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Linnala Caryalan
18.03.2010, 18:26
Die Oberen Ebenen von Nos Astra sind geprägt von hoch aufragenden, eleganten, strahlend schönen Wolkentürmen. Dies ist das Bild der Stadt, das Touristen dargeboten bekommen. Strahlend weiß, fast klinisch sauber, sind die Oberen Ebenen ein Beispiel für Nos Astras makellose Fassade.

In den Wohngebieten der Oberen Ebenen leben die besser gestellten Bürger der Hauptstadt. Die Apartments und Penthouses sind groß, geräumig und komfortabel. Wer hier eine Wohnung unterhält, nagt sicher nicht am Hungertuch.

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<<< Nos Astra - "Eternity"

Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
16:15 Uhr

Linnala betrat ihr Aparment. Sie besaß mehrere kleinere Apartments dieser Art auf verschiedenen Welten, und hielt sich doch in den wenigsten länger als ein paar Wochen auf. Daher war auch diese Wohnung hier mit dem notwendigsten eingerichtet und persönliche Gegenstände suchte man hier vergebens.

Linnala vermied es sorgfältig, irgendwelche Hinweise auf ihre eigene Person zu hinterlassen - es gab hier nichts, was Rückschlüsse auf ihre Vergangenheit gegeben hätte. Genauso, wie sie wünschte. Ihre Vergangenheit war genau das - Vergangenheit. Und sie wünschte nicht, daran erinnert zu werden.

Das erste, was Linnala tat, nachdem die Tür zu dem kleinen spärlich eingerichteten Apartment sich hinter ihr geschlossen hatte, war die Daten auf ihrem PDA abzurufen, die der Turianer ihr im "Eternity" überspielt hatte. Nachdem, was sie aus den Daten erfuhr, war die Zielperson rund um die Uhr von zwei Leibwächtern umgeben - einem Turianer und einer Asari. Sie wohnte in einem Penthouse in den nobleren Gegenden Nos Astras und ihr gehörte offenbar ein kleinerer, aber ziemlich erfolgreicher Software-Konzern. Außer der Zielperson und ihren Bodyguards wohnte nur noch eine Haushaltshilfe in besagtem Penthouse.

Linnala rief den Plan des Penthouses auf, prägte sich jede Einzelheit ein. Das Material, das ihr Auftraggeber ihr hatte zukommen lassen, war sehr umfangreich. Vorbildlich. Das bedeutete, das er ihr die Hälfte der Arbeit bereits abgenommen hatte...

Interessant... die Leibwächter schlafen im Vorzimmer des Schlafzimmers, und außerhalb des Schlafzimmers verläuft ein schmaler Balkon... normalerweise nicht zugänglich von außen, da er zu weit oben liegt, aber... sie haben übersehen, dass jemand von unten auf den Balkon klettern könnte...

Linnala schaltete das PDA ab. Sie begab sich ins Schlafzimmer, wo sie in ihre schwarze Körperpanzerung schlüpfte und ihre Ausrüstung anlegte. Sie spürte bereits, wie jenes gespannte Kribbeln durch ihren Körper lief, das ihr immer wieder aufs Neue zu verstehen gab, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war.

Die Asari überprüfte ein letztes Mal, ob ihre Bewaffnung und der Rest ihrer Ausrüstung sich auch dort befand, wo er hingehörte. Dann verließ sie ihr Apartment.

Schritt eins: Beschattung... hatte so gut wie begonnen.

16:25 Uhr

Linnala Caryalan
19.03.2010, 16:25
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Noblere Wohngegend
16:50 Uhr

In fünf Minuten würde die Zielperson von der Arbeit zurückkehren. Le'ara Nellani schien sich stets an seinen sehr strengen Zeitplan zu halten, jedenfalls nach dem, was die Daten über die Asari erzählt hatten.

Linnala war vor zwanzig Minuten in dem Wolkenkratzer angekommen, der auch das Penthouse ihrer Zielperson beherbergte. Die leerstehende Wohnung unterhalb von Nellanis Penthouse war leicht zu betreten gewesen. Linnalas Universalwerkzeug enthielt eine Handvoll nützlicher Programme, die sie für teures Geld hatte erstehen müssen - die sich aber absolut lohnten. Dazu zählte auch eine Sequenz zur Überbrückung von magnetischen und elektronischen Türschlössern.

Die schlanke Asari lehnte neben der Tür und behielt die Uhr im Auge. Als die Anzeige lautlos auf 16:55 Uhr sprang, stieß sie sich von der Wand ab und bewegte sich mit langen, geschmeidigen Schritten durch das lehrstehende Apartment und zum Balkon.

Sie öffnete die Tür und trat hinaus. Schwindellerregend tief unter ihr war der Boden mehr zu erahnen als zu sehen. Doch Linnala war enorme Höhen gewohnt. Man sollte sie respektieren, jedoch nicht fürchten. Sonst zwangen sie einen in die Knie und lähmten Geist und Körper.

Die schwarzgewandtete Attentäterin ging in die Knie und verharrte so, während sie jenen Zustand der absoluten Konzentration suchte, welcher es ihr gestattete, mithilfe von Biotik und intesivem Training die Grenzen ihres eigenen Körpers zu überschreiten.

Fokus und Konzentration... die hochgewachsene Asari öffnete die Augen.

Die Uhr zeigte...

17:05 Uhr

Linnala Caryalan
19.03.2010, 17:55
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Noblere Wohngegend
17:06 Uhr

Linnala spürte, wie der kälter werdende Wind über ihr Gesicht strich. Ein nunmehr vollständig ausdruckloses Gesicht, das keinerlei Gefühlsregung erkennen ließ. Das einzige, was in den graugrünen Augen zu erkennen war, war Konzentration.

Ein biotisches Flimmern erschien um die schlanke, drahtige Gestalt der Asari, und umhüllte ihren ganzen Körper mit einer schwach sichtbaren, dunklen Aura. Muskeln spannten sich an, das Flimmern verstärkte sich. Und dann sprang Linnala.

Biotik, die in der Lage war, Feinde über mehrere Meter hinweg zu schleudern oder sie in die Luft zu heben, konnte in gleicher Weise auch den eigenen Körper Grenzen überschreiten lassen. Linnala hatte sich seit jeher auf jene, bestimmte Anwendung der Biotik spezialisiert. Daher war es ihr jetzt ein leichtes, sich selbst mit einem unglaublich erscheinenden Sprung auf den Balkon über sich zu befördern.

Geschmeidig kam die Asari auf dem schmalen Balkon auf und fing den Aufprall mit einer raschen Vorwärtsrolle ab, ehe sie in die Knie ging und sich leichtfüßig der Balkontür näherte.

Ein Blick durch die verglaste Tür verriet, dass das Schlafzimmer verlassen war. Doch die elegante und luxuriöse Ausstattung desselben bot genug Möglichkeiten, sich zu verbergen. Wenn man eindringen könnte...

Doch für Linnala, die in den letzten zweihundert Jahren nichts anderes getan hatte als das, war das Eindringen in ein Gebäude mittlerweile keine Schwierigkeit mehr. Das Universalwerkzeug öffnete die Balkontür, und eine Störfrequenz setzte Bewegungsmelder, Überwachungskameras und Alarmsysteme, die möglicherweise im Schlafzimmer installiert waren, außer Kraft.

Linnala betrat lautlos das Schlafzimmer, und der weiche Teppichboden verschluckte jedes weitere Geräusch, das sie vielleicht verursachen könnte.

Die asarische Attentäterin blickte sich prüfend um, und ihre schmalen graugrünen Augen erspähten auch schnell das passende Versteck. Ein weiterer Sprung katapultierte Linnalas trainierten Körper auf den hohen Schrank, der dank der der noch höheren Decke genug Platz ließ, um darauf gekauert sitzen zu können.

Linnala verharrte dort, wartend, in der Hocke, während ihr wachsamer Blick auf der Tür ruhte...

17:17 Uhr

Linnala Caryalan
20.03.2010, 08:59
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Noblerere Wohngegend [Le'ara Nellanis Penthouse]
17:37 Uhr

Zwanzig Minuten hatte Linnala vollkommen regungslos auf dem Schrank ausgeharrt, in der Hocke, die rechte Hand auf dem Griff des leicht geschwungenen, asarischen Nahkampfmessers, das in einer Scheide an ihrem Unterschenkel befestigt war.

Das Warten war oft das anstrengenste bei der Durchführung eines Auftrages, aber Linnala war es mittlerweile gewohnt und wusste inzwischen, wie sie es sinnvoll nutzte. Sie benutzte es dafür, sich geistig auf den letzten, entscheidenden Schritt vorzubereiten - die Eliminierung des Zielsubjekts.

Drei weitere Minuten vergingen, von Linnala fast gänzlich unbemerkt, ehe sich die Tür zum Schlafzimmer mit einem leisen Zischen öffnete. Le'ara Nellani betrat den Raum. Die Asari mit der hellviollet schimmernden Haut war in ein graues Kostüm gekleidet und - was noch viel wichtiger war - unbewaffnet.

Und sie betrat das Zimmer nicht allein. Sie zog den turianischen Bodyguard mit einem schelmischen Lachen in den silbrigen Augen mit sich. Linnala war intelligent genug, um zu verstehen, was das zu bedeuten hatte. Unter anderen Umständen hätte sie darauf reagiert, aber so blieb sie nur still und stumm sitzen und versuchte, auszublenden, was sich unter ihr abspielte.

"Hast du ihr Gesicht gesehen? Ich bin sicher, dass wir dieses Geschäft bald in der Tasche haben."
"Du weißt eben, was du tust."
Ein helles Lachen war zu hören. "Diese Idioten werden sich noch wundern. Wenn sie erst einmal verkauft haben, wird Nellani Corporation seinen Marktanteil um sieben Prozent erhöhen... dann sind wir wieder im Rennen, Liebling!"
"Ich weiß... du bist ein Genie..."
"Wir wollen doch nicht gleich übertreiben, Vhellik, oder? Sagen wir einfach, ich bin ganz gut."
"Ja... du bist gut. Allerdings..." Es folgte eine längere Pause.
"Was ist?"
"Ich mache mir Sorgen um dich, Le'ara. Was, wenn dieser Anschlag jetzt doch mehr zu bedeuten hat..."
"Du bist ja da, was soll schon passieren? Außerdem wurde mein Angreifer inhaftiert."
"Was, wenn gar nicht er der Urheber war, sondern er nur im Auftrag eines anderen gehandelt hat? Es gibt genug Leute, die von deinem Tod profitieren würden."
"Was soll schon passieren, wenn du und Lellya ständig um mich seid?"
"Vielleicht hast du ja Recht, ich bin wahrscheinlich nur paranoid... trotzdem, hast du eine Ahnung, war sich deinen Tod wünschen könnte?"
Ein gereiztes Stöhnen war zu hören. "Es gibt einige. Aber solange du da bist... du bist gut, das weiß ich. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Vhellik. Ich lebe schließlich."
"Hm... ja..."

Eine halbe Stunde später verließ der Turianer das Schlafzimmer. Le'ara war allein...

18:10 Uhr

Linnala Caryalan
20.03.2010, 12:21
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Noblerere Wohngegend [Le'ara Nellanis Penthouse]
18:20 Uhr

Nach zehn weiteren Minuten rollte sich das Zielsubjekt, heute anscheinend daran interessiert, früh zu schlafen, auf die Seite und in die leiche Decke, die seinen schlanken Körper alsbald umschmeichelte, um daraufhin die Augen zu schließen.

Linnala wartete weiterhin ab. Bald war das einzige Geräusch ihr gleichmäßiger Herzschlag und ihr Atem, sowie das leise Rauschen des Blutes in ihren Adern. Die schwarzgewandete Attentäterin ließ eine Zeit verstreichen, wartete bis sich die Anzeige der Uhr leise auf 18:35 umstellte...

Dann glitt sie lautlos vom Schrank hinunter, landete geschmeidig auf dem weichen Boden und zog dabei in einer fließenden Bewegung das Nahkampfmesser. Sie hätte Le'ara von ihrem Versteck auf dem Schrank aus erschießen können, doch der Schuss hätte die Leibwächter im Nebenzimmer alarmiert und das wollte Linnala vermeiden.

Schon beugte sie sich über die Schlafende, die friedlich in ihrem Bett lag, ahnungslos und vollkommen ohne jeden Schutz. Sanft legte Linnala eine Hand auf den Mund Le'ara, während das kalte Messer bereits die glatte, violette Haut ritzte... als sich die Augen der Asari schlagartig öffneten.

Mit schreckgeweitetem Blick starrte Le'ara ihr ins Gesicht. Deutlicher als alle Worte schrien ihre Augen um Gnade, und ein ersticktes Schluchzen drang zwischen den Lippen der Asari hervor, wurde jedoch von der auf ihren Mund gepressten Hand verschluckt.

"Warum!?" schienen die Augen der anderen Asari zu schreien. "Was habe ich getan?"
Linnala interessierte das Warum nicht. "Es ist nichts persönliches", formten ihre Lippen lautlos.
Und mit einer flinken Bewegung zog sie das scharfe Messer über den Hals des wehrlosen Opfers. Die Klinge glitt durch die Haut wie durch Papier. Erst dann löste sie die Hand vom Mund der Sterbenden.
Die starrte sie noch immer an. Ihr Mund öffnete sich, doch kein Ton drang daraus hervor. Ein dünnes Rinnsal blut rann aus dem einen Mundwinkel, aber Linnala achtete nicht darauf.
In völliger Regungslosigkeit verharrte sie, bis der Blick Le'aras schließlich brach und ihre Augen weit geöffnet, doch leblos, zur Decke starrten.

Erst daraufhin wandte sich Linnala ab, öffnete die Tür zum Balkon und verließ das Penthouse auf dem selben Weg, auf dem sie es betreten hatte.

18:37 Uhr

Linnala Caryalan
20.03.2010, 14:08
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
23:49 Uhr

"Linnala! Was ist das..."
Die schlanke Asari riss voller Entsetzen die Augen auf, als sie dem Ruf nachging und ihr Blick auf PDA fiel, das jemand auf dem Boden hatte liegen lassen...
"Weg hier!", entfuhr es Linnala. "Schnell!"
...
Schritte...
Ein gut zwei Meter großer Turianer versperrte den Fluchtweg der Asari.
"Wo wollt Ihr denn so schnell hin...?"
Der Lauf der Mündung des Schrotgewehrs richtete sich auf die kleine Gruppe der Überlebenden...
Was jetzt? Was sollten sie nun tun...?
... Schüsse... Schüsse... Schreie...
Sie rannte, rannte... rannte um ihr Leben. Ihr Herz schlug hart in ihrer Brust, trommelte gegen ihre Rippen, schien den Brustkorb der Anführerin beinahe zu sprengen...
...
"Melaya? Ciatha? Rhana?"... Namen wurden genannt... doch die Antworten blieben aus.
Tot... sie waren alle... tot...
...

07:56 Uhr

Linnala erwachte in den frühen Morgenstunden aus einem unruhigen Schlaf. Als sich eine schmale Hand zu ihrer Stirn hob, spürte sie einen feinen Schweißfilm darauf.

Die hochgewachsene Asari glitt aus ihrem Bett und begab sich ins Badezimmer, wo sie sich den Schweiß vom Körper spülte, ehe sie in die elegante, schwarze Freizeitkleidung schlüpfte, die sie trug, wenn sie nicht gerade einen Auftrag ausführte.

Wieder bei klarem Verstand, gönnte Linnala sich ein leichtes Frühstück - jedenfalls eines, das nach Biotiker-Maßstaben als leicht gegolten hätte - und schaltete danach ihr PDA ein, um nachzusehen, ob die Zahlung für den letzten Auftrag mittlerweile erfolgt war.

Tatsächlich war die vereinbarte Summe auf ihrem Konto und Linnala wollte das PDA gerade wieder abschalten, als ihr auffiel, dass sie offenbar eine neue Nachricht bekommen hatte.

Mit einem leisen Anflug an Interesse öffnete Linnala die entsprechende Nachricht und las:


An: Linnala Caryalan

Ms Caryalan, ich muss mich für meine Direktheit entschuldigen, aber ich stehe vor einem Problem, bei dem ich kompetente Hilfe benötige und ich hörte, Sie seien sehr kompetent, wenn es um das Aufspüren und Töten eines Ziels geht.
Ich hätte zwar einen etwas anderen Auftrag für Sie, würde Sie aber auf jeden Fall angemessen entlohnen.
Es handelt sich dabei um den Schutz einer Person, die vor kurzem auf Nos Astra angekommen ist und vermutlich in großer Gefahr schwebt. Diese Person weiß allerdings nichts von dieser Gefahr und es wäre für meine Zwecke von großem Vorteil, wenn das auch weiterhin so bleibt.
Schützen Sie also um jeden Preis das Leben dieser Person und vermeiden Sie dabei wenn möglich, dass sie von der Bedrohung des selbigen erfährt.

Sollten sie den Auftrag annehmen, werde ich ihnen den Namen sowie sämtliche Informationen, die mir über diese Person zur Verfügung stehen zukommen lassen.
Ihre Entlohnung wird zweifelsohne großzügig ausfallen, allerdings vom Erfolg ihrer Mission abhängen.

Die graugrünen Augen der Asari verengten sich für einen winzigen Moment, und ein gewisses Glitzern trat hinein. Normalerweise wurde sie engagiert, um Zielpersonen zu elimieren, und nicht, um eben das zu verhindern... andererseits war Personenschutz vielleicht einmal eine ganz neue Herausforderung...

Nach kurzer Überlegung schickte sie eine kurze Antwort an den geheimnisvollen Auftraggeber.



Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Sie haben mein Interesse geweckt. Ich bin durchaus interessiert, aber Sie werden verstehen, dass ich mehr über die Zielperson wissen muss. Und natürlich über die Summe, die sie bereit sind, für den Schutz dieser Person aufzubringen.

Sie schickte die Nachricht ab. Die Antwort auf selbige kam überraschend schnell, kaum drei Minuten später verkündete der PDA ihr, dass sie eine neue Nachricht erhalten hatte.

Interessant... das scheint uns ja sehr wichtig zu sein...


Ms Caryalan,
ich bin erfreut darüber, dass Sie den Auftrag annehmen. Wir sprechen über eine Summe im Rahmen von 90 000 bis zu 200 000 Credits. Die genaue Höhe hängt davon ab, wie erfolgreich Sie sind.
Ihre Zielperson ist eine weibliche Quarianerin auf Pilgerreise. Unseren Informationen zufolge ist sie nicht älter als 18 Jahre und trägt den Namen Helia'Goron nar Onaevyr. Vor kurzem gab es einen Eintrag bei der Raumhafensicherheit über sie, vermutlich werden Sie das Mädchen so ausfindig machen können.

Linnala neigte leicht den Kopf. Das versprach, interessant zu werden. Jetzt galt es nur noch, diese Quarianerin ausfindig zu machen...

Aber damit würde sie kein Problem haben. Was viel interessanter war...

Welchen Grund könnte jemand haben, eine einsame Quarianerin auf Pilgerreise zu bedrohen? Quarianer sind zwar Bettler und Diebe, aber selten eine ernsthafte Gefahr und der Flotille ist es verboten, das Tasale-System zu betreten...

Sie kontaktierte über Komm einen ihrer Kontaktmänner, einen salarianischen Hacker. Wenig später spuckte der Salarianer, zusammen mit einem schier endlos scheinenden Redeschwall, aus, dass am gestrigen Tage eine Quarianerin mit einem schrottreifen Shuttle im Raumhafen von Nos Astra angelegt und von der Raumhafensicherheit in die unteren Ebenen von Nos Astra, zu einem Mechaniker namens En'Geret geschickt worden war.

Kein Wunder, das Shuttle war wahrscheinlich bereits vor seiner Ankunft hier ein einziger Schrotthaufen... aber damit habe ich eine Spur...

Linnala verließ, nur leicht bewaffnet, aber auf jeden Fall vorbereitet, ihr Apartment.

08:17 Uhr
>>> Nos Astra - Untere Ebenen

Linnala Caryalan
30.03.2010, 13:04
<<< Nos Astra - Untere Ebenen
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
18:04 Uhr

"Tür... öffnen."
Die Tür reagierte auf Linnalas Stimme, die sie sicherer als jeder Schlüssel verschloss, und glitt mit einem sanften Zischen auf.

Linnala betrat ihr kleines, nur spärlich ausgestattetes Apartment, das nicht mehr Möbel enthielt als nötig und keinerlei persönliche Gegenstände, die Aufschluss über sie selbst oder ihre Vergangenheit geben könnten.

"Nun", sagte Linnala und wandte sich an ihren quarianischen Gast, "hier wären wir... Ruh dich aus. Du hast sicher viele Fragen, aber ich fürchte, sie werden warten müssen... fürs Erste. Sieh dich ruhig um, es stört mich nicht." Es gibt hier ja auch nichts zu entdecken.

18:05

Helia'Goron nar Onaevyr
31.03.2010, 16:39
Linnalas Apartment

18.05 Uhr

Helia schüttelte auf Linnalas Worte hin nur schwach den Kopf. „Nein, ich glaube, ich will jetzt einfach schlafen…“
Und nicht daran denken, was gerade eben passiert ist oder was hätte passieren können oder… nein, an gar nichts…

Ohne groß auf die sie umgebende Wohnung zu achten ließ sich Helia auf das nächste Sofa fallen und schloss die Augen.
Das hier ist viel gemütlicher als das Bett in meinem Apartment… aber da sind meine Sachen, von Zuhause… Das Datenpad von Saara, ich hab’s mir immernoch nicht angesehen… ob Linnala auch ins Bett geht? Bestimmt…

„Gute Nacht“, sagte Helia, nicht sicher, ob Linnala überhaupt noch im Zimmer war, oder ob es vielleicht unhöflich gewesen war, einfach so das Sofa in Beschlag zu nehmen und sich sofort Schlafen zu legen.
Egal. Morgen kann ich mit ihr über alles reden…

Helia schlief relativ schnell ein und sank in einen Schlaf, der durchzogen war von Alpträumen über dunkle Gassen, Schüsse und dunkelblaues Glühen in der Luft…

Linnala Caryalan
31.03.2010, 17:09
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
18:05 Uhr

"Gute Nacht", murmelte Helia, sichtlich erschöpft - das war trotz ihres undurchsichtigen Helmvisiers zu erkennen.

Linnala nickte schwach. Leise verließ sie das Wohnzimmer und betrat das Badezimmer. Sie spürte das Blut auf ihrem Gesicht, das sie nur notdürftig und nicht vollständig hatte wegwischen können. Als sie in den Spiegel sah, war das Gesicht darin immer noch dasselbe... oder wieder dasselbe wie früher?

Die glatten, fein geschnittenen Züge ihres Gesichts waren hart und regungslos wie einen Tag zuvor, und der Ausdruck in ihren Augen war wieder gewohnt kühl. Sie war wieder sie selbst. Die Asari im Spiegel hätte kein quarianisches Mädchen umarmt... sie hätte kalt und professionell ihren Job gemacht und nicht zugelassen, dass irgendwelche wie auch immer gerarteten Emotionen entstanden...

Linnala wandte sich vom Spiegel ab, streifte ihre Kleidung ab und steckte sie kurzerhand in die Waschmaschine, wissend, dass am nächsten Tag das Blut vollständig verschwunden sein würde...

Danach stieg sie in die Dusche und ließ lauwarmes Wasser über ihren hochgewachsenen, geschmeidigen Körper und die scharfen, feingeschnittenen Gesichtszüge rinnen, solange, bis nicht einmal der winzigste Spritzer Blut mehr ihren Körper bedeckte.

Erst danach stieg sie aus der Dusche, trocknete sich ab und schlang sich ein weiches, weißes Handtuch um den Körper. Ihre blaue Haut schimmerte im Licht feucht, glitzernde Wassertropfen glänzten auf darauf. Sie nahm ihre Waffen mit, als sie das Badezimmer verließ.

Linnala betrat ihr Schlafzimmer, legte sich jedoch nicht ins Bett. Sie musste wachbleiben, denn wenn ihnen jemand gefolgt war, konnte er die Nachtstunden nutzen, um die Quarianerin erneut anzugreifen.

Linnala ließ das Handtuch auf ihr Bett fallen und schlüpfte in frische Kleidung und bewaffnete sich erneut. Nachdem dies geschehen war, begab sie sich lautlos in die Küche, um Helia nicht zu wecken, und öffnete einen der Schränke. Sie tastete nach den Stimulanzien, die sie für Notfälle hinten aufbewahrte...

Die schlanke Asari fand die flache Kunststoffkiste und zog sie heraus, öffnete sie und nahm die Ampulle mit dem Aufputschmittel heraus. Anstatt sich das Stimulanz direkt zu spritzen, steckte sie es sich in die Hosentasche und stellte die Schachtel wieder in den Schrank zurück.

Sie würde das Stimulanz nur benutzen, wenn sie wirklich müde wurde. Linnala benutzte Stimulanzien nicht gerne. Sie war aus Prinzip vorsichtig damit. Es bedeutete, sich abhängig zu machen, die Kontrolle zu verlieren... und das wollte sie verhindern. Sie verlor niemals die Kontrolle.

Leise kehrte die schlanke Asari ins Wohnzimmer zurück, setzte sich in einen der Sessel - mit Blick auf die Tür - und wartete. Auf den Morgen. Auf neue Angreifer. Auf das Erwachen ihres quarianischen Gastes. Auf... alles mögliche.

Die Zeit schlich dahin, und Linnala verlor jedes Gefühl für sie. Nur hin und wieder verriet ein Blick auf die Uhr neben der Eingangstür, dass die Zeit nicht stehen geblieben war, sondern stetig voranschritt.

Als die Uhr 23:55 anzeigte, spürte Linnala, wie ihr die Lider schwer wurden. Sie konnte lange wachbleiben, aber irgendwann waren auch ihre Grenzen erreicht. Und sie durfte jetzt nicht einschlafen, auf keinen Fall. Mit einem federleichten Seufzer der Resignation holte sie die Ampulle hervor und spritze sich den Inhalt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Das Stimulanz wirkte fast sofort. Linnala fühlte sich wieder wach. Stumm behielt sie die Tür und die Quarianerin im Auge, horchte wachsam auf jedes Geräusch, nur äußerlich entspannt, aber eigentlich angespannt wie ein Raubtier, das auf der Lauer lag...

Doch die Nacht ging vorrüber, ohne das etwas nennenswertes geschah, und als der Tag hereinbrach, saß Linnala noch immer in dem Sessel, hellwach, fast unruhig, und wartete darauf, die Quarianerin erwachte...

04:01 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
31.03.2010, 17:31
Linnalas Apartment

4.23 Uhr

Helia öffnete noch schläfrig die Augen. Sie befand sich nicht in ihrem Apartment. Ein paar Sekunden lang verwirrte diese Tatsache die junge Quarianerin ein wenig, bis sie sich schließlich daran erinnert, dass Linnala sie mit in ihr Apartment genommen hatte, nachdem…
Helias eben noch sorglose Gedanken wurden überschattet von den Erinnerungen an die Geschehnisse der letzten Nacht. Sie erinnerte sich wieder, das der Tag so schön gewesen war, bis sie schließlich mit Calen gegangen waren und diese Leute aufgetaucht waren…
Und Linnala hat sie…
Helia schluckte. Sie musste mit Linnala darüber reden, was passiert war…
Und dann gehe ich… das ist… sie hat uns gerettet, aber wenn sie diese Leute wirklich einfach umgebracht hat… sie ist eine Mörderin…

Helia ließ den Blick durch’s Zimmer schweifen, wagte jedoch nicht, sich zu bewegen, bis sie schließlich Linnala erblickte, die ganz in ihrer Nähe seelenruhig auf einem Sessel saß.
Was mach ich jetzt? Aufstehen… einfach aufstehen und guten Morgen sagen und dann… sie fragen, was da passiert ist gestern…
Helia wurde voller Unbehagen klar, dass sie sich vor Linnala fürchtete. Sie mochte nett gewesen sein, aber was letzte Nacht geschehen war, warf ein ganz neues Licht auf die Asari…
Vielleicht hat sie… irgendwas zu sagen, was mich das Ganze anders sehen lässt… aber sie hat zwei Leute umgebracht… und wer weiß wie viele noch… aber vielleicht war sie einfach beim Militär oder so und… sie musste es ja irgendwie tun… aber wirklich umbringen… ich frag sie einfach… aufstehen, Helia!

Etwas unsicher richtete Helia sich schließlich auf und blickte offen erkennbar zu Linnala hinüber. „Gute Morgen“, sagte sie leise.
Sie wusste nicht, wie sie weitermachen sollte, also ließ sie es einfach bleiben. Vielleicht würde Linnala ja von sich aus auf die Geschehnisse der letzten Nacht zurückkommen.

Linnala Caryalan
31.03.2010, 17:50
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:23 Uhr

"Guten Morgen", kam es leise, fast unsicher, von der jungen Quarianerin, die sich jetzt auf dem Sofa aufgesetzt hatte.

"Guten Morgen", erwiderte Linnala ruhig. Ihre Stimme klang kontrolliert - höflich, aber ohne spürbare Emotion. Nach allem, was gestern geschehen war, bemühte Linnala sich nun, zwischen sich und dem Mädchen, dass sie schützen sollte, wieder Distanz zu schaffen.

Linnala schwieg für Sekunden, betrachtete die junge Quarianerin nur schweigend, mit regungslosen Gesichtszügen.

Sprich mit ihr.

"Nun... Sie haben sicher einige Fragen", Linnala verwendete wie absichtlich wieder das "Sie", ihre Reaktion gestern verägerte sie immer noch. Sie musste Distanz schaffen. Aber warum konnte sie Helia dann nicht als als Gegenstand sehen, als Objekt, auf das man aufpasste, das einem aber eigentlich egal war...? "Ich werde versuchen, Ihnen Antworten zu geben."

Du hast etwas mit mir angestellt, Helia. Ich weiß nicht, warum, aber du lässt mich nicht kalt, wie es sein sollte. Du bist jetzt mehr als eine Schutzperson, mehr als ein gesichtsloses Objekt, und das, obwohl ich nicht einmal dein Gesicht kenne! Aber was auch immer du in mir ausgelöst hast, ich beende es. Ich werde dich wieder gesichtslos machen. So, wie ich es gestern bereits hätte tun sollen.

Linnala schloss für Sekunden ihre graugrünen, katzenhaften Augen. Etwas hatte sich seit gestern verändert... sie hatte sich verändert. Und Linnala verabscheute diese Veränderung, weil sie das Fundament ins Wanken brachte, auf dem ihre bisherige Einstellung dem Leben und den Lebenden sowie den Toten gegenüber, fußte.

04:24 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
31.03.2010, 18:08
Linnalas Apartment

4.24 Uhr

Ja, Fragen, ich sollte sie etwas fragen… aber was? Was fragt man da am besten… ‚Mussten Sie die zwei Leute gestern umbringen?’ Das kann ich doch nicht einfach fragen… das wäre… nein, ich… ich sollte irgendwas sagen, jetzt gleich, aber was?

„Ja, ich… habe Fragen…“, begann Helia zögerlich und lies den Blick unsicher durch’s Zimmer schweifen.
„Die… die Leute gestern… mussten die wirklich sterben? Und was ist jetzt eigentlich mit dem Shuttle und wenn sie jemand findet, also die Polizei und…“ Helia stoppte sich nur mit Mühe selbst.
Sie hatte vorgehabt ruhig und distanziert eine Frage zu stellen, aber kaum war die draußen, kamen ihr zehn andere in den Sinn, sie perfekt geeignet wären um die erste zu überspielen, weil Helia sich mit ihr nicht außeinandersetzen wollte… aber das musste wohl sein.

Und was sagt sie jetzt? ‚Nein, mussten sie nicht, aber mir ist’s egal’? Ich glaub, dann würd ich abhaun, ganz schnell… oder ich hätte zu viel Angst… aber vielleicht hat sie auch eine gute Antwort, vielleicht ist sie wirklich so wie gestern den ganzen Tag und… okay, ganz ruhig, sie antwortet jetzt.

Linnala Caryalan
31.03.2010, 18:26
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:24 Uhr

Linnala betrachtete ihr Gegenüber für einen Sekundenbruchteil schweigend.

"Ich habe es getan", begann sie schließlich, immer noch mit ruhiger, kontrollierter Stimme, "um Sie zu schützen. Ich weiß nicht, was sie mit Ihnen getan hätten, wenn ich zu gelassen hatte, dass diese Leute Sie in die Finger bekommen, aber es wäre nicht angenehm gewesen, vielleicht hätte man Sie sogar getötet." Der Blick ihrer graugrünen Augen wurde hart. "Das Shuttle wird niemand finden, ebenso wenig die Leichen." Das stimmte. Während Helia geschlafen hatte, kurz nachdem der Morgen begonnen hatte, zu dämmern, hatte Linnala einen alten Bekannten gebeten, das Shuttle und die Leichen weg zu schaffen.

Du bist wirklich naiv... wie lange wird es dauern, bis du erkennst, das nicht jeder in dieser Galaxis ein so friedfertiges und sanftes Wesen ist wie du? Wenn du bedroht wirst, wird dein Feind nicht das Messer von deiner Kehle nehmen, nur weil du ihn bittest, dich nicht zu töten.

04:24 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
31.03.2010, 18:40
Linnalas Apartment

4.24 Uhr

Helia lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Niemand wird die Leichen finden… das hätte aus ‚nem Film sein können… und meine Leiche würde auch niemand finden… aber sie hat gesagt, sie wollte mich beschützen, das stimmt doch oder? Aber woher will sie eigentlich wissen, dass niemand die Leichen findet? Danach frag ich lieber nicht...

„Ich weiß, dass… es nicht gut gewesen wäre, wenn Sie nichts getan hätten, aber mussten Sie sie zwingend töten? Hätten Sie sie nicht… ich weiß nicht, mit Biotik betäuben können oder sowas? Wenn sie am Leben geblieben wären, hätten wir ihnen vielleicht sagen können, dass sie mich mit irgendjemandem verwechselt haben und müssten uns deswegen keine Sorgen mehr machen und außerdem… bringt man einfach niemanden um, das ist nicht richtig, auch wenn die es vielleicht getan hätten“, gab Helia zu bedenken, auch wenn die Tatsache, dass Linnala offenbar keinerlei Reue verspürte, sie nur noch weiter verunsicherte.

Das ist doch nicht normal, oder? Oder sie versteckt es, aber warum sollte sie das tun? Wo hat sie das überhaupt gelernt, Leute umzubringen? Hat sie das schon so oft gemacht, dass es ihr nichts mehr ausmacht? Ich werde sie einfach danach fragen… und dann verschwinde ich besser…

Linnala Caryalan
31.03.2010, 18:51
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:24 Uhr

Ist das der Zeitpunkt, es ihr zu erzählen? Linnalas Lippen wurden schmal. Möglich... ich kann sie leichter beschützen, wenn sie sich der Gefahr bewusst ist, in der sie schwebt. Dann wird sie selbst auch vorsichtiger... hoffe ich.

"Wenn ich sie nur betäubt hätte, wären sie später wieder gekommen. So haben wir Zeit gewonnen." Linnalas Stimme ließ immer noch keine Emotion erkennen, klang immer noch sehr ruhig, sehr kontrolliert. "Diese Leute verfolgen Sie, Helia. Diese beiden... Attentäter, Sklavenjäger, was auch immer sie waren... sie leben zu lassen hätte es nicht besser gemacht, es hätte alles nur verschlimmert."

Linnala seufzte leise. Helia war unschuldig, naiv, jung... sie hatte keine Ahnung vom Leben, war es wahrscheinlich bis vor kurzem gewohnt gewesen, dass alles in bester Ordnung war. Sie hatte vielleicht ein schwieriges Leben geführt, aber niemals ein gefährliches.

Wach auf, Kleine!

04:24 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
31.03.2010, 19:02
Linnalas Apartment

4.24 Uhr

Helia starrte Linnala nur verständnislos an, nur am Rande enttäuscht und schockiert von Linnalas Beharren darauf, dass dieser Mord gerechtfertigt gewesen war.

„Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn, warum sollten die beiden nach mir gesucht haben? Die haben mich mit irgendjemandem verwechselt, was sollten sie denn sonst von mir wollen? Nur für eine quarianische Sklavin hätten die doch nicht so einen Aufwand betrieben, ich meine… das ist doch absurd.“

Wie kommt sie darauf? Und wenn doch jemand nach mir suchen würde? Das wäre... nein, das kann nicht sein, dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund!

Linnala Caryalan
31.03.2010, 19:15
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:24 Uhr

Eine interessante Frage, aber darauf kenne ich die Antwort nicht.

"Ich weiß nicht, was diese Leute von Ihnen wollen. Aber was ich sage, ist wahr." Die schlanke Asari verengte leicht die Augen. "Ich selbst halte es auch für absurd, das es jemand ausgerechnet auf Sie abgesehen haben sollte, aber... ich weiß definitiv, dass es so ist. Diese Gefahr ist sehr real. Und Sie sind zu schwach, zu schutzlos, zu unerfahren, um sich dagegen selbst zu verteidigen." Linnala richtete ihren Blick fest auf Helias von dem spiegelnden Helmvisier verborgenes Gesicht, ihre Augen waren hart wie Stein, kalt wie Sterne. "Und deswegen habe ich Sie beschützt. Und aus diesem Grund werde ich Sie auch weiterhin beschützen."

Sie muss es nicht tolerieren oder gutheißen, sie muss es einfach nur zulassen. Ihre Gefühle zählen nicht in dieser Sache, meine Gefühle zählen nicht... was zählt ist nur, dass ihr nichts passiert.

04:26 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
31.03.2010, 19:38
Linnalas Apartment

4.26 Uhr

„Was… was soll das denn jetzt heißen?“, rutschte es Helia völlig überrascht heraus.

Woher will sie wissen, dass es so ist? Was… woher… was meint sie mit ‚Deshalb habe ich sie beschützt’? Weil sie es schon vorher wusste? Was soll das jetzt und warum will sie mich weiterhin beschützen, es kann ihr doch egal sein, warum… sie ist eine Mörderin, sie bereut nicht im geringsten, was sie getan hat und jetzt will sie mir einfach so helfen, das ist… alles völliger Unsinn!

„Woher wollen Sie wissen, dass irgendwelche Leute nach mir suchen? Was interessiert Sie das überhaupt? Ich bezweifle, dass Sie wirklich die liebenswürdige Person sind, die Sie mir gestern noch vorgespielt haben, schließlich bereuen Sie es anscheinend nicht im geringsten, diese Leute umgebracht zu haben.“ Und ihr Gesicht ist ganz anders und ihre Augen… ich will hier weg. Und ich will, dass es nicht wahr ist, was sie mir hier erzählt, wenn mich wirklich jemand verfolgen würde, warum auch immer, und sie die ganze Zeit bei mir sein müsste, um mich zu beschützen… vielleicht ist sie auch einfach verrückt oder sowas und bildet sich das ein. Und ich sollte ganz schnell von hier verschwinden, das wird mir grade etwas viel…

Helia stand auf, ohne wirklich darüber nachzudenken, was sie da eigentlich tat.
„Falls Sie keine Erklärung haben, kann ich eigentlich auch gleich gehen, ich habe keine Lust noch länger hier zu bleiben und mir das anzuhören.“
Helia versuchte, ihre Stimme fest klingen zu lassen, als hätte sie keine Angst. Doch die hatte sie, aber sie wusste nicht wirklich, wovor: Vor Linnala oder der Möglichkeit, dass sie die Wahrheit sagen könnte?

Linnala Caryalan
31.03.2010, 19:47
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:26 Uhr

Linnala erhob sich - schnell und geschmeidig - und stellte sich in Helia in den Weg.

"Ja, ich bin nicht die, für sie mich gehalten haben, aber ich bin auch nicht Ihr Feind", Linnalas Stimme klang jetzt weicher. "Ich habe den Auftrag bekommen, Sie zu beschützen. Unter allen Umständen und um jeden Preis. Außerdem wurde mir gesagt, dass ich Ihnen nichts verraten soll. Aber wenn der Preis, den ich zahlen muss, um zu gewährleisten, dass Sie in Sicherheit sind darin besteht, dass ich Ihnen alles offenlege, tue ich es." Linnala zögerte für einen kurzen Augenblick. "Um Ihretwillen." Nicht wegen der Credits... nicht nur wegen der Credits...

Linnalas Blick war jetzt nicht mehr kalt, nur eindringlich, fordernd, fast befehlend.

"Sie müssen mir glauben."

04:26 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
31.03.2010, 20:14
Linnalas Apartment

4.26 Uhr

Helia starrte Linnala ungläubig an. Sie begann zu begreifen, was das bedeutete, was ihr die Asari soeben erzählt hatte.

Sie hat es gespielt, die ganze Zeit! Sie… als sie mich im Eternity angesprochen hat, hat sie das nur getan, damit sie mich beschatten kann, die ganze Zeit über hat sie mir nur die freundliche groszügige Asari vorgespielt, damit es nicht verdächtig wirkt, wenn sie mir den ganzen Tag lang auf Schritt und Tritt folgt.
Weil ihr jemand den Auftrag gegeben hat… weil Leute hinter mir her sind… das ist doch unmöglich, warum sollte das so sein? Die bezahlen sie, das macht sie nur für das Geld, wahrscheinlich ist sie eine Kriminelle, natürlich hat sie die Leute gestern ohne zu zögern ermordet…
Aber… das… ich? Warum ich? Was soll das, warum sind irgendwelche Leute hinter mir her und andere wollen, dass mich Linnala beschützt, das ist… macht keinen Sinn, nein, da muss es irgendeine Verwechslung gegeben haben… das kann einfach nicht sein!

„Das ist Schwachsinn!“, rief Helia völlig entsetzt. „Da stimmt was nicht, warum sollten irgendwelche Leute etwas von mir wollen? Ich bin keine zwei Tage hier! Es gibt keinen Grund, mich zu verfolgen oder… es gibt genauso wenig einen Grund, warum irgendjemand Sie dafür bezahlen sollte, mich zu schützen! Das ist völlig verrückt!“
Helia stockte. Sie spürte, dass ihr wieder einmal die Tränen kamen und hasste sich dafür, dass sie nicht einfach wütend sein konnte, wie man es in so einer Situation eigentlich war, sondern schon wieder fast anfing, loszuheulen.

„Wer sind diese Leute? Haben Sie überhaupt irgendeinen Beweis, dass es stimmt, was Sie mir hier erzählen? Ich… verstehe das nicht…“

Helia setzte sich zurück auf das Sofa, das glücklicherweise immer noch hinter ihr stand. Sie musste sich jetzt einfach setzen, denn wenn das alles stimmte… kann das nicht bitte einfach ein riesiges Missverständnis sein?

Linnala Caryalan
31.03.2010, 22:42
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:26 Uhr

Linnala zog wortlos ihren PDA und rief die Nachrichten auf, die sofort auf dem Display erschienen.


An: Linnala Caryalan

Ms Caryalan, ich muss mich für meine Direktheit entschuldigen, aber ich stehe vor einem Problem, bei dem ich kompetente Hilfe benötige und ich hörte, Sie seien sehr kompetent, wenn es um das Aufspüren und Töten eines Ziels geht.
Ich hätte zwar einen etwas anderen Auftrag für Sie, würde Sie aber auf jeden Fall angemessen entlohnen.
Es handelt sich dabei um den Schutz einer Person, die vor kurzem auf Nos Astra angekommen ist und vermutlich in großer Gefahr schwebt. Diese Person weiß allerdings nichts von dieser Gefahr und es wäre für meine Zwecke von großem Vorteil, wenn das auch weiterhin so bleibt.
Schützen Sie also um jeden Preis das Leben dieser Person und vermeiden Sie dabei wenn möglich, dass sie von der Bedrohung des selbigen erfährt.

Sollten sie den Auftrag annehmen, werde ich ihnen den Namen sowie sämtliche Informationen, die mir über diese Person zur Verfügung stehen zukommen lassen.
Ihre Entlohnung wird zweifelsohne großzügig ausfallen, allerdings vom Erfolg ihrer Mission abhängen.


Ms Caryalan,
ich bin erfreut darüber, dass Sie den Auftrag annehmen. Wir sprechen über eine Summe im Rahmen von 90 000 bis zu 200 000 Credits. Die genaue Höhe hängt davon ab, wie erfolgreich Sie sind.
Ihre Zielperson ist eine weibliche Quarianerin auf Pilgerreise. Unseren Informationen zufolge ist sie nicht älter als 18 Jahre und trägt den Namen Helia'Goron nar Onaevyr. Vor kurzem gab es einen Eintrag bei der Raumhafensicherheit über sie, vermutlich werden Sie das Mädchen so ausfindig machen können.

Jetzt gab es kein Zurück mehr. Linnala musste alles offen legen. Lügen oder Schweigen war inzwischen längst keine Option mehr. Als sie die junge Quarianerin jetzt ansah, war der Blick ihrer graugrünen Augen nur noch müde.

Ein kleiner Teil ihrer selbst rechnete nach, wieviele Credit ihrer Bezahlung sie dieses Geständnis wohl kosten würde. 90 000 Credits würden es so oder so sein, solange Helia nichts geschah... aber auf eine Verdoppelung der Summe konnte sie wahrscheinlich nicht mehr hoffen.

Es ist egal... es ist ohnehin egal... es ist nicht mehr wichtig... jetzt nicht mehr...

Es war seltsam, aber die Credits wirkten plötzlich weniger verlockend. Was bedeuteten Credits schon? Was wollte sie überhaupt mit soviel Geld? Es gab doch wichtigeres, so viel...

STOP!

Gewaltsam verdrängte Linnala diese ihr völlig fremden Gedanken aus dem Verstand.

"Wenn Sie wollen", hörte sie jemanden - sich! - sagen, "erzähle ich Ihnen meine Geschichte" - oder zumindest Teile davon... - "damit Sie klarer sehen." Linnala setzte sich jetzt ebenfalls auf das Sofa, allerdings mit ein wenig Abstand zu Helia, da sie spürte, dass die junge Quarianerin für Vertraulichkeiten mit einer Mörderin gerade gar nicht in der Stimmung und immer noch wie gelähmt von den Neuigkeiten war. "Aber egal, ob Sie es hören wollen oder nicht: Ich möchte, dass Sie wissen, dass es mir Spaß gemacht hat, zu töten. Ich hatte immer einen Grund." Der Schutz unserer Sicherheit, der Wunsch, etwas zu verbessern, und danach Credits. "Und ich habe niemals aus Wut, Hass oder Rache getötet."

Warum ist es mir wichtig, dass sie es weiß? Linnala schob die Frage schnell beiseite, ebenso, wie jede mögliche Antwort, die ihr darauf einfallen konnte.

04:26 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
01.04.2010, 10:42
Linnalas Apartment

4.26 Uhr

Helia starrte wie gebannt auf das PDA, das Linnala ihr zeigte.

Sie ist eine Auftragsmörderin, war ja klar, kompetent beim Aufspüren und töten eines Ziels, da gibt es ja nicht viel Interpretationsraum… und ich Idiot hab das die ganze Zeit nicht bemerkt, das hätte doch irgendwie… irgendwie muss man sowas doch merken können…
Und wer ist dieser Kerl? Warum will er, dass mir nichts geschieht und warum sollte ich nichts davon erfahren, was Linnala wirklich von mir will? Das ist doch sinnlos, er hat selber geschrieben, dass ich erst seit kurzem hier bin, warum sind dann Leute hinter mir her? Und was machen die als nächstes? Und was wollen die überhaupt, der, der Linnala den Auftrag gegeben hat, geht ja davon aus das sie mich umbringen, wenn sie haben, was sie wollen und Linnala auch…

Die junge Quarianerin las nun auch die zweite Nachricht, die Linnala ihr zeigte, was ihre Verwirrung nur noch steigerte.

Bis zu 200 000?! Hätte er die nicht mir geben können? Dann hätte ich die Penumbra reparieren lassen und könnte von hier verschwinden! Aber warum bin ich dem überhaupt so viel wert? Warum bin ich für diese Leute so interessant? Ich bin doch eine ganz gewöhnliche Quarianerin, ohne besondere Hintergrundgeschichte oder irgendwelche außergewöhnlichen Fähigkeiten!

Helia ließ sich gegen die Sofalehne sinken, noch immer nicht fähig, zu begreifen, was das alles für sie bedeuten konnte.

Warum eigentlich ausgerechnet ich? Wie großes Pech muss man haben, um genau hier notlanden zu müssen, wo Leute hinter mir her sind, bewaffnete Leute, die vor einem Mord nicht zurückschrecken würden, hier im realen Leben und dann hab ich noch die Auftragsmörderin Linnala an meiner Seite, die mich beschützen soll… kann das nicht jemand anderem passieren? Es gibt genug Quarianer auf der Flottille, die sich genau sowas wünschen, das Abenteuer ihres Lebens und ich, die so schnell wie möglich nach Hause will, bekomm das hier ab… das ist doch so… unfair…

"Wenn Sie wollen erzähle ich Ihnen meine Geschichte, damit Sie klarer sehen."
Was? Deine Geschichte? Was bringt das denn jetzt, wie soll mir das denn weiterhelfen?

"Aber egal, ob Sie es hören wollen oder nicht: Ich möchte, dass Sie wissen, dass es mir nie Spaß gemacht hat, zu töten. Ich hatte immer einen Grund. Und ich habe niemals aus Wut, Hass oder Rache getötet.“
Nein, sondern weil man dich dafür bezahlt hat. Eine gewöhnliche Mörderin, Auftragsmörderin sogar.

„Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll, aber nur zu, erzählen Sie“, antwortete Helia schließlich relativ kraftlos. Sie hatte immer noch Schwierigkeiten sich damit abzufinden, dass das alles, was gerade geschah Realität war, dass Linnala die Wahrheit sagte und die nächsten Tage vermutlich die reinste Hölle werden würden, auch ohne die Probleme, die sie noch am Vortag beschäftigt hatten und die ihr so winzig erschienen im Vergleich zu dem, was sich nun vor ihr auftat.

Linnala Caryalan
01.04.2010, 11:58
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:26 Uhr

"Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll, aber nur zu, erzählen Sie", antwortete Helia kraftlos und entmutigt. Ich auch nicht, aber wie soll ich dich beschützen, wenn du nicht alles verstehst?

Linnalas Gesicht verlor jeden Ausdruck, als sie anfing, zu sprechen. Ihre Stimme klang monoton, gefühllos - als würde sie aus dem Leben eines Fremden erzählen, der sie aber nicht interessierte.

"Ich bin hier geboren worden und aufgewachsen, ohne Geschwister, ohne... 'Vater', nur mit meiner Mutter, die mir nie erzählen wollte, wer mein... 'Vater' - sofern er überhaupt männlich war, nicht mal das wollte sie verraten - war. Es ging mir nie schlecht, aber irgendwann wollte ich mehr tun. Ich war jung und naiv, voller Träume und Vorstellungen und dem Wunsch, die Welt zu verbessern. Also wurde ich eine Jägerin - eine Berufssoldatin des Asari-Militärs. Ich wollte nicht tatenlos daneben stehen, sondern für meine jugendliche Ideale kämpfen. Ich besaß Talent und war begabt, biotisch wie im Kampf. Also versetzte man mich in eine Eliteeinheit und später wurde ich die Anführerin derselbigen. Bis ich zweihundertdreißig war, war das mein Leben. Und es gefiel mir, weil ich daran glaubte, dass ich für etwas kämpfte, was es wert war, dafür zu töten... oder getötet zu werden."

Sie verstummte kurz. "Aber ich habe mich geirrt. Ich habe als Anführerin versagt, als ich meine Einheit in eine Falle führte, die ich nicht vorzeitig erkannte. Wir waren hundert... aber nur zehn Jägerinnen und ich überlebten. Danach habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass mein Heroismus irgendetwas verändern oder sogar verbessern konnte. Ich wollte nicht mehr kämpfen, nicht mehr töten. Es erschien mir... sinnlos. Ich habe versucht, ein normales, ziviles Leben zu führen, aber ich bin gescheitert. Zwanzig Jahre lang habe ich so getan, als könnte ich dem Tod den Rücken zu kehren und eine völlig normale Asari sein. Und auch darin habe ich mich geirrt. Also bin ich gegangen, habe es aufgegeben, mir etwas vorzumachen, und wurde zu der, die ich jetzt bin."

Linnalas Stimme war noch immer frei von jeder Emotion. "Ich habe keines meiner Ziele persönlich gekannt. Ich wusste nicht mehr über sie, als nötig war. Solange ich sie nicht kenne, sind sie Objekte. Sie haben kein Gesicht. Deswegen fällt es leicht, ihr Leben zu nehmen und nicht zu bereuen. Und dann habe ich diese Nachricht erhalten, diesen Auftrag, Sie zu beschützen. Sie waren kein Ziel, aber eine Schutzperson. Ich wollte nicht, dass Sie ein Gesicht bekommen. Aber genau das ist geschehen. Ich kenne Sie nicht gut, aber jetzt kenne ich Sie besser, als es mir lieb ist."

Und das ist hier das Problem... Als sie jetzt weitersprach, war ihre Stimme nicht mehr emotionslos, sondern beinahe verzweifelt, dennoch aber mühevoll beherrscht. Sie verabscheute es, die Kontrolle zu verlieren.

"Und das macht es jetzt persönlich. Ich habe Sie an mich heran gelassen, näher als mir jemand in den letzten einhundertdreiundsiebzig Jahren gekommen ist. Ich habe eine Rolle gespielt und auf einmal war es mehr als eine Rolle. Auf einmal war die Freundlichkeit nicht mehr gespielt, meine Sorge um sie war auf einmal echt. Und als ich Sie in der Gasse verteidigt habe, waren nicht mehr die Credit wichtig, sondern Ihr Leben."

Sie war immernoch sie selbst. Linnala war es in diesem Augenblick egal, ob die Quarianerin ihr glaubte oder nicht. Es gab nur eines, was jetzt wichtig war: Dass sie diesen Job zuende bringen konnte, um jeden Preis. Wenn der Preis für Helias Sicherheit der war, dass sie ihr erzählte, wer sie einmal gewesen und warum es ihr mittlerweile wichtig war, dass die Quarianerin in Sicherheit war... dann würde sie es tun.

"Und deswegen werde ich Sie beschützen, bis zum bitteren Ende, wenn es sein muss. Damit ich damit abschließen kann, wie mit allem in meinem Leben bisher. Denn Sie sind mir nicht mehr egal, Helia. Aber das sollten Sie sein. Und wenn ich diesen Job erledigt habe, werden Sie mir auch wieder egal sein können." Das ist meine Hoffnung, aber Hoffnung ist nur leerer Glaube...

04:27 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
01.04.2010, 12:22
Linnalas Apartment

4.27 Uhr

Helia sah Linnala an, unsicher, was sie nach dieser Geschichte von der Asari denken sollte oder was sie jetzt sagen sollte.

Sie war also wirklich beim Militär und… aber das ist doch jetzt völlig egal, oder etwa nicht? Sie ist eine Mörderin. Sie ermordet Leute für Geld. Sie hätte sich anders entscheiden können, aber sie ist zu einer Kriminellen geworden, an der Situation hat sich kein bisschen geändert. Dass sie ihre Opfer nicht kannte, hat es für sie leicht gemacht und jetzt, wo sie gerade mal einen Tag mit mir verbracht hat… sie hat gesagt, ihre Opfer hatten für die kein Gesicht… irgendwie ist das fast schon lustig, schließlich hab ich für sie wirklich keins… und jetzt macht sie sich anscheinend ernsthaft Sorgen um mich… und wahrscheinlich noch mehr um sich selbst, sie will es zu Ende bringen, damit sie wieder guten Gewissens weitermorden kann.
Das ist… abstoßend, wie kann sie jeden anderen einfach wie ein Objekt behandeln und mit mir einfach anders verfahren, wie es ihr gerade passt? Klar ist das gut für mich, aber es ist unfair… das ganze Leben scheint unfair zu sein.
Und mir kann Linnala auch völlig egal sein, solange sie ihren Job macht… wenn es dann nur bald vorbei ist. Ich will weg von hier und nicht über Mörder, Aufträge oder irgendwelche ominösen Verfolger nachdenken müssen…

„Gut, dann wollen wir ja beide, dass das hier so schnell wie möglich vorbei ist“, sagte Helia abweisend, ohne Linnalas Vergangenheit zu kommentieren und ihr am Ende noch das Gefühl zu geben, ihre Taten gutzuheißen und ließ den Blick unsicher durch die Wohnung schweifen.
„Also, was machen wir jetzt?“

Linnala Caryalan
01.04.2010, 12:51
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:27 Uhr

Die Abweisung in Helias Stimme, als sie sagte "Gut, dann wollen wir ja beide, dass das hier so schnell wie möglich vorbei ist. Also, was machen wir jetzt?" erfüllte Linnalas Wunsch nach Distanz.

Sie erwartete kein Verständnis. Helia, naiv wie sie war, würde niemals begreifen, dass die Galaxie ein gefährlicher Ort war. Linnala war stark, und das war der Grund, weswegen sie überlebt hatte. Helia hingegen würde nur überleben, wenn jemand bei ihr war, der für sie stark sein konnte.

"Denken Sie über mich, was Sie wollen, aber halten Sie sich mit Verurteilung zurück. Dazu haben Sie kein Recht", kam es kühl über ihre Lippen. "Sie schulden mir immer noch Ihr Leben, aber ich schulde Ihnen gar nichts mehr." Ihre Stimme nahm einen herablassenden Tonfall an. "Sie werden gar nichts tun, außer vielleicht aufmerksam zu sein. Ich werde darauf achten, dass man Sie nicht umbringt. Danach können wir beide wieder unserer eigenen Wege gehen."

Linnala zog die Stirn in feine Falten. Egal, was Helia jetzt über sie dachte... Linnala war vor langer Zeit diesen Weg gegangen, weil alles, was sie davor getan hatte, in einem Disaster geendet und sie nicht glücklich gemacht hatte. Helia war zu jung, zu unerfahren, zu ahnungslos, um nachzuvollziehen, was sie damals zu dieser Entscheidung geführt hatte.

Linnala bereute es nicht. Das einzige, was sie bereute war, dass sie jemals geglaubt hatte, es wäre so einfach, sich selbst zu verleugnen. Sie war und blieb das, was jahrzehntelange Ausbildung aus ihr gemacht hatte. Das war etwas, was sie geprägt hatte, das sie zu der Person gemacht hatte, die sie war.

Es gibt einen Unterschied zwischen einem Mörder und einem Attentäter. Der Mörder tötet selbst, für sich. Der Attentäter ist die Exekutive - wie eine Waffe, aber nicht der wahre Täter.

"Aber als erstes sollten wir herausfinden, wer hinter Ihnen her ist. Ihr Raumschiff wurde beschädigt. Jemand hat darauf geschossen." Linnalas Stimme klang kalt und unpersönlich. "Ich nehme an, dass man Sie bereits töten wollte, bevor Sie Illium das erste Mal betreten haben. Wo waren Sie, bevor Sie Illium erreicht haben? Haben Sie mit jemandem gesprochen? Haben Sie vielleicht irgendwann zufällig etwas mitgehört oder gefunden, das nicht für Sie bestimmt war?"

Du hast Angst. Gut. Du solltest auch Angst haben, Helia'Goron nar Onaevyr. Angst schärft deine Sinne... sie weckt Kräfte in dir, die du nicht einmal erahnen kannst. Solange du Sie einsetzt und dich nicht von Ihr beherrschen lässt.

04:27 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
01.04.2010, 13:09
Linnalas Apartment

4.27 Uhr

„Bevor ich hergekommen bin befand ich mich in meinem Shuttle und davor mein ganzes Leben lang auf der Onaevyr und in Nos Astra hab ich mit niemandem gesprochen außer der Raumhafensicherheit, dem Batarianer in dessen Werkstatt ich mein Shuttle abgestellt habe, meinem Vermieter und ihnen… zumindest im Wesentlichen. Ich habe nichts mit angehört was auch nur im geringsten verdächtig wäre, weder hier noch auf der Onaevyr und ich besitze nichts außer den Geschenken meiner Crew, die ich zu Beginn meiner Pilgerreise bekommen habe. Es macht also nach wie vor keinen Sinn, dass mich jemand verfolgt“, endete Helia, in deren Stimme immer noch die verzweifelte Hoffnung mitschwang, dass sie eigentlich gar nichts mit der Sache zu tun hatte und irgendeine schreckliche Verwechslung vorlag.

„Außerdem hat der Mensch gestern gesagt, dass die mich lebend wollen, also wird wohl kaum jemand von denen auf mein Shuttle geschossen haben, dabei hätte ich sterben können.“

Außerdem hätten die dann schon auf mich warten müssen und das setzt voraus, dass sie von jemandem auf der Onaevyr die Information erhalten haben… nein, das ist Unsinn, es gibt keinen Grund dafür!

Linnala Caryalan
01.04.2010, 13:17
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:27 Uhr

"Vielleicht wollte man Sie auch zur Landung zwingen." Linnala verengte kurz die Augen. "Ihre Geschenke... was wäre, wenn sie mehr sind, als sie zu sein scheinen?" Die Asari betrachtete Helia scharf. "Wenn es sich dabei um einen PDA, ein Datenpad oder ein Universalwerkzeug handelt, sind vielleicht Daten darauf gespeichert, von denen Sie nichts wissen. Daten, hinter denen ihre Feinde her sind."

Es war natürlich rein spekulativ. Genau genommen fußte dieses Gespräch auf nichts weiter als Vermutungen und Spekulationen. Aber daraus konnte ein Verdacht werden, und aus einem Verdacht Gewissheit.

"Und die Penumbra... was ist mit ihrem Schiff? Könnten die Datenbanken des Shuttles vielleicht Informationen enthalten, hinter denen Ihre Feinde her sein könnten?"

Helia'Goron nar Onaevyr
01.04.2010, 13:33
Linnalas Apartment

4.27 Uhr

„Nein, das ist völlig unmöglich“, antwortete Helia sofort.
„Niemand auf der Onaevyr würde mir absichtlich irgendwelche gefährlichen Informationen mitgeben, warum auch? Und selbst wenn es unabsichtlich passiert sein sollte… auf der Onaevyr gibt es nichts wertvolles und auch keine wertvollen Informationen. Außerdem hätte diese Person auf der Onaevyr die Leute, die mich verfolgen, darüber informieren müssen und das würde niemand dort tun…“

Und wenn doch? Was, wenn es Informationen sind, die die gesamte Migrantenflotte betreffen? Schwachstellen oder sowas, aber… das wäre Verrat… nein, das würde niemand tun… das Universalwerkzeug, das ich dabei habe ist mein eigenes, mein Vater hat es mir vor Ewigkeiten geschenkt, da ist nichts drauf und ansonsten… ist da nur Saaras Datenpad, das ich mir noch nicht angesehen habe…

Helia schluckte. Das konnte doch nicht wirklich sein, oder?

„Was ist das?“
„Eine Überraschung. Sieh’s dir aber erst an, wenn du schön weit weg bist.“
„Warum?“
„Weil du sonst zurückkommst, um mich umzubringen!“

Nein, das… ist unmöglich, Saara ist meine beste Freundin, sie würde sowas niemals tun. Es muss etwas anderes sein… aber die Penumbra ist uralt, da ist nichts mehr drauf und selbst wenn, hätten diese Leute nicht darauf geschossen…

„Aber sie können sich selbst überzeugen, ich kann ihnen alles zeigen, was ich bekommen habe, es liegt alles in meiner Wohnung in den unteren Ebenen“, bot Helia schließlich an.
Ich werde mir das Datenpad ansehen und nichts darauf finden, nur eine Abschiedsnachricht, nichts weiter…, versuchte sie sich innerlich selbst zu beruhigen.

Linnala Caryalan
01.04.2010, 13:42
Nos Astra - Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
04:27 Uhr

Linnala nickte knapp.

"In Ordnung. Zeigen Sie mir Ihre Sachen, vielleicht bringt uns das weiter."

Die asarische Attentäterin erhob sich mit einer fließenden Bewegung. Die Frage, warum es Helias Verfolger auf die junge Quarianerin abgesehen hatte, interessierte sie und ließ das sonstige Desinteresse einfach zurück...

"Wenn wir wissen, was man von Ihnen will, steigen unsere Chancen, das Sie das alles überleben."

04:28 Uhr
>>> Nos Astra - Untere Ebenen [Helias Apartment]

Helia'Goron nar Onaevyr
14.04.2010, 21:29
< Untere Ebenen; Helias Apartment

Taxi

7.44 Uhr

„Vielleicht liegt es auch daran, dass den Menschen bisher noch nie etwas ähnliches wie uns Quarianern passiert ist…“, begann Helia nachdenklich, während sie durch die Fenster des Shuttle-Taxis das für sie nach wie vor wunderschönen und beeindruckende Nos Astra betrachtete.

„Schließlich fällt ihnen alles einfach in den Schoß, sie sind es gewohnt, beinahe ungebremst auf dem Vormarsch zu sein, auch ohne Zusammenarbeit… es gibt für sie wahrscheinlich einfach keinen Grund, sich anders zu verhalten, während wir auf einen Schlag einfach alles verloren haben… unsere Heimat, die Unterstützung der Citadelvölker unsere gesamte bisherige Lebensweise.
Wir mussten fliehen und zu diesem Zeitpunkt waren wir uns wohl alle einig, dass allein das Überleben unserer Rasse zählte, wir haben uns zur Flottille zusammengeschlossen und versuchen seitdem das Beste aus dem zu machen, was wir haben…

Die Menschen kennen solche Verluste nicht, deshalb sind sie vermutlich so eingebildet, sie glauben, so etwas könne ihnen gar nicht passieren… ich will natürlich nicht sagen, dass alle Menschen so sind, viele sind es mit Sicherheit nicht, aber wenn ich sie nach ihrer Politik beurteilen müsste… sie haben die Turianer als feindselige Invasoren hingestellt, von ihnen auch noch Reparationen gezahlt bekommen, dann die Batarianer aus dem skyllianischen Randsektor vertrieben, in unfassbar kurzer Zeit eine Botschaft erhalten, dann die Citadel gerettet und nach gerade mal 26 Jahren einen Sitz im Rat erhalten. Fast verständlich, dass man sich danach sonst was auf seine Rasse einbildet.

Das Gesamtbild wirkt aber tatsächlich ziemlich bedrohlich… ich an der Stelle der Citadelvölker hätte die Menschen nicht nur wegen des Citadel-Blitzkriegs in den Rat gelassen… wir kennen sie noch nicht lange genug und sie haben soweit ich weiß oft genug bewiesen, dass sie nicht gerade friedfertig sind. Sie streben zu schnell nach vorne und sowas… kann schnell böse enden…“

Helia schüttelte leicht den Kopf. Eigentlich hatte sie nur einen kurzen Kommentar über die Menschen abgeben wollen. Durch Linnalas Antwort hatte sich Helias Meinung über diese Spezies nicht unbedingt verbessert, auch wenn sie sich fest vornahm, keine Vorurteile gegenüber Menschen zu hegen, man konnte schließlich kein Individuum nach seiner Rasse oder deren Politik bewerten.

Wir müssten bald da sein… und dann verschwinden wir gleich wieder, Richtung Dark Sun… ob wir etwas rausfinden? Vielleicht wäre es auch nicht schlecht, wenn Linnalas Auftraggeber ihr irgendwelche Befehle oder etwas in der Art schicken würde… dann wüssten wir wenigstens sicher, was los ist oder was wir tun müssen…

Linnala Caryalan
14.04.2010, 22:02
<<< Nos Astra – Untere Ebenen
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Vor Linnalas Apartment
07:45 Uhr

„Richtig. Die Menschen durchleben derzeit eine Glücksträhne und halten sich daher für unbesiegbar. Eines Tages wird sie die Realität eines besseres lehren“, erwiderte Linnala auf Helias sehr ausführliche geäußerte Meinung.

Wer hätte gedacht, dass das Mädchen bei all seiner Naivität einen solchen Scharfblick in Bezug auf die Beobachtung von Fremdspezies besitzt? Wäre nicht ihr idiotischer Idealismus, der ihr im Wege steht, könnte sie es weit bringen…

Das Shuttle hielt vor Linnalas Apartment und die Türen des Vehikels öffneten sich, um Quarianerin und Asari hinaus zu lassen. Linnala stieg als erste aus dem Shuttle, nahm dabei einen von Helias Koffern mit und öffnete gleich darauf die Tür zu ihrem Apartment.

Linnalas Apartment

Das Innere des Apartments sah genau so aus, wie Linnala es zurück gelassen hatte, als sie vor ein paar Stunden gemeinsam mit Helia in die unteren Ebenen aufgebrochen war.

Die Asari stellte Helias Koffer neben dem schwarzen Diwan im Wohnzimmer ab, sah sich dabei noch einmal wachsam um, ob sich nicht doch etwas verändert hätte… jedoch gab es in ihrem Apartment nicht viel, das sich verändern könnte, da dem Apartment einfach jener persönlicher Stil fehlte, der für andere Eigenwohnungen bezeichnend war.

Linnala war stets darauf bedacht gewesen, niemanden Aufschluss über ihre Persönlichkeit zu geben, weswegen ihre Wohnung auch keinerlei Indizien wie gerahmte Bilder, Kunstwerke von ihr besonders geschätzter Künstler oder sonstige persönliche Gegenstände enthielt.

„Stellen Sie Ihren Koffer hier ab“, wies sie Helia mit neutraler Stimme an, während sie zur Tür hinüber ging und dort wartend verharrte, bis Helia den Koffer ebenfalls abgestellt hatte.

Dabei griff sie nach ihrem PDA, schaltete es ein und checkte ihre persönlichen Nachrichten, doch es war keine neue eingegangen. Also versenkte sie das Gerät wieder in ihrer Jackentasche.

„Sind Sie fertig? Dann sollten wir aufbrechen.“ Da sie aufbruchsbereit war, stand ihr nicht der Sinn danach, herum zu trödeln, wenn die Zeit derart drängte.

07:47 Uhr
>>> Nos Astra - „Dark Sun“-Nachtclub

ME-NPC 4
30.04.2010, 17:23
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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<<< Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Luftstraßen, irgendwo in den Oberen Ebenen
10:16 Uhr

Laryna starrte aus dem Fenster, die Worte des Fahrers und des Turianers hallten ihr noch in den Ohren wieder.

Die Alte? Klingt nach einer Frau… oder einer Matriarchin. Na ja, kann mir ja egal sein, solange ich das Miststück einfach kalt machen kann…

Laryna warf einen Blick zu der, anscheinend noch immer völlig verschüchterten, Quarianerin hinüber und verzog verächtlich das Gesicht. Die Konserve hatte weniger Mut als geschlagener Vorcha! Das war wirklich ekelhaft, aber andererseits war sie einfach perfekt für die Opferrolle geeignet. Und das gefiel Laryna dann doch wieder, da es ihr einfach perfekt in die Hände spielte.

„Also“, Laryna grinste hässlich, „hört sich das nicht alles einfach reizend an? Du bekommst die einmalige Gelegenheit, von einer Alten ausgequetscht und sozusagen kostenlos untergebracht zu werden, ich bekomme meine Rache und das Miststück bekommt ihre verdiente Strafe. Das müsste dich doch aufbauen, oder? Eine böse Mörderin weniger, für dich ist bald alles vorbei…“ Ihre Stimme triefte nur so vor Häme und Hohn.

Es machte ihr Spaß, die verschüchterte Quarianerin mit ihren Worten zu quälen. Dieses kleine Opfer war perfekt dafür geeignet, und falls die Konserve tatsächlich, rein zufällig und wie durch ein Wunder überleben würde, hätte sie auch noch was fürs Leben gelernt. Genau genommen tat Laryna ihr dadurch ja einen Gefallen.

