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  1. #31
    ME-FRPG Avatar von Ikarus Vanderlyle
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    Patientenkomplex, Öff. Therapiebereich, Mittlerer Bereich des Raumschiffes, Im Orbit des Tharkads



    Natürlich führte Schneiderholm Selbstgespräche, warum sollte er auch nicht? Ikarus hätte gern den Zeigefinger erhoben, Problem bei der Sache nur, er unterhielt sich ja selbst gerne mal mit sich selbst. Die beste Gesellschaft war nun mal er. Deshalb sah er Schneiderholm nicht mal quer von der Seite dafür an, sondern zuckte nur mit den Achseln. Vor allem war das jetzt wirklich nicht das ausschlaggebende Kriterium, ob jemand hier her gehörte oder nicht. Selbstgespräche führte die halbe Galaxie ab und an, mindestens ein Drittel davon hätte man dann direkt in die Gummizelle schmeißen können.

    Mit Schneiderholm als Vorhut, riskierte es Vanderlyle die Umgebung näher zu interpretieren. Bis jetzt waren sie nur den üblichen Eingangshallenquatsch durchgelaufen. Kontrollpunkte, Sensoren, die piepsten, wenn sie an ihnen vorbei schlenderten. Über sein Omni-Tool versuchte er eine Komm-Link Verbindung zu Elena aufzubauen, bislang ohne Erfolg. Gerne hätte er Schneiderholm für eine Sekunden angehalten, der schritt mittlerweile immer windiger und aufgeweckter vor Vanderlyle dahin. Wirkte beinahe so als wollte er nach etwas suchen. Oder machte sich bereit für etwas.

    „Bisschen ruhiger“, stellte Ikarus klar, und befürchtete gar, man möge in einen Hinterhalt laufen. Seltsam ruhig war hier alles. Die zahlreichen Besprechungszimmer mit ihren hellen Plastiktüren und den weißen, sanften Wänden, die derlei keinerlei Aggression förderten, waren alle leer, still und unbehaglicher als das sie je im wohl gefüllten Zustand sein konnten. Abstrakter wurde es für Ikarus nur in den Momenten, als man die deutlich sichtbaren Spuren der früheren Gewalt ausfindig machte. Blutflecken, die man übersah, eingeschlagene Pappwände, eine zerbrochene Scheibe, die noch nicht repariert wurde. Manche Dinge schon mehrere Tage lang ein Schandfleck im Therapiebereich, aber wann konnte das Personal auch schon mal die Zeit erübrigen, um alles perfekt auszusehen lassen? Insbesondere wenn gewöhnlich wenige Minuten später eine Horde Trampeltiere alles wieder zunichte machte. Mal eben die Wand beschmieren als wäre man wieder 5 Jahre alt. Ohne Wärter und Ärzte, ohne die Crew, ohne die Patienten wirkte all dies erbarmungslos hohl und sinnentleert… Hallen, die hier waren, bloß um Vanderlyle ein unruhiges Magengefühl zu bescheren.

    Sie passierten eine Komm-Linkstation. Wenigstens etwas Glück, Vanderlyle entschied sich für eine kurze Pause. Keine Ahnung, weshalb Schneiderholm so eine Geschwindigkeit an den Tag legte, vielleicht war es auch nur die unbändige Sehnsucht aus seinem Gefangenenlager zu entkommen. Sollte er mal lieber aus seinem Gefängnis im Köpfchen erfolgreich ausbrechen.

    „Elena? – Gut, ich bin es. Wie ist die Situation bei euch oben?“
    „Oh Ikarus.. ich dachte schon, du wärst tot als du dich nicht gemeldet hast… Schlecht. Wir haben kein Licht mehr. Die Jungs sind aber langsam am Regenieren, sie werden…“
    „Moment, moment! Ihr seid immer noch nicht in der Vorwärtsbewegung. Das letzte Mal habt ihr mir erzählt, ihr würdet euch schon aufmachen, um die… ‚Ausgebrochenen‘, die herumirrenden Patienten ,in die Zellen zurückzutreiben… Fuck, fuck! Ich bin jetzt die längste Zeit davon ausgegangen, dass das schon erledigt ist --- Moment mal… Hey, Schneiderholm hier geblieben! --- Oh verdammt….“
    Klar erinnerte sich Ikarus an die Worte des Oberwärters. Ein Universal-Kommando öffnete die Zellen weiter unten im Trakt. Es sprach für sich, dass sie wenigstens noch nicht bis hier her vorgedrungen waren. Der Nachteil, vermutlich würde eine riesige Ansammlung an Fleischklöpsen auf der anderen Seite auf ihn warten. Er hatte nur insgeheim gehofft, dass die werten Kollegen ihre freie Zeit sinnvoller verbracht hätten als sich über ihre brummenden Schädel zu beklagen.
    „Also Elena, schick‘ die Jungs da runter. Ich habe vom Doc eine Spezial-Mission erhalten, soll‘ den Irren aus dem Serverraum ausfindig machen und ihm die Meds überbringen.“
    „Pillen, ich dachte, der sei…?“
    „Ist er auch. Aber stellt sich heraus, dass der Doktor gerne schlimme Finger für die dreckigen Aufgaben einstellt. Hör mir zu Elena, kein Wort zu niemand, aber anscheinend sind unter den Patienten Warlords… und ganz ehrlich, vermutlich beherbergt die Crew auch 2-3 Verräterschweine. Möglicherweise sogar einer von der Führungsebene. Bleib cool, lass dir nichts anmerken, dann kommen wir hier schon heil raus…“
    „Ok, ok, ok…“ Sie hatte schon coolere Momente, das hörte man raus. „Wäre auch zu schön gewesen, wenn wir für ein paar Wochen einen gemütlichen Job einfach nur runterreißen hätten können. Vielleicht sollten wir bloß ausbezahlen lassen und abhauen.“
    „Yeah“, brummte er und fügte noch hinzu: „Wäre ein netter Gedanke. Ne Woche Credits auf der Urlaubsregion Tharkad verprassen."
    "Unser kleiner Abenteuerurlaub", erwiderte sie.
    "Klingt schon fast nach Flitterwochen", wurde Ikarus ungewollt romantisch, und wechselte das Thema noch bevor er ihr süffisantes Kichern hören konnte, "Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm den Doc Vertrauen soll. Für mich ist das zu viel Wirrwarr. Bleib vorsichtig“
    „Eine simple Barschlägerei würde dir jetzt wohl besser zu Gesicht stehen“, waren Elenas letzte Worte, dann verabschiedete sich Ikarus mit einem kruden Lächeln.

