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Balak Hod'or
26.09.2008, 16:57
Im Westen der Omega befindet sich eine der größten Industrieanlagen des Planeten, von denen es aufgrund der willkürliche gesetzten Struktur Omegas noch viele weitere gibt, von jedoch kleinerem Ausmaße.
In den Anlagen befinden sich zum größten Teil Fabriken Industrieller, die Massenware produzieren, weitere Produktions- und Weiterverarbeitungsstätten und zahlreiche Lagerhäuser. Die Fabriken sind zumeist von den Besitzern durch Privat Armeen gesichert, Anschläge auf Gebäude innerhalb der Konkurrenz sind jedoch genau so häufig, wie eventuelle Straßenkämpfe der Banden und Fabrikbesitzer. Einige Banden haben sich in den Lagerhäuser der Anlage niedergelassen, und nutzen die Lage um direkt auf die Industrie zu wirken oder um sich einfach nur zu verstecken. Wem die Gebäude gehören, ist nicht immer leicht zu sgaen, da manche ihren Besitzer wöchentlich wechseln, und nicht immer nur durch Kauf der Immobilie.
Die verdreckten Gassen und von mysteriösen Industriedämpfen eingenebelten Straßen sind ein Musterbeispiel für die labyrinthartige Bauweise der Omega Station, und schon manch einer verschwand in der ein oder anderen Gasse der industrieanlagen, mit dem gedabken, diese als Abkürzung zu nutzen.


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23.30 Uhr Grok'a'bars Anwesen<<<<<<<<

Balak war knapp eine Stunde durch die Omega Station gehetzt, um die Industrieanlagen zu erreichen. Trotz der Hektik, mit der er hier her kam, hatten seine Batarianscihen Augen immer wieder die Umgebung und auf eventuelle Tracer oder Verräter geachtet, doch es war ihm niemand gefolgt.
Grok'a'bars Anwesen.... schoss es dem Batarianer durch den Kopf, als er vor dem etwas besser erhaltenen Lagerhaus stand, dass zur rechten an ein anderes Gebäude grenzte, und zur linken eine kleine Gasse eröffnete, bevor eine Fabrik sich der Häuserreihe anschloss.
Eine selbst geschaufeltes Grab, reiner Selbstmord.... war einer der Gedanken, die ihn auf dem ganzen Weg heimsuchten. Den das Anwesen war Alpha Chimera durch die Verräter bekannt, wenn Balak und die anderen sich hier sammeln würden, wäre das wohl der erste und einzige Ort, wo die Feinde die Chance hatten, sie alle aufeinmal und mit Vorbereitung zu erledigen. Doch Balak schien sich seiner Entscheidung sicher, als hätter er dies bereits geplant.

Die Straße vor dem Lagerhaus war von Dämpfen bedeckt, im Gebäude selber brannte kein Licht und die Tür war fest verschlossen, wie Balak nach mehrmaligem Prüfen feststellen musste.
Keine Kampfspuren... erkannte Balak an der Vorderfront des Gebäudes, bevor er um dass Gebäude ging und sich Richtung Hintereingang bewegte.
Doch er hatte sich zu früh gefreut. Der Hinterhof des Lagerhauses war ein einziges Schlachtfeld: Überall lagen Trümmerteile aus Stein und Metall, schwarze flecken an Wänden und auf dem Boden,die von Granatenexplosionen zeugten, und schließlich die Leichen einiger Batarianer. Auch die toten Körper von Kroganern, Menschen, Asari und Turianern konnte Balak erkennen.
Alpha Chimera....
Geistesgegenwärtig zog Balak seine Pistole, der Hinterhof war von Rauchschwaden bedeckt, die Sicht eingeschränkt. Balak wandte sich zur Hintertür, die ganze Umgebung mit einem Augenpaar imt beobachtend. Mit seinem anderen Augenpaar konnte Balak erkennen, dass die Hintertür aufgesprengt wurde, der dahinter liegende kleine Raum war verwüstet und zerstört, aber leer.
Der Batarianer betrat den Raum vorsichtig, die Waffe vor sich gerichtet. Der Durchgang zur großen Lagerhalle war mit Kisten von der andren Seite blockiert, nur ein kleine Spaltöffnung, zu klein zum durchzwängen, war zwischen Kiste und Türrahmen frei.
Noch bevor Balak seinen nächsten Schritt planen konnte, schoss eine Granate aus der Spaltöffnung der Kisten. Reflexartig sprang Balak aus dem Gebäude ins freie des Hinterhofs. Die Granate wurden mit einem lauten Ruf begleitet: "Kommt nur her, Chimerapack!"
"Ihr Vollidioten, hier ist Balak Hod'or, ihr könnt euch denken was ich hier will.", erwiderte Balak wütend, nachdem der Schall des Knalls der Explosion verhallt war.
Wenige Sekunden später blinzelten vier Augen durch den Kistenspalt, und mit Krach bewegte sich eine der Kiste zur Seite, die eben noch den Weg zur Lagerhalle versperrte. "Beeil dich!", rief eine Stimme.
Balak hielt die Pistole immer noch fest in der Hand, während er durch den Spalt in die Lagerhalle schlüpfte, und die Kiste hinter ihm wieder ihre Postition einnahm, um den Weg zu versperren.


23.45 Uhr

Balak steckte die Pistole wieder in die Halterung seines Anzuges und erblickte einige bekannte Gesichter. Die Lagerhalle stand voller Kisten, die den Überblick über ihre Größe versperrten und überall standen bewaffnete Batarianer, die Balak größenteils kannte, teils Kollegen aus einsetzen, teils Sympatisanten der Denkweise Grok'a'bars und auch Balaks.
"Balak Hod'or, hätte nie gedacht dich nochmal lebend zu sehen, wie hast du es hier hin geschafft ?", fragte einer der Ranger schnell.
"Wir haben keine Zeit für Geschwätz, ich muss zu Grok'a'bar, euch wird der Kriegsanfang wohl nicht entgangen sein.", reif Balak zurück.
Der Ranger sah ihn etwas verdutzt an, doch Balak war bekannt für seine schroffe Art und übel nahm sie ihm schon längst keiner mehr. So deutet der Batarianer schnell mit seinem Sturmgewehr auf eine Treppe, die in den zweiten Stock führte.
"Er ist in seinem Büro, die Lage ist ernst, wir konnten die erste Angriffswelle abwehren, aber wenn sie Verstärkung schicken, sind unsere Chancen gering, wir sind einfach zu wenige... ich hätte nie gedacht, dass die Ranger einem Verrat zu Opfer fallen.", sagte der Ranger mit etwas deprimierter Stimme.
"Lieber im Kampf sterben, als unter Alpha Chimer aund den Menschen zu leben, vergiss das nicht.", lächelte Balak sein gegenüber an, bevor er die Treppe der Lagerhalle herauf sprintet und in Grok'a'bars Büro stürmte.
Das Büro war sperrlich eingerichtet, aber immerhin etwas luxorröser als der rest der Lagerhalle. Ein großes Fenster gewährte einen Überblick auf die Lagerhalle. Grok'a'bar saß an seinem Schreibstisch, damit beschäftigt, wild an seinem Terminal etwas einzutippen. Neben dem Schreibstisch standen zwei bewaffnete Ranger, die Balak mit einem erleichterten Lächeln begrüßten.
Nun blickte auch Grok'a'bar auf:
"Balak ? Balak Hod'or?", schaute der alte Batarianer von seinem Schreibtisch auf.
"Du weißt, warum ich hier bin... unsere Zeit ist gekommen.", grinste Balak.
"Wir wussten alle, dass Gorgan und seine verweichlichten Freunde es eines Tages herausfordern würden, und das dieser Tag kommt. Seit vielen Jahren gab es Leute wie sie, doch nur trägt ihre Saat Früchte und unserer Tage scheinen gezählt", sagte Grok'a'bar mit ruhiger Stimme.
Balak begann laut zu lachen.
"Du glaubst es wär vorbei? Unsere zeit ist gekommen, die Ranger werden das, was sie immer sein sollten und für was wir immer gekämpft haben. Der Angriff auf die Wohnmodule war ein voller erfolg, die Verräter haben ihr wahres Gesichtgezeigt und mit Blut dafür bezahlt, eben so der menschliche Abschaum. Und viele unserer Leute haben den Verrat erkannt, ich habe alle angewiesen, dein Anwesen aufzusuchen, schon bald werden wir einen ganze Armee Batarianer hier haben!"
"Balak mein alter Freund... wir hatten immer das gleiche Ziel, doch es scheint, als hätten wir nicht die Unterstützung, die wir uns ausgerechnet haben. Von allen Stalker der Ranger, sind jediglich zeri übrig, die den Bestechungsversuchen und anderen Angeboten Alpha Chimeras wiederstanden haben. Ich und Tor'go'ar auf Elysium. Und von den Ranger sind ebenfalls viele desertiert, manche aus Angst, manche des Geldes wegen. Es sieht schlecht aus für die Ranger."
"Tor'go'ar auf Elysium.. nur zwei Stalker... und doch mehr als genug, glaub mir, wenn erst meine Männer aus den Wohnmodulen kommen, dann sind wir stark genug.", Balak grinste abermals."Alpha Chimer awird untergehen!"
"Immer noch der alte Wahnsinn, der dich heimsucht mein Junge. Du kannst keinen Krieg gegen Alpha Chimera und die hälfte der Terminus Ranger führen, und dabei noch gewinnen! Die erste angriffswelle auf das Lager konnten wir vor einer Stunde abwehren, dann hab ich die Situation über das terminal gecheckt. Der Angriff auf die Module, die Verräter, die euch in die quere kamen und desertiert sind, die anderen Stalker, die übergelaufen sind, und innerhalb einer weiteren Stunde waren wir nur noch eine Handvoll. Es braucht einen Plan, Balak, mit Truppenstärke können wir diesen Krieg nicht gewinnen, und wir können nicht länger hier verweilen, sie werdn wieder kommen", sagte Gro'a'bar etwas nervös.
Balak stand da, und dachte nach.

Balak Hod'or
26.09.2008, 23:06
23.50 Uhr

Balak dachte über Grok'a'bars Worte nach. Auch wenn er es nicht wahr haben wollte, so wie die momentane Situation war, hatten sie keine Chance, ein direkter Krieg wäre aussichtslos. Balak nahm den Rat anderer nur selten und widerspinstig an, aber Grok'a'bar war ein alter Vertrauter und Freund und gleichzeitig einer der wenigen mächtigen Verbündeten, dessen Macht ihm in diesem Krieg helfen konnte. Das Alter hatte jedoch schon einen Großteil seiner damaligen Macht und seines Rufes genommen.
"Ich höre...", antwortete Balak, etwas gereizt.
Der alte Batarianer nickte kirz und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
"Nun, du hast gesagt, einige treue Ranger aus den Wohnmodulen wären hier hin unterwegs, Verstärkung ist gut, doch wir werden das Lagerhaus aufgeben müssen. Wenn wir überleben wollen, müssen wir verdeckt operieren, uns verstreuen, eine Guerillia Taktik. Ich weiß, dass die dieser Plan nicht gefallen wird, Balak, ich kenne dich, aber wenn du gewinnen willst, ist ein Umdenken geplant."
Guerllia Taktik... was unterscheidet uns dann noch von ihnen, den fiegen Verrätern ?
Balak gab kein Zeichen von Zustimmung, noch von Ablehnung von sich.
Grok'a'bar fuhr fort:
"Wenn deine Leute aus den Modulen hier eintreffen, werden wir ihnen einen Plan vorlegen. Seit längerem arbeite ich schon an der Ausarbeitung einer Karte, die sämtliche sicheren Standorte für Ranger beinhaltet, von denen aus sie unbemerkt Befehle ausführen können, versteck vor Feinden. Ürsprünglich war die Entwicklung dieser Karte für Bandenkriege o.ä. gedacht, um die Sicherheit meiner Männer zu wahren. Aber nun werden wir sie gegen die Verräter einsetzten. Gewiss werden die Standorte nicht reichen, die Karte wurde nie fertig gestellt, manch ein Ort mag auch an Sichheit verloren haben, aber es ist unsere einzige Möglichkeit."
Verstecken...wie Tiere...
Grok'a'bar aktivierte eine Karte der Galaxie auf seinem Terminal, auf der eine Punkte leuchtend markiert waren.
"Hier sieh... das sind die Standorte... weit verstreut über die gesamten Terminus Systeme, wenige auch darüber hinaus. Wir werden einen verschlüsselten Funk brauchen, aber keine Sorge, auch daran haben meine Männer und ich schon länger gedacht. Sobald die Ranger aus den Modulen hier ankommen, werden wir sie auf Saandorte in der Galaxie verteilen, einzeln und in Gruppen. Einige werden Sabotageaktionen ausführen, andere Mordanschläge, wieder andere versuchen unsere verschollenen Brüder irgendwo im All zu finden, bevor sie unwissend Alpha Chimera zum Opfer fallen oder von ihnen geworben werden.", der Stalker nahm teif Luft, "unser einzigstes Problem ist Tor'go'ar. Aus uns unbekannten gründen ist die Kommunikation zu Elysium ausgefallen, keine Chance. Jemand muss nach Elysium reisen, um ihn zu kontaktieren. Außerdem leben dort viele Batarianer, wir werden weitere Verbündete brauchen und Männer, die sich unserer Sache anschließen."
"Keine Kommunikation möglich ? Woher weißt du, dass er nicht zu Alpha Chimera gewechselt ist." fiel Balak dem Stalker ins Wort.
"Tor'go'ar ist ein langerjähriger Freund und Menschenhasser. Er war selbst an dem Angriff auf Elysium damals beteiligt und hat mit mir weitgehend versucht, die Politik der Ranger in unsere Richtung zu lenken. Er würde lieber sterben, als zu den Verrätern zu wechseln und leider sind wir beiden wie gesagt die einzigen wahren Stalker, die übrig sind."
Balak zögerte einen moment.
"Was wirst du tun?"
"Ich ? tja ich werde weiterhin auf der Omega verweilen, meine Männer und ich werden uns ein neues Versteck hier suchen, du kennst die Station, hier bleibt man lange unerkannt. Ich werde mit dir in Kontakt bleiben und den anderen Ranger Missionen erteilen, du wirst mich kontaktieren, sobald du Tor'go'ar gefunden hast."
"Die Station verlassen ? Niemals ! Schick doch einer deiner Männer!", schrie Balak.
"Balak, meine Männer sind loyal, aber ich brauche jemanden mit deinen Fähigkeiten und deiner Erfahrung."
Balak blickte den Stalker immer noch gereizt an.
"5 Meiner Männer werden dich begleiten, das Shuttle wird in einer Stunden starten, es ist mein Privatshuttle, klein und schnell, um unauffällig nach Elysium zu gelangen. Es ist bereits alles geplant, glaub mir Balak, auch ich habe gewusst das dieser Tag kommt, aber ich wusste im Gegenstaz zu dir, wie unsere Chancen stehen würden."
Balak blickte etwas unglaubwürdig, seine Worte kamen nur schwer über seine Lippen.
"Ich werde auf Elysium eine Armee bilden und schon bald wird dieser Krieg beendet sein.", Balak nickte dem Stalker kurz zu und ging in Richtung Tür, als er sich nochmals umdrehte, "Was passiert mit dem Lager ?"
Grok'a'gor lächelte.
"Wir weden es in die Luft sprengen. Einige meiner Männer werden im Lager bleiben, wenn der Rest von uns schon längst auf dem Weg zu seinem angewiesenen Standort ist. Sie werden die Verräter Stück für Stück mehr vom Lagerhaus einnehmen lassen, bis diese schließlich im Gebäude sind, dann fliegt hier alles in die Luft, ich denke, das ist in deinem Interesse." bemerkte der alte Batarianer lächelnd.
Balak grinste, es war einer dieser Kommentare , die ihn daran erinnerten, warum Gro'a'gor schon früh sein Freund und Partner bei den Rangern wurde. Dann gab Balak eine kurzes Handzeichen zum Abschitt, und verließ das Büro. Auf dem Weg die Treppe herunter zu Lagerhalle, kamen ihm Zweifel, ob Grok'a'gor Plan und die Reise nach Elysium wirklich das beste für Balak waren, und ob es den gewünschten Sieg bringen würde. Aner letztendlich siegte das Vertrauen über die Zweifel.

00.05 Uhr >>>> Andockbucht

Jacob Fisher
31.07.2009, 13:51
<------ Wohnmodule

12:10 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Unberührt folgte der 25-jährige Kates recht forscher Anweisung. Er machte sich darum keinen Kopf. Solche Sinneswandel waren wohlmöglich etwas vollkommen Natürliches, wenn jemand so nah dem Tod gegenüber stand. Er wusste es nicht. Er hatte seine Vermutung, damit gab er sich zufrieden. Immerhin gaben auch die Testberichte an, dass es möglicherweise zu solchen Launen kommen konnte. Es hätte also niemandem etwas gebracht, sich auf eine Diskussion einzulassen. Vor allem aber war auch die Zeit nicht da.

Der Weg zu einer der beiden Adressen, die Squib herausgefunden hatte, verlief sehr ruhig und ebenso schnell. Trotz der Mühen und Schmerzen, die Jacob zu schaffen machten, bemühte er sich, das Tempo zu halten, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren als irgendwie nötig.

Dann, endlich, erreichten sie bereits das große Areal und es hieß, die Augen offen zu halten, um die Adresse ausfinden zu machen und alles zu beenden. Wenn es überhaupt beendet werden kann… zweifelte Jacob für einige Sekunden bedrückt, während die stahlblauen Augen aufmerksam nach dem richtigen Gebäude unter den zahlreichen , teilweise stark heruntergekommenen, Lagerhallen und Fabriken, deren verdreckte, staubige Straßen von leichtem Dauernebel und heißer, stinkender Luft durchzogen wurden, Ausschau hielten.

Plötzlich lenkte Kate scharf nach rechts ein und passierte einen recht zerfallenen Mauerabschnitt, der vermutlich einst ein Tor gewesen war. Kiba und Jacob folgten ihr schweigend. Der eigene Blick musterte die fade Umgebung eines recht großen, aber flachen Gebäudes, das, anders als die umzäunenden Mauern, noch erstaunlich gut erhalten war.Warum zur Hölle sollte hier irgendwo was sein, das was mit dem Zeug zu tun hat? wunderte der 25-jährige sich. Für ein echtes Labor war die Gegend hier viel zu dreckig. Oder war vielleicht genau das, dachte Fisher sich plötzlich, der Grund? Hier würde niemand sowas vermuten. Ist doch genau richtig für ein Projekt dieser Art. Doch was, wenn er falsch lag? Wenn sie alles falsch lagen? Sie hatten zwei Adressen, wählten eine davon aus. War das ein Fehlschlag, gab es keinerlei Hoffnung mehr. Das wusste auch der Südafrikaner, der sich die letzten Minuten selbst unter Druck setzte. Wie gut das für seine gesundheitliche Verfassung war, kümmerte ihn nicht. Solange er nicht in einen ernst zu nehmenden Kampf geriet, konnte es ihm herzlich egal sein. Er hatte das angebliche Wundermittel in der Tasche und ging davon aus, dass es reichen würde, um die Verletzung schnell zu überstehen – sofern es nach den kommenden Stunden noch etwas zu überstehen gab.

Das Trio hatte sich vor einer recht großen Tür versammelt, Kiba und Jacob schauten der anführenden Kate, die sich mit der Tür befasste, vorerst nur zu. Doch die 22-jährige geriet für einen Augenblick ins Zögern. Gerade wollte Fisher sich die Situation anschauen, da ertönten zwei schnell aufeinanderfolgende Schüsse. Verdammt! schrie Jacob innerlich auf und blickte auf das zerschossene Schloss. Die Überraschung können wir dann wohl vergessen.
Nun gab es kein Zurück mehr. Entweder befand sich etwas Bedeutendes in dem Gebäude, oder sie hatten verloren. Gegen die Zeit, gegen den Tod. Und der Einsatz war Kate. Sie hätten sie verloren.

Obwohl eigentlich das gesamte nähere Umfeld von der Anwesenheit des Trios wissen musste, folgte Jacob der jungen Frau mit leichtfüßigen und bedächtigen Schritten in das Innere des Gebäudes. Sein Blick sprang von Ecke zu Ecke. Von Wand zu Wand. Hektisch suchten sie den Raum hab, der sich als eine riesige Lagerhalle herausstellte – als leere Lagerhalle. „Nichts?“ Murmelte Jacob ungläubig zögernd, als er den Fund realisierte. Nichts als eine riesige, verdreckte und verstaubte Halle. Nur eine von wenigen Lichtschimmern aus kleinen Löchern im Dach beleuchtete Halle, die Jacobs Hoffnung in pure Verzweiflung umwandelte. Wir haben das nicht durchgemacht, um dann vor sowas zu stehen! Verdammte Scheiße! Das kann es nicht sein…das darf es nicht sein…auf keinen Fall… Völlig enttäuscht fiel sein leerer Blick gen staubigen Boden, sein Körper verharrte regungslos, sein Verstand konnte es nicht glauben – wollte es nicht glauben.


12:12 Uhr

Kate Devereaux
31.07.2009, 16:42
<----- Die Wohnmodule

Industrieanlage West

Während das ungleiche Trio in einem Flotten Marsch zu der vermeintlichen Adresse des Labors ging, widerstand Kate mehrmals den Versuch ihre Begleiter zu einem höheren Tempo anzuspornen. Einerseits da die beiden den ganzen Trip nur wegen ihr aufnahmen, andererseits da Jacob ja noch immer durch seine Verletzung, die er auch durch ihre Mission erlitten hatte, beeinträchtigt war.
Als sie dann endlich am Zielort angekommen waren, wurde ihnen der Weg in das Gebäude durch ein großes, aber simpel aufgebautes Metalltor versperrt. Ohne viel nachzudenken konzentrierte sich Kate und wollte das Tor mit ihrer Biotik wegreißen. Jedoch passierte rein gar nichts, sie hatte für einen Moment den hemmenden Wirkstoff vergessen.

‚So ein Mist…’ Sie schüttelte den Kopf. ‚Dann halt auf konventionelle Art!’ Zwei kurze Feuerstöße mit dem Sturmgewehr zertrümmerten das Schloss und das Tor ließ sich öffnen. Mit der Waffe im Anschlag stürmte Kate hinein und wurde erneut überrascht. Gähnende Leere, nur schwach von einigen Löchern in der Decke beleuchtet, schlug ihnen entgegen. Der Größe und der Höhe des Raumes nach zu urteilen hatte es sich hierbei einmal um eine Lagerhalle gehandelt, die jetzt aber unbenutzt war. Nur eine dicke Staubschicht überzog die noch einzeln vorhandenen, aber ebenso leer stehende Regale. ‚Verdammt, verdammt, verdammt… Die falsche Adresse!’

Wütend und enttäuscht stapfte Kate mit dem Fuß auf und wirbelte dabei einigen Staub vom Boden auf. Dann drehte sie sich wieder zu Kimaya und Jacob um und wollte die leere Lagerhalle wieder verlassen. Das Licht, dass durch das Eingangstor fiel, beleuchtete einige Meter Boden und offenbarte ein kleines, unscheinbares Detail. Im Eingangsbereich war weitaus weniger Staub und Dreck als in der restlichen Halle. Eigentlich zog sich eine breite Spur vom Tor weg um die Ecke zu einer Nische, die nahezu vollkommen in der Dunkelheit unterging.

„Hier!“, rief Kate und deutete auf die Nische, bevor sie selbst hinüber ging. Als sie dann direkt davor stand, erblickte sie eine alte, betonierte Treppe, die ein Stockwerk tiefer führte. Unten endete die Treppe einen guten Meter vor einer modernen und massiven Stahltür. Eine kleine Lampe beleuchtete schwach den Bereich vor der Tür und eine Überwachungskamera war ebenso zu erkennen. „Sieht nicht so aus, als könnten wir hier ebenfalls so leicht reinspazieren…“, meinte Kate dann leise. „Vielleicht sollten wir einfach mal…“

Ein Keuchen unterbrach sie und als sie zum Ursprung des Lauts sah, erkannte sie einen Salarianer, der erschreckt zu ihnen herübersah und anschließend das Weite suchte. ‚Hinterher! Das könnte unsere Eintrittskarte sein…’

12:13

Jacob Fisher
03.08.2009, 16:38
12:13 Uhr
Lagerhalle, Industrieanlage West
Omega


Noch im Augenblick der Entdeckung des Salarianers, nahm das ungleiche Trio die Verfolgung auf, die für Jacob weitaus schmerzvoller war als er es sich ausmalte. Ein starkes Stechen im Rippenbereich und ein zerquetschendes Drücken um die Lungen, das ihm eine richtige Atmung unmöglich machte, plagten den Südafrikaner bereits auf den ersten gerannten Schritten.
Nur war das alleine nicht genug. Die einige Schritte vor Fisher selbst laufende Kate geriet plötzlich ins Straucheln, stolperte und ging schließlich unfreiwillig zu Boden, nachdem sie sich gerade noch mit den Händen abfangen konnte. Fuck! fluchte der 25-jährige, als sich eine schreckliche Vorahnung in seinen Kopf schlich, die ihn augenblicklich stoppen ließen. Auch Kiba hielt an, hockte sich sofort auf den Boden, um Kates wirklichen Zustand herauszufinden, während Fisher oben blieb und den flüchtigen Salarianer nur für den Moment aus den Augen ließ, in dem er informiert wurde.

Die 22-jährige stöhnte verärgert mit schmerzendem Unterton auf, rang noch für kurze Zeit nach Luft, bevor sie zu dem Südafrikaner aufblickte. Schon am Blick ihrer braunen Augen wurde er zwar beruhigt – sie lebte und war bei Bewusstsein – doch sah er schnell ein, dass sie nicht mehr konnte. „Hol‘ ihn dir! Warte nicht auf mich.“ Bestätigte sie schließlich den gewonnen Eindruck. Verdammt!

„Kiba,“ sie blickte hoch, „Pass auf sie auf.“ Wies er die Quarianerin besorgt an und überreichte ihr kommentarlos ihre Schrotflinte, bevor er sich, fast schon auf dem Sprung, noch mal an Kate wandte: „Ich schwöre dir: Wenn du das hier überlebst, bring ich dich um.“ Sprach Jacob mit sarkastischer Wut, bevor er schnell herumwirbelte und auf die Zähne beißen musste, als er die Verfolgung zu dem Salarianer, der gerade durch die zerschossene Tür nach draußen verschwand, wieder aufnahm.

Tausende Gedanken, Szenarien und Illusionen schwirrten dem 25-jährigen durch den Kopf. Doch keine davon schaffte es, die Schmerzen in seinem angeschlagenen Körper zu verdrängen – außer ein Gefühl: Die Hoffnung. Mit jedem Schritt, jedem Zentimeter, den er näher an den eben noch erschrockenen Salarianer machte, wuchs genau diese Hoffnung. Immerhin waren die Gründe offensichtlich. Der Salarianer wusste genau, wo er sich befand und fühlte sich sicher genug, um nicht mit dem unerwarteten Besuch zu rechnen. Er kannte die Halle also. Vermutlich die gesamte Gegend, was die Verfolgung nur noch schwerer machte. Aber eben die Tatsache, dass er so erschrocken war, versicherte Jacob, dass sie durch ihn möglicherweise weiterkommen würden. Doch dafür musste er weiter zu ihm aufschließen, gegen die eigenen Schmerzen ankämpfen, an die Hoffnung glauben, die er hegte und vor allem musste er sich dringend einfallen lassen, wie er den Salarianer wieder zurück in die Halle bringen sollte, nachdem er die Schrotflinte wieder abgegeben hatte.

Doch so weit war er noch nicht. Weiterhin trennten ihn einige Meter und grenzenlose Schmerzen von dem Salarianer, der nicht mal daran zu denken schien, einfach aufzugeben. Doch er war ein Salarianer. Wahrscheinlich ein Wissenschaftler. Nicht mal annähernd so trainiert wie Jacob und bei weitem nicht die Kondition eines Jacobs, die selbst für durchschnittliche Menschen noch ungewöhnlich hoch war. Doch Fisher war nicht durchschnittlich. Er trainierte, er war beim Militär und beim Geheimdienst. Wurde gedrillt, drillte sich selbst. Musste verschwinden, wurde unsichtbar aber gab trotzdem nicht auf und hielt sich in Form. Genau das schien sich nun endlich auszuzahlen. In eben jenen Augenblicken, die sehr wahrscheinlich über Leben und Tod einer Person entschieden, für die er bereit war, all das auf sich zu nehmen. Mit allen Kräften, die er hatte…
Dies war vermutlich ein ausschlaggebender Gedanke. Er konnte sie nicht hängen lassen. Gleichzeitig konnte er nicht zulassen, dass Kiba jemanden verlor, den sie als Freundin bezeichnete. Vor allem aber würde Fisher nicht damit leben können, das Blut dieser noch so jungen Frau – dieses jungen Mädchens an seinen Händen kleben zu fühlen.

Mittlerweile waren es tatsächlich nur noch wenige Meter, die zwischen ihm und dem Salarianer lagen, als sie über die staubigen, verdreckten Wege und Straßen nahe der Halle sprinteten, die nur durch die, von stinkenden Dämpfen gedämpfte, Lichteinstrahlung erhellt wurde.
Und dann, plötzlich, schien Jacobs Chance gekommen zu sein. Der sowieso schon langsamer werdende und schwer pustende Salarianer stolperte über die eigenen, müden Beine und knallte auf den Boden, bevor er sich an der Mauer eines Gebäudes zusammenkauerte, das sich gegenüber der bekannten Lagerhalle befand.
Keuchend blickte er zu dem auf ihn zu gehenden Jacob hinauf. Oh verdammte Scheiße! fluchte Fisher, als die beinahe unerträglichen Schmerzen wieder stärker wurden. Ich hätte mir Schmerzmittel mitnehmen sollen.

Bedrohlich und demonstrativ baute sich der 25-jährige auf. „Mein Tag hat verdammt beschissen angefangen, ich habe seit gestern einige Personen umgebracht und ich bin extrem schlecht gelaunt.“ Schnaufte er und blickte in die großen Augen des Salarianers, „Ich weiß, dass Sie nicht sterben wollen. Also hören Sie auf meinen Rat und versuchen Sie gar nicht erst, sich mir zu widersetzen!“


12:18 Uhr

Kate Devereaux
06.08.2009, 10:26
Industrieanlage West

Ohne zu zögern sprintete Kate los und wollte dem Salarianer hinterher. Aber schon nach den ersten paar hastigen Schritten dunkelte sich ihr Sichtfeld von außen ab und sie verlor immer mehr das Gefühl für ihre Beine. ‚Nein, nicht jetzt! Konzentrieren, bei Bewusstsein bleiben!’ Mental peitschte sie sich vorwärts, aber ihr malträtierter Körper konnte nicht mithalten. Ihr wurde vollends schwarz vor den Augen, sie verlor das Gleichgewicht und stürzte nach vorne.

Irgendwie hatte Kate es geschafft noch rechtzeitig die Hände hochzureißen und den Sturz abzufangen. Doch sie fühlte sich außerstande die Verfolgung fortzusetzen. ‚Verdammt! Dieses verdammte Mistzeugs!’ Verärgert stöhnte die junge Frau auf und dann erst sah sie, dass sowohl Kimaya als auch Jacob bei ihr geblieben waren. Während die fürsorgliche Quarianerin bereits neben Kate am Boden hockte, stand Jacob noch und darum sprach sie ihn an, nachdem sie sich aufgesetzt hatte. „Hol‘ ihn dir! Warte nicht auf mich.“ ‚Ich kann sowieso nicht mithalten und wäre wohl mehr eine Last…’ Dieser Gedanke löste eine neue Welle der Verzweiflung aus, denn Kate war jahrelang immer selbstständig und nie auf andere angewiesen.

„Kiba, pass auf sie auf.“, forderte Jacob auf, bevor er sich zu Kate wandte. „Ich schwöre dir: Wenn du das hier überlebst, bring ich dich um.“ Obwohl sie erkannte, dass die Worte scherzhaft gemeint waren, versetzten sie ihr einen Stich. Sie wollte niemanden zur Last fallen, sie wollte nicht auf andere angewiesen sein. Kate verbarg ihr Gesicht in ihren verschränkten Armen, die sie auf den Knien stützte. Sie wollte nicht, dass Kiba sah, wie sich Tränen aus Wut und Verzweiflung in ihren Augen bildeten, also blieb sie einige Zeit in dieser Haltung. Sie wollte eigentlich nicht sterben.

‚Gibt es wirklich noch eine Chance? Was ist, wenn der Salarianer Jacob entwischt, oder er ihn schnappt und trotzdem niemand etwas tun kann? Oder wenn das Gift schon früher seine Wirkung zeigt? Dann war das alles umsonst und ich… ich werde sterben.’ Kate schniefte kurz. ‚Warum belaste ich Jacob und Kiba so? Die Chance auf eine Rettung ist viel zu gering, als dass sich jemand Hoffnungen machen könnte. Und ich werde von Minute zu Minute schwächer und kann nicht einmal mehr für mich selbst sorgen. Warum sollten dann die beiden, die mir jetzt schon so viel geholfen haben, weiter unter meiner Last leiden?’

Kate fasste einen Entschluss und blickte dann Kimaya an. „Wenn Jacob zurückkommt… Geh mit ihm. Lasst euch nicht von mir aufhalten, meine Zeit ist um. Rettet eure Haut, lebt euer Leben und genießt es. Ich bin nur noch eine unnötige Belastung.“ Tief in ihrem Inneren wollte sie die soeben gesagten Worte wieder aufsaugen, aber sie überging dieses Gefühl einfach. Es war das erste Mal seit Jahren, dass sie sich um andere Personen mehr sorgte, als um sich selbst.

