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Thema: Iced Berlin

  1. #1
    Wenn Schweine fliegen.... Avatar von Fero
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    Standard Iced Berlin

    Hier ein Werk das ich zusammen mit General-Osiris geschrieben habe, bei einem unserer Treffen - zugegeben meist im alkoholinduzierten Zustand. Wer keinen Spaß an Nach-Weltuntergang-Mehr-oder-Weniger-Sifi-Pulp-Fiction-Black-Lagoon-Geschichte hat, der sollte es klar nicht lesen....

    Und sicherlich FSK16

    -----------------

    Am Rückspiegel schaukelten die kleinen bunten Figürchen aus japanischer Produktion jedes mal wild hin und her wie ein Wackel-Elvis als der schwere militärische Mercedes GTK über das Eis donnerte.
    Lily fühlte die Erschütterungen wenn sie in den Sitz zurück gepresst wurde. Der Autopilot gab sich reichlich Mühe zu heftige Schläge abzumildern, aber selbst die beste Technik hatte so ihre Schwierigkeiten mit den stahlharten Eisbrocken.
    Gekonnt und ohne Zwischenfälle balancierte sie die Porzellanschüssel mit den Frootloops auf ihrem Schoß, während die Telemetrie und das Navigationssystem des Wagens sich an das Heck des schweren, gigantischen Truppentransporters gehängt hielt. Nach einem Schluck aus dem Dosenbier schüttete sie einen neuen Schub des kühlen Gerstensaftes in die Schüssel um dann einen neuen Löffel davon in den Mund zu schieben. Hinter ihr hörte sie Miss Marple genüsslich einen der Heringe verschlingen, die ihr Liliane zuvor hingestellt hatte.
    Miss Marple war ein junger aber fast ausgewachsener Kaiserpinguin, den Liliane aus einem der Gentechnologie Labore aus Tripolis geklaut hatte - befreit hatte. Sie ragte inzwischen schon über einen Meter zehn in die Höhe. Marple trompetet fröhlich vor sich hin. „Fihi-sch. Gu-hut.“
    Lily drehte den Kopf und blickte über die Rückenlehne, des ergonomischen pinken Ledersitz. „Schmeckt‘s?“ fragte sie die Kleine. Miss Marple hob den Kopf legte ihn auf eine Art schief wie es nur ein Vogel konnte und nickte dann so schnell das ihr langer spitzer schwarzer Schnabel kaum zu sehen war. „Ja-ah.“ trötete sie und schlug mit den Flossen zusammen, bevor ein neuer Hering dran glauben musste.
    Lily blickte wieder nach vorne und schütte sich den Rest ihres Frühstücks in den Mund, kaute den matschigen Cornflakes-Bier-Brei um ihn dann zu schlucken. Dann klappte sie das Mikrophon wieder an ihren Lippen von dem Headset das sie trug.
    „Jungs?“

    „Was gibt‘s, Kitty?“, brummte derweil Alex, der gemeinsam mit Sasha in dessen Ungetüm von APC durch die unendliche Eiswüste pflügte, in das Mikro seiner Ohrenschützer.
    „Ist dir dein... ‚Bier‘ ausgegangen?“ Er warf einen amüsierten Blick hinter sich, wo eine ganze Kiste eines Biers aus seinem Heimatland stand, dem einzig wahren Bier, wenn es nach ihm ging.
    „Ärger sie nicht“, lachte Sasha über seine Schulter zu dem Deutschen, „ich möchte ohne Kratzer im Lack ankommen.“
    „Wo wir gerade von Kratzern im Lack sprechen: warum zum Teufel fahren wir nochmal an den sogenannten Arsch der Welt, den manche Leute hier ihre Heimat nennen?“
    Alex gab sich gar nicht die Mühe, zu antworten, sondern legte lediglich einen Schalter neben dem Funkgerät um und erhob sich aus dem Beifahrersitz. Wagners Ritt der Wallküren ertönte so laut, dass kaum noch das Knirschen der Reifen zu hören war.
    „Ich kann dich leider nicht verstehen, Fräulein“, rief er überzogen laut ins Mikro, wobei ihm durchaus klar war, dass Wagner ganz und gar nicht den Geschmack der rothaarigen Schottin traf und sie mit ihren neonpink lackierten Fingernägeln wohl gerade den Schaltknüppel ihres GTKs zerkratzte. Er hingegen genoss es. Mit geschlossenen Augen spielte er an der elliptischen Erkennungsmarke herum, die um seinen Hals baumelte. Wie so vieles, das er trug, war es ein Überbleibsel, ein Relikt aus seiner Armeezeit. Bevor der Klimawandel die Nationen und damit die Ordnung der Welt in die Knie zwang, war er ein deutscher Gebirgsjäger gewesen, genauer gesagt ein frisch beförderter Leutnant. Noch heute zierten Tattowierungen seinen Körper, die davon zeugten: hier und da ein Edelweiß, Sprüche und Mottos, die ihn und seine damalige Einheit in ihren Einsätzen begleitet hatten und diverse andere Motive, die einen Großteil seines Körpers bedeckten. Stumm schmunzelte er über die Tatsache, dass er diese Zeichen noch immer mit Stolz trug, obwohl es die zugehörigen Organisationen gar nicht mehr gab.
    „Sasha, ich geh raus, eine rauchen, also begrenze die Kurven auf ein Minimum, ja?“
    „Alles klar, Alex.“ Der Russe des Teams, dem auch der APC gehörte, in welchem Alex sein Quartier hatte, war als einziger ein militanter Nichtraucher (Jackson, der Amerikaner, war zwar gerade dabei, aufzuhören, doch das probierte er noch nicht lange genug, um eine Prognose abgeben zu können), der es den anderen verbot, in seinem Wagen zu rauchen. Alex packte sich einen der weißen Fleece-Pullover und ging zu einer der Ausstiegsklappen. Die Hosenträger baumelten dabei lose herab, er machte sich gar nicht die Mühe, sie sich für die paar Minuten überzuziehen, denn länger wollte er es bei der verfluchten Eiseskälte da draußen auch nicht aushalten. Der Fahrtwind pfiff ihm nur so um die Ohren, als die Hydraulikarme zischend die Luke öffneten und dem Deutschen freien Blick auf einen wolkenlosen Himmel boten. Mit zwei Handgriffen war er nach draußen geklettert, ein weiterer und der Reißverschluss seines Rollis war ein Stück weit enger um den granitfarbenen Schal gezogen. Es war höllisch kalt, aber was nahm man nicht alles auf sich, um den nächsten Schuss abzukriegen? Gekonnt fischte er eine Zigarette aus dem Softpack heraus, während er mit der anderen Hand das Sturmfeuerzeug aus der Hosentasche zog. Die Streichhölzer konnte man bei dem Fahrtwind eh vergessen. Gerade als er sich seine Zigarette anzündete, steuerte hinter den APC ein Geländebuggy, dessen weiße Karosserie mit pinken Sternen verziert war - nein, eher verschandelt war, aber das war nur Alex‘ persönlicher Eindruck. Mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk machte er das Feuerzeug wieder aus und verstaute es wieder. Nach einem Zug nickte er schließlich dem Buggy zu und deutete einen lässigen Salut an.


    Lily knurrte und riss sich das Headset von den Ohren. Was wenig half, da Miss Marple an dem Halsband ebenfalls eine Art Freisprecheinrichtung hatte, die weiterhin den Ritt der Valküren posaunte. Die Schottin zischte und wechselte den Funkkanal nur um zu realisieren das auch auf diesem das Stück lief.
    Also gut, sie griff mit der freien Hand nach einem der Drehknöpfe auf dem Amaturenbrett und regelte die Lautstärke herunter. „Blöder Kraut.“ murrte sie und sah sich zu Miss Marple um. Die ein leidendes Gesicht machte und sich in ihr, am besten traf es das Wort Nest, zurück zog. Watschelnd wenn auch nicht so ungelenkig wie ihre Verwandten in freier Wildbahn.

