Seite 7 von 35 ErsteErste ... 5678917 ... LetzteLetzte
Ergebnis 61 bis 70 von 346
  1. #61
    Rookie Avatar von Nika Violet Duran
    Registriert seit
    01.10.2010
    Beiträge
    59

    Standard

    Die Citadel – Zivile Andockbuchten >>>>

    Die Citadel – Bezirke[Hotel Theram]
    09. April 2184(Tag 6), 15:21 Uhr

    Nika schlug die Tür des gemieteten Gefährts zu und vergewisserte sich anschließend, dass dieses auch wirklich abgeschlossen und gesichert war. Sie befand sich hier zwar nicht in der schlechtesten Gegend der Bezirke, aber dennoch fiel der dunkelviolette, fast schwarze Gleiter, der von einer bekannten asarischen Firma mit kroganischen Einfluss gefertigt war, hier auf und sie wollte nicht unnötig riskieren, sich später mit einem geplünderten Mietwagen rumplagen zu dürfen.

    Kaum war dies erledigt, blickte sie zu der Fassade ihres Hotels herüber, welches, wie wohl alles auf der Citadel, lediglich ein kleiner Teil einer der vielen Türme war. Die Bebauungsweise der Raumstation war der Agentin schon immer irgendwie suspekt, bestand doch jeder Flügel an sich schon wieder aus vielen einzelnen Arkologien. Lauter winzig-kleine Häuser, die in einem etwas größeren Haus stehen, welches seinerseits wieder in einem steht. Dieser Umstand, zusammen mit den Preisen war vor wenigen Jahren der Grund gewesen, wieso sie sich für ein Appartement auf Bekenstein entschieden hatte, statt für eines auf der Citadel. Natürlich spielte bei der Entscheidung auch mit ein, dass sie auf Bekenstein wesentlich weniger Aliens um sich haben musste.

    So oder so trieben sich auf der Ebene derzeit nur recht wenige Leute herum, was primär wohl daran lag, dass umliegende Nachtclubs noch geschlossen waren und man ansonsten nur ein einzelnes, dafür aber besser besuchtes, Café in der Nähe ausmachen konnte. Mit einem sachten Schulterzucken warf Nika die letzten Gedanken jedoch ab und setzte sie sich dann endlich wieder mit Kurs auf den Haupteingang des Hotels in Bewegung.
    Stehen blieb sie erst, als sie das harmonische Foyer betreten hatte – dieses war durch eine Art Bogengang scheinbar direkt mit einem Restaurant verbunden, welches jedoch derzeit nur leicht besucht schien. Auch ansonsten war es recht ruhig, was den ungewöhnlichen Anblick, der sich bot, nur weiter bekräftigte –denn eigentlich hielten sich die meisten Hotels doch noch eher an das klassische Einrichtungsbild, welches man von der Erde kannte. Nika denn Umstand allerdings darauf zurück, dass die meisten Hotels die sie kannte sich auf menschlichen Kolonien befanden und demnach für gewöhnlich auch unter menschlicher Leitung standen. Das Theram war allerdings asarischen Ursprungs, zumindest vermutete die Frau das, denn alles in allem fühlte sie sich an Hotels auf Illium erinnert.
    Die Möbel und Dekorationen zeigten ein abgerundetes Design und waren in glänzendem Schwarz gehalten, wodurch sie einen Kontrast zu dem weißen Fußboden und den Wänden erzeugten. Das interessanteste war für die Agentin aber das Wasser, welches an den Wänden herab rauschte, wie eine Art kontrollierter Wasserfall. Unweigerlich fühlte sie sich an ihr Appartement erinnert und schmunzelte daher leicht, wandte sich dann aber endgültig der Rezeption zu und zog dabei die entsprechende Karte aus ihrem Portmonee. Die dunkelviolette Asari, die grad wohl die einzige anwesende Angestellte war, schien zwar in ein geschäftliches Telefonat verwickelt zu sein, bekam es aber dennoch geschickt hin, Nika mit einem locker-freundlichen Blick zu begrüßen und ihr mit einem Handzeichen anzudeuten, dass sie ihr die einfach das schwarze Kärtchen reichen sollte. Wenige Sekunden später schien alles geklärt, mit einer höfflichen Geste gab sie Nika die Karte zurück und beendete fast gleichzeitig das Telefonat.
    „Entschuldigen Sie.“ Begann das Alien und sprach erst weiter, nach sie ein entspanntes „Kein Problem.“ als Antwort bekam. „Ihr Zimmer ist im dritten Stock.“ Ging das Gespräch dann weiter, wobei die Asari dabei eine etwa faustgroße Kugel unter der Theke hervorholte, die bei der zweiten Berührung ein grünes Bedienfeld in die Luft projizierte. Kaum war die Eingabe geschehen, begann das Gerät zu schweben, bis es auf Augenhöhe zum Stillstand kam. „Der Guide bringt sie hin.“ Erklärte die Rezeptionistin, woraufhin sie ein „Danke schön. Das war’s auch.“ von der Agentin bekam, diese wendete sich nun dem sogenannten Guide zu. „Dann mal los mit dir.“

    Der Wegführer lotste Nika ohne irgendwelche Probleme durch das Hotel, welches doch größer zu sein schien, als sie es zuerst vermutet hatte. Bereits nach einem kurzen Weg kam das Duo bei dem gesuchten Zimmer an, worauf der kleine Roboter auch sofort mit mehreren zufälligen Leichtsignalen aufmerksam machte. Der ist knuffig, den will ich für zu Hause haben. Nika hatte leider keine Gelegenheit mehr, denn noch während sie mit sich stritt, ob sie das kleine Ding irgendwie stibitzen sollte, flog dieses schon wieder davon und ließ eine enttäuschte, traurige Asiatin zurück.
    „Mach’s gut du!“ Rief sie dem Roboter hinterher, dessen Sensoren wohl auf die Akustik ansprangen und sofort dafür sorgten, dass er in allen möglichen Farben anfing zu leuchten. „Aww!“ Gab Nika begeistert von sich, verschwand dann aber in ihrem Hotelzimmer.

    Elegant. Das Mobiliar glich von der Art her fast dem Rest des Hotels, die leitende Farbe war wieder schwarz, nun jedoch gepaart mit einem dunklen nußbraun, wodurch der Eindruck wieder etwas mehr ins klassische rückte, jedoch nicht altmodisch wirkte. Desto auffälliger war nun die weiße-orangene Mappe, die offen ersichtlich auf dem Bett lag. Nach einem schnellen, gespanten Blick bestätigte sich endlich Nikas Vermutung. Ihr Arbeitgeber ging zumindest davon aus, dass Miss Devereaux beim betreten der Citadel festgenommen werden würde, was den unbewiesenen Verdacht für die Agentin erhärtete, dass die gesamte Festnahme an sich schon Cerberus‘ Tun sein würde. Wir sind böse Schurken. Amüsierte sie sich in Gedanken darüber, blieb jedoch mit ihrer Aufmerksamkeit bei den Holotapes. Mitunter befanden sich Unterlagen und Anweisungen darin, die Nika eine ideale Möglichkeit gaben, um Devereaux fast schon legal aus der Zelle zu holen. Ist wohl alles Wasserdicht, wenn das alles wirklich unser Handwerk ist, dann geben wir uns aber eine ziemliche Mühe, um Biotiker an Bord zu holen.
    Nika ließ die neugewonnene Holotapes wieder in der Mappe verschwinden und griff stattdessen nach ihrem PDA, auf welchem sie dann umgehend Devereaux‘ Dossier öffnete. Mit einem verlorenen Blick betrachtete sie Bilder und anderen Inhalte, bevor sie leise seufzte und das abgeschaltete Gerät auf dem Bett ablegte. Und mich haben sie von Omega geholt, soll nochmal irgendwer irgendwo behaupten, Cerberus sei böse. Der bittere Gedanke verschwand bei einem zweiten Seufzen, dass die junge Asiatin von sich gab, als sie sich ausgiebig streckte. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet ihr, dass sie noch genügend Zeit hatte, bevor Devereaux überhaupt auf der Citadel ankommen würde. Wird Zeit für eine Dusche, ich will für unsere Newcomerin doch frisch und sauber sein!

    Nika hatte die Hände hinter ihrem Kopf verschränkt und diesen wiederum soweit zurückgelehnt, wie sie konnte, wodurch sie auch zwangsweise ihren Rücken durchstreckte. Das Gefühl der letzten, lauwarmen Wassertropfen, die über ihre Brust und den Rücken herabfuhren erzeugte ein angenehmes Schaudern, welches erst abließ, als sie Luft ihren feuchten Körper nach wenigen Minuten fast gänzlich getrocknet hatte.
    Sauber, nach Kirschblüten riechend und mit Haaren, die endlich wieder gepflegt und glatt aussahen, statt vom Regen Elysiums ruiniert, verließ Nika noch immer unbekleidet das Badezimmer. Nach dem sie ihren PDA eingeschaltet hatte, um ihn als Musikspieler zu missbrauchen, holte sie ihren zweiten und somit letzten Satz Kleidung aus dem Rucksack und zog sich an, wobei es sich auf Dauer nicht vermeiden ließ, dass sie sich vom Rhythmus der Titel mitreißen ließ.
    Was mache ich denn hier?! Ertappte sie sich selbst letzten Endes und sah sich hastig um, da sich inzwischen aber niemand heimlich in das Zimmer geschlichen hatte, blieb ihr jegliche peinliche Berührung erspart und mit einem verlegenem Lächeln auf den Lippen ließ sie sich auf die Bettkante sacken, um sich ihre Socken und anschließend die Sportschuhe anzuziehen. Noch immer gut vierzig Minuten, bis sie überhaupt hier ankommt. Dachte Nika, nach dem sie wieder einen Blick auf die Uhrzeit geworfen hatte. Die Zeit wurde von ihrem Kopf schneller verplant, als sie blinzeln konnte und so sprang sie zielsicher auf und zog ihre Tasche mit zu der Sitzecke des Hotelzimmers. Dank der Gegebenheit, dass ihre moderne Ausrüstung reinigungsfreundlich war dauerte es nur ein paar Minuten, bis Nika ihre Waffen, als auch ihre Kampfbekleidung ruhigen Gewissens für erneut einsatzbereit befinden konnte. Sowohl die Ausrüstung als auch ihr restliches Hab und Gut – inklusive der neuen Dokumente - verstaute sie anschließend, nun sogar ordentlich, wieder und hing sich anschließend die Tasche wieder um. Die Musik des PDAs stellte sie ebenfalls, wenn auch zu ihrem Leidwesen, ab und machte sich so auf den Weg in das Restaurant, welches ihr zuvor aufgefallen war.

    Nika hatte ihr Essen bereits hinter sich und während ihre Augen mit einer gewissen Freude den bunten, schimmernden Fischen zusahen, die in einem großen, länglichem Aquarium ihr Dasein verplanschten, beschäftigte ihr Verstand sich schon wieder mit dem kommendem Vorhaben. Sie würde das Departement betreten und sich als Agentin des Allianz Geheimdienstes ausgeben, wodurch sie ohne große Probleme zu dem verantwortlichen Captain der Abteilung Investigation gelangen sollte. Ab da an musste sie mehr oder weniger improvisieren und überzeugen, da sie jedoch offizielle Dokumente besaß, die ihre Geschichte und Beziehung zu Kate Devereaux bestätigen würden, machte sie sich um letzteres keine Sorgen.
    Gerade war die junge Agentin dabei, sich zu fragen, wieso man nicht einfach die richtige Person bei C-Sec schmierte, als ihr PDA zu vibrieren begann und die eingegangene Nachricht ihr verkündete, worauf sie nun schon ungeduldig wartete. Devereaux sitzt. Zeit für mich, die Heldin zu spielen.

    Uhrzeit: 17:03

    >>>> Die Citadel - C-Sec
    Geändert von Nika Violet Duran (05.06.2011 um 05:53 Uhr) Grund: Farbgebung des Hotels etwas geändert.

  2. #62
    Newbie Avatar von Filippa Stefferson
    Registriert seit
    10.06.2011
    Beiträge
    29

    Standard

    Einstiegspost
    Tag 6
    13:00 Uhr

    Das schlimmste daran aus dem Schlaf zu sich zu kommen ist der winzige Moment zwischen aufwachen und Augen aufschlagen. Vor allem wenn man mal wieder so viel am Vorabend gefeiert hatte, dass man wieder einmal nicht ansatzweise weiß, wo man sich befindet.
    In Sekundenbruchteilen versucht man sämtliche letzten Informationen zusammenzukramen um sich ein Bild zu machen. Doch es klappte nicht.

    Und so öffnete Jordan einfach die Augen um sich umzusehen. Nicht mal einen Millimeter offen, riss sie ihre Lieder wieder zu und presste sich die Hände an den Kopf. Das war kein Kater mehr, diese Kopfschmerzen waren im wahrsten Sinne des Wortes überirdisch. Woher kam das? Jordan verträgt unanständig viel Alkohol. Doch dann fiel es ihr wieder ein:

    In den alten Tagen der Erde, haben die Menschen alles Mögliche versucht um high zu werden. Blätter getrocknet und geraucht, an gewissen Mittelchen geschnüffelt und wenn gar nichts mehr ging, einfach auf chemischem Wege neue Drogen erfunden. Heute ist es fast noch einfacher. In den Zeiten, wo viele verschiedenen Rassen zusammenleben und fast jeder eine andere DNS hat, kann man einfach geringe Mengen von „anderer“ Nahrung zu sich nehmen, bis die Vergiftungserscheinungen einsetzen.

    Gestern versuchten Jordan und ein paar unbekannte Freunde etwas kroganisches Ryncol. Jeder ein Löffelchen in ein Glas Schnaps… und mehr weiß sie nicht, abgesehen von der Atemlosigkeit nach dem Schlucken und dem fast unerträglichen Brechreiz.

    Jordan öffnete noch einmal die Augen. Es war genauso schlimm wie eben, doch diesmal war sie darauf vorbereitet. Die Hand an den Kopf gepresst setzte sie sich auf und wollte wissen wo sie war. Dann hörte sie ein verschnupftes grunzen. Etwas erschrocken sah sie nach links und sah jemanden im Bett neben sich liegen. Hunderte Fragen rammelten durch ihren Schädel. Etwa 26 Mal die Frage ob Sie letzte Nacht sexuell aktiv war. Jordan hob die Decke und war mal wieder komplett nackt.
    Scheiße!

    Sie sah sich unter unüberwindlichen Kopfschmerzen ihren Schlafgast an. Es war ein Mensch. Er war für die moderne Zeit ziemlich dick, besser gesagt enorm fett. Dann hatte er eine schüttere Halbglatze. Wie Jordan findet die schlimmste Frisur aller Zeiten. Wer hat schon eine Halbglatze? Leute die sich nicht damit abfinden ihre Haare zu verlieren? Warum zum Geier nicht gleich eine volle Glatze? Das sieht wesentlich männlicher aus und… die Schmerzen wurden schlimmer, keine Zeit für solche Gedankengänge.

    Als sie das aufgequollene Gesicht sah, wusste Jordan, dass es Zeit war zu gehen. Sie glitt lautlos aus dem Bett und fing sofort an ihre Klamotten zu suchen. Ihr wurde dann auch gleich klar, dass dies nicht ihre Wohnung war. Na umso besser, da kann man besser abhauen! Als sie so dastand kam noch etwas zusätzlich zu ihrem Kopfweh, und zwar ein unausweichlicher Drang nach Erbrechen. Ihr war so übel, das sie fast umgefallen wäre. Dazu kam der Geruch des Appartements. Nun aber raus hier!

    Jordan schnappte sich ihre Hose. Das herunterbeugen war ein furchtbarer Fehler. Fast hätte sie ihren sämtlichen Mageninhalt dem Fußboden spendiert. Als sie dann fast eine Minute hilflos nach ihrer Unterwäsche suchte, gab sie auf. Sie schnappte sich nur schnell ihre Hose und ein Oberteil, nicht ihres, aber egal. Ihre Hotpants drückten unangenehm auf die Bauchunterseite und das war im Moment sehr kontraproduktiv. Das Shirt gehörte wohl dem schnarchenden Fettsack und schlabberte nur so an ihr. Sie knotete schnell einen Teil des Kopfteils zusammen, ansonsten würde ihr Ausschnitt bis zum Bauchnabel reichen.

