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  1. #151
    Newbie Avatar von Jason Leonard Church
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    Antirumgon
    Narshad
    Erste Ebene


    Jason wusste nicht genau, wie lange er geschlafen hatte, nur, dass das Erwachen nicht gerade angenehm war. Er hatte zusammengerollt auf der Seite gelegen, bis ein Fuß, der ihn auf die andere Seite rollen ließ, ihn unsanft weckte, begleitet von einer donnernden, nervtötenden Stimme – zumindest nervtötend, wenn man gerade noch tief geschlafen hatte. Es erinnerte Jason an die Grundausbildung, wo er immer von seinen Sergeants ähnlich grob geweckt wurde. Besonders begeistert war Jason von der Art nicht, denn er schlieft sowieso sehr schwer ein und wenn er mal eingeschlafen war, war der Schlaf trotzdem von einigen natürlichen Unterbrechungen geplagt.

    „Aufstehen; Corporal, verdammt, Bewegung, looos! Oder wollen sie, dass ich sie gleich wieder zurückschicke, um der Legionsführerin die letzte Ehre zu erweisen?“ Beim Gedanken daran, sich stundenlange Predigten anhören zu müssen und dabei pausenlos, ohne sich zu rühren, stramm zu stehen, verließ Jason dazu, sich schnell aufzusetzen, sich kurz die Augen zu reiben und dann, nachdem er schlussendlich aufgestanden war, zu salutieren. Mit noch etwas vom Schlaf heiserer Stimme sagte er: „Corporal Jason Church, zu Diensten, Sir.“

    Jetzt wo diese Förmlichkeit erledigt war, sah sich Jason den Chief etwas genauer an. Sie war eine Asari, ziemlich das Gegenteil von groß und ziemlich hübsch, selbst für eine Asari, was erstens irgendwie nicht zu ihr passte und zweitens er im nächsten Moment bereits wieder vergaß: „Ach, was?! Glauben sie, ich hätte mir ihre Akte nicht angeschaut? Kriege ich jetzt etwa noch einen Hund vorgesetzt?“ Jason war es gewohnt, dass manche Vorgesetzten lieber ihre Truppe niedermachten anstatt sie zu motivieren, und es interessierte ihn auch nicht. Er hatte sich angewöhnt, Beleidigungen, und schlichten Hohn zu ignorieren, wenn sie nicht konstruktiv waren. Allerdings irritierte ihn die letzte Bemerkung. Hund?! Als die Asari die gefurchte Stirn sah, die bei den letzten Worten von ihr unbemerkt von Jason gebildet worden ist, grinste sie boshaft. Sie deutete auf jemand, der sich außerhalb von Jasons Blickfeld befand. Jason blickte in die Richtung, in die sie deutete und entdeckte einen Turianer, der zwar stillstand und ihnen zugewandt war, allerdings sah er sich ständig in Quartier, in dem sie sich befanden, um. Als er genauer hinsah, erkannte Jason, dass er vom Rang Master Sergeant war. Er salutierte erneut, dem Turianer dieses Mal zugewandt und sagte knapp: „Sergeant!“ Nach diesem Wort hatte Jason anscheinend das erste Mal die Aufmerksamkeit des Sergeant’s auf sich gezogen. Dieser musterte Jason nun, zwar interessiert, aber irgendwie auch mit einer Spur Skepsis. Jason fühlte sich etwas unbehaglich, aber er behielt seine Harte, ausdruckslose Mine bei.

    „So, ha’m wa’s bald? Oder wollt ihr euch noch beschnüffeln? Leute, wir haben nicht ewig Zeit!“

  2. #152
    Newbie Avatar von Garett Morrtarus
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    <<<< Antirumgon ; Narshad - Raumhafen
    >>>> Antirumgon ; Narshad - Erste Ebene


    Stillschweigend beobachtete Garett, wie F'Teras ihrem scheinbaren Lieblingshobby nachging. Bevor die beiden Legionäre den kleinen Raum betreten hatten, hatte der Turianer im Geiste aufrichtig dafür gebetet, dass Corporal Church bereits fertig und marschbereit auf sie warten und so die sowieso bereits miese Laune der Asari etwas erheitern würde. Natürlich kam es, so wie alles, für das der Turianer im voraus betete, vollkommen anders.

    Armer Kerl. Er sieht eigentlich ganz anständig aus. Und vorallem nicht so, als hätte er mit einer wie dem Master Chief gerechnet. Armer Kerl, wirklich...

    "Sergeant!"

    Huh? Was? Ich?

    Der unvorhergesehene direkte Gruß des Corporals ließ ihn kaum merklich zusammenfahren, der im Raum umherschweifende Blick des Turianers fand auf dem ernsten Gesicht des Menschen seine Ruhe. Eine geraume Weile versuchte Garett, der keinen Hehl aus seiner Neugier machte, aus den Gesichtszügen seines Gegenübers zu lesen. Doch wie die meisten Soldaten trug auch Jason gegenüber seinen Vorgesetzten eine starre Maske, die für eher simpel gestrickte Naturen nur schwer zu durchschauen war. Als Master Chief F'Teras das Wort wieder ergriff, hatte Garett bereits aufgegeben.

    „So, ha’m wa’s bald? Oder wollt ihr euch noch beschnüffeln? Leute, wir haben nicht ewig Zeit!“

    Ja. Bloß raus hier. Diese Stadt fängt an zu nerven.

