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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Demos gegen Studiengebühren



Der Gote
20.05.2006, 17:23
Ihr lieben User des GGP, eins kann ich Euch sagen: Als Marburger hat man es in diesen Tagen echt schwer. Überall wo man hinkommt steht unsere Obrigkeit an der Straße und versucht diverse Demos gegen Studiengebühren unter Kontrolle zu bringen. Am Anfang war es ja noch lustig. Eine Demo wurde angemeldet und daraufhin wurde demonstriert. Da aber die besorgten Gesichter über die "armen Studenten" an den Straßenrändern ausblieben, musste man wohl zu drastischeren Maßnahmen greifen um sich Gehör zu verschaffen. So, zum ersten mal, vorletzten Donnerstag geschehen. Da rottete sich eine Herde Studenten auf der Stadtautobahn zusammen um dort auf die "Gefahr" der Einführung der Studiengebühren aufmerksam zu machen. Das (nach der nicht ganz so intelligenten Aktion) die am nächsten Tag angemeldete Demonstration statt, wie üblich mit ein paar Streifenwagen, mit einem ganzen Heer von Polizisten (nebst Hubschrauber) begleitet wurde wunderte dann keinen mehr, außer die Demonstranten. Wäre dieses Großaufgebot von Nöten gewesen? - fragen tatsächlich die Demonstranten, sogar noch "nachdem" erneut versucht wurde die Stadtautobahn zu besetzen. Seit dem zieht sich dieses Debakel hin und ich hör nur noch grölende Studenten. Allerdings hörte ich auch von Studenten, die sich weigerten zu demonstrieren und die Zeit lieber zum Lernen nutzen wollten. Das machte mich ja dann doch stutzig. Ist vielleicht die Studiengebühr gerechtfertigt? Also schaute ich mir die Argumentation der Studenten mal etwas genauer an. Tenor auf den Plakaten war:

- Bildung ist ein Menschenrecht
Das mag wohl stimmen, aber was hat das mit Studiengebühren zu tun? Das Recht auf Nahrung ist auch ein Menschenrecht und ein Grundbedürfnis noch dazu. Kann ich dann demnächst zu Aldi gehen, mir den Wagen mit Lebensmitteln voll packen und brauche diese dann nicht zu bezahlen? Cool, ich hol mir gleich ein Plakat mit: "Nahrung ist ein Grundbedürfnis". Dann demonstriere ich auch gleich gegen Gebührenerhebung bei Autobahntoilettenbenutzung, wo wir schon bei Bedürfnissen und Menschenrechten sind.

- Bildung ist keine Ware
Genau. Bildung ist keine Ware und muss daher auch nicht bezahlt werden, oder was ist der genaue Sinn des Satzes in Bezug auf Studiengebühren? Klar Bildung musste ja noch nie bezahlt werden. Alle Wissenschaftler, Lehrer und nicht zuletzt auch die Buchdrucker arbeiten völlig umsonst, da sie ja zu Aldi gehen können und umsonst dort Lebensmittel... (Ich sehe schon wie die Anarchiebefürworter jetzt wieder ins grübeln kommen ;-) )

- Reiche Eltern für alle
Wie wäre es mit: Ziele für alle? Oder mit: Willenskraft für alle? Mal ehrlich: um zusätzlich 500,00 Euro entrichten zu können, hat es der Student da schwerer als ein Arbeiter oder Unternehmer der ja für eine Gebühr bis zum Doppelten erwirtschaften muss? Vor allem welchen Wert hat eine, von Studenten erbrachte Leistung, wenn diese Studenten meinen den persönlichen Willen durch reiche Eltern ersetzen zu können?

- Gegen Studiengebühren
Meines Erachtens der beste Spruch auf den Transparenten. Da versucht zwar keiner, mit "Argumenten" in einem Satz verpackt, der Öffentlichkeit klarzumachen was gut und böse ist, aber wenigstens sieht dann die Öffentlichkeit was der Student will und man muss nicht denken das dieser demonstrierende Pöbel bei Aldi umsonst Lebensmittel haben will, weil er seine Menschenrechte in Gefahr sieht, oder so...

Vor allem lese ich immer Bildung. Die Bildung wird doch auch in Zukunft noch bis zur 13. Klasse kostenlos in Anspruch genommen werden können. Oder meinen die Studenten, das derjenige der nicht studiert ungebildet ist? Dann braucht man sich auch nicht zu wundern das das Verständnis für die Studenten eher gering ausfällt und der ungebildete Mensch keine Lust mehr hat für den gebildeten Menschen die Bildung zu zahlen die er ja selber nicht in Anspruch nimmt und somit ins Hintertreffen gerät... Zum Glück sind wir noch nicht bei: "Freie Meinungsäußerung nur für GeBILDete" angekommen *g*

Im übrigen scheint es echt so, als wenn ich bei diesen Demos die selben Leute sehe wie bei den Demos unter dem Motto: "Keine Nacht ohne Drogen - oder: Für die Legalisierung von Marihuana" (dafür ist ja immer Geld da, weil man es ja erst zu einem Menschenrecht machen will oder so...) oder "Poppen für den Frieden". Bei letzterem wäre ich allerdings auch dabei und wenn ich es mir recht überlege würde ich dann ein echter Pazifist werden...

Anmerkung des Goten:
Man braucht nicht studiert zu haben um zu merken das dieser Text vor Ironie und Sarkasmus nur so strotzt. Versucht einfach die Zeilen zu lesen und Euch dabei einen lächelnden Goten vorzustellen. Denn eins ist mal Fakt:
Auch wenn die Arbeiterklasse der Unternehmerklasse vorwirft diese auszubeuten. Auch wenn der Unternehmer dem Studenten nicht mehr die Bildung zahlen will, oder der Arbeiter dem Schüler sagt, das er seine bevorstehende Studienzeit selber zahlen soll und nicht mehr der Arbeiter, weil er ja vom Unternehmer genug ausgebeutet wird... der Politiker bekommt was er will!!!

Es lebe die Demokratur... ich meine: Demokratie

gez.
Der Gote