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  1. #1
    Rookie Avatar von Rafael
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    Standard Mass Effect Fan Fiction: LAF

    Admiral of N7 hat mich ja mal gefragt ob ich eine Story verfassen könnte, die

    a) auf der Erde spielt und

    b) die Allianz beinhaltet.

    Mit diesem Thread möchte ich jetzt meinen Versuch starten, dies mal in Angriff zu nehmen und hoffe dass Admiral und auch der Rest von euch seinen Spaß hat.

    Kleine Anmerkung: Ich werde die Story wohl nicht im Weltraum spielen lassen sondern relativ bodenständig auf der guten, alten Erde bleiben. Ich gedenke außerdem einen Krimi drauszumachen, der sich viel mehr mit den Kabeleien innerhalb der Ratsvölker auseinandersetzt als sich um den großen Gethkonflikt oder anderes zu kümmern. Zeitlich gesehen spielt die gesamte Story nach Shepards Berufung zum Spectre .

    Genug der Vorrede viel Spaß .

    Gruß Rafael
    Geändert von Rafael (01.12.2008 um 07:14 Uhr)

  2. #2
    Rookie Avatar von Rafael
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    Standard Prolog

    Babummbummbumm...

    Das war ihr Herzschlag. Eindeutig.

    ...bummbummbumm...

    Er beschrieb wundervoll wie es um sie stand.

    ...bummbummbumm...

    Jeyra ging es fantastisch! Sie nahm die Welt nun so wahr, wie sie tatsächlich war. Befreit von der Stumpfsinnigen Eintönigkeit des ewig vorherrschenden, terranischen Graus, bewies sie nun ihre gesamte pigmentische Farbenpracht, wechselte von epileptischen Grün- zu beruhigenden Blautönen, passte sich perfekt dem Rhythmus der Musik an.

    ...bummbummbumm...

    Welch Feuerwerk der Gefühle! Welch einmalige Kaskade der Eindrücke! Und sie hatte sich das all die Jahre vorenthalten? Wie dumm, wie unsagbar dumm sie doch gewesen war!

    ...bummbummbumm...

    Sie spürte die Anwesenheit der anderen. Gleichgesinnte, Erleuchtete wie sie,vereint in freudiger Erkenntnis und unbeschreiblicher Ekstase. Zufällig traffen sich ihr Blick und der einer Asiatin. Es bedurfte nicht mehr und schon waren sie einander nahe, tanzten gemeinsam den schönsten aller Tänze.

    ...bummbummbumm...

    Kräftige Arme legten sich sanft um ihre Hüften. Als sie sich umdrehte blickte sie in das Gesicht eines Dunkelhäutigen Mannes, dessen grüne Haare selbst im flackernden Licht der Disco zu sehen waren. Sie spürte den Druck seiner Hände kaum und er wog sich auch unisono zum Schwung ihrer Hüften, machte ihr klar, dass sie immer noch die volle Kontrolle hatte. Seine Augen sprachen deutlich seine Bewunderung gegenüber ihrer Eleganz aus. Sie ließ ihn gewähren, verstärkte den Druck seiner Hände noch ein wenig, die wohl ebenfalls einen Partner, einen hellhäutigen Mann mit Visorbrille gefunden hatte und ihre Lippen mit den seinen vereinte. Ihr Herz machte einen freudigen Sprung und innerlich gab sie ihrer Schwester im Geiste Recht! Heute sollte niemand unglücklich sein, alle sollten im Glück vereint diesen erhabenen Moment genießen!

    ...bummbummbummbummbummbumm...

    Sie drehte sich zu ihrem Tanzpartner um, legte ihre Arme um seinen Hals, blickte ihn in seine nun verträumt dreinblickenden Augen und spitzte die Lippen.

    ...bummbummbummbummbummbummbummbumm...

    Kam mit ihren Gesicht dem seinem näher.

    ...bummbummbummbummbummbummbummbummbummbumm...

    Seufzte als sich ihrer beider Münder vereinten.

    ...bumm...

    Und zuckte plötzlich mit den Kopf nach hinten, schnappte nach Luft, verschluckte sich an ihrem eigenen Speichel.

    ...bumm...

    Wich zurück, verlor das Gleichgewicht und kam auf dem Boden auf.