„Diese Schlampe wird jedenfalls leiden“, plauderte Laryna im selben Tonfall, als würde sie Smalltalk halten, „zuerst werde ich sie verletzten, so dass es ihr weh tut. Und dann werde ich sie verhöhnen. Und dann werde ich sie noch mal verletzen, aber diesmal wird sie schreien. Und dann, wenn sie versucht, sich zu wehren oder so, mache ich sie richtig fertig. Ich treibe dieses Miststück soweit, dass sie in Agonie um einen schnellen Tod bettelt, und wenn sie bereits am Ende ist, enthülle ich ihr, wer ich bin. Wenn sie noch ein Herz hat, wird ihr das den Rest geben. Und wenn nicht, auch egal. So oder so werde ich sie dann abknallen. Hört sich doch richtig viel versprechend an, oder? Oder hast du eine Idee, wie ich es noch schmerzhafter gestalten könnte?“

Heul doch, du Opfer. Es kümmert mich einen Scheißdreck, ob du mich für jetzt böse hältst. Und denen da vorne ist es auch egal, wenn du heulst. Das, was du gerade durchmachst, ist harmlos gegen das, was dem Miststück passiert, wenn ich sie erst mal habe. Also sei froh, verdammt! Sei froh, dass ich dich nur mit Worten quäle!

Nach einiger Zeit hielt das Shuttle in einer Art Hinterhof oder -gasse oder etwas ähnlichem. Der batarianische Fahrer wandte Laryna und der Konserve alle vier Augen zu.

„Endstation! Alles aussteigen! Und… äh… du da. Asari. Benimm dich!“
Laryna grinste ihn an. „Hey, ich will nur eines und das ist der Kopf von der Schlampe. Ich werd euch keinen Ärger machen...“ …es sei denn, ihr steht mir im Weg.

10:28 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
08.05.2010, 16:31
Irgendwo in den oberen Ebenen

10.28 Uhr

Kaum waren sie gelandet, wurde Helia bereits wieder aus dem Shuttle gezerrt. Sie achtete kaum auf ihre Umgebung. Während der Batarianer das Shuttle kaum dass sie ausgestiegen waren wieder abheben ließ, schubste der Turianer sie unsanft in Richtung eines Einganges, der ins innere eines von außen nur schwer zuzuordnenden Gebäudes führte.
Helia warf ihren zwei Entführern nur einen kurzen hoffnungslosen Blick zu, bevor sie stumm auf den vor ihr liegenden Weg starrte.

Jetzt ist es wohl endgültig zu spät… aber wofür überhaupt, ich hätte sowieso nicht den Mut gehabt abzuhauen, wenn sich die Gelegenheit ergeben hätte… und Linnala wird nicht rechtzeitig auftauchen… und wenn sie dann doch hier ankommt, bin ich wahrscheinlich tot und sie wird von ihrer eigenen Tochter… wie kann man so grausam sein? Was muss Linnala getan haben, um so etwas zu verdienen? Egal was es war… diese Asari ist einfach nur grausam und der Turianer nur irgendein Handlanger dem alles außer seiner Bezahlung egal ist… was passiert jetzt mit mir? Wer zieht hier die Fäden und was will diese Person? Und wenn ich nicht habe oder weiß, was sie will, werde ich dann gefoltert oder einfach umgebracht? Letzteres wohl nicht, schließlich haben sie so viel Aufwand betrieben, um mich einzufangen…

Die Quarianerin wurde nun grob durch das Innere des Gebäudes gezerrt, durch schlichte Gänge, die nichts über den Zweck des Gebäudes verrieten, vorbei an geschlossenen Türen und schließlich in einen Fahrstuhl, mit dem sie ein paar Etagen nach oben fuhren und letztendlich in einer Art Empfangsraum ankamen. Im Grunde war das Zimmer relativ kahl, doch an der ihnen gegenüberliegenden Wand stand ein breiter Schreibtisch, auf dem mehrere Holo-Bildschirme verschiedene Bilder und Dateien zeigten, auf die soeben noch eine Asari gestarrt hatte, die sich nun den drei Neuankömmlingen zuwandte.

„Da bist du ja endlich, die Kundin wartet schon und wenn wir sie noch ein paar Mi… wer ist das? Diese Kopfgeldjägerin? Was macht die hier?“
„Die kümmert sich um die Babysitterin der Quarianerin sobald die hier auftaucht. Sie macht keinen Ärger.“
Die fremde Asari runzelte ärgerlich die Stirn.
„Na toll, weißt du was? Verzieh dich mit ihr woandershin oder übernimm gleich hier die Überwachung, ich bring die Quarianerin zur Kundin. Die ist so schon angepisst, dass alles so scheiße läuft und labert die ganze Zeit was davon, dass sie gleich zu Eclipse hätte gehen sollen. Ich will mit der endlich fertig werden und danach sollten wir… die Vorkehrungen treffen, die wir besprochen haben“, endete sie schließlich mit einem vorsichtigen Blick auf Helia und Linnalas Tochter.
Der Turianer zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.
„Gut, nimm sie, wir bleiben hier.“

Er versetzte Helia einen heftigen Stoß, sodass diese nach vorne taumelte und sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte, nur um im nächsten Moment von der Asari am Arm gepackt zu werden.
„Hier entlang.“
Ohne auch nur die Möglichkeit sich zu wehren, wurde Helia also noch weiter fortgezerrt, durch weitere Gänge bis hin zu einer verschlossenen Tür, die die Asari mit einer Zahlenkombination öffnete. Der Raum, den sie nun betraten war völlig leer, abgesehen von einem Tisch und zwei Stühlen. Einer der beiden Stühle war am Boden festgeschraubt und an den Armlehnen mit Handschellen ausgestattet, sodass man jemanden perfekt darin fixieren konnte. Und dieser jemand war natürlich Helia.
Die Asari löste mit einigen geschickten Handgriffen die Handschellen, die Helia von ihrer Entführerin angelegt bekommen hatte, drückte die Quarianerin ohne Gegenwehr in den Stuhl und fesselte ihre Handgelenke an die Stuhllehnen.
„Keine Sorge, du bekommst bald Gesellschaft und wenn du kooperativ bist, wirst du hier gar nicht mal so lange festsitzen, versprochen“, bemerkte die Asari mit einem schadenfrohen Lächeln, bevor sie den Raum verließ und Helia allein zurückließ.

Die Quarianerin saß zitternd da und spürte den Angstschweiß an sich herunterlaufen. Sie hatte natürlich die ganze Zeit bereits schreckliche Angst gehabt, doch dieser Stuhl, das Zimmer, die Ungewissheit, was gleich geschehen würde… all das zerfraß Helia innerlich und rief Schreckensvisionen von all dem, was man ihr möglicherweise antun würde in ihr empor.
Keelah, bitte… lass mich einfach das haben, was sie will, ich würde es ihr auch sofort sagen, ich will nur hier weg… auch wenn ich dann sterbe, ich will wenigstens, dass es schnell geht.
Tränen sammelten sich in den Augen der verzweifelten Quarianerin, die nun erwartungsvoll auf die Tür starrte, durch die jeden Moment jemand eintreten musste…

10.34 Uhr

ME-NPC 4
08.05.2010, 17:49
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Irgendwo in den Oberen Ebenen
10:28 Uhr

Laryna folgte der Konserve und dem Turianer hinein in ein Gebäude, dessen schlichtes Inneres nichts darüber verriet, wer hier wohnte oder wozu es diente oder warum sich die, die hier wohnten, für diese Ganzkörperkondome von Quarianerin interessierten.

Göttin, die Konserve sieht aus, als würde sie sich gleich in die Hosen scheißen. Wahrscheinlich tut sie es sogar gerade. Bah. Gut, dass diese Ganzkörperkondome, die sie tragen, luftdicht sind, sonst würde das jetzt ziemlich stinken. So läuft das doch bei denen, oder? Wenn sie müssen, dann scheißen sie sich in den Anzug. Das sind geborene Hosenscheißer, sie kennen es gar nicht anders. Verdammt, wie widerlich. Wie halten die das bloß aus, das ist doch… urgh, nicht drüber nachdenken. Das ist abartig, ganz einfach. Aber ich hab andere Probleme.

Sie erreichten einen kleinen Raum, in dem eine Asari vor irgendwelchen hochmodernen Holo-Bildschirmen saß, um dann natürlich sofort aufzuspringen und sich mit ziemlich wichtigtuerisch-verärgerter Mine an die Neuankömmlinge zu wenden.

„Da bist du ja endlich, die Kundin wartet schon und wenn wir sie noch ein paar Mi… wer ist das? Diese Kopfgeldjägerin? Was macht die hier?“
„Die kümmert sich um die Babysitterin der Quarianerin sobald die hier auftaucht. Sie macht keinen Ärger.“

So sieht’s aus, du kleines verwöhntes „Ich bin besser als ihr, weil mein Vater ein Salarianer/Turianer/Kroganer/Batarianer war und daher alle Reinblüter sowieso total scheiße und unter meiner Würde sind“-Miststück. Göttin, wie ich euch aufgeblasene… du kannst echt froh sein, dass es jemanden gibt, den ich mehr hasse als dich, du „Ich habe hier das Sagen, weil ich die besseren Gene habe, du dreckiges Reinblut“-Miststück…, kochte Laryna innerlich beim dem verärgerten Stirnrunzeln der anderen Asari und ihren Worten.

„Na toll, weißt du was? Verzieh dich mit ihr woandershin oder übernimm gleich hier die Überwachung, ich bring die Quarianerin zur Kundin. Die ist so schon angepisst, dass alles so scheiße läuft und labert die ganze Zeit was davon, dass sie gleich zu Eclipse hätte gehen sollen. Ich will mit der endlich fertig werden und danach sollten wir… die Vorkehrungen treffen, die wir besprochen haben.“

Ja, du bist auch ziemlich angepisst, du kleine „Ich bin so überlegen, weil ich auf Bildschirme starre und mich wichtig tue“-Schlampe. Ich kann dir auch gleich hier und jetzt die Eingeweide rausreißen, das macht mir gar nichts aus und wenn das Miststück dann auftaucht, bin ich besser gelaunt.

„Gut, nimm sie, wir bleiben hier.“

Ja, nimm mir meinen kleinen, hosenscheißenden Köder weg, du „Ich mache hier alles wichtige, weil ich ja hier das Sagen habe und alle mich bewundern müssen“-Miststück. Lass mich mit dem Turianer allein und nimm sie mir weg, du… wenn du meine Rache ruinierst, räche ich mich stattdessen an dir.

Die Asari packte die Quarianerin am Arm und zerrte sie aus dem Raum. Laryna und der Turianer blieben allein zurück. Köchelnd fügte sich die Kopfgeldjägerin erst einmal in ihr Schicksal. Wir kriegen unsere Rache trotzdem. Die Konserve kann uns egal sein. Sie erfüllt ihren Zweck schon… sie muss.

„Also… was wollen die von der Konserve?“, fragte Laryna den Turianer kurze Zeit später gelangweilt.
„Keine Ahnung. Und selbst, wenn ich es wüsste, ich würd’s dir nicht verraten.“
„Du musst doch eine Ahnung haben.“
„Halt den Mund. Du bist hier, um dich um die Attentäterin zu kümmern, und das wars dann. Stell keine dummen Fragen.“
Oh, sind wir jetzt wütend? Arschloch. „Das sind keine dummen Fragen, und ich könnte dich außerdem auf der Stelle töten.“
„Ach ja?“, höhnte der Turianer. „Und warum tust du es dann nicht?“
„Ich höre viel lieber dabei zu, wie blöd du dich benimmst, das baut mein Ego auf“, knurrte Laryna.
„Warum denn so schlecht gelaunt?“
„Diese Asari ist eine dumme Schlampe und du bist ein Idiot. Brauchst du noch weitere Erklärungen?“
„Nein, das war deutlich.“ Er grinste sie fies an. „Und warum willst du diese Attentäterin jetzt lynchen?“
„Sie hat es nicht anders verdient. Und ich werde es gründlich tun. Und langsam. Sie wird leiden. Und schreien.“
„Hört sich doch ganz gut an.“
„Klappe!“

Ja, es hört sich gut an. Aber es wird noch besser. Ich werde sie besiegen, sie demütigen, sie brechen. Sie wird körperlich und psychisch leiden, und dann wird sie sterben. Und ich werde jede einzelne Sekunde genießen. Diese verdammte Schlampe verdient es nicht anders. Sie ist schlecht, und falsch, und sie hat mich verraten. Und solche Leute müssen leiden, besonders, wenn sie mir wehtun.

Laryna ballte die Hände zu Fäusten. Biss sich auf die Zunge, bis sie Blut schmeckte. Salzig und doch leicht süß füllte es ihren Mund und färbte ihre Zähne rot.

Sie wird leiden, diese Schlampe. Sie wird fürchterlich leiden!

10:36 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
23.05.2010, 13:47
Irgendwo in den oberen Ebenen

10.34 Uhr

Es erschien Helia wie eine Ewigkeit, in der sie nur dasaß und die Tür ihres Gefängnisses anstarrte, in der sie so schrecklich viel Zeit zu haben schien, sich jede nur erdenkliche Gräueltat auszumalen, die man ihr hier antun könnte, sollte sie nicht fähig sein, die gewünschten Antworten zu geben.
Helias Mund erschien ihr völlig ausgetrocknet, im Gegensatz zu ihren Augen, aus denen die Tränen jeden Moment hervorzuquellen drohten. Sie wusste nicht, was geschehen würde, was man von ihr wollte und sie hatte auch nicht den geringsten Anhaltspunkt, der ihr weiterhalf und diese Ungewissheit machte sie fertig.

Letztendlich kam es so unvermittelt, dass Helia die Person, die den Raum durch die sich plötzlich öffnende Tür betrat, im ersten Moment gar nicht bewusst wahrnahm, sie wahr so in ihren Gedanken gefangen gewesen, dass ihr erst auf den zweiten Blick klar wurde, dass es nun beginnen würde, dass diese Asari, die sich nun mit einer geschmeidigen Bewegung Helia gegenüber niederließ, ihr Schicksal besiegeln würde.
Helia starrte wie gelähmt in die strahlend blauen Augen ihres Gegenübers. Die violettblaue Haut der Asari war makellos, verziert mit einigen dezenten blauen und grünen Verzierungen in ihrem schmalen, schönen Gesicht, das keinerlei Emotionen zu zeigen schien.

Die Asari saß ein paar Sekunden lang einfach nur da und betrachtete das Visier der jungen Quarianerin, die Beine locker übereinandergeschlagen, bevor sie endlich zu sprechen begann:
„Guten Tag, Helia. Wie fühlen Sie sich?“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, aber es war nicht freundlich, wie es zu diesen Worten gepasst hätte, sondern kühl und überlegen, als wollte sie durch diese Frage allein ihre Verachtung gegenüber der jungen Quarianerin ausdrücken.
Die war im Moment jedoch unfähig, zu antworten. Angst und Unsicherheit nahmen ihr die Stimme, sie war verwirrt von den Worten der Asari und hatte Angst, einen Fehler zu begehen, wenn sie antwortete, wenn sie eine falsche Antwort gab…
„Ich nehme an, nicht besonders gut?“
Helia schüttelte den Kopf, auf seltsame Weise dankbar für diese Vereinfachung der Frage, auch wenn sie wusste, dass nun etwas anderes näher rückte, der Teil des Gesprächs, vor dem Helia die wirkliche Angst verspürte.
Das Gesicht der Asari wurde wieder zu einer emotionslosen Maske.

„Es hat uns einige Mühe gekostet, sie hierherzubringen, Helia, aber ich nehme an, das ist ihnen bewusst. Wissen Sie, warum Sie hier sind?“
„Nein“, antwortete Helia leise, fast nur mit einem Flüstern, dass sich in ihren eigenen Ohren seltsam kratzig anhörte.
Sie sagt es jetzt, oder? Sie sagt, warum ich hier bin und was sie mit mir tun wollen, warum das alles passiert ist… ich will es doch eigentlich gar nicht wissen, ich will hier nur weg! Ich will nicht sterben!
Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter und sie schluckte, immer noch angespannt auf das nichtssagende Gesicht der Asari starrend, die nun antwortete.

„Haben sie jemals von einem Mann namens Silent gehört?“
Helia starrte die Asari nur weiterhin verständnislos und ängstlich an, wurde nun allerdings von einer neuen Panikwelle gepackt. Welche Antwort erwartete die Asari? Helia wusste nicht, worauf sie hinauswollte, wusste nicht, wer dieser Silent war, von dem sie gerade zum ersten Mal in ihrem Leben hörte.
Helia schüttelte den Kopf. Die Asari seufzte und seltsamerweise wirkte dieser Laut nicht kontrolliert oder abfällig, so wie die Regungen, die Helia bisher von der Unbekannten gesehen hatte.

„Nichts ist jemals einfach, nicht wahr? Das erschwert die Dinge vielleicht ein wenig, aber ich werde versuchen, ihnen zu erklären, worum es geht.“
Helias Muskeln verkrampften sich noch weiter, sie spürte, dass dies der Beginn einer Erklärung war für diese ganze sinnlose Verfolgung, für alles was ihr widerfahren war, seit sie auf diesem Planeten gelandet war.
„Sie sollten als erstes wissen, dass ich Fädenzieherin hinter dem ganzen bin. Ich handle im Auftrag eines anderen, jemand, der zu großen Einfluss und zu viel Geld hat, um sich um solche Dinge noch selbst zu kümmern. Weder diese Person noch ich haben ein Problem mit ihnen persönlich, sie sind nur… eine Art Hoffnungsschimmer für uns, ein plötzlich auftauchender Hinweis, den Silent nicht mit einberechnen konnte, auch wenn dieser verdammte Bastard noch so gerissen ist. Aber wenn Sie ihn nicht kennen, werden sie nicht verstehen, also lassen Sie mich ein wenig weiter ausholen.

Wir wissen nicht, wer sich hinter Silent verbirgt, er ist ein Mysterium, das seine Spuren sorgfältig verwischt, ein Verbrecher, der vor einigen Jahren das erste Mal in den Terminus-Systemen zugange war. Er ist niemals persönlich in seine Verbrechen involviert, er bringt andere dazu, die Drecksarbeit zu erledigen.
Unsere Nachforschungen ergaben, dass er in den vergangenen Jahren für mindestens drei Überfälle auf verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen in der gesamten bekannten Galaxis verantwortlich ist, jeder von ihnen vermutlich monatelang vorbereitet und erfolgreich. Seine Handlanger sind nicht etwa einfache Söldner, er manipuliert sie, sodass sie absolut loyal sind. Die, die bei seinen Aktionen gefangen genommen werden konnten, weigerten sich sogar unter extremer Folter, etwas über ihn oder seine Pläne preiszugeben.
Bisher hat er sich so verschiedenste neuartige Technologien gesichert, allesamt im Bereich der Waffentechnologie oder virtuellen Intelligenzen angesiedelt.
Sie können sich sicher bereits denken, dass der Grund für das… Interesse meines Auftraggebers ein weiterer Überfall ist. Silents Leute haben uns etwas enorm wichtiges gestohlen und nun setzen wir alles daran, es uns zurückzuholen und diesem Mistkerl ein für allemal das Handwerk zu legen.
Sie sollten verstehen, dass das das notwendig ist. Dieser Mann muss aufgehalten werden, wie auch immer seine Pläne aussehen mögen und es ist von größter Wichtigkeit, dass sie uns helfen, ihn aufzuhalten. Er ist ein Mörder und ein Dieb, ein manipulativer Mistkerl der vor absolut nichts zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Sie verstehen das, nehme ich an?“

Was… was hat das mit mir zu tun? Warum erzählt sie mir das alles, ich kenne diesen Silent doch gar nicht! Und ich verstehe nicht, was an ihm so viel schlimmer sein soll als an diesen Leuten, sie klingt fast, als hätte sie nicht gemordet, um an mich ranzukommen. Sie will mich anscheinend nur davon überzeugen, dass sie die guten sind, aber dafür muss sie sich schon was besseres einfallen lassen. Ich bin vielleicht naiv, aber nicht blind.

„Ja, ich verstehe. Zwischen ihrem Auftraggeber und diesem Silent besteht absolut kein moralischer Unterschied, aber sie versuchen, ihn als böse darzustellen, damit ich ihnen auf welche Weise auch immer helfe, ihn zu finden. Ich weiß immer noch nicht, was sie von mir wollen“, platzte Helia nun völlig unerwartet heraus, nur um im nächsten Moment sofort wieder zu einem Häufchen Elend zusammenzuschrumpfen und ihre Worte zu bereuen.
Was tue ich da überhaupt? Ich hätte doch wenigstens so tun können, als würde ich ihr glauben… die ganze Zeit sitze ich da und bringe kein Wort heraus und auf einmal… bitte lass sie darüber hinwegsehen, Keelah… bitte…

Die Lippen der Asari kräuselten sich zu einem amüsierten Lächeln. „Sie sind nicht so dumm, wie ich gehofft hatte, aber damit kann ich arbeiten. Sie sollten allerdings im Hinterkopf behalten, dass Silent ein vermutlich größenwahnsinniger und vor allem gefährlicher Verbrecher ist und uns daran liegt, ihm das Handwerk zu legen, auch wenn wir dafür zu extremen Methoden greifen müssen.
Aber nun zum Grund Ihres Hierseins. Es mag banal erscheinen, aber die entscheidende Verbindung zwischen ihnen und Silent ist ihre Schiffszugehörigkeit. Die Onaevyr war die Heimat eines seiner Agenten, Bin’Haaz nar Onaevyr, der direkt an dem Diebstahl an meinem Auftraggeber hier auf Illium beteiligt war. Ihr Eintreffen erschien uns natürlich verdächtig, wir beschlossen also, dass sie entweder…“
„Was?!“, stieß Helia hervor, ein verunsichertes Lachen in der Stimme. Sie hatte sich doch eben verhört, oder?
„Sie haben nicht gerade gesagt, dass der Kerl… der sie bestohlen hat und angeblich für diesen Silent arbeitet… dass der Bin’Haaz nar Onaevyr heißt? Ich meine, das… das ist doch völlig unmöglich…“
Bin? Das kann nicht sein, der würde doch nie bei sowas mitmachen, er ist schließlich kein Krimineller und außerdem… klang das alles so, als wären das Spezialisten, Leute die in irgendwelche Labore einbrechen können eben und nicht… Bin… er war nichtmal ein besonders guter Techniker, er hat auch… er war nicht besonders gut in irgendwas… und war immer irgendwie zurückgezogen… aber weiß ich dann überhaupt, dass er nicht… nein! Das ist doch völlig absurd!

Im Gesicht der Asari zeichnete sich Überraschung ab und für einen Moment auch ein triumphierendes Glänzen in den Augen.
„Sie kennen ihn? Persönlich?“
Helia war für einen Moment en wenig überfordert. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da gerade hörte, aber es wäre auch völlig unsinnig für die Asari, zu lügen. Es musste eine Verwechslung sein. Alles einfach ein schrecklicher Fehler.
„Ja, ich… ich meine den… den echten Bin, nicht diesen Kerl, der für Silent arbeitet! Das muss eine Verwechslung sein! Wie kommen Sie darauf, dass… wie kommen sie überhaupt auf die Idee, dass einer von diesen Kerlen so heißt?“

„Wir haben diverse Nachforschungen angestellt. Aber das ist im Grunde völlig egal, schließlich sollte allein die Tatsache, dass er nun versucht, sie zu beschützen, Beweis genug sein, dass wir Recht haben, finden sie nicht?“
„Was?! Nein! Das muss doch gar nichts mit ihm zu tun haben… vielleicht… wollten die Sie nur auf eine falsche Spur führen… ich meine wenn er irgendwas damit zu tun hätte und mich beschützen wollte, dann könnten die mich doch auch einfach irgendwo verstecken, schließlich können Sie die ja auch nicht finden, oder?“
„Falsch. Sie würden uns nur auf Silents Spur führen und dieses Risiko kann ihr Freund nicht eingehen, weshalb er die Tänzerin angeheuert hat. Er hoffte, sie so vor uns schützen zu können bis er einen Weg gefunden hat, sie verschwinden zu lassen ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Ich hatte natürlich auch andere Möglichkeiten in Betracht gezogen, aber da sie sich zu kennen scheinen…“
„Das… nein…“, stammelte Helia, während sich zu ihrem Entsetzten alles allmählich zu einem Bild zusammenfügte.

Das ist doch unmöglich… ich meine, es ergibt Sinn… auf seltsame Weise, aber Bin würde doch nie im Leben bei so einer Scheiße mitmachen! Warum sollte er… ich weiß ja nichtmal, was dieser Silent überhaupt vorhat! Irgendwas mit Waffen und VIs? Eine Waffe? Aber warum Bin? Wie sollte jemand wie dieser Silent auf Bin kommen? Er war kein guter Techniker… und ich weiß eigentlich nur, dass er immer wieder diesen Ärger mit seinem Vater hatte… aber was hat er eigentlich sonst gemacht? Er war manchmal bei mir und Saara und wir haben geredet und sowas, aber wir waren nicht unbedingt beste Freunde… er hatte allgemein keine guten Freunde von denen ich wüsste… warum denke ich eigentlich, dass es nicht sein kann? Vielleicht wollte er ja insgeheim nie zur Flotte zurück und wenn ihm dieser Silent dann jede Menge Credits dafür anbietet was auch immer zu stehlen… Keelah, worüber denke ich eigentlich gerade nach?

„Was können Sie mir über ihn sagen?“
Helia starrte die Asari ein paar Sekunden lang einfach nur verwirrt an.
„Er… hat neben mir gewohnt, wir waren Nachbarn“, begann Helia. Sie hatte das seltsame Gefühl, Bin damit zu verraten, das alles auszuplaudern, auch wenn sie im Grunde immer noch nicht glauben konnte, dass Bin etwas damit zu tun haben sollte.
„Seine Mutter ist früh gestorben und mit seinem Vater hatte er immer nur Streit… wir waren nicht wirklich befreundet, aber wir verstanden uns gut und haben manchmal geredet und sowas. Ich hätte ihm sowas einfach nicht zugetraut und er… er war auch nie besonders gut in irgendwas, er war zumindest kein guter Techniker… ich weiß eigentlich gar nicht so viel über ihn… vor einem halben Jahr ungefähr ist er erst auf Pilgerreise gegangen. Was… was genau hat er denn ihrer Meinung nach eigentlich getan?“

„Interessant“, begann die Asari und beachtete Helias Frage einfach nicht weiter. „Er war also nur sehr kurze Zeit auf Omega, bevor Silent ihn aufgespürt hat… ich frage mich, wie er es geschafft hat, so schnell seine Aufmerksamkeit zu erregen…“
Und das ganze wurde immer nur noch schlimmer und absurder.
„Omega? Warum sollte Bin auf Omega… woher wollen Sie das wissen?“
„Sobald wir seinen Namen hatten, war es einfach herauszufinden, wann und woher er kam. Vermutlich hat er auf Omega bereits gemordet, Silent ist auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn dazu gebracht, für sich zu arbeiten. Dann schickte er ihn nach Nos Astra, ein paar Monate vor dem Überfall. Er und die anderen, die Silent treu ergeben waren, sammeln Informationen, planen, begehen dabei ein paar unauffällige oder vertuschte Morde und schreiten schließlich zur Tat. Der Prototyp wird gestohlen und tatsächlich kommen drei von ihnen lebend damit aus unserem Labor, einer von ihnen der Quarianer. Ab diesem Punkt verlieren wir die Spur… bis Sie auftauchen. Vermutlich hat Bin noch vor uns herausgefunden, dass sie auf Illium sind und war intelligent genug, um sich zusammenzureimen, dass wir sie finden würden. Er heuert die Tänzerin an, um sie zu schützen, entweder weil er zu unrecht befürchtet, dass sie wertvolle Informationen haben könnten oder aus Zuneigung, während ich eine Söldnertruppe damit beauftragt habe, sie zu mir zu bringen. Sie sehen, wer letztendlich gewonnen hat… auch wenn ich befürchte… oder besser gesagt hoffe, dass er sie nun nicht mehr so einfach fallen lassen wird.“ Auf dem Gesicht der Asari breitete sich nun ein wölfisches Grinsen aus.

Helia hingegen war leichenblass und nach wie vor vollkommen durcheinander.
Soll das heißen, Bin könnte ein Mörder sein? Dass er einfach so im letzten halben Jahr zu einem skrupellosen Kriminellen geworden ist, irgendwelche krummen Dinger abzieht und dann wenn er sich mit der Beute abgesetzt hat… Linnala beauftragt, mich zu schützen? Das passt nicht ins Bild. Vielleicht… wurde er ja irgendwie dazu gezwungen und trägt gar keine Schuld an dem Ganzen… vielleicht will diese Asari mich nur verwirren und… ich weiß nicht, was ich denken soll. Wie kann Bin für all das verantwortlich sein? Wie kann er daran Schuld sein, dass ich verfolgt wurde, dass Leute sterben mussten…

„Helia.“
Die Quarianerin sah auf und blickte der Asari erneut in die Augen.
„Würden Sie gerne am Leben bleiben?“
Helia blinzelte. Was sollte diese Frage? Natürlich wollte sie das, aber worauf wollte die Asari hinaus? Es konnte für Helia wohl kaum angenehm sein…
„Ja… natürlich“, kam schließlich die unsichere Antwort.
„Wie gesagt bezweifle ich, dass Bin sie nun fallen lassen wird, viel mehr hoffe ich darauf, dass er versuchen wird, sie zu befreien und dabei einen Fehler macht. Ich wäre also tatsächlich bereit, sie gehen zu lassen. Ich würde zulassen, dass Silents Leute oder die Tänzerin sie hier rausholen und im besten Fall in eines ihrer Verstecke schaffen, vielleicht sogar in der Hoffnung, dass Sie ihnen Informationen über uns geben können. Im Gegenzug müssten Sie uns diese Leute nur ans Messer liefern oder versuchen, uns möglichst viele Informationen über Silent zukommen zu lassen. Sollten wir zu dem Schluss gelangen, dass sie sich mit Silents Leuten zusammengetan haben oder uns nicht nützen, würden wir einfach dafür sorgen, dass die davon erfahren, dass Sie für uns arbeiten – ob Sie’s nun tun oder nicht – und entsprechende Schritte einleiten. Alternativ würde ich nun den Raum verlassen und sie von den Söldnern töten und wegschaffen lassen.“

Helia war sich nicht sicher, was sie antworten sollte. Vermutlich hätte sich so ziemlich jeder ohne zu zögern bereit erklärt, mit der Asari zusammenzuarbeiten, aber Helia war sich schlicht und einfach nicht sicher, ob es wirklich besser war, noch ein paar Stunden, Tage oder Wochen in ständiger Angst zu leben und dann erst zu sterben, als es gleich hinter sich zu bringen. Es klang einfach zu wahrscheinlich, dass die Partei der Asari früher oder später beschließen würde, dass Helia sterben musste. Außerdem war da immer noch Bin. Wollte sie ihn wirklich verraten, wenn er es denn tatsächlich war? Wenn er Linnala angeheuert hatte, wenn er Helia hatte retten wollen und sie dann mit der Asari gemeinsame Sache machte… aber vielleicht konnte sie ja alles erklären. Vielleicht gab es eine Lösung… aber es gab nur einen Weg, das herauszufinden.

„Gut… ich… ich würde es tun“, antwortete Helia schließlich leise, noch immer nicht vollkommen von dem überzeugt, was sie gerade sagte.
Die Asari lächelte breit.
„Das ist wirklich vernünftig von Ihnen, Helia. Sie werden am Leben bleiben, aber bitte verstehen Sie, dass wir bis zu ihrer Rettung weiterhin alles so handhaben müssen, als wären sie eine Gefangene. Sollten sie entgegen meiner Erwartungen nicht gerettet werden, sind Sie leider nutzlos für uns, ich hoffe Sie sind sich auch darüber im Klaren. Ich werde jetzt gehen und mich darum kümmern, dass alles vorbereitet wird. Sie müssen im Grunde nur abwarten und den Mund halten, dann bleiben sie am Leben und tun der Galaxis durch ihre Mithilfe sogar einen Gefallen.“

Helia schluckte. Was hatte sie da eigentlich gerade getan? Woher wollte Sie wissen, dass diese Leute nicht noch viel üblere Pläne hatten als dieser Silent? Was wusste sie überhaupt über diese Sache? Wenn man sie nun retten würde, konnte sie wirklich dieses falsche Spiel spielen und allen etwas vormachen? Was hatte Bin wirklich mit der Sache zu tun und was würde er oder Silent tun, wenn sie erfuhren, dass…
Helia spürte erneut Tränen aufsteigen. Sie hatte nicht weniger Angst als vor diesem Gespräch und fühlte sich wenn überhaut nur noch schlechter.
Zwar hatte diese Asari ein wenig Licht ins Dunkel gebracht, aber Helia hätte all das gar nicht wissen wollen, wenn das alles nur einfach hätte enden können. Doch nun hatte diese ganze Geschichte nur noch größere Dimensionen angenommen und noch viel mehr und vor allem unangenehmere Fragen aufgeworfen, auf die Helia keine Antwort wusste.

ME-NPC 4
23.05.2010, 14:44
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
10:44 Uhr

Nach einer Zeit unruhigen auf und ab Tigerns, die Laryna nahezu an die Grenzen ihrer ohnehin beschränkten Geduld trieb, näherte sich ihr und dem Turianer, der sie die ganze Zeit neugierig, aber schweigend beobachtet hatte, die violetthäutige Asari, die bei Larynas Eintreffen Bildschirme begutachtet hatte.

Kühl glitt der Blick der älteren Asari über die Kopfgeldjägerin. Ihr war anzusehen, dass sie über Larynas Anwesenheit noch immer nicht erfreut war. Vermutlich hätte sie es gern gesehen, wenn Laryna sich vom höchsten Stockwerk dieses Wohnturms in die Tiefe stürzte. Aber Laryna hatte nicht vor, ihrem Gegenüber diesen Gefallen zu tun.

Ich kann dich aber gerne von ganz oben runter stoßen. Wie wäre das wohl, Miststück? Wer hoch steigt, fällt auch tief. Wie ich diese aufgeblasene Miene hasse! Du bist auch nur eine Handlangerin von irgendjemand, um dich weint niemand!

„Man bringt die Quarianerin jetzt in ihre Zelle, Kopfgeldjägerin. Wenn Sie sich um die Attentäterin kümmern wollen, kann ich sie dorthin bringen. Vielleicht erweisen Sie sich ja doch noch als wichtig.“

Laryna hätte ihr am liebsten ins Gesicht gespuckt, doch sie hielt sich zurück. Mühevoll zwar, doch es gelang ihr, sich zu beherrschen. Mit dem Miststück würde sie später abrechnen. Jetzt zählte erstmal nur, dass sie wusste, wohin man die Quarianerin brachte und dass sie dort Stellung bezog.

Das Miststück würde sterben. Es gab keinen Weg daran vorbei, und Laryna wollte auch gar keinen Weg daran vorbei finden. Was Linnala Caryalan ihr angetan hatte, war unvorstellbar und es gab dafür nur eine einzige, angemessene Strafe: Einen grausamen Tod.

Nein, Laryna würde sich ihre Rache nicht verbauen, in dem sie ihrer Abneigung für ihr Gegenüber taktlos Ausdruck verlieh.

„Ich kümmere mich um die Attentäterin. Das ändert sich nicht, nur weil sie kurz mal weg waren.“ Und ich mag dich auch nicht, nur weil du kurz mal weg warst. Wenn ich mit dem Miststück fertig bin, knöpfe ich mir dich vor. Ich kann deine Visage nicht mehr sehen, du hältst dich wohl für was ganz besonderes! Aber du bist nur eine billige Schlampe, die sich toll fühlt, weil sie ein paar Leute herumkommandieren kann. Das kann ich auch, aber ich bin nicht so nuttig dabei!

„In Ordnung“, das klang fast so, als hätte die Asari darauf gehofft, dass Laryna ihre Meinung ändern würde. „Folgen Sie mir, ich bringe Sie zur Zelle der Quarianerin.“

„Kann mir vielleicht mal einer verraten, warum diese Konserve für euch so wichtig ist?“

Im Gehen wandte sich die ältere der beiden Asari um. „Nein. Und warum interessiert es Sie überhaupt? Ich dachte, Ihr einziger Wunsch sei es, die Attentäterin zu töten?“

Du hältst mich wohl für völlig beschränkt, du „Ich fühle mich so großartig, weil ich mit meinem Akademieabschluss protzen kann“-Schlampe. Aber du kennst mich nicht, und außerdem bist du eine eingebildete Schlampe. Ich bin nicht vollkommen bescheuert. Weißt du was…? Ich gebe dir darauf keine Antwort, obwohl ich drauf antworten könnte, denn du gehst mir ehrlich gesagt völlig am Arsch vorbei und du bist meine Zeit nicht wert!

Da Laryna keine Antwort gab, schwieg auch die violetthäutige Asari und führte sie einfach weiter durch nichts sagende Gänge hinüber zu einem ebenso nichts sagenden Fahrstuhl, mit dem sie ein Stockwerk und dann noch eines hinauffuhren, ehe sie ausstiegen und in einen weiteren, nichts sagenden Korridoren hinaustraten.

Laryna folgte der Asari schweigend, wachsam, mit vor fiebriger Erregung glänzenden Augen und sich zu Fäusten ballenden Händen. Sie spürte, dass die ersehnte Rache nahe war und es schien sie innerlich beinahe zu zerreißen. Nach so langer Zeit sollte es bald endlich so weit sein.

Es gab kein besseres Gefühl als diese fiebrige Vorfreude.

„Hier.“ Die Asari blieb stehen, wandte Laryna ihr arrogantes Gesicht zu, deutete auf eine offenkundig verschlossene Tür. Diese war aus Stahl und sah stabil aus. Unmöglich, daraus zu entkommen. „Dort haben wir die Quarianerin eingesperrt.“

Laryna nickte. Danke für die überflüssige Information, und jetzt verpiss dich!

„Also dann… ich wünsche Ihnen Glück, Sie werden es gegen die Tänzerin bitter nötig haben.“

Die Tänzerin wird verrecken, das steht schon fest. Gib keine dummen Töne von dir und verpiss dich einfach! Deine ach so tolle Visage beginnt, mich ziemlich zu stören!

„Ja ja“, murmelte Laryna gelangweilt. „Sie können jetzt gerne gehen, ich brauch Sie hier nicht mehr.“

„Oh, ich hatte nicht vor, zu bleiben. Bis später, Kopfgeldjägerin.“

Bis später, Miststück! Laryna verfolgte, wie die arrogante violetthäutige Asari sich entfernte und endlich aus ihrer Sicht verschwand. Nachdem von der Schlampe nicht einmal mehr ihr fettes Hinterteil zu sehen war, lehnte sich die Kopfgeldjägerin neben der Zellentür der Quarianerin an die Wand.

Jetzt hieß es warten. Hoffentlich nicht allzu lange.

10:49 Uhr

Linnala Caryalan
24.05.2010, 22:19
<<< Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Vor einem verlassenen Wohnturm
11:06 Uhr

Der Wohnturm, ein über tausend Meter hoher Wolkenkratzer, ragte vor Linnala weiß schimmernd und im üblichen Glanz der oberen Ebenen Nos Astras erstrahlend in die Höhe. Unzählige Fensterfronten spiegelten das Licht der Spätmittagssonne und brachen das Licht teilweise so, dass Linnala geblendet war. Wäre er nicht verlassen gewesen, hätte dieser Wohnturm sicherlich als Heim für die besonders Wohlhabenden gedient.

Die Attentäterin stieg aus dem Taxi und näherte sich dem Gebäude, in welchem, ihren Informationen zufolge, Helia gefangen gehalten wurde. Jenem Gebäude, in dem sicher jede Menge Wachpersonal stationiert war, um sie aufzuhalten. Jenem Gebäude, in dem eine Kopfgeldjägerin darauf wartete, sie zu töten.

Doch all das konnte Linnala nicht davon abhalten, an das Gebäude heran zu treten und erst einmal die Fensterfront vor sich abzuschreiten. Sie nahm, dass diese Fenster kugelsicher waren, also war es wenig sinnvoll, sie zu Scherben schießen zu wollen. Biotik wäre vielleicht eine Lösung gewesen, doch wollte Linnala auch keinen Alarm auslösen.

Die Attentäterin betrachtete jeden Zentimeter genau. Wenn es eine Schwachstelle gab, so würde sie sie finden. Wenn es keine gab, blieben ihr noch andere Möglichkeiten, nur wären diese bei weitem weniger elegant. Linnala wusste, wann was gefragt war. Noch waren die rabiateren Methoden jedoch nicht notwendig.

Linnala trat in den Schatten des nebenstehenden Wohnturms, als sie der Kurve folgte, die der Wohnturm vor ihr beschrieb. Sie entzog sich damit den Blicken des Taxifahrers, den sie angewiesen hatte, zu warten – egal, wie lange. Sie rechnete nicht damit, dass es allzu lange dauern würde. Zwar war dieser Wohnturm verlassen… doch es schien unwahrscheinlich, dass gleich das Gebäude genutzt wurde.

Unversehens trat Linnala in eine Art Hinterhof hinaus, einen Landeplatz für Shuttles, wie es schien. Vor ihr, etwa fünf bis sieben Meter entfernt, lehnte ein Turianer neben einer Asari an der Wand. Vermutlich Wachposten. Doch die beiden wirkten gelangweilt, nur hin und wieder wechselten sie paar belanglose Worte miteinander.

Ehe Linnala bemerkt werden konnte, zog sie sich in den Schatten des nebenstehenden Wohnturms zurück und sammelte gleichzeitig ihre biotische Energie. Ihr war nämlich aufgefallen, dass die beiden nicht nur den Landeplatz im Auge behielten, sondern sogleich auch eine Tür bewachten. Und vermutlich besaß zumindest einer von ihnen einen Schlüssel für diese Tür…

Linnala konzentrierte sich und entließ die biotische Energie schließlich in Richtung der beiden Wachposten in Form eines Stasisfeldes, das beide einfing und lähmte. Kurz darauf hatte sie bereits die schwere Pistole gezogen und die beiden erschossen. Sie löste das Stasisfeld auf und überquerte den Shuttlelandeplatz, um neben den Leichen nieder zu knien und routiniert ihre Körper nach dem Schlüssel abzutasten.

Die Attentäterin entdeckte die Keycard bei der Leiche der Asari und nahm sie an sich, steckte sie in ihre Tasche. Danach zog sie die Leichen der beiden Wachposten in eine dunkle, schattige Ecke. Ihr war nicht danach, dass man die Toten sofort entdeckte und dadurch sofort über ihr Eintreffen informiert war. Besser war es, wenn das Überraschungsmoment auf ihrer Seite blieb.

Ein letztes Mal sah sich Linnala um, doch anscheinend hatte niemand den Tod der beiden Wachposten bemerkt, zumindest kam kein weiteres Wachpersonal herbei gestürmt. Solchermaßen zufrieden gestellt öffnete Linnala die Hintertür mit der Keycard und betrat das offiziell leerstehende Gebäude, das nicht so leerstehend war, wie behauptet wurde.

11:08 Uhr

Linnala Caryalan
25.05.2010, 10:08
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Verlassener Wohnturm
11:08 Uhr

Linnala triumphierte nicht über ihren Teilerfolg. Sie wusste, dass ihr das schwerste noch bevorstand, und oberste Priorität hatte es jetzt, Helia lebend von hier fortzubringen.

Also glitt sie schnellen Schrittes durch nichts sagende Korridore, immer wachsam, immer kampfbereit, und suchte sich ihren Weg tiefer in das Innere des Wohnturms, der zumindest noch doch recht verlassen wirkte. Sie wusste jedoch, dass der Schein trog und dass sie – früher oder später – auf Widerstand stoßen würde. Dass sie noch nicht entdeckt worden war verdankte sie, wie ihr klar war, einzig der Tatsache, dass sie beim Betreten des Gebäudes dank der Keycard einer Toten keinen Alarm ausgelöst hatte.

Der Gang, den Linnala entlang ging, wurde links und rechts in größeren Abständen von ein paar Türen gesäumt, doch Linnala öffnete keine davon. Ihres Erachtens nach war es äußerst unwahrscheinlich, dass Helia auf diesem Stockwerk gefangen gehalten wurde. Es wäre so ja sträflich einfach gewesen, die Quarianerin zu befreien.

Nach einiger Zeit erreichte die Attentäterin eine Art Vorzimmer. Auf einem Tisch etwa in der Mitte des Raumes befand sich ein eingeschaltetes Terminal. Doch der Raum war nicht verlassen, vor dem Terminal hatte sich eine Asari nieder gelassen, die auf die zu dem Terminal gehörenden Bildschirme sah, die Stirn konzentriert gefurcht, das haptisch-adaptive Interface bediente.

Wie der böse Zufall es wollte, wandte sie sich in dem Augenblick der Tür zu, als Linnala selbige erreichte. Die Asari verengte misstrauisch die Augen, erhob sich von ihrem Stuhl und näherte sich der Tänzerin. Die Körperhaltung der fremden Asari war angespannt.

„Wer sind Sie?“ Scharf durchschnitt die Stimme der violetthäutigen Asari die Luft. „Ich habe Sie hier noch nie gesehen…“

Linnalas Körper flimmerte mit einem Mal vor knisternder, dunkler Energie. Die Augen der Attentäterin verengten sich etwas. Man hatte sie entdeckt, und jetzt hieß es, schnell zu handeln. Von Biotik beschleunigt, schoss sie auf die Asari zu und riss sie von den Füßen. Ein Sprung zurück, der bereits ausreichte, damit die schwere Pistole gezogen werden konnte. Ein einziger, sauber gezielter Schuss.

Die fremde Asari röchelte, doch zu mehr war sie nicht mehr imstande. Aus einer sauberen Schusswunde in Brusthöhe, dort, wo sich ihr Herz befand, sickerte Blut und färbte den eleganten, weißen Anzug, den sie trug, rot. Es dauerte nicht lange, bis ihre Augen brachen und nur mehr starr und leblos zur Decke starrten.

Linnala schenkte ihr keine weitere Beachtung mehr. Die fremde Asari berührte sie nicht. Sie hatte kein Gesicht. Für Linnala war es unwichtig, ob diese Asari Familie hatte, Freunde, ein Hobby oder Laster. Sie hatte kein Gesicht, keine Identität, für die Attentäterin. Keine Persönlichkeit. Sie war nicht mehr als ein Objekt, dass ihr im Weg gestanden und dass sie hatte beseitigen müssen. Nicht mehr, nicht mehr.

Doch die Schüsse mussten den Alarm ausgelöst haben. Den bereits, nachdem Linnala das gegenüberliegende Ende des Raumes erreicht hatte, heulte ein schriller, penetranter, wachrüttelnder und eindeutig warnender Ton durch den Raum, und gewiss auch durch jeden weiteren und jeden Korridor, jedes Zimmer, jede Treppe, Zelle, jeden Saal.

Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis man sie entdecken würde. Nur noch eine Frage der Zeit, bis sich ihr Wachpersonal in den Weg stellte, bereit, sie aufzuhalten, mit welchen Mitteln auch immer. Bereit, sie zu töten, zu erschießen, mit feinen Projektilen zu durchsieben.

Die Tänzerin jedoch war keine leichte Gegnerin. Sie war tödlich. Und sie würde es nicht sein, die heute starb, das wusste sie mit eindeutiger Klarheit und ohne den geringsten Anflug von Arroganz. Sie hatte Jahrhunderte gekämpft, Jahrhunderte an ihrer Technik gefeilt und sie perfektioniert. Sie konnte ein Ziel auf vierhundert Meter Entfernung präzise mit nur einem Auge treffen. Sie konnte sich, dank Biotik, schneller Bewegung als jeder normale Sterbliche. Und, vor allem, sie konnte sich die Schwächen ihrer Gegner zunutze machen. Die Tänzerin würde heute nicht sterben.

Und in vollem Bewusstsein dieser Tatsache – denn es war eine Tatsache – eilte sie weiter den Gang entlang, nun noch wachsamer, noch kampfbereiter, aber mit der Sicherheit, dass es keinen Gegner in diesem Gebäude gab, den sie nicht besiegen konnte.

11:10 Uhr

ME-NPC 4
25.05.2010, 16:19
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:10 Uhr

Komm schon, ich habe lange genug gewartet! So lange kannst du doch unmöglich brauchen. Kann ja sein, dass dir die Konserve egal ist, aber die Credits sicher nicht. Du scheißt doch auf Speziesleben, für dich zählen nur Credits und du wirst bezahlt, also wirst du hier auftauchen… komm schon!

Als hätten die ihr unbekannten Götter des Schicksals ihr Flehen erhört, schrillte auf einmal laut der Alarm durch den Korridor. Larynas Finger zuckten, verkrampften sich, ballten sich zu Fäusten. Sie warf einen Blick zu der Zelle der Quarianerin hinter sich…

„Hörst du das? Deine Beschützerin ist hier, und sie nietet da unten wahrscheinlich jeden um, der ihr über den Weg läuft“, rief sie der Gefangenen hämisch zu. „Was meinst du, soll ich sie begrüßen?“

Sie erwartete auf diese Frage keine Antwort. Sie musste nur irgendwie ihrer Aufregung Luft machen. So lange hatte sie auf diesen Augenblick gewartet und alles versucht, um ihn zu erreichen. Und jetzt war er gekommen. Das Miststück befand sich im selben Gebäude wie sie. Jeden Augenblick konnten sie sich begegnen.

„Hm… nein, besser nicht“, entschied sich Laryna schließlich doch dagegen. Sie hatte eine viel bessere Idee… die Kopfgeldjägerin lächelte teuflisch.

Ja, das würde soviel befriedigender sein…

11:10 Uhr

Linnala Caryalan
26.05.2010, 12:42
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:10 Uhr

Linnala erreichte, zu eigener Überraschung unbehelligt, einen Lift am Ende des Ganges, den sie entlang gegangen war. Doch noch bevor sie den Fahrstuhl zu sich rufen konnte, glitten dessen Türen mit einem leisen Zischen auf und entließen mehrere bewaffnete Subjekte auf den Korridor, die sofort ihre Waffen auf die Attentäterin richteten. Und, sofort danach, die Abzüge betätigten.

Projektile zischten durch den Korridor auf die Asari zu, welche keine Chance hatte, dem konzentrierten Beschuss zu entgehen. Weit und breit war auch keine Deckung sichtbar, also musste Linnala darauf vertrauen, dass ihre Schilde lange genug halten würden. Die immer noch gezogene schwere Pistole feuerte in rascher Folge einige Schüsse ab und trieb damit die Verteidiger zurück, in den Aufzug. Dort pressten sie sich an die Seitenwände, um sie als notdürftige Deckung zu nutzen.

Die kurze Atempause nutze Linnala, um blitzschnell zu den feindlichen Wachleuten in den Aufzug zu hechten und dabei im Lauf den Knopf zu betätigen, um die Lifttüren zu schließen. Ein Blick in die Runde, rasch, abschätzend, verriet ihr, dass keiner der hier Anwesenden damit gerechnet hatte.

Doch rasch hatten sich die Söldner wieder gefangen, feuerten bereits wieder. Die Projektile, die die Asari verfehlten, prallten scheppernd von den Wänden des Fahrstuhls ab, erfüllten ihn mit einer Kakophonie. Linnala hatte derweil die schwere Pistole fallen lassen und noch in derselben Bewegung das Schrotgewehr gezogen. Auf so beengtem Raum war diese Waffe absolut tödlich und die beste Wahl, um rasch mit den umstehenden Feinden fertig zu werden.

Schüsse lösten sich aus dem Lauf der Schrotflinte und zerfetzten dem ersten der Verteidiger die Brust. Doch es waren noch drei weitere übrig, die ihre Pistolen noch immer gegen Attentäterin zum Einsatz brachten. Auf so beengtem Raum war die Chance jedoch, dass eines der Projektile ihre Schilde durchdrang, ungleich höher.

Linnala wusste, dass die Zeit drängte. Der anfängliche Vorteil konnte sich rasch in den Nachteil umkehren, und sie musste handeln, noch ehe das geschah. Einem Schuss wich sie durch eine Rolle aus, dem nächsten entkam sie knapp durch einen Sprung. Auch dies war nur möglich, da ihr Körper von biotischer Energie umflirrt war und diese ihre Bewegungen beschleunigte.

Bei der nächsten Rolle, durch die sie knapp einem Durchschuss der linken Schulter entging, erspähte die Attentäterin über sich eine Art Griff, mit dem sich wohl von Innen die Decke des Fahrstuhls öffnen ließ, wohl als Notfallausstieg gedacht. Als sie federnd wieder auf die Füße kam, ging sie in die Knie und stieß sich kraftvoll vom Boden ab. Von Biotik nach oben katapultiert, ergriff sie die Halterung und klammerte sich mit beiden Händen daran fest, zog die Beine an und sammelte dabei die biotische Kraft in diesen.

Normalerweise – und es war auch viel einfacher, viel weniger anstrengend und erschöpfend – lenkte man die dunkle Energie mit den Händen. Doch Linnala wusste, dass sie nur eine Chance auf den Sieg hatte, wenn sie jetzt ihre Feinde überraschte. Also wählte sie den schwereren Weg…

Unter ihr starrten die Söldner, für Sekundenbruchteile perplex, zu ihr hoch. Und Linnala trat mit den Beinen aus, noch vorne, nach hinten, und von biotischer Kraft beschleunigt trafen ihre schmalen Füße heftig gegen den Schädel des einen und den Kopf des anderen. Die ungeheure, biotikverursachte Wucht zerschmetterte Kopf und Hals und ließ beide Verteidiger zurückfliegen, in entgegensetzte Winkel des Lifts, wo sie leblos – sterbend oder bereits tot – zusammen sackten.

Linnala ließ sich fallen, ehe der dritte im Bunde sich von seiner Überraschung überholen konnte. Mit einer Rolle, die den Fall abfedernte, kam sie die gelenkige Attentäterin wieder auf die Füße. In selbiger Rolle hatte sie auch das Kampfmesser gezogen, die letzte der Waffen, die sie am Leibe trug.

Blitzschnell hatte sie sich dem Turianer, dem letzten Überlebenden des Massakers im Aufzug, genähert. Die linke Hand umfasste den Hinterkopf des Mannes, sanft, beinahe zärtlich. Die rechte, die das Messer hielt, jedoch stieß zu und traf sein linkes Auge. Der Turianer konnte dem Angriff nicht entgehen, nicht ausweichen. Denn die sanfte Hand in seinem Nacken verhinderte es. Das Messer drang durch sein Auge ins Hirn. Das gesunde Auge verdrehte sich, dann brach es. Linnala zog das Messer aus dem Auge ihres Feindes, säuberte es, steckte es in die Scheide an ihrem Schenkel zurück. Erst dann hob sie Pistole und Schrotflinte auf, die sie hatte fallen lassen.

Sie halfterte die beiden Waffen, befestigte sie wieder an Rücken und Hüfte, ehe sie sich dem Panel zuwandte, dass den Fahrstuhl auf oder abwärts schicken würde. Sie musste suchen. Sie wusste nicht genau, wohin. Also musste sie einen der kleinen Knöpfe wählen…

Sie betätigte den Button und der Fahrstuhl schoss empor.

11:11 Uhr

Linnala Caryalan
26.05.2010, 17:42
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:11 Uhr

Während der Fahrstuhl eilig nach oben schoss, betrachtete die Tänzerin mit wachsender Anspannung die digitale Anzeige, die ihr verriet, welchem Stockwerk sie sich näherte.

Sie werden sie nicht getötet haben… wäre das ihr Ziel gewesen, hätten sie versucht, Helia bereits gestern in jener Gasse zu ermorden. Aber sie versuchten, sie nur zu entführen. Eine Leiche ist es nicht wert, gerettet zu werden. Eine Leiche kann verrotten… aber Helia lebt. Wäre sie tot, hätte ich es irgendwie erfahren…

An diesen Gedanken klammerte die Attentäterin sich, während der Aufzug emporschoss und schließlich, zwei Ebenen über jener, von der er gestartet war, zum Stehen kam. Zischend glitt die Tür auf und enthüllte einen nichts sagenden Gang, der jenem, den Linnala erst vor kurzem verlassen hatte, täuschend ähnlich sah.

Linnala trat in jenen Gang hinaus, sah sich um. Der Korridor verlassen, leer, nirgends war ein Feind zu erkennen, nicht ein einziger. Etwa zehn Meter von ihr entfernt knickte der Korridor in einer T-Kreuzung nach rechts und links ab. Eine Kreuzung. Zwei Möglichkeiten. Zwei Wege. Sie würde wählen müssen. Zwischen der Biegung nach rechts und der nach links. Eine von beiden konnte die richtige sein. Eine. Aber auch keine. Wenn das hier das falsche Stockwerk war, musste sie von vorne beginnen.

Linnala schob diese Gedanken von sich, sie eilte bereits den Korridor entlang, bis zur Gangbiegung. Eine führte nach links, die andere nach rechts. Linnalas schlanke Finger ertasteten den Griff der schweren Pistole, die gegen ihre Hüfte drücke, und schlangen sich darum.

Ein anderer hätte jetzt gezögert, nicht gewusst, welche Richtung er einschlagen solle, vielleicht hätte er sogar kehr gemacht und wäre gegangen. Ein anderer hätte es vielleicht getan. Nicht so die Tänzerin. Die Tänzerin zögerte nie. Sie handelte. Sie reagierte, agierte. Die Tänzerin behielt stets die Kontrolle.

Die Tänzerin ging nach links. Ohne zu zögern. Mit raschen, eleganten Schritten folgte sie dem Gang. Wachsam blickte sie sich um, ihre Augen erkundeten den Gang, jeder Schatten, jede Unebenheit, wurde genauestens gemustert. Doch da war nichts. Nichts. Niemand. Der Gang war verlassen.

Ich bin hier falsch. Wäre Helia hier, würde ich Wachpersonal vorfinden. Ich würde nicht in einen leeren Gang blicken. Ich würde Schüssen hören. Dies ist der falsche Gang… vielleicht sogar das falsche Stockwerk, ich muss umkehren.

11:12 Uhr

ME-NPC 4
27.05.2010, 09:46
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:11 Uhr

Laryna konnte sie sehen. Die Attentäterin, die Tänzerin, das Miststück, war in den linken Gang eingebogen, nicht in den rechten. Den rechten, in dem Laryna sich befand, Wache hielt, vor der Tür der Quarianerin, nur darauf wartend, ihre Rache zu vollziehen.
Laryna spürte, wie sie nervös wurde. Sie war entsetzlich nervös. Am liebsten wäre sie losgelaufen, mit gezogener Waffe, wild schießend, ohne richtig zu zielen. Um einfach irgendetwas zu tun, die verhasste Tänzerin auf sich aufmerksam zu machen, damit die ersehnte, notwendige und ohnehin unausweichliche Konfrontation nicht mehr länger auf sich warten ließ.

Und dann, als wäre eine Sicherung in ihr durchgebrannt, war die Waffe auch bereits schon gezogen. Laryna bewegte sich auf die Attentäterin zu, diese von ihr mehr als alles andere gehasste Person. Oh ja, die Tänzerin machte ihrem Alias Ehre. Der Titel war verdient, das erkannte Laryna. Dieses Miststück besaß Körperbeherrschung, seine Bewegungen waren fließend, elegant.

Aber es würde ihr nicht helfen. Nichts würde ihr jetzt noch helfen. Sie hatte sich für den Tod entschieden, den Tod, und nichts anderes. Er stand bereits geschrieben, war ihr vorherbestimmt. Es gab nichts, was an dieser feststehenden Tatsache etwas ändern konnte.

Die Tänzerin wandte sich um. Gerade, als Laryna sie erreicht hatte, wandte sie sich um und sah ihr ins Gesicht. Hass verzerrte Larynas Züge, während sie in das Antlitz dieser verhassten Hure sah.

Bist du überrascht, mich zu sehen, du Schlampe? Erkennst du mich wieder? Oder hast du mich vergessen? Verdammt, warum zeigst du keine Reaktion, ich will eine Reaktion sehen! Du bist kalt, tot. Aber das wird es nur noch schöner für mich machen. Es wird umso besser werden, wenn ich diesem deinem Gesicht eine Regung entlocke!

Laryna wollte etwas sagen, etwas gehässiges, boshaftes. Etwas, dass der Tänzerin klar machte, dass sie hier und jetzt… nein, nicht hier und jetzt, aber bald… sterben würde. Langsam und qualvoll. Stattdessen starrte sie Linnala nur an, stumm, reglos, und überwältigt von ihrem Hass auf diese Person.

11:12 Uhr

Linnala Caryalan
27.05.2010, 13:04
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:12 Uhr

Linnala drehte sich um und sah geradewegs in das Gesicht einer anderen Asari. Diese war schwer in eine dunkle Rüstung gekleidet und schwer bewaffnet – in der Hand hielt sie eine Schrotflinte, die direkt auf Linnala Brust gerichtet war, außerdem konnte die Attentäterin noch ein gefährlich aussehendes Sturmgewehr an der Fremden ausmachen. Außerdem war etwas, dass wie ein fies aussehendes Messer wirkte, an ihrem linken Unterarm befestigt.

Die Tänzerin erinnerte sich daran, dass Nellaris sie vor einer Kopfgeldjägerin gewarnt hatte, die es auf sie abgesehen hatte. Und tatsächlich erkannte Linnala die Asari wieder, es war die selbe Person, die ihr vor einiger Zeit Helia entführt hatte. Damals war das Gesicht der fremden Asari nicht genau zu erkennen gewesen, doch jetzt konnte Linnala ihr geradewegs und aus nächster Nähe ins Gesicht blicken.

Das Gesicht der Fremden hatte etwas Verbissenes, Gehetztes. Und in den glatten, eindeutig jungen Zügen spiegelte sich ein Hass wieder, den Linnala nicht begreifen konnte. Noch weniger begriff sie allerdings, warum dieser Hass ihr gelten sollte, hatte sie diese Asari dort doch nie zuvor gesehen. Sie war fremd, vollständig unbekannt. Dieser Hass im Gesicht der jüngeren Asari war ihr suspekt.

Sie zeigte keine Regung, während sie den Blick aus den brennenden, graugrünen Augen ihres Gegenübers erwiderte. Sie versuchte, die Andere abzuschätzen. Einen Grund für deren Hass zu finden. Aber sie fand keinen. Sie konnte kein Opfer sein, das eines ihrer Attentäte überlebt hatte, denn niemand überlebte Linnalas Attentäte. Sie konnte auch keine Angehörige eines solchen Opfers sein, denn Linnala hinterließ niemals Spuren, die auf ihre Person hinwiesen.

Aber vielleicht hasst sie ja nicht mich. Vielleicht gilt dieser Hass jemand anderen, der sich ebenfalls in diesem Gebäude aufhält. So wird es sein. Denn ich… habe ihr nichts getan. Bei der Göttin, ich kenne sie nicht. Sie ist eine Fremde.

„Suchen Sie jemanden?“, Linnalas Stimme klang gewohnt kühl und emotionslos. Fest und sicher wie eh und je. Der Hass im Gesicht ihres Gegenübers hatte sie zwar überrascht, jedoch nicht erschreckt. Sie war gewiss keine liebenswerte Person, aber es war dennoch unmöglich, von einer Person gehasst zu werden, der man nie zuvor begegnet war. „Hier ist niemand außer Ihnen und mir… vielleicht suchen Sie besser weiter an einem anderen Ort.“

Entweder das oder ich werde ich Sie töten müssen. Aber Sie haben mich nicht angegriffen. Sie haben nur eine Waffe auf mich gerichtet, nicht jedoch den Abzug gezogen. Warum also sollte ich Sie angreifen, wenn Sie es nicht vor mir tun? Gehen Sie also weiter, Kind, oder ziehen Sie den Abzug. Ich habe kein Interesse daran, mich noch länger von Ihnen aufhalten zu lassen.

11:12 Uhr

ME-NPC 4
28.05.2010, 16:05
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:12 Uhr

Zu Larynas Verärgerung war es ihr verhasstes Gegenüber, das zuerst sprach. Das Miststück sprach mit emotionsloser, gleichgültiger Stimme. Laryna wusste es sofort. Sie erkannte es in den Augen der älteren Asari, an ihrer Haltung, und dem Tonfall. Das Miststück erkannte sie nicht wieder. Die Augen der verhassten Person blickten sie weiterhin einfach nur mit ruhiger, gelassener Gleichgültigkeit an.

Dir ist wirklich alles egal, was? Alles, jeder. Für dich gibt es nur eine Person, die zählt, und das bist du. So war es damals, und so ist es auch heute. Es hat sich nichts geändert. Gar nichts. Du bist immer noch selbstzentriert und gleichgültig allen gegenüber. Du bist… du verdammtes Miststück, ich sollte es jetzt und hier beenden! Ich sollte dich einfach umbringen und es dabei belassen! Aber das hättest du nicht verdient. Du verdienst einen viel schlimmeren Tod als diesen!

„Halt den Mund!“, fauchte Laryna die ältere Asari an. „Halt dein verdammtes Maul! Du willst wissen, wen ich suche, ja? Wirklich? Niemanden, verdammt. Ich hab dich schließlich schon gefunden! Dich, du mieses Miststück… du verdammtes… ich sollte dich auf der Stelle umbringen, aber das wäre noch zu gnädig für dich! Du verdienst schlimmeres, ich…“

Laryna verstummte. Ihre Augen funkelten ihr Gegenüber wütend und voller unversöhnlichem Hass an, doch sie hatte genug vom Reden. Fürs erste. Sie wollte nicht mehr Reden. Und sie wollte auch nicht so unbeherrscht sein. Ihre Wut war nicht gut. Sie wollte voller eiskaltem Hass sein, und nicht vor glühendem Zorn fast übergehen…

Durchatmen, Laryna… das Miststück weiß jetzt, dass du es hasst, und vielleicht greift sie dich gleich an, aber gut, das wolltest du so ja, darauf hast du doch gewartet… verdammt, ich will diejenige sein, die das Miststück angreift, nicht das Miststück soll mich angreifen… warum muss ich auch… warum muss sie mich auch ansprechen? Verdammt, bei der Göttin, was auch immer passiert, ich bringe sie um! Ich-bringe-sie-um. Anders geht’s nicht. Das ist entschieden… sie wird verrecken.

Laryna biss sich auf Zunge und schmeckte Blut in ihrem Mund. Hass blitzte aus ihren Augen, doch sie verhielt sich jetzt still. Die Zeit ihrer Rache war gekommen. Es gab nichts, was sie jetzt noch tun konnte, außer…

… es zu beenden…

11:12 Uhr

Linnala Caryalan
28.05.2010, 17:46
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:12 Uhr

Linnalas Stimme war gewohnt kühl und kontrolliert, als sie antwortete.

„Egal, welches Problem sie mit mir zu haben glauben, es interessiert mich nicht. Wenn Sie mich jetzt vorbeilassen würden, ich habe wichtigeres zu tun als ihr herum zu stehen.“

Mit diesen Worten trat die Tänzerin an der jüngeren Asari vorbei und folgte dem Gang bis zur Kreuzung, wo sie diesmal den anderen Korridor wählte. Vielleicht war Helia dort, vielleicht aber auch nicht. So oder so, sie würde die Quarianerin bald gefunden haben…

Keinen weiteren Gedanken verschwendete sie an die fremde Asari, die sie in dem anderen Gang hatte stehen lassen. Sie war einfach nicht wichtig, es gab nur eines, was jetzt wichtig war, und dies, Helia zu befreien. Um dann schnellstmöglich von hier zu verschwinden.

Nur eines, was wichtig ist…, schoss es Linnala kurz durch den Kopf, doch sie verdrängte es wieder. Sie mochte die Richtung nicht, in die sie ihre Gedanken jetzt führten. Sie verabscheute sie sogar.

Langsam schritt sie an einigen Türen vorbei. Türen, die stabil genug aussahen, um als Zellentüren zu taugen. Türen, hinter denen die Quarianerin vielleicht gefangen gehalten wurde. Türen mit kleineren Fenstern auf Augenhöhe, durch die man in den Raum dahinter blicken konnte. Türen, die sich öffneten, als Linnala die Panels bediente, die sich neben ihnen befanden.

Bis auf eine… diese Tür befand sich fast am Ende des Ganges, links von Linnala, und sie war verschlossen. Als Linnala durch das kleine Fenster an jener Tür blickte, wusste sie, dass sie die richtige Tür gefunden hatte. Sie erblickte die Quarianerin – zumindest nahm sie an, dass es Helia war, denn der Anzug ließ keine großartige Identifikation zu – in dem Zimmer hinter der Tür.

Linnala schaltete ihr Universalwerkzeug und begann mit der Überbrückung des Türschlosses, was kompliziert und langwierig war, da Linnalas Fähigkeiten in dem Bereich gerade einmal rudimentär waren. Aber Yunan war nicht da, um ihr die Tür zu öffnen, also musste sie es selbst erledigen.

Ein professioneller Hacker hätte für die Überbrückung der Türsteuerung höchstens zwanzig Sekunden gebraucht, Linnala brauchte fast zwei Minuten, ehe sich die Zellentür mit einem Zischen aufschob und den Weg ins Innere der Zelle freigab.

Nachdem dies geschehen war, betrat Linnala den Raum. Ihr Blick fiel sofort auf die junge Quarianerin. Nun war sie sich sicher, dass es wirklich Helia war. Sie wusste nicht, warum sie sich dessen so sicher war, sie spürte es einfach. Und unwillkürlich erschien – nur für eine Sekunde, nur für einen Sekundenbruchteil – ein winziges Lächeln auf ihrem Gesicht, das jedoch sofort wieder verschwand und dem üblichen, kühlen Gesichtsausdruck platz schaffte.

„Helia?“ Die Frage war eigentlich überflüssig, denn Linnala wusste, dass sie es war. „Wenn es Ihnen soweit gut geht, sollten wir jetzt von hier verschwinden. Kommen Sie jetzt.“

Ob es ihr gut geht? Bestimmt musste sie… Das ist egal. Ihre ganze Bedeutung besteht darin, dass jemand möchte, dass sie in Sicherheit ist. Also werde ich sie in Sicherheit bringen. Aber das wird nichts daran ändern, dass sie ein erbärmliches, naives Kind ist und dass ich sie dafür verabscheue, dass sie erbärmlich, naiv und schwach ist…

„Oder wollen Sie lieber hierbleiben?“

11:14 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
28.05.2010, 18:42
Leerstehender Wohnturm, irgendeine Zelle

11.12 Uhr

Helia saß nur still da, die zitternden Hände unruhig gefaltet, den Blick starr auf die Wand ihrer Zelle gerichtet.
Man hatte sie in diese Zelle gebracht, kurz nachdem die unbekannte Asari den anderen Raum verlassen und jede Menge offene Fragen darin zurückgelassen hatte. Seitdem war Helia hier gewesen hatte nur still gesessen und nachgedacht.
Zu Beginn der Zeit, die sie hier drin abzusitzen hatte, war die Unbekannte noch ein letztes Mal aufgetaucht, hatte auf Helia eingeredet und ihr erklärt, wie sie Kontakt aufnehmen sollte, sobald sie Informationen hatte, an welche Adresse sie diese sicher schicken konnte und auf was sie achten musste.
Helia hatte seitdem versucht, nicht darüber nachzudenken, was sie im Begriff war zu tun und was das wiederum für zahlreiche schreckliche Konsequenzen für sie oder andere haben konnte. Sie hatte versucht, an andere Dinge zu denken, sich damit abzulenken, was sie in Nos Astra vielleicht gerne getan oder gesehen hätte, wenn sie in einer anderen Situation wäre oder einfach eine Zeit lang in Erinnerungen an die Onaevyr zu schwelgen. Es hatte nur wie immer nicht sonderlich gut funktioniert.