12:17

Kimaya'Baato nar Saralesca
07.08.2009, 20:00
Omega, Industrieanlage (West)

Uhrzeit: 12:16 Uhr

Kate kauerte kraftlos da und vergrub das von Staub und Dreck beschmutzte Gesicht in ihren Armen, die sich ganz zittrig um ihre Knie klammerten. Man konnte hören, wie die junge Menschenfrau leise schniefte, aber sonst keinen einzigen Ton von sich gab.

Kiba fühlte sich daneben so hilflos.

'Was macht man in so einer Situation? Ich weiß nicht, wie man richtig Trost spendet...'

Sie kannte zwar einige menschliche Gepflogenheiten aus einer salarianischen Dokumentationsreihe über die menschliche Spezies, 'Der Mensch: Varren oder doch Gastasche?', und erinnerte sich daran, dass eine warme Umarmung oftmals mehr Trost spendete als freundliche Worte. Doch da Kiba nicht wusste, ob Kate eine derartige Geste mögen würde, und sich selbst auch mit Scheu und Schüchternheit plagte, faltete das quarianische Mädchen nur resigniert die Hände zusammen und schwieg.

'Ich bin so nutzlos.'

Kate schien genau dasselbe zu denken, denn nur wenige Sekunden später blickten ihre glasigen, düsteren Augen zu ihrer quarianischen Begleiterin und beunruhigten die Maschinistin tief, noch ehe ihre brüchige Stimme verkündete:

„Wenn Jacob zurückkommt, geh mit ihm. Lasst euch nicht von mir aufhalten, meine Zeit ist um. Rettet eure Haut, lebt euer Leben und genießt es. Ich bin nur noch eine unnötige Belastung.“

Kiba konnte nicht glauben, was ihre Ohren da hörten.

„W-was sagst du denn da?“, erwiderte sie schockiert und ergriff Kate erneut bei den resigniert hinab gesackten Schultern, „du wolltest doch nicht aufgeben! Wie kannst du da nur so etwas von dir geben?! Sieh...sieh dich doch nur an...! Du meinst das doch gar nicht so!“

Die junge Menschenfrau wirkte in der Tat sehr verzweifelt und traurig, ihre entgleisten Gesichtszüge sprachen eine eindeutige Sprache, und Kiba glaubte zu spüren, dass Kate im Grunde genommen keinesfalls allein bleiben und so sterben wollte.

Und das würde Kiba auch niemals dulden. Ganz zu schweigen von Jacob.

„Das kannst du vergessen. Wir gehen nicht ohne nicht. Wir retten dich!“

Uhrzeit: 12:18 Uhr

Kate Devereaux
08.08.2009, 15:15
Industrieanlage West

„W-was sagst du denn da? Du wolltest doch nicht aufgeben! Wie kannst du da nur so etwas von dir geben?! Sieh...sieh dich doch nur an...! Du meinst das doch gar nicht so!“, sprach Kimaya schockiert zu Kate und ergriff dabei ihre Schulter. ‚Ich will nicht sterben, aber was können wir noch machen? Die Zeit läuft, ich kann kaum noch gehen und es ist nicht einmal sicher, dass es ein Heilmittel gibt… Ich verschwende ja nur eure Lebenszeit!’

„Das kannst du vergessen. Wir gehen nicht ohne nicht. Wir retten dich!“ ‚Das ist vermutlich etwas, was Freunde füreinander tun… Vielleicht sollte ich wirklich nicht aufgeben. Es wäre ja egal, für mich macht das jetzt auch keinen Unterschied mehr.’ Erneut riss sich Kate zusammen und versuchte dann aufzustehen. Ihr Kreislauf hatte sich wieder beruhigt und sie stand auf wackeligen Beinen. ‚Wer weiß… Vielleicht wird das Unwahrscheinliche wahr und es gibt tatsächlich eine Chance aufs Überleben’

Einige Zeit stand sie nur so da und war zu keiner wirklichen Regung fähig. Erst dann öffnete sie den Mund und bekam ein leises „Danke“ über die Lippen.

12:20

Jacob Fisher
08.08.2009, 16:55
12:18 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Jacob wusste genau, dass er seine Drohungen wahr machen würde, wenn es so kommen musste. Das merkte auch der offensichtlich niedergeschlagene Salarianer, als er in Fishers stahlblaue, kalte Augen sah. Doch hinter diesen gefühlslosen Augen tobte weiter eine Schlacht. Eine Schlacht zwischen Hoffnung und Verstand. Und ständig verteilten sich die Machtverhältnisse neu, verstärkten die innere Unruhe des Menschen nur noch mehr. Doch im Augenblick, in dem er den Salarianer schon fast soweit hatte, ergriff die Hoffnung die Macht und steuerte unterbewusst jede einzelne seiner Taten, wirkte wie eine zweite Stimme in seinen Worten, war der Grund, die Schmerzen zu ignorieren und seinen Verstand zu verdrängen.
War es so? War es wirklich die Hoffnung? Oder lag der eigentliche Motor in der gegenüberliegenden Halle? Das junge, brünette Mädchen, das scheinbar erst jetzt lernte, wie es war, wenn andere sich für einen einsetzten. Das Mädchen aus den Antillen, das den eigentlich schönsten Teil des jungen Lebens nur mit Gewalt verbringen musste.
Aber sie würde, versprach sich Jacob, diese Zeit nachholen dürfen. Sie wird heute nicht sterben. Keiner von uns wird heute sterben. Dachte er weiter und versprach ihr aus einem ihm unbekannten Grund gedanklich, dass sie von ihm jede Hilfe erwarten durfte, die er leisten konnte.

Doch plötzlich meldete sich sein Verstand zurück. Und der wusste, dass, wenn es noch Chance gab, nicht mehr viel Zeit zu verschenken war. Und er wusste, dass der 25-jährige weder sich selbst, noch anderen Versprechen machen sollte, die er vielleicht nicht einhalten konnte…

Vorsichtig hockte Jacob sich vor den Salarianer, um auf Augenhöhe zu kommen. „Also, ich habe nicht mehr viel Zeit. M-“ Der Südafrikaner stoppte abrupt, korrigierte sich dann selbst, „Eine Freundin liegt im Sterben. Und der einzige Weg, der sie retten könnte, führt wahrscheinlich durch diese Tür in der Halle da.“ Der 25-jährige pausierte kurz, sprach mit sanfter Stimme weiter: „Sagen Sie, haben Sie eine Familie?“ Der Salarianer nickte, „Eine Frau und einen kleinen Sohn.“ Antwortete er mit zitternder Stimme. „Würden Sie nicht auch alles tun, um sie zu retten?“ Der Salarianer zögerte nachdenklich, auch wenn er den Anschein machte, als kannte er die Antwort bereits, die er wenig später gab: „Wahrscheinlich, ja.“ Ein kleines, zufriedenes Lächeln erschien auf Jacobs Gesicht. „Dann wissen Sie, wie es mir momentan geht.“ Erneut erntete er ein Nicken. „Ok, hören Sie: Ich habe nur eine einzige Bitte.“ Hellhörig schaute der Salarianer auf, „Bringen Sie uns durch die Tür. Danach verschwinden Sie. Gehen Sie zu Ihrer Familie.“ Jacob seufzte leise, „Sagen Sie ihnen, wie sehr Sie sie lieben. Eine eigene Familie, geliebt zu werden und Liebe zu schenken…das ist nicht selbstverständlich.“

Es war schon merkwürdig und überraschte selbst Jacob, wie viel Ruhe er in die Worte legen konnte, mit denen er selbst nie gerechnet hatte. Wo hatte er das gelernt? Konnte man sowas überhaupt lernen? Oder war es vielleicht einfach ein Talent, eine Gabe, die manche in sich trugen? Es war egal. Wie es auch war, Fisher war nur dankbar, dass er sowas tun konnte – selbst wenn er nicht wusste, warum.
Gleichzeitig konnte er aber auch den Vorteil genießen, den der Salarianer mit sich brachte. Er war kein Kämpfer, kein Soldat, hatte vermutlich nie im Leben eine Waffe in der Hand gehabt. Er war ein Familienmensch, konnte möglicherweise niemandem etwas antun. All das ließ jemanden viel schneller und einfacher brechen als echte Soldaten oder Kämpfer. Selbst ohne Gewalteinfluss waren sie viel leichter zu beeindrucken. Vielleicht spielte sogar dieser leicht private Eindruck eine Rolle in der Hilfsbereitschaft des Salarianers.

Aber was auch immer die Gründe gewesen sein konnten, die Zeit rannte Jacob unerbittlich davon. Vielleicht war es sogar schon zu spät. Doch diesen erneuten Kleinkrieg gewann wieder die Hoffnung und verdrängte den Gedanken, noch bevor er überhaupt wirklich durchdringen konnte.

Vorsichtig richtete der 25-jährige sich wieder auf und streckte dem Salarianer die Hand entgegen. Er ersparte sich, abschließend auf eine Bestätigung zu warten und versuchte, die Situation noch etwas angenehmer zu gestalten, indem er sie noch etwas vertraulicher machte: „Wie ist Ihr Name?“


12:20 Uhr


Oh mein Gott! atmete Jacob vollkommen erleichtert auf, als er Kate relativ sicher auf ihren Beinen stehen sah. Kiba war kein Stück von ihrer Seite gewichen und langsam wurde ihm immer klarer, dass er sich auf die junge Quarianerin verlassen konnte. Ihre Motivation war ihm egal. Es zählte nur, dass sie tat, was sie tat.

„Ladies,“ machte der 25-jährige recht zufrieden auf sich und seine salarianische Begleitung aufmerksam. „Darf ich vorstellen? Unser Schlüssel. Naja, eigentlich Switt.“ Besänftigend lächelte er den Salarianer an und sprach noch kurz zu ihm: „Einen Moment bitte.“
Tatsächlich folgte Switt Jacobs Anweisung, sodass der mit schnellen Schritten zu den beiden Frauen treten konnte: „Also, Switt wird uns die Tür öffnen. Danach darf er verschwinden und er wird am Leben bleiben.“ Haben wir uns da verstanden? hätte Fisher fast gefragt. Doch aus einem recht offensichtlichen Grund ließ er es bleiben und fuhr fort: „Er kann nichts für all das und ich habe sein Wort, dass er niemandem hiervon erzählt.“

Ein letztes Mal pausierte der 25-jährige kurz, ließ seine Worte wirken und endete dann: „Wie auch immer das da unten ausgeht: Wir haben nur diese eine Chance. Ich rechne schwer damit, dass wir da unten bewaffnete Wachen finden…Kiba?“ Die stahlblauen Augen deuteten auf die Schrotflinte, während die letzten Worte folgten: „Seid ihr bereit?“


12:21 Uhr

Kate Devereaux
08.08.2009, 23:11
Industrieanlage West

Nachdem Jacob Switt vorgestellt hatte, äußerte er noch seine Bedenken bezüglich möglicher Wachen. „Nein, nein.“, antwortete jedoch der Salarianer und sah dann Jacob an. „Ich werde alleine hinunter gehen, somit fällt beim Überwachungsvideo nichts auf und keine Wachen werden hervorstürmen. Wenn die euch sehen würden, bliebe die Tür verschlossen.“ Dann drehte er sich Blitzschnell zu Kate und sprach weiter. „Gib mir deine Waffe.“ Die Biotikerin schüttelte den Kopf und machte vorsichtig einen Schritt zurück, da sie nicht wusste, ob sie das Sturmgewehr fest genug halten konnte, sollte Switt sie attackieren.

‚Für wie dumm hält er uns eigentlich?’ „Nein!“, entgegnete sie dann entschlossen. Der Salarianer erkannte erst jetzt, dass seine Bitte ungewöhnlich war und erklärte sich. „Ich brauche etwas um die Tür zu blockieren, wenn sie offen ist. Sonst seid ihr nicht schnell genug drinnen.“ ‚Okay, das klingt sinnvoll und etwas anderes haben wir auch nicht…’ Kate löste den Munitionsblock aus der Waffe und reichte ihn Jacob, bevor sie dem Salarianer die Waffe aushändigte.
„Nimm du unten das Sturmgewehr, ich bin vermutlich nicht zielsicher genug… Ich weiß ja nicht einmal, ob ich mich auf den Beinen halten kann.“, meinte sie zu dem 25 jährigen Mann. Anschließend stand die Reihenfolge schnell fest: Als erstes würde Switt alleine hinunter gehen und die Tür öffnen. Erst dann folgt Kimaya mit ihrer Schrotflinte, Jacob und zum Schluss Kate. Der Salarianer würde in der Zwischenzeit schon das Weite suchen.

Switt versteckte das entladene Sturmgewehr hinter seinem Rücken und stieg die Treppe abwärts, während die anderen drei von oben zusahen. ‚Was ist, wenn er uns verrät und einfach hineingeht, dann haben wir nur noch eine Waffe. Dumm, sehr dumm von mir!’ Ein Zischen verriet, dass sich die massive Metalltür öffnete. Switt machte tatsächlich keine Faxen, klemmte das Sturmgewehr in den Türspalt und lief zurück. Gleichzeitig machte er sich auch akustisch bemerkbar. „Es ist offen! Schnell, schnell!“ Wie geplant stürmte das Trio hinunter und noch bevor Kate die letzte Stufe erreichte, hörte sie einen Schuss krachen. ‚Wer war das, was ist passiert?’

12:22

Kimaya'Baato nar Saralesca
08.08.2009, 23:47
Omega, Industrieanlage (West)

Uhrzeit: 12:22 Uhr

„Es ist offen! Schnell, schnell!“

Kiba stürmte die dreckigen Metallstufen hinab und richtete dabei ihre alte, klapperige Schrotflinte auf die Schiebetür, die sich gegen das dazwischen geklemmte Sturmgewehr drückte und so einen kleinen Spalt bildete. Ihre hastigen Schritte hallten dumpf zwischen den Treppenwänden wider, ebenso wie die angestrengten Atemzüge ihrer menschlichen Begleiter, die dicht folgten, aber unbewaffnet nur das Schlusslicht bilden konnten, was Kiba einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.

'Warum nur ich? Was, wenn da unten ein Feind lauert?', schoss es ihr panisch durch den Kopf, doch noch ehe ihre Gedanken sich fortspinnen konnten, erblickten ihre eisblauen Augen einen faltigen, spindeldürren Batarianer, der seine merklich irritierten Augenpaare auf den wenige Zentimeter breiten Türspalt richtete.

'Verdammt!'

Gerade blickten die dünnen Schlitzaugen des batarianischen Söldners erschrocken durch die Türöffnung, da erreichte das quarianische Mädchen die letzte Stufe, strauchelte die wenigen Schritte bis zur Schiebetür nach vorne und donnerte die Mündung der Schrotflinte durch den engen Spalt.

Peng.

Dunkles, zähflüssiges Blut und bleiche Hirnmasse spritzte durch den Türschlitz und noch im gleichen Augenblick stürzte der schlaffe Leichnam des batarianischen Sicherheitsmannes zu Boden, wo der leblose Körper den feinen Staub aufwirbelte.

'Ich...Es ist für Kate...ich musste es tun...'

Kiba stolperte unbeholfen zurück zu den Stufen und presste sich dort an das kalte Geländer, um sich für einen kurzen Augenblick festhalten zu können.

Sie atmete tief durch.

'Du musst dich beherrschen, Kiba. Du wirst hier noch oft töten müssen, also gewöhne dich besser früher als später daran', versuchte sich das junge Mädchen selbst zu beschwichtigen, doch schon wenige Sekunden später wandte sich Kiba an den menschlichen Blondschopf und bat:

„Könntest du zuerst hineingehen und...und ihn beiseite schaffen?“

Uhrzeit: 12:23 Uhr

Jacob Fisher
09.08.2009, 12:19
12:23 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Dem Mann mit den stahlblauen Augen war schnell klar, was passierte. Kiba bewies ein weiteres Mal, dass sie stärker gewesen sein musste als sie selbst von sich vermutete. Sie löste einen Schuss aus ihrer bewährten Schrotflinte und nur Augenblicke später polterte es auf der anderen Seite der massiven Stahltür, die noch im selben Moment wieder zuknallte. Jedenfalls beinahe. Das Gewehr, das Switt in den Spalt legte, blockierte den Mechanismus und es sollte nun keine Schwierigkeit mehr darstellen, reinzukommen.

„Switt,“ huschte es dem 25-jährigen plötzlich über die Lippen, als er sich zu dem Salarianer drehte, „Danke.“ Sprach er mit ehrlicher Stimme. Wenn alles gut ging, hatte dieser großäugige Kerl ein Leben gerettet – sehr wahrscheinlich sogar noch weitaus mehr als nur dieses eine. „Grüßen Sie Ihre Familie.“ Lächelte Jacob ihm abschließend zu und empfing ein aufrichtiges „Das werde ich.“, bevor Switt in der Dunkelheit der Lagerhalle verschwand.

Weiter, weiter, weiter. spornte sich Fisher selbst an, war sich stets bewusst, dass ihnen vermutlich schon weit über die Hälfte der verfügbaren Zeit gestohlen worden war. Es zählte spätestens von nun an jede Sekunde. Kate sah bereits selber ein, dass sie kaum noch Kraft hatte, ihre Konzentration verschwand. Unter normalen Umständen, das wusste Jacob, hätte sie das nie getan. All das führte ihn immer tiefer in einen Korridor, dessen Ende schon seit Ewigkeiten zu sehen war, es aber einfach nicht erreicht werden konnte.

„Könntest du zuerst hineingehen und...und ihn beiseite schaffen?“ wandte Kiba sich an den Südafrikaner. Irgendwas verriet ihm, dass auch in ihr ein kleiner Kampf stattfand. Er wusste nicht, ob es der gleiche Kampf war, der auch in Fishers Kopf tobte. Irgendwo war es ihm auch egal.
Wortlos kam er der Bitte der jungen Quarianerin nach, trat vor die Tür und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen, um das schwerfällige Stahl weit genug zu öffnen damit er zuerst hindurchgehen konnte, nachdem er das Gewehr vom Boden aufhob. Ohne von der Tür abzulassen, schob der 25-jährige die entstellte Leiche des Batarianers mit dem Fuß zu Seite, sodass nun auch seine beiden Begleiterinnen problemlos eintreten konnten. Als sie dann beide außerhalb des Schwenkbereichs waren, wich Jacob von der Tür und hechtete regelrecht zu den anderen beiden, bevor sich das massive Stahl wieder laut knallend in seine Ausgangsposition begab.

Leicht pustend und mit einem erneut verstärkten Stechen in Brust und Rippe blickten die stahlblauen Augen die beiden an. Doch zusammen mit den Schmerzen wuchs auch seine Entschlossenheit. Wenn es eine Rettung gab, waren die drei kurz davor, sie zu finden. „Lasst uns keine Zeit mehr verlieren.“ Sprach der 25-jährige also, legte das Sturmgewehr schussbereit an und deutete auf eine sichtlich leichtere Tür am Ende des dunklen Vorraums, an deren linker Seite er sich wie beim Militär postierte. Und genau in dieser Situation fühlte sich der blonde Mensch wieder an diese Zeit erinnert. Eine Zeit, in der es ebenfalls auf jede Sekunde ankam. In der jeder Fehler tödlich war. In einem Team, das sich untereinander vollkommen vertrauen musste, um erfolgreich zu arbeiten. Und Jacob hatte genau dieses Gefühl: Er hatte Vertrauen in die beiden.

Tief atmete er ein letztes Mal durch und sprach dann voller Bereitschaft: „Gut, dann los!“


12:23 Uhr

Kate Devereaux
09.08.2009, 18:39
Industrieanlage West

Es stellte sich heraus, dass Kimaya einen übereifrigen Batarianer des Sicherheitspersonals erschossen hatte und anschließend Jacob bat die Überreste aus dem Weg zu räumen. Danach analysierte er den vor ihnen liegenden, kleinen Raum und entdeckte eine weiterführende Tür. Er postierte sich an eine Seite und kündigte seine Bereitschaft an. „Gut, dann los!“ ‚Wie viel Zeit bleibt mir noch? Eine Stunde? Was ist, wenn die Behandlung – wenn es überhaupt eine gibt – länger dauert?’ Immer wieder kreisten die gleichen Gedanken durch Kates Kopf.

Die drei stürmten in den nächsten Raum, der vom aussehen eher auf die Citadel, denn zu Omega passte. Klinisches weiß war die vorherrschende Farbe und wurde nur von den teilweise silbernen Geräten unterbrochen. Er erstreckte sich über viele Meter und ein größer Teil, war mittels eines durchsichtigen Plastikvorhangs abgetrennt und man kam nur durch eine Schleuse hinein. Die Decke beherbergte neben einer Vielzahl von Leuchtpanelen, die den Raum in helles Licht tauchten, auch eine komplexe Belüftungsanlage, die scheinbar dafür sorge trug, dass Schmutzpartikel aus der Luft gefiltert wurden.

Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf den Lippen von Kate ab, denn sie waren hier bestimmt richtig. Und es lagen keine Unüberwindbaren Hindernisse mehr zwischen ihr und den Wissenschaftlern, die diesen abartigen Wirkstoff entwickelt hatten. Wenn sie schon nicht gerettet werden konnte, so konnte sie hier die weitere Entwicklung ein für alle Mal beenden.

Die Biotikerin konnte auf den ersten Blick über zehn Personen, die an verschiedensten Stationen mit ihr unbekannten Instrumenten arbeiteten, erkennen. Einige hatten die Eindringlinge entdeckt und entfernten sich fluchtartig von ihrer Arbeit um hinter den Tischen und Schränken Deckung zu suchen. Durch den allgemeinen Tumult wurden auch die anderen bald aufmerksam und taten es ihnen gleich. ‚Verkriecht euch nur, ihr Tiere!’

Zu Kates großer Verwunderung waren hier keine weiteren Sicherheitskräfte anwesend. Nur eine menschliche Frau mit hellbraunen Haaren näherte sich ihnen seitlich. Sie wirkte im Gegensatz zu den anderen anwesenden Personen jedoch keineswegs überrascht. Hinter ihr hatte das Labor eine weitere Türe, die offen stand und den Blick in ein säuberlich eingerichtetes Büro freigab.

12:24

Jacob Fisher
09.08.2009, 21:42
12:24 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Gedanken, die sich mit dem Labor und seinem Inhalt beschäftigten wurden allesamt augenblicklich abgebrochen und aus Jacobs Kopf verbannt. Stattdessen fraß sich eine einzige Frage durch seinen Verstand: Was zur Hölle? Es dauerte einige, lange Sekunden, bis der 25-jährige überhaupt anfing, zu realisieren, was er eigentlich gerade durch die stahlblauen Augen sah. Die junge Frau mit den hellbraunen Haaren und dem selbstsicheren Auftreten warf ihn komplett von der Rolle. Ihre dunkelbraunen Augen betrachteten eindringlich das Trio. Doch dann, als sie nur noch wenige Meter trennten, verblasste sie urplötzlich – zusammen mit Jacob, dessen Schock ihm deutlicher als alles andere zuvor ins Gesicht geschrieben war. Er erstarrte regelrecht, schaute mit Tunnelblick, vergaß alles um ihn herum. Die eigentlich so kühle Luft in dem hellen Raum verwandelte sich für ihn in erdrückende Hitze.

Ungläubig und unbewusst senkte er das Sturmgewehr, als sein Unterbewusstsein ihm mitteilte, dass es in dem Raum keinerlei Gefahren mehr zu befürchten galt. Der Südafrikaner wusste nicht, ob er diesem Unterbewusstsein trauen konnte. Doch seine Gedanken waren woanders. In einer bereits vergangenen Zeit…



Erfrischende Nachtluft durchzog die Straßen der Citadel unter dem sternenklaren Nachthimmel nahezu ungestört. Es herrschte ungewöhnlich viel Ruhe, nur vereinzelt waren leise Stimmen oder andere Geräusche zu hören. Eine regelrechte Harmonie beherrschte Körper und Geist des 24-jährigen Tony Forth – wenn da nicht dieses eine Problem gewesen wäre.
Die klaren, blauen Augen schauten die nah an seiner Seite gehende Bella Bates erleichtert an. Damals war es für den jungen Mann fast schon ein Wunder, dass er sie je wieder lebendig treffen würde. Doch er bezahlte einen hohen Preis, betrat einen Pfad, den kein Mensch jemals betreten wollte. Aber er war bereit. Bereit, seine Vergangenheit für immer hinter sich zu lassen. Zumindest glaubte er es. Er hoffte es.

Mit gezwungenem, sturem Blick ließ der gerade erst ins Leben gerufene Jacob Fisher das vor ihnen liegende Shuttle nicht aus den Augen. Ihm war klar, dass es nach dem ersten Schritt in dieses Shuttle keinen Weg zurück in sein altes Leben mehr gab. Er musste alles aufgeben, alles hinter sich lassen. Alles, wofür er kämpfte, wem er diente. Und wen er liebte.

Fisher schaute erneut zu der fast einen Kopf kleineren Bella herunter. So vieles ging ihm durch den Kopf. So vieles wollte er ihr sagen. Er wollte ihr helfen, wieder richtig auf die Beine zu kommen. Er wollte ihr zur Seite stehen, wenn es Probleme gab. Die junge Frau war das Einzige, was ihm diesen Abschied so wahnsinnig erschwerte. Er liebte diese junge Frau mit dem Namen Bella Bates. Doch sie sollte es nie erfahren. Nie fand Jacob den Mut, den er brauchte, um es ihr zu sagen. Vielleicht sprachen seine jüngsten Taten für sich und Bates wusste es bereits. Doch nie sollte sie es von ihm ins Gesicht gesagt bekommen.

„Na dann…“ seufzte die junge Frau mit gesenktem Kopf, bevor Jacob genau diese Worte wiederholte, es aber nicht dabei beließ: „Hey.“ Flüsterte er und trat näher an sie heran, „Kopf hoch. Das hier ist kein Weltuntergang. Du lebst und wirst uneingeschränkt weiter leben können. Das ist das Einzige, was für mich zählt.“ Die Brünette schaute zu Fisher auf und offenbarte ihre feuchten Augen. „Und ich verdanke nur dir, dass ich überhaupt noch leben darf.“ Fügte Jacob aufrichtig lächelnd hinzu, doch Bella war den Tränen sichtlich nahe.

Liebevoll umarmte der Südafrikaner das mit sich kämpfende Mädchen. Eine Hand ruhte auf ihrem schmalen Rücken, die andere strich ihr sanft durch das hellbraune Haar. Ihr Kopf lehnte leicht auf seiner Brust. Ein nahezu endloser Augenblick, der dem damals 24-jährigen für immer im Gedächtnis bleiben sollte. Doch gleichzeitig stellte dieser Augenblick ein weiteres Mal klar, wie es in ihm aussah. Er wollte sie nicht verlassen. Er sorgte sich um sie. Vor allem aber liebte er sie.

Bella hatte sich nach einiger Zeit in seinen kräftigen Armen wieder beruhigt und die Umarmung löste sich langsam. „Es wird Zeit für mich zu gehen.“ Sprach Jacob leise und spürte, wie sehr ihm das leid tat, wie sehr es ihn schmerzte. „Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.“ Sie beide wussten ganz genau, dass die Chance gleich null war. Doch wirklich zugeben wollte es keiner. „Da bin ich mir sicher.“ Entgegnete Bella bemüht ruhig. „Lebe wohl.“ Verabschiedete Fisher sich schließlich und wandte sich ab, um es nicht noch schwerer zu machen.

Bereits einige Schritte mit dem schweren Gepäck waren auf der Rampe zurückgelegt, da betrat Jacob das Innere des Shuttles – das Tor in sein neues Leben. Resigniert warf er die Tasche unter die Sitze und wollte gerade platznehmen, da ließ ihn Bellas Stimme ein letztes Mal herumwirbeln. „Tony!“ rief sie ihm zu, „Ich…ich liebe dich.“



Immer noch regungslos und mit weit geöffneten Augen starrte Jacob mit leerem Blick und ließ seinen Geist langsam wieder in die Realität zurückkehren. Mit diesen Worten aus ihrem Mund vor über einem Jahr hatte er nie gerechnet. Nicht mal das Gefühl hatte er. Ebenso wenig dachte er im Traum daran, Bella irgendwann wiederzusehen. Doch so schön und schrecklich gleichzeitig diese Erinnerungen waren, so zweischneidig waren auch die Umstände ihres Wiedersehens.

„Jacob?“ erklang plötzlich diese so vertraute Stimme, „Du? Bist du…wirklich?“ Bella! rief die eine Hälfte seines Kopfes erfreut. Was zur Hölle tust du hier? hinterfragte die andere die Situation. „Bella…“ Ein eiskalter Schauer lief dem 25-jährigem beim Aussprechen dieses Namens über den Rücken. „W-was machst du hier?“ Dasselbe wollte ich dich gerade fragen. meldete sich das Misstrauen wieder zu Wort.

Doch gleichzeitig rief ihre Frage wieder das Drumherum zurück ins Bild. Plötzlich war Jacob wieder bewusst, warum er hier war, dass er gegen die Zeit spielte. Vor allem aber war ihm bewusst, dass er nicht die Hauptrolle in diesem Kampf gegen die Zeit spielte. Sein Leben stand nicht auf dem Spiel. Ein viel Bedeutenderes stand auf der Kippe. Doch die Frage blieb die Gleiche und Bella wiederholte sie, korrigierte sich dabei gleichzeitig noch selbst: „Was machst du hier und wer sind die beiden? Jacob, die Quarianerin da hat gerade jemanden umgebracht!“ Ein Hauch von Panik schlich sich gegen Ende in die weibliche Stimme.

Sie kann ihr helfen. Mach schon! wies Jacobs innere Stimme ihn an und tatsächlich antwortete er ohne zu zögern: „Okay. Ich habe nur eine Frage.“ Bella wurde hellhörig. „Bist du verantwortlich für den biotischen Hemmstoff? Bitte sei ehrlich.“ Die brünette Frau zögerte lange, nickte dann aber. Warum sie es auch tat, Jacob war es egal. Ihm – Kate lief die Zeit davon. Das war bereits Grund genug, keine Fragen mehr zu stellen. „Ok. Ihr…“ Er deutete auf eine schwächelnde Kate, „...wurde dieser Hemmstoff gespritzt und wir kennen die Nebenwirkungen.“ Jacob trat bewusst nur wenige Zentimeter vor Bella. „Kann man es aufhalten?“ fragte er flüsternd. Zunächst herrschte Stille, dann erntete er ein fast schon hinterhältiges Grinsen.

„Jacob. Du hast dich kein bisschen verändert. Du bist zu gut für diese Welt.“ Misstrauisch legte Fisher den Kopf zur Seite. „Du stirbst schon wieder für ein Mädchen in Lebensgefahr? Es ist ja nicht so, dass ich dir für das damals nicht dankbar bin. Und nachdem ich dir gestern Bescheid gesagt habe, tut es mir echt weh, das sagen zu müssen. Aber diese Projekt unterliegt strengster Geheimhaltung.“ Jacob ahnte bereits richtig, was nun kommen würde. „Ich kann euch hier nicht lebend raus lassen.“ Doch gleichzeitig war er von diesen Worten geschockt.

Die Bella, die er vor über einem Jahr kannte, wäre nicht mal auf die Idee gekommen, ihre Hilfe zu verweigern. Im Gegenteil, sie hätte sich voll und ganz dafür eingesetzt, dass es klappte. Doch diese Bella schien verschwunden. Sie war auf einmal so kalt, gefühlslos und vor allem so unheimlich berechnend.

Plötzlich brannte in Jacob eine Sicherung durch. Du hast deine Seele verkauft! brüllte er in Gedanken. „Bella…“ Mit ernstem Blick richtete er das Gewehr auf sein Gegenüber, „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht bin ich zu gut für diese Welt.“ Wesentlich leiser, sodass es nur noch für Bella hörbar war, fuhr er fort, „Aber für diese Frau werde ich durch die Hölle gehen, um ihr Leben zu retten. Und wenn du mich dazu zwingst…ich sehe hier noch ein paar andere.“ „Du wirst mich nicht erschießen.“ Fauchte Bates ihm lautstark entgegen.

Jacob zögerte. Sie wusste genau, dass sie Recht hatte. Töten würde er sie auf keinen Fall. Dafür hatte sie zu viel für ihn getan. Doch dann drang jemand anders in seinen Kopf ein und legte eine neue Möglichkeit offen. „Du hast Recht. Ich werde es nicht.“ Er pausierte kurz, fragte dann bereits entschlossen: „Also, ein letztes Mal: Wirst du ihr helfen?“ Kein Wort verließ ihren Mund. „Verdammt Bella!“ schrie er, flüsterte dann bedrohlich: „Du verschwendest meine Zeit. Und Bella…ist tot.“ Auf einmal wuchsen die Augen seines Gegenübers. Irgendwas schienen diese Wort in ihr bewirkt zu haben. Doch die Zeit des Denkens, der Gnade und der Kompromisse war für Jacob nun vorüber. Er hatte seine Prioritäten gesetzt. Er wusste, für wen er kämpfte. Er wusste sogar, warum er kämpfte. Kate war seine Priorität und Bella war auf einmal nichts weiter als ein weiteres Hindernis auf dem hektischen Weg zu Kates Rettung.

Sein Entschluss war also gefasst und noch bevor überhaupt irgendjemand reagieren konnte, brachte er Bates mit einem einzigen Schlag mit dem Gewehrkolben zu Boden, wo sie augenblicklich das Bewusstsein verlor. Fast schon angewidert schaute er zu ihr hinunter. Nichts weiter als eine Nutte des Geldes… Es war ihm nicht egal und er war keineswegs zufrieden mit dem, was er tat und was er dachte. Doch er hatte keine Wahl. Menschen, die ihm wirklich etwas bedeuteten, starben bereits. Kate Devereaux sollte kein weiterer Teil dieser Gruppe werden…


12:26 Uhr

Kate Devereaux
10.08.2009, 16:36
Industrieanlage West

Plötzlich stockte die Frau, die auf sie zukam, und ihr Blick war starr. Als Kate den Augen folgte, erkannte sie, dass Jacob ihr Ziel war und der junge Mann ebenso erstarrt war. Die Biotikerin wusste nicht was das zu bedeuten hatte, aber da die Frau unbewaffnet war und scheinbar auch kein weiteres Securitypersonal anwesend war, kümmerte es sie nicht wirklich. Bis die beiden zu sprechen anfingen. Es war Bella, die Frau, wegen der Jacob überhaupt hier war und die Frau, mit der Kate am Tag zuvor verwechselt wurde.

