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  1. #71
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Konrad hörte den Ausführungen des Captains stumm zu, als jene über New York sprach, ihm von dem Spiel der Skyline mit der Sonne schwärmte und er dabei in ihren Umschreibungen das Panorama der Citadel im Widow-Nebel wiederzuerkennen dachte. Hin und wieder nickte er, um ihr zu signalisieren, dass er folgte und interessiert zuhörte, als sie die Oyster Bar ins Gespräch brachte und über New York als kulturellen Schmelztiegel bezeichnete, was ihn erneut an die Citadel denken ließ. Vielleicht würde es ihm dort wirklich gefallen. Vielleicht würde Konrad mal einen Ausflug dorthin unternehmen. Der Gedanke, alles hinter sich zu lassen und sich im Komfort des Nichtstuns einzulullen , war verlockend, doch Konrad wusste, dass er zuerst diese Geschichte durchstehen musste, ehe er sich Ruhe gönnen konnte. Wenn das alles vorbei war, dann würde er New York besuchen und sich in den Häuserschluchten der Megacity verlieren. Er lächelte bestätigend, als der Captain ihn als einen Sporttyp bezeichnete, erwiderte jedoch sonst nichts darauf. Genauso wenig wie er darauf einging, dass Henrietta von „Jugendfreunden“ ihres Großvaters getauft wurde. Dieser Begriff ließ nämlich in Anbetracht der Mafiaverbindungen der Familie Raum für unzählige Interpretationen, die sich Konrad im Moment nicht leisten konnte. Er brauchte gerade einen Verbündeten, keinen Verdächtigen. Captain Benedict schien genau das für ihn zu sein und die anscheinend gegenseitige Sympathie, die sich zwischen den beiden mehr und mehr aufbaute, wollte er nicht durch solche Kleinigkeiten und Trivialitäten verspielen. Das konnte und wollte er sich jetzt nicht leisten.
    „Aber machen Sie sich keine Sorgen“, erwiderte schließlich professionell auf seine Bedenken, „ich schätze meine Privatsphäre.“
    „Dann können wir ja etwas persönlicher werden.“ Konrad legte sein Besteck auf dem Teller ab, nachdem er das letzte Stückchen Fisch mit zwei Gabeln Reis verdrückt hatte und griff nach dem Bier, das nun mittlerweile auch quasi leer war und welches er mit einem kräftigen, herzhaften Ruck, wie er nur von jemandem von Terra Nova kommen konnte, in einem Zug leerte. Ungefragt wollte sich Henrietta erheben, ihm ein neues zu holen, doch mit einer sanften Handbewegung und einem ebenso milden Kopfschütteln hinderte er sie daran, während er gleichzeitig zu erzählen begann. Und während er so rekapitulierte, Captain Benedict aus seinen Erinnerungen ein möglichst akkurates Bild über den Fall gab, begannen die Ereignisse vor seinem inneren Auge erneut abzulaufen, als würde er sich das alles noch einmal in einem Kino ansehen.
    „Was diesen Fall ins Rollen gebracht hat war ein Infobroker, Varla Bon, der mir eine OSD gegeben hat, auf welcher Hinweise zu finden waren, dass auf der Citadel sowohl mit aktiven, als auch inaktiven Geth-Teilen gehandelt wird. Ich habe mich also dazu entschlossen, etwas weiter zu graben, jedoch auf mich allein gestellt, da die Beweise… nun ja, sagen wir einmal, ich habe sie nicht gerade auf legale Weise erworben.“
    Er dachte zurück an den Moment, als er das Büro im Finanzdistrikt betrat, nur um sofort angeschossen zu werden und sich mit einem Kroganer im Blutrausch zu prügeln. Es war, als wäre all das schon ewig her, Jahre gar, über welche hinweg sich Konrad unfassbar verändert hatte, doch waren es nur Tage, die diesen Augenblick und den tötenden Kopfschuss, den der Polizist damals in der Stirnplatte des Kroganers versenkt hatte, voneinander trennten. Konrad kratzte sich am Kinn und beobachtete Captain Benedict, wie sie auf die Tatsache reagierte, dass der Polizist rechtlich „unübersichtliche“ Grauzonen als Abkürzungen nutzte. Das wortlose Nicken bedeutete entweder, dass sie diese Information als nichts Besonderes auffasste oder aber dass sie ihre Gefühle diesbezüglich einfach nur gut verstecken konnte. Ohne groß zu zögern fuhr er schließlich fort.
    „Jedenfalls bin ich auf einen Salarianer gestoßen, Stal Merulon, der für die Hintermänner dieses Verbrechens ein unbedeutender Bauer oder vielmehr ein Proxy war, über welchen sie ihre Machenschaften zu verschleiern versuchten. Die Razzia verlief nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber ich konnte dennoch genügend Beweise sichern, um ein kleines Stück weiterzukommen.“
    Die Razzia in den Bezirken. Konrad schüttelte innerlich den Kopf, als er an Xyrus zurückdachte, der Merulon erschossen und Konrad somit eines wichtigen Kronzeugen beraubt hatte. Ihm fiel dabei auf, dass er gar nicht wusste, was der Turianer so trieb und erneut kam es ihm so vor, als hätte man bereits Jahre nicht mehr miteinander gesprochen. Er dachte auch an das „Interview“ mit einer zu neugierigen Reporterin nach, über welches Rebekka schließlich auf ihn aufmerksam geworden war. Konrad war noch nie so wirklich der Public-Relations-Typ gewesen.
    „Unter diesen Beweisen war eine Mail, die von einem, mittlerweile nicht mehr existenten, eMail-Account des Finanzministeriums abgeschickt wurde“, fuhr Konrad fort und zum ersten Mal, seit er mit seinen Ausführungen begonnen hatte, konnte er eine Regung in Captain Benedicts Gesicht ausmachen. Es war zwar nur das sanfte Heben einer Braue, doch genügte es ihm, zu wissen, dass selbst der Captain nicht mit einer solchen Wendung gerechnet hatte. „Rebekka war es, die mir schließlich den Namen zu diesem Account geben konnte. Es war nicht das erste Mal, dass ich von ihr Informationen erhalten hatte, weshalb ich der Spur vertraute. Sie hatte mich schon öfter weiter gebracht in diesem Fall und wäre sie nicht gewesen, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen. Jedenfalls steckte hinter dem Account eine gewisse Cheria T’Lomi, eine Angestellte des Finanzministeriums, in welches ich vor…“, Konrad sah absichtlich recht deutlich auf seine Uhr, um dann wieder Captain Benedict in die Augen zu sehen, „etwas mehr als einer Stunde eingebrochen bin und diverse Akten entwenden konnte.“ Er schwieg, senkte seinen Blick auf die leere Bierflasche in seiner Hand und ließ die Augen über das Etikett schweifen, ohne es dabei wirklich zu lesen, sondern vielmehr um irgendetwas zu tun, das seinen Händen Beschäftigung gab. Schließlich aktivierte er sein Omnitool mit einer unscheinbaren Bewegung, sodass es vielmehr so aussah, als ob das orangene Leuchten von ganz alleine gekommen war, und projizierte die Fotos der Akten über den Esstisch. Das Hitzeflimmern der Kerze störte die Projektion an einer Stelle ein wenig, veränderte das Licht des Omnitools so, dass es an manchen Stellen aufgeblasen oder verbogen aussah.
    „Ich werde beobachtet. Dazu muss ich sagen, dass ich bereits einmal zwei Typen bei mir in der Wohnung erwischt habe, wie sie an meinen Sachen rumgefummelt haben, mir so wohl Angst einjagen wollten. Haben mich ausgeknockt“, sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich etwas, „hab einen dieser A… Amateure jedoch noch mit ‘ner zerbrochenen Flasche erwischen können.“ Er sah zu Henrietta, die ihn mit ihren großen, verschiedenfarbigen Augen anfunkelte. Was sie wohl gerade in ihm sah? Einen Helden? Er lachte innerlich auf. Menschen wie er waren keine Helden. Würden sie niemals sein.
    „Was mir aber wirklich zu denken gibt“, schloss er seine Ausführungen ab, „sind zwei Punkte. Erstens: meine Spuren haben mich zu zwei kleineren Fischen in den Industriegebieten geführt, die an einer Art Geth-Exoskelett herumgefuhrwerkt haben, welches wir sofort aufs Revier gebracht und dort untersucht haben. Das macht die ganze Sache realer. Zweitens“, Konrad nahm mit der freien Hand seine Gabel und umkreiste mit dieser ein Aktenzeichen, das auf allen Fotos zu sehen war, „dieses Aktenzeichen steht für eine mir unbekannte Abteilung der Homeland – und jetzt raten Sie mal, wer das Geth-Skelett beschlagnahmt und den Untersuchungsraum hermetisch abgeriegelt hat.“
    Geändert von Konrad_Richter (24.03.2012 um 17:33 Uhr)