    Als der Mann sich kurz bewegte suchte sie schnell das Weite. Auf der Flucht ergatterte Sie aber nur einen Schuh, es waren nicht ihrer, sondern ein Flip Flop.

    Draußen war es taghell, wie immer auf der Citadel. Ganz schlecht für Jordan. Alles möglichen Leute starten sie an. Warum auch nicht? Sie hatte ein, im Licht betrachtetes, mit Flecken übersätes T-Shirt an, das ihr viel zu groß war und nur einen zerranzten Flip Flop. Abgesehen davon, hatte sie keine Ahnung wie ihre Haare und ihr Gesicht aussahen.

    Die Hand an den Kopf gepresst und mit wackeligem Schritt, stolperte Jordan durch die metallischen Gänge. Sie war in den unteren Bezirken, dass sah sie sofort, denn hier verbrachte Sie viel Zeit. Ihr Ziel war klar: Sie musste dringend auf die Krankenstation. Nicht etwa wegen einer Entgiftung, sie wollte nur ein paar Schmerzstiller abgreifen… eine ganze Menge, hervorragender Schmerzstiller. Erst als sie jemanden anrempelte blickte sie mal wieder vom Boden auf, schaute dabei in ein menschliches Gesicht und hatte diese typische Frage auf den Lippen:
    Irgendwoher kenne ich dieses Gesicht…

    Als die Frau, die in sie hineingerannt auf einmal ihr Gesicht verzog, hörte Jordan auf zu denken und drehte sich ganz schnell um. Die Dame schrie wütend auf.
    Scheiße!

    Ihre Magensäure kochte geradezu, als sie anfing zu rennen. Sie wusste wer die Frau war. Vor einiger Zeit hatte Jordan wichtige Informationen gestohlen, diese Frau war die Wächterin gewesen. Die Dame schrie irgendetwas lauthals und sorgte für fragende, neugierige Blicke. Jordan konnte nicht mehr weglaufen, sonst würde sie umfallen. Stattdessen drehte sie sich um und trat ihr entgegen.
    „Du Schlampe hast mit meinem Mann geschlafen!“

    Jordan hob die Augenbraue und verzog fragend das Gesicht. Da hatte Sie wohl mal wieder einiges durcheinander gebracht. Das da war keine Agentin sondern nur eine wütende Ehefrau.
    Die aber schnell auf Jordan zu kam und ihr mit der flachen Hand einen knallte. Speiübel drehte sie sich und überlegte was zu tun war, da fing sie schon die nächste Ohrfeige und jemand zerrte an ihren Haaren.

    Es reichte langsam: Sie hatte mit einem verdammt hässlichen Kerl gepennt, ihr war kotzübel, ihr Schädel explodierte fast und nun wurde sie von einer wütenden Furie angegriffen. Jordan griff die Hand der Kreischerin, leuchte blau auf und hielt ihr die andere Hand vors Gesicht. Dann donnerte ein kleiner biotischer Schock durch ihren Arm und katapultieret die Frau weg. Ihre Nase brach sofort und sie knallte ohnmächtig zu Boden.

    Doch das alles war ein Fehler. Diese Anstrengung ließ nun endgültig die letzte Nacht als zu viel erscheinen. Mit einem sabbernden Würgen beugte sie sich nach vorne und alles an Flüssigkeit verließ lautstark ihren Mund und die Nase. Noch hundert Meter weiter sprangen Schaulustige einen Schritt zurück. Als die Magenkrämpfe immer schlimmer wurden und ihr Kopf langsam die Segel strich, fiel sie in eine barmherzige Ohnmacht… direkt in ihre eigens erzeugte Pfütze aus Erbrochenen.

    -->Krankenstation
    Geändert von Filippa Stefferson (16.06.2011 um 23:13 Uhr)

  3. #63
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
    Registriert seit
    24.03.2010
    Beiträge
    94

    Standard

    --> Die Botschaften, Allianzbotschaft.
    Tag 5, 17:00


    Der Wagen war bei weitem nicht so angenehm und gut ausgestattet wie der Wagen in dem man sie sonst herum kutschierte. Aber sie hatte ja darauf bestanden, also war es jetzt irgendwie unangebracht, wenn sie sich beschweren würde. Tim neben ihr war furchtbar angespannt. Sein Blick huschte hin und her. Kontrollierte immer und immer wieder die Spiegel, während er den Wagen näher an das Ziel steuerte. Kathleen strich sich die roten Haare aus dem Gesicht und legte den Kopf gegen die Stütze des Sitzes. Sie konnte die Erschöpfung fast greifen, die sich ihrer bemächtigte. Sie war gefühlt am Ende. Oder zumindest nah. Die letzten Tage waren sehr anstrengend gewesen und Kathleen war nicht mehr die Jüngste. Nicht nach all den Jahren. Es hatte immer weniger Zeit gegeben für Erholung und Familie. Familie. Wann hatte sie das letzten mal nur ein paar Tage mit Henrietta gehabt. Oder wann war sie das letzte mal mit ihrer Tochter bei ihrer Familie gewesen.
    Bei Riettas Großeltern. Bei ihren Cousinen und Cousins. Es schien eine Ewigkeit. Wann war das letzte große Fest gewesen bei dem sie selbst anwesend gewesen war? Kathleen seufzte.

    Sie starrte beim Fenster hinaus und schloss die Augen. Dachte an ein paar Tage zurück die lange, lange her waren.
    'Die Musik schallte laut und klar über die Weite des Rasens. Sie ging sofort in die Knochen und ließ nicht locker bis mindestens ein Körperteil mit wippte im Takt. Geführt wurde es durch ein blechernes Schlagzeug und eine laute Klarinette. Dann folgten Violine und eine Trompete, sowie lautes Klatschen von den Händen von dutzenden von Menschen. Es wurde getanzt und die Leute genossen die helle, klare Sonne und die gute Laune der anderen Anwesenden, die alle feierlich und festlich gekleidet waren. Mehrere Pavillions waren aufgebaut worden. Lichterketten aufgehängt, zwischen den Bäumen, der Bühne für die Band, über die Tanzfläche aus poliertem Holz die man über den Rasen gelegt hatte. Unter all dem Lärm, war immer noch deutlich das Klacken der Schuhsohlen auf dem Holz zu hören, wenn die Leute in einem schnellen Schritt zu der Musik über die Tanzfläche hüpften.*
    Eine Tarantella war nichts das einen langsam tanzen ließ. Nie.
    Ein sanfter Windhauch, der genügend kühle Luft spendete, fing sich in den Blättern der Bäume des Gartens, der durch eine hohe Steinmauer, die nicht nur zum Sichtschutz war, wie Kathleen gut genug wusste.

    Sie blieb im Eingang ruhig stehen, einer der Männer hatte sie kurz gemustert, der am Tor Wache stand. Eine Augenbraue gehoben, aber es war Theresa gewesen, die ihn mit ihrem spitzen Schrei abgehalten hatte, unangenehm zu werden. Er konnte es nicht besser wissen, und Neska machte ihm keine Vorwürfe. Ihre Schwägerin stürmte aus der tanzenden Menge durch die Menschen auf sie zu. Die Arme weit in die Luft gerissen, das rote Kleid flatterte hinter ihr im Laufwind und sie lachte laut, ihr Gesicht strahlte richtig. Und wenn Kathleen sich nicht täuschte konnte man inzwischen deutlich die Wölbung ihres Bauches erkennen. Es würde Angelos erstes Kind werden und sicher waren alle darauf erpicht in ihren Gebeten darum zu bitten, dass es ein männliches werden würde. Neska schnaubte innerlich und lächelte. Breitete ihre Arme aus und lächelte fester, erst künstlich, merkte aber bald das es sich in ein ehrliches, aufrichtiges verwandelte. Sie mochte Theresa. Sie war ein gutes Mädchen, bürgerlich. Eine Kindergärtnerin. Jung, hübsch und sehr lieb. Es war ein Wunder, dass sie sich zu Recht fand mit dem was Angelo tat. Oder ihre Schwager. Oder ihr Schwiegervater. "Kathy!" rief sie. "Kathy!" sie war eine der wenigen, der ganz wenigen, hier abgesehen von ihren Eltern und ihrer Großmutter die ihren echten Namen oder eine Abwandlung davon benutzten.
    Kathleen hatte gerade noch eine Zigarette anstecken wollen, ließ das nun aber, sondern warf die Kippe unangezündet in das Gras. Hob die Arme und winkte ihre Schwägerin mit den Fingerspitzen zu sich. "Komm her. Lass dich drücken!" Und dann war der lieblich riechende, knäulen Stoff in den Theressa gehüllt war und ihre gewaltige blonde Mähne schon bei Neska und umfingen sie. Pressten sie fest an sich. Herzten sie, als gäbe es kein Morgen. "Kathy!" kreischte sie mit ihrer spitzen Stimme und drückte noch fester zu, bis Kathleen die Luft für einen Moment weg blieb. Noch nicht panisch, aber eindeutig, klopfe die nun der Blondine auf den den Rücken, um die dazu zu bewegen, ihre Umarmung zu lockern. "Endlich bist du da." die Frau nahm einen Moment abstand und blickte ihr in die Augen. Lachte und küsste sie auf die Wangen. Links dann rechts. Legte ihr einen Arm um die Hüfte und streichelte ihr über den Oberarm. "Komm. Alle haben dich schon vermisst."
    Kathleen lächelte und legte den Kopf gegen Theresa. "Jetzt bin ich ja da." "Ja. Na los.. Komm. Komm." herzte die andere erneut und führte die junge rothaarige Kathy durch die Menschenmenge, die sich immer genau rechtzeitig teilte.

    "Mama!" rief Theresa über die Menge und durch die Tanzenden. "Mama!" Kathleen versuchte auszumachen wen sie meinte, bis ihr klar wurde das sie ihre Mutter meinte. Kathleens Mutter. Elenor. Aber die hing zwischen den Armen, zwei Männern in Smokings die sie gerade mit sanfter Gewalt auf die Bühne zerrten, dem Wunsch des Publikums folgend, das sie doch in das Lied, singend, mit einstimmen möge, am Mikrofon, versteht sich. Elenor, zierte sich, vielleicht gespielt, vielleicht ernsthaft, aber sie lachte laut und mit strahlenden Augen. Sie genoss das Familienleben in diesen Momenten. Und es war ihr fünftes Kind das sich in die Ehe begab, das tat ihr besonders gut. So wie es aussah. Kathleen lächelte und stoppte Theresa in ihrem Drang nach vorne. "Warte, warte. Sonst muss ich noch mit singen." "So schlimm wäre das wohl nicht, oder?" neckte die Ältere und zwinkerte, ließ dann aber von Kathleen ab, die sich herauswand, aus der Umarmung. "Ich geh Vater suchen."
    "Ach Süße, der ist doch beschäftigt, das müsste dir mehr klar sein, als mir, oder?" flüsterte Theresa, mit einer Vertraulichkeit, die Kathleen unangenehm war, sie aber nicht abwenden konnte, schließlich ging es um das Geschäft ihrer Familie. Und ihr war nicht bewusst was die Andere alles wusste, oder sogar inzwischen tat. Sie hoffte nichts. Aber es würde wohl anders sein, zumindest was das Wissen angeht. "Dann werde ich Nonna die Aufwartung machen."
    "Das ist gut. Mach das. Sie müsste an ihrem Lieblingsplatz sein...." Kathleen hob die Hand und küsste Theresa auf die Wange. "Ich weiß wo das ist. So lange war ich dann noch nicht weg, Theresa. Danke." Sie wandte sich um, hielt noch einen Moment die Hand ihrer Schwägerin und ließ sie streichend los. "Unter dem Pfirsichbaum."

    Kathleen schob sich durch die Menge. Ihre Füße taten ihr noch weh von dem langen Flug und sie hatte einen gewaltigen Hunger. Und allein dafür war sie froh, das es eine Hochzeit war, und es mehr als genug zu Essen gab. Sie legte Menschen die Hand auf die Schultern und in den Rücken um sich ihren Weg zu bahnen. Im Hintergrund mischte sich nun noch eine Akkordeon in die Musik, während die Stimme ihrer Mutter sich auf italienisch mit in das Lied mischte. Ein freudiges Lied über die Freuden des Landlebens bei Festen auf Sizilien. Nicht unbedingt jugendfrei, wenn mann wusste worum es ging, aber sie zweifelte daran, das es die Kleinsten schon verstanden, die durch die Füße der Erwachsenen sprangen.
    Sie entdeckte ihre Großmutter auf einem schweren Sessel unter dem Pfirsichbaum, den ihr Vater für sie hatte Pflanzen lassen, als sie noch klein gewesen war. Nonna erkannte sie auf den letzten Meter ohne auch nur einen zweiten Blick zu brauchen. Sie streckte die alten, faltigen Hände aus und lächelte. Den Kopf mit den kräftigen, stahlgrauen Locken, leicht schräg gelegt, über den Rand der großen rundbeglasten Brille blickend, Kathleen entgegen. Ihre schmalen, blassen Lippen formten die Worte 'Komm..'
    Die alte Frau sprach fließend in Italienisch. "Mein Mädchen." hauchte sie. Neska legte ihre Hände in die ihrer Großmutter und ging vor ihr in die Hocke. "Nonna." Kathleen konnte nicht verhindern, das ihre Stimme, weich und warm wurde. Sie liebte die alte Frau. Sie liebte sie abgöttisch und ohne Grenzen. Würde sie je eine Tochter haben, würde sie heißen wie ihre Großmutter.
    "Ach Nonna." hauchte sie und lächelte. Die Alte tätschelte Neskas Hände und lachte, beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn, trotz der roten Locken die ihr in die Stirn gefallen waren. Neska hatte die Haarfarbe ihrer Mutter geerbt, aber die Haare ihrer Großmutter. Stark, dicht und von kräftigen Locken. "Mein Mädchen. Mein wunderschönes, blitzgescheites Mädchen." ihre Großmutter lachte und löste eine Hand um über Kathleens Wange zu streicheln. "Lass dich anschauen." sagte sie und musterte nur für einen Moment ihre Erscheinung. Mehr gespielt und nur der Maskerade halber, die Frau hatte längst alles erfasst was es zu erfassen gab. Sie war es auch von der Kathleen ihrer Aufmerksamkeit und ihre Beobachtungsgabe hatte. "Schneidig." merkte sie an und klatschte ihr dann auf den Oberschenkel. "Attraktiv. Du brauchst sicher eine Waffe um die Männer von dir fern zu halten."
    "Ach Nonna, sag nicht sowas." "Sei nicht bescheiden Mädchen. Sei nicht bescheiden. Das steht dir nicht." "Nonna. Geht es dir gut?"
    "Ich sitze im Schatten! Noch ein Enkel hat geheiratet, ich bekomme noch mehr Urenkel..", sie machte eine Pause und griff nach ihrem Zigarillo der in einem Aschenbecher neben ihr auf einem kleinen Stahltischchen, brannte. "... ich hab meinen Rauch und mein Weinchen." sagte sie und nahm einen Zug von der dunkelbraunen, Rolle Tabak und blies den Rauch in die Luft unter der weiten Krone des Baumes. Dann kniff sie mit einer Schnelligkeit, der Kathleen nie ausgekommen wäre, in die Wange. "Und mein Mädchen ist hier." sagte die alte Frau und tätschelte dann auf einen kleinen Hocker neben sich. "Mir ging es selten besser." sagte sie an dem braunen Stengel in ihrem Mundwinkel vorbei und tätschelte wieder den Hocker. "Setzt dich Mädchen."
    "Nonna, ich wollte Vater suchen."
    "Lass, das. Setzt dich. Dein Vater muss arbeiten. Und wenn er dich sucht, dann soll er ruhig her kommen. Seine Mama zieht ihm schon den Hosenboden stramm. Dafür ist er immer noch nicht zu alt! HA!" die Frau lachte und zog Kathleen an ihrem Armgelenk neben sich. Es war erstaunlich wie stark diese, alten, knochigen Hände waren. Die Haut war längst faltig und die Adern deutlich sichtbar, grün und blau darunter zu erkennen, genau so wie ihre Sehnen. Makabererweise, fand Neska die Hände ihrer Großmutter wunderschön. Genauso wie sie waren. Sie übten eine geheimnisvolle Magie auf sie aus.