Und dann war der Alarm losgegangen. Jemand war im Gebäude, genau wie die Asari gesagt hatte, war jemand gekommen, um Helia zu retten. Das war zu erwarten gewesen, doch das änderte nichts daran, das Helia beim Erklingen des durchdringenden Geräusches ängstlich zusammenzuckte. Genau genommen, war das ja auch nichts Gutes. Vielleicht würde jemand sie retten, vielleicht sogar Linnala – aus einem seltsamen Grund hoffte Helia sogar, dass es Linnala war und nicht jemand wildfremdes, der für diesen Silent arbeitete oder irgendein Söldner – aber dann würde sich alles doch nur immer weiter verschlimmern.

Wenn das passierte, was die Asari gesagt hatte, wenn man sie zu den Leuten von diesem Silent brachte, dann war sie eine Spionin, ein Maulwurf. Sie musste die Leute, die sie beschützten verraten, ob sie nun die Bösen bei dieser ganzen Geschichte waren oder nicht und wenn sie es nicht tat, würde diese Asari dafür sorgen, dass sich das mit dem Beschützen ins Gegenteil verkehren würde… Im Grunde glaubte Helia aber inzwischen, dass es in dieser Sache einfach keine gut und keine böse Seite gab, wenn man es denn so ausdrücken wollte. Ob nun der Boss der Asari oder Silent, beide waren skrupellose Verbrecher, was machte es da eigentlich noch für einen Unterschied, wem sie half?

Aber da war ja auch noch Bin. Das hieß, vielleicht war da noch Bin. Und der gehörte zu Silent, wenn das wirklich alles stimmte und Linnala, auch wenn sie eine gewissenlose Mörderin war, hatte Helia immerhin die ganze Zeit beschützt und sie gehörte durch ihren Auftrag gewissermaßen auch zu Silent…

Helia kauerte sich ein Stück weiter zusammen und schloss die Augen.
Wann passiert denn etwas? Ist Linnala hier? Ist sie vielleicht schon tot? Nein, das wäre dumm, die andere hat doch gesagt, dass sie Vorbereitungen trifft… wahrscheinlich ist die Hälfte der Wachen gar nicht mehr da, damit Linnala oder wer auch immer leichter zu mir kommt… aber da ist ja auch noch Linnalas Tochter… ob sie noch da ist? Hoffentlich nicht… vielleicht ist sie einfach woanders und Linnala holt mich hier raus, dann verschwinden wir von Illium und ich erkläre… Bin oder wem auch immer, was alles passiert ist und dass ich sie ausspionieren sollte, aber ich tu’s nicht und dann können die mich irgendwo verstecken… oder sie geben mir ein Geschenk für die Flotte mit und schicken mich zurück, dann wäre eigentlich alles perfekt… das wäre schön…

In diesem Moment öffnete sich die Zellentür. Helias wandte den Kopf ruckartig in Richtung Tür und erblickte dort Linnala. Es war tatsächlich Linnala, die gekommen war.
„Helia? Wenn es Ihnen soweit gut geht, sollten wir jetzt von hier verschwinden. Kommen Sie jetzt. Oder wollen Sie lieber hierbleiben?“
„Ich… nein, natürlich, ich komme“, antwortete Helia hastig und richtete sich so schnell auf, dass sie kurz ins Taumeln geriet.
Sie verspürte im Grunde keine Erleichterung, aber tatsächlich fühlte sie sich nun, da sie nicht mehr nur herumsitzen und warten konnte ein wenig besser, auch wenn sich das vermutlich bald ändern würde.
Es war ja nicht so, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass jemand sie retten würde, sie war also schonmal nicht wie betäubt dagesessen und hatte Zeit damit verschwenden, nicht zu verstehen, was gerade passierte. Aber was war, wenn Linnala damit gerechnet hatte, dass Helia das tat und sie hatte es gerade nicht getan, fiel der Atentäterin dann auf, dass etwas nicht stimmte?
Keelah, ich muss mich wieder einkriegen… wir müssen hier wirklich raus… und sie wird nicht merken, dass irgendwas nichts stimmt, ganz bestimmt nicht… oder auch doch, aber darüber kann ich jetzt nicht ewig nachdenken!

„Sind da noch Wachen oder… sind die schon alle tot?“, fragte sie mit leicht zittriger Stimme nach, während sie Linnala so schnell wie möglich aus der Zelle folgte und dabei inständig hoffte, im Gang nicht sofort über eine Leiche zu stolpern.

ME-NPC 4
28.05.2010, 19:30
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:12 Uhr

Laryna starrte der älteren Asari mit einer Mischung aus Unglauben, Wut und Verwirrung nach. Sie hatte dieses Miststück provoziert, offen. Sie hatte keinen Hehl aus ihrer Wut und ihrem Hass gemacht. Sie hatte es darauf angelegt, dass die Tänzerin sie angriff. Aber die Tänzerin…

… sie ist einfach… dieses Miststück! Wie kann sie einfach… ich sollte sie… verdammt! Also gut. Also gut, du verdammtes Miststück! Ich mache dich fertig… später. Vor den Augen deines kleinen, süßen Schützlings bringe ich dich um. Aber du entkommst mir nicht, du verdammte Schlampe. Du entkommst mir nie wieder!

Laryna zog sich den Gang zurück und ging in Richtung Aufzug, mit dem sie nach unten fuhr. Sie würde ihre Rache bekommen. Und sie würde warten… noch ein bisschen.

Aber nicht mehr lange.

11:12 Uhr

Linnala Caryalan
28.05.2010, 20:46
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:14 Uhr

Nach dem Helia ihr versichert hatte, dass sie mitkommen würde, stand die junge Quarianerin sofort auf und geriet dabei leicht ins Taumeln. Helia tapste auf sie zu und fragte mit zittriger Stimme nach, was mit den Wachen passiert war.

„Es waren nicht viele Wachen da“, antwortete Linnala wahrheitsgemäß, während sie die Zelle verließ und hinaus auf den, verlassen daliegenden, Korridor trat. „Ich habe nur die getötet, die mich angegriffen haben.“ Bis auf einen… „Es ging nicht anders.“ Entweder sie oder ich, so sind die Spielregeln. Du wirst das irgendwann noch zu verstehen lernen… oder du stirbst.

Linnala fiel auf, während sie den Gang entlang blickte, dass auch die Kopfgeldjägerin wieder verschwunden war. Doch dieser Umstand war ihr nicht mehr als eine kurze Randnotiz wert. Was interessierte sie das Gefühlsleben dieser Asari, auch, wenn sie offenbar das Objekt ihres Hasses war? Es war nicht ihr Problem.

„Helia…“, Linnala hatte mit ihrem Schützling soeben den Aufzug erreicht. Doch dieser befand sich im Moment zwei Stockwerke tiefer, offenkundig hatte die andere Asari das Gebäude oder zumindest diese Etage damit verlassen… „wie… in dem Aufzug sieht es etwas unschön aus. Es hat ein Kampf darin statt gefunden. Am besten, Sie sehen nicht auf den Boden.“

Die Attentäterin rief durch das Panel an der Wand neben dem Fahrstuhlschacht den Lift nach oben. Ihr Blick fiel kurz auf die junge Quarianerin. Sie hatte die Gefangenschaft erstaunlich gut überstanden. Dennoch…

„Geht es Ihnen gut, Helia?“ Immerhin waren Sie lange Zeit eingesperrt… aber vielleicht sind Quarianer es gewohnt, eingesperrt zu sein. Schließlich leben sie zusammengepfercht auf ihren Raumschiffen zusammen. Auf engstem Raum… „Sie waren immerhin eine ganze Weile lang eingesperrt.“ Und bilde dir bloß nichts auf diese Frage ein. Ich bin einfach nur höflich. Du bedeutest mir nichts.

11:14 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
29.05.2010, 12:44
Leerstehender Wohnturm

11.14 Uhr

„Ja, ich… mir geht’s gut“, antwortete Helia ohne die Asari dabei anzusehen. Ihr war klar, dass sie gelogen hatte, denn sie fühlte sich absolut nicht gut, viel mehr das Gegenteil. Das was nun hinter ihr lag wirkte rückblickend betrachtet sogar angenehm im Vergleich mit dem, was ihr noch bevorstand. Man hatte sie schließlich nur ein bisschen durch die Gegend geschubst und beleidigt, bevor sie diesen Handel mit der Asari eingegangen war…

…vor allem diese Asari, Linnalas Tochter… was ist jetzt mit ihr, hat Linnala sie getötet? Oder sind sie sich gar nicht begegnet? Dann weiß sie ja überhaupt nicht, dass sie hier ist… ich sollte es ihr vielleicht sagen… aber wenn die Asari doch nicht ihre Tochter ist? Sie hat zwar gesagt, dass sie Linnala töten will, weil die sich nicht um ihre Tochter gekümmert hat, aber vielleicht… ist die ja nicht selbst die Tochter, sondern nur jemand, der ihr sehr nahe steht… klingt zwar seltsam, aber ich kann es doch nicht wissen… und wenn sie doch Linnalas Tochter ist, wäre es vielleicht besser, wenn Linnala gar nicht weiß, dass sie überhaupt hier war. Wahrscheinlich hat die andere Asari sie weggeschickt, damit Linnala leichter zu mir durchkommt… es waren ja auch nur wenige Wachen da, hat sie gesagt…

Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem Zischen, das Helia kurz aufschrecken ließ, bevor sie sich gerade noch an Linnalas Worte bezüglich des Fahrstuhlbodens erinnerte und krampfhaft versuchte, beim Betreten des selbigen nur die Wand anzusehen und nicht darüber nachzudenken, dass da vermutlich jede Menge Blut auf dem Boden war und hier erst vor kurzem jemand umgebracht worden war.

Ich bin froh, wenn wir hier raus sind… aus diesem ganzen Gebäude… auch wenn ich dann wieder nicht weiß, was weiter passieren wird und ich mir die ganze Zeit über den Kopf darüber zerbrechen muss… hier drin ist nur schlechtes passiert… ich hab Dinge erfahren, die alles nur komplizierter machen, ich hatte die ganze Zeit nur diese Angst und jetzt fühl ich mich wie eine Verräterin, obwohl ich noch gar nichts getan habe… sobald wir hier raus sind, will Linnala wahrscheinlich wissen, was passiert ist… ich kann’s ihr ja auch einfach erzählen, bis auf den Deal, ist ja nichts dabei… aber ich will jetzt nicht darüber nachdenken… über das alles…

„Linnala…“, begann sie schließlich zögerlich, im Grunde nur um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen. „… wie haben Sie mich eigentlich so schnell gefunden? Hat Yunan Ihnen geholfen?“

Linnala Caryalan
29.05.2010, 13:40
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:14 Uhr

Helia versicherte der Tänzerin, dass es ihr gut gehe, doch Linnala glaubte ihr kein Wort. Die Quarianerin sah sie dabei nicht an, und ihre Stimme schien leicht zu zittern bei ihren Worten. Es ging ihr nicht gut – was auch nicht weiter verwunderlich war. Immerhin hatte sie einige Zeit lang in einer Zelle gesessen.

Das steckt man nicht einfach so weg. Es ist demütigend, entwürdigend. Es führt einem die eigene Sterblichkeit und Verletzlichkeit vor Augen. Es zeigt dir auf, wie schwach und jämmerlich du in Wirklichkeit bist, und dass du nichts tun kannst, um dein Schicksal zu beeinflussen. Und selbst, wenn du es schaffst, nagt die Niederlage an dir…

Als sie den Lift betraten, musste Linnala aufpassen, nicht in eine der Blutlachen auf dem Boden zu treten. Doch vom dem Anblick des Massakers zeigte sie sich, wie bereits auf der Liftfahrt in dieses Stockwerk, wenig beeindruckt. Die Quarianerin versuchte derweil anscheinend, den Blick nicht gen Boden zu lenken. Jedenfalls ließ die Körperhaltung des Mädchens darauf schließen.

Der Fahrstuhl trat seinen Weg nach unten an. Linnala beobachtete ihren Schützling aus dem Augenwinkel, versuchte dabei nicht daran zu denken, was dieses eigentlich so ungesund naive Mädchen in ihr ausgelöst hatte. Denn was auch immer es war, sie verabscheute es und wollte nicht wissen, was es war, noch darüber nachdenken. Es gab jetzt Wichtigeres zu tun als das, wesentlich wichtigeres.

Die Stimme der Quarianerin durchbrach Linnalas Gedankengänge. Die Attentäterin wandte ihr Gesicht dem Mädchen zu, das Gesicht reglos, wie erstarrt. Sie hatte nichts falsch gemacht. Sie schaute auch nie zurück. Es gab keinen Grund, warum sie die Antwort auf diese Frage verweigern sollte. Es war schließlich eine einfache Frage, deren Antwort ebenso leicht zu geben war.

„Ja. Yunan half mir… und jemand anderes, der zu mir Kontakt aufnahm. Aber die Adresse, zu der man mich schickte, war bereits… Sie waren nicht mehr da. Von da an habe ich auf gestellt nach Ihnen gesucht.“ Sie zögerte, überlegte. Sollte sie der Quarianerin den Rest auch mitteilen. Sollte sie die Schattenspinne erwähnen, und das unverschämt großzügige Angebot, dass diese ihr gemacht hatte? Gab es einen guten Grund, dieses Detail zu verraten? Gab es einen guten Grund, genau dies zu unterlassen? Schadete es denn, davon zu berichten… Die Antwort war: Nein. Klar, eindeutig.

Sie ist… trotz allem, was sie noch ist… ein armes, unschuldiges Mädchen, vermutlich die einzig unschuldige in diesem Spiel, das man mit uns treibt. Sie hat all das nicht verdient. Und ich habe versagt, als es darum ging, sie zu schützen. Das ist das mindeste, was ich ihr schulde.

„Wissen Sie, dass man mir 300 000 Credits dafür angeboten hat, dass ich die Suche nach Ihnen einstelle?“ Und ich habe es nicht getan. Ich hätte es tun sollen, wenn ich auch nur einen Funken Verstand gehabt hätte, hätte ich es getan. Es ist Helias Schicksal, nicht meins. „Ich habe das Angebot abgelehnt.“

Die Lifttür öffnete sich zischend und gab den Blick – und den Weg – in den Korridor dahinter frei. Linnala trat als erste hinaus, wandte sich zu der Quarianerin um und suchte den Blick der anderen, was natürlich zum Scheitern verurteilt war, denn das Visier des Mädchens versperrte Linnala den Blick auf ihr Gesicht. Es war eine seltsame Ironie des Schicksals, das nach all den gesichtslosen Subjekten, die Linnala exekutiert hatte, nun ausgereicht das Subjekt, dessen Gesicht Linnala verborgen sein sollte, für sie ein Gesicht erhielt. Man mochte fast Glauben, das Schicksal hatte Sinn für Humor.

Aber Linnala glaubte nicht an das Schicksal.

„Jemand glaubte wohl, ich wäre der Kopfgeldjägerin, die sie entführt hat, nicht gewachsen, und wollte mich beschützen. Obwohl mir das suspekt erscheint und ich mehr dahinter vermute“, fügte sie abschließend hinzu.
Wortlos setzte sie ihren Weg in Richtung Ausgang fort, sich über die Schulter blickend versichernd, dass das Mädchen ihr folgte. Noch einmal würde sie Helia gewiss nicht verlieren. Es wäre entwürdigend, ein zweites Mal zu versagen. Es war schon entwürdigend gewesen, überhaupt zu versagen.

Aber das kommt nicht wieder vor. Nie mehr. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ein Versagen ist diesmal ausgeschlossen.

11:15 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
30.05.2010, 13:48
Leerstehender Wohnturm

11.15 Uhr

Helia, die Linnalas Worten aufmerksam gelauscht hatte, geriet nun ernsthaft ins Zweifeln, ob es richtig war, der Attentäterin zu verschweigen, dass die Person, die sie töten wollte, vermutlich die eigene Tochter war.

Ich bin mir zwar nicht hundertprozentig sicher, aber… ich sollte es ihr sagen… ich kann doch nicht einfach den Mund halten und sie im Unklaren lassen… aber wenn wir ihr vielleicht gar nicht mehr begegnen, dann ist es doch unbedeutend, oder? Aber wenn doch und ich habe es Linnala nicht gesagt… ich weiß nicht… aber wenn sie jemand mit diesem Angebot schützen wollte, dann wird dieser jemand ihr vielleicht auch weiterhin helfen… Keelah, schon wieder irgendeine ominöse Person im Hintergrund, die irgendwelche undurchsichtigen Absichten hat… Moment mal… 300 000 Credits?

Helia wurde nun erst wirklich bewusst, was die Asari ihr soeben mitgeteilt hatte. In der Nachricht ihres Auftraggebers, die Linnala ihr damals gezeigt hatte, war die Rede von bis zu 200 000 Credits gewesen und das auch nur, wenn alles glatt gelaufen wäre. Linnala hatte aber das Angebot, für 300 000 ein für alle mal aus der Sache auszusteigen, abgelehnt, für das doppelte der Bezahlung, die sie vielleicht noch für Helias Schutz erhielt.

„Aber… warum haben Sie das Angebot abgelehnt? Schließlich hätten Sie damit wahrscheinlich sogar mehr als das doppelte der Bezahlung für meinen Schutz bekommen…“, platzte Helia schließlich völlig unvermittelt heraus, auch wenn ihr bereits im nächsten Moment selbst einige mögliche Erklärungen einfielen.

Natürlich hätte sie dann viel mehr Credits bekommen, aber es ist wahrscheinlich nicht besonders zuträglich für ihren Ruf, schließlich erwartet man von einem Attentäter, dass er seinen Job auch erledigt und nicht beim erstbesten höheren Angebot abspringt… außerdem hat sie mir doch erzählt, dass sie das Ganze gar nicht so sehr wegen der Bezahlung macht, sondern viel mehr wegen der Herausforderung… und das was sie mit mir noch mitmachen muss wird wahrscheinlich definitiv eine Herausforderung… die Frage hätte ich mir also auch sparen können, aber jetzt ist es natürlich zu spät…

Linnala Caryalan
30.05.2010, 14:19
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Leerstehender Wohnturm in den oberen Ebenen
11:15 Uhr

Die Frage der jungen Quarianerin traf die Attentäterin wie ein Schlag in den Magen und warf sofort selbige auch in ihrem Inneren auf, ließ ihre Gedanken wirbeln, umhertrudeln, ziellos, haltlos, gefangen, kreiselnd… Helia hatte ein Gesicht bekommen, dieses Angebot war ihre Chance gewesen, wieder das Leben zu führen, dass sie noch vor zwei Tagen geführt hatte. Das Leben, dass sie sich ausgesucht hatte, weil es das Leben war, was sie führen wollte. Ein Leben ohne hinderliche Bindungen, ohne störende Gefühle.

Also, warum hatte sie es getan? Warum hatte sie das Angebot abgelehnt – und dabei spielte es keine Rolle, dass sie die 300 000 Credits schlussendlich doch noch bekommen hatte – und damit ihre vielleicht einzige Chance vertan, dieser Angelegenheit, die sie eigentlich gar nichts anging, zu entkommen?

Linnalas Gedanken rasten, tanzten, suchten verzweifelt nach der Antwort, doch sie kreiselten bloß, überschlugen sich, stolperten, stürzten und kamen doch zu keinem Ergebnis. Es war bestürzend, frustrierend, ja demütigend, zu wissen, dass sie keine Antwort hatte und das alle Antworten, die sonst infrage gekommen wären, auf einmal nicht mehr zutreffend schienen.

„Ich… weiß es nicht.“ Ihre Stimme klang nicht eisig, kontrolliert und bestimmt. In die melodiöse Stimme der Attentäterin hatte sich ein heimtückisch zittriges Timbre geschlichen, dass ihren Worten die Sicherheit zu nehmen schien.

Es ist auch egal. Ich beende meinen Auftrag und gehe dann meiner Wege. Alles wird so, wie es war. Ich werde wieder die, die ich war. Und ich werde aus dieser Sache lernen, werde mich nie mehr persönlich involvieren lassen. Es ist dennoch egal. Nicht wichtig. Die Antwort ist bedeutungslos,versuchte sie sich einzureden, jedoch ohne großen Erfolg. In den letzten Tagen schien sie überhaupt wenig Erfolg mit irgendetwas zu haben. Als hätte die Göttin selbst entschieden, dass sie die Tänzerin leiden lassen wollte… Unsinn…

„Kommen Sie, draußen wartet ein Taxishuttle. Ich werde Sie fürs erste in mein Apartment bringen. Dann sehen wir weiter.“

Der Gang durch das Gebäude nach draußen verlief ereignislos, kein weiteres Wachpersonal stellte sich ihnen im Versuch, sie aufzuhalten in den Weg. Dies wunderte Linnala doch etwas, denn es kam ihr unwahrscheinlich vor, dass wirklich nur so wenige Leute sich in diesem Gebäude aufhalten sollten. Misstrauen keimte in ihrem stets argwöhnischen Verstand auf, doch sie fand keine plausible Erklärung und stellte die Spekulationen darum rasch wieder ein.

Vor dem Gebäude wartete noch immer das Taxishuttle auf Linnala. Im Gesicht des menschlichen Taxipiloten stand Neugier, doch er schwieg. Linnala wies Helia an, einzusteigen, ehe sich selbst auf den Rücksitz des Shuttles sinken ließ. Ihr Blick schweifte draußen über die hoch aufragende Fassade des verlassenen Gebäudes, das nicht so verlassen war, wie es schien.

Die Kopfgeldjägerin, die sich ihr in den Weg gestellt hatte, sah sie jedoch nicht. Vermutlich hatte die andere Asari es aufgegeben, oder ihr Hass war doch nicht so groß, wie sie behauptet hatte. Was auch immer der Grund war, warum Linnala sie nirgends entdecken konnte, er war nicht wichtig genug für mehr als ein paar wenige Gedanken, die eher zufällig ihren Weg in ihren Verstand gefunden hatten.

Dennoch… ein winziges, hartnäckiges Interesse hielt sich. Nicht aus dem Umstand geboren, dass eine Kopfgeldjägerin aus irgendeinem unbekannten Grund einen Hass auf sie hegte, sondern eher aus einem Instinkt und dem Wissen heraus, dass die Schattenspinne sie niemals grundlos vor jemandem warnen würde.

„Wissen Sie etwas über diese Kopfgeldjägerin, die Sie entführt hat?“, fragte sie daher die Quarianerin, während das Shuttle bereits abhob und in Richtung von Linnalas Apartment flog. „Die Person, die mich vor ihr gewarnt hat, spricht solche Warnungen für gewöhnlich nicht grundlos aus.“ Die Schattenspinne tut niemals etwas grundlos. Sie ist ein viel zu planendes, intrigantes Individuum, als dass sie irgendetwas dem Zufall überlassen würde…

11:16 Uhr

ME-NPC 4
30.05.2010, 15:15
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Vor einem leerstehenden Wohnturm in den oberen Ebenen
11:16 Uhr

Verborgen im Schatten des neben dem leerstehenden Gebäude aufragenden Turmes beobachtete Laryna, wie die Quarianerin und die verhurte Schlampe in ein Taxishuttle einstiegen und davon flogen. Hinter den Fensterscheiben konnte sie, selbst als das Shuttle sich immer weiter entfernte, noch vage die Umrisse des Gesichts der Tänzerin ausmachen. Doch Laryna war gut versteckt und die suchenden Augen der anderen Asari fanden sie nicht.

Doch nun war die Tänzerin ihr erneut entwischt, war entkommen, verschwunden. Nos Astra war groß, und es gab nun keine Möglichkeit mehr, die Tänzerin aufzuspüren… zumindest nicht für eine Kopfgeldjägerin allein. Laryna war gut darin, sich selbst einzuschätzen, und alleine würde es ihr nicht gelingen.

Aufzugeben kam jedoch nicht in Frage. Allein der Gedanke daran war einfach nur absurd, und ihr blieb nur diese eine Option. Andere Möglichkeiten waren ihr schon seit über hundert Jahren versperrt. Sie musste es beenden. Es gab keinen Ausweg, den gab es schon lange nicht mehr.

Sie musste das Miststück wieder finden, egal, was es kostete. Es gab keinen Preis, den sie nicht gewillt war, dafür zu zahlen. Nur diese eine Sache hatte jetzt noch Bedeutung, und daran würde sich auch nie wieder etwas ändern, nicht, solange das Miststück am Leben war.

Und Laryna brauchte ihre Rache, sie brauchte sie so dringend wie die Luft, die sie atmete, und die Nahrung, die sie zu sich nahm. Sie brauchte sie so dringend, wie ein Junkie seine Drogen brauchte. Es ging einfach nicht ohne, denn ohne wäre es so, als würde sie sterben.

Also holte ihre vor Wut und Enttäuschung leicht zitternde Hand ihren Komm aus der Tasche und wählte die Nummer ihres alten Freundes, der ihr bereits einmal geholfen hatte und ihr jetzt sicher erneut helfen würde. Ihr erneut helfen musste!

„Toloc Hak’an. Wenn Sie mir irgendwas andrehen wollen, vergessen Sie’s! Ich kaufe keine Scheiß-Illustrierten, ich nehme an keiner beschissenen Umfrage teil und ich will auch nicht die Hauptrolle im nächsten Porno-Streifen spielen, also verpissen Sie sich, bevor…“

Okay, wenn ich jetzt wer anders gewesen wäre, hätte ich ihm ’ne Kugel in die Brust gejagt.

„Toloc, jetzt komm erst mal runter, ich bin’s nur.“

Es erklang ein lautes Fluchen. „Scheiße, Hunter, was soll das? Ich bin beschäftigt! Oder brauchst du schon wieder wen, der sich für dich den Arsch aufreißt?“

„Wenn du es so sagst: Ja.“ Laryna stieß einen genervten Seufzer aus und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Mit jeder Sekunde, die verstrich, rückte ihre Rache wieder weiter weg. Und sie wollte, konnte, sie durfte einfach nicht noch länger warten. Sie hatte lange genug gewartet.

„Na gut… du schuldest mir dann aber einen richtig großen Gefallen. Was soll ich jetzt schon wieder tun?“

Laryna knirschte mit den Zähnen. „Du musst für mich rausfinden, wo das Miststück wohnt. Oder zumindest musst du für mich rausfinden, wie ich es rausfinden kann. Ich war verdammt lange nicht mehr hier, und Nos Astra ist groß.“

„Na gut…“, raspelte die Stimme des Batarianers durch das Komm. „Dir ist aber schon klar, dass jemand wie die Tänzerin wahrscheinlich unter falschem Leben lebt oder so… oder vielleicht mehr als eine Wohnung besitzt…“

„Rede keinen Scheiß, tu es einfach!“

Ein raspelndes Seufzen war zu vernehmen, ehe der Batarianer widerwillig seine Antwort gab. „Ich fang sofort an. Dauert vielleicht etwas, ich muss ein paar Leute anrufen… aber nicht länger als ’ne halbe Stunde, denk ich.“

Eine halbe Stunde? Eine halbe Stunde? Bist dahin könnte das Miststück Nos Astra längst verlassen haben. Bis dahin… verdammt, verdammt!

„Beeil dich, verdammt! Wenn du zu lange brauchst und das Miststück ist dann nicht mehr hier, reiß ich dir persönlich den Arsch auf, ich schwöre es dir! Das ist kein siariverdammter Scherz, klar?“

„Schon klar. Ich beeil mich. Bis gleich dann.“

„Jaja“, knurrte Laryna aggressiv, ehe sie mit einer geballten Faust hart gegen die Mauer hinter sich hieb, so hart, dass ihre Faust schmerzte und sie sich auf die Zunge bis.

Es darf einfach nicht noch mehr Zeit vergehen!

11:16 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
01.06.2010, 09:30
Shuttle-Taxi

11.16 Uhr

Dann kennt sie diese Person, die sie gewarnt hat? Das ist irgendwie erleichternd, ich dachte schon, dass wäre noch so ein seltsamer… Helia, sie hat dir eine Frage gestellt! Ob ich etwas über die Kopfgeldjägerin weiß… Keelah, warum halte ich mich eigentlich so zurück, es ihr zu erzählen? Es ist vielleicht unangenehm, aber… sie hat gefragt, also sage ich es jetzt einfach…ich kann schließlich schlecht lügen und sagen, ich wüsste nichts...

„Ja, gewissermaßen… sie hat mir einiges erzählt darüber, was sie mit Ihnen vorhat, wenn…“, begann Helia zögerlich, eine gewisse Ängstlichkeit in der Stimme, nun da sie an die Zeit zurückdachte, die sie mit dieser anderen Asari im Shuttle verbracht hatte und angesichts der Vorstellung, dass sie Linnala tatsächlich erwischen könnte.
„Sie scheint Sie ziemlich zu hassen und sie hat etwas gesagt darüber, dass… Sie sich nie um ihre Tochter gekümmert hätten und das schien sie ziemlich wütend zu machen… Sie haben doch eine Tochter, oder? Ich meine, ich weiß es nicht, aber könnte es sein, dass sie…?“

Helia beendete den Satz nicht. Sie wusste nicht, welches Verhältnis Linnala zu ihrer Tochter hatte und vielleicht war diese Kopfgeldjägerin auch jemand völlig anderes und Helia hätte Linnala damit nur beleidigt… abgesehen davon, dass wohl niemand solche Unterstellungen der eigenen Tochter gegenüber gerne hörte.
Voller Anspannung beobachtete Helia Linnalas Reaktion, noch immer unsicher ob es wirklich richtig gewesen war, es ihr so einfach zu erzählen.

Linnala Caryalan
01.06.2010, 10:35
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Luftstraßen der oberen Ebenen/Taxi-Shuttle
11:16 Uhr

Helia zögerte, ehe sie mit leicht zittriger Stimme Antwort gab. Die Worte, die zögernd und stockend über die Lippen der Quarianern kamen und durch den versiegelten Helm nach draußen drangen, fraßen sich wie Nadelstiche in Linnalas Gehirn, eines nach dem anderen, und lähmten die Attentäterin für einige Sekunden.

Sie hatte nie zurück geblickt. Nie bereut, was sie getan hatte. Nicht einmal. Und auch jetzt, als ein bitterer Verdacht sich in ihr ausbreitete, bereute die Tänzerin nicht. Sie bereute nicht, was sie getan hatte. Es war das richtige gewesen. Für sie war es richtige gewesen…

… aber war es auch das richtige für ihre Tochter gewesen?

Nein… unmöglich. Das ist eine Verwechslung, ein Irrtum. Sie irrt sich, ich irre mich. Und diese Asari, diese Kopfgeldjägerin, sie ist… nicht meine Tochter.

Aber war es wirklich so unwahrscheinlich? War es wirklich vollkommen ausgeschlossen, dass Laryna hier war, dass sie ihr bereits begegnet war, ohne es zu wissen, und dass ihr Hass auf ihre Mutter so groß war, dass sie einen grausamen Tod mehr wünschte als alles andere? War es so unwahrscheinlich, dass ihre Tochter sie für das, was sie getan hatte, mehr als alles andere hasste? Und aus diesem Grund nach ihr suchte? Um sich zu rächen…

Aber es erschien nichtsdestoweniger völlig absurd. Doch in fast zweihundert Jahren konnte viel geschehen. In dieser Zeit konnten sich die Dinge grundlegend verändern. In dieser Zeit hatte sich schließlich auch Linnala selbst grundlegend verändert.

„Es wäre möglich. Es ergibt…“

Es ergab auf einmal Sinn. Die Puzzleteile fügten sich zu einem Ganzen zusammen, ergaben plötzlich ein vollständiges Bild. Ein Bild, in schockierenden Farben gemalt, dass Linnala die Wahrheit aufdringlich vor Augen führte. Ein Bild, gemalt, um der Attentäterin zu zeigen, dass „richtig“ und „falsch“ subjektive Begriffe waren.

„… Sinn“, beendete Linnala ihren Satz.


Linnala sah sich in ihrem Apartment um, der Blick aus graugrünen Augen streifte Wände und Decke, selbst den Boden. Leichtfüßig betrat sie das Schlafzimmer, ihr Blick fiel dabei auf das Bett, und auf die Zeichnung, die darüber aufgehängt war.

Ryna war so begabt. Sie erschuf so unglaublich hübsche Zeichnungen, und sie zeichnete nur für sie. Für Linnala. Die junge Asari näherte sich der Zeichnung und berührte sie zaghaft mit den Fingerspitzen, fuhr die klaren Linien nach, die das Bild eines Parks in Nos Astra ergaben. Die zarte Hand des Mädchens hatte den Stift mit soviel Enthusiasmus geführt. Und mit soviel Talent.

Dabei war sie erst siebzehn. Sie war ein Kind.

Linnala schüttelte den Kopf und trat von der Zeichnung zurück, wandte sich davon ab und ging schnellen Schrittes zum Kleiderschrank hinüber, so dass sie die Zeichnung im Rücken hatte. So dass sie die Zeichnung nicht ansehen musste. Denn, bei der Göttin, sie wollte die Zeichnung nicht ansehen.

Die Schranktür wurde aufgerissen, mit energischer Entschlossenheit. Die junge Asari kniete sich davor nieder und schob die eleganten Anzüge beiseite, all die Kleidungstücke, die für gewöhnliche Asari bestimmt waren, für ein gewöhnliches Leben.

Ein Leben, das sie nicht mehr führen wollte.

Denn dieses Leben engte sie ein, es nahm ihr die Luft zum Atmen, und es gab ihr mit jedem Tag deutlicher das Gefühl, dass sie etwas versäumte. Es säte eine siariverdammte Unruhe in ihr Herz und folterte sie damit.

Linnala wusste, dass sie es nicht mehr länger ertragen konnte.

Hinter den Kleidungsstücken für gewöhnliche, normale Asari, zu denen sie aber niemals zählen würde und auch nie mehr zählen wollte, fand sie schließlich, wonach sie suchte: Kampfanzüge, mit Keramik gepolstert und mit kinetischen Schilden versehen. Kampfanzüge, Rüstungen, die aus ihrer Zeit als Jägerin stammten.

Linnala holte sie aus dem Schrank hervor, streichelte dabei mit empfindsamen Fingern das elastische und doch schützende, stabile Material, aus dem sie gefertigt waren. Hastig begann sie damit, die alte Kleidung abzustreifen, ja abzureißen, und in den Kampfanzug zu schlüpfen.

Er passte. Nach zwanzig Jahren, in denen sie ihn nicht einmal angerührt hatte, passte er noch immer wie eine zweite Haut. Linnala ließ die alte Kleidung achtlos liegen, während sie in ihrem Schrank nach den alten Waffen suchte, dem Kampfmesser, dem Schrotgewehr…

Erst, als sie die Waffen wieder in Händen hielt, schloss sie den Schrank. Ihr Blick fiel auf ihr Bild im Spiegel. Und das Bild gefiel ihr. Sie hatte sich in diesen zwanzig Jahren zu wenig verändert, als dass sie einen Unterschied zu damals bemerken konnte. Nur ihre Augen spiegelten die Veränderung wieder: vor zwanzig Jahren war sie wütend und enttäuscht von sich selbst gewesen, hatte die Schuld für den Tod ihrer Einheit bei sich gesucht und versucht, sich in ein Leben zu flüchten, das niemals ihr Leben hätte werden sollen. Jetzt, zwanzig Jahre später, war der Funke in ihre Augen zurück gekehrt und hatte ihr Gesicht in harten Stein verwandelt, einen entschlossenen Ausdruck hinein gemeißelt.

Es hielt sie nichts mehr hier.

Sie hatte ihre Sachen bereits gepackt. Sie standen draußen im Flur, warteten nur darauf, genommen zu werden. Sie hatte ihren gewöhnlichen Job bereits gekündigt. Sie konnte jetzt gehen, jetzt, da auch ihr Spiegelbild wieder stimmte.

Linnala wandte sich von ihrem Bild im Spiegel ab, verließ das Schlafzimmer, nahm die Reisetasche im Flur auf und öffnete die Tür, trat hinaus ins Treppenhaus und strebte dem Lift zu.

Niemand hielt sie auf. Laryna und Sheyala waren nicht zu Hause. Ryna war in der Schule, Sheyala arbeitete. Nicht einmal der Gedanke an die beiden reichte aus, um Linnalas entschlossenen, reuelosen Schritt zu stoppen. Sie würden von jetzt an Schatten sein, Schatten ihrer Vergangenheit. Sie würden nicht erwähnt werden, sondern vergessen. Sie waren Teil einer Linnala, die es nicht mehr gab und vielleicht auch niemals gegeben hatte.

Der Lift hielt an und Linnala stieg ein. Er sauste in die Tiefe, öffnete sich und entließ die Asari hinaus in ein neues Leben. Ein Taxishuttle wartete bereits draußen auf sie. Linnala ließ sich auf den Rücksitz sinken. Als das Shuttle abhob und davonflog, sah sie nicht einmal nach draußen und auf den Wohnturm, in dem sie bis vor kurzem gelebt hatte…

Das Shuttletaxi flog sie zum Raumhafen von Nos Astra und fort von einer Vergangenheit, an die Linnala sich nicht erinnern wollte. Fort von ihrer Vergangenheit und einer neuen, besseren Zukunft entgegen.

Und Linnala bereute nichts.

Linnala vertrieb mit einem Blinzeln rasch ihre Erinnerungen an jene Zeit. Ihr Blick fiel auf Helia, die neben ihr saß.

„Ich bin ihr begegnet“, ihre Stimme zitterte nicht bei diesen Worten. Sie war klar und fest wie immer. „Ich habe es nicht ernst genommen und sie ignoriert. Jetzt aber befürchte ich, dass sie wiederkommen wird.“ Denn sie ist meine Tochter. Und ich würde auch wiederkommen.

11:16 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
03.06.2010, 18:28
Taxi-Shuttle

11.16 Uhr

Was soll das heißen, sie ist ihr begegnet? Wenn sie sich wirklich von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hätten, dann hätte die andere sie doch sofort getötet… und Linnala hätte sie doch erkannt, oder etwa nicht? Sie muss schließlich wissen, wie ihre eigenen Tochter aussieht… oder hat sie sie vielleicht verlassen, als sie noch ein kleines Kind war? Aber das ist keine Begründung, schließlich haben Asari-Töchter immer nur die Gene der Mutter, sie sehen sich also meistens zum Verwechseln ähnlich… aber vielleicht erinnert sich Linnala auch gar nicht mehr so genau an das Gesicht ihres Partners? Und vielleicht ist es auch gar nicht Linnalas Tochter, sie sagte schließlich nur, dass es möglich wäre… sie ist sich anscheinend selbst nicht sicher… wenn sie sich sicher wäre, dann würde sie das doch mehr mitnehmen, oder? Außer sie kannte ihre Tochter wirklich nur sehr kurz… aber warum sollte sie dann einen so großen Hass ihrer Mutter gegenüber empfinden?

Helia schüttelte kaum merklich den Kopf. Das geht mich nichts an, es ist schließlich Linnalas Sache und sie wird das mit Sicherheit nicht mit mir besprechen wollen… ich hab meine eigenen Probleme… aber dazu zählt doch jetzt auch diese Kopfgeldjägerin, schließlich wird sie wieder auftauchen und wenn sie Linnala etwas antut, wäre ich… was wäre dann eigentlich mit mir? Ich werde wohl noch ein wenig Zeit haben, an Informationen zu gelangen… aber wenn Silents Leute keinen Kontakt mehr zu mir herstellen oder… Keelah, ich will nicht schon wieder darüber nachdenken müssen! Kaum zu fassen, das meine einzige Sorge vor kurzem noch Geldprobleme waren…

„Glauben Sie, sie wird uns in Ihrem Apartment aufspüren können? Und wie schnell? Denken Sie, wir sollten uns woanders einquartieren oder… was werden wir überhaupt tun? Ich bezweifle, dass Sie nur herumsitzen und warten wollen…“, fragte Helia schließlich mit einem kurzen Blick in Linnalas Richtung nach. Sie wollte nicht ständig nur über die Zukunft nachgrübeln müssen, also war es vielleicht gar nicht schlecht, zumindest in Erfahrung zu bringen, was Linnala geplant hatte.

Linnala Caryalan
03.06.2010, 20:24
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Luftstraßen der oberen Ebenen/Taxi-Shuttle
11:16 Uhr

Helia erkundigte sich mit unsicherer Stimme nach dem weiteren Vorgehen und danach, was jetzt geschehen würde. Die Attentäterin presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und unterdrückte einen schweren Seufzer, der sich anschickte, aus ihrer angespannten Brust entweichen zu wollen.

„Sie wird auftauchen, fürchte ich, aber noch nicht sofort. Mein Apartment... ich habe vieles geändert seit damals, auch meinen Wohnort. Meine Wohnorte.“

Noch immer erschien es ihr völlig absurd und unlogisch, dass Laryna nach all den Jahrzehnten, nach über einem Jahrhundert, aufgetaucht war aus dem einzigen Grund, sie zu töten. Es war einfach zu verrückt, zu unglaubwürdig. Oder wollte sie am Ende nur, dass es unglaubwürdig war. Weil sie sich vor der Wahrheit mehr fürchtete als vor allem anderen?

„Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Ich weiß es nicht“, gestand sie sich halblaut ein, als sie erkannte, welche Folgen dieser Rachefeldzug für sie haben würde.

Zu allem Überfluss kroch bleischwere Müdigkeit in ihre Gliedmaßen, zuerst langsam, dann immer schneller, aber heimtückisch und unmöglich ignorierbar. Die Stimulanz, die sich gespritzt hatte, verlor ihre Wirkung und ihr Körper forderte lautstark den dringend benötigten Schlaf.

Bewusstlosigkeit, die nur Minuten währte, zählte nicht als Schlaf. Und die letzten Stunden waren auch alles andere als erholsam für sie gewesen. Sie lehnte sich im Rücksitz zurück und schloss die Augen, nur für eine Sekunde…

Als sie blinzelnd die Augen wieder öffnete, erblickte sie durch die Seitenscheibe den Wohnturm, in dem sich auch ihr Apartment befand. Erschöpft löste Linnala die Gurte, die sie auf dem Rücksitz hielten, und stieg aus.

„Wir werden… weitersehen“, war alles, was sie sagte, ehe sie die Haustür öffnete und kurz danach auch die Tür zu ihrem Apartment.

Linnalas Apartment

Drinnen angekommen und nachdem auch Helia eingetreten war, schloss die Attentäterin sorgfältig die Tür ab. „Fürs erste sind hier sicher. Zumindest für die nächsten… vielleicht für die nächsten dreißig Minuten. Möglicherweise aber auch weniger.“ Linnala tippte etwas in einen kleinen, silbernen Kasten hinter sich ein, und aktivierte damit die Sicherheitsvorkehrungen – Sicherheitsschotts, Alarmsystem und eine Sprengfalle an Balkon- und Wohnungstür.

„Entschuldigen Sie mich jetzt bitte kurz. Ich muss duschen und mich ausruhen…“

11:24 Uhr

ME-NPC 4
03.06.2010, 23:26
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Vor einem leerstehenden Wohnturm in den oberen Ebenen
11:27 Uhr

Eine Schussserie, gelöst aus einer Maschinenpistole, zerriss die Stille. Laryna, angespannt und in völliger Regungslosigkeit wartend, zuckte jedoch nicht zusammen. Stattdessen bewegte sich ihre Hand ruckartig zu ihrem Komm und mit fliegenden Atem und angespannt wie die Sehne eines antiken Bogens, meldete sie sich mit heiserer Stimme.

„Ja? Und wenn Sie mir nur was unwichtiges mitteilen wollen, wie zum Beispiel, dass ich ’ne Million Credits und einen Urlaub auf irgendeinem lauschigen Plätzchen gewonnen hab, verpissen Sie sich. Kein Interesse.“

„Hunter, komm runter! Ich bin’s nur.“ Die raspelnde Stimme ihres batarianischen Freundes drang deutlich vernehmbar durch den Lautsprecher des Kommlinks nach draußen und sandte Erleichterung in jeden Muskel ihres angespannten Körpers aus.

„Also, irgendwas Neues? Vielleicht ’ne Adresse oder so was?“

„Ähm, also… naja, ich konnte nicht rausfinden, wo die Tänzerin wohnt. Diese Stadt ist voller Asari, versuch da mal eine zu finden, die hier nicht mal mit ihrem echten Namen lebt!“

Was? Und dafür ruft er mich extra an? Er sollte besser noch etwas Positives hinzufügen, sonst komme ich persönlich bei ihm vorbei und kastriere ihn. So was wie der sollte keine Kinder zeugen können… war gestern sowieso schon ekelhaft genug, zum Glück kann ich auf DEM Weg nicht schwanger werden, das wäre absolut… also, daran will ich gar nicht denken, das ist echt zu ekelhaft. Wo waren wir stehen geblieben…? Er weiß nichts neues, der verdammte Arsch… dafür sollte ich ihn…

„… aber ich hab was anderes rausgefunden. Es gibt da diesen Typen. Und es heißt, das…“

„Was, verdammt noch mal, heißt es, Toloc?“, entwich es heiser knurrend und voller Ungeduld ihren rissigen, blutig gebissenen Lippen. Die freie Hand an ihrer Seite ballte sich unwillkürlich zu einer festen Faust. Einer Faust, die so fest geballt war, dass ihre Fingernägel die zarte Haut ihrer Handflächen aufritzten und kleine Monde in das Fleisch gruben. „Sag es, verdammt noch mal, ich hab nicht ewig Zeit für den Mist!“

„Ja, meinetwegen, reg dich bloß nicht auf und komm runter, Ryna…“

Etwas in der Kopfgeldjägerin ging durch. Rot färbte sich ihr Blickfeld, feurig rot, als stünde ihre gesamte Welt mit einem Mal lichterloh in Flammen. Ihre Faust verkrampfte sich, und beinahe hätte sie das Kommgerät fallen lassen und darauf herum getrampelt. Doch in letzter Sekunde gelang es ihr, sich zu beherrschen.

„Nenn mich nicht Ryna“, schrie sie in das handliche Gerät. „Nenn mich – nie wieder – Ryna, klar?“

Sie konnte förmlich spüren, wie der Batarianer am anderen Ende der sprichwörtlichen Leitung zusammen fuhr. Doch es kümmerte sie nicht. Dieses verdammte Vierauge war ihr verdammt noch mal egal. Sie brauchte seine Hilfe, aber das war auch schon alles, was sie von ihm wollte.

„.. a-also, da gibt es diesen Typen. Ein Salarianer. Diese gesprächige Amphibie soll angeblich hin und wieder mit der Tänzerin zu tun haben. Ist so ein Informationshändler und Hacker, oder so was… wahrscheinlich deine beste Chance, rauszufinden, wo die Tänzerin wohnt.“

„Wo wohnt der Kerl?“ Erneut schlich sich fiebrige Erregung in ihre Stimme und versetzte sie mit einem feinen, vibrierenden Timbre, das die Heiserkeit der Stimme noch stärker hervor hob.

„Mittlere Ebenen, Geschäftsviertel. Ich übermittle dir die genaue Adresse.“ Es folgte eine kurze Pause, ehe der Batarianer weiter sprach.

Ich hoffe, das hilft. Wenn es das nämlich nicht tut, komme ich dich besuchen und schneide dir deine deformierten Eier ab. Vielleicht mach ich sogar ein Omelett draus? Und das servier ich dir dann zum Frühstück. Selbstkannibalismus, nennt man das, glaub ich. Jedenfalls wirst du es bitterlich bereuen, wenn mir das nicht weiter hilft. Denn wenn ich deinetwegen dieses Miststück nicht töten kann, leidest am Ende DU darunter!

„Wie heißt der Salarianer?“, fragte sie hastig nach.

„Der Typ nennt sich Yunan. Yunan ‚Spy’.“

11:29 Uhr
>>> Nos Astra – Mittlere Ebenen: Geschäftsviertel

Helia'Goron nar Onaevyr
06.06.2010, 15:11
Linnalas Apartment

11.24 Uhr

„Ja, natürlich“, entgegnete Helia daraufhin leise, bevor sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen ließ und nicht weiter darauf achtete, was Linnala tat.

Eine halbe Stunde brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, dass jemand versucht, uns umzubringen, hat sie gesagt… Das ist so wenig Zeit, irgendwas zu tun… außer über das, was passiert ist, nachzudenken, aber das tue ich so oder so schon die ganze Zeit… ich würde mich gern etwas ausruhen, ein bisschen schlafen… aber wenn wir schon mal eine kurze Pause haben, kann ich zumindest was essen… zu dumm, dass Linnala nichts für Quarianer da hat, das heißt ich hab mal wieder nur meine eigene ekelhafte Nährstoffpaste…

Mit einem leisen Seufzer stand Helia also wieder auf und schnappte sich eine der Taschen, die sie und Linnala zuvor aus Helias Wohnung hierher gebracht haben, um sie nach etwas Essbarem und auch gleich noch nach einem Getränk zu durchsuchen. Nachdem sie fündig geworden war, kehrte sie zum Sofa zurück und zwang sich, erst die Nährstoffpaste runterzuwürgen und anschließend noch etwas von der Flüssigkeit zu sich zu nehmen, bevor sie beides achtlos zurück in die Tasche warf und sich mutlos auf das Sofa legte, nicht sicher, ob sie jetzt wirklich schlafen wollte.

Immerhin konnte jeden Moment eine bösartige Asari-Kopfgeldjägerin reinplatzen und sie beide umbringen, da war es vielleicht besser nicht völlig verschlafen dazusitzen und nicht zu kapieren was los war, wenn sie auftauchte.

Aber vielleicht war ja auch alles auf wundersame Weise doch nicht so schlimm wie sie befürchteten, vielleicht hatte jemand anders diese Asari, die vielleicht Linnalas Tochter war, umgebracht und Helia und Linnala hatten erstmal ein paar Stunden Ruhe oder sogar mal einen Tag, bevor wieder irgendwelche schrecklichen Dinge anstanden.
Helia fühlte sich von dem, was hinter ihr lag schon ausgelaugt genug. Es kam ihr nun regelrecht wie eine Ewigkeit vor, in der sie bereits herumgelaufen war, ständig verängstigt und in Gedanken völlig mit irgendwelchen Horrorvisionen der Zukunft beschäftigt und dann auch noch die Gefangenschaft, der andauernde Stress…

Ich sollte jetzt nicht einschlafen… aber ich bin auf einmal so müde… ich könnte ja einfach versuchen, zu schlafen, Linnala wird mich aufwecken, wenn es nötig ist… aber sie wollte sich doch auch ausruhen, was ist, wenn wir beide einschlafen und dann… nein, sie hat vorhin dich irgendwas aktiviert, wahrscheinlich auch eine Alarmanlage, also kann ja nichts passieren… zumindest nicht während wir schlafen, falls ich das jetzt überhaupt hinbekomme… ich muss mich ohnehin schon anstrengen nicht ständig an diese ganze Sache mit Silent, mysteriösen Einflussreichen Leuten, Bin und dem Deal, den ich… Keelah, ich will nicht darüber nachdenken müssen, das ist so schrecklich anstrengend und frustrierend… und Angst einflößend… ich will doch nur meine Ruhe…

Helia lag noch einige Minuten so da, doch obwohl es ihr nur allzu recht gewesen wäre, ein wenig Schlaf zu finden, gelang es ihr nicht. Da war zu viel das sie belastete und diese ständige allgegenwärtige Angst vor dem, was geschehen konnte, was vor ihr lag… es war, als würden diese ganzen Sorgen sie allmählich von innen zerfressen. Und sie konnte nichts dagegen tun. Sie konnte nichtmal einschlafen und ein wenig Ruhe finden und selbst wenn sie es geschafft hätte, wäre sie wahrscheinlich noch in ihren Träumen von ihre ganzen Problemen und Ängsten verfolgt worden.
Sie fühlte sich bei diesem Gedanken, als würde ihr all das zu viel werden, als würde sie allmählich versinken in einem Meer aus Angst und Hoffnungslosigkeit, aus dem es einfach kein Entkommen zu geben schien, nicht einmal für ein paar wenige Minuten.
Im Nachhinein kam es ihr seltsam vor, dass sie bei all den düsteren Gedanken, die sie bei dem Versuch, einzuschlafen, begleiteten, nicht wieder angefangen hatte, zu weinen.

Linnala Caryalan
06.06.2010, 22:41
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
11:24 Uhr

Linnala hörte kaum noch, was Helia zu ihr sagte. Sie hatte bereits das Bad betreten und begann nun damit, sich aus ihrer Kleidung zu schälen. Raschelnd glitt die dunkle Kleidung zu Boden und fiel zu einem Haufen aus blutverschmiertem Stoff zusammen.

Die hochgewachsene Asari trat in die Duschkabine und drehte das Wasser auf. Feucht rann ihr das kühle Nass den geschmeidigen Körper hinab und hüllte die Attentäterin in eine Glocke aus sprühnebelfeinem Dunst. Linnala stand nahezu reglos unter dem herabströmenden Wasser und ließ zu, dass es Blut und Schweiß von ihrer schlanken Gestalt spülte.

Sie ist hier.

Dunst schwebte sanft um die Konturen ihres trainierten, gelenkigen Körpers. Er streichelte ihre Wangen, koste federleicht ihre Haut und wurde von gleichmäßigen Atemzügen tief in Linnalas Lungen gesogen. Regungslos verharrte die Attentäterin, der Blick aus grüngrauen Augen richtete sich starr auf die Wand der Duschkabine.

Sie ist hier. Und sie will mich töten.

Schaum wurde vom Strahl des Duschkopfes von ihrer Haut gespült. Dick und schwer tropfte er zu Boden und sammelte sich um die schlanken Zehen und schmalen Füße der Asari. Als dünne weiße Schicht bedeckte er den Boden der Duschkabine und ließ die kreisförmigen Gummischeiben, die verhinderte, dass man in der Dusche ausrutschte, verschwinden.

Sie will mich töten. Und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.

Wassertropfen rannen, Tränen gleich, über das schöne Gesicht Linnalas und ließen die Haut blau schimmern. Die durchscheinenden Tröpfchen fielen sanft auf ihre Schultern, rannen, immer schwerer werdend, ihren Körper entlang, fielen von dunklen Brustwarzen abperlend und schimmernd wie durchsichtige Perlen dem Grund der Duschkabine entgegen.

Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Ich kann sie nicht töten.

Wie dichter, schwerer Regen fiel das Duschwasser auf Linnala herab und schmeichelte den Konturen ihren schlanken Körpers, ließ ihn feucht glänzen und spülte die Spuren zahlreicher Kämpfe fort. Dampf stieg von der feuchten Haut auf und umhüllte die Asari zart.

Ich kann sie nicht töten. Denn… sie ist meine Tochter.

Glasig vor sich hin starrende Augen weiteten sich, wurden jäh weit aufgerissen. Bewegung kam in den regungslosen Körper, Hände stützten sich an der beschlagenen Kunststoffwand der Duschkabine ab. So verharrte sie reglos, während das Wasser aus dem Duschkopf ihren Rücken befeuchtete und glitzernde Wasserperlen von ihren Armen tropften. Nach einiger Zeit erst stieß sie sich mit einer kraftvollen Bewegung von der Kunststoffscheibe ab.

Von ihrer Haut stieg Dampf auf, als sie die Dusche verließ. Die blutige Kleidung vom Boden aufhebend, um sie in der Waschmaschine zu deponieren, trat die Asari vor den Spiegel und betrachtete ihr Konterfei lange einfach nur in der glatten Glasscheibe.

Die dunklen, auftätowierten Linien, die ihren ganzen Körper überzogen, eine Veränderung, die an sich vollzogen hatte, nach dem sie die Söldnergruppe, der sie sich zeitweilig angeschlossen hatte, verließ, hoben sich schwarz von der feucht schimmernden, blauen Haut ab.

Die Attentäterin riss sich von ihrem Spiegelbild los. Ihre Finger strichen über das kalte Glas. Kleine Wassertröpfchen fingen sich an der Scheibe und rannen langsam über das Glas hinab, tropften lautlos zu Boden. Linnala bemerkte es nicht. Ihre schlanke Hand tastete bereits nach einem Handtuch und schlang sie fest um ihren geschmeidigen Körper.

Barfuß, mit immer noch leicht dampfender Haut, verließ die Asari das Badezimmer und begab sich durch den schmalen Flur ihres Apartments zu ihrem Schlafzimmer. Mit einem sanften Zischen öffnete sich die Tür vor ihr, um sich, nach Linnalas Eintreten, wieder hinter ihr zu schließen.

Neben dem Bett ließ Linnala das inzwischen leicht feuchte Handtuch zu Boden gleiten und ließ sich auf ihr Bett sinken. Die Decke aus satinähnlichem Stoff schmeichelte ihrer nackten, von der Dusche noch feuchten Haut und schmiegte sich dicht an die Konturen ihres Körpers.

Linnala schloss die Augen leicht und schlang dabei die Decke um den schlanken Körper. Ein leiser, wohliger Seufzer entschlüpfte den Lippen der Asari, ehe sich der Schlaf mit sanften Schwingen näherte und sie mit nahm…

11:39 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
13.06.2010, 16:19
Linnalas Apartment

11.41 Uhr

Mit einem resignierten Seufzer richtete Helia sich schwerfällig auf und stützte die Unterarme auf die Knie. Es machte keinen Sinn, noch weiter dazuliegen, einschlafen konnte sie im Moment jedenfalls nicht, dazu gingen ihr einfach zu viele Dinge durch den Kopf.

Und was mach ich jetzt? Ich hab Linnala vorhin ins Schlafzimmer gehen hören, ich kann sie jetzt nicht stören… und ich kann auch nicht ihre Wohnung nach irgendwas durchsuchen, mit dem ich mir die Zeit vertreiben könnte, sowas macht man nicht… also hab ich nur mich und das ganze Zeug in meinen Taschen… Klamotten und Bilder von Zuhause und das Datenpad, das Saara mir geschenkt hat… auf dem Bin der erste war, der… ich muss mir das noch mal ansehen… es geht doch nicht, dass er wirklich so geworden ist, wie diese Asari mir erzählt hat! Ich muss einfach den alten Bin noch mal hören, dann… dann kann ich mir wieder sicherer sein, dass das alles nicht die Wahrheit war… vielleicht kann ich dann auch einschlafen…

Ein paar Sekunden blieb Helia noch zögernd sitzen, bevor sie sich letztendlich erhob und das Datenpad aus einer der Taschen holte, nur um sich kurz darauf erneut auf das Sofa fallen zu lassen und das Video abzuspielen, dass Saara für sie aufgenommen hatte.

Es dauerte nicht lange, bis Bin ein weiteres mal auf dem Bildschirm erschien.
„Äh, also hi, Heli. Saara hat mich grade von draußen reingezerrt und gesagt, ich soll die 'nen Gruß ausrichten… ist ziemlich komisch, ich geh übermorgen und du bist mir vor 'ner halben Stunde über den Weg gelaufen und gehst erst in wie vielen Monaten? Naja, jedenfalls bist du jetzt wahrscheinlich in der gleichen Situation, in der ich vor ein paar Monaten dann gewesen sein werde… also ich werd dich jedenfalls vermissen, schon früher als die anderen, es war toll, dich als Nachbarin zu haben und ich hab deine ganzen Vorstellungen gesehen und so weiter und… es war ne tolle Zeit mit dir hier auf der Onaevyr. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.“

Helia lächelte, wenn auch nur schwach. Die Art wie Bin gestikulierte, wie er sprach… es war einfach genau wie früher und es war garantiert nicht das Verhalten irgendeines irren Mörders. Es lagen doch nur ein paar Monate zwischen damals und heute, so sehr hätte er sich nie verändern können.
Er ist kein Verbrecher… aber das heißt nicht, dass er nicht doch mit drinsteckt, oder? Oder dass im vielleicht etwas zugestoßen ist? Vielleicht hat ihn jemand getötet und seinen Namen angenommen um seien Verfolger zu verwirren? Oder er lebt noch und wird vielleicht genauso verfolgt wie ich, falls die ihn entdecken… oder die Leute von Silent haben ihn gezwungen, irgendwas für sie zu tun und er wollte es gar nicht und hat nichts wirklich schlimmes getan…

Angesichts dieser Vorstellungen war jegliches Lächeln erneut aus ihrem Gesicht gewichen. Helia stoppte das Video, spulte zum Anfang zurück und sah sich noch einmal Bins Nachricht an.

„Äh, also hi, Heli…“
Seltsam… mir fällt jetzt erst auf, dass er mich Heli genannt hat… das hat doch seit zwei oder drei Jahren schon niemand mehr gemacht… es war nur mein Spitzname, als ich noch kleiner war, aber jetzt…

„…Saara hat mich grade von draußen reingezerrt und gesagt, ich soll dir 'nen Gruß ausrichten…“
Und Saara nannten wir nur Saa… aber Bin war immer einfach nur Bin, das war kurz genug…

„…ist ziemlich komisch, ich geh übermorgen und du bist mir vor 'ner halben Stunde über den Weg gelaufen und gehst erst in wie vielen Monaten?“
Was ich damals wohl gerade gemacht hab? Es kommt mir so ewig lang her vor… damals als Bin gegangen ist, haben ich und Saara ihm einen Schal geschenkt, mit unseren Unterschriften und Saara hatte ein simples Spiel programmiert, dass man auf dem Universalwerkzeug spielen konnte, das bekam er auch… er hat immer gesagt, er wüsste nicht, wo er hinwollte… wie er wohl nach Omega geraten ist? Falls er wirklich dort war… vielleicht war es ja gar nicht er…

„…Naja, jedenfalls bist du jetzt wahrscheinlich in der gleichen Situation, in der ich vor ein paar Monaten dann gewesen sein werde…“
Warst du das? Warst du vielleicht wirklich in der gleichen Situation wie ich? Vielleicht hat dich jemand gejagt, und um aus der Sache rauszukommen, bist du einen Handel mit diesem Silent eingegangen… oder war er es, der dich hat töten lassen und jetzt benutzt einer seiner Leute deinen Namen? Oder hast du dich selbst gewehrt? Vielleicht war es auch ganz anders… aber ich kann mir nicht denken, dass er jemanden getötet hätte… Bin war immer irgendwie zurückhaltend… aber ich war das nicht unbedingt und ich könnte mich jetzt nicht wehren, vielleicht ist das ja jetzt genau umgekehrt?

„…also ich werd dich jedenfalls vermissen, schon früher als die anderen, es war toll, dich als Nachbarin zu haben und ich hab deine ganzen Vorstellungen gesehen und so weiter und…“
Er wird mich vermissen… wir waren ja… schon irgendwie befreundet… aber nicht so richtig… es war nicht wie mit Saara, der ich alles sagen konnte und von der ich so gut wie alles wusste… wir verstanden uns gut, aber… ich weiß nicht… er sagt, er hat meine ganzen Vorstellungen gesehen… und danach hat er mir immer gesagt, dass er mich toll fand… aber irgendwie klang das immer nur so dahingesagt… aber wahrscheinlich wollte er einfach nicht unhöflich sein, natürlich hat ihn unser Getanze nicht wirklich interessiert… aber was hat ihn eigentlich interessiert? Er stand ja auch nicht auf Technik oder sowas…

„…es war ne tolle Zeit mit dir hier auf der Onaevyr. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.“
Vielleicht schon früher als ich dachte, hm? Keelah… ich hasse es, nicht zu wissen, was ich denken soll… ob er etwas damit zu tun hat oder nicht, ob er die Schuld an irgendwas trägt oder nicht… vielleicht werd ich’s bald herausfinden… vielleicht…

Helia sah sich das Video zu Ende an und startete es anschließend noch mal von vorne. Es kamen so viele Erinnerungen in ihr hoch, wenn sie die ganzen Leute von damals auf dem Display sah.
Sie sah sich das Video noch ein paarmal an und versank einfach für eine Weile in den Erinnerungen. Das war einfacher, als sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen…

ME-NPC 4
14.06.2010, 09:21
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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<<< Nos Astra – Mittlere Ebenen: Geschäftsviertel
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Vor Linnalas Apartment
12:03 Uhr

Das war es also. Das Heim und der Rückzugsort der Tänzerin, dieses Miststückes, welches Larynas Leben zerstört hatte. Es schien seltsam passend, dass an diesem Rückzugsort nun auch das Leben der Tänzerin ein umrühmliches, aber qualvolles Ende finden sollte.

Laryna näherte sich der Tür zum Apartment. Jeder Schritt, jeder Blick, jede Bewegung, jeder Atemzug war vorsichtig, wachsam. Sie bewegte sich mit der geschmeidigen Anmut einer Raubkatze und genauso leise wie eine solche. Nur noch ein paar Meter trennten sie von der Eingangstür, dann würde sie diese Wohnung stürmen, und beenden, was beendet werden musste.

Das Leben der Tänzerin.

Nur noch vier Meter, drei… mit einem Mal heulte ein ohrenbetäubender Alarm durch den Korridor und ließ die Kopfgeldjägerin mitten in der Bewegung erstarren. Ihr Blick schoss wild umher, suchte jeden Winkel ab. Zähne knirschten, als Laryna fest die Kiefer aufeinanderbiss.

Dieses Miststück hat mich erwartet! Verdammt, damit hatte ich nicht gerechnet! Jemand muss sie gewarnt haben, aber wer… Yunan, dieses schleimige Amphib! Ich hätte ihn erschießen sollen, als ich es noch konnte. Und jetzt ist der Überraschungsmoment verstrichen und sie weiß, dass ich hier bin.

Larynas Hände ballten sich zu Fäusten. Fäusten, die jetzt voller Wut gegen die Wand links neben ihr schlugen. Ein wütendes Beben durchlief ihren sehnigen, schlanken Körper. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Warum? Warum jetzt? So kurz vor dem Ziel!

Aber davon lasse ich mich nicht aufhalten! Ich reiße dir die Eingeweide aus, du Schlampe. Ich reiße sie dir raus und erwürge dich damit. Aber du entkommst mir nicht, verdammt. Du glaubst, das da hält mich auf? Du solltest mich besser kennen, schließlich bist du… aber du kannst mich ja gar nicht kennen, Miststück, denn du hast mich verlassen. Gut für mich, schlecht für dich.

Laryna, aus ihrer Erstarrung erwacht, rannte nun zur Tür des Apartments und schaltete dabei ihr Universalwerkzeug ein, um die Türsteuerung zu überbrücken und, Alarm hin oder her, dort einzudringen, wo sie eindringen musste.

Nicht hält mich auf, nichts! Und du, verdammte Schlampe, wirst du sterben!

12:03 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
14.06.2010, 17:10
Linnalas Apartment

12.03 Uhr

Als mit einem Mal der ohrenbetäubende Lärm des Alarmsystems durch das gesamte Apartment schallte, zuckte Helia augenblicklich wie vom Blitz getroffen zusammen und ließ das Datenpad, das sich nach wie vor in ihrer Hand befunden hatte, mit einem kaum noch hörbaren Scheppern auf den Boden fallen. Einen Moment klang saß sie nur völlig geschockt da und starrte in Richtung der nach wie vor geschlossenen Wohnungstür, bis sie überhaupt verstand, was gerade eben passiert war.

Der Alarm… also ist jemand hier… jemand versucht, hier reinzukommen… die Asari, die Kopfgeldjägerin! Keelah, natürlich, damit hätte ich rechnen sollen, aber… Ich muss zu Linnala, bevor die Kopfgeldjägerin reinkommt….Linnalas Tochter… Helia, verdammt, lauf! Wenn die hier reinkommt, sitzt du doch genau auf dem Präsentierteller, beweg dich!

Mit einem leisen Aufschrei angesichts der Erkenntnis, in welcher gefährlichen Lage sie sich im Moment eigentlich befand, gelang es ihr schließlich, die kurze Starre, die sie beim Erklingen des Alarms befallen hatte, abzuschütteln und mit zittrigen Knien von Linnalas Sofa herunterzuspringen.

Linnala ist im Schlafzimmer… , schoss es ihr durch den vor Panik vernebelten Kopf und ihr gehetzter Blick heftete sich nur wenig später auf die Tür, die in den entsprechenden Raum führte.
Ohne groß darüber nachgedacht zu haben, dass Linnala den Alarm natürlich genauso gehört hatte wie sie selbst, rannte die junge Quarianerin los und begann bereits kurz bevor sie die Tür erreicht hatte, zu rufen.
„Linnala! Der Alarm ist losgegangen!“

Die Tür zum Schlafzimmer öffnete sich mit einem Zischen.
„Schnell, bevor sie reinkommt!“, fügte Helia mit einem angsterfüllten Blick in Richtung der Wohnungstür hinzu.
Natürlich hatte Linnala bereits schneller auf den Alarm reagiert als Helia…

Linnala Caryalan
16.06.2010, 10:13
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:03 Uhr

Das Heulen der Alarmanlage zerriss die Stille ihrer Gedanken und ihres träumendes Geistes und ließ Linnala aus den Tiefen ihrer Träume ruckartig auftauchen, wie eine Ertrinkende, die auf einmal das Schwimmen erlernt.

Schlagartig war die Attentäterin hell wach und glitt geschmeidig aus dem Bett. Das Ankleiden dauerte nicht lange, noch weniger Zeit nahm das Bewaffnen in Anspruch.

Draußen vor der Tür hörte sie Helias dünne Stimme ängstlich, leise ihren Namen rufen. Linnala, angespannt und auf alles gefasst, für alles bereit, unterließ es dennoch nicht, nach dem Öffnen der Tür einen kurzen, verächtlichen Blick auf die Quarianerin abzustoßen.

Helia bat sie mit zischend leiser, verängstigter Stimme um Eile. Doch selbstverständlich musste sie Linnala, die Tänzerin, die tödliche Attentäterin, nicht erst darum bitten. Linnala war bereits alarmiert, hellwach, kampfbereit. Es gab nichts, worauf sie in diesem Augenblick nicht vorbereitet wäre.

Nichts außer… Linnala biss die Zähne aufeinander. Darüber konnte sie später nachdenken. Es gab jetzt wichtigeres als diese Frage, die ihr im Kopf umherspukte und ihr keine Ruhe ließ, sie sogar bis in die Tiefen ihres Schlafes verfolgt und sie seit jener folgenschweren Enthüllung beschäftigt hatte.

„Sie will nicht dich“, erklärte Linnala der Quarianerin mit kühler, distanzierter Stimme. „In diesem Apartment gibt es lediglich eine Person, die sie töten will, und das bin ich. Wenn du dich still verhältst, und keine Aufmerksamkeit auf dich ziehst, wird sie sich auf mich konzentrieren – und dich ignorieren.“ Linnala griff bereits nach der schweren Pistole, die bereit für den Gebrauch an ihrer Hüfte ihren Platz gefunden hatte. „Hast du mich verstanden?“ Bereits beim ersten Wort des letzten Satzes erstarrte ihre Stimme zu frostigstem Eis.

Linnalas Haltung, ihre Stimme, ihr gesamtes Auftreten ließen nicht de geringsten Zweifel an dem, was sie zu tun beabsichtigte. Was getan werden musste, um den Fortbestand ihres Lebens und den der Quarianerin zu gewährleisten. Für Zweifel und Skrupel war kein Platz, nicht jetzt, niemals. Linnala wusste, was sie zu tun hatte.

Es muss enden, auf die eine oder andere Art und Weise. Linnala empfand keine Enttäuschung, keinen Hass für ihre Tochter, aber dies war nun jenseits aller Gefühle und Bindungen klar, jenseits von Zweifel, Angst und Verzweiflung, jenseits von all dem, was sie hindern könnte, zu tun, was sie tun musste. Und auf die ein oder andere Art und Weise wird es bald vorbei sein.