    Der Pinguin hatte sich recht schnell in dem Geschützturm eingerichtet ohne lange zu fragen. Vermutlich gefiel ihr die Enge und die Tatsache das es dort mit am kühlsten im Wagen war. Denn das schwere 30mm Geschütz auf dem Dach, sowie das darüber montierte 50 Kaliber auf dem Wagen, brauchte reichlich Luft- und Wasserkühlung. Die Miss trompetete etwas das Lily nicht verstand und beschloss es mit ihrer eigenen Musik zu übertönen, was der Deutsche ihnen da gerade antat. Hello Mary Lou gab sich die Ehre, als sie ihr eigenes Soundsystem anwarf und vom Autopiloten die Steuerung des Schützenpanzers wieder übernahm.
    Über die externe optische Sensorik konnte sie erkennen wie Alex aus dem APC durch eine der Luken oben auftauchte. Er musste wohl wieder seiner krankhaften Sucht nach Zigarette frönen und Sasha - fanatisch wie er war - verbannte ihn weiterhin dafür auf das Dach. Lily drückte auf das Gaspedal und das V12 Aggregat fauchte laut auf, als es eine höhere Leistung aus der Brennstoffzelle zog. Der gesamte Buggy drückte sich tiefer als sich die Last der Beschleunigung über die Reiffen in den Boden frass, Schnee, Eis und Dreck aufwirbelte. Der Wagen schoss vorwärts und überholte den APC auf der rechten Seite auf der Alex stand. Anfänglich von Lily gar nicht wahrgenommen, hatte sich der Geschützturm in Bewegung gesetzt und der schwarze Lauf der Vernichtung richtete sich auf Alex aus.
    Lily blinzelte, als die Zielsysteme, zu ihrer linken angingen und auf Alex Gesicht anlegten. „Äh. Miss Marple?“
    „Ah-lx, böh-se. Böh-se Muh-sick. Nicht meh-r mah-ch-en.“ kam es breit über den Funk. Bereits daran gewöhnt das der Pinguin, manchmal überreagierte, Deaktivierte Lily den Turm mit einer einfachen Bewegung ihres Daumens und lächelte leicht. „Ach Miss Marple.“ Dann zog sie das Mikrofon zu ihrem Mund.
    „Sasha?“
    „Schätzchen.“ kam es im breitesten, mit russischem Dialekt versehenen Englisch. „Was kann ich für dich tuen?“
    „Mach die Musik aus bevor der Pingu Alex mit dem 30er wegputzt.“
    „Ohje...“ Sasha brummte und tatschte blind nach der Stopptaste bei dem Wiedergabegerät.

    Nur um eine Nuance verstärkte sich der Druck seiner Lippen um die Zigarette, als Alex direkt in den Lauf des Geschützturms sah. Er wusste nicht, ob es an dem Nikotin lag oder an der Tatsache, dass er schon gefühlte drölf Male von diesem Vieh bedroht wurde, weil er Frauchen Streiche spielte, aber er regte sich keinen Zentimeter, ausgenommen seine Hand, mit der er die Zigarette aus dem Mund nahm. Leider war der Wind zu stark, um seinen Kopf in eine Rauchwolke zu hüllen, aber auch so sollte die Geste bei dem Kuscheltier ankommen.
    „Kitty, pfeif dein Vögelchen zurück.“
    Es kam zwar keine Antwort, doch der Schwenk des Turms genügte dem Deutschen. Er widmete sich wieder der makellosen Aussicht, die sich ihm bot, der unendlichen Weite der Eiswüste, die sich vor ihm erstreckte. Es war beruhigend, auch wenn Sasha den Wallkürenritt wieder abgestellt hatte, so wirkte es auf den Deutschen wie Balsam. Alex gab es nicht zu, er würde das niemals, aber er war ein wenig nervös. Er hatte schon lange nicht mehr deutschen Boden gesehen, seine Heimat war für ihn zur Fremde geworden. Er war zwar kein gebürtiger Berliner, gewiss nicht, aber es war dennoch Deutschland - oder das, was übrig geblieben war. Er nahm einen letzten Zug von der Zigarette und schnippte sie in hohem Bogen davon. Genug, er zwang sich dazu, sich zu konzentrieren - das A und O in ihrem Job - und die melancholischen Gedanken an längst vergangene Zeiten wieder zu verdrängen. Über die Schulter sah er dem Geländebuggy hinterher und ein Lächeln huschte über seine Lippen. Kitty würde ihn hemmungslos verarschen für das, was er wohl gerade dachte. Aber so war sie nunmal: ein eisenhartes Mädchen, das mehr Feuerkraft unter ihrem saftigen Prachtarsch sitzen hatte, als er und seine zwei männlichen Kameraden zusammen. Alex stand auf und sprang durch die Luke wieder zurück ins Innere des APC, wo Sasha im Rhythmus irgendeines Gitarrenstücks auf das Lenkrad klopfte.
    „Du kannst es nicht lassen, eh Alex?“ Das breite Grinsen musste der Deutsche nicht sehen, um zu wissen, dass es da war, es genügte schon, den Tonfall zu hören.
    „Richtig, Sasha“, erwiderte er und nahm schwungvoll neben dem Russen Platz. Durch eines der kleinen Sichtfenster sah er nach draußen, der feinen Schneewolke hinterher, die der Buggy hinterließ. „Vollkommen Richtig.“

    „Kinder. Kinder.“ brummte es durch das Funkgerät. „Reißt euch am Riemen.“
    Es war Tyrone der die kleine Kolonne anführte mit seinem schweren Truppentransporter. Lily schloss mit brüllendem Motor zu ihm auf und passierte den quasi Panzer auf der linken Seite, auf der ebenfalls die große Zeichnung eines Pinups aus den 196oer prangte und um deren Kopf der geschwungene Schriftzug ‚Marry Lou‘ die Seitenwand zierte.
    „Ja Papa.“ kam es fast gleichzeitig von Lily und Sasha.
    „Keine Scherze. Check euer Doppler. Wir bekommen Besuch.“
    Lily warf einen Blick auf den rechten oberen Bildschirm in ihrem Wagen und fluchte leise in sich selber das sie die gesamte Lautstärke runter gedreht hatte. Den ihr Radar hatte längst gemault, das sich ihnen ein paar Fahrzeuge näherten. Es waren Fünf, davon drei schnelle Schneemobile. Ein großer Truck in der Mitte - vielleicht ein ehemaliger Sattelschlepper. Die Menschen hier draußen waren kreativ, wenn es darum ging, zu nutzen was noch da war. Hier in den weiten Einöden wimmelte es nur so von Piraten und Zurückgebliebenen.
    „Hmm. Entfernung noch etwa nen Kilometer.“ ergänzte Lily.
    „Die wollen trotzdem zu uns.“
    „Hach. Welch Erkenntnis.“ das war der russische Akzent. „Mickey geht gerade ans Geschütz.“ „Welches?“
    „Rat mal - deutsche Qualitätsware unter sich, eh.“ Lily lachte und sah über die Schulter.
    „Miss Marple.“
    „I-hi.“ knatterte es von hinten und Lily gab dem Vogel die Kontrolle über den Turm wieder.


    „Also Jungs. Ansage.“
    „Tyrone?“ das war Alex. In dessen Hintergrund man schon deutlich das Durchladen der Waffe hören konnte.
    „Erledigen wir das gleich, bevor die Punks in unsere Nähe kommen.“
    „Ihr habt Captain Ahab gehört. An die Arbeit.“ jubelte Lily und tippte die Bremse ab, was die Räder des Wagens dazu veranlasste stotternd sich nicht weiter zu drehen Eis in die Luft zu schleudern das gegen die Panzerung von ‚Mary Lou‘ prasselte. Der Schützenpanzer wurde durch diesen kleinen Tippser aus dem Schatten des viel Größeren Wagens katapultiert und Lily riss das Lenkrad herum und scherte zwischen den beiden anderen Fahrzeugen auf die Seite auf der die Angreifer waren.
    „Pommes.“ mahnte Tyrone, doch Lily war schon längst unterwegs.
    „Nicht das ich ‘beschweren will. Top, aber dachtest du wirklich das die Kleine hier bleibt?“
    „Hach.“ knurrte der gewichtige Amerikaner und aktivierte seine eigenen Waffensysteme, die zischend aus der Panzerung hochgefahren wurde. Es war eine spezielle Version der Phalanx CIWS, die wiederum auf einer M61 GAU-4 20 mm Vulcan basierte.
    Noch währenddessen, hatte der Pinguin sein Ziel erfasst.
    „Giiiiiiaaaaaaah.“ Lily hatte keine Ahnung was der Kampfschrei aussagte, aber nunja, der Pinguin traf. Das 30er Geschützt begann laut krachend, seine Kadenz von 800 Schuss pro Minute ausnutzend, das erste Fahrzeug das sich ihnen näherte zu zersieben, als schon der zweite Schuss ein Volltreffer war.

