.2010, 20:53
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Calens Wohnung
08:34 Uhr

Linnala hatte schweigend zugehört, wie Helia mit dem fremden Turianer – Deviath – sprach und es dabei tatsächlich geschafft hatte, Informationen aus ihm heraus zu kitzeln.

Nicht schlecht, Kleine. Wer hätte das gedacht? Du erweist dich tatsächlich einmal als nützlich, und nicht nur als Last… die Kunst der Diplomatie scheint dir ja in die Wiege gelegt worden zu sein. Nun, wenn es hilft…

Am Ende war Deviath sogar bereit, ihnen die Adresse zu geben, wo sie Calen höchstwahrscheinlich würden finden können.

„Vielen Dank“, endete das Gespräch schließlich mit Helias Worten. „Geben Sie und die Adresse und wir brechen sofort auf. Und Sie sollten vielleicht auch gehen, wir sind schließlich nicht die einzigen, die nach Calen suchen…“

Kluger Rat. Gehen Sie am besten, Deviath, in diese Sache wollen Sie nicht verwickelt werden. Verstecken Sie sich irgendwo, verlassen Sie Nos Astra, oder am besten gleich Illium. Es könnte bald unschön werden.

Der Turianer nickte hastig. „Ja, sollte ich wohl. Aber passen Sie auf, dass diesem Idioten nicht noch mehr passiert?“ Er gab Helia die Adresse, fluchte irgendetwas in seiner Muttersprache.

„Gut“, meinte Linnala. „Wir haben die Adresse, vielen Dank dafür. Wir sollten jetzt aufbrechen. Es scheint, als wäre diese Angelegenheit äußerst dringend.“ Sie erhob sich in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung und trat an den Turianer heran. Er überragte sie um gut zwanzig Zentimeter, und doch schien es, als sei Linnala in dem Augenblick die Größere. „Ich gebe Ihnen guten Rat, Deviath: Verlassen Sie nicht nur diese Wohnung, sondern am besten auch die Stadt. Diese Leute sind gefährlich. Wenn wir Sie finden konnten, können diese Personen es auch. Ich denke, mehr muss ich nicht sagen.“

Sie trat einen Schritt zurück, wandte sich an Helia. „Kommen Sie. Ich denke nicht, dass diese Angelegenheit weiteren Aufschub duldet.“

Kurz darauf befanden sie sich bereits im Fahrstuhl nach unten, und bestiegen gleich danach das Taxi. Linnala nannte der Taxifahrerin die Adresse, und diese lenkte das Taxi sofort hinab, immer tiefer, in die unteren Ebenen…

08:39 Uhr
>>> Nos Astra – Untere Ebenen

ME-NPC 4
25.04.2010, 17:43
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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<<< Nos Astra – Untere Ebenen
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Luftstraßen
09:29 Uhr

Laryna hielt noch immer die Schrotflinte in der Hand und hatte einen Finger locker auf den Abzug gelegt. Sie hatte nicht vor, das Mädchen zu töten, aber wenn die Kleine sich wehrte oder versuchte, abzuhauen, würde sie die Quarianerin ohne zu Zögern erschießen.

„Du bist ja ganz schön blöd“, meinte sie irgendwann. „Jetzt begreife ich auch, warum das Miststück auf dich aufpassen sollte. Du bist das wehrloseste Kind, dass Siari ins Universum gesetzt hat. Echt, hätte ich es wie du gemacht, hätte ich meine Kindheit nicht überlebt.“

Ihr war langweilig und jetzt begann sich ihr Mundwerk zu verselbstständigen. Laryna hatte nie einen Hehl aus ihrer Meinung gemacht und jemanden gegenüber, der so eindeutig unterlegen war, konnte sie erst gar nicht die Klappe halten.

„Weißt du, was das Beste an der Sache ist? Ich versaue dem Miststück ihren Job und bekomme zur Belohnung dafür auch noch ihren Kopf und einen Haufen Credits. Heute ist mein bester Tag seit langem, und eigentlich sollte ich dir dafür dankbar sein, aber… ich bin einfach nicht der dankbare Typ.“

Warum redet die Konserve nicht? Wahrscheinlich scheißt sich gerade vor Angst in ihren Strampler… bei der Göttin, ist das zu glauben? So was schicken die Quarianer raus in die große, weite, böse Galaxis? Die kann sich wahrscheinlich nicht mal selbst die Schuhe binden!

„Jedenfalls werde ich dich bei meinen Auftraggebern abliefern, und so wie ich das Miststück kenne wird sie auch bald antanzen und einen auf professionelle Killerin machen und jeden umnieten, der ihr in den Weg kommt. Und dann sage ich ihr Hallo und rechne mit ihr ab. Das Miststück ist nicht bekannt dafür, dass sie ihre Jobs unbeendet lässt. Auf den Abrechnungsteil freue ich mich am meisten. Diese Schlampe bekommt genau das, was sie verdient. Und du wirst rein gar nichts tun können, weil du nämlich dann schon längst tot bist oder zumindest nahe dran oder sonst irgendwas Hässliches. Aber vielleicht töte ich dich davor eigenhändig, und lasse sie deine Leiche finden, wie wäre das? Das würde sie rasend machen…“

Laryna grinste ein breites, hässliches Lächeln. „Was denkst du, wäre das nicht passend?“ Ihre Augen verengten sich, als die Quarianerin schwieg. Wütend hieb sie dem Mädchen mit dem Lauf ihrer Schrotflinte seitlich zwischen die Rippen. „Antworte, verdammt, ich hab dich was gefragt!“

09:31 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
26.04.2010, 20:32
Taxi-Shuttle, irgendwo in den mittleren Ebenen

9.31 Uhr

Helias Kehle entrann ein ängstlicher Schrei, als die Asari ihr völlig unvermittelt schmerzhaft in die Rippen Schlug und eine Antwort verlangte.
Helia, die nun nur noch mehr in Panik verfiel, versuchte, auf die Schnelle zumindest irgendetwas zu sagen. Diese Asari war gefährlich und anscheinend völlig unberechenbar und die junge Quarianerin hatte es schon vor ihren drohenden Worten nicht gewagt, etwas zu erwidern, einfach aus der nun nicht mehr sonderlich unbegründet erscheinenden Angst heraus, erschossen zu werden.

„Ich… ich weiß nicht, was Sie von Linnala wollen, aber ich hab nichts damit zu tun… und wenn sie mich töten machen sie die, die sie auf mich angesetzt haben nur richtig wütend… genau wie die Leute, die Linnala angeheuert haben…“, brachte Helia schließlich stotternd hervor und zog sich sofort danach noch weiter in ihre Ecke des Shuttles zurück.

Was mach ich da eigentlich? Sollte das eine Drohung sein? Das klang eher wie verzweifeltes Flehen… ist es ja auch, die würde mich ohne zu zögern töten, wenn sie mich nicht als Köder benutzen wollte… für Linnala… was will sie von ihr? Warum tut sie das? Hätte sie sich nicht einfach so Linnala schnappen können? Und nicht mich… warum muss auch ausgerechnet mir sowas passieren?! Selbst wenn sie mich nicht tötet, lande ich am Ende doch nur bei den Leuten, die mich schon die ganze Zeit jagen… und wie will Linnala mich jetzt finden? Sie wird es versuchen… und ich muss durchhalten bis sie da ist… egal was hier nun überhaupt los ist und was diese Asari von ihr will, ich kann nicht mehr tun… nur durchhalten… aber ich hab solche Angst… was haben die mit mir vor?

ME-NPC 4
26.04.2010, 21:40
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Luftstraßen
09:31 Uhr

„Ich… ich weiß nicht, was Sie von Linnala wollen, aber ich hab nichts damit zu tun… und wenn sie mich töten machen sie die, die sie auf mich angesetzt haben nur richtig wütend… genau wie die Leute, die Linnala angeheuert haben…“, stotterte die Quarianerin verängstigt auf Larynas Forderung hin, um sich gleich darauf so weit von der Asari wegzusetzen, wie es ihr möglich war und sich so klein wie möglich zu machen.

Die Kopfgeldjägerin lachte hässlich. „Ja, ich weiß, du bist vollkommen unschuldig, aber das ist mir egal. Du bist die Schutzperson des Miststücks, und in dem ich dich in meiner Gewalt habe, demütige ich diese Schlampe ordentlich, das ist es mir wert. Ich hätte sie natürlich einfach erschießen können, aber das wäre mir zu einfach. Für das, was sie mir angetan hat, verdient sie einen grausamen, schmerzhaften Tod. Außerdem hätte sie so ja nie erfahren, wer sie getötet hat, stimmt’s?“

Laryna grinste selbstzufrieden, sah aus dem Fenster, warf der Quarianerin dann erneut einen Blick zu und schwieg daraufhin für ein paar Minuten. Sinnierte darüber, wie entsetzt und schockiert und verraten Linnalas Gesichtsausdruck sein würde, wenn sie erkannte, wer gerade ihren Untergang herbeigeführt hatte…

Das Taxishuttle verlangsamte seinen Flug und hielt schließlich an. Die Pilotin wandte sich zu ihren Passagieren um, wirkte verängstigt dabei.

„Wir sind da… Mehelai-Straße 10, Apartment 5.“

Laryna erwiderte nichts, sondern öffnete einfach die Hintertür, stieß zuerst die Quarianerin nach draußen und folgte sogleich, wobei sie dem Mädchen noch „Ich bin direkt hinter dir, also denk nicht mal dran, abzuhauen!“ zuzischte.

Draußen wandte sie sich der Taxipilotin zu. „Sie verschwinden jetzt, und nein, ich bezahle sie nicht. Wenn Sie auch nur dran denken, puste ich Ihnen den Schädel weg. Hauen Sie einfach ab!“

Die Taxi-Asari erbleichte und gleich darauf verschwand das Shuttle in den Luftstraßen.

Laryna rammte der Quarianerin den Lauf ihrer Schrotflinte in den Rücken und trieb sie auf das Apartment zu, neben dessen Eingang eine gut sichtbare 5 in asarischer Schrift prangte.

Dort angekommen betätigte sie die Klingel. „Ich bringe Ihnen die Quarianerin“, knurrte sie. „Lassen Sie uns rein!“

„In Ordnung, Miss Caryalan. Folgen Sie einfach dem Korridor bis in den großen Raum, man wird sich sofort um ihr Geschenk kümmern.“

Sofort danach glitt die Tür auf. Laryna trieb die Konserve vor sich her, machte ihr zwischendurch mit einem Stoß in den Rücken Beine, während sich ein gehässiges Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete.

Sie gelangte schließlich in einen großen Raum – das Apartment war von innen wesentlich größer als angenommen, vielleicht eine Art Operationszentrale – und schubste dort die Quarianerin auf einen der harten Stühle, während sie selbst stehen blieb.

„Nett hier, stimmt’s?“, meinte sie gut gelaunt. „Gewöhn dich besser dran, denn wenn du Glück hast, bleibst du hier ’ne Weile.“ Ein hässliches Lächeln breitete sich auf Larynas Gesicht aus. „Wenn du Pech hast, allerdings…“ Sie vollführte mit der linken Hand eine flinke Bewegung entlang ihrer Kehle.

