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    Let's Play Macherin Avatar von Obscurefighter
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    Standard Mass Effect - Auf dünnem Eis

    Neben meiner derzeiten Fan Fiction arbeite ich auch an einer weiteren, die ich euch auf diesem Wege gerne präsentiere möchte. Sie ist etwas anders als 'Die Botschaft', vor allem in dem Punkt, dass ich versuche Commander Shepard so gut wie möglich außen vor zu lassen. Grober Inhalt an dieser Stelle: Zwei Soldaten der Allianz, die einem Fall von Betrug und einem Maulfwurf im System auf der Spur sind und dabei auf sehr dünnes Eis geraten.
    Beim Schreiben des Kapitels haben mir zwei Lieder besonders geholfen. Bei dem Kampfszenen dieses: http://www.youtube.com/watch?v=aegeLbgi-f4, und bei den ruhigen, fast schon traurigen Teilen am Ende dieses hier:http://www.youtube.com/watch?v=KrWkwmbfLGQ. Lange Rede, kurzer Sinn, viel Spaß mit 'Mass Effect - Auf dünnem Eis'.
    Mass Effect 3 and its assets belong to Electronic Arts and BioWare.
    Und wie üblich, ein kleines Bildchen gibt es dazu.
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    Gescheiterte Mission



    Die Aussicht war einfach fantastisch. Wie eine riesige Kugel stand dort ein unbekannter Planet direkt vor ihr, nur die Fensterscheibe trennte sie voneinander. Luisa Rebell drückte ihre Hände an das kalte Glas und sah weiter nach draußen. Hinter dem Planeten trat seine Sonne hervor, ganz langsam, und tauchte ihn in ein dunkelrotes Licht. Dieses Schauspiel gab es jeden Tag um diese Zeit, doch sie konnte sich einfach nicht daran sattsehen. Die funkelnden Sterne taten ihr übriges zur Stimmung dazu.
    Hinter ihr erklangen Schritte, jemand lachte.
    „Du kannst es nicht lassen.“
    Sie fuhr herum. Hinter ist stand ein junger Mann, nicht älter als sie. Er trug seine schwarzen Haare kurz, fast hatte er eine Glatze. Ein dunkler Bart umrahmte sein Gesicht, welches ohne Makel war. Er hatte eine kräftige Statur, breite Schultern und kein Gramm zu viel auf den Hüften. Luisa lächelte ihn an.
    „Jo, du kennst mich doch.“
    „Seit einer Ewigkeit.“
    Er zog sie an sich heran und küsste sie direkt auf den Lippen. Aus dem Hintergrund erklang ein Würgen, dann schnelle Schritte und eine Tür fiel zu. Die beiden lösten sich wieder und sahen in den Raum hinein.
    Es war der Gemeinschaftsraum ihrer Einheit auf dieser Station, sie alle waren Soldaten bei der Allianz. Luisa war vor kurzen zum 1st Lieutenant befördert worden. Trotzdem war sie die jüngste in dieser reinen Männergruppe. Jo Vartel war Lieutenant Commander, hatte, neben dem Captain, den höchsten Rang von ihnen. Er und Luisa waren seit fünf Jahren ein Paar und vor gut einem Jahr hatte er ihr einen Antrag gemacht. Sie trug ihren silbernen Verlobungsring immer am rechten Ringfinger.
    Auf dem Sessel, der neben zwei Sofas in der Mitte des Raumes stand und mit denen einen Kreis bildete, saß Operation Chief Lee Hunter und las vertieft ein Buch. Er war ein Scharfschütze, gut 30 Jahre alt. In seinem Gesicht erkannte man seine asiatischen Wurzeln, sonst war er eher ein ruhiger Charakter. Seine dunkelblonden Haare trug er zu einem Pferdeschwanz gebunden, an seiner linken Hand fehlte ihm der Ringfinger. Den hatte er während eines Einsatzes verloren.
    Lang auf dem Sofa liegend, die Füße an der Lehne hochgelegt und den Blick mit einem breiten Grinsen auf den Lippen auf Jo und Luisa gerichtet, schaute 2nd Lieutenant Ole Jakuze sie an. Der Techniker der Gruppe sah nicht nur verwegen aus, er war es auch. Gerade jetzt schwebte eine blau leuchtenden Drohne über seinem Kopf und spielte Hard Rock Musik ab.
    „Ole, hast du gewürgt?“, fragte Jo verwurfsvoll.
    Ole nickte nur und setzte sich dann auf. Dabei verrutschte seine gegeelte Haartolle etwas. Wegen dieser nannte das Team ihn 'Elvis'. Nur wenn er eine seiner vielen Mütze trug sah man sie nicht. Er hatte das Gesicht und die Statur eines Mannes, der man auch gut und gerne Surferboy hätte nennen können.“
    „Das könnt ihr beide doch in eurer Freizeit machen. Ihr müsst uns anderen doch nicht unter die Nase reiben, dass wir Single sind.“
    „Bin verheiratet“, gab Lee aus dem Sessel zu verstehen. Vor vier Jahren hatte er seine langjährige Freundin geheiratet, sie hatte zwei gemeinsame Kinder.
    „Toll“, maulte Ole in seiner Richtung.
    Luisa tat er irgendwie Leid. Erst vor zwei Wochen hatte seine Freundin mit ihm Schluss gemacht. Es war für ihn bestimmt nicht leicht jetzt das Glück von ihr und Jo zu sehen. Doch bevor sie etwas sagen konnte, fiel Jo das Fehlen einer Person auf.
    „Hey, wo ist der Neue?“
    Luisa seufzte nur, Lee schüttelte den Kopf und Ole winkte ab.
    „Zwei Jahre hier und immer noch 'der Neue'“, warf Ole Jo vor.
    Eine Tür ging auf und 'der Neue' betrat den Raum: 1st Lieutenant Marko Cop. Er war erst vor zwei Jahren neu in ihre Einheit gekommen, warum wusste nur der Captain. Marko war etwas kleiner aus die anderen Männer hier, hatte leuchtend rote Haare, die er relativ kurz trug, und auch einen leichten Bart. Zudem war er auch noch Biotiker und ein überzeugter Einzelgänger, was Jo ganz und gar nicht gefiel.
    „Wo kommst du her?“, blaffte er Marko an.
    Dieser zuckte nur den Schultern und ging zu der kleine Theke am hinteren Bereich, um sich etwas Wasser in ein Glas zu gießen.
    „Hey, ich habe dich was gefragt!“
    „Muss ich mich auf diesem Schiff immer noch für jede Handlung rechtfertigen, Jo?“
    „Es heißt Lieutenant Commander Vartel für dich!“
    Marko drehte sich langsam auf, das Glas Wasser in der Hand, er nippte kurz daran. Lee senkte sein Buch, Ole legte die Hände zusammen und auch Luisa spürte die Spannung im Raum. Seit ihrer ersten Begegnung konnte Jo und Marko sich nicht riechen. Es konnte an Jos kompletter Abneigung gegenüber Biotikern liegen, aber sicher war sie sich nicht. Sie hatte auch ihre Vorbehalten gegenüber Marko und seinen Leuten, aber er war ein guter Soldat und das zählte. Gerade stellte er sein Glas wieder provokativ langsam ab.
    „Komisch, dass nur ich dich so anreden muss.“
    „Die Last des Neuen.“
    „Macht dir das eigentlich Spaß. Du weißt schon, ein Arsch zu sein.“
    „Bei dir ganz klar: Ja.“
    Um Markos rechte Hand sammelte sich leicht weiß leuchtend biotische Energie. Sie leuchtete kurz blau auf, verschwand dann aber. Jo hingegen schien sich nicht zu beruhigen, er stapfte auf den jungen 1st Lieutenant zu. Luisa wollte ihn am Arm festhalten, doch er schüttelte sie ab, wobei sie auf dem Sofa landete. Jo stand gerade vor Marko und wollte etwas sagen, als eine weitere Person den Raum betrat.
    „Meine Herren, bitte.“
    Alle die saßen sprangen auf und jeder salutierten. Im Torbogen stand Captain Tiberius Jorgen, der Leiter ihrer Einheit. Ein großer Mann, gut zwei Meter, mit grauen Haaren, die ihm zum Teil schon ausgefallen waren. Aber das schmälerte sein starkes Auftreten nicht, noch immer flößte er jedem, der ihn traf, Respekt ein. Der Mann in den besten Jahren war schon seit einer gefühlten Ewigkeit im Dienst der Allianz und jeder wusste, Streitigkeiten innerhalb seiner Gruppe mochte er gar nicht. Aus diesem Grund ließen Marko und Jo auch sofort voneinander ab. Der Captain deutete auf den Sofakreis und alle setzte sich, wobei Lee seinen Sessel für Jorgen räumte und sich neben Marko setzte.
    „Gut, Leute, ich habe gerade einen neuen Auftrag für uns herein bekommen“, fing der Captain an.
    „Was für ein Auftrag, Sir?“, fragte Ole.
    „Ich kläre Sie alle im Shuttle auf. Jetzt holen Sie Ihre Ausrüstung, wir treffen uns in der Andockbucht.“
    Die Gruppe erhob sich und sie liefen schnell in einen kleineren Raum, wo sich ihre Spinde befanden. Da auf dieser Station auch andere Einheiten ihre Auszeiten zwischen den Missionen wahrnahmen, war dieser Raum ziemlich eng und voll. Die Spinde ihrer Einheit standen nebeneinander in einer Ecke, jeder war mit einem speziellen Code gesichert. Luisa öffnete und ihre schwarz-silberne Rüstung strahlte ihr entgegen. Mit geübten Handgriffen streifte sie sich die Rüstung über, legte den Helm oben auf den Spind und griff ihre Waffen. Das Sturmgewehr befestigte sie auf ihrem Rücken, die Pistole am Gürtel. In den übrigen Platz steckte sie so viele Granaten wie möglich.
    Sie alle trugen unterschiedliche Bewaffnung, jeder hatte einen anderen Aufgabenbereich während einer Mission. Neben einem Sturmgewehr und einer Pistole hielt Jo auch noch eine Schrotflinte bereit, Lee verzichtete auf die beiden großen Waffen und blieb lieber bei seinem Scharfschützengewehr. Ole lud gerade eine Maschinenpistole nach, über ihm schwebte noch immer seine Drohne, Marko trug nur eine Pistole bei sich, doch seine Biotik war für ihn Waffe genug.
    „Bereit?“, fragte Jo. Alle nickten.
    Im Stechschritt liefen sie zum Fahrstuhl, der sich in der Andochbucht brachte. Dort wartete Captain Jorgen bereits an einem Shuttle auf sie. Er schaute auf seine Uhr und nickte nur.
    „Gute Zeit“, lobte er, als sein Team das Shuttle betrat.
    Er folgte als Letzter, schloss die Klappe und wandte sich an den Piloten.
    „Okay, Arnie, dann leg mal los.“
    „Hallo, Leute“, grüßte der Pilot.
    „Arnie!“, riefen alle freudig im Chor.
    Arnold Bertold, kurz Arnie, war schon so lange Pilot wie der Captain die Einheit anführte. Er war ein alter Haudegen, ein Mann, der sein Team schon aus den brenzligsten Situation geholt hatte. Für die jungen Soldaten war er ein väterlicher Freund, manchmal wie ein Großvater.
    Das Shuttle verließ die Station, die Soldaten setzten sich, nur der Captain blieb stehen und erklärte ihnen ihre Mission.
    „Wir betreten eine verlassene Kolonie. Der Planet hat nicht einmal mehr einen Namen, er heißt nur CO-659. Es gibt dort eine verlassene Fabrik, in der sich noch wichtige Daten befinden sollen. Und genau diese Daten sollen wir beschaffen.“
    „Warum wir, Sir?“, fragte Jo skeptisch.
    „Weil der Leiter der Firma keine Söldner damit beauftragen möchte und er unsere Einheit für die Beste hält.“
    Jo lächelte, ihm schmeichelte dieses Kompliment. Doch die anderen waren noch nicht ganz überzeugt. Auftrag war Auftrag, das wussten sie. Aber sie waren auch neugierig und wollten wissen warum sie das machen mussten.
    „Wer ist denn dieser Leiter der Firma?“, fragte Lee.
    „Der Firmenname fällt mir jetzt nicht ein, aber der Leiter heißt Harold von Treckling.“
    Aus den Augenwinkeln sah Luisa, wie Marko, der die ganze Zeit auf den Boden geschaut hatte, mit einem Mal aufsah und kurz eine Augenbraue hochzog. Er schaute den Captain an, dann an die Wand hinter ihm.
    „Ist etwas, Lieutenant Cop?“, hakte Jorgen nach.
    „Nein, Sir. Alles in Ordnung.“ Marko senkte wieder den Blick, doch er bewegte die Lippen. Als würde er leise mit sich selbst reden.
    „Wir nähern uns der Ladezone“, rief Arnie nach hinten.
    „Bereit machen.“
    Auf diese Worte hatten alle nur gewartet. Sie standen auf und griffen nach ihren Waffen. Captain Jorgen öffnete die Luke, sie näherten sich langsam den Boden des Planeten. Es war roter Riese, ein Planet ganz ähnlich dem Mars. Seine Oberfläche bestand aus rotem Stein. Da es keinen Sauerstoff hab, trugen alle ihre Helme. Das Shuttle senkte sich, es erreichte kaum den Boden und alle sprangen nach draußen. Der Boden knarschte etwas unter ihren schweren Stiefeln.
    „Bleiben Sie in Reichweite, wir brauchen sicher nicht lange“, befahl Captain Jorgen Arnie. Dieser salutierte und die Luke schloss sich wieder.
    „Da hinten ist die Anlage.“
    Lee war, ganz der Scharfschütze, auf einen Hügel gestiegen und deutete nach vorne. Ole rief eine neue Drohne heraus, die ihn sofort umschwirrte.
    „Gut. Dann in diese Richtung. Halten Sie die Augen offen.“
    Dem Captain folgend stiegen sie von dem Hügel, auf dem Arnie sie nach draußen gelassen hatte, hinab in eine Talsenke. Luisa ließ sich zu Marko zurückfallen, der Biotiker bildete immer den Schluss der Gruppe. Seine Reaktion im Shuttle hatte sie etwas stutzig gemacht.
