Vielen Dank euch beiden!! <3
Und da kommt auch schon das nächste
Kapitel 30: Versprechen
Jane wusste gar nicht wie lange sie dort gestanden hatten, aber es musste lange gewesen sein. Als sie Garrus an der Hand nach draußen führte, war niemand mehr auf der Normandy zu sehen. Sie hatten auch kaum ein Wort gesprochen, gewusst, dass jeder Satz unnötig war.
Kaidan hatte Liara fest in die Arme genommen. Sie weinte und schien unheimlich erleichtert zu sein.
¨Liara!¨
Shepard lächelte und war einfach nur unbeschreiblich froh, dass es ihren restlichen Crewmitgliedern gut ging. Die Augen der Asari weiteten sich, als sie Janes Stimme vernahm.
¨Shepard!¨, rief sie erstaunt, löste sich aus Kaidans Umarmung und suchte mit den Händen voran nach ihrem Commander.
¨Hier, ich bin hier.¨, meinte Jane schnell, sie ließ Garrus` Hand nur ungern los, nahm aber schließlich Liaras Hände und drückte sie leicht. Sie wusste wie blinde Menschen aussahen, aber eine blinde Asari hatte sie noch nie gesehen. Ihre Augen waren seltsam blass, bläulich. Ein ungewöhnlicher Anblick der in Jane sofort Mitleid auslöste. Wie war das passiert und wie lange war sie schon so eingeschränkt? Jane spürte wie sich ihr Herz zusammen zog. So viel Zeit war für ihre Freunde vergangen von der sie nichts wusste. Sie hatte keine Ahnung was sie die letzten Jahre alles durchmachen mussten. Jane hoffte, Liaras Zustand war erst von kurzer Dauer.
¨Shepard...¨, murmelte Liara fassungslos und zog die verdutzte Menschenfrau schließlich in ihre Arme. ¨Ich habe dich so vermisst.¨, meinte sie leise. Jane merkte, wie fest ihre Freundin sie hielt und erwiderte den Druck.
¨Ich dich auch, Liara.¨, erwiderte Jane ebenso leise und hielt ihre Freundin einfach nur fest. Sie hatte die Nachrichten von Liara mehrmals angehört und gewusst, wie frustrierend die Situation auch für sie gewesen sein musste. Und trotz Allem hatte die Asari nie aufgegeben. Selbst nach fünf Jahren hatte sie noch Notsignale geschickt, erzählt, wie sehr sie sich alle bemühten die Normandy zu reparieren und letzten Endes einfach nur sich hier einzuleben.
¨Ich wusste, du würdest kommen.¨, meinte Liara leise, löste sich etwas von Jane und lächelte sie vielsagend an. Auch wenn ihre Augen mehr tot als lebendig schienen, spiegelte sich darin eine unermessliche Dankbarkeit wieder. Jane schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und drückte Liara noch einmal fest an sich.
¨Ich würde euch doch nie aufgeben...¨, murmelte sie und biss sich konzentriert auf die Lippe. Jetzt bloß nicht wieder anfangen zu weinen!
¨Das weiß ich, Shepard.¨, entgegnete Liara. Sie hatte gewusst, dass es richtig war auf ihren Commander zu vertrauen. Sie hatte es den anderen Crewmitgliedern zwar nicht übel nehmen können, dass sie irgendwann aufgegeben hatten zu hoffen, aber Liara kannte Jane und wusste, dass sie alles dafür tun würde ihre Freunde zu retten. Das hatte sie schon immer getan.
Es vergingen einige Sekunden in den die beiden Frauen einfach nur da standen und einander festhielten.
¨Danke. Dass du nicht aufgegeben hast. Ohne dich wären wir nie so schnell hier hergekommen...¨, meinte Jane wieder leise und wollte die Asari gar nicht mehr los lassen.
¨Schnell? Ich will jetzt ja wirklich nicht undankbar klingen, Shepard, aber schnell ist bei mir was anderes.¨, kommentierte Joker mit einem leichten Anflug von Sarkasmus.
Jane löste sich von Liara und warf ihrem Piloten einen ungewollt gerührten Blick zu.
¨Jeff...¨
¨Oh nein, jetzt fangen Sie bloß nicht an zu heulen, Shepard! Damit komme ich nicht klar!¨, meinte Joker schnell und hob beschwichtigend die Hände. Jane ignorierte seinen Versuch sie auf Abstand zu halten und nahm ihren Piloten einfach in die Arme.
¨Danke.¨, flüsterte sie leise.¨ Dass Sie auf mich gehört haben. Ohne Sie wäre ein Großteil meiner Freunde jetzt wahrscheinlich nicht mehr am Leben...¨
Jeff lachte leicht und nachdem Garrus ihn mit einem mehr als deutlichen Blick maß, erwiderte er Shepards Umarmung. ¨Ja, ja, nichts zu danken, Commander. Dafür bin ich doch da. Ich rette Leben. Allen Voran, Ihres und das Ihrer Freunde beziehungsweise Liebhaber.¨, er grinste den Turianer einmal schelmisch an und registrierte Janes herzliches Lachen.
¨Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich Sie vermisst habe. Vor Allem Ihren trockenen Humor.¨, Jane löste sich wieder von Jeff und konnte ein ebenso breites Grinsen gar nicht verstecken.
¨Haben Sie das gehört, Garrus? Sie hat mich vermisst!¨, Jeff warf Janes Partner ein überheblichen Blick zu.
¨Kommen Sie, ich schätze Sie haben alle eine Pause verdient.¨, meinte Jane und führte ihre Freunde zurück zu Hacketts Schiff. Wenigstens ein kleiner Lichtblick.
¨Jeff? Kann ich mal mit Ihnen reden?¨, fragte Shepard als sie die kleine Kabine ihres Piloten betrat und irritiert eine Augenbraue hochzog, als sie ihn musterte, wie er auf dem Boden über irgendeine Kiste kauerte und darin herumwühlte.
¨Commander! Oh ich äh hatte Sie gar nicht gehört.¨, meinte Jeff schnell, klang leicht nervös und schloss die Kiste mit einer schnellen Bewegung.
¨Nur keine Eile, ich wollte nur fragen ob sie ein wenig Zeit zum Reden haben.¨, erwiderte Jane, lehnte sich an die Wand und beobachtete Jeff, wie er sie ertappt anstarrte.