Nach etwa zwei Minuten betrat ein breit gebauter Turianer den Raum und kam direkt auf Laryna und ihre quarianische Gefangene zu…

09:40 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
28.04.2010, 20:52
Mehelai-Straße 10, Apartment 5

9.40 Uhr

Der Turianer machte keine Anstalten, sich vorzustellen, er baute sich schlicht und einfach vor der fremden Asari auf und warf Helia nur einen knappen, drohenden Blick zu, der jedoch nicht nötig gewesen wäre, um das Mädchen noch weiter einzuschüchtern.
„Gut, sie haben ihren Teil der Abmachung erledigt, Miss Caryalan. Jetzt…“

Schon wieder. Er hat es wieder gesagt, ich hab mich nicht verhört. Caryalan. Sie heißt Caryalan mit Nachnamen genau wie Linnala! Und sie will sich an ihr rächen, sie hasst sie. Sie sagte, Linnala hätte ihr etwas schreckliches angetan… und hat Linnala nicht selbst gesagt, dass sie eine Tochter hat? Die Asari sieht gar nicht aus wie Linnala, ich wäre gar nicht drauf gekommen… ob sie wirklich die Tochter ist? Oder vielleicht doch nur eine Halbschwester oder sowas? Was ist da passiert? Und was passiert mit mir?

„… da wir die Quarianerin haben, muss ich Sie bitten, zu gehen. Die Bezahlung wird auf ihr Konto überwiesen werden und die Attentäterin, der sie auf der Spur sind, wird mit Sicherheit bald in der Nähe autauchen, falls Sie sich nicht schon um sie gekümmert haben... Ich und die Quarianerin haben jedenfalls nicht vor, noch viel länger hier zu bleiben – sie wird bereits ungeduldig erwartet.“
Der Turianer warf Helia einen scharfen Blick zu, offenbar erpicht darauf, die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

Was soll das heißen, ich werde erwartet? Wer ist das? Ist er nur ein Söldner? Weiß er, wer mich verfolgen lässt? Bringt er mich direkt zu der Person, die die Fäden zieht? Und was geschieht dann… was wollen die von mir? Was wenn ich es ihnen nicht geben kann? Das will ich eigentlich gar nicht wissen. Wenn Linnala nur rechtzeitig käme… aber das wird sie nicht… ich glaube es zumindest nicht…
Helia spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Wenn alles weiterhin nach dem Plan ihrer Verfolger lief, würde sie wohl früher oder später sterben. Sie wollte das nicht, aber sie war so hilflos. Sie konnte nichts an ihrem Schicksal ändern, sie konnte nur verängstigt dasitzen und hoffen…

ME-NPC 4
28.04.2010, 22:06
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Mehelai-Straße 10, Apartment 5
09:40 Uhr

„Gut, sie haben ihren Teil der Abmachung erledigt, Miss Caryalan. Jetzt, da wir die Quarianerin haben, muss ich Sie bitten, zu gehen. Die Bezahlung wird auf ihr Konto überwiesen werden und die Attentäterin, der sie auf der Spur sind, wird mit Sicherheit bald in der Nähe autauchen, falls Sie sich nicht schon um sie gekümmert haben... Ich und die Quarianerin haben jedenfalls nicht vor, noch viel länger hier zu bleiben – sie wird bereits ungeduldig erwartet.“

Laryna verengte die Augen zu Schlitzen. „Vergessen Sie es! Ich lasse mich nicht einfach verjagen wie ein tollwütiges Varren!“

Für wen hält sich dieser Mistkerl überhaupt? Ich lasse mir diese Gelegenheit nicht mehr entgehen, nicht nach den ganzen verdammten Jahrzehnten, die ich darauf hingearbeitet habe!

„Sie müssen verstehen“, meinte der Turianer gereizt, „das sie uns nur stören würden, wenn sie weiterhin in unserer Nähe bleiben. Am Ende werden sie noch…“
„Noch was?“ Laryna baute sich vor dem Turianer auf und griff demonstrativ nach ihrer Schrotflinte. „Glauben Sie, Linnala wird aufgeben, wenn Sie feststellt, dass die Konserve nicht mehr hier ist? Sie ist eine Jägerin, genau wie ich. Sie wird nicht einfach ihre Chance auf einen Haufen Credits verpassen.“
„Und Sie kennen die Attentäterin natürlich soviel besser.“

Ja, du begriffsstutziger Arsch! Du hast ja keine Ahnung, was dich erwartet! Ihr werdet doch nie mit ihr fertig, dieses Miststück zerhackstückelt euch doch im Schlaf! Und ich werde sie nicht aufgeben, diese Hure entkommt mir nicht mehr. Und schon gar nicht, weil du meinst, mich verjagen zu müssen!

„Ja“, fauchte Laryna. „Und ich bin sogar die einzige, die sie aufhalten kann, wenn irgendwann angeschneit kommt und dich und deine dämlichen Freunde wie… wie nervige Pyjaks beseitigt. Sie brauchen mich, damit ich sie Ihnen von Hals halte!“
„Wir brauchen Sie nicht, Miss Caryalan. Sie haben ihren Job erledigt, jetzt-“
„Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?“, zischte Laryna. „Ich lasse mich nicht vertreiben. Sie nehmen mich mit, damit ich dieses Miststück abschlachten kann, wenn sie irgendwann aufkreuzt, um die Quarianerin zu retten. Sie haben keine Chance gegen eine Attentäterin mit mehr als dreihundertfünfzig Jahren Erfahrung im Töten! Und im Übrigen, Sie haben auch keine Chance gegen mich. Entweder, Sie nehmen mich mit, oder ich nehme mir die Quarianerin einfach und stelle dem Miststück selbst eine Falle. Und dafür schieße ich Ihnen den Schädel weg.“
„Die Attentäterin ist Ihnen wirklich so wichtig?“
Laryna lächelte diabolisch. „Nicht sie… aber meine Rache. Und die bekomme ich auch. Und momentan ist meine beste Chance, meine Rache zu bekommen, wenn ich bei Ihnen bleibe. Ich verliere Ihre Spur nicht, und Sie verlieren die Konserve und Ihr Leben nicht. Das klingt doch nach einem Deal, oder?“

Deine Entscheidung, du idiotischer Mistkerl. Oder geht das nicht in deinen hässlichen Schädel rein? Was ist daran so schwer zu verstehen, ich kann dich auch einfach umlegen und wir haben kein Problem mehr. Ist mir beides gleich recht.

„Also schön“, lenkte der Turianer wütend ein. „Kommen Sie mit. Aber, damit eines klar ist: Das ist das einzige Zugeständnis. Sie dürfen mitkommen, aber sie erfahren nicht, wohin und zu wem. Verstanden?“
„Verstanden“, erwiderte Laryna aggressiv. Ich freue mich schon, dir deinen hässlichen Schädel von den Schultern schießen zu dürfen. Du denkst wohl, du wärst hier der ganz große Boss, was, aber ich zeige dir schon noch, wo es lang geht. Wenn ich mit der Schlampe fertig bin, häute ich dich lebendig, du Idiot!
„In Ordnung…“

Der Turianer packte die Quarianern an den Handgelenken und zerrte sie in Richtung des Eingangs, durch den er gekommen war. Laryna folgte beiden auf dem Schritt, durch mehrere Korridore und zwei weitere Räumlichkeiten, bis in eine Art Hinterhof oder Hintergasse oder etwas in der Art.

Dort wartete bereits ein Shuttle auf den Turianer, die Asari und die Quarianerin. Auf dem Fahrersitz saß ein batarianischer Shuttlepilot, der ihnen kurz alle vier Augen zuwandte und die Shuttletüren öffnete.

Der Turianer ließ sich auf den Beifahrersitz fallen, nach dem er die Quarianerin auf den Rücksitz geschubst hatte. Laryna setzte sich neben die Quarianerin. Die Shuttletüren schlossen sich, und das Shuttle hob ab.

„Aufregend, stimmt’s?“, meinte Laryna mit einem gemeinen Grinsen an die Quarianerin gewandt. „Wir stürzen uns mitten ins Abenteuer… die Geisel, die geheimnisvollen Bösewichter und die Entführerin… und die Verfolgerin ist irgendwie da draußen und verfolgt uns verzweifelt. Keine Angst, früher oder später taucht die Schlampe bestimmt auf. Nur schade, dass sie sterben wird, bevor sie mit dir abhauen kann… tja, so spielt das Leben!“

Laryna fletschte die Zähne. „Sei ehrlich, Kleine… willst du nicht auch, dass das Miststück stirbt? Immerhin ist eine ganz schlimme Mörderin, die zu selbstsüchtig ist, um sich um ihre Tochter zu kümmern und die lieber irgendwelche Leute für andere Leute umlegt… verdient so jemand nicht den Tod, was denkst du?“ Die Kopfgeldjägerin grinste noch breiter, diabolischer. „Sie wird genau das bekommen, was sie verdient, das verspreche ich dir. Tut mir leid für dich.“

Das Shuttle flog weiterhin durch Nos Astras Luftstraßen und Laryna kannte weder das Ziel, noch die Person, zu dem sie unterwegs waren. Aber jetzt zählte ohnehin nur, dass sie ihrer Rache so nah war, wie bisher noch nie zuvor.

09:54 Uhr
>>> Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete

Helia'Goron nar Onaevyr
30.04.2010, 16:53
Shuttle

09.54 Uhr

Ob sie das verdient? Natürlich ist sie eine Mörderin, aber… ich glaube nicht, dass es das Beste ist, so jemanden einfach zu töten… und man sollte ihn schon gar nicht töten lassen… aus Rache… von der eigenen Tochter… das ist sie doch nicht wahr? Nein, das sollte nicht passieren. Und es wird doch nicht passieren, oder? Linnala ist besser… besser als ihre Tochter… aber was ist, wenn sie es nicht kann. Hat sie vielleicht noch genug Gefühle für ihre Tochter, um sie zu verschonen? Oder ist sie ihr vollkommen egal? Irgendetwas muss diesen Hass doch ausgelöst haben… ob er berechtigt ist? Kann so etwas wirklich berechtigt sein? Ich weiß nicht, was da passiert ist…

Helia sah aus dem Fenster des Shuttles. Der inzwischen fast ein klein wenig vertraute Anblick Nos Astras hatte eine fast beruhigende Wirkung auf die nach wie vor völlig verängstigte Quarianerin. Wenn sie nur die Stadt betrachtete und versuchte, zu ignorieren, in welcher Situation sie sich befand und mit wem sie im Shuttle saß… dann konnte sie sich fast vorstellen, dass alles in Ordnung wäre. Sie wollte sich nicht mit der Realität außeinandersetzen müssen, mit dem, was womöglich mit ihr geschehen würde… aber sie konnte es nicht vollkommen verdrängen. Es war schlicht und einfach zu präsent. Sie würde sterben. Das war fast sicher. Aber sie wollte es nicht und sie wollte auch nicht wissen, dass es so war. Doch egal, wie sehr sie sich auch ablenken wollte, sie spürte es einfach.

