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  1. #51
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Allianzandockbucht
    Anlegestelle der SSV Saratoga
    SSV Saratoga
    20:55 Uhr


    Captain Saitou erwartete die junge Offizierin auf der Brücke der SSV Saratoga, wie immer in die sauberste ihrer Uniformen gekleidet, wie immer mit jenem Ausdruck von Freundlichkeit und Strenge auf dem Gesicht, der deutlicher als jedes Wort ihre Einstellung verriet.

    Als die dunklen Augen des Captains Calliope Morgan erblickten, lächelte dieser kurz, obwohl es eher ein Schatten eines Lächeln war, denn Captain Saitou hielt nicht viel von überschwänglichen Gefühlsregungen – eine Eigenschaft, die Callie an ihrem Captain schätzte, hielt sie es doch ähnlich.

    „Gut, dass Sie da sind, Lieutenant“, begann der Captain sofort ohne Umschweife, diese Direktheit war ebenfalls etwas, das Callie zu schätzen wusste. „Ich muss mit Ihnen etwas besprechen. Und ich fürchte, es wird Ihnen nicht gefallen.“

    Captain Saitou machte eine bedeutungsschwere Pause, als wolle sie ihrem jungen Offizier dadurch auf das Unvermeidliche vorbereiten, ehe sie fortfuhr:

    „Lieutenant – es fällt mir nicht leicht, Ihnen das zu sagen, aber vor kurzem kam ein Versetzungsbefehl für Sie. Sie werden von der SSV Saratoga abgezogen und einem anderen Schiff zugeteilt.“

    Was? Für Sekunden weigerte sich Callies Verstand, diese schockierende Neuigkeit in vollem Umfang zu begreifen. Doch nach außen hin blieb die 31 Jährige ruhig. Ihre Stimme klang fest, als sie fragte:

    „Wissen Sie, wohin man mich versetzt, Captain?“
    „Nein. Man sollte Ihnen aber demnächst eine Nachricht zukommen lassen, in der sie alles Relevante erfahren.“
    „Nun… dann vielen Dank, dass Sie es mir persönlich sagen.“ Dennoch stellte sich ihr unvermittelt die Frage, warum selbst ihr Captain nicht wusste, wohin sie versetzt wurde. Sie schürfte jedoch nicht nach.
    Captain Saitou nickte knapp. „Man wird Sie hier vermissen, Morgan.“
    „Vielen Dank, Captain.“

    Calliope würde Captain Saitou ebenfalls vermissen. Genau wie die ganze Crew der Saratoga. Zwei Jahre ließen sich nun mal schlecht ungeschehen lassen und hatten ihre Spuren hinterlassen. Callie fühlte sich, als hätte man sie aus ihrer eigenen Wohnung geworfen, und gewisser Weise war dies auch so.

    „Captain… wer übernimmt meinen Posten, nachdem ich versetzt wurde?“
    „First Lieutenant Griffith sollte ausreichend qualifiziert für ihre Aufgabe sein.“
    „Sind Sie sicher, dass Lieutenant Griffith das hinbekommt? Er besitzt nicht meine Erfahrung und meine Fähigkeiten.“
    „Nein, aber er wird in die Aufgabe hineinwachsen“, beruhigte Captain Saitou sie.
    Callie war sich da nicht so sicher, doch ihre Bedenken behielt sie für sich.
    In dieser Sache hatte sie nicht mit zu entscheiden. Also ergab sie sich in ihr Schicksal. Enttäuscht war sie trotzdem.

    21:00 Uhr
    Geändert von Calliope Morgan (21.04.2010 um 15:27 Uhr) Grund: Rechtschreibung

  2. #52
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Allianzandockbucht
    Anlegestelle der SSV Saratoga
    SSV Saratoga
    21:02 Uhr


    Die Nachricht war längst eingegangen. Calliopes PDA meldete ihr das mit penetranten Schriftzug „Sie haben eine neue Nachricht!“ auf dem Display.

    „Öffnen“, befahl die junge Frau der Sprachsteuerung des PDA und die neue Nachricht ergoss ihren Inhalt über den kleinen Bildschirm.

    Sehr geehrter Staff Lieutenant Calliope Morgan,
    als Belohnung für vorangegangene Leistungen werden sie von der SSV Saratoga auf ein Eliteschiff, die Fregatte SSV Midway, versetzt. Bei der Midway handelt es sich um das Schwesterschiff der SSV Normandy, weswegen der Dienst auf dieser Fregatte einer besonderen Auszeichnung gleichzusetzen ist.
    Die Midway hatte in den letzten Tagen bedauerlicherweise einige Ausfälle zu beklagen, weswegen es dort derzeit an kompetentem Personal mangelt. Für die Crew der SSV Midway dürften ihre Fähigkeiten daher umso mehr eine Bereicherung darstellen.
    Sie werden auf der Midway unter dem Kommando von Captain Sarah Kathryn Farnsworth dienen, einem verdienten und mehrfach ausgezeichneten Offizier der Allianz, und wir erwarten daher vollen Einsatz von Ihnen.
    Über die Mission der Midway können wir Ihnen an dieser Stelle nicht mehr verraten, jedoch werden Sie zu gegebener Zeit darüber informiert werden.
    Sie werden bis zur Ankunft der SSV Midway auf der Citadel – bei der es sich nur um einige Stunden, maximal ein bis zwei Tage, handeln dürfte – dienstfrei gestellt.
    Sehen sie diese Versetzung als Chance.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Admiral Belikov, Allianzoberkommando
    Callie furchte die Stirn, las sich die Nachricht noch einmal durch, dann ein zweites Mal und kurz darauf ein drittes Mal. Aber wirklich viel konnte sie aus dem Schreiben nicht herausfiltern.

    Die Midway wurde als das Schwesternschiff der Normandy bezeichnet, und welche Bedeutung die Normandy für die Allianz hatte, war der 31 Jährigen durchaus bewusst. Doch da schien das positive bereits zu enden.

    Denn „einige Ausfälle“ und „über die Mission der Normandy können wir Ihnen an dieser Stelle nicht mehr verraten“ wertete Callie nicht unbedingt positiv. Es bedeutete, dass auf dieser offenkundig geheimen Mission bereits einiges schief gelaufen war. Ausfälle konnten nur bedeuten, dass es bereits Todes- oder zumindest schwere Verletzungsfälle auf der Midway gegeben hatte. Dazu offenkundig noch in den höheren Rängen.

    Captain Farnsworth war bis vor kurzem kommandierender Offizier der SSV Lyndanisse gewesen – das wusste Callie, da die Lyndanisse unter dem Kommando Farnsworths ebenso wie die SSV Saratoga am Citadel-Blitzkrieg teilgenommen hatte, zudem war ihr der Name durchaus ein Begriff – und war jetzt anscheinend ebenfalls der Midway zugeteilt worden.

    Was bedeuten musste, dass der vorherige Captain der SSV Midway entweder kritisch verletzt, erkrankt oder gestorben war. In allen drei Fällen erschien es beunruhigend.

    Callie sagte der Gedanke nicht gerade zu, dass man sie auf ein solches Schiff – Eliteschiff hin oder her – versetzte. Das, was sie aus der Nachricht hatte erfahren können, verursachte in ihrer Magengegend ein mulmiges Gefühl.

    Ich muss damit leben. Vielleicht… vielleicht ist das die Chance, auf die ich gewartet habe. In dieser Sache habe ich ohnehin nichts mit zu entscheiden. Man wird mich nicht auf Saratoga lassen, nur weil mir der Versetzungsbefehl nicht gefällt…


    Sie würde ihrer neuen Vorgesetzen jedenfalls keinen Grund zur Unzufriedenheit geben. Captain Farnsworth würde in ihr die viel versprechende, junge Offizierin sehen, die aufgrund beachtlicher Leistungen versetzt worden war und keine unzufriedene, junge Frau, die „nach Hause“ wollte…

    Callie griff sich ins Haar und löste den festen Knoten in ihrem Nacken, der die feinen blonden Strähnen aus ihrem Gesicht hielt, so dass ihr die Haare über die Schultern fielen. Sie hatte dienstfrei, und außer Dienst trug sie die Haare eigentlich immer offen.

    Dienstfrei… die Frage schien jetzt zu lauten, was sie bis zur Ankunft der Midway tun sollte. Für Calliope, deren Beruf Lebensinhalt geworden war, war das eine wirklich schwere Frage.

    21:08 Uhr

  3. #53
    Rookie Avatar von Calliope Morgan
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    Die Citadel: Allianzandockbucht
    Anlegestelle der SSV Saratoga
    SSV Saratoga
    21:08 Uhr


    „Lieutenant? Stimmt etwas nicht?“ Die Frage stammte von Gunnery Chief Maxime D’Horré – einer hochgewachsenen, kräftigen Frau von sechsundzwanzig Jahren, mit der sich die junge Offizierin das Quartier teilte.

