PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kleine Geschichte über einen kranken Geist



Angeloni
14.02.2010, 16:53
Ich habe gesehen, dass es möglich ist Selbstgeschriebenes zu posten (großes Lob an The Infected. Die Story ist ziemlich gut). Somit habe ich mich entschlossen auch eine kleine Geschichte zu posten. Ich wäre unglücklich sollte es keine negative Kritik geben, achtet nicht auf meine Gefühle. Sollte jemand Geschichten in denen ab und zu ein geringer Ekelfaktor auftritt verabscheuen, so lese er oder sie das hier nicht. Ich möchte keinen Post in dem steht: "Das war unnötig brutal." oder ähnliches. Zudem geht bitte nicht auf Rechtschreibfehler ein. Ich habe mich bemüht nach den Regeln der deutschen Sprache zu schreiben, aber man selbst überliest seine Fehler grundsätzlich. Doch genug der Vorrede, hier ist die Geschichte.

Epilog

John Harlow´s Puls lag bei 65. Das ist nicht verwunderlich, es gibt viele Menschen, bei denen dies so ist, allerdings sind die meisten Durschnittsbürger noch nie in eine derartige Situation geraten, wie er jetzt. John ist nämlich gerade dabei zu sezieren. Er befindet sich in einem Keller und greift zu einer Gehirnsäge, die Sekunden später das charakteristische hohe und vor allem nervtötende Geräusch erzeugt, das bedeutet, dass ein Schädel geöffnet wird. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, es gibt im Gegenteil sogar einen Haufen Leute auf der Welt, die Leichen in irgendwelchen dunklen Keller aufschneiden. Die meisten von denen werden sogar bezahlt, die nennt man dann Phatologen, Gerichtsmediziner oder Leichenschänder. Vermutlich erfreuen sich jedoch die wenigsten, an den Farben und an der Konsinstenz des Inneren ihrer Studienobjekte. John jedoch genießt es. Natürlich betrachten ihn seine Kollegen deshalb mit Abscheu und meiden ihn, aber das alles hat sich schon erledigt. John besitzt eine ungeheure berufliche Praxis und eine gewisse Art von Charme, dem man einfach nicht widerstehen kann. Nein, das alles ist nicht seltsam. Das alles hört sich ein bisschen an wie eine Erzählung über einen Typen namens John Harlow, der in einem Krankenhaus arbeitet. Nun gibt es jedoch ein paar Fakten, die dagegen sprechen. Unter anderem befinden wir uns im Keller eines schmuddeligen Reihenhauses, irgendwo in Maine. Zudem ist die Leiche an einem Tisch festgeschnallt und hieß gestern noch Mike Bornpeach. Mike war ein Hafenarbeiter und verabscheute seinen Namen. Bornpeach, Pfirsichgeboren oder so ähnlich, passte gar nicht zu dem bulligen Kerl dessen Auto an chronischer Geistaufgeberei litt. Leider machte er eines Morgens den Fehler per Anhalter zu fahren und von einem dünnen Kerlchen mit freundlichen Lächeln mitgenommen zu werden. Schrecklicherweise ist Mike nicht der Einzige. Damit er sich nicht so allein fühlte, hatte John schon mehrere Wochen vorher etliche andere Tramper mitgenommen und … verwertet. Verlassen wir ihn nun, den abnormalen Normalen und drehen das Rad der Zeit einige Jahre weiter.

John ist inzwischen in einer geschlossenen Anstalt. Als ein normaler Mörder hätte ihn vermutlich früher oder später ein schockierendes Schicksal ereilt, allerdings galt er zu seinem Glück als geisteskrank und durfte leben. Je nachdem, was man als Leben definieren würde. Wenn man Leben als Erhaltung des Stoffwechselprozesses bezeichnet, in den immer mal wieder mit hochwirksamen Medikamenten eingegriffen wird, dann ja, er durfte leben. Manch anderer hätte es natürlich als bloßes dahinvegetieren betrachtet, aber die meisten der hier Eingelieferten sind damit völlig zufrieden und etwa ein Viertel von ihnen ist sogar froh hier zu sein. Jeden Tag, manchmal sogar stündlich, bekommen einige von denen einen neuen Gesprächspartner. Zwar müssen ab und an einige der älteren Kommunikanten dafür gehen, aber das macht den Meisten nichts aus, da sie das oft gar nicht bemerken. Das einzig Störende für diese armen Geschöpfe sind die anderen hier eingesperrten Verrückten und die Wärter, die nie an diesen wunderbaren Gesprächen teilhaben dürfen. Doch genug von den Schizophrenen, wie geht es John? Der sitzt auf dem im Boden verankerten Metalgestell, das man in der Außenwelt vermutlich als das bezeichnet hätte was es war. Ein Stück Schrott, an dem sämtliche Kanten abgeschliffen worden waren. John musste es Bett nennen. Die meisten anderen seiner Mitbewohner, wie er die Leute in den Zellen ihm gegenüber und neben ihm nannte, störten sich auch daran nicht. Im Gegenteil, einer von ihnen schwang jeden Tag lange Reden über die „Gesundität unweichen Liegelens und die Verhindrigung von Sprech-nicht-gut´s“. Der Mann meinte vermutlich, dass hartes Liegen gesund sei und das er erfolgreich all seine Sprachfehler bekämpft hätte, aber es war ebensogut möglich, dass es sich um ein Rezept für Krautsalat handelte. John jedenfalls war das egal. Er saß nämlich aufgrund eines Verbrechens, dass er nicht begangen hatte. Natürlich sprachen die Fakten gegen ihn, wie sein Anwalt gesagt hatte. Na gut, man hatte ihn inmitten einer riesigen Sauerei gefunden, eine Darmschlinge um den Hals gelegt, als wolle er sich erwürgen und tatsächlich mit Ligaturmerkmalen am Hals, die auch wirklich von der selbigen herrührten, aber das beweiste gar nichts, schließlich hatte er ein gutes Leben gehabt und keinerlei Selbstmordabsichten. Ok, er hatte auch keine Wunden oder Abschürfungen, die auf Gewaltanwendung schließen lassen konnten, aber das war auch idiotisch, mann hätte ihn ja auch irgendwie Betäuben können oder so, aber das hatte die Polizei nicht nachgeprüft. Selbst das Hauptargument, die 0.6 Kilo Leber, die eindeutig von einem seiner Opfer stammte und in seinem Magen gefunden wurde, waren hinfällig, wenn man bedachte, dass John Vegetarier war. Er war völlig unschuldig, er selbst wusste das am besten, schließlich war er drei Wochen vor seinem Fund mit der Leiche, der übrigens einen Tag nach dem Tod von Mike Bornpeach geschehen war, in Las Vegas gewesen und hatte ordentlich Geld verprasst. Zwar gab es dafür keine Zeugen und sein Konto sagte angeblich etwas anderes, aber vermulich waren die Banken in so eine Art Verschwörung verwickelt und hatte ihm das Geld überwiesen. Trotz all dieser Unschuldsbeweise, die er auch alle vor Gericht vortrug, hatte John den Prozess verloren. Als sie ihn abführten hatte er ihnen noch schnell die einzig logische Erklärung dafür ins Gesicht gebrüllt, nämlich, dass UFOs ihn entführt hatten um ihm die Schuld an den grausamen Menschenexperimenten zu geben. Und die Geschworenen hatten sich immer noch nicht beeindrucken lassen, obwohl das für John doch völlig einleuchtend war. Als ihm dämmerte, dass offenbar auch der Richter, die Schöffen und die Geschworenen Aliens waren, die offenbar von Area 51 kamen, war es zu spät. Das einzige, was er wirklich verbrochen hatte, war die Attacke auf einen Anwalt, der mit zwei Brüchen und mehreren Bisswunden (unter anderem waren das Lid und die Linse des linken Auges so stark veletzt gewesen, dass dieser seither nur auf dem Rechten sehen konnte) in die Intensivstation eingeliefert werden musste. Aber an das konnte er sich nicht erinnern, im war als hätte ein anderer die Kontrolle über seinen Körper gehabt.

