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Jack Foster
20.10.2008, 12:33
Die luxuriöse Wohngegend grenzte direkt an die großen Mräkte, dem Herz Elyisum. Riesige, hohe, weiße Gebäude erstreckten sich bis in die Wolken.
Überraschend aber wahr: Hier lebten unglaublich viele Personen - trotz der hohen Kosten. Das lag wahrscheinlich an dem florienden Handelsaspekt, der seit Anbeginn Elysiums vertreten war.

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9:30 Uhr
Elyisum
Zimmer 71-08; Jack Fosters Apartement

Die Sonne über Elysium war bereits in voller Größe zu erkennen. Der wolkenlose Himmel über den Wohngegenden zerstörte jegliche Regenwahrscheinlichkeit. Durch die Panaromafenster des Zimmers war es auch ohne Lampen vollends beleuchtet.

Jack war bereits seit über einer Stunde wach und kam gerade zurück ins Schlafzimmer. Und dieser Ort war ein Ort voller Erinnerungen. Es war das Zimmer, in dem er Mel zum ersten Mal sah. Die Person, die ihm sein Leben rettete, ihn wiederaufbaute und nicht zuletzt, die Person die er über alles liebte und doch verlor.

Foster selbst konnte und wollte diese Erinnerungen nicht loswerden. 10 Jahre verbrachte er mit ein und der selben Person in diesem Apartement. Und weitere 8 ohne sie.

Jack schüttelte diese Gedanken aber sofort ab, als sein Wecker wieder anfing, in schrillem und nervigem Ton zu piepen. Dann ist die Zeit nun gekommen... dachte er, während der Wecker unter der kräftigen Hand des 32-jährigen erstummte.

Eilig griff er blind nach der länglichen, schweren Stofftasche, in der sich allerhand "Arbeitsgeräte" befanden. Nachdem er die tasche geschultert hatte, schaute er sich noch einmal um: "Bis später, Pete." verabschiedete sich Jack von der unfassbar alten VI des Apartements, welche Mel damals selber noch installierte. Foster schloss entschlossen die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg zu seinem nächsten Auftrag.

9:35 Uhr

Draußen angekommen klingelte sein Kommtool plötzlich. Ohne große Meldung fing der unbekannte Gesprächspartner an zu reden:

"Sind Sie schon da?" fragte die helle Männerstimme. "Ich bin auf dem Weg. Wenn der Auftrag erledigt ist, dann werden Sie das erfahren." entgegnete Jack. Die Tatsache, dass er nicht wusste, für wen er überhaupt arbeitete ließ ihn immer misstrauisch bleiben. Und genau deshalb studierte er die Großstadt perfekt und kannte nahezu jeden Winkel, jedes Versteck, jede nützliche Position.

Schließlich brach Foster das kurze Gespräch via Knopfdruck ab und ging nun zu seinem Ziel: Dem Militärraumhafen.

9:37 Uhr

------> Raumhäfen

Ali ibn Muhammed
27.10.2008, 18:04
Luxuriöse Wohngegend
13.00 Uhr

Ali durchschritt mit dem Südeuropäer die luxuriöse Wohngegend, vor einem Haus blieben sie stehen.
Der Südeuropäer klopfte an.
Ali blieb hinter ihm stehen.
Eine Bedienstete öffnete die Tür, sie war eine Asiatin.
Sie begrüßte den Südeuropäer:
"Ah, Mister Munguito, Mister Alvarez erwartet sie bereits."
Ali und Munguito betraten das Haus und gingen eine Treppe nach oben.

An einem Tisch saß ein Mann, wohl der erwähnte Mister Alvarez.
Er sah Ali misstrauisch und begrüßte Munguito:
"Fernando, wenn hast du denn da mitgebracht?"
Fernando: "Der Kerl hat mich bedroht, Juan, hätte ich ihn nicht hier hin gebracht, hätte mich der verdammte Araber erschossen!"
Juan: "Unser Freund hier ist also ein Araber, ja?
Das trifft sich gut, unsere Organisation hatte doch mit diesen Arabern von der IPA Ärger, ich denke der Typ sucht nach unserem Anführer und will ihn töten, ich rechne schon länger damit, das so was passiert, doch ich hätte nie gedacht, da ich den Attentäter in die Finger bekommen würde.
Araber, glaubst du wirklich du könntest die Informationen aus mir rauspressen?
Vergiss es!
Ich werde dir nichts sagen und selbst wenn, du wärst nicht mehr in der Lage, etwas zu hören, Fernando, töte ihn, wenn du kanst."

Ali und Fernando zogen Gleichzeitig ihre Pistolen uns schossen.
Fernando verfehlte Ali mit seinem Schuss, ALi hingegen traf und Fernando fiel zu Boden.
Juan hatte unterdessen eine Schrotflinte hervorgeholt und beschoss Ali mit dieser.
Ali konnte dem Schuss ausweichen und zog sich zur Treppe zurück, der nutzte die Wand neben der Treppe als Deckung.
Juan ging langsam auf Ali zu.
Kurz bevor er die Treppe ereichte schnellte Ali hinter der Wand hervor und schoss und schoss Juan in die Hand.
Dieser schrie auf, brach zusammen und ließ die Waffe fallen dabei fallen.
Es löste sich ein Schuss, der den Holzboden durchschlug, es tat sich ein großes Loch auf, durch das die Waffe nach unten fiel.
Ali hielt weiter in der Hand und begann, Juan auszufragen:
"Und jetzt sagst du mir wo ich deinen Boss, Rafael Espinoza, finde, sonst schieß dir die Körperteile einzeln ab!"
Juan: "Hier...auf Elysium, in den Slums, in der Nähe von der Bar The Black Hole, da war er zuletzt, wonach er danach gehen wird weiß ich nicht, biete, verschonen sie mich!"
Ali kommentierte nur kurz: "Nein."
Er schoss Juan in den Bauch und dieser versuchte, durch das Loch im Boden zu entkommen.
Er fiel hindurch und während er zu Boden fiel, schoss 3-mal in Juans Kopf.
Sein Blut färbte die Weißen Fliesen am Boden Rot.
Er war tot.

Ali ging an dem Loch vorbei, zu dem am Boden liegenden Fernando.
Er erschoss ihn Wortlos und ging dann nach wieder nach unten, wo die Asiatin am Boden kauerte.
Man sah die unheimliche Furcht in ihrem Gesicht.
Ali sagte: "Für sie tut es mir ehrlich leid, aber ich kann keine Zeugen zurücklassen."
Sie flehte: "Biete, Herr.
Ich schwöre, es niemandem zu sagen, bei meinen Ahnen.
Ich kann ihnen Informationen über Espinoza geben, ich flehe sie an, verschone sie mein Leben!"
Ali: "Gut, sie werden leben."
Asiatin: "Danke, Herr.
Ich habe ihnen Informationen versprochen, was wollen sie wissen?"
Ali: "Wo kann ich Espinoza finden?"
Asiatin: "Alvarez hat ihnen nicht die Wahrheit gesagt.
Mister Espinoza dürfte nicht mehr in diesem Haus sein, er wird wahrscheinlich bald abreisen.
An ihrer Stelle würde ich heute Abend bei seinem Schiff im Zivilraumhafen warten."
Ali: "Ich danke ihnen für die Informationen."
Asiatin: "Ich muss ihnen danken.
Ich war die Sklavin von Alvarez, er hat mich bei einer Bande Batarianer gekauft.
Eigentlich komme ich aus Vietnam und heiße Linh Dan Duc.“
Ali: „Das tut mir leid für sie.
Sie sind jetzt frei, sie dürfen gehen, wohin sie wollen.“
Linh: „Danke, ich werde hier noch ein etwas bleiben müssen, dann werde ich mir ein Shuttle zur Erde nehmen und nach Vietnam gehen.
Ich habe ihnen viel zu verdanken, sollten wir uns noch einmal wiedersehen, werde ich ihnen mit allem Helfen, was sie benötigen.
Würden sie biete ihren Namen sagen?“
Ali: „Ali ibn Muhammed.“
Linh: „Danke.
Sollten sie mich in kürze brauchen finden sie mich in diesem Haus.“
Ali: „Sie bleiben hier, in diesem Haus?
Werden nicht irgendwann Leute kommen die sich mit ihrem alten Besitzer treffen wollen?“
Linh: „Nein, außer Espinoza und Munguito kam hier selten jemand rein.
Ich kommen schon klar.“
Ali: „Gut, ich danke ihnen noch mal für die Hilfe.
Auf wiedersehen.“
Linh nickte und hob kurz die Hand zum abschied.

Ali verließ daraufhin das Haus, holte sein PDA heraus und schickte Fatima eine Nachricht:
An: Fatima bint Mohammed
Von: Ali ibn Muhammed

Betreff: Müssen uns treffen

Salam alykum,

Fatima, wir müssen uns schnell treffen, in der Bar the Black hole, das muss vor heute abend sein.

Mit freundlichen Grüßen, Ali

Ali ging machte sich sofort auf den Weg.

14.20 The Black Hole

Ali ibn Muhammed
31.10.2008, 22:25
Luxuriöse Wohngegend
15.10 Uhr

Ali, Fatima, Ismael und Arda liefen zu dem Haus des ehemaligen Stellvertreters von Espinoza.
Die gingen schnell hinein.

Ali sagte: "Linh, sind sie noch hier?
Ich muss sie noch mal etwas fragen."
Es kam keine Antwort.
Die 4 gingen weiter nach oben, wo noch das Loch im Boden klaffte und die Leiche von Fernando Munguito lag.
Als Ali auf der anderen Seite nachsah, fand er die Leiche von Lanh auf dem Boden.
Sie war schrecklich verletzt worden.
An ihrem ganzen Körper waren Schnittverletzungen zu finden und ein Messer steckte im Halts.
An ihrem Gesichtsausdruck sah man, wie sehr sie wohl gelitten hatte.
Ali war schockiert, so etwas hatte selbst er noch nie gesehen, selbst als Söldner.
Doch Ali hatte keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken.

Plötzlich kamen von unten 5 Männer, alle bis auf einer bewaffnet mit Sturmgewehren, nach oben gestürmt.
Ali und Arda zogen sofort ihre Pistolen, Ismael holte seine Schrotflinte hervor.
Der einzig unbewaffnete unter den 5 Männern eröffnete das Wort:
"Ihr Narren glaubtet doch nicht ernsthaft, ihr könntet Rafael Espinozas Stellvertreter einfach so erschießen.
Rafael hat lenkst gemerkt, das ihr ihn töten wollt, deshalb ist er zum jemandem gegangen, bei dem es sicher ist. Natürlich werde ich euch nicht sagen, wer es ist.
Außerdem werde ich euch jetzt vernichten, wir mir eine Freunde sein, auch wenn die Sklavin vom Stellvertreter auch schön zu töten war."

Die 5 Männer eröffneten das Feuer, der zuvor unbewaffnete mit einer Pistole, die er zuvor hervorgeholt hatte.
Ali, Arda und Ismael erwiderten das Feuer, Fatima, versteckte sich hinter umgefallen Tisch.

Arda wurde leicht angeschossen, einem Gegner gab Ismael einen Kopfschuss, so dass er zu Boden ging.
Daraufhin schleuderte Ismael eine Granate auf die Feinde, zog sich, gemeinsam mit den anderen zurück hinter den umgefallenen Tisch, und ließ sie hochgehen.
2 wurden schwer verletzt, einer war sofort tot.
Die beiden schwer verletzten gingen zu Boden.
Der letzte der übrig war der der zuvor noch unbewaffnet war.
Arda erhob sich aus Deckung und gab einen Schuss mit der Pistole ab, doch er verfehlte sein Ziel.
Dieses eröffnete gab 2 Schüsse auf Arda ab, die beide trafen.
Der Techniker ging verletzt zu Boden.
Ali schnellte aus der Deckung hervor und hielt seinem Gegner die Waffen an den Kopf.
Ali sagte noch kurz:
"Wenn sie schon zur Hölle fahren, dann grüßen sie mir Juan Alvarez."
Dann drückte Ali ab und der Mann ging tot zu Boden.
Sofort ging Ali zu Arda und verabreichte ihm Medigel.
Der Techniker schien weniger schwer angeschlagen, als Ali befürchtet hatte.
Schließlich sackte er zusammen.
Fatima wandte sich daraufhin an Ali:
"Unser Schiffsarzt wird sich um ihm kümmern."
Ali fragte:
"Was wird aus den verwundeten da hinten?"
Normalerweise hätte er sie einfach erschossen, aber er wollte noch einmal nachfragen, vielleicht war Fatima anderer Meinung.
Sie kommentierte nur kurz:
"Erschießen."
Ali tat was Fatima ihm gesagt hatte und erschoss die beiden verwundeten Männer mit der Pistole.

Von all den toten in den letzten Stunden schockiert, stand Ali kurz davor zusammen zu brechen, was ihm deutlich ansah.
Das Fatima so emotionslos das töten von Verwundeten befehlen konnte, überraschte ihn, doch war es emotionslos, oder klang es nur so?
Er wusste es nicht.
Sie hatte ihm gesagt, sie hätte Angst, er würde ohne Emotionen töten.
In diesem Moment wünschte sich Ali zum ersten Mal, er hätte keine Emotionen beim töten, er wünschte sich, eine Tötungsmaschine zu sein, ohne jede Emotion.
Doch dieser Wunsch verflog schnell, bei den vielen Wünschen und anderen Gedanken, die in diesem Moment durch Alis Kopf schossen.

Aus diesen Gedanken wurde er gerissen, als ihm Fatima die Hand auf die Schulter leckte und kurz sagte:
"Ali, es war nötig, sie zu töten, außerdem trage ich für diesen Befehl die volle Verantwortung.
Komm mit, ich muss noch was anderes mit dir Besprechen, wir müssen zu einem Haus in den Slums.
Ibrahim, sage über PDA Ismael bescheid das er hierherkommen soll, um Arda mitzunehmen und erweckt dabei nicht zu viel Aufmerksamkeit."
Was hat sie den jetzt wieder vor?!, dachte Ali.

16.00 Uhr Slums

Kenneth Diaz
02.11.2008, 16:22
---> Die Raumhäfen

Cape blickte wieder in den Rückspielgel. "Waffen, Rüstungen, alle, und ich meine alle, elektronischen Geräte bleiben im Auto. Messer ist okay." Der CO bemerkte an den Gesichtern hinter sich, dass die Begeisterung für die Mission noch zu wünschen übrig ließ. "Ein bessere Tarnung fiel mir nicht ein. Sorry, aber sie als Geschäftsleute da reinzuschicken, das wirkt nicht glaubwürdig. Ebenfalls die Nummer mit einem alten Ehepaar, dass sich nur noch anschweigt. Und wie gesagt, es ist ein sehr sehr nobles Restaurant, da gehen nicht mal eben zwei vage Bekannte hin essen. Sie haben zwei Minuten für eine vernünftige Alternative!"

'Tja Leute, der Job ist schmutzig, aber irgendwer muss ihn ja machen und ihr seid nun mal die besten Leute dafür. Ein wenig Händchenhalten wird sie schon nicht umbringen. Verdammt, ich hätte auch lieber zwei Profis vom Geheimdienst dabei. Ach, machen wir gleich drei draus, ich will auch nicht hier sein. Ich bin ein N7-Marine!'

14.48 Uhr

Halon
02.11.2008, 17:02
<---- Raumhafen

Vom Raumhafen waren Myuko, Cape und Halon in einem Elektroauto, welches von Cape gesteuert wurde, in eine luxuriösere Wohngegend auf der Hauptstadt gefahren. Unterwegs hatte Cape sie in den Plan eingeweiht, der vorsah, das erst einmal neue Kleidung für Myuko und Halon besorgt werden musst, um dann in einem Nobelrestaurant einen Kontakt zu treffen.
Zur Verblüffung von Halon und wahrscheinlich auch Myuko, hatte Cape gemeitn das sie ein verliebtes Paar mimen sollten, womit Halon natürlich unter keine Umständen gerechnet hätte. Was denkt sich der Typ eigentlich? Naja Mission ist Mission und irgendwie werden wir das schon schaffen. Mit einem verholenen Blick zu seite bemerkte Halon das Myuko bei diesen Worten etwas errötet war. Na Ihr scheints ja auch nicht gerade sehr zu gefallen.. "Nun ja ich seh keine sinnvolle Alternative. Irgendwie werden und müssen wir das hin bekommen."

Nach ein paar Minuten hielt Cape vor einem Einkaufszentrum und hieß sie, auszusteigen und fix in einem Kleidungsgeschäft zu verschwinden. Dem folgend, verließen Myuko und Halon das Auto und ging in das Einkaufszentrum um sich neu einzukleiden.

15:00 Uhr, im Einkaufszentrum.

Myuko Ono
02.11.2008, 19:21
15.00 Uhr

Myuko betrat zusammen mit Halon das Geschäft. Sie grollte Cape immernoch ein bisschen, sah aber ein, dass das wohl die beste Lösung war. Myuko nahm sich vor, nicht zu lange zu brauchen und ging in die Abteilung für Abendkleider.
Hmm, ich habe das x-te Date mit einem Typen, in den ich total verliebt bin und möchte möglichst toll aussehen. Was ziehe ich an?
Nach einer Weile entschied sie sich für ein dunkelrotes Kleid, das einen ähmlichen Schnitt wie die Kleider hatte, die gerade in Mode waren, lang, ohne Ärmel, Ausschnitte an der Taille und hochgeschlossen. Danach entdeckte Myuko ein paar Handtaschen und nahm sich eine elegante schwarze, in der man ein Messer, auch ein Kampfmesser, gut verstecken konnte. Myuko fragte sich bei dieser Gelegenheit, wie Halon sich verteidigen wollen würde, falls etwas geschah. Die blauen Schuhe, die zur Allianzuniform gehörten, konnte sie natürlich nicht zu dem roten Kleid tragen, also fuhr Myuko einen Stock höher und kaufte sich schnell ein Paar schwarze Sandaletten mit hohen Absätzen im Stil des vorherigen Jahrhunderts. Die perfekten Schuhe, um im Notfall wegzurennen. Von dem Geld, dass der CO ihr gegeben hatte, war praktisch nichts mehr übrig.
Sie lief zum Ausgang, ihre andere Kleidung über dem Arm. Hoffentlich hab ich nicht so lange gebraucht.

15.30 Uhr

Halon
02.11.2008, 19:46
Im Kleidungsgeschäft musste sich Halon erst einmal orientieren und überlegen nach was er jetzt eigentlich suchen wollte. Hmm, Anzug? Oder ist das schon wieder zu viel? Myuko war inzwischen in Richtung Abendkleider davongerauscht. Halon ging in die Hosenabteilung und suchte sich eine leichte schwarze Stoffhose aus mit einem passend Gürtel, danach ein Hemd und ein Ebenfalls schwarzes Jackett, eine Schlipps wollte er sich nicht antun, weil er dachte, dass das ein bischen überzogen wirken könnte. um das Outfit abzurunden, suchte er sich in der Schuhabteilung noch ein paar Schwarze Lederschuhe aus. Danach ging er zur Kasse und bezahlte alles.
Mit der Einkaufstüte in der Hand überlegte er, das es ja nicht schlecht wäre, sich gleich um zu kleiden, dem entsprechend ging er zu den Umkleidekabinen und zog die neu gekauften Klamotten an, seine Rüstung und den Overall sowie das Basecap steckte er in die Tüte. Umgekleidet, ging er zurück zum Fahrzeug, mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest das es schon 15:35 Uhr war. Einen Blick in das Auto werfend, bemerkte er das Myuko schon wieder da war, Cape schien etwas ungeduldig zu sein, was ja auch nachvollziehbar war.
So stieg Halon wieder in das Auto ein und entschuldigte sich das er so lange gebraucht hatte.

Im Auto sitzend und auf die weiterfahrt wartend. Uhrzeit: 15:35 Uhr.

Kenneth Diaz
02.11.2008, 21:00
Myuko stieg zuerst wieder ein, nunmehr in ein dunkelrotes Kleid gewandet und mit einer hübschen schwarzen Handtasche. Beides wahrscheinlich nicht gerade billig. Bedacht mit zwei Exfrauen, kannte Cape sich in Preisangelegenheiten ziemlich gut aus. Er nickte dem Chief freundlich zu, schwieg aber. Nur wenig später tauchte Halon, vollkommen in Schwarz, ebenfalls auf.

Kaum, dass er im Wagen saß, gab Cape Gas und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. "Gute Auswahl. Das gilt für sie beide", sagte der CO noch. Bis zum Restaurant waren es weitere zehn Minuten. Als sie von der Hauptverkehrsstraße abbogen, fuhren sie auf einem idyllischem Weg weiter, gesäumt von farbenfrohen gerade blühenden Hecken und Bäumen mit ausladenden schattenspenden Kronen voller roter Fruchtstände.

Schließlich passierten sie ein massiver offenes Eisentor und fuhren auf einen kiesbedeckten Parkplatz gleich dahinter, wo Cape den Wagen anhielt. "Sie beide müssen zu Fuß zum Restaurant, es würde unserer Tarnung nicht förderlich sein, wenn man uns zusammen ankommen sieht. Gepäck bitte im Wagen lassen! Für sie ist ein Tisch auf den Namen Halon reserviert." Er winkte ihnen noch kurz zu, ehe er kiesaufspritzend davonfuhr. Zwischen Parkplatz und Hauptgebäude befanden sich ebenfalls Hecken. Allerdings, wenn Cape dies richtig sah, von einer anderen Art, als die auf dem Zufahrtsweg. Vielleicht sahen sie auch einfach nur gepflegter aus.

Sein Weg führte ihn auf eine omegaförmige Auffahrt, in deren Mitte ein gewaltiger Springbrunnen stand. Das Haus und die ganze Anlage würde man auf der Erde wohl als Countryclubstil bezeichnen. Cape stieg aus und warf einem herbeieilenden Jungen den Kontrollchip zu. Während der Wartezeit hatte er seinen Koffer in den Kofferraum gelegt und auch Myuko und Halon hatten ihr Gepäck dort verstaut. Cape hatte den Kontrollchip so eingestellt, dass man nur mit seiner Biosignatur den Kofferraum öffnen konnte. Würde er ausfallen, würde Halon wohl einen Weg hinein finden.

Cape ging in einen holzgetäfelten Empfangsraum. Eine gutaussehende Frau in einem dezenten grauen Kostüm sprach ihn an. "Guten Tag, Sir. Willkommen im Parago Club Was können wir für sie tun?" Sie lächelte ihn professionell an. Cape erwiderte dieses Lächeln ebenso unaufrichtig und antwortete: "Mein Name ist Kenneth Diaz. Ich habe hier einen Termin mit Mister da Silva."

Sie überprüfte dies in ihrem altmodischen Reservierungsbuch. Andererseits konnte sich so niemand in das Buchungssystem hacken. Cape schaute sich unauffällig um und sah diverse Kameras, die wohl in abschreckender Absicht, unübersehbar montiert waren. Er war sich sicher, dass es viele weitere und ausgefeiltere Überwachungssysteme gab. "Natürlich. Mister da Silva erwartet sie. Im Hauptsaal, Tisch Fünf. Carlos wird sie dorthin führen." Ein breitschultriger ebenholzschwarzer Mann war wie aus dem Nichts neben ihnen aufgetaucht. Cape folgte ihm in einen prächtigen Raum.

Im Gegensatz zum bisherigen Eindruck der Anlage war dieser eher modern. Eine gewaltige geschwungen Frontscheibe von wenigstens vierzig Meter Länge bot einen spektakulären Ausblick auf einen Flusstal viele Meter unterhalb. Die Möbel waren aus erlesenen Hölzern, teuren Metallen und farbenfrohem Glas. Grünpflanzen von allen nur denkbaren Welten dienten zur Unterteilung des Raumes. Der CO wurde zu einem Tisch am linken Rand des Aussichtsfensters geführt.

Ein älterer Mann saß dort, vertieft in eine E-Zeitung, vor sich Kaffee und Brandy. Als er die beiden Männer bemerkte, stand er gemächlich auf, nickte Carlos verabschiedend zu und reichte Cape die Hand. "Mister Diaz, eine Freude sie kennenzulernen." Der CO schüttelte die Hand. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mister da Silva." Sie setzten sich und der Kontaktmann fuhr im Plauderton fort. "Ich kann ihnen den Palagafisch empfehlen. Exzellent." Cape stellte sich auf ein längeres Vorspiel ein.

15.55 Uhr

Kenneth Diaz
04.11.2008, 15:13
Die Unterhaltung hatte sich mittlerweile von den Vorzügen der diversen Fisch- und Fleischgerichte fortbewegt, vielleicht auch, weil Cape auf Grund seiner vegetarischen Lebensweise nicht wirklich viel dazu beitragen konnte. Nun redete da Silva über die verschiedenen menschlichen Kolonien auf denen er schon gelebt hatte. Der CO hörte aufmerksam zu, nutzte aber natürlich die Möglichkeit, sein Gegenüber einzuschätzen. Wenn er nicht ganz falsch lag, dann tat der Kontaktmann dies auf seine Weise ebenfalls.

Da Silva war, so der kurze Abriss, den Cape in den Missionsbefehlen gefunden hatte, zurzeit als Senior Adviser bei der Pyramid Group angestellt. Diese Firma beschäftigte sich offiziell mit allen möglichen Aktivitäten im Bereich Kommunikation, sei es Handel mit Bandbreitenkontingenten, Bau und Wartung von Barken oder VI-Programmierung. Da Silva selbst war ein bekannter Hacker, der diverse Male angeklagt, aber nie verurteilt worden war.

In seinen Unterlagen stand auch, dass Pyramid Group eine Außenstelle auf Noveria gehabt hatte. Der zuständige Agent hatte starke Indizien dafür, dass die Firma sich dort in das Gethnetzwerk gehackt und später aus den Ruinen von BinHex Überreste dieser Wesen geborgen hatte. Aber die Beweise waren nicht sehr belastbar. Zumindest schien man ihnen aber soweit zu trauen, dass ein Treffen mit da Silva inszeniert worden war. Cape wusste nur nicht genau, warum er hier saß. Na ja, er und zwei seiner Crewmitglieder. Er hoffte wenigstens, dass sie schon da waren, denn er saß so, dass er ihren Tisch in Rücken hatte und die Aussichtsscheibe spiegelte nichts wieder.

Nun da sie endlich bestellt hatten, schien da Silva zum interessanten Teil des Gespräches kommen zu wollen. „Interessanter Club, denken sie nicht auch?“ Cape nickte zustimmend. Und er musste nicht einmal heucheln. „Wissen sie, ich habe die Sicherheitseinrichtungen für einen alten Freund von mir entworfen. Wir können hier absolut ungestört reden.“ Der CO war nicht so sehr überrascht, dass sein Gegenüber einen bekannten sicheren Ort gewählt hatte, schon aber über die vielen Details, die er preisgab. „Wissen sie, ich werde vielleicht das letzte Mal hier essen.“ Cape schaute ihn auf diese Aussage hin direkt an. „Oh, nein. Ich denke nicht, dass mir unmittelbare Gefahr droht und krank bin ich auch nicht.“ Der Kontakt wirkte in der Tat sehr entspannt. „Ich bin ein Egoist wissen sie. Das war ich schon immer und werde es wohl immer sein.“

„Ein ziemlich offenes Eingeständnis, denken sie nicht?“ Der Tonfall von Capes Frage war leicht provozierend. „Hehehe“, gackerte da Silva. „Wollen sie lieber Spielchen spielen, ich dachte als N7 sind sie eher für den direkten Weg?“ „Oh, ich bin auch Scharfschütze, also kann ich auch abwarten“, antwortete Cape. „Aber sehen sie, ich habe ihnen gezeigt, dass ich meine Hausaufgaben gemacht habe, jetzt könnten sie das selbe tun, dann würde der nächste Zug folgen. Aber heute ist vielleicht wirklich mein letzter Abend hier, also würde ich lieber das Geschäft abwickeln und dann das Essen genießen und dann noch mehr von den Annehmlichkeiten hier in Anspruch nehmen. Wie ich schon sagte, ich bin ein Egoist", sagte da Silva. Widerwillig musste Cape grinsen, irgendwie war ihm dieser Typ sympathisch.

„Okay, stellen sie mir ihre drei dringlichsten Fragen. Nein warten sie, ich beantworte drei, von denen ich glaube, dass sie es sind.“ Da Silva nahm einen Schluck Brandy und rollte ihn genüsslich im Mund. „Erstens. Warum tue ich das, was ich tue?“ Der XO war nun wirklich gespannt, dass war das ungewöhnlichste verdeckte Treffen, welches er je erlebt hatte. „Nun nicht des Geldes wegen, ich bin auch über Nacht kein Patriot oder so etwas geworden. Es ist eine einfache Risikoanalyse. Diese Geth hätten wohl nicht viel Verwendung für einen Hacker, oder? Dann doch lieber die selbstgerechten Ratsvölker. Die versuchen einen wenigstens nur ins Gefängnis zu stecken, da stirbt man nicht so schnell.“ Wieder wurde das Brandyglas benutzt. Cape hielt die Argumentation von da Silva für glaubwürdig. Sehr viele Menschen und Außerirdische waren nach dem Gethangriff von liebgewordenen alten Überzeugungen abgerückt. Natürlich nicht alle, aber warum sollte dieser Mann nicht ein Aha-Erlebnis gehabt haben.

„Zweitens. Warum sie oder aus ihrer Sicht, warum ich?“ Das wäre nicht seine zweite Frage gewesen, aber sie wäre wohl gleich danach gekommen. „Eigentlich war mir nur wichtig, dass es niemand von Elysium ist. So wie ich das sehe, gibt es hier ein oder zwei undichte Löcher zuviel. Ihr alter Captain würde das sicher ebenso sehen, oder? Ich wollte jemanden von außerhalb, sie sind anscheinend die erste mögliche Wahl gewesen. Also denken sie nicht so viel darüber nach.“ Cape musste ob der Erwähnung von Captain Johnsen schwer schlucken. Aber er würde sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

„Drittens“, fuhr da Silva unbeschwert fort. „Was kriege ich hier? Also es ist ein Rundumsorglospaket. Die Daten die sie interessieren, sind in einem sicheren Raum in einem Hochhaus in der Innenstadt. Keine externen Leitungen, Anschlüsse zu dem Rechner. Das Teil ist so sicher wie irgend möglich. Glauben sie mir, ich habe es selbst entworfen.“ Der Kontaktmann grinste selbstgefällig. „Sie bekommen von mir die Lage des Hauses, die Lage des Raumes im Haus, eine Liste mit interessanten Dateien und eine Anleitung, wie sie die Sperren im System umgehen. Selbst ihr Techniker sollte das schaffen. Ach ja, und sie bekommen noch drei Zugangskarten für das Gebäude. Die sind dann ab 18.00 Uhr sechs Stunden gültig. Carlos gibt ihnen die Sachen beim Hinausgehen.“ Cape dachte kurz nach und hackte dann nach: „Sicherheitspersonal?“ „Wachleute im Gebäude, natürlich. Aber der Raum wird nicht bewacht, das würde dort zu sehr auffallen. Glauben sie mir.“

Die wichtigsten Fragen waren damit wirklich beantwortet. „Und was ist mit ihrer Bezahlung oder Belohnung. Als Egoist sollten sie doch etwas dafür bekommen, oder?“ Der CO imitierte gekonnt die Art seines Gegenübers. Der nahm dies lachend zur Kenntnis: „Keine Sorge, ich habe schon bekommen, was ich wollte. Sonst wären sie nicht einmal hier.“ Cape lehnte sich etwas zurück. Anscheinend lief dieser Missionsteil problemlos. Sie besprachen noch einige weitere Details, dann kam das Essen und Cape widmete sich mit Genuss dem vorzüglichen Pilzragout.

17.00 Uhr

Myuko Ono
04.11.2008, 20:27
Halon und Myuko warteten, bis sie Capes Auto nicht mehr sehen konnten.
Dann gingen sie über den Kiesweg auf das Hotel zu. Myuko gefiel der Park, jedenfalls der Teil, den sie sehen konnten, die Grünanlagen. Sie konnten das Rauschen eines Flusses hören.
Myuko sah Halon von der Seite an. Der Anzug stand ihm. "Wir sollten uns vielleicht jetzt schon überlegen, worüber wir uns unterhalten wollen", murmelte sie. Myuko zögerte einen Moment, dann hakte sie sich bei dem schlaksigen Techniker unter.
Sie betraten durch eine große Tür die Eingangshalle. Myuko want sich an Halon "Du hast also einen Tisch vorbestellt, Schatz?", fragte sie und strahlte ihn an, wobei sie sich ein bisschen dämlich vorkam.

Sie wurden von der Empfangsdame begrüßt. "Herzlich Willkommen!!.....Ein Tisch auf den Namen Halon?" Ein feines Stirnrunzeln bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. Myuko wurde ein wenig nervös, als die Frau ziemlich lange in ihrem Buch herumblättete. Aber dann lächelte sie wieder und sagte mit perfekt einstudierter Herzlichkeit:"Aber ja, natürlich.Entschuldigen Sie. Alba wird sie an ihren Tisch führen." Ein etwa 20-jähriges Mädchen mit blonden Haeren und in einer Art Uniform des Hotels trat auf sie zu und lächelte. "Folgen sie mir!"

Halon
05.11.2008, 23:42
Myuko und Halon waren aus dem Auto ausgestiegen, damit Cape die Möglichkeit hatte allein vorzufahren. Sie durchliefen einen freundlich gestallteten Park, in dem es wohl auch einen Bach oder Fluss zu geben schien, was man am Geräusch des rauschenden Wassers feststellen konnte.
Myuko meinte leise, das sie sich ja schon einmal überlegen könnten was sie den im Restaurant reden sollten. "Gute Frage" meinte Halon darauf. Plötzlich hakte sich Myuko bei ihm unter, er blickte sie darauf etwas erstaunt an, da er damit nicht gerechnet hatte. Schließlich gingen sie zum Restaurant und betratten es.

Die Bedienung begrüßte sie freundlich, wenn es anders gewesen wäre, hätte es Halon auch gewundert, und fragte nach der Reservierung. "Ich habe einen Tisch für zwei Personen auf den Namen Halon bestellt." Nach längerem suchen in den Unterlagen sagte die Frau schließlich, "Aber ja, natürlich.Entschuldigen Sie. Alba wird sie an ihren Tisch führen.", darauf kam eine junge blonde Frau, die sie zu einem Tisch an der großen Fensterfront führte. Beim gang zum Tisch hatte Halon verstohlen herumgesehen, um zu sehen wo sich der Captain befand, mit erstaunen stellte er fest, das der Tisch des Captains nur zwei Tische weit von ihrem entfernt war. Cape saß dort mit einem älteren Mann und unterhielt sich, nahm auch keine Notiz davon das Myuko und Halon eingetroffen waren und sich an den Tisch begaben.

Am Tisch angekommen setzen sich beide, natürlich gegenüber. Halon blickte etwas unbeholfen drein, da er noch nicht wirklich in so einer Situation gewesen war, das Los eines Einzelgängers. Nach kurzer, mit Schweigen übersähter Zeit, kam die Bedienung, Alba, mit der Speisekarte zurück.
Also fingen beide an in die Speisekarte zu sehen, natürlich zuerst bei den Getränken. Halon fragte leise, "Einen Wein oder doch lieber Alkoholfrei?".

Myuko Ono
06.11.2008, 17:35
Myuko merkte jetzt erst, dass sie Hunger hatte. Seit dem Frühstück hatten sie nichts mehr gegessen.
Obwohl ein verliebtes Paar eigentlich nur Augen für sich haben sollte, ließ Myuko, als sie sich nur verlegen anschwiegen, ihren Blick durch den Raum wandern und entdeckte Kenneth Diaz nicht weit von ihnen. Sie wollte seinen Gesprächspartner etwas genauer mustern, als Halon leise seine Frage stellte.
Myuko überlegte kurz. Falls es zu einem Zwischenfall kommen sollte wäre es besser, nichts getrunken oder allzuviel gegessen zu haben, aber ein bisschen war bestimmt in Ordnung. Myuko kam einen Moment lang der Gedanke, die Kellnerin mit dem Wunsch nach einer Tasse Kräutertee zum Essen zu schockieren, ließ ihn aber sofort wieder fallen. "Ich glaube, ich trinke ein Glas Wein", meinte sie. "Und was möchtest du...?" Da sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie Halon jetzt Schatz oder Liebling nennen sollte, ließ sie das Anhängsel weg. Wir kommen schon überzeugend genug herüber, hoffe ich.
Allmählich entspannte Myuko sich.

Halon
07.11.2008, 18:14
Auf die Frage, was er trinken wollte, antwortete mit leichtem lächeln Halon, wovon er hoffte, das es nicht allzu gespielt aussah, "Ich trinke auch einen Glas mit. Weißt du schon was du essen möchtest? Auswahl gibt es hier ja genug." Danach warf er wieder einen Blick in die Karte, es gab wirklich viel zur Auswahl, das Los einer Galaktischen Zivilisation. Trotz der Auswahl, kam für Halon nur eine Rumsteak in Frage, gewohnte Sachen sind halt immer noch die Besten und außerdem konnte man da nicht viel falsch machen. Fertig mit seiner Wahl legte er die Karte beiseite und blickte Myuko an, die noch in ihrer Karte vertieft war. Also das rote Kleid steht ihr wirklich gut. Um nicht zu sehr ins Starren zu verfallen, sah er sich ein wenig im Restaurant um. Zu sehen waren, relativ viele Leute unterschiedlicher Spezies, meist Paar und vereinzelt auch mehrere Leute, zwischen den Tischen liefen die Bedienungen hin und her und umsorgten die Gäste mit allen gewünschten Speisen und Getränken. Nach dem Rundumblick, sah er in Richtung von Diaz um zu sehen ob alles soweit in Ordnung war. Wie Halon feststellte, unterhielt sich Cape immernoch mit dem älteren Herren, also nichts auffälliges. Schlussendlich, wand Halon seinen Blick wieder Myuko zu, die wohl auch gerade mit ihrer Wahl fertig war. "Und was gefunden?"

Myuko Ono
09.11.2008, 14:08
Myuko bestellte etwas, das sie noch nie zuvor gegessen hatte. Wahrscheinlich kam das Gericht aus einer Kolonie. Alba notierte allen in einer Art PDA, schickte es an die Küche und verschwand.
Myuko seufzte. Sehr überzeugend kamen sie ja nicht herüber. "Wenn wir als Paar durchgehen wollen, sollten wir uns langsam ein bisschen mehr Mühe geben", sagte sie leise zu Halon und bemühte sich um einen verliebten Gesichtsausdruck. Myuko legte ihre Hände auf den Tisch. "Also, ich würde vorschlagen, wir halten Händchen", meinte sie auffordernd, aber ihre Haltung versteifte sich einen Moment. Myuko hatte andere noch nie besonders viel angefasst, Freunde zur Begrüßung umarmt oder Küsschen auf die Wange gegeben. Innerlich stöhnte sie auf. Spätestens jetzt müsste jemandem, der uns beobachtet, klar sein, dass wir kein normales Paar sind. Wir hätten es mit Geschäftspartnern versuchen sollen...
Halon wirkte auch nicht unbedingt begeistert, nahm ihre Hände dann aber in seine.
Myuko sah ihn an. Manchmal konnte man etwas irgendwie abweisendes an ihm spüren, wie eine Mauer oder eine Wand aus Glas. Sie nahm sich vor, ihn irgendwie besser kennenzulernen, vielleicht bei einer passenden Gelegenheit mit Fragen zu löchern.
In dem Moment tauchte Alba mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein wieder auf und schenkte ihnen ein. Myuko ließ Halon los, nahm ihr Glas und prostete ihm zu, dann fragte sie: "Elysium ist im Sommer wundeschön, oder? Warst du schon mal hier, Schatz?"
Sie brachte das Gespräch auf Reisen und die schönsten Planeten im menschlichen Gebiet des Alls, bis sie ihr Essen bekamen. Das, was Myuko bestellt hatte, war ein mit Gemüse gefülltes Stück Fleisch. Sie sah es fast begeistert an. De letzten Monate war Myuko praktisch nur auf Missionen gewesen und das Essen mancher Schiffe hatte wirklich die Bezeichnung "Fraß" verdient. Auch wenn das Essen auf der Midway nicht schlecht war, konnte es keinesfalls mit dem dieses Restaurants mithalten. Sie sah noch einmal zu Kenneth Diaz, der angefangen hatte, mit seinem Gesprächspartner zu essen, lächelte Halon kurz zu, nahm ihre Gabel und fing ebenfalls an zu essen.