12:04 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
08.07.2010, 15:19
Linnalas Apartment

12.04 Uhr

Helia starrte die noch immer vor ihr stehende Attentäterin einen Moment lang ängstlich an, bevor sie schließlich hastig nickte.
„Ich… verstecke mich dann einfach irgendwo…“, stammelte sie mit einem kurzen ängstlichen Blick auf die Pistole, nach der Linnala bereits gegriffen hatte.

Natürlich will sie Linnala töten und nicht mich, aber… diese Kopfgeldjägerin ist wahrscheinlich genauso unberechenbar wie grausam – woher weiß ich, dass sie mich nicht aus Spaß umbringt, oder einfach um Linnala zu ärgern, falls die noch am Leben ist, wenn ihre Tochter mich findet… nein, daran darf ich jetzt nicht denken! Linnala ist besser als ihre Tochter… auch wenn das an sich nichts gutes ist, aber in diesem Fall… Leute wie diese Kopfgeldjägerin müssen aufgehalten werden… wenn es anders nicht geht, dann eben so… und Linnala muss sich schließlich verteidigen… aber sie muss ja nicht unbedingt töten, sie könnte auch… dafür hab ich jetzt keine Zeit, das ist Linnalas Sache und ich muss mich verstecken!

„Ich… kann doch in diesem Zimmer bleiben, oder?“
Schon während sie diese zögerliche Frage stellte, bewegte sich Helia vorsichtig ins Innere des Schlafzimmers. Natürlich konnte sie hier bleiben, was sollte Linnala auch dagegen haben? Sie hatte jetzt dringlichere Probleme. Dennoch wagte Helia es nicht, sich bereits hinter dem Bett oder sonst wo zu verkriechen, bevor sie nicht zumindest die Andeutung einer Antwort erhalten hatte.

Linnala Caryalan
09.07.2010, 08:15
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:04 Uhr

Linnala nickte knapp in Helias Richtung, als diese sich zögernd hinters Bett verkroch, allerdings nicht so ganz zu wissen schien, ob sie sich tatsächlich verstecken sollte.

Dann verließ sie das Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Auf leisen Sohlen bewegte sie sich durch den Flur ins Wohnzimmer und warf einen Blick auf die Tür. Die Panzertür, die davor herab gefahren war, war noch nicht aufgebrochen worden. Es würde wohl noch etwas dauern, bis Laryna einen Weg in ihr Apartment finden würde.

Dennoch umschlangen ihre schlanken, doch kräftigen Finger nun die schwere Pistole an ihrer Hüfte und zogen sie mit einer einzigen, fließenden Bewegung, um sie anschließend auf die Tür zu richten. Linnala spürte, wie sich in ihrem ganzen Körper Spannung aufbaute.

Sie wartete. Ihr Atem kam ruhig und gleichmäßig. Sacht wippte sie in den Knien – bereit, sofort in jede mögliche Richtung auszuweichen oder ihre Beine als verheerende Waffen zu gebrauchen. Alles andere rückte immer weiter in den Hintergrund.

Ihr Geist war vollkommen klar.

Und in dem Augenblick öffnete sich mit einem Zischen zuerst die Panzertür, dann die eigentliche Tür zum Apartment.

Linnala feuerte einen Schuss ab, ehe sie sich zur Seite abrollte und geschmeidig wieder auf die Füße kam. Ihr Blick fokussierte sich auf ihre Gegnerin. Sie sprach kein Wort.

Eine biotische Schockwelle raste auf sie zu und riss sie beinahe von den Beinen – Linnala aber besaß den Gleichgewichtssinn einer Katze und fing sich…

12:14 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
28.07.2010, 19:38
Linnalas Apartment

12.04 Uhr

Helia saß schweigend da und wartete, die vor Nervosität und Angst zitternden Hände im Schoß gefaltet und den Blick starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Sie konnte jetzt nichts mehr tun außer abzuwarten und zu hoffen, dass Linnala aus dem Kampf, der jeden Moment beginnen würde, als Siegerin hervorging.

Und wenn sie… wenn sie stirbt? Was mache ich dann? Das könnte gerade eben das letzte Mal gewesen sein, dass ich sie lebend gesehen habe… und wenn sie tot ist, wird die Kopfgeldjägerin vielleicht als nächstes nach mir suchen um mich auch umzubringen… besonders gut versteckt bin ich ja nicht gerade… und wenn sie wirklich nur Linnala will und mich am Leben lässt? Dann bin ich hier alleine in einer Wohnung mit Linnalas Leiche im Wohnzimmer… Aber dann würde mich wahrscheinlich jemand holen kommen. Einer von Silents Leuten oder Bin… oder die, die mich gejagt haben…

In jenem Moment ertönte Schuss und riss Helia urplötzlich aus ihren Gedanken. Die junge Quarianerin zuckte zusammen und drückte sich noch ein Stück näher an Linnalas Bett, ihr Puls raste nun geradezu. Gleich würde nur ein paar Meter von ihr entfernt jemand getötet werden und wenn sie Pech hatte, war es Linnala.

Bitte nicht… was, wenn der Schuss schon getroffen hat und wenn ihn die andere… nein, so schnell geht das nicht… und Linnalas Tochter hat doch gesagt, dass sie sich Zeit lassen wird… sie wollte… oh nein, wenn sie Linnala foltern würde und ich müsste es mit anhören… würde ich dann etwas tun? Oder feige hier sitzen bleiben…? Ich will es gar nicht rausfinden, Linnala wird gewinnen… sie muss gewinnen…

ME-NPC 4
28.07.2010, 23:26
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:14 Uhr

Das Miststück taumelte nur für einen Bruchteil eines Sekundenbruchteils, ehe sich mit der Geistesgegenwart einer geübten Tänzerin wieder fing und aufrichtete. Die Pistole in ihren bläulichen Händen wies erneut auf Laryna.

Die Kopfgeldjägerin fletschte die Zähne und riss ihre Schrotflinte hoch. Wütend blitzten ihre Augen. Sie spürte einer rasende Wut durch ihren schlanken Körper fahren und stellte sich vor, wie das Blut dieser Person aufspritzte, rot über die Wände rann und sich im ganzen Wohnzimmer verteilte…

Aber das würde noch zu schnell gehen, nicht wahr? Sie würde dadurch nicht genug leiden. Nein, ich brauche etwas langwieriges, drastischeres, schmerzhafteres… vielleicht sollte ich ihr die Beine wegschießen? Oder den Arm…?

Ein böses Lächeln kroch über ihre rissigen Lippen. Ja! Das klang doch bereits sehr vielversprechend… Langsam, fast neckend, das Gesicht zu einer Maske des Hasses erstarrt, hob Laryna Caryalan die Schrotflinte weiter an, richtete sie aus…

12:14 Uhr

Linnala Caryalan
28.07.2010, 23:32
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:14 Uhr

Laryna richtete ihre Schrotflinte aus. Linnala brauchte nur Sekundenbruchteile, um zu erkennen, wohin die tödliche Waffe zielte… auf ihre linke Schulter. Allerdings zu hoch, um ihr Herz zu zerfetzen…

Was hat sie vor? Will sie mich quälen…?

Die Attentäterin wich mit einer geschmeidigen Seitwärtsrolle gerade noch rechtzeitig aus. Die Ladung Schrot verfehlte sie knapp, doch einige der Projektile streiften ihre Schulter trotzdem. Ihre kinetischen Schilde leisteten jedoch ihren Anteil und verhinderten eine Streifschussverletzung.

Linnala kam geschmeidig wieder auf die Füße, wirbelte blitzschnell herum und richtete ihre schwere Pistole auf ihre Tochter. Sie sah der jüngeren Asari ins Gesicht, fest, entschlossen, mit kalter Ruhe. Im selben Augenblick drückte sie ab, der Schuss löste sich rasend schnell aus dem Lauf…

12:14 Uhr

ME-NPC 4
15.08.2010, 17:35
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:14 Uhr

Laryna starrte auf das Projektil, das gedankenschnell aus der Mündung jener Pistole hervor schoss, die Linnala Caryalan – die Tänzerin, das Miststück, ihre eigene Mutter, die Person, die sie mehr als alles andere in dieser Galaxie hasste – auf sie gerichtet hatte.

Sie rührte sich keinen Zentimeter, nicht einmal einen Milimeter wich sie auch, beobachtete nur, scheinbar wie erstarrt, wie sich das Projektil ihr näherte, oder zumindest versuchte sie es, denn dem Flug war mit bloßem Auge nicht zu folgen. Sie tat nichts, um dem zu entgehen. Ihre Augen, zu Schlitzen verengt, lösten sich von dem Projektil in dem Augenblick, als es sie traf, und richteten sich, voll von brennendem, sengenden Hass, auf die Tänzerin.

„Ist das alles?“, fragte sie höhnisch. Ihre Augen blitzen, triumphal und voller Hass. Ihre Worte übertonten das leise Klimpern des feinen Projektils, als dieses, vom kinetischen Powerpack ihrer Rüstung absorbiert, unschädlich gemacht, harmlos zu Boden fiel.

Laryna hob ihre eigene Waffe und gab ein, zwei, drei Salven aus der Schrotflinte ab. Die Schüsse zerrissen peitschend die Luft, gedankenschnell wie zuvor das einzelne Projektil aus dem Lauf der kurzen, schweren Pistole, die die Tänzerin den Händen hielt.

Die Kopfgeldjägerin erwartete nicht, dass ihr Angriff diese Asari vor ihr ernsthaft gefährden konnte. Zu gut war ihr deren Ruf bekannt. Zu gut wusste um sie die jahrhundertelange Erfahrung der Tänzerin im Kampf.

Aber sie würde dennoch siegen, sie würde über die Tänzerin triumphieren, auf ihre Leiche spucken und auf ihrem Grab tanzen. Sie wusste es, musste es sogar. Es gab nichts, was darum herum führte. Es war vorherbestimmt, unabänderlich in die Sterne geschrieben, es war ihr Schicksal und ihr Recht. Es konnte nur einen Ausgang geben. Sie würde triumphieren, siegen, sich rächen.

Die Projektile schossen rasend schnell auf die Tänzerin zu… und Laryna lächelte, lächelte voller tiefsten Hass und verbarg ihre Siegesgewissheit hinter diesem Lächeln.

Dies ist dein letzter Tag, Tänzerin… Miststück!

12:14 Uhr

Linnala Caryalan
15.08.2010, 18:10
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:14 Uhr

Laryna schoss zurück. Nicht eine, nicht zwei, nein, gleich drei Salven verheerenden Schrots lösten sich aus ihrem Schrotgewehr und zerfetzen die Luft. Linnala hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, kaum dass die erste Salve den Lauf des Gewehrs verlassen hatte, und entkam so mit der anmutigen Gewandtheit, die ihr den Namen „Tänzerin“ eingetragen hatte, dem Großteil des Schrots.

Sie registrierte den hasserfüllten Ausdruck in Larynas Gesicht, die harten Gesichtszüge, die angespannte Haltung der jüngeren Asari und die wild entschlossen blickenden Augen. Doch obwohl er sich ihr einprägte, berührte es sie nicht.

Der Kampf allein zählte. Es gab nur noch jene raschen Bewegungen, flink und gleichzeitig tödlich sicher. Nur noch das Geräusch von Schüssen und das Flimmern von Biotik.

Spielend leicht rollte sie sich ab, entkam dadurch der nächsten Salve und wirbelte herum, ihre Füße schienen den Boden kaum zu berühren. Eine leichte, biotische Aura, kaum merkbar, hatte sich über ihren Körper ausgebreitet. Die Energie verstärkte ihre Bewegungen, ließ sie verschwimmen.

Linnala hatte bereits wieder die Pistole gehoben und feuerte, aus der Bewegung heraus, in ungleichmäßigen Stößen, während ihre Füße sich flink und tänzelnd bewegten, laufend ihren Standort änderten und aus ihr ein bewegliches Ziel machten.

Es gab kein Muster in diesem tödlichen Tanz, keine Regelmäßigkeit. Dennoch wäre ein jeder, der Linnala nun erblickt hätte, von ihren Bewegungen hypnotisiert worden. Ihre Schritte waren rasch, leichtfüßig und sicher, ihr angespannter Körper gleichzeitig so biegsam wie ein junger Baum oder so geschmeidig wie der graziöse Körper einer Raubkatze.

Den Takt zu diesem verwirrenden, faszinierenden und zugleich tödlich gefährlichen Tanz gaben die Schüsse vor, die den Lauf von Linnalas Pistole verließen. Auch dieser Takt war verwirrend, unberechenbar, besaß keine Regelmäßigkeit, mit welcher er sich messen ließ.

Und so bewegte sich die Tänzerin um ihre Feindin, die ihrerseits nicht viel tat, um den Schüssen zu entgehen, sondern einfach abzuwarten schien, einem Fels in der Brandung gleich…

12:15 Uhr

ME-NPC 4
15.08.2010, 23:17
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:14 Uhr

Linnala begann zu tanzen.

Laryna hätte gerne einen anderen Ausdruck dafür gefunden, aber es passte einfach kein anderer darauf. Diese Bewegungen, geschmeidig, anmutig, koordiniert und von einer schlafwandlerischen Sicherheit, die so fließend ineinander übergingen und in ihrer Komplexität gleichzeitig verwirrend und faszinierend, glichen einem Tanz.

Aber sie waren kein Tanz, denn ein Tanz war ein Ausdruck von Harmonie und Leben. Das, was Laryna nun aber vor sich sah, entbehrte jeder Harmonie, in seiner Unregelmäßigkeit war es Ausdruck unberechenbares Chaos‘, ein Symbol dafür, dass der Tod viele Masken trug und sich hervorragend zu tarnen verstand.

Laryna biss die Zähne fest zusammen und zwang sich, nicht in der Betrachtung dieses todbringenden „Tanzes“ zu versinken, den sie als das erkannt hatte, was er war. Nur für Sekunden war sie gebannt gewesen, doch dies hatte der Tänzerin bereits ausgereicht, um sie mit mehreren Schüssen zu treffen.

Schön, Miststück, tanze nur. Tanze. Es wird schließlich das letzte Mal für dich sein! Ein letzter Tanz vor dem Sterben. Es wird mich nicht aufhalten, nichts wird mich aufhalten.

Sie hob das Schrotgewehr, dann jedoch ließ sie es wieder sinken. Die Tänzerin war zu schnell, ein zu unsicheres Ziel. Und die Streuwirkung der Schrotflinte war vielleicht nicht ausreichend.

Ein Knurren entfloh ihren Lippen, als sie zum Sturmgewehr griff und den Abzug durchzog. Ohne Unterlass schossen breit gestreute Serien von Projektilen durch den Raum, zerfetzten hie und da weiße Vorhänge oder die Garnitur der Wohnzimmercouch. Die Tänzerin bewegte sich ohne Unterlass, schnell, sicher.

Mehrere Schüsse trafen oder streiften sie, aber es waren nie genug. Nicht einmal annähernd genug. Linnala, das Miststück, diese verdammte Schlampe, diese… Laryna fletschte die Zähne, ihre Finger verkrampften sich um den Griff ihres Sturmgewehrs, zitterten beinahe, so fest hielten sie es umschlossen. Schweiß perlte ihr über die Stirn. Ihr schlanker, drahtiger Körper bebte vor nur mühsam unterdrückter Wut.

Sie wollte dieses Miststück tot sehen, aber dieses Miststück war einfach zu schnell! Linnala entkam den meisten Projektilen, bewegte sich so schnell, dass es unnatürlich wirkte, und bot ihr nie ein gutes Ziel. Laryna verkrampfte sich noch mehr. Sie sollte endlich sterben! Warum musste sie sich so erbittert wehren?

Verdammt!

Es reichte! Es war genug. Sie sollte es sein, die hier die Oberhand besaß. Sie! Nicht diese Schlampe, die vor ihr diesen gefährlichen Tanz aufführte und sie mit jedem anmutigen Schritt verhöhnte. Es sollte umgekehrt sein, sie müsste es sein, die die Tänzerin verhöhnte, die sie in die Enge trieb und zur Verzweiflung brachte.

Laryna machte einen wütenden Schritt nach vorn, ignorierte die beiden Projektile, die sie trafen und von den Schilden ihrer Rüstung abgelenkt wurden, und feuerte heftig und noch im Schritt auf die Tänzerin. Jeder Schuss, der sich aus dem Sturmgewehr löste, hämmerte in ihrem Kopf ein einziges Wort ein, immer wieder hallte es in ihren Gedanken wieder: Stirb! Stirb! Stirb! Stirb!

Die Tänzerin musste sterben. Es war vorherbestimmt, unumgänglich. Es konnte, durfte, sollte nicht anders sein!

Tränen der Wut rannen ihr heiß übers Gesicht, benetzten ihre Lippen, schmeckten salzig auf ihrer Zunge. Ihr Gesicht schien vor Hass zu glühen. Sie bebte am ganzen Körper.

Stirb!, hämmerte es hinter ihrer Stirn, ein stetiges Mantra, unaufhörlich. Stirb! Stirb! Stirb!

12:15 Uhr

Linnala Caryalan
16.08.2010, 00:00
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:15 Uhr

Laryna stürmte vor, wild feuernd, das Sturmgewehr, welches den Platz der Schrotflinte eingenommen hatte, schwenkend. Sie schoss aufs Geratewohl, wirkte wie von Sinnen, das Gesicht verzerrt zu einer Maske, die einem Dämon ähnelte, einer Maske der Wut und des Hasses. Ihr Körper stand unter merklicher Spannung und bebte, zitterte, als stünden in seinem Inneren gewaltige Kräfte kurz vor der Entladung, als würde er jeden Augenblick von einer gewaltigen Explosion zerrissen.

Linnala fiel es leicht, dem plötzlichen Ansturm zu begegnen. Ihr trainierter Körper bewegte sich schnell, wich aus und sie feuerte, rollte sich ab und entging dadurch der nächsten Salve, kam federnd wieder auf und tänzelte beiseite. Ihre Füße schienen den Boden dabei kaum zu berühren. Einem ungeübten Zuschauer musste es vorkommen, als liefe sie nicht, sondern als würde sie schweben.

Todeswunsch. Sie erkannte es in den Augen ihrer Gegnerin. Laryna wollte nichts lieber, nichts sehnlicher, als den Tod, ihren Tod. Sie kämpfte nur auf dieses Ziel hin. Sie war darauf fixiert. Nicht diesen Kampf überleben wollte sie, sondern dafür sorgen, dass die Tänzerin ihn nicht überlebte. Ihre eigene Sicherheit schien ihr dabei unwichtig zu sein, ihr Überleben genauso. In diesen hasserfüllten Augen, den ihren so ähnlich, erkannte Linnala den Wahn.

Die Tänzerin bewegte sich seitwärts, dann zurück, wieder vor, wieder zurück, nach links, rechts, rechts, links und wieder vor. Schnell, präzise, gewandt. Ihr Körper, jahrehundertelang trainiert, geschult, ihre Muskeln, für diesen Zweck ausgebildet, gehorchten mühelos, traumwandlerisch. Es kostete sie keinerlei Anstrengung, war Routine, in Fleisch und Blut übergegangen, ein Teil ihrer Selbst, ihres Wesens, ihres Lebens.

Sie musste nicht darüber nachdenken, was sie als nächstes tun sollte. Sie tat es einfach. Drei Schüsse… zwei sehr schnell hintereinander, der letzte mit einiger Verzögerung hinterher… dann ein Rückschritt, ein Sprung zur Seite, eine Rolle in der Luft aus der geschossen wurde… Linnala kam geschmeidig auf, feuerte, wieder zwei Schüsse, genau derselbe Rhythmus. Ein Rückschritt, ein Sprung zur Seite, eine Rolle in der Luft während sie feuerte. Sie behielt diese Reihenfolge bei.

Laryna feuerte wild, ihre Augen schienen vor Triumph zu blitzen. Sie passte sich dem Rhythmus an, vielleicht sogar ohne es zu merken. Es war auch egal, unwichtig, warum sie es tat. Sie tat es. Und genau das war es, worauf Linnala abzielte.

Dann… statt der erwarteten Flugrolle, ein Vorschritt, vier Schüsse statt dreien. Ein Schuss hinterdrein.

Die Tänzerin schlug erbarmungslos zu und starrte auf die Gegnerin, ohne Vorwurf, ohne Hass, ohne Mitleid, ohne jegliches Gefühl. Gesichtslos. Nur ein Gegenstand. Ein Gegner wie so viele zuvor.

12:16 Uhr

ME-NPC 4
16.08.2010, 12:58
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:15 Uhr

In dem vorher so undurchschaubaren Tanz ihrer Gegnerin begann sich nun, ein Muster abzuzeichnen. Es nahm der Tänzerin nichts von ihrer Gefährlichkeit, doch es machte sie berechenbar. Laryna fletschte die Zähne, ein böses Lächeln zeichnete sich auf ihren Zügen ab, verzerrte ihre Lippen zu der Karikatur eines freudigen Ausdrucks.

Sie wusste jetzt, dass diese Gegnerin nicht unbesiegbar war, dass sie siegen konnte, ja, dass der Sieg ihr sicher war. Ihr eigener Kampfrhythmus passte sich dem der Tänzerin an, und sie schlug zu, wenn das Miststück am verwundbarsten war.

Der Kampf hatte sich zu ihren Gunsten entwickelt. Sie würde siegen. Sie wusste es, sie war sich jetzt sicher. Das Crescendo in ihrem Kopf, der Chor hinter ihrer Stirn, verstärkte sich und hallte nun laut in ihren Gedanken wieder: Stirb! Stirb! Stirb! Stirb!

Laryna verstärkte ihren Ansturm. Hass durchdrang ihren Geist, stärkte sie, gab ihr Kraft und Energie. Der Sieg schien greifbar zu sein, er lächelte ihr zu. Sie war im Recht. Sie war der die Verlassene, die Verratene. Nur ihr allein stand der Sieg zu, ganz allein ihr.

Dann…

Die Tänzerin machte einen Ausfallschritt, schoss, viermal. Dann noch einmal. Es geschah so schnell, zu schnell. Es kam völlig unerwartet, aus dem Nichts. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Der Schmerz! Sie konnte nicht reagieren. Sie konnte es nicht einmal fassen. Schmerz, Schmerz. Ein heiserer Schrei entfloh ihrer Kehle, verlor sich in der Luft, in der plötzlich eintretenden Stille. Laryna ging in die Knie, knickte ein, krümmte sich. Ihre Hände krallten sich in den Teppich zu ihren Füßen.

Blut. Sie sah Blut. Blut! Und es war nicht das Blut, dass sie sehen wollte, nicht das Blut der Tänzerin, das sie vergießen wollte. Es war ihr Blut, ihr eigenes Blut, das rot aus einer Wunde an ihrer Hüfte hervorquoll.

Demütigung überrollte sie wie eine schwarze Woge. Hass brandete in ihr auf, intensiver, stärker, als jemals zuvor. Er verdunkelte ihr Gesichtsfeld. Er raubte ihr jeden klaren Gedanken. Sie war getroffen. Verletzt, verwundet.

Die Tänzerin stand vor ihr, so nah und doch so unerreichbar fern. Und in der Hand hielt sie die Waffe, die sie verletzt hatte, und deren Mündung sie wie ein lachendes Maul verhöhnte.

12:16 Uhr

Linnala Caryalan
16.08.2010, 13:11
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:16 Uhr

Laryna ging in die Knie, einen Schrei ausstoßend, der die Tänzerin aus der Klarheit des Kampfes herausriss und ihr bewusstes Denken wieder in den Vordergrund rückte und ihre Emotionen aus der kalten Versunkenheit der Konzentration zu Tage förderte.

Die Verwundete starrte sie, in die Knie gegangen, mit stolzem und zugleich hasserfülltem Blick an. Kränkung spiegelte sich darin wieder, ebenso wie unsäglicher Hass und grenzenlose Wut.

Linnala hatte geglaubt, dieser Blick könne sie treffen, doch so war es nicht. Sie empfand nichts. Der Hass in den Augen ihrer Gegnerin… ihrer Tochter… ließ sie kalt. Sie sah in die Augen einer geschlagenen Feindin und versuchte zu ergründen, was sie empfinden sollte und warum sie es nicht tat. War sie innerlich bereits tot? Oder war einfach zu viel Zeit vergangen, war ihre eigene Tochter bereits selbst zu einem jener gesichtslosen Individuen geworden, die sie fast tagtäglich tötete?

Die Waffe in ihrer Hand zitterte ebenso wenig wie die Finger, die sie umschlossen hielten. Sie sollte es jetzt beenden. Sie musste es sogar tun. Von den Zweifeln, die sie unter der Dusche befallen hatten, war nichts mehr geblieben. Sie war aus der Klarheit des Kampfes aufgetaucht, aber jetzt war sie nicht die Mutter, die vor ihrer Tochter stand, sondern die Attentäterin, die davor stand, ein Ziel zu exekutieren.

Ruhig, ja gelassen, hob sie die Waffe und richtete sie auf die Stirn Larynas, ihr Finger legte sich auf den Abzug…

12:16 Uhr

ME-NPC 4
16.08.2010, 13:36
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:16 Uhr

Laryna starrte in die Mündung der Pistole und erkannte in dem Augenblick mit absoluter Klarheit, dass der Kampf vorbei war… aber es nicht sein musste. Da war etwas im Gesicht ihrer Feindin gewesen, eine Frage vielleicht oder ein Zweifel. Nicht genau zu erkennen, aber vorhanden.

„Bitte!“ Ihre Stimme klang heiser bei diesen Worten, der Tonfall flehend, bittend. „Bitte nicht! Ich will nicht sterben!“

Es stimmte sogar. Den Tod wünschte sich Laryna wirklich nicht. Aber es war niemals geplant gewesen, dass sie zu Füßen ihrer verhassten Mutter kniete und erbärmlich um ihr Leben winselte wie ein Tier vor dem Schlachten. Es war nicht geplant gewesen, aber manchmal musste man improvisieren. Zu ihrem Glück war Laryna gut darin.

„Bitte!“ Sie begann zu weinen. Heiße Tränen rannen ihr über das Gesicht und ließen ihre Wangen feucht glänzen. „Das kannst du doch nicht tun! Tu es nicht, bitte! Ich bin doch… wir sind… Mutter, bitte tu es nicht. Ich will nicht sterben…“

Ihre Stimme steigerte sich zu einem schrillen, mitleiderregenden Heulen. „Bitte, töte mich nicht, bitte nicht, tu es nicht, Mutter!“

Die Tänzerin zuckte zusammen. Sie schüttelte den Kopf, ein verwirrender Ausdruck huschte über ihr Gesicht, die Sicherheit war daraus verschwunden. Damit, dass Laryna auf einmal heulend vor ihr am Boden kauerte, hatte sie anscheinend nicht gerechnet.

„Bitte!“, flehte Laryna. „Bitte, töte mich nicht, Mutter!“

Linnala senkte die Waffe und schüttelte erneut den Kopf. Mit einem Mal wirkte sie seltsam befangen. Es lag nicht genug Gefühl in ihrem Gesicht, um von Mitleid zu sprechen, aber es kam dem zumindest recht nah.

Sie kniete sich hin, nahm die Waffen auf, die Laryna fallen gelassen hatte, und wandte sich ab. Ihr war anzusehen, dass die den Kampf für beendet hielt. Dass sie ein auch gar nicht fortführen wollte.

Nur für einen Augenblick wandte sie Laryna den Rücken zu, doch dies genügte der Kopfgeldjägerin bereits, um zu handeln. Sie ignorierte die Schmerzen an ihrer Seite und sammelte so schnell sie konnte biotische Energie in ihren Händen. Dann sprang sie auf und entließ die dunkle Energie, die ihre Hände dicht umflirrte, in einem einzigen, gewaltigen Schlag…

12:16 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
16.08.2010, 14:15
Linnalas Apartment

12.16 Uhr

Es folgten noch viele weitere Schüsse, deren Ursprung und Wirkung Helia nicht zuordnen konnte und sie sie sich jedes Mal aufs Neue noch mehr zusammenkauern ließ. Die junge Quarianerin hatte die Arme um ihren Körper geschlungen, fast als wollte sie sich krampfhaft an sich selbst festhalten, um nicht vollkommen die Nerven zu verlieren. Die ständige Angst und Ungewissheit drohten ein weiteres Mal, ihr die Tränen vom Gesicht laufen zu lassen.

Sie unterdrückte es zwar mit aller Macht, doch angesichts dieser neuen völlig direkten Gefahr, die die Asari-Kopfgeldjägerin im Nebenzimmer darstellte und der stets präsenten Angst um Linnala und auch ihr eigenes Leben, war dies auf Dauer wohl ein unmögliches Unterfangen. Es machte im Grunde auch keinen Sinn, sich dagegen zu wehren, entweder starb sie heulend oder Linnala holte sie hier raus, schnauzte sie vielleicht noch an, dass sie nicht rumheulen sollte und sie gingen… es machte im Grunde keinen großen Unterschied, ob sie weinte oder nicht. Sie hatte nur während der letzten Tage ständig dieses Gefühl gehabt, dass sie stärker sein musste, dass sie sich nicht von jeder Kleinigkeit unterkriegen lassen durfte. Aber das hier war keine Kleinigkeit. Es war vollkommen normal die Nerven zu verlieren, wenn nebenan gerade zwei kaltblütige Asari-Killer versuchten, sich gegenseitig umzubringen und eine von ihnen sich aus reiner Boshaftigkeit vielleicht auch noch Helia schnappen würde, wenn sie den Sieg davontragen sollte…

In dem Moment begann ein Sturmgewehr zu rattern und allein schon der Klang der Waffe genügte endgültig, um sämtliche Dämme reißen zu lassen. Helia entfuhr ein erbärmlicher Schluchzer, während sie zugleich das Visier ihres Helmes mit den Unterarmen bedeckte und ihre Hände zu Fäusten geballt gegen ihren Kopf presste. Bittere Tränen liefen ihre Wangen hinab, während sich ihre Gedanken ein weiteres Mal überschlugen.

Wenn sie ein Sturmgewehr hat, muss sie Linnala doch treffen, oder? Wie will sie denn da noch groß ausweichen, wie… aber vielleicht hat sie ja selber eins, vielleicht ist sie das und sie gewinnt gerade…nein, sie hatte keines, das hätte ich doch gesehen, oder? Vielleicht in ihrer Wohnung… aber sie ist eine Attentäterin die brauchen keine Sturmgewehre, die müssen leise sein und präzise und der ganze Mist, also schießt die andere gerade auf Linnala und die hat auch nicht unendlich viele Schilde und Biotik und… ich will nicht darüber nachdenken, ich hab ja jetzt schon Kopfschmerzen! Bitte lass Linnala gewinnen, lass Linnala gewinnen, lass Linnala gewinnen…

Im Geiste immer wieder die gleichen Worte wiederholend begann Helia, den Oberkörper immer wieder vor und zurück zu wiegen, um sich selbst zu beruhigen, um nicht näher an das denken zu müssen, was eben in der Wohnung geschah…

Es funktionierte sogar, eine ganze Weile lang, bis schließlich der Schrei ertönte. Jemand hatte geschrien und zu Helias unendlicher Erleichterung klang es nicht nach Linnala – es musste die andere gewesen sein. Bestimmt hatte Linnala einen Treffer gelandet und damit ihren Sieg besiegelt, auch wenn die Kopfgeldjägerin vielleicht nur verletzt worden war…

Das ist so erbärmlich… jemand hat Schmerzen und wird vermutlich gleich von der eigenen Mutter hingerichtet und ich freue mich darüber… vielleicht hat auch doch Linnala geschrien und ich hab mich nur verhört… oder es ist schon vorbei und die andere ist tot… kann es nicht einfach so sein? Vielleicht kommt Linnala jeden Moment hier rein und sagt mir, dass es vorbei ist und das wir gehen können…

Doch es war noch nicht vorbei, denn bereits wenige Sekunden später konnte Helia jemanden sprechen hören. Es klang, als würde jemand flehen, jemand anderen um sein Leben anbetteln. Helia war sich jetzt sicher, dass es Linnalas Tochter war, auch wenn sie die Worte nicht verstehen konnte. Sie war noch am Leben, aber vielleicht schwer verletzt… vielleicht musste sie ja gar nicht sterben.

Könnte Linnala sie nicht am Leben lassen? Für das, was sie hier angerichtet hat, könnte man sie bestimmt erstmal ins Gefängnis sperren lassen und dann müsste niemand meinetwegen sterben… schließlich ist Linnala nur wegen mir hier, wenn sie schon wieder weg wäre, auf einem anderen Planeten, dann hätten die beiden sich vielleicht nicht getroffen… aber… wem hilft es weiter, wenn sie wieder rauskommt? Wenn dann alles von vorne anfängt? Ich hab doch gesehen, was für ein Monster sie ist, die würde doch nicht einfach aufhören, sondern Linnala nur noch mehr hassen… aber der Tod ist… so endgültig. Hat sie das verdient? Ich… ich bin sowieso nicht diejenige, die das entscheiden muss… es ist Linnalas Sache. Und Linnala ist eine Mörderin, sie denkt da wahrscheinlich logisch, so wie sie vor dem Kampf war… ich denke, ich weiß, was passieren wird.

Helia saß weiterhin still da und wartete, während ihre Tränen langsam versiegten. Linnala konnte jetzt nicht mehr verlieren, dessen war sie sich fast schon sicher, aber es erfüllte sie dennoch mit großer Unruhe, was womöglich gleich geschehen würde. Im Grunde erwartete sie nur noch einen Schuss und danach das Auftauchen Linnalas, die sie dann endlich von hier weg bringen würde…

Linnala Caryalan
16.08.2010, 16:44
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:16 Uhr

Etwas traf Linnala mit voller Wucht in den Rücken, schleuderte sie gegen die Wand und trieb ihr sämtliche Luft aus den Lungen. Ächzend entglitten ihr die Waffen und sie sah schwarze Flecken vor ihren Augen tanzen. Ihr gesamter Rücken schmerzte von dem Schlag, ihr Kreuz schien in Flammen aufgegangen zu sein.

Was…? Die Erkenntnis sickerte schlagartig in ihren Verstand. Laryna! Sie war überlistet worden, auf das Flehen hereingefallen wie eine Anfängerin, hatte sich erlaubt, Gnade walten zu lassen. Und nun zahlte sie den Preis für ihre eigene Dummheit. Warum auch war sie nicht dahintergekommen, dass es nur eine heimtückische List dieser Asari war, in der sie – für kurze Zeit – ihre Tochter gesehen hatte. Warum hatte sie ihr geglaubt? Sie hatte doch den Hass in ihren Augen gesehen… Linnala schrak vor der Antwort zurück, denn sie wiedersprach all dem, woran sie stets geglaubt hatte: Sie hatte Laryna verschont, weil sie im tiefsten Innern ihres Herzens nicht dazu fähig gewesen war, ihre Tochter, die sie um ihr Leben anflehte, zu töten. Sie hatte Laryna geschont, weil sie im tiefsten Innern ihres Herzens hatte glauben wollen, dass ihre Tochter sie nicht mehr hasste…

Jetzt zahlte sie den Preis dafür.

All dies schoss ihr in einem Bruchteil eines Sekundenbruchteils durch den Kopf. Benommen richtete sie sich auf, spürte den Boden unter ihren Füßen wanken und hielt sich an der Wand aufrecht. Ihr Blick fiel auf Laryna, die sich aufgerichtet hatte, die Wunde an der Seite ignorierte, und deren schmale Silhouette von biotischer Energie umflirrt wurde. Linnala konnte nichts tun, um dem Angriff zu entfliehen. Erneut schleuderte sie die biotische Energie gegen die Wand, erneut tanzten schwarze Flecken vor ihren Augen.

War es das also gewesen? War es vorbei, der Kampf entschieden, das Ende gekommen? Linnala sah ihrer Tochter in die hasserfüllten Augen, doch sie flehte nicht um Gnade, noch flehte sie um Vergebung.

Sie war noch immer sie selbst, noch immer Linnala Caryalan, noch immer die Tänzerin, die tödliche Attentäterin, die so viele Feinde mühelos bezwungen und exekutiert hatte. Und die Tänzerin fügte sich nicht in ein Schicksal, an das sie nicht glaubte. Die Tänzerin war durch und durch eine Kriegerin, und eine Kriegerin gab niemals auf.

Linnala ignorierte die Schmerzen, die Laryna ihr zugefügt hatte, ignorierte die schleichende Enttäuschung und das Gefühl, verraten worden zu sein, ignorierte jedes Gefühl. Ihre Gesichtszüge erstarrten zu Eis, ihre Augen spiegelten keine Emotionen, nur noch die kalte Unendlichkeit des Alls, wieder.

Biotik staute sich in ihrem Körper auf, sammelte sich in ihren Nervenknoten an, kroch in ihre Finger, kribbelte unter ihrer Haut. Laryna tat dasselbe, Linnala erkannte es an der Aura, die den Körper der Gegnerin umhüllte. Und vollkommen synchron entluden sich die biotischen Gewalten, krachten zwischen den beiden Asari zusammen, entluden sich in einer gewaltigen Schockwelle und schleuderten die Tänzerin wie auch ihre Feindin in entgegengesetzte Richtungen davon.

Erneut wurde die Luft aus Linnalas Lungen getrieben, als sie hart gegen die Wand hinter sich knallte, doch diesmal war sie schneller wieder auf den Beinen und sammelte bereits erneut biotische Kraft an. Laryna hatte sich ebenfalls wieder aufgerappelt und schoss bereits auf sie zu, beflügelt von einem biotischen Sturmlauf. Sie riss Linnala um und hob die Hand, um auf sie einzuschlagen… eine von biotischer Energie umflirrte Hand, die Linnala schwer verletzen, wenn nicht töten, könnte.

Doch die Tänzerin reagierte schnell. Sie entlud ihrerseits ihre biotische Energie und schleuderte Laryna von sich fort, sprang auf und lenkte erneut biotische Kraft in ihre Hände und ihre Beine. So verharrte sie, abwartend. Sie wusste, ihre Feindin würde kommen. Sie konnte gar nicht anders, zu stark war der Hass in ihr. Und lange musste sie auch nicht warten.

Laryna stürzte sich auf sie – oder versuchte es zumindest. Linnalas biotisch verstärkte Reaktionen retteten sie vor dem Ansturm, als die Tänzerin flink zur Seite auswich. Laryna wirbelte herum, starrte sie an, die Augen hass- und mehr denn je von Wunsch, sie zu vernichten, erfüllt. Linnala erwiderte diesen Blick gelassen, ja gleichgültig, mit tödlicher Ruhe und eisigster Kälte.

Früher gab es nichts, das sie trennte. Jetzt gab es nichts mehr, das sie verband. Die Bande waren gesprengt. Die Liebe, die sie sich einst entgegen gebracht hatten, war in Hass und Gleichgültigkeit umgeschlagen. Früher hatten sie einander vertraut, sich geschätzt, geliebt, hätten sich für den anderen ohne zu zögern geopfert. Jetzt trachteten sie nur noch danach, einander zu vernichten.

Laryna stürmte vor, überlegter diesmal, sie täuschte an, wich zurück, schlug wütend und erbarmungslos zu. Linnala wich aus, begegnete dem Angriff, konterte mit gnadenloser Effizienz.

Der Tanz begann erneut.

12:17 Uhr

ME-NPC 4
30.08.2010, 20:08
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:17 Uhr

Das… darf… einfach… nicht… passieren!

Laryna atmete schwer, Wut trübte ihr Blickfeld, raubte ihr die Ruhe, ließ sie wie eine Berserkerin auf das Miststück losgehen, dass sich immer noch verdammt gut – viel zu gut – schlug. Oh ja, die Tänzerin verstand es, zu tanzen! Und zwar auf ihrer Geduld. Langsam wurde es Laryna genug.

Sie sammelte Biotik in ihren Nervenzellen an und entließ sie mit der verzweifelten Kraft ihres Hasses in Richtung Linnala. Die Wucht des biotischen Hiebes schleuderte Linnala zurück, sie konnte weder ausweichen noch irgendetwas anderes gegen den plötzlichen Angriff unternehmen.

Laryna triumphierte. So muss das laufen! Stirb, du Schlampe, stirb, stirb, stirb!!!

Sie stürzte vor und feuerte wild drauflos, als…

Laryna keuchte auf, als sie zurückgeschleuderte wurde. Hart prallte sie mit dem Rücken gegen die Lehne eines Sessels, der sich erdreistete, mitten im Wohnzimmer zu stehen. Die Waffe fiel aus ihrer Hand, schwarze Flecken und helle Sterne tanzten, sie verhöhnend, vor ihrem Auge. Ihre Brust schmerzte, da mit einem Schlag fast aller Sauerstoff daraus gewichen war.

Linnala hatte sich bereits erholt – natürlich hatte sie das, sonst hätte sie nicht zurückschlagen können! – und näherte sich jetzt mit dieser alles verhöhnenden Anmut, dieser Anmut einer angreifenden Schlange oder Raubkatze, Laryna. Die jüngere Asari knirschte mit den Zähnen und versuchte, sich zu sammeln, aber irgendwie… ihr brummte der Schädel und sie schmeckte Blut im Mund…

„Verdammt, Miststück, bring es zu Ende!“, krächzte sie heiser. „Oder, ich schwöre dir, ich werde es tun…“

Du bekommst mich nicht, nein, nein, nein! Nicht wieder! Laryna kniff die Augen zusammen. Da… war sie wieder. Endlich. Oh nein, noch einmal würde sie das nicht mitmachen, bestimmt nicht. Diesmal würde sie es sein, die…

Ein biotischer Stoß rollte von ihr Weg und schleuderte Linnala zurück von den Füßen. „Wenn’s ich mir Recht überlege, vergiss das mit dem zu Ende bringen.“ Laryna schoss vor, sammelte ihre Schrotflinte vom Boden auf und feuerte wild auf Linnala. „Das erledige ich lieber selbst!“

Eine erneute biotische Schockwelle rollte von ihr weg und verhinderte, dass die Tänzerin aufstehen konnte. Mit einem urtümlichen Schrei der Wut und des Hasses stürzte sich Laryna auf die Tänzerin.

„Du bist so was von tot!“ Ich bringe dich um, ich reiße dich in Fetzen, Miststück, Miststück, verdammtes mieses Miststück.

12:17 Uhr

Linnala Caryalan
31.08.2010, 10:29
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:17 Uhr

Die kalte Mündung der Schrotflinte, die ihr entgegenlachte, kam der Attentäterin vor wie ein Omen eines unausweichlichen und furchtbaren Todes. Das Gewicht Larynas drückte sie unbarmherzig auf den Boden und nagelte sie dort fest. Es gab keine Ausweichmöglichkeit für die Tänzerin, es sei denn, sie hätte einen halbmateriellen Zustand annehmen und durch den Boden fallen können. Doch die Gesetze der Physik galten auch für Linnala Caryalan. Sie war hilflos der Gnade einer Asari ausgeliefert, die keine Gnade kannte. Die Musik war verstummt, der letzte Takt verklungen, und die Tänzerin hatte aufgehört zu tanzen.

„Ich hasse dich!“, fauchte Laryna. Mit der Mündung ihrer Schrotflinte hieb sie und traf Linnala an der Schläfe.

Die Tänzerin stöhnte, Schwarze Flecken tanzen, wirbelten, schwebten vor ihrem Auge, das waren jetzt die Tänzer, die zu einer neuen Musik tanzten, einer Musik, zu der die Tänzerin selbst keinen Zugang fand. Schmerz raste durch ihren Kopf und sie spürte, wie etwas heiß und feucht über die rechte Seite ihres Gesichtes rang. Linnala brauchte die Hand nicht zu heben, nicht danach zu tasten, um zu wissen, was es war.

„Ich hasse dich!“ Laryna hieb erneut zu, diesmal von der anderen Seite, auf die andere Schläfe. „Ich werde dich zerstören, so wie du mich zerstört hast, und du wirst um deinen Tod betteln, wenn ich mit dir fertig bin!“

Hass. Hass, so schwarz wie eine mondlose Nacht und so heiß brennend wie eine Supernova, sprühte aus diesen Worten, stand in diesem Gesicht, in diesen Augen. Dort war kein Platz für Vergebung, für Gnade. Nur für erbarmungslose, grausame Rache.

„Und ich werde dich erst töten, wenn ich das Gefühl habe, dass du genug gelitten hast“, beendete Laryna wutentbrannt ihre kurze Ansprache.

„Dann fang an, Ryna.“ Linnala benutzte bewusst den Spitznamen, den sie ihrer Tochter vor all den Jahren – als ihrer beider Leben noch normal war, bevor sie erkannt hatte, dass sie ein normales Leben gar nicht wollte – gegeben hatte. „Deine Worte machen mir keine Angst. Ich habe bereits zu viele Todesdrohungen gehört, sie prallen an mir ab.“

„Darauf kannst du dich verlassen!“, fauchte Laryna und hieb ihr die Schrotflinte direkt aufs Brustbein. Erneut tanzten schwarze Flecken vor ihren Augen, ihre Brust schmerzte, als mit einem Schlag alle Luft daraus entwich. Sie keuchte und ihre Hände verkrampften sich für Sekunden. „Das hier ist erst der Anfang.“ Laryna hieb noch einmal zu, auf genau dieselbe Stelle. Linnala sackte in die Schwärze, als die Flecken ihr gesamtes Gesichtsfeld ausfüllten. Nur langsam wichen die Schwärze wieder. „Und noch eines“, schrie Laryna hasserfüllt. „Nenn mich – nie wieder – Ryna. Nie mehr, klar?“

Linnala atmete zitternd ein. „Du kannst mich nicht darin hindern, Ryna. Du hast es vielleicht vergessen, aber es gab eine Zeit, da hatte dieser Name tatsächlich noch eine Bedeutung für dich.“

„Oh dich, ich erinnere mich daran!“, fauchte Laryna und hieb erneut mit der Schrotflinte zu. Diesmal krachte jedoch nicht der Lauf, sondern der Griff, in Linnalas Rippen. Linnalas Lippen entwich ein Zischen. Schmerz raste durch ihren Körper, vor allem durch die linke Brustseite. „Aber das bin ich jetzt nicht mehr. Dieses Mädchen ist tot und das ist deine Schuld.“

„Ja, allerdings. Du hast dich selbst zu Grabe getragen, Laryna. Aber diesen Weg hast du selbst eingeschlagen. Such die Schuld nicht ständig bei denen, die keine trifft.“

„Du bist Schuld. Verdammt, halt einfach die Klappe!“ Laryna warf die Schrotflinte weg und zeigte ihr ihre Hände. An den Handschuhen, die sie trug, waren bösartig aussehende Nieten angebracht. „Gefallen sie dir, Miststück?“

Laryna schlug zu – nicht nach Linnalas Gesicht, sondern nach ihrer linken Hand. Die Tänzerin spürte, wie ihre Haut aufriss, das Fleisch zerfetzt wurde und heißes Blut über ihre Hände rann. Diesmal jedoch schrie sie nicht, wimmerte, stöhnte oder keuchte nicht, sondern blieb still. Kein Laut kam über ihre Lippen.

Es war ganz einfach. Und sie hatte es nicht gesehen, weil sie davon ausgegangen war, dass etwas von ihrer Tochter noch in dieser Kopfgeldjägerin drinnen war. Aber sie hatte sich geirrt. Sie hatte es sich erlaubt, dass ihre Gefühle Macht über ihren Verstand erlangten, und was jetzt geschah, war allein das Resultat daraus.

Aber jetzt sah sie wieder klar.

12:18 Uhr

ME-NPC 4
31.08.2010, 13:33
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:18 Uhr

Jede Sekunde war ein Genuss. Es war noch besser, als sie es sich ausgemalt hatte. Jedes Mal, wenn dieses Miststück das Gesicht verzog oder einen schmerzerfüllten Laut von sich gab, fühlte Laryna sich, als würde sie zu den höchsten Höhen emporgetragen. Ja, genau das war es, was sie sich all die Jahre ersehnt hatte. Genau das!

Das ist besser als Helix!

Ihre Hand fuhr herab, um die ihrer verhassten Feindin, dieser verdammten Schlampe, zu zertrümmern, die Knochen zu zermalmen. Sie würde es genießen, dieses Miststück sollte endlich schreien.

Etwas – nein, jemand! – umschlang ihr Handgelenk und im nächsten Augenblick explodierte ihre Welt in Schmerz. Jemand schrie und ihre Kehle brannte. Tränen verschleierten ihr die Sicht und sie krümmte sich zusammen, presste das Handgelenk gegen die Brust. Sie hatte geglaubt, Schmerzen zu kennen, aber das hier… es war die reinste Folter! Es war mehr als Schmerz.

Laryna hob zitternd die Hand und starrte voller entsetzten auf ihr völlig zerquetschtes Handgelenk. Rohes Fleisch, zerfetzte Haut, durchsetzt mit Knochensplittern und überströmt von Blut.

Hass stieg erneut in Laryna auf und verdrängte den Schmerz kurzzeitig. Das war die verfluchte Biotik der Tänzerin gewesen. Wie hatte sie so naiv sein und glauben können, dieses Miststück würde sich einfach geschlagen geben? Diese Schlampe war eine kaltblütige Attentäterin, die ohne zu Zögern und ohne jede Reue Leben nahm, ein gerissenes und boshaftes Individuum. Vermutlich hatte sie ihre Niederlage bloß inszeniert, um sie dann nur noch härter zu treffen!

Linnala Caryalan war aufgestanden. Ihre gesamte Gestalt von einem blauen Flimmern umgeben. Laryna, die Hand an sich gepresst, kroch hastig von ihr weg.

Siari, hilf mir! Ich will nicht sterben!

Sie hatte ihre Waffen fallen lassen. Der Schmerz nahm ihr jede Konzentration, die Biotik blieb ihr somit verschlossen… alles, was ihr blieb, war der Hass, der in ihr brannte. Aber ihr Hass konnte sie nicht vor dem Tod bewahren.

Sie war verloren.

Laryna kroch hastig noch weiter von ihrer Nemesis weg. Ein schriller Angstschrei entkam ihrer Kehle.

Nein!

12:18 Uhr

Linnala Caryalan
31.08.2010, 18:10
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:18 Uhr

Die Energie staute sich immer weiter auf und verlangte danach, freigesetzt zu werden. Ihre Nerven brannten beinahe vor biotischer Kraft, und ihre Synapsen schienen in tausenden kleinen Explosionen zu erbeben. Sie hatte nicht vor, sich dem Drängen noch lange zu widersetzen.

Was dann geschah, geschah jenseits ihrer bewussten Wahrnehmung. Ein Gewirr aus Bewegungen, schneller und präziser denn je, und eine gewaltige Schockwelle, die alles in der Umgebung hochhob oder umwarf oder sogar in der Gegend herumwirbelte. Das Gefühl einer gewaltigen Kraft, die sie schlagartig verließ.

All dies geschah im Bruchteil von Sekunden, und genauso schnell wie es begann war es auch wieder vorüber. Linnala erblickte Laryna sofort. Mit unnatürlich verdrehten Gliedmaßen lag die jüngere Asari an der Wand neben der Tür und regte sich nicht.

Linnala näherte sich ihr. Nicht aus Mitgefühl, sondern nur um zu sehen, ob ihre Feindin tot war. Langsam wanderte ihr Blick über den Körper, der ihr wie der einer zerbrochenen Kinderpuppe erschien. Verletzlich, ungefährlich… und zerstört.

Linnala griff nach dem Handgelenk der jüngeren Asari und fühlte nach dem Puls. Sie konnte keinen spüren.

Es war also vorüber. Der Kampf war beendet. Die Siegerin stand fest.

Linnala trat von der Toten zurück und wandte sich ab. Es gab jetzt wichtigeres zu tun als das. Sie musste Helia aus ihrer Wohnung und irgendwo hin bringen, wo niemand sie finden konnte. Vielleicht sollte sie den Planeten auch gleich verlassen.

Vermutlich war dies das Beste. Auf Illium war ihnen der Feind stets einen Schritt voraus, sie würden…

„M-mutter?“

Die schwache Stimme ließ Linnalas Gedanken zerspringen. Sie konnte nichts mehr denken, stattdessen wandte sie sich einfach um und starrte in das zerschlagene Gesicht der Asari, die sie einst ihre Tochter genannt hatte.

12:19 Uhr

ME-NPC 4
01.09.2010, 10:38
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:19 Uhr

Als ihr Handgelenk zerstört wurde, hatte sie geglaubt, bereits die Höhe an Schmerzen erreicht zu haben. Sie hatte gedacht, schlimmer könne es gar nicht mehr werden, war für alles gewappnet gewesen, was dem noch nachfolgen konnte. Vor dem Tod hatte sie sich gefürchtet, ja, aber nicht vor den Schmerzen. Sie hatte geglaubt, nie mehr Angst vor Schmerzen haben zu müssen, hatte sie doch bereits die furchtbarsten aller Qualen durchleiden müssen.

Jetzt jedoch erkannte Laryna, wie sehr sie sich darin geirrt hatte. Jeder Muskel, jede Sehne, jeder Knochen schmerzte, sandte selbst in ihrer momentanen Regungslosigkeit heftige Wellen an sengender Pein durch ihren geschundenen Körper und folterte sie über alle Maßen, über jede Grenzen der Erträglichkeit hinaus. Sie fühlte sich schwach, ihr war schwindlig und trotzdem brannte das Feuer des Lebens weiterhin in ihr, unauslöschlich beinahe – so schien es ihr – und verhöhnte sie dadurch. Die Schmerzen hatten jedes Gefühl des Hasses und der Wut verschlungen, verzehrt, vernichtet, da sie nichts neben sich existieren ließen. Nichts außer dem Wunsch, dass es aufhören sollte, endlich und endgültig.

Die Tänzerin hatte sich umgedreht, und ihr Blick war kalt, emotionslos, ihr ferner denn je. Laryna wusste es, sah es, erkannte es deutlich in den graugrünen Augen jener Asari, die für sie all die Jahrzehnte lang das Subjekt ihrer Jagd, ihrer Rachegelüste und ihres Hasses gewesen war. In diesen Augen sah Laryna nichts von sich selbst, es kam ihr vor, als wäre sie das perfekte Gegenteil – sie war heiß, dort wo bei der Tänzerin nur Kälte herrschte, leidenschaftlich, wo Linnala leidenschaftslos war, emotional, wo diese Asari nicht einmal eine Regung spürte, rachsüchtig, dort wo die Tänzerin methodisch war, unsicher, wo bei Linnala nur absolute Sicherheit bestand.

Sie war ihr Leben lang einem Ziel nachgejagt, von dem sie gewusst hatte, dass es sie umbringen konnte, aber sie hatte dieses Wissen einfach ignoriert, zu sehr zerfressen von ihrer Wut und ihrem Hass auf ihre Mutter, die sie als Kind verlassen hatte, ohne sich auch nur zu verabschieden. Jetzt war diese Konfrontation vorüber, die Siegerin stand fest, und der Ausgang war niederschmetternd, im wahrsten Sinne des Wortes.

Laryna wusste, dass der Hass noch da war, dass ihr Rachedurst immer noch unbefriedigt in ihr schlummerte, aber die Schmerzen waren zu groß, als dass sie sich daran festhalten konnte. Alles, was sie noch wollte, war, dass es aufhörte.

„Mutter…“, wiederholte sie mit schwacher Stimme, und selbst das Sprechen war schmerzvoll. „Es tut so weh…“ Laryna sah auf in dieses Gesicht, dass sie hasste, und dass sie im Augenblick doch nicht hassen konnte. „Bring es zu Ende, bitte.“ Ihre Stimme zitterte. Sie fühlte sich sowieso bereits mehr tot als lebendig, warum sollte nicht vollständig von einem ins andere wechseln?

Laryna hatte keine Kraft mehr, nur noch die Kraft, darum zu bitten. Sie sah in den Augen ihrer Mutter keinen Hass, keine Emotion, gar nichts. Aber sie wusste, dass es nicht dem Stil der Tänzerin entsprach, ihre Opfer unnötig leiden zu lassen. Schnell und schmerzlos. Sie konnte nur darauf hoffen, dass Linnala dies jetzt bei ihr anwandte.

„Bitte, Mutter… mach, dass es aufhört.“ Linnala hustete – was weitere Schmerzwellen auslöste – und spuckte einen Klumpen Blut auf den Teppich. Sie, die zuvor um ihr Leben gefleht hatte, bat jetzt um ein schnelles Ende. Die Ironie brachte sie beinahe zum Lachen und der Impuls ließ ihre Brut beinahe vor Schmerzen explodieren.

„Ich kann nicht mehr. Setz dem einfach ein Ende…“

12:19 Uhr

Linnala Caryalan
01.09.2010, 11:42
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:19 Uhr

Linnala war vieles, aber nicht grausam. Wenn es zu vermeiden war, tötete sie schnell und sauber. Sadismus war die Freude eines kleinlichen Massenmörders mit Minderwertigkeitskomplexen. Linnala aber war Attentäterin, sie tötete nicht aus Spaß und sie quälte niemanden. Nicht einmal zum Zweck der Informationsbeschaffung.

„Mutter, bitte… Es tut so weh…“

„Nenn mich nicht so“, entgegnete Linnala kühl. „Diese Bande hast du selbst zerschnitten, genau wie ich.“

„Ich weiß…“ Laryna hustete und spuckte erneut Blut. „Ich habe nichts verziehen.“

„Ich weiß.“ Linnala ging vor der jüngeren Asari in die Knie und zog ihr Kampfmesser aus der Scheide am Unterschenkel. Eine andere Waffe hatte sie nicht mehr und ihre Biotik war fürs erste erschöpft. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch stand. „Und das ist gut so.“

Sie hob den Blick und sah Laryna geradewegs in die Augen. Sie suchte in sich selbst nach einem Funken von Gefühl… und sie fand nichts. Keinen Hass, keine Wut, keine Enttäuschung, kein Mitgefühl, keine Liebe. Was ihr einst soviel bedeutet hatte war nun nicht länger von Bedeutung für sie. Gesichtslos.

Wie es sein sollte.

„Töte mich einfach…“, murmelte Laryna. „Wenn du mich Leben lässt, erhole ich mich vielleicht und dann jage ich dich wieder.“

Linnala ließ ihren Blick über den zerschlagenen Körper der jüngeren Asari wandern. „Das glaube ich nicht.“ Ihr Blick fixierte den der Kopfgeldjägerin. „Ich habe solche Worte oft genug gehört um zu wissen, dass du den tot herbei wünschst.“ Ein kühles Lächeln strich über das Gesicht der Tänzerin. „Ich bedaure, dass es dich nicht sofort getötet hat.“

„Klar… ist ja nicht dein Stil… diese qualvoller-Tod-Sache…“

Linnala antwortete nicht, sondern ließ die Hand mit dem Messer vorschnellen. Es war besser, das Opfer unvorbereitet zu treffen. Allein deswegen hatte sie noch einmal mit Laryna gesprochen.

Das Messer drang mühelos zwischen die Rippen und fand Larynas Herz. Aus dieser Nähe halfen keine Powerpacks, keine kinetische Barriere, nicht einmal Panzerung (von der ohnehin nicht mehr viel übrig war). Mühelos, so einfach. Und dann war es getan.

Dann überrollte die Tänzerin eine Woge der Erschöpfung riss sie mit sich fort, hinein in tiefste Schwärze.

12:19 Uhr

ME-NPC 4
01.09.2010, 11:48
Name: Laryna Caryalan (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=513303&postcount=47)
Zugehörigkeit: keine
Spezies: Asari
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Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:19 Uhr

Als die Klinge ihr Herz traf, spürte Laryna es gar nicht mehr. Die Schmerzen, die sie empfand, überspielten den kurzen, kaum wahrnehmbaren Stich der rasiermesserscharfen Klinge.

Sie spürte, wie ihr Herz mühevoll versuchte, zu schlagen, und den Kampf verlor. Schwärze überrollte sie, immer und immer wieder, schmerzlos und friedvoll. Sie seufzte und wusste, dass es bald vorbei sein würde. Der Tod, der sich ihr verweigert hatte, kam nun endlich doch zu ihr. Mehr hatte sie nicht gewollt, nicht mehr.

Sie war müde, sie hatte keine Schmerzen mehr, sie empfand auch keinen Hass und keine Wut, die Rachegelüste waren verstummt. Ja, sie hatte nicht vergeben, aber das war jetzt auch unwichtig.

„Danke“, murmelte sie, kaum hörbar. Dann schlossen sich ihre Augen für immer.

12:19 Uhr

Linnala Caryalan
02.09.2010, 14:51
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:24 Uhr

Ein schriller Ton zerriss die Schwärze, die sie einhüllte, in tausend kleine Fetzen. Der Ton kam von irgendwo in der Nähe, und er hielt stetig an. Völlig benommen, brauchte Linnala einige Sekunden um den Ton zuzuordnen und seine Bedeutung zu entschlüsseln: Jemand versuchte, sie auf dem Kommlink zu erreichen!

Linnala blinzelte gegen das überraschend grelle Licht und tastete mit der unverletzten Hand in ihren Taschen herum, bis sie ihr Kommgerät schließlich zu fassen bekam. Kaum hatte sie es angeschaltet, drang bereits eine aufgeregte – und schmerzgequälte – Stimme daraus hervor.

„Linnala? Linnala? Bei allen Sonnen des Universums, geht es dir gut? Ich wollte das nicht, wirklich, ich wollte es nicht! Hatte keine Chance gegen sie. Konnte nichts tun. Ich bin nicht… verzeih mir, verzeih mir, bitte! Habe das nicht gewollt. Ich werde alles tun, um es gutzumachen. Versprochen. Ehrenwort.“

„Yunan?“ Ihre Stimme klang heiser und krächzig. „Was ist los?“

„Deine… deine Tochter… sie war hier… Ich wollte dich nicht verraten! Ich habe mich gewehrt, aber sie ist… oh Himmel, sie ist wahnsinnig!“ Sie hörte etwas, dass sich wie das salarianische Äquivalent eines Schluchzers anhörte. „Sie wollte mich umbringen! Ich habe mich geweigert, aber dann… es tut mir leid!“

Linnala atmete tief durch – ihre Brust schmerzte leicht dabei, anscheinend war zumindest eine Rippe angeknackst. Nein, sie war nicht wütend auf Yunan. Der Salarianer war nicht besonders robust. Und er war nicht der Mutigste.

„Hat sie dir etwas getan?“ Ihre Stimme klang immer noch heiser, aber gleichmütig.

„Das ist unwichtig… auh! Du musst sofort verschwinden, Linnala! Sie ist hinter dir her, sie will dich töten! Sie hat es mir gesagt. Sie ist vollkommen durchgedreht. Irre. Wahnsinnig. Besessen. Sie foltert dich und reißt dich in Stücke! Sie ist auf dem Weg zu dir, sie wird-“

„Yunan…“, unterbrach Linnala ihn scharf. „Es ist vorbei. Sie ist tot.“

Schweigen. Dann: „Was? Wie? Sie ist…? Du hast sie…?“

„Ja“, entgegnete Linnala gleichgültig. „Sie stellt keine Gefahr mehr da. Was ist mit dir? Hat Sie dir irgendetwas getan?“
„Ich… konnte es mit Medigel behandeln… Solche Schmerzen! Meine Beine, sie hat meine Beine… Sie hat auf mich geschossen, ich dachte, ich sterbe, ich dachte, jetzt ist es aus! Ich hab es nicht schnell genug geschafft, nicht schnell genug, es tut mir leid. Ich… es tut so weh, Hilfe, Linnala, du musst… Sie hat meine Beine… sie hat sie weggeschossen, sie sind… Fetzen und Knochen und rohes Fleisch…“

Linnala nickte. „Ich schicke jemanden zu dir.“

„Danke, danke, danke! Ich bin… völlig erschöpft, tut mir so leid. Wollte das nicht, ich wollte dich nicht verraten. Ich mag dich, Linnala. Auf… freundschaftliche Art, natürlich! Ich habe es ihr gesagt, und das… ich hätte den Mund halten sollen. Dumm, dumm, dumm. Warum habe ich geredet? Ich bin so dumm gewesen, unsagbar dumm, viel zu dumm. Alles meine Schuld, meine Schuld. Tut mir leid, ich habe dich enttäuscht. Kommt nicht wieder vor. Ich rede nie wieder über dich, nie mehr! Ich verrate nichts mehr. Ich will nicht, dass-“

„Ruh dich aus und spar dir deinen Atem“, entgegnete Linnala kühl. „Ich mache dir keine Vorwürfe. Du hättest gegen sie nichts ausrichten können. Und verhindern können, dass sie mich findet, hättest du es auch nicht. Es war unumgänglich, aber jetzt ist es vorbei.“

„Ja, ja, vorbei. Vorbei. Du hast sie getötet, deine eigene Tochter. Du hast sie… wirklich… wie hast du das tun können? Ich meine, sie ist wahnsinnig, ja sehr irre und verrückt und besessen, aber sie ist deine Tochter!“

„Sie ist mir genauso fern wie jedes andere meiner Ziele. Jetzt ruh dich aus. Du vergeudest bloß deine Kraft. Ich melde mich.“

Noch ehe Yunan irgendetwas sagen konnte, hatte Linnala das Gespräch beendet. Nach einem kurzen Anruf, in dem sie ihr Versprechen, Yunan Hilfe zu schicken, einlöste, steckte sie ihr Komm weg und richtete sich langsam auf.

Abgesehen von einem schmerzhaften Stechen in der Brustgegend, dem schmerzhaften Pochen an der linken Hand und dem an den Schläfen fühlte sie keine Schmerzen. Ihr war etwas schwindlig, was vielleicht am Blutverlust oder auch nur an der biotischen Überanspruchung liegen konnte.

Sie holte etwas Medigel aus der Seitentasche und behandelte damit die verletzte Hand und die Schläfen. Die Haut war zerrissen, aber der Knochen, soweit sie das feststellen konnte, unbeschädigt. Auch an ihrer Hand hatte es keine Knochen getroffen, es war bloß eine – wenn auch schmerzhafte – Fleischwunde. Gegen die Schmerzen in der Brust konnte sie mit Medigel nichts ausrichten. Aber mit denen konnte sie leben, sie waren nicht unerträglich.

Ihr Blick schweifte über das verwüstete Wohnzimmer. Sie konnten hier nicht bleiben. Wenn es Laryna gelungen war, sie hier zu finden, gelang das auch jedem anderen. Sie mussten sich irgendwo anders verstecken.

Sie würde mit Helia darüber sprechen, aber zuerst musste die Quarianerin erfahren, dass der Kampf vorbei war. Linnala durchquerte das verwüstete Wohnzimmer und öffnete die Tür zu ihrem Schlafzimmer.

„Sie können jetzt herauskommen“, erklärte sie der hinter dem Bett kauernden Quarianerin. „Der Kampf ist vorbei, die Kopfgeldjägerin stellt keine Gefahr mehr dar.“

12:27 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
05.09.2010, 19:36
Linnalas Apartment

Trotz des scheinbaren Sieges Linnalas war der Kampf noch nicht beendet, denn nur kurze Zeit nachdem Helia zu hoffen begonnen hatte, dass dieser Alptraum sich dem Ende näherte, ertönten erneute Kampfgeräusche. Doch diesmal schienen keine Waffen mehr im Spiel zu sein, denn anstatt dem Rattern eines Sturmgewehrs oder anderen Schüssen waren nun dumpfe Aufschläge und Poltern zu hören. Kurz waren auch Stimmen zu hören, dumpfe Schläge und dann wieder lautes Poltern, als ob die gesamte Einrichtung soeben biotisch auseinandergenommen wurde.

Helias gesamter Körper schien sich erneut vollkommen zu verkrampfen, während sie gleichzeitig vor Angst zitterte.
Schon wieder? Warum kämpfen sie jetzt wieder, ich dachte… ach Keelah, warum muss ich überhaupt die ganze Zeit hinhören? Ich werde jetzt einfach alles ausblenden bis irgendjemand hier reinkommt und dann weiß ich wenigstens sicher, wer gewonnen hat und muss mir nicht andauernd den Kopf zerbrechen…

Also vergrub Helia wie zuvor den Kopf in ihren Händen und versuchte krampfhaft, alles um sie herum auszublenden, an irgendetwas anderes zu denken und sich zumindest gedanklich einfach so weit wie möglich von diesem Ort und dem was soeben im Nebenzimmer geschah fortzubewegen.
Selbstverständlich gelang es ihr nicht wie erwartet, doch immerhin überbrückten diese lächerlichen Versuche, das allgegenwärtige zu ignorieren ein wenig Zeit… bis schließlich Stille herrschte.
Es schien nicht einmal mehr jemand zu sprechen, sodass Helia sich nun umso mehr bemühte, auch nur das kleinste Geräusche, dass aus dem Nebenzimmer kam zu erhaschen. Tatsächlich war kein Laut mehr zu hören.

Was… was soll das jetzt? Hat Linnala gewonnen? Dann würde sie doch gleich herkommen, oder nicht? Oder sind sie beide tot? Oder weg? Oder viellleicht nur bewusstlos? Sollte ich nachsehen, oder… nein, ich werde hier nicht rausgehen, bis Linnala mich holen kommt! Ich werde mich nicht vom Fleck rühren, egal was passiert, ich will nämlich garantiert nicht hier rausmarschieren und über eine Leiche stolpern… oder zwei… nein, ich bleibe einfach hier… sie wird mich bestimmt holen kommen… irgendwann… aber warum ist es so still, warum kommt sie nicht her?

Von jenen Zweifeln und Fragen geplagt versuchte Helia, sich auch weiterhin keinen Zentimeter zu bewegen und einfach nur still dazusitzen und sich selbst so weit es ging zu beruhigen. Laryna konnte nicht gewonnen haben, soe hätte Linnala schließlich gefoltert und das hätte Helia hören müssen… es war lediglich die Möglichkeit, dass sie allein war, die ihr nun auch weiterhin den Angstschweiß von der Stirn laufen ließ.

Sie wartete… und es geschah nichts. Eine halbe Ewigkeit schien sie dazusitzen und zu warten, während sie von vollkommener Stille umgeben war und allmählich ernsthaft mit sich selbst zu kämpfen hatte: Sollte sie nachsehen, was passiert war, oder weiter warten? Die Entscheidung wurde ihr mehr oder weniger abgenommen als sich nebenan letztendlich doch etwas bemerkbar machte: Ein leises, für sie kaum zu vernehmendes Piepen… ein PDA?

Bereits einige Sekunden später endete das Piepen und eine Stimme ertönte. Linnalas Stimme. Und sie klang ruhig, fast als würde sie gerade einfach mal eben mit jemandem telefonieren.
Ist sie das wirklich? Und warum… warum kommt sie nicht rein und mit wem redet sie da? Ist es vorbei, ist ihre Tochter tot oder… okay, Helia, ganz ruhig. Du bleibst jetzt einfach hier sitzen und wartest, wenn Linnala fertig ist mit allem, was mit Morden und so weiter zu tun hat, holt sie dich und wir gehen… wahrscheinlich ruft sie einfach noch jemanden an, der die Leiche wegräumt oder sowas… einfach sitzenbleiben und warten, es scheint auf jeden Fall endlich vorbei zu sein…

Tatsächlich begannen Helias Nerven nun, sich allmählich zu beruhigen, wenn auch nur langsam. Sie konnte sich immerhin relativ sicher sein, dass vorerst keine konkrete Gefahr mehr für sie selbst bestand... und für Linnala vermutlich auch nicht…
Das Gespräch im Nebenzimmer endete schließlich und sie konnte leise Schritte hören. Linnala kam um sie zu holen und ihr zu sagen, dass alles in Ordnung war… hoffentlich.
Die Tür öffnete sich und für einen kurzen Moment breitete sich noch ein letztes Mal die Anspannung in Helias gesamtem Körper aus. Sie war es doch, oder?