    "Ja, Sir. Bereit." antwortete Master Sergeant Morrtarus mit einem schlichten Nicken, welchem die Asari sowieso keine Beachtung schenkte. Erst als auch der Corporal keine Einwände zeigte, stolzierte sie mit erhobenem Kinn als erste aus der Tür.

    Der Spaß fängt jetzt erst an.

    Bevor er ihr nachfolgte grummelte der Turianer kaum hörbar ein paar Worte in die Richtung des kleinere Mannes.

    "Dank deinem Gott dafür dass der Master Chief auf unserer Seite steht. Sie hat scheinbar schlecht geschlafen, oder gefrühstückt, oder beides. Halt einfach den Kopf unten, dann überlebst du die Sache."
    Geändert von Garett Morrtarus (10.08.2009 um 02:28 Uhr)

  3. #153
    Newbie Avatar von Jason Leonard Church
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    Antirumgon
    Narshad
    Erste Ebene

    4:30 Uhr


    Der Turianer und Jason trotteten der Asari, die aus dem Quartier herausging, brav im Schlepptau hinterher, allerdings grummelte der Turianer noch „Dank deinem Gott dafür dass der Master Chief auf unserer Seite steht. Sie hat scheinbar schlecht geschlafen, oder gefrühstückt, oder beides. Halt einfach den Kopf unten, dann überlebst du die Sache." Hmpf, gut geschlafen habe ich auch nicht, vom Frühstücken ganz zu schweigen, dachte er, während seine Gedanken zu einem leckeren, belegten Brötchen mit Omelett wanderten, was Jason’s Magen ärgerlich grummeln ließ. Der Fraß im GFL-HQ auf der Citadel war nicht gerade beliebt, zumindest wenn man keine Kontakte in einen der vielen Café’s im Eingangsbereich hatte, um sich zwischen den Mahlzeiten die ein oder andere vernünftige Mahlzeit zu gönnen.

    Nach einigen Minuten, in denen sie ohne Pause dem Chief hinterherliefen, die sich anscheinend pudelwohl in dieser Umgebung fühlte, versuchte Jason, ein Gespräch mit seinem Mitleidenden anzufangen. "Nun, Sir… Wie sind sie denn unter dem Kommando von F’Teras gelandet?“

  4. #154
    Newbie Avatar von Garett Morrtarus
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    Antirumgon ; Narshad - Erste Ebene


    Statt einer direkten Antwort bekam der Corporal lediglich ein Schnauben zu hören, welches sowohl auf Belustigung als auch Erstaunen hindeuten konnte. Garett war sich selbst nicht sicher, welches Gefühl überwog.

    Was für eine absurde Frage. Die selbe könnte er sich doch selbst stellen. Anständig ist er, ja. Und leider auch naiv.

    Nach einer darauf folgenden kurzen Schweigepause rang sich der Turianer schließlich doch noch zu einer Antwort durch, welche er jedoch wie zuvor in einem gedämpften Tonfall aussprach, da er befürchtete, F'Teras könnte darin wieder Anlass für eine weitere Explosion sehen.

    "Das Ganze war ziemlich spontan. Bis gestern hatte ich hier meinen Urlaub..." Die Art, wie er dieses Wort aussprach machte deutlich, dass er selbst nicht viel davon hielt. "... verbracht. Das kam denen auf der Citadel wohl gelegen. Hmpf."

    "... und jetzt habe ich die hier am Hals.", sollte ich wohl noch ergänzen.

    Einen Moment lang wirkte es fast so, als hätte der Turianer diesen Gedanken laut ausgesprochen, denn F'Teras warf einen gereizten Blick über ihre Schulter der den großgebauten Mann reflexartig zusammenzucken ließ. Doch als sie, sichtlich zufrieden über diese Reaktion, ihren Blick wieder nach vorne wandte, atmete er erleichtert aus.

    Diese Asari...
    Geändert von Garett Morrtarus (10.08.2009 um 04:02 Uhr)

  5. #155
    Newbie Avatar von Jason Leonard Church
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    Antirumgon
    Narshad
    Erste Ebene

    4:37 Uhr


    Nachdem Jason auf seine gestellte Frage nur ein Schnauben zu hören bekam, verdrehte er erst ungesehen genervt die Augen. Von Konversationen pflegen hast du wohl noch nie was gehört, hm? Doch nach einigen Sekunden Pause erhielt der Corporal doch noch eine Antwort. "Das Ganze war ziemlich spontan. Bis gestern hatte ich hier meinen Urlaub... verbracht. Das kam denen auf der Citadel wohl gelegen. Hmpf." Jason begann zu überlegen. Urlaub? Auf diesem Planeten? Und ganz zufällig werden wir dann alle hier zusammengetrommelt, ohne uns zu sagen, wieso? Sieht für mich ganz so aus, als wäre dies ein Auftrag der etwas geheimeren Art. Nur warum habe ich dann erst so spät den Marschbefehl erhalten? Jason hörte auf, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob diese Operation nun zur untersten Schublade der GFL gehörte, so weit unten, dass nicht einmal die Soldaten davon wissen durften… Und überlegte, wie lange die Asari sie wohl noch durch die Gegend chauffieren würde.