    ...bumm...

    Hörte jemanden schreien, eine undeutliche Stimme neben sich und aus synthetischen Bassen einen Sänger "Downdowndown" singen.

    ...bumm...

    Fühlte eine umfassende letzte Zuckung durch ihren Körper schießen.

    ...bumm...

    Und sah dann die Lichter ausgehen.

    ...bumm.


  3. #3
    Rookie Avatar von Rafael
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    Standard Kapitel 1-Teil 1

    Der Fahrstuhl spielte unaufdringliche, musikalisch anspruchslose Musik ab und der gesamte Raum stellte sich als Spiegel heraus. Comissioner Andrew Fearfield gefiel keineswegs was er sah. Der dunkelhäutige Mann mit dem leichten, asiatischen Einschag blickte ihn aus mit Schlafringen versehenen braunen Augen an, die schwarzen, kurzen Haare kamen ihn ziemlich ungepflegt vor und der Drei-Tage Bart war wohl auch nur aus einer Unachtsamkeit denn wirklicher Planung entstanden. Die Uniform saß miserabel, sein Magen hatte sich verkrampft, er fühlte sich gereizt und ihm war zum kotzen zumute.

    Außerdem hatte die Kaffeemaschine den Geist aufgegeben und spuckte nur noch faden Kakao aus. Es war wirklich nicht seine Woche gewesen. Die "Reiniger" hatten sich mit den "Kindern der neuen Generation" schwere Straßenschlachten geliefert, arbeitslose terranische Taxifahrer hatten bewaffnet ihre alten Arbeitsplätze besetzt und konnten erst durch schweren Waffeneinsatz niedergeschlagen werden, während ein Bombenattentat auf das Hauptquartier der "Kinder Terras" die Reihen dieser xenophoben Organisation erschüttert hatte und er ein Gusto der letzten Nacht damit verbracht hatte, bei der politisch korrekten Optimierung der Rede des Pressesprechers mitzuhelfen. Sein Vater hatte damals zu jenen Leuten gehört, die geradezu religiös an die Beendigung aller irdischen Probleme durch die fremde Technologie geglaubt hatten. Fast sah es Fearfield als Glücksfall dass dieser gutherzige Mann diese sehr realistischen Zeiten nicht mehr miterleben musste.

    Aber nur fast.

    Er seufzte und wie auf Befehl glitten die Fahrstuhlsflügel auseinander. Im Obdukionssaal roch es nach Desinfektionsmittel. Der vorherrschende Stil war im sterilen weiß gehalten, die Werkzeugschränke glänzten chromfarben, die metallenen Utensilien zur näher gehenden Untersuchung der Leiche waren sauber. Miliek kam ihn entgegen. Der blauhäutige Salarianer faltete die Hand und neigte den Kopf als Respektsbekundung den Kopf leicht nach links.

    ,,Comissioner.''

    ,,Mister Miliek.''

    Der Salarianer nickte.

    ,,Ich nehme an, Sie sind wegen Objekt 23B-45T hier.''

    ,,Korrekt. Ich wollte mich selber überzeugen.''

    ,,Verständlich.''

    Einen kurzen Moment schauten sie sich stumm an. Sie wussten beide was es bedeutete, wenn sich der Bericht als wahr erweisen sollte. Um genau zu sein, wusste es der Salarianer bereits und somit konnte nur sein menschlicher Vorgesetzter noch auf einen Irrtum hoffen, auch wenn der Gesichtsausdruck des Aliens wenig Hoffnung auf Erfüllung seines Herzenswunsch zuließ. Miliek bedeutete ihn mit einer Geste zu folgen. Obwohl das Ganze nur zehn Sekunden dauerte, erschien es Andrew wie eine halbe Ewigkeit.

    Es war heutzutage nicht unüblich wenn Menschen sich kosmetisch umpoolten. Es ähnelte ungefähr der Geschlechtsumwandlung. Die Menschen fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut, glaubten im falschen Körper gefangen zu sein und sahen in ihren außerirdischen Brüder und Schwestern ihre wahre Bestimmung. Es hatte zwar viele Debatten darüber gegeben, aber insgesamt hatte es die Allianz als legal durchgehen lassen, was wohl auch am strengen Blick der Ratsmitglieder und der Tatsache, dass einige hochstehende Persönlichkleiten plötzlich mit blauer Asarihaut rumliefen.