Aufmerksam verfolgte Kate das Gespräch, zuerst mit der Hoffnung, dass sie Unterstützung von der braunhaarigen Frau erhalten würden. Jedoch legte sich die Hoffnung, als sie erkannte, dass Bella voll und ganz hinter der Entwicklung von Conatix stand. Auch Jacob schien dies erkannt haben, denn er raubte ihr mit einem unsanften Hieb des Gewehrkolbens das Bewusstsein und zerstreute somit auch Kates Befürchtungen, dass er in der Sache nicht handeln konnte. Denn sie selbst war unbewaffnet und wie sich Kimaya in diesem Fall verhalten hätte, wusste sie auch nicht.

Kate zögerte nicht und sprach sofort einen der Wissenschaftler an, der neugierig hinter einem großen Gerät hervorlugte. „Sie da, kommen Sie raus!“ Der Mann nickte beim Anblick von Jacobs und Kibas Waffe und kam auf wackeligen Beinen zum Vorschein. „Ja?“, fragte er mit zittriger Stimme.

„Wie Sie vermutlich mitbekommen haben, wurde mir dieses…“ Kate griff in die Hosentasche und zog die Ampulle, die sie mitgenommen hatte hervor. „…Scheißzeugs injiziert. Geben Sie mir ein Gegenmittel oder sonst was. Wenn ich das hier nicht überlebe, wird es auch keiner von euch tun!“ Dass sie die gesamte Anlage mit allen Beteiligten so oder so eliminieren wollte, verschwieg sie in diesem Augenblick noch. Während sie sprach, wurde das Gesicht des Mannes immer blasser und er wirkte ein wenig verzweifelt.

„Es gibt kein Gegenmittel und keine Behandlung.“, brachte er stotternd hervor. „Das Mittel hätte in diesem Zustand nie eingesetzt werden dürfen. Es tut mir Leid.“
„Mich interessiert es nicht ob es Ihnen Leid tut oder nicht! Ich bin vor einer Stunde infiziert worden, das heißt Sie haben noch eine Stunde um etwas dagegen zu unternehmen, oder Sie sind genauso tot wie ich.“, herrschte Kate den Mann an. Dieser war bei ihren Worten einen Schritt zurückgewichen und öffnete nun den Mund, als ob er etwas sagen wollte, tat es dann aber doch nicht. Der Wissenschaftler zuckte nur mit den Schultern und schüttelte leicht den Kopf.

Plötzlich gesellte sich ein weiterer, jüngerer Forscher zu ihm. Dieser hatte seine sterile Kopfbedeckung abgenommen und er kratzte sich mit einer Hand an seinem Kopf. Seine Blonden Haare standen in alle Richtungen ab, aber das schien er nicht zu bemerken. Mit nervöser Stimme sprach er den anderen Mann an. „Henry… Die sterben doch alle wegen den Überladungen des Implantats, oder?“

„Ja, da die Energie nicht freigesetzt werden kann und weitere Fehlfunktionen des Implantats erzeugen immer stärkere Überladungen… Bis sie so stark werden, dass das Subjekt stirbt.“ ‚Subjekt? Biotiker sind doch keine Laborratten! Aber vermutlich sind die so auf ihre Arbeit fixiert, dass sie gar nicht erkennen, dass sie hier mit Lebewesen zu tun haben… Als ob mich das bei meiner Arbeit kümmern würde… Zumindest bin ich intelligent genug, dass ich das den Leuten nicht direkt auf die Nase binde!’ Der Ärger zeichnete sich deutlich auf Kates Gesicht ab, aber sie unterbrach die beiden nicht, da sie möglicherweise an einem funktionierenden Lösungsweg arbeiteten.

Der Blonde zappelte regelrecht vor Aufregung, als er seine Idee präsentierte. „Ja genau! Und wir müssten nur diese Überlastung des Implantats verhindern. Mit einem Mittel geht es ja nicht, das haben wir ja schon in der Entwicklung festgestellt. Aber hier könnten wir ja manuell eingreifen und somit das Implantat entladen. Wenn das passiert ist, dann muss man nur noch abwarten bis der Hemmstoff seine Wirkung…“ ‚Ja!’

„Lucas, das funktioniert nicht. Wir haben hier nicht die medizinische Ausrüstung um bis zum Implantat vorzudringen.“ Die ernüchternden Worte von Henry versetzten Kate einen Stich und auch Lucas sackte in sich zusammen, da er erkannte, dass sein Vorschlag nicht umsetzbar war. Einige Sekunden der Stille machten sich breit und Kate wollte soeben vorschlagen in der verbleibenden Zeit die medizinische Ausrüstung heranzuschaffen. Doch erneut mischte sich noch jemand in das Gespräch ein.

„Es ist trotzdem möglich, Henry.“, sprach eine ruhige weibliche Stimme. Diesmal kam eine Asari zum Vorschein. „Wir nehmen den Biotikverstärker ab und führen die Entladung über die Schnittstelle durch.“ „Ja, ja, ja!“, entgegnete Lucas enthusiastisch. „Henry, das klappt!“ Die Asari ließ sich von der Begeisterung nicht anstecken und wandte sich nun ebenso ruhig an Kate. „Wir können es nicht garantieren und wir haben hier keine Narkotika. Sie wären bei der ganzen Behandlung bei Bewusstsein. Aber es könnte funktionieren.“ ‚Bei Bewusstsein, während die in meinem Kopf herumstochern? Aber wenn es anders nicht geht…’

„Wie hoch stehen die Chancen, dass es funktioniert?“, fragte Kate nach. „Das geht!“, antwortete Lucas wie aus der Pistole geschossen. „Die Chancen stehen tatsächlich hoch.“, meinte auch die Asari und Henry nickte. „Also gut. Dann gehen wir es an.“
Auch die anderen Forscher halfen mit und schnell war ein Tisch abgeräumt und das Werkzeug sowie die Instrumente hergerichtet. Eines der Geräte konnte sogar Gehirnströme messen, nachdem zwei Elektroden an Kates Stirn angebracht waren.

Schließlich lag die Biotikerin mit dem Bauch auf dem Tisch, so dass die Wissenschaftler an ihr Implantat kommen konnten. Bevor sie sich ihrem Schicksal hingab, blickte sie nochmals auf und ihre Freunde an. Kibas Gesichtszüge konnte sie durch das rote Visier nicht erkennen, aber in Jacobs Augen machte sich zuerst tiefe Besorgnis bemerkbar. Als er jedoch erkannte, dass Kate ihn ansah, nickte er ihr aufmunternd zu und sie meinte auch ein kleines warmherziges Lächeln zu entdecken. Anschließend griff sie hinter ihren Kopf und strich die Haare nach vorne und legte so die winzige Schnittstelle zum Biotikverstärker frei.

Resignierend und sich auf alle Eventualitäten vorbereitend, legte Kate die Hände nur seitlich neben ihren Körper. Als Henry mit dem passenden Werkzeug den Biotikverstärker ergriff spürte sie ein leichtes Zupfen, das sich dann aber zu einem deutlich spürbaren Schmerz steigerte. Doch das war in Ordnung, diese Prozedur kannte sie bereits. Allerdings war sie nicht auf das gefasst, was danach kam. Sie hatte den Eindruck, als ob ihr jemand einen Dolch durch die Schnittstelle in den Kopf trieb und plötzlich verlor sie ihr Gefühl für ihre Arme und Beine. ‚Ah… Ich hätte… ah… doch noch ein… ein Betäubungsmittel organisieren sollen!’

Der Schmerz steigerte sich weiter und Kate wollte aufschreien, aber ihr Körper reagierte überhaupt nicht. Als wären alle Teile des Gehirns nur damit beschäftigt ihr die Schmerzen zu melden. ‚Nein, nein, nein!’ Und plötzlich wurde ihr wieder schwarz vor den Augen. ‚Dableiben!’ Sie japste noch ein paar Mal nach Luft, aber auch das rettete sie nicht mehr von der unendlichen Leere. ‚Ich will nicht sterben! Ich darf meine Freunde nicht enttäuschen! Ich will…’ Plötzlich waren die Schmerzen verschwunden, aber auch jeglicher Gedanke.

Kate bekam nicht mehr mit, wie die eigentlich ruhige Asari immer aufgeregter wurde. „Lucas, sitzen die Elektroden noch?“, fragte sie den blonden Mann. „Ja!“, entgegnete dieser. „Verflucht! Wir verlieren sie! Die Anzeigen werden immer schwächer! Henry, wie weit bist du?“
„Es ist ein L2 Implantat und es macht Schwierigkeiten. Irgendwie…“ „Henry!“, nun schrie die Asari regelrecht, denn das Gehirnwellenmuster auf der Anzeige kam zum Erliegen. Lucas griff sich mit beiden Händen an den Mund, Schweißperlen standen auf seiner Stirn. „Scheiße!“
Auch Henry zog das feine Werkzeug aus der Schnittstelle. Sein Blick war ebenso auf die stille Anzeige gerichtet. Langsam und in Erwartung des Schlimmsten, drehte er sich zu Jacob und Kiba um. „Wir… Sie ist… Sie ist tot.“, stammelte er und sein Gesicht war kreidebleich.

12:42

Jacob Fisher
11.08.2009, 17:29
12:42 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Zwanzig schier endlose Minuten vergingen mit nur einem einzigen Gefühl: Besorgnis. Es wäre nicht weiter schlimm gewesen, wären seine Sorgen nicht plötzlich war geworden. Doch in dem Moment, in dem Henry sich völlig erblasst und stotternd umdrehte, änderte sich für Jacob Fisher alles. Sämtliches Blut schien zu gefrieren. Sein Körper erstarrte, käsige Haut versteckte Fleisch und Knochen. Stechende Schmerzen fuhren nun nicht mehr nur durch die Brust. Sie ergriffen förmlich Besitz von dem 25-jährigen, der wie gelähmt da stand.

…Tot…? Fragte er sich selbst ungläubig. Alles, wofür er die letzten Stunden kämpfte, war umsonst? Und wenn ja, war es sogar seine eigene Schuld. Er hatte doch die Möglichkeit, Kate daran zu hindern, so ungestüm ihre Deckung zu verlassen. Doch er tat es nicht und ließ nur darum zu, dass sie dieser Hemmstoff überhaupt erreichen konnte. Und nun war sie tot.

Die stahlblauen Augen ließen nicht mal einen Bruchteil einer Sekunde von dem viel zu jungen, leblosen Mädchen ab. Das hübsche Gesicht von den dunkelbraunen Haaren verdeckt, der Nacken dafür komplett offen gelegt. Der Anblick war mehr als nur schmerzhaft für den Südafrikaner. Doch selbst, wenn er ihn umbringen sollte, hätte er nicht wegschauen können. Vielleicht wollte er es nicht mal. Er dachte nicht daran. Er dachte eigentlich überhaupt nicht. Eine endlose Leere, die nur von ebenso endlosen Schmerzen gefüllt wurde, zerriss ihn innerlich.

Plötzlich löste sich das Sturmgewehr von seinen Fingern, hallte noch etliche Augenblick in seinem Kopf nach, bevor die vom Tod geprägte Stille zurück kehrte, aber noch fast im selben Moment von einem wachgerüttelten Jacob unterbrochen werden sollte: „Sie… Sie haben Ihr Bestes getan.“ Flüsterte er besänftigend, wurde dann aber schnell forscher: „Und jetzt weg! Verschwinden Sie, solange Sie die Möglichkeit haben!“

Eigentlich war es dem 25-jährigen egal, ob sie seiner Anweisung folgen würden, als er die wenigen Schritte zu Kates leblosem Körper machte und voller Verzweiflung vor dem Tisch auf die Knie fiel. Der kurze Schmerz in selbigen wurde sofort wieder von dem viel größeren in seinem Kopf verdrängt. Doch viel wichtiger…ihm wurde etwas bewusst. Etwas, das er wahrscheinlich schon länger in sich trug, ohne irgendwas davon zu wissen. Vielleicht war es auch nur die übliche Reaktion auf die Situationen. Menschen erkannten immer erst dann, was sie hatten, wenn es verschwand. Doch ein Jacob Fisher glaubte nicht an eine solche Reaktion.

Vorsichtig fuhr seine Hand zu Kates und umklammerte fest ihre so fragilen wie leblosen Finger und die noch warme Handfläche. Es war wohlmöglich die letzte Wärme, die sie jemals geben würde. Doch was ihn wesentlich mehr beunruhigte war die Vermutung, dass es gleichzeitig das erste Mal war, dass sie Wärme schenkte – überhaupt schenken konnte. Vielleicht sogar das erste Mal, dass sie Wärme wirklich empfing.
Jacobs zweite Hand kam nun ebenfalls dazu, sodass nun beide ganz sanft Kates Linke umhüllten. Sie taten genau das, was Fisher versuchte: Sie beschützten. Doch all das – es kam alles viel zu spät.

Kate… stotterte Jacob aufgelöst in Gedanken, kam jedoch nicht weiter. Er fand keine Worte. Sie fehlten ihm. Außer ihrem Namen wollte ihm nichts mehr einfallen, was er zumindest denken konnte. Lediglich noch die jungen Erinnerungen an die kurze Zeit mir ihr waren da. Vom ersten Augenblick im Shuttle auf Narshad bis zu den letzten Sekunden ihres Lebens. Alles spielte sich vor seinem Auge ab, als würde es jetzt gerade passieren. Mit jedem Detail, jedem Wort, jedem Gedanken und jedem Gefühl.
Doch so war es nicht. Die Realität, die Gegenwart sah grausam aus. Kalt, gedankenlos, verzweifelt… und tot.

Verdammt Kate! Wir können diese Scheiße doch nicht umsonst mitgemacht haben! Wir haben nicht umsonst gekämpft. Du darfst nicht umsonst gekämpft haben!
Salzige Tränenflüssigkeit stieß dem 25-jährigen, der sonst so viel aushielt, in die leeren, blauen Augen.
Ich hab‘ versprochen, auf dich aufzupassen. Ich hab‘ dir versprochen, dass wir das hier zu Ende bringen. Aber doch nicht so! Nicht ohne dich. Scheiße! Was soll ich jetzt machen, hm? Morgen aufwachen und so tun, als hätte ich dich nie gekannt? Ich habe dich verdammt noch mal mehr als nur gekannt. Und du… du stirbst hier vor meinen Augen, weil ich unfähig war, dich aufzuhalten. Kate verdammte Scheiße!

Ein Moment der Gedankenleere, der Regungslosigkeit verging. Doch dann führte Jacob Kates Hand vorsichtig zu sich, umfasste sie für einen kurzen Moment noch mal fester und sprach mit zerbrochener Stimme: „Es…es tut mir so leid. So verdammt leid.“ Hörst du? wollte er noch krächzen, doch seine Stimme verstummte. Nicht ein einziger Ton wollte seinen Mund verlassen. Nicht mal mehr weitere Gedanken wollten in seinen psychisch völlig gebrochenen Kopf.
Alles war plötzlich weg. Die Stimme, die Gedanken und sogar die körperlichen Schmerzen verschwanden. Doch ihr Erbe quälte Jacob weitaus mehr. Denn Kate... Kate war verschwunden.


12:43 Uhr

Kimaya'Baato nar Saralesca
11.08.2009, 21:50
Omega, Industrieanlage (West)

Uhrzeit: 12:42 Uhr

'Sie...ist tot...?'

Kiba blickte in das kaltfeuchte und kreidebleiche Gesicht ihres Gegenübers und spürte, wie die Schrotflinte einfach so aus ihren zittrigen Fingern glitt.

'Nein...das kann nicht sein...das darf nicht sein...!'

Ihre wackeligen Beine knickten ein, die Knie prallten auf den sterilen Laborboden.

'Das muss eine Lüge sein!'

Sie fühlte, wie salzige Tränen aus ihren Augen quollen, die ganz glasig und zittrig Kate anstarrten. Die brünetten Haare bedeckten ihr ganzes Gesicht, nur die cremige Haut ihres Nackens lag frei, wo noch vor einigen Sekunden merkwürdige Werkzeuge die Schnittstelle ihres Biotikimplantats zerfressen hatten.

„Verdammt...“, schluchzte Kiba leise, als ihre tränenfeuchten Augen sahen, wie Jacob völlig desillusioniert das Laborteam anschrie, danach apathisch zu Kate an den Operationstisch stolperte und dort ebenfalls in die Knie sackte, „verdammt! Verdammt!“

Sie ballte ihre knochigen Hände zu Fäusten und schlug dann verzweifelt gegen die Bodenplatten, 'Verdammt...!', immer und immer wieder, 'Verdammt!', bis ihre Handballen ganz taub waren und frei von Schmerz.

'Wir haben versagt...ich habe versagt...'

Kiba fühlte keine Trauer. Sie spürte keinen Schmerz.

Da war nur 'Leere...Was ist das nur für eine Leere...?', die sich durch ihren Brustkorb kaute wie ein kalter, unstillbarer Hunger und ihr die Lungen ruckartig zuschnürte.

Uhrzeit: 12:43 Uhr

Kate Devereaux
12.08.2009, 17:54
Industrieanlage West

Kate fühlte sich schwerelos. Die Dunkelheit war noch immer da, aber ihre Schmerzen waren wie weggeblasen und sie fühlte sich richtig gut, bis sie sich an die letzten Minuten erinnerte. Das Entfernen des Biotikverstärkers und der Eingriff mit den extremen Schmerzen und dann die Leere. Jetzt war sie total verunsichert, war sie am Leben oder doch tot? ‚Öffne die Augen, dann siehst du, ob du noch lebst oder nicht…’

Ihre Augen ließen sich aber nicht öffnen, doch nach und nach kehrte die Realität zurück und auch der schmerzfreie Zustand verschwand langsam. Als erstes spürte Kate leichte Kopfschmerzen und als nächstes brannten die Lungen. ‚Atmen! Du musst atmen!’ Tatsächlich hatte ihr Körper vergessen Luft in die Lungen zu befördern und sie musste sich selbst darauf konzentrieren. Gleichzeitig mit dem Sauerstoffmangel bemerkte sie auch eine Berührung an ihrer Hand. Es war ein sanfter Druck, der sie schließlich wieder aus dem Delirium holte. Sie schlug die Augen auf und das vom Boden reflektierte Licht blendete sie. Im selben Moment schnappte sie auch nach Luft. ‚Ich lebe!’

„Hat…“, Kate musste sich räuspern, denn ihre Stimme versagte. „Hat es geklappt?“ Langsam hob sie den Kopf und versuchte zu erkennen, wer oder was ihre Hand hielt, doch noch immer war alles zu verschwommen, als dass sie etwas erkennen hätte können.

12:43

Jacob Fisher
13.08.2009, 17:41
12:43 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Was zur?! blickte Jacob erschrocken an Kates Körper herunter. Da war doch… Hatte er sich das nur eingebildet? Sie hat gezuckt! versuchte er sich verwirrt zu bestätigen. Irgendwas bewegte sich für einen Bruchteil in seiner Sekunde. Und es war auch zwischen seinen Händen. War er das vielleicht selbst? Aus Wut? Trauer? Eine einfache unbewusste Bewegung, die ihn übermannte? Erneut lieferten sich Verstand und Gefühl einen kleinen Kampf. Kate war tot, so sein Verstand. Aber was, wenn sie es nicht war? Erklärungen gab es sicher keine. Doch ein Jacob Fisher hatte sich an diesem Tag mehrmals bewiesen, dass Hoffnung jede logische Erklärung über den Haufen werfen konnte.

Regungslos wartete er ab. Wartete auf irgendwas, das seine Hoffnung bestätigt – oder sie vollends zerstörte. Was es auch war, er wollte Gewissheit. Ohne die hätte er diesen Raum vermutlich nie wieder verlassen.

Dann aber, schien er zum ersten Mal wirklich Glück gehabt zu haben. Er bekam diese Gewissheit schneller als erwartet. Und es war eine durchweg positive Gewissheit. Eine zittrige, zerschlagene Stimme, die Fisher trotzdem unter tausenden wiedererkannt hätte, ertönte plötzlich. Anfangs noch kaum hörbar, im zweiten Ansatz wurde es aber besser.

Jacob wusste nicht mehr, was er davon halten sollte. Kate war gestorben. Für einige Minuten war sie tot. Und nun lebte sie wieder? Was zu schön war, um wahr gewesen sein zu können, entpuppte sich aber tatsächlich als die glückliche Realität, in der der 25-jährige für einen kurzen Augenblick alles um sich herum vergaß. Ganze Wellen von Gefühlen durchflossen seinen Körper – sie reinigten ihn förmlich. Von den Schmerzen, von der inneren Schlacht zweier Parteien, die unterschiedlicher nicht sein konnten und nicht zuletzt spülten sie für die wenigen Sekunden alle Sorgen davon.

Nach außen hin blieb der Südafrikaner weiterhin völlig regungslos. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Am liebsten hätte er sie sofort in seine schützenden Arme genommen, um sie zurück in der Welt der Lebenden zu begrüßen und um ihr die Wärme zu schenken, die er noch vor Sekunden umsonst vermitteln zu versuchte. Doch dieses überwältigende Gefühl unterdrückte dieses Verlangen und schlug es noch augenblicklich vollkommen um.
Fast schon panisch ließen seine warmen Hände von ihrer ab. Leicht verlegen wünschte er sich, dass sie es nicht mehr spüren konnte. Insgeheim jedoch hoffte er, dass sie es spüren konnte. Dass sie spürte, dass es Leute gab, die sich um sie sorgten und die alles für sie hinschmeißen würden, um ihr zur Seite stehen zu können.

Langsam aber weiterhin nicht weniger überrascht richtete Jacob sich wieder auf und schaute in Kates braune Augen, deren Lieder sich verkrampft zusammenkniffen. Wahrscheinlich das Licht. dachte Fisher, obwohl es ihm sowieso egal war. „Kate?“ flüsterte seine ungläubige Stimme und überspielte ihre Frage, „Kate, du lebst!“ stellte er nun endlich voller Begeisterung fest. Er wusste nicht, wie, warum und ob es überhaupt realistisch war. Aber es passierte und dieser Tag war einer der Tage, in denen ein Warum schon eins zu viel war.

Stattdessen reichte er Kate nun wieder gesitteter die Hand, um sie langsam beim Aufstehen zu unterstützen. Als er dann bemerkte, dass Kiba sich ebenfalls um sie kümmerte, meldete Jacob sich für einen Moment ab: „Gleich wieder da.“

Einen Moment später gesellte er sich zu Henry, Lucas und der Asari. Allesamt legten überraschte aber beruhigte Gesichtsausdrücke an den Tag. „Also, hat alles geklappt?“ fragte Jacob mit sichtlich ruhigerer Stimme. Die Asari nickte als erstes: „Der Hemmstoff ist ausgeschaltet und sie ist außer Lebensgefahr. Demnächst ist sie zumindest kräftemäßig wieder ganz die alte.“ Henry schaltete sich ein: „Der Bioverstärker muss wieder rein.“ Als er Jacobs leicht besorgten Blick sah fügte er schnell hinzu: „Das ist vollkommen ungefährlich. Wenn der wieder da ist, hat sie’s überstanden.“ Worte, die den 25-jährigen durchaus beruhigen konnten. „Also…“ fing er daraufhin an, „Ich hab‘ echt keine Ahnung, wie Sie das hinbekommen haben. Ich will’s auch nicht wissen, weil ich’s eh nicht verstehen würde. Aber… Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Sie alle drei haben was gut bei mir.“ Erklärte er der zufriedenen Wissenschaftlergruppe, die gerade ein Leben rettete, das Jacob etwas bedeutete.

Mittlerweile fast wieder mit normaler Gemütslage wirbelte der 25-jährige herum und wandte sich wieder Kiba und Kate zu, beobachtete aber für die ersten Momente nur das Geschehen.


12:45 Uhr

Kimaya'Baato nar Saralesca
13.08.2009, 20:37
Omega, Industrieanlage (West)

Uhrzeit: 12:43 Uhr

Die kalte, trostlose Leere, die sich durch ihre Eingeweide fraß, zerplatzte aber rasch wieder wie eine Seifenblase, denn schon wenige Sekunden später hörte Kiba eine schlappe, heisere Frauenstimme, die sich räusperte und dann durch die Stille flüsterte:

„Hat es geklappt?“

Kiba riss sofort die tränenfeuchten Augen nach oben.

„Kate...?“, wisperte ihre zittrige Stimme ungläubig und erst als die tot geglaubte Menschenfrau ganz zaghaft den Kopf hob und sich ihre glasigen Augen wie benebelt umblickten, brach ein chaotisches Gedankenwirrwarr in Kibas Kopf aus, das zuerst nicht greifen konnte, was da soeben geschah.

'Sie lebt...? Kate lebt! Bei den Ahnen, Kate lebt!'

Es zauberte sich ein überglückliches Lächeln auf ihre Lippen, wie es schon lange dort gefehlt hatte, gefolgt von einem tiefen Seufzer der Erleichterung, der laut über ihre Lippen huschte.

'Ihr Ahnen, ich bin euch so dankbar...'

Das quarianische Mädchen rappelte sich hastig auf und beobachtete dabei, wie Kate sich durch Jacobs fürsorgliche Hilfe ganz vorsichtig in eine aufrechte Sitzhaltung postierte, aber noch erschöpft wirkte und leicht schwankte.
Kiba stolperte unbeholfen hinüber und merkte erst da, wie wackelig ihre Beine noch immer waren, doch das war ihr momentan völlig unwichtig, denn das überschwängliche Gefühl, dass ihre Freundin überlebt hatte, riss sämtliche negative Nebeneffekte von vor wenigen Sekunden an ihren Zügeln fest.

„Kate...“, wisperte die quarianische Maschinistin ruhig, als sich der hünenhafte Blondschopf wortkarg entschuldigte und die beiden Frauen alleine zurück ließ, „wie geht es dir, wie fühlst du dich?“

Kiba merkte dabei allerdings nicht, wie sich ihre von ledernen Handschuhen umhüllten Finger um die Hände der Menschenfrau schlossen und diese sanft drückten.

Uhrzeit: 12:44 Uhr

Kate Devereaux
14.08.2009, 16:52
Industrieanlage West

Anhand der Reaktionen von Jacob und Kimaya konnte Kate erkennen, dass ihr Zustand tatsächlich so schlecht war, wie sie angenommen hat. Scheinbar war sie nur hauchdünn dem Tod entronnen. Doch langsam klärte sich auch ihr Blick wieder und sie fühlte sich definitiv besser als noch vor der Operation. Plötzlich bemerkte sie, dass Kiba ihre Hand hielt und die Frage nach ihrem Zustand drängte sich wieder in ihren Kopf. Damit auch Jacob ihre Antwort hören konnte, sprach sie etwas lauter.

„Es geht mir schon wieder viel besser und ich glaube es hat wirklich funktioniert. Zumindest was die Nebenwirkungen betrifft. Der Hemmstoff scheint aber noch immer zu wirken.“ Versuchsweise hob die Biotikerin ihre freie Hand und wollte einen Gegenstand, der auf einem Tisch etwas vor ihr stand, mithilfe von Telekinese bewegen. Aber wie erwartet geschah nichts. Kein blaues Leuchten und auch kein Zucken des Gegenstands. ‚Wie viel Zeit jetzt schon vergangen ist… Aber die zwei Stunden dürften ja noch nicht um sein.’ „Ja, er wirkt noch…“

„Der Biotikverstärker muss auch wieder eingesetzt werden.“, meinte Henry zu Kate, als er in ihr Blickfeld trat. Sie nickte ihm zu und senkte den Kopf, damit er an die Schnittstelle rankommen konnte. Wenige Augenblicke später war das Gerät wieder an seinem ursprünglichen Platz angeschlossen. In der Zwischenzeit hatte Lucas hinter ihr herumgekramt und eine Erklärung für die falsche Todesmeldung gefunden. „Die Elektroden sind beschädigt. Sie waren ja für einen anderen Zweck vorgesehen und eine weitere Entladung dürften sie wohl zerstört haben. Wir werden Ersatzteile anfordern müssen um…“

Den Rest hörte Kate gar nicht mehr. Erst jetzt fiel ihr wieder der Grund der gesamten Aktion ein. Sie wollte die Forschung an dem Mittel für immer unterbinden und die erreichten Ergebnisse vernichten. ‚Die bewusstlose Frau können wir ja mitnehmen. In einem Verhör kann sie bestimmt verraten wo die Daten überall gespeichert sind und wer noch an der Entwicklung maßgeblich beteiligt war.’

Doch was sollte sie mit den anderen machen? Wie viel wussten sie Bescheid und wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Forschung erneut durchführen konnten? Sie wusste keine Antwort auf diese Fragen. Es wäre leicht sie alle einfach zu töten aber es fühlte sich nicht richtig an. ‚Hat mich Jacob wirklich so weit gebracht, dass ich mir Gedanken um ein paar kriminelle Forscher mache? Sie haben zwar mein Leben gerettet, aber wenn sie nicht dieses Mittel entwickelt hätten, wäre es gar nicht erst in Gefahr gewesen.’

„Ihr alle…“, Kate zeigte auf die Wissenschaftler. „…geht mal in diese Ecke.“ Jetzt deutete sie zu dem am weitesten entfernen Platz in dem Labor. Lucas sah sie zuerst fragend an, aber nachdem ihm Henry kurz antippte folgte auch er widerstandslos. Jetzt waren nur noch Jacob und Kiba in Hörweite.

„Was sollten wir mit den Wissenschaftlern da machen? Bella sollten wir mitnehmen und das Labor zerstören, aber ich weiß nicht, was wir mit denen machen sollten.“

12:45

Kimaya'Baato nar Saralesca
15.08.2009, 19:02
Omega, Industrieanlage (West)

Uhrzeit: 12:44 Uhr

Kiba musste unweigerlich seufzen.

'Puh, es ist alles gut verlaufen...Kate ist wohlauf.'

Für einen kurzen Augenblick hatte die quarianische Maschinistin geglaubt, dass Kate durch diese improvisierte und irgendwie auch amateurhafte Operation irreversible Schäden davongetragen hatte, doch die Menschenfrau wirkte tatsächlich wohlauf, sodass momentan kein Anlass mehr zur Sorge herrschte.

'Okay...Zeit, los zu lassen...'

Sie löste den sanften Händedruck, trat einige Schritte zurück und fühlte sich dabei merkwürdig beschämt, da so eine besorgte und zugleich auch euphorische Reaktion ihrerseits gänzlich ungewohnt war, was auch verständlich war, wenn man bedachte, dass Kiba zuvor niemals Freunde gehabt hatte. Dennoch, so schrecklich diese Leere vorhin auch gewesen sein mochte, wollte das junge Mädchen lieber das Risiko eingehen, sich so zu fühlen, als die beständige Leere der Einsamkeit weiterhin ertragen zu müssen.

Plötzlich streckte Kate den Zeigefinger nach den Wissenschaftlern aus, die nervlich zwar völlig erschöpft wirkten, aber erleichtert über den erfolgreichen Eingriff ein wenig abseits standen. Die forsche Stimme der Menschenfrau, die das Team mit „Ihr alle“ wenige Sekunden später in eine abgeschiedene Ecke des Labors schickte, schüchterte die Kittelträger jedoch merklich ein.

Kiba spürte sofort ein flaues, ungutes Gefühl im Magen.

„Was sollten wir mit den Wissenschaftlern da machen?“, fragte Kate daraufhin ein wenig ratlos und schlug vor, zumindest die bewusstlos geschlagene, womöglich noch nützliche Bella mitzunehmen, die für Kiba noch immer ein schleierhaftes Rätsel war.

'Aber diese Sichtweise würde bedeuten...nein, das geht nicht!'

Kiba wiegte den Kopf misstrauisch beiseite, die schockierten, eisblauen Augen ruhten dabei auf Kates nüchternen Gesichtszügen.

„Möchtest du damit etwa andeuten, dass die anderen nun keinen Nutzen mehr haben und...und...das kannst du nicht tun! Du kannst die Wissenschaftler nicht umbringen! Sie haben dir das Leben gerettet.“

Sie spürte, wie sich ihre Finger schmerzhaft verkrampften.

„Auch wenn du ohne ihr Mitwirken vielleicht erst gar nicht in diese Situation gekommen wärst. Sie können vermutlich nichts dafür und wurden dazu gezwungen.“

Uhrzeit: 12:45 Uhr

Kate Devereaux
18.08.2009, 16:37
Industrieanlage West

„Möchtest du damit etwa andeuten, dass die anderen nun keinen Nutzen mehr haben und...und...das kannst du nicht tun! Du kannst die Wissenschaftler nicht umbringen! Sie haben dir das Leben gerettet.“ ‚Sie haben mein Leben aber auch in Gefahr gebracht und ich will gar nicht wissen, wie viel andere Biotiker auch… Dem muss einfach ein Ende gesetzt werden!’

„Auch wenn du ohne ihr Mitwirken vielleicht erst gar nicht in diese Situation gekommen wärst.“ ‚Richtig erkannt!’ „Sie können vermutlich nichts dafür und wurden dazu gezwungen.“ Der letzte Satz von Kimaya brachte Kate zum Nachdenken. Sie war immer davon ausgegangen, dass die Beteiligten entweder freiwillig oder für sehr viel Geld an der Sache arbeiteten. Auf die Idee, dass die Personen dazu gezwungen wurden, ist sie bisher noch nicht gekommen, aber die Tatsache, dass niemand einen Aufstand gemacht hatte und alle mitgeholfen haben, unterstützte diese Theorie.

