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Helia'Goron nar Onaevyr
19.02.2010, 12:23
Die Penumbra ist ein kleines Shuttle aus menschlicher Produktion, das sich die letzten Jahre im Besitz der Crew des quarianischen Schiffes „Onaevyr“ befand, wo es als Ersatzteillager diente. Zu Beginn ihrer Pilgerreise ging es in den Besitz der jungen Quarianerin Helia’Goron nar Onaevyr über.
Zu diesem Zweck wurde das Shuttle behelfsmäßig umfunktioniert, auf seinen 20 m² Fläche befinden sich nunmehr Cockpit, Toilette und ein spartanisch eingerichteter Wohnraum, am Eingang des Shuttles befindet sich zudem eine kleine Dekontaminationskammer, um die Sterilität des Shuttleinneren zu erhalten.
Aufgrund ihrer völlig veralteten Ausstattung ist es unwahrscheinlich, dass die Penumbra noch eine weitere Reise übersteht.


11.28 Uhr

Helia starrte nun schon mehrere Minuten lang wie hypnotisiert auf die in sanftem orange leuchtenden Anzeigen des Shuttles, während ihre schmalen Finger unentwegt auf die Lehne des Pilotensitzes trommelten. Man könnte meinen, dass man die Nervosität nach den ersten paar Stunden loswurde und sich mit dem Gedanken abfand, soeben für immer seine Heimat verlassen zu haben, dass man sich auf etwas anderes konzentrieren konnte, zum Beispiel etwas, das man in der monatelangen Vorbereitung auf eben diese Situation gelernt hatte, doch falls es Quarianer gab, die dazu fähig waren, gehörte Helia eindeutig nicht zu ihnen.

Von der Minute an, in der sich die Luke des Shuttles hinter ihr geschlossen hatte, kämpfte sie nun schon mit den Tränen und versuchte immer wieder, innerlich zur Ruhe zu kommen, bis alles von einem erneuten Schwall panischer Gedanken zunichte gemacht wurde. Sie hatte soeben die Flotte verlassen, ihr gesamtes bisheriges Leben war auf einen Schlag unbedeutend geworden und nun war sie völlig auf sich allein gestellt, ohne die geringste Ahnung, was sie überhaupt tun sollte. Natürlich hatte sie ein vorübergehendes Ziel, die Citadel, doch genauere Pläne hatte sie nicht.
Natürlich wusste sie, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf der Station extrem hoch waren und die Chancen überhaupt hineingelassen zu werden für eine Quarianerin noch wesentlich geringer waren als für andere Spezies, ganz abgesehen von den hohen Mieten und den geringen Chancen, einen anständigen Job zu finden. Doch wohin sonst sollte sie gehen? Das mit den Jobs, so hieß es, sei sowieso überall das gleiche und Quarianer waren auf den Welten der Volus ebenso ungern gesehen wie auf denen der Asari, also warum nicht gleich das großartige Zentrum der galaktischen Politik besuchen?
Über Orte außerhalb des Citadelsektors hatte sie sich von vorneherein geweigert nachzudenken und innerhalb schien es schlicht und einfach nichts zu geben, was von besonderem Interesse für eine Quarianerin auf Pilgerreise sein könnte, also war ihre Wahl letztendlich tatsächlich auf die Citadel gefallen.

Früher oder später musste sie doch dort irgendetwas finden und dann konnte sie endlich zur Flottille zurückkehren… natürlich vorausgesetzt, dass die Penumbra nicht unterwegs den Geist aufgab oder wer weiß was für Katastrophen sich ereigneten.

