Hallo alle miteinander!

Das hier ist die Fortsetzung zu "Nur eine Soldatin".
Der Titel passt mir zwar noch nicht so ganz - aber vielleicht fällt mir irgendwann was besseres ein, oder ihr habt sogar eine Idee. Ich würde mich sehr freuen und bin für Vorschläge immer offen

Den ersten Teil (also "Nur eine Soldatin") könnt ihr hier lesen: http://www.globalgameport.com/showth...-eine-Soldatin

Ich versuche das Ganze so zu schreiben, dass man den ersten Teil nicht unbedingt gelesen haben muss - aber ich weiß nicht ob mir das Recht gelingt :c

Zum Inhalt des zweiten Teils:
Fünf Monate sind vergangen, seit Commander Jane Shepard sich auf Tuchanka mit der Genophage auseinandergesetzt hat. Die Krankheit ist geheilt, aber der Frieden bleibt aus. Eine Rebellion erhebt sich und Shepard steht einem weiteren Krieg gegenüber, den sie alleine mit ihren Freunden nicht gewinnen kann. Zwischenzeitlich muss sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und einem beinahezu unsichtbaren Feind gegenüberstellen. Es wird Zeit die Spezies der Galaxie erneut zu vereinen um eine friedliche Zukunft für sie alle zu ermöglichen.

Und noch eine kleine Anmerkung für alle die den ersten Teil nicht gelesen haben: Shepard ist mit Garrus zusammen und erwartet ein Kind von ihm. Falls Fragen dazu aufkommen sollten, nur zu, ich stehe gerne Rede und Antwort

Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen

Prolog

„Ich will mein Baby nicht auf Omega kriegen!“, schrie Commander Jane Shepard und Mordin seufzte nur genervt. Der Salarianer kannte Shepard inzwischen besser, als ihm lieb war und er wusste wie stur sie sein konnte. Wäre das Kind nicht schon auf dem besten Weg, das Licht der Welt – besser gesagt den Dreck Omegas – zu erblicken, hätte er ihr sogar zugetraut, dass sie sich ein Schiff geschnappt und wo anders hingeflogen wäre. Aber die Umsetzung dieses Plans stellte sich als ziemlich schwierig heraus und ihr schien das durchaus bewusst zu sein. Dennoch hielt sie es allem Anschein nach für notwendig, ihn regelmäßig daran zu erinnern, wie furchtbar sie den Asteroiden als Geburtsort für ihr Kind empfand.
Mordin kommentierte ihre Aussage nicht, sondern konzentrierte sich weiterhin darauf, die Geburt so angenehm wie möglich zu gestalten und die Vitalwerte des Kindes im Auge zu behalten. Jane stöhnte vor Schmerz und legte den Kopf in den Nacken. „Mordin, tun Sie irgendwas!“, befahl sie wütend. Der Professor hörte die Verzweiflung in ihrem Unterton und konnte ihren Unmut nur zu gut verstehen. Immerhin lag sie nun schon seit drei Stunden auf diesem Bett, ohne dass die Schmerzen auch nur annähernd nachließen. Mordin hatte ihr erst im Shuttle erklärt, dass er ihr keine Schmerzmittel geben konnte – weil er sich nicht sicher sein konnte, ob sie eventuell die Gesundheit des Kindes beeinflussten oder nicht. Schließlich hatte das Baby den Schutzfilter schon unterbrochen und es gab nichts mehr, dass ihm länger garantierte, dass das Kind von schädlichen Einflüssen geschützt war. Außerhalb davon wäre es nicht von Vorteil, wenn Shepard dabei bewusstlos wäre.
Sie hatte ihn schockiert angesehen, gefragt, wie er ihr das nur vorenthalten konnte, sie hätte das viel früher wissen müssen. Aber er hatte nur sachlich argumentiert, dass sie damit nur in einen Angstzustand geraten wäre und sie das auch nicht weiter gebracht hätte. Womöglich hätte sie ihn sogar darum gebeten, das Kind via Kaiserschnitt aus ihr rauszuholen. Und dabei hätte er nie zugestimmt. Mordin wollte nur zu dieser Maßnahme greifen, wenn es gar nicht anders ging. Und so schwer die Geburt auch war, er sah Fortschritte und vermutlich würde es auch nicht mehr lange dauern, bis sie ihr Baby in den Armen halten konnte.
Garrus hatte er sofort rausgeschickt. Der Turianer hatte den Salarianer zwar nur angefaucht und geknurrt, wie es nur ein werdender turianischer Vater konnte, aber auch das hatte Mordin nicht beeindruckt. Wrex kümmerte sich um Garrus und hielt ihn von Shepards Zimmer fern, während Bakara versuchte ihn zu beruhigen.
Mordin hatte noch nicht viele Geburten miterlebt. Genau genommen gar keine – aber das Wissen, das er benötigte um Janes Kind gesund auf die Welt zu bringen, besaß er. Und bisher hatte es auch noch nicht sonderlich viel von ihm abverlangt. Shepard weinte nicht mehr. Entweder hatte sie einfach keine Tränen mehr oder sich inzwischen an die Schmerzen gewöhnt. Mordin hielt sie weitestgehend auf dem neuesten Stand, was den Fortschritt der Geburt anging, aber Jane zweifelte langsam daran, dass es heute, oder in den nächsten Tagen überhaupt noch geboren wurde.
„Mordin!!“, fauchte sie, als eine weitere Welle des Schmerzes durch ihren Unterleib fuhr.
Der Salarianer hatte genug von ihren Beschwerden, dachte an ein Lied aus Gilbert und Sullivan und begann munter vor sich her zu singen.
Jane warf ihm einen entsetzten, fassungslosen Blick zu. Wie konnte er in dieser verdammten Situation noch singen?!
„Oh Goooott....“, stöhnte sie, schloss die Augen und betete, diese Geburt würde endlich vorbei sein. Aber da konnte sie noch lange warten...