    Stirnrunzeln. Callie wandte der Kameradin ihren Blick zu. „Mir geht es gut, machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen.“
    Maxime hob eine Braue. „Sind Sie sicher? Sie wirken nicht gerade vergnügt.“
    Calliope zögerte, ehe sie ihre Antwort gab. „Man hat mich versetzt.“
    Der Franzosin entgleisten die Gesichtszüge. „Wie bitte? Wohin?“
    „Das ist geheim.“ Da selbst ihr Captain den Namen des Schiffes nicht kannte, ging Calliope völlig selbstverständlich davon aus, dass für sie in dieser Sache eine Geheimhaltepflicht galt.
    „Ich fasse es nicht. Aber irgendwie war ja damit zu rechnen. Nach der Sache auf der Citadel war es ja nur noch eine Frage der Zeit, bis man Sie irgendwohin versetzt, wo Sie bessere Chancen als auf der Saratoga haben.“
    „Tatsächlich?“, murmelte Callie.
    Maxime bejahte dies mit einem energischen Nicken. „Sie haben sich das verdient. Für irgendetwas müssen diese Auszeichnungen und Beförderungen und Kompetenzeinstufungen ja gut sein.“
    „Wie Sie meinen“, erwiderte Callie distanziert. Natürlich war Maxime begeistert. Der Gunnery Chief war leicht zu begeistern. Und wahrscheinlich war er sogar neidisch. Calliope jedoch sah all das nicht ganz so rosig.
    „Was werden Sie jetzt tun? Haben Sie jetzt dienstfrei…?“
    Callie bestätigte dies durch ein knappes Nicken.
    „Warum machen Sie sich dann nicht ein paar schöne Stunden auf der Citadel? Sie könnten ja einen draufmachen, ihre Versetzung feiern. Und sehen Sie mich nicht so an, das ist definitiv ein Grund zum Feiern.“
    Für Sie vielleicht, schoss es Callie durch den Kopf, doch sie behielt den Gedanken für sich. Die einzig sichtbare Reaktion bestand in einem Stirnrunzeln.

    „Behalten Sie das mit der Versetzung erst einmal für sich“, sagte Callie nach einiger Zeit. „Ich glaube, der Captain wird das dem Rest der Crew noch einmal extra sagen.“
    Maxime nickte. „Okay.“ Sie grinste schwach. „Sie sollten wirklich was mit sich anfangen, Lieutenant. Mensch, Sie können doch nicht die ganze Zeit auf der Saratoga herumsitzen und nichts tun. Das passt nicht zu Ihnen.“
    „Sie haben Recht“ – Callie musste zugeben, das untätiges Herumsitzen keine Option war, vor allem, da die Saratoga in ein paar Stunden wieder ablegen würde und sie sich faktisch dann auf der Citadel aufhalten musste – „ich werde rausgehen und mich amüsieren.“ Doch die Art, wie sie das letzte Wort betonte, verriet, dass sie unter „einen draufmachen“ nicht zwingend Spaß verstand.
    Chief D’Horré schien jedoch dahingehend zufrieden gestellt. „Sehen Sie… auch Sie haben mal etwas Spaß verdient. Ich meine, Sie sind noch jung und das ist vielleicht die Chance, auf die Sie gewartet haben.“
    Callie erwiderte darauf nichts. Stattdessen stand sie auf, um die Uniform auszuziehen, die sie an Bord der Saratoga trug, wenn sie gerade nicht im Einsatz war, und gewöhnliche Zivilkleidung anzuziehen.
    „Sieht das halbwegs tauglich aus?“
    „Das fragen Sie mich?“ Der Gunnery Chief grinste. „Lieutenant, ich trage außer Dienst Schlabberhosen und Shirts in Größe 44. Es ist aber akzeptabel“, fügte die junge Frau schnell hinzu.
    „Danke… ich gehe dann.“ Und amüsiere mich… Callie bezweifelte immer noch, das sie es konnte.

    21:18 Uhr
    >>> Die Citadel: Obere Märkte

  4. #54
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    ---> Botschaften, 10:16

    Der Wagen kam ruhig zum stehen und Kathleen blickte von dem Sarg auf, den sie die letzten Minuten angestarrt hatte. Sie war immer wieder einzelnen Erinnerung an Rebekka nach gehangen. Hatte versucht sich klar zu machen, ab welchem Punkt sie vielleicht versagt hatte. Zu verstehen versucht ob sie es hätte verhindern können, oder sollen an einem bestimmten Punkt.

    Aber irgendwann war ihr klar geworden, das nichts. Aber auch gar nichts hätte tuen können. Und das frustrierte sie. Sehr.

    Kathleen erhob sich und machte sich gerade daran die Türe des Wagens zu öffnen, als die Hecktür des Shuttles geöffnet wurde. Tim blickte sie kurz irritiert an und lächelte dann. Zumindest versuchte er es. Richtig gelingen wollte es ihm nicht. Dafür schien er zu sehr zu verstehen das gerade etwas furchtbar schief gelaufen war, in Kathleens Sinne. Er nickte dann nur und bot ihr seine Hand an, um ihr beim Aussteigen zu helfen.
    Eine seltsame Geste die beim Militär für Verwunderung gesorgt hätte. Aber Kathleen war zu sehr Nachrichtendienstoffizier, als das sie darauf etwas gegeben hätte.

    'Spionage braucht Privatsphäre und persönliche Kontakte.'

    Hatte sie immer gepredigt. Also ergriff sie seine Hand und tat den tiefen Schritt von der Ladefläche herunter und atmete tief durch. Ließ ihren Blick über das Dock schweifen, in dem einige Allianzschiffe lagen. Sie erkannte die SSV Lyndanisse auf den ersten Blick. Sie selbst hatte einige Monate auf dem Schiff verbracht. Aber diese Zeit schien schon so lange zurück zu liegen das sie sich im Moment nur bruchstückhaft daran erinnern konnte. Kathleen fand das sehr schade. Es war eine interessante Zeit gewesen. Lehrreich für alle Beteiligten. Der Geheimdienst war damals noch recht frisch gewesen. Noch nicht etabliert und viele Mitarbeiter und Offiziere der Navy mussten sich noch an das - vor allem Kathleens - ungewöhnliches Vorgehen gewöhnen.
    Sie lächelte leicht und senkte den Kopf um es etwas zu kaschieren, als sie an Sarah Farnsworth denken musste.

    Damals war Sarah noch eine begabte junge Offizierin gewesen, der man angemerkt hatte das sie es weit bringen würde. Kathleen, noch etwas jünger, war allerdings auch schon eine mit allen Wassern gewaschene Nachrichtendiensterlin gewesen. Das sie sich die selbe Kabine hatten teilen müssen, hatte recht lustige Situationen ergeben. Für Sarah war vermutlich allerdings die einprägsamste Erfahrung und Lektion, nie mit einem Spion Poker zu spielen.
    "Ma'am." rührte sich Tim hinter ihr. Er und sein Mann, warteten darauf das sie den Sarg aus dem Wagen holen konnten, oder sollten. Kathleen schüttelte noch den Kopf. Sie wollte nicht alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Denn zweifelsohne hätten alle Allianzler den Kopf zu dem Sarg gedreht. Die Erinnerungen an die Schlacht vor einem halben Jahr war bei vielen noch präsent. Lebhaft konnten sie sich sicherlich alle noch daran erinnern, wie viele dieser Särge man hatte nach dem Citadelblitz hatte füllen müssen.

    "Noch einen Moment." befahl sie leise und nickte dann in Richtung des anderen Botschaftswagens der neben ihnen hielt. Es war Angela. Sie stieg aus und blickte sich ruhig, prüfend um. Nickte dann kurz und nahm Kathleens Rucksack von der Rückbank, während diese näher kam.
    "Danke das du so schnell reagiert hast."
    Angela antwortete nicht. Für sie war es selbstverständlich. Sie wusste wann Kathleen etwas so wichtig war das man sich am besten beeilte und wann nicht. Sie versuchte auch nicht zu lächeln, sondern wartete einfach nur ab.