Völlig deprimiert ließ sie den Kopf in die Hände sinken.
Ich bin so eine Versagerin! Jeder normale Quarianer freut sich auf seine Pilgerreise und stellt sich den Herausforderungen auf der Suche nach irgendetwas Besonderem und ich bin noch keinen Tag unterwegs und zerfließe schon in Selbstmitleid und Heimweh. Was würden meine Eltern denken, wenn sie mich jetzt sehen könnten?
Schon im nächsten Moment verfluchte sie sich für den Gedanken an ihre Eltern, denn er brachte sie unweigerlich darauf, dass sie die beiden möglicherweise nie wieder sehen würde oder erst nach einigen Jahren, die sie anscheinend für ihre Pilgerreise brauchen würde.
Helia schluckte, doch der Kloß in ihrem Hals blieb und eine einzelne Träne kullerte ihre Wange hinunter.
Sie hatte ihr ganzes Leben lang gewusst, dass sie eines Tages gehen müssen würde, doch erst jetzt war es real geworden und es traf sie schlimmer, als sie es je erwartet hätte.
Sie war zum ersten Mal in ihrem Leben völlig allein.

Mit zittrigen Bewegungen stand Helia auf. Sie konnte nicht länger hier herumsitzen, sie musste irgendetwas finden, um sich abzulenken. Sie betrat das kleine Zimmer, in dem sich lediglich ein Bett und ein Schrank, in dem sie einen Teil ihrer wenigen Habseligkeiten und Vorräte aufbewahrte. Der Rest lag nach wie vor unangetastet in einer unauffälligen, an mehreren Stellen geflickten Tasche in einer Ecke des Raumes, die Helia nun aufhob. Sie setzte sich auf die Bettkante, nahm die Tasche auf ihren Schoß und begann, sie zu durchwühlen. Da war ein Datenpad, dass Saara ihr mitgegeben hatte und das sie sich noch nicht angesehen hatte, ein Armreif, einige Tücher… Geschenke ihrer Crew, die sie gemäß der Tradition ihres Schiffes zumindest bei ihrem ersten Landgang alle tragen musste… zwei Tuben Nährstoffpaste, die sie noch nicht weggeräumt hatte und… sie erschrak fast, als sie die Pistole ihres Vaters bemerkte, die zuunterst in der Tasche gelegen hatte. Es war ein hässliches altes Stück Metall, voller Kratzer und wahrscheinlich auch nicht mehr völlig intakt, aber es war das Abschiedsgeschenk ihres Vaters gewesen…
Sie sah ihn wieder vor sich stehen, voller Stolz, dass nun auch seine Tochter ihre Pilgerreise antreten würde, wie er ihr ein Überbleibsel seiner eigenen vermachte. „Sie hat mich damals aus manchem Schlamassel gerettet. Trag sie immer bei dir, auch wenn ich hoffe, dass du sie nie brauchen wirst.“ Sie hatte sich bei ihm bedankt und ihn umarmt, auch wenn sie im Stillen gehofft hatte, dieses Ding nie wieder in die Hand nehmen zu müssen.

Die Erinnerung an diesen Moment trieb ihr erneut die Tränen in die Augen, aber diesmal gab sie es auf, sich dagegen zu wehren.
Mit einem erbärmlichen Schluchzer ließ sie sich auf das Bett fallen und stieß die Tasche von sich. Einige Tränen tropften auf das Visier ihres Helms, also nahm sie ihn ab, legte ihn weg und vergrub das Gesicht im Bettlaken, was ihre Schluchzer ein wenig dämpfte.
Sie sah die Crew der Onaevyr bei ihrer Verabschiedung vor sich, ihre Mutter, ihren Vater, ihre Nachbarn, die all die Jahre neben ihnen gelebt hatte, Saara, den Captain…

Es dauerte einige Minuten, bis ihre Tränen versiegten und die Kindheitserinnerungen an Freunde und Familie, die in ihr aufkamen rastlosen, von Einsamkeit durchzogenen Träumen wichen.