    Das "Model" Asari stellte auch den privaten Favoriten der breiten Masse dar und die Zahl der "Asariten" wie sie sich selber nannten war vor allem im privaten Unterhaltungssektor rapide gewachsen. Zwar fiel das bei einer stetig wachsenden Milliardenbevölkerung nicht sonderlich ins Gewicht, aber wenn man den vergleichsweise kurzen Zeitabschnitt seit Entdeckung des Massenportals und der marsianischen Technologie mit bedachte, fiel es schon erschreckend aus.

    So makaber es sich anhörte, Andrew hoffte dass es sich hierbei nur um eine "befreite" menschliche Frau handelte.

    Miliek zog die Bahre mit der Leiche aus dem Schrank und schlug den Gesichts bedeckenden Teil des Lakens zurück.

    Innerhalb eines Augenblicks waren alle seine Hoffnungen zunichte gemacht.

    Die bisherige Woche war wirklich beschissen verlaufen.

    Und es würde noch eine gute Weile dauern bis sie sich dem Ende zuneigte.

  4. #4
    Rookie Avatar von Rafael
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    Standard Kapitel 1-Teil 2

    Endlich geht es auch hier wieder weiter .

    Danke nochmal an C@t für die Frage nach dem weiteren Verlauf der Geschichte .

    --------------------------------------

    Der Ursprung alles Leben ergoss sich in einem gleißenden Strahl aus dem Duschkopf, befreite sie mit seiner desinfizierenden Wirkung von jeglicher Keimgefahr um sie neugeboren in die Welt hinaus zu lassen. Aber das hatte noch Zeit und so beschloss sie für’s Erste nur zu genießen. Es war der perfekte Moment.

    ,,Guten Morgen Laaaaadies und Gentlemen’’, tönte es über das Rauschen des Wassers hinweg aus einer Sprechanlage, manifestiert in der Stimme des Möchtegernpublikumsliebling und angeblichen Radiostars Marc Smith.

    Ein fast perfekter Moment. Sie seufzte.

    ,,Ich hoffe sie alle sind ausgeschlafen und bereit für einen fröhlichen Start in den Tag. Ob nun unsere menschlichen Mitbürger oder unsere Freunde von den anderen Planeten, ich hoffe ihre Laune wird sich von Stunde zu Stunde bessern und ich werde versuchen, dem mit der passenden Musik entgegenzuwirken.’’

    Wie immer wirkte seine geradezu formvollendete Arschkriecherei eine nicht zu verleugnende Faszination auf sie aus. Tropfend trat sie aus der Dusche, trocknete sich so gut es ging ab und stellte den Fön auf volle Leistung. Marcs Stimme der Wahrheit war auch diesmal lauter.

    ,,Für alle Autofahrer hier eine Warnung. Trotz der gewaltsamen Beendung der Häuserbesetzung, befindet sich die menschliche Zweigstelle der internationalen Taxigesellschaft New Yorks weiterhin im Streik. Der Vorsitzende der Gewerkschaft fordert des weiteren alle anderen Angehörigen der jeweiligen Wirtschaftszweige auf, sich ihnen anzuschließen um der angeblichen Unterdrückung seitens der Arbeitgeber durch Lohndumping und unbezahlte Überstunden vorzubeugen. Desweiteren fordert er mildernde Umstände für ihre inhaftierten Kollegen, deren Verhalten er als Akt der Verzweiflung interpretiert.

    Die Geschäftsleistung der Gesellschaft unter der Leitung von Nadja Ivanowitsch argumentierte wie folgt dagegen…’’

    Von wegen goldenes Zeitalter. Sie strich eine blondgefärbte Strähne ihrer langen, roten Haare aus dem Gesicht und streckte dem recht blassen, mit Augenringen gebeutelten und grünäugigen Gesicht die Zunge raus. Am Arsch.

    ,,Äußerte sich Commander Shepard zu der Idee eines Films über seinen Überlebenskampf auf Akuze wie folgt. Es sei kurz angemerkt, dass dies hier eine genaue Kopie seines von der Presse aufgenommenen Kommentars ist und es weder zensiert noch an irgendeiner Stelle gekürzt wurde.