17.03 Uhr

Kenneth Diaz
14.11.2008, 22:51
Während des Essens übten sich Cape und da Silva nur noch in der Kunst des belanglosen Plauderns. Schließlich erhob sich der CO der Midway mit einem freundlichen Gruß und ließ den gealterten Hacker allein am Tisch zurück. Beim Hinausgehen warf Cape einen verstohlenen Blick auf seine beiden Begleiter, die sehr bemüht, aber nicht wirklich verkrampft wirkten. Mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen verschwand er dann im Sanitärbereich, um beim Hinausgehen von Carlos die avisierten Unterlagen zu erhalten.

Der Wagen wurde gebracht und Cape steuerte den bekannten Parkplatz an. Die erhaltenen Dokumente studierend, musste er nicht lange auf das Eintreffen von Myuko und Halon warten. Ein kurzes Nicken wurde getauscht, dann fuhr der CO den idyllischen Zufahrtsweg und die Hauptstraße zurück in einen zentraleren Teil der Stadt. Dort wechselten die drei Allianzsoldaten in einer heruntergekommenen Tiefgarage das Auto und setzten ihre Reise in einem leicht gepanzerten Geländewagen fort.

Bald darauf war das Ziel erreicht. Cape hieß seine Mitfahrer auszusteigen und wies sie dann mit knappen Gesten an, ihre Ausrüstung anzulegen.

„Okay“, begann der Commander kurz darauf seine Einweisung. „Wir sind hier, um einen sicheren Raum der Pyramid Group zu infiltrieren. Beschäftigten dieser Firma ist es auf Noveria gelungen, das Kommunikationsnetzwerk der Geth zu knacken. Außerdem haben sie im Chaos nach Shepards Angriff auf BinHex einige Überreste dieser, was sind das eigentlich, also sagen wir, Wesen geborgen.“ Er ließ diese Worte kurz einwirken und versuchte die Reaktion von Halon und Myuko zu deuten. Aber dem äußeren Anschein nach brachte sie diese Mitteilung nicht sehr aus der Fassung. „Der Kontakt im Club hat alle Daten, die PGI, also Pyramid Group Inc., sammeln konnte in einem Rechner untergebracht, der mit eigener Stromversorgung und ohne Verbindung nach außen, in diesem Hochhaus untergebracht wurde.“ Cape deutete auf ein Gebäude in ungefähr einhundert Meter Entfernung.

Es war ein recht gewöhnlicher quadratischer Bau, sechzig bis siebzig Stockwerke hoch mit einer oft durchbrochenen bläulich schimmernden Glasfassade. Die ersten fünfzehn Stockwerke schienen für Geschäfte und Lagerräume genutzt zu werden. Darüber kamen drei Ebenen, wo Plattformen mit Grünanlagen und Shuttlelandeplätzen um den zentralen Gebäudekern angebracht waren. Darauf folgten Büro- und Geschäftsräume, deren Abfolge wiederum in unregelmäßigen Abständen von Etagen mit Funktions- und Erholungsräumen unterbrochen wurde.

„Unser Ziel befindet sich im Stockwerk Nummer Dreizehn. Wir begeben uns in einen Außenlift, der nur von Mitarbeitern von Firmen, die Räume hier gemietet haben, genutzt werden kann. Wir haben drei bis Vierundzwanzig Hundert gültige Identkarten.“ Cape holte die beschriebenen Chips hervor und verteilte sie. „Vom Außenlift gelangen wir in einen Trakt der PGI gehört und mehrere Räume in den Etagen Dreizehn, Vierzehn und Fünfzehn umfasst. Hier die Pläne.“ Nun verteilte der Offizier eine Folienkarte. „Prägen sie sich die Räume gut ein. Im Gebäude patrouilliert ein Wachschutz, aber er betritt die Anlagen von PGI nur beim Auslösen eines Alarms. Nach den mir übergebenen Unterlagen gibt es keine raffinierten Abwehrmaßnahmen vor dem sicheren Raum. Nichts, was nicht mit einem Universalwerkzeug überlistet werden könnte. Die entsprechenden Punkte sind auf der Karte vermerkt.“ Er ließ ihnen wieder etwas Zeit, das Dokument zu studieren.

„Die eigentliche Schwierigkeit wird darin bestehen, die Daten in sehr kurzer Zeit aus dem Rechner zu extrahieren. Unser Kontakt hat die Sicherheitsmaßnahmen ursprünglich selbst entworfen und auch eine Anleitung zur Umgehung mitgegeben.“ Cape holte eine weitere Folie heraus. „Hier Halon! Aber natürlich können später weitere Programme etc. installiert worden sein.“ Der Techniker schien sich offensichtlich über die Herausforderung zu freuen. „Unser Job Chief, ist es, Halon den Rücken freizuhalten. Getreu des Mottos: Mit Problemen muss man immer rechnen! Gewaltanwendung ist allerdings nur zur unmittelbaren Selbstverteidigung oder auf meinen Befehl hin erlaubt. Noch Fragen?“

18.00 Uhr

Halon
16.11.2008, 00:10
Im Restaurant hatten sich Myuko und Halon über Reiseziele unterhalten, ein Thema über das er sehr viel erzählen konnte wenn er nur wollte zumindest was die Erde anbelangte. Das Essen war etwas ruhiger verlaufen, bis Cape sich schließlich von seine Platz erhoben hattte und sich von seinem Gesprächspartner verabschiedet hatte. Kruz darauf hatten auf Myuko und Halon das Lokal verlassen, natürlich in einem adequaten Zeitabstand.

Nachdem beide in das Fahrzeug eingestiegen waren hatte Cape auf dem weg zu einem Bürogebäude die neusten Details der Mission erklärt. Welche besagten das in eben jenem Bürogebäude Forschungsdaten zu finden seien, mit denen die Kommunikation zwischen den Geth entschlüsselt wurde.
Die Aufgabe für Halon bestand nun darin, die möglichen technischen Hindernisse aus dem Weg zu räumen und die Daten zu sichern, welche wohl etwas schwere gesichert zu seien schienen. Dem entsprechend eine super Aufgabe für Halon. Die Folie die Cape ihm hinhielt, mit dem Weg zur überbrückung des Sicherheitssystems der Rechner, nahm Halon entgegen und studierte sie sogleich.

Nach dem er sich die Dinge soweit eingeprägt hatte sah Halon wieder auf und blickte Myuko an, welche die ganze Zeit über still neben ihm gesessen hatte und den Worten Capes gefolgt war. Als sie auf die Frage Capes nichts erwiederte sagte Halon, "Eigentlich nicht, wenns nach mir geht können wir starten."

Myuko Ono
16.11.2008, 17:42
Myuko hatte sich in dem Geländewagen schnell umgezogen und dann ihre Rüstung angelegt, während die beiden Männer schon ausgestiegen waren, da sie andernfalls den Rock ihres Kleides hätte auseinanderreißen müssen, um die Panzerung anlegen zu können.
Sie hatte Cape aufmerksam zugehört. Es war ein bisschen bedauerlich, dass Halon und sie das Gespräch hatten abbrechen müssen.
Halon sah sie kurz an, dann meinte er: "Eigentlich nicht, wenns nach mir geht können wir starten." Myuko nickte bestätigend. "Ich bin auch bereit, Sir." Ich frage mich, was wir finden werden.

Kenneth Diaz
16.11.2008, 22:01
Cape nickte aufmunternd nachdem sowohl Halon als auch Myuko ihre Einsatzbereitschaft angezeigt hatten. Sie standen auf dem obersten Deck eines Parkhauses, insgesamt schien auf Elysium der Bodenverkehr sehr verbreitet zu sein, denn es gab erstaunlich vielfältige Möglichkeiten ein Fahrzeug abzustellen. Ebenso erstaunlich, aber durch die Lage, die Geschichte und die aktuellen Ereignisse mehr als erklärbar, waren die vielen Bewaffneten, die sich durch die Stadt bewegten. Da sie alle drei neutrale Rüstungen trugen, würden sie nicht auffallen.

Cape setzte sich an die Spitze und ging die Metalltreppen des Parkhauses hinab. Ihr Weg führte durch zwei verschmutzte Gassen und über eine größere Straße hinweg zu dem Außenaufzug am Hochhaus. Der CO aktivierte mit seinem Chip die Steuerkontrollen und kurz darauf erschien die großzügig verglaste und recht geräumige Kabine. Ohne viele Worte stiegen sie ein und nach einer recht gemächlichen Fahrt stoppte der Aufzug in der dreizehnten Etage. Die massiven Innentüren öffneten sich und gaben den Blick auf einen kleinen quadratischen Raum frei. Links und rechts konnte man je zwei verschlossene Türen erkennen und direkt gegenüber dem Aufzug führte ein circa drei Meter breiter Gang tiefer in das Gebäude hinein. Die Beleuchtung schien in einem Energiesparmodus zu sein.

Cape blickte seine beiden Begleiter an und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des Flures. Mit einigen schnellen Schritten durchquerten sie den ansonsten vollkommen leeren Raum und erreichten die Lichtschranke am Beginn des Ganges. Sie führten jeweils ihre Chipkarte vorbei und eine Anzeige wechselte von Orange auf Grün. Diese erste Sicherheitseinrichtung schien ihre Autorisierung zu akzeptieren. Cape führte den kleinen Trupp circa zwanzig Meter an tür- und schmucklosen Wänden vorbei, bis sie eine Kreuzung mit einem schmaleren Gang erreichten. Ihr Weg führte weitere dreißig Meter nach links.

Schließlich erreichten sie ihr Ziel. Vor ihnen öffnete sich eine Art Halle mit einer Seitenlänge von je dreißig Metern, die sich über drei Stockwerke zu erstrecken schien Auf vier massiven Säulen ruhte drei Meter über dem Boden der Halle ein Art großer fensterloser Container zu dessen einziger Tür eine Leiter hinaufführte. Rings um den Container verlief ein schmaler Metallsteg. Die Dunkelheit des Raumes verbarg weitere Einzelheiten. Cape scannte den Raum mit seinem Universalwerkzeug und konnte keine Gefährdung erkennen. Er deutete auf die Leiter und stieg voran. Halon folgte und Chief Ono bildete den Schluss. Auf dem Metallsteg ging er nach links und sah zu, wie Halon sich sofort an den Türkontrollen zu schaffen machte, während Myuko nach rechts sicherte.

Nach zwei Minuten war die Tür immer noch nicht offen und Cape warf einen Blick auf Halon, der das aber nicht zu bemerken schien. Er wollte gerade eine Frage stellen, als etwas über ihnen seine Aufmerksamkeit ablenkte. Auch der Chief schien es bemerkt zu haben, denn sie hob ihr Sturmgewehr. Instinktiv folgte Cape und richtete seine Pistole schräg nach oben. Doch ehe er in der Dunkelheit etwas erkennen konnte, prasselten Einschläge mit ungeheurer Wucht auf seinen Schild ein und warfen ihn gegen die Containerwand. Im Fallen schleuderte Cape zwei Granaten nach oben und im Widerschein der Explosion konnte er Kampfdrohnen erkennen. An der Wand sitzend eröffnete der CO nun das Feuer mit seiner Pistole, während rechts von ihm Myukos Sturmgewehr ertönte. „Drohnen“, rief Cape während er sich hinkniete. Dann bemerkte er auch in den Schatten links von sich Bewegungen und schickte sofort eine Überlastungsmine dorthin. „Halon, lassen sie die Tür und schießen sie! Das ist eine Falle!“

18.15 Uhr

Halon
16.11.2008, 22:38
18:15 Uhr Bürokomplex.

Die Gruppe war von dem Parkhaus, in dem Cape das Auto abgestellt hatte, zu dem Gebäude gelaufen in dem sich die Daten befanden. Mit dem Fahrstuhl waren sie in den dreizehnten Stock gefahren, dort waren sie durch mehrere Gänge gelaufen, ohne dabei auf eine einzige Person zu stoßen. In einer großen Halle angelangt ging es einen Metalsteg nach oben. An der dort vorzufindenden verschlossenen Tür machte sich Halon sofort zu schaffen.
Das knacken stellte sich aber alsbald als unmöglich heraus, da er leider nicht dir richtige Software zur verfügung hatte. Nach circa zwei Minuten wurde er von Cape unterbrochen der ein Geräusch von oben gehört hatte, welches sich als feindlich gesinnte Drohnen heraus stellte. Inzwischen hatten Myuko und Cape schon das Feuer auf die Gegner eröffnet, dem allerdings schloss sich Halon nicht an, da er eine bessere Möglichkeit sah mit den Drohnen fertig zu werden. Da er ja selbst gern an Drohnen herumwerkelte, hatte er ein Programm erstellt mit dem er durchgedrehte Drohnen stoppen konnte, dieses Programm erwies sich hier, so hoffte er, als nützlich. Dem entsprechend startete er das Tool, nebenbei scannte er die Umgebung ab um zu sehen wieviele Drohnen es den überhaupt waren. Nach einem Kurzen moment schalteten sich die Drohnen ab und fielen klappernd zu Boden. Myuko und Cape sahen etwas verdutz aus, da sie damit nicht gerechnet hatten.
"Na alle in Ordung bei ihnen? Das waren übrigens alle Drohnen" sagte Halon schließlich.

18:18 Uhr

Myuko Ono
17.11.2008, 14:35
18:18 Uhr

Myuko atmete tief durch und sah sich um. "Wenn wir die Daten bekommen wollen, müssen wir die Tür oder Wand so schnell wie möglich einschlagen. Ich könnte es mit Granaten und Biotik versuchen, aber Sprengsätze wären besser. Oder... ich verstehe nicht allzu viel von Technik, aber wenn es möglich wäre, den Computer irgendwie über Funk zu hacken... also, das wäre alles, was mir einfällt" Fragend und ein wenig nervös, weil sie nicht wussten, ob und wann Sicherheitsleute sie angreifen würden, sah sie Cape und Halon an.

Kenneth Diaz
17.11.2008, 16:36
„Gute Arbeit“, richtete der CO ein Lob an den Techniker und Myuko. Er war zugegebenermaßen von der Art von Halons Eingreifen überrascht worden, aber der Lauf der Dinge gefiel ihm. „Je schneller, desto besser.“ Schon während der Schießerei hatte Cape versucht, die neue Lage einzuschätzen und nun nutzte er die Stille, um die jahrelang antrainierten Entscheidungsroutinen abzurufen. Seine Instinkte sagten ihm, dass die ganze Sache hier eine kapitale Falle war. Trotz der Anweisungen von da Silva hatte Halon die Tür nicht öffnen können und seine wahren Fähigkeiten bezeugten die weit verteilten Trümmer am Boden der Halle. Und diese abgeschirmt versteckt gehaltenen Drohnen konnten zwar auch nur einfache Standardsicherheitsmaßnahmen sein, aber selbst wenn dem so war, dann mussten sie wohl bald mit dem Eintreffen von Verstärkungen rechnen. Denn dass die Drohnen die einzige Überraschung sein sollten, konnte Cape nicht so recht glauben. Außerdem war ihre Position mehr als exponiert. Die Frage war nun, ob er ihrer aller Leben darauf setzen wollte, dass die versprochenen Informationen in diesem Container zu finden waren und sie sie dann auch aus diesem Gebäude würden schaffen können. Als der CO schließlich feststellte, dass auch die Kommunikation gestört wurde, stand seine Entscheidung fest.

„Gute Vorschläge Chief, aber wir verschwinden von hier!“ Schon während er dies sagte, begann Cape die Leiter hinabzusteigen. „Geben sie mir Deckung, ich nehme die Spitze, dann Halon, dann sie, Chief!“ Unten angekommen wechselte Cape die Waffe und zog das Sturmgewehr aus seiner Halterung. Er musste auf Unbeteiligte Rücksicht nehmen und so konnte er Präzision und Feuerkraft kombinieren. Die Strecke bis zur Gangkreuzung legten sie schnell zurück. Dort angekommen, spähte Cape um die Ecke und nahm links von sich in Richtung des Gebäudeinneren eine Bewegung wahr. Aus der entgegengesetzten Richtung, dort wo der Außenfahrtstuhl war, waren Geräusche zu hören und eine Salve prasselte kurz über ihm in die Wand. Er zog schnell seinen Kopf zurück. Es schien, als blieb ihnen nur der Weg geradeaus. Nach der Karte, die er sich gut eingeprägt hatte, gab es dort ein Treppenhaus. Inzwischen schien Halon irgendetwas getan zu haben, denn auf seiner Kampfoptik verschwand nun das Rauschen und je fünf rote Punkte tauchten zu ihren beiden Seiten auf. „Ich sichere nach links, Chief sie nach rechts. Dann laufen sie gerade durch Halon und gehen in Stellung! Chief, volles Unterdrückungsfeuer den Flur hinunter! Klar?“ Seine beiden Begleiter nickten. „Auf mein Kommando: Los! Los!“

Cape warf sich zu in den Gang hinein zu Boden und konnte diesen nun ganz hinunterschauen, sah aber nur Teile seiner Gegner, diese schienen ebenfalls an ihrem Gangende Deckung gesucht zu haben. Trotzdem betätigte er sofort den Abzug seiner Waffe und bestrich gleichmäßig den Raum vor sich mit kurzen Salven. Hinter sich hörte er Myuko feuern und Halon hastig die Kreuzung überqueren. Knapp über ihm pfiffen vereinzelte Schüsse ihrer Gegner. Diese hätten sie zwar in schweres Kreuzfeuer nehmen können, mussten dann aber damit rechnen, dass sie ihre eigenen Kameraden gegenüber treffen würden. Selbst Gaunern und Kriminellen widerstrebte so etwas und so war die Gegenwehr nicht so stark, wie sie hätte sein können. Der CO feuerte unablässig, nur unterbrochen von den Momenten, wo er zwei Seitrollen machte, um in den Schutz der gegenüberliegenden Wand zu gelangen. Halon strebte schon den Gang hinunter und Chief Ono folgte ihm. Cape schloss sich an und lief rückwärts, während der weitere Feuerstöße den Gang hinab sandte und schließlich auch zwei Granaten in das Dunkel warf.

Cape spürte das Adrenalin durch seinen Körper rauschen und ein Blick auf die Statusanzeige seines Anzuges verriet ihm, dass er auch ein oder zwei Treffer hatte einstecken müssen. Nach Augenschein schienen die beiden Anderen ebenfalls unverletzt. „Halon, öffnen sie diese Tür, dahinter ist ein Treppenhaus. Wir gehen nach oben!“ Der CO erspähte an der Ecke der hinter ihnen liegenden Gangkreuzung die Umrisse einer vertrauten Rüstungsart. „Verdammter Mist!“ Mit diesen Worten warf er sich wieder zu Boden und diesmal schoss er so lange Salven, wie es die Kühlung seiner Waffe nur hergab. „Verdammt, Cerberus!“

18.21 Uhr

Halon
17.11.2008, 19:05
Nachdem Halon die Drohnen ausgeschaltet hatte und Myuko sowie Cape etwas verdutzt umher geblickt hatten. Nach dem Lob über die Gute Arbeit Halons und einem kurzen Wortwechsel mit Myuko entschied Cape, dass der Rückzug oberste Priorität hätte, was durch die plötzlich eintretende Kommunikationsstörung noch an Gewicht zunahm. Dem entsprechend ging es den Metallsteg wieder hinunter. Sie bewegten sich in Richtung Fahrstuhl, bis zu einer Gangkreuzung, an der Cape vorsichtig um die Ecke spähte, da er Geräusch wahrgenommen hatte. Halon hatte inzwischen damit angefangen die Störung der Kommunikation zu beseitigen, da fest stand, das Gegner ihnen den Weg versperrten. Nach einem, für den Techniker kurzen, herum werkeln am Universalwerkzeug, gab das HUD wieder die gewöhnlichen roten Dreieckssymbole für Gegner und deren Position preis. Auf den Befehl des Captains, begab sich Halon nachdem Myuko und Cape im Feuerschutz gegeben hatten zu der Tür, welche verschlossen war, die zu den Treppenaufgängen führte. Nachdem sowohl Myuko als auch Cape auf Halons Seite waren, begann er sofort mit dem Knacken des Türschlosses. Der Code des Türschlosses war etwas schwieriger zu entschlüsseln, allerdings hielt er Halons Software und Fähigkeiten nicht stand und nach einem kurzen Moment färbte sich die LED über dem Schloss auf Grün. "Sir, Tür ist offen, ich scanne das Treppenhaus." sagte Halon und ging leise, mit gezogener Pistole, durch die Tür, während seine Univeralwerkzeug die Räumlichkeiten nach Feinden scannte.

Nach einem kurzen Moment, gab das Gerät Entwarnung und Halon gab Myuko und Cape durch Handzeichen zu verstehen das die Luft rein sei. Die beiden betraten darauf nacheinander und nach hinten absichernd ebenfalls das Treppenhaus. Anschließend ging es mit raschen Schritten Etage für Etage nach oben.

Myuko Ono
17.11.2008, 19:16
Ihre Verfolger holten langsam auf.
Myuko drehte sich im Laufen um, blieb stehen und konzentrierte sich auf die Materie zwischen ihnen. Ihre Panzerung leuchtete zweimal blau auf, als die elektrischen Schilde Kugeln abhielten, dann streckte sie ihre Handfläche nach vorne. Eine Barriere entstand quer über den Gang, der die Söldner nicht ewig, aber hoffentlich lange genug abhalten würde. Myuko sprintete hinter den beiden anderen Soldaten her ins Treppenhaus.
Sie rannten über die Treppen noch vier weitere Stockwerke höher. Niemand schien sie zu bemerken. Entweder hatten diejenigen, die sie in diese Falle gelockt hatten, das Gebäude räumen lassen oder hioer arbeitete um diese Zeit niemand.
Als Myuko gerade der Gedanke gekommen war, wie sie hier wieder herauskommen sollten, hörten sie jemanden hinter sich herrennen und bald darauf das Feuer eröffnen. Myuko sprang noch ein paar Stufen höher und bremste dann so ruckartig ab, dass sie einen stechenden Schmerz im Oberschenkel spürte. Sie wirbelte herum, stieß ihre Faust wahllos nach vorne und traf den vordersten mit voller Wucht. Die kurz aufflackernden Blitze um die Waffen verrieten, dass Halon sie überhitzt hatte, und Kenneth schoss auf die anderen beiden. "Wo kamen die denn her?" Ihre Verfolger kannten sich in diesem Gebäude viel besser aus als sie. Sie mussten vorsichtig sein. "Wissen Sie eigentlich schon, wie wir hier rauskommen wollen? Aus dem Fenster springen sollten wir nicht", meinte sie.

Kenneth Diaz
17.11.2008, 21:23
Halon und Myuko erfüllten voll und ganz die Erwartungen, die der CO der Midway in sie gesetzt hatte. Die Tür wurde vom Techniker schnell geknackt und auf ihrer Flucht nach oben setzte Chief Ono geschickt ihre biotischen Fähigkeiten ein. Doch ihre Verfolger kannten die Gegebenheiten des Gebäudes gut und sie waren schwer abzuschütteln. Nach einer Konfrontation mit einigen besonders hartnäckigen Gegnern stellte Myuko dann eine sehr vernünftige Frage: „Wissen sie eigentlich schon, wie wir hier rauskommen wollen? Aus dem Fenster springen sollten wir nicht.“

Cape der gerade mehrere lange Salven aus seinem Sturmgewehr abgegeben hatte, um zwei Männer abzuwehren, verlangsamte sein Tempo gerade soweit, um etwas Atem schöpfen und vernünftig reden zu können. „Moment, Chief!“ Er aktivierte seinen Kommunikator. „Midway, hier Big Boss. Schicken sie das Shuttle zu den Koordinaten, wo sie unsere ID’s orten. Weitere Anweisungen folgen. Wir haben Feindkontakt.“ Cape blickte seine beiden Begleiter an. „Wir müssen einen Shuttlelandeplatz finden oder auf das Dach. Halon, welche Stockwerke haben Landeplätze?“ Er beschleunigte seine Schritte wieder etwas. „Und wir müssen aus dem Treppenhaus raus!“ Nachdem er, so hoffte er jedenfalls, seinen Evakuierungsplan ausreichend erklärt hatte, musste er noch eine andere Nachricht senden. Cape griff wieder zu seinem Kommunikator. „Charlie Lead! Das Wort ist Go! Ich wiederhole, das Wort ist Go!“

18.25 Uhr

Halon
18.11.2008, 17:41
Die Treppen des Gebäudes erklimmend und Feinde abwehrend, rief Cape auf Myukos Frage nach einem Fluchtweg, die Midway, welche das Shuttle vorbei schicken sollte um sie abzuholen. Zwischen den Funksprüchen fragte er Halon nach Landeplätzen auf dem Dach des Komplexes.

Halon lies darauf die Karte das Gebäudes im HUD einblenden, leider war die Information über das Dach der Gebäudes nicht sehr hilfreich, da keine Landflächen verzeichnet waren. "Die Karte die ihr Informant ihnen gegeben hat verzeichnet keine Landeflächen, ich versuche im Infonetz des Gebäudes zu suchen." sagte Halon etwas verstimmt über die schlechte Karte. Seinen Worten Taten folgen lassend, suchte Halon rennend wie die andern beiden, die Standard Information über das Gebäude durch.

Nach drei weiteren Stockwerken die sie mit rennen und Feinde abwehren hinter sich gebracht hatten bekamm er entlich die gewünschte Information. "So, es befinden sich zwei Landeflächen auf dem Dach, eine für Besucher und eine für die Firmen dieses Komplexes. zur Letzteren führt diese Treppe, wir sind momentan noch 14 Stockwerke unterhalb des Dachs. Ich würde mal schätzen das auf dem Dach noch eine Überraschung auf uns wartet. Meine Scannreichweite ist allerdings zu gering um jetzt schon etwas konkretes zu sagen."

Kenneth Diaz
21.11.2008, 18:50
Halon hatte gerade bekannt gegeben, dass sie nur noch vierzehn Stockwerke unter dem Dach waren und seine Scannerreichtweite zu gering für mehr Informationen sei, als Capes Kampfoptiken wieder zu flirren anfingen. Das Rauschen seines Kommunikators und die Mienen von Halon und Myuko bestätigten, dass es Cerberus erneut gelungen war, ihre Elektronik erfolgreich zu stören. „Schrott. Chief, diese Tür. Raus aus diesem Treppenhaus!“

Myuko befolgte umgehend den Befehl und die beiden Männer folgten ihr auf dem Fuße. Hinter der Tür, deren Schloss Halon sofort aktivierte, lag ein kleiner Wartungsraum, vollgestopft mit Sicherungskästen. Der Chief hatte schon die gegenüberliegende Tür geöffnet und zeigte an, dass es dahinter sicher sei. So erreichten sie einen Flur, von dem, der Einrichtung des Flures mit Marmorboden, Vasen und Ölbildern nach zu schließen, mehrere luxuriöse Wohnungen abgingen. Halon machte sich erneut an dem Schloss zu schaffen und Myuko sicherte ihn ab. „Halon, wenn sie fertig sind, brechen sie eine der Wohnungen auf. Da gibt es bestimmt einen Zugang zum Evacplan des Hauses.“

18.28 Uhr

Halon
22.11.2008, 14:47
Nach dem Halon Cape über ihren Status informiert hatte, setzte wieder eine Kommunikationsstörung ein. „Verdammter Mist!“ Nach dem sie auf den Befehl Capes das Treppenhaus verlassen hatten, verschloss Halon die Tür durch die sie gekommen waren.
Als er sich dann umblickte sah er, das sie in einem Wartungsraum angelangt waren, von dem eine weiter Tür abzweigte, welche Myuko schon geöffnet hatte. Nach dem alle den Flur der Etage betreten hatten, wies Cape Halon an, ein der Wohnungstüren zu öffnen wenn er mit dem schließen der Wartungsraumtür fertig sei, was dieser darauf auch gleich tat. Die Tür auf die er es abgesehen hatte erwies sich als kein großartiges Hindernis für Ihn und sein Universalwerkzeug. Er ging mit nun gezogener Pistole als erster in die Wohnung, welche sich ihm als sehr luxuriös präsentierte. Nachdem Halon eingetreten war, folgte Cape, welcher von Myuko nach hinten abgesichert wurde. Als dieser die Wohnung betreten hatte, kam auch Myuko herein, welche die Einrichtung nach dem schließen der Tür erstaunt betrachtete. „So und was machen wir jetzt?“, war Halons einzige Frage, da er von hier aus keinen weg sah um auf das Dach zu kommen.

Myuko Ono
22.11.2008, 20:02
18.29 Uhr

Myuko hatte noch ein paar Sekunden ihre Kampfoptik beobachtet, ob rote Punkte darauf auftauchen würden. Als sie ausblieben, ging sie Cape hinterher. Die Tür hinter ihr schloss sich wieder.
Die elegante und luxuriös anmutende Möbilierung in diesem von außen einfach aussehenden Gebäude überraschte sie ein wenig.
„So und was machen wir jetzt?“, hörte sie Halon sagen. "Wir könnten die Räume durchsuchen, in denen man am wahrscheinlichsten Evakuierungspläne aufhängen könnte und Sie durchsuchen die Computer", schlug Myuko vor. "Wenn wir genug Zeit haben. Hoffen wir, dass sie uns nicht entdecken."

Kenneth Diaz
22.11.2008, 21:20
„Halon, tun sie, was der Chief gesagt hat. Irgendwo hier muss ein Steuercomputer für die Wohnungselektronik sein“, befahl der CO. „Und sobald sie den Evacplan haben, kümmern sie sich bitte sofort um die Kommunikation!“ Cape schaute sich um. Sie befanden sich in einer Art Atrium, welches sich zu einem beeindruckenden Wohnraum öffnete, der mindestens sechs Meter hoch war. Mehrere Sitzgruppen, ein Flügel und ein großer Kamin waren die hervorstechendsten Merkmale seiner Einrichtung. Die riesigen Fenster boten einen spektakulären Blick über die Stadt, wobei die untergehende Sonne nun dazu führte, dass sich das Glas allmählich dunkel färbte. Rings um diesen Raum führte in halber Höhe eine Galerie, von der eine Reihe von Türen abgingen. Unten war nur der Zugang zur Küche erkennbar, die restlichen Türen geschickt in der hellen Holztäfelung verborgen. „Und Chief, schauen sie sich hier mal um, ob es noch andere Zugänge gibt. Oder jemand hier ist.“

Cape sah, wie Myuko in Richtung Küche verschwand und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Haupttür zu. Er verfügte zwar selbst über einige grundlegende Technikskills, aber für das Umgehen der hier eingesetzten Störmaßnahmen waren sie bei weitem nicht ausreichend. Wer auch immer diese Falle gestellt hatte, war ziemlich umsichtig vorgegangen. Cape wippte sein Sturmgewehr mit der linken Hand auf und ab und ging dabei ihre Alternativen noch einmal durch. Egal wie sie hier rauskommen wollten, ohne Ergebnisse von Halon würde es nicht gehen.

18.31 Uhr

Myuko Ono
23.11.2008, 16:19
18.31 Uhr

Myuko sah sich in der Küche um. In den großen Raum, der wahrscheinlich von einer Köchin regiert wurde, war niemand.

Sie suchte alle Räume, durch die man Zugang zum Atrium haben konnte, ab. Anscheinend war zur Zeit weder der Besitzer noch Angestellte hier. Aber auch kein Evakuierungsplan.
Myuko kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Es wurde Zeit, dass sie herauskamen, vielleicht war das Shuttle schon gelandet. Vielleicht. Myuko ging weiter. Als sie in das große, elegant möbilierte Wohnzimmer kam, öffnete sich eine Tür.
Eine junge Frau, vielleicht Putzfrau, war die Treppe hinunter ins Wohnzimmer gekommen und starrte Myuko in ihrer Panzerung verblüfft an, fing sich aber schnell wieder. "Darf ich Sie fragen, was Sie hier machen?", fauchte das Mädchen. "I-ich möchte mit dem Besitzer dieser Wohnung sprechen." "Der ist nicht da." Sie stemmte die Arme in die Seiten. Entweder hatte sie keine Angst oder sie war eine wirklich gute Schauspielerin. "Und jetzt verschwinden Sie!" "Ich bin aber äh, eingeladen worden. Ist wirklich niemand hier?" Das Mädchen schnappte ein kleine Steinfigur von einer Kommode und hielt sie vor sich wie eine Waffe. "Raus!" "Hören Sie zu, ich kann Ihnen erklären, was ich hier mache", sagte Myuko, während sie langsam auf die andere zuging. "Ach ja, können Sie das? Ich schreie jetzt, dass das ganze Haus zusammenläuft, glauben Sie mir, das geht, wenn Sie nicht sofort Ihre Pistole..."
Myuko packte ihren Arm, schlug ihr gegen die Schläfe und trat ihr gegen den Brustkorb. Die Figur glitt der Frau aus der Hand und sie fiel ohnmächtig zu Boden. Myuko lauschte, ob jemand anderes sie gehört hatte. Ihre Kampfortik zeigte nur die Punkte von ihr, Cape, Halon und der Angestellten an.
Sie schleifte die Ohnmächtige hinter sich her in das Atrium, in dem Diaz wartete.
"Es tut mir leid, Sir, ich weiß, dass wir nichts ohne Ihren Befehl tun sollen, aber bevor diese Frau auf uns aufmerksam gemacht hätte, habe ich sie zusammenge...äh, betäubt...Was sollen wir jetzt mit ihr tun?"

18.42 Uhr

Kenneth Diaz
25.11.2008, 18:07
Cape beobachtete, wie Halon hinter einer Blende neben der Tür den Steuerungscomputer fand. Nur kurz danach bekam er von ihm einen Ausdruck. Die Möglichkeiten, die dieser aufzeigte, waren nicht sehr ermutigend. Das Treppenhaus, durch welches sie hierher gelangt waren, diente für diese Hausbereich als Primärfluchtweg. Einen separaten Aufzug oder Aufgang, so wie Cape gehofft hatte, hatte diese Wohnung allerdings nicht. Und der nächste Shuttlelandeplatz befand sich mehrere Etagen über ihnen. Cape rechnete damit, dass ihre Verfolger ähnliche, wahrscheinlich sogar bessere, Informationen besaßen und versuchen würden, sie auf dieser Etage festzunageln. Nur dazu wollte er ihnen keine Chance lassen. Während Halon noch an der Umgehung der Störsignale arbeitete, suchte der CO nach einem Netzanschluss. Als er ihn fand, winkte er den Techniker zurück, damit dieser sich weiter von der Tür entfernte und aktivierte dann sein eigenes Universalwerkzeug. Kabellose Netzwerke waren galaxisweit am weitesten verbreitet, aber es gab noch genügend Nutzer, die die vermeintliche Sicherheit einer Leitung bevorzugten. Er war sich bewusst, dass das Verharren in dieser Wohnung ein Risiko darstellte, aber dieser Fund war die Sache wert. So hatte sie eine Chance, ungeachtet der Störsignale, mit der Außenwelt zu kommunizieren.

Cape loggte sich ein. Einen direkten Zugriff auf Allianzseiten wollte er nicht riskieren, also suchte er ein sehr bekanntes Board auf, welches vor allem von jungen Leuten besucht wurde. Von seinem dortigen Account schickte er eine Mail an die private Adresse des First Chiefs. Er hatte diese vor einiger Zeit erhalten, als er ihm einige Anlagetipps geschickt hatte. Und da sich der Chief in der Operationszentrale befand, würde sein PDA vielleicht aktiv sein und er diese Mail erhalten.

Von: Marsman4000
To: Primus
Betreff: Party und Abholung

Die Party war echt heiß Alter! Mussten uns dann aber etwas anderes suchen. Die Wahl fiel auf den Club 45T. Gigantische Aussicht hier oben. Hängen jetzt aber rum und würden gern abgeholt werden. Zu viele Penner unterwegs...
Cape

Nach zehrenden Augenblicken, in denen Cape sehr schmerzhaft die Verantwortung seines Kommandos fühlte und er schon an der Weisheit seines Planes zu zweifeln begann, erschien endlich die Antwort:

Von: Primus
An: Marsman4000
Betreff: Re: Party und Abholung

Hab ich wohl was verpasst. Trucker ist unterwegs.

Primus

Cape richtete sich breit grinsend auf, als Chief Ono erschien, eine junge Frau hinter sich herschleifend und fragte: „Es tut mir leid, Sir, ich weiß, dass wir nichts ohne Ihren Befehl tun sollen, aber bevor diese Frau auf uns aufmerksam gemacht hätte, habe ich sie zusammenge...äh, betäubt...Was sollen wir jetzt mit ihr tun?“ Auch Halon blickte ihn gespannt an. „Wir bringen sie aus einer möglichen Schusslinie. In die Küche. Halon, sie helfen, ich sichere die Tür. Wir werden gleich abgeholt.“ Er erntete erstaunte Blicke. „Ich erklär es gleich, aber erst die Frau in Sicherheit bringen!“ Als seine beiden Crewmitglieder wieder zu sehen waren, ertönte ein energisches Klopfen an der Tür. „Sicherheitsdienst, bitte öffnen sie, oder wir müssen uns Zugang verschaffen!“

18.45 Uhr

Halon
29.11.2008, 14:05
18:45 Uhr Bürokomplex

Inzwischen hatte der Sicherheitsdienst, wahrscheinlich die Leute die sie die Treppen hoch gejagt hatten, die Wohnung entdeckt in der sie sich zurück gezogen hatten. Auf Capes Anweisung hin, nahm Halon Myuko die Frau ab um sie in die Küche zu transportieren.
So wie es schien, würden sie nicht mehr lange in dieser Wohnung festsitzen, Halon beschlich allerdings das ungute Gefühl, das es nicht ohne Komplikationen von statten gehen würde. An Myuko gewandt sagte er leise, „Na ob wir hier wieder unbeschadet hinaus kommen. Ich hab da so ein ganz dummes Gefühl.“ Inzwischen war er in der Küche angelangt und legte die Frau so hinter den Küchentresen ab, das man sie von der Tür aus nicht sehen konnte. Anschließen sah er Myuko an, die ihn ebenfalls mit einem ernsten angespannten Gesicht ansah. „Na dann wollen wir mal.“ sagte Halon und ging wieder in den Vorsaal zu Cape, der bereits Position an der Tür bezogen hatte. Halon suchte sich eine Deckung bei der er ausreichend Sicht auf die Tür hatte, um Cape gegebenen Falles Deckung zu geben.

18:48 Uhr immer noch im Bürokomplex

Myuko Ono
29.11.2008, 18:56
Halon und Myuko hatten die Bewusstlose in die Küche hinter einen Küchentresen gelegt und in die stabile Seitenlage gebracht. Myuko war erleichtert, dass Kenneth Diaz keine weitere Kritik hören lasen hatte. Sie war sich nicht sicher, ob das über Verteidigung der Missionsziele hinausging oder nicht und sie war ein bisschen besorgt, weil das Mädchen immer noch nicht aufgewacht war. Ich habe doch nicht so fest zugeschlagen?
Zurück bei Cape wollte Myuko Halon fragen, ob er etwas herausgefunden habe, kam aber nicht mehr dazu, die Frage zu stellen, weil in dem Moment heftig an die Tür geklopft wurde. „Sicherheitsdienst, bitte öffnen sie, oder wir müssen uns Zugang verschaffen!“
Halon bezog sofort Stellung, um schießen zu können und Myuko tat das gleiche. "Sie könnten demjenigen, der uns abholt, sagen, dass, dass er sich beeilen soll", meinte sie.