  2. #72
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Kathleen hörte Konrad lange und geduldig zu, ließ ihm die Zeit die er brauchte um seine Gedanken und vor allem seine Erlebnisse in Worte zu fassen. Sie hatte längst ihr Essen beendet so wie auch Henrietta die Konrad gerne ein neues Bier gebracht hätte, von ihm aber daran gehindert wurde. Kathleen hinderte sie aber nicht, und übernahm in der Zeit das Abräumen des Esstisches. Als der dann in der Mitte dann auf Rebekka zu sprechen kam, stockte Neska wie auch Henrietta. Das kleine rotlockige Mädchen sah ihre Mutter an und legte den Kopf schief. "Mami?"
    Kathleen sah in das Gesicht des Mädchens und richtete sich gerade auf, ließ Konrad weiter reden und vermittelte ihm auch weiter zu sprechen, behielt aber Henrietta im Blick und schüttelte leicht den Kopf. Welches Rietta mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierte und Kathleen dazu veranlasste mit der Hand zu unterstreichen das dieses Thema hier nicht zur Sprache kommen würde. Es ein Zufall war der nichts mit ihrem Thema zu tun hatte. Und stellte schließlich das Geschirr umgehend in den dafür vorgesehen Spüler und schloss diesen nur soweit hinter sich, das sie ihn mit der Hüfte zu stoßen musste. Nahm von Henrietta derweil das Bier entgegen, das ihr die Kleine in die Hand drückte und dann neben ihr stehen blieb. Konrad ebenfalls zu hörte und ihn mit durchdringenden Augen musterte. Beide hörten sie ihm lange und aufmerksam zu. Und dann, hatte er schließlich geendet. Das Mädchen hatte sich inzwischen mit den Armen um die Hüfte ihrer Mutter geschlungen an diese gelehnt und betrachtete Konrad nun genauer. Besonders lange schien ihr Blick an seinen Oberarme zu haften und an seiner Nackenmuskulatur.

    Eine Blickbewegung wie sie Rebekka wohl auch getan hätte und Kathleen nahm das mit einem milden Lächeln zur Kenttnis.

    "Ich würde meinen, Konrad, das Ihnen da jemand auf die Finger schaut, der hier entweder zum vermeintlich guten oder zum vermeintlich schlechten verwickelt ist. Sicher eine spannende Frage das zu klären." Kathleen sah zu ihrer Tochter und hob eine Augenbraue, welche Geste mit einem Blick von unten nach oben nicht erwidert wurde. "Hm?"
    "Seit wann reden wir denn mit?"
    "Ich dachte das wäre angebracht?"
    "Du hast die Situation nur zusammen gefasst."
    "Ich weiß." dann überlegte das Mädchen einen Moment. "Darf ich Trid kucken?"

    Kathleen lächelte breit und zuckte mit der Schulter. Sah durch den Flur in das Wohnzimmer. "Okay. Du weißt ja welche Kanäle du ansehen darfst." Henrietta quietsche vergnügt und machte einen kleinen Satz. Ließ Neska los, griff sich die Cola vom Tisch, sah Konrad an, "Viel Spaß noch!", wünschte sie ihm, deutete einen Knicks an und verschwand im Flur, mit schnellen erstaunlich weiten Schritten für ein Mädchen ihrer Größe. Neska schnaubte und lächelte trotzdem. Voller Mutterstolz.
    Hob einen Finger, der Konrad signalisierte das er noch nicht weiter sprechen sollte. Wartete damit bis im Wohnzimmer das Tridgerät ansprang und sich ein Lärmen von Zeichentrickfilmen hören konnte. Typisches Quicken, Quaken, Muhen, Bellen und was sonst noch der Trickzoo hergab. Und immer wieder das laute Kichern von Henrietta. Neska hatte sich derweil umgedreht und Konrad, ohne in die Hocke zu gehen, eine der Bierflaschen aus den unteren Fächern des Kühlschrankes geholt, sie ungefragt geöffnet und sie ihm hin gestellt. Obwohl er selbiges von Henrietta noch abgelehnt hatte, hielt Kathleen es für unerlässlich, das er noch eines bekam. Alleine als er zu sprechen begonnen hatte, war er angespannter geworden. Und Anspannung verhinderte produktives Arbeiten. Das wusste Kathleen. Sie sah auf sein Omnitool und die Bilder, nickte leicht und verschränkte die Arme, während sie einen Schluck von ihrem frischen Bier nahm, ohne dem Deutschen zu zuprosten.

    "Henrietta hat recht. Was auch immer die Gründe sein mögen. Sie treten jemand der in der Citadelhierarchie weiter oben steht auf die Füße. Das geht selten gut aus." dann sah sie in den Flur und machte Henriettas Gestalt vor dem Gerät aus und schätzte den Pegel des Lärms ein. Vermutlich würde das Mädchen alles mögliche tun um zu lauschen, aber die Lautstärke machte das so gut wie unmöglich, so lange die beiden Erwachsenen ihr Sprachtempo so wählten, das sie nicht gerade in einer Stillphase des Zeichentrickfilms die heiklen Dinge besprachen.
    "Eine kleine Warnung, bevor wir tiefer eintauchen in unser Gespräch und unsere gemeinsame Zukunft Konrad." sie zog eine Schnute, schnalzte mit der Zunge und sah zum Fenster hinaus auf den Vorhof der Botschaften, wo immer noch ein großer schwarzer Fleck von der Explosion zeugte. "Ich bin derzeit im Hausarrest. Und bevor sie fragen...", nun sah sie ihn wieder an, "...ich weiß nicht warum. Noch nicht. Aber ich weiß von wem es kommt und das ist auch nicht die besten Nachricht."

  3. #73
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Im Gegensatz zu den Mädels blieb Konrad sitzen. Starrte in der Zeit, als die zwei das Geschirr abräumten auf den Tisch und wartete geduldig, bis seine Worte eingesunken waren. Immerhin war das schon ein recht fetter Brocken, den er hier präsentiert hatte. Er sah zu den zwei Benedicts. Mutter und Tochter standen vor dem Geschirrspüler, sahen ihn direkt an und plötzlich war es die Kleine, die das Wort ergriff, um die Situation zu analysieren. Konrad warf einen kurzen Blick zu ihr, sah jedoch noch während das Kind sprach wieder in die Augen des Captains, ohne dabei eine Gesichtsregung zu zeigen. Er war der Meinung, dass sie mittlerweile an einem Punkt angelangt waren, an welchem solche Spielchen unangebracht waren, weshalb er gar nicht groß darauf einging, was Henrietta zu sagen hatte. Der Captain schickte sie ohnehin gleich zum Fernsehen und mit einem milden Lächeln, sowie einem angedeuteten Nicken verabschiedete er sich von dem Mädchen, ehe er wieder zu Captain Benedict sah, die ihm eine Bierflasche kredenzte.
    „Henrietta hat Recht. Was auch immer die Gründe sein mögen. Sie treten jemanden, der in der Citadelhierarchie weiter oben steht, auf die Füße. Das geht selten gut aus“, war die Analyse der Agentin und Konrad nickte. So weit war er zwar auch schon gewesen, doch es tat gut, eine Bestätigung von jemand anderem zu hören. Erst recht, wenn es jemand wie der Captain war. Schließlich musste sie schon so einiges an Skandalen und Affären mitbekommen haben, seit sie bei ARIA angestellt war. Die rothaarige Frau ging weiter zum Fenster, verschwand damit hinter Konrads Rücken, der noch immer sitzen blieb und dem mittlerweile aufgefallen war, dass der Captain ihr Sprachtempo an das Gejohle des Fernsehers angepasst hatte. Der eigenen Tochter misstrauen… andererseits, würde er es nicht genau so machen?
    „Eine kleine Warnung, bevor wir tiefer eintauchen in unser Gespräch und unsere gemeinsame Zukunft, Konrad. Ich bin derzeit im Hausarrest“, Konrad verzog stumm sein Gesicht und formte wortlos die Silben eines derben Fluchs von Terra Nova, ehe der Captain fortfuhr, „Und bevor sie fragen… ich weiß nicht warum. Noch nicht. Aber ich weiß, von wem es kommt und das ist auch nicht die beste Nachricht.“ Konrad stand mit einem seichten Seufzen auf, ließ dabei die Bierflasche unberührt auf dem Tisch stehen, und kam schließlich zum Captain. Er sah durch das Panoramafenster hinaus auf die weiten der Citadel, die selbst zu dieser Stunde noch florierte. Der Blitz hatte sie alle eiskalt erwischt, obgleich Shepard etwas Derartiges prophezeit hatte, und dennoch schaffte es die Station, sich von den Ereignissen relativ rasch zu erholen. Hier und da lagen noch Trümmer des riesigen Geth-Schlachtschiffs in den Flügeln der Citadel herum, hunderte Zivilisten waren noch vermisst, vermutlich begraben unter dem Schutt, der nach der Raumschlacht auf die Station herniederregnete, doch all das hielt das Herz der Milchstraße nicht davon ab, weiter zu pumpen. Konrads Blick wanderte hinunter, zum Vorplatz des Gebäudes, wo ein hässlicher, schwarzer Fleck, sowie orange leuchtende Absperrholos noch von der Explosion des heutigen Tages zeugten. Es war so viel geschehen, an diesem Tag, und so wie es aussah, war noch kein Ende in Sicht.
    „Na dann wären wir ja schon mal zwei, die irgendeinem hohen Tier ans Bein gepisst haben.“ Konrad merkte, wie der Captain ihn von der Seite musterte, doch sein Blick blieb stets auf seine Reflexion im Fenster gerichtet. Selbst im dämmrigen Zwielicht der Citadel-Nacht war die Narbe an seinem Hals deutlich zu sehen.
    „Sie hören sich allerdings nicht so an, als ob der Hausarrest Sie von irgendetwas abhalten könnte“, er sah zur Seite, direkt in die Augen des Captains, „also lassen Sie uns Nägel mit Köpfen machen.“

