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Thema: Citadel

Baum-Darstellung

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  1. #26
    Wie Feuer... Avatar von Milky_Way
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    Fundamente/ Sichere Wohnung

    "Eine der Drohnen hat wahrscheinlich Harrison entdeckt. Ich warte auf die Bestätigung", meinte James, bevor er landete.
    "Verstanden." Lyn verließ den SUV und stieg die Treppe hoch.
    James lief dem Commander zügig in die Wohnung nach und schaute zu, wie sie den Projektor aktivierte und alle im Wohnzimmer versammelte. Die Drohne gab tatsächlich die Position von Harrison durch und der N7er setzte sie sofort auf den implantierten Soldaten an. Der kleine Helfer wird dem jungen Mann förmlich am Arsch kleben. Im gebührenden Abstand hoch über seinem Kopf selbstverständlich. Er übertrug das Bild auf den Projektor.
    Der Commander beugte sich über den Couchtisch und rieb sich nachdenklich das Kinn. "Also gut, herhören!" Ihre Stimme klang so, als ob sie gewohnt sei, dass man auf sie hörte.
    Aeona reagierte am Offensichtlichsten und schlug schon fast die Hacken zusammen.
    Aurix hatte Probleme das Gesicht des menschlichen Commanders zu fixieren, nur die grünen Augen stachen klar hervor und wirkten sehr hart und unnachgiebig. Benommen schüttelte er mit dem Kopf, aber es half nicht, sondern machte alles noch viel schlimmer.
    "Wir schlagen in der Dunkelheit zu, also nutzt jetzt noch die Stunden um euch auszuruhen und eure Ausrüstung auf 100% zu bringen, klar soweit?" Lyns Blick suchte jeden einzelnen auf, wobei er länger auf den Söldnern ruhte.
    Kahn trat näher an Krom heran und legte ihm einen Arm um die Schulter. Ohne dass die beiden Männer einen Blick wechselten, kramte Krom eine Packung Zigaretten hervor, steckte sich eine in den Mund und hielt die Packung Kahn hin, der sich ebenfalls eine nahm. Nachdem sich Krom die Kippe angesteckt hatte, hielt er die Flamme blind zu Kahn, und kurz darauf stießen die beiden blauen Dunst aus. Lyn reichte dies als Antwort.
    "Commander, es gibt einige Anmerkungen bezüglich Ihrer Gästewahl...", fing Alter an.
    Konnten VIs sarkastisch sein? Wahrscheinlich nicht. Dann konnte man eine Maschine wohl auch nicht beleidigen. "Nicht. Jetzt." Lyn schnitt Alter das Wort ab und trat vom Projektor zurück. James folgte ihr direkt auf den Fersen. Die Soldatin schaute sich nicht mehr um, sondern steuerte eins der Schlafzimmer an, zog die Panzerung aus und fiel ins Bett. Nach ein paar Sekunden war sie schon eingeschlafen.
    Der N7er setzte sich in einen Stuhl, den er gegenüber der Tür und neben dem Bett platzierte. Die Eagle hielt er entsichert in der rechten Hand. Das Omnitool tauchte den Raum in ein orangefarbenes Schimmern ein, während es die Daten zeigte, die die Drohne brav übertrug. Harrison und seine Familienangehörigen waren teils in der Küche, teils im Wohnzimmer und ließen den Abend anbrechen. James lehnte sich zurück und vergrößerte den Abschnitt um Harrisons Kinder, die im Wohnzimmer spielten. Er beobachtete sie mehrere Minuten lang, bevor die Kamera wieder das komplette Haus umfasste und die Familie als helle Schemen mit kleinen Namensschildern daneben hervorhob.

    Man verteilte sich und jeder bereitete sich mit mehr oder weniger Elan auf die nächste Aktion vor.
    Aurix war jetzt nicht mehr in der Lage, seine Ausrüstung zu prüfen, aber diese war immer in bester Ordnung und einsatzbereit – er erledigte das Durchchecken aus reiner Gewohnheit direkt nach jeder Mission, sei sie auch noch so klein. Den Absturz hatte die High-Tech-Rüstung gut überstanden, nur an der rechten Schulter hatte sie einige neue Kratzer hinzubekommen, die nicht weiter besorgniserregend waren. Das Loch im Rücken hatte er einigermaßen wieder kitten können. Die Panzerung hing im Spind, zusammen mit den Waffen, deren nächste Wartung erst in ein paar Tagen anstand. Der Ghost erhob sich mit dem Glas in der Hand und ging langsam in die Küche. Er blieb an der Küchenzeile stehen, drehte den Wasserhahn auf, beugte sich herunter und trank mit gierigen Schlucken, um die Benommenheit aus dem Kopf zu vertreiben, um das hinzubekommen hatte er allerdings schon zu viel getrunken. Er drehte den Hahn wieder zu und lehnte sich gegen die Arbeitsfläche. Ach, was solls... Er nippte an dem Drink.

    Für die beiden erfahrenen Söldner gab es nach ein paar Minuten nichts mehr zu tun und so entschlossen sie sich fürs Fernsehen, als ihnen etwas Amüsanteres einfiel.
    Aeona war direkt nachdem sie ihre Ausrüstung durchgecheckt hatte in einem der Schlafzimmer verschwunden, das andere hatten Lyn und James für sich gepachtet. Gisele ist einfach auf dem Sofa eingeschlafen. Wer noch übrig war, war der Turianer. Der Ghost kippte sich nun schon den fünften Doppelten ein, oder war es schon der sechste – auf jeden Fall zeigte Aurix bereits die ersten Ausfallerscheinungen.
    Kahn grinste Krom direkt an, es dauerte einen Moment, bis der Söldner verstand worauf sein Kumpel hinauswollte, er begriff es aber schlussendlich.
    "Mein Freund!", rief Krom zu Aurix. "Komm mal her! Wir müssen was mit dir besprechen!"
    Aurix kniff argwöhnisch die Augen zusammen, ging unsicheren Schrittes dann aber doch tatsächlich zu den Söldnern und setzte sich auf das Sofa.
    Während Kahn nun aufstand und in die Küche ging, begann Krom auf den Ghost einzureden.
    "Wir sollten unsere Munitionsarten aufeinander einstellen. Es macht keinen Sinn, wenn wir alle mit Disruptormunition herumlaufen..."
    Aurix hatte offensichtlich Schwierigkeiten Krom zu folgen und versuchte mit Anstrengung einen konzentrierten Gesichtsausdruck beizubehalten, noch schien er zu glauben, dass er seinen Zustand verheimlichen könnte.
    "Genug mit diesem Gelaber!", mischte sich Kahn ein und hatte zwei Flaschen und Gläser dabei. "TRINKSPIEL!", rief er fast und verteilte die Gläser, die er auch gleich füllte. "Keine Angst, mein turianischer Freund, deine Flasche mit turianischem Wodka – unsere Flasche mit menschlichem Wodka, also alles gut!"
    "Kannst du Habenichts?", fragte der Söldner weiter und hielt einen Stapel Karten in der Hand. Bei Habenichts handelte es sich um ein bekanntes, einfaches Kartenspiel, das in den Terminusgebieten weit verbreitet war und üblicherweise mit batarianischen Spielkarten gespielt wurde.
    Aurix nickte und schon ging es los.