„Sie können jetzt herauskommen. Der Kampf ist vorbei, die Kopfgeldjägerin stellt keine Gefahr mehr dar.“
Ein Seufzer der Erleichterung entrann Helias Kehle und sie fühlte sich, als wäre soeben eine unendlich schwere Last von ihr abgefallen. Linnala hatte gewonnen und es ging ihr gut. Sie konnten endlich gehen und diesen schrecklichen Ort hinter sich lassen.

Helia erhob sich ruckartig, nur um beinahe gleich wieder hinzufallen. Ihre Beine zitterten noch immer wie Espenlaub, ohne dass es ihr zuvor aufgefallen wäre, ebenso wie der gesamte Rest ihres Körpers sich irgendwie schwach und zittrig anfühlte, was zweifelsohne auf den enormen Stress zurückzuführen war, den sie bis eben noch verspürt hatte. Aber nun war es zum Glück vorbei, sie könnte sich wieder ein wenig entspannen…

„Sie glauben gar nicht, was ich mir für Sorgen gemacht habe, ich dachte schon Sie sterben und…“
Helia, die während dieser Worte ein paar Schritte auf Linnala zugegangen war, betrachtete die Asari erst jetzt genauer. Sie war noch am Leben, das stimmte, doch auf ihrer Stirn befand sich eine große blutige Wunde, deren Inhalt sich bereits über Teile ihres Gesichts ergossen hatte und ihre linke Hand schien teilweise zerfetzt worden zu sein und war ebenfalls von Blut überströmt, auch wenn beide Verletzungen bereits mit Medigel behandelt worden zu sein schienen.
Helia unterdrückte einen kurzen Aufschrei, als sie sah, wie übel Linnala zugerichtet worden war. Sie wollte gar nicht wissen, wie die Verliererin des Kampfes jetzt aussah.

„Sind Sie… ich meine, natürlich sind Sie verletzt, aber ist es schlimm? Tut es sehr weh? Müssen sie ins Krankenhaus? Und was ist mit der Kopfgeldjägerin… ist sie… tot?“, fragte Helia völlig überhastet nach, auch wenn ihre Stimme bei der letzten Frage zunehmend leiser wurde. Sie hatte noch einige weitere Schritte auf Linnala zu gemacht, sodass sie jetzt vielleicht einen Meter vor ihr stand und sie durch ihren Helm hindurch fragend ansah. Helia glaubte allerdings, in den Augen der Attentäterin bereits die Antwort auf ihre letzte Frage erkennen zu können…

Linnala Caryalan
05.09.2010, 20:47
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:27 Uhr

„Die Wunden sind bloß oberflächlich“, erwiderte Linnala auf Helias Frage. „Ich werde etwas gegen die Schmerzen nehmen und danach sollten sie keine Behinderung mehr darstellen.“ Zumindest was die sichtbaren Verletzungen anbetraf, entsprach dies der Wahrheit. Was die angeknacksten Rippen anging, so würde sie sich später darum kümmern müssen. Noch hielten sich die Schmerzen im Brustbereich jedoch in starken Grenzen.

Linnala war bereits schwerer verletzt gewesen und hatte es überlebt. Ihre Verwundung würde sie nicht beeinträchtigen. Jedenfalls nicht spürbar.

„Was die Kopfgeldjägerin angeht“, fuhr Linnala fort, „ja, sie ist tot. Ich werde später jemanden organisieren, der die Leiche fortschafft. Vorerst sollten wir jedoch…“

Sie wurde von einem Piepen unterbrochen, das aus den Tiefen ihrer Taschen aufzusteigen schien. Ihr PDA. Linnala furchte in kühler Verärgerung die glatte Stirn und zog den Personal Data Assistent mit der unverletzten Hand hervor. Ein Schriftzug blinkte auf dem Display, der signalisierte, das eine Nachricht eingegangen war. Linnala murmelte ein gehauchtes „Abspielen“.

Die Nachricht, von einer verzerrten Stimme gesprochen, erklang sofort.

„Tänzerin, ihre Residenz ist nicht mehr sicher. Wir schicken ein Shuttle zu ihrer Adresse, um Sie und die Quarianerin an einen sicheren Ort zu bringen und sorgen dafür, dass Ihre Wohnung in einem tadellosen Zustand zurück versetzt wird. Stellen Sie keine Fragen, Ihnen wird zu gegebener Zeit alles Notwendige erklärt werden. Ende.“

Linnala steckte den PDA wieder ein. Die kalten, graugrünen Augen fixierten das spiegelnde Helmvisier der Quarianerin, hinter dem sich nur sehr vage, ja schemenhaft, deren Gesicht erahnen ließ. Unmöglich, darin zu lesen.

„Damit wäre es offiziell. Wir müssen mein Apartment verlassen, uns bleibt kaum eine andere Wahl. Ich schlage vor, Sie packen Ihre Sachen, das Shuttle wird bald hier eintreffen.“

Linnalas Stimme konnte durchaus in der Lage sein, Gefühle zu vermitteln, doch im Augenblick fehlte den Worten und dem Tonfall jedwede Emotion. Allerhöchstens ruhige, kühle Gelassenheit war darin zu vernehmen. Ein bewusster Zustand, auf den sich Linnala jedoch schon seit langem nicht mehr konzentrieren musste.

„Wenn Sie ins Wohnzimmer gehen, passen Sie auf, wohin Sie treten. Ich habe es unbeabsichtigt in einen recht chaotischen Zustand versetzt.“ Linnala wies zur Tür. „Falls Sie mich brauchen sollten, klopften Sie an die Tür zum Badezimmer. Ich möchte ungern blutverschmiert vor die Tür gehen.“ Sie machte einige Schritte in Richtung Schlafzimmertür, ehe sich wieder umwandte. „Und falls das Shuttle kommen sollte, sagen Sie mir Bescheid.“

12:29 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
06.09.2010, 12:32
Linnalas Apartment

12.29 Uhr

„In Ordnung…“, erklang Helias ein wenig zittrige Stimme, bevor Linnala sich schließlich wie angekündigt umdrehte und das Schlafzimmer verließ. Und schon stand Helia wieder alleine da.

Immerhin scheint alles in Ordnung zu sein… obwohl sie gerade ihre eigene Tochter umgebracht hat… das war doch ihre Tochter, oder? Sie haben ja während des Kampfes noch über irgendwas geredet und… es muss ihre Tochter gewesen sein, hör auf es abzustreiten, Helia, manche Leute bringen eben ihre Kinder um und verziehen danach keine Mine… ich wusste schließlich, dass Linnala eine kaltblütige Mörderin ist, sie hat mich ja sowieso nur wegen dem Geld und ihren seltsamen anderen Gründen beschützt… warum hätte sie nicht auch ihr eigenes Kind umbringen sollen, dass ihr anscheinend sowieso egal war? Willkommen in der Realität Helia, jetzt geh ins Wohnzimmer, versuch deine Sachen zusammenzukramen und schau dabei wenn möglich nicht die Leiche an.

Bereits im nächsten Moment fühlte Helia sich aber bereits wieder schuldig für diese Gedanken, schließlich wusste sie nicht, was zwischen den beiden vorgefallen war und Linnalas Emotionslosigkeit konnte ebenso gut nur die übliche Maske sein… vielleicht bedauerte sie ihre Tat ja in Wahrheit und Helia konnte es einfach nicht wissen.
Es geht mich sowieso nichts an… und ich hab mir darüber schon genug den Kopf zerbrochen… aber trotzdem hat sie gerade jemanden getötet… jemanden der, wenn er noch am Leben wäre, das gleiche mit Linnala und wahrscheinlich auch mir gemacht hätte… ich kann wahrscheinlich nur hoffen, dass das die letzte Leiche war, die wegen mir… was denk ich da überhaupt? ‚Die Leiche’… das war eben noch eine Person, eine lebende Asari, die noch ein langes Leben vor sich gehabt hätte wenn nicht…

Helia beendete diesen Gedankengang nicht. Sie wusste, dass sie im Grunde keine Schuld an dem trug, was geschehen war und dennoch fühlte sie sich als wäre der Tod der Asari allein ihre Schuld… wenn sie nicht auf Illium aufgetaucht wäre, wäre das alles gar nicht passiert. Vielleicht lag es aber auch nur in dem Gefühl begründet, dass zumindest eine der Beteiligten Schuld empfinden müsste, wenn Linnala es schon nicht tat…

Okay, Helia, und jetzt reiß dich wieder zusammen, wir müssen hier weg… also sollte ich endlich meine Sachen packen, wie Linnala gesagt hat. Das Shuttle müsste schließlich bald hier sein. Und wie mach ich es, dass ich die Leiche nicht sehe? Ich will das auf keinen Fall sehen und außerdem müsste ich mich dann wahrscheinlich auch noch übergeben… das ist auf einem unserer Schiffe schon schlimm genug, aber wenn du keine sterile Umgebung in der Nähe hast, in der du den Anzug kurz abnehmen kannst… keelah, ich hab jetzt dringendere Probleme, ich sollte mich endlich in Bewegung setzen…

Tatsächlich gehorchte Helias Körper nun endlich und sie verließ mit ein paar zögerlichen Schritten das Schlafzimmer in Richtung des Wohnzimmers, das soeben noch der Schauplatz eines erbarmungslosen Kampfes gewesen war. Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass der gesamte Raum durch Biotik verwüstet worden war: sämtliche Möbel lagen kreuz und quer verstreut und waren teilweise zerstört worden. Helia fragte sich unweigerlich, ob ihre eigenen Sachen den Kampf wohl überstanden hatten…

Vorsichtig ließ sie den Blick durch’s Zimmer schweifen. Vereinzelt konnte sie Blutspritzer auf dem Boden entdecken, Stellen an denen wohl eine von beiden einen Treffer hatte einstecken müssen… und schließlich sah sie eine Blutlache, die sich langsam auf dem Boden ausbreitete, dort wo etwas lag das fast aussah wie… Helia senkte den Blick augenblicklich auf den Boden und versuchte krampfhaft, unter keinen Umständen wieder in diese Richtung zu sehen oder auch nur weiter über das nachzudenken, was sie dort für einen kurzen Moment zu sehen geglaubt hatte. Dort musste sich die Leiche der Kopfgeldjägerin befinden, also würde sie erstmal auf der anderen Seite nach ihren Sachen sehen…

Den Blick immer noch auf den Boden gerichtet bahnte sich die junge Quarianerin also einen Weg durch das verwüstete Zimmer. Tatsächlich hatten ihre beiden Taschen keinen allzu großen Weg hinter sich gelegt und lagen ganz in der Nähe der Stelle, an der Helia sie zuvor abgestellt hatte. Hastig räumte sie den teilweise herausgefallenen Inhalt wieder ein, verschloss beide Taschen und hängte sie sich über die Schultern… im Grunde musste sie jetzt nur noch auf Linnala warten…

Moment mal, Saaras Datenpad mit dem Video, das hab ich doch fallen lassen, als der Alarm losging… und ich hab es gerade eben auch nicht eingeräumt, das heißt, es muss hier noch irgendwo sein.
Vielleicht war es angesichts der Situation, in der sie sich im Moment befand etwas kleinlich, sich wegen dem Verlust dieses einfachen Gegenstand Sorgen zu machen, doch immerhin war dieses Datenpad die einzige wirkliche Erinnerung an Saara, sie sie bei sich trug… und an Bin… Saara hatte sich so viel Mühe damit gegeben, es konnte jetzt nicht einfach verloren gegangen sein. Helia musste es finden und zwar schnell, denn Linnala würde sich wohl kaum erweichen lassen, auch nur eine Sekunde länger als nötig zu warten…

Hektisch begann Helia, den Boden um sich herum abzusuchen. Es musste doch hier ganz in der Nähe sein. Sie räumte ein paar herumliegende Teile der Möbel beiseite, sah unter das Sofa und dahinter, schob sogar einen umgekippten Sessel beiseite – ohne Erfolg. Es musste doch hier liegen, es konnte schließlich nicht allzu weit geflogen sein, oder? Helia ließ den Blick noch ein weiteres mal über den Boden gleiten und diesmal entdeckte sie es. Das Datenpad mit der einzigen Kopie des Videos, dass Saara für sie gemacht hatte, lag in meherere kleine Einzelteile zerbrochen in einer Ecke, zerstört durch einen biotischen Schlag oder irgendeinen schweren Gegenstand, der darauf geschleudert worden war.
„Oh nein…“, flüsterte Helia erschrocken, fast im selben Moment, in dem sie hörte, wie Linnala das Badezimmer wieder verließ.

Helia spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen und fühlte sich erbärmlich dafür. Hier drin war soeben jemand gestorben, es hätte genau so gut Linnala treffen können und Helia begann zu heulen wegen einem kaputten Gerät… und dennoch war dieses Gerät ein Geschenk gewesen, von ihrer besten Freundin und darauf war auch das einzige Video von Bin gewesen, das sie bei sich hatte und das ihr immerhin noch den Hauch einer Hoffnung gegeben hatte, dass es nicht stimmte, was man ihr über ihn erzählte… hätte es nicht was anderes treffen können? Irgendwas, das ihr egal war?

Ich will nicht schon wieder losheulen müssen… warum hab ich’s mir vorhin überhaupt noch mal anschauen müssen? Hätte ich es nicht in der Tasche lassen können? Jetzt hat sich Saara die ganze Mühe umsonst gemacht und ich hab’s gleich in der ersten Woche meiner Pilgerreise verloren, ganz toll, Helia… aber hey, was soll’s ist wahrscheinlich auch meine letzte Woche… oh nein, warum muss ich jetzt erst recht heulen, kann ich nicht einfach positiv denken? Keelah, hoffentlich will Linnala jetzt nichts von mir, sonst merkt die noch, dass ich schon wieder am Weinen bin…

Linnala Caryalan
06.09.2010, 13:17
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Linnalas Apartment
12:29 Uhr

„In Ordnung.“ Die Stimme der Quarianerin zitterte leicht, aber vielleicht lag es bloß daran, dass die Atemmaske des Helmes ihre Stimme leicht verzerrte. Linnala kümmerte sich nicht länger darum – höchstwahrscheinlich war gerade ein weiterer Teil von Helias kleiner, heiler Welt in tausend Scherben zersprungen, aber darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern – und verließ das Schlafzimmer.

Im Badezimmer angelangt entledigte sich Linnala als allererstes der blutverschmierten Rüstung, ehe sie einen kritischen Blick in den Spiegel warf. Die Wunde an ihrer Schläfe hatte aufgehört zu bluten, doch rote Rinnsale waren ihr über die Hälfte des Gesichts gelaufen und hatten ein kontrastreiches Muster darauf hinterlassen. Unterhalb ihrer rechten Brust begann sich die Haut ungesund zu verfärben. Linnala berührte die Stelle vorsichtig und biss die Zähne zusammen, als eine Schmerzwelle durch ihren Körper flammte. Prüfend streckte sie die Arme – ein nicht ganz schmerzfreies Unterfangen – und kam schließlich zu dem Schluss, dass sie sich nur eine Prellung zugezogen hatte, die Rippen aber noch heil waren.

Ohne sich noch länger mit der Wundinspektion abzuhalten – die Wunde an der Hand war bereits im Wohnzimmer ausreichend untersucht worden – begann sie damit, sich das Blut von Gesicht und Händen und sonstigen Körperstellen, wo es hingelaufen war, zu waschen. Die Rüstung reinigte sie im Waschbecken – glücklicherweise war das Material so beschaffen, dass sich Blutflecken und andere Verunreinigungen leicht entfernen ließen.

Glücklicherweise war der Kampfanzug unbeschädigt, Linnala würde nur die Powerpacks austauschen müssen, und er würde ihr wieder gute Dienste leisten. Da das gute Stück schnell trocknete, dauerte es nicht lange, bis die Tänzerin hineinschlüpfen konnte.

Sie warf noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel – das Medi-Gel verschloss nahezu unsichtbar die Wunde an den Schläfen, und auch an ihrer Hand leistete es gute Dienste – kniete sich Linnala vor den kleinen Badezimmerschrank, holte eine Packung mit Schmerztabletten hervor und schluckte eine davon, während sie den Rest einsteckte. Etwas sagte ihr, dass der Kampf gegen ihre Tochter nicht den Anfang vom Ende darstellte, sondern viel eher nur den Anfang eingeläutet hatte, und falls sie damit richtig liegen sollte, würde die Wirkung einer Schmerztablette nicht lange genug anhalten.

Lautlos verließ sie das Badezimmer, nur das leise Zischen, als sich die Tür hinter ihr schloss, verriet, dass sie sich überhaupt bewegt hatte. Noch während sie das Wohnzimmer betrat, setzte die Wirkung des Schmerzmittels ein und ließ die Schmerzen in Brust und Hand zu einer bloßen Erinnerung verpuffen.

Helia war im Wohnzimmer, und versuchte offensichtlich, den Blick nicht auf die Leiche zu richten. Das quarianische Mädchen kniete auf dem Boden, über Bruchstücke von etwas gebeugt, das einmal ein Datenpad gewesen sein mochte. Vermutlich, so nahm Linnala an, handelte es sich dabei um das Erinnerungsstück von der Flotille, dass Yunan untersucht hatte.

„Ich bin fertig, Helia“, ließ sich Linnala vernehmen. „Sammeln Sie die Überreste meinetwegen ein, vielleicht finden wir jemanden, der es reparieren kann, auch wenn die Chancen dafür eher gering sein dürften.“ Ihre Stimme klang vollkommen gleichgültig, als sie diesen Vorschlag unterbreitete, und eigentlich war es ihr auch vollkommen egal, was mit dem Datenpad geschah. Erinnerungsstücke hatten für sie längst jede Bedeutung verloren, vielleicht, weil sie es jahrzehntelang hatte vermeiden wollen, sich zu erinnern. Sie war jedoch taktvoll genug, einzuräumen, dass ihre Meinung nicht mit der Helias konform ging. Und wenn die Quarianerin sich dadurch besser fühlte, mochte das ihrem Auftrag im Endeffekt vielleicht zum Vorteil gereichen.

Linnala wandte sich von Helia ab und hob ihre Waffen – die zusammenklappbare Schrotflinte sowie ihre schwere Pistole, die sie beide für viel Geld hatte speziell für sich selbst anfertigen lassen, Zeugnisse einer Profession, die sie vollendet beherrschte und ihr vermutlich näher als jedes lebende Individuum – vom Boden auf. Einige Blutspritzer bedeckten den Lauf der Schrotflinte, die Pistole war jedoch wundersamerweise völlig sauber geblieben. Linnala befestigte ihre Waffen am Halfter.

Als sie sich aufrichtete, vernahm sie, wie von draußen – von den Luftstraßen aus – das Brummen eines Shuttle-Antriebs erklang. Nur sehr gedämpft erscholl der Ton, aber für Linnalas geschärfte Sinne war es dennoch laut genug. Sie bezweifelte jedoch, dass Helia es ebenfalls hören konnte.

„Unser Shuttle ist angekommen“, erklärte sie im üblichen, distanziert-kühlen, emotionslosen Tonfall. Jedenfalls hielt der Ton an und legte daher diesen Schluss nahe. Linnala würde es spätestens dann erfahren, wenn sie sich dem Shuttle näherte. „Wenn Sie sich also bitten beeilen könnten…“

12:33 Uhr
>>> Nos Astra - Untere Ebenen

Helia'Goron nar Onaevyr
08.09.2010, 10:50
Linnalas Apartment

12.33 Uhr

„Ich bin fertig, Helia. Sammeln Sie die Überreste meinetwegen ein, vielleicht finden wir jemanden, der es reparieren kann, auch wenn die Chancen dafür eher gering sein dürften.“

Aber es könnte sein, dass es möglich ist? Wahrscheinlich will sie mich damit nur aufmuntern oder sowas, das Datenpad ist doch total im Eimer… aber vielleicht ist das Teil, auf dem das Video gespeichert ist noch ganz… Yunan zum Beispiel könnte da vielleicht noch was machen, oder? Aber den sehen wir wahrscheinlich für längere Zeit nicht wieder, die bringen uns schließlich nicht an einen sicheren Ort um uns danach gleich wieder munter durch die Gegend spazieren und alte Freunde besuchen zu lassen...

„Unser Shuttle ist angekommen… Wenn Sie sich also bitten beeilen könnten…“
Helia schreckte aus ihren Gedanken auf und machte sich nun wie vorgeschlagen daran, so schnell wie möglich sämtliche Bruchstücke des Datenpads in eine der Taschen zu packen. Als sie es schließlich geschafft hatte sprang sie hastig auf, um Linnala nicht noch länger warten zu lassen, hatte einen kurzen Moment mit dem etwas ungleichmäßig verteilten Gewicht der beiden Taschen zu kämpfen, und machte sich schließlich daran, der Asari zu folgen und das Apartment zu verlassen, wobei sie erneut sorgfältig darauf achtete, nicht versehentlich die Leiche anzusehen.

Wo die uns wohl hinbringen? An einen sicheren Ort, hat der Kerl gesagt, aber wo sind wir hier auf Illium denn sicher? Vielleicht ist es ein Geheimversteck oder sowas… vielleicht auch außerhalb der Stadt… ob wir dort eingesperrt werden oder bewacht? Vielleicht ist ja sogar jemand von Silents Leuten da… ob Bin… Keelah, ich weiß es nicht…
Und wenn jemand von Silents Leuten dort ist, wäre es meine Aufgabe, den auszuspionieren und meinen Entführern die Informationen zu geben… und wenn sie mit denen nicht zufrieden sind… wie soll ich dämliche kleine Quarianerin überhaupt irgendwas rausfinden? Vielleicht ist ja auch einfach niemand da und wir beide dürfen an diesem sicheren Ort warten bis alles vorbei ist…
Völlig in Gedanken versunken, war sie Linnala inzwischen aus dem Gebäude gefolgt und bemerkte das Shuttle auf das sie zusteuerten erst wirklich, als sie bereits bis auf wenige Meter an das Vehikel herangetreten waren.

Das Shuttle war nicht besonders groß und eher unauffällig. Die Außenhülle glänzte in einem matten grau und die Fenster waren verspiegelt, sodass man nicht ins Innere hineinsehen konnte. Als die beiden Frauen sich näherten, öffnete sich die Shuttletür automatisch und offenbarte ihnen im Inneren gerade genug Platz, damit zwei Personen es sich halbwegs bequem machen konnten – das Cockpit war von hier hinten nicht einzusehen, da es durch eine Trennwand vor ihren Blicken verborgen wurde.
Linnala ließ Helia als erste einsteigen und ließ sich schließlich nach ihr auf einen der beiden Sitze fallen.
Helia spürte Nervosität in sich aufsteigen.

So viel zum Thema ‚Stellen Sie keine Fragen’… wem denn auch? Ich hoffe es geht alles gut… und wir bekommen vielleicht mal den Ansatz einer Erklärung, was genau hier los ist, ich weiß schließlich immer noch nicht, ob Bin wirklich mit drin hängt, warum ich wirklich beschützt werden sollte und wer diese ganzen ominösen Organisationen eigentlich sind…

> Nos Astra: Untere Ebenen

ME-NPC 4
12.10.2010, 19:15
Name: Nellaris Castarian (http://www.globalgameport.com/showpost.php?p=529607&postcount=51)
Zugehörigkeit: Syran Nevath
Spezies: Asari
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<<< Nos Astra – „Dark Sun“-Nachtclub
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Außerhalb von Binthos Wohnung [Therawe-Straße 34a]
06:50 Uhr

„So, da wären wir. Sie können aussteigen, M’Lady“, verkündete Valerie, als das Skycar aus dem Verkehr hervor schoss und dazu ansetzte, auf einem der Parkplatze vor dem Apartment zu landen.

Nellaris Castarian jedoch rührte sich nicht. Wachsam musterten sie den Wohnturm und das Apartment mit der Nummer 34a. Ihre Stirn war in konzentrierte Falten gezogen, doch sonst lies sich absolut nichts aus ihrem Gesicht ablesen.

„Wollen Sie nicht aussteigen?“, fragte Valerie ungeduldig. „Ich will ja nicht drängeln oder so, aber Sie hatten es bis dato irgendwie eilig und jetzt…“
„Still“, erwiderte Nellaris mit leichter Schärfe in der Stimme. Weiter sagte sie nichts. Ihr Blick musterte die Fassade des Wohngebäudes. Bintho verfügte offensichtlich über Geld oder die Kontakte, um sich ein Apartment in dieser teuren Wohngegend zu leisten. Die wirklich luxuriösen Anwesen fanden sich hier zwar nicht, aber jene, die hier wohnten, gehörten dennoch bei weitem nicht zum armen Volk. Nellaris schloss die Augen. Wie ließ sich dieses Detail verwenden? Wie konnte sie es benutzen, um zu erreichen, was sie wollte?
„Wollen Sie nicht langsam…“, begann Valerie erneut, diesmal klang sie sogar noch gereizter als zuvor.
„Ich werde nicht wie eine Irre in das Apartment stürmen“, erwiderte die Schattenspinne, in ihrer Stimme lag erneut ein leiser Unterton der Schärfe. „Der Salarianer befindet sich in seinen eigenen vier Wänden. Mir wäre es lieber, wenn er von meiner Ankunft vorerst nichts mitbekommen würde.“
„Sie wollen den Lurch überraschen?“ Valerie schien allmählich zu begreifen. „Der pinkelt sich in die Hose, wenn er Sie in seiner schicken Wohnung aufgreift.“
„Mag sein“, erwiderte Nellaris mit einem feinen Lächeln. Einschüchterung konnte eine wirksame Waffe sein, und besonders die Wohlhabenden waren dafür empfänglich. Wer viel besaß, konnte in der Regel auch sehr viel verlieren.
„Sie werden dem Kerl doch nichts tun, oder?“ Valerie wirkte beunruhigt. Nellaris bemerkte ihren leicht skeptischen Gesichtsausdruck im Rückspiegel.
„Tot wäre er Syran Nevath kaum von Nutzen“, erwiderte Nellaris ruhig. „Zumindest momentan“, fügte sie leise hinzu. Zwar zöge sie es vor, dem Salarianer nicht wehtun zu müssen, doch konnte er auch ein wirksames Druckmittel abgeben. Zum Beispiel, wenn der Drell sich weigerte, zu kooperieren.
„Verstehe“, murmelte die Pilotin. Danach schwieg sie. Stille breitete sich im Inneren des Skycars aus, hüllte die Schattenspinne, ihre Leibwächterin und ihre Chauffeurin wie ein schweres, schwarzes Leichentuch ein und verschluckte jeden Laut bis auf das leise Geräusch ihres Atems und ihres Herzschlages.

07:14 Uhr

Die holografische Zeitanzeige an den Armaturen des Skycars zeigte knapp sieben Uhr fünfzehn, als sich die Tür zum Apartment 34a leise öffnete. Nellaris Castarian fixierte sofort aufmerksam den aus der Türöffnung huschenden Salarianer, der auf ein parkendes Skycar zu ging, selbiges aufschloss und einstieg. Der Salarianer sah sich nicht um, offensichtlich hatte er von der Überwachung rein gar nichts bemerkt. Hervorragend. Nellaris beobachtete, wie das Skycar des Salarianers abhob, sich zwischen zwei anderen Skycars einfädelte und alsbald zwischen zwei Wohntürmen verschwand.

„In Ordnung, Valerie“, meinte Nellaris, an ihre Pilotin berichtet. „Landen Sie jetzt bitte.“
„Verstanden“, bestätigte die menschliche Pilotin und ihre Finger flogen über die Armaturen. Das Skycar senkte sich herab, parkte elegant und kurz darauf öffneten sich die hinteren Türen, um die Schattenspinne und ihre Begleiterin hinaus zu lassen.
„Ich schlage vor, Sie parken das Skycar jetzt irgendwo, wo es weniger auffällt“, meinte Nellaris, kaum dass ihre Füße den Parkplatz berührt hatten. „Ich kontaktiere sie, sobald wir hier fertig sind.“
Die Pilotin nickte. „Alles klar. Ich bleibe in Bereitschaft und verdrücke mich. Viel Glück.“

Nellaris trat vom den Skycar zurück, welches kurz darauf erneut abhob und davonflog, zwischen zwei anderen Wohntürmen entschwebte, bis es völlig aus der Sichtweite verschwunden war. Die Schattenspinne schenkte dem Gefährt keine weitere Beachtung mehr, sondern strebte bereits dem Eingang des Apartments entgegen. Wie nicht anders zu erwarten, war die Tür verriegelt worden. Der Salarianer legte offensichtlich Wert auf seine eigene Sicherheit. Vielleicht gefiel ihm die Vorstellung nicht, nächstens von mörderischen Drell geweckt zu werden. Nellaris lächelte in sich hinein. Ein solches Schloss stellte für einen geübten Attentäter keinerlei Hindernis dar, was gerade jemanden, der für einen solchen tätig war, doch bewusst sein müsste. Dennoch gab sich Bintho dieser Illusion hin. Verständlich. Berechenbar.

Die Schattenspinne gab ihrer Leibwächterin ein Zeichen, und diese begann damit, sich in das Schloss zu hacken. Still wartete Nellaris ab, während Kalys damit beschäftigt war, die Türsteuerung zu überbrücken. Es dauerte nicht lange. Kalys besaß einige Übung in solchen Dingen. Ein weiterer Grund, warum Nellaris die jüngere Asari so schätzte. Nach einigen Augenblicken glitt die Tür bereits mit einem kaum hörbaren, flüsterleisen Zischen auf.

Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Binthos Apartment
07:16 Uhr

Kurz darauf betrat Nellaris Castarian bereits das Apartment. Leichtfüßig bewegte sich die Schattenspinne durch einen zweckmäßig, aber kostspielig eingerichteten Vorraum hindurch auf eine weitere Tür zu, die – wie sie rasch bemerkte – unverschlossen vor. Das Kontrollfeld der Tür leuchtete grün im Dämmerlicht, das im Innern des Apartments herrschte. Kalys öffnete die Tür. Über die Schulter der größeren Asari hinweg erkannte Nellaris eine Küche, die weißen Fliesen, die Arbeitsplatte, alles glänzte sauber, fast klinisch. An der Tür des Kühlschranks war ein Datenpad befestigt. Nellaris kniff leicht die Augen zusammen, um die Schrift auf die Entfernung entziffern zu können. Es handelte sich um eine To-Do-Liste für eine Asari namens Dila Rilani, offenkundig das Hausmädchen des Salarianers. Nellaris trat zurück und bedeutete Kalys, die Tür wieder zu schließen.

Die nächste Räumlichkeit war ein kleineres Badezimmer, ähnlich sauber wie die Küche, allerdings merklich öfter benutzt. Nellaris erkannte mehrere benutzte, aber sauber zusammengelegte Handtücher und einige Zeitschriften, die neben der Toilette oder am Rand der Badewanne lagen. Da auch dieser Raum nichts Interessanteres als die Vorliebe des Salarianers für Computerzeitschriften offenbarte, wandte sich die Schattenspinne der nächsten Tür – und dem nächsten Zimmer – zu.

Sie blickte in ein Zimmer, das offenkundig als Wohnraum benutzt wurde. Anders als Küche und Bad zeigte sich hier Binthos doch eher chaotisches Naturell, das Nellaris bereits beim Durchlesen der Informationen, die sie von Dehlia erhalten hatte, vermutet hatte. Weitere Zeitschriften stapelten sich neben der Couch, dem Videoschirm und auf dem Beistelltisch. Dazwischen fand sich ein Teller mit einem halb aufgegessenen Kuchenstück aus salarianischer Küche, eine gestreifter Schal, eine Video-OSD mit dem Titel „Die Einzigartigkeit des Kosmos“ und ein Datenpad, das der Salarianer offensichtlich vergessen hatte auszuschalten, da der Display einen ganzen Haufen Salarianer zeigte – die meisten davon männlich, doch Nellaris erkannte auch ein paar wenige Frauen darunter. Offensichtlich eine Fotografie von Binthos gesamter Verwandtschaft, inklusive Vettern, Neffen, Nichten, Tanten, Onkel, Großcousinen, Großcousins und sämtlicher Verwandter vierten bis fünfzehnten Grades.

„Wonach suchen wir hier eigentlich?“, erkundigte sich Kalys leise und unterbrach Nellaris damit bei der stummen Zählung von Binthos wahrlich großer Verwandtschaft.
„Nach einem Ort, an dem wir Bintho freundlich empfangen können“, erwiderte Nellaris in einem Tonfall, der verlauten ließ, dass sie eigentlich voraussetzte, das man selbst auf die Lösung kam.

Kalys erwiderte nichts, sondern neigte nur leicht den Kopf. Nellaris verließ das Wohnzimmer wieder. Laut des Plans, den sie auf ihrem Datenpad vorgefunden hatte, gab es in diesem Apartment noch zwei weitere Räumlichkeiten. Das Schlafzimmer war vermutlich vernachlässigbar. Anders das Arbeitszimmer, sofern Bintho den letzten Raum dafür verwendete. In diesem Zeitalter speicherte jedermann seine persönlichen Daten im Computer ab. Darüber hinaus verrieten die Arbeitsgewohnheiten eines Individuums meist viel über das Individuum selbst.

Hinter der nächsten Tür befand sich das Schlafzimmer, ein kleinerer Raum mit einem schmalen Bett und einem recht großen Schrank. Über das Fußende des Bettes lagen Kleidungsstücke verteilt, auf dem Boden fanden sich Socken und mehrere Paar Schuhe. Die Wände waren mit dreidimensionalen Fotografien tapeziert, die Teile von Binthos Verwandtschaft zeigten. Nellaris schloss die Tür leise wieder und wandte sich dem letzten Raum zu.

Dieser erwies sich tatsächlich als das Arbeitszimmer des Salarianers, und war mit einem Schreibtisch, mehreren eher hart wirkenden Stühlen und einem Terminal ausgestattet. An der Wand reihten sich zwei Aktenschränke auf, doch Nellaris hatte die Ahnung, dass sie bloß als Dekoration dienten. Denn sämtliche Unterlagen waren wild kreuz und quer über den Schreibtisch verteilt. Die Schattenspinne erblickte mehrere Datenpads, OSDs und per Hand vollgekritzelte Notizblöcke zwischen Hüllen, die teils von Arbeitssoftware, teils von PC-Spielen stammten. Ein Blatt Papier mit der Karikatur eines Drells, der einem Hanar in die Tentakel trat, lag auf der Spielhülle mit dem Titel „Skyllian Five 5.0“.

„Der richtige Raum?“, raunte Kalys ihr zu.
Nellaris lächelte dünn. „So scheint es, Kalys. Das könnte er sein.“

07:30 Uhr

Bintho betrat die Wohnung und grinste selbstzufrieden in sich hinein, während er mit mehreren Creditchips in seiner Tasche herumspielte. Dieses Mal hatte sich der Besuch wirklich gelohnt, fand er. Selten hatte er beim Pokern einen solch hohen Gewinn gemacht. Gut, einmal hatte er kurz davor gestanden, seine gesamten Credits zu verlieren, aber… zum Glück war es nicht soweit gekommen.

Zielstrebig durchquerte der Salarianer seine Wohnung, und hielt auf sein Arbeitszimmer zu. Vielleicht hatte Nereus sich ja zwischenzeitlich wieder bei ihm gemeldet. Oder seine Schwester hatte ihm eine Nachricht geschickt. Eigentlich war es nicht so wichtig, entschied er dann. Er gierte danach, wieder etwas „Galaxy of Fantasy“ zu spielen. Heute war er noch gar nicht dazu gekommen.

Der Salarianer öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer und… erstarrte im Türrahmen buchstäblich zur Eisstatue. Seine großen Augen starrten mit einem Ausdruck voller Unglauben die Asari, die sich entspannt in seinem Drehstuhl zurück gelehnt hatte und ihm völlig ruhig und gelassen entgegen sah.

„Bintho, nehme ich?“ Die Schattenspinne analysierte blitzschnell die Körpersprache des Salarianers. Dieser war offenkundig vollkommen überrumpelt. Schockiert. „Wollen Sie sich nicht setzen?“
„Wer sind Sie?“, sprudelte es urplötzlich aus dem Salarianer hervor. „Was wollen Sie hier? Wie sind Sie hier reingekommen? Wer hat Sie geschickt? Khyrik? Sagen Sie, er bekommt seine verdammten Credits spätestens nächste Woche! Ich hab einen echt guten Deal an Land gezogen!“
Nellaris lächelte beruhigend, registrierte gleichzeitig die ansteigende Panik in Binthos schnell sprechender Stimme. Sein turianischer Gläubiger war offensichtlich ein wunder Punkt. Interessant. Jetzt wusste sie, wo sie bei ihm anzusetzen hatte.
„Ich gehöre nicht zu Khyriks Leuten, Bintho“, erwiderte Nellaris gelassen.
„Nicht? Aber… was wollen Sie dann hier?“
„Ich will Ihnen helfen.“ Nellaris lächelte schwach. „Khyrik hat einige Leute nach Ihnen ausgeschickt, offensichtlich ist er ziemlich… verstimmt über Sie.“
„Was?“ Die Stimme des Salarianers wurde schrill. „Verdammt! Ich muss von hier weg, ich muss von hier verschwinden. Wenn die hier auftauchen, bin ich tot. Toter als tot. So richtig tot!“
Nellaris’ Lächeln vertiefte sich. „Vielleicht muss das nicht so sein, Bintho.“
„Was? Bitte? Wie…?“ Der Salarianer blinzelte. „Moment Mal, Sie haben gesagt, Sie wollen mir helfen. Wie haben Sie das gemeint?“
„Nun, ich besitze – rein zufällig – die Mittel, um Ihnen dieses… Problem vom Hals zu schaffen, Bintho“, erwiderte Nellaris, absolut gelassen. „Ich kann für Ihre Sicherheit sorgen… oder sogar dafür, dass Khyrik Sie für immer in Ruhe lässt.“
„Das würden Sie tun? Tatsächlich? Wirklich?“ Bintho verengte misstrauisch die Augen. „Aber Sie tun das sicher nicht einfach so, richtig? Was wollen Sie von mir?“
„Sie begreifen schnell, Bintho“, lobte Nellaris. „Ich bin beeindruckt.“
„Ich habe nicht viel Zeit, reden Sie schon! Was verlangen Sie?“
„Das kommt darauf an, wie viel Ihnen meine Hilfe wert ist“, flüsterte die Schattenspinne. „Und wie viel das Leben Ihrer Schwester.“ Sie hob leicht den Kopf und blickte dem Salarianer direkt in die Augen. Ein feines Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während der Salarianer blass wurde.
„Ich… alles! Wirklich alles!“ Bintho schluckte merklich. „Aber Sie müssen mir versprechen, dass meiner Schwester nichts passiert!“
„Natürlich wird Ihr nichts geschehen, wenn Sie kooperieren, Bintho“, erwiderte die Asari mit einem freundlichen Lächeln. „Ich bin schließlich keine grausame Sadistin.“

Bintho atmete auf, entspannte sich etwas. Nellaris erkannte zufrieden, dass sie ihn hatte. Der Salarianer besaß keine Chance mehr, aus ihrem Netz zu entkommen. Sie hatte ihn gleich doppelt in der Hand. Sie hatte seine beiden, wunden Punkte berührt und ihn damit gefügig gemacht. Er glaubte, sie zu brauchen, und aufgrund ihrer Lüge über seine Schwester würde er niemals auf die Idee kommen, sie zu hintergehen.

„Nun, da wir uns einig sind“, begann Nellaris mit dem Grund, der sie wirklich hierher geführt hatte, „kommen wir darauf zu sprechen, was Sie für mich tun können.“
Bintho blinzelte mehrmals, regte sich aber sonst nicht. Ein leises, ergebenes „Ja!“ quälte sich über seine dünnen Lippen.
Die Schattenspinne lehnte sich zurück, ihr Lächeln wich langsam wieder aus ihrem Gesicht. „Ich nehme an, der Name Nereus dürfte Ihnen ein Begriff sein?“
Bintho blinzelte. „Ja, ja. Ich hatte ein paar Mal mit ihm zu tun. Ein emotionsloser Eisberg. Eigentlich ganz anständig, für einen Kerl, der liebend gerne andere massakriert. Oder vielleicht macht er es auch nicht gerne. Keine Ahnung. Jedenfalls kann er das verdammt gut. Solange er das nicht bei mir versucht, kann’s mir recht sein.“
„Dann wissen Sie sicher auch, welche Ziele er in Nos Astra verfolgt.“
„Ja. Logisch. Ich wäre ja auch verdammt schlechter Informant, wenn es nicht so wäre. Er ist hinter der Quarianerin her, dieser Pilgerin namens Helia’Goron nar Onaevyr. Ich sollte alles über sie herausfinden, jedes winzige Detail, wo sie einen Pickel hat und mit wem sie ins Bett geht, und welche Musik sie am liebsten mag und so weiter. Hab ich natürlich auch getan, war aber nicht viel, was ich rausfinden konnte. Mittlerweile bin ich aber etwas schlauer und suche immer noch nach den Infos. Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass irgendjemand die Tänzerin dafür bezahlt hat, auf das Mädchen aufzupassen. Und dass irgendein Kerl namens Silent darin verwickelt ist. Ich wollte mich heute mit ihm treffen, vierzehn Uhr, und es ihm sagen.“
Welch seltsamer Zufall. Offensichtlich habe ich das volle Ausmaß dieser Angelegenheit unterschätzt. Wie nachlässig. Nun gut, daraus lässt sich vielleicht Gewinn ziehen. Nellaris’ scharfer Verstand und ihr Geschäftssinn erkannten sofort die Möglichkeiten, diese Enthüllung ihr boten. Ein weiterer Ansatzpunkt kristallisierte sich heraus. Wenn das nicht ein glücklicher Zufall war!
„Pontos Ashynn ist in diese Angelegenheit nicht verwickelt, nehme ich an. Wenn der Hanar damit zutun hätte, wüsste ich es.“
„Richtig“, bestätigte Bintho schnell. „Seltsame Sache, aber unter uns: Ich glaube, Nereus ist das ganz recht so. Irgendwie scheint ihn der Hanar in letzter Zeit anzupissen, sofern man das bei Nereus sagen kann. Der lässt ja nie durchscheinen, was so in ihm vorgeht. Emotionsloser Eisberg eben.“
Interessant. „Ich bin daran interessiert, mit ihrem Drell-Freund Geschäfte zu machen“, eröffnete Nellaris dem Salarianer. „Leider tun sich meine Leute momentan etwas schwer damit, ihn zu lokalisieren. Und da kommen Sie ins Spiel.“ Sie sah dem Salarianer fest in die Augen. „Vierzehn Uhr ist zu spät für meine Pläne. Sie werden ihn kontaktieren und das Treffen vorverlegen.“
Bintho trat hibbelig von einem Bein auf das andere. „Ah, natürlich. Verstehe. Ich kann ihn natürlich kontaktieren, ist gar kein Problem. Ich hab ja seine Kontaktdaten. Ich kann aber nicht versprechen, dass er kommen wird.“
Nellaris lächelte dünn. „Es ist spielt keine Rolle, ob Sie glauben, dass er kommen wird. Ich weiß, dass er nicht wird widerstehen können.“ Ihr Lächeln vertiefte sich. „Ich habe etwas, das er will.“

Bintho blinzelte erneut. Bewegte sich. Kam auf sie zu. Nellaris bemerkte, wie Kalys, die schräg hinter ihr im Schatten stand, sich anspannte. Ein kurzes Handzeichen veranlasste die Leibwächterin dazu, sich zu entspannen. Trotzdem blieb Kalys Blick aufmerksam auf den Salarianer geheftet.

„In Ordnung. Ich schicke die Nachricht ab. Irgendwelche Wünsche?“
Nellaris lächelte strahlend. „Eine Videobotschaft, bitte. Und lassen Sie mich auch ein, zwei Worte sagen.“
Bintho schaltete sein Terminal ein, seine Finger flogen über das haptische Interface. Dann sah er sie erwartungsvoll an. „Also, was soll ich sagen?“
„Begrüßen Sie ihn freundlich. Sagen Sie, Sie hätten Informationen für Ihn. Und dann überlassen Sie mir den Rest.“
Bintho nickte hastig und beugte sich über das Terminal. Sein Kopf streifte fast den Bildschirm, als er anfing, zu sprechen.

„Hey, Nereus! Ich bin’s, Bintho. Ich weiß, wir wollten uns heute Nachmittag treffen, aber ich glaube, das ist jetzt ein bisschen spät. Früher wäre besser, ich hab nämlich Informationen für dich – und ’ne kleine Überraschung noch dazu. Du liebst doch Überraschungen, oder?... Ich weiß, jetzt bist du sicher furchtbar neugierig, alter Freund. Kein Problem. Ich hab hier einen kleinen Heißmacher für dich. Hoffe, es gefällt dir.“ Bintho trat beiseite und erlaubte damit, dass Nellaris ihren Part übernehmen konnte. Die Schattenspinne ließ ein kleines, geheimnisvolles Lächeln auf ihrem Gesicht erstrahlen. „Nereus“, begann sie mit ihrem Teil der Botschaft, die Stimme freundlich und wohlgesinnt. „Ihr Freund Bintho war so zuvorkommend, mir dabei zu helfen, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Falls Sie sich jetzt fragen sollten, wer ich bin und warum ich Kontakt zu Ihnen aufnehme: Mein Name ist Nellaris Castarian, obwohl ich bezweifle, das Ihnen dieser Name allzu viel sagen dürfte. Viel wichtiger ist jedoch, dass ich über das Wissen und die Mittel verfüge, Ihnen bei ihrem Auftrag bezüglich der Quarianerin Helia’Goron nar Onaevyr zu helfen. Im Gegenzug verlange ich von Ihnen lediglich einen kleinen Gefallen, der für einen Assassinen Ihres Formates sicherlich kein Problem darstellen dürfte. Wenn Sie interessiert sein sollten, dann treffen Sie mich um acht Uhr fünfundvierzig in meinem Büro in der Delhali-Straße, Nummer 721, im Geschäftsviertel der mittleren Ebenen. Ich hoffe darauf, dass wir uns bald persönlich treffen können.“ Nellaris neigte freundlich den Kopf und trat beiseite, nickte Bintho knapp zu. Dieser nahm erneut seinen Platz vor dem Bildschirm ein. „So, du emotionsloser Eisberg, jetzt hast du es also gehört. Klingt doch richtig lecker, oder? Wir sehen uns dann irgendwann mal, schätze ich. Wünsche dir noch ein frohes Gemeuchel und viel Spaß mit der Asari, deren Nummer ich dir ja noch besorgen wollte. Die findet dich nämlich ganz knackig. Also dann, mach’s gut. Und pass auf deinen geschuppten Hintern auf!“

Nellaris lächelte dem Salarianer dankbar zu, als dieser die Videonachricht schließlich abgeschickt hatte. „Ihre Schwester ist wieder eine freie Salarianerin“, ließ sie ihn wissen. „Und ich werde einige meiner Leute losschicken, damit sie sich um Thyrik kümmern.“ Sie sah Bintho fest in die Augen, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass sie es ernst meinte. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Bintho.“ Mit diesen Worten gab sie ihrer Leibwächterin ein Zeichen, ihr zu folgen, und verließ das Zimmer.

Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Außerhalb von Binthos Apartment
07:42 Uhr

Nellaris legte eine Hand ans Ohr und schaltete dabei auf Valeries Frequenz. „Wir sind hier fertig, Valerie. Holen Sie uns bitte ab.“
„Verstanden, M’Lady. Bin schon unterwegs.“

Kurz darauf landete das Skycar sanft vor der Schattenspinne und Kalys, die Hintertüren öffneten sich mit einem leisen Zischen. Nellaris ließ sich, gefolgt von ihrer Leibwächterin, auf den bequemen Rücksitz sinken.

„Also, wo soll’s jetzt hingehen?“, erkundigte sich Valerie neugierig.
Nellaris lächelte sanft. „Bringen Sie mich zur Delhali-Straße 721, Valerie.“ Die Schattenspinne schnallte sich mit einer eleganten Bewegung an, als das Skycar abhob. „Wir haben eine Verabredung.“

07:43 Uhr
>>> Nos Astra: Mittlere Ebenen – Geschäftsviertel

Kain Thalia
15.10.2010, 18:00
<<<<< Untere Ebenen

Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
In der Nähe des Anwesens von Dr. Orlow
8:00 Uhr

"Meine Verletzung muss schlimmer sein als ich dachte. Du hast gerade gelächelt, als du deinen knackigen Hintern hier reingeschwungen hast, Schhuppengesicht...", hatte die Asari ihn in seinen Ausführungen unterbrochen. Kain musste kurz überlegen, ob er sich vielleicht verhört hatte. Sein sonst so blitzschnell arbeitender Verstand war durch die Bemerkungen von Lyria verunsichert worden, woraufhin er ungewöhnlich lange brauchte, um die neuen Informationen zu verarbeiten. Man konnte dem normalerweise nichtssagenden Gesicht von Kain genau ablesen, wie er über das Gesagte nachdachte. Da hatte es die freche Asari-Pilotin doch ernsthaft geschafft den eiskalten Todesengel mit solch lächerlichen Worten aus der Fassung zu bringen. Thalia hatte erst über eine konventionelle Lösung des Problems nachgedacht. Eine Lösung, die seinem langen Training entsprungen war. Doch Kain nahm seinen ganzen Mut zusammen und wollte wenigstens einmal in seinem Leben, wie ein ganz normales Wesen, welches nicht unter den Zwängen einer furchtbaren Vergangenheit zu leiden hatte, reagieren. Nämlich mit Humor.

„Scheinbar sind ihre Verletzungen doch ernster als anfangs angenommen, Lyria. Aber sie haben vollkommen Recht, ich lächele viel zu selten“, meinte Kain und kämpfte gegen seinen inneren Schweinehund bis sich erneut ein zartes Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete, „Auch wenn sie momentan vielleicht aufgrund ihrer Verletzungen nicht ganz bei Verstand sind, fasse ich das mit dem knackigen Hintern als Kompliment auf. Dennoch möchte ich sie bitten mir einen anderen Kosenamen als „Schuppengesicht“ zu geben, denn das erinnert mich zu stark an irgendwelche Idioten denen ich die Kehle durchtrennen musste“ Dem Drell fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Er hatte wirklich es geschafft sich auf emotionaler Ebene zu artikulieren. Auch wenn er zugeben musste, dass die Sache mit dem Humor ihm nicht wirklich geglückt war. Dennoch war es ihm gelungen, sich den ihm auferlegten Dogmen zu widersetzen und somit etwas innere Freiheit zu verspüren. Nichtsdestoweniger war ihm das alles nicht ganz geheuer, er fühlte sich sehr unsicher auf diesem neuen und vor allem unbekannten Terrain. Daher dauerte das Aufblitzen seiner neu entdeckten emotionalen Freizügigkeit nicht länger als diese paar Worte an. Der Drell entschloss sich, dass dies für einen ersten Schritt auch allemal ausreichend gewesen ist. Er müsse langsam versuchen sein Leben umzustrukturieren. Falls er es überhaupt jemals schaffen sollte. Tief in seinem Inneren war er sich nämlich sicher, dass es niemals über solch kurze Momente hinausgehen wird.

„Lyria, sehen sie dort hinten das Anwesen mit dem großen Garten? Das ist unser Ziel“, erhob Kain das Wort und deutete mit dem Finger auf ein Gebäude, welches sich unweit von ihrem jetzigen Standpunkt befand, „Fliegen sie einfach zum Tor. Den Rest übernehme ich“ Wenige Minuten später landete das Shuttle vor dem massiven Tor, welches aus einem sehr widerstandsfähigen Material angefertigt worden sein musste. Insgesamt schien das Haus mit der Grünanlage, welches zwischen den Hochhäusern Illiums völlig deplaziert wirkte, eine Festung der modernen Sicherheitstechnologie zu sein. Auch wenn die oberen Ebenen von Nos Astra den Anschein einer sauberen und kultivierten Stadt erweckten, war es hier nicht gerade sicherer als in den unteren Ebenen. Die meisten der Leute, welche hier ein Anwesen besaßen, hatten mehr als nur eine Leiche im Keller.

Das geschulte Auge des Assassinen wanderte über das Anwesen und entdeckte überall kleine Gadgets, die etwaige Einbrecher oder Eindringlinge schon von Weitem ausmachen und sie anschließend in Schach halten konnten. Aber er wäre nicht Nereus, wenn er nicht schon zu diesem Zeitpunkt mehrere grobe Fehler in dem Sicherheitskonzept des Gebäudes gefunden hätte. Vielleicht werde ich diese Punkte nachher in einem Gespräch unter vier Augen ansprechen, dachte sich Kain während er sein Fenster herunterfahren ließ. Dann streckte der Drell den Kopf zu einer Art Panel. Schon bei seinem ersten Besuch hatte sich Kain über diese Art des Empfangs gewundert, aber anscheinend war dies eine Eigenart der Menschen, welche sie von ihrem Heimatplaneten, der Erde, mit in die galaktische Gemeinschaft gebracht hatten. Eine metallische Stimme sprach aus dem Apparat, welcher seitlich am Tor angebracht war: „Guten Morgen, was kann ich für sie tun?“ „Ich möchte zu Jekaterina. Sagen sie ihr, dass ich um die Bedeutung des hippokratischen Eides, den Frau Doktor Orlow abgelegt hat, Bescheid weiß und sie demnach verpflichtet ist uns zu helfen, wenn sich auch nur ein Fünkchen Ehre in ihrem Körper befindet. Es ist wirklich dringend, denn ich habe hier eine verletzte Person im Shuttle sitzen“, antwortete Kain. Mit einem Knacken und anschließendem Rauschen meldete sich die metallische Stimme wieder zu Wort: „Dr. Orlow empfängt um diese Uhrzeit keine Patienten. Da sie aber scheinbar nicht zu ihren normalen Patienten gehören, werde ich sie kurz kontaktieren. Einen Moment bitte“ Der Attentäter starrte weiterhin das Gerät an und hoffte, dass die Antwort nicht allzu lange ausbleiben würde. „Entschuldigen sie bitte die Wartezeit. Die Frau Doktorin wird sie empfangen, falls sie in der Lage sind den folgenden Satz zu vervollständigen. Der Arzt hat in den Augen des Kranken ein dreifaches Gesicht: das eines Engels, wenn er ans Krankenbett tritt, das eines Gottes, wenn er geholfen hat, und...“, lautete die Antwort der Sprechanlage. „...das eines Teufels, wenn er die Rechnung schickt“, entgegnete Kain wie aus der Pistole geschossen. Er hatte den Spruch, welchen Frau Orlow ihm beim ersten Treffen ans Herz gelegt hatte, nicht vergessen. Das Tor öffnete sich augenblicklich und gab den Weg in die Einfahrt des Anwesens frei. Auf dem ganzen Gelände befanden sich Sicherheits-Mechs, die auf den Wegen im Garten patrouillierten. Langsam setzte das Shuttle sich in Bewegung und landete einige Meter vom Eingang entfernt. Die Droiden störten sich nicht an dem Flugobjekt und ließen Lyria und Kain ungehindert passieren. Der Drell kniff seine Augen konzentriert zusammen, als er eine Silhouette in der Eingangstür stehen sah. Es war Jekaterina.


Nos Astra- Obere Ebenen
Anwesen von Dr.Orlow
8:04 Uhr

Kain stieg aus dem Shuttle aus und ging langsam auf den Eingang des Hauses, welches auf dem Anwesen stand, zu. Jekaterina kam ihm entgegen. Wie eine Grazie setzte die bildhübsche Frau einen Fuß vor den anderen und verkürzte somit die Distanz zu Thalia. Dabei wiegte ihre wohlgeformten Rundungen verführerisch in dem hautengen Outfit hin und her. Es bedurfte keines Kenners, selbst ein Blinder mit Krückstock hätte erkannt, dass diese Frau mit allen Wassern gewaschen war und das nötige Feuer besaß. Ihrem Charisma und ihrem Äußeren waren bestimmt schon der ein oder andere Mann zum Opfer gefallen.

Das Gesicht des Drell verzog keine Miene als die kleine Menschenfrau mit dem pechschwarzen Haar ihn schlussendlich in die Arme schloss. Der Drell hingegen rührte sich nicht, er war nicht im Stande die Frau zu umarmen. Offensichtlich kannte Dr. Orlow die Marotten des Assassinen, denn sie störte diese Tatsache nicht und so verharrten die beiden noch einen Augenblick lang in dieser Position. „Ich dachte die Eclipse hätte dich gefangen genommen, Kain“, sagte Jekaterina und blickte aus ihren ebenfalls rabenschwarzen Augen den Drell an. Sind das Tränen?, überlegte Thalia als er sein Gegenüber genauer musterte. „Jekaterina, du weißt es doch. Bitte nenn mich nicht so, dein Wissen über meine Person hat dir schon einmal beinahe den Kopf gekostet. Damals war ich zufällig da, um dein Leben schützen zu können. Doch die Zeiten haben sich geändert. Ich kann dir diesen Schutz nicht mehr garantieren“, meinte Kain, wobei er die nächsten Worte der Menschenfrau ins Ohr flüsterte, „Außerdem habe ich jemanden mitgebracht. Es wäre nur zu ihrer eigenen Sicherheit, wenn sie so wenig wie möglich über mich erfährt. Sie ist übrigens der Grund weshalb ich dich aufsuche. Bitte schau dir ihre Verletzungen an. Sie hat einiges abgekriegt als sie versuchte ihre unbändigen Biotiken in geregelten Bahnen zu kanalisieren“ Jekaterina lächelte den Drell frech an und weigerte sich diesem zuzuflüstern. „Immer noch der Unnahbare, der unschuldige Mädchen in seine dunklen Machenschaften hineinzieht und dann verschwindet sobald sie anfangen mehr für dich zu empfinden? Immer noch der einzige Assassine der Galaxie, der sich Sorgen um diese Mädchen macht und deshalb lieber verschwindet ehe sie von deinen Feinden gefunden werden?“, die Menschenfrau lachte laut auf und lief um den Drell herum, wobei eine ihrer Hände über seinen Körper strich und dessen Konturen nachfuhr, „Schade nur, dass du so verklemmt bist. Mit dir kann man nämlich durchaus seinen Spaß haben, wie ich weiß“ Bei ihren letzten Worten hatte Jekaterina zu Lyria, die mittlerweile aus dem Shuttle gekrochen war, geschaut.

Scheinbar war Frau Orlow etwas eifersüchtig auf die Asari und interpretierte in der Verhältnis der Pilotin und des Auftragsmörders mehr hinein, als dort tatsächlich zu finden war. Mit einer Bewegung ihres Zeigefingers deutete Jekaterina an, dass sich Kain zu ihr herunterbücken sollte. Der Drell gehorchte. „Ich muss oft an damals denken. Auch wenn du es nur gut mit mir gemeint hast, als du alle Verbindungen zu mir gekappt hast und einfach aus meinem Leben verschwunden bist. Habe ich mir diesen Moment sehnlichst herbeigesehnt. Wie oft habe ich gehofft, dass du einen Sinneswandel durchlebst und endlich zu dem Arschloch wirst, das sich nimmt, was ihm zusteht. Siehst du die Mechs? Die habe ich nur, weil ich mich auf dich eingelassen habe und seitdem nicht mehr sicher bin. Aber weißt du was? Mir ist das wirklich alles Scheiß egal. Ein Wort genügt und ich komme mit dir. Nur gestatte mir dich zu begleiten. Ein Wort und...“, das Geflüster der Menschenfrau verstummte als Kain seinen Zeigefinger auf die Lippen von Jekaterina legte. Die Frau blickte ihn unglaubwürdig an. Ihre schwarzen Augen glänzten. Als sie endlich Ruhe gab, nahm der Attentäter seinen Finger von ihren Lippen. Die Gesichter der beiden trennten nur wenige Zentimeter. Jekaterina schloss die Augen, spitze ihre Lippen. Sie gab sich ihren Träumen hin. Kain zog sie an sich ran. „Wer alte Wunden leckt, hat keinen freien Mund zum Küssen, Jekaterina“, flüsterte der Drell in das Ohr der Menschenfrau ohne sie zu küssen, „Es tut mir unendlich leid“ Der Drell löste sich aus der engen Umschlungenheit und blickte kurz zu Lyria. „Wirst du uns helfen?“, wandte er sich wieder an Jekaterina, die gerade heftig mit ihrer Fassung rang. Ihre Welt schien zerschmettert und zerbröckelte in tausend blutige Scherben, welche allesamt auf den Weg ihrer Vergangenheit als glitzernder Regen niedergingen. Man sah ihr an, dass sie nun am liebsten sich in der dunkelsten Ecke ihres Anwesens verkriechen und sich die Seele aus dem Leib schreien wollte. Das feurig verführerische Auftreten war nur eine Fassade gewesen. Der Schutzschild einer Frau, die ihr Herz an einen emotionslosen Mörder, der sie aus Umsicht nicht unnötig in Gefahr bringen wollte, verloren hatte. „Du hast es vorhin gesagt. Der Hippokratische Eid zwingt mich dazu. Also wenn ich die Frau Asari bitten darf mir in meine Praxis im Haus zu folgen?“, fragte Jekaterina, deren Stimme hörbar bebte. Ohne auf Lyria zu warten drehte sich die Menschenfrau auf ihrem Absatz um und verschwand im Haus. Die Augen des Drell schauten Dr. Orlow noch einen Augenblick lang hinterher. Erneut spürte Kain eine Gefühlsregung in seiner Brust. Doch dieses Mal beschloss er, dass Gefühle wirklich eine unangenehme Sache sein konnten.

In diesem Moment empfing Kain eine eingehende Nachricht. Dank seines jahrelangen Trainings konnte der Drell trotz des Chaos, welches in seinem Herzen wütete, seinen Fokus finden und sich auf die nächsten Aufgaben konzentrieren. Nüchtern machte der Drell eine Kopfbewegung, welche Lyria deutlich machen sollte, dass sie schon mal reingehen und Jekaterina folgen solle. „Ich habe gerade eine Nachricht erhalten. Sobald sich das erledigt hat, komme ich nach“, antworte der Assassine und wartete bis Lyria ebenfalls verschwunden war. Dann nahm er mit Hilfe seines Universalwerkzeuges die Videobotschaft an. Bintho erschien ihm als Holoprojektion. „Hey, Nereus!“, war die Anrede des Salarianers gewesen. Bintho nimmt nie diesen Namen in den Mund. Außer irgendetwas stimmt nicht oder wenn er nicht alleine ist, ging es Thalia durch den Kopf. Sein messerscharfer Verstand, der vorhin ausgesetzt hatte, war wieder vollständig hergestellt, stellte er zu seiner Zufriedenheit fest. Die nächsten Worte seines alten Freundes handelten davon, dass er das für heute geplante Treffen absagen musste. Die Sache stank also wirklich bis zum Himmel und es sollte sich auch gleich klären wieso. Bintho verschwand, eine Asari betrat die Bildfläche. Krampfhaft versuchte Kain ihr Gesicht zu zuordnen, aber es gelang ihm nicht. Scheinbar hatte er noch nie direkt mit dieser Person zu tun gehabt. Die Stimme der Asari klang freundlich und zuvorkommend als sie mit ihren Ausführungen begann. Kain war klar, dass diese Person mit Vorsicht zu genießen war. Jemand der zum einen Bintho aufspüren konnte, hatte die nötigen Ressourcen, besaß mit Sicherheit einiges an Macht und war perfekt geübt darin seine eigentlichen Ziele zu verschleiern. Allein der Tonfall mit dem die Asari ihr Anliegen präsentierte, missfiel dem Drell. Aber die Tatsache, dass sie Bintho bei sich hatte, gefiel ihm noch weniger. Sie ist also im Bilde über meinen Auftrag Und wieder einmal hatte es irgendein Untergrundboss geschafft sich in sein Leben einzumischen. Leider wurde das allmählich zur Gewohnheit. Erst Silent und nun Nellaris Castarian. „Wenn Sie interessiert sein sollten, dann treffen Sie mich um acht Uhr fünfundvierzig in meinem Büro in der Delhali-Straße, Nummer 721, im Geschäftsviertel der mittleren Ebenen. Ich hoffe darauf, dass wir uns bald persönlich treffen können.“, waren die letzten Worte der Asari. Ein persönliches Treffen? Eigentlich eher ungewöhnlich... Kurz flackerte Bintho, der sichtlich nervös schien, wieder im Bild auf und gab den gewohnten belanglosen Schwachsinn von sich. Dann endete die Nachricht. Der Drell deaktivierte sein Universalwerkzeug und ging auf die Eingangstür zu. Sie hat zwar nicht damit gedroht, dass Bintho etwas zustößt, falls ich mich weigere. Aber es war auch nicht von Nöten, dass sie dies hätte tun müssen. Es versteht sich von selbst. Sie wird ihm meinetwegen Leid zufügen, wenn ich mich nicht mit ihr treffe

Kain grüßte das bekannte Gesicht hinter dem Empfang. Die freundliche Asari, welche über die Sprechanlage auch vorhin mit ihm kommuniziert hatte, erwiderte mit einem Lächeln den Gruß. Der Drell setzte seinen Weg fort. Er kannte das Anwesen in und auswendig, verbrachte er doch viel Zeit hier als Jekaterina ihn damals wieder zusammengeflickt hatte. Die Stufen der Treppe, welche in das Untergeschoss und in die Praxis führten zogen sich endlos lang hin. Unten angekommen öffnete er die erste Tür und trat in die klinisch weiße Praxis ein. Er hatte schon damals die Farbe der Wände gehasst, es wirkte alles so unnatürlich in diesen vier Wänden. Kain ging weiter. Er kam an eine geschlossene Tür und klopfte an. Einige Minuten später schob Jekaterina per Hand die Tür auf und schlüpfte in den Gang. Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich. Sie blickte Kain an und augenblicklich lief ihr eine Träne über die Wange. Der Drell strich ihr mit seinem Handrücken über die Wange. „Ich benötige ein Shuttle von dir. Sie haben Bintho geschnappt und wollen mich nun zu einem Treffen zwingen. Die Zeit läuft mir davon, daher kann ich nicht auf Lyria warten“, sagte Kain. „Sie? Die Eclipse?“, Jekaterina stockte, „Ach vergiss es, du würdest es mir sowieso nicht verraten. Aber bitte pass auf dich auf. Auch wenn du nicht meine Erwartungen und Hoffnungen erfüllen kannst, würde ich deinen Verlust nicht ertragen, Kain. Deiner Freundin geht es soweit auch ganz gut. Die Verletzungen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, aber sie wird bald wieder vollkommen fit sein.“ „Und wieder stehe ich in deine Schuld, Jeka“, meinte Kain und küsste sie flüchtig auf die Lippen, „Ich hinterlasse die Adresse zu der ich mich nun aufmachen werde oben am Empfang. Gib sie Lyria frühstens in zwei Stunden. Ich will nicht, dass sie die Heldin spielt und meint mir helfen zu müssen. Wenn alles glatt läuft bin ich vorher schon wieder zurück“. Ohne der Frau noch mal in die Augen zu schauen, drehte sich der Drell um und verschwand. Er hatte ein neues Ziel zu verfolgen und durfte keine Zeit verlieren. Das war er Bintho schuldig.

8: 23 Uhr

>>>>>>>Nos Astra – Mittlere Ebenen: Geschäftsviertel

Lyria Barian
16.10.2010, 04:06
<<<<< Untere Ebenen

Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
In der Nähe des Anwesens von Dr. Orlow
8:00 Uhr

„Scheinbar sind ihre Verletzungen doch ernster als anfangs angenommen, Lyria. Aber sie haben vollkommen Recht, ich lächele viel zu selten“, meinte Kain und kämpfte gegen seinen inneren Schweinehund bis sich erneut ein zartes Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete, „Auch wenn sie momentan vielleicht aufgrund ihrer Verletzungen nicht ganz bei Verstand sind, fasse ich das mit dem knackigen Hintern als Kompliment auf. Dennoch möchte ich sie bitten mir einen anderen Kosenamen als „Schuppengesicht“ zu geben, denn das erinnert mich zu stark an irgendwelche Idioten denen ich die Kehle durchtrennen musste“

Lyria hielt den Kopf schräg und schaute Kain aus großen Augen an.
"Emotionen, gepaart mit Humor? Wer sind sie und was haben sie mit Nereus gemacht?" murmelte sie leise vor sich hin. Dann meinte sie kurz, etwas anderes in dem Gesicht des Drell zu sehen:
Unsicherheit. Ihre linke Augenbraue wanderte nach oben und zeichnete Falten auf ihre Stirn.
Sie schob ihr Gesicht näher an ihn, um ihn eingehender zu mustern aber da zeigte er bereits auf ein Gebäude mit Garten dass ihr wohl sowieso aufgefallen wäre, wenn sie sich nicht auf ihn konzentriert hätte. Ein Garten hier oben in Nos Astra stach einfach hervor.
Sie gab die Kursänderung ein und hielt vor dem Tor, wo der Drell mit der Sprechanlage kommunizierte.

Lyria massierte sich leicht die Schläfen.
Es war nun nicht mehr ganz so schwierig, ihre Gedanken zu ordnen und sich zu konzentrieren. Zur Sicherheit, dass ihr Gedächtnis auch funktionierte versuchte sie sich nochmal zu erinnern, wie sie in diese Situation gekommen war:
Er nennt sich Nereus, hat einen Varrenschwanz an Verfolgern im Nacken, jetzt wohl genauso wie ich, und den Auftrag eine Quarianerin zu finden. Da er ein Attentäter ist, wird er die wohl umbringen. Warum verdammt helfe ich ihm noch einmal dabei? Und obwohl sie die Antwort nicht in Gedanken fassen konnte, war sie ihr klar: Sie empfand aus einem ihr unbekannten Grund Zuneigung für den Drell. Keine heftige ich-will-mit-ihm-ins-Bett-Zuneigung, oder eine Ach-mein-allerbester-Freund-Zuneigung. Es war mehr eine... gleiches-Schicksal-weil-kaum-Kontrolle-darüber-Zuneigung. Sie glaubte ganz einfach nicht, dass der Drell sich sein Dasein als Attentäter ausgesucht hatte. Und sie hatte sich auch eine Menge an ihrem Leben nicht aussuchen können.

Inzwischen hatte Nereus seinen Plausch mit dem Kunststoffkasten beendet und sie wurden eingelassen. Routiniert landete Lyria den Gleiter.
Als der Drell ausstieg und auf eine menschliche Frau zuging war sie dann doch einigermaßen verwundert. Sie blieb zunächst sitzen um zu beobachten was passierte.
Die Frau weiß aber, wie sie ihre Reize in Szene setzen muss ging es Lyria durch den Kopf. Besagte Frau betonte bei jeder Bewegung ihre Hüften und durch den leicht wiegelnden Gang ihre vornehmlichen Geschlechtsmerkmale. Ja, diese Frau war atraktiv. Und Nereus lies sie sehr nah an sich heran, wenn auch ohne eine Reaktion zu zeigen. Aber allein schon wie nahe sie ihm kommen durfte machte der Asari klar, was wohl mal zwischen den beiden gewesen war. Sie hatte das oft bei kurzlebigeren Rassen beobachtet: Das Binden an einen Partener, das Streiten, das Trennen und, wohl weil ihnen nur so eine kurze Zeit blieb um mit einem Partner zusammen zu sein, das Wiederfinden. Lyria stürzte nur die Lippen und wollte sich aus dem Shuttle schwingen als aufkommende schwarzrote Nebelschwaden sie daran erinnerten, dass sie eine Kopfverletzungen hatte und sie sich am Ramen festhalten musste. Für einige wenige Augenblicke hing sie zwischen Sitz und Boden, dann lies sie sich langsam auf letzteren sinken.
So musste sie sich langsam und mit hämmernden Kopfschmerzen wieder an dem Shuttle auf die Füße ziehen. Es kam ihr vor, als würde sie Stunden brauchen, bei denen sie immer nur Milimeterweise vorankahm, aber schließlich stand sie einigermaßen sicher an die Hülle des Shuttles gelehnt da und schaute wieder zu den beiden herüber. Der Blick, mit dem ihr die Menschenfrau begegnete war eiskalt.