Als Jacob schließlich auch noch seine Meinung kundgab, fällte sie schließlich ihre Entscheidung. Sie rutschte vom Tisch und stand dann endlich wieder auf ihren Füßen. Mit lauter und befehlender Stimme wandte sie sich an die wartenden und teilweise verängstigten Wissenschaftler. „Raus hier! Alle! Lasst alles liegen und stehen, nehmt nichts mit und…“, die Biotikerin senkte ihre Stimme zu einem drohenden Tonfall. „forscht nie wieder an diesem Hemmstoff oder ich werde euch erneut finden! Und glaubt mir, das würdet ihr nicht überleben.“

Die letzten Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, denn die angesprochenen Personen nickten oder bejahten und verließen im Eilschritt das Labor. ‚Ich hoffe doch, dass das die richtige Entscheidung war!’ „Bevor wir gehen, bleibt etwas noch zu erledigen.“, meinte Kate zu ihren beiden Partnern. „Jacob, darf ich mal das Sturmgewehr haben?“ Der 25 jährige Mann übergab die Waffe mit einem Nicken und Kate entsicherte sie. Anschließend drückte die den Abzug durch.

Salve um Salve verwüstete das Labor und stürzte alles ins Chaos. Geräte wurden durchlöchert, Computer vernichtet, Glasbehälter zersplitterten. Immer wieder feuerte Kate in eine neue Richtung, wohlweislich darauf achtend, dass sie weder Kiba noch Jacob traf. Erst als nichts mehr in seinem Ursprungszustand war und das Sturmgewehr vor Überhitzung piepte, stellte sie ihre Vernichtungsorgie ein. Es war ein wohltuendes und befreiendes Gefühl, obwohl sie lieber noch die Leichen der Wissenschaftler inmitten der Verwüstung sehen würde.

Mit einem dicken Grinsen auf den Lippen sicherte Kate die Waffe wieder und hängte sie sich um. „Jetzt können wir gehen!“ Erst jetzt stellte sie fest, dass ihre Ohren von dem Lärm noch klingelten.

12:52

Jacob Fisher
03.09.2009, 15:18
12:52 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Jacob zeigte sich während Kates Verwüstungsorgie verhältnismäßig unbeeindruckt. Ihm gefiel keineswegs, was er da mit ansehen musste. Das wusste er genau und tief in seinem Inneren ärgerte er sich über sich selbst, dass es dazu kommen musste. Doch genauso verstand er Kate. Diese ganze Scheiße hätte sie fast umgebracht… stellte er nun schon zum wiederholten Male fest, als er sich unter dem schrillen Piepen in seinen Ohren umsah. Wahrlich hatte die junge Frau eine Spur der totalen Zerstörung hinterlassen. Nichts stand mehr da, wo es vorher war. Kein Ergebnis schien wirklich gesichert und keine Probe hätte diesen Angriff überstehen können. Kate hatte also genau das erreicht, was sie nach Jacobs Einschätzung wollte. Und am Ende des Ganzen war er einfach nur erleichtert, dass sie überlebte.

Bis die stahlblauen Augen schließlich auf den regungslosen aber nahezu unversehrten Körper seiner früheren großen Liebe stießen. Nur ein einziges Wort füllte die sonstige Leere seiner Gedanken. Eine Frage, die ihn nahezu erdrückte. Warum? Und das würde nicht aufhören, bis er die Antwort kennen würde. Diese Frage zwang Fisher sich sogar so sehr selbst auf, dass er gar nicht mehr wirklich mitbekam, wie Kate vorschlug, diesen Ort ein für alle Mal zu verlassen. Doch der 25-jährige wollte sowieso noch nicht gehen. Er wollte und musste diese Sache beantwortet haben.

Langsam drehte sich der Südafrikaner zu seinen Begleiterinnen um: „Kate, Kiba? Ich, ähm…“ Er zögerte kurz und überlegte, wie er ein völlig normales Anliegen ausdrücken sollte, „Ich würde ihr gerne noch ein paar Fragen stellen.“ Sein Blick deutete für einen kurzen Moment auf Bella. „Es ist mir eigentlich egal, ob ihr dabei seid oder nicht. Wenn ihr zwei weiter wollt, könnt ihr das tun. Wir haben geschafft, was wir wollten. Kate, du lebst. Das ist das Wichtigste.“ Erneut pausierte er kurz. „Wie auch immer, es gibt einfach Dinge, die ich wissen muss. Und sie ist die einzige, die mir Antworten geben kann.“

Mit nüchternem aber erwartendem Blick schauten die stahlblauen Augen des Südafrikaners abwechselnd seine beiden Gegenüber an. Kate reagierte schnell und eigentlich hätte ihn ihre Reaktion gefreut, als sie klarstellte, dass sie unter diesen Umständen bleiben wollte. Doch Jacob war in diesen Augenblicken nicht mehr nach Emotionen und Gefühlen zumute. Alles, was er sich wünschte, war erreicht. Und das, was er nun noch wollte, ließ keinen Platz mehr für Subjektivität und persönliches Empfinden. All das zusammen erklärte die fast schon unheimlich nüchterne Ausstrahlung des sonst so aktiven Mannes. Nicht mal mehr der stechende Schmerz seiner Rippen drang wirklich in seinen Kopf.

Akzeptierend nickte er den beiden schließlich zu, drehte sich um und trat langsam vor die allmählich zur Besinnung kommenden Bella Bates. Die Frau, die er einst liebte. Die Frau, für die er gestorben wäre – und es irgendwie auch ist. Doch heute empfand er für diese Frau nichts mehr. Nur dieses eine Wort wollte er aussprechen. Nur diese eine Frage wollte er beantwortet haben.
Nur einen kurzen Augenblick später hockte er vor Bates, beobachtete sie mit leerem Blick, hörte nur beiläufig ihr schmerzverzerrtes Grummeln, bevor sich ihre Blicke trafen. Entsetzen machte sich in dem sonst so hübschen Gesicht der jungen Frau breit. Doch auch das ließ Jacob vollkommen unberührt. Nur sein Blick verschärfte sich ein wenig, ließ aber keinesfalls von den Augen Bellas ab. Schließlich verließ endlich dieses eine Wort seinen Mund: „Warum?“


12:54 Uhr

Kate Devereaux
06.09.2009, 22:21
Industrieanlage West

Jacob wollte das verwüstete Labor noch nicht verlassen, da er Bella noch etwas fragen musste. Seinen Vorschlag - schon vorauszugehen - lehnte Kate ab, da sie einerseits nicht genau wusste, wo sie hingehen sollte und andererseits wollte sie auch wissen, was Jacob aus der Frau herausholen konnte. Als er sich zu ihr hinunterhockte und sich ihre Blicke trafen enthüllte sie einen entsetzten Gesichtsausdruck, welcher Jacob jedoch nicht im Geringsten beeinflusste. „Warum?“, wollte er von ihr wissen. ‚Na da bin ich mal gespannt, was da jetzt kommt…’

Zuerst wich Bates seinem Blick erneut aus und ihr Gesichtsausdruck verriet ihre Unsicherheit. Doch mit einem Mal änderte sich ihr Mienenspiel und ein unbändiger Hass schwoll in ihr an. „Biotiker!“, sie zischte das Wort zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und weckte somit erst recht Kates Neugierde. ‚Warum sollte man Biotiker hassen? Wir hassen ja auch keine Nicht-Biotiker… Maximal bemitleiden. Andererseits sind meine Eltern auch um nichts besser. Sie fürchten einfach das, was sie nicht kennen und nicht beherrschen können. Das zeugt von einem schwachen Geist. Schwach und erbärmlich!’

Obwohl daraufhin niemand etwas sagte, schien Bella zu erkennen, dass diese Antwort Jacob nicht zufrieden stellte. „Diese Gruppe von Turianer aus denen…“ Sie zögerte und sah dabei Kate und Kiba kurz an. „Du weißt schon… Es waren einige Biotiker dabei und sie haben mich zuerst nur geschlagen, aber dann auch mit ihren biotischen Fähigkeiten grausam gefoltert.“

Erneut machte Bates eine Pause und zitterte am ganzen Körper bei der Erinnerung an die Vergangenheit. Aber schließlich riss sie sich zusammen und fuhr fort. „Einer von ihnen sprach dabei immer wieder vom Weg des Sehers. Er müsse ein Oper bringen, oder so.“
Als Kate das Wort ‚Seher’ vernahm, zuckte sie unbewusst zusammen und hoffte darauf, dass niemand ihre Reaktion bemerkte. ‚Ein Seher? Aber dort wird niemand rausgeschmissen. Man bleibt, haut ab oder wird getötet. Also ist er geflüchtet oder eher gar nicht erst bis dorthin gekommen… Wahrscheinlich wollte er sie als Opfer mitbringen.’

„Jedenfalls, nach einiger Zeit konnte ich dank dir dann entkommen und ich wollte etwas gegen diese fanatischen Biotiker unternehmen, sie machten ja den Eindruck, dass viele Biotiker so abgedreht sind. Ich erfuhr von den Forschungen von Conatix und sah hierbei meine Chance.“ Kate schloss kurz die Augen und ging in Gedanken das Gesagte nochmals durch. ‚Sie will alle Biotiker umbringen, nur weil ein paar sie gefoltert und sie von den Sehern erfahren hatte? Wenn das mal nicht genauso gestört ist…’ Unbewusst schüttelte sie den Kopf, aber Bella schien die Geste zu bemerken oder Jacob hatte etwas zu ihr gesagt.

„Nein, ich wollte niemanden umbringen, ich wollte nur, dass Biotiker wieder… normal wurden. Es wurde immer wieder behauptet, dass das Mittel nur an Kriminellen getestet wird, bis es unschädlich sei…“ Sie wandte ihren Blick von Kate ab und sah dann wieder Jacob an. „Trotzdem sind Biotiker eine Gefahr für uns.“ ‚Jetzt reicht es aber… Du hast wohl den Sinn für die Realität verloren.’

Kate machte einen Schritt auf die Frau zu. „Biotiker sind keine Krankheit, die man einfach ausrotten muss! Ist es die Angst oder der Neid, der manche zu solchen Taten anstachelt? Ich kann es ja verstehen, wenn man es des Geldes wegen macht, aber so… Willst Du vielleicht noch alle Turianer ausrotten? Immerhin waren sie ja auch dieser Gruppierung angehörig. Und dann vielleicht auch noch die Volus, weil sie hässlich sind?“ ‚Krieg dich wieder ein, du tötest ja auch manchmal wahllos. Wobei es eigentlich immer einen greifbaren Grund gibt…’

Kate atmete tief durch und beruhigte sich wieder ein wenig. „Nicht alle sind gleich, denk mal darüber nach!“

12:58

Jacob Fisher
10.09.2009, 11:36
12:58 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Still lauschend folgte Jacob Bellas Rechtfertigung. Irgendwo war es vermutlich verständlich, was sie tat und warum sie es tat. Doch mit dem Zuhören wurde dem 25-jährigen etwas klar, das er vermutlich nie erkannt hätte, wenn er das Alles nicht selbst mitgemacht hätte: Rache und Vergeltung, sah er ein, machten nicht besser, was einem wiederfahren ist. Sie brachten Tote nicht wieder ins Leben zurück. Sie heilten keine Verletzungen. Und die, für die man Rache ausüben wollte, hätten nie gewollt, dass sich jemand wegen ihnen das Leben versaute und alle Kräfte einsetzte, um jene Vergeltung zu finden, die man so erstrebte. Die Toten wussten, dass Rache nichts mehr ändern konnte. Alles, was man dadurch erreichte, war noch mehr Schmerz in diese Welt zu bringen. Noch mehr Leben zerstören, sich selbst noch tiefer in de Abgrund stürzen. Und endlich sah auch Jacob Fisher das ein. Denn irgendwo lernte man eben doch am besten, wenn es einem selbst passierte. So sehr hatte er darum gekämpft, Kate am Leben zu erhalten. Er empfing die Unterstützung Kibas und allein der Glaube an die Hoffnung gab ihm die Kraft, Switt trotz dieser unsagbaren Schmerzen einzuholen. Nie hatte er daran gedacht, wie er sich im Falle von Kates Tod rächen konnte. Es fiel ihm nicht mal ein, daran zu denken, sie überhaupt sterben zu lassen. Und das alleine war der Schlüssel zu dem Erfolg, den sie heute feiern konnten. Doch verdeutlicht wurde das nur und einzig und allein durch das, was Bates ihm und irgendwo auch den beiden anderen erzählte.

Als Kate sich dann, möglicherweise auch zu Recht, aufregte, erhob Jacob sich langsam und bat sie mit einigen Gesten, ruhig zu bleiben. „Kate, bitte…“, fügte er noch mit ruhigen Worten hinzu, bevor er sich wieder an Bella wendete. Erst kam ihm die Frage in den Sinn, warum sie ihm das nicht erzählt hatte. Doch die Antwort lag bereits auf der Hand. Nach ihrer Rettung vergingen keine vierundzwanzig Stunden, bis Tony Forth starb und Jacob Fisher für immer verschwand. Stattdessen drängte sich ihm eine andere Frage auf. Eine, die ihm von wesentlich größerer Bedeutung schien: „Der Weg des Sehers..was ist das?“ Glaubwürdig schüttelte Bella den Kopf. Sie hatte keine Ahnung und auch, wenn sie sich in diesem einen Jahr grundlegend veränderte, so wusste Jacob, dass es stimmte. Warum hast du keine Nachforschungen aufgestellt? Du kommst doch an sowas ran. Du hättest diese Kerle einfach in den Knast stecken können und alles wäre so verlaufen, wie es sollte… warf er ihr unbewusst gedanklich vor, bevor er sich noch einmal zu ihr hockte.

„Was ist aus dem Mädchen geworden, für das ich gestorben wäre?“, fragte Jacob mit enttäuschter Stimme. Bella blieb still und senkte den Kopf. Sah sie ein, was sie getan hatte? Vielleicht. „Bella…“, setzte er nun so leise an, dass nur sie es hören konnte, „Tu dir einen Gefallen und lass mich in Ruhe. Und noch viel wichtiger: Sorg lieber dafür, dass Kate nichts passiert, was auf eure Scheiße zurückzuführen ist. Du bist nur noch am Leben, weil sie es ist.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte Bates dem aufstehenden Jacob hinterher, der sich wortlos von ihr abwandte und mit großen Schritten in Richtung Ausgang lief. „Das war’s. Ich bin hier fertig.“, sprach der Südafrikaner, schaute aber weder Kiba noch Kate an.


12:59 Uhr

Kate Devereaux
10.09.2009, 15:47
Industrieanlage West

Kate zog tief Luft ein, als Jacob nach dem Weg des Sehers fragte, denn das war ein Thema über das sie mit ihm bestimmt nicht sprechen wollte. Aber zu ihrer Erleichterung hatte er die Frage an Bella gerichtet und er schien nicht zu bemerken, dass sie sich zuerst betroffen gefühlt hatte. Trotzdem blitzten in ihr immer wieder Erinnerungen an das abgeschiedene Leben auf, die sie jedoch mühsam verdrängte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um über die Vergangenheit zu sinnieren.

Aber erst als Jacob wieder aufstand kehrten ihre Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Sie warf kurz einen Blick zu Kimaya, aber aufgrund des Visiers konnte sie natürlich keinen Gesichtsausdruck deuten. „Das war’s. Ich bin hier fertig.“, meinte der 25 Jährige schließlich noch, während er sich schon Richtung Ausgang bewegte. ‚Ich bin hier auch fast fertig…’

„Kommen Sie einen Biotiker bloß nicht mehr in den Weg!“, sprach Kate leise drohend zu Bella, bevor sie sich abwandte und den anderen beiden nach oben folgte. Gemeinsam verließen sie das alte Gebäude und schlenderten einfach den Weg entlang. Ob gewollt oder nicht, ihre Schritte führten sie in Richtung des Raumhafens. Doch plötzlich erblickten Kates wachsame Augen etwas. Etwas, dass sie sich nicht entgehen lassen konnte. Schnell sah sich die junge Frau um und zu ihrem Glück konnte sie niemanden entdecken, der ihren Plan vereiteln konnte. „Wartet mal kurz!“, raunte sie ihren Begleitern zu und beschleunigte die Schritte.

Ihr Ziel, ein Mann Mitte vierzig, ahnte nichts, als sie nur noch einen halben Meter leicht seitlich rechts hinter ihm war. Mit ihrer linken Hand tippte sie ihm auf die linke Schulter, während sie mit der rechten nach dem Objekt der Begierde griff, seine Pistole. Es war eine Kessler VIII, die über die gleiche Klipphalterung, wie ihre eigene besessen hatte, befestigt. Geschickt entwand sie ihm die Waffe und zielte sogleich mit der Pistole auf ihn. „Was zur…“, rief der Mann erstaunt aus, als er sich zu ihr drehte.

„Ruhig bleiben und keine Bewegung!“, befahl Kate ihrem Opfer und hatte den Kopf leicht schief gelegt. Der Mann hob beschwichtigend die Hände. „Gut so! Und jetzt laufen Sie in diese Seitengasse, bis ich Sie nicht mehr sehen kann.“
„Geben Sie mir meine Waffe zurück!“, forderte der Mann mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck, die Hände noch immer erhoben. Die Biotikerin schüttelte den Kopf. „Ich zähle bis fünf. Entweder Sie laufen oder Sie fangen sich eine Kugel ein!“ Einen Augenblick zögerte er noch, aber dann tat er wie geheißen und verschwand aus Kates Blickfeld.

Mit ihrer Beute an der Hüfte befestigt, kehrte Kate wieder zu Jacob und Kiba zurück. „Und ich dachte, ich bekomme so schnell keine passende Pistole mehr…“, sprach sie lächelnd zu den beiden.

13:04

Jacob Fisher
10.09.2009, 19:52
13:04 Uhr
Straßen des Industriegebiets
Omega


Lieblose, leere Gedanken füllten die schmerzende Hülle, die sich Jacob Fisher nannte. Nach außen hin ließ sich der 25-jährige bewusst nichts anmerken. Stumm blickte er durch die verschmutzte, stinkende Gegend und folgte stets den gemächlichen Schritten seiner zwei Begleiterinnen. Doch letztlich wusste er, dass es so keineswegs weitergehen konnte – und erstrecht nicht durfte. Gefühle und Emotionen waren schon immer eine große Schwäche in seinem Leben. Und heute stellte er ein weiteres Mal fest, dass sich daran nichts geändert hatte. Während er sich für zwei Personen einsetzte, die er grundsätzlich kaum kannte, wäre er beinahe selbst gestorben. Und das alles nur, weil er in beiden etwas sah, dass es die Mühen wert war. Und ganz genau das und mehr sah er auch in Bella Bates. Für sie ist er gestorben. Jedenfalls offiziell. Doch jedes Ende bedeutete auch einen neuen Anfang. Und dieser Anfang kam vor einem Tag richtig in Fahrt. Es war eine gefährliche, tödliche Fahrt. Doch es war allemal besser als das einseitige Handwerkerleben auf Antirumgon. Und ganz nebenbei lernte er schon wieder dazu. Nicht nur sah er ein, dass Rache nichts änderte, es nie tat und auch nie wird. Er entdeckte sich selbst neu. Vor einem Tag fragte er sich noch selbst, ob er ein Adrenalinjunkie war oder das Leben einfach vor sich hin lebte. Heute, einen Tag später, konnte er vollkommen überzeugt sagen, dass er definitiv ein zu den Adrenalinjunkies zählte. Er hatte keine Begründung dafür. Vielleicht ließ er sich mitreißen, vielleicht steckte diese Art schon immer tief in ihm drin. Doch nun wusste er endlich, dass er es war. Das war eine Tatsache und die würde sich nicht mehr so schnell ändern, dachte er.

Plötzlich wies Kate die beiden nach einigen Minuten an, kurz zu warten. Jacob blieb gelassen und dachte sich nichts weiter dabei. Er zog es in diesen Augenblicken einfach vor, den stummen Beobachter zu spielen. Zu viel mehr war er an diesem Tag eh nicht mehr fähig. Schmerzen im ganzen Körper, ein unfreiwilliges Wiedersehen mit unerwünschtem Ausgang und eine nie zuvor da gewesene Gleichgültigkeit, was die Zukunft einer ehemaligen Freundin anbelangte. Ein kleiner Teil von ihm selbst war erschrocken über dieses Verhalten, der Rest schenkte Kate seine Aufmerksamkeit, die sich gerade einem Fremden näherte. Sofort machte sich ein ungutes Gefühl in Jacobs Magen breit – und es wurde bestätigt. Kate richtete die Waffe auf jenen Fremden… Bitte Kate, lass ihn einfach laufen. flehte er regelrecht, während seine stahlblauen Augen weiterhin hart und analysierend blieben. Und tatsächlich, der Mann rannte davon und verschwand ungewöhnlich schnell aus Jacobs Blickfeld.

Wenig später stieß Kate lächelnd zu Kiba und Jacob und kommentierte stolz ihre Beute. Fisher verschränkte die Arme und konnte sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen, das er sogleich mit einigen Worten untermalte: „Du besserst dich.“, sprach er und vernahm augenblicklich den fragenden Blick seines bildhübschen Gegenübers, „Gestern hättest du den Typen einfach über den Haufen geschossen.“
Was der 25-jährige eigentlich einfach nur dahinsagte, fraß sich wenig später in seine Gedanken. Er hatte vollkommen Recht damit. Zumindest vermutete er das. Doch was war es, das die 22-jährige daran hinderte, diesen Mann wirklich anzugreifen? Vielleicht würde der Südafrikaner das nie erfahren, doch was immer es war, er hatte nichts dagegen.


13:04 Uhr

Kate Devereaux
10.09.2009, 20:20
Industrieanlage West

„Du besserst dich“, meinte daraufhin Jacob zu Kate. ‚Wieso? Gut, das ganze hat wirklich toll geklappt, aber das hätte ich immer schon hinbekommen. Naja, ansonsten habe ich mich in den letzten Stunden ja eher blamiert…’ „Gestern hättest du den Typen einfach über den Haufen geschossen.“ ‚Achso! Ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte? Warum auch nicht…’

„Eigentlich“, fing Kate zu erklären an, „hatte er nur verdammt viel Glück. Die Aktion war riskant und normalerweise bin ich nicht bereit für so eine Kleinigkeit mein Leben aufs Spiel zu setzen. Wenn ich meine Biotik wieder einsetzen hätte können, wäre es für ihn vermutlich nicht so ausgegangen. Ich hätte ihn vielleicht nicht getötet, aber vermutlich, wenn auch nicht mit Absicht, verletzt.“ Die Biotikerin zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht ist es leichtfertig, unmenschlich und gemein… Jedoch besteht die ganze Station hier aus Leuten mit kriminellen Absichten und ohne Gewissen.“ Unbeabsichtigt erschien wieder ein Bild des Biotiktrainings vor ihren Augen. „Bei meiner Ausbildung habe ich jedoch gezwungenermaßen gelernt, dass ich einfach schneller, härter und gewissenloser zuschlagen muss, um zu überleben.“ Kate senkte ihre Stimme zu einem Murmeln, da die nächsten Worte schon mehr nur für sie selbst waren. „Und die Errungenschaften einer harten Ausbildung legt man nicht so leicht ab… Auch nach zwei Jahren nicht…“

Seit über einen Jahr hatte Kate nicht mehr so oft an ihre Zeit bei den Biotikextremisten gedacht, wie jetzt. Aber sie war noch immer zwiegespalten wie sie über ihre Vergangenheit denken sollte. Einerseits war der Weg des Sehers ein erstrebenswertes Ziel für einen Biotiker, andererseits war ihr das einsame Leben trotz aller Mühen und Plagen zu langweilig. Das immer wieder ungefragt Erinnerungsfetzen und Fragen hochkamen, war für sie ein Zeichen, dass sie sich demnächst darüber klar werden und dieses Kapitel ihres Lebens endgültig beenden sollte.

13:06

Jacob Fisher
10.09.2009, 21:02
13:06 Uhr
Straßen des Industriegebiets
Omega


Hatte ein durchaus zufriedener Jacob Fisher doch eher mit einem geschickten Konter seines jüngeren Gegenübers gerechnet, wurde er umso mehr überrascht, als Kate anfing, eine echte und vor allem ernsthafte Erklärung zu bringen. Während er ihr aufmerksam zuhörte, machte sich insgeheim eine immer bedeutendere Frage in ihm breit: Was ist nur mit dir los? Rätselte der 25-jährige, Was ist passiert, während du weg warst? Warst du etwa doch tot? Was auch immer der Grund für diese unerwartete Reaktionen war, es war ihm nicht länger egal. In diesem Augenblick versprach er sich selbst, sie bei der nächsten Gelegenheit darauf anzusprechen.

Doch vorerst hieß es wieder, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Denn Kate endete murmelnd und so leise, dass Jacob schon fast Probleme hatte, die letzten Worte genau zu verstehen. Irgendetwas sagte ihm, dass Devereaux es nicht vollkommen bewusst ausgesprochen haben konnte. Was geht da in deinem kleinen Kopf vor, Kate? Fragte sich der 25-jährige anfangs noch, erkannte dann allerdings, dass es nur einen Weg gab, es herauszufinden. Er musste fragen. Doch war das der richtige Zeitpunkt? Mitten auf der Straße der vermutlich gefährlichsten Raumstation des Universums, wo überall irgendwer sein konnte, der sich diese Informationen zu Nutze machen wollte? Gab es überhaupt wirklich nennenswerte Informationen? Oder steigerte Jacob sich da in etwas herein, von dem er lieber die Finger lassen sollte?

Letztlich siegte jedoch ein weiteres Mal die Neugier über den Verstand. „Sag mal…“, fing er zögernd an, „…Ich will ehrlich zu dir sein.“, die stahlblauen Augen drangen regelrecht in die ihres Gegenübers ein, machten allerdings eher einen vertraulichen als bedrohlichen Eindruck, „Kate, du klingst echt nicht so, als wärst du begeistert von dem, was du hier über deine Ausbildung erzählst und…Ich meine, du musst es mir nicht sagen.“, er senkte seine Stimme in eine besänftigende Tonlage, „Kate, was ist passiert?“

Immerzu sagte Fisher sich selbst, man müsse bereit für die Wahrheit ein und es akzeptieren. Doch war er jetzt gerade bereit? Im Grunde war nichts dabei. Kate erzählte lediglich von ihrer Ausbildung. Doch irgendwas, und wenn es nur das Bauchgefühl war, sagte Jacob, dass ihm die Wahrheit möglicherweise nicht gefallen sollte.


13:07 Uhr

Kate Devereaux
11.09.2009, 12:03
Industrieanlage West

Kate konnte aus Jacobs Tonlage und Gesichtsausdruck nicht schließen, ob er nur neugierig oder auch besorgt war. Und sie wusste ebenso nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Bisher hatte sie mit niemanden über ihren Aufenthalt bei den Sehern gesprochen, sogar sie selbst versuchte das Erlebte immer wieder zu verdrängen anstelle sich damit auseinanderzusetzen. Konnte sie mit jemand, den sie gerade erst knapp über einen Tag kannte darüber sprechen? Konnte sie überhaupt mit jemand darüber sprechen?

Jedoch hatte sie in den letzten zwei Jahren mit niemand länger Kontakt gehalten. Begegnungen waren immer nur geschäftlich oder maximal für einige Stunden, aber nie über längere Zeit. Doch irgendwie hatte sie bei dem Mann, der jetzt neben ihr stand, ein anderes Gefühl. Vielleicht weil er ihr ohne Rücksicht auf sich selbst geholfen hatte, vielleicht weil er ihr vertraute, aber vor allem, weil sie, Kate Devereaux, ihm vertraute. War es ein unterbewusstes Verlangen nach jemanden, mit dem man Reden konnte, nach jemanden, den man einen Freund bezeichnen konnte?

Diese Vorstellung erweckte in ihr den Reflex alles und jeden wegzuschicken, der ihr zu Nahe kam. Es war immer der einfachste Weg eine emotionale Bindung, etwas, das man als Söldner und Einzelkämpferin nicht brauchen konnte, zu vermeiden. Doch es fühlte sich bei Jacob vollkommen falsch an. Ebenso bei Kimaya, der Quarianerin, deren Freundschaft sie genauso schnell gefunden hatte. Beide hatten ihr ohne in Erwartung einer Gegenleistung geholfen und beide waren noch immer bei ihr. Und beide hatten es sich verdient eine Antwort auf Jacobs Frage zu bekommen.

Nach den Sekunden des Schweigens hob die Biotikerin wieder ihren Kopf und sah zuerst Jacob, dann Kiba und zum Schluss abermals Jacob an. „Nicht hier…“, meinte sie dann zu ihren beiden Begleitern. Aus einem Impuls heraus ergriff sie Jacobs Hand. „Kommt mit.“ Sie führte beide an ein Fleckchen, dass ein wenig von der Straße abgeschieden war, so dass nicht jeder beliebige Passant ihre Geschichte hören konnte.
Kate ließ Jacobs Hand, erstaunt darüber, dass sie sie noch immer hielt, wieder los und lehnte sich an die Containerwand. Die junge Biotikerin holte tief Luft und begann mit ihrer Erzählung.

„Ich hoffe, ihr hält mich jetzt nicht für völlig verrückt aufgrund dessen, was ihr von Bella gehört habt, aber… meine Ausbildung zur Biotikerin fand bei den Sehern statt und ich war Teil dieser Vereinigung.“ Obwohl Kate die Seher verlassen hatte, schwang noch genügend Stolz in ihrer Stimme mit, um zu erkennen wie viel ihr das bedeutete.
„Aber die Seher sind nicht so, wie dieser Turianer sie dargestellt hat, denn sie bleiben für gewöhnlich unter sich und lassen andere Leute in Ruhe. Das Leben in der Gruppe hingegen ist äußerst hart und diszipliniert. Man studiert Biotik und lernt sie perfekt einzusetzen, selbst für simple Dinge. Es ist ein Teil von dir, eine Waffe und ein Schild. Sie macht dich stärker und überlegen, doch jetzt wo sie mir fehlt… Es ist so, als hätte ich keine Hände mehr.“
Kate seufzte kurz. „Aber genau dieses ‚unter sich bleiben’ war der Grund, warum ich mich wieder von ihnen getrennt habe.“

13:08

Kimaya'Baato nar Saralesca
14.09.2009, 16:34
Omega, Industrieanlage (West), Seitengasse

Uhrzeit: 13:07 Uhr

Kiba spürte den Schrecken der vergangenen Stunden noch immer tief in ihren Knochen nagen.

'Das war knapp...Aber es ist vorbei. Wir haben alle überlebt.'

Sie drückte sich gegen einen verbeulten Laternenmast, senkte den eingehüllten Kopf ein wenig und atmete einige Male tief durch, um die Spannung aus ihren verkrampften Muskeln zu vertreiben. Ihre eisblauen Augen betrachteten dabei eine bräunlich-gelbliche und zähflüssige Lache, die nur wenige Schritte neben ihr das fahle Licht der Laterne widerspiegelte und sich vermutlich aus den ekelhaftesten Flüssigkeiten zusammensetzte, die sich die Quarianerin nur ausmalen konnte.

Angewidert wandte Kiba den Blick ab, hinüber zu den beiden Menschen, die nun schon seit einiger Zeit ihre Begleiter und auch sowas wie richtige Freunde waren.

'Sie schauen beide irgendwie fertig aus. Was Kate uns nun wohl über ihre Ausbildungszeit verrät?'

Die sonnengebräunte Menschenfrau, die sich gegen einen alten Container gelehnt hatte, holte tief Luft und begann ganz ruhig über ihre Vergangenheit zu sprechen, die Kiba in den ersten Sekunden ungewollt die Kinnlade hinabklappen ließ.

Sie konnte nicht fassen, was ihre kleinen Ohren da hörten.

'Was?! Sie gehörte zu diesen Sehern?!', wiederholten ihre aufgewühlten Gedanken ein zweites Mal und untermalten dabei die schockierte Miene, die sich über Kibas sonst so sanften Gesichtszüge presste, 'ich kann nicht fassen, dass auch noch so viel Stolz in ihrer Stimme liegt.'

In Kates milder Stimme schwang tatsächlich eine unüberhörbare Prise von Stolz mit, die das quarianische Mädchen zunächst einfach nicht begreifen konnte, da Bates' gewissermaßen tragisches Schicksal ein gänzlich gegensätzliches Bild von dieser bizarren Biotikgruppierung gemalt hatte als Kate nun zu schildern versuchte. Dass die brünette Menschenfrau aber gerade log, konnte Kiba sich keineswegs vorstellen - dazu hätte es einfach keine Gründe gegeben - sodass die quarianische Maschinistin kurz den Kopf schüttelte, die negativen Gedanken damit geradezu abschüttelte, nur um möglichst neutral zu fragen:

„Warum nennt sich diese Gruppe denn 'Seher', Kate? Das wirkt auf mich so, als handelte es sich dabei mehr um eine philosophische oder religiöse Vereinigung und passt irgendwie weniger zu einer biotischen Ausbildungsstätte.“

Sie löste ihre verschränkten Arme, ohne sich daran erinnern zu können, diese jemals in diese Haltung gebracht zu haben, um Kate nicht das kränkende Gefühl zu geben, eine negative, gar ablehnende Haltung ihr gegenüber einzunehmen.

'Meine Neigung, gegenüber sämtlichen Gruppen negative Vorurteile zu haben, entwickelt sich allmählich zu einer Krankheit.'