    Es dauerte nicht mal eine Stunde, und Aurix war sternhagelvoll und konnte kaum noch geradeaus sehen. Inzwischen hatten sie aufgehört zu spielen und nur noch gesoffen, wobei Aurix von sich aus anfing den Söldnern zu erzählen, dass er sich heftig in Aeona verknallt hatte. Was er natürlich nicht wusste – Kahn hatte den menschlichen Wodka stark mit Wasser verdünnt, sodass die beiden den Turianer gefahrlos abfüllen konnten und nun würden sie ihren Spaß haben.
    Denn kurz darauf stand Aurix vor einer Schlafzimmertür und wankte stark. Angestachelt durch die Söldner wollte er jetzt Aeona seine Liebe gestehen und sie verführen. Der Ghost atmete ein letztes Mal tief durch und betrat dann das Schlafzimmer.
    Was Aurix nicht wusste, oder vielmehr gar nicht mehr wahrnehmen konnte, war, dass die Söldner ihn vor Lyns Tür bugsiert hatten. Die beiden konnten sich ein Lachen kaum verkneifen, als sie zuerst heftiges Gemurmel und dann ein lautes Klatschen hörten.
    James stapfte aus dem Zimmer, den halb bewusstlosen Aurix hinter sich herziehend. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck warf der Destroyer den Turianer auf das Sofa, schenkte den Söldnern einen ernsten Blick und meinte: "Wenn er sich rührt, haut ihm eine runter!" Er stapfte wieder zurück.
    Nun schickten sich auch die Söldner an ins Bett zu gehen – allerdings nicht ohne vorher noch dem bewusstlosen Aurix mit einem wasserfesten Permanentmarker einen dicken Penis auf das Gesicht zu malen.
    Beide gingen ins Schlafzimmer von Aeona, die aufwachte und verschlafen, jedoch mit Interesse den Männern beim Ausziehen zusah. Sie stützte sich auf einem Ellbogen ab und zog leicht die Augenbrauen hoch, als diverse Kleidungsstücke neben ihren auf dem Boden verstreuten Klamotten landeten.

    Nach wenigen Augenblicken standen die beiden Söldner splitterfasernackt vor dem Bett und lächelten Aeona an.
    Die Soldatin musterte Krom von oben bis unten, und zwar langsam. Der Körperbau und die Bestückung waren mit Kahn vergleichbar, nur die Details waren unterschiedlich: andere Tattoos, ein völlig anderes Narbenmuster und etwas mehr Haare auf der Brust. Der Söldner hob bedeutungsvoll die Augenbrauen nach oben, als sie ihm in die klaren Augen blickte, woraufhin sie schief lächelte, "Gute Nacht!" sagte und sich auf die Seite drehte, um weiter zu schlafen.
    Die Soldatin merkte noch, wie sich jeweils links und rechts von ihr die Söldner ins Bett legten. Kurz schaukelte die Matratze, bis die beiden Kerle endlich eine passende Schlafposition gefunden hatten. Doch etwas machte Aeona stutzig: Kahns Atemfrequenz, die sie mehr als deutlich vernahm, wurde mit der Zeit nicht langsamer und tiefer, sondern erhöhte sich sogar noch geringfügig.
    Sie öffnete die Augen und sah in die blauen Augen von Kahn. Der Söldner lag auf der Seite, den Kopf auf seinem Arm abgelegt, und sah mit einem sanften Lächeln die Soldatin an. Der Mann lag nahe genug bei ihr, sodass er ihren Wohlfühlabstand gerade so ankratzte. Sie glaubte auch seine Körperwärme zu spüren, es könnte aber auch nur Einbildung gewesen sein.
    Einen Moment zu lang erwiderte sie seinen Blick, bevor sie die Augenbrauen runzelte und wieder die Augen schloss.
    Deutlich bekam sie mit, wie Kahn einen tiefen Atemzug durch die Nase nahm. Sie öffnete erneut die Augen.
    "Hi", raunte er. "Kannst du nicht schlafen?", fragte er und lächelte dabei.
    "Gute Nacht!", erklärte sie erneut, diesmal mit etwas mehr Nachdruck.
    "Vielleicht fehlt dir ja was? Vielleicht können wir dir ja was Gutes tun?" Es klang nicht nur wie eine Frage.
    Aeona riss die Augen auf und sah Kahn unsicher an, als sie schon Krom bemerkte, wie er an ihrem Haar roch. Sie drehte sich halb zu dem anderen Söldner um, nur um Kahns Finger zu spüren. Lediglich mit den Fingerspitzen fuhr Kahn die schlanke Flanke der Soldatin entlang, über ihre Hüfte bis zum Oberschenkel.
    "Überleg es dir!", flüsterte Kahn fast schon. "Wie es sich wohl anfühlen würde..." Er sah Aeona erneut tief in die Augen. "Sich völlig fallen lassen zu können, von vier starken Händen aufgefangen, getragen..."
    Aeona war für einen Moment völlig sprachlos und reagierte nicht, selbst als Kahns Finger anfingen an der Innenseite ihres Oberschenkels nach oben zu wandern.
    Bevor sie überhaupt reagieren konnte, begann auch Krom sich enger an ihren Rücken zu schmiegen. Er hauchte der Soldatin einen Kuss auf den Nacken, während seine Hand sich auf ihren Hintern legte. Ohhh...
    Sie schloss die Augen, denn der kahlköpfige Söldner war überraschend zärtlich, seine Lippen strichen gerade so über ihre Haut und erzeugten wohlige Schauer. Unwillkürlich drückte sie sich etwas fester gegen Krom - als sie auch schon Kahns Lippen auf ihren spürte. Sie öffnete wieder die Augen und schaute direkt in die von Kahn, der in den Kuss hinein lächelte. Sie blinzelte, als Krom leicht an ihrem Nacken knabberte und sich noch enger an sie presste. Seine Arme umschlangen ihren Körper, während Kahns Hände gänzlich woanders beschäftigt waren, und ihr immer wärmer und wärmer wurde, was allerdings nicht nur daran lag, dass die Körpertemperatur der beiden Männer etwas über ihrer lag. Kahns Lippen wurden immer fordernder und sie fing schneller an zu atmen.
    Irgendeiner der beiden drehte sie auf den Rücken, ohne dass sie es bewusst wahrnahm. Kahns Mund verließ ihren und arbeitete sich nach unten voran, bis zu...
    "Hört... Hört auf...", flüsterte sie atemlos und wollte schon Kahn von sich wegdrücken, als Krom ihren Kopf sanft zu sich drehte und sie sinnlich zu küssen begann. Aeona atmete schwer in den Kuss hinein und erwiderte ihn so leidenschaftlich wie vorhin, als sie Kahns Hände an ihrem Slip spürte.
    "Hört auf, hab ich gesagt...", murmelte sie und drückte Krom, der einfach weiter machte, von sich weg.
    Kahn hielt inne und sah kurz, noch immer ihre Hüfte umfassend, zu ihr auf.
    "Wenn du unbedingt willst...", flüsterte er und küsste erneut ihren Bauch, während Krom sanft ihren Hals streichelte und dabei die feinen Härchen reizte.
    Diese beiden Söldner machten es nic... Oh, verdammt...! Der Gedanke riss abrupt ab, denn Kahn rutschte tiefer nach unten, küsste die Innenseiten ihrer Oberschenkel, während sich seine Finger unter den Saum ihres Slips einhackten. Der andere Söldner lächelte sie an, beugte sich etwas über sie und küsste sie wieder innig, und seine Hand begab sich auf eine Entdeckungstour, auch hierbei war er dermaßen zärtlich, dass Aeona wiederum schneller zu atmen begann, denn der Kerl wusste ganz genau, was er da tut.
    Die Soldatin atmete tief durch und riss sich mit Mühe zusammen. Sie schob Krom wieder von sich weg und blickte Kahn ernst in die Augen.
    "Ich meine es auch so."
    Beide Söldner hielten inne und musterten die Soldatin.
    Mit einem unzufriedenen Seufzen ließen sie aber schließlich von der Frau ab. Krom richtete sich auf. "Ist irgendwas nicht in Ordnung?", fragte er und wirkte schon beinahe besorgt.
    "Ich bin nicht in Stimmung!", behauptete sie rasch – und log dabei offensichtlich.
    Kahn schielte noch kurz nach unten, bevor er sich mit einem gespielten Ächzen neben Aeona auf den Rücken drehte.
    "Wenn du das sagst!", meinte er und grinste dabei spitzbübisch.
    Die Soldatin sah noch einmal kritisch von Kahn zu Krom, bevor sie sich wieder auf die Seite drehte. Nach einer Weile waren die Söldner eingeschlafen und es wurde ganz still in der Wohnung. Nur Aeona lag noch lange wach, hörte den Atemgeräuschen der Söldner zu und dachte nach. Hast Schiss bekommen, was? Ja, das hatte sie, es war einfach... zu viel des Guten auf einmal gewesen. Hinter ihr brummte Krom etwas Undeutliches, das Bett knarzte, sein Arm landete auf ihrer Hüfte, er drückte sich fest an sie und vergrub das Gesicht in ihrem Haar. Sie wollte ihn schon wegschieben, er aber seufzte nur zufrieden und schlief friedlich weiter, also ließ sie ihn. Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf.