    "Rebekka von Tannberg wurde in der Wohnung von Alex erschossen." sagte Kathleen dann, als sie in ihrem Rucksack wühlte, den sich Angela abgenommen hatte.
    "Scheiße." Angela war aufrichtig berührt und starrte zu dem Wagen hinüber, in dem sie den Sarg zu recht vermutete. "Die C-Sec?"
    "Ja. Haben einfach die Wohnung gestürmt."
    "Weißt du mehr?"
    "Noch nicht. Wir müssen abwarten. Wir haben alle Beweismittel und wir haben die Leiche. Die Berichte werden wir noch bekommen."
    Die beiden Frauen blickten in die selbe Richtung. Zum Wagen. Kathleen hatte einen schwarzen Seidenschal aus ihrem Rucksack gezerrt und warf den Beutel dann zurück auf den Rücksitz. Angela beobachtete ihre Vorgesetzte und seufzte.
    "Scheiße." Angela und Rebekka hatte sich gekannt. Nicht so gut wie es Kathleen getan hatte. Aber immerhin gut genug das es Angela nahe ging. Neska beobachtete sie einen Moment. Legte den Kopf schief und dann der jüngeren Frau die Hand auf den Unterarm.

    "Brauchst du einen Moment?"
    "Nein. Geht schon." sagte sie, mehr tapfer als überzeugend, aber Kathleen ließ sie gewähren. Es hätte keinen Sinn gehabt sie jetzt auszuschließen. Sie nickte leicht und tätschelte ihr den Unterarm. Dann warf sie sich, mit einer weiten schwingenden Bewegung, die den Stoff frei aufflattern ließ, den Schal um die Schultern. Legte sich dabei die Enden über die Schultern herab auf die Brust und zog dann die lange Gerade die in ihrem Nacken ruhte über ihre Haare.
    Trotz ihres unerschütterlichen Glaubens an die Arbeit des Geheimdienstes und seiner Prinzipien, war sie doch auch katholisch erzogen worden. Und sie folgte den Riten ihres religiösen Glaubens gerne. Für sie hatte es auch etwas mit dem Respekt gegenüber Rebekka zu tuen. Sie wand sich um und ging zurück zu dem Wagen bei dem Tim noch wartete.

    Sie nickte ihm im gehen zu und winkte dann in Richtung der Zugangskontrolle, hinter der man zur Lyndanisse kam. Die beiden Männer zogen den Sarg aus dem Wagen und stellten ihn dann auf dem Gestell ab das unter ihm ausklappte sobald er kurz in der Luft hing.
    Und sofort richteten sich die Blicke der Soldaten und Offiziere darauf. Kathleen ignorierte es und wartete bis ihre Männer zu ihr aufgeschlossen hatten. Sie legte eine Hand auf den Sarg und ging ruhig neben ihm her bis sie die Kontrolle erreicht hatten.
    Der Marine der Wache hielt, schien verunsichert und trat ihnen sehr widerwillig entgegen.

    "Guten Morgen. Darf..." begann er und schaffte es nicht mal weiter Luft zu holen, da ihm Kathleen ins Wort fiel.
    "Ich bin Captain Benedict. Wir müssen etwas zur SSV Lyndanisse bringen." sagte sie in einem strengen Befehlston, der weder eine Widerrede, noch einen Zweifel an der Absicht ließ. Auch wenn Kathleen nicht über die strenge der Befehlsketten führte. So war sie doch mehr in der Lage genau das zu tuen. Vielleicht sogar mehr als es anderen konnten, oder viele es ihr zu trauten. Und noch während sie dem Mann ihren Ausweis reichte, starrte sie ihm in die Augen. Bohrte ihren Blick in den Mann und gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, das er sich zu beeilen hatte.
    Er machte einen unmerklichen Schritt zurück und nahm den Ausweis entgegen, der ihm dargeboten wurde. Kontrollierte ihn und zog ihn durch das Terminal. Das gab ein zustimmendes Geräusch von sich.

    "Natürlich Ma'am." antwortete er und salutierte. Die Tatsache das ein Corporal der Marines vor einer in Zivil gekleideten Frau salutierte, verstärkte das Interesse der Menschen vor Ort an der kleinen Gruppe nur noch. Er öffnete mit einem Befehl die Schranke und ließ Kathleen mit ihren Leuten passieren.
    Sie versuchte die Blicke zu ignorieren. Fühlte aber das, im Gegensatz zu Tim und seinem Kollegen, Angela das nicht konnte. Sie trat nach ein paar Schritten neben Kathleen, legte ihr eine Hand auf die Schulter, so das sie diese ansehen musste.

    Angela schien inzwischen sichtlich mitgenommen. Sie rang mit den Tränen und schüttelte leicht den Kopf. Als würde sie sagen wollen 'Ich kann das nicht.' Und ließ sich dann zurück fallen. Kathleen versucht ein aufmunterndes Lächeln. Blickte dann aber wieder nach vorne. Die Fregatte ragte inzwischen deutlich vor ihr auf, und aus der Schleuse des Schiffes kam ihnen ein Mann in etwa ihrem Alter entgegen. Er hatte die braunen Haare und den Bart militärisch korrekt kurz geschnitten. Seine Haltung verriet ihr ein ansehnliches Maß an Selbstbewusstsein und Erfahrung. Seine Augen glitten über sie und ihre Leute. Aber er blieb ruhig und ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Oder seine Verwunderung.
    Kathleen konnte ihn auf Anhieb gut leiden. Sie nickte ihm entgegen und blieb dann langsam stehen. Eine Hand immer noch auf dem Sarg.

    "Captain Logan, schön sie anzutreffen. Gratulation zu ihrer Beförderung." jetzt hob er fragend eine Augenbraue und lächelte leicht, als würde er sich etwas amüsieren das ihn eine Zivilistin, in vollem Wissen das sich noch gar nicht soweit hatte rumsprechen können direkt ansprach.
    "Mit wem, wenn ich fragen darf, habe ich die Ehre - da Sie sich ja meiner vollkommen bewusst zu sein scheinen?" er hatte eine angenehme Stimme. Gleichmäßig, eine sanfter Tenor mit einer attraktiven Menge an Timbre darin. Kathleen hatte schon immer eine schwäche für schöne Männerstimmen gehabt. Er hätte ihr unter anderen Umständen gut gefallen.

    "Kathleen Benedict." antwortete sie und nickte nur leicht. Als würde das als Ehrerbietung reichen müssen im Moment.
    "Ah." machte er und jetzt veränderte sich sein Ausdruck und auch seine Haltung. Er schien sich zu entspannen, da er recht genau zu wissen schien mit wem er es zu tuen hatte. "Alles klar." sagte er dann noch als wäre es die Antwort auf all seine Fragen.
    "Ich nehme an Sarah hat ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert."
    "Dies und das." er schmunzelte ob ihrer Formulierung. "Aber nur die guten Dinge."

    Das ließ nun Kathleen schmunzeln. Sie legte den Kopf für einen Moment leicht schief, als wäre es eine Mischung aus Nicken und Kopfschütteln.
    "Sie machen sich keine Vorstellung, Mario. Sie machen sich keine Vorstellung."
    Darauf antwortete er nicht, sondern trat einen Schritt näher und reichte ihr die Hand. Als wäre es jetzt erst Zeit eine normale menschliche Höflichkeit zu zeigen. Er schien sich nicht unwohl zu fühlen. Aber Kathleen merkte das ihn ihr Auftritt und der Sarg beunruhigten. Sie ergriff die Hand und schüttelte sie ein mal mit einem festen Druck.
    "Wie kann ich für Sie tuen, Commander?" fragte er.
    Kathleen lächelte und sah ihn weiter unverwandt an, als er ihre Hand los ließ und an ihr vorbei ging um den Sarg zu begutachten. Sowie Tim, der etwas bedrohlich wirkte - fast wie eine Wache.
    "Erst mal nennen Sie mich Kathleen oder - wenn Sie auf Titel bestehen wollen - Captain."
    Logan drehte den Kopf und musterte sie und lächelte dann.
    "Mario." erwiderte er, als wäre das seine Antwort auf all ihre Fragen. Es entstand eine kurze Pause.

    Kathleen seufzte und streichelt mit ihrer anderen Hand, die immer noch auf dem Sarg lag, über diesen.
    "Sie könnten mir einen persönlichen Gefallen tuen, Mario."
    Das ließ ihn das erste mal Stutzen. Er zog die Stirn etwas kraus, verriet aber ansonsten mit keiner Mine seine Überraschung über ihre Wortwahl.
    "Ich weiß das Sie jetzt zurück ins Sol-System fliegen." das sie über seine Route bescheid wusste, schien ihn hingegen wieder nicht zu überraschen. "Meine Bitte wäre. Nehmen Sie den hier mit." Sie tätschelte den Sarg.

    Er hob den Blick, der während ihrer Handbewegung kurz zum Sarg gefallen war, wieder an und legte den Kopf schief. Schien zu überlegen, wo er da rein geraten konnte.
    "Darf ich fragen, wen ich da an Board habe. Kathleen?" er schien weniger neugierig als einfach nur gründlich sein zu wollen.
    Kathleen schluckte hart und starre einen Moment lang den Metallkörper an. Schloss dann die Augen. Sie überlegte und seufzte dann.