Kapitel 1: Unter Deck

24 Stunden zuvor...

Jane Shepard öffnete schlagartig ihre Augen. Es war kalt – irgendwie – und als sie sich zur Seite drehte, wusste sie auch wieso. Garrus lag nicht neben ihr und das allein war schon ein Grund, besorgt zu sein. Eigentlich war er nie von ihrer Seite gewichen, gerade dann nicht, wenn sie schlief. Jane ächzte und versuchte etwas aufzusitzen. Mordin hatte ihr verboten das Bett zu verlassen. Nur wenn es wirklich notwenidg war. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Wochen sie nun schon bettlägig war und hin und wieder hatte sie auch schon ein wenig bereut, überhaupt schwanger zu sein. Das Kind war schwerer als ein menschliches Baby und verlangte ihr einiges ab. Wenigstens konnte sie sich nicht über irgendwelche Übelkeitsanfälle beschweren – in so fern ging es ihr ziemlich gut.
„Garrus?“, fragte sie in die Dunkelheit und versuchte angestrengt irgendetwas zu erkennen. Ihre Wohnung, ein winziges kleines Gebäude, bestand im Prinzip nur aus zwei Zimmern. Und Jane sah kein Licht unter der Badezimmertüre, also gab es nur noch eine Möglichkeit, wo sich ihr Verlobter hinbegeben hatte. Sie zog die Stirn kraus und warf einen zweifelnden Blick zu ihrer Haustüre. Wo sollte er denn mitten in der Nacht hingegangen sein? Und als hätte er ihre Gedanken gelesen, öffnete sich die Türe so leise wie nur irgend möglich und die Silhouette des Turianers verriet ihr, dass sie mit ihrer Vermutung richtig gelegen hatte.
„Schatz?“
Garrus sah sofort zu ihr, vergas dabei völlig, dass sie ein Mensch war und ihre Augen nicht halb so gut im Dunkeln sehen konnte wie die seinen. Für einen kurzen Moment befürchtete er, sie hätte die Sorge in seinem Gesicht gesehen, aber sie klang nicht verängstigt, lediglich etwas müde und gestresst.
Er kam langsam zu ihr und setzte sich an die Kante des Bettes.
„Tut mir Leid ich... Ist alles in Ordnung?“, fragte er und legte ihr vorsichtig eine Hand auf den Bauch. Jane stöhnte und ließ sich langsam wieder in ihr Bett fallen. Jede Bewegung war begleitet von einem unbeschreiblich eklig zwickenden Schmerz. Inzwischen hatte sie sich zwar schon ein wenig daran gewöhnt – aber angenehm war es trotzdem nicht.
„Ja, ich bin nur aufgewacht und... du warst nicht da“, erwiderte sie, schluckte schwer und suchte im Dunkeln seine Hand. Garrus bemerkte das, fühlte schnell ihre dünnen Finger verschränkt mit seinen und lächelte leicht.
„Wrex hat mich gebraucht“, erklärte er ehrlich. „Es war nur... etwas wegen Mordin“, fuhr er nicht ganz so ehrlich fort.
Jane zog eine Augenbraue hoch und sah ihn verwirrt an. Vermutlich wusste sie gar nicht, wie fertig sie aussah.
„Mordin?“, hakte sie nach und er beeilte sich damit, seine Kleidung abzulegen und sich zu ihr unter die Decke zu legen.