Kenneth Diaz
29.11.2008, 20:46
Nach dem Klopfen an der Tür passierte zu Capes Überraschung die nächsten zwei oder drei Minuten nichts. Ihm schoss schon der hoffnungsvolle Gedanke durch den Kopf, dass die Sicherheitskräfte einfach nur ihr Glück versucht hatten und wollte gerade auf Chief Onos Bemerkung hin antworten, als die Tür mit einem dumpfen Geräusch aus den Angeln und weit in den Raum hinein geschleudert wurde. Er konnte eine Art Wasserkanone im Flur erkennen und dann schienen seine Ohren bersten zu wollen. Seine gesamte Wahrnehmung war von einem ungeheuerlichen Brummen erfüllt, dass in seinem Kopf widerhallte und die Welt in einer Wolke von Schmerz verschwinden ließ. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sich sein Kampfanzug auf die Frequenz der Schallwaffe eingestellt hatte, aber für den CO war es eine Ewigkeit. Ihm dröhnten noch die Ohren von der Wucht, mit der die in Schwingung gesetzte Luft ihn getroffen hatte, als mehrere Kampfdrohnen in den Raum schwärmten und eine ungeheure Menge an Raketen und Metallprojektilen abfeuerten. Capes Schild wurde mehrfach getroffen und er brachte sich schnell hinter der nächsten soliden Betonwand in Sicherheit. Von dort aus versuchte er, das Feuer zu erwidern.

18.48 Uhr

Myuko Ono
30.11.2008, 14:58
Myuko stieß einen unartikulierten Schrei aus, ließ ihre Pistole fallen, presste die Hände auf ihre Ohren und krümmte sich zusammen, als die Anderen ihre Schallwaffe einsetzten.
Ihre Panzerung schaltete schnell, und Myukos Haltung entkrampfte sich, allerdinga hatte sie immer noch ein Klingeln in den Ohren. Sie schnappte ihre Pistole und ging hinter einer breiten Steinsäule in Deckung.
Splitter des Bodenbelags und Bruchstücke eines Sofas wirbelten durch die Gegend, als die Kampfdrohnen auftauchten und wahllos Raketen abfeuerten. Durch den Schleier einer glühenden Rakete, die in den Boden fuhr, konnte Myuko Cape erkennen, der Deckung suchte. Halon sah sie nicht, aber sie hoffte, dass er von irgendwo Drohnen zerstörte, während sie auf eine schoss.
Drei Drohnen auf einmal bombardierten die Säule, hinter der Myuko lehnte. Sie rannte zur nächsten, während die Säule einstürzte. Myuko spürte Panik, während sie rannte, hatte sich einen Moment lang nicht unter Kontrolle, und das reichte, um zusammen mit ihrem Biotikverstärker, der ein bisschen zu stark und ungewohnt für sie war, eine Singularität im Raum entstehen zu lassen, die ein paar Drohnen an sich zog.
Myuko lehnte zitternd und schwer atmend hinter ihrer Säule und versuchte zu erkennen, wie viele Gegner noch da waren.

Es ging noch ein paar Minuten so weiter, scheinbar eine Ewigkeit.
Myuko fühlte sich immer verzweifelter. Es wollten einfach nicht weniger werden. Mittlerweile waren sogar die Glasscheiben des Atriums zerstört.
Dann hörten sie die Stimme der Pilotin der Midway: "Allianz, Köpfe runter!" Myuko ließ sich, im ersten Moment grenzenlos erleichtert, auf den Boden sinken.
Eine kurze, aber quälende Zeit lang geschah nichts, von den weiteren Angriffen der Kampfdrohnen abgesehen. Dann, endlich, feuerte das Shuttle der Midway. Kenneth, Halon und Myuko verteidigten sich mit neuer Energie und irgendwann waren wirklich alle Drohnen zerstört. Fast alle.

Die drei Marines sahen zu der zersplitterten Glaswand. Das Allianz-Shuttle verschwand, aus ihrem Blickfeld, dann kam es zurück und landete mitten im Raum.
Cape, Halon und Myuko starrten das Shuttle verblüfft an. Kyoko Youngs Stimme kam aus dem Außenlautsprecher: "Heckklappe ist unten. Ich will nicht länger als notwendig hier bleiben!"
Myuko atmete tief durch, dann lachte sie auf. Diese Pilotin ist einsame Spitze!

Der CO nickte den anderen beiden zu und ging voran in das Shuttle, Halon kam gleich hinter ihm. Myuko war so erleichtert, dass Kyoko gekommen war, dass sie das Summen hinter sich nicht bemerkte.
Sie bemerkte es erst, als sie durch die Luke steigen wollte und Halons Gesicht sah. Myuko drehte sich um. Einen Moment zu spät.
Die Rakete donnerte gegen die Wand des Shuttles, explodierte und hinterließ eine Delle.
Myuko fühlte den glühenden Atem der Explosion in ihrem Gesicht. Mit einem Schrei sprang sie in ichtung Lukenöffnung, aber die Druckwelle erwischte sie noch und schleuderte sie zu Boden. Myuko spürte den harten Schlag, als sie mit dem Kopf, den der Helm nicht vollständig abhalten konnte, und für einen Moment sah sie nur noch schwarz.

Halon
02.12.2008, 18:53
Als plötzlich feindliche Drohnen durch die Tür brachen, entstand ein heil loses Chaos in den Räumlichkeiten der Wohnung. Halon dachte schon dass das Ende gekommen sei, als die Glasfront der Wohnung durch den ohrenbetäubenden Lärm eines MG's und der verschossenen Munition zersprangen. Die Drohnen wurden von der MG Salve regelrecht zerfetzt wie Halon feststellt. Als das MG Feuer endete, sah er zur zerstörten Fensterfront, wo haufenweise Scherben und Rahmensplitter herum lagen. Was er sah versetzte ihn wieder in zunehmend gute Stimmung, da er die herunterfahrende Heckklappe des Shuttles der Midway sah: Ihre Rettung! Als er dann noch Kyokos Stimme über Funk hörte, dachte er das jetzt ja eigentlich nichts mehr schief gehen konnte. Halon setzte sich in Richtung Heckklappe in Bewegung, dicht gefolgt von Cape und Myuko. Er rannte die Rampe hinauf und drehte sich um, um eventuellen Feuerschutz zu geben. Cape rannte an ihm vorbei und kam hinter ihm zum stehen. Nur Myuko war noch in der Wohnung, als plötzlich eine Rakate angeschossen kam und das Shuttle neben der Heckklappe traff, worauf hin es ordentlich durchgeschüttelt wurde und die Insassen um ihre Standhaftigkeit kämpften. Also Halon wieder festen Stand hatte sah er nach draußen, um Myuko zu erblicken die vor der Rampe am Boden lag und sich nicht regte.

„Verdammt, nicht das noch!“ flüssterte Halon und rannte die Rampe herunter um neben Myuko in die Knie zu gehen und zu sehen ob sie noch bei ihnen war. „Myuko, hey Myuko.“ als sie sich noch immer nicht regte, wahrscheinlich hatte sie einen Schock erlitten, nahm Halon sie hoch um sie in das Shuttle zu tragen.

Columbia Shuttle der Midway ----> 18:54 Uhr

Kenneth Diaz
03.12.2008, 09:38
Cape hörte plötzlich Trucker ein Kommando rufen und bekämpfte dann, so gut es eben ging, weiter die Drohen. Dann konnte er gleichermaßen fasziniert und überrascht beobachten, wie das Shuttle der Midway rückwärts in dem großen Wohnraum hineinflog und die Heckrampe öffnete. Er gab das Handsignal für Abrücken und ging in das Shuttle hinein. Halon war in seiner Nähe und Myuko kurz hinter ihnen. Noch arg mitgenommen von Schallwaffenangriff und Raketenexplosionen bemerkte er nicht, dass eine verbliebene Drohne ihre Raketen abfeuerte. Sein Herzschlag setzte kurz aus, als die Explosion das Shuttle erschütterte und Myuko zu Boden ging. Er hob seine Waffe und gab einige Schüsse auf die Drohne ab, aber es war der Matrose, der sie schließlich zerstörte.

Unterdessen hatte Halon Myuko aufgehoben und trug sie hinein. Cape erinnerte sich in diesem Augenblick an das junge Mädchen in der Küche. „Bin sofort wieder da!“ Mit der Schrotflinte im Anschlag stürmte er durch die Trümmerlandschaft der verwüsteten Wohnung und warf, kaum bei ihr angekommen, das Mädchen über seine Schulter und hetzte zurück. Der Matrose hatte sich, gegen den Hausflur hin sichernd, ebenfalls aus dem Shuttle bewegt und gemeinsam zogen sie sich in die Sicherheit des Laderaumes zurück. Cape legte das junge Mädchen vorsichtig ab und sah zu, wie Halon Myuko auf einer provisorischen Trage sicherte. Der CO kniete kurz nieder, fühlte beim Chief einen schwachen aber gleichmäßigen Puls und bemerkte zu seiner Erleichterung auch keine offensichtlichen Verletzungen. „Kümmern sie sich auch um das Mädchen“, befahl er dem Matrosen und stand auf, um nach vor zu gehen.

18.56 Uhr

<--- Columbia-Shuttle der Midway

Sirtan Ardaka
10.01.2009, 20:18
Sirtans Laune hatte einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Nicht nur, dass Orda Val sich in Luft aufgelöst zu haben schien, er unerlaubt einen Deal mit Sobolew eingegangen war und nun schon seit einem Tag wieder auf Palaven hätte sein sollen, nein, er saß auch noch mit drei Menschen in diesem beschissenen Apartment fest, vergeblich auf irgendwelche Neuigkeiten wartend.
Man könnte meinen, ab Sobolews Anruf hätte alles funktionieren müssen. Es gab Leute, die die Raumhäfen überwachten, einige die sich in Untergrund umhörten und sicherheitshalber war die Polizei auf Elysium auf den dunkelroten Wagen des Volus angesetzt worden. Sirtan wusste nicht genau, was der Besitzer angeblich verbrochen haben sollte, ebenso wenig, wie es um ihre Kontakte zu Polizei stand, aber das war ihm auch scheißegal. Tatsache war, dass Val trotz all dieser Bemühungen verschwunden blieb.
Bemühungen, die einen dem Anschein nach geradezu lachhaft geringen Preis hatten…
„Ich werde alles Nötige veranlassen, um ihren Volus so schnell wie möglich zu finden, aber dafür schulden sie mir etwas. Einen Gefallen. Und ich vergesse nie, wer mir noch etwas schuldet…“
Für den Moment ein zufriedenstellendes Ergebnis, allerdings konnte sich dieser Gefallen eines Tages als Problem entpuppen…

Soweit so gut, doch dann hatte der Mensch noch einen Satz hinzugefügt:
„Bleiben Sie, wo Sie sind, ich schicke jemanden, der Sie abholt.“
Er hatte aufgelegt, noch bevor Sirtan nach dem Grund oder dem Ziel seiner Abholung fragen konnte. Eine halbe Stunde später hatte er die Antworten bekommen. Ein schwarzer Kleintransporter hatte nur wenige Meter von ihm entfernt gehalten und die Beifahrertür war geöffnet worden, gefolgt von einer Bitte, die eher einem Befehl glich, einzusteigen. Sirtan hatte sich unter misstrauischen Blicken auf dem Beifahrersitz niedergelassen, die denen, mit denen der Mensch ihn musterte in nichts nachstanden. Ein junger Mann, vermutlich keine 30 Jahre alt, kurzes dunkelbraunes Haar, ebenfalls braune Augen und leicht gebräunte Haut. Er hatte Sirtan vom Aussehen her von Anfang an an irgendeinen menschlichen Filmstar erinnert.
Der Mensch hatte sich nach einigen Minuten des Schweigens als Andrew Bates vorgestellt und seinem Fahrgast mitgeteilt, dass er und zwei andere von Sobolews Leuten als Kontaktmänner fungieren würden, außerdem sei sein Boss der Meinung, dass, falls sich der Volus ein paar Leibwächter geleistet hatte, eine kleine Truppe zu Sirtans Unterstützung ja nicht schaden könne. Zumindest ein Zeichen dafür, dass Sobolew kapiert hatte, dass Sirtan sich Vals Kopf selbst holen wollte, sobald sie wussten wo er war. Bis es konkrete Informationen gab sollten Sirtan und die drei anderen in einem Apartment im reicheren Teil der Stadt warten. Laut Bates hätte es sich nur um ein paar Stunden handeln können und der Kerl hatte schon damals so geklungen, hätte ihm Sirtans Gesellschaft für so lange Zeit nicht zugesagt. Tja, weit gefehlt.
Die letzten Zwei Tage hatte sich nichts getan.
So hatte Sirtan genügend Zeit, sich eine Meinung über seine drei… Kollegen zu bilden.

Bates war ein arrogantes Arschloch, bildete sich sonst was auf sein für menschliche Verhältnisse anscheinend gutes Aussehen ein und hatte offensichtlich ein Problem mit Turianern. Pech für ihn.
Noah Sherman hatte bei ihrer Ankunft bereits gewartet, er musste um die 40 sein, war ein gutes Stück größer als Sirtan und hatte schwarzes, kurzes Haar und einen Bart. Außerdem hatte Sirtan erfahren, dass er des öfteren mit den Lieferungen von und an DaeraTec zu tun hatte. Schien in Ordnung zu sein für einen Menschen, aber Sirtan fiel auf, dass Sherman manchmal nicht ganz klar war, dass sie lediglich Sirtans Unterstützung waren.
Und dann war da noch Elias Vilva. Blass, dünn, blondes Haar, nichtssagende graublaue Augen. Er saß die ganze Zeit schweigend da, hörte nur zu und wenn er etwas gefragt wurde gab er möglichst knappe Antworten. Das war Sirtan nur Recht, solange der Kerl ihn nicht nervte und die Laune des Turianers weiter verschlechterte.

Und das unsinnigste an dieser ganzen Scheiß-Situation war ja wohl, dass sie die ganze Zeit in einem schweineteuren, von einem Gangsterboss bezahlten Apartment rumhingen und sich die Zeit mit Kartenspielen, Fernsehen und stumpfsinnigen Unterhaltungen vertrieben, während dieser verdammte fette Volus sich sonst wo verkrochen hatte, vermutlich hatte er es sogar geschafft, ihnen unter der Nase wegzuschlüpfen und war längst nicht mehr in diesem System. Aber was hätten sie schon groß tun können? Sobolew hatte alles nötige veranlasst… für einen gottverdammten Gefallen…
Aber das, was Sirtan am meisten zu denken gab, war die Tatsache, dass trotz alldem was für seine Aufspürung unternommen wurde, wirklich gar nichts passiert war. Kein Fluchtwagen, kein verdächtiger Volus, keine Anrufe, keine Informationen, kein verschissener Orda Val.

Diese mysteriösen Umstände regten Sherman des öfteren zu wilden Verschwörungstheorien an, die offenbar dazu dienen sollte, die Stimmung etwas zu heben. Diese Versuche scheiterten jedoch kläglich an Vilvas humorlosen Realismus, Sirtans Abneigung gegen Menschen und Bates, der es schaffte, fast alles so zu kommentieren, dass am Ende eine kaum bis gar nicht versteckte Beleidigung Sirtans oder aller Turianer im Raum stand. Sirtan hätte den Kerl am liebsten umgebracht und sein Geduldsfaden wurde immer kürzer.
Der Ausfall der Kommunikationssysteme verursachte eine besonders abstruse Spekulation seitens Sherman über eine galaxisweite Verschwörung, die Bates wieder einmal sehr geschickt in Richtung der Turianer lenkte. So hatte der Ausfall immerhin zwei Vorteile:
Zum einen bekam Sirtan Gelegenheit, diesem Arsch von Bates endlich die Fresse zu polieren, was eine noch explosivere Stimmung als zuvor auslöste, aber das war es wert.
Zum zweiten herrschte nun ein Abflugverbot vom Raumhafen, falls Orda Val also noch auf Elysium war konnte er nun nicht mehr verschwinden, es sei denn er wendete sich an diverse weniger gesetzestreue Bürger, was Sobolews Leuten nicht entgehen würde. Außerdem hatte er so einen Vorwand, warum er sich noch nicht bei DaeraTec zurückgemeldet hatte. Das trug aber auch nicht gerade dazu bei, seine Stimmung zu verbessern.


17.21 Uhr

Sirtan ließ den Blick gelangweilt durch den Raum schweifen. Sherman saß auf einem der teuren Sessel, kaute gedankenverloren auf irgendeiner Frucht herum und starre an Sirtan vorbei aus dem Fenster. Der Blick des Turianers wanderte ein Stück nach links. Bates saß auf einem bequemen Ledersofa, das genauso teuer war wie der ganze Rest der Einrichtung. Er hatte Sirtan den Rücken zugewandt und sah sich die Live-Übertragung eines menschlichen Sports an, bei dem es anscheinend darum ging, einen Ball in einen an einer hohen Stange befestigten Ring zu werfen. Uninteressant. Der letzte im Bunde lehnte scheinbar genauso gelangweilt wie Sirtan selbst an der Wand zur linken des Turianers. Vilva. Entweder der Kerl ist der größte Trottel, den sie auf die schnelle auftreiben konnten oder der einzige von diesen drei Idioten, der sich nicht sofort in die Karten schauen lässt.
„Scheiße!“, rief Bates plötzlich und trat wütend gegen den kleinen Tisch, der ihn von dem Holo-Bildschirm trennt, auf den er zuvor noch so gebannt gestarrt hatte. „Na, Bates, wieder auf das falsche Team gesetzt?“, stichelte Sherman mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht. Bates wirbelte herum „Halt’s Maul!“ Kaum hatte der Mensch sich umgedreht verwandelte sich das ebenfalls schadenfrohe Lächeln Sirtans in ein amüsiertes Grinsen. Der Grund dafür war die unschöne dunkelblaue Verfärbung rund um Bates’ linkes Auge, die wohl noch eine Weile zu sehen sein würde. Dem Menschen entging das natürlich nicht.
„Wenn du noch einmal so beschissen grinst, du turianischer Hurensohn, da-“ „Lass es, Bates“, wollte Sherman ihn stoppen, aber Sirtan machte den Versuch sofort zunichte. Wenn das kleine Arschloch noch eine Abreibung wollte, konnte er sie haben. „Ach ja, Kleiner? Ich weiß ja nicht aus welchem Loch deine stinkende Mutter gekrochen ist, aber mit der hässlichen Fresse hätte die es wohl nie zur Nutte geschafft.“ Bates’ Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse. „Noch ein Wort…“ „Was dann? Will die kleine Missgeburt mir dann weh tun?“ Mit einem wütenden Aufschrei sprang Bates über die Sofalehne und wollte sich auf Sirtan stürzen, doch Sherman sprang auf und zerrte den jüngeren Mann mit aller Kraft zurück.
„Beruhig dich, Mann! Wenn du ihn umbringst, darfst du es Sobolew erklären, willst du das?“ Sirtan bedachte den sich verzweifelt wehrenden Menschen mit einem herablassenden Lächeln, während er die Gedanken an das lange Kampfmesser in seinem Schuh vorerst wieder begrub. Zu schade. Bates schloss für einen Moment die Augen. Es sah aus, als kostete es ihn enorme Anstrengung, aber schließlich wandte er sich ruckartig um, riss sich los und setzte sich wieder an seinen Platz, innerlich vermutlich noch genauso am Kochen wie zuvor. Das war ja eine ziemlich armselige Vorstellung…

Sherman setzte sich ebenfalls wieder und es entstand eine angespannte Stille. Sirtan sah erneut zu Vilva hinüber. Der Mensch stand noch genauso da wie zuvor und schien noch nicht einmal den Kopf zu ihnen umgedreht zu haben… plötzlich durchbrach ein Geräusch die Stille, eine Art gleichmäßiges Brummen. Es dauerte zwei Sekunden, bis Sirtan dämmerte, dass es da Vibrieren eines PDAs war. Alle Augen, sogar die von Vilva richteten sich augenblicklich auf Sherman, der das Gerät überrascht aus der Brusttasche seines Anzuges zog. Er drückte einige Tasten und starre dann kurz auf das Display. Schließlich tauchte erneut ein Grinsen auf seinem Gesicht auf. „Wir haben was.“

> Die Raumhäfen

Sirtan Ardaka
23.01.2009, 15:27
19.52

„Kein sonderlich originelles Versteck…“, bemerkte Sirtan und warf dem Müllcontainer einen argwöhnischen Blick zu. „Wollen Sie ihn im Taxi lassen bis er anfängt zu stinken? Es ist zwar nicht gerade einfallsreich, aber bis jemand ihn findet sind wir längst verschwunden“, antwortete Vilva sachlich, während er die Leiche des Taxifahrers mit mäßiger Unterstützung Sirtans in die große Metallbox hievte. „Das hoffe ich für euch, ist ja eigentlich nicht mein Problem. Sirtan zuckte mit den Schultern. „Hast du’s dann?“ Vilva ließ den Containerdeckel als Antwort geräuschvoll zuknallen. „Verschwinden wir.“

Als sie wieder im Wagen saßen fiel Sirtan sofort auf, dass irgendwas passiert sein musste. Sherman hielt sein PDA umklammert und starrte erst nervös das Gerät und anschließend Sirtan an.
„Was?“, knurrte der Turianer, der bereits den vagen Verdacht hegte, dass es nichts Gutes zu berichten gab. Der Mensch sagte nichts, sondern hielt ihm mit ernster Miene das Display entgegen.

Von: Agent Certas Waranus
An: Sirtan den Turianerbengel

Ich glaube, dass sie jetzt gleich ein wenig in der Klemme stecken werden. Ich habe interessante Informationen über sie und ihre Interessen herausgefunden. Sie habe was mit DaeraTec zu tun, Melan hat mir das freundlicherweise erzählt, sie sind anscheinend hinter dem Volus her, weil er ihnen geschäftliche Probleme bereitet. Ich habe den Standpunkt dessen Unterschlupfes und sie nicht. Ich möchte mit ihnen reden und zwar allein, wenn sie mit einem Hinterhalt kommen, komme ich mit einem Bombenteppich, der das ganze Gebiet umfasst, bei dem ich mich mit ihnen treffen möchte, sie werden keine Fluchtmöglichkeiten haben. Ich glaube, sie wissen, dass ich dazu fähig bin und die nötigen Mittel dafür habe. Ich erwarte sie am Gebieter-Plateau im Wald östlich der Stadt um 21:45

Sirtan starrte ungläubig auf die Nachricht und las sie noch mal durch. Das konnte doch verdammt noch mal nicht wahr sein, dieser verdammte Hurensohn von einem Nacktgesicht!

Ich habe interessante Informationen über sie und ihre Interessen herausgefunden. Sie habe was mit DaeraTec zu tun, Melan hat mir das freundlicherweise erzählt, sie sind anscheinend hinter dem Volus her, weil er ihnen geschäftliche Probleme bereitet.

Panik wallte in Sirtan auf. Wie viel wusste er? Wie viel hatten Orda Val und Melan gewusst und was hatte der Waranus erzählt? Wenn DaeraTec aufflog… es war jahrelang die perfekte Tarnung gewesen, ein unauffälliges kleines Unternehmen, perfekt für den Schmuggel geeignet und mit makellosem Ruf. Wenn der Geheimdienst von den Waffen und Drogen erfuhr, von Sobolew, den Geschäften in die DaeraTec verwickelt war und wer der Drahtzieher hinter alldem war…

Dieser Gedanke holte Sirtan sofort in die Realität zurück. Bevor sein Vater aufflog eroberten die Elcor die Galaxis. Vielleicht hatte diese ganze Geschichte noch Folgen für Sirtan, aber es würde dafür gesorgt werden, dass Waranus keinen Ärger mehr machte. Geld ist Macht. Selbst wenn Sirtan ihn nicht noch selbst tötete würden plötzlich unangenehme Dinge über Waranus ans Licht kommen, die dem Geheimdienst nicht gefallen würden, ein ganz neues Licht auf all seine Ermittlungen werfen, Dinge, die seine Karriere ruinieren würden, ihn regelrecht in den Abgrund rissen, ihn so verzweifeln lassen würden, dass sein Selbstmord schließlich zur Selbstverständlichkeit wurde…
Natürlich könnte Waranus auch einen kleinen Zuschuss im sechs- oder sogar siebenstelligen Bereich erhalten, vielleicht als kleinen Bonus auch noch etwas Ruhm und Ansehen, dafür, dass er irgendeinen Verbrecherboss oder ähnliches schnappte, der ihnen auf Elysium sowieso im Weg gewesen war…
Sirtan sprach die erste Möglichkeit zwar mehr an, aber es war nicht seine Entscheidung… vielleicht bekam er aber auch selbst noch Gelegenheit, seinen Fehler wieder zu bereinigen und Waranus gleich zu töten.
Sobald die ÜLG-Kommunikation wieder funktionierte musste Sirtan eine Nachricht an DaeraTec schicken, zumindest wegen Atrur, dem offensichtlich nicht klar war, dass er dem Falschen geholfen hatte und im Notfall auch wegen Waranus.

Sirtan ging den Rest der Nachricht noch einmal durch.

Ich habe den Standpunkt dessen Unterschlupfes und sie nicht. Ich möchte mit ihnen reden und zwar allein, wenn sie mit einem Hinterhalt kommen, komme ich mit einem Bombenteppich, der das ganze Gebiet umfasst, bei dem ich mich mit ihnen treffen möchte, sie werden keine Fluchtmöglichkeiten haben. Ich glaube, sie wissen, dass ich dazu fähig bin und die nötigen Mittel dafür habe. Ich erwarte sie am Gebieter-Plateau im Wald östlich der Stadt um 21:45

Mit mir reden? Alleine? Ich bitte dich, hältst du mich für so bescheuert? Wenn das mit dem Aufenthaltsort von Orda Val wahr ist, dann hol ich mir die Information auch ohne deine scheiß Spielchen zu spielen. Bombenteppich? Natürlich. Das hier ist eine Allianzwelt. Außerdem würde es mich schon wundern, wenn der Kerl auch nur die Genehmigung für ein einziges Bömbchen bekäme, das mit dem Jäger wird dem Geheimdienst auch so schon genug Ärger einbringen. So wie ich das sehe ist dieses Treffen die beste Gelegenheit, um Waranus gleich auszuschalten…
„Was ist?“, fragte Vilva und bekam nun ebenfalls Shermans PDA vor’s Gesicht gehalten. „Und?“ sagte er schließlich und starrte Sirtan erwartungsvoll an. „Wir gehen hin, keine Ahnung, was der Idiot weiß und was nicht, aber wir werden diejenigen sein, die bei diesem Gespräch die Oberhand behalten. Ich bräuchte nur ein klein wenig mehr Unterstützung von Sobolew…“

Vilva nickte und zog sein eigenes PDA hervor. Er schickte eine Nachricht ab und fuhr anschließend los, weiter Richtung Apartment.
Nach fünf Minuten hatte er eine Antwort bekommen.

„Kleine Zieländerung, Sobolew möchte sich mit Ihnen unterhalten… sofort.“ Sirtan hatte eine vage Vermutung, woran da lag. Nun treffe ich also den Cheff persönlich, welch eine Ehre… wenn alles gut geht bin ich auf diesem scheiß Planeten so gut wie fertig.
Vilva wendete den Wagen und fuhr in Richtung Geschäftsviertel.

>Zentrales Geschäftsviertel.

Certas Waranus
08.02.2009, 15:25
03:04

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Herakles Allee 23

Als er den Boden mit seinen Füßen berührte, spürte er, wie ihm das Seil aus den Händen entglitt und das Shuttle aus der Luft irgendwas anfing abzuschiessen. Er war schon mitten im Feuergefecht und sah, dass zwei Menschen schon tot am Boden lagen und die Spezialeinheit sich hinter Bäumen verschanzt haben. Als er einen Schuss auf seinem Schild spürte, sprintete auch er hinter einen der Bäume. Die Stille der Nacht wurde von Sturmgewehrsalven und Präzisionsgewehrschüssen durchdrungen und der Kampf im Vorhof des riesigen Anwesens war im vollen Lauf. Certas hatte sein Präzisionsgewehr ausgeklappt und zielte vorsichtig aus der Deckung hinter dem Baum. Er konnte in einem Fenster der Villa einen Scharfschützen erkennen, der gerade vorhatte, den Agenten abzuschiessen. Doch Certas' Schuss war schneller, er durchstieß das Fernrohr des Scharfschützengewehrs und den Kopf des Schützen. Ein Mensch, der blau leuchtend in der Dunkelheit schwebte, versicherte Certas, dass auch die Spezialeinheit sich nicht vom Kampf drückte. 2 Schüsse brauchte Certas, damit der Puls des Schwebenden auf 0 sank und er wie ein Stein zu Boden fiel. Aus seinem Funkgerät am Kragen, kam die Stimme von Fasin:

"Sie sind völlig überrannt und die Scharfschützen sind auch tot, stürmt nach vorne!"

Certas hatte weder ein Sturmgewehr noch eine Schrotflinte, als Saen mit seiner Biotik im eine Schrotflinte zuschweben ließ. Er nickte und Certas erwiderte auch mit einem Nicken. Er sprintete aus seiner Deckung, nahm die Schrotflinte heraus und ließ einen Kampfschrei von sich hören. Die Augen eines Gegners, der nun direkt vor ihm stand, weiteten sich, als der Turianer die Schrotflinte direkt vor dem Gesicht des Menschen feuern ließ. Der Soldat fiel, nun völlig gesichtslos, zu Boden wie auch die anderen, die sich im Vorhof befanden, wurden durch den plötzlichen Frontalangriff der vier Turianer überrannt und getötet:

"Weiter, Weiter! Wir müssen in den ersten Stock!"

Schrie Certas den anderen zu. Die Eingangstür war von den herausströmenden Soldaten offen gelassen, so konnten Certas und die Spezialeinheit ohne weitere Probleme hinein. Die Eingangshalle war nicht relativ groß, aber wirkte doch durch die goldene Wendeltreppe direkt in der Mitte sehr imposant. Doch für die Bestaunung der sicherlich teuren Villa war keine Zeit. Sie mussten so schnell wie möglich in Sobolews Büro, bevor dieser die Flucht ergreifen kann.

Die Turianer liefen die Treppe in den ersten Stock hoch, der nichts anderes als ein breiter Gang war, mit seitlich griechischen und anderen Statuen, die hervorragend als Deckung genutzt werden können. Am Ende des Ganges konnte man eine stark verzierte Holztür sehen, die der Eingang zu Sobolews Büro sein musste.

Aran eröffnete das Feuer mit seinem Sturmgewehr, denn aus den seitlichen Türen waren insgesamt 6 Söldner herausgestürmt. Alle vier nahmen Deckung hinter den Sockeln der Säulen. Aran schoss immernoch aus seinem Sturmgewehr, Fasin wechselte gerade zum Sturmgewehr und Saren aktivierte eine biotische Barriere, um seinen Schild zu verstärken, als ein mindestens 2,10m großer Mensch mit einem Raketenwerfer aus der rechten vorletzten Tür des Ganges auftauchte. Certas konnte das Zischen einer abgefeuerten Rakete hören, als diese in die Deckungs von Saren hinenraste und diese auch in kleine Teilchen zerlegte, von denen einige an Certas Schild abprallten. Der Kabale wurde von der Wucht der Explosion nach hinten geschleudert und hatte wahrscheinlich sein Bewusstsein verloren, der biotische und normale Schild haben ihm aber das Leben gerettet. Damit sich das nicht durch das Feuer der Menschen ändert, lugte er aus seiner Deckung und warf eine Granate, die sich an der hintersten Tür festgesetzt hatte. Durch die Explosion wurde keiner der Menschen getötet, aber die Gegner hatten sich nun der zerstörten Tür zugewandt, was Certas als Chance zum erneuten Vorstürmen sah. Er gab Handzeichen und die drei Turianer rannten zu den für kurze Zeit abgelenkten Menschen.

Sobolew kann nicht entkommen, ich habe ihn!

Certas Waranus
08.02.2009, 18:26
03:21

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Herakles Allee 23

Von den 7 Menschen die den Gang zu Sobolews Büro verteidigen, sind kampfunfähig, wie auch Saren, das heisst 5 gegen 3.

Die Schrotflinte fest in den Händen, stürmte Certas mit Fasin und Aran auf die völlig überraschten Menschen, die durch die Granate geistlich überrumpelt wurden. Certas konnte einem Menschen den Lauf in den Rücken drücken und den Abzug betätigen. Der Schuss riss die restlichen vier aus der Verwunderung, wobei es nach gezählten 4 Sekunden doch nur 3 waren, denn Aran hatte einem etwas leichter gebautem Menschen den Kolben so um die Ohren gehauen, dass das Genick des Menschen brach. Fasin hatte wieder Deckung hinter einem Sockel gesucht und schoss aus der Deckung mit seinem Sturmgewehr auf den 2,10 riesigen Menschen, dessen Schild undurchdringbar schien. Als Aran auch hinter einer Statue Deckung suchen wollte, nutzte der menschliche Riese das aus, um mit einer Rakete den Techniker zu zerreissen. Die turianischen Körperteile flogen im Gang herum, die Menschen deckten ihre Gesichter mit ihren Armen ab um das Blut nicht ins Gesicht zu kriegen, was Certas nutzte, um einem weiteren Menschen eine Ladung Schrot zu verpassen. Der Mensch wurde von den Füßen gerissen und flog leblos an die Wand, der Knall der Schrotflinte machte den Riesen plötzlich auf den Hauptmann aufmerksam. Er ließ ein markdurchdringendes Brüllen hören und rannte auf Certas zu. Der Agent dachte, seine Stunde wäre geschlagen, als der wütende Mensch von einem blauen Licht umgeschmissen wurde. Saren war wieder halbwegs zu sich gekommen und hatte Certas das Leben gerettet. Nun kam auch Fasin aus seiner Deckung und alle drei schossen die restlichen beiden Menschen unter einem Kugelhagel tot:

"Bewacht den Eingang, falls neue Leute kommen sollten. Ich werde mich um Sobolew kümmern."

Die beiden restlichen Agenten nickten nur und Certas trat die ,von Kugeln zersiebte und von einer Granate beschädigte, Tür ein. Das Büro war von der Größe ungefähr genauso wie das von Melan Atrur und hatte auch eine verglaste hintere Wand und hinter einem Schreibtisch saß ein älterer Mensch im Anzug und starrte Certas ohne mit den Augen zu blinzeln an...

Certas Waranus
08.02.2009, 19:31
03:33

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Herakles Allee 23

"Wie ich sehe, bist du an den Wachen vorbeigekommen, also was wirstu jetzt mit mir machen? Mich töten? Mich erpressen? Mich etwas fragen?"

Letzteres wird als erstes bei Certas in Frage kommen:

"Warum hast du meinen Vater getötet! Er war unschuldig und du und Bates haben ihn ermordet! Bei seiner Arbeit auf einem ganz anderen Planeten habt ihr ihn kaltblütig ermordet! Warum tötet ihr unschuldige Personen?"

Certas hatte sich lautstark auf den Schreibtisch abgestützt und starrte den Gangsterboss, der merkwürdigerweise völlig ruhig blieb, genauso an, wie Sobolew ihn anschaute:

"Unschuldig? Weisst du überhaupt wer er war? Er war Verian Waranus, ein bekannter Gangsterboss, noch bekannter als ich es bin. Während dein 'Vater' die halben Terminus-Systeme unter Kontrolle hatte, war ich nur ein Angestellter meines Vorgängers. Dein Vater hatte ein starkes Bündnis mit dem Vorgänger, was ihm auch gar nicht in den Kram passte, als Verian einfach so aus dem Geschäft ausstieg. Ich wurde dafür beauftragt deinen Vater zu töten, warum genau, sagte man mir nicht. Also machten ich und mein Lehrling Bates, den du ja ermordet hast, auf den Weg um unseren Auftrag zu erfüllen."

Certas war völlig fassungslos, er konnte es nicht glauben, dass sein Vater kriminell war.

Das kann nicht sein, mein Vater würde sich niemals mit einem Gesocks wie diesem abgeben. Nein. Nein! Er lügt! Warum war er dann so stolz, dass ich dem Geheimdienst beigetreten bin? Er kann nicht einfach so seine Freude vorgespielt haben, nein. Er war wie die, die ich mein ganzes Leben lang gejagt habe...

"Anscheinend hast du das nicht gewusst. Es ist wirklich blöd wenn der eigene Vater das ist, was man die ganze Zeit verabscheut, nicht wahr?"

Warum hat mir das mein Vater nicht gesagt? Mein ganzes Leben lang such ich nach Sobolew und Bates, um dann erzählt zu bekommen, dass mein Vater ein Gangsterboss war, die ganzen Strapazen, um herauszufinden, dass mein Vater einer von denen war, die ich so verabscheue, die ganzen Wunden...

Das fassungslose Gesicht zauberte auf Sobolews Gesicht ein gemeines Lächeln.

...die ganze Anstrengung...

Das Lächeln schwand einem hämischen Grinsen.

...die ganzen Umwege...

Dann musste Sobolew auflachen und das Lachen erschallte das ganze kleine Zimmer.

...die ganze verzweifelte Suche nach Hinweisen...

Immernoch lachte Sobolew, das völlig schockierte Gesicht Certas' genießend

...die ganze Einsamkeit...

Certas ballte seine Fäuste, die Wut kochte in ihm auf, vor ihm saß grinsend die Person, die er das ganze Leben lang gesucht hat, nur deswegen ist er solange beim Geheimdienst geblieben. Um irgendwann diesen Menschen zu finden und ihm den gar aus zu machen. Doch da er jetzt wusste, dass sein Vater kein besserer Mensch war als sein Mörder, wusste er nicht was er jetzt tun sollte.
Plötzlich hörte man Rufe hinter der Tür. Anscheinend ist deswegen Sobolew so selbstsicher. Man hörte die Schreie der beiden Turianer, die danach mit dem Rattern der Sturmgewehre verschwanden. Certas musste nun handeln. Er ging um den Schreibtisch herum, Sobolew sah ihn fragend an und als Certas ihn am Hals packte und hochhebte, wich dem Blick, ein verkrampfter Gesichtsausdruck, ja fast schon eine Grimasse. Der Agent stand vor dem wandgroßen Fenster, Sobolews Hals in der Hand haltend, als die Tür aufsprang und eine bekannte Stimme den Raum durchdrang:

"Ey, lass Sobolew runter!"

Man hörte ein das Klicken einer Entsicherung des Sturmgewehrs von Vilva, dem ehemaligen Begleiter von Sirtan. Certas konnte ihm nur entgegengrinsen und bevor jemand schiessen konnte, packte Certas eine Granate und warf sie auf Vilva, die Granate blieb an seiner Brust hängen und Certas warf Sobolew aus dem Fenster des 1.ten Stocks, der eigentlich die Höhe eines 4.ten Stocks hatte. Der Agent sprang dem kopfüber fallenden Sobolew hinterher.

Der Flug, so kam es ihm vor, verlief in Zeitlupe. Er konnte den Knall der Granate hören, das Aufschreien Vilvas und seiner Beleiter und vor allem sah er Sobolews entsetztes Gesicht, der auf den Boden aufprallte und sich das Genick brach.

Das war es also, ich habe meine Lebensaufgabe erledigt, wie es aussieht werde ich wohl Sobolew begleiten müssen.

Certas fiel auf den leblosen Körper von Sobolew und plötzlich...

wurde sein Sichtfeldfeld schwarz...

Certas Waranus
13.02.2009, 19:08
04:24

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Ziviles Krankenhaus

Weißes Licht. Grelles weißes Licht. Es stach in die helligkeitsungewohnten Augen des Turianers, der in einem klinisch weißen Raum auf einer Art Bett lag. Er konnte sehen, wie weiß gekleidete Wesen im Raum hin und her gingen, sie laßen Akten, oder befassten sich mit merkwürdigen Gerätschaften. Certas ließ ein Stöhnen im Raum hören, worauf eine der Wesen sich zu den anderen drehte und anfing zu reden, doch der Agent konnte nur Wortfetzen erhaschen:

"...aufgewacht...nicht gut...Narkose..."

