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Thema: Bannorn

  1. #51
    DA-FRPG ONLY Avatar von Adriana-Sarunu Vedeejs
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    Das Zimmer war nicht groß. Im Gegenteil. Ihr Wagen bot sogar mehr Platz. Der Raum, ausgestattet mit einem Doppelbett und einem Waschtisch, einem kleinem Tisch und zwei Schemeln, reichte aber für ihre Bedürfnisse. Sie würden ja auch keine Ewigkeit hier verbringen wollen.
    Der Wirt schloss die Tür. Kasha geleitete ihre Freundin zum Bett, wo sie auch Platz nahm. Die Elfe zog sich einen der beiden Schemel heran und setzte sich ihr gegenüber. Sie wusste, wo sie Adriana hinzusetzen hatte. Durch das Fenster schien die Morgensonne in das Zimmer. Adriana wurde in ihrem wärmenden Lichtkegel geparkt. Sie genoss die Wärme. Der Sonnenschein streichelte ihr Gesicht und für Außenstehende sah es im ersten Blick wie ein Heiligenschein aus.
    Draußen war der Kampflärm zu vernehmen. Sie war froh, nicht an diesem Kampf teilnehmen zu müssen. Inständig hoffte sie, doch Recht zu behalten und bereitete ihre Freundin darauf vor.
    „Kasha, für den Fall, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag: Wahrscheinlich wird dieser Orlaisaner hier hereinspazieren und mich nach den Infos ausquetschen. Ich gehe davon aus, dass er mich allein sprechen will, darum musst du stark sein. Haben wir uns verstanden?“
    Kasha reagierte nicht. Sie saß einfach nur da und lauschte dem tobendem Kampf. Adriana tastete nach ihrer Hand, fand sie und drückte sie fest an sich.
    „Kasha, haben wir uns verstanden?“, fragte sie sie etwas intensiver, was die Elfe aus ihren Gedanken riss und sie dazu zwang zu antworten. Eine sanfte Berührung auf Adrianas Unterarm war alles.
    „Gut. Ich hoffe beim Erbauer, dass das alles funktioniert.“
    Es dauerte einen Augenblick, bis es eher unsanft an der Tür klopfte. Adriana zupfte ihr Kleid nochmal zurecht und überprüfte den Sitz ihrer Körbchen, ehe sie Kasha nach ihrem Aussehen fragte. Wieder eine sanfte Berührung ihres Armes.
    „Dann kann es ja losgehen.“, flüsterte sie, ehe sie ein lautes Herein in den Raum warf.
    Die Tür schwang auf, Yanis Leclarc trat herein. Er bat zwei seiner Lakaien darum, Kasha zu „entfernen“. Adriana nickte ihr vertrauensvoll zu und lächelte den fremden Mann freundlich an.
    Das Fingerschnipsen empfand Adriana als unnötig, da sie eindeutig seine schweren Stiefel auf dem Holzboden klackern hören konnte.
    „Wer ist Dunbar `ees‘? Was weis er und wie kann er mir `elfen?“, wollte er wissen. Seine stimme klang beinahe vertraut, wie die eines engen Freundes.
    Adriana tat ihm dem Gefallen, richtete ihre Augen ungefähr in seine Richtung und lächelte sanft. Sie wusste, dass sie gerade in einer bedrohlichen Position war und Boomer würde ihr auf der Schnelle auch nicht helfen können. Dafür war sie einfach zu weit entfernt. Sie hatte die Hände gefaltet in den Schoß gelegt.
    „Ich arbeite für Dunbar Heesh. Was er weiß und was nicht, kann ich euch nicht verraten, da ich nur ein Mittel zum Zweck bin. Aber ich mir sicher, dass er euch die Informationen über den neuen Aufenthaltsort der Lady de Ludin besorgen kann, werter Herr.“
    Adriana machte eine dramaturgische Pause, ließ die Worte wirken. Der Jäger reagierte nicht. Dennoch konnte sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren. Er war angespannt.
    „Kommt bei Einbruch der Nacht wieder zu mir, dann werde ich euch die notwendigen Informationen liefern können. Bringt mir bis dahin auch die Namen von drei vertrauenswürdigen Quellen am Hofe de Ludin und bildet euch nicht bitte ein, Dunbar Heesh zu betrügen. Er ist ein Ehrenmann und steht zu seinem Wort. Ein Vertrag ist ihm wichtiger als ein Leben.“
    Wieder lächelte sie.
    „Was glaubt ihr denn, woher ich euren Namen kenne, werter Herr Yanis Leclarc.“
    Geändert von Adriana-Sarunu Vedeejs (25.12.2012 um 16:36 Uhr)

  2. #52
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    „Dem Erbauer sei Dank.“, säuselte Juliette erleichtert in ihrer Muttersprache, den kleinen Anhänger der Kirche, den sie stets am Hals trug, mit ihrer Hand vor dem Mund umschlossen, während die Elfe sich erschöpft an sie lehnte.
    Sie war ihren Häschern, von denen sie eigentlich dachte sie abgehängt zu haben, ein weiteres Mal entwischt, doch viel hätte nicht gefehlt und sie wäre ihnen in die Hände gefallen. Wäre sie allein gewesen hätte sie sich durchaus zugetraut den Schergen ihres Vaters ungesehen zu entwischen sodass diese einem Gerücht hätten nachjagen müssten. Doch ihre Gefährten hatten die leise Flucht vermasselt.
    Juliette ächzte im Stillen sorgenvoll auf bei dem Gedanken das Leclerc, durch seine Schergen die versucht hatten die Gruppe aufzuhalten, nun mit Sicherheit wusste dass seine Beute ihm nur knapp entwischt war und nicht allzu fern sein konnte.