  4. #74
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Kathleen betrachtete den Mann von der Seite und musterte sein Gesicht. Seinen Jugendhaften, etwas tollpatschigen quasi unbeholfenen, aber ehrlichen Charme. Ihre Augen glitten über sein Profil, musterten Nase und Kinn, die kräftigen Konturen der Gesichtsknochen und der sehnigen Muskeln die seinen Hals hinab liefen, über die Narbe und den erstaunlich wachen, aber harten Blick, mit dem er die Citadel betrachtete.

    Es war die Intelligenz hinter diesen Augen, die Neska überzeugte. Ihr Spiel näherte sich nun eh der Halbzeit und damit dem ersten Finale. Warum nicht einen neuen Spieler vorbereiten und an Bord holen. Konrad war die art von Mann die sie gebrauchen konnte und er schien bereit zu sein. Seine Motivation war das Streben nach Gerechtigkeit, nach Gleichheit für alle. Er war einer dieser idealistischen Typen, die an etwas Glauben und sei es nur die Aufgabe Andere zu schützen, und sehen wollen was sie leisten können – was sie zu tun im Stande sind und denen dann das Ergebnis nicht gefällt.

    Im Prinzip stand vor ihr eine männliche Rebekka. Wenn auch auf eine eher grobe Art. Konrad war kein Verführer, kein Infiltrator. Kein Spion im herkömmlichen Sinn. Er war ein Bluthund. Hatte er eine Aufgabe, eine Spur, dann verfolgte er sie mit Hartnäckigkeit, mit Leidenschaft und Hingabe, sowie grenzenloser Energie. Sie lächelte und berührte seinen Oberarm, drückte mit ihren Fingern leicht zu und befühlte die Muskulatur.

    Nett.

    Sie grinste und nickte halb den Kopf schüttelnd, halb lachend. Sah zurück aus dem Fenster. "Sie wären der Richtige für Rebekka." sagte sie mit einer gewissen Abwesenheit in der Stimme und sah auf die Citadel. Drehte dann den Kopf in Richtung des Wohnzimmers. Henrietta hatte Morgen Geburtstag und Neska hasste den Gedanken was der Tag bringen würde. Aber es schien nicht so, als hätten sie eine Chance es zu Ändern oder auch nur zu verzögern. Sie hatte ihre Figuren gewählt und das Spiel gespielt das sie spielen hatte wollen. Schach war nichts für Feiglinge.

    "Nun gut. Dann wollen wir mal." Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging aus der Küche, marschierte in Henriettas Zimmer und griff sich den Kuschelhasen der kleinen. "Henrietta. Bitte komm zu mir."

    Sie hantierte mit dem Hasen etwas in ihren Händen und rückte den Kopf zurecht, als die Kleine ihr Zimmer betrat. "Ja?" fragte das Mädchen schließlich als es vor Kathleen stand und zu ihr hochblickte. "Wir müssen los. Du erinnerst dich an alles was ich dir gesagt habe?"

    "Si." Riettas Gesichtsausdruck wurde kalt und leer. Sie sah ihrer Mutter lange in die Augen, wie eine Erwachsene und das machte Kathleen Angst – und ließ in ihr das erste Mal so etwas wie Selbsthass auftauchen. Sie hätten diese kleine, eigentlich unschuldige, Wesen niemals dieser Gefahr und diesen Erfahrungen aussetzten dürfen. Aber es gab kein Aber – so gerne sie eines gehabt hätte als Entschuldigung.
    Sie hatte sich entschieden und Henrietta, ganz ihrer Mutter, hatte ihre Rolle angenommen und alles begierig gelernt was man ihr angeboten hatte. "Mach dich bitte fertig."

    "Natürlich." war die einzige Antwort, dann ging Henrietta auf die Knie und griff sich unter dem Bett einen kleine Rucksack, den sie im laufe des Abends noch dort hingepackt hatte. Sie tat das mit wenigen, sehr präzisen Handgriffen und begann einige ihr wichtige Dinge dort hinein zu packen.
    Kathleen hingegen verließ das Zimmer und ging zurück zur Küche blieb dort im Türrahmen stehen. "Konrad, Sie sollten vielleicht alles Abwischen wo sie Fingerabdrücke hinterlassen haben – wir wollen nicht das man gleich auf sie kommt." dann machte die rothaarige Frau eine Pause und sah an ihm vorbei hinaus auf die Citadel und in das All, das sich hinter dem lila Nebel verbarg. "Könnten Sie das tun? Danke." Dann drehte Kathleen sich erneut um und ging in ihr Zimmer. Öffnete den Koffer den man dort abgestellt hatte und öffnete ihn. Natürlich war dieser längst durchsucht worden, aber das war ihr egal. Sie griff sich nur ihre Make-up Tasche. Männer durchsuchten nie die Make-up Tasche.
    Öffnete sie und zog das Parfüm heraus, das in einem sehr teuren Flakon, klar hin und her schwappte. Nahm dann die Wimperntusche zur Hand und schraubte den Boden ab, um eine kleine Nadel zum Vorschein zu bringen. Geübt schraubte sie den Flakon auf und hielt die Nadel dann in die Flüssigkeit. Sog an der Vorderseite des kleinen Zylinders, also dort wo eigentlich die Bürste zum Auftragen der Tusche auf die Wimpern war.

    Schließlich sprang sie quasi aus ihren bequemen Klamotten und entschied sich für eine Anzughose und ein tailliertes weißes Frauenhemd, das sie in die Hose steckte - machte sich nicht die Mühe sich einen BH auszusuchen. Darüber zog sie einen Blazer, unter dem Platz für eine Waffe wäre, wenn sie denn noch eine hätte, aber was nicht war konnte ja noch kommen.
    Dann packte sie den Rest, samt erneut verschraubtem Flakon in einen dreieckigen Rucksack, und warf ihn sich über die Schulter. Trat in den Flur wo Henrietta bereits wartete. Ebenso Konrad. Sie nickte und reichte Konrad den Rucksack. "Halten sie den einen Moment?" sie lächelte und wandte sich zur Türe, die Tusche in der rechten Hand. Und zog einen kleinen Zettel aus ihrer Hosentasche, den sie vorhin schon in einer freien Minute geschrieben hatte. Schließlich stand der Fluchtplan auch schon eine Weile.

    An der Haustüre angekommen, aktivierte sie den Nachtmodus der Türe, der die Bolzen der Verriegelung geräuschlos öffnete. Bückte sich dann und schob den Zettel mit Schwung unter der Türe hindurch. Wartete einen kurzen Moment und öffnete die Türe dann per Hand, wozu sie ihr gesamtes Körpergewicht einsetzte.
    Die Wache vor der Türe hatte sich nach dem Zettel gebückt und Kathleen sah sich seine Sekunden seinen Hintern an. Hach, ein gut gebauter Männerhintern war was Feines. Lächelte Neska in sich hinein und versenkte dann die Nadel in eben Jenen und injizierte die Flüssigkeit. "Buonanotte." Es dauerte wenig mehr als zwei oder drei Sekunden bevor der Mann auf den Boden sackte. Kathleen bückte sich, nahm ihm den Zettel aus der Hand und die Waffe aus dem Holster. Steckte die Wimperntusche, nachdem sie sie Konrad gezeigt hatte, in ihren Blazer. "Die Waffen einer Frau." bevor Konrad allerdings etwas sagen konnte, kicherte neben ihm Henrietta, griff sich seine Hand und nickte in Richtung der Treppen zum Dach.