    "Eine ehemalige Mitarbeiterin..." sie machte eine kurze Pause. "...eine Freundin." sagte sie dann schließlich und löste sich von dem Sarg. Nahm Mario ein paar Schritte zur Seite, in dem sie ihn vorsichtig am Unterarm berührte und dadurch etwas wegführte.
    "Sie verstoßen gegen keine Vorschriften, außer das sie vielleicht ungenehmigt einen Leichnam transportieren." bevor er etwas sagen konnte - wobei ihr Eindruck eher war als wollte er sagen das ihn das nicht weiter störte - sprach sie weiter. "Aber, auch wenn Sie keine Mitarbeiterin der Allianz mehr war. So gehört Sie für mich, und ich versichere Ihnen, auch für viele Andere noch dazu." sie blickte sich um und sah zu dem Sarg.
    Und dieses mal schmerzte der Anblick erheblich. Und sie wusste das man es ihr ansehen konnte.
    "Ich und einige andere Leute des Geheimdienstes würden es als einen persönlichen Gefallen erachten, wenn Sie den Sarg von der Citadel und in Allianzraum bringen würden, ohne ein weiteres Wort zu verlieren."

    Er lächelte und legte nun wiederum seine Hand auf ihren Unterarm.
    "Ich brauche keine persönlichen Gefallen zu erbringen, Kathleen. Ich mache es auch so. Mir reicht das Sie, wer auch immer es ist, als wichtig genug erachten."
    Kathleen musterte ihn kurz. Ein solches Entgegenkommen, ohne dabei etwas für die eigenen Karriere herausholen zu wollen, war selten. Ihr war jetzt klar warum Sarah ihn als ihren XO gewählt hatte. Sie lächelte und nickte dann.
    "Sie war eine unserer Besten. Gehen Sie respektvoll mit ihr um Mario."
    Logan lächelte und nickte.
    "Das werde ich, Kathleen. Versprochen."

    "Danke. Ich schulde Ihnen trotzdem was. Auch wenn Sie das nicht wollen." sie drehte sich um und ging zurück zu dem Sarg. Hielt kurz inne und betrachtete ihr Handgelenk. Betrachtete den Rosenkranz der dort baumelte. Vorsichtig fast ehrfürchtig nahm sie ihn ab. Wog ihn für einige Augenblicke in der Hand und atmete tief durch. Öffnete dann mit ihrer freien Hand den Sarg ein Stück weit und hob die leblose Hand von Bekka unter dem Leichentuch hervor.
    Legte ihr den Rosenkranz in die Hand und verharrte dann einen Moment. Musterte die Handfläche in der nun die Holzperlen lagen. Versuchte sich ein letztes mal Rebekka und Details von ihr ins Gedächtnis zu rufen. Sie zögerte. Zuckte sogar ein wenig zusammen und schüttelte dann leicht den Kopf.

    Zärtlich schloss sie die Hand der Frau um ihren Rosenkranz und legte sie dann vorsichtig ab. Legte ihre Hand dann auf die, durch das weiße Tuch, verborgene Stirn.
    "Requiescat in pace." flüsterte sie leise und zog sich dann endgültig von dem Sarg zurück. Schloss den Deckel dabei leise und nickte Tim zu. Der erwiderte das Nicken und ging mit seinem Mann davon. Kathleen wartete noch einen Moment und nickte dann Logan zu, der inzwischen zwei seiner Marines hatte antanzen lassen. Die darauf hin begannen den Sarg vorsichtig in die Fregatte zu schieben.

    Kathleen folgte ihm noch bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war.
    "Danke."
    "Nichts zu danken." erwiderte der Offizier und lächelte sanft.
    Sie wandte sich herum und ging ein paar Schritte, bis sie die Frau bemerkte die ihr entgegen kam. Unweigerlich musste Neska lächeln. Wandte sich noch mal zu Logan herum und nickte. "Jemand wird Sie kontaktieren wo Sie abliefern können."
    Dann konzentrierte sie sich aber auf die Person die vor ihr auf sie zu kam, zog dabei den Schal, der ihre Haare bedeckt hatte vom Kopf, so das er wieder um ihre Schultern zur Ruhe kam.

    "Es ist lange her." begann sie und lächelte, auch wenn es ihr noch etwas schwer fiel, erfreut der alten Freundin entgegen.

    10:32

  5. #55
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    <--- Bezirke
    10:35 Uhr

    Konrad dirigierte den Streifenwagen gemächlich durch die Straßen der Citadel, in Richtung der Andockbuchten, wo im Laufe der nächsten Stunden die Fregatte SSV Midway andocken würde. Unterwegs hatte er noch einen kurzen Stopp beim Revier eingelegt und Kyara wieder aufgesammelt.

    Er stellte den Wagen bei den Andockbuchten ab und schaltete den Motor aus.
    Die zwei Sergeants kamen jetzt zu den restlichen C-Sec-Beamten, insgesamt 15 an der Zahl. Fünf der Polizisten gehörten der Abteilung für elektronische Verbrechen an, während der Rest aus Beamten der Präsenz- und Spezialeinsatzdivision bestand. Neben den Polizeibeamten waren auch Soldaten der Allianz vertreten. Verständlich, schließlich war es immer noch ein Allianzschiff, auch wenn der Rat in die Operation verwickelt war. Soweit konnte sich Konrad noch an die Informationen erinnern, die er sich auf dem Weg nur flüchtig angeeignet hatte.

    Ein Offizier der Allianz kam auf die zwei Sergeants zu und nickte zur Begrüßung knapp zu. Der Mann schien schon etwas älter zu sein, als Konrad. Vielleicht Mitte Dreißig. Auf dem Revers des Offiziers war die Kennung für das Marineskommando, B6.
    „Staff Commander Ryland“, er streckte ihnen die Hand hin und die beiden schlugen ein, „Sie unterstützen uns bei der Übergabe?“ Konrad nickte und stellte sich und Kyara vor. „Sehr gut. Das sollte ziemlich unspektakulär über die Bühne gebracht werden, das kriegen wir hin. Meine Männer werden ihnen dabei helfen, die Gebiete der Allianzandockbuchten abzuriegeln, die zivilen gehören gänzlich ihnen. Es werden mehrere Neuzugänge zur Crew erwartet, hier haben sie die Dossiers“, er verteilte mehrere Datenpads und Konrad betrachtete sie oberflächlich, während der Commander weitersprach. „Der Rat bestand darauf, dass die C-Sec am Empfang der Fregatte beteiligt sein sollte, um jegliche Gefahren, die durch den vorangegangen Einsatz von dem Schiff ausgehen könnten, besser erkennen zu können. Die Neuzugänge werden dann gemeinsam mit der alten Crew durch den Captain erfahren, was Sache ist. Sobald das geklärt wurde, können meine Jungs aus der zweiten Ingenieurskompanie anfangen, das Schätzchen auseinander zu nehmen und zu scannen. Haben sie Fragen?“
    „Alles klar soweit“, stellte Konrad fest und Kyara nickte. Er wandte sich der Asari zu. „Trommel die Mannschaft zusammen.“

