Neben meiner derzeiten Fan Fiction arbeite ich auch an einer weiteren, die ich euch auf diesem Wege gerne präsentiere möchte. Sie ist etwas anders als 'Die Botschaft', vor allem in dem Punkt, dass ich versuche Commander Shepard so gut wie möglich außen vor zu lassen. Grober Inhalt an dieser Stelle: Zwei Soldaten der Allianz, die einem Fall von Betrug und einem Maulfwurf im System auf der Spur sind und dabei auf sehr dünnes Eis geraten.
Beim Schreiben des Kapitels haben mir zwei Lieder besonders geholfen. Bei dem Kampfszenen dieses: http://www.youtube.com/watch?v=aegeLbgi-f4, und bei den ruhigen, fast schon traurigen Teilen am Ende dieses hier:http://www.youtube.com/watch?v=KrWkwmbfLGQ. Lange Rede, kurzer Sinn, viel Spaß mit 'Mass Effect - Auf dünnem Eis'.
Mass Effect 3 and its assets belong to Electronic Arts and BioWare.
Und wie üblich, ein kleines Bildchen gibt es dazu.
Gescheiterte Mission
Die Aussicht war einfach fantastisch. Wie eine riesige Kugel stand dort ein unbekannter Planet direkt vor ihr, nur die Fensterscheibe trennte sie voneinander. Luisa Rebell drückte ihre Hände an das kalte Glas und sah weiter nach draußen. Hinter dem Planeten trat seine Sonne hervor, ganz langsam, und tauchte ihn in ein dunkelrotes Licht. Dieses Schauspiel gab es jeden Tag um diese Zeit, doch sie konnte sich einfach nicht daran sattsehen. Die funkelnden Sterne taten ihr übriges zur Stimmung dazu.
Hinter ihr erklangen Schritte, jemand lachte.
„Du kannst es nicht lassen.“
Sie fuhr herum. Hinter ist stand ein junger Mann, nicht älter als sie. Er trug seine schwarzen Haare kurz, fast hatte er eine Glatze. Ein dunkler Bart umrahmte sein Gesicht, welches ohne Makel war. Er hatte eine kräftige Statur, breite Schultern und kein Gramm zu viel auf den Hüften. Luisa lächelte ihn an.
„Jo, du kennst mich doch.“
„Seit einer Ewigkeit.“
Er zog sie an sich heran und küsste sie direkt auf den Lippen. Aus dem Hintergrund erklang ein Würgen, dann schnelle Schritte und eine Tür fiel zu. Die beiden lösten sich wieder und sahen in den Raum hinein.
Es war der Gemeinschaftsraum ihrer Einheit auf dieser Station, sie alle waren Soldaten bei der Allianz. Luisa war vor kurzen zum 1st Lieutenant befördert worden. Trotzdem war sie die jüngste in dieser reinen Männergruppe. Jo Vartel war Lieutenant Commander, hatte, neben dem Captain, den höchsten Rang von ihnen. Er und Luisa waren seit fünf Jahren ein Paar und vor gut einem Jahr hatte er ihr einen Antrag gemacht. Sie trug ihren silbernen Verlobungsring immer am rechten Ringfinger.
Auf dem Sessel, der neben zwei Sofas in der Mitte des Raumes stand und mit denen einen Kreis bildete, saß Operation Chief Lee Hunter und las vertieft ein Buch. Er war ein Scharfschütze, gut 30 Jahre alt. In seinem Gesicht erkannte man seine asiatischen Wurzeln, sonst war er eher ein ruhiger Charakter. Seine dunkelblonden Haare trug er zu einem Pferdeschwanz gebunden, an seiner linken Hand fehlte ihm der Ringfinger. Den hatte er während eines Einsatzes verloren.
Lang auf dem Sofa liegend, die Füße an der Lehne hochgelegt und den Blick mit einem breiten Grinsen auf den Lippen auf Jo und Luisa gerichtet, schaute 2nd Lieutenant Ole Jakuze sie an. Der Techniker der Gruppe sah nicht nur verwegen aus, er war es auch. Gerade jetzt schwebte eine blau leuchtenden Drohne über seinem Kopf und spielte Hard Rock Musik ab.