¨Klar. Wieso nicht?¨, stimmte er schnell zu und humpelte zum Ausgang des Zimmers. Jane folgte ihm, bemerkte seinen genervten Blick, als er wahrnahm wie die anderen Crewmitgliedern ihn ansahen. Mitleid. Er hatte in den letzten fünf Jahren wirklich viel vermisst, aber das beim besten Willen nicht. Er kam mit seiner Krankheit sehr gut zu Recht, er brauchte dieses beschissene Mitleid nicht! Er führte seinen Commander in die Kantine und setzte sich an einen freien Tisch. Wenn er den Raum etwas genauer betrachtete, war er doch mindestens vier Mal so groß wie auf der Normandy. Beeindruckend. Ihm waren ja kleine Schiffe immer lieber gewesen, aber auf so einem großen Schiff zu dienen hatte sicher auch seine Vorteile. Allein schon weil Jeff hier sein eigenes Quartier bekommen hatte, inklusive eigenen Waschraum. Außerdem machte ihn allein der Gedanke an das riesige Cockpit ganz nervös, was für ein tolles Gefühl das sein musste so ein gigantisches Schiff zu fliegen! Und natürlich nicht zu vergessen, der richtige Koch. Nichts gegen Gardener, aber das Essen hier war um einiges besser als seine Kochkünste auf der Normandy.
¨Also Commander, womit kann ich dienen?¨, fragte er und grinste sie über den Tisch hinweg an.
¨Ich wollte mich einfach noch mal bei Ihnen bedanken. Ich weiß, es muss Ihnen schwer gefallen sein, die Erde zu verlassen. Aber sie haben mir damit einen großen Gefallen getan. Wer weiß was passiert wäre, wenn dieses rote Licht Sie getroffen hätte...¨, erklärte Jane. Sie wollte sich gar nicht ausmalen wie furchtbar es gewesen wäre, wenn ihre Freunde nun tot wären.
¨Moment, Sie wissen aber schon, dass es uns getroffen hat. Oder?¨, erwiderte Jeff und zog erstaunt eine Augenbraue hoch, als ein junger Mann die beiden nach ihren Bestellungen fragte. Moment, sie hatten hier doch nicht etwa wirklich Kellner auf dem Schiff, oder etwa doch?
¨Hat es?¨, Jane erwiderte seinen irritierten Blick und bestellte nur ein Bier. ¨Vermutlich Hacketts Idee.¨, fügte sie noch leise hinzu.
¨Ja. Dadurch sind EDI und Legion irgendwie.. Abgeschaltet worden. Wir konnten sie nicht reparieren.¨, meinte er und klang dabei seltsam abwesend.
"Ich habe Hackett bereits darum gebeten die Normandy wieder in Gang zu setzen. Er hat ein Team zusammengestellt, das sich dieser Aufgabe bereits annimmt. Wenn wir Glück haben ist die Normandy bis in einer Woche wieder flugbereit.¨, Jane lächelte leicht.
Inzwischen hatte sie oft das Gefühl, dass alles langsam aber sicher wieder gut wurde. Es war schön zu wissen, dass alle schwierigen Situationen irgendwann ein Ende nahmen.
¨Was ist schon eine Woche, Commander, ich habe fünf Jahre auf diesem Planeten gewartet.¨, erwiderte Jeff mit einem schiefen Grinsen.
¨Das... Hätte alles ein bisschen anders laufen sollen. Sie wissen, dass auf der Erde nicht halb so viel Zeit vergangen ist?¨, erklärte Jane leise und nahm noch einen Schluck von ihrem Bier. Jeffs Augenbrauen schossen in die Höhe.
¨Wie bitte?!¨, fragte er entsetzt.
Jane seufzte. Langsam hatte sie es satt immer diese Art von Reaktion zu bekommen. Garrus war schließlich auch nicht gerade begeistert gewesen und von Cortez hatte sie erfahren, dass Tali auch ziemlich geschockt reagiert hatte.
¨Es waren nur dreizehn Monate.¨, erwiderte sie leise und musterte den Rest der Anwesenden in der Kantine. Ihr war nicht entgangen wie neugierig und teilweise fasziniert die Crew sie und Jeff ansahen. Immerhin war vermutlich bis vor ein paar wenigen Tagen noch gar nicht bekannt gewesen, dass Shepard am Leben war.
Jeff schien es doch tatsächlich die Sprache verschlagen zu haben, denn er starrte Jane nur aus ungläubigen Augen an.
¨Das... Das wusste ich nicht.¨, meinte er leise und sein Blick hatte wieder etwas seltsam Abwesendes.
¨Jeff, ich bringe Ihnen EDI zurück, das verspreche ich.¨
Der Pilot nickte nur stumm. Einige Minuten lang herrschte Schweigen in den Jane weiterhin die anderen Anwesenden beobachtete und den Gesprächen einiger anderer lauschte.
¨Shepard. Joker.¨
Jane sah überrascht auf, als Wrex` laute Stimme durch die Kantine hallte. Sie winkte ihn lächelnd zu sich und er setzte sich neben sie an den Tisch. ¨Und so sieht man sich wieder. Sie haben die letzten fünf Jahre ja gut überlebt wie´s scheint. Sind robuster als ich dachte.¨, meinte der Kroganer an Jeff gewandt. Der Pilot hob einmal sein Glas und schüttelte nur grinsend den Kopf.
¨So schnell werden Sie mich nicht los, Wrex.¨, erwiderte er und erntete ein herzliches Lachen von Wrex.
¨Wenn ich Sie loshaben wollte hätte ich sie schon längst auf der SR1 zur Strecke gebracht.¨, entgegnete er wieder und grinste mindestens genauso breit.
Das war etwas, das Jane vermisst hatte. Ihre erste eigene Crew wieder vereint. Jeff war neben ihr der einzige auf der SR1 gewesen, der sich so gut mit den Aliens verstanden hatte. Der Rest der Crew war immer ziemlich voreingenommen gewesen und hatte einen gesunden Abstand zu den anderen gehalten. Aber Jeff... Jane lächelte bei dem Gedanken und hoffte, dass das auch zukünftig so bleiben würde. Sie mochte die lockere Art des Piloten mit den anderen umzugehen. Sein Humor hatte immer etwas Beruhigendes gehabt.
¨Ich weiß, wir sind noch gar nicht lange hier, aber... Ich wollte fragen ob du einen Moment Zeit hast, Jane.¨, Wrex klang mit einem Mal ein ganzes Stück ernster. Sie erwiderte seinen Blick mit einem fragenden Ausdruck.
¨Ich muss noch einige Dinge erledigen. Ich würde dann einfach später zu dir kommen, wenn das in Ordnung ist.¨, schlug sie vor und der Kroganer nickte zögernd.
¨Shepard!¨
Jane sah wieder auf, bemerkte Tali die sie zur Begrüßung einmal etwas umständlich um den Stuhl herum umarmte und sich dann nahe neben sie ebenfalls an den Tisch setzte.
