Kapitel 2
"Hey, Captain! Wir haben grad eine Nachricht bekommen!" Captain Will Presley sah von seiner Planetenkarte auf. "Was wichtiges?", fragte er uninteressiert. "Jep. Ich stelle sie Ihnen durch." Es knackte kurz, dann hörte Captain Presley eine Frauenstimme:"Hören sie zu, das ist eine wichtige Meldung. Vermutlich wurde oder wird die Forschungsstation Antibaar2 auf dem Planeten Antibaar angegriffen, um etwas zu stehlen. Ich kann Ihnen leider nicht mehr sagen, aber beeilen sie sich, vielleicht sind die Leute dort noch am Leben!" Knack. "Tja, und das war´s. Wir konnten die Funksignale leider nicht zurückverfolgen. Anweisungen, Captain?" Captain Presley runzelte die Stirn. Man konnte hören, dass die Sprecherin zwar versucht hatte, ruhig zu sprechen, aber deutlich nervös gewesen war. Er sollte die Nachricht besser ernst nehmen. Allerdings hatte er den eiligen Auftrag bekommen, bei dem einsamen Forschungssatelliten im Vamshi-System nach dem Rechten zu sehen. Egal, wenn die Forscher in Gefahr waren...
"Captain?", riss ihn die Stimme seines Piloten über das Intercom aus seinen Gedanken. "Rüstet einen bewaffneten Bodentrupp aus!", befahl Presley. "Schickt sie mit einem von unseren kleinen Raumschiffen so schnell wie möglich nach Antibaar, sie sollen diese Forschungsstation suchen!" "Geht klar, Captain. Sollen wir das schnellere oder das schwerer bewaffnete nehmen?" "Schickt am besten beide. Aber wir bleiben mit dem Mutterschiff hier in der Nähe von Maji!" "Verstanden, Captain!" Captain Presley begann, in seinem Computer nach Daten über Antibaar2 zu suchen. Nach einer Weile schaltete er ihn kopfschüttelnd aus und starrte aus dem Bordfenster. Laut seinen Informationen war Antibaar2 eine ganz normale Forschungsstation. Wer sollte dort etwas stehlen wollen, und vor allem was?
Dean Grey war auf dem Weg zur Landeplattform von Antibaar2. Julian Scorp hatte ihm gerade eben gesagt, dass er da eine Lieferung abholen sollte, obwohl heute gar keine erwartet wurde. Für gewöhnlich hatten die Schiffe, die Lebensmittel oder technisches Gerät brachten eher Verspätung, als dass sie zu früh kamen. Grey hatte zwar ein ungutes Gefühl dabei, aber er gab seinen Code ein und entriegelte die Tür. Was sollte schon passieren?
Drei Sekunden später lag er von Projektilen durchsiebt am Boden.
Der Turianer stieg über die Leiche, platzierte ein paar Näherungsminen im Gang - nur für den Fall, dass jemand fliehen wollte - und ging in die Station. Er hatte sich den Gebäudeplan genau eingeprägt. Er ging zuerst in die Kantine, laut Scorp war es Zeit fürs Abendessen, also würden so gut wie alle hier sein. Ein paar Salven aus dem Sturmgewehr und die Wissenschafler fielen um wie nasse Säcke. Der Turianer warf eine Granate hinter die Theke und die Spritzgeräusche, die die Explosion begleiteten, ließen ihn davon ausgehen, dass hier niemand mehr am Leben war.
Er sah als nächstes ind den Schlafräumen nach, aber dort war niemand, also ging er zu den Büros. Unterwegs begegneten ihm zwei Frauen, die den Lärm gehört hatten. Kaum lagen die beiden am Boden, als eine fuchsteufelswilde Oma aus dem nächsten Büro kam. " Was geht hier vor?! Wer sind Sie und wa... urgh." Er säuberte auch noch die restlichen Büros. In dem von Rena Kobayashi war niemand mehr. Der Turianer durchsuchte ihren Computer nach den Daten, die er brauchte, aber hier waren sie nicht. Er stellte den ganzen Raum auf den Kopf, aber konnte nichts finden, sie mussten also irgendwo in den Laboren sein.
Die letzten Wissenschaftler, die noch dort waren, stellten kein großes Problem dar und eine Explosion beim Eingang verriet, dass wohl alle der etwa 20 Menschen erledigt waren. Sicherheitshalber durchsuchte er die ganze Station noch einmal, bevor er in die Garage ging.
Julian Scorp hatte dort gewartet bis alles vorbei war und der Turianer zu ihm kam. "Ähm... Sie sind fertig, nehme ich an?" Der Turianer sah ziemlich beunruhigend aus, sein Kampfanzug war komplett schwarz, genau wie sein Gesicht, über seine kalten, fast schwarzen Augen waren rote Schlitze tätowiert und das Sturmgewehr war direkt auf Scorps Brust gerichtet. "Fast", antwortete der Turianer. "Moment mal! Was soll das werden?" Der Killer grinste böse und steckte die Waffe weg. "Ich bin doch nicht so blöd und erschieß dich, bevor ich weiß, wo die Forschungsergebnisse sind." Für einen Moment hatte Scorp richtig Schiss gekriegt. "Äh ja, die werden Sie bekommen, sobald Dr. Kobayashi zurück ist." "Ich dachte, die wäre längst hier." "Ich weiß auch nicht, was sie so lange macht, eigentlich wollte sie nur ein altes Geth-Lager in der Nähe untersuchen..." "Sie glauben also ernsthaft, dass man eine Chemikerin,die gerade an einem wichtigen Projekt arbeitet und nicht die geringste Ahnung von Geth hat, zu einem Geth-Lager schickt, das schon vor Monaten von einem Expertenteam untersucht worden ist?" "Das wusste ich doch nicht!" "Halt die Klappe", sagte der Turianer und schoss Scorp mit seiner Pistole direkt zwischen die Augen. "Jetzt bin ich fertig", bemerkte er. "Zumindest hier."