„Ehm, hey, warum haben wir jetzt noch mal die Asari dabei? Du hast gesagt, die wirst du los, sobald wir die Quarianerin haben“, ertönte es mit einem Mal im Shuttle, zwar leise, aber für Helia und die Asari, Linnalas Tochter, durchaus zu verstehen.
„Sie bleibt. Falls die verdammte Attentäterin noch auftaucht“, knurrte der Turianer zurück.
„Das wird der Alten nicht unbedingt gefallen…“
„Die wird das nicht mitbekommen und jetzt halt dein dummes Maul. Die Asari hat von nichts eine Ahnung.“

Die Alte? Eine Frau? Die, die mich verfolgen lässt? Sind das ihre Leute oder Söldner? Was wissen die? Und wohin fliegen wir? Nach oben, glaube ich… aber zu wem und warum?

> Obere Ebenen; Wohngebiete

Linnala Caryalan
08.05.2010, 17:18
<<<Nos Astra – Mittlere Ebenen: Geschäftsviertel
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
10:06 Uhr

Göttin, wie langsam kann man fliegen? Beeilen Sie sich, Sie Idiot!, fuhr es Linnala aufgebracht durch den Kopf, während sie auf den Hinterkopf des Turianers starrte, der das Taxishuttle durch die Wohngebiete der mittleren Ebenen steuerte.

Weiß traten ihre Knöchel hervor, die ihre schwere Pistole fest umklammerten, und dabei in ihre glatte, hellblaue Haut schnitten. Die Lippen waren zusammen gepresst.

Jeden Augenblick konnte es zu spät sein. Bei der Göttin, vielleicht war es das bereits!

„Wir sind da. Mehelai Straße, Aparmant 5. Das macht dann siebenundzwanzig Credits.“

Es geht um Leben und Tod und du Idiot willst in dieser Situation Credits von mir? Verachtung blitzte aus Linnalas Augen, während sie mit versteinertem Gesicht den Betrag abbuchte und dann eilig auf das Apartment zustürmte und sich nicht um den Taxipiloten kümmerte, dessen Blicke sich soeben in ihren Rücken bohrten. Voller Verwirrung und natürlich ebenso unwissend.

„Erbärmlich“, murmelte sie verachtungsvoll. Sie ignorierte ihn.

Linnala betrachtete die Tür, welche natürlich geschlossen – und wahrscheinlich auch verschlossen – war. Es sah nicht nach einer Festung aus. Nach einer ganz normalen Tür, wie sie es zu hunderten gab. Aber wahrscheinlich war sie weit mehr als das.

Linnala schaltete ihr Universalwerkzeug ein und begann mit einem schnellen Check. Ein leiser, gereizter Seufzer entkam ihren Lippen. Ein fähiger Hacker hätte diese Tür innerhalb von Sekunden öffnen können, aber Tech war nicht wirklich ihre Stärke.

Dann eben anders. Sie atmete tief durch und sammelte sich. Konzentrierte sich. Spannte sich an, bis eine biotische Aura sie umflirrte und ihre Umrisse zu verwischen schien. Die biotische Kraft in ihr schwoll an, bis sie glaubte, jeden Augenblick explodieren zu müssen vor Energie.

Um ihre Hände verdichtete sich das Flimmern und Linnala atmete ein letztes Mal tief und konzentriert durch, ehe sie eine heftige, kurze Bewegung mit den Händen ausführte und der Warp die Tür mehr oder weniger stark deformierte – so stark, dass ein Spalt entstand, der breit genug war, damit sich die gelenkige Attentäterin hindurch zwängen konnte.

Drinnen angekommen verharrte Linnala für eine Sekunde und sah sich um. Glatte, weiße, nichts sagende Wände umgaben sie. Sie befand sich in einem Flur, der einige Meter von ihr entfernt endete.

Noch immer von einem biotischen Flimmern umgeben, folgte Linnala dem Gang und betrat einen ziemlich geräumigen Raum, der nach Wartezimmer aussah – nur zwei Nummern größer. Er war verlassen. Nur einige Tische und Stühle standen darin herum, und Neonlichter erfüllten den Raum mit einem hellen, klinisch wirkenden Licht.

Keine Spur von Helia.

Sie ist hier irgendwo. Vermutlich in einer anderen Etage, wahrscheinlich weiter oben. So ist leichter, sie zu bewachen. Wie auch immer, ich muss mir Zugriff auf die Gebäudepläne verschaffen… und jemanden finden, der weiß, wo sie ist. Linnala sah sich um, verengte misstrauisch die graugrünen Augen. Seltsam, ich bin nicht gerade unauffällig eingedrungen, irgendjemanden muss es doch aufgefallen sein… sie sind gewiss nicht derart nachlässig, dass sie Eindringlinge nicht bemerken. Und vielleicht haben sie mich sogar erwartet. Wie auch immer, ich kann nicht warten. Ich habe keine Zeit. Jede Sekunde, die ich verliere… wirkt sich vielleicht fatal aus.

Linnala bewegte sich leichtfüßig und zügig durch den Raum, durchmaß ihn mit langen, geschmeidigen Schritten. Aufmerksam sah sie sich um. Wachsam lauschte sie auf jedes Geräusch. Ihre Muskeln waren angespannt. Ihr Körper war umflirrt von biotischer Energie. Ihre rechte Hand umfasste mit festem Griff ihre schwere Pistole, bereit, die Waffe jederzeit zu ziehen.

Sie hatte gerade den Eingang gegenüber der Tür, durch die sie den Raum betreten hatte, erreicht, als Alarm erklang. Schrill und Nerven zerfetzend heulte er durch den Saal und informierte jede Person, die sich hier aufhielt, darüber, dass es einen Eindringling gab.

Die Tür vor Linnala glitt zischend auf. Und dann hörte sie Schüsse… direkt vor sich…

10:12 Uhr

Linnala Caryalan
10.05.2010, 18:50
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
10:12 Uhr

Linnala rollte sich zur Seite ab, entging dadurch knapp der ersten Salve gegnerischen Feuers und schmiegte ihren athletischen, schlanken Körper gegen die Wand neben der noch immer geöffneten Tür.

Dort verharrte sie und fokussierte ihre biotische Energie, bis das Flimmern um ihren Körper ihre Umrisse zu verwischen schien. Als der erste Angreifer aus dem Korridor stürmte, dann herum wirbelte und ihr direkt in die Augen sah, reagierte die Attentäterin sofort.

Mit einer geschmeidigen Bewegung federte sie sich vom Boden ab und richtete dabei ihre Pistole auf den Körper des Feindes. Während ihr gelenkiger Körper in einer Flugrolle über den Kopf des Mannes katapultiert wurde, zog sie den Abzug. Ein Schuss aus nächster Nähe in den Hinterkopf des Menschen ließ einen feinen Sprühregen aus Blut aufspritzen, als Linnala schließlich geschmeidig wieder aufkam und sofort herumwirbelte.

Ihre Pistole auf die beiden übrigen Feinde gerichtet, wich sie tänzelnd einige Schritte zurück und feuerte dabei einige, nicht wirklich gezielte, Schüsse ab. Sie wollte ihre Feinde nur auf Distanz halten, während sie ihre biotischen Kräfte kanalisierte.

Doch einer von ihnen kam, trotz der Schüsse aus ihrer schweren Pistole, beunruhigend nahe heran und zauberte von irgendwie ein langes Messer hervor, um sofort wild auf die Asari loszugehen.

Linnala, die wusste, dass ihre Schilde und biotischen Barrieren nichts gegen Angriffe aus nächster Nähe auszurichten vermochten, hörte auf zu feuern und konzentrierte sich vollständig darauf, den wilden Angriffen ihres Gegners auszuweichen. Tänzelnd wich sie vor einem Messerstich zurück, tauchte unter einem weiteren mit einer eleganten Rolle hinweg oder sprang über einen tiefen Stich, der auch ihre Kniescheiben zielte.

Wachsam behielt sie dabei die Bewegungen ihres Gegners im Auge und studierte ihn sorgfältig, suchte nach einer Schwachstelle, einem Muster in seinen Angriffen. Niemand war unbesiegbar, das war etwas, was sie im Laufe ihrer über vierhundert Jahre gelernt hatte.

Tänzelnd wich sie vor einem weiteren, weiten Schwinger des Messerstechers vor sich zurück, und wirbelte zur Seite weg, als gleich darauf wieder zu stoßen wollte. Sie bemerkte, dass er blinzelte. Die Schnelligkeit ihrer Bewegungen verwirrte ihn anscheinend.

Linnala spürte Befriedigung in sich aufsteigen. Ja, das war seine Schwachstelle, sein wunder Punkt. Jetzt musste sie nur noch schnell sein… im wahrsten Sinne des Wortes.

Ihre Bewegungen beschleunigten, sie wirbelte um ihn herum und ließ ihm keine Gelegenheit mehr, anzugreifen. Dabei zielte sie nicht darauf ab, ihrerseits anzugreifen, sondern wollte ihn nur weiter verwirren, während sie ihn in die richtige Position brachte…

Ihre von Biotik beschleunigten Bewegung verwischten, und als er das nächste Mal anzugreifen versuchte, war sie nicht mehr da, als er zustieß. Der Mann verlor das Gleichgewicht, stolperte, stürzte. Linnala zögerte keine Sekunde, sondern feuerte sofort einen Schuss in seinen Hinterkopf, ehe er sich erheben konnte.

Jetzt war nur noch der letzte übrig. Der Batarianer, der mit dem Beschuss aufgehört hatte, offenkundig aus Furcht, seinen Kumpan ebenfalls zu treffen. Jetzt, da sein Freund tot war, hob er die Waffe wieder und feuerte.

Linnala ließ sich instinktartig in eine Seitwärtsrolle fallen und entging um Haaresbreite der Salve aus dem MG des Batarianers. Noch im Rollen hatte sie ihre schwere Pistole weggesteckt und das Kampfmesser gezogen.

Einer musste überleben. Vorläufig.

Sie kam federnd wieder auf die Füße auf und sprintete auf ihren Gegner zu. Ihr Sturmlauf riss den Batarianer von den Füßen. Sie spürte, wie ihre Schilde mehrere Treffer absorbierten.

Das Kampfmesser presste sich an die Kehle des vieräugigen Aliens, und ihre graugrünen Augen bohrten sich unbarmherzig in die unteren Augen des Batarianers, ohne das obere Paar auch nur zu beachten. Vieräugigkeit konnte sie nicht einschüchtern, Linnala war keine unsichere Persönlichkeit.

„Warum tötest du mich nicht, Tänzerin?“, flüsterte der Batarianer. Alle vier Augen waren vor Entsetzen und Todesangst weit aufgerissen. Und er kannte ihren „Künstlernamen“. Er hatte also bereits von ihr gehört.

Unbarmherzig sah die Attentäterin ihn an, ihre kalten Augen schienen ihn zu durchbohren wie zwei Dolche. Wenn Blicke töten könnten, wäre er jetzt längst tot.

