„Zwei Kontakte im rechten Gang einer Ausgeschaltet. Schott geschlossen, da sollten die so schnell nicht durchkommen. Ich bin Einsatzbereit, aber die meisten elektronischen Systeme und die Schilde meine Kampfanzugs sind offline. Ich hab bloß noch den Funk und die Lebenserhaltung.“
Robert knurrte, als sie ihm das Berichtete.
„Na toll. Gut machen wir das beste daraus und geben wir Armbruster Deckung. Wir müssen hier runter.“
Dann war Morales auch schon wieder aus seinem Sichtfeld verschwunden.
Die ganze Operation war ein Witz. Wie konnte man das Schiff nur mit einem unbewaffnetem zivilen Shuttle starten lassen? 'Wenn wir wieder zu Hause sind, werde ich wohl dem einen oder anderen einen unliebsamen Besuch abstatten müssen.', dachte sich der alternde Mann. Das Leben war kein Ponyschlecken und erst recht kein Zuckerhof. Robert würde arge Probleme bekommen. Soviel war klar. Der Pneumothorax schränkte ihn ein. Er benötigte zwingend ärztliche Hilfe und jeder Schuss aus dem schweren Maschinengewehr presste ihm die Luft aus den Lungen, oder dem, was davon noch übrig war. Robert schaute an sich herab. Die schwarze Rüstung hob und senkte sich über seiner Brust, so wie er es gewohnt war. Gleichmäßig versuchte er einzuatmen, um so den dumpfen Schlägen Mary Lous entgegen zu wirken. Vergebens. Denn jedes Mal, wenn er den Abzug betätigte, raste der Hammer gegen seinen Körper. Jedes Mal entwich ihm so kostbare Zeit, die er zur Verteidigung der Absturzstelle brauchte.
Robert wechselte das Gewehr. So verschaffte er sich eine notwendige kurze Atempause. Moralses durchkämmte das Shuttle, suchte nach allerlei verwertbaren Gegenständen und musste sich gegen einige Husks und anderen widerlichen Kreaturen behaupten. Zu gerne wäre Robert ihr zu Hilfe geeilt, als sich eines der Biester in ihren Helm verkrallte, doch just in diesem Moment wagten die Viecher einen weiteren Vorstoß. Da Robert jetzt aber stationär gebunden war, schaltete er die Zielhilfe seiner Viper voll zu. Normaler Weise lief sie nur mit knapp dreißig Prozent der eigentlichen Leistung mit. So war er einerseits ein guter Schütze, musste aber andererseits nicht auf Bewegungsfreiheit verzichten.
Ein langer Atemzug. Robert musste Husten, seine Lungen begannen sich zu verkrampfen. Die Verletzung war sehr stark. Er versuchte er erneut und tatsächlich gelang es ihm den nächsten Hustenreiz zu unterdrücken. Der schütze konzentrierte sich, ließ die Luft kontrolliert entweichen. Seine Pupillen verengten sich und seine Wahrnehmung wurde geschärft. Die Welt schien förmlich still zu stehen, als sich der unansehnliche Kopf des Kannibalen in in das Fadenkreuz schob. Es dauerte fast eine Ewigkeit, bis das Gewehr das Ziel erkannte, die Flugbahn der Kugel und die benötigte Mündungsgeschwindigkeit berechnete und schließlich den Abzug freigab, den Robert sanft aber kraftvoll durchzog.
Dort, wo einmal der Kopf des Monster lag, war nun nur noch ein klaffendes Loch anzutreffen, das vor Blut und andren Flüssigkeiten nur noch so überquoll. Genauso wie mit diesem Gegner, hielt Robert es mit den anderen auch. Zielen, Feuer, nächster Gegner. Dann wechselte er auch schon wieder zum anderen Gewehr und wollte gerade schießen, als er von hinten ein grausiges Schreien vernahm. Robert drehte sich um. Ein riesiges graues Monster schwebte dort. Es schwebte! 'Was um alles in der Welt...', schoss es ihm durch den Kopf. Er umgriff das Gewehr. Das Biest hatte Morales gepackt und wollte es wohl auffressen. Die Latina war bewegungsunfähig und das versuchte der Echo-Alpha-Agent zu ändern. Schwungvoll riss er das Gewehr um und richtete es auf die kreischende Hexe. Er nahm sie ins Visier und drückte ab. Mehrfach traf er sie in Brust, Hüfte und Hals. Sie ließ von ihrem opfer ab. Moralses humpelte in Richtung Shuttle, das Armbruster klar machen konnte, doch bevor sie erreichte, warf die Hexe eine biotische Kugel hinter ihr her und schleuderte sie so zu Boden. Armbruster eröffnete das Feuer und kraftvollen Schüsse des Shuttles hämmerten durch den Hangar. Das andauernde Stakkato nutzte Robert zum Rückzug. Unterwegs verarztete er nochmals die Hexe. Schoss ihr erst das Gesicht und dann den Rest des Kopfes weg. 'Die wird uns keine Probleme mehr bereiten.'
Robert legte das Gewehr auf dem Shuttleboden, neben Barney ab und ergriff die Hand von Animal Mother, dem einzigen, der neben Rob und dem Piloten noch bei Bewusstsein war.
„Keine gute Operation. Verdammt, wie ich das hasse!“, entfuhr es ihm wütend und kurzatmig.
„Nazgul, bringen Sie uns hier raus, bevor mir die Lichter ausgehen. Wir müssen zurück zur Midway, auf munitionieren und das ganze verdammte Schiff durchkämmen. Niemand wird zurückgelassen.“
„Niemand wird zurück gelassen.“, bestätigte ihm der Pilot, kurz bevor er abdrehte.
Mehrfach atmete Robert ein und aus. Versuchte seine Lunge mit dem nötigen Sauerstoff zu füllen. Vergebens. Es fiel ihm schwer bei Bewusstsein zu bleiben, doch er schaffte es irgendwie.
„... hören? Wiederhole: Landungsteam für Midway CIC, können Sie uns hören?“
Robert horchte auf. Der Funk funktionierte wieder. Hektisch suchte er nach dem scheiß Funkgerät, denn die Stimme kam nicht aus seinem Helm. Schließlich fand er es. Es lag in zischen den Sachen des Toten. Ungewöhnlich schnell fingerte er es heraus.
„Hier Landungsteam, Echo Alpha Schwarz.“
„Wurde auch Zeit. Status?“
Robert atmete schwer ein.
„Einen Mann verloren, einen weiteren vermisst.“, er schaute sich um. Barney und Morales bewusstlos. Der Einzige, der einiger Maßen beieinander war, war der Marine, die Tiermutter.
„Drei Mann schwerverletzt. Mich eingeschlossen. Sofort Medteam bereit machen. Haben ein neues Shuttle.“
„Verstanden. Neue Frequenz 93,4 MHz“
„Aye.“
Robert reichte gab die neue Funkfrequenz an den Piloten weiter.
„Hier, ist für dich.“

--> SSV Midway: Die Krankenstation