    Nun, um ehrlich zu sein: In all seinen Reisen spekulierte er nie darauf jemals einen langweiligen Job zu ergattern. Hinter der großen Metalltür wartete schon das nächste Abenteuer. Hinein in den Trakt. Nur gab es da noch ein Problem: Sie war dicht verschlossen. Das Terminal zwar nicht defekt, aber es reagierte nicht auf die Kommandos. Eventuell ein Resultat der kleinen Schießerei im Netzwerkraum. Unwahrscheinlich, dass Sheridan wirklich hier entlang lief. Irgendwo musste er abgebogen, untergetaucht oder sich verirrt haben. Schneiderholm tauchte hinter ihm wieder auf.

    „Was gefunden?“

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  2. #32
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    Unruhe. So ließ sich Franks momentaner Gemütszustand wohl am besten beschreiben. Seit er diese Stimme im Korridor vorhin gehört hatte, trieb es den Offizier wie von der Mücke gestochen umher und der eiserne Griff um die Arzttasche versteifte sich noch mehr. Der Klang dieser Stimme, die er gehört hatte, machte ihn nervös. Warum? Er wusste es nicht – und genau das verschlimmerte den Zustand nur. Er wollte weg aus diesem Korridor, also schritt, ja flog er geradezu vor Herrn Vanderlyle her, immerzu bemüht, die Schnelligkeit seines Schrittes nicht zu verlieren, wenn sein Blick dies in der omnipräsenten Dunkelheit verwinkelter Ecken tat.
    „Bisschen ruhiger“, ermahnte Herr Vanderlyle und Frank sah über die Schulter zurück zu seinem Aufpasser, der wesentlich ruhiger oder vielmehr entspannter die Gänge hinabging und dabei nonchalant die Hand auf der, mit einem Tragegurt über die Schulter geschwungenen Waffe ruhen ließ. Er schluckte, nickte dann jedoch kaum merklich. Reiß dich, Frank, hier ist niemand. Das war nur eine Kleinigkeit. Irgendein Säuseln, das über die Lüftung zu dir getragen wurde. Ja, ja, ganz gewiss… oder? Frank biss sich auf die Unterlippe. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er bildete sich doch nichts ein!
    „Elena? – Gut, ich bin es.“
    Es war Herr Vanderlyle, der wohl gerade mit einer Kameradin über Funk sprach. Da der Wachsoldat wohl eine Marschpause einlegen wollte, legte Frank die Arzttasche ab und lüftete die Schirmmütze, um diesen fürchterlichen Schweißausbruch, den er seit diesem Zwischenfall im Korridor erlitt, etwas bekämpfen zu können.