Irgendjemand musste Kobayashi gewarnt haben, aber niemand von dieser Station, sonst wäre er auch weg. Als der Turianer das Gebiet um Antibaar2 mit dem Raumschiff überflog, entdeckte auch er das Signal mitten in der Eiswüste. Das ganze würde vielleicht doch noch interessant werden.
Der Sonnenuntergang färbte den Himmel und den Schnee von Antibaar bereits rot, als die beiden Allianzraumschiffe am Himmel sichtbar wurden. Sie landeten an der Nordseite eines Felsens, der sie vor der Forschungsstation versteckte. Der 43-jährige Staff-Lieutenant Harry Wilder, der die Trupps anführte, sah es als erster.
"Das...das..." Mehr fiel der jungen Soldatin Verena Smithers nicht ein. Der gesamte Eingangsbereich war weggesprengt. Drei tote, kaum mehr erkennbare Menschen lagen zwischen den Trümmern, und unter einer Tür breitete sich eine Blutlache aus. Es roch nach Rauch. "Wir teilen uns auf und untersuchen hier alles!", befahl Wilder.
Die Soldaten trafen sich nach einer halben Stunde wieder bei den mittlerweile neben der Station gelandeten Raumschiffen, Smithers, die in der Kantine nachgesehen hatte, gelb und grün im Gesicht.
"Tja, ich schätze, hier können wir nicht mehr viel machen außer versuchen, die Leichen zu identifizieren. Technische Geräte können wir vielleicht noch bergen.", meinte Johnson, ein anderer Soldat. "Sehe ich auch so", erwiderte Lieutenant Wilder enttäuscht. Er hatte gehofft, wenigstens ein paar Überlebende zu finden.
Plötzlich nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung an einem der unzerstört gebliebenen Fenster wahr. Sofort schickte er zwei mit Sturmgewehren bewaffnete Soldaten los, während er selbst mit seinem Präzisionsgewehr auf das Fenster zielte, in dem jetzt nichts mehr zu sehen war.
Eine Zeit lang geschah nichts, alles war still bis auf die Geräusche der Soldaten, die anfingen, nervös im Schnee von einem Fuß auf den anderen zu treten. Mit einem lauten Krachen, das sie alle zusammenfahren ließ, wurde eine Seitentür in der Nähe des Eingangs eingebrochen. Alle Gewehrläufe richteten sich sofort auf die drei Personen, die aus dem Eingang traten. Aber es waren nur die beiden Soldaten, die Lieutenant Wilder losgeschickt hatte, mit einer ca. 30-jährigen Frau in ihrer Mitte, der der Schock deutlich in ihrem kalkweißen Gesicht stand.
"Ich - ich heiße Stella... Webb... ich war eine Forscherin hier...", stammelte sie. Harry Wilder nahm sie vorsichtig am Arm. "Sie haben also mitbekommen, was hier passiert ist? Gibt es außer Ihnen noch weitere Überlebende?", fragte er. "Ich... nein... ich habe - überall nachgesehen, in den Labors und auf der Toilette und in der Kantine und überall und... und..." Stella würgte und übergab sich in den Schnee. Der Lieutenant wies Smithers und Johnson an, sich um die Forscherin zu kümmern. Dann wandte er sich an die beiden Soldaten, die er losgeschickt hatte. "Wo habt ihr sie gefunden?" "In einem Kleiderschrank in einem der Schlafzimmer, Lieutenant. Sie hatte sich richtig darin verbarrikadiert und wir brauchten erst eine ganze Weile, um sie zu überreden, herauszukommen. Wir hielten es für besser, vorerst nichts zu fragen." Wilder nickte, griff nach seinem Funkgerät und erstattete Captain Presley Bericht.
Dann ging er zu einem der Raumschiffe in dem Stella Webb saß und eine Tasse Kaffee umklammerte. "Geht es ihnen wieder besser?", fragte er vorsichtig. Sie nickte. "Fühlen Sie sich gut genug, um mir zu sagen, was passiert ist?" "Also... gut", sagte Stella leise. "Ich... wollte für eine Mitarbeiterin von mir ein paar Formeltabellen holen, weil sie sagte, dass sie die bräuchte. Ich habe sie nicht gefunden. Einer der Techniker hat mir gesagt, sie wäre mit einem der Forschungsfahrzeuge weggefahren. Ich wollte sie unserer Leiterin zurückgeben, aber weil es kurz vor dem Abendessen war, hätte sie mich wahrscheinlich nur angefahren, warum ich sie jetzt noch störe, also wollte ich ihr die Tabellen nur aufs Zimmer bringen. Ich habe Schüsse gehört und bin in dem Raum geblieben und dann habe ich Schritte gehört und habe mich in dem Schrank versteckt. Jemand kam rein und ging fast sofort wieder raus. Und dann waren da noch mehr Schüsse und Explosionen. Ich bin in dem Schrank geblieben und erst, als alles ruhig war rausgegangen. Und dann hab ich... gesehen... na, Sie wissen schon. Ich hab mich weiter in dem Schrank versteckt. Es hätte ja noch jemand da sein können."
Lieutenant Wilder überlegte. "Und ihre Mitarbeiterin, ist sie auch umgekommen?"
"Nein, ich glaube nicht. Ich habe sie nicht mehr gesehen."
"Und wie heißt diese Mitarbeiterin?"
"Rena Kobayashi."
Wilder zog sein Funkgerät aus der Tasche. "Captain? Ich glaube, wir sind der Identität unserer anonymen Anruferin einen großen Schritt näher gekommen."