Doch genug der Vorrede. In dem Epilog ging es nur um John. Sie sollten wissen, was er getan hat und lernen seine Denkweise zu verstehen. Tatsächlich ist John Harlow unschuldig. John Harlow ist ein liebender Vater, ein guter Ehemann und ein durch und durch ehrlicher Mensch. Der wahre Mörder ist ein Mann namens John Harlow, ein Psychopat, eine Bestie in Menschengestalt, stets lauernd, stets bereit den nächsten Unschuldigen zu quälen und zu töten. Dieser John Harlow hat die Gabe John Harlow nur das sehen zu lassen, was er ihn sehen lassen will. Meistens darf der gute John sein dummes kleines Leben leben, aber manchmal kann er nicht anders. Dann muss er töten, sonst verzehrt er sich selbst. Sie haben sicher schon bemerkt: Bei John Harlow und John Harlow handelt es sich, so dämlich es klingen mag, um ein und dieselbe Person. Der Mann ist ein höchst interessanter Fall einer multiplen Persönlichkeit, deren Verhältnis fast so wie das von Dr. Jekyll und Mister Hyde zu beschreiben ist. Zwar gibt es Unterschiede zu Stephensons Geschichte, unter anderem weiß nur der Böse, gewissermaßen der Mr. Hyde der beiden, von der Existenz des anderen, aber es ist eine ähnlich perfekte Persönlickeitsspaltung. Der böse John Harlow hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem Guten. Der Eine ist mehr als hochintelligent, der Andere mehr als nur ein bisschen naiv. Der Eine hat die Augen immer halb geschlossen, als würde er seit Jahren Marihuana konsumieren, der Andere geht mit weit geöffnetem Blick durch die Welt, aus dem immer noch eine kindliche Faszination spricht. Nun verstehen sie hoffentlich was ich meine. Die zwei sind so unterschiedliche Charaktere, dass manch einer bei einem Gespräch mit diesen verrückt werden würde. Was dem Einen schmeichelt, beleidigt den Anderen und so weiter. Doch genug von John, wenden wir uns dem eigentlichen Protagonisten zu.