Uhrzeit: 13:09 Uhr

Kate Devereaux
14.09.2009, 17:47
Industrieanlage West

Kate war im ersten Moment über Kimayas analytische Frage überrascht und auch Jacob wirkte so, als ob er nicht alles verstanden hätte. „Die Seher haben sich zum Ziel gesetzt die Täuschungen der Kulturen und Gesellschaften zu durchschauen und sich nur auf die Wahrheit des Lebens zu konzentrieren.“, erklärte Kate.
„Das ist nur durch intensive körperliche Disziplin und mentale Anstrengung, wie sie Biotik erfordert, zu erreichen. Als ich die Seher verlassen hatte, war allerdings noch niemand so weit…“ ‚…auch nicht Raven.’

„Das ganze basiert aber auf einem eher philosophischen, denn religiösen Ansatz. Der Weg des Sehers ist somit eines der größten Ziele, die man als Biotiker erreichen kann. Stellt euch einen Biotiker vor, für dessen Kräfte es nahezu keine Grenzen gibt, der Masseneffektfelder mit chirurgischer Präzision erzeugen und dabei auf riesige Energiereserven zurückgreifen kann!“
Die Begeisterung an dieser Vorstellung war Kate regelrecht ins Gesicht geschrieben. „Selbst ich bin nur ein schwacher Abglanz, dessen, was mit einem vollendeten Studium möglich ist. Aber die Chance die Ausbildung so lange durchzustehen und auch zu überleben ist äußerst gering. Viele sind verschwunden, da sie nicht die nötige Leidensfähigkeit aufbrachten, viele sind gestorben, weil sie sich übernommen haben…
Ich selbst hatte nicht die nötige Disziplin um weiter so isoliert zu leben, darum habe ich mich von den Sehern getrennt. Vielleicht werde ich irgendwann das Studium…“

Ein sanftes und vertrautes Kitzeln im Hinterkopf ließ Kate innehalten. ‚Endlich!’ Sie blickte sich kurz um und fand nur einen knappen Meter entfernt eine leere Dose, die am Boden lag. Mit einer kleinen Handbewegung und minimaler Konzentration erzeugte Kate ein Masseneffektfeld und katapultierte somit die Dose senkrecht nach oben. Ein erfreutes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus und sie betrachtete kurz ihre rechte Hand, die noch mit einem schwachen, blauen Schein umgeben war. Die Biotikerin atmete tief ein und fühlte sich sogleich um Welten besser.

„Der Hemmstoff hat endlich nachgelassen!“

13:10

Kimaya'Baato nar Saralesca
15.09.2009, 15:45
Omega, Industrieanlage (West), Seitengasse

Uhrzeit: 13:10 Uhr

'Das ist doch alles unsinnig...'

Kiba starrte die zerbeulte Blechdose an, die noch vor wenigen Sekunden von Kate biotisch in die Lüfte geschleudert worden war und nun in der braunen Pfützensuppe schwamm. Sie dachte über die von Stolz und Begeisterung durchfluteten Worte der Menschenfrau nach und spürte in sich trotz der gut gemeinten Erklärungsversuche ihrer Freundin nur noch mehr Misstrauen gegenüber dieser zwielichtigen Sektengruppierung wachsen.

'Wie kann Kate nur sowas glauben?'

Die quarianische Maschinistin drückte sich von der Laterne ab und rückte die alte Schrotflinte ihres Vaters zurecht, die leicht von ihren schmächtigen Schultern gerutscht war. Sie spürte, wie sich dabei ein schmerzhaftes Ziepen durch ihre mechanische Armprothese nagte, doch dieses unangenehme Gefühl war ihr nur allzu gut bekannt und stellte keine Bedrohung für die tadellose Funktion des Arms dar, wenn man bei diesem eher kümmerlichen Ersatz überhaupt von einer tadellosen Funktion sprechen durfte.

„Kate...“, setzte Kiba dann einige Sekunden später zu einer Antwort an, die der mächtigen Biotikerin vermutlich weniger gefallen würde, „ich glaube nicht, dass man die Wahrheit über Gegebenheiten herausfinden kann, wenn man sich verbarrikadiert und durch hartes und wie du sagtest sogar womöglich tödliches Training darüber meditiert.“

Sie hielt kurz inne, atmete tief durch.

„Denn wie vermagst du eine Kultur oder eine Gesellschaft zu verstehen und ihre 'Täuschungen', wie du es nennst, zu erkennen, wenn du ihr nicht direkt begegnest? Das wäre so, als wolltest du erkennen, ob ein Apfel in seinem Inneren faul ist, ohne ihn aufzuschneiden.“

Kiba blickte kurz auf ihre ledernen Stiefel hinab und scharrte unsicher über das staubige Asteroidgestein, das angenehm unter ihren Sohlen knirschte.

„Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man ein erfülltes und glückliches Leben führen kann, wenn man sich abschottet und sich körperlich wie auch geistig so sehr verausgabt für ein Ziel, das man so nicht erreichen kann. Und selbst wenn alle diese Seher so überaus mächtige Biotiker ohne irgendwelche Machteinschränkung würden, dann sehe ich darin eher eine Gefahr für den Rest der Galaxis.“

Sie blickte wieder auf, innerlich ganz aufgewühlt und verängstigt, wie Kate auf ihre kritischen Worte reagieren könnte, doch die sonnengebräunten Gesichtszüge der Menschenfrau verblieben stoisch und hart.

„Ich sehe Biotik nicht als Krankheit und allgemein nicht als Bedrohung an, aber alle humanoiden Spezies kämpfen mit Egoismus und Machtgier und was glaubst du tut eine Person, die eine unerschöpfliche, präzise und destruktive Macht in ihrem eigenen Körper beherbergt?“

Sie forderte die ungestüme und unberechenbare Kate auf irrsinnige Weise heraus, doch Kiba wollte ihrer Freundin zuliebe aufzeigen, dass die Seher vermutlich nicht so perfekt und heilig waren, wie Kate offenkundig zu glauben schien.

Ungeduldig und zittrig in ihren Gliedern wartete Kiba auf Kates erste Reaktion.

Uhrzeit: 13:11 Uhr

Kate Devereaux
15.09.2009, 16:33
Industrieanlage West

Kate wartete mit einer Reaktion bis Kiba geendet hatte. Einerseits wollte sie der Quarianerin die Chance geben sich zu erklären, andererseits war sich doch noch ein wenig von den Ereignissen geschafft und musste sich beim Zuhören konzentrieren. Schlussendlich aber schüttelte sie den Kopf. ‚Und darum erzähle ich nicht gerne davon…’

„Es ist schwer jemand davon zu erzählen, der nicht dabei war. Ich selbst wollte mich nie von der Realität abschotten, auch wenn es sehr verlockend ist – schlussendlich war das dann aber auch der Grund, warum ich die Seher verlassen hatte. Jedoch kann man viele Dinge erst dann erkennen, wenn man sie aus einem gewissen Abstand betrachtet. Nebenbei helfen der Abstand und die dadurch entstehende innere Ruhe bei der Meditation und dem Biotiktraining.“, erklärte die junge Frau und betrachtete dabei Kimayas Fuß, der noch immer über den Boden scharrte.

Dann jedoch hob sie den Kopf, da sie den, ihrer Meinung nach, weitaus wichtigeren Teil nochmals ansprach. „Jeder der sich den Sehern anschließt, tut das freiwillig und kennt die Konsequenzen. Soldaten, die stark bewaffnet werden, sind auch gefährlich. Was macht man dagegen? Sie erhalten eine knallharte Ausbildung, die ebenfalls nur mit mentaler und körperlicher Disziplin zu schaffen ist. Diese Disziplin erhält man auch bei den Sehern und manchmal fordert sie ihre Opfer.“ Kate wurde erst jetzt bewusst, dass sie den letzten Teil lauter und energischer als beabsichtig ausgesprochen hatte und darum senkte sie ihre Stimme wieder.

„Ich wage sogar zu behaupten, dass die Ausbildung zu einem Seher weitaus schwieriger ist, als eine Militärausbildung. Sie dauert auch wesentlich länger und ist individuell auf jeden zugeschnitten. Natürlich gibt’s aber auch hier, wie überall, Idioten die…“ Die Biotikerin stoppte kurz, da sie mit dem, was sie sagen wollte, auch sich selbst als Idiot abgestempelt hätte. „…nur Zerstörung im Sinn haben und um jeden Preis auffallen müssen.“

Kate seufzte kurz, denn ihr war klar, dass sie noch mehr erklären musste, damit sie nicht falsch eingeschätzt wurde. „Ich habe mich den Sehern angeschlossen als ich siebzehn war. Es war für mich der einzige Weg ein Implantat und die dazugehörige Ausbildung zu erhalten… Von der Biotikausbildung war und bin ich nach wie vor begeistert und auch einige andere Aspekte waren sehr nützlich und hilfreich für mich. Nach drei Jahren habe ich die Seher wegen des früher genannten Grundes verlassen.“

13:12

Die Straßen von Omega ----->

Jacob Fisher
17.09.2009, 10:43
13:12 Uhr
Industrieanlage West
Omega


Kates durchaus begeisterte Worte ließen einen völlig zwiegespalteneen Jacob Fisher zurück. Er hörte Kates Vortrag aufmerksam zu, während sich in seinem Kopf immer mehr die Worte ‚völliger Schwachsinn‘ breitmachten. Er verstand Kibas Position vollkommen und das was sie sagte, war im Grunde nur eine sanftere Version von dem, was der 25-järige darüber dachte. Und auch wenn es ihm mittlerweile egal sein konnte, so hatte er stets im Hinterkopf, dass der Weg des Sehers dafür verantwortlich war, dass Bella zu dem wurde, was sie nun war: ein von Hass und Rachsucht zerstörtes Wrack, dass keine Spur der Wärme zeigte, die sie früher umgab.

Irgendwann herrschte schließlich Stille zwischen den beiden jungen Frauen und erst jetzt wurde Fisher klar, dass er sich bisher stillschweigend zurückgehalten hatte. Plötzlich rauschte es aus ihm heraus: „Schluss jetzt! Beide!“, wies er die beiden mit fordernder Stimme an. Die stahlblauen Augen signalisierten deutlich, wie sehr ihm diese Diskussion, deren Standpunkte sich immer weiter voneinander entfernten, langte. Vielleicht war es das Verlangen, die kleine, noch recht junge Gruppe zusammenzuhalten. Nach all dem, was sie zu dritt durchgemacht hatten, wäre das eine Möglichkeit gewesen. Vielleicht war es aber auch nur so, dass er zumindest für einen kurzen Augenblick Ruhe brauchte. Und die hatte er jetzt, auch wenn er dafür einige Blicke riskierte.

„Kate,“, fing er schließlich wieder ruhig an und schaute zu der jungen Frau, „Ich kann Kibas Standpunkt sehr gut nachvollziehen. Ich denke eigentlich genau so über diese ganze Scheiße. Aber weißt du was? Es ist mir egal. Jeder von uns hat seine Vergangenheit. Du hast deine, Kiba hat ihre und ich habe meine. Und keine davon ist sauber. Ich habe dich so kennen gelernt, wie du jetzt bist. Genau wie dich, Kiba. Und ich habe mich nie gefragt, was ihr früher wohl gemacht habt. Und warum? Weil wir trotz unserer unterschiedlicher Standpunkte etwas erreicht haben. Etwas, das wesentlich wichtiger ist als so ein beschissener Streit wie dieser hier.“ Gegen Ende des kurzen Vortrags schlug Jacobs Stimme wieder eine forschere Richtung ein, die beiden deutlich klar machen sollte, wie ernst er es meinte und vor allem wie wichtig ihm die ganze Sache war.

Natürlich vertrat er den Standpunkt der jungen Quarianerin. Doch wollte er weder sie, noch Kate verlieren. Er wollte die Gruppe nicht verlieren, nicht aufgeben. Nicht nach so einer kurzen Zeit.
Allerdings wusste er genauso, dass das, was er eben sagte, nicht zufriedenstellend gewesen sein konnte, weshalb er seufzend erneut ansetzte: „Also gut, die Sache hier ist wahrscheinlich meine Schuld. Ich habe gefragt, was während deiner Ausbildung geschehen ist. Und irgendwo hätte mir klar sein müssen, dass es schwierig und unangenehm werden konnte. Aber die Wahrheit ist jetzt raus und wir alle sollten sie akzeptieren. Und zwar alle.“ Mit einer kurzen Pause ließ er seine Worte wirken. Doch wusste er genauso, dass er auch irgendwo mit sich selbst sprach. Seine Vergangenheit war keinesfalls rein. Doch er hatte keine andere Wahl, als sie zu akzeptieren. Es ging nicht anders.
Einen Moment später endete er schließlich: „Wir alle haben unsere Eigenarten. Und wenn wir weiter wollen, sollten wir das akzeptieren. Klar soweit?“


13:14 Uhr

Kimaya'Baato nar Saralesca
17.09.2009, 16:02
Omega, Industrieanlage (West), Seitengasse

Uhrzeit: 13:14 Uhr

'Ich schätze, dass es sinnlos ist, einen neuen Ansatz zu bringen....'

Kiba wunderte es nicht sonderlich, dass Kate bei ihrer beharrlichen Haltung für die biotische Sektengruppierung verblieb und beschloss nach einigen nachdenklichen Sekunden, die Diskussion dabei zu belassen und sich weitere Überzeugungsversuche zu ersparen. Es war schwierig, in den meisten Fällen nahezu unmöglich, tief verwurzelte Auffassungen in nur einer einzigen Diskussion umzuwerfen, und soweit die quarianische Maschinistin Kate nun kannte, gehörte die temperamentvolle Menschenfrau zu den eher härteren Fällen, die sich nicht so einfach umstimmten.

'Na ja, Kate hat die Seher verlassen...und kehrt hoffentlich nie wieder zu ihnen zurück.'

Allerdings bot sich Kiba gar nicht die Möglichkeit, sich für die - wenn auch vergleichsweise milden - Angriffe gegenüber Kate zu entschuldigen und die Diskussion damit zu beenden, denn plötzlich meldete sich der bis dato schweigsame und passive Jacob zu Wort und begann mit den energischen Worten „Schluss jetzt! Beide!“ eine gebieterische Aufforderung, sich zu beruhigen, sich gegenseitig im Hier und Jetzt zu respektieren und zu akzeptieren und den vermeintlichen Streit ruhen zu lassen.

Kiba wirkte merklich irritiert.

'Was...äh...warum...?', stotterte ihr verwirrter Kopf gedanklich los, denn die heftige Art und Weise, mit der sich der hünenhafte Blondschopf aufregte, konnte das quarianische Mädchen in diesen Augenblicken überhaupt nicht nachvollziehen.

Ratlos wiegte Kiba den Kopf beiseite, kratzte sich mehr bildhaft als nötig daran und hob verdutzt eine Augenbraue, was ihre beiden menschlichen Begleiter durch das verspiegelte, blutrote Visier allerdings nicht erkennen konnten.

„A-aber wir haben doch nur diskutiert...o-oder habe ich mich falsch verhalten? Ich wollte nicht streiten! Ich wollte nicht so aggressiv klingen...es tut mir Leid, Kate!“, stammelte die Quarianerin daraufhin verunsichert los und spürte, wie ein ganz flaues Gefühl durch ihren Magen krampfte, wie allmählich Panik ihren Hals hoch kroch und ihre Kehle ganz austrocknete aus Angst, sich völlig unmöglich und falsch verhalten zu haben.

'Ich bin so ein Dummkopf! Ich hätte meinen Mund halten sollen! Ich habe doch keine Ahnung davon, wie Menschen auf bestimmte Formen der Konversation reagieren...'

Sie schluckte hart den letzten schalen Speichelrest hinab.

„Ich wollte wirklich nicht streiten...“ '...und mir gleich alles vermasseln...'

Uhrzeit: 13:15 Uhr

Kaneshtis
20.09.2009, 19:18
Omega
15:17
------> Conatix-Hauptquartier
<------ Industrieanlage West

'Nicht gerde mein Tag heute. Scheint fast so als hätte sie dieser Asteriod verschluckt... ,naja keine Kunst hier auf Omega zu verschwinden, egal wie.'

Mies gelaunt stapfte Kaneshtis durch die Straßen der westlichen Industrieanlage. Er war auf der Suche nach den Forschern die für Conatix an dem biotischen Hemmstoff gearbeitet hatten. Er sollte die Wahnsinnigen, Vandalen, Saboteure oder wer auch immer für die Verwüstung des Labors verantwortlich war finden und wenn nötig eliminieren. Alles was er zur Unterstützung bekommen hatte, war eine Liste mit den Namen der Forscher und deren wahrscheinlichen Aufenthaltsorten.

'Diese verdammte Liste ist auch keine Hilfe, an keinem Platz an dem ich bisher war hat man auch nur den Zipfel von dem Pack gesehen. Dabei bin ich schon bei über zwei Dritteln. Nicht dass es schwere Arbeit ist hin- und herzulaufen, naja eigentlich schon warum gibt es hier auch keine Transportmittel oder warum leben die nicht einfach nur an einem Ort, es nur ist langweilig, langwierig und extrem nervtötend'

Er kickte einen Stein gegen eine Hauswand war erfreut eine kleine Delle darin zu sehen. Er lief jetzt seit Stunden durch diese Gegend und weder die Architektur noch die Bewegung taten seiner Laune sonderlich gut.

'Noch einen Namen und Ort, dann ist Schluss für heut.' Er fragte sich kurz, ob selbst das es noch wert war Schwielen an den Füßen zu bekommen, entschloss sich aber nach kurzem zöger doch dafür, immerhin lag es auf dem Heimweg. 'Switt also, ein Salarianer der Liste nach. Seltsamer Name für einen aus meinem Volk, wahrscheinlich einfach nur der Spitzname.'

Während dieser Gedanken war Kaneshtis bereits den kurzen Restweg zu der angegebenen Adresse gegangen und stand jetzt mittlerweile vor einem kleinen, zu der Umgebung passenden Haus. Es sah aber im Gegensatz zu den anderen Orten, die er aufgesucht hatte vergleichsweise sauber und zudem lange nicht so heruntergekommen aus. Das weckte in ihm die Hoffnung, dass der Tag doch nicht völlig verschwendet gewesen war. So, etwas mit diesem Tag versöhnt, klopfte er an.

Kaneshtis
21.09.2009, 18:59
Die Tür wurde von einem männlichen Salarainer geöffnet, im Hintergrund konnte man ein gemütlich eingerichtetes Zimmer sehen, zumindest für omeganische Verhältnisse.

"Sind Sie Switt? Ich bin der leitende Offizier der Untersuchung im Bezug auf die Zerstörung des Labors für den biotischen Hemmstoff. Wenn Sie nichts dagegen haben würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen.", so viel Höflichkeit war Kaneshtis einem aus seinem Volk immerhin schuldig, obwohl er seinen Gegenüber lieber sofort nach Informationen ausgequetscht hätte.

"Ja ich bin Switt aber von der Zerstörung des Labors weiß ich nichts und kann Ihnen daher auch keine Antwort geben. Ich bin heute früher nach Hause, weil ich mich nicht wohl gefühlt habe.", antwortet der andere Salarianer.

'Er wirkte ehrlich überrascht, als ich ihm von der Zerstörung seines Arbeitsplatzes berichtet habe. Aber es kommt mir dennoch verdächtig vor, dass er gerade heute nicht da war.'

"Verstehe, kann ich Ihnen dennoch einige allgemeine Fragen über Ihre Arbeit stellen?"

"Nun, ich fühle mich wie gesagt nicht so gut. Außerdem wird auch jeder andere Mitarbeiter Ihre Fragen mindestens genauso gut beantworten können. Wenn sie daher entschuldigen."

Switt war im Begriff die Tür zuzumachen, Kaneshtis konnte gerade noch seinen Steifel zwischen die sich schließende Tür bringen. Es gefiel ihm gar nicht einfach so abgewimmelt zu werden. Mit einem kräftigen Stoß öffnete, er die Tür wieder und brachte dabei den dahinter stehenden Switt zu Fall.

"Entschuldigen Sie bitte.", sagte er mit kühler Stmme und stieg über den Salarianer hinweg in das Zimmer hinein. Kaneshtis schaute sich kurz um, bis er zwei Sessel entdeckte. "Setzen wir uns doch. Ich würde Ihnen im übrigen nicht empfehlen wegzurennen, sie kämen nicht weit."

Als Switt sich langsam aufgerappelt und schließlich, nach kurzem Zögern und und einem noch schnelleren Blick zur Tür, sich auf den Sessel setzte, fuhr Kaneshtis fort.

"So ich denke jetzt können wir uns unterhalten."

Kaneshtis
22.09.2009, 21:19
Kaneshtis sah, dass Switt sich unwohl fühlte; ihm wäre es in seiner Position wohl ähnlich gegangen. Er wechselte daher auf eine wesentlich freundlichere Gangart.

"Wie ich bereits sagte, jage ich die Verwüster Ihrer Arbeitsstätte und benötige dafür Ihre Hilfe."

"Ich sehe wirklich keinen Grund warum ich Ihnen helfen sollte", stieß Switt ärgerlich hervor.

Kaneshtis konnte von seiner Position aus in das Nachbarzimmer sehen, offenbar das Zimmer eines kleinen Jungen, dem Spielzeug nach zu urteilen. Das Zimmer war ein gemütliches Chaos, wie es Kinder lieben und nirgendwo lag Staub; das Zimmer wurde offenbar genutzt.

"Ich weiß, mein Benehmen gerade eben trägt nicht gerde dazu bei, dass wir uns freundlich unterhalten können, aber ich denke, dass sie meine Hilfe ebenso benötigen, wie ich die Ihre."

"Tatsächlich, das sehe ich nicht so.", war Switts direkte Antwort.

"Nun Sie besitzen dieses Haus wahrscheinlich nicht ohne Grund, es ist nicht für eine Person gedacht und die Benutzung sieht auch nicht danach aus, kurzum ich denke, dass Sie hier mit Ihrer Familie leben. Und Omega scheint mir nicht der richtige Ort für eine Familie geschweige denn für ein Kind zu sein."

"Woher wissen Sie...", dann bemerkte Switt Kaneshtis Blick ins Nachbarzimmer. "Ich habe es mir nicht ausgesucht hier zu leben, aber ich brauchte dringend Geld für meine Familie und Conatix machte mir ein einfach unglaubliches Angebot, ich konnte es damals kaum fassen. Daher nahm ich sofort an und wurde dann auch prompt zu meinem Arbeitsplatz gebracht, der sich zu meinem Entsetzen als dieses Labor hier herausstellte. Ich wollte nie hier her, aber ich komme hier auch nicht weg; Conatix hatte ein Vertragsklausel, die es erlaubt mir bis zur Fertigstellung des Projekts nur soviel Gehalt zu zahlen, wie zum Leben notwendig ist aber niemals mehr. Erst nach der Fertigstellung des Hemmstoffs bekomme ich das restliche Geld."

"Verstehe, aber ich glaube ich kann Ihnen helfen. Bevor ich bei Conatix Sicherheitsoffizier wurde, habe ich für die hier ansäßige Alpha Chimera gearbeitet, man hatte mir dafür Informationen über eine Person versprochen, zumindest habe ich mich im Laufe dieser Arbeit mit einem Kapitän eines kleinen Handelsschiffs angefreundet, der auch im Citadelraum handelt. Er ist für einen Menschen überaus vertrauenswürdig. Wenn ich ihn darum bitte wird er euch von hier mitnehmen und in den Citadelraum bringen."

"Dieser Kapitän, er könnte uns doch genauso gut als Sklaven verkaufen, warum sollte ich Euch oder ihm vertrauen." Switt war offebar immer noch misstrauisch, dass musste Kanestis ihm zu gute halten, obwohl dieses Angebot absolut ehrlich war.

"Weil ich euch zudem noch einen Betrag Credits mitgeben werde, der größer ist als euer Wert als Sklaven. Damit solltet ihr den Kapitän im Zweifelsfall überzeugen können, aber das wird sicher nicht nötig sein. Ansonsten könnt ihr euch mit dem Geld eine neue Existenz aufbauen, zum Glück mangelt es mir zumindest am Geld nicht. Werden wir uns einig?"

"Ich glaube kaum, dass ich jemals ein besseres Angebot bekommen werde, außerdem will ich diesem öden Asteroiden lieber heute als morgen den Rücken kehren. Ganz besonders für meinen Sohn Solfitor, ich wünsche mir so, dass er das alles hier zurücklassen und friedlich aufwachsen kann ohne Angst vor den tägliche Verbrechen hier. Ja wir sind im Geschäft."

Kaneshtis
23.09.2009, 16:20
Nachdem Kaneshtis eine nicht unwesentliche Summe auf Switts Konto überwiesen hatte, wendeten sich beide wieder dem Gespräch zu. Obwohl Switt offensichtlich glücklich war, kam das dankbare Lächeln, das er Kaneshtis zeigte, offenbar nicht ganz von Herzen.

"Sie sehen trotzdem nicht ganz glücklich aus, hängt das mit Dem Vorfall zusammen?", fragt Kaneshtis sowohl neugierig als auch etwas besorgt; er mocht Switt einfach, Switt war einfach nicht der Typ den man hassen konnte.

"Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir helfen, und werde auch zu meinem Wort stehen, dass ich Ihnen alles erzählen werde, was ich weiß, aber irgendwie fühlt es sich nicht richtig an, fast als würde ich sie verraten."

'Es sind mehrere und Switt kennt sie. Aber sie scheinen Switt gut behandelt zu haben, sonst hätte er nicht solche Skrupel.'

"Ich verspreche Ihnen, ich werde sie, wer auch immer das ist, zunächst vernehmen, bevor man über sie richtet; ihnen wird nichts passieren, was sie nicht verdienen, dafür sorge ich."

"Das macht es für mich nur unwesentlich leichter, sie schienen verzweifelt, ich kann ihnen fast keinen Vorwurf machen. Ich hätte wohl auch so gehandelt wenn meine Familie bedroht wäre ... und ich den Mut dazu gefunden hätte."

"Dann war es also eine Familie?"

"Nicht ganz, aber der Mensch sagte, die Freundin die in Lebensgefahr schwebte, sei für ihn ähnlich wichtig"

"In Lebensgefahr, warum?"

"Das sagte er nicht, er meinte aber, dass der Schlüssel zu ihrer Rettung wahrscheinlich in dem Labor ist..."

"Aber warum sollten sie dann das Labor zerstören, und wann war das?", fiel Kaneshtis Switt ins Wort. Es regten sich in ihm nämlich leise Zweifel hier den falschen auf der Spur zu sein.

"Lassen Sie mich doch ausreden und fragen Sie nicht immer nach jedem Satz dazwischen, bitte.", Switt wartete bis Kaneshtis schließlich zustimmend nickte und fuhr dann fort. "Um zunächst mal Ihre Fragen zubeantworten, das war vor etwa zwei Stunden, was danach passierte, weiß ich nicht.", Kaneshtis setzte bereits wieder zu einer Frage an, aber Switts Blick brachte ihn zum Schweigen.

"Warum die Menschenfrau in Lebensgefahr war, kann ich nicht sicher sagen, aber ich vermute, das hängt mit unserer Forschung zusammen. Zu Testzwecken mussten wir unser Mittel an Biotikern ausprobieren lassen. Bis heute hatte das Mittel eine derartige Wirkung, dass es jeden Biotiker auf kurz oder lang umbrachte, je stärker, desto schneller. Uns wurde zwar versichert, dass nur Kriminelle mit dem Mittel "behandelt" würden, aber die Menschenfrau zeigte ähnliche Symptome, wie die Testsubjekte, ich vermute daher, dass sie fälschlicherweise ebenfalls das Mittel bekommen hat.", beendete switt seine Ausführungen.

"Könnte es sein, dass die zwei das Labor zerstört haben?"

"Nicht auszuschließen, aber erstens kann ich Ihnen das nicht sicher sagen und zweitens waren sie zu dritt. Eine Quarianerin war bei ihnen."

"Können Sie sie mir bitte beschreiben?"

"Der Mensch war mittelgroß, durchtrainiert und hatte stahlblaue Augen. Die Menschenfrau war etwas kleiner, hatte lange dunkle Haare und schien für einen Mensch ganz hübsch, am interessantesten war aber die Quarianerin; sie war für eine solche ziemlich klein, das Visier ihres Anzugs war rot, sie schien wie alle drei sehr jung zu sein, wahrscheinlich ist sie auf Pilgerreise."

Kaneshtis war einigermaßen zufrieden, er hatte jetzt immerhin drei potentielle Verdächtige. Nachzufragen, ob Switt gelogen hatte schien ihm zum einen unhöflich und zum anderen unnötig zu sein, Switt hatte nie den Anschein gehabt zu lügen. Er ließ sich noch Switts ID-Card für das Labor und die Wegbeschreibung dorthin geben, verabschiedete sich daraufhin und machte sich dann auf den Weg zum Labor, in der Hoffnung etwas zu entdecken, was ihm bei der Ermittlung helfen könnte.

Kaneshtis
26.09.2009, 21:01
15:41

Kaneshtis näherte sich dem von Switt beschreibenen Ort, einem flachen Gebäude umgeben von vefallenen Mauern.

'Dieser Ort wirkt so verlassen, keiner hätte hier nach dem Labor gesucht. Ein grandioses Versteck, das Conatix da gefunden hat. Es scheint fast an ein Wunder zu grenzen, dass das Gebäude noch verwendbar ist, wahrscheinlich wurde hier aber ordentlich nachgebessert.'

Während dieser Gedanken näherte er sich dem Eingang, einer großen Tür, die fast schon an ein Tor grenzte. Das Schloss war offenbar aufgeschossen worden. Obwohl er nicht glaubte, dass noch jemand hier war öffnete er das Tor langsam und vorsichtig. Dahinter zeigte sich ihm gähnende Leere.

'Switt hat gemeint, dass hier irgendwo der Eingang ist, aber außer einer zentometerdicken Staubschicht ist hier nichts. Er wird mich doch wohl nicht hereingelegt haben? Nein, dass kann ich mir...', als er vorsichtshalber sein Sturmgewehr vom Rücken nahm, und sich umschaute bemerkte er, dass die Staubschicht am Eingang deutlich dünner war, und als er genau hinschaute konnte er sogar Fußabdrücke darin erahnen. Sie führeten vom Eingang zu einer komplett im Dunkeln liegenden Nische. Als sich seine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er erkennen, dass von dort eine Betontreppe hinab führte.

'Conatix hat sich wirklich, was einfallen lassen, um ihr Labor zu schützen, aber ich glaube nicht, dass sie es nur bei Tarnung belassen haben. Irgendwo dort unten wird es mit Sicherheit noch irgendwelche anderen Sicherheitsvorkehrungen geben'

Mit dieser Überlegung stieg er bedächtig die Treppe hinunter, bis er vor einer Stahltür halt machen musste. Sie ließ sich aber mühelos mit Switts ID-Card öffnen. Dahinter lag die Leiche eines batarianischen Wachmanns, dessen Kopf ganz offensichtlich von einer Schrotflinte zerfetzt worden war.
Beim Betreten des eigentlichen Labors, war Kaneshtis zunächst geschockt. Vor ihm lag das reinste Chaos; zerstörte Gefäße und ihre ausgelaufenen Inhalte, herumliegende Blätter und Aufschriebe umd überall funkenstiebende Elektronik. Er war fast so von dem Anblick gebannt, dass er das Leise Schluchzen aus der Ecke neben sich überhört hätte.

Kaneshtis
30.09.2009, 21:16
Kaneshtis näherte sich vorsichtig der Quelle des Geräuschs. Erst als fast über sie gestolpert wäre, erkannte er, dass es sich um einen Mensch handelte. Der Silhouette, die er in der schlecht ausgeleuchteten Ecke sah, nach um einen weiblichen. Sie hatte die Arme um sich geschlungen, die Knie angezogen und ihren Kopf irgendwo dazwischen versteckt.

'Was macht sie hier - oder was machte sie hier und warum ist sie immer noch hier, im Gegensatz zu allen anderen. Hat sie mich schon bemerkt oder ist ihr im Moment alles egal? Was soll ich mit ihr machen? Ist sie womöglich gefährlich', diese Gedanken schwirrten Kaneshtis im Kopf herum und er konnte sich einfach zu keiner Entscheidung durchringen, was zu tun war. Er stand einfach nur da und schaute der Frau zu, wie sie weinte.

Erst als die Frau von einem heftigen Heulkrampf geschüttelt wurde, bewegte er sich wieder. Er kniete sich vor ihr hin und während er die eine Hand ausstreckte, bis er die Frau vorsichtig an der linken Hand berührte, schwebte die andere über seinem Sturmgewehr, bereit es im Notfall sofort zu benutzen.
In dem Moment, als seine Finger über den Handrücken der Frau strichen, fuhr sie erschreckt hoch und Kaneshtis, von der abrupten Reaktion überrascht fuhr zurück richtete sein Sturmgewehr auf seinen Gegenüber.

Die Frau wollte zurückweichen prallte aber nur auf die Wand hinter ihr. Mit zitternder Stimme fragte sie, "We-wer sind Sie und was machen sie hier."

"Dieselbe Frage könnte ich Ihnen stellen.", nach kurzem Zögern fügte er dann aber doch hinzu, "Ich bin Kaneshtis, ein Sicherheitsoffizier von Conatix. Ich soll in Erfahrung bringen warum, wie und von wem dieses Labor zerstört wurde."

Obwohl er ihr Gesicht, mittlerweile war es offenkundig, dass es sich um eine Frau handelte, kaum erkennen konnte, schien sie sich etwas zu entspannen. Sie antwortete mit einer Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, "Ich bin Bella, Bella Bates, danke, dass Sie gekommen sind."

Kaneshtis
04.11.2009, 17:46
Die Frau richtete sich langsam immer mit einer Hand an der Wand auf, ihre Muskeln schienen leicht verspannt. Sie schwankte leicht und erst als sie sich gefangen hatte, sie wirkte jetzt auch geistig gefasst, sprach sie, "Ich habe nahezu den gesamten Angriff mitbekommen; ich glaube nicht, dass irgendwas hier Ihnen noch bei den Ermittlungen helfen könnte, daher schlage ich vor, dass wir uns draußen weiterunterhalten. Hier wirkt es im Moment leider recht ungemütlich...". Sie lächelte entschuldigend. Kaneshtis stimmte zu; im Zweifelsfall konnte er immer noch zurückkommen.