    "Dann wollen wir mal."

  5. #75
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Konrad sah hinab auf seinen Unterarm, wo Captain Benedicts Hand ruhte. Markant stachen die zierlichen, fast grazilen Finger und ihre helle Haut vor Konrads gebräunter Haut hervor.
    „Sie wären der Richtige für Rebekka.“
    Gewesen, ergänzte sie Konrad in Gedanken, doch ehe er etwas sagen konnte, hatte sich der Captain abgewandt und Henrietta zu sich gerufen. Gespannt verfolgte er das kurze Gespräch zwischen den beiden und wie sich plötzlich die Körpersprache der Kleinen veränderte. Aufgrund seiner eigenen Kindheit, der Kindheit eines Jungen aus einer Arbeiterfamilie der Unterschicht Terra Novas, konnte Konrad nur zu gut nachvollziehen, was es bedeutete, seine Eltern selten zu sehen. Er stammte zwar aus keiner Geheimdienstfamilie, aber das schenkte sich nicht viel. Höchstens Dinge wie die Tatsache, dass Captain Benedict ihre Flucht wohl schon von langer Hand geplant hatte, weshalb Konrad eine Augenbraue nach oben zog, jedoch nicht weiter darauf reagierte. Er ging zur Garderobe und nahm den Achselholster herunter, um ihn anzulegen und bei dieser Gelegenheit auch gleich ein wenig fester zu zurren, während Henrietta mit ihrem Rucksack wieder zum Esstisch gekommen war.
    „Hübscher Rucksack.“
    „Er ist aber viel zu klein für Mister Snuggles!“, lächelte die Kleine und zeigte damit aufs Neue ihre Zahnlücke, als sie ihren Hasen drückte.
    „Konrad, Sie sollten vielleicht alles abwischen, wo sie Fingerabdrücke hinterlassen haben“, schaltete sich Captain Benedict ein und Konrad nickte, „wir wollen nicht, dass man gleich auf Sie kommt.“
    Konrad ging am Captain vorbei in die Küche und durchsuchte die Regale nach Hilfsmitteln. Küchenrolle hatte er gleich auf der Ablage gefunden, doch die Suche nach einem Fettlöser gestaltete sich als etwas schwieriger. Unter dem Waschbecken war nur der Mülleimer, also öffnete Konrad eine Theke über ihm und schon wurde er fündig. Natürlich, kindersichere Wohnung und so. Er nahm einen Allzweckreiniger und ging damit ins Esszimmer. Das Besteck war schon im Geschirrspüler verräumt, also musste er sich nur noch um Kleinigkeiten kümmern. Einen Moment sah er konzentriert auf den Tisch, während er rekapitulierte, was er alles angefasst hatte. Er fing bei der Stuhllehne an, die er sorgfältig mit dem Sprühkopf benetzte, um anschließend ein Blatt Küchenrolle zu nehmen und den Stuhl abzutrocknen. Den Reiniger hielt Konrad ebenfalls mit Küchenrolle fest und der beißende Geruch des Allzweckreinigers stieg ihm in die Nase. Fingerabdrücke verwischen war einfach, ein einfacher Stoffetzen genügte dazu schon, aber die DNA-Spuren, also Fettrückstände und dergleichen, würden in diesem Fall zurückbleiben. Genug Material, um innerhalb von einer Stunde einen vollständigen genetischen Fingerabdruck zu sequenzieren – und genau hier kam der Allzweckreiniger ins Spiel, der als Fettlöser fungierte und somit sämtliche Spuren verwischte. Die ganze Zeit über spürte Konrad den Blick des Mädchens auf sich ruhen, verzog jedoch keine Miene. Er fühlte sich wie ein Verbrecher, als er hier seine Spuren verwischte, wie ein Serienkiller beim Verlassen eines Tatorts. Mit diesem unschönen Gefühl in der Magengegend ging er schließlich wieder in die Küche, wischte noch die Griffe der Theken ab und verstaute alles wieder dort, wo er es gefunden hatte. Wieder im Esszimmer angekommen, nahm er die Lederjacke vom Kleiderhaken und zog sie sich über. Er entschloss sich, seine Waffe stecken zu lassen, denn für ein Feuergefecht inmitten des Botschaftsgeländes war er sicher nicht ausgestattet. Das hier musste schnell und leise passieren. Sein Blick traf sich mit dem von Henrietta und er zwinkerte der Kleinen mit einem Auge zu, was das Mädchen kichern ließ. Konrad mochte Kinder. Zwar hatte er nie viel mit welchen zu tun gehabt, höchstens ein paar Mal, als er mit einem Kollegen in einer Grundschule Verkehrsunterricht gegeben hatte oder es ein Einsatz gerade erfordert hatte, aber im privaten nie. Keiner seiner Freunde hatte bisher Kinder und so wie es derzeit aussah, würde sich das auch nicht ändern. Geschwister hatte er keine. Und dennoch liebte er es, Kinder zum Lachen zu bringen. Vermutlich wegen des Kindes in ihm selbst.
    „Halten sie den einen Moment?“ Es war der Captain, der Konrad den Rucksack hinhielt. Es war ein dreieckiger Sportrucksack, den man quer schulterte und welcher nicht gerade viel Platz bot. Was auch immer die Agentin vorhatte, sie schien es nicht auf einen zu langen Ausflug abgesehen zu haben. Ein Stöhnen ließ ihn aufblicken. Es war der Wachsoldat, der bewusstlos zu Boden gesackt war.
    „Die Waffen einer Frau“, bemerkte Miss Benedict und Konrad nickte beeindruckt. Notiz an mich: immer das Kosmetiktäschchen durchsuchen.
    Er spürte, wie die kleine Kinderhand neben ihm die seine ergriff und etwas erstaunt sah er zu dem kleinen Mädchen hinab. Sie sah gerade aus, nickte an ihrer Mutter vorbei in Richtung der Treppen, die zum Dach des Wohngebäudes führten, und Konrad konnte das Funkeln in ihren Augen sehen, das die Abenteuerlust in ihr verriet. Er lächelte und drückte einmal etwas fester die kleine Hand in der seinen.
    Draußen auf dem Gang sah sich Konrad zu beiden Seiten um, ob nicht noch jemand anderes unterwegs war, doch es war absolut still im Wohngebäude. Einzig das leise Surren des Geschirrspülers war im Hintergrund zu vernehmen. Immer wieder nach links und rechts blickend, ging Konrad in die Knie, ergriff den Soldaten am Gürtel und schliff ihn mit der freien Hand kurzerhand über den Boden in die Wohnung hinein. Der Captain schloss die Türe hinter ihnen ab und Konrad ging mit der Kleinen zum Treppenhaus.
    „Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Konrad, als das ungleiche Trio die Treppenstufen nach oben nahm und mittlerweile bei der Tür zum Dach angekommen war, „denn hier drin ist ganz klar kein Fallschirm.“ Mit diesen Worten warf er dem Captain den Rucksack zu, welchen die Frau sogleich über ihren Blazer schlang, ehe sie ihm mit einem wissenden Lächeln antwortete.

  6. #76
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Kathleen grinste über Konrads frage, als sie die Türe erreichten. Sie hatte auf den ersten Stufen der Treppe bereits ihr Omnitool benutzt. Nun nicht ihres, sondern das andere, das sie sich für solche Situationen aufgehoben hatte. Versteckt und im digitalen Sinne sauber. Nicht gleich zurück verfolgbar.
    "Regel Nummer zwei, immer vorsorgen." antwortete sie leicht dahin und öffnete vorsichtig die Türe, nachdem sie kontrolliert hatte das der Feueralarm ausgeschaltet war der durchaus mit der Öffnung dieser Türen ansprang. Sie streckte nicht den Kopf hinaus sondern schob die Türe gleich weit auf und sah sich ruhig um. Es gab selten etwas dümmeres als an solchen Stellen den Kopf vor zu halten, wenn jemand einen erschießen wollte, dann konnte er auch den Kopf treffen, wenn man nur kurz einen Blick riskierte.

    Aber hier war niemand. Neska hielt die Türe so lange offen bis Konrad und Henrietta auf dem Dach standen und schloss sie dann. Sah sich um und warf einen Blick auf ihre Uhr. "Wir haben etwa noch eine Minute." Dann sah sie Henrietta an, die mit einer Ernsthaftigkeit bestätigend nickte, als wäre sie Erwachsen und Teil des Ganzen. Neska erwiderte das Nicken und sah dann Konrad wieder an.
    "Das ist Ihre letzte Chance Konrad. Wenn Sie jetzt mit uns kommen, dann wird es kaum ein zurück geben. Sie betreten eine Welt, in der Sie zwar den Fall lösen werden können, aber sie werden dafür keine Orden bekommen und keine Anerkennung. Man wird Ihren Namen nicht mal erwähnen, weil keiner weiß dass Sie es gelöst haben.
    Es wird vielleicht nicht mal einen Weg zurück geben zu C-Sec." Kathleen bändigte ihre Haare mit einer Hand, da inzwischen ein starker Windzug über das Dach wehte.