¨Ich wollte noch mit dir reden. Du warst gestern ja irgendwie etwas... Beschäftigt. Hast du Zeit?¨, fragte die Quarianerin neugierig und Jane wusste kaum was sie sagen sollte.
¨Tali ich ähm...¨, erwiderte sie perplex. "Wrex wir sehen uns später. Tali komm in einer halben Stunde zu mir. Ich muss noch mal zu Mordin. ", meinte sie schließlich schnell, stand auf, verließ die Kantine und ließ einen verdutzten Wrex und eine erstaunte Tali zurück.
"Garrus?"
Der Turianer fuhr erschrocken herum und stand zum ersten Mal Janes Mutter gegenüber. Eigentlich hatte er sich mit Absicht in diesen düsteren, engen Teil des Schiffes verkrochen, um in Ruhe über die letzten Geschehnisse nachdenken zu können und trotzdem eine gute Ausrede - die Techniker brauchten seine Hilfe - parat zu haben. Und wenn er ganz ehrlich war, kam er auch noch nicht so ganz mit seiner Beziehung zu Jane klar. Selbstverständlich war er überglücklich wieder mit ihr zusammen zu sein, aber andererseits überforderte sie ihn ein wenig mit ihrer ungezügelten Leidenschaft und Hingabe. Er brauchte erst einmal ein bisschen Zeit um zu verstehen, dass er fünf Jahre weiter war als sie. Es war einerseits wirklich bewundernswert, dass Jane sich ihm gegenüber noch genauso verhielt wie zu dem Zeitpunkt als sie sich das letzte Mal gesehen hatten aber andererseits irgendwie auch ein wenig einschüchternd. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte und das verunsicherte ihn ungemein. Außerdem hatte er das Gefühl irgendwie etwas... Aus der Übung zu sein.
"Captain.", erwiderte er und mit einem Mal wurde ihm bewusst in was für eine Familie seine Jane da reingeboren wurde. Mutter Captain und ihr Vater war, wenn er sich richtig erinnerte, sogar General gewesen. Außerdem erinnerte er sich wieder daran, dass Hannah nun so etwas wie seine Schwiegermutter war, auch wenn er noch nicht offiziell mit Jane verheiratet war.
"Ich bitte dich, nenn mich Hannah.", meinte Shepards Mutter schnell und stellte sich neben ihn vor die Konsole. "Was machst du hier unten?", fragte sie und sah ihn neugierig an. Sie wollte nachvollziehen was ihrer Tochter an ihm so gut gefiel.
"Ich... Die Techniker haben etwas Hilfe gebraucht.", erklärte er schnell und erwiderte ihren Blick. Jane sah ihrer Mutter wirklich ähnlich, das gleiche rote Haar, dieselben grünen Augen. Kurz fragte er sich, was seine Partnerin wohl von ihrem Vater hatte.
"Und da hast du dich natürlich sofort zur Verfügung gestellt.", sie lächelte ehrlich.
"Ich tue was ich kann.", entgegnete er höflich. "Kann ich denn... Für dich irgendetwas tun?", fragte er und fühlte sich komisch dabei, sie so persönlich anzusprechen.
"Nein, nein... Hackett hat mir verboten irgendetwas zu tun, ich solle meine Zeit mit meiner Familie verbringen. Daher dachte ich... Gehörst du ja auch bald dazu.", sie grinste leicht und bemerkte seinen verdutzten Blick.
Dann hatte Jane ihr also gesagt, dass sie verlobt waren? Ein interessanter Gedanke. Und schön, wenn man bedachte wie gelassen Hannah darauf reagierte.
"Um ehrlich zu sein macht mich das ein bisschen nervös...", gestand er und brach den Blickkontakt abrupt ab.
Hannah lachte leicht. Es klang warm und unverhofft ehrlich.
"Du meinst, dass du dann zur Familie Shepard gehörst? Es ist nicht so schlimm wie es sich anhört.", sie grinste und selbst dabei erinnerte sie ihn an seine Verlobte.
"Ich dachte viel mehr daran, dass die anderen Jane gar keine Ruhe mehr lassen werden. Dabei glaube ich, dass das momentan alles ist was sie braucht. Wir werden also insofern kaum füreinander Zeit haben.", erwiderte er.
¨Wie meinst du das?¨, fragte Hannah nachdenklich.
¨Jane hat viele Versprechen gemacht, bevor sie die Galaxie vereint hat. Es war notwendig und ich schätze, dass sie in vielerlei Hinsicht auch gar nicht daran gedacht hatte, was diese Versprechen für Konsequenzen haben könnten, sollten wir alle den Krieg überleben... Es ist nur verständlich dass viele sie jetzt daran erinnern und dazu drängen wollen ihre Versprechen einzuhalten.¨, erklärte er und Hannah musterte ihn dabei nur erstaunt. Sie hatte von diesen Versprechen gar nicht viel mitbekommen. Eigentlich hatte sie geglaubt, Jane hatte die Galaxie auf andere Art und Weise vereint, ihre Unterstützung nicht durch unerfüllbare Versprechen gekauft. Das klang nicht nach ihrer Jane. Vielleicht sollte sie ihre Tochter noch mal darauf ansprechen.
Sie schwiegen einen Moment lang, bis Hannah einen genüsslichen Laut von sich gab.
"Sie hat Recht. Deine Stimme ist umwerfend.", meinte sie schließlich um die gedrückte Stimmung etwas aufzulockern.
Garrus sah Hannah einige Sekunden lang sprachlos an.
"Weißt du, das intercom überträgt ja nicht immer alles perfekt, daher...", sie lachte wieder als der verwirrte, verlegene Ausdruck gar nicht aus seinem Gesicht wich.
"Freut mich, dass ich wenigstens damit Eindruck schinden kann.", erwiderte er. Es war erstaunlich, dass Jane ihrer Mutter solche Dinge erzählte, hatte sie beim letzten Kontakt noch ziemlich distanziert gewirkt. Es machte ihn aber auch zunehmend neugierig, was sie sonst noch über ihn gesagt hatte. "Ich hoffe nur, dass sie nicht allzu peinliche Dinge erzählt hat.", ergänzte er leise.
"Hm nein. Aber sie hat mir erzählt, dass ihr Tango getanzt habt und dabei ganz verträumt geguckt. Ich kann mir das um ehrlich zu sein gar nicht vorstellen. Ich liebe Jane, aber bei allem was Recht ist, sie kann nicht tanzen.", Hannah lachte wieder und dieses Mal musste auch der Turianer schmunzeln. Allerdings erkannte Hannah das nicht.