    Ein Rascheln erweckte Franks Aufmerksamkeit und der Offizier sah aufgeschreckt in die Richtung, aus der er das Geräusch wahrgenommen hatte. Herr Vanderlyle schien nichts gehört zu haben und sowieso in sein Gespräch vertieft zu sein, weshalb nun Frank vorsichtig in einen dunkeln Seitenkorridor schritt, der einer Ausschilderung gemäß zu einer Putzkammer und einem Untersuchungszimmer führte. Das Rascheln hatte er aus ersterer vernommen, also näherte sich Frank langsam der Tür. Als er ihr näher kam, öffnete sie sich wie von Geisterhand und der Offizier machte einen alarmierten Satz nach hinten, die Hände erhoben, um eventuelle Angreifer abwehren zu können.
    „Was zum Teufel?“, murmelte er nach einigen Momenten, die er brauchte, um sich wieder zu fangen und in denen er die ominöse, selbstöffnende Türe begutachtet hatte und sich ihr wieder langsam näherte. Hinter ihr war ein kleines Kabuff zum Vorschein gekommen, das mit ein paar rostigen Regalen zugestellt war, in denen in allerhand Kisten allerhand Kram gelagert wurde. Utensilien, die die Putzkräfte wohl nutzten, also für ihn von keinerlei Belang. Er sah sich noch einen Moment um, ob er nicht doch irgendetwas verdächtiges ausfindig machen konnte, allerdings war da nichts. Frank atmete erleichtert aus. Die Strapazen der Kriegsgefangenschaft zehrten an seinem Nervenkostüm, ganz gewiss. Er drehte sich auf dem Absatz um und wollte den Raum verlassen. Nicht gerechnet hatte er mit der Gestalt, die sich ihm lautlos von hinten genähert hatte. Nur eine Handbreit von ihr entfernt und gerade im Begriff, in sie hineinzulaufen, schreckte Frank auf, einen erstickten Schrecklaut auf den Lippen, und machte erneut einen alarmierten Satz nach hinten, wobei er über eine der Kisten stolperte, mit dem zweiten Fuß keinen stabilen Stand fand, sondern auf eine weitere der Pappkartons trat und so gänzlich das Gleichgewicht verlor, ehe er in einen Stapel Kartons fiel und darin für einen Moment etwas benommen liegen blieb. Diese Benommenheit hielt jedoch nicht lange, als seine Überlebensinstinkte wieder die Kontrolle übernahmen und Frank versuchte, sich wieder möglichst schnell aufzurichten. Die hilflosen Bewegungen, mit denen er vergebens versuchte, irgendwie Halt zu finden oder festen Stand zu gewinnen, ernteten bei der Gestalt jedoch nur das, was der Offizier am wenigsten erwartet hätte: ein Kichern. Verwirrt sah er auf, um sein Gegenüber genauer mustern zu können, wobei er die verschobene Schirmmütze etwas beiseiteschieben musste. Vor ihm stand eine junge Frau, nein, ein Mädchen. Zumindest sah sie aus wie eines. Ihre Körpersprache machte allerdings deutlich, dass sie älter war, als sie aussah.
    „Du solltest dich sehen“, sagte sie mit einer hellen, lieblichen Stimme und legte dabei eine Hand auf ihren Mund, als sie erneut kicherte. Franks Körper stand noch immer unter Strom, jede Muskelfaser war zum Zerreißen gespannt und sein Geist war alarmiert, doch irgendetwas sagte ihm gleichzeitig, dass von diesem Mädchen keine unmittelbare Bedrohung ausging. Wie versteinert blieb er starr in dem Kartonhaufen liegen, keine Sekunde den Blick von ihr nehmend, wie sie noch immer unbewegt im Türrahmen stand. Gekleidet war sie in ein schlichtes, dunkles zweiteiliges Gewand, das aus einem sehr weit geschnittenen und ein wenig an einen Überwurfmantel erinnerndes Oberteil und einer dafür umso engeren Hose bestand. Ihre tiefbraunen Haare waren zu einem Zopf gebunden und nur vereinzelte Strähnen hatten sich in ihr Gesicht verirrt. Frank erwartete aus irgendeinem Grund, dass sie sie mit einer beiläufigen Bewegung beiseite streichen würde und als sie dies auch tat, stutzte er ein wenig, fühlte sich aber auch auf seltsame Art und Weise bestätigt.
    „Dir hat es also die Sprache verschlagen“, sagte sie verschmitzt und lächelte, wobei sie sich lässig im Türrahmen anlehnte und ihn eingängiger musterte. Diese Wortwahl… wieder ein Indiz, dass sie trotz ihres jugendlichen Aussehens bereits erwachsen war. Etwas, das Frank eigentlich mehr verwirren sollte, als es das wirklich tat.
    „Was geht hier vor?“, fragte Frank verwirrt und richtete sich etwas auf. Das Lächeln auf den Lippen des Mädchens verblich und stattdessen biss sie auf diese, für einen Moment gedankenverloren auf den Boden blickend. Sie schien die passenden Worte zu suchen, aber irgendwie hatte Frank auch die Vermutung, dass sie enttäuscht war, gerade diese Frage von ihm zu hören und nicht eine andere.
    „Hör zu, wir haben nicht viel Zeit“, erwiderte sie auf die Frage und ging ein paar Schritte auf ihn zu, ehe sie in die Hocke ging, um auf Augenhöhe mit Frank zu sein. Ihre hellen, blauen Augen bildeten einen mysteriösen Kontrast zu ihrer Haarfarbe und der Offizier war sofort von ihnen in den Bann gezogen.
    „Du musst zu mir kommen“, sagte das Mädchen und schlang dabei ihre Arme um die Beine, „hier ist es gefährlich. Dinge passieren…“
    Frank runzelte die Stirn und erhob sich nun endgültig, was ihm das Mädchen auch gleich tat.
    „Hat man dir etwas angetan?“, fragte er sofort und machte Anstalten, seine Hände auf ihre Schultern zu legen, doch das Mädchen zuckte beinahe unmerklich, eine Reaktion, die sie ihrem Gesichtsausdruck nach sofort wieder zu bereuen schien, aber sich dennoch drehte, um Frank so nur ihre Seite zu zeigen.
    „Ich tue dir nichts“, fuhr Frank schließlich fort, „bei mir bist du sicher, ich passe auf dich auf.“
    Sie sah auf und blickte ihm geradewegs in die Augen, ein mildes Lächeln auf den Lippen; eines, das man trug, wenn man mit Kindern sprach, die einem vom Weihnachtsmann erzählten.
    „Ja“, sagte sie und nickte, wobei ihr Blick an ihm hinabglitt und gedankenverloren auf seiner Brust hängen blieb, „du musst mir zuhören.“
    „Komm erstmal mit“, sagte Frank und ging an ihr vorbei, doch etwas, das sie sagte, ließ ihn in der Bewegung erstarren.
    „Er kontrolliert dich. Traue seinen Lügen nicht. Theta-Sektor!“
    Frank jagte es einen eiskalten Schauer über den Rücken und ruckartig drehte er sich um.
    „Wovon red-“
    Nichts. Niemand war da. Kein Mädchen stand da vor ihm. Nur der leere Abstellraum. Franks Gedanken überschlugen sich, als er verzweifelt versuche, Worte hervorzubringen, aber dann doch nur den Mund öffnete, um ihn ohne einen Laut wieder zu schließen. Sie musste sich verstecken. Irgendwo, hinter einem Karton oder Regal! Nein, da war nichts. Nirgendwo ein Schrank, in welchem sie stecken könnte. Keine zweite Türe… sie war weg. Einfach aufgelöst. In Luft aufgegangen. Puff. War sie überhaupt jemals da gewesen? Hatte er mit sich selbst gesprochen? War sie Einbildung? War das die Reaktion seines Geistes auf den Stress der Kriegsgefangenschaft? Oder… oder hatten die anderen… hatten sie recht, mit dem, was sie sagten? War er…
    „Nein“, keuchte Frank schließlich und entfernte sich rückwärts langsam von der Putzkammer, beinahe als ob es sein Todesurteil wäre, ihr jetzt den Rücken zuzuwenden, „nein.“