„Du bist nicht in der Position, Fragen zu stellen“, erwiderte Linnala kalt.
„Was willst du von mir?“
„Antworten.“
„A-a-antworten? Worauf?“
„Wo ist die Quarianerin.“

Der Batarianer starrte sie an, lange, verwirrt, offenbar hatte er keine Ahnung, wovon sie sprach. Linnalas Augen verengten sich leicht. Verachtung blitzte aus der graugrünen Iris.

Willst du mich für dumm verkaufen, Batarianer? Das ist eine ausgesprochen dumme Idee. Dir muss doch klar sein, dass ich dein jämmerliches Leben jeden Augenblick beenden könnte.

„Wo ist die Quarianerin“, wiederholte sie, diesmal mit so eisiger, scharfer Stimme, dass der Batarianer zusammen zuckte.

„Ich weiß es nicht!“
„Was soll das heißen?“ Sie schrie nicht, ihre Stimme war vollkommen ruhig. Und das war das wirklich furchteinflößende.

Der Batarianer schluckte sichtlich, er verkrampfte sich und verdrehte angstvoll die Augen. Er hatte Angst vor ihr. Linnala konnte es sehen. Sie registrierte es, doch es kümmerte sie nicht. Sollte er sie doch fürchten.

„D… das heißt, ich weiß es nicht.“
„War die Quarianerin hier?“, versuchte Linnala es mit einer anderen Frage.
„J-ja… es ist g-gar nicht lange her. Sie kam mit einer anderen Asari hier an. Einer Kopfgeldjägerin… glaube ich. Ich habe nicht viel mitbekommen…“
„Und was ist dann geschehen?“
„Der… der Turianer… Tar’ik, ist mit der Kopfgeldjägerin und der… der Quarianerin verschwunden. Sie… sie sind nicht mehr… hier…“

Eis ergoss sich in Linnalas Adern und fror ihr Blut ein. Ihr Inneres schien gefühllos zu werden und taub. Ihre Lippen pressten sich zu einer blutleeren Linie zusammen.

„Sie ist nicht hier?“, wiederholte sie, ihre Stimme klang angespannt. „Wohin hat man sie gebracht?“

Ich bin zu spät! Ich war nicht rechtzeitig hier! Ich habe versagt!

„Ich… ich weiß es nicht. Ich habe n-nur gesehen, wie man sie hier w-weggebracht hat.“

Linnala atmete tief durch, klärte ihren Verstand und spürte, wie Hass in ihr aufstieg, finster und schwarz, und in ihr den Wunsch hervorrief, grausame Rache zu nehmen. Ihre Selbstbeherrschung schien zu bröckeln.

„Ma’am… Ma’am, darf ich… darf ich jetzt… ich habe alles gesagt… lassen Sie mich leben…?“

Linnalas Antwort bestand darin, dass sie ihm mit einer blitzschnellen Bewegung die Halsschlagader durchtrennte. Er würgte, sein Mund füllte sich mit Blut, und die Augen – alle vier – trübten ein.

„Nein“, erwiderte sie.

Sie säuberte ihr Messer und steckte es in die Scheide an ihrem Unterschenkel zurück, ehe sie sich erhob und sich umwandte, um die Basis zu verlassen… sie glaubte dem Batarianer. Er hatte nicht gelogen. Egal, wie verlogen diese Spezies sonst war, niemand log, wenn er seinem Tod ins Auge blickte…

Dennoch… sie wünschte sich, er hätte gelogen. Denn das würde heißen, dass Helia sich irgendwo in diesem Gebäude aufhielt.

Und das hätte ihr das Leben sehr erleichtert.

10:17 Uhr

Linnala Caryalan
13.05.2010, 10:47
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
10:17 Uhr

Der Ausgang war beinahe erreicht, Linnala musste ihren schlanken Körper nur noch durch den Spalt hindurch zwängen. Doch etwas – vielleicht auch jemand – hielt sie auf und ließ sie verharren.

Ein Gedanke, eine Idee, hatte sich ihrer bemächtigt und säte nun die Saat einer kleinen Hoffnung in ihr Herz. Entschlossen wandte Linnala sich erneut um, ging den Weg zurück, den sie gekommen war.

Helia war hier. Und nicht alle, die sich hier aufhalten, können so ahnungslos wie der Batarianer sein. Irgendjemand wird wissen, wohin man Helia gebracht hat. Ich muss diese Person nur finden und zum Reden bringen.

Linnala stieg über die drei Leichen hinweg, die vor einigen Minuten noch lebendig gewesen und so töricht waren, sich ihr in den Weg zu stellen. Ihre Beachtung galt ihnen nicht länger, längst war ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes fokussiert.

Diejenigen, die mehr wussten, befanden sich nicht in der Nähe. Nicht hier auf dem diesem Stockwerk, wo die Tänzerin gekämpft hatte, hielten sie sich auf. Diese Personen waren zu wichtig, zu feige, um sich auf demselben Stockwerk wie die Tänzerin aufzuhalten.

Also musste Linnala nach oben oder nach unten. Dort würde sie Antworten finden. Spuren. Hinweise. Niemand verschwand wirklich spurlos. Niemand verwischte jemals wirklich alle Spuren. Und für jemanden wie sie, die jahrhunderte damit verbracht hatte, Zielpersonen aufzuspüren, war dies hier nicht die größte Herausforderung.

Zu allererst brauchte sie einen Plan des Gebäudes. Und danach würde ihr der Feind persönlich verraten müssen, wohin Helia’Goron gebracht worden war.

10:20 Uhr

Linnala Caryalan
16.05.2010, 21:11
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
10:20 Uhr

Linnala betrat einen kleinen Raum, der anscheinend direkt an das große Wartezimmer angrenzte und außer einem Terminal, einem Tisch und einigen Diskettenschränken weiter nichts enthielt.

Sie ging zu dem Terminal hinüber und stellte fest, dass es hochgefahren war – der Holobildschirm zeigte ein eingeschaltetes Interface. Offenkundig hatte vor kurzem noch jemand an diesem Terminal gearbeitet. Möglicherweise war diese Person sogar unter jenen gewesen, die sie angegriffen hatten.

Die schlanke Asari setzte sich hinter das Terminal und zog ihr Universalwerkzeug hervor. Ein feines Stirnrunzeln furchte ihre glatte Stirn. Sie war eine Meisterin der Kampfkunst, und eine starke Biotikerin, doch mit Technik hatte sie nur rudimentäre Erfahrung. Wie also sollte sie aus dem System herauskitzeln, was sie wissen wollte?

„Gebäudeplan anzeigen“, sagte sie zu dem Terminal, ein schwacher Versuch, geboren aus zaghafter und törichter Hoffnung, und nicht aus dem Nutzen eines klaren, kühlen Verstandes.

„Stimme: unbekannt. Sie sind kein autorisierter Benutzer dieser Plattform“, erklang die synthetische Stimme einer VI vor der nun von leiser Frustration befallenen Attentäterin.

Denk nach, Linnala. Es gibt einen Weg, es gibt immer einen Weg. Er mag verborgen sein, unsichtbar, nur schwer zu erkennen, aber einen Weg gibt es. Wenn ich es nicht kann, und es mir auch nicht gelingt, dann…

Ein kurzes Lächeln strich über ihr Gesicht, als die mögliche Lösung ihr einfiel. Sie holte ihr Komm hervor und startete den Anruf, der sich in dieser Situation möglicherweise als rettend erweisen konnte.

„Ja? Wer ruft an? Hier ist Yunan, aber ich warne Sie. Ich bin beschäftigt, viel zu tun, also fassen Sie sich kurz, sonst…“
„Beruhige dich. Ich bin es nur, die Tänzerin.“
Schweigen, dann: „Wirklich? Linnala! Du meine Güte, du meine Güte, heute meldest du dich aber wirklich oft bei mir, wie überraschend. Nicht, dass es mich stören würde, ganz und gar nicht! Es ist immer eine Freude für mich, mit dir zu tun zu haben. Vielleicht begreifen die anderen es nicht, aber du bist ein guter S… naja, vielleicht kein guter Salarianer, aber eine gute Seele, das bestimmt. Irgendwo, tief verborgen unter den Schichten aus Eis und Stein, hast du ein gutes Herz, sonst hättest du mich nicht gerettet, und sonst würdest du nicht wie eine Irre nach der Quarianerin suchen, die dir abhanden gekommen ist, stimmt’s? Übrigens, wie schreitet deine Suche voran, irgendetwas neues, hast du sie schon gefunden? Wenn ja, ist das natürlich fantastisch und wenn nicht… nun ja, weniger. Aber dann…“
„Yunan. Ich habe wenig Zeit und brauche jetzt deine Hilfe.“
„Oh, jetzt? Du meinst gleich? In dieser Sekunde, dieser Minute, diesem Augenblick? Nicht in zwei Stunden oder morgen, sondern jetzt?“
„Sehr richtig. Jetzt. Also, wirst du nun helfen oder nicht?“
„Natürlich! Gar keine Frage! Immer doch! Du weißt doch, wie sehr ich es liebe, dir behilflich zu sein, Tänzerin! Also, womit kann ich dienen, was ich kann tun?“
„Ich brauche eine Autorisierung für ein System, in dem ich… nicht autorisiert bin.“
„Ah… welcher Art?“
„Es reagiert auf Stimmen. Und meine Stimme…“
„… ist nicht im Programm gespeichert? Kein Problem, das haben wir gleich… verbinde erst einmal dein Universalwerkzeug mit dem Terminal, und für den Rest sorge ich schon. Keine Sorge, das geht schnell! Du musst nur sprechen, wenn ich es dir sage!“
„In Ordnung. Aber du beeilst dich.“
„Immer! Ich bitte dich, Linnala, wann ich habe dich jemals enttäuscht?“

Linnala erwiderte nichts, sondern schaltete ihr Universalwerkzeug ein und verband es wortlos, schweigend, mit dem Terminal. Zumindest dafür reichten ihre technischen Fähigkeiten aus.

„Sehr gut! Gleich haben wir es…“ Es folgte eine längere – oder war sie doch kurz? – Pause, ehe Yunans Stimme erneut zu hören war: „Sag etwas, Linnala. Sonst funktioniert es nicht.“
„Yunan, ich hoffe, deine kleinen Tricks und Technikspielereien helfen wirklich!“
„Neuer Nutzer registriert. Willkommen, Nutzer 142. Sie haben Zugang zum System.“
Linnala stieß langsam die Luft aus ihren Lungen aus. „Danke.“
„Kein Problem! Ich weiß, dass ich ein Genie bin. Aber jetzt muss ich aufhören, schluss machen, auflegen. Tut mir leid. Wirklich. Aber ich habe wirklich keine Zeit, muss noch diesen Virus fertig programmieren. Komplizierte Arbeit, erfordert Konzentration. Bis bald, Linnala!“
„Bis bald. Ende.“

Linnala lächelte schmal. Yunan war umständlich, redete zuviel – selbst für einen Salarianer -, hatte eine naive Einstellung gegenüber Gewalt und manchmal strapazierter er ihre Geduld und ihre Nerven, aber er war…

Wenn ich Freunde hätte, würde ich sagen, er ist ein Freund, aber da ich keine Freunde habe, entfällt diese Überlegung. Aber er ist einem Freund zumindest recht nahe. Zumindest ist es doch das, was andere als Freundschaft bezeichnen, oder? Er hilft mir, unentgeltlich. Ohne zu zögern, einfach so. Und er freut sich, wenn wir uns begegnen oder miteinander zutun haben. Er hat etwas für mich übrig. Er! Für mich! Das ist schon fast lächerlich, aber andererseits… nett. Auf eine lächerliche Weise.