    Es war das zweite Mal, dass Alex jetzt frische Luft schnappen durfte, doch diesmal war es nicht wegen einer Zigarette. Nein, ganz und gar nicht. Wäre es wegen des Nikotins gewesen, dann hätte der Deutsche mit weitaus weniger Schmackes die Bordwaffe von Sashas APC durchgeladen. Es handelte sich um ein Maschinengewehr, welches in dieser Bauart bereits von der Bundeswehr verwendet worden war – mit der Ausnahme, dass sich Alex ein paar Veränderungen an dem Gerät erlaubt hatte, welche die Kadenz und die Durchschlagskraft der Waffe um einiges erhöht hatten. Dabei hatte ihm Miss Marple etwas mehr über die Schulter gesehen, als Alex lieb gewesen wäre, weshalb die eigentlich recht einfache Prozedur unnötig in die Länge gezogen wurde. Als er es aber geschafft hatte, hatte Alex zufrieden festgestellt, dass sich die Kadenz auf circa dreieinhalbtausend Schuss die Minute erhöht hatte. Dreieinhalbtausend 7,62 Millimeter pures Blei, die den Tangos dort entgegen geflogen kamen - die Rechnung dafür, so blöd zu sein, sich mit der Einheit anzulegen. Zu dem Krach, den die Feuerstöße des MG verursachten, gesellte sich ein gleichmäßiges Donnern, das Alex nur allzu bekannt war. Lilly, beziehungsweise ihr Haustierchen hatte sich eingeschalten und mit dem 30mm-Ungetüm das Feuer eröffnet. Mit nur einem Wimpernschlag zerfetzte es zwei der angreifenden Schneemobile, während Alex‘ Kugeln die Windschutzscheibe eines Jeeps durchlöcherten, der sich knapp hinter den Schneemobilen gehalten hatte. Sie waren den Angreifern haushoch überlegen, doch genau dafür wurden sie bezahlt: fürs überlegen sein. Genau deshalb war wohl das dritte Schneemobil aus der Formation ausgebrochen.
    „Der versucht abzuhauen“, maulte Alex über Funk, „Setz ihm nach, Kitty, Sasha und ich kümmern uns um den Sattelschlepper!“ Die rothaarige Schottin bestätigte und scherte nach links aus, während das stählerne Ungetüm, auf dem Alex aufsaß, nur minimal nach rechts driftete.
    „Jetzt geben wir diesen Vollidioten Saures, eh mein Freund?“, kam es vom Cockpit und der Deutsche lachte. Lauthals dröhnte die Maschine auf, die gesamte Karosserie wackelte derart, dass Alex sich einen Moment festhalten musste, und ein Gemisch aus Schnee und Eis hüllte ihn ein. Tausende kleiner Kristalle prasselten auf den Gläsern seiner Sonnenbrille ein, doch er verzog keine Miene.
    „Achtung... Achtung“, raunte der Russe und Alex‘ Griff um das MG verstärkte sich, „und los!“ Ruckartig bremste der APC ab so schlagartig, wie die Reifen zum Stehen kamen, so schnell hatte auch das Eis aufgehört, dem Deutschen die Sicht zu nehmen. Er hatte klares Sichtfeld auf den Laster, der sich nun um einiges Näher bei ihnen befand und ihm war sogar so, als könnte er dort in der Fahrerkanzel eine vor Schrecken verzerrte Fratze ausmachen. Kalt wie die Luft um ihn herum lächelte er und betätigte den Abzug. Ein Regen von Projektilen prasselte auf das Glas hernieder, doch zu Alex‘ Enttäuschung musste er feststellen, dass es sich um kugelsicheres Glas handelte.
    „Wo kriegen diese Wilden solche Hardware her?“, keifte er Sasha an, beinahe so, als ob der aus dem Ural stammende Elektriker etwas dafür konnte.
    „Ich weiß es nicht, Buddy“, kam die seelenruhige Antwort vom Fahrersitz, „aber was hältst du davon, weniger zu meckern und deinen arischen Arsch hinter das große Gewehr zu schwingen?“
    „Negativ. Wir machen es auf die altmodische Art. Bring mich näher ran.“
    Während Alex‘ Fahrer irgendetwas in seiner Muttersprache murmelte, vermutlich nichts nettes, nahm der Deutsche den mattschwarzen Edelstahl-Eispickel von der Koppel, die um seine Hose geschnallt war und an welcher er quasi seine gesamte Ausrüstung griffbereit verstaute. Der schwere Truppentransporter rollte unaufhaltsam auf den beinahe mickrig erscheinenden Lastwagen zu, der neben dem APC wie ein Spielzeugauto rüberkam, obwohl Alex wusste, dass er selbst gerade mal so groß war, wie einer der Reifen, auf denen die Schrottmühle der Einheit entgegen gerollt kam.
    „Pass auf, ich geh rüber.“ Mit dem Eispickel in der rechten Hand erhob sich Alex aus der MG-Stellung und schritt langsam, mit kontrollierten Schritten über den APC. An der Kante angekommen sprang er, schwang den Pickel über seinen Kopf und ließ ihn wieder herabsegeln, als der Laster in Reichweite gekommen war. Gerade so hatte er es geschafft, die Stahlspitze mit einer Hand in der Verkleidung zu versenken. Keinen Meter unter ihm wühlten sich die mit Spikes besetzten Reifen durch die Eisdecke, was den Deutschen vermutlich, allerdings nur vermutlich, auf die Idee kommen ließ, doch etwas flotter aufs Dach zu klettern.
    „Bis Berlin ist es noch eine gute Woche, Alex“, es war Tyronne, der sich über Funk meldete, „also beeil dich ein wenig.“
    „Roger, One-Eye.“

    Alex war auf der Fahrerkanzel angekommen und hielt sich an einem der Strahler fest, die darauf montiert waren, als er mit einem Schwung den Pickel geradewegs in die (durch die quasi nicht enden wollende Sonneneinstrahlung ziemlich verunstaltete) Fresse des Fahrers segeln ließ. Das nasse „Flatsch“ nahm er zwar mit Genugtuung war, doch jene Genugtuung löste sich schnell wieder auf, als das halbe Dach durch eine zünftige Ladung Schrot zerfetzt wurde, der nur haarscharf an ihm vorbeiflog.
    „Ihr gottverdamten Wichser!“, brüllte er gegen den Fahrtwind hinunter zum Beifahrer, der in seinen knochigen Griffeln etwas hielt, das der Deutsche eher eine Büchse, als ein richtiges Gewehr genannt hätte.

    Lily hatte dem Schneemobil nachgesetzt, wie von den Jungs angefragt. Sie riss das Lenkrad mit solcher Geschwindigkeit herum und trat das Gaspedal soweit durch das sich die Nase des GTK in die Luft schraubte, beschleunigte bis zu einem Punkt an dem sie eine Kilometer weit sichtbare Wolke aus Schnee und Eis produzierte. Nein. Sie würden den Typen mit seinem kleinen Witz von Fahrzeug nicht davon kommen lassen.
    „Miss Marple. Lass den mir.“
    „Uuuuu-ahaaaaaaa.“ kam es von hinten und dann folgte ein „Böööööhhhhhhhhh.“ Was auch immer das heißen mochte. Lily sah auf die interne Kamera auf der sie den Pinguin sehen konnte wie er auf dem Schützensitz saß, die Flossen fest um den Griff des Geschützes geklammert und etwas zornig in die Kamera kuckte.
    Vermutlich hätte ihr schon seit Jahren die Tatsache Angst einjagen sollen, das sie einen menschen-mordenden psychopathischen Pinguin ihr Haustier nannte, der eine Vorliebe für große Waffen mit lauten, richtig Lauten und richtig großen Rohren hatte.
    ‚Wie der Herr...‘ Hätte ihr Vater gesagt, aber naja. Sie liebte den Pinguin. Was sollte man tuen.
    Der Punk auf seinem kleinen Küchenhilfenrührgerät, das es eigentlich war, versuchte vor ihr Land zu gewinnen. Aber seine paar PS waren einfach nicht in der Lage die immense Motorleistung des GTK auszugleichen. Ihr ‚Kleiner‘ war der schnellste Wagen auf diesem Untergrund.
    Der Merc knurrte, als sie in den nächsten Gang wechselte, und dem Schneemobil schnell näher kam. Das Knurren war laut und grausam, als sich ihre gewaltigen, Spike bewehrten Reifen, dem viel kleineren Fahrzeug näherten. Mit einem schnipsen ihres rechten Finger, wechselte sie die Musik zu den Arkhams und ‚She‘s lost control‘, während gleichzeitig die Lautsprecher des GTK ansprangen.
    Den Song laut plärrend jagte der Schützenpanzer dem kleinen Kettenfahrzeug hinterher. Auf dem internen Kommunikationskanal, konnte sie aus dem Augenwinkel den Pinguin sehen wie er Headbangend beobachtete wie Lily ihren Wagen immer näher an den Mann heran brachte der versuchte zu fliehen.
    Das neon-pinke Halsband des Pinguins, an dem neben einem Stern und einem kleinen Fischanhänger, auch eine kleine Besitzmarke befestigt waren, klimperte und klackerte laut. Das Halsband war eine spezial Anfertigung, mit zahlreichen Swarovsky Kristallen versehen, sowie einem GPS System und einem Kommunikationssystem, war es mehr eine Art Einbettung von Miss Marple in die Truppe als wirklich nur ein Halsband für ein Haustier. „Iaaaaaah. Pla-tth. Pla-tth. Pla-tth.“ skandierte hinter Lily der Kaiserpinguin immer lauter und Lily zog mit dem Lenkrand den schweren Mercedes auf die Fahrrille des Schneemobils. Der Mann drehte sich um und gab eine kleine Salve aus seiner MP auf Lily ab.
    Noch nie war leichte Munition schneller an schwerer Panzerung platt gedrückt worden. Was für eine Verschwendung.
    Liliane schaltete einen Gang tiefer was den GTK mit einem Schlag nach vorne beförderte.
    Sie konnte es weder hören, noch wirklich fühlen, als die gewaltigen Räder das Heck des Schneemobils und seinen Fahrer zermalmten. Aber es ruckelte leicht, als wäre sie über einen Eisbrocken gefahren. Kontrolliert und mit einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit drehte sie das Lenkrad.
    Lil wechselte mit einem Knopf die Kameraperspektiven durch bis sie zu der Kamera kam die das rechte vordere Rad überwachte. Sie hinterließ auf dem jungfräulichen weißen Schnee breite, blutrote Spuren die nur durchsetzte waren von gelegentlichen schwarzen Ölflecken und den sich regelmäßig loslösenden Gewebefetzen des Piraten dessen Körper sich in das Profil ihrer Reifen geschmierte hatte.
    „Och nö. Das wird Ewigkeiten dauern bis ich das aus der letzten Ritze gepoolt habe...“ seufzte sie und wendete weiter bis sie zurück zu den Anderen steuerte. Sie veränderte die Stossdämpferhärte, damit sie eine höhere Geschwindigkeit erzielen konnte. Übersprang einen Gang und heizte mit Volldampf zurück zu dem Sattelschlepper auf dem sich gerade Alex hinüber geschwungen hatte.
    Lily beschleunigte den Mercedes weiter und heizte mit voller Leistung zurück.
    „Und wie macht sich Tarzan?“
    „Wie meinen?“ antwortete Sasha.
    „Na, der Möchtegerngorilla der von deinem Töff-Töff auf den Piraten-Brumm-Brumm gesprungen ist.“
    „Eh?“
    „Pommes, sprich wie eine Erwachsene, Frau die gevögelt hat, wird und werden wird und nicht wie ein Kleinkind.“
    „Da ‚fällt mir Witz ein.“ kommentierte Sasha dazwischen.
    „Seit wann interessierst du dich für mein Vögelein.“
    „Seit Miss Marple.“
    „Giiiiiiaaaaaaah.“
    „Bitte?“
    „Ab wann geh Schwanz in eine Frau?“
    „Du weißt genau was ich meine.“
    Bam!