    Ein altes, nur zu gut bekanntes Gefühl wallte in der Adligen auf, ein Gefühl von dem sie dachte es endlich vergessen zu können: Das getriebene Gefühl wie die Verbrecherin, die sie eigentlich auch war, gejagt zu werden.

    Nervös schluckte sie während sie geistig etwas abwesend den Blick über die Umgebung schweifen ließ und ihren Anhänger noch immer vor den zerkratzten Lippen umklammerte, wie als ob irgendwo unter dem Grün der Bäume und Büsche die Lösung ihrer Misere lag.
    Es lag Jahre zurück das Leclerc ihr so dicht auf den Fersen war. Der einzige Unterschied zu damals war das dies hier nicht Orlais sondern Ferelden war und das gab ihr Hoffnung und beruhigte ihr unruhiges Gemüt etwas. Hier hatte der bevorzugte Handlanger ihres Vaters keine Informanten, keine Spitzel um jede Ecke die wie er unter Befehl des Lords de Ludin standen. Hier war er blind und taub während die Söldnerin deutlich mehr Erfahrung als früher in Orlais vorzuweisen hatte. Doch sie wusste dass sie sich darauf nichts einbilden sollte.
    Dieses Mal war sie ihm vielleicht entwischt aber wenn er sie einmal aufspüren konnte würde er es auch ein zweites Mal schaffen wenn sie nicht besonnen handelte. Sie mussten fort hier und zwar rasch und dennoch ohne Aufmerksamkeit zu erregen, bei ihren Gefährten alles andere als einfach.

    „Sind alle unverletzt?“, fragte Alrik schließlich und blickte in die Runde, was Juliette allerdings kaum bemerkte. Ihr Blick war an einem knorrigen alten Baum abseits ohne Grund hängen geblieben während sie immer noch ihren Verstand akribisch nach Lösungen durchforstete, so bekam sie die Antworten ihrer Gefährten nicht mit.
    „Was ist mit euch, Lady Juliette?“, fragte der Bursche schließlich die scheinbar angestrengt in die Ferne starrende Söldnerin.
    Diese hatte gerade über verschiedene Verstecke in verschiedenen Städten gesonnen und die meisten als nicht zweckdienlich genug abgetan und blickte so etwas verwirrt zu dem Fereldaner.
    „Bitte?“
    Er wollte gerade antworten da fiel sein Blick überrascht auf etwas anderes als die stahlgrauen Augen der Orlaisianerin.
    „Was tropft da aus eurem Rucksack?“

    Eine grünlich, bläuliche Flüssigkeit durchnässte das untere Ende des Rucksackes dem nun alle Blicke galten. Der Magier, der schnell herbei eilte, war der erste der verstand und entsetzt zu verstehen gab das die Tränke im inneren des Rucksacks in Mitleidenschaft gezogen waren und seine Arbeit bedrohten. Zuerst war Juliette geneigt den Blondschopf der sich ihr unerlaubt zu schnell näherte von sich zu stoßen, seine magische Demonstration hatte ihr Misstrauen gegen ihn noch genährt, doch als sie ebenfalls registrierte dass die Schatzkarte in Gefahr war half sie ebenfalls dabei rasch den Inhalt des Rucksackes auszubreiten.
    Zwei der Tränke, von denen Juliette erfahren hatte er solle sie vor den Auswirkungen der dunklen Brut schützen, und ein seltsamer, bläulicher Trank, von dem sie keine Ahnung hatte zu welchem Zweck er war, waren gesprungen und hatten ihren Inhalt nicht mehr bewahren können. Sie waren zwar alle drei zusammen mit anderen Tränken in einer nun mit den Flüssigkeiten durchnässten Robe gewickelt gewesen doch die heftigen Bewegungen die Juliette beim Kämpfen tat hatten den Gläsern alles andere als gut getan.
    Zu ihrem Glück waren sowohl die Karte als auch die Bücher abgehen von ein paar harmlosen Spritzern unversehrt geblieben doch die Schreibfeder im Rucksack sowohl einige Papiere die von oben bis unten voll gekrakelt waren, waren durchnässt und teilweise kaum zu gebrauchen. Ebenso einige leere Papiere, die der Magier wohl zum Notizen machen benutzt hätte waren getränkt und lösten sich stellenweise auf oder rissen wenn man sie berührte.
    Dem Blicken des Magiers zu urteilen, war es eine Katastrophe und klar wem er die Schuld daran zuschrieb.
    Juliette allerdings zeigte keine Reue. Wut stieg ihr bei seinem vorwurfsvollen Blicken auf.
    „Dann `ättet i`r es `alt selber getragen, Magier!“, blaffte sie gereizt zurück und spie das letzte Wort mit gewohnter Verachtung aus. „Isch musste uns verteidigen!“