    "Wir befinden uns im Krieg. Keiner will es wahr haben aber es ist so. In diesem Krieg gibt es kein schwarz-weiß. Noch nicht. Und es ist kein Krieg zwischen Völkern der Citadel oder der Galaxie. Es ist ein Krieg der Anschauungen.
    Ein Krieg gegen Rassismus und Vorurteile. Gegen Wahnvorstellung, Selbsttäuschung und Machtgier." Sie blickte in die ferne zu einem einzelnen Shuttle das sich extrem geschickt den Botschaften näherte.
    "Ich habe den Kampf aufgenommen weil ich glaube dass wir vorbereitet sein müssen. Wir alle. Egal ob Menschen, Turianer, Asari, Salarianer, Kroganer, oder wer auch immer. Wir sind eine Gemeinschaft. Wir sitzen bald im selben Boot.
    Und wir müssen dafür Sorgen das wir vorbereitet sind. Ich nutze jede Ressource die mir zur Verfügung steht dafür und um Cerberus zu bekämpfen, vor allem seinen Einfluss in der Allianz."

    Das Shuttle schob sich an das Dach der Botschaft und die Seitentüre glitt fast ebenso leise und geräuschlos auf wie das Shuttle selbst anflog. Im Shuttle konnte man einen drahtigen Mann erkenne der dort stand und sich halb vorlehnte und die Situation beobachtete, als würde er das Manöver decken.
    Kathleen blickte nicht mehr zu dem Shuttle das jetzt neben dem Gebäude, in Richtung des Hinterhofes über dem Dach genau so schwebte das mein bequem einsteigen konnte. Henrietta hatte sich klammheimlich von Konrad gelöst und war bereits dabei in das Shuttle zu steigen, wobei der Mann ihr half.

    "Ihre Entscheidung Konrad." Damit drehte sie sich ab und ging zu dem Shuttle, drehte sich dort ihm zu und signalisierte ihm, das seine Antwort ein einsteigen war oder ein zurück bleiben.

  7. #77
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    „Regel Nummer Zwei: immer vorsorgen“, säuselte der Captain beinahe, ehe sie die Tür mit einer selbstbewussten Bewegung öffnete und so den Blick auf das Dach freigab. Sie blickte zur Seite, einmal nach links, einmal nach rechts, um dann über die Schulter nach Konrad und ihrer Tochter zu sehen, während sie den beiden die Tür aufhielt. Die Bewegung, mit der sie ihren Kopf drehte, ließ die roten Korkenzieherlocken auf- und abbaumeln. Ihren Blick hatte sie gesenkt, die Augen halb geschlossen und so strahlte sie eine Aura der Professionalität aus. So als ob sie das alles hier schon tausend Mal gemacht hätte.
    Konrad merkte, wie er Henrietta unterbewusst näher zu sich gezogen hatte, als er mit der Kleinen auf die Weite des Daches gestiegen war, vorbei an ihrer Mutter und heraus aus ihrer Deckung. Glücklicherweise lauerte ihnen niemand auf, doch Konrad vermochte nicht so recht zu sagen, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war.
    „Das ist Ihre letzte Chance, Konrad.“ Der Polizist, der gerade noch seinen Blick über das Dach und die sie umgebende Skyline hatte schweifen lassen, sah zu Miss Benedict, die ohne Unterbrechung fortfuhr: „Wenn Sie jetzt mit uns kommen, dann wird es kaum ein Zurück geben. Sie betreten eine Welt, in der Sie zwar den Fall lösen werden können, aber Sie werden dafür keine Orden bekommen und keine Anerkennung. Man wird Ihren Namen nicht mal erwähnen, weil keiner weiß, dass Sie es gelöst haben. Es wird vielleicht nicht mal einen Weg zurück geben zu C-Sec.“
    Konrad erwiderte den Blick fest und bestimmt, als Miss Benedict ihm eröffnete, worum es hier ging. Dass er in einen Krieg hineingeraten war, der im Hintergrund des alltäglichen Lebens ablief. Ein Krieg, der nicht mit Gewehren oder Schlachtschiffen, sondern Information und dem gezielten Fälschen selbiger geführt wurde. Ein Krieg nicht um Territorium oder Planeten, sondern die Herzen der Bürger. Er folgte ihrem Blick nicht, den sie in die Ferne auf ein sich näherndes Shuttle warf, sondern musterte weiter ihre Gesichtszüge, die keinen Zweifel darüber zuließen, dass jetzt die Zeit der Witzeleien und des sich gegenseitig Beschnüffelns vorbei war. Ein Name ließ ihn jedoch hellhörig werden: Cerberus. War diese Vereinigung extremistischer Xenophobiker, dieser selbsternannte Höllenhund zur Bewachung der Menschheit in Konrads Fall verwickelt? Sofort schossen tausende Szenarien durch den Kopf des Polizisten, angefangen vom noch relativ harmlosen Waffenschmuggel bis hin zu einem ausgewachsenen Coup zur Übernahme der Citadel.
    „Ihre Entscheidung, Konrad.“ Miss Benedict hatte sich abgewandt und war ins Shuttle gestiegen, hatte sich jedoch auf der Kante zu Konrad umgedreht. Dieser seufzte, ballte dabei seine Fäuste. Es war ganz einfach: er konnte sich umdrehen und die Treppe hinuntergehen, sich wieder aus dem Gebäude stehlen und morgen pünktlich um acht Uhr im Büro sein… oder er stieg jetzt in dieses Shuttle, mit einer ihm eigentlich vollkommen fremden Agentin und ihrer total abgedrehten Tochter und legte sich mit Gott weiß wem an. Vielleicht mit seinem Chef. Vielleicht mit dem verdammten Executor. Jedoch mit mehr Ressourcen und Verbündeten. Konrad atmete tief durch. Was war mit der C-Sec, seinem Arbeitgeber? War das nicht Verrat? Er hatte einen Eid geschworen, als er in die C-Sec eingetreten war, die Bürger der Citadel zu schützen. Wenn aber der Captain die Wahrheit sagte und er mit ihr gegen Cerberus ins Feld zog, dann war die Entscheidung für den Polizisten klar. Er grunzte, zog seine Lederjacke zu, die durch den Wind des Shuttles aufgewirbelt wurde und ging schließlich entschlossen auf den Captain zu. Er schritt an ihr vorbei, machte einen großen Schritt direkt in das Shuttle hinein, um sich dann sogleich auf einem der Plätze niederzulassen. Dem Mann hatte er dabei nur einen flüchtigen Blick zugeworfen, ehe Konrad seine Pistole zog und den Ladezustand der Waffe überprüfte.
    „Miss Benedict, was ist denn eigentlich Regel Nummer Eins?“, fragte er auf ihren Kommentar beim Betreten des Dachs anspielend, als er den Auswurfkopf für die Thermoclips etwas zurückzog und überprüfte, ob der Hitzespeicher auch korrekt eingesetzt war. Dabei entging ihm keineswegs, wie sich Henrietta neben ihm interessiert über seinen Arm beugte und unauffällig einen Blick erhaschen wollte.

  8. #78
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Kathleen beobachtete wie er die Fäuste ballte und nach dachte. Sie wusste dass er einer von den wirklich guten war. Er stand genau auf der Trennlinien die zwischen den normalen Bewohnern der Galaxie lag und denen die alles zerstören wollten weil sie glaubten eine bessere Idee zu besitzen. Und er sah sich nicht als Teil der Linie oder als Teil einer Gruppe. Er verstand sich als ein Teil der Mauer die auf der Linie errichtet worden war, um die zu schützen die hinter ihm standen.

    Sie nickte und hatte dabei einen Ausdruck von Stolz auf dem Gesicht. Gab ihm einen 'Guter Mann' Klaps auf die Schulter als er an ihr vorbei in das Shuttle stieg, um sich auf einen der Plätze zu packen. Neska hingegen atmete tief durch und warf einen Blick zurück auf das Gebäude. Es war soweit.
    Jahrzehnte hatte sie dafür gekämpft hier zu sein, hatte alles getan und noch nicht alles gegeben, um das hier zu retten. Es war Zeit. Sie packte den Griff fester an dem sie sich gehalten hatte und hob den Fuß vom Boden und setzte ihn ins Shuttle, drehte sich herum und schlug mit der Faust gegen die Cockpittüre. Und in wenigen Augenblicken hob das Shuttle sich wieder in die Luft und die Türe schloss sich.