Noch bevor Certas auf irgendeine Weise reagieren konnte, wurde ihm eine Art Atemmaske aufgesetzt und er spürte einen Stich in seiner rechten Schulter. Er wollte sich wehren, doch er konnte nicht, er war zu kraftlos und die Narkose machte sich langsam bemerkbar. Doch Certas wollte nicht nachgeben, er wollte wissen was gerade geschieht, er wollte wissen, ob er schon tot ist oder noch lebt, aber das Narkosemittel erfüllte seinen Zweck und ließ den Turianer einschlafen:

"Er schläft. Doc, ich habe alles vorbereitet, wir können ihn jetzt zusammenflicken."

Certas Waranus
16.02.2009, 18:09
08:07

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Ziviles Krankenhaus

Wieder durchdrang gleißendes weißes Licht Certas' Augen. Er hielt sich den Unterarm schützend vor seine Augen. In seine Nase stieß der Geruch von Verbandszeug, woher der kam, wusste er nicht, doch das weiße Licht und der Geruch ließ ihn darauf schließen, dass er nicht tot, sondern im Krankenhaus ist. Er wusste nicht ob er sich darüber freuen soll, oder nicht

Ich habe Sobolew nun erledigt, genauso wie Bates. Aber warum bin ich immer noch nicht zufrieden? Soll ich mich nun auch erledigen? Hab ich damit den Zweck meines Lebens erfüllt? Obwohl ich nun die wahre Geschichte meines Vaters kenne? Ein Krimineller im ganz großen Stil. Warum er das wohl machte...

Langsam gewohnten sich seine Augen an die Helligkeit und er sah sich nun im Zimmer um. Es war, wie er sich schon denken konnte, ein Krankenzimmer, in dem zwei Betten standen, seins und eines ohne Patienten. Den Raum schmückten noch zwei Schränke jeweils neben den Betten, wie auch ein Tisch mit ein paar Stühlen an der gegenüberliegenden Wand. Der Agent quälte sich aus dem Bett und öffnete seinen Schrank. Nur seine Silverback-Rüstung war zu sehen, von seinen Waffen keine Spur. Er entfernte sich vom Schrank, dessen Tür sich von selber schloss und sah nach, was hinter der Tür gegenüber seinem Bett war. Es stellte sich als Bad heraus, mit Klo, Waschbecken, Dusch und einigen Spiegeln und in einen von denen konnte er sehen, wie sein Kopf mit Verbänden mumifiziert war, einschließlich dem Auge, dass eh unfähig zum Sehen war. Dadurch wurde sein Vorhaben, sein Gesicht mit Wasser abzuwaschen, durchkreuzt, was ihn veranlasste wieder aus dem Bad herauszugehen. Als er die Tür zumachte, hörte er, wie draussen auf dem Gang zwei Personen streiteten:

"Sie können jetzt nicht zu ihm rein! Er hat eine Operation hinter sich er braucht Ruhe!"

"Finden sie sich damit ab, dann wird es Zeit für ihn aufzustehen. Ich muss JETZT mit ihm reden!"

Die erste Stimme schien von einem Arzt zu kommen, die andere aber, eine turianische Stimme, kam ihm bekannt vor. Sein noch etwas müder Kopf blockierte ein wenig und so kam er nicht darauf, wer nun die bekannte Stimme war, was ihm dann erst klar wurde, als die Tür aufsprang und ein dunkler Turianer hereintrat. Es war sein Vorgesetzter, der eigentlich von Elysium abreisen wollte.

Was der hier noch macht, wohl kaum, um mir gute Besserung zu wünschen.

"Ich spare mir die Arschkriechereien und komme gleich zur Sache! Was erlauben sie sich eigentlich?!?"

Das sollte nichts gutes bedeuten

Certas Waranus
24.02.2009, 17:37
08:10

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Ziviles Krankenhaus

Das barbarische Geschrei seines Vorgesetzten schmerzte Certas in den noch müden Ohren. Er erinnerte den Agenten leicht an einen stark gereizten Batarianer, nur fehlte das kindisch Rumhopsen und auf den Boden Stampfen. Hin und wieder durchdrang das Wort "Idiot" den Verband und den Gehörgang des angeschrienen Turianers:

"Wissen sie, was für einen Aufruhr sie verursacht haben? Ganz Elysium haben sie durchgerüttelt, indem sie den grössten Gangsterboss dieser Stadt getötet haben! Das hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet! Und natürlich mussten sie die turianische Spezialeinheit auf Elysium vor den Varren schmeißen! Wissen sie was die Regierung hier von den Turianern hier denkt? Mein Gott, was haben sie sich dabei gedacht?!"

Was ich mir dabei gedacht habe? Das ich einen Drecksack wie Sobolew nciht ungestraft meinen Vater töten lasse, das habe ich mir gedacht!

"Schon zuviele mussten unter der Hand Sobolews sterben, ich glaube, dass Sobolews Tod das organisierte Verbrechen dämpfen wird, wenn nicht ganz auslöschen wird. Wenn die Spezialeinheit bei so einem Einsatz stirbt, dann glaube ich, dass sie lieber keine Spezialeinheit bilden sollten."

Die Stimme wurde durch den Verband um sein Gesicht gedämpft, was Certas erwartet hatte. Er versuchte Ruhe und Höflichkeit zu bewahren um nicht von seinem Vorgesetzten Ärger zu bekommen, oder gar rausgeschmissen zu werden. Der erwiderte Certas, nach einem tiefen Seufzer, der ihn beruhigte, mit folgendem:

"Wissen sie, sie sind einer unserer besten Agenten, sie sollten wissen, dass man sich als Agent beherrschen soll und seit sie auf Elysium sind, machen sie nur Probleme. Ein Raketenabschuss vor dem Gebäude der NTSDGR, ein pompöser Auftritt im Ferres, der lautstarke Angriff im Reichenviertel und vor allem der Tod der turianischen Spezialeinheit. Die hohen Tiere im Geheimdienst haben Wind davon bekommen und haben mir den Befehl gegeben, sie aus Elysium herauszuholen. Anscheinend hat sie was persönliches mit diesem Sobolew verbunden. Nach ihrer Genesung hier im Krankenhaus, werden sie nach Antirumgon fliegen müssen, dort haben sie einen neuen Auftrag. Die Informationen dazu bekommen sie, wenn sie im Schiff sind."

Der Turianer nickte zum Abschied Certas nur trocken zu und verschwand dann ruhig durch die Tür, die er vor einigen Minuten rasend betreten hatte.

Er könnte ja gleich bei mir bleiben, diese Stimmungsschwankungen scheinen mir nicht sehr gesund.

Als der Agent sich auf sein Bett saß, atmete tief durch und dachte, was ihn wohl auf Antirumgon erwarten würde.

Sicherlich nichts anderes als Schnee und frierende Finger...

Jack Foster
28.02.2009, 16:09
<--- Das Ferres

16:00 Uhr
Jack Fosters Apartment, Luxuriöse Wohngegend
Elysium

Es war ein langer, stiller, bedrückender, trauriger Weg vom Ferres zurück in die luxuriösen Wohngegenden. Wie gerne hätte Jack sich gewünscht, diesen Weg mit jemandem zu teilen. Oder ihn gar nicht erst antreten zu müssen. Aber er hatte keine Wahl. Seit ein paar Stunden war er nicht mehr der Jäger. Er wurde zum Gejagten. Ein Einzelner gegen eine riesige Gruppierung des organisierten Verbrechens. Und er hatte nichts. Keinen Hinweis auf einen Aufenthaltsort von Arcellus. Keinen Schutz für sich selbst, noch nichtmal eine ernstzunehmende Waffe. Und jetzt lebte er jede einzelne Sekunde in größter Gefahr. Überall hätten die Tracer, die auch schon im Black Hole angriffen, sein können.

Niedergeschlagen nahm Jack die letzten Stufen, bis er die edle, weiße Tür in sein Apartment erreichte. Dank des bis heute unumgehbaren Sicherheitssystems des Fingerabdrucks, wusste der 32-jährige zumindest, was ihn im Apartment erwartete: Nichts. Nur eine gefühlslose Leere mit lauter Erinnerungsstücken und einem riesigen Panoramafenster an der Ostwand, das freie Sicht auf die wunderschöne Skyline der Innenstadt bot.

Ein leises Piepen ertönte im Treppenhaus, gefolgt vom Schließen der Tür. Foster schritt zielbewusst auf das große, helle Doppelbett zu und ließ seinen erschöpften Körper nach vorne kippen. Genau auf die sich anpassende Matratze.

Der 32-jährige hatte keine Ahnung, was er jetzt tun konnte. Er war gefangen in seinem eigenen Haus. Es blieb nichts außer der Waffe, die Smith ihm gab und dem Parierdolch Rhyns. Jack holte selbigen langsam hervor und musterte ihn Stück für Stück; schwelgte ein letztes Mal in Erinnerungen.

Bis plötzlich Liannas Worte wieder in seinem Kopf auftauchten:

“Lass dich nicht erdolchen“

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Foster klar war, dass Lianna etwas wusste. Es musste etwas sein, das mit diesem solch zu tun hatte. Welchen anderen Sinn hätten diese Worte haben können?
Die smaragdgrünen Augen suchten verschärft Millimeter für Millimeter den Dolch ab, bis sie auf einen kleinen, kaum sichtbaren Rahmen an der Unterseite des rutschfesten Griffs stießen.
Eifrig versuchten Foster kräftige Finger diesen Rahmen zu erforschen. Vollkommen überraschen sprang dieser auf und gab eine kleine Platte frei

Ein Datenchip.

Jack war sich endgültig sicher: Liannas Worte waren eine Anspielung auf diesen Chip. Woher sie das wusste war ihm vollkommen egal. Aber was auch immer darauf gespeichert war… Es schien so, als hätte es ihm helfen können.
Wenige Handgriffe später steckte der Chip schon in einem zweiten PDA, das gerade die Daten abrief und nach Beendigung des Vorgangs eine riesige Liste an Namen bot – darunter auch Leif Arcellus.
Der 32-jährige öffnete den Ordner, den der Name verbarg und sofort offenbarten sich ihm Daten über Daten.

Name: Leif Arcellus
Rasse: Turianer
Alter: 47
Wohnsitz: tr.ac.ely Einsatzzentrale / westlicher Stadtrand
Tätigkeit: Tracer Supervisor / Alpha Chimera
Biotik: Ja
.
.
.
Sonstiges: Hält menschliches Mädchen (Juno) bei sich versteckt
.
.
.

Es war nicht Jacks Art, voreilige Schlüsse zu ziehen. Dennoch hatte er jetzt möglicherweise den Grund gefunden, warum Rhyn sterben musste. Wäre es herausgekommen, dass Leif ein menschliches Mädchen bei sich versteckt hielt, wäre er sicher kein Teil von Alpha Chimera mehr. Möglicherweise sogar tot. Und um zu verhindern, dass diese Informationen in die falschen Hände geraten würde, musste die Besitzerin dieser Informationen sterben. Und wie es so kam, war Rhyn diese Besitzerin.

Foster wusste: Er kam dem Ziel immer näher. Doch die Gebäudepläne des Anwesens, die ebenfalls auf dem Chip vertreten waren, zeigten sofort: Ein Eindringen war zwar möglich. Aber sein Ziel zu erreichen und dann lebendig wieder entkommen – dafür gab es keine Chance. Es musste also einen anderen Weg geben. Jack durfte nicht zu Leif. Also musste er es irgendwie schaffen, Arcellus dazu zu bringen, zu Jack zu kommen.

Doch vorher musste noch etwas erledigt werden. Der Mensch nahm sich vor, ein weiteres Mal loszulassen – ein letztes Mal. Vorsichtig legte er das PDA zurück auf den hellen Schreibtisch und begab sich schnellen Schrittes in das Badezimmer.

Sofort überrumpelte ihn das helle Innere. Weiß geflieste Wände, eine weiße Decke, der weiße Boden und alles andere, das sonst noch diesen hellen, freundlichen Ton besaß.
Foster trat nahe an den Spiegel, betrachtete sich selbst für einige Sekunden.

Zeit, loszulassen…

Sprach Jacks innere Stimme und führte seine kräftigen Hände an das gräuliche Tuch, das all die Jahre seine Stirn zierte. Nur einen Augenblick später war der Knoten gelöst und es fiel sanft – fast schon wie eine Feder – zu Boden.
Dieses Tuch verband der 32-jährige mit Mel. Er konnte und wollte nicht loslassen. Erst nach dem Treffen mit Rhyn sah er ein, dass man es irgendwann muss. Man sollte keine Toten erwecken. Man sollte Vergangenes nicht rückgängig machen.
Nun wusste auch er das.

Jetzt blieb also nur noch der Bart. Der, der den smaragdäugigen Mensch seit Jahren ausmachte. Auch er musste nun gehen. Nur ein kleiner Rest blieb nach einigen Minuten übrig.
Und bei einem weiteren Blick in den Spiegel war geboren: Der neue Jack Foster. Der, der an diesem Tag noch eine letzte Mission zu erfüllen hatte, bevor er wirklich frei war…

Und genau der, der seinem alten Namen ‚Eagle’ eine neue Bedeutung gab. Es stand nicht mehr für das Adlerauge, das einen hervorragenden Scharfschützen ausmachte. Nein, seit diesem Augenblick sollte dieser Name die Freiheit, die jeder Vogel genoss, verkörpern.

Jack ‚Eagle’ Foster war nun neu geboren und entschlossener als je zuvor…


22:00 Uhr

Die Sonne über Elysium hat sich abgewendet und machte Platz für den von Sternen erleuchteten Nachthimmel. Die Silhouette der Innenstadt wirkte fast wie ein riesiger Schwarm kleiner Glühwürmer, die allesamt in Richtung Himmel stiegen.
In dem Wohnviertel selbst waren nur noch wenige Lichter zu sehen. Allen voran aber das, das in Jacks Apartment brannte.

Mit dem PDA in der Hand und seinem neuen Ich stand er am Fenster, den Blick gen Westen gerichtet.

Von: Eagle
An: Tracely Supervisor Leif Arcellus
Betreff: <kein Betreff>

Mr. Arcellus,
ich habe Informationen gefunden, die ihrer Meinung nach bestimmt nicht in die falschen Hände gelangen soll.

Wissen Sie, warum wir Menschen den 'Juni' immer so lieben? Er bringt die Wärme in unsere Herzen; gibt uns Kraft.
Außer der Himmel weint. Dann erfüllt er uns mit tiefster Trauer. Ja, manchmal sogar Wut.

Das wirklich Schreckliche ist aber, dass der 'Juni' so schnell gehen kann, wie er kam. Und dann lässt er nichts als eisige Kälte und Leere in uns. Aber wer entscheidet, wann und ob der 'Juni' geht? Wer hat das Recht dazu?

Ich erwarte Ihre Antwort.

Es fehlte nur noch der Tastendruck auf „senden“. Dann wäre die Nachricht abgeschickt worden. Langsam glitt Jacks Finger über das Display und ehe er sich versah, ertönte schon die kurze Melodie, die das Senden schließlich bestätigte.

22:05 Uhr

Certas Waranus
28.02.2009, 17:05
08:20

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Ziviles Krankenhaus

Gefühlte 6 Minuten saß Certas auf seinem schneeweißen Krankenbett und sah durch das große Fenster, wie die Sonnenstrahlen die sauberen und teuren Hochhäuser trafen. Vor etwa 8 Minuten hat sein Vorgesetzter sich über seine auffallende Handlungen hier auf Elysium beschwert. Er sagte, er habe dem turianischen Geheimdienst große Probleme bereitet. Die führenden Menschen von Elysium werden das sicher als Argument benutzen, die turianische Botschaft zu schließen. Viele Turianer werden sich dann in ihrem Stolz verletzt fühlen und Gründe suchen, auf anderen Planeten die menschlichen Botschaften zu schließen. So wächst der Teufelskreis, der schon seit Shanxi zwischen Turianern und Menschen herrscht.

Certas vertrieb weitere Gedanken an diesen Konflikt durch einen tiefen Seufzer und durch das Verband um seinen Kopf, stieg ihm sein eigener Atem in die Nase.

Nachdem ich hier jetzt fertig bin, werd ich nach Antirumgon geschickt, wirklich klasse. Anscheinend hab ich mich beim Geheimdienst wohl ziemlich unbeliebt gemacht. Ein Planet voller Gauner und Abschaum...wie mein Vater. Ob er auch mal auf Antirumgon war? Sicherlich, welcher Krimineller war noch nicht auf Antirumgon. Ach komm schon Certas, vergiss ihn, er ist das, was du verabscheust...vergiss ihn einfach!

Gedanklich ringte Certas mit sich selber, eine Stimme befiehlt ihm, seinen Vater zu vergessen, die andere sagt ihm, genau das solle er nicht tun, da er ihm sein Leben gerettet hat. Er versuchte immer wieder an etwas anderes zu denken, doch immer führte dieses Thema zu seinem Vater. Der Agent zuckte stark zusammen, als plötzlich jemand heftig an die Tür klopfte.

Lass mich raten, jetzt kommt irgendein riesiger Berg von Muskelprotz um mich zu exekutieren...klasse.

Die Tür sprang auf und eine weiß gekleidete, zierliche und Menschenfrau, mit langen schwarzen Haaren, kam ins Zimmer.

Die will mich wohl verarschen...

"Gut, Herr Waranus, ich bin gekommen um nach ihrem Verband zu sehen, beziehungsweise ihrer Verletzung, also, könnten sie bitte..."

Die Menschenfrau redete so schnell, dass Certas nur ihrer Aufforderung nachgehen konnte, weil sie eine schnelle Geste mit ihrer knochigen Hand machte, die ihm verdeutlichte, dass er sich ein wenig bücken soll, damit sie ihm den Verband abnehmen kann.

Von solchen Menschen hab ich schonmal gehört, wie hießen die noch gleich...ähm...Kleinwüchsige?

Die Krankenschwester schwang gekonnt ihre Hand um seinen Kopf und einige Sekunden später, hatte sie einen Knäuel Verband in der Hand und Certas' Schuppen konnten wieder an die, einigermaßen, frische Luft. Die Krankenschwester sah in das Gesicht des Agenten mit einem musternden Blick und unterbrach dann fröhlich die Stille:

"Nun, ein Arzt wird gleich kommen und sich das ganze genauer Ansehen, aber ich kann ihnen versichern, dass sie keinen Verband mehr brauchen. Vielleicht können sie ja auch gleich heute wieder entlassen werden."

Nachdem Certas ihr dankend zugenickt hatte, hüpfte sie fröhlich aus dem weißen Zimmer und schloss, überraschender Weise, lautstark die Tür.

Wenn ich bloß ihre Einstellung haben könnte.

Interessehalber schritt er, nach einem kurzen Genuss der frischen Luft, in das Bad und betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Er konnte keine großen Merkmale erkennen, die davon bezeugen konnten, dass er aus einem Fenster gefallen ist. Anscheinend hat Sobolew seinen Aufprall gedämpft. Nach einigen Minuten der Betrachtung des eigenen Spiegelbilds, kam er zu dem Entschluss, den Wasserhahn aufzudrehen und sein Gesicht mit angenehm kühlen Wasser zu waschen. Als er sich nach dieser kleinen Erfrischung abtrocknete, öffnete sich wieder die Tür...

Certas Waranus
01.03.2009, 17:45
08:28

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Ziviles Krankenhaus

Die Tür öffnete sich und Certas lugte aus dem Badezimmer. Ein wieder weiß gekleideter Mensch kam durch und hielt eine Art Klemmbrett mit irgendwelchen Akten in der Hand. Certas kam nun vollständig aus dem Zimmer und stand nun dem gebräunten, kurzhaarigen Menschen gegenüber, der ihm die Hand reichte und sich dem Agenten vorstellte:

"Hallo, mein Name ist Doktor Griffin, ich bin hier um sie nochmal kurz zu untersuchen. In ihrer Krankenakte steht, dass sie aus einem Anwesen in diesem Viertel aus dem Fenster gefallen sind? Aufjedenfall hatten sie großes Glück, normalerweise hätten sie sich aus der Höhe das Genick gebrochen. Und dann sind sie noch so unbeschadet davongekommen, sie sind ein richtiger Glückspilz."

Der Arzt richtete sein Blick auf die Akte und schrieb etwas hinein. Ohne Certas anzusehen, redete der menschliche Arzt weiter:

"Medikamente brauchen sie nicht wirklich, außer sie bestehen natürlich darauf, aber ich würde ihnen davon abraten," er beendete das Beschreiben der Akten und hatte nun wieder Blickkontakt mit dem Turianer: "Was sie brauchen ist Ruhe, mehr nicht, seien sie froh darüber, dass sie so unversehrt hier eingeliefert wurden."

"Ich verzichte auf die Medikamente, vielen Dank Doktor."

Der Doc nickte als Antwort und schritt aus dem Zimmer. Certas schüttelte den Kopf, atmete tief durch und legte sich, mit dem Gesicht auf das Kissen, auf das Bett. Er war nicht wirklich müde oder erschöpft, aber trotzdem kam er nicht mal dazu, einen klaren Gedanken zu fassen, bevor er traumlos einschlief...

Certas Waranus
03.03.2009, 15:57
09:14

Elysium; Luxuriöse Wohngegend; Ziviles Krankenhaus

Die Sonne schien hell und intensiv in das Krankenzimmer im 4.ten Stock, als Certas aus seinem Mittagsschlaf erwachte. Müde rieb er sich sein rechtes Auge und saß sich gähnend an die Bettkante, die unter seinem Gewicht ein leises Quietschen hören ließ. Er ließ sich einige Zeit zum Aufwachen, was insgesamt 3 Minuten in Anspruch nahm, bevor er aufstand und zu seinem Schrank auf der anderen Seite des Bettes ging. Im Schrank befand sich nur seine Silverback-Rüstung und sein Com-Gerät, dass er sich dem Öffnen des Schrankes sofort nach Beschädigungen am Gerät suchte. Glücklicherweise fand er außer einem kleinen Riss keine neuen Beschädigungen und als er es aktivierte, tauchte wieder die vertraute orangene Projektion vor seinem Auge auf und er vernahm, dass es nun 09:17 war. Er zog sich noch schnell seine geliebte Rüstung über und verschwand dann hektisch aus dem Zimmer.

Je schneller ich hier weg bin, desto schneller komm ich nach Antirumgon, ich darf meine Vorgesetzten nicht wieder enttäuschen, das würde sonst heißen ich werde gefeuert und dann dürfte ich wieder ins Gefängnis. Dann jetzt schnell raus hier.

09:34

Nach einem Gespräch mit dem Oberarzt, der ihm riet, lieber noch etwas zu bleiben, was Certas dankend verneinte, erledigte er den üblichen Papierkram und lief nun direkt auf den Ausgang des Krankenhauses zu. Die Glastür verhinderte einen Zusammenstoß mit dem eiligen Turianer durch rechtzeitiges Öffnen. Certas schritt durch und er betrat die belebte Straße des Reichenviertels Elysiums. Es war sehr sauber, die Passanten waren gut gekleidet und schienen auf den ersten Blick auch sehr höflich. Es herrschte eine entspannte Stimmung im Viertel, keine Hekitk, keinen Stress.

Sehr schön hier, Elysium ist wirklich eine schöne Stadt, abgesehen von den Slums. In meinem nächsten Leben sollte ich mal in Erwägung ziehen, mir einen Wohnsitz hier anzuschaffen, ich glaube es würde sich lohnen auf einem grossen Handelsplaneten zu leben. Jetzt muss ich aber in mein Shuttle und nach Antirumgon verschwinden und mich dort bemühen, nicht so ein Theater wie hier zu machen.

Hm, mich interessiert was Sirtan eigentlich gerade treibt, ich hoffe, DaeraTec hat den Bericht bekommen, die haben sich bestimmt darüber gefreut.

Certas versank in Spekulationen, wie Sirtan von DaeraTec bestraft wird, er fand es amüsant sich vorzustellen, wie er in die Ecke geschickt wird und wüste Beschimpfungen entgegengeworfen bekommt, oder wie er an seinen Geschlechtsteilen aufgehängt wird. Mit einem Kopfschütteln konzentrierte er sich wieder auf den Weg und schlenderte in Richtung Raumhafen.

--->Elysium; Raumhafen

Jack Foster
11.03.2009, 17:35
22:10 Uhr
Jack Fosters Apartment, luxuriöse Wohngegend
Elysium

Die smaragdgrünen Augen hielten noch immer an der Skyline Elysiums fest und ließen alte Erinnerungen durch Jacks Kopf gehen. Nicht jene, die er mit Rhyn teilte. Sondern viel mehr die Erinnerungen an seine Kindheit. Die einsamen Tage, an denen er trotzdem noch ein unbeschriebenes Blatt war. Damals hätte Foster nie erahnen können, dass er in diesem Augenblick voller Selbstsicherheit aus dem Fenster starrte und darauf wartete, dass der noch unbekannte Turianer antwortete. Und auch wenn es Stunden geworden wären, so hätte sich der 32-jährige nicht ausgeruht. Er brannte viel zu sehr auf dieses Treffen und er wusste, dass es eintreten würde. Das ‚Wann’ war nur noch eine Frage der Zeit.

Und diese Zeit schien gekommen, als das PDA schwache Vibrationsstöße von sich gab.
Der Mann war sofort wieder im Hier und Jetzt, öffnete hastig das Nachrichtenmenü vor dem marineblauen Hintergrund und begann zu lesen.

Von: Leif Arcellus
An: Eagle
Betreff: Treffen

Nennen Sie mir Uhrzeit und Treffpunkt, ich möchte Sie persönlich treffen.

Es hätte nicht besser laufen können. Das wusste auch Jack und ein zufriedenes Lächeln kreuzte seine Lippen, als er die weiß schimmernde Nachricht las. Ohne weitere Umwege betätigte er das ‚Antworten’-Feld des Touchscreens, das ihm zugleich das leere Textfeld offenbarte.

Von: Eagle
An: Leif Arcells
Betreff: Re: Treffen

Es freut mich, eine so schnelle Antwort zu erhalten. Sie scheinen sich Ihrer Pflicht bewusst zu sein. Ich erwarte sie in einer Stunde im stillgelegten Industriegebiet am östlichen Rand der Wohngebiete. Kommen Sie allein, oder kommen Sie gar nicht. Ich erwarte Sie dann dort.

Die Antwort wurde gerade gesendet, da verstaute Foster das PDA zusammen mit dem aschgrauen Sturmgewehr in einer schwarzen Tasche, die er zugleich schulterte. Rhyns Parierdolch war auch wieder mit dabei. Genau wie die Pistole, die Eagle von Smith bekam. Einerseits Andenken – Andererseits perfekte Waffen.

Ein letzter Blick zurück durchquerte den hell erleuchteten Raum. Die Apartmenttür war bereits geöffnet. Jack atmete tief durch, bevor das Licht erlosch und eine dunkle Leere hinterließ. Die Tür schloss sich und Foster machte sich auf den Weg an den Ort, den er besser kannte als alles andere auf diesem Planeten.


22:30 Uhr
Stillgelegter Industriekomplex
Elysium

Der lange Weg auf die andere Seite der Wohngegend unter dem sternenklaren Nachthimmel tat dem angeschlagenem Foster sichtlich gut. Die angenehm kühle Nachtluft säuberte seine Lungen und befreite ihn für einige Zeit von allen verbliebenen Schmerzen der letzten Stunden.
Insgesamt waren die Straßen leer. Die meisten Einwohner dieser Gegend waren um die Zeit sowieso in anderen Stadtteilen unterwegs. Meist in irgendwelchen edlen Restaurants oder sie versuchten mit ihrem Geld Vertreter des anderen Geschlechts von sich zu überzeugen. Jack hingegen war strikt gegen diese Art des Lebens. Er hasste es, das verbliebene Geld auf einem so unnötigen Wege zu vergeben. Stattdessen half ein nächtlicher Gang wie dieser perfekt gegen Stress oder Sorgen.
Doch dieser Gang war nicht wie die anderen. Dieser war viel bedeutender. Schon in kurzer Zeit würde Foster endlich den Mann kennen lernen, der insgeheim Gott spielte und über Tod und Leben entschied.

Endlich erreichte Jack das zerstörte Betontor, dass das Industriegebiet ursprünglich vom Rest Elysiums abtrennen sollte. Verschwörungstheoretiker erinnerten sich dabei sogar an die irdische Area 51. Nur dass zumindest der Platz offensichtlich gemacht wurde. Dem 32-jährigen war das aber sowieso egal. Für ihn zählte nur das, was er hier benutzen konnte. Und das waren einerseits seine sehr guten Gebietskenntnisse und zum anderen das interne Kommunikationsnetzwerk, das von der Komm-Kabine aus mit den Lautsprechern überall auf dem Gelände verbunden war.
Und genau dieses Netzwerk war das Einzige, was auf dieser Anlage noch funktionierte. Das wusste auch Jack und setzte sich die Kabine als Ziel. An diesem Abend sollte er derjenige sein, der mit anderen spielt.

22:40 Uhr

Der Weg durch die verstaubten, verdreckten und dunklen Korridore, Treppenhäuser und Räume war im Gegensatz zu dem Weg unter dem frischen Nachthimmel äußerst unangenehm. Aber leider notwendig. So schlenderte Jack aufmerksam durch die Anlage bis er schließlich das Ziel erreichte. Die Tür stand offen. Das war aber weniger überraschend. Bis heute zogen immer wieder kleinere, kriminelle Gruppierungen durch den Komplex und suchten noch nach irgendwas Verwertbarem. Natürlich erfolglos.

Jack legte die dunkle Tasche direkt neben dem schwarz glänzendem Stuhl ab, der bereits auf die große Panoramascheibe ausgerichtet war, von der aus man das gesamte Industriegebiet vor den Augen hatte.

„Perfekt.“

Flüstere Foster und richtete das kleine Mikrofon aus, durch das seine Stimme schon in Kürze überall auf der Anlage zu hören sein würde – obwohl er selbst gar nicht dort war. Stattdessen platzierte er ein uraltes Funkgerät so, dass die Sprachausgabe direkt zu dem Mikrofon zeigte. Zum Glück konnte man wegen des Alters der Anlage selbst nicht genau sagen, ob es nun ein Funkgerät war, aus dem die Stimme kam, oder doch wirklich die Person selbst.

Und dann verschwand er auch schon wieder aus der Komm-Kabine und bahnte sich seinen Weg zum Verwaltungsgebäude. Das erste Bauwerk nach dem Betontor – wenn auch etwas abseits davon. Das dreckige, zerfallene Innenleben spiegelte sehr gut den Zustand des gesamten Hauses wieder. Viel hielt es nicht mehr aus. Doch für diese Augenblicke musste es reichen. Irgendwie. Das oberste Stockwerk bot erneut ein recht großes Fenster und einen nahezu lichtfreien Raum. Es gelang eben nur das Sternenlicht durch die verdreckte und teils zerstörte Scheibe und wurde dann von den aufgewirbelten Staubkörnern erst richtig sichtbar gemacht.


Jacks Vorbereitungen waren nun abgeschlossen. Das aschgraue Sturmgewehr aus dem Apartment war geladen und entsichert. Jederzeit bereit. Die andere Hand hielt das zweite Funkgerät, das auf die gleiche Frequenz eingestellt war wie das in der Komm-Kabine.

Ein Blick auf das aquablaue Ziffernblatt von Fosters Uhr verriet, dass er noch zwölf Minuten hatte, bis Leif eintreffen sollte.

22:58 Uhr

Leif Arcellus
12.03.2009, 13:16
Leifs Anwesen >>>> Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:08 Uhr

Kalte, eisblaue Augen betrachteten stumm den staubigen und grobkörnigen Boden aus terrakottarotem Sand, der angenehm unter Leifs nackten, zweikralligen Tatzen knirschte, während der innerlich ruhige Turianer bedächtigen Schrittes das zertrümmerte und bröckelige Betontor des ausgestorbenen Industriekomplexes passierte und nur flüchtig die zerschmetterten Betonbrocken musterte.

'Scheinbar möchte Eagle keine lästigen Augenzeugen, wenn er mich an diesen verlassen Ort bestellt. Ich habe das ungute Gefühl, dass diese Begegnung ein blutiges Ende haben wird', kreuzte es finster Leifs Gedanken, als er zähneknirschend die verwahrloste Industrieanlage anstarrte, die sich nun düster und geisterhaft vor ihm erstreckte, 'ich fühle mich beobachtet. Wo hast du dich versteckt, Eagle?'

Misstrauisch blickte sich der angespannte Turianer um, beobachtete die nähere Umgebung ausgiebig, die rechte Pranke schussbereit neben dem mattledernen Halfter der Pistole ruhend, während der linke Arm durch die schmerzhafte Knochenfraktur regungslos in der Gipsschiene verharrte.

Leif verspürte keine Furcht.

Er vertraute auf sein ruhiges und beherrschtes Gemüt, das kinetische Powerpack, das in die leichte Phantomrüstung integriert war, die handliche Pistole und insbesondere auf die mächtigen, leider auch unkontrollierbaren biotischen Fähigkeiten, über die er verfügte.

'Ich warte, Eagle.'

Uhrzeit: 23:10 Uhr

Jack Foster
12.03.2009, 19:56
23:10 Uhr
Verlassener Industriekomplex
Elysium

Regungslos verharrte Jack wartend in dem dunklen Raum in der Nähe des zerstörten Betontors. Schon von weitem vernahm er plötzlich langsame Schritte. Vorsichtig spähte er durch das Fenster. Und dann sah er ihn. Ein gerüsteter Turianer mit dunkelroten Schuppen und eisblauen Augen, die unter dem Nachthimmel selbst bis zu Fosters Position zu erkennen waren. Doch etwas machte den 32-jährigen stutzig. Selbst wenn es zu eine bedeutenden Vorteil werden konnte. Arcellus linker Arm lag in Gips; war damit komplett aus dem unausweichlichen Kampf genommen. Umso besser war das für Eagle, dessen linke Hand langsam das Funkgerät zum Mund führte.

Bedrohlich flüsterte er:

„Arcellus. Sie scheinen Ihr Wort zu halten.“

Foster hielt inne und beobachtete die Reaktion des bewaffneten Turianers.

„Wissen Sie: Seit unendlich vielen Jahren wurde ich als Spielball benutzt. Als Spielball, der gewissenlos vollkommen unbekannte Ziele ausschalten sollte. Aber hinter diesen Zielen steckten jedes Mal Persönlichkeiten. Persönlichkeiten, die von anderen geliebt und verehrt wurden.“

Jack hielt inne. Einerseits wollte er seine Worte wirken lassen. Andererseits schluckte er schwer, bevor er die nächsten Worte aussprechen konnte:

“Auch die Quarianerin, ihr Name war Rhyn, hatte eine Persönlichkeit. Und sie wurde Opfer dieses Spielballs, weil Sie ihr Spiel nicht beenden wollten. Aber Sie hätten es müssen. Denn Rhyn hatte Informationen, die Ihren Tod bedeuten würden. Und jetzt habe ich diese Informationen.“

Ein weiteres Mal stoppte Foster. Wieder sollten seine Worte erst Wirkung zeigen. Doch er durfte keine Zeit verlieren. Es konnte nicht lange dauern, bis Leif herausfand, dass Jack nicht da war, wo er sein sollte.

„Leif, wir beide wissen, dass dieses Treffen tödlich ausgehen wird. Für wen, entscheiden Sie. Wenn Sie fliehen, und das kann ich Ihnen versichern, wird Juno sterben. Wenn Sie kämpfen, wird es einer von uns sein.“

Der Turianer schien noch immer keine Anzeichen von Furcht zu zeigen. Vielleicht fraß er es in sich hinein. Aber vielleicht hatte er auch keine Angst. Wie es auch war: Jack würde es schon bald herausfinden.
Er setzte zu den letzten Worten an:

„Wissen Sie warum sie noch leben? Weil ich anders bin als Sie. Ich spiele keine höhere Macht, die über Tod und Leben entscheidet. Und ich habe Anstand genug, mich Ihnen Auge in Auge zu stellen. Ich bin in zwei Minuten bei Ihnen. Wenn Sie es sich einfach machen wollen, dann bitte. Erschießen Sie mich bei Blickkontakt. Wenn Sie reden wollen, auch wenn es dafür zu spät ist, lassen Sie die Waffe noch stecken und wir überspringen den Teil mit den Waffen.“

Eine unheimlich große Spur von Selbstsicherheit lag in Jacks Stimme. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Genau so wenig hatte er noch etwas zu gewinnen. Für ihn zählte nur die Tatsache, dem Turianer diese Minuten zur Hölle zu machen und ihn damit zu konfrontieren, was er getan hat. Wie viele Leben er zerstört hat. Einen anderen Grund gab es nicht. Nicht mehr.

Wer schließlich sein Leben lassen würde, sollte sich in den nächsten Augenblicken zeigen…


Mit dem Gewehr im Anschlag, schob Eagle vorsichtig die zerschossene Metalltür auf. Sofort eroberte ein kleiner Lichtstrahl den dunklen Korridor. Und auf der anderen Seite wartete bereits sein letztes Ziel: Leif Arcellus.

23:19 Uhr

Leif Arcellus
13.03.2009, 20:28
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:19 Uhr

Leif wusste nicht, wie ihm geschah.

Die herbe, bedrohlich wispernde Stimme, die verbittert durch die befremdlich knackende Lautsprecheranlage über das gesamte Industriegelände hörbar schwere und verwirrende Vorwürfe gegen den Turianer erhob, war ihm gänzlich unbekannt, doch innerlich spürte Leif eine unheilvolle Vorahnung in sich aufwallen, die ihn unerwünscht nervös machte.

'Du bist ein Spielball, der unschuldige Personen ermorden musste, und eine Quarianerin namens Rhyn, die über pikante Informationen verfügte, gehörte zu diesen Opfern?', resümierte Leif grüblerisch und spürte das finstere Blut in seinen Adern unangenehm pochen und pulsieren, 'aber natürlich. Rhyn'Navras vas Saralesca, die Informationshändlerin von Omega. Celeste ist ihr bis nach Elysium gefolgt, hat sie uns lokalen Tracern ausgeliefert und im Black Hole konfrontiert, als Rhyn die Flucht gelungen ist - und nun sind beide tot. Doch warum habe ich bis zum jetzigen Zeitpunkt nichts von Rhyns Tod erfahren?'

Nur vage erinnerte sich der unruhige Tracer an die betreffenden Berichte, die er am heutigen Abend erschöpft abgearbeitet hatte, und bemühte sich vergeblich, die zerissenen Puzzlestücke logisch zusammen zu fügen.

'Mir ist nur bekannt, dass Rhyn nach Celestes Ermordung spurlos verschwunden ist. Und nun beschuldigt mich ein Fremder, dass ich für ihren Tod verantwortlich bin und Herr über Leben und Tod spiele...'

Irritiert blickten Leifs eisblaue Augen in den sternenklaren Nachthimmel, die wirren, zerstreuten Gedanken plötzlich leer wie ein blankes Papier, und er wartete ungeduldig in dieser unbehaglichen, kalten Stille auf Eagle, der von Angesicht zu Angesicht über diese verwirrenden Anschuldigungen sprechen wollte.

'Dieses faule Gefühl in meinem Magen...was für ein Spiel wird hier mit mir gespielt?'

Jack Foster
14.03.2009, 19:26
23:20 Uhr
Verlassene Industrianlage
Elysium

Jack war sich selbst noch immer nicht ganz sicher, wie er den Turianer einschätzen sollte. Er stand einfach nur da, starrte in den sternenklaren Himmel, der sich wie ein pechschwarzer Mantel über Elysium legte. Seine strahlenden, eisblauen Augen waren jetzt noch deutlicher zu sehen und Foster wusste zumindest, dass die Flucht keine Option für den turianischen Tracer Supervisor war. Er musste also entweder mutig, oder doch dumm gewesen sein. Vielleicht sogar beides. Wie auch immer es war, all diese Fragen verschwanden, als der 32-jährige mit dem fest umklammerten Sturmgewehr durch die schäbe Metalltür stürmte, einige Schritte zu Arcellus machte und schließlich seinen Kopf fest fokussierte.

"Hey!"