  3. #53
    DA FRPG only Avatar von Yanis Leclerc
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    „I`r wisst weniger als i`r glaubt!“ sagte er ruhig und so kalt wie er konnte. Er stand auf und nahm den Hut ab um sich dann die Haare ein wenig zu richten.
    Er würde Juliette auch ohne diesen mysteriösen Mann finden außerdem war er erfahren genug um sich nicht unter Preis zu verkaufen. Was die Händlerin forderte war unverschämt und wären sie in Orlais hätte er sie bereits längst getötet. Aber so lange sie ihm nicht mehr liefern konnte oder wollte war ihm das Risiko zu groß. Er hatte ihre Spur, jetzt, das konnte er nicht ignorieren.
    Sachte schüttelte Yanis den Kopf „So funktioniert das nischt! Wenn ihr mir nischts brauchbares liefern könnt seid i’r nutslos für misch!“ sagte er und zog den Hut wieder auf.
    Abschätzend musterte er die blinde Händlerin bevor er mit der Nase schniefte und sich zum gehen wandte
    "Dann werden wir wohl nicht ins Geschäft kommen, mein Herr. Wie gesagt, ich kann euch die nötigen Informationen bis zur Abenddämmerung besorgen. Ich weiß, was ich...", sie machte eine kleine Pause: "...was mein Meister von euch verlangt, ist enorm.", wieder eine Pause, dieses Mal aber eher eine rhetorische.
    "Ihr steht nun vor der Wahl: Verfolgt ihr euer Ziel mit ausgelaugten Pferden und Männern und versucht euer Glück in der nächsten Ortschaft oder verlasst ihr euch auf die Informationen einer irgendwie dahergelaufenen blinden Händlerin. Seid mir aber versichert, ich verstehe euer Dilemma. Solltet ihr euch für die meinige Methode entscheiden, so verfügt ihr nicht nur über ausgeruhte Männer und Pferde, nein, ihr werdet dann auch Handhabe über sichere Informationen, sowie mein Leben als Pfand haben. Im Gegenzug werde ich in jedem Fall versuchen den Preis zu euren Gunsten zu verändern."
    Während der ganzen Zeit folgte ihr Gesicht seinen Bewegungen - Alles hörte sich so an, als ob sie es nicht das erste Mal machen würde, was ihr eine gewisse Professionalität gibt, eine gewisse Sicherheit in der Stimme.
    „I’r `attet eure Gelegen’eit, ´ändlerin!“ verabschiedete sich Yanis, zog seinen Hut wieder auf und verließ das Zimmer.
    „Jean, bring die Elfe zurück!“ wies er seinen Mann an
    „Gibt’s was neues?“ fragte Grangé und schloss zu Yanis auf
    „Die Händlerin hat angeblich Verbindung zu einem Dunbar Hees und dieser hat womöglich Informationen die uns helfen würden. Im Gegenzug will sie Quellen in der Nähe des Chefs haben!“ erklärte Yanis während die beiden gemeinsam die Treppe runtergingen.
    Steht die Schichteinteilung?“ fragte er als er im Schankraum angekommen war. Philipé nickte ihm zu.
    „Also gut, dann leg ich mich jetzt hin, weck mich zum Mittag hin!“ verabschiedete sich Yanis und legte sich auf eine Bank und schob sich seinen Hut tief ins Gesicht. Wenige Minuten später war er auch schon eingeschlafen.
    Geändert von Yanis Leclerc (04.01.2013 um 15:09 Uhr)

  4. #54
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Das durfte doch nicht wahr sein!
    „Jetzt gebt Ihr mir auch noch die Schuld?“, zischte Rhaego, während er seine Notizen hastig untersuchte. „Wisst Ihr eigentlich, wie wichtig diese Tränke sind? Ohne sie reicht ein einziger Tropfen verderbten Bluts und Ihr endet als sabbernder Ghul ohne eigenen Willen!“
    Vorsichtig tastete er nach der Energie des Nichts und sandte einen feinen Strom von Wärme zu den durchnässten Papieren, um sie zu trocknen. An vielen Teilen war die Schrift verwischt, an anderen Stellen waren die Fasern so dünn geworden, das man beinahe hindurch schauen konnte. Als er eines der sorgfältig getrockneten Blätter hochhob, um den Schaden genauer zu betrachten, zerbröselte eine Ecke unter seinen Fingern.
    „Es hat Stunden gekostet, das hier anzufertigen!“, fauchte er Juliette an. „Und Ihr zerstört es in wenigen Sekunden!“
    Erneut spürte er den sanften Puls des Nichts in sich, hervorgerufen von seinem Zorn. Er schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch.
    „Ich brauche so schnell wie möglich neues Papier, um wenigstens so viel wie möglich Informationen zu sichern“, sagte er, nun wieder ruhiger. Mit einem Blick auf die zerstörte Feder setzte er hinzu: „Und eine neue Schreibfeder!“
    „Das kann man sicher im nächsten Dorf kaufen“, sagte Alrik schnell. Er war zwischen Rhaego und die Orlaisianerin getreten, und schien nun sichtlich froh, dass der Magier sich wieder beruhigt hatte, als hätte er erwartet, dass dieser gleich wieder mit Feuerbällen um sich warf. „Wo auch immer das ist“, fügte der Krieger mit leiser Stimme hinzu und sah sich suchend um, als würde er am nächsten Baum einen Wegweiser auffinden. Offensichtlich hatte er nach der eiligen Flucht keine Ahnung, wo sie sich befanden. „Vielleicht kann Leirâ uns den Weg zeigen?“
    Mit einem letzten finsteren Blick auf die rein gar nicht schuldbewusst dreinschauende Orlaisianerin kniete Rhaego sich auf den Boden und machte sich daran, die noch ganzen Fläschchen abzutrocknen und wieder in seine Robe zu wickeln, nachdem er den Stoff mit etwas Hitze vorsichtig wieder getrocknet hatte. Trotzdem fürchtete er, dass sie endgültig hinüber war, an vielen Stellen unwiderruflich verklebt, teilweise mit Löchern im Gewebe, wo die Tränke die weichen Fasern zerstört hatten. Schließlich packte er die Flaschen vorsichtig wieder in seinen Rucksack.
    Dann stand er auf und drückte Juliette den Stapel lädierten Papiers in die Hand.
    „In Zukunft werde ich die Tränke wieder nehmen und wenn Ihr Euch nützlich machen wollt, tragt Ihr die Bücher und die Notizen.“
    Ohne die Orlaisianerin weiter zu beachten, wandte er sich Leirâ zu und wartete darauf, dass sie ihnen den Weg zeigte.