Linnala schüttelte den Kopf, vertrieb den Gedanken. Ihr Blick heftete sich auf das Terminal.

„Gebäudeplan anzeigen.“
„Zeige Gebäudeplan.“ Eine detaillierte 3D-Karte des Gebäudes erschien vor ihr. Feine Schriftzüge schwebten über den einzelnen Räumlichkeiten und wiesen aus, worum es sich dabei handelte. Linnala beugte sich etwas vor und studierte den Gebäudeplan sehr genau. Zwei Stockwerke über ihr Befanden sich die Büros der wichtigeren Personen…
„VI – speichere den Gebäudeplan auf einem Universalwerkzeug.“
„Verstanden. Download das Gebäudeplans…. Abgeschlossen.“
„Das wäre erst einmal alles. Danke.“
„Es war mir eine Freude, mit Ihnen zu tun zu haben, Nutzer 142.“

Linnala erhob sich, schaltete ihr Universalwerkzeug auf Stand-by und trennte es von dem Terminal. Mit langen, raschen, von der tödlichen Anmut einer Raubkatze kündenden Schritten verließ sie das Büro und machte sich auf den Weg zu den Lifts.

10:25 Uhr

Linnala Caryalan
18.05.2010, 14:40
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
10:25 Uhr

Der Lift näherte sich schnell – aber für Linnalas Geschmack immer noch zu langsam – den oberen Stockwerken. Linnala beobachtete ihren Weg auf der digitalen Anzeige neben der Tür.

Unruhe hatte die Attentäterin ergriffen und quälte sie jetzt. Sie musste herausfinden, was mit ihrem Schützling geschehen war, wohin man sie gebracht hatte und wer sie jetzt, in diesem Augenblick, in seiner Gewalt hatte. Sie musste herausfinden, wo man sie festhielt und auf welche Weise sie geschützt war. Es gab so vieles, was sie herausfinden musste.

Es ging um einen Haufen Credits, um ihren Ruf in der Attentäterszene, ihre Ehre und zu guter Letzt ging es um ein Leben. Das Leben einer Unschuldigen.

Du wirst weich, Linnala. Das Mädchen sollte dir egal sein. Sie muss überleben und in Sicherheit sein, weil dein Auftraggeber es so will und weil er dich dafür bezahlt. Alles andere sollte unwichtig sein. Belanglos. Diese Quarianerin ist genauso wertlos wie jeder andere. Verachtenswert. Jämmerlich. Ihr Leben ist nur deswegen von Bedeutung, weil jemand nicht will, dass sie stirbt. Und wenn dieser jemand sich anders entscheidet, und du dafür sorgen sollst, dass sie doch stirbt, verliert ihr Leben seine Bedeutung und du tötest sie. Persönliche Gefühle sollten dir hierbei nicht im Wege stehen, rief Linnala sich selbst zur Ordnung.

Sie verabscheute diesen Auftrag allmählich immer mehr. Sie verabscheute, was er mit ihr machte. Sie hatte die Distanz zwischen sich und der Quarianerin verringert, und jetzt konnte sie nicht mehr zurück, konnte sich nicht mehr einreden, dass es ihr persönlich egal war, was mit dem Mädchen geschah. Sie hatte zugelassen, dass diese Angelegenheit für sie persönlich wurde, und damit in ihren eigenen Augen an Ansehen verloren. Es war demütigend.

Der Fahrstuhl hielt und entließ Linnala in das angestrebte Stockwerk. Die Attentäterin rief die Karte des Gebäudes auf, die sie vor kurzem erst aus dem System des Terminals herunter geladen hatte und studierte sie noch einmal. Sie betrachtete sie sorgfältig, ehe sie ihren Weg fortsetzte.

Und ihre Suche nach Antworten.

10:27 Uhr

Linnala Caryalan
22.05.2010, 16:34
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
10:27 Uhr

Wie ein Schatten glitt die asarische Attentäterin durch den Gang, schnell und dabei doch stets wachsam, leise und unauffällig, mit graziöser Eleganz. Wenn sie Glück hatte, erreichte sie ihr Ziel, bevor man ihrer Gewahr wurde und hatte das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Wenn sie Pech hatte, hatten die sicherlich überall installierten Überwachungskameras sie bereits erspäht und ihr Kommen angekündigt.

Doch egal, was nun der Fall sein würde: Sie würde nicht scheitern, und sie würde die Informationen erlangen, die sie so dringend benötigte. Diese Informationen, die für die Erfüllung ihres Auftrages unabdinglich waren, so wichtig, wie für Linnala die Luft, die sie atmete.

Unpersönlich und steril waren die Gänge, die sie umgaben. Weiß auf weiß, sie boten nichts, woran das Auge hängen blieb. Sauber waren sie, fast klinisch rein, und Linnalas elegante Silhouette spiegelte sich schwach darin, folgte ihr zusammen mit ihrem Schatten lautlos durch die Gänge.

Was war das?

Die Attentäterin verharrte, reglos, erstarrte zur Statue. Nur der langsam auströmende Atem verriet, dass sie lebte und nicht versteinert war. Langsam suchten ihre graugrünen Augen den Gang ab, doch weder vor noch hinter ihr hielt sich jemand auf. Sie war vollkommen allein in diesem so steril wirkenden, weißen Korridor.

Leise setzte die Attentäterin einen Fuß vor den anderen, und damit auch ihren Weg fort. Mit federnden, leisen Schritten folgte sie dem Korridor, blieb an der nächsten Gangkreuzung jedoch stehen, um den Gebäudeplan aufzurufen.

Ihr weiterer Weg führte sie nach links, den Gang entlang, bis zu einer Tür. Linnala wollte sie gerade selbst öffnen, als sie sich zischend aufschob und den Blick in ein ordentliches Büro eröffnete, dessen Ausstattung komfortabel, doch gleichermaßen unpersönlich wie der hinter ihr liegende Korridor war. Linnala trat ein.

Und dort, hinter dem Schreibtisch, saß in gelassener Haltung eine Asari undefinierbaren Alters, welche die Fingerspitzen aneinandergelegt und die Ellbogen auf der Tischplatte abgestützt, sich zu ihr vorbeugte. Das Gesicht der Asari war entspannt, ruhig, nahezu gelangweilt. Angst, Furcht, ja Panik sah anders aus.

Die graugrünen Augen der Attentäterin verengten sich, misstrauisch. Ein kaum merkliches, biotisches Flimmern umgab ihren Körper angesichts der möglichen Bedrohung, die von jener Asari vor sich ausging.

„Willkommen“, grüßte die fremde Asari sie mit melodischer, dunkler Stimme und äußerster Ruhe. Als jage ihr die Tatsache, dass sie einer für gnadenlose Effizienz und Kaltblütigkeit bekannten Attentäterin gegenübersaß, nicht im geringsten Angst ein. „Setzen Sie sich doch, wir haben einiges zu besprechen.“

Hinter Linnala schloss sich die Tür mit einem endgültigen Zischen.

10:29 Uhr

Linnala Caryalan
22.05.2010, 23:29
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
10:29 Uhr

Linnala blieb stehen, wo sie war. Die schlanken Arme vor der Brust verschränkt, sah sie ihr Gegenüber aus verengten Augen argwöhnisch an. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, ein Gefühl, dass durch die geschlossene Tür in ihrem Rücken noch weiter verstärkt wurde.

„Sie müssen nicht hier stehen bleiben, Tänzerin. Es spricht sich viel besser, wenn man sich dabei in die Augen sehen kann.“

Linnalas Lippen wurden schmal und blutleer, als sie sie aufeinander presste. Sie fühlte sich von ihrem Gegenüber verhöhnt, und wenn sie eines nicht leiden konnte, dann war es das. Sie hatte gerne alles unter Kontrolle, sah sich am liebsten in der dominanten Rolle. Jetzt aber war sie in die Defensive gedrängt und dieses Gefühl sagte der selbstbewussten Attentäterin nicht im Geringsten zu.

Innerlich widerstrebend, doch nach außen Gleichgültigkeit und kalte Arroganz vorschützend, ließ sie sich anmutig auf dem Stuhl nieder, der an der anderen Seite des Schreibtisches stand. Nun konnte sie der Asari vor sich in die Augen sehen.

Diese waren kalt, berechnend. Bar jeder Emotion. Den ihren gar nicht unähnlich, doch violett statt graugrün. Linnala erwiderte den Blick der fremden Asari, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie spürte Willenstärke in diesen Augen, Autorität. Und eine Gleichgültigkeit gegenüber der Galaxis und allen, die darin lebten.

Ist das die Art, auf die ich meine Gegenüber ansehe? Wie beängstigend muss es wohl auf jene wirken, die schwachen Willens sind? Doch diese Autorität büße ich nun ein, ich muss vorsichtig agieren, mit Bedacht, vorausschauend. Wir sind uns ähnlich, diese Asari und ich. Ich darf mir keinen Fehler erlauben, denn sie wird es auch nicht tun.

„Nun, Linnala… so spricht es sich doch gleich wesentlich besser, nicht wahr?“

Linnala taxierte die andere Asari mit eisigen Blicken. Eine Antwort blieb sie ihr schuldig. Die Attentäterin fühlte sich nicht verpflichtet, auf diese Frage eine Antwort zu geben.

„Mein Name ist Nellaris Castarian. Vielleicht haben Sie schon einmal von mir gehört?“

Der Name ließ Linnala tatsächlich aufhorchen. Doch ihre Stimme war unbewegt, als sie antwortete: „Nellaris, die Schattenspinne. Wie könnte ich nicht von Ihnen gehört haben.“

„Ja, welch romantisch verklärter Name, nicht wahr? Aber es freut mich, dass mein Name Ihnen offenbar etwas sagt.“ Nellaris lächelte schmal. Es lag etwas Einlullendes in diesem Lächeln, als wolle sie Linnala damit in Sicherheit wiegen. Doch Linnala, die immer wachsam war, fiel nicht darauf herein. Für wie naiv halten Sie mich? Das ist jämmerlich, versuchen Sie etwas anderes!

„Es ist schwer, nicht von Ihnen zu hören, wenn man sich in meinen Kreisen bewegt“, entgegnete Linnala mit kühler Stimme, die sie bewusst neutral hielt, um ihre Geringschätzung zu verbergen.

„Ja… Ihre Kreise, meine Kreise“, Nellaris lächelte noch immer. „Wenn man sich in diesen Kreisen bewegt, bekommt man einiges zu Ohren.“

„Das ist nichts Neues.“ Linnalas Stimme ließ für einen Sekundenbruchteil Verachtung anklingen.