    „Giiiiiiaaaaaaah.“ Er sah zur Seite, über das ganze Gesicht grinsend, und sah direkt auf die Bordwaffe von Kittys fahrbaren Untersatz - diesmal war sie jedoch nicht auf ihn gerichtet (nein, so viel Hirn hatte dieser Vogel gerade noch), sondern auf den Piraten, der direkt unter ihm saß. Diese Restportion Intellekt reichte jedoch nicht aus, dem Deutschen genug Zeit zu geben, von der Fahrerkanzel zu verschwinden, ehe das Feuer eröffnet wurde, aber damit hatte Alex auch nicht gerechnet. Mit einem Satz hatte er sich noch von der Kanzel befördert, nur um direkt auf dem nächsten Fahrzeug zu landen: Kittys GTK.
    „Ab Neine geht er Eine, Eh?“
    „Neine? Eine? Von was zum Teufel sprecht ihre gerade?“ keifte Alex.
    „Meinen Vögeleien...“
    „He?“ antwortete Alex.
    „War lustig oder?“
    „Nicht deinen Vögeleien, sondern von deiner Art zu sprechen.“
    „Ich steh auf Dirty Talking.“ kommentierte Alex in dessen Hintergrund der Wind pfiff, als gäbe es kein Morgen.
    „Du würdest mit mir vögeln?“
    „War doch lustig, eh?“
    „Sicher würde ich mit dir vögeln. Aber könntest du mich zu erst rein lassen, oder langsamer werden?“
    „Ich habe leicht den Eindruck dass das Gespräche in eine Richtung geht, die ich nicht haben wollte...“ murmelte Tyrone in der Abgeschiedenheit seines Fahrzeuges.
    „Vö-geh-ln. Miss Mahr-pl‘ ist Vö-gehl.“
    „Wovon reden, wir gerade noch?“ fragte Sascha dazwischen.
    „Alex hätte gerne, dass ich ihm dreckige Dinge sage.“
    „Nein ich möchte, dass du mich von deinem Brumm Brumm lässt!“
    „‘Küche. ‘Bad. ‘Auto.“
    „Captain, warum darf Alex jetzt so sprechen?“
    „Ruhe jetzt! Kitty lass Alex von deinem Auto, und zwar in dem du behutsam langsamer wirst. Keine Vollbremsungen. Sasha. Sammel Alex wieder ein. Alex runter von dem GTK.“ befahl Tyrone mit monotoner aber kräftiger Stimme.
    „Miss Marple. Vö-gehl.“
    „Und kein Wort mehr über Vögeln.“

    Dem Himmel ein stilles Dankgebet schickend, wobei er die Augen genervt verdrehte, schwang sich Alex ins Innere des GTK, nachdem dessen Fahrerin so gnädig war, endlich die Luke zu öffnen.
    „Na endlich, das wurde aber auch-“
    Abrupt verstummte Alex, als er direkt vor einer pechschwarzen Schnauze landete, die ihm mit ihren ebenso schwarzen Glubschern direkt in die Fresse sah.
    „Ja“, lächelte er, „schön dich zu sehen, Missy.“
    „Ah-läx!“, qäckte das federlose Fliegelvieh und schloss den Deutschen in seine Flügel, „Ah-läx!“
    „Ja, Ja, um Gottes Willen, ja!“, murrte dieser und befreite sich etwas unsanfter als gewollt aus der Umarmung, „ist ja gut!“
    „Miä!“
    Obwohl Alex kein Wort verstanden hatte, funkelte er das Tierchen noch einen Moment böse an, auch wenn er sich noch immer wie ein totaler Vollidiot vorkam, wenn er mit einem verdammten Pingu quatschte. Es gab Tage, und ein solcher war heute, an denen konnte er diese Nervensäge einfach nicht ausstehen. Umso weniger verwunderlich war es, dass der Deutsche sich beeilte, vom Geschützturm in die ohnehin schon enge Fahrerkabine zu wechseln.
    „Hey Lil‘“, begrüßte er die Fahrerin.
    „Na, Mickey Mouse... wo darf‘s denn hingehen?“
    „Also, wenn‘s nach mir ginge...“, Lilly schenkte ihm einen vielsagenden Blick, streckte sich während sie das Top straffer zog und leise zog er die Luft zwischen den Zähnen ein, „... dann wäre Sashas APC ein adäquates Ziel, nicht?“
    Lilly schürzte die Lippen und hielt geradewegs auf den massiven Truppentransporter zu, dessen Seite dick und fett mit rotem Hammer und Sichel verziert war.

    „Willkommen zuhause, Kamerad!“
    „Danke, Sasha“, murmelte Alex gedankenverloren, während er noch immer auf den GTK starrte. Das einzige, was ihm an diesem Buggy nicht gefiel, war das Fehlen einer Windschutzscheibe. Wieso? Er hatte keine Ahnung, ob ihn Kitty nicht gerade von oben bis unten musterte oder sich eine weitere Schüssel Kornflakes, Milch und Bier gönnte - nur eben ohne die Milch. Ansonsten beneidete er die rothaarige Schottin um ihren Schlitten - er beneidete sie abgöttisch.
    „Tut gut, wieder hier zu sein.“
    „Kraut, du sollst da oben nicht einschlafen!“
    „Alles klar, Chef.“
    „Ist irgendjemand verletzt?“
    „Negativ, One Eye.“
    „Nope.“
    „Net, Top!“
    „Wunderbar. Dann können wir uns ja wieder darauf konzentrieren, zum Zielpunkt zu kommen, ja?“
    „Positiv“, kam es wie aus einem Mund zurück und die Kolonne raste weiter durch die Eiswüste - Kurs: Berlin.

    „Ah-läx. Miäh.“ gurrte es von hinten während Lily noch nach vorne auf die verschwindende Figur des Deutschen starrte. „Mhm.“
    Es dauerte einen Moment und etwas tippte ihr auf die Schulter. Es war Miss Marple. „Li-Ly lih-bt. Ah-läx?“
    „NEIN!“ erwiderte Lily empört. Riss das Lenkrad herum und trat das Gaspedal, dass der Mercedes eine scharfe Kurve beschreibend herum schleuderte und dann in dieselbe Richtung davon schoss wie der Wagen von Tyrone. Neben der Schottin, hüpfte der Pinguin auf dem äußeren Fuss mit der Kurve im Wagen auf einem Bein um das Gleichgewicht zu halten, schlug sich dabei aber den Kopf an und knarrte erbost.
    Als der Schützenpanzer dann wieder gerade aus fuhr, blieb Miss Marple erzürnt stehen und schnaubte, sich den Kopf an der angeschlagenen Stelle mit der rechten Flosse reibend. „Bääääh.“
    Lily sah lange nicht hin. Aber der Pinguin war penetrant er blieb stehen und rieb sich so lange den Kopf bis er angesehen wurde. Liliane kannte dieses Spiel. Und nach ein paar Momenten gab sie nach. Sah über die Schulter und starrte in die großen schwarzen Kulleraugen.
    „Tut mir ja schon leid.“ seufzte sie und reihte sich wieder hinter Tyrone ein.