  5. #55
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ musste kurz um ihr Gleichgewicht kämpfen, als Rhaego Juliette den Rucksack entriss. Sie fing sich an einem Baum.
    Ihr Magen knurrte laut hörbar. Den Streit um die vergossenen Tinkturen verfolgte sie nicht wirklich, stattdessen nahm sie ihren Bogen zu Hand. Doch bereits das aufziehen der Sehne bereitete ihr viel zu große Schmerzen. Sie stöhnte auf.
    "Leirâ! Was tust du denn?"
    Sie hob den Kopf und schaute Alrik in die Augen.
    "Ich will uns etwas zu essen besorgen. Ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber ich habe Hunger. Und davon nicht zuwenig."
    Sie setzte erneut an, um die Sehen aufzuziehen und der Ton, der ihren Mund verließ klang wie ein Knurren.
    "Verdammt! So wird das nichts!"
    Sie schaute herüber, Juliette und Alrik schauten sie an, Rhaego nestelte noch an dem Rucksack herum. Leirâ schaute schlecht gelaunt zurück. Sie hasste es, wenn die Dinge noch so funktionierten wie sie sollten. Verächtlich rollten ihre Augen.
    "Kann von euch vielleicht jemand jagen?" Aber ganz bestimmt nicht mit meinem Bogen!
    Sie schauten nur betreten von einem zum Anderen.
    "Mit Sicherheit können wir im nächsten Dorf etwas zu essen kaufen. Dummerweise kenne ich mich hier nicht aus... Kannst du uns nicht den Weg dorthin weisen?", fragte Alrik unsicher.
    "Talon'din! Woher bei Fen'harel soll ich denn wissen, wo ihr Rosenohren eure Dörfer aufgeschlagen habt?"
    Die Jägerin schnaubte, hielt sich weider die Seite. Als hätte mir jemand einen Dolch hineingerammt!
    "Abelas, Alrik. Aber ich habe wirklich Hunger und auch Schmerzen."
    "Vielleicht sollte Rhaego sich deine Verletzung doch nochmal anschauen.", schlug der Bursche vor, "vielleicht kann er ja mit Magie...", er wandte den Kopf ab, seine Stimme war immer leiser geworden. Leirâ war sich nicht sicher, was er auf einmal hatte. Dennoch war sie unsicher, ob sein Vorschlag etwas bringen würde. Zwar war beim Volk schon das ein der andere Mal mithilfe von Magie jemand geheilt worden, allerdings nur die größten Wunden. Ihre Hüterin hatte damals mal zu der Jägerin gemeint, dass Magie nie völlig ungefährlich sei und deswegen nur angewendet werden sollte, wenn es wirklich nötig war. Und ihre Prellung würde innerhalb der nächsten Tage auch von allein verheilen, aber auf der anderen Seite...
    werden wir von einer nicht eben kleinen Gruppe Shemlen verfolgt.
    Mit entnervtem Unterton sagte sie also:
    "Rhaeogo? Würdest du?"

  6. #56
    DA-FRPG ONLY Avatar von Adriana-Sarunu Vedeejs
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    „Jean also.“, sagte sie mit einem bedrohlichem Unterton.
    „Du bist also der, auf den ich gewartet habe.“
    Kasha wurde wurde mit leichten blauen Flecken zurück in das Zimmer gebracht. Sie nahm zügig neben ihrer Freundin platz und ergriff ihren Unterarm. Ein Zeichen, dass es ihr gut ging. Adriana lehnte sich etwas zurück, lächelte gar.
    „Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir? Warum habt Ihr auf misch gewartet?“
    Er war jung, leicht zu manipulieren. Wohl das schwächste Glied in der Kette um Leclarc, wie es schien, denn sonst hätte er sie keines Wortes gewürdigt.
    „Dunbar sprach zu mir in der Nacht: Ich sollte auf den Richtigen warten. Der der die Elfe birgt. Da du sie zurück brachtest, schließe ich daraus, dass du der bist, dem ich Berichten soll.“
    Etwas verdutzt blickte er in die kalkten Augen seiner Gesprächspartnerin.
    „Die Jagd war lang, die Beute mager. Schreitet voran und spürt ihr Lager. Dem Ort der tiefsten Wege entsprungen, viel Leid war eingedrungen. Blut und Schweiß vereint, in Orzamar das Glück gedeiht.“
    Der Junge schüttelte den Kopf. Wollte die Worte nicht glauben. Adriana stand auf, schritt auf ihn zu.
    „Was wollt ihr mir erzählen, Händlerin.“
    Adriana lächelte, hatte sie doch einfache Worte verwandt.
    „Ihr werdet sie in Orzama treffen, Jean. Du musst deinen Herren dorthin führen. Nur so kannst du dein Schicksal ereilen und als Held nach Orlais zurückkehren und nun geh.“
    Sie griff ihn am Arm und schob ihn weg. Kasha stand hinter ihr, hielt sie fest. Dann schnappte auch schon die Tür ins Schloss.
    „Beim Erbauer, ich hoffe, dass ich nicht Falsch liege, Kasha.“