    „Alles klar?“, fragte sie.
    Er nickte nur. Durch das Visier konnte sie ihm in die dunkelblauen Augen sehen, er trug als Einziger im Team eine Brille.
    „Geht schon.“
    Er wich ihrem Blick aus und schaute auf den Boden. Sie wollte wieder etwas sagen, doch Jo winkte sie zu sich. Er ging direkt hinter dem Captain, sie lief zu ihm.
    „Was ist?“
    „Nicht die Formation verlassen.“
    „Ich wollte nur sehen ob mit ihm alles okay ist.“
    „Wenn er Probleme hat, dann soll er selber damit klar kommen.“
    „Hat damit Angst vor Konkurrenz?“, witzelte Ole von hinten.
    Jo drehte sich zu ihm um und hob warnend sein Sturmgewehr hoch. Ole lachte nur, doch der Captain hob mahnend die rechte Hand.
    „Meine Herren, bitte.“
    Es war eine Welt, die nur aus roten Steinen bestand. Luisa fragte sich, wie Menschen oder andere Lebewesen hier überhaupt eine Kolonie gründen konnten. Vor ihnen, am Ende der Talsenke, tauchte eine große Fabrik auf. Drei Schornsteine ragten in die Höhe, sie bestand aus zwei Gebäuden. Eines war eine lange Lagerhalle mit einem Wellblechdach. Die Fabrik schien aus massivem Backstein zu sein, es sah alles aber sehr verlassen aus.
    „Eindeutig menschliche Architektur“, meinte Lee.
    „Gut, ich habe keine großartige Lust mich durch von Aliens geschaffene Gänge zu quälen“, meinte Jo.
    Luisa glaubte zu hören wie jemand 'Rassist' hustete und sie glaubte auch noch, dass es aus Markos Richtung kam. Aber keiner sonst schien es gehört zu haben und so sagte sie nichts.
    „Bleiben Sie wachsam“, wies Captain Jorgen sie an.
    „Sir, was soll hier groß passieren?“, fragte Jo.
    „Man weiß nie, Lieutenant Commander Vartel. Man weiß nie.“
    Jo schüttelte lachend den Kopf, doch Luisa stieß ihren Verlobten mit dem Ellenbogen an. Sie blieb wachsam, das war ihr alles zu ruhig. Nur die Schritte von ihr und ihren Kameraden, sonst kein Laut. Nicht einmal Wind.
    Etwas segelte durch den Luft und landete vor ihnen auf dem Boden. Der Trupp hielt inne, es piepte einmal laut.
    „Granate!“, brüllte Ole von hinten.
    Sofort rannte alle zurück und fanden Schutz hinter einer kleinen Erhebung. Es knallte, Staub wurde in die Luft geworfen. Sie zogen die Köpfe ein und erst nach der Explosion gab Captain Jorgen Lee die Anweisung durch sein Scharfschützengewehr nach dem rechten zu sehen. Der junge Asiate kletterte auf eine Erhebung und legte sich in Stellung.
    „Soldaten, Sir. Der Ausrüstung nach Söldner.“
    „Söldner?“, fragte Luisa erstaunt. Captain Jorgen schüttelte den Kopf.
    „Die Fabrik sollte verlassen sein.“
    „Sir, mit denen werden wir fertig“, meinte Jo mit voller Inbrunst.
    Captain Jorgen dachte intensiv nach, sah sich sein Team konzentriert an.
    „Wir sind in der Minderzahl, Jo.“
    „Aber mit der richtigen Taktik, Sir. Und außerdem haben wir einen Auftrag.“
    „Ja, den haben wir. Gut, versuchen wir es.
    Lee, Sie bleiben da oben. Ole, bleiben Sie hier. Wir brauchen Sie und Ihre Drohne um einen Überblick zu gewinnen. Marko, Sie geben uns mit einer Barriere Deckung. Jo, Luisa, Sie kommen beide mit mir. Los!“
    Es waren klare Anweisung, jeder wusste sie zu befolgen. Lee gab zugleich einen Schuss ab, Ole schickte seine Drohne los. Luisa und Jo heftete sich an die Fersen des Captains, Marko hielt etwas Abstand und setzte seine Barriere vor sie.
    „Bleiben Sie in der Nähe, Marko“, befahl Jorgen.
    Jo grummelte leise, er hatte den Biotiker nun mal nicht gerne um sich. Die drei Soldaten nutzten Steine und kleinere Erhebungen als Deckung, um sich weiter nach vorne zu bewegen. Als sie einmal wieder aus ihrer Deckung traten, standen sie direkt vor ihnen drei anderen Soldaten, der Statur nach zwei Batarianer und ein Mensch.
    „Blue Suns?“, flüsterte Luisa.
    Jo und Captain Jorgen schalteten die drei sofort aus, doch dahinter sahen sie noch mehr Feinde. In einer aufgelösten Formation rückten diese auf die Dreiergruppe zu, es flogen ein paar Granaten. Eine kickte Jo wieder zurück, vor den anderen fanden sie wieder Deckung hinter einem Felsen.
    „Es sind zu viele, Sir“, gab Luisa zu bedenken.
    „Nein, wir schaffen das schon“, widersprach Jo.
    Captain Jorgen hob nur die Hand und dachte wieder nach.
    „Luisa hat ganz recht, wir sind stark in der Unterzahl. Lee, hören Sie mich?“
    „Laut und deutlich“, kam die Antwort, die auch Jo und Luisa mithören. Erleichtert atmete Jorgen auf.
    „Wie viele Feinde sind es ungefähr?“
    „Grob geschätzt: Gut 20, wenn nicht mehr. Alleine haben wir gegen die keine...“
    Ein Schuss hallte durch den Funk, dann ein Schrei. Schließlich Stille.
    „Lee? Lee! Lee, antworten Sie!“, brüllte der Captain, doch es kam keine Antwort.
    Luisa und Jo sahen sich panisch an, doch die Sache war klar. Der Schuss, der Schrei. Jemand war da oben bei Lee und somit auch nahe bei Ole.
    „Ole, gehen Sie sofort in Deckung!“, bellte der Captain.
    „Mach...“
    Die Verbindung brach ab, es kam keine Antwort.
    „Ich sehe nach!“, rief Marko in den Funk.
    Er verließ seine Deckung und lief schnell wieder nach oben. Dort, wo sie Ole zurückgelassen hatte, sahen die drei Wartenden den Biotiker hinter dem Hügel verschwinden. Nur einen Moment später zerriss eine Explosion die Stille, der Hügel flog fast zu Hälfte in die Luft.
    „Nein“, hauchte der Captain leise.
    Er hatte gerade drei Männer seiner Einheit verloren. Sofort fasste er einen neuen Entschluss.
    „Zurück zum Shuttle!“
    „Aber, Sir...“, warf Jo an, doch sein Captain packte ihn an der Schulter und zog ihn nah an sich heran.
    „Jo, da oben sind gerade drei Ihrer Kameraden zu Tode gekommen. Wir ziehen uns zurück, damit ihre Opfer nicht umsonst waren.“
    Danach schaute er Luisa an, doch die junge Soldaten nickte nur wortlos. Das sie mit den Tränen kämpfte sollte keiner sehen. Später, auf dem Schiff, da konnte sie hemmungslos weinen. Doch hier und jetzt musste sie sich auf die Mission konzentrieren. Und die hieß jetzt Rückzug.
    Sie liefen aus ihrer Deckung, den Blick nach hinten gerichtet. Die Blue Suns rückte immer näher und nahmen die drei verbliebenen Allianzsoldaten unter Beschuss. Die Kugeln prallten in den Boden zu ihren Füßen, sie gaben Gegenfeuer so gut es ging. Doch den Hügel wieder rückwärts zu besteigen war alles andere als einfach, sie drohten oft wegzurutschen.
    Aus der Gruppe der Blue Suns stürmte ein Turianer hervor und warf ihnen eine Granate direkt vor die Füße. Jetzt hatte sie ein großes Problem: Schnell nach oben würden sie nur kommen, wenn sie ihren Feinde den Rücken zukehren würden. Ein direktes Todesurteil. Und da es keine Deckung mehr gab konnten sie der Granate auch nicht ausweichen. Die Explosion würde sie unweigerlich erwischen.
    „Laufen Sie weiter!“, brüllte Captain Jorgen mit einem Mal, warf seine Waffe zur Seite und rannte nach vorne.
    „Captain!“, brüllte Luisa, doch der Mann warf sich bäuchlings auf Granate.
    Jo packte seine Verlobte an der Schulter und zog sie weiter nach oben.
    „Rennen wir, die Explosion wird sie ablenken.“
    Sie sagte kein Wort, sondern wirbelte herum und rannte neben ihm her weiter nach oben. Hinter ihnen beendete eine gewaltige Explosion das Leben des Captains. Keiner wandte sich um, auch nicht, als sie an der Stelle vorbeikamen, wo Ole und Marko den Tod gefunden hatten. Luisa schielte trotzdem nach oben und glaubte dort den regungslosen Körper von Lee zu erkennen.
    „Nicht langsamer werden!“, bellte Jo, seine Stimme klang eiskalt.
    Doch sie wusste, dass ihn das nicht kalt ließ. Sie waren nur noch zu zwei, alle anderen waren tot. Ein wirklich beschissenes Gefühl. Vor ihnen tauchte endlich das Shuttle auf, die Luke stand offen. Luisa rannte weiter, ihr ganzer Körper zitterte vor Anspannung. Sie wollte nur weg von hier, einfach nur weg.
    Ein lauter Schuss direkt neben ihr ließ sie herumfahren. Als hätte ihm jemand die Beine unter seinem Körper weggezogen, brachte Jo in sich zusammen. Auf der Rückseite seines Helms prangte ein großes Einschussloch, rotes Blut lief hinaus. Er landete mit dem Gesicht vor ran im Staub, blieb einfach liegen. Luisa blieb stehen und fiel neben ihm auf die Knie.
    „Nein. Nein, Jo!“
    Keine Regung, nichts. Sie packte ihn an den Schultern, schüttelte ihn, aber nichts. Eine Kugel traf sie direkt im Brustbereich, durchschlug ihre Schilde und riss eine tiefe Wunde in ihr Fleisch. Eine Rippe fing sie ab, doch die junge Soldaten interessierte das nichts, sie spürte es nicht einmal. Sie hatte nur Augen für ihren Verlobten, der jetzt tot auf dem Boden lag. Ein einziger Schuss in den Kopf, mehr hatte es nicht gebraucht. Es wollte einfach nicht in ihren Kopf.
    Die Blue Suns kamen immer näher, jemand packte sie mit einem Mal an den Schultern und zog sie nach hinten weg. Sie wollte schreien, ein Batarianer stürmte auf sie zu und wurde von einem biotischen Stoß einfach nach hinten geworfen. Hinter ihr atmete jemand schwer, hielt sie aber fest und zerrte sie in das Shuttle. Erst jetzt hatte sie es begriffen und setzte sich auf.
    „Nein! Nein, lass mich raus!“
    Sie wurde wieder auf Boden gedrückt, ein Gesicht tauchte in ihrem Blickfeld auf. Es war Marko. Zuerst dachte sie er würde seinen Helm nicht mehr tragen, doch es tat es noch. Der Helm war nur so weit weg gesprengt worden, dass er wie eine Atemmaske wirkte. Sein Gesicht war blutverschmiert, er war wirklich blass. Trotzdem hielt er sie an den Schultern fest, drückte sie auf den Boden des Shuttles.
    „Lass mich los!“, brüllte sie.
    „Nein, die bringen dich nur um!“
    Sie hatte ihn noch nie so brüllen hören, so schreien. Er zitterte am ganzen Körper und sah kurz wieder nach draußen. Die Blue Suns kamen näher, begannen ins Shuttle zu feuern. Sofort warf er sich mit seinem Gewicht auf sie und hielt sie so am Boden.
    „Ich muss zu Jo!“, brüllte sie.
    „Jo ist tot! Alle sind tot! Alle!“
    Hörte sie da Tränen in seiner Stimme, weinte er? Die Luke schloss sich langsam, das Shuttle hob ab. Marko richtete sich langsam auf, zog sich die Reste seines Helms vom Kopf und sackte an die Wand des Shuttles. Luisa riss sich ihren Helm vom Kopf, zog sich in die Höhe und sah zu ihm.
    „Warum?“, fragte sie nur.
    Er schaute auf. Seine Rüstung war fast vollständig zerfetzt, aus vielen Löchern rann Blut. Doch das schien er so wenig zu realisieren wie sie ihre Verletzungen.
    „Darum“, war seine Antwort.
    Und irgendwie reichte ihr das. Die Bilder drangen erst langsam in ihren Kopf, verfestigten sich dort. Lee, auf seinem Posten erschossen, Ole und Captain Jorgen, bei durch Granaten getötet, und Jo, gestorben durch einen Kopfschuss. Nur sie und Marko waren noch da. Sie setzte sich neben ihn, er sah wie apathisch auf seine Hände. Auch ihm schien jetzt erst all das, was passiert war, bewusst zu werden.
    Sie sagten nichts, sahen nicht nach draußen. Als sich auch die Bilder ihres erschossenen Verlobten in ihrem Kopf verfestigt hatten, konnte Luisa nicht mehr. Sie brach in Tränen aus, begann bitterlich zu weinen. Ihr war klar, sie würde die Bilder bis zu ihrem Tod nicht mehr vergessen können. Sie saß da und weinte bitterlich, Marko bekam es zuerst gar nicht mit. Dann legte er ihr den Arm um den Schulter und zog sie an sich heran. Das sie beiden verletzten waren, beide voller Blut und am Ende ihrer Kräfte, das war im Moment irrelevant. Ebenso die Tatsache, dass sie nie viele Worte gewechselt hatten und sich eigentlich gar nicht gut kannte. Luisa drückte ihr Gesicht an seine Brust und weinte bitterlich und auch er konnte nicht anders, dicke Tränen rannen seine Wangen hinab.
    Unter ihnen wurde CO-659, der Planet, auf dem die Blue Suns ihre Einheit fast komplett ausgelöscht hatten, immer kleiner.
    Geändert von Obscurefighter (29.10.2012 um 00:13 Uhr)