"Ja das... War wirklich sehr beeindruckend. Ich war selbst sehr überrascht, dass sie das so gut hinbekommen hat.", erklärte er. Die Erinnerung an ihren aufgeregten, intensiven Blick nach diesem Tanz war so klar, als wären sie erst gestern in dem Casino gewesen. In diesem Moment hatte er sie einfach nur halten wollen, seine Jane.
¨Ich bin wirklich beeindruckt. Du tust ihr gut.¨, erwiderte Hannah und lächelte wieder. ¨Weißt du, ich habe mir so jemanden immer für meine Tochter gewünscht. Und eigentlich... Hatte ich schon aufgegeben daran zu glauben, dass sie jemanden findet, immerhin schien sie auch nie wirklich interessiert daran zu sein. Sie wolle der Galaxie dienen, für Frieden sorgen und so weiter...¨, sie grinste leicht. ¨Aber sie hat sich unheimlich verändert, seit sie ihren Dienst auf der Normandy begonnen hat. Ich bin... Ziemlich glücklich über ihre Entwicklung. Jane hat sich zwar nicht öfter bei mir gemeldet, aber wenn sie es getan hat, hat sie von ihren Freunden erzählt und allein das hat mich beruhigt. Sie war früher immer so... Ich weiß nicht, ernst. Da hat sich nie jemand an sie ran getraut. Außer Kaidan. Aber ihn hat sie ja eiskalt abblitzen lassen.¨, Hannah lachte wieder.
Garrus schwieg einen Moment lang, dachte daran, wie oft er mit Kaidan in den letzten Jahren über Jane gesprochen hatte. Er hatte den Major anfangs wirklich nicht gemocht, aber auf Namakli hatten sie sich doch irgendwie angefreundet. Außerdem hatte Garrus versucht ihn im Bezug auf Liara zu unterstützen. Sie hatte zwar immer gesagt, sie sollten sich keine Sorgen um sie machen, aber alle wussten nur zu gut, wie schwer es für sie war seit sie diesen Unfall hatte.
¨Es ist schön, dass er jetzt jemand anderen gefunden hat.¨, meinte der Turianer leise und versuchte ein wenig von Jane abzulenken. Schließlich fiel es ihm immer noch schwer das Ganze zu verstehen.
¨Ah, Liara, richtig? Ja, das freut mich auch für ihn.¨
Die beiden schwiegen wieder und Garrus hatte das unangenehme Gefühl irgendetwas sagen zu müssen.
¨Ich wundere mich allerdings, dass du hier bist. Solltest du nicht bei Jane sein?¨
Und da war er. Der grässliche Moment in dem er überhaupt nicht wusste was er sagen sollte. Er verstand worauf sie hinaus wollte, ihr wissendes Grinsen und der schelmische Ausdruck in ihren Augen sagte genug, aber er hatte einfach keine Ahnung wie er damit umgehen sollte. Vielleicht hatte sie auch Recht und er sollte wirklich einfach zu ihr gehen. Aber so leicht wie sich das anhörte war es nicht.
¨Sie hat gesagt, dass sie noch einiges zu erledigen hat.¨, erwiderte er leise und hoffte, sie würde nicht hören, wie nervös ihn ihr Nachfragen machte.
Hannah sah ihn tatsächlich einfach nur erstaunt an. Gut, dass sie ganz offensichtlich noch nicht viel mit Turianern zu tun gehabt hatte, sonst hätte sie sofort rausgehört, dass irgendetwas nicht stimmte. Und er hatte wirklich keine Lust mit ihr darüber zu reden. Wenn dann höchstens noch mit Tali. Aber Tali war ein Plappermaul. Sie würde es, vermutlich nicht mit Absicht, irgendwie Jane stecken und dann würde sie ihn persönlich fragen, was los war und er hätte nicht einmal eine Antwort parat. Also blieb es dabei, dass er sich hier unten verkriechen würde und einfach still schweigend darüber nachdenken würde, was ihn von Jane momentan so fern hielt.
¨Achso... Komisch. Ich dachte sie wäre... Sie wirkte so aufgekratzt. Hm, gut. Ich muss auch wieder zu Hackett, wir wollten zusammen Mittagessen. Möchtest du nicht mitkommen? Jane ist bestimmt auch da.¨, sie grinste wieder und Garrus hätte sich am Liebsten im Boden verkrochen.
¨Ich komme später nach.¨, meinte er so ruhig wie möglich und Hannah nickte nur verständnisvoll.
¨Kalibrierungen, hm? Ich frage mich was daran wohl so toll ist.¨
Warum sprach Jane eigentlich mit jedem darüber?
¨Vermutlich ein turianisches Ding.¨, erwiderte er im selben forschenden Ton.
Hannah lachte, legte ihm noch einmal eine Hand auf den Arm und verließ schließlich den Raum.
Garrus seufzte und lehnte sich an die Wand neben der Konsole. Was war nur los mit ihm?
Mordin sang ein Lied nach dem anderen, während er Shepards Tests auswertete und ihr Blut untersuchte. Sie saß auf einem der vielen Krankenbetten und hing ihren Gedanken nach. Eigentlich musste sie gar nicht lange überlegen, sie wusste was Wrex von ihr wollte. Und im Bezug auf Tali konnte sie sich auch schon denken, worum sie Jane bitten würde. Sie seufzte und legte eine Liste auf ihrem Universalgerät an. Wie einfach das nun alles ging...
- Normandy reparieren
- EDI einschalten
- Legion retten
- Genophage heilen
Vier wesentliche Punkte die sie auf jeden Fall erfüllen musste. Das würde mit Sicherheit kein Kinderspiel werden. Sie beobachtete den Professor einen Moment lang. ¨Mordin, haben Sie eigentlich noch die Daten für das Heilmittel wegen der Genophage?¨, fragte sie und der Salarianer verstummte abrupt. Jane musterte ihn noch einige Sekunden länger und zog fragend eine Augenbraue hoch. Dass er ihr nicht antwortete, gefiel ihr überhaupt nicht. ¨Mordin?¨, hakte sie noch mal nach.
¨Zustand der Daten... Problematisch.¨, antwortete er und werkelte weiter auf der Arbeitsfläche. Hin und wieder übertrug er irgendwelche Daten auf sein Universalgerät und kam mit verschiedenen Geräten zu Jane um ihren Körper zu scannen. Unfassbar auf wie viele Arten man ihren Körper inzwischen untersuchen konnte. Er hatte einige Splitter in ihrem Körper entdeckt, die vermutlich noch vom Krieg gegen die Reaper stammten. Jane hatte schon einen Termin mit Dr.Chakwas ausgemacht, wann sie ihr diese Splitter entfernen würde. Karin hatte gesagt, es würde keine sehr angenehme Prozedur werden, aber es war notwendig.