  7. #57
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Der Anflug eines schlechten Gewissens machte sich in Rhaego breit, als er das bleiche Gesicht der Dalish sah.
    Wegen Juliettes Ungeschicklichkeit war er so auf seine Notizen und die Bücher konzentriert gewesen, dass er Leirâs geprellte Rippe völlig vergessen hatte. Aber dennoch... Magie zum heilen einzusetzen war nichts, worin er sich wirklich auskannte. Es konnte vieles schief gehen, wenn man die Kräfte des Nichts in einem menschlichen (oder elfischen) Körper freisetzte. Gerade deshalb war die Ausbildung zum Heiler sehr mühsam und langwierig.
    „Seid Ihr sicher...?“, begann er, doch Leirâs Ausdruck ließ ihn verstummen. Er nickte langsam und versuchte sich Wynnes Lektionen wieder in Erinnerung zu rufen.
    „Ihr müsstet Euer Hemd etwas anheben“, meinte er dann leicht nervös. Die Dalish warf ihm einen merkwürdigen Blick zu und tat, worum er sie gebeten hatte. Rhaego legte seine Hand knapp unter den Verband auf ihren drahtigen, muskulösen Körper. Es war leichter, wenn die heilenden Kräfte nicht so weit durch Muskeln und Knochen wandern mussten, doch er würde die Rippen wahrscheinlich nicht ganz heilen können, so dass Leirâ den Verband weiterhin benötigen würde. Und es würde zu lange dauern, den Verband anschließend zu erneuern.
    Rhaego schloss die Augen und konzentrierte sich. Wynne hatte gesagt, dass ein guter Heiler instinktiv wusste, was er zu tun hatte, doch Rhaego spürte keinerlei höhere Eingebung und arbeitete vorsichtig die Liste ab.
    Die Verletzung finden. Suchend wanderte sein Geist durch Leirâs Körper, ausgehend von der warmen Haut unter seinen Fingern. Schließlich fand er die Prellung. Doch was nun? Er hatte keine Ahnung, wie man so etwas heilte. Am ehesten kam er mit Verbrennungen klar – die hatte er während seiner Ausbildung oft genug gesehen und auch am eigenen Leib erlebt. Auch bei Brüchen und Schnitten wusste er zumindest in der Theorie, was zu tun war, auch wenn er es noch nie selbst gemacht hatte. Aber Prellungen?
    Wie aus weiter Ferne hörte er Juliette maulen. Wahrscheinlich brauchte er für ihren Geschmack zu lange. Doch er beachtete sie nicht weiter und konzentrierte sich auf Leirâs Verletzung.
    Langsam baute er Kanäle für die Energie des Nichts auf, ehe er diese sorgfältig kontrolliert in ihren Körper fließen ließ. Ganz vorsichtig entfernte er die Reste des Blutes, die aus den gequetschten Adern in den Körper geflossen waren und umgab die Blutgefäße mit stärkender Magie, da er sich nicht traute, die feinen Äderchen direkt zu heilen – es fiel ihm schwer, sie überhaupt richtig wahrzunehmen. Schließlich blockierte er die Schmerzwahrnehmung. Die Methode, die Wynne gelehrt hatte, hielt nur einige Stunden an, nach ein bis zwei Tagen würden die Schmerzen zurückkehren, falls die Prellung bis dahin nicht geheilt war.

    Als er die Augen wieder öffnete, musste er angesichts der Helligkeit der Sonne ein paar Mal blinzeln. Schwankend lief er ein paar Schritte, um sich an das ungewohnte Gefühl des eigenen Körpers zu gewöhnen.
    Sein Magen meldete sich laut knurrend zu Wort und erinnerte ihn daran, dass er heute bereits mehrmals Magie angewandt hatte, ohne etwas zu essen. Er fühlte sich müde und ausgelaugt, obwohl es noch früh am Morgen war.
    Schemenhaft erinnerte er sich noch an das Gespräch zwischen Leirâ und Alrik und an den Vorschlag des Kämpfers, in dem nächsten Dorf etwas zu kaufen.
    „Haben wir keine Vorräte vom Turm mitgenommen?“, fragte er laut. „Ich bräuchte dringend etwas zu essen!“

  8. #58
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Es missfiel Juliette, die den Magier zornig anblickte als könne sie ihn so in Brand setzen, schwer dass er sie wir seinen persönlichen Packesel behandelte. Der einzige Grund warum die Papiere nicht sofort auf dem Boden landeten, war das Alrik ihr die Papier mit den hastigen Worten „Ich mach das schon!“ abnahm als er ihren Blick sah und einem letzten Restes des Anstandes der ihren Verstand früher so beherrscht hatte. Es stand einer orlaisischen Hochadligen nicht zu Gesicht die Fassung zu verlieren und zu zetern wie ein gewöhnliches Waschweib. Das Fehlverhalten anderer nahm man ruhig und kühl zur Kenntnis, so wandelte sich ihr wütender Blick zu dem von kalter Verachtung.
    So ein undankbarer Kretin, wie Rhaego, war es doch gar nicht wert das man sich über ihn aufregte. So wie er sprach klang es fast als hätte die Söldnerin die Tränke mit Absicht zerbrochen doch zufälligerweise hatte sie sich und die Gruppe, einschließlich ihm, wohl oder übel verteidigen müssen. Vielleicht wäre es ihm ja lieber gewesen, wenn Juliette die Orlaisianer nicht abgelenkt und stattdessen auf diese Mittelchen achtgegeben hätte, damit auch ja keines davon zu Bruch ging. Nur hätten die Orlaisier sie dann vermutlich einfach umzingelt und den Magier mit Bolzen und Wurfmessern aus gleich mehreren Richtungen gespickt sodass er vor Schmerz nicht einmal an einen Zauber hätte denken können.
    Und doch regte sie sich über ihn auf und das fachte ihre Wut noch mehr an und sie schwor sich selbst, wenn der Magier weiterhin so handelte würde er ihre Wut in Form ihrer Fäuste noch zu spüren bekommen. Denn obgleich sie seine Macht mit eigenen Augen gesehen hatte war sie nicht eingeschüchtert. Sie konnte sich schlimmeres als den Tod vorstellen. Beispielsweise dazu verdammt zu sein den Rest ihres noch jungen Lebens in diesem armseligen Land verbringen zu müssen.
    Mit einem verächtlichen Schnauben löste sie den Blick von diesem besseren, magischen Bastard.

