Avantenor
14.06.2008, 07:24
Ich hab mich schon oft gefragt, wofür Ben Kingsley eigentlich seinen Oscar und seinen Ritterschlag gekriegt hat. Denn in der Regel waren alle Filme von ihm, die ich gesehen oder davon gehört habe, absolut grottig. Lucky # Slevin schien da wie eine Ausnahme, die die Regel bestätigt. Mit You Kill Me kommt jetzt eine zweite dazu.
Kingsley spielt Franck, einen Cleaner der polnischen Mafia in Boston. Eigentlich ist er ein guter Killer, zumindest wenn er nicht stockbesoffen ist. Als er seinen letzten Auftrag dadurch vollkommen versaut hat, schickt ihn sein Patron nach San Francisco, wo er an den Treffen der Anonymen Alkoholiker teilnehmen soll, um von seiner Sucht loszukommen. Anfangs tut er sich schwer, da die Teilnahme bei den AA immer auch eine gewisse Offenheit erfordert. Nicht zwangsläufig die Paradedisziplin eines Killers. Mit Hilfe seines Freundes Tom von den AA und seiner aufkeimenden Liebe zu Lauren versucht er über seine Alkoholsucht hinweg zu kommen - mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber erstmals mit der Aussicht auf ein neues Leben. Dabei muss er sich zum ersten Mal in seinem Leben auch mit seinem Job auseinandersetzen, den er bislang immer gründlich ohne zu zögern erfüllt hat. Als seine Familie in Boston in der Auseinandersetzung mit den Iren zu unterliegen droht, muss er sich schließlich für einen Weg entscheiden.
Ich frage mich gerade wirklich, was konkret mir so sehr an dem Film gefallen hat. Der Film setzt sich mit dem Thema Alkohol auseinander und zeigt eine Art Selbstfindung. Allerdings ist er, wenngleich nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen, letztendlich nicht als durchgängig realistisch und plausibel zu bezeichnen. Die beiden Hauptfiguren Frank und Lauren sind vollkommen überzeichnet und auch die einzelnen Entwicklungsstufen der Handlung sind nicht immer alle nachvollziehbar. Teilweise blieben mir beim Anschauen die Motive und Überlegungen der Charaktere etwas verborgen. Aber man sieht, daß es in den Charaktere arbeitet und das reichte schon wieder aus, um mich als Zuschauer ebenfalls ein wenig zum Nachdenken anzuregen. Fand ich persönlich auch ganz interessant, wie der Film ohne große Aussage zumindest mich trotzdem auch intellektuell ein wenig ansprechen konnte. Ob das jedem so gehen wird, kann ich allerdings nicht sagen.
Dazu kommt ein wunderbar trockener und leicht skurriler Humor, mit Frank, den im Zweifelsfall kein Wässerchen trüben kann, und Lauren, die absolut pragmatisch-nüchtern agiert. Daraus entsteht manchmal eine absolut geniale Situationskomik, die man ansatzweise vll mit No Country for Old Man vergleichen kann - wobei NCfOM in einer anderen Liga spielt. Ben Kingsley verkörpert seine Rolle dabei grandios, sie passt einfach zu ihm und man nimmt es ihm jederzeit ab. Tea Leoni ergibt einen sehr gute Konterpart zu Kingsley. Der Cast wird abgerundet mit den ebenfalls sehr gute Luke Wilson und Bill Pullman.
You Kill Me ist kein Event-Kino und schlägt eher leise Töne an. Es ist ein Film für Leute, die auf der Suche nach dem etwas anderen Film sind, kleinere Produktionen mit weniger Aufhebens und Starrummel. YKM bietet sich dafür an. Tendenziell ist das Publikum von NCfOM angesprochen, solange man sich den Film nicht gerade angeschaut hat, weil er für die Oscars nominiert war. In YKM geht es um ein ernstes Thema, das aber ohne die grobe Moralkeule und mit teils etwas bizarrem Hintergrund geschildert wird. Ich hatte meine Freude an dem Film.
