Hier der Anfang einer kleinen Fingerübung, die ich aus langeweile geschrieben habe. Ich habe die ME Bücher nicht gelesen, meine hintergrundinfos stammen aus dem Spiel und der Wiki, also wenn sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen hat, bitte melden. Sonsten bin ich für kritik und Morddrohungen offen xD.

Die Pilgerreise

Die Quarianerin betrachtete ihr Gesicht im Spiegel, die Augen, die schmale Nase, den Mund. Natia’Kara prägte sich jedes Detail ihrer sanften Züge ein. Es würde vielleicht sehr lange dauern bis sie sich wieder so sehen konnte. Nicht das sie bisher häufig die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Das letzte Mal war vor fast einem Jahr, als sie sich bei einem Unfall auf dem Achterdeck den Anzug so zugerichtet hatte, dass fast alle Versiegelungen beschädigt wurden. Die Luft auf der Umar mochte gefiltert sein, trotzdem zog sie sich damals die Schlimmste Infektion ihres noch jungen Lebens zu und musste drei Wochen unter Beobachtung auf der sterilen Krankenstation verbringen. Damals hatte sie sich einen Moment lang im selben Spiegel betrachten können vor dem sie jetzt stand.
Damals wie heute fragte sie sich was eigentlich mehr ihr wahres äusseres war, der rötlich braune Helm der im Moment auf dem Krankenbett hinter ihr lag oder das Gesicht darunter.
Sie legte ihre dreifingrige Hand auf die Glatte Oberfläche des Spiegels, sie wusste, dass er kühl sein musste, doch der Handschuh ihres Anzuges schirmte sie von diesem gefühl ab. Das Gewebe mochte noch so gefühlsecht sein, solch schwache Nuancen konnte er nicht vermitteln.
Die Sprechanlage neben ihr erwachte knisternd zum Leben. „Natia, es wird Zeit“, ermahnte sie eine sanfte Frauenstimme.
Natia ignorierte sie. Stattdessen legte sie ihre Stirn auf den Spiegel, blickte sich direkt in die Augen. Die Oberfläche war wirklich kühl, sie spürte einen Sanften Schauer.

„Natia’Kara du solltest kommen“, die Stimme in der Sprechanlage war nun ganz offensichtlich ungeduldig.

Es war leichtsinnig was sie gerade tat, selbst in diesem Reinraum konnte sie sich an dem Spiegel etwas einfangen. Ihre Mutter würde toben wenn sie davon erfuhr, aber ihr war es egal, sie wollte sich diese sanfte Kälte einprägen, genau so wie sie sich ihr Gesicht eingeprägt hatte. Etwas starkes, dass sie an zuhause erinnerte.

„Natia’Kara nar Umar“, dieses mal war die Stimme laut ,„alle warten auf dich, es ist sehr unanständig sie alle warten zu lassen.“

Natia schnaubte, löste sich vom Spiegel und drückte den Knopf an der Sprechanlage „Ja Mutter, ich komme sofort“ ihre eigene Stimme klang seltsam ohne den Helm, eine spur unechter als sonst. Oder war es eine spur echter?

Sie wand sich vom Spiegel ab und griff nach einer kleinen weissen box, die auf einem Tischchen neben dem Krankenbett lag. Sie öffnete sie, nahm eines der Desinfektionstüchern heraus und wischte sich die Stirn ab. Danach nahm sie den Helm vom Bett und legte ihn in den Sterilisator, der direkt neben der Schleuse zur Krankenstation stand. „Sicher ist Sicher“, hatte man ihr in der Vorbereitungszeit auf die Pilgerreise immer wieder wie ein Mantra vorgebetet. „Auf Quarianischen schiffen kann man sich hin und wieder Fehler leisten. Aber draussen im Universum, mit all seinen Erregern kann eine Nachlässigkeit tödlich enden.“ Hatte ihr ihre Mutter immer wieder gesagt. Schon lange vor der Vorbereitungszeit. Eigentlich sagte sie so etwas - oder ähnliches - schon so lange Natia sich erinnern konnte. Sie grinste bei dem Gedanken.
Das grüne Licht am Sterilisator verkündete, er habe seine Arbeit erledigt. Sie nahm ihren Helm heraus, blickte noch mal wehmütig zum Spiegel, und setzte ihn auf. „Na dann mal los“, murmelte sie, als sie die Dekonterminierungskammer betrat.