    Es war spät am Abend, als sie sich alle erneut um den Projektor versammelt hatten. Jeder trug seine Gefechtsmontur. Zwar sah Aurix nicht ganz so taufrisch aus, aber er war fit genug für einen Einsatz. Das Helmvisier hatte er heruntergelassen, aber noch nicht abgedunkelt. Die neue Bemalung auf seinem Gesicht wurde verdeckt. Der Chief runzelte kurz die Augenbrauen, als sie die Verletzung bemerkte, die gestern noch nicht da war, musste dennoch laut lachen – und sie empfahl ihm eine Schmirgelpaste aus dem Werkzeugkoffer, mit der man Metall polieren konnte, um auch die winzigsten Unebenheiten auszugleichen. Ganz abbekommen hatte er den Stift nicht, dafür war seine Haut jetzt blutig durchgescheuert.
    Kurz erläuterte Lyn die Lage. Sie hatten ihr neues Ziel aufgespürt.
    Der Allianzsoldat, Harrison, der sich im Moment daheim aufhielt.
    Harrison war schon vor dem Reaperkrieg auf der Citadel stationiert und hatte mit seiner Familie eine Wohnung in einem Allianzviertel bezogen. Es war eine Wohngegend, in der fast ausschließlich Allianzsoldaten mit ihren Familien wohnten, mit einer Allianzschule, Allianzläden, Allianzkitas, etc. etc.
    Sogar die Allianz-Militärpolizei patrouillierte dort regelmäßig, seit dem Cerberusangriff sogar vermehrt.
    So wie sich das Ganze anhörte spielte sich im Moment bei Harrison eine Bilderbuch-Familienszene ab. Nach dem Abendessen sitzt die Familie noch ein wenig beisammen, dann werden die Kinder ins Bett gesteckt und die Eheleute sehen einem entspannten Abend entgegen.
    "Wir wissen, wo er jetzt ist. Bei der derzeitigen Lage könnte Harrison bereits morgen abkommandiert werden..." Lyn schwieg für einen Moment, ohne die Miene zu verziehen. "...Wir lassen ihn nicht entkommen. Wir schlagen heute zu."
    James nickte bekräftigend, während er das Bild, welches die Drohne übermittelte auf die Projektionsfläche warf. Die Kinder schliefen schon, nur Harrison und seine Frau saßen auf der Couch und sahen fern.
    Aeona sah zu dem Destroyer, dessen Helm auf dem Tresen lag, direkt neben Lyns Kopfschutz. Etwas in seinen Augen beunruhigte sie, so sehr, dass sich ihre Nackenhaare sträubten.
    "Wir werden uns wieder aufteilen. Ihr nähert euch von dort." James vergrößerte den gesamten Allianz-Komplex und deutete auf eine Zugangsstraße, dabei wanderte sein Blick zu den Söldnern und der Infiltratorin. "Passt auf die Überwachungskameras auf. Diese sind hier, hier und hier", markierte er die Punkte auf der Karte. "Grey, schalte sie notfalls aus." Alle Daten wurden automatisch an die Omnitools der Anwesenden übertragen, dafür sorgten Lyn und Alter.
    "Verstanden", bestätigte Aeona.
    "Wir treffen uns hier." Hier lag in unmittelbarer Nähe der Zielperson. James sah alle der Reihe nach an.
    "Schnell zuschlagen, keine Spuren hinterlassen, ist das klar?", fragte Lyn in die Runde.
    Rauchend lehnten die Söldner nebeneinander an der Couch und nickten ohne den Blick vom Boden zu heben.
    "Ich sorge dafür, dass keine Notrufe rausgehen...", führte der Commander fort, als sie durch Krom unterbrochen wurde.
    "Wir lassens wie ein Überfall aussehn, der aus dem Ruder läuft!", schlug er vor und sah erst auf, als er zu Ende gesprochen hatte. Der Söldner neben ihm nickte kaum merklich und starrte weiter den Boden an.
    James stand breitbeinig und mit verschränkten Armen neben Lyn und musterte Krom aufmerksam. "Gut. Seid nicht allzu brutal", meinte er mit der Andeutung eines Lächelns, wobei er kurz zu Kahn linste, der interessiert ins Nichts starrte.
    Aeona hörte sich das Ganze an und ihr wurde immer mulmiger zumute. Ein Seitenblick zu Aurix und seine angespannte Haltung verrieten ihr, dass es ihm nicht anders ging.
    Der Ghost richtete sich auf und starrte James an: "Du willst die ganze Familie töten? Verstehe ich das richtig?" Das breite Visier ließ einen guten Blick auf die wütenden Augen zu.
    Trent nickte.
    "Das ist Mord!", zischte der Turianer.
    "Kollateralschaden, Mord... Nenn es, wie du willst. Es ist notwendig", entgegnete der N7er ruhig.
    Aurix schüttelte langsam mit dem Kopf: "Da mache ich nicht mit!"
    "Deshalb sind sie da", meinte James und zeigte auf die Söldner.
    Der Ghost wollte schon aufbrausen, aber Aeona griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück. "Lass gut sein... Es hat keinen Sinn. Ich denke, ich weiß, warum er es tun will."
    James lächelte humorlos: "Tatsächlich? Verrätst du es mir?"
    Die Infiltratorin legte den Kopf schief und bohrte den Blick in ihren kommandierenden Offizier: "Nun, Aurix, du kannst dir sicherlich vorstellen, was passieren würde, wenn es wie eine Hinrichtung aussieht." Sie sah, wie sich die Augen des N7er verengten. "Ein sauberer Kopfschuss wirft Fragen auf, die Lieutenant Trent sicherlich vermeiden möchte, und ruft nicht nur die Kriminalpolizei auf den Plan, sondern zieht noch weiter unnötige Aufmerksamkeit auf die Sache." James Gesichtsausdruck veränderte sich nicht im Geringsten. "Wenn nur Harrison stirbt, bleiben unliebsame Zeugen zurück – auch etwas, was unser Chef nicht will. Ein Raubüberfall ist unkompliziert, Lieutenant Hellon." Sie warf einen Seitenblick zu Aurix, der sie reglos anstarrte, und verlegte ihre Aufmerksamkeit wieder auf James. "Es wird ein mediales Echo geben und man wird das Flüchtlingsproblem dafür verantwortlich machen. Das Ganze wird dann instrumentalisiert werden, bis nur noch die Sache zählt und nicht mehr die Identität der Opfer. Und ein gescheiterter Überfall mit Todesfolge ist keine Seltenheit. Nicht jeder kann mit einer Waffe umgehen – oder aber jemand dreht ganz einfach durch... Irre gibt es genug." Aeonas Augen wichen nicht von den kalten Augen des Destroyers, und dort las sie... Zustimmung? Sie runzelte die Augenbrauen.
    "Gut erkannt, Chief", nickte Trent knapp. Sein Blick verschob sich kurz zu Lyn. Der Commander zuckte unmerklich mit den Schultern und breitete leicht die Arme aus, so als wollte sie sagen: Siehst du, was hab ich dir gesagt?
    "Das kann man doch anders lösen!", meinte Aurix aufgebracht.
    "Nein", kam es ruhig, aber bestimmt von Lyn. "Aber der Chief wird auch mitgehen." Sie warf nur einen Blick zu dem Turianer, der protestieren wollte, und er verstummte sofort. Die Diskussion war damit beendet.
    "Grey", kam es plötzlich scharf von Trent.
    Sie sah auf: "Ja?"
    "Bring mir Harrisons Kopf...", begann James und lächelte eisig, als die Infiltratorin ihn entgeistert anschaute. "...Oder sorge dafür, dass das Implantat verschwindet. Soweit alles klar?"
    "Ja, Lieutenant", entgegnete Grey leise.