In einem Nebenraum der sauber und bestuhlt war, vlt. ein Wachraum, zog sie zwei Stühle hervor und sie setzten sich gegenüber. "Nun, Sie wollen also wissen, was passiert ist?", das war in seinen Ohren zwar eher eine Feststellung als eine Frage, er nahm sich allerdings vor sie nicht zu unterbrechen, sie schien keine dieser Personen, denen man alles aus der Nase hervorziehen muss.
"Es fing damit an, dass wir, sprich alle Forscher hier, bis auf Switt...", hier verstieß er schon gegen seinen Vorsatz 'Warum fällt es mir nur so schwer zuzuhören? Es hört sich halt so an, als ob sie ihm etwas vorwerfe, und ich habe das Gefühl, dass ich dagegen vorgehen muss. Er war mir einfach sympathisch; gute Reise Switt.', "... den ich schon befragt habe und daher nebensächlich ist."
"Naja, wie dem auch sei", fuhr sie nur leicht irritiert fort," wir hörten zumindest einen Schuss und kurz darauf stürmten drei Personen herein. Ein Mann, eine Frau und eine Quarianerin..." - "Das deckt sich mit dem, was Switt erzählt hat", fiel er ihr erneut ins Wort. "Sie wollen doch erfahren, was passiert ist, lassen Sie mich also bitte in Ruhe erzählen.". Kaneshtis hörte eine stärkerwerdende Gereitztheit aus diesen Worten heraus und antwortete mit einem in seinen Ohren besänftigenden, "Tut mir Leid; scheinbar eine dumme Angewohnheit, ich verspreche Ihnen aber bis zum Ende zu schweigen." 'Vielleicht hilft ja das; bis jetzt habe ich noch kein Versprechen gebrochen'
"Nicht nur scheinbar", fuhr sie ruhiger fort,", wie dem auch sei, da kamen also diese drei Personen hereingestürmt und zwangen uns, die Frau zu heilen. Da es aber bisher kein Gegenmittel gibt, versuchten die Forscher ihr Implantat zu entfernen und damit die Auswirkungen des Wirkstoffs zumindest zu hemmen. Bei dem Eingriff, schien die Frau für einige Zeit gestorben; sie zeigte zumindest keine Wellen mehr auf den Geräten. Allerdings kam sie dann nach einigen Minuten wieder zu Bewusstsein und kurz darauf schickte alle Forscher aus dem Raum hinaus, nur um es komplett zu zerlegen. Danach verschwanden sie wieder."

Kaneshtis
07.11.2009, 21:56
Nach dieser recht kurzen Schilderung, des Vorgangs, versank Kaneshtis kurz in brüterischem Schweigen.

'Es hat sich bestätigt, was Switt gesgt hat; drei Personen zwei Menschen, eine Frau, ein Mann und eine Quarianerin. Eine seltsame Gruppe, was hat eine Quarianerin mit zwei Menschen zu schaffen? ich hab einfach noch zu wenig Informationen! Diese Frau hier wird sich hoffentlich noch an mehr erinnern.'

"Vielen Dank, Miss Bates, für ihre Ausführungen, es wäre mir jetzt aber vor allem wichtig, etwas über diese drei Personen zu erfahren."
"Ich bin gern bereit, Ihnen alles zu sagen, was ich weiß", erwiderte Bella.

Diese Antwort stieß Kaneshtis auf etwas, was ihm schon die ganze Zeit latent aufgefallen war.
'Warum nur ist diese Bates nur so kooperativ? Warum erzählt sie mir alles so bereitwillig? Will sie mich täuschen? Was sind ihre Motive? Was würde einen Menschen antreiben so etwas zu tun? Loyalität zu Conatix? Sie wirkt auf jeden Fall nicht wie ein Einfaltspinsel. Persönliche Gründe - nicht auszuschließen.'
"Entschuldigung, stimmt etwas nicht?", fragte Bella.

Nachdem Kaneshtis diese Fragen fürs erste wieder erfolgreich verdrängt hatte, antwortete er, "Nein, nein, alles in Ordnung, ich ... ich habe bloß gemerkt, dass die Beschreibung der drei Personen noch etwas detaillierter sein könnte, ich meine Switts Beschreibung war nicht schlecht, aber ich denke, sie würde auf mehr als nur die gesuchten Personen zu treffen. Wenn Sie sie mir bitte so detailliert beschreiben könnten wie möglich.", allerdings mehr um seine eigenen Gedanken wieder auf das eigentlch Wichtige zu lenken.

Bella ging weder weiter auf kurze Pause, noch auf die für seine Verhältnisse hervoragende Ausrede ein, wofür Kaneshtis überaus dankbar war, sondern lieferte gleich eine Beschreibung der Menschenfrau.
"Sie sah recht gut aus, trotz des Medikaments, war etwa 1,70m groß, hatte lange dunkle Haare, einen südlichen Teint und braune Augen. sie hörte auf Kate.", und setzte noch leicht sarkastisch,"Ein ziemlich krasser Gegensatz zu ihrem Verhalten, oder?", hinzu.

"Können sie mir eine Beschreibung ihrer Biotiken geben?"
"Ich halte nichts von Biotikern und außerdem hat sie hat sie hier keine verwenden können, selbst nach der OP nicht, abber ich denke normalerweise dürften ihre Biotiken ziemlich stark sein. Es wirkte so als hätte sie den Wirkstoff noch nicht lange vorher verabreicht bekommen."

Kaneshtis fiel unterdrückte Bitterkeit und Zorn beim ersten Teil dieser Antwort auf, ging aber als Art Revange nicht weiter darauf ein.

"Irgendwelche Besonderheiten, die Sie erkennen konnten? Z.B. Narben oder Tatoos?"
"Nein, nichts dergelichen; sie wirkte vom Äußeren her makellos."

'Dieser Satz wirkt betont neutral gesprochen, wie im Nachhinein die anfängliche Beschreibung. Aber das muss nur bedingt etwas heißen.'

"OK, können sie mir etwas zu der Quarianerin sagen, ich denke nämlich, dass sie am leichtesten zu finden ist es gibt ja nicht so viele von ihnen."
"Da könnten Sie recht haben. Allerdings sieht man von denen ja nicht so viel. Egal, sie hatte einen Raumanzug mit rotem Visier und wirkte jung und für eine Quarianerin relativ klein. Außerdem einen Arm nicht ganz normal bewegen zu können. Ich glaube sie nannten sie Kiba."

Kaneshtis
11.11.2009, 20:41
Als Bella die letzte Silbe ausgesprochen hatte, stand sie auf und als Kaneshtis sie verwirrt ansah, erklärte sie, "Tut mir Leid, aber ich habe entsetzlichen Durst. Und ... oh, kann ich Ihnen auch etwas anbieten?"
"Nur etwas Wasser, danke."
Daraufhin verschwand sie in einen angrenzenden Raum und kam kurze Zeit später mit zwei Gläsern wieder heraus. Sie stellte ihm eines der beiden hin und setzte sich dann wieder, bevor die hastig einige Schlucke nahm. In diesem Zeitraum kam ihm erneut das erstaunliche Verhalten Bellas in den Sinn.
'Ich kann mir immer noch nicht erklären, wieso sie so handelt, aber das es etwas mit diesen drei Personen zu tun hat steht außer Zweifel; sie wirkt anders, wenn sie von ihnen spricht - vielleicht ist es ja nur der Schock, aber ich glaube es nicht, dennoch es geht mich ja eigentlich nichts an und sowieso warum mache ich mir überhaupt darüber Gedanken?'
So kam Kaneshtis zu einem kaum zufriedenstellenden Schluss seiner Gedanken, kurz bevor Bella mit ihren Ausführungen fortfuhr.
"So jetzt fehlt Ihnen nur noch die Beschreibung des gesuchten Mannes und dann sind Sie hier fertig.", Kaneshtis nahm bei diesem Satz nur schwer unterdrückte Gefühle aller Art war, obwohl sich Bella alle Mühe gab einen neutralen Tonfall zu halten. "Er ist...", und sie brach ab; ein kaum merkliches Wegblinzeln einer Träne und Kaneshtis began zu ahnen wieso ihm ihr Verhalten seltsam erschienen war, warum er sie hier heulend angetroffen hatte. Sie hatte sich offenbar wieder im Griff, denn sie fuhr fort, "Nun, er ist etwa mittelgroß, muskulös, hat dunkelblonde Haare, blaue ... blaue Augen und ... und ...", und sie verlor wieder die Beherrschung, die Wunde war scheinbar zu tief und zu frisch. "Entschuldigen Sie bitte, ich mache gleich weiter, es ist nichts."
Kaneshtis war neugierig ob er recht hatte mit seiner Ahnnahme und wagte einen Vorstoß.
"Ich denke nicht, dass es nichts ist, dieser Mann war Ihnen ganz offensichtlich nicht unbekannt. Und wahrscheinlich war er Ihnen sogar wichtig, oder?"

Kaneshtis
16.11.2009, 18:36
Es folgte nur eine kurze Pause nach dieser Frage, dann streckte sie den Rücken durch und antwortete.
"Sie haben recht mit ihrer Vermutung, es ist nicht das erstemal, dass ich ihn gesehen habe und doch ... ich habe ihn heute gesehen, als ob er jemand anderes wäre. So kannte ich ihn nicht. Er war ... anders ... früher.
Und ja, er hat mir etwas bedeutet, sogar heute noch, nachdem ich ihn lange ncht gesehen hatte, sonst hätte mich sein hartes Verhalten mir gegenüber nicht so getroffen. Neben der Zerstörung unserer Arbeit. Aber glauben Sie, das hilft Ihnen bei ihren Ermittlungen?"
"Nur bedingt, es wird keinen direkten Einfluss darauf haben, aber wenn ich besser informiert bin, verschiedene Perspektiven gesehen habe, kann ich mir ein genauers Bild verschaffen.
Außerdem war ich neugierig, aber ich werde nicht weiter daraufeingehen. Ich möchte Sie nur bitten die Beschreibung zu komplettieren und dann gehe ich schon wieder."
Kaneshtis konnte Zusammenspiel verschiedener Gefühle auf Bellas Gesicht ausmachen. Am Ende setzte sich Erleichterung durch. Sie holte tief Luft und setzte dann die Beschreibung fort.
"Es gibt eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer seinem Namen: Er heißt Jacob Fisher."
"Dann danke ich Ihnen ganz herzlich für Ihre Zeit, und wenn ich Ihnen noch einen Tipp geben darf, das ist kein guter Ort zum Bleiben. Ich würde von Omega verschwinden."
Sie quittierte das mit einem gequälten Lächeln. "Ich hatte nicht vor hier noch länger zu Bleiben."
Damit gingen sie nach draußen. Kaneshtis warf noch einen letzten Blick in das zerstörte Labor. Bevor er ebenfalls nach draußen ging.

16:25
-----------> Industrieanlage-West
<----------- Die Straßen von Omega

T'Karr 'Crusher'
06.02.2010, 21:04
Omega
Industrieanlage-West, dunkle Seitengasse
17:45 Uhr
------------------------------------------------------

"Da rein.", sagte der massige Kroganer und deutete auf das Ende der Gasse.
Der Mensch vor ihm befolgte die Anweisung und blieb dann vor einer verschlossenen Tür stehen. "Da geht's nicht weiter!", rief er.
T'Karr fand, dass der Mensch für seine Rasse relativ groß war, er musste wohl um 1,90 Meter groß sein. Gekleidet wie ein einfacher Arbeiter, passte er perfekt an diesen Ort. Der Kroganer selbst hingegen in seiner Rüstung und mit den Waffen war doch etwas auffällig.
"Dann lass uns mal über die Infos reden...", sagte T'Karr und grinste den Menschen ohne einen Funken Humor an.
"Reden wir erst mal über den Preis."
"Was für ein Statement, Junge. Na gut, ich lasse dich am Leben, einverstanden?", beantwortete T'Karr die Forderung. Sein Gegenüber wurde etwas bleich, aber Angst hatte der Kerl anscheinend noch nicht.
'Nicht gut. Er muss sich in die Hose scheißen, damit ich sicher sein kann, dass seine Aussagen die Wahrheit sind.'

"Pass auf, ich habe nicht genug Geld, um dich richtig zu entlohnen, aber ich bekomme die Infos so oder so...", sagte der Kroganer gedehnt.
"Pah, ich sage kein Wort! Ohne Bezahlung, also wirklich, ich bin doch kein Samariter...", grummelte der Informant, der sich so passend verkleidet hatte.
"Ich kenne da ein Sprichwort: Faust auf's Auge und durch."
KLATSCH, landete T'Karrs Faust im Gesicht des Menschen. Von der Wucht des Schlages prallte der gegen eine Wand. Es dauerte einige Augenblicke, bis er wieder auf die Beine kam, sich das blutende Gesicht haltend.
'Jetzt hat er Angst. Fangen wir mit Phase 2 an.'
Der Kroganer packte den Menschen am hemd und rammte ihn mit dem Rücken gegen die Wand. "Spaß vorbei, jetzt zum Geschäftlichen. Ich will die Infos über die Expedition, die vor mehr als 50 Jahren verschwunden ist."
Der Mensch murmelte etwas, und T'Karr verstärkte den Druck etwas.
'Ich weiß noch nicht mal seinen Namen...irgendwas mit N, glaube ich. Norbert? Norman? Noodle? Ach verdammt!'
"Ich weiß nichts über die Expedition, aber ich kenne jemanden, der etwas wissen könnte. Es gibt da ein paar Schwerreiche, die damals viele Expeditionen finanziert haben, und einige davon sind nie zurückgekommen.", nuschelte der N-Mensch.
"Spuck's aus, Nicht-Kroganer! Ich habe nicht ewig Zeit...", knurrte T'Karr mit seiner tiefen Bass-Stimme.
"Es gibt da irgend so einen Volus, der infrage käme. Stinkreich, nahezu unbekannt, aber mächtig."
"Es gibt viele Volus, du musst mir schon einen Namen sagen.", langsam verlor der Kroganer die Geduld.
"Woher soll ich seinen Namen wissen? Ich bin nur ein kleiner Informant, nicht der Shadowbroker, verdammt!", zeterte der Mensch.

T'Karr warf den Kerl an die gegenüberliegende Wand, dass es nur so krachte.
"Ich dachte, du wärest schlau genug, um nicht mir gegenüber zu bluffen!", knurrte er wütend. Der Mensch rührte sich nicht.
T'Karr verpasste ihm einen Tritt. Der Körper drehte sich etwas und offenbarte ein Genick, das in einem unmöglichen Winkel vom Körper abstand.
'Was? Hey, ist der jetzt tot? Sieht so aus. Mist! Das glaubt mir keiner: Beim Verhör einen Genickbruch erlitten. Alle werden mich auslachen.'

Schnell durchsuchte der Kroganer die Leiche und fand ein PDA. Schon nach dem ersten Tastendruck verlangte das kleine Gerät jedoch ein Passwort. Einen Moment wollte T'Karr das Ding einfach auf dem Boden zerschmettern, aber dann berherrschte er sich.
'Doppelt Mist! Mit so einem Teil kann ich so viel anfangen, wie mit einer Asari im Bett!'

"Also Schadensbegrenzung.", seine Stimmte hallte in der plötzlichen Stille fast schon. Er konnte keinen Gullideckel finden, also musste die Leiche an Ort und Stelle bleiben. Aber es musste ja nicht gleich offenbar sein, dass der Kerl an einem Genickbruch gestorben war.
"Tja, tut mir Leid, Norbert-Norman-Noodel-Nicht-Kroganer, aber ich muss dich jetzt alleine lassen...dein PDA nehme ich mit, du brauchst es ja nicht mehr. Ich eigentlich auch nicht, aber in der Not frisst der Varren seinen Besitzer."
Er griff nach seiner Schrotflinte und zielte auf das Genick. Sollte man doch denken, man hätte ihm den Kopf weggeballert. Oder noch besser, als wäre er hingerichtet worden. Bei den vielen Banden in der Gegend ohnehin nichts ungewöhnliches.

Man hörte mehre Schüsse durch die Gasse hallen, dann trat der Kroganer wieder auf die größere Hauptstraße.
'Ich brauche jemanden, der ein PDA hacken kann. Und ich habe Hunger.'


18:10
Industrieanlage-West<-------------> Straßen von Omega

Keel'o Vaelsha
18.06.2011, 18:41
<--- Wohnmodule
07:39 Uhr

Die Industrieanlagen. Wenn Omega ein Lebewesen wäre, und es wäre ein äußerst schmutziges, primitives, dann wäre diese Ecke der Station wohl das… naja, Sie wissen schon. Unglücklicherweise musste er mit Megan die letzten hundert Meter zum Blood-Pack-Unterschlupf zu Fuß zurücklegen, da sich der Taxifahrer geweigert hatte, so nahe zu deren Unterkunft zu fahren. Eigentlich verständlich, wenn man in Betracht zog, dass es in den Industrieanlagen Ecken gab, die mehr einem Kriegsgebiet ähnelten, aber dennoch war Keel’o verärgert darüber. Er kam sich vor, als würde er durch kniehohen Abfall waten, auch wenn die Straßen keinesfalls über das normale Omega-Maß hinaus verdreckt waren. Es war die Luft, die den Quarianer angewidert zu dieser Vorstellung kommen ließ. Er roch sie zwar nicht, das verhinderte zum Glück die Maske, die er trug, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als sah sie hier dreckiger aus. Als würde ein Smog oder irgendein giftiger Dampf in der Luft liegen, der sich langsam die Atemwege entlangschlängelte, um dann den Organismus von innen heraus zu zerfressen. Perfekt für Rüpel wie das Blood Pack.
„Hast du dir eigentlich einen Plan überlegt, wie du da reinkommen willst?“ Megan deutete auf eine Gruppe Kroganer, die auf einem Haufen Reifen vor dem Eingang zur Lagerhalle herumlungerten und gemeinsam billiges Bier tranken. Als sie die zwei Besucher erblickten, erstarb ihr Gespräch und argwöhnische, mürrische Blicke wurden zu Keel’o und seiner Begleitung geworfen.
„Man wird uns durchlassen“, erwiderte er knapp, während er die Echsen keines Blickes würdigte. Was Keel’o gesagt hatte, stellte sich als wahr heraus: man murmelte, grummelte, brummte, doch niemand sagte etwas, als der Quarianer mit einem Knopfdruck die Tür dazu brachte, sich quietschend beiseite zu schieben und den Besuchern den Blick auf das Innere des Lagerhauses zu eröffnen.
„Scheinst öfter mit diesen Punks abzuhängen“, murmelte Megan und die Anspannung in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören.
„Viel zu oft“, erwiderte er ebenso leise und sah sich um. Die Halle war groß, der Quarianer schätzte die Deckenhöhe auf zehn bis fünfzehn Meter, und nur spärlich mit Containern zugestellt. Langsam ging er los, dicht gefolgt von Megan, die eng bei ihm stand und wohl schon ein ziemlich penetrantes Jucken an ihrem Abzugfinger fühlte, ihrer Körpersprache nach zumindest. Das Duo passierte dutzende von Gangmitgliedern, die einen der Container ausgehöhlt und darin eine Bar mit Fernseher eingerichtet hatten. Wieder andere, die ihre Waffen untersuchten und dabei so argwöhnisch wie ihre Kollegen vor der Halle aufblickten, um die zwei Neuankömmlinge zu mustern. Ein Fauchen links von ihm erregte Keel’os Aufmerksamkeit und er machte eines der Echsen-Aliens aus, das einen, wie es schien tollwütigen Vorcha im Zaum hielt und das keifende und zerrende Vieh zu seinen Füßen immer wieder durch einen Ruck an der Leine zu sich zog, um ihm dann einen herben Tritt in die Seite zu verpassen. Es war klar, dass er hier nicht willkommen, jedoch geduldet war. Ein reines Zweckbündnis, das so viel Zerstörungspotenzial wie eine Kiste Sprengstoff hatte. Und Keel’o war kurz davor, sich direkt daneben eine Zigarette anzuzünden.
„Was willst du hier?“ Der brummende Strohbass erklang von einem etwas höher gelegenen Sitz, der in seiner Bauart an den lächerlichen Versuch erinnerte, einen Thron nachzubauen, und gehörte zu einem brutalen, hitzköpfigen und absolut eiskalten Kroganer, der eine der Positionen auf der Befehlsebene direkt unter Garm, dem Boss des Blood Packs, einnahm. Sein Name war Pekat, ein für die Verhältnisse seines Volkes junger Kroganer, der durch seine permanenten Ernsthaftigkeit und das gewaltbereite Auftreten die Tatsache kompensieren wollte, dass er nicht auf Tuchanka, sondern auf irgendeiner anderen, kleinen und unbedeutenden Welt, die sogar im Citadel-Raum lag, zur Welt gekommen war.
„Dir zeigen, was für Versager du einstellst.“ Keel’o war mit Megan mittlerweile vor dem „Thron“ angekommen und Pekat richtete sich zu seiner vollen Größe von etwas mehr als zwei Metern auf.
„Ganz schön harte Worte für jemanden wie dich“, brummte die Echse, regte sich jedoch keinen Millimeter.
„Ich habe Informationen, die dem Ruf und vor allem dem Respekt deiner Gang auf der Straße erheblichen Schaden zufügen könnte. Es geht um T-Bone.“ Keel’o meinte ein Zucken im Gesicht seines Gegenübers erkannt zu haben. Er nahm ein Datenpad, das neben ihm auf einer Kiste lag, und spulte die Bilder darauf, um es anschließend dem Kroganer aus dem Handgelenk vor die Füße zu schmeißen. „Du solltest dir überlegen, ob diese Ausflüge nicht zu einem Problem für euch werden könnten.“
Der Kroganer bückte sich nach dem Pad und sah darauf. Ein tiefes Brummen durchfuhr seinen Körper und lautstark zog die Echse die Nase hoch. Die Stille, die sich breit gemacht hatte, wartete Keel’o geduldig ab, denn Pekat musste wohl noch verarbeiten, was er da sah. T-Bone war kein unbedeutender Straßenschläger wie ein Großteil derer, die sich hier in einem Kreis langsam um Megan und ihn versammelten, sondern ein Lieutenant, ein Unteroffizier, der nicht wenig zu sagen hatte. Ein Vergehen seinerseits wog demnach schwerer und über eventuelle Konsequenzen musste man länger nachdenken, als bei einem unbedeutenden Bauern. Zumal T-Bone in Pekats Ansehen sehr hoch stand und die beiden sich als Blutsbrüder bezeichneten, seit T-Bone einst für den anderen als Krantt gedient hatte. Schließlich gab Pekat das Datenpad aus der Hand und reichte es irgendeinem Handlanger, ehe er mit langsamen, lockeren Schritten den kleinen Thron herabstieg.
„Ich muss schon sagen, dass du mich immer wieder verblüffst, Keel“, auf dem Gesicht der Echse zeichnete sich ein breites Lächeln ab, das die spitzen Zähne blitzend zum Vorschein kommen ließ, „eigentlich mag ich ja Leute wie dich nicht. Wie du dich immer so gewählt ausdrückst, wie du immer in diesen edlen Fetzen rumläufst, wie du die Drecksarbeit immer jemand anderen machen lässt. Aber manchmal kannst du einem echt eine Menge Arbeit abnehmen.“ Der Kroganer war mittlerweile direkt bei ihm angekommen und Keel’o musste seinen Kopf etwas in den Nacken legen, um Augenkontakt halten zu können. Die Echse war von einer ungeheuren Statur, mit der er es locker schaffte, Unbehagen und vielleicht sogar einen Hauch Einschüchterung in Keel’o einzuflößen. Er war in der Höhle des Löwen, da hatte er keinen Heimvorteil. Das einzige Ass war Megan. „Dafür möchte ich dir danken. Danke.“ Völlig unvorbereitet spürte Keel’o den Hieb in der Magengegend und mit einem lauten Keuchen ging der Quarianer zu Boden, wobei er es gerade so noch schaffte, sich auf allen Vieren zu halten. „Danke, du kleines Arschloch, dass du uns die Arbeit erspart hast, dich aus deinem Shuttle rauszuzerren.“
„Was zum Teufel, Pekat?“, stöhnte Keel’o, der sich mit einer Hand den Magen hielt. Als Antwort kassierte er jedoch lediglich einen Tritt in die Seite, die ihn einige Zentimeter vom Boden hob, ehe er wieder auf dem Boden landete. Seine Sicht verschwamm und er nahm vielmehr Konturen wahr, als wirklich etwas zu sehen oder zu erkennen, aber es reichte, um den Kroganer auszumachen, der sich über ihn beugte.
„Hältst du uns für vollkommen bescheuert, Keel?“ Speichel tropfte auf das Helmvisier herab, doch Keel’o war bei weitem nicht in der Lage, die Flüssigkeit wegzuwischen. Schwer rang er nach Luft, wollte etwas antworten, doch war nicht in der Lage, auch nur einen Ton hervorzubringen. „Du spazierst in T-Bones Wohnung rein und keine fünf Minuten später fliegt der ganze Laden in die Luft. Und rate mal, seit wann wir nichts mehr von ihm gehört haben? Richtig, seit er gestern bei dir aufgekreuzt ist, um über diese Versagerin zu reden, die von ein paar unserer Vorchas zerfleischt wurde.“
„Was zum-“ Ein weiterer Tritt in die Magengegend schnitt ihm das Wort ab.
„Halts Maul!“ Pekats Stimme durchdrang die Lagerhalle wie das Donnern eines Vulkanausbruchs und hallte noch einige Sekunden vom Stahl der Container wider. Keel’o gehorchte. Die Pranken des Kroganers senkten sich und packten ihn am Kragen, um ihn rabiat in die Höhe zu ziehen. Selbstverständlich war es für Pekat kein Problem, das Häufchen Elend mit dem Namen Keel’o hochzuheben, und so kam es, dass die Beine des Quarianers schlaff in der Luft baumelten, als der Kroganer ihn nur wenige Zentimeter vor sein Gesicht zog. „Du ziehst diesen ganzen Scheiß ab, spazierst hier seelenruhig herein und besitzt dann auch noch die Frechheit, mir diese Fotos von einem Bruder, von meinem Bruder unter die Nase zu reiben?“ Keel’o, der mittlerweile spürte, wie etwas Warmes über seine Lippen und aus seiner Nase lief, brachte nicht mehr als ein erschöpftes Stöhnen, gefolgt von unverständlichem Gebrabbel als Antwort hervor. Er war sich nicht sicher, ob er Pekat damit noch mehr erzürnte oder ob dieser ohnehin vorgehabt hatte, ihm einen weiteren Schlag zu verpassen, diesmal in den Nierenbereich. Sterne tanzen vor Keel’os Augen und für einen kurzen Moment wurde alles schwarz, ehe er mit Mühe wieder zu sich kam. „Ich sollte dich aufhängen, hier und jetzt, damit alle-“
„Nicht solange ich stehe, Echse.“ Megan! Keel’o atmete innerlich erleichtert auf, für den wirklichen physischen Akt fehlte ihm die Kraft, als er die Stimme seiner Beschützerin hörte. Weshalb sie nicht schon früher eingeschritten war, hatte er nicht mitbekommen, aber lieber spät, als nie. Er hörte wie eine Waffe entsichert und ausgefahren wurde und der Quarianer schaffte es, seinen Kopf zu drehen, um sie zu erblicken. Megan zielte mit einer Hand auf den Kroganer, der Lauf war nur wenige Zentimeter vom Gesicht Pekats entfernt, und mit der anderen hielt sie einen kleinen, zylinderförmigen Gegenstand in die Höhe, der in periodischen Abständen rot aufleuchtete.
„Du bist tot, wenn du die Waffe abfeuerst“, brummte Pekat und spielte damit auf die Dutzenden Kroganer an, die Schrotflinten, Sturmgewehre und anderes Kriegsgerät gezückt hatten und damit auf die menschliche Söldnerin zielten.
„Genau wie du“, erwiderte sie und regte sich dabei keinen Millimeter, „lass ihn runter oder ich jage dir eine Kugel in die Rübe, Point Blank.“
„Erschießt sie.“
„Das würde ich nicht tun“, Megan hatte mittlerweile ihre Stimme erhoben und tatsächlich drückte keiner der Kroganer ab, „wenn sich mein Finger von diesem Knöpfchen löst, dann fliegt euch euer hübscher Unterschlupf genauso um die Ohren wie T-Bones Wohnung.“ Pekat antwortete nichts, sondern blickte Megan stur an. „Dachtest du, wir kreuzen hier ohne Lebensversicherung auf?“
Wieder antwortete der Kroganer nichts. Patt. Wer gab zuerst nach? Eine Frage, die in Keel’os Kopf umherschwirrte in diesen Momenten, die ihm wie Stunden vorkamen, in denen sich Pekat und Megan lediglich anschwiegen, ohne dabei den Blickkontakt zum jeweils anderen abzubrechen. Schließlich, nach einer Ewigkeit ließ die Echse Keel’o los und jener hatte Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten. Glücklicherweise war Megan zur Stelle, die ihm ihre Schulter anbot und um welche er sogleich seinen Arm schlang, um sich abzustützen.
„Brav“, meinte sie, hielt jedoch die Waffe weiterhin direkt auf das Gesicht des Kroganers gerichtet, „und jetzt verschwinden wir zwei aus diesem Laden, ohne von einem deiner Speichellecker auch nur schief angeschaut zu werden, haben wir uns verstanden, Echse?“ Stumm, innerlich vermutlich tobend nickte Pekat seinen Männern zu, die daraufhin an einer Stelle den Kreis öffneten und Megan und Keel’o so einen Korridor boten, der geradewegs zum Ausgang führte. Mit dem Rücken zur Tür humpelten die Beiden durch die Halle – Keel’o weil er schon seit langem nicht mehr derart verprügelt worden war, Megan weil sie ihn stützen musste und mit der freien Hand dabei auf die Kroganer zielte, welche dem ungleichen Duo wütend entgegenstierten.
„Das wirst du bereuen“, rief Pekat Keel’o zu, „diesen Krieg kannst du nicht gewinnen!“
„Schnauze!“, erwiderte Megan ebenso lautstark und wandte sich dann mit einem leiseren Raunen wieder Keel’o zu, „Du schuldest mir eine Stange Geld.“

Mit der Waffenhand fuchtelte Megan an dem Türöffner herum, sodass sich die zwei Flügel zischend öffneten, und das nächste, was Keel’o erlebte, nachdem er über den Boden vor dem Lagerhaus und die Straße geschliffen wurde, war, wie er in den Passagierraum eines Shuttles geworfen wurde, in welches Megan nachträglich zustieg. Keine Sekunde später merkte er, wie das Gefährt abhob und wie Megan sich ihm gegenüber in einen der Sitze pflanzte, während er sich an der Wand anlehnte und tief durchatmete.
„Danke“, stieß er zwischen den Atemzügen hervor, doch Megan schnalzte nur mit der Zunge.
„Nur mein Job, Süßer.“
„Nicht jeder hätte für den Preis derart viel riskiert“, meinte er, „Du bist engagiert.“
„Was?“
„Du bist engagiert. Als meine Leibwächterin, als meine Partnerin, als Söldnerin, such‘s dir aus. Geld spielt keine Rolle.“
„Also mache ich dann ohnehin nichts anderes, als das, was ich den Tag über durchgezogen habe: dir den Arsch retten.“
„Wir haben gerade einen Kleinkrieg vom Zaun gebrochen. Da kann ich jede Kanone gebrauchen.“
„Allerdings, doch du brauchst zuallererst einen Drink, Keel. Du siehst fürchterlich aus.“
„Ach?“
„Du weißt, was ich meine.“
„Jaja.“ Er war genervt, nicht von Megan, sondern von seinem Zustand. Peinlich, erbärmlich, schwach. So fühlte er sich. Die Tatsache, dass sie ihn so sah, machte es nicht gerade besser. „Sehr überzeugend, dein Auftritt da drinnen.“ Er versuchte das Thema zu wechseln und scheiterte dabei kläglich, seiner Stimme Festigkeit und Souveränität zu verleihen. Er war ein Häufchen Elend, ein geschundener, gebrochener, vielleicht sogar alter Mann, der da auf dem Shuttleboden lag und hörbar Mühe hatte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen.
„Find ich auch“, antwortete Megan zufrieden, „Mann. Zum Glück haben die Penner nicht gecheckt, dass ich geblufft hab.“
Keeel’o verschluckte sich und hustete vehement, als er hörte, was sie gesagt hatte. So schnell wie ihm möglich, was nicht besonders schnell war, zog er sich an dem Sitz neben sich hoch und nahm darauf Platz.
„Wie bitte?“
„Hast du etwa geglaubt, ich habe da wirklich irgendwo eine Bombe deponiert?“, stellte sie die Gegenfrage mit einem Hauch Belustigung, vielleicht auch Spott in der Stimme, ehe sie kurz auflachte und dann fortfuhr, „wie hätte ich das denn machen sollen? Wir waren die ganze Zeit zusammen!“
Keel’o stöhnte auf, legte den Kopf dabei soweit in den Nacken, bis er mit dem Helm an die Wand hinter sich stieß. „Fuck, Megan. Fuck.“ Das einzige, was sie darauf erwiderte, war ein Lachen. Erst ein kurzes Prusten, das sich dann aber zu einem schadenfrohen und heiteren Lachen entwickelte und mit welchem sie Keel’o kurzerhand ansteckte. Und so kam es, dass die zwei lachend in ihrem Shuttle saßen, mit Kurs auf eine etwas gesittetere Ecke Omegas. Die Betonung liegt auf etwas, denn behalten Sie bitte bei dieser Formulierung immer im Kopf, von welchem heruntergekommenen Ort wir hier sprechen.

