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  1. #321
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    In Windeseile flogen die faltigen Finger über die Tastatur des Terminals und es war eindeutig, dass hier Eile geboten war. Extranetseiten wurden aufgerufen, Bilder auf den Bildschirm gezogen und vergrößert, sowie Routen berechnet, während im Hintergrund der Funk auf Hochtouren lief.
    „Was ist jetzt?“
    „Ich mache ja schon!“, keifte Horatio und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Vor ihm breitete sich ein Kartennetz der Citadel aus, genauer gesagt von dem Bezirk, in welchem sich gerade Montague befand. Auf der Flucht. In einem gestohlenem Krankenwagen.
    „Der Junge ist doch verrückt“, murmelte der altgediente Spion und rückte sich die Brille zurecht, „okay, er kann sich auf der Karuso Avenue halten und dort weiter in Richtung Helena Square.“
    „Das ist doch eine Hauptstraße!“
    Horatio schnalzte mit der Zunge. Am anderen Ende war Snooker, ein Brite im selben Alter wie Montague, jedoch im Agenten-Business um einiges versierter. Sicherlich nicht das erste Mal, dass er vor den Behörden flüchtete, doch Montague hatte es mit dem Diebstahl eines Krankenwagens auf eine neue Spitze getrieben.
    „Am gesamten Vierer- und Fünferblock werden gerade massive Renovierungsarbeiten vorgenommen, da kann er sie abhängen“, erwiderte Horatio, fügte dann jedoch leise gemurmelt noch hinzu, „wenn er sich klug anstellt…“


    Zur gleichen Zeit fegte besagter Krankenwagen mit Montague am Steuer aus der Tiefgarage des Krankenhauses, einem Pfeil gleich hinaus in den wie immer geschäftigen Verkehr der Citadel und sofort in die Höhe.
    „Ach du Scheiße!“, brachte der Fahrer, Montague oder Konrad, je nach dem wie man ihn nun nennen wollte, gerade noch so heraus, ehe er nur haarscharf an einem Schwerlasttransporter vorbeizog, dem er rotzfrech die Vorfahrt genommen hatte. Bis zum Anschlag hatte er die Steuereinrichtung zu sich heran gerissen, um das Fahrzeug möglichst weit in die Höhe zu bekommen. Eine harsche Lenkbewegung später und er war auf der Hauptstraße, jedoch einige Meter oberhalb der Trasse, die der Regelung des Verkehrs diente.
    „Auf die Karuso!“, schallte es durch den Nevermore-Funk und Konrad gehorchte. Hastig schmiss er sich einen Kaugummi ein, um den Stress etwas zu lindern, doch sein Hirn raste weiterhin. Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihm sogleich, dass bereits die ersten Streifenwagen die Verfolgung aufgenommen hatten. Der Ex-Polizist trat weiter aufs Gas und zischte über die Köpfe der anderen Verkehrsteilnehmer vorbei, nach rechts in eine Seitenstraße und von dort direkt wieder nach links in eine parallel verlaufende Straße.
    „Fuck!“, stieß er aus, als er den Tunnel, sein nächstes Zwischenziel, und den sich davor bildenden Stau sah, „bei der 102er-Unterführung ist Stau!“
    „Okay, umfahren Sie in Richtung-“
    „Keine Zeit!“
    Ohne zu bremsen, donnerte Konrad mit seinem Krankenwagen in den Tunnel hinein. Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte und plötzlich spürte der Ex-Polizist den Fahrtwind um seine Ohren pfeifen. Aus dem zuvor noch souverän seine Ankunft ankündigenden Martinshorn war jetzt ein mehr oder weniger erbärmliches Tröten geworden. Ein kurzer Blick nach oben verriet ihm, dass er bei der Einfahrt in den Tunnel seine Sirene und ein Stück des Daches liegen gelassen hatte. Unbeirrt raste er weiter, wobei nur eine Handbreit zwischen seinem Wagen und den Leuten im Stau oder der Decke des Tunnels lag. Von seinem Manöver sichtlich unbeeindruckt, hefteten sich die Streifenwägen direkt an seine Fersen, die natürlich nicht so hoch waren wie die Ambulanz und deswegen nirgendwo aneckten.
    „Sergeant Richter, halten Sie augenblicklich den Wagen an! Gegen Sie liegt ein Haftbefehl vor“, erklang es aus dem Funk des Krankenwagens und Konrad fluchte. Er sah zum Funkgerät, dann wieder hektisch auf die Straße und entschloss sich, mit einem beherzten Tritt die nervige Stimme irgendeines namenlosen C-Sec-Beamten zum Verstummen zu bringen. Ein riskanter Schlenker war der Preis für dieses Manöver und sein Krankenwagen machte kurzerhand eine funkensprühende Bekanntschaft mit der Tunnelwand. Ein Streifenwagen nutzte die Gelegenheit, um aufzuschließen.
    „Fuck!“
    Beinahe Kopf an Kopf stachen der Krankenwagen und die Polizei aus dem Tunnel zurück an die „frische Luft“ der Citadel. Konrad sah hastig zur Seite, riss das Lenkrad ein und rammte seinen Verfolger, der sich daraufhin wieder zurückfallen ließ.
    „Okay, ich komme jetzt gleich auf die Karuso. Was dann?“
    „Richtung Helena Square. Dort sammle ich Sie auf.“
    Konrad bestätigte und nahm Kurs auf den Platz, der ein relativ beliebtes Ziel für Touristen war und zu jeder Uhrzeit gut besucht. Nicht das ideale Ziel für eine Aufnahme, aber die Verwirrung würde sicherlich den zwei etwas chaotischen Agenten in die Hände spielen. Zumindest hoffte Konrad das, denn den Fahrmanövern seiner Verfolger nach zu urteilen, wollten diese jetzt Ernst machen.

    Der Krankenwagen, der mittlerweile aussah, als ob er in den Moshpit eines kroganischen Hard-Rock-Festivals geraten war, nahm mit schlenkernden Bewegungen Kurs auf den großen Helena Square, als Snooker die Zigarette aus dem Fenster schnippte und den Motor seines Wagens anließ.
    „Bei dem großen Baukran sammle ich Sie auf“, funkte der Brite und hob mit einer korkenzieherartigen Bewegung ab, um Kurs auf den Kran zu nehmen, als es eine Reihe herber, terra-novarianischer Flüche durch den Funk hagelte. Snooker sah zur Seite durch das Fahrerfenster und sah, wie der übel zugerichtete Krankenwagen steil nach oben flog, von beiden Seiten durch die Streifenwägen gerammt wurde und schließlich durch eine Leuchtreklame donnerte, die sogleich in tausende Splitter zerbarst. Ein schmerzhaft lauter Knall ertönte, der Krankenwagen stieß dunklen, schwarzen Rauch aus und das Martinshorn verreckte nun zwar langsam, aber dafür endgültig.
    „Oh shit“, murmelte Snooker und riss das Lenkrad herum. Sein Innerstes sagte ihm, er solle sich an den Plan halten und bei dem Kran warten, doch als er so sah, wie der Krankenwagen noch ein paar mickrige Meter steil nach oben flog, um dann immer langsamer zu werden, für einige Schrecksekunden in der Luft stehen zu bleiben und schließlich wie im freien Fall nach unten zu rauschen, da schmiss der Brite den Plan über den Haufen und bretterte nun seinerseits dorthin, wo er den Aufschlag des Shuttles vermutete.