    Der Amerikaner starrte auf die Landkarte und korrigierte ihre Route um ein paar Grad damit sie wieder auf Ziel waren. Es hatte lange gedauert einen so lukrativen Job wieder an Land zu ziehen. Und er hatte viel investieren müssen, damit sie daran gekommen waren. Also stand ein Versagen nicht zur Disposition.
    Geändert von Fero (01.06.2013 um 17:07 Uhr)
    ME FRPG Charaktere:
    Rebekka Helena Baronesse von Tannberg (inaktiv) | Larita H. H. Fitzalan-Howard | Major Alexander Schleifer

    Kunstprojekt - falsch zugeordnete Zitate
    "Die Neigung, sich herabzusetzen, sich bestehlen, belügen und ausbeuten zu lassen, könnte die Scham eines Gottes unter Menschen sein." - Josef Ackermann

  2. #2
    Wenn Schweine fliegen.... Avatar von Fero
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    „So da wir jetzt wieder auf Kurs sind. Ich möchte noch mal durch gehen was wir hier eigentlich machen.“
    „Schon wieder?“ antwortete Sasha entnervt und man konnte hören, dass er gar keinen Bock hatte. Viel mehr stand ihm wohl der Sinn nach etwas Entspannung aber wie auch immer alle es drehten. Tyrone war der Boss - irgendwie - und er war das Gehirn hinter ihren Aufträgen, also war er auch Derjenige dem sie das Geld verdankten mit dem sie die Rechnungen des täglichen Lebens bezahlten.
    Die drei Vehikel drehten sich in die blanke Sonne die vom Himmel schien, und nicht mal im Ansatz derzeit ausreichte, damit sich das Eis zurückzog. Kleine funkelnde Eiskristalle aufwirbelnd fuhren, sie schnell dahin durch die endlose Weite der weißen Einsamkeit.
    „Also: Wir sollen eine Gruppe von Wissenschaftlern wieder finden, zu denen der Kontakt mitten in dem untergegangenen Berlin abgerissen ist.“
    Tyrone deutete das Schweigen als Zustimmung und sprach weiter, während er sich ein neues Kaubonbon in den Mund schob, um nicht der Gier nach einer Zigarette zu verfallen. „Die Jungs haben ihren letzten Kontakt hergestellt als sie in der großen Eiskuppel am Alexanderplatz gearbeitet haben. Die Kuppel ist vor vielen Jahren entstanden als sich das Eis über die Stadt geschoben hat. Dort hatte sich ein Wasservorkommen gebildet das wohl irgendwann dann ausgelaufen war.“
    „Ist sich jetzt riesige Kuppel, eh?“
    „Ja Sasha. Riesige Kuppel.“

    „Top, erklärst du mir nochmal, warum wir jetzt neuerdings Babysitter für irgendwelche Eierköpfe spielen?“, fragte Sasha entnervt, während sein Beifahrer ein Kampfmesser mit seinem Eispickel schärfte. Zweifelsohne hatte das Geräusch nichts Schönes an sich, aber das hatte Tyronnes Gebelle im Allgemeinen, noch dieser Auftrag im Speziellen ebenso wenig.
    „Weil dein stählernes Ungetüm den höchsten Spritverbrauch von allen mir bekannten Gefährten dieser Erde hat, Ivan“, brummte der Messerschleifer genervt.
    „Sieg Heil, mein Kraut!“ Lilly.
    „Schweig, Tommy. Single Malt ist eh nur ein anderes Wort für Bourbon.“ Unverständliches, entsetztes Gekeife seitens der Schottin.
    „Jedenfalls sind wir uns alle einig, dass wir die Kohle durchaus gebrauchen können oder?“ Es war der Boss, der sich wieder einschaltete.
    „Yes, Sir.“
    „Die Kohle“, der Schwarze machte eine vielsagende Pause, in der er hörbar eines seiner Kaubonbons ausspuckte und dafür das mittlerweile schon hoffnungslos zerbissene Mundstück einer echten Stobwasser zwischen die dicken Lippen schob, „die Kohle, die wir für diesen Job kassieren können, wird unserem Fond ein schön fettes Polsterchen verschaffen.“

    „Yank! Weniger Fachchinessisch, mehr Fakten!“
    „Wir werden schweinemäßig an dieser Operation verdienen. Reicht euch das?“
    „Yes, Sir.“
    „Dann würde ich vorschlagen, dass wir uns darauf konzentrieren, schnellstmöglich zu unserem Ziel zu kommen und auf dem Weg dorthin möglichst wenig verletzt zu werden. Sasha.“
    „Hey! Ich hab dir gesagt, dass ich den Typen platt gemacht hätte, wenn-“
    „Ja, ist schon in Ordnung. Jedenfalls müssen wir jetzt so wenig Aufmerksamkeit auf uns ziehen, wie nur irgendwie möglich - nicht nur unser Leben, respektive der Zustand unserer Ausrüstung, sondern auch die Kohle hängt davon ab, dass wir uns etwas mehr zusammenreißen.“
    Mit einer seiner Riesenpranken umfasste Tyronne den Schaltknüppel seines APC, um einen Gang hochzuschalten. Aus dem Augenwinkel seines letzten verbliebenen Auges betrachtete der Schwarze mit einem amüsierten Schmunzeln den Totenschädel, der den Schaltknüppel zierte. Nein, es war keiner dieser Accessoire-Schädel, die man in den Slums der Megacities an jeder Ecke für viel zu viel Geld kaufen konnte. Nein, nein, es war ein richtiger Schädel. Ein echter, mit Knochen und so. Derjenige, dessen Hals diesen Schädel mal getragen hat, war ein alter Bekannter Tyronnes gewesen. Jemand, der jetzt zu seiner Vergangenheit gehörte. Er war der Grund, weshalb Tyronnes linkes Auge dran glauben musste und an dessen Stelle jetzt eine schwarze Augenklappe thronte.

    ****************

    Lily drückte den Verriegelungsknopf auf dem Schlüssel ihres Trucks und beobachtete mit Genugtuung wie die Lichter blinkten und um den Wagen herum zwei blaue Bänder zu leuchten begannen die unter dem Lack eigentlich nicht zu erkennen waren. Das war Teil eins der Verteidigungsanlage - Hochspannung. 10.000 Volt bei reichlich Ampere. Direkt geliefert aus dem kleinen Fusionsreaktor auf Wasserstoffbasis.
    Danach hörte man deutlich das sich der Geschützturm entsicherte und ein kleiner Projektor auf der Kuppel sich aktivierte. Ein gelbes Warndreieck, umkreiste daraufhin den Mercedes, und eine Stimme wies freundlich daraufhin sich dem Wagen nicht weiter zu nähern. „LASS DIE FINGER WEG, DANN BLEIBST DU AM LEBEN!“
    „Ehm.. Kitty?“
    „Was?“ fragte sie mit einer schon fast unheimlich fröhlichen Stimme.
    „Ist das nicht übertrieben?“
    „Nö.“ der Merc war ihr Liebling, fast lieber als Marpel und lieber lagen um den Wagen herum verbruzelte Körper und einzelne Leichenteile vom 30er als das jemand auch nur einen Kratzer rein machte.

    Sie kontrollierte mit einem Griff den Sitz ihrer Waffen und klappte die Kapuze über ihren Kopf. Es war scheißkalt ungewöhnlich für Tripolis. Aber die Bar war nicht weit und der wärmende Alkohol auch nicht. Und sollte es zu einem kleinen Konflikt in der Bar kommen - Lily war vorbereitet. Aus reiner Vorsicht das die Stadt der letzte Fuck voller abgebrannter Halsabschneider war, hatte sie ihre Beluga und die ARH-42 dabei, sowie ein paar Messer, und die zwei schweren Revolver. Und auch wenn Tyronne versucht hatte ihr Granaten auszureden - aber nach dem letzten Zwischenfall in Lagos - hatte sie ihn fröhlich ignoriert und ein paar Minigranaten eingesteckt, sowie den Granatwerfer der ARH bestückt.
    „Lasst und was trinken.“ flötete sie und lachte.