„Ole, hast du gewürgt?“, fragte Jo verwurfsvoll.
Ole nickte nur und setzte sich dann auf. Dabei verrutschte seine gegeelte Haartolle etwas. Wegen dieser nannte das Team ihn 'Elvis'. Nur wenn er eine seiner vielen Mütze trug sah man sie nicht. Er hatte das Gesicht und die Statur eines Mannes, der man auch gut und gerne Surferboy hätte nennen können.“
„Das könnt ihr beide doch in eurer Freizeit machen. Ihr müsst uns anderen doch nicht unter die Nase reiben, dass wir Single sind.“
„Bin verheiratet“, gab Lee aus dem Sessel zu verstehen. Vor vier Jahren hatte er seine langjährige Freundin geheiratet, sie hatte zwei gemeinsame Kinder.
„Toll“, maulte Ole in seiner Richtung.
Luisa tat er irgendwie Leid. Erst vor zwei Wochen hatte seine Freundin mit ihm Schluss gemacht. Es war für ihn bestimmt nicht leicht jetzt das Glück von ihr und Jo zu sehen. Doch bevor sie etwas sagen konnte, fiel Jo das Fehlen einer Person auf.
„Hey, wo ist der Neue?“
Luisa seufzte nur, Lee schüttelte den Kopf und Ole winkte ab.
„Zwei Jahre hier und immer noch 'der Neue'“, warf Ole Jo vor.
Eine Tür ging auf und 'der Neue' betrat den Raum: 1st Lieutenant Marko Cop. Er war erst vor zwei Jahren neu in ihre Einheit gekommen, warum wusste nur der Captain. Marko war etwas kleiner aus die anderen Männer hier, hatte leuchtend rote Haare, die er relativ kurz trug, und auch einen leichten Bart. Zudem war er auch noch Biotiker und ein überzeugter Einzelgänger, was Jo ganz und gar nicht gefiel.
„Wo kommst du her?“, blaffte er Marko an.
Dieser zuckte nur den Schultern und ging zu der kleine Theke am hinteren Bereich, um sich etwas Wasser in ein Glas zu gießen.
„Hey, ich habe dich was gefragt!“
„Muss ich mich auf diesem Schiff immer noch für jede Handlung rechtfertigen, Jo?“
„Es heißt Lieutenant Commander Vartel für dich!“
Marko drehte sich langsam auf, das Glas Wasser in der Hand, er nippte kurz daran. Lee senkte sein Buch, Ole legte die Hände zusammen und auch Luisa spürte die Spannung im Raum. Seit ihrer ersten Begegnung konnte Jo und Marko sich nicht riechen. Es konnte an Jos kompletter Abneigung gegenüber Biotikern liegen, aber sicher war sie sich nicht. Sie hatte auch ihre Vorbehalten gegenüber Marko und seinen Leuten, aber er war ein guter Soldat und das zählte. Gerade stellte er sein Glas wieder provokativ langsam ab.
„Komisch, dass nur ich dich so anreden muss.“
„Die Last des Neuen.“
„Macht dir das eigentlich Spaß. Du weißt schon, ein Arsch zu sein.“
„Bei dir ganz klar: Ja.“
Um Markos rechte Hand sammelte sich leicht weiß leuchtend biotische Energie. Sie leuchtete kurz blau auf, verschwand dann aber. Jo hingegen schien sich nicht zu beruhigen, er stapfte auf den jungen 1st Lieutenant zu. Luisa wollte ihn am Arm festhalten, doch er schüttelte sie ab, wobei sie auf dem Sofa landete. Jo stand gerade vor Marko und wollte etwas sagen, als eine weitere Person den Raum betrat.