„Du hast es vorhin gesagt. Der Hippokratische Eid zwingt mich dazu. Also wenn ich die Frau Asari bitten darf mir in meine Praxis im Haus zu folgen?“

Lyria kniff ein Auge zusammen und zog die Augenbraue des Anderen hoch.
Was hab' ich denn getan? Ich kenne noch nicht einmal ihren Namen und werde schon so abwertend behandelt. Danke auch
UNd so lies sie sich zu einer sptzfindigen Bemerkung hinreissen:
"<Frau> vor das Wort <Asari> zu setzen ist unnötig. Wie sie sicher wissen, betrachten uns alle polygeschlechtlichen Völker der Galaxis als Frauen. Und damit meine ich mein gesammtes Volk." sagte Lyria halblaut hinter der Ärztin her, als diese ohne einen Blick zurück und ohne jegliches in-Szene-setzen ihres Körpers in der Tür verschwand. Lyria lies dumme Bemerkungen, auch wenn sie nicht ausformuliert waren und sich nur aus der Stimmlage erschließen ließen nun mal nicht gerne auf sich sitzen. Eigentlich nie, wenn sie so darüber nachdachte.

„Ich habe gerade eine Nachricht erhalten. Sobald sich das erledigt hat, komme ich nach“
ertönte Nereus' Stimme und Lyria zeigte ein schelmisches Grinsen.

"Ist in Ordnung, klar! Ich werde derweil einfach hinter der unfreundlichen Frau her in das Gebäude hinken. Oh, falls ich unterwegs zusammenbrechen sollte, schick' ich dir einfach ne Nachricht." Das Wort <Schuppengesicht> lag ihr wieder auf der Zunge, aber Nereus hate ihr durch sein höfliches Verhalten eigentlich nie einen Anlass für Feindseligkeiten gegeben. Also schluckte sie es herunter und ging vorsichtig und sehr ungelenk zu dem Haus. Sie hasste es, sich so zu bewegen.
Sie gehörte zwar nicht zu den Asari, die ihre Reize bei jeder Bewegung betonten (wobei die meisten davon auch mehr hatten als Lyria), aber aus ihren Bewegungen sprach sonst immer eine gewisse leichtfüßigkeit, die sie sich in langen Jahren des Trainings angeeignet hatte. Und das mochte sie.
Naja, mach' dir darum mal keinen Kopf. Du kennst das ja alles schon: ein paar Stunden Ruhe und du läufst wieder herum und prügelst Söldnern die Scheiße aus dem Leib Mit einem Grinsen verschwand sie im Haus.

Nos Astra-Obere Ebenen
Im Anwesen von Dr. Orlow
08:12 Uhr

Die Asari am Empfang erklärte ihr den Weg. Lyria bedankte sich und stolperte an der Wand entlang durch das Haus. Die Treppe runter und durch die Tür. Sie stand in einem unnatürlich hellen Raum. Die Praxis. Die Ärztin stand in einer geöffneten Tür. Die Haut um ihre Augen war gerötet und Lyria glaubte, etwas feuchtes auf ihrer Wange glitzern zu sehen.

"Da sind sie ja. Komm hier rein und legen sie sich hin." Sagte sie. Die Stimme war fest und kalt. Auf halben Weg durch den furchtbar weißen Raum gaben Lyrias Knie nach und sie sank auf selbige. Ihr war übel und um sie herum schaukelten weiße Wellen. Die Ärztin hatte sich umgedreht und stand mit dem Rücken zu ihr.
"Heh." lies sie vernehmen. Keine Reaktion.
"Hey! Wenn sie nicht wollen, dass ich ihren blankweißen Boden vollreiere könnten sie mir bitte helfen? Ich hab' ne Gehirnerschütterung und aus Erfahrung weiß ich, dass..." die Asari wurde durch einen halbverdauten Faruchtess unterbrochen, als ihr Magen ihr Frühstück hochwürgte und genau das passierte, wovor sie die Ärztin gerade warnen wollte. Diese kam zurück und schaute einen Moment lang leicht erschrocken und ein wenig... abwertend. Dann half sie der Asari in den angrenzenden Raum und legte sie auf eine hohe Couch, an deren Kopfende einige Geräte angebracht waren. Sie aktivierte mit einem Universalwerkzeug einige Hausputzdrohnen ehe sie sich wieder Lyria zuwandte.

"Gehirnerschütterung, ja?" Die Ärztin schnappte sich Lyrias gebeutelten Schädel und leuchtete ihre Augen aus.
"Naja, ich hatte einen biotischen Kräftekollaps und bin dann mit dem Kopf erst gegen einen Drell, dann gegen eine Shuttletür geflogen. Danach setzte mein Kurzzeitgedächtnis sporadisch aus und ich kann mich nicht auf den Beinen halten."
"Wenn sie so gut Bescheid wissen, brauchen sie mich ja nicht, oder Lyria ?" Wieder diese Schärfe. Nicht nur in ihrem Ton, auch in ihrem Blick.
"Scheiße, was hab' ich denn getan? Sie kennen mich nicht und legen mir gegenüber eine verdammt unangemessene Schärfe und Kälte an den Tag! Ich kenne mich mit Gehirnerschütterungen aus, weil ich schon verdammt oft welche hatte, da kann ich nichts dafür. Und wenn sie meinen, ihre... Unzufriedenheit über das, was zwischen ihnen und Nereus passiert ist an mir auslassen zu müssen, dann warten sie gefälligst bis ich wieder auf eigenen Beinen stehen kann. -unverständlicher Fluch, möglicherweise quarianischer Herkunft- Suchen sie sich nen Beziehungberater, aber lassen sie das nicht an..."
Verdammt, Süße. Was soll das? Würdest du wollen, dass dir jemand sowas an den Kopf wirft? meldete sich die fremde Stimme in ihrem Kopf zu Wort. Und Lyria hätte auch ohne sie gewusst, dass das ein Schritt zu weit gewesen war.
Die Frau schaute sie nur an. Kalt. Und man konnte in ihrem linken Auge eine Träne glitzern sehen.
"Das reicht." sagte sie mit bebender Stimme, "Sie haben wirklich eine Gehirnerschütterung, aber nur eine leichte. Ich verabreiche ihnen ein starkes Beruhigungsmittel. In ein oder zwei Stunden werden sie aufwachen und sich besser fühlen."
Und noch während Lyria ein fast schon verzweifeltes "tut mir leid" hervorbrachte wurde ihr das Mittel injiziert und die rotschwarzen Nebel nahmen die Asari mit.

Lyria Barian
19.10.2010, 23:00
Irgendwo in den Terminussystemen
vor 2 Monaten

"Ich kann ihn nicht abschütteln!" ertönte Kelvins Stimme aus dem Kommunikator.
"Halte durch, ich bin gleich bei dir." sagte Lyria ruhig in die Sprechanlage, gab halben Schub und schaltete gleichzeitig das Zielsystem auf.
"Verdammt, was machen sie da X-2? Ihr Auftrag ist es, bei dem Frachter zu bleiben!" bellte die Stimme der Asari, dessen Frachter sie eskortieren sollte die Pilotin an. Sie schaltete die Frequenz aus. Dieser Piratenjäger würde Kelvin in Stücke schießen und sie war als Einzige nah genug bei ihm, um ihm den Hintern zu retten. Also Scheiß auf den Frachter, sie war die letzten 10 Jahre mit dem Menschen geflogen und würde ihn jetzt nicht hängen lassen.
Elegant und ohne auch nur einen Kratzer auf der Hülle manövrierte sie durch ein Asteroidenfeld bis hinter den Piraten und schoss ihn aus dem Weltraum.
"Danke Lyria, aber solltest du nicht... Heilige Scheiße!"
"Was meinst du? Oh..." verschiedene Flüche in allen Sprachen ausstoßend sah sie wie zwei Fregatten den Frachter, den sie schützen sollte in kleine Teile schossen. Mission gescheitert. Und sie sah auf die Kampfoptiken des Jägers dass alles in allem zehn Jäger und drei Fregatten zwischen ihnen und dem Massenportal standen, das sie nach Nos Astra bringen sollte.
"Und was jetzt, Lyria?"
Ihr Augen sprangen hin und her, stellten die Scanner in alle Richtungen ein.
"Das Asteroidenfeld!" bellte sie zurück und gab rückwärtigen Schub, drehte das kleine Schiff im letztmöglichen Moment mit den Manövrierdüsen und gab vollen Schub.
Trotz Scanner und ihrer hervorragenden Fähigkeiten konnte sie nicht bei vollem Schub ohne anzuecken durch ein Asteroidenfeld fliegen, also konzentrierte sie sich darauf, den Größeren auszuweichen. Die Kleinen würden sowieso von der Barriere des Schiffes abgefangen werden.
"Nicht so schnell! NICHT SO SCHNELL!" hörte sie Kelvins panische Stimme, dann eine Explosion. Wieder drehte sie den Jäger, um sie herum explodierten die Felsenbrocken unter dem Feuer der Piratenjäger. Sie sah Teile von Kelvins Schiff.
"NEIN!"

Nos Astra-Obere Ebenen
Im Anwesen von Dr. Orlow
09:25 Uhr

"NEIN!" Sie schlug die Augen auf. Die Jäger, die Schüsse und die Asteroiden waren verschwunden. Stattdessen starrte sie auf eine unnatürlich weiße Decke. Und sie hatte leichte Kopfschmerzen.
Meine Zunge fühlt sich an, als hätte ich an einer Metallstange geleckt... Betäubungsmittel. ging es ihr durch den Kopf. Vorsichtig führte sie eine Hand an die Stirn. Da war so eine Art Kunststoffring um ihren Kopf.
Ach ja, mein Kräftekollaps. Und die Gehirnerschütterung. Ich bin in Nos Astra bei einer unfreundlichen Menschenärztin, die mal was mit einem Drell- Attentäter hatte. Der wiederum sucht eine Quarianerin. Ein paar Atemzüge später war ihr auch der Rest wieder eingefallen. Blieb die Frage, was sie nun tun sollte. Sie sah sich um:

Sie lag auf einer von zwei Behandlungscouchen, um die herum die üblichen medizinischen Geräte gruppiert waren. Ansonsten war der Raum leer. Und auch keine Sprechkonsole in der Nähe. Vorsichtig setzte sie sich hin und schaute an sich herunter. Ihre Jacke war weg, sie trug nur ihr weißes, ärmelloses und weit geschnittenes Oberteil über der leichten Panzerung. Die gehörte zwar dem Konzern, dessen Frachter sie verloren hatte aber hey, die hatten immerhin ihre Wohnung, ihren Jäger und fast ihr ganzes Geld gekriegt. Da hatte sie wenigstens die behalten können. Die beige Hose hatte sie auch noch an, ihre Stiefel standen neben der Couch.

Bis jetzt keine Schwindelanfälle. Sie berührte an der linken Hand mit dem Zeigefinger den Daumen, an der rechten mit dem Daumen den kleinen Finger und lies dann beide Daumen in jeweils entgegengesetzter Richtung alle übrigen Finger berühren.
Die Hand-Auge-Koordination schein in Ordnung zu sein.
Immer noch vorsichtig stand sie auf und machte ein paar Schritte. Keine Schwindelanfälle, kein Zittern in den Muskeln. Allerdings Hunger. Also zog sie die Schuhe an und als sie sich aufrichtete, stand die Asari vom Empfang mit einem Teller in der Hand vor ihr.
"Oh, sie sind schon wach. Aber sie sollten noch nicht herumlaufen, sie hatten einen schweren Schlag." Lyria lächelte schwach und setzte sich wieder.
"War nicht mein erster, irgendwann tun die nicht mehr so weh..."
Die Asari gab ihr den Teller und setzte sich auf einen Hocker neben der Couch.

"Nicht der Erste? Doktor Orlow hatte nur etwas von "Boitikkollaps" gesagt."
Lyria nickte. "Ich habe kaum Kontrolle über meine Fähigkeiten."
Die Asari zog eine Augenbraue hoch.
"Wie alt sind sie?" Lyria schaute fast verlegen zur Seite und ihr Gesicht nahm eine violette Farbe an. "97"
Die Augen ihres Gegenübers wurden groß.
"Okay. Zwei Fragen: Wieso haben sie noch keine Kontrolle über ihre Kräfte und wie haben sie es geschafft, so jung Pilotin zu werden?"
Lyria schluckte einen Bissen hinunter.
"Ich bin auf einer turianischen Kolonie aufgewachsen. Mit 51 hatte ich eine turianische Pilotenausbildung. Meine Mutter war weg, bevor sich meine Kräfte entwickelten und Turianer haben keinen Schimmer von Biotiken. Hier auf Nos Astra hab' ich mich dann später für 157 ausgegeben."
Die Asari nickte nur und schien etwas an dem Ding um ihren Kopf abzulesen.
"Wie geht's mir?" fragte Lyria.
"Ihr Gehirn hat den Schlag gut weggesteckt. Ich habe so etwas schon einmal gesehen, so vor 30 Jahren: Auch eine Asari mit Kontrollproblem. Allerdings älter. Ihr Gehirn hatte Schutzmechanismen ausgebildet, die das Gehirn sowohl in psychischer wie in physischer Natur widerstandsfähiger machten. Ihr Gehirn zeigt eine ähnliche Entwicklung, allerdings noch nicht so fortgeschritten. Diese Asari suchte danach übrigens eine Matriachin auf und lernte den Umgang mit ihren Biotiken." Die Stimme der Asari war warm. Fast mütterlich.

"Ich war vor knapp 25 Jahren bei einer Matriachin." antwortete die Pilotin, "Das bisschen Kontrolle das ich habe hat mich drei Jahre gekostet. Und schließlich hab' ich noch 800 Jahre Zeit, das zu lernen. Aber mal was anderes: Wie alt sind sie und warum sind sie die Assestin eines Menschen?"
Die Angesprochene lächelte.
"312. Und ich mache das, weil mich die Medizin sehr interessiert. Ich bin nun schon seit fast 70 Jahren Assistenzärztin, immer in Zusammenarbeit mit einem anderen Arzt. So lerne ich verschiedene Methoden, aber vor allem die medizinischen Eigenschaften verschiedener Spezies kennen. Wie sie sagten: Mir bleiben immer noch 500 Jahre, in denen ich Ärztin sein kann."
Lyria gab den leeren Teller zurück.

"Warum werde ich eigentlich nicht von ihr behandelt? Ich meine, gut, meine Bemerkung war SEHR verletzend, aber ich hatte eine Gehirnerschütterung."
Wieder antwortete ihr Gegenüber in einem sehr warmen Tonfall:
"Ihre Gefühle für diesen Drell gehen mit ihr durch. Ich war damals schon hier, als sie eine Beziehung hatten. Es ist eine typische kurze Beziehung: plötzlich und mit vielen Tränen. Ich glaube, ihnen ist einfach nicht bewusst wie wenig Zeit sie für eine funktionierende Beziehung haben." Lyrias Mundwinkel verzogen sich zu einem schelmischen Lächeln.
"Wissen sie, ich habe die Hälfte meines bisherigen Lebens nicht mit Asari oder Kroganern, verbracht. Man bekommt einen völlig anderen Blickwinkel, wenn die Leute aus seiner Jugendzeit an Altersschwäche sterben während man selbst gerade ausgewachsen ist. Irgendwie wird einem dann bewusst, wie sehr man sich von ihnen unterscheidet und dass man ganz anders leben kann als sie." Die Asari nickte zustimmend.
"Eine Erkenntnis, die ich wohl nicht mehr machen kann. Aber das zeigt, warum man solange wie möglich eine Schülerin bleiben sollte. Ich glaube, nach diesem Gespräch kann ich die Beziehungen der Kurzlebigen in einem anderen Licht sehen. Dafür danke."
"Keine Ursache. Aber sagen sie, wo ist Nereus?"
"Der Drell? Ist gleich gegangen nachdem sie eingeschlafen sind. Ich habe strikte Anweisung, ihnen seinen Aufenthaltsort erst zu geben wenn zwei Stunden verstrichen sind."
Lyria lachte auf.

"Er glaubt, er müsse mich schützen. Dabei ist ihm nicht bewusst, dass schon auf mich geschossen wurde als er noch in flüssiger Form in seinem Vater existiert hat."
Die Asari musste auch lachen und griff auf ihr Universalwerkzeug zu.
"Die Kurzlebigen sehen uns einfach immer als "Frauen". Sie vergessen, dass wir Asari sind. Aber trotz ihrer beeindruckenden Zähigkeit ermahne ich sie zur Vorsicht: Sie könnten immer noch sporadisch Schwindel- und Übelkeitsanfälle bekommen. Und auf ihre Biotiken sollten sie zumindest zwei Tage weitestgehend verzichten." Lyria nickte und stand auf. Die Asari hatte ihr die Adresse geschickt.
"Wo ist meine Jacke?"
"An der Garderobe, direkt neben dem Haupteingang. Aber vorher..." ...entfernte die Asari noch das Ding um Lyrias Kopf. Die bedankte sich und ging.


Nos Astra-Obere Ebenen
Vor dem Anwesen von Dr. Orlow
09:35 Uhr

Sie zog ihre Jacke über die Schultern, streifte die Handschuhe über und stieg in das Shuttle. Sie war sich sicher dass wenn es eine Rechnung gäbe die von Nereus übernommen werden würde. Und nach dem, was sie zu der Frau gesagt hatte würde sie besser nicht mehr mit ihr sprechen. Klar, sie war verletzend gewesen. Aber der Turianer, der eine zutreffende Bemerkung zurücknahm musste erst noch geboren werden.
Oder die Asari, die von Turianern erzogen wurde dachte sie mit einem Lächeln. Sie flog los, aber nicht zu Nereus' Aufenthaltsort. Den würde sie später aufsuchen. Sie glaubte, dass sie nun wusste wie sie ihm klar machen konnte, dass sie keine schutzbedürftige Frau war. Sondern eine Asari mit den Muskeln eines Turianers und der Erfahrung eines ganzen Menschenlebens.
Außerdem wollte sie vorher noch einige Erkundigungen anstellen...

>>>>>>> Nos Astra- Untere Ebenen

Sareth Gavenok
07.03.2011, 01:00
<<< Nos Astra - Obere Ebenen: Das Dark Sun
Aktuelle Situation/Ort: Nos Astra: Obere Ebenen, teure Wohnung 06:45

OH Scheisse. Das war alles, was Sareth zum gestrigen Abend zu sagen hat.Du hirnrissiger Salamander eines Drell, besäufst dich bei einem Auftraahhh, verdammt Scheisse
Sein Kopf pulsierte, als fräße sich ein Rudel Varren durch sein Hirn.

"Okay", er richtete sich auf, "Bestandsaufnahme. Erstens, wo bin ich, zweitens, wie kam ich hier hin?

Zumindest auf diese Frage ließ sich schnell eine schlüssige Antwort finden. Seine Auftraggeber haben weiter Babysitter gespielt. Na super, warum halten sie mir nicht gleich den Kopf, wenn ich kotze. Na wenigstens machen sie es richtig.

Die Wohnung lag in den teuren oberen Ebenen von Nos Astra, mit dem Blick auf die Skyline der Stadt. Interieur und Armaturen waren erste Wahl, Bar und Kühlschrak mit allem gefühlt, was sich ein Drell nur wünschen kann. Danke, noch mehr Bourbon, ah Wasser, den alten Göttern sei Dank

Er setzte sich an den großen Tisch, der vor einem Panoramafenster stand, welches eine gesamte Wand einnahm und sich über die gesamte Breite der Wohnung zu erstrecken schien. Sareth saß, kauend und sich schwarz ärgernd über seine bescheidenen Verhaltensweisen, vor dem Fenster und beobachtete den Sonnenaufgang. Langsam versank Nos Astra im goldenen Licht seines Sterns. Falls ich nicht einen ganzen Tag im Delirium verbracht habe, liege ich sogar nich im Zeitplan, also nicht alles schlecht. Dann wollen wir doch mal die Leichen genauer begutachten. Das Omitool leuchtete auf, Sareth hatte bei dem zunehmenden Sonneneinfall schon Probleme, noch alles zu erkennen.
Laut der Infos des Batrarianers waren beide Ziele in Schmuggel und Vertrieb von Red Sand involviert und da die Polizei von Illium normalerweise lieber verhaftet denn anonym ermorden lässt, ist auch klar, was für ein Antrieb der Kunde hat. Ziel eins ist auf Illium in den unteren Ebenen tätig.Untere Ebenen? Soll ich etwa einen einfachen Dealer umlegen? Das ist ja schon fast beleidigend. Als wenn er sich den Stolz leisten könnte. Was solls, geht dann wenigstens schnell. Was macht den Ziel zwei den ganzen Tag so? Oh das könnte interessant werden. Ein breites Grinsen zog auf Sareths Gesicht, musste aber sofort einer schmerzverzogenden Grimasse weichen. Scheisse, die Varren haben Paarung, ou man. Also was war das nun? Ah ja, einen Dockarbeiter, der sich in der Allianzdockbucht auf der Citadel rumtreibt, zu erschiessen ist doch mal was Neues. Die Freude war fast greifbar, so viel bedeutete ihm diese Chance, sich zu profilieren. Aber eins nach dem anderen. Erstmal den kleinen Staubfänger am Boden

Sareth zog neue Kleidung an, holsterte seine M4, verpackte Panzerung und Mantis in einer großen Tasche ,was beides schon bereit lag und zog die Tür hinter sich zu. So langsam werden mit meine Auftraggeber unangenehm. Meine Waffen einfach so zu bekommen, scheint Anfänger auszuschließen

7:30h

>>>>> Nos Astra: Untere Ebenen

Sareth Gavenok
11.03.2011, 23:41
<<< Nos Astra - Untere Ebenen
Aktuelle Situation/Ort: teure Wohnung 08:50

Eine Platzwunde am Kopf, Schürfwunden am ganzen Körper und mindestens 4 Gelenke gestaucht, aber er lebte noch, was man von seinen Angreifern nicht behaupten konnte. Diese Tatsache war auch das einzige, was Sareth, der sich dreckig und erschöpft in die Wohnung seiner Auftraggeber, die ihm als provisorisches Lager diente, schleppte, vorm Ausrasten schützte. Der kurze Anflug von ironischem Humor und Erleichterung hatte sich schnell zu einer weiteren Eigenschaft gesellt, die ihm nur selten anheim kam: Eine Niederlage einzugestehen.
Innerlich kochend vor Wut über den verpatzten Anschlag, wollte er am liebsten die Wohnung mit seinem Schädel neu dekorieren.
In Anbetracht der zeitlichen Lage , blieb es dann bei einer Vase. "Verfluchte SCHEISSE", diese runde Ganzkörperverhütung zu finden wird jetzt ein Ding der Unmöglichkeit." Der Keramiksockel der Vase folgte seiner Partnerin. Langsam bildete sich ein Mosaikteppich im zentralen Raum der Wohnung.

Langsam kühlte sich Sareth Gemüt ab, es blieb jedoch ein Schwelbrand, bereit, sofort einen Flashover zu entzünden. Ich brauch jetzt was zu essen, der Lieferant würde in ein paar Minuten vor der Tür stehen, es blieb also genug Zeit eine Flasche Bourbon zu köpfen und voller Missmut die aktuellen Nachrichten und das Omitool der Asari durchzusehen.

,Kriegsähnliche Zustände mitten in Illium, vier Tote auf offener Straße, Weitreichende Zerstörungen, also übertreibt mal nicht...hmmm bla blabla, oh, Moment Eine Zeitung titelte von zunehmenden Bandenkämpfen in Nos Astra. Plötzlich wurde Sareth hellwach und ein Fünkchen Hoffnung, den Volus doch noch zu erlegen, regte sich in ihm. Nur ein Gefühl, aber wenn das stimmt... Er las die gefundenen Daten nochmals genauer. Verfluchte Scheiße, das war kein professionelles Killerkommando , ich bin in einen verdammte Bandenkrieg gestolpert. Nichts anderes, nichts besonderes. Und doch versaut dieses Varrenfutter mir wegen ein bisschen Red Sand den ganzen Tag. Er jagte mit wieder entflammender Wut eine Suche durch das Extranet und die Polizeidatenbank, in der fast lächerlichen Hoffnung einige Informationen zu bekommen. Was er jedoch bekam war weit mehr als das. Eine kleine Randbemerkung bei den Behörden ging fast in dem Chaos unter, dass er verursacht hatte. Diese Info jedoch löschte den Schwelbrand zur Gänze. Ein Volushändler namens Ferad Ten wurde, vermutlich innerhalb eines Bandenkrieges, getötet und in den unteren Ebenen vor wenigen Minuten aufgefunden.
Sareth schickte die Nachricht an seinen Kontaktmann weiter.
Gesegnet sei dein komischer Humor Amonkira, aber ich bin wirklich dankkbar.

Er setzte sich vor das große Panoramafenster, genoß den Bourbon beim Blick auf Illiums gleißende Skyline und wartete zufrieden auf sein Essen.

09:10

>>> Nos Astra - Mittlere Ebenen: Geschäftsviertel

Lyria Barian
27.02.2012, 22:47
<<<<<< Nos Astra, Untere Ebenen

Einer der dort letzten verbliebenen gebührenfreien Parkplätze

Es pochte dumpf hinter ihrer Stirnhöhle. Kleine Blitze zuckten über ihr Zahnfleisch, ließen dieses schmerzend zurück. Langsam hob die Asari die Hand und begann, sich die Schläfe zu massieren. Der Zeigefinger der anderen Hand tastete behutsam über ihre Lippe und das geschundene Zahnfleisch. Ein breiter, unsauberer Strich aus violett-rötlichem, getrocknetem Blut verlief über beide Lippen der linken Mundhälfte. Lyria atmete tief ein und langsam wieder aus. Sie lag auf dem weit nach hinten gelehnten Sitz des Taxi-Shuttles, das wirklich schon bessere Tage gesehen hatte:
Von den beiden Seitenfenstern war nur noch eine schmale Reihe spitzer Scherben übrig, die Außenhülle hatte überall Dellen und kleine Einschusslöcher. Über das Frontglas zogen sich lange, dünne Risse und überall hatte der ursprünglich blau-metallic-farbene Lack Flecken und Kratzer.
die Augen hatte sie immer noch geschlossen, als ihr Universalwerkzeug sich mit einem Piepen meldete.
"Sie haben ungelesene Nachrichten in ihrem Postfach.", unterstrich eine warme, aber unverkennbar metallisch verzerrte Frauenstimme das Signal. Die Pilotin schnaubte, schlug die Augen auf und aktivierte genervt das Ding. als erstes eine Nachricht ihres letzten Arbeitsgebers, der Piratencrew. Sie löschte sie ungelesen.
Ich sollte diese Stadt am besten auf dem schnellsten Wege verlassen.
Besser gleich den Planeten. Warum klang ihre Gedankenstimme heute nur so anders als sonst? Du könntest ja unter falschem Namen bei einem kleinen Händler oder nem neu gemachtem Geschäftsmann anfangen, die brauchen immer Piloten.
"Und überprüfen dummerweise auch immer den Hintergrund ihrer freien Mitarbeiter. Nein.", murmelte sie müde. Ihre verdiente Ruhepause war viel zu früh unterbrochen worden.
Und von halb- bis illegalen Jobs hab ich für den Rest des Jahrhunderts genug, alles was man davon hat ist jede Menge Ärger und Rechnungen, die mit kugeln beglichen werden.
Sie wollte sich gerade wieder zurücklehnen, als sie eine andere Nachricht im Posteingang bemerkte. Absender unbekannt. Nachdem der Virenscanner sie nicht gelöscht hatte, öffnete sie sie.
In der Nachricht ging es darum, dass sie zu einer Adresse fliegen und einen 'unverhofften Gast' auflesen sollte, unterzeichnet war die Botschaft mit einem 'N'. Sie rollte mit den Augen und lies den Blick zu dem Haus dieser Menschenärztin schweifen, welches sich in Sichtweite der Parkebene befand. Laut Zeitmesser hatte sie kaum fünf Minuten hier gewartet, an Nereus' letztem bekanntem Rückzugspunkt. Sollte sie ihn einfach zurücklassen? Auf der anderen Seite war SIE es gewesen, die gemeint hatte, dass sie sich selbst in diese Sache verwickelt hatte. desweiteren hatte sie sich nach der Misere mit den Piraten vorgenommen, Jede Suppe bis zum Boden des Tellers auszulöffeln und nicht alles halbgar abzubrechen, alles was man davon hatte war ein Haufen übel gelaunter Feinde. Also startete sie das, was von dem Shuttle übrig war und gab die Koordinaten ein....

>>>> Untere Ebenen, Versteck

Lyria Barian
16.04.2012, 14:10
<<<< Untere Ebenen

Anwesen von Dr. Orlow
11:00 Uhr

Dank Karte, Navigationsfunktion und nicht zuletzt ihrem eigenen Orientierungssinn bereitete es Lyria keinerlei Mühe, das Anwesen der Menschenärztin zu finden. routiniert lenkte sie auf den Parkplatz, welchen sie schon zuvor belegt hatte, überließ Nereus das Gespräch mit dem Fernsprecher und parkte. Die Türen des Taxis öffneten sich und sie betätigte die Pause- Funktion des Taxometers.
"Bitte sehr, ich warte im Wagen."

11:15 Uhr

Kain Thalia
16.04.2012, 21:24
<<<< Untere Ebenen

Anwesen von Dr. Orlow
11:00 Uhr

Erst als das Anwesen mit der scheinbar riesigen Grünanlage, welches zwischen den umliegenden Häusern mehr als ungewöhnlich aussah, sich in das Blickfeld des Drell schob, schien Kain wieder in die realen Sphären aufzutauchen und die Schatten, welche auf seiner Seele ruhten, beiseite zu schieben. Er wollte erst etwas zu seiner Pilotin sagen, doch verkniff sich seinen Kommentar, da diese sich an die Prozedur vom letzten Mal zu erinnern schien. Mit Mühe hob der erschöpfte Attentäter seinen Kopf von der Scheibe des Skycars und ließ solche auch direkt herunterfahren, um mit der Sprechanlage am Tor kommunizieren zu können.

Der Arzt hat in den Augen des Kranken ein dreifaches Gesicht: das eines Engels, wenn er ans Krankenbett tritt, das eines Gottes, wenn er geholfen hat, und das eines Teufels, wenn er die Rechnung schickt“, sagte Nereus, dessen Erschöpfung man nun deutlich in seiner Stimme wahrnahm. Es wurde höchste Zeit, dass er endlich medizinische Versorgung erhielt. Kain baute jeden weiteren Augenschlag immer mehr ab. „Sagen sie Fr. Orlow, dass Nereus ihr ein Geschenk mitgebracht hat“, fügte Thalia noch hinzu bevor sich das massive Sicherheitstor vor seinen Augen öffnete.
Kurze Zeit später parkte das Shuttle unweit der Stelle vom letzten Mal und mit einem leisen Zischen öffneten sich die Türen des Gefährts. Kain fiel mehr aus dem Skycar als dass er in der Lage gewesen wäre ordnungsgemäß auszusteigen. Dafür fehlte ihm einfach die Kraft sich im Sitz zu halten, als die Tür den Weg nach draußen für ihn freigab. Die blutigen Finger des Drell griffen in das Gras und ballten eine Faust während Kain heftiger Husten überkam und er erneut Blut spuckte.
"Bitte sehr, ich warte im Wagen.", drang es gedämpft an seine Ohren und Thalia hob seinen Kopf.

„Wie sie wünschen, Lyria. Dennoch hätte ich sie gerne dabei gewusst. Sie sind schließlich nun auch ein Teil der Operati…“, antwortete der Assassine auf die Worte der Asari-Pilotin ehe der Husten ihm wieder einen Strich durch die Rechnung machte. Unter normalen Umständen wäre Kain schockiert über die Tatsache gewesen, dass ihm erst jetzt die große Anzahl an Sicherheitsmechs aufgefallen war, die ihre Waffen auf ihn gerichtet hatten. Erneut bestätigte sich seine Vermutung. Ich habe doch mehr abgekriegt als anfänglich angenommen
Der Drell wusste nicht wie, aber er schaffte es mit aller Kraft auf seine wackeligen Knie und stütze sich mit einer Hand am Shuttle ab. Ein stilles „Jekaterina“ ging ihm über die Lippen als die kleine Menschenfrau aus dem Haus geeilt kam. Beinahe so wie bei seinem letzten Besuch bewegte sie sich auf das Shuttle zu, doch dieses Mal stand ihr die pure Angst im Gesicht geschrieben als sie ihren ehemaligen Geliebten auf ihrem Anwesen erblickte. „Ich wusste, dass der Tag kommen würde an dem sie dich erwischen“, erklang ihre Stimme, die kraftvoll – beinahe wütend- war und so gar nicht zu dem Gesichtsausdruck der Menschenfrau passen wollte. „Die Freude ist ganz meinerseits, Dr. Orlow“, antwortete Kain und wollte rührte sich nicht vom Fleck, da er Angst hatte ein weiteres Mal schmerzhaft an diesem Morgen zu stürzen, „Was soll dieses Empfangskomitee?“

„Reine Vorsicht, mein Lieber. Seit deinem letzten Besuch hatte ich es mit einigen unerwünschten Gästen zu tun. Keine Sorge, ich habe ihnen nur etwas Angst eingejagt. Bis auf die zwei Beratungsresistenten….was ist passiert? Und in wessen Begleitung bist du?“
„Entschuldigen sie, aber ich und meine Begleitung sind nicht unbedingt in der besten Verfassung, um große Reden zu schwingen. Vertrauen sie mir bitte dieses eine Mal noch und gewähren uns medizinische Versorgung so wie auch Asyl“, antwortete Kain und war dabei sehr bedacht darauf relativ förmlich gegenüber Jekaterina zu klingen, um der Tänzerin wie auch Geist nicht die ehemals innige Beziehung, die er einst mit der Menschenfrau gepflegt hatte, zu offenbaren. Zu seiner Erleichterung verstand Jekaterina scheinbar und nickte ihm zu ehe sie den Mechs den Befehl gab ihn wie auch die Übrigen zum Anwesen zu bringen. „Ich werde ihnen helfen soweit wie möglich. So wie ich das beurteilen kann, ist nicht nur mein schuppiger Bekannter in einer schlechten Verfassung“, meinte Frau Dr. Orlow und betrachtete Geist, „Kommen sie mit, ich sehe mir ihre Wunden an. Was ist mit ihnen Asari? Wenn man dem ersten Eindruck Glauben schenken darf, dann sehen sie so aus als wären sie nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Falls sie medizinische Hilfe benötigen, dann melden sie sich später bei mir nachdem ich die beiden anderen Chaoten zusammengeflickt habe. Ansonsten wenden sie sich an mein Personal, ich werde veranlassen, dass man ihnen beinahe jeden Wunsch erfüllen wird“. Es war klar gewesen, dass die letzten Worte der Tänzerin gegolten haben ehe sich die kleine Menschenfrau mit dem pechschwarzen Haar auf ihrem Absatz umdrehte.
Schmerzen und kühles Metall waren die letzten Dinge, die der Drell wahrnahm ehe er endgültig das Bewusstsein verlor während man ihn hinunter in die Praxis schleppte.

11:17 Uhr

Linnala Caryalan
28.04.2012, 14:10
<<< Nos Astra – Untere Ebenen

Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Anwesen von Dr. Orlow
11:16 Uhr

Die menschliche Ärztin schien sehr beflissen, sich zuerst um die Verletzungen des Drell und jene Geist zu kümmern. Umgeben von einer kleinen Armee Sicherheitsmechs war sie ihnen entgegen getreten, um Nereus mit einem bitter klingenden Vorwurf in Empfang zu nehmen. Linnala beobachtete das Wiedersehen zwischen Menschenfrau und Drellmann ohne bemerkenswertes Interesse. Ihr entging jedoch nicht, dass Nereus allmählich von der Schwelle des Wachens glitt und von den Mechs hinein getragen werden musste.

„Holt mir sofort eine Trage für den Turianer“, befahl besagte Ärztin in Richtung der beiden Schwestern in ihrem Befolge, die sich beeilten, der sichtbar erregten Frau diesen Wunsch – eher eine Forderung – zu erfüllen. Sie brauchten nicht lange, um mit dem gewünschten zurück zu kehren und Geist, der mittlerweile hasserfüllte jedoch von Schmerzen deutlich getrübte Blicke in ihre Richtung schickte, auf die Trage zu lagen.

Dr. Orlow löste sich aus dem Kader und eilte neben den Schwestern her in das nicht eben kleine Anwesen. Linnala blieb für eine Weile stehen, wo sie war, beobachtete die menschliche Frau mit leicht verengten Augen von hinten, wie diese im Haus verschwand. Noch immer war sie nicht geneigt, dieser Frau vorbehaltlos zu trauen. Es schien zwar offenkundig, dass Nereus mit der Menschin eine gemeinsame Geschichte verband, die offenbar geneigt gewesen war, ihm Vertrauen für diese Person spüren zu lassen. Aber für Linnala war sie eine Fremde, eine Fremde die sich leicht als Gegnerin entpuppen mochte. Sich ihr auszuliefern, und sei es nur zur medizinischen Versorgung, erfüllte die Tänzerin mit Widerwillen.
Ihre Finger schlossen sich um die Kommeinheit, gerade so, als bräuchte sie tatsächlich die Erinnerung daran, Yunan zu kontaktieren – doch dem war nicht so. Es stand lediglich zu hoffen aus, dass Yunan überhaupt zu sprechen oder ansprechbar war.

Mit raschen Schritten folgte sie dem Kader der Verwundeten und der Heiler ins Gebäude, die Inneneinrichtung dabei kaum eines Blickes würdigend, viel interessierten sie hier mögliche Sicherheitsvorkehrungen – und Lücken in dieser. Zu ihrer Linken wies ein Schild das Wartezimmer aus und Linnala nahm Platz auf einem der Stühle darin, blätterte – mehr zum Schein denn aus richtigem Interesse – in einer Zeitschrift über die illium’sche Fauna, in Gedanken bereits anderswo, während die Aufmerksamkeit jedoch weder dem einen noch dem anderen, sondern jedem auch nur denkbaren Ausgangs des Zimmers galt.

Mehrmals berührten ihre Finger im Sichtschutz der Zeitschrift die Kommeinheit, doch sie wählte kein einziges Mal. Der Anruf hatte noch zu warten.

11:19 Uhr

Lyria Barian
05.05.2012, 14:28
Lyria war derweil fassungslos: JETZT war sie also Teil dieser Operation. JETZT! Aber davor, da hatte Nereus sie links liegen lassen, sie beschützen wollen, sie...
"Autsch."
...hatte mit dem Ellenbogen die Tür berührt und sich einen erneuten Schlag abgeholt. Augenblicklich wurde ihr schwindlig, im Moment erreichte der kleinste biotische Funke um ihr Gehirn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und das würde wohl noch eine Weile so bleiben: Zwar besaß sie rudimentäre Kontrolle über ihre Kräfte, das war dann aber auch schon alles. An für sich nicht schlimm, da ging es ihr nicht als einziger Asari so, allerdings verfügte sie dabei noch über ein recht großes biotisches Potential. Sie seufzte und begann sich die Schläfen zu massieren, während all die Mechs den Turianer fort trugen. Dabei fiel ihr Blick auf die Pistole, die ihm aus der Hand und unter den Fahrersitz rutschte. Sie warf einen alarmierten Blick umher, doch alle waren ausgestiegen, die Tänzerin schritt gerade in das Gebäude, lediglich die erwähnten Mechs starrten stumm zu ihr herüber, konnten die Waffe jedoch nur sehen falls sie Scanner dafür hatten. Was durchaus möglich war, sodass die Pilotin entschied die Pistole fürs Erste zu lassen wo sie war.
So saß sie da, umgeben von den Sicherheitsrobotern und starrte geradeaus zu dem Eingang. Und kaute nervös auf der Unterlippe herum. Jetzt hätte sie eine Zigarette gut gebrauchen können, aber es waren keine in Griffweite. Es geschah ihr nur selten, dass sie dieses Bedürfnis verspürte, aber von Zeit zu Zeit...
Schließlich zog sie sich die Handschuhe aus und stieß einen genervten Seufzer aus. Nach kurzer Überlegung stieg sie dann doch aus und betrat das Gebäude. Ihre Erinnerung an das letzte Mal war etwas Lückenhaft, was hauptsächlich an der Gehirnerschütterung liegen dürfte, doch das Wartezimmer hatte sie auch so rasch gefunden. Und da saß sie, die Tänzerin. Die wohl tödlichste Attentäterin auf ganz Illium, wenn nicht des ganzen asarischen Sektors. Lyria kannte einige Geschichten über sie aus der Zeit, in der sie für verschiedene Schmuggelbanden gearbeitet hatte und auch wenn sie wusste, dass das meiste wohl nur Gerüchte waren jagte ihr diese Asari kalte Schauer über den Rücken. Sie schluckte hart, und schlenderte dann entspannt in den Saal. Dabei überraschte sie sich selbst, denn tatsächlich war sie recht entspannt.
Vielleicht auch noch eine Nachwirkung der Gehirnerschütterung, ja, diese Erklärung war gut genug. Sie setzte sich der Mörderin gegenüber und musterte diese Aufmerksam...

Kain Thalia
05.05.2012, 15:56
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Anwesen von Dr. Orlow: Schlafzimmer
13:45 Uhr

Ein leises Plätschern ging vom Wasserfall aus an dem sich der Drell gerade in seinen Träumen aufhielt. Er selbst saß mit freiem Oberkörper auf einem Fels direkt neben der Stelle an der das herabschießende Wasser auf den ruhenden See prallte. Das rechte Bein angewinkelt, den linken Fuß ins kühle Nass tauchend beobachteten die pechschwarzen Augen des Drell aufmerksam das Naturspektakel. Es sah beinahe so aus als würde Kain jeden einzelnen Tropfen nochmals begutachten ehe dieser sich endgültig mit den Wassermassen verband und jegliche Individualität innerhalb des großen Ganzen verlor. Der Wasserfall als Metapher für die Gesellschaft. Da soll noch jemals jemand behaupten, mir stünde nicht der Sinn nach Melancholie, dachte sich der Assassine mit einem frechen Lächeln auf den Lippen. Tatsächlich fiel es ihm seit je her in seiner selbst geschaffenen Zuflucht, den Träumen, relativ einfach zu sich und seinen Emotionen zu finden. Kain genoss immer wieder diese Momente, schließlich konnte man nie wissen, wann man wieder in das Grau der Realität gerissen werden würde.

Thalia öffnete nicht seine Augen, sondern wollte den Anschein erwecken, dass er immer noch friedlich schlummern würde als er neben den Geräuschen seines Wasserfalls das gedämpfte Auftreten von Stiefeln vernommen hatte. Jemand schlich sich an und sorgte somit dafür, dass der Zustand inneren Friedens des Drell in weite Ferne rückte. Kain musste nicht lange überlegen, aber alles deutete auf eine Schusswaffe hin, die man nun bald auf ihn richten würde. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Pistole, die möglichst wenig Lärm beim Abfeuern verursachte. Er selbst hätte ein Messer oder Gift bevorzugt, da diese nun wirklich besser zum lautlosen Töten geeignet waren. Aber meine Meinung wollte man wie so oft wohl nicht zum Thema einholen , dachte Kain. Nein, es konnte sich nicht um eine Nahkampfwaffe handeln, denn sonst hätte sich der Meuchelmörder näher an sein Bett bewegen müssen. Kain hätte irgendetwas spüren müssen. Den Atem. Eine Berührung. Irgendetwas.

Die leisen Schritte verstummten plötzlich. Der Angreifer hatte seine optimale Position wohl erreicht und somit würden dem Drell nur wenige Augenblicke zum Agieren bleiben, dennoch durfte er weder verfrüht noch verspätet zuschlagen, da ansonsten dem Gegner genügend Zeit für eine schmerzhafte Antwort bleiben würde. Die Muskeln des Drell spannten sich zwar an, doch sein Atem ging weiterhin langsam und ruhig. All seine Sinne arbeiteten auf Hochtouren, konzentrierten sich auf diesen einzigen Moment. Explosionsartig öffneten sich seine Lider und das Raubtier wurde entfesselt. Wie eine wilde Bestie stürzte sich Thalia auf den Angreifer und erkannte, dass er mit all seinen Spekulationen richtig gelegen hatte. Glücklicherweise stand der Mörder sogar einen Meter näher zum Bett und war somit in Nahkampfreichweite als das Monster seine Klauen in sein Fleisch vergrub. Es wurde ein Schuss abgefeuert, doch dieser war zu unpräzise um den Drell auch nur annähernd treffen zu können während dieser mit seiner rechten Hand die Waffe zur Seite schob und mit der linken Faust die Sterne im Sichtfeld des Feindes erscheinen ließ. Im ersten Moment benommen und perplex taumelte der Turianer einige Schritte rückwärts, hätte beinahe seine Waffe verloren. Ein lauter Schrei durchflutete das Schlafzimmer, welches Jekaterina gehörte, wie Kain beiläufig feststellte während er sich seine Seite hielt. Die schnellen Bewegungen hatten seinen Körper mit unsäglichen Wellen des warmen Schmerzes erfüllt. Ein Blick auf die Verbände, welche beinahe seinen gesamten Oberkörper verhüllten, riefen ihm in Erinnerung, wieso er sich überhaupt bei Frau Dr. Orlow befand.

“Ich rette ihnen das Leben und so sieht der Dank dafür aus, Geist? Bei ihren Bräuchen muss sich wirklich niemand über den Erstkontaktkrieg wundern, Turianer“, erhob Thalia seine Stimme während er nun endgültig aus dem Bett stieg und Geist, der immer noch bewaffnet war, mit seinen Augen fixierte.“Für einen Verwundeten haben sie noch einen verdammten Wumms in ihrer Linken, Nereus“, entgegnete der Turianer und schüttelte kurz seinen Kopf,“ Natürlich bin ich ihnen dankbar, dass sie mir das Leben gerettet haben, aber wir beide haben nun mal noch eine Rechnung offen, deren Schuld beglichen werden muss. Und das hat rein gar nichts damit zu tun, dass ich Turianer und Sie Drell sind““Aufgrund solcher Personen von ihrem Format,“ Kain zeigte wütend auf Geist,“strebt die gesamte Galaxie immer tiefer in den dunklen Abgrund. Sie sind einfach nur erbärmlich und bedauernswert, armer Wurm“

Zwei Schüsse. Zwei Treffer. Kain sank unfreiwillig auf seine Knie als man ihm in beide Beine geschossen hatte. “Fassen sie sich selbst an den Kopf, Nereus. Das Einzige was mich an dieser Galaxie noch wundert, sind all diese Spinner und verwirrten Geister, die sie hervorbringt“, meinte Geist ehe er zum finalen Schuss ansetzte,“Hätte nie gedacht, dass ich mal auf einen Attentäter treffe, der unzählige Leben ohne mit der Wimper zu zucken ausgelöscht hat und mir dann etwas über Moral und Anstand erzählen möchte. Wer ist hier der arme Wurm von uns beiden?" Den nächsten Schuss hörte der Drell zwar, doch spürte er ihn nicht mehr. Es wurde plötzlich dunkel um ihn und alles Leben wurde aus seinem Körper gesaugt als das Projektil in sein Hirn eindrang.

Kain tauchte im kalten Wasser. Ein schwacher Lichtschein durchbrach die Wasseroberfläche, welche sich bewegte als würde von oben Wasser auf sie nieder regnen. Ein Wasserfall? Der Drell bewegte sich mit kräftigen Stößen der Wasseroberfläche entgegen. Sein Gesicht durchbrach die kühle Barriere.

Thalia riss schweratmend die Augen auf und bemerkte, wie er senkrecht im Bett saß. Seine Hände rissen die Bettdecke zur Seite und tasteten die Stellen an seinen Beinen und am Kopf ab an denen gerade noch die Projektile tiefe Wunden gerissen hatten. Nichts. Es war nichts zu finden, was auf einen Kampf hindeutete. Lediglich die Verbände, welche von seinen Abenteuern im einstürzenden Versteck herrührten waren zu spüren. Nur ein Traum..., ging es dem Drell durch den Kopf, der sich mit mittelmäßigem Erfolg zur Ruhe mahnte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er nicht alleine im Bett lag. Trotz aller Unruhe, die er veranstaltet hatte, schlief die andere Person seelenruhig. Erst nahm er an, dass es sich um Jekaterina handeln musste, die sich aus Nostalgie zu ihm gelegt hatte, doch seit wann besaßen gesunde Menschen eine bläuliche Hautfarbe? Die schuppige Hand strich erneut über den Kopf des Drell während dieser beinahe lautlos seufzte. Kain musste sich nicht zu der Asari beugen, welche scheinbar leicht bekleidet oder gar nackt unter der Bettdecke neben ihm lag, um sich vorstellen zu können wer hier völlig entspannt im Bett schlief. Es gab eigentlich nur eine einzige Asari in letzter Zeit, die es wert gewesen wäre um sich auf sie einzulassen. Wieso kann ich mich nicht daran erinnern? Was ist nur los mit dir, Kain?, dachte der Drell, welcher versuchte den Tathergang zu rekapitulieren. Ich war verletzt, stand unter Schmerzmitteln. Gedächtnislücken? Vielleicht hat mir Jekaterina auch das starke Zeug gegeben? Verdammt, sonst kann ich mich an jede Einzelheit meines verfluchten Lebens erinnern! Jeden Geschmack. Jeden Geruch. Jede Berührung. Doch bei ihr fehlt mir jegliches Erinnerungsvermögen. Ich bin solch ein Pechvogel. Und erneut schloss Kain seine Augen.

Irgendetwas oder irgendwer rüttelte an ihm, so dass er die Augen wieder öffnen musste. Erneut erblickte der Drell eine blaue Schönheit, wobei diese eine andere Hautfarbe als die Vorherige hatte. Es war Lyrias Gesicht in das seine schwarzen Augen starrten. Ihre Mimik verriet, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ihre Worte drangen nur dumpf an seine Ohren auf denen immer noch der Schleier der Schmerzmittel lag. Darüber hinaus sprach sie so schnell, dass sich ihre Stimme beinahe überschlug und Kain in seinem jetzigen Zustand nicht in der Lage war auch nur irgendetwas außer Wortfetzen zu verstehen. Schon im nächsten Augenblick jedoch kippte die Asari vornüber und lag auf den Beinen des Attentäters. Ihre glasigen Augen schauten in die schwarze Leere der seinen während ihre Finger über die schuppigen Wangen strichen. Kain spürte Blut an seinen Händen. Lyrias Blut. Die eiskalten Finger des Todes schnürten ihm die Kehle zu. Zu gern hätte er ihr etwas zum Abschied gesagt oder gar eine Träne für sie vergossen, doch nichts von alledem geschah. Er starrte sie lediglich stumm und stoisch an. Wäre er doch nur in diesem Moment bei seinem Wasserfall.

Nachdem seine Pilotin ihren letzten Atemzug gemacht hatte und die Finger des Assassinen ihre Lider schlossen, erhob der Drell den Blick und entdeckte einen Söldner in gelber Rüstung. “ Ich wollte dich niemals in mein Leben hineinziehen, liebe Lyria. Vergib mir, bitte“, flüsterte Kain, der erst jetzt bemerkte wie sich in seiner Hand dunkle Energie angesammelt hatte. Dies hatte wohl auch der Eindringling bemerkt und aus diesem Grund nicht angegriffen. Der Biotiker blickte an sich hinunter und sah wie in seiner Linken eine Singularität darauf wartete auf ihre Feinde losgelassen zu werden, um diese auf molekularer Ebene zu zerreißen. Unwirkliches Geschrei zerschnitt die Luft in dem Schlafzimmer als der biotische Angriff auf den Mann in der gelben Rüstung mit der schwarzen Sonne nieder regnete. Das arme Opfer wand sich hin und her als es den Bodenkontakt verlor und sich seine Eingeweide in seinem Inneren zerrissen. Krampfhaft versuchte der Soldat seinen Helm vom Kopf zu kriegen, um besser Luft zu bekommen, doch er schaffte es lediglich sein Visier zu öffnen, woraufhin erst mal ein Strom Blut aus seinem Mund über seinen Brustpanzer lief. Die anschließende blaue Explosion der biotischen Sphäre beendete das Leid des Menschen.

Behutsam legte der Drell die Asarileiche neben sich und setzte Lyrias Hände auf ihrem Bauch ab. Die schwarzen Iriden wanderten ein letztes Mal über ihren leblosen Körper ehe Kain sich erhob und zu der Leiche des Söldners ging. Seine Beine trugen ihn alles andere als sicher zur anderen Seite des Raumes, hatte ihn die Singularität doch mehr Energiereserven als anfangs angenommen gekostet, zu mal sein Zustand immer noch von seinen vorherigen Wunden angeschlagen war. Mühsam bückte sich der Assassine zu dem toten Menschen hinunter, sah ihm aber nicht in die Augen als er dessen Kampfmesser und Pistole an sich nahm. Nachdem sich Thalia wieder aufgerichtet hatte, hielt er einen Moment inne. Sollte er nachsehen wie es den anderen ergangen war? Geist? Der Tänzerin? Jekaterina? Nein, niemand von ihnen würde seine Hilfe brauchen. Rache für Lyria? Nein, das war nicht sein Stil. Daher schleppte sich der Drell zurück zum Bett und legte sich neben seine Pilotin. Einen kurzen Augenblick ließ er beide Waffen jeweils in einer seiner Hände kreisen und studierte sie genau. In der gesamten Galaxie werde ich nicht gebraucht. Ich bin unnötig und überflüssig., waren die letzten Gedanken des Drell während er sich für das Messer entschied, um möglichst nicht Lyrias Körper mit seinem Blut zu beschmutzen. Vorsichtig legte er seine linke Hand auf die Hände der Asari, schloss seine Augen und trieb die Klinge des Messers tief in seine Brust. Das Herz zuckte noch ein paar Wimpernschläge lang ehe es starb. Und mit ihm starb Kain.

14:30 Uhr

"Schlafmütze, steh auf.“, hörte Kain eine bekannte Stimme und öffnete langsam seine Augen und blickte direkt in die Augen von Jekaterina, die sich seitlich so über ihn gebeugt hatte, dass sie mit ihrem Gesicht verdächtig nahe bei seinem war, “ Na endlich! Jetzt tu mal nicht so als hätte man dich gerade von den Toten wieder zurückgeholt. Deine Verletzungen sahen zwar wirklich schlimm aus und waren sicherlich schmerzhaft, aber ich hab dich schon in wesentlich schlechteren Zuständen bei mir auf dem OP-Tisch gehabt. Du hattest Glück, denn deine Verletzungen waren beinahe nur Fleischwunden und wie durch ein Wunder hattest du dir nichts gebrochen. Also wirst du schnell wieder auf den Beinen sein, Grüner“, fuhr die attraktive Menschenfrau fort und verstummte dann als sie ihre Lippen vorsichtig auf Kains Mund legte. Der Drell genoss ihre Zuneigung, doch rief der Kuss nicht nur schöne Gefühle in ihm hervor und ließ ihn erkennen, dass er nun endlich wieder in der Realität angekommen war. Behutsam schob Kain seine Ex etwas von ihm zurück, um den Kuss zu unterbrechen. “Katja...“, ging es dem Assassinen über die Lippen. "Ich hatte eine furchtbare Angst um dich, das weißt du, Kain. Als ich die Splitter aus deinem Körper ziehen musste wäre ich fast umgefallen.“, Dr. Orlow hielt kurz inne ehe sie weitersprach,“Du verlangst zwar von mir, dass ich mich aus deinem Leben heraushalten soll, aber ich kann es nicht. Hör auf mich schützen zu wollen. Wie willst du mich beschützen, wenn du selbst jedes Mal schwer verletzt vor meiner Tür liegst?“. “ Bitte, Jekaterina, du kennst meine Antwort“, entgegnete der Drell, welcher wie in seinen Träumen zuvor in einen Haufen Verbände eingehüllt war. “Du musst mich nicht schützen. Ich bin bereit mit dir das alles durchzustehen. Lass dir doch von mir helfen!“, antwortete die Ärztin während Kain sie vorsichtig zur Seite schob, um sich vom Bett zu erheben. “ Ich würde es nicht ertragen, wenn wieder das Blut einer geliebten Person an meinen Händen kleben würde. Und auch dies ist dir bekannt, Jekaterina.“, erklang die Stimme von Thalia, wobei sein Tonfall einen gesamten Ozean auf der Stelle in ein Meer aus Eis und Schnee hätte verwandeln können. Nichtsdestoweniger machte Fr. Doktor Orlow einen relativ gefassten Eindruck trotz dieser Antwort. Scheinbar hatte sie mit solch einer Reaktion des Drell gerechnet, weshalb auch sie nun vom Bett stieg und in Richtung der Tür lief. “ Ich war so frei ein paar der Sachen, die du noch hier gelassen hattest, in das Nachbarzimmer bringen zu lassen, damit du nicht halbnackt durch das Anwesen laufen musst“, waren die letzten Worte der Menschenfrau ehe sie den Raum verließ ohne sich noch mal nach Kain umzudrehen, damit dieser nicht ihre Tränen entdecken konnte.

Dankbar dafür, dass sich Jekaterina Gedanken um ihn gemacht hatte, ging der Drell in das Nachbarzimmer und fand dort einen seiner Kampfanzüge wieder. Noch etwas steif von der Operation und aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit durch die Verbände schlüpfte Thalia ungeschickt in seine neue Kluft. Nach einer gefühlten Ewigkeit war er nun angezogen und begab sich hinaus auf den langen Gang der Villa, welche von der Inneneinrichtung - wie ihm Jekaterina damals erklärt hatte - einem Herrscherhaus der Renaissance nachempfunden war. Früher hatte der Drell immer mal wieder die Gemälde an den Wänden und die Büsten bewundert, doch dieses Mal hatte er keine Zeit sich künstlerisch weiterzubilden. Stattdessen schickte er über sein Omnitool eine Nachricht an die liebe Dame am Empfang, dass sie seine Freunde, falls diese denn gesundheitlich dazu in der Lage waren, in seinen Hobbyraum schicken sollte. Natürlich handelte es sich bei besagtem Hobbyraum nicht um ein kleines Kämmerchen in dem man Karten spielte, sondern um eine vollausgerüstete Einsatzbasis des Attentäters, die er damals zu seiner aktiven Zeit auf Illium eingerichtet hatte. Doch außer Jekaterina und Kain wusste niemand in diesem Haus davon oder hatte Zugang zu diesen Räumlichkeiten. Die filigranen Finger des Assassinen huschten über das Panel des Aufzugs und beförderten ihn etliche Meter unter die Erde. Nachdem sich die Aufzugstür öffnete, betrat Thalia einen kleinen Raum, der aussah wie ein Lesezimmer. Es war jener Zeit Jekaterinas Idee gewesen, dass man durch das Herausziehen des richtigen Buches – in diesem Fall Faust I von Goethe – den Mechanismus aktivierte um eine geheime Tür, die in die eigentliche Einsatzbasis führte, zu öffnen. Doch dieses Mal entschied sich Kain in einem der zwei gemütlichen roten Sessel Platz zu nehmen, seine Beine übereinander zu schlagen und tatsächlich etwas in der Menschenliteratur zu blättern. Zumindest solange bis Lyria und die Tänzerin, eventuell auch Geist, eintrafen.

14:45 Uhr

Linnala Caryalan
05.05.2012, 18:24
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Anwesen von Dr. Orlow
Wartezimmer
11:21 Uhr

Linnala bewegte sich nicht einen Zentimeter, blätterte lediglich die Seite um, auf die sie geblickt hatte, ganz so, als wäre sie tief in die Lektüre dieser Zeitschrift vertieft, als sie die unsicher wirkenden, fast verängstigen Schritte vernahm, die sich ihr näherten. Sie hörte, wie ein Stuhl verschoben wurde und das dumpfe, aber überraschend leise Geräusch eines Hinterns, der auf besagtem Stuhl platz nahm. Fast erschien es so, als wäre diese Person sehr eifrig darauf bedacht, nicht die Aufmerksamkeit der Tänzerin auf sich zu ziehen.

Dennoch bemerkte sie deutlich den Blick, der mit gewisser vorsichtiger Neugier an ihr zu haften begann, als versuche er zu ergründen ob es an ihr mehr noch zu finden gab als das, was sie für jedes unbekannte Auge zweifellos darstellen musste – zumindest für jene unter ihnen, denen ihr Ruf dereinst zu Ohren gekommen sein musste, die somit mit ihrem Namen etwas verbanden. Zumindest mit jenem Namen, der in ihren Kreisen meist mit deutlichem Respekt ausgesprochen wurde, ja mit Furcht, so harmlos er beim ersten Mal auf klingen mochte.

Linnala griff, ohne dass ihr Gesicht auch nur die geringste Regung erkennen ließ, nach ihrem Kommlink. Ihre schlanken Finger glitten über die haptische Tastatur des kleinen Kommunikationsgerätes und wählten sich flink in die geheime Frequenz ein, die sie mit Yunan vereinbart hatte, und durch welche der Salarianer stets wissen würde, dass sie es war, die ihn zu erreichen versuchte.

Die gewisperte Stimme drang kurz darauf aus dem Lautsprecher, heiser und schwach, aber kräftiger als beim letzten Mal, als sie ihn gesprochen hatte. Ein Umstand, der eine gewisse Erleichterung bei der Tänzerin auslöste.

„Tänzerin? Ich wusste es, ich wusste, dass du dich meldest. Bin nur etwas enttäuscht, dachte, du würdest mich vielleicht besuchen, gute Besserung wünschen, vielleicht Blumen mitbringen? Wäre schön gewesen, auch wenn ich keine Verwendung für Blumen habe, seltsame menschliche Bräuche-“
„Ich werde die Möglichkeit eines Besuchs in Erwägung ziehen“, schnitt Linnala ihm mit fühlbarer Kühle in der Stimme, die abgesehen von der Kälte in ihren Worten jedoch ruhig und fest klang, das Wort ab. „In der Zwischenzeit könntest du etwas für mich tun.“
„Natürlich! Jederzeit. Fällt schwer, im Krankenhaus, beschränkte Bewegungsfähigkeit, wenig Zugriff auf Ressourcen, aber dennoch möglich, oh ja, auf jeden Fall. Habe ein paar Drähte aus Herzüberwachungsmonitor ausgebaut, brauche ihn nicht, aber die Drähte schon, sie arbeiten einwandfrei, sind hilfreich, kann auch noch weitere Komponenten ausbauen, wenn nötig. Darf mich nur nicht überraschen lassen, die Ärzte wären wenig nachsichtig, das könnte das Vorhaben gefährden-“
„Ausgezeichnet“, unterbrach Linnala den eifrig vor sich hin plappernden Salarianer mit noch immer schneidend kalter Stimme, jedoch nicht völlig unfreundlich. „Ich will, dass du über folgende drei Personen so viel herausfindest, wie du kannst. Ich erwarte regelmäßige Updates. Sechs Stunden Takt.“
„Selbstverständlich. Leichte Übung. Aber freut mich, dir helfen zu können, meine Genialität gehört dir, ich berechne dir sogar nichts dafür, wäre aber schön, wenn du meine Krankenhausrechnung bezahlst… ist keine Verpflichtung, nur freundlicher Vorschlag, habe die Rechnung heute bekommen und sie ist lang, sehr lang, sehr hoch, neue Knochen züchten, neues Fleisch züchten, neue Haut züchten, sehr kostspielig, geht über mein Budget…“
„Darum wird sich gekümmert. Aber das ist jetzt nicht der Punkt.“
„Oh, ach ja. Natürlich. Mein Fehler. Entschuldigung. Die Namen? Ohne Namen, ohne gewisse Anthaltspunkte ist Informationsbeschaffung nicht möglich, selbst für mich nicht, bedauerlich, leider wurde noch keine Lösung gefunden, wäre aber hilfreich, wenn es eine gäbe…“
„Ich übermittle die Namen und alles, was ich bereits weiß, auf dein PDA. Erstes Update in sechs Stunden, Fragen nur auf mein PDA, ich weiß nicht, wie vertrauenswürdig meine… Verbündeten sind.“
„Interessant. Ja, richtig, kann deinen Anruf wieder zurückverfolgen. Irgendwo in den oberen Ebenen, du bist entkommen können, sehr interessant, unerwartete Wendung vermutlich? Kann deinen genauen Aufenthaltsort lokalisieren, wenn du willst. Ja, genau, schicke dir Daten auf dein PDA, ist vielleicht noch nützlich. Augenblick… Ah, interessant, interessante Frau, hatte bis jetzt noch nichts mit ihr zu tun, habe aber von ihr gehört. Daten müssten jetzt auf deinem PDA sein.“
„Das wird hilfreich sein. Wir sprechen uns später, aber ruf mich nicht an.“ Sie beendete die Verbindung, holte geschickt das PDA hervor und schickte Yunan eine kurze Nachricht. Tatsächlich fand sie auch eine Nachricht des Salarianers auf dem PDA vor, doch noch öffnete sie sie nicht, sondern steckte den Personal Data Assistent zurück in ihre Tasche.

Erst dann, nach dem auch der Kommlink seinen Weg in ihre Taschen gefunden hatte, hob sie den Blick von ihrer Zeitschrift. Die kühle Karikatur eines Lächeln zeichnete sich auf ihren Zügen ab, als sie den Blick der jüngeren Asari traf, die ihr gegenüber saß, starr, und sie mit der Faszination anstarrte, wie ihn ein Beutetier zeigen mochte, wenn es ins Antlitz seines Jägers blickt.

Jene Asari wirkte jung, zerbrechlich, unschuldig, völlig deplatziert, als wäre sie nichts ahnend und arglos vom Sturm erfasst und mitgerissen worden, und nun nicht mehr fähig, ihm zu entrinnen. Es fiel schwer zu glauben, dass von dem Mädchen eine Gefahr ausgehen könnte, aber Vorsicht war stets angemessener als Nachsicht und Linnala trachtete nicht danach, ihr Glück auf die Probe zu stellen. Selbst ein unschuldiges Gesicht konnte tiefe Abgründe verbergen, denen selbst sie nicht fähig wäre, zu entrinnen. Der Schein war allzu oft trügerisch.

„Sie sehen nicht gut aus. Vielleicht sollten Sie in Betracht ziehen, die medizinischen Fähigkeit der Ärztin in Anspruch zu nehmen“, sprach sie die junge Asari, die nicht älter sein konnte als hundert Jahre, in ruhigem gelassenem, nahezu beiläufigen Tonfall an, während sie bereits die Zeitschrift auf den Beistelltisch legte. Und während sie sich zurücklehnte, ein Bein elegant über das andere schlagend, dabei aber noch immer wachsam den Blick auf die jüngere Asari gerichtet, fügte sie mit der Andeutung eines Lächelns hinzu: „Aber wo bleiben meine Manieren? Ich bedanke mich bei Ihnen vielmals dafür, dass sie mein Leben gerettet haben. Ohne ihre Fähigkeiten als Piloten wäre wohl keiner von uns dem Einsturz des Hauses rechtzeitig entkommen.“

11:32 Uhr

Lyria Barian
08.05.2012, 21:50
Nos Astra - Obere Ebenen;
Wartezimmer in Dr. Orlows Praxis

Lyria wendete den Blick nicht ab von der Tänzerin. Diese schien ihr keinerlei Beachtung zu schenken, was der Pilotin ganz recht war. Dann machte ihr Gegenüber einige beiläufige Bewegungen und leise Stimmen drangen an ihr Gehör, doch sie machte sich nicht die Mühe zu lauschen. Ich muss ihr ja nicht zwanghaft einen Grund geben, mich irgendwann ins Visier nehmen zu müssen.
Und da war sie schon wieder: Diese gefährliche Gleichgültigkeit. Seit sie durch dieses einstürzende Gebäude manövriert war hatte sie von ihr Besitz ergriffen und schien einfach nicht nach zu lassen. Natürlich warn sie nicht völlig entspannt, ihr war durchaus bewusst, dass ihr gegenüber eine Person saß, die sie auf X verschiedene arten auf der Stelle töten könnte, wenn sie einen Grund dazu gehabt hätte. Doch war sie weit davon entfernt, die angemessene Panik zu zeigen.
Ach komm', schau sie dir doch an: Kaum Muskeln, die schaffst du.,
meldete sich diese dunklerer Stimme ihrer selbst zu Wort. Lyria biss sich auf die Lippen.
Genau. Dass sie älter und erfahrener ist als ich lassen wir mal außen vor, genau so, dass sie wahrscheinlich mit ihrer Biotik umzugehen versteht! Plötzlich musste sie lächeln und murmelte, mit der dunklen Stimme:
"Ich auch."

Im nächsten Moment wurde Lyria blass wie das Muster um ihr linkes Auge. Was zum...
Wer... Wer ist da?", hallte ein alarmierter Gedanke von den Innenwänden ihres Schädels wieder, verlor sich wie ein Echo in der Finsternis...
Ohne dass sie es erklären konnte begann sie zu schwitzen, spürte wie die Hautenge Panzerung unter ihrem Hemd an verschiedenen Stellen zu kleben begann. Keine Antwort. Slebst irhe Augen schienen etwas blasser zu werden, als die nächste Frage Gestalt annahm:
Ich bi...

„Sie sehen nicht gut aus. Vielleicht sollten Sie in Betracht ziehen, die medizinischen Fähigkeit der Ärztin in Anspruch zu nehmen“, unterbrach die Tänzerin sie. Lyria hob den Blick wieder, wischte sich abwesend durch das Gesicht. Dann lehnte sie sich zurück, versuchte eine ausdrucksloses Gesicht aufzusetzen. Von ihrem Standpunkt aus gelang ihr das ganz gut.
"Nein, Dr..." Wiewarnochgleichdername.. "Orlow verstehen uns nicht besonders, ich hatte vor wenigen Stunden erst das Vergnügen." Sie schluckte hart.
"Außerdem gign es mir schon schlechter." Zumindest rein physisch, Schätzchen.
Halt's Maul!

Und dann bedankte sich die Tänzerin bei ihr. Das drängte ihre... Inneren Probleme erst einmal in den Hintergrund. Sie lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und meinte: "Nun ja, das Taxometer läuft noch. Sie sollten mich erstmal im Weltall erleben, bei Null- Atmosphäre und mit einem richtigen Raumkämpfer bin ich deutlich besser..." Hatte sie jetzt zu dick aufgetragen?
Wieder wurde es still in dem kleinen Zimmer. Und die Pilotin kam nicht umhin, sich richtig unwohl zu fühlen. Ihr Blick schweifte umher, sie kratzte sich zwischen den Schulterblättern. Dann schaute sie ihrem Gegenüber wieder in die Augen...

