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Die Citadel – Bezirke[Hotel Theram]
09. April 2184(Tag 6), 15:21 Uhr
Nika schlug die Tür des gemieteten Gefährts zu und vergewisserte sich anschließend, dass dieses auch wirklich abgeschlossen und gesichert war. Sie befand sich hier zwar nicht in der schlechtesten Gegend der Bezirke, aber dennoch fiel der dunkelviolette, fast schwarze Gleiter, der von einer bekannten asarischen Firma mit kroganischen Einfluss gefertigt war, hier auf und sie wollte nicht unnötig riskieren, sich später mit einem geplünderten Mietwagen rumplagen zu dürfen.
Kaum war dies erledigt, blickte sie zu der Fassade ihres Hotels herüber, welches, wie wohl alles auf der Citadel, lediglich ein kleiner Teil einer der vielen Türme war. Die Bebauungsweise der Raumstation war der Agentin schon immer irgendwie suspekt, bestand doch jeder Flügel an sich schon wieder aus vielen einzelnen Arkologien. Lauter winzig-kleine Häuser, die in einem etwas größeren Haus stehen, welches seinerseits wieder in einem steht. Dieser Umstand, zusammen mit den Preisen war vor wenigen Jahren der Grund gewesen, wieso sie sich für ein Appartement auf Bekenstein entschieden hatte, statt für eines auf der Citadel. Natürlich spielte bei der Entscheidung auch mit ein, dass sie auf Bekenstein wesentlich weniger Aliens um sich haben musste.
So oder so trieben sich auf der Ebene derzeit nur recht wenige Leute herum, was primär wohl daran lag, dass umliegende Nachtclubs noch geschlossen waren und man ansonsten nur ein einzelnes, dafür aber besser besuchtes, Café in der Nähe ausmachen konnte. Mit einem sachten Schulterzucken warf Nika die letzten Gedanken jedoch ab und setzte sie sich dann endlich wieder mit Kurs auf den Haupteingang des Hotels in Bewegung.
Stehen blieb sie erst, als sie das harmonische Foyer betreten hatte – dieses war durch eine Art Bogengang scheinbar direkt mit einem Restaurant verbunden, welches jedoch derzeit nur leicht besucht schien. Auch ansonsten war es recht ruhig, was den ungewöhnlichen Anblick, der sich bot, nur weiter bekräftigte –denn eigentlich hielten sich die meisten Hotels doch noch eher an das klassische Einrichtungsbild, welches man von der Erde kannte. Nika denn Umstand allerdings darauf zurück, dass die meisten Hotels die sie kannte sich auf menschlichen Kolonien befanden und demnach für gewöhnlich auch unter menschlicher Leitung standen. Das Theram war allerdings asarischen Ursprungs, zumindest vermutete die Frau das, denn alles in allem fühlte sie sich an Hotels auf Illium erinnert.
Die Möbel und Dekorationen zeigten ein abgerundetes Design und waren in glänzendem Schwarz gehalten, wodurch sie einen Kontrast zu dem weißen Fußboden und den Wänden erzeugten. Das interessanteste war für die Agentin aber das Wasser, welches an den Wänden herab rauschte, wie eine Art kontrollierter Wasserfall. Unweigerlich fühlte sie sich an ihr Appartement erinnert und schmunzelte daher leicht, wandte sich dann aber endgültig der Rezeption zu und zog dabei die entsprechende Karte aus ihrem Portmonee. Die dunkelviolette Asari, die grad wohl die einzige anwesende Angestellte war, schien zwar in ein geschäftliches Telefonat verwickelt zu sein, bekam es aber dennoch geschickt hin, Nika mit einem locker-freundlichen Blick zu begrüßen und ihr mit einem Handzeichen anzudeuten, dass sie ihr die einfach das schwarze Kärtchen reichen sollte. Wenige Sekunden später schien alles geklärt, mit einer höfflichen Geste gab sie Nika die Karte zurück und beendete fast gleichzeitig das Telefonat.