Helia'Goron nar Onaevyr
19.02.2010, 18:53
14.38 Uhr

„Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?“, fragte Saara mit deutlicher Begeisterung in der Stimme. „Ist das Geth-Technologie?“
„Ich weiß nicht, aber wir sollten verschwinden, mir gefällt es hier nicht…“, entgegnete Helia und warf einen nervösen Blick über die Schulter. Der Urwald, der sie umgab war erfüllt von merkwürdigen unheilvollen Geräuschen. Es war dunkel hier, denn die Baumwipfel verdunkelten gefühlte hundert Meter über ihnen den Himmel.
„Ich will es mir doch nur mal ansehen! Außerdem willst du doch auch wieder zur Flotte zurück oder? Wenn das hier etwas von Bedeutung ist…“ Sie näherte sich dem eigenartigen Maschinenteil, das vor ihr auf dem Boden lag und streckte fast schon in Zeitlupe die Hand danach aus. Nur Zentimeter vor der glatten, glänzenden Oberfläche stoppte sie plötzlich. Ihr Kopf zuckte nach oben. „Was war das?“ Auch ohne den Ton in ihrer Stimme wäre Helia in genau diesem Moment in Panik verfallen, denn auch ohne etwas gehört zu haben wusste sie instinktiv, dass gleich irgendetwas schreckliches geschehen würde.
„Deine Waffe!“, schrie Saara, sprang auf und hielt nun ein Sturmgewehr in der Hand, an das Helia sich nicht im Geringsten erinnern konnte.
Nun völlig in Panik verfallen zog Helia die Pistole ihres Vaters aus dem Gürtel und richtete sie ziellos umherschwenkend auf das sie umgebende Gestrüpp. Auch sie hörte jetzt die trommelnden Schritte auf dem Waldboden, das Geräusch von Gebüsch, das von einem großen Tier durchbrochen wurde. Es kam näher. „Was ist das?!“, schrie sie panisch. Es kam keine Antwort. „Saara?!“ Sie drehte sich in dem Moment um, in dem ein riesiges Etwas auf sie zusprang, seine Klauen sich in ihr Fleisch bohrten und sein riesiges Maul sich mit einem widerlichen Geräusch um ihren Hals schloss.

Helia schlug die Augen auf. Nur ein Traum. An der Wand gegenüber stand ein hässlicher grauer Schrank, an den sie sich nicht erinnern konnte. Sie brauchte zwei Sekunden, um zu realisieren, dass sie sich nicht mehr zu Hause befand, sondern auf der Penumbra, dass ihre Pilgerreise bereits begonnen hatte.
Richtig…Wie lang hab ich geschlafen? Vielleicht bin ich ja schon da…Langsam richtete sie sich auf. Sie fühlte sich nicht mehr ganz so schlecht wie zuvor, vielleicht hatte ihr einfach ein wenig Schlaf gefehlt, damit sie wieder vernünftig über alles nachdenken konnte.

Es erschien ihr jetzt nur noch halb so schlimm, keine genaueren Zukunftspläne gemacht zu haben, schließlich wussten die wenigsten gleich zu Beginn ihrer Pilgerreise, nach was genau sie suchen wollten.
Und ihre Crew hatte sie zwar verlassen müssen, aber es war ja nicht für immer, sie würde ihre Leute wiedersehen. Die Pilgerreise gehörte nun mal zum Leben dazu und sie würde garantiert niemanden enttäuschen, indem sie heulend zurück gerannt kam. Sie beschloss, sich vorerst an diesem Gedanken festzuklammern, um nicht wieder von ihren immer noch vorhandenen Zweifeln übermannt zu werden.
Es schien für den Moment sogar zu funktionieren.
Wenn auch etwas steif stand sie nun endgültig auf und streckte sich noch einmal kurz, bevor sie ihren Helm vom Boden auflas und wieder aufsetzte. In Zukunft würde sie mit ihrer Schutzkleidung nicht mehr so unbedacht umgehen können…