    Sie kamen zu einem Fahrstuhl, den sie, nachdem er auf ihrere Ebene angekommen war, auch nahmen und fuhren hinunter, zum Raumhafen. Verschwinden wir etwas sofort wieder vom Planeten?! fragte sich Jason verwundert im Stillen. Mit einem leisen Ding! stoppte der Fahrstuhl und die Türen öffneten sich wieder. Sie folgten weiter dem Chief.

    Jason wollte gerade den Turianer fragen, wie er überhaupt heißt, als die Asari so abrupt stehen blieb, dass der Turianer, der direkt hinter dem Chief lief, fast gegen sie gelaufen wäre. Man konnte ihm gut ansehen, wie froh er war, gerade noch die Bremsen gefunden zu haben. F’Teras drehte sich um und warf dem Turianer einen genervten Blick zu. "Da hinten sind die beiden." Sie zeigte auf eine Stelle vor ihnen, wo sie zwei hochgewachsene Menschen sehen konnten. F'Teras ging schnellen Schrittes auf sie zu.
    >>>>>Narshad, Raumhafen
    4:45 Uhr
    Geändert von Jason Leonard Church (11.08.2009 um 21:38 Uhr)

  6. #156
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    <--- Antirumgon, Raumhafen
    ---> Antirumgon, 1. Ebene


    Zischend und knarzend öffneten sich die Türen und gaben den Blick auf eine gewaltige Halle, gesäumt von mehrstöckigen Containern im Inneren und von Nischen und Läden in den Granitwänden, frei, die im Zwielicht von dutzenden von Scheinwerfern erleuchtet wurde. Hier und da konnte Calix Flutlichter sehen, die entweder gar nicht, oder kaum Licht spendeten. War dies ein erstes Anzeichen des Krieges, oder war das Licht absichtlich wegen der Nachtstunden gedimmt? Beides möglich und beides uninteressant. Calix zwang sich seine Gedanken zu ordnen. Sein Magen knurrte. Das wird so nichts mit den Ordnen.
    „Hunger?“, fragte er seinen Begleiter. Doch er wartete gar nicht dessen Antwort ab und ging zu einem Imbiss, nahe am Aufzug. Eine bunt zusammengewürfelte Kundschaft war dort versammelt und unterhielt sich gedämpft. Als sie Calix bemerkten verstummten sie alle und starrten nur auf seien Rüstung und auf seine Waffen. Einige zogen sich zurück, andere blieben und andere beugten sich angriffslustig vor.
    „Was?“, brummte Calix, als er seinen Helm zurückfahren ließ und sich an die Theke stellte. „Ich hab…“ Er brach ab, räusperte sich und begann von vorn: „Höflich: Ich würde gern was zu essen bestellen“. Innerlich schüttelte er sich, doch was tat man nicht alles um unauffällig zu sein. Er schnaubte: guter Witz.
    Er bestellte sich etwas und für Arseni gleich was mit. Wenn dieser aus irgendeinem Grund keinen Hunger hatte, blieb mehr für Calix über.

    Als sie schließlich ihr Essen bekamen, zogen sie sich zu einem Stehtisch zurück. Calix sah auf seine Pampe herab und fing an zu essen.
    Er ließ seinen Blick durch die Halle schweifen und dachte an ihre Aufgabe hier. Nur hatte er keine Ahnung wie sie jetzt unauffällig vorgehen sollten. Er wandte sich wieder Arseni zu und fragte: „Und? Wie gehen wir jetzt vor?“
    Geändert von Calix (26.07.2013 um 10:55 Uhr)

  7. #157
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    Arseni lehnte sich am Stehtisch der Imbissbude an und stocherte im bestellten Wurstscheiben herum mit der kleinen Plastikgabel, die ihm überreicht wurde und die der Besitzer „gerne wieder zurückhaben möchte“, so der O-Ton des Koches. Genauso wie bei der Wurst, die nach chemischen Laborexperimenten duftete, herrschte selbst bei simpelsten Angelegenheiten offenbar schon Ressourcenknappheit. Von Licht und Wasser zog sich das die ganze Maslowsche Bedürfnishierarchie hinauf, an Selbstverwirklichung dachte hier aber sowieso schon jahrelang niemand und würde auch ihn nächster Zeit niemand mehr machen, wenn es selbst an leichten Überlebensgarantien und Klopapier mangelte.

    Er schaute auf als Calix ihm seine Portion wegnahm und obendrein noch fragte, wie sie denn jetzt am besten vorgingen. Puh, gute Frage, musste Arseni eingestehen. Er lockerte sich etwas am Stehtisch, verrenkte seinen Kopf mehrere Male um 90 Grad und versuchte sich während leichten, unauffälligen Übungen um sich etwas aufzulockern die Szenerie in Erinnerung zu rufen. Doch es war nur blank. Er kannte noch ein, zwei Örtchen, aber irgendwie verblüffte es ihn selbst an wie wenig er im Gedächtnis behielt, möglicherweise auch wie viel sich verändert hatte.
    „Naja – du hast ja schon mal deine... Bewaffnung dabei“, flüsterte Arseni, sodass nur Calix ihn hören konnte. „Dementsprechend verlief das schon mal um einiges besser als ich gedacht hätte. Es gab noch nicht mal eine Kontrolle im Raumhafen, also scheint Narshad doch größeren Ärger zu haben als angenommen. Früher wollte man die meisten draußen behalten. Ohne Bürgschaft kam man noch nicht mal rein. Und jetzt… stehen die Tore mehr oder weniger offen. Scheinbar nehmen die Leute jetzt an, dass sowieso niemand mehr hierher wolle.“ Er grübelte etwas nach und warf dann in den Raum, dass es wohl am klügsten sei einfach so weit nach unten zu kommen wie irgendwie möglich. „Wenn wir es auf Ebene 2 schaffen, könnten wir probieren auf die dritte zu gelangen. Immer weiter nach unten. Die Rotaugen dürften kaum so weit oben operieren. Auf Abenteuer, die die letzten Tage auf Omega in den Schatten stellen, habe ich jedenfalls weniger Lust“, gab er ehrlich und mürrisch zu. „So beschaulich diese hiesige Imbissbude auch ist, Kontakte dürften wir hier kaum knüpfen. Und ohne Kontakte wird es schwierig werden nach irgendetwas hier gezielt zu suchen.“ Er musterte sicherheitshalber nochmal den Besitzer und hielt sein Vorurteil für richtig. Gleichzeitig gab er seine Plastikgabel zurück. „Wer weiß, vielleicht treibt sich das ein oder andere bekannte Gesicht von früher noch hier rum.“ Das bezweifelte er allerdings. Narshad erschien neu und er nahm es in einem wenig bekannten Licht wahr.

