Kathleen, gerade noch bemüht um einen Miene die ihrem Gesichts nichts ansehen ließ außer Gleichgültigkeit, erblickte Sarah und lächelte breit. Zuckte leicht mit den Schultern als sie lautlos auflachte und nickte der Freundin zu, während diese näher kam. Neska hob die Arme und zog Sarah, öffentlichkeitswirksam an ihre Brust, küsste die Andere links und rechts auf die Wange, ohne dabei übertrieben zu wirken, und trotzdem freundschaftlich. Sie schien wie ausgetauscht und lebendig im Vergleich zu dem ausgebrannten Stück Offizier das vorhin noch auf den Docks herum gekrochen war. Und selbst der Freundin würde es schwer fallen zu verstehen was passiert war. War es Show oder war es wirkliche Veränderungen die in der Italienerin vorging.
Tim und Kassandra, sowie die beiden Männer bezogen sicherheitsmäßigen Abstand und beobachteten entweder aufmerksam die Umgebung, oder wie Kreuz, beiläufig ihre Füße um nicht aufdringlich zu wirken. Kathleen zuckte mit den Schultern als Sarah sie ansprach und lächelte sanft. "Naja. Eingeladen. Du weißt ja. Die besten Gäste sind die, die sich selber einladen." versetzte sie mit amüsierten Ton und begann gleichzeitig in den Untiefen ihrer Tasche des Blazers zu graben.
'Boss? Was machen wir jetzt mit ihm?' die große, schlanke blonde Frau ragte über Kathleen auf, als wäre sie einen ganzen Kopf größer. Was sie auch war, aber Neska hätte das nie zu gegeben. Statt dessen blickte sie zu der Jüngeren auf und an der Frau vorbei zu dem Mann, der im selben Alter war, im haargenau selben Alter. Und am Gesicht war überdeutlich das geschwisterliche Verhältnis abzulesen.
Mit einer Seelenruhe, entzündete sich Kathleen die Zigarette die sie zwischen dem linken Zeigefinger und Mittelfinger geklemmt hielt mit einem Streichholz und schniefte während sie darauf wartete den ersten Rauch inhalieren zu können. Als die kleine Flamme die am Ende des Stückchen Holz dann, das mit Papier umhüllte, Bündel Tabak entzündete, zog sie am anderen Ende. Saugte den blauen Rauch durch den Mund in ihre Lungen, fast gierig. Es war Stunden her das sie den letzten Zug getan hatte. Fühlte sich aber nach Monaten an. Wenn nicht noch länger. Ließ den Rauch für mehrere Momente in der Lunge, nur um ihn dann über den Mund aus zu hauchen und über die Nase gleich wieder einzuatmen.
"Boss?"
Sie ignorierte die Blondine vor sich und musterte den Turianer der vor ihr auf dem Stuhl fest gebunden war und aus einer mittleren Platzwunde über der rechten Augenbraue blutete wie ein Schwein. Ließ ihren Blick zu dem Mann hinter dem Turianer wandern, dessen Faust prima zu dem Abdruck mitten auf der Rüstung des Aliens passte, oder auch zu dem der sich rund um die Platzwunde abzeichnete. Sie wollte nicht fragen und hatte es auch nicht vor. Sie bezahlten die Beiden nicht dafür das sie zimperlich waren. Aber weder der Turianer noch Kranson hatten es ihr erlaubt auf diese Beiden zu verzichten. Ganz im Gegenteil. Kranson hatte es vorgezogen lieber seine Informationen zu verkaufen, als Loyal zu sein. Aber Neska hatte ihn schon vor einer Weile erwischt. Vor etwa einem Jahr hatte sie einen der diplomatischen Mitarbeiter des turianischen Abwehrdienstes umgedreht. Seine Frau und seine Mutter mit Annehmlichkeiten überhäuft und ihn damit erpresst, bis er nicht mehr aus kam. Und dieser Mann war so freundlich sie wissen zu lasse, wann die Quelle der Turianer sich aus dem Staub machen wollte. Sie hatte nur warten müssen, wer sich vom Acker machte. Seine Konten auflöste, oder eben gar keine Bewegung mehr zeigte. Kranson war's gewesen. Der Adjutant des Botschafters und stellvertretende Leiter der Station. Alles andere war einfach gewesen.
Und da der Turianer sich sehr hilfreich bei dessen Flucht hatte zeigen wollen, war er nun ebenfalls hier. Sie hatten sich gewehrt, aber nicht das es etwas geändert hätte.