    „Fuck, fuck, fuck!“, brüllte Konrad und riss wie ein wilder an der Lenkvorrichtung des Shuttles herum, dessen Inneres vor lauter Alarmsignalen und leuchtenden Warnsymbolen in eine Art minimalistische Disko verwandelt worden war.
    „Nun reagier schon, du Scheißteil!“
    Die Fahrt war holprig gewesen. Als den C-Sec-Beamten aufgefallen war, dass sie Konrad nicht zum Stehenbleiben bewegen konnten, setzten sie ein Ramm-Manöver nach dem nächsten an und auch der ein oder andere Schuss in Richtung seiner Kondensatoren war gefallen. Vermutlich war ein Querschläger daran schuld, dass der Ex-Polizist jetzt gerade völlig die Kontrolle über den Wagen verloren hatte und mit diesem geradewegs auf ein Baugerüst an einem größeren Gebäudeblock zuraste.
    „Ooohh Scheeeiiissssseeeeeee!“, rief er, sich dabei an allem erdenklichen festhaltend, während die Fassade und ihr Gerüst vor ihm immer größer wurden.
    Dann krachte es nur noch. Es durchfuhr ein heftiger Ruck das Shuttle und Konrad wurde so brachial in den Gurt gepresst, dass es ihm die Luft aus den Lungen trieb. Mit einem lauten Bersten ging die Windschutzscheibe zu Bruch und allerhand Teile flogen dem ehemaligen Polizisten um die Ohren. Es krachte und donnerte nur so um ihn herum, während der Krankenwagen erst durch mehrere Ebenen des Baugerüstes rauschte und schließlich mit dem eigentlichen Gebäude kollidierte, ja sich sogar in ihm verkeilte und begann, sich durch die gläserne Fasse zu bohren. Ein weiterer Stoß ging durch das gesamte Shuttle und wie in Zeitlupe schwebte die gesamte Gurtvorrichtung – eigentlich zur Sicherheit des Fahrers entworfen – an dem jungen Ex-Polizisten vorbei, der dem ganzen nur fassungslos hinterherstarren konnte. Ein erneuter Ruck warf Konrad dabei beinahe fast aus seinem Sitz, während dieser mit Schrecken feststellen musste, wie die Beifahrertür gefährlich stark eingedellt wurde, der Beifahrersitz dadurch gelockert wurde und durch das Loch, wo einmal eine Windschutzscheibe war, hinaus in die Wildnis des Citadel-Verkehrs flog. Schließlich, und das sollte diesen wilden Rodeo-Ritt des ehemaligen Polizisten beenden, krachte es ein letztes Mal, nachdem sich die Schwerkraft einmal umgedreht hatte und Konrad in einer äußerst unangenehmen Position dort lag, wo gerade eben noch der Beifahrersitz hing. Der Krankenwagen war irgendwo aufgeschlagen und dort jetzt knirschend zum Stillstand gekommen.
    „Montague!“, dröhnte es aus dem Funk, „Montague, hören Sie mich?“
    „Uh“, stöhnte Konrad und versuchte, sich aufzurichten, wobei er sich die ersten Augenblicke so erfolgreich anstellte wie ein Marienkäfer, der auf dem Rücken lag, „ich… mir geht’s gut.“
    Der Ex-Cop stellte fest, dass es ihn in den Fußraum des Beifahrers geschmissen hatte – dementsprechend zusammengestaucht und „kompakt“ war Konrad, doch nach einigen ruckartigen Bewegungen gelang es ihm auch, sich aus dieser engen Nische zu befreien und über das Loch, das die Windschutzscheibe hinterlassen hatte, den Krankenwagen zu verlassen.

    Das hoffnungslos zerdroschene Fahrzeug lag kopfüber in einer Gasse, die sich zwischen zwei gerade mitten in einer Renovierung steckenden Blocks befand. Leise knisterte es und ein hauchdünner Rauchfaden stieg vom Motor hoch. Konrad rollte angestrengt den Kopf, sowie die Schultern und stöhnte laut auf. Alles, aber auch wirklich alles an seinem Körper tat ihm weh. Er hatte das Gefühl, zum ersten Mal in seinem Leben wirklich jede einzelne Sehne, jede Muskelfaser, jede einzelne Zelle, die sich in ihm befand, bewusst wahrzunehmen. Es war die Hölle. Mit geschlossenen Augen atmete er tief durch und tastete sich vorsichtig die wichtigen Stellen ab: Genick war in Ordnung. Die Rippen waren noch dort, wie sie hingehörten. Bauch, Hüfte und Leiste waren unverletzt. Sein bestes Stück war noch ganz. Weder Knie, noch Knöchel oder Schienbein waren gebrochen. Konrad seufzte erleichtert und rieb sich über das Gesicht. Was für ein verdammtes Schwein er doch hatte. Lange Zeit, um durchzuatmen blieb ihm jedoch nicht. Snookers Gleiter rauschte über seinem Kopf davon, gefolgt von einem hastigen Funkspruch des Briten: „Die Sec! Wir treffen uns weiter hinten.“
    „Ihr wollt mich doch verarschen…“, murmelte der Ex-Polizist, als er eine ganze Schaar seiner ehemaligen Kollegen circa fünfzig Meter von sich entfernt in die Gasse preschen sah. Beinahe synchron sahen sie sich nach allen Seiten um, ehe sie Konrad ausmachten, auf ihn zeigten und wild durcheinander riefen. Dieser wiederum machte das einzig vernünftige: auf dem Absatz kehrt und schnelle Vorwärtsbewegungen mit den ohnehin schon geschundenen Beinen. Die Bruchlandung war jedoch keineswegs spurlos an ihm vorbeigegangen, weshalb die Polizisten relativ schnell zu ihm aufschlossen. Einzig das Adrenalin, das gerade gefühlt literweise durch Konrads Adern schoss, hielt sie noch davon ab, ihn einzuholen. Rabiat polterte der ehemalige Polizist durch dünne Spanplatten und bog um eine Ecke, wo er einen etwas älter wirkenden Salarianer über den Haufen rannte. Die Kiste mit Salat und anderem Gemüse, die der Ladenbesitzer vor sich hertrug, zerbrach ebenfalls und ihr Inhalt flog kreuz und quer durch die Luft. Konrad hielt sich nicht lange damit auf, sondern rannte weiter, immer gleichmäßig wie ein Bulle schnaufend, um die einsetzende Milchsäurebildung in seinen Oberschenkeln zu verlangsamen. Seine Muskeln brannten höllisch und flehten um jeden Kubikzentimeter Sauerstoff.
    „In die Baustelle, bis ganz nach oben!“
    Mehr als ein bestätigendes Grunzen brachte Konrad nicht mehr heraus. Er stellte nichts in Frage, weder wohin Snooker ihn führte, noch wo er jetzt genau hin sollte. Zu sehr war er mit seinem Körper beschäftigt. Ohne viel Umsehens rumpelte er also durch eine Zauntür, die Zutritt zu einer Baustelle verschaffte und rannte in das, was in dem Stahlbetonskelett vor ihm mal ein Treppenhaus werden sollte. Innerlich vor der Tatsache resignierend, sich jetzt auch noch Stufe für Stufe nach oben zu quälen, kämpfte sich der Polizist so weit nach oben, bis es nicht mehr weiterging und er in einer absolut freien, nur von Säulen durchzogene Ebene des entstehenden Hauses stand. Unter ihm waren bereits laute Rufe der Sec zu hören, sodass Konrad wild nach Luft schnappend nach dem nächsten Schritt fragte.
    „Ostseite.“
    Konrad sah, wie Snookers Wagen dort mit geöffneter Seitentüre schwebte und Konrad rannte ohne zu zögern los. Ein letztes Mal, feuerte er sich innerlich an, ein letztes Mal, Junge! Gib Stoff, dann kannst du dich ausruhen!
    Plötzlich krachte es und Betonsplitter flogen durch die Luft. Instinktiv zog Konrad den Kopf ein.
    „Spinnt ihr?“, schrie er seinen ehemaligen Kollegen zu, die wohl offensichtlich Ernst machen wollten. Sofort bereute Konrad jedoch, seine Atmung vernachlässigt zu haben, als sich sein stechendes Zwerchfell meldete.
    Weitere Schüsse flogen durch die Luft, noch mehr Betonsplitter und angetrieben durch die Todesangst, preschte Konrad weiter nach vorne, das rettende Fahrzeug mit seinem geöffneten Laderaum stets im Blick habend. An der Kante angekommen, machte er einen beherzten Satz nach vorne, segelte für eine ihm ewig vorkommende Sekunde durch die Luft, ohne jeglichen Boden unter den Füßen, ehe er krachend und polternd hinter Snooker liegen blieb.
    „Und jetzt nichts wie weg hier!“, rief Snooker, der den Motor des Wagens aufheulen ließ und in die Weite der Citadel jagte. Konrad indes rang nur lauthals Keuchend nach Luft – solle der Brite doch machen.

  2. #322
    ME FRPG Only Avatar von Milijan Sacobic
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    Mit etwas Amüsement sah er Richter dabei zu wie er kurz vor dem Aufzug halt machte nur um dann plötzlich los zu sprinten – verfolgt von zwei Polizisten.

    Auf der einen Seite wollte er nicht, dass Richter von den Bullen gefasst wurde, denn er brauchte den Kerl noch andererseits sah er ihn auch gerne schwitzen.
    Mit einem Kopfschütteln zog er sein Mobiltelefon. Er hatte jetzt erst mal zu tun, er rief Lemmy an.