    In dem Versuch sich von finsteren Gedanken nun endgültig abzubringen kontrollierte sie die restlichen Rucksäcke. Das was sie sah war ihrer Laune nicht gerade zuträglich. In ihrer überstürzten Flucht hatten sie einen Großteil ihres Proviants zurück gelassen. Sie hatten ohnehin nicht sonderlich viel dabei, da die Magier wohl davon ausgegangen waren das sie sich unterwegs weitere Verpflegung besorgen könnten und würden. Das was ihnen blieb würde kaum für einen Tag reichen, also hatten sie nun einen weiteren Grund in das nächste Dorf einzukehren, wenn sie nur wüssten wo so eines läge.
    Während der Flucht schien sich Leirâs Zustand hingegen auch nicht gerade gebessert zu haben. Sie verzog stöhnend das fremdartige Gesicht. Selbst das Ziehen der Sehne ihres Bogens wollte ihr nicht mehr gelingen. Zudem wusste die auch noch hungrige Elfe auch nicht in welcher Richtung die Siedlung wäre.
    Schnaubend hielt sie sich die Seite. Es wäre durchaus möglich dass sich ihre Prellung ernsthaft verschlimmert hätte. Der Erbauer möge es verhindern, dachte sich Juliette. Außer der Zeit und Schonung gab es nichts was die Prellung heilen könne, zumindest nichts von dem die Söldnerin wüsste.

    "Abelas, Alrik. Aber ich habe wirklich Hunger und auch Schmerzen.", gab die Elfe von sich. Ihre Stimme zeugte von ihrer Verletzung.
    "Vielleicht sollte Rhaego sich deine Verletzung doch nochmal anschauen.", schlug der Bursche vor, "vielleicht kann er ja mit Magie..."
    Er wandte den Kopf ab und wurde leiser, verunsichert dadurch dass Juliette alles andere als angenehm überrascht aufschnaufte.

    Sie meinte nicht recht zu hören. Leirâs Verletzung den Fingern der Person überlassen aus welchen dieser Feuer hatte schießen lassen! Ihr schauderte bei dem Gedanken. Doch die Elfe schien solche Empfindungen nicht zu kennen und es gestattete es dem Magier, ihre Prellung zu behandeln, welcher von Juliette nicht aus den argwöhnisch blickenden Augen gelassen wurde.
    „Es ist mir nischt ge`euer, Alrik.“, flüsterte sie Angesprochenem misstrauisch zu während der Mager anscheinend seine namensgebenden Kräfte entfaltete.
    „Mir auch nicht.“, gab der Bursche leise nachdem er seinen Speichel mühsam herunter geschluckt hatte zurück.
    „Kein Sterblischer sollte über solsche Kräfte verfügen!“, zischte sie in einer Mischung ihrer Erziehung und ihrer Abneigung gegenüber dem Blondschopf, während sie mit der linken ihren Anhänger umklammerte und die rechte nahe ihres Säbels ballte.
    „Und doch hat er sie. Der Erbauer muss sich dabei etwas gedacht haben.“
    „Das wage isch zu bezweifeln.“, waren Juliettes abschließende Worte zu dem Thema. Danach schwieg sie eisern bis der Magier die Heilung scheinbar abschloss und ein paar Schritte umher torkelte.
    „Haben wir keine Vorräte vom Turm mitgenommen?“, fragte er laut. „Ich bräuchte dringend etwas zu essen!“
    „Stellt eusch `inten an. Leirâ ist verletzt und `at somit Vorrang.“, antwortete ihm die Söldnerin herablassend und ohne jeden Blickkontakt, auch wenn es vorrangig ihr Mitgefühl war das ihr befahl die Elfe vorzuziehen konnte sie sich eine kleine Genugtuung über ihre Worte nicht verkneifen. Ansonsten beachtete die Söldnerin ihn nicht. Ihre Aufmerksamkeit galt der Elfe, welche sich ihre Kleidung wieder zu recht zog nachdem sie vorsichtig ihre verletzte Stelle begutachtet hatte. Sie nahm den Rucksack mit den spärlichen Resten ihres Proviants, öffnete ihn und bot der Verletzten den Inhalt an.
    „Wie fü`lt i`r eusch?“, fragte sie besorgt.

  9. #59
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Zunächst verzog Rhaego seltsam das Gesicht ob ihrer Bitte, kam dann aber doch zu ihr herüber.
    „Ihr müsstet Euer Hemd etwas anheben“
    Die Dalish zuckte mit den Schultern, entledigte sich ihres Gürtels und zog die Tunika so hoch, bis man der Verband zum Vorschein kam. Sie saß auf einer dicken Wurzel und schaute Rhaego ins Gesicht. Irgendwie fühlte es sich... anders an wenn er ihr so nahe war. Die Jägerin konnte es sich selbst nicht erklären. Ihr Mund wurde trocken, ein sachtes Prickeln kroch über ihre Haut. Nein, es war mehr als sacht. Es kribbelte. Und es ging von Rhaegos Hand aus. Leirâs Mundwinkel zuckten ein- zweimal verräterisch, ehe ein langer, gedehnter Schmerz durch ihre Seite fuhr. Kaum stark genug, um deswegen eine Regung zu zeigen. Und plötzlich verschwand er. Die Dalish schaute Rhaego erstaunt an. Der richtete sich, leicht schwankend, auf und begann bedächtig hin und her zu trippeln.