    "Wir müssen noch ein paar Sachen einkaufen, bevor es losgeht!", meinte Krom und sah Lyn und Trent ernst an. "Viel Geld brauchen wir nicht!"
    Der Commander nickte kaum merklich. "Beeilt euch! Wir koppeln am Treffpunkt!"

    Pfandleihhaus in den unteren Bezirken

    Pfandleihhäuser waren super. Man hatte generell eine große Auswahl und keiner stellte groß Fragen.
    Der salarianische Verkäufer zuckte mit keiner Miene, als die Söldner und Aeona schwarze Sturmhauben, billige schwarze Lederjacken und Jeans kauften.
    "Ha!", rief Krom freudig, und die anderen wandten sich zu dem Söldner um.
    Krom hatte sich voll und ganz in einen Baseballschläger verguckt und begutachtete ihn konzentriert und sorgfältig. Es war im Grunde genommen ein ganz gewöhnlicher Schläger aus Metall, mit rot-schwarzer Beschriftung und schwarzem, rutschfestem Gummi am Griff, um den Grip zu erhöhen.
    Krom befühlte den metallenen Schläger, umfasste den Griff mal mit einer, mal mit beiden Händen. Er umfasste den Griff so fest, dass es knirschte. Gekonnt ließ er ihn mit einer Hand kreisen und deutete schließlich Hiebe und Schläge an, bevor er sich mit einem sanften Lächeln zum Verkäufer wandte.
    "Und?", fragte Kahn lächelnd seinen Kumpel. "So gut wie Marie?"
    Krom antwortete zunächst nicht, sondern musterte mit einem Schmunzeln nochmals den Baseballschläger. "Sie hat auf jeden Fall Potential!"
    "Marie?", fragte Aeona interessiert dazwischen.
    "Mein kurzhaariger Freund hat ein Faible für Baseballschläger – er gibt ihnen Namen!"
    "Aha!", kommentierte die Soldatin und zog kritisch die Augenbrauen zusammen, während Kahn sich eine neue Zigarette anzündete und seinem Kumpel zusah.