Ruhig glitt sie vorwärts und auf den kleinen Sessel der in dem Raum vor den beiden Männern stand. Ihre rechte Hand streichelte für einen Moment das hellbraune, weiche Leder und liebkoste es fast überzärtlich, als wäre es ein Liebhaber. Dann schob sie sich über die Armlehne hinein, und ließ sich auf der Sitzfläche, eingerahmt von dem Lehnen nieder. Überschlug die langen Beine, verschränkte die Arme, wobei sie die linke Hand vor den Lippen hielt, um einen weiteren Zug von der Lippe zu nehmen. "Wir warten noch einen Moment." antwortete sie schließlich und behielt den Turianer fest im Blick dessen Augen flackerten wie eine Lampe der man nur zögerlich Energie zukommen ließ. Erst nach mein paar Augenblicken kam mehr bei dem Alien wieder zustande als ein hilfloses blinzeln. Dann riss er die Augen auf und rollte mit dem Kopf. Würgte und rülpste, während sein Körper wieder auf Touren kam.
"Wwww..." mehr kam nicht aus seinem Mund. Neska nickte dem Bruder der Blondine hinter dem Alien zu, der prompt, ohne zu zögern oder gar eine Sekunde zu verschwenden einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf des Kerls auskippte.
Der Schrei war laut und klar. Wie der Verstand des Aliens das gerade wieder mit einem Schlag, wie durch einen Schläger, zu sich kam. "Wo bin ich." seine Stimme war noch dünn, aber das Bewusstsein war deutlich und klar. Niemand antwortete ihm. Die Beiden vom SOD wusste das es nur an Kathleen war zu sprechen. Und die schwieg. Nahm sich und der ganzen Situation noch einen Moment. Ignorierte Kranson, der bereits begann zu Stöhnen und sich zu winden, in den Fesseln aus eisernen Ketten die ihn an Ort und Stelle hielten. "Wo bin ich?" fragte der Turianer jetzt mit kräftigerer Stimme.
"Sicherlich nicht unter Freunden." antwortete Kathleen und bewegte sich sonst nicht.
"Wer sind Sie?"
"Hm. Was denke Sie denn?" erwiderten sie und inhalierte einen weiteren Zug von der Kippe.
"Ich bin..."
"Ach halten Sie einfach den Mund." unterbrach sie die Antwort des Aliens, der gerade dabei war einfach nur Rang und Namen herunter zu beten, so wie man es ihn beim Militär gelehrt hatte. Etwas äußerst dummes, wenn man die Lage betrachtete. Aber Neska hatte nicht erwartet das man ihr jemand vor die Nase gesetzt hätte der das Spiel kannte. Sie verachtete die Folter. Unter Folter gestand ein Individuum alle, nur damit der Schmerz auf hörte. Die Kunst an wirkliche Informationen zu kommen, war bedeutend komplizierte. Aber Kathleen kannte das Spiel und sie war richtig gut darin.
Daher schwieg sie danach einen Moment und gab Kranson den Raum die Antwort zu geben. Der brüllte vor Schmerz und begann sich heftiger zu winden. Der Turianer starrte den Menschen, der neben ihn auf einen gleichen Stuhl gekettet war verwirrt, irritiert und voller Erschrecken an. Leckte sich über die Lippen, und signalisierte Kathleen das was sie sehen wollte. Seine Bereitschaft für den Beginn der Befragung.
"Sehen Sie, mein Freund, ihr Name ist mir egal. Ihr Rang ist mir egal. Sie sind ein Laufbursche und ich will den Mann der hinter Ihnen steht."
"Ich bin..."
Neska schnalzte mit der Zunge, voller Enttäuschung und Entrüstung, der Mann hinter dem Alien trat an ihm herum und schlug ihm ins Gesicht. Eine feine Rückhand hatte der Mann, das musste man ihm lassen. Die Watsche ließ den Turianer schweigen.
"Schön. Das Sie schweigen. Ich denke jetzt sind die Spielregeln klar. Ich will nur den einen Namen des Mannes hinter Ihnen. Und ein paar Informationen zu Ihm, oder dem Netzwerk. Aber ansonsten habe ich kein gesteigertes Interesse an ihnen." sie machte eine kurze Pause. "Sie verstehen? Ein Nicken reicht mir vollkommen."
Der Alien nickte und schluckte schwer, als müsste er Gift und Galle schlucken die ihm auf der Zunge lagen. Neska lächelte zufrieden und Kranson brüllte von einem neuen Schub schmerzen. Der Turianer starrte den Mann, den Verbündeten erneut an. Er hatte noch nie eine solche Menge an Schmerz gesehen. Kranson krümmte sich nur um dann das Rückgrad wieder durch zu biegen. Blut lief ihm aus dem Mund, Rotz aus der Nase und Tränen aus den Augen. Es war offensichtlich das der Mann sich seiner Grenze längst viel zu Nahe gekommen war, auf der falschen Seite. Der Schmerz schien unerträglich.