¨Wieso problematisch?¨, fragte Jane ein wenig abwesend und checkte ihre Nachrichten auf ihrem eigenen Universalgerät. Seltsam, Garrus hatte gesagt, er würde sich melden, sobald er zu Mittag essen würde. Ihre Mutter hatte ihr geschrieben ob sie nicht mit ihr und Hackett essen wollte, aber Jane hatte nur geantwortet, dass sie warten wollte, bis ihr Partner auch zu ihnen stoßen würde. Es war ungewöhnlich, dass er sich so lange nicht meldete. Ob alles in Ordnung war...?
¨Aufenthaltsort der Daten unbekannt.¨, erwiderte Mordin und musterte Jane mit einem skeptischen Blick. Der Commander schien ihm aber nicht richtig zuzuhören, oder zumindest, schien seine Antwort sie nicht sehr zu interessieren.
¨Aha.¨, entgegnete sie nur und bestätigte dem Salarianer, dass sie mit ihren Gedanken ganz offensichtlich wo ganz anders war.
¨Shepard.¨, sagte Mordin um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen aber Jane starrte weiterhin auf ihr Universalgerät. Der Professor entschied, dass er wohl später mit ihr darüber reden müsste, jetzt war sie wohl nicht in der Lage ihm aufmerksam zuhören zu können. Er machte sich also wieder daran ein paar weitere Tests durchlaufen zu lassen.
¨Mordin, war Garrus bei Ihnen?¨, fragte sie schließlich monoton.
Der Salarianer schwieg einen Moment. ¨Kurz, ja. War in Sorge um Ihre Gesundheit. Konnte ihn beruhigen.¨, erklärte er ohne sie anzusehen.
Jane schwieg wieder. Wie hing das alles zusammen? Machte sie sich einfach nur selbst verrückt und alles war in Ordnung, oder hielt sich Garrus tatsächlich ein wenig fern von ihr? Sie hatten gestern geredet und irgendwann nur noch gekuschelt bis Jane eingeschlafen war. Am nächsten Morgen war Garrus dann schon weg gewesen, hatte ihr allerdings eine Notiz hinterlassen, dass er den Technikern helfen würde. Jane hatte sich nichts weiter dabei gedacht, aber irgendwie kam es ihr nun seltsam vor, dass er sich seitdem gar nicht mehr gemeldet hatte. Sehnte er sich denn nicht nach ihr? Wollte er sie nicht sehen?
Sie schüttelte den Kopf und zog nachdenklich die Stirn kraus. Hatte sie etwas falsch gemacht? Oder übertrieb sie einfach nur? War das ein turianisches Ding? Abstand von der Partnerin halten? Sie wusste es nicht und allein das verunsicherte sie ungemein. Sie musste dringend mit Garrus sprechen. Aber zuerst stand Tali auf ihrem Terminplan. Schließlich hatte sie ihrer Freundin gesagt, sie würde in einer halben Stunde mit ihr sprechen. Jane seufzte. Irgendwie war es auf der Krankenstation angenehm ruhig. Niemand kontaktierte sie, niemand wollte mit ihr sprechen, sie hatte einfach ihre Ruhe. Für einen kurzen Moment dachte sie daran, dass sie die Krankenstation vermutlich noch öfter besuchen würde. Einfach aus dem Grund, weil sie hier niemand ansprach. Jane hatte ja gedacht, jetzt, wo die größte Bedrohung der Galaxie besiegt war, würde endlich alles wieder gut werden, aber da schien sie vollkommen falsch zu liegen...
Zaeed gab einen genervten Ton von sich, der sofort James‘ Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Der Söldner faltete den Koch zusammen, als hätte er das Kommando auf dem Schiff und wäre dazu befugt. Der Koch schien immer mehr in sich zusammenzusinken und nur noch leise Entschuldigungen zu murmeln, bis Zaeed eine wegwerfende Handbewegung machte, sich entfernte und schließlich neben James an einen der vielen Tische setzte.
¨Scheißhaus. Wie kann es sein, dass es hier kein Speck gibt? Nicht mal einen Streifen!¨, fluchte er und warf dem jungen Koch noch einen letzten wütenden Blick zu.
James lachte leicht, aber es klang genauso halbherzig wie er es meinte. Im Moment war ihm alles andere als zu Lachen zu Mute.
¨Hey, was ist mit Ihnen los? Sie gucken drein als hätte ein Varren ihre Eier abgebissen.¨, stellte Zaeed fest. Eigentlich war er nicht der Typ Kummerkasten, der sich sonderlich um die Probleme der anderen Crewmitglieder scherte, aber irgendwie schien Shepard zumindest in dieser Hinsicht ein bisschen abzufärben. Außerhalb davon hatte er den Lieutenant auf Shepards Party kennen gelernt und eigentlich konnte er ihn ganz gut leiden. Er schien in Ordnung zu sein.
James schüttelte leicht den Kopf. ¨Nicht so wichtig...¨, wimmelte er ab und ließ seinen Blick durch die Kantine schweifen. Auf Hacketts Schiff dienten ungewöhnlich viele Frauen. Zugegeben, der Großteil waren nach wie vor Männer, aber dafür, dass es ein Schiff der Allianz war, waren es trotzdem viele Frauen.
¨Ach kommen Sie schon, Bursche, ich seh Ihnen doch an, dass Ihnen irgendwas auf den Sack geht.¨, erwiderte Zaeed und versuchte herauszufinden, wo genau der Lieutenant so angestrengt hinsah. Und da sah er sie. Shepard. Der Söldner warf James einen kurzen ungläubigen Blick zu. Das konnte nicht sein Ernst sein.
Der Commander hatte sich eben zu ihrer Mutter und Hackett an einen Tisch gesetzte, der ziemlich weit weg von ihrem war und Zaeed hatte sich ernsthaft anstrengen müssen um herauszufinden, wen James mit diesem angefressenen Blick musterte. Jane schien allerdings nichts von diesen Blicken zu merken, oder sie war es sich schon so gewohnt, dass sie es einfach gekonnt ignorierte.
¨Sie nehmen mich auf den Arm.¨, meinte Zaeed fassungslos.
¨Womit?¨, entgegnete James teilnahmslos und blieb mit seinem Blick an Janes rotem Haar hängen.
¨Shepard. Sie ist nichts für Sie, Amigo, ich schätze, sie steht auf was anderes.¨, meinte er und schüttelte den Kopf. Er nahm einen Schluck von seinem Bier und dachte an den Turianer. Damals auf der Party hatte er sich mit ihm auch ziemlich gut verstanden. Er hatte Grips, gute Ideen, wie man Janes Apartment ein ganzes Stück sicherer hätte machen können und auch so gefiel ihm seine Begeisterung für Waffen. Er passte gut zu Shepard.