Kapitel 1

Arnold Cunningham liebte diesen Tag. Es war kein besonderes Datum, keines seiner Kinder war heute geboren, es war auch nicht sein Hochzeitstag (wie auch, er war ledig und hatte keinen Nachwuchs). Heute hatte er sich endlich einen lang ersehnten Traum erfüllt. Er hatte sich nämlich ein Auto gekauft. Dabei war es noch nichtmal sein erster Wagen, aber er war etwas ganz besonderes. Um den Grund für diese Euphorie festzustellen, müssen sie einige Dinge über ihn wissen. Arnold ist ein recht lebenslustiger Mensch und hat sich in den 36 Jahren, die er nun schon auf der Welt ist nie unterkriegen lassen. Deshalb hat er auch seinen Namen mit großem Humor bedacht. Der Wagen war nämlich nicht nur irgendein Wagen, sondern ein rot-weißer Plymouth Fury mit dem Wort Christine auf dem Nummernschild. Sie haben es sich bestimmt schon gedacht: Der Mann ist ein großer Fan von Stephen King. Zwar hätte man nicht allein aufgrund des Autos darauf schließen können, aber ein Blick in sein Bücherregal hätte völlig ausgereicht. Nun befindet sich Arnie, wie er oft von seinen Freunden genannt wird, auf dem Weg zu jener Klapsmühle in der auch John Harlow `untergebracht` worden ist. Tatsächlich befindet er sich nur wegen dieses Mannes auf dem Weg zu dem schmuddelig wirkendem Betonklotz von einer Anstalt. Er möchte nämlich eine Art neuen Test an ihm durchführen. Er hat sich von Thomas Harris Buch `Roter Drache` dazu inspirieren lassen. Es interessierte ihn, was ein mehr oder weniger genialer Mörder sagen würde, wenn man ihn um Hilfe bäte. Auf dem Parkplatz für Besucher angekommen, stieg er aus und betrat das Gebäude. Sofort überfiel ihn ein leichter Anfall von Klaustrophobie, den er jedoch erfolgreich abschütteln konnte. Eigentlich war dieser Anfall höchst irrational, da er sich in einer recht großen Halle befand. Er durchschritt diesen ersten Raum zügig und ermahnte sich mehrmals nicht an die Tonnen von Beton zu denken, die über ihm schwebten, nur getragen von noch mehr Beton, der viel zu leicht zusammenbrechen konnte. Er klopfte kurz und betrat das Büro des Anstaltsleiters. „Guten Tag, ich bin Arnold Cunningham. Ich bin hier, weil ich John…“ „Harlow besuchen möchte, ich weiß.“, wurde er unterbrochen, „Jim hier wird sie instruieren und zu ihm bringen.“, bei diesen Worten winkte er einen großen, fetten Kerl heran. „Tag. Mitkommen.“, quakte dieser ihm entgegen. Tatsächlich hatte der Mann eine seltsame Froschstimme und eine leichte Ähnlichkeit mit einem gewissen Tier. Arnie folgte ihm, hielt jedoch respektvoll Abstand, da der Kerl einen sehr starken Eigengeruch besaß. Es war eine Mischung aus Socken, die man seit etwas 8 Wochen anhatte und öffentlicher Toilette. Der Wärter führte Arnie in einen kleinen Raum. „So. Sie werden sich ruhig verhalten und immer in der Mitte des Ganges bleiben. Die sind wie Tiere. Schauen sie auch keinem in die Augen, das macht sie unruhig. Legen sie bitte alle harten oder scharfkantigen Gegenstände ab. Wir wollen keine Selbstmorde. Zudem ist hier schonmal einer mit einem Blatt Papier fast umgebracht worden.“. Arnie runzelte die Stirn: „Wie soll denn das gehen?“, fragte er, da er sich das nicht vorstellen konnte. „Der Seelenklempner hat nicht aufgepasst und dafür ist ihm das Papier in den Rachen gestopft worden. Der Mann hatte Glück, dass er nicht gebissen wurde. Da fällt mir ein, machen sie irgendeine Art von Kampfsport.“ Arnie schnaubte leise. Kampfsport machen, was war das bitte für eine Formulierung? „Ich habe bis vor einiger Zeit Judo praktiziert.“, antwortete er. „Versuchen sie keines Ihrer blöden Tricks, die Jungs sind unberechenbar. Wenn sie die in einem Hebel haben winden die sich wieder raus. Vor ein paar Jahren war auch so ein besserwisserischer Psychodoktor hier und hat einen der Kerle in einen Streckhebel genommen.“, Arnie hörte erstaunt zu. Wenn jemand Übung besass war es fast unmöglich sich zu befreien. „Und was ist dann passiert? Wenn der Verrückte versucht hätte sich zu befreien, hätte er sich den Arm gebrochen …“ „Genau das ist passiert.“, wurde er unterbrochen, „Es hat Knack gemacht und unser Freund war wieder auf den Beinen. Dann hat er Ihrem Kollegen den Kehlkopf zerdrückt.“ „Aber wird man bei einem Armbruch nicht wenigstens kurzzeitig bewusstlos?“ „Ich glaub das ging aufs Gelenk, aber ist egal. Die jedenfalls nicht. Die Viecher verhalten sich, als hätte man sie mit Tildin abgefüllt.“. Arnold schwieg betroffen und ließ sich filzen. Erst mit einem Metalldetektor, dann wurde er nochmal oberflächlich abgetastet. Er überlegte hingegen, wie man von einem Menschen wie von einem Tier sprechen konnte. Klar, es waren Verrückte, aber sie hatten oft wenigstens einen kleinen Kern Menschlichkeit. Zumindest, die harmloseren Fälle. Es war bis jetzt das erste Mal, dass er richtig Geisteskranke untersuchte, also nicht nur so Zeug wie Kleptomanie oder Paranoia. Es war schon ein seltsames Gefühl bals mit einem echten Mörder zu sprechen. „Aber trotz allem“, dachte er sich, „sind es keine Tiere“. Als er jedoch in den Zellentrakt eintrat musste er seine Meinung revidieren. Das Erste, was ihm entgegenschlug war ein durchdringender Geruch nach Fäkalien. Dann hörte er eine kindliche Stimme, die in ziemlicher Lautstärke brüllte: „Du kriegst mich nicht. Schneller du lahmer Arsch.“, und ähnliches, als würde dort unten jemand Fangen spielen. Insgesamt war es aber relativ ruhig. „Warum ist es hier so still? Ich habe mir das immer viel lauter vorgestellt.“, traute er sich den gigantischen Rücken vor ihm zu fragen. „Ist es normalerweise auch, die haben nur vor ´ner Viertelstunde ihre Medizin bekommen, da sind die ruhig. He Dick, Mattes kommte mal!