Nordkorea sorgt für Doping-Skandal
Die Frauen-WM hat einen handfesten Doping-Skandal, dessen Ausmaße noch gar nicht absehbar sind. Dennoch hat DFB-Präsident Zwanziger eher Mitleid mit den betroffenen Nordkoreanerinnen.
In der Nacht nach dem Doping-Skandal verließen Nordkoreas Fußballerinnen Deutschland. Nach zwei positiven Tests war die komplette Mannschaft des ausgeschiedenen Asienmeisters zuvor zum Urintest beordert worden. In der WM-Geschichte ist diese "zielgerichtete Fahndung" ein Novum. Ein erster Schandfleck bei dem bisher so fröhlichen Turnier. Dennoch hat Theo Zwanziger eher Mitleid mit den Spielerinnen aus dem totalitären Staat.
"Dieser Vorfall unterstreicht den Eindruck von einem menschenverachtenden System in Nordkorea, in dem versucht wird, Sportler mit allen Mitteln zu Erfolgen zu führen. Erfolge, die dann für staatliche Propaganda missbraucht werden können", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
Mannschaft zum Dopingtest
"Das ist ein trauriger Tag, wir sind sehr bedrückt durch diese Tatsachen", meinte Jiri Dvorak, der Medizinische Direktor des Weltverbandes FIFA. Unmittelbar vor dem letzten Gruppenspiel am Mittwochabend gegen Kolumbien (0:0) waren die nordkoreanischen Abwehrspielerinnen Song Jong Sun und Jong Pok Sim wegen positiver Dopingproben von der FIFA suspendiert worden.
Nach der Partie wurde die gesamte Mannschaft zur Kontrolle gebracht. Diese Maßnahme sieht laut Dvorak das Anti-Doping-Reglement vor. Wenn mehr als eine Spielerin aus einem Team positiv auf verbotene Substanzen getestet wurde, müssen die anderen am Wettkampfort kontrolliert werden. Song Jong Sun und Jong Pok Sim waren nach FIFA-Angaben nach dem ersten und zweiten Gruppenspiel Nordkoreas gegen die USA (0:2) und Schweden (0:1) auffällig geworden.
Ergebnis erst kurz vor Spielbeginn klar
Die Ergebnisse, die im WADA-Labor in Kreischa und im Institut für Biochemie in Köln ermittelt wurden, lagen aber erst am Mittwoch vor. "Es dauerte länger, weil das eine technisch aufwendige Untersuchung ist", so Dvorak. Offenbar gerade noch rechtzeitig, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die beiden Spielerinnen standen auf der von Nordkoreas Coach Kim Kwang Mi freigegebenen ursprünglichen Startaufstellung für das Kolumbien-Spiel.
Details über die Substanzen, die in den Urinproben der Nordkoreanerinnen gefunden wurden, wollte Dvorak nicht preisgeben. "Es handelt sich um verbotene Substanzen", erklärte der Chefmediziner.
FIFA beantragt B-Probe
Wie der Weltverband mitteilte, hätten weder das nordkoreanische Team noch die Spielerinnen innerhalb der Zwölf-Stunden-Frist die Öffnung der B-Probe beantragt. Dies hat jedoch die FIFA getan.
Der DFB will trotz des Doping-Skandals seine Beziehungen zu dem isolierten Land ausbauen. "Dieser Vorfall ändert nichts an der Grundhaltung des DFB, dass ein politisches System wie in Nordkorea vor allem auch durch sportliche Begegnungen Stück für Stück aufgebrochen werden kann", sagte Präsident Zwanziger. "Diesbezüglich sind wir durch unsere Bemühungen vor und während der Weltmeisterschaft sicher ein Stück weitergekommen."
Der DFB hatte am 2. April, als eine Delegation um Zwanziger, WM-OK-Präsidentin Steffi Jones und die Grünen-Parteivorsitzende Claudia Roth in Pjöngjang weilte, einen Kooperationsvertrag mit dem nordkoreanischen Fußball-Verband abgeschlossen. Zudem lud der DFB Nordkoreas Auswahl einige Tage vor der WM nach Leipzig ein und bezahlte teilweise deren Aufenthalt.