  8. #158
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Calix sah auf die Uhr: 29:58 Uhr.
    „Das klingt doch schon nach etwas“, antwortete er ebenfalls leicht gedämpft. „Nur glaube ich nicht, dass wir um diese Zeit noch irgendwas erreichen können.“ Er ließ seinen Blick demonstrativ durch die lehren Gassen zwischen den Containern schweifen. „Und zu unauffällig sein, gehört nicht die Leute nachts in ihren Häusern zu überfallen?“, fügte er hinzu – halb hoffnungsvoll, halb scherzend. Arseni grinste, schüttelte den Kopf und ging voran auf der Suche nach einer Unterkunft für die nächsten Stunden.
    Doch sie kamen nicht voran. Die sogenannten Hotels, die in den Seiten der Halle in den Fels gehauen waren, waren überwiegend geschlossen, mit Brettern vernagelt oder ausgebucht. Selbst Arsenis gut gelaunter federnder Gang wurde allmählich weniger federnder, als er von Rückschlag zu Rückschlag vor Calix herging.
    Nach einiger Zeit war nur noch ein Hotel übrig, das verheißungsvoll am Ende einer Containergasse mit Neonlichtern leuchtete. Sie gingen darauf zu, doch bevor sie eintreten konnten wurde Calix von Ax angefunkt: „Diagnose abgeschlossen.“
    „Und?“
    „Nicht gut.“ Calix blieb abrupt stehen. „Was soll das heißen?“, hauchte er. In den nächsten Minuten zählte Ax alle Systeme des Shuttles auf die nicht mehr funktionierten. Eine lange Liste, die Calix den Boden unter den Füßen wegriss. „Außerdem kann ich keine Atmosphäre mehr aufbauen, da das Shuttle nicht mehr hermetisch schließt.“
    „Sonst noch was?“, hauchte Calix.
    „Der Reaktor läuft nur noch mit zehn Prozent Leistung und produziert 428 Prozent mehr Hitze. Ein Flug mit mehr als dem Eigengewicht wäre grob fahrlässig.“
    Sein Entsetzen verwandelte sich in Wut. Warum musste so was jetzt passieren? Er brauchte Ax hier mehr als sonst.
    „VERDAMMT“, brüllte er emotionslos auf und rammte seine Faust in die Containerwand. Er besann sich gerade eben noch, als die Faust nur noch Zentimeter von der Wand entfernt war. Doch er konnte den Schwung nicht mehr aufhalten und deshalb tickte seine Faust banal endgültig mit einem sanften „Pock“ gegen die Wand. Er musste Ruhe bewahren, sonst kam er nicht weiter.
    Einatmen, ausatmen. Okay, nachdenken.
    „Zeto‘Breizh“, sagte Ax plötzlich. Sofort machte es klick bei Calix. Natürlich. Warum war er da nicht selbst drauf gekommen? Zeto’Breizh, oder Zet für seine Freunde, war der genialste Raumschifftüftler den Calix kannte. Jedoch war das allerwichtigste, dass er keine Fragen stellte und für genug Geld alles in Rekordzeit zusammenbastelte, was der Kunde wollte. Er war es, der Ax den letzten Schliff gegeben hatte und er war es, der Ax in unregelmäßigen Abständen gewartet hatte. Calix wusste nicht viel über ihn, nur das was der Quarianer ihm mit einem gewissen Stolz erzählt hatte. Demnach war er mal Cheftechniker auf irgendeinem Schiff in der Flotte, bis er und seine ganze Mannschaft verbannt wurden, weil sie den Antrieb des Schiffes auf sechsfache Leistung aufgemöbelt hatten und das ganze Schiff explodiert war, als er und seine Leute auf Landgang waren. Wegen falscher Wartung von irgendwelchen Stümpern, hatte Zet gesagt, wobei er den Stolz in seiner Stimme über diese Leistung nicht verbarg. Ein Exzentriker, ja. Aber er und seine Mannschaft waren zusammengeblieben und hatten eine beispiellose und in gewissen Kreisen bekannte Schwarzwerft – zumindest nannten sie es so – aufgebaut.
    „Sein Geschäft existiert nach wie vor“, meldete sich Ax wieder. Ja, das würde funktionieren und wenn Ax schon mal da war, warum nicht auch noch ein paar Extras reinbauen? Er erinnerte sich an das enge Gefühl, das er immer während längerer Flüge hatte und wie unpraktisch Ax eigentlich eingerichtet war. Doch er wollte nicht lange auf sein geliebtes Shuttle verzichten. Andererseits waren das Quarianer und die besten Schiffstechniker der Flotte wie Zet selbst behauptete, die würden die Pläne umsetzen können, die rasend schnell in Calix‘ Kopf gestallt annahmen.
    Er erklärte Ax genau, welche Änderungen vorgenommen werden sollten und schickte das Shuttle mit einem „Du hast zwei Tage, zahl so viel wie er verlangt und noch einen Bonus.“
    „Bestätigt. Shuttle unterwegs. Geschätzte Reisezeit: 4 Stunden.“
    „Guten Flug.“
    „Danke.“