“. Nach diesem Aufruf erschienen zwei weitere Typen vom Kaliber fett, groß und stinkend. Sie gingen zu dritt weiter wobei Arnie offenbar der einzige war, der durch den Mund atmete. Nach zwei Metern, sah er rechts von sich eine Tür, an der oben ein kleines Gitter angebracht worden war. Daraus schien ein äußerst helles Licht. Die Warnungen vergessend ging er auf die Tür zu und schaute durch das Gitter. Er wusste zwar, dass er das nicht durfte, aber er wollte schon immer einmal wissen ob die Wände einer Gummizelle wirklich mit Gummi verkleidet waren oder ob das nur so ein moderner Mythos war. Leider konnte er nicht viel erkennen, da eine ungemein grelle Lichtquelle an der Decke installiert war. Plötzlich schoss ein Horrormonster von einem ehemaligen Menschen hoch. Es war ein Mann mit irrem Blick und müdem Gesicht, dass von langen verfilzten Haaren eingerahmt wurde. Speichel troff der Gestalt über das Kinn und sprühte durch das Gitter, während er unverständlichen Nonsens brüllte. Riesige Hände mit schrecklich langen Nägeln krachten gegen die Gitterstäbe und eine Sekunde später versuchte der Verrückte die Tür mit dem Kopf einzuschlagen, was wie bei einem Bruchtest irgendeiner grausigen Kampfsportart aussah. Diese Konfrontation kam so plötzlich, dass Arnie erschrocken aufschrie und einen halben Meter zurücksprang. Um ihn herum brach eine Hölle an Geräuschen los, die an ein Affenhaus erinnerte. Blut lief dem Verrückten nun von der aufgeschlagenen Stirn und trotzdem ließ er nicht davon ab seinen Kopf gegen die Tür zu schmettern. Arnie drehte sich um und sah mitten in das riesige Gesicht eines der Typen, die Jim herbeigerufen hatte. Ein ekliger Knoblauchgestank schlug ihm entgegen, wärend sein Gegenüber das allgemeine Geschrei überbrüllte: „Geht es Ihnen übermäßig? Haben Sie nicht zugehört?“. Mit möglichst schuldbewusstem Gesicht ging Arnie weiter den Gang entlang. Normalerweise ließ er sich so etwas nicht gefallen, aber dieses mal gab er nach, da der Mann vermutlich wusste, was er tat. Ganz abgesehen davon, das er einen solchen Todeshauch nie wieder riechen wollte. Er ging an einer Zelle entlang in der ein Mann auf dem Boden saß und leise vor sich hinmurmelte. Arnie blieb kurz stehen und hörte zu. Der Monolog erinnerte von den Grundzügen her schrecklich an die Endszene von Alfred Hitchcocks Psycho. „Mutter ich habe ihn nicht umgebracht. Doch, natürlich warst du es. Du hast ihn doch aus dem Fenster geschubst, ich habe es genau gesehen. Doch, natürlich lebst du noch. Von so einem kleinen Stich mit dem Messer…“, Arnie ging schnell weiter. Plötzlich verwandelte sich das monotone Gerede des Mannes in der Zelle hinter ihm in lautes, irgendwie wortloses Gebrüll, das auch gleich von einem der Pfleger beantwortet wurde: "Schnauze Ian!", tatsächlich war danach Ruhe. Arnie verfiel nun in ein leichtes Joggen um die Männer einzuholen, die schon in der Mitte des Ganges standen. Vorbei an einer Zelle in der ein Typ saß und über etwas philosphierte, dass bedenklich nach einem Rezept für Krautsalat klang, nur das er immer wieder betonte, dass `hartiges Liegelein gut ist`. Und dann kamen sie endlich zu der Zelle, die Arnie interessierte. Er erwartete ein weiteres psychisches Wrack zu sehen, einen weiteren schreienden Wahnsinnigen, aber er wurde völlig überrascht. Auf einem im Boden verschraubte Stuhl saß ein Mann und las irgendetwas. Stirnrunzelt drehte sich er zu Jim um: „Sagten sie nicht, dass kein Papier in die Zellen gebracht werden dürfte?“ „Is´ ja auch Pappe. Mattes und ich gehen rein.“, bei diesen Worten hatte Jim die Tür geöffnet, Arnie reingeschubst und war selbst eingetreten. Einen Augenblick später war auch der Mann namens Matthes in der Zelle, die Tür wurde verschlossen und der Schlüssel durch eine kleine Klappe, kurz unter der Decke hinausgeworfen zu dem dritten Mann. „Und seien sie vorsichtig.“, raunte Jim ihm ins Ohr. Arnie schaute auf den Massenmörder und wunderte sich, wie harmlos der Mann aussah. Das einzig verwirende waren die Augen, die er halb geschlossen hatte, wie ein Marihuanajunkie. „Guten Tag Mister Cunningham, es freut mich sehr Ihre Bekanntschaft zu machen.“, sagte der John gerade, erhob sich und ging auf Arnie zu um ihm die Hand zu schütteln. Dieser streckte den Arm aus und wurde brutal zurückgerissen. „Geht´s noch?“, rief Jim erschrocken, „Der Mann hat 27 Leute umgebracht und einen davon Jack-the-Ripper-mäßig angefressen und Sie wollen ihm die Hand schütteln? Der Typ ist ein Killer!“. Der `Killer` korrigierte: „Es waren 29 Jim, eine Primzahl. Und ich muss sagen, sie sehen heute auch wieder recht lecker aus.“, der Angesprochene zuckte ängstlich zurück. Arnie schaute völlig verwirrt. Was war nur in ihn gefahren? „Der Kerl hätte mich umbringen können.“, dachte er geschockt. Tatsächlich hatte er nur deshalb so dumm reagiert, weil der Mann ganz normal erschienen war. „Mister Harlow“, bemühte er sich die Situation unter Kontrolle zu bekommen, „Ich bin Arnold Cunningham von der Polizei. Wir brauchen Ihre Hilfe in einem Fall. Ein Massenmörder…“, mit gelangweiltem Ton unterbrach John ihn, „Haben die Lämmer aufgehört zu schreien Clarice?“ „Äh was bitte?“, Arnie war völlig perplex. Irgendwo hatte er den Spruch schonmal gehört aber wo wusste er nicht. „Die Lämmer, verdammt. Die Lämmer!“ „Ich weiß nicht wovon…“, dann fiel es ihm wieder ein. Thomas Harris, das Schweigen der Lämmer. Während dieser Offenbarung redete John weiter. „Versuchen sie nicht mir einen Bären aufzubinden. Sie sind einer von vielen Psychologen und versuchen irgendeinen neuartigen Test an mir.“ „Nein, ich bin von der Polizei…“ „Verarschen sie mich nicht!“, brüllte John und sprang auf. Arnie hingegen wurde erneut zurückgezerrt und Jim ging auf Harlow zu, wobei er eine Art Elektroschocker bedrohlich vor sein Gesicht hielt. Der Rest ging ganz schnell. Harlow packte Jim´s Arm, verdreht ihn, entwand ihm den Elektroschocker und schlug ihm mit der Handkante von unten gegen die Nase. Es gab ein leises Knacksen und Jim erschlaffte. Arnie ging zur Wand zurück und hob abwehrend die Arme vor sein Gesicht. So etwas durfte in einer guten Klapsmühle nicht passieren. Neben ihm brüllte Mattes los: „Hilfe! John Harlow hat eine Waffe! Ich wiederhole, er hat eine Waffe und ist aggressiv!“. Mattes hatte zwar auch einen Schocker, wagte es aber nicht Harlow zu nahe zu treten. Dieser setzte sich auf den Boden und begann vor und zurück zu schaukeln, wobei er leise schluchzte. Arnie schaute zu Mattes, der völlig verwirrt auf den heulenden Massenmörder starrte. So blieb es, bis das Verstärkung eintraf.
Arnie saß in seinem geliebten Fury und war froh, dass er wieder nach Hause fahren konnte. Alles in allem war der Test schlecht gelaufen, er hatte kein einziges Ergebnis. Morgen würde er wiederkommen und den Mann erneut befragen. Harlow saß jetzt vermutlich in einer Zwangsjacke und bekam Beruhigungsmittel injiziert. Es war herausgekommen, dass er seine Tabletten immer wieder ins Klo erbrochen hatte. Arnie hatte stundenlang dasitzen müssen und Fargen beantwortet. Aber das war jetzt egal. Er wollte nur noch ins Bett.