    „Okay Leute“, rief Kyara wieder auf ihre gewohnt raue Art, schlug in die Hände und die Polizisten stellten sich auf, „wir sind hier als leitende Sergeants vor Ort, das heißt wir geben den Ton an. Das geht vor allem an euch von der Cyberdivision“, witzelte sie und deutete auf einen Salarianer. Die Abteilung für elektronische Kriminalität, die Networks Division, war berühmt dafür, den Anweisungen ihrer Vorgesetzten nicht immer zu hundert Prozent zu folgen. Ein Klischee, aber irgendwie machte es den Haufen doch auch wieder sympathisch, nicht nur, weil die „Geeks“ verdammt gute Arbeit leisteten. Ein leises Lachen kam auf, aber schnell waren wieder alle ernst, während Konrad die Dokumente flüchtig durchgelesen hatte.
    „Das Schiff, die SSV Midway, ist anscheinend auf einer streng geheimen Mission, also müssen wir alle eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen“, der junge Streifenpolizist hob ein Datenpad hoch, „sollte jemand der Anwesenden hier Staatsgeheimnisse der Allianz an Dritte weitergeben, wird jeglicher Rechtsbeistand durch die C-Sec oder sonstige Citadel-Behörden, inklusive des Rats, ungültig und die betreffende Person wird der Exekutive der Systems Alliance übergeben, vertreten durch Staff Commander Ryland, der uns netterweise dabei unterstützen wird, diese Geschichte so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Also alle unterschreiben, damit wir das hier reibungslos hinter uns bringen können. Ihr erhaltet dann von Kyara die Dossiers, mit denen ihr euch sofort bei eurem Teamleiter meldet. Bewegung, ich will hier alles bereit haben, sobald die Fregatte anlegt! Meran, ihr zeigt Präsenz!“, wies Konrad schließlich noch einen Turianer an, der für das Abriegeln des Geländes verantwortlich war, „Verlegt den Sicherheitsperimeter auch etwas in die Zivilbuchten. Rylands Männer unterstützen euch in den Allianzdockbuchten, aber alles, was zivil ist, gehört uns alleine. Also zeigt eure Zähne!“ Der Turianer nickte und die Präsenzeinheit rückte aus. Immer, wenn die C-Sec irgendetwas abriegelte, sei es auch nur der Schauplatz eines harmlosen Einbruchs, waren innerhalb von Minuten neugierige Gaffer und schließlich auch lästige Reporter vor Ort. Kurz gesagt: Probleme. Und Konrad war hier, um das Auftauchen von Problemen zu verhindern.
    Während die anderen noch damit beschäftigt waren, seinen Befehlen folge zu leisten, sah sich Konrad die Dossiers noch einmal genauer an. Die Fregatte hatte schwere Personalverluste hinnehmen müssen. Der Polizist runzelte die Stirn, als er sah, dass die Fregatte ohne CO kommen würde. Zum Vergleich zog er nochmal ein Dossier heran, welches den Lebenslauf einer Neuen beinhaltete: Captain Sarah Farnsworth. Er erinnerte sich wieder an das Gesicht! Diese Frau hatte er gestern im Flux gesehen. Als er mit Lisa dort war...
    Frustriert warf Konrad wieder die Datenpads auf den Tisch vor ihm, als die Erinnerungen an die Nacht und diesen Morgen wieder da waren. Langsam fuhr er sich durch die Haare.
    „Verdammte Scheiße“, murmelte er mit geschlossenen Augen. Irgendwann im Verlauf des heutigen Tages würde er ausrasten, das war ihm jetzt schon klar. Wer sich dann im Sprengradius der Atombombe Big-Boy Richter befand, würde sein blaues Wunder erleben.
    Widerwillig widmete er sich wieder den Dossiers. Die Fregatte hatte außerdem noch mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Was genau die Mission der Midway war, wusste Konrad nicht und es interessierte ihn auch nicht. Es ging ihn schlicht und ergreifend nichts an, er war ja kein Mitglied des Allianzmilitärs. Dass die Crew jedoch mit Geth zu tun hatte, war für ihn glasklar. Und jetzt sollte das Schiff zu einer Überprüfung auf der Citadel andocken... nicht, ehe Richters Männer die komplette Schüssel erstmal gescannt haben, das stand für den jungen Polizisten fest. Das letzte, was man jetzt auf der Citadel brauchte, war eine topmoderne Stealth-Fregatte der Allianz unter Geth-Kontrolle.
    „Commander Ryland?“, rief Konrad dem Offizier zu, welcher gerade zwei Soldaten Befehle erteilte, jedoch schnell zum improvisierten Schreibtisch des jungen Polizisten kam.
    „Was gibt es, Sergeant?“
    „Hätten sie etwas dagegen, wenn ich ein paar Kollegen der Networks Division die Midway scannen lassen würde? Die Fregatte hatte mit Geth zu tun und ich will für alle Eventualitäten vorgesorgt haben.“
    Der Offizier überlegte für einen Moment. „Das ist streng geheime Technologie.“
    Ich weiß, das respektiere ich auch. Aber Sie müssen bedenken, dass ich für die Sicherheit aller Citadelbewohner zuständig bin. Und eine topmoderne Fregatte in der Hand eines Geth-Virus stellt in meinen Augen eine große Gefahr für ebendiese Sicherheit dar.“ Konrad ging natürlich vom worst case aus. Aber er war lieber zu sehr vorbereitet, als zu wenig. Die Ereignisse von vor sechs Monaten sollten sich nicht wiederholen, das würde er nicht zulassen.
    Der Staff Commander überlegte, musterte Konrad. In den Augen des Allianzoffiziers musste es sehr ungewohnt sein, mit einem Sergeant der C-Sec zusammenzuarbeiten. Schließlich rief er einen Funker herbei und entschuldigte sich für einen Moment. Konrad achtete nicht genau darauf, was gesprochen wurde, aber der Militärjargon war nicht zu überhören. Ryland schien mit einem Vorgesetzten zu reden.
    Nachdem das Gespräch beendet war, kam er wieder zu Konrad und nickte. „Okay, ihre Leute dürfen ran. Ich stelle ihnen aber einen meiner Männer zur Seite, der ihnen auf die Finger schaut.“ Konrad nickte und der Staff Commander entfernte sich wieder. Dass die Allianz nervös war, wenn es um ihre Hightech-Spielzeuge ging, war ihm klar. Er würde schließlich auch nicht zulassen, dass ein Marine vollkommen sorglos durch die Waffenkammer der C-Sec marschieren dürfte.

    Genervt nahm Konrad die Personalakten über die Neuzugänge für die Fregatte in die Hand, ohne weitere Namen zu lesen, und gab sie weiter an die Beamten und Marines, die nur kurz kontrollieren sollten, ob auch wirklich die richten Soldaten zur Midway kamen.
    Nach etwas weniger als einer halben Stunde waren die Vorbereitungen der C-Sec und der Allianzmarines beendet und Konrad warf einen Blick auf seine Uhr. Das Schiff musste jederzeit eintreffen. Erst dann würden die Polizisten der Präsenzeinheit von Konrad das Zeichen erhalten, die neuen, frisch versetzten Soldaten in die Allianzandockbuchten zu lassen. Die Anspannung in Konrads Körper war mittlerweile an einem neuen Höhepunkt angelangt. Ihm gefiel das hier nicht. Die ganze Sache stank zum Himmel nach Geth-Infiltration, aber er würde alles tun, dies zu verhindern.

    11:00 Uhr, Andockbuchten der Allianz

  6. #56
    ME FRPG only Avatar von Sarah Cathryn Farnsworth
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    <----- Die Citadel: Das Flux

    Die Citadel: Die Allianzandockbuchten

    Mittlerweile spürte Sarah den Alkohol recht deutlich, war aber von einem richtigen Rausch noch weit entfernt. Mario, der weniger getrunken hatte, kümmerte sich um den Rücktransport zu den Andockbuchten.
    „Scheint, als hättest du die richtigen Leute in der neuen Crew.“, meinte er plötzlich und sah Sarah ernst an. Doch er konnte den Gesichtsausdruck nicht lange beibehalten und schon wenige Augenblicke später stahl sich ein Grinsen auf seine Lippen. „Die gehen mit dir schon trinken, bevor du offiziell ihr Captain bist.“

    Sarah zuckte mit den Schultern. „Ist ein guter Anfang, ja. Trotzdem wünschte ich, ich hätte mehr Zeit um mich von euch zu verabschieden.“ Das war es, was sie am meisten schmerzte. Dass sie früher oder später ein neues Kommando bekommen würde, oder Leute aus ihrer Crew versetzt werden, davon ging sie schon immer aus, denn so etwas war normaler Militäralltag. Dass sie jedoch so plötzlich versetzt wurde, damit hatte sie niemals gerechnet. Ihre dunkleren Gedanken schien Mario zu bemerken und er ließ sie in Ruhe.

    Schweigend erreichten die beiden die Andockbuchten und passierten die Sicherheitskontrollen. Nach dem letzten Durchgang wurde die Lyndanisse sichtbar und Sarah blieb stehen. Ihre Augen taxierten die Oberfläche der Fregatte, merkten sich jede Einzelheit, jedes Detail. Durch die erfolgte Überholung war das Raumschiff optisch makellos.
    „Sie wird mir auch fehlen.“, seufzte Sarah.
    „Es ist ja nicht für immer und ich werde auf dein Schätzchen schon aufpassen.“, erwiderte Mario, der ebenfalls stehen geblieben war. „Vielleicht bist du in drei Wochen wieder an Bord der Lyndanisse.“

    Natürlich hoffte Sarah darauf, aber sie wusste ganz genau, wie unwahrscheinlich das war. Selbst wenn ihre Mission so schnell abgeschlossen sein würde - wovon sie nicht ausging - so würde die Lyndanisse sicherlich wieder in den Tiefen der Galaxie und somit ohne Rendezvousmöglichkeit ihre Mission ausüben. So wie die Dinge standen, würde Sarah diese Fregatte und ihre Crew frühestens in einigen Monaten wieder sehen. „Ich mache mir keine Illusionen, Mario. Aber ich weiß, dass die Lyndanisse bei dir gut aufgehoben ist.“
    „Danke, ich hatte auch eine ausgezeichnete Lehrerin.“, entgegnete der frischgebackene Captain. Sarah boxte ihm daraufhin gegen den Oberarm. „Das will ich wohl meinen. Komm, lass uns reingehen.“ Mit diesen Worten setzten die beiden ihren Weg fort und betraten das Innere der Fregatte. Sie verabschiedeten sich voneinander und Sarah zog sich in ihr Quartier zurück.