    „Was gefunden?“
    Die Frage des Herrn Vanderlyle riss Frank aus seinen wirren Gedanken und ließen ihn auf dem Absatz kehrt machen. Der Wachsoldat stand noch immer unverändert vor dem Gerät, mit welchem er seine Kameradin angefunkt hatte und sah ihn mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und einem Hauch Neugierde an.
    „Nein“, antwortete Frank einsilbig und nahm wieder Haltung an, ehe er fortfuhr und die Arzttasche aufhob, „es waren wohl nur Ratten in der Lüftung. Augenscheinlich auch die einzige Möglichkeit für uns, hinter diese Türe zu gelangen, nicht?“

  3. #33
    ME-FRPG Avatar von Ikarus Vanderlyle
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    Patientenkomplex, Öff. Therapiebereich, Mittlerer Bereich des Raumschiffes, Im Orbit des Tharkads



    „Für was hältst du mich“, spie Vanderlyle giftig zurück, „für eine Citadel Schachtratte? Nochmal zwänge ich mich bestimmt nicht durch diese elendigen Lüftungsschächte.“ Er wandte sich von Frank ab, ignorierte dabei dessen Entsetzen im Gesicht, als hätte jener einen Geist gesehen.

    „Nein, nein. Wenn das Tor zum Patientenkomplex verschlossen ist, ist auch der Major noch nicht hier durchgekommen. Wahrscheinlich hält er sich deshalb im Maschinenbereich auf“, suchte Ikarus nach Ausreden. Er hätte nur zu gern, das Fiasko gemieden, welches auf der anderen Seite auf ihn wartete. Einmal hatte er mit angesehen, wie kirre die Jungs und Mädels auf der anderen Seite wurden, wenn in den Schlafzeiten keine Wärter positioniert waren. Das Klassenzimmer ohne Lehrer gerät dann schnell aus den Fugen, im Falle der Asylum trieb das Raumschiff direkt ins Verderben.

    Vielleicht war es Ikarus eigenes, sagenumwobenes Pflichtbewusstsein, das ihm hier einen Streich spielte, aber Schneiderholms Visage sagte ihm, er lügte sich gerade selbst an. Der Major war sicherlich zu den Patienten aufgebrochen. So lautete die Mission. Ehrenvoller Bullshit. Mit einem deutlich hörbaren Seufzen beendete Ikarus seinen Interessenkonflikt. Er wollte wirklich nicht dort hinunter. Aber nun gut, überredet... "Aber es bleibt uns wohl nichts anderes übrig."

    „Na dann, auf geht’s. Home Sweet Home, Frank“, witzelte Ikarus und folgte seinem unfreiwilligen Begleiter zu den Öffnungen. Ikarus riss am Gitter, der marode Witz von Qualitätsware eines Öffnungsgitters gab augenblicklich nach. Etwas perplex ob dieses Umstandes kontrollierte er die Schrauben, und die waren bereits gelockert worden. Sein zweites Seufzen war dann so laut, man hätte es im Schacht bereits hören können, augenblicklich fiel ihm der Major ein. Ikarus war froh für den Moment, dass die Spur nur aus gelockerten Schrauben bestand und keine Leichen, die Schnitzeljagd anheizten.

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  4. #34
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    Patientenkomplex, Lüftungsschächte, Mittlerer Bereich des Raumschiffes, Im Orbit des Tharkads



    Er hielt es in diesen Schächten wirklich nicht länger als nötig aus. Leichte Anzeichen der Klaustrophobie überkamen ihn, immer heftiger atmend kämpfte er sich auf seinen Ellbogen vorwärts. Hinten hörte er das Rumpeln, bloß Schneiderholm oder irgendwelche Space-Ratten, versicherte er sich selbst. Mit dem Licht des Omni-Tools sah er gerade genügend, um den Weg durch das Belüftungssystem zu finden, um sich durchzuzwängen an mancher Stelle. Ständig das Gefühl bald festzustecken im Nacken war ein übler Begleiter, und es rang ihm das Bekenntnis ab, ein paar Kilos abzunehmen – oder wenigstens nächstes Mal mit weniger Ausrüstung den Schacht zu betreten.

    „Warte mal“, seufzte Ikarus, mehr zu sich selbst. Die Selbstgespräche fingen also auch schon an. Das Omni-Tool zeigte ihm den Lageplan an, augenscheinlich waren sie irgendwo im Weltraum gerade. Trieben dort herum oder machten einen gemütlichen Weltraumspaziergang. „Grrr!“ Vanderlyle schüttelte das Omni-Tool zwei, dreimal ordentlich durch; das Mistding funktionierte wieder nicht richtig. Störungen, nannte man das. Indifferenter Scheiß. Wenn es einem verklickern wollte, man wäre auf der Brücke, wenn man eigentlich irgendwo in der Kantine vergammelte. Oder statt dem Lüftungsschacht den Weltraum erkundete. Jedes GPS aus dem 20. Jahrhundert wäre genauer als der blöde Chip in seinem Omni-Tool. Nie wieder Aldrin Labs, was für Schrottware.

    „Na endlich“, verkündete er erleichtert die Botschaft nach einiger Zeit, als das Omni-Tool sie endlich wieder geortet hatte und er sich einen Reim draus machen konnte, wie es weiterging. Für einen Abenteurer war er ziemlich orientierungslos. Mit etwas Akrobatik überquerte er zwei Schächte, zwei Griffe nach vorne und sich rasch entlang ziehen. Beide Schächte führten tief nach unten und der Fall hinunter käme wohl einem Todesurteil gleich, spekulierte er. Vielleicht würde man auch nur in einem großen Wäschekorb landen. Er hörte schon nicht mehr viel von Frank hinter ihm. Da er den Bewegungsradius einer Schildkröte gerade hatte, die sich auf dem Rücken windete, konnte er noch nicht mal zurückblicken. Fragen nach Franks Wohlbefinden wurden vom selbigen ignoriert, aber das wunderte Ikarus wenig. Entweder war er in seiner eigenen Welt wieder, oder… naja, er war eben in seiner eigenen Welt.