„Neuigkeiten verbreiten sich dort schnell“, fuhr Nellaris unbeirrt fort. „Neuigkeiten wie jene, dass Sie sich neuerdings im Personenschutz verdienen. Neuigkeiten wie jene, dass Sie versuchen, eine junge Quarianerin zu beschützen. Seit wann spielt die Tänzerin denn den Bodyguard für Diebe und Bettler?“

Dafür sollte ich dich erschießen, Nellaris. Ich sollte dir eine Kugel zwischen deine kalten, emotionslosen Augen jagen.

Doch Linnala blieb ruhig. Sie wusste, dass Nellaris genau diese Reaktion von ihr erwartete, und den Gefallen, berechenbar zu sein, würde Linnala der Schattenspinne nicht erweisen.

„Es ist ein Auftrag, nichts weiter.“

„Tatsächlich?“ Nellaris hob das asarische Äquivalent einer Braue. „Mir ist anderes zu Ohren gekommen. Zum Beispiel, dass die Tänzerin ihren Schützling tröstet.“

Wie zum…? Die Reflektion, gestern, in den unteren Ebenen… sie hat mich beobachtet! Schlau. Wirklich, sehr schlau. Aber was bezweckt sie damit? Welche Erkenntnisse verspricht sie dich davon?

„Und wenn es so wäre?“

Nellaris lehnte sich zurück, ihr Gesicht wurde ernst. „Sie geben es also zu?“

„Ich habe lediglich eine Möglichkeit genannt. Es wäre auch möglich, dass diese Aktion mit Kalkül geschah, um die Quarianerin in Sicherheit zu wiegen, ihr Vertrauen zu erringen.“

Die Schattenspinne lächelte schmal, nickte. Sie zog die Stirn kraus, als dachte sie nach. Noch immer lag jenes dünne Lächeln um ihre Mundwinkel, dass nichts verriet und doch viel sagend war. Linnala konnte nicht einmal ahnen, was der nächste Schachzug ihrer Widersacherin sein würde. Nellaris war schwer zu durchschauen.

„Ah, Linnala, Sie sind wirklich nicht leicht zu knacken“, gestand Nellaris schließlich ein. „Aber wie dem auch sei: Was wäre, wenn ich Ihnen ein lohnendes Angebot machen würde? Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen 300 000 Credits dafür anbiete, dass Sie die Suche nach der Quarianerin einstellen?“

300 000 Credits. Das waren hunderttausend Credits mehr, als sie für den Auftrag, Helia zu beschützen, maximal erhalten würde. Es war ein verlockendes Angebot. Und das nur dafür, dass Sie einfach aufhörte, Helia zu suchen. Sie musste einfach nur aufhören.

Aber das kann ich schon lange nicht mehr, erkannte Linnala, denn Helia hat ein Gesicht. Einen Namen. Sie ist nicht länger ein identitätsloses Subjekt, das aufzugeben oder zu töten ein leichtes wäre.

„Nein“, erwiderte Linnala. „Das wäre meine Antwort.“

Nellaris seufzte. „Schade. Sie hätten ein gutes Geschäft damit gemacht. Aber ich werde Sie nicht damit beleidigen, indem ich versuche, Sie umzustimmen. Anscheinend liegt Ihnen tatsächlich etwas an dieser Quarianerin.“

„Sie irren sich. Mir liegt etwas an meinem Ruf.“ Das war nur die halbe Wahrheit, und Linnala wusste das. Es verärgerte sie, dass sie zugelassen hatte, sich persönlich involvieren zu lassen, aber nun konnte sie daran nichts mehr ändern. Sie musste – notgedrungen – damit leben. Umso wichtiger war es, diesen Auftrag erfolgreich zu beenden.

„Vielleicht“, Nellaris wurde erneut ernst. „Aber sie begehen einen Fehler, Linnala. Ich hasse Sie nicht, im Gegenteil, ich respektiere Sie. Aber Sie wollen nicht kooperieren und daher laufen Sie direkt in Ihr Verderben.“

Nellaris’ Hand schoss gedankenschnell vor und im nächsten Augenblick spürte Linnala, die einen Sekundenbruchteil zu spät reagierte, einen kurzen, scharfen Schmerz, der ihre rechte Hand durchzuckte. Die Attentäterin blickte hinab auf ihre Hand und registrierte einen Tropfen roten Blutes, der aus einer kleinen Wunden am Handrücken quoll, und die sich zurück ziehende Hand der Asari vor sich, die einen kleinen Pfeil hielt.

„Es tut mir leid, aber ich tue das nur zu Ihrem eigenen Besten“, meinte Nellaris. „Sie werden mir später noch dankbar dafür sein, Linnala.“

Von irgendwoher kroch Schwärze heran, und trübte ihr Sichtfeld, ihren Verstand, ihr Bewusstsein. Wie durch einen Schleier sah sie Nellaris, die sich ihr näherte. Die Worte der anderen Asari drangen wie aus weiter Ferne zu ihr durch, sickerten nur langsam in ihren Verstand.

„Sie hätten die 300 000 Credits wählen sollen, Linnala. Schade, dass Sie es jetzt auf die harte Tour lernen müssen.“

Und dann wurde alles schwarz.

10:32 Uhr

Linnala Caryalan
23.05.2010, 09:10
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
Uhrzeit: unbekannt

Als Linnala wieder zu sich kam, fand sie sich in einem kleinen, quadratischen Raum wieder, er maß höchstens vier Meter in Länge und Breite. Noch auffälliger als die geringe Größe war jedoch, dass er vollkommen unmöbliert war. Linnala lag auf dem harten Fußboden.

Langsam richtete die Attentäterin sich auf, denn ihr brummte noch immer der Schädel von den Nachwirkungen des Gifts. Kurz tanzten dunkle Flecken vor ihren Augen, doch diese lösten sich bald auf. Linnala stand auf, atmete tief und gleichmäßig durch, um die letzten Reste des Schwindels zu verjagen.

Ihr Blick fiel auf die Tür, durch die man sie hier hinein geschafft haben musste. Die Stirn leicht furchend, näherte sie sich dieser und legte die Hände gegen das kalte Metall, tastete sie mit empfindsamen Fingern ab. Nach einem Schalter oder Panel, um sie öffnen. Einer Schwachstelle.

Doch sie fand nichts.

Linnala trat zurück. Ihre Eingeweide schienen sich in ihr zu verknoten vor plötzlich aufwallendem, ursprünglichem Zorn. Einem untypischen Zorn für die sonst so beherrschte Attentäterin, die solche Gefühlsregungen für gewöhnlich niemals zuließ.

Doch noch nie zuvor hatte sich Linnala in einer Lage befunden, die dieser ähnelte, und ihre Situation demütigte und verhöhnte sie. Für die Tänzerin stand fest, dass sie von hier entkommen musste. Sie hatte einen Auftrag zu erfüllen. Und nichts in der Welt würde sie davon abhalten, ihn zu Ende zu bringen. Nicht einmal Nellaris Castarian, die Schattenspinne.

Als hätte diese sie gehört, obgleich es natürlich unmöglich war, hörte Linnala leise Schritte auf der anderen Seite der Tür und gleich darauf öffnete sich ein kleines Fenster, eine Luke, auf Augenhöhe der Attentäterin. Eine Luke, die von Linnalas Seite der Tür nicht zu erkennen gewesen war.

In diesem kleinen Fenster erschien nun das Gesicht der Schattenspinne. Kalt und violett bohrten sich Nellaris’ Augen in die graugrünen Augen der eingesperrten Attentäterin. In diesen Augen lag kein Triumph, keine Siegesfreude. Nellaris Castarian triumphierte nicht.

„Sie sind also wach“, stellte Nellaris fest. Ihre Stimme drang durch einen Lautsprecher in den winzigen Raum, der Linnalas Gefängnis war. „Sie überraschen mich. Ich hätte gedacht, dass Sie noch für mindestens zwei Stunden schlafen.“

„Sie haben noch nicht gewonnen, Nellaris! Ewig können Sie mich hier nicht festhalten, und wenn ich hier herauskomme…!“, diese Worte wurden scharf und begleitet von stillem Zorn, unerwartet heftig, ausgesprochen.

„Sie werden ja auch herauskommen, Linnala. Ich habe nicht vor, Sie ewig hier festzuhalten. Nur so lange, bis die Quarianerin außerhalb Ihrer Reichweite ist.“

Und Sie halten mich wirklich für so inkompetent, dass ich nicht selbst dann nach ihr suchen würde? Ich bin eine erfahrene Attentäterin, Sie Dilletantin! Ich würde Sie finden, schließlich ist genau das mein Beruf – Zielsubjekte aufspüren und ausschalten. Beleidigen Sie mich nicht damit, dass Sie mich für eine Anfängerin halten!, schoss es Linnala verächtlich durch den Kopf. Doch sie behielt ihre Gedanken für sich. Sie würde sich nicht die Blöße geben, Ihr Gegenüber an ihren Gedanken teilhaben zu lassen.

„Was ist so wichtig an dieser Quarianerin?“, fragte Linnala mit unbewegter, gleichgültiger Stimme, als interessiere es sie gar nicht wirklich und sie frage nur aus bloßer Langeweile.

Nellaris lächelte. „Ich weiß es selbst nicht. Aber meinem Auftraggeber ist Sie einige Credits wert, also wird sie ihm wohl wichtig sein. Ich sollte nur dafür sorgen, dass er die Quarianerin bekommt. Alles andere ist für mich nicht von Interesse.“

„Wenn das so ist“, meinte Linnala, noch immer mit desinteressierter Stimme, „warum sperren Sie mich dann ein?“

Nellaris stieß einen theatralischen, offenkundig gespielten, Seufzer aus tiefster Brust aus. „Es ist anders gekommen, als ich erwartet hatte. Eine weitere Partei hat sich in eingemischt. Aber diese Person will nicht die Quarianerin.“

Linnalas scharfer Verstand ergänzte, was Nellaris nicht aussprach. „Sie tun das alles also nur aus reiner Nächstenliebe. Sie wollen nur dafür sorgen, dass mir nichts zustößt. Sie wollen mein Leben schützen.“ Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

Nellaris’ Spinnenlächeln schlich sich auf ihre vollen Lippen. „Ich bin keine Heilige, Linnala. Aber ich bin auch kein Monster. Ich empfinde genug Respekt für Sie, damit ich Sie nicht in Ihr Verderben stürmen lasse.“

„Natürlich.“ Dies kam kühl, ohne spürbare Emotion, über ihre Lippen. „Sie deuten also an, ich wäre dieser… Person unterlegen.“

Nellaris’ Lächeln war rätselhaft. „Wir werden es nie erfahren. Schade, eigentlich. Aber ich bedaure es nicht. Sie werden mir eines Tages dankbar sein.“

Linnala bezweifelte es. Doch sie schwieg. Ihre graugrünen Augen erwiderten starr, emotionslos, den Blick ihrer Widersacherin, die sich anmaßte, sich ihre Wohltäterin zu nennen. Schließlich trat Nellaris etwas zurück.