    Aber nun saß sie da. Neben ihrer Nonna. In der Galauniform der Allianz, mit den Abzeichen auf der Brust, dem Rang auf der Schulter. Geheimdienst. Das FBI wird sich gefreut haben, über diese Tatsache, als sie von jedem Gast vor dem Tor ein Bild gemacht haben. Würde sich toll machen, bei ihrer Rückkehr, wenn die Innere, sie gleich zu einem Interview bestellen würde. Aber das war Kathleen gewohnt. Es störte sie längst nicht mehr.
    Nonna, trug eines ihrer weiten, altrosa Kleidern, behangen mit zahlreichem goldenen Kettchen. Daneben ihrer Enkelin in ihrer Uniform. Ein tolles Bild. Kathleen zog sich eine Zigarette aus der Jackentasche und steckte sie sich zwischen die Lippen. Und kaum war sie dort angekommen war sie auch wieder weg. Ihre Großmutter hatte sie zwischen ihren, knorrigen, wurzelartigen Fingern und zerkrümelte sie. "Lass das." knurrte sie und grinste breit, den Zigarillo zwischen den eigenen Zähnen, "Die machen dich nur Hässlich."

    "Bene." murmelte Neska und seufzte leise, während sie die Streichhölzer wieder wegsteckte. "Du." fauchte Nonna bereits und deutete auf einen der jungen Männer, die sich im Dunstkreis der Männer um ihren Vater aufhielten. Der Bursche reagierte erst nicht, was Nonna dazu veranlasste einen reifen Pfirsich nach ihm zu werfen. "Hey!" der Mann wirbelte herum und sah sich nach dem Angreifer um, erschrak dann und schluckte, schließlich hatte die Mutter vom Oberboss ihn angemotzt. Sein Blick fiel auf Neska, aber er schaffte es mit Mühe und Not die Augenbrauen unten zu behalten. Auch wenn er noch keine Ahnung hatte wer sie war.
    "Si?"
    "Los. Los. Steh da nicht so rum. Besorg dem Mädchen was zum essen." "Bitte?" er schien verwirrt und verdattert. Das wiederum erregte ihre Großmutter arg. "Bist du Dumm?" sie deutete auf sein Gesicht. "Hörst du nicht was ich sage." Er hob die Hände, beschwichtigend. "Doch, doch. Sicher, natürlich." "Na dann los. Du großer Dummkopf. Hol meinem Mädchen was zum Essen." er sah Kathleen noch mal an, als könnte die das erklären, aber Kathleen zuckte nur mit den Schultern, überschlug, auf dem Hocker, fast zusammengefaltet, ihre Beine, fischte das Weinglas ihrer Großmutter zu sich und nahm einen Schluck, aus dem Kristallglas mit weit abgespreizten Fingern. Sie schmeckte den süßen mit Früchten und Nelken gewürzten Wein, und den Lippenstift ihrer Nonna.
    "Hopp. Beweg dich du Lackel. Bring einen großen Teller. Viel Fleisch und Gemüse. Und Lasagne. Das du mir nicht die Lasagne nicht vergisst!" brüllte sie ihm hinter her. Wandte sich an Kathleen, die sich beeilte das Glas ab zu setzen. "Hast du das gesehen? Was für ein dummer Junge. Wie kann dein Vater nur damit arbeiten." dann sah sie Kathleen wieder an. "Ahja. Ein guter Schluck Wein, schadet nie, Mädchen. Macht ruhig, klart den Blick und hält gesund."
    "Natürlich Nonna." erwiderte Kathleen und ließ den Blick durch die Menschenmenge gleiten. Es waren locker mehr als hundert Menschen. Eine schöne, heitere Feier. Sie konnte ihren ältesten Bruder Alessandro sehen wie er mit seiner Tochter tanzte, die auf seinen Füssen stand und fröhlich, lachend zu ihm hoch sah. Er hatte das schlanke, große Erscheinungsbild ihres Vaters. Der schwarze Anzug stand ihm gut, die Fliege hatte er in der prallen Nachmittagssonne, längst gelockert. Sie entdeckte auch zwei ihrer anderen Brüder. Vinny und den jüngsten der Brüder, der immer noch älter war als sie, Luca. Die beiden standen beieinander, Vinny hatte seinen Arm um den größeren Luca gelegt, eine Mischung aus Bruderliebe, Ausdruck der Freude und ein wenig einer Androhung des baldigen Schwitzkastens für den jüngeren Bruder lagen in der Geste. Es war Luca der Kathleen bei ihrer gemeinsamen Großmutter entdeckte, als er nach der Nonna sah. Auch sein Verhältnis zu ihr war ein enges. Er hob sein Weinglas in dem sichtbar eine Orangenscheibe schwamm. Lächelte über das ganze, leicht rundliche Gesicht und drückte mit seinem anderen Arm, den er um Vinny gelegt hatte, den Bruder, um seine Aufmerksamkeit seinen Blick entlang zu lenken. Vinny brauchte einen Moment, bis er sich aus dem Gespräch mit der hübschen Brautjungfer gelöst hatte, aber dann sah auch er herüber und lachte, den Kopf in den Nacken gelegt laut auf. Seine glatten, schwarzen Haare, die er stets, streng über den Kopf nach hinten in den Nacken gegelt hielt, hüpften dabei munter auf und ab.

    Dann tauchte der Junge wieder auf. Einen großen, glatt weißen Teller in der Hand und in der anderen ein Glas Wein. "Hier, mio bella." sagte er mit seiner öligen Olivenstimme und dem unvergleichlichen Makkaronicharme, in der festen Annahme er könnte landen. Kathleen blickte auf, nahm ihm den Teller ab, stellte ihn auf die Oberschenkel und griff sich das Glas Wein, nachdem sie ihrer Großmutter deren Glas zurück gegeben hatte. "Du hattest recht, Nonna, er ist ein Dummkopf." sagte sie zu ihrer Großmutter. Der Junge erstarrte und sah zu der alten, dann zu der jungen Frau. Sein Adamsapfel hüpfte sichtbar als er kräftig schluckte. "Ich weiß. Los Junge, hol ihr Besteck. Oder soll sie ihre Finger benützen!" er hatte verstanden und rannte los.
    "Die jungen Männer." seufzte die alte Dame und nahm wieder einen Zug von ihrem Zigarillo. Kathleen starrte die glühende Tabakspitze sehnsüchtig an und ließ für einen Moment die Schultern hängen. Großeltern. Was sollte man machen.

    Und vollkommen überraschend, fühlte sie die kräftigen, langen Fingern auf ihren Schultern. Die diese umfassten, mit einer liebevollen Stärke, die sonst niemand so besaß wie ihr Vater. "Los, hoch mit dir Mädchen. Lass dich ansehen." Kathleen stellte den Teller auf den kleinen Tisch ihrer Großmutter und erhob sich, ohne sich einmal um zu drehen, bis sie gänzlich stand. Aber schließlich, nicht ohne vorher die Uniform glatt zu streichen, drehte sie sich um. Ihr Vater, ragte vor ihr auf und lächelte mild auf sie herab. Seine Schläfen waren grau geworden, die Haare trug er immer noch modisch kurz geschnitten und hatte wohl nicht ein einzige Haar verloren. Seine Statur war vielleicht inzwischen etwas untersetzt, aber der Anzug, der Smoking - korrigiert sie sich in Gedanken - kaschierte das sehr geschickt. Einen guten Schneider hatte er schon immer gehabt. Er hatte eine rote Rose in seinem Revers eingesteckt und lächelte über das ganze Gesicht.
    "Meine wunderschöne Tochter. Es ist schön das du es geschafft hast." sagte er, hob aber mahnend einen Zeigefinger vor ihr Gesicht. "Wenn auch nicht rechtzeitig." Kathleen hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief, mehr Zugeständnis konnte er nicht erwarten. Er wusste genauso gut das sie seinen Stolz geerbt hatte. Schließlich lachte er laut und zog sie fest in seine Arme. "Bambina. Deine Mutter wird weinen vor Freude." flüsterte er ihr schließlich ins Ohr. "Du siehst sehr schick aus." ergänzte er und gab ihr ein paar Klapse auf ihren Hintern. "Wir sind alle stolz auf dich."

    "Kathy!" und schon, als hätte es kein besseres Timing geben können, hörte sie ihre Mutter rufen. "Na also, da kommt sie." sagte ihr Vater und entließ seine Tochter aus der Umarmung. Drehte sie an den Schultern um, genau rechtzeitig, damit die meisten Gäste sehen konnte, wie Kathleens Mutter, mit den weitesten Armen, strahlenden Augen und einer wehenden, roten Mähne ihr entgegen stürmte. "Gut das du da bist." flüsterte ihr Vater noch von hinten. "Denn kein Mann ist ein Mann, wenn er seine Freizeit nicht bei seiner Familie verbringt." seine Stimme hallte noch in ihrem Ohr wieder, als Kathleen schon ihre Antwort knurrte. "Wie gut das ich tatsächlich eine Frau bin."
    "Tatsache, Frau Admiral?" neckte ihr Vater zurück und gab ihr einen weiteren Klaps auf den Po, während er seine Frau auf die Wange küsste, die in diesem Moment einschlug und ihre Tochter so fest an sich drückte, das Theresas Umarmung ein Witz gewesen war. "Ich muss zurück an die Arbeit." sagte Michael Pera noch, bevor er wieder entschwand.
    "Oh. Meine Kathy." gurrte ihre Mutter und drückte Kathleen noch fester. Alle Augen waren auf Mutter und Tochter gerichtet, während Neskas Essen kalt wurde und er der Junge dumm mit dem Besteck daneben stand. Bevor Großmutter es ihm aus den Händen riss und ihn davon jagte, wie einen geschlagenen Hund.
    Neska war das unangenehm. Sie mochte es nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Aber genau, das tat sie jetzt.
    "Was eine Aufruhr..." grummelte ihrer Großmutter neben ihr. Die alte Frau mochte ebenso wenig viel Aufmerksamkeit und Aufregung um sie herum. Und zog ein weiteres mal an der Stange gerollten Tabak.'


    "Boss?" sie nahm die Stimme von Tim erst langsam und dumpf war, wie durch Watte. Es dauerte einen Moment und ein paar Anläufe, verbunden mit Blinzeln, bis Neska realisierte, dass der Wagen stand. Kathleen blieb noch einen Moment ruhig ohne zu reagieren. Sie konnte nicht sagen warum sie es nicht tat, obwohl sie im Hier und Jetzt angekommen war. Aus dem Wagen hinaus in eine etwas vernachlässigtere Gasse der Bezirke der Citadel starrte. Kathleen fühlte wie ihre Augen, die Einzelheiten fokussierten, aber trotzdem reagierte sie nicht auf die Anrede von Tim. Es war kein Gefühl von nicht können oder nicht wollen, sondern eher eines von Leere im Sinne von Unfähig, weil da nichts war, das sie antrieb sofort zu reagieren. Ein Hauch von Irritation wehe durch ihren Verstand.
    Sie seufzte und zog die Unterlippe zwischen die Zähne, fühlte wie sich die Muskulatur ihres Unterkiefers und im Hals rechts bewegte, als sie die Lippe auf der linken Seite zwischen die Zähne nahm, um darauf zu beissen, sie hindurch zu ziehen. Ihr war klar das es ein Zeichen von Unsicherheit war und das Tim es wahrnahm. Aber irgendwie war es ihr furchtbar egal. Mit einem hörbaren, Schnaufen, atmete sie einmal tief durch und drehte dann den Kopf zu ihrem Fahrer und Leibwächter. "Warten Sie hier, Tim."

  4. #64
    FRPG-Account Avatar von Octavian Visconti
    Registriert seit
    13.08.2010
    Beiträge
    43

    Standard

    Kombinierter Post mit Kathleen Benedict (Account, Steckbrief)

    Citadel: Die Bezirke #2 – Untere Bezirke: Kirche

    He’d change his name if it made any difference.

    Aber im Grunde kann man der Last nicht entkommen, weshalb sich Octavians ganzes Gewicht an die Vorderseite des Laiengestühls mit Hilfe seiner Arme verlagerte, die er in gebetsartiger Form vor sich hielt, zwischen den Augen, und damit die leidende Jesus-Statue anstarrte, aus Holz, dafür aber von nobler Bauart, seltener Mahagoni, umso rarer wenn man bedachte, dass es sich um ein Relikt handelte. Der Kummer wurde nicht schwächer, aber es lockerte etwas die Muskeln, nicht gut für die Beine, aber wohlgesonnen dem Oberkörper, zumindest solange bis jener zu schmerzen anfing. Die Mütze lag links neben ihm, der Mantel über die Bank gelegt. Er knöpfte etwas das Hemd am Kragen auf, lockerte das Sakko, erleichterte sich das Atmen. Octavian war sich sicher, dass er durchhalten würde. Während er anfing ein lang vergessenes Gebet aus seinem Gedächtnis vorzulesen, welches seine Mutter ihm damals in jungen Jahren eingetrichtert hatte auf Gedeih und Verzerr, fiel es ihm schwer Gedanken zu formen. Stattdessen kamen unwillkürliche Erinnerungen davon hoch, wie er die Sonntagsmessen besuchte, gelehrt wurde, dass Gott ihn bei jeder Tat sah und dabei oftmals in der Kirche vor sich hin fror. Nichts alles war Sonnenschein, und Octavian ahnte, dass sein Vater wohl nur wegen seiner Mutter so religiös wurde, die ihn ihrem Eifer ihren Söhnen die Spiritualität eintrieb, so dass sie diese nie vergessen würde. Als er Wien verließ, las Octavian auf dem Flug von Moser „Die Gottesvergiftung“. Er fand sich darin wieder, musste sich aber eingestehen, dass er sich nicht mehr an den Inhalt erinnern konnte, womit das Buch wohl als minder-wichtig für seine Entwicklung angesehen werden konnte. Die Schriften von Dostojewski oder Kierkegaard hatten auf ihn stets einen größeren Einfluss gehabt als die Bibel. Die Gottesvergiftung war in diesem Sinne nur eine psychologische Niederschrift des Autors, die nett zu lesen war, aber alsbald vergessen wurde, da sie sich zu sehr auf Gott und die Kirche konzentrierte – zu wenig die Spiritualität im Leben suchte. Seine Idole waren Wanderprediger, vom Teufel besessen ehe sie sich selbst reinigten, jeder auf seine eigene Art. Er hatte hunderte Helden, sie alle hatten dabei nur eines gemeinsam: Ihre Worte veränderten, beeinflussten Octavian in seinen Handlungen. Reichlich simpel, relativ banal, hingegen umso bedeutender für ihn. Die Visconti und die Religion, ein nie enden-wollendes Zerwürfnis. Octavian erinnerte sich, während er Maria gedachte, an seine Ex-Ehefrau Jacqueline, auch wenn die Formulierung davon natürlich keinesfalls seine Gefühle wiederspiegelte. Er erkannte, dass hier einer der großen Unterschiede zwischen ihnen lag. Die aufgeklärte Französin, talentiert in jeglicher Art von Kunst, sei es nun Skulpturen, Malerei oder gar die hohe Kunst, wenn man es den als solche ansah, der Filme, stand nicht direkt konträr zum Denker Octavian, aber es gab genügend Unterschiede zwischen dem damals jungen Schriftsteller beziehungsweise Politiker und diesem Freigeist von Jacqueline. Sturm und Drang war es keinesfalls, eher Sturm und Zögern, denn Octavian war schon immer jemand, der nachdachte, bevor er etwas unternahm, und lieber dreimal zu viel fragte, als gar nicht. Er fragte sich zig Mal, ob alles in Ordnung zwischen ihnen sei, jedes Mal antwortete sie mit ‚Ja‘, bis aufs letzte Mal – an diesem Abend küsste sie ihn nicht mit einem Lächeln. Keine Umarmung, kein beschämtes Lächeln Octavians.

