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  1. #201
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Calix dachte daran zurück, wie sie unbeschadet über die Märkte von Omega geschlendert waren, nichts ahnend, was auf sie zukommen würde. Eh er sich versah war die Flasche geöffnet und in seiner Hand. Teilweise immer noch glucksend stoß er mit Arseni an und begann zu trinken.
    „Und – wie schaut es denn jetzt genau aus, was hat der Doktor gemeint und so? Bald wieder auf den Beinen hoffe ich mal.“
    „Er hat gesagt“, er schaute auf die Weinflasche in seiner Hand, „dass ich noch ne Stunde hier warten soll, um zu gucken, ob alle gut gelaufen ist.“ Er zuckte die Achseln.
    Doch bevor Arseni antworten konnte, klopfte es an der Tür und Zandran trat wieder ein. „Also, alles ist im…“ Er unterbrach sich, als er die Situation vollends analysiert hatte. Ein fremder Mensch trank mit seinem Patienten Wein. Er wandte sich Arseni zu: „Freundlich: Mein Name ist Doktor Zandran.“ Er schüttelte ihm die Hand. Zu Calix sagte er verärgert: „Es ist alles zufriedenstellend verlaufen. Keine Komplikationen. Er erklärte Calix, was alles an ihm wie gemacht wurde, was hätte schief laufen können und, dass im Endeffekt doch alles gut gelaufen sei. Die ganze Zeit klang er verärgert und tadelnd und schloss mit den Worten: „Doch würde ich das“, er zeigte auf die Weinflasche, „erst mal unterlassen.“
    „Ganz ruhig, Doc. Das bringt mich schon nicht um.“
    Zandran seufzte, schüttelte Calix und Arseni nochmal die Hand, warf einen Blick auf die Elcor Puppe und sagte: „Das war‘s. Sie können jetzt gehen. Gehen Sie bitte noch zur Rezeption, dort wird sich um die Rechnung gekümmert.“
    Der Doktor verließ das Zimmer und Calix und Arseni wieder alleine. Der Elcor trank noch einen Schluck.
    „Wollen wir dann mal? Ich hab echt keine Lust mehr hier zu sein.“ Er erhob sich aus seinem Bett, erfreut wieder normal aufstehen zu können. Die Elcor Puppe wurde in die Tüte gelegt, die Weinflasche in der Hand behalten und zusammen verließen sie das Zimmer.

  2. #202
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    Dass eine Flasche Wein für Calix nicht gerade gut war, daran, das musste Arseni zugeben, hatte er gar nicht wirklich gedacht. Es schien ihm die logische Konsequenz zu sein: Eine Flasche zum Feiern da sie den ganzen Irrsinn überstanden hatten. Ja, alles andere schien ihm sogar unangebracht zu sein und nach dem wie er Calix erlebt hatte, schlichen sich bei Arsenis trotz dem Tadel des Doktors keine Bedenken ein. Er hatte Calix trinken sehen und aus eigener Erfahrung, insbesondere nach einer fast fehlgeschlagenen Blinddarm-Operation, wusste Arseni wie gut so mancher Tropfen Alkohol tat.

    Arseni wollte Calix helfen, aber der wirkte schon wieder ganz wie der Alte, was sich schon wohl konsequenterweise mit seiner generellen Missachtung jedwedes medizinischen Ratschlags bereits andeutete. Arseni nahm Calix die Tüte aus der Hand, so konnte sich der Elcor zumindest an seiner Weinflasche gütlich tun. Draußen stand bei der Rezeption eine Asari, wedelte mit einem PDA, der wohl die Informationen von Calix Krankenversicherung auf ein Terminal spielen würde, und einer saftigen Rechnung. Arseni nahm sie in die Hand, meinte noch „Danke“ und wiederholte dann das Danke nochmal, nur wesentlich mürrischer, als er die Zahlen sah. Ganz schön viele Stellen, ob da ein Komma vertauscht wurde? Die Asari schien seinen leicht entsetzten Blick zu erkennen, meinte flugs: „Die Krankenversicherung sollte natürlich die Rechnung problemlos übernehmen, sie müssen nur ein paar Daten ausfüllen.“ Arseni war schon gewillt aufzuatmen, als er Calix fragenden Blick sah. Und da es sich um einen Elcor handelte, deren in Gestein gemeißelten Fratzen eigentlich nur unter höchsten Schmerzen sich windeten, war das tatsächlich ein Fragezeichen, welches hier über Calix Kopf schwebte. Als würde sich der Elcor denken: Wie, Krankenversicherung, was’n das? Bevor sein kongenialer Partner also auch nur die Frage stellen konnte, winkte Arseni rasch ab und meinte nur, sie würden die Informationsfelder „dort drüben, auf den Stühlen“ ausfüllen, weit genug weg um hoffentlich in einem unrühmlichen Moment fliehen zu können.

    „Ja, okay“, fing Arseni an und wippte seinen Fuß leicht nervös. „Also, Krankenversicherung, keine?“ Wieder nur dieser fragende Blick. „Und für eine Barbezahlung ist das fast schon zu heftig. Ich meine, klar, Leben retten und so, aber…“ Und dann kam es Arseni. Da der Bund seit jeher zwar teilweise unnötig bürokratisch strukturiert war, aber seinen Agenten dennoch stets eine gute Kontrolle überließ, hatte Arseni Zugriff auf seine Daten. Eine Notwendigkeit wie man zugeben musste, wenn man für eine geheime Organisation noch geheimere Aufträge auszuführen hatte und der Wechsel von Identitäten meist so schnell und vor allem einfach gestaltet sein musste wie das Wechseln von einem Alltagsgegenstand, sagen wir Unterhosen. Dummy-Firmen und verzweigte Konten, noch wichtiger aber, das eigene Krankenblatt und damit verbunden, der Zugriff auf seine Krankenversicherung. Rasch fädelte er alles über sein Omni-Tool ein, nach dem das Datenblatt heruntergeladen wurde, musste er nur ein paar Dinge ändern. Sobald die Rechnung bezahlt worden wäre, würde alles wieder normal sein. Bis dahin, nunja, er war sich nicht sicher ob Calix die Idee gefiel und erzählte sie ihm schon als was alles ausfüllt war, darin sichergehend, dass es auch funktionierte. Sicherlich aber war Calix solch ein kleiner Schwindel lieber als eine horrende Krankenhaussumme auf legalem Weg zu bezahlen. Anschließend füllten die beiden gemeinsam das PDA aus und brachten es zu der Asari.

    Das Alien las alles durch und fragte dann, „Sind Sie Arseni Vigo?“, leicht schockiert, vor allem aber auch zweifelnd. „Und… das ist ihr Lebenspartner?“
    „Jaja, ganz genau. Mein geliebter…“ Calix unterbrach ihn kurz, stellte sich amtlich vor. „Erklärend: Vigo, Calix Vigo.“
    „Aber… hm, ich muss das erst überprüfen lassen?“ Die Nervosität bei der Asari war deutlich zu vernehmen, irgendwie wusste Arseni dass das ein eher leichtes Spiel sein würde.
    „Oh, das wird schwierig werden“, unterbrach sie Arseni und war schon gewillt seine Hand vor das Terminal zu halten, um die Sicht zu versperren, tat es aber nicht, „Denn wissen Sie, er stammt aus den Terminus-Systemen und wir sind da getraut worden, standesamtlich. Aber das ist doch dennoch legal, auch wenn es nun mal eben nicht in den Citadel-Datenbank einsehbar ist… habe ich gehört zumindest?“
    „Ja, ich verstehe. Nur, nur… irgendwie ist das ganz schön verwirrend. Ich meine.“
    „Tja, verwirrend, wem sagen Sie das? Aber die Liebe. Nicht jeder verliebt sich in euch blauhäutige Engel. Tatsache ist, dass Asari Pimmel… oh, Verzeihung, nunja, Sie verstehen. Elcor haben dort unten, gewisse… Proportionen-“
    „Ich will es gar nicht hören, bitte!“
    „Aber natürlich. Wenn Sie erst mal gewusst hätten wie seine Eltern drauf waren als er ihnen von mir erzählt hat. Haben ihm sogar vorgeworfen, er würde es nur tun um zu rebellieren, ihm vorgeworfen, einen Menschen, nämlich mich, als Lustobjekt zu halten. Schwer vorstellbar, hm? Tztz.“
    Wie um das Schauspiel perfekt zu machen, holte Calix plötzlich den Plüsch-Elcor hervor und sprach nur karg, „Verliebt: Von meinem Schatz…“ Arseni konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.
    „Oh, ja, das ist, das ist schön. Nun, ja… äh, alles, alles in Ordnung“, sprach die Asari, das arme Stück war mittlerweile wirklich beschämt, glühte direkt davon und auch wenn die Schwester wohl noch keine hundert Jahre auf dem Buckel hatte, so war sie sich wohl gewiss, oder hoffte es zumindest, das ihr so etwas nicht mehr passieren würde.

    Das Trio wechselte noch ein paar Worte, die Asari meinte noch, es täte ihr Leid und gemeinsam verschwanden die beiden Turteltauben im Lift, auf dem Weg nach oben, zu Ax, der ihnen eine solche Lüge wohl kaum abkaufen würde. Noch bevor Arseni oder Calix dann ein Wort sagen konnte, musste Arseni erst einmal das angestaute Lachen loswerden und brach heraus. Nach ein, zwei Minuten hatte er sich dann auch irgendwann beruhigt, gratulierte Calix zu ihrem Coup, dem systematischen Betrug einer anerkannten Institution, und fragte dann, „Willst du vielleicht ein bisschen die Citadel erkunden? Mein Handler hat sich immer noch nicht bezüglich eines Treffpunkts gemeldet.“
    Geändert von Arseni Vigo (23.10.2012 um 00:28 Uhr)

  3. #203
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Die Aufzugtüren schlossen sich zischend. Noch immer sah Calix die perplexe, total beschämte Arsari vor sich. War es das wert gewesen, so eine Show abzuziehen? Er hätte ohne größere Probleme die Kosten übernehmen können und hätte nicht so einen Blödsinn abziehen müssen. Doch erneut blitzte das Bild der hochviolett angelaufenen Asari vor seinem Auge auf. Er Blickte zu Arseni, der nicht mehr an sich halten konnte und in tosendes Gelächter ausbrach. Doch, das war’s wert. Er konnte nicht anders, als in Arsenis Lachen einzufallen. Er lachte, bis es ihm wehtat, wie er kaum in seinem bisherigen Leben gelacht hatte.
    Nach wenigen Minuten hatte er sich wieder soweit gefangen, dass er sich langsam wieder kontrollieren und aufhören konnte. „Ja“, gluckste er, „das war eine reife Leistung.“ Er hob seine Faust und knuffte Arseni kurz an der Schulter. Der Mensch taumelte krachte gegen die Fahrstuhlwand. Arseni fasste sich wieder, guckte ihn kurz an und fragte dann: „Willst du vielleicht ein bisschen die Citadel erkunden? Mein Handler hat sich immer noch nicht bezüglich eines Treffpunkts gemeldet.“
    Ja, warum nicht. Nicht, dass er gerade was viel besseres zu tun hatte… außer vielleicht.
    „Gerne.“ Er sah an seinem Krankenhausmantel hinab. „Nur nicht so.“

    Mit einem Ping öffneten sich die Fahrstuhltüren zischend und vor ihnen erstreckte sich das von Rettungsshuttles gesäumte Landedeck. Jetzt herrschte hier mehr Betrieb, als zu Calix‘ Ankunft. Ein Rettungsshuttle landete gerade unter tosendem Sirenenlärm, während die Rettungscrew um den Landeplatz herumwuselte.
    Zwischen den Shuttles stand Ax und nahm gleich zwei Landeplätze in Anspruch. Hast ja verdammt gut geparkt, dachte Calix mit einem innerlichen Grinsen. Mit Arseni an seiner Seite marschierte er geradewegs auf sein Shuttle zu, dessen Anblick ihn immer noch mit Stolz erfüllte.

    Als sie das Gewusel durchquert hatten öffnete sich die Shuttletür automatisch. Nachdem er Arseni kurz ein Zeichen gegeben hatte, draußen zu warten, trat er in die Ax ein. Hinter ihm schloss sich die Tür wieder.
    „Es freut mich zu sehen, dass deine Funktionalität wieder hergestellt ist“, begrüßte ihn Ax. „Danke, freut mich auch hier zu sein.“ Er betrachtete seine kaputte Rüstung, nur dass sie gar nicht mehr kaputt war. Er ging zu ihr, betrachtete sie: sie war vollständig intakt. Hier und da zwar ein paar Dellen und Kratzer, aber nirgendwo waren mehr Löcher und Risse zu sehen. Verwundert hob er eine Armschiene hoch: „Wie ist das denn passiert?“
    „Arseni hat einen Mechaniker aufgetrieben, der Kompetent schien. Die Kosten haben wir uns geteilt.“ Ax projizierte ein Hologramm von dem Mechaniker und der bezahlten Summe in den Innenraum. „Verschmerzbar“, zuckte Calix leichthin die Achseln.
    Seine ohnehin schon gute Laune steigerte sich weiterhin. Er legte die Armschiene wieder vorsichtig auf den ordentlichen Stapel und ging zur rückwertigen Wand, öffnete dort eine Klappe und holte seine Freizeitkleidung heraus. Er hatte diese noch nie getragen, war er bisher immer an Orten unterwegs, an denen es ratsamer war eine Rüstung zu tragen. Doch diesmal wäre das exakt umgekehrt.
    Er streifte sein Krankenhausfummel ab und zog sich um. Er fühlte sich zwar wahnsinnig ungeschützt, doch er war ja auf der Citadel. Wenn diese verdammte Station auch nur zur Hälfte ihren Ruf gerecht werden würde, hätte er nichts zu befürchten. Doch komplett konnte er seine Instinkte nicht abschalten, deshalb zog er aus einer anderen Klappe an der Wand zwei Armklingen hervor, die genauso funktionierten, wie die in seiner Rüstung, nur waren diese für seine Freizeitkleidung entworfen. Er brachte sie so an seinen Armen an, dass sie nicht zu sehen waren. Er ballte kurz die Faust. Die Klinge zischte hervor. Er öffnete sie wieder. Die Klinge fuhr wieder zurück und war nicht zu sehen. Perfekt. Er schaltete die Klingen ab, um zu verhindern, dass sie unbeabsichtig hervorzischten. Jetzt fühlte er sich auch nicht mehr so nackt.

    „Dann lass mal Arseni rein.“
    „Bestätigt.“
    Die Tür öffnete sich zischend und der Mensch lugte erst durch die Öffnung, ehe er dann eintrat. „Danke für die Rüstung“, zwinkerte Calix. Er verzichtete darauf ihn erneut freundschaftlich zu knuffen, hatte er doch noch im Kopf, wie der Mensch durch den Fahrstuhl getaumelt war. Doch bevor er Arseni auf seine Pläne ansprach, holte er zu allererst seinen Plüsch-Elcor aus der Tüte heraus und setzte ihn auf einen der Sitze, klappte den Bügel runter, sodass er nicht durch die Kabine fliegen würde, sollte Ax so fliegen wie immer, was wahrscheinlich war. Irgendwie sah der Elcor auch ganz süß aus, wie er ihn vom Sitz aus ansah. Er schüttelte den Kopf. Werd‘ nicht weich. Raxtar erwartet dich. Doch diesmal hatte der Gedanke an seinem Peiniger keine so große Wirkung wie bisher. Irgendwo in seinem Kopf zuckte es kurz und in weiter Ferne sah er ihn warten. Doch im Moment war er einfach zu gut gelaunt.
    „Wo soll’s denn hingehen?“, wandte er sich an den Menschen.


    ---> Citadel: Präsidium
    Geändert von Calix (17.11.2012 um 18:35 Uhr)

  4. #204
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Konrad warf das Datenpad aus dem Handgelenk auf den Tisch und ließ seine Finger geräuschvoll knacken, als er endlich das Dossier durchgesehen hatte. Dieses Netzwerk von Spezialisten, wie Horatio Nevermore genannt hatte, war wahrlich nicht groß, doch für den Anfang und vor allem zur Aufstellung eines kleinen Eingreifteams sollte es definitiv reichen. Konrad war es sogar lieber, in einem kleineren Rahmen zu arbeiten, schließlich hatte er kaum Erfahrung im Führen von Menschen – erst recht in diesem Metier, dem der Geheimdienste. Da wollte er lieber klein anfangen, als gleich eine ganze Abteilung ins Gefecht zu führen. Noch dazu, wenn der Feind ein so undurchsichtiger und verdeckter wie Cerberus war.
    „Haben Sie jemanden gefunden, der den Anforderungen entspricht?“, fragte Horatio, der gerade den Raum, in welchem Konrad den Batarianer gefoltert hatte, verließ, vermutlich um sich in der Küche mal wieder einen Kaffee zu machen. Mittlerweile hatte Konrad auch erfahren, dass es sich bei dem Raum keineswegs um irgendeine Abstellkammer für nichtbenötigte Büromaterialien hielt, sondern vielmehr um die Schaltzentrale des Safe House. Nicht nur die Elektronik vor Ort, seien es Überwachungseinrichtungen, Sensoren oder dergleichen, sondern auch sämtliche Kommunikation in das Safe House beziehungsweise vom Safe House hinaus in die weite Welt lief über diesen unscheinbaren Raum, der von einer einzelnen Person besetzt und betrieben werden konnte. Konrad war sich sicher, dass das Büro alles andere als unscheinbar war, doch viel Zeit, um sich mit allem vertraut zu machen, hatte er bisher noch nicht gehabt. Jedenfalls war er soweit gekommen, dass das Safe House derart von der Außenwelt abgeschirmt war, dass es zum einen kaum von Dritten entdeckt werden konnte, ohne dass dies von den Residenten beabsichtig war, zum anderen aber auch Konrad mit Horatio ungestört nach draußen horchen konnte. Im Moment schien es ein willkommener Rückzugsort für die beiden Männer zu sein, doch Konrad war misstrauisch genug, um damit zu rechnen, jederzeit aufzufliegen und den Unterschlupf zu wechseln. Im Moment deutete jedoch nichts darauf hin, entdeckt zu werden, weshalb sich der Polizist etwas entspannte – oder es zumindest versuchte.
    „Ich habe mich noch nicht durch jedes Dossier gelesen“, erwiderte Konrad auf Horatios Frage, „aber einer ist mir ins Auge gefallen: Claptrap“ – offensichtlich ein Deckname – „ich habe keinen Bock, mir hier die Arschbacken platt zu sitzen, also schlage ich vor, ich schau bei ihm einfach vorbei und bringe ihn hierher. Wir können die Unterstützung schließlich gut gebrauchen und ich vor allem die Abwechslung.“
    „Lassen Sie mich schnell sehen, wo er sich gerade befindet, Montague“, meinte Horatio und stellte hastig seine Kaffeetasse auf dem Tisch ab, ehe er in das Büro verschwand, sich dabei noch ein einseitiges Headset aufsetzend, „soweit ich weiß, war er gerade auf dem Rückweg von einer Mission für das ASOR.“
    Claptrap war ein gebürtiger Erdenbürger, genauer gesagt Südafrikaner, dessen südrhodesische Vorfahren sogar schon bei den Selous Scouts gedient hatten. Namen waren in der Akte geschwärzt, doch aus den unzensierten Stellen war für Konrad schnell ersichtlich, dass in den Scouts auch der Grund lag, weshalb seitdem „ein jeder Claptrap“ in irgendeiner Weise für die Armee diente – größtenteils als Aufklärer oder Fernspäher. Sie waren zähe Hunde, die selbst abseits der Zivilisation oder der Versorgung durch eigene Truppen noch eigenständig operieren konnten. Kurz gesagt, sie waren genau das, was Konrad jetzt brauchte. Und hier hatte er einen genau vor der Nase.
    „Er ist tatsächlich gerade zurückgekommen“, rief Horatio aus dem Nebenraum durch die offene Tür, „er befindet sich in einem Safe House des Geheimdienstes, ebenfalls in den Bezirken, jedoch ein anderer Arm. Ich schicke Ihnen die Adresse auf Ihr Omnitool.“
    Konrad nickte und stand auf, überprüfte seine Ausrüstung, während er hoch zum Arsenal ging, um sich von dort – rein vorsichtshalber – noch ein paar Thermoclips zu holen.
    „Wir stehen die gesamte Zeit über in Funkkontakt, Horatio. Wichtige Positionen, Namen oder sonstige Informationen werden verschleiert.“ Der Ex-Polizist fand einige Thermoclips, sowie einen kleinen Rucksack, welcher vielleicht drei oder vier Liter fasste, und in welchen er die Thermoclips, sowie ein paar andere Items packte, die er eventuell gebrauchen konnte – wobei Konrad hoffte, sie im Rucksack lassen zu können, da es sich dabei größtenteils um Störsender, Hackingtools oder kleinere Sprengladungen zum Öffnen von Türen handelte und solches Equipment Feindkontakt implizierte. Konrad hatte für heute genug geschossen, fand er. Nach einem letzten prüfenden Blick wandte er sich vom Arsenal ab und ging wieder die Treppe hinunter, wobei er mit seiner für einige Augenblicke unterbrochenen Einweisung fortfuhr: „dazu erhält Claptraps Safe House den Codenamen ‚Alpha-Ziel.‘ Dieser Unterschlupf wird ab sofort als ‚Courthouse‘ bezeichnet und ist zeitgleich der Sammelpunkt Eins, sollte der Funkkontakt abbrechen. Wenn ich nach zwanzig Minuten nach Abbruch des Funkkontakts nicht wieder hier bin, räumen Sie das Courthouse und weichen auf einen anderen Unterschlupf aus; Kontaktierung erfolgt dann über die Bravo-Frequenz, die in der Bibel genannt wurde, notfalls setzen Sie blind ab. Fragen?“
    „Keine.“
    Konrad nickte zufrieden. Seinen Unterschlupf als Courthouse, also Gerichtshof – Justizpalast, wenn man besonders dick auftragen wollte – zu bezeichnen, war angesichts seines Namens nur angemessen. Er schmunzelte sogar etwas. Füße hoch, die Witze fliegen heute tief!
    „Ich will, dass Sie mir alle verfügbaren Informationen über diesen Komplex geben können, denn so unvorbereitet wie bei dem Treffen mit Neska will ich da nicht reingehen.“
    „Ich werde sehen, was ich in den Allianz-Archiven dazu finden kann und die Blaupausen auf Ihr Omnitool laden. Sec-Funk und so weiter horche ich natürlich auch ab. Wir haben ja die Mittel dafür.“
    Der Ex-Polizist staunte nicht schlecht, als Horatio sich als ein sehr versierter Handler zu entpuppen schien. Andererseits musste dieser Kerl in so ziemlich jedem seiner Gebiete ein Ass sein, wenn er zu Neskas handverlesener Truppe gehören sollte. Moment – war das gerade arrogante Selbstbeweihräucherung? Konrad zuckte ob diesen Gedankens mit den Schultern, als ihn Horatio sowieso auf eine ganz andere Sache aufmerksam machte: „Ihr Wagen ist auf dem Dach, natürlich mit sauberem Nummernschild. Passen Sie nur etwas darauf auf, wir sollten mit unseren Ressourcen sparsam umgehen.“
    „Ich war jahrelang auf Streife unterwegs, Horatio.“
    „Eben deswegen, Montague.“

    23:15 Uhr
    ---> ASOR Safe House „Alpha-Ziel“ in den Bezirken

  5. #205
    ME FRPG Only Avatar von Milijan Sacobic
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    Der Wagen hielt vor dem Gebäude und Milijan sah durch das geöffnete Seitenfenster die Fassade empor. Es war ein, vergleichsweise kleines, Wohngebäude das aus lauter kleinen Eigentumswohnungen bestand und lag in einem eher ruhigeren Teil der Station, gut bürgerlich.
    Das Safe House lag im Dritten Stock und es brannte Licht.
    „Na Dann!“ flüsterte Milijan und sah zu Lemmy der bereits am Telefonieren war. Sein Partner nickte fast unmerklich und stellte das Gespräch dann auf Lautsprecher, es war Ortiz die am anderen Ende der Leitung war.
    „Status?“ fragte die Frau
    „Wir haben das Safehouse erreicht, es brennt Licht!“
    „Gehen sie rein und setzen sie alle Personen fest!“ Ortiz legte auf und die Türen links und rechts des Wagens gingen auf. Lemmy und Milijan stiegen fast zeitgleich aus.
    Während Lemmy bereits mit gezogener Waffe zum Eingang ging, wobei er die schallgedämpfte Pistole an seinen Oberschenkel presste, ging Milijan zum Kofferraum und holte Dragan.
    Den Maulkorb des Vierbeiners ließ er gleich im Wagen.
    Die Drei gingen vorsichtig in das Gebäude und bahnten sich einen Weg in den dritten Stock. Leise erreichten sie die Wohnungstür.
    Lemmy brauchte nicht lange um das Schloss zu knacken. Milijan ging daraufhin neben Dragan in die Hocke und drehte den Hund so, dass er direkt zur Tür sah. Er sah prüfend zu Lemmy und als dieser nickte gab Milijan das Kommando.
    Lemmy trat mit einem wuchtigen Tritt die Tür auf während Milijan Dragan an den Klöten packte und dem Hund einige Haare an der empfindsamen Stelle rausriss. Sofort begann der Hund bedrohlich zu Knurren und das Fell sträubte sich woraufhin Milijan Dragan losließ und dieser wie tollwütig in die Wohnung stürmte.
    Lemmy und Milijan folgten auf dem Fuße mit Waffen im Anschlag.
    Milijan floss als Letzter in die Wohnung ein und konnte noch sehen wie Lemmy nach links abbog während Dragan schnüffelnd durch die ansonsten verlassene Wohnung fetzte.
    Milijan hielt sich rechts und bewegte sich langsam an einem Fernseher vorbei, vor dem eine Couchgarnitur stand. Er sah nach links und konnte Lemmy erkennen, der wohl den linken Bereich der Wohnung abgesucht hatte und nun vor dem Eingang zur Küche stand. Lemmy nickte ihm mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu und verschwand dann in der Küche.
    Auch der Serbe ging weiter und durchsuchte vorsichtig das Badezimmer. Es war nur eine Zahnbürste die offen herumlag, andere Hygieneartikel waren noch in einem Kulturbeutel. Jemand war definitiv hier und das noch nicht lange. Solche Hinweise zogen sich durch die ganze Wohnung.
    Milijan kam aus dem Badezimmer heraus, fast zeitgleich mit Lemmy der gerade dabei war die Küche zu verlassen als die Mikrowelle anfing zu piepen. Augenblicklich drehte sich Lemmy zu dem Gerät, das nun anfing zu arbeiten. Lemmy zog für einen Sekundenbruchteil die Augen zusammen.
    Der Serbe sah wieder zu seinem Hund der anscheinend etwas gefunden hatte und ständig an einer Stelle zur Decke starrte und dabei knurrte. Milijan musste nicht lange überlegen, was das zu bedeuten hatte und sah wieder zu Lemmy.
    „Oh Sch…..“ bracht sein Partner noch heraus und wollte sich aus der Küche stürzen als auch schon die Mikrowelle explodierte und Lemmy brutal zu Boden schickte.
    Milijan fing an in die Decke zu schießen als diese auch schon aufbrach und ein Mensch an der besagten Stelle herunterkam. Dragan sprang im letzten Moment zur Seite und verbiss sich dann in der Wade des Mannes.
    Der Typ schrie kurz auf und schoss dann auf Milijan. Die Geschwindigkeit die der Kerl an den Tag legte überraschte ihn und Zwang den Serben erst einmal in hinter der Couchgarnitur in Deckung.
    „Lemmy alles klar?“ fragte er seinen Partner während er hinter der Couch sich ein wenig verschob.
    Keine Antwort von Lemmy. Kommt auf die To-Do Liste. Er konnte hören, wie sich der Typ nun mit seinem Hund und mit der Bedrohung durch ihn herumschlug. Milijan atmete ein paar Mal tief durch. Die ersten Schüsse gab er mehr oder weniger blind über seine Deckung hinweg ab. Mit einem Satz war er auf den Beinen und rannte weiterhin feuernd los, diesmal gezielt.
    Der Typ lies sich jetzt selbst fallen, wobei er wohl eher einen Hechtsprung machen wollte aber an Dragan scheiterte. Auf dem Rücken liegend begann er sich zu winden und zu verrenken. Dies waren aber alles andere als ungeplante oder ungewollte Bewegungen. Am Ende seiner Bewegung hatte sich der Typ, einer Python ähnlich um den Hund gewickelt und hielt ihm die Nasenlöcher so lange zu, biss Dragan seinen Biss für einen Moment lockerte.
    Milijan war inzwischen auf ein paar Meter an den Typen heran und wollte ihm gerade den Rest geben als ihm auch schon Dragan entgegengeworfen wurde.
    Milijan duckte sich und sah noch einen verdutzten Dragan an ihm vorbeisegeln als der Typ auch schon vor ihm auftauchte um ihn mit Schlägen und Tritten zusetzte.
    Milijan blockte die erste Serie der Angriffe ab und brachte mit einer Rolle zur Seite ein wenig Distanz zu dem Typen. Er kam wieder auf die Beine und hob seine Waffe als auch schon Schüsse brachen.
    Der Typ taumelte kurz zurück und brach dann zusammen. Milijan sah zur Seite, in die Richtung aus der die Schüsse kamen. Lemmy lag auf dem Boden und hielt die Pistole noch kurz im Anschlag und wurde dann erneut bewusstlos.
    Den Typen nicht aus den Augen lassend ging er zu Lemmy. Sein Partner hatte einige leichte Splitter der Mikrowelle abbekommen und blutete leicht, ansonsten sah es nach einer Gehirnerschütterung aus.
    Vorsichtig ging er wieder zu dem Typen, nahm ihm seine Waffe ab und scannte seine Vitalfunktionen. Der Kerl verlor Blut, und das nicht zu knapp. Lemmy hatte ihn mehrmals in der Hüfte erwischt und dabei die Aterien verletzt. Der Kerl blutete extrem stark in sein Becken. Milijan hatte nur noch Sekunden. Er eilte ins Badezimmer und fand recht schnell einen erste Hilfe Koffer. Mit seinem Messer Zerschnitt er die Hose und zog das Skalpell aus dem Koffer und wollte zu einem Schnitt ansetzten als ihm der Typ auch schon wegstarb.
    Enttäuscht warf er das Skalpell zurück in den Koffer und richtete sich auf. Seine Pistole packte er zurück ins Holster und ging zu Lemmy. Dragan tauchte nun auch wieder auf, schnüffelte kurz am Toten und folgte dann seinem Herrchen.
    Nachdem er Lemmy in die stabile Seitenlage gebracht hatte, seine Waffe an sich genommen hatte und sich eine Zigarette angezündet hatte rief er Ortiz an.
    „Der Typ ist tot und Lemmy ist bewusstlos!“ gab er kurz die Lagemeldung
    „Gut gemacht!“ kommentierte Ortiz ironisch
    „Sparen sie sich die Sprüche und schicken sie mir lieber die Spurensicherung her. Das war ein Tough Customer der wusste bestimmt was!“
    „Ist unterwegs, bleiben sie dort bis die Leute eintrudeln!“ Ortiz beendete das Gespräch. Mit einem verächtlichen Schnauben legte Milijan auf.

    23:30
    Geändert von Milijan Sacobic (27.10.2012 um 13:18 Uhr)

  6. #206
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    <--- Nevermore-Unterschlupf „Courthouse“
    23:20 Uhr


    Sachte trommelte der Polizist im Takt des lässigen Gitarrenriffs, der gerade aus dem Radio ertönte, als er den Wagen langsam in die Seitenstraße lenkte, wo sich auch das Safe House befand. In einer kleinen Gasse nur ein paar Minuten vom Eingang entfernt stellte er den Van ab und überprüfte noch einmal den Festsitz seiner Pistole im Oberschenkelholster, als er sich abschnallte und gerade den Wagen verlassen wollte. Eine Programmunterbrechung im Radio ließ ihn jedoch innehalten. Der Moderator berichtete mit neuesten Meldungen von den Vorfällen in den Andockbuchten, zu denen die Homeland auch eine Pressekonferenz einberufen hatte. Konrad atmete tief durch. Es mussten schlimme Anschläge gewesen sein. Wäre er nicht anderweitig gebunden gewesen, man hätte ihn sicherlich dorthin abbestellt, um auszuhelfen, den Verkehr zu regeln, für Sicherheit zu sorgen. Seine Gesichtszüge verdunkelten sich, als er an die Worte des Schirrmeisters zurückdachte. Man hätte ihn vermutlich noch vor Ort festgenommen, so wie er Tetan kannte.

    Als der Moderator mit dem Bericht über einen Brand in einem Studentenwohnheim fortfuhr, schaltete Konrad den Wagen endgültig ab und stieg aus. Die Straßen waren zu dieser Uhrzeit weitaus weniger befahren, als tagsüber, auch wenn es auf der Citadel keine wirkliche Rolle spielte, wie spät es gerade war, schließlich war immer und überall etwas los, doch es war definitiv ein Unterschied zu spüren. Konrad entschloss sich dennoch dazu, nicht über die Straße in das Gebäude zu gehen, sondern weiter in die Gasse hinein zu gehen, in welcher er den Wagen abgestellt hatte. Sie sah aus wie aus einem klassischen Horrorfilm entsprungen: schmal, dreckig und kaum beleuchtet. Zwischen zwei in den unendlichen Nachthimmel emporragenden Wohnkomplexen hatte sich diese kleine Schneise gebildet, durch welche nun Konrad ging, einmal links abbog und dabei einen Kellereingang passierte, ehe er bei einem Hintereingang – vermutlich auch als Notausgang gedacht – ankam. Das Haus war kleiner als die angrenzenden Bauten und laut den Blaupausen, die Horatio ihm geschickt hatte, musste sich das Safe House im dritten Stock befinden. Konrad blickte nach oben. In der entsprechenden Wohnung wurde gerade das Licht im Badezimmer angeschaltet und Konrad nickte leicht. Es war also jemand zuhause. Was der Typ wohl für ein Gesicht machen würde, wenn er – kaum von der einen Mission zurück – sofort wieder einen dieser ominösen Typen von „der Firma“ auf der Matte stehen haben würde? Konrad wollte sich gar nicht erst in seine Lage versetzen. Er würde demjenigen vermutlich erst einmal ins Gesicht brüllen, was ihm eigentlich einfiele, ihm so spät noch auf den Sack zu gehen. Andererseits war dieser Südafrikaner wohl schon lange genug dabei, um an solche Situationen bestens gewöhnt zu sein. Innerlich hoffte Konrad, nicht als solch abgebrühter, völlig kaputter Mensch zu enden, der quasi nur von Einsatz zu Einsatz lebte und neben dem Beruf das Privatleben auf pennen, fressen und den wochenendlichen Gang zum nächsten Puff beschränkte. Nicht gerade die besten Gedanken beim Betreten des Safe House, aber vielleicht irrte sich Konrad ja auch und der Kerl war ein ganz anderer; einer von der Sorte, die es irgendwie fertig brachten, Beruf und Familie in Einklang zu bringen… man durfte ja noch hoffen.

    Im dritten Stock angekommen sah Konrad erneut auf sein Omnitool und den zur Verfügung stehenden Gebäudeplan. Die surrende Klimaanlage wehte ihm frische, kühle Luft ins Gesicht und irgendwo draußen auf den Straßen brummte gerade ein großer Transporter vorbei. Ansonsten war niemand unterwegs und aus den restlichen Wohnungen war auch nichts zu hören.
    „Ich bin im dritten Stock. Irgendwas über den Funk bisher?“
    „Nein, gar nichts.“
    Konrad war im ersten Moment erleichtert, doch etwas an Horatios Tonfall ließ ihn daran zweifeln. Der Alte hatte misstrauisch und beinahe besorgt geklungen. Fast so, als ob es zu ruhig war. Konrad schüttelte den Kopf und wollte gerade um die Ecke in den Gang zum Safe House biegen, als eine laute Explosion den Gang erschütterte. Erschrocken sah der Polizist auf, zog seine Waffe und presste sich gegen die Wand.
    „Was zum Teufel war das, Montague?“
    „Explosion“, flüsterte Konrad, als plötzlich in einer Wohnung nicht weit von ihm Schüsse brachen, „verdammt, wir sind nicht allein!“
    Vorsichtig lugte der Polizist um die Ecke, wobei ihm eine kleine Zierpflanze etwas Sichtschutz gab. Eine der Türen stand offen und helles Licht schien daraus auf den ansonsten dunklen Gang hinaus. Kampfgeräusche waren aus dem Inneren der Wohnung zu vernehmen und langsam näherte sich Konrad dieser mit erhobener Waffe. Das Fiepen eines Hundes war zu hören und Konrad runzelte die Stirn, beschleunigte jedoch seinen Schritt, als erneut Schüsse brachen und der Polizist neben dem Türrahmen abkniete.
    „Lemmy, alles klar?“, rief ein Mann, doch geantwortet wurde nichts. Konrad blickte in die Wohnung hinein, konnte jedoch niemanden sehen. Lediglich eine Spur der Verwüstung zog sich wie eine Schneise durch den Flur. Es roch penetrant nach verbranntem Plastik und verkohltem Holz. Ein Zeugnis der Explosion.
    „Montague, was ist da los?“, knackte es in Konrads Ohr, doch der Polizist antwortete dem Alten nicht, sondern betrat leise und so tief wie möglich in der Hocke die Wohnung, die Waffe dabei stets im Anschlag und so nahe wie möglich an seinem Körper. Langsam glitt der Polizist in die Küche, dabei stets darauf achtend, wo er hintrat und wie er seine Hacken abrollte, um so keinen unnötigen Lärm zu verursachen. Die Explosion musste hier ausgelöst worden sein, denn das, was von der Einrichtung noch vorhanden war, war entweder komplett verrußt oder kleine Flämmchen leckten daran. Vorsichtig spähte Konrad über den Tresen, hinter welchem er sich versteckte, hinüber und erblickte einen Mann mittleren Alters, der gerade im Bad verschwand. Ein anderer lag am Boden, während Claptrap in einer Lache seines eigenen Blutes saß und dabei an der Couch lehnte.
    „Claptrap hat’s erwischt“, funkte Konrad leise und biss dabei die Zähne zusammen.
    Horatio fluchte lauthals am anderen Ende, ehe er fragte: „Haben Sie jemanden gesehen?“
    „Die Typen sind noch hier“, hauchte der Polizist nur noch, während er hörte, wie sich der Mann an Claptraps Leiche zu schaffen machte, um kurze Zeit später enttäuscht aufzugeben.
    „Verschwinden Sie, Montague, verschwinden Sie von dort! Schnell!“
    Konrad kaute auf seiner Unterlippe herum. Unmöglich. Er konnte jetzt nicht einfach abhauen! Diese Typen hatten Claptrap umgebracht und wussten vermutlich etwas. Waren sie dieselben Leute, die auch schon hinter Neska hergewesen waren? Der Mann hatte sich eine Zigarette angezündet und schien jetzt mit jemandem zu telefonieren.
    „Der Typ ist tot und Lemmy ist bewusstlos“, war das einzige, was er kurz und knapp an seinen Vorgesetzten oder mit wem auch immer er da gerade redete weitergab, um kurz darauf recht trocken und gereizt nach der Spurensicherung zu verlangen. So wie dieser Typ sprach, schrie die ganze Sache nur nach Allianzgeheimdienst. Konrad konnte also nicht abhauen, auf gar keinen Fall! Vielleicht war das sogar der Schütze, der Neska umgebracht hatte oder einer von denen, die auf Cerberus‘ Gehaltsliste standen. Aber andererseits hatte der Polizist in der direkten Konfrontation keine Chance, denn nach allem, was er in der Wohnung gehört hatte, hatte dieser Typ auch einen Hund dabei – und was diese Viecher mit einem anstellen konnten, wusste Konrad nur zu gut aus seiner Zeit bei der C-Sec. Selbst ausgewachsene Kroganer konnten gegen einen anständig trainierten Einsatzhund ins Schwitzen geraden. Ein Wunder, dass das Viech Konrad noch nicht bemerkt hatte, aber andererseits stank es dank der Explosion auch richtig erbärmlich in der gesamten Wohnung.
    Konrad entschied sich zur Flucht. Leise entfernte sich der Polizist rückwärts, zielte dabei unverändert auf den Tresen und die darüber angebrachte Durchreiche neben der Tür zum Wohnzimmer und schickte ein Stoßgebet nach dem anderen in den Himmel, in diesem Laden bitte nicht aufzufliegen. Ein Haufen Glassplitter schien ihm dann jedoch einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen, als diese zwar nicht laut, aber doch hörbar unter seinen Stiefeln knirschten. Quasi sofort wurde dies mit einem bedrohlichen Knurren jenseits des Tresens quittiert und Konrad fühlte, wie sein Herz im freien Fall irgendwo in seiner Unterhose aufschlug.
    Ach du Scheiße…

  7. #207
    ME FRPG Only Avatar von Milijan Sacobic
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    Mit einem Schnauben legte der SODler auf und sah noch einmal prüfend zu Lemmy. Sein bärtiger Kollege lag noch immer ruhig und friedlich in der stabilen Seitenlage und würde das noch eine Weile tun. Sollten sich seine Vitalzeichen ändern würde ihn sein Omnitool rechtzeitig informieren.
    So gesehen gab es für den Serben jetzt nichts Weiteres zu tun. Er zog genüsslich an seinem Glimmstängel und wollte sich den Resten der Küche widmen, vielleicht würde er dort noch ein Bier oder ähnliches finden.
    Er wollte sich gerade aufmachen als sein Blick auf Dragan fiel. Der Schäferhund schien irgendetwas außerhalb der Wohnung zu fixieren. Er zog seine Pistole und ging auf seinen Hund zu der inzwischen sein Fell sträubte. Er hatte Gesellschaft.
    Wie zum Beweis hörte er ein knirschendes Geräusch und Dragan begann laut zu Knurren und die Zähne zu fletschen. Ach Scheiße ich wusste das wird nen langer Tag!
    Er warf seine Zigarette weg. Dragan bebte bereits vor Anspannung und als Milijan ihn mit einem „FASS!“ schließlich entließ sprintete er los. Mit einem Satz war Dragan auch schon durch die Durchreiche in die Küche gehetzt.
    Als er an der Durchreiche ankam hörte er bereits wie Dragan heftig am Arbeiten war. Er zielte mit seiner Waffe auf einen bärtigen Typen um die dreißig der in einem schwarzen Kampfanzug mit passender Weste steckte. Mit seiner Brille machte er ein Bild von dem Typen wie er sich verzweifelt aber geschickt gegen den wütenden Dragan wehrte.
    Die Pistole des Typen lag etwas entfernt von ihm auf dem Küchenboden, die Hände brauchte der Typ sowieso um sich Dragan vom Hals zu halten der wie wild versuchte den Kerl zu beißen und immer wieder nach ihm schnappte. Der Typ drückte so weit es ging den Hund von sich weg wobei er höllisch aufpassen musste nicht in die Hände gebissen zu werden, ein paar Kratzer von Dragans Pfoten hatte er bereits im Gesicht als Milijan den Kerl ansprach.
    „He Arschloch!“ der Kerl funkelte ihn böse an. „Wir können das auf die leichte oder die harte Tour lösen!“
    Die Antwort des Typen kam anders als es sich Milijan vorgestellt hatte.
    Während er mit einer Hand Dragan etwas auf Abstand halten konnte tastete er mit der anderen Hand nach seiner Pistole. Da er aber in der völlig falschen Richtung suchte machte sich der Serbe keine Sorgen, es war nur eine Frage der Zeit bis Dragan ihn erwischen würde. Der Typ tastete weiter biss er etwas fand, einen Kochtopf. Milijan zog die Stirn kraus und kurz darauf musste er staunen.
    Der Kerl bekam anscheinend einen Geistesblitz als er in einer Bewegung den Topf packte und ihn einfach über Dragans Kopf stülpte. Das wütende Gebell wurde dumpf und metallisch. Milijan wollte auf das Bein des Typen zielen als dieser auch schon irgendeinen anderen Gegenstand packte und nach Milijan warf.
    Er wusste nicht ob es geplant oder ungeplant war aber auf jeden Fall erwischte der Kerl mit seinem `Wurfgeschoss´ den Schalter für die Durchreichblende. Schneller als er dachte schob sich die Blende zwischen Milijan und den Typen.
    Einen serbischen Fluch ausstoßend eilte er zur Küchentür. Er hatte kaum die Tür erreicht als er auch schon beschossen wurde. Milijan wich zurück und entging nur knapp einem Kopfschuss. „Govno!“ zischte er.
    Er konnte noch immer Dragans wildes Gebell hören als der Kerl auch schon aus der Küche gestürmt kam.
    Milijan zog seine Pistole eng an sich und wollte gerade auf den Kerl schießen als er auch schon den Kopf des Typen näher kennenlernen dürfte. Die Kopfnuss war hart und ließ den Serben zurücktaumeln. Gerade noch so bekam er mit, wie der Typ Dragan endgültig in der Küche einsperrte, indem er die Tür schloss.
    Als sich der Kerl zu ihm wandte zielte Milijan bereits auf ihn und gab aus der schallgedämpften Pistole ein paar Schüsse ab. Der Kerl duckte sich knapp in Sicherheit und war mit einem Satz an Milijan dran. Mit seiner freien Hand drückte er Milijans Waffenarm zur Seite und verpasste ihm mit der anderen zwei kurze Schläge ins Gesicht. Der Serbe wurde grob am Kragen gepackt und bekam einen Tritt mit dem Knie in den Magen, der dank seiner Schutzweste wenig Wirkung hatte. Als der Kerl ihn jedoch dann, am Kragen haltend, einmal um ihn herum schleuderte und mit Schwung zum Tresen warf musste der Serbe aufkeuchen.
    Er verlor seine Waffe, die irgendwohin schlidderte und nur knapp konnte er sich mit den Händen noch abfangen. Also die harte Tour!
    Der Typ zielte nun seinerseits mit seiner Waffe auf ihn. Ohne wirklich nach hinten zu sehen verpasste er ihm geschwind einen Tritt in den Unterleib. Der Kerl taumelte ein paar Schritte zurück. Milijan drückte sich vom Küchentresen ab und schlug dem Kerl seine Waffe aus der Hand und schlug mit seinem Handballen ins Gesicht des Anderen. Er erwischte den Kiefer des Typen.
    Dragans wütendes Gebell war, gedämpft, aber deutlich zu hören und die Küchentür erzitterte gefährlich als sich Milijan endgültig aufrichtete. Sein Gegenüber fing sich schließlich auch und ging ebenfalls in Kampfstellung.
    Eine Mischung aus Blut und Speichel ausspuckend nahm er Haltung an und fixierte seinen Gegner. Genau wie der andere, hatte auch Milijan einige Kratzer im Gesicht, wobei der Cut auf seiner Augenbraue am meisten brannte.
    Etwas mühsam schluckte er etwas Blut herunter. „Eines muss ich euch Cerberus Typen lassen – dramatische Auftritte habt ihr echt drauf!“
    Geändert von Milijan Sacobic (02.12.2012 um 18:44 Uhr)

  8. #208
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    „FASS!“
    Konrad machte auf dem Absatz kehrt und war gerade dabei, einen Versuch zu starten, den galaktischen Rekord im Hundert-Meter-Sprint zu knacken, als ihn eine mit Fell besetzte und wütend knurrende Kanonenkugel im Rücken traf, dem Ex-Polizisten somit den Boden unter den Füßen wegriss und seine einzige Rettung – nämlich seine Pistole – über den laminierten Boden schlittern ließ. Reflexartig drehte sich der Polizist auf den Rücken, gerade noch rechtzeitig, um seine Hand zwischen sich und ein mit messerscharfen Zähnen besetztes Hundegebiss zu bringen, welches ihn lauthals anbellte und Sabber quer über sein Gesicht verstreute.
    „He Arschloch!“, meldete sich das Herrchen jenseits der Durchreiche, doch Konrad schenkte ihm nicht mehr als nur einen kurzen, finsteren Blick, ehe er sich wieder vollends auf die zu Fleisch gewordene Tollwut über ihm konzentrierte, „wir können das auf die leichte oder die harte Tour lösen.“
    Achja, leicht heißt dann, dass du mich gleich abknallst, statt mich hier Gymnastik machen zu lassen? Konrad knurrte wütend, wobei er es schaffte, mit einer Hand das seltsame Geschirr zu fassen zu bekommen, in welches der Hund eingespannt war. Einer Leine gleich konnte er die Töle so von sich wegziehen und zumindest eine Handbreit Abstand zwischen sich und das Maul bringen.
    []Knarre… Knarre… wo?[/i] Hektisch und vor allem blind tastete Konrad nach seiner Waffe, fand sie jedoch ums Verrecken nicht und als er kurz davor war, den Hund einfach zu würgen, bekam er etwas anderes metallisches zu greifen.
    Kochtopf. Hund. Jetzt! Er zog die Gulaschkanone kurzerhand zu sich heran und schob sie mit voller Wucht über die Schnauze des Köters, der erst ein verwirrtes Fiepen von sich gab, dann jedoch umso wütender zu kläffen begann. Mit beiden Händen drückte Konrad den Topfboden von seinem Kopf weg, kickte schließlich den Hund davon und packte sich den erstbesten Gegenstand, den er zwischen die Finger bekam, um ihn grob in Richtung Durchreiche zu schleudern. Zu seiner Enttäuschung bekam der Ex-Polizist jedoch nur eine Eieruhr zu packen, welche auch kurz nach ihrem Aufschlagen wild zu klingeln begann. Wie in einem Wettstreit mit dem schrillen Lärm der metallischen Henne, kläffte der Hund auch bedeutend lauter und etwas verdutzt glotzte Konrad für eine kurze Sekunde auf die Blende der Durchreiche, die sich – ausgelöst durch die Eieruhr, die gegen den entsprechenden Schalter geflogen war – erstaunlich schnell nach oben schob und dem Hundeführer so den Blick auf Konrad nahm. Dieser nutzte die Chance, hechtete zu seiner Pistole und brachte sie ohne zu zögern in den Anschlag. Gerade rechtzeitig, wie er bemerkte, als er mit seinen Schüssen nur knapp den Schädel seines Gegners verfehlte.
    „Wichser.“
    Den wild durch die Küche fetzenden Hund ignorierend, stürmte Konrad aus der Küche hinaus, um dem anderen nachzusetzen. Auch hier hatte er mehr Glück als Verstand, denn nur eine Sekunde später und der Typ hätte ihm vermutlich die ein oder andere blaue Bohne zwischen die Rippen getrieben. Konrad verschwendete keine weiteren Gedanken daran, sondern handelte mehr aus Reflex, als er Tollwuts Herrchen kurzerhand eine Kopfnuss verpasste und so die nötige Distanz zwischen sich und diesen mysteriösen Agenten brachte. Mit der geballten Faust schlug er auf den Türverriegeler, um sich endgültig der kläffenden Furie zu entledigen und sich gänzlich auf den Menschen konzentrieren zu können.

    Fuck! Konrad ließ sich fallen, spannte seine Oberschenkelmuskeln an und schoss mit all seiner Kraft nach vorne, wobei er die Schüsse aus der schallgedämpften Pistole über sich hinwegzischen hören konnte. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass es gegen diesen Typen immer so verdammt knapp war, aber das war wohl der Unterschied zwischen Polizeiarbeit und… nunja, dem was er jetzt gerade machte.
    Ganz unnütz war seine Polizeierfahrung dann doch nicht, als es ihm gelang, den Typen zu entwaffnen und ihm den ein oder anderen Schlag beziehungsweise Tritt zu verpassen. Seine Überlegenheit, die in einem beherzten Wurf des Hundeführers gegen den Tresen gipfelte, wurde durch den anderen dann jedoch jäh beendet, als dieser Konrad kurzerhand in die Kronjuwelen trat. Der Ex-Polizist schmeckte bitteren Speichel in seinem Mund und für einen Moment wurde ihm schwindelig, als er zurücktaumelte und sich einen Moment fangen musste. Dass ihm der Typ die Waffe aus der Hand schlug und ihm den Kiefer etwas zurechtrücken wollte, bekam er kaum mit. Erst als sich sein Gegenüber vollends aufrichtete und eine kämpferische Pose einnahm, fing sich Konrad wieder und machte sich seinerseits ebenfalls dazu bereit, gleich ein paar Schläge zu verteilen.
    „Eines muss ich euch Cerberus-Typen lassen – dramatische Auftritte habt ihr echt drauf!“
    Konrad runzelte die Stirn und wollte gerade etwas darauf erwidern, als sich Horatio in seinem Ohr einschaltete.
    „Er denkt, wir arbeiten für Cerberus…“ – No shit, Sherlock! – „…lassen Sie ihn vorerst in dem Glauben. Geheimhaltung ist im Moment unsere stärkste Waffe.“
    Jaja, ich muss hier erstmal einen Kampf gewinnen. Die beiden Männer begannen sich langsam zu umkreisen und Löcher in der Deckung des jeweils anderen zu finden, während im Hintergrund das Gekläffe des Hundes nicht abzunehmen schien. Dieses Vieh musste unglaubliche Energiereserven haben…
    Mit einem Satz war der andere Mann schließlich bei Konrad und ließ einen Regen von Faustschlägen auf diesen herniederprasseln, welche der Ex-Polizist nur mit aller Mühe abwehren konnte. Als ihn einer der Schläge schließlich in der Magengegend traf, stieß er mit einem Keuchen sämtliche Luft aus und er musste sich bemühen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Notgedrungen schubste er den Typen einfach von sich weg und schüttelte den Kopf, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Der Hundeführer war über einen gläsernen Couchtisch gestolpert, hatte das Gleichgewicht verloren und war nach hinten umgefallen. Statt jedoch auf den Boden zu krachen, landete der Agent sanft mit seinen vier Buchstaben in einem gepolsterten Sessel, dessen Rückenlehne von der Schießerei mit Claptrap diverse Einschusslöcher aufwies. Konrad fluchte leise, setzte jedoch seinem Gegenüber nach und sprang ihm kurzerhand hinterher. In der Luft holte er zum Schlag aus und als er auf dem Hundeführer landete, fiel mit dem Faustschlag gegen dessen Kiefer der Sessel nach hinten um, weshalb die Männer etwas hilflos über den Boden kullerten. Konrad gelang es zuerst, sich aufzurichten und dem noch immer am Boden liegenden Agenten einen Tritt in die Magengegend zu verpassen. Vergessen hatte der Ex-Polizist dabei jedoch die Schutzweste, mit der er bereits vorher Bekanntschaft machen konnte, und so schoss ihm sogleich ein stechender Schmerz durch den Fuß, als er mit voller Kraft seinen Spann gegen die Keramikplatte getrieben hatte. Einen deftigen Fluch auf den Lippen, humpelte der Polizist davon, in Richtung seiner Pistole, die er nicht unweit des Couchtisches ausgemacht hatte. Der Hundeführer seinerseits war jetzt jedoch wieder auf den Beinen und hatte sich kurzerhand eine Lampe aus einem Regal genommen, um sie Konrad gegen den Kopf zu schleudern. Scheppernd zerbarst der porzellanene Schirm und Konrad fiel stöhnend zu Boden. Er sah auf und sah gerade noch, wie der andere Mann beide Hände ineinander faltete, weit ausholte und Konrad so hart im Gesicht erwischte, dass dieser Sterne vor seinen Augen tänzeln sah – jedoch auch seine Pistole, der er dank des Schlages ein kleines Stückchen näher gekommen war. In seiner Not packte Konrad den Couchtisch, welcher leichter war, als der Ex-Polizist vermutet hatte, und schleuderte diesen dem Hundeführer kurzerhand entgegen. Es krachte und schepperte nur so, als die Glasplatte zersprang und der Agent einen herben Fluch ausstieß, doch Konrad hatte genug Zeit gehabt, sich seine Pistole wieder zu greifen und sich ein letztes Mal für einige Zentimeter von seinem Widersacher wegzustoßen, ehe er diesen ins Visier nahm.

    Das Ergebnis war eine Pattsituation. Konrad, der noch immer auf dem Boden lag, zielte in einer äußerst unbequemen Haltung auf das Herrchen des noch immer bellenden Hundes, während dieser es ebenfalls geschafft hatte, seine Pistole wiederzufinden und den Ex-Polizisten ins Visier zu nehmen. Sie schwiegen sich an, funkelten sich in die Augen und beobachteten jede Bewegung des anderen: Der Hundeführer wie Konrad sich langsam erhob, dabei die Pistole ständig entsichert und auf den anderen gerichtet in der Hand hielt, der Ex-Polizist wiederum wie ihn der Hundeführer zu umkreisen begann und sich gefährlich der Küchentür näherte.
    „Dieser Typ kriegt gleich Verstärkung“, meldete sich Horatio, „die in diesem Moment in die Straße einbiegt. Sie sollten von dort verschwinden, Montague.“
    Konrad knirschte leise mit den Zähnen, wobei er so stark zubiss, dass seine Kiefermuskulatur unter seinem leichten Dreitagebart hervortrat. Er wollte diesen Typen nicht laufen lassen. Er wollte nicht abhauen. Er zögerte.
    „Hören Sie mich? Verschwinden Sie, jetzt! Ich schicke Ihnen den Van rauf.“ Horatios Stimme klang eindringlich. Fast so, als ob er wusste, dass es gegen Konrads Wesen ging, sich jetzt zu verziehen und diesen Typen dadurch gewinnen zu lassen.
    Der Ex-Polizist zielte noch weiter unverändert auf sein Gegenüber, als er Stimmen aus dem Gang wahrnahm. Auch der Hundeführer hörte sie, denn ein seichtes, kaum sichtbares Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen und für einen Augenblick schielte er zur Seite, in Richtung der Wohnungstüre. Diesen Moment nutzte Konrad, der ein paar schnelle Schritte nach hinten machte, sich in der Bewegung umdrehte und nach zwei vereinzelten Schüssen auf die ohnehin schon mitgenommene Scheibe des breiten Panoramafensters durch dieses sprang, dabei hinter sich noch vereinzelte Rufe aufgescheuchter Allianz-Agenten hören konnte, während er im freien Fall mit unzähligen Glassplittern jäh auf der Windschutzscheibe seines Vans landete. Der Aufschlag trieb ihm mit einem Ächzen die Luft aus den Lungen, doch er schaffte es gerade noch so, sich an einer Strebe auf dem Dach des Gefährts festzuhalten, über sein Omnitool die Seitentür zu öffnen und sich ins Innere des Wagens zu schwingen. Als er sich umdrehte, sah er den Hundeführer am Rand des Fenster stehen, die Pistole wieder im Holster verstauend und Konrad dabei hinterherblickend, während seine Verstärkung sich ebenfalls im Fensterrahmen tummelte und den gleichen Anblick erhaschen konnte: Konrad, der mit einem ernsten Gesichtsausdruck die Tür zuschob und in seinem schwarzen Van hinausflog in die Weiten der Citadel-Arme.
    Na das hatte ja gut angefangen…

  9. #209
    ME FRPG Only Avatar von Rebekka v. Tannberg
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    --> Zivile Andockbuchten

    Das Gebäude war unauffällig, reihte sich ein in die zahlreichen Anderen links und rechts. Es war ein Bau, an dem häufig wechselnder Verkehr nicht auffiel. Büros, kleine Läden. Hier kamen ständig Leute und gingen wieder. Manchmal schnell manchmal erst nach Stunden. Im oberen Teil war sogar eine Pension. Ein Albtraum für Überwachungen. Und noch schlimmer wenn man drauf kommen wollte.
    Bekka schlug nicht den direkten Weg ein. Sie bedeutete Li-Ann dicht bei ihr zu bleiben und schlenderten über den Platz der gegenüber dem Gebäude lag – ging zu einem der kleinen Läden und blieb vor dem Schaufenster stehen. Sah sich die Auslage an und musterte gleichzeitig über die Reflektion ihre Umgebung. Betrachtete einzelne Leute und Gruppen. Analysierte Shuttle und Fahrzeuge die herum standen. Beobachtete die Fenster der umliegenden Gebäude und ging dann weiter. Kreuzte den Weg von zahlreichen anderen Passante. Ihre Bewegungen waren entspannt und gleichmäßig. Gelegentlich, schloss sie mit Li-Ann so dich zu einer Gruppe auf, das sie für Außenstehende dazu gehörten augenscheinlich.
    Das war ihr Fachgebiet. Sie lächelte und führte ihre jüngere Begleiterin über lange und doch vollkommen normale Umwege zu einem anderen Eingang des Gebäudes und betrat diesen mit ihr.

  10. #210
    ME-FRPG ONLY Avatar von Li-Ann Herlock
    Registriert seit
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    22

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    <-- Die Citadel: Zivile Andockbuchten

    Es war ein Haus. Nicht groß, aber mit Landedeck auf dem Dach. Li-Ann setzte sanft auf. Die Tür öffnete sich und die beiden Frauen bewegten sich zielgerichtet auf den Aufzug zu. Ein paar Stockwerke ging es abwärts.
    Zusammen schlenderten sie an den Geschäften vorbei. Sie schauten sich die Auslagen an und irgendwie fühlte Li-Ann ein Stückchen Normalität zurückkehren. Auch wenn Lilly panisch vor Angst war, gar einfach nur schreien wollte, ob der permanent penetranten Berührung seitens Bekka, so blieb sie dennoch äußerlich ruhiger. Man sah ihr ihr Unwohlsein zwar an, dennoch ließ nur wenig darauf schließen, dass sie sich aufgrund ihrer Begleitung ängstigte. Es war schizophren: Einerseits hasste sie die Berührung der blonden Frau neben ihr, andererseits hatte sie sie ja mehr oder weniger dazu aufgefordert und das war wohl die einzige Art, wie sie momentan auf die junge Pilotin aufpassen konnte, also versuchte Li-Ann krampfhaft nicht zu schreien. Den starken Schweißausbruch konnte sie aber nicht verhindern.
    Bekka übernahm die Führung und öffnete per Codeeingabe eine Tür. Lautlos verschwand diese in der Wand. Sie betraten eine Wohnung. Sie war groß und geräumig. Ein Sofa vor einer riesigen Glotze. Ein kleiner, gläserner Tisch teilte sie von einander. Waffen lagen auf dem Tisch. Wo auch immer sie waren, sie waren am Ziel.

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