„Nun denn… in ein paar Stunden wird man Sie hinauslassen. Solange werden Sie sich gedulden müssen.“ Die Schattenspinne nickte ihr höflich zu. Als sei sie keine Gefangene, sondern ein verehrter Gast. „Wir sprechen uns, Linnala.“

Das kleine Fenster schloss sich. Linnala wandte den Blick davon ab, trat gleichfalls von der Tür zurück. Ihre glatte Stirn furchte sich, noch einmal gingen ihr die Worte Nellaris’ durch den Kopf. Sollte sie beunruhigt sein wegen dieser Person, die – wie sie aus Nellaris’ Worten hatte entnehmen können – sie zum Ziel gemacht hatte?

Vielleicht. Aber da ich hier festsetze, erübrigt sich diese Frage für erste. Oberste Priorität hat, von hier zu entkommen. Nellaris wähnt sich ihres Sieges sicher, aber sie übersieht eines: Solange ich lebe, kann ich immer noch gewinnen. Und dieses Spiel hat seine Siegerin dadurch, dass ich lebe, selbst gewählt.

Uhrzeit: unbekannt

Linnala Caryalan
24.05.2010, 13:26
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
Uhrzeit: unbekannt

Die Attentäterin begutachtete die verschlossene Tür, diesmal genauer. Hin und wieder glitten ihre schlanken, empfindsamen Finger über das kalte Metall, millimeterweise, um vielleicht doch eine Schwachstelle zu finden.

Aber wie auch beim ersten Mal schien es eine solche einfach nicht zu geben. Linnala trat erneut von der Tür zurück. Sie neigte den Kopf etwas zur Seite, die Lippen wurden schmal.

Es gab einen Weg hier heraus, doch zuerst musste sie ihn finden. Die Waffen hatte man ihr abgenommen. Und auch, wenn sie sie noch besäße, könnte sie damit die Tür nicht öffnen.

Vielleicht könnte sie es mit Biotik, aber der Einsatz solcher Kräfte würde sie erschöpfen. Erschöpft wäre sie bei ihrer Flucht kein Gegner für jene, die versuchen würden, sie zu vereiteln. Sie würde wieder eingesperrt werden, und vielleicht sogar sterben.

Nein, Biotik war nicht die Lösung.

Es musste eine andere geben… eine Lösung, die es ihr erlaubte, das Gebäude im Vollbesitz ihrer Einsatzfähigkeit wieder zu verlassen. Im besten Fall eine Lösung, die jeden überraschte und derentwegen man sie gehen ließ…

Und diese Lösung fiel ihr just in diesem Augenblick ein. Ein triumphales Lächeln strich für einen Sekundenbruchteil nur über ihr prägnantes Gesicht, ehe es so schnell verschwand, wie es erschienen war.

Linnala lehnte sich gegen die Tür. Um diesen Entschluss zu fassen, hatte sie nicht länger als ein paar Minuten gebraucht. Möglicherweise war Nellaris noch nicht weit weg. Und wenn doch… dieses Gebäude war nicht verlassen, sie musste nur auf sich aufmerksam machen.

Ihre Hände flimmerten blau vor biotischer Energie und entließen einen Stoß gen Stahltür, gerade stark genug, um Lärm zu verursachen, aber niemals stark genug, um sie zu öffnen.

Der erwünschte Effekt traf beinahe unverzüglich ein. Schritte erklangen auf der anderen Seite der Tür, leise, kaum hörbar. Das kleine Fenster glitt zischend auf und enthüllte das Gesicht einer jungen Menschenfrau, Linnalas Schätzung nach nicht älter als vielleicht zwanzig Jahre.

„Äh… ja?“ Die Stimme des Mädchens klang unsicher, als wisse sie nicht recht, wie sie auf diese Situation jetzt reagieren solle.

Linnala lächelte der jungen Menschenfrau aufmunternd zu, ein sehr charmantes Lächeln, wie geschaffen für die Manipulation, in der Linnala ebenso gut war wie darin, still und heimlich zu töten. Denn nicht immer, das wusste die Attentäterin sehr gut, erreichte man durch rohe Gewalt und Grausamkeit sein Ziel. In diesem Fall jedoch sicher nicht.

„Keine Angst“, beruhigte sie die junge Frau.

„Ich brauche keine Angst vor Ihnen zu haben, Sie sind ja…“

„Eingesperrt?“ Linnala neigte leicht den Kopf. „Ja, bedauerlicherweise.“ Erneut schmeichelte ein einnehmendes, charmantes Lächeln Linnalas eleganten Gesichtszügen. „Darüber muss ich mit deiner Vorgesetzen sprechen.“

„Äh…“ Die junge Frau schluckte. „Die Schattenspinne hat viel zu tun…“

Du bist ziemlich naiv, Mädchen, aber das spielt mir momentan nur in die Hände. Du lässt dich bereits von mir manipulieren… und du weißt es nicht mal…

„Ich weiß… aber wenn Sie Ihr sagen, dass es wichtig ist? Glauben Sie, Sie könnten das für mich tun?“ Linnala konnte nicht leugnen, dass ihr das kleine Spielchen gefiel. Auch, wenn sie dieses naive Menschenmädchen dafür verachtete, dass es so leicht zu manipulieren war. „Ihre Vorgesetzte wird Ihnen sicher dankbar sein, immerhin dürfte sie das, was ich ihr sagen möchte, interessieren…“

Die junge Frau an der anderen Seite der Tür horchte sichtlich auf. „Nun… sicher, natürlich… wenn Sie das wünschen… und Miss Castarian es hören will…“

„Das will sie bestimmt“, Linnala schnurrte bei diesen Worten beinahe. Sie konnte sehr charmant sein, wenn sie es wollte. „Vielleicht belohnt Sie sie sogar dafür, dass Sie ihr diese Nachricht überbracht haben? Sie sehen jedenfalls kompetent aus.“

„Na gut… ich hole sie… warten Sie hier und… gehen Sie nicht weg…“

Wie sollte ich auch weggehen, Sie dummes Kind? Ich bin schließlich in einer Zelle gefangen, ohne einen Fluchtweg außer dem, den sie gerade für mich darstellen!

Die junge Frau lächelte unsicher, wandte sich sofort um verschwand alsdann aus Linnalas Sichtfeld. Sie hatte es so eilig, dass sie sogar vergaß, das kleine Fenster zu schließen. Linnala machte sie nicht darauf aufmerksam, sie sah stattdessen hinaus in den Gang, erkannte jedoch nichts in dem anonymen Korridor jenseits des Fensters, das ihr Aufschluss über ihren Aufenthaltsort gegeben hätte. Also verharrte sie einfach wartend.

Nach einiger Zeit, doch Linnala wusste nicht, wie lange sie hatte warten müssen – die Zeit schien ihre Messbarkeit verloren zu haben – erklangen erneut Schritte und dann schob sich auch bereits Nellaris Konterfei in ihr Sichtfeld.

„Linnala… ich wusste gar nicht, dass die Einsamkeit Ihnen derart zu schaffen macht. Ich dachte, sie wären Ihnen angenehm?“

„Nellaris.“ Linnala lächelte schmal. „Ich habe nachgedacht… über das, was Sie gesagt haben. Über… diese andere Partei, die es auf mich abgesehen hat.“

„Sie entringen mir keine weiteren Informationen, Linnala. Es wird nicht zu einer Konfrontation kommen.“ Nellaris sagte dies in einem keinen Widerspruch duldenden Tonfall.

„Sie haben Recht, das wird es nicht.“ Linnala erwiderte den Blick ihres Gegenübers mit ruhiger Gelassenheit. „Ich bin keine Amateurin. Sie und ich, wir wissen beide, dass es gerade unverzeihlich dumm wäre, wenn ich in mein Verderben rennen würde.“

„Worauf wollen Sie hinaus?“

„Ich weiß, dass es meinem Ruf langfristig eher schaden wird, wenn ich mich einem Feind stelle, den ich vielleicht nicht besiegen kann. Die Quarianerin ist mir egal, Nellaris. Ich beschützte sie für Geld. Aber ich bin und war nicht bereit, mein Leben für Sie zu opfern.“

Nellaris entgleisten die Gesichtszüge. Die Schattenspinne riss die Augen auf und schien vor Überraschung einige Nuancen heller im Gesicht zu werden. Ihr sonst so beherrschtes Antlitz verriet nun Überraschung und Erstaunen, gepaart mit einer Prise Unglauben.

„Sie… sie wollen damit andeuten, Sie hätten Ihre Meinung geändert?“ Nellaris’ Stimme zitterte leicht bei diesen Worten. Zum ersten Mal seit dieser Begegnung wirkte die so beherrschte und schwer durchschaubare Syndikatschefin unsicher und perplex. Diesen Schachzug hatte sie wohl nicht voraussehen können.

„Korrekt.“ Linnalas Gesicht blieb nach wie vor unbewegt. „Ich nehme an, Ihr Angebot gilt inzwischen nicht mehr?“

„Die dreihundert tausend Credits?“ Langsam schien Nellaris zu ihrem alten Ich zurück zu finden. „Nun… Sie haben tatsächlich vor, diesen Auftrag nicht länger zu verfolgen?“

„Ich beliebe nicht zu scherzen, wenn ich eingesperrt und von Ihrem Wohlwollen abhängig bin“, entgegnete Linnala kühl.

Nellaris straffte die Schultern. „Nun… ich muss gestehen, ich hatte nicht damit gerechnet… aber anscheinend habe ich mich Ihnen geirrt. Mein Angebot allerdings… nein, ich ziehe es nicht wieder zurück. Es war nicht zeitlich gebunden.“

„Umso besser.“

Die Schattenspinne lächelte flüchtig. „Ich bin erleichtert, das wir doch noch Arrangement schließen konnten, mit dem beide Seiten zufrieden sind. Es war mir keine Freude, Sie einzusperren, Linnala.“ Kurz darauf glitt die Tür auch bereits auf. „Folgen Sie mir bitte… eine Attentäterin sollte nicht lange ohne Waffen bleiben, nicht wahr?“

Linnala erwiderte das Lächeln, ebenso flüchtig. Es sollte ihre einzige Antwort bleiben. Ja… mit diesem Arrangement waren sie wirklich beide zufrieden.

„Die Credits transferiere ich Ihnen, wenn Sie Ihre Waffen zurück erhalten haben“, fügte Nellaris hinzu, bevor sie vor einer weiteren, anonym aussehenden Tür anhielt und diese öffnete.

Uhrzeit: unbekannt

Linnala Caryalan
24.05.2010, 18:19
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
Uhrzeit: unbekannt

In dem Raum hinter der Tür, die Nellaris Linnala soeben geöffnet hatte, lagen – säuberlich und akkurat nebeneinander gelegt – in dieser Reihe Linnalas Waffen: Schrotgewehr, Kampfmesser, schwere Pistole, Universalwerkzeug.

Linnala nahm ihre Waffen an sich, danach einen raschen Blick über die Schulter werfend. Tatsächlich sah sie Nellaris etwas in ihr Universalwerkzeug eingeben. Als sie sich dann jedoch, wieder vollständig bewaffnet, zu der Syndikatsanführerin umwandte, hatte dieser das Werkzeug bereits weggesteckt.