„Entschuldigen Sie.“ Begann das Alien und sprach erst weiter, nach sie ein entspanntes „Kein Problem.“ als Antwort bekam. „Ihr Zimmer ist im dritten Stock.“ Ging das Gespräch dann weiter, wobei die Asari dabei eine etwa faustgroße Kugel unter der Theke hervorholte, die bei der zweiten Berührung ein grünes Bedienfeld in die Luft projizierte. Kaum war die Eingabe geschehen, begann das Gerät zu schweben, bis es auf Augenhöhe zum Stillstand kam. „Der Guide bringt sie hin.“ Erklärte die Rezeptionistin, woraufhin sie ein „Danke schön. Das war’s auch.“ von der Agentin bekam, diese wendete sich nun dem sogenannten Guide zu. „Dann mal los mit dir.“
Der Wegführer lotste Nika ohne irgendwelche Probleme durch das Hotel, welches doch größer zu sein schien, als sie es zuerst vermutet hatte. Bereits nach einem kurzen Weg kam das Duo bei dem gesuchten Zimmer an, worauf der kleine Roboter auch sofort mit mehreren zufälligen Leichtsignalen aufmerksam machte. Der ist knuffig, den will ich für zu Hause haben. Nika hatte leider keine Gelegenheit mehr, denn noch während sie mit sich stritt, ob sie das kleine Ding irgendwie stibitzen sollte, flog dieses schon wieder davon und ließ eine enttäuschte, traurige Asiatin zurück.
„Mach’s gut du!“ Rief sie dem Roboter hinterher, dessen Sensoren wohl auf die Akustik ansprangen und sofort dafür sorgten, dass er in allen möglichen Farben anfing zu leuchten. „Aww!“ Gab Nika begeistert von sich, verschwand dann aber in ihrem Hotelzimmer.
Elegant. Das Mobiliar glich von der Art her fast dem Rest des Hotels, die leitende Farbe war wieder schwarz, nun jedoch gepaart mit einem dunklen nußbraun, wodurch der Eindruck wieder etwas mehr ins klassische rückte, jedoch nicht altmodisch wirkte. Desto auffälliger war nun die weiße-orangene Mappe, die offen ersichtlich auf dem Bett lag. Nach einem schnellen, gespanten Blick bestätigte sich endlich Nikas Vermutung. Ihr Arbeitgeber ging zumindest davon aus, dass Miss Devereaux beim betreten der Citadel festgenommen werden würde, was den unbewiesenen Verdacht für die Agentin erhärtete, dass die gesamte Festnahme an sich schon Cerberus‘ Tun sein würde. Wir sind böse Schurken. Amüsierte sie sich in Gedanken darüber, blieb jedoch mit ihrer Aufmerksamkeit bei den Holotapes. Mitunter befanden sich Unterlagen und Anweisungen darin, die Nika eine ideale Möglichkeit gaben, um Devereaux fast schon legal aus der Zelle zu holen. Ist wohl alles Wasserdicht, wenn das alles wirklich unser Handwerk ist, dann geben wir uns aber eine ziemliche Mühe, um Biotiker an Bord zu holen.
Nika ließ die neugewonnene Holotapes wieder in der Mappe verschwinden und griff stattdessen nach ihrem PDA, auf welchem sie dann umgehend Devereaux‘ Dossier öffnete. Mit einem verlorenen Blick betrachtete sie Bilder und anderen Inhalte, bevor sie leise seufzte und das abgeschaltete Gerät auf dem Bett ablegte. Und mich haben sie von Omega geholt, soll nochmal irgendwer irgendwo behaupten, Cerberus sei böse. Der bittere Gedanke verschwand bei einem zweiten Seufzen, dass die junge Asiatin von sich gab, als sie sich ausgiebig streckte. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet ihr, dass sie noch genügend Zeit hatte, bevor Devereaux überhaupt auf der Citadel ankommen würde. Wird Zeit für eine Dusche, ich will für unsere Newcomerin doch frisch und sauber sein!