    Jetzt wieder mit fast guter Laune ging er an Arseni vorbei, der ihn fragend anguckte. Calix wurde klar, dass der Mensch wenn überhaupt nur die Hälfte des „Gesprächs“ mitbekommen haben musste und klärte ihn deshalb über alles auf.
    Sie gingen in das Hotel und fragten nach einem Zimmer – die Hoffnung auf zwei Zimmer hatten sie längst aufgegeben. Doch die Menschenfrau lächelte nur und sagte: „Da kommen sie leider zu spät. Das letzte Zimmer ist gerade eben gebucht worden. Versuchen Sie es doch anderswo.“
    „Anderswo ist auch alles belegt, Mensch“, zischte Calix und wandte sich ab und wartete draußen auf Arseni.
    „Und jetzt? Suchen wir uns ein schönes Plätzchen in der Gosse oder was?“ Er lugte in die dreckigen Nebengassen. Wenn sich die Situation weiterhin so schnell verbessern würde, wie in den letzten Minuten, dann könnte das ein zweites Omega werden.
    Geändert von Calix (22.08.2013 um 15:23 Uhr)

  9. #159
    ME-FRPG-only Avatar von Lyria Barian
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    <<<< Narschad, Raumhafen
    28:30 Uhr


    Entnervt rauschte Lyria aus dem Aufzug. Das verdammte Ding war ungefähr fünf mal stecken geblieben und im letzten Drittel war die Heizung vollkommen ausgefallen. Hier unten nun, wo endlich wieder eine halbwegs erträgliche Temperatur herrschte musste sie als erstes den Mantel wieder öffnen und massierte langsam wieder Gefühl und Wärme in ihre Hände zurück. Sie hätte vielleicht doch noch gepolsterte Handschuhe anziehen sollen anstelle der dünnen Lederhandschuhe, die sie derzeit trug. Fluchend hob sie den Blick, hinter den Brillengläsern erschien ihr die erste Ebene von Narschad wie ein extrem billiger Rotlichtbezirk, der unter einem Frachthafen gelegen war. Wie ängstliche, ausgehungerte Prostituierte drückten sich asymmetrische Gebäude in die Schatten der Wände, die abwechselnd aus Eis und Fels zu bestehen schienen.
    Stimmt ja, die ganze Siedlung ist ein ehemaliger Minenkomplex. Probeweise deaktivierte die Asari die Holobrille, doch in dem schummrigen Licht größtenteils ausgefallener Scheinwerfer und Flutlichtanlagen konnte sie mit dem Rotstich der Brille beinahe mehr erkennen als ohne. Mit einem kurzen verbalen Befehl schaltete sie eine schwache Restlichtverstärkung zu. Diese Pilotenbrillen waren einfach großartig.
    "So, der erste Schritt wäre ein Hotel oder was man hier so nennt.", überlegte sie laut, während sie sich in Bewegung setzte, "Dann erst was zu beißen. Und schließlich der erste Bericht an meinen neuen Arbeitgeber, will ja was tun für mein Geld."
    Und Kain?
    Nach dem kann ich die Augen immer noch offen halten, wenn ich eine Bleibe gefunden habe.
    Ich meine, wegen Arbeitgeber und so...