    Hören Sie mal rein, was die Lichtgestalt der Menschheit dazu zu sagen hat.’’

    Ab da dominierte eine vollkommen andere Stimme die Szenerie.

    ,,Ich sage es geradeheraus und das können sie verleugnen, rausschneiden oder hochpushen wie sie wollen: Ich werde für eine so geschmacklose und vor Propagandatriefende Scheiße nicht einmal den Ansatz eines Okays geben. Wenn es dem Regisseur darum gehen würde die wahren Hintergründe auf Akuze darzustellen, würde ich sogar eine beratende Funktion einnehmen, so gut es geht, aber die Idee dahinter aus dem grausamen Tod meiner Squadmitglieder ein Heldenepos zu spinnen, halte ich für geschmacklos und erfährt meine gesamte Verachtung. Der gute Mann soll sich lieber mal warm anziehen, denn ich bin nicht der Einzige dem es so geht. Die Familien der Toten und einige höher gestellte Offiziere geben mir da ebenfalls Recht.

    Unsere Anwälte haben den Fall bereits aufbereitet und wir sehen uns wohl bald vor Gericht.’’

    Der letzte Satz stellte eindeutig eine Drohung dar. Ihren Segen hatten die Kläger trotz Shepards aggressiver Art damit umzugehen.

    Kritisch betrachtete sie den Sitz ihrer dunkelblauen Uniform. Strich ein paar Falten behutsam glatt und nickte anschließend. Dem weiteren Redeschwall des Radiomoderators setzte sie mit einem befehlenden „Aus“ einem Riegel vor, sodass sie ihre gesamte Aufmerksamkeit darauf fokussieren konnte ihre Haare zu einem Zopf zusammenzubinden.

    Ein letzter Blick in den Spiegel. Ein letzter Moment der Ruhe.

    Dann verließ sie das Bad. Fyxes überraschte sie erneut mit der schon sprichwörtlich gewordenen salarianischen Hyperaktivität. Während er einen Toast mit einem Happen runterschlang, tauchten und verschwanden auf seinem Holoboldschirm unzählige Daten und Fakten auf, die er blitzschnell mit weiteren schnellen Knopfdrücken zu beantworten pflegte, während er gleichzeitig über einen schlechten Witz Marcs zu lachen vermochte und das bei vollen Bewusstsein.

    Sie selbst schnappte sich einen trockenen Toast, vernichtete diesen innerhalb von zwei Bissen und griff nach ihren Mantel.

    ,,Was machen die Aktien Schatz?’’

    ,,Ein ständiges auf und ab Liebste. Ein ständiges auf und ab. Gerade jetzt verliert die Pyramid Group drei Punkte und gewinnt gleichzeitig vier wieder dazu.’’

    ,,Das ist wirklich hochinteressant. Du denkst an heute Abend?’’

    ,, Jackie und Susan haben sich um halb acht angekündigt, wir können also eine halbe Stunde mit später mit ihnen rechnen. Hm, ich glaube ich verkaufe, damit dürften wir einen Plus von fünftausend verzeichnen die ich mit deiner Erlaubnisse gerne auf langfristiger zum Teil in die Forschung investieren würde.’’

    ,,Natürlich, tu was Du für richtig hälst. Ich muss dann mal. Hab dich lieb.’’

    Sie hauchte ihn eine Kusshand zu, er hob nichtmal den Blick.

    ,,Ich dich auch.’’

    Demonstrativ schlug sie die Haustür hinter sich zu. Ihre bessere Hälfte, vermerkte sich im Kopf das er den Zustand der Tür noch einmal überprüfen sollte, so sehr wie sie sie immer malträtierte. Warum sie sich überhaupt für dieses veraltete Model entschieden hatte, konnte er sich nur mit nostalgischer Verklärung erklären. Er gestattete sich ein kurzes Schmunzeln, über einen weiteren Witz dieses Radiomoderators ehe er sich wieder in die Welt der Zahlen und Theorien begab.
    Geändert von Rafael (01.12.2008 um 07:18 Uhr)

  5. #5
    Rookie Avatar von Rafael
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    Standard Kapitel 1- Teil 3

    Nach viel zu langer Zeit, mal was Neues von mir.