¨Ich weiß nicht was Sie meinen.¨, erwiderte James und wandte den Blick endlich von ihr ab. Selbstverständlich wusste er was Zaeed meinte und es ging ihm unheimlich auf die Nerven, dass es anscheinend so offensichtlich war. Aber er konnte sein schlechtes Gewissen auch nicht einfach abstellen. Außerdem zog sich immer alles in ihm zusammen, wenn er Jane mit Garrus sah und das war schmerzhafter als jede Verletzung die er sich bisher zugezogen hatte. James überlegte ernsthaft, ob es nicht einfach besser war auf Hacketts Schiff zu bleiben. Er hatte davon gehört, dass Jane die Normandy reparieren wollte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen weitere Wochen, Monate damit auszuhalten zu sehen, wie glücklich sie mit ihrem turianischen Partner war. Kaum war Garrus wieder bei ihr, war er komplett vergessen. Dabei hatte er sich das ganze letzte Jahr so bemüht ihr beizustehen, sie zu unterstützen, ihr zu helfen... Er starrte grimmig auf die Bierflasche die vor ihm stand. Es war ungerecht, aber verständlich und das ärgerte ihn unheimlich. Er hätte Jane nie so anmachen dürfen...
¨Ich bitte Sie, Sie starren den Commander an, als wollten Sie ihr mit Ihrem bloßen Blick die Klamotten vom Leib reißen. Ich kenne solche Blicke.¨, Zaeed grinste. ¨Nichts für ungut, aber das mit Shepard können Sie vergessen.¨, erklärte er und warf nun auch wieder einen Blick zu Jane. Sie lachte, schien zwar nach außen hin ziemlich amüsiert zu sein, aber wenn man Shepard kannte, sah man, dass einiges von ihrer guten Laune nur gespielt war. Irgendetwas schien auch sie zu beschäftigen.
¨Das weiß ich...¨, erwiderte James seufzend. Und wie er das wusste! Jane hatte ihm nur zu deutlich gemacht, dass all seine Bemühungen um sonst waren.
¨Vielleicht sollten Sie sich einfach eine andere Frau suchen. Hier gibt´s genügend.¨, schlug Zaeed vor und trank den Rest seines Biers.
¨...wird nichts, ich kann nicht...¨, James seufzte wieder resigniert und vergrub das Gesicht in seinen Händen. ¨Es ist so frustrierend.¨
¨Das hätten Ihnen aber von Vornherein klar sein müssen. Sie waren zwar nicht von Anfang an dabei, aber so wie Shepard auf der Normandy immer mit Vakarian geflirtet hat war es doch nur eine Frage der Zeit bis die beiden im Bett landen. Und Sie können mir nicht erzählen, dass sie sich während dem Reaperkrieg anders verhalten haben.¨, meinte Zaeed. Er mustere Jane noch mal, wie sie abwesend in ihrem Essen herumstocherte und kaum einen Bissen runterbekam. Das war mit Sicherheit auch nicht normal. Der Söldner fragte sich einen Moment, warum alle nur so geknickt waren. Sie hatten die Scheißreaper von der Galxiekarte gefegt, sollten sie nicht alle tagelang durchfeiern?
¨Das ist auch nicht das Problem, Zaeed. Sehen Sie, ich weiß, dass sie mit ihm zusammen ist und das sie das auch immer sein wollte. Nur hat sie sich auf der Erde ganz... Anders verhalten. Und jetzt scheint es gerade so, als wäre nichts davon jemals passiert.¨, knurrte James und spießte seinen Commander wieder mit seinem Blick auf. Vielleicht wollte er sie auch nicht wirklich aufspießen, aber Zaeed fand, dass das die beste Beschreibung für seinen Ausdruck war.
¨Moment, wollen Sie damit sagen, Sie hatten was mit ihr?¨, fragte der Söldner erstaunt und im nächsten Moment lachte er herzhaft. ¨Das glaub ich jetzt nicht!¨
¨Nein! Nicht so! Also...¨, James bemerkte in was für eine blöde Situation er sich da eben hineingeritten hatte. Und das nur, weil er seit er mit Jane gesprochen hatte einfach nicht mehr klar denken konnte. Er war einerseits so unsagbar wütend. Wütend auf sie, dass sie das alles zugelassen hatte, dass sich überhaupt so viel zwischen ihnen entwickelt hatte. Und andererseits war er einfach nur frustriert, weil er nichts dagegen tun konnte um sich besser zu fühlen.
¨Wie dann?¨, hakte Zaeed nach und sein Grinsen wurde breiter.
James stöhnte entnervt und bemerkte gar nicht, wie er damit Janes Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Sie beobachtete ihn, Zaeed wusste das, sagte aber nichts.
¨Es war nur...¨, der Lieutenant warf noch einen kurzen Blick zu Jane und als er in ihre grünen Augen sah, wurde ihm ganz heißt. Verdammt, er hatte nicht gewusst, dass sie zu ihm sah. Er sah wieder schnell weg und hoffte, sie würde jetzt nichts in diesen Blickaustausch reininterpretieren. ¨...ich hab sie geküsst und das war`s. Mehr war da nicht. Aber ich hab sie immer unterstützt und...¨, eigentlich wollte er sagen, dass sie ohne ihn vermutlich jetzt nicht hier war, aber er konnte sich nicht einmal sicher sein ob das stimmte. Hatte er wirklich so viel für sie getan wie er behauptete? James dachte an den Abend, als er mit ihr über ihre Zweifel gesprochen hatte. Jane hatte so zerbrechlich gewirkt, er hatte sie noch nie so gesehen. Und er hatte es genossen für sie da zu sein. Und wie so oft hatte er gedacht, dass sie dasselbe gefühlt hatte.
¨Sie sind der erste - mal abgesehen von Vakarian - der das versucht und auch geschafft hat.¨, Zaeed grinste wieder, aber dieses Mal mit einem Anflug von Anerkennung in der Stimme.
James schüttelte den Kopf. Als wäre es ein Zustand der zu beglückwünschen wäre! Nur weil er sie geküsst hatte.
¨Sie klingen als wäre das ein Ding der Unmöglichkeit.¨, grummelte James.
¨Ist es auch. Dieser...Alenko hat das auch versucht und ich schwöre bei Gott, dass selbst diese hübsche Asari auf Shepard stand.¨, bestätigte Zaeed und James dachte, dass er mit ¨hübsche Asari¨ nur Liara meinen konnte. Welch eine Ironie, das besagte Asari nun mit Kaidan zusammen war. Und was war mit ihm? James würde wohl nie eine Frau finden. Es schien beinahe so als würden alle glücklich werden - nur er nicht. ¨Nicht zu vergessen der Drell... Ah... Krios.¨, fügte der Söldner noch nachdenklich hinzu.