    „Flakstellung Süd!“ meldete sich der andere SODler
    „Kennst du dich mit Spurensicherung aus?“ fragte der Serbe
    „Mmmm…. Ein wenig, dass Nötigste bekomm ich hin, warum?“
    „Fahr zu Ortiz Wohnung. Eine Leiche und ne Menge Spuren. Wir brauchen Informationen, so viel wie möglich!“
    „Melde mich wenn ich was herausgefunden hab!“ beendete der Mann das Gespräch und augenblicklich wählte Milijan eine andere Nummer

    „Ja?“ fragte die gereizte Stimme von Kazumi
    „Ich brauche Informationen zu einem turianischen Offizier der GFL, Melven Thanus, Major.“
    „Was soll denn das mit unserer momentanen Situation zu tun haben?“ eine berechtigte Frage der Asiatin und irgendwie bekam Milijan das Gefühl, dass das nicht so einfach werden würde mit der Abfrage.
    „Indirekt! Also ist das ein Problem oder können wir das relativ einfach hinbekommen?“
    „Prinzipiell kein Problem aber die Abfrage wird Aufmerksamkeit auf sich ziehen, kann sein, dass jemand nachfragt!“
    Milijan begann zu grinsen „Das ist ja noch viel besser! Mach die Abfrage! Komplett, alles was geht und schick mir die Daten! Ach ja, hau dir ein paar Stims rein wenn du müde bist aber ich brach dich noch!“
    „Ich bin nicht müde Chief sondern gestresst!“
    „Ein richtig guter Fick hilft gegen Stress! Ist wissenschaftlich erwiesen! Ich kann dir ein Rezept dafür geben!“ lockte Milijan weiterhin grinsend doch als Antwort legte die Asiatin nur auf.
    Also dann! Suchen wir Streit! dachte er sich und verließ gemeinsam mit Dragan das Krankenhaus

    -------->Botschaften/ ARIA Zentrale
    Geändert von Milijan Sacobic (12.05.2014 um 23:50 Uhr)

  3. #323
    ME-FRPG only Avatar von Vasinia Avathus
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    Die Citadel – Bezirke
    Ein Wohngebiet
    17:50 Uhr


    Vasinia erlaubte sich einen Moment, um nach ihrem Lauf wieder zu Atem zu kommen, ehe sie den Finger auf das Feld neben dem schwarzen, weiß beschrifteten Klingelschild legte.

    Sie befand sich in einem mittelständischen Wohngebiet, mit geregeltem Verkehr – sowohl Luft als auch Boden – und nur wenigen Ladengeschäften, die hauptsächlich Lebensmittel und Artikel für den alltäglichen Bedarf verkauften, wie Zahncreme oder Haarshampoo. Alles war sauber und gepflegt. Es gab ähnliche Wohngebiete überall in den Bezirken – hier waren die meisten Bewohner Menschen.

    Vasinia hatte auf ihrem Weg zu dieser Adresse nur zwei Asari getroffen, die hier zu wohnen schienen, sowie einen Salarianer. Und alle schienen sich hier ähnlich deplatziert zu fühlen wie sie selbst.

    Sie konnte nicht sagen, dass das ihre Ermittlungen einfacher machte, aber andererseits war dieser Fall auch so nicht gerade herausfordernd. Vermutlich sollte sie eher dankbar sein für alles, was ihre Nachforschungen ein wenig spannender machte.

    Es war immer noch mehr als eine Stunde Zeit, bis Carlie Bernoff ihren Arbeitstag beendete, und sie konnte diese Stunde sinnvoller nutzen, wenn sie versuchte herauszufinden, welchen Eindruck die Menschenfrau auf ihre Umwelt machte. Es mochte nicht ihr spannendster Fall sein – oder ihr interessantester – aber das würde sie nicht daran hindern, ihn gründlich zu machen.

    „Ich kaufe nichts, und ich verkaufe nichts. Ansonsten: Wie kann ich Ihnen helfen?“, drang eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher neben den Namensschildern.
    „Ich will nichts verkaufen“, antwortete Vasinia wahrheitsgemäß. „Ich habe einige Fragen an Sie, … Misses Louis. Es geht um ihre Freundin, Carlie Bernoff.“
    Es folgte eine Pause, während der Xesh vor der Sprechanlage auf eine Antwort wartete und die Menschenfrau über die Verbindung leise atmen hörte. Es würde sie nicht überraschen, wenn Louis „nein“ sagte. Sie jedenfalls hätte so reagiert.
    „Kommen Sie hoch. Ein paar Minuten habe ich Zeit, und wenn es um Carlie geht …“ Die Tür neben Vasinia öffnete sich mit einem leisen Zischen.

    Es gab einen Lift, der zufällig laut Anzeige auf ihrer Ebene wartete, aber Vasinina ignorierte ihn und nahm stattdessen die Treppe. Sie hatte zwei funktionierende, gesunde Beine. Manche Strecken waren zu weit, um sie zu Fuß zu nehmen, oder es dauerte zu lange. Aber das traf hier nicht zu. Xesh nahm immer die Treppe, wenn sie es gerade nicht furchtbar eilig hatte.

    Dank ihrer immer noch hervorragenden Kondition war sie nur leicht außer Atem, als sie zwölf Ebenen später vor dem Appartement der Familie Louis stand. Eine menschliche Frau stand im Türrahmen. Sie war irgendwo jenseits der dreißig, vermutete Vasinia. Und sie machte einen übermüdeten Eindruck – es lagen dunkle Schatten unter ihren Augen, ihre Haare sahen aus wie ein Vogelnest, ihre Kleidung war zerknittert.

    „Entschuldigung für mein Auftreten“, sagte Mrs. Louis, und ihr Lächeln war genauso müde, wie sie aussah. „Mein Sohn hält mich derzeit nachts ständig wach. … Sie wollten über Carlie sprechen? Geht es ihr gut? Ihr ist doch nichts passiert, oder?“
    „Soweit ich weiß, geht es ihr gut“, antwortete Vasinia.
    „Gut, das ist … gut zu hören.“ Mrs. Louis atmete erleichtert auf. „Carlie ist meine älteste Freundin. Sie war eine größere Hilfe für mich als mein fauler Ehemann, der natürlich mal wieder nicht da ist … Äh … kommen Sie doch rein, äh … Ich kenne ihren Namen nicht?“
    Vasinia reichte ihr ihre Visitenkarte.
    „Oh … also dann … kommen Sie doch herein, Miss Avathus.“
    Es war eine menschliche Anrede und sie traf nicht zu. Aber Vasinia sagte nichts. Sie war schließlich nicht hier, um Mrs. Louis einen Crashkurs über turianische Kultur zu geben. Stattdessen folgte sie der Menschenfrau einfach in deren Appartement.

    Es war weitgehend sauber und ordentlich, und so fielen ihr die zwei seltsamen Kompositionen aus Gummi und Plastik auf dem Couchtisch und die herumliegenden Babysocken in der Ecke besonders auf. Ein Gitterbett stand in einer Ecke und enthielt ein weiches, zerknautschtes rosafarbenes Wesen mit blauen Augen und spärlichem Haarschopf.

    Es war das erste Mal, dass Vasinia ein menschliches Baby sah. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass menschliche Babys noch hässlicher waren als die Erwachsenen.

    „Ja, also, das ist mein Sohn, Jeremy.“ Mrs. Louis strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Also … Sie wollten über Carlie sprechen?“
    Xesh wandte sich von dem unerfreulichen Anblick ab, den das menschliche Baby bot, und der Menschenfrau zu.
    „Richtig.“
    Mrs. Louis setzte sich auf die Couch. Sie machte eine ausgreifende Geste, die soviel sagte wie „Setzen Sie sich doch“, aber Vasinia blieb stehen.
    „Sie und Misses Bernoff scheinen gute Freunde zu sein. Wie schätzen Sie sie ein?“
    Mrs. Louis strich sich wieder eine Haarsträhne aus dem Gesicht, nicht dieselbe wie vorhin. „Ja, wir sind eng befreundet. Schon seit der Schule … nein, seit dem Kindergarten. Carlie … sie hatte schon immer dieses Feuer, Ehrgeiz … Sie hat mich immer angesteckt damit. Nach dem College war ziemlich klar, wer uns beiden es weit schafft und wer … naja, Sie sehen es ja.“ Mrs. Louis lächelte müde. „Aber sie ist nicht der Typ, der sich deswegen für besser hält. Carlie hat das Herz am rechten Fleck, wissen Sie?“
    „Was für einen Eindruck hat sie in der letzten Zeit gemacht? Verändert, unzufrieden, war sie frustriert?“
    „Warum fragen Sie? Sie haben doch gesagt, es ist alles in Ordnung mit ihr!“ Mrs. Louis’ Augen weiteten sich plötzlich. „Oh … oh nein, es ist nicht alles in Ordnung, oder? Sie haben mich angelogen, ja? Es ist etwas passiert …“
    „Nichts ist passiert“, unterbrach Vasinia sie hart. Hysterische Frau. Xesh konnte nicht behaupten, dass sie besonders viel Zuneigung zu dieser ungepflegten, zerstreuten Person hegte.
    „Weswegen dann diese Fragen? Ich meine, es ist seltsam, auf einmal steht ein Privatdetektiv vor meiner Tür und stellt fragen über Carlie und … Warum sind Sie dann hier?“ Mrs. Louis strich sich erneut eine Haarsträhne aus der Stirn. Offenbar eine Art nervöser Tick von ihr. Das war jetzt das dritte Mal in nur ein paar Minuten.
    „Ich arbeite an einem Fall, falls Sie diesen Schluss nicht selbst gezogen haben“, gab Vasinia zurück, noch etwas weniger freundlich als zuvor. „Also?“

    Mrs. Louis’ Sohn begann zu brüllen, bevor seine Mutter auch nur ein Wort sagen konnte. Sie stand auf und nahm ihr hässliches, rosa Baby aus dem Gitterbettchen. Das Baby brüllte immer noch und hörte erst auf, als Mrs. Louis ihm den Mund mit einem ihrer Körperteile stopfte, das sie aus ihrem unförmigen T-Shirt holte.