„Ja. Wrex wollte nur...“, er verstummte, als er ihren warmen Körper so nahe an seinen geschmiegt spürte. Sie hatte ihre Augen bereits geschlossen und an ihrem ruhigen Atem erkannte er, dass sie dem Schlaf schon wieder sehr nahe war. „Ich erzähl es dir morgen, okay?“, flüsterte er leise und sie nickte nur schwach. Es brauchte nur noch ein paar wenige Sekunden, bis sie eingeschlafen war und Garrus hatte wieder genug Zeit sich Gedanken um ihre momentane Situation zu machen.
Sein Treffen mit Wrex war nicht halb so harmlos gewesen, wie er erzählt hatte. Es ging hier nicht um irgendwelche belanglosen Kleinigkeiten, es hatte schon wieder einen Angriff gegeben und so sehr der Kroganer auch versuchte, das alles abzutun, er wusste genauso gut wie Garrus, dass Janes, Mordins und sein Aufenthalt auf Tuchanka von Tag zu Tag kritischer wurde. Der Clanführer hatte ihm keine Antwort darauf gebeten, nur etwas gemurmelt von wegen, solcherlei Vorkommnisse gehörten zum guten Ton auf Tuchanka.
Garrus hatte das alles nicht glauben können. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass einer der Kroganer seinen Freund als Verräter betitelt hatte. Wrex tötete seine Angreifer, meinte, es wäre keine ernstzunehmende Bedrohung aber Garrus merkte selbst, wie sich die misstrauischen Blicke seines Volkes summierten. Es war nicht länger nur ein kleines Ärgernis, beide Männer wussten, dass ihnen eine äußerst unangenehme Auseinandersetzung bevorstand.
Jane und ihr gemeinsames Kind in Gefahr zu bringen, war das letzte was er wollte. Wrex unterstützte die beiden so gut es ging, aber Mordin hatte gemeint, dass es am besten wäre, wenn sie ihre Ruhe hatte. Er besuchte sie täglich, untersuchte das Kind und vergewisserte den Eltern, das alles in Ordnung war. Janes Schwangerschaft war in den letzten Monaten seltsam ruhig verlaufen. Garrus hatte sich an ihre Stimmungsschwankungen gewöhnt und das einzige, was sie beide etwas störte war die Tatsache, dass sie sich nicht länger das Bett teilen durften. Zumindest nicht so, wie sie es wollten. Jane hatte sich schon etliche Male bei ihm beschwert, aber Garrus hatte schnell einen Weg gefunden sie zu besänftigen.
Und nun lag sie hier, unwissend in seinen Armen und sein schlechtes Gewissen begann zu wachsen. Sie sollte wissen, welchen Risiken sie hier auf Tuchanka ausgesetzt waren, und das ihre langjährige Freundschaft zu Wrex und Bakara, das einzige war, das zwischen ihnen und ihrem sicheren Tod stand.
Er würde Wrex morgen darum bitten, ihnen ein Schiff zu besorgen, damit sie von Tuchanka verschwinden konnten. Sicherheitshalber. Obwohl Garrus sich nicht gut dabei fühlte, wusste er, dass auch er etwas Schlaf brauchte...