    Sie setzte sich auf ihr Bett und genoss für einen Moment die ungewöhnliche Stille. Normalerweise war immer das unterschwellige Brummen der Maschinen zu hören, da die Fregatte jedoch im Dock lag, blieb dieses Geräusch aus. Der Augenblick verstrich und Sarah stand wieder auf, um ihre Kleidung abzulegen und fein säuberlich in ihrem Spind zu verstauen. Anschließend legte sie sich nieder, stellte noch den Wecker und fiel in einen traumlosen Schlaf.

    06:00

    Das durchdringende Piepen des Weckers riss Sarah aus ihrem Schlaf. Aus ihrem viel zu kurzem Schlaf. Normalerweise waren sechseinhalb Stunden ausreichend, aber die erste Nacht nach dem Urlaub war immer zu kurz, egal wie lang sie war. Verschlafen rieb sich Sarah die Augen und schaltete anschließend, mit weiterhin getrübter Sicht, den Wecker aus. Ganz altmodisch, indem sie auf die entsprechende Taste drückte.
    „Das wird heute ein Tag...“, murmelte sie vor sich hin während sie sich im Bett aufrichtete und anschließend die Füße unter der Decke hervorzog und aus dem Bett schwang. Sarah gähnte und stand schließlich auf. Aus ihrem Spind sammelte sie ihren Waschbeutel, Unterwäsche, sowie eine frische Uniform zusammen und zum Schluss noch einen Bademantel, den sie anzog. Mit einem kurzen Blick kontrollierte sie ob sie alles dabei hatte und öffnete dann die Tür zu ihrem Quartier.

    Sie erreichte die sanitäre Einrichtung, ohne auf jemanden aus der Crew zu treffen und begab sich in eine Duschkabine. Das heiße Wasser wusch die letzten Müdigkeitsreste weg und erfrischte Sarah. Nach der Morgenhygiene zog sie sich ihre Uniform an, brachte ihre restlichen Sachen wieder zurück ins Quartier und ging in die Messe, um sich ein Frühstück zu gönnen. Unterwegs begrüßte sie Kelly und Samuel, zwei der Marines, die soeben aus ihrem Urlaub zurückgekehrt waren.

    „Pünktlich wie eh und je.“, begrüßte Mario sie in der Messe, der dort schon wartete. „Guten Morgen Captain.“
    Sarah warf einen Blick auf die Uhr: Sechs Uhr dreißig, wie üblich. „Guten Morgen!“, grüßte sie zurück und setzte nun in Begleitung ihres ehemaligen ersten Offiziers den Weg zum Frühstücksbuffet fort.
    „Jeremy hat heute in der Früh einiges von der Citadel geholt und somit ein recht umfangreiches Frühstücksbuffet zusammenstellen können.“, erklärte Mario, der scheinbar schon etwas länger auf den Beinen war und zeigte auf die angebotenen Speisen. Normalerweise gab es an Bord der Lyndanisse nur Sandwiches im Allianzstandard zum Frühstück, da auf Langzeitmissionen die Ressourcen eher rar waren.
    „Nicht schlecht.“, meinte Sarah und nahm sich zwei lecker aussehende Buttercroissants, eine Semmel und Wurst. Dazu Kaffee und Orangensaft. Das Frühstück war wirklich außergewöhnlich reichlich. Mario belud seinen Teller ähnlich, nahm jedoch zwei Semmeln anstelle eines zweiten Croissants.

    „Bist du schon aufgeregt?“, fragte Sarah ihren Freund und Kollegen, als sie sich zum Tisch setzten. Nachdem er seinen Teller abgestellt hatte, blickte Mario auf und nickte. „Ein wenig schon, ja. Und selbst?“
    „Sollte ich?“, erwiderte Sarah neckisch, fuhr dann aber ernster fort. „Ja. Ich bin froh, dass ich zumindest einige aus der neuen Crew schon gestern kennen lernen konnte. Das gibt der Crew direkt die Möglichkeit ein wenig über mich zu reden und dabei vielleicht mehr Wahrheiten als Gerüchte zu verbreiten.“
    „Schau mal, unser neuer Captain ist ein Säufer...“ Mario grinste und biss dann herzhaft in seine Semmel. „So in etwa.“, lachte Sarah und trank zuerst einen Schluck Kaffee. Er war heiß und stark, so wie er sein musste.
    „Die Frage ist jetzt...“, nuschelte Mario und schluckte hinunter. „Ob sie ihren geheimen Alkoholvorrat noch besser verstecken, damit ihr Captain nicht auf die Idee kommt, diesen zu konfiszieren und für sich selbst zu beschlagnahmen.“
    „Was hast du gemacht, als du es erfahren hattest?“ Sarah sah ihm in die Augen. Ein leichtes Zucken seines Liedes verriet ihr, dass sie ihn überrascht hatte.
    „Ich?“, fragte er ungläubig und beugte sich dann nach vor, um mit seinem Kopf näher zu Sarah zu kommen, als ob er ihr ein Geheimnis verraten würde. Sie spielte mit und lehnte sich ebenfalls vor.
    „Ich überlegte damals, ob es vielleicht besser wäre, Antialkoholiker zu werden.“, flüsterte er und beide brachen in Gelächter ob der Lüge aus.

    Während des Frühstücks führten sie den Small-Talk weiter und nachdem sie aufgegessen hatten, begab sich Sarah wieder in ihr Quartier, denn schließlich musste sie noch eine Rede vorbereiten. Da sie nicht viel auf einstudierte Vorträge hielt, war das mehr eine Sammlung von Dingen, die sie erwähnen wollte. Als sie ihr Terminal aktivierte, sah sie, dass eine neue Nachricht von Admiral Belikov für sie eingelangt war. Die Nachricht war kurz und beinhaltete keine Überraschung. Es ging nur darum, dass sie selbst Marios Beförderungszeremonie zum Captain durchführen sollte. Anscheinend war der Admiral schwer beschäftigt.

    Nachdem Sarah sich soweit vorbereitet und auch die Captainsabzeichen für Mario organisiert hatte, nahm sie sich nochmals die Dossiers ihrer neuen Crew vor. Die Gesichter und Namen von der vorherigen Nacht erkannte sie sofort wieder, somit hatte sie diese und die dazugehörigen Ränge schnell auswendig gelernt. Daher konzentrierte sie sich nun mehr auf die noch unbekannten Crewmitglieder. Namen, Rang, Aussehen, Ausbildung, Spezialisierungen und vieles mehr. Alles würde sie sich natürlich nicht merken können, aber das würde auch nicht nötig sein.
    Schließlich war es dann soweit. Drei Minuten vor neun Uhr. Mario hatte die Mannschaft bestimmt schon am Hangardeck versammelt, wie sie es ihm befohlen hatte. Sarah sah sich nochmals kurz im Spiegel an, rückte die Uniform zurecht, nahm das Etui mit den Abzeichen und begab sich zum Hangardeck.

    „Captain auf dem Deck!“, erschallte es durch den Hangar, gefolgt von dem Zusammenschlagen der Stiefel. Sarah schritt an der in Formation stehenden Crew vorbei und blieb mit einem Abstand von ungefähr drei Metern vor ihr stehen, führte eine Vierteldrehung aus und erwiderte den militärischen Gruß. Vermutlich erwartete die Crew eine der Reden, die zu Beginn von Missionen gehalten wurden.
    „Rührt euch!“, befahl Sarah, damit die Crew angenehmer stehen konnte. Es gab Captains, die ihre Crew während der ganzen Rede in Habt-Acht-Stellung ließen, aber sie hielt nichts davon.

    „Ich hoffe ihr seid in den letzten drei Wochen, während die Lyndanisse überholt wurde, dazugekommen, euch ein wenig zu erholen.“, fing sie mit ihrer Rede an. Von Wort zu Wort fiel es ihr schwerer, doch sie ließ es sich nicht anmerken.
    „Ich will es kurz machen. Mit heutigem Tage wurde ich von der SSV Lyndanisse auf die SSV Midway versetzt.“ Sarah machte eine kurze Pause, um der Crew Zeit zu geben, das Gesagte zu verarbeiten. In den Gesichtern der Mannschaft sah sie Verwunderung, Enttäuschung, Entsetzen und Verwirrung - die gleichen Gefühle, die sie ebenfalls plagten, seitdem sie bei Admiral Belikov war.