    Fast wie in Trance schien der Söldner mit dem Schläger zu tanzen. Mit geschlossenen Augen drehte sich Krom langsam um die eigene Achse, während er den Schläger hielt, als ob es ein Tanzpartner wäre, er wiegte sich hin und her und vollführte zu einer unhörbaren Musik eine nicht ganz unästhetische Choreographie.
    Aeona schaute sich das Ganze an, sagte aber nichts. Manch einer entwickelte eine merkwürdig innige Beziehung zu seinen Tötungsinstrumenten. Sie konnte es nie nachvollziehen. Klar, das Kampfmesser, das ihrem Vater gehört hatte, war ihr schon ans Herz gewachsen, aber letztendlich war es bloß ein Werkzeug, mehr nicht. Werkzeuge sollten funktionieren – und Grey sorgte dafür, dass sie es taten. Sie zuckte schließlich mit den Schultern und sah sich Kroms Showeinlage an, während sie ein Sturmgewehr verstaute, welches sie soeben für wenige Credits erworben hatte. Warum, war offensichtlich: die Waffe war in einem miserablen Zustand.
    Schließlich schien Krom befriedigt zu sein und kam auf die anderen beiden zu.
    "Und?", fragte Kahn neugierig und blies dabei blauen Dunst in Richtung Decke.
    Der Angesprochene hielt den Schläger vor sich und mit einer dezenten Bewegung aus seinem Unterarm schleuderte er den Schläger leicht nach oben, um ihn scheinbar in der Luft zu wenden. In dem Moment, als sich der Schläger halb gedreht hatte und das Kopfende nun zu Krom zeigte, verpasste er dem Schläger mit einer blitzschnellen Bewegung einen Impuls in die Gegenrichtung, sodass sich der Schläger wieder zurückdrehte. Gekonnt packte er den Schläger wieder und hatte somit die Ausgangslage wieder hergestellt.
    "Hat auf jeden Fall Potential!", antwortete Krom mit einem Augenzwinkern.
    Die Soldatin betrachtete Kroms Kunststück mit hochgezogenen Augenbrauen. Das war tatsächlich eine Leistung, die ein hohes Maß an Geschicklichkeit erforderte.
    "Du musst wissen...", begann Kahn an Aeona gewandt. "...Ein Mensch kann ein Künstler sein mit dem Pinsel oder einem Stift. Er kann mit einem Shuttle ein wahrer Künstler sein oder ein Gewehr wie ein Künstler führen. Krom kann mit einem Baseballschläger wahre Kunst vollbringen – jetzt müssen wir nur noch herausfinden, WOZU DAS GUT SEIN SOLL!", schrie er fast Krom ins Gesicht. Kaum hatte er die letzte Silbe ausgesprochen, da schlug Krom mit dem Schläger nach Kahn. Man konnte dem Schlag die Kraft geradezu ansehen, doch Krom bremste abrupt und so präzise ab, dass der Schläger die Stirn von Kahn lediglich sanft berührte.
    "Sehr exakte Waffenführung... Ich bin beeindruckt!", meinte Aeona mit einem ironischen Unterton in der Stimme und musterte Krom von der Seite. "Und? Schon einen passenden Namen für sie gefunden?" Sie deutete auf den Baseballschläger.
    "Lasst uns gehen!", meinte Krom achselzuckend.

    Allianzwohnviertel

    "Die Situation hat sich geändert", erklärte der Commander kurz. "Harrison und seine Frau sind jetzt bei den Nachbarn." Lyn zeigte kurz die Drohnenaufnahmen.
    Sie hatten sich in einem Gewerbegebiet, ganz in der Nähe von Harrisons Haus, gesammelt und drängten sich nun alle um den Kombi.
    "Die Aufgabe bleibt gleich, nur der Ort ändert sich", erklärte Lyn weiterhin.
    "Wie viele Leute sind im anderen Haus?", fragte Krom und zog sich, gemeinsam mit Kahn, parallel um.
    Aeona machte es den Söldnern gleich. Ab und zu warf sie einen Blick zu Aurix, aber dieser beachtete sie nicht. Eigentlich beachtete er niemand – das Visier war abgedunkelt. Trents Augen waren auf Lyn gerichtet und er hörte mit einem aufmerksamen Gesichtsausdruck zu.
    "Sieben. Harrison, seine Frau und die Familie der Nachbarn, die Santiagos: Lorena, 51, und Manuel, 55. Die Kinder Raoul 17, Vanessa 14 und Tico 5."
    "Bleibt ansonsten alles beim Alten?", fragte Kahn und Lyn nickte knapp.
    Kahn nickte. "Alles klar, reingehen, alle umlegen und Chaos anrichten!"
    Aus dem Kofferraum kramte Krom eine billige Schrotflinte heraus, lud sie durch und reichte sie an Kahn weiter, während er selbst sich eine Allerweltspistole krallte.
    Stumm hörte die Infiltratorin den Ausführungen des Commanders zu und nahm die Informationen in sich auf. Auch hier... Kinder. Sie zog die Sturmhaube über. Das raue Material kratzte auf der Haut, aber es verdeckte auch den Ausdruck auf ihrem Gesicht. Sie verengte die Augen und starrte zuerst Lyn mit gesenktem Kopf an, bevor sie kurz zu James schaute. Wiederum kehrte ihr Blick zu dem Commander, ihre Fäuste ballten sich und die dünnen Handschuhe spannten sich auf den Handrücken.
    "Habt ihr noch Fragen? Irgendetwas unklar?", frage Lyn eindringlich.
    Die Söldner schüttelten lediglich mit dem Kopf und zogen sich Einmalhandschuhe und Sturmhauben über. Die einfachen Dreilochhauben hatten ihre ganz eigene Wirkung.
    Lyns grüne Augen richteten sich auf die Infiltratorin, weil diese nicht antwortete. Anstelle des hübschen Gesichts des Chiefs sah sie nur zwei glühende, dunkle Augen. "Alles verstanden?"
    "Ja, Commander."
    Der Tonfall, in welchem Grey das Wort Commander aussprach, gefiel Lyn ganz und gar nicht, sie beließ es aber dabei. Fürs Erste, schließlich hatten sie einen Job zu erledigen. Persönliches war völlig fehl am Platze im Moment.

    "Wollen wir?", fragte Kahn Aeona und bot ihr den Arm zum Einhaken an.
    Aeona sah den Söldner zweifelnd an, ließ ihn einfach stehen und setzte sich schweigend auf die Rückbank. Viel zu heftig schloss sie die Tür.
    "Lets get naughtyyyyyyyy!", rief Krom und stieg in den SUV.

    Die Fahrt zum Haus der Santiagos dauerte keine zehn Minuten, in denen sich die Söldner über SUVs und Skycars im Allgemeinen unterhielten. Aeona schwieg nach wie vor und hörte auch nicht zu, was die Söldner von sich gaben. Ihre Gedanken kreisten immer schneller um das Bevorstehende und wurden immer finsterer, und schließlich hielt der Wagen.