Als Jane das nächste Mal die Augen öffnete, war sie erstaunt über die vielen verschiedenen Stimmen die sie vernahm. Ächzend saß sie auf, stützte sich dabei mit beiden Händen ab und warf einen verwirrten Blick durch den kleinen Raum. Wrex, Mordin und Garrus unterhielten sich angeregt über etwas, dass sie ganz offensichtlich nicht wissen durfte, denn das letzte was sie gehört hatte, bevor sie aufgesessen war, hatte verdächtig nach einem “Nicht vor Jane“ geklungen.
Ihr Blick sprach Bände und Mordin machte schon die ersten Schritte auf die Türe zu.
„Halte es für angemessen dem kommenden Streit aus dem Weg zu gehen“, kommentierte er nur, aber Garrus hielt ihn am Arm zurück bevor er das Zimmer verlassen konnte.
„Was ist los?“, fragte Shepard und sah einmal irritiert in die Runde.
Wrex legte das Gesicht in die Hände und Jane glaubte, dass er sich diese Geste von ihr abgeschaut hatte. Sie hatte den Kroganer noch nie so... verzweifelt gesehen. Oder war es viel mehr frustriert? Sie wusste es nicht genau. Garrus hingegen wirkte etwas aufgekratzt aber dennoch besorgt. Da war etwas in seinem Blick, dass Jane für ein paar Sekunden stutzen ließ. Eigentlich hatte sie gedacht, ihn in und auswendig zu kennen aber dieser Blick... Irgendetwas stimmte nicht und allem Anschein nach weigerten die anderen sich es ihr zu sagen.
„Nichts Shepard. Schlaf weiter“, befahl der Clanführer aber es klang nicht halb so dominant wie es vermutlich sollte. Jane warf ihm einen ungläubigen Blick zu und wandte sich dann an ihren Verlobten.
„Garrus?“
Der Turianer hätte sich nun wahrscheinlich auf die Lippe gebissen, wenn er ein Mensch wäre, aber in seinem Fall zuckten seine Kieferplatten nur unruhig und vermittelten damit Jane das Gefühl, einer größeren Bedrohung gegenüber zu stehen, als sie erwartet hatte.
„Ist schon gut, Jane, bleib einfach... wir regeln das schon“, wimmelte er sie ab. Garrus schien zu wissen, dass Jane sich damit nicht zufrieden geben würde, kam deshalb zu ihr und strich ihr liebevoll über den Handrücken.
„Willst du mich verarschen?“, war ihre harsche Antwort darauf und der Turianer zuckte nur leicht zusammen. In den letzten Wochen hatte sie des häufigeren solche genervten Anwandlungen gehabt, aber Garrus befürchtete, dass es noch viel schlimmer würde, wenn sie wusste worum es hier ging.
Mordin kicherte – wenn Jane das richtig verstand und ihr Blick wandelte sich von Wut in Mordlust. Was zum Henker war daran denn bitte witzig? Und warum hielten ihre Freunde es nicht für nötig, sie über den momentanen Stand zu informieren? Sie war nach wie vor Commander verdammt noch mal! „Ihr geht mir mit eurer beschissenen Geheimniskrämerei langsam echt auf den Geist“, knurrte sie wütend.
Garrus wusste, dass nur die Hälfte davon so gemeint war, wie sie es sagte und ging deshalb gar nicht erst darauf ein.
„Schätzchen, es ist nichts Ernstes. Wir kriegen das schon hin“, erwiderte er beruhigend und lehnte seine Stirn an ihre – eine turianische Geste die Jane lieben gelernt hatte. Normalerweise. Aber seit sie schwanger war, konnte Garrus ihre Handlungen und Reaktionen nicht mehr genau vorhersagen und war deshalb nicht unbedingt überrascht, dass sie sich nicht so einfach beruhigen ließ.
„Steck dir dein "Schätzchen" sonst wo hin, ich will wissen was los ist“, fauchte sie und sogar Wrex zog erstaunt über ihr aggresives Verhalten eine Augenbraue hoch. Sein turianischer Freund war in den letzten Wochen häufiger zu ihm gekommen – besser gesagt geflüchtet – und hatte von derartigen Ausbrüchen erzählt. Bis dato hatte der Kroganer ihm gar nicht richtig glauben wollen, dass Jane so... unausstehlich sein konnte. Sprach der Turianer sonst ja nur in höchsten Tönen von ihr.
Mordin fiel der provokative Unterton ebenfalls auf und er glaubte, dass es an der Zeit war den Commander über die jüngsten Ereignisse zu informieren. Immerhin war er bei dem letzten Angriff dabei gewesen und einer Kugel in die Brust nur knapp ausgewichen.