    „Ich kann guten Gewissens sagen, dass die letzten vier Jahre als ihr Captain wundervoll waren und mich mit Stolz erfüllten. Es ist euer Verdienst, dass die Lyndanisse in dieser Zeit ihre Missionen immer erfolgreich abgeschlossen hatte.
    Ihr habt das Schiff zu dem gemacht was es ist und mit euch habe ich viele unvergessliche Momente erlebt. Schwere Zeiten, wie der Citadel-Blitz aber auch viele fröhliche Zeiten. Besonders vermissen werde ich sicherlich die langen Pokerabende, die nicht nur bei mir am nächsten Tag zu Augenringen führten, oder die Geschichtsvorlesungen, wenn wir mal wieder wochenlang auf einer Mission fernab der Zivilisation waren.“
    Ein kurzes und verhaltenes Lachen ging durch die Crew, aber Sarah fuhr fort: „Der Dienst an Bord war immer angenehm und ich konnte mich auf euch verlassen, dafür will ich euch allen danken! Ich hoffe, ihr macht das Leben eures neuen Captains genauso angenehm.“

    Sarah hielt nochmals inne. Einige Blicke wanderten kurz zum Hangareingang, um zu sehen, wer dort möglicherweise als ihr Nachfolger hereinkommen würde. Da sie die Crew nicht länger auf die Folter spannen wollte, setzte sie fort. „Achtung! Staff Commander Logan, treten Sie bitte vor!“
    Mario löste sich aus der Formation, während die anderen wieder in Habt-Acht-Stellung übergingen. Er schritt auf Sarah zu, die sich zur Seite drehte, sodass die Crew sowohl sie als auch Mario sehen konnten. Er blieb vor ihr stehen und salutierte. Dem Protokoll entsprechend führte Sarah den Salut ebenfalls aus und zog anschließend das Etui hervor.
    „Staff Commander Logan, auf Befehl von Admiral Belikov ernenne ich Sie zu einem Captain der Systems Alliance.“
    Sarah öffnete das Etui, nahm die Abzeichen heraus und steckte sie Logan an. „Meinen herzlichen Glückwunsch, Captain Logan!“ Mit einem kräftigen Händeschütteln und einem Applaus von der Crew beendeten sie das Ritual. „Danke Ma’am!“, entgegnete Mario, nun doch ein wenig berührt.
    Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, ging es zum nächsten Ritus über. „Captain Logan, auf Befehl von Admiral Belikov übergebe ich Ihnen hiermit das Kommando sowie die Verantwortung über die SSV Lyndanisse!“
    „Captain Farnsworth, hiermit löse ich Sie ab.“, beendete Mario den Kommandowechsel. Erneut applaudierte die Crew.

    „Nicht weglaufen...“, flüsterte Mario ihr zu und beide drehten sich zur Crew um. Plötzlich gab Mario den Rühren-Befehl und ein Zeichen. Zwei Crewmitglieder aus der letzten Reihe holten hektisch irgendetwas. Erst als sie auf Sarah und Mario zukamen, erkannte Sarah, dass sie eine Magnumflasche Sekt, sowie ein Tablett voller Gläser brachten. Die beiden Unteroffiziere blieben vor den Captains stehen, öffneten die Sektflasche und schenkten zwei Gläser ein, die sie dann an Mario und Sarah übergaben. Anschließend begaben Sie sich wieder zur restlichen Crew und teilten weiter Sekt aus.

    Nun war es Mario, der das Wort eröffnete. „Captain Sarah Farnsworth!“, sprach er laut und feierlich, „Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass es eine Ehre war, unter Ihnen zu dienen. Eine gute Crew bringt nichts ohne einen ebenso guten Captain und Sie sind ein solcher Captain. Ich hoffe, ich kann als Ihr Nachfolger auch nur annährend in Ihre Fußstapfen steigen. Prost!“
    Er stieß mit Sarah an und die ganze Crew prostete Ihnen zu. Nach einem kleinen Schluck, eröffnete Mario nochmals kurz das Wort: „Wir werden Sie vermissen!“
    Daraufhin umarmte er Sarah freundschaftlich. „Danke!“, flüsterte sie ihm zu. „Keine Ursache, du hast es dir verdient.“, entgegnete er. Sarah war sichtlich gerührt und auch eine Träne bahnte sich einen Weg über ihre Wange. So plötzlich der Kommandowechsel auch gekommen war, so unvergesslich hatte ihn Mario noch gemacht.

    Sarah verbrachte noch einige Zeit mit ihren Kameraden, stieß mit dem einen oder anderen an, nahm Glück- und Beileidswünsche entgegen. Natürlich versuchten einige Soldaten Informationen über ihr neues Kommando herauszukitzeln, aber sie machte schnell klar, dass sie nichts sagen durfte und nichts sagen würde. Gleichzeitig versuchte Sarah herauszufinden, wie die Mannschaft auf Mario als Captain reagierte. Es war schon fast zehn Uhr, als sie schließlich mit Mario alleine im Besprechungsraum war.

    „Jetzt ist es wohl offiziell.“, meine Mario, der sich neben Sarah an die Tischkante lehnte. „Ja.“, entgegnete Sarah. „Jetzt gehört sie dir.“
    „Ein komisches Gefühl. Jetzt weiß ich, wie es dir erging, als Captain Stanford das Kommando übertrug.“
    Sarah nickte. „Nur, dass ich nicht auf direkten Weg zu Cerberus laufe.“ Ihr war es noch immer unverständlich, wie ein renommierter und intelligenter Mann, wie Stanford es war, sich einer Terroristengruppe wie Cerberus anschließen konnte. Allerdings wollte sie mit den Gedanken nicht länger bei dem Thema bleiben.
    „Ich habe mich vorhin ein wenig in der Crew umgehört, wie sie den Kommandowechsel aufnahmen und wie ihre Meinung zum neuen Captain der Lyndanisse lautet.“
    „Und?“, fragte Mario neugierig. Im war natürlich klar, dass die nächsten Tage entscheidend waren, aber wenn die Grundstimmung positiv war, dann würde es für ihn sicherlich leichter werden.
    „Die größte Befürchtung war, dass sie irgendjemand Fremden vorgesetzt bekommen. Da jedoch du das Kommando übernimmst, wurde sehr wohlwollend aufgenommen. Sie kennen dich und wissen, dass du immer fair und gerecht handelst.“

    Mario atmete tief durch. „Ich hoffe ich kann so bleiben. XO oder Captain macht schon einen Unterschied. Klar, habe ich zeitweise die Schiffsführung übernommen, wenn du geschlafen hast, aber trotzdem warst du im Notfall immer in Kommreichweite. Ich will damit nicht sagen, dass ich mich nicht dafür bereit fühle, denn ich bin bereit. Aber ich kann nicht sagen, ob mich die Verantwortung ändern wird, oder nicht.“
    „Sie wird dich verändern, Mario. Jeder größere Schritt in unserem Leben verändert uns, macht uns reicher an Erfahrung. Das ist normal. Aber Veränderung heißt nicht, dass es schlechter wird. Als Captain wirst du manchmal über dich hinaus wachsen.
    Du wirst Entscheidungen treffen, über die du noch lange grübeln wirst, du wirst Entscheidungen treffen, die der Crew nicht gefallen werden. Aber die Crew weiß das und du bist ein Mann, der in erster Linie anderen dient und sich nicht nur um sich selbst kümmert. Das sind die Dinge, die einen guten Captain auszeichnen.“
    Was Sarah erzählte, waren Dinge, die sie selbst gelernt hatte. Dinge, die sie oft erst im Rückblick als wertvolle Erfahrung angesehen hatte.
    „Tja, dann werde ich mal meine Sachen packen, damit du in dein neues Quartier einziehen kannst.“, sagte sie nach einer kurzen Gedenkpause und stieß sich von der Tischplatte ab.
    „Danke Sarah, danke für alles. Dann werde ich mich wohl mal um die neuesten Befehle kümmern.“, erwiderte Mario und setzte sich zum Terminal im Besprechungsraum.

    Anstelle, dass sie ihre Sachen zusammenpacken konnte, erhielt Sarah eine Nachricht vom Allianzkommando, dass sie sich dorthin begeben sollte, da für den Kommandowechsel noch einige Papiere zu unterschreiben waren. Also machte sie sich auf den Weg.

    10:01

    Die Citadel: Allianzkommando ----->

  7. #57
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Das erste was Kathleen auffiel war das Sarah offensichtlich in ihren eigenen Gedanken verstrickt war. Sie schien nicht unbedingt betrübt, aber beweget und offensichtlich, noch etwas in der Suche nach dem Anschluss an die Ereignisse die sie wohl überrannt hatten in den letzten Tagen.
    Erneut hatten sie mehr gemeinsam, als ihnen beiden vermutlich klar war. Mehr oder weniger. Aber als Kathleen sie angesprochen hatte, vielleicht auch kurz zuvor, reagierte die Freundin auf Neska, die näher kam.