Helia wollte gerade ins Cockpit zurück, als ihr auffiel, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie konnte absolut nicht sagen, was es war, als hätte sie irgendetwas Wichtiges vergessen und kam einfach nicht darauf…
Seltsam, wenn ich irgendwas vergessen hätte würde mir das doch nicht erst jetzt auffallen, oder? Aber irgendwas…
Von diesem scheinbar unbegründeten Gefühl etwas beunruhigt durchschritt sie die Tür zum Cockpit.
Die erste Anzeige, auf die ihr Blick fiel, machte ihr allerdings schnell klar, was genau nicht stimmte.
Der Antriebskern des Shuttles war offline – es verharrte vollkommen regungslos im All, offensichtlich noch Ewigkeiten von seinem Ziel entfernt. Eine neue Panikwelle brach über Helia herein.
Nein, nein, nein, warum ausgerechnet jetzt?! Und was mach ich, wenn ich hier festsitze?! Okay, ganz ruhig… das hatte wir in der Vorbereitung, ich muss nur herausfinden, was das Problem ist, es wenn möglich beheben und wenn nicht, einen Notruf aussenden. Ganz simpel, es gibt keinen Grund, sich aufzuregen.

Von ihrer eigenen Argumentation nicht ganz überzeugt legte sie den Rest des Weges zurück und ließ sich in den Pilotensitz fallen. Das einfachste wäre es, die Schiffs-VI nach dem Grund für die Abschaltung zu fragen, dummerweise war die völlig veraltet und ebenfalls nicht mehr ganz intakt, genau wie der Rest des Shuttles, sonst hätte sie melden müssen, dass ein Fehler aufgetreten war und der Antrieb abgeschaltet wurde. Aber ein Versuch konnte ja nicht schaden.
„Schiffs-VI, warum wurde der Antrieb abgeschaltet?“ Keine Antwort.
Helia wiederholte die Frage, doch es geschah wiederum nichts. Sie überprüfte, ob die VI auch wirklich aktiv war.
Sie versuchte es erneut mit demselben Ergebnis. Leicht genervt versuchte sie es noch einmal, diesmal in der Handelssprache statt im Quarianischen. Diesmal erhielt sie eine Antwort.

„Es l.ft egkn schwer..fe Fehler im Befrgk des A.fkrtjiebs vor, bei weitkfer Aktivität besteht Übrlksfungsgektfahr.“
„Was?!“ entfuhr es Helia, die sich mit der Situation ohnehin schon leicht überfordert fühlte.
„Es liegt eikn schwerer Fehler im Bereigk des Antriebs vor, bei weiterer Aktivität besteht Überlastungsgetfahr.“
Beim zweiten Mal glaubte sie verstanden zu haben, worum es ging, allerdings war darin keinerlei Lösung für das Problem enthalten.
„Schadensbericht?“
„Die Ursache des Probklems ist derzeit nicht identizfizierbar“
„Wie bitte? Du musst doch wohl wissen, was hier nicht stimmt!“
„Die Ursache des Problems ist derzeit nicht identifizierbar“
„Und warum nicht?!“
„Es liegt ein schwerer Fehler im Bereich des Antriebs vor, bei weiterer Aktivität besteht Überlastungsgefahr.“
„Und warum? Was hat den Fehler verursacht?!“
„Die Penumbra wurde infolge einer Kollision mit mehreren nicht identifizierbaren Objekten vor 1,25 Stunden kurz nach der Durchquerung eines Massenportals schwer beschädigt, es liegen Schäden im Bereich des Antriebs vor und eine Kraftstoffleitung wurde durchtrennt. Sollten sie über keine fortgeschrittenen Kenntnisse im Bezug auf die Reparatur der Schiffsmechanik sowie entsprechende Reparaturmöglichkeiten besitzen, empfehle ich das Ansteuern des nächstgelegenen Raumhafens oder das Absetzen eines Notsignals.“

Helias Visier knallte etwas härter als beabsichtigt auf die Konsole. Sie würde hier sterben, am ersten Tag ihrer Pilgerreise verunglückt und als größte Schande, die jemals jemand für sein Schiff gewesen war. Wenigstens würde es niemand erfahren…