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  2. #2
    Ich bin an der Bar Avatar von Beauci
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    eine interessante geschichte.
    schon heftig der überfall.
    wird bestimmt schwer das trauma zu verarbeiten, bin gespannt, wie sich das ganze weiter entwickelt.

    es war sehr flüssig geschrieben und gut zu lesen

  3. #3
    Let's Play Macherin Avatar von Obscurefighter
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    So, hier habe ich Kapitel zwei. Es läuft zwar nicht so schnell mit viel Aktion an, aber das kommt alles noch, keine Panik. Viel Spaß.


    Erster Verdacht



    Einen Monat danach.

    Wie schnell doch wieder der Alltag einkehren konnte. Einer des Ärzte des Huerta-Krankenhauses, ein Salarianer, füllte gerade den Entlassungsschein aus, Luisa saß auf ihrem Krankenbett und wartete ab. Man hatte sie und Marko, nachdem sie die Station erreicht hatten, sofort hierher geschickt. Dort hatte sie den Biotiker aus den Augen verloren. Man hatte sich um ihre Schusswunden gekümmert, jetzt konnte sie das Krankenhaus endlich verlassen. Sie hatte das Gefühl gehabt hier ewig festzusitzen.
    „Okay, Mrs. Rebell, das wäre es dann gewesen.“
    Der Arzt reichte ihr die Hand, die sie zugleich ergriff. Die Ärzte hatte sich diese rein menschliche Form von Begrüßen und Verabschieden für ihre menschlichen Patienten angewöhnt, doch der Händedruck des Arztes war mehr als lasch. Luisa hatte Angst ihm die Finger zu zerquetschen.
    „Danke, Herr Doktor.“
    „Ach, wofür. Nutzen Sie lieber die Auszeit und entspannen Sie etwas.“
    „Ich... werde es versuchen.“
    Sie würde ganz sicher nicht entspannen können nach all dem, was passiert war. Ihr graute es schon davor in ihre Wohnung zurück zu gehen. Jetzt verließ sie das Krankenzimmer und nach ein paar Schritten hatte sich auch den Teil des Krankenhauses hinter sich gelassen, wo die Patienten behandelt wurden. Doch vorne, im Wartebereich, wurde sie aufgehalten.
    „Luisa, hier!“
    Arnie kam ihr entgegen. Er breitete weit die Arme aus und drückte sie an sich. Sie war irritiert und erwiderte die Umarmung nur sehr zögerlich. Nach einer Weile ließ er sie los und trat einen Schritt von ihr weg. Er grinste breit, sie schaute noch immer fassungslos drein.
    „Arnie, was machst du denn hier?“
    „Habe gehört, dass du heute raus kommst. Wollt mal schauen wie es dir geht.“
    Er trug seine zivile Kleidung, ein Hawaihemd und eine kurze Jeans. Seine Lederschuhe schimmerten schwarz, auf dem Kopf bedeckte eine Schiebermütze seine grauen Haare. Luisa rieb sich den Nacken.
    „Na ja, wie soll es mir gehen.“
    Sie setzte sich in eine Sitzecke an der großen Fensterfront. Arnie folgte ihr und setzte sich neben sie.
    „Ach, Mädchen, du tust mir wirklich Leid.“
    Arnie meinte es ernst und Luisa rechnete ihm das hoch an. Der Pilot war für sie wie ein Großvater, einfach jemand, mit dem sie über fast alles reden konnte. Er hörte ihr zu und hatte gute Tipps parat.
    „Warum bist du in Zivil?“, fragte sie ihn.
    „Bin in Rente. War meine letzte Mission.“
    „Oh. Dann, herzlichen Glückwunsch.“
    „Danke.“
    Er lächelte und sah nach draußen. Luisa wusste, dass sie furchtbar aussah, aber sie fühlte sich erschlagen und antriebslos. Und das Arnie jetzt auch noch weg war, machte das Ganze nicht besser. Nur noch schlechter.
    „Und, wo geht es jetzt hin?“
    „Zu meiner Tochter nach Elysium.“
    „Wow.“
    Sie wollte einfach nur reden, über alles, was ihr durch den Kopf ging, nur nicht über die Mission. Wenn sie redete, dann musste sie nicht daran denken. Doch Arnie startete jetzt den Angriff.
    „Luisa, du musst mit jemanden über diese Sache reden.“
    „Und mit wem?“
    „Wie wäre es mit dem jungen Biotiker.“
    „Marko?“
    „Genau. Wenn ich mich nicht verhört habe ist er schon vor ein paar Tagen raus gekommen.“
    Luisa schüttelte nur den Kopf. Sie wollte einfach nicht darüber reden. Und außerdem würde dann auf kurz oder lang zur Sprache komme, dass Marko ist das Leben gerettet hatte. Ihr war es erst im Krankenbett klargeworden, dass sie ohne sein Eingreifen jetzt neben Jo tot auf dem Planeten liegen würde. Es lag einfach nicht in ihrer Natur sich zu bedanken, das konnte sie nicht. Arnie ließ nicht locker.
    „Mensch, Mädchen, du musst mit jemandem reden. Und er hat das Gleiche durchgemacht wie du, er versteht dich.“
    „Das bezweifle ich.“
    „Luisa, du bist ganz schön stur.“
    „Das hat schon meine Mutter festgestellt.“
    Arnie stand auf. Er war sehr ernst geworden, jetzt erinnerte er Luisa an ihren alten Deutschlehrer, einen Mann, der sich oft laut den Rohrstock zurückgewünscht hatte.
    „Außerdem könntest du ihn dann fragen, wie er diese Explosion überlebt hat. Das interessiert mich nämlich brennend.“
    Stimmt, die Frage beschäftigte sie schon eine Weile. Sie gab sich geschlagen. Zum Kämpfen fehlte ihr einfach die Kraft.
    „Gut, ich rede mit ihm.“
    „Braves Mädchen.“
    Sie stand auch auf und Arnie reichte ihr die Hand zum Abschied. Sie erwiderte den Händedruck.
    „War schön mit dir, Arnie.“
    „Gleichfalls, Lieutenant Rebell.“
    „Für dich immer Luisa.“
    Er lächelte und ging dann in Richtung Fahrstuhl davon. Luisa sah ihm nach, ließ sich wieder den Sitz fallen und rief ihr Universalwerkzeug auf. Captain Jorgen hatte darauf bestanden, dass die Mitglieder des Teams ihre Kontaktdaten austauschten. Dazu zählten auch Telefonnummern. Sie wählte jetzt die von Marko und wartete ab.
    Es dauerte etwas, dann nahm er ab. Sein Bild tauchte auf dem kleinen Bildschirm auf ihrem Arm auf. Den Hintergrund konnte sie nicht wirklich erkennen, er schob sich sofort ins Bild. Seine rote Haaren hingen nass herab, er hatte wohl gerade geduscht. Um dem Anrufer nicht halbnackt gegenüber zu sitzen, hatte er sich ein Hemd übergeworfen. Er griff neben sich und setzte sich die Brille auf die Nase. Erstaunt schaute er sie an.
    „Luisa?“
    „Wen hast du erwartet?“
    „Ganz ehrlich: Jeden, nur nicht dich. Was ist los?“
    Er setzte sich vor sein Terminal und beugte sich vor. Luisa suchte nach den richtigen Worten.
    „Können wir uns treffen?“
    Er zog überrascht eine Augenbraue hoch, dann lächelte er kurz und nickte.
    „Klar. Wie wäre es heute Mittag, so um 12 am Präsidium?“
    „Das ist verdammt groß.“
    „Weißt du wo das große Kroganerdenkmal ist?“
    „Ja.“
    „Dort.“
    „Gut. Bis dann.“
    Sie legte auf und erhob sich. Ihr Blick glitt nach draußen, direkt auf die Citadel hinaus. Zu ihren Füßen lag der See des Präsidiums, die künstliche Sonne schien. Doch sie sah ihr eigenes Spiegelbild und seufzte schwer. In ihrer ziviler Kleidung, der Jeans, der Bluse und der roten Jacke fühlte sie sich nicht wirklich wohl. Sie wandte sich um und betrat den Fahrstuhl.