    Der Ausflug zog sich etwas hin, länger als gedacht, es war nicht so als hätten sie viele Meter zurückgelegt. Man kam nur schlichtweg nur allzu schleppend heran. Der geschlossene Therapie-Bereich war nicht ungefährlich, und als sie letztendlich nach gut fünf Minuten Wanderschaft (eher Kriechschaft) zur ersten vernünftigen Öffnung kamen, musste Kid V erst mal ordentlich schlucken. Die Ingenieure des Raumschiffes hatten mitgedacht und die Lüftungsschächte bloß weit über den Quartieren angebracht. So war es fast unmöglich die Lüftungen von unten herab zu erreichen, sie waren schlichtweg zu weit in der Höhe. Gleichzeitig würde ein Sprung mehreren Metern hinab zum einen ordentlich wehtun, zum anderen hatte Ikarus wenig Lust, sich selbst hier im geschlossenen Bereich auf diese Art und Weise einzusperren.

    Er spekulierte darauf, dass seine geschätzten Kollegen schon noch kommen würden. Und dann würden sie ihn rausholen. Das Tor wurde notfalls dann einfach gesprengt. Keine Sorge. Er bemerkte, wie auch dieses Lüftungsgitter bereits gelockert und zur Seite geschoben war. Bisschen merkwürdig, dass es nicht unten auf dem Boden sich befand oder ganz zur Seite geschoben wurde, so hätte man meinen können, jemand wäre auf dem anderen Weg hier durchgekommen, das wäre dann die falsche Richtung gewesen… Aber sei es drum. Er schob das Gitter zur Seite, bekreuzigte sich rasch und plumpste hinab ins Ungewisse.

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  5. #35
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    Frank zog verwundert die Augen nach oben, als Herr Vanderlyle so abweisend auf die Idee reagierte, durch die Lüftungsschächte vorzugehen. Der Kerl hatte sich die ganze Zeit über so eiskalt präsentiert, dass es für Frank abwegig klang, dem Wächter würde etwas Banales wie räumliche Enge Angst einjagen. Schließlich schlugen sie dennoch den Weg über die Lüftung ein, nachdem Herr Vanderlyle in einem inneren Dialog sich selbst überzeugt zu haben schien.

    Der Wachsoldat ächzte und stöhnte mit jedem Zentimeter, den sich die beiden ungleichen Herren durch die zugegebenermaßen sehr engen Lüftungsschächte zwängten. Immer wieder vergewisserte sich der Wächter, ob sein Begleiter noch da war, doch Frank antwortete darauf mit nicht mehr als einem bestätigendem Grummeln. Zu sehr war er in Gedanken versunken über das, was sich in der Abstellkammer abgespielt hatte. Gewiss, einem neutralen Beobachter, einem nicht weiter involvierten Dritten müsste es so vorkommen, als ob es eine Halluzination, etwas nicht Wirkliches, ein Hirngespinst gewesen sein musste. Frank gestand sich ein, diesen Gedanken auch in Erwägung gezogen zu haben. Er hatte darüber nachgedacht, allerdings nicht, um sich eine etwaige Geisteskrankheit einzugestehen, sondern um diese lächerliche Behauptung zu widerlegen. Es musste etwas anderes gewesen sein. Frank vermutete, dass es eine Agentin des feindlichen Nachrichtendienstes war, die in den Komplex eingedrungen war und nun versuchte, den Angriff eigener Kräfte durch Unruhe im inneren Gefüge des Lagers zu unterstützen. Frank hatte vergessen, wie lange er bereits in Kriegsgefangenschaft war, aber es konnte sein, dass bereits ohne ihn der Krieg gewonnen war – etwas anderes als der Sieg kam für ihn natürlich nicht in Frage – und diese neuen Angreifer nun ein letzter verzweifelter Versuch waren, das Unabwendbare zu verhindern. Vielleicht war es aber auch nur ein Trick der Russen, um ihn in falscher Sicherheit zu wiegen. Frank verlor oft das Bewusstsein, seitdem ihn dieses Schrapnell getroffen hatte und er wieder in diesem Sowjet-Krankenhaus erwacht war, wer wusste schon, was diese Irren für Operationen an ihm vornahmen? Vielleicht manipulierten sie seinen Geist, versuchten ihn zu brechen und zur Verzweiflung zu bringen. Frank grinste kalt. Da hatten sie sich den falschen ausgesucht.

    „Hop!“, seufzte es vor Frank und der Offizier sah auf, gerade rechtzeitig, um den sich bekreuzigenden Herrn Vanderlyle in die Tiefe fallen zu sehen. Frank runzelte die Stirn. Er dachte immer, der Bolschewik sei Atheist. Ein weiteres Indiz für Franks Vermutung, Herr Vanderlyle würde eigentlich gar nicht zu dieser Bande, die sich Rote Armee schimpfte, passen.
    Frank streckte den Kopf durch die Öffnung hinaus, um zu sehen, wie es seinem Begleiter ging. Er hielt sich fluchend das Bein, schien aber ansonsten in bester Verfassung zu sein.
    „Vorsicht, Herr Vanderlyle“, flüsterte er und schob sich hinaus, „ich komme jetzt hinterher. Verdammt!“
    Während sich Frank durch das Lüftungsgitter gezwängt hatte, war seine Schirmmütze vom Kopf gerutscht und nach unten gefallen, geradewegs auf Herrn Vandlerlyle, der noch immer in seinen hässlichen Schimpftiraden versunken war. Frank umklammerte die Kante der Öffnung und rollte sich elegant ab, hing für einen winzigen Augenblick schnurgerade von der Decke herab, bis er sich nach unten fallen ließ und den Sturz mit den Gelenken abfederte. Frank wunderte sich selbst ein wenig über seine Agilität, nahm jedoch nicht weiter davon Notiz, sondern übernahm wieder die Arzttasche, die er zuvor Herrn Vanderlyle von oben herab in die Arme hatte fallen lassen.
    „Herr Vanderlyle, erlauben Sie mir eine Frage“, sagte Frank, der sich die Uniform glatt strich und die Schirmmütze wieder aufsetzte, „was befindet sich im Theta-Sektor?“
    Geändert von ME-NPC 1 (01.03.2015 um 11:57 Uhr)