    „Viel zu lange!“ entgegnete Sarah und lächelte. Sie schien aufrichtig erfreut und beschleunigte ihre Schritte um Kathleen, als sie sich gegenüberstanden, in den Arm zunehmen. Sie kurz, freundschaftlich, zu drücken. Dann löste sie sich wieder und blickte Kathleen direkt an.
    „Freut mich dich zu sehen, Kathy. Was führt dich denn her?“
    Es tat Kathleen ein wenig leid, das sie nicht die selbe Fröhlichkeit vollkommen empfinden konnte. Sie lächelte schwach und erwiderte den Blick.

    "Keine angenehme Aufgabe. Leider." sie atmete tief durch und seufzte dabei unweigerlich. Sie wusste das sie Sarah nicht so behandeln konnte wie sie es gerne mit anderen tat, um einen Vorteil zu haben.
    "Ich habe Captain Logan beten müssen, eine Freundin nach Hause zu bringen." sie deutete mit einem Nicken über ihre Schulter zu dem Sarg, der gerade noch in die Fregatte verfrachtet worden war. "Komplizierte Angelegenheit." sie schluckte schwer und raffte den Schal um ihre Schultern. Verschränkte die Arme vor der Brust, als wenn ihr kalt wäre und merkte mit einem irritierenden Gedanken, das ihr Rosenkranz fehlte. Nach all den Jahren, in den sie ihn immer getragen hatte wirkte ihr Handgelenk so leer und leicht plötzlich irgendwie deplaziert.

    Dann wurde Neska bevor sie noch etwas weiteres sagen konnte von Tim unterbrochen der sich mit einigen geraden, schnellen Schritten näherte. Er zögerte einen Moment, und suchte den Blick von Kathleen. Die ihn dann mit einem Kopfnicken heran holte.
    "Tim."
    "Ma'am, Commander Ortiz, möchte den Captain darauf aufmerksam machen, das der Admiral heute Nachmittag auf der Citadel ankommen wird."
    "Wieso so förmlich, Tim?"
    Der Soldate blickte zu Sarah und nickte ihr kurz zu. "Captain."
    "Ah." machte Kathleen und schmunzelte. "Verstehe. Danke Tim, sie können mit Angela zurück zur Station fahren. Ich komme dann nach." sie machte eine kurze Pause und nickte ihm zu. "Und bleiben Sie einfach bei Boss."
    "Boss." er nickte und ging dann zurück zu Angela, die etwas abseits immer noch wartete. Sie schien sich wieder im Griff zu haben, aber trotzdem merkte man ihr die Belastung der letzten Stunden an.

    "Entschuldige. Es geht gerade alles etwas drunter und drüber." sagte sie an Sarah gerichtete und blickte sie dann wieder direkt an. "Wie gesagt die Situation ist kompliziert." Sie machte aber nicht den Eindruck als wenn das ihre letzten Worte wären, falls Sarah genaueres wissen wollte. Kathleen senkte den Blick kurz Richtung Boden und atmete tief durch. Versuchte ihre Kraft wieder zusammeln und sich zu fokusieren. Dann straffte sie sich kurz. Spannte einzelnen Musekln der Reihe nach an und lockerte sie dann wieder.
    "Gratulation zu dem Kommando über dein neues Schiff." Kathleen vermied bewusst den Namen des Schiffes und wirkte langsam wieder etwas ruhiger.

  8. #58
    ME FRPG only Avatar von Sarah Cathryn Farnsworth
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    Die Citadel: Allianzandockbuchten

    Als Kathy den Grund für ihre Anwesenheit erklärte, verschwand Sarahs fröhlicher Gesichtsausdruck. Insgeheim fragte sie sich, wie gut Kathy mit der nun toten Person befreundet war, doch sie würde vorerst das Thema nicht ansprechen.
    „Tut mir Leid.“, konnte Sarah noch sagen, bevor die beiden von einem Mann unterbrochen wurden. Aus dem kurzen Wortwechsel erfuhr sie, dass Kathleen mittlerweile auch zum Captain befördert wurde. Anschließend entschuldigte sich die Geheimdienstoffizierin für die Unterbrechung und gratulierte Sarah für ihr neues Kommando.

    „Danke, die Neuigkeiten sprechen sich wohl schnell herum.“, meinte Sarah. „Vermutlich hast du ja schon vor mir gewusst, dass ich versetzt wurde. Aber habe ich das soeben richtig gehört, dir darf man zum Captainstitel gratulieren?“

    Sarah machte eine einladende Geste in Richtung der Fregatte. „Aber komm doch mit rein, wenn du ein wenig Zeit hast, drinnen können wir ungestört reden und du kannst mir erzählen, was so alles passiert ist, wenn du willst.“, sagte sie und senkte dann ihre Stimme. „Außerdem hab ich noch nicht gepackt.“

    10:34

  9. #59
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    „Danke, die Neuigkeiten sprechen sich wohl schnell herum. Vermutlich hast du ja schon vor mir gewusst, dass ich versetzt wurde. Aber habe ich das soeben richtig gehört, dir darf man zum Captainstitel gratulieren?“

    Kathleen schmunzelte. Sie nahm einen tiefen Atemzug und überlegte einen Moment lang sich eine Zigarette anzuzünden. Ließ von ihrem Vorhaben dann aber ab. Als die Freundin mit einer Geste in Richtung des Schiffes signalisierte sie zu begleiten.
    „Aber komm doch mit rein, wenn du ein wenig Zeit hast, drinnen können wir ungestört reden und du kannst mir erzählen, was so alles passiert ist, wenn du willst. Außerdem hab ich noch nicht gepackt.“
    Neska nickte und hakte sich in bekannter Manier bei der anderen Frau unter. Gesellte sich so an ihre Seite und ging mit ihr die Schritte hinein in die Fregatte. Bevor sie antwortete wartete sie noch ein paar Augenblicke, bis sie das Schiff betreten hatten.

    "Ich sollte wohl gestehen, das ich ihn lieber nicht hätte. Die Kosten waren einfach zu hoch um sich ehrlich zu freuen. Aber ich weiß deine Freude zu schätzen. Sehr sogar. Danke."

    Sie beobachtete einen jüngeren Offizier, der erst stehen blieb um zu salutieren und dann stockte. Als er seinen vormaligen Captain mit einer anderen Frau am Arm entdeckte. Kathleen störte sich nicht daran, sondern hob nur eine Augenbraue und lächelte dann.
    "Rühren Sie sich Lieutenant. Nur zwei Captains beim Klatsch tauschen."
    Versetzte sie und blickte sich um. Hielt auf dem Weg zur Kabine von Sarah inne und blickte sich um. Es schien in einem anderen Leben gewesen zu sein als sie hier gestanden hatte. Auf dem Schiff hatte sie viele interessante Erfahrungen gemacht und schöne Momente erlebt. Sicher auch einiges kritisches. Aber viel ihres Charakters und viele ihrer kleinen miesen Tricks hatte sie sich hier unter anderem einfallen lassen. Es schien ewig her. Zu lange. Und auch schon die letzten Stunden schienen ein halbes Leben zurück. Neska seufzte nostalgisch und lächelte leicht.

    "Kannst du dich noch an Commander Meyers erinnern." Kathleen drehte den Kopf und blickte Sarah über die Schulter an. "Sein Gesicht war unbezahlbar als du ihm den 20 jährigen Scotch abgenommen hast, weil er dachte ich hätte das Full House."

  10. #60
    ME FRPG only Avatar von Sarah Cathryn Farnsworth
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    Die Citadel: Allianzandockbuchten

    Sarah musste kurz lachen, als sie an diese Pokerrunde dachte. „Allerdings.“, meinte sie dann. „Aber leider hatte ich ja nichts von dem Scotch.“, fügte sie noch hinzu und spielte damit auf eine weitere Runde an, die nur wenig später stattfand. Damals hatte sie zwar unverschämtes Kartenglück, aber Kathy hatte trotzdem das bessere Blatt und somit wechselte die Flasche Whiskey erneut den Besitzer.

    Sarah öffnete ihren Spind und holte ihre Tasche heraus, die sie mit all ihren Habseeligkeiten zu füllen begann.
    „Aber die alte Lyn haben sie hier ordentlich herausgeputzt. Alles neu, sogar der Captain.“, wechselte sie das Thema und klang dabei gequält genug, dass Kathy erkennen konnte, wie sehr ihr der Schiffwechsel missfiel. Doch dann lächelte sie. „Aber Mario wird sich schon gut um die Lady kümmern. Was war jetzt bei dir los?“

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