    Um 12 näherte Luisa sich dem Kroganerdenkmal, das mitten im See am Präsidium stand. Ihr kamen nur wenige Leute entgegen, die meisten saßen beim Mittagessen oder arbeiteten noch. Sie suchte die Gegend nach Marko ab, er war hier sicher schon. Immerhin war er in der Einheit auch immer der Überpünktlichste gewesen. Da, er saß auf einer Bank, nach vorne gebeugt und den Blick auf den Boden gerichtet.
    Sie hätte ihn fest nicht erkannt. Er trug einen langen, dunkelblauen, fast schon schwarzen Mantel, eine graue Jeans und dicke Stiefel. Als sie neben ihm stand, tippte sie ihm auf die Schulter. Er schaute auf und schob die Brille wieder ein Stück nach oben.
    „Ah, da bist du ja.“
    „Wartest du schon lange?“
    „Nicht wirklich.“
    Er stand auf. Durch die Stiefel war er etwas größer als Luisa. Er musterte sie und grinste.
    „Komisch dich mal in Zivil zu sehen.“
    „Geht mir ebenso.“
    Unter dem Mantel trug er ein weißes Hemd und darüber eine rote Weste. Luisa grinste und zeigte auf die Dreiladung an Oberteilen.
    „Übertreibst du nicht etwas?“
    „Nein.“
    Er versenkte die Hände in den Manteltaschen und sie gingen zusammen den Weg weiter. Eine Weile schwiegen sie nur, Luisa wusste nicht wie sie anfangen sollte. Zum Glück übernahm Marko den Anfang.
    „Also, warum wolltest du mich treffen?“
    „Arnie hat mich dazu angestiftet. Er meinte ich sollte reden.“
    Marko lachte kurz auf und sein Lachen steckte sie an. Auch Luisa schmunzelte kurz. Sie erreichten eine kleine Sitzecke und setzten sich auf eine Bank. Sie lehnte sich zurück, er beugte sich wieder vor und knetete seine Händen.
    „Beschäftigt dich etwas?“, fragte sie.
    „Einiges. Ist aber im Moment nicht wichtig.“
    „Hat man dich wieder eingestellt?“
    Marko lachte wieder auf und lehnte sich nach hinten. Er breitete die Arme nach hinten aus, legte sie auf die Lehne.
    „Die haben mich als psychisch labil eingestuft, es ist zu riskant mich einer Einheit zuzuteilen.“
    „Dann bin ich wenigstens nicht alleine.“
    In diesem Moment wich das Lachen aus seinen Augen, er wurde ernst und schaute sie besorgt an.
    „Geht es dir gut?“
    Was war das für eine Frage? Sie überhörte die Sorge in seiner Stimme, ihr Gehirn blendete diese vollkommen aus, und sprang sofort auf Füße. So groß sie konnte baute sie sich vor ihm auf, stemmte die Hände in die Hüften.
    „Ob es mir gut geht?! Ist das dein Ernst?!“
    Sie schrie, ein paar Passanten drehten sich nach ihnen um. Marko stand ebenfalls auf und hob beruhigend die Hände.
    „Hey, ganz ruhig. War nur nett gemeint.“
    „Nett gemeint?! Ja, ganz sicher!“
    „Luisa, bitte eine Stufe leiser.“
    Er stand genau vor ihr und wollte ihr die Hände auf die Schultern legen, doch sie trat sofort einen Schritt von ihm weg. Er war ruhig, so gefasst. Hatte sie sich sein Weinen im Shuttle etwa nur eingebildet?
    „Wie kannst du so ruhig bleiben?!“
    „So bin ich halt. Und jetzt komm runter.“
    Sie trat jetzt ganz nah an ihn heran, Gesicht vor Gesicht. Sie sah sogar ihre eigene Spiegelung in seinen Brillengläsern. Jetzt schrie sie nicht mehr, sie zischte ihm die Worte ins Gesicht.
    „Im Gegensatz zu dir kann ich so etwas nicht einfach wegstecken. Was hast du überhaupt die letzten Tage gemacht?“
    „Neben der Tatsache, dass man mir die Kugeln aus dem Körper gezogen hat, die ich mir angefangen habe, als ich deinen Hintern gerettet haben, im übrigen: keine Ursache, habe ich Information gesammelt.“
    „Und worüber?“
    „Über unsere Mission.“
    Das überraschte sie. Vorsichtig trat sie wieder einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor Brust.
    „Warum das denn?“
    Aber er antwortete nicht sofort, sondern setzte sich zuerst wieder auf die Bank und klopfte auffordernd auf den Platz neben sich. Luisa rollte mit den Augen, setzte sich dann aber missmutig neben ihn.
    „Also“, fing Marko an. „Ich habe mich mal etwas schlau gemacht. Bei allen zuständigen Stellen ist die Fabrik, die wie untersuchen sollten, als geschlossen gemeldet. Die Kolonie gilt aus unbewohnt. Heißt also, dass dort kein Lebewesen mehr ist.“
    „Ja, das hat der Captain auch schon gesagt.“
    „Die Frage ist nur: Woher kommen dann die Blue Suns? Die Organisation handelt in 99 Prozent der Fälle auf Auftrag, sie tun selten etwas aus eigenem Antrieb.“
    „Also hat sie jemand zum Bewachen einer verlassenen Anlage dort hingeschickt? Willst du mir das sagen?“
    Marko nickte und rief sein Universalwerkzeug auf. Auf dem Bildschirm ließ er die Website einer Firma aufleuchten: Future Produktion Industries. Luisa stutzte und las sich eine Zeile im Werbetext dreimal ganz genau durch.
    „Die Firma ist bei der Allianz gemeldet.“
    „Richtig. Sie stellt Implantate für Biotiker her und versorgt seit kurzem auch ein paar Einheiten der Allianz. Zu Testzwecken.“
    „Aber... die Blue Suns haben uns angegriffen.“
    „Das hat mich auch stutzig gemacht.“
    Er schloss die Seite und das Universalwerkzeug wieder und beugte sich verschwörerisch zu Luisa rüber. Jetzt sprach er sehr leise, flüsterte fast.
    „Ich gehe davon aus, dass nicht der Chef dieser Firma oder jemand von dort die Blue Suns angeheuert hat. Die Firma ist bestimmt nur Mittel zum Zweck.“
    „Und wer soll es dann gewesen sein?“
    „Jemand, der es auf unsere Einheit abgesehen hat. Und auf die Daten, die wir aus der Firma holen sollten.“
    Jetzt musste sie sich wirklich zusammenreißen, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Aber ein Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen. Marko sah sie nur völlig entsetzt an.
    „Was gibt es da zu lachen?“
    „Mal im Ernst, wer wollte es schon auf unsere Einheit abgesehen haben.“
    „Luisa, die Akten über unsere Mission sind geheim, nicht einmal ich als ein Mitglied der Einheit kann sie einsehen. Außer uns wusste sicher nur noch das Allianzkommando von der Mission.“
    „Redest du von einem Maulwurf?“
    Er nickte ganz langsam und richtete sich wieder auf. Luisa fasste sich nur an den Kopf. Na super, es gab nur einen Mensch, mit dem sie über diese Horrormission reden konnte und gerade der war ein Verrückter.
    „Marko, jetzt mal im Ernst...“
    „Schau selber nach. Ich habe dir ein paar Sachen geschickt, schau sie durch. Dann kannst du mich wieder anrufen.“
    Mit einem Mal wirkte er unglaublich gekränkt und verletzt. Er stand auf, versenkte die Hände in den Taschen seines Mantels und stapfte davon. Luisa sah ihm hinterher, fühlte sich mit einem Mal sehr schlecht und schuldig.
    „Marko!“
    Sie stand auf und rief ihm nach, doch er drehte sich nicht um, hielt den Kopf gesenkt. Er verschwand in der Menge und so aus ihrem Sichtfeld. Luisa zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging wieder zurück, in Richtung eines Taxistandes.
    „Da fragt man sich doch wer die Frau ist.“

    Mit jeder Stufe, die Luisa in dem Mehrfamilienhaus hochstieg, das sie schon seit Jahren bewohnte, wurde sie langsamer. Zwar hatte sie nur wenige Zeit in ihrer Wohnung verbracht, aber es war die Wohnung von ihr und Jo. Und das machte das alles nicht einfacher. Sie erreichte die Tür und legte zitternd die Hand auf den Scanner. Es kribbelte leicht, als ihre Handfläche gescannt wurde, dann schaltete das Paneel an der Tür auf grün um und sie konnte die Wohnung betreten.
    Es war ungewöhnlich still. Luisa ging den Flur nach unten. Sie lief direkt auf die Tür zum Schlafzimmer zu, bog aber vorher nach rechts ab. Die Tür schwang auf und sie stand im Wohnzimmer. Alles sah aus, als wäre sie nur ein paar Stunden weg gewesen. Nur das Terminal auf dem Schreibtisch an der hinteren Wand blinkte, sie hatte verpasste Nachrichten. Reflexartig warf sie ihre Jacke auf die dunkelrote Coach, die in der Mitte des Raumes stand, bevor sie sich auf den Stuhl am Schreibtisch setzte. Sie öffnete das Terminal.
    Insgesamt waren es drei Nachrichten. Die erste stammte von der Erde, von Jos Mutter. Luisa schluckte. Ihre Ex-Schwiegermutter war schon während der Zeit, als sie und Jo noch zusammen gewesen waren, ein echtes Biest gewesen. Das würde sie jetzt wohl kaum gebessert haben. Zögernd öffnete sie die Nachricht.
    „Luisa, du weißt bestimmt wer hier ist“, keifte ihr die altbekannte Stimme entgegen. Wie froh war die junge Frau jetzt, dass sie so lange nicht zu Hause gewesen war. Auf ein Gespräch mit dieser Frau hatte sie keine Lust. Die Nachricht ging weiter.
    „Ich werde in den nächsten Tagen vorbeikommen um Jos Sachen zu holen. Hoffentlich sehen wir uns nicht.“
    „Ja, hoffentlich.“
    Luisa löschte die Nachricht sofort. Keine Frage wie es ihr ging, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Es war klar, dass sie jetzt die Böse war. Sie rief die zweite Nachricht auf und sofort besserte sich ihre Laune. Diese Botschaft stammte von einem Allianzkreuzer, der MSV Newtown. Auf den Bildschirm erschien das Gesicht ihres Vaters, einem Captain der Allianz.
    „Hi Prinzessin, ich bin es. Ich habe von der Sache gehört. Wenn etwas ist, wenn du reden willst, dann ruf mich an. Ich bin für dich da.“
    Luisa lächelte und spielte die Nachricht sofort noch einmal ab. Sie sah ihren Vater nicht oft, er hatte viele Einsätze, aber er bemühte sich immer für sie da zu sein. Es war klar, dass er nach dem Fehlschlag der Mission sofort in Kenntnis gesetzt wurde, aber ebenso war klar, dass er nicht kommen konnte.
    Jetzt rief sie die letzte Nachricht auf. Sie hatte keinen Text, niemand sprach zu ihr. Es waren nur die Akten, von denen Marko gesprochen hatte. Er hatte sie ihr kurz nach ihrem Telefonat geschickt. Luisa atmete tief durch.
    „Okay, du hast jetzt zwei Optionen. Erstens, du siehst dir an was dieser Irre dir geschickt hat oder zweitens, du lässt es und verlierst damit die letzte Person, mit der du über diese Scheiße reden kannst.“
    Sie seufzte und fuhr sich mit den Händen durch ihre brauen Haare, der Pferdeschwanz lockerte sich etwas. Sie schloss die Augen, eine Stimme in ihrem Kopf schrie sie an die Akten zu lesen. Da war dieser kleine Teil, der Marko auf keinen Fall verlieren wollte. Und das nicht nur wegen dieser einen Sache. Da war noch etwas anderes.
    Luisa öffnete die Augen wieder und setzte sich wieder gerade hin. Mit einer Handbewegung öffnete sie die erste Akte.

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  4. #4
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    puh...
    also das ja mal ne typische schwiegermama xD

    ansonsten hat sie ihn immer noch nicht gefragt warum er die explosion überlebt hat... menno.

    so, und jetzt was steht in der akte *g*

    ist weiterhin gut

  5. #5
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    Heimlich still und leise ein geniales Ding. Erinnert mich so ein wenig an Nutopias Devolution... keine schlechte Inspiration. Ansonsten kann ich mich Beauci nur anschließen.

  6. #6
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    Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich Devolution bis jetzt noch nicht gelesen habe. Werde das aber mal nachholen. Wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß mit Kapitel 3 und danke für euer Feedback.