So, das war der erste Teil. Bitte möglichst viel kommentieren.

Angeloni
16.02.2010, 18:56
So, über die Karnevalstage war nicht viel Zeit zum schreiben, aber ich habe noch zwei Kapitel fertiggestellt.

Kapitel 2

John hatte rasende Kopfschmerzen. Das war nicht weiter verwunderlich, schließlich war er nun schon seit 43 Stunden wach und hatte sich kaum bewegt. Der Psychologe war nicht hereingelassen worden, soviel hatte er bemerkt. John bereute jetzt schon, dass er Jim umgebracht hatte, aber er konnte nicht anders. Der Fettsack hatte ihn schon immer genervt. Am liebsten hätte er auch seine Kollegen Dick und Doof alias Mattes abgemurkst, aber leider hatte seine langweilige Seite plötzlich die Kontrolle übernommen. Er war einen Großteil der Zeit, seit seiner Einlieferung er selbst gewesen, aber genau in so einem kritischen Moment hatte er die Kontrolle verloren. Natürlich war es nicht so wie im Film, es gab keinen inneren Konflikt, kein ´verschwinde aus meinem Körper!` oder so, aber John glaubte fest daran, dass er den Anderen, wie er ihn nun nannte, unter seiner Fuchtel halten konnte. Er wusste nur noch, wie er Jim getötet hatte und dann setzte sein Gedächtnis aus. Es war ein bisschen so, als wäre er im Vollrausch gewesen. Unzusammenhängende Fragmente von Erinnerungen, die mit dem Tempo von Schildkröten durcheinander rasten. Eine Art müder Abklatsch der Geschwindigkeit realer Gedanken. Sein bewusstes Denken hatte erst wieder eingesetzt, als sie ihn wieder in seine Zelle gesteckt hatten. Leider war er mit einer Zwangsjacke bekleidet gewesen und hatte diesmal sogar eine Hockeymaske getragen, vermutlich als Beißschutz. „Jetzt fehlen nur noch die Goldbergvariationen.“, dachte er säuerlich. Zudem war er in irgendeine Foltermaschine eingespannt worden. Das dumme Ding blendete ihn nicht nur mit grellem weißen Licht, das es unmöglich machte sich zu konzentrieren, nein, es versetzte ihm zudem jede Viertelstunde eine Stromschlag vom Kaliber Weidenzaun. Das Schlimmste an diesen Schlägen war die Tatsche, dass er nicht einmal richtig zusammenzucken konnte, da er ja rundum verpackt war. Deswegen versetzte er sich ab und an in eine Art Trance, um sich wenigstens ein bisschen auszuruhen. Obwohl der Begriff Trance irreführend war. Ihm quoll kein weißes Ektoplasma aus dem Mund oder ähnliches Zeug, wie es nur zu oft von Seancen berichtet wurde in denen eine Trance auch ab und an eine Rolle spielte. Sein Kopf sackte einfach nur unspektakulär zur Seite weg und sein bewusstes Denken setzte aus. John konnte nicht wissen, dass er sein ´gutes Ich´ bei dieser Gelegenheit an die frische Luft ließ. Er ruhte sich eben einfach nur aus und der Andere John Harlow erhielt die Stromschläge für ihn. Dabei schmiedete er Pläne für sein nächstes Zusammentreffen mit Cunningham. „Eigentlich hat der Mann einen idiotischen Namen“, dachte er. John hatte in seinem Leben schon viele Seltsamkeiten gesehen und gehört, aber jemand, der wie der Protagonist aus Christine hieß, war ihm noch nie untergekommen. In der Zelle neben ihm wachte nun der wirrköpfige Philosoph auf, der so gerne über Krautsalat redete. Der Mann stand auf und legte sofort mit eigentümlichen Geschrei los, wobei er wie gewohnt etliche Fehler einbaute. „Schaut mall! Der tut sisch selbig umarmen! Der isst Schwule, der lippt einen Mahn!“, rief er, wobei er wie ein Kobold in seiner Zelle umherhüpfte. John hätte jetzt gerne irgendeine Waffe, vorzugsweise den Elektroschocker, welchen er sich von Jim ´geborgt´ hatte, in der Hand gehabt und seinem ´Freund´ ein paar tüchtige Schläge verpasst. Leider wurde ihm sein Wunsch nicht erfüllt, im Gegenteil, eine Viertelstunde war verstrichen und der Apparat setzte sich erneut in Gang. Sekunden später wand John sich in seiner Zwangsjacke, während einige hundert Volt durch seinen Körper flossen. Das war nicht allzu viel und bestimmt nicht tödlich, aber es schmerzte schon ziemlich. „Wenn jemanden so etwas unerwartet trifft, bekommt er einen Schock für´s Leben.“, hatte der Wärter gesagt, als John zum ersten Mal in den Genuss dieser Maschinerie kommen durfte. Dabei hatte der Mann sich vor Lachen über sein `geniales` Wortspiel nicht mehr eingekriegt. Der Gepeinigte hatte nur pflichtschuldig gegrinst und sich mit der Vorstellung vergnügt, wie er dem Kerl die Fingernägel mit einer Zange drastisch kürzen würde. Tatsächlich waren die Nägel des Typen fast so lang wie die von Sammie und den hatten sie schon seit einiger Zeit nicht mehr aus seiner engen Zelle gelassen. Wieder im Jetzt angekommen rief John in die Zelle neben ihm: „He du!“, der Angesprochene drehte sich um. „Iiiiisch?“, fragte er gedehnt und leise kichernd. „Ja du. Der Typ in der Zelle neben dir hat deine Mutter getötet!“. John´s Gesprächspartner zeigte mit dem Finger auf ihn: „Deeeer?“ „Nein nicht ich du gottverdammter… Ähm ich meine der andere.“, bemühte sich John nun um einen höflichen Ton. Der Mann hieß Richards und hatte seine Mutter zu einem Ausflug mitgenommen. Dabei war sie über ein Geländer gekippt und zwanzig Meter in die Tiefe gestürzt. Richards war daraufhin durchgedreht und hatte mehrere Menschen verletzt und einen vor ein Auto geschubst. Nach dieser Aktion war er, laut Polizeiakte, in ein Museum gestürmt, hatte ein Ausstellungsstück, dass ein Dinosaurierskelett darstellen sollte zerstört und versucht einige Leute mit einem riesigen Plastikknochen zu erschlagen. Nun drehte er sich um und zeigte auf die Zelle neben sich: „Deeer?“ „Ja richtig. Los, mach ihn fertig.“. Nach diesem geistreichen Wortwechsel zogen sich Richard´s Mundwinkel nach unten und er begann leise zu schluchzen. John hingegen bekam nun einen Lachanfall, als er sah, was Richards tat um seine Mutti zu rächen. Anstatt mit Worten anzugreifen oder immer weiter gegen die Wand zu rennen, so wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre, ging der Mann erstmal auf die Toilette. John lachte Tränen. Dieser Streit würde verdammt viel Spaß machen. Die Person auf die er Richards gehetzt hatte, war ein Schotte mit dem klangvollen Namen Ian McKilley. Das klang gewiss sehr nach Schottland und alles, aber John hatte herausgefunden, dass Ian´s Vater George hieß und damit vermutlich der ganze Name frei erfunden war. Ob nun Ian oder nicht, der Mann hatte seine Mutter umgebracht. Er stritt das ganze zwar verhemmend ab, wenn er mit sich selbst redete, aber er hatte sein geliebtes Mütterchen erstochen und seinen Vater vom Balkon geschubst. Die Polizei hatte ihn schließlich gefunden, als er halbnackt in der Einfahrt vor dem Haus seiner Eltern hockte und vor sich hinnuschelte. Richards hatte inzwischen sein Geschäft beendet und begann nun zu brüllen. „Ich hasse dich! Hasse dich! Du bist ein Hasser!“, wobei er nun doch begann gegen die Wand zu rennen. John zischte ihm zu: „Nicht nur das, er ist auch noch ein Hase.“, er war gespannt darauf, was der Verrückte jetzt tuen würde. Richards schaute für einen kurzen Moment perplex und interpretierte diese Aussage ganz speziell. „Du bist ein Hase! Hase dich! Ich Hase dich! Muttimörderer!“ John hatte inzwischen Bauchschmerzen vor Lachen. Es gab nichts besseres als so ein Idiotenwettkampf. Aus Ian´s Zelle hingegen erhob sich nun ein lauter Klagelaut. Sekunden später war zu hören, wie etwas Schweres immer weiter gegen die Wand der Zelle prallte. John bekam so langsam keine Luft mehr. Das Leben in der Anstalt war oft scheiße, aber an manchen Tagen machte es ihm richtig Spaß hier zu sein.
Dieses Kapitel ist erneut John gewidmet, damit sie erfahren, was für ein manipulativer Charakter er ist und das er sich auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen kann.