    Zügig eilten die drei zu der beleuchteten Eingangstür, wo Krom schnell und leise die Lampe kaputt schlug. Kahn läutete und kniete sich schließlich mit etwas Abstand vor die Tür hin und wartete.
    Aus dem Inneren waren leise Musik, etwas Gelächter und Schritte, die sich der Haustür näherten, zu hören.
    "Hallo?", war eine männliche Stimme zu hören. "Wer ist denn da?"
    Da Krom das Licht ausgeschaltet hatte, war lediglich die Silhouette des knienden Kahn zu sehen. Neben der Tür, unsichtbar für die Türkamera, wartete Krom mit erhobenem Baseballschläger.
    Eine verängstigte Mädchenstimme war nun zu hören.
    "Bitte! Ich hab mich verlaufen und weiß nicht, wohin ich gehen soll!" Die Stimme kam von Kahns Universalwerkzeug und hatte ihm schon so manche Tür geöffnet.
    "Großer Gott! Kleines, was machst du denn hier!..." Die männliche Stimme schien ernsthaft besorgt zu sein und man konnte hören, wie die Tür entriegelt und geöffnet wurde.
    Grey stand direkt neben Krom, in der einen Hand das Sturmgewehr haltend, und starrte geradeaus auf die benachbarte Häuserwand. Sie hörte Kahns Aufzeichnung zu und wünschte sich, der Mann an der Tür würde diese nicht aufmachen, aber ihr Wunsch ging natürlich nicht in Erfüllung. Die Stimmaufnahme war überzeugend genug, um jeden Familienvater in Alarmbereitschaft zu versetzten. Und sobald die schwere Haustür aufschwang, traten die Söldner in Aktion.

    Die Frage, was aus normalen Menschen eiskalte Mörder macht, beschäftigt die Menschheit schon seit Anbeginn der Zeit. Die Bereitschaft, auch die Wehrlosen als legitimes Ziel anzusehen, hat viele Ursachen.
    Zum einen gibt es Menschen, die ein großes Vergnügen darin finden Gewalt anzuwenden. Daneben führen Extremsituationen dazu, dass Menschen verrohen. Auf Dauer machte eine ganz bestimmte Kombination aus dem friedlichsten Menschen eine Bestie: Hass und Angst. Diese beiden Kernemotionen konnten dafür sorgen, dass sich Menschen innerhalb kürzester Zeit für Dinge entschieden, von denen sie noch zuvor behaupteten, so etwas nie tun zu können.
    Keine gesellschaftliche Gruppe war davor gefeit, weder Bildungsstand, Herkunft noch Sozialisation machte da einen Unterschied.

    Bei Kahn und Krom lag der Fall etwas anders. Wenn man, wie sie, in einem totalen Krieg aufwächst und hautnah miterlebt wie Millionen sterben, wird die Psyche ganz anders geprägt.
    Schon früh wurden die Beiden aktiver Teil des Bürgerkrieges auf ihrer Heimatwelt, der schon lange davor angefangen hatte, weit jenseits jeglicher Konventionen geführt zu werden.
    Eine der frühesten Erinnerungen der beiden verdeutlicht dies besonders.

    Krom und Kahn waren sieben Jahre alt und krochen mit einigen anderen, gleichaltrigen durch die Trümmer einer Stadt. Immer wieder drangen entfernte Explosionsgeräusche und Gewehrfeuer an ihre Ohren.
    Abrupt hielt die Gruppe an. Victor, Kahns älterer Bruder, war wie aus dem Nichts erschienen. Der Zwölfjährige stand, mit einem Gewehr in der Hand und einer Zigarette im Mundwinkel, im Schatten der Trümmer und bedeutete der kleinen Gruppe ihm zu folgen.
    Victor führte sie tiefer durch die Trümmer, bis sie auf einen weiten Platz stießen. Sich im Schutze der Trümmer bewegend, von Deckung zu Deckung hechtend, erreichten sie eine Position, von der aus sie alles gut überblicken konnten.
    Mit Interesse sahen sie zu, wie gut ein Dutzend Soldaten eine Gruppe von Zivilisten zusammentrieb. Keines der Kinder zuckte zusammen, als die männlichen Zivilisten erschossen wurden und die Soldaten anfingen die Frauen zu vergewaltigen. Als auch der letzte Soldat fertig war und seine Hose wieder zumachte, erschossen sie auch die Frauen.
    Victor rauchte zu Ende und wandte sich wieder seinem kleinen Bruder zu, als sein Kopf explodierte und ein Schuss brach.
    Der leblose Körper von Victor fiel fast geräuschlos zu Kahns Füßen, während der unsichtbare Scharfschütze das nächste Ziel unter Feuer nahm. Ein etwa sieben Jahre alter Turianer und guter Freund von Krom war der Nächste, der getroffen zu Boden ging, während der Rest panisch floh.
    Kahn hatte seinen Bruder abgöttisch verehrt und geliebt, und doch hielt sich seine Trauer in Grenzen, als ob er ein Salarianer wäre.

    So waren die beiden aufgewachsen, mit Brutalität als Normalzustand und dem Wissen, dass jederzeit alles was einem lieb und teuer ist, verschwinden kann.
    Es machte die beiden nicht automatisch zu Psychopathen, aber es machte es leicht für sie Gewalt anzuwenden, egal wem gegenüber – es war für sie normal.

    "...Komm rein! Da draußen kannst du nicht..."
    Gezielt schlug Krom mit dem Baseballschläger zu und brachte den Mann zum Schweigen und zu Fall. Mit einem Stöhnen fiel der Mann, der sich doch glatt als Harrison entpuppte, zu Boden. Während Krom ins Haus eilte, stieg Kahn über Harrison. Der Blick in Harrisons Augen änderte sich abrupt, sein Implantat begann wohl zu arbeiten. Doch es brachte ihm nicht mehr viel. Kahn richtete die Schrotflinte genau auf Harrisons Gesicht und drückte ab.
    Grey schloss die Tür hinter sich, während die Söldner im Inneren des Hauses verschwanden. Von Harrisons Kopf war nicht allzu viel übrig geblieben, der Fußboden klebte unter ihren Stiefeln. Blut, Gewebestückchen, Knochen: all das hatte sich in dem kleinen Flur verteilt, sogar die Wände sahen aus, als hätte sie ein wahnsinniger Künstler angemalt. Sie überprüfte den Halsstumpf des Mannes genauer. Es sah wie bei Tepec aus, als Trent ihn obduziert hatte: das Implantat hatte sich selbst zerstört. Aeona fragte sich, ob es an der Freilegung der Tech lag – oder aber an der Tatsache, dass der Träger tot war. Letztendlich spielte es jedoch keine Rolle.
    "Harrisons Verbesserung existiert nicht mehr", sprach sie in die Kom-Einheit.
    "Ausgezeichnet", kam eine zufriedene Antwort von James. "Beeilt euch!", fügte er hinzu und kappte den Kom-Link.
    Noch eine Weile betrachtete sie den leblosen Körper zu ihren Füßen, bevor sie zu den Söldnern aufschloss.