    "Pft."
    Wenn sie ihn haben, was ich allerdings nicht glaube, kann ich hier eh nichts ausrichten. Wenn er hier ist, finde ich ihn schon früher oder später, oder er mich. Falls das tatsächlich der Fall sein sollte, werde ich diese Information geflissentlich vorenthalten. Darüber hinaus sollte ich meinen Job ernster nehmen als den letzten, schließlich brauch ich das Geld. UND wenn Silent mir etwas mehr vertrauen entgegen bringt, bin ich vielleicht sogar in der Lage, ihre Ressourcen für die Suche nach dem Drell zu nutze...
    "Verdammt noch Mal, hat denn hier irgendein Hotel noch offen?" unterbrach sie sich selbst, als sie an dem zweiten, vernagelten Gebäude vorbeikam.
    "Wenn du ein warmes Plätzchen suchst, kann ich dir behilflich sein..."
    "Uh, nein, danke." Wo war die denn auf einmal hergekommen? Die weibliche Batarianerin hatte sie vorher nicht bemerkt. Schaudernd machte sie, dass sie weiterkam. Sie hatte keinen gemütlichen Wort erwartet, aber hier waren die Zustände noch schlimmer als sie angenommen hatte.
    Drei Prostituierte, zwei ausgebuchte und ein abgebranntes Hotel später hatte sie endlich ein Haus, also, einen ausgebauten Frachtcontainer, gefunden, wo sie nicht mit den Worten 'Alles voll.' begrüßt wurde.
    Im kränklichen Licht einiger verendender Neonlichter schälte sich etwas aus der eisigen Felswand, das wohl mal zu einem Frachter gehört haben mochte. Besagte Lichter waren die einzige Lichtquelle in der engen Gasse, in der die Pilotin sich gerade an einer menschlichen Hure vorbei geschoben hatte. Innen erwartete sie ein leergeräumtes Armaturenbrett, das als Empfang diente, und dahinter eine rothaarige Menschenfrau.
    "Einen schönen guten Abend,und herzlichen willkommen im 'Rettungsboot', dem letzten noch voll funktionsfähigen Hotel Narschads. Lyria stieß einen überraschten Pfiff aus.
    "Ist bei euch noch was frei?"
    "Sie haben Glück, in einer Kabine ist noch Platz."
    "Kabine? Wer liegt dort noch?"
    "Oh, ein Langzeitgast. Aber wir verbürgen uns dafür, dass bei uns im Jahr nu eine zweistellige Zahl an Leuten umgebracht wird." Das Lächeln der Frau offenbarte die schlechtesten Zähne, die Lyria in einer ganzen, lange Zeit gesehen hatte. Seufzend holte sie ihre Karte hervor.
    "Also schön, wie stehts mit Nahrung?"
    "Danke. Auf dem Flur finden sie zahlreiche Essenspender." Die Asari nickte.
    "Sie sind erst vor kurzem gelandet?" Der Unterton der Frau gefiel Lyria nicht, auf der anderen Seite würde es schwierig werden, sich für eine Anwohnerin auszugeben. In der Siedlung lebten nach letzten Stand gerade mal ein paar tausend Seelen, und ihr Stil war alles andere als unauffällig. Auf der anderen Seite legte sie keinen besonderen wert darauf, dass sich ihre Anwesenheit herumsprach. Sie nickte nur knapp.
    "Treibstoffmangel."
    "Oh, ich wusste nicht, dass die Hangars schon wieder offen sind."
    Sind sie auch nicht, du biestige Schlange. Ihre Gedanken kreisten um die aufgebrochene Schleuse. Und das zweite Shuttle. Zumindest nicht offiziell.
    "Danke,. das wäre dann alles."
    "Kabine 104, zweite Ebene." Sie erhielt ihre Karte zurück, es fehlten 30 Einheiten. Lyria hatte angenommen, es wäre schlimmer. Aber wahrscheinlich war es damit mit das teuerste Hotel am Platz. Der Essensautomat war überteuert und der Inhalt schon einige Tage abgelaufen, aber sie nahm was sie kriegen konnte. Nach oben gelangte sie über eine rostige, alte Wartungsleiter, und ihr Quartier stellte sich als Mannschaftskabine mit Doppelbett heraus. Auf dem Unteren erkannte sie einen Turianer.
    "Abend.", grüßte sie knapp. Keine Antwort. "He, hallo?" Sie trat näher heran. Der Mann rührte sich nicht. Die Beleichtung bestand aus einer nicht abschaltbaren Notlampe, sodass sie den dunklen Fleck auf dem Kopfkissen nur dank der Brille bemerkte. Vorsichtig griff sie nach seinem Arm, er rührte sich nicht. Sie zählte still. Kein Puls.
    "Das darf ja wohl nicht wahr sein.", murmelte sie noch, aber insgeheim war ihr eine Leiche lieber als ein potentieller Mörder. Dann kam ihr ein Gedanke, auf den sie nicht stolz war. Und auf die folgende Tat noch weniger, aber der Mann brauchte es sowieso nicht mehr. Auf seiner Creditkarte waren tatsächlich noch 25 Einheiten, in seinen Taschen fand sie darüber hinaus noch eine Hold-out-Pistole und einen Schlagring. Sowas konnte immer nützlich sein. Dann warf sie ihre Tasche auf das obere Bett, entledigte sich des Mantels und der Stiefel, 'genoss' das abgestandene Wasser und zündete eine Kippe an.
    "Willkommen in Narschad."

  10. #160
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    In der heutigen Zeit konnten sich Verrückte stets locker herausreden, dass sie ja ein Comm im Ohr hatten und tatsächlich mit jemand anderem quatschten. Trotzdem beherbergten solche Selbstgespräche immer einen gewissen Grad von Ulkigkeit. An merkwürdiges Verhalten war Arseni aber schon länger gewöhnt und wenn Ax repariert werden musste, dann war das nun mal so. Sei’s drum, jetzt wusste Arseni zumindest, dass er für zwei Tage hier festsitzen würde – und für einen Feigling wie ihn war das vielleicht gar nicht mal so ein unwillkommener Zustand von mentalem Druck.