    Genauso wie seit jeher musste Octavian nun auch über das Geschehene sinnieren und damit die Antwort für sich selbst finden; Nachfrage war erlaubt, aber es galt an ihm, so empfand er, damit abzuschließen, auch wenn es sich hierbei nur um ihn handelte. Es galt Dinge zu durchsuchen, sich zu fragen, wo und wann Vater war, aber wichtiger war warum und vor allem wie fühlte er sich. Denn zumindest jetzt gerade, so musste sich Octavian eingestehen, war der Mörder nur noch eine Seifenblase, die demnächst verpuffen würde seiner Ansicht nach, und sowieso nur ein marginales Ärgernis, denn es war wie immer: Alles lief auf Vater hinaus. Und während er dies zu spät erkannte, und die blutenden Augen des gekreuzigten Jesus stimmten ihm zu, musste ein gesamter Tag vergehen und seine Brüder hatten wohl bereits damit abgeschlossen und wandten sich wichtigeren Dingen zu; er hingegen wurde mit der Mördersuche betraut. Ein Zeitvertreib ging es doch nicht um diesen kümmerlichen Mörder, sei es doch – wie Pavel irgendwie unterdrückt angedeutet hatte – die Allianz oder sonst wer; im Vergleich zu ihrem Vater waren sie alle unwichtig für ihn und damit bekreuzigte sich Octavian und wollte bereits die Kirche verlassen, als plötzlich Pavel eintrat, mit einem Glas in der Hand, neu gefüllt und demselben demütigen, aber verstohlenen Blick, den Octavian seit jeher verabscheute, wobei er Pavel keinesfalls missbilligte. Er war nun mal Pavel, er wuchs mit dem alten Mann quasi auf, war ein Onkel für ihn. Auch wenn keinesfalls sein Lieblingsonkel, dafür waren die Geschenke zu mies, denn wer wollte schon eine Bibel zum zehnten Geburtstag bekommen, wenn es Videospiele gab?

    „Dir gefällt es mich hier zu sehen?“ gab Octavian leicht in aggressivem Unterton von sich, als er erkannte wie Pavel genüsslich und leicht erfreut einen Schluck nahm.
    „Nun, wir kommen hier in unseren schweren Zeiten. Es ist schön, dass du nicht deinen Glauben verloren hast.“ Octavian realisierte, dass er immer noch die Hände zusammen gefaltet hatte und irgendwo betete er immer noch, um Antworten oder zumindest, dass alles ein Ende nehmen würde. Er ließ seine Hände gefaltet.
    „Weißt du“, sprach Pavel weiter als er erkannte, dass Octavian auf diesen Satz keine Antwort wusste, „vielleicht hältst du mich für einen Scharlatan, aber ich glaube an das, was ich predige. Und ich glaube an den christliche Vermächtnis, auch wenn dieses schon seit Jahrzehnten korrumpiert ist zu rein symbolischen Glauben.“ Pavel streichelte den Rahmen eines Bildes, welches die Mutter Maria neben der Krippe zeigte, in reichlich abstrakter Form. In Octavian kam kurz die Frage hoch, wie viel das Gemälde wohl wert war und wer es der Kirche gespendet hatte. Symbolischer Glauben, ging es ihm durch den Kopf und er fragte sich, ob Pavel diese Worte ernst meinte oder sie nur kundtat um sich selbst zu beweihräuchern.
    „Und es schmerzt mich aufrichtig“, fuhr er fort, dabei nicht wagend Octavian in die Augen zu blicken, „dass du, und auch deine Brüder, euch so weit von dem Weg eures Vaters entfernt habt. Selbstverständlich ist es eure Entscheidung, und du musst wissen, ich unterstütze euch, schließlich seid ihr die Söhne von einem meiner engsten Freunde. Aber du solltest niemals vergessen, woher du herkommst und was man von dir erwartet. Dein Vater, aber noch viel wichtiger deine Mutter, haben dir doch hoffentlich gezeigt, dass Glaube keine Schwäche ist. Er gibt uns Kraft, und Hoffnung. Und ich wünsche mir für dich, dass du diesen Glauben, oder einen anderen Glauben jedweder Art an den allmächtigen Gott, in dich aufnimmst und an ihm wächst. Denn, mein lieber Octavian, glaube mir eines, ich will wirklich nur das Beste für dich, dafür liegt mir schon zu viel an dir.“
    Octavian seinerseits reagierte kaum auf die Worte, wagte aber nicht dem Kirchenoberhaupt ins Gesicht zu blicken, stattdessen hielt er den Kummer fern vor dem Priester und starrte den Marmorboden an. Dann spürte er zaghaft die Hand des alten Mannes an seiner Wange und ihm wurde klar, dass der Kummer nur stärker wurde. Pavel wusste, anhand seiner Stimme und seiner Worte, aber noch viel mehr an seinen Gesten, wie man einen Mann zum Glauben bekehren konnte. Die Chardinisten wären wohl eine mächtige Religion geworden, aber Pavels Faulheit zu predigen, verhinderte dies. So verblieben sie nur als ein mickriger Ast des mächtigen Baums, genannt die katholische Kirche. Kaum wahrgenommen von der Öffentlichkeit, aber dafür ihr eigenes Gelöbnis routiniert herabspulend.
    „Ich kann mich erinnern, als deine Mutter damals das erste Mal zu mir kam.“ Er löste die Hand von Octavians Wange, welche ihn malträtierte und das Schuldgefühl, das sich anstaute, verschwand langsam, als hätte jemand den Stöpsel im Waschbecken gelöst. „Sie war eine treue Katholikin, stammte aus der Toskana wie sie mir erzählte, ein reicher Vater, eine schöne Villa, aber ihre Mutter war früh verstorben. Sie fand Trost im Glauben an den allmächtigen Gott und lernte dann ihren Mann, deinen Vater, kennen. Er war auf Urlaub damals.“
    „Ich kenne die Geschichte, Pavel“, unterbrach ihn Octavian. Mehr schmerzvolle Erinnerungen brauchte er nun auch nicht aufflammen zu lassen. „Euer Punkt ist?“
    „Hab ich den einen?“
    „Ich hoffe es doch.“
    „Dann hab‘ ich ihn vielleicht vergessen.“
    „Bitte?“
    „Octavian, du solltest verstehen, dass ich nicht dein Feind bin, auch wenn du mich als solchen ansiehst, und sag‘ mir jetzt nicht, dass du das nicht tust, denn ich weiß es, dein Vater wusste es. Was ich dir sagen will, du solltest vielleicht nicht so sehr auf die Vergangenheit konzentriert sein, als dass du viel mehr deinen Vater würdigst. Dass was er getan hat, dass für das gelebt hat und an das was er geglaubt hat, all dies ist wichtiger als du denkst, Octavian. Du solltest ihn nicht im Stich lassen.“
    „Das tue ich auch nicht.“
    „Wirklich? Dass was du tust, erscheint mir als wäre es der Job dieser Asari und dieses nervtötenden Turianers. Du hingegen solltest deiner Arbeit nachgehen, aber viel wichtiger, du solltest dem Andenken deines Vaters Respekt und Liebe zollen, anstatt jeden seiner Schritte auszuspionieren, Leute zu fragen und was weiß ich noch. Ich habe den Rorschach gesehen, du warst bei dem Psychiater deines Vaters, und was hat er dir erzählt? Nichts. Weil nichts falsch mit deinem Vater war. Dein Vater war der-“
    „Dann sag‘ mir endlich was los war mit Vater“, unterbrach ihn Octavian, sprang dabei für einen Moment von der Bank auf, und war versucht Pavel am Kragen zu packen um die Antwort raus zu prügeln. Aber auch so war Octavians Ausdruck so ernst, wütend, dass Pavel zwei Schritte nach hinten tat.
    „Beruhig‘ dich.“
    „Ich bin ganz ruhig, glaub‘ mir das“, kam es von ihm zickig zurück und setzte sich erneut in die Bank, seine Hände gefaltet und damit mit den Beinen auf und ab schaukelnd, vor Nervosität durchzuckt und mit meinem sinisteren Unterton in seinem Gesicht, sein Blick stets schwankend zwischen dem Kruzifix, welches vor ihnen thronte und Pavel, dem er am liebsten eine Abreibung verpassen würde. „Es ist Zeit, dass du meine Brüder und mich aufklärst.“
    „Und wieso?“
    „Weil wir es verdienen?“
    „Hm“, Pavel stellte das Champusglas für einen Moment und richtete seine Krawatte. „Denkst du das? Und wieso? Lass‘ es mir dir sagen. Mit deinem Vater war im Grunde alles in Ordnung. Das Beichtgeheimnis ist mir wie gesagt heilig, aber sei dir sicher, dass mit deinem Vater alles…“ Pavel verstummte. Eine Frau betrat gerade die Kirche, die Stöckelschuhe gaben sie her. Octavian wurde unruhiger, schaukelte stärker mit den Beinen. „Fahr‘ schon fort.“
    „Jetzt nicht“, zischte Pavel.
    „Ignorier sie, Pavel, sie ist nicht wichtig“, gab Octavian in gezischtem Ton von sich, wie eine Schlange. Er wollte die Antwort, während er genau erblickte wie Pavel die Frau wohl studierte, von der Zehe bis zum Scheitel.
    „Unglaublich, dass ich mir von dir irgendeine Erklärung erhofft hatte.“ Octavian vergrub sich in seinen Händen, wischte die Verzweiflung weg, so wünschte er es sich, aber er konnte nur seine Hände gebetsmühlenartig in einander schlingen und betete, diesmal dass Pavel aus seiner Trance aufwachen würde. Er hatte gesagt, dass mit Vater alles in Ordnung war. Eigentlich dasselbe was der Psychiater gesagt hatte, aber alles andere deutete auf etwas anderes hin. Schlussendlich schwenkte auch Octavian seinen Kopf und erblickte die Frau, grazil von Gestalt, auch wenn ihr Gesicht durch all die Dunkelheit unerkennbar war, so verblüffte ihn das feurig-rote Haar, und ein knappe Musterung, signalisierte ihm, dass er schon einmal die Frau bei Vater gesehen hat, auch wenn er sie nicht kannte. Vermutlich war sie eine Liebhaberin von Vater, nach Mutters Tod selbstverständlich, die nun da war, um den Anteil ihres Erbes einzustreichen.



    "Aber Ma'am..." setzte er an zum widersprechen. Kathleen hob den Zeigefinger der linken Hand und sah wieder beim Fenster hinaus. Hielt einen jungen Priester und eine Nonne fest im Blick, die vor der kleinen Kappelle standen und mit einer Holzbox scheinbar Spenden sammeln wollten. Ihr Blick fixierte die Kerzen die hinter den beiden zur linken und rechten der Pforte brannten. Und ihre Aufmerksamkeit wandte sich diesen Kleinigkeiten zu. Mit eingeprägten Griffen zog sie ein Zigarette hervor und steckte sie sich langsam zwischen die Lippen, während ihr Blick die Umgebung abwanderte. Über die seitlichen Säulen des Gebäudes glitt, die das Pfortendach trugen, und die seitliche Rahmung für die Holztüren bildeten die als Eingang in das Innere des Gotteshauses fungierten. Ihre Finger fanden blind die kleine Streichholzschachtel. "Boss?"
    Mit einem plötzlichen Ruck, packte Kathleen den Türgriff und öffnete die Türe. "Sie bleiben wo Sie sind, Tim." war ihr Befehl, der plötzlich mit einer deutlichen Schärfe, ihn sogar zusammenzucken ließ. Und noch im selben Moment hatte Kathleen einen Fuss aus dem Wagen gesetzt. Ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel ihrer Muskeln gerichtet, als sich die Sehnen und Muskelstränge in ihren Unterschenkel anspannte, als sie den hochhackigen bewehrten Fuss auf den matten, metallenen Boden der Citadel setzte. Ohne sich am Wagen fest zu halten, den zweiten Fuss aus dem Wagen schwang, ladylike, die Beine geschlossen fest auf die Straße presste und aus dem Shuttle stieg. Legte die Hand auf die Türe, als sie kaum stand und schlug diese mit einem lauten Schlag hinter sich zu, während noch ihre andere Hand eines der Streichhölzer aus der kleinen Schachtel hervor zauberte, es mit einer flinken Bewegung anriss, was ein kleine Kunststück mit einer Hand war. Die linke Hand wieder frei, strich sie sich die Haare hinter die Ohren, um sie sich nicht abzufackeln, da sie sich, mit der rechten Hand, das brennenden Streichholz zwischen Zeigefinger und Mittelfinger haltend, die Zigarette anzündete. Dabei pendelte das kleine silberne Kreuz ihres Rosenkranzes durch die Luft und schlug ihr mehrfach gegen den Kragen ihres Hemdes.

    Neska inhalierte den ersten Zug der Kippe tief und genoss das beissende, heiße Gefühl des Rauches in ihren Lungen und dem Rachen. Hielt ihn so lange in der Lunge, das fast kein blauer Dunst mehr beim Ausatmen zwischen ihren halb zusammen gepressten Lippen austrat. Ein leise Schnalzen ihrer Zunge hallte in der engen Straße wieder, während sie einen Fuss nach vorne setzte um den ersten Schritt zu machen.

    Sie konnte jetzt schon die Kappelle nicht leiden. Die Chardinisten waren ihr etwa so sympathisch wie jede andere Sekte. Wohlgleich diese Splittergruppe der römisch-katholischen Kirche eher ein Kult, den eine Sekte, oder gar eine Religion war. Doch auch hier wirkte die Lehre mehr wie eine bizarre Abstraktion der darwinistischen Lehre der Evolution, hin zu einer religiösen, pro-katholischen, Verstärkung das der Mensch das höchste Wesen unter der letzten Stufen vor Gott war. Gerade bei de Chardinisten, abgeleitet im Titel von dem Begründer der textuellen Schrift der die Grundlage bildete, St. Teilhard de Chardin. Und auch wenn diese Gruppe von der katholischen Kirche anerkannt war - vielleicht vor allem weil ihr Gründer, Jesuit gewesen war - so blieben ihr die grad mal 300 Anhänger doch suspekt. Wie immer, wenn sich eine Gruppe von Menschen, strengen Regeln, basierend auf einem reinen kultischen, religiösen Glauben unterwarfen, und dadurch einem einzelnen Anführer, eine große Menge an Vermögen in die Tasche spielten, war sie immer auf der Hut. Wenn die Vergangenheit der Menschheit sie eines gelehrt hatte, dann das Religion ein schlechte Idee war, wenn man sie zu ernst nahm. Niemand konnte für sich das Recht auf die absolute Wahrheit beanspruchen, vor allem wenn die Wurzeln für diese Wahrheit soweit zurück lagen, das es unmöglich sein konnte, das man beweisbar sagen konnte, dass das was geschrieben worden war, die Wahrheit sein konnte. Kathleen war eine Mensch des Glaubens des Beweisbaren. Sie glaubte was seh- und fühlbar war. Es war nicht das sie Religion verdammte. Sie verdammte Fanatismus und nicht hinterfragte Hingabe, die ohne eigene Relation zu Logik und moderner bewiesener Wahrheiten gelebt wurde. Wenn es sich bei diesen Menschen dann noch um einflussreiche Männer und Frauen von größerem Vermögen handelte, dann war ihr das nur noch suspekter. Und so hatte sie sich längst drauf vorbereitet mit blinden, rhetorisch kräftig hinterlegten Wörtern der typischen Metaphern von religiösem biblischen Anstriches zu hören zu bekommen, die sie überzeugen sollten, das auch nur dieser Kult die einzige Wahrheit für das Seelenheil in der Zukunft für ein Leben nach dem Tod besaß.

    Kathleen glaube das alles nicht.

    Wie jeder Mensch fürchtete auch sie den Tod. Mehr als alles andere. Der Tod, war trotz der aufgeklärten Zeit in der sie lebte, und der, heute, langen Lebensspanne, immer noch ein Konstrukt von mythischer Abschreckung. Ein Leben nach dem Tod war so unwahrscheinlich wie ein Gott oder Götter die dem Menschen Ebenbild waren und die Geschicke im Detail der Zukunft eines jeden regelten. Nein. Das war äußerst unwahrscheinlich. Vielleicht eine treibende Kraft, die alles voran schiebt, eine natürliche Physik der Dinge. Darauf konnte sie sich verständigen mit sich selbst. Aber am Ende, so war Kathleens feste Überzeugung, konnte jeder nur auf einen positiven Gedanken am Schluss hoffen.