    Kathleen blieb stehen hielt sich an den Griffen über ihrem Kopf fest und sah Konrad einen Moment zu und legte den Kopf schief.
    Sie überlegte einen Moment. Und sah zu Henrietta. "Ich habe mal eine Rede von einem Direktor eines der alten Geheimdienste auf der Erde gehört. Er sprach über die Rolle und die Verantwortung von Menschen wie uns, über den Zweck und die Entscheidungen die wir treffen müssen." Ihr Blick glitt zurück zu Konrad und dann zu dem Mann der vor ihr, ebenfalls noch stand. Der nickte ihr zu drehte sich dann um, um an einer der Konsolen ein paar Befehle einzutippen. "Er bezog sich dabei als Beispiel auf unsere Vergangenheit in der ein weltlicher, pragmatischer König das Volk ausnützte und auf der anderen Seite die idealistische Kirche dem Volk vorschreiben wollte was besser war und wie sie zu leben hatten.
    Er beschrieb den Kampf der Beiden um den Führungsanspruch und die Herrschaft über die Bevölkerung und das die wenigsten eine Seite wählen konnten sondern Beiden folgten oder folgen mussten.
    Dieses Konzept zieht sich durch unsere Geschichte wie ein roter Faden. Da sind die Pragmatiker und die Idealisten – und in den meisten Fällen kann man nur daneben stehen und es sie ausfechten lassen." Kathleen atmete durch und sah wieder zu dem Mann, der ihr zunickte und dann an ihr vorbei in das Cockpit ging. Neska strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und sah von Konrad wieder zu Henrietta.

    "Den es ist die Balance zwischen diesen beiden Gruppen die uns Frieden sichert. Aber manchmal, entscheidet sich einer der Beiden, das es besser wäre alles in die Luft zu jagen, nur um Recht zu haben oder gesiegt zu haben.
    Wenn das passiert, dann hingegen muss man aufstehen und für eine Partei Wort ergreifen." sie lächelte und zuckte mit der linken Schulter. "In unserem Fall haben wir uns für die pragmatische Allianz entschieden, und gegen das idealistische Cerberus. Wenn die Reaper hier auftauchen, dann werden wir die Stärke Aller brauchen. Und nicht nur ein bisschen Cerberus Überzeugung und ein einheitliches Vorgehen. Diversifikation. Die Unterschiede in den Rassen dieser Galaxie sind es die uns stark genug machen können.
    Und dazu gibt es uns. Wir wollen alles verhindern was die Annäherung und den Zusammenhalt der Völker beschädigen könnte. Wir werden den Einfluss von Cerberus in der Allianz entfernen, und wir werden alles tun um vorbereitet zu sein, wenn der Angriff kommt."

    Aus dem Cockpit meldete sich eine männliche Stimme kurz zu Wort. "Noch etwa drei Minuten." "Danke Julian." erwiderte Kathleen und sah nur kurz über die Schulter. Dann sah sie zu Konrad und grinste breit. "Regel Nummer eins? Die kenne Sie doch schon Konrad." Sie grinste noch breiter und legte den Kopf schief wie eine Katze die ihrem jungen zukuckte das gerade gelernt hatte das sich in den Schwanz beißen weh tut.
    Henrietta kicherte und sah Konrad an, als würde sie die Regel kennen. Es dauerte einen kurzen Moment dann sprach Neska weiter. "Im Zweifel, gehen Sie immer nach Hause, genehmigen sich einen Drink und holen sich einen runter – anstatt sich auf eine Frau einzulassen." dann hob sie mahnend einen Finger. "Mann kann einer Frau nie trauen." ergänzte sie und zwinkerte. "Und nennen Sie mich nicht Miss Benedict – und sollten Sie auf die Idee kommen mit Ma'am zu nennen lasse ich sie aus einer Luftschleuse werfen." dabei machte sie einen Schritt vor, streckte ihm die Hand entgegen und sah ihm direkt in die Augen. Es war ein freundlicher aufgeschlossener Blick. "Ich bin Neska – oder wenn es unbedingt förmlich sein muss, Boss."
    Henrietta kicherte. "Oder Mama."

    --> Industriegebiete
    22:29
    Geändert von Kathleen Benedict (09.07.2012 um 11:54 Uhr)

  9. #79
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Konrad konnte nicht anders, als herzhaft aufzulachen, nachdem ihm der Captain Regel Nummer Eins eröffnet hatte – oder besser gesagt, sie ihm erneut ins Gedächtnis gerufen hatte. Mit der Waffenhand strich er sich eine Träne aus den Augen, wobei er den Finger stets lang am Abzug hatte.
    „Totally worth it“, seufzte er zwischen den letzten Nachwehen seines Lachens und für einen kurzen Moment flogen seine Gedanken wieder zurück zu Lisa, zu der Nacht, die er mit ihr verbracht hatte. Konrad, alter Junge, was war das für ein Ritt…
    Miss Benedict ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand, nachdem sie die Formalitäten geklärt hatte – oder eher klar gemacht hatte, dass auf ebenjene verzichtet werden sollte. Er nickte.
    „Alles klar, M- Boss.“ Er erwiderte den Handschlag fest und selbstsicher, genauso wie er ihr in die Augen sah. Den Arbeitsvertrag per Handschlag vereinbaren… auch mal was neues. Dem Zwischenruf der Tochter schenkte er nur ein flüchtiges Lächeln. Im Moment waren seine Gedanken woanders.
    „Wo wir gerade dabei sind: ich muss Lisa in Sicherheit bringen“, fuhr Konrad schließlich fort, nachdem die Verhältnisse geklärt waren, „wenn die Leute mich beobachten, dann werden sie auch Lisa verfolgen, ihr vielleicht sogar etwas antun.“ Konrads Blick verlor sich an irgendeiner Schweißnaht des Shuttles, als er daran dachte, was sich die letzten Tage getan hatte. Die Entwicklungen um Lisa, seine Verfolger, um den Fall an sich.
    „Ist Lisa deine Freundin?“ Er sah zur Seite, zu Henrietta, die sich in ihrem Sitz nach vorne gebeugt hatte und Konrad mit ihren großen Knopfaugen beobachtete. Er lachte kurz auf, jedoch anders als zuvor. Dieses Mal fehlte jegliche Freude.
    „Aber du hast sie geküsst!“ Konrad biss sich auf die Unterlippe. Er hätte die Bilder seiner Überwachung etwas überlegter sortieren sollen… er sah kurz zu Neska, wie sich der Captain selbst nannte, ehe er antwortete.
    „Ja, das stimmt.“ Der Polizist wählte jetzt jedes Wort mit höchster Sorgfalt. So knuffig er die Kleine auch fand – wenn sie nicht gerade mal einen ihrer Androiden-Momente hatte und ihm die Sequenzierung der menschlichen DNA vorbetete oder so – das Gespräch entwickelte sich in eine Richtung, die ihm gar nicht gefiel. Zumal die Mutter der Kleinen keinen Meter neben ihm stand. Bewaffnet.
    „Das macht man doch mit seiner Freundin!“
    „Weißt du, wenn sich Erwachsene richtig gern haben, dann machen sie manchmal ganz, ganz dumme Sachen“, er streichelte Henrietta durch die Haare, „vor allem, wenn sie vorher Wein trinken.“ Er bedachte Neska mit einem vielsagenden Blick. Fast so, als hätten sie einen Insider ausgetauscht und Konrad kam nicht umhin, ein seichtes Schmunzeln zu zeigen.
    „Aber jetzt mal im Ernst“, fuhr er an die Mutter gerichtet fort, die Waffe lässig in der Hand haltend, „Reaper? Sind wir mit dieser ‚Lasst uns den Neuen verarschen‘-Nummer nicht schon durch? Und wohin zum Teufel fliegen wir überhaupt?“
    Geändert von Konrad_Richter (20.06.2012 um 15:22 Uhr)