„Meine Herren, bitte.“
Alle die saßen sprangen auf und jeder salutierten. Im Torbogen stand Captain Tiberius Jorgen, der Leiter ihrer Einheit. Ein großer Mann, gut zwei Meter, mit grauen Haaren, die ihm zum Teil schon ausgefallen waren. Aber das schmälerte sein starkes Auftreten nicht, noch immer flößte er jedem, der ihn traf, Respekt ein. Der Mann in den besten Jahren war schon seit einer gefühlten Ewigkeit im Dienst der Allianz und jeder wusste, Streitigkeiten innerhalb seiner Gruppe mochte er gar nicht. Aus diesem Grund ließen Marko und Jo auch sofort voneinander ab. Der Captain deutete auf den Sofakreis und alle setzte sich, wobei Lee seinen Sessel für Jorgen räumte und sich neben Marko setzte.
„Gut, Leute, ich habe gerade einen neuen Auftrag für uns herein bekommen“, fing der Captain an.
„Was für ein Auftrag, Sir?“, fragte Ole.
„Ich kläre Sie alle im Shuttle auf. Jetzt holen Sie Ihre Ausrüstung, wir treffen uns in der Andockbucht.“
Die Gruppe erhob sich und sie liefen schnell in einen kleineren Raum, wo sich ihre Spinde befanden. Da auf dieser Station auch andere Einheiten ihre Auszeiten zwischen den Missionen wahrnahmen, war dieser Raum ziemlich eng und voll. Die Spinde ihrer Einheit standen nebeneinander in einer Ecke, jeder war mit einem speziellen Code gesichert. Luisa öffnete und ihre schwarz-silberne Rüstung strahlte ihr entgegen. Mit geübten Handgriffen streifte sie sich die Rüstung über, legte den Helm oben auf den Spind und griff ihre Waffen. Das Sturmgewehr befestigte sie auf ihrem Rücken, die Pistole am Gürtel. In den übrigen Platz steckte sie so viele Granaten wie möglich.
Sie alle trugen unterschiedliche Bewaffnung, jeder hatte einen anderen Aufgabenbereich während einer Mission. Neben einem Sturmgewehr und einer Pistole hielt Jo auch noch eine Schrotflinte bereit, Lee verzichtete auf die beiden großen Waffen und blieb lieber bei seinem Scharfschützengewehr. Ole lud gerade eine Maschinenpistole nach, über ihm schwebte noch immer seine Drohne, Marko trug nur eine Pistole bei sich, doch seine Biotik war für ihn Waffe genug.
„Bereit?“, fragte Jo. Alle nickten.
Im Stechschritt liefen sie zum Fahrstuhl, der sich in der Andochbucht brachte. Dort wartete Captain Jorgen bereits an einem Shuttle auf sie. Er schaute auf seine Uhr und nickte nur.
„Gute Zeit“, lobte er, als sein Team das Shuttle betrat.
Er folgte als Letzter, schloss die Klappe und wandte sich an den Piloten.
„Okay, Arnie, dann leg mal los.“
„Hallo, Leute“, grüßte der Pilot.
„Arnie!“, riefen alle freudig im Chor.
Arnold Bertold, kurz Arnie, war schon so lange Pilot wie der Captain die Einheit anführte. Er war ein alter Haudegen, ein Mann, der sein Team schon aus den brenzligsten Situation geholt hatte. Für die jungen Soldaten war er ein väterlicher Freund, manchmal wie ein Großvater.
Das Shuttle verließ die Station, die Soldaten setzten sich, nur der Captain blieb stehen und erklärte ihnen ihre Mission.
„Wir betreten eine verlassene Kolonie. Der Planet hat nicht einmal mehr einen Namen, er heißt nur CO-659. Es gibt dort eine verlassene Fabrik, in der sich noch wichtige Daten befinden sollen. Und genau diese Daten sollen wir beschaffen.“
„Warum wir, Sir?“, fragte Jo skeptisch.
„Weil der Leiter der Firma keine Söldner damit beauftragen möchte und er unsere Einheit für die Beste hält.“
Jo lächelte, ihm schmeichelte dieses Kompliment. Doch die anderen waren noch nicht ganz überzeugt. Auftrag war Auftrag, das wussten sie. Aber sie waren auch neugierig und wollten wissen warum sie das machen mussten.
„Wer ist denn dieser Leiter der Firma?“, fragte Lee.