Nika hatte die Hände hinter ihrem Kopf verschränkt und diesen wiederum soweit zurückgelehnt, wie sie konnte, wodurch sie auch zwangsweise ihren Rücken durchstreckte. Das Gefühl der letzten, lauwarmen Wassertropfen, die über ihre Brust und den Rücken herabfuhren erzeugte ein angenehmes Schaudern, welches erst abließ, als sie Luft ihren feuchten Körper nach wenigen Minuten fast gänzlich getrocknet hatte.
Sauber, nach Kirschblüten riechend und mit Haaren, die endlich wieder gepflegt und glatt aussahen, statt vom Regen Elysiums ruiniert, verließ Nika noch immer unbekleidet das Badezimmer. Nach dem sie ihren PDA eingeschaltet hatte, um ihn als Musikspieler zu missbrauchen, holte sie ihren zweiten und somit letzten Satz Kleidung aus dem Rucksack und zog sich an, wobei es sich auf Dauer nicht vermeiden ließ, dass sie sich vom Rhythmus der Titel mitreißen ließ.
Was mache ich denn hier?! Ertappte sie sich selbst letzten Endes und sah sich hastig um, da sich inzwischen aber niemand heimlich in das Zimmer geschlichen hatte, blieb ihr jegliche peinliche Berührung erspart und mit einem verlegenem Lächeln auf den Lippen ließ sie sich auf die Bettkante sacken, um sich ihre Socken und anschließend die Sportschuhe anzuziehen. Noch immer gut vierzig Minuten, bis sie überhaupt hier ankommt. Dachte Nika, nach dem sie wieder einen Blick auf die Uhrzeit geworfen hatte. Die Zeit wurde von ihrem Kopf schneller verplant, als sie blinzeln konnte und so sprang sie zielsicher auf und zog ihre Tasche mit zu der Sitzecke des Hotelzimmers. Dank der Gegebenheit, dass ihre moderne Ausrüstung reinigungsfreundlich war dauerte es nur ein paar Minuten, bis Nika ihre Waffen, als auch ihre Kampfbekleidung ruhigen Gewissens für erneut einsatzbereit befinden konnte. Sowohl die Ausrüstung als auch ihr restliches Hab und Gut – inklusive der neuen Dokumente - verstaute sie anschließend, nun sogar ordentlich, wieder und hing sich anschließend die Tasche wieder um. Die Musik des PDAs stellte sie ebenfalls, wenn auch zu ihrem Leidwesen, ab und machte sich so auf den Weg in das Restaurant, welches ihr zuvor aufgefallen war.
Nika hatte ihr Essen bereits hinter sich und während ihre Augen mit einer gewissen Freude den bunten, schimmernden Fischen zusahen, die in einem großen, länglichem Aquarium ihr Dasein verplanschten, beschäftigte ihr Verstand sich schon wieder mit dem kommendem Vorhaben. Sie würde das Departement betreten und sich als Agentin des Allianz Geheimdienstes ausgeben, wodurch sie ohne große Probleme zu dem verantwortlichen Captain der Abteilung Investigation gelangen sollte. Ab da an musste sie mehr oder weniger improvisieren und überzeugen, da sie jedoch offizielle Dokumente besaß, die ihre Geschichte und Beziehung zu Kate Devereaux bestätigen würden, machte sie sich um letzteres keine Sorgen.
Gerade war die junge Agentin dabei, sich zu fragen, wieso man nicht einfach die richtige Person bei C-Sec schmierte, als ihr PDA zu vibrieren begann und die eingegangene Nachricht ihr verkündete, worauf sie nun schon ungeduldig wartete. Devereaux sitzt. Zeit für mich, die Heldin zu spielen.
Uhrzeit: 17:03
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