Machte er drohend auf sich aufmerksam. Sein Auftritt schien sofort Wirkung zu zeigen. Arcellus wandte sich vom Nachthimmal ab und richtete seine eisblauen Augen auf Jack, dessen wutentbranntes Gesicht nicht zu übersehen war. Die Gefühle, die auf Distanz noch kaum vorhanden waren, nahmen jetzt immer mehr Platz in Eagles Gedanken ein. Die Wut, die das Gottspielen so verabscheute. Der Hass, der den Stand des Turianers nicht wahrhaben wollte. Und nicht zuletzt auch die Rachsucht nach dem Spiel im örtlichen Allianzstützpunkt.

"So sieht also jemand aus, der per Textnachricht über Tod und Leben entscheidet."

Fing der 32-jährige schließlich angewidert an.

"Macht es Ihnen Spaß? Spaß, aus sicherer Distanz fatale Befehle zu geben, während andere die gefährliche Arbeit des Tötens verrichten? Tja, Leif Arcellus, heute Abend sind Sie der, der vor Ort um sein Leben kämpft. Und wissen Sie, was wirklich schlimm ist? Sie werden dafür nicht mal mit Geld belohnt."

Der durchweg bösartige Vorwurf war weder in Jacks Stimme, noch in seinen aufmerksamen, smaragdgrünen Augen zu übersehen. Es wunderte ihn selbst schon, warum er nicht abdrückte. Nach einer kleinen Fingerbewegung wäre alles vorüber. Doch er tat es nicht. Er konnte nicht. Er wollte nicht. Der 32-jährige Mensch wollte einen anständigen, gleichberechtigten, finalen Kampf für beide. Derjenige, der es überlebte, sollte sich immer daran erinnern, wie er diesen Kampf gewann...

23:25 Uhr

Leif Arcellus
14.03.2009, 20:30
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:10 Uhr

"Hey!", peitschte plötzlich die glasklare Stimme Eagles aggressiv durch die unbehagliche Stille, begleitet von knirschenden Sandkörnern und metallischen Scheppergeräuschen, als sich Leifs eisblaue Augen augenblicklich dem hastig auf ihn zu marschierenden Mann zuwandten, dessen zerfurchte Gesichtszüge vor Zorn und Verbitterung brannten, während die smaragdgrünen Augen einen befremdlichen Schmerz in sich bargen, der Leif nervös machte, "so sieht also jemand aus, der per Textnachricht über Tod und Leben entscheidet."

Leif antwortete nicht.

Schweigsam betrachtete er diesen wütenden, verletzten Menschen, der fest das aschgraue Sturmgewehr umklammerte und ihm zornig und aufgewühlt weitere Vorwürfe an den Kopf warf, die er in diesem Augenblick überhaupt nicht nachvollziehen konnte, die ihn nunmehr verwirrten und neue, zermürbende Fragen hervorriefen.

'Was geschieht hier eigentlich?'

Unruhig schluckte Leif den neutral schmeckenden Speichelrest in seiner Mundhöhle, mit ihm das ungute Gefühl, diesen kratzigen und trockenen Klumpen in seiner Kehle, und erwiderte ruhevoll:

"Ich kenne Sie nicht, Eagle. Ich verstehe weder, warum Sie mich hierher bestellt haben, noch warum Sie mich so sehr hassen und mir derartige Vorwürfe machen", erklärte er beherrscht und blickte den gehässig starrenden Mann ernst an, "ich bin hier, um das Mädchen zu schützen, nicht, um mich für Taten zu rechtfertigen, die ich nicht begangen habe. Ich beabsichtige auch nicht, Sie zu verletzen oder zu töten. Ich möchte nur wissen, wer Sie sind und was ich Ihnen angeblich angetan haben soll."

Uhrzeit: 23:25 Uhr

Jack Foster
14.03.2009, 23:02
23:25 Uhr
Stillgelegte Industrieanlage
Elysium

Leif war überraschend ruhig. Vielleicht sogar zu ruhig. Trotzdem erkannte Jack, dass, zumindest in diesem Augenblick, keine Gefahr von dem Turianer ausging, weshalb er das aschgraue Sturmgewehr langsam senkte und bedächtig anfing, Arcellus mit langatmigen Schritten zu umrunden, während dieser noch seinen Teil zum Gespräch beitrug und bekundigte, dass er nicht darauf aus sein würde, Foster zu verletzen oder gar zu töten.
Doch es gab kein Zurück. Nicht mehr. Nicht für Arcellus. Nicht für Eagle. Dafür ist das alles schon zu weit gegangen.

Fast schon bemitleidenswert. Der ach so fürsorgliche, unschuldige Vogel mit gebrochenem Flügel. Denkt der wirklich, dass ich das glaube?

Jetzt kam es darauf an, die Fassung zu bewahren. Jack musste mindestens genau so ruhig und locker wirken, wie Arcellus es tat. Weiter drehte er seine weitläufigen Runden und find langsam an zu sprechen:

"Sie wissen's nicht? Gut, dann werde ich es Ihnen erklären: Rhyn hatte Informationen, die ihr kleines Goldstück, Juno, betreffen. Sie wussten, dass Sie diese Infos hatte. Und, dass diese Infos nie in die falschen Hände geraten durften. Deswegen setzten Sie die Asari ein, um sie unschädlich zu machen. Wie kleines Ungeziefer. Aber Sie vergaßen eine Kleinigkeit: Mich. Ich saß zufällig neben der Quarianerin, als die Asari zuschlug und verteidigte ihr Leben. Von da an war sie nie wieder alleine. Also musste ein neuer Plan her. Und da kam Lianna Ferres ins Spiel und Sie wussten, dass wir zu ihr gehen würden. Sie schickten Durannin und ließen es so aussehen, als hätte Rhyn mich ausgeliefert, um mir die nächste Entscheidung leichter fallen zu lassen, die ich im Allianzstützpunkt treffen musste: Sie kontaktierten Smith und gaben ihm den Befehl, mir aufzutragen, Rhyn zu töten - egal wie er mich dazu bringen würde."

Jack pausierte lange, ließ den Turianer aber nie aus den Augen, bis er wieder ansetzte:

"Ich wollte mit ihr fliehen - sie nicht. Finley Petersen: Sein Tod wurde ebenfalls von Ihnen angeordnet. Er war ihr Freund und ich habe noch immer das Bild im Kopf, wie sie seinen bleichen Kopf auf ihrem Schoß hatte und einfach regungslos da saß. Sie hatte ihren Lebenswillen verloren, aber kannte meinen Auftrag. Ein Schuss folgte und jetzt stehe ich hier."

Der 32-jährige ließ sich nicht weiter anmerken, wie tief der Schmerz noch immer lag. Er durfte nicht.

"Ich habe Sie hierher gerufen, um zu entscheiden, wer von uns nach dieser Abend noch über Tod und Leben richten darf. Werden Sie Ihr grausames Werk fortführen? Oder werde ich Ihrem Leben hier ein Ende bereiten und dann entscheiden dürfen, ob Juno Ihnen folgt oder nicht?"

Foster wusste, dass er mit dem letzten Satz in eine offene Wunde drückte. Das sah man Leif deutlich an. Aber er wusste auch, dass er es nie bewahrheiten würde. Nach diesem Abend würde er niemanden töten. Und schon gar nicht ein Kind.

23:30 Uhr

Leif Arcellus
15.03.2009, 21:15
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:25 Uhr

In delikaten und geschmeidigen Schritten kreiste Eagle wie ein hungriger, aber geduldiger Greifvogel um die schmackhafte Beute, die so ruhig und beherrscht dastand, die kalten, eisblauen Augen gen staubigen Sandboden gerichtet, die zerfurchten Gesichtszüge blank, und regungslos den gehässigen Worten des Menschen lauschte.

"Ich habe Sie hierher gerufen, um zu entscheiden, wer von uns nach diesem Abend noch über Tod und Leben richten darf. Werden Sie Ihr grausames Werk fortführen?", knurrte Eagle finster und betrachtete Leif mit tiefster Abscheu und Verachtung, "oder werde ich Ihrem Leben hier ein Ende bereiten und dann entscheiden dürfen, ob Juno Ihnen folgt oder nicht?"

Leifs steinerne Gesichtsmuskeln zuckten merklich bei dieser kalten Drohung.

'Wer bist du, Eagle? Durannin...Smith...Ferres...Wie passt du in dieses Gebilde? Wessen Spielball bist du?'

"Sie irren sich, Eagle", erwiderte der grüblerische Tracer nach einigen Sekunden wortkarg, "Rhyn'Navras vas Saralesca plante ursprünglich, pikante Details über Alpha Chimera an einen Verräter zu verkaufen, der insgeheim mit den batarianischen Terminus Rangenr verhandelte - deshalb hat unser Hauptquartier auf Omega zwei Tracer geschickt, um sie zu liquidieren. Ich wusste nicht, dass sie Informationen über Juno besitzt und ich war auch nicht in die Ausgabe ihres Kopfgeldes verwickelt."

Eagle schüttelte nur ungläubig den Kopf und schnaubte abschätzig.

"Rhyn und dieser Finley Petersen flüchteten nach Elysium, dicht gefolgt von der asarischen Tracerin, die von Rhyn im Black Hole getötet wurde und persönliche Rache für den Tod ihres Partners nehmen wollte, soweit ich unterrichtet bin. Danach ist sie meinen Informationen zufolge spurlos verschwunden. Sie, Eagle, wurden in diesem Bericht überhaupt nicht erwähnt...auch wenn ich noch nicht weiß, warum dem so ist", fuhr Leif ernst fort und betrachtete den stetig um ihn pirschenden Menschen misstrauisch, gewappnet für einen plötzlichen Angriff, der jederzeit kommen konnte, "ich wusste zu dieser Zeit auch überhaupt nicht, dass Rhyn sich auf diesem Planeten befand, da ich persönlich an den Ereignissen auf Tor'go'ars Anwesen beteiligt war und dabei verwundet wurde, wie Sie sehen können. Ich habe mich danach ausgeruht und keinerlei Befehle erteilt - weder Durannin, noch Smith, und das bereits seit Jahren nicht mehr. Der Tracer-Kontakt dieser beiden Männer ist...war...meine rechte Hand, Phantom. Er starb heute während einer Mission."

Der schmerzhafte Gedanke daran, dass sein Schützling, sein zukünftiger Nachfolger und enger Vertrauter Phantom, nun tot war, wirbelte die innere Ruhe prompt zu einem zerstreuten, aufwühlenden Gefühlschaos auf, das sich in nervösen und bitteren Gesichtszügen äußerlich bei Leif bemerkbar machte.

Doch er musste sich nun unbedingt beherrschen.

"Eagle, Sie sind sich scheinbar nicht bewusst, dass Sie noch immer ein Spielball sind. Man hat Ihnen falsche Informationen verkauft, die mich zu einer Zielscheibe machen, obwohl ich-"

Und plötzlich ergab alles einen Sinn.

Die Wahrheit war so klar, so offensichtlich.

Und schmerzhaft. Und enttäuschend.

"Wer hat Ihnen diese falschen Informationen geliefert?! Lianna Ferres?!", forderte Leif atemlos und die wirren, fiebrigen Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, wühlten ihn auf, machten ihn rastlos, fraßen sich hungrig durch die tröstenden Erinnerungen und zerschmetterten all das, an was er geglaubt und vertraut hatte.

Sie hatten ihn eiskalt verraten.

Uhrzeit: 23:27 Uhr

Jack Foster
16.03.2009, 17:46
23:27 Uhr
Verlassene Industrieanlage
Elysium

Hellwach und mit gespitzten Ohren, umkreiste der 32-jährige weiter den offensichtlich angeschlagenen Turianer, der plötzlich das Wort ergriff und versuchte, sich irgendwie aus der Schusslinie zu lügen. Für Jack war klar, dass Leif schuldig war. Wieso und warum Rhyn sterben musste, tat nichts zur Sache. Es ging nur darum, dass sie sterben musste und das Foster endlich die verführende Möglichkeit erhielt, dem Spiel ein Ende zu bereiten, das nie hätte anfangen dürfen.
Rachsucht war nichts Gutes. Das wusste Jack. Denn sie war es, die ihn zu dem machte, was er war. Und tief im Inneren wusste er auch jetzt, dass es möglicherweise nicht das Richtige war. Doch seine rasenden Gedanken, die den tiefgründigeren Einblick in die ganze Geschichte verhinderten, unterdrückten das Gefühl, falsch zu liegen. Hinzu kam, dass er jetzt nicht mehr zurück konnte. Nicht nach den Drohungen. Nicht nach der Erkenntnis, welche Chance sich ihm auftat. So überspielte er auch emotionslos Leifs ungewolltes Trauerbekenntnis gegenüber diesem 'Phantom' und konzentrierte sich wieder auf das, was wirklich wichtig war.

Plötzlich stoppte Arcellus. Eagle lehnte seinen Kopf misstrauisch zur Seite. Er konnte sein gegenüber nicht einschätzen. Wollte er ihn angreifen?

Nein.

Leif schien plötzlich von einem Geistesblitz getroffen worden zu sein, der dennoch wieder stark nach einer einfach Lüge roch, die ihn da irgendwie heraushalten sollte.

"Warum sollte sie das tun? Lianna und Sie führen doch eine langjährige Geschäftsbeziehung. Welchen Grund sollte ausgerechnet sie haben, mich auf Sie zu hetzen? Das ist doch lächerlich!"

Entgegnete der 32-jährige erneut gefühlslos nach den Anschludigungen gegen Ferres.
Doch irgendwie schien wirklich etwas dahinter zu stecken, das Eagle jetzt nur nicht einsehen wollte; nicht konnte. Er befand sich bereits im Sturzflug, kurz davor, seiner angeschlagenen Beute den letzten Gnadenstoß zu geben.

"Merken Sie denn nicht, dass ihre Lügen und ihr pazifistisches Getue keine Wirkung bei mir zeigen?"

Jack stoppte kurz und wartete die Reaktion des Turianers ab.

"Sie und Smith bildeten mich aus, zu töten. Smith hat bereits erfahren, welche Folgen das hatte. Sollten noch Reste seiner Leiche im Allianzstützpunkt sein, können Sie ihn da treffen. Und wenn Sie das hier überleben, dürfen Sie auch Junos Leiche entgegen nehmen, sobald Sie wieder bei ihr sind und in die leblosen Kulleraugen schauen."

Eagle wusste, dass er wie ein Fanatiker klingen mochte, der seinen Gegner nur provozierte. Doch im Augenblick war er auch genau diese Art von Persönlichkeit. Für ihn gab es keinen Mittelweg mehr. Es würde zwangsläufig auf ein Leben oder Sterben hinauslaufen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er schließlich zuschlagen würde. Eine tickende Bombe, die nicht mit einem Entschärfungsmechaniusmus ausgestattet war.

23:30 Uhr

Leif Arcellus
16.03.2009, 19:53
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:30 Uhr

"Ihre Ignoranz und Sturheit ist sehr...bedauerlich, Eagle", knurrte Leif trocken, die kalten, eisblauen Augen bitter, die zuvor ausdruckslosen Gesichtszüge nun wütend, "Sie betrachten die Ereignisse durch einen Tunnel und sind sich überhaupt nicht bewusst, was wirklich um Sie herum geschieht."

Es war eine Lüge. Esmusste eine Lüge sein. Er konnte, wollte es nicht wahrhaben.

"Warum, glauben Sie, stehe ich hier vor Ihnen und versuche Sie von meiner Unschuld, von der Wahrheit, zu überzeugen, wenn ich wirklich für das verantwortlich bin, was Sie mir vorwerfen? Ich könnte Sie doch einfach töten, es würde mir die Arbeit ersparen, mir hier den Mund fusselig zu reden. Aber ich tue es nicht."

Warum nur? Warum nur hatten sie ihn verraten?

"Lianna Ferres' sogenannte 'Loyalität' ist abhängig von dem Preis, den man ihr zahlt - unsere Geschäftsbeziehung dauert daher nur solange an, bis jemand ihr ein besseres Angebot macht, und das scheint bereits geschehen zu sein. Sie sind so blind und so dumm, das Werkzeug in Machenschaften zu sein, die sie überhaupt nicht sehen wollen!"

Blutsbrüder für die Ewigkeit. Loyalität und Freundschaft bis in den Tod.

Andra bedeutete für ihn 'Familie'. Und nun wollte seine Familie ihn tot sehen.

"Sie kennen mich nicht, Eagle, und wagen es, ein Urteil über mich zu fällen? Dann erkläre ich Ihnen, was sich hier in Wahrheit abspielt."

Leifs scharfe Fangzähne knirschten schmerzhaft.

"Alpha Chimera möchte mich beseitigen. Warum, fragen Sie sich? Ich habe ein Gewissen. Ich fälle Entscheidungen, die keinen Profit erzeugen, sondern das Syndikat schwächen, und bin deshalb seit langer Zeit hinterfragt worden. Nun scheint man beschlossen zu haben, mich zu beseitigen. Und da kommen Sie ins Spiel, Eagle", erklärte der verwundete Turianer verbittert, "ich verstehe nicht, warum man diesen verschwörerischen Umweg genommen hat, um Sie dazu zu bewegen, mich zu ermorden, wo es doch genug Syndikatsmitglieder gibt, die das gerne selbst übernehmen würden, aber das ist alles, was ich Ihnen sagen kann. Man hat Ihnen Lügen aufgetischt, damit sie mich töten, und Sie sind so kurzsichtig, diesen Lügen Glauben zu schenken. Ich vermute, dass Sie mir kein Wort hiervon glauben werden. Wenn Sie mich töten wollen, dann tun Sie es. Aber erwarten Sie nicht, dass ich mich nicht wehre. Das Mädchen wartet auf meine Rückkehr."

Konzentriert und wach betrachtete Leif den rachsüchtigen Menschen und verdrängte die schmerzhaften, desillusionierenden Gedanken an den Verrat seiner turianischen Blutsbrüder, verscharrte sie tief, damit sie ihn nicht im Angesicht des Todes ablenkten, denn eines stand ganz sicher fest:

Einer der beiden musste sterben.

Uhrzeit: 23:40 Uhr

Jack Foster
17.03.2009, 15:20
23:35 Uhr
Verlassene Industrieanlage
Elysium

"Ihre Ignoranz und Sturheit ist sehr...bedauerlich, Eagle. Sie betrachten die Ereignisse durch einen Tunnel und sind sich überhaupt nicht bewusst, was wirklich um Sie herum geschieht."

"Sie sind so blind und so dumm, das Werkzeug in Machenschaften zu sein, die sie überhaupt nicht sehen wollen!"

Immer und immer wieder fraßen sich diese Worte bohrend durch Jacks Kopf. War er wirklich so blind? Stimmte es wirklich, was Leif da erzählte? Und wurde seine benebelnde Rachsucht benutzt, um ihn einfach den nächsten Auftrag zu vermitteln?
Er wusste es nicht. Und in diesem Augenblick spürte er auch kein Verlangen, es zu wissen. Es trennten ihn nur wenige Meter von dem Ziel, welches er sich selbst stellte. Und niemand sonst, so wie der Turianer es zu schildern versuchte. Und er schien zu wissen, dass er gegen eine Wand rannte. Foster war vielleicht wirklich mit so einem Tunnelblick versehen, dass er nichts anderes mehr wahrnahm, als sein Opfer. Doch wenn dem so wäre, hätte er ihn schon all die Jahre haben müssen. Schon seit seinem Rachezug gegen die Mörder von Mel. Oder hatte er ihn bereits da? Vielleicht hatte sogar Mel selbst Schuld daran, dass er nun so fanatisch fokussiert war, wie Arcellus ihn darstellte. Vielleicht hatte sie ihn darauf trainiert.

Doch schließlich war es wieder still. Der Turianer hatte seine letzten Wort gesprochen; machte eindeutig klar, dass er bereit für den unausweichlichen Kampf war. Und nun gab es keinen Weg mehr daran vorbei.

Mit knirschenden Zähnen befestigte er das aschgraue Sturmgewehr an dem kräftigen Männerrücken und atmete tief durch:

"Lassen Sie uns das beenden."

Flüsterte Eagle bedrohlich leise, bevor er sich in angespannter Abwehrhaltung in Leifs Richtung bewegte. Der Sand unter seinen Füßen knirschte leise unter dem Gewicht. Jack wusste, dass es nicht fair war, einen Gegner anzugreifen, der sich nicht auf die gleiche Art wehren konnte. Doch was war in den letzten Stunden schon fair? Was war in seinem ganzen Leben fair? Und warum sollte sich das ausgerechnet heute ändern?

Plötzlich stürmte er auf den Turianer zu. Jetzt hielt ihn nichts mehr. Keine Moral der Welt konnte ihn jetzt noch daran hindern. Und somit war es wenig verwunderlich, dass der erste, kraftvolle Schlag direkt auf das schuppengepanzerte Gesicht Leifs traf. Jacks ganzer Körper litt unter der Erschütterung in seiner Hand, die auf ein mal wie betäubt war. Jegliches Gefühl entschwand geradezu. Doch auch sein Gegenüber selbst schien zumindest etwas getroffen zu sein und gerade wollte Eagle zu einem Schlag mit der anderen Hand ansetzen, da passierte etwas. Ein unberechenbarer Faktor, den er nicht mit einbezog, trat plötzlich in Kraft.

23:41 Uhr

Leif Arcellus
17.03.2009, 18:09
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:42 Uhr

"Lassen Sie uns das beenden", wisperte Eagle heiser und fixierte das zerfurchte Gesicht des Turianer konzentriert mit seinen smaragdgrünen Augen, ehe er die sehnigen Hände zu strammen Fäusten ballte und vorsichtig den knirschenden, grobkörnigen Boden überquerte.

'Ja, lassen Sie uns beenden, was niemals wirklich begonnen hat.'

Kalt und blank sahen Leifs eisblaue Augen, wie der hasserfüllte Mensch stürmisch über den trockenen Sand preschte und unter den harten Schuhsohlen terrakottafarbene Staubwolken aufwirbelte, doch der verwundete Turianer veharrte regungslos und konzentrierte sich intensiv auf den rasenden Kontrahenten, fokussierte die gewaltigen Mächte, die in diesem zerschlagenen Körper schlummerten, bis der wuchtige Faustschlag Eagles seinen schmalwüchsigen Kopf wild in den sehnigen Nacken katapulierte. Benommen stolperte Leif einige Schritte rückwärts, verdrängte das erst schmerzende, dann pochende, taube Gefühl, das sich hungrig über die linke Gesichtshälfte ausbreitete, und erblickte nach einigen Sekunden die zweite Faust pfeifend auf sich zu jagen, während er benebelt taumelnd den rechten Arm ausstreckte.

Stumm entfesselte sich die konzentrierte, azurblau flackernde Macht in einem gewaltigen, wuchtigen biotischen Wurf, der gnadenlos mit Eagle kollidierte und den überraschten Mann dutzende Meter durch die schrill pfeifende Luft schleuderte, bis das weiche Fleisch seines Körper zitterte und er schreiend über den staubigen Sandboden schleifend zum Stillstand kam.

"Sie sind eine Schande für Ihren Spitznamen!", lachte Leif bitter und schleppte sich mühsam die vielen Schritte vorwärts, während er unbeholfen die Pistole aus dem mattledernen Holster löste und unruhig atmend beobachtete, wie Eagle sich weit entfernt stöhnend zusammenkauerte.

Jack Foster
17.03.2009, 18:54
23:42 Uhr
Verlassene Industrieanlage
Elysium

Azurblaue Wellen umrahmten die dunklen Klauen des Turianers und verwandelten sich nur einen Augenblick später in eine Hölle aus Schmerz und Machtlosigkeit. Das Eine als Folge des Anderen. Jack spürte genau, wie seine Füße den Bodenkontakt verloren und sein ganzer Körper etliche Meter durch die Luft schleuderte. Der Flug ließ eine Spur der Verwüstung. Riesige Sandmassen wurden zu dichten Staubwolken und zogen eine tiefe Schneise im körnigen Boden, bis der unkontrollierte, zitternde und geschockte Mann den Boden erreichte. Regungslos verharrte er auf dem kalten Sand, dessen winzig kleine Körner sich wie einzelne Kugeln einer Schrotladung in die Haut bohrten und tiefe Wunden hinterließen. Das Atmen viel ihm unheimlich schwer. Alles drehte sich wie wild. Klares Denken war plötzlich unmöglich.Es war Glück, dass er überhaupt noch lebte, nachdem er sich unzählige Male überschlug.
Erst langsam kam das Gefühl wieder zurück in seinen Körper. Angefangen im Arm, in dem sich sofort der stechende Schmerz ausbreitete. Seine Muskeln zuckten unaufhaltsam, ohne Foster eine Chance zur Kontrolle zu lassen. Seine smaragdgrünen, plötzlich wie ausgetrockneten Augen, nahmen nur allmählich wahr, wie sich der Turianer selbstbewusst auf den zitternden Körper zubewegte; Begleitet von den spottenden Worten

"Sie sind eine Schande für ihren Spitznamen!"

Langsam versuchte sich Jack wieder unter Kontrolle zu kriegen, sich vorsichtig aufzurichten. Doch immer noch blieb das starke Schwindelgefühl. Angeschlagen antwortete er bemüht kühl:

"Nein, nicht mehr."

Der 32-jährige grinste selbstsicher. Wenn auch sehr angeschlagen.

"Eagle steht nicht mehr für meine kämpferischen Fähigkeiten. Nein. Eagle steht für Freiheit. Die Freiheit, die ein Adler jeden Tag aufs neue erlebt und genießt. Und nach diesem Tag werde ich frei sein!"

Leif war noch einige Meter von dem wieder stehenden Jack entfernt, damit beschäftigt, seine Waffe zu ziehen. Foster nutzte die Gelegenheit und stolperte hinter die nächstbeste Deckung. Noch im Lauf zückte er das Gewehr, von dem er hoffte, es nicht mehr benutzen zu müssen. Doch es kam anders. Die Tatsache, dass Arcellus Biotiker war, und zudem ein äußerst kraftvoller, zerstörte die Vorstellung eines schnellen, einfachen Kampfes. Es musste auf einen Schusswechsel hinauslaufen. Eagle hatte keine andere Wahl. Und auch Leif selbst schien es darauf ankommen zu lassen.

Keuchend sprach Jack weiter:

"Mein ganzes Leben verließ ich mich auf meine Fähigkeiten. Sie haben mich immer an mein Ziel getragen. Heute aber, verlasse ich mich auf meinen Willen. Und dieser Wille wird mich zur Freiheit tragen."

Was es auch kostet...

Fügte er gedanklich hinzu, versuchte sich und seine hetzende Atmung zu beruhigen, die aus schnellen, unausgeprägten Atemzügen bestand und viel zu wenig Luft lieferte, um klar genug denken zu können. Der Wurf raubte ihm vom einen Moment auf den anderen nahezu alle Kräfte. Und genau darum musste er sich nun auf seinen unerschütterlichen Willen verlassen.

Vorsichtig spähte er über die bröckelige Kante der hüfthohen Betonabsperrung hinweg und machte sofort die erschreckende Erkenntnis: Leif war weg! Zumindest nicht mehr zu sehen. Jetzt konnte der Turianer überall sein. Von überall zuschlagen. Denn der wusste genau, wo Jack Deckung suchte. Und wie es um ihn bestellt war.

Wo bist du? Zeig dich!

Eagles aufmerksames Gehör achtete auf jedes noch so kleine Geräusch. Und sei es nur ein Haufen Sandkörner, die von dem milden Wind aufgescheucht wurden.

23:46 Uhr

Leif Arcellus
17.03.2009, 20:22
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:51 Uhr

Leif presste sich dicht gegen den kalten, geriffelten Frachtcontainer aus rostigem Metall, hinter den er hastig geflüchtet war, und betrachtete schweigsam die Pistole, die er unruhig und zittrig mit der rechten Pranke festhielt. Nervös lauschte er dem Zirpen der Grillen, die sich scheinbar im angrenzenden, ehemals landwirtschaftlich genutzten Feld befanden, und atmete ruhig und tief durch, während er gänzlich in die Fokussierung seiner biotischen Fähigkeiten tauchte und die restlichen Kräfte für die Manipulierung eines Masseneffektfeldes mobilisierte, nachdem er sich einige wenige Minuten lang ausgeruht hatte.

'Für einen kurzen Augenblick dachte ich, dass er mich mit diesem Sturmgewehr attackiert und tötet. Ich dachte, alles sei vorbei. Doch in Wahrheit hat Eagle einen fatalen Fehler begangen, der ihm gleich zum Verhängnis wird.'

Er war sich durchaus bewusst, dass zwischen der arg beschädigten, bröckeligen Betonmauer, hinter der Eagle instinktiv Zuflucht gesucht hatte, und den beiden wackelig gestapelten Frachtcontainern nur bracher und trockener Sandboden ruhte und es keine geeigneten Deckungsmöglichkeiten gab, die eine sichere Annäherung an den Menschen ermöglichte; aus diesem Grund hatte der erschöpfte Turianer sich fünf Minuten Zeit genommen, um aus den restlichen Reserven Kraft zu schöpfen und einen zweiten biotischen Angriff auszuführen, der es ihm gestattete, Eagle zu attackieren, ohne dabei zu riskieren, in eine fatale Falle zu rennen.

'Ich habe nur wenige Sekunden, mir fehlt zu mehr die Kraft. Ich bete, dass er sich nicht weiter entfernt hat', dachte er unruhig und spähte flüchtig um die zertrümmerte Kante des Containers, 'gut, jetzt oder nie.'

Hastig sprang er aus der Deckung hervor, wirbelte den rechten Arm in einer schwungvollen, von unten gerichteten Wurfbewegung umher und schleuderte den ahnungslosen Eagle gewaltsam durch das azurblau brennende Masseneffektfeld senkrecht in die kalte Nachtluft, bis sich die schwarze, klaffende Pistolenmündung in Bruchteilen einer Sekunde auf den zappelnden Körper des Menschen richtete und einen gnadenlosen Kugelhagel abfeuerte.
Die schrill pfeifenden Projektile prasselten zunächst dumpf an Eagles kinetischem Schutzschild ab, der grell bei jedem einzelnen Treffer aufflackerte, bis es nach einigen Sekunden stumm versiegte und Leif das blutige Geräusch von platzendem Fleisch und berstenden Knochen hörte, ehe Eagle schreiend zu Boden fiel.

Jack Foster
17.03.2009, 21:17
23:51 Uhr
Verlassene Industrieanlage
Elysium

Immer noch lag eine beunruhigende, erdrückende Stille über der Anlage. Keiner der beiden Kontrahenten schien es in Erwähgung zu ziehen, seine Deckung zu verlassen. Wie auch? Alles vor Jack war eine freie Fläche ohne Deckungsmöglichkeiten. Nur die tiefe Spur, die Leifs biotischer Angriff mit sich zog, war noch deutlich zu sehen. Aber auch die wäre mit dem nächsten Regen wieder verschwunden. Und dann wäre alles wieder wie vorher. Niemand hätte je herausgefunden, dass hier ein tödliches Versteckspiel gespielt wurde. Wahrscheinlich wollte es auch nie jemand herausfinden.

In unregelmäßigen Zeitabständen hatte Jack immer wieder einen Blick über die Kante gewagt. Doch es war keine Spur von Leif. Vielleicht war er sogar verschwunden und ließ Jack mit seiner Verletzung zurück. Doch in dieser Hoffnung die Deckung zu verlassen, war viel zu gefährlich, um es zu riskieren. Lieber wartete er noch einige Stunden, um wirklich sicher zu sein.
Doch dann, als Foster gerade wieder über den Rand hinwegspähen wollte, erblickte er die pechschwarze Silhouette und ein wohlbekanntes Lichtspiel: Brennend azurblaue Schleier rasten direkt auf Eagle zu. Er hatte nicht mal die Zeit, daran zu denken, auszuweichen, da ergriffen sie ihn schon und erdrückten förmlich seinen Körper. Befreiten ihn wieder von jeglicher Kontrolle.
Aber das war nicht der Punkt. Denn es sollte schlimmer kommen. Viel schlimmer. Aus dem Augenwinkel konnte der 32-jährige 'Gefangene' gut erkennen, was Leif ungefähr zwei Meter unter ihm veranstaltete. Doch da war es schon zu spät. Aus der kleinen Pistole lösten sich bereits die ersten Projektile, hinterließen das verhängnisvolle Geräusch des Abdrückens und versuchten, den kinetischen Schild zu durchdringen, der bei jedem Aufschlag eine kleine optische Druckwelle hinterließ. Eagle wusste: Jetzt war alles vorbei. Nur noch ein oder zwei Kugeln, dann würde der Schild nachgeben.
Und genau so kam es. Der Turianer schoss gnadenlos weiter auf Foster ein. Der Schild löste sich auf. Die letzte Kugel traf ihn dann schließlich direkt an der rechten Brust, zerstörte bohrend Haut und Fleisch und durchdrang schließlich auch die knochige Brustplatte, bevor sie am Rücken wieder austrat und eine Schneise der Zerstörung in Jacks Körper hinterließ. Scharlachrotes, fast schwarzes Blut, trat sofort aus beiden Seiten der Wunde. Eagles Schrei ertönte die stille Nacht, bevor er hart zurück auf den Boden stürzte, wo ihn erneut der körnige, feine Sand erwartete.

Die Bilder vor seinen Augen waren bereits verschwommen. Nichts war mehr klar zu erkennen. Seine Ohren waren größtenteils betäubt von den Folgen des Schmerzes. Nur ganz schwach nahmen sie langsame Schritte war, die auf ihn zu kamen. Aller Kraft beraubt, drehte Jack den immer schwerer werdenden Kopf in Richtung der Quelle. Es war Leif. Er starrte in das bleiche, schmerzverzerrte Gesicht des Menschen. Der salzige Schweiß hielt einige Sandkörner im Gesicht. Foster wusste, wie hart es ihn erwischte. Der stechende, brennende, unaushaltbare Schmerz in seiner Brust raubte ihm jeder Energie. Dennoch schein diese Energie zu reichen, um zu sprechen. Wenn auch nur leise.

"Leif, wir beide sind gar nicht so verschieden. Wir haben sogar etwas gemeinsam. Ich weiß, es ist schwer zu glauben. Sie erlebten mich nur als rachsüchtiges Monster. Aber auch ich habe ein Gewissen. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe. Und sie haben Recht: Ich war blind. Ich habe mich so auf meine Rachsucht fokussiert, dass in meinem Kopf kein Platz für Alternativen war. Und keine Angst, Juno wird nichts passieren. Und ihr wäre auch nie etwas passiert."

Ein zufriedenes Lächeln tat sich in Jacks Gesicht auf.

"Leben Sie wohl, Mr. Arcellus."

Krächzte er die letzten Worte mit aller Kraft, bevor das Blut ihm schließlich den Atem nahm.

Alles was er sah, wurde zu einem eintönigen Weiß, bevor sich daraus ein kleines Bachufer entwickelte.


Plätscherndes, klares Wasser. Das Rascheln der Bäume im sanften Sommerwind. Die einzelnen Sonnenstrahlen, sie sich ihren Weg durch die dichten Braumkronen bahnten. Das zarte Kitzeln des hochgewachsenen Grases an der kräftigen Handfläche. Alles war so schön. So harmonisch. Weit weg von ihm erstreckte sich ein hohes Gebirge, brachte einen wunderschönen Kontrast zu dem Flachland. Seine Spitze war mit glitzernd weißem Schnee bedeckt. Ein Anblick für die Ewigkeit. Aber konnte es das wirklich sein? Ist er wirklich in die unberührte Welt gelangt? Er musste es herausfinden und stapfte Meter für Meter durch das hohe, saftig grüne Gras, um nach einem langen Weg ein freies Feld zu finden. Ein Feld epischen Ausmaßes. Und dennoch so schön. Die Zeit schien wie im Fluge zu vergehen. Die riesige Sonne ragte nur noch teilweise über den "Rand" hinaus und fräbte das gesamte Feld in ein feuriges Rot-Orange, erhielt aber dennoch dieses friedliche Gefühl, dass diesen Ort so ausmachte.
So fasziniert von dem Sonnenuntergang, hatte er die kleine Hütte vollkommen übersehen. Und das so offensichtliche ebenfalls: rechts von ihm erstreckte sich Wasser. Viel Wasser. Es war ebenfalls in dieses warme Licht gehüllt. Genau wie diese Hütte. Von Neugierde gefesselt nahm er auch diesen Weg in Kauf. Er spürte keine Müdigkeit. Kein Zeitgefühl. Nicht mal Hunger. Er war einfach da. Nicht mehr. Nicht weniger.
Die unscheinbare Hütte war kleines als gedacht. Sie hatte nicht mal eine Tür. So musste er außen herum gehen. Doch was er dann sah, war mehr als das, was er bisher als schön bezeichnete: Ein kleines Boot, ohne Motor, ohne Stahl - nur mit einem hohen Mast ausgestattet erstreckte sich vor ihm. Ein Traum wurde wahr. Ein mal mit einem traditionellen Boot auf das offene Meer herausfahren...
Neu beflügelt, hielt ihn nichts mehr davon ab, das Boot zu erklimmen. Das glänzend weiße Segel war bereits ausgebreitet und warf einen schimmernden Schatten auf das glasklare Wasser. Nicht ließ ihn jetzt noch rasten. Er folgte einfach seinem Herzen und löste das dicke Seil und der Wind trieb ihn langsam heraus auf das Meer. Ein Blick zurück verriet, wie weit er bereits war. Die Hütte war kaum noch zu erkennen. Und alles war still. Angenehm still. Lediglich das rauschen des Wasser, das liebevolle Knartzen des Bootes und der Wind, der sich in dem Segel fing, erzeugten eine harmonische Melodie aus vollkommen natürlichen Geräuschen.
Bis plötzlich ein weiteres Geräusch hinzu kam: War es? Ja, es war ein Flügelschlagen. Und ein Blick gen Himmel verriet: Es war das kraftvolle Flügelschlagen eines Vogels, der unbeschränkte Freiheiten hatte. Der Adler. Es war auf ein mal windstill. Das Boot trieb regungslos auf dem Wasser. Und er konnte den Adler nicht mehr aus den Augen lassen. Nachdem dieser einige Runden über dem Boot drehte, gab er einen adlertypischen Schrei von sich, bevor er sich mit kräftigen Schlägen entfernte und gen Horizont flog.

Frei wie ein Vogel...

Leif Arcellus
18.03.2009, 17:48
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:54 Uhr

Dickes, zähflüssiges Blut färbte die Zähne scharlachrot, perlte an Eagles zittriger Lippe ab und sprudelte in heftigen Schüben über das frisch rasierte Kinn und die röchelnde Kehle. Das salzig-feuchte Gesicht des Menschen war bleich und aschfahl, ebenso wie die schwitzenden Hände, die krampfhaft die blutende Schusswunde in seinem Brustkorb bedeckten und sich träge unter den schweren Atemzügen hoben.

"Leben Sie wohl, Mr. Arcellus", keuchte Eagle durch knirschende Zähne und blickte Leif mit müden, smaragdgrünen Augen an, doch er lächelte zufrieden und irgendwie auch erleichtert.

"Es tut mir Leid, dass es soweit kommen musste."

Eagle hustete verzweifelt und spuckte Blut, dann verkrampfte der erschöpfte Menschenkörper kurz und sackte schlaff und leblos in den staubigen, körnigen Sandboden.

"Sie beabsichtigten niemals, mich wirklich zu töten, nicht wahr? Sie kamen hierher, um von mir getötet zu werden", wisperte Leif kopfschüttelnd, kniete sich nieder und schloss behutsam die glasigen, geisterhaft starrenden Augen des Toten, ehe er nach einigen Sekunden das PDA von dem mattledernen Gürtel löste und zügig eine Nachricht in die abgenutzten Tasten tippte:

Von: Leif Arcellus
An: Arjun Otis
Betreff: Paket

Liefere das Paket per Landtransporter zu meiner Position ASAP und vergiss nicht, deine gesamte Ausrüstung von zu Hause abzuholen.

Uhrzeit: 23:55 Uhr

Otis musste demnach die kleine Juno per Frachtcontainer aus Leifs Anwesen schmuggeln, unterwegs Frau und Kind abholen, nur um hier in Leifs privates Shuttle zu steigen und dort die sichere Flucht von Elysium zu planen und durchzuführen, denn auch Otis, Leifs engster Vertrauter, und seine Familie waren nun, da Alpha Chimera den Supervisor von Elysium zu beseitigen versuchte, nicht mehr sicher.