  6. #36
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    Geschlossener Bereich 1, Unterer Bereich des Raumschiffes, Im Orbit des Tharkads



    Mit der Arzttasche in der Hand hätte Vanderlyle der Sanitäter sein können, den diese Station gebraucht hätte. Vor einigen Stunden. Jetzt hatte man schon das Gefühl, das jede Hilfe zu spät kommen würde. Es war mucksmäuschenstill. Und wie so oft, war das kein gutes Zeichen. Selbst in den ruhigsten Schlafperioden hörte man das Wehklagen des einen oder anderen Patienten. Jetzt war es aber bloß Stille, die auf sie lauerte. Das, und das Gerumpel von oben herab, kurz bevor Frank hinunter sprang. Vanderlyles Fitness hatte er zwar bei weitem nicht, aber irgendwie kam er trotzdem besser auf als der Abenteurer. Zum Glück war dieser kleine Fall in die Tiefe nicht Vanderlyles unrühmliches Ende.

    Nun, welche Sicht bot sich denn beiden? Anders als der öffentliche Bereich, wo die Ärzte ihre Spielchen betrieben und eine kleine Psychatrie am Laufen hielten, ähnelte der Geschlossenen Teil des Raumschiffes mehr der Vorstellung eines Kriegsgefangenlagers, die Frank so glorreich propagierte. Natürlich war es das nicht, aber der kühle, unfreundliche Weltraumschiff-Look, den nun mal alle Raumschiffe früher oder später zu Opfer fielen, ließ so etwas vermuten. Die Lichter waren gedimmt, die Räume leerer als bekannt. Man war nicht mehr darauf bedacht auf Äußerlichkeiten zu achten, Funktion vor Form war die Devise. Einige der Stühle standen noch hier, aber der Rest schien geplündert worden zu sein. Wo die ersten Zellentüren waren, standen die Gitter offen. Keine Patienten zu sehen. Hinter ihnen das Tor zurück. Vanderlyle hätte sich das gerne genauer angeschaut, vielleicht war es möglich das Tor von dieser Seite aus zu öffnen, aber da stoppte ihn schon Frank mit einer Frage, die ihn beinahe aus den Latschen hievte. „Was befindet im Theta-Sektor?“

    Eigentlich sollte er gar nicht diesen Namen kennen. Die Asylum war bedacht darauf, die Bereiche von einander abzuschotten. Herr je, selbst Vanderlyle schnappte den Namen bis jetzt nur in der Kantine bei bisschen Tratsch auf. Er wusste wohl nur etwas mehr als Frank. Frank war ein absurder Fall, aber eigentlich ungefährlich. Hier oben und eine Stufe darunter war alles durchgemischt. Die Harmlosen, die potentiell Gefährlichen, die Bekloppten, die Schwerstverbrecher. Der Theta-Sektor, nun, der war ganz unten. Die Dangerzone. Dort, wo man nicht mal mehr geistig absonder sein musste, sondern ein Risiko für die Allgemeinheit. Kaum Bewegungsfreiheit. Kein Kontakt zu anderen. Umso besser für die Sicherheit des Raumschiffes. Geringe Transportkosten im Vergleich zu der enormen Erlöse, die der Transport brachte. Irgendwelche Anstalten zahlten immer. Anscheinend wurde sogar mal ein Massenmörder im Sektor transporiert, sein unheiliger Geist hätte die Asylum selbst heute noch heimsuchen können. Vanderlyle grauste es davor, dort hinunter zu gehen, aber wenn die Sache mit den Warlords stimmte, würde die Reise unweigerlich nach dort unten führen. Sie waren die Gefahr.

    „Uh, Frank“, sagte er ausweichend und überlegte sich die nächsten Worte, „das möchte ich gar nicht so genau wissen. Die Asylum ist so konzipiert, dass im Falle eines Ausbruchs des Theta-Sektors, der Bereich des Raumschiffes komplett ausgepumpt werden kann. Dann bleibt kein Raum mehr zum Atmen binnen weniger Minuten, alle verrecken dort drin." Das hätte genug Information sein können. Alles, was man wissen musste, um keinen Fuß dorthin zu setzen. Frank wollte mehr wissen, das sah man in seinem Gesicht allzu deutlich.
    Er warnte eindringlich: „Frank, das sind keine Patienten mehr; das sind Verbrecher, denen ein korrupter Richter einen Freifahrtschein ausgestellt hat. Oder noch schlimmer, jemand will sie dort verstecken - und so etwas bedeutet nie etwas gutes. Die Asylum ist ein geldgieriges Drecksloch, die Hure im Tempel. Und wenn’s hart auf hart kommt, munkelten manche Wärter, könne man den Sektor sogar abkapseln vom Raumschiff, sodass er einfach im Weltraum verschwindet. Man will nicht dort unten sein.“ Dann nickte er mit dem Kopf Richtung Marschrichtung, er wäre jetzt lieber aufgebrochen, aber Frank wirkte so als hätte er noch Fragen. Deshalb: „Das ist alles was ich weiß, Schneiderholm. Ich bin erst einige Wochen Wärter hier, die vertrauen mir nicht jedes kleine dreckige Geheimnis an.“ Aber er war nunmal Wärter und als solcher galt es eine Frage zu stellen, die aber einfach unter den Teppich fallen ließ. Er wollte nicht wissen, weshalb sich Frank dafür interessierte. Nichts Gutes konnte jemals von einem solchen Sektor kommen. Woher er das wusste? Berufserfahrung vermutlich.