„Kroganer werden unruhig, stellen Wrex' Herrschaft in Frage“, begann der Salarianer faszinierend ruhig und erntete damit nur fassungslose Blicke von Garrus und dem Clanführer. Beide waren der Meinung gewesen, es wäre besser Jane nichts davon zu sagen. Es war Mordins eigener Vorschlag gewesen, sie so lange wie möglich aus der Sache raus zu halten, er könnte nicht sagen, ob Stress sich negativ auf ihre Schwangerschaft auswirken könnte. Aber allem Anschein nach hatte er entschieden, dass der Zeitpunkt gekommen war, sie über alles zu informieren.
Jane warf dem Salarianer einen verwirrten Blick zu. „Und was genau bedeutet das?“, fragte sie, nachdem er nicht von selbst fortfuhr. Mordin schien zu warten, ob Wrex die folgende Erklärung übernehmen würde, allerdings tat er das nicht. Er schwieg und machte keinerlei Anstalten zu antworten.
„Haben bereits mehrere Angriffe auf Wrex abgewehrt oder verhindert. Letzter vor wenigen Stunden. Hatte vorgeschlagen Tuchanka zu verlassen. Genophage geheilt – Mission beendet. Sehe keine Notwendigkeit noch länger hier zu bleiben“, erklärte er sachlich und nachdem er überzeugt davon war, das Haus so schnell nicht zu verlassen, setzte er sich an das Ende ihres Bettes.
Shepard schien mehr als entsetzt über diese Nachricht und brauchte erst einige Sekunden bis sie zu einer weiteren Frage ansetzte. „Und... wie lange läuft das schon? Ich mein...“, ihr Blick wanderte von Garrus zu Wrex und schließlich wieder zurück. „Angriffe? Wieso....wieso habt ihr mir das nicht früher gesagt?“, fragte sie und in ihren Augen stand geschrieben, wie sehr sie ihre Freunde für dessen Handeln verurteilte.
„Wir wollten dich schützen, Liebes, und das ist uns bisher auch gut gelungen“, erklärte Garrus und fuhr ihr liebevoll über die Wange. Jane konnte kaum glauben was die da hörte. Ja, sie war momentan schwächer denn je zuvor in ihrem Leben, dennoch glaubte sie nicht dermaßen aus allem rausgehalten werden zu müssen.
„Das ist Schwachsinn!“, fauchte sie und der Turianer zuckte erneut etwas zusammen. Ihr Ton verriet wie wütend sie war. „Ihr wollt mich doch alle verarschen! Wo liegt das Problem? Haben die Kroganer was dagegen, dass wir hier sind?“, fragte sie direkt an Wrex gewandt. Der Clanführer wich ihrem Blick aus und überlegte krampfhaft, ob er ihr nicht doch lieber alles verheimlichen sollte. Shepard konnte seltsam unheimlich sein, wenn sie so aufgelöst war.
„Nicht direkt. Shepard, es ist etwas komplizierter. Und ich glaube nicht, dass es Sinn macht, dir jetzt alles zu erzählen. Es reicht, wenn du weißt, dass es besser wäre, wenn ihr von hier verschwinden würdet“, erklärte er und sah angespannt auf die Tür ihrer kleinen Wohnung.
„Etwas komplizierter“, äffte sie ihn nach und verzog angewiedert das Gesicht. „Ich bitte dich, Wrex, ich hab schon genug Scheiße mitgemacht. Sag mir einfach was Sache ist“, befahl sie und der Kroganer deutete ihr urplötzlich still zu sein. Jane wollte sich allerdings nichts sagen lassen und vor Allem nicht so leicht zum Schweigen bringen. Aber eben als sie zu einer weiteren scharfen Antwort ansetzen wollte, legte Garrus ihr vorsichtig einen Finger auf den Mund.
Mordin wirkte ebenso aufmerksam und warf einen alarmierten Blick aus dem einzigen Fenster.
„Nicht gut“, sagte der Salarianer bloß und Jane rutschte das Herz in die Hose. Was zum Teufel war hier los?!
„Wie viele sind es?“, fragte Garrus angespannt.
„Fünf rechts, drei links. Scheinen zu wissen, dass Wrex hier ist. Schlage vor, den Hinterausgang zu nutzen“, erwiderte Mordin und ging einmal quer durch den kleinen Raum. Hinterausgang? Jane konnte sich nicht erinnern jemals davon gehört zu haben. Dieses kleine Haus hatte doch gar kein...
Mordin scannte mit seinem Universalgerät die Wand und im nächsten Moment erschien da auch schon eine Türe, von der Jane überhaupt nichts gewusst hatte.
„Was zum...“, begann sie fassungslos, wurde aber unterbrochen, als Garrus ihre Arme in seinen Nacken legte um sie hochzunehmen. „Hey, Moment, was hast du vor?“, fragte sie panisch.
„Keine Angst, Schätzchen, alles wird gut“, meinte er so beruhigend wie möglich, aber sie sah die Unsicherheit in seinen Augen und das tröstete sie momentan nicht sonderlich effektiv.
„Mordin!“
Der Professor öffnete die Türe und ließ Garrus mit Jane in den Armen voraus gehen. Wrex prüfte noch einmal die Haustüre, bevor er einen Schrank davor schob und Mordin in den Hinterausgang folgte.