„Die Credits wurden auf ihr Konto transferiert“, meinte Nellaris ruhig. „Ich nehme an, den Weg nach draußen kennen Sie?“

Linnala schaltete ihr frisch zurück erhaltenes Universalwerkzeug ein und rief die kürzlich auf den Computer desselbigen geladene Karte des Gebäudes auf. „Wie Sie sehen…“

„Hervorragend.“ Nellaris’ Blick traf den der Attentäterin. „Sie verzeihen mir sicher, dass ich mich jetzt verabschieden muss? Ich habe noch einiges zu erledigen.“

Das ist mir sogar mehr als recht. „Natürlich.“

„Dann… leben Sie wohl, Linnala. Ich hoffe, wir begegnen uns wieder.“ Nellaris lächelte entschuldigend, offenkundig bedauerte sie es ehrlich, ihren Gast jetzt zurück lassen zu müssen. Die Schattenspinne schritt zur Tür hinüber, blieb in deren Rahmen noch einmal stehen. „Ich bin froh, dass Sie Ihre Meinung geändert haben, Linnala. Ich dachte, das sollten Sie wissen…“

Mit diesen Worten wandte sich die violettfarbene Asari um und verließ endgültig das Zimmer. Linnala schenkte ihr keine weitere Beachtung, sondern richtete ihre Aufmerksamkeit nun erneut auf den Gebäudeplan, den sie mit ihrem Universalwerkzeug aufgerufen hatte. Konzentriert betrachtete sie die verschiedenen Korridore und die Räumlichkeiten, entdeckte den Ort, an dem sie sich befand und stellte fest, dass sich ein für sie sehr interessanter Raum nur einen Korridor weiter befand.

Die Holokarte erlosch, Linnala verließ schnellen Schrittes das Zimmer und folgte dem Korridor in entgegen gesetzter Richtung, in der Nellaris verschwunden war. Sie brauchte nicht lange zu suchen, ehe sie den richtigen Raum gefunden hatte.

Sie näherte sich der Tür, welche geschlossen war, und sah sich ein letztes Mal wachsam im Korridor um – der verlassen war, zu ihrem Glück – ehe sie die Tür öffnete und feststellte, dass der dahinter liegende Raum ebenfalls leer war bis auf das Terminal, den Schreibtisch und einige Utensilien, die auf demselbigen ausgebreitet lagen.

Das Terminal jedoch war eingeschaltet, und wie durch einen glücklichen Zufall erkannte Linnala eine Nachricht, die geöffnet über den holografischen Bildschirm blinkte. Wenn sie jetzt ein zweites Mal Glück hatte, würde sie bald wissen, woran sie war. Und wohin sie gehen musste.

Die hoch gewachsene Asari-Matrone trat vor das Terminal und las sich die Nachricht durch. Ein Lächeln strich über ihr Gesicht, flüchtig, zufrieden, doch abgesehen davon frei von jeder Emotion.


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Von: CihirianLaves@extra.net
Re; Re; An: syrannevath@offverb.astr
Betreff: Lieferung erfolgreich

Syran Nevath,
die Quarianerin ist angekommen. Eine Kopfgeldjägerin hat sie uns vor wenigen Minuten gebracht. Die Quarianerin ist unversehrt, aber die Kopfgeldjägerin macht uns Sorgen. Diese Asari möchte unbedingt mit der Tänzerin abrechnen. Wie auch immer, danke für Ihre Hilfe. Die vereinbarte Summe Credits wurde auf Ihr Konto überwiesen, um die Kopfgeldjägerin kümmern wir uns selbst. Oder die Attentäterin wird es tun. Sie wird jedenfalls nicht mehr lange ein Problem darstellen.

Deylana Cerran
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Von: syrannevath@offverb.astr
Re; An: CihirianLaves@extra.net
Betreff: Die Quarianerin

Wir haben die Quarianerin an die vereinbarte Adresse geschickt. Ein paar unserer Leute und eine Kopfgeldjägerin, die wir nicht abwimmeln konnten, bringen sie hin. Der Quarianerin ist nichts passiert, sie ist nur verängstigt, aber das sollte kein Problem darstellen.

Syran Nevath
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Von: CihirianLaves@extra.net
An: syrannevath@offverb.astr
Betreff: Quarianerin

Syran Nevath,
sobald Sie die Quarianerin haben, sorgen Sie dafür, dass sie zu folgender Adresse gebracht wird: Obere Ebenen, Wohngebiete, [es folgte die genaue Nennung der Adresse]. Das Gebäude steht leer, niemand wird sie dort bemerken oder Sie stören, wenn sie die Quarianerin dorthin bringen. Aber seien Sie vorsichtig, die Quarianerin wird von einer sehr gefährlichen Attentäterin, der Tänzerin, beschützt. Es wird vielleicht erforderlich sein, dass Sie sie töten müssen. Sorgen Sie nur dafür, dass die Quarianerin unversehrt und lebendig bleibt. Wir zählen auf Sie.

Deylana Cerran
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Damit endeten die Nachrichten, die ein unachtsamer Untergebener Nellaris Castarians so offensichtlich hier stehen gelassen hatte. Doch eben diese Tatsache spielte Linnala jetzt in die Hände.

Sie prägte sich die Adresse ein und verließ hernach schnell und zielstrebig zuerst diesen Raum, dann den anschließenden Korridor und schließlich das Stockwerk. Auf dem Weg mit dem Fahrstuhl nach unten warf sie einen raschen Blick auf die Uhrzeit an ihrem Omnitool. Es war…

10:53 Uhr

Linnala Caryalan
24.05.2010, 20:13
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Zwischenstelle
10:55 Uhr

Linnala verließ das Gebäude nahezu unbehelligt. Nur hin und wieder begegnete sie einem Syndikatsmitglied von Syran Nevath, doch diese schenkten ihr kaum Beachtung und versuchten nicht, sie am Verlassen des Gebäudes zu hindern.

Vor dem Gebäude wartete inzwischen kein Taxishuttle mehr, und so war Linnala gezwungen, sich mittels Komm eines zu ordern. Es kam ihr so unwahrscheinlich vor, wie leicht es letztendlich gelungen war, aus dem Gebäude hinter ihr, das wenige Minuten zuvor noch ihr Gefängnis gewesen war, zu entkommen.

Vor allem überraschte es sie doch, wie leicht es ihr gelungen war, Nellaris davon zu überzeugen, dass sie kein Interesse mehr an der Ausführung ihres Auftrages hatte. Am Ende war es war und die Schattenspinne hatte wirklich nur versucht, sie zu schützen. Doch erschien ihr dies unglaubwürdig. Nellaris war nicht dafür bekannt, etwas selbstlos und ohne das Versprechen eines Eigennutzes zu tun.

Nach einiger Zeit schwebte das Taxishuttle heran und landete sanft nur ein paar Meter von der Attentäterin entfernt. Linnala ging dem Shuttle entgegen, nannte dem – diesmal menschlichen – Taxipiloten die Adresse und stieg ein.

Kurz darauf entschwebte das Taxi bereits in die oberen Ebenen.

10:57 Uhr
>>> Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete

Yalyria Dalydra
10.06.2010, 13:03
Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Wohnung von Yalyria Dalydra

Langsam öffnete sich das Schott und Yalyria betrat ihre gemütliche, recht spartanisch eingerichtete Wohnung. Versteckt unter ihrem langen, roten Gewand, befand sich noch ihr Kostüm als White Vortex. Nicht weniger geschickt getarnt hatte sie auch ihre Schwerter, welche sich in einer einfachen Box für Blumen unter ihrem Arm befanden. Yalyria hatte schnell gelernt, die geschickteste Tarnung ist meist, nichts zu geschickt zu verbergen. Zwar war ihr auch mitunter mulmig, denn niemand sollte erfahren, welch rechtschaffendes Zweitleben sie führte.

Mit einer Handbewegung schaltete sie die Fernsehkonsole ein, welche fast völlig allein an einem Tisch mit flachen Beinen stand und sich um diesen nur einige Sitzkissen befanden.

Während sie ihr Gewand langsam abstreifte und dieses wie feinste Seide zu Boden fiel, wurden die neusten Nachrichten des Tages bekanntgegeben. Wichtige als auch Nebensächlichkeiten.

„…verkündete die Geschäftsfrau Akylia Zantis, dass durch eine Anomalie im Abrechnungsprogramm zu einer fehlerhaften Kalkulationen und somit zu falschen Abrechnung in der Kontoverwaltung vieler Kunden kam. Das Unternehmen ist derzeitig bemüht die fehlenden Beträge auf die entsprechenden Konten zu überweisen. Manche Augenzeugen berichten von der Anwesenheit der mysteriösen neuen Heldin White Vortex, welche angeblich im Bankverwaltungsgebäude gesehen wurde. Die Presseabteilung streitet dies allerdings vehement ab. Und nun die Nachrichten im Überblick…..Auf der Citadel ist es erneut zu….“

Schaltete Yalyria den Bildschirm mit einer weiteren Handbewegung aus.
„Damit dürfte ein zweiter Besuch überflüssig sein.“ Grinste die zierliche Asari und ging in einen Nebenraum. In der Küche angekommen, nahm sie sich eine Frucht aus der Obstschale und grub ihre kleinen Zähne in das Fruchtfleisch. Dann kehrte sie zurück ins Wohnzimmer und ging auf eine weitere Konsole zu. Dies war ihr Computer, allerdings befand sich dieses Wunderwerk sehr tief und war hochmodern. Es reagierte nur auf ihre Stimme und nur in seltenen Fällen, bediente sie ihren Computer von Hand.

„Computer, irgendwelche Nachrichten?“ zog Yalyria ihr Kostüm aus, bis sie nur noch mit Bh und String in ihrer eigenen Wohnung stand. Sanft legte sie die Hand in die Hüfte und wartete auf die Antwort der Rechenmaschine.

„Eine neue Nachricht an Yalyria Dalydra, Inhalt wird geöffnet……Sehr verehrte Yalyria Dalydra haben sie es auch nicht satt, dass ihre Haut den sanften Schimmer hat, wir von…..LÖSCHEN!“ unterbrach sie mit einem einzigen Wort die synthetische Stimme des Computers.

„Nachricht gelöscht“ wiederholte die Maschine den Befehl. Yalyria dreht sich derzeitig um und wollte in ihr Bad gehen, um sich den Schmutz des Kampfes vom Körper zu waschen, als sie dann stehen blieb und einen Code sagte.
„Umgeben von Dunkelheit, leuchtet eine Kerze für sich allein.“ Daraufhin piepte ihr Computer kurz auf.

„Code bestätigt. Willkommen White Vortex. Es sind keine weiteren Nachrichten verfügbar.“

Das beruhigte die halbnackte Asari sehr, denn keine Nachrichten waren in diesem Falle gute Nachrichten. Doch lange würde das sicherlich nicht vorhalten. Es gab genug Sünder auf Illium. Genug Monster, die noch erschlagen werden mussten.

Mit diesem Gedanken im Hintergrund betrat sie das Bad……