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  7. #37
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    Raumschiff. Frank sah Herrn Vanderlyle an, als ob eigentlich er der Wärter dieses Lagers sei und vor ihm ein entflohener Geisteskranker.
    „Was zum Teufel meinen Sie mit Raumschiff, Herr Vanderlyle?“, fragte Frank und schüttelte den Kopf, „hören Sie, verkaufen Sie mich nicht für dumm. Wir befinden uns irgendwo im Ödland der russischen Kernlande, hier wird niemand irgendwohin abgekapselt.“
    Der Wächter sah Frank mit einem Blick an, den der deutsche Offizier nicht so recht deuten konnte. Er wirkte resigniert und seufzte.
    „Das ist alles was ich weiß, Schneiderholm. Ich bin erst einige Wochen Wärter hier, die vertrauen mir nicht jedes kleine dreckige Geheimnis an.“
    „In Ordnung“, murmelte Frank und massierte seine Nasenwurzel. Dass ihm Herr Vanderlyle irgendetwas erzählte über Raumschiffe und Gefängnistrakte, die in den Weltraum geschleudert werden sollten, führte er auf sein gebrochenes Russisch und daraus resultierende Verständnisprobleme zurück, aber das war im Moment auch nicht weiter von Belang. Er musste diesen Soldaten irgendwie dazu bringen, ihn in den Theta-Sektor zu führen. Ganz gleich, wie sehr der Gedanke an das mysteriöse Mädchen Angstschauer über seinen Rücken jagte, Frank wusste, dass er zu ihr musste. Es zog ihn regelrecht in ihre Nähe und sie erneut zu sehen, das konnte gar nicht schnell genug gehen. Es war ein komisches Gefühl, doch Frank vermutete, dass sich so jemand fühlte, der nach einer langen Zeit der Abstinenz seine Sucht wieder für sich entdeckt hatte und wie gewohnt nach mehr verlangte.
    „Was schlagen Sie als nächstes vor?“, fragte er schließlich ebenfalls seufzend und blickte zielstrebig den Gang hinunter in die vor ihnen liegende, dämmrige Dunkelheit, „ich meine, wir haben beide gehört, was der Herr Doktor gesagt hat. Welche Ziele dieser Amerikaner verfolgt, hinter wem er her ist und so weiter und so fort… aber Sie sind der Chef, Herr Vanderlyle, ich folge nur.“
    Hätte Frank in der einen Hand nicht die Arzttasche, in der anderen eine neue Zigarette gehabt, so hätte er gleichgültig und fast abwehrend die Hände gehoben, fast um zu sagen, „Sie wissen schon, was Sie tun“, doch der Tonfall, mit dem er sprach, genügte hierfür vollkommen. Gebrochenes Russisch hin oder her.

  8. #38
    ME-FRPG Avatar von Ikarus Vanderlyle
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    In der Tat, Sheridan, der Amerikaner, war ihr eigentliches Ziel, denn Vanderlyle hatte selbst mitangesehen, welch inhumane Brillianz der Major an den Tag legte. Die kämpferische Grazilität und anmutende Gefährlichkeit stellten den Major in einen tödlichen Glanz dar. Sie verborgen aber nicht den Teil des Irrsinns in ihm. Den Wahnsinn. Das konnte man nicht mit all den Manövern und Schlägen verstecken. Brutalität machte dein Wesen nie unsichtbar, aber die Medikamente verstanden es, das Wesen zu hemmen, zu unterdrücken. Und es galt Es zu bändigen, andernfalls würden Vanderlyle und Schneiderholm bald durch Blutteiche waten, bis sie bald selbst dem Gräuel anheimfallen würden.

    „Wir müssen ihn finden“, antwortete Ikarus einfachheitshalber. Er war froh, dass Thema Theta-Sektor fürs erste abzuhacken. „Mir ist durchaus bewusst, dass der Doktor es gern hätte, wenn wir Feuer mit Feuer bekämpfen, dieses Übel – den Major – sogar noch bei unterstützen Warlords, Banditen und Söldner umzulegen, die das Schiff…kapern wollen. Aber so wie ich das sehe, sind das alles noch Patienten unter der Obhut der Asylum. Mich überrascht es fast schon, wie schnell der Arzt seinen Eid vergessen hat, kaum dass sein eigenes Leben in Gefahr zu sein scheint“, feixte er. „Am liebsten würde er all diese armen Seelen in die Kammer schicken, Hauptsache er überlebt und seine Wissenschaft lebt. Kennen Sie Dr. Mengele, Schneiderholm – oder hat die Propaganda Ihnen diesen Namen, und seine Taten, bis heute vorenthalten? Nun, wir werden es keinesfalls auf diese Art regeln. Höchstes bisschen Prügel androhen, aber das wars schon.“ Vorerst, fügte er noch in Gedanken zu. Er wollte sich vielleicht mehr selbst beruhigen als dass er je um sein Gewissen besorgt gewesen wäre.

    Sei es drum, mit launigen Schritten ging Vanderlyle los. Wenn es nach Ikarus ging, würden sie bloß die armen Irren auf ihrem Weg zu ihren Zellen begleiten, während sie unschuldig nach dem Major herumsuchten. Die hatten sich eh nur alle verirrt. All die harmlosen Geistig Umnnachten, man musst esie bloß an der Hand nehmen und in die Zelle lotsen. Ihnen ein bisschen gut zu reden, vielleicht eine Pille zum Einschlafen und andernfalls ein niedlicher Schlag auf den Kopf für schöne, bewusstlose Träume. Hätte doch alles bloß ein einfacher Fehler sein können, ein blöder Vertipper und all die Zellentüren waren offen. Ach, es hätte so fein sein können. Weisheit des Tages: Schichtdienst, nie wieder.