    Ich hab's nicht vergessen.

    -----------------------------------------------


    ,,Baby let us do it’’, oder so ähnlich hallte es von allen Seiten, aber gedämpft von den Wänden ihres Fords wieder, kombiniert mit einer Mischung aus leidlich passablen Gitarrensounds und anderer Instrumente, deren Namen sie nicht einmal aussprechen konnte. Im Text ging es wohl hauptsächlich um Sex, allerdings versuchte er es mit schmalzigen Liebesschwüren zu verdecken. Anna Ley, gebürtige Schmidt, lud einen weitaus aggressiveren Text hoch, der sich mit einem lauten Kriegsschrei ins Geschehen warf.
    Während die harten Klänge von Gitarre, Schlagzeug und Gebrüll auf voller Lautstärke ihr Trommelfell drangsalierten, dachte sie nicht zum ersten Mal über ihr Verhältnis zu Fyxes nach. Sein Verhalten war keineswegs untypisch, da hatte er ihr keine Illusionen gemacht, nur hatten ihr damals die Schmetterlinge im Bauch so sehr den Hormonhaushalt durcheinander gebracht, dass sie wohlwissentlich und pubertierend wie eine Sechszehnjährige darüber hinweggesehen hatte.

    Sie drückte kurz bevor die Ampel auf Rot schaltete noch einmal kräftig auf’s Gas und ließ ein paar hupende Zeitgenossen hinter sich zurück. Die Band würdigte das mit einem triumphierenden Grunzen.

    Wenn sie ehrlich war, lag es nicht einmal an dieser planenden Art und dieser ihr distanziert vorkommenden Ader seinerseits an sich. Nach ihrer Scheidung von Jeff – den, immer-noch-größten-Scheißkerl-der-Galaxie – und dessen eruptionsartigen Launen, war ihr Fyxes Kaltblütigkeit einem wahren Segen gleichgekommen. Es war vielmehr die Konsequenz aus dieser Haltung, die so sehr an ihr nagte. Die Scheidung stand immer noch aus und der Kampf um das Sorgerecht Dustils’ zerrte genauso an ihren Nerven, wie die Überstunden der letzten drei Wochen und ihrer daraus resultierenden Zwangsernährung aus Vitaminpillen, Zigaretten und Kaffee. Ein paar Streicheleinheiten ab und an und eine Bestätigung ihrer inneren Stärke hier und da, hätten aus ihrer Sicht zumindest Wunder im mittleren Bereich ausgelöst. Sie seufzte. Auf seine Art, liebte Fyxes sie auch. Da war sie sich ganz sicher. Ansonsten würde sie sich wohl bald noch einmal umorientieren müssen. Grinsend bog sie ein letztes Mal ab, passierte die Sicherheitskontrolle des Parkhauses und befand sich schon kurz danach auf ihren Parkplatz. Ein weiterer Moment der Ruhe, eine letzte Gelegenheit noch einmal tief ein- und auszuatmen.

    Dann stieg sie aus.

    *

    ,,Wenn’s zu ner Unterschriftenaktion kommen sollte, hat er schon mal meine Stimme’’, sagte Alexander und unterstrich es mit einem gewichtigen Nicken und der demonstrativen Erhebung seiner Kaffeetasse.

    ,,Dito’’, sagte Rachel, ohne den bebrillten Blick von den Akten zu heben.

    ,,Ich meine’’, setzte der afroeuropäische Polizist fort, ,,ist doch ne’ Sauerei oder? Ist ja nicht mehr wie in den ganzen Weltkriegsfilmen, wo es nur eine gute Seite gibt und so. Und die Soldaten hatten wohl kaum vor, sich dort abknallen lassen wie es uns dieser halbe Rassist von Regisseur da vortragen will. Das fördert nur diesen ganzen Übermenschenmist und so was, das sag ich dir.’’

    ,,Wahrscheinlich’’, Rachel berührte die Holoseite und blätterte kurz darauf um.

    ,,Haben schon genug Probleme, da müssen wir uns nicht noch mehr schaffen…hallo Ann!“

    ,,Hi Alex, hi Rachel.’’