    Ja das war wirklich das worauf sie glaubte das ein Mensch nur hoffen konnte. Ein letzter positiver Gedanken.

    Mit weiten Schritte ging sie die Gasse hinunter und hielt direkt auf die kleine Kappelle zu. Pflanzen und Blumen hatten wild gewuchert, fast wie Unkraut. Sie nahm einen weiteren Zug von der Zigarette die sie mit der rechten Hand locker zwischen den Lippen hielt, strich sich dabei den Rock mit der linken Hand glatt, was den Rosenkranz erneut hin und her hüpfen ließ und leise klickern.

    Die Kerzen verströmten einen interessanten blumigen Geruch. Einen irritierend Geruch, der praktisch schon jetzt der Welt verkündete, bitte beachtet das Offensichtliche, denn eigentlich sind auch wir der Dekadenz verfallen. Wie immer musste der Duft von Blumen herhalten um den Gestank der bitteren Verderbtheit übertünchen, wie immer wenn Menschen sich etwas mit zu viel Hingabe widmeten. Der junge Mann und die Nonne, wirkten auf ihre unbekümmerte Art des Dienstes für Gott, seltsam stoisch ausgemergelt fröhlich. Kathleen machte sich nicht die Mühe ihre Ablehnung öffentlich zu Zeigen sondern behielt sie für sich. Es wäre Vergeudung von Kraft gewesen, auch nur einen Gesichtswinkel dafür zu bewegen. Sie hielt geradewegs auf die Pforte zu und ignorierte die Beiden Menschen. Sie hatte für Betteln nichts übrig. Wenn jemand etwas geben wollte, konnte er überweisen. Dann konnte er immer geben. Menschen Geld abzupressen, durch die pure Anwesenheit und das fröhliches Lächeln, war Manipulation, der sanften Art, aber es blieb trotzdem Manipulation und das war wiederum etwas das Kathleen störte. Als wenn es nicht schon genug Spenden und großzügige finanzielle Zuwendung durch die Mitglieder der Kirche gab. Und wenn sie richtig unterrichtet war, würde es eh die nächsten Tage ein volles Haus geben, da das Oberhaupt wegen der Beerdigung von Julius auf der Citadel verweilte, und somit wohl auch predigen würde.

    Predigen. Alleine das Wort hasste sie.

    Predigen. Am Arsch. "Grüß Gott, Schwester" begrüßte der junge Mann sie und lächelte breit, noch freundlicher. Während die Frau Kathleen die Kiste entgegen streckte. Neska verlangsamte ihre Schritte nicht. "Ich kenne meine Brüder, Priester." erwiderte sie tonlos und schnippte die Kippe in das feuchte Grün der seitlichen Bepflanzung. "Und Sie sind keiner." gleichzeitig legte die die freie linke Hand auf die Holztruhe und hielt sie so auf Abstand. "Aber möge Allah mit Ihnen seinen." dann hatte sie die Beiden passiert und trat in den Schatten der Pforte aus der schon die kühle Luft, angereichert vom typischen Holzgeruch einer Kirche entgegen schlug. Sie merkte wie verwirrt die beiden Gottesdiener waren, von ihrem Auftritt und den Worten.

    Neska hatte keinen Sinn dafür.

    Der Innenraum, war wie sie alle waren, in den Kirchen und Kappellen, den Domen und Münstern, der Katholiken. Nicht dekadent, aber doch mit einem immer anwesenden Hauch von Pracht. Die mächtige Jesusstatue hinter dem Altar, die dezent geschmückten Holzbänke mit ihren Schnitzereien, die handgemalten Bilder des Leidensweges von Jesus mit ihren, mit Blattgold, verzierten Holzrahmen. Das Deckenfresko. Alles sehr zurückhaltend und doch von hohem Wert. Selbst in dieser kleinen Kappelle am Arsch der Citadel. Ihr kam eine veritable, unpassende Metapher in den Sinn, die sie nicht lauter denken wollte und hob nur eine Augenbraue. Es dauerte einen Moment bis sich ihre Augen das das düstere Licht des Raumes gewöhnt hatten. Denn die wenigen Kerzen, lieferten nicht gerade viel Licht, selbst in dem relativ kleinen Raum. Sie atmete tief ein und nahm einen neue Nase von dem Geruch des Raumes. Letzte Reste von Weihrauch, erloschen und neu entzündeten Kerzen. Eine krude Mischung aus trockenem rotem Wein, altem Holz, dutzenden von teuren Parfüms und dem kalten Geruch von Marmor.

    Lecker.

    Ihr Blick entdeckte, den Mittelgang hinunter, in der vordersten Bankreihe sitzend einen Mann mit kantigen Schultern, dessen blonder Schopf, sich fast golden gegen das Kerzenlicht abzeichnete. Er hatte den Kopf, vielleicht auch den Blick leicht gesenkt, während er dort saß. Die Hände vielleicht zu einem Gebet, gefaltet, aber das konnte Kathleen nicht von hier aus sagen. Aber sie konnte jetzt schon sagen, das der Mann von einem drahtigen Körperbau war, nicht schmächtig, sondern auf eine männliche Art muskulös. Die leicht hängenden Schultern, denen er sich selbst vielleicht in diesem Moment bewusst war, sprachen von einem Mann der eine schwere Zeit durch machte, ungebrochen und mit starkem Willen sich gegen den Unmut, die Trauer und die Dunkelheit der Gefühle stemmte die auf ihn eindrückten. Nicht gebrochen, aber verbogen bis an den Rand der möglichen, ertragbaren Belastung. Mitten in der Aufarbeitung von vielen Dingen.

    Ein typischer Visconti. Von hinten hätte er auch Julius sein können, eine jüngere Version, die noch nicht zu der patriarchischen Autorität und selbstgefälligen Weisheit gefunden hatte. Neska schmunzelte. Es war überraschend was die Erblinie aussagen konnte. Neben ihm, im Raum zwischen der Bankreihen, stand ein alter Mann. Grau und faltig, alt, selbst im Profil waren es die Tränensäcke die sein, für Kathleen irgendwie unaussagekräftiges, weiches Gesicht, dominierten. Fast schwärzlich, blau hingen sie auf die Wangen herab, nur teilweise verborgen durch den Rahmen der Brille, die er auf der Nase trug. Sein Anzug war so unpassend, grau wie seine gesamte Erscheinung, ein halbherziger Versuch, Demut zu heucheln. Er wirkte wohl genährt und das Glas Champagner in seiner gichtigen alten Hand, war schon fast unverschämt wenn man bedachte, das die beiden jungen Menschen vor der Kappelle sich in dem wahrscheinlichen Gelübte von Armut, Enthaltsamkeit und strengem Fasten, die Lebenszeit und den Spaß daran versagten. Kathleen konnte den Mann jetzt schon nicht leiden, sie erkannte sogar auf die Entfernung, das der Anzug, dem Sitz nach maßgeschneidert war. Und das war noch mehr verachtenswert. Er war wie die Kappelle. Nach dem ersten Anschein, voller unterwerfender Demut für den einen Gott, und doch auch nur ein Mensch mit seinen Gelüsten und seiner Empfänglichkeit für Luxus und die 'Sünden' die er in Predigten und in Beichten, verdammte und bestrafte.

    Mit aller Mühe unterdrückte sie ein Schnauben. Es schien als würde er auf Octavian einreden.

    Der erste Schritt war fast zögerlich den Kathleen machte, als wenn sie sich doch nicht sicher ob des Vorgehens war. Dann entschied sie sich aber, das sie sich doch längst entscheiden hatte und machte die folgenden Schritte wieder mit ihrer typischen Selbstsicherheit. Es war das Klacken ihrer hochhackigen Schuhe das ihr Kommen deutlich ankündigte, und das den Priester dazu brachte seinen Blick zu ihr zu wenden. Wavelyn. So war sein Namen - wenn sich Kathleen richtig erinnerte. Pavel Wavelyn. Der Jesuit und Begründer des Glaubens. Neska näherte sich den beiden Männern mit den weiten, selbstbewussten, klaren Schritten, ihre typisches befehlsgewohntes Charisma versprühend.

    Selbst wenn sie es nicht sehen würde, die Blicke des alten Mannes wanderten von ihren Füßen, über die langen nackten Beine bis zu dem beginn des Rockes knapp unter ihrem Knie dann weiter über ihre Hüfte und Taille, ihre Brust, den schmalen, weiblichen Hals hin zu ihrem Gesicht, das eingerahmt von den hüpfenden roten Locken, nur kurz zwischen den Lichtstrahlen der Kerzen ab und zu gut zu sehen war. Es dauert lange bis sein Blick auf den Rosenkranz um ihr Handgelenk fiel. Doch als er das tat, hellte sich sein Gesicht noch eine Spur weiter auf.

    'Porcaccione.' knurrte sie in Gedanken ob der typischen männlichen, Blicke die der Priester ihr gelten hatte lassen. Geiler Bock. Dann bemerkte sie das auch der blonde Mann den Kopf gewendet hatte und sie anblickte, als sie zu ihnen trat. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie noch nicht deuten, hauptsächlich weil sie den Blick auf Wavelyn gerichtet hielt. Mit geschickten Fingern, wandte sie ihm die Champagnerflöte aus den alten Fingern.

    "Das nenne ich mal Service." eröffnete sie das Gespräch mit klarer, lieblicher Stimme. "Bei soviel freundlichem Empfang, und dekadentem Gottesdienst, könnte ich mir ja glatt überlegen ihrer kleinen Gruppe beizutreten Pater." Dann verkühlte ihr Lächeln und sie nickte ihm nur einmal, als einziger Gruß zu. "Vielleicht." Dann nahm sei einen Schluck. Behielt den alten Mann dabei konsequent im Blick und setzte das Glas dann, geleert wieder ab. Reichte es ihm, zurück. "Danke, aber jetzt würden Sie uns entschuldigen Pater Wavelyn, denn ich muss mit dem Herren hier ein paar Worte wechseln, die unter mein Beichtgeheimnis fallen." während sie sprach legte sie dem Pater die Hand auf den Unterarm, an der der Rosenkranz baumelte, und lächelte ihn freundlich aber bestimmt an. "Es gibt sicherlich genügend andere Dinge die Ihrer Aufmerksamkeit für ein paar Momente bedürfen."

    'Wie mehr Juppiebrause saufen, oder sich liebevoll um ein paar knabenhafte Ministranten kümmern, oder ein paar Enkel um das Erbe ihrer Großmutter prellen.' ergänzte sie in Gedanken, ließ sich davon aber nicht mal einen Hauch anmerken.


    Der Mann folgte ihrem Wunsch, wenn auch vermutlich nicht gerade erfreut, aber trotzdem tat er es. Überrumpelt vermutlich von diesem bisher nicht vorgekommenen Vorgehen einer Person in seiner Kirche. Kathleen blickte ihm nach und tippte den jungen Visconti dann mit ihrem rechten Handrücken gegen die Schulter ein paar mal an, um ihn dazu zu bewegen ein Stück mehr in die Bank zu rutschen damit sie auch Platz hatte.

    Dann machte sie, reflexartig, wie ihr anerzogen, einen kleinen Knicks, bekreuzigte sich vor dem Altar und dem Antlitz Jesus, bevor sie sich neben Octavian Visconti auf die Bank sinken ließ. Die Beine unter die Bank, parallel eng anliegend, eingewinkelt, sah sie zu dem Altar und lächelte sanft.

    "Grad von Ihnen hätte ich nicht erwartet, das sie Trost bei diesem Heuchler suchen, Octavian." begann Kathleen dann ihre Unterhaltung mit dem Mann, in den sie die Hoffnung für eine weitere erfolgreiche Zukunft legte. "Ich darf Sie doch Octavian nennen, oder?"
    Geändert von Octavian Visconti (12.06.2011 um 05:48 Uhr)

  5. #65
    Newbie Avatar von Filippa Stefferson
    Registriert seit
    10.06.2011
    Beiträge
    29

    Standard

    --> Das Flux
    Tag 6
    16:40Uhr

    Ihre Lippen trafen aufeinander, als Jordan ihr blaues Rendezvous gegen die Wand drückte. Diese tippte blind auf dem Fahrstuhlknöpfen herum. Als sich die Türen öffneten, schwangen beide Frauen in einer Bewegung hinein und die Asari drückte den Etagenknopf. Während der Fahrt dachte Jordan über die letzte Stunde nach.

    Auf Anhieb fanden die beiden einen Draht zueinander und das gegenseitige Interesse wurde versteckt und später offensichtlich bekundet. Die Asari war leicht angeschekert und auch sehr anhänglich geworden. Jordan hingegen hatte eine der zwei bekannten Alkoholstadien erreicht:
    Die eine ist, wenn man immer sehr viel trinkt, braucht man später immer weniger Alkohol um betrunken zu werden, oder man ist wie Jordan und trinkt und trink und die Droge erzeugt kaum Wirkung.

    Trotzdem war sie leicht beschwips. Beide gingen auf die Tanzfläche und zogen den einen oder anderen Blick auf sich. Dann dauerte es kaum mehr zehn Minuten und die Asari lud Jordan in ihr Appartement ein. Auf dem Weg dahin überlegte Jordan immer wieder ob sie das wirklich tun sollte. Nicht etwa aus irgendwelchen moralischen Gründen. Es lag schlicht und einfach an der Sache, dass man nach einem äußerst intimen Stelldichein mit einer Asari für eine lange Zeit keine sexuelle Erfüllung mit anderen Partnern erreicht. Doch wie das nun mal so ist, war es in diesem Moment, wo die Hormone verrückt spielten total egal.

    Ohne die Augen von Jordan zu lassen fingerte die Asari an dem Türschloss herum und öffnete ihre Wohnung. Drinnen zog das ungeduldige Mädchen die andere ins Schlafzimmer. Hier löste sich die Asari aus der Umarmung und schlitterte in ihr großes Bett. Ohne großartige erotische Tänze entledigte sie sich angetrunken, unbeholfen ihrer Kleidung und grinste süffisant, mit leicht vom Alkohol müden Augen der Menschenfrau zu. Jordan zog ihre Schuhe aus und kroch aufs Bett und ebenso auf die Asari, diese zog Jordan wild die Weste aus und riss dabei einen Knopf ab.

    In einer engen Umarmung küssten sie sich wieder und als die blaue Schönheit, grade dabei war an Jordans Büstenhalter herumzufingern erklang ein ziemlich schriller Ton. Erst ignorierten beide dieses Geräusch. Als es aber nicht abbrach wurde Jordan etwas ungeduldig:
    „Mach doch deine Kommeinheit aus, Schätzchen!“
    „Ich habe nur ein festinstalliertes Terminal und das klingt anders…. Verflixt was ist das für ein Verschluss?!“
    Grade sich zu den Lippen beugend überlegte Jordan und sah dann schnell zu ihrer am Boden liegenden Weste.
    „Warte mal kurz!“

    Jordan sprang zu Boden und kramte in ihrer Weste. Sie sah auf einen rot gefärbten Sender, der aber nicht die Quelle der Geräusche war. So suchte sie weiter und fand einen schwarzen Sender, was bei Jordan einen enttäuschten Seufzer entlockte. Denn der rote Sender ist ihr privates „Handy“, aber der schwarze ist von Torlan Industries, ihrem nicht ganz legalen Arbeitgeber.
    „Ich muss kurz. Wo ist dein Badezimmer?“
    „Direkt hinter dir. Beeil dich!“
    „Klar, Süße!“
    Das war gelogen. Jordan wusste genau, dass es für ihre Freizeit nie gut ist wenn der schwarze Sender klingelt. Sie ging ins Bad, schloss die Tür, öffnete ihr Universalwerkzeug und setzte den Sender ein. Verzerrt und zitternd erstrahlte das Bild eines einäugigen Turianers über Jordans Arm.
    „Franziskus. Wie geht’s dir, Süßer?“
    Und er verzog mal wieder keine einzige Miene.
    „Warum so ernst, Brummbär?“
    …immer noch nichts. So kannte sie ihn. So war er immer. Ihr Aufpasser, Vorgesetzter und direkter Kontakt zu Torlan.
    „Ein Auftrag. Torlan verlangt mit dir zu sprechen. Ein gemietetes Shuttle wartet in den zivilen Andockbuchten, Station 2. In 15 Minuten im Shuttle. Ende!“
    Franziskus beendete das Gespräch und ließ Jordan einfach so zurück. Etwas wütend entnahm sie den Sender und schloss ihr Werkzeug. Arbeit mal wieder. Ausgerechnet jetzt! Und wenn Torlan 15 Minuten sagt, meint er das auch so. Jordan hatte anfangs sehr oft einfach mal seine Regeln verletzt. Das sollte sie aber lieber nie wieder tun.