    „Haben wir keine Vorräte vom Turm mitgenommen?“, begann er schon wieder zu nörgeln. „Ich bräuchte dringend etwas zu essen!“

    Leirâ verdrehte die Augen und tastete vorsichtig mit der linken Hand die verletzte Stelle ab. Ein dumpfes Pochen, doch von Schmerzen keine Spur.
    "Mythal und Dirthamen." murmelte sie ehrfürchtig. Sie hatte nie am eigenen Leib erfahren, wie... gut Magie sein konnte. Im nächsten Moment beugte sich auch schon Juliette zu ihr herunter, ein Stück Dörrfleisch in der Hand.
    "Wie fü`lt i`r eusch?“
    "Hungrig."
    Und schon schob die Jägerin sich das Stück Fleisch in den Mund. Nachdenklich musterte sie Juliette, die kleine Narbe in ihren Gesicht, die stahlgrauen Augen... Seit sie im Magieturm gewesen waren, hatte die Kämpferin sich ihr gegenüber deutlich freundlicher Verhalten als zuvor. Leirâ vermutete zwar, dass es mit deren stärkerer Abneigung Rhaego gegenüber zu tun hatte, wollte Juliette aber auf der anderen Seite auch nicht eine so negative Motivation unterstellen.
    Sie kaute auf dem zähen, salzigen Fleisch herum-
    "Abgesehen davon deutlich besser. Ich habe keine Schmerzen mehr."
    Vorsichtig richtete sie sich auf. Nein, tatsächlich. Es zog und pochte sanft in ihrer Seite, aber von Schmerzen konnte keine Rede sein. Sie hob den Blick.
    "Ma serannas, Rhaego."

    Sie gürtete sich wieder und wollte nach ihrem Köcher und dem Schwert greifen, doch Juliette machte keine Anstalten, es herauszurücken.
    "Meinst du nicht, dass du dich noch etwas schonen solltest?", fragte Alrik. Leirâ schaute ihn mürrisch an.
    "Rhaego hat mich gut versorgt, Alrik. Außerdem werden wir verfolgt. Und haben zu wenige Vorräte. Wir müssen eines eurer Dôrfer schnell erreichen

  10. #60
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    -> Dorf Winhorn

    Die Sonne hatte bereits ihren Zenit längst überschritten als die ungleich mit ihrem Gepäck beladene Gruppe nach Stunden des Marschierens aus dem Schatten der Bäume trat. Leirâ hatte es geschafft, beim Folgen eines Flusslaufes, ihre Mitreisenden auf eine Straße die durch den Wald führte zu leiten. Von dort aus gab es zumindest schon einmal zwei Wege die sie entlang gehen konnten. Zu ihrem Glück trafen sie auf ein paar Holzfäller die ihrer Tätigkeit nachgingen und die sie nach dem Weg fragen konnten.
    Das Gackern von Hühnern kündigte den bevorstehenden Anblick bereits an bevor er sich der Gruppe darbot. Vor ihnen auf einer Lichtung stand ein kleines mit Palisaden umringtes Dorf. Winhorn, benannt nach einem örtlichen Bann der mitsamt seiner kompletten Sippe im fereldisch-orlaisischen Krieg umkam, war kaum mehr als eine Ansammlung von Häusern, die einzig und allein von den Palisaden zusammengehalten zu werden schien. Alt aussehende und von Moos bedeckte Baumstümpfe zeugten von der Rodung um Platz für das Dorf und seine Bewohner zu schaffen und gleichzeitig ein unerkanntes Anschleichen an die Siedlung zu erschweren. Ein breiter, baumloser Streifen zog sich so um Winhorn fast so als scheute der Wald vor diesem Fremdkörper, der sich in ihm gebildet hatte, zurück.

    Frohen Mutes, hellte sich Alriks Gesicht bei dem Anblick der offenstehenden Tore auf.
    „Endlich! Hier bekommen wir sicher etwas zu essen.“
    „`offentlisch nur das.“, brummte die Söldnerin, die noch immer die Habe der Elfe und ihren eigenen Rucksack trug, mehr zu sich selbst als sie sich dem Dorf näherten, doch ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes.
    Auch der Magier wirkte erleichtert endlich angekommen zu sein. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn da er einen Großteil seines Gepäcks nun doch hatte selbst tragen müssen. Nachdem er sie beleidigt hatte, hatte die Adlige nicht mal mehr im Traum daran gedacht diesem Flegel auch nur irgendwas abzunehmen. Alrik war dann hilfsbereit eingesprungen und hatte für den Rest des Weges einen Teil der Bücher und Unterlagen geschleppt. Sie fand es von dem Magier natürlich unmöglich das er sich erst so flegelhaft verhielt und dann auch noch andere mit seinem Gepäck belastete, weshalb sie Alrik anbot etwas von seinem Gepäck abzunehmen. Anders wie so manch anderer schien er jedoch über männlichen Stolz zu verfügen und lehnte somit ab.
    Leirâ hingegen die als einzige in der Gruppe fast nichts trug, wirkte beim Anblick des Dorfes…verwirrt? Interessiert? Unsicher?
    Juliette, die ihr nur einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, konnte es in Ermangelung der Kenntnis elfischer Emotionen nicht sagen. Das einzige was sie glaubte sich sicher sein zu können, war das Leirâ ein Dorf der Menschen wohl noch nie so nah gesehen hatte. Da fand es die Söldnerin fast schon bedauerlich dass das erste solch ein fereldisches Hinterwäldlernest war. Ein Vorzeigemodell war es bei weitem nicht.

