Helia'Goron nar Onaevyr
19.02.2010, 12:23
Die Penumbra ist ein kleines Shuttle aus menschlicher Produktion, das sich die letzten Jahre im Besitz der Crew des quarianischen Schiffes „Onaevyr“ befand, wo es als Ersatzteillager diente. Zu Beginn ihrer Pilgerreise ging es in den Besitz der jungen Quarianerin Helia’Goron nar Onaevyr über.
Zu diesem Zweck wurde das Shuttle behelfsmäßig umfunktioniert, auf seinen 20 m² Fläche befinden sich nunmehr Cockpit, Toilette und ein spartanisch eingerichteter Wohnraum, am Eingang des Shuttles befindet sich zudem eine kleine Dekontaminationskammer, um die Sterilität des Shuttleinneren zu erhalten.
Aufgrund ihrer völlig veralteten Ausstattung ist es unwahrscheinlich, dass die Penumbra noch eine weitere Reise übersteht.
11.28 Uhr
Helia starrte nun schon mehrere Minuten lang wie hypnotisiert auf die in sanftem orange leuchtenden Anzeigen des Shuttles, während ihre schmalen Finger unentwegt auf die Lehne des Pilotensitzes trommelten. Man könnte meinen, dass man die Nervosität nach den ersten paar Stunden loswurde und sich mit dem Gedanken abfand, soeben für immer seine Heimat verlassen zu haben, dass man sich auf etwas anderes konzentrieren konnte, zum Beispiel etwas, das man in der monatelangen Vorbereitung auf eben diese Situation gelernt hatte, doch falls es Quarianer gab, die dazu fähig waren, gehörte Helia eindeutig nicht zu ihnen.
Von der Minute an, in der sich die Luke des Shuttles hinter ihr geschlossen hatte, kämpfte sie nun schon mit den Tränen und versuchte immer wieder, innerlich zur Ruhe zu kommen, bis alles von einem erneuten Schwall panischer Gedanken zunichte gemacht wurde. Sie hatte soeben die Flotte verlassen, ihr gesamtes bisheriges Leben war auf einen Schlag unbedeutend geworden und nun war sie völlig auf sich allein gestellt, ohne die geringste Ahnung, was sie überhaupt tun sollte. Natürlich hatte sie ein vorübergehendes Ziel, die Citadel, doch genauere Pläne hatte sie nicht.
Natürlich wusste sie, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf der Station extrem hoch waren und die Chancen überhaupt hineingelassen zu werden für eine Quarianerin noch wesentlich geringer waren als für andere Spezies, ganz abgesehen von den hohen Mieten und den geringen Chancen, einen anständigen Job zu finden. Doch wohin sonst sollte sie gehen? Das mit den Jobs, so hieß es, sei sowieso überall das gleiche und Quarianer waren auf den Welten der Volus ebenso ungern gesehen wie auf denen der Asari, also warum nicht gleich das großartige Zentrum der galaktischen Politik besuchen?
Über Orte außerhalb des Citadelsektors hatte sie sich von vorneherein geweigert nachzudenken und innerhalb schien es schlicht und einfach nichts zu geben, was von besonderem Interesse für eine Quarianerin auf Pilgerreise sein könnte, also war ihre Wahl letztendlich tatsächlich auf die Citadel gefallen.
Früher oder später musste sie doch dort irgendetwas finden und dann konnte sie endlich zur Flottille zurückkehren… natürlich vorausgesetzt, dass die Penumbra nicht unterwegs den Geist aufgab oder wer weiß was für Katastrophen sich ereigneten.
Völlig deprimiert ließ sie den Kopf in die Hände sinken.
Ich bin so eine Versagerin! Jeder normale Quarianer freut sich auf seine Pilgerreise und stellt sich den Herausforderungen auf der Suche nach irgendetwas Besonderem und ich bin noch keinen Tag unterwegs und zerfließe schon in Selbstmitleid und Heimweh. Was würden meine Eltern denken, wenn sie mich jetzt sehen könnten?
Schon im nächsten Moment verfluchte sie sich für den Gedanken an ihre Eltern, denn er brachte sie unweigerlich darauf, dass sie die beiden möglicherweise nie wieder sehen würde oder erst nach einigen Jahren, die sie anscheinend für ihre Pilgerreise brauchen würde.
Helia schluckte, doch der Kloß in ihrem Hals blieb und eine einzelne Träne kullerte ihre Wange hinunter.
Sie hatte ihr ganzes Leben lang gewusst, dass sie eines Tages gehen müssen würde, doch erst jetzt war es real geworden und es traf sie schlimmer, als sie es je erwartet hätte.
Sie war zum ersten Mal in ihrem Leben völlig allein.