    Sie verließ das Bad und überraschte die Asari, die grade krampfhaft versuchte eine erotische Pose einzunehmen. Jordan lächelte und ging langsam auf ihre neue Freundin zu.
    „Was wichtiges?“
    „Ja. Leider die Arbeit. Ich muss gleich los. Mein Boss ist nämlich ein echtes Aschloch!“
    Die Asari lehnte sich vor und hauchte zuckersüß:
    „Nicht mal, sagen wir: 5 Minuten!“
    Selbst bei einer Minute würde es knapp werden. Aber wer könnte so einer Frau widerstehen. Jordan lächelte, ging auf das Bett zu und war dabei ihren Rock zu öffnen.

    Dann öffnete sich die Wohnungstür. Herein trat ein gepanzerter Turianer mit einem Rucksack auf den Rücken. Franziskus war aber schnell!
    Das Licht ging an und Jordan sah, dass er zwei Augen hatte und er fing auch gleich an zu sprechen:
    „Schatz ich bin früher… wer ist das?“
    Die Asari zog sich die Decke über die Blöße und fing an zu stottern
    „Was geht hier vor?“, fragte der zunehmend wütend werdende Alien.
    „Es ist nicht das wonach es aussieht!“
    „Es sieht so aus, als würdest du mich mit irgend so einer Menschenschlampe betrügen!“
    Die Asari blickte ihren, vermutlich Lebenspartner nur an.

    „Ich störe wohl. Wisst ihr was ich gehe einfach und ihr regelt das unter euch!“
    Der Turianer ließ seinen Rucksack fallen und zog einen Schlagstock aus dem Gürtel.
    „Was hast du ihr erzählt du Mensch?!“
    „Nichts. Sie hat mir aber auch nicht erzählt, dass sie mit jemanden fest zusammen ist!“
    „Wir haben was getrunken und…“ flüsterte die Asari.
    „Abgefüllt hat sie dich?“
    Jordan zog die Augenbraue hoch: „Du siehst das alles verdammt einseitig, oder?“

    Der Turianer spannte sich an und kam auf Jordan zu. Diese wollte eigentlich nicht viel Aufsehen erregen, also sah sie zur Tür. Abgeschlossen. Dann neben das Bett. Ein Fenster. Dritter Stock. Das war wohl der einfachere Weg. Also dann mal schnell. Der Turianer war ganz nah und stinkwütend. Jordan blickte zur Asari:
    „War trotzdem schön mit dir. Beim nächsten Mal vielleicht“

    Dann spurtete sie los, hechtete übers Bett, donnerte einen kleinen biotischen Schock gegen das Fenster, welches dadurch instabil wurde. Dann sprang sie mit der Schulter dagegen und das Kunstglas zerbarst. Sie flog dem Boden entgegen. Einen Meter vorher erzeugte sie einen kleinen biotischen Schub der der Aufprall abminderte. Galant wie eine Katze landete sie und stand auf, strich sich die Haare zu Recht, richtete ihren BH bevor er ungebetene Gäste freigab und sah ein Duzend Passanten an, die sie angafften. Jordan sah sich kurz um, zeigte dann mit dem Daumen auf das Gebäude hinter sich:
    „Aufzug kaputt!“

    Der Turianer brüllte von oben auf sie herab. Jordan war sauer. Nicht wegen der harten Landung, dem Turianer und dem vermasselten Sex. Sondern weil da oben noch ihre neue Weste und ihre Schuhe lagen. So lief sie hastig zu den Andockbuchten. Dass sie dabei nur einen BH anhatte und barfuss war störte sie persönlich überhaupt nicht. Die Passanten waren hingegen sehr beeindruckt, zuweilen auch schockiert und mitunter auch erregt. Kurz griff sie sich in die eingenähte Tasche an der Rockinnenseite und fand zum Glück noch einen Rest Geld.

    Genervt von der kommenden Arbeit hastete sie auf die Aufzüge zu. Ein Shuttle wartete auf sie.

    --> Zivile Andockbuchten
    Geändert von Filippa Stefferson (16.06.2011 um 23:14 Uhr)

  6. #66
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
    Registriert seit
    24.03.2010
    Beiträge
    94

    Standard

    Kombinierter Post mit Octavian Visconti (Account, Steckbrief) Teil 1

    Loyalty to petrified opinions never yet broke a chain or freed a human soul in this world — and never will.

    Die Stöckelschuhe kamen vor Pavel zum Halt, die roten Haare gaben ihr im Kerzenlicht etwas hexenhaftes, auch wenn ihre generelle höchst attraktive Erscheinung grundlegend dagegen sprach. Aber so waren nun mal Hexen, und mit diesem Gedanken fixierte Octavian sie, während die Frau elegant Pavel das Glas aus der Hand nahm und es exte und damit bewies, dass sie zumindest eine sympathische, trinkfreudige Hexe sein dürfte. Womit sie wiederum zeigte, dass man sich vor ihn Acht nehmen musste, und damit meinte Octavian, dass er lieber eine Auge auf seine Geldbörse warf, während sie ihre Kreise um Pavel und ihn ziehen würde. Jedoch wurde dieser daraufhin sehr rasch abgefertigt, aber all das war nichts mit welcher Frechheit sie Octavian begegnete. Eine Art, die er nicht direkt verachtete, sondern irgendwie mochte, die aber im Moment für ihn unangebracht war, vor allem in diesem Gebäude. Lustige Sprüche hier und da machen noch keinen geselligen Genossen, wie manch einer heutzutage zu sagen pflegte, vor allem auf Bekenstein. 
Octavian hatte gute Lust sich eine Zigarette anzustecken, aber hier war es unangebracht. Stattdessen ließ er seine Hände gefaltet und wagte es nicht der Frau in die Augen zu blicken, nur ein knappes Treffen der Blicke, das war am Anfang das höchste der Gefühle, denn irgendwie war er eingeschüchtert von ihr, von der Kaltschnäuzigkeit mit der sie ihm gegenübertrat, mit der Überheblichkeit mit der sie Pavel abfertigte, auch wenn dies reichlich amüsant war, und der generellen Gelassenheit mit der sie hier in diese Kirche stolzierte, ganz zu schweigen von ihrer generellen Präsenz, die feurig wie ihr Haar war und dadurch aus einem Ofen stammen hätte können, wenn nicht gar aus dem Fegefeuer höchst persönlich, herbeigerufen, um Octavian zu testen, so sein Eindruck und es gab keinen besseren Ort als in einer Kirche, die zarten Gesichtszüge und die formidable Hüfte gefertigt um seine Instinkte anzulocken und der scheinbare Intellekt und Witz dazu da ihn auf geistiger Ebene zu bezirzen.

    Ein paar Augenblicke schwieg er, hoffentlich gerade genug um es nicht als peinliche Stille zu bezeichnen, und antworte dann, in relativ herrischer Stimme: „Sie können mich nennen wie Sie wollen, es ist mir einerlei“, reagierte Octavian, nicht wirklich realisierend, dass sie seinen Namen kannte, denn irgendwie war er zu sehr eingeschüchtert – oder gelangweilt, wer konnte es schon sagen - von ihrer forschen Art und auch von ihrem Sexappeal, den sie offensichtlich wusste einzusetzen; der Beweis lag darin wie sie ihn aufforderte ein wenig in die Bank zu rücken, damit sie Platz fand. Sie schien es nicht sonderlich zu tangieren, das seine Stimme in einen herrischen und fast barschen Tonfall umgeschlagen hatte, um seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Octavian folgte, ignorierte dabei Mantel und Mütze, wo durch diese sich nun etwas unter seinem Gesäß befanden und er musste mit der Hand für einen Moment bei Seite schieben.
    Sie beobachtete ihn dabei die ganze Zeit über, besonders das Spiel seiner männlichen Muskulatur im Gesicht, die wohl mehr verriet als es sein Vater sich gestattet hätte. Wohl mehr verriet als er sich selbst gestattet hätte. Aber er war überrumpelt, zumindest schätzte sie es von ihrem Blickpunkt aus soweit ein. Sein Blick auf ihre Haare war das auffälligste und sie konnte sich gut vorstellen was in seinem Kopf vorging.

    Sie nickte sanft und legte ihre eigenen Hände auf den schmalen Balken der als Ablage für die Singbücher gedacht war, während sie tief einatmete. 
Kathleen lächelte und legte den Kopf schief. Der Mann neben ihr hatte sogar den typischen Geruch eines Viehsacks - eines Viscontis. Dunkel, geschwängert von Tabak und schwerem Alkohol, Holz und trockener Weizen. Männlich, auf eine berückende Weise erotisch. Aber das war nicht gerade das was Kathleen gerade antrieb. Sie blickte zu Jesus am Kreuz und schmunzelte in sich hinein als sie über den Vater des Mannes nach dachte, von dem sie hoffte das er der Nachfolger werden könnte.

    'Der Raum war gefüllt mit der gespannten Stimmung und dem typischen, leichten Geruch von Schweiß. Denn alle hier im Raum schwitzen. Es war warm, durch die viele Elektronik und die vielen Stunden die alle schon anwesend waren. Bis auf Neska und den älteren Herren, in dem stramm sitzenden, maßgeschneiderten Anzug und den grauen Haaren. Er blickte sich beiläufig interessiert um. Es beeindruckte ihn nicht, aber es interessierte ihn auf eine höfliche und persönliche Art. Als könnte er für seinen eigenen Vorteil, Dinge lernen, und noch mehr verstehen, als er es eh schon konnte. Und allein durch dieses Verhalten wusste Neska das er gefährlich war auf seine bestimmte Art und weise.
    Sicher, im reinen körperlichen Vergleich hätte ihn die hälfte der Menschen in diesem Raum töten können ohne in Schweiß auszubrechen. Aber in seinem Spiel, wären sie Opfer. Kathleen vielleicht ausgenommen - wobei man das auch nicht sicher sagen konnte. Aber der wahre Gewinner war wohl am Ende sie selbst. Schließlich ließ sie es erstens gar nicht soweit kommen, und zum anderen, profitierte sie viel stärker von der Partnerschaft. Und sie musste nicht mal mit ihm schlafen.
    Kathleen ließ sich auf einen der rot gepolsterten Sessel fallen, die über mehrere Stufen abwärts in dem Raum an der rückwärtigen Seite aufgestellt waren. Mit direktem Blick auf den großen Bildschirm, an dem sich eine hübsche kleine Szene abspielte, für die sie den Man hergebracht hatte.
    "Nehmen sie Platz, Julius." der Mann glitt mit einer überraschenden Ästhetik neben sie, wie sie es nicht erwartet hatte. Überschlug die Beine und legte die Hände in den Schoss. Betrachtete den großen Bildschirm und beobachtete dann die Menschen die an den Seitenwänden, vor mehreren Konsolen saßen und ihre Arbeit taten. Analysierten, Befehle eingaben, Vorgaben machten und die ganzen Kleinigkeiten koordinierten. Dann sah er wieder auf den Hauptbildschirm der die ganze Wand einnahm.

    "Ist das alles?" fragte er freundlich, aber bestimmt, mit einer Tonlage die schon andeutete, das er aufstehen könnte.
    "Hätten Sie gerne etwas zu trinken?"
    "Irish Coffee." sagte er mit einer ungewöhnlichen Befehlsgewohnheit.
    Sie nickte der Frau zu ihrer anderen Seite zu, um ihr klar zu machen, das der Wunsch des Mannes ihr Befehl war, dann sah sie wieder nach vorne und hob den rechten Zeigefinger. Überschlug ihre eigenen Beine die in einer engen Jeans steckten. Sie war gerade von der Erde angereist und hatte* keine Zeit mehr gehabt sich umzuziehen. Durch ihren Finger, aktivierte einer der Männer die Audiospur. Es war eine leise, weibliche Stimme die im Raum erklang.
    "Ziel markiert." wurde dort über die Lautsprecher geflüstert. Der Mann der zentral im Raum stand und die Aufgaben koordinierte sah zu Kathleen und nickte. "Ziel wurde bestätigt. Bereit für Durchführung."
    Neska blickte zu dem Mann neben ihr und wartet bis er sie ansah. Seine Augen hatten sich mit den Pupillen an die Dunkelheit angepasst und sahen sie durchdringend an, während er gleichzeitig nach seinem Getränk griff das ihm gereicht wurde. "Durchführen. Freigabe für Luftschlag erteilt." hauchte Kathleen, als würde sie Zigarettenrauch ausatmen. Beide wandten ihren Blick zurück zu dem Bild.

    Die Kamera zeigte nun das Fahrzeug, das man vorher hatte sehen können etwas genauer. Als würde rangezoomt werden. Es war ein luxuriöses Shuttle, sicherlich schwer gepanzert. "Freigabe erfolgt. Ausführen." sagte der Mann, in der Mitte des Raumes und Kathleen lächelte sanft. Auf dem Bildschirm zeigte sich erst eine sanfte Erschütterung, als hätte es eine elektronische Interferenz gegeben. Dann gab es genau dort wo der Wagen gefahren war eine riesige Explosion die Dreck, Staub und Feuer, sowie Autoteile in die Luft schleuderte.
    Dann folgte der helle Lichtblitz und ein kurzes weiß, schwarzes Rauschen im Bild.
    Kathleen starrte stur auf den Bildschirm, während der Mann sie anblickte. "Ich bin wie Gott. Ich bringe Licht und Wärme." hauchte sie über die, mit weichem Karmesinrot geschminkten Lippen. Es dauerte einen Moment, in der er praktisch unbeeindruckt mit dem silbernen Löffel weiter seinen Irish Coffee umrührte. Dann gab er eine beeindruckende Antwort.
    "Wenn ich gewusst hätte, wie einfach es ist Gott zu leasen, wäre ich früher zu Ihnen gekommen, Kathleen."'


    Er räusperte sich, während sie neben ihm saß und gerade auf den Altar vor ihnen beiden starrte, und sammelte sich erneut, nach dem er die Hexe für einen weiteren Augenblick gemustert hatte. 

    „Aber wenn sie es für achtsam halten meinen Glauben zu verspotten, nach dem mein Vater gestorben ist, so sollten sie sich eventuell ein paar Manieren demnächst zu legen. Oder gab es auch bei ihnen einen tragischen Todesfall zu vermelden? Falls dem so ist, kann ich sie verstehen. Ich war die letzten Tage selbst nicht besonders freundlich zu denjenigen, die mir teuer sind, und ich hoffe Sie verzeihen, wenn ich etwas neben der Spur bin. Es waren anstrengende Tage, Frau…?“ Er faltete seine Hände erneut zusammen, fixierte dabei seinen Blick etwas auf den Boden, schwankte aber mit ihnen. Dann bemerkte er erst, dass die Frau seinen Namen kannte, zu spät um noch etwas zu ergänzen, aber er musste tief schlucken.
    Sie hatte am Anfang seiner Worte nur kurz mit der rechten Schulter gezuckt, als wollte sie ihn auffordern ruhig zu sprechen. Bewegte sich aber ansonsten nicht einen Millimeter, sondern hörte ihm aufmerksam zu und wandte den Kopf nicht mal zur Seite als er mit ihr Sprach. Behielt den steifen Jesus stets im Blick wie er dort an dem Kreuz hing. Geopfert als Lamm zum aber millionsten mal, in der Geschichte der Menschheit. Mit dem selben leidenden Gesichtsausdruck und der Dornenkrone die Blut und Schmerz brachte. INRI. Sie hatte sich als Kind an jedem Sonntag gefragt was es wohl heißen wollte. Und kaum das er geendet hatte, brachte sie ihre Gedanken zum Ausdruck "Haben Sie sich als Kind auch immer gefragt, was INRI heißen mag. Octavian?"
Wechselte sie erstaunlicherweise vollkommen überraschend das Thema und glitt von der Bank nach vorne, einer spontanen Eingebung und einem überraschendem Gelüst folgend, auf ihre Knie. Neska fühlte das raue Holz an ihren Kniescheiben und verharrte dort in der bußfertigen Stellung eines betenden.