    Cops Honor



    „Schon mal daran gedacht den Beruf zu wechseln.“
    „Oh, Tante Sophia, bitte nicht.“
    Marko fuhr sich durch sein Gesicht und stöhnte auf. Auf dem Terminal grinste seine Tante ihn an.
    „War doch nicht so gemeint. Obwohl...“
    „Tante Sophia!“
    Er stützte auf der Tischkante auf und lehnte sich so nach hinten. Er schüttelte nur den Kopf, rieb sich dann aber die Wunde an seiner Stirn. Dort, wo ihn ein Granatensplitter erwischt hatte. Als seine Tante diese Bewegung sah, wurde sie wieder sehr besorgt.
    „Dann kommt wenigstens eine Weile zu uns. Deinen Onkel und die beiden Mädchen würde das sehr freuen.“
    Marko lächelte, winkte dann aber ab.
    „Nein, ich kann nicht, auch wenn gerne kommen würde. Ich muss ein paar Dinge erledigen.“
    „Ich dachte du hättest Urlaub?“
    „Hab ich auch, aber...“
    Er konnte es ihr nicht erklären. Da kamen ihm die Schritte aus dem Flur gerade recht.
    „Ich muss auflegen, Tante Sophia.“
    „Pass auf dich auf, Junge.“
    „Mach ich doch immer.“
    Er lächelte sie an und beendete dann den Anruf. Der Stuhl quietschte etwas, als Marko ihn zurückschob und aufstand. Er streckte sich und schob den Stuhl wieder zurück. Die Schritte näherten sich der Tür zu seinem Arbeitszimmer, sie glitt auf und Marko schlug ein Lufthauch voller Alkohol entgegen.
    „Schon mal etwas von anklopfen gehört?“
    Er drehte sich um und schaute Dave anklagend an. Sein alter Schulfreund lehnte am Türrahmen, in der rechten Hand eine Flasche Alkohol, in der linken eine Zigarette. Er grinste breit, seine Kleidung war wie üblich verdreckt und er selbst ungewaschen. Doch Marko störte nur die Zigarette, an den Rest hatte er sich gewöhnt.
    „Hey, hier drin wird nicht geraucht.“
    „Jetzt reg dich mal ab, Alter.“
    „Ich geb dir gleich Alter. Mach das Ding aus oder geh nach draußen.“
    Dave grummelte etwas, verschwand dann aber und Marko hörte, wie die Tür zu seinem Balkon aufging. Er schloss sein Terminal und verließ das Arbeitszimmer. Er ging in die Küche, die eine Theke vom Wohnzimmer trennte. Von hier konnte man auch den Balkon erreichen, auf dem Dave gerade stand und abwechselnd rauchte und trank. Marko nahm eine Tasse aus dem Hängeschrank, stellte sie unter seine Kaffeemaschine und drückte einen Knopf. Sofort begann das Gerät zu arbeiten, er lehnte sich an die Arbeitsplatte an und schaute auf die Uhr, die an der Wand ihm gegenüber hing. Er sah den Sekunden dabei zu, wie sie vergingen.
    Die Tür zum Balko schloss sich wieder und das Sofa quietschte.
    „Wartest du auf jemanden?“, fragte Dave aus dieser Richtung. Er hatte auch noch einen fiesen Geruch nach Zigarettenqualm an sich.
    Marko sah zu ihm. Wie erwartet lag er lang auf dem Sofa und nippte an seiner Flasche. Die Kaffeemaschine piepte und Marko nahm sich sein Heißgetränk.
    „Ja und nein.“
    „Was denn nun? Red mal Klartext, Alter.“
    Marko nippte an seinem Kaffee und verließ die Küche wieder. Er trat an das Fenster und schaute auf die Skyline der Citadel hinaus. Dave stieß auf. Marko seufzte nur und beobachtete ein paar Skycars dabei, wie sie von links nach rechts und andersherum vor seinen Augen vorbeiflogen. Er hatte diese Wohnung zum Teil auch wegen dieser grandiosen Aussicht bezogen. Natürlich schlug sich das in der Miete nieder, doch Marko war ein so nachdenklicher Mensch, dass ihm der Blick von hier einfach gut tat.
    „Hey, warum so deprimiert, Alter?“, erklang es vom Sofa her.
    „Ich bin nicht deprimiert. Ich warte nur.“
    „Worauf denn?“
    Marko hatte keine Lust Dave es zu erklären. Mit jeder Minute schwand so oder so seine Hoffnung, dass Luisa noch auftauchten würde. Er stürzte seinen Kaffee, stellte die Tasse weg und ging in sein Schlafzimmer. Dort stand ein gepackter Rucksack schon auf seinem Bett. Marko packte ihn, legte dann seinen Mantel an und werf sich den Rucksack über. Sowohl sein Schlafzimmer, als auch sein Arbeitszimmer schloss er ab. Zum Abschluss steckte er noch kurz den Kopf in das Wohnzimmer.
    „Dave?“
    „Jep?“
    „Ich muss für ein paar Tage weg. Wehe du rührst irgendetwas an.“
    „Kein Ding, Alter. Ich bin brav.“
    Marko glaubte ihm nicht, aber er wollte nicht diskutieren. Stattdessen verließ er seine Wohnung und stieg die Stufen nach unten herab. Das Mehrfamilienhaus war etwa zu der Zeit erbaut worden, als die Menschen die Citadel zum ersten Mal aufgesucht hatten. Deswegen erinnerte sie ihn so sehr an die alten Häuser auf der Erde, der Baustil war ähnlich. Die Stufe knackten bei fast jeden Schritt, das Geländer war mit dünnem, schwarzen Kunststoff überzogen. Marko schwang sich um die Ecke und rannte, wobei er aufpassen musste, dass er nicht der Länge nach hinfiel.
    Im zweiten Stock wurde er aber aufgehalten. Auf den Stück zwischen zwei Wohnungen saß ein kleines Mädchen und spielte mit zwei Puppen. Als sie Marko sah, stand sie auf und winkte. Er nahm die letzten Stufen mit einem Sprung und lächelte die Kleine an.
    „Hallo, Penny.“
    „Marko.“
    Sie strahlte ihn an und nahm ihn in den Arm. Er lächelte und drückte sie an sich, dann ließ er sie wieder los und schaute auf ihren Spielplatz. Neben den beiden Puppen, die auf dem Boden lagen, lag auch noch ein Malbuch dort und ein paar Stifte.
    „Streiten Mama und Papa wieder?“
    Penny setzte sich zwischen ihre Puppen und nickte. Marko ging vor ihr auf die Knie und blickte kurz zu der Wohnungstür zu seiner Rechten. Von dort erklangen gedämpft laute Stimmen, es war ein heftiger Streit. Er kannte die Mieter dieser Wohnung nur flüchtig, aber er wusste, dass es in ihrer Ehe kriselte. Er schaute wieder zu Penny. Sie war gerade erst zehn Jahre alt, ein aufgewecktes Mädchen. Ihre strohblonden Haare hatte sie heute zu zwei Zöpfen geflochten, dazu trug sie ein pinkes Kleidchen. Sie war durch und durch ein typisches Mädchen, wenn es so etwas überhaupt gab.
    „Und dich haben sie wieder raus geschickt?“, fragte Marko
    Die Kleine nickte nur, zuckte dann aber mit den Schultern. Sie kannte das Prozedere und nach außen hin schien ihr das nichts auszumachen.
    „Ist aber auch ok, macht nichts.“
    „Trotzdem solltest du hier nicht sitzen.“
    Penny lächelte ihn an, in ihrem kleinen Kopf schien eine Idee Fuß gefasst zu haben.
    „Kann ich nicht zu dir?“
    „Theoretisch ja, aber...“
    „Was heißt 'theoretisch'?“
    „Normalerweise immer, aber jetzt geht es gerade nicht. Ich muss weg.“ 'Und ich lasse dich nicht mit Dave alleine', hängte er im Kopf an.
    „Und wohin?“
    Marko biss sich auf die Unterlippe, er wusste nicht recht, ob er der Kleinen wirklich sagen sollte, wo er hin wollte. Fast schon liebevoll strich er ihr über den Kopf und stand dann auf.
    „Das erzähl ich dir, wenn ich wieder da bin. Okay?“
    Penny überlegte kurz, dann nickte sie und lächelte ihn an.
    „Okay.“
    „Ich bin bald wieder da.“
    Er hob zum Abschied die Hand und lief dann den Rest der Stufen runter. Seine Schritte waren schnell, er lief an der Tür des Hausmeisters vorbei. Sein Hund sprang gegen das milchige Glas, fletschte die Zähne und kläffte. Marko geriet kurz ins Stolpern, so erschreckte er sich darüber. Hin und wieder hatte er das Gefühl, als würde Hunde auf ihn als Biotiker stärker reagieren als auf andere Personen. Er schnappte nach Luft und ging langsam die letzten Schritte zum Ausgang. Die Tür nach draußen glitt vor ihm auf und er stand vor Luisa, die gerade die Klingelschilder betrachtete.
    „Na so was.“
    Sie wandte sich zu ihm und wirkte ertappt. Er schob sich seine Brille wieder nach oben, bis zum Nasenbein, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Du glaubst mir also doch.“
    „Bilde dir doch nichts ein. Ich bin nur neugierig. Außerdem muss ich mal raus hier.“
    Trotzig schaute sie ihn an, doch er musste weiterhin grinsen. Ihm machte sie nichts vor. Wie er auch hatte auch sie eine Tasche dabei. Luisa lehnte sich an eine der Säulen an, die das Vordach des Mehrfamilienhauses stützten.
    „Also, was machen wir jetzt?“
    Marko kramte ein kleines Datenpad aus seiner Manteltaschen und öffnete es.
    „Also, wenn die Informationen stimmen, die ich haben, dann müssen wir nur dem Geld folgen.“
    „Welchem Geld?“
    Er schaute von dem Pad auf. Wieso hatte er das nur geahnt?
    „Du hast die Sachen nicht gelesen, oder?“
    „Überflogen. Aber sonst wäre ich jetzt noch nicht hier, also beschwer dich nicht.“
    Er sagte nichts, auf einen Streit hatte er jetzt keine Lust. Stattdessen scrollte er auf dem Pad nach unten, bis er einen Namen las.
    „Hier. Der Firmenchef erhielt kurz bevor unseren Einheit ihren Auftrag bekam, eine große Summe Geld von jemand anonymen mit einer Nachricht. Es könnte um den Auftrag gehen.“
    „Kann es das oder tut es das?“
    „Kann ich hellsehen? Wir müssen einfach nachforschen.“
    „Und wo?“
    „Noveria.“
    Er steckte das Pad wieder weg und ging auf ein kleines Gebäude zu, das neben dem Mehrfamilienhaus stand. Luisa folgte ihm, wenn auch leicht verwirrt.
    „Und wie kommen wir nach Noveria? Du weißt hoffentlich wie viel die Tickets dorthin kosten.“
    „Lass das mal meine Sorge sein.“
    Marko legte seine Hand auf das Paneel neben der großen Tür des Gebäudes, die aufging und ein Skycar enthüllte, das silbern schimmerte. Er setzte sich an das Steuer, Luisa stieg neben ihm ein.
    „Nett“, meinte sie nur.
    „Warte ab, es kommt noch netter.“
    Er startete das Skycar und reihte sich in den Verkehr ein. Seine Tasche lag auf dem Rücksitz, Luisa hielt ihre auf dem Schoß fest. Zuerst schwiegen beide sich an, es lag Spannung in der Luft. Marko steuerte den zivilen Raumhafen der Citadel an. Dort parkte er sein Skycar an einer dafür vorgesehenen Stelle und betrat gefolgt von Luisa den Hafen. Sie gingen die Stege entlang, an den die Schiffe lagen, mache groß und manche klein. Marko hatte eine so strammen Schritt drauf, dass Luisa es schwer hatte ihm zu folgen.
    „Hey, wo willst du überhaupt hin?“
    „Warte es ab.“
    Sie bogen nach links ab und nach einigen Metern hielt Marko vor einem Schiff an. Er trat an die Tür und legte seine Hand auf das Paneel, Luisa hingegen blieb vor dem Schiff stehen und staunte nicht schlecht.
    Es war ein kleines Schiff, nicht so groß wie die Kreuzer oder Fregatten der Allianz. Vielleicht war es mal ein Jäger gewesen, die Form ließ darauf schließen, aber sie war sich nicht sicher. Das Schiff schimmerte silbern mit schwarzen Streifen. Sehr schlicht gehalten. Auf der linken und der rechten Seite, etwas weiter vorne, stand auch der Name: Cops Honor.
    Marko öffnete die Tür und winkte sie heran.
    „Komm.“
    Luisa betrat das Schiff nach ihm. Es gab keine Luftschleuse, sie stand direkt im Raum hinter dem Cockpit. Rechst von ihr stand ein Sofa direkt an der Wand, es diente wohl auch als Bett. Zwei kleine Theken dienten als Kochzeile, eine Schiebetür daneben führte wohl zur Speisekammer. Neben dem Sofa gab es eine weitere Tür. Marko legte seine Tasche auf das Sofa und setzte sich auf den Pilotensitz. Luisa zögerte, dann stellte sie ihre Tasche in eine Ecke und setzte sich neben ihn. Mit gekonnter Sicherheit fuhr er die Systeme des kleinen Schiffes hoch und startete es.
    „Eine Frage“, meinte Luisa von der Seite.
    „Ja?“
    „Wie zur Hölle kannst du dir ein Schiff leisten? Du verdienst doch nicht so viel mehr als ich.“
    „Habe geerbt.“
    Man hörte, er wollte nicht darüber reden. Stattdessen hob das Schiff langsam ab und verließ die Citadel. Die Station wurde immer kleiner, Marko steuerte das nächsten Massenportal an. Er schwieg und schaute konzentriert nach vorne. Irgendwie hatte Luisa das Gefühl, als hätte sie ihn mit ihrer Frage verletzt.
    „Wie lange brauchen wir bis nach Noveria?“, versuchte sie die Wogen zu glätten.
    „Ein paar Portalsprünge wird das schon brauchen. Ich bin noch nie dahin geflogen.“
    Er schaute sie nicht an während er sprach und ihre Vermutung bestärkte sich. Das Massenportal erfasste die Cops Honor und Luisa krallte die Hände in die Armlehnen des Sitzes. Es dauerte nicht lange, dann entschleunigte das Schiff wurde und sie flogen mitten durch das All.
    „Flugangst?“, fragte Marko Luisa.
    „Nein. Nur die natürliche Angst bei zu hohen Geschwindigkeiten zerquetscht zu werden oder gegen eine Wand zu rasen.“
    „Also Flugangst.“
    Er grinste nur und schaute seitlich zur ihr rüber. Sie schüttelte den Kopf und stand auf.
    „Ist hier wirklich Platz genug für zwei?“
    Sie war sehr skeptisch was diesen Punkt betraf. Doch Marko winkte nur ab, blieb jedoch weiterhin sitzen.
    „Muss ja irgendwie. Und allzu lange werden wir uns so oder so hier nicht aufhalten.“
    Irgendetwas sagte Luisa, dass das nicht stimmte. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, aber jetzt hing sie mittendrin und aussteigen war nicht mehr drin. Also setzte sie sich auf das Sofa und rief auf ihrem Universalwerkzeug ihre Nachrichten auf. Vielleicht würde es Marko etwas aufheitern, wenn sie das nachholte, was sie vorher versäumt hatte: Die Akten gründlich zu lesen. Doch da kam er wieder Arnies Frage in den Sinn.
    „Marko?“
    „Ja?“
    „Noch eine Frage.“
    Er seufzte.
    „Schieß los.“
    „Die Granate, die Ole getötet hat, hätte dich auch erwischen müssen. Ich habe dich hinter dem Hügel verschwinden sehen.“
    Er drehte sich auf seinem Stuhl um, eine Arm auf der Lehne liegend. Luisa bereute die Frage sofort wieder, sie hatte einen weiteren wunden Punkt erwischt.
    „Schon mal etwas von einer biotischen Barriere gehört.“
    „Klar, aber...“
    „Da hast du deine Antwort.“
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich wieder um und sprach von da an kein Wort mehr. Luisa blieb sitzen und las weiter die Akten. Den weiteren Flug verbrachten sie schweigend.

