Laut Aussage einiger Online-Portale kommt es einer enormen Bildungslücke gleich die Preacher-Comics nicht zu kennen. Ich habe zwar von ihnen gehört, aber nie auch nur eines gelesen. Dementsprechend gehe ich ohne jede Vorkenntnis an die Serie heran, die am letzten Sonntag auf AMC startete. Um die Geschichte näher zu bringen, muss ich die erste Folge stark spoilern, da sie die komplette Exposition enthält - naheliegenderweise.
Jesse Custer (Dominic Cooper "Warcraft - The Beginning", "Agent Carter") ist Priester im verschlafenen Nest Annville, Texas. Sonderlich großen Erfolg hat er in seinem Beruf nicht. Er säuft wie ein Loch, hat eine mehr als düstere Vergangenheit und ist auch Gewalt nicht abgeneigt, wenn er sie als gerechtfertigt ansieht. Er ahnt noch nichts von den Mächten, die es auf ihn abgesehen haben und die Welt weit Priester auf blutige Weise das Leben kostet. Wenig hilfreich ist da auch Tulip (Ruth Negga "Warcraft - The Beginning", "Agents of SHIELD"), die ihn zu krummen Dingern überreden will, wie in der guten alten Zeit. Und dann fällt auch noch der Vampir Cassidy (Joseph Gilgun "Lockout", "The Last Witch Hunter") aus einem Flugzeug.
Soweit man es nach der ersten Folge sagen kann, ähnelt die Serie konzeptionell Constantine, die leider nach einer Staffel abgesetzt wurde. Der Fokus liegt auf dem christlichen Glauben; auch wenn diese Mythologie hier noch dezenter genutzt wird. Noch gibt es keine Anzeichen von Engeln und Dämonen. Es gibt nur merkwürdige Fremde und ein schimmerndes Etwas, das Jesse seine Fähigkeit zur Suggestion gibt. Auch der Gewaltgrad ist deutlich höher. Hier spritzt das Blut literweise. Gedärme liegen herum und jemand schneidet sich sogar das Herz heraus.
Dennoch liegt der Hauptfokus (Gott sei Dank (Uhh! Wie Meta!)) auf den Charakteren. Über Jesse, den selbst zweifelnden Priester möchte man mehr erfahren. Ebenso über Tulip, die von Ruth Negga als absoluter Badass dargestellt wird. Sie hat aber auch eine weiche Seite. Zum Beispiel liebt sie es mit Kindern was zu basteln. *Hust* Cassidy ist als dritter im Bunde ebenfalls interessant. Der durchgeknallte Ire schert sich nicht um Menschenleben oder um Konsequenzen. Ein so lockerer und unverkrampfter Vampir ist im Medium Film (oder Serie in diesem Fall) sehr selten. Erfrischend.
Ich freue mich jedenfalls auf die nächste Folge am kommenden Sonntag und bin erst einmal angefixt.