'Wenden wir uns nun Lianna Ferres zu.'

Resolut wählte er die Nummer der heimtückischen Geschäftsfrau und lauschte einige Sekunden lang ungeduldig dem monotonen Freizeichen, das wie die zahlreichen, unbeantworteten Fragen durch seinen Kopf spukte, bis sich die melodische Stimme der Asari meldete:

"Es freut mich, dass du die Konfrontation mit Jack überlebt hast, Leif."

Leif Arcellus
24.03.2009, 14:18
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 23:56 Uhr

"Es freut mich, dass du die Konfrontation mit Jack überlebt hast, Leif."

Die kalten, eisblauen Augen des Turianers färbten sich düster; bitter starrten sie gen staubigen, grobkörnigen Sandboden, der sanft unter Leifs schmiegsamen Schritten knirschte, bis er das zertrümmerte Betontor durchquerte und wieder brüchigen Asphalt erreichte.

"Warum so schweigsam? Möchtest du denn nicht die Wahrheit hören?", wisperte Lianna dämonisch und schenkte Leif ein sinnliches, melodisches Lachen, das, so schadenfroh und boshaft, des eines Teufels ebenbürtig war, "die Wahrheit ist, dass du ein barmherziger und deshalb toter Mann bist, Leif."

"Ich bin nicht dumm, Lianna. Aber warum dieser Umweg durch Eagle?"

"Aus Feigheit", erwiderte die hämische Asari amüsiert.

'Feigheit?', stutzte Leif, der erschöpft über das karge, schiefergraue Gestein trottete, irritiert, 'keiner meiner Kameraden hätte mich persönlich töten müssen, warum also aus Feigheit? Oder schämten sie sich allein für den Befehl, mich zu beseitigen, und überließen es deshalb einem Fremden?'

"Deine ehemaligen Kameraden haben gemeinsam und einverständlich beschlossen, dich liquidieren zu lassen, doch scheinbar wollte dein Schützling Phantom diesen Befehl nicht persönlich ausführen."

Blanke, tote Gedanken, die den Kopf benebelten. Kalte, krampfende Leere, die das Herz betäubte und jede Gefühlsregung im Keim erstickte.

"Du lügst", knurrte er zittrig, die Stimme heiser und kehlig, und fuhr sich müde über das verzweifelt und ängstlich zerfurchte Gesicht.

Phantom war wie ein Sohn für ihn gewesen. Er hätte ihn niemals verraten.

Doch Lianna fuhr unbeirrt fort:

"Gestern besuchte er mich in meinem Büro und zahlte mir eine großzügige Summe Credits, damit ich ihm dabei helfe, dich zu töten, ohne den Verdacht auf Alpha Chimera oder ihn persönlich zu lenken. Es sollte nicht wie Verrat oder interne Exekution aussehen, damit Phantom ohne Schuldgefühle und ohne internen Widerstand in deine Position schlüpfen konnte."

Leif fühlte nichts mehr.

Weder den trockenen, scharrenden Klumpen in der Kehle, der ihm die Stimme raubte, auch nicht das faule, rottende Gefühl in der Brust, das ihm das Atmen so schwer machte, noch die salzigen Tränen, die er nicht mehr zu unterdrücken vermochte.

"Und da kamen heute Rhyn'Navras vas Saralesca und Jack Foster ins Spiel. Jack war schon immer ein nützliches Werkzeug, darum spielte ich ihn geschickt gegen dich aus, indem ich ihm vortäuschte, dass du der Sündenbock all seines Leids warst. Doch meine Intrige ist letztendlich gescheitert. Du hast überlebt und Phantom ist nun tot. Das Leben ist wahrlich ironisch, denkst du nicht?"

Das PDA glitt stumm aus den scharfkantigen Krallen, prallte scheppernd gegen die gehalfterte Pistole und zerschellte den Bruchteil einer Sekunde später auf dem brüchigen und staubigen Asphalt, direkt neben der gebrochenen Gestalt Leifs, der kraftlos in die Knie gesackt war und apathisch in den sternenklaren Nachthimmel starrte.

Yayla Dalinari
27.03.2009, 16:19
8.46 Uhr

Langsam öffnete Yayla die Augen und erblickte als erstes den Digitalwecker auf ihrem Nachttisch. 8:46 Uhr. Noch ein paar Minuten blieb sie liegen und genoss die Ruhe.
Keine Batarianer, kein Alpha Chimera, keine Kämpfe, kein Stress, zumindest für die nächsten Tage. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Urlaub. Und das mit jeder Menge Credits von Alpha Chimera.

Schließlich setzte sie sich auf und streckte sich erst einmal genüsslich, wobei sie den Blick kurz durch das lichtdurchflutete Hotelzimmer schweifen ließ. Es war nicht gerade billig gewesen, aber das Geld auf jeden Fall wert. Allein schon dieses kuschelige weiche Bett, in das sie sich eigentlich gleich weder hätte legen können, aber jetzt musste sie erstmal frühstücken. In der Gegend gab es sicher haufenweise Cafés und bei der Gelegenheit konnte sie gleich ihre neue Garderobe vorführen.
Für eine kurze Tour durch die Läden Elysiums hatte sie am gestrigen Tag noch Zeit gefunden, sie konnte immerhin nicht länger mit ihrer Rüstung durch die Gegend rennen.

Die Asari stand langsam auf und durchquerte das Zimmer bis zu einem ebenfalls sehr gemütlich aussehenden Sessel, auf dem sie die Klamotten abgelegt hatte. Sie wühlte eine Weile zwischen den verschiedenen Kleidungsstücken hin und her bis sie sich letztendlich für ein relativ dünnes blaugrünes Kleid entschied, das immerhin lang genug war, um die zahlreichen blauen Flecken an ihren Beinen zu verdecken. Sie hatte dazu auch ein Paar passende Schuhe mit mittelhohen Absätzen gekauft. Sowas hatte sie schon verdammt lang nicht mehr getragen und es kam ihr auch irgendwie seltsam vor, aber wenn sie schon einmal die Gelegenheit hatte, sich wie eine richtige Frau anzuziehen, wollte sie sie auch nutzen. In den nächsten paar Jahrzehnten würde das vielleicht nicht mehr passieren.

Als sie fertig war betrachtete sich Yayla in dem großen Spiegel an den Schranktüren in ihrem Zimmer. Gar nicht mal schlecht, wenn da nicht dieses Scheißteil an meinem Kopf hängen würde…
Aber dafür hatte sie auch etwas gefunden. Vorsichtig nahm die Asari das Verbandszeug an ihrer Schläfe ab und besah sich die Wunde kurz im Spiegel.
Gar nicht mal so riesig, ich schätze, das kann ich mit verdecken…
Sie ging schnellen Schrittes ins makellos weiß geflieste Badezimmer, wo sie eine weitere Errungenschaft der letzten Nacht aufbewahrt hatte: Medigelpflaster, die sich angeblich perfekt der Haut anpassten. Sie nahm eines der kreisrunden Pflaster aus der Verpackung, löste die Folie an der Unterseite ab und befestigte es auf der verletzten Stelle ihrer Schläfe. Es fühlte sich kalt und glibberig an, aber ein Blick in den Spiegel verriet, dass es tatsächlich hielt, was es versprach. Zwar konnte man es noch erkennen, wenn man genau hinsah, aber Yayla bezweifelte, dass das jemand tun würde, bei dem Kleid konnten die Leute auch sehr gut woanders hinsehen.

Nun komplett zufrieden mit ihrem Aussehen verließ sie ihr Zimmer in Richtung der Eingangshalle des Hotels.

Leif Arcellus
28.03.2009, 18:48
Luxuriöse Wohngegend, Industriekomplex

Uhrzeit: 00:27 Uhr

"Galatea, nimm die Kinder und bring sie zum Shuttle."

Otis verriegelte sorgfältig die qualvoll quietschende Laderampe des Landtransporters und schlurfte dann nervös über den staubigen Asphalt, die finsteren, ovalförmigen Augen zu Schlitzen verschmälert, die argwöhnisch die kauernde, schweigsame Gestalt Leifs wenige dutzende Meter abseits betrachteten. Die cyanblaufarbene Asari scheuchte indessen die beiden kichernden Mädchen, die gemeinsame Tochter Serafina und das platinblonde Menschenkind Juno, liebevoll zu Leifs Shuttle, ohne, dass die beiden den zerrütteten Turianer erblickten.

"Leif...?", fragte Otis misstrauisch, "Leif, geht es dir gut?", doch der desillusionierte Turianer lächelte nur bitter und schüttelte stumm den Kopf. Der verstörende Anblick seiner glasigen, eisblauen Augen, so tränenrot und müde, beunruhigte den ehemaligen Schmuggler zutiefst, denn so verzweifelt hatte er seinen alten Freund noch niemals zuvor gesehen.

"Was ist nur passiert?"

Da kollabierte der körperlich und seelisch erschöpfte Leif in Otis' magere Arme und drückte den dürren, schmächtig gebauten Salarianer in die Knie.

"Verdammt...ugh...Galatea, ich brauche deine Hilfe!", schrie er überfordert und furchte das glatte, obsidanfarbene Gesicht, bevor er die schadenfroh grinsende Asari erblickte, "haha, sehr witzig. Komm, wir müssen ihn ins Shuttle schleifen, schnell. Wir können nicht warten, bis er wieder zu sich kommt, also fliegen wir sofort nach Antirumgon."

>>>> Antirumgon, Narshad - Erste Ebene

Yayla Dalinari
29.03.2009, 20:15
11.02 Uhr

Yayla beobachtete nun schon seit einer ganzen Weile die Menschen draußen vor dem Café, den Verkehr, die Gebäude… eigentlich interessierte sie das alles ja gar nicht, aber sie hatte alle Zeit der Welt, darüber nachzudenken, was sie als nächstes tun sollte.
Das „La soleil“, das Café, in dem sie nun saß, lag gerade mal 100m von Yaylas Hotel entfernt und war somit die logischste Wahl gewesen. Sie hatte ein paar menschliche Spezialitäten ausprobiert, deren Namen sie inzwischen größtenteils wieder vergessen hatte – nicht unbedingt ihr Geschmack, aber genießbar.

Hmm, und jetzt? Noch nichtmal viertel zwölf, also kann ich mich noch nicht ins elysianische Nachtleben stürzen… Wie wäre es dann mit…
Jegliche weiteren Gedankengänge wurden jäh von Yaylas piependem PDA unterbrochen.
Xarn? Ist der schon auf der Omega?
Mit fragendem Blick zog sie ihr PDA aus ihrer Tasche und sah auf den Absender. Unbekannt. Sie öffnete die Nachricht, aber der Inhalt warf bedeutend mehr Fragen auf als er beantwortete.

An: Yayla

Erinnerst du dich noch an mich? Ich glaube nicht, aber es wird Zeit. Wir sollten uns treffen, ich muss mit dir reden.
Vor dem Shopping Palace, der ist schwer zu verfehlen.

Cya

Yayla runzelte die Stirn. Wer zum Teufel war das, wozu wollte er sich mit ihr treffen und was sollte das Treffen vor diesem „Shopping Palace“? Klang nicht nach einem Ort, an dem sich Leute aus ihrer Vergangenheit mit ihr treffen wollten.
Sollte sie hingehen?
Irgendetwas sagte ihr, dass das keine gute Idee war, die Nachricht klang, als wollte da irgendjemand seine Spielchen mit ihr spielen und das konnte sie absolut nicht leiden.
Und dennoch war sie neugierig, wer hinter der Sache steckte. Yayla konnte nicht behaupten, dass sie noch etwas besseres vorhatte und in aller Öffentlichkeit würde wohl keiner versuchen, sie umzulegen.
Sicherheitshalber konnte sie ja eine Waffe aus ihrem Hotelzimmer mitnehmen, also warm nicht?


11.38 Uhr

Yayla beobachtete wieder die Straße und die Gebäude, die dieses Mal jedoch so schnell an ihr vorbeizogen, dass sie kaum nennenswertes erkennen konnte.
Die Fahrt würde wohl noch eine Weile dauern und das gab ihr jede Menge Zeit für Spekulationen über die Identität der Person, mit der sie sich treffen sollte.
So viel zum Thema Urlaub und Entspannung. Woher weiß dieser Kerl überhaupt, dass ich hier bin? Naja, wer weiß, vielleicht will mich Xarn nur ‚n bisschen verarschen…
Jemand, der glaubt, ich könnte mich nicht mehr an ihn erinnern… ein Auftraggeber, Kollege, jemand dessen Verwandtschaft ich abgeknallt hab? Oder jemand von Selassa…
Einen Moment lang verkrampfte sich ihr Griff um die Pistole, die sie nur einen Tag zuvor von Cryon erhalten hatte.
Denk dir keinen Scheiß, deine Leute sind schon längst tot… oder sitzen im Knast oder sonst was…

Es dauerte noch etwas zehn Minuten bis das Taxi endlich wieder anhielt. Yayla bazahlte den Fahrer ohne ein Wort zu verlieren und trat hinaus auf den Kreisrunden Platz vor dem riesigen Einkaufszentrum „Shopping Palace“, auf dem es vor Menschen nur so wimmelte. Wunderbar, wie sollte sie sich hier bitte mit jemandem treffen? War wohl nur irgendwelche Zufallsverarsche gewesen… aber woher wusste der dann, wie ich heiße?
Das PDA in ihrer Tasche piepte wieder. Also doch nicht.

An: Yayla

Wow, schneller als ich dachte. Ja, ich kann dich von hier aus sehr gut sehen. Nettes Kleid… Dreh dich um, neben dem leerstehenden Laden ist eine schmale Gasse. Ich warte da auf dich, darf mich in der Öffentlichkeit nicht sehen lassen…

Yayla fuhr herum und suchte die gesamte Häuserreihe nach dem Laden ab. Tatsächlich, direkt gegenüber dem Einkaufszentrum… logisch dass die armen Schweine hatten zumachen müssen.
Die Gasse lag direkt daneben, aber aus der Entfernung hätte sie auch niemanden erkennen können, wenn keine zwei dutzend Leute ihr die Sicht genommen hätten. Die Sache gefiel ihr nicht, aber jetzt konnte sie keinen Rückzieher mehr machen.

Es rührte sich nichts und das machte sie nur noch nervöser. Vor ihr lag nur die völlig leere schmale Gasse, keine Türen, keine Verstecke, kein Lebenszeichen.
„Hey! Wo bist du?!“, rief Yayla und betrat die düstere Schlucht zwischen den beiden Gebäuden, die Hand schussbereit an der Pistole.
Sie ging vorsichtig weiter bis kurz vor das Ende der Gasse, bis die andere Asari sich zeigte. Sie stolzierte lässig um die Ecke, lehnte sich an die Wand und lächelte Yayla herablassend an.
„Na? Freust du dich, mich wiederzusehen?“
Yayla klappte die Kinnlade herunter. „Nalya?!“

Yayla Dalinari
30.03.2009, 16:45
12.23 Uhr

Sie schwiegen sich immer noch an, wie die ganze Fahrt über. Nalya hatte dort in der Gasse nur gesagt: „Nein, deine andere Schwester. Wer denn sonst? Ich schätze mal du wohnst hier irgendwo, also gehen wir da hin, ich hab dir ja gesagt, dass wir reden müssen.“
Yayla hatte nur genickt, sonst nichts. Sie hatte nicht gewusst, was sie hätte sagen können. Da stand ihre kleine Schwester, die sie seit hundert Jahren nicht mehr gesehen hatte, wie aus dem nichts vor ihr und redete locker drauf los, ihr genaues Ebenbild, immer mit diesem Ausdruck im Gesicht, der nichts anderes als Verachtung ausdrückte.

Yayla saß auf dem Bett in ihrem Hotelzimmer, starrte Nalya an, die gerade mit hochgezogenen Augenbrauen den Kleiderhaufen auf dem Sessel zu zerpflücken.
Sie selbst trug eine schwarze ärmellose Schutzweste und hautenge graue Hosen, was im krassen Gegensatz zu Yayla und dem gesamten Raum stand. Sie machte den Eindruck, als würde sie alles hier drin anwidern.
Sieht so aus als wäre sie genau wie du damals oder? Das harte Mädchen aus den Slums, dass ständig im Knast landet und Ärger mit der Polizei hat und alle reichen Leute als dekadente Snobs und den letzten Dreck ansieht. Oh, stell dir nur vor was sie gerade in diesem Moment von dir denkt, ha! Aber was hast du anderes erwartet, warum hätte sie auch ein nettes kleines Mädchen bleiben sollen?, spottete eine leise Stimme in ihrem Kopf.

„Ist ja… nett hier. Mal ernsthaft, bist du inzwischen ne Edelnutte oder sowas?“
„Nein, ich bin immer noch Söldnerin. Du hattest nur leider das Pech, die drei Tage in hundert Jahren zu erwischen, an denen ich jede Menge Credits über hab und mich etwas entspannen will“, gab Yayla ebenso kühl zurück.
Sie hatte ihre Schwester immer mehr geliebt, als ihre Mutter, sie hatte sich oft an sie erinnert, an sie gedacht, sich gewünscht, sie einmal wiederzusehen… aber jetzt war da nur Kälte. Die Nalya, die dort vor ihr stand war nicht mehr die von früher. Und sie hasste Yayla so offensichtlich, dass es fast schon traurig war.

„Ah, ja, deine Ausrüstung liegt da hinten. Scheinst ja einen wirklich tollen Job gefunden zu haben. Und jede Menge Geld. Zu schade, dass ich davon nie was gesehen habe. Hätte es wirklich brauchen können, aber du warst ja der Meinung, du wärst ohne uns besser dran. Oh, ach ja, Mutter. Sie ist keine zehn Jahre nachdem du weg warst gestorben.“
Jetzt lächelte sie sogar.
„Erinnerst du dich an diesen Turianer, der im Hinterzimmer vom „Broken Dreams“ sein Büro hatte? Sie hatte einen Kredit bei ihm aufgenommen und konnte ihn nicht zurückzahlen. Er hat sie abknallen lassen, auf offener Straße. Am nächsten Tag haben sie unsere Wohnung ausgeräumt und mich hätten sie auch noch umgelegt, wenn ich mich nicht versteckt hätte. Tja, da hatte ich wohl wirklich Glück, abgesehen davon, dass mein Leben die nächsten Jahre die reinste Hölle war. Aber dich hat das alles ja überhaupt nicht interessiert, du hast dich irgendwo in den Terminus-Systemen amüsiert und mich auf dieser scheiß Kolonie zum Verrecken zurückgelassen. Übrigens vielen Dank dafür.“

Yayla blickte ihr unvermindert in die Augen. Es tat ihr nicht Leid, dass ihre Mutter tot war. Es war ihr schon seit langem klar gewesen, auch wenn sie es nie sicher hatte wissen können. Und Nalya… es tat Yayla nicht Leid, was ihr geschehen war… aber was anscheinend aus ihr geworden war. Es war schon so lange her gewesen, dass sie ihr altes Leben vergessen hatte. Sie waren beide schon lange tot gewesen. Doch Nalya war wiederauferstanden…

„Du wolltest reden?“, fragte sie emotionslos.
Einen Moment lang wirkte Nalya enttäuscht, doch dann kehrte wieder diese Härte in ihre Augen zurück.
„Vor kurzem bin ich ins Schmugglergeschäft eingestiegen. Ich dachte mir, so komm ich runter von Selassa und mach nebenbei noch ne Menge Kohle. Es lief auch eine Weile ganz gut, bis ich mich mit den falschen Leuten auf einen Deal eingelassen hab. Die haben mich um meine Ware beschissen. Ich konnte das natürlich nicht auf mir sitzen lassen und hab eins ihrer Lagerhäuser angezündet, um mich zu revanchieren. Das dumme an Leuten denen mehrere Lagerhäuser gehören ist nur, dass die meistens ziemlich Kohle haben und jetzt ist auf de Kopf von Nalya Dalinari eine Belohnung von 20.000 Credits ausgesetzt.
Keine Ahnung, ob das für deine Verhältnisse viel ist, aber jetzt sind ein paar von diesen Kopfgeldjägerschweinen hinter mir her und ich brauche Hilfe. Ja, ich sag das lieber ehrlich, als mir den Kopf wegballern zu lassen! Ich hab jemandem ne handvoll Credits gegeben, damit er rausfindet, wo du rumlungerst. Das war nur dummerweise meine letzte handvoll Credits, also entweder du rettest mir den Arsch oder ich bin aufgeschmissen. Die Kerle sind Profis und ich hab scheiße Glück, dass ich noch lebe. Du kannst es von mir aus als kleine Wiedergutmachung ansehen oder ach als Bezahlung dafür, dass ich dich in Zukunft in Ruhe lasse. Also?“

Und schon waren sie am Kern der Sache angelangt: Ihre lange verlorene Schwester tauchte mal eben auf, wollte, dass sie ein paar Kerle umbrachte, nur um dann auf nimmer Wiedersehen zu verschwinden, damit alles genauso weiterging wie zuvor.
Warum sollte sie das annehmen? Es machte keinen Sinn. Absolut keinen.

„Ich tue es.“

Yayla Dalinari
01.04.2009, 17:15
13.00 Uhr

„… ich mein ja nur, es wär der beste Weg, das endgültig zu klären.“
Yayla verdrehte die Augen. „Nein, weil wir dabei draufgehen würden, du kannst nicht einfach auf gut Glück zu den Drahtziehern marschieren und hoffen, dass ihre Leibwächter genau an dem Tag alle frei haben und auch alle anderen Sicherheitsvorkehrungen gerade ausgeschaltet sind.“
„Oh ja, große Meisterin, verzeih mir meine Unwissenheit“, giftete Nalya zurück und lies sich auf den Sessel fallen. „Und was sollen wir deiner Meinung nach machen? So lange Kopfgeldjäger umlegen bis die alle Schiss vor uns haben, oder was?“

„Nein. Das Beste wäre es natürlich, das Kopfgeld loszuwerden, da das wohl kaum mit ein wenig Betteln wieder gutzumachen ist, wäre die einzige Möglichkeit, diese Kerle glauben zu lassen, dass du tot bist. Wenn uns in der Richtung nichts einfällt wäre es das naheliegendste, die Kopfgeldjäger zu töten, die dir schon auf den Fersen sind und dich danach irgendwo unterzubringen, wo man dich nicht so schnell finden kann.“

Nalya richtete den Blick an die Decke und verzog den Mund, während sie darüber nachdachte. „Hmm, also wir gleichen uns doch wie ein Ei dem anderen, also wie wäre es, wenn du dich an meiner Stelle erschießen lässt?“, fragte sie mit einem ironischen Lächeln.
Sie benimmt sich immer noch wie ein Kind…
„Ich nehme das mal als ‚Keine Ahnung’. Da unsere Mittel ziemlich begrenzt sind wird es wohl schwer, deinen Tod vorzutäuschen, das einzig vernünftige was mir einfällt wäre eine größere Explosion, wir bräuchten dann nur die Leiche einer anderen Asari, aber auf die Schnelle kriegen wir keinen Sprengstoff her und ich will mein ganzes Geld nicht sofort wieder los werden, bei einer Aktion, bei der ohnehin jede Menge schief laufen kann.“

„Also killen wir sie und dann darf ich mich den Rest meines Lebens verstecken?“
„Die Sache gerät nach ein paar Jahren in Vergessenheit und außerdem musst du schon nicht ins Kloster gehen, damit die dich nicht finden. Kommt drauf an, was das für Kerle sind.“
„Irgendwelche schmierigen Menschen, keine Ahnung.“
„Also halt dich eine Zeit lang im turianischen oder asarischen Raum auf… oder am besten im batarianischen, ich bezweifle, dass die dich dort so leicht erwischen…“
Nalya schien davon immer noch nicht so recht überzeugt zu sein. „Gibt es keinen bequemeren Ausweg?“ „Nein. Sieh mich nicht so an, ich bin nicht diejenige von uns, die vielleicht hätte nachdenken sollen, bevor sie irgendwelche Lagerhäuser anzündet.“
Yaylas Schwester schnaubte nur abfällig und wandte den Blick ab.
„Also gut, wie du meinst.“

„Na bitte. Als erstes müssen wir eine geeignete Falle aufbauen, uns irgendeinen Vorteil verschaffen, wenn diese Kerle auftauchen. Diese Kopfgeldjäger, arbeiten die zusammen?“
Nalya zuckte mit den Schultern. „Zwei von denen zumindest, beides Menschen. Könnte sogar sein, dass die ein Paar sind, waren 'n Kerl und 'ne Frau. Ansonsten hat’s bis jetzt nur ein Kroganer und ein Batarianer versucht.“
Yayla war sich nicht ganz sicher, ob das jetzt gut oder schlecht war und wie viele sich wirklich an Nalya drangehängt hatten, aber das ließ sich nicht allzu schwer herausfinden.

„Hmm… das Hotel hier ist nicht grade der praktischste Ort, wenn wir angegriffen werden. Wir brauchen einen besseren Unterschlupf, am besten mit Überwachungskameras an den Eingängen, aber die lassen sich im Nachhinein besorgen. Dort drin können wir uns dann vorerst verschanzen.“
„Okay. Hast du hier drin Extranet-Zugang?“ „Ja, aber wir…“
„Mach dir keine Gedanken, ich besorg uns irgendso 'ne leerstehende alte Bude und du besorgst uns was zu essen, klingt doch fair, oder?“

Yayla wollte erst widersprechen, aber bei genauerer Betrachtung hatte Nalya vielleicht mehr Erfahrung darin passende Gebäude für sowas zu finden, sie war schließlich Schmugglerin…
„Wie du meinst, es ist dein Leben, also such etwas gutes raus und lass dir nicht zu viel Zeit.“
„Ich hätte gerne Kaviar und irgendwelchen teuren Wein, wenn ich schon mal hier zu Gast bin.“
Yayla verdrehte erneut die Augen und stand auf.

Jorgan Rumos
17.04.2010, 14:33
Tag ?, Elysium, Luxuriöse Wohngegend, Apartment 56-02b
Zeit: 03:42 Uhr

Jorgan saß auf seinem harten Holzstuhl vor einem seiner vielen, teuren Computer. Er hatte Geld, jedoch nie wirklich etwas darauf gegeben. Sie waren nur ein Mittel zum Zweck, notwendig um Computer kaufen zu können. Alles andere war unwichtig. Er saß nun schon seit 16 Stunden vor dem Rechner und sein Rücken protestierte aufs heftigste. Doch er ignorierte den Schmerz, er hatte eine Aufgabe und die musste erledigt werden. Jorgan drückte einen Knopf und ließ seine bisherige Arbeit kompilieren, das würde wieder eine Weile dauern, eine Weile in der er nichts tun konnte. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Dabei fixierte er seinen Blick nicht auf bestimmte Punkte sondern ließ die Bilder auf ihn einwirken. Er hatte sich an seine Wohnung gewöhnt, die war vertraut und bot ihm Schutz vor der Welt die da draußen war. Seine Wohnung war geräumig, knappe 80m². Eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und ein Bad. Alle Räume waren sehr spärlich eingerichtet. Im Schlafzimmer waren lediglich eine Matratze und ein kleiner Schrank in dem er seine drei exakt gleich aussehenden Anzüge aufbewahrte, welche er einmal pro Woche reinigte. Ordnung ist gut. Kann nichts finden wenn zu viel da ist. Seine Küche war ebenfalls spärlich eingerichtet, die wenigen Schränke größtenteils leer. Sein Kühlschrank war immer mit Nahrung für die nächsten fünf Tage gefüllt. Alle vier Tage ging er zum Raumhafen und holte Vorräte.

Dieser Rhythmus war sehr wichtig für Jorgan. Er brauchte den Alltag, die Gewohnheit, die Sicherheit. Veränderungen jagten ihm Angst ein. Besonders schlimm war es in der Zeit als er von Jaëto geflohen war. Der Meister hatte ihm gesagt er muss runter von dem Planeten und er solle sich an Bord eines der Schiffe verstecken. In den vier Tagen in denen er unterwegs war litt er Höllenqualen. Alles sah anders aus, er war nichts von Alledem gewohnt. Er hatte so schreckliche Angst vor dem was ihn umgab und vor dem was kommen würde, doch der Meister wies ihn an weiter zu ziehen. Also tat er es, er durfte sich gegen den Meister nicht auflehnen, sonst würde er böse und ihn wieder bestrafen. Abgesehen von anderen Lebewesen und unbekannten Umgebungen war dies seine größte Furcht, vom Meister bestraft zu werden.

Das hatte er in der Vergangenheit schon oft getan wenn er mit Jorgans Verhalten unzufrieden war. Die Leute in den weißen Anzügen hatten ihm gesagt der Meister existiere nicht und er bilde sich alles ein, doch er hörte seine Stimme laut und deutlich und er spürte den Schmerz wenn er betraft wurde. Dies konnte keine Einbildung sein, es war so real für ihn, so durchdringend und so allgegenwärtig. Er musste die Leute in den weißen Anzügen zum Schweigen bringen, das hatte der Meister ihm gesagt, also griff er sie an. Sie hatten ihn danach betäubt und weggesperrt. Er konnte den Anweisungen des Meisters nicht mehr Folge leisten. Also musste er fliehen, der einzig logische Schritt. Eines Tages gelang ihm dies, seine Eltern wollten ihn besuchen um herauszufinden wie es ihm ging. Jorgan war sich nie im Klaren wo das Interesse seiner Eltern an ihm herrührte. Er wusste auch nicht warum sie ihm immer sagten was er zu tun hätte. Jorgan hatte doch schon seinen Meister, zwei weitere wären unlogisch. Als die Tür aufging ergriff er seine Chance, er bot sämtliche Kraft auf die sein schmaler Körper aufbieten konnte und kämpfte sich seinen Weg frei. Der Meister sagte ihm wohin er gehen müsste um aus der Anstalt fliehen zu können. ‚Runter vom Planeten. Du musst fliehen.’, hatte er ihm gesagt, also tat er das. Auf Jaëto würden sie ihn wieder einsperren, also musste er von dort verschwinden, ein logischer Schritt.

Tagelang versteckte er sich auf Schiffen, darauf wartend dass der Meister ihm endlich sagte er müsse sich nun nicht mehr auf Schiffen verstecken. Auf einem Planeten namens Elysium war der Meister endlich zufrieden und er konnte von Bord gehen. Die Crew des Schiffes sah ihn wie er das Schiff verlassen wollte und fragten ihn wer er sei. ‚Sag kein Wort! Sie dürfen nichts erfahren.’ Er folgte den Anweisungen des Meisters und sagte kein Wort. Sie starrten ihn alle an und redeten auf ihn ein. Er hatte Angst, schreckliche Angst, er wusste nicht was sie tun würden, er brauchte Kontrolle über seine Situation. Jorgan wich ihren Blicken aus und stammelte ein paar unverständliche Worte. Schließlich ließen sie ihn gehen.
Ein unbekannter Ort erwartete ihn. Er verkroch sich hinter einigen Kisten am Raumhafen, wo er den quälenden Blicken der Leute nicht ausgesetzt war. Alles war ungewohnt, er fühlte sich unwohl, er wusste nicht wohin mit sich, er verlor die Kontrolle über seinen Körper und lag stundenlang zuckend in seinem Versteck. Der Meister gab ihm Anweisungen weiter zu gehen, doch er konnte nicht, sein Körper gehorchte ihm nicht. Der Meister strafte ihn und er litt unter heftigen Kopfschmerzen. Als es ruhiger wurde und kaum noch etwas am Hafen zu hören war erlangte er wieder Kontrolle über sich. Doch noch immer wusste er nicht was er tun sollte. Schließlich erklang die Stimme des Meisters wieder. ‚Du brauchst Computer, mach dich auf die Suche nach einem Computer!’ So richtete er sich auf und machte sich voller Angst auf den Weg in diese unbekannte und feindliche Welt.

Er suchte Kontinuität, Alltag, eine Aufgabe und was am wichtigsten war: Einen Computer. Der Meister hatte ihn durch die Straßen geführt und ihm eine Wohnung gezeigt. Das Sicherheitsterminal war alles andere als schwer zu knacken. Er hatte es einfach mit seinem, in früheren Jahren modifizierten, PDA verbunden, hier ein paar Datenströme umgeleitet, dort ein paar Caches überschrieben und die Signale identifiziert die nötig waren um die Tür zu öffnen. Er hatte dafür lediglich ein paar Minuten gebraucht. In der Wohnung fand er schließlich einen Computer. Jorgans Stimmung hatte sich schlagartig geändert als er den Rechner anschaltete und den Bildschirm aufblitzen sah. Das Passwort war nach einigen Stunden geknackt. Während der Algorithmus arbeitete fixierte er den Ladebalken auf seinem PDA. Es gab in diesem Augenblick nichts Wichtigeres. Schließlich war er eingeloggt. Das Passwort war ein Datum, wahrscheinlich das Geburtsdatum von einem der Bewohner. Wie unvernünftig, eine hundertstellige Zahl ist viel sicherer.

Nun war er wieder in seinem Element. Mit Lebewesen konnte er nie umgehen. Lebewesen reden, viel zu fehleranfällig. Denken unlogisch. Sind unvernünftig. Maschinen sind besser. Denken schneller, reden nicht, denken logisch. Dass Jorgan selbst auch ein Lebewesen war kümmerte ihn nicht. Er sah sich als einen Teil von Computern, untrennbar miteinander verknüpft. Er war deren Meister. Sein Meister bediente ihn schließlich auch. Alles braucht einen Meister. Computer kann nicht selbstständig handeln, braucht mich. Ich bin sein Meister.

Er musste sich zuerst einen Überblick verschaffen. In der realen Welt kümmerte es ihn wenig was ihn umgab, solange es gleich blieb. Nur Materie, kann nicht handeln, hat keinen Meister. Er verschaffte sich Zugriff auf das Netzwerk der Stadt. Der Meister gab ihm wichtige Hinweise, er durfte nicht entdeckt werden. Wenn jemand herausfinden würde dass er im System war hätten sie ihn gesucht und ihn mitgenommen, wieder eingesperrt. Dort konnte er seinem Meister nicht gehorchen, dort war er nicht frei. So verwischte er seine Spuren, sodass niemand herausfinden würde dass er es war. Falls sie doch etwas merkten würde er schon weg sein und die Besitzer der Wohnung würden verdächtigt werden. Nicht mein Problem. Waren unvorsichtig. Wenn ich rein kann können es andere auch. Wäre unvermeidlich gewesen.

Auf Elysium gab es viele Banken und Konzerne. Der Meister sagte er brauchte Geld, er brauchte Computer. Also begab er sich auf die Suche nach einem zu schwach geschützten Server einer Bank. Dies war für ihn der nächste logische Schritt. Er fand auch schnell Einen. Nur drei Firewalls, viel zu unsicher, viel zu schwache Algorithmen, sind selbst Schuld.

So gelangte er an Geld. Er überwies es sich auf ein Konto das zu jemandem gehörte der nicht existierte. Darf keine Spuren hinterlassen. Muss frei bleiben. Dass das Geld jemand anderem gehörte kümmerte ihn ebenso wenig. Es war für ihn logisch, Banken bieten Zugriff auf ihr Geld und er konnte sich bedienen. Für ihn war es nichts anderes als wenn er einige Credits auf der Straße fand. Die digitale Welt war für ihn sowieso viel realer als die echte Welt in der er lebte. So kam er zu seiner Wohnung. Er kaufte sie sich gleich. Er wollte nicht abhängig von einem weiteren Meister sein dem er regelmäßig sein Geld geben musste, es war unlogisch für ihn.

Das Dröhnen der Server und Workstations in seinem Wohnzimmer holten ihn wieder zurück in die Gegenwart. Die Wände waren zugestellt mit Rechnern. Er hatte sich eine beachtliche Anlage aufgebaut. Zwei redundante Filer für all seine vielen Daten und diverse Server welche die tägliche Arbeit mit ihm zusammen erledigten. Berechnungen, Simulationen, all das was er brauchte.

‚Mach dich wieder an die Arbeit, Jorgan. Die KI muss fertig werden. Du bist kurz davor fertig zu werden, also vertrödele deine Zeit nicht!’ Das war der Meister. Er war unzufrieden mit ihm, und das ließ er ihn Spüren, sofort setzten wieder stechende Kopfschmerzen ein. „Ja, Meister. Ich werde es tun, ich kann nicht denken wenn Ihr mich bestraft. Bitte...“ Jorgan winselte wie ein Hund. Die Kopfschmerzen zermarterten sein Hirn und er konnte sich nicht auf die Arbeit konzentrieren. „Bitte, Meister...“ Langsam ließen die Kopfschmerzen nach und Jorgan beruhigte sich wieder, er lag auf dem Boden neben seinem Stuhl und hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Langsam erhob er sich. Er umklammerte seinen dürren Leib fest mit beiden Armen. „Danke, Meister. Ich werde nun weiterarbeiten.“ Er sprach stets laut mit dem Meister. Er konnte seine Stimme direkt in seinem Kopf hören, doch der Meister konnte ihn nur hören wenn er laut sprach. Er hatte Angst vor dem Meister. Doch er durfte sich ihm nicht widersetzen. Alles braucht einen Meister, man muss ihm gehorchen.

Der Kompiliervorgang war fertig. Er speicherte seine Arbeit ab und synchronisierte die Dateien auf den Servern, den Filern und seinen PDAs. Er hatte sechs immer bei sich. Er teilte Aufgaben die auszuführen waren auf einzelne PDAs auf um den Überblick behalten zu können. Das Erste war für die Kommunikation mit dem Netzwerk in seiner Wohnung, damit konnte er auf alle Rechner und Dateien zugreifen und notfalls Reparaturen durchführen wenn er unterwegs war. Das Zweite war für die Kommunikation mit dem Extranet. Das dritte war für persönliche Notizen und Fotos. Er schoss viele Fotos von Orten und Dingen die ihm relevant erschienen. Wozu wusste er nicht, doch manchmal sagte der Meister ihm, was er fotografieren sollte. Er protokollierte seinen gesamten Tagesablauf akribisch. Was tat er wann und warum. Bei Warum stand meist dass der Meister es ihm befohlen hatte. Das vierte PDA war für Programmierungen. Er konnte so, wenn er unterwegs war, an seinen Projekten weiterarbeiten. Das fünfte PDA war ein Cache für Dateien die er modifizieren musste. Das Risiko war zu groß alles direkt auf den Produktivsystemen zu bearbeiten. Wenn er fertig war und alles funktionierte konnte er es hoch laden und es bestand kein Sicherheitsrisiko. Das Sechste schließlich war für Notfälle gedacht. Sollte eines der PDAs ausfallen so konnte es dessen Aufgaben übernehmen. Die PDAs und die Computer waren sein wertvollster Besitz. So wie andere Lebewesen ihre Kinder liebten, so liebte er seine Geräte. Sie waren seine Familie und er war ihr Meister. Sie brauchten Führung, ohne ihn wären sie nichts und ohne sie wäre Jorgan nichts, er verschmolz somit in einer Symbiose mit seinen Geräten. Beide existierten zum Vorteil des anderen.

Er steckte alle PDAs in die dafür vorgesehenen Taschen und verließ die Wohnung. Sie war mit drei Sicherheitsschlössern gesichert, zwei mit Sicherheitskarten welche er an unterschiedlichen Orten am Körper trug und das dritte mit einem 100-stelligen Sicherheitscode. Alle drei Schlösser mussten in einer festgelegten Reihenfolge entsichert werden, ansonsten ging die Alarmanlage los.
Aus diesem Grund verließ er auch nicht sehr oft seine Wohnung. Lange Sicherheitscodes und die Reihenfolge waren keine Probleme für ihn, doch es brauchte Zeit alles zu entsichern, in dieser Zeit hätte er weiterarbeiten können. Er versuchte sich seine Zeit immer möglichst effizient und geregelt einzuteilen und verließ meist gegen vier Uhr nachts die Wohnung. So begegnete er meist niemandem. Anfangs war er auch tagsüber unterwegs, doch die Leute machten ihm Angst, die Fratzen die ihn anstarrten, sich über ihn amüsierten und ihn von der Arbeit abhielten. Nachts gab es das alles nichts, er war allein, das gefiel ihm. Doch er hatte immer das Gefühl dass er beobachtet werden würde, der Meister riet zur Vorsicht.