„Der Firmenname fällt mir jetzt nicht ein, aber der Leiter heißt Harold von Treckling.“
Aus den Augenwinkeln sah Luisa, wie Marko, der die ganze Zeit auf den Boden geschaut hatte, mit einem Mal aufsah und kurz eine Augenbraue hochzog. Er schaute den Captain an, dann an die Wand hinter ihm.
„Ist etwas, Lieutenant Cop?“, hakte Jorgen nach.
„Nein, Sir. Alles in Ordnung.“ Marko senkte wieder den Blick, doch er bewegte die Lippen. Als würde er leise mit sich selbst reden.
„Wir nähern uns der Ladezone“, rief Arnie nach hinten.
„Bereit machen.“
Auf diese Worte hatten alle nur gewartet. Sie standen auf und griffen nach ihren Waffen. Captain Jorgen öffnete die Luke, sie näherten sich langsam den Boden des Planeten. Es war roter Riese, ein Planet ganz ähnlich dem Mars. Seine Oberfläche bestand aus rotem Stein. Da es keinen Sauerstoff hab, trugen alle ihre Helme. Das Shuttle senkte sich, es erreichte kaum den Boden und alle sprangen nach draußen. Der Boden knarschte etwas unter ihren schweren Stiefeln.
„Bleiben Sie in Reichweite, wir brauchen sicher nicht lange“, befahl Captain Jorgen Arnie. Dieser salutierte und die Luke schloss sich wieder.
„Da hinten ist die Anlage.“
Lee war, ganz der Scharfschütze, auf einen Hügel gestiegen und deutete nach vorne. Ole rief eine neue Drohne heraus, die ihn sofort umschwirrte.
„Gut. Dann in diese Richtung. Halten Sie die Augen offen.“
Dem Captain folgend stiegen sie von dem Hügel, auf dem Arnie sie nach draußen gelassen hatte, hinab in eine Talsenke. Luisa ließ sich zu Marko zurückfallen, der Biotiker bildete immer den Schluss der Gruppe. Seine Reaktion im Shuttle hatte sie etwas stutzig gemacht.
„Alles klar?“, fragte sie.
Er nickte nur. Durch das Visier konnte sie ihm in die dunkelblauen Augen sehen, er trug als Einziger im Team eine Brille.
„Geht schon.“
Er wich ihrem Blick aus und schaute auf den Boden. Sie wollte wieder etwas sagen, doch Jo winkte sie zu sich. Er ging direkt hinter dem Captain, sie lief zu ihm.
„Was ist?“
„Nicht die Formation verlassen.“
„Ich wollte nur sehen ob mit ihm alles okay ist.“
„Wenn er Probleme hat, dann soll er selber damit klar kommen.“
„Hat damit Angst vor Konkurrenz?“, witzelte Ole von hinten.
Jo drehte sich zu ihm um und hob warnend sein Sturmgewehr hoch. Ole lachte nur, doch der Captain hob mahnend die rechte Hand.
„Meine Herren, bitte.“
Es war eine Welt, die nur aus roten Steinen bestand. Luisa fragte sich, wie Menschen oder andere Lebewesen hier überhaupt eine Kolonie gründen konnten. Vor ihnen, am Ende der Talsenke, tauchte eine große Fabrik auf. Drei Schornsteine ragten in die Höhe, sie bestand aus zwei Gebäuden. Eines war eine lange Lagerhalle mit einem Wellblechdach. Die Fabrik schien aus massivem Backstein zu sein, es sah alles aber sehr verlassen aus.
„Eindeutig menschliche Architektur“, meinte Lee.
„Gut, ich habe keine großartige Lust mich durch von Aliens geschaffene Gänge zu quälen“, meinte Jo.
Luisa glaubte zu hören wie jemand 'Rassist' hustete und sie glaubte auch noch, dass es aus Markos Richtung kam. Aber keiner sonst schien es gehört zu haben und so sagte sie nichts.
„Bleiben Sie wachsam“, wies Captain Jorgen sie an.
„Sir, was soll hier groß passieren?“, fragte Jo.