  10. #80
    ME FRPG Only Avatar von Milijan Sacobic
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    Sein nächstes Ziel war die Geheimdienstzentrale in den Botschaften. Anders als die Außenstelle im Allianzkommando wo überwiegend Büroarbeit geleistet wurde würde er in den Botschaften die nötigen Informationen und Ressourcen nutzen können.
    Der salarianische Wachmann an der Einfahrt machte zuerst große Augen als er den voll aufgerödelten SODler sah, ließ ihn aber durch nachdem sich Milijan ausgewiesen hatte.
    Er stellte den Wagen im Parkhaus für die Botschaftsangehörigen ab und betrat die Botschaften.
    Was nun folgte war, wenn man Milijan kannte, leicht vorhersehbar. Ein übertrieben dramatischer, sehr provozierender Auftritt.
    Im vollen Gefechtsanzug stiefelte Milijan durch das Gebäude. Zumindest hatte er seine Waffen, für alle sichtbar entladen und auf dem Rücken, bzw. im Holster verstaut, den Helm abgenommen und am langen Arm tragend und die Sturmhaube heruntergezogen. Dragans Leine hielt er bewusst kurz und zwang den Schäferhund damit immer eng an seiner Seite zu gehen.
    Die Botschaftsangestellten die ihm über den Weg liefen waren immer im ersten Moment erschrocken, manche schienen geradezu zu erstarren. Die wenigen Wachleute reagierten da schon besonnener. Manche griffen instinktiv nach ihren Waffen, ließen sie aber immer stecken, als sie Milijans Dienstausweis sahen den er sich um den Hals gehängt hatte.
    Durch eine Seitentür kam er in einen der abgesperrten Bereiche der Botschaft. Drei Marines standen davor und sahen ihn und Dragan mit großen Augen an. Der Serbe zog seinen Ausweis über den Kopf und reichte ihn einem Gunnery Chief. Zögernd ergriff der Gunny den Ausweis und nachdem er ihn überprüft hatte ließ man Milijan passieren.
    Durch die Tür gelangte er in einen langen Flur, der keine weiteren Abzweigungen hatte und dessen kaltes Licht, über wenige große Lampen, jeden Schatten schluckte. Am entfernten Ende des Gangs war ein schweres Terminal zu erkennen, dass im Notfall als provisorische Stellung herhalten musste.
    Zwei weitere Marines standen, bzw. saßen an dem Terminal und erhoben sich sobald Milijan den Gang betrat. Ruhig und gelassen erreichte er das Terminal und überreichte erneut seinen Ausweis.
    „Operations Chief Sacobic, Milijan inklusive Diensthund, Nachrichtendienst Abteilung II!“ stellte er sich im neutralen Tonfall vor.
    Der eine Marine, ein Corporal gab die Daten in sein Terminal ein während der andere, ein Service Chief, ihn eindringlich musterte. Der Corporal nickte schließlich dem Unteroffizier zu. Die schwere Tür die weiter ins Innere Führte öffnete sich und mit einem militärischen Gruß verabschiedeten ihn die beiden Marines.
    Den Gruß ignorierend betrat Milijan den nächsten Raum und fand sich vor einer weiteren Kontrolle wieder. Die Tür vor ihm bestand aus Panzerglas und rechts von Milijan befand sich ein Kartenleser mit Codeeingabefläche. Mit einem Seufzen zog er seinen Ausweis durch den Leser und tippte seinen Code ein. Zischend entriegelte die Panzertür und schwang auf. Energisch schritt Milijan weiter.
    Hinter einer Kurve musste er ein weiteres Mal anhalten. Er befand sich in einer Sicherheitsschleuse. Zu seiner Linken saß ein weiterer Marine, erneut ein Gunny, hinter Panzerglas in seiner eigenen Kabine.
    Milijan atmete tief durch und zeigte dem Gunny seinen Ausweis, indem er ihn gegen die gepanzerte Scheibe presste. Nachdem der Gunny seine Daten geprüft hatte konnte er passieren nur um sich nach wenigen Metern vor einer weiteren Schleuse vorzufinden.
    Diesmal war es ein Irisscanner mit Codeeingabefläche. Auch hier gab er seinen Code ein, nachdem er seine Netzhaut hatte abtasten lassen. Schwerfällig glitt die letzte Tür auf und hinter ihm wieder zu.
    „Operations Chief Sacobic, Milijan inklusive Diensthund“ sprach er laut und deutlich. Der Stimmenscanner gab grünes Licht und eine Schublade für Dienstwaffen glitt hervor. Milijan packte seine Waffen hinein und empfing dafür einen kleinen Chip mit Strichcode, eine Art Pfandmarke.
    Er verließ die Schleuse dann war er im Herzen der Geheimdienstzentrale der Citadel.
    „Was ist mit ihnen nicht richtig Chief? Hat ihnen jemand ins Gehirn geschissen oder sind sie heute Morgen aufgestanden und haben sich gedacht `he man! Heute benehm ich mich wie ein dummes Arschloch´!“ Ein Staff Lieutenant in Marineuniform hatte sich vor Milijan wütend aufgebaut und stemmte die Hände in die Hüften während er den SODler wütend anfunkelte
    „Was verstehen sie unter Geheimdienst nicht? Warum schlendern sie in voller Ausrüstung durch die Botschaften Chief? Sind sie behindert?“
    Das aggressive Gebaren des Marineoffiziers veranlasste Dragan mindestens genauso zu reagieren. Einige andere Angestellte waren interessiert stehen geblieben und sahen zu. So etwas kam hier nicht oft vor. Milijan rollte genervt mit den Augen und als der Offizier seine letzte Frage gestellt hatte ließ er kurz Dragans Leine los. Augenblicklich schnellte der Hund vor und rammte die Stahlschiene seines Maulkorbs in den Schritt des Marineoffiziers.
    „Dont feed the monster on tuesdays!“ sagte Milijan leise und stieg über den sich am Boden windenden Offizier und schritt in den Hauptraum. An den vielen Konsolen und Arbeitsplätzen herrschte reger Betrieb. Hin und wieder rief jemand irgendwelche Abkürzungen durch den Raum die Milijan nicht kannte. Eine junge Frau eilte an ihm vorbei ohne ihn oder Dragan Beachtung zu schenken, stattdessen sprach sie energisch in ihr Komm und tippte dabei auf einem PDA rum.
    Andere wiederum sahen ihn verwundert an. Es kam wohl nicht oft vor, dass hier jemand in voller Gefechtsmontur mit einem Diensthund erschien.
    Sein Blick fiel auf ein Büro das über eine Treppe erreichbar auf der höheren Ebene lag und dessen Fenster von Jalousien verdunkelt wurde. Sein Blick glitt weiter zu einer Treppe die nach unten führte. Seinem Instinkt vertrauend ging er zu der Treppe und in die untere Ebene.
    Die Flure der unteren Ebene waren allesamt Grau in Grau gehalten und neben den schwarzen Türen prangerten kleine Schilder die Raumnummer und ihre Funktion an. Zahlreiche Auswerteräume, Besprechungsräume und anderen Firlefanz musste Milijan passieren bis er fand wonach er suchte. Operatives.
    Die Tür war gesondert gesichert durch einen Code. Milijan versuchte es mit seinem Code bekam aber keine Freigabe. Erneut Seufzte er und wählte über sein Kommgerät die Nummer seines Operative.
    Genau wie beim letzten Mal ließ er seine Autorisation über sein Omnitool abschicken und kurz darauf verband ihn die VI.
    „Operations Chief Sacobic?“ fragte die weibliche Stimme
    „Machen sie mal die Tür auf, ich muss mit ihnen reden!“
    „Bitte?“ in der Stimme schwang Unglauben und Verwunderung mit.
    „Nun machen sie doch endlich diese verdammte Tür auf, ich stehe davor…“ Milijan lehnte sich vor und klopfte dagegen „Gehört?“
    Es dauerte kurz bis er eine Antwort erhielt „Warten sie!“. Milijan beendete das Gespräch und lehnte sich gegenüber der Tür an die Wand und schob sich eine Zigarette in den Mund ohne sie anzuzünden.
    Nach ein paar Minuten ging die Tür auf und eine asiatische Frau mit spitzem, schmalen Gesicht, braunen Augen und dunkelblonden Haaren die sie zu einem Zopf gebunden hatte wobei ihr mehrere Strähnen ins Gesicht fielen. Ihre Uniform trugen die Rangabzeichen eines Lieutenant Commander und ihr Name, Saito.
    Dragan fing augenblicklich an wütend zu bellen und fletschte unter seinem Maulkorb knurrend die Zähne. Kurz beugte sich der Serbe zu seinem Rüden runter „DRAGAN AUS!“ woraufhin der Hund Ruhe gab, einmal um sein Herrchen herumging um die Asiatin dann leise weiter anknurrte.
    Man sah der Frau an, dass sie in den letzten Tagen nicht viel geschlafen hatte. Sie sah abgekämpft und erschöpft aus.
    „Chief Sacobic?“ fragte sie und zog die Stirn kraus. Milijan stieß sich von der Wand ab und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken wieder hineinzugehen und folgte ihr.