    Er lauschte ihr, aber es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren. INRI, König der Juden. Mutter hatte es ihm beigebracht, aber darauf war die Frau nicht aus. Er neigte etwas den Kopf, versuchte ihre Beine zu mustern, als sie nach vorne geglitten war auf ihre Knie, wie Pavel es vor ihm tat, nicht aus Neugier oder weil er sich angezogen zu ihr fühlte. Es war ein natürlicher Akt um den Gegenüber zu verstehen, ihn auszuspähen. Dann die Hüfte, den Oberkörper, das Gesicht. Er war kein Spion, er wusste nicht, wo man am meisten Informationen herauslesen konnte, deshalb entschied er einfach alles im Auge zu behalten. Unbekümmerte Themenwechsel, wie er sie hasste, doch sie fand zum Thema zurück. Das musste reichen. Aber auch Octavian regte sich als sie sich bewegte, nahm damit eines der Bücher aus der Bank und verstaute es in seinem Sakko. Eine automatische Aktion, nicht dass er die Kirche bestehlen mochte, aber er hätte gern ein wenig Göttlichkeit in den kommenden Stunden an seiner Seite gehabt, auch wenn es sich dabei nur um ein Buch handelte. Der Rabe wusste, wieso er es gerade jetzt tat, vielleicht weil sie ihn langweilte oder weil er eingeschüchtert war; wenn man auf beides tippte, konnte man die Wette vermutlich gewinnen.
    "Wir alle hatten alle bedrückende Todesfälle in letzter Zeit, Octavian." kehrte sie dann zumindest mit ihren Gedanken zurück.
    "Aber wir hatten nicht alle das Glück uns deswegen schon betrinken zu können." sie senkte leicht den Kopf und sah auf das dunkle Holz. Betrachtete die Maserung eingehender, während ihre Stimme ihn, fast wie ein Kleinkind mäßigte, was den Mann wiederum nicht sonderlich beeindruckte, der Octavian war. Denn er versuchte der rothaarigen Frau nicht ins Auge zu blicken, selbst als sie ihre Todesfälle erwähnte, ob nun diese kürzlich erst stattfanden oder nicht. Octavian schaffte es gerade noch ein leichtes „Mein Beileid“ zu stammeln, vermutlich hatte sie es nicht gehört. Den Seitenhieb auf ihn hatte er deshalb auch nicht gehört, ihn hätte es wohl auch nicht ihn interessiert.
"Abgesehen davon, bin ich nicht gekommen um über unseren Glauben zu spotten - wenn ich auch zugeben muss, dass ich eine ausgesprochene Verachtung für diesen Heuchler verspüre, der sich als der Anführer Ihres Kultes bezeichnet - sondern um Ihnen mein Beileid für den Verlust Ihres Vaters auszusprechen."
    Dann schwiegen sie einige Momente, als Kathleen sich die Zeit nahm, die ein Gebet gedauert hätte. Sie bewegte ihre Lippen, wie es sich für ein wortgenaues Vaterunser gehört hätte. Aber ihre Gedanken waren weder bei einem Gebet noch bei einem andere religiösen Akt. Ihre Mutter hätte ihr den nackten Hintern dafür versohlt und etwas tief in ihr sagte ihr, das der Mann neben ihr auch nichts dagegen gehabt hätte, das zu tuen. Auch wenn die Motivation, beider nicht hätte unterschiedlicher sein können. Strafe und Erregung.

    'Böses Mädchen.' solche Gedanken in einer Kirche. Kathleen straffte ihre Haltung, als ihre Lippen das Wort Amen formten. Und glitt mit einer katzenhaften Bewegung zurück auf die Bank. "Ich vermisse Ihren Vater. Und Sie Octavian?"

    Er hingegen ließ die Hand an der Kirchenbank entlang fahren, in der Zeit während sie ihr Gebet murmelte, etwas schwenken, während er mit der anderen Hand mit dem Mantel und der Mütze spielte, sich überlegte die Kirche zu verlassen, nachdem sie offensichtlich zum Verspotten hergekommen war, auch wenn sie daraufhin das Gegenteil betonte, Octavian wollte ihr nicht recht glauben. Es ging auch nicht um die Kirche, um die ging es nie. Stattdessen erregte das endgültige Erwähnen seines Vaters sein Interesse, er faltete seine Hände und fixierte sie; er war perplex, verunsichert. Lag es an der Situation oder an seinem Zustand, gar an ihm selbst oder war es einfach sie selbst? Dann war sie mit dem Holzhammer gekommen, nach dem sie sich vor dem Jesus-Kreuz bekreuzigte und dafür sogar auf die Knie gegangen war, was Octavian als bizarr empfand, aber ihm zumindest genug Zeit zum Nachdenken gab, warum diese Frau da war, reichlich milde von ihr. Also war es doch Vater. Erbschleicherin, wie nun eben erwartet. Anstatt ihre Frage zu antworten, wurde er nur noch argwöhnischer.
    „Natürlich“, er wischte sich knapp eine Schweißperle von der Stirn, die sich gebildet hatte und drohte hinab zu rinnen und antwortete auf ihre Frage, „sehr sogar, aber ich wüsste nicht wieso Sie das interessieren sollte. Wenn Sie wegen irgendeinem versprochenen Erbe hier sind, kann ich Ihnen versichern, dass wir Sie auszahlen werden, sofern er Sie in seinem Testament erwähnt hat. Andernfalls, tut es mir Leid, werden Sie keinen Groschen bekommen. Vater war – so zumindest sagen die meisten Leute – instabil in seinen letzten Wochen, was auch immer das bedeuten mag, dementsprechend haben jegliche Versprechungen keine Bedeutung.“
    Er räusperte sich und die Frau, die nun genauso wie zuvor hier saß, schien leicht amüsiert zu sein. „Wenn Sie mir ihren Namen verraten, kann ich vielleicht etwas für Sie regeln. Vor allem sollten Sie ein Kind von ihm erwarten, so kann ich Ihnen versichern, dass wir für dieses selbstverständlich finanziell vorsorgen werden. Auch wenn dieses Kind der erste Bastard von Vater ist, so können Sie sich gewiss sein, dass er nichts von uns zu fürchten hat. Wir sind schließlich keine barbarische Meute.“

    Sie lächelte und lehnte sich tiefer in die Bank zurück und hielt den Blick weiter gerade aus gerichtet. Es war ihr nicht entgangen wie intensiv er sie gemustert hatte. Und auch nicht wie leichthin sein Blick bemüht war alles zu erfassen, was ihm später dienlich sein konnte, zu verarbeiten wer sie war. oder eben auch nicht. Aber es war die Leichtigkeit mit der er davon ausging, was ihre Absichten waren, die sie amüsierten. Octavian Visconti schien von seinem eine Vater sehr eindeutige Meinung zu haben. Und die schien ihr nicht besonders gut - und Kathleen stellte sich praktisch innerlich die Frage, ob überhaupt einer seine Söhne ihn wirklich gekannt hatte. Oder irgendwer. Ihre Augen wanderten über die zahlreichen Kandelaber.
    Er beobachtete sie nur mit halbem Interesse, wo er sie gerade, mit ihren Absichten eingeordnet hatte, als sie sich einen langen Moment nahm bevor sie ihm eine Antwort auf sein Angebot und seinen kleinen Monolog gab.
"Wussten Sie, dass Ihr Namensvetter, den jungen Caesarion hat hinrichten lassen, weil kein anderer Sohn, des 'vergöttlichten Julius' sein durfte?" antwortete Neska leichthin, auf die Annahme des Mannes sie könnte ähnliche Absicht haben wie der Priester, den sie erst verscheucht hatte, oder wie viele anderen junge Frauen, die in den letzten Monaten Julius als Ablenkung gedient hatten. 


    Dieselbe alte Leier bezüglich seines Namens, die er so verabscheute. Vater hatte ihnen separat erklärt, warum er die Namen für sie gewählt hatte, und dann irgendwann verstanden es alle drei Brüder. Es gab keine Symbolik darin, kein Omen und keine Prophezeiung. Es war einfacher, aber er musste zugegeben, dass sie gebildet war, und zumindest das musste Octavian ihr zu Gute halten, und sie war sympathischer und auch hübscher als Claudia. Er konnte verstehen, warum Vater Gefallen an ihr fand. Sein Abscheu zeichnete sich für einen kurzen Moment deutlich auf seinem Gesicht ab und Kathleen verbiss sich im letzten Moment ein Schmunzeln
    Sein Blick glitt daraufhin Moment zu ihr. Die Selbstgefälligkeit und die Laszivität, die sie an Tag legte, würde hingegen Vater abschrecken, aber dann wiederum, hatte Octavian sein echtes Gefühl für Vaters Geschmack spätestens dann verloren, als er sich begann für Claudia zu interessieren und damit die Familienzwistigkeiten auf einen neuen Höhepunkt brachte. In den letzten Monaten, nach dem Citadel-Blitzkrieg. Claudia aber war ein Mysterium, welches es später zu lösen galt. Zuerst musste man der Rothaarigen auf die Schliche kommen, bevor man sich dem eigentlichen Übel zuwenden konnte. Das einzige jedenfalls was er über sie sagen konnte zu diesem Zeitpunkt war, dass sie nicht wie Mutter war, kleine Ähnlichkeiten, wenn überhaupt, aber auf keinen Fall mehr. Das war beruhigend, in mancherlei Hinsicht.
    "Auch wenn nach Plutarch, es der Lehrer von Ptolemaios dem fünfzehnten war, der den jungen Ägypter überredet hatte sich zu stellen, gibt es nichts was mir auch nur ansatzweise nahe liegen würde, wie Erbschleicherei."
Noch besser taten jedoch die Worte, die sie kurz darauf von sich gab; nach einer kurzen Pause die Kathleen ihm gestattet hatte um seine Befürchtungen zu zerstreuen, die Octavian deutlich klar gemacht hatte, auch wenn es anders geklungen hatte mit seinen Worten. 


    Octavian löste in jener Zeit den Blick von ihr. Er mochte die Vergleiche mit seinem römischen Vorgänger nicht, auch wenn der Name auch noch Jahrtausende später durchaus üblich war in manchen Teilen der Welt und mittlerweile auch in der Galaxie. Sein Problem wurzelte hierbei mehr im Namen seines Vaters und seiner Brüder, den jeder für sich genommen, war jeder ein selbstständiges Individuum und keiner von ihnen, nicht mal Vater, würde wohl mit einer dieser historischen Persönlichkeiten in Verbindung gebracht werden, gäbe es nicht die Namenskette. Vielleicht war es doch Symbolik.
    Kathleen zog ihre Hände zurück auf ihre Beine und beobachtete Octavian neben ihr, der sachte auf die Seite gerutscht war um eine Mütze und einen Mantel unter seinem Gesäß hervorzuziehen, die wohl vorher unter ihm verschüttet gegangen waren. Sein Blick war auf ihr Profil festgenagelt gewesen.
    "Ich erwarte weder ein Kind, noch war ich je auf diese Weise mit ihrem Vater intim, Octavian." versicherte sie ihm, dass es keine neuen Caesarion geben würde, kam dabei nicht umhin ihr Wissen abermals zu präsentieren, so als würde sie einem Kind die Geschichte der Römer beibringen. Eine einfache Erwähnung des Namens hätte gereicht. Dann sah sie ihn das erste Mal wirklich an und bohrte ihren Blick in den seinen. Und es wurde klar, das er mehr sein Vater war, als er es je zugeben würde. Denn er hielt stand. Erwiderten den Blick mit einer schon fast, unheimlichen, ihm vollkommen unbewussten Selbstzufriedenheit, die tausende andere Menschen hätte umgehend kotzen lassen. Nein Octavian war nicht so leicht zu beeindrucken und schon gar nicht zu verschrecken. Gleichwohl realisierte er die Person hinter dem Blick. Die Tatsache was sich abspielte. Aber sie bemerkte, wie sich seine Augen mit Erleichterung füllten, da er sie unweigerlich direkt ansah, denn schließlich brauchte er nicht noch mehr Probleme. Ein Stein fiel vom Herzen, aber eine weitere Mine wurde bereits geschürft am selben Ort. Denn wenn es nicht um Vaters direktes Erbe ging, so handelte sich diese Unterhaltung unweigerlich um Corefield Design. Und so war es am Ende, vielleicht sogar, auch wenn Kathleen kein echtes dediziertes Interesse an der Firma der Viscontis hatte. Dann blickte sie wieder gerade aus, während er regungslos blieb, und anfing leicht zu schmunzeln.
    "Und was auch immer die Leute behaupten, mein Lieber, ihr Vater war einer der gerissensten und weitblickensten Männer die ich kenne." sie hob die Brauen und schnalzte mit der Zunge, um dann wieder gerade aus zu sehen. Realisierte das er zu lächeln anfing, als sie begann von seinem Vater zu erzählen. "Also ersparen Sie mir, das Hörensagen von anderen Menschen die nur die Hälfte von Ihrem Vater wussten und den außergewöhnlichen Ehrgeiz, mehr zu hinterlassen, als es ein Mann eigentlich konnte, nie verstanden haben."
Seine Antwort folgte auf dem Fuße, „Das stimmt, Vater war ein großartiger Mann. Und sicherlich auch gerissen und mit Weitblick, andernfalls hätte Corefield Design nie so lange überdauert.“
    Er wurde in seiner Antwort unterbrochen und ebenso die für ihn fremde Frau beim Zuhören, die sich gerade über den Rock strich und just einen Blick über die Schulter warf, als Octavian die Schritte des Priesters hörte, der sich von der Nonnen gelöst hatte und in die Kappelle getreten war. Ihre Gesichter und Köpfe jeweils über die linke Schulter dem Eingang des Gotteshauses zugewandt, blickte sie den Mann an. 


    Der dürre, beinahe verhungerte Priester trat erneut in die Kirche, leicht buckelig, aber mit zufriedenen Gesichtszügen. Er tauchte seine Hand ins Weihbecken, sie beide blickten ihn länger als es vielleicht nötig war, aber das lag wohl an dem Gesprächsverlauf. Die Frau wandte ihren Kopf, so tat es auch Octavian, aber er blickte noch einmal zurück als er die Tür hörte und der Priester verschwand. Ein rauer Luftzug war die Folge, ein leichtes Säuseln im Nacken. Ein Tropfen war zu vernehmen aus der Ferne, vermutlich schlitterte etwas Wasser über den Rand und verbreitete sich nun über dem Boden, als der Priester sich bekreuzigte. Aber bevor er noch etwas sagen konnte, war es Kathleen die weiter sprach, während ihre beiden Augenpaare sich wieder sich gegenseitig zuwandten. "Sie können mich Kathleen nennen."
Für Kathleen schien es als könnte, Octavian schien sich vage erinnern, aber es leuchtete ihm noch nicht recht ein.

  7. #67
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
    Registriert seit
    24.03.2010
    Beiträge
    94

    Standard

    Kombinierter Post mit Octavian Visconti (Account, Steckbrief) Teil 2

    If you tell the truth you don't have to remember anything.