„Kannst du mir vielleicht verraten, wie ich den nächsten Raumhafen ansteuern soll, wenn der Antrieb deaktiviert bleiben muss?“, brachte sie relativ kraftlos hervor und hoffte verzweifelt auf eine Möglichkeit der Rettung.
„Der Antrieb der Penumbra ist in einem Maße beschädigt, das das relativ gefahrlose Zurücklegen kleinerer Strecken gestattet, bei längerer Aktivität kann es jedoch zu einer kritischen Überlastung kommen. Ich rate dringend zur Vermeidung einer solchen Situation.“

Helia blickte auf. Das war immerhin ein Hoffnungsschimmer. „Wie schnell können wir die Citadel erreichen, wenn wir jeweils kleine Strecken zurücklegen und dann eine Pause machen?“
„Die Raumstation „Citadel-Station“ ist mit den verbleibenden Treibstoffreserven nicht erreichbar. Ich empfehle das Ansteuern eines alternativen Zielorts.“
„Was? Aber als ich losgeflogen bin… oh nein die beschädigte Kraftstoffleitung!“
Die junge Quarianerin stand kurz vor einer erneuten Panik-Attacke.
„Wie schlimm ist es? Äh, ich meine wie viel Treibstoff haben wir noch und ist es möglich, das Leck zu reparieren?“
„Ca. 50% des Inhalts des sekundären Treibstofftanks der Penumbra sind noch vorhanden, die Notfallprotokolle im Bezug auf die Abdichtung der Leitungen bei Beschädigung konnten nicht automatisch ausgeführt werden.“
„Wo liegt das Problem? Und warum hast du mich nicht geweckt, als das passiert ist?“
…hätte ich von dem Zusammenstoß nicht selber was mitkriegen müssen? Hab ich so fest geschlafen?
„Beide Fehlfunktionen wurden durch Fehler in meinem Programmcode hervorgerufen. Möglicherweise wäre eine manuelle Aktivierung des Abdichtungsvorgangs erfolgreich.“
Ohne weitere Fragen zu stellen atmete Helia einmal tief ein und wieder aus, um etwas zur Ruhe zu kommen, dann versuchte sie es, wie die VI vorgeschlagen hatte, damit, den notwendigen Befehl selbst zu geben.
„Abdichtung erfolgreich. Der primäre Treibstofftank ist nun vollständig isoliert.“
Helia atmete erleichtert aus. Nicht, dass die Behebung dieses Problems ihr sonderlich weiterhelfen würde, aber immerhin war es ein kleines Erfolgserlebnis.

Jetzt musste sie nur noch ein neues Ziel bestimmen und sich dort um die Reparatur des Schiffes kümmern…
„VI, gibt es alternative Ziele, die wir mit den aktuellen Reserven erreichen können?“
„Bitte haben Sie einen Moment Geduld…“
Helias zierliche Finger krallten sich nervös in den Sitz. Sie hatte die dumpfe Ahnung, dass sie die Terminus-Systeme noch nicht verlassen hatte und wenn sie hier gezwungen war, einen Notruf abzusetzen... Sie erschauderte und versuchte, sich die zahllosen grauenhaften Möglichkeiten gar nicht erst vorzustellen.

„Vorgang abgeschlossen. Der zu empfehlende Zielort innerhalb dieses Systems ist der Planet Illium.“
Helia fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen. Zwar hatte sie von diesem Illium noch nie gehört, aber der Name klang asarisch und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine asarische Welt schlimmer sein konnte, als in einem kaputten Shuttle ziellos durch’s All zu irren. Solange sich nicht herausstellte, dass es sich in Wirklichkeit um eine Basis batarianischer Sklavenjäger handelte…
Bei meinem Glück… wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit, direkt nach dem Durchqueren eines Massenportals mit einer Ladung Weltraumschrott zusammenzustoßen… oder was auch immer das war, in das ich reingeflogen bin…

„VI, was kannst du mir über Illium erzählen?“
„Illium ist eine Kolonie der Asari, die vor mehr als vierhundert galaktischen Standartjahren im Tasale System gegründet wurde. Die Hauptstadt der Kolonie ist Nos Astra. Die Kolonie zählt ca. 80 Millionen Einwohner verschiedener Spezies. Illium ist bekannt als eines der größten Handelszentren am Rande der Terminus-Systeme.“