    Krom hörte hinter sich den Schuss von Kahns Flinte. Doch er hörte nur auf die verängstigten Rufe der Familie. In der Küche traf er auf zwei Frauen und einen Mann. Man musste kein Genie sein um herauszufinden, dass es sich um das Gastgeberehepaar und Harrisons Frau handelte. Die Frauen begannen zu schreien, als Krom in die Küche stürmte und den Mann brutal niederschlug, während hinter ihm Kahn eintraf und eine der Frauen erschoss.
    Der Schuss traf die Frau in den Bauch und schmetterte sie gegen die Spüle, wo sie dann stark blutend zusammensackte. Die zweite Frau rannte schrill schreiend davon.
    Aeona betrat hinter den Söldnern die Küche. Wegen des Küchentischs konnte sie nicht sehen, wie Krom den Schädel des Mannes einschlug. Lediglich die Füße konnte sie sehen, wie sie rhythmisch zu den Schlägen des Söldners zuckten. Auch die Frau konnte sie nicht genau sehen, da Kahn ihr die Sicht nahm. Der Söldner stellte sich vor die verwunderte Frau und schoss ihr mit der Flinte aus nächster Nähe in den Kopf.

    Außerhalb des Hauses sahen Lyn, Aurix und James zu. Sie parkten mit dem Kombi auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Hauses und hörten die Schreie, die abrupt abbrachen, und sahen das Aufblitzen der Mündungen bei jedem Schuss durch die Fenster.
    Lyn blickte über den Rückspiegel zu dem Turianer auf der Rückbank, aber seine Augen waren unsichtbar und der behelmte Kopf war auf das Haus der Santiagos gerichtet. Sie war sich sicher, dass der Ghost niemals gutheißen wird, was die Söldner und der Chief dort gerade taten. Aber Aurix verstand nicht, was auf dem Spiel stand. Es ging nicht mehr um den Verlust einer oder zweier Familien. Falls Cerberus tatsächlich vorhatte, diese verbesserten Menschen auf die Galaxie loszulassen, wird es noch viel mehr Tote geben. Lyn und James standen in der Pflicht dafür zu sorgen, dass es nicht dazu kommt. Zuerst musste die unmittelbare Gefahr beseitigt werden und zwar schnellstmöglich, auch wenn dies bedeutete, dass Unschuldige dabei starben. Nach den Erfahrungen mit Tepec – James hatte alles mit der Helmkamera aufgenommen, damit Lyn genau weiß, womit sie es zu tun hat – stand auch für den Commander fest: alle Versuchspersonen müssen getötet werden. Die CAT6-Kandidaten waren schon von vornherein gefährlich, all diese Männer und Frauen hatten Dreck am Stecken und mit diesen Implantaten im Schädel waren sie noch gefährlicher und unberechenbarer.
    Die ganze Sache dürfte natürlich niemals an die Öffentlichkeit gelangen, denn das würde die Allianz völlig kompromittieren. Dass sich Udina mit Cerberus zusammen getan hatte, war schon ein Schlag ins Gesicht für die Verbündeten der Allianz, aber diese Geschichte würde alles noch schlimmer machen. Keiner arbeitet gerne mit jemand zusammen, der von Cerberus praktisch unterwandert worden ist, das schafft ein immenses Maß an Misstrauen – ein Misstrauen, welches sich die Allianz momentan absolut nicht leisten konnte. Sowohl Lyn wie auch James war mehr als bewusst, dass dieser Krieg nur mit vereinten Kräften aller Spezies gewonnen werden kann, falls überhaupt ein Sieg in Aussicht stand. Laut den Berichten, die Lyn vor nicht allzu langer Zeit gelesen hatte, rückten die Reaper immer weiter in alle Systeme vor. Irgendwann werden sie auch die Citadel erreicht haben.
    Die Entscheidung, die heute gefallen ist, war hart, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Lyn oder James solche Entscheidungen treffen mussten – irgendjemand musste es tun, und sie waren dazu mehr als geeignet. Bei der Allianz aufgewachsen, betreut von einem Mann, der wusste, dass Soldatenleben kein Zuckerschlecken ist oder nur salutieren in irgendwelchen Paraden bedeutet. Staff Commander Eric Jansen, mittlerweile der Befehlshaber einer Aufklärungsfregatte und ihr Ziehvater, musste oft solche Entscheidungen treffen – immer in dem Wissen, der Allianz bestmöglich zu dienen, auch wenn es manchmal bedeutete, die Allianz vor sich selbst zu schützen. Die beiden N7er sind sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Als der Geheimdienst der Allianz, genauer gesagt war es Kirilow höchstpersönlich, an Lyn und James herantrat, um sie quasi abzuwerben, zögerten die beiden keine Sekunde.
    Dass sie jetzt selbst im Visier der Ermittler der Internen standen, durchkreuzte zwar etwas ihre Pläne, aber solche Schwierigkeiten hielten weder James noch Lyn auf, ihre Befehle auszuführen. Es war Eile geboten. Die restlichen Versuchssubjekte waren überall in der Galaxie verstreut, manche waren vermutlich schon tot, denn sie waren zur Zeit des Reaperangriffs auf der Erde stationiert. Lyns Anhaltspunkte schwanden, je näher die Maschinenwesen kamen, System um System. Dennoch wird Kirilows Befehl erst dann als erledigt betrachtet werden, wenn bestätigt ist, dass alle Allianzsoldaten auf der Liste tot sind. Lyn war gründlich, wenn es um ihre Missionen ging. James war manchmal noch gründlicher als sie, vor allem, wenn es um Cerberus ging. Und wenn das erledigt ist... dann werden sich die beiden N7er die Verantwortlichen bei Cerberus vorknöpfen – sowohl diejenigen, die an der Entwicklung dieses Implantats beteiligt waren, wie auch diesen unglückseligen Agenten, der die Lügen über sie beide in die Welt gesetzt hatte. Und dieser wird leiden. Etwas, was selten vorkam, aber manchmal nahmen die beiden Soldaten etwas sehr persönlich, und wenn das eintraf, gaben sie keine Ruhe, bis die Sache zu Ende gebracht war.
    Der Commander warf einen Seitenblick zu dem Destroyer. Seine Augen hatten den gleichen Ausdruck wie ihre und sie wusste, dass ihm ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen. Sie kannte ihn sehr gut, so gut, wie er sie kannte. Sie nickte ihm leicht zu, was er erwiderte, bevor er seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Bild auf seinem Omnitool widmete. Die kleine Drohne schwebte immer noch da oben, James hatte ihre Sensoren auf Nachtsicht umgestellt, da es mittlerweile richtig dunkel war. Sollte sich eine Allianzpatrouille nähern, werden sie rechtzeitig gewarnt werden.
    Eine Sache wäre da allerdings noch: Lyn war sich unschlüssig, was mit Chief Grey geschehen soll. Wenn es nach James ginge, wäre die Frau ja schon längst tot...
    Lyn lehnte sich in dem Fahrersitz zurück und betrachtete stoisch das Haus. Wieder ein Aufblitzen von Mündungsfeuer.