07:49 Uhr
---> Omega – ein paar Blöcke von der Effect Zone entfernt

Filippa Stefferson
19.06.2011, 21:19
--> Wohnmodule (http://www.globalgameport.com/showthread.php?p=654784#post654784)
Tag 7
5:34Uhr

Dieser Moment, zwischen Erwachen und Augenaufschlagen. Jedes verdammte Mal. Doch jetzt war es etwas anderes. Sie war, bevor sie in den Schlaf übergangen ist nicht betrunken oder zugedröhnt. Ihr Krankheitsbild hatte sich mal wieder gezeigt, wovon eigentlich keiner weiß, außer ihr und ihrer Familie, mit der sie nichts mehr zu tun hat. Wenn es bei der Arbeit passierte musste sie nicht mal Ausreden erfinden. Alle vermuteten es lag an ihren neuartigen Implantaten, was leider auch manchmal der Fall war.

Sie wusste, dass sie kurz vor dem verlassen des Appartements umfiel und das war schlecht. Denn wahrscheinlich wurde sie mit dem Pad erwischt. Sie öffnete die Augen und es war sehr dunkel. Nur Umrisse waren zu erkennen, doch was sie fühlte war viel schlimmer. Sie lag nicht und sie konnte ihre Hände nicht bewegen. Sie war gefesselt im Stehen und ihre Arme waren ausgestreckt über ihren kopf gefesselt. Zudem war es kalt, sie hatte anscheinend nur die Sachen an, die sie bei ihrer Ohnmacht noch anhatte.

Sehr langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis. Es war ein kleiner Raum sah aus wie eine kleine Fabrik, was sie so erkennen konnte und es roch streng nach ranzigem Klo. Und langsam dämmerte es ihr. Sie ahnte was ihr bevorstand. Wenn es um Torlan Industries geht, geht es immer um geheime Informationen, die man ihr entlocken will. Und das geht nun mal am besten unter einer strengen Befragung, oder besser gesagt: Unter Folter.

Und nun geschah etwas, was man Jordan wohl nie zugetraut hätte. Sie wimmerte und versuchte verzweifelt ihre Fesseln zu lösen, mit schmerzhaften Handgelenkabschürfungen. Sie wurde drei Mal in ihrem Leben gefoltert. Alles zu der Zeit, nachdem sie bei Torlan angefangen hatte. Und egal wie cool Jordan immer ist, wie lässig sie das Leben angeht und wie witzig sie ist und für alles einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, diese Szenarien ihrer Vergangenheit kann sie auch im Nachhinein nicht belächeln.

Auch wenn man es anders von ihr erwartet hätte. Aber das ist nun einmal etwas völlig anderes. Es gibt einen Unterschied zwischen einem erotischen Abend mit Peitsche und Knebel und einem Sadisten der einem heiße Nadeln unter die Fingernägel schiebt. Schmerzlich erinnerte sie sich:
Beim ersten Mal hatte sie ihre biotischen Fähigkeiten überschätzt und wurde gefangen genommen. In einen klinisch weißen Raum wurde sie auf einem Metalltisch geschnallt. Der Folterknecht war ein Turianer in weißen Klamotten. Er hatte Folterbesteck, das sauber und glänzend war, als wäre es nie benutzt wurden… was er an diesem Abend änderte. Es dauerte Stunden, in dem ihr alle Fuß- und Fingernägel herausgerissen wurden, einige Zähne gezogen wurden und sie zahlreich aufgeschnitten wurde. Sie entkam selbstständig bei einem Wachwechsel.

Das Zweite mal war das genaue Gegenteil. Ein Mensch war der Knecht in einer riesigen Fabrikhalle, alt und gammlig. Sie hing an Ketten ein paar Zenitmeter über den Boden. Es gab keinen saubern Koffer mit Metallmesser, sondern improvisierte Foltermethoden. Autobatterien, Schweißbrenner und flüssiger Stickstoff. Diese Mal wurde sie von einem Einsatzkommando befreit, nicht von Torlan, aber das war ihr in dieser Situation egal. Jedoch wurde sie immer rechtzeitig medizinisch behandelt, so dass es nie bleibende Narben gab… jedenfalls keine körperlichen.

Jordan sah immer mehr im Raum und wurde stetig unruhiger eine halbe Stunde lang geschah nichts. Sie wollte fliehen, entkommen, sie wollte nicht gefoltert werden. Sie hatte zwar noch nie etwas verraten, aber wer weiß was sich manche einfallen lassen. Alles zerren und reißen half nichts, außer, dass es mehr Blessuren an den Handgelenken gab. Und dann geschah es. Jordan sah kurz auf in die Dunkelheit und begann zu lächeln. Das lag nicht daran, dass sie eine Fluchtmöglichkeit entdeckt hatte. Sie erinnerte sich nur an die dritte Folter die sie miterlebt hatte.

Das war erst vor einem dreiviertel Jahr gewesen. Ein Möchtegern Großindustrieller konnte sie überwältigen und wollte ihr Informationen über einen großen Transfer von illegalen Implantaten entziehen. Sein Foltermeister, falls er so einen hatte, war nicht da, hatte frei, war tot oder was auch immer. Und er selbst wollte sich nicht die Hände schmutzig machen, so überließ er den Part einer seiner Adjutanten. Eine zurückgezogene und starke Asari. Jordan wurde zu ihr geschleppt und mit ihr alleine gelassen. Doch was Jordan nicht ahnte und niemand wusste, diese Asari war keine Folterexpertin sie wusste nicht mal was sie mit ihr anstellen sollte. Was raus kam, war, dass sie aber eine Kitzelfetischistin war und dementsprechend fiel auch die Folter aus. Was auf die Länge hin zwar schlimm war, aber ehr witzig als alles andere. Noch komischer ist, das Jordan und die Asari immer noch Kontakt halten, nur fallen die meisten Treffen wie ihre erste Begegnung aus… jedoch mit einem leidenschaftlichen Happy End.

So konnte sie etwas heiteres Gemüt für einen Moment daherzaubern. Doch diesmal würde es anders ablaufen. Diesmal würde keine halbnackte Asari hereinspazieren und Jordans Fußsohlen mit einer Feder bearbeiten. Diesmal würde wieder ein pervers grinsender Psychopath hereinspazieren mit gefährlichem Folterwerkzeug. Und als hätte sie es beschworen öffnete sich die Tür und das Licht ging an. Kurz geblendet sah sie Mike auf sich zukommen. Hinter ihm ein Batarianer der die Tür schloss. Mike grinste abartig und blickte Jordan an.

„Das war gut. Echt! Fast wärst du entkommen! Was ist passiert? Zu viel Scotch?“
Er nahm ihr Kinn in die Hand und zwang Jordan ihn anzusehen.
„War aber trotzdem eine tolle Nacht!“, lachte er, „Und nun zum Geschäft! Für wen du arbeitest ist ja wohl klar. Mach dir keine Gedanken über das Datenpad, ich habe es bereits verkauft, was du verhindern wolltest, nehme ich an. Leider für sehr wenig Geld, weil ich es schnell loswerden musste! Wegen dir!“
Er spuckte die letzten Worte: „Ich erwarte also Entschädigung, in Form von allen wichtigen Dingen, die du über die Torlan Industrie weißt! Und da ich mal annehme, dass du das nicht freiwillig machen wirst. Ist mein Freund hier!“

Mit einem Fingerschnipp trat das Vierauge an eine Tisch und zog imposant ein Tuch weg, darunter war zahlreiches Werkzeug. Rostig und alt, abgenutzt. Für einen winzigen Moment machte sich Jordan um eine Infektion sorgen, das war aber vermutlich ihr geringstes Problem.

„Ich gebe dir von jetzt an 35 Sekunden um mir ein bisschen was zu erzählen! Danach darf dich mein Freund bearbeiten!“
Jordan atmete hastig vor Angst. Sie hoffte inständig wieder ihrer Narkolepsie zu erliegen, aber die kam nie wenn man sie gebraucht hatte. So schwieg Jordan und schwitze vor Panik. Mike schaute provokant auf seine Armbanduhr: „Tja! Zeit ist um!“
Er ging weiter nach hinten und zeigte mit dem Daumen auf Jordan. Der Batarianer nahm einen alten Schlagbohrer und ging wortlos aber abartig grinsend auf die gefesselte Frau zu. Jordan wurde was wahnsinnig vor Hilflosigkeit.

Der Folterknecht trat an Jordan heran und setzte sein Werkzeug an.

Jordan hing schlaff in ihren Fesseln und weinte bitterlich. Der Batarianer legte den Bohrer mit blutigem Kopf auf den Tisch und ging frohen Mutes wieder hinter Mike. Dieser hatte sich eine Zigarette angemacht und schaute auf den geschundenen Leib. Der Batarianer bohrte durch ihre rechte Schulter, eine Minute lang, bis er durch war. Jordan blickte müde und erschöpft auf, sah nur den Menschen vor sich, der auf die Uhr schaute:
„20 Sekunden!“

Sie wollte etwas sagen. Einen witzigen Kommentar, einen coolen Spruch, doch der Schmerz und die Pein und die gesamte Situation ließen das nicht zu. Mike zog an seiner Zigarette, sah auf die Uhr, schüttelte den Kopf und drückte den Kippenstumpf auf ihrer Brust aus. Jordan wollte nicht schreien, tat es aber trotzdem.

Der Batarianer nahm eine gammlige Zange und ging nah an Jordan heran. Der schmissige Kerl fasste sie an Stellen an, wo nur die intimsten Freunde ein Recht zu hatten. Er nahm die Zange und zwang sie in ihren Mund, er wollte ihr einen Zahn ziehen, dass war ihr sofort klar. Sie wollte ein ‚Nein’ hervorbringen, doch der Laut verstummte. Ihr wurde übel von dem Geschmack.
„Nun halt doch still!“, grinste der Batarianer sadistisch.

Jordan presste die Augen zu und ihr quollen die Tränen raus. Dann donnerte es gegen die Tür. Mike drehte sich um und sah nur noch wie das Metall aus den Angeln geschmettert wurde. Rauch war überall im Vorraum und er hörte die Schreie seiner Leute. Der Batarianer wurde auch unruhig und sah wie ein Turianer in den Raum geworfen wurde, und geworfen ist nicht übertrieben. Leblos krachte er an eine Wand und rollte noch ein paar Schritt. Dann kam jemand durch den Rauch:
Ein gewaltiger Kroganer in voller Panzerung. Mike zog seine Pistole… aber zu langsam.

Der Kroganer hatte seine selbstgebastelte Schrotflinte schon im Anschlag und schoss auf das Bein den Menschleins. Doch da es keine filigrane Pistole war, war im Knie kein Loch. Das Bein zerplatzte einfach unter der Wucht des Schusses und nur ein Stumpf blieb zurück. Wild schreiend fiel er um und umklammerte die blutende Stelle. Jordan wollte lächeln und sich freuen, doch sie war immer noch zu schockiert zu gepeinigt und psychisch zu fertig.

Dann spürte sie eine scharfe Klinge am Hals, die sich schmerzhaft in die Haut schnitt. Es war der Batarianer der Hinter Jordan Deckung suchte und leicht hinter ihr vorlugte.
„Komm näher und ich schlitz der Schlampe den Hals auf!“
Der Kroganer sah noch auf Mike, dann gelassen zu dem Batarianer und machte weder Anstalten zu Jordan zu gehen noch den Raum zu verlassen. Er ging schlicht und einfach zwei Schritte nach rechts, so dass die Tür nun frei lag, in direkter grader Linie zu Jordan.

Das Mädchen fühlte einen leichten Pfiff und dann spürte sie Nässe im Nacken, erst dann erklang ein lauer Knall. Sie drehte leicht den Kopf. Blut und wer weiß was sonst noch bedeckten ihre Schulter, ihren Arm und wahrscheinlich auch ihren Hinterkopf. Der Batarianer ging zu Boden und zwar ohne Kopf, der war einfach weg. Nun trat noch jemand in den Raum. Ein Gepanzerter Turianer, aber ohne Helm. Es war Franziskus, der grade einen Aufsatz von seinem Scharfschützengewehr abschraubte. So einen präzisen Schuss, ohne Jordan auch nur zu streifen, das war seine Handschrift, doch auch er blickte erst zu Mike.

„Hilfe! Ich tue was ihr wollt, aber helft mir!“, blubberte der einbeinige Mensch. Franziskus nickte zu Jordan und der Kroganer ging zu ihr, packte auf dem Weg seine Schrotflinte in den Beinhalfter und öffnete mit zwei Knopfdrücken sein Helmvisier. Es war Chark. Er öffnete die Handfesseln und Jordan fiel schlapp runter, aber der Kroganer fing sie auf und warf sie sich, als würde sie nicht wiegen, behutsam in beide Arme.

„Alles okay, Kleine?“
Sie wollte heulen und schreien, dass nicht alles okay ist. Sie wollte sich an ihn schmiegen und festgehalten werden. Sie wollte nicht mehr hier sein. Doch der allerletzte Rest von Selbstbeherrschung keimte in ihr auf und sie wollte sich keinerlei Blöße geben:
„Ich könnte was zu trinken vertragen!“

Sie war nicht gut drauf. Es ist nicht wie im Film, wo man gleich nach der Folter Rache schwört, wieder in normale Muster verfällt und mitkämpft. Sie war fertig und Chark wusste das, aber ein guter Freund schweigt über so etwas.
„Ich bringe dich erst mal zum Arzt. Der Drink muss warten!“
„Ein gutes Schmerzmittel tut’s auch!“
Er lachte herzhaft auf: „Davon gibt’s beim Arzt genug. Schön das du noch atmest!“
„Auch wenn’s nach Blut schmeckt!“

Chark trug Jordan Richtung Ausgang. Als sie an Franziskus vorbeikamen erhob er die stimme, ohne von Mike wegzusehen:
„Das war gute Arbeit, Jordan! Torlan ist sehr zufrieden!“
„Danke! Ist auch schön dich zu sehen!“, keuchte das geschundene Mädchen.

Man sollte zwar denken, dass der Auftrag ein totaler Fehlschlag war, denn immerhin hatte sie nichts erreicht und die Daten wurden sogar noch verkauft statt in einem Schrank zu verschimmeln. Aber dem war nicht so. Als sie an dem Datenpad etwas gearbeitet hatte, kam ihr leichtes nicht ausgereiftes Hackertalent zum Vorschein. Sie änderte einfach ein paar Datensätze zu sinnlosen Fragmenten, einige Adressen wurden vertauscht, Zahlen verfälscht, sodass im Endeffekt das Pad nichts mehr wert war.

Jordan ist vielleicht eine leichtlebige Hedonistin und nimmt selten etwas ernst. Doch wenn es um die Arbeit geht, ist sie seit der Standpauke von Torlan vor zwei Jahren wie ein geniales Genie. Sie konnte davon ausgehen, dass man sie eventuell verfolgen würde und wenn man ihr die Daten klauen würde, wäre das ein Problem gewesen. Sie hätte sie auch bei Mike lassen können, aber vielleicht hätte er bei einem genauen Studium einige Änderungen mitbekommen. So aber verkaufte er sie ohne noch Mal nachzusehen. Plan geglückt.

Als Chark sie fast rausgetragen hatte sprach der stoische Turianer noch Mal:
„Willst du ihm den Rest geben, wenn ich mit ihm fertig bin?“
Jordan wollte ‚ja’ brüllen, dem Wichser die Eier abreisen, aber sie war immer noch seelisch am Boden.
„Mach in einfach fertig!“
„Geht klar!“

Der Kroganer trug seine Freundin nach draußen. Franziskus wartete bis Beide vollkommen außer Sicht waren und beugte sich dann zu Mike:
„Sie dich an: Jammerst sofort rum wie ein Baby und bietest mir alles an was ich will. Ich nehme mal an das Mädchen hat euch auch trotz eurer sadistischen Folter nichts verraten. Du bist jämmerlich!“
Dann beugte er sich ganz nah an den zitternden Menschen:
„Sie ist hundertmal besser als du, Mensch! Und wer meinen Freunden etwas tut“, er blickte zu dem Tisch mit den Werkzeugen und es schien als würde er zum ersten mal Mimik beweisen, denn er grinste auf turianischen Art und Weise, „der hat nicht mehr lange zu leben!“

--> Wohnmodule (http://www.globalgameport.com/showthread.php?17865-Wohnmodule&p=655883#post655883)

Keel'o Vaelsha
06.03.2012, 16:17
1/2
<-- Effect Zone
18:00 Uhr

Während Megan und Zak ihre Waffen überprüften, frische Thermoclips einsetzten und die Zielkalibrierung checkten, saß Keel’o ihnen regungslos gegenüber, den leeren Blick ziellos aus dem Fenster des fliegenden Shuttles gerichtet. Seine Hände waren in seinem Schoß zusammengefaltet. Er war sich nicht wirklich sicher, was er von diesem Gespräch, das sie gerade geführt hatten, halten sollte. Yuri hatte sich als ein sehr gewiefter Junge herausgestellt, der ein außerordentlich loses Mundwerk hatte. Umso enttäuschter war Keel’o, als sich herausstellte, dass er wohl nur ein Schürzenjäger war, der einem jungen Mädchen nachgestellt hatte. Das gab ihm keinen Grund, ihm für seine Frechheit ein paar raubeinigere Gesellen aufzuhetzen – nach all den Jahren war Keel’o noch ein Mann mit Prinzipien und Yuri noch immer ein Quarianer. Einer der seinigen, denen er Unterstützung geschworen hatte. Nein, er musste mehr über diese andere Tote herausfinden. Sie war keine Pilgerreisende mehr, also war es wohl am wahrscheinlichsten, dass sich die beiden auf Omega kennengelernt hatten. Wer war diese Frau? Keel’o rief erneut die Daten auf, die er von Zak erhalten und auf sein Omnitool überspielt hatte. Sie war um einige Jahre jünger wie er, ausgehend von den Daten der Obduktion, aber doch alt genug, um davon auszugehen, dass sie wusste, wie der Hase im Universum und vor allem in den Terminus-Systemen lief. Er war versucht, die medizinischen Unterlagen und ein Bild an die Flottille zu schicken, damit dort nach Angehörigen für eine angemessene Identifizierung des Leichnams gesucht werden könnte, aber er verdrängte den Gedanken schnell wieder. Sie war keine Pilgerreisende mehr und auch nicht auf der Flottille. Von offiziellen Operationen, etwa der Marines, wurde Keel’o in der Regel unterrichtet, was bedeutete, dass es sich wohl um eine der wenigen Quarianerinnen handelte, die ein Leben außerhalb der Flottille wählten. Außerdem starb sie auf Omega, dessen Tötungsrate pro Tag so hoch war, dass er sich manchmal fragte, wieso man überhaupt noch dorthin fahren sollte. Seine Anfrage würde in einer Flut von wichtigerem untergehen, also versuchte er es gar nicht erst. Er hatte schon genug Feinde innerhalb der Flottille – und doch war er bereit, alles für sie zu geben. In dusteren Stunden, wenn die Einsamkeit ihn mit voller Wucht traf, fragte er sich, wo der Sinn in all dem lag. Er fragte sich, was die Flottille getan hatte, dass sie diese Art von Aufopferung von ihm verdient hatte. Das waren auch die Momente, in denen er die monatealten Chatlogs und eMails von Rin ausgrub, um sie noch einmal durchzulesen. Es schmerzte ihn zwar, schon so lange nicht mehr mit ihr gesprochen zu haben, doch nichtsdestotrotz genügte ihm das als Motivation, weiter zu machen und all seine Energie darin zu setzen, der Flottille zu dienen – und wenn das bedeutete, zur Abwechslung „nur“ einen Mord zu rächen.
„Keel.“ Es war Zaks feste Stimme, die ihn beinahe aufschrecken ließ.
„Was? Tut mir leid, ich war nicht ganz bei mir.“
„Du bleibst draußen. Megan und die Männer können mich begleiten.“
„Auf keinen Fall“, widersprach Keel’o heftig, um sogleich im Shuttle aufzustehen. Aus einem der Waffenschränke holte er die Locust hervor, die Maschinenpistole seiner Wahl. Keel’o hatte schlechte Erfahrungen mit Sturmgewehren, Schrotflinten und dergleichen gemacht, da er sich oft in der Situation wiederfand, ganz einfach zu schwach zu sein, um mit solch großkalibrigen Waffen ordnungsgemäß umgehen zu können. Er bevorzugte für gefährlichere Einsätze, so wie diesen hier, ein SMG, welches einen angemessenen Kompromiss aus der leichten Handhabe einer Pistole und der Feuerkraft eines Sturmgewehrs bot. Auf die M-12 war er bereits auf Illium gestoßen, doch größtenteils war sie auf Omega zum Einsatz gekommen.
„Du bist nicht ganz auf der Höhe. Wir-“
„Zak, ich habe uns in diese Geschichte reingeritten, also lass mich auch dabei sein, wenn wir uns da wieder rausziehen.“ Erlauben Sie mir die Bemerkung, aber im Nachhinein ist diese Aussage recht amüsant, wenn man bedenkt, wie weit entfernt diese Truppe doch war, diese… Affäre hinter sich zu lassen.
„Na gut“, seufzte schließlich Zak, der wohl sehr genau wusste, dass es keinen Zweck hatte, seinem Freund die Idee ausreden zu wollen, „du bleibst dicht bei mir.“
„Ich bin kein Kind. Wir haben das schon öfter gemacht“, raunte Keel’o und lud die M-12 durch, „gib mir lieber einen Überblick darüber, wie der Plan aussieht.“
„Er ist simpel“, begann der Salarianer und projizierte mit seinem Omnitool einen dreidimensionalen Lageplan des Lagerhauses in das Shuttle, „es gibt nur einen Zugang zum Gebäude, hier. Wir werden gemeinsam mit dem Observationsteam reingehen und das untere Stockwerk sichern. Meine Männer konnten T-Bone mittels Wärmebildaufnahmen im zweiten Stock ausmachen, jedoch nicht die genaue Position ermitteln. Wir werden also mehr oder weniger blind da reingehen, weshalb wir vor allem im Obergeschoss aufpassen müssen.“
„Ich denke, er wird genau das erwarten, wenn er nicht komplett dumm ist“, warf Megan ein und umkreiste den Eingangsbereich der Lagerhalle mit ihrem Zeigefinger, „Wir wissen nicht, was er im Erdgeschoss alles für uns aufgestellt hat. Postieren wir deine Männer lieber vor dem Haupteingang, während wir uns ein Hintertürchen bauen und ihn überraschen.“
„Nein“, erwiderte Zak mit einem Kopfschütteln, „wir haben nicht die Zeit, die nötigen Sprengmittel herbeizuschaffen.“
„Bullshit. Du und deine Privatarmee, ihr könnt in maximal zwanzig Minuten das Zeug von den Andockbuchten zum Lagerhaus bringen.“ Keel’o lächelte. Egal, wie lange ihre militärischen Vergangenheiten schon zurücklagen, manche Angewohnheiten wollte man nie so wirklich verlernen. Ihm gefiel es zu sehen, wie problemlos die beiden bei der Planung des Zugriffs zusammenarbeiten konnten. Beide waren voll und ganz in ihrem Element.
„Die zwanzig Minuten haben wir aber unter Umständen nicht. Das Team war vorher recht eindeutig, dass jetzt schnell gehandelt werden muss und-“ Der Salarianer stockte. Er schien wieder einen Funkspruch über sein Earpiece zu erhalten. Nach einigen Momenten schnalzte er mit der Zunge und runzelte die Stirn.
„Was?“ Keel’o mochte den Gesichtsausdruck seines Freundes ganz und gar nicht.
„Schlechte Neuigkeiten“, raunte Megan und der Salarianer nickte, um ihre Vermutung zu bestätigen.
„Er hat das Observationsteam entdeckt und das Feuer eröffnet.“


Das Shuttle landete direkt neben einem anderen, das ebenfalls mit dem Logo von Zaks Männern verziert war und die Tür öffnete sich mit einem lauten Zischen. Geduckt lief das Trio zum Observationsteam, das sich dahinter verschanzt hatte. Es war ein Drell und eine Asari, die mit Sturmgewehren bewaffnet waren.
„Geben Sie mir einen Lagebericht!“, befahl Zak sogleich, als er neben dem Drell in Deckung gegangen war. Keel’o und Megan waren hinter ihnen und der Quarianer ließ seinen Blick zu der Asari schweifen, die hinter einer Säule in Deckung gegangen war.
„Es gab Bewegung in der oberen Etage“, erwiderte der Drell und über ihren Köpfen schlugen mehrere Kugeln in der Verkleidung des Wagens ein. Die Asari kam hinter ihrer Deckung zum Vorschein und erwiderte das Feuer mit einer kurzen Salve, ehe sie sich gleich wieder verschanzte.
„Wir konnten vom Wagen aus nichts Genaueres erkennen und haben versucht, eine höher gelegene Position zu erreichen, da hat das Ziel das Feuer eröffnet. Sir, es ist anscheinend jemand bei ihm.“
„Was?“, kam es aus Zaks und Keel’os Mündern unisono, jedoch fuhr der Salarianer alleine fort, „wie konnte das geschehen und wieso erfahren wir erst jetzt davon?“
„Wir haben es gerade erst visuell bestätigen können, Sir“, der Drell reichte Zak ein Fernglas und sah kurz über seine Schulter zu der Asari, „Lara, Sperrfeuer!“ Die Asari belegte ein Fenster des Lagerhauses mit mehreren Salven aus ihrem Gewehr, während Zak sich über den Wagen beugte und mit dem Fernglas die Häuserfront absuchte. Keel’o kam neben ihn.
„Was siehst du?“, fragte er ungeduldig.
„Er hat eine Asari dabei. Sie steht im Fenster, bietet ihm so Schutz.“
„Zeig her.“ Zak gab ihm das Fernglas und Keel’o schnalzte abfällig mit der Zunge, als er Farrheya erkannte, „was macht die denn hier?“
„Du kennst sie?“
„Eine Prostituierte, zu der er recht gerne gegangen ist. Von ihr haben wir den Tipp gekriegt, er sei hier.“
„Hat vielleicht versucht, ihn zu warnen“, raunte Zak und Keel’o legte das Fernglas weg.
„Ich könnte in den gegenüberliegenden Block gehen“, schaltete sich Megan ein und deutete auf ein Wohnhaus, das auf der anderen Seite der Straße lag, „von dort könnte ich freie Schussbahn haben.“
„Wir töten keine Unschuldigen“, stellte Keel’o bestimmt fest. Er sah in die Runde. Zak sagte nichts, dafür kannte der Salarianer ihn schon zu gut und Keel’o wusste, dass er mit ihm einer Meinung war. Megan begann jedoch, zu widersprechen. „Ich werde nicht zulassen, dass diese Station mich und meine Werte verändert“, fuhr er fort, bevor die Söldnerin etwas sagen konnte, „bezieh in dem Gebäude Stellung, aber du schießt nur, wenn ich es dir sage. Haben wir uns verstanden?“ Megan nickte und Keel’o ebenfalls zufrieden. Sie stand auf und zückte ihr Präzisionsgewehr, während sie sich geduckt zum Eingang des Hauses aufmachte.
„Wir müssen uns auf ein langes Patt einstellen, Keel.“
„Sir, er hat nicht genug Munition oder Wasser, um nennenswerten Widerstand leisten zu können“, korrigierte der Drell seinen Chef, „schon bevor Sie hier waren, haben Lara und ich gesehen, wie das Ziel nervös wurde. Er wird Fehler machen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort, Sir.“
„Ausgezeichnet, Krill.“
„Sir.“ Der Drell nickte Zak zu und dieser drehte sich zu Keel’o, während Krill, so war anscheinend der Name des Drells, sich wieder dem Beobachten des „Schlachtfelds“ widmete. Keel’o gefiel der Mann, dessen militärischen Schneid jener auch trotz seiner Tätigkeit als privater Dienstleister für Zak nicht abgelegt hatte.
„Ich hoffe nur, das Blood Pack funkt uns nicht dazwischen, Keel“, seufzte Zak, während er sich auf dem Boden absetzte und sich mit dem Rücken an der Wand, die den beiden die ganze Zeit über schon Deckung bot, anlehnte, „jede Minute, die wir hier sitzen, macht uns zu einem potenziellen Ziel.“
„Du weißt, dass Dinge mit mir im Schlepptau immer dazu neigen, etwas komplizierter zu werden“, erwiderte Keel’o mit einem Lächeln und nahm neben seinem Freund Platz. Es war still geworden um sie herum. Gelegentlich fielen Schüsse, die von den beiden Soldaten Zaks sogleich erwidert wurden, doch größtenteils hielt die Feuerpause, was sie versprach: Ruhe und die Möglichkeit, sich zu erholen – für beide Seiten. Keel’o versuchte sich vorzustellen, wie sich T-Bone gerade fühlte. Alleine, von Freunden und Verbündeten verlassen, gehetzt, auf der Flucht? Er wusste es nicht. Er konnte nur raten, aber soweit er die Lage beurteilen konnte, so musste es wohl der absolute Horror für T-Bone sein. Auf der anderen Seite war er ein Kroganer und noch dazu ein Mitglied des Blood Pack. Dieser Mann war vermutlich durch wesentlich schlimmere Höllen gegangen; Keel’o wusste von einer seiner Operationen auf einer dünn besiedelten, alles andere als lebensfreundlichen Welt der Terminussysteme, als T-Bone damit beauftragt wurde, eines der unzähligen Eclipse-Nester auszuheben. Es endete alles in einem einzigen Desaster, T-Bones Team wurde niedergestreckt und er war der einzige, der den Planeten lebend verließ. Jedoch mit dem Zünder einer Bombe in der einen Hand und dem Kopf des örtlichen Eclipse-Bosses in der anderen. Das war sein Ticket gewesen in die höheren Führungsriegen des kroganischen Gangstersyndikats und zugleich auch der Grund, weshalb Keel’o froh war, Zak dabei zu haben, wenn sie ihn festnehmen würden. Es würde sicherlich alles andere als einfach ablaufen.
„Erinnert mich irgendwie an Neshir“, raunte Zak und grinste. Keel’o tat es ihm gleich.
„Ein wenig, ja. Das waren noch Zeiten, hm?“ Der Quarianer sah zu seinem Freund, der die Augen geschlossen hatte. Neshir war ein rauer, staubiger Planet, besiedelt von einigen hundert Batarianern und anderen Freischärlern; unter Piraten als zweites Antirumgon gehandelt, nur wärmer und wesentlich steiniger. Als er noch auf Illium gewohnt hatte und dort gerade in der Hochphase des Aufbaus seines Netzwerkes war, da hatte Keel’o mit Zak einen Ausflug dorthin gemacht. Sie wussten, dass ein Konkurrent dort eine Zweigstelle errichten wollte und zu diesem Zweck eine ressourcenreiche Operation einige Kilometer außerhalb der Hauptsiedlung gestartet. Er und Zak hatten sich eingebildet, ihn so ausschalten zu können und zugleich das Budget ihres eigenen Unternehmens aufzubessern. Wie töricht sie damals doch gewesen waren… auf Neshir hatte sich herausgestellt, dass es sich bei diesem „Konkurrenten“ um einen Agenten des Shadow Brokers gehandelt hatte und die Söldner auf Neshir verdammt gut auf Keel’os Truppe und deren Angriff vorbereitet gewesen war. Noch heute wusste er nicht, ob der Tipp nicht sogar vom Broker selbst gekommen war, um sie in eine Falle zu locken.