Kapitel 3

Angestrengt starrte Arnie durch die Regenschleier nach draußen. Heute Morgen war das Wetter wunderschön gewesen, aber gegen Mittag bestand die Welt nur noch aus endlosen Regenschnüren und immerwährendem Plätschern. Er befand sich wieder auf dem Weg zur Anstalt, diesmal um Harlow richtig zu untersuchen. Er hätte nicht gedacht, dass sein Test so schnell durchschaut werden würde. Somit musste er aus der Not eine Tugend machen und wollte nun einen Bericht über das `Monster aus Harlow` schreiben. Dafür hatte er recherchiert und herausgefunden, dass sein ´Patient´ in den Zeitungen John Tarkersmile aus Harlow genannt wurde und nicht umgekehrt. Nun stand er vor dem Dilemma nicht genau zu wissen, wie der Mann hieß. Arnie schreckte aus seinen Gedanken hoch, als ein kotzgrüner Porsche ihm die Vorfahrt nahm. Wütend drückte er mehrmals auf die Hupe, sah aber dann das Vorfahrt-gewähren-Schild auf seinem Teil der Kreuzung. Peinlich. Er wollte gerade weiterfahren, als sein Handy losschrillte. „Arnold Cunningham?“, sagte er zu dem kleinen Plastikgehäuse. „Guten Tag Mister Gunningham, hier Kretscher. Wo bleiben sie?“. Erstaunt schaute Arnie auf sein Mobiltelefon. Hatten da drinnen denn alle einen Sprachfehler? „Ich bin auf dem Weg.“, versprach er und legte auf.
„Guten Tag, Herr Kretscher. Ich bin angekommen wie sie sehen.“, begrüßte er den Leiter des Irrenhauses. „Da sind sie ja endlich, Mister Gunningham“, war die Antwort. „Ich geh dann mal runter?“, fragte Arnie unsicher, als keine weitere Reaktion erfolgte. „Mein Sonn wird sie nach unten bringen.“, versicherte ihm Kretscher nun, als hätte er danach gefragt. Wenige Minuten später stand Arnold in einem ihm sehr bekannten Raum und wurde schon wieder instruiert. Zwar diesmal von einem hochgewachsenen eher dünnen Typen, der aber vermutlich noch weniger Grips als Jim hatte. „Sagen sie, tuen sie irgendeine Art von Kampfsport?“, Arnie zuckte zusammen. Die Formulierung mit machen war schon schlecht gewesen, aber das schmerzte gewissermaßen. „Ja, ich habe bis vor kurzer Zeit Judo praktiziert. Nein, ich werde keines meiner Tricks versuchen, weil die sich aus allem rauswinden können. Vor ein paar Jahren hat ein anderer Psychologe eines der Insassen in einen Streckhebel genommen und wurde umgebracht. Wollten sie das sagen?“, Kretscher´s Sohn sah aus wie ein Fisch auf den Trockenen. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ohne einen Laut von sich zu geben. Dann war ihm endlich eine Antwort eingefallen: „Verkaufen sie mich nicht für dumm. Erst vorgestern hat eins von den Typen Jim plattgemacht. Ha, jetzt sind sie erstaunt, was?“, Arnie verkniff sich jeglichen Kommentar und schwieg. „So, mir hinterher.“ Erneut wurde die Tür geöffnet, die herunter zu den Insassen führte, erneut schlug ihm ein mörderischer Gestank entgegen. Diesmal allerdings auch ein ungeheurer Geräuschpegel. Es war als hätte jemand einen ganzen Zoo da unten hereingestopft. Arnie hielt sich die Ohren zu und ging weiter. Auf seinem Weg durch den Gang bemerkte er einige Neuerungen. Zuallererst sah er, dass die Gitterstäbe der kleinen Zelle, in welcher er vorgestern einem menschlichen Schrecken entgegengetreten war, nun aus einem Material bestanden, dass dem Augenschein nach Gummi war. „Machen sie hinne und hören sie auf Sammie´s Zelle zu bewundern.“, sagte eine Stimme in seinem Rücken. Arnie schwieg weiterhin, er wollte keinen Streit mit dem Sohn des Anstaltsleiters. Dann kam er an der Zelle mit dem Mann vorbei, der vor zwei Tagen noch auf dem Boden saß und leise vor sich hingemurmelt hatte. Dieser lag nun, in eine Zwangsjacke gekleidet, auf seinem Bett und brüllte beinahe, sodass jeder an seinem Gespräch teilhaben durfte. : „Mutter jetzt hast du mich aber in die Scheiße geritten. Ja natürlich wegen dir. Warum beißt du auch die Pfleger? Ja ich bin sauer! Das war wie damals mit Papa. Du hast ihn umgebracht und ich darf das alles ausbaden. Natürlich warst du das! Jetzt erzähl mir keinen Mist, ich hab dich doch gesehen!“ „Weitergehen.“, wurde Arnie erneut ermahnt. Fügsam trottete er weiter und hörte, wie sein Fremdenführer leise murmelte: „Städter. Alles Idioten, sollte man gar nicht erst hier reinlassen.“, Arnie schluckte erneut alles runter, was er zum Thema Idioten zu sagen hatte und schwieg weiterhin. Als er nun zum Raum kam, in dem sein Versuchsobjekt hauste erschrak er ein bisschen. Vorgestern schien er wie der normalste Mann in der Anstalt (die Wärter mit eingeschlossen), nun sah er im Gegenteil aus, wie der typische Geisteskranke in Filmen. Er hatte riesige graue Ringe unter den Augen und hing richtig in seinem neuen attraktiven Kleidungsstück. Und natürlich die anderen Gründe, wie die Maske oder das Kleidungsstück selbst. „Hallo Mister Cunningham. Unter normalen Umständen würde ich erneut versuchen Ihnen die Hand zu schütteln, aber ich bin gewissermaßen gebunden, wenn sie verstehen, was ich meine. Ich weiß, was sie denken: Warum dudelt denn hier keine Musik.“, Arnie zuckte zusammen. Die Ähnlichkeit mit Antony Hopkins ließ sich nicht von der Hand weisen, wenn auch die Haarfarbe nicht ganz stimmte. Er hatte sich tatsächlich gerade gefragt, warum keiner die Goldbergvariationen aufgelegt hatte. Er konnte nichts dafür. Wie die meisten Menschen verband er einige visuelle Reize sehr stark mit Geräuschen oder Melodien. Und als er die Gestalt in Zwangsjacke und Hockeymaske gesehen hatte, war ihm gleich Klaviermusik durch den Kopf gegondelt. Man bekam eine ungefähre Vorstellung, wenn man zum Beispiel Darth Vader irgendwo sieht und in seinem Kopf gleich den Imperialen Marsch abspielt. „Lassen sie mich raten, sie sind hier um weitere Idiotentests an mir durchzuführen, nicht wahr? Nun, um Ihnen eine Antwort zu liefern: Ich habe die Leute aus Spaß an der Freude umgebracht.“ Arnie spürte, dass das Gespräch einen geplanten Ablauf nahm, den er so schnell wie möglich durchbrechen musste. „Nein, lassen sie es mich anders sagen, ich habe sie aus Langeweile getötet.“ „Das ist keine richtige Antwort.“, entgegnete Arnie. Natürlich hatte er den perfekten Ton getroffen: Motzig und zugleich quengelnd. Genau richtig um wie der gute, überlegene Onkel zu wirken, dem man alles erzählte. Sigmund Freud hatte sich vermutlich gerade im Grab umgedreht. „Wir müssen herausfinden, warum Ihr Unterbewusstsein Ihnen befiehlt zu töten, Mister Harlow.“, wieder so eine Aktion. Heute war er definitiv nicht in Form. So ging kein Mensch der Welt an ein psychologisches Gespräch. „So, ich habe keine Lust mehr zum Reden. Tschüss Arnold.“, bei diesen Worten sank John´s Kinn auf seine Brust, nur um Sekunden später wieder auf Normalposition gebracht zu werden. „Guten Tag, mein Name ist John Harlow und wer sind Sie, wenn ich fragen darf.“ „Äh Arnold Cunningham. Wir kennen uns doch.“ „Nein, ich wüsste nicht, dass ich Sie gesehen habe.“, Arnie schaute den Mann in der Zwangsjacke verständnislos an. Er hatte zwar schon einiges erlebt, aber das war sehr seltsam. „Ich habe doch gerade eben noch mit Ihnen geredet John, wissen sie nicht mehr?“ „Nein. Ich fühle mich ohnehin ein bisschen verwirrt.“, Arnie schaute noch verständnisloser drein. Was bitte war in den Mann gefahren? „Vergessen Sie´s, Auf Wiedersehen.“, mit diesen Worten drehte er sich um und wandte sich zum gehen. Egal was John Harlow jetzt hatte, er würde nicht reden. „Ich denke, dass es nicht so lange dauern wird Arnie.“, rief ihm eine tiefe Stimme hinterher. Er wirbelte herum, in der Hoffnung, dass der Andere doch wieder zur Besinnung gekommen war, aber alles was er sah, war der kindliche und freundliche Blick eines völlig arglosen Menschen.
Einige Stunden später, als er wieder daheim war, machte Arnie sich einen Tee. Das heutige Gespräch war ebenso schlecht gelaufen, wie das letzte. Er sann gerade über den Geisteswandel von John Harlow nach, als das Handy in seiner Hosentasche zu klingeln begann. Er erschrak und schüttete sich brühheißen Tee über die Hand, die auch sofort eine gesunde, krebsrote Färbung bekam und höllisch anfing zu pochen. Er nahm ab ohne sich um die Schmerzen in seiner armen Hand zu kümmern, war aber zu spät. Schnell drückte er einige Tasten um zu schauen, ob der Anrufer etwas auf der Mailbox hinterlassen hatte. Was er hörte ließ in seine Hand völlig vergessen. Es war Kretscher, der angerufen hatte und die Nachricht war sehr, sehr schlecht. „Guten Abend Mister Gunningham. John Harlow ist ausgebrochen und die Polizei meinte ich sollte sie in Genntnis darüber setzten, dass er es möglicherweise auf sie abgesehen hat. Vergessen sie nicht, der Mann ist sehr gefährlich und hat mehrere Menschen getötet.“

Angeloni
17.02.2010, 20:07
So, heute habe ich wieder viel Zeit gehabt und kann euch zwei weitere Kapitel präsentieren. Erwartet aber nicht von mir, dass ich dieses Tempo durchhalte, da ich mir erstmal die weitere Handlung ausdenken muss. Ich bitte nocheinmal alle die das hier lesen, kommentiert bitte !
Die Anmeldung ist kostenlos.
ich hasse es, wenn ich keine Resonanz erhalte, egal ob positiv oder negativ.:auh
Ich habe es an einigen Stellen vielleicht etwas übertrieben, sagt mir bitte, wenn ich den Splatterfaktor zurückschrauben soll.
Sollte jemand editorische Vorschläge haben (weiterer Verlauf der Story, Möglichkeit einen logischen Bruch abzudecken, schrille Foltermethoden, weitere Charakterprofile für Figuren, Namen etc.) postet sie bitte. Je mehr Leute Vorschläge machen, desto umfangreicher wird das ganze.
Ich würde mich auch bemühen alle Vorschläge reinzubringen.
So, hier die Geschichte:

Kapitel 4

Joanna Moore war eine vorsichtige Frau. Sie arbeitete als Sekretärin in einem typischen Bürokomplex und ihre Arbeit dauerte oft bis spät in den Abend. Deswegen war es nicht einmal schlecht, dass sie als Frau, etwas Paranoid war, aber man konnte es auch übertreiben. Sagten die anderen.
Ihr Freund hielt sie für verrückt, aber Joanna war zufrieden mit Ihren Verteidigungsmöglichkeiten. Natürlich meinte viele, dass es einfach nur krank sei, wenn sie vier verschiedene Kampfsportarten gleichzeitig praktizierte, aber für sie waren vier gerade genug. Leider geschah es aufgrund dieses Parallelstudiums oft, dass sie einen Judoka mit einem Ellenbogenschlag oder einem Fingerspitzenstich zu Boden schickte, anstatt den sanften Weg zu nutzen. Zwar durfte sie die Selbstverteidigungstechniken im offenen Sparring-Training normalerweise nicht verwenden, aber sie musste in Form bleiben. Neben einem Arsenal bösartiger Kampftricks und dem üblichen langweiligen Selbstverteidigungskursen für Frauen hatte sie stets zwei verschiedene Arten von Pfefferspray griffbereit, weshalb sie auch in einer richtigen Prügelei gegen nüchterne, größere, stärkere, schwerere und Kampfsporttechnisch versiertere Gegner gewinnen würde. In der einen Sprühdose befand sich handelsübliches Pfefferspray. In der Anderen eine höllisch scharfe Soße mit dem klangvollen Namen „Blair´s 16 Million Reverse“. Es hatte sie einige Mühe gekostet eine Sprühvorrichtung für dieses Zeug zu bauen, das sie nur im absoluten Notfall einsetzte. Neben etlichen Aufschriften, die vor dem unverdünnten Verzehr dieses Teufelszeugs abrieten, hatte Blair´s noch die gefährliche Eigenschaft bei mehr als 5 Gramm tödlich zu wirken, da sich der Kehlkopf beim Verzehr dieser Menge so stark zusammenzog, dass das Opfer nicht mehr atmen konnte. Dies galt nur, sofern man die Soße normal aß. Beim Verschlucken reichten bereits winzigste Mengen. Zudem war es illegal das Produkt im Handgepäck zu haben, wenn man flog, da es als Waffe galt. Wie der Name schon nahe legte benötigte man 16 Millionen Milliliter (schlappe 16 Tonnen, bzw. 16.000 Liter) Wasser um einen einzigen Milliliter so aufzulösen, dass nichts mehr zu schmecken war. Das hieß halbwegs verständlich ausgedrückt: Joanna sprühte potentiellen Vergewaltigern 16 Millionen Scoville ins Gesicht. Was das für Verheerungen anrichten würde wollte sie gar nicht erst wissen, allerdings war sie noch nie gezwungen gewesen ihre Waffe einzusetzen.

Aufgrund ihrer Vorsicht hatte sie nun eben diese Flasche in der Hand und bedrohte eine kleine Gruppe von Schrankmännern, die langsam auf sie zukam. Schnell schaute sie nach hinten ob der Weg frei war. Eine andere Frau wäre vermutlich heulend zusammengebrochen oder hätte angefangen zu betteln, aber sie nicht. Sie hatte gelernt in extremen Stresssituationen ruhig zu bleiben, was ihr oft auch bei der Bewältigung ihres Schreibkrames half. Kurz rief sie sich die empfindlichen Zonen des menschlichen Körpers ins Gedächtnis zurück. Augen, Nasenbein, Kehlkopf, Achselhöhlen und den Solarplexus. Bei den meisten Männern gab es auch noch eine sechste Stelle, die sich vermutlich als die Effektivste erweisen würde. „Bleiben Sie stehen.“, befahl sie mit gebieterischer Stimme. Eines der Kerle sagte etwas, dass vermutlich „Aber warum denn Süße?“, bedeuten sollte allerdings als, „Asch wasch unnen üse.“, herauskam. Mit leichtem Schrecken erkannte sie, dass die Männer entweder besoffen oder stoned waren. High, wie man es so schön ausdrückte. Während noch überlegte ob es eine andere Möglichkeit gab diesen Konflikt halbwegs friedlich und ohne Gefahr zu lösen, machte der Sprecher einen Satz nach vorn und versuchte sie zu packen. Stumm sprang Joanna zurück, da sie wusste, dass sie möglichst keine Schwäche zeigen sollte. Wenn sie den Rädelsführer ausschaltete würde der Rest der Gruppe höchstwahrscheinlich laufen gehen. Also sprühte sie dem Angreifer eine Ladung ihres Sprays Marke Eigenbau ins Gesicht. Dieser kreischte los. Es war wirklich ein Kreischen, als würde ein angehender Soziopat als Kind auf einen halb überfahrenen Hund treten, um sich an den Lauten, die das arme Wesen von sich gab zu erfreuen. Joanna machte einen Schritt zurück, weg von der hockenden Kreatur, die nun begann sich hektisch das Gesicht zu reiben. Urplötzlich packten sie starke Arme von hinten um den Hals, während eine tiefe Stimme mit dazu passendem stinkendem Atem flüsterte: „Hab ich dich Schätzchen.“. Langsam brachte Joanna ihre Hände in die richtige Position und ließ sich ein wenig tiefer sinken. Zwar ging ihr die Luft aus, aber sie ermahnte sich auf keinen Fall zu zappeln, da dies als Zeichen der Schwäche galt und Sauerstoff verbrauchte. Dann war sie endlich an der richtigen Stelle. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte drückte sie den Fingernagel der linken Hand in die Schläfe ihres Angreifers, während sie mit dem Ellenbogen des rechten Armes mehrmals heftig in das Fleisch des Mannes stieß. Ein ganz bestimmtes Stück Fleisch, was bewirkte, dass der Unbekannte wimmernde Laute ausstieß und sie losließ. Sie wirbelte herum und sprühte mitten in den geöffneten Mund, der vermutlich kurz davor war einen lauten Schrei auszustoßen.
Der Schrei sollte dem Mann nie über die Lippen kommen.
Mit einem Gesicht, das bei Tageslicht urkomisch gewirkt hätte, in dieser Dunkelheit doch sehr erschreckend war, griff der Kerl an seinen Hals. Erschrocken ließ sich Joanna auf die Knie fallen. Nun ging ihre Beherrschung doch flöten: „Oh Gott! Ich… ich … helft mir doch!“, schrie sie zu den restlichen Männern herüber, die dastanden und zu ihr herüberstarrten, als wäre sie ein Alien und gerade dabei ihren Kollegen zu entführen. Hektisch riss sie den Mund des Todgeweihten auf, um die Lage der Zunge zu überprüfen und überstreckte den Hals nach hinten, wie sie es in einem Erste-Hilfe Kurs gelernt hatte. Es half nichts, der Mann erstickte vor ihren Augen, wobei er röchelnde Laute ausstieß und sich schrecklich blauviolett verfärbte. Auf die Idee einen Luftröhrenschnitt zu versuchen kam sie nicht. Hilflos drehte sie sich zu den anderen Männern um, „Weiß einer von euch, was zu tun ist?“, sie stutzte. Der Haufen Kerle befand sich in wilder Flucht. Einer von ihnen schrie: „Achtung! Der Verrückte aus Harlow!!“, Joanna runzelte die Stirn, dann durchzuckte sie eine siedend heiße Erkenntnis. Sie wirbelte herum. Tatsächlich, vor ihr stand der Mann, der die Polizei wochenlang zum Narren gehalten hatte. Der Mann, den eine deutsche Zeitschrift namens Bild als realen Hannibal Lecter propagandiert hatte. Der Mann, der kaltblütig 29 Unschuldige umgebracht hatte und einen davon sogar post mortem angeknabbert hatte. Dieser Killer stand nun vor Joanna Moore und sagte nur ein Wort, das so harmlos war, dass selbst Kinder darüber lachten, obwohl sie oft versuchten damit aneinander zu erschrecken. „Buh!“. Dieses Wörtchen hatte eine furiose Wirkung auf Joanna. Sie kreischte laut und lief von diesem Mörder davon. Sie schaffte genau drei Schritte. Dann verwandelte sich ihr Sichtfeld in einen Haufen violetter Rosen.