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  9. #39
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    Schneiderholm war scheinbar etwas überrascht, und konnte nicht sofort antworten. Vielleicht war dies sogar besser. Ikarus sah sich stattdessen um, schlängelte um einige der Zimmer herum. Standardtypisch handelte es sich hierbei um Gruppenquartiere, für die kaum Bedrohlichen. Mehrere Quadratmeter boten ausreichend Platz, um zumindest den Luxus der Beinfreiheit sicherzustellen. Doch die Betten waren geplündert worden, manche der Matratzen aufgeschlitzt, andere weggetragen. Aus den Nachttischen und Kleidungscontainern waren Dinge förmlich rausgerissen worden. Als wäre ein Sturm durch das Raumschiff gezogen, der alles mit sich genommen hat.

    Ikarus beschlich das Gefühl, dass die Meute sich auf den unteren Ebenen zusammen gerottet hatte, aber gleichzeitig befand sich etwas in der unmittelbaren Umgebung, dass er jetzt noch nicht recht zu deuten wusste. Dieses Unbehagen. Als würde er zur Arbeit gehen und jetzt schon wissen, dass ein Shitstorm auf ihn dort wartete. Lieber zurück nach Hause und ins Bett. Die Umkehr war aber schon nicht mehr möglich, zumindest vorerst nicht. Die Lichter an den Decken litten unter der täglichen, schlechten Wartung. Man würde meinen, jemand hätte mit ihnen rumgespielt, doch die Wahrheit war, die Knauser in der Führungsetage der Asylum wechselten in all den Jahren weder die Stromversorgung noch die Lampen in all den Jahren. Die Asylum war hier unten runtergekommen und zeigte es jedem. Und das lag nicht an den voll gepissten Matratzen und Bettlacken. An manchen Wänden des Raumschiffs waren Zeichnungen angebracht, man malte mit Ölstiften die simpelsten Höhlenmalereien und versicherte seinen Patienten, es wäre Kunst.

    Fast wäre Ikarus bei seinem Rundgang über einen Tabletten-Container gestolpert. Doch weil der Container leer war, hatte er kaum mehr Gewicht und konnte leicht weggetreten werden. Natürlich, die Tabletten hatten die Süchtigen und Patienten als erstes geplündert. Wenn die Warlords die Leute auf ihre Seite ziehen wollten, dann mussten sie ihnen auch etwas geben. Zuerst galt für diese Masse an Dumpfbacken immer das Vergnügen, und dann erst das Katererlebnis. Genuss vor Verdruss. Die Dröhnung ins Paradies bevor man einen extra Handstreich machen würde. Bevor man einmal richtig nachdachte, döste man im Moment davon. Spuren von Red Sand lagen sogar in der Luft, der penetrante Gestank übertünchte sogar noch den Geruch von Pisse. Was für ein Pack.

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  10. #40
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    Name: Oliver Williams/Frank Schneiderholm
    Zugehörigkeit: freier Charakter/Insasse der „Asylum“
    Rasse: Mensch
    ----------------------------------------------------------------
    Mengele… als Herr Vanderlyle jenen Namen nannte, regte sich in Frank nur wenig. Er hatte vom Todesengel gehört, allerdings war all das nicht mehr als die Gerüchteküche, die besonders heftig brodelte, wenn sich Landser zum gemeinsamen Abendessen um eines der wärmenden Feuer inmitten des russischen Ödlands geschart hatten. Er hatte auf dieses Gewäsch nie viel gegeben und es interessierte ihn auch nicht weiter. Er hatte einen Krieg zu gewinnen und sich nicht mit diesem Waschweibergeschwätz aufzuhalten.
    „Für mich gilt dieser Eid genau so wenig wie für Sie“, murmelte Frank schließlich, als er gemeinsam mit Herrn Vanderlyle durch Gänge ging, deren Gestank dem einer vollgepissten Toillette einer kroganischen Black-Metal-Kneipe auf Omega ähnelte. Moment, was?
    Herr Vanderlyle fluchte, als er über einen umgeschmissenen Container gestolpert war und kommentierte die Lage mit wenigen Worten, anscheinend um festzustellen, was als nächstes zu tun war oder so, doch die Worte verschwammen zu einem chaotischen Brei, der völlig sinnlos in den Ohren des Patienten klangen.
    „Wer….den ww…wir“, ein Stöhnen, das der Wehrmachtsuniform entwich, „Theta… Herr… Vanderlyle?“

    Er ging in die Knie, wischte sich über die Augen, doch es half nichts. Irgendetwas in der Luft ließ ihn benommen werden. Waren es Medikamente? Wieso sollte man ihm Medikamente geben? Wo war er überhaupt? Es blitzte und leuchtete so grell um ihn herum und es kam ihm so vor, als ob tausend Stimmen von allen Seiten auf ihn einreden würden. Was…
    „Das ist ein richtig fettes Ding!“
    „W-was?“, sabberte Oliver, der mittlerweile überhaupt nichts mehr sah außer ein verschwommenes Etwas vor sich und grelle Lichter, die seine Augen brennen ließen.
    „Ich weiß nicht, es hört sich einfach zu heiß an.“
    Das war er! Seine Stimme!
    „Olli!“
    Plötzlich knallte es. Instinktiv riss er die Hände hoch und legte sie sich auf die Ohren. Ein alles vereinnahmender Schmerz schoss ihm durch den Kopf. Ein erstickter Schrei entkam Olivers Kehle, der mittlerweile auf allen Vieren über den Boden krabbelte. Er suchte etwas, aber er wusste nicht was.
    „Raus“, keuchte er, „ich muss hier raus! Die… Luft… kann… nicht… Luft!“

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