    „Hölle ja“, erwiderte Alex darauf und grinste. Er war beschwingt die letzten Zentimeter, die die Luke des APC noch vom vereisten Asphalt entfernt war, hinuntergesprungen und hatte dabei das dunkelblaue Barett über seine gescheitelte Frisur gesetzt. Eisern stand das goldene Eichenlaub mit dem daneben genähten Edelweiß-Abzeichen im eisigen Wind, der durch die engen Gassen Tripolis‘ pfiff. Zwar war ihm bereits die graue Gebirgsmütze verliehen worden, aber die befand sich im APC auf einer Büste; als Erinnerung, denn sie hier draußen unter diesen Wilden zu tragen, dafür war sie ihm zu kostbar. Für einen Moment, als er seinen Blick über die Kiosks und Essensstände schweifen ließ, da dachte er zurück an seine Zeit in der Armee noch vor dem großen Klimakoller. Er hatte das Glück gehabt, und ja in Anbetracht seines Jobs und den rauen Zeiten, in denen sie lebten, konnte man das als Glück betrachten, den Einsatz von Streitkräften auch aus der Perspektive des normalen Mannschaftssoldaten und später Unteroffiziers zu sehen, ehe er in die Laufbahn der Offiziere gewechselt hatte. Es war eine Zeit voller Erinnerungen, guter wie schlechter, die er damit verband, und ehe die Melancholie dieser Erinnerungen an damals ihn zu sehr beschäftigten, setzte er sich die undurchsichtige Oakley-Sonnenbrille auf und sah zu Lilly, die sich gerade bei Sasha untergehakt hatte. Er hatte damals eine gute Zeit, aber die Zeiten hatten sich geändert. Das war jetzt seine Truppe, das war jetzt sein zuhause.
    „Vodka, Vodka in rauen Mengen, mein russischer Freund“, rief die Schottin erfreut in den Himmel und Sasha lachte lauthals auf. Alex hingegen zündete sich eine der selbstgedrehten Zigaretten an, die schon dermaßen abgefuckt aussahen, dass man meinen könnte, wenn man sie nicht äußerst filigran anfasste, den kostbaren Tabak auf der Straße zu verteilen. Tyronne neben ihm steckte sich wortlos das äußerst abgekaute Mundstück der Pfeife in den Mund, wobei der schwarze Hüne vielsagend grunzte. Alex kannte dieses Geräusch - es bedeutete, dass dem Boss irgendetwas nicht gefiel.
    „Bleib wenigstens du einigermaßen ansprechbar“, murmelte er, als die Bande den Saloon betrat, „hier gibt es viele Typen, die uns eine aufs Maul geben wollen - und selbst wenn nicht, dann werden wir mit Lilly alleine schon genug zu tun haben, sobald sie einen im Tee hat. Ich will morgen weiter Richtung Italien.“
    „Ich werd‘s versuchen“, grinste Alex mit einem Rundumblick durch die Kneipe, „aber ich verspreche dir nichts, Boss.“

    Lily lachte und drehte sich um und strich sich einmal über den pelzbesetzten Rand der Kapuze. „Ach komm schon One-Eye. Lass mir den Spaß. Eine Saufrunde ohne mindestens drei Tote ist irgendwie Langweilig.“ Sie rieb sich die Hände unter dem Arm von Sasha hindruch. Der sah etwas irritiert und lachte da.
    „Naaaah - Baby. Vodka!“
    Vor Ihnen tauchte die Bar auf - es war schon von außen der Laden der typsich war für die Stadt. Die Wände voller Graffitis, die schwere Metalltüre, hatte neben ein paar Delle von Kugeln auch ein paar gut sichtgare Einschläge von Schädeln, die einfach am Türsteher vorbei wollten, und es nicht geschafft hatten.
    Der Türsteher war der Typ der genau wusste was Leute hinein brachte. Geld. In weiser Voraussicht war Tyronne vorausgegangen und drückte dem Mann entsprechendes in die Hand um zu verhindern das Lily und Sasha die Türe mit dem Türsteher als Rammbock öffneten.

    Die Bar war ein langer Tresen, mit mehreren Stühlen, auf denen bereits die ein oder andere Gestalt saß. Der Rest des Raumes war mit Stühlen und Tischen vollgestellt, sowie mit bequem aussehenden Sitzbänken entlang der Wände. Aus den Boxen kamen entspannte Gitarrenklänge, die Alex zwar keiner Band zuordnen konnte, aber doch irgendwoher zu kennen schien. Augenblicklich begann er rhythmisch mit dem Kopf zu wippen, während Lilly sich direkt an der Bar niederließ. Der Deutsche legte seinen Kopf leicht schief, als er ihren Hintern musterte und dabei noch weiter grinste.
    Die Bar war der typische ranzige Haufen den man in der Stadt erwarten konnte, aber immerhin war das Bier in der Flasche und kalt. Man holte sich also nicht gleich Gesichts- Chlamydien. Lily schwang sich an der Bar auf den ersten Hocker und ließ den Blick durch die Bar schweifen. Die Wände waren vor kurzem erst gestrichen worden und auch die Bar sah verdächtig neu aus. Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tresen, bedeutete dem Barkeeper seinen Arsch ran zu schwingen.

    Sie fühlte schon die ersten Blicke auf ihrem Hintern, aber noch war ihr das egal. Sie konnte an der Haltung der drei Kerls sehen, dass sie schon damit rechneten das Lily nachher wieder die Irre rausholen würde, weil einer sie falsche anquatschte. Betrunken, bewaffnet. War nie gut bei der Schottin.

    Aber am Ende schätzte sie das auch irgendwie. Sie wusste dass sie ein echt heißes Teil war. Knackig, jung und zum Sterben sexy gebaut. Und sterben konnte man leicht bei ihr. Sie grinste und tätschelte die Hocker neben sich. Links und rechts. „Jungs. Die erste Flasche geht auf mich.“
    „Vodka?“
    „Logo. Whisky würde ich hier nicht mal mit gebrauchtem Klopapier aus der Männertoilette bestellen.“
    „Oi!“ erdreistete sich der Barkeeper und Lily grinste. „Nichts für ungut. Bub.“ feixte sie und deutete auf die Falsche Vodka oben auf dem Regal.

    „Her damit, Meister der Flaschen. Vier Gläser - auch wenn One-Eye nicht wirklich will, aber er bekommt einen.“

    Keine Stunde später saßen die Vier lauthals lachend an einem Tisch in der Ecke der Kneipe, zwischen ihnen halbvolle Schnapsflaschen und hoffnungslos überfüllte Aschenbecher, die davon zeugten, was für Auswüchse ihr Exzess in diesem Laden bereits angenommen hatte und dies noch tun würde. Alex exte den Rest seiner Bierflasche und schleuderte sie in eine Ecke, die von den Söldnern gleich zu Beginn als „Wurfecke“ auserkoren worden war: es stapelten sich bereits die Glassplitter, doch es war nicht zu erkennen, dass sie zurückrudern würden.
    „Und dann habe ich diesem Typen gesagt...“, keuchte Sasha in den Pausen seines charakteristischen Lachanfalls, „.. ich hab ihm gesagt, dass er noch nicht mal zur Putzfrau taugen würde!“
    „Oh, da hast du es ihm aber gegeben“, witzelte Alex und klopfte kurz auf den Tisch, „ich geh derweil mal wohin...“
    Der Deutsche erhob sich und begab sich, zwar noch nicht wankend, aber den Alkohol schon ein wenig spürend, in Richtung der Toiletten. Im Gegensatz zum Rest der Kneipe, der noch einigermaßen hinnehmbar aussah, waren die Toiletten so abgefuckt, dass sich sogar Alex vorsah, nicht zu viel anzufassen. Die Sohlen seiner Kampfstiefel blieben bei jedem Schritt am Boden kleben und von der Originalfarbe der Fliesen war vor lauter Graffiti eigentlich nichts mehr zu sehen, doch die Schmierereien an der Wand verliehen dem Laden seinen Charme. Alex legte erleichtert den Kopf in den Nacken, als er endlich laufen lassen konnte. Gott, dieses Bier floss durch wie Wasser!

    Die Schottin grunzte und schütte noch einen Vodka in den Hals und klopte sich auf die Brust. Die dickte, weiße Jacke aus Robbenfell hing längst über dem Stuhl und Sasha wie auch Alex waren schon mehr als einmal in ihren Ausschnitt gefallen.
    Sie verschränkte die Arme unter der Brust und beugte sich vor. Betonte den Ausschnitt und ihre großen, runden Brüste. „Sasha, mein Freund schenk nach...“
    Der Russe packte die Falsche Vodka und begann ihr einzuschenken als sein Blick auf ihre Brüste viel, die fast schon obszön hervorragten. Mit Stilaugen, achtete er nicht im geringsten darauf was er gerade machte, sondern frönte dem Anblick von Brüsten die selbst ohne BH, die Schwerkraft Lügen straften. Er schütte die Hälfte daneben. Der Schnaps floss umgehend auf die Hose von Tyronne, der Sasha die Falsche abnahm und mit der anderen Hand Kitty nach hinten schob.
    „Danke.“ grunzte er und hob die Falsche direkt an die Lippen. Machte sie leer und warf sie in dieselbe Ecke.
    „HOSSA!“ riefen Lily und Sasha zusammen. Dann flog eine Flasche auf ihren Tisch. Sie zerbrach nicht, aber sie flog nur knapp an Lily vorbei.