Oh, das klingt ja wirklich vernünftig… wenn es eine Asari-Kolonie ist, kann es dort ja nicht allzu schlimm sein… glaube ich zumindest. Wer weiß, vielleicht könnte ich sogar da bleiben, die Asari hätten für eine quarianische Tänzerin vielleicht sogar mehr übrig als der Völkermischmasch auf der Citadel…

Von ihren Überlegungen nur noch weiter in ihrem Vorhaben bestärkt, sagte Helia schließlich: „VI, unser neues Ziel ist Illium, bitte korrigiere unseren Kurs.“
„Es tut mir Leid, aber durch einen Fehler in meinem Programmcode bin ich nicht in der Lage, den aktuellen Kurs zu korrigieren. Bitte versuchen Sie, die gewünschten Änderungen manuell vorzunehmen.“
„Schon verstanden“, seufzte Helia und machte sich an die Arbeit.

14.53 Uhr

Helia'Goron nar Onaevyr
21.02.2010, 20:00
18.07 Uhr

„VI, wie lange dauert es noch bis zum Eintritt in die Atmosphäre?“
„Voraussichtliche Zeit bis zum Eintritt: Ca. 7 Minuten.“, war die knappe Antwort, die halb in einem äußerst beunruhigenden Rumpeln unterging, das offenbar aus der Richtung des Antriebs kam.
Helia blickte nervös über die Schulter. Natürlich konnte sie nichts weiter als den Schlaf- und Wohnraum des Shuttles sehen, was ihr aber immerhin die Gewissheit verlieh, dass das Shuttle noch ganz war.
Schon als sie den Antrieb des Shuttles nach der Kursänderung das erste Mal angeworfen hatte, hatte er merkwürdige Geräusche von sich gegeben, aber die waren noch längst nicht so laut gewesen wie das, das Helia soeben zu hören bekommen hatte.
Sofort spielten sich in ihrem Kopf verschiedene Horrorszenarien ab, in denen die Penumbra plötzlich explodierte oder in der Atmosphäre von Illium einfach den Geist aufgab und in die Tiefe stürzte.
Helias Finger begannen, noch stärker zu zittern, als sie es ohnehin schon den ganzen Flug über getan hatten.

Komm schon, nur noch ein paar Minuten und wir können landen, dann kommt alles in Ordnung… spornte sie das alte Shuttle in Gedanken an und versuchte zugleich, sich selbst etwas zu beruhigen. Warum musste so eine Katastrophe ausgerechnet ihr passieren?

Die Minuten vergingen ausgesprochen langsam, während Helia weiterhin ängstlich und fast wie hypnotisiert auf die Werte des Shuttles starrte. Im Bereich des Antriebs war natürlich längst nichts mehr im grünen Bereich, was Helias Nerven auch nicht gerade beruhigte.
„VI, wie lange bis zum Eintritt?“
„Eintritt in die Atmosphäre Erfolgt in 5…4…3…2…“