Mit zittrigen Bewegungen stand Helia auf. Sie konnte nicht länger hier herumsitzen, sie musste irgendetwas finden, um sich abzulenken. Sie betrat das kleine Zimmer, in dem sich lediglich ein Bett und ein Schrank, in dem sie einen Teil ihrer wenigen Habseligkeiten und Vorräte aufbewahrte. Der Rest lag nach wie vor unangetastet in einer unauffälligen, an mehreren Stellen geflickten Tasche in einer Ecke des Raumes, die Helia nun aufhob. Sie setzte sich auf die Bettkante, nahm die Tasche auf ihren Schoß und begann, sie zu durchwühlen. Da war ein Datenpad, dass Saara ihr mitgegeben hatte und das sie sich noch nicht angesehen hatte, ein Armreif, einige Tücher… Geschenke ihrer Crew, die sie gemäß der Tradition ihres Schiffes zumindest bei ihrem ersten Landgang alle tragen musste… zwei Tuben Nährstoffpaste, die sie noch nicht weggeräumt hatte und… sie erschrak fast, als sie die Pistole ihres Vaters bemerkte, die zuunterst in der Tasche gelegen hatte. Es war ein hässliches altes Stück Metall, voller Kratzer und wahrscheinlich auch nicht mehr völlig intakt, aber es war das Abschiedsgeschenk ihres Vaters gewesen…
Sie sah ihn wieder vor sich stehen, voller Stolz, dass nun auch seine Tochter ihre Pilgerreise antreten würde, wie er ihr ein Überbleibsel seiner eigenen vermachte. „Sie hat mich damals aus manchem Schlamassel gerettet. Trag sie immer bei dir, auch wenn ich hoffe, dass du sie nie brauchen wirst.“ Sie hatte sich bei ihm bedankt und ihn umarmt, auch wenn sie im Stillen gehofft hatte, dieses Ding nie wieder in die Hand nehmen zu müssen.
Die Erinnerung an diesen Moment trieb ihr erneut die Tränen in die Augen, aber diesmal gab sie es auf, sich dagegen zu wehren.
Mit einem erbärmlichen Schluchzer ließ sie sich auf das Bett fallen und stieß die Tasche von sich. Einige Tränen tropften auf das Visier ihres Helms, also nahm sie ihn ab, legte ihn weg und vergrub das Gesicht im Bettlaken, was ihre Schluchzer ein wenig dämpfte.
Sie sah die Crew der Onaevyr bei ihrer Verabschiedung vor sich, ihre Mutter, ihren Vater, ihre Nachbarn, die all die Jahre neben ihnen gelebt hatte, Saara, den Captain…
Es dauerte einige Minuten, bis ihre Tränen versiegten und die Kindheitserinnerungen an Freunde und Familie, die in ihr aufkamen rastlosen, von Einsamkeit durchzogenen Träumen wichen.
Zu diesem Zweck wurde das Shuttle behelfsmäßig umfunktioniert, auf seinen 20 m² Fläche befinden sich nunmehr Cockpit, Toilette und ein spartanisch eingerichteter Wohnraum, am Eingang des Shuttles befindet sich zudem eine kleine Dekontaminationskammer, um die Sterilität des Shuttleinneren zu erhalten.
Aufgrund ihrer völlig veralteten Ausstattung ist es unwahrscheinlich, dass die Penumbra noch eine weitere Reise übersteht.
11.28 Uhr
Helia starrte nun schon mehrere Minuten lang wie hypnotisiert auf die in sanftem orange leuchtenden Anzeigen des Shuttles, während ihre schmalen Finger unentwegt auf die Lehne des Pilotensitzes trommelten. Man könnte meinen, dass man die Nervosität nach den ersten paar Stunden loswurde und sich mit dem Gedanken abfand, soeben für immer seine Heimat verlassen zu haben, dass man sich auf etwas anderes konzentrieren konnte, zum Beispiel etwas, das man in der monatelangen Vorbereitung auf eben diese Situation gelernt hatte, doch falls es Quarianer gab, die dazu fähig waren, gehörte Helia eindeutig nicht zu ihnen.
Von der Minute an, in der sich die Luke des Shuttles hinter ihr geschlossen hatte, kämpfte sie nun schon mit den Tränen und versuchte immer wieder, innerlich zur Ruhe zu kommen, bis alles von einem erneuten Schwall panischer Gedanken zunichte gemacht wurde. Sie hatte soeben die Flotte verlassen, ihr gesamtes bisheriges Leben war auf einen Schlag unbedeutend geworden und nun war sie völlig auf sich allein gestellt, ohne die geringste Ahnung, was sie überhaupt tun sollte. Natürlich hatte sie ein vorübergehendes Ziel, die Citadel, doch genauere Pläne hatte sie nicht.
Natürlich wusste sie, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf der Station extrem hoch waren und die Chancen überhaupt hineingelassen zu werden für eine Quarianerin noch wesentlich geringer waren als für andere Spezies, ganz abgesehen von den hohen Mieten und den geringen Chancen, einen anständigen Job zu finden. Doch wohin sonst sollte sie gehen? Das mit den Jobs, so hieß es, sei sowieso überall das gleiche und Quarianer waren auf den Welten der Volus ebenso ungern gesehen wie auf denen der Asari, also warum nicht gleich das großartige Zentrum der galaktischen Politik besuchen?