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  7. #7
    Ich bin an der Bar Avatar von Beauci
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    na das ja ein team...
    der eine sturer als der andere.

    dave ist ein ekel, ich hätte den schon rausgeworfen^^

    mir gefällt das kapitel auch wieder.
    hach noveria, was waren das für zeiten. bissl kalt aber sonst

    ich werde weiterlesen

  8. #8
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    Standard

    Kann mich Beauci nur anschließen... das das mit einem gescheiterten Einsatz anfängt ist bei Leuten die nur ihr kleines Ego zu pflegen scheinen dann nicht mehr verwunderlich. Und so geht es weiter...

  9. #9
    Casual-Gamer Avatar von DarkNutopia
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    Asche auf mein Haupt, das ich das bisher übersehen habe.

    Schöner Einstieg im Ersten Kapitel und schön fortgesetzt in den folgenden.
    Zu den Chars kann ich noch nichts genaues sagen, Ich warte da einfach mal auf mehr.

    Das es nach Noveria geht gefällt mir.
    Ich mag generell den Winter und damit auch Winter/Eisplaneten

    Zu Kapitel 1 möchte ich noch sagen das mir der Überfall zum Einstieg gut gefallen hat und ich bin auf die weiteren Auswirkungen gepannt.
    Über Kapitel 2 hinaus.

    Und das du bei Devo noch nicht reingeschaut hast, nehme ich dir nicht übel.
    Werde die Tage jetzt endlich mal die Botschaft zu Ende lesen, um mich dann mit Himmel Auf beschäftigen zu können.

  10. #10
    Let's Play Macherin Avatar von Obscurefighter
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    Nein, ich habe dieses Projekt nicht vergessen. Nach einer ziemlich langen Zeit geht es auf Noveria weiter.