    Die Söldner liefen aus der Küche hinaus, ohne sie großartig zu beachten. Aeona sah regungslos die zwei übel zugerichteten Leichen an. Überall war Blut: auf dem Boden bildeten sich schon dunkle, glänzende Pfützen, der weiße Küchentisch hatte auf der einen Seite einen neuen, roten Anstrich bekommen, ebenso wie die Spüle und das restliche Mobiliar. Die Soldatin hob den Blick, sogar an der Decke gab es feine rote Spritzer. Nach irgendwelchen Lebenszeichen bei den beiden zu suchen war verschwendete Zeit, sie waren tot, daran bestand kein Zweifel. James wird sich freuen, denn die Söldner taten genau das, was er wollte. Sie atmete tief durch, bevor sie leise in das Kom sprach: "Harrisons Frau und Manuel Santiago sind tot. Es sieht..." Sie brach ab.
    "Was, Chief?"
    Lyns beherrschte Stimme drang wie ein Messer in ihr Gehirn. Aeona biss die Zähne heftig zusammen, damit sie nicht losbrüllt. Selten ist ihr etwas so schwer gefallen.
    "Die Söldner leisten gute Arbeit", beendete sie emotionslos nach einem Moment der Stille.
    "Das sollten sie besser auch", mischte sich James tiefe Stimme ein. "Ihr habt nicht mehr viel Zeit."
    "Verstanden." Sie beendete die Verbindung und suchte nach Krom und Kahn.

    Kahn erwischte die andere Frau im Wohnzimmer, den 17-jährigen Sohn der Familie fand Krom in einem Schrank, als dieser verzweifelt versuchte mit seinem Mobiltelefon die Polizei zu rufen.
    Schließlich trafen sich die Söldner und Aeona vor der Treppe in das obere Stockwerk. Beide Söldner hatten Blut an ihren Klamotten, vor allem Krom und sein Baseballschläger, aber auch Kahn hatte nicht nur ein paar Spritzer an seiner Kluft.
    "Mommi?", drang eine sehr kindliche Stimme an ihre Ohren.
    Ein kleiner Junge, der 5-jährige Sohn der Familie, stand in seinem Schlafanzug am Fuß der Treppe und presste einen Teddybär an seine Brust. Der Junge zitterte am ganzen Leib, als er das ganze Chaos und die blutverschmierten Eindringlinge sah.
    Aeona versteifte sich augenblicklich.
    "Ich mach das!", erklärte Kahn. "Kinder lieben mich!", zwinkerte er dem Rest zu und ging auf den Jungen zu. Er beugte sich zu dem Kind herunter, hob es auf und verschwand damit im oberen Stockwerk.
    Kurze Zeit später erschien er wieder und bedeutete den anderen ihm zu folgen.
    Er führte die Gruppe zu einem der Zimmer und zeigte hinein.
    Ein Mädchen saß vor einem Computer und trug dicke Kopfhörer. Sie schien irgendein Computerspiel zu spielen und nahm von ihrer Umwelt nichts wahr. Sie hatten die 14-Jährige gefunden.
    "Nächste Welle, Jungs!... Wir müssen hacken! Denkt an die Tech- und Biotikkombos!", rief sie in ihr Mikrofon.
    "Willst du?", fragte Krom Aeona.
    Aeona funkelte Krom einen Moment lang finster an, bevor sie sich an ihm vorbei drängte. Das Mädchen war noch so jung. Für eine Sekunde schloss sie die Augen, dann betrat sie leise das Zimmer, was allerdings nicht notwendig gewesen wäre, denn die Kleine war völlig in das Spiel vertieft und merkte nicht, was um sie herum geschah. Aeona schloss sachte die Tür hinter sich.
    Nach nicht mal einer Minute kam die Soldatin wieder heraus. Sie blickte keinen der Männer an - in ihrem Rücken schien das Mädchen auf der Tastatur zu schlafen, sein Kopf ruhte auf den angewinkelten Armen.

    Ohne ein Wort an die Söldner zu verschwenden, steuerte Aeona direkt das Elternschlafzimmer an. Die beiden Kerle wussten wohl selbst am besten, was zu einem Raubüberfall gehörte, schließlich hatten sie ja Übung darin.
    "Wir durchsuchen jetzt das Haus", gab sie durch.
    "Ihr habt noch höchstens ein paar Minuten", meinte James ruhig. "Ich denke, wir bekommen bald Besuch." Die Drohne zeigte zwar nichts an, aber James Instinkte sagten ihm, dass etwas im Anmarsch war.
    "Bestätige. Wir brauchen nicht lange", entgegnete Aeona und ließ ihren Blick über den gemütlichen Raum schweifen. Auf dem Schminktisch stand eine kleine, rote Schatulle. Grey öffnete sie: Schmuck kam zum Vorschein. Aeona schüttete den Inhalt auf die Tischplatte aus und steckte alle Teile in die Innentasche der Lederjacke, dann ging sie zielstrebig zu der großen Kommode und zog wütend eine Schublade auf. Damenunterwäsche. Sie riss die Schublade vollständig heraus und kippte alle Kleidungsstücke auf den Boden. Höschen, BHs und andere feinen Dessous segelten nach unten, sonst nichts. Mit Wucht krachte die leere Schublade gegen die Wand. Die zweite Schublade, die zusammengelegte Socken enthielt, war da schon eine bessere Beute. Ein altes Portemonnaie landete neben den Socken. Grey sammelte es auf, es enthielt gerade mal an die fünfzig Credits. Sie steckte das Geld in die Hosentasche, die Geldbörse warf sie achtlos hinter sich. Auch diese Schublade ereilte das Schicksal der ersten. Grey machte weiter, arbeitete sich zügig durch die gesamte Kommode durch, bevor sie den Kleiderschrank öffnete und durchwühlte, sie fand aber nichts mehr, was sie mitgehen lassen könnte. Sie verließ das Zimmer und ging in die Küche, wo die Söldner gerade dabei waren, die Toten zu durchsuchen.
    "Beeilt euch", meinte sie mit einer tonlosen Stimme und lief zu der Haustür, und mit Beute im Gesamtwert von weniger als dreihundert Credits verließen die Drei das Haus.
    Geändert von Milky_Way (22.07.2015 um 15:08 Uhr) Grund: Rechtschreibung

    ME-MPFRPG Charaktere:
    Aeona Grey, Infiltratorin
    Aurix Hellon, Ghost
    James TrenT, Destroyer
    ME-FRPG Charaktere:
    Nadeschda W. Sokolowa, mittlerweile Ex-Patientin der Asylum

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