¨Spielt doch keine Rolle mehr. Sie hat Garrus wieder und ich bin Schnee von gestern.¨, murmelte James frustriert und er klang dabei beinahe schon wie ein kleines Kind. Dios, das war wirklich unüblich für ihn!
¨Kommen Sie schon, Sie sollten sich geehrt fühlen, dass Shepard Sie überhaupt an sich ran lassen hat. Ist ja keine Selbstverständlichkeit. Außerdem gibt es zig andere Frauen auf dem Markt. Was ist denn mit dieser anderen Asari... Die mit Ihnen auf der Erde war...¨, meinte der Söldner wieder.
¨...Sie meinen Detective Anaya?¨, fragte James und zog irritiert eine Augenbraue hoch. Nein, mit ihr hatte er wirklich gar nichts gemeinsam.
¨Gut möglich. Was ist mit ihr?¨, hakte er weiter nach.
¨...Sie ist nichts für mich.¨, meinte James, wusste selbst, dass das keine richtige Antwort war, wollte aber nicht weiter darauf eingehen. Er hatte momentan einfach nicht den Kopf dafür, sich auf eine andere Frau einzustellen. Er hatte gedacht, er wäre Jane näher gekommen und zwischen ihnen war etwas, aber Jane hatte das mit einem einfachen Satz zunichte gemacht. Er fühlte sich furchtbar und außerdem hatte er das Gefühl, dass das Gespräch mit Zaeed in die vollkommen falsche Richtung ging und ihn nur noch unsicherer machte. ¨Ich muss dann mal wieder...¨, meinte James und nachdem Zaeed ihm nur noch zugenickt hatte brachte er sein Tablett weg. Er hatte auch kaum etwas von seinem Essen runterbekommen.
Tali hatte es sich auf Janes Sofa gemütlich gemacht. Thessia saß auf ihrem Schoß und drehte Andersons Dienstmarke in ihren Händen. Die kleine Quarianerin schien ganz fasziniert davon zu sein. ¨Also Tali... Wie geht es dir? Oder besser gesagt euch?¨, fragte Jane freundlich und setzte sich neben ihre Freundin auf das Sofa. Sie beobachtete das kleine Mädchen mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Sie sah so niedlich aus!
Tali seufzte. ¨Ich weiß nicht so Recht, Shepard. Es sind fünf Jahre vergangen und... Bei dir waren es gerade mal ein paar Monate. Ich weiß man sollte das auch nicht einfach so herunterspielen... Aber fünf Jahre, Jane. Das ist... Eine halbe Ewigkeit.¨, erklärte die Quarianerin. Thessia kicherte als sie sich Andersons Dienstmarke um den Hals hängte.
¨Ich weiß, ich wünschte ich hätte eine Möglichkeit gehabt früher zu euch zu kommen.¨, erwiderte Jane und nahm vorsichtig Talis Hand. ¨Aber ich bin unheimlich froh, dass du gesund bist und Thessia auch. Dr. Chakwas hat mir erzählt, es wäre eine ziemlich... Heftige Geburt gewesen.¨, meinte Jane und warf Tali einen angespannten Blick zu. Wenn ihre Freundin nicht darüber reden wollte, würde sie das verstehen und sie würde sie nie dazu drängen es zu tun.
¨Keelah, erinnere mich bitte nicht daran, Jane. Ich bin nur so froh, dass es vorbei ist. Ich hatte wirklich gedacht, sie bringt mich um.¨, erwiderte Tali trocken und setzte Thessia auf den Boden ab. Das kleine Mädchen lief zu Janes Nachttisch und nahm eines der Datenpads in die Hand.
¨Es tut mir wirklich leid, Tali.¨, meinte Jane leise.
Eigentlich hatte Jane immer geglaubt mit ihren Schuldgefühlen abgeschlossen zu haben, aber jetzt zu hören wie es dem Rest ihrer Crew ergangen war... Sie versuchte das knotige Gefühl in ihrer Brust zu ignorieren. Sie hatte Tali vermisst, unheimlich sogar. Sie hatte immer hinter ihr gestanden und Jane hatte sich blind auf sie verlassen können. Wie gern sie die Quarianerin auf der Erde bei sich gehabt hätte! Ohne es selbst wirklich wahrgenommen zu haben, war Tali zu ihrer engsten Freundin geworden.
¨Das muss es nicht, Shepard. Was auch immer du mit den Reapern gemacht hast, sie sind zerstört, und das war richtig.¨, erwiderte Tali und drückte Janes Hand etwas fester. ¨Ich hab dich vermisst Jane. Mit dir wären die letzten Jahre vermutlich nicht halb so schwer gewesen...¨, ergänzte die Quarianerin. Sie beobachtete Thessia wie sie ihren Finger auf dem Datenpad hin und herschob und immer wieder leise kicherte.
¨Ich habe dich auch vermisst, Tali.¨, erwiderte Jane und nahm ihre Freundin fest in die Arme. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen und nur Thessias leises Lachen war hin und wieder zu hören.
¨Ich... Wollte dich um etwas bitten.¨, begann Tali zögernd. Sie warf ihrer Tochter noch einen kurzen Blick zu, bis sie Jane wieder in die Augen sah. ¨Es geht um Legion.¨
Jane schwieg. Natürlich ging es um ihn. Sie erinnerte sich daran, dass sie Legion gerettet hatten nur um ihn durch die Reaper wieder zu verlieren. Es war Janes Entscheidung gewesen und sie hatte gewusst, dass sie damit Legion ausschalten würde.
¨Ich möchte versuchen, die Ursache für Legions… momentanen Zustand zu finden und ihn wieder einschalten. Dabei brauche ich aber deine Hilfe.¨, erklärte Tali.
¨Das dachte ich mir schon. Mach dir keine Sorgen, Tali, wir werden uns so bald wie möglich darum kümmern.¨, erwiderte Jane und lächelte.
Tali fiel ein Stein vom Herzen und sie zog Jane ohne Vorwarnung noch mal in ihre Arme. ¨Danke, Jane. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde.¨, ergänzte sie leise.
¨Mama.¨, sagte Thessia schließlich mit einem ungewohnt auffordernden Unterton. Tali ließ von ihrer Freundin und sah ihre Tochter fragend an. Thessia streckte die Arme nach ihr aus und ließ sich von ihrer Mutter auf den Schoß hieven.
Thessia kuschelte sich nahe an Tali und legte dann vorsichtig ihre Hand auf Janes. Einen Moment lang musterte Jane die kleine Hand, drei kurze Finger die so warm auf ihrer Hand lagen. Sie lächelte leicht und nahm behutsam Thessias kleine Hand in ihre.