    Die Stimmung schlug von erheitert schlagartig um. Die Schottin war auf Krawall gebürstet. Sie lies den Blick wandern bis sie den Typen fand, der die Falsche geworfen hatte. Seine Hand war noch deutlich in der Luft.
    „Hey!“ knurrte Lily und fixierte den Knaben. Irgend so einen arabischen Vollspaßten.
    Aber noch bevor sie was machen konnte, segelte schon einer voll Bierflasche zurück. Sasha war aufgesprungen, deutlich schwankend - was kein Wunder war, da mit Sicherheit zwei Drittel des Vodkas durch seinen Körper wanderten - und hatte eine Flasche Bier von Alex zurück gefeuert.

    Der Deutsche wiederum war gerade aus der Toilette wiedergekommen, als er gerade noch den Segelflug der Flasche mitbekam und ihr Zerbersten irgendwo hinter Lilly in einer dunklen Ecke ausmachen konnte.
    „Was zum Teufel...“, murmelte er mehr zu sich selbst und dabei auch am meisten genervt darüber, dass ihr bisher ungestörter Suff von irgendwelchen Gestalten unterbrochen wurde, die meinten, an der Theke den Dicken markieren zu müssen. Auch der Russe schien die ganze Sache alles andere als lustig zu finden, da er, noch immer schwankend, sich neben ihrem Tisch erhoben hatte und derb zu fluchen begann.
    „Niet! Du dummer Sack.“ maulte er und hielt sich mit der anderen Hand am Tisch fest.
    Tyronne, hingegen hatte schon seine Hand auf seine Beiwaffe gelegt und starrte die Typen mit festem Blick an.

    Lily blinzelte und schmazte irritert. Dann beugte sie sich vor und tippte dem Ami auf die sehr breite Schulter. „Boss.“ Der ignorierte sie und starrte zu den anderen Männern hinüber, die gerade dabei waren abzuschätzen was der Tisch ihnen gegenüber an Ärger bedeuten konnte. Ein volltrunkener Russe, ein alter Neger und eine besoffen Tittenmaus. Die Gedanken waren im Raum stehend, deutlich zu lesen.
    „Oy!“ maulte Sasha. „Entschuldigt euch!“
    „Boss.“ Lily tippte ihm wieder auf die Schulter. „Ich möchte, festhalten, dass ich diesmal unschuldig bin...“
    Der breite Schädel von Tyronne drehte sich zu Lily und sein eines, hellwaches, nüchternes Auge - wie auch immer er das gemacht hatte - sah sie an.
    „Sasha hat angefangen.“ murmelte sie und begann zu kichern, legte sich halb auf den Tisch und schlug mit der Faust auf den Tisch. Wild lachend. „Sasha war‘s!“
    One-Eye war deutlich überfordert.
    „Gar nichts werden wir - du russischer Scheißhaufen.“
    Die Explosion war laut. Krachend, scheppernd und eindeutig mitteilend, das gerade jemand gelernt hatte was ein raketengetriebenes Geschoss in einem Gesicht anrichtete. Nicht dass es dem einen noch etwas brachte das Wissen.
    Sasha folgte der schmalen Rauchspur die links von seiner Schulter vorbei führte in den Lauf der ‚Beluga‘ von Lily. Das eingeschossige Handgeschütz schmauchte und rauchte wie eine wirklich gute Havanna.
    Die Bar war nach diesem Knall inzwischen verdächtig ruhig. Die Schottin rappelte sich hoch und klappte die Waffe auf, wie eine Schrotflinte. Wobei die leere Geschosshülse ausgeworfen wurde und sie wie selbst verständlich eine neue nachlud. Ihren Blick auf die klebrigen, roten Überreste geheftet die von der armen Sau übrig waren, die Sasha einen Scheißhaufen genannt hatte. In Form eines Halbkreises war sein gesamter Oberkörper weg, beziehungsweise, wie sein Schädel auf seinen Freunden, in Form von Knochensplittern und Gewebefezen verteilt.
    Und erst als sie die Waffe wieder zu klappte, kippte der Körper von dem Kameltreiber um.
    „Sonst noch jemand?“ knurrte sie und richtete die Beluga auf die Typen am anderen Tisch und zog mit der linken den schweren Revolver, der nicht ganz so große Löcher machte, aber immer noch groß genug um kleine Punks wie die Ziegenficker zu erledigen.
    „Oder können wir jetzt weiter saufen?“

    Alex stand noch immer im Türrahmen, der zur Toilette des Ladens führte, als Lilly ihre Kaliber sprechen ließ und damit ein eindeutiges Statement in der Bar machte.
    „Du Schlampe wirst das noch bereuen...“, knurrte einer der Krawalltreiber und baute sich bestmöglich neben dem, was von seinem Kumpel noch übrig war, auf. Alex hingegen rief ihm ein trockenes und erzürntes „Hey!“ zu, woraufhin er die Aufmerksamkeit des Revolverhelden hatte.
    „Zeig gefälligst etwas Manieren, du Fragezeichen!“
    „Fick dich.“
    Das war der Moment, auf den Alex gewartet hatte. Ein Lächeln umspielte seine betrunkenen Lippen, als der Pöbel einen Ausfallschritt zur Seite machte und seine Pistole zu zücken versuchte, dabei aber an seinem luxuriösen, aber unzweckmäßigen Pistolenholster scheiterte und Alex so genug Zeit gab, die Luger aus seinem Oberschenkelholster zu ziehen. Die 9-Millimeter-Patrone durchschlug den Kopf des Provokateurs noch ehe dieser es geschafft hatte, seine eigene Pistole aus dem Holster zu ziehen, geschweige denn diese zu entsichern. Ein dritter schaffte es, sich aus dem Kugelhagel zu retten und sich vor die Fassade des Ladens zu retten, wo bereits das Geräusch quietschender Reifen und entsichernder Waffen zu vernehmen war.
    „Das ist der Grund, warum ich es liebe, mit euch feiern zu gehen, Leute“, lachte Alex, seine Luger noch immer rauchend in der Hand haltend und mit der anderen ein Bier hinter dem Tresen hervorholend.


    Lily grinste breit als die Kugel des Deutschen in den Schädel des jämmerlichen Typen eindrang und darin eine Runde Flipper spielte, alles einmal verquirlte und dann durch den Hinterkopf ausschlug.
    Sie feuerte mit dem Revolver und erwischte einen der Typen bevor er es vor die Türe schaffte. Das .50er Kaliber spielte allerdings nicht lange im Körper des anderen sondern machte eine ansprechendes Loch im Rücken und riss eine Loch in der Größe einer Felge in der Brust des Mannes warf ihn mit aller Macht durch den Raum und in den Tisch einer anderen Bande, was die umgehend dazu veranlasste ihre Knarren zu ziehen.
    „Shit.“ fluchte sie und sprang zur Seite in Deckung. Neben ihr landete Tyronne, der fluchend und schimpfend ein paar Kugeln in die Gegend feuerte.
    „Verdammt. Kitty!“ brüllte er, lud nach und verpasste ihr eine mit dem Ellbogen. „Du musstest ja unbedingt losballern, oder?“
    „Er hat angefangen!“ brüllte sie zurück und rollte zur Seite, gab zwei Schüsse aus dem Revolver ab und erwischte einen der Typen vom zweiten Tisch, schleuderte ihn über seinen Stuhl hinweg und rollte schließlich weiter. Kam neben Alex hinter dessen Deckung zum liegen. Sah hoch und grinste ihn von unten an.
    „So hast du dir sicher auch nicht vorgestellt das ich mal unter dir liege, oder?“ feixte sie, richtete sich auf, krabbelte auf seinen Schoß und steckte den Revolver weg. Tastete blind nach ihrer Jacke und bekam sie zu fassen.

    „Um ehrlich zu sein, ich habe mir das ganze genauso vorgestellt. Romantischer geht doch kaum!“, rief der Deutsche über den Kugelhagel hinweg und gab einige Schüsse aus seiner Luger ab. Die Gang schien da gerade in ein Wespennest gestochen zu haben, was zwar weder ihn, noch Lilly in irgendeiner Weise großartig zu jucken schien, doch trotzdem beide zumindest ansatzweise daran denken ließ, Vorsicht walten zu lassen.

    „So Jungs. Party Time!“ jubelte Lilly, als sie mit der Jacke auch die ARH in die Finger bekam. Mit geübtem Griff packte sie das Sturmgewehr und zog es aus der Halterung. Entriegelte die Sicherung. Die Schulterstütze schoss vorwärts und rastete in der entsprechenden Einstellung für die Schottin ein, die Energie fuhr hoch und die Waffe war einsatzbereit.
    Die ARH, eigentlich ein harmloses Sturmgewehr, war in der Konfiguration und nach den zahlreichen Modifikationen von Lily eine Monster. Ein High Velocity Assault Rifle, das schneller Kugel ausspuckte als ein Kolibri mit den Flügeln schlagen konnte. Und das noch mit entsprechender Power.
    Sie ging direkt auf dem Schoß von Alex wieder in Deckung. „Ist das deine Luger oder freust du dich einfach mit zu sehen?“ feixte sie und beugte sich vor. Gab Alex einen Kuss auf die Wange, bevor Tyronne sie mit seinen Befehlen, erinnerte das sie richtig Ärger hatten.