„Die restliche Strecke sollten wir zu Fuß zurücklegen, Kapitän.“
Der Wüstenwind zerrte an Keel’os Schal und feine Sandkörner rieselten über das Visier seines Helms. Die Klimaanlage seines Anzugs arbeitete war auf Hochtouren, doch er schwitzte dennoch unglaublich, während die eisblaue Sonne im Zenit über ihnen stand. Keel’o hatte den für sein Volk so charakteristischen Anzug um seine Kapuze erleichtert und sich ein sandfarbenes Shemag um den Hals gebunden. Es war ein Modestück von der Erde, welches die Menschheit schon vor ihrer Reise zu den Sternen zum Schutz vor Sonne, Hitze und vor allem Staub eingesetzt hatte. Keel’o trug es, um zu verhindern, dass die feinen Sandkörner sich in die zahlreichen Nischen und erst recht in seinen Mundfilter fraßen. Sein Blick wanderte über den Horizont, der sich unter dem wolkenlosen Himmel erstreckte. Es war eine nicht enden wollende Steinwüste, durch die er sich mit Zak und einem handverlesenem Team seiner wenigen Männer in einem Klasse-III-Tomkah bohrte, doch endlich schienen sie dem Ziel ihrer Reise näher zu kommen: unter ihnen, zwischen zwei Hügeln und am Fuße eines dritten, lag ein Lagerhaus, das von außen einen sehr unscheinbaren Eindruck machte, hinter welchem sich Keel’o jedoch einen entscheidenden Beitrag zu seiner endgültigen Übernahme der Unterwelt Illiums versprach.
„Also gut“, erwiderte er schließlich auf die Feststellung des Batarianers und drehte sich um zu ihm, „Kratt und Velas, ihr tarnt den Tomkah“, befahl er, woraufhin sich der Batarianer (Kratt) und ein Turianer (Velas) entfernten und damit begannen, den massiven Transporter, welchen sie hinter einem riesigen Felsbrocken versteckt hatten, mit braunen Tarnnetzen zu überziehen. Wenn man genauer hinsah, würde man das Fahrzeug mühelos erkennen können, aber Keel’o dachte daran, die Aktion so schnell durchzuziehen, dass ein Beobachter für einen zweiten Blick gar keine Zeit mehr hätte. Zak kam mit einem weiteren Salarianer wieder, mit welchem er die Basis, ihr Ziel, ausgekundschaftet hatte. Beide waren mit Sturmgewehren bewaffnet und in einem ähnlichen Aufzug wie Keel’o, um sich vor der gnadenlosen, omnipräsenten Sonne zu schützen. Zak trug etwas, dessen menschliches Äquivalent wohl eine Baseball-Cap wäre und seine großen Augen waren durch eine Sonnenbrille verdeckt. Der zweite Salarianer schützte seine Augen durch einen verspiegelten Visor, der genauso blau wie der Himmel über ihnen war.
„Schlechte und gute Neuigkeiten“, begann Zak sogleich, „nur zwei Wachen im Außenbereich, die Kratt mühelos ausschalten kann, aber die Basis liegt so, dass wir gezwungen sind, in einen Flaschenhals zu laufen. Das muss wirklich schnell gehen oder eine einzige Granate bringt uns alle um.“
„Wir werden hier keinen Urlaub machen“, erwiderte Keel’o und lud seine Maschinenpistole durch, „ich plane nicht, lange hier zu bleiben, Zak.“
„Kapitän, wir haben den Tomkah getarnt.“
„Gut. Kratt, du gehst voraus. Ich will zwei makellose Treffer, Slesh soll dir ein Update geben. Velas, du bleibst bei mir. Los geht’s.“ Keel’o hatte Kratt auf Illium kennengelernt, ihn jedoch das erste Mal bereits auf der Citadel getroffen. Batarianischer Ex-Militär und so ziemlich der beste Scharfschütze, den Keel’o in dieser Galaxis auftreiben konnte. Hatte sich sogar mal für die Special Interventions Unit beworben, doch es stellte sich heraus, dass seine Akte alles andere als sauber war. Was genau vorgefallen war, wusste Keel’o nicht, da Kratt ungern darüber sprach. Er ließ nicht mehr durchblicken, als dass seine Vergangenheit auf Elysium und Torfan ihn einzuholen begonnen hatte. Keel’o hatte es gewundert, dass die recht skrupellosen Batarianer bei ihrem Militär so etwas überhaupt überprüften, aber andererseits wusste er auch nicht wirklich, was für dieses Volk „nicht sauber“ bedeutete. Kratt schmiss jedenfalls hin und begann die Terminus-Systeme unsicher zu machen, ehe er von Keel’o für dessen Pläne gewonnen werden konnte. Ein raubeiniger, manchmal etwas grantiger Typ. Slesh war das genaue Gegenteil: etwas arrogant, große Klappe und total hektisch, wie alle Salarianer eben, vor allem die jungen. Zak hatte ihn irgendwo aufgegabelt, vermutlich über seine STG-Kontakte. Keel’o hatte er erzählt, dass er auf seinem Radar aufgetaucht war, nachdem der grauhäutige Salarianer erfolgreich zwei Bankennetzwerke gehackt hatte und beide derart an der Börse aufeinander hetzte, dass eine der beiden sogar Insolvenz anmelden musste. Der dritte und letzte Begleiter des Duos Zak und Keel’o war der Turianer Velas. Eine treue Seele, der er nach Zak am meisten vertraute. Wie alle, bis auf Slesh, war er ein ehemaliger Soldat. Nahkampfspezialist, treu wie ein Hund und zäh wie Leder. Sein überkorrektes Verhalten ließ Keel’o anfangs daran zweifeln, ihn für sich gewinnen zu können, doch es stellte sich heraus, dass es einen Grund gab, weshalb Velas ein „bareface“ war, also ein Turianer ohne Markierungen: verantwortlich gemacht für einen Mord, den er schwor, nicht begangen zu haben, schmiss man ihn aus seiner Einheit und machte ihn zum Gejagten. Man zwang ihn, eine neue Identität anzunehmen, eine gänzlich neue Person zu werden und hatte ihn dabei, was wohl am schwersten wog, all seiner Ehre und Rechte beraubt. Rachegefühle trieben ihn durch die Kneipen der Terminus-Systeme und führten ihn von einem Blutbad zum nächsten, nur um dann erneut ohne Antworten dazustehen. Seiner Loyalität war sich Keel’o sicher, nachdem dieser ihm die Möglichkeit gegeben hatte, jene Rachegelüste zu befriedigen. Das Blutbad war grauenhaft, doch es waren die Turianer selbst, die dieses Monster erschaffen hatten. Sie waren es, die einem Mann alles in seinem Leben genommen hatten und so den blinden Zorn eines einsamen Wolfes auf sich gezogen hatten. Er war wie perfekt für Keel’os Team.
Die fünf Abenteurer – denn nur so konnte man diesen eigentlich bunt zusammengewürfelten Haufen, der nicht so recht wusste, was sie da eigentlich taten, nennen – nutzten das Terrain zu ihrem Vorteil, näherten sich den Wachposten im Schatten des rechten Hügels, sodass es viel zu spät war, als sie die Angreifer bemerkt hatten. Einer hatte bereits ein Loch in der Stirn und der zweite folgte sogleich, als sein Kamerad noch nicht einmal ganz den Boden berührt hatte. Es lief alles nach Plan, stellte Keel’o damals zufrieden fest.

Von wegen. Drei Stunden später waren sie der Basis gerade einmal sieben Meter näher gekommen. Es hatte sich herausgestellt, dass im Sand der Hügel und auf dem Dach des Lagerhauses ein ganzes Bataillon schießwütiger Söldner der Alpha Chimera lauerte. Ohne zu zögern hatten sie das Feuer eröffnet und die Angreifer so in Deckung gezwungen. Seitdem herrschte eine tödliche Stille in dem kleinen Tal, die nur durch den ein oder anderen Windstoß oder einen verwirrten Schuss unterbrochen wurde. Letztere lösten meist eine Vergeltung in Form von kürzeren Feuerstößen aus, doch änderten diese nichts an der Tatsache, dass die Fronten verhärtet waren. Ein Scharfschütze war dabei das größte Problem der Bande und Kratt hatte so seine Probleme, diesen auszuschalten.
„Wenn das keine Falle war, dann fresse ich daheim einen Besen. Mit Salz“, raunte der Batarianer unzufrieden und versuchte, von seiner Position aus einen besseren Blick auf die Verteidiger erhaschen zu können, wurde jedoch sofort durch mehrere Kugeln dazu gezwungen, in Deckung zu gehen. Keel’o sah zu ihm. Er war nur eine Armlänge von dem Granitfelsen entfernt, an dem der Quarianer mit seinem Rücken lehnte. Er hatte es schon lange aufgegeben, einen Blick auf die andere Seite erhaschen zu können. Sitzend und die Maschinenpistole dabei auf seinem Schoß sah er Kratt dabei zu, wie er einen erneuten Anlauf startete und diesmal sogar Erfolg zu haben schien. Der Batarianer lag direkt neben einer kleinen Sanddüne, die mit einem erbärmlichen Büschel Wüstengras verziert war, und sein Gewehr lugte dabei nur wenige Zentimeter hervor. Jede Bewegung war einstudiert und lief dabei ab wie in Zeitlupe.
„Kapitän“, es war Velas, der sich neben Keel’o setzte und dabei ein wenig schwerer atmete als sonst, „ich denke, ich habe einen Weg gefunden.“ Endlich. Vor einer Stunde hatte Keel’o den Turianer losgeschickt, um nach einem Ausweg zu suchen. Er nickte, um ihm so zu signalisieren, dass er sprechen sollte.
„Ich habe ein Heliumlager entdeckt. Eine geschickt platzierte Granate könnte ein ausreichendes Überraschungsmoment erzeugen, um uns einen Vorstoß zu ermöglichen und die feindlichen Kräfte auszuschalten.“
„Wir sind ihnen drei zu eins unterlegen“, schaltete sich Zak ein.
„Die einzig andere Option ist ein Rückzug“, erwiderte Velas, „und dann ist das für die Jungs wie Tontaubenschießen.“
„Slesh, überlade die Schilde der Söldner“, befahl Keel’o schließlich, „Velas, du wirfst die Granate. Der Rest gibt Deckung!“
„Probiert auch diesen Heckenschützen rauszulocken“, brummte Kratt.
„Verletzt er deine Ehre?“
„Halt die Fresse, Slesh…“

Keel'o Vaelsha
06.03.2012, 16:18
2/2

Keel’o war beinahe so, als ob ihm heißer geworden wäre. Als ob da wieder dieses knirschende Geräusch unter seinen Füßen war, das der Sand verursachte, wenn er sich bewegte. Doch er war wieder auf Omega, dort gab es keinen Sand. Die Situationen glichen sich so sehr, dass Keel’o beinahe eine Woge der Nostalgie überkam, auch trotz der Gefahr, der sie sich damals ausgesetzt gesehen hatten. Manchmal vermisste er die alten Zeiten und vieles würde er geben, um diese Tage erneut erleben zu können. Damals, als er mit Zak noch auf Reisen gegangen war oder Operationen auf Illium durchführte. Mittlerweile war er beinahe zu einem Schreibtischtäter geworden, der andere die Drecksarbeit erledigen ließ. Nun, die Situation, in der er sich gerade befand, stellte da natürlich eine Ausnahme dar. Seit Stunden saßen sie hier, im Dreck dieser Station und warteten darauf, dass T-Bone einen Fehler beging; dass die Müdigkeit die Oberhand über seinen Körper gewann; dass seine Reflexe nachließen; dass sie eine Schwachstelle in seiner Taktik fanden und jene gnadenlos ausnutzen konnten. Bisher war nichts dergleichen geschehen. Das sollte sich ändern.
„Sir, er will reden“, es war Krill, der zu Zak und Keel’o gekommen war, „mit Ihnen.“ Der Drell sah Keel’o direkt in die Augen und dieser wusste im ersten Moment nicht so recht, was er sagen sollte. Die reptilienartigen, pechschwarzen Augen ließen keine Emotion durchblicken und auch die restliche Mimik des Drell war vollkommen ausdruckslos.
„Keel“, hallte es keine Sekunde später vom Lagerhaus zu ihnen herüber, quasi wie um die Forderung noch zu unterstreichen, „ich weiß, dass du hinter dieser Scheiße steckst, Keel! Komm raus, zeig dich!“
„Er ist verzweifelt“, brummte die Asari, „sie werden immer verzweifelt, wenn es etwas länger dauert… Weichei.“
Keel’o sah zu Zak, der die Stirn runzelte.
„Es könnte eine Falle sein“, raunte der Salarianer.
„Es könnte auch ein Weg sein, das ganze unblutig zu lösen.“ Die beiden Männer blickten sich gegenseitig in die Augen, wodurch für einige Sekunden eine vielsagende Stille entstand. Nur in der Entfernung war das Gebrüll T-Bones zu hören, der immer wieder nach Keel’o verlangte. Schließlich meldete sich Megan zu Wort.
„Was geht da unten vor? Hat ihm jemand in seinen Ryncol gepisst oder warum schreit der Junge so durch die Gegend?“ Lara, die Asari, lachte hämisch über Megans Kommentar, während sie neben ihrer Deckung stehend auf das Lagerhaus zielte.
„Er will mit Keel reden“, erwiderte Zak auf die Frage Megans, die durch das Funkgerät mit einem knackenden Geräusch dem Gespräch beigetreten war, „und der wird es probieren.“
„Bullshit. Der Kerl hat versucht uns in die Luft zu jagen!“
„Zak wird mit seinen Leuten versuchen, unbemerkt in das Gebäude einzudringen, während ich mit ihm rede“, sagte Keel’o und Zak nickte, „Megan, behalte ihn einfach gut im Auge.“
„Gut“, knirschte die Söldnerin schließlich grimmig, „aber wenn er irgendetwas lustiges probiert, dann drücke ich ab.“
Keel’o kommentierte diese Bemerkung nicht weiter und erhob sich schließlich, wobei er die Maschinenpistole Zak gab und anschließend den Anzug glatt streifte. Der Quarianer machte ein paar Schritte auf das Lagerhaus zu und suchte die Front ab, konnte den Kroganer jedoch nirgends entdecken. Erst auf den zweiten Blick sah er, wie T-Bones massige Gestalt in einem der mannshohen Fenster erschien, direkt neben ihm Farrheya. Er trug nicht seine übliche Blood-Pack-Rüstung, sondern eine weiße, silbern glänzende, die wohl aus seiner privaten Sammlung stammte. In Keel’os Augen unterstrich das seinen Ausgestoßenen-Status, doch er hütete sich, voreilige Schlüsse zu ziehen.
„Keel.“ Der Kroganer baute sich mit seiner gesamten Gestalt über ihm auf und wog die Schrotflinte, die in seiner Hand ruhte.
„Das hier muss nicht mit Gewalt enden“, eröffnete Keel’o und breitete seine Arme aus, um dem Kroganer so zu zeigen, dass er zum einen unbewaffnet war und zum anderen ohnehin keine Intention hatte, ihn anzugreifen, „vielleicht finden wir zwei einen Weg aus dieser Situation, der uns beide am Leben lässt. Wie klingt das?“
„Nenn mir einen Grund, weshalb ich dir vertrauen sollte, Keel.“ Die Stimme des Kroganers klang hasserfüllt und selbst auf diese Entfernung konnte Keel’o erkennen, dass sämtliche Muskeln in dessen Körper zum Zerreißen gespannt waren. Der Quarianer musste seine nächsten Worte sehr sorgfältig wählen, wenn er nicht mit einem halben Dutzend Einschusslöcher in der Brust enden wollte.
„Du kennst mich“, erwiderte Keel’o schließlich, „du weißt, wie ich bin. Du weißt, dass ich nicht auf diese Station passe, weil ich ein Blutvergießen verhindern will, wann immer es möglich ist. Und du weißt auch, dass im Moment mehr Läufe auf dich zielen, als du an einer Hand abzählen kannst.“
T-Bones Augen zuckten und dahinter musste es wohl höllisch anfangen zu arbeiten; spätestens jetzt, fand Keel’o, denn es zeichnete sich mehr und mehr ab, dass der Kroganer in die Ecke gedrängt war und es keinen anderen Ausweg mehr gab. Der massige Kiefer der Echse arbeitete, ehe schließlich geantwortet wurde. Der Quarianer hoffte nur, dass die Echse seinen Bluff nicht durchschauen würde – oder zumindest dass Megan im Fall der Fälle eine gute Präzisionsschützin war.
„Lass mich von Omega verschwinden, Keel“, brummte die Echse und senkte schließlich den Kopf. Es musste nicht leicht für ihn sein, den Quarianer darum zu bitten. Aus den Augenwinkeln konnte Keel’o Zak und seine Leute sehen, die über die Flanke kamen und gerade hinter einem hüfthohen Mauerstück in Deckung gegangen waren. Farrheya hatte sie auch gesehen und Keel’o fluchte innerlich. Die Asari wollte nicht aufhören, das Trio anzustarren.
„Das geht nicht, T-Bone. Nicht nach dem, was in deiner Wohnung geschehen ist“, antwortete Keel’o äußerlich unberührt und fuhr nach einigen Augenblicken fort, als er sah, wie der Kroganer seine Stirn runzelte, „ich bin wegen der quarianischen Omnitools hier und ich weiß, dass du welche besessen hast.“
T-Bone öffnete seinen Mund und es schien beinahe so, als ob der Kroganer fassungslos nach Worten suchen würde, ehe er genau das tat, was Keel’o als allerletztes von ihm wollte: er ließ seinen Blick wandern, bemerkte das Starren von Farrheya und spähte schließlich das kleine Team um Zak aus. T-Bone riss seine Augen weit auf und verzog den Mund zu einer wütenden Fratze, während seine Schrotflinte in die Luft riss und auf Keel’o schoss. Dieser schaffte es, gerade noch in Deckung zu hechten, wobei er jedoch die Wucht der Geschosse in seinen Schilden spürte. Ein weiterer Schuss erklang, diesmal jedoch aus Megans Scharfschützengewehr, aber augenscheinlich schien sie nicht getroffen zu haben. Dafür erklang ein schriller, asarischer Schrei.
„Fahr zur Hölle!“, brüllte T-Bone und dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen, schien er sich weiter ins Lagerhaus zurückzuziehen, „du bist auch schon in ihren Fängen! Ich hätte dir nie-“ Der Rest des Satzes war für Keel’o unverständlich, aber er achtete auch nicht weiter darauf, dem Kroganer zuzuhören, sondern er sah direkt zu Zak, der sich über seine Deckung schwang und Keel’o dabei sein SMG zuwarf. Der Quarianer fing es mit einer Hand und sah sofort nach der Asari, die am Boden lag und sich in Schmerzen wandte.
„Dieser… Mistkerl“, fauchte sie und hielt sich das Bein. Keel’os erste Befürchtung, Megan hätte sie womöglich erschossen, stellte sich als falsch heraus. T-Bone schien sie aus dem Fenster gestoßen zu haben, um sich Zeit zu verschaffen.
„Ganz ruhig“, brummte Keel’o, während Zak und seine zwei Angestellten neben ihm das Lagerhaus stürmten, „hier, etwas Medigel. Das sollte vorerst helfen. Wir bringen dich später in eine Klinik.“ Keel’o sah ihr in die Augen und bemerkte dabei das Veilchen, das die Asari wegen ihm im Gesicht hatte. Etwas regte sich in ihm. Nicht wirklich Schuldgefühle, aber doch eine gewisse Scham.
„Wer hat dir das angetan?“, flüsterte sie und ihre Augen wurden feucht, „das waren seine ersten Worte, als er mich gesehen hat. Und genau so hat er mich berührt.“ Sie streckte ihre Hand aus und streichelte über Keel’os Visier, durch das er ihr stumm entgegenblickte. Ihr Blick flehte geradezu danach, T-Bone zu verschonen und sie selbst vermutlich auch. Sie wusste, dass sie genau das getan hatte, was ihr Keel’o ausdrücklich verboten hatte, dass sie einen Fehler begangen hatte, doch im Moment hatte der Quarianer andere Sorgen, als eine asarische Hure für ihren Sozialen zu bestrafen.
„Bleib hier liegen“, erwiderte dieser trocken, „wir kommen dich gleich holen.“ Keel’o stand auf, entsicherte seine Maschinenpistole und betrat das Lagerhaus, in welchem bereits krachende Kampfgeräusche zu hören waren. Es war ein heruntergekommener Schuppen, der mehr an ein Trümmerfeld, als an ein Lagerhaus erinnerte; unter anderem deshalb, weil es noch an manchen Stellen mit Abbauresten aus Omegas Minen verkleidet worden war und genau diese Gesteinsplatten die ersten Opfer der Korrosion gewesen waren. Vermutlich war es seit Jahren leer gestanden und überall waren die Zeichen der Zeit zu sehen: Rost an den Regalen, Kartons, Zeitungspapier und allerhand Schutt, der durch die Gegend flog, fingerdicke Staubschichten und vor allem das Fehlen jeglichen Lagerguts. Vorsichtig, aber doch eilig erklomm Keel’o die Treppenstufen, die in die zweite Etage führten. Oben bot sich ihm ein ähnlicher Anblick wie im Erdgeschoss, doch der Quarianer hielt sich nicht lange damit auf, die Umgebung zu analysieren. Ein schnalzendes Knistern erklang, der klassische, unverwechselbare Ton von Schilden, die überladen wurden. Keel’o sah, wie Zak bei einem Türrahmen stand und in den Raum feuerte, während von Krill und der Asari keine Spur war. Mit wenigen Schritten war er neben seinem Freund angekommen, um ebenfalls das Feuer zu eröffnen. T-Bone war hinter einem umgestürzten Regal in Deckung gegangen, während Krill ihn von einer anderen Position unter Beschuss nahm und der Asari so Zeit erkaufte, die Deckung zu wechseln. Gerade als jene jedoch hervorkam, stürmte auch T-Bone mit einem innigen Kampfschrei hervor, um die Asari mit einem kräftigen Bodycheck zu Boden zu befördern. Ohne zu zögern packte T-Bone sie am Kragen, hob sie mühelos auf und schleuderte sie geradewegs in ohnehin schon recht instabil aussehende Überreste eines Lagerregals, welches über ihr zusammenstürzte.
„Lara!“, rief der Drell und erhob sich, feuerte mit seinem Sturmgewehr hemmungslos auf die Schilde des Kroganers ein, der sich nur unbeeindruckt diesem zuwandte und kurz davor war, den Abzug seiner Schrotflinte zu betätigen. Dann schritt Keel’o ein. Der Quarianer machte einen Schritt in den Raum hinein, feuerte dabei unentwegt auf den Kroganer, um so dessen Schilde in Mitleidenschaft zu ziehen, während er seinen Geist auf die Schrotflinte in T-Bones Hand konzentrierte. Mit einer Bewegung seiner linken Hand, die von einem blauen Flackern umgeben war, riss Keel’o die Schrotflinte T-Bones in die Höhe, sodass der gelöste Schuss wirkungslos die Decke durchlöcherte. Eine weitere Bewegung später war die Schrotflinte direkt auf T-Bones Bauch gerichtet und keine Sekunde später ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Keel’o hatte das gesamte Thermomagazin mit einem einzigen Schuss in T-Bones Magengegend entleert und den Kroganer, welcher in seiner Rüstung wohlgemerkt eine knappe Tonne wiegen musste, so einige Meter durch die Luft segeln ließ, ehe dieser mit einem dumpfen Krachen gegen einen Pfeiler donnerte und an diesem angelehnt liegen blieb. Staub rieselte von der Decke herab und kleineres Geröll kullerte neben T-Bone über den Boden. Der Kroganer stöhnte, bewegte sich aber kaum noch. Der Schuss hatte ihn nicht umgebracht, das wollte Keel’o gar nicht und seine Schilde, sowie die Panzerung hätten das vermutlich auch nicht zugelassen, aber die geballte Ladung der Schrotflinte aus dieser Nähe abzubekommen, das konnte sogar einen gestandenen Kroganer wie ihn kampfunfähig machen. Ein paar innere Blutungen und gerissene Primärorgane vielleicht, jedoch nichts Wildes für einen Giganten wie ihn. Für den Moment sollte es jedoch genügen.
„Lara!“, rief Krill erneut und schulterte hastig sein Gewehr, während er sich an dem Schutthaufen in der Ecke des Raumes zu schaffen machte, „hörst du mich?“ Ein unterdrücktes Stöhnen war zu hören, nur leicht, aber es genügte, um den Drell mit Feuereifer die Trümmer beiseiteschaffen zu lassen und schließlich eine sichtbar geschundene Asari zum Vorschein zu bringen.
„Ich bin okay“, flüsterte sie und stützte sich an der Brust des Drell ab, „ein wenig benommen, aber okay.“
„Bist du dir sicher? Du könntest innerlich bluten! Wir sollten dich auf die Krankenstation bringen-“
„Das hat Zeit, ich kann ja noch stehen“, unterbrach sie ihn harsch, aber mit einem Lächeln. Es erreichte zwar nicht die Augen und hatte eine bittere Note, doch angesichts ihrer Verletzung und ihres augenscheinlich ohnehin sehr abgebrühten Wesens war das für Keel’o kein Wunder. Er ließ die beiden Söldner in Ruhe und sah zu T-Bone herab.
„Bring es zu Ende, wenn du die Eier dazu hast, Keel“, keuchte der Kroganer und Keel’o lächelte. Er sah auf, zu der Wand – oder vielmehr dem, was davon einmal übrig geblieben war. Erst jetzt bemerkte Keel’o so richtig, dass eine ganze Ecke des Raumes fehlte und so den Ausblick auf den Platz vor dem Lagerhaus frei machte. Hier mussten wohl schon so einige Bomben hochgegangen sein, denn das konnte die Verwitterung alleine nicht anstellen. Wenn man in Betracht zog, wie T-Bone sonst gewohnt hatte, so war das hier ein wahres Rattenloch. Andererseits waren sie hier auf Omega, also war das nicht verwunderlich. Dieses Lagerhaus hatte wohl schon die eine oder andere schiefgelaufene Drogenübergabe miterleben müssen. Die Finger des Quarianers strichen über das löchrige Gestein.
„Noch nicht“, erwiderte er noch immer lächelnd, „wir werden dich mit uns nehmen und dann kannst du mir alles erzählen. Dann sehen wir weiter.“
„Was willst du hören, du schleimiger-“, ein Zucken durchfuhr den massigen Körper und T-Bone stöhnte auf, fuhr sich über den Bauch. Keel’o wandte sich ab von ihm und gesellte sich zu Zak. Der Salarianer stand noch immer im Türrahmen und sah zu Krill, der Lara abstützte und mit ihr aus dem Raum humpeln wollte. Lara versuchte aufzutreten, sog aber die Luft scharf zwischen den Zähnen ein.
„Verdammt.“
„Hey. Ist okay“, murmelte Krill und streichelte ihren Kopf, während die beiden Zak passierten.
„Wir bringen sie mit der anderen Asari und dem Ziel zur Progress“, sagte der Salarianer zum Drell und dieser nickte. Schließlich kam auch Megan zu ihnen.
„Wow“, meinte sie und lachte, als sie an Keel’o vorbei zu T-Bone sah, „wer hat den denn so zugerichtet?“
„Hast du nach Farrheya gesehen?“
„Ja, es geht ihr gut. Hab ihr eine Portion Medigel gegeben. Der Bruch ist zum Glück nicht offen, also sollte sie bald wieder fit sein. Scheint wohl doch ‘ne Menge für den Jungen empfunden zu haben.“
„Vielleicht weiß sie-“
„Was zum Teufel?!“, stieß Megan plötzlich aus und schritt an Keel’o vorbei, wobei sie ihn etwas grob zur Seite stieß. Er folgte ihrem Blick und konnte gerade noch sehen, wie sich eine Gestalt, ein Mensch, plötzlich neben dem Kroganer enttarnte und ein Messer zog.
„Keine Bewegung!“, schrie Megan und zückte ihre Pistole. Keel’o und Zak taten es ihr gleich und gesellten sich neben die Söldnerin, doch der Mann gehorchte nicht. Mit einem Wink seines Omnitools begann ein Konzert der Warnsignale, als all ihre Waffen gleichzeitig überhitzt waren und durchgeladen werden mussten. Zeit genug für den Unbekannten, mit seinem Messer auf T-Bone einzustechen, wobei er einen gezielten Schnitt hinter der Frontplatte tätigte. Man sagt, ein wuchtiger Stich mit einem entsprechendem Messer hinter die Stirnplatte sei das einzige, wovor sich Kroganer so wirklich fürchteten, denn das war ihre große Schwachstelle; ihre Achillesverse, die dieser Mann in jenem Moment gnadenlos ausnutzte. Ich sage Ihnen, diesen Schrei, der da T-Bones Kehle verlassen hatte, den vergisst man nie.
„Fuck!“ Megan warf ihre Pistole nach dem Mann und lief los, um ihn im Nahkampf niederzuringen, doch kaum war sie bei ihm, verschwand er schon wieder; geschützt vor Neugierigen Blicken durch sein Tarnmodul.
„Okay, keiner Bewegt sich“, murmelte Zak, der seine Waffe mittlerweile durchgeladen hatte, „er muss noch im Raum sein.“
„Dort!“, rief Keel’o und eröffnete das Feuer auf ein kurzes Flimmern. Der Mann kam wieder zum Vorschein, torkelte, als das Projektil ihn in der Schulter traf, gab dabei jedoch keinen Laut von sich und verschwand durch eines der Löcher in der Wand aus dem Raum.
„Zak, kümmere dich um T-Bone!“, Keel’o sprintete aus dem Raum, warf dabei sein SMG zur Seite und zückte die Pistole, polterte Treppe zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend hinunter, vorbei an dem äußerst verwirrt blickenden Söldnerpaar, „Megan, mit mir!“ Der Quarianer wetzte aus dem Lagerhaus, machte eine scharfe Linkskurve und warf sein gesamtes Körpergewicht in den Sprint. Die Arme riss er dabei an seinem Körper vorbei, um so das größtmögliche Bewegungsmoment zu erhalten und seine Lungen arbeiteten auf Höchstleistung. Ein heißes Brennen durchfuhr seinen Torso, doch Keel’o hielt sich an, weiterzulaufen. Megan schloss neben ihm zu ihm auf.
„Dort ist er!“ Der Attentäter verschwand in einer Seitengasse, wobei sein schwarzer Mantel weit flatterte.
„Er darf auf keinen Fall entkommen“, keuchte Keel’o. Die beiden bogen ebenfalls in die Gasse ein und konnten gerade noch sehen, wie der Attentäter über eine Leiter auf das Dach eines kleineren Hauses kletterte. Keel’o legte mit seiner Pistole an, auch Megan, und beide eröffneten das Feuer.
„Stehenbleiben!“, rief Megan zu ihm hinauf und der Assassine gehorchte sogar. Er drehte sich um und sah zu den beiden hinunter.
„Wer hat Sie beauftragt?“ Keine Antwort. Keel’o knirschte mit den Zähnen. „Kommen Sie runter zu uns!“
Der Assassine sah sie noch einen Moment an, ehe er sich umdrehte und vom Dach sprang. Gerade rechtzeitig, um in einem vorbeifliegendem Shuttle zu landen und davonzusausen. Keel’o und Megan eröffneten zwar noch das Feuer, konnten jedoch nichts gegen das Fahrzeug ausrichten und waren schließlich gezwungen, das Feuer einzustellen. Megan fluchte lauthals, während Keel’o sich erschöpft auf den Knien abstützte.

„Ich brauche mehr Medigel, Krill!“, rief Zak durch den Raum, als Keel’o mit Megan zurück zum Lagerhaus gekommen waren. Der Drell kramte hastig in einem kleinen Koffer herum, während Lara die Beine des Kroganers fixierte. Farrheya saß vor dem Raum, völlig in Tränen aufgelöst. Megan nahm neben ihr Platz, während Keel’o in den Raum spurtete. Zak war kaum zu verstehen, so laut brüllte T-Bone.
„Wie sieht es aus?“, fragte er sogleich und ging gegenüber von Zak neben T-Bones Kopf auf die Knie.
„Nicht gut. Er verliert viel Blut und redet nur noch wirres Zeug.“
„Keel!“, stieß der Kroganer schließlich aus und packte den Quarianer am Kragen.
„Ich bin hier“, erwiderte Keel’o und nahm die Hand des Kroganers, um dann so fest wie möglich zuzudrücken, „warum will dich jemand tot sehen?“
„Ich… die haben es nicht auf mich abgesehen“, röchelte er.
„Was haben die Omnitools in deiner Wohnung gesucht?“
„Ich hatte keine Omnitools“, krächzte T-Bone, während Zak eine weitere Dosis Medigel auf die blutende Wunde gab, „ich bin heim, gestern, nachdem ich bei dir war. Da war er wieder, aber ich wollte aufhören!“ Er schluckte. „Ich wollte nicht mehr, weil du mir gedroht hast.“
„Wer? Wer war da?“
„Es war… es war mein Kontakt. Sie wollen Quarianer, suchen nach Ihnen. Ich war nur dafür da, sie verschwinden zu lassen. Hab immer eine Nachricht gekriegt. Ugh…“ Er krampfte und Zak sah mit einem Kopfschütteln zu Keel’o.
„Hey! Du bleibst bei mir! Verreck mir hier nicht weg, hörst du?“ Keel’os Stimme war mittlerweile ein einziges Schreien gewesen, genauso wie T-Bone unter Schmerzen brüllte. Als wäre das nicht schon ein Durcheinander, kläffte Zak noch allerhand Befehle durch den Raum und Farrheyas Schluchzen machte das Chaos schließlich perfekt.
„Keel, du musst mir verzeihen. Die haben mir gedroht, so wie du. Die haben mir zuhause aufgelauert, mich geschlagen, mir… Dinge angetan“, der Kroganer hustete, „du musst mir verzeihen, hörst du? Verzeih mir.“
„Ist okay“, schrie ihn Keel’o an, „es ist alles okay! Ich brauche dich noch, also rede weiter! Rede mit mir!“
„Die wollten, dass du mich verdächtigst. Diese Mistkerle haben mich reingelegt, uns beide“, keuchte T-Bone, „du musst aufpassen… die sind nicht von Omega. Die spielen nicht nach unseren Regeln.“
„Warum tun sie das?“
„Das musst du doch am besten wissen!“, brüllte T-Bone, der sich für einen Moment aufbäumen konnte, „einer von deinen Leuten arbeitet für sie, war mein Kontakt. Er weiß mehr.“
„Wer? Wer?!“
T-Bone erwiderte nichts, sondern sah nur stumm in Keel’os Augen.
„Du bist ein verdammtes Arschloch, aber in Ordnung, Keel“, röchelte er schließlich, „lass sie bluten.“
„Nein!“, stieß Keel’o aus und sah etwas hilflos über T-Bones Körper, während ihm so war, als würde etwas in T-Bones Augen flackern. Langsam, aber sicher schwand jegliche Spannung aus dem Kroganer und schließlich fiel die Hand regungslos zu Boden.
„Verdammte Scheiße!“, stieß Keel’o frustriert aus und erhob sich. Dabei fiel ihm auf, dass er etwas in der Hand hatte. Etwas, das T-Bone ihm wohl gerade noch in die Hand gedrückt hatte. Es war eine von Yuris Figuren. Keel’o schwieg und starrte auf das kleine Plastikding in seiner Hand.
„Habt ihr das Kennzeichen des Shuttles erkennen können?“, fragte Zak, der sich ebenfalls erhoben hatte, „wir müssen jetzt herausfinden, wer dieser Attentäter-“
„Der stumme Assassine kann warten“, erwiderte Keel’o kalt und drehte sich zu Zak um, „wir müssen einem ganz besonderem Quarianer einen Besuch abstatten.“ Er hielt die Figur hoch und Zak musterte sie. Sein Gesicht regte sich kein Bisschen, als er erkannte, worum es sich handelte, lediglich ein Nicken kam von ihm als Antwort. Die Stille zwischen den beiden wäre Antwort genug für Keel’o gewesen. Beide waren sich einig, dass die Schonzeit vorbei war und jetzt härtere Töne angeschlagen wurden. Beginnend mit Yuri, dem verräterischen Quarianer.

21:19 Uhr
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