„Man weiß nie, Lieutenant Commander Vartel. Man weiß nie.“
Jo schüttelte lachend den Kopf, doch Luisa stieß ihren Verlobten mit dem Ellenbogen an. Sie blieb wachsam, das war ihr alles zu ruhig. Nur die Schritte von ihr und ihren Kameraden, sonst kein Laut. Nicht einmal Wind.
Etwas segelte durch den Luft und landete vor ihnen auf dem Boden. Der Trupp hielt inne, es piepte einmal laut.
„Granate!“, brüllte Ole von hinten.
Sofort rannte alle zurück und fanden Schutz hinter einer kleinen Erhebung. Es knallte, Staub wurde in die Luft geworfen. Sie zogen die Köpfe ein und erst nach der Explosion gab Captain Jorgen Lee die Anweisung durch sein Scharfschützengewehr nach dem rechten zu sehen. Der junge Asiate kletterte auf eine Erhebung und legte sich in Stellung.
„Soldaten, Sir. Der Ausrüstung nach Söldner.“
„Söldner?“, fragte Luisa erstaunt. Captain Jorgen schüttelte den Kopf.
„Die Fabrik sollte verlassen sein.“
„Sir, mit denen werden wir fertig“, meinte Jo mit voller Inbrunst.
Captain Jorgen dachte intensiv nach, sah sich sein Team konzentriert an.
„Wir sind in der Minderzahl, Jo.“
„Aber mit der richtigen Taktik, Sir. Und außerdem haben wir einen Auftrag.“
„Ja, den haben wir. Gut, versuchen wir es.
Lee, Sie bleiben da oben. Ole, bleiben Sie hier. Wir brauchen Sie und Ihre Drohne um einen Überblick zu gewinnen. Marko, Sie geben uns mit einer Barriere Deckung. Jo, Luisa, Sie kommen beide mit mir. Los!“
Es waren klare Anweisung, jeder wusste sie zu befolgen. Lee gab zugleich einen Schuss ab, Ole schickte seine Drohne los. Luisa und Jo heftete sich an die Fersen des Captains, Marko hielt etwas Abstand und setzte seine Barriere vor sie.
„Bleiben Sie in der Nähe, Marko“, befahl Jorgen.
Jo grummelte leise, er hatte den Biotiker nun mal nicht gerne um sich. Die drei Soldaten nutzten Steine und kleinere Erhebungen als Deckung, um sich weiter nach vorne zu bewegen. Als sie einmal wieder aus ihrer Deckung traten, standen sie direkt vor ihnen drei anderen Soldaten, der Statur nach zwei Batarianer und ein Mensch.
„Blue Suns?“, flüsterte Luisa.
Jo und Captain Jorgen schalteten die drei sofort aus, doch dahinter sahen sie noch mehr Feinde. In einer aufgelösten Formation rückten diese auf die Dreiergruppe zu, es flogen ein paar Granaten. Eine kickte Jo wieder zurück, vor den anderen fanden sie wieder Deckung hinter einem Felsen.
„Es sind zu viele, Sir“, gab Luisa zu bedenken.
„Nein, wir schaffen das schon“, widersprach Jo.
Captain Jorgen hob nur die Hand und dachte wieder nach.
„Luisa hat ganz recht, wir sind stark in der Unterzahl. Lee, hören Sie mich?“
„Laut und deutlich“, kam die Antwort, die auch Jo und Luisa mithören. Erleichtert atmete Jorgen auf.
„Wie viele Feinde sind es ungefähr?“
„Grob geschätzt: Gut 20, wenn nicht mehr. Alleine haben wir gegen die keine...“
Ein Schuss hallte durch den Funk, dann ein Schrei. Schließlich Stille.
„Lee? Lee! Lee, antworten Sie!“, brüllte der Captain, doch es kam keine Antwort.
Luisa und Jo sahen sich panisch an, doch die Sache war klar. Der Schuss, der Schrei. Jemand war da oben bei Lee und somit auch nahe bei Ole.
„Ole, gehen Sie sofort in Deckung!“, bellte der Captain.
„Mach...“
Die Verbindung brach ab, es kam keine Antwort.