Über Orte außerhalb des Citadelsektors hatte sie sich von vorneherein geweigert nachzudenken und innerhalb schien es schlicht und einfach nichts zu geben, was von besonderem Interesse für eine Quarianerin auf Pilgerreise sein könnte, also war ihre Wahl letztendlich tatsächlich auf die Citadel gefallen.
Früher oder später musste sie doch dort irgendetwas finden und dann konnte sie endlich zur Flottille zurückkehren… natürlich vorausgesetzt, dass die Penumbra nicht unterwegs den Geist aufgab oder wer weiß was für Katastrophen sich ereigneten.
Völlig deprimiert ließ sie den Kopf in die Hände sinken.
Ich bin so eine Versagerin! Jeder normale Quarianer freut sich auf seine Pilgerreise und stellt sich den Herausforderungen auf der Suche nach irgendetwas Besonderem und ich bin noch keinen Tag unterwegs und zerfließe schon in Selbstmitleid und Heimweh. Was würden meine Eltern denken, wenn sie mich jetzt sehen könnten?
Schon im nächsten Moment verfluchte sie sich für den Gedanken an ihre Eltern, denn er brachte sie unweigerlich darauf, dass sie die beiden möglicherweise nie wieder sehen würde oder erst nach einigen Jahren, die sie anscheinend für ihre Pilgerreise brauchen würde.
Helia schluckte, doch der Kloß in ihrem Hals blieb und eine einzelne Träne kullerte ihre Wange hinunter.
Sie hatte ihr ganzes Leben lang gewusst, dass sie eines Tages gehen müssen würde, doch erst jetzt war es real geworden und es traf sie schlimmer, als sie es je erwartet hätte.
Sie war zum ersten Mal in ihrem Leben völlig allein.
Mit zittrigen Bewegungen stand Helia auf. Sie konnte nicht länger hier herumsitzen, sie musste irgendetwas finden, um sich abzulenken. Sie betrat das kleine Zimmer, in dem sich lediglich ein Bett und ein Schrank, in dem sie einen Teil ihrer wenigen Habseligkeiten und Vorräte aufbewahrte. Der Rest lag nach wie vor unangetastet in einer unauffälligen, an mehreren Stellen geflickten Tasche in einer Ecke des Raumes, die Helia nun aufhob. Sie setzte sich auf die Bettkante, nahm die Tasche auf ihren Schoß und begann, sie zu durchwühlen. Da war ein Datenpad, dass Saara ihr mitgegeben hatte und das sie sich noch nicht angesehen hatte, ein Armreif, einige Tücher… Geschenke ihrer Crew, die sie gemäß der Tradition ihres Schiffes zumindest bei ihrem ersten Landgang alle tragen musste… zwei Tuben Nährstoffpaste, die sie noch nicht weggeräumt hatte und… sie erschrak fast, als sie die Pistole ihres Vaters bemerkte, die zuunterst in der Tasche gelegen hatte. Es war ein hässliches altes Stück Metall, voller Kratzer und wahrscheinlich auch nicht mehr völlig intakt, aber es war das Abschiedsgeschenk ihres Vaters gewesen…
Sie sah ihn wieder vor sich stehen, voller Stolz, dass nun auch seine Tochter ihre Pilgerreise antreten würde, wie er ihr ein Überbleibsel seiner eigenen vermachte. „Sie hat mich damals aus manchem Schlamassel gerettet. Trag sie immer bei dir, auch wenn ich hoffe, dass du sie nie brauchen wirst.“ Sie hatte sich bei ihm bedankt und ihn umarmt, auch wenn sie im Stillen gehofft hatte, dieses Ding nie wieder in die Hand nehmen zu müssen.
Die Erinnerung an diesen Moment trieb ihr erneut die Tränen in die Augen, aber diesmal gab sie es auf, sich dagegen zu wehren.
Mit einem erbärmlichen Schluchzer ließ sie sich auf das Bett fallen und stieß die Tasche von sich. Einige Tränen tropften auf das Visier ihres Helms, also nahm sie ihn ab, legte ihn weg und vergrub das Gesicht im Bettlaken, was ihre Schluchzer ein wenig dämpfte.
Sie sah die Crew der Onaevyr bei ihrer Verabschiedung vor sich, ihre Mutter, ihren Vater, ihre Nachbarn, die all die Jahre neben ihnen gelebt hatte, Saara, den Captain…
Es dauerte einige Minuten, bis ihre Tränen versiegten und die Kindheitserinnerungen an Freunde und Familie, die in ihr aufkamen rastlosen, von Einsamkeit durchzogenen Träumen wichen.