    Kaltes Noveria




    „Noveria Andockkontrolle, hier spricht die Cops Honor, bitte um Landeerlaubnis.“
    „Cops Honor, Landeerlaubnis erteilt. Bucht 8 ist für sie bereit.“
    Marko steuerte das Schiff langsam auf die angebende Bucht zu, Luisa saß wieder neben ihm. Diese Worten waren die Ersten die sie wieder von ihm hörte und sie waren nicht einmal an sie gerichtet. Irgendwie deprimierend. Sie dockten an und Marko stand auf. Luisa drehte sich auf ihrem Stuhl zu ihm um.
    „Hast du überhaupt einen Plan?“
    Er öffnete eine Klappe und holte ein paar dicke Stiefel hervor. Um sie anzuziehen setzte er sich auf das Sofa.
    „Plan?“
    „Ja, einen Plan. Einen Plan, wie wir weiterkommen.“
    „Wir gehen zum Administrator, der weiß bestimmte alles über verschickte Gelder.“
    „Wenn du meinst.“
    Er schnürte seine Stiefel zu und stand wieder auf. Luisa griff nach ihrer Jacke, die sie über den Stuhl geworfen hatte, erhob sich und zog sie sich über.
    „Noveria ist ziemlich kalt“, meinte Marko.
    „Macht mir nichts.“
    „Wenn du meinst.“
    Sie packte ihre Waffe, doch er griff ihr Handgelenk.
    „Lass die lieber hier. Damit erwecken wir nur ungewollte Aufmerksamkeit.“
    „Aber...“
    „Vertrau mir.“
    Luisa seufzte, gab aber nach und legte die Waffe wieder zur Seite. Marko lächelte glücklich über seinen kleinen Sieg. Sie traten an die Tür, Marko öffnete sie und vor ihnen standen drei bewaffnete Sicherheitsmänner. Sie trugen silberne Uniformen, halb geschlossene Helme und der in der Mitte hielt Marko einen Ausweis ins Gesicht.
    „Noveriasicherheit. Ist das Ihr Schiff?“
    Marko und Luisa sahen sich verdutzt an, dann wieder zu den Männer und der Biotiker nickte.
    „Ja, warum...“
    „Wir müssen Ihrem Schiff einer Kontrolle unterziehen. Könnte ich Ihre Personalien haben?“
    „Warum dass denn?“, fauchte Luisa.
    „Reine Routine. Also bitte.“
    Die beiden zögerten, dann gaben sie ihre Personalien an und verließ das Schiff, welches die Sicherheitsmänner sofort betraten.
    „Das ist doch nicht rechtens“, murmelte Luisa.
    „Wir sollten uns unauffällig verhalten. Wir sind Touristen, okay?“
    „Jaja, aber...“
    „Nur Touristen.“
    Er schien immer noch wütend wegen ihrer Bemerkung im Schiff zu sein, sie sah es, wenn sie ihm in seine tiefblauen Augen sah. Gemeinsam gingen sie den Steg bis zu einer Sicherheitsschleuse. Ein Turianer stand dort hinter einem Schalter. Eine dicke Scheibe Glas schirmte ihn ab, er sprach durch Sprechanlage zu ihnen.
    „Gehen Sie bitte einzeln durch den Sensor.“
    Ein großer Metallbogen stand zwischen dem Schalter und einer Wand, dahinter wartete zwei bewaffnete Kroganer auf sie. Luisa wollte all das endlich hinter sich haben. Sie hatte gerade angefangen sich auf der Cops Honor wohl zu fühlen, jetzt wollte sie schnellstmöglich dorthin zurück. Also ging sie durch den Sensor, der keinen Laut von sich gab. Die Kroganer nickten ihr zu. Marko folgte, bei ihm schlug der Sensor aus, ein schriller Pfeifton erklang. Sofort packten die Kroganer ihre Schrotflinten fester, doch Marko hob die Hände auf Schulterhöhe.
    „Ich bin Biotiker“, verteidigte er sich.
    Die beiden Echsen entspannten sich nicht, der Turianer beugte sich zur Sprechanlage vor.
    „Gehören Sie zu einer Untergrundbewegung?“
    „Nein!“
    „Wir werden Sie überprüfen.“
    „Tun Sie doch eh schon!“
    Der Turianer nickte und die Kroganer ließen Marko passieren. Zusammen mit Luisa betrat er die Haupthalle der Anlage auf Noveria.
    „Was war das denn?“
    Luisa hatte so etwas noch nie erlebt, doch Marko schien das fast als Routine zu empfinden.
    „Eine typische Sicherheitskontrolle“, brummte er.
    „Typisch? Typisch nennst du so etwas?“
    „Erinnere dich an das, was hier mit den Rachni und Shepard los war. Kein Wunder, dass die bei der Sicherheit angezogen haben.“
    „Aber...“
    „Und mich als Biotiker behandeln eh die meisten Leute so.“
    Sie betraten einen Fahrstuhl und er drückte einen Knopf. Die Tür schloss sich vor ihnen, Luisa merkte, dass ihn etwas belastete.
    „Ist alles in Ordnung?“
    „Ja. Ich... bin es gewohnt so behandelt zu werden. Ist... nichts neues.“
    Er seufzte nur und steckte die Hände in seine Hosentaschen. Dabei drückte er den Mantel mit seinen Armen nach hinten. Er trug zwei Pistolen an seinem Gürtel. Eine davon reichte er Luisa. Sie war etwas verdutzt.
    „Du... du wusstest von dieser Kontrolle.“
    „Hab was geahnt. Und aus irgendeinem Grund rechnet niemand damit, dass ein Biotiker auch Waffen bei sich trägt.“
    Er grinste und sie schüttelte nur den Kopf. Sie lud die Pistole durch und er fischte aus dem kleinen Beutel an seiner Tasche etwas Munition.
    „Ich habe doch gesagt, vertrau mir.“
    Marko ließ den Mantel wieder nach vorne fallen, Luisa steckte ihre Waffe in ihren Gürtel und verbarg sie mit ihrer Jacke. Die Tür öffnete sich vor ihnen und sie standen direkt im Herzen der Anlage.
    Alles war in einem dunklem Weiß, fast schon Silber, gehalten. Der Boden war rutschig, vor ihnen führten breite Treppen nach unten. Es lief leise Musik im Hintergrund. Eine große Glasfront direkt von ihnen zeigte die schneebedeckten weiten von Noveria. Alles wirkte sehr edel, sehr gewissenhaft gebaut. Doch leider gab es viele Türen und hier oben kein einziges Schild wo was war. Einzig auf der rechten Seite, am Geländer, stand etwas, was wie eine Karte aussah. Ohne groß darüber nachzudenken steuerte Marko genau diese Karte an. Dabei kam er an einer Tür vorbei, die in diesem Moment aufging und ein sehr beschäftigt wirkender Hanar herausstürmte. Trotz seines gallertartigen Körpers schaffte er es dadurch Marko aus dem Gleichgewicht zu bringen, sodass der junge Biotiker auf dem glatten Boden ausrutschte und der Länge nach hinfiel. Er rutschte noch bis zum Geländer, schlug mit den Kopf dagegen und stieß ein leises Keuchen aus. So schnell sie konnte lief Luisa zu ihm und kauerte sich neben ihn.
    „Marko, alles okay?“
    „Ja, geht schon.“
    Er rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Hinterkopf, kniff die Augen zusammen. Der Hanar stand vor ihnen.
    „Dieser Person tut es unwahrscheinlich Leid. Diese Person fragt sich, ob Sie verletzt sind?“
    „Nein, geht schon.“
    Vorsichtig zog sich Marko wieder auf die Beine, Luisa hielt ihm am rechten Arm fest. Er zitterte und sie machte sich Sorgen, dass er sich vielleicht eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Am liebsten hätte sie den Hanar angebrüllt, doch sie konnte es einfach nicht.
    „Können Sie uns sagen, wo wir den Administrator finden?“, fragte sie stattdessen.
    „Aber sicher. Den Administrator finden Sie in seinem Büro, gehen Sie die Treppen bis nach unten hinab, es liegt auf der linken Seite.“
    „Danke.“
    Der Hanar 'ging' von dannen und ließ die beiden Menschen alleine. Etwas besorgt schaute Luisa zu Marko.
    „Geht es dir wirklich gut?“
    „Ja, geht schon. Gehen wir lieber zu diesem Administrator.“
    Er rieb sich noch einmal den Hinterkopf, dann stiegen sie zusammen die Stufen hinab. Auf der rechten Seite durchschritten sie eine Doppeltür. Hinter dieser wartet nur ein weiterer Raum auf sie, in dem sich an der rechten Wand eine Sitzecke befand. Vor ihnen saß an einem Schreibtisch eine Asarisekretärin, telefonierte. Eine große Wand, die links und rechts offen war, führte offenbar in das Büro des Administrators. Sie steuerten die Asari an. Dieser trug ein Kleid, welches Luisas Mutter immer als 'ein Hauch von Nichts' bezeichnet hatte. Es bedeckte nur das nötigste. Dazu kam noch ziemlich viel Make-Up, wodurch sie aber nicht billig aussah. Marko trat an den Schreibtisch heran, stützte sich auf die Kante auf und lächelte. Die Asari legte auf und wandte sich zu ihm.
    „Was kann ich für Sie tun?“
    „Guten Tag, wir würde gerne Administrator Rodswell sprechen.“
    „Ich werden sehen, ob der Administrator zu sprechen ist.“
    Das Lächeln schwang nicht aus ihrem Gesicht, als sie sich dem Terminal zu wandte. Marko folgte ihr mit seinem Blick. 'Der zieht sie mit seinen Blicken fast aus', fuhr es Luisa durch den Kopf. Sofort verdrängte sie den Gedanken, was interessierte es sie denn, für wen sich der Biotiker interessierte. Doch irgendwie stieß es ihr schon sauer auf.
    Nach einigen Minuten wandte sich die Asari wieder zu ihnen.
    „Tut mir Leid, der Administrator ist im Moment leider nicht im Haus.“
    „Wir müssen ihn wirklich dringend sprechen. Wo hält er sich den zur Zeit auf?“
    Er strich sich eine Haarsträhne wieder zurück und setzte das charmanteste Lächeln auf, was er konnte. Damit schien er die Asari auf seine Seite zu ziehen. Sie öffnete eine Schublade an der Seite des Schreibtisches und holte eine Karte heraus. Sie war nicht größer als eine Creditkarte. Diese reichte sie Marko. Dabei hatte er einen perfekten Blick in ihren Ausschnitt.
    „Hier. Damit kommen Sie in die Garage, sie liegt gegenüber von hier. Nehmen Sie eines der Fahrzeuge und fahren Sie zu Gipfel 6. Dort finde Sie den Administrator.“
    „Vielen Dank.“
    Marko nahm die Karte und schenkte der Asari ein weiteres Lächeln. Er drückte sich vom Schreibtisch weg, drehte sich um. Luisa stand schon an der Tür und wartete auf ihn. Zusammen verließen sie das Büro. Um die Garage zu erreichen mussten sie an einem Brunnen vorbei, der leise vor sich hin plätscherte. Es war eiskalt, trotzdem tauchte Luisa ihre Hände hinein und rieb sich das Gesicht. Marko blieb neben ihr stehen.
    „Alles klar?“
    Sie schaute auf und er sah das wütende Blitzen in ihren Augen. Sie rieb sich die Hände an ihrer Hose ab.
    „Sicher. Es wäre mir nur ganz lieb, wenn du deine Flirtereien in deine Freizeit verlegen würdest.“
    „Wie meinst du das?“
    „Das weißt du ganz genau.“
    Luisa entriss ihm die Karte und stapfte wütend auf die Garage zu. Marko blieb verwirrt stehen, folgte ihr dann aber. Sie gingen durch die Tür und stiegen eine Wendeltreppe hinab. An deren Ende befand sich ein großer Raum, in dem die Fahrzeuge standen. Eine Wache ließ sich die Karte vorzeigen, dann begleitete er sie zu einem Fahrzeug, welches einem Hammer sehr ähnlich sah. Es hatte nur anstatt der Düsen Räder. Eigentlich wollte sie fahren, doch Marko nahm die Karte an sich und schwang sich auf die Fahrerseite. So musste Luisa wohl oder übel auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Die Wache grinste breit, als sie das beobachtete. Vor ihnen öffnete sich das Tor zur Garage und sie fuhren auf eine einfachen Feldweg.
    Der Weg führte sie zwischen zwei Hügel voller Schnee entlang. Der Wagen rumpelte etwas und die beiden schwiegen sich kurz an.
    „Eifersüchtig?“, fragte Marko nach einer Weile.
    „Worauf denn?“
    „Naja, auf die Asari. Deinen Blicken nach hättest du sie am liebsten gekillt.“
    „Ach, bild dir doch nichts ein.“
    Sie schaute nach draußen, aber irgendwie war ihr klar, dass er grinste.
    „Es ist mir doch egal, mit wem du flirtest. Du sollst das nur in deiner Freizeit machen.“
    „Ich könnte dir ja etwas Nachhilfe geben. Jetzt, wo du wieder Single bist.“
    Diese Worte trafen und schmerzten wie Kugeln. Luisa unterdrückte die Tränen, trotzdem jagte ein Zittern durch ihren Körper. Sie holte tief Luft und wandte dann den Kopf zu Marko.
    „Macht dir das Spaß?“
    „Was?“
    „Noch Salz in die Wunde zu streuen?!“
    Sie schrie ihn an, obwohl sie das nicht wollte. Der Wagen fuhr um eine enge Kurve und schon lagen Kilometer gerader Strecke vor ihnen. Marko schaute erst jetzt zu ihr. Sein Gesicht war todernst, aber als er die Tränen in ihren Augen sah, schluckte er schwer und schaute wieder weg.
    „Tut mir Leid. Ich... wollte nur einen Scherz machen.“
    „Einen Scherz?! Einen Scherz nennst du so etwas?! Du bist ein unsensibles Arsch!“
    „Hey!“
    Er schaute wieder zur ihr, diesmal ziemlich ärgerlich.
    „Ich habs verstanden, du bist immer noch viel zu sehr auf einen Ex fixiert!“
    „Ist das nicht verständlich?!“
    Er sagte nichts, sondern schnaubte nur und sah wieder auf die Straße. Luisa wandte ihren Blick von ihm ab, sah durch das Fenster nach draußen und dachte nach. Sie verlor sich in Gedanken, sah dem Schnee beim Fallen zu. Marko fuhr den Wagen weiterhin schweigend die Straße entlang.
    Nach einer Weile fiel Luisa etwas auf. Durch den Schnee, der mittlerweile zu einem richtigen Gestöber angeschwollen war, näherte sich etwas großes ihrem Fahrzeug.
    „Marko?“
    „Was denn?“
    „Wir bekommen Gesellschaft.“
    Irritiert drehte er den Kopf, sodass er aus dem gleichen Fenster sehen konnte wie sie. Aus dem Schnee kristallisierte sich eine weiteres Fahrzeug heraus, welches genau auf sie zusteuerte.
    „Die... die wollen uns rammen.“
    Marko hatte es kaum ausgesprochen, da traf sie das andere Fahrzeug auch schon mit voller Kraft an der Seite. Ein Rumpeln fuhr das Innere des Wagens, Luisa flog aus ihrem Sitz und Marko wurde an die Scheibe gedrückt. Er steuerte so gut er konnte gegen den Schwung, Luisa kam wieder auf die Beine. Ihr Blick ging an die Decke, wo eine Luke nach draußen führte. Danach entdeckte sie eine Kiste Granaten in einer Ecke. Sie griff hinein und stopfte sich so viele in die Tasche wie möglich.
    „Halt den Wagen gerade“, wies sie Marko an.
    „Wie?“
    Er drehte sich in seinem Sitz um, doch Luisa stieg schon die Leite hinauf und öffnete die Luke. Ihr wehte kalte Wind um die Ohren und trieb Schnee in ihr Gesicht. Sie holt sich an dem Geländer fest, welches die Luke umgab. Das Metall war eiskalt. Mit der freien Hand fischte sie eine Granate aus ihrer Tische und wartete ab. Das andere Fahrzeug holte wieder aus und traf sie ein weiteres mal. Auch dieses hatte eine Luke auf dem Dach, aber auch ein Zeichen an der Seite.
    „Blue Suns“, hauchte Luisa.
    Die Luke öffnete sich und ein Söldner kletterte nach draußen. Mit den Zähnen zog Luisa den Stift aus der Granate und warf sie in die Luke. Jetzt hatte sie die Hand wieder frei, um die Pistole zu ziehen und auf den Söldner zu schießen. Keine der Kugeln trafen ihn, jede verschwand in den Schnee. Also warf sie noch ein paar Granaten hinterher.
    „Luisa, komm wieder rein!“, brüllte Marko von drinnen.
    „Ich bin gleich...“
    Wieder trafen die Blue Suns ihren Wagen und diesmal konnte Marko nicht dagegen steuern. Das Fahrzeug kippte zur Seite und fiel den kleinen Abgrund hinab, der sich links von ihnen befand. Luisa wurde vom Dach geschleudert, landete im Schnee und sah den Wagen auf sie zurasen. Sie kauerte sich zusammen, doch er purzelte über sie hinweg und polterte den steilen Weg weiter nach unten. Sie wollte schreien, doch die Tatsache, dass die Blue Suns immer noch auf der Straße waren und dort wohl nur auf ein Lebenszeichen ihrer Opfer warteten, hielt sie davon ab. Sie drückte sich in den Schnee und das Rumpeln des herunterstürzenden Wagens verlor sich langsam.