    „Kitty! Die Tür!“ brüllte der Schwarze und nickte grob in die Richtung.
    Die Schottin nickte, tauchte kurz aus der Deckung auf und feuerte den Granatwerfer unter dem Lauf ab und ballerte die Panzerbrechende Granate genau in den Eingang durch den gerade ein Haufen an bewaffneten Einheimischen kam. Die Explosion riss nicht nur die Türe in tausende Stückchen, sondern verwandelte auch den gesamten Eingangsbereich in das Äquivalent einer von Artillerie zerbombten Schlachtfläche, und die Typen die gerade noch da gestanden hatten, hinterließen nur leere, rauchende Stiefel und große rote Flecken an den Wänden.
    „BOOM, BABY!“

    „Du weißt eben, wie man einen Mann glücklich macht, Maus“, feixte Alex gespielt und lehnte sich über die Deckung der Gang hinweg, um mit ein paar Schüssen zwei Söldner niederzustrecken, „Bier, Knarren und Explosionen!“

    „Gottverdammte Scheiße, Kitty, Alex! Seid gefälligst etwas professionell!“, schrie Tyronne und seufzte, ehe er mit unverminderter Lautstärke fortfuhr, „okay, wir hauen in den Hinterhof ab. Kitty, du machst die Karren startklar, Sasha hilft dir dabei. Alex, wir zwei halten die Typen weg von den APCs. Los geht‘s!“

    Lily beugte sich zur Seite und gab eine kurze Salve aus ihrer Waffe ab. Der Rückstoß war gut kompensiert, aber trotzdem schob sich die Waffe mit sehr viel Kraft gegen die Schulter der Schottin. Sie grinste, als der Luftdruck der abgefeuerten Projektile ihre Haare flattern ließ als hätte ein starker Windzug sie erfasst.
    Die Salve traf einen der Typen und schleuderte ihn herum als wäre er eine Puppe, deren Fäden man durch geschnitten hatte.

    „Was?!“ brüllte sie, während sie sich das Intercom ins Ohr poppelte, wobei sie die Waffe nur am Griff und Abzug hielt. „Was hast du gesagt One-Eye?“
    „Wir verschwinden.“ brüllte er.
    Sie hielt inne und starrte am Deutschen vorbei zu dem Schokocrossi, das mit der einen Hand Sasha hinter sich her schleifte und mit der anderen einhändig seine automatische Schrotflinte abfeuerte. Alex lud seine Luger nach. Der Deutsche war ein echter Scharfschütze. Jede Kugel ein Treffer in der Regel auch ein Toter.
    „Wie verschwinden? Jetzt wo es gerade lustig wird?!“


    „KITTY! PROFESSIONELL!“ brüllte er als schon eine Granate mitten im Raum explodierte. Lil rutschte über den Boden, als die Druckwelle den Tisch erfasste hatte hinter dem sie in Deckung gegangen war, hatte sie diesen samt ihr durch die Gegend geworfen.
    „Das war ich nicht!“ maulte sie, bevor sich einer beschweren konnte.
    „TYRONNE!“ Es war eine laute Stimme, von außen zu vernehmen, deutlich verstärkt durch einen Lautsprecher. Die Krawallmacher hatten mittlerweile damit aufgehört, den Laden zu stürmen, doch es war deutlich zu hören, dass der Laden umstellt war.
    „Fuck.“ knurrte der Schwarze und lud seine Waffe nach. Während Sasha immer noch irre lachte und seine Vodka Flasche festhielt. „Der Imam will sein Geld.“

    „Tyronne, du elender Sohn einer Dirne, ich weiß, dass du da drinnen bist! Komm raus und stell dich mir wie ein Mann!“
    „Wer zum Teufel ist das, Yank?“, fragte Alex leise über das Geräusch knirschender Glassplitter, während Tyronne Sasha mit sich hinter eine Bank zog und durch die Schlitze der Jalousie nach außen spähte.
    „Ach ja, wie ein Mann? Komm du doch hier rein, anstatt dich hinter deinen Eierlutschern zu verstecken!“, der Schwarze kramte konzentriert mehrere Patronen aus seiner Jackentasche und lud sie in den überdimensionierten Revolver, ehe er auf Alex‘ Frage ohne aufzusehen antwortete, „irgendeine Vogelscheuche, der ich noch etwas schulde.“
    „Du schuldest jemandem Geld?“, fauchte Alex leise, wobei er sich echt zusammenreißen musste, „ich dachte-“
    „Der Boss hat den Großmufti da draußen um ein Kamel beschissen!“, prustete Lilly neben ihm leise, wobei sie fast wie ein Kind bei einem Streich übertrieben darauf achtete, leise zu sein, und auch Alex musste kichern, ehe er sie mit einem gegrinsten „Pst!“ zum Schweigen gebracht hatte und neu ansetzte.
    „Äh… ich dachte, wir wären schuldenfrei! Wieso geht uns dieser Typ auf den Sack-“
    „Hey!“
    „Sorry Lilly: auf die Eier...“
    „Schon besser.“
    „…wenn wir schuldenfrei sind, Jefe?“
    „Tyronne, wir hätten das ganze ja auch friedlich lösen können, du zwingst mich ja hierzu geradewegs!“
    Der Schwarze biss sich auf die Unterlippe.
    „Boss?“
    „Es könnte sein, dass ich das Komma um ein… oder zwei Stellen verschoben habe.“
    „Du gottverdammter Teufelskerl“, grinste Alex und er und Lilly gaben sich ein High Five, „na los, verpissen wir uns durch den Hinterausgang und lassen diese Krähe weiter krähen, bis sie schwarz wird.“
    Im Gegensatz zu Alex und Lilly (Sasha war bereits einer nicht enden wollenden und ob des Vodkas auch nur schwer verständlichen Schimpftirade verfallen) lachte Tyronne nicht über den Wortwitz in Anspielung auf seine Hautfarbe. Normalerweise war ihm sowas scheiß egal, aber ihm war in dieser Situation nicht danach abzuhauen.
    „Auf geht’s“, flüsterte Alex und wollte sich mit Lilly gerade zum Gehen wenden, als Tyronne widersprach.
    „Das geht nicht“, flüsterte er und sah noch einmal durch den Schlitz, ehe er mit seinem verbliebenem Auge fest den Blick des Deutschen und der Schottin erwiderte, „die ganze Sache ist etwas komplizierter…“
    Die Schottin stupste den Deutschen neben ihr an und deutete auf mehrere Schatten die durch den Raum wanderten, als draussen, vor dem Gebäude sich mehrere Männer vor den Scheinwerfer ihrer Wagen durch die Gegend bewegte. Der Laden war nicht nur umstellt, sondern mit Wagen umstellt. Und das hieß, wenn‘s blöd war, große, schwere Waffen.
Sie knurrte und lud ihre Waffen einmal durch. Steckte die angebrochenen Magazine weg und munitioniere die Granaten auf. „Wird das ein Spaß.“
    Alex gab ihr einen Klaps auf den Kopf. „Wir brauchen einen Plan.“
Sie starrte ihn an und prustete. „Ich bin nicht die mit den Plänen. Ich bin die mit den Knarren... Frag unseren kleinen Jägermeister wie er mit den anderen Neun umzugehen gedenkt, die er eingeladen hat.“ ihr Tonfall war schon fast beleidigt. Schließlich hatte sie nur mehr oder weniger angefangen. Eigentlich gar nicht, und jetzt ließ man sie es nicht mal zu Enden bringen. „Frechheit.“
    „Top. Sag an.“ seufzte der Kraut und behielt die Schottin im Augenwinkel im Blick, um zu verhindern das sie etwas dummes machte.
    Dann klang das laute Zischen, das die Ankunft einer Rakete erklärte deren explosive fracht auch kurz darauf lautkrachend sich bemerkbar machte.
Es war ein kräftiger Schlag als sich die westliche Ecke der Bar in Luft auflöste und Splitter, Steine und Einzelteile des Mobiliars durch die Gegen schleuderte. Und überall dem konnte man einen besoffenen Russen lachen hören.
    „Schlag ihn One-Eye oder ich mach‘s!“ brüllte Kitty.
    Geändert von Fero (01.06.2013 um 17:01 Uhr)
    ME FRPG Charaktere:
    Rebekka Helena Baronesse von Tannberg (inaktiv) | Larita H. H. Fitzalan-Howard | Major Alexander Schleifer

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