9 / 10
Offizielle Seite (http://www.youkillmethefilm.com/)
Der Film wird übrigens von Koch Media in Deutschland verlegt, die Firma hinter dem Publisher Deep Silver.
Kingsley spielt Franck, einen Cleaner der polnischen Mafia in Boston. Eigentlich ist er ein guter Killer, zumindest wenn er nicht stockbesoffen ist. Als er seinen letzten Auftrag dadurch vollkommen versaut hat, schickt ihn sein Patron nach San Francisco, wo er an den Treffen der Anonymen Alkoholiker teilnehmen soll, um von seiner Sucht loszukommen. Anfangs tut er sich schwer, da die Teilnahme bei den AA immer auch eine gewisse Offenheit erfordert. Nicht zwangsläufig die Paradedisziplin eines Killers. Mit Hilfe seines Freundes Tom von den AA und seiner aufkeimenden Liebe zu Lauren versucht er über seine Alkoholsucht hinweg zu kommen - mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber erstmals mit der Aussicht auf ein neues Leben. Dabei muss er sich zum ersten Mal in seinem Leben auch mit seinem Job auseinandersetzen, den er bislang immer gründlich ohne zu zögern erfüllt hat. Als seine Familie in Boston in der Auseinandersetzung mit den Iren zu unterliegen droht, muss er sich schließlich für einen Weg entscheiden.
Ich frage mich gerade wirklich, was konkret mir so sehr an dem Film gefallen hat. Der Film setzt sich mit dem Thema Alkohol auseinander und zeigt eine Art Selbstfindung. Allerdings ist er, wenngleich nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen, letztendlich nicht als durchgängig realistisch und plausibel zu bezeichnen. Die beiden Hauptfiguren Frank und Lauren sind vollkommen überzeichnet und auch die einzelnen Entwicklungsstufen der Handlung sind nicht immer alle nachvollziehbar. Teilweise blieben mir beim Anschauen die Motive und Überlegungen der Charaktere etwas verborgen. Aber man sieht, daß es in den Charaktere arbeitet und das reichte schon wieder aus, um mich als Zuschauer ebenfalls ein wenig zum Nachdenken anzuregen. Fand ich persönlich auch ganz interessant, wie der Film ohne große Aussage zumindest mich trotzdem auch intellektuell ein wenig ansprechen konnte. Ob das jedem so gehen wird, kann ich allerdings nicht sagen.
Dazu kommt ein wunderbar trockener und leicht skurriler Humor, mit Frank, den im Zweifelsfall kein Wässerchen trüben kann, und Lauren, die absolut pragmatisch-nüchtern agiert. Daraus entsteht manchmal eine absolut geniale Situationskomik, die man ansatzweise vll mit No Country for Old Man vergleichen kann - wobei NCfOM in einer anderen Liga spielt. Ben Kingsley verkörpert seine Rolle dabei grandios, sie passt einfach zu ihm und man nimmt es ihm jederzeit ab. Tea Leoni ergibt einen sehr gute Konterpart zu Kingsley. Der Cast wird abgerundet mit den ebenfalls sehr gute Luke Wilson und Bill Pullman.
You Kill Me ist kein Event-Kino und schlägt eher leise Töne an. Es ist ein Film für Leute, die auf der Suche nach dem etwas anderen Film sind, kleinere Produktionen mit weniger Aufhebens und Starrummel. YKM bietet sich dafür an. Tendenziell ist das Publikum von NCfOM angesprochen, solange man sich den Film nicht gerade angeschaut hat, weil er für die Oscars nominiert war. In YKM geht es um ein ernstes Thema, das aber ohne die grobe Moralkeule und mit teils etwas bizarrem Hintergrund geschildert wird. Ich hatte meine Freude an dem Film.
9 / 10
Offizielle Seite (http://www.youkillmethefilm.com/)
Der Film wird übrigens von Koch Media in Deutschland verlegt, die Firma hinter dem Publisher Deep Silver.