Kapitel 5

Arnie liegt in seinem Bett und sieht zu dem Mann in kugelsicherer Weste hoch, der durch die Tür hereingekommen ist. „Wer sind sie?“ „Gerald Switten, ich bin hier um sie zu beschützen. John Harlow greift gerade ihr Haus an.“, lautes Krachen und Geschrei unten in seiner Einfahrt folgt auf diese Worte und sein Schlafzimmerfenster explodiert in einem Regen aus Splittern. „Aber warum ich?“ „Keine Ahnung Sir. Der Mann ist verrückt.“, noch mehr Schreie und ein dumpfes Stakkato, dass sich bedenklich nach einer AK-47, einer nach ihrem russischen Erfinder Kalashnikov benannten Waffe, anhört. „Ballert der da unten mit einem MG rum?“ „Um genau zu sein ist das eine Maschinenpistole, Sir. Maschinengewehre müssen erst montiert werden.“, lauteres Krachen, jemand schreit Vorsicht und ein blendendes Licht erfüllt den Garten. „Was war das?“ „Eine Blendgranate, Sir. Wer nichts sieht, kann nichts treffen.“ „Warum sagen sie immer Sir zu mir?“ „Ich habe Order sie zu beschützen, zudem mag ich das Wort gerne, Sir.“ Plötzlich etwas, dass sich nach einer Explosion anhört und eine Feuerrose erblüht unter dem Fenster. Ein ungeheurer Hitzeschwall streicht durch das Zimmer. „Was ist da unten los?“ „Keine Ahnung, Sir. Ich schau mal nach.“, bei diesen Worten stellt der Kerl sich ans Fenster und schaut hinaus. Plötzlich ist sein Kopf weg, etwas schrecklich Formloses fliegt durchs Zimmer und eine rote Lache verunziere Arnies Teppiche. Und dann ist John Harlow da. Er hockt mitten im Raum, auf den Handgelenken, wie Gorillas. Schreiend wälzt sich Arnie herum und zieht sich die Decke über den Kopf.
Denn in seinem Mund ist…
Nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein!
Doch in seinem Mund ist…
Arnie erlebt gerade den blanken Horror.
Und in seinem Mund ist…
Es ist kein Erschrecken, kein Ekel.
Aber in seinem Mund ist…
Es ist pures animalisches Entsetzen.
Nur um es noch spannender zu machen…
Es ist der Grund aus dem Elefanten aus dem Wald fliehen, wenn es brennt.
Denn in seinem Mund ist…
…der Kopf eines Teddybären.

Mit einem lauten Aufschrei fuhr Arnie aus dem Schlaf hoch. Schwer atmend sah er sich in seinem dunklen Schlafzimmer um. Es war idiotisch sich vor einem Teddykopf zu fürchten, aber in seinem Traum hatte ihn namenlose, übermächtige Angst erfasst. Es ist ein bisschen so, als würde jemand, der auf einem Bauernhof, fernab von menschlichen Siedlungen, das Buch Cujo, von Stephen King, beenden und in sein Auto einsteigen, nur um zu bemerken, dass es nicht anspringt und ein fremder Hund mit Schaum vor dem Mund an der Fensterscheibe kratzt. Glücklicherweise war das alles nicht real gewesen. Arnie beendete seinen Rundblick und erstarrte. Vor ihm glänzten die Augen eines Raubtieres im Mondlicht. Hektisch tastete er nach dem Lichtschalter. Sollte das Harlow sein, so würde er ihn wenigstens sehen, egal was er im Mund hatte. Arnie aktivierte das Licht und schnappte nach Luft.
Es war ein Teddykopf.
Zum Glück befand er sich nicht zwischen John Harlows Zähnen und war noch am Körper des entsprechenden Teddybären abgenäht. Bei aktiviertem Licht sah er aber noch etwas anderes. Offenbar hatte ihm jemand Frühstück ans Bett gebracht. Darüber stand auf die Tapete geschrieben: „Eine kleine Stärkung, schließlich ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag. Sie sehen: Ich will sie vorerst am leben lassen, allerdings habe ich es mir erlaubt ihnen ein kleines Medikament zu injizieren, im Volksmund bekannt als `Leck-mich-am-Arsch` Spritze. Keine Sorge, es ist das Gehirn einer Kuh. Öffnen sie den Glückskecks erst nach der Mahlzeit. Guten Appetit.“ Verwirrt starrte Arnie auf den Teller, der auf seiner Kommode platziert war. Tatsächlich lag ein Gehirn darauf.
Und weil das Frühstück tatsächlich die wichtigste Mahlzeit am Tag war und weil er großen Hunger hatte und weil ihm egal war, was er dort aß und weil Tierhirn in vielen Kulturen als Delikatesse galt machte sich Arnie daran diese seltsame Mahlzeit auf biologischem Wege zu entsorgen.
Als er satt war legte er die Gabel weg. Seltsamerweise hatte ihm das Fleisch sogar geschmeckt. Danach griff er zum Glückskecks, brach ihn auf und las, was dort geschrieben stand. Für einen kurzen Moment quollen ihm die Augen über, dann nahm sein Gesicht erneut den ´ist mir egal` Ausdruck an, der von dem Medikament herrührt. Dort stand geschrieben: „Ich hoffe es hat ihnen geschmeckt Arnie. Ich habe sie etwas belogen, was die Herkunft ihrer Mahlzeit betraf. Es handelt sich tatsächlich um das Gehirn von Joanna Moore, einer Frau, die sie immer als dumme Kuh bezeichnet hatten.“
Unter normalen Umständen hätte Arnie jetzt wahrscheinlich gekotzt. Aber da dem nicht so war und da es eigentlich egal war welche Kuhart nun gemeint war, drehte er sich um, machte das Licht aus und schlief weiter.


John Harlow saß in einem dunklen Raum und starrte angestrengt auf den Computerbildschirm. Derzeit lief alles wie erwartet, alle Welt schien im Dunkeln über seinen Aufenthaltsort zu tappen. Diese Sache machte ihm ungeheuren Spaß. Derzeit war er ein Stockwerk unter Arnie Cunningham und benutze dessen Computer. Was er da für ein zeug gefunden hatte. Das war schon ziemlich krank. Er schaute auf die Uhr, die unten auf dem Bildschirm abgebildet war. „Zeit zu gehen“, dachte er. Natürlich würde er Arnie mitnehmen, aber vorher musste er ihm noch ein weiters Mittelchen spritzen. Es war ein hocheffektives Schlafmittel, das dummerweise Alpträume erzeugte, wenn man es zusammen mit dem Leck-mich Wirkstoff benutzte. Leise ging er nach oben, die Spritze in der Hand.

Firedon
01.07.2010, 23:53
Ich hatte eigentlich vor nur mal reinzuschnuppern aber der text ist echt gut das muss ich sagen. Ein bisschen kann ich mich mit dem bösen harlow personifizieren, aber einen punkt gäbs da schon den man verbessern könnte. Den die Szenen, die die Situation (so denke ich mal) entspannen sollen ziehen den text meiner Ansicht nach ein bisschen ins lächerliche statt ihn zu entspannen (z.B. die Szene mit dem Teddy-Kopf). Der Splatterfaktor ist nicht zu hoch, ich finde ihn sogar relativ niedrig - außer vielleicht im ersten kapitel. Alles in allem sehr gelungen - weiter so!
/edit leider seh ich gerade, dass seit deinem letzten Beitrag viel zeit vergangen ist und ich hoffe das du weiterschreibst, da der text echt verdammt gut ist^^(was ist auf arnis pc? die große frage xD)