Jorgan hatte seine festen Routen die er ging. Damit nicht so leicht vorherzusehen war, welchen Weg er nehmen würde, ließ er einen Zufallsgenerator vor jeder Tour laufen, der entschied welchen Weg er gehen würde. Heute war Route 46 an der Reihe. Vor der Wohnungstür nach links, dann beim dritten Gang rechts, weiter zum Ende des Flures, dann nach rechts zum Aufzug. Dann würde er den Aufzug nehmen, ins 12. Stockwerk fahren, dort eine Runde um das ganze Wohnmodul machen, zurück zum Aufzug gehen, ganz nach unten fahren, dort nach rechts die Straße herunter, auf der fünften Bank exakt 25 Minuten sitzen bleiben und dann den Weg, in umgekehrter Reihenfolge wie er gekommen war, wieder zurück in die Wohnung gehen. Diesen Monat hatte er diesen Weg schon drei Mal genommen. Er würde Anpassungen am Zufallsgenerator vornehmen müssen damit seine 114 Routen gleichmäßiger aufgeteilt werden würden.

Er begann seine Tour. Er hatte den Weg genau im Kopf und konnte sich so auf die Arbeit konzentrieren. Er musste nicht einmal von seinem PDA aufsehen, seine Füße trugen ihn einfach den Weg den er nehmen wollte.

Jorgan nahm sein PDA für die Programmierung und für die lokalen Dateien und lud die Daten hoch. Nun konnte er beginnen. Er kam gut voran mit seiner KI. Er hatte zwei Monate zuvor einen Artikel über KIs gelesen und war sofort begeistert. Eine Maschine die selbst logisch denken konnte und die keinen Meister brauchte, das faszinierte ihn. Er konnte nicht verstehen warum die Forschung daran verboten war. Für ihn war es so als würde man den Leuten verbieten zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Für ihn ein unhaltbarer Zustand. Programme zu entwickeln war sein Gegenstück zur Fortpflanzung. Von normaler Fortpflanzung hatte er zwar schon einmal etwas gehört, doch der Gedanke an eine ständige Interaktion mit einem anderen Lebewesen auf diesem Niveau widerte ihn an. Für ihn waren seine Programme seine Kinder und er deren Erzeuger, deren Meister.

Die Entwicklungsumgebung erschien auf dem Display und zeigte ihm seine unzähligen Zeilen Code. Eine Funktion hatte Fehlermeldungen ausgegeben, nun musste er den Fehler finden. Er starrte gebannt auf sein PDA als er die Anwendung debuggte. Als er an seiner Bank angekommen war, war er fertig mit debuggen. Ein Zeiger wurde nicht neu initialisiert bevor er an anderer Stelle wieder verwendet wurde, somit erhielt das Programm falsche Daten und bildete ein falsches Ergebnis.

In Gedanken ohrfeigte er sich für diesen dummen Fehler, der Meister stimmte ihm zu und strafte ihn erneut mit Kopfschmerzen.

Jorgan startete einen weiteren Testlauf und sah dass nun alles korrekt funktionierte. ‚Das hast du gut gemacht. Es ist nicht mehr viel zu tun, bald ist die KI fertig.’ Genauso oft wie er vom Meister bestraft wurde kam es vor dass er ihn lobte. Das gab ihm ein gutes Gefühl und er war stolz auf sich. Er gönnte sich ein wenig Ruhe und beobachtete den Sternenhimmel. Das funkeln der Sterne hatte ihn immer beruhigt. Wie Synapsen in einem Gehirn standen sie am Firmament. Er fragte sich wer wohl deren Meister war.

04:43 Uhr

Jorgan Rumos
08.05.2010, 13:52
Tag ?, Elysium, Luxuriöse Wohngegend
Zeit: 05:32 Uhr

Jorgan öffnete die Augen. Es wurde langsam hell und die Sonne tauchte die Stadt in ein rötliches Zwielicht. Ein verirrter Sonnenstrahl drang durch das Gewirr von Gebäuden und streichelte sanft sein Gesicht. Es war ein sehr angenehmes Gefühl. Er war selten unterwegs wenn es hell war. Einkaufen ging er nur am späten Abend. Doch die sich langsam erwärmende Luft und die auf seinem Gesicht tanzenden Lichtstrahlen waren eine willkommene Abwechslung zur dunklen, drückenden, von Kunstlicht erhellten Atmosphäre seines Apartments.

Ich muss zurück. Dieser Gedanke zuckte durch Jorgans Hirn wie ein Blitz. Er erinnerte sich wieder an das Gefühl verfolgt zu werden. Er sah sich um, er war allein, niemand zu sehen. Das beruhigte Jorgan jedoch nur wenig. Schnell griff er in seine Taschen. Hoffentlich ist noch alles da, hätte ausgeraubt werden können, war unvorsichtig. Er kontrollierte seine PDAs, zu seiner Erleichterung waren alle noch da. Seine Pistole hing ihm noch am Gürtel. In der Gewissheit nicht ausgeraubt worden zu sein stand Jorgan wieder auf. Er erwartete jeden Moment vom Meister für seine Unvorsichtigkeit und Faulheit gestraft zu werden, doch der Meister schwieg. Es war sehr ungewohnt nicht von der Stimme des Meisters begrüßt zu werden. Sie war meist das erste was er wahrnahm wenn er aufwachte. „Meister, seid ihr noch da? Sprecht zu mir!“ Doch der Meister antwortete nicht. Jorgan fürchtete sich. Was ist passiert? Warum spricht er nicht mit mir?

Mit einem unguten Gefühl im Bauch ging er seinen Weg zurück. In seiner Aufregung ging er nicht seinen gewohnten Weg, sondern ging direkt zu seiner Wohnung zurück. Er blickte sich um, auf den Korridoren war nichts zu sehen, er war allein. Allein. Soweit er zurückdenken konnte war er das nie, die Präsenz des Meisters war allgegenwärtig, doch nicht heute. Er zog seine erste Karte durch den Leseschlitz, dann tippte er die 100-stellige Zeichenkombination ein, anschließend wurde die zweite Karte durch den Leseschlitz gezogen, diesmal allerdings in der anderen Richtung. Dies war eine weitere Sicherheitsmaßnahme welche er vor einer Weile implementiert hatte.

Die Tür schwang auf und er betrat die Wohnung. Mit einem Knopfdruck aktivierte er wieder die Sicherheitsanlage. Er stand in der Tür und sah sich um. Das Gefühl nicht allein zu sein beschlich ihn wieder. Er sah sich alles ganz genau an, nichts war anders. Keine Spuren, kein Dreck, nichts was auf einen Eindringling hinwies. „Meister, steht mir bei. So sagt doch etwas!“ Der Meister antwortete nicht. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken herunter. Er hielt sich die Hände und rieb sie aneinander. Langsamen Schrittes bewegte er sich vorwärts, die Augen immer wachsam umherkreisend, nach Fallen und anderen Auffälligkeiten Ausschau haltend.

Nach einigen Schritten erreichte er die Tür zu seinem Wohnzimmer. Das Surren der Computer empfing ihn und vermittelte wie gewohnt das heimische, sichere Gefühl. Doch die Angst war noch immer dabei. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Die Rechner standen noch immer an der Wand, immer fleißig, niemals müde, immer surrend. Er trat einen Schritt in das Zimmer hinein. Seine Augen flogen von einer Ecke des Zimmers zur anderen. Meister, wo seid ihr? Sagt mir was ich tun soll. Bis jetzt hatte der Meister ihm in solchen Situationen immer Anweisungen gegeben, gesagt was er tun soll, doch nicht heute. Er war allein, mit dem Gefühl es doch nicht zu sein. All diese Gefühle beängstigten Jorgan. Er trat noch einige Schritte in das Zimmer hinein und hatte den quadratischen Raum nun voll im Blick. Niemand zu sehen.

Nun bewegte er sich schneller, er ging auf die Küchentür zu und lugte hinein. Niemand da.
Sein Magen erinnerte ihn, bei dem Anblick des Kühlschranks daran, dass er schon seit einer Ewigkeit nichts gegessen hatte. Er ging zum Schrank und öffnete ihn so vorsichtig als würde er erwarten dass ihn die halbe Galaxisflotte von dort heraus angreifen würde. Doch der Kühlschrank bot den gewohnten Anblick. Er nahm sich ein Kuchenstück und einen kleinen Teller, er hasste es irgendwelche Krümel, Reste oder andere Dinge herumliegen zu sehen die nicht in die Wohnung gehörten. Er war nicht nur ein Sicherheits- sondern auch ein Sauberkeitsfanatiker. Einzig eine Luftschleuse an der Haustür fehlte ihm noch zum Glück.

Er verließ die Küche und sah sich in den anderen Zimmern um. Er war tatsächlich allein. Ganz allein. Einsam. Selbst der Meister sprach nicht mit ihm. Was ist bloß los?

Plötzlich überkam ihn ein schmerzhaftes Gefühl, etwas schnürte seinen Hals zu, er bekam keine Luft. Jorgan bekam Panik, er hustete und keuchte und japste nach Luft. Meister hilf mir, ich sterbe. Sein Hals war blockiert, als ob jemand ihn umklammerte. Jorgan wehrte sich heftigst, keuchte und hustete. Er warf sich im Kampf um Luft hin und her, versuchte seinen Peiniger los zu werden. Dem Erstickungstod nahe gelang es ihm sich endlich zu befreien und spuckte diesen verdammten Kuchenkrümel endlich aus.

Jorgan rang noch immer nach Luft und fasste sich an seinen Hals. Das war knapp. Notiz an mich selbst, keinen Kuchen mehr kaufen, sehr gefährlich.

Er wischte das Corpus Delicti vom Boden auf und warf es in den Mülleimer. Beruhigt nun wirklich allein zu sein ging er wieder ins Wohnzimmer zurück und setzte sich auf seinen Holzstuhl. Der Bildschirm flackerte auf und empfing ihn mit zahlreichen Symbolen und Diagnosedokumenten.
Alles normal, nichts kaputt. Gut.

Er übertrug die Daten von seinem PDA auf die Server. Als dies abgeschlossen war machte er sich erstmal einen Überblick über das was noch zu tun war. Seinem Projektplan zufolge war er bei ungefähr 70%. Bald ist es soweit, dann habe ich meine erste KI geschrieben. Eine Maschine die keinen Meister benötigt, tote Materie, selbstständig handelnd. Aufregend. Ich bin schon gespannt was sie tun wird. Ich bin so…

06:12 Uhr

Jorgan Rumos
10.05.2010, 14:09
Tag ?, Elysium, unbekannt
Zeit: unbekannt

Jorgan öffnete langsam seine Augen. Die Lider waren schwer wie Blei und seine Augen taten weh. Das vertraute Gefühl des stechenden Schmerzes in seinem Kopf erfüllte ihn erneut. Seine Augen wurden geblendet von einem gleißend hellen Licht. Jorgan blinzelte und versuchte etwas in diesem unendlich hellen Weiß, das ihn umgab, zu erkennen. Seine Glieder waren schwer und Jorgan vermochte nicht sich zu bewegen. Er drehte den Kopf nach links und rechts, soweit das Auge reichte sah er nur dieses helle weiße Licht. Bin ich tot? Meister? Wo seid ihr?

‚Ich bin hier!’ Jorgan riss die Augen weit auf. Hitze stieg in seinem Körper auf und es kribbelte am ganzen Körper. Es fiel ihm schwer aufzustehen, doch nach einer Weile hatte er sich zaghaft aufgerichtet und stand auf wackeligen Beinen. Hatte er eben seinen Meister gehört? Die Stimme war vertraut, all die Jahre hatte er sie gehört. Doch dieses Mal war es anders. Er hatte sie nicht nur gehört, sondern gespürt, als stünde der Meister höchstpersönlich neben ihm. Vorsichtig und angsterfüllt drehte er sich um. Was ihn erwartete ließ ihn zaudern und er sank auf die Knie. Vor ihm stand er, der Meister, er hatte ihn nie gesehen, doch die Aura die von dieser Person ausging war überwältigend und Jorgan wusste, dies ist sein Herr und Meister. Er wollte sich langsam wieder aufrichten, doch gelang es ihm nicht. Zu schwer waren die Glieder und zu erdrückend der Anblick des Meisters.

Jorgan sah hoch, sein Meister stand nun nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Er blickte ihm direkt ins Gesicht und hoffte dies würde ihn nicht erzürnen. Doch dann fiel Jorgan etwas auf. Dieses Gesicht, der Ausdruck, die Züge, es war alles seltsam vertraut. Jorgan musterte den nackten Körper des Meisters von oben bis unten, er erkannte jede einzelne Faser des schmalen Körpers. Jorgan stand sich selbst gegenüber.

„Meister? Seid ihr es? Ich meine…“ ‚Schweig!’, fiel ihm der Meister ins Wort. „Aber Meister, wo seid ihr gewesen? Ich hätte…“ ‚Schweig!’, unterbrach ihn der Meister zornig. ‚Du hast mir nicht gehorcht. Du hast dich meiner verschlossen. Nicht Willens meinen Anweisungen Folge zu leisten!’ Jorgan verstand die Welt nicht mehr. Er hatte zum Meister gefleht als er voller Angst seine Wohnung durchsucht hatte, der Meister war still geblieben. Er hätte gern gehorcht, doch er hatte ihn einfach nicht gehört. „Meister, ich verstehe nicht, ihr wart…“ ‚Schweig! Du weißt doch, jedes Wesen muss seinem Meister gehorchen. Du hast dich mir verschlossen. Nun ist alles schief gegangen. Wir müssen unsere Pläne ändern. Ich muss deine Pläne ändern. Du hast es vermasselt! Du, du ganz allein!’ Jorgan sank zusammen, er hatte seinen Meister schon diverse Male enttäuscht, doch so zornig wie heute war er noch nie gewesen. „Meister, so erklärt es mir doch, ich habe…“ ‚Schweig! Ich will nichts mehr hören. Deine Bestrafung wird auf dich warten, doch zuerst müssen wir dafür sorgen dass alles wieder seine geregelten Wege läuft. Sie warten auf dich, sie werden dich quälen, dich zwingen, doch das ist dein Problem. Du hast es vermasselt.’ Während er das sagte ging der Meister um Jorgan herum, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, den Blick unabwegig in die Ferne gerichtet. Jorgan sah ihn mit einem flehenden Blick an. Er wünschte sich nichts sehnlicher als dass der Meister ihm endlich sagte was denn nun passiert war. Jorgan war enttäuscht von seinem Meister. All die Jahre hatte er uneingeschränktes Vertrauen in ihn gehabt. Doch was war nun passiert? Er war zornig auf Jorgan, war ebenfalls enttäuscht von ihm. Jorgan wusste noch nicht einmal wie er ihn hatte enttäuschen können.

‚Du wirst nun zurückgehen. Du wirst erwartet.’ Der Meister kam auf Jorgan zu und griff ihn am Hals. Dabei sah er direkt in seine Augen. Dieses tiefe, nicht enden wollende Schwarz dass seine Augen erfüllte, drang direkt in seine Seele. Der Meister musste es nicht aussprechen, er spürte es. Enttäusch mich kein weiteres Mal.

Der Meister schleuderte ihn weg und er flog in hohem Bogen durch die Luft, hinein in dieses unendliche Weiß welches ihn umgab. Der Meister wurde in der Ferne immer kleiner und kleiner, bis er zu einem Punkt schrumpfte und schließlich aus seinem Blickfeld verschwand. Er hörte Stimmen, aus der Ferne, unverständlich. Sie redeten wild durcheinander. Jorgan sah sich panisch um, er sah nichts, nur grelles Licht. Die Stimmen wurden lauter und lauter. Endlich konnte er verstehen was eine der Stimme sagte. „Das haben wir gleich!“

Mit diesen Worten wurde Jorgans Sturz ins Nichts jäh beendet. Er tauchte in einen tiefen Ozean, umgeben von Wasser kämpfte er um Luft und schluckte Wasser. Schließlich füllte Luft wieder seine Lungen. Das Weiß verschwand und dunkle Schatten die vor seinem Auge Umrisse annahmen, nahmen dessen Platz ein. Sein Blick wurde klarer. Er war in einem kleinen Raum, kaum erhellt vom schwachen Licht an den Wänden. Vor ihm standen einige Gestalten, die Quelle der Stimmen, welche er vernommen hatte. Seine Sinne kehrten langsam zurück, er nahm einen miefigen Geruch wahr, sein Körper war kalt und Wasser lief an ihm herunter. Die Gestalten vor ihm sahen ihn an. „Na bitte, da ist er doch wieder. Hast ihm ganz schön den Schädel lädiert, Bronco.“

Jorgan richtete den Blick nach vorn auf die Gestalten, es schienen Menschen zu sein. Sie alle starrten ihn erwartungsvoll an. „Na mein Kleiner? Wie geht’s dir, hä?“ Jorgan hatte Angst, wer waren diese Leute? Was wollten sie von ihm? Jorgan blickte von einem zum anderen, doch das Licht hinter ihnen warf Schatten auf ihre Gesichter, sodass er sie nicht erkennen konnte.

„Was wollt ihr von mir? Wo bin ich?“

Jorgan Rumos
22.05.2010, 01:18
Tag ?, Elysium, unbekannt
Zeit: unbekannt

„Gut, der ist fit. Holt den Boss. Na los, bewegt euch!“ Zwei der drei Gestalten verschwand aus dem Raum. Jorgan sah sich panisch um, versuchte etwas zu erkennen. Seine Augen waren geblendet und sein Geist von der Begegnung mit dem Meister verwirrt.
„Hey, ganz ruhig, sonst fällt dir noch dein Kopf ab, der ist wertvoll weißt du? Den brauchen wir noch.“
Die Gestalt beugte sich zu ihm herunter und hockte sich vor ihn. Noch immer konnte er nichts entdecken. Jorgan reagierte gar nicht auf ihn. Er versuchte etwas Vertrautes zu erkennen, doch da war nichts, nur die unendliche Schwärze des Raumes, das Licht welches schwach von der Tür hinein brach und diese stinkende Gestalt vor ihm. Ihm wurde schwindelig und seine Hände wurden taub. Er verlor wieder die Kontrolle über seinen Körper und stechende Kopfschmerzen setzten ein. Er krümmte sich zusammen wie ein Fötus und wimmerte undverständliche Laute.

„Hey, irgendwas stimmt nicht. Los, holt den Doc!“ Er nahm wahr wie die Gestalt aufstand und sich von ihm entfernte. Noch immer fühlte er sich wie im Körper eines Fremden welchen er von weitem beobachtete. Er sah sich selbst in seiner Vorstellung, wie er zusammengekauert im Dunkel lag. Er tat sich selbst Leid, er hasste sich für seine Hilflosigkeit, doch er konnte nichts dagegen tun.
Eine neue Gestalt betrat den Raum. Sie stank nicht ganz so entsetzlich. Sie roch künstlich, chemisch. Sie hockte sich neben ihn und betastete ihn. „Ein epileptischer Schock, schnell holt das Sirtal. Ganz ruhig. Alles wird wieder gut.“ Die Gestalt streichelte seinen Kopf. Der Stimme nach zu urteilen musste sie weiblich sein. Was denkt sich diese Person wer sie ist?
Eine weitere Gestalt gab der Frau irgendetwas, sie wollte es ihm in den Mund stecken. Nein, nein, niemals, geh weg! Geh weg!
Jorgan schrie aus Leibeskräften, doch er blieb stumm. Gefühl regte sich in seinem Körper. Er stemmte sich gegen sich selbst, presste seine Gedanken durch seine Gliedmaßen. Er kämpfte wie so oft gegen seinen eigenen Körper an. Er fing an am ganzen Körper zu zucken, den Mund immer noch fest verschlossen. „Schnell, helfen Sie mir, es wird schlimmer.“
Jorgan drang weiter in seinen Körper vor. Er sah nun etwas klarer. Er fühlte seine Finger, die Nässe unter seinem Bauch, schließlich brach er aus sich selbst heraus. Er erlangte wieder Kontrolle über sich selbst.
Er stieß die Person von sich weg, sprang auf und rannte aus dem Raum. Er war triefend nass und es war erbärmlich kalt. Schemenhaft konnte er Gestalten erkennen, er hörte Worte, sie klangen vertraut, doch er konnte sie nicht verstehen. Er rannte ziellos umher.

Schließlich bedeckten Schatten erneut sein Blickfeld und er fiel zu Boden. Schwere Gewichte legten sich auf seinen Oberkörper. Jorgan schrie, verzweifelt um sein Leben kämpfend, doch er konnte die Gewichte nicht abschütteln. Etwas biss ihn, ein sachtes Pieken in seinem Bein. Er schüttelte es, ein brennender Schmerz machte sich in seinem Oberschenkel breit. Er kämpfte weiter mit Leibeskräften, doch seinen Augen zufolge bewegte er sich kaum noch. Er verlor wieder die Kontrolle über sich und es wurde dunkel.



‚Jorgan. Wach auf. Hörst du mich? ‘ Eine vertraute Stimme brachte ihn zurück ins Leben. „Meister? Seid Ihr es?“ ‚Ja, ich bin es. Hör mir zu. Du darfst dich nicht wehren, vorerst nicht.“ Er konnte nicht glauben was die ruhige und monotone Stimme des Meisters verlauten ließ. „Aber Meister, ich verstehe nicht. Ich muss doch frei bleiben. Leute tun mir weh, lassen mich eure Befehle nicht befolgen. Ich muss weg…“ ‚Nein, bleibe ruhig. Es hat keinen Sinn. ‘ Er verstand nicht was der Meister meinte, doch er entschloss sich seinen Anweisungen zu folgen.

Langsam öffnete er sein linkes Auge. Es war verklebt und es tat weh beim öffnen. Ein helles Licht empfing ihn. Nun öffnete er das rechte Auge, auch das war verklebt und trübte seinen Blick. Das Licht wurde schwächer, er erkannte etwas. Eine… Lampe. Er lag unter einer Lampe. Er prüfte seinen Körper, drei Finger links, drei Finger rechts, zwei Beine mit jeweils einem Fuß. Es schien noch alles da zu sein. Er hatte Gefühl in seinem Körper. ‚So ist es gut, bleibe ruhig. ‘ Er war froh den Meister zu hören, und dass sich sein Zorn gelegt hatte.

Jorgan blieb ruhig liegen und erkundete die Umgebung soweit es sein Blickwinkel zuließ ohne den Kopf zu bewegen. Er befand sich in einem großen Raum voller Utensilien die er bereits aus seiner Vergangenheit kannte. Die Erinnerungen preschten wieder durch sein Gehirn, wie sie ihn untersuchten, Tests durchführten und auf deren Grundlage Diagnosen erstellten die in Jorgans Augen sowieso alle bei den Hörnern herbeigezogen und vollkommen abwegig waren. Gespaltene Persönlichkeit sagen sie, Wahnvorstellungen, Realitätsverlust. Ich weiß was ich sehe und höre, ich weiß in was für einer Welt ich lebe. Nur weil ich allein dies erkenne, bin ich nicht gleich krank.

Er war allein. So vermutete er zumindest. Er richtete sich vorsichtig auf. Sein Oberschenkel schmerzte noch. Er betrachtete ihn. Er war verbunden und der Verband vom Blut grün gefärbt. Er wickelte den Verband ab. Eine kleine Wunde klaffte dort. Etwas hatte sein Fleisch aufgerissen. Er sah etwas aufblitzen. Er griff mit zwei Fingern in die Wunde und zog unbeeindruckt das Objekt heraus. Es war die Nadel einer Spritze. Er drehte sie in den Fingern und stach sich, sie war tatsächlich scharf.
Aus seinem Bein rann nun neues Blut. Er steckte eine Binde hinein und band den Rest wieder drum herum.

Wo bin ich hier bloß? Was ist passiert? Wer sind diese Leute und was wollen sie von mir? Warum sagt der Meister mir, ich solle ruhig bleiben? Kennt er sie etwa? Aber was am wichtigsten ist, wo sind meine PDAs?

Jorgan Rumos
08.06.2010, 00:27
Tag ?, Elysium, unbekannt
Zeit: unbekannt


Jorgan saß schweigend auf seiner Pritsche. Er sah sich um und prägte sich seine Umgebung ein. Wo bin ich hier bloß? Was soll ich hier? Was sind das hier für Leute? Ich sollte mich erst einmal umsehen.
Er schwang sich von der Liege herunter und landete prompt mit dem Gesicht auf dem Boden. Irgendwas stimmt nicht.
Er stützte sich mit den Händen auf und raffte sich wieder hoch. Er sah auf seine Beine. Sie waren festgebunden. Er rüttelte an den metallenen Fesseln, doch sie rührten sich keinen Millimeter.
So saß er wieder da und sah sich um. Hmm, und nun? Warum fesseln die mich?
Nach einigen Minuten erfüllten Nichtstuns ging eine Tür auf. Eine menschliche Frau betrat den Raum. Jorgan erinnerte sich an sie. Sie war in der Kammer gewesen und wollte ihm irgendetwas verabreichen. Als sie sah dass Jorgan bereits wach war und sie anstarrte blieb sie stehen und starrte zurück. „Nun, wie ich sehe bist du bereits wach. Ich bin Dr. Amundsen. Wir hatten keinen guten Start, nicht wahr?“ Noch immer sah Jorgan schweigend auf seiner Pritsche. Er wollte herausfinden was sie vorhatte und wollte sie nicht in ihrer Entscheidungsfindung beeinflussen. „Nun, du sprichst wohl nicht sehr viel, was? Naja, egal. Du fragst dich sicherlich warum du hier bist, aber das kann dir der Boss besser erklären als ich.“ Nun kam sie auf ihn zu. „Wie geht es dir? Dein Anfall vorhin war ziemlich heftig.“ Sie betrachtete sein Bein. „Na was haben wir denn da? Hast du die Nadel etwa herausgezogen?“ Sie wickelte den Verband ab, sofort kam wieder die grüne Suppe aus seinem Bein geflossen. Die Ärztin legte einige Binden darauf und verband es wieder fest. „Das kann schief gehen weißt du? Ich kenne mich in Salarianischer Medizin leider nicht so gut aus, aber ich glaube auch ihr könnt eine Blutvergiftung bekommen. Glaub mir, so was ist nicht angenehm.“ Sie sah Jorgan nun wieder ins Gesicht, beide sagten nichts. Sie legte den Kopf schief und verzog die Mundwinkel. „Nun sag doch was. Ich will dir nichts tun, ganz im Gegenteil. Also, sag doch was. Wie ist dein Name?“ Jorgan sah sie an und überlegte was er sagen sollte. War es klug ihr seinen richtigen Namen zu sagen. Soll er sich als jemand anders ausgeben? Anderseits, sie gehörte zu den Leuten die ihn entführt hatten. Sie sollte demnach wissen wer er war. Da es nichts zu sagen gab, beschloss er nichts zu sagen. Je weniger er sprach desto weniger Fehler konnte er machen.
„Hmm, Naja, dann eben nicht. Tu mir einen Gefallen und bleib ruhig hier sitzen. Gut, nicht dass du eine andere Wahl hättest, aber verhalte dich ruhig. Der Boss wird gleich mit dir sprechen wollen. Wenn dir dein Körper lieb ist dann kooperiere lieber, glaube mir, ist besser bei ihm.“
Mit diesen Worten drehte sich die Frau um und verließ den Raum.
Wer ist eigentlich dieser Boss? Wer in aller Welt hat einen solch dämlichen Namen? Was will er von mir? ‚Warte einfach ab, Jorgan. Bleibe ruhig und verfalle nicht der Angst.’
Angst hatte Jorgan eigentlich keine. Wie kam der Meister auf so etwas? Allmählich zweifelte Jorgan an seinem Meister, dies wurde prompt mit Kopfschmerzen kommentiert. Ist ja gut, alles in Ordnung.
Er legte sich wieder hin und beschloss ein wenig zu schlafen. Tun konnte er schließlich nichts, also konnte er sich auch genauso gut ausruhen.
In Gedanken ging er seine KI noch einmal durch, prüfte was noch zu tun war, wo vielleicht Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten stecken zu finden sein könnten und vor allem wie viel Zeit ihm durch diese Geschichte hier verloren gehen würde. Irgendwann schlief er ein und schlief einen traumlosen Schlaf.
Er hörte Stimmen. Langsam öffnete er die Augen und sah in Richtung Tür. Dort standen nun 3 Männer die ihn mit versteinerten Blicken ansahen. Der Mann in der Mitte war mir Sicherheit der Boss, das wusste er einfach. Er stand selbstsicher und unbewaffnet zwischen den beiden anderen die bis an die Zähne bewaffnet waren. Er war schon eine beeindruckende Gestalt. Er war sehr massig und bewegte sich träge, doch er strahlte eine gewisse Autorität aus.
Schließlich kam der kleine, fette Volus auf Jorgan zu.
„… Keuch… Da haben wir ja unseren Freund… Keuch… Wie geht es dir denn?“
Nach den Warnungen der Ärztin hätte er sich etwas anderes vorgestellt als diese Kugel auf Beinen die freundlich mit ihm redete.
„Was wollt ihr von mir?“, platzte es aus Jorgan heraus. Eigentlich hatte er das gar nicht sagen wollen, eigentlich wollte er gar nichts sagen, aber er konnte es nun auch nicht mehr ändern.
„…Keuch… Ahhh… Keuch… ein ganz direkter, was? Keuch…. Nun, das wirst du schon noch früh genug erfahren. Keuch… Ich sage nur so viel, wir benötigen deine Hilfe und deine Expertise. Keuch… mein Chef-Techniker wird dir alles Weitere erklären. Keuch… Ich gebe dir nur einen Rat… Keuch… du solltest lieber kooperieren… Keuch… glaube mir… Keuch… es wäre sehr ratsam wenn du kooperierst. Keuch… wir wollen doch nicht… Keuch… dass dir etwas passiert… Keuch… oder willst du das?“
Der Kleine war Jorgan unheimlich. Er hatte noch nicht so viele Volus gesehen. Er mochte sie auch grundsätzlich nicht. Alles Betrüger die ihr richtiges Gesicht nicht zeigen. Wie hässlich die wohl unter ihrer Maske sind?
„…Keuch… Macht ihn los!“ Die beiden Menschen kamen auf ihn zu und lösten seine Fußfesseln. Sie bedeuteten ihm ihnen zu folgen. Also stand er auf und ging hinter ihnen hinterher. Angst machte sich wieder in seinem Körper breit als er zaghaften Schrittes in Richtung Tür ging. Was wollen die bloß von mir? Warum ich? Warum jetzt? Warum hier?
Schließlich schritt er durch die Tür.

Jorgan Rumos
12.07.2010, 00:21
Tag ?, Elysium, unbekannt
Zeit: unbekannt

Jorgan folgte ‚Boss‘ und den zwei Menschen in einen langen dunklen Flur. Ihn überkam ein seltsames Gefühl. Er kannte diese Umgebung nicht, alles war so fremd. Es roch feucht und modrig, so etwas war er in seiner Zeit auf Elysium nicht gewohnt gewesen, alles war so sauber, so ordentlich, so übersichtlich. Doch hier wartete nur ein endlos scheinender Gang auf ihn. Ab und an wurde das Dunkel von einigen Lichtern durchdrungen, welche Eingänge zu anderen Räumen kennzeichneten.
„Wo bin ich hier?“ Die beiden Menschen drehten sich nach ihm um, Boss ging weiter und sah nach vorn. „Glaube mir… Keuch… es ist besser wenn du das nicht weißt. Keuch… Ich werde dich zu einem Freund von mir bringen… Keuch… ich glaube ihr werdet euch gut verstehen. Keuch… Ihn kannst du fragen was du willst.“ Die Stimme des Volus war ihm unheimlich, eigentlich wie alle Volus. Er fragte sich, warum sie mehrmals im Satz innehalten mussten um Luft zu holen. Er beschloss dies zu recherchieren, wenn ein wenig Zeit dafür war.
Sie gingen weiter den Gang entlang und blieben schließlich vor einer Tür stehen. Wie selbstverständlich positionierten sich die beiden Menschen links und rechts vor der Tür. Boss öffnete die Tür und bedeutete ihm einzutreten. Jorgan zögerte, doch die beiden Menschen sahen ihn ungeduldig an und Boss verharrte in seiner Pose. Ein peinliches Schweigen erfüllte die Umgebung. Schließlich gab man ihm einen Ruck und er betrat den Raum. Sofort besserte sich Jorgans Stimmung. Es war fast wie Zuhause. Im Raum standen Unmengen von Computern und eine Phalanx Bildschirme bedeckte eine Wand. Er sah sich staunend um. Zuhause hatte er bereits eine beachtliche Sammlung Technik angehäuft, doch die Ausrüstung in diesem Raum übertraf seine bei Weitem.
„Jake… Keuch… wo bist du, du Nichtsnutz.“ In einer Ecke des Raumes regte sich etwas. Es war ein weiterer Mensch, der sich von einer vollgemüllten Matratze erhob. Er sah noch relativ jung aus und hatte fettige, lange Haare und eine, für sein Gesicht, viel zu große Brille. Er kam in leicht gebückter Haltung auf Boss zu. „Ähh.. ich b-b-b-b-bin h-h-h-hier. W-w-was los, A-a-alter?“ Boss schüttelte den Kopf und ging auf ihn zu. “Wie oft… Keuch… habe ich dir gesagt… Keuch… du sollst mich nicht Alter nennen? Naja… egal… Keuch… ich habe hier einen neuen… Keuch… Spielkameraden für dich. Keuch… amüsiert euch. Ich lasse euch jetzt allein.“
Mit diesen Worten drehte sich Boss um verließ den Raum.
Der junge Mensch, den Boss Jake genannte hatte, richtete sich nun auf und nahm die Brille ab. „Boah, wie ich diesen Kerl hasse. Ich würde ihm am liebsten seinen Hals umdrehen… wenn ich einen finden könnte. Naja, ich bin Jake, hast du ja bestimmt schon mitbekommen, oder?“ Der Wandel des Menschen war erstaunlich, seine lingualen Fähigkeiten hatten sich schlagartig verbessert und er ging nun nicht mehr gebückt. Jorgan war verwirrt. Er hatte noch nie einen Menschen gesehen, der in solcher Geschwindigkeit eine solche Metamorphose vollzogen hatte.
Jorgan verzog das Gesicht und starrte Jake ungläubig an.
„Jaja, ich weiß was du denkst. Mach dir keine Sorgen, ich bin nicht schizophren oder irgend sowas. Ich gaukle dem Alten nur vor, dass ich ein wenig verrückt sei, dann lässt er mich in Ruhe.“
Wirklich überzeugt war Jorgan davon noch nicht und starrte ihn weiter ungläubig an. „Jetzt guck doch nicht so. Tu nicht so, als hättest du noch nie jemandem was vorgespielt.“ Vorspielen? Wovon redet der Kerl?
„Na gut, vergessen wir das. Willst du was essen? Siehst bescheiden aus.“ Er kramte in einem Berg Irgendwas und kramte etwas heraus. „Hier… nein, lieber doch nicht… das willst du nicht mehr essen. Egal. Wie heißt du?“ Jake setzte sich in einen großen Sessel und sah ihn an. Der junge war ihm unheimlich, doch er sah nicht wirklich gefährlich aus. „Jorgan… ich bin Jorgan.“ Jake sprang auf und klatschte in die Hände. „Ah… du bist das. Endlich lerne ich dich mal kennen. So lange hab ich dich schon beobachtet, nun sehen wir uns endlich mal.“ Beobachtet? Er hat mich beobachtet? War er es dessen Anwesenheit ich gespürt hatte? Nein, das kann nicht sein. Geheimagenten sehen anders aus, sind gefährlich… der Typ ist… verrückt. Aber Moment, wenn er mich beobachtet, warum hat er mich nicht erkannt? Das ergibt keinen Sinn, nein, kein Sinn, widersprüchliche Aussagen, er muss mir etwas vorlügen. „Ja, da staunst du was? Also ich hab dich nicht verfolgt oder so, ich hab dich gehackt.“
Ein sehr breites Grinsen zeichnete sich auf Jakes Gesicht ab. Gehackt? Nein, unmöglich. Unüberwindbare Sicherheitsmaßnahmen. Niemand kann mich hacken. Vollkommen unmöglich. „He he, jaja, du hast es mir nicht leicht gemacht, das gebe ich zu. Teilweise hab ich gedacht dass ich in dir meinen Meister gefunden habe. Aber zu deinem Pech bin ich das größte Genie das jemals einen Computer bedient hat. Kein System ist perfekt, obwohl deins verdammt nah dran ist… Jedes System hat eine Schwachstelle, sogar deins.“ Er saß da und grinste in Jorgans ungläubiges Gesicht. „Ich weiß du glaubst mir nicht. Aber denk doch mal nach. Wie du dich vielleicht erinnerst, wurdest du in deiner Wohnung niedergeschlagen. Dazu muss aber jemand an deinen Sicherheitssystemen vorbeikommen, und die muss jemand hacken. Et voila… c’est moi.“ Jorgan beschlich ein ungutes Gefühl. Was er da sagte ergab Sinn. War es ihm tatsächlich gelungen seine Systeme zu umgehen? Urplötzlich hatte er Angst vor diesem unheimlichen Kerl. Ist er… tatsächlich… besser als ich?
„Wie… wie hast du das geschafft?“ Jake stand auf und ging auf ihn zu, immer noch dieses unsäglich breite Grinsen im Gesicht. „Tja… das bleibt mein kleines Geheimnis. Geschäftsgeheimnis… du verstehst. Aber falls es dich beruhigt… ich habe ganze drei Monate meines Lebens damit zugebracht. Echt clever die Tür auch noch mit einer Sprengfalle zu versehen. Ich konnte den Fettsack gerade davon abhalten einfach deine Tür aufzusprengen… obwohl mir das nicht gerade leicht gefallen ist. Wie gern hätte ich diesen wunderschönen Fettfleck an der Wand bewundert, aber was soll‘s.“
Jake ging im Kreis und schaute sich um. „Hmm, du wirst ‘ne Weile hier bleiben. Also müssen wir dir noch ‘ne Matratze besorgen. Wir sollten auch besser Freunde werden, sonst wird das hier ‘ne verdammt hässliche Zeit mit uns beiden.“ Freund? Er will sich mit mir anfreunden?
Jorgan konnte nicht von sich behaupten schon oft entführt worden zu sein, doch er hatte sich so etwas eigentlich etwas anders vorgestellt.
„Was wollt ihr von mir? Warum bin ich hier?“ Jake drehte sich zu ihm um und ließ die Schultern hängen. „Hmm, immer direkt ins Gesicht, was? Komm, übers Geschäft können wir noch später reden. Setz dich doch endlich mal. Ich kenne zwar dein System mittlerweile ganz gut, doch dich selbst kenne ich noch nicht. Erzähl doch mal ein bisschen was.“
Jorgan reichte es. Nicht genug dass er entführt wurde, von seiner Arbeit abgehalten wurde, nein, jetzt sollte er auch noch sein Freund werden.
„Ich sage gar nichts bevor ich nicht weiß warum ich hier bin. Was wollt ihr von mir?“
Jake ging zur Tür und kratzte sich am Kopf. „Hmm, ich wollte das eigentlich möglichst angenehm gestalten, aber egal. Denk mal nach, vielleicht kommst du ja noch selbst drauf. Ich jedenfalls hole mir erst mal was zu essen. Man sieht sich.“ Mit diesen Worten setzte er wieder seine Brille auf und nahm seine gebückte Haltung ein. So stolperte er aus dem Raum heraus. Und ließ Jorgan allein zurück.
Das kann doch alles nicht wahr sein…

Nika Violet Duran
02.10.2010, 15:46
Tag 5, 22:09 Uhr

Elysium – Luxuriöse Wohngegend, Reichenviertel[Appartement von Charlie Lennon]

Nika drückte ihren Körper dichter an die Wand hinter sich und warf einen misstrauischen Blick auf den Abhang vor ihr. Der Anblick löste wie immer ein leicht mulmiges Gefühl in ihrem Bauch aus, es war jedoch nichts, was sie nicht schon früher erlebt hatte. Auch diesmal hatte die Attentäterin sich dafür entschieden, von außen – und zwar wirklich von außen – in das Apartment ihrer Zielperson einzudringen. Das war nun auch der Grund, wieso sie neben dem großen Panoramafenster der Wohnung lehnte. Unter ihr lediglich eine Handbreit Stahlbeton, welcher als Boden diente, mehrere dutzend Meter weiter untenr sah sie wiederum die spärlich gesäten Lichter der Fahrzeuge, die den Skyway entlang flogen; Alles im allem war es jedoch ruhig. Zwar befand die Attentäterin sich in einer der teuersten Gegenden der Innenstadt - und die Wolkenkratzer um sie herum boten einen verzaubernden Anblick - dennoch hieß das nicht, dass es gleichzeitig auch die belebteste Gegend der Stadt war. Eher im Gegenteil, das Nachtleben Elysiums, mit all seinen schimmernden Farben und dem berauschendem Lärm fand woanders statt. Hier – im Nobelviertel – blieb dagegen jeder mit seinen kleinen Drogenpartys, Sexorgien und illegalen Machenschaften lieber privat, in seinen eigenen vier Wänden.