    Während Calix die – sagen wir – Dame an der Rezeption ausquetschte, sah sich Arseni ein wenig um. Tatsächlich verschwand gerade eine Asari durch die Tür; sie trug eine rote Brille und Arseni wollte Calix schon auf die Schulter klopfen und ihn darauf aufmerksam machen, aber der Elcor schien gerade schon angespannt genug zu sein. Shuttle weg, kein Schlafplatz, keine Ahnung was man jetzt tun sollte – da lagen die Chancen, dass er einer unschuldigen Asari mal eben die Zähne rausprügeln würde, weil sie eine rote Brille trug und vor allem das letzte Zimmer vermeintlich für sich gewann, schon beängstigend hoch. Die Asari musste wohl sogar an ihnen vorbeigezogen sein, während Calix mit Ax sprach und Arseni stumm neben ihm eine rauchte. Stattdessen steckte er nun seine Hände in den Mantel und schaute sich unschuldig um. Irgendwo musste er den Moment nicht mitbekommen haben als Calix das Hotel verließ, denn die Rezeptionsdame wies ihn daraufhin: „Dein frecher Kumpane ist gerade verschwunden…“ – „Oh, tatsächlich. Na dann, wünsche eine freudige Nacht.“

    „Und jetzt? Suchen wir uns ein schönes Plätzchen in der Gosse oder was?“ Das war sicherlich eine Option. Die zwei gingen an paar Prostituierten vorbei. Arseni flogen mehr Avancen zu als dem grimmigen Elcor, wobei man den menschlichen Kurtisanen hier weniger einen Vorwuf machen konnten als den batarianischen. Ob es hier wohl überhaupt andere Elcor gab, irgendwo würde sich schon ein hübsches Weibchen herumtreiben?
    „Na Süßer…“ sprach ihn eine Batarianerin an, die selbst mit ihren drei Augen außerordentlich hässlich war für ihre Rasse. „Mal was exotisches?“
    „Argh“, stöhnte er und unterdrückte seinen Schrecken weil er unvermutet aus der schwachbeleuchteten Nische herausangemacht wurde. „Vielleicht ein anderes Mal. Aber sag‘ mal, wie kommt man am besten auf die zweite Ebene?“ Hier war ihre Suche ja außerordentlich glückslos geblieben.
    „Ach, willst wohl runter zu den fescheren… einfach aus der Gasse raus, den alten Minenpfad entlang, dann rechts, links, rechts… ach, ist doch gut beschildert. Aber weiter runter kommst du dann nicht, das kann‘ ich dir gleich sagen.“
    „Du meinst in die Wohngegend, und wieso schließt du das so kategorisch aus? Ich war dort unten schon mal, so besonders ist das jetzt auch nicht.“
    „Ich mein‘ jetzt nicht wegen den alten Richtlinien, von wegen niemand darf dort hin und niemand dort. Ne, die Sache ist einfacher: Das ist einfach alles zu. Ich glaub‘ der Fahrstuhl runter auf Ebene 3 funktioniert nicht mal mehr. Da sind einige sicherlich noch unten, verschüttet, tot.“
    „Klingt ja nach einem herrlichen Chaos, und du bist trotzdem noch hier?“
    „Pfft. Chaos ist gut für das Geschäft und uns tut man ja nichts. Wir sind unpolitische Fische im Haifischbecken, zu klein um verspeist zu werden – aber hey, wenn du mein Köder sein willst, ich würd‘ dir folgen.“
    „Ha“, lachte Arseni und murkste dann rum, dass ihm das Kleingeld dafür fehle. Sie meinte, er würde Rabatt haben, und er sagte, dass selbst das nicht ausreichen würde... Zum Glück bemerkte Calix Arsenis Unfähigkeit sich aus der Unterhaltung zu lösen und brummte mürrisch, was von allen drei Seiten als Signal wahrgenommen wurde, dass es Zeit wäre weiterzugehen.

    Calix schien seine Gedanken lesen zu können als er meinte, dass eine Bar vielleicht nicht der schlechteste Unterschlupf sei. Arseni nickte, doch revidierte dann: „Für Informationen. Aber sicherlich nicht zum Übernachten. Sollten wir es schaffen einen Weg auf Ebene 3 zu finden, könnten wir sicherlich einen Schlafplatz mitten im Kriegsgebiet für uns erobern.“ Sonderlich müde fühlte sich Arseni aber gar nicht mal. Ungewohnt starke Energien flossen durch ihn, redete er sich zumindest ein, und reduzierte dies auf die bedrohliche Stimmung ringsum ihn. Vielleicht war es auch einfach nur der kleine Flirt und die damit verbundenen Hormone. Oder aber die Aussicht auf einen gehörigen Rausch, der ihn so frohlocken ließ. Arseni wusste bekanntlich wie er Calixs Miene zu deuten hat: „Ich weiß was ich gesagt habe bezüglich unauffällig sein und mal eben in Ebene 3 aufkreuzen, gehört sicherlich nicht zur klassischen Definition dafür. Aber möglicherweise war mein Ansatz auch der falsche; vielleicht ist es vernünftiger direkt auf sich aufmerksam zu machen, laut mit den Hufen stampfen und sicher gehen, dass Raxtar weiß, dass wir auf der Jagd sein… Könnte ein psychologischer Vorteil sein und die Sucher erleichtern“, rätselte Arseni. „Aber lass‘ uns darüber bei einem Gläschen Wein reden. Ich schätze ich mach‘ dich noch zu einem richtigen Trunkenbold, Calix.“