Lyria Barian
24.10.2012, 00:06
Nos Astra, Obere Ebenen;
Anwesen von Dr. Orlow,
11:40 Uhr

Lyrias Blicke ruhten auf der anderen Asari. Oder vielmehr zwang die Pilotin sie dorthin. Ihr gegenüber erwiderte diese noch einige Momente, ehe die Attentäterin sich erneut ihrer Illustrierten widmete. So starrte Lyria weiterhin herüber, durch diese eisige Aura hindurch, welche die ältere Asari mit ihrer einfachen Anwesenheit heraufbeschworen zu haben schien. Sie starrte einfach, versuchte, diese dunkle, seltsam vertraute Stimme in irgendeinen Winkel ihres Kopfes zu verbannen, wo sie nicht mehr zu hören war. Einer dunklen Stelle. Dunkler... Moment! Was war mit dem Licht los? Langsam wich es aus dem Raum, Lyria spürte, wie ihr Hals nachgab und ihr Kopf sich langsam auf ihre Schulter legte...
Sie zuckte zusammen. Verdammt, wie hatte das passieren können? Einfach eingenickt! Hoffentlich hatte die Tänzerin nichts bemerkt.
Wie soll das schon passiert sein? Du läufst schon seit Stunden auf Hochtouren, das hinterlässt Spuren., hallte ihre zweite Stimme dumpf im Innern ihres gepeinigten Schädels wieder.
Noch dazu die ganzen Verletzungen. Du bist allmählich am Ende deiner Kräfte, Süße.
"Halt einfach die Klappe.", brummte sie müde. Doch es stimmte, allmählich währten die dunklen Flecken zwischen Augen schließen und Augen öffnen immer länger

"Nein!"
Lyria richtete sich kerzengerade auf. Nein! er durfte nicht! Es durfte.. Was? Sie blinzelte. Nochmal. Spürte ihre Augen feucht werden. Wer durfte was nicht? Woran hatte sie gerade noch gedacht? Ratlos wanderte ihr Blick umher. Sie saß auf einem unbequemen Stuhl in einem kleinen Zimmer, dekoriert mit irgendwelchen Gemälden von Menschen....
"Ein Wartezimmer?", flüsterte sie. Ihre Stimme klang so rau, wie ihr Hals sich anfühlte. Im Kopf einen salarianischen Fluch rezitierend erhob sie sich. Allmählich kroch die Erinnerung in ihren Kopf zurück, wie ein Zecher, der wieder einmal die ganze Nacht durchgemacht hatte. Der Doktor, Nereus und Geist. Das einstürzende Gebäude. Die Tänzerin. Das Taxi, und... Moment mal!
Tänzerin? Sie war allein. Alles, was noch auf dem Stuhl ihr gegenüber zu sehen war, war die Illustrierte. Aber sie hatte doch nur kurz die Augen zugemacht? sie überprüfte die Uhrzeit.
"Unmöglich!"
14:00 Uhr! Sie war völlig weggepennt! Sie stöhnte. Doch dann wurde sie still, verharrte in der Bewegung. Irgendetwas... Es kribbelte ihr in den Kopfschwänzen. Irgendetwas stimmte nicht. War anders. Falsch. Etwas hatte sie aufgeweckt. Aber was?
Das Kribbeln kroch ihren Nacken hinab, wie eine Gruppe Ameisen, drückte ihr auf den Atemweg und erreicht schließlich als dicker Klumpen ihren Magen. Sie wurde unruhig. Nervös.
Wo ist sie hin? Wären Nereus oder der Turianer wieder zu sich gekommen, hätte man mich doch geweckt? Zunächst stieß sie eine kurze Folge kroganischer Schimpfwörter aus, dann folgte ein halblautes "Was passt hier nicht?"
Kurzerhand schlug sie den Weg zurück zum Haupteingang ein. Sie hatte plötzlich das unbändige Verlangen, eine Waffe in der Hand zu halten. Alles, was sie trug war die superleichte Panzerung, darüber ein ärmelloses Oberteil. Ihre Hose. Stiefel. Und Handschuhe. Doch die Jacke mit dem Holster lag noch in dem Shuttle. aber keine Waffe. Sie wollte eine Waffe, brauchte einfach eine. Genau, das würde sie jetzt beruhigen. Das würde... Moment. Da war was.
Sie hatte zwischenzeitlich den Flur erreicht, doch da war... Sie hob den Fuß. Ein dunkler Fleck. Auf dem Teppich.
Blut. Zu dunkle, um von einer Asari zu sein. Oder einem Turianer. Menschlich, vielleicht Drell.
Sie versuchte sich zu beruhigen, schließlich hatte Nereus stark geblutet, als sie hier eingetroffen waren. Ja, genau, das war die Erklärung. Aber die Falsche! Sie wurde dieses Gefühl einfach nicht los, dass hier etwas nicht ins Bild passte. Ihre Tentakel juckten nun regelrecht, sie beschleunigte ihre Schritte. Sie brauchte ihre Waffe! Vorbei am Empfang und nicht wie raus. Augenblicklich erfüllte elektrisches Surren die Luft, als sich jeder Einzelne der Sicherheitsmechs nach ihr umdrehte. Diese hatten das Taxi regelrecht umzingelt. Doch sie sahen intakt aus. Ja, unangetastet.
Aber ein Angreifer, der hinein gewollt hätte?
Schätzchen, du wirst langsam paranoid.
Halt du die Klappe! Das bedeutet dann, dass der Angreifer bereits im Hau...
-Die Tänzerin!
Nein, dann wäre ich schon tot. Und ich sagte, du sollst still sein, kreuzverfickte Vorchascheiße nochmal!
Okay, was ist mit dem Turianer? Geist?
Zu schwer verletzt.
Inzwischen hatte sie das Shuttle erreicht. Ihre Jacke lag auf dem Rücksitz. Als sie diese aufhob erblickte sie die Pistole. Diese lag halb unter dem Fahrersitz. Sie erinnerte sich, dass Geist sie in der Hand gehabt hatte. Musste wohl beim Aussteigen runter gefallen sein. Nervös begann sie, auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Zweifelnde Blicke huschten von einem Android zum nächsten.
Und wenn die mich jetzt über den Haufen schießen, sobald ich die Knarre aufhebe? Doch sie brauchte diese Waffe! Ihr ganzer Körper schrie geradezu danach, das Ding endlich in der Hand zu halten! Einen tiefen, langen Atemzug und den Wunsch nach einer Zigarette später öffnete sie die Tür. Warf die Jacke auf die Pistole, schnappte beides und eilte zurück ins Haus. Stieß die Schiebetür zur Seite und sank gegen die Wand neben dem Eingang.
Geschafft! Sie hatte die Waffe. Ein tiefes Gefühl der Beruhigung breitete sich in ihr aus, es fühlte sich so gut a...
Stop!
Sie hatte die Tür von außen aufgeschoben. Alarmiert fuhr Lyria herum.
Kleine Blitze zuckten aus den Resten des Schlosses.
"Verdammte -aus ästhetischen Gründen soll die nun folgende Schimpftirade, die jede Sprache der bekannten Galaxis umfasste, nicht wiedergegeben werden- !"
Sie band sich rasch die Jacke um die Hüften. Die Pistole hielt sie in der Rechten, den Arm durchgestreckt, sodass die Waffe unter dem Kleidungsstück verborgen war. Nur für den glücklichen Fall, dass sie sich irrte. Ihre Gedanken gerieten in Bewegung:
Was jetzt? Angreifer kam von außen. Mechs wahrscheinlich gehackt. Der große Unbekannte, der uns das Gebäude in den unteren Ebenen um die Ohren hat fliegen lassen. Muss die Anderen...
Wo ist die Empfangsdame?
Ihr Blick fiel auf die Rezeption. Präziser den Schreibtisch. Niemand.
Lyria schluckte hart, ihre Muskeln spannten sich. Bereit und wachsam ging sie um das Möbelstück herum. Ein schönes Stück, aus Echtholz. Vermutlich von der Erde und schweineteuer. Nun rückte der Stuhl und das, in das antike Teil integrierte Display in ihr Blickfeld. "Fuck!"
Ein längerer Fluch fiel der Pilotin nun nicht mehr ein.
Die Asari, die sie selbst noch vor wenigen Stunden zusammengeflickt hatte, lag tot auf der Arbeitsplatte. Blut trat aus ihrem Rücken aus, Lyria erkannte mehrere Messerstiche. Sie wandte sich ab, ihr Puls fuhr hoch, kurbelte die Adrenalinproduktion an. Noch hielt sie die Waffe verborgen, auch wenn ihr Griff deutlich fester wurde. Ihre Blicke huschten alarmiert hin und her. Sie stürmte in den Flur zurück.
Messerstiche. Leise. Präzise. Sie hat ihn nicht bemerkt. Infiltrator. Profi. Vielleicht Attentäter. Allein? Hoffentlich!
"Hört dieser Tag irgendwann mal auf, immer beschissener zu werden?", presste sie zwischen den Zähnen hervor. Sie erreichte die erste Tür. Presste sich an die Wand. Einatmen. Ausatmen.
In einer schnellen Bewegung stieß sie die Tür auf und zielte mit der Waffe. Damentoilette. Niemand zu sehen. Hoffentlich gutes Zeichen. Weiter. Nächste Tür. Herrenklo. Wieder niemand. Weiter!
Schweiß glänzte auf ihrem Gesicht, ihr Herzschlag dröhnte laut durch ihren Schädel. Ihre Lippe schmerzte. Sie hatte sich auf genau die Stelle gebissen, die heute Morgen erst aufgeplatzt war. Konzentrier' dich! Mach weiter!
Hinter der folgenden Tür lag der Wohnbereich. Kurz rang die Asari mit sich, doch entschied sich für die Treppe am Ende des Ganges. Wenn sie sich recht erinnerte ging es dort runter zum Behandlungszimmer. Und dort mussten die Anderen sein. Auf dem Weg nach unten kam sie erneut dazu, sich zu fragen, was eigentlich mit der Tänzerin geschehen war? Hatte sie gekämpft? War sie auch unten, bei Geist? Oder war irgendein Vertrag geplatzt, sodass die Attentäterin sich einfach verabschiedet hatte? Ein Kampf hätte Lyria mit Sicherheit aufgeweckt. Doch diese Frage schob sie rasch wieder in irgendeinen, gerade nicht aktiven, Teil ihres Hirns. Sie hatte die Tür zur Krankenstation erreicht. Die Türen, unangerührt, glitten problemlos auf. So unangerührt wie die Sicherheitsroboter.
Lyria betrat einen völlig weißen Raum, an der linken Wand standen Schränke. Gegenüber, gut 10 Meter entfernt, war eine Weitere Tür und die Wand zur Rechten bestand völlig aus Glas. Davor stand noch ein Tisch mit einem Terminal. wahrscheinlich Drohnensteuerung und irgendwelche Patientenunterlagen.
Die Pilotin bemerkte, wie ihr Kiefer sich anspannte. das Kribbeln wurde auch wieder stärker. Gleich würde irgendetwas geschehen! Sie spürte es! Bedächtig lenkte sie ihre Schritte zu der gegenüberliegenden Tür. Diese öffnete sich, Reaktion übernahm die Kontrolle. Ihre Waffe schoss empor.
"Stehenbleiben, Arschloch! Rühr' dich nicht, du Bosh'tet!"!

Die Gestalt zuckte zusammen, lies etwas fallen. Die Kaffeetasse zerschlug auf dem Boden und ergoss ihren schwarzen Inhalt über die weißen Fliesen.
Sie schaute in Jekaterinas weit aufgerissene Augen.
"Mein Gott, was... Sie?" Lyria hatte dafür nur ein Augenrollen übrig.
"Sie stecken dahinter! Haben Nereus in eine Falle geführt! Für wen arbeiten sie, sie..."
Die Asari lies die Waffe sinken und schüttelte den Kopf. Dennoch fuhr der Doktor ungerührt in ihrer Schimpftirade fort, bis die Pilotin diese anfuhr:
"Schnauze!"
Entweder hatte ihre Anspannung diesem Wort eine unglaubliche Schärfe verleihen oder es war die Tatasche, dass sie noch immer die Waffe in der Hand hielt, doch Dr. Orlow verstummte. Lyria hob die freie Hand.
"Ich habe nichts getan und werde sie nicht angreifen. Aber Sie müssen mir sagen, wo die Tänze... die andere Asari ist, die mit uns ankam!"
Jekaterina starrte sie nur verständnislos an. Nun ja, eigentlich starrte sie die Pistole an.
"Die war doch oben bei ihnen." erst jetzt hob sich ihr Blick. „Was ist hier los? Was gibt ihnen das Recht, mit einer Waffe..."
"Wir werden angegriffen!", diesmal sprach ihre Anspannung zu gleichen Teilen mit ihrer Nervösität.
"Ihre Empfangsdame ist tot. Wir müssen zu Nereus!"
"Was? Catya...tot? Wer… Wann?"
"Ist doch jetzt scheißegal. Wo ist Nereus?"
"Unten, er...", Dr. Orlow schien durch sie hindurch zu blicken.
"..folgen sie mir..."
Lyria schaltete zu spät. Sie regte sich geistig schon wieder über die Menschenfrau auf, hatte die Augen noch auf die falsche Tür gerichtet. Sie schaltete zu spät.
Jekaterina war schon fast im Treppenhaus, eben öffnete sich mit leisem Surren die Tür.
Du solltest sie nicht vorgehen lassen, Schatz!
Irgendeinen quarianischen Fluch ausstoßend wirbelte Lyria herum. Reflexe übernahmen die Kontrolle, ihr Puls beschleunigte wieder. Kein Denken, nur Handeln. Ihre Füße stemmten sich in den Boden, sie schoss nach vorn. Doch sie hatte zu spät geschaltet.

Das Messer blitzte über der Ärztin auf wie das Auge eines Raubtiers. Dahinter schälte sich ein Körper aus der Dunkelheit. Lyria bekam gerade noch Jekaterinas Schulter zu fassen, riss den Doktor sofort nach hinten. Zu langsam. Blut spritzte, Dr.Orlows Schrei zerriss ihr schier das Trommelfell. Dann schaute sie in die Mündung einer Pistole. Blitzartig riss sie die linke Hand empor, wischte so die Waffe nach oben, gleichzeitig hob sie ihre Pistole. Doch ER war schneller.
Ehe die Asari reagieren oder zumindest ihre Bewegung beenden konnte prallte etwas in ihren Magen, die Luft entwich mit einem seltsamen Laut, der an ein Stöhnen erinnerte, ihrem Körper. Sie kippte vornüber.
Er hebt das Messer, keine Ausweichmöglichkeit. Angriff! Knie, Schwachstelle, Gelenktreffer!
Nur ihre Jahrzehnte beim turianischen Militär, in dem Zweikämpfe unter den Rekruten und Soldaten an der Tagesordnung waren, rettete sie vor der tödlichen Klinge. Sie lies sich fallen, sank auf die Knie und schlug mit dem rechten Ellenbogen nach dem Knie des Angreifers. Durch ihr beträchtliches Temperament war sie fast täglich mit irgend jemanden aneinander geraten und hatte so eine beeindruckende Palette an Kampfmanövern angesammelt. Obendrauf legte sie noch eine umfangreiche Kenntnis in asarischer und turianischer Anatomie, die ihr erlaubte, auch bei anderen humanoiden Gegnern schnell Schwachstellen auszumachen. Doch die Galaxis war groß, und es gab immer jemanden, der noch besser war.
Zwar knickte auch ihr Gegner ein, doch schlug er ihr dabei den Lauf seiner Pistole ins Gesicht. Ihr Kopf wurde zur Seite gerissen, routiniert entspannte sie den Rest ihres Körpers, lies sich nach hinten fallen. Sie rollte über die Schulter von ihm weg, schlug mit der flachen Hand auf den Boden. Riss die Pistole hoch. Jetzt erst konnte sie ihn ganz sehen.

Er hatte einen menschlichen Körperbau, war etwa einen halben Kopf größer als sie. Seine Gestalt war völlig von einem grauschwarzen Camouflage-Anzug verhüllt, sein Gesicht von einer Recoon Hood verdeckt. Just verwischte sein linker Arm zu einer schnellen Bewegung.
Messer!
Im letzten Moment riss sie den Kopf zur Seite, die Klinge verfehlte sie um Haaresbreite. Dabei geriet Lyria jedoch aus dem Gleichgewicht, kippte zur Seite und fiel auf den linken Arm. Die Waffe hatte sie noch immer auf ihn gerichtet. Er kniete noch, ihre Chance! Sie zog den Abzug durch,
-Pfftsch-
Das und weißer Qualm war alles, was die Waffe von sich gab.
Das ist jetzt nicht wahr!
Hätte sie sich einen Augenblick besinnen können, so wäre ihr vermutlich eingefallen, dass sie die Waffe nach der Schießerei im Café nicht nachgeladen hatte. Doch sie hatte keinen Augenblick, denn ihr Gegner lies diese Chance nicht verstreichen. Er hob seinerseits die Waffe. Sie selbst lag noch auf dem Boden.
Biotik!
Scheiße!
Dabei handelte es sich um keine wirkliche Option. Selbst ohne ihren Kräftekollaps von heute morgen benötigte sie einige Sekunden, um sich zu sammeln ehe sie ihre Fähigkeiten einsetzen konnte. Und die hatte sie nicht! Also tat sie das Naheliegendste. Schon flog die Pistole durch die Luft, doch sie wartete nicht, ob sie getroffen hatte. Stattdessen machte sie, dass sie auf die Füße kam. Sie hob gerade die Hände in Kampfhaltung (sie kämpfte am liebsten mit der flachen Hand), als er ihre Pistole mit einer Handbewegung zur Seite wischte. Das gab ihr gerade genug Zeit. Lyria schoss auf ihn zu, konnte im letzten Moment seine Waffe mit der Handfläche zur Seite schlagen. Der Schuss verhallte im Raum. Die Pilotin hörte nur noch einen hohen Pfeifton. Doch das bremste sie nicht, mit der Linken schlug sie ihm aus dem Unterarm die Handkante ins Gesicht, sein Kopf fuhr mit einem Ruck nach hinten. Sie hatte ihn in der Defensive! Lyria zog das Tempo an, beide Hände schossen nach vorn.
Handkanten gegen Hals. Zum Abschluss das Knie!
Sie riss es hoch und traf seinen Magen.
Ihrer Erfahrung nach hätte er durch die schnellen Schläge auf den Kopf desorientiert sein müssen, doch er war noch voll da. Gerade, als sein Oberkörper nach dem Kniestoß vornüber sackte, verwischten seine Arme. In einer schnellen Bewegung klemmte er ihre Hände unter seine Achseln, die Ellenbogen mit seinen Unterarmen ein, drückte ihre Arme wider das Gelenk. So hatte er zwar ihre Arme blockiert, doch konnte seine eigenen auch nicht nutzen. Was er auch nie vorgehabt hatte. Über Lyrias linkem Auge explodierte der Schmerz in einer gleißenden Supernova, als sie der Kopfstoß traf. Die Asari taumelte zurück in den weißen Raum, stieß mit den Füßen gegen irgendwas Die Frau! und geriet ins Stolpern. Der nächste Schlag traf sie an der linken Schulter, genau auf dem Knochen. Sie wurde herum gerissen, der Raum verschwamm vor ihren Augen, der linke Arm schleuderte unkontrolliert durch die Luft. Schmerzen zuckten wie Blitze durch die Schulter, dann raste plötzlich der Tisch auf sie zu! Sie konnte sich gerade noch mit der Rechten abfangen. Blut spritzte auf das weiße Möbelstück. Es war ihres. Sie spürte, wie es ihre Schläfe hinab rann, dann seine Arme.
Einen schlang er ihr um den Hals, die andere Hand griff ihren Hinterkopf.
Mein Genick!
Sie grub verzweifelt die Rechte in seinen Unterarm. Der Druck verstärkte sich, doch noch konnte sie dagegenhalten. Schon bald zitterten alle Muskeln, Schweiß tropfte ihr von Nase und Kinn. Sie spürte ihr Blut warm und zäh an ihrer Wange kleben. Dazu das dumpfe Pochen in der Schläfe, das Feuer in der Schulter. Lange, heiße Fäden zogen sich durch ihren Nacken, als ihr Kopf sich langsam zu drehen begann.
Nein! Nicht so! Nicht ich!

Bilder blitzten vor ihrem geistigen Auge auf. Angriffe, die sie geflogen hatte. Allein durch ganze Zehnerstaffeln hindurch. So viele Turianer, die sie auseinander genommen hatte. Mehr als sie zählen konnte. Nicht so! Sie war die verdammte Asari, die einem verfluchten Kroganer im Nahkampf den Arsch aufreißen konnte!
Ein erstickter Laut drang aus ihrer Kehle, Nadeln bohrten sich in ihren Nacken. Konzentration. Das Feuer in der Schulter hatte sich auf ihren Unterarm ausgebreitet, noch immer kein Gefühl im linken Arm. Ihr Kopf drehte sich weiter. Ein Knirschen drang aus ihrem Nacken.
Konzen... Der linke Arm war ihre letzte Chance!
...tra.... Sie spürte, wie ihr Bewusstsein nachließ, die Muskeln nachgaben und noch immer dieses dumpfe, betäubte Gefühl im Arm.
...ion! Sie riss den linken Arm hoch und stieß mit dem Ellenbogen nach hinten. Dieser prallte gegen irgendetwas, hoffentlich Rippen. Sie hätte Schreien können, es fühlte sich an, als würde ihr der Arm am Gelenk abgerissen werden. Sein Griff lockerte sich etwas. Hör nicht auf! Du musst mit Links weitermachen!
In Hals, Nacken und Schulter steckten Nadeln, dazwischen zogen sich heiße Gummibänder durch ihre Muskeln. Doch ihr Körper machte weiter. Noch. Unkoordiniert riss sie den Arm nach hinten, bekam mit tauben Fingern irgendeinen Teil seines Kragens zu fassen und warf den Oberkörper nach vorn. Dann lies sie sich fallen, riss ihn mit. Die Tischkante segelte vor ihren Augen vorbei, Da hätte keine Spielkarte mehr dazwischen gepasst!, ein Ruck fuhr durch ihren Arm, der Griff wurde ihr entrissen. Doch auch seine Arme ließen sie los, sie konnte ihren Sturz im letzten Moment mit der Rechten abfangen. Durch einen Schleier aus Schweiß, Blut und Tränen konnte sie seine Beine sehen. Adrenalin wurde durch ihren Körper gepumpt, sie hörte nur noch das Rauschen ihres Blutes. Schell, ungelenk, hob sie den Arm und schlug nach dem Bein. Das Knie gab nach, der Widersacher knickte ein und stürzte neben sie. Lyria selbst lag jetzt auf dem Bauch, als sie den Kopf drehte konnte sie deutlich ein Knirschen aus ihrem Nacken hören. Doch ihre Muskeln waren noch immer gespannt, kurz vorm zerreißen.

Jetzt wurde es dreckig. Ihre Hand fasste zwischen seine Beine.Scheint ein Mensch zu sein. Dann drückte sie zu. Mit aller verbleibenden Kraft. Selbst über das Rauschen und Pochen konnte sie den Schrei noch hören.
Wieso schützen Männer diese Stelle eigentlich nie?
Egal, sie durfte sich nicht beschweren, drückte den Oberkörper hoch. Bunte Punkte begannen, vor ihren Augen zu tanzen. Sie ließ die Hoden los, nur um dann mit Wucht den Ellenbogen hinein zu rammen. Er krümmte sich. Sie riss ihm dem Kapuzenhelm herunter.
Doch ein Drell. Dann drückte sie den Unterarm auf seinen Kehlkopf. Er röchelte. Sie erhöhte den Druck, legte ihr Gewicht auf ihn, aus seinen völlig schwarzen Augen konnte sie nun gelbe Pupillen hervortreten sehen. Sie drückte weiter. Ihr Körper lag auf seinen Armen. Erst, als seine Augen sich zu verdrehen begannen, fragte sie:
"Wie viele?" Der Druck blieb gleich, einige röchelnde Laute verließen seinen Mund.
"Wie viele!", schrie sie. Ersticktes Husten, die Pupillen waren kaum noch zu sehen, sein zweites Paar Augenlider blinzelte in immer kürzeren Abständen. Lyria hatte die Schmerzen beinah vergessen. Zorn hielt nun ihre Sinne gefangen.
"Äch... F...Füargh..."
"Spuk's aus!"
"Fü...urgh... nf..."
Die Augen drehten sich vollends nach hinten, seine Zunge hing ihm aus dem Mundwinkel herunter. Lyria drückte noch immer. Sein Körper begann zu zucken, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Das Gewicht ihres Körpers unterdrückte die Bewegung. Seine letzten Bewegungen, dieser miese, kleine Meuchelmörder, der...
Du bringst ihn um, Süße.
konnte sie über das Rauschen und das Knirschen ihrer Zähne hören. Ein letztes Mal lehnte sie sich auf ihren Arm, doch dann lies sie ab. Klatschte der Länge nach auf den Boden, ihr Atem ging in kurzen Stößen. Schweiß klebte ihr am ganzen Körper, die Schmerzen in der Schulter kehrten zurück. Die bunten Punkte tanzten. Sie drehte sich auf den Rücken und atmete. Einfach atmen. Nur auf den nächsten Zug konzentrieren.
Beinah...
In Lyrias Augen war es eine Sache, jemanden im Kampf zu töten. Mit einer Rakete oder einem Schlag auf den Kehlkopf oder so etwas. Aber jemanden, der sich nicht mehr wehren konnte kaltblütig zu erdrosseln... Das war nicht ihr Stil. Das war was für Leute wie die Tänzerin oder Geist. Oder Nereus. Aber nicht für sie. Ein Stöhnen unterbrach ihre Gedanken.
"Dr. Orlow!", rief sie atemlos. Sie hatte die Ärztin beinah vergessen. Unter Schmerzen und mit einem Stöhnen stemmte sie sich in eine sitzende Position. Mühsam zog sie sich unter Zuhilfenahme des Tisches auf die Füße. Ihr linker Arm war gleichzeitig taub und pochte vor Schmerzen. So schleppte sie sich zu der Ärztin, diese lag noch auf dem Rücken. Neben der Tür. In einer roten Blutlache, es sickerte aus ihrer Bluse und
Bei der Göttin!
Lyria wandte den Kopf ab. Der Schnitt verlief durch die rechte Brust. Allein die Vorstellung, wie sehr das...
Sie schluckte hart, kniete sich neben die Ärztin. Musste kurz die Augen zusammenkneifen. War es wegen des Anblicks der Wunde, oder was hatte den Seegang in diesem Zimmer ausgelöst? Einen Augenblick lang schwankte alles, Lyria musste sich mit dem unverletzten Arm auf dem Boden abstützen. Als der Schwindel wieder etwas nach lies, hob sie den Kopf. Versuchte, der Frau in die Augen zu schauen.
"Kannst... du mich hören?"
Die Augen der Ärztin flatterten, ehe sie sich auf die Asari richteten. Sie nickte langsam, dann öffnete sich ihr Mund:
"Wer...?"
"Keine Ahnung. Aber er ist nicht allein. Kannst... Kannst du aufstehen?"
Jekaterinas Augen wanderten zu den Schränken.
"Medigel... Verbände..."
Lyria nickte, stemmte sich hoch und wankte auf den Schrank zu. Der Schwindel wurde wieder schlimmer. Die Tür knallte gegen die Wand, vor sich sah sie mehrere Regale, darauf Behälter mit dem Gel. darunter Verbände. Sie griff hinein, nahm so viel wie möglich, drehte sich um, machte einen Schritt, verlor das Gleichgewicht. Der Boden kam viel zu schnell näher. Das Medigel und die Verbände rollten in Jekaterinas Richtung. Schwärze.

"He. Asari."
die Stimme war leise und so schwach. Ein kleiner Lichtpunkt erschien in der Dunkelheit. Wer? Was?
Der Punkt wurde größer und Lyria öffnete die Augen. Dr. Orlow kniete neben ihr, hielt einen Verband auf ihre Brustvereltzung gepresst.
"Was ist...?"
"Sie sind einfach umgekippt. Wahrscheinlich die Kopfwunde. Ich habe sie verbunden."
Das Gesicht der Ärztin war beinah so blass wie die Bodenfliesen, dennoch klang ihre Stimme seltsam monoton.
Schmerzmittel.
Der Pilotin entfuhr ein Stöhnen, dann drückte sie sich langsam wieder hoch. Sie konnte spüren, wie klebrig ihre Schläfe und die Wange waren. In ihrem Kopf wirbelten Gedanken zäh durcheinander, wie Kuchenteig, der langsam verrührt wurde.
"Wir... Die Angreifer. Wir müssen... zu dem Drell."
"Aber was ist mit dem Turianer?"
Die Asari schaute er Ärztin nur entgeistert ins Gesicht.
Welcher Turianer?
Also wirklich Süße, jetzt konzentrier dich mal. Der Schwerverletzte mit der Knarre?
Sie blinzelte die hellen und dunklen Punkte vor ihren Augen weg. Das gelang ihr so halbwegs. Und schüttelte den Kopf.
"Keine Zeit. Zu Nereus."
Ein schlechtes Gewissen wegen jemandem, der sie bedroht hatte? Nein. Jekaterina schaute sie noch einen Moment lang an, dann nickte sie.
"Können sie einen Druckverband?"
Nur mit Mühe und ihrer Hilfe gelang es den beiden, Dr. Orlow einen anständigen Verband zu verpassen. Dann fiel Lyrias Blick auf ihre Waffe, die noch in der Tür lag. Langsam und bedächtig richtete sie sich auf, ging herüber und hob diese auf. der Schwindel war erträglich. Ihre Hände zitterten, als sie endlich nachlud. Dafür lies das Pochen im Schädel langsam nach, wenn auch die Schulter noch ziemlich heftig schmerzte. Sie drehte sich um. Dr. Orlow lehnte hinter ihr gegen die Wand. Sie sah wirklich schlimm aus.
"Wohin?"
"Der Aufzug… befindet sich die Treppe rauf… und dann links."
"Okay."
Die Asari legte der Ärztin die Hand auf die Schulter.
"Du bleibst hinter mir." Lyria versuchte so eindringlich wie möglich zu klingen. Jekaterina starrte stumpf durch sie hindurch. Hatte sich die Frau denn alle Schmerzmittel auf einmal reingejagt? Die Pilotin schnippte mit den Fingern vor ihrem Gesicht herum. Die Frau zuckte zusammen.
"Ja, was?"
"Ich gehe vor. Du", sie griff ihre Hand und legte diese auf den Ärmel ihrer Jacke, "lässt das nicht los. Verstanden?" Die Ärztin nickte zögerlich.
Lyria stützte sich mit der linken Hand an der Wand ab, ihre Schulter dankte es ihr. Doch es war auszuhalten. Die Pistole hielt sie halbhoch vor sich, stolperte die Treppe hinauf. Ihre Blicke flogen nervös von einer Ecke zur nächsten.
Hoffentlich sind die restlichen Angreifer im Gebäude verteilt und haben den Lärm nicht gehört.
Ihr Puls beschleunigte wieder, was den Schwindel wieder schlimmer machte. So schleppte sie sich Stufe für Stufe die Treppe hinauf, spürte, der Göttin sei dank, dass Jekaterina kein einziges Mal los lies. Sekunden zogen sich wie Stunden. Erst Tage später hatten sie das Ende dieser verfluchten Stufen erreicht. Und standen vor dem Lift. Dr. Orlow machte Anstalten, die Konsole zu bedienen, doch musste Lyria die Ärztin stützen. Dabei warf sie gehetzte Blicke den Gang und die Treppe hinab.
Noch nichts.
Hinter ihr surrten die Aufzugtüren, ein kalter Schauer fuhr ihr in die Glieder. Ihr Kopf flog herum, die Waffe nach oben.
Leer.
Sie schob die Ärztin so sanft es eben ging hinein, dann versagte ihr linker Arm endgültig den Dienst. Es pochte darin und im Spiegel des Aufzuges konnte Lyria die violett-rote Verfärbung sehen, die sich über die Schulter zog. In der Zwischenzeit hatte Dr. Orlow den Aufzug aktiviert. Sie setzten sich in Bewegung. Die Pilotin wünschte sich nichts sehnlicher, als sich endlich ein wenig entspannen zu können, doch wollte dieses Gefühl nicht von ihr abfallen. Kalt klebte der Schweiß am Körper, juckte es in ihren Tentakeln, lag ihr ein Klumpen wie eine Faust im Magen.
Ein Ruck ging durch die Kabine. Die Türen glitten auf. Lyria bedeutete Jekaterina in der Ecke zu blieben, riskierte einen Blick über den Spiegel in den Raum.
Kitschig. Dick gepolsterte Sofas und ein oder zwei Sessel dominierten das viel zu reich ausgeschmückten Zimmer. Und in der Mitte saß, wie auf einem Thron, der Drell.
Ein lauter, kroganischer Fluch erklang, dann schob Lyria sich durch die Tür. Ihr war nur noch leicht schwindlig. Sie hielt geradewegs auf Nereus zu.
"Wir haben keine Zeit hier rum zu sitzen. Wir werden angegriffen. Infiltratoren. Brauchen Fluchtwege."

Kain Thalia
24.10.2012, 17:53
Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
Anwesen von Dr. Orlow: Nereus Einsatzbasis
14:55 Uhr

Scheinbar gibt es auch unter den Menschen genügend Verrückte über die es sich zu schreiben lohnt , dachte Kain während seine schwarzen Augen über die Buchstaben flogen. Wie ähnlich wir, die einzelnen Rassen der Galaxie, uns doch sind. Der arme Kerl mit dem merkwürdigen Namen wird von den führenden Klassen herumgeschubst und schreit nach Hilfe. Niemand hört ihm zu und schlussendlich wundern sich die übrigen Individuen über dessen blutige Verzweiflungstat. Ein leises Seufzen war zu hören Leider beschränken sich diese Geschichten nicht nur auf die Erde. Es ist der Alltag in dieser Galaxie über den der Menschenautor schreibt.

Ein leises, kaum hörbares und dumpfes Geräusch war zu vernehmen als der Aufzug auf der Etage des vermeintlichen Lesezimmers zum Stehen kam. Surrend schoben sich die Türen auf und verschwanden seitlich in den für sie vorgesehenen Einbuchtungen, um so preiszugeben wer sich hinter ihnen im Inneren der Kabine befand. Der Drell erhob seinen Blick nicht, schließlich konnte es sich bei den Besuchern nur um Lyria, Geist, der Tänzerin oder Jekaterina handeln. Und sie alle hatten eine Sache gemeinsam. Sie alle würden sich nämlich gedulden müssen bis Kain die letzten Worte des Dramas von Georg Büchner zu Ende gelesen hätte. Der Assassine spürte wie die Personen aus dem Aufzug heraustraten, doch nicht wie man es für gewöhnlich erwartet hätte. Irgendetwas stimmte nicht, ganz so als würden sie sich vorsichtig vorantasten. Jeder Schritt schien wohl überlegt zu sein ehe man einen vor den anderen Fuß setzte. Trotz dieser Ungewöhnlichkeiten beendete der Drell, welcher immer noch mit übereinandergeschlagenen Beinen in dem roten Herrschersessel Platz genommen hatte, das Buch in aller Ruhe. Erst als die beiden Personen sich gänzlich aus dem Aufzug geschleppt hatten und beinahe direkt vor ihm standen, erhob sich der Drell, welcher das Buch in der Hand behielt. „Weiß zufällig jemand wie man diesen Namen ausspricht Woyz…“, setzte Thalia an, kam aber nicht sehr weit mit seiner Frage, da ihm seine asarische Pilotin das Wort abschnitt. Die Augen des Drell fixierten aber nicht Lyria, auch ihre Worte rückten in weite Ferne als Kain Jekaterina erblickte. Das Buch fiel zu Boden und es dauerte mehrere Wimpernschläge ehe der sonst so gefasste Drell seinen Mund wieder geschlossen hatte. Urplötzlich umklammerten eiskalte Krallen die Region in seiner Brust, welche sein Herz beherbergte. Eintausend Nadelstiche peinigte ihn und schmerzhaft schossen die Erinnerungen an das Gespräch hoch, welches er noch vor einer guten halben Stunde mit Jekaterina geführt hatte. Ich ertrage es nicht schon wieder das Blut einer geliebten Person…. Dann wanderten die schwarzen Augen des Drell, welche auf eine beunruhigende und unerklärliche Art und Weise anders als sonst wirkten, zur Asari. Leider musste Kain feststellen, dass auch diese schwer mitgenommen aussah. Sein Magen zog sich zusammen. Zwar kannte er Lyria nicht lange, doch hatte sie für ihn schon mehr riskiert als die meisten Individuen mit denen er in der Vergangenheit zu tun gehabt hatte. Unter all den galaktischen Flüchen steckte nun mal eine gewissenhafte junge Asari, die ihr Herz an der rechten Stelle trug. Eine Tatsache, die der Attentäter schätzte und an ihr bewunderte.

Purer Hass über die eigene Unfähigkeit seine Liebsten beschützen zu können infizierte seine Gedanken. Die Muskeln des Drell spannten sich an und glücklicherweise bemerkte er noch rechtzeitig, dass sich blaue Funken um seine geballte Faust gebildet hatten ehe etwas Schlimmeres passierte. „Ich verstehe“, antwortete Kain kurz, da sie nicht viel Zeit verlieren sollten. Im nächsten Moment war er bereits bei dem Bücherregal und griff ohne großes Suchen nach dem Buch, welches den Türmechanismus aktivierte. Augenblicklich setzte sich dieser auch in Bewegung und öffnete einen Durchgang in dem eines der Regale zur Seite fuhr. Nicht mal einen Wimpernschlag später warf sich der Drell einen Arm von Jekaterina um die Schulter, damit er diese stützen konnte. Aber auch Lyria ließ er nicht links liegen und packte sie an der Hüfte, um die Asari vor dem Hinfallen zu schützen. Nach dem das Dreiergespann zwischen den Büchern verschwand, schloss sich die Pforte auch direkt wieder. „Dort drüben“, meinte Kain und bewegte die Verletzten und sich zu einer kleinen Pritsche, die seitlich an der Wand befestigt war. Vorsichtig setzte er Jekaterina auf eben dieser ab und schaute ihr kurz in die apathischen Augen. „Wenigstens hattet ihr noch Zeit Schmerzmittel aufzutreiben“, erklang die Stimme des Drell in dem kleinen viereckigen Raum und Thalia half der Asari dabei ebenfalls Platz zu nehmen, „Hier unten sind wir für den Moment sicher. Dieser Raum taucht in keinen Plänen auf und nur Jekaterina weiß etwas davon“

Kain ließ kurz den Blick durch den absolut kahlen Raum mit den grauen Mauern schweifen während er nachdachte. Es war schon eine gefühlte Ewigkeit her als er hier das letzte Mal ein Attentat geplant hatte. Dann begab sich Kain auf die andere Seite der kleinen Einsatzbasis und öffnete ein paar Schränke. Während der Drell scheinbar nach etwas suchte, konnte man genau sehen was sich in den Schränken befand. Dabei handelte es sich überwiegend um alle möglichen Arten von Waffen, technischen Hilfsmitteln und Arbeitswerkzeugen, die ein berüchtigter Attentäter zum Verrichten seines Werkes benötigte. Kurze Zeit später stellte Thalia seinen Gästen zwei Wasserflaschen hin. „Trinkt, ihr braucht Flüssigkeit“, sagte er und lief dann in die Mitte des Raumes, wo sich unter einer Plane so etwas wie ein Tisch vermuten ließ. Mit einem kräftigen Ruck enthüllte der grüne Schuppenträger tatsächlich einen runden Holotisch. Einen Handgriff später war auch die Konsole daneben von ihrer schützenden Plane befreit. Die filigranen Finger des Killers huschten sofort über diese und starteten die Systeme. „Lyria, Verluste? Tänzerin? Geist?“, fragte Kain, „Wie viele Angreifer?“. Die Fragen fielen so kurzsilbrig aus, da der Drell nun wieder in seine gewohnten Muster verfiel, die keinen Platz für unnötigen Kaffeeklatsch zu ließen und darauf abzielten in kürzester Zeit das beste Ergebnis zu erzielen. Während der Assassine auf eine Antwort wartete, konnte man sehen wie sich der Holotisch anfing zu arbeiten und langsam eine dreidimensionale Animation des Anwesens hochgeladen wurde. Weiterhin tippten die schnellen Finger hastig Befehle ein während die schwarzen Drellaugen wie gebannt auf die Konsole blickten. Kain hatte nun ein neues Ziel und dieses galt es zu erfüllen. Um jeden Preis.

Plötzlich blitzten neben der Animation des Anwesens vier kleine Felder auf, die aber von nichts außer schwarz weißem Rauschen ausgefüllt wurden. Wäre auch zu einfach gewesen, wenn sie nicht die Sicherheitskameras deaktiviert hätten…
So schnell die Felder auch aufgetaucht waren, verschwanden sie wieder von der Projektion, wohingegen über den Bildschirm der Konsole unzählige Daten und Zahlen liefen. Thalia wandte sich dann von der Konsole ab und trat an den Holotisch heran. Seine Hände stemmte er auf diesen und beugte seinen Oberkörper etwas nach vorne, so dass es aussah als müsste er sich auf dem Tisch abstützen. „Ich lasse gerade den Funkverkehr der näheren Umgebung scannen. Es wäre vorteilhaft zu hören, was unser Feind zu sagen hat. Ich hoffe nur, dass der Filter mit ihrem Kommunikationsmuster übereinstimmt“, durchbrach die Stimme des Drell die Stille, „Unser Feind versteht sein Handwerk, ansonsten hätte er nicht sämtliche Systeme stören können. Meine Operationsmöglichkeiten wurden sehr eingeschränkt“

Die Augen des Drell strahlten nun wieder die gewohnte Leere aus während er wie verzaubert die Animation des Anwesens begutachtete. Es würde schwierig werden mit einer verletzten Asari und einer halbtoten Menschenfrau sich durch die feindlichen Linien einen Weg zu bahnen. Er selbst war auch gerade nicht in seiner besten Verfassung, zu deutlich waren noch die Spuren seines jüngsten Überlebenskampfes. Eine direkte Konfrontation wäre ihr aller Tod. Sie müssten also subtiler vorgehen. Aus der Dunkelheit heraus agieren. Schnell, leise, präzise. Dies war ihre einzige Chance lebend den Häschern zu entgehen. „Wir müssen zur Garage schleichen“, erhob Kain das Wort und zeigte mit seinem Zeigefinger auf einen Raum, der ein Stockwerk über ihnen lag, „Jekaterina besitzt ein Shuttle, dass uns wegbringen könnte. In unserem Zustand wäre es fatal, wenn wir versuchen uns durch das gesamte Anwesen zu schleichen. Es dürfte mittlerweile gänzlich infiltriert worden sein. Außerdem wissen wir nicht, ob sie draußen Schützen positioniert haben, die uns ausschalten sobald wir auch nur einen Fuß vor die Tür setz…“ Der Drell wurde unterbrochen als die Konsole hinter ihm einen Ton von sich gab. Der Assassine wusste was dies zu bedeuten hatte und machte sich daher nicht die Mühe sich umzudrehen und nachzusehen. „Der Scan hat keine Übereinstimmung ergeben. Technisch gesehen sind die Kerle unsichtbar“, waren die Worte, welche über die schuppigen Lippen kamen, „Es gibt zwei Möglichkeiten in diese Garage zu kommen. Der Aufzug und ein Belüftungssystem“ Kain aktivierte sein Omni-Tool und markierte die Wege zur Garage mit roten Linien. „ Dennoch beinhalten beide Wege Risiken, die es abzuschätzen gilt“, der Assassine machte eine kurze Pause, „Wir nehmen den Aufzug. Ihr seid beide nicht in der Lage den Belüftungsschacht hinaufzuklettern. Der Aufzug wird zwar die Aufmerksamkeit unserer Feinde auf sich ziehen, aber das richtige Equipment kann uns genügend Zeit verschaffen, um aus der Schusslinie zu kommen“ Die Konsole im Rücken des Drell heulte erneut auf. Dieses Mal wand Kain sein Gesicht zur Konsole und seine Lippen verzogen ein schiefes Lächeln als er die Systemmeldung las. „Sie übernehmen die Kontrolle über das System. Mir ist noch nie so ein gutes Hackerteam mit derartiger Durchschlagskraft unter die Augen gekommen. Beeindruckend.“, meinte Thalia und ließ seine Finger erneut über die Konsole fliegen. „Uns bleiben noch ungefähr 15 Minuten bis sie die Firewall durchbrochen haben. Danach können wir die Garagentore nicht mehr öffnen, geschweige denn einen Aufzug benutzen“, stellte der Attentäter mit eiskalter Stimme fest.

Sofort eilte er zu den Schränken und schnappte sich sein Scharfschützengewehr und zwei Carnifex, die Thalia auch sofort an seinem Körper verstaute. Danach ließ er noch ein paar Klingen in dem speziellen System seines Kampfanzuges verschwinden ehe er über den Holotisch eine weitere Pistole rüber zu Lyria schob. „Für alle Fälle“, entgegnete Kain, der sich noch ein paar Granaten und einen kleinen Schildgenerator schnappte. Danach half der Drell seiner Ex-Freundin, die aufgrund der Schmerzmittel von alle dem scheinbar nur noch die Hälfte mitbekam, wieder auf die Beine. „Katja, sieh mir in die Augen“, meinte Kain und hielt die Menschenfrau mit beiden Händen an den Armen fest, „Sieh mich an! Du bleibst egal was passiert bei Lyria, verstanden?“ Jekaterina lief als Antwort eine Träne über die Wange, welche so gar nicht zu ihrer apathischen Miene passen wollte, für den Assassinen aber als Zeichen der Zustimmung ausreichte. Kain öffnete nun die Tür zum Lesezimmer und schleppte Jekaterina, die sehr wacklig auf ihren Beinen stand, hinaus. Der Drell wartete nicht auf Lyria. Sie war zäh wie ein Kroganer und schließlich galt es keine Zeit zu verlieren, die Asari würde Schritt halten können. „Kannst du alleine stehen?“, fragte Kain die Menschenfrau und als diese nickte, ließ er von ihr ab sobald sie sich im Aufzug befand. Mit einer eleganten und vor allem flüssigen Bewegung zog sich der Attentäter im nächsten Moment die Recon Hood über das Gesicht und warf den mobilen Schildgenerator auf den Boden. „Dieses kleine Gerät wird dafür sorgen, dass wir ein paar Treffer einstecken können. Sobald wir oben angekommen sind, werde ich dann eine Rauchgranate zünden, die uns zusätzlich Deckung geben und den Feind verwirren soll. Danach versuche ich die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, so dass ihr beide möglichst unerkannt aus dem Aufzug schlüpfen könnt. Wir treffen uns dann beim Shuttle“, lautete die Erklärung des Drell ehe er den Knopf auf der Konsole des Aufzugs betätigte und sich langsam die Türen der Kabine schlossen.

15:19 Uhr

Lyria Barian
06.11.2012, 01:17
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow,
15:10 Uhr

"Ich verstehe." war alles, was der Drell von sich gab. Unter den üblichen Umständen hätte Lyria für diese Reaktion bestenfalls ein Augenrollen übrig gehabt, doch bei ihrer aktuellen Lage hielt sie es für angebrachter, sich an dem Sessel abzustützen. Ihr war noch immer schwindlig, der Adrenalinsausch lies nach. Im nächsten Moment spürte sie, wie sie an der Hüfte gepackt und mitgezogen wurde. Der am wenigsten mitgenommene Teil ihres Hirns wunderte sich darüber, wie der erst kurz zuvor verletzte Drell solche Kräfte mobilisieren konnte und zollte ihm gleichenteils Respekt dafür. Und es war ebendieser Teil, der sich fragte:
Müssen wir eigentlich sämtliche Blockbuster -Klischees erfüllen?, als der Drell den Geheimraum öffnete. Entgegen ihrer Gewohnheiten lies sie sich schweigend zu der Pritsche bringen, war einfach nur dankbar, durchatmen zu können. Ihre Muskeln zitterten, die Schulter pochte. Ein rauschen gellte ihr in den Ohren und schwarze Schemen tanzten vor ihren Augen durch den Raum. Sie brauchte einige Sekunden, um durchzuatmen.
„Wenigstens hattet ihr noch Zeit Schmerzmittel aufzutreiben“

"Ja, für sie zumindest.", verließ es rau ihren Hals.

Ob der Drell sie einfach nicht gehört oder ihrer tonlosen Stimme schlicht keine Beachtung schenkte würde sie wohl nie erfahren, denn der Attentäter eilte bereits zur anderen Seite des Raumes. Lyria versuchte, die dunklen Punkte fortzublinzeln, was ihr jedoch nicht so recht gelingen wollte. Nereus hatte einen Schrank geöffnet, der ausschließlich mit Waffen bestückt war. Dann reichte er ihr eine Flasche. Sie nickte dankbar, dann trank sie die Hälfte in einem Zug. Lehtne sich zurück. Durchatmen.
Oh Göttin, tut das weh. ihr linker Arm schien zu pulsieren, doch er regte sich kaum. Wie ein Stück Fleisch, das zufällig noch an ihrem Körper hing. Ihr gesamter Nacken schmerztem, knirschte bei jeder Kopfbewegung. Doch der Schmerz vertrieb den Schwindel. Nereus hatte indessen seine Einsatzzentrale aktiviert, stand ihnen mit dem Rücken zugewandt vor einem Tisch. " „Lyria, Verluste? Tänzerin? Geist? Wie viele Angreifer?", fragte er.
"Fünf. Drell -Infiltratoren. Einen ausgeschaltet."
Allmählich kroch das Gefühl wieder in ihre Finger.
"Keine Ahnung, wo die Tänzerin ist. Geist lag noch auf dem OP -Tisch. Schätze, die Angreifer ignorieren ihn."
Sie musste Lächeln, als sie erkannte, wie sehr sie die Situation an ihre Zeit beim turianischen Militär erinnerte. Nun, besser gesagt, bei der Miliz. aber im Grunde war das hier wie ein Briefing vor einem Einsatz. Oh, was hätte sie dafür gegeben, eben Den in einem Cockpit bestreiten zu können.
Sie hatte die Augen geschlossen und hörte Nereus zu, wie dieser seinen Versuch erklärte, den Funkverkehr der Angreifer zu überwachen.
Lyria atmete immer noch durch, machte Pause. Das Brennen in den Muskeln lies langsam wieder nach. Dann erläuterte Nereus seinen Fluchtplan. Die Asari hörte ihm so aufmerksam zu, wie es ihr eben möglich war. Jetzt,. wo sie sich einmal hinsetzen und trinken konnte war der Schwindel fast völlig vergangen, dennoch wusste sie, dass die Kopfverletzung sie einschränken würde. Immerhin war es heute schon die Dritte. Als er das Shuttle erwähnte, fiel ihr etwas ein. Oder vielmehr traf es sie wie ein Dampfhammer:
Ihre Tasche lag noch in dem Taxishuttle! Zwar waren größtenteils nur Klamotten drin, aber auch das Bild ihrer Vaterfamilie! Das wollte und konnte sie nicht einfach so zurücklassen. Als sie damals 40 geworden war, ihr Vater war da bereits drei Jahre verstorben und es gab immer mehr Reibereien wegen ihrer unvergänglichen Jugend, hatte sie sich geschworen, diese Familie, die sie so liebte immer bei sich zu haben. Doch sie wusste, das es sinnlos gewesen wäre, Nereus zu bitten den Plan zu ändern.
Mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. Ebene auf dem das Taxi parkt. Muss irgendwie dahin.

Inzwischen hatte der Drell erneut den Waffenschrank geöffnet, sich ausgestattet und ihr eine schwere Pistole herüber geschoben. Lyria registrierte erst jetzt, dass sie ihre eigne noch immer in der Hand hielt. Als wäre die Waffe der letzte Strohalm, an den sie sich mit aller Macht klammerte. Sie entfernte ihre Jacke von den Hüften, zog diese über und verstaute die leichte Waffe in dem Holster. Dann stand sie auf. Kein Schwindel mehr. Hoffentlich blieb das auch so. Sie nahm Nereus' Pistole zur Hand. Das Ding würde leichte Panzerung durchschlagen. Der Drell bewegte derweil die Ärztin zum Aufstehen. Lyria nutze den Moment, um einen Blick in den Waffenschrank zu werfen. Ihr kam der Drell in den Sinn, mit dem sie sich oben geschlagen hatte.
Wäre nett, im nächsten Nahkampf einen Vorteil zu haben. Sie griff sich eines der Kampfmesser und klipste die Magnethalterung an ihren Gürtel. Nereus bewegte sich auf den Aufzug zu, Jekaterina hitner ihm. Er legte seinen Plan dar.
Wenn er Rauchbomben benutzt, kann ich die Ärztin zur Garage schaffen und selbst noch zum Taxi. Die Tasche holen, dann von vorn in die Garage. Wenn sie schnell genug war, würde sie gleichzeitig mit Nereus dort eintreffen, sodass keine weiteren Komplikationen entstanden. aber was war mit Dr. Orlow? Ach, die Attentäter würden mit Nereus und ihr selbst zu viele Probleme haben, um sich um eine Verletzte Gedanken zu machen. Sie würden sie links liegen lassen. Ja.

Und es ging los: Alle drei standen sie im Aufzug, der setzte sich in Bewegung. Lyria lehnte wider die Rückwand, versuchte, ruhig zu atmen. Der Schildgenerator surrte vor sich hin, neben ihr lehnte Dr. Orlow. Nereus stand neben der Tür, machte seine Pistolen Schussbereit. Lyria entsicherte die Carnifex in ihrer Hand. Mit der anderen ergriff sie die von Jekaterina. Ihre Bicke trafen sich, ein Nicken signalisierte, dass die Frau hinter ihr bleiben würde. Die Asari versuchte, ihre Arme zu schütteln, doch die Schmerzen in der Schulter unterbanden diesen Versuch. Sie durfte den Arm gar nicht erst viel bewegen. Wieder atmete sie tief ein und aus. In ihrem Geist schwirrten so viele Flüche herum, dass sie sich kaum für einen entscheiden konnte. dann hielt die Kabine.

Die Tür glitt auf. Pistolen schrien, Granaten flogen. Sie waren erwartet worden! Nereus Stimme drang durch die Schwaden:
"Los!"
Göttin, selbst wenn er schreit klingt er wie eine verdammte Maschine!
Die Pilotin setzte sich in Bewegung, Jekaterina mehr oder weniger hinter sich herzerrend.
Ohne sich selbst Zeit zum Nachdenken, Realisieren der Situation zu geben preschte sie nach vorn. Sie wusste, dass sie nach keinen zwei Schritten den Schutzbereich des stationären Schildgenerators verlassen hatte. Als ihr Instinkt ihr sagte, dass sie Nereus passiert haben musste (zu sehen war durch die Rauchschwaden nun wirklich nichts mehr), schoss sie ohne Ziel. Der Rückschlag von dieser Knarre war enorm! Im letzten Moment konnte die Asari verhindern, dass ihr die Waffe gegen die Stirn knallte. Sie erreichten den Flur, ließen den nebligen Bereich hinter sich. un da fiel Lyria ein nicht ganz unwichtiges Detail ein:
"Wo zum -salariansiches Schimpfwort- ist diese -tur. Fluch- Garage?"
Erst zu spät fiel ihr ein, dass es keine gute Idee war, in der nähe von Feinden so laut herum zu fluchen. Wie zur Bestätigung erklang Mündungsfeuer, die Pilotin warf sich nach vorn, um eine Ecke und zog die Ärztin mit. Zwar konnte sie sich abfangen, doch der plötzliche Sturz brachte all die Punkte und Flecken zurück, die wie ein salariansiches Tanz-Ensemble vor ihr herumwirbelten.
Verdammt, nicht jetzt! Ich brauche klare Sicht!
Lyria wollte sich aufrichten, doch sie konnte oben kaum noch von unten unterscheiden. Das ganze Anwesen tanzte wie wild auf und ab.
ScheißescheißeSCHEIßE!
alles was sie tun konnte war zu hoffen, dass keiner der Angreifer ausgerechnet jetzt über ihr auftauchte. Und dass Nereus seinen Job machte. Eigentlich beides. Plötzlich spürte sie Druck. Irgendetwas zerrte an ihrer Jacke. Ihre Sicht wurde wieder etwas klarer, nun konnte sie Jekaterinas Gesicht erkennen.
"Zur Garage... geht's hier lang...", ihre Stimme war schwach, der Gesichtsausdruck weggetreten.
Es ist so verdammt ungerecht, dass ich in einer Arztpraxis keine Schmerzmittel bekomme, während sich das Personal die Birne zuballert. Die Ärztin zog sie auf die Füße, die Pilotin stolperte hinter der Menschenfrau her. Immer in Bewegung, keine Zeit ums ich zu orientieren. Dann lehnte sie gegen eine Wand, während Dr. Orlow ein Panel bediente. Nun, da sie anlehnte, vermochte sie auch wieder etwas zu erkennen: Sie waren durch einen weiteren Flur gelaufen, an dessen Ende sich eine Tür befand. Die Tür, die der Doktor gerade zu öffnen versuchte. Lyria starrte den kurzen Gang hinab. Eine Bewegung! Ohne groß nachzudenken riss sie die Waffe hoch und feuerte. Diesmal hatte sie den Rückstoß schon besser unter Kontrolle, nichtsdestotrotz war sie eine miese Schützin. Raketen und Zielsysteme, ja, das war ihr Ding. Aber das hier...
Wenigstens zwang sie den Aggressor wieder hinter die Ecke.
"Geschafft!", keuchte Jekaterina neben ihr. Die Pilotin nickte. Jetzt musste sie ihre Tasche besorgen, doch das war nur möglich, wenn sie etwas tat, was sie nicht nur nicht mochte, sondern wovor sie sich regelrecht fürchtete. Doch es führte kein weg daran vorbei, sie konnte den letzten Rest ihrer Familie nicht hier zurücklassen. Also berührte sie Jekaterina unsanft an der Schulter.
"Du gehst da rein, steigst in das Shuttle und bleibst in Deckung. Ich komme nach." Dann stieß sie den Doktor kurzerhand in die Garage, feuerte noch drei Schüsse den Gang hinab, schloss die Augen und suchte ihre Konzentration.
In der Ruhe liegt die Kraft. Biotik ist die Wahrnehmung, die Manipulation von Gravitation. Werde dir der Anziehungskräfte bewusst. Nimm sie wahr...

Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Kopf aus. In ihrem Zustand Biotik einzusetzen war leichtsinnig, gefährlich. Aber ohne würde sie nicht aus diesem Gang herauskommen. Ein Blitz entstand in ihrem Kopf, Kopfschmerzen breiteten sich wie ein Lauffeuer aus. Sie biss die Zähne zusammen, konnte noch weitermachen.
Das ist es. du hast es. Jetzt verdichte es. Verschließe es, lass nichts hinein.
Der Blitz schoss durch ihr gesamtes Nervensystem, legte sich über ihre Haut, wo sich violetter Nebel bildete. Ihre Silhouette verschwamm. Zwischen den Schwaden zuckten blaue Blitze über ihre Haut, der Raum um sie herum verzerrte sich, verdichtete sich. Dann war die Barriere geformt. Noch immer zuckten Blitze, Lyria spürte mehrere kleine elektrische Schläge. Aber die Barriere stand. Hielt. Ausatmen, einatmen. Los.
Sie bewegte sich rasch durch den Gang, hörte ihren Gegner schießen, spürte den Einschlag der Geschosse. Auf ihrem Hals saß ein einziges, großes Pochen aus Schmerzen und Kribbeln. Sie musste weiter.
Nur auf die Barriere konzentrieren. Nur auf den Weg. Jetzt rechts. Gegner!
Sie warf sich nach vorn, das biotische Feld prallte gegen ihren Widersacher, ein Blitz, heftiger Schlag. Schmerzen. Lyria taumelte zurück. Sie spürte, wie ihr Blut aus der Nase lief. Das Feld flackerte.
Na los Süße, nun komm schon! Du hast diese Energie in dir, konzentrier' dich nur auf sie. Forme sie. Lass sie deinem Willen folgen.
Die Pilotin grunzte. Dann setzte sie sich langsam wieder in Bewegung.
Flur runter. Durch den Empfangsbereich. Haupttor. Raus.
Sie stolperte die Stufen dahinter hinab, der Schwindel setzte wieder ein, sie versuchte sich mit allem abzufangen, was sie hatte.

Lyria besaß nur eine sehr begrenzte Kontrolle über ihre Fähigkeiten. Nun, mit einer Kopfverletzung, praktisch gar keine. Nur ihre unglaubliche Willenskraft hielt die Barriere noch aufrecht. An und für sich war mangelnde Kontrolle ja nicht schlimmes, es ging nicht wenigen Asari so. Wäre ihr biotisches Potential nicht so gewaltig gewesen. Die Pilotin ahnte es nicht, aber durch eine reinblütige Mutter und einen Vater, der zwar E-Zero ausgesetzt worden war aber keinerlei Fähigkeiten daraus entwickelt hatte, hatte sie Unmengen an Energie geerbt. Und obwohl sie noch ziemlich jung war, wäre sie, unter den richtigen Voraussetzungen, in der Lage gewesen, es mit einer doppelt bis dreimal so alten Biotikerin aufzunehmen. Aber unter den Gegebenen, mangelhaft mit ihren Fähigkeiten vertraut, verletzt, erschöpft...

...gab es einen ohrenbetäubenden Knall, als sie das Taxi berührte. Die Barriere verpuffte in einem gleißenden Blitz, die Anwenderin wurde zurückgestoßen und stürzte.

Schwärze.

Hämmer krachten von innen gegen ihren Schädel, ihre Schulter brannte. Schon jetzt, noch mit geschlossenen Augen, war ihr schlecht. Kotzübel.
Lyria, du musst die Augen öffnen.
Ich kann nicht. So schwer...
süße, du musst!, die Stimme hallte dunkel, dumpf und dennoch mit schrillem Unterton durch ihren Geist. Blei lag ihr auf den Augen, eiserne Fesseln umschlangen ihre Glieder.
Du musst!
Ich ka...
DU MUSST! die Stimme verzerrte zu ihrer eigenen. Und langsam öffneten sich ihre Augen. Über ihr stand ein Drell...

15:40 Uhr

Kain Thalia
07.11.2012, 16:22
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow,
15:20 Uhr

Die filigranen Hände des Drell widmeten sich seinen Waffen und entsicherten die Mordinstrumente als der Aufzug sich langsam in Bewegung setzte. Kain war sich unsicher, ob es sich nur um Einbildung handelte oder ob der Fahrstuhl sich wirklich in Zeitlupe den Schacht hinaufkämpfte. Ihm kam es tatsächlich so vor, als würde die Schwerkraft alles daran setzen, damit sie nicht ihrem Ziel näher kommen würden. Geradezu schwerfällig kam die Mechanik ins Rollen während Thalia die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Konfrontation traf. Schnell huschten die feingliedrigen Finger, die man wohl eher bei einem Musiker als einem Mörder vermutet hätte, über das kühle Metall der Carnifex. Als wäre er eine Maschine, die Stufe für Stufe ihres Arbeitsprotokolls abarbeitete, verschwand eine der Handfeuerwaffen wieder an der für sie vorgesehenen Stelle seines Kampfanzuges ehe der grüne Schuppenträger nach einer der besagten Rauchgranaten griff. Hinter seiner Recon Hood wanderten die schwarzen Augen erst zu Jekaterina und dann zu Lyria. Ihr Schicksal liegt nun in deinen Händen, Kain. Ihr Überleben hängt hauptsächlich von dir ab. Du hast so viele Leben genommen, nun ist es an der Zeit umzudenken, dachte der Attentäter als der Aufzug etwas ruppig zum Stehen kam. Bereits den Bruchteil einer Sekunde später erschwerten dicke Rauchschwaden die Orientierung. „Los!“, durschnitt die Stimme des Drell die dicke Nebelwand. Lassen wir den Tanz beginnen

Dieser Moment gehörte zu solchen, die in einem guten Actionfilm in Zeitlupe und meist mit irgendwelchen altmodischen - aber dafür umso monumentaleren- Musikstücken unterlegt dem Zuschauer präsentiert wurden. Die Recon Hood schaltete automatisch auf Wärmesicht als Thalia seinen linken Arm ausstreckte und einen Schuss genau im Takte der nicht vorhandenen Musik in Richtung des Feindes abfeuerte. Langsam setzte der Assassine einen Fuß vor den anderen, so als hätte er jede Zeit der Galaxie um aus diesem verfluchten Aufzug auszusteigen. Ein Zwischenton. Ein Schritt. Projektile sausten knapp am Kopf des Drell vorbei und schnitten beiläufig das Energieschild, welches von der kleinen Gerätschaft verstärkt wurde, die unweit des reptilienartigen Geschöpfs auf dem Boden lag. Reflexartig drehte sich Thalia um die eigene Achse und entging somit einem weiteren Treffer. Noch aus der Bewegung heraus wurden erneut zwei schnelle Schüsse abgegeben. Der erste traf die Brust, der andere erwischte den Schädel des Feindes, welcher rechtzeitig zum Paukenschlag auf seine Knie fiel. Ein Schild oder eine biotische Barriere hatten den Glückspilz vor dem frühzeitigen Ausscheiden aus der Komposition bewahrt. Immer noch geschah alles um Nereus herum als würde es sich durch den zähen Zeitstrom mühen, weshalb der völlig in schwarzgekleidete Drell wie ein Geist inmitten dieses Rauches erscheinen konnte und das innere Feuer des angeschlagenen Feindes rechtzeitig mit dem Einsätzen der Streichinstrumente ausblies. Ein roter Schweif benetzte den Rauchwall und regnete in vereinzelten Tropfen gen Erde.

Eine zarte, engelsgleiche Frauenstimme erhob sich in dem imaginären Musikstück, als plötzlich ein Haufen aus Splittern und Schrott um den Todesbringer herumgeschleudert wurde. Thalia war fasziniert von dem Anblick der schwebenden Partikel, die so langsam flogen, dass man den Eindruck gewann, man könne sie mit bloßen Händen buchstäblich aus der Luft pflücken. Ein schriller Ton kratzte an den Gehörgängen als den Killer etwas von den Beinen riss.

Der harte Aufprall auf dem kalten Boden wurde von einem weiteren Paukenschlag untermalt. Die Dissonanz hielt an, als sich eine unbekannte Person in das Sichtfeld des Drell zwängte und zuschlug. Kains Kopf wirbelte im Takte der Musik während Wellen des Schmerzes sich in seinem Körper auftürmten, um dann grausam seinen Verstand unter sich begraben zu können. Ist das Blut auf meinen Lippen? Dann wurde es still. Man nahm ihm die Orientierung, riss ihm die Maske mit dem wegweisenden Wärmebild vom Gesicht. Ganz so als hätte man ihn mit einem Fingerschnipsen aus seiner Trance gerissen, wurde der Attentäter wieder in die Echtzeit katapultiert. Auch wenn der Rauch nicht erlaubte, dass man nur die eigene Hand vor Augen sehen konnte, so war Thalia das schelmische Grinsen des anderen Drell nicht entgangen. Zum Glück auch nicht die Klinge, die in erstaunlicher Geschwindigkeit auf ihn niedersauste. Zielsicher und ohne eine Miene zu verziehen packte Nereus das Handgelenk seines Gegners und nutzte den Schwung des Hiebes, um die Klinge neben seinen Körper zu lenken. Der Stahl durchschnitt die Haut am linken Oberarm von Thalia, doch das hatte ihn in diesem Moment nicht zu interessieren. Seine Prioritäten sahen ganz anders aus. Schließlich besaß nicht nur der Feind ein Faible für scharfe Messer. Wie ein Raubtier fuhr Kain seine Krallen zum Gegenangriff aus und schlug nach dem Kopf des Feindes. Noch während der Bewegung öffnete sich die Hand von Nereus und eine Klinge blitzte unterhalb seines Handgelenks auf. Zwei Paar schwarze Augen weiteten sich erwartungsvoll. Das kühle Metall trieb sich tief in den Hals des feindlichen Infiltrators und enthauptete diesen beinahe. Ein gurgelndes Geräusch. Blut, welches wild umherspritzte, besudelte den Killer am Boden.

Ohne Zeit zu verlieren warf Kain den Toten von sich und tastete im dicken Nebel nach seiner Recon Hood. Die langen Finger stocherten blind in der weißen Masse umher. Gerade als sie scheinbar etwas gefunden hatten, bissen die Zähne von Thalia wieder auf seine Lippen, doch dieses Mal um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Wieder schmeckte er Blut als ein fremder Fuß schmerzhaft auf seine Hand getreten war. Langsam und scheinbar genüsslich bohrte sich der Schuhabsatz in seinen Handrücken. Trotz der Dämpfung des Nebels, bildete Thalia sich das Geräusch bedenklich knirschender Knochen ein. Ebenfalls wich das Gefühl allmählich aus seiner Hand, der Schmerz verschwand leider nicht. Im dichten Nebel leuchtete eine kleine Stelle blau-schwarz auf als der Auftragsmörder seine Biotik einsetzte, um den Peiniger von seiner Hand zu befördern. Erleichtert stellte der Drell fest, dass er den Angreifer erfolgreich von den Beinen gerissen und somit die Tortur ein Ende hatte. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Biotik stellte die Tatsache dar, dass sie eine Schneise in den Rauch geschlagen hatte und somit nun eine etwas bessere Sicht herrschte solange bis sich der Nebel wieder verdichten würde. Einen Wimpernschlag später waren die beiden Krieger wieder auf den Beinen und schauten sich kurz gegenseitig an. „Sie sind leider nicht in der besten Verfassung, Nereus. Aber vielleicht wird es trotzdem ganz unterhaltsam“, erhob der Fremde die Stimme. „Ich gebe mein Bestes. Sie hoffentlich auch?“, erwiderte Nereus. Die Muskeln von Thalia spannten sich an, wobei Kain wie ein Kroganer wirkte, der sich bereit machte um auf seine Beute loszugehen. Thalia atmete tief ein, nahm die Ruhe vor dem Sturm in sich auf. Dann begann das Tänzchen.

Mit einem lauten Schrei stieß sich der feindliche Kämpfer ab und eilte auf den Attentäter zu. Die grünen Augenlider von Nereus schoben sich über seine schwarze Leere. Er zählte innerlich die Sekunden und riss dann im richtigen Moment die Augen auf als eine Faust, die von einer bläulichen Aura umgeben wurde, auf ihn zu geschossen kam. Der Drell hatte mit einem biotischen Angriff gerechnet und rechtzeitig genügend Kraft gesammelt, um mit seiner eigenen Biotik zurückschlagen zu können. Die beiden Männer tauschten danach heftige Schläge aus, doch jeder wusste eine passende Antwort auf die Attacken des anderen. Ein blaues Spektakel bot sich inmitten des Raumes als jedes Mal die Körper der Biotiker sich berührten und daraufhin eine Art elektrischer Funken versprüht wurde. Zwar war der Feind gut einen Kopf größer als Kain, aber trotz seiner Körpergröße dennoch sehr beweglich, wie der Assassine feststellen musste als er das Tempo des Schlagabtauschs erhöhte. Und als wäre dies nicht genug, musste Nereus mitansehen wie der Hüne ihn vor sich hertrieb. Die fehlende Technik, macht er mit purer Kraft wett, ging es Nereus durch den Kopf, der für seinen unachtsamen Gedanken die Quittung erhielt. Der Drell flog bereits einen Moment später durch den Raum, knallte ungebremst mit dem Rücken auf den Boden und rutschte noch einige Meter zurück bis er in der Blutlache des getöteten Infiltrators zum Stoppen kam. Die Lungen von Nereus zogen sich zusammen, er bekam kaum Luft und sein Kiefer tat höllisch weh. Verfluchte Biotik. Finde deinen Fokus, Kai…. Thalia spuckte Blut

„Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich berauschend. Es fiel mir schon immer schwer die Geschichten über den sagenumwobenen Nereus zu glauben. Und scheinbar sind sie ja auch alle frei erfunden“, meinte Kains Gegner, der langsam auf den immer noch am Boden liegenden Drell zu schritt, „Nun bringe ich wenigstens diese Geschichte zu ihrem verdienten Ende“ Der Hüne zog seine Waffe und gab einen Schuss ab, der direkt zwischen den Augen von Nereus in den Kopf eingedrungen wäre, wenn dieser nicht die Verschnaufpause genutzt hätte, um die schützende biotische Barriere zu verstärken. Der Feind lachte daraufhin und warf seine Waffe weg. „Dann töte ich sie eben auf die altmodische Art und Weise“, waren seine Worte gewesen. Der Mann sprintete. Der Mann schrie. Der Mann sprang. Und der Mann segelte über Kain hinweg. Nereus hatte den Anfängerfehler seines Feindes ausgenutzt und ihn mit dem Schwung, der aus dessen Sprung resultierte, auf Reise geschickt. Das Ende dieser Reise stellte ein Container dar, den das Gesicht des armen Kerls als erstes begrüßen durfte. Dafür dass nun eine blutige Schnittwunde das Gesicht des Mannes zierte, war dieser jedoch erstaunlich schnell wieder auf den Beinen, um dann die zweite herbe Überraschung zu erleben. Die Augen des Infiltrators starrten ungläubig an seinem Körper hinunter. Ein Messergriff ragte aus seiner rechten Brust. „Was? Wie?“, stotterte der Hüne, dessen zitternde Knie den Dienst quittierten. Seine Finger umklammerten fest den Griff, zogen die Waffe aus seinem Körper und tasteten die Wunde -ganz so als wäre sie durch reine Zauberei entstanden- ab. Das Sichtfeld des Gegners verlagerte sich von seinem Brustkorb zu der Stelle an der er Nereus vermutete. Doch auch damit lag er falsch. Langsam schlossen sich nun seine Augen als der Eindringling seinen Tod erwartete. Trotz der Kälte des Metalls, brannte der Lauf der Carnifex auf seiner Stirn. „Sie hatten Recht, es hat mir auch keinen Spaß gemacht. Das hat es noch nie“, waren die letzten Worte des Drell ehe er mit einem angesetzten Kopfschuss seinen Feind exekutierte.