    „Freut mich Sie kennen zu lernen“, gab Octavian als Antwort, ein zartes Lächeln auf den Lippen, welches durchwegs als sympathisch von Kathleen empfunden wurde. „Um meinen begonnenen Gedankengang fortzusetzen, wenn Sie mir erlauben.“ Er holte seine Zigarettenschachtel hervor, hoffend, dass die Marke ‚Royalty‘ der werten Dame zusagte, reichte er ihr eine davon, welche ihm fast begierig von ihr aus den Fingern gezogen wurde. Und während er sie sich selbst eine weitere in den Mund steckte, ihm elf Zigaretten verbleibend. Er kramte das Feuerzug hervor, die Flamme erhellte ihr Antlitz ungemein in dieser nach Licht durstenden Umgebung; bis auf die Kerzen, die überall positioniert waren und die Tür, die nun, nach dem der Priester eintrat, sperrangelweit offen stand, gab es schließlich nicht viel mehr. 
Die Chardinisten erklärten es als traditionell ohne elektrisches Licht zu beten, was wohl dadurch herbei gerufen wurde, dass die Religion anfangs an der Armutsgrenze entlang schlitterte. Natürliches Licht und Kerzenlicht reichte meist, nur das Problem in dieser Kirche war, dass man durch die Fenster kaum Licht gewann, denn die Nebengebäude überragten das Gotteshaus deutlich. 
Kathleen fokussierte die einzelne, einsame Flamme direkt vor ihrem Gesicht, während sie mit der rechten Hand weiterhin die Zigaretten vor ihrem Mund festhielt. Beobachtete den mystischen Tanz des Feuers, das am Leben gehalten wurde durch den stetigen Zufluss von Gas, und der Luft um es herum. Unverkennbar fasziniert von der Färbung die mit jedem Windhauch anders wirkte. Ihr Gesicht war das erste Mal deutlich zu erkennen, die scharfen Gesichtszüge einer Frau in ihren besten Jahren. Die hohen Wangenknochen und die schmale Nase der Italienerin, die wachen grauen Augen der Amerikanerin unter den dünnen Augenbrauen. Er erkannte jedoch die grauen Augen zum ersten Mal, als das Feuer sie erhellte; und war leicht verwundert, hatte er sie doch in der Dunkelheit grün eingeschätzt, aber er ließ sich nichts anmerken. Dann zündete er auch seine Zigarette an, während Kathleen es kommentierte. "In diesem Licht bekommt das Wort 'Beweihräucherung' eine ganze neue Bedeutung." sie schmunzelte und inhalierte ihren ersten Zug, auf die gewohnte Weise tief ein. "Ich hoffe ihr Priester verträgt diese Art von Weihrauch."

    Unterdessen holte er einen kleinen, ausklappbaren Aschenbecher aus dem Inneren seines Sakkos heraus. Zwar mussten solche Utensilien nach dem Benutzen gereinigt werden, aber die Größe erlaubt es sie ohne Umstände mit sich zu führen, vor allem praktisch wenn man die Umwelt nicht verschmutzen wollte – oder wie in diesem Fall die Kirche. Er platzierte den Aschenbecher vor ihnen und gab lächelnd preis: „Pavel wird sich nicht beschweren. Er ist es schon von meinem Vater gewöhnt.“ Er inhalierte den zweiten Zug und kam damit unweigerlich auf Vater zurück, und überging den amüsierten Blick von Kathleen, die eine Augenbraue gehoben, den Aschenbecher musterte und wohl etwas dachte das mit 'Unnötig' zu tun hatte.
    „Ich stimme Ihnen zu. Deshalb bin ich hier, um die Perspektiven kennen zu lernen aus denen Vater gesehen wurde. Das ist, um genau sein, auch der einzige Grund warum ich heute hier bin. Eine Kirche ganz für mich alleine beanspruche ich schließlich auch nicht, irgendwo muss man ja – wie Pavel es immer wieder so schön ausdrückt, gar besonders betont – demütig sein. Und solche Arroganz würde höchstens zu Visk passen.“ 

    Man hörte ein knappes Ausstoßen von Octavian, welches man als ein amüsiertes, leichtes Kichern abtun konnte oder auch als Trotzgeräusch, welches Verachtung gegenüber den beiden genannten signalisierte; gefolgt war diese Aktion vom obligatorischen Ziehen an der Zigarette. Kathleen nahm beides zur Kenntnis und speichert es sich im Hinterkopf ab, um vielleicht später darauf zurück zu kommen, oder es zumindest in den Akten zu vermerken. Sollte der Priester tatsächlich mehr mit dem Tod von Julius zu tun haben, würde er es bitter bereuen – soviel war klar. Aber all diese tausenden von Gedanken, die weniger von Rache, als mehr von Gerechtigkeit geprägt waren, wenn auch auf Neskas arrogante Art, ließ sie sich nicht anmerken und nahm fast zum selben Zeitpunkt einen weiteren Zug von der Zigarette. Nicht ihre Marke, aber sie beschwerte sich nicht.

    „Aber dass Vater ein brillanter Mann war, müssen Sie mir nicht sagen. Das wissen wir alle sehr genau. Es ist auch nicht gerade so, als hätte er damit nicht geprahlt. Er hatte bereits zig Geschichten meinen Brüdern vorgetragen ehe ich geboren wurde, natürlich alle wahr – sofern ich das nachprüfen konnte über das Extranet. Aber ganz ehrlich“, er tippte die Zigarette in den Aschenbecher und nahm einen weiteren Zug, wandte seinen Blick, den er zuerst die ganze Zeit auf den Glimmstängel gerichtet hatte, erneut zu ihr, und konnte nicht um hin, der Bewegung ihrer Beine, die sie gerade überschlug, und so die ebenmäßige, glatte Haut ihres Knies und Oberschenkels entblößte, zu beobachten, bevor er zu ihrem Gesicht zurückkehrte. Sie musste ihm zu gute halten, dass er es schaffte nicht zu Zögern oder sich zu verplappern.
    „Es scheint mir als würden Sie ihn nur auf geschäftlicher Basis kennen? Gerissen ist so mancher Geschäftsmann, um genau zu sein, ist es nur ein allzu beliebtes Adjektiv für Männer dieses Schlags. Es ist doch gerade eine Vorrausetzung für den Job, sofern man erfolgreich sein will. Ohne Gerissenheit und ein gewisses Gespür für das Geschäft überlebt man heutzutage doch nicht mehr.“ Er lehnte sich mit dem Arm zurück, in dem er die Zigarette hielt, visierte ein wenig die Maria-Statue an der Wand durch die rastenden Finger auf der Bank und drehte anschließend seinen Kopf erneut zu der Hexe. „Was mich interessiert, Kathleen, kannten Sie ihn auch persönlich?“

    Neska wartete einen Moment mit ihrer Antwort und richtete ihren Blick für einen Moment auf den Aschenbecher. Kräuselte ihren Mundwinkel und schnippte dann mit einer lässigen Bewegung die Asche hinein. "Auf eine irritierende Weise praktisch das Ding." versetzte sie und stupste mit dem unlackierten Fingernagel ihrer rechten Hand dagegen.
Dann erst wandte sie sich wieder Octavian zu und musterte den Mann. Zählte einen kurzen Augenblick lang seine Wimpern, während ihre linke Hand in die Tasche ihres Blazers glitt, um dort das kleine Störgerät zu aktivieren, welches ein Abhören unmöglich machte. "Ich glaube nicht, dass Sie verstehen, was ich, mit meiner Aussage über den Charakter Ihres Vaters sagen wollte, Octavian. Denn ich bezweifle das Sie verstehen, welche Geschäfte Ihr Vater und ich getätigt haben." Sie drehte sich zu ihm und verlagerte ihr Gewicht dabei mehr auf die rechte Körperseite, lehnte sich mit dem Arm auf die Rückenlehne der Sitzbank und wandte so ihre gesamte Front ihm zu. Beließ die Beine allerdings weiterhin überschlagen, und wechselte mit einer fließenden Bewegung die Zigarette von der rechten in die linke Hand, nur um kurz drauf erneut Asche abzuschnippen. "Unsere Geschäfte waren von einer quasi privaten und sehr 'intimen' Natur." eröffnete sie und realisierte das er ihre Bewegung halb nachahmte, denn das was sie sagte, schien ihn nun endgültig angelockt zu haben. Auch wenn sie das Wort Intim so betont hatte, um verständlich zu machen, das sie Intim im Sinne von vertraulich meinte, nicht im Sinne von körperlich. "Sie werden also davon nichts in den Büchern von Corefield Design finden." sie hob ihre rechte Hand, um ihn daran zu hindern ihr ins Wort zu fallen. "Das ist nicht die Antwort auf Ihre Frage, das weiß ich Octavian. Ich kannte Ihn gut genug und bin auch bestens mit Ihrer gesamten Familie vertraut."
Ein neuer Zug an der Zigarette, ließ die Spitze tief orange aufglühen, und unterbrach für einen Moment ihren Redefluss. "Aber, ja, ich kannte ihn persönlich." sie lächelte in sich hinein und schmunzelte mit gesenktem Blick, als ihr noch mal die Erinnerung in den Sinn kam. "Wenn ich gewusst hätte, wie einfach es ist Gott zu leasen, wäre ich früher zu Ihnen gekommen, Kathleen."' zitierte sie den Vater des Mannes ihr gegenüber. "Etwas aus dem Kontext gegriffen, aber immerhin wahr." ergänzte sie.

  8. #68
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
    Registriert seit
    27.04.2009
    Beiträge
    352

    Standard

    <----- Die Citadel: C-Sec

    Die Citadel: Bezirke

    Die Erwähnung eines Essens rief Kate ins Gedächtnis, dass sie seit dem Frühstück auf Omega, welches doch schon einige Zeit zurücklag, noch nichts gegessen hatte. Obwohl sie an diesem Tag bisher noch nicht auf ihre Biotik zurückgreifen hat müssen, war sie schon ziemlich hungrig. Der schmackhafte Geruch, der von dem Restaurant ausging, vor dem sie standen, tat sein Übriges, um den Hunger noch zu stärken.
    „Es ist nur ein Softwareentwickler“, entgegnete sie auf die indirekte Frage von Nika. „Allerdings muss es so oder so noch ein wenig warten, denn ich muss ihn zuerst kontaktieren.“
    Daraufhin holte Kate ihr PDA heraus und fing schnell an, eine kurze Nachricht, dass sie auf der Citadel angekommen war und ihm gerne den PDA übergeben würde, an Lev zu schreiben. Sie achtete dabei darauf, dass Nika jederzeit den Text lesen konnte, damit sie nicht unbegründet misstrauisch wurde.

    „Ich wäre dann soweit“, sagte die Biotikerin und stieg aus dem Vehikel aus. Sie folgte ihrer neuen Auftraggeberin in das Restaurant, welches auch über einen Liefer- und Mitnehmservice verfügte. Da Nika direkt auf diesen zuhielt, ging Kate davon aus, dass sie nicht hier speisen würden. Das Restaurant war gut von fast allen Bevölkerungsschichten besucht, was davon zeugte, dass sowohl das Essen gut sein musste, als auch die Preise an und für sich in Ordnung waren.

    In der Menükarte, die vorne auflag, waren allerhand Gerichte aus sämtlichen belebten Welten im Citadel-Raum angeführt. Kurzerhand entschloss sich Kate für ein klassisches Steak mit passender Beilage und bestellte es. Während sie auf das Essen warten mussten, stellte Kate eine weitere Frage, die ihr auf der Zunge brannte: „Was hätten Sie eigentlich gemacht, wenn ich abgelehnt hätte?“
    ‚Dann wären wohl tausende Credits vergeudet gewesen und vermutlich die Reaktion entsprechend unangenehm gewesen.‘

  9. #69
    Rookie Avatar von Nika Violet Duran
    Registriert seit
    01.10.2010
    Beiträge
    59

    Standard

    Die Citadel – C-Sec >>>>

    Die Citadel – Bezirke

    Nika sagte die ganze Zeit über, in welcher Kate die Nachrichten an diesen sogenannten Lev verfasste, kein Wort, sondern beobachtete sie einfach ausdruckslos. Kaum war das erledigt, stiegen beide Frauen aus dem Fahrzeug aus und hielten zielsicher auf das Restaurant zu. An der Theke angekommen bestellte Devereaux ihr Essen und wandte sich dann auch sofort wieder an die Agentin, welche dadurch kaum Zeit dazu hatte, sich das Innere des Etablissements anzusehen. „Was hätten Sie eigentlich gemacht, wenn ich abgelehnt hätte?“

    Die Frage erzeugte ein knappes, schmales Schmunzeln auf Nikas Lippen und bevor sie antwortete, lehnte sie sich an die Theke, an welcher sie beide warteten. Soll ich mit ihr spielen? Das Schmunzeln wurde deutlicher und entwickelte sich fast schon zu einem Grinsen, welches den heiteren Ton, in welchem Nika ihre Antwort aussprach, nur noch untermalte. „Dann wäre ich, wie versprochen, mit ordentlich mit Ihnen Essen gegangen und hätte Ihnen danach viel Spaß mit Ihrer neugewonnenen Freiheit gewünscht.“ Die Schultern der Asiatin hoben sich leicht an, nach dem sie sich von der Theke abgestoßen und sich Kate zugedreht hatte. Dessen fokussierter Blick wiederum bestand scheinbar nur noch aus einer Mischung aus Misstrauen, Verwunderung und Überraschung.

    „Nicht die Antwort, die Sie erwartet haben, Miss Devereaux?“ Nikas Ton blieb recht locker, was ihre Mimik mit einem sachten, aber freundlichen, Lächeln betonte. „Alles andere würde mir doch sowieso nichts bringen… aber so hätte ich wenigstens eine interessante Gesellschaft für ein Essen.“

  10. #70
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
    Registriert seit
    27.04.2009
    Beiträge
    352

    Standard

    Die Citadel: Bezirke

    Kate war von Nikas Antwort mehr überrascht, als sie je zugeben würde. Tatsächlich hatte sie eher damit gerechnet, dass sie gezwungen worden wäre und man ihr eventuell auch noch den Lohn gestrichen hätte. Vorausgesetzt ihre junge Begleitung hätte es wirklich geschafft, sie aufzuhalten. Doch so wurden nur weitere Fragen aufgeworfen. Warum wurde genau sie aus der Zelle geholt? Warum unternahm jemand diesen Aufwand, wenn die Gefahr, ja angeblich sogar die Möglichkeit bestand, dass sie sich davonmachen könnte? Jemand, der so viel über Kate wusste, musste auch wissen, dass bei ihr durchaus die Chance bestand, dass sie nichts auf die Hilfe gab und einfach abhauen würde. Wurde ihr biotisches Talent benötigt? Es war noch die wahrscheinlichste Lösung des Rätsels, aber widersprach sich mit der Aussage, dass bei dem Auftrag niemand sterben musste. Natürlich schloss das eine das andere nicht aus, aber es wurde einfach unwahrscheinlicher. Alles Fragen, die Kate stellen würde, sobald sie von niemanden mehr beobachtet wurden.

    Während sie so vor sich hingrübelte, fiel ihr auf, dass Nika nichts zu Essen bestellte. Die Frau mit den asiatischen Zügen schien nur sie und die Umgebung im Auge zu behalten. Äußerlich vollkommen entspannt aber trotzdem aufmerksam und vorsichtig. Bisher war Kate zu sehr mit sich und dem Lauf der Dinge beschäftigt, sodass ihr erst jetzt auffiel, dass ihre Auftraggeberin eher ungewöhnliche, violette Augen hatte. Sie tadelte sich selbst dafür, dass ihr es erst jetzt aufgefallen war. Dabei fragte sie sich, wie die Farbwirkung in Kombination mit einem schwach sichtbaren, ebenfalls lilafarbenen Rouge wirken würde. Kate selbst war nicht der Typ für farblich sichtbares Make-Up, aber sie empfand die Art und Weise, wie Rouge auf asiatisch aussehenden Gesichtern aufgebracht werden konnte - fast parallel zum Kieferknochen - ziemlich attraktiv.

    „Überhaupt nicht die Antwort, mit der ich gerechnet habe“, bestätigte sie Nikas Vermutung. Ein Mitarbeiter des Restaurants tauchte vor ihr auf und packte soeben ein Plastikschälchen, welches mit Alufolie zugedeckt war, ein. „Ihr Essen, Miss. Bitte zahlen Sie an der Kassa da vorne“ Er zeigte in die entsprechende Richtung und Kate nahm nickend ihre Bestellung entgegen.
    „Nette Augenfarbe“, meinte sie ganz beiläufig zu Nika, während sie zur Bezahlung ging. „Steckt da eine Geschichte dahinter?“

Seite 7 von 35 ErsteErste ... 5678917 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •