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Thema: Ostagar

  1. #1
    Newbie Avatar von Ceirinn Velaenor
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    Standard Ostagar

    Ostagar ist eine ursprünglich tevintische Grenzfeste südlich des Königreichs, die - im Gebirgspass zwischen Korcari Wildnis, Hinterlande sowie Südhügel errichtet - das Tevinter-Imperium vor chasindischen Eindringlingen schützte. Heute ist Ostagar praktisch eine Ruine, die - für das Gefecht gegen die Dunkle Brut zur Zeit der Fünften Verderbnis als Austragungsort erkoren - ein Massengrab der fereldischen Streitkraft sowie König Cailans geworden ist.

    ___________________
    Ostagar – Waldrand

    Spät am Abend der Schlacht


    Es regnete noch immer in Strömen, Blitze durchzuckten den Himmel und der schneidende Wind zerrte nach wie vor an ihrer völlig durchnässten Kleidung, aber es kümmerte längst niemanden mehr, nichts davon. Es hatte in jenem Moment seine Bedeutung verloren, in dem die ersten Kreaturen der dunklen Brut aus den Untiefen der Korcari-Wildnis gestürmt waren und die beiden Streitmächte sich ineinander verkeilt hatten, als die brennenden Geschosse ihrer Katapulte einen Regen aus Feuer und Stein über die Ruinen gebracht hatten und als die Schreie begonnen hatten.
    Sie überlagerten inzwischen jedes andere Geräusch: Das Heulen des Windes, das Klirren der Schwerter, das Gebrüll der verderbten Kreaturen. Schreie der Sterbenden, der Kämpfenden, derer die bereits flohen und diejenigen Schreie, die einem noch immer im Kopf nachhallten, Schreie der Toten…

    Einige der Magier, die Ceirinn noch aus dem Turm gekannt hatte lagen bereits tot und verstümmelt irgendwo im Schlamm, begraben unter weiteren Leichen der dunklen Brut oder der Soldaten des Königs. Sie wusste nicht, wie viele außer ihrer kleinen Gruppe überlebt hatten und der Erbauer mochte ihr verzeihen, sie konnte sich im Moment auch keine Gedanken über das Schicksal der anderen machen, war es doch mehr als fraglich, ob sie selbst den Kampf überstehen würde.

    Die dunkle Brut hatte sie bis an den Waldrand zurückgedrängt und abgeschnitten, die meisten von ihnen erschlagen – vermutlich wären sie alle längst tot gewesen, wären nicht vier der Zirkelmagi Teil der kaum mehr zwanzig Mann starken Gruppe gewesen, die nun um ihr nacktes Überleben kämpfte, zu stolz oder zu dumm, um schreiend in den Wald zu fliehen, wie es so viele andere bereits getan hatten und unfähig noch weit länger gegen die Flut der dunklen Brut zu bestehen, die sich ihnen entgegen warf…
    Es waren allesamt Soldaten aus den Reihen des Königs, die sich dem Feind entgegenstellten und versuchten, ihn von den vier verbliebenen Magiern fern zu halten. Der Verzauberer Angus hatte das Kommando übernommen, ohne dass irgendjemand ihn in Frage gestellt hätte, beharkte die dunkle Brut mit vereinzelten magischen Attacken und brüllte ansonsten kaum mehr verständliche Anweisungen durch ihre eigenen Reihen. Gemeinsam mit dem elfischen Magier Alryn versuchte er gleichzeitig verzweifelt, die Wunden der verbliebenen Krieger zu heilen und sie alle in irgendeiner Weise am Leben zu halten, während Ceirinn und der menschliche Elementarmagier Darren inzwischen nichts weiter tun und sich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnten, als so viele der Kreaturen zu töten wie nur irgend möglich.

    Es glich im Grunde einem Alptraum, tausende Kreaturen, die aus der Dunkelheit strömten, gnadenlos alles und jeden abschlachteten und durch nichts mehr aufgehalten werden konnten. Man war unfähig, etwas anderes bei diesem Anblick zu empfinden als Angst, Verzweiflung, Grauen, aber man konnte auch nicht wegsehen, nicht einfach fliehen. Es war wie ein unerklärlicher Zwang, das Ende von all dem nicht einfach so an sich vorüberziehen lassen zu können, kämpfen zu müssen, durchhalten zu müssen, auch wenn man bereits wusste, dass alles verloren war…

    Ceirinns gesamte Konzentration galt inzwischen nur noch den Kreaturen, die auf sie zuströmten und von den wenigen verbliebenen Männern des Königs kaum noch zurückgehalten werden konnten. Sie nahm nichts weiter wahr als grotesk verzerrte Fratzen, seelenlose Augen, Schreie und Gebrüll in der Ferne… selbst die Rufe der Männer, die nur wenige Meter von ihr entfernt standen drangen kaum zu ihr durch, lediglich gedämpft, als würde sie sie durch einen dichten Schleier rufen hören. Ihr gesamter Fokus lag einzig und allein auf den Kreaturen der dunklen Brut und dem Aufbringen der stetig an ihr zehrenden magischen Attacken, die sie ihnen entgegenschleuderte. Es waren lediglich einfache telekinetische Manifestationen ihrer magischen Kraft, teilweise kaum noch stark genug, ernsthaften Schaden anzurichten, aber dennoch effektiver als die magischen Geschosse, die sie mit Hilfe ihres Magierstabes hätte erzeugen können. Wenn sie die dunkle Brut zumindest kurz außer Gefecht setzte oder verwirrte reichte es immerhin schon aus um einem der Krieger den Todesstoß zu ermöglichen, aber das würde nicht ewig so weitergehen können. Ceirinns Kräfte schwanden und mit jedem weiteren Angriff fühlte sie sich ausgelaugter, schwächer und zugleich unfähig einen der Lyriumtränke zu verwenden, die sie noch immer bei sich trug, denn jede Unterbrechung ihrer Konzentration konnte tödlich sein, wenn nicht für sie selbst, dann für einen der anderen.

    Einer der Männer zu ihrer linken schrie plötzlich auf, so grauenhaft hoch und voller Schmerz, dass Ceirinn beinahe nicht gewagt hätte ihren Blick in diese Richtung zu lenken, wo sie den Körper des Soldaten soeben zu Boden stürzen sah - das Blut strömte regelrecht aus dem blutigen Stumpf an seiner rechten Schulter, der einmal ein Arm gewesen war und dessen zugehöriges Glied noch immer in den nicht völlig abgetrennten Teilen der Armpanzerung baumelte. Die Augen des Mannes standen weit offen, waren bereits glasig geworden und mit einem Ausdruck schierer Ungläubigkeit auf seinen verstümmelten Arm gerichtet.
    Der Hurlock, der ihn verwundet hatte, stieß dem am Boden liegenden ohne jedes Anzeichen einer Empfindung sein kantiges graues Schwert in den Hals, zog es beinahe in der selben Bewegung wieder hervor und richtete den milchigen Blick direkt auf Ceirinn die unweigerlich zusammenzuckte und inmitten all dieser Schrecken einen verwunderlich klaren Gedanken fasste.
    Was auch immer diese Kreaturen sind, beim Erbauer, eine Seele haben sie nicht.

    Mit einem Schnarren und Grunzen stürmte die Kreatur los, direkt auf die elfische Magierin zu, die geistesgegenwärtig ihren Stab nach oben riss, ihre verbliebene magische Kraft bündelte und sie der Bestie in Gestalt eines telekinetischen Schlages entgegenschleuderte, der sie durch pures Glück direkt am Kopf traf und die ohnehin schon hässliche Visage in ein widerliches Gemisch aus Blut und Knochen verwandelte, das bereits im nächsten Moment mit dem Sturz der Kreatur den Böden küsste.
    Ceirinn keuchte, ihr gesamtes Sichtfeld verschwamm für einen kurzen Moment und sie glaubte fast, das Bewusstsein zu verlieren, als sich auch schon der vertraute Tunnelblick wieder einstellte und ihre Gedanken erneut klarer wurden.
    Sie musste weitermachen, der Kampf war noch nicht vorbei und noch mehr dunkle Brut stürmte auf sie ein und es waren kaum noch genug ihrer eigenen Männer vorhanden, um die eben entstandene Lücke zu schließen. Sie musste nur töten und sie wollte auch nicht über irgendetwas anderes nachdenken, denn es hätte sie lediglich gelähmt, sich erneut darüber bewusst zu werden, in welcher Situation sie sich soeben befand. So allerdings hielt ihre eiserne Konzentration auf den Kampf ihre Angst unter Kontrolle, bändigte die Panik, die sie noch immer wie ein kaltes Ziehen in ihrer Brust spürte.

    Hektisch ließ Ceirinn ihren Blick ein weiteres Mal über die auf sie eindrängenden Kreaturen gleiten, pickte sich einen der Hurlocks heraus und hatte soeben begonnen, ihr Mana für einen weiteren Schlag zu fokussieren, als ihr einiger Meter hinter ihrem ursprünglichen Ziel ein unnatürliches Leuchten auffiel, ein magisches Leuchten, das sie bereits nach einem weiteren prüfenden Blick als Beschwörungszauber eines Genlock-Gesandten identifizierte. Ironischerweise mischten sich bei diesem Anblick Hoffnung und Furcht miteinander, denn ein gegnerischer Magier konnte mit Leichtigkeit der ausschlaggebende Faktor für Sieg und Niederlage sein, war aber gleichzeitig genau das, was sie sich unter einem geeignete Gegner für sich vorstellte. Nicht nur, dass es ihr ein leichtes sein würde, seine Magie eine gewisse Zeit lang abzuhalten, solange sie nicht in ihrer Konzentration gestört wurde, sie konnte auf diese Weise sogar einen Teil des Manas der Kreatur abzweigen und für sich selbst nutzen. Der Magier hatte höhere Priorität, sodass Ceirinn den eben vorbereiteten Zauber augenblicklich abbrach und die pulsierende magische Energie sich wieder ins Nichts verflüchtigte.

    Ihre Konzentration galt nun voll und ganz der Kreatur, deren unvollendeter Zauber für sie nun wie ein Leuchtfeuer in der Ferne zu spüren war – ein wirbelnder Strom aus magischer Energie, gelenkt durch das Mana im Inneren der verdorbenen Bestie. Ceirinn konnte es nun deutlich fühlen, einen pulsierenden Strom aus Energie, gezogen aus dem Nichts und geformt in dieser stofflichen Welt. Die Distanz zwischen der Elfe und ihrem Ziel begann zu verschwimmen, verlor ihre Bedeutung, als sie sich voll und ganz auf den Strom konzentrierte, die Augen schloss und ihre eigenen Kräfte allein durch ihren Willen heraufbeschwor und einem Schwertstoß gleich in das Zentrum der gegnerischen Magie lenkte.
    Sie durchstieß den Zauber ließ ihn durch ihre eigene Energie zerbersten und führte ohne zu zögern den nächsten Schlag aus, indem sie eben jene Energie weiterschnellen ließ, sie in den Geist der Kreatur versenkte und einem blutsaugenden Insekt gleich in den Strom aus Mana eintauchte, der dort floss, und es herauszuziehen begann, den Strom umlenkte und einen Teil des kostbaren Manas in sich selbst aufnahm, es regelrecht aufsog. Die Anstrengung der vergangenen Stunden hatte sie mitgenommen, geradezu ausdörren lassen, sodass die magische Energie, die sie nun wieder in sich aufnahm ihr erschien wie das Wasser einem Verdurstenden. Sie hätte liebend gerne alles genommen, was dort war, doch jener kurze Vorstoß hatte den Genlock zwar überrascht aber nicht völlig paralysiert. Die Kreatur durchtrennte das Band, das Ceirinn eben noch als Manaquelle gedient hatte mit einem hastigen Stoß des eigenen Geistes, nur um bereits im nächsten Moment selbst anzugreifen.

    Ceirinn riss ihre Augen augenblicklich wieder auf, ließ die Horden der dunklen Brut, die schwindenden Verbündeten, Unwetter sowie Blut und Gedärme, die das Schlachtfeld bedeckten wieder in ihre Wahrnehmung treten. Der Genlock schwang seinen im Licht eines Blitzes aufleuchtenden Magierstab bereits über dem Kopf, ließ ihn nach vorn schnellen und schleuderte Ceirinn ein magisches Geschoss entgegen, das sie mit dem schnellen Errichten eines magischen Schutzschildes abwehrte bevor die Kreatur zu einem zweiten Angriff ansetzte. Diesmal reagierte Ceirinn zuerst, fokussierte ihren Geist ein weiteres Mal vollkommen auf die abscheuliche Kreatur und ließ seinen eben gewobenen Zauber erlischen, bevor auch nur zu erkennen gewesen war, was das Biest vorgehabt hatte. Sie setzte augenblicklich nach, schleuderte ihm einen telekinetischen Schlag entgegen, der den Genlock immerhin kurz zurückwerfen würde und stürzte sich geistig ein weiteres Mal auf die Kreatur, erfasste das Mana des Wesens und nutzte es dieses Mal für sich selbst.
    Das hinterhältige an dieser Fähigkeit war wohl die Tatsache, dass der angreifende Magier selbst keinerlei Mana verbrauchte, abgesehen von dem, das nötig gewesen war, die Energie seines Gegners anzuzapfen und zumindest für die kurze Dauer der Verbindung in der Lage war, alles mögliche mit dem eigenen Mana des Opfers anzurichten und vielleicht sogar ein wenig für sich selbst herauszunehmen…

    Ceirinn nahm sich allerdings nicht die Zeit, einen außergewöhnlich kreativen Tod für die Kreatur zu wählen – sie sorgte schlicht und einfach in einem kleinen Wunderwerk an völliger Konzentration dafür, dass sich ein magischer Wirbel im Inneren des Genlocks bildete, sich anstaute und sich in einer kleineren Explosion entlud. Diesmal hatte die Elfenmagierin nicht ihre Augen geschlossen und konnte sehr gut erkennen, wie die Kreatur erst zurücktaumelte, dann krampfhaft zu zucken begann und letztendlich gefolgt von einem Regen aus Fleisch und Knochen ihr Leben aushauchte.

    „Ceirinn, verdammt, pass auf!“, ertönte mit einem Mal ein greller Schrei aus der Richtung, in der Alryn zuletzt versucht hatte, einem der verwundeten Soldaten das Leben zu retten. Die Elfe wirbelte herum, so schnell es ihr möglich war und erblickte nun ebenfalls, wovor der andere Magier sie hatte warnen wollen. Ein weiterer Soldat des Königs war gefallen und mehrere Kreaturen der dunklen Brut sprangen soeben über seine Leiche, zerhackten einem weiteren Mann Oberkörper und Beine, nur um nach einem weiteren durch ihre Hand verursachten qualvollen Tod in Ceirinns Richtung zu stürmen.
    Sie stolperte erschrocken rückwärts, versuchte, einen weiteren magischen Schlag gegen die Kreaturen zustande zu bringen, konnte aber die Konzentration nicht halten als sie gegen irgendetwas stieß und zu Boden stürzte. Es war die Leiche eines Menschen und Ceirinn griff bei dem Versuch, sich auf irgendeine Weise abzustützen in seine auf dem Boden vergossenen Innereien, die hervorgequollen sein mussten, als eines der Biester ihm den Bauch aufgeschlitzt hatte.
    Die junge Elfe schreckte augenblicklich zurück, vermied es, einen spitzen, mädchenhaften Schrei auszustoßen, der ihr auf den Lippen gelegen hatte und kroch stattdessen hektisch weg von der Leiche und den Kreaturen, die noch immer auf sie zukamen, zu schnell, als dass der Versuch zu entkommen etwas gebracht hätte und zu viele, als dass ein angriff von Nutzen gewesen wäre.
    Sie würde sterben, genau wie die, die vor ihr gefallen waren und denen sie dabei kaum Beachtung hatte schenken können. Eine weitere Leiche unter tausenden, die man nicht einmal mehr würde erkennen können, sollte jemals jemand die Toten von Ostagar zu bergen versuchen.

    Das letzte was sie sehen würde waren diese dreckigen Kreaturen, die auf sie zustürmten, der Sturm der sie umtoste und das schwache Licht der Feuer, die in Ostagar noch immer nicht erloschen waren.
    Ceirinn schloss die Augen, ihre Lippen begannen zu zittern und mit einem Mal war sie sich der Kälte und des Regens wieder bewusst, spürte, wie ihre durchnässten Roben sie nach unten zogen. Sie hörte die Schreie und das Gebrüll in all ihren grauenhaften Facetten und mit einem Mal traten ihr Tränen in die Augen, bitter und kalt. Ihre Lider schlossen sich und pressten eine von ihnen hervor, die mit dem Regen auf ihrem Gesicht verschmolz.
    „Erbauer…“, flüsterte sie heißer, in ihrer Stimme nichts weiter als en letztes verzweifeltes Flehen um Erlösung…

    Doch es überkam sie nicht die Kälte des Todes oder der schreckliche Schmerz, als sie von Schwertern der Kreaturen durchbohrt wurde, ganz im Gegenteil, denn mit einem Mal spürte sie Hitze, eine unglaubliche Hitze, die über sie hinwegbrandete, lodernd und begleitet von einem gewaltigen Zischen, als der Regen sich in Dampfschwaden verwandelte und gefolgt von den Schreien der dunklen Brut, die bei lebendigem Leib verbrannte. Ceirinn riss die Augen auf und war für einen kurzen Moment geblendet von den Flammen, in denen die mordlüsternen Kreaturen, die eben noch im Begriff gewesen waren, sie zu töten, soeben gebraten wurden.
    Noch immer leicht irritiert, da sie sich gerade noch darauf eingestellt hatte, in Kürze dem Erbauer gegenüberzutreten wandte sie langsam den Kopf und erblickte Darren, der sie mit vor Schrecken und Anstrengung weit aufgerissenen Augen anstarrte.
    „Alles in Ordnung?“, keuchte er mit unnatürlich hoher, kratziger Stimme, woraufhin Ceirinn nichts weiter erwidern konnte als ein schwaches Nicken.
    „Steh auf, Mädchen! Da kommen noch mehr!“, brüllte Angus von weiter hinten durch das Getöse des Sturms und der Schlacht. Ceirinn konnte ihn kaum verstehen und dennoch raffte sie sich auf, umschloss de Magierstab in ihren Händen noch fester als zuvor und versuchte verzweifelt, all die Empfindungen, die im Angesicht des Todes auf sie eingeströmt waren wieder aus ihrer Wahrnehmung zu löschen, sie nicht die Überhand gewinnen zu lassen. Der Kampf ging weiter, sie durfte jetzt nicht einfach aufgeben…

    „Das ist doch Wahnsinn!“, schrie Darren plötzlich und aus seiner Stimme konnte man die blanke Angst heraushören.
    „Die töten uns! Sie töten uns alle, genau wie den König und die verdammten Wächter und Loghain! Wir haben verloren, verdammt, lasst uns doch endlich verschwinden!“
    Ein kurzer Blick genügte Ceirinn als Bestätigung, dass der junge Magier mit den Nerven am Ende war, seine blutunterlaufenen Augen quollen regelrecht aus den Höhlen, panisch aufgerissen und tränend.
    „Halt den Mund und töte diese Missgeburten!“
    Darren zuckte zusammen, ließ ein erbärmliches wimmerndes Geräusch hören und warf einen verzweifelten Blick auf die Kreaturen, die hinter dem verlischenden Feuer bereits näher rückten.
    „Aber…“, erwiderte er, so leise, dass wohl nur Ceirinn es hören konnte.
    „Du musst durchhalten“, sagte sie, versuchte, ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen, doch sie klang letztendlich nur wenig enthusiastischer als Darren selbst und auch ihre Stimme zitterte vor Angst und Erschöpfung.
    Sie bemerkte Darrens Reaktion nicht mehr, da bereits im nächsten Moment der erste Hurlock durch die Flammen hindurch auf sie zusprang.
    Ceirinn fokussierte augenblicklich ihr Mana und schickte die Kreatur mit einem ungezielten telekinetischen Schlag zu Boden, als auch schon die nächsten Bestie auf sie zustürmten.
    Hinter ihr ertönten weitere Rufe, die sich fast nach einem Streit zwischen Angus und Alryn anhörten, doch Ceirinn war nicht fähig, sich nun auf etwas anderes als ihr weiteres Überleben zu konzentrieren.

    Darren erzeugte einen weiteren Feuerball, diesmal wesentlich schwächer als das Exemplar, dass Ceirinn zuvor das Leben gerettet hatte und schleuderte ihn erneut in Richtung der dunklen Brut. Ein weiteres Mal wurde Ceirinn in Dampfschwaden gehüllt und ein weiteres Mal nahm sie den Geruch von verbranntem Fleisch wahr.
    „Hör zu, Darren, du kannst sie hier vielleicht alleine aufhalten, ich bin dir dabei keine große Hilfe… ich versuche, Angus zu helfen, in Ordnung?“, rief sie dem Elementarmagier mit einem kurzen Blick in seine Richtung zu, doch er schien sie gar nicht zu hören.
    „Darren!“
    Er starrte noch immer wie gebannt auf einen Punkt auf dem Schlachtfeld, unweit der Stelle, an der eben noch Angus und Alryn gewesen sein mussten. Ceirinn folgte seinem völlig versteinerten Blick und wusste bereits in der nächsten Sekunde, dass es zu spät war, um auch nur einem von ihnen zu helfen.

    Die wenigen verbliebenen Soldaten hatten sich den Kriegern der dunklen Brut entgegengestellt, Angus und Alryn hinter sich, die sie bisher mit ihren Zaubern unterstützt hatten, doch nun wandten einige von ihnen der Schlacht den Rücken zu, rannten los, ließen dabei teilweise sogar ihre Waffen fallen, während Angus zurückzutaumeln schien. Auch er starrte nun etwas an, das sich aus den Reihen der dunklen Brut gelöst hatte und mit einem gewaltigen Donnergrollen auf die kleinen Gruppe zukam. Die Kreatur war riesig, ein gigantisches Monstrum, muskelbepackt mit zwei großen gekrümmten Hörnern auf dem Kopf und mit seinem Brüllen ließ es jeden von ihnen bis ins Mark erzittern. Jegliche dunkle Brut auf seinem Weg wich ihm aus oder wurde beiseite gefegt, als der Oger sich seinen Weg über das Schlachtfeld bahnte und einer unaufhaltsamen Naturgewalt gleich direkt auf Angus zustürmte. Dieser versuchte unterdessen, die inzwischen allesamt flüchtenden Männer zusammenzuhalten, doch es gelang ihm nicht. Allein der Anblick der Bestie hatte ihnen genügt, um ihr Heil in der Flucht zu suchen und somit auch den letzten Widerstand der zusammengewürfelten Gruppe zum Scheitern zu verdammen.

    Ceirinn selbst starrte nun ebenso unverwandt in Richtung der Bestie wie es Darren bereits zuvor getan hatte und mit einer gewissen Bewunderung erkannte sie, dass Angus als einziger nicht versuchte zu fliehen, sondern stur abwartete, vermutlich bereit, der Kreatur, die ihn in wenigen Sekunden erreicht haben würde alles entgegen zu schleudern, was noch in ihm steckte. Sie wusste, dass der Verzauberer gleich zerrissen werden würde, egal was er dem Oger entgegenzusetzen gedachte und dennoch konnte sie den Blick nicht abwenden. Das war es also. Angus war das einzige, was sie in irgendeiner Weise noch zusammengehalten hatte, sie hatten ihm gehorcht, auch wenn er keine offizielle Autorität besessen hatte und sie waren bereit gewesen, an seiner Seite zu sterben, um Ferelden zu verteidigen bis zu dem Moment, in dem auch der letzte von ihnen hatte erkennen müssen, dass sie keine Chance hatten, dass sie nicht das Geringste würden bewirken können.
    Ceirinn hatte es gewusst, bereits seit sich das Blatt zu ihren Ungunsten gewendet hatte und dennoch war sie nicht geflohen. Sie hatte geglaubt, ihre Pflicht erfüllen zu müssen, Ferelden im Namen des Erbauers vor der Verderbnis zu schützen, aber das hier… wäre es nicht viel mehr ihre Aufgabe gewesen, Angus und die anderen zur Flucht zu bewegen? Hätten sie so nicht zumindest einige Leben retten können anstatt nur sinnlos in einen Ameisenhaufen zu stechen? Wem war so schon geholfen…

    „Ceirinn, Darren!“
    Die beiden Magier erwachten augenblicklich aus ihrer Schockstarre und richteten den Blick auf Alryn, der ihnen durch den Regen hindurch entgegen gerannt kam, eine blutige Wunde im leichenblassen Gesicht. Er hatte bis zuletzt versucht, die Verwundeten zu heilen, doch auch er schien nun erkannt zu haben, dass es nun keinen Sinn mehr machte, zu kämpfen…
    „Worauf wartet ihr, in Andrastes Namen! Lauft oder es wird euch nicht besser ergehen als diesem alten Sturkopf!“
    Ceirinn zögerte, einen winzigen Moment lang, dann warf sie einen letzten Blick über das Schlachtfeld, von dem soeben neue dunkle Brut in ihre Richtung strömte. Sie steuerten direkt auf Ceirinn zu und sie wusste, dass sie dieses Mal allein war und dass sie keine Kraft mehr hatte, gegen all diese Bestien zu kämpfen. Sie würde sterben, wenn sie nicht augenblicklich in den Wald floh, genau wie Angus – ein kurzer Blick, den sie augenblicklich wieder abwandte verriet ihr, dass der Magier soeben in den mächtigen Pranken des Ogers in die Luft gerissen wurde.
    In diesem Moment breitete sich auch in ihr letztendlich die Panik aus, denn nun gab es keinen Grund mehr, sich zur Kontrolle zu zwingen, zur Konzentration… es war vorbei und es ging nun um nichts anderes mehr als um ihr nacktes Überleben.

    Die Elfe riss sich vom Anblick der Bestien und der Gefallenen los, von Ostagar und der Verderbnis, die von hier aus ihr Voranschreiten in Ferelden beginnen würde und rannte los, noch blässer als zuvor und ihre Schritte beflügelt von ihrer nun unkontrolliert aufwallenden Angst.
    Darren war bereits vor ihr, stolperte in den Wald hinein und warf gehetzte Blicke nach hinten, wo er nur Ceirinn und hinter ihr die dunkle Brut vorfinden würde, während Alryn ganz in seiner Nähe vorauseilte.
    Die Elfe selbst dachte inzwischen nicht mehr nach, über nichts was sie tat. Sie wusste, dass sie sterben würde, sobald sie stehen blieb oder zu langsam war, aber zugleich, dass die einzige Chance zu Überleben darin bestand, der dunklen Brut zu entkommen, so lange zu Laufen, bis die Kreaturen sie nicht mehr erreichen konnten und erst dann wieder einen Gedanken, an eine Rast zu verschwenden, mochte sie auch noch so kurz sein.
    Wenn sie nur augenblicklich geflohen wären, sie hätten womöglich den Atem für eine derartige Flucht gehabt, doch nun…

    Ihr Atem ging stoßweise, unkontrolliert, sie hatte sich eben schon völlig ermüdet gefühlt, als sie lediglich versucht hatten, ihre Position am Waldrand zu halten. Nun, da sie in den düstere Wildnis flohen, wo sie bald schon kaum noch die Hand vor Augen würden erkennen können und der Untergrund voller Gestrüpp und anderer unvorhersehbarer Hindernisse war, wurde jeder weitere Schritt zu einer größeren Tortur, Ceirinns Lungen begannen bereits nach einigen dutzend Metern zu brennen und ihre Beine fühlten sich schwach und ungelenk an. Zusätzlich wurde sie von ihren durchnässten Roben nach unten gezogen und hinter sich konnte sie noch immer die Geräusche der Schlacht hören und Rascheln im Gebüsch – sie konnte nicht sagen, ob es die Brut war oder andere Flüchtlinge, aber ihre Vorstellungskraft genügte ihr bereits, um sich selbst noch weiter anzutreiben.

    Die entfernten Feuer von Ostagar warfen schon bald kein Licht mehr auf ihre Wege, sodass sie sich an nichts weiter mehr orientieren konnte als dem Rascheln und dem geplagten Keuchen, dass Darren vor ihr verursachte.
    Äste peitschten ihr immer wieder ins Gesicht, ihre Kleidung verfing sich im Gestrüpp und ihre Füße blieben an Wurzeln hängen, die in der Schwärze der Nacht unmöglich zu erkennen gewesen waren oder rutschten auf dem feuchten teils sogar schlammigen Untergrund weg.
    Kälte Schmerzen und Furcht trieben ihr bald erneut Tränen in die Augen, doch sie konnte nicht anhalten, sie durfte nicht, denn die Bestien lauerten immer noch dort in der Dunkelheit und jagten sie – sie würde nicht so töricht sein, vom Gegenteil auszugehen, nicht solange sie noch an ihrem Leben hing.

    Sie wusste nicht, wie lange sie schon gelaufen waren, als vor ihr ein erstickter Schrei ertönte und etwas zu Boden stürzte, gefolgt von heftigem Rascheln und brechenden Ästen, als würde etwas einen Abhang hinunterrutschen und dabei sämtliches Gestrüpp auf seinem Weg mit sich reißen.
    „Verdammt!“, hörte sie Darren in die Dunkelheit hineinrufen, seine Stimme erklang nun von weiter unten, sodass Ceirinn sich langsam an den Abhang herantastete und letztendlich hastig selbst das dicht bewachsene Gefalle hinabschlitterte.
    Der andere Magier lag auf dem Rücken, alle Viere kraftlos von sich gestreckt und starrte mit noch immer vor Grauen geweiteten Augen gen Himmel. Trotz der Dunkelheit konnte sie das Weiße in ihnen sehen und das aschfahle, nass glänzende Gesicht des Menschen erkennen. Er sah zu ihr hoch als sie neben ihn trat, machte aber keine Anstalten, sich zu bewegen.
    „Alles in Ordnung?“, fragte sie rasch nach, eine gewisse Besorgnis in der zittrigen Stimme, die kaum noch mehr als ein Flüstern war, das zwischen ihren hastigen Atemstößen hervorschlüpfte.
    Um nichts in der Welt wollte sie nun vor die Wahl gestellt werden, alleine zu fliehen und Darren zurückzulassen oder einen verwundeten Magier mit sich zu zerren und dabei womöglich der dunklen Brut zum Opfer zu fallen…

    „Jaja, alles Bestens, genieße nur die Aussicht“, krächzte Darren, der noch verzweifelter nach Luft zu ringen schien als Ceirinn selbst und dessen Stimme ein seltsames Wimmern in sich trug, fast als würde er weinen.
    „Lass die dämlichen Witze, wir müssen weiter!“, fuhr sie ihn augenblicklich an, ohne jedoch wirklich wütend zu sein, ihre Nerven waren lediglich vollkommen am Ende.
    „Dann geh doch ohne mich weiter, ich kann nicht mehr, ich… das ist einfach zu viel, ich kann nicht mehr… die kriegen uns am Ende doch nur und dann machen die mit uns das gleiche wie mit… mit den anderen“, keuchte er und seine Worte wurden dabei von mehreren kurzen Schluchzern unterbrochen.
    „Das ist nicht dein Ernst und das weißt du auch“, fauchte Ceirinn, versuchte vergeblich, sich ihre eigenen Tränen nicht anmerken zu lassen und ging in die Knie. Ihre Hand tastete kurz über den feuchten Waldboden bis sie schließlich Darrens eigene gefunden hatte und fest umschloss.
    „Steh auf, wir bleiben zusammen, in Ordnung?“
    „Wo ist Alryn, der war doch noch da…“
    „Ich weiß es nicht, er… er hat vermutlich schon einen Vorsprung… es geht ihm sicher gut, aber jetzt steh auf, beim Erbauer, wir müssen hier weg!“

    Mit diesen Worten stand sie auf und zog Darren mit sich nach oben, der sich ohne weitere Widerworte von ihr mitziehen ließ. Ceirinn übernahm von da an die Führung, auch wenn sie längst nicht mehr wusste, wo sie sich befanden.
    Genaugenommen konnte sie sich ab diesem Zeitpunkt kaum noch an etwas erinnern, abgesehen von Dunkelheit, dem Ununterbrochenen Laufen und daran dass sie Darrens Hand wohl die ganze Zeit über nicht wieder losgelassen hatte.

    > Westliches Waldgebiet
    Geändert von Aquarius (04.12.2010 um 14:40 Uhr) Grund: Ortsbeschreibung hinzugefügt

  2. #2
    Newbie Avatar von Leithil
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    Ostagar – Waldrand

    Spät am Abend der Schlacht


    Leithil stand auf einer Anhöhe in der Nähe des Schlachtfeldes und beobachtete, wie das Gemetzel begann. In den letzten Tagen war sie immer wieder Dunkler Brut begegnet, jetzt wusste sie, warum.
    Trotzdem hatte sie nicht mit solchen Massen gerechnet. Bis zum Horizont war alles dunkel von Ungeheuern. Die Menschen waren im Vergleich dazu von verschwindend geringer Anzahl, eine kleine, verzweifelte Streitmacht.
    Sie war eigentlich nur hier, weil sie gehört hatte, dass sich hier Dalish aufhalten.

    Der Mann legte seine Beine auf den Tisch und nahm einen Schluck aus dem Bierkrug.
    „Unten in Ostagar sammeln sich Truppen“, sagte er. „Es gibt Gerüchte über eine neue Verderbnis. Das ist natürlich Unsinn.“
    Er lehnte sich zurück. „In Wahrheit geht es gegen die Dalish. Endlich unternimmt jemand etwas. Diese unzivilisierten Wilden hätte man schon längst in die Zivilisation bringen sollen. Bei uns in den Städten geht es ihnen viel besser, aber das sehen sie einfach nicht.“
    Leithil sah in die Glut, die im Kamin der Schenke glühte. Der Mann war dreckig und stank. Was er erzählt hatte, war aller Wahrscheinlichkeit nach falsch. Aber das war schon das dritte Mal, dass sie etwas von Dalish in der Nähe der Wildnis gehört hatte. Das war genug. Seit dem Tod ihres Meisters, vor vier Jahren, war sie jedem Gerücht gefolgt, in der Hoffnung, irgendwann einmal auf einen Clan zu treffen. Ab und zu hatte sie zwar einzelne Dalish getroffen, doch seit sechzehn Jahren war sie nicht mehr bei einem Clan gewesen.
    Es war beschlossene Sache. Morgen würde sie in die Wildnis gehen.


    Wenn hier jemals Dalish waren, waren sie jetzt entweder verschwunden oder tot. Sie würde wieder nach Denerim gehen und sich Arbeit suchen müssen.
    Die Dunkle Brut rückte immer weiter vor. Menschen starben. Ihre Schreie hallten schwach bis zu Leithil. Der Boden war bedeckt mit Leichen.
    'Alles Leben muss vergehen', sagte sich Leithil, um den Schrecken des Anblicks zu mildern.
    Die Menschen zogen sich zurück. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Dunkle Brut auch ihren Aussichtspunkt erreichen würde.
    Leithil schulterte ihren Rucksack und schob ihr Schwert zurecht. Sie drehte dem Gemetzel den Rücken zu und verschwand im Wald.

    > Denerim, Marktplatz
    Geändert von Leithil (02.05.2011 um 21:50 Uhr)

  3. #3
    Newbie Avatar von Wersaan
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    Nahe Ostagar - Tag 3
    Ungefähr 12 Uhr


    „Wersaan!“-Bilder schwirrten vor dem innerem Auge des Elfen.Ein Oger, Blut und Schmerz, eine schöne Frau, ein Magier mit den selben blauen Augen, eine Landkarte, auf der Denerim rot umkreist war und die zornigen Augen ihm unbekannter Häscher.
    Schmerz weckte ihn auf. Wersaan lag auf den Rücken, durch die geschlossenen Augen spürte er das Sonnenlicht; die sanfte Brise, die sein Gesicht streichelte,trug einen unangenehmen und penetrant süßlichen Geruch mit sich. Sein Kopf schmerzte. Er spürte, dass ihm Haarstränen im Gesicht klebten und er spürte den bekannten metallischen Geschmack im Mund. Der Elf hatte das Gefühl, als ob er auf spitzen Steinen lag, das weiche Gras erschien ihm unangenehm, seine Gliedmaßen schmerzten ihm, sein Kopf war überfüllt von Bildern, die er nicht einordnen konnte. Wersaan konnte sich auch nicht recht entsinnen wo er lag und weshalb er hier lag, die furchtbaren Schmerzen, das grausame Pochen in seinem Schädel,an ihren Grund konnte er sich ebenfalls beim besten Willen nicht mehr erinnern. Er spürte, wie etwas kaltes an seiner Brust lag, außerdem hörte Wersaan ein leises summen, es musste von Fliegen kommen.
    Unter schmerzen öffnete der blutverschmierte Elf die Augen.
    „AAHHHH!“,ein panischer Schrei entrann seiner Kehle, er sprang auf die Beine nur um dann von Schwindel und von Schmerz erfasst auf die Knie zu stürzen.
    Wo bin ich?Wer ist das?Wer bin ich?, tausende solcher Fragen paralysierten ihn. Das Gesicht in den Händen vergraben schaukelte er sich hin und her, er zitterte wie Espenlaub und warme Tränen bannten sich ihren Weg, Wersaan wusste nicht weshalb. Vermutlich lag es daran, dass dort, wo Erinnerungen sein sollten eine klaffende, kalte, schwarze Leere seinen Verstand ausfüllte.
    Schnell atmend wusch Wersaan sich schließlich die Tränen aus dem Gesicht. Sein Blick war an die Leiche der schönen Frau geheftet.
    Das bleiche Gesicht war in einer Totenmaske erstarrt,er blickte in die trüben Augen, bei denen Wersaan aus unerfindlichen Gründen dachte, dass sie irgendeinmal blau gewesen sein mussten. Ihr Mund war weit geöffnet und Fliegen,Wespen,Ameisen und sonstiges Getier krabbelte über das bleiche Antlitz, verlor sich im langem, blutverschmiertem Haar.
    Wersaans blick glitt weiter, bleib bei zwei Beinstümpfen hängen.
    Die Frau...Sie muss zu mir hingerobbt sein...Wieso?Ist sie meine Schwester? Ist sie meine Geliebte?Und was ist hier passiert?Warum ist hier alles tot?
    Mit Mühen richtete der Elf sich auf, dass einzige, woran er sich erinnern konnte,war ,wie die Frau ihn gerufen hatte, Wersaan musste folglich sein Name lauten...Sein Blick wanderte über die weite Ebene, die übersät war mit halb zerfressenen Leichen von Kämpfern aller Rassen und Geschlechter und er sah auch die Kadaver seltsamer und äußerst hässlicher Geschöpfe.Ihm fiel auf, dass keinea dieser Ungeheuer auch nur angenagt worden war. Selbst die überall herumschwirrenden Wespen und Fliegen hielten sich von diesen Geschöpfen fern.
    Ich muss hier fort.Wasser...Ich brauch Wasser....,schoss es dem Elfen durch den Kopf, er leckte sich über die aufgeplatzten und verkrusteten Lippen. Sein Hals fühlte sich an, als hätte er billigen Wundreiniger getrunken und er wünschte sich im Moment nichts mehr, als seinen blutverschmierten Schädel und die von ihn ertastete Kopfwunde im klaren, kalten Wasser zu kühlen.

    Schwankend versuchte er sich aufrecht zuhalten. Vergeblich. Auf allen Vieren musste er sich übergeben, vor seinen Augen tanzten bunte Schemen und sein Blick wanderte noch einmal zu der Leiche der schönen Elfe,die ihn mit toten Augen leblos anstarre.
    „Na, weißt du wer ich bin? Wersaan hast du mich genannt, stimmt's? „,krächtze er,“ Na, meine Schöne, warum erzählst du mir nicht, wer wir sind? Oder wo wir sind? Ein 'Weshalb wir hier sind' würde mir aber auch schon genügen, nicht das du dich überanstrengst.“ Urplötzlich lachte Wersaan auf. “Nein, bleib lieber still. Schüchterne Frauen haben etwas sehr reizendes an sich...Mir kam grad' in den Sinn, was wäre, wenn du wirklich antwortet würdest....Ekelig - ekelig.“,damit beendete Wersaan den merkwürdigen Dialog und verfiel in ein Gespräch mit seiner eigenen Wenigkeit:“ Wersaan?Wersaan....We-e-r-s-a-a-a-a-n...“,dehnte der Elf seinen eigenen Namen,“Du schließt der Schönheit jetzt brav die Augen und bedeckst sie zunächst mit deinem Mantel, dann suchst du deine sieben Sachen und versuchst ohne dabei auf heldenhafte Art und Weise um zukommen Wasser zu finden und dich zu erinnern, wo dein Platz in dieser Welt ist. Ja, ja...“
    Nachdem Wersaan seinen Worten Taten folgen ließ und mit einem kleinen Beutel schwankend aufrecht stand verließ er das Schlachtfeld und eine Trauer ergriff ihn, wobei er erneut nicht wusste, weshalb.Er vermisste die tote Schöne, von der er nicht einmal wusste, wie sie hieß...
    Während er auf der Suche nach Wasser war, erblickte er in einiger Entfernung eine Straße, die er als sein neues Zielt festlegte.Wo Reisende sind, muss Wasser sein....
    Mit Mühen, von Schmerz gepeinigt, machte er einen Schritt nach dem anderen, die Last des Schwertes und des Dolches, die links und rechts an seinem Gürtel befestigt waren, erschien ihm unerträglich schwer, und während er mit der Versuchung kämpfte, all seine Ausrüstung einfach abzulegen, versuchte Wersaan sich einen Plan zu konstruieren.
    Was weiß ich über mich? Nichts. Ich weiß aber, dass ein einen Magier in Denerim suche. Ich muss also nach Denerim. Ich muss also heraus finden ,wo ich bin, und mit Hilfe der Karte irgendwie dort hin gelangen. Ich brauche ein Pferd, also brauche ich Geld. Ich bräuchte also Arbeit- Wasser!
    Er kniete übereilig über der kleinen Quelle und versuchte gierig zu trinken, scheiterte jedoch und knallte mit voller Wucht auf den scharfkantigen Quellenboden, doch da das Wasser zwischen den scharfen Steinchen versickerte genoss Wersaan einfach nur den kühlen Wasserstrahl, der seine ausgetrockneten Lippen anfeuchtete und ihm die Blutkursen aus den Haaren und dem Gesicht wusch und ignorierte den Schmerz.
    Nach einer halben Ewigkeit richtete der verwundete Elf sich auf und taumelte Richtung Straße. Wersaan verlor jegendliches Zeitgefühl und als er schließlich erschöpft am Wegrand zusammensackte, den Beutel mit seinem Habe in der Hand, war er nicht nur komplett entkräftet auch Bilder schwirrten immer noch in seinen Kopf, die vergeblich versuchte zu ordnen...
    Geändert von Wersaan (21.07.2011 um 23:10 Uhr)

  4. #4
    Newbie Avatar von Wersaan
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    Irgendwo bei Ostagar- Tag 3
    c.a. 2 Uhr nachts


    Es war das Gefühl banaler Angst, dass ihn aufweckte, begleitet von einen furchtbarem Schmerz.
    Wersaan machte die Augen auf. Der Nachthimmel war klar, doch eine bedrückende und merkwürdige Stille ließ ihn die Schönheit der Sterne vergessen,denn es war Kein Zirpsen, kein Knirschen und Heulen oder Zwitschern zu hören.
    Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund, doch er fühlte sich zu schwach, um seine Tasche nach seinem Trinkbeutel zu durchwühlen.
    Mit Mühen richtete der Elf sich auf, blinzelnd versuchte er sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, doch der pochende Schmerz, der von der großen Wunde seitlich seines Kopfes ausging, beanspruchte Wersaans Verstand nur für sich allein.
    Mit einer Hand versuchte er zaghaft die Wunde zu berühren.
    Sie ist warm....Wahrscheinlich eitert sie....schoss es ihm durch den Kopf.
    Er versuchte sich zu erinnern, wie er hier hin kam, doch ihn begrüßte erneut eine klaffende leere anstatt eines Gedächtnisses, kühl und weit entfernt wie die dunklen Wolken, die den Mond verdeckten und somit Wersaan in fast kompletter Schwärze zurück ließen.
    Auf einmal hörte er Schritte, begleitet von einem Klirren.
    Bewaffnete...!Instinktiv langte er nach seinen Waffen und zog sich an einem Baum hoch.
    Der Elf blinzelte und kniff die Augen zusammen, doch außer den bunten Schemen, die in einem wildem, schamanistischen Tanz vor seinen Augen sprangen und wirbelten konnte er in der Dunkelheit nichts erkennen.
    Müde schloss er die Augen,als ihn plötzlich etwas von der Seite an rempelte.

    Erschrocken wich Wersaan zurück, er erkannte nur vage ein kleines, hässliches Gesicht, bewaffnet mit einer groben Axt oder einem Knüppel, das gierig die Zähne bleckte und einen widerwärtigen Geruch nach Moor, Fäulnis und Tod von sich gab.
    Nur durch einen Zufall konnte Wersaan den ersten Hieb des Genlocks parieren.
    Das Untier entblößte jedoch erneut nur angriffslustig die Zähne.
    Lächelt es?-Es spielt mir mir !
    "So leicht kriegst du mich nicht!",brüllte Wersaan wütend in die Dunkelheit. Ein Feuer erwachte ihn ihm, begleitet von Bildern, die endlich eine Reihenfolge ergaben...

    ...."Wenn du die Nacht überlebst!“- "Und pass' bloß auf, dass du dir vor Angst nicht die Beine bepisst, du elfischer Hurennsohn!", hörte Wersaan den bulligen Mann mit der Narbe rufen- das Bild verschwand und er blickte in zwei blaue Augen und in ein junges Mädchengesicht.
    "Ich bin Elion. Das ist Efal, mein Bruder"...
    "Na, du Mistkäfer, wie gefällt dir das?",brüllte Alvund und ein weiteres Mal traf die Peitsche die helle Haut des jungen Elfen,"Na, warum schreist du denn nicht? Bin ich dir zu sanft? Dich werd' ich noch zum singen bringen, du wertloser Dreckhaufen", und immer wieder trafen die Lederrimen Wersaans Rücken...


    Vor Wut rasend schlug Wersaan immer stärker und schneller auf den Genlock ein, vergessen war der Schwindel und der Schmerz, wutentbrannt brüllte er etwas unverständliches in die Nacht. Mit flammendem Blick traf der Elf das Ungeheuer mit dem Schwertknauf auf die verzerrte Grimasse, er hörte die Zähne des Genlocks splittern. Schließlich stach er sein Schwert durch die Brust des Wesens, sodass die vom Blut fast schwarz gefärbte Klinge aus dem Rücken der dunklen Brut herauslugte.

    "Na, bin ich immer noch ein leichtes Nachtmahl für dich?"; erkundigte sich der Elf spöttisch und kostete seinen Triumph aus. Sein Herz raste und nach und nach realisierte er erneut die Schmerzen und den Schwindel, dessen Verursacher die Wunde an seinen Kopf war.
    Urplötzlich verzog sich das Gesicht der noch lebendigen Kreatur zu einer Grimasse und es spukte dem Elfen ins Gesicht, bis der leblose Körper schlaff von Wersaans Schwertklinge rutschte.
    Angewidert versuchte Wersaan sich das Blut der dunklen Brut aus dem Gesicht zu wischen.
    Es stank bestialisch, von ekel und Abscheu überrannt spukte der Elf immer wieder aus, doch der brennende Geschmack aus seinem Mund schien sich in ihm zu verbreiten, füllte selbst das kleinste Äderchen in ihm aus. Wersaan hatte das Gefühl, dass sein Blut zu kochen begann.
    Keuchend glitt der Elf auf die Kniee , das Schwert entglitt ihm fast aus der Hand, doch er klammerte sich an es, wie ein Ertrinkender nach einem Strohhalm greift.
    Was...Was ist mit mir los...?

    Hechelnd und schnell atmend erhob der Elf sich wieder, glaubte Schritte gehört zu haben.
    Ich muss fort.Hier ist es nicht sicher...Ich muss....Ich brauche Hilfe...
    Schwankend schritt Wersaan durch die Dunkelheit und der trüb leuchtende, halb verdeckte Mond war der einzige Wegweiser, der ihm blieb...

    >Hinterlande
    Geändert von Wersaan (03.08.2011 um 00:50 Uhr)

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