Schwer ging der Atem des Assassinen, der über dem Leichnam thronte und immer noch die Waffe dorthin hielt, wo sich gerade der Kopf des Feindes befunden hatte. Elegant schlängelte sich eine kleine Rauschschlange aus dem Lauf der Carnifex, die wieder einmal tödlich zugeschlagen hatte. Weiter, du hast nicht ewig Zeit, mahnte der Drell sich zur Eile und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass die Zeit wohl sein größter Gegenspieler an diesem Mittag sein würde. Vorsichtig verstaute er die Handfeuerwaffe und bemerkte nun endlich, dass der Rauch seiner Granate sich gänzlich verzogen hatte. Die schuppigen und vor allem blutigen Lippen zeichneten ein schiefes Lächeln als der Drell seine Orientierung zurückgewann. Die schwarzen Iriden des Attentäters scannten seine Umgebung und aus Vorsichtsgründen beschloss der Drell den weiteren Weg unauffälliger zurückzulegen. Mit vor Erschöpfung zitternden Knien schlich Nereus zu dem Flur am anderen Ende des Raumes. Schmerzhaft fiel Kain zu Boden als seine müden Beine auf dem Untergrund wegglitten und er sich mit der verletzten Hand abstützen musste. Der von Kopf bis Fuß mit Blut bespritzte Schuppenträger krallte sich mit seiner gesunden Hand an der Wand fest und zog sich an eben dieser wieder auf die Beine, um kurz darauf sich flach mit dem Rücken gegen sie zu drücken. Ein vorsichtiger Blick um die Ecke verriet ihm was sich in dem kurzen Flur abspielte. Die dunklen Iriden von Nereus machten eine Frau, die sich gerade um die Tür zur Garage kümmerte, und eine weitere Person mit bläulicher Hautfarbe aus. Es fielen Schüsse, die den Drell zum Rückzug zwangen. Sie ist verletzt und fühlt sich in die Enge getrieben. Erkennt nicht wer Freund und wer Feind ist Nachdem er sich wieder in Deckung begeben hatte, atmete Kain tief ein und versuchte somit seine schwergehende Atmung wieder zu normalisieren. Es meldete sich der Schmerz in seinem Oberarm. Die Schnittwunde musste doch mehr Schaden angerichtet haben als anfänglich vermutet. Ein weiteres Mal würde er nicht wie ein wildgewordener Barbar auf seine Feinde losgehen, schwor sich Thalia. Schuster bleib bei deinen Leisten, erinnerte sich der Drell an die Worte von Jekaterina. Bemüht möglichst wenig Lärm zu verursachen, entledigte sich Nereus noch des Blutes, welches sich in seinem Mund angesammelt hatte, ehe er seinen Posten verließ und lautlos mit dem Schatten verschmolz als er Schritte hörte. Lyria schoss im nächsten Moment an ihm vorbei aus dem Gang hinaus. Das widerwärtige Geräusch abgefeuerter Schusswaffen begann augenblicklich den Raum zu erfüllen als die Asari ohne irgendeine Deckung auf dem Schlachtfeld erschien. Scheinbar musste Lyria einen weiteren Angreifer angelockt haben, als sie fälschlicherweise auf Kain geschossen hatte. Nichtsdestoweniger stellte der Drell erleichtert fest, dass die junge Asari ihre Barriere soweit im Griff hatte, dass sie sich unbeschadet ins Treppenhaus retten konnte.

In geduckter Haltung mit leicht angewinkelten Beinen, schlich also nun der Schatten lautlos auf sein nächstes Ziel zu. Er machte weiterhin Meter zu dem nichtsahnenden Opfer gut, welches drauf und dran war die Verfolgung der Asari aufzunehmen. Seine Muskeln spannten sich an, seine Sinne schärften sich. Sein Körper wäre bereit jederzeit zu zuschlagen, sollte der Feind doch noch rechtzeitig etwas von seinem Schleichangriff bemerken. Scheinbar war der Typ aber so sehr auf Lyria konzentriert, dass er gar nicht wusste, wie ihm geschah als sich seine Seele in der tiefen Finsternis verlor. Der Tote kippte vornüber, als Kain ihm mit einer kräftigen Bewegung das Genick gebrochen hatte. Leider gelang es Nereus nicht den Fall des Leichnams zu bremsen, so dass dieser einen Container lautstark zu Boden riss. Der Kopf von Thalia warf sich umgehend in die Richtung aus der der Angreifer vermutlich gekommen war und die schwarzen Augen verkleinerten sich zu angestrengten Schlitzen. Nichts zu sehen, dachte der Attentäter und war froh, dass seine Attacke nicht weitere Feinde angelockt hatte. Zustand kritisch. Leichtes Ziel. Tod wahrscheinlicher. Ich muss Lyria hinterher. Jeder Schritt rief Schmerzen im Körper des Drell hervor, doch Nereus hatte ein Ziel und deshalb würde er die heißen Nadelstiche in seinen Nervenbahnen solange wie möglich versuchen zu ignorieren. Als wäre nichts Besonderes geschehen durchschritt der Assassine den Vorraum und verzog keinerlei Miene als er über die teilweise schlimm zugerichteten Leichen seiner toten Feinde steigen musste. Die Seelen dieser Bastarde waren es einfach nicht wert auch nur einen einzigen Gedanken an die vergangenen Kämpfe zu verschwenden. Im Aufzug angekommen, betätigte Thalia mit seiner gesunden Hand die Steuerung und surrend schlossen sich die Türen der Kabine, damit der Aufzug sich in Bewegung setzten konnte. Schließlich hatte der Assassine sich bewusst für den Aufzug entschieden, um somit die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich hatte nie vor mit der Asari und Doktor Orlow in ein Shuttle zu steigen. Ich wollte weiterhin die Aufmerksamkeit unserer Gäste auf mich ziehen, damit sie unbeschadet fliehen können. Und wieder habe ich versagt In Wirklichkeit fühlte Kain heiße, brennende Wut in sich aufsteigen. Er hasste sich dafür, erneut einen seiner Pläne nicht erfolgreich durchgeführt zu haben, versuchte aber mit einem Kopfschütteln diese Gedanken loszuwerden. Zur Ablenkung betrachteten seine Augen die verletzte Hand. Vorsichtig ballte der Assassine sie zu einer Faust. Als dies Schmerzen hervorrief, spürte der Drell so etwas wie Zufriedenheit. Er hatte diese Strafe seiner Meinung nach verdient. Scheinbar ist sie nicht gebrochen. Sowohl Kraft als auch Präzision werden aber unter der Verletzung leiden. Wenigstens sind der andere Arm und die andere Hand voll funktionsfähig geblieben

Wie ein Einbrecher, der bei seinem Diebstahl auf Zehenspitzen ging, bahnten sich Nereus den Weg ins Treppenhaus und begann den restlichen Aufstieg zu Fuß, um dem Gegner nicht in die Falle zu laufen. Immer mal wieder warf der Drell einen Blick über seine Schulter, um mit Argusaugen sicherzugehen, dass in der Dunkelheit nicht irgendwelche versteckten Gefahren lauerten. Behutsam setzte der Attentäter einen Fuß vor den anderen, um möglichst kein unerwünschtes Geräusch zu verursachen und hoffte dass er dabei immer noch schnell genug war, um nicht oben den leblosen Körper seiner asarischen Pilotin vorfinden zu müssen. In der gewünschten Etage huschte der Schleichkünstler an einer offenen Tür vorbei, aus der ein Lichtkegel in das Treppenhaus schien und drückte sich mit dem Rücken neben den Türrahmen. Vorsichtig schlüpfte Thalia mit gezogenem Messer in das Zimmer, doch bereits kurz darauf steckte er seine Waffe wieder weg, als er sich erhob und an den OP-Tisch herantrat. Lag ich also richtig. Ein letzter Blick wurde zur Tür geworfen um sicherzugehen, dass niemand das Wiedersehen mit Geist stören würde. Die feingliedrigen Finger eines Künstlers griffen nach einem Skalpell, welches neben dem Tisch lag. Keine losen Enden, ging es Nereus durch den Kopf als er inmitten des klinisch weißen OP-Saals den schlummernden Turianer betrachtete, dessen Brustkorb sich langsam hob und senkte. Gerade als der Drell zum entscheidenden Schnitt ausholte, fiel ihm aber ein, dass es sicherlich schlau wäre die Gerätschaften, die die Vitalfunktionen von Geist beobachteten, auszuschalten, da diese ansonsten unschöne Geräusche von sich geben würden. Nachdem also dieses Hindernis aus dem Weg geräumt worden war, setzte ein sauberer Schnitt der Existenz des Turianers ein Ende. Die Schmerzmittel mussten so stark gewesen sein, dass Geist nicht mal spürte wie langsam das Leben aus ihm schwand. Sein Brustkorb hob sich schließlich an und senkte sich daraufhin noch zwei, drei Mal ehe er ruhig liegen blieb. Ohne einen Moment der Andacht, legte daraufhin Thalia das Arztbesteck zur Seite und begab sich in schleichender Körperhaltung wieder hinaus in das Treppenhaus um Lyria einzuholen.

Irgendetwas in Kain sagte ihm, dass er seine blaue Freundin draußen beim Taxi finden würde. Sie wollte ihre persönlichen Sachen holen. Es musste so sein, denn nichts anderes hätte in Lyrias Zustand die Mühen gerechtfertigt, welche die junge Asari momentan unter Einsatz ihres Lebens auf sich nahm, folgerte der Drell als er ein Fenster öffnete. Und so sollte Kain feststellen, dass er bereits ein zweites Mal an diesem Mittag richtig gelegen hatte, als er ein bläuliches Alien erspähte, welches bei dem Taxi lag. Einen Wimpernschlag später war der ehemalige Diplomat beim Gefährt angekommen und widmete sich seiner Pilotin. Kain reichte der Verletzten seine unbeschadete Hand, damit diese aufstehen konnte. „Jekaterina befindet sich schon beim Shuttle?“, fragte der Drell sofort. Er musste einfach wissen wie es der Menschenfrau ging. Wäre sie verletzt oder getötet worden, könnte er es sich nicht verzeihen versagt zu haben. Als Lyria ihm die erlösende Antwort gab, seufzte der sonst so gefasste Attentäter erleichtert. „Schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren, Lyria. Sie gehen bitte nun zu dem Shuttle, ich habe hier noch etwas zu erledigen“, erklärte sich der Assassine und zeigte mit seiner unverletzten Hand auf die Eingangstür.


15:41Uhr

Lyria Barian
08.11.2012, 16:39
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow,
15:41 Uhr

Nereus...? Lyria blinzelte nochmal. War er es wirklich oder ein weiterer Angreifer? Grelles Licht drang in ihre Augen, davor zeichnete sich, undeutlich und verschwommen, der Drell ab. Blinzeln. Dunkelheit.

„Jekaterina befindet sich schon beim Shuttle?“

Die Asari zuckte zusammen, Schmerz prallte wie ein Pingpong- Ball von den Innenwänden ihres Schädels ab. Ihre Augen flatterten. war wohl kurz weg...
Dann erst erreichte die Frage ihr Hirn. Sie wollte antworten, doch alles, was sie ihren Lippen entringen konnte war ein undeutliches Grunzen. Ihr Mund war trockener als ein Alkoholiker auf kaltem Entzug. Sie leckte sich über die Lippen, der süßlich- herbe Geschmack von Blut breitete sich in ihrer Mundhöhle aus.
"Ja." Oder zumindest hoffte sie das. Schließlich hatte sie den Doktor ziemlich überstürzt in die Garage gestoßen. Ihre Augen funktionierten zwar allmählich wieder, dafür schien es ihr Hörorgan schlimmer erwischt zu haben. Oder hatte der Drell tatsächlich gerade geseufzt?

„Schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren, Lyria. Sie gehen bitte nun zu dem Shuttle, ich habe hier noch etwas zu erledigen“
Jetzt registrierte sie die Hand, die er ihr schon geraume Zeit anbot. Sie wollte aufstehen. Ohr wurde augenblicklich schwindlig, in ihrem Magen rumorte es. Ihr war kotzübel, auch wenn sich zeitgleich ein flaues Hungergefühl in ihre Eingeweide fraß. Sie verfluchte ihre biotischen Fähigkeiten in allen ihr bekannten Sprachen. Langsam, unkoordiniert und schwankend brachte sie sich in eine sitzende Position.
"Vergiss es, Nereus. Ich bin fertig.", krächzte sie tonlos. Sie hatte so gut wie keine Kontrolle mehr über ihren Körper, die Barriere hatte sie das letzte Quentchen Kraft gekostet. Sie hob den Blick. Schweiß, Dreck und Blut klebten ihr im Gesicht. Dann geriet ihr Oberkörper ins Kippen, eh sie sich versah prallte sie mit der Schulter gegen die Hülle des Taxis.
Taxi?
Ihre Augen, fast wieder ganz geschlossen, öffneten sich plötzlich so weit es ging. Sie schaute den Drell an.
"Meine Tasche! Im Kofferraum."
Mit etwas Glück waren sie noch drin. DIE könnten ihr helfen...

Kain Thalia
15.11.2012, 15:43
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow: Außenanlage,
15:42 Uhr

Der Drell blickte abwechselnd von seiner Hand zur Asari, als diese ihre biotischen Fähigkeiten verfluchte und mit aller Kraft versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Ihre unkontrollierten Biotiken sind immer noch eine tickende Zeitbombe. Falls ich noch länger gedenke mit ihr zusammen zu arbeiten, sollte ich ihr helfen die Kontrolle über ihre Kräfte zu erlangen. Ansonsten tötet sie eventuell nicht nur sich
"Vergiss es, Nereus. Ich bin fertig“, erklang die Stimme einer Asari, die körperlich und beinahe auch geistig völlig am Ende war. Die kalten Augen von Nereus suchten unbarmherzig den Blickkontakt mit den asarischen Juwelen in Lyrias Gesicht. Das tiefe Schwarz musste der Pilotin förmlich auf der Netzhaut brennen, um dann im nächsten Moment ein Meer aus Eis in ihr heraufzubeschwören. „Verstehe“, lautete die knappe Antwort des Attentäters, der trotz alledem wachsam die Umgebung mit seinen anderen Sinnen überwachte. Waren das wirklich Vögel, die er gerade zwitschern hörte? Die Idylle des Gartens von Jekaterina wirkte angesichts der angespannten Lage reichlich deplatziert. Merkwürdig sie müssten längst die Kontrolle über die Systeme übernommen haben und doch ist nichts geschehen. Entweder wollen sie uns in das Haus und somit in die Falle locken oder aber sie sind alle glücklicherweise von mir getötet worden. Thalia warf über seine Schulter einen Blick zum Haus. Niemand war zu sehen. Doch ich werde nun nicht damit anfangen an glückliche Fügungen zu glauben
"Meine Tasche! Im Kofferraum.", meinte Lyria zu Nereus und riss diesen somit kurz aus seinen Gedanken. „Falsch“, korrigierte der Drell die Asari kurzsilbrig und versuchte die Bilder der turianischen Leiche, die sich anstelle der Tasche im Kofferraum befand aus seinem Kopf zu verbannen. Das jahrelange mentale Training kam dem Attentäter dabei natürlich zu gute.
Mittlerweile hatte Kain seine Hand wieder am Körper anliegen als er an der Pilotin vorbeischritt und einen Blick in das ramponierte Gefährt warf. Tatsächlich befand sich Lyrias Rucksack - genauso wie es der Assassine in Erinnerung hatte - auf dem Rücksitz des Skycars. Die feingliedrigen Finger der gesunden Hand des Drells legten sich augenblicklich um den Türgriff, um so Zugriff auf das teure Gut zu erlangen. Doch leider bewegte sich die Tür keinen Millimeter, da sich anscheinend das Chassis während ihrer Flucht aufgrund der Trümmereinschläge verzogen haben musste. Für den sonst so eleganten Künstler untypisch, riss Kain ein weiteres Mal unter erhöhtem Krafteinsatz an der Tür, die schlussendlich nachgab. Gerade als der Schuppenträger die Tasche zu fassen bekam, drang das Geräusch von Triebwerken an seine Ohren, welches ihn sofort herumfahren ließ. Thalia traute seinen Augen nicht, als er das Shuttle, welches genau genommen ein kleiner Transporter war, aus der Garage aufsteigen sah. Wie gebannt folgten die Iriden des Killers dem Flugobjekt, welches eine kleine Schleife in der Luft drehte ehe es in der Nähe des Skycars landete. Der Mantel von Kain wirbelte im starken Wind der Triebwerke umher als der Rucksack von Lyria neben dieser auf den Boden glitt. Die Lippen des Drell zeichneten das gewohnt schiefe Lächeln, da anscheinend Jekaterina die Flucht gelangen war und diese sie nun abholen würde. Etwas erschöpft ging Nereus auf den Transporter zu während sich dessen Ladeklappe öffnete. Dann blieb der Assassine abrupt stehen.

Jekaterina fiel buchstäblich aus dem Transportmittel, schlug sich die Knie auf dem letzten Abschnitt der Laderampe auf ehe sie mit dem Gesicht voran im Gras ihres eigenen Gartens landete. Kain ballte seine unverletzte Hand zu einer Faust als der Grund für das sonderbare Aussteigen ebenfalls auf der Laderampe erschien. Der Kroganer schritt langsam mit gezogener Waffe auf die Menschenfrau zu und grinste über sein ganzes Gesicht. „Schön, dich wiederzusehen, Kain“, brummte die tiefe Stimme des Reptils. „Es drang sich mir immer mehr der Verdacht auf, dass dieser Angriff deine Handschrift trug und doch hatte ich gehofft, dass unser Zusammentreffen unter angenehmeren Umständen erfolgen würde“, antwortete der Drell und verfolgte die Bewegungen des Kroganers. „Unter angenehmeren Umständen, alter Freund?“, lachte das über zwei Meter große Alien als es Jekaterina an den Haaren packte und auf die Knie zwang, „Ich finde wir haben genau den richtigen Zeitpunkt abgepasst um über alte Zeiten zu plaudern“ Jekaterina schrie aufgrund der rüpelhaften Behandlung laut auf, da mittlerweile die Schmerzmittel in ihren Blutbahnen nachgelassen hatten. Gleichzeitig zuckte Thalia etwas zusammen, was dem Kroganer natürlich nicht entging. „Oh, wusste nicht, dass das kleine Schätzchen dir etwas bedeutet. Entschuldige bitte, früher hast du dir doch auch nichts aus Weibchen gemacht“, scherzte die Echse und musterte seine Beute ganz genau. „Zeiten ändern sich, Orkarr“, entgegnete Thalia und hatte dabei wirklich Schwierigkeiten seine aufsteigende Wut nicht in seinen Worten mitklingen zu lassen, „Lass sie gehen. Sie hat damit nichts zu tun, Kroganer“.

Der Magen von Kain zog sich schmerzhaft zusammen als der Lauf der Kroganerwaffe über den Hinterkopf von Jekaterina strich. Jeder Augenblick könnte der Letzte sein in dem er seine Exfreundin noch lebend gesehen hatte. Aus den Augen der Menschenfrau schossen unaufhörlich die Tränen, sie sah aufgrund des geronnen Blutes in Kombination mit dem Schmutz gar furchtbar aus. „Bitte, bitte bii…“, weinte die Frau Doktor und blickte dem Assassinen dabei an als würde sie Hilfe bei ihm suchen. „Dein Vater vermisst dich, Kain. Auch wenn er dich bereits durch etliche andere Drell ersetzt hat, wirst du wohl immer sein Lieblingskind bleiben. Er hat schlussendlich doch deinen Wert erkannt und daher soll dich nach Hause holen“, Orkarr ließ die Waffe den Hals der Ärztin entlang wandern, „Auch ich muss zugeben, dass du wohl mein bester Schüler warst. Weißt du noch damals die guten alten Zeiten? Wie aufgeregt du warst nach deinem ersten Mord? Natürlich weißt du das, du elender Bastard kannst ja gar nicht vergessen“ Nereus spürte wie sich seine Muskeln anspannten und dunkle Energie sich in seiner Hand bündelte. Sein inneres Feuer war zurzeit dermaßen am Wüten, dass die blau-schwarze Aura, die seine Hand umgab, sehr bedrohlich aussah. Dem Koloss war dies natürlich nicht entgangen und sein diabolisches Grinsen verzerrte sich noch mehr. „Wird mein Musterschüler etwa wütend?“, fragte der Kroganer und drückte die Waffe nun gegen den Rücken seiner Geisel, „Ich habe immer diese Emotionslosigkeit gehasst, die man dir aufzwängte. Du hast nie gelebt, Kain. Du warst schon immer tot. Mal sehen ob dich das wieder unter die Lebenden bringt“. Die schwarzen Augen des Drell weiteten sich und Nereus versucht das Unausweichliche noch zu verhindern in dem er seine biotischen Kräfte entfesselte um Orkarr zu entwaffnen. Doch er war zu langsam.

Ein dumpfer Schuss. Ein schriller Schrei. Das Geräusch herunterfallender Kühleinheiten. Ein dumpfer Schuss. Stille.

Das biotische Geschoss schlug fulminant ein und ließ die Barriere von Orkarr lichterloh aufflammen. Der Riese blieb aber standhaft. Kain streckte seine Hand aus als könnte er nach Jekaterina greifen, doch die Menschenfrau schien unerreichbarer denn je. „Nein“, brüllte der Attentäter und dann wurde dieser Schalter in seinem Kopf umgelegt. Der Drell war nicht mehr er selbst, jegliche Kontrollmechanismen setzten bei ihm aus als er einen neuen biotischen Angriff formte. „Dafür lasse ich dich ausbluten, Kroganer“, erklang eine Stimme die nicht blutrünstiger hätte sein können. „Das werden wir noch sehen. Komm her!“, meinte Orkarr und schmiss unter seinem Kampfesgeschrei die Waffe weg. Der Drell schritt auf seinen Feind zu und schleuderte diesem einen Warp entgegen. Die biotische Explosion war gigantisch als das riesige Reptil mit einem Gegenangriff konterte, so dass Thalias Füße wegrutschten und er Mühe hatte sich auf den Beinen zu halten. Aber nicht nur der grüne Schuppenträger, sondern auch Orkarr musste um einen sicheren Stand ringen als es zur Explosion kam, denn mit dem kroganischen Häscher und dem Drellattentäter trafen in diesem tödlichen Duell zwei hervorragende Biotiker aufeinander. Die alten Wunden von Nereus brachen dabei auf, doch der Assassine fühlte keinen Schmerz. Er kannte ihn nicht mehr. Nur Hass, purer reiner Hass trieb ihn und ließ ihn an seine Grenzen gehen. Kain befand sich längst nicht mehr in der Realität. „Ha ha! Du bist besser geworden, Kleiner“, brüllte das Reptil als es auf Kain zu rannte. Nereus nahm die Herausforderung an und sprintete ebenfalls los. Elegant wie ein Vogel schwang sich der Drell vor dem Korganer in die Lüfte um dem Schlag des Fleischberges mit einer Flugschraube zu entgehen. Die grüne Hand leuchtete blau als sie auf die Rüstung des Feindes prallte und diese beachtlich am Rücken eindellte. Kroganisches Grunzen war die Antwort. Orkarr war für einen Kroganer nicht nur groß, sondern auch sehr wendig und so schoss sein Ellbogen in Richtung des Drellkopfs als sich der Koloss umdrehte. Im selben Moment jedoch ließ sich Thalia geschickt nach hinten fallen und entging somit dem gefährlichen Angriff. Vielmehr nutzte der Assassine den Schwung des Kroganers um diesen am Handgelenk zu packen und an sich heranzuziehen, so dass sich Orkarr mit seinem eigenen Plan konfrontiert sah und den Ellbogen des Attentäters küssen durfte. Trotz der nun blutigen Nase verschwand das Grinsen des Aliens nicht von dessen Gesicht. Begleitet von einem erneuten Schrei packten die kroganischen Hände ihren Feind um ihn dann durch die Luft zu schleudern. Schmerzhaft knallte Kain –wie einige Male zuvor an diesem Tag – mit dem Rücken gegen das Skycar von Lyria. Nichtsdestoweniger raffte sich Nereus wie durch ein Wunder wieder auf und fixierte mit seinen Augen das Ziel. Ein Messer flog durch die Luft und wurde als wäre es die einfachste Sache der Galaxie mit einer beiläufigen Armbewegung von Orkarr abgewehrt. Die kurzen Finger des außerirdischen Reptils winkten den Drellgegenspieler zu sich, damit der Tanz weitergehen konnte.

15:53 Uhr

Lyria Barian
18.11.2012, 01:03
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow
15:44 Uhr

Zuerst starrte Nereus sie nur an. Einfach an. Aus diesen unendlich schwarzen, kalten Augen. Lyria fühlte sich an ihre Ausbildungszeit erinnert. Wie die der Ausbilder taxiert hatte... Eine Asari zwischen all den Turianern... Der Drell starrte sie auf dieselbe Weise an. Abschätzend. Bewertend. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie starrte erschöpft zurück, schluckte hart. Würde aber nicht weggucken. In ihren Blick stand es geschrieben:
Fick dich doch einfach.
"Falsch."
Die Asari hob eine Augenbraue. Hatte sie laut geredet? Aber der Attentäter meinte lediglich ihre Tasche, nicht ihre rein subjektive Situationseinschätzung. Während er sich an der Taxitür zu schaffen machte, lehnte die Pilotin den Kopf gegen das Skycar und atmete noch einmal tief durch. Ihr war immer noch kotzübel. Gleichzeitig knurrte ihr Magen, ihre Hände waren kalt, sie spürte ein Zittern im Nacken und heiße Nadeln hinter der Stirn stecken. Die Kopfschmerzen waren echt übel, als würde ein Triebwerk direkt neben ihr gezündet werden, oder...
Moment mal! Das Treibwerk war gar nicht in ihren Kopf! Stattdessen schwirrte gerade ein Shuttle heran landetet auf der anderen Seite des Taxis. Die Tasche landete vor ihren Füßen, sie sah den Drell gerade noch um das geparkte Shuttle herumgehen. Sie konnte nicht sehen, was sich jenseits des Shuttles abspielte und alles was sie hörte war ein dumpfes, dröhnendes Wummern. Erst mal egal. Die Tasche.
Sie langte nach vorn, griff ins Leere. Erst beim dritten Versuch gelang es ihr, das verdammte Ding zu öffnen.
Ein Mantel. Oberteil, Hose. Bild. Leck mich doch, sie müssen noch irgendwo hier sein... Sie gab die Hoffnung gerade auf, als sie mit klammen Fingern die Packung ertastete. Ein Seufzer entfuhr ihren Lippen. Sie öffnete die Büchse der Pandora, die den Stein der Weisen, dass Allheilmittel enthielt. Ihre Hand zitterte, als sie die objektgewordene Hoffnung aus der Schachtel befreite, sich in den Mund steckte und anzündete. Herber Rauchgeschmack füllte ihre Mundhöhle, sie schloss die Augen und inhalierte tief.

Man hätte sie bestenfalls als 'Gelegenheitsraucherin' bezeichnen können, eine wirklich heftige Phase mit den Glimmstängeln hatte sie nie gehabt. Aber an manchen Tagen, da war der einzige Lichtblick eine Zigarette. Und bei der ewigen Verdammnis, dieser beschissene Tag gehörte von vorne bis hinten dazu. Ihre Muskeln entspannten sich, der Hunger blieb, die Übelkeit nahm nur wenig ab, dafür meinte sie, dass das zittern nachließ. Vielleicht auch nur Teil der süßen Illusion. Völlig gleichgültig. Sie hatte kaum zweimal inhaliert, als sie den Schuss hörte. Ein erstickter Schrei. Gefolgt von einem schrillen

"Nein!"

Sie riss die Augen auf. Das erste Dutzend Flüche ausstoßend, das ihr in den Sinn kam versuchte sie, sich in Bewegung zu setzen. Ihre Beine gehorchten, wenn auch nur unter Protest. Vorsichtig stützte sie sich an dem Shuttle ab, schob sich langsam nach vorn, bis zu dem Kofferraum. Sie riskierte einen Blick hinüber und was sie sah, lies sie in Eiseskälte erstarren.
Die Ärztin, Dr. Orlow, lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Rasen, eine blutrote Blume erblühte unter der Frau. Die Blüte breitete Blatt um Blatt aus, der Blutverlust war gewaltig. Und diese dunkle, selbstsichere Stimme in ihrem Kopf flüsterte, dass es ihre Dickköpfigkeit gewesen war, die die Frau das Leben gekostete hatte. Oder wer hatte sie denn ohne Deckung in die Garage gestoßen? Dieses dunkle Gefühl sickerte durch ihren Geist, verschaffte ihr aber auch eine kalte, bittere Klarheit. der Schwindel war weg. Das Dröhnen noch da, aber leiser. Dahinter hörte sie Stimmen der Vergangenheit:
"Nicht so schnell! LYRIA! NICHT SO SCHNELL!"
Kelvins letzte Worte. Ihr Fehler.

Sie verließ ihre Erinnerungen und konzentrierte sich auf die Szene vor ihr. Nereus preschte auf einen Kroganer zu, dunkle Schemen wirbelten um die beiden Gestalten, immer wieder unterbrochen von grellen, kleinen Blitzen. Gerade packte der gewaltige Kroganer den Drell und warf diesen wie eine Spielzeugpuppe durch die Luft. Sein Aufprall war hart, das Taxishuttle mittlerweile völlig verkehrsuntauglich.
Fuck. Was mach ich jetzt?
Sie musste Nereus irgendwie helfen, der Drell sah nicht gut aus und diesem Kroganer ging es viel zu gut. Das Problem war, dass es ihr noch viel miese ging als dem Attentäter. Der war allerdings wütend, Zorn bedeutete, dass er Fehler machen würde. Gegen einen kaltblütigen Gegner hatte der Drell so keine Chance. Und oh Scheiße, dieser Kroganer war ruhig. Kaltblütig. Überraschend diszipliniert. Sie musste irgendetwas tun.
Biotik keine Option. Nahkampf unmöglich zu gewinnen. Bleibt die Pistole.
Plötzlich flog ein Schemen durch die Luft. Zwar konnte der Kroganer das Messer ohne Probleme abwehren, aber es erinnerte die Asari an etwas.
Messer. Werfen ineffektiv. Aber wenn ich nah genug rankomme und er nicht mit mir rechnet... Im schlimmsten Fall wäre er abgelenkt, sodass Nereus ihn erledigen konnte. Aber sie musste ungesehen an ihn heran.
Shutteltür!
Sie sackte mehr zurück als dass sie sich koordiniert bewegte, aber immerhon lag sie jetzt vor der Tür, die Nereus eben aufgerissen hatte. Sie schob sich auf die Rückbank, hoffte, dass sie niemand sah, dass der Drell noch etwas durchhalten würde. Rauchschwaden umneblten ihren Kopf, die Zigarette im Mundwinkel, das Messer in der Hand. Sie kauerte jetzt direkt hinter der gegenüberliegenden Tür. Ein tiefer Zug, dann hob sie den Kopf. Und starrte in eine wilde, verzerrte Fratze. Das Taxi erbebte, als der Kroganer dagegen prallte, ob von sich aus oder durch Nereus konnte Lyria nicht sagen. Aber die Echse war da, direkt hinter der Tür. Die Asari lies sich auf den Rücken fallen und trat mit aller verbliebenen Kraft gegen die Tür. Viel war’s nicht, aber die mitgenommene Chassis gab dennoch nach. Es klirrte, sie hörte ein Grunzen.
„Was zum…“, der Kroganer wischte sich etwas aus den Augen, dann sah er sie.
„Na sieh mal an. Wen haben wir denn da?“ Lyria spürte Panik in sich aufsteigen, doch noch hatte sie sich unter Kontrolle. Sie hob eine Hand.
„Hey Pizzafresse. Such dir nen anderen Tanzpartner, der Drell geht mit mir zum Ball.“
„Ach ja?“ Blauschwarze Schwaden umwirbelten des Kroganers Gestalt, sie Luft knisterte. Lyria gab ihm keine lange Pause, versuchte noch einmal zu treten, doch ihre Beine versagten den Dienst. Im letzten Moment erkannte sie, dass Flucht die einzige Möglichkeit war und rollte sich von der Sitzbank herunter, fiel auf den Bodenraum. Ein unglaublich schrilles Knirschen erdrang, das Transportmittel wurde heftig durchgeschaukelt. Das Messer glitt ihr aus der Hand, der Hühne war über ihr. Sie drehte den Kopf, blitze zuckten durch ihren Nacken.
„Komm her!“
Sie spuckte die Zigarette und traf genau sein Auge, er schrie auf. Dennoch war sie ohne Deckung, hatte keine Ahnung, wohin das Messer gefallen war. Sie hoffte, betete, dass Nereus bald eingreifen würde…

15:53 Uhr

Kain Thalia
21.11.2012, 12:36
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow: Außenanlage,
15:53 Uhr

Der Brustkorb des Attentäters hob und senkte sich relativ schnell, man sah dass der Atem des Drell nur schwer ging. Trotz aller Wut hatten ihm die kroganischen Angriffe doch körperlich zugesetzt und Thalia wusste nicht wie lange er diesen intensiven Kampf noch überstehen würde. Er wusste aber, dass er nicht eher ruhen würde bis dieses Duell einen eindeutigen Sieger hervorgebracht habe. Kain spuckte Blut, welches aus der Wunde seiner schuppigen Lippen stammen musste. Nichtsdestoweniger ruhten die schwarzen Augen auf dem kroganischen Monster, sie schienen beinahe fasziniert von dem Anblick. Nereus ließ sich nicht zweimal bitten, als Orkarr ihn mit seiner Handbewegung provozierte und so umhüllte der Biotiker sich erneut mit den bläulichen Funken und streckte seinen Geist nach einem der gehackten Sicherheitsmechs aus, die immer noch teilnahmslos in der Nähe des Skycars vor sich hin summten. Die anderen Droiden nahmen es nicht einmal zur Kenntnis, dass ein Objekt aus ihrer Netzwerktopologie entfernt wurde, als die Maschine anfing zu schweben. Daraufhin schleuderte die grüne Hand ihr Geschoss in Richtung des Feindes. Orkarr machte sich nicht die Mühe diesen Angriff abzuwehren, sondern kassierte den Treffer. Der Mech zerschellte wie ein marodes kleines Fischerboot an dem Kroganer, der wie ein Fels in der Brandung stand. Die metallischen Einzelteile schrammten zwar sowohl über die Rüstung als auch die Haut des Aliens und rissen teilweise tiefe Furchen, beeindruckten aber den gestandenen Krieger keineswegs. Nein, sie entlockten ihm sogar ein Lachen. In diesem Moment wurde klar, dass Orkarr lediglich zur eigenen Belustigung ein Spiel mit dem Drell trieb. Ein Spiel, dessen Ausgang zu diesem Zeitpunkt relativ vorhersehbar wirkte.

Mit dem Arm wischte sich der Koloss das Blut aus dem Gesicht und schritt langsam auf Thalia zu. Kain kam seinem Erzfeind entgegen, zückte aber mit der unverletzten Hand seine Carnifex. Die Waffe zitterte ungewohnt als wieder das Geräusch abgefeuerter Schüsse über das Anwesen hallte. Mehrere kurz hintereinander abgegebene Schüsse sausten durch die Luft während die beiden Kontrahenten aufeinander zugingen. Einige von ihnen fanden nicht ihr Ziel, die körperlichen Anstrengungen forderten nun ihren Tribut. Andere Projektile der Feuersalven schlugen ein und verpufften in der Panzerung. Nereus, einer der zielsichersten Attentäter dieser Galaxie, war nicht mehr in der Lage den großen Kopf seines Gegners zu treffen. Dann folgte die Antwort des Kroganers. Orkarr stieß sich mit seinen kräftigen Beinen vom Boden ab und sprintete los. Es wirkte als würde eine wildgewordene Herde ihr armes Opfer verschlingen und dann überrennen, als der bullige Körper den Drell rammte. Es ging alles so schnell, dass Kain gar nicht wusste wie ihm geschah, als seine Füße den Bodenkontakt verloren. Die Carnifex landete sanft im Gras als ihn erneut die starken kroganischen Hände packten. Orkarr rannte wie ein Wahnsinniger in den grünen Schuppenträger hinein, um ihn dann mit voller Wucht in das Skycar zu treiben. Instinktiv spannte Nereus seine Muskeln an, damit diese wenigstens einen gewissen Schutz beim Aufprall boten. Mit einem Schlag wurde ihm alle Luft aus den Lungen gepresst. Sein Blickfeld verschwamm und seine Gliedmaßen wirkten unglaublich schwer, sein Körper unglaublich schlaff. Der Kroganer trat nach geglücktem Angriff zwei Schritte zurück und gab sein Opfer frei, welches augenblicklich auf die Knie sank. Ein lautes Lachen ging von dem Alien aus, als Kain sich mit letzter Kraft wegrollte und somit einem Schlag auf das Gesicht entging. Die Bewegung des Assassinen war dabei aber so unkoordiniert, dass dieser nicht auf seinen Füßen, sondern mit dem Rücken im Gras landete. Gerade als die verschwommenen Bilder, sich wieder zu einem halbwegs klarem Ganzen zusammenfügten, erkannten die schwarzen Iriden des Killers eine Bewegung des Taxis. Wie durch Zauberhand knallte die Tür des Gefährts gegen die Riesenechse und ließ diese sogar ein wenig einknicken. Der Kroganer hatte wohl mit diesem Angriff nicht gerechnet. Fetzen einer kurzlebigen Konversation drangen an die Gehörgänge des Drell. Lyria, ging es ihm durch den Kopf.

Dann bebte das Skycar, die Asari hatte den Kroganer nun auch zu ihrem Feind gemacht. Auch wenn ich dich nicht retten konnte, Jekaterina, so werde ich wenigstens versuchen sie zu retten. Mit letzter Kraft kämpfte sich Nereus wieder auf die Beine. Die verletzte Hand hielt seine rechte Seite, die von unangenehmen Nadelstichen heimgesucht wurde. Die Andere ballte er zu einer Faust, welche augenblicklich von dunkler Energie umströmt wurde. Die nächste Szene würde definitiv unschön werden und Thalia hatte mehrmals in seinem Leben darüber nachgedacht, ob er diese Technik jemals wieder anwenden sollte. Biotik war schließlich ein Geschenk, das das Leben des einzelnen oder vieler erheblich erleichtern konnte. Und doch hatte diese grausame Galaxie sie verdorben, sie korrumpiert, es notwendig gemacht, dass man auf sie im Kampfe zurückgreifen musste. Sie wurde zum Fluch. Nichtsdestoweniger war Biotik schnell und tödlich. Beides Attribute, die ein Attentäter nur zu gut gebrauchen konnte. Die Augenlider des Drells schoben sich über dessen Augen während er den Angriff formte. Das Raubtier spürte die Energie, welche um ihn herum alles durchfloss und entschlossen griff Kain nach ihr. Diese Technik war anders. Sie war nicht schnell, sie brach niemandem das Genick oder riss ihn in zwei Hälften. Sie zerschmetterte nicht den Feind. Nein, sie ließ ihn leiden. Potenzierte die Schmerzen, entzog ihm die Lebensenergie und stärkte den Angreifer. Sie war grausam wie ein Parasit, der sich schmerzhaft seinen Weg in den Körper des Wirts bahnte und diesen bis auf den letzten Tropfen Blut aussaugte. Kain hatte damals nicht glauben könne wie ausgerechnet eine solch elegante Asari ihm eine dermaßen widerwärtige Form der Biotik beibringen konnte. Die Augen von Thalia öffneten sich langsam und die düstere Leere in ihnen wirkte noch finsterer als sonst. Schwarz wie die dunkelste Nacht funkelten sie bedrohlich im blutverschmierten Gesicht des Assassinen und verliehen diesem ein unnatürliches Aussehen. Durch seine Augen blickte man direkt in den tiefen Abgrund, der einen zu verschlingen drohte. Die Aura, welche den Drell nun umspielte, hätte nicht beängstigender und bedrohlicher sein können. Und doch besaß sie etwas faszinierendes, sie wirkte beinahe malerisch als sich ein langgezogener blauer Schweif um seinen Körper schwang. Die Faust löste sich und Nereus öffnete seine Hand, die auf Orkarr gerichtet war.

Der Kroganer widmete sich gerade der Asari als er plötzlich in seinen Bewegungen langsamer wurde. Seine Barriere war nach den vielen Angriffen zu schwach, um nun aufzuhalten, was Kain entfesselt hatte. Die Echse zog sich aus dem Taxi zurück und blickte den Drell ungläubig an. „Woher…wie? Arrrgh“, fragte der Feind ehe er sich mit beiden Händen an den Kopf fasste und sein Gesicht vor Schmerzen verkrampfte. Nereus rührte sich nicht. Er drang indes immer weiter in das Nervensystem des Kroganers vor und hinterließ auf seinem Weg nur verbrannte Synapsen. Die Beine des Koloss zitterten und gaben nach. Er fiel auf die Knie und ein animalischer Schmerzensschrei durchschnitt die Luft. Während das Alien einen Todeskampf ausfocht, raffte es sich dennoch wieder auf und schleppte sich zu Nereus, der scheinbar an Vitalität dazuzugewinnen schien. Man sah, dass Orkarr bei jedem Schritt unter höllischen Schmerzen leiden musste, doch dieser biss buchstäblich die Zähne zusammen und versuchte seinen Peiniger zu stören, um sich so aus dessen eisiger Umklammerung zu befreien. Schnaufend fiel der Kroganer erneut zu Boden und blieb direkt vor dem Drell im Gras liegen. Die kräftigen Finger des Verwundeten krallten sich in die Erde und hasserfüllt blickten die Reptilienaugen hinauf. Nereus thronte über dem Kroganer und starrte zurück. Heftiger als die schlimmste biotische Explosion trafen sich ihre Blicke, doch im Gegensatz zu Orkarr rührte Kain sich nicht. In diesem Moment wurde klar wieso ein Wesen wie Nereus von Pontos Ashynn geschaffen worden war. Nereus war ein Todesengel für den Schmerz, Leid und Tod in diesem Augenblick an Bedeutung und Faszination verloren hatten. Er war ein Wesen, welches nicht davor zurückschreckte den nächsten Schritt zu gehen um den Feind emotionslos auszulöschen ohne sich dabei von der Magie des Tötens irritieren zu lassen. Selbst der kaltblütige Orkarr, dessen Eingeweide sich anfühlten als würden sie brennen, hatte nicht mit solch einer Herzlosigkeit gerechnet.

Der Todesbringer blickte hinüber zum Skycar. „Lyria, ich habe nicht mehr die Kraft, um ihn eigenständig zu töten“, sprach Kain mit einer seltsam verzerrten Stimme, „Töten sie ihn!“

15:56 Uhr

Lyria Barian
26.11.2012, 22:26
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow: Außenanlage,
15:54 Uhr

Eine kräftige Hand hatte sie gepackt, Speichel tropfte auf ihre Jacke. Der Kroganer über ihr, keine Chance weiterzumachen. Das Ende war gekommen.
Hab bis zum Letzten gekämpft, du wärst stolz, Vater. Doch gerade als Lyria das Undenkbare tat und sich ihrem Schicksal fügte, passierte etwas seltsames: Die Augen der Echse wurden weit, schienen in die Ferne zu blicken, er ließ die Pilotin los und drehte sich um. Dumpf prallte sie auf den Boden, die Welt hüpfte auf und ab. Ein Grunzen bahnte sich seinen Weg von ihren Lippen. Sie lag auf dem Rücken. Keine Kraft mehr, aber irgendetwas passierte. Und es war überlebenswichtig, dass sie mitbekam was.

Na los hoch mit dir!
Warum kannst du nicht einmal die Klappe halten?
Immerhin geht es hier um meinen Hintern.
Du mich auch!

Dennoch hob sie langsam den Arm, griff nach der Rückbank, drückte sich allmählich nach oben. Langsam, mit zitternden Muskeln kam sie zum Sitzen. Dann fuhren Nadeln in ihren Kopf, schossen durch ihren Schädel und zerfetzten ihr Trommelfell. Ihre erste Reaktion war, sich die Hände auf die Ohren zu pressen, doch in ihrer derzeitigen Lage fielen diese reglos nach unten. Der Schrei des Kroganers würde sie noch Tagelang verfolgen. Doch bald schon ließ der helle Pfeifton wieder nach. Jetzt konnte Lyria die Gestalt des Bastardes sehen, ein Häufchen Elend.
Er lag bäuchlings vor Nereus im Gras, schwarze Schwaden stiegen von ihm auf, fast wie Feuer. Lyria schluckte hart. Sie hatte so etwas schon einmal gesehen, und es war nicht schön gewesen. Was Nereus da tat war so ziemlich die übelste Art jemanden zu töten, die die Asari sich vorstellen konnte. Abgesehen von Ertränken vielleicht.
Es dauerte eine Weile, ehe sie Den Blick des Drells bemerkte.

„Lyria, ich habe nicht mehr die Kraft, um ihn eigenständig zu töten“, sprach Kain mit einer seltsam verzerrten Stimme, „Töten sie ihn!“

Sie starrte zurück. Hatte er wirklich gerade...?
Sie hatte schon ein 'Fick dich, du Bosch'tet! auf der Zunge liegen, als sie wieder von dieser dunkleren Stimme unterbrochen wurde:
Eigentlich erlöst du diesen krogansichen Bastard damit.
Leck' mich, wenn er jemand wehrlosen töten will, soll er das selber tun! Es gibt da eine Grenze...
Schätzchen, du warst noch nie in so einer Situation! Und so wie dieser krogonaische -unschöne turianische Personenbezeichnung- drauf ist, wirst du ihn nur damit stoppen.
Der Pilotin wurde schlecht. Sie wusste, dass sie recht hatte. Es war eine... Der Situation angemessene Handlung. Sie grunzte. Die Pistole? Nein, das würde sich falsch anfühlen. Das Messer. Es lag dort, wo sie eben noch gesessen hatte. Wie eine Spinne, der man ein Bein ausgerissen hatte, tastete ihre Hand nach dem Mordwerkzeug. Mit klammen Fingern ergriff sie es. Sie starrte unentwegt Nereus in die Augen. Abscheu lag in ihren Blick. Dann schob sie sich langsam aus dem Shuttle, knickte ein, saß auf den Knien. Immer noch hatte sie die Augen auf den Drell gerichtet, musste die Hände zu Hilfe nehmen um nach vorn zu robben. Schließlich saß sie auf dem Rücken des Kroganers. Ihr Kiefer knirschte, ebenso die Zähne. Ohne den Blick zu senken ergriff sie die Knochenplatte der Echse, zuckte zurück. Ein elektrischer Schlag, ausgelöst durch die biotische Energie. Sie griff erneut danach, alle Muskeln zitterten. Sie hob das Messer, wie in der Nahkampfausbildung gelernt, die Klinge nach unten. Sie starrte Nereus in die Augen. Diese tiefen, kalten Augen. Und füllte sie mit Abscheu, ehe die Klinge nieder fuhr. Ein Ruck ging durch ihren Arm, spastische, schwache Zuckungen liefen durch den Körper unter ihr. Mehr nicht, es war vorbei. Sie starrte den Drell, der nun seine Konzentration fallen lies, immer noch an.

"Fick dich." Sie griff nach den Zigaretten, "Mach's das nächste Mal selbst." Eine Faust hatte sich in ihrem Magen gebildet, eiskalt schlossen sich die Finger. Es war mehr als muskelbedingtes Zittern, als sie sich den nächsten Glimmstängel anzündete.
Als sie den Blick endlich abwandte, erblickte sie Dr. Orlow. Die Ärztin schwamm in einer Lache ihres Blutes. Ihre Schuld. Sie hob die Hand mit der Packung.

"Nimm Eine."

Sie konnte förmlich spüren, wie er widersprechen wollte, die rollte nur den Kopf, sah ihn ausdruckslos an.
"Schnauze! Ich bin mindestens dreimal so alt wie du. Nimm Eine."
Du wirst sie brauchen.

10:58 Uhr

Kain Thalia
27.11.2012, 22:28
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow: Außenanlage,
15:55 Uhr

Selbst die vitalisierende Wirkung des biotischen Gedankengriffs konnte nicht die Erschöpfung kompensieren, die dem Drell in den Knochen steckte und so war er nun auf Lyrias Hilfe bei der Beseitigung des Kroganers angewiesen. An diesem Morgen hatte die Asari viel einstecken müssen, war sie denn überhaupt noch in der Lage Orkarr zu töten? Und selbst wenn ihr Körper der Belastung standhielt, würde es ihr Verstand ebenfalls verkraften? Lyria war im Gegensatz zu Nereus keine ausgebildete Attentäterin. An ihren blauen Fingern mochte zwar genügend Blut kleben, doch besaß die direkte Konfrontation mit dem Feind eine Intensität, die sich essenziell von der einer Weltraumschlacht unterschied. Nereus wusste nicht wie lange er den Angriff auf das Nervensystem seines Opfers fortsetzen konnte und hoffte einfach, dass Lyria erkannte wie notwendig ihr Handeln in dieser Situation war, denn langsam aber stetig verließen den Drell seine Kräfte.

Im Gras des Gartens krümmte sich Orkarr, der fortwährend unter Schmerzen litt. Merkwürdige Laute, die man lediglich als Beschimpfungen interpretieren konnte, kamen über seine Lippen. Immer noch stand Thalia vor dem riesigen Koloss, dessen Körper im Gegensatz zu seinem Willen gebrochen schien. Nereus ignorierte ihn und beobachtete Lyria. Die Blicke des Drell und der Asari trafen sich. Die Verachtung und Abscheu, die die Pilotin dem Attentäter entgegenschmetterte, war unverkennbar, doch Kain strahlte dieselbe Gleichgültigkeit aus wie zuvor. Selbst als Lyria sich zum Kroganer quälte, rührte Thalia sich nicht. Er wunderte sich auch nicht, dass die Asari zum Messer und nicht zur Schusswaffe griff, um Orkarr ins Jenseits zu führen. Sie würde niemals einen Wehrlosen feige erschießen.

„Möge deine irrgeleitete Seele ihren Frieden finden“, sagte Kain zu Orkarr und schaute dem Kroganer ein letztes Mal in die gelblichen Augen bevor dieser starb. Wieder einmal hat eine Person aus meiner Vergangenheit den Tod gefunden, dachte sich der Drell als er durch die biotische Verbindung genau spürte wann das kroganische Feuer erlosch und die Dunkelheit Orkarr bittersüß umarmte. Eigentlich hätte sich in diesem Augenblick Erleichterung in des Schuppenträgers grünem Körper breitmachen müssen, doch die Anspannung fiel komischerweise nicht von ihm ab. Zuviel hatte sich heute Nachmittag ereignet und all die schlimmen Ereignisse der letzten Stunden hatten Kain in seiner positiven emotionalen Entwicklung zurückgeworfen. Er verfiel wieder in alte Verhaltensmuster. Nereus, die Tötungsmaschine, übernahm die Kontrolle um Kain sicher durch diese dunklen Zeiten führen zu können. „Es tut mir leid, Lyria. Aber es war notwendig Orkarr zu töten. Die Galaxie wird ihm nicht nachtrau...“, erklärte der Drell mit eiseskalter Stimme. „Fick dich“, unterbrach ihn die Asari, welche sich eine Zigarette griff, „Mach's das nächste Mal selbst." Thalia ging gar nicht erst auf die Beleidigung seiner Gefährtin ein. „Jemand wie er weiß, dass ein solcher Tag wie heute kommen würde. Er hatte bereits lange Zeit zuvor sein Leben verwirkt“, beendete der Attentäter vorerst die Konversation und ignorierte Lyria, als diese ihm eine Kippe anbot.

Als wären seine Füße aus Blei setzte dann Thalia vorsichtig einen Fuß vor den anderen und schritt mit zittrigen Knien auf die Leiche von Jekaterina zu. Der Körper der Menschenfrau befand sich in Wirklichkeit nur wenige Meter entfernt und doch bildete sich der Drell ein, dass ein ganzer Tagesmarsch zwischen ihm und den Überresten lag. Die schwarzen Augen erblickten die Carnifex, welche er vorhin verloren hatte und die nun im Gras lag. Langsam umschlossen die filigranen Finger das kühle Metall und verstauten anschließend in einer flüssigen Bewegung die Schusswaffe während Kain der Toten immer näher kam. Es war nun Stille im Garten eingekehrt. Hatten selbst die Vögel die Flucht ergriffen?

Schwer wie ein Felsbrocken, der sich von seiner schützenden Klippe löste und nun tief in die stürmische See stürzte, fiel Thalia neben der Leiche auf seine Knie. Kain schaute sich um und konnte nicht fassen, dass sich überall so viel Blut befand. Das Blut, welches heute Morgen noch durch die Adern seiner Exfreundin geflossen war. Jekaterinas Blut. Allmählich bröckelte nun auch die heile Fassade des Attentäters und man erkannte deutlich die Erschöpfung in seinem Gesicht. Nereus konnte tatsächlich noch nicht fassen was hier vor wenigen Momenten geschehen war. Seine Hand strich durch das Gras. Es fühlte sich nass an.

Die Augen des Drell fixierten die blutige Hand vor seinem Gesicht. Wie verzaubert studierten sie das Menschenblut, welches nun die grüne Schuppenhaut zierte. Die Anspannung fiel schlussendlich doch von ihm ab und ließ einen gebrochenen, verletzten und müden Mann zurück. Kain seufzte laut und ließ seine Schultern hängen. Sie ist tot und ich fühle mich trotzdem so leer. Wieso?. Als hätte es der Zufall genau so gewollt, landete ein Regentropfen in seiner Handfläche und riss Nereus aus seinen Gedanken. Thalia richtete daraufhin den Blick gen Himmel und erkannte wie sich ein dunkles Wolkenband bedrohlich über ihm aufbaute. Es würde nicht lange dauern bis der Himmel seine Schleusen öffnen und der Regen die blutigen Spuren dieses Nachmittags verwischt haben würde. Vorsichtig machte sich Nereus nun daran den Körper der Toten umzudrehen, so dass er in Jekaterinas Gesicht blicken konnte. Schlaff und beinahe schon friedlich entspannt lag die Menschenfrau in den Armen des Drell-Attentäters als dessen Augen sie ausdruckslos anstarrten. Thalia strich ihr mit dem Handrücken über die Wange eher er die Augen der Ärztin schloss. Wo war nur jetzt der beruhigende Wasserfall aus seinen Träumen? Die Oase der inneren Ruhe schien in weite Ferne gerückt zu sein. Die Illusion eines friedlichen Lebens war zerstört und lag in Scherben. Eine davon befand sich gerade in seinen Armen.

Der Zweifel packte ihn. Hasserfüllte Klauen kratzten an seinem Herzen, versuchten es in Stücke zu reißen und doch ließ Kain sie gewähren. Schließlich war es sein eigener Hass, der ihn aufzufressen drohte. „Verzeih mir“, kam es dem Drell über seine Lippen als er wieder die Sehnsucht nach dem süßen Schmerz spürte. Der Attentäter blickte zu seinem Arm. Die Narben vergangener Selbstverstümmelung fühlten sich an als würden sie sich in sein Fleisch brennen. Sie pochten förmlich und nur zu gerne hätte Kain sie aufgeschnitten. Doch die Gedanken an Jekaterina hielten ihn davon ab zum Messer zu greifen. Sie hatte ihn damals in dieser grauenvollen Nacht erwischt als er nach einem Attentat die Klinge tief in seinen Arm getrieben hatte. Trotz ihrer bedingungslosen Liebe hatte sie ihn damals dafür verurteilt.

Bilder aus alten Tagen stiegen in dem Drell auf. Sein perfektes Gedächtnis ließ die Erinnerungen beinahe real wirken und so würde Kain den Moment nie vergessen als er Frau Doktor Orlow kennenlernte. Da war er. Diese dunkle Gasse in den unteren Ebenen hier auf Illium. Blut. Sein Blut. Die Wächter der toten Zielperson hatten die Verfolgung aufgenommen. Nur durch eine List hatte er sich einen Vorsprung erkämpft, doch die Zeit lief ihm davon. Die Situation schien ausweglos. Er stürzte, schlug sich die Knie auf. Man reichte ihm die helfende Hand. Jekaterina. Sie hatte gerade die Armen besucht, die sich keine teure Behandlung leisten konnten. Ihre Haare dufteten wunderbar. Sie half ihm auf. Ihre zarten Hände stützen seinen verletzten Körper. Ohne Fragen zu stellen rettete sie ihn. Gewährte ihm Unterschlupf. Versorgte die Wunden. Liebte ihn. Heiß und innig. Ihre schwarzen Haare lagen wild. Ein zartes Lächeln. Sie schlief ein. Für ihn, ein kurzweiliges Abenteuer. Er wollte die Frau nicht in Gefahr bringen. Für sie, die große Liebe. Eine feste Zukunft. Ich hätte dich retten können. Habe ich die falsche Entscheidung getroffen als ich Lyria und nicht dir gefolgt bin?

Der angekündigte Regen prasselte nun auf das Anwesen nieder und komplettierte die Szene. Sie wirkte grotesk, da Kain immer noch keinerlei Emotion zeigte. Er hielt die Frau in seinen Armen als wäre nichts Schlimmes passiert. Als würde Jekaterina friedlich schlafen. Nur zu gern hätte Thalia etwas daran geändert, doch er konnte einfach nicht. Es war ihm nicht vergönnt sie aufzuwecken oder etwas anderes als Hass in diesem Moment zu spüren. Doch auch dieser würde irgendwann weichen und ehrlich gesagt fürchtete sich der Drell davor, denn dann käme die finstere Leere wieder über ihn. Lediglich der zittrige Tanz, den die Carnifex in seiner Hand veranstaltete, ließ darauf schließen, dass etwas in dem Attentäter wütete. Kain entsicherte die Waffe und blickte noch einmal zu Lyria ehe er sich die schwere Pistole seitlich an den Kopf setze. Die schwarzen Augen des Drell wandten sich vom Blick der Asari ab, wirkten weiterhin unbeteiligt und starrten vor sich hin. Seine Atmung ging ruhig und gleichmäßig. Hätte seine Hand mit der Schusswaffe nicht so stark gezittert, würde der Attentäter das Bild eines entspannten Mannes abgeben, der mit sich selbst und der Welt im Reinen war.

Nereus hatte schon oft an Suizid gedacht. Mehrmals wollte er seinem Leid ein Ende setzen in der Hoffnung durch seinen Tod endlich etwas Licht in diese dunkle Galaxie bringen zu können. Oder um zumindest die Wesen beschützen zu können, die ihm etwas bedeuteten. War er doch bis jetzt nicht nur für seine Feinde ein Todesbote gewesen. Der Tod, die Erlösung, aber wäre in seinem Fall ein Geschenk. Solch eines, welches er in seinen Augen nicht verdient hatte. Gab es überhaupt eine Erlösung für ein Monster wie ihn? Was käme nach dem tödlichen Schuss? Lyria würde sich durchbeißen. Sie ist hart im Nehmen. , dachte der Assassine und versuchte krampfhaft seine Hand ruhig zu halten. Es gelang ihm nicht. Würde er Jekaterina folgen? Selbst wenn er den Göttern mit offenen Armen entgegentreten würde, hieße das nicht, dass sie seine Umarmung erwidern. Zu schwer wog die Last der Sünde auf seiner Seele. Existenzen zu beenden ist ein blutrünstiges Handwerk. Ein Leben zu retten hingegen, ist reine Kunst. Ich wollte immer Künstler sein und doch malte ich nur schwarz

16:00 Uhr

Lyria Barian
02.12.2012, 23:33
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow: Außenanlage,
15:58 Uhr

Die Kälte kroch durch ihren Körper. Im Magen hatte es begonnen, breitete sich nun langsam über die Gliedmaßen aus. Sie inhalierte tief, doch statt der gewohnten Entspannung schmeckte sie nur den bitteren, ekligen Rauch. Natürlich hatte Nereus ihr Angebot ignoriert. Er hatte irgendetwas zu ihr gesagt, sie hatte es über das Dröhnen nicht gehört. Das Dröhnen ihres Herzschlages, der helle Pfeifton in ihrem Gehörgang. Und die dunkle Stimme in ihrem Kopf.

Mörder.
Es war nicht das erste Mal. Nicht das erste Mal überhaupt, nicht das erste Mal von Angesicht zu Angesicht. Verflucht, es war noch nicht einmal das erste Mal auf die harte, dreckige Art.
Aber es war Mord.

Das Zittern kam nicht allein von der Anstrengung. Ihre Augen registrierten, wie der Drell sich in Bewegung setzte. Er schwankte bedrohlich, stolperte mehr als dass er ging. Na ja, er war erst vor kurzem ziemlich schwer verletzt worden, und nun dieser Nahkampf...
Lyria saß nur da und versuchte, die Zigarette zu genießen. Als würde man an dem Finger eines Toten saugen. Klamm und Kalt, herber Geschmack, der jeden anderen fortwischt. Sie schaute angeekelt auf den Glimmstängel, ehe sie ihn davonschnippte. Egal wohin, nur weg von sich. Der Drell kniete gerade über Dr. Orlow nieder. die Pilotin fragte sich, ob das Frösteln vom Wetter, den Muskeln oder ihrer Seele herkam, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Natürlich hatte der Kerl etwas Zeit mit seiner Flamme verdient, aber sie durften nicht zulange bleiben. Wer immer ihre Gegenspieler waren, sie waren mächtig. Schnell. In der Überzahl. Als ihr bewusst wurde, dass sie eigentlich keinen Schimmer von den weiteren Umständen hatte, presste sie ihre Zähne fester aufeinander. Ein Knirschen drang aus ihrem Kiefer. Nereus zog die Pistole, hielt sie an seien Schläfe. zuerst weiteten sich ihre Augen, doch dann spürte sie ein Zucken im Mundwinkel.
Diese Kurzlebigen.

Sie starrte herüber, der Regen rann in kalten Bahnen über ihre Haut. Ihr fiel ihre Tasche ein und langsam erhob sie sich, schaute dem Drell in die Augen. Ausdruckslos wie eh und je. Sie hob eine Hand.
"Warte noch." Sie neigte den Kopf nach vorn. "Bitte. Damit solltest du es eh nicht eilig haben." Ihr war immer noch schwindlig, aber der Regen drang kalt in ihren Kopf, klärte ihre Gedanken. An dem Shuttle abgestützt ging sie herum, griff nach ihrer Tasche. Die Ursache für den ganzen Ärger. Als sie sie heben wollte musste sie in die Knie gehen, um nicht vornüber zu kippen. Scheiße!
Ihr ging es deutlich dreckiger als sie angenommen hatte. Sie wickelte den Tragegurt um den Unterarm und wankte zurück zu Nereus, die Tasche zog sie hinter sich her. Er hatte gewartet. Langsam kam sie näher. Er rührte sich nicht. Lyria kam direkt neben ihm zum Stehen, schaute zu dem Transporter aus Dr. Orlows Garage hinauf. Dann zu dem Attentäter.
"Weißt du, dein Leben ist doch so schon viel zu kurz. Warum willst du jetzt aufhören?" Sie schloss einen Moment die Augen, genoss den Regen.
"Ich halte dich nicht auf,", ihre Hände schoben sich in die Jackentaschen, förderten ihre roten Handschuhe zutage. Sie zog diese über.
"Aber ich finde, du schuldest mit vorher noch ein paar Erklärungen, oder?" Sie zwinkerte. Dann setzte sie sich in Bewegung.
"Komm schon, ich nehm' dich mit."
Sie warf ihre Tasche in den Laderaum des Transporters und drehte sich zu dem Attentäter um.

16:10 Uhr

Kain Thalia
05.12.2012, 23:45
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow: Außenanlage,
16:07 Uhr

Mittlerweile hatte der Regen stark zugenommen und brachte außer Nässe noch zusätzlich Kälte mit sich. Der Lauf der schweren Pistole brannte dennoch wie Feuer an seiner Schläfe. Seine Synapsen wurden von elektrischen Blitzen durchzogen. Alle Sinne konzentrierten sich auf diesen Fremdkörper an seinem Kopf. Kain blinzelte mehrmals hintereinander als ihm Regentropfen in die Augen flossen. Oder waren es Tränen? Nein, er fühlte sich immer noch so leer.

"Warte noch."
"Bitte. Damit solltest du es eh nicht eilig haben."

Die Worte von Lyria drangen an die Drellohren, doch Nereus zeigte auf sie keinerlei Reaktion. Weiterhin kniete er einfach still und seelenruhig im Gras, nicht mal mehr die entsicherte Waffe zitterte in seiner Hand. Die Carnifex hob und senkte sich sachte mit jedem Atemzug den Thalia machte. Nein, er würde nicht abdrücken ehe ihm Lyria die Erlaubnis zu gehen erteilt habe. Es kommt nun nicht mehr auf die Minute an. Gewähren wir der Asari also ihren Wunsch.Die schwarzen Augen des Attentäters schlossen sich. Seine Lungen saugten die frische Luft ein während die Pilotin neben ihm zum Stehen kam.

"Weißt du, dein Leben ist doch so schon viel zu kurz. Warum willst du jetzt aufhören?"

„Jeder weitere meiner Atemzüge vergrößert nur unnötig das Leid, welches ich in diese Galaxie gebracht habe. Ich bete nicht um Vergebung und doch wollte ich etwas Licht in dieses Dunkel bringen“, antwortete Nereus mit geschlossenen Augen, als wäre er in seiner eigenen Traumwelt, „Wer bin ich, dass ich nicht mal meine Nächsten vor der drohenden Finsternis beschützen kann?“

"Aber ich finde, du schuldest mir vorher noch ein paar Erklärungen, oder?" Lyria zwinkerte. Dann setzte sie sich in Bewegung. "Komm schon, ich nehm' dich mit."

Als die Tasche hörbar im Transporter aufschlug, öffneten sich die Augen des Drell schlagartig. Langsam senkte sich auch die Carnifex und fiel mitsamt der Hand von Thalia schlaff ins Gras. Sie hat Recht, Kain . Etwas zittrig stützte sich die grüne Schuppenhand vom Boden ab und sichtlich abgekämpft erhob sich der gebrochene Krieger. Ein Blick in den Himmel, der Wind streichelte Kain über den Kopf. „Ein Sturm zieht auf, Lyria“, meinte der Attentäter und steckte im Vorbeigehen seine Carnifex weg, „Sie haben tatsächlich ein Recht darauf zu erfahren in was für ein Unwetter sie hineingeraten sind. Doch bitte üben sie sich noch in Geduld“
Mühsam schleppte sich der Drell, der die schmerzende Seite mit der Hand hielt, in das Gefährt, umschiffte dabei vorsichtig die Tasche der Asari und ließ sich schlussendlich in den Pilotensitz fallen. Anschließend kippte sein Kopf in den Nacken und die Gesichtszüge von Nereus verzogen sich schmerzerfüllt. Danach fixierte die schwarzen Augen die Steuerung des Transporters und Kain startete augenblicklich die Triebwerke. „Auch wenn es in ihnen Missbehagen hervorrufen sollte, werde ich fliegen. Mein Gesundheitszustand mag zwar nicht der Beste sein, aber wenn ich mir sie so anschaue, scheint ihrer noch miserabler zu sein. Also werde ich sie wohl mitnehmen“, erhob Thalia seine Stimme als er die Asari einsteigen hörte. Ein paar Momente später schloss sich die Laderampe des Shuttles und mehr oder weniger elegant schwang sich der Eisenvogel in die Lüfte. „Ich werde nun zum Raumhafen aufbrechen und eine Mitfahrgelegenheit suchen, um diesen Planeten zu verlassen. Illium ist nicht mehr sicher und ich empfehle ihnen sich mir anzuschließen, Lyria. Dank meiner Vergangenheit kenne ich einige Plätze in dieser Galaxie, die es erlauben für eine gewisse Zeit von der Karte zu verschwinden. Andererseits werde ich sie aber nicht aufhalten, falls sie einen anderen Plan verfolgen“, erklärte Nereus während er den Schub der Triebwerke erhöhte und das Gefährt zwischen den Häuserschluchten verschwand.

16:16 Uhr
>>>>Nos Astra – Raumhäfen

Lyria Barian
11.12.2012, 00:25
Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow: Außenanlage,
16:10 Uhr

Lyria schnaubte. 'Üben sie sich in Geduld'. Ja, du mich auch!
Ihr wurde wieder schwindlig, ihre Schläfe pochte, die Lippen brannten, Nadeln steckten ihr im Genick. sie würgte, schloss die Augen, musste sich an dem Transporter abstützen, um nicht umzukippen. In die Finsternis. Ihr Zustand war beschissen.
Sie brauchte viel zu lange, ehe sie wieder so weit zu sich kam, dass sie sich zumindest bis in das Cockpit schleppen konnte. Sie sackte auf den Platz neben Nereus.
„Auch wenn es in ihnen Missbehagen hervorrufen sollte, werde ich fliegen. Mein Gesundheitszustand mag zwar nicht der Beste sein, aber wenn ich mir sie so anschaue, scheint ihrer noch miserabler zu sein. Also werde ich sie wohl mitnehmen“, meinte der, was ihr ein Augenrollen abverlangte.
sag' mal, wie oft muss ich ihm eigentlich noch den Hintern retten, bis er aufhört mich wie sein zartes, kleines Anhängsel zu behandeln?
beruhig' dich, so schlimm ist es doch gar nicht
Sie kam nicht dazu, sich selbst zu antworten, ein schwacher,, elektrischer Schlag riss sie aus ihren Gedanken. Jetzt noch!
Wie groß ist mein verdammtes Potential eigentlich?

Schweigen machte sich breit, endlich eine Gelegenheit, durch zu atmen.

Irgendwann meinte die Asari:
"Dicht bevölkert oder abgelegen?"
Sie öffnete die Augen und sah den Drell von der Seite her an.
"Unser Ziel mein ich. Schmugglerversteck? Industriewelt? Omega? Citadel? Elysium war mal ne Weile lang ein guter Ort zum Untertauchen...", sie überlegte kurz, "muss jetzt wohl so 30 Jahre her sein..."

16:20 Uhr
>>>>Nos Astra – Raumhäfen