    So sahen diese seltsamen Beulen also aus, wenn sie nicht von Kleidung versteckt waren (und manchmal waren sie nur spärlich versteckt, vor allem bei den Asari). Wieder etwas gelernt. Ziemlich unspektakulär, wenn man Xesh fragte, aber die Obsession gewisser männlicher – und meistens menschlicher, wie sie bemerkt hatte – Individuen mit diesen fleischigen Beulen hatte sie sowieso nie nachvollziehen können.

    Vasinia war vielleicht für einen flüchtigen Augenblick von diesem nicht wirklich faszinierenden Einblick in die menschliche Anatomie abgelenkt gewesen, ehe sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder Mrs. Louis zuwandte.

    Diese lächelte verlegen. „Ich hoffe, das stört sie nicht … Jeremy trinkt einfach keine Flaschennahrung, Muttermilch ist das einzige, was er annimmt. Er ist eben anspruchsvoll … Äh … okay … Carlie?“ Mrs. Louis sah aus, als hätte sie liebend gerne eine Strähne aus ihrer Stirn gestrichen, aber sie war zu beschäftigt damit, ihrem Sohn die Brust zu geben. „Carlie war in den letzten Wochen wirklich etwas anders als sonst, aber ich glaube, das liegt nur an ihrem Job. Sie hat gesagt, dass es da in letzter Zeit etwas stressig war. Viel zu tun.“

    Vasinia presste die Mandibeln leicht gegen ihre Wangen. „Glauben Sie ihr?“
    Mrs. Louis starrte sie für einige Sekunden verwirrt an, ehe sie antwortete: „Natürlich tu ich das. Carlie und ich, wir erzählen uns alles. Sie würde mich nie belügen.“
    „Dann hat sie Ihnen gesagt, weswegen Sie sich mit Frederic Efraim getroffen hat?“
    „Ja, klar hat sie. Der ist immerhin schon seit Jahren wie ein Ersatzbruder für sie. Aber warum wollen Sie das wissen?“ Mrs. Louis schluckte sichtlich. „Es geht um Freddi, richtig? Ihm ist etwas passiert. Das passt zu ihm … sein loses Mundwerk bringt ihn ständig …“
    „Mister Efraim geht es gut. Weiß Mister Bernoff von der Freundschaft zwischen den beiden?“
    Mrs. Louis nickte. „Ja. Sie haben sich oft alle drei zusammen getroffen. Freddi ist auch ein guter Freund von Thomas.“
    „Aber es kommt nicht so oft vor, dass Misses Bernoff ihn ohne ihren Mann trifft?“, folgerte Vasinia.
    „Ach, ja. Thomas ist ein bisschen der eifersüchtige Typ. Nicht auf die krankhafte Weise, aber er fühlt sich manchmal ein bisschen unterlegen. Carlie hat diesen tollen Job bei Hydragon System und verdient doppelt so viel wie er, und er ist ja auch stolz auf sie, aber …“
    „Sein männliches Ego ist trotzdem verletzt.“
    „Ja, ein wenig.“ Mrs. Louis seufzte. „Als ob er sich Sorgen machen müsste! Carlie würde ihn nie hintergehen. Sie hat keinen Kerl mehr beachtet, seit die beiden zusammen gekommen sind.“
    „Gibt es sonst noch etwas, dass Sie mir über Misses Bernoff sagen können?“
    „Nein …“ Mrs. Louis klang verwirrt.
    Vasinia wandte sich zu Tür. „In Ordnung. Sie haben meine Karte. Melden Sie sich bei mir, wenn Ihnen noch irgendetwas Wichtiges einfällt.“
    Mrs. Louis war nicht vom Sofa aufgestanden und hatte ihr hässliches, rosa Baby auch nicht von der Zitze genommen. Sie nickte. „Aber sicher … ich rufe Sie an …“
    „Ich muss jetzt los. Danke für Ihre Zeit.“
    Vasinia wandte sich zur Tür und ging, wandte sich nur flüchtig um, als Mrs. Louis ein „Auf Wiedersehen“ murmelte, und verließ das Appartement.

    Carlie Bernoffs Arbeitstag endete bald, und wenn sie noch rechtzeitig bei Hydragon Systems ankommen wollte, musste sie sie sich beeilen.

    18:08 Uhr

  4. #324
    ME-FRPG only Avatar von Vasinia Avathus
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    Die Citadel – Bezirke
    Auf dem Weg zu Hydragon Systems
    18:20 Uhr


    Vasinia hielt Nahverkehrsmittel für den besten Weg, faul und bequem zu werden. Trotzdem saß sie jetzt auf dem Rücksitz eines der Rapid Transit Skycars. Sie fühlte sich bei jedem Meter, den das Lufttaxi zurücklegte – und das tat es sehr schnell – unwohl, aber sie hatte es auch eilig. Der Weg zum Hauptgebäude von Hydragon Systems von dem Wohngebiet aus war lang, und sie wollte rechtzeitig ankommen.

    Es ging nicht um Leben und Tod, und wäre sie weniger gewissenhaft gewesen, hätte sie eine Verspätung riskiert, aber sie hatte einen gewissen Ruf zu verlieren. Auch, wenn sie diesen Job immer noch nicht mochte.

    Sie nutzte die Zeit auf dem Rücksitz, um die neuen Informationen über Carlie Bernoff auf ihrem PDA abzuspeichern und alles, was sie wusste, noch einmal durchzugehen. Fehler konnten einem immer unterlaufen, und Vasinia wollte keinen begehen. Selbst hier nicht.

    Mrs. Louis schien nicht zu glauben, dass Carlie Bernoff ihren Ehemann betrügen würde, aber die beiden waren eng befreundet und positive Beziehungen verzerrten manchmal die Wahrnehmung. Sie konnte nicht davon ausgehen, dass Ms. Louis absolut objektiv gewesen war.

    Nach dem sie ihre Informationen zum zweiten Mal durchgesehen hatte, steckte Vasinia ihr PDA ein und konzentrierte sich stattdessen auf die Strecke. Der Rapid Transit hielt nicht direkt vor Hydragon Systems, sondern ein paar Straßen entfernt, und sie wollte ihren Ausstiegspunkt nicht verpassen.

    Fünf Minuten später laut Vasinias Visor – den sie zwischenzeitlich angelegt hatte – hielt der Rapid Transit an und Xesh kletterte von der Rückbank nach draußen. Sie begann, in Richtung Hydragon Systems zu joggen. Offenbar war die Firma nicht das einzige Unternehmen in diesem Viertel der Bezirke: Vasinia kam an ein paar Geschäften vorbei, die sich die Gegend offenbar zu gleichen Teilen mit Wohngebäuden teilten.

    Dank des noch laufenden Arbeitstages sah sie kaum Passanten, dafür aber hie und da Silhouetten hinter Fenstern. Luftverkehr surrte über ihren Köpfen, aber er war noch moderat – was sich bald genug ändern würde.

    Vor Vasinia tauchte das Hydragon Systems Firmengebäude auf, ein mittelhoher schlanker Turm, weiß, mit verspiegeltem Eingangsbereich. Der holografische Schriftzug darüber zeigte wechselnd „Hydragon Systems“ in einem dutzend unterschiedlicher Sprachen.

    Sie hatte es nicht nur rechtzeitig geschafft – sie war überpünktlich. Vielleicht hätte sie doch die Zeit gehabt, den ganzen Weg hierher zu laufen – aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Vasinia behielt den Eingangsbereich im Auge. Niemand verließ das Gebäude, obwohl die eine oder andere Person herein kam. Kunden wahrscheinlich.

    Minute um Minute verging, während Xesh geduldig wartete.

    Ihr Visor sagte 18:41 Uhr als mit einem ohrenbetäubenden Klirren viele Stockwerke über ihr plötzlich ein Fenster zersprang und etwas – nein, jemand! – begleitet von einem Regen aus Glasscherben alle zwölf Etagen nach unten viel und mit einem widerlich feuchten Geräusch nur etwa siebzehn Meter entfernt von Vasinia auf dem Boden aufschlug.

    Sie hörte Schreie aus dem Bürogebäude, die Türen im Eingangsbereich öffneten sich und mehrere Mitarbeiter von Hydragon Systems strömten heraus, und ignorierten dabei, dass ihr Arbeitstag erst in dreißig Minuten endete.

    Vasinia war bereits in Bewegung und eilte zu dem Körper hinüber, der inmitten von Glassplittern - und jetzt auch Blut – auf der Straße lag. Die Person war ein Mensch, erkannte sie bereits während sie näherkam. Haare und weiche, rosafarbene Haut, auch, wenn beides aufgeschnitten und mit rotem Blut bespritzt war.

    Es war eine menschliche Frau, nicht alt, mit dunklem halblangem Haar. Ihr Gesicht war furchtbar zerschnitten und blutverschmiert, genau wie ihr Hals und ihre Arme. Ihr Kopf war unnatürlich verdreht, genau wie ihr rechter Arm, und ihre Beine hatten mehrere hässliche Brüche.

    Vasinia blinzelte, um den Visor auf Lebenserkennung umzuschalten, aber er erzählte ihr nichts, was sie nicht schon längst vermutet hatte: Die Frau war tot. Kein Puls. Keine Atmung.

    Und halb verborgen unter dem Blut an ihrem Hals, und zerschnitten von Grassplittern, erkannte Xesh ein auffälliges Tiertattoo – den irdischen Wanderfalken, wie sie zwischenzeitlich herausgefunden hatte.

    Ihr langweiliger Fall hatte gerade ein tragisches Ende genommen. Die Tote war Carlie Bernoff.

  5. #325
    ME-FRPG only Avatar von Vasinia Avathus
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    Die Citadel – Bezirke
    Vor Hydragon Systems (Straße)
    Nach 18:41 Uhr


    Xesh war kein Cop in dem Sinne, wie die C-Sec-Offiziere es waren, aber das hieß nicht, dass sie nicht wusste, was sie tat.

    Zuerst begutachtete sie die Leiche von allen Seiten, die sie ansehen konnte, ohne die Tote anfassen zu müssen, wobei sie darauf achtete, dass die Glasscheiben im Originalzustand liegen blieben.

    Die ganze Sache erschien ihr seltsam, und sie konnte nicht wirklich sagen, warum. Es konnte kein Selbstmord gewesen sein, denn in dem Fall hätte Carlie Bernoff vorher das Fenster geöffnet. Und ein Unfall? Das war möglich, aber Vasinia hielt es für eher unwahrscheinlich. Heutzutage waren die meisten Fenster gegen so etwas gesichert. Wenn das Fenster bereits geöffnet gewesen wäre, als Carlie Bernoff hinausfiel, dann …

    Aber Carlie Bernoff war durch ein geschlossenes Fenster gefallen, aus – sie legte den Kopf in den Nacken und blickte die Fassade von Hydragon Systems herauf – dem elften Stockwerk, und das war seltsam.

    Xesh machte ein paar Aufnahmen von der Toten mithilfe ihres Visors, in dem sie ein paar Mal scharf blinzelte, und stutzte. Sah noch einmal zum Büroturm von Hydraon Systems und wieder auf Carlie Bernoffs Leichnam. Kam ihr das nur so vor, oder war die Menschenfrau ein bisschen zu weit geflogen, um einfach nur gefallen zu sein?

    Sie beugte betrachtete die Tote genauer. Einer der Schnitte, die quer über den Hals der Menschenfrau gingen, war bei genauerem Hinsehen ein kleines bisschen auffällig. Er lag genau da, wo man ansetzen würde, wenn man jemandem die Kehle durchschneiden wollte.

    Vasinia presste die Mandibeln gegen ihre Wangen. Sie würde jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber wenn der Schnitt nicht vom Glas kam …

    Obwohl diese Theorie nicht minder seltsam klang. Wer hätte Grund genug gehabt, Carlie Bernoff umzubringen?

    Sie achtete nicht mehr auf die Zeitanzeige ihres Visors, deswegen konnte sie nur schwer sagen, wie lange es dauerte, bis C-Sec eintraf, aber schließlich waren die blau gekleideten Polizeikräfte da.

    „Gehen Sie bitte zur Seite, das ist ein …“

    Vasinia wandte sich dem Officer zu, der sich mit einigen Kollegen an ihr vorbei drängte. Er kam ihr vage bekannt vor, aber er war ein Mensch, deswegen war es schwer zu sagen.

    „Avathus!“, zischte der Officer. „Was machen Sie hier? Keine untreuen Ehemänner, denen Sie hinterher schnüffeln können?“

    „Sie ist die Ehefrau eines Klienten“, antwortete Vasinia, und ihre Abneigung blieb nicht nur in den Subharmonischen. Sie kannte diesen Officer tatsächlich, sein Name war Phillipson und er war, zumindest ihrer Meinung nach, ein Pfuscher. Einer von der Sorte, die einen Job lieber schnell als gründlich erledigt sehen wollte. Sie hatte bereits ein paar mal das Missvergnügen gehabt, mit ihm zusammen arbeiten zu müssen.

    „Hauen Sie ab von hier, Avathus. Das ist jetzt C-Sec-Sache“, wies Phillipson sie an, aber Vasinia tat nicht mehr, als zur Seite zu treten.

    Phillipson warf ihr einen geringschätzigen Blick zu – Vasinia wusste, dass er sie genauso wenig mochte, wie sie ihn. Aus genau entgegen gesetzten Gründen.

    Wenige Augenblicke später verriet der Mensch bereits seine Inkompetenz, in dem er sagte: „Ein Unfall. Packt die Leiche ein. Und ich dachte, sie hätten die Fenster bruchsicher gemacht.“

    „Sie wissen nicht, ob es ein Unfall war“, erinnerte sie Phillipson.

    „Was soll es sonst gewesen sein?“ Dem Menschen war anzuhören, dass er alles andere für mehr als nur unwahrscheinlich hielt. „Wenn sie Selbstmord begangen hätte, hätte sie das Fenster vorher geöffnet.“

    „Ich spreche nicht von Selbstmord, Phillipson. Selbst Sie können nicht so inkompetent sein …“

    Phillipson schnaubte. „Sie sind paranoid, Avathus. Mord? Carlie Bernoff war eine Geschäftsfrau, nicht der Präsident der Systems Alliance.“

    „Sie hat einen auffälligen Schnitt durch die Kehle.“

    „Weil sie in Glasscherben gefallen ist. Machen Sie sich nicht lächerlich, Avathus.“

    Vasinia presste die Mandibeln so fest gegen die Wangen, dass es fast wehtat. „Sie liegt auf dem Rücken. Die meisten Schnitte sind auf ihrer Rückseite.“

    „Jaja, wie Sie meinen. Und jetzt verschwinden Sie endlich.“

    Xesh bewegte sich nicht von der Stelle. „Ich will den Autopsie-Bericht sehen. Sie ist die Frau meines Klienten.“

    Phillipson starrte sie an, als hätte sie plötzlich und überraschend den Verstand verloren, ehe er sich wieder abwandte und befahl, den Bereich absperren zu lassen. Vasinia warf ihm einen letzten, geringschätzigen Blick zu, ehe sie den abgesperrten Bereich verließ.

    Wenn Phillipson die Ermittlungen leitete oder auch nur irgendwie hierin involviert war, konnte sie den Fall nicht ruhigen Gewissens zu den Akten legen. C-Sec war in den meisten Fällen kompetent, aber Phillipson war unfähig. Sie konnte die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen.

    Sie würde herausfinden, was wirklich passiert war.

  6. #326
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Schmerzerfüllt sog Konrad scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, während er sich mit einem in verdünnten Hochprozentalkohol getränkten Waschlappen über das Gesicht strich. Der ehemalige Polizist ließ seine Hand wieder sinken und betrachtete sich im Spiegel: zahlreiche Schürfwunden und blaue Flecken zierten nicht nur sein Gesicht, sondern auch seinen Oberkörper, den er mittlerweile komplett freigemacht hatte. Es war eigentlich ein Wunder, dass ihm bei dem Crash keine größere Verletzung widerfahren war, auch wenn sich hier und da ein Handgelenk, eine Rippe oder andere Körperregionen, die Konrad in dieser Intensität schon lange nicht mehr bemerkt oder gar nicht erst kennengelernt hatte, mit einem schmerzhaften Ziehen meldeten. Prellungen, Zerrungen und dergleichen waren im Moment wirklich seine geringste Sorge – solange er noch gehen konnte, war alles in Ordnung. Der ehemalige Polizist lehnte sich wieder nach vorne und untersuchte sein Gesicht etwas genauer im Spiegel. Mehrere Splitter, sowohl kleinere Glas-, wie auch Betonstückchen, waren etwas unterhalb seines linken Auges zu sehen... Andenken des Absturzes und der kleinen Revolverheld-Einlage seiner ehemaligen Kollegen. Vorsichtig strich er mit dem Lappen darüber und ergriff schließlich den ersten mit einer kleinen Pinzette. Gegen etwas Widerstand zog er schließlich das kleine Stück heraus, nur um direkt wieder beherzt zu fluchen, als der trotz aller Verdünnung noch immer höllisch brennende Alkohol in die Wunde floss.
    „Ist wirklich alles klar, Montague?“, fragte Snooker durch die offene Tür aus dem, was Konrad in der Unterkunft als Wohnzimmer bezeichnete und der ehemalige Polizist antwortete nur mit einem mürrischen Grummeln.

    Das Duo war relativ unspektakulär wieder in den Unterschlupf zurückgekehrt, nachdem Konrad von Snooker aufgenommen wurde. Zumindest hatte sich das in der Wahrnehmungswelt des ehemaligen Polizisten so abgespielt, der durch die Verfolgungsjagd und den Crash dermaßen „am Arsch war“, wie er es unter der Fahrt mehrmals seinen Fahrer wissen ließ, dass er vermutlich nur die Hälfte des Aufwands wirklich mitbekam. Sicherlich war es alles andere als einfach gewesen, nach dem ganzen Theater unauffällig im Straßenverkehr der Citadel zu navigieren, aber andererseits hatte niemand mehr schießen müssen – Konrad hatte sich also entspannen können, relativ zumindest. Direkt nach ihrer Ankunft im Unterschlupf hatte er jedenfalls erstmal eine Wasserflasche geext, direkt die zweite aufgemacht und sich mit besagtem Alkohol im Bad verkrochen – leider einer der Sorte, dessen Verzehr mindestens schwer gesundheitsschädlich gewesen wäre. Einen feinen Schluck hätte Konrad jetzt in der Tat gebrauchen können, aber andererseits wäre dann absolut Game Over gewesen für die nächsten Stunden. Noch immer spürte der ehemalige Polizist, wie seine Beinmuskeln brannten und jeder Atemzug wie ein Orkan durch Konrads Lungen fegte, sodass er mehrmals Husten musste, wenn er zu tief einatmete. Es waren Momente wie diese, in denen er sich dafür verfluchte, zu rauchen wie ein Irrer und gleichzeitig so extrem lauffaul zu sein.

    „Montague, wir haben hier etwas“, meldete sich schließlich Horatio.
    „Was denn?“, fragte Konrad genervt und warf schließlich den Lappen ins Waschbecken, als der Alte ihn zu sich rief, um ihm zu zeigen, was auch immer er gefunden hatte.
    „Sacobic hat uns etwas geschickt.“
    „Horatio, verdammte Axt. Lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen!“
    „Es ist irgendein verschlüsseltes Dokument, Allianzstandard. In der Nachricht hieß es, wenn Sie ihm die Liste geben, dann kriegen Sie den Schlüssel.“
    „Okay“, antwortete Konrad, der mit einem Schlag voll bei der Sache war, „können Sie das Dokument knacken oder mir irgendwie sagen, was da drinnen ist?“
    „Leider nein. Ohne den Schlüssel komme ich da nicht rein, schon gar nicht mit der Technik, die wir hier haben. Ich kann mir höchstens mal die Metadaten anschauen…“
    Geschwind huschten die Finger über die Tastatur, es wurden Kommandozeilen und Programme geöffnet und allerlei Dinge geschahen, die Konrad nicht einmal annähernd begriff. Nach ein paar Momenten erschien das, was der ehemalige Polizist als „Codesalat“ bezeichnete: ein Wirrwarr aus Zeichen und Symbolen, die gewieften IT-Spezialisten gewiss irgendetwas sagen konnten.
    „Also…“, begann Horatio, pausierte dann jedoch wieder, um sich das Ergebnis seiner Arbeit noch einmal anzusehen, „hm. Mehr als den Dateityp, Textdatei, und ein paar andere uninteressante Dinge kann ich Ihnen nicht sagen. Es kann eine Einkaufsliste sein oder aber die Privatanschrift des ARIA-Chefs.“
    „Oder ein Dossier über eine Zielperson“, murmelte Konrad, erntete nur ein verwirrtes „Hm?“ darauf und ging nicht weiter darauf ein. Als ob die Erkenntnis in ihm läge, starrte er auf den Codesalat und die Datei, was beides auf dem Bildschirm vor Horatio abgebildet wurde.
    „Schicken Sie ihm die Liste“, beschloss der ehemalige Polizist schließlich und richtete sich wieder auf.
    „Sind Sie sich sicher?“
    „Der Mann hat in Etwa so viel Ahnung von der Hackerei wie ich, Horatio, was soll schon passieren? Es gab unzählige Möglichkeiten, mich auszuknocken und mitzunehmen, warum sollte er also den Umweg über die IT gehen?“
    „Er könnte unser System anzapfen wollen, um nicht nur das Face des Netzwerks zu schnappen“, schaltete sich Snooker ein, der sich gerade um seine Waffen kümmerte.
    „Das traue ich ihm nicht zu“, erwiderte Konrad, wobei er süffisant lächeln musste, als er sich Sacobic, so wie er ihn kennengelernt hatte, dabei vorstellte, ähnlich wie Horatio auf eine Tastatur zu klopfen, „der Mann ist auch ein Lone Wolf, der niemandem außer sich selbst vertraut. Schicken Sie ihm die Liste.“
    „Alles klar“, raunte Horatio und tat wie ihm geheißen.
    „Wenn was passiert, dann holen Sie mich.“

    Im Bad zurück beschloss Konrad, doch die Tür zu schließen, ehe er sich wieder seiner Wunden besah.
    „Kannst du diesem Hundetreiber auch wirklich trauen?“, murmelte er nachdenklich seinem Spiegelbild zu und entfernte den letzten Splitter aus seinem Gesicht, „dir bleibt ja schließlich keine andere Wahl od-“
    Scharf zog Konrad die Luft zwischen den Zähnen ein, als eine Bewegung irgendwo in seinem Brustkorb zu höllischen Schmerzen führte. Der Polizist ging leicht in die Knie und hielt sich am Waschbecken fest. Mehr als ein schmerzerfülltes Grunzen kam ihm dabei nicht über die Lippen.
    Nach einigen Momenten rappelte er sich wieder auf, atmete tief durch und sah sich wieder im Spiegel an. Dieser Crash hatte ihm mehr abverlangt, als gut war.
    „So kannst du da nicht raus gehen…“
    Er öffnete das Medizinschränkchen vor sich und kramte darin herum, auf der Suche nach Schmerzmitteln, die er dann auch schließlich fand. Eine Pille und es würde ihm wieder besser gehen, gewiss… Konrad schloss den Spiegel wieder und zuckte erschrocken auf. Es war ihm, als ob er eine Bewegung in den Augenwinkeln gesehen hatte, doch beinahe im gleichen Atemzug rollte er mit den Augen. Er war nicht mit hundert Prozent bei der Sache.
    „Kerl, du brauchst endlich Schlaf“, stöhnte er und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser aus, nachdem er die Pille eingeschmissen hatte. Sobald die Operation etwas ins Rollen gekommen war, würde er sich hinlegen und erstmal kräftig ausschlafen, sagte er sich innerlich und wickelte sich dabei eine in schmerzlindernder Salbe getränkte Mullbinde um den Oberschenkel und den Arm.

    „Montague“, erschallte es wieder von der anderen Seite, nachdem Konrad die gröbsten Wunden versorgt hatte, „Antwort von Sacobic!“
    Der ehemalige Polizist richtete sich auf und atmete einmal tief durch, ehe er wieder zu seinen beiden Kumpanen hinaus ging.
    „Und, was haben wir?“
    „Ein Dossier über Melven Thanus“, antwortete Horatio, der sich gerade durch die Datei wühlte, „Sacobic hat uns den Schlüssel geschickt. Da sind ein paar hochbrisante Informationen dabei, inklusive einer Privatadresse!“
    „Was?“
    Der ehemalige Polizist stürmte zu Horatio und überflog das Dossier. Kreditkartenabrechnungen, eine Adresse, mehrere Überwachungsfotos, Informationen über sein Privatleben… Thanus war hier, genau vor Konrads Augen! Es war das erste Mal, dass er sich endlich im Vorteil wähnte und nicht wie ein tollwütiger Hund irgendwelchen Knochen hinterher jagte.
    „Jackpot“, jubelte Konrad und ballte die Faust, „Snooks, wir reiten los!“
    „Warten Sie“, hielt Horatio ihn auf, wobei sich der alte Mann in seinem Bürostuhl zu Konrad umdrehte, „wer ist dieser Kerl überhaupt, für den wir Mittel einsetzen, die eigentlich zum Kampf gegen Cerberus gedacht sind?“
    „Er ist der Hauptverdächtige in dem Fall, den zuletzt bei der Sec bearbeitet habe“, erklärte Konrad, während er sich hastig anzog.
    „Wir jagen einen verdammten Großstadt-Kriminellen?“, platzte es aus Snooker heraus und Konrad funkelte ihn böse an.
    „Dieser Typ ist verantwortlich dafür, dass Geth-Teile in diesem Moment auf der Station im Umlauf sind, abseits jeglicher Kontrolle“, knurrte der ehemalige Polizist und baute sich dabei zu seiner vollen Größe auf, „wenn wir also diesen „Großstadt-Kriminellen“ nicht zur Strecke bringen, dann fliegt uns hier bald die gesamte Citadel um die Ohren und es wird keine Allianz mehr geben, die wir beschützen können!“
    Stille. Keiner der beiden wusste etwas darauf zu widersprechen, obwohl es Konrad in ihren Augen sah, dass ihnen das gesamte Vorhaben nicht schmeckte. Darauf konnte er jedoch keine Rücksicht nehmen. Thanus hatte im Moment höchste Priorität und wenn es die beiden anders sahen, dann konnten sie sich auch weiterhin ihrer Gespensterjagd widmen. Horatio nickte jedoch, drehte sich wieder um und tippte auf dem Terminal herum.
    „Ich werde Ihnen das Dossier aufs Omnitool laden, Montague“, sagte der alte Kauz, „und während Sie unterwegs sind, nehme ich Verbindung mit der Gräfin auf. Mal sehen, ob die anderen Zellen jemanden von der Liste aufspüren konnten.“
    „Snooks, ziehen wir am selben Strang?“, fragte Konrad und blickte dem Agenten ernst ins Gesicht. Dieser nickte nur und hielt Konrad die Faust hin, gegen welche der Ex-Bulle daraufhin mit seiner klopfte.

    Sie gingen also auf die Jagd – wurde auch verdammt nochmal Zeit.

  7. #327
    ME FRPG Only Avatar von Milijan Sacobic
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    ARIA Zentrale ---------->

    Die Citadel - Bezirke
    Xesh Investigations

    Seine Hände gruben sich das Fell des Schäferhundes der, neben ihm auf dem Beifahrersitz des SUVs, neugierig die Umgebung im Auge behielt und sich dabei das Maul leckte. Milijan starrte aus dem Fahrerfenster zu dem kleinen Büro das auf der anderen Seite der kleinen Seitenstraße etwas versteck in den Bezirken lag. Nichts deutete darauf hin was das genau für ein Schuppen war, lediglich Xesh Investigations stand in Neon Leuchtschrift über der Eingangstür. Ansonsten gab es nur eine Türklingel, eine kleine Kamera die auf den Eingang gerichtet war und eine Nummer unter der man eine Nachricht hinterlassen konnte.
    Der Serbe atmete tief durch bevor er den Blick von dem Büro abwendete. Irgendwie fehlte ihm plötzlich die Motivation weiterzumachen. Stattdessen würde er lieber einfach hier sitzen bleiben bis ihm was Besseres einfiel. Er griff zu der kleinen Pillendose in der Mittelkonsole, warf sich zwei Tabletten ein und spülte sie mit etwas Mineralwasser runter.
    Ein paar Minuten wartete er noch und kraulte seinen Hund so lange bis die Schmerzmittel wirkten und das Pochen in seinem Gesicht zuerst dumpfer wurde bevor es schließlich ganz verschwand.
    „Šta mislite mali brat?“ Was denkst du kleiner Bruder? murmelte er und sah Dragan direkt an. Doch der Beitrag von dem Hund bestand lediglich daran den Blick zu erwidern und sich dabei die Schnauze zu lecken. Milijan brummte „Vraćam se!“ Bin gleich wieder da!. Zum Abschied streichelte er nochmal Dragan und stieg dann aus.
    Ein dumpfes Summen ertönte als Milijan die Klingel betätigte. Zuerst tat sich nichts. Die Gegensprechanlage knackte und kündigte einen neuen Gesprächspartner an.
    „Ja?“ fragte eine schnaufende Stimme Volus, klasse! dachte sich der Serbe bitter und presste die Lippen aufeinander.
    Anstatt zu antworten betätigte er erneut die Klingel, diesmal ein wenig länger.
    „Haben sie einen……Termin!“ fragte die schnaufende Volusstimme und auch diesmal blieb Milijan eine Antwort schuldig und betätigte schlicht die Klingel zum dritten Mal und hielt sie diesmal gedrückt während er in die kleine Kamera starrte die Neben der Tür angebracht war.
    „Wer sind sie und…..was wollen sie?“ fragte die Volustimme nun ein wenig gereizter.
    „Das würde ich gerne unter vier Augen bereden!“ antwortete der SODler ohne die Klingel loszulassen.
    Schließlich ertönte der Türsummer und Milijan trat ein. Das Geräusch der sich öffnenden Tür erinnerte Milijan an Fingernägel die über eine Schiefertafel kratzen. Ein Volus saß nur wenige Meter von der Tür entfernt hinter einem Schreibtisch. Die Emotionslose Fratze des Schutzanzugs starrte Milijan direkt an.
    Neben dem Schreibtisch und dem Computer an dem der Volus arbeite gab es ansonsten nicht viel mehr in der Niederlassung von Xesh Investigations. Hinter dem Volus war ein Mittelgroßer Server und ein kleine, verschlossene Kommode. Ansonsten gab es noch einen weiteren Schreibtisch mit Terminal und das war es auch schon, nicht einmal eine Kaffeemaschine hatte der Laden. Scheinbar kam es nur selten vor, dass Klienten hierher kamen.
    „Kann ich ihnen helfen….. Erden Clan?“ fragte der Volus erneut.
    Anstatt zu antworten lies Milijan seinen Blick übertrieben im Büro herumschweifen und ging am Schreibtisch des Volus vorbei wobei er mit einer Hand über die Tischplatte strich und mit der Zunge schnalzende Geräusche von sich gab.
    „Xesh Investigations!“ murmelte er halblaut. „Ich hatte gehofft Frau Avathus zu treffen!“ er drehte sich zum Volus.
    „Der Palaven Clan… ist derzeit leider nicht verfügbar…. aber wenn sie wolle…… können sie eine Nachricht hinterlassen. Sie wird dann…. zur gegebener Zeit…. sich bei ihnen melden!“
    „Trifft sie sich gerade mit Carlie Bernoff?“ fragte Milijan scheinbar nebenbei während er sich erneut übertrieben umsah.
    Der Volus zögerte nun mit einer Antwort „Wer sind sie…. Erden Clan?“ fragte er schließlich vorsichtig.
    Milijan lächelte „Ein Freund der dringend mit Vasinia reden muss!“
    „Und warum sollte…. Avathus mit ihnen…. Sprechen wollen?“ fragte der Volus nach
    Milijan zog sich den freien Bürostuhl ran und lümmelte sich hinein wobei er die Füße auf den Schreibtisch vom Volus legte. Er zog ein wenig seine Lederjacke nach um das Pistolenholster an seinem Gürtel wieder zu verdecken.
    „Weil Vasinia, genauso wie ich, weiß, dass das Leben als Toter nicht annähernd so viel Spaß macht wie als Lebender!“ antwortete Milijan und sah nun den Volus, dem es scheinbar die Sprache verschlagen hatte, bierernst an. „Also sagen sie mir nun wo sie ist?“
    Der Volus wäre jetzt sicher erbleicht - oder tat es hinter seinem Druckanzug auch. Er hob beschwichtigend die Hände und hastete hinter seinen Arbeitsplatz zurück, wo er wild auf der haptisch-holografischen Tastatur seines Terminals herumtippte. „Ich ... weiß nicht, wo ... sie ist“, erklärte er dabei mit angespannter Stimme. „Sie ... wollte jemanden ... aufsuchen. Recherche. Aber ... sie wird jetzt ... nicht mehr dort sein.“ Ruckartig hob er den Kopf und sah den Serben mit einem Blick, der ohne seine Maske furchtsam gewesen wäre, an. „Ich habe ihr ... eine Notfallnachricht ... geschickt. Bitte ... tun Sie mir nich….“
    „Ach halt die Klappe du Knutschkugel!“ unterbrach Milijan den Mann harsch und verzog das Gesicht genervt. „Ich will weder dir noch der guten Vasinia was tun! Ich will lediglich ein paar Infos von ihr bevor andere Gestalten die….“ Er machte eine dramatische Pause „…sagen wir nicht ganz so beherrscht vorgehen!“
    Der Serbe nahm die Füße vom Tisch und sah auf die Uhr „Also in der Zwischenzeit können wir uns doch ein wenig unterhalten! Erzählen sie mir von der Privatschnüfflerin Avathus!“

  8. #328
    ME-FRPG only Avatar von Vasinia Avathus
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    Irgendwann war Philipson mit seiner stümperhaften Arbeit fertig und die Leiche wurde zugedeckt auf einer Bahre vom Tatort getragen. Vasinia beeilte sich, zu den Polizisten aufzuschließen. Philipson war nicht der Typ, der sich freiwillig daran erinnerte, sie an den Ermittlungen teilhaben zu lassen. Er war mehr der Typ, der den Fall möglichst schnell irgendwie löste, damit er möglichst schnell zu bequemeren Tätigkeiten zurückkehren konnte, die weniger Denkleistung erforderten.

    „Philipson!“, rief sie und ließ den C-Sec-Officer damit kurz stoppen. Er rollte die Augen, als er sich zu ihr umwandte.
    „Was wollen Sie jetzt schon wieder, Avathus?“ Ihm war auch ohne Subharmonische anzuhören, wie wenig er davon hielt, noch einmal mit ihr sprechen zu müssen.
    „Den Autopsiebericht, und Mitarbeit an dem Fall.“ Sie imitierte die menschliche Geste der Resolution, in dem sie die Hände in die Hüften stemmte. Menschen gaben sich nie die Mühe, turianische Gestiken zu deuten.
    „Und was wollen Sie zu Weihnachten?“, fauchte Philipson sie ungehalten an.
    Vasinia ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie spreizte die Mandibeln zu einem unangenehmen Lächeln, dass selbst Philipson nicht missdeuten konnte.
    „Wenn Sie das nicht tun, werde ich Ihren Vorgesetzten verraten, wie Sie Ihre Arbeit erledigen. Wie ich es schon längst hätte tun müssen.“
    Philipsons Gesicht nahm einen ungesunden Rotton an. „Sie wagen es, einen Mitarbeiter von C-Sec zu erpressen?“
    „Nein. Ich werde lediglich dafür sorgen, dass dieser Fall gewissenhaft aufgeklärt wird. Einen schönen Tag noch, Officer.“
    Vasinia wandte sich ab und ließ den vor sich hin köchelnden, aber – wie sie wusste – ausmanövrierten Philipson stehen. Ein Blick über die Schulter verriet ihr schließlich, dass er gegangen war und sich seinen Kollegen angeschlossen hatte.

    Sie wartete, bis das C-Sec-Skycar davongerauscht war, ehe sie zum Tatort zurückkehrte und einen neuen Blick auf die blutverschmierten Scherben warf. Da, wo Carlie Bernoffs Körper aufgeschlagen war, hatte ihr Gewicht das Glas zur Seite gedrückt.
    Vasinia hoffte, dass sie bald erfahren würde, ob Carlie bereits tot gewesen war, als sie durch das Fenster hob, oder ob es erst der Aufschlag gewesen war, der sie getötet hatte. Sie glaubte an das Erste – konnte dieser Schnitt über Carlies Kehle wirklich nur Zufall gewesen sein? Sie hatte ihre Zweifel. Aber sie durfte sich keinen Fehler erlauben.
    Sie war sich in einer Sache jedoch sicher: Es war kein Unfall gewesen. Niemand flog durch einen unglücklichen Zufall aus dem zwölften Stock, durch ein Fenster, das aus eigentlich bruchsicherem Glas bestand. Und bei einem Selbstmord – in dem Fall hatte Philipson Recht – hätte Mrs. Bernoff das Fenster geöffnet.

    Xesh schickte sich gerade an, den abgesperrten Bereich noch einmal zu betreten, als ihr PDA den „Dringend!“-Ton von sich gab, der normalerweise nur für Notfälle reserviert war. Alarmiert zog sie ihn aus ihrer Tasche und rief die Nachricht auf, wobei sie sich wunderte, wer sie jetzt so dringend erreichen wollte. Hatte Mr. Bernoff bereits vom Tod seiner Frau erfahren und wollte jetzt wissen, was genau passiert war?
    Aber nein – es war nicht Mr. Bernoff, fiel ihr jetzt auf. Es war Ban Malun, ihr Volus-Buchhalter. Misstrauisch geworden – noch misstrauischer als zuvor, denn was konnte so dringend sein, dass Malun sie so schnell und so dringend erreichen wollte? – begann sie, die Nachricht zu lesen:

    Boss, hier sitzt ein Mensch in Büro und er bedroht mich! Er will sie unbedingt sprechen, und er sagt, es geht um Leben und Tod! Er hat eine Waffe! Bitte kommen Sie schnell!
    Vasinia stieß einen turianischen Fluch aus, den sie noch aus ihrer Zeit beim Militär kannte, und steckte den PDA wieder ein. Das war gar nicht gut.
    Und warum nur hatte sie das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Erst Carlie Bernoffs merkwürdiger Tod, und dann drang jemand in ihr Büro ein und schüchterte ihren Mitarbeiter ein? Nur, damit sie schnell zu Xesh Investigations zurückkehrte …

    Vasinia legte einen Sprint zur nächsten Rapid Transit Station ein. Wenn es so ernst war, wie sich Ban Maluns Nachricht angehört hatte, konnte sie zu Fuß niemals schnell genug da sein.
    Zum Glück musste sie nicht lange auf das nächste Aircar warten, gab ihren Zielort dem ziemlich verdatterten Fahrer – einem Turianer – an und schon sausten sie durch den Verkehr in Richtung ihres Detektivbüros.
    Auf dem Rücksitz sitzend, jeder Muskel in ihrem Körper angespannt, tastete Vasinia nach ihrer schweren Pistole und zog sie aus ihrem Holster. Alle alten Instinkte schalteten sich wieder an, und als das Skycar-Taxi schließlich unweit der Seitenstraße, in welchem sich Xesh Investigations befand, anhielt, überkam sie eine eigenartig kalte Ruhe.
    Sie bezahlte den Fahrer und sprang, die schwere Pistole an der Seite haltend – aber noch nicht entsichert – aus dem Vehikel.

    Alles wirkte soweit normal – bis auf das große, bepelzte Tier, dass vor dem Büro zu warten schien und bei ihrem Anblick gefährlich zu knurren begann und lange, scharfe Reißzähne zeigte. Ein Hund, erkannte Vasinia, auch wenn dieser Hund viel weniger friedfertig schien als die anderen Tiere, denen sie bislang begegnet war.
    Sie schlug einen Bogen um das Tier und entsicherte ihre Pistole, während sie einen Blick durch die Scheibe ihres Detektivbüros warf. Dringen brannte, aufgrund der Tageszeit, noch kein Licht, und so war es schwer, wirklich etwas zu erkennen. Aber sie erkannte dennoch die Silhouette eines Mannes, menschlich, der – wie es aussah – auf einem ihrer Stühle saß.
    Vasinia öffnete die Tür – der Hund knurrte hinter ihr, bewegte sich aber nicht – und hob die Pistole, deren Lauf jetzt direkt auf den Menschenmann deutete. Er war groß und kräftig, mit schwarzen Haaren und heller Hautfarbe.

    „Sie haben fünfzehn Sekunden, um mir zu erklären, warum Sie in mein Büro eingedrungen sind und meinen Mitarbeiter bedrohen“, erklärte sie dem Mann mit schneidender Stimme.
    Geändert von Vasinia Avathus (22.07.2014 um 11:14 Uhr)

  9. #329
    ME FRPG Only Avatar von Milijan Sacobic
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    Die Tür öffnete sich genauso ekelhaft quietschend wie bei ihm und eine wütend aussehende Turianerin stürmte mit gezogener Pistole hinein.
    „Sie haben fünfzehn Sekunden, um mir zu erklären, warum Sie in mein Büro eingedrungen sind und meinen Mitarbeiter bedrohen!“
    Der Serbe begann zu spöttisch zu grinsen und hob beschwichtigend beide Hände.

    „Fünfzehn Sekunden? So viel? Da können wir ja noch ein bisschen quatschen! Also wie geht’s dir? Alles senkrecht?“ fragte er spöttisch.
    Avathus schien noch wütender zu werden aber genau konnte er das bei Turianern nicht sagen, die sahen für ihn meist eh immer gleich aus.
    „Spaß bei Seite!“ der Serbe wurde ernst und erhob sich langsam und zog langsam seinen Ausweis aus der Jackentasche „Das ist meine Erklärung!“ er zeigte ihr seinen Geheimdienstausweis von ARIA.

    „Wir müssen über Carlie reden!“

  10. #330
    ME-FRPG only Avatar von Vasinia Avathus
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    Vasinia sah zuerst mit argwöhnisch verengten Augen auf den Ausweis, den ihr der Mensch vor die Nase hielt, dann auf den Menschen selbst. Zu behaupten, ihre Gefühle ihm gegenüber wären gerade neutraler Natur, wäre maßlos übertrieben. Menschlichen Stimmen fehlten die ausdrucksstarken Subharmonischen, aber Vasinia hatte den Spott in seiner Stimme dennoch verstanden.
    Ärgerlicherweise konnte sie ihn jetzt nicht mehr aus ihrem Büro herauskomplimentieren, denn einmal ganz abgesehen von seinem Geheimdienstausweis …

    Vasinia senkte ihre Waffe und entsicherte sie, steckte sie jedoch vorsichtshalber noch nicht wieder weg. Die ganze Zeit über ließ sie den Menschen nicht aus den Augen.

    „Carlie Bernoff ist tot“, informierte sie ihn steif. Sie machte keine Anstalten, sich zu setzen, oder ihre wachsame – fast lauernde – Haltung aufzugeben. „Ich komme gerade vom Tatort.“

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