    Ansonsten schien es der Dalish deutlich besser zu gehen. Der Magier schien ihre Prellung wirklich geheilt zu haben, doch trotz der in diesen Fall heilenden Wirkung der Magie traute die Adlige weder eben dieser unnatürlichen Kraft noch dem der sie gewirkt hatte über den Weg. Wusste man schließlich ob er auch wirklich heilen würde und einen nicht irgendwie verhexte? Was wenn er die Verletzung nur verschlimmerte? Vielleicht nicht einmal absichtlich. Der alte Magier meinte ja Rhaegos heilende Fähigkeiten hielten sich in Grenzen.
    Darauf wusste die Söldnerin keine Antwort. So bestand sie darauf dass sich Leirâ auch weiterhin schonte und ließ sich nicht erweichen die Habe der Elfe wieder zurückzugeben. Sie meinte noch zu Leirâ dass es ihr absolut nichts ausmache es zu tragen und dass es ihrem Zustand alles als zuträglich wäre sich gleich wieder komplett zu beladen.
    Zwar hatte das der Dalish wohl nicht gefallen, schlussendlich gestattete sie es jedoch widerwillig.
    Auch wenn Leirâ nun so gut wie unbewaffnet war (Juliette vermutete jedoch sie habe irgendwo an ihrem zierlichen Körper ihre kleine elfische Klingenwaffe versteckt) hoffte die Adlige nur dass die Elfe nicht wieder Ärger machen würde, träfe sie auf die Vertreter der örtlichen Bevölkerung. Es war ja bereits vorgekommen.

    Zu ihrer Überraschung schickte sich jedoch nicht eine Wache an die ungewöhnliche Truppe aufzuhalten und nach ihrem Begehr zu fragen. Nur ein paar Dörfler unterbrachen hier und da ihre Tätigkeiten um den Reisenden neugierige teils misstrauische Blicke zuzuwerfen ehe sie wieder ihrer Arbeit nachgingen. Tatsächlich sah man aber weit und breit niemanden der so etwas wie Wachdienst schob. Wenn es solche doch gab mussten diese wohl gerade Pinkelpause haben.
    ...und zwar alle gleichzeitig. Genau…, dachte sich Juliette sarkastisch und blieb somit misstrauisch. Wer, der kein Narr war, ließ schon Befestigungen mit offenen Toren unbewacht?
    Sogleich sie die Tore des Dorfes passierten stieg Juliette ein Geruch in die Nase, der Geruch des Landlebens. Im Klartext hieß das weder Seife noch Hygiene dafür aber umso mehr Hühnerkacke, Pferdemist und andere Hinterlassenschaften, gemischt mit einer allgegenwärtigen Note nassen Hundes.
    Unter anderem Umständen hätte die Orlaisianerin nun die Nase gerümpft und ein Würgen bei dieser Attacke auf ihr adeliges Riechorgan unterdrückt, doch heute hatte sie andere Sorgen.

    Sie hatte es erst während des Marschierens erst so richtig realisiert. Sie wurde wieder gejagt und so wie sie den Jäger kannte, war es kein Zeichen von Finesse gleich im nächsten Dorf halt zu machen. Es war sogar ziemlich gewagt, schließlich hatte Leclercs Dutzend, Pferde mit denen sie die Strecke binnen kurzer Zeit zurücklegen konnten. Aber welche Wahl hatten sie? Sie brauchten schließlich nicht nur Proviant sondern auch neues Schreibzeugs für den Magier und so wie die Holzfäller es beschrieben hatten, war Winhorn der letzte Vorposten der Zivilisation für gleich mehrere Tagesreisen. Woher sollten sie das benötigte also sonst herbekommen? Aber das Risiko blieb bestehen. Es könnte sogar sein das sich die Schergen ihres Vaters bereits in der Ortschaft aufhielten!
    Doch es stellte sich schnell heraus, in Winhorn konnte sich ein Dutzend berittener Orlaisier nur verstecken wenn man die Augen schloss. Daher war sich die Söldnerin nach wachsam prüfenden Blicken in die Umgebung relativ sicher dass sie im Moment wohl noch in Sicherheit waren, allzu lang wollte sie das jedoch nicht auf die Probe stellen.

    „Also ich schlage vor wir teilen uns auf.“, meinte Alrik als er sich zu dem Rest der Gruppe in etwa in der Mitte des Dorfes umdrehte. „So können wir schneller alles Nötige kaufen und dann wieder verschwinden.“
    Juliette war sich nicht sicher ob sie das gut finden sollte. Irgendwie behagte ihr der Gedanke nicht aber andererseits würden sie so weniger auffallen wenn sie einzeln und nicht in der Gruppe durch das Dorf stromerten.
    „Lady Juliette und Leirâ könnten ja in dem Gasthaus da vorne…“, er deutete auf ein vergleichsweise großes Gebäude der Ansiedlung über dessen Tür ein schlecht gemalter Humpen vor einem Bett und krakelige Schrift versuchten müde Wanderer zu locken. „…Proviant besorgen während Rhaego und ich uns nach Papier umsehen. Vielleicht gibt es hier ja einen Händler.“
    „`abe nischts einzuwenden.“, meinte Juliette. Nur gab es an der Sache nur einen Haken und der ließ sie leicht verlegen fragen: „Aber könntet i`r mir bitte mit ein paar Kupferlingen aus`elfen?“
    Sie war noch genauso blank wie heute Morgen und sie hasste es sich Geld leihen zu müssen.

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