"Ich will Ihnen erklären was Ihr Freund gerade heraus findet." Kathleen beugte sich vor, ließ zu dass das Licht des Raumes, den Schatten der bisher ihr Gesicht verborgen hatte, ihr Gesicht erhellte. Ihr gesamtes Gesicht, bis auf ihre Augen die immer noch im Schatten lagen und so wie ein finstere Düsternis wirkten, die ihn zu verschlingen drohte.
"Kranson lernt gerade die Auswirkungen einer 'kleinen' Injektion des Giftes der Irukandji Qualle kennen." Kathleen fokusierte den Mann der sich in den Ketten ihn und her warf. Brüllte. Schrie als wenn sich seine Eingeweide krümmen würden um sich selbst aufgerollte aus seinem Körper zu pressen. Schweiß stand ihm in Litern auf dem gesamten Körper und er würgte. Brachte etwas Mageninhalt hervor der ihm aber nur hilflos über die Lippen tropfte, da seine Muskeln längst nicht mehr taten was sie tuen sollten. "Die Irukandji ist eine Würfelqualle, die vor der Küste Australiens auf der Erde vorkommt. Sie ist eines der giftigsten Tiere das unser schöner blauer Planet zu bieten hat. Und das heimstückischste noch dazu. Denn die Irukandji, oder auch Carukia barnesi, ist nur etwa einen Zentimeter groß und besitzt ihre Nesselzellen über dem gesamten Körper. Aber vor allem ist ihr Gift extrem potent und ist das schmerzhafteste überhaupt. Selbst die maximale Menge an dem besten Schmerzmittel kann die Auswirkungen nur soweit unterdrücken, das ein Mensch alleine am Schmerz nicht stirbt." eröffnete sie dann und nickte zu Kranson.
"Ihr Freund findet gerade heraus wie es ist wenn sich eine kleine Injektion ohne Schmerzmittel im Körper ausbreitete." Sie blickte auf die Uhr. "Auch wenn das Gift nicht direkt tödlich ist, so ist es immer nur eine Frage ob die Blutgefässe dem Stress standhalten. Lassen Sie uns Mister Kranson noch etwa eine Minute geben, bevor seine Adern platzen und er innerlich sich in Suppe verwandelt."
Der Turianer schluckte so laut das es über die Schreie von Kranson zu hören war. Kathleen war davon unbeeindruckt und lächelte so freundlich als würde sie einem Kind Zuckerwatte verkaufen. "Das feine an dem Gift der Irukandji ist - es wirkt bei jeder Spezies der Galaxie. Auch bei ihrer Rasse." ihr Lächeln wurde breiter und verdeutlichte den Nachdruck. "Besonders bei ihrer Rasse, da bei Ihnen noch die allergische Reaktion verstärkend dazu kommt. Etwas sehr feines."
"Was wollen Sie."
"Den Namen ihres Bosses."
Kranson brüllte so laut wie noch nie zu vor. Es war ein urtümlicher, unendlicher, unvergleichbarer Schrei. Voller Qual und Leid das einem bewusst im Leben nicht zugestanden werden dürfte. Er hatte nur noch wenige Momente bevor sein gesamter Organismus kapitulierte und in sich zusammen brechen würde. Der Turianer starrte in Kathleens Gesicht. Musterte es. Das Gesicht eines harmlosen Engels mit roten Haaren, das sich als das Gesicht seines persönlichen Teufels herausstellte. Seine Unterlippe begann zu zittern und Neska wusste er würde ihr alles verraten. Sie inhalierte den Rauch ihrer Zigarette und blies den blauen Dunst in den Raum.
"Ich sagen Ihnen alles."
"Ich weiss...."'
Kathleen zog einen Rosenkranz aus der Tasche und band ihn sich mit geübten Fingergriffen um das rechte Handgelenk. Ließ ihn ein paar mal klappern und lächelte zufrieden. Wirbelte ihn dann mit einer geschickten Bewegung um die Hand bis das Kreuz in ihrer Handfläche lag. "Und außerdem kann ich dich doch nicht alleine lassen, zwischen all den bösen Geheimdienstlern." sie stieß Sarah sanft in die Rippen und nickte dann Kreuz zu. Verdeutlichte noch mal die Bedeutung ihrer Anweisung im Fahrstuhl. Deutete dann der Freundin an, das sie ihr den Vortritt lassen würde, nur um ihr dann in den Raum zu folgen.