Das alles kam ihr seltsam absurd vor, beinahe schon so wie damals in dem Lager auf der Erde, als Ish mit seiner verdammten Armee von Irren angerückt war um an James ein Exempel zu statuieren. Jane wusste kaum wie um sie geschah und hatte keine Ahnung, wie lange sie nun schon durch diesen dunklen Tunnel liefen und wie lange dieses Ding überhaupt schon existierte. Garrus hatte ihr nie etwas von einem versteckten Tunnel erzählt.
„Ihr wisst hoffentlich alle, dass ich euch so was von kalt machen werde, sobald ich wieder stehen kann!“, zischte sie, bekam aber nur ein Lachen seitens Wrex zu hören.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du eine Chance gegen mich hast, oder Shepard?“, erwiderte der Clanführer bloß und trat eine Türe ein.
„Dir wird das Lachen noch vergehen wenn ich dir in die Eier trete!“, entgegnete Jane genervt.
„Ich würde sie nicht so provozieren, Wrex, mir hat sie auch schon einiges angedroht und ich traue ihr durchaus zu, dass sie ihre Drohungen auch wahr macht“, warnte Garrus seinen Freund. Genaugenommen war er einfach nur unsagbar froh, dass Jane sich nicht wehrte. Er hatte befürchtet, sie würde sich nicht einfach so von ihm tragen lassen, aber bis jetzt verhielt sie sich überraschend ruhig.
„Erklärt ihr mir jetzt bitte mal, was passiert ist?“, bat sie und verzog schmerzverzerrt das Gesicht.
Garrus wusste von ihren Schmerzen, aber dieses Mal schien es anders zu sein. Jane kniff die Augen zusammen und verstärkte ihren Griff um seinen Nacken. Ihr Partner blieb stehen und warf ihr einen besorgten Blick zu.
„Alles in Ordnung, Schätzchen?“, fragte er mit einem bemüht liebevollen Ton. Er hoffte immernoch, sie mittels seiner Stimme etwas besänftigen zu können.
Jane antwortete nicht sofort. Er sah ihr an, dass sie krampfhaft versuchte, gegen die Schmerzen anzukämpfen.
„Wenn ihr mir sagen würdet, was los ist, würde ich mich mit Sicherheit besser fühlen“, presste sie hervor.
„Lüge. Aufklärung über die momentane Situation würde Schmerzen nicht lindern. Im Gegenteil“, kommentierte Mordin, der sich zu ihnen gewandt hatte und Jane mit seinem Universalgerät scannte. Er verzog dabei keine Miene und das machte Garrus besorgten Zustand nicht gerade besser.
„Was ist los?“, fragte er aber der Professor schien darauf entweder nicht antworten zu wollen, oder er überlegte ob es gut war, die werdenden Eltern über Janes Vitalwerte zu informieren.
„Sollten uns beeilen“, sagte er schließlich und ging wieder voraus.
Wrex hatte so lange die Führung übernommen und nach der nächsten Türe betraten sie einen großen unterirrdischen Raum, der mit einigen Shuttles und kleineren Schiffen ausgestattet war. Jane zog erstaunt eine Augenbraue hoch. Sie hätte den Kroganern gar nicht zugetraut, dazu fähig zu sein so etwas zu bauen.
„Wo sind wir hier?“, fragte sie leise und schmiegte sich noch etwas fester an Garrus.
„Wrex hat nach dem ersten Angriff einige Vorkehrungen getroffen, für den Fall, dass wir... schnell von hier verschwinden müssen“, erklärte Garrus und setzte Jane behutsam auf ein paar Kisten ab. „Ich bin sofort wieder bei dir, Liebling“, fügte er noch hinzu und küsste sie auf die Stirn.
Jane glaubte, dass es nichts brachte jetzt zu widersprechen, er würde ja so oder so tun, was er tun wollte, also konnte sie genauso gut auch einfach beleidigt an Ort und Stelle sitzen bleiben.
Mordin unterhielt sich mit einer Kroganerin und erst nach genauerem Hinsehen fiel Jane auf, dass es sich dabei um Bakara handelte. Die dreifache Mutter wirkte nicht halb so angespannt wie die Männer um sie herum und Jane verstand immer noch nicht so ganz, was eigentlich geschehen war. Vielleicht würde Bakara sie ja aufklären können.
Mordin sagte noch etwas zu Wrex' Partnerin bevor er sich einer anderen Gruppe Kroganern anschloss und Bakara auf Shepard zu kam.
„Commander“, begrüßte sie Jane, ehe sie sich zu ihr setzte. „Mordin hat mich über die Lage informiert.“
Jane zog irritiert eine Augenbraue hoch. Na super, jeder wurde allem Anschein nach über alles informiert nur sie nicht.
„Dann kannst du mir ja sagen, was hier vor sich geht“, knurrte sie unzufrieden und beobachtete Garrus und Wrex, die heftig gestikulierten und mit ein paar anderen Kroganern diskutierten.