    „Haben sie eine Zutrittsgenehmigung für diesen Bereich?“ fragte die Frau
    „Natürlich! Ich habe nur vergessen wie man Türen öffnet!“ Die Frau sah ihn ungläubig an und schüttelte schließlich den Kopf
    „Was wollen sie?“
    „Mit ihnen reden und zwar da drin!“
    „Wer sind sie eigentlich genau?“ Dir Frau wurde allmählich sauer
    „Operations Chief Sacobic, SOD!“
    „Warten sie mal..“ sie verengte die Augen „…Der Krankenwagen nicht wahr?“
    „Wow sie haben sich an etwas erinnert, dass vor ein paar Stunden geschehen ist. Lassen sie mich raten sie sind bestimmt ein Genie oder so!“ antwortete Milijan und schob sich an der Frau vorbei ins Innere des Raums.
    An ca. einem Dutzend großen Terminals saßen die Operatives. Ein jeder arbeitete gleichzeitig an mindestens 5 Bildschirmen gleichzeitig und ein jeder quasselte in sein Kommgerät während er eifrig Eingaben auf seiner Tastatur machte.
    Der Raum war unbeleuchtet und das meiste Licht stammte von dem großen Bildschirm der fast die gesamte gegenüberliegende Wand einnahm. Ein paar Techniker standen vor dem Monstrum und nahmen permanent mit ihren Omnitools irgendwelche Einstellungen vor. Der Bildschirm selbst war in mehrere unterschiedlich große Fenster unterteilt. Das größte, mittige Fenster zeigte eine Darstellung der Citadel und unzählige verschiedenfarbige Punkte die mit seltsamen Abkürzungen gekennzeichnet waren. Auf den anderen Fenstern waren Textlogs oder Videomitschnitte zu sehen.
    „Was haben sie herausgefunden?“ fragte er schließlich die Frau.
    „Wir haben den Krankenwagen gefunden, in einem Parkhaus. Er war leer und wir fanden keine verwertbaren Spuren. Das Shuttle, dass sie beschossen hat konnten wir bis in einen Tunnel verfolgen wo es hineingefahren aber nicht wieder herausgekommen ist. Wir nehmen an, dass es in einem Bereich zwischen zwei Überwachungskameras von einem LKW aufgenommen wurde. Allerdings ist dieser Tunnel einer der Hauptlogistikrouten und es ist praktisch unmöglich alle LKWs zu verfolgen.
    Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass die Herlock Tochter nicht in einem Passagierschiff die Station verlassen hat. Wenn sie die Station verlassen hat, dann mit einem Privatflugzeug.“
    Wir haben den Krankenwagen überprüft und er scheint keine Vorgeschichte zu haben. So als ob er nur für diese Entführung gebaut wurde.
    Daraufhin habe ich mir die Überwachungskameras des Parkhauses angesehen. Nur vier Fahrzeuge haben das Parkhaus fünfzehn Minuten nachdem der Krankenwagen hereingefahren ist verlassen. Unter diesen Vier Fahrzeugen war nur ein Transporter.“ Saito machte eine kurze Pause bevor sie weitersprach „Wir haben den Fahrer identifizieren können. Ein Mensch mit dem Namen Ernst Schlosser. 40 Jahre alt, unverheiratet, von Beruf KFZ Mechaniker und Kleinkrimineller..“
    Saito beugte sich über ihr Terminal und machte ein paar Eingaben woraufhin auf einem ihrer Bildschirme die Akte von Ernst Schlosser angezeigt wurde.
    Das Passfoto des Mannes zeigte das Bild eines harmlos aussehenden Mannes der ein wenig Übergewicht hatte und zurückgehenden Haaransatz. Er sah aus wie man sich einen typischen Kinderschänder vorstellte.
    „In den letzten Zwanzig Jahren hat er 12 Mal den Arbeitgeber gewechselt, jedes Mal hat er gekündigt. Seine Beurteilungen stellen ihn als absolut durchschnittlichen Mechaniker dar. Mehrfach Vorbestraft wegen Autodiebstahls. Aufgewachsen ist er auf Eden Prime, dort hat er auch seine Ausbildung gemacht und lebt seit dieser Zeit auf der Station, die er auch nie verlassen hat. Er ist in keinem Verein registriert und scheint auch sonst kein Hobby zu haben. Keine Familie…“
    Milijan unterbrach den LC „Jaja, schon verstanden, der Typ ist verdächtig! Haben wir ihn bereits in Gewahrsam?“
    „Noch nicht“
    „Finden sie ihn nicht oder wo liegt das Problem?“
    „Wir haben ihn bereits gefunden aber der Befehl zur Festnahme wurde umgewandelt in Beobachten“
    Milijan riss die Augen auf „Und wer hat das Befohlen?“
    „LC Ortiz“
    „Na Klasse….Wo ist der Typ gerade?“
    Saito machte erneut einige Eingaben „Im Darkstar und das wohl noch die nächsten Stunden!“
    „Wissen sie wo der LC zurzeit ist?“
    „Ich glaube sie hat die Zentrale vor kurzem Verlassen. Am besten Fragen sie Staff Lieutenant Gerber. Er müsste oben im Hauptraum sein.“
    „Alles klar und sie lassen inzwischen diesen Schlosser herbringen!“
    „Das muss der LC erst genehmigen!“
    „Da dieser nicht da ist und sich sonst niemand großartig für die Sache zu interessieren scheint übernehme ich. Zur Not können sie mir den schwarzen Peter zuschieben“
    Saito schien kurz zu überlegen und nickte schließlich „Also gut, ich lass ihn herbringen“
    Milijan ging wieder in Richtung Hauptraum und fragte sich nach dem Staff Lieutenant Gerber durch.
    „Wer sind sie und was wollen sie denn vom Staff Lieutenant?“ fragte ihn ein bärtiger Mann mit Bürstenhaarschnitt.
    Wenn sich der Typ nicht vorstellte würde er es auch nicht tun. „Ich suche LC Ortiz und der SL weiß wo sie zu finden ist“ Milijan sah dem Mann direkt in die Augen, dieser ließ sich mit der Antwort etwas Zeit.
    „Mr Gerber steht derzeit nicht zu Verfügung, er wird gerade verhört!“ Milijan zog eine Augenbraue hoch. „Worum geht’s denn? Um die Versetzung von Captain Benedict?“ fragte er scherzhaft doch die Reaktion des Mannes überraschte ihn dann doch.
    „Was habe sie mit Benedict zu schaffen?“ fragte er energisch und Dragan begann drohend zu knurren.
    „Nichts! Sie sollte mein Führungsoffizier hier sein aber sie hat sich kurzzeitig versetzten lassen!“
    „Haben sie Kontakt zu ihr gehabt?“ fragte der Mann eindringlich
    Milijan verzog verständnislos das Gesicht „Klar und sie hat vergessen in mein Poesiealbum zu schreiben!“
    „Das ist kein Spiel sie Armleuchter! Benedict hat sich nicht versetzten lassen! Also wenn sie etwas wissen dann raus damit!“
    „Was zum Henker treibt ihr hier eigentlich? Erst geht der eine Stationsleiter drauf und dann verliert ihr den Nachfolger?“ Milijan sah sich übertrieben kritisch um „Das ist doch hier der Geheimdienst oder?“
    Dann ging alles sehr schnell. Ein anderer Angestellter lief an ihnen vorbei und sagte dabei „Wir haben Benedict gefunden. Auf sie wurde geschossen sie ist tot!“
    Einige andere Mitarbeiter warfen sich Jacken über und eilten in Richtung Ausgang, auch sein Gesprächspartner. Milijan hängte sich an dessen Versen und schloss sich dreist dem Pulk von Geheimdienstlern an die in Richtung der Aufzüge strömten.
    Sein Interesse war jetzt eindeutig geweckt. Wie konnte es sein, dass sein geplanter Chef und Boss der Außenstelle zuerst verschwand und dann urplötzlich erschossen wurde. Er hatte schon häufiger erlebt, dass Geheimdienstmitarbeiter jeden Rangs im Dienst umgekommen waren, was aber ungewöhnlich war, war das zwei Stationsleiter hintereinander umgebracht wurden denn für gewöhnlich waren Stationsleiter nicht an vorderster Front ihres Gewerbes eingesetzt sondern führten aus der Sicherheit ihrer Stäbe aus Operationen.
    Milijan folgte dem Tross bis zu einem Aufzug als er bemerkt wurde „Was wollen sie denn?“ fragte ein junger Mann.
    „Einkaufen! Ich brauch von Kartoffeln und Zwiebeln!“ antwortete Milijan und ignorierte erst den verstörten Gesichtsausdruck des jungen Mannes. Schließlich wendete der Mann eingeschnappt den Blick übertrieben ab.
    Der Aufzug führte sie hinab in eine Ausrüstungshalle mit gesicherten Bereichen für Waffen und eine Menge großen Spinden. Schnell empfing Milijan mittels seines Chips bei der Waffenausgabe seine Waffen und ein wenig Munition. Spione trugen anscheinend eher weniger mit sich herum.
    Der Weg führte weiter in eine Garage wo bereits einige SUVs mit laufendem Antrieb warteten. Milijan setzte sich in den erstbesten und das mit einer Selbstverständlichkeit, dass ihm niemand Fragen stellte und das trotz seiner martialischen Ausrüstung und seines Hundes.

    ----------->Bezirke
    Geändert von Milijan Sacobic (10.09.2012 um 13:08 Uhr)

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