Im Antrieb gab es eine Art lauten Knall und im selben Moment ging ein heftiger Ruck durch das gesamte Shuttle. Helia knallte mit dem Visier voraus auf die Cockpit-Anzeigen und war sich in diesem Moment nahezu hundertprozentig sicher, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. „Keelah, was…?! VI, was ist hier los?“
Keine Antwort…
Zittrig richtete Helia sich wieder auf. Ein Blick auf die Anzeigen verriet ihr, dass die VI sich aus irgendeinem Grund abgeschaltet hatte und die Antriebswerte nun endgültig in den kritischen Bereich gefallen waren. Sie fühlte sich seltsam allein gelassen ohne die VI, die sich auch nach mehreren Versuchen nicht wieder aktivieren ließ.
Das Shuttle selbst blieb zwar auf Kurs, aber wenn Helia nicht sofort landete, würde der beschädigte Antrieb nicht mehr lange mithalten.
Helia war ohnehin schon dabei, völlig in Panik zu geraten, als plötzlich ein Funkspruch ertönte:
„Hier spricht die Flugkontrolle von Nos Astra, identifizieren sie sich und nennen sie den Grund ihres Aufenthalts.“
„Was?! Oh, ver… Flugkontrolle, hier spricht Helia’Goron nar Onaevyr, Pilotin des Shuttles Penumbra, ich brauche sofort eine Landeerlaubnis, bitte!“, antwortete sie hastig in fast schon flehendem Tonfall.
„Nennen Sie de Grund ihres Aufenthalts.“
„Ich… ich meine… ich war auf meiner Pilgerreise, als mein Antrieb beschädigt worden ist, bitte ich muss sofort landen, bevor mein er noch hochgeht!“, rief sie verzweifelt.
Zu ihrem Schrecken herrschte nach ihrer Antwort nur Stille.
Oh, nein, was, wenn die mich abschießen, dass ich nicht auf die Stadt stürze? Oh, bitte, wenn es in dieser Galaxie sowas wie einen Gott gibt…
Ihr stiegen allmählich Tränen in die Augen. Bitte nicht, wenn die mich umbringen…

„Penumbra, Ihnen wurde die Landeerlaubnis erteilt, suchen Sie so schnell wie möglich den nächsten Shuttle-Hafen auf.“
„Ich… Danke.“
Mehr brachte Helia nach dieser Antwort einfach nicht mehr heraus.
Mit zittrigen Fingern steuerte sie das Shuttle in Richtung des nächsten Raumhafens.
Sie konnte ihr Glück kaum fassen, als sie letztendlich trotz der wütend rot blinkenden Anzeigen verhältnismäßig sanft auf dem Boden aufsetzte und den Antrieb, der sich mit einem erneuten leisen Knall verabschiedete endgültig abschaltete.

Helia ließ sich völlig entkräftet im Pilotensitz zusammensinken. Erleichterung durchströmte sie.
Geschafft.
Mit einem Seufzer der Erleichterung erhob sich die junge Quarianerin letztendlich und durchkramte ihre Sachen nach sämtlichen Tüchern, die teilweise mehr Stofffetzen ähnelten, und Armreifen, die sie als Andenken an die Crew bei ihrer Abreise geschenkt bekommen hatte.
Sie musste sich jetzt erstmal ansehen, wo sie überhaupt gelandet war und sich am besten gleich darum kümmern, dass ihr Shuttle repariert wurde, auch wenn sie sich nach den nervenaufreibenden letzten Stunden am liebsten erst etwas ausgeruht hätte.
Und da es auf der Onaevyr nun mal Tradition war, jedes dieser Andenken bei seinem ersten Landgang zu tragen, war Helia ein paar Minuten damit beschäftigt, alles zusammenzusuchen und anzulegen, wobei sie aus einer Laune heraus den rechten Arm für sämtliche tuchartigen Dinge hernahm und die Armreife am linken Arm befestigte.
Natürlich hätte niemand auf der Onaevyr je nachprüfen können, ob die Pilgerreisenden dieser Tradition auch nachkamen, aber zumindest für Helia war es ohnehin unvorstellbar, sich einfach so gegen die Traditionen ihres Schiffes zu stellen.

Nachdem sie nun vollständig ausgerüstet war trat Helia in die schmale Dekontaminationskammer, die es zu durchqueren galt, um das Shuttle zu verlassen – so war sichergestellt, dass die Penumbra über längere Zeit hinweg steril bleiben konnte.
Hinter ihr schloss sich die Tür, was Helia mit einem Schlag unglaublich nervös werden ließ.
Der erste Ort, an de mich meine Pilgerreise führt… wer weiß, wie lange ich hier festsitze.
Wie werden die mich hier aufnehmen, wo ich doch eine Quarianerin bin? Keelah, ich hoffe, es wird nicht allzu schlimm…

Kaum hatte sie diesen Gedanken beendet öffnete sich die Schleuse und Helia erblickte zum ersten Mal Illium.

> Illium, Nos Astra, Raumhäfen