„Dann haben sie Sie nicht eingeweiht“, stellte Bakara fest und Jane verkniff sich einen sarkastischen Kommentar. Ja, sie war beleidigt, sehr sogar. Sie hatte ihre Freunde für etwas loyaler gehalten und geglaubt, sie würden sie immer auf dem neuesten Stand halten – aber allem Anschein nach machte ihr schwangerer Zustand sie zu jemanden, dem man am besten gar nichts mehr anvertraut. „Es gab einen Aufstand“, begann sie und Jane warf ihr schnell einen verwunderten Blick zu.
Wrex hatte ihr mal erzählt, dass kleinere Kriege unter den Clans nicht unbedingt ungewöhnlich waren – insofern hatte Jane geglaubt, dass das nichts besonderes wäre. Aber inzwischen war Wrex eben nicht nur Anführer der Urdnot sondern noch von einigen anderen Clans. Seine Herrschaft schien größer zu sein als sie gedacht hatte und den anderen schien das nicht zu gefallen.
„Sie wissen wahrscheinlich, dass die Kroganer es nicht besonders gut hießen, dass Sie die Heilung der Genophage zu erst vereitelt hatten. Aber sie haben ihre Wut auf Wrex konzentriert, der Sie dafür nicht bestraft hat, sondern viel mehr dennoch unterstützt. Nachdem die Genophage jetzt aber geheilt ist, sehen sie wohl keinen Grund mehr Sie und Ihre Freunde am Leben zu lassen, genauso wenig wie Wrex. Sie halten ihn für einen Verräter und wollen jemand anderen an der Macht sehen“, erklärte sie ruhig. Jane ließ ihren Blick einmal durch den Raum wandern. Die Anwesenden wirkten nicht wütend. Das einzige was Jane sah, waren treue Kroganer, die jeden Befehl Wrex' ohne Widerworte befolgten. „Zuerst waren es nur Drohungen. Dann direkte Angriffe. Wrex hat das alles runtergespielt, aber ich wusste, dass mehr dahinter steckt.“
Jane schüttelte den Kopf. Warum hatte er ihr das nicht früher gesagt? Jane hätte verschwinden können, mit Garrus und Mordin. Gleich nachdem das Heilmittel hergestellt war. Sie hätten dem Clanführer so viel Ärger ersparen können. Wieso hatte er nichts gesagt?
„Ich...versteh das nicht ganz“, murmelte sie verwirrt.
„Das müssen Sie auch nicht. Dieses stumpfe Denken ist typisch für unser Volk. Ich halte Wrex für einen guten Anführer, auch wenn ich das vor ihm nie sagen würde, Sie wissen wahrscheinlich genau so gut wie ich, dass ihm das über den Kopf wachsen würde, aber diese Meinung scheinen nur wenige unserer Spezies zu teilen. Es ist eine Schande, dass es so weit kommen musste...“, erwiderte sie angespannt.
Jane verstand was sie meinte und schüttelte den Kopf.
„Nein, Bakara, es ist meine Schuld“, murmelte sie. Sie hatte versucht, ihre Fehler in den letzten Monaten auszublenden, aber jetzt wurde ihr einmal mehr bewusst, dass die Welt eben nicht schwarz und weiß war. Sie bestand aus zig verschiedenen Grautönen und Jane konnte nie vollends sicher sein, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Genophage schon damals geheilt zu haben und Mordin dabei zu opfern. Aber in ihren Ohren hatte das so falsch geklungen und sie hatte so eine verdammte Angst um ihren salarianischen Freund gehabt. Sie hatte ihn einfach nicht verlieren können und alles in Bewegung gesetzt um ihn zu überzeugen. Letzten Endes hatte sie bekommen was sie wollte und jetzt musste sie sich schon wieder mit den Konsequenzen ihres Handelns auseinandersetzen...
„Unsinn, Commander. Der Wille zu Kämpfen ist tief in unserem Volk verankert. Das hat nichts mit Ihren Entscheidungen zu tun. Früher oder später wäre es zu einem Kampf gekommen. Was Sie verursacht haben, ist nur eine willkommene Ausrede für einen weiteren Krieg“, erklärte Bakara und klang dabei so ehrlich, dass Jane für einen kurzen Moment sogar daran glaubte.
„Dennoch... hätte ich das nicht... wäre ich nicht so selbstsüchtig gewesen wäre vielleicht-“
„Warum denn selbstsüchtig? Ich denke, dass jeder dasselbe an Ihrer Stelle getan hätte. Sie haben Ihren Freund beschützt, auch auf die Gefahr hin, zur Zielscheibe zu werden. Das war nicht selbstsüchtig, Commander, ganz im Gegenteil“, unterbrach Bakara sie.