¨Was ist das?¨, fragte die Kleine und deutete mit ihrem Finger auf Janes Verlobungsring.
¨Oh äh, das ist ein Verlobungsring. Das bedeutet, dass Garrus und ich bald heiraten werden.¨, erklärte Jane. Ja, eigentlich sollte sie glücklich sein, sich darauf freuen, aber aus irgendeinem Grund zweifelte sie daran, dass diese Hochzeit so bald stattfinden würde.
¨Was ist heiraten? Und warum du? Ich dachte, Garrus ist mein Onkel.¨, fragte Thessia verwirrt.
Jane versuchte sich ihren Partner als Thessias Onkel vorzustellen. Wie er sich bei ihr wohl verhalten hatte?
¨Weißt du, wenn sich zwei Personen sehr lieben, dann heiraten sie. Also bei Menschen ist das zumindest so.¨, versuchte Jane zu erklären und Tali kicherte nur amüsiert.
¨Aber Garrus ist kein Mensch.¨, stellte Thessia fest.
¨Ja, daher haben wir gesagt, dass wir auf beide Arten heiraten wollen. Also auch auf turianische Art. Er möchte mich in seinem Clan aufnehmen.¨, erklärte Jane weiter und Thessia schien ihr noch nicht so ganz glauben zu wollen.
¨Ist Garrus dann immer noch mein Onkel?¨, fragte die kleine Quarianerin und klang dabei alles andere als begeistert.
¨Ja, natürlich.¨, erwiderte Jane und stellte fest, dass Thessia die erste Person war die so negativ auf Janes und Garrus Beziehung reagierte. Die kleine machte einen ungewöhnlich beleidigten Laut, entzog Jane ihre Hand und kuschelte sich wieder so nahe an ihre Mutter, dass sie Jane gar nicht mehr ansehen konnte. ¨Hab ich... Was falsches gesagt?¨, fragte Jane unsicher an Tali gewandt.
¨Nein, ich glaube nicht. Thessia hängt nur sehr an Garrus.¨, erklärte Tali gelassen. ¨Mach dir darum mal keine Sorgen.¨
¨Ich will nicht, dass Garrus heiratet.¨, murmelte die Kleine leise.
¨M`ean*, du willst doch bestimmt, dass dein Onkel glücklich ist, oder nicht?¨, erwiderte Tali in einem tadelnden Ton, den Jane noch nie von ihr gehört hatte. Es war so ungewöhnlich ihre Freundin als Mutter zu sehen.
¨Ja...¨, nuschelte Thessia. Es war ein faszinierender Anblick wie sich das kleine Mädchen so fest an ihre Mutter schmiegte.
¨Was hast du dann dagegen, dass er Jane heiratet?¨, fragte Tali und warf Jane einen entschuldigenden Blick zu. ¨Sie ist sonst nie so.¨, meinte sie schnell und Shepard grinste leicht.
¨Ich will Garrus heiraten.¨, antwortete Thessia grimmig. Tali musterte ihre Tochter erstaunt und Jane fing an zu lachen.
¨Ich schätze jetzt einfach mal, dass er wohl ziemlich gut mit Kindern umgehen kann, was?¨, fragte Jane und biss sich konzentriert auf die Lippe um nicht gleich wieder anzufangen zu lachen. Vermutlich lag es gar nicht so sehr an der Art und Weise wie Garrus mit Kindern umging sondern einfach nur an seinem natürlichen unwiderstehlichen Charme. Jane wusste schließlich wie er sein konnte.
¨Vielleicht hat er für Thessia auch einfach zu sehr als Vater fungiert. Immerhin hatte sie ja keinen...¨, vermutete Tali und setzte Thessia neben sich auf das Sofa um ihre Tochter besser ansehen zu können. ¨M`ean du kannst Garrus nicht heiraten, du weißt doch, dass er mit Shepard zusammen ist.¨, meinte sie beruhigend.
¨Aber Garrus ist mein Daa`r.¨, Thessia verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Tali seufzte.
¨...Daa´r?¨, fragte Jane. Es gab Worte die so alt waren, die ihr Translator nicht übersetzen konnte. Tali hatte ihr bisher immer erklärt, welche Bedeutung solche Worte hatten. Wie Bosh‘tet oder Keelah Selai. Aber Daa´r hatte Jane noch nie gehört.
¨Lebenspartner.¨, übersetzte Tali und seufzte. ¨M‘ean nein, Garrus ist bereits Shepards Daa´r.¨, erklärte sie.
Jane musterte das kleine Mädchen mit einem skeptischen Blick. Irgendwie machte sie das alles ein bisschen neidisch. Dass Garrus sich anscheinend so gut um Thessia gekümmert hatte, dass sie ihn richtiggehend liebte. (Wenn auch nicht so wie Jane es tat). Sie hatte das Gefühl unheimlich viel verpasst zu haben und es gefiel ihr überhaupt nicht, dass Thessia in Garrus so etwas wie ihren Vater sah. Eigentlich hatte Jane immer gehofft, mit ihrem Partner irgendwann ein Kind wenigstens adoptieren zu können und diese Erfahrung, wie es ist Eltern zu sein, gemeinsam machen zu können. Aber da war er ihr nun anscheinend schon einiges voraus...
Es war lächerlich. Neidisch auf ein kleines Mädchen zu sein, dass für all dieses Chaos überhaupt nicht verantwortlich war. Und es war noch ein ganzes Stück lächerlicher neidisch auf Tali zu sein, schließlich wusste Jane, wem ihr Herz gehörte und dass die Quarianerin in dem Turianer lediglich einen sehr guten Freund sah. Trotzdem fühlte sich Jane zum ersten Mal in Talis Gegenwart unwohl und wollte am Liebsten einfach nur noch gehen. Langsam begann sie zu verstehen, warum ihre Freunde so seltsam reagierten wegen dieser langen Zeitspanne. Es war zu viel passiert. Und jeder hatte sich verändert. Dieser Gedanke versetzte Jane einen ungeahnt schmerzhaften Stich. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals runter und war insgeheim froh, dass sie ja noch mit Wrex reden wollte.
¨Tali, ich muss noch mit Wrex reden. Können wir unsere Unterhaltung vielleicht noch mal ein bisschen verschieben?¨, fragte Jane nervös, versuchte den unsicheren Ton in ihrer Stimme zu verstecken. Tali schien zu sehr mit ihrer Tochter beschäftigt zu sein um diese Unsicherheit zu bemerken.
¨Natürlich, Shepard.¨, erwiderte sie und Jane verließ ohne ein weitere Wort ihre Kabine.