    Mit dem Gefühl im Magen sich verrannt zu haben, streiften sie durch die erste Ebene. Von sorgfältiger Beschilderung war jedenfalls kaum etwas zu sehen in den matt scheinenden Gassen. Hier und da ragte die Decke hinunter und Calix musste sich bücken, nur um dann wieder in einen weiteren, offeneren Bereich zu verkehren. In einer Gasse wollte Arseni einen Mann nach dem Weg fragen, doch dieser würgte ihn nur ab und fluchte: „Verdammt, lass‘ mich in Ruhe. Ich hab‘ weiß Gott was andere Sorgen als für irgendwelche Sex-Touristen den Weg zum nächsten Bordell aufzuzeigen.“
    „Bordell? Na bei all den Bordsteinkoryphäen bezweifle ich doch mal, dass es…“ Aber Arseni beendete den Satz nicht als er den genervten Blick seines Gegenübers registrierte. Nun gut, Arseni und Calix waren keine Weltenretter und konnten sich schon gar nicht um die Nöten der verzweifelten Bevölkerung kümmern und entschieden deshalb, mit den Achsel zuckend, weiter zu spazieren. Die erste Ebene war nicht dicht bevölkert. Die meisten Läden hatten zu. Der Großteil der Gebäude schien sowieso mehr dem Raumhafen zu dienen. Lagerhallen, die verriegelt waren oder sperrangelweit offen standen, ausgelaugte, müde Seelen trieben sich dort herum. Ein Blick in eine besagter Fundstätte, offenbarte die Versammlung einer Horde Junkies, die sich gerade um die letzten Reste von Red Sand stritten. Einer drohte mit Biotik, der andere mit einer halb-kaputten Pistole, der dritte wollte es tunlichst nicht herausrücken. Das war zwar nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was kommen würde, doch Arseni fand es schon verblüffend wie häufig derlei Treffen ertragen musste. Wohl ein göttliches Zeichen, dass die Nadel selbst mal sein Ausweg sein dürfte. Oder genügend Gründe gesammelt auf dem Weg dahin, um im entscheidenden Moment widerstehen zu können.

    An einer Markstraße entlang, fanden sie, zwischen zwei brach liegenden Kontrollgeschützen verborgen, letztendlich den – oder einen – Aufzug in die zweite Ebene hinab. Einige miese Gesellen standen davor und jammerten. Zwei fummelten mit einer Knarre herum, laut stöhnten sie dann sie hinunter müssten. In mitten der vierköpfigen Gruppe stand ein Container mit Rollen. „Verdammt… wir müssen das zu Tosh jetzt runterbringen.“ – „So ein scheiß Aufzug. Ständig fehlt es an Energie und sowieso, an allem fehlt es doch…“ – „Nur Munition haben wir genügend, hehehe“, antwortete ein Dritter.
    Arseni schaute knapp Calix an, verneinte mit dem Kopf und wollte schon keinen Schritt näher gehen. Doch das schien schon zu spät zu sein. Toshs Männer bemerkten das ungleiche Duo, grinste kurz und fragte salopp: „Na, was wollt ihr denn hier?“ Einer der Männer richtete sofort die Waffe auf sie, drohend. Der Typ mit der Waffe war übermäßig tättowiert, der andere lief in Wachuniform herum. Die zwei anderen kamen rüber wie zwei ausgestoßene Junkies, also noch schlimmer als die normale Sorte von Junkies, denn die konnten zumindest die Qualität für sich aufweisen, dass man sie ihm Rudel behielt.
    Nach einem kräftigen Schlucken hob Arseni unschuldig seine Hände in die Höhe; „Sind hier nur auf Durchreise und wollen runter in die zweite Ebene. Bisschen Spaß haben.“
    „Pfft“, der Typ senkte wieder seine Waffe. „Nur Psychopathen und Söldner wollen darunter um Spaß zu haben… jeder andere würde sein Glück lieber hier oben suchen.“
    „Tja…“ schmunzelte Arseni, „ganz richtig im Kopf sind wir ganz sicher nicht. Und einen ordentlichen Drink bekommt man hier oben ja auch nicht, oder?“
    „Ha, da hast du wirklich recht. Naja, der Aufzug ist sowieso derzeit leer und würde er gehen, dann würdet ihr sowieso nicht mit uns runterfahren dürfen… haben ein spezielles… Geschenk für Tosh.“
    „Hehehe, ja ein Geschenk. Funkelnd, hell, und wertvoll.“
    „Ach, Tosh. Der alte Haudegen, wie geht’s dem denn?“, entschied sich Arseni so zu tun als würde er ihn kennen.
    „Ähm… miserabel“, gluckste ein zweiter Typ herum. „Und bald wird es ihm noch mieser gehen“, antwortete ein anderer.
    „Wem denn auch nicht?“, antwortete Arseni rasch bevor Fragen nach seiner Identität aufkamen. Er sah kurz Calix an. „Sag‘ mal, kann Ax nochmal den Trick mit der Energiezufuhr machen? Allzu weit dürfte er ja noch nicht sein, vielleicht kann er ja auch zurückkommen…?“ Das war wohl närrisch, aber Arseni hoffte eigentlich eh mehr darauf, dass Calix einen weiteren Trick parat hatte um den Aufzug instand zusetzen und wäre es auch nur ein gepfeffter Schlag auf die Steuerung gewesen. Die Typen sahen das Duo Infernale verwirrt an. „Als Dank könnten wir doch alle gemeinsam runterfahren, nicht?“ – „Ich… glaube schon“, sagte einer der Männer in Wachausrüstung unsicher, neugierig gafften sie Calix an, während sich Arseni so langsam fragte was wohl das spezielle… Geschenk für Tosh sei.


    ---> Zweite Ebene
    Geändert von Arseni Vigo (02.09.2013 um 02:47 Uhr)

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