Jane schwieg einige Sekunden lang und musterte Mordin, wie er Befehle gab, lebendiger aussah denn je zuvor. 'Er geht richtig auf in seiner Rolle als Drahtzieher', dachte sie und schmunzelte. Wrex hatte Mordin zu seinem persönlichen Assistenten ernannt im Bezug auf die Heilung der Genophage. Seitdem hatte der Professor großen Einfluss auf die Befehlsgewalt von Wrex.
„Viele wissen es nicht, aber ich habe genug über Sie gehört, Shepard. Sie werfen sich öfter in die Schusslinie als gesund für Sie ist und ich muss ehrlich sagen, dass ich froh bin, dass Sie in den letzten Monaten vernünftig genug waren um sich etwas Ruhe zu gönnen.“ Bakara sah sie nicht an, aber Jane erkannte dennoch die Bewunderung in ihrem Blick. Sie hatte nie gedacht, dass sie so auf andere wirkte. Und ja, irgendwie hatte die Kroganerin sogar Recht. Jane hatte das alles nie so gesehen, dass sie Mordin mit ihrem Handeln beschützt hatte. Damals hatte sie einfach nur gedacht: ich darf ihn nicht verlieren. Aus Angst, dass sie zusammenbrechen würde, nicht mehr stark genug wäre um den Kampf gegen die Reaper auf zunehmen. Sie hatte so eine gottverdammte Angst gehabt, durch den Tod eines weiteren Freundes derartig labil zu werden, dass sie ihren Posten als Commander nicht länger hätte halten können. Aber Bakara hatte Recht. Das war nicht der einzige Grund gewesen, warum sie Mordin überzeugt hatte, die Sabotage zuzulassen. Er war ihr wichtig, als Kamerad, als Freund, als Familie. Und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie das alles genauso wieder tun würde.
„Danke“, flüsterte sie und lächelte leicht.
Bakara erwiderte nichts darauf. Sie legte Jane nur noch kurz eine Hand auf die Schulter und ging dann wieder zu Wrex. Der Clanführer warf seiner Partnerin einen etwas gehetzten Blick zu. Sie sprach mit ihm und dann sahen alle drei zu ihr. In Garrus' Augen spiegelte sich ein Gewirr aus Gefühlen, das Jane noch nicht richtig deuten konnte. Allen voran sah sie Sorge und Angst. Letzteres verwunderte sie etwas, aber sie war nicht in der Lage aufzustehen und nachzufragen, also versuchte sie ihn mit einem fragenden Blick zu sich zu locken. Ohne Erfolg.
Sie wusste nicht wie lange sie auf der Kiste saß, bis Mordin wieder zu ihr kam.
„Sollten sich noch etwas ausruhen“, schlug er vor und deutete ihr ihm zu folgen.
„Mordin, ich kann nicht aufstehen“, erwiderte sie ruhig. Das sollte er doch am besten wissen.
„Ist mir durchaus bewusst, Shepard, dennoch. Sollten mir folgen“, entgegnete er. Jane versuchte aus ihm schlau zu werden, aber er regte keinen Muskel. Was zum Henker wollte er damit denn bitte erreichen? Das Baby hatte ihr erst vor wenigen Minuten bewiesen, dass es nicht bewegt werden wollte. Wenn sie jetzt aufstand... wer weiß was das verursachen würde.
„Bei allem Respekt vor Ihrem medizinischen Wissen, aber ich halte das für keine gute Idee“, sagte sie aber der Salarianer schüttelte nur den Kopf.
„Bitte Shepard.“
Jane legte unbewusst eine Hand auf ihren Bauch und hoffte, dass er wusste, zu was er sie da eben drängte. Sie wusste nicht, ob sie es ihm verzeihen könnte, wenn ihrem Baby dadurch irgendetwas passieren würde.
„Auf Ihre Verantwortung“, erwiderte sie.
Mordin nahm ihre Hände – insgesamt berührte er sie zum ersten Mal auf diese Art – und half ihr auf. Es war ein seltsames Gefühl zu stehen und nur wenige Sekunden nachdem sie fest auf beiden Beinen stand, fuhr ein stechender Schmerz durch ihren Unterleib.
„Oh Gott...“, stöhnte sie, ließ sich von Mordin abstützen, der sein Universalgerät mit einem ernsten Blick beobachtete. Sein Mund war eine gerade Linie und er wirkte plötzlich seltsam angespannt auf sie.
„Gut. Bin stolz auf Sie“, sagte er, ohne den Blick von seinen Daten abzuwenden.
„Was?“, brachte sie nur hervor, ehe sie erneut vor Schmerz aufstöhnte. „Bei den Geistern, Mordin, was zum Henker soll der Scheiß?!“, fragte sie, klammerte sich hilflos an den Salarianer, bis er sie mit einer überrschenden Leichtigkeit, auf die Arme hob und zu einem der Schiffe trug.
„Fruchtblase geplatzt, Geburt ausgelöst. Werde Ihnen helfen Ihr Kind zur Welt zu bringen.“


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Sollte sonst noch irgendetwas unklar sein, einfach Fragen

Vielen Dank für's Lesen! <3