„Ich sehe nach!“, rief Marko in den Funk.
Er verließ seine Deckung und lief schnell wieder nach oben. Dort, wo sie Ole zurückgelassen hatte, sahen die drei Wartenden den Biotiker hinter dem Hügel verschwinden. Nur einen Moment später zerriss eine Explosion die Stille, der Hügel flog fast zu Hälfte in die Luft.
„Nein“, hauchte der Captain leise.
Er hatte gerade drei Männer seiner Einheit verloren. Sofort fasste er einen neuen Entschluss.
„Zurück zum Shuttle!“
„Aber, Sir...“, warf Jo an, doch sein Captain packte ihn an der Schulter und zog ihn nah an sich heran.
„Jo, da oben sind gerade drei Ihrer Kameraden zu Tode gekommen. Wir ziehen uns zurück, damit ihre Opfer nicht umsonst waren.“
Danach schaute er Luisa an, doch die junge Soldaten nickte nur wortlos. Das sie mit den Tränen kämpfte sollte keiner sehen. Später, auf dem Schiff, da konnte sie hemmungslos weinen. Doch hier und jetzt musste sie sich auf die Mission konzentrieren. Und die hieß jetzt Rückzug.
Sie liefen aus ihrer Deckung, den Blick nach hinten gerichtet. Die Blue Suns rückte immer näher und nahmen die drei verbliebenen Allianzsoldaten unter Beschuss. Die Kugeln prallten in den Boden zu ihren Füßen, sie gaben Gegenfeuer so gut es ging. Doch den Hügel wieder rückwärts zu besteigen war alles andere als einfach, sie drohten oft wegzurutschen.
Aus der Gruppe der Blue Suns stürmte ein Turianer hervor und warf ihnen eine Granate direkt vor die Füße. Jetzt hatte sie ein großes Problem: Schnell nach oben würden sie nur kommen, wenn sie ihren Feinde den Rücken zukehren würden. Ein direktes Todesurteil. Und da es keine Deckung mehr gab konnten sie der Granate auch nicht ausweichen. Die Explosion würde sie unweigerlich erwischen.
„Laufen Sie weiter!“, brüllte Captain Jorgen mit einem Mal, warf seine Waffe zur Seite und rannte nach vorne.
„Captain!“, brüllte Luisa, doch der Mann warf sich bäuchlings auf Granate.
Jo packte seine Verlobte an der Schulter und zog sie weiter nach oben.
„Rennen wir, die Explosion wird sie ablenken.“
Sie sagte kein Wort, sondern wirbelte herum und rannte neben ihm her weiter nach oben. Hinter ihnen beendete eine gewaltige Explosion das Leben des Captains. Keiner wandte sich um, auch nicht, als sie an der Stelle vorbeikamen, wo Ole und Marko den Tod gefunden hatten. Luisa schielte trotzdem nach oben und glaubte dort den regungslosen Körper von Lee zu erkennen.
„Nicht langsamer werden!“, bellte Jo, seine Stimme klang eiskalt.
Doch sie wusste, dass ihn das nicht kalt ließ. Sie waren nur noch zu zwei, alle anderen waren tot. Ein wirklich beschissenes Gefühl. Vor ihnen tauchte endlich das Shuttle auf, die Luke stand offen. Luisa rannte weiter, ihr ganzer Körper zitterte vor Anspannung. Sie wollte nur weg von hier, einfach nur weg.
Ein lauter Schuss direkt neben ihr ließ sie herumfahren. Als hätte ihm jemand die Beine unter seinem Körper weggezogen, brachte Jo in sich zusammen. Auf der Rückseite seines Helms prangte ein großes Einschussloch, rotes Blut lief hinaus. Er landete mit dem Gesicht vor ran im Staub, blieb einfach liegen. Luisa blieb stehen und fiel neben ihm auf die Knie.