Man kann die Sterne sehen.. Nikas feine Lippen verzogen sich zu einem erfreuten Lächeln, tatsächlich war das etwas, was sie an den Kolonien so sehr mochte: Die Verschmutzung war insgesamt wesentlich geringer und so konnte man selbst in einer Großstadt den klaren Nachthimmel bewundern. Sie verlor die Schwärmerei und Träumerei jedoch schnell wieder aus dem Sinn, als eine kalte und stürmische Windböe ihren Körper erfasste und sie fast umgerissen hätte. Reflexartig – jedoch nicht ohne eine gebührende Prise Eleganz - drückte sie sich wieder fester an Fassade. Danke Wind. Der Gedanke war gar nicht so falsch, denn fast hätte die Auftragsmörderin, beim Anblick des schimmernden Sternenhimmels, den Grund ihres Aufenthalts vergessen. Sie schloss wieder die Augen und konzentrierte sich auf die Geräusche, die aus dem Appartement drangen, gleichzeitig ließ sie sich die wichtigsten Daten noch mal durch den Kopf gehen.

Die Zielperson ist männlich, ein Mensch, einundfünfzig Jahre alt, braune Haare, blaue Augen. Er treibt aktiv Sport, hat eine Schwäche für klassische Romantik – wie ich – und bevorzugte statt einer Feder-Matratze lieber blutjunge Frauen. Er lebt seit zehn Jahren getrennt von seiner Frau, Emily Vock, mit welcher er zwei Töchter gezeugt hat. Rose Lennon, einundzwanzig Jahre alt, wohnt bei der Mutter auf Eden Prime und studiert dort Sozialwissenschaften. Jessica Lennon, vierzehn Jahre, lebt eigentlich in einem Internat auf Bekenstein, hat derzeit aber Ferien und ist für eine Woche bei ihrem Vater. - Nika machte eine kurze gedankliche Pause und nahm einen Atemzug der kalten Nachtluft. - Übrig bleibt also nur noch die Geliebte, Tamara Stern, neunzehn Jahre alt und seine derzeitige Bettgespielin, welche er aber regelmäßig zu wechseln scheint.

Sie beendete ihren mentalen Exkurs, denn die nächsten Informationen waren ihr mehr als geläufig. Der Name des Mannes - der Zielperson - war Charlie Lennon, viel wichtiger war jedoch: Er ist der Vize-Präsident des Waffenherstellers Jormangund Technology. Genau deshalb sollte er sterben. Präziser: Cerberus hatte seiner Firma einen Gefallen getan, indem sie den Frachter Edeko sabotierten, der zur Flotte des turianischen Herstellers Haliat Armory gehörte. Durch den Verlust war die turianische Firma gezwungen, einige ihrer wertvollsten Verträge zu brechen, welche anschließend an Jormangund Technology übergingen. Sowohl Teile des Gewinns, als auch daraus resultierende Forschungsergebnisse sollten als Gegenleistung an Cerberus übergeben werden. Leider weigerte sich der Präsident von Jormangund Tech. nun, sich an diese Abmachung zu halten. Sein Vize-Präsident und dessen Familie sollten deshalb benutzt werden, um eine deutliche und letzte Warnung auszusprechen.

Das alles waren Informationen, die Nika entweder selber herausgefunden, oder aber durch ihren Operative zuvor erhalten hatte, doch all dies schien jetzt unwichtig zu werden. Sie befand sich geschätzte vier Meter vom Ziel entfernt und wartete lediglich auf den richtigen Augenblick. Der Vize-Präsident hatte sich vor zwei Stunden mit seiner kleinen Freundin, Tamara, in das Schlafzimmer zurückgezogen, nachdem sie sich zuvor im Wohnzimmer ein entspanntes Dinner und ein wenig Vorspiel gegönnt hatten. Nika dagegen wartete insgesamt seit knapp vier Stunden auf den kleinen Vorsprüngen, die sich um die Außenfassade des Wolkenkratzers zogen, darauf, dass sich das Paar irgendwie trennte. Zwar wären beide auf einmal mit Sicherheit kein Problem für die Attentäterin gewesen, aber sie bevorzugte es dennoch, Personen einzeln auszuschalten. Im schlimmsten Fall dauerte das nur etwas länger, ersparte einem aber eine Menge Ärger, wenn man dadurch die Auslösung eines Alarms oder etwas ähnlichem verhindern konnte.

Inzwischen fing sie jedoch an daran zu zweifeln, ob die beiden Turteltäubchen sich je trennen würden. Zwar konnte sie durch die verdunkelte Panoramascheibe des Schlafzimmers nicht sehen, was drinnen geschah, aber sie konnte es – dank des einen Spalts breit geöffneten Fensters - hören. Und alles in allem klang es danach, als würde das Mädel darin die Erfahrung und grobe Art des viel älteren Mannes ausgiebig genießen. Möglicherweise spielte sie ihm aber auch nur was vor – immerhin hatte er Geld und wenn er zufrieden und sein Ego bestätigt war, würde von diesem Geld wahrscheinlich auch mehr für sie abspringen.

Der Mann ist alt, gibt der nicht irgendwann mal den Geist auf? Nika entschied sich, noch eine weitere halbe Stunde ab zu warten. Hätte sich an der Situation bis dahin nichts verändert, würde sie wie geplant in das Haus eindringen und notgedrungen beide Personen gleichzeitig ausschalten. Durch die Ablenkung ihrer Tätigkeiten würden das Paar dann wahrscheinlich ohnehin nicht zeitgerecht reagieren können.

Uhrzeit: 22:11

Nika Violet Duran
02.10.2010, 22:32
Elysium – Luxuriöse Wohngegend, Reichendistrikt[Appartement von Charlie Lennon]

Uhrzeit: 22:26

Nika hatte die Arme fest um ihren Oberkörper geschlungen und lehnte mit gesenktem Kopf an der Gebäudefassade. Wandte sie den Blick nach rechts, hätte sie lediglich wieder die schwarzen Schlafzimmerscheiben gesehen, während zu ihrer linken die riesigen Fenster zwar klar waren, aber nur das leere Wohnzimmer zeigten. Die Attentäterin musste sich also noch immer rein auf ihr Gehör verlassen, um die Lage und Position der zwei Menschen in dem Appartement einschätzen zu können.
Zu ihrer Erleichterung geschah nun jedoch auch endlich mal was, wenn auch nicht viel: Die Laute des Paares waren abgeebbt und es folgte eine ungewöhnliche Stille. Entweder waren beide eingeschlafen, machten eine Pause oder sie hatten es so sehr übertrieben, dass sie vor Erschöpfung verendet waren. Auf Grund der Dauer des Liebesspiels, ging Nika jedoch zumindest nicht vom letzteren aus. Auch, dass der einundfünfzigjährige Mann sich zu viel abverlangt und sich dadurch einen Herzinfarkt oder dergleichen eingehandelt hatte, hielt sie für unwahrscheinlich - denn in dem Fall hätte sein Betthäschen sicher geschrien. Außerdem hätte es ihren Auftrag ruiniert, etwas, was extrem unerfreulich gefunden hätte.

Der Attentäterin blieb letztlich nur eine Wahl um rauszufinden, was vor sich ging. Sie warf einen erneuten, prüfenden Blick in das Wohnzimmer, würde jemand diesen Teil der Wohnung betreten, hätte er es leicht, sie zu erkennen. Um in das Gebäude einzudringen musste Nika zwangsläufig an dem Panoramafenster entlang schleichen, welches im Grunde die gesamte Südseite des Appartements ausmachte. Keiner der drei Bewohner, Charlie, Tamara oder gar Jessica - die Tochter, die sich vermutlich in ihrem Zimmer eine Etage höher rumtrieb -schien jedoch Interesse daran zu haben, quer durch das Appartement zu rennen und so entschied sie sich, das Risiko – das sie ohnehin auf sich nehmen musste – einzugehen. Jetzt oder nie.

Nika schlich vorsichtig und geübt den Vorsprung entlang, die Höhe in der sie sich befand und das Wissen, dass sie keinerlei Sicherung hatte, wenn sie abstürzen würde, verursachten das übliche, starke Herzklopfen, beeinträchtigten aber nicht ihre Konzentration. Wie einige Male zuvor ging alles gut und schließlich schwang sie sich über die Brüstung eines großen Balkons, der direkt an das Wohnzimmer angrenzte. Wieder spähte sie in das Innere der Wohnung, doch noch immer rührte sich nichts. Während ihr Blick weiter aufmerksam auf der Umgebung blieb, ging sie in die Hocke und öffnete zielgenau eine der kleinen Taschen an ihrem Tragesystem.
Einen Liedschlag später zog die Attentäterin die noch immer blutverschmierte Universall-Zugangskarte des Gebäudetechnikers – oder auch Hausmeisters – über das elektronische Schloss der Balkontür, die wie der Rest der Wand aus Glas bestand. Ohne Probleme zu machen ließ sich diese nun öffnen und dank der modernen Technik und denn immer bequemer werdenden Ansprüchen der Reichen – das alles perfekt sein musste – erzeugte die Tür an sich kein einziges Quietschen. Dennoch würde jemand, der das Wohnzimmer nun betrat, die Attentäterin noch immer direkt bemerken, wenn er nicht grade blind oder unglaublich dumm war.

Zum Glück tat dies aber weiterhin niemand und so entschied Nika sich - mit einer Hand immer am Griff ihrer Pistole - dazu, in die Wohnung einzusteigen. Das Rauschen des Windes, welche durch die nun geöffnete Tür in die Zimmer drang, ging unerwarteter Weise in der klassischen Musik unter, die das zuvor veranstaltete Dinner wohl untermalen sollte. Sekunden später war die Tür aber auch schon wieder verschlossen und niemand schien das Eindringen einer fremden Person bemerkt zu haben. Diese lauerte jetzt in geduckter Haltung an Ort und Stelle und atmete ruhig. Gelassen. Professionell. Wie immer nun mal.

Ironischer weise trug die Atmosphäre in der Wohnung sogar noch dazu bei: Das stark gedimmte und dennoch warme Licht, sowie das melodische Piano-Spiel, das irgendwo aus den Boxen in den Wänden drang. Beides Dinge, die die Auftragsmörderin mochte. Überhaupt war sie eine eher klischeehafte Romantikerin: Sie liebte Spazierginge unter dem Sternenhimmel, Dinner im Kerzenschein und – nun ja, so nannten es die Leute nun mal – den Blümchensex, der meist danach kam.

Derzeit rührte sich in ihr aber kein Interesse an irgendwas davon, ihr Blick lag präzise und scharf auf dem kleinen Durchgang, der vom Wohnzimmer direkt in das Schlafzimmer führte. Nika richtete sich vorsichtig auf und ging langsam zwischen einer Bar und einem hölzernem Esstisch hindurch und vorbei an der weinroten Ledercouch, wobei der schwarze Teppich ihre ohnehin feinen Schritte perfekt dämpfte.
Die Tür zum Schlafzimmer stand offen und so konnte sie nun problemlos, klar und vor allem alles hören, was im innern vor sich ging. Jedoch erst, nachdem sie ihre Gedanken an die Tochter verschwendet hatte: Wäre diese in den letzten fast drei Stunden runter gekommen, hätte sie höchstwahrscheinlich mitbekommen, wie ihr Vater sich grad mit einem Mädchen amüsierte, welches sogar noch jünger als ihre ältere Schwester war. Entweder hat er sie in ihrem Zimmer eingeschlossen oder sie ist gar nicht hier, das würde alles unnötig verkomplizieren.. oder er ist einfach nur ein Perverser, dem es vollkommen egal ist. Nika hoffte inständig, dass es die erste oder die letzte Variante war, konzentrierte sich dann aber auf das, was in dem Schlafzimmer geschah.

Zuerst wurde Tamaras Kichern immer wieder von flüchtigen Küssen unterbrochen, bis dies dann schließlich aufhörte und man die flüsternden Stimmen der Beiden vernehmen konnte. „Bleib doch noch..“ „Nein, das geht nicht, ich muss nach Hause, meine Eltern würden ausflippen, wenn sie wüssten das mein Bruder jetzt seit fast fünf Stunden alleine ist..“ – die junge Frau kicherte plötzlich, der Grund blieb Nika aber verborgen, da sie lediglich lauschte. – „Lass das!“ „Komm schon..“ „Du benimmst dich wie einer dieser frühreifen Idioten ..“ scherzte sie als Antwort, dann war eine eindeutige Geräuschkulisse zu hören: Eine der beiden Personen stieg aus dem Bett. „Ich geh nur noch eben duschen, dann fahr ich heim.. aber wir treffen uns Morgen doch sicher wieder..“ Jetzt geh schon. Nika ließ den Griff von ihrer Pistole ab, in ihr baute sich nun eine gewisse Spannung an, immerhin konnte es sich nur noch um Augenblicke handeln, bis die Beiden sich endlich mal trennten. Auch wenn es nur eine Tür war, die dann zwischen ihnen liegen würde.
Laut den Plänen, die sie ebenfalls beim Hausmeister gefunden hatte, verfügte das Appartement über zwei Duschen, eine in der ersten Etage, welche vermutlich die war, die die Tochter immer benutzte und eine, die direkt und exklusiv an das Schlafzimmer des Vaters angebaut war. Wenn Tamara dieses benutzen würde – und die Wahrscheinlichkeit lag schlichtweg bei neunundneunzig Prozent – dann wäre das der perfekte Augenblick.

Genau das tat sie nach einer knappen Minute auch. Das Geräusch der sich öffnenden Badezimmertür erklang genau ein Mal, was für Nika bedeutete, dass sie diese offen ließ. Nach einem gut gelauntem „Und komm nicht auf dumme Ideen!“ verschwand die Geliebte dann offenbar in der Duschkabine. Der nächste Laut war ein männliches, zufriedenes Seufzen, wobei es auch nur dabei blieb. Die Auftragsmörderin ging wieder – an der Wand lehnend – in die Hocke und warf dann einen vorsichtigen Blick in das Zimmer.

Die Zielperson lag auf dem Bett, blickte jedoch mit gierigem Blick in Richtung des Badezimmers. Zwischen ihm und dem Objekt seiner Begierde lagen geschätzte sieben Meter, zwischen ihm und seiner baldigen Mörderin allerdings nur gute fünf. Lennon bewegte sich plötzlich und im selben Moment, in dem Nika sich in das Zimmer schleichen wollte, rollte er sich zur Bettkante und stand auf. Die Attentäterin verzog kurz das Gesicht, als sie den unbekleideten, für ihren Geschmack viel zu alten, Mann sehen musste. Da er ihr jedoch den Rücken zugewandt hatte, blieb ihr das schlimmste erspart. Im Grunde hätte nichts besseres passieren können, denn nun war das Ziel dem Badezimmer zugewandt, was bedeutete, dass Nika auch weiterhin freie Sicht auf seinen Rücken hatte. Sie nutzte die Gelegenheit schamlos aus und huschte unbemerkt, aber schnell, in das dunkle Zimmer – die einzige Lichtquelle war der Schein der Lichter im Badezimmer.

Die Schritte der Auftragsmörderin wurden schnell größer, allerdings kaum lauter, zwar war der Boden hier wieder edles Holz und dementsprechend Attentäter-Unfreundlich, dafür gab das Rauschen der Dusche ihr diesmal Deckung. Der ungeschützte Rücken der ahnungslosen Zielperson kam in Sekundenschnelle näher, selbst als Nika eines ihrer Messer aus der Halterung an ihrem Gürtel zog und nicht mal mehr einen Meter von ihm entfernt war, bemerkte Lennon sie nicht. Das wird einfach.
Rein theoretisch hätte die vierundzwanzig jährige Frau im Nahkampf keine Chance gegen einen achtzig Kilo schwereren, sportlichen und zwei Köpfe größeren Mann gehabt. Das galt aber auch nur, wenn er genauso gut ausgebildet war, sie sie selbst.
Davon abgesehen, dass Charlie Lennon – ein lebenslanger Bürohengst - das höchstwahrscheinlich nicht war, hatte er oben drein noch den unglücklichen Nachteil, dass Nika den Überraschungsmoment und das Kampfmesser auf ihrer Seite hatte.

Der Mann befand sich keine zwei Meter mehr von der Dusche – und somit seiner Geliebten, mit der er vor ihrer Abreise vermutlich nur noch mal Spaß haben wollte – entfernt, als Nika direkt hinter ihm zum stehen kam.
Den Schwung und die Energie, die sie bei ihrer schneller werden Annäherung gesammelt hatte legte sie fast vollständig in ihren rechten Arm - und somit in die Klinge des Messers. Den linken Arm dagegen schwang sie zeitgleich von hinten um seine Brust und drückte so den Körper fest an sich – und somit in die Klinge. Das ganze Manöver war eine einzige, fließende Bewegung, die Nika sich während ihrer Ausbildung und auch in realen Einsätzen einverleibt hatte. So musste sie zwar teilweise direkten Körperkontakt mit dem Opfer eingehen, dafür konnte sie ihr Messer aber auch effektiv einsetzen und behielt durch das Umschlingen mit dem linken Arm zusätzlich noch die Kontrolle. Auch diesmal bewies sich das Vorgehen als effektiv. Die Spitze der Klinge drang mühelos zwischen den Schulterblättern ein und zerschnitt die gebräunte Haut und die trainierten Muskeln. Erst ab da an gab es einen wirklichen Widerstand, welcher durch einen kräftigen Stoß gebrochen wurde. Das Messer glitt einen halben Zentimeter an einem Rückenwirbel herab, dann ließ es sich mit einer weiteren Portion Kraftaufwand wieder tiefer in den Körper, und zwischen zwei Wirbel, schieben. Ein letzter, kraftvoller Ruck nach unten resultierte in einem zweiten Knacken.

Der Körper in ihrem Halt entspannte sich schlagartig und Nika stolperte absichtlich mehrere Schritte nach hinten, dann drückte sie die Leiche von sich weg und ließ sie gleichzeitig kontrolliert auf das Bett plumpsen.
Der Mann - Charlie Lennon - hatte während seines Todes nicht einen wirklichen Ton von sich gegeben, sondern lediglich ein geschocktes Stöhnen. Seine letzten Sekunden im Universum waren scheinbar zu schnell vorbei gewesen, als dass er tatsächlich etwas hätte realisieren können. Genau dieses Gefühl hatte zumindest seine Mörderin. Die eigentlich umfassenden Handgriffe, das Annähern und die Messerarbeit selbst kamen Nika wie ein winziger Liedschlag vor – alles war vorbei, bevor man es überhaupt mitbekommen hatte. Anders war es für sie dagegen, wenn sie sich selbst in Gefahr befand, da lief plötzlich alles eigenartig langsam.

Mit einem flüchtigen Blick auf die Leiche verabschiedete sie sich jedoch von der Überlegung, wie schnell Charlie seinen Tod wohl erlebt hatte. Der Körper lag halb auf dem Bett und das Messer steckte noch immer im Rücken, die Attentäterin beließ es aber vorerst dabei und zog stellvertreten ihre Pistole. Immerhin galt es noch zwei weitere Personen in diesem Appartement zu töten, auch wenn das Betthäschen Tamara eigentlich nur ein Störfaktor war, der eher zufällig beseitigt werden musste. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Das uralte Zitat ging Nika kurz durch den Sinn, als sie das Badezimmer betrat.

Tamara war noch immer in der Dusche und trotz der angeschlagenen Glasscheiben der Kabine konnte man die Umrisse ihres schlanken Körpers fast noch problemlos erkennen. Vermutlich war es also kein Wunder, dass ihr Liebhaber sich davon angezogen fühlte, wie eine Motte vom Licht. Es verging ein kurzer Augenblick, denn Nika untätig im Badezimmer stand, dann hob sie ihre schallgedämpfte Phalanx an – die einzige Schusswaffe, die sie für diesen Auftrag mitgenommen hatte – und zielte sorgfältig auf die Umrisse des Kopfes. Der Abzug der Waffe war schon fast ganz gespannt, als Tamara plötzlich, über das Rauschen der Dusche hinweg, etwas sagte. „Sag mal, was ist eigentlich mit deiner Tochter? Du hast sie doch weg geschickt, oder?“ –Weggeschickt? Ich habe nicht gesehen, wie sie das Appartement verlassen hat. Sie müsste oben sein. Die Stille war der anderen Frau offenbar Antwort genug und plötzlich hörte man sie wieder leise und verspielt auflachen, gleichzeitig klang sie aber auch ein wenig empört. „War sie etwa die ganze Zeit da?!“

„Ich hoffe es doch.“ Nika antwortete deutlich und spannte ihren Körper wieder an, erneut zielte sie auf Tamaras Kopf, welche nun erstarrt in der Dusche stand. Sie schien von der Tatsache, dass ihr grade eine andere Frau geantwortet hatte, vollkommen überumpelt zu sein und hatte es noch immer nicht wirklich realisiert, als der erste gedämpfte Schuss fiel. Die Kugel riss ein präzises Loch in die Glaswand, welche ansonsten aber hielt, und schlug direkt danach in das Gesicht des dahinter stehenden Menschen ein. Der Kopf, als auch der Körper, wurden nach hinten gerissen und während Tamara leblos in der Kabine zusammenbrach, zeichneten sich dutzende Blutspritzer innerhalb der Glaskabine ab. Die rote Flüssigkeit lief in feinen Linien an den angeschlagenen Scheiben herab und verdünnte sich dabei immer mehr mit dem Wasser, je tiefer sie lief.

Nika öffnete zur Sicherheit die Kabine und fand genau das wieder, was sie wieder finden wollte: Ein akkurates Einschussloch in der Stirn der jungen Frau. Ihr Gesichtsausdruck war vollkommen leer, was bedeutete, dass sie nicht mal Zeit hatte einen Schock zu bekommen – wie etwa der zuvor beseitigte Vize-Präsident. Die Auftragsmörderin nahm einen kurzen Atemzug und entspannte ihren Körper dadurch wieder, dann schloss sie die Kabine und ging die wenigen Schritte zurück in das Schlafzimmer.
Das Risiko, dass ein deplatzierter Schuss die duschende Tamara hätte alarmieren können, war nun nicht mehr gegeben – denn es gab nur noch eine tote Tamara, keine duschende mehr - und somit entschied die Auftragsmörderin sich, absolut auf Nummer Sicher zu gehen. In ihrer Karriere hatte sie Menschen bereits die augenscheinlich schlimmsten Verletzungen überleben sehen und sie wollte um jeden Preis verhindern, dass ausgerechnet das wichtigste Ziel des Einsatzes wegen eines solchen Wunders überlebte. Nach dem sie das Messer schwungvoll aus dem Rücken der männlichen Leiche gezogen hatte, schoss sie dieser mit der Phalanx in den Hinterkopf, um das Auftreten eines eben solchen unnötigen Wunders zu unterbinden.

Das Bettlacken färbte sich binnen weniger Sekunden rot, ansonsten änderte sich an der Szenerie jedoch nichts. Bleibt nur noch Jessica Lennon, wenn sie denn da ist. Nika wischte das zuvor benutzte Kampfmesser kurz an einem noch sauberen Teil des Bettlackens ab, bevor sie es wieder in der Halterung verschwinden ließ und sich aus dem Schlafzimmer des Appartements entfernte. Es gab nun keinen echten Grund mehr, irgendwelches Augenmerkt auf vorsichtiges Schleichen zu legen, denn selbst wenn die Tochter des Hauses sie erwischen würde, war die Chance, dass sie schneller reagierte als die Attentäterin hoffnungslos gering.

Statt des Rauschens des Duschwassers drang nun wieder das romantische Piano-Spiel in ihren Ohren, diesmal gönnte sie sich aber keinen Augenblick, um die verführerische Atmosphäre zu genießen, sondern marschierte gradewegs auf die Wendeltreppe zu, die sich abseits des großen Raumes befand und in die höhere Ebene des zweistöckigen Appartements führte.

Der obere Bereich war vergleichsweise klein, wenn auch nicht weniger vornehm ausgestattet – wie Nika herausfand, als sie den Flur am oberen Ende der Treppe betrat. Statt des eher dunklen Materials, welches man im Wohnzimmer auffand, war der Flur hier grau und relativ farblos, was aber gut an dem ausgeschalteten Licht liegen konnte. Laut Lageplan gab es hier vier Räume: Ein Badezimmer, ein Arbeitszimmer und zwei Zimmer, die der Tochter gehörten. Die Auftragsmörderin entschied sich logischer Weise dazu, zuerst das nächstgelegenste dieser Zimmer zu überprüfen. Sie stellte sich – wie zuvor beim Schlafzimmer – neben den Türrahmen, allerdings bestand der Unterschied diesmal darin, dass sie die Tür selber öffnen musste. Da das Mädchen aber wohl kaum damit rechnete, dass jemand auftauchen würde um sie zu erledigen, war jedoch kein Risiko vorhanden. Mit einem leisen Surren glitt die elektronische Tür auf, Nika machte einen lockeren Ausfallschritt und betrat dann auch sofort das Zimmer. Innerhalb der ersten paar Sekunden stellte sie allerdings ernüchternd fest, dass der Raum leer war. Bis auf das große, ungemachte, Bett, die unzähligen Klamotten, die wild über den Boden herum verteilt lagen und den Kleiderschrank zumindest. Begleitet von einem leisen Seufzen verließ sie das erste Zimmer von Jessica wieder und näherte sich mit leichten Schritten der nächsten Tür. Von außen gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass sich jemand in dem Raum befand, was durch die vollkommen abgedichteten Räume der modernen Wohnungen aber auch kein Wunder war, denn diese verhinderten beispielsweise auch, dass irgendein Lichtschein unter der Türschwelle hindurch fallen konnte.

Wie zuvor auch aktivierte Nika den Taster und wieder ertönte das elektronische Surren, als die Tür zur Seite hin einfuhr. Diesmal gab war aber etwas Entscheidendes anders: Mit jedem Zentimeter, den die Tür in der Wand verschwand, wurde der schwache Lichtschein, der aus dem Inneren des Raumes in den Flur fiel, deutlicher. Die Attentäterin betrat mit einer schnellen Bewegung das Zimmer, wurde von dem Anblick, der sich ihr bot, dann aber für den Hauch eines Moments überrumpelt.

Passender hätte das Zimmer eines vierzehnjährigen Mädchens wohl kaum aussehen können, an den Wänden befand sich ein Hologramm nach dem anderem, welche alle irgendwelche Bandnahmen, Symbole oder einfach beliebige Stars aus Filmen und Serien darstellten. An der gegenüber liegenden Seite befand sich eine große, mit allem möglichen Zeug, vollgestopfte Schrankwand, direkt neben der Tür dagegen stand eine Couch – deren Sitzfläche wiederum unter diversen Klamotten verschwand. Dem Tisch davor erging es ähnlich, nur dass es sich statt um Klamotten um schmutziges Geschirr handelte.

Nikas wirkliche Aufmerksamkeit galt allerdings Jessica, dem Mädchen, welches zusammengesunken vor dem großen, weißen Schreibtisch saß, auf dem auch die Tischlampe stand, die für das die spärliche Beleuchtung sorgte. Der Kopf der Jugendlichen lag schlaf auf der Tischplatte und wurde von den langen, herabfallenden braunen Haaren fast vollständig umhüllt. Um das Mädchen herum lagen diverse Bücher, deren Titel und Themen die Attentäterin erst lesen konnte, als sie näher gekommen war. Einführung in die Analysis.. das ist mehr, als ich je gelernt habe.
Nika kam kurzerhand zu dem Entschluss, dass ihr Ziel beim Lernen eingeschlafen sein musste. Der junge Körper bewegte sich regelmäßig und auch die leisen Atemzüge der Jugendlichen waren zu hören. Unter ihrem Kopf verbargen sich ein paar zerknitterte Blätter, auf denen irgendetwas über die Vollständige Induktion niedergekritzelt war.

Für die Auftragsmörderin waren das aber alles Details, die sie nicht zu interessieren brauchen. Sie warf nochmals einen Blick durch das unaufgeräumte Zimmer, dann setzte sie den Lauf ihrer Pistole an den Schädel der schlafenden Jugendlichen.

Uhrzeit: 22:38

Nika Violet Duran
03.10.2010, 22:31
Elysium – Luxuriöse Wohngegend, Reichendistrikt[Appartement von Charlie Lennon]

Augenblick. Nikas Blick huschte von den Mathematik-Büchern zu einem der Bilder, die ebenfalls auf dem Schreibtisch standen. Abgebildet war das aktuelle Ziel, Jessica Lennon, zusammen mit dem Rest der Familie, Charlie, Emily und Rose. Das könnte sich wirklich lohnen.. Nach dem die Attentäterin das Bild mit der Familie, in deren Hintergrund irgendeine Art von Urwald zu sehen war, einige Sekunden angestarrt hatte, ließ sie die Phalanx sinken. Jessica schlief derweil weiter und das einzige, was sie zu der ganzen Sache abgab, war ein leises, regelmäßiges Atmen. Die Mörderin neben ihr hingegen steckte die Pistole wieder zurück in den Holster, lehnte sich an die Schreibtischkante direkt neben ihrem Opfer und zückte ihren PDA. Es folgte noch ein letzter Kontrollblick zu der elektronischen Tür, mit dem Fokus auf das leicht zu manipulierende Schloss, dann begann sie, eine Nachricht an ihren leitenden Operative zu verfassen.

Habe den Vize-Präsidenten erledigt und befinde mich nun bei seiner Tochter. Sie schläft und stellt kein Risiko dar, ich könnte sie problemlos in ihrem Zimmer einschließen. Möglicherweise wäre das eine effektivere Taktik, als sie umzubringen, wenn wir dem richtigen Präsidenten deutlich machen, dass seine Kinder nicht so viel Glück haben werden?

Ich warte fünf Minuten auf eine Antwort, dann führe ich den Auftrag wie abgesprochen aus.

Nach einmaligem Kontrolllesen schickte die Attentäterin die Nachricht ab, verschränkte die Arme locker vor ihrem Körper und schaute sich weiter um. Das Gerät behielt sie dabei durchgehend in der Hand, um den Vibrationsalarm auf keinen Fall zu verpassen. Während das Ziel neben ihr weiterhin friedlich vor sich hin schlummerte, und sich somit wenigstens in ihren Träumen nicht mit so etwas skrupellosen wie der Mathematik abgeben musste, dachte Nika über das eben gesendete nach.

Dies war einer der Dinge, die Cerberus für sie von diesem inkompetenten Verein, der sich System Allianz nannte, unterschied: Sie, als Agentin, hatte eine gewisse Handlungsfreiheit, die von den meisten Operatives auch respektiert wurde. Ein Agent der Allianz dagegen hätte jetzt einfach – wie ein dressierter Hund – seine Befehl befolgt, ohne selber nachzudenken. Und selbst wenn er seinen Vorgesetzten über eine sinnvolle Alternative informiert hätte, wäre dieser nur ausgerastet, hätte sein Ego aufgepumpt wie eine hässliche Kröte ihren Körper und geantwortet: Sie haben ihre Befehle! Quark!

Die reine Vorstellung einer fetten Kröte in Allianz Uniform und mit Offiziers– oder sogar Admiralsabzeichen auf der Schulter und Brust, zwang die Attentäterin zu ein flüchtigen und schnell unterdrücktem Lachen. Ganz so extrem, wie das in ihrem Kopf existierende Bild, waren viele in der System Allianz zwar nicht, und das war ihr notfalls auch klar, aber eine Meinung behielt sie dennoch: Die Angehörigen der Allianz waren allesamt dressierte Hündchen, die nur kläfften, aber nie bissen und ihr einziges Interesse war es, sich an die Füße ihrer Besitzer zu kuscheln.
Nika war einmal mehr froh, dass sie zu den wilden Hunden gehörte. Denen die zubissen. Die ihr Revier und ihr Rudel verteidigten. Die einem Feind die Kehle herausreißen würden, wenn er sich mit ihnen anlegte: Zu Cerberus. Einer Organisation, die das Universum für jeden Menschen zu einem sichereren, besseren und wertvolleren Ort machen würde. Selbst wenn die Kosten dafür hoch und manchmal auch schwer zu verstehen waren.

Die stolzen Gedanken der Agentin schwelten schlagartig ab, als ein einzelnes Vibrieren ihres PDAs sie wissen ließ, dass jemand ihr eine Nachricht gesendet hatte. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet zusätzlich, dass nun circa drei Minuten vergangen waren. Jessicas Zustand war dennoch unverändert und so widmete sich die Attentäterin der Nachricht, die wie erwartet von ihrem Operative stammte.

Der Vorschlag ist gut und nachvollziehbar, dass Sie drauf gekommen sind ebenfalls, aber der Präsident hat keine Kinder. Der gewünschte Effekt würde also ausbleiben. Machen Sie es einfach schnell und schmerzlos. Für sich und das Kind.

Die Schwester und die Mutter sind bereits ausgeschaltet worden, Sie tun der Kleinen somit wohl auch einen Gefallen.

Nika las die Nachricht zweimal durch. Das erste Mal ganz normal, wie jeden Text auch, das zweite Mal jedoch langsamer und sorgfältiger. Der Grund dafür war nicht, dass sie mit dem Inhalt oder irgendeiner Aussage des Operative nicht zufrieden war, sondern lediglich, dass sie sicher gehen wollte, alle Informationen korrekt verstanden und gelesen zu haben. Ein, in Hektik übersehenes, Wort konnte immerhin fatale Folgen haben. Nach wenigen Sekunden verpackte sie den PDA wieder in einer ihrer Taschen und stieß sich sachte von dem Tisch ab. Das vorgeschlagene Vorgehen erwies sich als unnütz. Nikas Absicht war es aber von Anfang an nicht, einen Weg zu finden, wie sie das Mädchen am Leben lassen konnte; Sie suchte ausschließlich nach der optimalen Lösung ihrer Mission und aller Vorteile.

Im Endeffekt.. – Nika betrachtete kurz das Familienfoto, dann schwenkte ihr Blick zur schlafenden Jessica - Du kannst von Glück sagen, dass ich es bin, die dich umbringt. Sie wusste, wie es um den Rest der Familie aussah, was sie in ihrer Meinung in gewisser Weise bestärkte. Der Vater lag eine Etage tiefer in seinem eigenen Blut und Die Mutter und die ältere Schwester, die sich beide auf Eden Prime befanden, waren, wie sie nun erfahren hatte, ebenfalls bereits tot.

Es bestand aber ein Unterschied zwischen den beiden Schauplätzen: Bei Nikas konnten die Leichen später noch an Hand von Fotos identifiziert werden. Die andere Cerberus Agentin würde vermutlich nur zwei zerrissene Körper oder einen einheitlichen Brei aus Fleisch, Innereien und Knochen übrig gelassen haben, so dass höchstens eine DNA-Analyse die Opfer bestimmen konnte. June Terra. Der Name erzeugte einen hauchfeinen Schauer auf ihrem Rücken, denn Nika kannte sie bereits aus der Ausbildung, die sie beide gemeinsam gemeistert hatten. Die Frau war eine blutgeile und grausame Bestie, vermutlich war sogar ihr Aussehen eines der ersten Opfer gewesen, dessen Haut sich diese Bestie dann einfach übergezogen hatte – um damit ahnungslose Männer und Frauen in ihr verderben zu locken.

Bei der Sache bleiben. Was June tut, muss mir im Augenblick egal sein. Inzwischen stand die Attentäterin hinter Jessica. Sie hatte sich entschieden, auf den Kopfschuss zu verzichten, es gab immerhin noch andere schnelle und schmerzlose Methoden, einen Menschen umzubringen. Zudem hatte die Erinnerung an die Blutbäder, die ihre Kollegin Terra anrichten konnte, ihr die Lust auf herumfliegende Schädelsplitter und Hirnmasse genommen. Nika beugte sich vorsichtig nach vorn, denn rechten Arm legte sie sachte um die Schultern der Jugendlichen, die linke Hand dagegen platzierte sie an ihrer Stirn. Langsam und behutsam zog sie den Körper dann nach hinten, so dass das Mädchen im Grunde aufrecht, beziehungsweise an die Rückenlehne gestützt, in dem Stuhl saß.
Mit einer zarten Berührung wischte sie der Kleinen die langen Haare aus dem Gesicht. Die rechten Finger strichen nun vorsichtig über die reinen Wangen, bevor sie sich in einem festen Griff am Kinn anspannten. Die linke lag nun wiederum am Hinterkopf des Mädchens.

Ruckartig spannte die Attentäterin ihre Muskeln an und der tödliche Griff schnappte zu. Jessica schreckte zwar verwirrt auf, konnte jedoch nicht weiter reagieren. Der Kopf des jungen Mädchens verdrehte sich blitzartig und unnatürlich weit nach rechts. Das unverkennbare Knacken der Halswirbel wurde mit jedem Zentimeter, denn der Schädel sich weiter verschob, makaberer. Wieder einer dieser Momente, die einem wie ein Liedschlag vorkamen, aber doch ewig dauern konnten. Nika ließ den leichten Kopf los, woraufhin der Körper unmittelbar zusammensackte und nach vorn kippte, durch den tödlichen Genickbruch schlug das Mädchen nicht mit der Stirn, sondern mit der linken Schläfe auf der Tischkante auf. Erneut fielen ihr die langen, braunen Haare ins Gesicht und ließen so nur erahnen, wie die Augen der Jugendlichen wohl in ihrer letzten Sekunde im Leben ausgesehen haben mochten. Hätten die Arme nicht leblos herabgebaumelt, hätte ein Beobachter meinen können, die Tote würde nur schlafen.

Nika hakte Jessica Lennon von ihrer geistigen Liste ab und holte erneut ihren PDA hervor, während sie sich von der Leiche abwand und das Zimmer verließ verfasste sie eine eindeutige und simple Nachricht: Habe alle Ziele beseitigt, wie geht’s weiter? und schickte diese ab. Unter gewöhnlichen Umständen hätte sie jetzt damit begonnen, die Wohnung leer zu räumen oder zu demolieren, möglicherweise sogar damit, die Leichen noch etwas zuzurichten. Im Endeffekt einfach alles, um die Behorden - in diesem Fall E-Sec - auf die falsche Spur eines Raubmords, Vergewaltigung, Hassverbrechens oder eines eifersüchtigen Partners zu lenken. Dies widersprach hier aber dem Sinn der Mission, der Präsident von Jormangund Technology sollte wissen, was auf ihn zukam und keine Chance haben, sich irgendwelcher Ausreden hinzugeben - davon hing zu viel ab. Außerdem war E-Sec ohnehin mit den restlichen zehn Morden, die irgendwo anders in der Stadt wahrscheinlich grad geschehen waren, überlastet.

Inzwischen war die Attentäterin wieder im Erdgeschoss des Appartements angekommen, ihr Blick huschte zwar kurz über die gemütliche und verlockende Einrichtung des Wohnzimmers und die noch immer spielende Musik lied grade zu dazu ein, sich in verträumten Fantasien zu verlieren, dennoch siegte diesmal die Auftragsmörderin in ihr: Sie verließ die Wohnung ganz simpel und gewöhnlich durch den Haupteingang.

Uhrzeit: 22:43

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