    Lächelnd gab die rothaarige Polizistin ihren beiden Kollegen die Hand, Rachel hob dazu sogar den Blick von ihren Akten und schenkte ihr ein Lächeln. Alexander erkundigte sich danach mit einem Blick nach den Inhalt seines Wachmachers.

    ,,Ich hol mir mal ne neue Fuhren. Wollt ihr auch welchen?’’

    ,,Mit viel Milch und zwei Würfeln Zucker.’’

    ,,Alles klar. Und Du Ann?’’

    ,,Schwarz und einen Würfel Zucker.’’

    ,,Wie immer ne ganz Harte was? Okay, bis gleich.’’

    Alexander ging und Anna fiel erst jetzt das derzeitige Thema der Nachrichten auf. Commander Shepards Kampfansage schien mehr Wellen zu schlagen, als gedacht.

    ,,Hat sich Alex sehr darüber aufgeregt?’’

    ,,Er hat sich seit zehn Minuten nicht mehr vom Bildschirm bewegt und schon mit einer Unterschriftensammlung gedroht. So wie ich ihn kenne, hat er die in den nächsten zwei Wochen zusammen. Du weißt ja, wie das ist.’’

    ,,Hmm. Hast Du mal ne Zigarette?’’

    ,,Was hast Du heute schon gegessen?’’

    ,,Zwei Spiegeleier, drei Streifen Speck, gegrillte Tomaten, Bohnen und Soße.’’

    ,,Verarschen kann ich mich selber Schwester.’’

    Anna lachte und hob wie bei einer Kapitulation die Hände.

    ,,Okay erwischt. Einen trockenen Toast, mehr nicht.’’

    ,,Du bist so was von dämlich. Wenn Alex wieder da ist, besorg ich dir erstmal ein richtiges Sandwich.’’

    ,,Was bist Du, meine Mutter?’’

    ,,Deine Kollegin und Freundin zu sein, ist schon auszehrend genug.’’

    Gelächter. Im Anschluss folgte Alexander wie auf Bestellung mit dem Kaffee. Anna nahm den Faden wieder auf.

    ,,Wie läuft’s mit dieser Ehrenmordsache?’’

    Alexander schnaubte abfällig und nahm noch einen Schluck und Rachel sah bei ihrer Antwort um einiges müder aus, als ihr vorher anzumerken war.

    ,,Hör mir bloß auf. Versuch Du erstmal einen Turianer klar zu machen, dass wir hier auf unserer Heimatwelt alle Vollmachten haben und er selbst als Nichtbürger, unserer Gerichtsbarkeit unterliegt. Ich bin sicher, dass wir das ganze Gesetzbuch jetzt auf und ab gebetet haben und diese Spaten von der Allianz sind uns auch keine Hilfe. Halten sich aus Neutralitätsgründen zurück, soviel zum Gemeinschaftsgelabber der Führungsspitze. Die haben wohl Schiss davor, das ihr Kolonisationsprojekt Schaden nimmt und keiner sie bei der nächsten Wahl wählt, pff.’’

    ,,Kannst Du laut sagen Rachel’’, Alexanders nächster Schluck zeigte die Aufschrift auf seiner Tasse ziemlich deutlich, die auf französisch wohl soviel wie „Rechte raus“ bedeutete.

    ,,Wenn uns die Kanzlei „Krupp und Smith“ und einige Angehörige des turianischen Militärs nicht beistehen würden, wäre der Kerl wohl längst wieder nach hause abgeschoben worden. Und dort bekäme er nicht mal eine Verwarnung, weil das Opfer der Gemeinschaft Schande bereitet.

    Du hörst. Es läuft Scheiße.’’

    Anna nickte. Dann meldete sich eine Stimme aus dem Off.

    ,,Miss Ley, melden Sie sich sofort im Büro des Comissioners. Ins Büro des Comissioner Miss Ley.’’

    ,,Dreck. Entschuldigt mich. Haltet den Kaffee warm ja?’’

    ,,Wir schieben ihn dir in die Mikrowelle wenn Du wieder da bist.’’

    ,,Na Danke. Bis gleich.’’

    ,,Bye.’’

    ,,Bye.’’

    Ab da war Annas Kaffee für’s Erste allein.
    Geändert von Rafael (18.03.2009 um 12:09 Uhr)

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