    Nach einiger Zeit brausten die Blue Suns davon und Luisa erhob sich aus dem Schnee. Sie war durchgefroren, die Kälte steckte ihr in den Knochen. Mit zitternden Beinen stand sie auf und sah sich suchend um.
    „Marko!“, schrie sie in den Schnee hinein.
    Keine Antwort. So schnell sie konnte lief sie in die Richtung, in die der Wagen gestürzt war. Der Weg war abschüssig und mit ihrem kalten Körper hatte Luisa es schwer das Gleichgewicht zu halten. Endlich tauchte der Wagen auf, er stand sogar auf den Rädern. Trotzdem sah man ihm den Sturz an. Die Tür an der Seite war komplett verzogen und ließ sich nicht mehr öffnen, also kletterte Luisa auf das Dach und ließ sich durch die Luke nach drinnen fallen.
    Hier war alles durcheinander gefallen, Luisa stieg über ein paar Kisten hinweg. Marko saß im Fahrersitz, zuerst sah er unverletzt aus. Luisa näherte sich ihm von der Seite, fasste ihn vorsichtig an der Schulter an.
    „Marko?“
    Der Kragen seines Hemdes war blutverschmiert, sein Gesicht von einem Blutschleier bedeckt. Er selbst war ohnmächtig und reagierte nicht darauf, als sie ihn ansprach. Seine linke Hand lag auf der Steuerkonsole, die rechte war am Handgelenk merkwürdig abgespreizt. Wie gebrochen. Vielleicht hatte er auch noch innere Verletzungen, das konnte Luisa jetzt nicht sagen. Wichtig war es erstmal, dass sie hier weg und zu Gipfel 6 kamen. Vorsichtig zog sie Marko vom Sitz und setzten auf den Platz des Beifahrers. Diese Platzveränderung löste etwas bei ihm aus, er öffnete langsam die Augen.
    „Marko“, flüstere sie.
    „Luisa. Was...“
    Seine Stimme war schwach und sehr brüchig. Sie versuchte ihn anzulächeln.
    „Ganz ruhig.“
    Sie stand auf und lief in den hinteren Teil des Wagens. In jedem Fahrzeug gab es einen Notfallkasten für die Erste Hilfe. Der in diesem lag auf dem Boden und war aufgeplatzt. Zum Glück waren die sterilen Binden noch extra verpackt und so noch zu gebrauchen. Aber die Spritzen für das Medigel lagen auf dem Boden und waren zersplittert. Nur eine Tube mit dem Gel lag auf dem Boden des Kastens. Sowohl die Binden als auch die Tube nahm Luisa mit und ging wieder zu Marko. Diese befand sich in einer Phase zwischen Bewusstsein und Ohnmacht, seine Augenlider flatterten, sein Gesicht war blass und sein Atem ging schwer.
    Luisa hatte so etwas noch nie gemacht, aber jetzt hatte sie keine andere Wahl. Das Medigel würde eine Infektion an der Kopfwunde verhindern und die Heilung des Bruchs im Handgelenk vor ran treiben. Sie befestigte die Binde auf der Wunde und tätschelte Marko schließlich die Wange, ganz sanft.
    „Marko, hörst du mich?“
    „Ja.“
    „Gut. Bleib einfach hier sitzen, ich bringe uns hier raus.“
    „Aber...“
    Sie stand auf und setzte sich auf den Fahrersitz. Vorsichtig startete sie den Wagen wieder, seine Mechanik schien keinen Schaden davongetragen zu haben. Es dauerte etwas, aber dann rollte der Wagen nach vorne. Sie fuhr schräg zur Straße, um leichter wieder auf den Weg zu gelangen. Es rumpelte leicht, aber endlich befanden sie sich wieder auf der richtigen Straße. Luisa holte erleichtert Luft, Marko drehte sich zu ihr.
    „Wer war das?“
    Seine Stimme wurde fester, aber die Schmerzen waren ihm noch immer anzuhören.
    „Blue Suns.“
    „Was? Aber...“
    „Reden wir später darüber.“
    Sie wollte jetzt nicht diskutieren, ihre Sorge um ihn war ziemlich groß. Endlich tauchte in der Ferne ein turmartiges Gebäude auf. Das musst Gipfel 6 sein. Sie stupste Marko gegen die Schulter und deutete nach vorne.
    „Schau mal, wir sind gleich da.“
    Er nickte nur, lehnte sich zurück und sah durch das Fenster nach draußen. Zitternd fasste er sich mit der Hand an seiner Stirn, betastete den Verband und stöhnte leise auf.
    „Das ist das zweite Mal innerhalb von nicht mal 12 Stunden, dass ich was auf den Kopf bekommen. Das ist sicher nicht gut für mein Implantat.“
    „Wir sind ja gleich da, dann soll ein Arzt sich das mal ansehen.“
    Marko brummte etwas, doch Luisa verstand es nicht genau. Also hielt sie auf den Garageneingang von Gipfel 6 zu. Das Tor öffnete sich langsam und ächzend, als sie genau davor standen. Luisa parkte den Wagen in einer Ecke und stieg dann aus. Doch ihre Beine gaben sofort unter ihr nach und sie fiel nach vorne. Zwar fing sie sich mit den Händen ab, doch sie zitterte am ganzen Körper und schaffte es nicht wieder aufzustehen. Hinter ihr ging eine Tür auf und Schritte erklangen. Jemand hockte sich neben sie.
    „Luisa, was ist?“
    Sie hob den Kopf, es war Marko, der neben ihr kauerte. Sie stemmte sich hoch und setzte sich auf ihre Hacken.
    „Bin wohl etwas unterkühlt.“
    „Sieht man, deine Lippen sind ganz blau.“
    Er stand auf und zog seinen langen Mantel aus. Unter diesem trug er eine Weste über einem T-Shirt. Den Mantel hielt er Luisa hin.
    „Hier.“
    „Aber, ist dir nicht kalt?“
    „Das geht schon. Jetzt zieh ihn an.“
    Mit seiner freien Hand zog er sie auf die wackeligen Füße und half ihr in seinen Mantel. Dieser war Luisa zwar viel zu groß, aber er war von innen gefüttert und sehr warm. Vielleicht sogar warm genug um ihren durch gefrorenen Körper wieder aufzuwärmen. Marko legte ihr einen Arm um die Schultern, um ihr beim aufrechten Stehen zum helfen.
    „Wir sollten zu einem Arzt“, meinte Luisa.
    Doch Marko schüttelte nur den Kopf.
    „Keine Zeit. Wenn du Blue Suns schon draußen einen Anschlag auf uns verübt haben, wer weiß, was dann mit dem Administrator ist.“
    Sie stimmte mit seiner Meinung nicht überein, hatte aber auch keine Lust auf eine Diskussion. Eine große Doppeltür führte offenbar ins Innere von Gipfel 6. Luisa hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand Eiswasser in die Beine gefüllt, sie ließen sich kaum belasten. Marko half ihr beim Gehen, doch sein Atmen ging sehr schwer.
    Die Tür glitt auf und sie standen in einem runden Raum. Zwei Wachen drehten sich zu ihnen um. Sofort blickte die beiden jungen Leute in erhobene Waffenläufe.
    „Was wollen Sie hier?“, fragte eine der Wachen.
    „Wir möchten zum Administrator“, erwiderte Marko.
    Die beiden Wachen musterte die Gestalten, die vor ihnen standen. Luisa wusste, sie und Marko sahen weder wie Geschäftsleute noch wie Auftragsmörder aus. Höchstens wie Obdachlose. Doch das hatte ihr Gutes, denn die Wachen senkten ihre Waffen und eine fasste sich an den Funker.
    „Wen soll ich ankündigen?“
    Marko nannten ihre Namen und die Wache nickte. Die zweite Wache mustere sie noch immer.
    „Soll ich Ihnen einen Arzt holen?“
    „Nein“, antworteten beide synchron.
    Luisa wollte sie einfach nur setzen, doch leider war kein Stuhl in der Nähe. So hielt sie sich weiter an Marko fest, der erstaunlicherweise noch relativ fest auf beiden Beinen stand. Die erste Wache wandte sich wieder zu ihnen um.
    „Gut, der Administrator hat Zeit für Sie. Folgen Sie mir. Haben Sie ein Schiff, welches wir hierher bringen sollen?“
    Marko und Luisa blickten sich nur fragend an. Warum waren die Wachen mit einem Mal so zuvorkommend? Marko entschied das auszunutzen.
    „Ja, die Cops Honor.“
    Die zweite Wache nickte und verschwand durch eine weitere Tür. Die erste Wache bedeutete den beiden mitzukommen. Sie führte sie durch einige verworrene Gänge und eine paar Treppen hinauf bis zu einer großen Tür. Auch diese wurde bewacht. Doch die Wachen ließen sie den Raum betreten.
    Der Raum dahinter war hell erleuchtet. Vor einem großen Fenster stand ein Schreibtisch, an den Wänden hohe Regale. Am Schreibtisch saß ein Turianer, der aufstand, als die beiden den Raum betraten.
    „Mr. Cop und Mrs. Rebell, kommen Sie rein.“
    „Erstaunlich nett“, flüsterte Luisa.
    „Beschwer dich nicht“, zischte Marko zurück.
    Administrator Rodswell bot ihnen zwei Stühle an und Luisa war froh sich setzen zu können. Marko setzte sich ebenfalls und beugte sich vor. Er legte die rechte Hand ruhig auf seinen Oberschenkel, mit der linken fuhr er sich über sein Kinn. Der Administrator musterte sie. Seine Blicke blieben auf dem Pflaster auf Markos Stirn, dem Verband an seinem Handgelenk und Luisas blauen Lippen hängen. Doch er sagte nichts zu ihrem Zustand. Stattdessen fasste er sich an das Funkgerät an seinem Ohr, lauschte und nickte dann.
    „Mr. Cop, wir haben Ihr Schiff gerade hierhin schleppen lassen. Dock fünf.“
    „Ja, danke“, meinte Marko.
    „Also, was kann ich denn für Sie beide tun?“, fragte der Administrator.
    „Wir kommen mit einem eher ungewöhnlichen Anliegen zu ihnen“, fing Marko an.
    Und dann erzählte er dem Administrator alles. Er begann beim Auftrag, kam dann zu den Akten, von denen er nur einen Teil ansehen konnte, und endete mit der Geldspur, die sich nach Noveria verfolgt hatten. Rodswell hörte ihm die ganze Zeit zu. Luisa erstaunte das. Der Administrator kannte sie nicht, trotzdem hörte er ihnen zu. Als Marko fertig war, nickte der Administrator nur und stand auf.
    „Soso. Und jetzt möchten Sie von mir, dass ich Ihnen sagen, wer das Geld an Future Produktion Industries geschickt hat.“
    „Genau.“
    Rodswell ging zu einem der Aktenschränke und zog eine Schublade auf. Mehrere Datenpads wackelten durch die Bewegung.
    „Nun, in meinem Gewerbe kennt man bestimmt Leute, Mr. Cop. Bestimmte Namen, Sie verstehen.“
    Er schaute zu Marko, dieser nickte nur. Luisa linste fragend zu ihrem Partner, dieser erwiderte kurz den Blick. Wortlos formte er die Lippen zu den Worten: 'Später'. Luisa entschied sich damit zufrieden zu geben. Rodswell kramte durch die Datenpads.
    „Hm, ich müsste hier etwas haben. Ich gebe Ihnen ein Pad, darauf sollte Sie das finden, was Sie suchen.“
    Luisa nahm eine Bewegung hinter dem großen Fenster war. Sie glaubte einen Schatten zu sehen, doch mit dem nächsten Blinzeln war dieser auch schon wieder verschwunden. Sie schüttelte den Kopf. Bestimmt war das nur Einbildung gewesen. Administrator Rodswell zog ein Datenpad hervor und drehte sich wieder um.
    „So, hier haben wir es.“
    Er grinste die beiden jungen Leute an und ging wieder zurück zu seinem Stuhl. Er wollte sich setzen, da klirrte die Fensterscheibe. In der nächsten Sekunde traf etwas den Kopf des Administrators, der zu explodieren schien. Die Schädeldecke riss auf und Blut verteilte sich über den Schreibtisch. Einige Tropfen erwischten auch Luisa und Marko und färbten Teile ihrer Kleidung rot. Wie eine Puppe, der man die Fäden durchschnitten hatte, sackte der Administrator auf den Schreibtisch, sein Schädel war nicht mehr zu erkennen. Luisa stieß einen spitzen Schrei aus, Marko brüllte: „Scharfschütze!“
    Sie warfen sich auf den Boden, zwei weitere Schüsse bohrten sich in den Schreibtisch. Dann war Stille. Luisa und Marko schaute sich an.
    „Was machen wir?“, fragte Luisa.
    „Weg hier würde ich sagen.“
    „Und der Administrator?“
    „Ich glaube kaum, dass wir jemanden davon überzeugen können, dass wir ihn nicht erschossen haben. Gerade wenn man die beiden Pistolen bedenkt, die wir eingeschleust haben.“
    Luisa schluckte. Marko griff nach oben und zog dem toten Administrator blind das Datenpad aus der Hand. Es klebte vor Blut, doch der Biotiker ließ es in einer Westentasche verschwinden. In geduckter Haltung schlichen sie zurück zur Tür. Zum Glück erfasste diese sie auch so tief unten und glitt auf. Erst, als sie sich wieder schloss, richteten sie sich auf.
    „Wir müssen zum Schiff“, beschloss Marko.
    „Aber...“
    Luisa deutete auf den Raum hinter ihnen. Dort, wo der tote Administrator lag. Marko schien auch mit sich zu ringen, schüttelte dann aber den Kopf.
    „Die finden den schon. Außerdem, wie sollen wir denen das erklären.“
    Irgendwie hatte er Recht. Sie versuchten also so normal wie mögliche die beiden Wachposten zu passieren, die ganz in der Nähe standen. Luisa betete dafür, dass ihnen das Blut an ihrer Kleidung nicht auffallen würde. Marko tippte sich an seine nichtvorhandene Mütze und sie bogen um eine Ecke. An der Seite wies ein Pfeil geradeaus, über dem 'Andockbuchten' stand. Luisa begann zu zittern und sie wusste nicht, ob es an dem Erlebten lag oder an ihrer Unterkühlung. Vor ihnen glitt eine Tür auf und sie hatte eine abgelegene Andockbucht erreicht, da erklangen Rufe hinter ihnen.
    „Hey, warten Sie mal!“
    „Nicht anhalten“, zischte Marko.
    Luisa nickte nur. Sie gingen weiter, als hätte sie nichts gehört. Schritte näherten sich, dann erklang ein lauter Alarm.
    „Angriff auf Gipfel 6!“, meldete eine weibliche VI.
    „Die Blue Suns“, flüsterte Luisa.
    „Das ist nicht gut. Los, schneller.“
    Marko rannte los, Luisa folgte ihm. Dafür, dass er vor einiger Zeit nicht ansprechbar war, gab er jetzt ziemlich Gas und rannte Luisa förmlich weg. Ihre Beine zitterten stark und sie schaffte es ganz schwer an ihrem Partner dranzubleiben. Sie liefen den Stock entlang, rechts von ihnen lagen die Buchten. Bucht fünf konnte doch nicht so weit weg sein. Wachen tauchten am Ende des Steges auf, alle bewaffnet. Eine Wache deutete auf sie, doch Marko bog endlich nach rechts und öffnete die Luke zu seinem Schiff.
    „Luisa, komm schon!“, rief er in ihre Richtung.
    Er sah, dass sie nicht hinterherkam und rannte zurück. Er brauchte nur einen kurzen Sprint, dann erreichte er sie und half ihr dabei zum Schiff zu laufen. Die Tür, durch die sie gekommen waren, ging auf und ein Trupp von Blue Suns tauchte auf. Sie und die Wachen rannten sich entgegen, Luisa und Marko standen genau zwischen den Fronten. Schnell riss Marko eine Barriere in die Höhe, stöhnte dann aber auf. Luisa sah ihn besorgt an.
    „Bist du okay?“
    „Ja, geht schon. Schnell, ins Schiff.“
    Er schob sie ins Innere der Cops Honor. Sie stolperte, er warf sich hinter ihr in das Schiff. Die Tür glitt zu und die Schüsse verstummten.
    „Bring uns hier weg!“
    Luisa spürte zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich Panik. Draußen brüllten die Blue Sun und die Wachen um die Wette. Marko kam wieder auf die Beine, stolperte zum Pilotensitz und schwang sich dort hinauf. Seine Hände flogen über die Armaturen, endlich erwachte die Cops Honor zum Leben. Es dockte ab und flog in Richtung Ausgang. Marko fuhr sämtliche Systeme hoch. Ein Ruck fuhr durch das kleine Schiff, als wäre es von einer Kugel getroffen worden.
    „Scheiße!“, fluchte Marko laut und Luisa musste Grinsen. Sie hatte ihn noch nie fluchen hören.
    Der Turm von Gipfel 6 wurde immer kleiner und kleiner. Sie hatte die Daten und waren entkommen.

    Alle Fan Fictions auf einen Blick: http://secret-storys.npage.de/

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