„Nein. Nein, Jo!“
Keine Regung, nichts. Sie packte ihn an den Schultern, schüttelte ihn, aber nichts. Eine Kugel traf sie direkt im Brustbereich, durchschlug ihre Schilde und riss eine tiefe Wunde in ihr Fleisch. Eine Rippe fing sie ab, doch die junge Soldaten interessierte das nichts, sie spürte es nicht einmal. Sie hatte nur Augen für ihren Verlobten, der jetzt tot auf dem Boden lag. Ein einziger Schuss in den Kopf, mehr hatte es nicht gebraucht. Es wollte einfach nicht in ihren Kopf.
Die Blue Suns kamen immer näher, jemand packte sie mit einem Mal an den Schultern und zog sie nach hinten weg. Sie wollte schreien, ein Batarianer stürmte auf sie zu und wurde von einem biotischen Stoß einfach nach hinten geworfen. Hinter ihr atmete jemand schwer, hielt sie aber fest und zerrte sie in das Shuttle. Erst jetzt hatte sie es begriffen und setzte sich auf.
„Nein! Nein, lass mich raus!“
Sie wurde wieder auf Boden gedrückt, ein Gesicht tauchte in ihrem Blickfeld auf. Es war Marko. Zuerst dachte sie er würde seinen Helm nicht mehr tragen, doch es tat es noch. Der Helm war nur so weit weg gesprengt worden, dass er wie eine Atemmaske wirkte. Sein Gesicht war blutverschmiert, er war wirklich blass. Trotzdem hielt er sie an den Schultern fest, drückte sie auf den Boden des Shuttles.
„Lass mich los!“, brüllte sie.
„Nein, die bringen dich nur um!“
Sie hatte ihn noch nie so brüllen hören, so schreien. Er zitterte am ganzen Körper und sah kurz wieder nach draußen. Die Blue Suns kamen näher, begannen ins Shuttle zu feuern. Sofort warf er sich mit seinem Gewicht auf sie und hielt sie so am Boden.
„Ich muss zu Jo!“, brüllte sie.
„Jo ist tot! Alle sind tot! Alle!“
Hörte sie da Tränen in seiner Stimme, weinte er? Die Luke schloss sich langsam, das Shuttle hob ab. Marko richtete sich langsam auf, zog sich die Reste seines Helms vom Kopf und sackte an die Wand des Shuttles. Luisa riss sich ihren Helm vom Kopf, zog sich in die Höhe und sah zu ihm.
„Warum?“, fragte sie nur.
Er schaute auf. Seine Rüstung war fast vollständig zerfetzt, aus vielen Löchern rann Blut. Doch das schien er so wenig zu realisieren wie sie ihre Verletzungen.
„Darum“, war seine Antwort.
Und irgendwie reichte ihr das. Die Bilder drangen erst langsam in ihren Kopf, verfestigten sich dort. Lee, auf seinem Posten erschossen, Ole und Captain Jorgen, bei durch Granaten getötet, und Jo, gestorben durch einen Kopfschuss. Nur sie und Marko waren noch da. Sie setzte sich neben ihn, er sah wie apathisch auf seine Hände. Auch ihm schien jetzt erst all das, was passiert war, bewusst zu werden.
Sie sagten nichts, sahen nicht nach draußen. Als sich auch die Bilder ihres erschossenen Verlobten in ihrem Kopf verfestigt hatten, konnte Luisa nicht mehr. Sie brach in Tränen aus, begann bitterlich zu weinen. Ihr war klar, sie würde die Bilder bis zu ihrem Tod nicht mehr vergessen können. Sie saß da und weinte bitterlich, Marko bekam es zuerst gar nicht mit. Dann legte er ihr den Arm um den Schulter und zog sie an sich heran. Das sie beiden verletzten waren, beide voller Blut und am Ende ihrer Kräfte, das war im Moment irrelevant. Ebenso die Tatsache, dass sie nie viele Worte gewechselt hatten und sich eigentlich gar nicht gut kannte. Luisa drückte ihr Gesicht an seine Brust und weinte bitterlich und auch er konnte nicht anders, dicke Tränen rannen seine Wangen hinab.
Unter ihnen wurde CO-659, der Planet, auf dem die Blue Suns ihre Einheit fast komplett ausgelöscht hatten, immer kleiner.